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Full text of "Indogermanische Forschungen"

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INDOGERMANISCHE  FORSCHUNGEN 

ZEITSCHRIFT 

FÜB 

INDOGERMANISCHE  SPRACH-  UND  ALTERTUMSKUNDE 

HEBAUSGEGEBEN 

VON 

KARL  BRUGMANN         und    WILHELM  STREITBERG 


ZWÖLFTER    BAND 


STRASSBÜRG 

VEBLAG  VON  KABL  J.  TBÜBNEH 
1901 


; 


Inhalt 

Seite 

Karl  Bmgmann  Der  indoiranische  Feminintypus  ndr-l    .    .  1 

J.  A.  Smith  Indo-european  -ss-  between  vowels 4 

John  Schmitt  Myrologp  oder  Moirologp? 6 

Carl  Darlinj^  Back  Critical  notes  to  Oscan  Inscriptions  .    .  13 

iTan  Kopacz  Die  lateinischen  Infinitive  auf -ter 23 

Karl  Brugpmann  Griechisch  dvOpiuTroc 25 

R.  M.  Meyer  Künstliche  Sprachen.    I.Teil 83 

Christian  Bartholomae  Arica  XIV 92 

Karl  Brug^mann   Homerisch  ^cvoivdui  und  ^^otisch  hriggariy 

zwei  Fälle  von  Wurzelangpleichung 150 

M.  H.  J  e  1 1  i  n  e  k  Beiträge  zur  Geschichte  der  Sprachwissenschaft  158 
C.  C.  Uhlenbeck   Agens  und  Patiens  im   Kasussystem  der 

indogermanischen  Sprachen 170 

W.  Foy  Zur  Syntax  von  ai.  nama,  av.  nqma^  ap.  nämä  usw.  172 
J.  Heinsius  Über  die  Repräsentation  von  indogermanisch  akh 

im  Griechischen 178 

K.  B  rüg  mann  Lateinisch  vicissim 181 

Whitley  S^okes  Irish  Etymologies 185 

HermanHirt  Kleine  grammatische  Beiträge 195 

R.  M.  Meyer  Künstliche  Sprachen.    11.  Teil 24d 

Hans  Meltzer  Vermeintliche  Perfektivierung  durch   präpo* 

sitionale  Zusammensetzung  im  Griechischen 319 

Alois  Walde  Zur  Entwicklung  von  germ.  ai  im  Friesischen  372 

P.  £.  Sonnenburg  Zur  Ableitung  von  calefacio  und  caleham  386 

Karl  Brngmann  Nochmals  lat.  aliinus,  UmiSna 389 

Karl  Brngmann  Lat.  d^eräre,  perieräre,  eieräre und  aerumna  396 

Herman  Hirt  Sach-  und  ViTortregister 403 


Her  ludoirauiNclie  Femiuiiityijus  ndr-L 


KZ.  32,  294  fF.  stellt  Erimt  Leiimanii  die  Bclt*ge  füi^  eine 
dem  Indischen  und  Avostiselien  eigeiitllndicLe  Klimt^e  von  sekiin- 
därun  Feniiiiiobildiing'eii  ziisamiiieiL  Dt^r  zü  Grunde  liegende 
Stauiin  ist  meiHtens  ein  Kigennanie,  uml  die  Bildnngi*regel  lautet: 
der  Vokal  der  Sehlnsssillif  des  (Triindsianinw  erfährt  VrdtUii, 
mi  den  so  veränderten  Stamm  tritt  das  Feminiiizeielien  7.  3<1 
Relef^e  lit'frrt  dui^  Indisehe,  da»  Avestische  4,  Beispiele  sind: 
ai.  jtihntfr'i  "Tochter  des  jahiitt'"  d,  i,  Mie  Oanp:ä^  manäv-/ 
'Gattin  des  m(tnt(-\  agnihf-i  'Gattin  den  agni'\  arüt^-i  'Geno*^' 
»in,  Weib  des  «ri-,  Feindin',  ndr-i  "Weib,  Eheweib,  Heldin* 
von  ndr-  'Mann.  Held'  ^  a\%  nü^rt-.  Der  Ausgang:  -am  er- 
8cl»etnt  im  ältesten  IndiBehen  «nd  im  Avesti&>ehcn  fast  nur  hei 
Wörtern,  die  zu  «-Stämmen,  und  inrht  hei  solchen,  die  zu  w- 
Stännnen  gehören.  Er  hi  aber  nach  Leuntanns  wahrsehein- 
lieher  Annahme  (vfrl-  auch  Verf.  Mü.  2,  197)  ,deiehwoh!  bei 
den  /i'Stiinnnen  eiitspruni^en  und  von  diesen  auf  die  a-Stämme 
sowie  auch  anf  konsonantiseb  sehlie^sende  Stänntie  übertragen 
worden,  Z*  B.  ai.  purnknfsiim  "(lattin  des  puritfattm-\  mud- 
galilm  *^Oattin  den  mudgahj'\  riarHiuini  ^üattin  des  rmtina-, 
av.  ahuränh  'Tochter  des  ahura-\  ai.  ürjänf  'Genie  der  La- 
htmg'  {tfrj-).  Vgl.  ^nieeh.  XuKaiva  'Wölfin'  zu  Xukoc  n.  dgl, 
nach  dem  Vorbild  von  teKraiva  (von  t€ktujv  u.  dgL  Dan  erst 
in  nachvedischer  Zeit  auftretende  hrahmdni  'Gattin  des  hrah- 
mihi'"  i?it  zwar  regelrechter  Vertreter  unseres  BildnngKtypns 
bei  einem  w-8tannn,  darf  aber  naMirlieh  nicht  als  die  Muster- 
form  oder  als  eine  der  Musterformen  für  puj'uMtsani  nsw, 
angesprochen  werden :  die  wirkliehen  Mnsterbildnngen  sind 
für  uns  verschoUcn. 

Woher  stammt  dieser  Feniinintypns  des  arischen  Sprach- 
zweigs?    Die  Antwort  ergibt  sich  leicht,   wenn  man  bedenkt^ 


1i>rtr)ir<'rni:iin*'oh«"   F«i 


ilmna-oTi   XII    I    u    '} 


1 


2  Karl  Brugmann, 

dass  in  den  idg.  Sprachen  öfters  das  Suffix  -io-  -io-  hinter 
fertige  Kasus  getreten  ist.  Aus  dem  Altindischen  stellen  sich 
hierher  die  meistens  als  Participia  necessitatis  verwendeten  For- 
men auf  'äyya-  d.  i.  'ät/ia-  -äyiya-y  wie  sravdyya-  'laudandus, 
löblich',  welche  von  Infinitiven  auf  -ai  ausgegangen  sind  (Verf. 
Grundr.  2, 1422).  Im  Griechischen  und  in  den  italischen  Spra- 
chen erscheinen  solche  Weiterbildungen  vom  Lok.  Sing,  der 
0-  und  der  ö-Stämme  aus,  als  deren  ureprüngliche  Ausgänge 
-ei'io-  'Oi'iO'  und  -äi-io-  anzusetzen  sind,  z.  B.  oIkcToc  (oik€i)*), 
kret.  TcTov  •  iroiov  Hesych,  gort,  ö-xeiqi  (*Tei  =  *q^ei)y  ttoToc 
(ttoT),  dXXoioc*),  ÄTopaioc  (ÄTOpd,  vgl.  Gnßai-Tevric),  dvaTKaioc, 
osk.  vereiiai  'der  Landwehr*  (Stanmi  uero-  'Tür,  Mauer'), 
kersnai[i]as  'cenariae'  oder  'cenarias'  (Stanmi  kersnä-  'cena'), 
IsX.  quoiu-ft  cüju'8  =  *q^-oi-iO'8y  osk.  Maraiieis  lat.  Mar  ejus  y 
CanuUjus,  leguUjuSy  pUb^jus,  s.  Verf.  Grundr.  2^  S.  12L  1^ 
S.  228  f.,  Griech.  Gramm.  ^  181,  Bück  Vocal.  der  osk.  Spr. 
150  f.,  V.  Planta  Gramm,  der  osk.-umbr.  Dial.  2,  10  ff..  Nie- 
dermann IF.  10,  239  ff.  S.  femer  Sievers  Ber.  d.  sächs.  Ges. 
d.  Wiss.  1894  S.  129  ff.  und  Niederraann  a.  a.  0.  über  die 
germanischen  Stammesnamen  higvaeones  u.  dgl.  Weiter  hat 
das  Litauische  io-Bildungen,  denen  der  Lok.  Sing,  zu  Grunde 
liegt,  z.  B.  danguje-ji-s  'himmlisch'  von  danguje,  Lok.  zu  dan- 
gü8  'Himmel',  narM-ji-s  'der  immer  zu  Hause  sitzende'  von 
nam^  'zu  Hause',  sowie  solche,  die  vom  Gen.  Plur.  ausgegan- 
gen sind,  z.  B.  musü-ji-s  'der  unsrige',  Präsaiczä-ji-s  'der  der 
Familie  Prmaiczei  angehörige'  (Leskien  Die  Bildung  der  Nom. 
im  Lit.  190  ff.).  Endlich  sei  noch  erwähnt,  dass  Bück  a.  a.  0. 
das  ital.  Suffix  -äsio-  -azio-  (-ario-),  wie  im  umbr.  urnasier 
und  lat.  aqudritis,  vom  Gen.  Sing,  auf  -n^,  Prellwitz  BB.  24, 


1)  Sollte  E.  Schwyzer  mit  seiner  Vermutung  Recht  haben, 
dass  das  erst  seit  Menander  erscheinende  oik€i  durch  Dissimilation 
aus  oiKoi  entstanden  sei  (Neue  Jahrbb.  3  [1900]  S.  256),  so  würde 
das  die  Berechtigung  einen  urgriech.  Lok.  *Foik€i  zu  Grunde  zu 
legen  nicht  aufheben. 

2)  In  ähnlicher  Weise  wie  io-  erscheint  bekanntlich  auch  -no- 
als  Sekundärsuffix  hinter  Kasusformen,  z.  B.  ^api-vö-c,  trcpuci-vö-c, 
ai.  purä-7id'  'vormalig'.  Daher  ist  dem  dAXotoc  vermutlich  das  lat. 
alienus  an  die  Seite  zu  stellen,  das  aus  ^älioi-no-s  oder  ^aliei-no-s 
entstanden  sein  kann  (Verf.  Grundr.  l^,  p.  XLV).  Vgl.  auch  ahd. 
swein  ags.  swdn  aisl.  sueinn  'Angehöriger,  Knecht,  Sohn*  auf  Grund 
von  *suoi  =  griech.  Fol  ot. 


Der  indoiraniöche  Fcmmiutypxi»  ndr-L 


B 


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P 
N 


94  ff,  dagegen  vom  Lok.  Plur,  auf  -äsii)  ausgegangen  sein  läsflt, 
wozu  man  v,  Planta  a.  a.  0.  2,  12  f.  nnd  Verf.  Grundr.  1  *j 
S,  763  f.  verglciehe. 

Hiernach  dürfte  klar  sein,  dass  die  Grundlage  unserer 
arisetien  Feniinina  auf  -l  die  aus  der  Zeit  der  idg,  Urgemein- 
schaft filierk^rnniene  ^Mose  Bildunij:  des  Lok.  Sing,  mit  dehn- 
stutigem  Vokal  der  Schlusssilbe  (Verf.  Grimdr.  2,  *j09  flf.,  Streit- 
berg IF.  3,  355  ff.)  gewesen  ist.  vasdv-f  aus  Lok.  räsau  av. 
tmdhdu^  von  ai.  rdsu  'Gut,  Besitztum'.  agndt/-f  aus  der  ent- 
sprechenden, im  Ansehen  in  selbständigem  Gebrauch  nicht 
mehr  vorhandenen  Lükativbildiing  auf  uridg.  -H  oder  -öi  (vgl. 
aber  Lok.  agmt  ^  uridg.  -e  aus  -ei);  die  Formen  agnät/t^  Akk» 
ngiiäyrm,  Vok.  rrMkapüyi  waren  jedoeh  nieht  rein  lautgesetz- 
lieb, da  //  vor  }  in  uraiiseher  Zeit  geschwunden  war  (Gnmdr. 
1*,  S,  268  f/).  -ünl  {hrahmünri}  stellt  sieh  zu  av.  ajjqn  u, 
dgl.  ans  urar.  -an,  kret.  Inf.  bojjiriv.  Zum  Lok,  "^nüTy  vorarisch 
^n-eTy  der  Grundlage  von  ndr-ij  kenne  icli  keine  Parallele  aus 
dem  Gebiet  der  Stämme  mit  r-Suffixen,  ausgenommen  etwa 
das  grieeli,  Adverbium  vuktudp  (vgl.  lat.  nocfurmi'.s).  ndr-i 
braucht  aber  deshalb  keineswegs  eine  jüngere  Schöpf tmg  nach 
dem  durch  die  andern  Stanmiklasseu  gebotenen  Muster  gewesen 
zu  sein.  Eine  aJterttlni  liehe  Kasusformati  an  kann  sich  hier 
ebensogut  erhalten  lial>en  wie  z.  B.  in  ved.  gnas-pdtfi  oder 
süri  dukitd  (0.  Richter  IF.  1*,  216.  224).  Unsere  Feminina 
sind  znnäcbst  aus  Wörtern  für  männliche  Personen  abgeleitet 
worden.  Sie  besagten»  dass  das  weibliehe  Wesen  irgendwie 
als  Genossin,  als  llausgenossin,  Gattin,  Tochter  u,  dgK,  zu  der 
männlicbeu  Person  gehöre.  So  war  also  z.  B.  mamlr-i  nach 
der  ursprünglichen  Meinung  etwa:  die  bei  (che/)  Manu  (seiende). 
Der  Gebrauch  des  Lok.  Sing,  war  hier  derselbe  wie  z.  B.  in  SB. 
11,  5,  1,  2  sa  hasmin  jgdg  uräm^  ^sie  wohnte  lauge  bei 
ihm\  KV.  8,  51  j  1  (Välakii.  ^*,  1)  gdtha  mdndtt  sävaranäu 
sdmam  indiräpibah  sufant^  'wie  du  bei  Manu  Sf^varani,  o 
Indra,  den  gcprcssten  Süma  trankst'  (so  trink  jetzt  bei  uns), 
vgl,  Delbrück  Altind,  Synt,  S.  117  f.,  Grundr,  .*i,  225  f,,  Speyer 
Ved.  und  Sanskrit-Synt.  (Grundr*  der  indo-ar.  Phil.)  S,  2L 

Leipzig,  K,  Brugmaiin. 


J.  A.  Smith^ 


Indo-european  -ss-  betweeu  vowels. 

Nothing  can  be  clearer,  in  general,  than  the  fate  in  the 
several  Indo-european  languages  of  intervocalic  -«-:  it  was 
either  (1)  universally  dropped  (through  -A-  earlier  probably  -2-), 
or  (2)  in  aecordance  with  varying  aecentual  conditions  (a)  be- 
came  z  (subsequently  r)  or  (b)  was  retained  as  s. 

To  thcse  simple  rules  we  find,  however,  a  considerable 
number  of  exceptions.  Of  these  in  Greek  the  most  striking 
instances  are: 

(1)  the  Locatives  PI.  of  Voealie  Sterns  in  Nouns:  Xukoici, 
vujiqpaici,  öcppOct,  &c. 

(2)  the  Signiatic  Aorists  of  Vocalic  Sterns  in  Verbs:  ^xi- 
)iäca,  fqpüca  &c.  (and  their  moods). 

These  are  commonly  explained  as  rcformations  by  ana- 
logy  with  consonantal  stems,  qpiiXa^i,  ^cpOXa^a  &c.,  but 

(1)  In  both  Nouns  and  Verbs  consonantal  stems  are  de- 
cidedly  less  frequent  than  vocalic  stems. 

(2)  The  analogy  is  far  from  obvious. 

(If  analogy  is  called  in,  I  think  it  would  be  better  to 
refer  the  change  to  the  influence  of  ^'-stems:  which  are  far 
more  frequent  than,  at  least  in  the  case  of  verbs,  is  generally 
supposed  to  be  the  case,  cf.  €UTev€ci,  dr^Xeca). 

It  is  at  least  remarkable  that  in  other  Indo-European 
languages  we  find  irregularities  of  correspondences  in  exactly 
the  same  cases  as  in  Greek,  e.  g.  Arm.  gailoc  and  mnaiCj 
0.  Bulg.  vlücechü,  rqkacM  and  znachü,  This  suggcsts  that 
the  analogical  reformation  —  if  such  there  was  —  had  already 
taken  place  in  Indo-european  times. 

But  that  we  have  here  to  do  with  a  primitive  phonetic 
difference  is  shown  by  the  case  of  an  isolated  form  which 
from  its  nature  must  have  escaped  the  influence  of  analogy. 
The  6k.  i^iiicuc  is  formed  from  the  old  Loc.  PI.  of  the  stem 
sBmi'  (^s^missu  'in  halves').  That  this  was  an  Indo-eur.  for- 
mation  appeai*s  from  the  Lat.  semiss^i-,  which  originally  had 
no  connection  with  the  word  as.  We  are  thus  driven  to  re- 
cognize  as  at  least  Graeeo-Latin  a  Loc.  PL  termination  with 


Indo-eiiropean  ->>'-  betwet^n  vowels. 


P 


intcrvoealic  -ss-,  I  siiould  explain  vich*nm  as  jirobably  also 
a  Loo.  PL  froiM  riet-  (or  ricZ-s-j. 

In  Iiidn-etin^iieaiij  thcrctbre,  iutervocalic  -ss-  existed 
a«i  well  as  iotcrvoealie  -g-  aiul  this  differeiiee  surrivefl  in  mv 
veral  of  tlie  I  ii il  (» - e  a  r o p e an  lfingua;j:es,  tlmu^^j  doiibtless 
^reatly  interfered  with  by  aualogical  refonnatious.  It  is  pro- 
bable tliat  -8s-  was  often  nnluced  to  -s-  by  purely  ]jhonetic 
causeSy  h.s,  e.  i?,,  after  natiiralJy  loug  vowels  or  betöre  the 
accent  (varying  in  difl'crent  lanjriiages). 

Ttiis  fnH  eoaUb's  iis  to  acconnf  fov  maiiy  apparent  iire- 
gularities  in  tbe  teni^e  and  mood  sys^teiiis  of  voralic  verb  stems, 
especially  in  Greek.  It  is  well  kiiowii  that  tlie  Fut<  Ind.  and 
the  Coiijinietivc  of  tlie  Si*rin;itic  Aormt  are  in  Greek  scareely 
poßsibk-  tu  keep  apart,  but  it  is  not  ^enerally  rcco^nized  tbat 
botii  -Ä'  aud  -SS'  tbrniB  oxisted.  In  tbe  tbrmer  -x-  was  regu- 
larly  drojiped,  e.  g,  in  crriouev  cTiIiMtv  wbereas  -s\^-  was  regn- 
larly  retained  an  -c-,  e.  g.  in  crricojiitv.  Tipdciu  and  ^Tl^aca 
are  now  seeii  to  be  perfeetly  regnlar.  The  sanie  fact  explains 
tlie  retention  of  i-  in  cTairjv  (from  *CTacinv)  &c,;  for  intervo- 
calie  -i-  always  disappeared,  wliile  -ci-  hecarae  -i-,  (toö  is 
from  ^iom  not  ^^tosi/o). 

Fnrthei'  fliis  tlirows  light  oii  Latin  fornis  like  amasso^ 
wbicdi  correspond  to  Greek  ripdcui,  wbile  ftmarem  (amaro?) 
are  from  '.'^-  fornis. 

These  siiggcntioni*  are  eontirmed  by  an  examination  of 
related  fornis  in  Celtre.  The  Irisb  ro-ebm's<im  poiiits  te  *ca- 
rmmmos  (S.-Pret.  1  st.  PL),  wbile  tbe  -.v*  forms  (eonjunetive) 
are  represented  by  ro-doos  0.  W.  dechreuho,  The  0*  W.  Con- 
junctives  dfitretto,  di/cko  show  the  sanie  phenonienon  (due  to 
s  beeoming  h)  m^  tecüf\  ywh/paf  from  teg^  ff'^^/y'^  (terndnation 
*'isamoH;  ef.  ieuhüf\  miüyhnf). 

Tbe  above  vicw,  if  aecepted.  wonid  thns  neeeseitate  a 
re Vision  of  ocr  conceptions  of  tbe  tense  and  mood  s^ystem  of 
vocalic  verb  stenm,  but  the  re&nlt  would  be,  I  bclieve,  to 
bring  those  of  the  ditterent  langnages  more  into  barmony  with 
one  anotber.  An  indis^pensable  jn-eliminary  to  »iich  a  reeou- 
^trnetion  would  be  a  fnller  recognition  of  tbe  existenee  and 
iufliience  of  verb-stems  in  -s  (like  ttXac-,  itXcc-,  Lat.  gen-^  quaes- 
&c.).  Many  ul  tbe  Honierie  uneontracted  forms  would  be 
aeen  to  be  due   to  tbe   dropping  of  intervocalic  -s-,     Lastly 


6  John  Schmitt, 

light  would  be  thrown  on  the  puzzling  reteution  of  -«-  in  many 
Single  words  as,  e.  g.,  in  vficoc,  0.  Ir.  mw,  where  both  lan- 
guages  point  to  *endss'. 

Oxford,  England.  J.  A.  Smitb. 


Myrolog  oder  Molrolog? 


Koralfß,  Atakta  2,  255  sebreibt  imupoXoTÄ,  liupoXÖTiov  und 
äussert  sich  über  seine  Ableitung:  KaKci  tö  Tpdcpei  biä  bi(p0ÖT- 
Tou  6  Zo)iau^pac  (Somavera)  MoipoXötiov,  ibc  kqi  ol  TP«<pov- 
xec  auTÖ  ÖacuXXdßujc  MupioXÖTiov.  '0  Aoukoiytioc  (Du  Gange 
S.  277)  dTViiüpice  Kai  rdc  büo  tP«9«c,  dXX'  ^KaxdXaße  xfiv  t^v€- 
civ  xfic  XÖeuJC  dirö  tö  'EXXtiviköv,  MOpoimai,  tö  Gpriva).  "Mu- 
po)i^VTi,  öbupo)i^VTi"  X€Y€i  6  'HcOxioc,  Kai  cuv6€tuüc  ''liuptubeTy 
bpTivujbei".  Dann  heisst  es  Atakta  4,  345,  unter  anderem:  'H 
ciivGecic  elvai  öxi  dirö  tö  MoTpa  Kai  Aötoc,  dXXd  drrö  tö 
axpncTOv  MOpoc  (6  Gpfivoc)  dK  tou  xp^ctoö  ^r|)iaTOC  MOpuj 
Kai  TOU  A^Y^-  MupoXoYÜJ  Xoittöv  elvai  MOpouc  X^t^aj.  Im  Zu- 
sammenhang mit  dieser  Erklärung  steht  auch  das  was  Henricus 
Stephanus  anführt:  Muptubduü,  afFcrtur  pro  Lugubre  cano,  at 
Mupuübia  pro  ünguentorum  odor:  utrumque  sine  testimonio* 
[Hesych.:  imuptubei,  GpriveT]  At  verborum  ordo  postulat  Mup(jib€i, 
quod  Hesych.  alicubi  sie  corrupte  scriptum  repererat.  In  cod. 
Yen.  revera  exhibitur  Mupaibei  i.  e.  )uiup(ib€i.  "Servata  est  an- 
tiqua  archetypi  scriptura,  pro  qua,  serie  permittente,  reponen- 
dum  Mupqibei,  uti  et  Is.  Voss,  devinavit."  Schow.  Male  ergo 
eund.  Voss,  castigavit  Coraes  ad  Heliod.  vol.  2.  p.  169:  In- 
)i€ia)cai  b^  Kai  Mup€c6ai,  rrap'  6  r\  cuvr|6eia  dcximdTice  cuvGeTOV 
TÖ  MupoXoTUJ;  TUJ  Ibiuüc  im,  ttic  im  toTc  dTroixo)i€voic  0pTi- 
vtubiac  TeTaxöai,  biaqpepov  tou  OiKTpoXoYU)  Kai  'EXeeivoXoYUü*  h 
be  cuv0ecic  dvdXotöc  dcTi  tiu  Mupojbüj,  örrep  dYvuür|cac  toiv  tic 
KpiTiKÜJV  (Is.  Voss.)  KaKUüc  TÖ  nap'  'Hcuxitu  Muptubei  elc  tö  )lxu- 
pdbei  )i€TaßdXXeiv  &p)uiTiC€v.  —  In  der  Ausgabe  des  Hesychios 
von  Mor.  Schmidt  finden  wir  im  Texte  Vol.  III  S.  129:  |liu- 
p(jtb€i,  bpriviubcT,  und  in  der  Anmerkung:  sie  laupaibei  eod.^ 
ILiuptubei  Mus.  Ulud  (inupabei)  placuit  Is.  Vossio  et  Thes.  V  e. 
1306  D,  hoc  Corai  ad  Heliod.  II  p.  169  licet  aperte  vitiosum. 


Mvrolo":  oder  Moirolog*'? 


I 


I 


Conici  innlta  prmsnnt  veliiti  ^vp€i '  ^h€i  ,  pivup'  äbci  *  0pr|Vujb€T. 
|iivupibb€i  *  OpnvwbeL 

Wir  Ilaben  liier  die  auf  m^P^J^^i  bezüglicheu  Auseinander- 
setzungreu  an^efillirt,  weil  KoraYs  sieli  auf  (lie>;e  Form  beruft, 
um  fQr  das  sinn  verwandte  pJupoXofei  eine  paeseude  Ableifiiug 
XU  linden*  Seine  pj'klärung  w^urde,  so  viel  ich  weiss,  von 
allen  an;,^enomnien,  die  dieses  Wort  erwillinen.  denn  e^  wird 
jetzt  fast  allgemein  mit  u  statt  oi  gesebriebeu.  Lassen  wir 
nun  Sehnddtj?  ErkUirini^sver^uelie,  die  ans  hier  nielit  weiter 
beiilhren,  hei  Seite,  ^;o  wird  wohl  der  Einwanil  flogen  m^P^J^^i 
Aach  aus  andern  als  palaoj^n^apbiseheu  Hrtlnden  bereehti^t  sein; 
denn  neben  diesem  Verbuin  muss  eiti  Substantiv  *,mjpujbia  (v^l. 
TpaYUibia)  gedacht  werden»  welebes  sich  aber  wohl  kaum  ujit 
der  Gesebiehtc  dos  Wortes  in  Eiiiklao":  bringen  lässt.  Wie  konn- 
teü  die  vrdlig  gleieblauteudeu  Ft>rinen  '^'Mupuubia  und  jnupujbiti 
(ohne  jota  suhscriptum  und  —  euuibia)  nefjen  einander  bestebeu? 
das  erytere  im  Siinie  von  KhuieUed  war  imr  von  einem  selbst 
dem  Altgrieebiüehen  itnhekannteii  pupoc  ^^  8pi]voc,  oder  dem 
gebräuehlielieti  liupu»  =  Gpnvoi  herzuleiten,  während  das  letztere 
diircb  seine  Alistaunnnn^^  von  ^npov,  die  Salbe,  nur  die  Bedeu- 
tung Vfui  Gerurh  bähen  koiiute,  die  es  in  der  nengrieehiscben 
Volksspraebe  getreulich  bewahrt  hat-  Wenn  hier  eine  Vermu- 
tung helfen  konnte^  ^a  dürfte  für  tlas  erstere  an  eine  Ablei- 
tung von  ^oipüi  gedacht  werden;  wir  hiitten  dann  poipuiboi,  wa8 
ans  weiter  unten  zu  erklärenden  Grümlen  einen  betriedigenden 
Sinn  gebet]  würde.  FJn  auf  graphischer  Verweebslung  beru- 
hender Irrtum  ist  sehr  leicht  m<»glieb,  wenn  wir  bedenken^ 
dass  im  gr.  Mittelalter  oi  und  o  den  w-Ijaut  angenommen 
hatten  und  sogar  schon  auf  alten  Inscbiitten  nnt  einander 
vertauscht  wurden^  vgl.  Hatzidakis  Einleitung  S,  2H  und  Jan- 
naris  Hist.  gr,  (Irammar  §  36;  ferner  fällt  ins  Gewicht,  dass 
Hesyehios  nicht  in  seiner  nrsprünghchen  Gestalt  auf  uns  ge- 
langt ist.  Aber  auch  hier  tritt  uns  wieder  die  nämüebe  Ver- 
legenheit in  einer  neuen  Gestalt  entgegen:  denn  wie  konnte 
die  Sprache  *|ioiptybia,  das  Lied  tm  dtoi  ScMckstai,  Klage, 
und  Muptubia  der  Oernch  neben  einander  dnlden?  In  neueren 
Sprachen  wie  im  Englischen  und  besonders  im  Französischen 
sind  solche  homoplione  Kddmigen  hiiiihg  und  aueh  im  Dent- 
sehen,  vgl.  Panl^  Prinzipien  S.  197,  z.  B.  jfbr  <portai  =  Tor 
(stultusj.     Aber   das  Griechische    scheint    ihnen   nicht  günstig 


8  John  Schmitt, 

za  sein,  besonders  in  seinen  späteren  Phasen^  auf  die  es  hier 
ankommt.  Zunächst  wurden  viele  Wörter  dadurch  gleichlautend, 
dass  ihre  Vokale  den  ursprünglichen  Werth  verloren,  d.  h. 
verschiedene  Vokale  und  Diphthonge:  i,  r\,  u,  ei,  oi  (ui,  q) 
führten  schliesslich  zu  einem  gleichen  lautlichen  Ergebnisse, 
dem  /-Laute.  Die  Sprache  suchte  mit  solchen  homophonen 
Wörtern  aufzuräumen,  weil  sie  zu  Zweideutigkeiten  führten. 
Wir  sehen  dies  am  deutlichsten  an  dem  Beispiel  von  öc  und 
olc,  die  beide  =  üs  lauteten,  und  desswegen  schon  frühzeitig 
durch  xoipoc  und  Trpößaxov  ersetzt  wurden,  vgl.  Hatzidakis 
Einl.  S.  13.  Nehmen  wir  nun  au,  dass  es  zwischen  zwei  sol- 
chen lautlichen  Doppelformen  zu  einer  Auseinandersetzung  kam, 
so  musste  diejenige  die  Oberhand  gewinnen,  die  am  volkstüm- 
lichsten war,  die  sich  am  leichtesten  in  ihre  ursprünglichen 
Bestandteile  zerlegen  Hess.  In  unserm  Falle  besass  das  noch 
erhaltene  jnupujöia  den  Vorzug,  dass  es  durch  seine  Zusammen- 
setzung mit  mjpov,  die  Salbe,  ohne  weiteres  verständlich  war, 
dagegen  musste,  wenn  wir  es  als  einstmals  vorhanden  betrach- 
ten, das  ohnehin  schon  höchst  zweifelhafte  *)Liuptubia  =  Klage 
untergehen.  Aus  diesem  Grunde  kann  die  von  Hesychios  ge- 
botene Form  sowie  auch  die  auf  sie  sich  gründende  Erklärung 
nicht  weiter  für  die  Ableitung  von  iiiupoXoTui  dienen,  und  so 
empfiehlt  es  sich,  die  Frage  einer  neuen  Erörterung  zu  unter- 
ziehen. Es  ergeben  sich  im  ganzen  drei  Möglichkeiten  für  die 
Entstehung  des  Wortes:  I.  es  kann  abgeleitet  werden  von  |liö- 
poc,  oder  besser  jniipuj,  inupoinai,  II.  von  jiioTpa  und  III.  kann 
auch  jLiüpioi  in  Betracht  kommen. 

I.  Die  erste  Ableitung,  die  wir  schon  berührten,  hat  den 
entschiedenen  Nachteil,  dass  wir  nicht  einmal  im  Altgr.  ein 
Substantivum  besitzen,  welches  in  dem  Kompositum  jiiupoXoTui 
das  erste  Glied  sein  könnte;  denn  jiiupoc,  die  Wehklage,  ist 
uns  nur  durch  seine  Verwandtschaft  mit  imüpuü,  ich  klage,  be- 
kannt. (Nach  Passow  ist  das  u  in  jiiupuü  lang,  daher  schreibe 
ich  jLiOpoc.)  Diese  Zusammensetzung  kann  aber  kaum  anders 
als  aus  einem  Substantiv  und  dem  von  X^t^  abgeleiteten  zwei- 
ten Gliede  bestehend  gedacht  werden,  ganz  genau  so  wie  fiu- 
GoXoToi  =  |üiö0ov  X^T^.  Ein  mipouc  X^t^a),  wie  KoraYs  vermutet, 
ist  aber  äusserst  bedenklich,  weil  wir  im  Rhomäischen  nicht 
auf  prähistorische  Formen  und  Bedeutungen  zurückgreifen  dür- 
fen.    Es  liesse  sich   daher  nur   an  das  historische  imupov  an- 


feil,  welches  aber  im  Alf*;r.  mir  ^'^nlbe,  wohlriechendes 
Ol  bedeiiteij  kann.  Tbiitsaclie  iHt,  da.s8  alle  nltgrieoliiMcheii 
Zasammeiisetzuüi^eii.  die  im  orstcD  Oiiede  Mupo-  Imben,  sicli 
nur  auf  die  Bedeutung  \im  Salbe  boziebeii,  z.  B.  [uupocpopoc, 
wovon  wir  uupocpopuj  ableiten  kr'innen.  ^upoTTtuXu*,  also  kh 
fragey  ich  verkaufe  Salben^  Wollen  wir  nun  diesen  Bildungen 
auch  |.tupoXoTÜü  einreiben,  so  können  wir  nnr  zu  einer  völlig 
absiirtleii  Bedeutung  gelangen.  —  Oelien  wir  dagegen  von 
pupoj^  jLiupo^ai  aas,  so  müssen  wir  das  Wort  in  die  Klasse  der 
Kümpogita  mit  verbalem  Anfiing^gliede  briiigen,  mit  altgr. 
Formen  wie  qj^peirovoc  m\\\,  4lie  sich  leicht  in  ilire  Beistand- 
teile  auflösen:  cptpiy  ttövov.  Was  könnte  aber  jinipui  äotov, 
oder  wie  Lainbros  (Coli,  de  Romans  grees  S.  352)  andeutet ; 
|iupo(iai  —  Xofiov  bedeuten?  doch  nnr:  ich  klage  ein  Wort, 
denn  die  Bedentiing:  ich  stimme  eine  Klage  an,  wekdie  tler 
Sinn  verlangt,  konnte  sitOi  nicht  in  ungezwungener  Weise  er- 
ireben.  Mögürh  ist  ja  eine  sulehe  Bildung,  das  bezeugen  die 
von  Dossios  (Beiträge  zur  nengr.  Wortbildungslehre,  Zürieli  1879 
S.  55»  angeführten  asignintiselicn  Komposita:  TptjuoxtpTic,  xpe- 
)iOTT6br|c,  dem  die  Hand,  der  Fuss  zittert,  eigentl.  eiue  Hand 
die  zittert,  wo  das  ursprüngliche  Subjekt  im  zweiten  Gliede 
liegt;  und  ebenso  qpaTÖcxouac  krebsartiges  Geschwitr,  npncKo- 
XeiXr|c  und  -KoiXnc,  einer»  dessen  Lippen,  resp.  dessen  Leib 
angeschwollen  ist.  In  iiudern  wie  (poucKob^vTpnc  liegt  *las  zu 
ergänzende  Subjekt  ausserhalb  der  Komposition,  und  es  ist  zu 
verstehen:  ö  ave.uoc  6  ottoToc  cpoucKdjvei  to  bevipa,  und  gemeint 
ist  der  Febrnarwind,  der  die  Bainne  zum  Treiben  bringt;  daher 
dann  qpoucKobevipiä,  und  qpoucKoOaXaccid :  das  vrm  lieftigen 
Winden  iiufge wühlte  Meer*  Als  Beispiel  neugr,  signmtischer 
Bildungen  sei  das  hier  in  den  Zusammenhang  passende  KXa- 
i|jopoipr|c  erwähnt,  Wii  das  Subj.  in  dem  als  Aorist  auftretenden 
Verbum  zu  suclien  ist.  Ein  MÜpiu  Xotiov  Hesse  sich  allenfalls 
wie  die  obigen  Komposita  erklären,  nur  will  sieh  kein  rechter 
inn  ergeben.  Ausserdem  seh  eint  mir  in  einer  echt  rhomäiselien 
Bildung  die  Aunalnne  eines  m.  \\\  unvolksttlmlichen  uuil  olien- 
drein  leicht  miss/Aiverstehenden  (Gliedes  wie  pupoi  ich  klage 
als  unzulässig,  und  das  aus  guten  Grlinden.  Wir  können  näm- 
lieh  beobachten,  dass  häutig  in  solclien  Zusamniensetzungen 
ei ne  Ü  b  e  r  t  r  a  g  u  n  g  ins  \'  o  1  k  s  1 11  m  liehe  stattfindet  uud  zwar 
in  der  Weise,  dass  ein  nnverständlieU  gewordenes  Kompositum 


10  John  Schmitt, 

oder  ein  Teil  eines  solchen  durch  ein  gebräuchlicheres  und 
der  lebendigen  Sprache  angehörendes  Wort  ersetzt  wird. 
Ich  erinnere  hier  an  die  Umbildung  von  €0-  und  buctuxric  zu 
KaXö-  und  kqkötuxoC;  und  an  das  noch  drastischere  Beispiel 
v<ni  altgriech.  ccicottuyic  (ceiiw  ttutiiv)  Bachstelze,  aus  dem  sich 
durch  Untergang  von  ttutti  (lautl.  =  Tir]fr\  Quelle)  folgende 
Neubildungen  ergaben :  ceicovoöpa  (ceiiw  if)  —  v-oupd),  KUüXocoöca 
(kuiXov  ceiuü),  Dossios  S.  55,  denen  ich  noch  coucoupdba  aus 
Marusi  bei  Athen  beifüge;  ferner  altgriech.  TTUToXajLiTTic  Johan- 
neswtirmchen,  neugriech.  KUüXoq)a)Tid. 

11.  Anders  verhält  es  sich,  wenn  wir  die  obige  Erklä- 
rung fallen  lassen  und  von  imoTpa  ausgehen.  Einige  Verse 
aus  dem  Romane  Kallimachos  und  Chrysorrhoe  (ed. 
Lambros  Coli.)  erklären  meiner  Ansicht  nach  die  Sache  gsmz 
von  selbst.     Es  heisst  dort: 

2360  MupoXoTciTtti  XuTTiipd  kXqioucq  iLieid  ttövou 

Kai  TttÖTtt  irpöc  Tr\v  tüxiiv  Tr|c  X^t^i  Meid  mKpiac  * 
TOxH  Mou  KaKOjLirixave,  Tuxn  Mou  )Liaivo|Li^VTi  .  .  . 
65  "EXeTa  Trdvrujc  fcpuTa  tö  KaKO)uioipac|Lid  )uiou  .  .  . 
69  Kai  Tiipa  ßXeTTiw,  tOxti  )uiou,  TrdXiv  dTipöcßaX^c  ime 
78  Kai  laöia  ^kv  i\  b^cTioiva  KareXeTt  öpnvoöca. 

Diese  ganze  Stelle  ist  ein  echter  Myro-  oder  besser  Moi« 
rolog,  denn  mit  diesem  Namen  wird  sie  ausdrücklich  vom 
Dichter  selbst  bezeichnet,  und  auch  am  Schlüsse  wird  die 
nämliche  Versicherung,  wenn  auch  in  andern  Worten,  wieder- 
holt, denn  KaiaXetu)  besagt  genau  so  viel  als  )uioipoXoTOU|Liai,. 
vgl.  KoraYs  Atakta  2,  182,  unter  KaiaXÖTi.  Der  Klagegesang 
richtet  sich  an  die  Tyche;  das  darf  aber  nicht  befremden, 
denn  diese  ist  im  Mittelälter  und  schon  früher  mit  der  Moira 
zu  einer  Gestalt  zusammengeschmolzen,  wie  aus  einer  andern 
Stelle  desselben  Gedichtes  deutlich  hervorgeht: 

703  KXd»c)uia  ine  Tüxnc  bucTux^c  ^KXiicÖTi  |liou  Kai  Moipac, 

Kai    TTdXlV    ^TTlKXlWÖei    |Ll€    TÖ    KaKO)UlOipaC|Lld    JLIOU 
dTTÖ    buCTUXOKXu)C|LiaTOC    TTlKpOÖ    TTIC    'AcppoblTTlC. 

Hier  übernimmt  die  Tyche  in  der  Vorstellung  des  Dich- 
ters (und  wohl  auch  des  griechischen  Volkes)  die  Funktionen 
der  Moira,  da  ja  das  Spinnen  des  Lebensfadens  bekanntlich 
Sache  der  Moiren  oder  Parzen  ist.  Vgl.  noch  Belthandros, 
V.  738: 


Myrnlog  oder  Moirolog? 


It 


I 


TloXXa  fäp  fvi  dbuvaTOv  avBpujTTOv  €ic  töv  köcüov 
xfiv  d^apMe'vriv  ^KCpuf^Tv  küi  tö  tfic  Tuxtic  KXu>Cfia. 
KallitnaehoB  1635:    BXlnt    jf\c  Ttix^ic   iriv  qpopdv,   t6  KXiJücMav 
Td  Tou  xpovou. 

Übrigens  pries  sehoD  Piiular  die  Tyehe  als  die  Schwerter 
der  Moiren.  Auch  der  auf  das  eben  erwälmte  ErsetzungS' 
prin/ip  im  volksttliidiehen  Sinne  fusBeiKlo  Sprachgebraitcli  stellt 
als  Synonyme  neben  einander:  KaXdiuxoc  nnd  KaXopoipoc,  de- 
nen sieb  als  drittes  KaXopiCiKOC  beigesellt,  nnd  diesen  stelieo 
die  entsprecbenden  Verbindungen  mit  küko-  gegenüber.  Niebts 
hindert  uns  daran,-  das  in  Frage  stehende  Wort  als  ein  Kam- 
positum  von  iiiolpav  \l^\si  aufzufassen,  als  Xetu;  rf^v  poipav  wu^ 
dem  wir  ein  gleichbedeutendes  Xefuj  Tf]v  xuxnv  fnou  an  die 
Seite  stellen;  nicht  anders  ist  aneb  KXmi^OMOipric :  der  immer 
sein  Schicksal  beweint,  Dossios  C)ö,  auf  KXaiu>  ttiv  lioipctv  uou 
j&urUekziifilhren.  Die  Bedeutung  kann  nur  sein:  ieli  verkünde 
das  rair  vom  Schicksal  bestimmte  Lf>Sj  d.  h.  ich  klage  mein 
Ungbick;  denn  wenn  Tycbe  und  Muira  aucli  neutrale  BcgriHe 
sind,  so  liegt  es  doch  in  der  Natur  des  Menschen,  dass  ihn 
die  Retrtlbnis  viel  eher  als  die  Freude  zu  ergreifenden  <Te- 
mtithsäusscrungen  drängt.  Und  an  wen  wendet  sieb  bier  die 
Klage?  doch  nur  an  die  Tycbe  (oder  besser^  an  die  Tycbc- 
Moira)  selbst,  denn  wenn  das  Scbicksal  auch  unwandellmr 
ist,  so  kann  ein  betrübter  Mensch  doch  leicht  auf  den  Gedan- 
ken vertallen,  dass  es  sich  durch  Bitten  erweichen  h^isst. 

Auch  andere  Zusamniensetzungcn  mit  poTpct  können  uns 
die  Art,  wie  solche  Bildungen  entstcben,  vcransehauhehcn; 
nra  die  Sache  klar  zu  maebeUj  geben  wir  von  bekannten  Ana- 
logien ans: 

ITTTTOUC  Tp€q>tiJ 

av9oc  li-fiü 

^06ov  Xe'fuj 
Dann : 
poTpav  Tpö<ptJü 


liTiTOTpöqpoc 
üvOoXÖTOC 

puÖoXoTOC 


ITITTOTpOqJlO 

dv0oXoTUJ 
|uu6oXoTUJ 


^oipOTpÄqpoc       juoipoTpatpu* 


ITTTTOTpOq)!« 

I  dvÖoXoYia 
( ctvöoXÖTiov 

fjuuÖoXoTia 
ipuGoXoTTiua 

J  fioipOTpa<|>i« 
(liotpOTpdcpriMOt 


Uie  Passiv  form  poipoTpctcpoir|Liat  findet  sich  im  Katliniaehos 
V.  707  sq*»  166H;  poipoTpacpT||ua  ib*  7.HÖ  si],  und  öfters,  über 
die  Rolle  der  Huiren,    die   den  Namen   des  Neugeborenen   in 


12  John  Schmitt,  Myrolog  oder  Moirolog? 

das  Schicksalsbuch  eintragen  und  ihm  sein  Lebensschicksal, 
sein  iLioipoTpotcpTma,  verkünden,  siehe  Bernhard  Schmidt  Volks- 
leben S.  210 — 221,  bes.  S.  215.  Dass  es  sich  oft  um  eine 
Voraussagung  des  ehelichen  Glückes  handelt,  kann  auch 
oben  erwähnte  Stelle  aus  Kallimachos,  V.  703  sqq.  bezeugen. 
Die  Form  luioipoTpacpia  findet  sich  im  Sophocles:  The  decrees 
of  fate,  mit  Hinweis  auf  Nicet.  Byz.  764  A.  Im  Belthandros 
V.  422  lesen  wir: 

XpUCdVTCaV  TIV  UTT^YPÖH'tV  fi  jiioipÖTpoKpoc  TiJxn 
doch  scheint  mir  der  Akzent  auf  der  drittletzten  Silbe  gegen 
die  Versbetonung  zu  Verstössen,  denn  der  Dichter  hält  auf 
gleichmässige  Vertheilung  der  Versakzente;  wir  dürfen,  glaube 
ich,  auch  hier  jiioipoTpacpoc  wie  in  den  andeni  Fällen  als  Pa- 
roxytonon  lesen.  —  Schliesslich  erhalten  wir  im  Einklang  mit 
den  vorhergehenden  Beispielen: 

[  liOipoXoTU)  —  oö)uiai      [  |LioipoXÖTi(o  v) 
fioTpav  X^TU)      liOipoXÖTOC        Kall.  1670;  —         |  inoipoXÖTTm« 

l     2360  iKall.  1671. 

Im  W.  B.  von  Passow  findet  sich  jiioipoXÖTOC  =  Schick- 
salskündiger,  und  ebenda  sogar  das  bei  Kirchenschriftstellern 
übliche  iLioipoXoTeu)  =  einem  das  Schicksal  verkündigen. 
Vielleicht  dürfte  diese  Form  schon  allein  als  ein  Beweis  für 
die  richtige  Herleitung  des  Wortes  genügen,  denn  die  Medial- 
form |uioipoXoTOU|Liai :  sich  selbst  das  Schicksal  verkündigen, 
konnte  in  die  Bedeutung  übergehen:  sich  über  sein  Schicksal 
aussprechen  und  schliesslich:  sein  Schicksal  beklagen.  Wir 
finden  m.  W.  nicht  inoipoXoTia,  sondern  nur  das  sächliche  fioi- 
poXÖTi(ov),  wie  dv0oXÖTiov.  —  Endlich  sei  noch  verwiesen  auf 
Hesychios:  jnoipoXoTX^iv  No.  1554  und  die  Lesart  luioipoXaXeiv 
im  Apparate. 

III.  Über  die  Form  jiiupioXoTui  und  ihre  entsprechenden 
Ableitungen  wie  jiiupioXÖTi  kann  nur  kurz  bemerkt  werden, 
dass  sie  als  eine  spätere  Bildung  anzusehen  ist,  da  sie  in  den 
frühen  Denkmälern  nicht  vorkommt.  Im  Laufe  der  Zeit  fand 
eine  Vertauschung  statt  zwischen  den  Kompositionsgliedern 
(iLiupo-)  iLioipo-  und  jLiupio-  z.  B.  iiiupö-xpiCTOC,  lioipö-KpavTOC  und 
jiupiö-KapTTOc;  Typen  wie  iiiupo-cpöpoc  =  Salben  tragend,  und 
ILiupio-cpöpoc  Leontios  60,  16  =  grosses  Lastschiff  konnten  leicht 
verwechselt  werden,  oder  zu  einem  Ausgleiche  kommen,  wie 
es  bei  inoipo-XoToi  thatsächlich  der  Fall  ist,  denn  an  manchen 


Carl  Darling  Bnck,  Criticnl  Notes  to  Oscan  Jnscriptions.     13 


N 


Ortcü  hat  dne  im  echte  Kouipositionsglied  jmupio-  das  echte  jLioipo- 
Terdrängt.  Begünstigt  wurde  diese  Umbildung  durch  volks- 
etymologisehe  Einflüsse;  das  Volk  knüpfte  an  die  im  Neugrieelu 
zahlreichen  Komposita  mit  pupio-  an^  z.  B.  M^pto-TtapaKaXüu^ 
^upio-euxctpiCTtiü,  lind  legte  sieh  den  Sinn  in  der  Weise  zurecht, 
dass  es  nnter  luupmXoTÜj  s>?ü  viel  verstand  als:  unzählige  Worte 
sprechen,  sieh  durch  viele  Worte  Luft  machen. 

Leipzig'CounewiSz.  John  äehmitt. 


Critieal  itotes  ta  Ot^ean  luscriptious. 


I 
I 


The  e  i  t  u  n  s  -  inscriptions  '). 
The  uew  iuscriptiun,  first  pnblished  by  Sogliano,  Notizie 
Seavi,  Nov.  1897,  reads: 

e  k  s  n  k  a  ni  v  i  n  n  u  u  d 
eituns  ampt  trihud 
tÄv.  ampt  inener, 
TiuM'C  ig  no   trace    of  a  t*ro88   stroke  in  thc  thin!  letter 
of  ampt  in  either  oceurrence,  and  the  other  strokes  are  elear 
enou^^h  to  makc  it  impussible  to  belicve  that  it  has  hecn  lost. 
One   may   recall    the  faet  that  on   the   Vibia  Curt^e   the   first 
letter  of  avt  is  twicc  or  thrce  times  elearly  withont  the  cross 
8troke,    without,    however,    feeling  justificd    here  in   reading 
amat^). 


1)  I  exanüned  these  both  befnre  and  aller  seeing"  BegeringV 
aiticlä  in  the  Mitteilungen  d.  Uais,  di^utseh.  itrchäol  Inst.,  rl^m.  Abt.  13, 
124  f.  On  the  tirst  oeeasioii  J  noted  So^lianrrs  error  in  ^ivin»^  eksnd 
instead  ol"  t^Usnk  in  the  new  insinption:  nUo  that  in  ConM-ay  nr».61 
a ni  V i  fin n n d  \\  i tli  t w o  n *«  was  to  he  read,  and  s a r i  ti n  not  s a r n n u ; 
fürther  that  inC.no,  6.%  v.  Planta \s  conjecture  of  spuriieis  was  to 
be  aceepted,  whüe  in  tlie  last  line  Im  brat  r  appeared  impoHsible. 
Conway'B  ftehsiinbriis  probable.  All  these  points  were  noted  by 
Detj:i*ri:!fr  and  I  meutian  the  faet  that  loy  owu  Observation^  were 
iDdependtJut,  merely  beetiusti  as  sneli  fhey  lurnish  sironger  corro- 
boration  of  hin  remling-s  than  they  otherwise  wonhl  Sogfliano*» 
error  ia  j^^ivin*;"  aniat  I  did  not  notict'  iintd  altt'r  haviii«^  hnd  my 
attention  called  to  it  by  Degerino-s  article. 

2)  But  the  templatton  is  great  not  to  give  up  the  intellio:iblc 
mat  for  the  highly  puz/ding  ampt.     Degering's  explanation  of  the 


14  Carl  Darling  Bück, 

In  contrast  to  Degering  I  am  absolutely  convineed  that 
the  inscription  ended  witb  mener.  I  examined  this  part  of 
the  stone  with  the  greatest  care  and  failed  to  see  any  traces 
of  red  on  the  same  line  after  mener,  or  any  traces  of  lines 
following.  As  for  the  graffiti  at  the  bottom  of  tbe  pillar, 
there  are  undoubted  traces  of  letters,  but  to  make  puf,  ei- 
tuns,  etc.  of  them  requires  a  vivid  Imagination. 

Conway  no.  61,  v.  Planta  no.  48.     The  text  is: 

eksuk  amviannud  eit. 

anter  tiurri  XII  Ini 

veru  sarinu  puf 

faamat  Mr.  Aadiriis  V. 
There  is  no  doubt,  I  think,  of  the  two  n's  in  amvi- 
annud. In  the  third  line  Conway  is  not  justified  in  reading 
sarnnu.  v.  Planta  was  right  in  assuming  that  the  fourth 
letter  is  u  corrected  to  i  (not,  I  think,  i).  The  punct  before 
n  seems  clear,  so  that  the  explauation  of  the  mistake  is  that 
the  writer  at  first  skipped  two  letters  of  bis  copy  and  after 
sar  wrote  the  final  u  and  the  punct,  then  corrected  the  u  to 
i  and  added  the  nu^). 

Conway  no.  63,  v.  PI.  no.  49.     The  text  is: 
eksuk  amv[{]anud 


lattcr  will  satisfy  no  one.  A  Latin  spelling  amptermini  with  the 
change  of  6  to  p  before  t  is  of  conrse  wholly  irrelevant,  and  tbe 
vague  references  to  cases  in  which  p  Stands  for  f  in  both  Oscan 
and  ümbrian  do  not  mend  matters.  Since  original  pt  becomes  ß 
(0.  ifcriftas\  it  is  especially  difficult  to  aecount  for  the  opposite 
change  here.  The  only  possibility  which  occurs  to  me,  in  the  line 
of  connecting  the  word  with  amf-j  is  that  in  the  combination  nas.+ 
f-\-cous.f  the  b  became  an  affricative  pf  (cf.  the  development  of 
71+ s  to  n<«,  e.  g.  0.  keenztur)  and  then  lost  the  f.  But  this  is 
none  too  plausible.  [Mau  Mitt.  d.  deutsch,  archäol.  Inst.,  röm.  Abt., 
14,112,  suggests  the  possibility  that  ampt  Stands  for  ant,  but  very 
properly  concludes  that  this  is  unlikely.  Aside  from  the  question 
of  Syntax,  such  a  raisspelling  could  hardly  be  parallelled.  In  L. 
ieniptäre  the  p  has  etymological  value  (cf.  Brugmann  Grdr.  1*,  366).] 
1)  It  is  clear  that  the  word  can  have  no  connection  with  the 
name  of  the  river  Sarnus.  An  anaptyctic  vowel  would  be  a  not  i, 
and  moreover  the  gate  referred  to  is,  as  the  topographists  agree,, 
that  in  the  direction  of  Herculaneum,  exactly  opposite  from  the 
Sarnus. 


Critiual  Notes  to  OscHa  loBcriptions. 


15 


^ 
^ 
^ 


In 


eituns  an[ter  trjnb^f 
Ma,  Kastrikiieis  in( 
Mr.  Spuriiefa  L* 
puf  faaniat 
V,  Sehsinibriis  L. 

2  aii[ter  (bo  Couwaj  and  v,  Planta»  while  earlier 


«ditors  read  an[t)  is  not  only  probable  l>nt  neeossary  tu  fill 
the  spa<.*e.  In  I.  4  Spuriieis  as  cunjeetiired  by  v.  PL  aiid 
confirmed  by  Degering  h  elear  In  1.  6  imbralr  aud  im- 
brtr  are  inipossible.  The  lettert*  folbmine:  br  arc  abiiost  cer- 
tainly  iis  as  rcady  by  Schöne,  Coiiway  and  Degeriti^. 

Conway  nos.  60,  62,  f.  PI.  47,  5Ö.  Of  thes^e  only  a  few 
letters  ean  be  made  out  at  present,  but  on  the  evtdenec  offil 
and  63  vve  are  safe  in  assumiug  that  in  (52  anter,  not  ant, 
is  to  he  Bupplied. 

As  regards  tbe  general  Interpretation  of  the  eitnns-in- 
seriptions,  the  latest  has,  if  anything  added  to  tbe  difficidty, 
and  Degering 's  artielc,  while  poiuting  out  i=ionie  serioos  diffi- 
cnlties  in  Nissen 'b  view  (as,  for  exaniple,  the  faet  tbat  tbe 
Street  near  tbe  eorner  of  whicb  sttandw  C.  no,  61  leads  to  tbe 
point  bctween  towers  XI  anf!  XII,  not  between  XII  and  tbe 
Hereulanean  gate)  offers  no  po&itive  resulti^  that  will  meet 
witb  general  aeeeptanee.  Prof,  Man  is  abortiv  to  pnblisb  an 
article  un  the  topographieal  questions  invotved,  whieh  we  shall 
await  >\itb  interest*).  Degering*8  granmiatical  views  mark  a 
diBtinet  step  barkward.  Iiistead  of  tb^^  wholly  satisfaetory 
^xplanation  of  pnf  m  'nbi',  we  are  to  a^j?nnie  an  Oscan  acc. 
pK  in  /  in^tead  of  -.sSj  -s,  and,  ineidentally  to  tbis,  the  exi- 
«tence  of  an  Umlirian  pnfe  'nbi'  Tab.  Ig.  VI  a  8  is  done 
away  with  by  as&uming  that  tterfaie  i»  an  aee.  pl.  to  uerfaU-f 
ihm  from  ^uer-u-aU-  helonging  to  U.  uerofj  0.  verii!  Tbe  old 
explanation  of  eituns  as  a  3rd  pl.  imperative,  fonuetl  to  the 
gingular  after  tbe  analogy  of  the  ^nbjunetive,  m  at  least  a 
'Coneeivalde  one'*),  but  Degering's  attenipt  to  support  this  with 
the  deinattins  of  the  Tabula  Bantina  weakens  the  argument. 
For,    it  being  .syntaetieally  inipo&sible  to  regard  deluattinH  a» 


1)  [See  now  Mttt.  d.  deutsfh.  archäol.  Inst.,  röm.  AH,,  14,  105  ff.] 

2)  [Kevived  oncB  tnore  by  Ehrlich,  IF.  11,  299  ff.] 


16  Carl  Darling  Bück, 

an  imperative,  he  is  obliged  to  assume  that  this  alleged  for- 
mation  in  -tuns  even  took  tbe  place  of  the  real  subjunctive. 
Assuming;  in  agreement  witli  most  scholars,  that  eituns 
is  a  noun,  the  question  remains  whether  it  nieaus  simply  'vvay', 
as  Nissen,  Bttcheler  and  v.  Planta  think,  or  whether  it  deno- 
tes  eertain  persons  or  things  which  form  the  objective  point 
to  which  people  are  to  be  guided.  There  are  eertain  reasons 
why  the  latter  view  seems  to  me  more  probable.  Firstly  the 
topographical  difficulty  in  C.  no.  61  would  vanish.  The  street 
near  which  it  Stands  is  not  itself  the  'way  between  the  twelfth 
tower  and  the  gate'  (cf.  above),  but  it  niay  bc  the  most  con- 
venient  way  of  reaching,  from  the  corner  where  the  inscrip- 
tion  Stands,  something  situated  between  the  twelfth 
tower  and  the  gate.  Secondly,  in  the  new  inscription  the 
ablative  construction  with  ampt  would  be  more  intclligible. 
But  the  Chief  argument  is  from  the  form  itself.  As  a  Singular  it 
oflFers  great  difficulty.  Btichelcr  compares  L.  Her,  itineris,  but 
\vithout  explaining  how  the  suflSxes  are  to  bc  eompared.  v. 
Planta  2,  61  suggests  four  possibilities.  1)  From '^eitonos  wiih 
changc  of  unaccented  o  io  u  before  'n{o)s.  But  in  Oscan  a 
change  of  o  to  u  it  found  only  in  connection  with  labial 
consonants.  2)  Influence  of  a  stem  *eitU'j  L.  itus,  But  this 
shöuld  give  eftiuns.  3)  From  *eitöno8.  But  in  Latin  the 
Suffix  -öwo-  is  an  extension  of  -öw-  and  denotes  persons.  4} 
from  *eitü'no-s  like  L.  tribüntis.  A  rare  suffix,  and  one  which 
would  certainly  involve  an  extension  of  the  meaning.  On  the 
other  band  as  a  nom.  pl.  of  a  stem  in  'ön-  its  formation  ig 
perfeetly  simple,  namely  cituus  from  *eitön{e)s  as  h  um  uns 
from  *homön{e)8.  What  specific  meaning  should  be  assumed 
for  such  a  derivative  of  the  verb  'to  go'  is  a  further  question, 
on  which  there  may  be  various  opinions.  Against  Conway's 
'cisiarii'  and  'lecticarii'  archaeologists  seem  agreed  that  such 
private  advertisements  are  out  of  the  question.  The  meaning 
'patrols',  already  suggested  in  my  Vokalismus,  would  seem  to 
fit  in  well  with  the  general  interpretation  of  the  inscriptions 
given  by  Nissen,  Mau  and  others.  That  is  the  soldiers  are 
guided  to  the  regulär  patrols  or  patrol  stations,  the  Situation 
of  which  is  shown  by  the  words  following  eituns,  —  in  the 
new  inscription  "about  the  Public  Building  (and)  about  the 
Temple  of  Minerva". 


Critk'al  Notes  to  One  an  Jnsfriptionsä. 


17 


T  he  i  o  V  i  I  a  e  -  iiiscri  |>tion8. 

Conway  no,  113,  v.  PI,  iio.   133, 

L  6,     Betvveen   lrJtMIl^!^  anil   ad  I  regai'd  kapv  as  by 

far  tlie    iiwst    prubable    reading,    thoujsjb    Btleheler   tliought   it 

iii»possil^le,    aiul   v,  Planta  not    witliout   difficulty.     Blicheler's 

pis    id    seems    imprnljahle    to    me,    as  to    v.  Planta  ( Anhang 

p.  H32}.     DiiTctly  artcr  nieddis   is  a  hole   in   the  stone.    oiit 

of  wliic'li  riins   im  oUh]i\e  stroke  wluch  niight  belong  eqnally 

well  to  k  or  d  i  v.  PI.  preft^rs  d),    The  »ext  Icttcr  is  eeilainly 

a  [w  PI.  also  thinks  this  iiiost  probable).     Tben   follow   lodi- 

Hj^tinet  liiies  offering  variouB  possibilitieß  of  couibinalion,  ainong 

Hbther^^   pv,    while  v.  Planta  prefers  pi.     Tbe    ohliqne    stroke 

Biv^bieli  V.  PL    reads   as   tborn   Starts  ninch   higher  op  than  in 

fSkerssnafs   and   üpfl  and  is  !onger>   in  fact  i  seems  to  nie 

Tjnlikely.     Thr    traees    of  Ijorizontals  in  wbat  I  take  to  be  v 

Iare  so  faint  that  I  cannot  be  surc  tbey  are  not  iniaginary. 
b  7.     iuviass  not  -ais  f^eems  elear  to  me,    eontrary  to 
the   opinion   of  previons   editors.     There  is  a  distinet  oblique 
«tntke  parallel  to  the  lower  bar  af  tbc  final  s. 
I.  8.    ssimassta-  not  S8imaf«sta-.     Bllcheler  reniarks 
ou  tbe  narrowness  of  the  spaee  for  the  i  between  a  and  s,  and 
inoreover  the    snppoBcd    stroke  is  very  ßhort,    not    more    than 
balf  tlie  tisiial  lengtb,    I  take  it  to  be  simply  a  mark  on  tbe 
ßtone.     I  can  see  no  punet  after  tlie  s;  if  anywhere  it  is  after 
tbe  seeond  s  where  Btleheler  note?  a  'Fleck'.     Altogetherj  I 
am  eonvineed  that  the  correct  reading  m  inviass  messimass» 
Han  aecusative  phiral  and  objeet  of  F^akraffn     The  next  word 
is  the  niost  difiienlt  in  tbe  inscription.     After  ta  is  a  mark 
wliieh  njay  be  intended  for  an  i,  or  uiay  he  aeeidental.    Tbe 
Hnext  letter  may   be  read  as  v  (Sogliano)  or  e  fBtieheler  and 
others),   sinee  the  middle  stroke  iw  nuieti  tiner  thao  the  other 
horizontals.     The  last  letter  of  tlie  litie  is  eertainly  f.    At  the 
iB  beginning  of  b  1*  v,  Planta's  reading  fnd  is  well  nigh  eertain 
^^kotliers  fnft.     \\  Planta  niakes  two  words  staief  fnd,  bnt  it 
^min  difticoU  to  follow  bis  explanation  of  fnd  as  a  verbal  form. 
Hit  is  more  likely  that  we  bave  to  do  with  a  Single  word»  an 
ahlative  singnlar;    probably    dependent    on    messimass.     Bnt 
the  stein  and  meaning  reniain  uneertain.     We  may  read  taief- 
fud    or   tavffnd   or,    assurning  tbat  of  three  successive   t's 

Indog-ennanbche  Forscbungen  XII  i  u-  s.  2 


18  Carl  Darling  Bück, 

only  two  were  writteu,  staieffud  or  stavffud.  Taking  the 
last  reading  one  niight  think  of  a  derivative  of  the  root  stau- 
(L.  in-staurö),  and  suppose  that  it  means  something  like  'esta- 
blishment,  beginning'.  The  sentenee  would  then  read:  Pün  | 
meddis  kapv  ad  |  fust,  iüviass  me'ssimass  (s)tavf fud 
sakriss  sakrafir,  avt  altiumani  kerlssnais;  and  be  trans- 
lated:  ''When  the  meddix  ot  Capua  shall  be  present,  one 
shall  celebrate  the  Jovian  fete-days  which  are  midmost  from 
the  beginning,  vvith  sacrifices,  but  the  last  with  banquets". 

1.  9.  sakriss  not  sakriiss.  Between  the  i  and  s  is 
a  defeet  in  the  stone  which  the  stone-cutter  passed  over,  as 
frequently. 

1.  10.  kra  clear,  and  traces  of  f  certain,  then  part  of 
i  but  not  enoiigh  to  determine  whether  i  or  f.  The  final  letter 
is  quite  indistinct. 

1.  12.  Btlcheler  and  v.  Planta  note  that  the  thom  of 
the  i  in  ssnais  slopes  down  ward.  The  same  is  eertainly  true 
in  üpil  of  1.  1.  These  are  the  only  cases  in  the  inscription 
where  one  is  sure  of  i  rather  than  i.  The  punct  is  still  more 
difficult  to  be  sure  of,  owing  to  the  character  of  the  stone. 
The  only  certain  cases  are  üpil  and  ültiumam. 

Conway  no.  114,  v.  PI.  no.  134. 

1.  5.     I  can  see  nothing  certain  after  siill. 

1.  7.  V.  Planta  is  alniost  eertainly  right  in  rejecting  the 
former  reading  üiniveresfm.  The  first  two  letters  are  not 
ül,  nor  the  last  fm.  For  the  last  part  v.  Planta's  reading 
verehias  or  vereeias  is  more  likely.  Before  the  v  the  lines 
which  Bücheier  read  as  ni  may  well  be  m  with  the  strokes 
running  down  from  left  to  right,  but  it  is  very  difficult  to 
make  ini  out  of  what  precedes,  so  that  v.  Planta's  in  im  seems 
to  mc  very  uncertain. 

Conway  no.  115,  v.  PL  no.  131. 

1.  1.     iühil  (Bücheier,  v.  PI.)  not  iüvil  (Conway). 

1.  3.  fratrüm  mtli,  with  i  (Bücheier,  v.  Pl.^,  not  i 
(Conway).  Of  the  preeeding  u  the  place  where  the  punct 
would  be  is  damaged,  so  that  there  is  no  choice  between  u 
and  ü, 

1.  6.  mamerttiais.  There  is  a  space  between  e  and 
r  but  the  snpposed  punct  (Bücheier,  v.  PI.)  is  more  likely  a 


Critical  Nr»tes  to  0^r:ni  Inseripttons. 


!9 


fiiM'eet;    likewise,   I  tliiuk,   betwet*ii  tlie  fwo  t's.    At  eud,  -ais 
(Couway,  V.  PI),  uat  -ar  (Btlchelcr). 

L  7.  The  niarks  at  the  eiid  are  cxactlv  as  described 
by  Bticlieler,  hiit  niusr  he  n  mistake  for  n. 

Conway  ihk  117  a.  \\  PI.  iiu   135  L 
l    L     \lYi 

1.  3*  fiiet.  Ouly  the  lower  part  of  the  secoüd  i  shows, 
ßo  no  evideiice  for  f.  Theii  FoUnws  what  rwaj  be  an  old  de- 
fcrt  in  ötoiie,  [»a.^sed  avev  by  tlie  stunt^euttcr  as  iu  1.  9  of  b 
(11),  I  could  8ee  no  traces  of  i\  ha^ta.  Thcre  is,  then,  no 
necessity  of  reiuliu^  fifilet. 

I.  7.  avt  more  likely  than  aet.  Bücheier  j'emaTked 
on  the  foar  strokes  of  the  e  and  the  uniqneness  of  the  ßpel- 
ling  ae  for  ai.  In  roading  the  stone  it  oeenned  to  nie  tliat 
it  was  an  e  conceted  into  v,  and  latcr  uoted  that  v,  Planta 
^Anhaii^j:  634)  expressed  the  suHpicion  that  avt  is  the  eorreet 
reading« 

Conway  iHh,  v.  PI.  13n  II. 

h  1.  Near  tbe  he^iiiniiig  idat  «eeins  niost  hkely  (Con- 
way jlas,  V.  PI,  t..a),  at  the  eiul  vi  followed  by  a  vertieaU 

h  2.  pa^'  is  niore  hkely  than  pas,  though  llie  angle  is 
more  aeute  tbaii  one  expeets  in  a  g.  At  the  eiid,  v.  Phiiita's 
medikid  is  well  ni^rli  eertnin,  After  k  is  an  i  or  eise  a  line 
in  the  stone,  then  eertainly  a  d,  after  tln^^  no  distinrt  traees 
of  Ietter8  tliou^h  there  is  rooni  enongh. 

I.  3.  ka|>v  (Conwayj  is  imjjossibk^.  TIh'  d,  a  and  c 
nre  elear;  between  a  and  v  is  an  i  or  defeet  in  tlie  stone  ( v. 
PI.  dEiv,  Btleheler  datv), 

I.  4.  sakra itir  is  the  uiost  prubahle  reading.  The 
only  other  po8»ilnlity  i**  sakrattifj  and  oiie  woidd  seareely 
|Cxpect  a  /f'perfeet  beside  the  /-perfeet  (sakrah'rL 

L  10.  kersnaiias.  After  n  tiie  Htone  is  badly  broken, 
hnt  the  ontbnes  of  a  are  cleart  and  of  the  i  before  an,  ISnt 
between  tliese  the  bottoni  of  a  vertieal  is  alnl(l^^t  eertain.  nm- 
kiiij^  kersnasias  inip*».*?sihle  withont  eorreetion* 

Conway  no,   123.  v.  PL  in>,   148  a. 

1.  4.  Tliis  is  eertainly  to  l)e  read  in a inert  with  v.  l*lantiL 
tJnder  the  e  of  |>nnii>e  of  l.  3  ntands  ri.  Tiris  niade  tlje 
dpace  in  L  4  still  «maller  aud   the  stoiiecutfer  pnt  ihe  r^  lur- 


20  Carl  Darling  Bück, 

ned  on  its  side,   under  the  e  of  mame,   and   to  the  right  of 
this  a  t. 

The  Cippus  Abellanus. 

1.  1.  V.  PI.  reads  Str  as  against  Sir  of  previous  edi- 
tors.  I  could  see  no  indication  of  a  top  stroke  in  the  seeond 
letter. 

1.  4.  V.  PI.  prefers  Lüvkiiüi  to  the  usual  lüvkiiüf. 
The  bottom  of  the  first  letter  is  daniaged  biit  I  could  see  no 
trace  of  an  oblique  stroke. 

1.  11.  V.  Planta's  [üp]  is  highly  probable.  There  is  just 
room  for  this,  corresponding  to  the  [um]  of  the  next  line. 

1.  56.  V.  Planta's  reading  pedü  x  is  probable.  Cer- 
tainly  the  next  to  the  last  letter  is  ü  not  u,  and  I  could  see 
no  possibility  of  making  the  last  letter  r. 

Tabula  Bantina. 

1.  1,  end.     rti  probable. 

1.  2,  end.  angitu?  I  could  see  nothing  of  a  top  stroke 
to  ty  as  given  by  ZvetaieflF  and  usually  so  read.  Bticheler's 
angiiu  certainly  answers  better  to  what  now  appears. 

1.  4,  beginning.  v.  Planta's  osim  is  niost  attractive, 
but  one  can  hardly  avoid  reading  osü,  as  thcre  is  almost 
certainly  clear  space  between  the  seeond  vertical  and  the  break, 
precisely  as  represented  in  Zvctaieff' s  facsimile.  After  the  break 
the  surface  is  so  badly  worn  that  before  the  on  there  is  in 
my  opinion  not  the  slightest  trace  of  the  letters  (otherwise  v. 
PI.  who  thinks  he  observes  traces  of  s  and  p).  I  read  08ii[nSy 
and  explain  siins  as  *sien8,  formed  after  siss  etc.  like  L. 
sient     For  ä  in  3rd  pl.  cf.  herrlns. 

1.  8,  end.  I  regard  loufir  as  absolutely  certain.  Of 
the  V  we  liave  the  vertical  and  enough  of  the  middle  stroke 
to  show  the  beginning  of  the  curve.  It  extcnds  through  the 
vertical  to  the  left,  just  as  in  altrei  and  prumeddixud  1.  14. 
This  same  projection  of  the  middle  stroke  marks  the  fragmcnt 
of  the  r  in  1.  4  just  before  the  break  {pr[ut]erpan). 

1.  28,  beginning.  id  nii.  The  letter  after  n  is  clearly 
without  horizontals,  yet  nei  must  be  intended. 

1.  29,  beginning.  What  Zvetaieff  indicates  as  traces  of 
m   is   too    high  to   belong   to   the  line  and  is  nothing  but  a 


Critical  Notes  to  Oscaii  Inscriptioriß. 


i>l 


<l€feet  in  tlic  broiizc,  Beforr  q  wc  have  tbree  vortieals  as  if 
a  numeral  III.  Tliere  i^  just  a  possiUüity  tluit  the  secoud  was 
E  (V,  Pl|  or  F  (Conway).  Before  the  vertirals  there  are  nn- 
certain  traces  of  tips  of  letters.  v.  Platitas  nei  or  Conway's 
ifi  would  he  posnible,  hiit  m\\^  \  thiiik,  autL  l  eoiild  see 
iiuthiiig  of  the  allegerl  traees  of  p  after  the  q,  Tliere  can  be 
no  (jiiesHon  that  Breal  aiid  v.  Planta  are  right  in  assiiining 
that  tue  tirst  line  of  tlie  Avellirm  fra^nieiit  beknigs  to  I.  3ü, 
not  to  l  29,  as  generally  supposeiL 

Conway  38,  note  V,  v.  PI,  26,  Fipiveic,  with  de  Petra, 
Zvetaicff  and  v,  Planta,  is  niore  likely  than  Fipiv€ic  (Conway 
with  Moiumsen  and  ihe  earlier  editors).  Part  of  the  thorn  is 
newiy  hroki-n  out,  Init  the  edges*  .show  an  o]d  euttin^  whieh  is 

hardiv  aeridental. 

*' 

Conway  39,  v.  PI.  28.  L  7,  Certaiiily  ineeilikiieis  with 
H^rature  of  iK  Notin#^^  Conway  h  objection  that  there  are  iio 
oUier  lipuures  ni  the  iiiseriptioo  and  that  the  line  h  not 
crowded,  oue  niay  conjecture  that  ee  was  eut  by  niistake  for 
ei  and  then  ecnTeeted  hy  prelixiiii:  the  thorn  to  the  t, 

IL  8 — 9,  Certainly  dekkvia  rini  (v,  PL)  not  dekk- 
via  rim  (Zvetaieff,  Conway l  There  is  no  trace  of  a  thorn 
in  the  first  i. 

II,  hy — 11.  Certaitdy  In  sn  or  in  sn  with  one  s,  as  v. 
i^tanta,  not  iü[i*]»n  (Zvetaieff)  or  i^<[s]  8U  (Conway).  The  part 
of  the  n  whieh  is  vi^ihle  stand»  under  the  tinal  letters  of  the 
otlier  lines,  and  there  is  no  room  for  an  s.  lioth  here  and  in 
1,  5  it  is  inipossible  to  say  if  the  n  ever  had  a  punet.  Since 
at  Pompeii  the  abl.  sing,  is  »pelled  -n  d,  not  -üd  as  on  the 
CippuH  Abellanos»  ins  ha»  niore  probability  than  iiij^. 

Conway  48,  v.  PI.  :U>a.  l.  L  klf  (Conway)  not  k'li 
(v.  PI).  Tlie  mark  after  the  k  ig  qnite  unlike  the  other  pnnets 
and  iH  eertainly  not  intended  for  one. 

Conway  49,  \\  PL  33,  In  I-  4  I  have  noted  the  elear 
trace  of  r  as  seen  by  v.  Planta. 

Conway  59  (cf.  addenda),  v.  PL  62.  ahvdin  ni  aknn 
€XIi.  There  is  no  doubt  <>f  the  sqnare  interpunet  as  seen 
by  Denuison  (Am,  Journ.  «d  Archaeology  1898,  399b),  Sonie 
of  the  cotoring,  as  well  as  the  entting,  may  still  be  seen. 

Conway  134,  v.  PL  156.  iipfals  patir  miinieis  (with 
?•  PL).   As  there  is   no  trace  of  the  thorn  in  -tir  and  -eis, 


22    Carl  Darling  Buck,  Critica!  Notes  to  Oscan  Inscriptions. 

while  it  is  qiiite  distiuct  in  niifu,  thc  usual  transcription  patir 
miiniefs  is  hardly  justified. 

Conway  137  c,  b.  v.  PI.  119,  V.  1.  4.  niarahcis  nur. 
There  is  a  tiny  break  betöre  the  wiir,  but  not  wider  tban  the 
usual  spacing,  so  that  I  agree  with  v.  PI.  Anliang  p.  617  that 
the  Word  is  probably  coniplete*).  In  the  last  liue  Conway 's 
sullum  is  far  more  probable  than  v.  Planta's  suUad,  mainly 
on  account  of  the  space. 

Conway  140,  v.  PL  166.  Read  heirens  frs8ii[s  |  upsed 
with  Dennison  Am.  Journ.  of  Archaeology  1898,  399  f. 

Conway  168,  v.  PI.  194.  1.  1  The  first  letter  is  probably  k 
(v.  PI.).  The  vertical  is  corapletely  lost  in  the  break,  but  the 
angle  following  is  more  suitable  to  k  than  to  g.  In  1.  2  I 
could  make  out  nothing  clearly  after  seeni.  I.  3  ehpreivirf 
(Conway).  Of  the  last  letter  only  the  vertical  remains  and 
there  is  nothing  on  the  stone  to  make  k  (v.  PI.)  more  pro- 
bable than  d  which  gives  us  an  intelligible  fonn.  1.  4  /nu- 
seispad  hefe. 

Conway  169,  v.  PI.  188  (the  censor-inscr.  of  Bonanum). 
I  cannot  accept  v.  Planta's  supposed  discovery  (Anhang  p.  640) 
that  what  has  always  been  taken  as  the  first  line  is  really 
the  second.  I  found  the  little  mark  over  Ifis  which  he  thinks 
is  the  thorn  of  an  f,  but  could  see  nothing  eise  at  all  suspi- 
cious.  And  the  fact  that  even  from  his  own  description  the 
traces  of  letters  are  so  slight,  makes  it  improbable  that  there 
was  a  line  here.  For  in  the  other  lines  the  letters  are  deeply 
cut  and  absolutely  clear  except  at  the  edges,  and  I  cannot  see 
that  the  surface  at   the   top  is  appreciably  more  worn  dow-n. 

Conway  176,  v.  PI.  201.  No  one  will  question  the  new 
reading  discovered  indcpendently  by  Conway,  Dennison  and 
V.  Planta,  but  I  could  see  nothing  of  a  punct  after  dününi 
as  noted  by  Dennison. 

Conway  181,  v.  PI.  203.  The  old  reading  fiml  is  far 
more  probable  than  fml. 

Naples,  June  1899.  Carl  Darling  Bück. 


1)  Note  also  Thurneysen's  attractive  explanation  of  the  word 
as  nom.  sg.  n€r  to  the  gen.  pl.  nerufn. 


Ivan  Kopacz^  Die  lateinischen  Infinitive  auJ*  -ter. 


23 


Die  lateiiiiscJieii  Iiiünitivt*  auf  -ier. 


Über  den  lateinii^eUeii  Inf.  Praes,  Pa}^s*  anf  -ier  bsl^X 
Stolz,  in  der  dritten  Auflage  seiner  laieiniäsclien  (ininnuHtik 
ilv.  Müllers  Hiindbneli  2.  2^'  (1900)  S.  190):  "So  ist  der  Ur- 
ßprung-  dieser  Fürrii  immer  noeh  nieht  kliir".  IiHles^en  meine 
ich»  da&s  »eine  eigene  Ansieht  von  der  ZnsatnmeiisctzEii^  die- 
ser F'orni  ''^aus  deai  gewöhnlichen  Intinitiv  auf  -/'  und  dem 
von  den  thematischen,  nielit  aljgeleiteten  Verben  entlehnten 
Intinitiv8ntlfix  -ere"  (mit  der  Abstumpfung  des  -ere  zn  er)  das 
Rätsel  wenigstens  xur  llülfte  Ir^gt.  Ich  nundite  nur  die  Pro- 
venienz des  zweiten  liestandteileH  anders  erkläicn,  als  Stolz 
ۧ  gethan  hat, 

E«  läsgt  sieh  nicht  leugnen,  dass  die  Formen  auf  -ier 
nicht  auf  gleiche  Stnfc  mit  denen  auf  -i  gestellt  werden  dür- 
fen. Zwar  —  nrn  mit  den  Worten  von  Stolz  zu  retb^i  — 
"iJit  nicht  zu  ilbert^ehen,  dass  die  Intinitive  auf  -I  an  Zahl 
immer  ülterwiegen",  alier  unbestreitbar  haftet  den  Formen  auf 
-kr  beinahe  (iherall  ein  gewisser  altertüniHcher  Hauch  an. 
So  war  —  nach  Ncue-AVagener  —  die  Form  auf  -kr  l)esonder8 
üblich  "in  der  Gesetz-  und  Pricstcrspraclie,  auch  in  Grab- 
inschriften" (Formenlehre  üJat.  Sprache^  {1897)  3,  225).  Die 
weitaus  meisten  Beispiele  dieser  Inlinitivform  stammen  aus 
Plautus  und  Terenz  und  den  Überhleihseln  der  übrigen  »Schrift- 
teller der  ältesten  Periode  (ib.  226 — 235),  und  Brock  (Quae^t. 
gramuL  capita  dm>  p.  82)  hat  mit  gutem  Hecht,  trotz  Stolz, 
die  Intinitive  auf  -ier  nh  Archaismen  sclion  für  die  Zeit  des 
Li\iu8  Androuicus  bezeichnet. 

Nun  erklärt  tnan  hcutzntage  viele  Formen  des  lateini- 
wheu  Yerbums  als  Zusammenrfickung  zweier  ursprünglich  mehr 
€der  weniger  sei  Inständiger  Bestandteile,  so  z.  B.  Imperf.  ama- 
bantj  Ugeham  als  Zusammenrdcknng  von  inlinitivartigcn  Uil- 
dungen  "^ama'.  Hege-  mit  den  Formen  von  Wz,  *I>A«  'sein'; 
die  Form  des  Inf.  Fat,  Akt.  auf  -tttrum  ("es^e^"  ist  dazu,  wie 
nachgewiesen,  erst  später  hiuzugckonnnen  auf  dem  Wege  der 
Analogie  zu  amatum  esse,  und  deswegen  fehlt  es  so  häufig 
hei  den  Schril^stellern)  als  Zusammenrückung  von  Supinum 
auf  -tu  (Lok.)  mit  dem  akkusativischen  Inünitiv  (von  Wz.  ew-) 


HA  Ivan  Ropacz,  Die  lateinischen  Infinitive  auf  -ter. 

*erum  aus  ^es-ori  'esse*  (osk.  ezurrij  umbr.  erom),  so  dass 
also  daturum  =  *datU'erom  gesetzt  wird.  Diese  beiden  Er- 
klärungen sind,  so  viel  ich  sehe,  ziemlich  allgemein  angenom- 
men (vgl.  Stolz  a.  a.  0.  183  und  191).  Ähnlieh  möchte  ich 
nun  die  Formen  auf  4er  entstanden  sein  lassen  durch  Zusam- 
menrückung von  gewöhnlichen  Infinitivformen  auf  -i  mit  dem 
Inf.  Praes.  des  Hilfsverbums  *ere  ans  *e«-6.  Der  Abfall  des 
auslautenden  e  dürfte  nicht  auffallen  gegenüber  den  zahlreichen 
volkstümlichen  Formen  wie  bibeVy  transferr,  conder  usw.  (vgl. 
Stolz  a.  a.  0.  190  Anm.).  Es  handelt  sich  nur  um  die  mor- 
phologische Begründung  der  hypothetischen  Form  *ere  und 
um  die  Erklärung  des  syntaktischen  Grundes  der  angenom- 
menen Zusammenrückung. 

Angesichts  der  Imperfektformen  auf  -bam  und  der  Bil- 
dungen, wie  assue-facioy  cale-facio^  are-facio  (bei  Lucretius 
VI,  962  sogar:  facit  are\  bei  Cato  r.  r.  157,  9:  ferve  bene 
facito)  und  dgl.,  wo  der  erste  Bestandteil  allgemein  für  eine 
Infinitivbildung  (die  Frage  nach  dem  Kasus  lasse  ich  beiseite) 
erklärt  wird,  haben  wir  keinen  Grund  dem  Stamme  es-  die 
Fähigkeit  zur  Verwendung  in  dergleichen  Formationen  abzu- 
sprechen. Nimmt  man  behufs  Erklärung  des  Inf,  Fnt.  Akt. 
auf  -ürum  auf  Grund  der  verwandten  italischen  Dialekte  für 
das  Lateinische  die  Infinitivformation  *erum  an,  so  brauchen 
wir  nicht  zurtickscheuen  auch  eine  Form  zu  supponieren,  die 
dem  sonstigen  Typus  der  lateinischen  Sprache  entspricht.  Es 
ergibt  sich  aus  der  Proportion  legere  :  (amari)  =  Hege  :  legi, 
dass  wir  in  der  lateinischen  Sprache  zwei  Formationen  des 
Infinitivs  vor  uns  haben,  eine,  sagen  wir,  vom  präsentischen, 
eine  andere  vom  aoristischen  (d.  h.  durch  -s  erweiterten) 
Stamm.  Jede  von  beiden  konnte  wiederum  für  sich  dop- 
pelte Gestalt  annehmen,  je  nachdem  lokativische  oder,  dati- 
vische Funktion  zum  Ausdruck  gelangte  ^).     Der  Typus  *Iege 


1)  Auf  das  morphologische  Verhältnis  der  Formen  auf  -i  zu 
den  Formen  auf  -e  gehe  ich  hier  nicht  näher  ein.  Die  Entschei- 
dung, welche  Formen  dativischen  und  welche  lokativischen  Ursprungs 
sind,  ist  sehr  schwer,  da  sowohl  dixe  infolge  zweifelloser  morpho- 
logischer Homogenität  mit  öeiEai,  als  auch  agl  aus  *ag-ai  auf  dati- 
vischen Ursprung  zurückzuführen  sind.  Die  Doppelheit  der  En- 
dimg (e,  i)  scheint  mir  durch  die  Voraussetzung  des  doppelten  Ur- 
sprungs der  Formen   am  natürlichsten  erklärlich  zu  sein,    wie   es 


Karl  B  r u  ;i  in  an  ii^  (irjcchiscli  dv9pu»TT0c, 


25 


^heint  nan  iu  den  Impcrfektformcii  auf  -bam  iiiid  Zusammen- 
&tzungeu  wie  are-facio  noeb  erhalten  ui  sein.     Zu  ilirn  würde 
anch  das  *ere  (neben  esHe)  L,a* hören. 

Beide  Formen,  die  auf -f  und  die  auf  -ej  wurden  ursprüng- 
lich aller  Waltrselteinliebkeit  nacli  ohue  üntersehied  iu  Be/Jij^ 
aaf  das  Oenus  verbi  verwendet.  Die  Form  }egi-er(ei  bedeu- 
tete ursprünglieli  'zur  Lesun<,^  sein*  oder  ^in  Lesun^^  sein'  i  je 
oachdem  man  den  ersten  Bestandteil  ftlr  Dativ  oder  Lokativ 
betrachtet),  daher  so  viel  als  'gelesen  werden', 

Wien.  Ivan  Kopacz. 


Griechisch  dvOpujTToc. 


Über  die  Herkunft  von  ävOpujiToc  ist  man  noch  nicht  im 
Keinen.  In  den  Zeiten,  da  man  bei  Ausnahmen  von  Laut- 
veränderun^sregeln»  wclelie  man  nieht  zu  erklären  wusste,  die 
Schwierigkeit  mit  Ausdrücken  wie  ^sporadiseber  Lautwamiel" 
zuzudecken  liebte,  foli^fe  man  gerne  Härtung,  der  ävBpioTroc 
aus  dvrip  dv^pöc  und  loip  /usanunengesetzt  sein  Hess  nnd  mit 
'Mannsgesiebt,  Mannsbild'  wiederga!^  (Griech.  Partikeln  1,  52)- 
Den  Wandid  von  b  in  0  Hess  man  durch  das  dem  h  unmittel- 
bar nacbfolgende  p  hervorgerufen  sein*  8.  Benfey  (iriecb. 
Wnrzellex.  1,  12l>,  Pott  Etym.  Forseb.  2-,  .^81,  Curtius  Grund/.* 
o22t  Leo  Meyer  Vergb  tlraiun».  1  ^,  4iu,  Warum  aber  bewirkte 
p  idcbt  die  nämliebe  Versehieljung  des  b  in  dvbpöc  dvbpi  usw. 
und  den  zaiilreiebcn  Wortern,  die  von  ihm  ahgeleitet  oder  mit 
ihm  zusammengesetzt  sind?  Dderj  wenn  es  denn  hierauf  keine 
befriedigende  Antwort  gibt  *),  welches  andere  grieehisehe  Wort 
könnte  infolge  begrifflicher  Assoziation  auf  die  Lautung  eines 


auch  grösstenteils  angenonimen  wüci.  Anders  Solrasen  (dem  Stolx 
beizu.Htimnieri  >»:t'neigt  ibu  we^rti  dor  bei  den  Komikern  lue.  und  da 
langen  Meissun;^  der  Intioitivt^  aut  -ere  (IF.  4,  240  f!'.), 

l)  Leo  Meyer  a.a.O.  517  beioerkt  lu  Widerspruch  zu  S.  467, 
©  s^ei  wohl  unler  dem  erhjirteuden  EinÜUbi«  des  im  Anlaut  der  näeh- 
sten  Silbe  folgenden  it  entstanden.  So  käme  man  aber  doch  nur 
zu  einem  dvrpmTroc!  Auch  bel'ricdigt  Meillet  Mem*  7,  lUG  gar  nichts 
dem,  8o  viel  ich  weiss^  nur  Gauthiot  ebend.  11,  194  ^efblg't  ist. 


26  Karl  Bru^^mann, 

*dvbpa)Troc  so  cinfrewirkt  haben,  dass  fivepiuTroc  daraus  wurde? 
Man  schaut  sich  nach  einem  solchen  Wort  vergeblich  um.  Von 
diesem  schwierigen  Punkte  abgesehen,  ist  im  übrigen  diese 
Etymologie  höchst  ansprechend.  Curtius  a.  a.  0.  S.  37  ver- 
weist, sie  zu  stützen,  auf  bpiui|i*  ävepiuTroc  bei  Ilesych,  eine 
ort'enbar  sehr  altertümliche  Bildung  von  dvr)p  und  ujip^),  und 
Pott  Et.  Forsch.  2^,  924  verweist  in  begriff liclier  Hinsicht  auf 
alid.  mennisco  'Mensch',  das  von  mann-  ''Mann'  abgeleitet  ist 
und  sich  der  Bedeutungsentwicklung  nach  zu  diesem  seinem 
(irundwort  nahezu  ebenso  verhielte  wie  ävGptüTTOc  zu  dvrip 
(vgl.  auch  Heinr.  Schmidt  Synon.  der  griech.  Spr.  2,  385  tf., 
Brcal  Essai  de  semantique  p.  37  S([.,  Wundt  Völkerpsych.  1 2, 
473).  Auch  wäre  das  Verhältnis  von  preuss.  smonenawins 
^Men8ch'  smunenisku  'menschlich'  lit.  zmogüs  'Mensch'  zu 
preuss.  smoy  'Mann'  (Berneker  IF.  9,  360  f.)  zu  vergleichen  -  u 
Ist  also  diese  am  meisten  verbreitete  Deutung  unseres 
Wortes  nicht  befriedigend,  so  gilt  dasselbe  auch  von  allen 
andern  Versuchen,  die  Herkunft  von  SvGpujTroc  zu  ermitteln. 
Es  gentigt  wohl,  wenn  ich  von  diesen  diejenigen  nenne,  die 
verhältnismässig  noch  als  die  annehmbarsten  erscheinen:  Auf- 
rechts Aufstellung,  nach  der  das  Wort  ursprtinglich  'empor- 
gerichtetes Gesicht  habend,  aufwärts  schauend'  bedeutet  haben 


1)  bp-  ist  aus  vp-  hervorgegangen  und  verhält  sich  lautlich  zu 
(ivhp-  wie  t'pOTÖc  zu  ÖMßpoToc.  öp-  :  dvbp-  repräsentiert  ein  uridg.  Ab- 
lautsverhältnis, wobei  bp-  mit  ai.  nr-  {nr-asihi-  'Menschenknochen') 
7j6/r-,  unibr.  nerf  'proceres,  principes*  usw.  zusammenstimmt.  Im 
Auschhiss  an  bpuÜHi  vermutet  Clennn,  dass  TT  857  und  X  363  öpoxfiTa 
statt  dvöpoTfiTa  zu  lesen  sei  (unwahrscheinlich  über  dieses  homer. 
ävöpoTfiTa  Wharton  Some  Greek  Kt\  niol.  p.  24).  Vgl.  Hirt  Der  idg. 
Ablaut  H)6,  Verf.  Grundr.  12,  344. 

2)  Steht  aksl.  clovtkb  'Mensch'  (russische  Form  celovek,  für  die 
zu  beachten  ist,  dass  das  Russische  die»  I^autgruppe  cl  überhaupt 
zu  vermeiden  scheint)  =  urslav.  *cblori'kb  in  einer  Hhnlichen  Be- 
ziehuno;  zu  as.  heiith  ahd.  helid  ags.  hade  'Mann,  junger  Mann,  Käm- 
pfer, Held',  aisl.  h^ldr  und  halr  'freier  Mann',  denen  man  vielleicht 
griech.  K^Xuup  'Sohn'  zugesellen  darf?  Wenn  lett.  zilweks  =  *kiltc€kas 
aus  dem  Slavischen  entlehnt  ist  —  die  Entlehnung  inüsste  wegen 
des  anlautenden  k  sehr  alt  sein  — ,  so  Hesse  sich  der  Schlussteil 
von  ölov^kb  mit  lit.  cafkas  'Knabe,  Sohn',  Flur,  vaikal  'die  Kinder' 
identitizieren.  So  käme  man  etwa  auf  'Menschenkind'  als  Grund- 
bedeutung und  chlo'  wäre  schon  für  sich  allein  zur  Bedeutung 
'Mensch'  gelangt. 


Oricchiscb  dv^ptünöc. 


27 


soll  dvd  -f  Suffix  'Bpo-  (!^  +  w\^  (KZ.  :>,  241K  ö,  365,  \^\.  Justi 
Über  die  ZusamnicnsctzuTi^  der  Xoiii.  124,  Corttsen  Krit.  lleitr. 
zur  lat.  Foniiciil,  245),  mui  Be///.cnl)er^er>>  Aiiknüptnn;^^  nu 
M€v6fjpTT  9povTic  (bei  Hesydi),  altd.  numtar  '(mdi,  lebbafU 
eifrig,  waeir,  aksl»  mqdrh  Veigte'  (BB,  5,  16H,  v^^L  Fiek  ebentK 
18,  138,   Prelhvitx  Et.  Wtb,  d.  grieeh.  8pr,  25). 

Versaelien  wir  e.s  imeli  einmal  ndt  dvnp,  an  tlas  wnlil 
jeilermmiii,  naun-utlii-ii  im  llinidiek  iiiil' dus  ttdt  dvOpujTTOC  ^Heieli- 
bedeutende  bpujqi,  am  liebsten,  wenn  iri^^end  mri^lieli,  anknllpten 
tnöebte.  Anf  civbp-  ist  dvOp-  in  dein  F;*ll  lant^ireset/lieb  /n- 
rüekfnbrbiir,  dass  der  Scblnssteil  des  Wintes  ein  mit  Sinritus 
a^pcr  aidaiiteudes  Wort  gewesen  ist.  Eiiiereieits  kommen  Iner- 
ffir  als  Anab^ira  in  Fielracbt  TtSpiTTtrov  ''Vier^^e.'ipann'  ans  TETpa- 
+  mnoCy  BpivaE  Urei/.aek'  vernintlieli  aus  Tpi- +  ivaE  ijAi  hu 
memh  '"Wurfgeschoss,  Wnrfspiess*  pra-Hiia-  \lahinseiiiessend* 
[von  Vögeln],  pn^süi-  'Anlauf,  Andrang;  Sebnss,  Wurf,  (ie- 
sehoKs')*)  nnd  cpponpd  ann  *TTpo-bopä,  qppoöboc  ans  *TTpo-lioboc: 
in  diese«  Fällen  bat  man  naeli  dem  durch  h  erfolgten  »Stinnn- 
tunverlnst  den  p  noeir  weiter  anti//i]*ierend  ans  der  Tennis  eine 
Tennis  aspirata  gemaelit.  Anderseits  ist  zu  bedenken,  dass 
üebun  vorbistoriseb  auch  iVia  stimmbafte  Mcflia  h  durch  nach- 
folgendes  h  zur  Tennis  aspirata  geworden  ist,  uaebdem  sie 
/nnaehst  ihren  Stimmton  eingebthsst  hatte,  z.  B*  att.  ouBeic, 
Mn^^ic  (=  oub^  ek,  pLr\hl  ek)  neben  oobe-|iia  Mrjbe-pia,  böot. 
ouGev»  kret.  (ur|Oev  nsw.  (der  älteste  Beleg  scheint  öO*  'Epjunc 
=  6b€  'Ep|if|c  CIA.  1,  522  ans  dem  6,  Jahrh,  v.  Chr.  zu  sein}» 
ein  Lautwandel,  der  iins  aller  Wabrsebeinlicbkeit  nach  in  der 
fiebriftlieiien  Darstellung  der  Spraebe  &ehr  viel  häutiger  vor 
Augen  gebracht  wäre,  hätte  nicht  beim  Sebreiben  die  etynro- 
logische  Rücksiebt  gewaltet-  S.  Verfasan*  (irietdi,  Uramm,  * 
§  139,  e  S.  146  nnd  die  dort  angeführte  Litteratur  (seitdem 
isit  hin/ngekommcn  Schwyzer  Nene  Jabrbb.  3  [190<)Jj  255,  Meister* 
hanvSchwyzer  Gramm,  der  att,  InschrJ'  lu4  f.).  Ho  ist  denn 
zu  er  warten  j  dass  bp,  wie  xp,  vor  h  m  Op  geworden  ist.  Ein 
bereits  anerkannter  Beleg  für  solches  Öp  —  bp  steht  mir  frei- 


1)  Vielleicht  gab  es  einst  ein  *Tpvivat  und  eilt  "»^Tplaj-tvar  neben- 
einander ivgf.  TplTTcCav  Tiiv  Tpdwflav.  Boiuitoi  HeöV^h  und  uil.  u*iw. 
Tpd-Tr€ia\  und  beide  Üoösen  in  ÖptvaE  zusammen.  Xgi.  meinen  Aut- 
batz  über  Bpivut  IF,  :i,  259  I!'.,  der  allerdings  in  mehreretn  der  Be- 
richlJicunff  bedarr. 


2ö  Karl  Brugmann, 

lieh  nicht  zu  Gebot.  Aber  man  dürfte  sich  wohl  vergeblich 
nach  einem  beweiskräftigen  Gegenzeugnis  umsehen^). 

Hiernach  kann  der  zweite  Teil  von  dv0pu)Troc  zwar  mit 
un|i,  |ui^T  uüTTOv,  T^ctwK-anric  usw.  nicht  zusammengebracht  wer- 
den, weil  deren  Spiritus  lenis  ja  durch  lat.  oculus,  lit.  aMs, 
aksl.  oko  usw.  als  uralt  verbürgt  ist.  Aber  möglicherweise  ist 
im  Schlussteil  ein  Wort  enthalten,  das  mit  got.  saihan  'sehen' 
Muns  'Gesicht,  Erscheinung,  Aussehen,  Gestalt'  (urgenn.  *«e[j]?/- 
ni'Z)^)j  lat.  Signum  aus  ^seq^no-rriy  aksl.  sokh  'Anzeiger,  An- 
kläger' 8o6iti  'indicare,  zeigen',  nbulg.  po-soka  'Wunderzeichen' 
verwandt  ist. 

Dass  die  Wurzel  dieser  Wörter  auch  im  Griechischen 
vertreten  ist,  hat  Wiedemann  IF.  1,  257  f.  erkannt.  Denn  er 
hat  gesehen,  dass  es  dieselbe  ist,  welche  vorliegt  in  dv-^Triü 
*ich  erwähne,  teile  mit,  gebe  Anweisung  etwas  zu  thun'  (Aor. 
ivi-CTTOi),  fcTreie  aus  *dv-CTr€T€  'verkündet,  thut  kund',  lat.  in- 
sequis  'narras,  refers'  inseque  insece  'sag  an',  unibr.  prusi- 
kurent  'declaraverint,  pronuntiaverint'  su ka tu  Imperativ 'de- 
clarato,  pronuntiato'  (vgl.  v.  Planta  Gramm,  der  osk.-umbr. 
Dial.  1,  338  f.  2,  270.  334  f.,  Verfasser  IF.  3,  303),  ir.  in-sce 
*Rede',  scd  'Erzählung,  Geschichte,  Nachricht'  =  kymr.  chweddl 
'fabula,  rumor',  akymr.  hepp  'inquit',  ags.  secjan  as.  seggian 
aisl.  seggia  ahd.  sagen  'sagen'  (das  y,  des  urgerm.  jj*  ist  in 
*sa;^y-%a'  vor  dem  suffixalen  %  lautgesetzlich  geschwunden,  s. 
Zupitza  Germ.  Gutt.  72,  Verf.  Grundr.  1  2,  614),  lit.  sekm^ 
'Erzählung,  Fabel'  uz-sakas  'Aufgebot'  sakyti  'sagen'.  Wie 
ich  im  Grundr.  1  -,  601,  so  hat  auch  Zupitza  a.  a.  0.  S.  68 
diesen  etymologischen  Zusammenhang  anerkannt,  letzterer  un- 
ter Hinweis  auf  die  doppelte  Bedeutung  von  ai.  cdkä-.  Da 
ihn  dagegen  ühlenbeck  Kurzgef.  etym.  Wtb.  d.  got.  Spr.  120 
als  'ganz  unsicher'  bezeichnet  hat,  vermutlich  doch  nur,  weil 
er  die  Bedeutungen  'sehen'  und  'sagen'  nicht  zusammenzurei- 
men weiss,  so  mag  angeführt  sein,  was  für  die  Zusammenge- 
hörigkeit spricht  und  was  sie  wenigstens  für  mich  über  den 
Zweifel  hinaushebt. 


1)  Ein  solches  ist  dtp-uirvoc  (Wackernagei  Verm.  Beitr.  S.  1  f.) 
selbstverständlich  nicht. 

2)  Ob  albau.  ioh  'ich  sehe'  mit  saihvan  zu  verbinden  ist,  bleibt 
zweifelhaft,  äoh  müsste  auf  ein  ^seqU-skö  oder  auf  einen  Aorist- 
stamm ^s^qV'S'  zurückgeführt  werden.    S.  Pedersen  KZ.  36,  283. 


Griechisch  dvepunToc. 


29 


Ein  Ülier^%aiig:  von  'solicn'  zn  'sagen*  i^t  zunächst  pinx 
klar  belebt  durcli  unser  bemerken.  Dies  seil  dem  MIkL  auf- 
treteiule  Kompositum  (zu  atid.  mhd.  merken  ''Acht  haben  auf^ 
walirnelunon,  verstellen')  Imtte  zuerst  nur  den  Sinn  Svolil  walir- 
nehmen,  beaehtoir:  man  Ei\*^t  noeh  /.  15,  sein  misbleiben  in 
d^r  geseJhchaft  wurde  sehr  bemerkt.  In  diesen  Begritreinbalt 
wurde  nun  die  Neben vorKtelluui]:  des  nithidtieheii  oder  sehritV 
heben  Hiinveiseus  auf  elwas  aut^i^eiHimuieu:  /.  H.  sa;rt  Goethe 
55,  33  ferner  fitgen  wir  bemerkend  hinzu.  Indem  dann  die 
BetleutnnjLT  des  Jlinweisens  /uriiekJrat,  isl  bemerken  für  jede 
Art  luündlieher  «tder  selirittliehei-  Krwähnniig,  Ausserun;^^  pc- 
läufig:  gewordeiK  Besonders  ^ilt  dies  von  dem  Nomen  actionis 
die  hemerkumjy  dessen  ältere  Hedentnng  ^Wahrnelmiun^i;*  uoeh 
z,  B.  hei  Lessing  l*rani,  13  erseheint:  es  hi  eine  bemerkung 
an  sterbenden^  dm^  sie  mit  den  fingern  >  .  .  zu  zupfen  an- 
fangen^). Die  Wahrnebmmi^  eines  Ge«;enstauds  ist  immer 
iüsofern  zugleieli  eine  Geherde,  als  der  Bliek  anf  den  wahr* 
genonimeiicii  Gegenstand  gerichtet  wird.  Damit  verhintlet  sieh 
oft  Doeh  eine  pantnmimisehe  Oelierde,  imlem  entweder  zugleieb 
der  Kopf  in  dieselbe  Kielitung  bew^egt  oder  mit  der  Hand  auf 
den  üegenstaud  hingewiesen  Avird.  So  assoziiert  sieh  mit  der 
Vorstellung  des  Wahnielnnciis  um  so  leichter  die  des  Hinwei- 
sen». Und  begleiten  das  Hinweisen  noeh  Worte  des  Wahr- 
nchmeiuleii,  die  den  Gegenstan<l  betreffen,  so  ergibt  sieh  ein 
Vorstelhiugskomplex,  aus  dem  sehliessUeh  das  'sich  äussern 
mit  Worten'  als  dominierendes  Element  hervoi-treteii  kann,  so 
dass  es  den  Gehraueh  des  Wortes  wesentlieh  bestimmt.  Dass 
Wörter,  die  den  Begriff  einer  hinweisenden  oder  erklärenden 
Geberde  haben,  die  Vorstellung  des  Sprechens  in  sich  aufneh- 
men, ist  ja  ein  häutiger  Vorgang:  vgl  nouh  z.  B.  nlid,  bedet^ten 
(er  bedeutet  mir  mid  mich),  anweisen,  lat,  monstare^  ^gf^^fi- 
care.  Und  ftlr  das  Zur  tick  treten  des  Begriffs  des  Weisens  hinter 
den  des  Spreehens  ist  lat.  dieere,  das  mit  grieeh.  beiKvOjLii 
'ich  zeige',  ahd.  zeigön  'zeigen',  ai.  dis-  'zeigen*  zusamuieu- 
gehört,  ein  bekanntes  Beispiel;  vgl  au(di  got,  ga-teikan  ^an- 
zeigen, verkQudigen,  sagen',  as.  af-tihan  ags.  of-teon  'versa- 
gen' von  derselben  Wurzel  deik'^).     Der  Ausgangs-   und    der 


1)  Vgl  M.  Heyne  Deutsch.  Wtb.  itut**r  bemf^rken. 

2)  VgL  Heinr.  Sclmnch  Syuoo,  d.  griech.  Sprache  1^  GÜ  f. 


30  Karl  Brut^mann, 

Endpunkt  der  Entwicklung  erscheinen,  wie  in  unsenn  bemer- 
ken, auch  noch  in  z\vei  ai.  Wörtern  vereinigt:  1)  in  dem  bereits 
erwähnten  cal'^-,  ^velches  in  älterer  Zeit  'sehen,  nach  etwas 
schauen*  (dazu  cakias-  Neutr.  \Schein,  Helle;  Gesicht,  Blick, 
Auge*),  in  jüngerer  Zeit  aber,  mit  verschiedenen  Präpositionen 
zusammengesetzt,  zugleich  'verkttndigen,  ansagen,  berichten* 
u.  dgl.  bedeutet,  und  das  mit  TcäStha-  *^Ziel,  Rennbahn',  griech. 
TeKfuiap  'Zeichen,  Merkmal'  aus  *T6KC-|Liap  und  aksl.  kazati  'zei- 
gen' zusammenzustellen  ist  'Wurzel  q^-eg-)\  und  2]  in  khi/ä-y  bei 
dem  die  Bedeutung  des  Kundthuns  mit  Worten  ebenfalls  in 
der  Überlieferung  die  jüngere  ist,  für  das  aber  sichere  Ent- 
sprechungen in  andern  idg.  Sprachen  noch  nicht  nachgewiesen 
sind  *). 

Hiernach  nun  sprechen  zu  guusten  unserer  etymologischen 
Verknüpfung  von  got.  saikan  'sehen*  mit  lat.  insequis  'narras, 
refers'  zunächst  die  Bedeutungen,  welche  das  lat.  Substantiv 
Signum  und  die  aksl.  Wörter  sokh  soöiti  aufweisen.  Femer 
scheint  im  Griechischen  der  Sippe  von  fvi-CTie  nicht  nur  die 
Bedeutung  des  Sagens,  sondern  auch  die  des  Zeigens  geeignet 
zu  haben.  Der  ursprüngliche  Sinn  der  Komposita  0€C7tic,  9€c- 
TTioc,  BecTT^cioc  =  *9ec-C7ric,  *9€c-CTrioc,  *0ec-CTr€Cioc,  neben  denen 
Oec-9aToc  'von  der  Gottheit  geoffenbart,  kundgegeben'  (zu  qpaivuj, 
<pr||uii)  und  0€c-k€Xoc  'von  der  Gottheit  in  Bewegung  gesetzt, 
angeregt,  eingegeben'  (zu  K€Xo)jiai,  KeXeuuj)  im  Gebrauch  waren, 
ist  zwar  schon  zur  Zeit  des  ältesten  PLpos  stark  verblasst  ge- 
wesen, aber  es  geht,  wie  ich  schon  Ber.  der  sächs.  Ges.  d. 
Wiss.  1889  S.  49  f.  bemerkt  habe,  kaum  an,  fUlr  die  zweiten 
Glieder  dieser  Zusammensetzungen  von  dem  Sinne  'sprechen, 
sagen'  auszugehen.  Vielmehr  ist  es  einzig  natürlich,  die  Be- 
deutung 'zeigen,  aufweisen'  oder  dgl.  zu  gründe  zu  legen; 
-CTTi-  könnte  etwa  'Zeichen,  Merkmal'  bedeutet  haben.  Deut- 
licher noch  ist  die  Vorstufe  zu  dem  Sinn  der  Kundgebung  oder 
Hinweisung  mit  Worten  im  Keltischen  erhalten.  Neben  air. 
in-sce  'Bede'  stehen  nemlich  incho-sig  'signitieat'  und  co-hc 
'das  Zurechtweisen'  =  kymr.  cosp  *^poena,  punitio,  supplicium'. 


1)  Vielleicht  «rehört  griech.  cniua  'Zeichen*  dazu,  s.  Vert'. 
Griech.  Graniui.^  S  98  f.  570.  Lat.  inquam  und  inquio,  die  man 
oft  zu  khyä-  gezojreu  hat,  werden  besser  mit  insequis,  griech.  lv\- 
CTT€  verbunden. 


Griechisch  <tvÖpiim«:)C, 


Hl 


Für  rteii  Sinn  des  letzten  Wortes  ht  uirlit  nur  an  aksU  kazati, 
jlas  ausser  VAn^tren'  aiieli  'zureclitweison,  strai'eir  i^edeutet  (riisß, 
^kdz  'Anweisung,  Verlmltun^sUiifcljr  uiul  'Hilf,^e,  Strafe^  \\t- 
trafnnfr*!  nnd,  wie  wir  salieii,  mit  ai.  ca}d'  ^8chaiien'  und  S'erkdn- 
deu*  ziijiaininriihau^t,  au  lat»  notdre  'tadehi.  rüg-en',  ani/iffid' 
rertere  Vti^en,  ahnden,  strafen*  u.  dgl.  zu  erinnern,  sondern 
.aach  an  as.  witan  alul.  iri^^im  'tadelnd  vnrwerten**  as.  ic'tff 
ulid.  wi^i  'Strafe*,  gut.  fra-tretfan  "nicdieu'  aluL  lir-icl^^^an 
'fädelnd  vorwerfen,  verwei!«eu',i,  da  diene  Wörter,  woran  kein 
Zweifel  ^i'h\  kauu.  mit  ^<»t-  #ri7rm 'l>eoba<*hteu.  auf  etwas  aeht 
^eben*  (Wurzel  aekl'  in  lat,  vidiere,  ^-rieeli.  ibelv  usw%i  vai  ver- 
binden sind.  Aueh  sind  liier  zu  nennen  griech.  Sttic  'Ahndung, 
Strafe,  Kaehe'  iömc  Beiyvi,  u^jao  'dn  hast  zurcclitgewicsieUj  ge- 
straft, bestraft'^)  und  tv-lTTTi  'tadelnde»  rüi^feude  Anrede'  und 
^Ahndung,  zurecbtw^eiscnde  thatliche  Behandlung  einer  Person'-)^ 
tviTTTui  eviccuj  leh  tadle,  rttge'  nnd  'ahnde,  weise  einen  tliat- 
lieli  znreeht'^)  (Aor.  TiviTraiTOV  und  tvtv'mov);  denn  sie  giud 
angenseheinlieh  mit  ÖTT-ujira  ÖHJOfuai  '^Behen*  nnd  6Ti-iTTTeuuj  dn-l- 
TTtuuj  ""ieb  scliaue  ndeh  naeh  etwas  um,  hegatie'  (Trap06v-oTTi- 
TTnc),  ai.  il\j-  ul'mhte)  'waliruehnien,  herOt'ksiehtigen'  znsaiu- 
meuzuhringen  (uriilg.  iY/"-  war  eine  reduidi/.ierte  Stammforru 
aus  i'9q^^')% 

Demnach  sehh'esjsen  sicli  die  genainiteu  Wrirter,  die  eine 
Wnrxrl  fi€q^--  voraussetzen  und  die  über  die  sämtliclieu  enropäi- 
scben  Spraehen,  mit  Ausnahme  vielleicht  des  Albanesisehen 
(vgL  S.  2^  Fnssn.  2),  hinwegi^eicben,  so,  wie  sie  ihrer  Lautung 
nach  ohne  weiteres  als  zusammengehörig  erseh einen,  aueh 
nach  ihren  Bedeutungen  so  ungezwungen  an  einander  an,  dass 
man  ihre  etymologische  Identität  zu  bez>veifeln  keinen  berech- 
tigten Anläse  hat/'). 

Von  dieser  Wurzel  seq-^-  leite  ich  nun  auch  den  zweiten 


1)  |4^To  Ö'  f^ioo  Xa^v  'Axaitwv  A  454  vom  Apoll^  TT  237  vom  Zeus 
genagt,  rdxa  ^'  ^ipexai  uIöc  'Axoiujv  B  TJ>3  vom  Agfimeninou. 

2)  €  446  TToXiiAXicTüv  hi  c'  iKtSvuj  |  qjeiVf uüv  i%  növrow  TToceifcdujvoc 
^viTtdc. 

3)  uü  161  äkk'  fircciv  t€  KOKotciv  ^vkcojuev  ^bi  0oXt)civ,  wo  »iian 
mit  Unrecht  piii  Zenirma  annimmt. 

4)  Div  bisherigen  Deutungen  von  n\mo  und  ^vmi\  sind  nnhait- 
bar.     Eine  Kritili  derselben  glaube  ich  mir  hier  ersparen  zu  dürlVii. 

5)  [Vgl.   auch  Wood  Publ.   of  tlie  Mod.  Lang.  Assoc.   of  Am, 
14,  321  ff.  —  Korrekturu.] 


32  Karl  Brugmann,  Griechisch  dvGpiüTToc. 

Bestandteil  von  fivGpiüTroc  her.  Lautete  das  Wort  Obtro-  (vgl. 
ctüpöc  u.a.  Bück  A.  J.  of  Ph.  17,  459  ff.),  so  war  *fivbp-huiTro-c 
die  Grundform^).  Doch  kann  ebenso  gut  ötto-  =  aksl.  soTcb  ange- 
setzt werden.  In  diesem  Fall  erklärt  sich  das  uj  von  äv9piü- 
7T0C  aus  der  sog.  Kompositionsdehnung,  wie  sie  in  dv-TJvucTOc 
(zu  att.  dvüiü  aus  *cavu-),  dyx^MoXoc  (zu  ö)LiaXö-c  aus  *co|uiaXo-) 
u.  a.  vorliegt  (vgl.  Wackemagel  Das  Dehnungsges.  der  griech. 
Compp.  54)*).  Die  Grundbedeutung  von  Sv9piüTroc  wäre  nach 
dem,  was  oben  ausgeführt  worden  ist,  von  der  Grundbedeutung 
von  bpiui|i  niclit  wesentlich  verschieden  gewesen.  Man  mag 
''Mannsgesicht  habend'  oder  *^Manneserscheinuug,  Mannesaus- 
sehen habend'  übersetzen  (vgl.  got.  siuns^  das  zugleich  'Ge- 
sicht' und  ''Erscheinung,  Aussehen'  bedeutet). 

Die  Frage,  ob  unter  den  zahlreichen  andern  Noniinal- 
zusammensetzungen,  deren  zweites  Glied  auf  Wz.  og-*-  'sehen* 
bezogen  zu  werden  pflegt,  das  eine  oder  andere,  wie  etwa 
xap-oTTÖ-c,  vielmehr  eine  Formation  von  unserer  Wurzel  seq^-- 
enthalten  hat,  wage  ich  weder  zu  bejahen  noch  zu  verneinen. 
Hat  fivGpuüTTOc  unter  ihnen  keinen  Genossen,  so  teilt  es  das 
Los,  eine  Zusammensetzung  von  dvrip  und  einem  begrifflich 
verdunkelten  und  anderwärts  in  dem  uns  zugänglichen  Grie- 
chisch schon  verschollenen  Wort  zu  sein,  mit  dem  Adjektiv 
dvbpojLieoc  'menschlich'  (öfiiXov  dvbpöfneov  'Menschengedränge* 
A  538,  dvbp6|iea  Kp^a  'Menschenfleisch*  i  297) :  der  Schlussteil 
dieses  Wortes  war  nemlich  das  ai.  -maya-  'Stoff,  Material',  das 
frühzeitig  den  Charakter  eines  SuflSxes  annahm,  z.  B.  in  mrn- 
rndya-  'aus  Erde,  Lehm,  Thon  bestehend*  (Pott  Et.  Forsch. 
2^  880  f.,  Max  MtUler  Die  Wissenschaft  der  Spr.  1,  363  f., 
Bartholomae  ZDMG.  46,  294  Fussn.  1  und  50,  713  Fussn.  1). 

Leipzig.  Karl  Brugmann. 

1)  Jedenfalls  nicht  *(iv6pö-hiu7roc,  da  hieraus  *dvepüJTTOc  hervor- 
ge«i:an{2:en  wäre. 

2)  Das  T  von  «iortyn.  ävTpcüirov  pamphyl.  d(v)TpcüTToia  ist  jeden- 
falls erst  aus  6  hervorj::eji:an{2:en,  gleichwie  das  t  von  ^ot.  tvötOjv 
=  att.  evr]TU)v,  s.  Kretschmer  Vaseninschr.  161,  Verfasser  Griech. 
Gramm.  3  106.  Unursprünglich  muss  auch  das  t  in  altkret.  (Oaxos) 
Iv  dvTprjtu)  =  ^v  dvbprjtijj  (vo:l.  J.  Baunack  Berl.  phil.  Woch.  1887,  Sp.  59, 
Skias  TTepl  xfic  Kprir.  öiaX.  84  f.)  sein,  doch  ist  dieser  Wandel  von  öp 
in  Tp  gewiss  nicht  lautgesetzlich  j>:ewesen;  hat  Einwirkunjc  von  dv- 
TpiwiToc  =  dveptJTToc  (vo'l.  dveptüTTfi'ioc)  odcF  vou  dvTpov  stattgefunden? 


R.  M,  Mfiyer,  Künstliche  Sprachen. 


33 


KüiiHtlielie  Sil  rächen. 


L  Teil. 

Übersieht* 

Ttiinleitung,  Streit  zwischen  ö^cic  und  (ptkic,  Prüfung:  der  "künst- 
lichen Sprachen"  durch  alle  Stalten  auf  die  Fra^B  hin:  wie  wt'Jt 
ist  überhaupt  Spruciierfi  ndun^  iiui^iich? 

I.  Stonin^*"  <ler  natihHcljeii  Sprachmitvviekclung:  S.  37. 

1)  durch  BiAwahrunji*  des  sonst  AligefcstOKScnen. 
ä)  hci  Krtizehion. 

«)  Worte,    ß)  gelehrt-archaisiercnde  Sprache  S,  38. 
bj  bei  Gruppen  S.  42, 

fi)  Kitidersprache  S,  42,     ß)  Fannliensprache  S.  42. 

Y)  fTe.le^enheitssjtrache  S>  44,     h)  Sondersprachen  8,  4f>. 

aa)  auf  FJne  Metapher  ^ehant  S.  45. 

ßß)  auf  mcfirere  ^feraphcrn  S.  4*1 

2)  durch  Absro.ssuup:  deä  sonst  Bewahrt en  S.  50. 
a)  iexikoloj^i.Hch  S.  50.     h)  all^emrine  Berufssprachen  8.51. 
c)  nornialiMerte  S[>rachen  S.  53. 

u)  f'erenioiiialHpraehen  S.  5H.     ß)  Sportsprache  S.  M. 
T)  l)ichrcrsprai'lie  S.  55.     h)  Schrifthpraclje  S.  56. 

3)  durch  Ahstossunff  und  Bewahrung'  S.  57. 

II,  Verilodcrnn^  de,s  y-ejrebeiicu  SprachstotTes  S.  59. 
l)  AUS  euphDiii sehen  Rüct^ sichten  S.  5ii 
i?)  aus  Rüclisiehtcu  der  ITnterseheidnn;;'  S.  62. 
3)  IIU.S  RüclLsichten  der  Zweckmc'tsMi^rlveit:  CieheimspnichenS.63. 

u)  Kinderj^prache  S.  6.'i.     b)  lan^uc  javanaise  S,  64, 
c)  Argot  S.  B5,     d)  Kosenamen  8.  G(k 
II L  i? bersetzun'i"  des  p:e^-el>enen  SprachKlofTeK  S,  67. 

1)  innerhati)  einer  Sinache  S.  fi7. 
ü)  Annnensprache  S.  (J8.     h)  Berufssprachen  S.  G9, 
c)  Rötwelscti  S.  70.     d)  Rätselspraclm  S,  73. 
e)  Slsakienspraelie  S.  74, 

2)  zwischen  zwei  Sprarhen  S.  75, 
a)  Lehnworte  S.  76.     h)  Frenidworte  S,  76. 
c^  Redensarten  S,  76-     d)  Purismus  S.  78. 
e)  Jlischsprachcn  S.  78.     f)  Tier-  u.  Men.M'hensprache  S.  79. 

IV.  Kombination  und  KMutandnaiion    von  Einzelspraclien  S.  80. 
AUjireuieines  zur  Beurteilung  der  Idee  einer  Weltspraclie  S.  BO, 
1)  Votapülv  S.  H6,     2)  Pa^iilinguu  S.  89. 

3)  Volk  und  Fuclis  S.  m.    4)  Ide:drmiiauiseh  S.  90. 
5)  Hilbes  Zalilensprache  S.  m    6)  Blaue  Sprache  S.  91, 
7)  Kleinere  Versuche  S.  91. 


Da.?  Pruhleni  der  Entstehung  der  Spraehe  ist  vielleieht 
das  älteste  wisseu^ehaftlicjie  Problem  Oherlmiipt;  denn  diß 
beiden  andern  Hauptfragen  jeder  Mythülogie,  die  nach  der 
Schöpfung  der  Welt  und  die  nach  dem  Ursprung  de^i  l'hels,  sind 
auch  lieiite  noeh  tnit  religiöser  Metaphysik  /u  eng  verknüpft, 
ijin    einer    rein    wisfiensehaftliclien  Ikdmndlung    fillng   zu   .^ein* 


84  R.  M.  Meyer, 

Für  die  ältesten  Phasen  der  "Glottogonie"  gilt  das  freilich 
auch;  aber  viel  früher  als  andere  grosse  Welträtsel  hat  dies 
sieh  methodischer  Erörterung  hingegeben.  Die  Legenden  und 
Mythen  von  Adams  Spracherfindung  und  dem  Babelturm,  von 
zungenlöscnden  Göttern  und  Heroen  haben  eine  sachliche  Be- 
handlung des  Problems  vom  Ursprung  der  Sprache  nirgends 
dauernd  aufgehalten.  Geistreich  und  tiefdringend  haben  von 
Piaton  bis  zu  Herder,  Steinthal,  Renan  zahllose  Denker  tiber 
jene  Frage  gehandelt,  die  sich  ja  fast  schon  dem  Kinde  mit 
Notwendigkeit  aufdrängt;  mein  ältester  Sohn  war  noch  nicht 
sechs  Jahre  alt,  als  er  schon  fragte,  warum  der  Teller  eigent- 
lich "Teller"  heisse.  Im  Grund  ist  das  die  Kardinalfrage  für 
unser  Problem  überhaupt.  Dass  der  Mensch  "spricht",  dass 
er  durch  verständliche  Äusserungen  von  (vorzugsweise)  dem 
Gehörsinn  zugänglicher  Art  eigene  Beobachtungen  mitteilt,  ist 
wunderbar  genug;  aber  dies  Wunder  teilt  die  menschliche  Rede 
mit  der  Sprache  zahlloser  Tierklassen  bis  herab  zu  sehr  niedrig 
organisierten  Wesen.  Das  spezifische  Wunder  der  mensch- 
lichen Rede  fängt  erst  mit  der  Benennung,  mit  der  Namen- 
gebung  an.  Der  unartikulierte  Ausdruck  für  Gefühle  und 
Stimmungen  unterscheidet  sich  bei  dem  Menschen  gar  nicht 
prinzipiell  von  dem^  den  etwa  manche  Vögel  und  Haustiere 
ausstossen;  nimmt  man  selbst  (was  meines  Wissens  noch  nicht 
geschelien  ist)  an,  dass  die  Hunde  und  Katzen  hierin  von  den 
Menschen  gelernt  haben,  so  besitzen  sie  doch  immer  die  Fähig- 
keit, derartiges  "Sprechen"  zu  lernen.  Aber  völlig  dem  Men- 
schen eigen  ist  die  Verknüpfung  bestimmter  Benennungen  mit 
bestimmten  einzelnen  Gegenständen;  denn  wenn  etwa  ein  Pa- 
pagei den  Zucker  oder  das  Brot  mit  nacligeplapperten  Lauten 
l)enennt,  bleibt  das  eine  Ausnahme  ohne  Tragkraft.  Nicht  im 
Sprechen  überhaupt,  sondern  im  Benennen  der  Dinge  liegt  die 
Zauberkraft  der  menschlichon  Rede;  das  fühlte  schon  der  alte 
biblische  Bericht,  der  den  Urvater  der  Menschen  den  Tieren 
und  Pflanzen,  die  der  KSchöpfer  ihm  zeigte,  Namen  beilegen 
Hess.  Mit  fast  abergläubischer  Andacht  umgibt  die  volkstüm- 
liche Anschauung  überall  die  Ceremonie  der  N-amengebung ; 
wir  feiern  noch  heut  beim  Stapellauf  eines  Schiffes  die  Na- 
mensvcrlcihung  so  ernst  und  würdevoll,  wie  die  alten  Römer 
oder  Germanen  die  des  neugeborenen  Kindes.  Über  Namen- 
zaabcr  gibt  es  umfangreiche  Abhandlungen.     (Nyrop  Navnets 


Kunst lielie  Sprach eii. 


35 


&iajy:t  in  Mindre  afhandliiigiir  uilj^.  af  det  |>ljil.  Iii^t.  saiiif,  1887 
S,  IIS  f.,  iiarh  Kable  Au/..  11  d.  A.  24,  2T2).  Deim  die  iiaivo 
Varetelliing  kann  sich  iMclit  an  den  Gedanken  gewöhnen,  daas 
der  Teller  aueli  andere  heisseu  konnte;  ein  geheinmisvolles 
Band  verbintlet  für  sie  ilen  Namen  mit  seinem  Träger*  Be- 
sonders deutlieli  ist  diese  Auselianiiiig  in  deuj  Runenzauber 
der  alten  Germanen  aiisi^^edrüekt  (vgl.  lueinc  Altf!:ermaniä<elie 
Poesie  S.  495  f.).  Dem  unbefiui^enen  Glauben  kann  die  geis^ 
reiclie  und  in  gewissem  8inn  erscböplende  Formel  Ernest  Re- 
nans  niebt  genltgen:  'Xa  liai^^on  du  sens  et  du  mot  nVst  Ja- 
mals necessaire,  janiais  arbitraire;  tonjours  eile  est  mo- 
tivee"  (De  Tori^ine  du  langage  S*  149). 

Aber  diese  Formel  wird  au(dt  von  der  andern  Seite  an- 
gefoehten.  Wenn  das  Vulk  dazu  neigt,  jenen  ZuKammenbang 
von  Wort  und  Begriff  denmieb  für  '^notwendig"  /u  halten,  so 
treiben  uragekclirt  einzelne  Forseber  den  Gegensatz  zu  dieser 
Meinung  so  weit,  dass  sie  jene  Verbindung  ftir  durchaus  "will- 
kürlieh "y  f(ir  keineswegs  "motiviert  erklären.  Anj  entselne- 
deusten  bat  Whitney  <  Leben  und  Waelistuni  der  Spraelie  übs. 
von  Leskien)  diese  Anschauung  formuliert:  "Jedes  Wort  jeder 
menschlichen  Sprache  ist  im  eigentlichsten  Sinne  ein  willki&r- 
liebes  und  konventionellem  Zeichen:  willkürlich,  weil  von  den 
Tausenden  gangbarer  Worte  und  den  Zehntausenden,  die  er- 
funden werden  küunten,  jedes  heliefiige  ebenso  gut  gelernt 
und  für  diesen  bestinnnten  Zweck  verwendet  werden  konnte; 
konvenfionelb  weil  der  ftrund  der  Iievor/.iiguug  des  einen  vur 
dem  andern  für  iüesen  Zweck  nur  in  der  Thatsachc  liegt,  dass 
m  in  der  Genieinsebaft  von  Menschen,  zu  weleber  der  Spre- 
chende gebrni,  schon  sn  gebraucht  wird"  i a.a.O.  S.  19).  Mit 
allem  Nacbdruek  spricht  der  aiuerikauiscbc  Spraeldorscber  cas 
aus^  jedes  Wort  sei  so  entstanden,  wie  etwa  die  Benennung 
'^Magenta**  für  ein  neues  Anilinrot  oder  ^'Gas"  für  den  neu- 
entdeckten Aggregatzustand  (S.  17).  Womit  dann  freilich  die 
VV^illensfreiheit  in  einem  Umfang,  der  überhaupt  alles  Forseben 
nach  den  Spracbanfängen  verbieten  würde,  als  Dogma  für  die 
Entstelnm^  der  menschliclien  Rede  aufgestellt  wird* 

Jedeutalls  sehen  wir:  nach  zwei  Jahrtausenden  ist  dies 
Ratsei 

Dhs  qualvoll    uralte  Rälsei, 

Worüber  sclion  manche  Häupter  gegrübelt^ 


36  R.  M.  Meyer, 

Häupter  in  Hieroglyphenmützen, 
Häupter  in  Turban  und  schwarzem  Barett, 
PerrUckenhäupter  und  tausend  andere 
Arme  schwitzende  Menschenhäupter  — 
noch  immer  der  beiden  entgegengesetzten  Lösungen  fUhig.  Noch 
immer  gedeihen  die  beiden  alten  Schulen :  für  die  eine  existiert 
das  Wort  9^c€i,  d.  i.  durch  willkürliche  Setzung,  für  die  an- 
dere qpucei  d.  i.  (wie  ich  es  tibersetzen  muss)  durch  organische 
Entwickelung  (vgl.  z.  B.  a.  a.  0.  S.  20  und  besonders  die  geist- 
reiche Auseinandersetzung  bei  Th.  Gomperz  Griechische  Denker 
1,  317  f.).  Herrschend  dürfte  freilich  die  vermittelnde  Richtung: 
sein,  die  —  trotz  aller  Meinungsverschiedenheiten  —  sowohl 
Renan  als  Steinthal  innehalten  und  die  in  massgebender  Weise 
vor  allem  Paul  mit  seinen  ""Trinzipien  der  Sprachgeschichte'* 
vertritt.  Paul  glaubt  an  eine  fortdauernde  Schöpfung  neuen 
Sprachstoffs,  aber  er  hält  auch  ftir  diese  Neuschöpfung  daran 
fest,  dass  ein  Kausalzusammenhang  zwischen  dem  neubcnaun- 
ten  Objekte  und  seiner  Benenuun;^:  besteht  (a.  a.  0.  S.  142 
der  2.  Auflage).  Er  bedauert,  dass  eigentliche  Experimente 
zur  Feststellung  des  Hergangs  bei  sprachlicher  Neuschöpfuug 
nicht  möglich  seien;  denn  auf  die  bekannten  Fabeln  von  freier- 
fundenen Kindersprachen,  die  bei  Herodot  beginnen  und  bei 
dem  Missionar  Robert  Moffat  (a.  a.  0.  141)  noch  keineswegs 
enden,  will  er  mit  Recht  kein  Gewicht  legen.  Mir  scheint 
dennoch  ein  solches  Experiment  möglich.  Es  gibt  ja  Sprachen 
und  Halbsprachen  genug,  die  sich  als  ''"erfundene,  künstliche, 
willkürliche"  Sprachen  geben;  prüfen  wir  ihre  Art  auf  die 
Frage  hin:  welchen  Spielraum  hat  thatsächlich  die 
freie  Spracherfindung? 

Wir  können  natürlich  nicht  sämtliche  "künstliche  Spra- 
chen" durchprüfen.  Aber  da  ich  seit  1886  für  dies  Thema 
gesammelt  habe,  darf  ich  das  in  nun  vierzehn  Jahren  zusam- 
mengebrachte Material  für  ausreichend  halten,  um  von  dem 
überhaupt  vorhandenen  eine  genügende  Vorstellung  zu  geben. 
Bei  der  Prüfung  des  vorhandenen  Stoffes  lasse  ich  vorerst  alle 
theoretischen  Voraussetzungen  bei  Seite  und  erörtere  so  ob- 
jektiv wie  möglich  das  Mass  von  qpucic  und  9€cic  in  den  neu- 
gebildeten Worten  und  vSprachen.  Ich  ordne  dabei  so,  dass 
ich  mit  '■'Sprachen"  beginne,  in  denen  die  Erfindung  den  aller- 
kleinsten  Raum  einnimmt  und  stufenweise  zu  denjenigen  auf- 


K ü n s tl  i f he  S p ra c li e !i , 


3T 


I 

I 


^üfeige,  die  j^an/  und  gar  "'eilniidtMi*'  heimsen  küniieu.  '^Künst- 
liche Spraeben"  sind  ^enau  ^^enooimen  überhaupt  nur  die  letz- 
ten» weil  mir  bei  ilirieii  der  ^Mti/«^  Spraebkürper  künstlieii  int^ 
während  die  trüberen  tStofen  inii"  den  Wortsefialz  und  fdleii- 
falU  noeb  die  Syntax  dnreb  klhistlicbo  (tcbikle  *i:anz  oder 
teilweise  herstellen*  Al^er  es  ist  zum  Verständnis  jener  kum- 
pli/iertei*ten  8t1nii»fnngen  iinentbebrlicb,  dass  wir  mit  den  ein- 
faebsteu  Gebilden  be^ninieu. 

1.  In  einer  Reilie  von  Fällen  entstehen  künst- 
Hehc  8prat'ben  durch  nnwill  kiirliche  oder  absieht- 
1  i cli e  S  t ö r u  n *r  d  er  ii  a  !  ü  r  1  i e  h  e  n   E n  l  vv  i  e  k  e  1  fi  n g. 

Diese  St<irun;;  kann  bernlien 

1)  in  Bewahmnir  des  all.:;euii'in  Ab^^estc^snenen 

2)  in  AbstosBunic  des  all^a^mein  Rewahrten, 
hierher    i^rehüriijreu    Fälle    von    scheinbarer    Umwandlung 

sind  thatsäehlieh  in  einer  dieser  beiden  Kafe^^orien  mit  ein- 
gese  blossen. 

Das  spraehliehe  Leben  lieruht  auf  einer  lortwahrenden 
Erneuerung  des  Spraehstolfs,  ünauflii»rlieh  werden  Laute, 
Wort  formen,  Sal/bildungen,  die  bisher  ^^ebräueblich  waren, 
in  entere  Kreise  ziniickgedränirt  nnd  sehliesslieh  auf^e^ad)en. 
üuaufbiirlieli  wird  aber  aueh  —  wie  besonders  Paul  Ijetont 
hat  —  neues  Material  hiuzui^ebraeht  und  der  Prüfun;^  im 
Kampf  ums  Dasein  aus*;esetzt.  Jede  persönliebe  Ijautgebung, 
jede  individuelle  Wortwahl  ist  ein  Versneih  auf  die  Sprache 
zu  wirken  —  ein  Versuch,  der  unter  Lmstäntlen  weitji^eheude 
Veränderungen  veranlassen  oder  wenigstens  fordern  kann.  Jeder 
Menseb,  der  etwa  zu  einer  bestimmten  Zeit  statt  des  noeh  nll- 
gemein  herrsehenden  flexivisehen  Genetivs  den  umsehriehenen 
Genetiv  bildete,  half  unmittel!>ar  die  Verdrängunii:  des  echten 
Kasus  und  half  mittelbar  die  nnaiishh^üdieb  nälierrüekende 
Erjietznng  der  Flexion  durch  asyniak tische  IliU'smittel  dureh- 
itetzen. 

Soweit  nun  der  all^^eniein  verbreitete  Prozess  der  Ab- 
sto&sung  oder  Neubildung  von  breiteren  Kreisen  durchgeführt 
wird,  kann  er  kiiustliehe  Sprachen  nicht  eigentlich  zeitigen. 
Eine  Anzahl  vfui  zusannnenwohnenden  Personen  geben  einen 
Laut  —  etwa  das  ic  vor  r  —  auf;  Andere  bewahren  ihn  noch. 
Das  hilft  Dialekte  und  sogar  ganze  Sprachen  und  Sprachperio- 


38  R.  M.  Meyer, 

den  abgrenzen;  aber  Niemand  wird  hierin  eine  individuelle 
Abweichung  von   der  allgemeinen  Sprachentwiekelung  sehen. 

Etwas  Anderes  aber  ist  es,  wenn  eine  ganz  kleine  Gruppe 
für  sich  allein^  abseits  von  dem  allgemeinen  Sprachleben,  solche 
Veränderungen  vornimmt.  Und  besonders  auffällig  wird  der 
''künstliche"  Charakter  der  so  entstehenden  Gruppen -Idiome, 
wenn  die  Zusammengehörigen  keine  lokal  geschlossene  Ge- 
meinschaft bilden,  andern  durch  ein  mehr  geistiges  Band  zu- 
sammengehalten werden.  Dann  ist  in  der  That  bereits  der 
Anfang  der  eigentlichen  Kunstsprachen  da. 

1)  Bewahrung  des  allgemein  abgestossenc  n 
Sprach  Stoffes. 

a)Jede  einzelne  Person  hat  ihre  individuellen 
Sprachgewohnheiten.  Schon  die  Kinder  bilden  naturgemäss 
neue  Worte,  d.  h.  sie  wiederholen  den  sprachschöpferischen 
Versuch  bestimmter  Ableitungen  von  gegebenen  Wurzeln,  der 
jeder  "rezipierten"  Wortbildung  einmal  vorausgegangen  sein 
nniss.  Sie  sagen  ''die  Gehe"  für  "der  Weg"  (Preyer  Seele 
des  Kindes  S.  327),  was  an  sich  gerade  so  berechtigt  ist  wie 
"der  Gang";  oder  "der  Wurster"  (Lindner  Naturgarten  der 
Kindersprache  S.  88  vgl.  86.  92.  101.  104.  105),  wie  der  "Flei- 
scher" sehr  gut  heissen  könnte.  Oder  sie  greifen  sogar  un- 
bewusst  in  den  etymologischen  Urgrund  der  Worte  zurück, 
wie  wenn  ein  Knabe  den  "Gaumen"  als  "Zahnhimmel"  be- 
zeichnet (Preyer  a.  a.  0. j.  Sie  schaffen  sich  eine  eigene  Sprache 
(Rzesznitzek  Entwickelung  der  Kindersprache  S.  18  f.  nach  Haie 
und  Hun)  und  behalten  sie  lange  bei. 

Aber  auch  jeder  Erwachsene  hat  schliesslich  seine  Sprache 
für  sich.  Wir  schreiben  Dissertationen  über  den  Sprachgebrauch 
von  Livius  und  Cynewulf;  wir  könnten  sie  auch  über  die 
Sprechweise  unseres  Arztes  und  unserer  Köchin  schreiben. 

Der  eine  stösst  mit  der  Zunge  an,  der  Andere  rollt  das 
r;  dieser  sucht  den  "Leutnantston"  zu  erhaschen,  jener  durch 
einen  breiten  feierlichen  Vortrag  zu  wirken.  Im  Allgemeinen 
bringt  das  aber  doch  nur  Nuancen  der  in  der  Umgebung  des 
Betreflenden  verbreiteten  Sprache  zu  Wege.  Auch  findet  die 
Eigenart  der  Sprechweise,  selbst  wenn  sie  bewusst  gepflegt 
wird,  ihre  Grenze  an  dem  Bedürfnis,  allgemein  verstanden 
zu  werden.  Der  Einzelne  für  sich  allein  wird  es  sich  selber 
gestatten  können,  allzu  "originelle"  Sprachformen  (unter  wel- 


KüiislUche  SpraclRM]. 


39 


P 

^ 
k 


dciii  Ausdruck  wir  all^^emein  Laiitlirhej;,  Flexiviselios,  Syn- 
taktJHchos,  Loxikolu^i^eheK  begreifcu  wolk'u)  bciznl»elialteii, 
die  ans  seiner  gauxen  Sprechweise  heraus  ihm  zufjüli;::  eiitst.'iii- 
den  siuil,  Ernst  E<*kstein  haf  in  meiner  HiitiimvKke  ''Der  licsiirb 
im  Carcer"  eineii  Schulilircktor  vor^^cfdlul,  der  sieh  diireh 
aljsonrterliche  Sprache  auszeielmet;  er  spricht  dureh  die  Xat^e 
(Univ,-HihK  234n  S.  40)  mid  hriiigt  dfidureh  einen  eigeiitum- 
licheii  Vokalisiuns  vou  '^npeyj lisch  llein/ATlinp^eher  Kliio^^tarhe" 
(ebd.  S.  12)  zu  Stande.  Und  diese  Art  der  Ansspniehe  wirkt 
nun  iiii/,weifellnaft  an  eh  niif  seine  Wortwald;  es  werden  Worte 
bevcirzn^^,  in  denen  i-^eine  ""hereehtif^te  Eif^entdmlielikeit"  sieh 
Dnehdrtk^klieh  enttalten  kann.  Aber  er  hl  eben  Direktnr; 
Kollei^en  nml  Sebrdcr  müssen  ihn  verstehen,  aiieh  wenn  er 
sich  die  ISewahrnnt;  einer  Sprach e^  wie  sie  andere  ^[ensehen 
mir  im  Sehnnpfen  branehen,  dauernd  erlaubt.  Oder  nmn  nehme 
die  bekannte  Anekdote:  Lndwi/?  XIV  lialje  versebentlielj  '1a 
earro&se"  gesagt  «tatt  ''Ic  car rosse",  und  dnreh  die  Naehalnnnng: 
der  Höflinge  sei  das  allgenjein  rezipiert  worden.  Die  Rirli- 
tigkeit  der  ganzen  Erzählun^r  vorausgesetzt,  nmss  man  durb 
wohl  annehmen,  der  Kon  ig  habe  sieh  an  den  Sprachfehler 
gßwrdjnt,  auf  den  ihn  Niemand  aufmerksam  zu  niaelien  wagte; 
ein  einmaliger  lapsus  hatte  doch  wold  seihst  in  Versailles  nicht 
80  gewirkt.  Ein  solcher  bewahrter  Fehler  ist  ein  Stückchen 
ktlnstliche  Spra^die:  ein  anderer  verspricht  sich  aneh,  verlfcs- 
aert  sich  dann  aber  —  rex  non  potest  errare,  er  niuss  tiun 
iinmer  weiter  das  Wort  weiblicdi  brauchen,  Aijcr  der  Krmig 
bleibt  eben  nicht  isoliert :  die  "^'^pracliertindung*'  des  Einzebn^n 
wird  Eigentnm  der  Oruppe  und  schliessüeh  der  Nation, 

Ware  die  (lemeinsehaft  nicht  so  nachgiebig  gewesen,  so 
Ware  die  ''S|iraeliertindHng"  eben  ein  S|>ra(*hfelder  gebfiehen 
wie  in  jenem  hübschen  Fall  den  Axel  Kock  (Oni  sprAkets 
fiirändning  S.  lüä)  nach  3lax  ^ilfdler  erzählt.  Kaisei'  Sigis- 
umnd  schloss  1415  auf  ileni  Konzil  zu  Konstanz  eine  Thron- 
rede gegen  die  Hiissiten  mit  den  Prachtworten:  "Videte  pa- 
tres 11 1  erudicetis  sehisniani  Hnsitarirm",  Ein  M»incli.  in  tief- 
ster grannnatischer  Seele  gekränkt,  rief  ihm  zu:  "(iuädigster 
König,  sehisina  est  genug  neutrnm!'*  "'Woher  weisst  du  tlas?" 
"Alexander  (iailns  sagt  es!"  "Wer  ist  das?"  "Ein  Mönch/' 
"Aber  ich  bin  Komiseher  Kaiser,  mein  Wort  wird  wold  noch 
so   viel   gelten    wie   das   eines  Mönchs!"     Aber   es   half   ihm 


40  R.  M.  Meyer, 

nichts  —  Caesar  non  est  supra  graniraaticos  —  "schisma" 
blieb  Neutrum  wie  "lex"  Femininum  blieb,  trotzdem  der  Abg. 
V.  Eynern  im  Preussiseben  Abgeordnetenhause  "das  lex  Fran- 
kenstein" sagte.  Die  Redner  werden  auch  selbst  nicht  daran 
festgehalten  haben. 

Immerhin  kommt  es  vor,  dass  die  Bereicherung  zufUlliger 
oder  veralteter  Sprachgebilde  oder  sonst  abgestossenen  Sprach- 
gutes wirklich  auf  Einen  Sprecher  beschränkt  bleibt.  So  bei 
Eigennamen.  Wir  Norddeutschen  lassen  das  auslautende  w  in 
Namen  wie  Bülow,  Gutzkow,  Virchow  verstummen.  Süd- 
deutsche, die  nach  Berlin  kommen  richten  sich  nattirlich  zu- 
ei*st  nach  der  Schreibung.  So  reimt  Herwegh  (Neue  Gedichte 
S.  135)  Virchow  auf  Kirchhof.  Manchmal  halten  sie  aber  ihre 
Aussprache  sei  es  aus  Unachtsamkeit  sei  es  aus  Eigensinn 
später  noch  fest.  Umgekehrt  neigen  wir  dazu,  Namen  mit 
auslautendem  II  auf  der  Schlusssilbe  zu  betonen:  Keud611,  Roe- 
pcll;  die  Wedel  haben  dies  verftihrerische  Anhängsel  jetzt  auch 
in  der  Schrift  aufgegeben.  Hört  der  an  den  richtigen  Klang 
Gewöhnte  eine  Reihe  von  Namen  so  aussprechen,  so  wirkt  es 
leicht,  als  habe  der  Fremde  da  allerlei  unbekannte  Töne  mit- 
gebracht: was  ist  denn  Gutzkoff?  was  ist  dennWedell?  Oder 
es  hält  Einer  krampfhaft  daran  fest,  in  Jean  Paul  auch  den 
zweiten  Namensteil  französisch  auszusprechen.  Ein  bekannter 
Litterarhistoriker  macht  sich  ein  Vergnügen  daraus,  immer 
"Harry  Heine"  zu  sagen,  weil  der  Dichter  sich  in  seiner  Ju- 
gend so  nannte;  und  ein  anderer  fühlt  sich  vielleicht  bemüs- 
sigt,  E.  Th.  A.  Hoffmann  statt  mit  diesen  usurpierten  Anfangs- 
buchstaben mit  denen  seines  Taufscheins  aufzurufen.  Herman 
Grimm  erklärt,  er  spreche  den  Namen  ^'Burke"  so  aus,  wie 
er  sich  schreibt,  und  beharrt  bei  der  Schreibung  seines  eige- 
nen Vornamens  mit  einem  w,  wie  Moriz  Haupt  das  t  im  Vor- 
namen verwarf. 

Doch  beschränkt  sich  ein  solches  Bewahren  aufgegebener 
Si)rachformen  nicht  ganz  auf  Namen.  W.  v.  Kügelgen  erzählt 
etwa  ("Jugenderinnerungen  eines  alten  Mannes"  S.  30)  von 
einem  begeisterten  "Altdeutschen",  der  es  nicht  ertrug,  dass 
die  Sonne  das  Weib  und  der  Mond  der  Mann  sein  solle  und 
deshalb  hartnäckig  "der  sunno*'  sagte.  Diese  bewusste  Auf- 
nahme veralteten  Sprachgutes  ist  direkt  schon  ein  Baustein  zu 


K ü nsUicl le  Spr/irl k; i i  . 


41 


I 
I 


«iner  küJihtliehcn  Sprache;  ^eht  der  Mami  weiter»  so  kotnnit 
er  in  die  [jcwusBt  arcliaisieremle  Spraelie  Ijiueiu. 

Und  dies  ist  nun  die  wicditif^ste  Form,  in  der  individu* 
idler  S|iraeli.ireliraiudi  diindi  Uewabriio^^  allj^^euiein  atifge^^ehener 
Worte  luid  Fltj^:imgeii  zu  küustlielicr  SpracLe  riilirt:  die  i^a- 
1  e  h  r  t  -  a  r  c  h  a  i  s  t  i  ?*  e  b  e  S  p  r  a  e  h  e.  Sie  ^^eliört  keiner 
<iruppe  au,  denn  jeder  Autor  bildet  sie  neu,  und  nieutaud 
brauclit  sie  im  \'erkelir  mir  ilini;  aber  inimerliin  ht  /..  B.  aus 
den  areliaisierenfleu  Komau-Idioiuen  ao  eintlus.sreielier  Sehrift- 
steller  wie  Sehetfel  und  Freyta^'  ndt  der  Zeit  eine  Art  Ge- 
m  e i  n  s |i  r a  c  h  e  d es  h  i  s  t  o  r i  «  e  li  e  u  K  o  m  a u  s  geworden. 
Es  ist  eine  durebaus  kiinstlielie,  kouventiunellc  S|)niebe;  der 
Einzelne  hat  sie  sieh  uaeh  einem  vorsehwebenden  Ideal  unter 
Benutzung  gegebenen  Materials  selbst  gebildet.  ''"Es  ist  ein  8tir\ 
sagt  W.  Wiindt  (Vr>lkerpsyehob>gie  1,  420),  ''der  freilieli  so, 
wie  ihn  der  Dichter  erfindet,  sieherlieh  nirgendwo  und  nir*:end- 
wann  vorgekxannien  ist.  der  aber  doeh  dureb  die  Art  der 
grannnatiseben  Konstrnktion  und  nameutbeh  dinxdi  die  Ein- 
tllgnng  gewisser  rogel massig  wiederkehrender  Kedetbrmenj  die 
au  den  bomeriseben  Stil  erinnern,  den  Eindruek  gedie^^ener 
und  sebwerfäliiger  Langh?anikeit  bervorbriiiirt/'  Wie  die  Kin- 
derspraebe  ist  es  eine  Koniprotnisspraehe,  wie  viele  andere 
Arten  ktinstlieber  S]iraelie  eine  Misehspraehe.  Von  Erfindung 
im  eigentlichen  Sinne  kann  aber  doeb  selbst  hier  niebt  die 
Eede  sein,  Analogiebildungen  mögen  vorkommen,  falsche  Miseh- 
formen;  alier  auch  dann  wird  nur  eine  ft!r  riehtig  gelmlteiu' 
Form,  die  der  besser  Unterricbtete  autgcben  würde,  konser- 
viert. Barnnui,  der  berühmte  atnerikanische  "showman",  lud 
zur  Bcsiehtignng  seines  berüelitigtcn  "weissen  Elefanten"  {er 
hatte  einen  weissen  Fleek  auf  dem  Rücken)  alle  "Elepban- 
thropen"  ein.  Der  Antotlidakt  hatte  ein  €Tegenstilck  zu  '^Phi- 
lantbropeir'  bilden  wollen:  "Elefantenfreunde''  nach  dem  Muster 
von  "Mensebenfreunden":  er  hatte  nur  das  ünglnek,  für 
"Freund"  den  tabeben  Bestandteil  zu  erwischen.  Henau  so 
gellt  es  zuweilen  bei  ilen  sonderbaren  Wortbranereien  altdeut- 
»eher  Romane.  Ks  wird  dann  eben  nur  ein  indivirluelierSpraeb- 
febler  testgehaltcü. 

Seit  das  interessante  Büchlein  von  Mayer  und  Meriiiger 
ober  "V'erspreehen  und  Verlesen"  erschienen  ist,  bat  man  die 
Bedeutung  erst  voll  erkannt,    die  Sprachfehler  als  Wegweiser 


42  R.  M.  Meyer, 

der  Sprachcntwickluiig  haben.  Wo  sich  erst  ein  Verspreche» 
einstellt,  da  liegt  offenbar  für  die  redende  Generation  eine 
Schwierigkeit  vor,  die  im  Lanf  der  Zeit  tiberwunden  werden 
wird;  und  die  Art  des  Versprechens  deutet  auf  die  Lesung  hin,. 
Dass  man  '"''Adjudant"  aussprach,  war  Sprachfehler,  bis  die 
notwendige  Dissimilation  in  "Adjutant"  allgemein  durchgeführt 
war.  Nun  begeht  der  den  Sprachfehler,  der  der  Schreibung 
gemäss  noch  heut  zwei  t  ausspricht  —  mindestens  im  Gebiet 
der  mir  geläufigen  Aussprache.  Er  hat  das  Wort  ai)er  nicht 
absichtlich  "geändert".  Und  wenn  Felix  Dahn  seitenlang  in 
einem  künstlichen  Uekorationsdeutsch  reden  lässt,  ist  diese 
gewiss  nicht  "natürliche"  Sprache  nur  die  konsequente  Weiter- 
führung solcher  Einzelheiten. 

b)Die  Gruppe  erst  schafft  durch  Bewahrung  sonst 
abgeschlossenen  Sprachgutes  Sprachen,  die  als  eigentlich  ktlnst- 
liche  schon  empfunden  werden. 

a)  Der  lehrreichste  Fall,  obwohl  der  einfachste,  ist  die 
Kinder  spräche.  Das  Unvermögen  des  Kindes,  vorge- 
sprochene Worte  genau  nachzuahmen,  aber  auch  der  tastende 
Versuch  eigener  Sprachbildung  schafi't  allerlei  "Worte",  die 
für  gewöhnlich  spurlos  im  Lauf  der  Entwicklung  verloren  gehn. 
(Eine  liebevolle  Charakteristik  dieser  Kinderworte  und  ihrer 
"volksetymologischen"  Hintergründe  gibt  A.  Keber  Zur  Philo- 
sophie der  Kindersprache  Leipzig-  1890  S.  8f. ;  wenig  bei 
P.  V.  Schönthan  Kindermund  üniv.-Bibl.  N.  2188).  Das  Kind  ist 
eben  nicht  stark  genug,  um  das  zu  erreichen,  was  Könige  oder 
Schulmeister  können:  seine  Idiotismen  zu  allgemeiner  Aner- 
kennung zu  bringen.  Es  muss  sich  schon  gewöhnen,  statt 
"Hottehtth!"  "Pferd"  und  statt  "Konta"  "Konrad"  zu  lernen. 
Aber  zuweilen  kommt  die  Familie  ihm  entgegen.  Sie  nimmt 
die  kleinen  netten  Missbildungen  zärtlich  auf.  Wilhelm  Grimms 
Kinder  bilden  "in  naivem  und  primitivem  Dissimilierungstriebe 
neben  dem  kosenden  *"Papa'  für  Vater  Wilhelm  für  den  Onkel 
Jakob  das  neuerfundene  Wort  ''der  Apapa',  und  Papa  und  Apapa 
klangen  nun  durcheinander  von  den  noch  lallenden  Lippen  der 
Kinder,  die  dann  jene  Worte  auch  beibehalten  haben  füre 
Leben"  (Zarncke  Kleine  Schriften  2,  223j. 

Vereinzelt  werden  solche  Kinderworte  fast  in  jeder 
Familie  fortgeftihrt;  ich  kenne  z.  B.  ein  Haus,  wo  der 
Vater  von  den  längst  erwachsenen  Kindern  noch  heut  "ßäp*V 


Künstliche  Siirnelif-i 


4a 


^ 
^ 


die  Mutter  ^'Mimm*'  ^enniint  wirrL  Selii'  liäiifi|!r  werden  ho- 
»anders  wieder  kindlielie  Namensverstüniiiicluu^eii  konserviert; 
in  deiiisi'llien  Haus  heisst  eine  ''"Anna"  iort|cesetÄt  "Aennes", 
ein  "Rudolf"':  "Ruddel".  Aber  aucb  ans  späteren  Stadien 
des  Fainilienlebens  werden  Neckiiamen,  die  einer  au^enbl1*k* 
liehen, Ins|nratinu  ihren  Ursprung  verdanken,  und  ebenso  aneh 
ei^^entiimbehe  Benennungen  tljr  Vuv^g  und  Handlnntcen  von 
den  Verwandten  wie  Ausdrtleke  einer  ()ebeini>4praebe  be- 
wabrt  und  erbalten  oft  räuinlieli  weit^etrenuten  Mitgliedern 
eine  Bpezitiscbe  Spraebgenieinsebaft.  Der  Fremde,  der  iji  die- 
sen Familienjargon  Inneinsehneit,  ftddt  sieli  verraten  uini  ver- 
kaufe wie  unter  einer  VerschwÖrcrl>ande.  Hiicbst  wirksam 
gehüdert  Helene  B*ddau  in  ibrer  Erzälibmg  ^'Ver>ipielte  Lent»*" 
(bes.  S.  12  fj  solelie  Familienspraebe,  wenn  sie  sie  aurh 
hr>chpt  einseitig  erklärt,  "So  sagte  man  bei  Sehnaai?ens  iin 
teibiahmsvoiUten  tragenden  Ton  'Leberwilrseb teilen?',  wenn  man 
sieb  nacb  dem  ßetiuden  erkundigen  wollte.  Nienmnd  wui?.ste, 
w^oher  dies  stanmite.  und  weshalb  man  das  tliat;  und  'kran- 
kes Sehalmeieben!*  sagten  sie  sonderhrirerweise  —  wenn  sie 
einem  Fandlienmitglied  Mitleid  ausdnieken  wollten.  In  ziirt- 
lieben  Augenblieken  Hagte  Süplielieu  zu  ihrem  Vater  'Seblap- 
perdonsy  Papebms,  Papelormn'  —  Ertindung  von  Scbnaase  dem 
Älteren."  Man  kann  sieh  dann  nieht  wundern»  dass  solehe 
Lallte  dem  Fremden  wie  Mysterien  klingen,  bei  denen  ihm  der 
Verstand  still  steht,  während  sieb  die  Eingeweiliten  ausserordent- 
beb  amUsieren.  In  der  Thatt  bier  s<'heint  zunlieiistj  wie  ant*b 
Helene  Büblau  sellist  meint,  "Ertindung"'  v<u7jdiegen;  uud  sogar 
80,  wie  Whitney  (a.  a.  0.  8.  IT)  es  fordert:  das«  aus  einem 
bestiramten  Zeitpunkt  heraus  eine  neue  lienennimg  erwäehst. 
Sieht  man  genauer  7AI,  so  ist  die  ''Krhmluiig''  aueb  hier  nur 
Bewahrung,  Die  Stimmung  eines  Moments  maebt  sich  Luft, 
schafft  sieh  Ausdruek  sei  es  in  rein  lautsymboliseher  Weise 
—  "iSehlapperdons,  Papelons,  Fapelorum"  —  sei  es  in  inbalt- 
lieb  syinboliseher,  umieuteuder  Art  ^  "Leherwtlrsehtehen". 
Dergleieben  konmit  fortwährend  vor  und  hat  im  Zusanjnien- 
hang  mit  den  motivierenden  Umständen  aneh  gar  inehts  Auf- 
fallendes. Nun  hat  es  aber  einnml  sehr  gefallen  und  wird 
deshalb  /m  weiterer  Benutzung  von  der  Fannlie  Sehnaase  auf- 
bewahrt, während  andere  solche  Improvisationen  versehwinden 
lassen.     Maxinnliau  Klingerj  der  Dichter,  entdeckte  einmal  als 


44  R.  M.  Meyer, 

russischer  General,  das»  eine  Schildwaehe  mitten  auf  einem 
Rasenfleck  aufgestellt  war.  Es  stellte  sich  heraus,  dass  die 
Kaiserin  Katharina  dort  einmal  eine  aufblühende  Rose  gesehen 
und  zu  ihrer  Bewachung  den  Posten  hingestellt  hatte.  Die 
Rose  war  seit  Jahrzehnten  verblüht,  zerfallen,  in  Staub  auf- 
gegangen —  die  Schildwache  wurde  immer  noch  erneut.  So 
ist  es  mit  solchen  Familiengeheimnissen.  Willkürliche  Erfin- 
dung scheinen  sie,  weil  sie  ganz  von  der  ursprünglichen  Ge- 
legenheit abgelöst  sind;    einst   hatten   sie  ihren  guten  Grund. 

T)  Den  gleichen  Charakter  einer  fortgeführten  Gelegen- 
h ei t SS p räche  tragen  nun  auch  die  konventionellen  Sprachen 
freierer  Gruppen. 

Helene  Böhlau  erzählt  (a.  a.  0.  S.  15)  weiter,  wie  H. 
Schnaases  Gattin  ihren  Gemahl  jeden  Tag  mit  einem  neuen 
hypokoristischen  Thiernamen  weckt.  "Heute  ein  Karpfen,  mor- 
gen ein  J]sel,  ein  Pferd,  ein  Hahn.  Und  als  was  er  geweckt 
wurde,  als  das  musste  die  zukünftige  Excellenz  sich  behandeln 
lassen.  Erwachte  er  als  Karpfen,  so  wurde  er  auf  das  lieb- 
reichste gefragt,  ob  er  in  seinem  Schlämmchen  gut  geschlafen, 
ob  er  seine  Tasse  voll  guter  kleiner  Würmer  schnappen  wolle, 
ob  er  Reisscn  in  den  Flossen  habe  und  so  fort.  Sie  fiel  selten 
aus  der  Rolle:  als  Pferd  bekam  er  Hafer,  striegelte  sich,  wurde 
gesattelt  und  gezäumt.  Sie  brachte  ihm  statt  der  Stiefel  Hufe, 
statt  der  Halsbinde  einen  Zaum,  statt  der  Brille  —  Scheuleder*'. 

Das  ist  noch  Familienspiel :  der  momentane  Einfall  wird 
unter  Eingeweihten  durchgeführt.  Ebenso  erzählt  aber  auch 
G.  Keller  (Leute  von  Seldwyla  2,  122),  wie  '''Einer  von  Paris 
den  Witz  heimgebracht  hatte,  den  hohen  runden  Manneshut 
Hornbüchsc  zu  nennen,  welchen  Ausdruck  sie  mit  Jubel  auf- 
griffen. Seither  sagten  sie  statt  Deckel,  Angströhre,  Ofenrohr, 
Schlosser,  Lausepfanne,  Grützmass  .  .  .  und  dergleichen  für 
jede  Art  Hut  nur  Hornbüchsc  und  sie  benannten  Viggis  Kopf- 
bedeckung <lemgemäss  ein  artiges  Hornbüchschen  und  meinten 
jene  Hörnchen  müssten  noch  ganz  jung,  zart  und  klein  sein, 
ansonst  er  eine  festere  Büchse  brauchte".  Also  ganz  dasselbe 
Spiel  wie  "bei  Schnaases":  es  wird  eine  bestinunte  metapho- 
rische Ausdrucksweise  zu  Grunde  gelegt  und  ausgebeutet.  Der 
Hutmacher  heisst  dann  gewiss  auch  Büchsenmacher,  das  Haken- 
holz, an  dem  die  Kopfbedeckungen  aufgehängt  werden,  Büch- 
ßenstand  usw.     Für  den  Uneingeweihten  entsteht  so  eine  Räu- 


Künstlicbe  Sprachen. 


4& 


I 
I 


berspmehe:  wie  denn  muAi  \m  G.  Keller  Vig^i  den  liarmloa 
gemeinten  Ausdruck  falscl»  versteht. 

Immer  bleilK  hier  iloeli  untd*  der  ZiisiaTJinienliang:  mit 
dem  spracdi schupfenden  Monieut  fühlbar:  die  «janze  (inip|ie 
bleibt  unter  tier  Naebwirktiiitr  des  Aui,a'nbtiek8,  in  dem  die 
Bene  BenennniiJtc  "'Hondjüchse"  sie  begeit^terte.  Gehen  wir  zu 
einer  Verlan o^erun^^  des  Ab^tandes  znii^ebeo  "(Telegenheit"  und 
" Weiter ftihrung:"  über,  so  erhalfen  wir  konventionelle  (iruppen- 
gpracheD,  die  äusserlieh  der  Familienspraehe  Helene  Böhlauii, 
dem  Kneipenjar^'on  G.  Kellers  viilüg  gleieheii,  sieli  aber  durch 
stärkere  Absiehtliehkeit  des  Sondergebraucbs  von  ihnen  unter- 
eeheiden. 

Die  Familie,  die  Kneipges^ellBehaft  hält  an  dem  zufällig 
aufkommenden  Ansdriiek  fest,  gibt  ihn  aber  nicht  weiter. 
Geschieht  dies  dagegen,  wird  der  imtersebcidcnde  Spraeh- 
gebraneh  der  *]4ruppe  ilurcb  Tradition  festgehalten  und  über- 
liefert,  so  entstehen  eigentliche  Sooder^iirachcn, 

Über  die  Sonderspraehen  hat  die  Zeitschrift  '^\m  Ur- 
quell" seit  1894  eine  rmfrage  erritfnet,  die  niamdierlei  Mate- 
rial tu  Tage  gefordert  hat,  der  i?ystematiöehen  Bearbeitung 
aber  Alles  zu  tlum  übrig  lässt.  Sie  finden  sieh  bei  gän/Jicb 
unkidtivier^ten  Vrdkern  so  hantig  wie  inmitten  der  Überkultur; 
m  linden  sieh  iUierall,  wo  ein  Bedürfnii^  zu  eogereui  Zusaui- 
mensehluss  anft^inebt,  vor  allem  aber  da,  wo  die  Vereinigung 
(wie  hei  den  (Tcheindjümten  Afrikas  —  oder  bei  unsern  Stu- 
denten I  sieh  in  bewusstem  (Gegensatz  zur  Mehrheit  fühlt,  i  Reiebe 
Litteraturangahen  in  dem  unheinilieb  fleis^igen  Buch  von  L- 
Gnntlier  Eeeiit  nnd  Sprache  Berlin   1808  Anm,  24l 

leh  gebe  ein  paar  charakteristische  Proben  von  solchen 
durch  Fest  hallen  angenblicklieiien  Sprachstotts  entstandenen 
Sondersprachen, 

aai  Eine  Metaphersprache  genau  vom  Znschnitt  der 
Morgenuntcrrednugen  zwisclien  Herrn  und  Frau  ScbnaHse  ist  die 
der  italienischen  (Jarbonari,  über  die  Moritz  Busch  <  Wunderliche 
neilige  S.  2*12)  beriehtet.  Ihis  zu  gründe  liegende  Thema  ist  die 
Vergleiehung  der  Bundesgbeder  mit  Kidderdireimern,  Dies  ans 
irgend  welcher  gelegentlichen  Inspiratioti  entstandene  Bild  wird 
nun  zur  (trundidec  einer  ticbeimspracdie  gemaeht.  'iVas  Feuer 
"/.,  B.  ist  die  heilige  Flamme  der  Freiheit,  tlcr  Meüer  das  Bild 
der  gemeinschaftlichen  Arbeit    tlcr  Brüder  am  Werke  der  Be- 


46  R.  M.  Meyer, 

freiiuig  Italiens,  die  Kohle  enthält  verborgnes  Licht  und  latente 
Wärme,  der  Wald  stellt  das  italienische  Vaterland  vor,  die 
'Wildniss'  Dantes,  'erfüllt  von  Raubtieren',  den  fremden  Unter- 
drückern/' Es  ist  ja  klar,  wie  diese  Verschwörersprache  zu- 
stande kommt.  Man  denke  etwa  an  die  Erzählung,  die  Kai- 
serin von  Byzanz  habe  dem  Eunuchen  Nai-ses  im  Spott  sagen 
lassen,  er  solle  sich  ans  Spinnrad  setzen,  wie  eine  Magd,  und 
er  habe  wütend  ausgerufen:  Ich  werde  dir  ein  Netz  spinnen, 
aus  dem  du  nicht  wieder  herauskommst.  Was  wäre  natür- 
licher, als  dass  die  Verschwörer  nun  Termini  aus  der  Arbeit 
des  Spinnens  angewandt  hätten?  Oder  die  holländischen 
"Geusen"  nennen  den  Unterdrücker  den  "Bettelvogt".  So  hat 
sich  etwa  einmal  ein  italienischer  Patriot  als  Kohlenbrenner 
verkleidet;  bei  einer  Visitation  hat  es  ihn  vielleicht  —  ein 
psychologisch  sehr  wahrscheinlicher  Vorgang  —  gereizt,  mit 
zweideutigen  Worten  Lüge  und  Wahrheit  zu  verbinden  wie 
Grillparzers  Leon  (in  "Weh  dem  der  lügt") ;  und  w  as  sonst  als 
Augenblickseingebung  vei-schwunden  wäre,  bleibt  gewahrt.  Ähn- 
lich steht  es  mit  andern  symbolischen  Berufssprachen,  z.  B. 
der  Freimaurer;,  aber  auch  mit  Karnevalsreden  u.  dgl. 

Auch  die  Kindersprache  kann,  unabsichtlich  freilich,  zur 
Metaphernsprache  werden.  Behaghel  (Zs.  f.  deutsche  Wortfor- 
schung 1,80)  berichtet:  "Im  Anschluss  ankerzengrad  bildet 
mein  vierjähriger  Junge  die  Wörter  kerzensatt,  kerzenvoll, 
kerzenvergnügt".  Freilich  ist  das  nicht  metaphorisch  gemeint, 
sondern  rein  lautliche  Analogie.  Aber  wenn  etwa  in  den  hol- 
ländischen Kolonien  die  Kinder  alle  höheren  Beamten  "Vater", 
"hoher  Vater"  u.  dgl.  nennen  —  wer  will  da  bestimmen,  wo 
die  Metapher  aufhört  und  die  rein  sprachliche  Analogie  an- 
fängt? —  Ebenso  schuf  Lindners  Sohn  ("Naturgarten  der  Kin- 
dersprache" S.  105)  nach  "mausetot"  die  prächtige  Analogie- 
bildung, ein  Apfel  sei  "mausetrocken"  und  sogar  nach  "eiskalt" 
"eisheiss!"  Hier  ist  die  Metapher  ganz  in  Präfixbildung  aufge- 
gangen, gerade  wie  wenn  wir  sagen:  "er  ist  schrecklich  sanft". 
(Vgl.  zu  der  ganzen  Erscheinung  Breal  Essai  de  semantique 
S.  182,   wo  auch  weitere  nhd.  Beispiele.) 

ßß)  nicht  auf  Einer  Metapher,  sondern  auf  einer  Vereini- 
gung verschiedener  Metaphern  bauen  sich  andere  Berufsspra- 
chen auf.  So  vor  allem  die  so  lehrreiche  Studentensprache, 
über  die  Kluge  (Deutsche  Studentensprache  1895)  und  Erich 


Künstliche  Sprachen, 


47 


n 


^ 


^Scliniidf  (Zs.  d.  Vcr,  f.  Volkskunde  V  1895  S.  22b  f.  334  f.) 
•#D  gek'lirt  und  belehrend  ic<^haiideil  Iioben;  dazu  uocli  die 
spezielltni  üutersurhuo^eii  zur  Ilalliwchen  Studentciispraclie  von 
K.  Rurdacdi  (Studentensprache  und  Studenteulied  in  Halle  vor 
lUii  Jahren)  und  Julm  Meier  illallisehe  Studentenspraehe;  vgl. 
anch  Zs.  i.  d.  Wortforgehuuir  1,254  f.).  Die  Studenteiiepraehe 
ist  der  HanptsatOie  naeh  eine  kombinierte  Metaphern- 
spräche,  alh*rdinj;s  unter  Beinnsehnn^j:  iVeind^prüehlieiien  und 
arehaisehen  Älaterials,  Aber  ebarakteriKtisch  ist  an  ihr  doeh 
vor  aneiu  das  Festhalten  niul  Fnrtftihren  bestinunter  Metaphern, 
Soweit  die  8tudentensiu*aehe  Mischnpraehe  ifc^t^  haben  wir  sie 
später  aiizu/iehen;  aber  im  Gebraueh  grieehiseher,  lateinischer, 
latinisirremier  nder  aiK'h  hybrider  Ansdrueke  uuterselieidet  sie 
sich  doeh  nicht  prinzipiell  von  der  ;i:elelnten  oder  akademi- 
schen Sprache  überhaupt.  Der  Student  biUlet  ein  ^räcisierendes 
"burscIdkoH"  (Kbige  S.  47  f.  J.  Meier  S.  26}  wie  der  hoehi^^e- 
stellte  Riebter  ein  ^'Austräg^alinstanz".  Speziell  studentisch 
«ind  dagegen  die  Metapliernkreis^e 

li  der  Deposition,  vg:l.  Sehade  im  Weimar.  Jb.  6, 315 f.: 
auf  der  Fiktion,  dass  der  neu  Anfzunehinende  "ein  stinkender 
Bock"  (hI.  dgb  sei^  beruht  wie  das  purze  t'eremoniell  so  auch 
die  einheitlieh  tlurehgeführte  Ansdrueksweise.  Entt^preehend 
hei  den  (lesellenweihen  iv|;l.  Schade  ebd.  4,  258  f.),  z.  II  beiiu 
"Schleifen"  der  Büttner:  der  "Zie^-ensehuz"  erhält  vnur\Sehleif- 
ptatl'en"  seinen  ""Sehleifnaraen";  oder  bei  den  Tisehlern  wird 
der  Lehrling:  '^auf  die  Bank  ^»^estreekt,  heliaekt,  behobelt"  (ehd. 
S,  29$).  Die  hei  der  symbolischen  Weihehandhtng  motivierten 
Aasdrtlcke  werden  nun  aber  fort^eftthrt  auch  ausserhalb  der 
Zeremonie:  der  'Tuchs"  hat  seine  "Fuchsmappe"  (Kluf^e 
S.  \nj  usw. 

2)  des  Studieren»:  das  versetzte  Bweli  "lernt  hebräisch". 

3)  des  Trinkens:  "Im  Mittelpunkt  der  Studentensprache 
«teht  die  Nomenklatur  des  Zechens"  (Klu^e  S.  21).  Aber  das 
Trinken  holt  sieh  nicht  nur  Metaphern  aus  allen  (lebieten, 
sondern  ^iribt  sie  aucli  her. 

4i  der  Kleidnn^r;  z.B.  ''Scbnalle"  (Vollniann  Burschikose« 
Wörterbuch  S.  416). 

b)  des  Mnsizierens;  z.  B.  "Fhlte"  (Kluge  S.  90). 

6)  der  Jagd:  z.  B.  Hase»  Hasenfutter  usw.  (Vollmann 
S.  21 3> 


48  R.  M.  Meyer, 

7)  des  täglichen  Lebens:  "Besen"  u.  dgl.  m. 

8)  der  Thierwelt;  vgl.  Kluge  a.  a.  0. 

Die  Studentensprache  hält  sich  vorzugsweise  in  einem 
beschränkten  Kreis  von  Anschauungen,  ganz  in  einem  begrenz- 
ten Gedankenkreis ;  daher  ein  Vokabular,  das  für  eine  geringe 
Auswahl  von  BegriflFen  (Kneipen,  Schuldenmachcn,  Liebeshän- 
del) aus  einer  nicht  grossen  Zahl  von  Metapherkreisen  (Stu- 
dieren, Kleidung,  Musizieren,  Jagd)  Worte  enthält,  die  nur 
den  Eingeweihten  verständlich  sind,  von  ihnen  aber  treulich 
bewahrt  und  überliefert  werden. 

Eine  Steigerung;  der  Studentensprache  ist  die  offizielle 
Rede  des  B i e r  k  o mm e n  t s  (vgl.  z.  B.  üniversalbibliothek 
N.  4070):  gewissermassen  eine  Vereinigung  von  Ceremonial- 
und  Gruppensprache.  —  Über  <lie  psychologische  Grundlage 
der  Studentensprache  Nietzsche  Werke  i),  32 L 

Die  gleichen  lOigcnheiten  kennzeichnen  die  von  P.  Honi 
(Die  deutsche  Soldatensprachc  1899,  vgl.  die  inhaltsreiche  Re- 
zension von  J.  Meier  Zs.  f.  d.  Phil.  ;]2,  115  f.)  analysirtc  Son- 
dersprache der  Soldaten,  Inhaltlich  bezieht  sich  das 
Lexikon  auf  Dienst,  Uniform,  Mahlzeiten,  Vergnügungen,  Stra- 
fen; und  die  Ausdrücke  hierfür  sind  wieder  vorzugsweise  dem 
täglichen  Gebrauch  entlehnt:  die  Tressen  heissen  Gurkenscha- 
len,  Kartoffelschalen  (ebd.  S.  70),  die  Kanone  heisst  Pfeifer, 
Singerin,  Brüllaffe  (ebd.  S.  46).  Es  ist  nur  natürlich,  dass  bei 
den  überall  gleichen  Vorbedingungen  eine  '''vergleichende  Sol- 
datensprache" (P.  Hörn  Beil.  zur  M.  Allg.  Ztg.  16.  Mai  1899 
N.  111)  vielfältige  Übereinstimmungen  ergibt:  das  Seitenge- 
wehr heisst  bei  dem  deutschen  wie  bei  dem  französischen  Sol- 
daten *"'Krautme8ser";  die  Ulanen  sind  hier  "^^ reitende  Laternen- 
anzünder", dort  '^allumeurs  de  gaz".  Ähnliches  gilt  übrigens 
auch  für  die  Terminologie  der  Tafel  (vgl.  u.  2,  c,  ßi;  oder  von 
der  Druckerspraehe,  die  H.  Klenz  (Strassburg  1900)  analysiert 
hat;  man  denke  nur  an  Ausdrücke  wie  '"Brille"  (a.  a.  0.  S.  23) 
oder  "Fahne"  (S.  38). 

Aus  dem  modernen  Zeitungsstil  hat  F.  Kürnberger  (Lite- 
rarische Uer/enssachen  Wien  1877  S.  1  f.)  mehrere  Grundmeta- 
phern herausgehoben.  Wir  haben  einerseits  (S.  3  f.)  den  ''ritter- 
lichen Zeitungsstil":  da  wird  das  Banner  hochgehalten  und  die 
Lanze  eingelegt,  man  kämpft  mit  offenem  Visir  und  verdient 
seine  Sporen.     Andererseits  (S.  G  f. )  den  pöbelhaften  Zeitungs- 


KÜDStlii'lii^  Sprncheii. 


49 


Htil:  da  wird  '''iii  den  Koth  ^^ezerrt"  "mit  Ht^eiKler  Lauge 
übergössen",  '^begeifert".  Diese  beiden  Extreme  der  Metapijern- 
spracbe  finden  sich  friedlieb  ztisammen  imd  werdeu  oft  noch 
weiter  durch  eine  kaufiuäntiiHebe  oder  laiKlwirtBeliaftliebe  Ter- 
minologie verstärkt!  —  Aus  der  (jeuint.s8pbäre  beräus  ninmit 
dagegen  0,  Frey  tag  (Briefweebsel  m,  IL  v.  Treitsehke  Ö.  117) 
die  seher/.bafteu  Termini  der  '"\¥i1hlerKf>raehe*':  da  arbeitet 
die  Agitation  mit  '"gemütvoller  Ermalinung",  ''tugviidlmfter 
Entrüstung",  "verächtlicher  Behandlung''  und  gelangt  stdiliess- 
lieh  zum  "HrüIIer"! 

Diese  k  o m  b  i  n  i  e  r t e  u  M  e  t  a } i  h  e  r  n  s  p  r  a  c  h  e  n  verleugnen 
immer  noch  nicht  den  Gelegenheit^eharakter.  Der  Ulan  sieht 
nicht  immer  wie  ein  "reitender  Laternenanzünder*'  au»,  sondern 
nur  wenn  er  die  Lanxe  schräg  in  die  Höhe  bidt;  der  Austlrnek 
wird  aber  dann  verallgenieinert.  Schon  heim  eisten  Aultau- 
ehen der  '"Draisine"  nannte  Achim  v,  Arnim  (Werke  2,  347)  das 
Fahrrad  ein  "wild  gewordenes  Spinnrad"»  wie  man  heut  V'elo- 
yjpedisten  "tollgewordene  Scheerensebleifer"  tituliert;  die  Me- 
tapher hat  nur  Sinn,  wenn  man  den  Radler  in  toller  Eile  bin- 
rasen  siebt,  wird  dann  aber  ohne  Kücksicht  ani'  die  Fahr- 
ge&eb windigkeit  angewandt. 

Es  sind  also  immer  noch  starr  gewordene  (Telegeuheits- 
gpraehen,     Die  nächste  Stufe  ist  die,  dass  man  nicht  auf  eine 

(lelegenlieit  %vartet,  sondern  von  vornherein  mit  der  Absiebt, 
8ieh  neue  Ausdrücke  zu  schaffen,  an  den  S|>racbNtat!'  heran- 
tritt. So  entstehen  verali redete  Grup|*enöpraelien,  die 
einen  künstlichen  Ei'satz  der  gewöhnliehen  Rede  zum  Zweck 
haben:  iieheimspraelien»  vor  allem jVerbrechersprachen*  IHese 
9cbliessen  an  Metaphersprachen  von  der  Art  der  Studenten-  und 
Sotdatenspraebe  dicht  an,  sind  aber  im  Prin/ip  von  ihnen  den* 
^  Doch  in  zwei  l^mktcn  wesentlich  vers<ivicdcn: 

B  1)  die  Ilauptsaebe  ist  hei  ihnen  nicht  die  Prägung  neuer 

Worte,  die  gewissermassen  in  die  Vereinskasse  fallen  und  als 
Gemeinhcsitz  Vergnügen  machen  —  sondern  vielmehr  die  Ver- 
meidung der  gewöhnbchen  gemein  verstand  liehen  Ausdrücke. 
Die  negative  Wortwahl   ist   für   sie   bezeichnend:    Worte  wie 

•  "Einbrueli",  "Polizei"  u.  dgl.  müssen  ersetzt  werden.  That- 
säeblieh  ist  die  Wirkung  ja  fast  dieselbe,  wie  wenn  der  Bursch 


die  Philisterworte   für  "Mädchen"' 

Inrtofrermanf  solle  Forsch  an  gen  XII  1  n. 


'Geltl' 


"trinken"  yerab- 


50  K.  M.  Meyer, 

scheut;    denuoch  ist   bei    einer   systematischen  Übersicht   der 
Unterschied  wohl  zu  beachten. 

2)  sie  verdanken  ihren  Ursprung  schliesslich  wohl  auch 
der  Gelegenheit,  einem  Anstoss  irgend  welcher  Art ;  aber  dieser 
ist  nicht  zufällig  l)cwahrt  und  weiter  ausgenutzt,  sondern  es 
wird  mit  voller  Absicht  eine  UifFercnzierung  der  Sprache  an- 
gestrebt. Deshalb  fallen  diese  iSpracheu  aus  dem  Bereich 
derjenigen  heraus,  die  nur  durch  Störung  des  gewöhnlichen 
Öprachlebens  entstanden  sind;  sie  sind  um  ein  beträchtliches 
"künstlicher"  als  die  })isher  aufgezählten. 

Aber  wie  sie  sich  mit  den  letztbesprochenen  durch  den 
starken  Gebrauch  der  Metapher  als  sprachschöpfenden  Mittels 
berllhren,  so  erinnern  sie  auch  durch  ihre  negative  Wortwahl 
an  die  zweite  Klasse  der  zur  ersten  Kategorie  gehörigen  Kunst- 
sprachen, diejenigen  die  entstehen  durch 

2)  Abstossnng  des  allgemein  bewahrten  Sprach- 
stoffs. 

a)  der  einfachste  Fall  ist  der,  dass  von  verschiedenen 
gleichberechtigten  Ausdrücken  nur  eine  Minderheit  bewahrt, 
die  Mehrheit  aber  und  damit  gerade  die  am  meisten  üblichen 
Ausdrücke  vermieden  werden.  Es  entsteht  so  eine  lexiko- 
logisch  normalisierte  Sprache  und  zwar  meist  von  ar- 
chaisierendem Gepräge. 

Der  Fall  ist  grundverschieden  von  dem  oi)en  besproche- 
nen der  gelehrt  -  archaistischen  Hede  etwa  l)ei  G.  Freytag. 
Wenn  Ludwig  Uhland  sagt  "'vicrfarbig  Kleid  zur  Wat",  so  ist 
die  Anwendung  dieses  veralteten  Ausdrucks  das  Auffällige. 
Wenn  aber  der  Jäger  von  den  Synonymen  ^^Blut"  und  '^Sch weiss" 
oder  "krank"  und  "verwundet"  nur  den  seltenern  Ausdruck 
gebrauchen  darf,  so  ist  die  Vermeidung  des  üblichen  Wortes 
das  Charakteristische.  Das  tritt  gerade  liei  den  Jägern  höchst 
tiezeichuend  in  ihrem  "Jägerrecht"  hervor:  wer  den  falschen 
Ausdruck  gebraucht,  d.  h.  wer  die  gewöhnlichen  Termini  an- 
wendet, der  wird  durchgeprügelt  (vgl.  z.  B.  Schade  Weim.  Jb. 
6.  2%..  Und  das  ursprünglich  mit  gutem  (jrund:  denn  er 
jT^ährdete  den  Erfolg  der  Jagd.  Von  dem  alten  abergläubi- 
iH^iwÄ  Xamentabu  bei  Fischfang,  Jagd  u.  dgl.,  üljcr  den  (nach 
um  Zian  bei  Kahle  Anz.  f.  d.  A.  24,  272)  Xyrop  gehandelt 
L»r.  *in«i  -Sparen  noch  jetzt  auf  den  Shetlandinseln  lebendig. 
Vt  ia.vi&  hier  eine  negative  Gruppensprache:  "dabei  ist 


KüiiBtliche  Sprachen. 


51 


ZU  beracrken,  dam  häiifi^^  eine  Aozalil  Au&drüeke  nur  auf  dieser 
Itifeel  itti  Gebnuieh  itit,  ja  zuweilen  nur  iunerlialh  einer  Familie* 
I  einer  Bootsmannschaft"  (Kable  a.  a.  0.).  Die  shctländisehen 
Tahuworte  zerfiillen  in  zwei  Klassen:  entweder  sind  es  pne- 
tisclie  Umsclireibnugeu,  Ileiti  oder  Keimin;j:ar  —  wie  in  der 
Gaunei^praehc  (deren  poetiselie  Wortfindung  J.  Grimm  Kl.  Sehr. 
4,  165  bewunderte),  oder  aber^  wie  in  unserer  Jagerspraehc, 
alte,  sonst  nieht  mehr  ^^eljrauehte  Ausdrüeke.  Der  mythisehe 
Grand  des  Hrauehs  ist  also  Zeuge  dalQr,  dass  hier  nicht  die 
Bewahrung  aller  Worte  wie  altisL  djfip  \Scli weiss'  in  der  Re- 
deutnng  'Blut'  das  Weseiitfiehe  ist,  sondeni  eben  die  Vermei- 
dang  der  üblielien  Worte,  (Allgemein  vgl  Lenibke  Studien  zor 
deuteiehcn  Waidmmmsspraehe  Dresden  1898  mid  dazu  Kloge 
Lit.^BL  f.  gerni.  o.  rom.  Phil.  1900  S.  89  f.) 

leh  denke  mir,  80  ist  auch  das  Rätsel  der  griechisehen 
und  germanisehen  Gr»tterspraehe  sowie  der  indisehen  Dämonen* 
spraehe  (Grimm  Mythologie  1^  275  und  3,  101;  zu  erklären: 
es  handelt  sich  um  ältere  A  und  rücke,  die  mit  Vermeidung  der 
alltägUehen  urBprünglieii  in  <ler  Ansprache  an  Götter  und  Dä- 
monen verwandt  werden  musstcn.  Diese  kultusmässigc  Ver- 
wendung liess  sie  dann  für  den  gewöhnlichen  Gebranch  abster- 
hcn  —  wie  der  "eigentliche  Käme"  Gottes  bei  den  Juden  nur 
Einmal  im  Jahr  an  feierliclier  Stelle  von  Einem  Berufenen  aus- 
gesprochen werden  durfte  —  und  man  tasste  dann  diese  für 
den  Verkehr  mit  tuit  den  Göttern  hestinnnten  Worte  als  Idio- 
tismen der  Giitter  selbst  auf, 

b)  konsequente  Durebführuug  des  Prinzips,  dass  allgemein 
übliche  Ausdrücke  zu  vermeiden  sind,  ergibt  terminolo- 
gische oder  Berufssprachen.  Es  ist  /,  B.  nicht  auf- 
fallend, dass  die  Rechtssprache  Ausdrücke  wie  ^"V'ertrag", 
"Frist",  "Schenkung"  verwendet  —  alle  Welt  verwendet  sie.. 
Das  Cbarakteristiselie  ist  vielmebr,  dass  für  sie  eben  nur  diese 
Ausdrücke  existieren  untl  alle  im  gewöhnlichen  Sprachgebrauch 
yorhandenen  gleichbedeutenden  Worte  abgestossen  werden.  Ich 
kann  zu  einem  Freund  sagen:  wir  wollen  das  so  abmaehenj 
oder  so  ausmachen^  oder  wie  sonst;  vor  dem  Notar  nniss  ich 
sagen:  ich  will  einen  Vertrag  absehliessen.  Ich  mag  münd- 
lich erklären:  "ich  hinterlasse  mein  gesamtes  Vermögen  dem 
und  dem";  beim  Testament  soll  ich  nur  sagen:  "ich  setze  zum 
Universalerben  ein"*  Die  bewussle  Vermeidung  aller  Ausdrücke 


52  R.  M.  Meyer, 

mit  ÄusDahme  des  Einen^  den  das  Gesetzbuch  sanktioniert^ 
macht  die  Rechtssprache  schon  rein  lexikologisch  zu  einer 
künstlichen  Sprache.  Sic  gehört  freilich  auch  hinsichtlich  der 
Wortfügung  zu  den  normalisierten  Sprachen. 

6.  Roethe  (Die  Reimvorreden  des  Sachsenspiegels  S.  88  f.) 
hat  neulich  glänzend  in  erschöpfender  Darstellung  die  Entste- 
hung einer  individuellen  Rechtssprache,  derjenigen  Ei k es  von 
Repkow,  vorgeführt.  Wir  finden  auch  hier  den  feierlichen 
Gebrauch  altertümlicher  Worte  (S.  89),  auch  hier  die  Sanktion 
eines  einzelnen  Synonyms  für  bestimmte  Rechtsformcln  ("mit 
erven  gelove",  während  Eike  sonst  in  der  Regel  '"urloub"  sagt 
S.  90).  Dennoch  ist  diese  Sprache  künstlich,  wie  gerade 
Roethe  zeigt,  nicht  etwa  in  dem  Sinn,  dass  sie  zu  der  natür- 
lichen Rede  des  Volks  sich  in  bewussten  Gegensatz  stellte; 
nein  sie  wurzelt  in  ihr.  Sie  stösst  nur  einen  Teil  des  üblichen 
Sprachstoffs  als  minder  geeignet  oder  minder  würdig  ab.  Die 
allgemeine  Entwickelung  hat  sich  (a.  a.  0.  S.  88)  zum  Teil 
wieder  hergestellt:  die  verbreiteteren  Worte  sind  wieder  ein- 
gedrungen. Aber  den  Charakter  einer  teilw^eise  normalisierten 
Sprache  konnten  sie  nicht  mehr  verdrängen.  —  Über  die  neuere 
Äechtssprache  handelt  mit  ungeheurem  Material  L.  Günther 
Recht  und  Sprache;  zur  Literatur  Anm.  39,  56  u.  ö. 

Mein  Kollege  Hr.  E.  Berneker  hat  mir  freundlichst  Nach- 
richten über  die  russische  Sehneidersprache  gegeben. 
Über  diese  haben  gehandelt  N.  L.  Usov  Die  Sprache  der 
Schneider  an  der  Ugra  (einem  Nebenfluss  der  Oka)  in  den 
Nachrichten  der  Abteilung  für  russ.  Spr.  u.  Lit.  in  der  Kais. 
Akad.  der  Wiss.  (russisch)  3,  247—50  und  V.  J.  Cernysev 
Wörterver/eiebnis  der  Schneidersprache  ebd.  S.  251 — 262.  Hier 
scheint  aber  ein  eigentliches  Rotwelsch  vorzuliegen :  "Zum  tiber- 
wiegenden Teil  sind  die  Wörter  etymologisch  unklar,  aus  frem- 
den Sprachen  stammen  wenige,  z.  B.  aus  dem  Griechischen 
und  Deutschen.  Die  Suffixe  sind  russisch.  —  Hafer  wird  durch 
Tferdebrot'  übersetzt;  Diakon  durch  'kleiner  Pope'  .  .  .  Die 
Verbalflexion  ist  russisch".  Bisweilen  sind  die  "künstlichen 
Weiterbildungen"  nur  Weiterbildungen  der  russischen  mit  an- 
gefügten Suffixen.  Selten  ist  die  Bildung  aus  dem  Russischen 
durchsichtig;  so  bei  "heiraten"  (von  der  Frau):  eigentlich  "sich 
mit  einem  jungen  Mann  veit^ehen",  "Bisweilen  verstümmelte 
russische  Worte,  aber  selten." 


Künstliche  Sprachen. 


I 


I 


I 


AU  dies  stimmt  genau  zu  tlcra  Ilahitiis  der  (taunersprache 
(vgL  u,  III  €)♦  Hier  wäre  also  die  Beruf sspraclie  über  den 
Kreis  des  Terminologischen  lieraus  zu  eig:eutlichen  Geheim- 
sprache  erwaelisen.  Das  muss  wohl  spezitiselie  Ursachen  haben, 

Q.)  Seh  reitet  der  Pro/ess  der  liorninlisiereuden  Au  »lese 
iioeli  weiter  fort,  so  erhalten  wir  Sprachen,  die  nieht  nur  iu 
der  Wortwahl,  sondern  auch  in  der  Syntax,  im  i^anzeu  Hahitus 
eine  Abwehr  verbreiteter  Eleuiente  aufweisen.  Sie  wirken 
immer  arehaistiseh  —  ^anz  nntiirüelj,  da  sie  ja  das  neu  zu- 
tlieasende  s|M'aeliliehe  Material  kalt  abstosseii,  wie  der  Feh  die 
Itranduu^,  Aber  ihrem  Ursj>run;^  niieli  arehaisieren  sie  dureh- 
m»  nicht;  im  Ge|y:enteih  sie  wollten  seinerzeit  das  eben  gerade 
j?anz  Moderue,  Zeitgeuiassi'  t^^t'ben.  Der  Moment  ist  nur  ^\ie- 
der  erstarrt  und  die  Abwehr  der  Neuerung  tritt  gegenUfier  der 
Bewahrung  de»  Alten  immer  s*tärker  in  deu  Yordergruud,        ■ 

a)  Dem  Proskribieren  einzelner  Worte  zu  Gunsten  anderer 
»tebt  die  feierliehe  Cereuionialrede  am  uiiehsteu.  Hierher 
gehriren  schon  alle  Titel:  die  Wahl  der  Anredeformen  ist  ein- 
geschränkt, insotern  ich  ^Exzclleu/r  sagen  muss  und  weder 
''Herr  Generalleutnant""  noch  "Herr  Si»  und  So^  sagen  darf. 
Noch  fester  verseliränkt  ist  der  Kurialstil,  der  neben  deu  Au- 
reden auch  für  Einleitung  und  Sehluss,  ja  fast  ftir  den  ganzen 
Inhalt  bestimmte  ein  für  allemal  geheiligte  Formeln  mit  Aus- 
schluss jeder  nat«irlielien  AuHlrucksweise  voi-sehreibt  {vgl.  z.  B. 
•^haghel  Deutsehe  S|>raehe  S.  89).  Wie  die  Knrialspraehe 
irird  auch  tlie  Cereumnialsprache  z.  B*  der  Handwerker  nur 
bei  feierlichen  Gelegenheiten  verwandt;  wie  z*  B.  bei  tler  Los- 
«prechnng  der  Lehrling  auf  feststehende  Ansprachen  des  Alt- 
gesellen feststehende  Antworten  zu  geben  hat;  es  lieisst  dann 
immer  'Ich  sage  mit  Gunst"  "(Uuist  genug"  u.  dgl.  (Schade 
lu  a.  0,  4,  259  f.),  —  Mierlier  gebort  dann  auch  der  Bier- 
komnieut  vgl.  o.  1)  y)  ßß)  Über  die  sozialen  Grundlagen  der 
Hiiflichkeitssprache  vgl  K.  0.  Erdmann  Alliägtiehes  und  Neues 
S.  91  f. 

Das  ewige  Muster  einer  ernst  feierliehen  Sprache  Inetet 
die  Bibel  dar.  Nicht  bh^ss  der  Stil  ist  Übereinstimmend  in 
Abwehr  gewöhnlicher  Rede  gehalten  (natHrlicIi  nicht  ohne  Aus- 
nahme) —  auch  die  Bihlerwahl  entspricht  der  Wortwahl.  Ein 
altmodisches  aber  in  seiner  Art  vortretf  liebes  Werk,  der  "Bib- 
lische  Physikus"    von  Job.  Jakob  Schmidt   (Leipzig,  2.  Aufl. 


54  R.  M.  Meyer, 

1748)  stellt  die  aus  dem  genannten  Naturbereich  genommenen 
Gleichnisse  mit  den  nicht  allegorischen  Nennungen  von  Tie- 
ren, Pflanzen  usw.  zusammen.  Da  erkennen  wir  die  Wurzel 
der  mittelalterlichen  Thysiologi":  schon  den  biblischen  Au- 
toren selbst  ist  es  natürlich,  alles  Erschaflfenc  '"zur  Erkenntnis 
und  Preis  des  Schöpfers,  und  zum  rechten  Verstand  der  h. 
Schrift"  auszudeuten.  Sieht  man  etwa  (S.  250)  Zweige,  so 
werden  sie  sofort  zu  dem  Verhältnis  zwischen  Vater  und  Kind 
in  moralisierende  Beziehung  gebracht.  Alle  Betrachtung  der 
Natur  in  rein  ästhetischem  Sinn  fehlt  so  vollständig  wie  etwa 
eine  solche  in  wissenschaftlicher  Absicht.  Und  grade  dies  nega- 
tive Moment  gibt  der  biblischen  Bildersprache  ihre  Eigenart. 

Allgemeiner  noch  wird  die  Vermeidung  der  nächstliegen- 
den Ausdrücke  angestrebt 

ß)  in  der  Sportsprache,  für  die  Behaghel  (a.a.O.  mit 
Recht  "die  Sucht  sich  aristokratisch  von  der  grossen  Masse 
abzuschliessen"  verantwortlich  macht.  Doch  liegt  immerhin 
ein  systematisches  Differenzieren,  wie  bei  den  Geheimsprachen, 
hier  noch  nicht  vor;  es  wird  nur  die  Freude  an  der  esoteri- 
schen Terminologie  kultiviert,  wie  bei  den  Studenten,  aber 
diesmal  nach  der  negativen  Seite.  Es  erinnert  an  das  Jäger- 
latein, wenn  es  als  unfein  gilt,  ein  Pferd  zum  Ziel  zu  ""lenken": 
man  muss  es  "steuern".  Ganz  ebenso  würde  aber  der  Bankier 
über  den  lächeln,  der  die  eigentümlichen  Ausdrücke  der  Bör- 
sen spräche  (humoristisch  angewandt  in  Trojans  Scherzge- 
dichten S.  9.'))  durch  andere  ersetzen  würde;  die  negative  Wort- 
wahl wird  zum  Schiboleth  gemacht.  —  Übrigens  verbreitet  sich 
die  Sportsprache  doch  immer  nur  über  einen  verhältnismässig 
engen  Kreis  von  Ausdrücken;  so  konsequent  wie  etwa  in 
Ibsens  "Komödie  der  Liebe"  oder  Th.  Storms  "John  Riew"  oder 
gar  in  gewissen  niederen  Possen  und  Romanen  spricht  kein 
Mensch  in  öportworten.  —  Wundt  (Völkerpsychologie  1,  568  f.) 
wirft  die  Sportsprachen  mit  den  Berufssprachen  völlig  zu- 
sammen. 

Die  einfachste  und  verbreitetste  Sportsprache  ist  die 
"Terminologie  der  Tafel",  von  der  R.  Kleinpaul  (Gastrono- 
mische Märchen,  Leipzig  o.  J.)  zahlreiche  amüsante  Beispiele 
gibt.  Es  handelt  sich  hier,  wie  wenn  ein  Pferd  zum  Ziel 
"gesteuert"  oder  ein  neuer  Rock  "gebaut"  wird,  um  "populäre 
Metaphern"  (a.  a.  0.  S.  IX)  und  jede  Stadt  ist  auf  die  spezi- 


KÜTistlirhe  Sprachen. 


f»5 


I 


I 
I 


I 


I 


tische   Bepenming    der    lokalen  Gerichte    uwd    Gebäcke   stolz, 
Freiberg  auf  die  '"Bauerliasen''  (S.  123)^  Leipzig  auf  die  "Po- 
lizeifinger" (8*   133),     Die    souderbareii    Tt'iiniiii    geben    sogar 
Anlass  zu  ätiologiscljeu  Mythen,   zur  EHintluiig  von  Eponyniis 
(a.  a.  0.  S.  235)  und  zu   pLi^tiscber  Verwirkliebuiig  (8*  IX). 
Gerade  das  Spiel  mit  den  Worten,  <la«  Häusel u  der  Uneinge- 
weibten,  die  Vermeidung  bfiualer  Iknenniingen  bUdet  den  eigciit- 
lichen  Reiz  dieser  Sprache.     Wie  das  Rotwelseli   ist  sie  aber 
ihrer   volkstttudiehen  (Trundlage  wegen  frischer,    gesunder   als 
die  blasse  Metaphemspniehe  de«  Rennstalls   und  der  Regatta* 
t)  Eine  Stnfe  weiter  kommen  wir  zu  Berufsspraeheti 
höherer  Art,  wie  der  Kanzelrede  und  besonders  der  Üich- 
tersp räche.     Sie  unterscheiden  sieh   von  eintaeberen  Berufs)- 
sprachen  sowobi  durch  die  Höhe  des  (Icsiebtspunktes  als  durch 
die  Strenge  der  Durchführung.     Keine  zulallige  Metapher,  kein 
ans  praktiselien  Oründen  gewählter  Terminus  sondern  das  Ge- 
ftlhl  für  die  Würde  des  Orts  hält  ganze  Kategorien  von  Wor- 
ten  oder  Wortfügungen   fern.     Was  irgend   "vulgär"  scheint, 
wird  bewusst  vermieden.    Daher  haben  es  z.  B,  die  ''Deeadents'* 
und  "Symbolisten"  in  Frankreich  durch  stete  Vermeidung  der 
tiblicben  Ausdrücke  nötig  gemacht*  das*^  für  ihre  Schriften  ein 
eigenes  Wörterbuch    abgctasst    wurde    (J.  Plowert   Petit  glos- 
»aire  pour  servir  ä  lintelligenee  des  auteurs  decadeuts  et  »ym- 
bolietes)  '^Devenir  cave"  ist  "bonrgeois*;    man  sagt  dafür  '*8e 
caver"  (a,  a.  0,  S.  20),    gerade  wie   die  Romaotiker  'Menian- 
den  tänzeln'*  sagen  (Petrich  Drei  Kapitel  vom  Komantisehen  Stil 
S.  86).     (Genauer   suelit    der    schwedische    Aestlictiker    Hans 
Larsson  in  der  Schrift  Pocsicns  Lo^nk  Lund  1809  S.  89  i\  die 
alfgeuieinen  Frinzitnen   der  DiebtcrsjjracfR^  fest/Jistellen,    ohne 
viel  Neues  zu  bringen;  vgl.  auch  meine  Altgerm.  Poesie  S,  483  f, 
ond    die   Ijübsehen  Ansfahrungen  von   K.  0.  Erdniann  Bedeu- 
tung des  Worts  S.  78  f.)     Man  weiss,  dass  diese  zunächst  rein 
negative  Sprachkunst  bis  zur  Herstellung  ganz  und  gar  vcrkün- 
gtelter  Rede  führen  kann;  in  Holland  Imt  die  orthodoxe  Oeist- 
hchkeit  die  ''spraak  van  Kanaan"  fte  Winkel  in  Pauls  Grund- 
riss  1,  716)  zu    einer   i>ibliscft- niederländischen  Jlisclisprafhcj 
im  Norden   die  Skaldenpoesie  ilire   technische  Rede  zu  einem 
fast  unverständlichen  Netz  gesnchttT  Ausdrücke  berausgeldhlet 
(vgl.  u.  IH   1,  e).     Aber  zunächst    sind  Kanzel-  oder  Diebter- 
spraebe  doch  nur  Ausschnitte  aus  der  allgeuiein  üblichen  Spracluv 


56  R.  M.  Meyer, 

durch  Ansstossen  massenhaft  sonst  üblichen  Sprachstoifs  charak- 
terisiert. Freilich  fehlt  von  Anfang  an  auch  hier  das  Andere 
nicht:  die  Bewahrung  poetischer  oder  pathetischer  Ausdrücke, 
wie  denn  fast  nirgends  eine  der  beiden  Störungsformen  der  na- 
türlichen Sprachentwickelung  völlig  isolirt  auftritt.  Aber  weit 
überwiegend  ist  doch  das  negative  Moment,  wie  man  schon 
an  der  häufigen  Abwehr  neu  zudringenden  Materials  durch 
poetische  Zionswächter  erkennt:  Vaugelas  und  die  Pretiosen 
gegen  die  natürlichere  Sprache  etwa  Moliires;  Gottsched  und 
sein  Schönaich  (mit  dem  "Neologischen  Wörterbuch")  gegen 
Klopstock  und  die  Schweizer;  die  akademische  Kritik  im  19. 
Jahrh.  gegen  Victor  Hugo  usw.  (vgl.  Darmesteter  De  la  creation 
actuelledeniotsnouveauxdansla  langue  frauQaise  S.  18  f.  31  f.u.ö.). 
Weiterhin  ist  aber  auch  jede  Schriftsprache  als 
solche  in  diesem  Sinn  eine  künstliche  Sprache.  Ihr  Wesen 
beruht  in  der  Abwehr  bestimmter,  den  Dialekten  und  der  täg- 
lichen Rede  angehörigen  Sprachformen.  Schriftsprachen  kön- 
nen deshalb  auch  von  Einzelnen  in  bewusster  Differenzierung 
gegen  die  Dialekte  "geschaffen"  werden.  Ich  erinnere  z.  B. 
an  die  Verdienste  Kl.  Groths  und  K.  MüllenhoflFs  um  die  nie- 
derdeutsche Schriftsprache.  Der  negative  Charakter  der  Aus- 
lese tritt  dabei  jederzeit  deutlich  hervor.  So  sagt  G.  Paris 
(Penseurs  et  pofetes  S.  111)  von  der  neuen  "langue  des  feli- 
bres":  "Je  n'ai  parle  jusqu'ici  de  la  langue  de  Mistral  qu'en 
la  consid6rant  comme  un  parier  populaire;  mais  il  a  voulu  en 
faire  un  langagc  litt^raire,  et  pour  y  arriver  il  Ta  d'une  part 
epuree  et  de  l'autre  fixee.  L'^puration  a  consiste  sourtout  ä 
eliminer  autant  que  possible  les  mots  fran^ais  qui  avaient  rem- 
place,  dans  l'usage  mßme  du  peuple,  leurs  correspondants  pro- 
ven^aux  ...  La  fixation  de  la  langue  s'est  produite  sous 
Tapparence  modeste  d'une  fixation  de  Torthographie".  Also 
durch  Ausscheidung  von  Worten  und  Formen,  die  zu  dem  pvo- 
venzalisehen  Habitus  nach  Mistrals  Auffassung  nicht  passten,  hat 
er  die  neue  künstliehe  Schriftsprache  zu  Wege  gebracht.  — 
Noch  schroffer  hebt  Ibsen  das  Negative  solcher  Bestrebungen 
hervor,  wenn  er  in  ""Peer  Gynt"  (übs.  von  L.  Passarge  S.  108; 
die  norwegischen  **Sprachstreber"  auf  die  Orangutangs  ver- 
wies, die  von  langen  Zeiten  her  eine  kräftige  ürwaldsprache 
bewahrt  haben  (vgl.  H.  Jaeger  H.  Ibsen  übs.  v.  H.  Zschalig 
S.  164)     Und  doch  treibt  eine  Schriftsprache  nur  das  Prinzip, 


KüiisrJk'he  SpraclK^n. 


I 


auf  rieni  sie  überhaupt  beriilit»  auf  den  Gipfel,  wenn  sie  äiis- 
sefhte  'Keiiilieit"  ans^treht,  wie  die  deiitselie  Spmclie  es  in  ver- 
schiedenen Epoelien  mit  geriii/^eui  Erfolfj^,  das  Scliwedisebc 
und  vor  allem  daK  Hollandisehe  vj!,  mit  ^ros«*eni  Pjfol^*-  j2:ctlian 
hüben:  die  AlFwelii'  aller  iiielit  znni  Gnuidton  stimmenden 
Worte,  vor  allem  der  entlelmieii,  int  nur  die  äiifiserste  Konse- 
quenz jenes  Ausstosseni*  zahlloser  'Tarias  der  Spraehe'*,  ohne 
ds^  eine  Schriftspraeije  schleehteniiti^s  nielit  denkbar  ist. 

Besonders  deutlich  tritt  dieser  künstliche  Charakter  der 
Scbrift^praehe  in  einem  merkwürdigen  Spe/Jalfall  hervor:  in 
jener  konventionellen  Vul^^ä  rspraebc  der  Bühne,  die  be- 
sonder« Tieck  fKritiselie  Sehriiten  3,  187  f.)  vortrefflieli  cha- 
rakterisiert bat.  Sie  will  den  llialekt  von  I'aris  oder  Berlin 
geben,  nähert  ihn  aber  doch  dem  Sefnift^^praebliehen  aii^  um 
genieinverstandlieh  zn  bleiben.  Deshalli  werden  sowohl  zu 
stiirk  dialektisehe  als  andereri^eit??  zu  entschieden  ''gebildete" 
Ausdrücke  vermieden.  Eine  eigentliche  jMistdispraehe  entsteht 
nicht;  wohl  aber  eine  auf  eigener  DialektgrnudhiG:e  berubeudc, 
durch  negative  Wortwahl  gekennzeicliiiete  Hchriftsin-aclie. 

3)  Bewahrung  des  sonst  ahgcstosseucn  Spraeh- 
gtoffs  mit  AbstosHung  des  allgemein  bewalirten  ver- 
eint. 

Wir  erwähnten  schon,  dass  eine  gewisse  Vermischung 
heider  Störnngsformeu  ganz  nn vermeidlieh  ist;  aber  in  allen 
bi&her  besprochenen  Fällen  ist  doch  da8'  positive  oder  das 
negative  Prinzip  entschieden  ansschbiggeljend.  Beide  durch- 
dringen sich  dagegen  vollkonuneu,  wenn  tote  Sprachen  als 
lebendig  behandelt  werden.  Solche  Fälle  sind  nicht  selten: 
ich  erinnere  an  die  Kawi-Sprache,  an  das  »Sanskrit,  das 
H  e  b  r ii  i  s  c  b  e ,  vor  a üeni  d as  L  a  t  e  i  n .  D iesc  Sp räch en  werden 
nicht  nur  in  schriftlichen  sondern  aueh  in  mündlicher  Anwen- 
dung tortgeführt,  obwohl  sie  eigentlich  längst  erstorben  sind. 
Man  hat  sogar  versucht,  sie  Kindern  als  ihre  Vaterspraehe 
einzuimpfen;  so  machte  es  der  berühmte  Lehrer  TrotzendorflF 
in  Goldberg,  so  Montaignes  Vater  f  andere  Beispiele  theilt  Diels 
in  der  Meutsehen  Rundschau  März  189H  S.  4ü5  mit).  Nun  ist 
das  eigentlich  der  stärkste  P'all  von  Störung  der  natürlichen 
Spraebennvickelung,  der  überhaupt  denkbar  ist  Eine  Sprache, 
die  so  zu  tragen  gar  nicht  mehr  existiert,  wird  künstlich  be- 
wahrt; mitten  unter  Seblei^iern  oder  Franzosen  vermeiilen  ein 


58  R.  M.  Meyer, 

paar  Leute  den  ganzen  Gebrauch  der  rings  um  sie  gesproche- 
nen Sprache!  Also  ein  künstliches  Fortleben  der  toten,  ein 
willkürliches  Abthun  der  lebendigen  Sprache,  und  dennoch 
kann  man  selbst  bei  diesem  Gipfel  der  Eünstlichkeit  nicht 
eigentlich  von  einer  künstlichen  Sprache  reden.  Nicht  nur 
sind  die  angewandten  Idiome  nicht  erfunden,  sondern  histo- 
risch gegeben  und  ihre  Anwendung  beruht  thatsächlich  nur 
auf  eben  den  Momenten,  die  so  viel  leichtere  Fälle,  wie  die 
Familien-  oder  die  Soldatenspraclie,  zu  Wege  bringen.  Der 
Lehrer  setzt  sich  ja  doch  nicht  plötzlich  hin  und  beginnt,  eine 
Sprache  zu  reden,  deren  Klang  ihm  bisher  fremd  war.  Son- 
dern er  hat  sie  schon  früher  bei  bestimmten  Gelegenheiten 
angewandt:  beim  Beten^  beim  unterrichten,  beim  Verkehr  mit 
Amtsgenossen  von  fremder  Herkunft.  Nun  wird  diese  gele- 
gentliche Verwendung  der  toten  Sprache  von  der  Gelegenheit 
losgelöst,  wie  jene  Garbonari-Metaphern;  nun  wird,  was  man 
sonst  ausserhalb  des  Betpults  oder  der  Lehrkanzel  von  sich 
warf,  ancli  an  den  Mittagstisch  und  auf  den  Spaziergang  mit- 
genommen und  schliesslich  selbst  au  einsamen  Meditationen 
als  gegebenes  Medium  benutzt.  Also  selbst  hier  liegt  zwar 
gewiss  ein  künstliches  Verhältnis  vor  —  aber  es  ist  doch  nur 
Übertreibung  eines  alltäglichen  Vorkonunens.  Vereinzelte  Stück- 
chen der  toten  Sprachen  gebrauchen  wir  ja  Alle,  der  Arzt  am 
Krankenlager,  der  Botaniker  beim  Demonstrieren  der  Pflanze, 
der  Geistliche,  der  Lehrer  —  nach  diesem  Muster  bildet  nun 
der  Vater  des  grossen  französischen  J^ssayisten  seine  Diener- 
schaft zu  einer  griechischen  Sprachinsel  um  und  die  vor  Jahr- 
hunderten verstummte,  auf  diesem  Boden  überhaupt  nie  ge- 
hörten Klänge  der  Rede  Plutarehs  wa^^hen  wie  nach  einem 
Winterschlaf  auf,  schallen  in  die  AVeit  hinaus  wie  die  einge- 
frorenen Klänge  von  Münchhausens  Postillon! 

Wir  haben  also  in  allen  bisher  gemusterten  Fällen  kei- 
nerlei Spracherlindung  vorgefunden,  sondern  lediglich  Auslese, 
lediglich  anormale  Stthung  der  natürlichen  Sprachentwicklung. 
Bildungen,  die  sonst  verschwinden,  werden  aufgehoben;  Bil- 
dungen, die  sonst  herrschen,  werden  abgewiesen.  Aber  diese 
Mittel,  zumal  in  ihrer  Vereinigung,  gentigen,  um  allerlei  her- 
vorzubringen, was  allerdings  wie  eine  '"'künstliche  Sprache"  wirkt 
Ein  Grammatiker  noch  aus  Adelungs  Zeit  hätte  auch  keinen 
Augenblick  bezweifelt,  dass  die  Schriftsprache  durch  vernünf- 


Künstliclje  Sprachen.  5§ 

tige  Regehnig  der  erialireneii  Spraclinieistcr  "gesetzt"  wurde 
—  was  fftr  extreme  Fälle  wie  den  Mistrals  ja  in  gewissem 
Sinn  beinah  zutrifft;  er  hätte  tlie  Berntsspracheu  lediglieh  ab 
ila8  Produkt  willkürlicher  Festsetzung  dureli  Meititer  und  Alt- 
gesclleu  aug:eseheu.  Dergleitdieu  snlllc  uns  selion  gegen  den 
Begriff  der  willktlrliehcn  8€cic  luisstrauiseh  machen.  Aber  frei- 
lieh mud  wir  erst  im  Vorliof.  Einen  Sehrift  weiter  —  und 
%vir  werden  eine  gewisse  Willkilr  in  der  Beliandluug  des  Sprach- 
stoffs alieniiugs  7.ugel»en  müssen. 


11.  In  einer  weiteren  Reihe  von  Fällen  entste- 
hen künstliehe  Sprachen  dureh  unwillkürliche  oder 
absiehtliehe  Yeranderuiigen  des  Sprnehstoffs. 

Scheinbar  gcliOren  hierher  schon  Fälle  wie  der  zuei-st 
be8]>rochcne  der  persönlichen  Recleforui:  S.  Iloinzerlings  Vo- 
kalisnius  oder  Ha  earro.^se"  des  Roi  Suleil,  Doeh  halten  sich 
solche  Änderungen  inniier  in  der  Nähe  der  mirnialen  Aussprache, 
weil  ja  eben  das  Bediirfuis  einer  gewissen  Übereinfitinimung 
mit  der  liblieln^n  Ausdrucksweise  normalisierend  wirkt;  man 
will  verstanden  werden.  Aber  gerade  auch  wieder  der  Wfuisrh, 
verstanden  zu  werden,  ruft  die  einfachsten  Fälle  wirklicher 
Sprachdiß'erenz  hervor, 

1)  Mayer  und  Mcringer  haben  in  ihrem  lehrreielien  Büch- 
lein gezeigt,  wie  das  Versprechen  unendlich  oft  nichts  anders 
ist,  als  ein  uuwillktirlielicr  Versuch,  Spraehsehwierigkeiten  in 
beseitigen.  Es  sagt  einer  '^so/iahstische  Zekten"  statt  "Sek- 
ten*' (a.  a.  0,  S.  49)»  weil  es  bequemer  ist,  den  Zischlaut  zu 
wiederhfden,  als  nacli  s,  z^  seh  wieder  ein  s  zu  artikulieren. 
Was  hier  vereinzelt  gescdiielit,  findet  in  bestimmten  Fällen  mas- 
senhaft —  hewUKst  oder  unhewusst  statt:  es  ist  die  cuplio- 
niscbe  Differenzierung. 

Ein  hiil»sches  Beispiel  aus  dem  Lehen!  Erich  Schmidt 
will  Julius  Hodeubergj  den  Herausgeber  der  "Dentseheu  Kund- 
schan" besuchen^  der  Portier  tritt  ihm  gleich  entgegen:  '"der 
Herr  Dr.  ist  nicht  zu  Haus  —  er  ist  kondolieren  eregangen  — 
der  Herr  Taburamü  ist  gestorben".  Tabüramü!  klingt  es  nicht 
nach  Chamissu  Otaheiti  oder  Pierre  Lotis  Hawaii?  Gemeint  aber 
war  —  du  Böis  Reyniond!  Nun  ist  es  klar:  der  Ptortner  kann 
niemals  "TaburamiV  gehört  haben:  er  hatte  ein  Lautbild  im 
öcdäehtuis,  dass  ihm  nicht  recht  einging,  und  das  er  wie  ein 


60  R.  M.  Meyer, 

entferntes  Echo  wiedergab,  nachdem  er  es  sich  so  sprechbar 
wie  möglich  gemacht  hatte;  Assonanz  und  Reim  haben  den 
französischen  Namen  in  einen  tahitischen  gewandelt. 

Ganz  dieselbe  Methode  wenden  aber  alle  Völker  der 
Welt  an,  um  sich  fremde  Namen  oder  Worte  anzueignen.  So 
sind  die  Stammes-  und  Personennamen  der  Indianer  bei  Cooper 
stilisiert,  so  hat  Fr.  Rttckert  das  Landmädchen  Marie  Lies 
wunderhübsch  zur  ''Amaryllis"  gräzisiert  oder  Haeckel  in  sei- 
nen "Indischen  Reisebriefen"  schwierige  Namen  mundgerecht 
gemacht.  Ganz  so  aber  wandeln  mit  der  Zeit  die  Sprachen 
selbst  schwierige  Lautkomplexe  in  leichtere  um;  dieEntwicke- 
lung  vom  Sanskrit  zum  Prakrit  entspricht  völlig  der  von  "du 
Hois  Reymond"  zu  ""Taburamu".  Ebenso  hat  das  Griechische 
die  Schwierigkeit  der  verschiedenen  Vokalfärbungen  durch 
seinen  Itazismus  radikal  beseitigt.  In  gewissem  Sinn  sind 
solche  Sprachen  also  künstliche,  durch  euphonische  Rücksichten 
herausgebildete  Idiome! 

So  machen  sich  überall  die  Kinder  schwere  Worte  sprech- 
bar (französische  Beispiele  bei  Rze^znitzek  Entwickelung  der 
Kindersprache  S.  12).  Am  stärksten  kommt  die  euphonische 
Veränderung  überall  bei  Eigennamen  vor.  In  den  verschiede- 
nen Lebensaltern  wirkt  die  gleiche  Tendenz  charakteristisch 
verschieden;  denn  natürlich  ist  "wohlklingend",  ist  sogar  "leicht 
sprechbar''  ein  relativer  BegriflF.  "Wie  zeugungskräftig  ist  das 
Kind  im  Erfinden  und  Verändern  von  Worten;  mit  welchem 
Wohllaut  sind  die  Namen  ausgestattet,  welche  Kinder  den  Per- 
sonen und  Dingen  aus  ihrem  ästhetischen  Verstände  heraus 
verleihen",  sagt  Bogumil  Goltz  (Drei  Vorlesungen  S.  107).  "Elvire 
wird  in  Awia,  Ottilie  in  Tileto,  Laura  in  Lola,  Julius  in  Aulu, 
Louis  in  Lulu,  Wilhelm  in  Willu  usw.  verwandelt".  Wenig  weiss 
dagegen  eine  moderne  —  ach  sehr  moderne!  —  Schriftstellerin 
die  Nainenveränderungen  der  Backfische  zu  rühmen:  ''Da  ist 
Alles  Issy  Cissy  Missy,  eine  Mischung  von  Kätzchenmiauen 
und  Babygelalle,  als  ob  ihnen  ein  ordentlicher  honetter  christ- 
licher Vorname  unmöglich  wäre"  (Hans  v.  Kahlenberg  Das  Nix- 
chen S.  21).  Immerhin  ist  auch  hier,  wie  bei  den  zurecht 
gemachten  Namen  der  Kinderstube,  ein  Prinzip  erkennbar: 
eine  Art  Vokalharmonie,  die  wohl  auch  bis  zur  Durchführung 
Eines  Vokals,  des  hellen  i,  gesteigert  wird  —  was  wieder  an 
den   neugriechischen  Itazismus  erinnert.     Solches  Behagen  an 


Künstlk'b^^  S]>raeheii« 


61 


Kinera  Vokalklaiifc  tritt  friih  auf;  meinci]i  ältt'steu  Juiig'ou,  Her 
autTalleiid  rirlitig  sjHai*li,  iiiai'btf  es  Vergnügen,  zu  sagen  "gab 
mar  dan  St*hla.ssal";  und  iineh  später  üben  Schüler  in  den 
Zwisc'IteristiHiden  daj^  Spiel,  etwa  bei  dem  Verseben  "Es  ist 
kein  Durl'efieii  noch  m  kleiii^  ein  Hamnieisebnned  inuss  drinne 
&ein"  der  Reihe  nach  jeden  Vukal  dnieh/uJtibren.  Und  ebenso 
bat  das  Altindiaehe  das  a,  das  Neuljochdeiitscbt^  das  sebwaehe 
e  fast  sy^tematiHeli  anf  Reisten  anderer  kräftigerer  Vokale 
ilarcbgefilhrt.  Wenn  es  skr.  ctJ^vas  gegenüber  idg.  *ekms 
beisstj  ist  das  in»  k'tzten  Orund  von  dem  Kindersiiiel^Seldassal" 
für  **Schlü!>8et"  kaum  wesentlieb  versebieden! 
I  Aber  uralt  ist  auch  die  Abtönung  der  Vokale,  wie  wenn 

in  jenem  "Tileto"  für  '""Ottilie''  das  Nebeneinander  von  o  und 
/  verniieden  wird.  Wie  stark  solehe  eupboniscbe  Rneksiehten 
in  der  S|>racbentwickelnng  mitj^pielcn,  beweist  die  ungeheure 
Ans!idebuung  des  Umlauts  nnd  verwandter  Ersebeinungen.  Wir 
tinden  auch  hier,  was  wir  immer  und  überall  finden:  dass 
selbst  die  seheitdiar  willkürlichsten  ''Ertindungen'  sieh  auf  den 
grossen  Hahnen  der  allgemeinen  Spracbentwickebing  halten. 
Dieselbe  innsikidisehe  Freude  an  dem  Glockenspiel  des  Ablauts, 
die  die  ganze  Wortbildnng  des  Idg.  und  zumal  der  gerni. 
Sprachen  durcbdringtj  borte  J*  Grinun  mit  herzlieber  Freude 
in  dem  pitT[»affputi",  dem  bimbambuui  der  lautnachahmenden 
Kiuderspielt^  wiederklingen,  (Vgl.  über  die  kindlieheii  Laut- 
Substitutionen  AVundt  Völkerpsychologie  1,  298,  der  jedoch  1, 
296  AnuL  betont,  die  ailgeiueine  Entwickeluug  der  Sprache 
laufe  der  der  Kiuderspraebe  niebt  paralleL) 

Vieles  gehört  auch  hierher,  was  mau  mit  zu  starker  üe- 


tonuug   des 
gie  zurcehnet 
befremdliche  Umtanfung 


iidialtlichen   Moments  ganz  der  Volksetyniolo- 

Wcnn  z.B.  "Jlilauo"  "Mailand"  wird,  ist  die 

einer   Stadt   in    "-lamF'   gewii^s    erst 


sekundär.  Man  machte  aus  "MUan '  zunächst  aus  lautlichen 
Rüeksichten  "^MilanTj  gerade  wie  aus  ^-ilen"  "weiland'' ward; 
daB  lange  i  wurde  diphthongiert  und  die  inhaltliche  Umdeu- 
tung  in  '^Mailand''  ging  aus  der  euphoniseben  Umgestaltung 
erst  naebträglich  bervor  (anders  Kluge  ZsfdPhil.  31,  499  gegen 
Wrede  ZsfdAlt,  41,  295).  Ebenso  ist  "Canterburj"  schwerlicb 
gleich  als  ''"Kantelburg"  umgedeutet  worden:  man  suchte  sieb 
den  scbwebeuden  Laut  des  zw^eiten  Teils  zu  adaptieren,  sprach 
etwa  "Kanterbörrich"  aus  und  "^börrcir  und  dami  auf  "hnrg** 


<)2  R.  M.  Meyer, 

zurtickinterpretiert.  Und  so  gewiss  in  vielen  Fällen;  bei  '^Nau- 
gard"  fllr  "Nowgorod"  z.  B. 

Besonders  charakteristisch  für  diesen  Prozess  —  erst 
euphonisches  Bequemmachen,  dann  Volksetymologie  —  ist  ein 
lustiges  Beispiel,  das  R.  Hildebrand  (Aufsätze  und  Vorträge 
S.  152)  er/ählt.  Ein  Schüler  hat  in  einem  Aufsatz  die  be- 
rühmte Brücke  über  das  Göltschthal  vorgebracht  —  die  nun 
inzwischen  in  Trümmern  gegangen  ist  — ;  geschrieben  aber  hat 
er  —  "die  Geldstahlbrticke".  "Thal"  bedarf  von  vorahcrein 
keiner  etymologischen  Deutung;  aber  der  Schüler  führt  zu- 
nächst eine  Silbentrennung  ein,  die  ihm  die  Aussprache  er- 
leichtert: "Gölt-schthalbrücke",  und  nun  kommt  beim  Rück- 
übersetzen ins  Hochdeutsche  die  "Geldstahlbrticke"  heraus. 
"Stahl"  ist  nun  einmal  ein  unglücklicher  Wortteil :  "Diebstahl** 
ist  eine  Tautologie  (vgl.  Kluge  Etymol.  Wb.  *  S.  4)  und  "gol- 
dene Stahlfeder"  ist  ein  Paradebeispiel  für  contradictio  in  ad- 
iecto.  —  Ein  hübsches  Beispiel,  wie  euphonische  Umgestal- 
tung und  Volksetymologie  sich  in  die  Hände  arbeiten,  bietet 
Lindner  (Naturgarten  der  Kindersprache  S.  95)  aus  Kinder- 
mund. 

2)  Die  Veränderung  von  Namen  und  Worten  aus  rein 
lautlichen  Ursachen  oder,  mit  andern  Worten,  aus  Gründen 
der  bequemeren  Aussprache,  ist  über  die  ganze  Welt  verbreitet. 
Aber  daneben  treten  kaum  minder  häufig  andere  Motive  der 
Veränderung  ein.  Zunächst  das  der  Vermehrung  und  Un- 
terscheidung. Zwei  Menschen,  die  sieh  oft  gleichzeitig  ge- 
nannt finden,  haben  denselben  Namen;  man  muss  sie  unter- 
scheiden können.  Sehr  früh  tritt  deshalb  die  Verwendung  von 
Beinamen  auf  (J.  Grimm  Kl.  Sehr.  3,  354  f.).  Aber  man  be- 
nutzt auch  kleine  Verschiedenheiten  in  der  Aussprache  des 
Namens  selbst;  gerade  wie  wir  schon  bei  W.  Grimms  Kindern 
"Papa"  und  "Apapa"  für  zwei  "Väter"  ausgemünzt  fanden. 
Doch  auch  bewusste  Umgestaltungen  müssen  die  Namen  sieb 
gefallen  lassen,  um  z.  B.  PseudonjTne  herzugeben  (Sintenis  Die 
Pseudonyme  der  neueren  deutschen  Litteratur  1899):  "Bettel- 
heim** wird  "Tellheim**,  ''Zitelmann"  wird  "Telmann"  (ebd. 
S.  16)  —  beinahe  schon  wäre  ein  Lautgesetz  zu  formulieren, 
wonach  Eigennamen  mit  "tel**  in  der  zweiten  Silbe  die  erste 
abstossen!  Die  hebräischen  Kabbalisten  hatten  eigene  sehr 
komplizierte  Mechanismen  zm*  Umgestaltong  and  Vermehning 


Künstliche  Sprachen, 


m 


I 


I 


I 


der  Namen  (vgl.  4Siegfried  iii  der  Deulsehcn  Litteratur/,eituu^ 
16,  Okt.  1897  S.  1603),  —  Die  Übersetzungen  spielen  eine  eigene 
Rolle:  sie  siinl  nicht  hier  zu  heliaiideliK 

Offenbar  liegt  bicr  im  Friiizip  der  gleiche  Vorgang  vor 
wie  bei  den  ""Dtippelwürtern*',  'luiahe'^  und  ''Knappe'',  "Rabe" 
niid  ''Rappo",  "Ritter"  und  ''Reiter"  sind  unsprllnglieh  iden- 
tisch; die  Doppelformen  werden  in  der  Bedeutung  differenziert 
me  wenn  der  gleiche  Name  bald  als  "Jean",  bald  als  "Hans** 
oder  '^John''  (wie  etwa  in  der  elsät^sisehen  Posse  "D'r  ney  Jean"" 
TOD  Ferd.  Bastian)  verschiedene  PerKonen  bezeichnen  niuss. 

Ebenso  werden  aber  auch,  wenngleich  scltenerj  Appella- 
ti%*a  willktirlich  diti'erenzierf.  Wir  untergehciden  in  Berlin 
''das  Scbloss"  und  '"das  Palais":  das  Palais  bewohnte  Kaiser 
Wilhebn  L,  das  Öchloss  bewohnt  der  jetzige  Kaiser.  Das  ist 
eine  gemachte,  ktiustliehe  Unterscheidung,  die  ein  unterschei- 
dendes Beiwort  (wie  "altes'*  und  "uenes  Stdjloss**)  oder  eine 
andere  Bet^timnmng  (""das  l*alais  des  ersten  Kaisers'')  ei*spart. 
Es  ist  aber  auch  hier  doch  nur  Sprachgebraucli  nünnalii^iert^ 
willkOrlieli  fixiert;  gerafie  su  wie  wn^on  die  Ilajiptstadl  allein 
die  allen  4Städten  zukommende  Bezeichnung  ttqXic  (Standml), 
&TU  (AtJicn),  urbs  (Rom)  erhält. 

3)  Viel  wichfiger  «ind  solct»e  Uoigestalturjgen  des  um- 
laufenden Spraelistofls,  die  zu  ganz  bestitnniten  indivi- 
duellen Zwecken  vorgeuoramcn  werden.  Und  erst  hier, 
iiaeh  vielleicht  zwanzig  andern  Fallen  ktinistlicher  Sprachbeband- 
luug,  kommen  wir  zu  solchen,  die  allgemein  als  'künstliche 
Sprachen''  angesehen  werden.  Wir  werden  sehn,  wie  wenig 
sie  Rieh  von  den  besprochenen  Vorstufen  unterscheiden.  — 
Auch  über  die  *'Geheimspraelicn  '  bringt  die  ündVage  'Im  Cr- 
queir  allerlei  Material 

a)  Wir  beginnen  aucli  bier  mit  den  Kindern,  Oeheim- 
sp rächen  der  Kinderstube  sind  sehr  beliebt.  Behaghcl 
(Deutsehe  Spi-ache  8.  H&)  erwähnt  die  jj-Spraehe:  ''in  jede 
Silbe  des  ursprlinglichen  Wortes  wird  die  Silbe  p  mit  einem 
Vokal  eingeschaltet,  z.  B.  '^vipir  w^opoHepen  foport  gepehn" 
=  "wir  wollen  fort  gelin".  iSchlimmer  ist  noch  die  "Erbsen- 
spräche",  die  hinter  jeden  Anfangskonsonanten  das  ganze  Wort 
"Erbse"  einschiebt:  ""duerbse  woerbse  illerbse  sterbse  nerbse 
iebterbse"  =  "^du  willst  nicht"?  (So  wenigstens  wtirde  ich 
nach  meiner  Schulerinnerimg  in  die  Erbsenspracbe  übersetzen ; 


«4  K.  M.  Meyer, 

es  mag  nicht  ganz  korrekt  sein  —  Grammatik  oder  Wörter- 
buch sind  mir  nicht  zur  Hand!)  Niemand  wird  behaupten, 
dass  diese  schreckliche  Verunstaltung  der  Sprache  dem  Wort- 
klang oder  der  Bequemlichkeit  dient;  man  müsste  denn  die 
bekannte  Busse,  dass  Jemand  mit  Erbsen  im  Scbnh  eine  Wall- 
fahrt macht,  als  Erleichterung  der  Pilgerfahrt  auffassen.  Die 
Absicht  ist  hier  eben  gerade,  das  Gesprochene  unkenntlich  zu 
machen,  nämlich  fttr  jeden  Uneingeweihten.  Der  Kenner  ver- 
!uag  selbst  bei  schneller  Aussprache  die  Erbsen  wegzuwischen; 
fttr  Andere  rollen  sie  betäubend  über  die  Lautbilder  weg. 

b)  Die  gleiche  primitive  ^rt  der  Sprach verschleienmg 
findet  sich  aber  auch  ausserhalb  der  Kinderstube.  Die  Brüder 
(loncourt  beschreiben  in  ihrem  "Journal"  (1,  339)  die  "langue 
javanaise",  die  Geheimsprache  der  Pariser  "impures",  die  übri- 
gens auch  in  der  Mädchenpension  erfunden  sein  soll.  Nach 
jeder  Silbe  wird  der  gleiche  Vokal  erst  mit  d,  dann  mit  q 
wiederholt:  'Me  de  que  vais  dai  qai  bien  den  qen"  =  "je  vais 
bien**.  Die  Goncourt  haben  diese  Dirnensprache  in  ihrem  Ro- 
man "Charles  Dcmailly"  zur  Anwendung  gebracht.  Sie  er- 
wähnen selbst  ein  einfacheres  "Javanais",  dass  nur  nach  jeder 
Silbe  ein  '^va"  einschaltet.  Die  "lingua  papanesea"  (aus  "ja- 
vanesca"?)  bildet  ttbrigcns  auch  eine  Form  der  ital.  Gauner- 
sprache (K.  Sachs  Lit.-Bl.  f.  germ.  u.  rom.  Phil.  1899  S.  416 
nach  Niceforo  II  (Jcrgo;  Torino  1897).  Bald  werden  die  Kon- 
sonanten umgestellt:  sini  wird  nisi,  pani  wird  nipa;  bald  wird 
f  oder  icasse  eingeschoben  oder  statt  a  aven,  für  e  ender,  für 
i  inis,  für  o  oniber  und  für  u  ufurt  gesprochen.  Russische 
Analogien  weist  mir  E.  Berneker  nach  P.  V.  Sejn  Nachrichten 
der  Abteilung  fttr  russ.  Spr.  u.  Lit.  in  d.  Kais.  Akad.  d.  Wiss. 
4,  277 — 300  nach.  Da  werden  bestimmte  Silben  wie  ku-  vor- 
geschoben; oder  bestimmte  Silben  werden  systematisch  durch 
andere  ersetzt;  Laute  w^ie  seh  oder  Silben  wie  leseh  werden 
eingeschoben;  Buchstaben  umgestellt  usw. 

Solche  Kttnste  kommen  ganz  entsprechend  auch  in  Geheim- 
schriften vor.  In  der  bescheidenen  Verstecksprache  der  Mönche 
(MSD  VII)  wird  z.  B.  für  jeden  Vokal  der  folgende  Konsonant 
gesetzt:  "nvx  fbtxb"  =  "nux  fatua".  Doch  haben  wir  auf 
Verunstaltungen  der  Schrift  hier  nur  nebenbei  einzugehn. 

Dies  Einschalten  von  ganzen  Silben  nun  wie  in  den  an- 
geführten Geheimsprachen  scheint  doch  gewiss  etwas  absolut 


Küngtltelic  SprHchen. 


66 


I 


Kllngtliches,  Willkürliches,  wirklich  Oecic  im  Sinne  Whitneys, 
Al>er  dennoch  —  selbst  hier  kannte  normalisierter  Zufiill  vor- 
lieg^en!  Mayer  und  Merin^an'  weisen  (8.  H6tV)  ^^^^  den  bedeu- 
tenden Umfang  den  Lawtstottcrns  hin.  Das  8cbnlkind,  anf 
irgend  einer  Sünde  ertappt,  stottert  viLdlcicht  im  ci-steii  Sclircck 
—  und  genide  weil  der  Lehrer  es  nicht  versteht,  entgeht  es 
der  Strafe:  und  da»  nmclrt  man  sich  dann  in  p-  nnd  v:i-Spra- 
eben  xn  Xuize?  Jedenfalls  ist  d;is  Stutteni  i>ci  Kintlcrn  sehr 
hänfig  (Preyer  Die  Seele  des  Kindes,  2,  Aufl.  S,  295,  Rzeszni- 
zek  Entwicklnn*;' der  Kinderspract»e.'  und  kann  also  n\  solchen 
Spraehbildnngcn  so  leicht  führen  wie  die  beliclitc  "EehoHpriiche 
von  Endsilben  nnd  sogar  Kndlantcn"  <  Lindner  Naturgarten  der 
Kinderspraehe  S.  50)  mit  ihren^  niakcn-ken-keu  für  '"Marken**» 

Analoge  Er$*ehcinungen  im  all^a^meincn  Sprachleben  ,<iüd 
sehwerlich  nachzuweisen;  denn  die  Allilteration  beruht  nnr  etwa 
auf  verwandtem  Behapren  an  der  Wicflerkehr  gleicher  l^ante, 
die  Reduplikation  aber  ist  etwas  völli;;^  Anderes.  Sehr  njerk- 
würdig  aber  ist  es,  dass  bei  Geisteskranken  ^"die  hie  nnd  da 
(»eobaehtetc  eigentümliche  Verdop|H'lung  nder  Anhängnng  ton- 
loser Silben"  il\rae|*clin  l'sychiatrie  S.  5öl\j  als  KenirÄeichen 
der  dementia  |mralytica  angegcl^en  wird  —  ebenso  wie  das 
''Silbenstolpcrn"  fvgl  dazu  Wnndt  Vrdker]>sychologie  1,  rl69; 
374)  im  Sinn  einer  blinderi  Xachgiebigkeit  gegen  betjuemeres 
Ausspreclien  schwieriger  Lantkomplexe:  "dritte  reitende  Ar- 
tilleriehrigade"  wird  "drittemie  reitere  Artilleriebrade",  Uer 
(leiKteskrankc  in  seiner  Schwäche,  der  ''Spracherfinder"  in 
seiner  Anstrengung  treiben  eben  beide  nur  Neigmigen  /um 
Extrem,  tlie  in  viel  geringerem  Urade  allgemein  vorhanden  sind, 

e)  Auch  das  ''argot".  der  Jargon  der  "^iMdu'inicns"  lie- 
mht  anf  kinistlichtr  Entstellung  der  herkomndiehen  Worte, 
wie  wenigstens  Marcel  Seh  wob  in  seiner  "Etudc  sur  Targot 
fran<;ais''  behauptet.  Icli  kenne  diese  üntt^rsuchungen  nnr  aus 
dem  Zitat  bei  \\\  (i.  Byvaiick  Un  liollandais  ä  Paris  en  1^91. 
Dort  beii^t  es:  '^bath"  on  "Irnte",  qoi  eu  argot  signitie  beau  et 
bon^  est  ibrme  artificicilement,  snivant  lopinion  de  Mareel 
Schwob.  On  a  garde  seulement  la  termiuaitjon  -ate-,  aaeez  fre- 
qaente  en  argot.  Aiusi  "moche"  dans  le  Jargon  des  volem^ 
ne  serait  antrc  (pie  "'mal"  =^  "m-oche"  (a.  a.  O.  S.  23  Anm,). 
Das  wäre  also  da«  gleiche  '"Anhäogen  tonloser  Silben",  wie 
bei  den  Paralytikern;    dae   wäre  dasselbe  \' erfahren   wie   bei 

Indo^ermaiiidcbe  Forschungen  XII  i  u.  8.  g 


66  R.  M.  Meyer, 

der  »tndeDtiscben  eo-Sprache  (v^l.  zu  derselben  Kluge  Studen- 
tensprache S.  62:  "schl-eo"  fllr  "schlecht"  würde  dem  "moche" 
völlig  entsprechen). 

Wenn  Sehwob  allgemein  behauptet,  "que  les  termes  de 
Jargon  sont  des  niots  deformes  du  langage  ordinaire,  et  non 
des  mctaphores,  comme  on  croyait  jusqu'ici"  (a.  a.  0.),  so  ist 
der  Satz  in  dieser  ünbedingtheit  zweifellos  unrichtig.  Wir 
haben  bereits  gesehen,  und  werden  es  noch  weiter  beobachten, 
dass  die  Metaphern  in  der  That  in  den  künstlichen  Sprachen 
eine  ungemeine  Rolle  spielen.  Aber  wir  haben  hier  allerdings 
ein  völlig  anderes  Prinzip :  ein  rein  lautliches  statt  des  inhalt- 
lichen. Das  ständig  wiederkehrende  -eo  oder  -ate  oder  -oche 
entspricht  gewissermassen  als  Endreim  dem  Stabreim  der  p- 
oder  va-Sprache.  Eine  behagliche  Lust  am  sinnlosen  Klang 
als  solchem  ist  bezeichnend  für  diese  Erscheinungen:  und  eben 
dadurch  erinnern  sie  an  uralte  Phänomene  wie  den  sog.  *sinn- 
losen  Refrain",  das  tralala,  heirassassa  u.  dgl.,  über  dessen 
vermutlich  prähistorische  Grundlage  ich  schon  vor  langen  Jah- 
ren (Zs.  f.  vgl.  Lit.- Gesch.  1,  32  f.)  Vermutungen  geäussert 
habe,  die  Btichers  schöne  Studien  über  Arbeit  und  Rhythmus 
nun  vielfach  bestätigen. 

d)  In  allen  drei  Fällen  haben  wir  kunstmässige  Umge- 
staltung des  gegebenen  Sprachstoffs  vor  uns  —  durch  Ein- 
schieben,  durch  Streichen  und  Anhängen  wird  das  Wort  so 
entstellt,  dass  es  nur  noch  dem  verständlich  ist,  der  den 
Schlüssel  davon  besitzt.  Ganz  allgemein  herrscht  dies  Verfah- 
ren bei  den  Kosenamen.  (Wir  verstehen  darunter  die  offi- 
ziell gewordenen,  allgemein  anerkannten  Naniensumfonnnngcu, 
die  mit  jenen  "Tileto"  und  "Cissy"  der  Kinderstube  und  des 
Backtischzimmers  nicht  zu  verwechseln  sind).  Bei  den  alt- 
deutschen Namen  wird  gern  aus  einem  zusammengesetzten  ein 
Kurzname  gebildet,  in  dem  ein  Namensteil  —  in  der  Regel 
der  zweite  —  durch  einen  einzelnen  Laut  gleichsam  symbo- 
lisch vertreten  wird.  Dietrich  wird  Diez,  Heinrich  wird  Heinz: 
das  2  ist  hypokoristisches  Symbol  für  den  Namensteil  -rieh. 
Das  erinnert  an  die  Art,  wie  in  '^schleo"  oder  "bath"  das 
eigentliche  Wort  nur  durch  seinen  Anlaut  vertreten  wird:  wie 
denn  auch  gerade  dies  bei  Kosenamen  begegnet. 

Dass  "Hinz"  und  "Kunz**  die  grossen  Kaisernamen  ''Hein- 
rich" und  "Konrad*  vertreten,    ist  für   den  naiven  Hörer  min- 


KünstHche  Sprachen. 


er 


iHleeteus  so  unwahrscheinlicli  wie  das^?  "Kreo*'  eioeu  "Krätzer'' 
bedeutet.  So  bilden  aber  die  NanieiiBabkürziiiiireM  und  -um- 
formmi^eii  in  ilirer  (Tesammtheit  eine  konveuticuiellc  Spraehe, 
tlie  yiub  ans  lauter  sebeißbar  willktlrliviien  und  dcunneli  nach 
bentinimten  Gesetzen  veränderten  SpraebstUeken  zusaunnensetzt. 
Die  Nfimen^ebmif:  ist  Uberlmupt  immer  derjenige  Teil  der 
Sprache,  an  dem  die  sol,^  '\Spraehertindiui^"  ^ieli  am  liefmten 
und  fast  anch  am  freiesten  hetbäti^^t.  Aber  wirklielie  Erön- 
dnn«,^  fehlt  sellist  hier  nocb.  Die  -eo,  die  -va  usw.  nn'igen  will- 
ktlrliehe  Improvisationen  sein  (was  wir  zwar  bezweifeln)  — 
der  andere  Teil  des  Wortes  walirt  immer  noeli  den  Zusamraen- 
hang  mit  dem  iinilaut'euden  Spraehstoff. 


II L  In  einer  weiteren  Reihe  von  l'üHen  ent- 
stehen künstliche  Sprachen  durch  Übersetzung  ans 
d  e  ui  g  e  w  0  h  n  lieh  e  n  8  p  r  a  e  b  s  t  o  f  f . 

1)  Cbersetznng  ist  auch  eine  Difterenzierung.  Aber  die 
Freiheit  der  Veränderung  ist  hier  durch  das  Muster  der  andern 
Sprache  eingeschränkt. 

Im  Grund  ist  jede  Übcj'setzung  ein  Stück  Mischsprache: 
etwas  von  der  inneren  Form  des  Originals  und  seiner  Sprache 
wird  atieli  hei  dem  untadeliirsten  Dolmetsch  in  die  neue  Spraeh- 
bekleidung  berüberdringen.  Wir  fühlen  das  bei  den  vollkom- 
mensten   Übersetzungen  z.  B.   des   "Faust":    Bayard    Taylor, 


der  unverglcicblicbCj    Tradez,    SaKiaticr 


Jeder    ninmit    ein 


Sttlekcben  deutsche  Seele  in  die  fremde  Fornij  <las  uns  dtjrt 
nicht  ganz  behaglich  eingeschnürt  scheint.  Tbomasin  von 
Zirklaere  beherrscht  das  erlernte  Deutsch;  aber  ein  Kenner 
wie  Schoubaeb  (Anfänge  des  Minnesangs  8.  7ö)  bemerkt  doch, 
dass  er  oft  "bei  der  Übertragung  lateinischer  Worte  ins  Dcutscbr 
den  Begriff*  mit  einspielen  lässt,  den  der  Ausdruck  im  Italie- 
nischen hatte'*.  Wenn  der  Chor  im  Nachspiel  zu  Molieres 
''Malade  imaginaire*  singt: 

Dignns,  dignns  est  intrare 

In  nostro  docto  corpore^ 
so  kommt  der  Solu'eismiis  dadurch  zu  Stande,  dass  die  Raum- 
ansehauung  der  französischen  Sprache  in  die  lateinische  über- 
tragen wird:  "dans  notre  eorps  savant'*  empfindet  man  auch 
in  Verbindung  mit  ^'entrer'"  als  Lokativ  und  nicht  als  Akku- 
sativ.    Wir  sind  stolz   darauf,    die    herrlichsten  Meisterwerke 


68  R.  M.  Meyer, 

der  Weltlitteratur  in  klassiBchen  Nachformungen  zu  besitzen; 
aber  sehen  wir  selbst  von  den  sonderbaren  Donnerschen  Grie- 
chen und  Brausewettersehen  Nordleuten  ab,  bei  denen  der 
Gypsabguss  den  Marmor  so  völlig  verläugnet,  halten  wir  uns 
nur  an  die  Übersetzer,  die  selbst  Wilamowitz'  gestrenges,  über- 
gestrenges Urteil  (vor  seinen  "Griechischen  Tragödien")  aner- 
kennt —  man  wird  es  doch  selbst  bei  Schlegel,  bei  Gilde- 
meister oder  Heyse  durchfühlen,  dass  dieser  Inhalt  nicht  in 
dieser  Form  gedacht  war.  Die  Sprache  des  Vossischen  Homer 
aber  hat  A.  W.  Schlegel  (Werke  10, 150)  geradezu  als  "ein  selbst- 
erfundenes Rotwelsch"  bezeichnet.  Die  Sprache  jeder  Über- 
setzung ist  im  letzten  Grund  eine  Kompromissprache,  die 
auf  mittlerem  Gebiet  zwischen  zwei  Idiomen,  bald  dem  altern 
näher  bald  dem  neueren,  sich  seh  wankend  bewegt. 

Damit  ist  die  Grundeigenschaft  aller  ktinstlichen  Über- 
setzungssprachen angegeben.  Nicht  naive  Auswahl,  nicht  kecke 
Änderung  ist  für  sie  bezeichnend,  sondern  eine  mehr  oder  min- 
der berechnete  Vermittelung  zwischen  der  Alltagsspraehe,  aus 
der  mau  übei-setzt,  und  dem  vorechwebenden  Ideal  einer  Son- 
dersprache. 

a)  Auch  dies  Verfahren  hat  in  der  Kinderstube  seine 
Anfänge.  Wie  wir  uns  der  Redeweise  der  Kleinen  lautlieh 
anpassen  und  '''"Baba"  und  ""babbä"  sagen,  so  tibersetzen  wir 
auch  in  ihr  Fassungsvermögen.  Das  Kind  weiss  noch  nicht, 
was  ein  Zahn  ist;  wir  wollen  ihm  keinen  neuen  BegriflF  zu- 
muthen  und  sagen  deshalb  "Beisserchen",  denn  was  "beissen" 
ist,  weiss  es  schon.  Statt  ''Augen"  sagt  man  in  Süddeutsch- 
land gern  ''Guckerchen"  und  eine  ganze  Säuglingsanatomie 
Hesse  sich  in  derartijren  Anpassungsworten  geben. 

b'  Diese  Ammensprache  beschränkt  sich  aber  doch 
auf  ein  enges  Vokabular.  Die  nächste  Stufe  bieten  wieder  Be- 
rufssprachen. Sehr  lehrreich  ist  wieder  jene  shetländische 
Fischersprache.  Wir  sahen,  dass  ihr  Tabu-Charakter  die  üb- 
lichen Ausdrücke  perhorresziert:  nun  kommt  sie  aber  doch 
mit  seiteneu  alten  nicht  aus  und  muss  nachhelfen.  Ihre  Neu- 
bildungen aber  sind  nichts  anders  als  Übersetzungen  ins  ein- 
fachste Fassungsvermögen.  Das  Pferd  wird  "der  Geher",  der 
Hund  "der  Knochenbeisser",  die  Kuh  "die  Brüllerin"  ^Kahle 
a.  a.  0.  S.  272'  —  höchst  naive  noniina  agentis  wie  aus  der 
ältesten  Epoche  der  Sprachsehöpfung,  reine  Übersetzungen  ans 


I 


I 


em  Abstrakten    ins  Koükreteu.     Was    ist    ein  "Pferd"?   ein 
Begriff!  was  ist  ein  "Geher"?  eine  anschauliche  Charakteristik 

■  —  wie  "BeissereUen'*  in  der  Kinderstube,  wie  "der  Zerreisser" 
al§  Name  des  Wolfs  in  der  Ul^>  Urzeit*  —  V*^L  (liier  Standes* 
sprachen  sllgeiuein  v.  d.  Oahelentz  Sprachvvi&seiisehaft  S,  45. 
194,  281— 8a,  Günther  Sprache  und  Recht  S.  19  Anni.  24; 
über  ihren  Eiiifluss  Rreal  Setnaiitique  8.  »^^16  f. 

C)  Diese  Manier    wird    syÄteiuatisch    ausj^^e bildet    in    den 
Verbrecherspraehen.     DasRotwelseh  hat  seine  eigene  grosse  fl 
Litteratur:  schon  Conrad  Gessncr  in  seinem  "Mithndates'"  von 

I15Ö8  achtet  aiacli  R,  v.  Kainners  C.esef*.  d.  deutschen  l'hilulogic 
8,22S)  auf  die  klin^tliche  Gaunersprache  und  neben  Sprachfor- 
schern wieJ,Grin)ni  und  lloflluiann  v.  Fallerslcbcn  liaben  Krimi- 
aalii^ten  wie  Avc-Lallemant  und  Hans  Gross  (Handbuch  für  Unter- 
snchangsrichter)  diese  in  der  That  höchst  merkwürdige  Er- 
scheinung untersucht  und  analysiert.  Eine  sehr  ausgcdeliute 
Bibliographie  gibt  wieder  L.  Günther  (Ann.  2U,  für  das  ita- 
lientscbe  Hotwelscl»  vgl  K*  Sachs  Litbl  f.  germ.  u,  ronu  l'ijiL 
1899  8.  415).  Für  das  Russische  verweist  mich  E.  Berneker 
auf  N.  A.  Sndrnow  Wörter  und  Ausdrücke  der  Diebessprache,  ■ 
gesammelt  aus  Krestovskjs  Konian   "  Petersbit rgcr  Speianken"   I 

■  (Nachrichten  der  Aljteilung  für  russ.  Spr.  ii.  Lit.  in  d.  Kaiser!.   I 
Akad.  der  WissensclL  4^  HX>ö  — 87;  riissisclj). —  Von  F.  Kluge 

ist  in  nächster  Zeit  ein  Werk  üt^er  das  Rotwelsch  zti  erwarten; 
auch  J.  Meier  bereitet  ein  solches  vor  (Lit.-Bl.  f.  gemi.  n 
rom.  Phil  1899  S.  358). 

Das  Kot  welsch    ist    schon    i*ein  änsscrüch    wichtiger  als 
die  verbreitetste  aller  künstlichen  Sprachen;   und   es  hat  fast 
auf    jede    andere    abgefärbt:    stark    auf  die  Studentensprache 
(vgl.  Kluge  a.  a.  O.),  auf  die  Handwerkei-stirache  (eine  Probe    _ 
bei   W.  V.  Polenz    Der   BUttncHmuer   S.  229);    manche    Aus-  f 
drücke    sind    in    die    Sprache    des    täglichen    Lehens    einge- 
drungen.    So   gut    wie    die  Sohlatenspraehe    t>eruht  das  Rot- 
welsch auf  so  einfachen  Prinzipien,    dass  wir  uns  nicht  wun- 
dern dürfen,  tifjerall  verwandte  Bildungen  zu  treffen.     Leichte 
Entstellungen   und  Übersetzungen   ins  Konkrete   bilden  überall 
neben    hebräischen    Lcbnworten    das    llauptkontingent.      Wie 
man  einen  Polizisten  in  Deutsehland  'Tolyp"  nennt,  tauft  man   M 
ihn  in  Italien  "polimma"  (Nicefora  e  Sigbele   La  mala  vita  a    ■ 
Roma  S.  168)   und   wie   das  Gold  wegen  seiner  rotlich  giän- 


I 


I 


70  K.  M.  Meyer, 

zeiiden  Farbe  bei  deutschen  Gaunern  'Tuchs"  heisst  (Hoffman» 
V.  Fallersleben  Weim.  Jb.  1,  331),  so  heisst  es  jenseits  der 
Alpen  ""gialletto"  (Niceforo  S.  170).  Hiess  doch  ebenso  bei 
unsern  Urvätern  das  Silber  ''das  blanke  Metall";  bei  den  ita- 
lienischen Eäubeni  heisst  es  "bianchetto"!  Auf  wirklicher  Be- 
obachtung beruhen  all  die  neuen  Benennungen:  Bimbam  die 
Schelle  (Weim.  Jb.  a.  a.  0.)  und  Sumsum  die  ßassgeige  (6. 
Freytag  Werke  15,  158),  Kleebeisser  das  Schaf  (Weim.  Jb.) 
und  cacafuoco  Gewehr  (Niceforo  S.  170;  eine  besonders  cha- 
rakteristische Neubildung).  Eben  deshalb  spielt  unter  den  Neo- 
logismen des  Rotwelsch  die  Metapher  eine  so  geringe  Rolle. 
Die  gelehrte  Studentensprache  vertauscht  die  Anschaungen^ 
und  benennt  nach  abgezogenen  Qualitäten :  "Kameel",  "Fink", 
"Besen";  die  naive  Gaunersprache  taucht  überall  von  neuem 
in  die  Anschauung  ein  und  benennt  nach  zienilich  wahrnehm- 
baren Thätigkeiten  oder  Eigenschaften:  Plapperling  der  Pan- 
toffel, Grünspecht  der  Jäger.  Ebenso  anschaulich  nennt  das 
Pariser  Argot  etwa  den  Coiffeur  'gratte-poux'  (Rossignol  Dic- 
tionnaire  d'Argot  S.  56)  oder  das  Transportschiff  'sabot*,  'Holz- 
schuh' (ebd.  S.  97).  Ebenso  im  Russischen:  das  Rotwelsch 
heisst  "Musik"  und  enthält  neben  polnischen  und  kleinrussischen 
auch  romanische,  deutsche,  häufiger  aber  tatarische,  finnische, 
zigeunerische  Lehnworte.  Aber  es  zeigt  selbst  dabei  Meta- 
phern anschaulichster  Art  wie  ''Schelnr  für  "ManteP.  —  Über 
die  künstlichen  Sprachen  im  Russischen  allgemein  P.  V.  Sejn 
Zur  Frage  der  künstlichen  Sprachen  a.  a.  0.  4,  277 — 300: 
die  Räder  und  die  Kartoffeln  hcissen  "Roller",  der  Stiefel 
"Schnarrer"  oder  "Schlürfer"  usw. 

Diese  ausserordentliche  Kraft  der  Anschauung  hob  schon 
J.  Grinnn  in  seiner  inhaltsreichen  Besprechung  von  Grolmann& 
Spitzbubensprache  (Kl.  Sehr.  4,  164  f.)  hervor:  "Die  meisten 
dieser  Ausdrücke  tragen  das  Gepräge  der  einfachen  Natur 
und  sind  aus  lebendiger  Beobachtung  der  Tiere,  Felder  und 
Völker  hervorgegangen".  Deshalb  grade  hat  diese  Sprache 
in  ihren  Neubildungen  ein  so  uraltertümliches  Gepräge;  des- 
halb besitzt  sie  auch,  wie  ältere  Sprachperioden,  so  viel  mehr- 
deutige Worte :  "Blankert"  heisst  "weisser  Wein"  oder  "Schnee" 
(a.  a.  0.  S.  06),  "Ilitzert"  so  gut  "Sonne"  wie  "Ofen".  In  der 
Regel  freilich  ist  die  Bezeichnung  so  sicher  gewählt,  dass  der 
Rätseleharakter  fast  verloren  geht:  ""Schwarzreutery  der  Floh** 


I 


geinvurni  eine 
l^riiDin  S.  165,  Hoffmami  v.  Fallerslehen  S.  332),  'Tung^o  (Pikr 
für  '^Hut""  (Xieeforo  S.  171)*  E^  ist  imr  natürlicli,  dnm  dies 
kräftige  Vokabular  von  Sebastian  Braut  (Weini.  Jb,  1,  233) 
bis  m  Hoffnianii  v.  Fallei-Bleben  (ebd,  S.  341)  zablreiche  Dichter 
angeregt  bat,  es  poetiseb  tn  verarbeiten:  Paniphilius  Oeiigen- 
bach,  Wenzel  iSeherfler^  Job.  Miebael  Moseheroseli  siiul  im 
Weim.  Jb.  durch  solebe  Proben  vertreten.  Xenenlings  hat 
besonders  H.  Ostwald   mit  seinem   Konian  "Va^-abnndcn'  sieh 

■  in  diese  Tradition  gestellt  <vgl.  A.L.  JelÜuek  in  der  "Nation' 
27.  Oktoker  190(1  8,  (54 1;  daneben  R.  Bredenbrü(*ker  mit  »ei- 
nem "DCireberpaek"  (z.  B.  S.  129:  "Radling'  Karren^  ''Bieb- 
rieb"  Kälte  osw,),  teh  will  wenigj^tens  zwei  Beispiele  geben, 
damit  man  den  fremdartigen  Klang  dieser  Kunstspraebe  beur- 
teilen kann; 

»Wenzel  Sclierffer  (1652): 
Lasset  das  Briefen  im  Sehoeherbett  l>Ieihen, 
B  Wollet  der  Derrlinge  Janen  nieht  treiben, 

H  Leget  den  Blankert  aus  mühsamer  Hand; 

^F  Trefft  mit  Bescliöeheru  heut  einen  Anstand! 

(Weinib.  Jb,  l,  33V*;  "Briefen"  mit  Kartenspielen.  "8ehoeber- 
brett"  Wirtsbaus,    ''Deniing"  Würfel.    *'Jonen"  ^^pielen.    "IMan- 

»ken"  Kanne  aus  Zinn  "BesehOehern'    spielen;* 
Hoffniann  r.  Fallerslebcn  (1854): 
Funkert  her!  bier  bisst  uns  hoeken, 
^  Hol  der  Oanhart  das  (TesebwenzI 

^  Auf  dem  Teriek  ists  ja  trocken, 

Wie  am  Ülatthart  in  der  Sehrenz. 
(ebd.  341:  "Funkert"  Feuer,   "boeken"'  liegen.  ''Ganhart*  Ten- 
fel.  "Gegehwenz"  Undierlaufen.  "Terid"  Erdboden.    "Glattbart" 

ITiseh.  "Sebrenz"  Stnbej, 
Das  Kotwelseb  ist  das  Muster  einer  Misehsj>raebe. 
Für  das  Italieuisclie  zeigt  das  sehlagend  K,  Naebs'  sebcm  er- 
wähntes Referat  über  Niceforoe  '^Oergo"':  Metaphern  neben  Ar-  fl 
chaismen,  langue  juvanaise  neben  einfaehem  Argot.  Oemiseh- 
ter  Herkunft  sind  «chon  die  neuen  Worte:  bebriiisebe  Lehn- 
B  Worte  (J.  Grimm  a,  a.  G.  S.  165)  und  veraltete  Ausdrtlcke  un- 
serer eigenen  Sprache  (S.  168)  neben  jenen  Umsebretbungen,  m 
die  freilieb  besonders  cdiarakteristiseh  sind;  vereinzelt  begeg-  W 
neu   auch   hier  Metapliern   wie  "Spitznase"  fOr  "Gerste''  (ebd* 


11  K.  M.  Meyer, 

S.  165;.  ""Mit  diesen  poetischen  Wörtern  (es  sind  fast  nur 
Nomina,  selten  Verba)  und  den  jtldischen  (hier  sind  aach 
manelie  Verba,  selbst  Partikeln  im  Gang)  verbinden  nun  die 
Gauner  die  gewöhnlichen  deutschen  Auxiliaria,  Partikeln  und 
Flexionen,  kurz  alles  worauf  kein  Nachdruck  liegt,  drücken 
sie  in  der  Jedermann  verständlichen  Sprache  aus.  Eigentum- 
liehe  Flexionen  benutzen  sie  nicht''  (ebd.  S.  166).  Wohl  aber 
haben  sie  eine  eigene  Wortbildung,  über  die  wieder  der  Alt- 
uieister  am  besten  gehandelt  hat:  "Es  gibt  gewisse  (doch  we- 
nige) an  sich  bedeutungslose  oder  bedeutungslos  gewordene 
Ableitungssilben,  namentlich  -ling,  -hart  (später  abgeschliffen  und 
tonlos  -ert),  -mann,  -hans  und  -rieh,  durch  deren  sonst  unge- 
wohnte Verbindung  mit  an  sich  deutlichen  Wui*zeln  diese  für 
Nichtwissende  verdunkelt  werden.  Beispiele :  "Schreiling" 
(Kind),  "Rauschart"  ^Floh),  "Feldmann"  (Pflug),  "Sauerhans" 
(Zwiebel),  "Härtrich"  (Messer)  (a.  a.  0.  S.  166).  Das  ist  im  Prin- 
zip nichts  anders  als  das  -ikos  und  -aten  der  Studentensprache, 
das  -at  und  -oche  des  französischen  Argol.  Dennoch  verläugnet 
sich  selbst  hier  nicht  die  realistische  Eigenart  des  Rotwelsch. 
Gewählt  werden  fast  nur  solche  Suffixe,  die  als  zweite  Namens- 
teile beliebt  sind:  -hart  (wie  in  Richard),  manu  und  -hans  wie 
in  Kosenamen:  Karlmann,  oder  Necknamen:  Schmalhans,  -rieh 
wie  in  Dietrich;  nur  das  allerdings  besonders  häufige  -ling 
macht  eine  Ausnahme,  die  sich  jedenfalls  aus  Münznamen  wie 
Silbcrling  erklärt.  Was  bedeutet  aber  diese  Suffixwahl?  offen- 
bar eine  Neigung  zur  Personifikation,  zur  Vennenschlichuug. 
Das  Ei  heisst  "Dickmann"  und  wird  also  einem  kleinen  rund- 
lichen Mann  verglichen,  wie  es  auch  im  Volksrätsel  als  unbe- 
hilfliches Männchen  vorkommt  (Wossidlo  Mecklenburgische 
Volksüberiieferungen  1,  18  N.  20).  Die  Bohne  heisst  Lang- 
hans als  wäre  sie  ein  guter  Freund,  wie  wieder  ein  Volks- 
rätsel "Frau  Bohne"  (die  ja  schon  bei  Walther  v.  d.  Vogel- 
weide  Lachm.  17,  25  vorkommt)  nach  Brandenburg,  von  Bran- 
denburg nach  Mühlenburg,  von  Mühlenburg  nach  Kanne  reisen 
lässt  (Wossidlo  S.  24  N.  30  vgl.  R.  Petsch  Neue  Beiträge  zur 
Kenntnis  d.  Volksrätsels  S.  70). 

Eine  aus  lebendiger  Anschauung  geschöpfte  Umnennung 
der  für  die  Spitzbuben  wichtigsten  Dinge  legt  sich  also  auf 
den  Knochenbau  und  die  Muskulatur  der  Spräche;  und  die 
künstliche  Rede  ist  doch  auch  in  ihren  neuen  Teilen  von  der 


Ivüns«t liehe  SprauUen, 


73 


ge\v«iln»lirlien  abhäu^ig.  Grade  dadnreh  bat  das  Rotwelsrli 
typieeht'  -Hedeufun^.  J.  Griniui  öprielit  es  auSj  was  wir  ftir 
die  künstlichen  Sprachen  überbaiipt  als  leitenden  Grundgedan- 
ken zu  erhärten  fliehen:  'der  notwendige  Zosammenliang 
aller  Sprachen  mit  Überlieferung  zeigt  sieh  auch 
bier^  kaum  ein  Wort  dieser  Gaunermnndart  scbeint 
leer  crfnndcnj  und  Menschen  eines  Gelichters,  tla» 
81  eh  »ongt  kein  Gewissen  aus  Lügen  macht,    beKchii- 

[men  manchen  Sprachphilosophen,  der  von  Erdich- 
tung einer  a  1 1  g e ui  eine u  S  p r a e h  e  getrau  ui  t  h  a t*^  ( a .  a. O. 
S.   165,1.     Ancb  f(ir  die  noch  unerklärten  Worte  lehnt  Grimm 

^(S,  167)  rlie  Aiuiabme,  dass  die  ''ersonnen''  «ein  künutcn,  ab. 
d)  Wiederholt  nahmen  wir  oben  schon  auf  die  Rätsel- 
spracbe  Bexiig,  über  die  K,  Peti^ch  <a*  a*  Ö.j  überaus  beleb- 
rend^  wenn  aiieh  etwas  unübersichtlich,  gebandelt  hat  (S.  66f.)i 
Was  er  (S.  73}  '"Klangworte''  und  "Klangnanien '  nennt  sind 
fast  durchweg  Versteeknamen  von  der  anschaulieh  kräftigen 
Art  der  rntwelscben  Appellativa,  ^Wiga  Waga"  für  die  Wiege, 
"Fickfack''  für  die  Egge  (8. 11)  erimierii  an  '*Bind>ani''  Schellt*, 
"Gigge#gagges"  albernes  Zeug  (Jlodniann  v.  Fallersleben  S.38]  h 
^'Sutnsuni*'   die  Ba^sgeige;    "^Ttiipplrapp''  die  Man«   mahnt   an 

"'Trappcrt^dasTferd  (ebd.  8.  :3;Wl  ^^Hitzgeber"  (IVtscb  S.  51) 
heisst  der  Ofen  wie  rotwelsch  ''IIitzert*\  Daneben  die  Heiti 
der  Kinderstube:  "Stuterg"  f Homer),  "Smecker"  (Mund),  "^Rti- 
ker"  (Nage  ebd.)  wie  ''Beisserchen", 

Stärker  als  in  der  Gaunerspraclie  tritt  aber  in  der  Rätsel- 
«praehe  die  Metapher  auf:  "^Kranskopp''  für  Baunr,  ''Kahlkopp' 
fflr  'Nuss'  (Petseh  8,  80),  Es  ist  ja  auch  vielmehr  gelehrter 
Pfeffer  lieiui  ficricht. 

Die  Rätselspracbe  (vgl  über  sie  üseners  KesLension  von 
Wossidlos  Buch  DLZ.  21.  Dez.  1900  S.  33t>5)  ist  sozusagen 
ein  unsehuhiigef*  Rotwelsch,  auf  momentanes  Venstecken  an- 
gelegt. Vereinzelt  begegnen  Versteeknamen  Ja  von  der  Drzeit 
her;  ich  erinnere  nur  an  das  uralte^  auch  in  der  Odysseussage 
verwandte  Spiel  mit  den  Scheinuamen  "Niemand"  oder  dgl,; 
an  die  über  die  ganze  Weit  verbreiteten  Märeben  von  dem 
Ounmen  mit  dem  nicht  zu  erratcuden  Namen  freiche  Belege 
in  der  Zs.  d.  Ver.  f.  Volkak.  lt>,  254  f.;  vgl,  u.  zur  Namens- 
'ndungi;  an  die  -min  Teil  uralten  ''Weieheitsproben*  und 
ilslösnngsriltser  (Petsch  a.a.O.  13  f.);  an  Vexirnamen  bei 


74  n,  M.  Mfvor, 

den  Minnesingern:  "der  sehoene  glänz"'  bei  Hezbolt  von  Weis- 
sensee,  "Hildegunde"  bei  Walther  (a.  a.  0.  74,  19).  Eigen- 
namen werden  auch  hent  noch  gern  verrätgelt,  bald  durch 
Umstellung  und  Entstellung  iSintenis  a.  a.  ().  S.  18),  bald  durch 
metaphorische  Ersetzung  (ebd.  S.  201*.),  am  liebsten  aber  durch 
Übersetzung  (ebd.c  Goldschmidt  wird  "Aurifaber",  Eiben  nennt 
sieh  "1'axus",  Volkmann  ""Leander".  So  bilden  die  Pseudo- 
nyme in  ihrer  Gesamtheit  eine  Rätselsprache  mit  vielen  Ent- 
lehnungen ^"Ossip  Schubin"  von  einer  Figur  bei  Turgenjew 
Sintenis  S.  22),  manchen  Meta))liern,  zahlreichen  Übersetzungen 
und  willkürlichen  Entstellungen. 

ei  Nelnncn  bei  Übersetzung  innerhalb  ein  und  <lerseiben 
S])raehe   die   Metaphern    einen    noch    weiteren  Raum   ein,    so 
erhalten  wir  eine  künstliche  Sprache  vom  Charakter  der  Skal- 
dens])rache.     Diese  verglich  sch(m  J.  Grimm  la.  a.  0.  S.  165) 
mit  dem  Rotwelsch,  und  zwar  im  lobenden  Sinn;  aber  er  lobt 
sie  damit  zu  sehr.     Die  Skalden  mögen  bessere  Menschen  ge- 
wesen sein   als  die  Gauner  es  zumeist  sind;    bessere  Sprach- 
irrinder waren  sie  nicht.     Zunächst  schadet  ihnen  schon  das, 
Läss  sie  nicht,  wie  die  Erfinder  des  Rotwelsch,   von  der  Um- 
riL«-ssprache   ausgehn,    s(mdern    von   der  Dichtersprache,    die 
i::    *ioh    eine    normalisierte   Sprache    ist    (vgl.  oben  I  2  c  y/. 
.V>:L  Eigenheit,  landläutige  Worte  zu  meiden,  trieben  sie  nun 
iii7  ::t  >pitze:  Heinzel  (Anz.  f.  d.  A.  14, 44)  bemerkte  sehr  richtig, 
''v  r:-ide  die  nächstliegenden  Metaphern  vermieden  werden. 
•'air   i-^^^u  verstricken  sie  sich  in  das  kunstvolle  Xetz  ihrer 
\.-nmQ,nr~    über  diejenigen  in  der  Edda  vgl.  meine  Altgerma- 
w^r.r  '-  r>iif  S.  Iä6f.»,  die  au  sich  auch  wieder  nur  eine  allge- 
.r— .-.    •-rir-.::rte  Erscheinung  sind,    bei    ihnen  aber  zu  einem 
..f"  -TaiLr-n.  la^ntbehrlichen  Kennzeichen  der  poetischen  Rede 
"•^rr,     --.  1.  A.  •».  S.  158).     Immer  künstlicher   bauen  die 
•"*a'.^.    i.-f"j  ii..«:nsehou  Jargon  aus;  Tür  Synonym  wird  Syn- 
'^■"-   .3r**-'Ti  Tjj.i  £>irade   die  Entfernung  von  der  natürlichen 
^^    jwr.z    TiirtzT  'i«u  ^lolz  dicscr  Dichter  aus.  -    Ähnlich 
•     -*     -:-üirij.  cn£  es  den  Poeten  anderer  Epochen,  wenn 
"■        --^»-n:   -»tt  der  Alltagsredc  entfernten;  den  Hoff- 
■*•-«"  413     H-r  ^vi«t!uuein  etwa  (vgl.  Ettlinger  Ilofmanns- 
"**       '        *«-•  -rt\ii5  ihrem  Gegner  Zesen,  der  den  Um- 
'-  « -^^     ^    •HTTj.iinitaspraehe   ganz   nahe   kam  (meine 
""        "^^  -      -a  V^eheidenem  Masse    wird    dies 


Kihistlit'he  Sprrtclien. 


75 


N 


nietapliorisclic  Übersetzen  von  ihr  gevvijhiiliehen  Sprache  we^ 
aiieij  in  ainleni  nnrnjalisierteii  Spraelieii  mit  wesentlich  nega- 
tiver Wortwahl  ;^-ettbt;  in  der  Sportapraehe  etwa  (vgL  o.  I 
2  c  ß  I,  wenn  die  Termini  de?i  Rndei-pport«  auf  den  Reitsport 
ftbertrairen  werden:  das  Pferd  wird  '^gestenerf,  und  nmj^e- 
kehrt:  das  Boot  '*i^eht  als  Erster  dureh  das  ZieP,  Oder  in 
der  Cereniooialsprarlie  (v^l.  o,  I  2  c  a)  etwa  der  feier- 
Hehen  Kunstkenner,  die  1>ei  Kritik  einer  Symphonie  nur  von 
Wärme  des  Kolorits,  Verteilung  des  Lichtes,  von  dem  tiefen 
Schlagschatten  der  Bässe,  vom  durchsichtigen  llelldiinkel  der 
Mittel  partiell,  von  gewagten  Konturen  des  Schltisssal/es  spre- 
chen und  wieder  ein  historischem  Oetnälde  wegen  der  logischen 
Anordnung,  der  schneidenden  Spraehe,  der  polendschen  Tech* 
nik  hei  einem  demioch  harmonigehen  Ausklingen  der  Skepsis 
lohen  so  dass,  wie  (i.  Keller  (Der  grüne  Heinrich  3,  197 )  diese 
parodistischen  Zitate  beschliesst^  ''jede  Zunft  im  Habitus  der 
andern  einher/ichen  tu  wollen  seheint."' 

2)  Übersetzung  aus  einer  Spraclie  in  die  andere. 
In  den  besprochenen  Fällen  von  Spraebniischung  war  innner 
eine  Sprache  entweder  ganz  allein  oder  doch  ganx  nbcrwii'- 
gend  herrschend.  Freilich  nahern  sieh  die  StudenttMi-  nnd 
die  Gaunergpraehe  ndt  ihrem  schweren  fremdsprachlichen  Bal- 
last schon  dem  Begrilf  eigentlicher  Mischsprachen:  aber 
das  Frenniwort  wurde  dann  doch  immer  der  heimischen  Art 
angepasst,  wie  etwa  im  Rohvelseh  das  hehr,  boj^er  nach  Ana- 
logie der  vielen  Neologismen  auf  -hart  zu  "boshart'*  'Fleisch) 
nmgestaltet  wird  (J.  Grimm  a.  a,  Ü,  S.  166j,  Den  Charakter 
wirklicher  Hprachmisehung  erhält  ein  Idiom  erst,  wenn  die 
fremden  Teile  so  zahl  reich  und  so  unverariieitet  vorliegen, 
dasfs  die  Verständlichkeit  beeinträchtigt  wird.  Die  Meta[dier- 
und  Keimingsprachen  übersetzen  nur  aus  der  deutschen  All- 
tjigsrede  in  volkstümlichere  oder  gesuchtere  Sprechweise  und 
haben  freilich  durchweg  schon  die  Neigung,  ihre  Eigenart 
durch  Aufnahioe  wirklich  fremdsprachiger  Bestandteile  zu  ver- 
stärken. Dahin  geh/irt  schon  in  der  einfacheren  Dichterspraehe 
flie  Anwendung  myth(>logischer  Namen  wie  Apollo,  Luna,  Amor; 
in  der  Sportsprache  die  fremder  Termini  wie  skiff^  paeemaker, 
Start;  selbst  in  der  Schriftsprache  allgemein  die  hei  uns  viel 
getadelte  Neigung  zu  entbehrlichen  "gebildet"  klingenden  Fremd- 
worten* 


H\  R.  M.  Meyer, 

Im  Grund  findet  Sprachmiscliung  statt,  "sobald  sich  über- 
haupt 7Avei  Individuen  mit  einander  unterhalten"  (Paul  Prin- 
zipien S.  337).  leb  kennzeichne  die  Phasen  der  Entwiekelnng 
zur  vollaus  gebildeten  Mischsprache  nur  ganz  kurz,  weil  diese 
Art  "künstlicher  Sprachen"  unsere  Hauptfrage,  nach  den  Gren- 
zcMi  der  Spracherfindung,  am  allerlockersten  berührt. 

a)  Für  noch  nicht  klar  ausgebildete  Begriffe  werden 
Frcuidwr)rter  übernommen,  so  dass  gewissermassen  weniger 
oine  Vermischung  als  eine  Ergänzung  stattfindet.  So  also  etwa 
l>ei  den  ersten  Berührungen  zwischen  Germanen  und  antiker 
Bildung  und  Sprache  (vgl.  Kluge  in  Pauls  Grundriss  l,  305  f. 
8owie  in  der  Vorrede  zum  Etymol.  Wb.),  zwischen  Germanen 
und  Slaven  (Kluge  bei  Paul  1,  320)  oder  Finnen  (Thomsen 
Einfluss  des  Germanischen  auf  die  finnischen  Sprachen):  Sta- 
dium der  Aufnahme  von  Lehnworten.  Durch  die  massen- 
hafte Aufnahme  fremder  Suffixe  und  Stämme  werden  die  ro- 
manischen Sprachen  von  vornherein  zu  Mischsprachen;  vgl. 
Caroline  Michaelis  Studien  zur  romanischen  Wortschöpfung 
8.  1)7  f.  A.  Darmesteter  De  la  ereation  de  mots  nouveanx 
dans  la  langue  frau^aise  S.  169  f. 

b)  Neben  den  vorhandenen  Ausdrücken  werden  fremd- 
ländische eingeführt:  Stadium  der  Fremd wftrterei.  So  also 
in  Deutschland  zu  allen  Zeiten,  besonders  aber  im  17.  Jh., 
Typus  der  berühmte  ärztliche  Ausspruch:  "'wenn  die  dolores 
erst  cessieren,  werden  auch  die  Schmerzen  aufhören",  oder 
Fritz  Henters  humoristische  Erklärung:  "die  grosse  Armut 
in  der  Stadt  kommt  von  der  grossen  Poverteh  her!"  (Littera- 
tur  bei  Günther  Anm.  34  S.  301  fX 

V.)  Die  Lehnwörter  werden  ganz  verdaut  und  dem  Sprach- 
oharakter  des  aufnehmenden  Volkes  angepasst;  die  Fremd- 
wörter bleiben  unverdaut,  wirken  aber  auf  die  Art  der  über- 
nehmenden Sprache  nur  ausnahmsweise  (wie  in  den  Infinitiven 
auf  -iren  J.  Grimm  Kl.  Sehr.  1,  .-kV)  f .  oder  den  Substantiven 
auf  -erei)  massgebend  ein.  Tiefer  greift  das  scheinbar  weni- 
ger gefährliche  übersetzen  fremder  Wortverbindungen 
ein.  Es  ist  uralt  und  oft  ist  schwer  zu  unterscheiden,  ob  etwa 
'  (lefahr  laufen"  und  ""encourir  danger"  stammverwandt  d.  h. 
der  gleichen  Metapher  entsprungen  sind  oder  im  Verhältnis 
von  Original  und  Entlehnung  stehn  ^Heinzel  Stil  der  altgerm. 
Poesie  S.  1  f.^.     Sehr   bald   fügt   dies  Entlehnen  von  Re- 


Küiistliclu'  Spraflien. 


77 


I 


I 


I 


dciiisarteii  tlcr  Sprarhc  crns^tliehen  ScLadeu  /ii.  Man  he- 
»rinnt  mit  selierztiai'teu  Barhaiisineu,  wie  vveim  Felix  Mimilcln- 
sohn-Bartholdy  in  Eiiglaml  ^^cfra^t  wird:  "Haben  Sic  einen 
Kalten  grefangcn"  ("liave  von  eauglit  a  cold?'');  Freiligrath 
und  Kodenberg  haben  längere  Zeit  mit  einander  seher/Jiaft  in 
flieaetn  Jargon  karre^pontliert  fdr  den  mimt  besoiulers  tUe  dcut- 
sehen  Ansiedler  m  Amerika  Ueriielitigt  sind.  Allmählicli  fiilirt 
dies  Xaplnuachcn  von  Verbindiiii^a^ti.  die  die  ilentsebe  Spraebe 
(dgeotlieh  niebt  zulässt,  in  einer  völligen  Entfremdung^  votn 
*Sprachgefitbl,  wofiio  ^las  nnsebütie  Hänfen  der  Frem^lwOrter 
iioeh  nicht  za  führen  bratifbt. 

Lustige  Beispiele  der  Spraehmisehnog,  dw  auti  solcher 
wörtlieher  Wiedergabe  ein/eluer  Worte  Jiiid  Redensarten  ent- 
steht, gibt  das  Buch  von  Sebaible  Englisebe  8pracbfc^ohniUer 
iin  Deutsehen  (Strassbnrg ''  1886;  der  Verf.  nennt  sieb  im  Stil 
seines  Bueheji  mit  einem  sohottiseh  kliiigentieu  Anagramni 
O'Carus  lliebslac).  "Fdrst  tler  Unterwelt'*  wird  "King  of  the 
Netherlands**  iS.  35).  "1  like  soft  boiled  eyes"  wird  Übersetzt 
xlatt  "eggs",  nnd  umgekehrt:  "die  Eief'  —  S.  Hj;i;  ein  hnb- 
'-eher  Beleg  \'ossiBche  Zeitnng  7.  Dez,  19üU  Abendblatt  — 
""die  Eier  dieses  Mädchens  sind  träumeriseb''  'S.  H9).  Andere 
Wendungen:  "leb  kaufte  nur  einen  Trnnk  (a  trunkj  beim  Satt- 
ler* (8.  ö6).  '*Das  Baby  ist  sehr  streng  iWr  sein  Alter  '  very 
streng**  i^S.  55).  Beispiele  soieher  internationalen  Missverständ- 
wisse  ancb  bei  Wuiidt  Völkerpsyehologie  l,387Aniii.;  ans  der 
modernen  Zeittmgssprache  bei  C,  Abel  Nation  17.  Nov.  19(K) 
Abendblatt  aus  MeKinleys  Botsebaft;  vgl  aueli  Dunger  Gegen 
die  Engländerei  S,  14f.  —  Ebenso  wie  eine  engliech-dentsehe 
gibt  es  eine  französisch -dentsehe  Misehspraebe,  nilmlieh  im 
EIßass:  reiche  Belege  gibt  Sehuebardt  (Romanisches  und  Kcl~ 
tische^j  Strassburg  1886  8. 209  f.).  Da  beisst  der  Storeh  "ehtork'\ 
die  Sebnake  '^ehnoque"  <S.  273).  Oder  der  elsässische  Deutseh- 
franzose  fragt  "Est  ee  qut^  eela  vons  gofite?"  \Sebmerkf  Fhnen 
dag?  und  ruft  'Pas  si  beaucoupP  ''Nicht  so  viel!" 

Aber  in  der  Zeit,  da  die  MorgenHUe  unserer  klassiseben 
Dichtung  aufging,  sehrieb  ein  Poet  wie  Lenz  noeh  ganx  ernst- 
haft: ''Hüten  Sie  sich,  sieh  so  einen  Läeherliehen  ui  geben" 
'"se  donuer  nn  ridienle",  Lenz  Werke  1,  236^  und  jeder  Zeit 
hat  eine  Spraebmisebung  zwiseiien  der  Sprache  der  Gebildeten 
und  der  des  Volks  existiert   ein     Missingsch  ',    dem   besonders 


7ö  R.  M.  Meyer, 

die  Fremdwörter  als  Spielball  dieneu  müssen  (vgl.  dazu  Wundt 
Völkerpsychologie  1,  377).  Hier  also  liegt  wirklich  eine  Misch- 
sprachc  vor,  in  jener  konventionellen  Vulgärsprache  des  Thea- 
ters (s.  0.  I  2  t)  nur  scheinbar. 

d)  Aber  dem  natürlichen  Sprachgefühl  ist  auch  die  prin- 
zipielle Rtickdeutschung  gefährlich.  Der  Purismus  besei- 
tigt leicht  Fremd-  und  Lehnwörter,  die  in  den  Organismus 
<ler  Sprache  eingewachsen  sind  und  schädigt  durch  massenhafte 
Übersetzung  einzelner  Worte  so  gut  wie  der  Auswanderer  am 
Mississippi  durch  vereinzelte  Aufnahme  fremder  Wendungen. 
J.  Grimm  selbst  hat  geklagt,  wie  die  Pedanten,  statt  den  Om- 
nibus durch  einen  ''Allen"  zu  ersetzen,  mit  einem  "Allheits- 
wagen" angefahren  kommen;  aber  wenn  mit  pedantisch  ge- 
nauer Wiedergabe  etwa  (um  moderner  Sünden  zu  geschweigen) 
"distrait"  mit  ''zerstreut"  übersetzt  wurde,  so  mochte  Lessing 
mit  gutem  Grund  einwerfen:  "Ich  glaube  schwerlich,  dass  un- 
sere Grossväter  das  Wort  verstanden  hätten";  noch  Schlegel 
übersetzte  "distrait"  durch  "Träumer"  (Kluge  Etymol.  Wb. 
S.  416),  "Träumer"  gibt  den  Sinn  wieder,  "zerstreut"  die  fran- 
zösische Anschauung.  Wir  haben  uns  nun  an  "zerstreut"  ge- 
wöhnt und  sind  weitergegangen;  zu  dem  Partizip  haben  wir 
das  ganze  Verb  gebildet:  "Ich  will  mich  zerstreuen".  Wer 
kann  das  ohne  Entsetzen  hören,  wenn  man  es  anschaulich  auf- 
nimmt? Aber  uns  hat  das  übersetzte  Fremdwort  eben  ein  Stück 
Anschauung  zerstört.  Wie  viel  besser  hätte  man  da  noch  den 
fremden  Klang  beibehalten  und  mit  gutdeutscher  Mcisterechaft 
(Wackernagel  Die  ümdeutschung  fremder  Wörter  Kl.  Sehr.  3, 
252  f.)  allmählich  dem  Sprachganzen  einverleibt  I 

e)  Durch  Zerstörung  der  inneren  Sprachform  mittels 
solcher  Übertragungen  (vgl.  Paul  a.  a.  0.  S.  339)  und  des 
Kolorits  der  Sprache  durch  zu  viel  unverarbeitete  Fremdwörter 
wird  schliesslich  der  Organismus  der  Sprache  aufgelöst  und 
nun,  indem  sich  die  aufgelöste  Sprache  mit  einer  zweiten  gleich 
gelockerten  zusammenfindet,  entsteht  die  wirkliche  Misch- 
sprache; wofür  ich  nochmals  auf  Paul  (S.  337  f.,  mit  Littera- 
tur)  sowie  auf  Windisch  Zur  Theorie  der  Mischsprachen  und 
Lehnwörter  «.Sachs.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  phil.-hist.  Kl.  97 
II)  und  Wundt  Völkerpsychologie  1,  382  f.,  und  auf  den  populä- 
ren Vortrag  von  M.  Grünbaum  Mischsprachen  und  Sprachmischun- 
gen (Virchow-Holtzendorffs  Vorträge  1886)  verweise.  Als  Beispiel 


KiiiiBtlifhe  S|jrarlifiL 


79 


das  limiinristisch  g-emeiiite  Dentschfranzösisjicti  Kiecaiit 
de  ia  Marlinic-rcö  oder  des  sogen.  DentscIdraDzosen  Jean  Toii- 
cemeiit  (Goedeke  Grundriss  -  IV,  1,  M)  angeführt. 

f)  Über  die  Greuzen  der  meiiscbliehen  Spraclie  geht  die 
M  18 c h II n g  von  T  i  e r-  n ii d  M e u s  c h  e  n  r e  d e  hinaus.  Zwar 
die  Anreden  an  Pferde,  Hunde,  Katzen,  die  *'Hü!"  und  ''HottT 
usw.  sind  erst  Koniproniisspraehen  vom  Typus  der  Amraen- 
spraehey  fiei  denen  tier  geistig  höher  Stehende  sieh  in  die 
Redeweise  des  niedriger  Stehenden  xu  setzen  bemüht.  Aneh 
wenn  umgekehrt  Tiere  mit  eingelernten  Sttleken  menschlicher 
Rede  uns  entgegenkommen  (vgl.  v.  d,  Gähelentx  a.  a.  ü,  S,  294), 
macht  dies  kümmerliche  Einsprengen  von  Worten  und  Sätz- 
ehen, daj^  ihre  eigene  ''Sprache"  völlig  unberührt  lässt,  eine 
eigentliche  Misclisprache  noch  nicht  aus.  Anders^  wenn  Ari- 
stophanes  mit  bereehueter  Kunst  Tier-  und  Menschenstimnien 
einander  annähert.  Freie  Ertindung  liegt  hier  allenfalls  in 
dem  (bedanken  der  Misehung  selbst  —  al>er  stammt  der  nicht 
auch  aus  Märchen  und  Kindergebranch,  aus  der  Notwendigkeit 
jener  Komproniissp rächen  zwiseheu  den  Menschen  und  seinen 
Haustieren  ? 

Lustig  denkt  sich  Robert  llamerliug  (üomunculus  S.  253) 
'^eine  allgemeine  Sprache,  ein  vereinfacht  Volapük"  ans,  das 
für  Menschen  und  Tiere  passen  soll: 

eine  Sprache 

Angepasst  den  Stimmorganen 

Auch  der  Tiere:  *;iuu  aus  Lauten 

Der  Natur  gebildet,  Tönen 

Und  Geräuschen  in  verschicdner 

Stärke,  weehselnder  Betonung, 

Abgesiturt  in  Höhe,  Tiefe, 

Und  begleitet  von  Geberden» 

Deutungsvoll  dem  Sinn  vermittelt. 
Das  wäre  dann  freilich  das  Ideal  von  Kunst  und  Natur- 
sprache zugleich  und  eine  "allgemeine  Sprache",  neben  der 
das  Volapük  und  alle  Weltsprachen  /;u  Winkeldialekten  herab- 
eiuken  müssten!  (Eine  ähnliche  Phantasie  bei  Sehnbart  Das 
Paradies  der  Kunst  S.  121.  123).  — 

Wir  kommen  nun  erst  m  den  im  engem  Sinn  so  ge- 
Dannten  "künstlichen  Sprachen":  Sprachen,  die  im  Drang  des 
Aogeublicks  oder  auch   in  berechneter   langsamer  Herstellung 


«0  R.  M.  M«yer, 

wirklich  an  die  Stelle  der  gewöhnlichen  Rede  treten  und  mit 
dieser  gar  keine  Gemeinschaft  mehr  zn  haben  scheinen.  Zwar 
gilt  dies  letztere  von  der  bekanntesten,  zuerst  zn  besprechen- 
den Klasse  künstlicher  Sprachen  am  wenigsten. 

IV.  Künstliche  Sprachen  entstehen  durch  be- 
rechnete Kombination  und  Kontamination  mehrerer 
Einzelsprachen. 

Hier  liegt  also  eine  künstliche  Herstellung  von 
Mischsprachen  vor;  und  in  der  That  sind  solche  Erfindun- 
gen fast  immer  aus  Kreisen  hervorgegangen,  denen  die  Misch- 
sprache irgendwie  schon  nahe  lag.  Schleyer,  der  Erfinder  der 
bekanntesten  hierhergehörigen  Sprache,  des  Volapttks,  ist  als 
katholischer  Geistlicher  an  das  Durchweben  deutscher  Rede 
mit  den  lateinischen  Sätzen  und  Worten  gewöhnt,  dazu  noch 
in  Konstanz  auf  einem  Grenzgebiet  wenn  nicht  der  Sprachen 
so  doch  der  Dialekte  ansässig.  Und  dass  diese  Kunstsprachen 
überhaupt  jetzt  plötzlich  wieder  Mode  werden,  hängt  nicht 
nur  mit  dem  Geschmack  unserer  Zeit  an  Kombinationen  aller 
Art  zusammen,  der  Stillosigkeit  in  der  Architektur,  Kunst- 
weine und  Tragikomödien  begünstigt;  sondern  es  hat  auch 
in  den  kosmopolitischen  Tendenzen  unserer  Zeit  einen  Boden, 
in  den  Richtungen  auf  internationalen  Vereinigungen  und  Ver- 
träge, Meterkonferenzen,  Massbenennungen  (Watt,  Ohm,  Am- 
pere) und  vor  allem  auf  den  gemeinsamen  Besitz  einer  Ter- 
minologie des  Verkehrs. 

Eine  ungefähre  Übersicht  der  hierher  zu  rechnenden  Be- 
strebungen gibt  Hans  Moser  in  seinem  '"Grandriss  einer  Ge- 
schichte der  Weltsprache"  (1888,  in  dem  grossen  Blütenjahre 
der  Weltsprachenbewegung),  wo  allerdings  lange  nicht  alle 
Versuche  erwähnt  und  die  älteren  nur  ganz  flüchtig  genannt 
sind.  Mit  der  Frage,  wie  weit  eine  Weltsprache  überhaupt 
Aussicht  auf  Verwirklichung  habe,  darf  ich  mich  hier  nicht 
befassen;  meine  negative  Antwort  hab  ich  schon  vor  10  Jah- 
ren (Sonntagsbeilage  der  "Vossischen  Zeitung"  27.  Juni  1886)  zu 
begründen  versucht.  Ich  stelle  hier  nur  zur  allgemeinen  Orien- 
tierung eine  Anzahl  charakteristischer  Urteile  kurz  zusammen. 

1766.  Job.  Gottfr.  Herder  Über  »die  neuere  Deutsche 
Litteratur.  Erste  Sammlung  von  Fragmenten  (in  Suphans 
Ausg.  1,  191):  "Betrachtet  eine  Philosophische  Sprache!  Wäre 


Küiistliehe  S|>raühejL 


Hl 


Till  einem  Philosophen  erdaeLt,  so  liiilie  sie  alle  Inversio- 
iien  i\ui'.  Käme  eine  iillgeuieitio  Siiraelie  z«  Stande,  st)  wäre 
bei  ihren  Zeichen  notwendig;:  jeder  Platz  and  Jede  Ordnung  so 
bestimmt,  als  in  nnserer  Dekadik  .  ,  .  Nnn  stellet  eneh  zwei 
siDaliebe  Oe9elit>|)te  vor,  davoTi  der  eine  spricht  der  andere 
höret  ...  Je  mehr  pich  die  Aufmerksamkeit,  die  Empfiiidnng, 
der  Affekt  anf  einen  Au^renpiinkt  heftet:  je  mehr  will  er  dem 
ÄTHleni  aiieh  ehen  diese  Seite  zeigfen,  am  ersten  zeigen,  im 
hellegteti  Lichte  zeigten  —  und  dies  ist  der  Ursprung  der  In- 

•  Tereionen,  Ein  Beispiel:  Fleuch  die  8ehlanf;:e,  ruft  mir  Jemand 
XU,  der  mein  Fliehen  zu  seinem  Hauptaugenmerk  hat,  wenn 
ich  nicht  fliehen  wollte.—  Die  Schlange  fleuch!  ruft  ein  an- 
derer^ der  nichts  geschwinder  will,  als  mir  die  Schlange  zei- 
^  gen;  tliehen  wx^^de  ich  von  selbst,  so  hald  ich  von  ilir  hore'^, 
y  1822,     J.  (irimm  a.  a.  0.    (über  Orolmanns  Spitzhnben- 

sprachen.  Kl.  Sehr.  4,   165:  die  (lanner  "^Ijesehänien  manclien 
Spraehphihisophen,  der  von  Erdichtung  iünerall^cnieiueu Sprache 
geträumt  hat/' 
■  1837,    Th.  Mundt  Die  Kunst  der  deutschen  Prosa  1 8.  13  f.): 

Eine  allirenieine  Vrdker-Assoziation»  wenn  sie  wirklieh  histo- 
risehes  Ziel  ist,  wirtl  ileunoeh  die  Volkssprachen  nicht  ver- 
B wischen.  Noch  weniger  wird  sie  aher  die  allgemeine  Sprache 
herstellen,  die  eine  Zeitlang  ebenfalls  als  höchstes  Ziel  und 
Ideal  des  Vi dker Verkehrs  angesehen  ward  .  .  .  Mit  der  all- 
gemeinen Weltsprache  würde  man  hei  seinem  nächsten  Wand- 
•  nach  bar  kein  Stück  Brot  fordern  kennen,  nnd  wenn  man  nfjch 
weit  meiir  damit  zu  erreichen  vermochte,  so  wurde  es  innner 
unnütz  und  wirkungslos  sein.  Denn  da  die  eitjzelnen  Uedan- 
kenverbindnngen    ebenso   sehr  etwas  Individuelles    und  Natio- 

•  nales  sindj  als  die  Sprache,  so  wurde  mindestens  jede  Volks- 
individualität  ein  anderes  nuanciertes  System  iler  Pasigraphie 
hubeUy  mithin  diese  widersinnig  imd  nnn^itig  sein,    da  sie  die 

■  volkstümlichen  Trennungen  dctctt  nicht  zu  Überwinden  ver* 
möchte.  Das  Prohleni  einer  allgemeinen  Sprache  liewiea  bei 
seiner  Ausftihrung  immer  die  nötwendige  Individualität  der 
Sprache.  Der  Franzose  wird  daher  fortfahren,  französisch  zu 
Bchreiben,  der  Filngländer  englisch,  der  Deutsehe  deutseh," 

1858.  Ernest  Renan  De  l'origine  du  langage  (S.  95): 
"On  ne  peut  admettre  dans  le  developpement  des  langues  au- 
cnne  revolution  artitieielle  et  seiemment   exeeut^e  .  .  ,     C'est 

ludoffermanlncho  ForHcbiitigen  XII  1  u.  2.  Q 


i 


82  R.  M.  Meyer, 

pour  cela  que  le  penple  est  le  veritable  artisan  des  langues, 
parce  qu'il  represente  Ic  mieux  les  forces  spontanees  de  l*hu- 
manite.  Les  individus  n  y  sont  pas  competents,  quelqae  soit 
leur  genie;  la  langue  seien tifique  de  Leibniz  eut  probablement 
ete,  coinme  moyen  de  transmissiou  de  la  pens^e,  moins  eoni- 
mode  et  plus  barbare  que  l'Iroquois." 

1878.  Friedrich  Nietzsche  ''Menschliches  Allzuineusch- 
liches"  N.  267  [Werke  2,  250]  erklärt  das  Sprachenlemen  für 
ein  notwendiges  Übel;  "welches  aber,  zuletzt,  zum  Äussersten 
kommend,  die  Menschheit  zwingen  wird,  ein  Heilmittel  zu 
finden :  und  in  irgend  einer  fernen  Zukunft  wird  es  eine  neue 
Sprache,  zuerst  als  Handelssprache,  dann  als  Sprache  des 
geistigen  Verkehrs  überhaupt,  für  Alle  geben,  so  gewiss  als  es 
einmal  LuftSchiflffahrt  gibt.  Wozu  hätte  auch  die  Sprach- 
wissenschaft ein  Jahrhundert  lang  die  Gesetze  der  Sprachen 
studiert  und  das  Notwendige,  Wertvolle,  Gelungene  an  jeder 
einzelnen  Sprache  abgeschätzt?" 

1888.  Hugo  Schuchardt  Auf  Anlass  des  Volapüks  (S.  33): 
'"'Eine  Weltsprache  liegt  durchaus  in  der  Richtung  unserer 
praktischen  Bedürfnisse;  sie  erscheint  als  die  Ergänzung,  als 
die  Krönung  unserer  internationalen  Einrichtungen.  Aber  eine 
Weltsprache  ist  auch  —  weit  entfernt  den  Spott  der  Gelehrten 
zu  verdienen  —  ein  wissenschaftliches  Desiderat." 

1891.  Gustav  Meyer  Weltsprache  und  Weltsprachen  (in 
"Essays  und  Studien",  2.  Bd.,  1893  S.  37 j:  "Die  Sprache  ist 
kein  selbständiger  Organismus,  der  nur  seinen  eigenen,  ihm 
innewohnenden  Entwicklungsgesetzen  folgt,  sondern  sie  ist  an 
die  vielen  Millionen  von  Individuen  gebunden,  welche  auf  der 
Erde  leben.  Mit  der  Entwicklung  dieser  ist  die  Entwicklung 
der  Einzelsprachen  und  ihre  Einwirkung  aufeinander  unlöslich 
verbunden  .  .  .  Eine  solche,  die  ganze  Sprachentwickelung 
abschliessende  Allsprache  ist  eine  Träumerei,  und  ich  mag  die 
Lust  an  Träumereien  Niemandem  verkümmern;  sie  ist  eine 
Utopie,  wie  Bellamys  Gemälde  von  der  zukünftigen  gesell- 
schaftlichen Erhaltung  der  menschlichen  Verhältnisse"  (Ebd. 
8.  43):  "Man  darf  sich  keinen  Illusionen  darüber  hingeben, 
dass  der  überwiegend  grösste  Teil  aller  Bewohner  unseres 
Erdballs  an  der  Schöpfung  einer  Weltsprache  nicht  das  min- 
deste Interesse  hat.  Ich  meine  damit  nicht  bloss  die  vielen 
Millionen  der  Naturvölker,  sondern  beispielsweise  unsere  stei- 


Künstliche  Sprachen.  83 

risehen  oder  oberschlesischen  Bauern,  an  denen  für  lange  Zeit 
noeh  ganz  andere  Kulturarbeit  zu  thun  ist,  bevor  man  sie  mit 
den  Segnungen  eines  Volapük  beglückt.  Wer  sich  nicht  am 
Weltverkehr  beteiligt,  hat  von  voraherein  mit  einer  Weltsprache 
nichts  zu  sehaflFen." 

1899.  Emest  Naville  spricht  sich  (nach  dem  Referat 
von  R.  Galle  in  der  "Kritik"  15.  Juli  1899)  für  eine  interna- 
tionale Sprache  neben  den  Nationalsprachcn  aus. 

Diese    acht   Kritiker   aus    fast  100  Jahren   stellen,    wie 
mir  scheint,  eine  nicht  uninteressante  Kurve  in  der  Beurteilung 
der  Idee  einer  Weltsprache  dar.     Herder  hält  die  Weltsprache 
Dicht  für  unmöglich  —  was  hätte  sein  Zeitalter  der  Venmnft 
nicht  zugetraut!  —  aber  sie  ist  ihm  unsympathisch,   weil  sie 
die  Individualität  des  Ausdrucks  zerstören  raüsste,  weil  sie  die 
Hitteilang  zu  abstrakt  von  dem  Einzelfall  loslöst.     J.  Grimm 
sieht   —   wie  G.  Meyer  —   die   allgemeine  Sprache   als   eine 
Träumerei  an,    weil  nur  aus  dem  wirklichen  Leben  kräftiges 
Sprachleben    erwachsen    kann.     Th.    Mundt   betont,    wie    un- 
praktisch solche  Weltsprache  sein  müsste,    und  Renan  drückt 
das    noch    kräftiger    aus    und    motiviert    es   wie    J.    Grimm. 
Aber    Nietzsche,    Schuchardt    und    Naville    stellen    sieh    mit 
Entschiedenheit    auf   die   Seite    der    internationalen   Sprache. 
Schuchardt    sieht    sie   als  Gipfel   der  immer  zusammenfassen- 
deren  Bemühungen   wissenschaftlicher  Art  an  —  gerade  wie 
Diels    ^8.   u.)    die    Weltsprache   als    den    Höhepunkt    wissen- 
schaftlicher "Integration"  auffast  — ,    Naville   als  Vollendung 
der   internationalen  Bestrebungen,    Nietzsche  fasst   beides   zu- 
sammen.    Ebenso   meinte   schon  Hebbel  (""Über  den  Styl  des 
Dramas"  Werke  10,  98),  dass  von  einem  bestimmten  Gesichts- 
punkt ans  "der  Gedanke  an  eine  üniversalsprache,  gegen  die 
sich  die  verschiedenen  Nationalsprachen  wie  ebenso  viele  ihr 
vorhergegangenen  Exerzitien   verhielten,    wenigstens  nicht  un- 
vernünftig  und   willkürlich  erscheint".     Im  Gegenteil!    Dieser 
so    gefasste   Gedanke    ist    eigentlich    die    notwendige    Konse- 
quenz der  Lehre  W.  v.  Humboldts  von  der  allgemeinen  "Ent- 
wiekelang  der  Sprachidee".     Wenn  nach  Hegel  die  Geschichte 
den  Fortschritt   im  Bewusstsein   der  Freiheit  zeigt  —  warum 
sollte    dann    auf    der   höchsten  Stufe  der  Sprachentwickelung 
nicht  bewnsste  Sprachbildung  die  unbewusste  Arbeit  der  Mil- 
lionen   ersetzen    können?   —   und  wenn  die  Idee   der  Welt- 


84 


K,  M.  Meyer, 


tiprachc  beut  wieder  so  viel  Anhäiiprer  zählt,  hängt  das  eben 
damit  ziisamineii,  dass  aueh  die  Vorstelhin^^  einer  allgemeiiiea 
})rü^ressiven  Spraeheuhvickelnog  wieder  erneut  ist,  am  ent- 
sehiedensten  von  Baiidouin  de  i'nnrtt'nay  vom  phonetischen 
«nd  von  O.  Jespersen  (Pro^resw  in  larigiiage,  London  1894; 
llanptsatas  S,  127)  vom  syntaktieehen  Standpunkt  aus.  Und 
wenn  Gustav  Meyer  seinem  P^'rennd  Schuehardt  widei-Bpricht^ 
so  thut  er  es  deinioch  ans  einem  Orund,  der  W,  v»  Unmboldt 
nnd  J*  Grimm  gewiss,  und  wahrscheinlich  auch  Herder  und 
Mnndt  sehr  weni^  zugesagt  liatte:  svcil  die  Sprartie  kein 
i  Organismus  sei  «nd  die  Gesamtarheit  von  Millionen  sich  nicht 
so  einfach  ''integrieren''  lasse,  —  lierder  unri  J.  Grinnn  sind  au» 
iistlietisehcn,  Mnndt  nnd  Renan  ans  praktisclien  Gründen  der 
Weltsprache  abgeneigt;  Niet/scIie,  Srdinchardt  nnd  Naville  lassen 
sich  liieraui'  nicht  ein  (Navilles  Aufsatz  kenne  ich  zwar  nur 
aus  jenem  kur/.en  Referat),  weil  die  Überzeugung  von  der 
notwendigen  Annäherung  der  inteniationaien  Sprache  ihnen 
genügt,  nnd  G.  Meyer  bestreitet  nur  noch  diese  Notwendigkeit, 
da  die  mainiigfachen  Kicditungen  und  Interessen  der  redenden 
Menschheit  nielit  auf  Ein  Ziel  weisen.  Mit  andern  Worten; 
die  Frage  der  Weltspraebe  ist  ans  einer  ästhetischen  nnd  prak- 
tischen eine  wissenschaftlitdie^  empirische  geworden  ;  allerdings 
erst  in  den  Anfangen,  Das  so  ungemein  lockende  und  wich- 
tige Problem,  ob  in  der  Entwiekelnng  tlcr  neueren  *Spt'achca 
sieh  eine  einheitliehe  Tendenz  verrät,  ist  kanm  noch  angefasst 
worden;  etwa  nach  der  lautphysiologischen  Seite  von  J.  Bau- 
ilouin  de  Gourtenay  in  seinem  Vortrag  "Vcrniensehlielmng  der 
Sprache"  (181f.j|>  in  tlexivischer  Hinsieht  durch  die  hantigen 
Hinweise  auf  Er«*atz  der  Flexion  durch  Umschreibung,  Ab- 
ßchleiien  der  Endungen  u.  dgk»  inhaltlich  durch  die  Betonung 
zunehmender  Spezialisierung  im  Ausdruck  usw. 

Von  solchen  Erwägungen  aus  ist  man  auch  dazu  gekom- 
meuj  eine  einzelne  natflrlichc  Sprache  als  Weltsprache  der 
Zukunft  zu  proklamieren.  K.  Borinski  (GrundzUge  des  Systems 
der  artikulierten  Phonetik  S,  31]  meint:  "Eine  im  tiefsten 
Grundcjgeneralisicreiule  Sprache  wie  die  englische  kann  uns 
bereits  einen  Vorgeschmack  geben,  woran  die  Spraeheu  oder 
die  8]irache  der  Zukunft  —  seien  sie  noch  so  konservativ, 
wie  /.  B*  die  unsere  .  .  .  einmal  anlangen  müssen*'  (181M), 
Xcnerdings    hat  Diels  in  einer  Akademierede  (Sitzungeber.  d. 


I 
I 


N 
N 


Kgl.  Prt^uss.  Akad.  tL  Wiss.  1899,  XXXII:  Referat  in 
"^Vossischcn  Zeitung"  30.  Juni  1899  Morgeiiblatt)  ebcnfalb  aus- 
gesiproelien,  dass  das  Eng;liselie  dureli  seinr  Struktur  geradezu 
zu  eiuer  Weltspraclie  vorausbestimmt  sei.  Das  beliaupk^te  hcIiou 
Joebmann  iu  seiner  (anonymen)  Sebrift  ""Über  die  Spraelie" 
{Heidelberg  1H28),  der  freilieh  uocdi  das  Frnnzösisebc  daneben 
stellte  (S.  200f.  212  f.  338),  Doch  fügt  Dieln  aueb  den  Hin- 
weis  auf  die  vielen  Millionen  bei,  die  engliscli  spreeben.  Nemvt 
er  noeli  als  —  überwundenen  —  Mitbewerber  des  Englii?elien 
da;*  Franzögiselie,  für  das  dagegen  Sebucbardt  (Romanisches 
und  KeltiseheB  S,  302  f.)  eintritt,  *^o  hält  0.  Meyer  fa-  a.  0. 
S.  40)  das  Russische,  Brunnhofer  (Kulturwandel  und  Volker- 
verkehr 1H91,  uaeh  dem  Referat  von  0.  Steinhaneen  in  den 
Jahresber.  i\  n.  d.  Lit^-Oeseb,  HI :  1  24:  27)  das  Deutsc^hi'  daftln 
Ein  reformiertes  ''Weltdentseb"  ohne  Artikel  wollte  aueb  der 
Orientalist  Martin  Scbultze  /ur  Welt^jjracbe  nmeben  (Vnssiselie 
Zeitnng  14.  8ept.  1H99  Morgens).  Zu  denken  gibt  es  immer- 
bin, dass  über  die  Aussiebten  des  Englisehen  auf  eine  spraeh- 
Hcbe  Weltlierrsebaft  alle  einig  sind.  Eine  Statistik  über  den 
'^Kampf  der  Kulturspraeben%  allerdings  von  einem  Engländer^ 
Lewis  Carnac,  aufgenommen^  zeigt  das  allmäbliehe  Austeigen 
der  jetzt  regierenden  Sprachen: 

sprachen  Milliunen  Menschen 


Am  Ende  des 

engl. 

deiitsfh 

russmcli 

franz. 

Uni.     spai). 

15,  Jahrb. 

4 

10 

^ 

10 

9'/»     8'/, 

16.       „ 

6 

10 

3 

14 

9'/,      8«/, 

n.     „ 

8V. 

10 

3 

20 

9V.     8V, 

18.       „ 

20 

30 

31 

31 

15       26 

19.       „ 

116 

«0 

8j"> 

52 

.04       44 

(ümscliau  5.  Aug.  1899  S.  632.  Mir  seheinen  freilich  diese 
Zahlen  recht  zweifelhaft  und  besonders  das  riesige  Anwacht^en 
des  Italien iscben  onerklärlieh).  Hei  gleicher  Progression  wür- 
den nach  demselben  Gewährsmann  sprechen  am  Ende  des 
20.  Jahrb.: 

engl.       deutseh       russiseb       franz.       ital. 
Millionen      640  210  233  87  77 


span. 

74  . 


Damit   wäre  denn    freilich   die  Wcltberrsehaft  des  Eng-  -^ 
lischen  so  sieher  wie  das  Herabsinken  der  romanischen  Spra- 
ehen  zu  ' Weltwinkelidionien'*;    obwohl  man  sich  immer  noch 


80  R.  M.  Meyer, 

Yoi-stellen  könnte,  dass  das  Englische,  wie  das  Latein  im  Rö- 
merreieh,  den  Provinzialsspraehen  freien  Ranm  Hesse.  Mir 
scheinen  solche  Prophezeiungen  so  gewagt  wie  etwa  die  Max 
Müllers,  dass  in  Zukunft  Christentum,  Mohamedanismus  oder 
Buddhismus  Weltreligion  sein  werde.  Mir  kommt  es  vor,  als 
läge  das  Ideal  "Ein  Hirt  und  Eine  Heerde"  eher  hinter  uns 
als  vor  uns. 

Jedenfalls  liegt  auch  in  der  Meinung,  eine  "natürliche'* 
Sprache  wie  das  Englische,  oder  doch  eine  nur  halbkünstliche 
wie  das  Neulatein  (für  das  Diels  a.  a.  0.  S.  22  unsicher,  N. 
Sturmhoefel  Neulatein  als  Weltsprache  1884  sehr  energisch 
eintritt)  werde  internationale  Verkehrssprache  werden,  eine 
Abwendung  von  der  alten  Idee  der  künstlich  ersonnenen  Ge- 
meinsprachen. 

Diese  selbst  kommen  nun  scheinbar  dann  für  unser  Thema 
gar  nicht  in  Betracht,  wenn  sie  aus  wirklichen  Sprachen  kom- 
biniert sind;  denn  von  reiner  Spracherfindung  kann  ja  dann 
nicht  die  Rede  sein,  die  Tradition,  deren  Wesen  J.  Grimm 
(a.  a.  0.)  als  von  dem  der  Sprache  untrennbar  erklärte,  hat 
ja  ihr  Recht.  Dennoch  ist  eine  kurze  Durchsicht  einiger  sol- 
cher Typen  nötig;  denn  wir  müssen  feststellen,  wie  weit  der 
Gesichtspunkt  der  Sprachvermischung  selbst  ein  ganz  willkür- 
licher ist.  Zur  allgemeinen  Charakteristik  schicke  ich  die 
Worte  von  Diels  (a.  a.  0.  S.  21)  voraus.  "Alle  diese  Kunst- 
produkte  erinnern  etwas  an  den  Faustschen  Homunculus.  Denn 
auch  die  Sprachen  sind  Organismen,  die  sich  nicht  in  der 
Retorte  brauen  lassen.'' 

1)  Das  Volapük  wurde  1885  von  Joh.  Martin  Schleyer, 
Pfarrer  zu  Litzelstetten  bei  Konstanz,  veröffentlicht  und  hatte 
einen  Erfolg,  dessen  sieh  keine  andere  Weltsprache  rühmen 
kann.  Als  ich  1885  in  Paris  war,  wurde  man  auf  der  Strasse 
übei-schrien  von  Männern,  die  Ha  langue  universelle!  la  gram- 
niaire  du  Volapuk!"  feilboten.  In  romanischen  Ländern  fast 
noch  mehr  als  in  Deutschland  bildeten  sich  "Volapükaklubs". 
1890  sollen  sich  etwa  13000  Menschen  im  internationalen 
Verkehr  dieser  Handelssprache  bedient  haben  (Galle  a.  a.  0^ 
S,  478).  Ich  besitze  eine  von  Schleyer  komponierte  Volapük- 
Hymne  für  gemischten  Chor,  die  so  beginnt: 
Yüin-ob-sök  slä-ne  blodäla, 
Di-ko-di  valite  'e-tobs. 


anf  deatsch : 


Künstliche  Sprachen.  87 

Tönöls  jüli  bäla  däla, 
Vola  ptike  kosyuböbs, 


Friede,  Brudersinn  zu  pflegen, 

Eintrachtsinn  sei  uns  Panier! 

Jauchzet  diesem  Werk  entgegen! 

Tiine  Sprache!"  ruft  mit  mir  .  .  . 
Der  Absturz,  wie  ihn  G.  Meyer  (a.  a.  0.  S.  46)  gegen 
den  Widerspruch  von  Alfred  KirchhoflF  und  Hugo  Schuchardt 
voraussagte,  kam  bald.  Wo  ist  heut  das  Volapük?  Wo  der 
Enthusiasmus  für  Jägerhemden  und  Kneippkur  geblieben  ist: 
die  Weltreligion  ist  zur  Winkelsekte  herabgesunken. 

Über  die  Schwächen  des  Volapük  haben  z.  B.  Beermann 
•Studien  zu  Schleyers  Weltsprache  Volapük"  (1890;  vgl.  6.  Meyer 
a.a.O.S.28,  Dielsa.a.O.  S.22)  und  Hans  Moser  (Grundriss  einer 
Gesch.  d.  Weltspr.  S.  40 f.)  gehandelt,  (andere  Litteratur  bei  Moser 
S.  41  Anm.).  Beermann  sagt:  "Volapük  in  seiner  jetzigen 
Gestalt  ist  allenfalls  für  den  schriftlichen  Handelsverkehr  ge- 
eignet .  .;  in  der  Poesie  sowie  überall  da,  wo  es  auf  Schön- 
heit der  Darstellung  ankommt,  hat  es  keine  Statt;  fdr  den 
mündlichen  Verkehr  ist  es  unbrauchbar.  Seine  Erlernbarkeit 
ist  nicht  leichter  als  die  der  meisten  Kultursprachen;  denn 
was  durch  die  Regelmässigkeit  seiner  Lautbezeichnung  und 
seiner  Flexion  gewonnen  wird,  geht  durch  die  Unregelmässig- 
keit seiner  Wortbildung  wieder  verloren.  Die  einzigen  Vor- 
züge, welche  Volapük  vor  den  Natursprachen  hat,  sind  seine 
teilweise  auf  Kosten  der  Deutlichkeit  erlangte  Kürze  und  seine 
Intemationalität,  wenn  letztere  auch  in  der  Hauptsache  sich 
als  nur  scheinbar  erweist,  da  sie  nur  das  Äussere,  nicht  aber 
den  Geist  betriflft."  Vollkommen  zutreffend!  Volapük  bleibt 
eine  Übersetzungssprache,  ein  unmöglich  gemachtes  Deutsch, 
im  Grund  nicht  viel  besser  als  das  von  Moser  (a.a.O.  S.  \b) 
der  Vergessenheit  entrissene  "Weltdeutsch"  eines  Anonymus 
P,  der  unsere  Muttersprache  zur  Uni  versalsprach  e  "vereinfachen" 
wollte,  indem  er  z.  B.  folgenden  Satz  bildete: 

''Hast  du  einen  grosser  Woltäter  unter  die  tiers  als  mich  ? 
Das  biene  fragte  den  mensch.     Ja  wol,    dieser  erwiderte" .  .  . 
Schleyer  selbst  gibt  in  seiner  "Grammatik  der  Universal- 
sprache   für    alle  gebildete    Erdbewoner"    (Dritte  Aufl.  1884) 
als  Prinzipien    an:    ''Der   Weltsprache    liegt    die    englische 


88  K.  M.  Meyer, 

Volkssprache  zugrunde,  weil  diese  wohl  von  allen  Sprachen 
gebildeter  Völker  die  leichteste  und  verbreitetste  ist"  (S.  25) 
"Die  üniversalsprache  vermeidet  (um  der  romanischen  und  ost- 
jisiatisehen  Völker  sowie  der  Kinder  und  Greise  willen)  hüufig 
die  Buchstaben  r,  rr,  h,  c,  ch,  ng,  engl,  th,  russ.  jtj  u.  ä/*  (S.  27: 
vgl.  aber  Diels  S.  22),  Ausserdem  sieht  sie  auf  Kürze,  kennt 
wie  das  Englische  keine  Genera  und  vermeidet  thunlichst  alle 
Häufungen  von  Buchstaben,  auch  schon  Verdoppelungen  (S.26). 

Man  sieht:  dem  Verf.  wurde  zunächst  das  Englisch  als 
Grundlage  von  der  Stimmung  der  Zeit  entgegengebracht;  und 
von  hier  auch  die  Geschlechtslosigkeit  der  Nomina.  Die  Ver- 
meidung bestimmter  Laute  ist  aus  der  Beobachtung  gewisser 
Sprachen  —  übrigens  mit  grosser  Inkonsequenz  —  abgeleitet. 

Die  Durchführung  ist  freilich  willkürlich  genug  —  und 
doch  haftet  sie  an  der  V^orzeichnung  der  natürlichen  Sprache! 
Der  Genetiv  Sg.  wird  durch  «,  der  Dat.  durch  e,  der  Akk. 
durch  /  bezeichnQt  (S.  36)  —  Übernahme  der  auch  bei  den 
Kindern  so  beliebten  AblautBreihe,  nur  in  thörichter  Wendung 
vom  Klang  (a,  /,  u)  zum  Alphabet  {a,  e,  i)\  Der  Plur.  hängt 
immer  ein  -s  an;  das  ist  schon  idg.!  Die  Suffixe  sind  ganz  aus 
lateinischen  {-ik  =  -icus)  oder  deutschen  {-il  Diminutiv  S.  39) 
gebildet;  sogar  die  substantivischen  Partizipia  erhalten  (S.  67» 
eine  Sonderstellung  nach  deutschem  Muster!  Oder  es  wird 
nach  ungarischer  Art  der  Vatersname  vorausgestellt  (S.  35) 
und  eine  Art  Vokalharmonie  erstrebt.  Vor  allem  aber:  der 
Erfinder  bleibt  völlig  im  Schematismus  der  europäischen  Kul- 
tursprachen stecken,  so  völlig,  dass  er  z.  B.  (S.  64)  auf  die 
Nachricht,  es  gebe  Indianersprachen,  ''denen  sogar  der  Infini- 
tiv gänzlich  mangelt  (!)"  mitleidig  ausruft.  ""Welch  eine  Armut 
und  ünbeholfenheit  in  diesen  lebendigen  Sprachen!"  (Vgl.  all- 
gemein Schuehardt  a.  a.  0.  S.  24). 

Eine  gewisse  Selbständigkeit,  eine  Annäherung  an  die 
Technik  der  "philosophischen  Sprachen"  zeigt  sich  nur  in  der 
Ax^Btination  der  Modi  z.  B.  elogofölsvli-la  "Frauen,  die  etwa 
3i«ii^ten  gesehen  haben"  (S.  65;  Schleyer  ruft  voll  Selbst- 
it^vnmfeniiig:  "Welche  Kürze,  Feinheit  und  Geschmeidigkeit 
iiwerw  Alkprache!  Hier  gibt  es  zu  denken!"  Vgl.  S.  88  den 
5\-Tiiim»  laf  die  Weltsprache:  "Wer  sie  nicht  achtet,  kennet 
irti  IwfHsk  ebenderselben  nicht.  Solche  Menschen  haben  ein 
-ii3»  löffrz  *  .  . .      Aber  die  ganze  Art  der  Agglutination  selbst 


Künstliche  Sprsiehen, 


88 


I 


Abb 


lnimljt  ja  itoch  auf  dem  Muster  Jer  gesprochenen  Rede  w\t 
««cb  Äof  der  Analogie  der  abstrakten  Sprachen:  der  luathc- 
ntflHsebeD,  ehemiscben  iij^w.,  über  die  noch  später  zu  handeln! 
Man  sieht:  c&  j,nbt  aneh  hier  keine  Partbeuogeiie&ii?.  Die 
Fiinn  der  Cuigestaitung  ist  durch  die  lebende  Spraebe  gcge- 
ibre  Prinzipien  sind  dureli  die  moderne  Spraehentwicke- 
vorge/.eiehnet;  und  so  wird  nach  gegebenen  Prinzipien 
vorhandene  Sprnehniaterial  kombiniert  und  umgestaltet. 
2f;i  Paiiilingua  von  P.  »Steiner  lElcmentargn^mntatik  I885j 
llit  Volafiük  (und  zwar  zu  Gunsten  der  Pasiliugua)  vergÜchen 
vmi  H,  Moser  (a,  a.  U;  8.  40  f.  und  in  der  "Kritiseben  Stu- 
die*: '*Zur  Universalspraebe",  1887).  Steiner  beginnt  einen 
Viiftrag  "Eine  tieujein-  oder  Weltsprache*  Pasiüngua*'  (1885) 
mit  den  Worten:  "Das  Redlkfnis  einer  Weif  spräche  scheint 
rine  unbeHtritteue  Tbatsaelje  geworden  zu  Hein'\  Er  sieht  von 
de-r  Bildung  internationuler  Worte  ah  und  strebt  (S.  äi  nur 
eine  neutrale  Gramumtik  an,  in  der  nun  fS.  7i  Je<ler  iu  ^v'i- 
Dem  Idiom  £;ebreiben  kann:  er  hat  nur  die  Wurzel  abzutren- 
nen "'Im  Himmel"  heisst  z.  B,  (8.  1 1  ■  grieeb.  ouranain.  lat. 
coeUtin^  ftcbwed.  hhnmelain^  <Vz.  cielmu^  ilagegen  deutseb  Him- 
mtUif  engl,  heaceno,  Ev  kommt  go  zu  einem  internationalen 
Idiom  (S.  12 1,  z.  B.  Anzeigen  in  einem  Ptistbureau:  Ta8  büre- 
au4i»  sebliesatesitas  abeudis  ad  ta  o^tava  ulira".  Die  Abhän- 
gigkeit von  den  wirklielien  Spraeben  ist  hier  also  viel  gW^sser, 
wie  z»  B.  in  Mosei^^i  Studie  eine  vergleichende  Tabelle  der 
Deklination  in  V^olapdk  und  Pasilingua  (S.  14  >  zeigt«  Insbe- 
«oudere  hat  den  Erfinder  das  Latein  im  Bann,  wo  dass  er 
fElementargrannn.  8.  49i  sogar  Plu^^quaniperf.  und  P'ut,  exak- 
tum  "'Mi  grandotefcr"  'ich  war  vcrgrüssert  worden'  und  ""Mi 
frandoterer''  leb  werde  vergWistsert  worden  sein')  biblet,  ob- 
wobl  doch  die  Sprnrlientwickeluug  liier  energiscb  genug  für 
ümscbreibung  pbldiert! 

S)  A.  Volk  und  R.  Fuchs  haben  gleiebfalls  eine  "Welt- 
f»praebe,  entworfen  auf  Grundlage  deg  Lateinii^chen''  (1883) 
veröffentlicht.  Galt  doch  das  Latein  seilest  früheren  Epochen 
als  eine  küustliebe  Spruelie,  "als  ein  litterarisehes  Kuustprodukt^ 
(Tgb  Voösler  Poetische  Hieorien  in  der  ital.  Frührenaissauee'' 
S.  30),  wäJireiid  es  docli  nur  das  Muster  einer  strengen  Schrift- 
j»pracbe  ist.  *  Die  Welts|>racbe  nimmt  den  grtissten  Teil  ihrer 
Wrtrter  aus  der  lateinischen  Sprache,  den  Rest  entlehnt  sie  den 


90  R.  M.  Meyer, 

romanischen  Sprachen,  in  einzelnen  Fällen  wendet  sie  Kunst- 
wörter an".  Als  Prinzip  herrscht  durchaus  das  von  der  neueren, 
besonders  am  Englischen  sichtbaren,  Entwickelung  geforderte 
Abwerfen  der  Endungen  —  darin  sind  so  ziemlich  all  diese 
Kunstsprachen  einig,  "lup**  für  lupus  zu  sagen.  Sie  folgen  ja 
hierin  auch  der  Ausbildung  der  lat.  Sprache  selbst  von  lupus  zu 
frz.  loup  oder  von  musica  zu  frz.  musique.  —  In  der  SufBx- 
bildung  zeigt  sich  die  euphonische  Umbildung  mächtig:  gran- 
disso  (S.  25)  statt  grandisto  mit  Assimilation.  —  Eine  Welt- 
sprache auf  Grundlage  des  Lateinischen  ist  auch  das  von  Galle 
(a.  a.  0.  S.  478)  empfohlene  Esperanto  des  Russen  Zamenhof. 

4)  Ein  Tdeal-Romanisch"  auf  Grundlage  des  Latein 
streben  eine  Anzahl  Spracherfinder  an,  über  die  G.  Meyer 
(a.  a.  0.  S.  42)  spricht.  Auch  sie  gehn  von  empirischen  Ge- 
sichtspunkten aus:  die.  grosse  Zahl  romanischer  Bestandteile 
im  Englischen,  die  Fremdwörter  im  Deutschen  zeugen  ihnen 
für  eine  Tendenz  der  Kultursprachen  auf  ein  geläutertes  Neu- 
latein. Einer  von  ihnen,  Liptay,  erklärt  sogar  (a.  a.  D.S.  41), 
er  habe  seine  Gemeinsprache  nicht  erfunden,  sondern  lediglich 
entdeckt.  Meyer  verweist  zwar  dem  gegenüber  auf  sehr  ge- 
wagte Erfindungen  Liptays;  aber  sie  werden  an  dem  Charakter 
einer  blossen  Kombinationssprache  auch  schwerlich  viel  ändern. 

5)  Nur  scheinbar  unterscheidet  sich  von  dem  Volapttk 
und  seinesgleichen  die  "Zahle nsprac he"  Ferd.  Hilbes  (1897). 
Der  Erfinder  blickt  zwar  mit  Hohn  auf  die  bisherigen  Welt- 
sprachen, deren  Lehrer  keine  Sprachen  erfunden  hätten,  "da 
sie  gezwungen  waren,  ihren  Wortschatz  anderen  Sprachen  zu 
entlehnen"  (S.  IV)  und  erklärt  seine  Sprache  für  die  einzige 
neue  (ebd.),  weil  er  ""einen  von  allen  Natursprachen  unabhän- 
gigen, in  feste  Formen  gebrachten  Wortschatz"  gebildet  habe. 
Thatsächlich  ist  seine  Erfindung  genau  so  sehr  vom  Muster 
der  Natursprachen  abhängig  wie  Volapük  oder  Pasilingua. 
Nach  dem  romanischen  Artikel  formt  er  sein  la,  le,  li,  lo 
(S.  XVIII),  wie  er  la  pa  "der  Vater",  la  ma  "die  Mutter" 
(ebd.)  aus  pater  und  mater  herausversttimmelt.  Alle  Wort- 
klassen werden  nachgebildet,  sogar  sämtliche  Adverbien;  nicht 
einmal  das  Genus  erspart  er  sich.  Ob  dann  diese  "Millionen 
verschiedener,  vollkommen  selbständiger,  festgeformter,  ein- 
bis  fünfsilbiger  Worte"  (S.  XIII)  mit  Zahlzeichen  (S.  XXX), 
so  unverständlich  und  miss verständlich  wie  möglich,  geschrie- 


Künstliche  Sprachen. 


9t 


I 
I 


bcn  werden  **(ler  nielit,  das  maetit  nntllrlieli  gar  iiielits  aus; 
Hilbes  ''Zahleus^pmehe"  wird  deshalb  iioeli  durchaus  keine  Be- 
^riifszeichenspraehf  {\^\.  u.  VI  2).  sondern  bleibt  eiue  rohe 
Kontamiiiatii»ijs.s|»riu*lie. 

6}  Die  neueste  Leistung  dieser  Art,  dic'^BIaue  Sprache** 
von  Leon  Bollak 'P.Hris  I900i  p^ht  in  ihrer  Eiuteihiog  <S.6f,) 
etwa«  selb&!täudij;er  als  die  utideni  vor;  immerhin  ist  die  Ana- 
logie der  Nationalspraelien  noeli  stärker  be^iramend  als  die 
Logik.  Werden  dneli  aueli  liier  sogar  die  überfltlsBigeu  tem- 
pora  exacta  gebildet  <S.  9  Anni,).  Die  Korrclativadverbia 
(S.  38)  und  vor  allem  die  Wurzeln  selbBt  sind  aus  dem  Latein, 
dem  Engliselien  usw.  abgeleitet:  "lov"  lieben,  "fant""  Kind-  Es 
ist  ein  Versueli^  die  trerrsehenden  Spraelieu  in  das  "Idear  der 
chine,sisclren  EinHÜhigkeit  einznxwiUigen, 

7)  Fragmentarische  Knmbinationsi8|»raehen  dieser  Art  sind 
stehen  lange  vor  der  Mode  von  1S83— IHSo  aufgetaucht;  frei- 
lich ans  andern  Tendenzen  heraus,  leh  nenne  hier  nur  zwei 
interessante  Versuche,  einen  heriihmtcn  und  einen  gänzlich 
vergessenen* 

Fr,  J.  Kruger,  der  Begründer  einer  Munggermanisehen 
Ge^ellsehaft'*,  stattete  deren  Jahrbuch  '"Tent"  (1859)  aneh  mit 
einem  Aufsatz  ""tlher  die  Reinigung  und  Fortbiblnng  der  deut- 
seben iSpraehe''  ans.  Er  geht  hier  von  ästlietiscdien  K(trk- 
«tiehten  au«,  will,  wie  Sehleyer,  unsehöne  Klänge  vermeiden; 
besonders  sind  ihm  (S,  46)  die  Zischlante  unerfreulieiK  Aber 
gleichzeitig  ist  er  Purist  und  will  der  deutsehen  Sprache  wie- 
dergeben, was  er  ihr  aus  nationalen  GrUnden  glaubt  nehmen 
zn  scillen.  Hierbei  kommt  er,  so  viel  ich  weiss  unter  allen 
Ncologisten  allein^  auf  das  Prinzip,  neue  Wnr/eln  zu  hiklen  — 
die  er  oft  ganz  wie  die  'Tasilingna'*  aus  den  lateinischen  oder 
aneh  aus  fremden  Worten  ahstrahiei't.  So  erklärt  er  fllr  eine 
schöne  Wurzel  "Ton"  uihI  Inldet  daran  "tonen''  für  musizieren, 
*  der  Toner"  fllr  Musikant,  Noch  näher  an  die  neue  Methode 
!^treift  es,  wenn  er  ^'Slaguet''  (S.  48  j  durch  ^'Mat*'  ersetzt  und 
nun  bildet:  "inatiseh"  fUr  ''inagnetiscir,  ""Matung"  für  '^Mag- 
netismus"; oder  aus  "^Plastik*'  eine  Wurzel  "plast"  sieht:  'plasten" 
'nmdellieren\  "Piaster '  '^bildender  KUnstler;" 

Die  Neuerzeugung  von  Wurzeln  ist  bekanntlieh  ein  sprach- 
lich sehr  seltenes  Phänomen,  aber  sie  konnnt  vor.  Im  Uhri- 
gen  glaubt   Kruger  ja  ganz   auf  den    Wegen  des    deutschen 


92  R.  M.  Meyer,  Künstliche  Sprachen. 

Sprachgeistes  zu  wandeln,  behandelt  die  ""Wurzeln"  ganz  wie 
ein  heimisches  Gut  und  stellt  so  eine  Art  Mischsprache  her, 
die  künstlich  konstruierte  Urworte  mit  den  normalen  Endun- 
gen versieht 

Berühmt  ist  dagegen  R.  Wagners  Selbstzeugnis,  das  U. 
V.  Wilamowitz  in  seiner  Streitschrift  gegen  Nietzsche  ("Zu- 
kunftspliilologie"  Zweites  Stück,  1873  S.  5)  so  ironisch  kom- 
mentiert hat.  "Dem  Studium  J.  Grimms  entnahm  ich  einmal 
ein  altdeutsches  'heilawac*,  formte  es  mir,  um  für  meinen 
Zweck  es  noch  geschmeidiger  zu  machen,  zu  einem  'weiawaga* 
(einer  Form,  die  wir  noch  heute  in  'Weihwasser'  erkennen), 
leitete  hiervon  in  die  verwandten  Sprachwurzeln  'wogen*  und 
Svigen',  endlich  Svellen'  und  'wallen'  über,  und  bildete  mir  so, 
nach  der  Analogie  des  'eia  popeia'  unserer  Kinderstubenlieder 
eine  wurzelhafte  syllabische  Melodie  für  meine  Wassermädchen." 

Ein  merkwürdiger  Fall !  Wagner  beginnt  mit  der  eupho- 
nischen Umgestaltung,  die  er  noch,  recht  stark  in  die  Irre 
gehend,  auf  vermeintliche  Analogien  stützt,  geht  aber  von  hier 
zur  "syllabischen"  Melodie  über,  d.  h.  zu  dem  Versuch,  aus 
der  konstruierten  Wurzel  ablautähnliche  Kombinationen  abzu- 
leiten. Bei  all  diesem  künstlichen  Spiel  glaubt  er  aber  nur 
der  ürmelodie  der  Sprache  zu  folgen.  Er  kommt  aus  Kora- 
bination zu  Kombination  und  landet  bei  einem  rein  lautsym- 
bolischen Gebilde,  das  leichter  direkt  zu  holen  war.  (Über 
andere  Wortschöpfungen  Wagners  vgl.  Wolzogen  Die  Sprache 
in  Wagners  Dichtungen  S.  33  f.  100  f.). 

Dies  führt  uns  zu  einer  neuen,  fast  nur  in  Fragmenten 
und  Einzelstücken  betriebenen  Art  künstlicher  Sprache :  zu 
der  Sprachbildung  aus  dem  lautsymbolischeu  Gefühl  heraus. 

(Schluss  t'oU^t.) 

Berlin.  Riehard  M.  Meyer. 


Arica  XIV'). 

91.  Die  awestischen  Texte  des  Vicarkarf  i  Denlk  {Vd.) 

Das  Werk^    über  dessen  Alter  IF.  11,    120  eine  Venuu- 

tung  ausgesprochen  wurde,  ist  nur  mehr  in  einer  Buchausgabe 

1)  Vgl.  IF.  11,  112. 


Christian  B?irtholoiiiae,  Arica  XIV, 


m 


I 


vorhanden,  die  Fe.shotaii  im  ,luhr  1H48  zu  Bombay  veranstaltet 
hat  Über  ihre  haiHlhirliriftlicdien  Grundlagen  ver|?Ieiehe  man 
West  GIrPh.  2,  89.  In  den  deutschen  Bibliotheken  srbrint 
nur  ein  einziges  Exempfar  dieser  Ausgabe  zn  existieren,  jenes 
der  Münchener  Bibliothek,  das  ruh  dem  Ilau^tichen  Xaehlass 
stammt;  es  trägt  von  Hängte  Hand  den  Vermerk:  '"Frcnn  r»a- 
T*tüor  Peshootaij  Bondmy  19^^  Septbr.  1861".  Die  Beselmtren* 
lieit  der  Texte  —  sowohl  der  in  Awesta-  als  der  in  Pahlavi- 
Spraelie  —  imd  die  Art  ihrer  Ausgabe  entsprechen  rinaiidcr 
i-ollkonnnen.     Beide  sind  selnntsslieb. 

Den  ersten  llirnveis  auf  das  Werk  verdanken  wir  Spiegel 
Gel.  Anzeigen  d,  KgL  Bayr,  Ak.  d.  W.  45  (1KÖ7).  ISr*  fl\,  wo 
anch  ein  paar  Stellen  ausgezogen  und  übersetzt  sinrl.  Vgl. 
auch  des  selben  Gelehrten  Einleit,  in  die  trad,  Scliriften  der 
Färsen  2  il860),  19^].  Dann  hat  man  zwanzig  Jahre  lang 
nichts  mehr  von  tlem  Bm-h  gehört:  bis  1880,  wo  West  SBE. 
Oy  141  ff,  einige  Mitteilungen  daran»  gemacht  hat.  Keichere 
ebd.  37,  470  C  Eine  Anzahl  weitrer  Stücke  habe  ich  selbst 
IF.  11,  120  tf.  vcröllentlieht. 

leb  gehe  nun  im  Folgenden  alle  awestisehen  Texte  des 
Vd.  in  der  Umschrift  des  GlrPli,^),  soweit  sie  nicht  lediglich 
Zitate  aus  bekannten  Texten  sind  oder  aber,  wie  fraranme^ 
aiam  ruhü,  JHi/aoihnanqm,  gärhJhpü  usw.  in  rituellen  Vor* 
Schriften  sich  voilinden*  —  Die  wagereehten  Striche  zwischen 
den  Textworten  ( — )  deuten  an,  dass  der  awestische  Text  an 
dieser  Stelle  durch  Pahlavi(ibersetziing  nnterbruchcn  ist.  Die 
Ziflern  hinter  der  Keihennnmmer  beziehen  sieh  auf  Seite  und 
Zeile  der  Ausgabe. 

1)   12,  11:  ddkf  ahura  sp.mta  mazdd. 

Die  Worte  wollen  aus  dem  Hu^ö^rf  Nask  stammen^),  eine 
Übersetzung  ist  nicht  gegeben.     Es  heisßt:  ka  zürak^)  mt^- 

1)  V\;i  GlrPh,  1,  IßL  [>er  Nasal  vor  urchtlabiali^n  Verschluss- 
lautea,  iu  der  Urasdirift  h,  IhI  imuicr  mit  dem  Zeichen  Nu.  3^S  ge- 
geben. 

2)  Ich  sage  'soUenV  Für  den  Inbnlt  mag  ja  die  Anprabe  vief- 
leicht  richtig  sein.  Jfsdenfalls  aber  nichl  für  den  Wortlaut.  Et*  gilt 
das  für  aHe  Qu<_dlenangiibeu  in  den  tollenden  Nunmiern.  Den  Wort- 
laut  aUer  ^rngKt^ren  Stücke  hat  ein  und  derselbe  Da«tur  ziLsfinimen- 
gestoppelt;    vgL    die  Bemerkung   zu   art  he  (Nu.  2}  und  zu   aifara- 

^vica  (Nu,  fr),  feruer  IF.  11,  1211  zu  aouye, 

3)  So  lese  icli   versucbs weise  das  sonst   nut   *jannäk  od,  dgl 


94  Christian  Bartholomae, 

nük  framdn  burtar  u  dam  (t)  ^)  ohrmazd  ast  ha6  apastak  (i) 

hadöxt  d.  a.  sp.  m.  padtäk.     Vgl.  West  SBE.  37,  485. 

2)  23,  7:    Oat  yezi  avi  he^)  atauhe  a^stavanti  spitama 

zaraduHra  —  narqm  vd  nairinqm  cd  pairi  iri&yat  —  erat 

aBtaesi\m  ydrahuyanqm  avaratanqm   ma^t^ananqmca  vastra- 

nqm  paiti  raecydt  1)  —  (24)  ava^a  he  x^atö  pu9r9m  atahat 

aSvöbayam  haöa  avaratanqm  nisrinuyat  äat  yezi  htqm  nai- 

rtka    bavaifi   aevöbayam  paiti   nidadditi  yezi   duydrqmhanti 

naBnidm  bayam  frajaadt  —  dat  ')yezi6a  he  narö  irisfa  hva 

hizva  uxdam  vdäam  nizdasca  narö   dawhram  paiti  dya^ti^) 

vlspanqm  vaöqm  uxdanqmca  avi  yqm  astavitlm  gai^qm  ha- 

ra&ram  fräbardt  —  (25)  ^)yezi  nöit  hara^am  baraiti  and- 

parada  haca  syao&na^)  —   ^)avat  yat  he  narö  irista  apu- 

-^rdi  atahat  ^)  upa  he  pudram  fradaddt  spitama  zara^Stra- 

yahmat  haäa  pu&rö  haom  urvdnam  6invat  paratüm  vlddryat. 

Der  Text  soll  dem  Hadöxt  Nask  entnommen  sein.     Er 

wird  mit  den  Worten  eingeleitet:    hakar  kas  1  hac  ax^  i 

astömand   ape   vitiret   x^dstak  (i)  öi  cand  pa  dn  (i)  pus 

u  ndirtk  u  duxt  raset  dlgön  ha6  apastdk  (i)  hadöxt  päd- 

tak.    Vgl.  Spiegel  Gel.  Anz.  45,  191;  West  SBE.  37,  485. 

1)  Pti.:  6and  .  .  apar  ape  hüet  [kuS  andar  en  gehdn 

hilet]^).  —  2)  Pü.:  etön  hakirci^)   dn  mart  {i)  rist  ha6 


umschriebene   Wort,   indem   ich   an   das  arm.  Arhamn  {Haramani) 
xabeal  erinnere. 

1)  Von  mir  ergänzt.     So  immer  bei  (  ). 

2)  Die  Verbindung  avi  he  ist  dem  Dastur.  der  die  Texte  ver- 
fertigt hat,  sehr  ans  Herz  gewachsen,  er  bringt  sie  alle  Augen- 
blicke an. 

3)  Ich  habe  die  Erläuterungen  der  Pü.  hier  und  im  Folgenden 
in  [  ]  eingeschlossen. 

4)  So,  mit  i,  lese  ich  nach  dem  np.  hagirz  (spSter  hargiz;  s. 
Hörn  GIrPh,  1  b,  §  100.  2).  Doch  wird  neben  ak  rp  auch  ak  n  rp 
geschrieben,  das  wäre  hakur6.  Die  arische  Grundlage  ist  *sakxtltid. 
Ebenso  führe  ich  jetzt  mp.  ciCy  np.  ciz  mit  Hübschmann  IFAnz.  10, 
29  auf  ar.  *kitkid  zurück.  Ein  alter  Vokal  wurde  bei  der  Um- 
wandlung der  Doppelkonsonanz  in  c  gedehnt,  während  für  r  ir 
(oder  ur)  eintrat;  s.  dazu  Bthl.  GIrPh.  1,  §  57  No.  2. 

Ich  erwähne  dabei,  dass  ich  an  Horns  Erklärung  des  an  glei- 
cher Stelle  verzeichneten  np.  aknün  'jetzt*  (s.  auch  ebd.  39)  —  (^knün^ 
mit  Prothese!  —  nicht  zu  glauben  vermag.  Ich  stelle  ak  vielmehr 
mit  jAw.  häkai  'auf  ein  Mal,  zu  gleicher  Zeit*  zusammen.  Auch 
sehe  ich  nichts,    was  im  Wege  stände,    das  bal.  k-  (Geiger  GIrPhil. 


Arica  XIV, 


% 


''nf  huzvän  siu'iot  m)  güwUnlh  tmzdut  ii)  muri  i  da- 

apar  dahet  [ku  handarz  (i)  >r^f^  göwet]*  —  3)  Pli.: 

hakar  ni  sardärih    bar  et   anäptikrakänlk   bavet  ha6  in 

kunfsn  karian  [ku  kas  I  ka  handarz  i  öi  m  vlvär^t],  — 

4)  Flu :    eUm    ka   (In   niari   i   ?^ist   apuffur   ast   [km  ptis 

3)  83,   1 1 ;  g^us  cä  anpahe  vd  car^sa. 
Als  Quelle  wird  der  Haöoxt  Nnsk  angegeben.     VgL  Btlil. 

IF,  11,   129  und  nuten  Nu.  8,  9,  16. 

4)  H9j  4:    ^)ijaelbi/ö   aefaf'sqm    mtMukasanqm    nöi{  xm- 
yaffiatta  avi  Janryntam  l  i   cispanqmva   apqm   aiwi    faciiintam 

I  waa&ranqmca  haomarmtanqmca  gaomavaUanqjnca  -)  naeda 
a^qmca  sao^t/antqm  fioit  daritonö  nöit  ma.st/ö  t/ö  t/aozäti- 
&ryö  nöit  nairikat/d  amofitfd  ^)  visp^nn  ä  ahmüt  ifot  aetahe 
fisu  kasa  aci  h^  borj^mtmca  t/aozdaOäiti^'f)  framiat/äifi  eara- 
H^m  vd  tanüm  tu  vanö  paseaiti  xmipimana  JanöH  '^)avi  Vi^- 
paicä  vöhü  mazdadata  asacitfra-^), 
Oline  Quelleiiang;ahe. 

1)  Ptt.:  ka  pa  an  (i)  ökiu  nwiäk  kisan  ne  pa  püH- 
x^ühlh  apar  raaand.  —  2)  Pti.:  z^tdfuömand,  —  3)  PiU: 
hamtlk  hac  ütt  ka  akln  nmtlk  kiJi  apar  dn  barsnnm 
yözdiUnnet.  —  4)  Pü.:  apar  dn  ii)  harchp  äpittih  i  okr- 
mazddüt  ki  hav  ahrdtfth  padtak. 

o)  96,   l<i:    aparüAmica   hü  frdhnö{^l)daUi  dfrtn^nfL 
Obuc  Angabe  der  Herkunft,     Es  wird  gesa^^t:  patmünlk 
hac  sar  bahian  rdd  2  götcäH^)   grlßan  u  pa^  hac  hüfnU- 
modiit  ke  hm  a.  h,  fr.  a  padtak. 


Ib,  243)  ebenlalls  daujit  äu  verbijideiu  Vülli^if  Gleii-Iiheit  von  ü(», 
a&%  bal  k^  mit  jAw.  hakat  will  ich  nicht  behaupten,  vielleicht  Ik-gt 
ihnen  ^hakam  zu  Grunde,  h,  ai,  mkdnh  !n  nip.  ak  n  dn,  Päx.  agnln, 
aynlny  aganln  stockt  das  setbt'  Wort;  ich  lese  also  hak°. 

11  Paz,  guvfth,  ffurd.  Ich  vennatr,  trotz  Hörn  GlrPh.  1  b,  50, 
das  np,  guväh^  gura  uiit  dein  p!d.  dn  k  a  w  laullkdi  rn^kl  zu  vereiui- 
g:en.  Eö  »eh einen  im  Iraniöcheii  drei  versehiedene  Wörter  für  'Zeuge* 
vorhanden  gewesen  zu  sein,  die  späterhin  z.  T.  lautlich  durchein- 
ander geraten  sind;  närnhch;  1)  *uikaia',  eig-.  'der  Scheider'  {der 
Thatsachen),  =  jAw.  vtkaya-  ¥,  8,  27h;  —  2)  "^nik^sa-,  eig,  Mer 
.Beobachter*  (der  Thalsachen);  —  3)  *gaubäka-,  eig,  'der  Berichter' 
(der  Thatsachen),  =  mp.  göwäk  bei  Salemann  ParHenhaudschr.  S,  99, 
Z.  19,  wo  eö  mit  göi/d  überöctzt  wird,  und  SBK.  47,  115  igöwäkpit 
haviu^  a  leütifviiig  father'  für  Aw.  ^r^datf^Örl-    [früher  hatte  Wl?.! 


96  Christian  Bartholomae, 

6)  97,  6:  duye  hazatd^rahe  asparanqm  nidadai. 

Ohne  Quellenangabe.  Der  Text  lautet :  kuA  huzvan  apäk 
dil  rast  pa  6n  kilr  viöln  kartan  d.  h.  a.  n,  hac  kustak 
(i)  iöd  patiriin, 

7)  116,  10:   natnö  avi  zamö  vaydanam  hada  urva  ha- 
ranti. 

Ohne  Quellenangabe.  Der  mir  z.  T.  unverständliche  Text 
lautet:  öigön  kämak  caimak  u  nöwakih  dätar  dtas  i  var- 


junbäk  gelesen,  GIrPh.  2,  97],  sowie  enthalten  in  göwäklh  des  Dk.;  s. 
ArtäViraf-Gloss.  273  und  die  Bombayer  Ausgabe  §  147. 

Dass  das  Pahlavi-Wort  dn  k  a  s  auf  *tii°  zurückgehe,  ist  da- 
rum ganz  unwahrscheinlich,  weil  es,  so  viel  ich  sehe,  nie  mit  n°, 
sondern  stets  mit  dn°  geschrieben  wird;  s.  Hübschmann  IF.  4,  118. 
Ich  halte  das  Wort  für  eine  Ausgleichsbildung  zwischen  den  alten 
Wörtern  3  *gaubäka-y  das  den  Anfang,  und  2  *iiikäsa'f  dass  den 
Schluss  geliefert  hat,  und  lese  es  demgemäss  gökäs,  wie  es  jetzt 
auch  West  thut,  zuletzt  Zs.  22.  10*). 

Paz.,  np.  guvä  und  Päz.,  np.  guväh  setze  ich  einander  nicht 
gleich,  wie  Hörn  GIrPh.  Ib,  97  thut;  vgl.  auch  Hübschmann  IFAnz. 
10,  29  unten.  Dagegen  spricht  ganz  entschieden  das  im  Päz.  häufige 
Abstraktum  guväe  (Mx.,  §g.  14.  48  f.),  das  phl.  gökäslh  wiedergibt, 
aber  ein  °äklh  voraussetzt.  Ich  sehe  in  Päz.,  np.  guväj  die  regel- 
mässige Entwicklung  eines  frühmp.  *vhväk,  das  ist  eine  Kontami- 
nation aus  den  nämlichen  beiden  Wörtern  wie  bei  gökäs,  doch  so 
dass  *nikä.<ia'  den  Anfang  und  *gaubäka-  den  Schluss  beigesteuert 
haben.  Die  Nebenform  von  Päz.,  np.  guväy  nämlich  guväh  führe 
ich  auf  *viwäs  (s.  unten),  dessiai  s  von  gökäs  bezogen  ist.  Eine 
Beeinflussung  wieder  von  der  entgegengesetzten  Seite  zeigt  das 
im  Glossary  zu  Vol.  1  der  Bombay  er  Ausgabe  des  Dk.,  S.  16  auf- 
geführte, göyä  umschriebene  Wort;  es  ist  gökäk  zu  lesen;  die  Schrei- 
bung ad  statt  ak  am  Wortende  ist  ja  ungemein  häufig.  Endlich 
das  eben  in  der  Vd.-Stelle  bezeugte  Wort  dn  nas  kann,  wenn  götcäs 
gelesen,  ^gaubäka-  mit 'dem  .v  von  *iiikäsa-  repräsentieren;  ist  aber 
dn  jüngere  Schreibung  für  n  =  ?/i°,  so  hätten  wir  das  eben  kon- 
struierte mwäs  vor  uns.     Es  ist  nicht  viel  Verlass  darauf. 

*)  Beiläuflg  bemerke  ich,  dass  Zätsparam  der  Name  eines 
Verfassers  ist,  der  Name  eines  Dasturs,  der  um  900  n.  Chr. 
lebte,  nicht  aber  der  Titel  eines  Buchs,  wie  Geldner  GIrPh.  2, 
21  meint  ("der  Z.  teilt",  ".  .  erfahren  wir  weder  aus  dem  Z.*^. 
Ich  würde  die  Rüge  des  für  einen  Iranisten  allerdingt  recht  mas- 
siven Fehlers  nicht  für  nötig  erachtet  haben,  wenn  Geldner  nicht. 
schon  Schule  gemacht  hätte.  Aber  auch  in  Jacksons  Zoroaater 
lesen  wir  "the  Z.  recounts"  (32),  "as  the  Z.  indicates"  (40),  "the 
w<»rds  of  the  Z."  (49),  ".  .  is  laid  by  the  Z"  (54)  u.  ö. 


Alka  XIV. 


97 


hratn  aran  pätihü  naniüc  n.  a.  z.  t\  h.  n.  h.  namäc  apar 
zamik  pa  an  i  mit  apäk  rö^  haremL 

8)  12f),  14:  gauii  i'ti  tmrssa  uspä  va  vnr^sa  —  ^Jyyaäa^) 
at  he  gtlus  eaVf^sö  rm<ihMti<  sraom^)  —  fravacat  ahuraJte.  mazdd 
tiZtfm  ftpifam^m  zaradu^iVf^m  ga.nica  rari^Htnuca  an  h^  dai- 
nqm  mtizdat/iisnlm  düfcun  imuhi  ajitavaint^m  kcfrifmti'aiii  aeM 
na  t/0  yaozdäih'tfö. 

Es  ist  gesagt:  hav  apaniak  hätak{i)  emn  Htartak  paötük 
y,  V.  V,  a.  t\  V.  vars  hac  gdv  u  ha6  asp  miyei  hac  dumb 
i  gelt  u  hac  manao§rtt  (/)  mp*  Die  Quelle  wäre  also  daa 
awestiscije  KajHtel  vom  bestürzten  Ehn  (Aemna)  *).  Gemeint 
ist  damit  jedenfalls  der  in  der  ArtäVlröf-Ausgabe,  Iiitrod. 
Eft&Miys  V  unter  Na.  18  verxeielinete  Text,  Er  beginnt  mit 
den  Worten:  undar  den  gnft  estet  ku  :  ehn  dtudrast  ö  akra- 
mau,  pes  hacii^  grifittJ^f^)  ku  :  7uau  andiir  geflh  nf  kivPm 

ohrmazd  i  x'^aUh^  andar  getih  S  he  däf  eMH  ka  man 

^^icci  kartan    ne   für  du  nsw.     Wenn   die   Angabe    de»   Vd. 

wahr  ist,  niüBste  vi>n  dem  Stück  auch  eine  awestiselie  Ver- 

eion  vorfianden   gewesen  sein.     VgL  Btlil  IF.   11,   129  und 

unter  Nu,  3,  \),  16. 

1)  PiU:  cigön  ka  ün  rarn  ii)  gdv  vehtar  framüt  eMet 

[ku  netcalium]   hac  tup,   ■—    2)  Mit   den»   iranisehen   und 

dem  indischen  Anlaiits-^^  geselnieben. 

9)  126,  15:  gtUhi  gaf  he  a-mvas  agava  paoureai'ibgö 
yiuma  mi&ra  vouru  gaogiVIl )aoitoU  ari  rfimMca  x'dtftrah^ 
ha(\a  tUpa^sqm  osmmam  frayazänti  —  haumavaiHh^fü  gao- 
mavaitibgö  zao§rühyo  haha  atraeibgö  saocai/anfaeibgo—  l)f7<if 
pm6a  xmraidlm  atpiranqmca  narö  emh^m  eiHarano  hacaiti 
var*^Hanqm  ari  he  t/asnö  kerrrdanqm  u{l2Xyzgmrrayüi  rohü 
manu  yuzata  1)  akur^rm  tnazdqni  yuzata  am*ts9spfmta  —  avi 
xHHümaine  zaraihj^trahe  »pltamahe  amonä  fravas^e --  -ji/a*'^^ 

l  uzg9T^pt»m  rä  tar^sam  im  2)  patti  xmaoära  ahur^m  mazdqjn 


l)  Voransgesetait,    dans  meine  Lesung  fler  beiden  Wörter  vor 
richtig  ist     TF,  11,  180  Imtte  ich  sie  txs^^m  Mötak  lesen  wonen. 
'T>as  erste  Wort  ist  mit  a   und   dem    letzten  Zeichen   auf  S.  325  der 
-ÄrtÄVlrftt'Glo»Bary  gesclinebt^n,  dfi«  zweite  mit  dclt  n  t  k* 

2}  D.  i.  np,  (^trUf,  niil  i  au**  ii/a  fiir  ida.  In  der  Hds.  ist  t 
pleue  geschrieben;  anders  im  Glossary  zum  ^.  Vol,  der  Bouibayer 
I>k,-Aiifagabc%  S.  6. 

tndoipcnnaiifffDhe  For*ctm n^en  XII  l  ti.  2.  J 


I 


I 
I 

I 


98  Christian  Bartholomae, 

frakaVffnavintqm  pascaiU  yaBvaca  yavatataiöa  avi  h^  paoi- 
rim  yanna  updmdmca  maddm9m6a  fratdmdmäa  frabaroit» 
Ohne   Quellenangabe.     Da   es   mit   dem  vorhergehenden 
unter   8)    verzeichneten  Stück   zum   selben   Kapitel   gehört, 
wird  es  wohl  auch  derselben  Herkunft  sein  sollen. 

1)  Pü.:  etön  pas  haf.  6^)  röödnda^)  mart  i  ahrav  Jui6 
an  vars  andar  yazisn  kartanh  uzglrit  u  ha6  veh  mi- 
nisnih  yazet.  —  2)  Pü.:  cigön  k6  uzglrit  vars. 

10)  136,  5:  ^)aaf  yat  daraonö  vandntö  starö  mazda- 
dato  frayazyat  6a&warö  daraonö  frak^rantanti^)  aiwi  x^a- 
ranti  yat  aesö  na  yö  yao£da&ryö. 

Angeblich    aus   dem   Nikatum  N(Mk,     Vgl.  West  SBE. 
37,  474. 

1)  Pü.:  6tön  ka  sür  (i)  vanand  star  .  .  froö  yazot 
ödhar  sür  frac  karininend  u  apar  x^arand. 

11)  137,9:  at  ^)  ca&wara  ayaranqm^a  ^)  upa  mqnaydm 
ya^a  '^)jfvayqm  humanqmca^). 

Ohne  Quellenangabe. 
1)  Pü.:  4  röc^).  —  2)  Pü.:  zivam*)  u  hörn. 

12)  138,  7:  aat  aoxta  ahurahe  mazdd  azam  späamöi 
zaraduströ  am  he  iristanqm  tanüm  va^taranqm  yaoädota- 
nqm  fradaSaiti  ya&a  paoiryö  sravarö  hityö  antama  aitoydia- 
hanö  {^rityö  vastrvi  a(havana  tüiryö  aiwyätahanö  büjyamanö 
puxöa  zaraÄrehe  xastvi  paifi  dänahe  isar  pas6a  puxöam 
bandam  bandyät  yaOa  a^va  anguMqm  aouye  znaunqm  (ha- 
yö(139)  maidyehe  tüirya  zastaeibya  puxöa  kuirisahe  dva  nara 
mat  nizbyehe  sraoiö  asyö  huraodahe  vispanam  vastaranqm 
asya  vaiauhya  fradaöaiti  spitama  zara(histra  aevakam  na- 
rqm  asaonqvi  ahunvitim  gä&qm  frasrdvaynti  pascaiti  avi 
he  iristatanüm  upa  daxma  frabaröiL 

Quellenangabe  fehlt.     S.   im  Übrigen  Bthl.  IF.  11,  120. 

13)  145,  1:  yezi  narö  mazdayasnö  haca  gae^abyö  pairi 
iri^yeiti  ^)aat  he  nqma  hada  pitö  fragäurvaydt^)  yezi  noi- 
rika  pairi  inOyeiti  2)  aat  yat  he   nqma   hada  pai^anö  uzgä- 


1)  Für  xsavaidim;  Vgl.  Y.  //.  9,  IF.  11,  129. 

2)  Für  ayaranqmöa.  Der  Verfertiger  des  Awestatexts  ha^ 
dem  Y.  i.  17  vorkommenden  Wort  eine  falsche  Bedeutung  beige — 
legt.     Vgl.  zu  Nu.  11,  15,  19. 

3)  S,  eben  zu  Nu.  9). 

4)  So!    Aber  a  ist  ausgelassen. 


^Sr  Arica  XIV, 

uwayät"^)  spitma  zaraOusira  *^)aefff7n  v(tc97n  ni  anfarü  mazA 
dayasnanqm  frasaHtaydi  3). 

Als   Quelle    wird    der    Ihldöxt  Nash    imiuliaft    gemacht. 
Vgl.  West  SBE.  37,  487. 

1)  Pü,:   Höh   nüm  i  öi  apftk  pit  i   oi  fräe  giref.  — ^ 

2)  Pfl.:   et('m  ke^  ndm  i  du  ojtdk  ^öd  ii)  oi  uzgirdt,  — 

3)  Pü.t   in  va6ak  frdr   rdfrlnalilnJndf^)  .  .  ,  en  m,v*'du  ^ 
ap^  götc  n  fr  de  vdfnkdu^).  | 

14)  146j  4:  Dori  h£  autark  da.vmanam  yaf  Irisimiqm 
l^aHnqm  d  turfth^r^izanqni  kf)r;rni(t/at^), 

<  ibiie  liezeiebiuiiig  der  Quelle,  V^L  Spie;^el  a.  a.  0,  192* 
1)  Pu. :  apar  ün  i  andarön  har  daxm  ka  an  {l\  rhtän 
JcMdii  071  hl  mart  hälak  knvdt.  Dazu  die  ErlHnteruni:: 
aparak  gitft  har  kis  i  rht  tan  rfn)  andarön  ij}  da. rat 
mart  bdldk  aMv  apurndk  hdidk  ap^  kunisn  cigön  ka 
pa  ravdn  dsdntar  haeef  u  karjiak  rindet. 

15)  148,  3:  ^)  i/ezi  narö  inazdaymnö  avi  antardca  gas- 
nyanqm  ci&wdrö  agaranqm  avavat  cit  »ästraca  frajasditi '^> 
aaf  he  narö  harqm  tan  um  pairl  yaozdditi  aet^m  ffdryanqm 
yasnyanqm  frak^ramUf.  ^^ 

Keine  Qtielleoaniraba.  ^ 

1)  Pii.:  hikar  mart  i  mazdayasn  rdd  apar  dn  andark^) 
yazUn  cahdr  röc^)  i  narak  zätik  and  cmid  cic  i  md-i-ttü' 
rlh  früv  raaet. 


1)  So  nach   der  Päz.- Lesung  im  S»;.     Was  soll   aber  das  an- 
iauf.  V? 

2)  So  lese  ich  trotz  Hörn,  der  die  Pfizaiidlrsuii^  andarg  (Sg.) 
KpEti  27  No.  tiir  rusinii  erklärt.  Ich  stelle  mp.  andark  zutn  jAw. 
Adv,  antarttia  Vp»  20.  2  Uumitteii  von-*  (Akk.)  und  stütze  die  (ilei- 
ohun^  an:  autar9va  :  anda7*k  =  jAw.  pasea  :  pai^kui.  Doch  will 
ich  dabei  nicht  hehnupter),  dass  dem  mp,  andark  g-erade  die  A}>la- 
^ivform  zu  Grunde  lieure;  es  könnte  ebenso  wohl  ein  Akkusativ  auf 
^kom  sein  (wie  ich  ihn  aueh  ȟr  goLpairh  annehme)*).  Ea  kommt 
"übrigens  antar^ra-  ituch  als  Adjektiv  'innen  befindlich'  vor;  s,  mein 
^AirWb.  Uhlenbecks  Etymologie  von  ai.  pakd  halie  ich  ebenso 
TTie  die  von  ihm  für  mkä  und  säkäm  gegebene  für  verfehlt.  J 

3)  S.  zu  9).  1 
^)  Auf  einen  solchen  Akk.  Sing.  Neutr,  geht  auch  das  np.  fard, 

Mp.  fräk  steht  Vp.  12.  1.  Gegenüber  Hübsch  manu  Pers.  Stud.  84 
und  Horu  GIrPh.  Ibydie  np.  fard  gleich  &].  prdk  stellen  verweis© 
ich  aul  IF.  4,  12L  Ganz  verfehlt  ist  Fr.  Müllers  Ansatz,  WZKM. 
7,  377.    S.  noch  unten  S.  114  zu  mp.  dk, 


100  Christian  Bartholomae, 

16)  155,  10:  g^uff  vardsö. 

Ohne  Quellenangabe.     Vgl.  unter  Nu.  3,  8,  9. 

17)  157,  14:  yezi  narö  pan6a  dasatahö  saradö  irirai- 
<>y(lt  am  he  urvanam  büff/anam  /hayö  ayara  uzayarna  ra- 
dw{lb8)ö  Jianjamanam  frajasöit  aat  he  apu&ra  awhat  pu&ra 
fradaöaiti  ya^aia  nara  irista  vlspanqm  avaratnqm  äa^tavai- 
tanqm  avi  he  frazaintlm  fraJHöit  pasiaiti  namnwuJuiiti  baoi- 
öyeitaca  urvdftnyd. 

Soll    aus   dem  Baydn  Yast   stammen.     Vgl.  West  SBE. 
37,  471.     Ptt.  ist  nicht  beigegehen. 

18)  160,  10:  yat  aete  yö  mazdayasnö  aparandyükö  avi 
he  hapta  sarada  frajasäiti  stahrpaesmahö  aiwyAtahanö  paitü 
viaidyai  büjyamanö  avi  he  nara  panöaüi  namatahanti. 

'Quelle  wie  für  Nu.  17.     Vgl.  West  SBE.  37,  471,  Bthl. 
IF.  11,  128. 

19)  179,  6:  ^)yezi  nairika  aetahe  apuih'lm  ujuätanam 
7iijasaiti  üat  he  pm^rqm  (a\hjoarö  mahyanqmca  upa  dasa 
ayaranqm  nöit  bavaiti  avai  he  daxma  nöit  upataharazät 
aetat  he  nairka  pasca  dcadasa  xsaprat  haom  tanüm  yaoz- 
daiti  kartmaoiti  yezi  pasciti  ca^warö  mdraho  pairi  dasa  ayara 
bavaiti  aete  yo  mazdayasna  aPtahe  daxma  upataharazaiti  aat 
he  nairika  pasfa  caiiwarastamca  ayaranqmca  haom  ta{lSOy 
7itlm  yaotdaitt  spitami  zara&uStra^). 

Ohne  Quellenangabe. 

1)  Ptt.:  hakar  naivik  an  (i)  öi  apuslh  uztistanih  ape 
raset  etön  an  pusar  4  mah'^)  apar  10  rö6^)  ne  batet 
(in  (t)  öi  rist  andar  daxni  ne  apar  hUisn  etön  an  ndi- 
rik  pas  hac  12  sap  an  i  x^es  tan  yöädasr  kunend  ha- 
kar paii  hac  4  mah  u  10   rOc  ku  ves   bavet  etön  öi  ke 


1)  Das  soll  heissen:  '*Wenn  eine  Frau  mit  einem  toten  Kind 
niederkommt,  soll  man  das  Kind,  sofern  es  noch  nicht  vier  Monate 
nnd  zehn  Tage  alt  ist,  nicht  zum  Daxma  bringen,  die  Frau  aber 
soll  ihre  Reinigung  nach  zwölf  Tagen  vollziehen.  Wenn  dagegen 
l^seit  der  Empfängnis)  schon  vier  Monate  und  zehn  Tage  vergangen 
sind,  sollen  die  Mazdayiu^tna  es  (das  Kind)  zum  Daxma  bringen 
und  die  Frau  soll  sich  nach  vierzig  Tagen  reinigen,  o  Sp.  Z.**  — 
Alsoi>ajpmrtbestattung,  sofern  schon  Kindsregungen  zu  spüren  waren, 
sonst  nicht. 

•J^  Für  nuthf/diuimrtu    V»rl.  Y.  1.  17  und  oben  S.  98  No.  2. 

3)  S.  zu  Nu.  1>. 


Ariea  VIV. 


101 


I 


ma^dayasn  ö  öi  rist  pa  daj-m  apar  kllet  ängdh  an  ke 
fUiirfl'  pas  hac  40  roc  *r'*^,v  fftn  ynzdäsr  Icumf  npHümün 
zartuit. 

20)  180,  14:  äal  aoxfa  ahurö  niazdi'i  /////  ai^te  t/ö  maz* 
dayasna  aet^m  srir^nn  va^frrffu  fth>hrpaesah)hrfm  hi-qjn  fanüm 
büÖa  paoirim  vinahaHi^mva  Mda  h  crano  puUanf^mcii'^'^  jms- 
caiti  aiicf/dfifkdnö  ata  he  maiöiftlUfint  hüj}j(imanö  arf^mi  zl 
srlr^m  rastrsm  maim/ü  tästrfm  hara  mainf/tirauam  ddma- 
nqm  ad  me  fradat\at  ahurö  mazdä  aMwa  yada  M  3)  rarann 
paitaudm  D  tistimont/^iu  hüai\Krsftetahe  tttydf  AafV/  he  taf^ta- 
ranqm  yaözdüOranom  fniyaza  riJ  nlzbaya  rä  ahurüi  maz- 
ddi  am^mqm  sp^ntamtm  spitama  zaraihisira. 

Angeblich    nm   riem    Mkiifiim-Xask,     Virl.    Wviit   SBE. 
37,  474, 

1)  Pi\.:  vartwi^npün  (West:  ""a  pienerver  of  taitli'), 

21)  184,  14:  (lat  aefahe  panm  {(yara  hamasptißmaidfim 
paifi  rat  lim  sp^fitaifd  tirmitöis  mdt^ho  mtif  frasrdraijöiL 

Soli  ans  iivm  Alkatum  A^ask  geiimniuen  sriu.    Vg\,  West 
SBE.  Ti,  47r>. 

92.     Ein    Fffet^iT-Fra^meii  t. 

Ccldner  Imt  im  (UrPlh  2,  H  darauf  hiügewic?eiiy  das»  in 

Münclieuer  Bililiotliek  unter  CchL  Zeiul  Dn  j^ich  ein  Vaei^^ä- 

Stück    befinde,    das  sieh  mit  deti»  von  Darniesteter  JA.  1886. 

8,  182  vcrütienilieliten  nicht  decke.    Es  liat  fntg:enden  Wortlaut: 

va€f%~i    daetif/a    mäzdayasnöhs'    ahttramazda    mraof    tat 

nar^tn    asatattr^m  paoiryo   frä    dar<mjayaiti    knniatoibyttscd 

hüxtöibf/ascä  hrnr^föihyasm  paiti  küarsta  hjaoOnavarf^zi  na- 

mm  v(l  näiriklrd  padrfftn  vil  irif)ynt  hadi  sp{tn<*m  naeHyaefi 

ha  ff  tat  hdva  nasd    ttta  jamf'i  dva  nar^t  hä  staris  Hfl  bar^ms. 

Voraus  gelten  als  Einleitung   die  Worte:  pa  nqm  i  ya- 

jzatan  düi  /«?")    dütiJr   ohrmazd  en  nask   v^thl^)  padttlk   hac 

^pastük  paötük  -) pa  nqm  yazdajt  -i. 

I>as  StUek  geht  auf  die  gleiche  Quelle  zurück  wie  §  1—8 
^es  von  RIochet  Kev.  Lingist.  3o,  87;  IH7  übersetzten  und  knni- 


mentierten  —   leider  nicht  auch  edierten '^j    1V(e/>€i- Fragments 


1)  In  neuperg.  Schrift  ("bis  ), 

2)  In  awestisetiBr  Schritt  {PäzaHtl], 
S)  Bloehet  äclinnbt  u.  a.  0.  88:  ''je  me  suis  borrie  A 


■eproduire 


102  Christiau  Bartholomae, 

in  einer  für  Darniesteter  gefertigten  Abschrift  der  Bibliothfeque 
Nationale.  Die  §  23—39  bei  Blochet  entsprechen  dem  von 
Darmesteter  a.  a.  0.  wieder  nach  einer  andern  Handschrift 
veröffentlichten  und  übersetzten  Stück.  —  Nach  der  Schrei- 
bung des  x^  mit  dem  ÄZeichen  (GIrPh.  1,  161)  zu  schliessen 
stammt  die  Münehener  Handschrift  aus  Iran.  Eine  mittelper- 
sische Übersetzung,  wie  sie  die  Pariser  Handschrift  enthält^ 
fehlt.  Der  Text  ist  erbärmlich  und  steht  etwa  mit  dem  de» 
Vd.  auf  gleicher  Stufe.  Neu  ist  nur  eine  einzige  Form  darin : 
na^nyaeti  (bei  Blochet  ebenso),  richtig  naesyaiti,  Futur  zu 
nayeitiy  =  ai.  nesydti;  vgl.  den  Konj.  des  «-Aor.  na^iat  Y. 
31.  20;  die  Pü.  freilich  will  nach  Blochets  Angabe  {nüagt 
kartan)  es  mit  nühidöit  usw.  in  Verbindung  bringen. 

93.     Yt.  8.  6  f.  und  37  f. 

Die  bezeichneten  Stellen  des  Tistr-Yast  enthalten  die 
älteste  Darstellung  der  Sage  von  Srdxm,  dem  besten  Pfeil- 
schützen der  Arier  (Iranier).  So  oft  nun  auch  in  den  letzten 
Jahren,  seitdem  Nöldeke  ZDMG.  35,  445  in  Sraxsa  den  spä- 
teren Aris  wiedererkannt  hat,  darüber  geschrieben  worden 
ist  —  ich  führe  noch  an:  Darmesteter  ZendAv.  2,  415,  Justi 
Namenbuch  88,  Marquart  ZDMG.  49,  633,  von  Stackeiberg 
ZDMG.  45,  621,  IF.  4,  152  — ,  so  fehlt  es  doch  noch  immer 
an  einer  grammatisch  richtigen  und  sinngemässen  Übersetzung 
jener  Awestastellen. 

Die  beiden  zitierten  Stellen  stimmen  nur  zu  Anfang  über- 
ein. Die  an  der  zweiten  *regebene  Schilderung  des  berühmten 
Pfeilschusses  ist  wesentlich  ausführlicher,  schmuckreicher.  Ich 
setze  die  beiden  Versionen  (mit  den  Abteilungen  der  Neuaus- 
gabe) zum  Vergleich  neben  einander  her: 

(6  und  .37)  .  .  tiyrLs  mainyavasA 

yim  atdhat  ^raxftö  x^ciicLüufs 
xsiriwi.isvatamö  airyanqm 
airyö.xmt'^at  hadn  garöit 
x^anvantam  aci  gairlm 

tel  quel  le  texte  de  mon  manuscrit"  und  der  Wortlaut  des  'Com- 
mentaire*  setzt  an  verscliiedenen  Stellen  diese  'Reproduktion*  voraus. 
Ist  sie  erfolgt?  und  wo?  oder  ist  es  bei  dem  Vorhaben  geblieben? 


Ariea  XJ\. 


103 


I 


(7)  tada    dim    ahtirö    mazdä 
avqn  data  tat  dpo  ur* 
rardstca 
pairi  m  rottrtt  .yaöt/afntiH 
mid^rö  frädat/at  pantqfu 


(38)  €ivi  di/tt  ({hurö  mazdä 
arqn  ani^sd  sp^nta 
vo  u  rn  gaoifa  o  i  t  U  hf  m  i  ä  rü 
pa  u  r  u  p  ü  ntq  m  /  rt  t  cae^a  e  - 

tarn 
a  (Ihn  pasküt  anumardza' 

t^m 
asi^ca  ramiM  h.rrdzaiti 
pürt^ndlva  raoraSa 
Vi^p^rm  d  ahmät  tfat  aem 
paiti  apaf/ai  vazr^mnö 
x'antanf^m  am  gairim 
,v^'anvat(i  palfi  »trat 
Die  vier  Zeilen  zu  Anfang  von  §  7  und  38  sIikI  ebenso 
bemerkenswert  durch  ihre  Cbereinstimraiirij|»:eii  wie  durch  ihre 
Abweichungen.     Ein  hezeiebneudes,  sonst  nicht  vorkönnnlicheB 
Wort  ki  ihnen  gemeinsam,  d.  i.  avqn, 

avqn:  Gelduer  KZ.  25,  477  hat  sich  um  die  Erklärung 
des  Worts  Überhaupt  nicht  hemiiht,  da  er  aus  njetrischeii 
Gröndeu  sich  herechtigt  glaiibtej  es  als  wertlose  spätere  t^in- 
schiehiing:  anzusehen-  Jnsti  hatte  im  Haiidhueli  av(\n  zusani- 
men  mit  einigen  anderen  Verbalformen  unter  einem  Verbal- 
stamm  «r-  cinge^telltj  dem  er  die  Bedeutung  'gehen,  sich  wen- 
den zu  — '  beilegt,  aber  gleichzeitig  das  ai.  ai'-,  drati  vergleicht. 
Demgegenüber  behau] >tet  Gelduer  KZ.  2b^  515,  dass  es  ''eine 
Verbal  Wurzel  nv  im  Zend  nicht  gibt;  alles  was  Justi  unter 
av  zusammenträgt,  gehfirt  zu  /  +  avn  oder  dem  Pron,  ava". 
Dm  ist  nur  zuoi  Teil  richtig.  Welche  der  von  JuBti  unter 
ar-  verzeichneten  Wortforraen  zum  Prounmen  ava-  gelir^ren 
sollen,  weiss  ich  nicht.  Zum  Verhuni  atß-  'gehen'  mit  twa 
^bören  aiüiti  Yt.  S,  20  (=-  26),  IS.  16,  14.  12,  artnt^mYU 
13.  77  (wofür  Justi  artU^m  las;  doch  s»  schon  mein  Air.  Yer- 
bum  47,  §64),  avüin  Y.  67.  23  (^  Yt,  li.  14)  und  neiwn^) 
V.  19,  13.  Die  Ahleuguung  eines  awestisehen  dem  ai*  drati 
entsprechenden  Verbums  avaiti  war  aber  falsch,  wie  sieh  jetzt 
aiit  Sicherheit  erweisen  lässt,  und  zwar  aus  X.  (Niraugafstän)  *V, 
Die  Stelle  lautet:  katar^m  (l§rava  fso  H.)  adaurunam 
va  parat/at   gae§anqm    cd  oHpdr^nö   avat?  —  gar^anqm 


\)  D.  i.  *  ava- t/an,  s.  ai,  präti  yan  HV.  S.  4.  » 


104  Christian  Bartholoniae, 

asp^v&nö  avöif.  D.  i.  ''Soll  ein  Priester  auf  Priesterdienst 
aus  (dem  Haus)  gehen  oder  soll  er  für  die  Vollständigkeit 
(Integrität)  seines  Hausstands  sorgen?  —  Er  soll  für  die 
Vollständigkeit  seines  Hausstands  sorgen".  Pü.  bietet  für 
avaf  und  avöit  ayawarlnet  ^).  das  wieder  rait  sardarih  ku- 
nef  erläutert  wird*). 

Ehendazu  ist  meiner  Meinung  nach  auch  avaml  zu  stellen 
in  der  Gada^tdlQ  44,  7. 

az9m  taii  -ihcd  fraxsnl  aväml  mazdä 
sp^nta  maintfii  vlspanqm  datdr^m 
d.  i.  'Meli  (sorge  = )  bestrebe  mich,  dich  damit,  o  Mazdäh, 
durch  den  heiligen  Geist  als  den  Schöpfer  aller  Dinge  ken- 
nen zu  lernen".  Die  Tradition  hat:  man^)  öädn  hac  fö  vas 
aydwdrlh  menem  ohrmazdj  spricht  also  zu  Gunsten  meiner 
Fassung. 

Dagegen   ist  aomna  Vt.  13.  146  &ls  IS.  zu  aoman  (= 

ai.  Oman)  zu  nehmen,  und  nicht  mit  Darmesteter  ZendAv. 

2,  500  als  Partizip,  da  Medialbildungen  zu  unserm  Verbum 

im  Arischen  sonst  nicht  vorkommen;  s.  Delbrück  AiSynt.  231. 

Zu  diesem  Verbum  würde  sich  avqii  als  3.  Plur.  Koiy. 

ziehen   uo<l    <ler  Thatsache,    dass   avqn   in   erzählendem  Sinn 

genommen  werden  niuss,  durch  den  Hinweis  auf  GIrPh.  1,57 

§  104  No.  2  begegnen  lassen.     Aber  eine  3.  Plur.   ist  nicht 

am  Platz,  wir  brauchen  eine  Singular  form. 

Für  den  Gebrauch  des  Plurals  an  der  Stelle  Yt.  8.  7 
würde  man  sich  ja  allerdings  auf  die  von  Delbrück  AiSynt. 
85  angeführte  RV.-Stelle  10.  108.  10:  indro  vidur  dngira- 
8(Vfca  berufen  können.  Aber  erstlich  bildet  der  Fall  doch 
eine  Ausnahme  von  der  Regel,  dass  bei  Subjekten  verschie- 


1)  S.  unten  Anhang  (S.  107). 

2)  Hätte  Foy  ZDMG.  .^4,  345  diese  Stelle  berücksichtigt,  so 
würde  er  die  Bedeutung  von  gaeOä-  f.  doch  wohl  etwas  anders  be- 
stimmt haben  als  dort  geschieht.  Pü.  erläutert  g€hänlkän  öspurlkJh 
ayäivärlnet  mii  x'ästak  sardärlh  kunU  und  fügt  hinzu:  a«t  etar 
padtäk  ku  x^'ästak  sardärih  veh  ku  ehrpatistän  kartan  "es  geht 
daraus  hervor,  dass  das  Vermögen  bewahren  besser  ist  als  Priester- 
dienst verrichten**.  P^ine  durchaus  praktische  Lebensauffassung!  — 
Auch  yütdm.  gaedanqm  V.  t9.  29,  F.  4  f.,  A.3,  11,  ist  bei  Foy  falsch 
gefasst;  vgl.  Hübschmann  Arm.  Gramm.  1,  232,  Bthl.  IF.  11,  141, 
Air  Wh.  unter  ^yäta-. 

3)  Vgl.  ArtäViräf-Gloss.  55  No. 


Arii-u  XIV, 


105 


I 


'  dener  Nmueri  äicIj  das  \  crbum  uaeli  dem  iiäclmtstelieiidcü  Sub* 
jekt  richtet ,  und  dann  sind  die  Sätze  indro  vidur  dhgirasaica 
ütid  taön  dha  ahitrö  mazdd  aiHm  data  tat  üpö  urrarAsda 
doeli  keineswegs  orleiehartig  gebaut.  Dort  nind  die  Subjekte 
durch  ca  verkniipft  und  t^  ^ebt  da^  Verbuni  dem  pluralieeben 
Subjekt  unrnittellmr  voraus.  Hier  dage^ren  baben  wir  Asyn- 
dese  und  Trennnii;^  des  Verbunif?  von  dctn  pluralischen  Sub- 
jekt dureli  ein  sin^julüiisehes  Attrilint  des  singulariBclieu  ersten 
Subjekts  und  noelj  dureli  ein  weiteres  Wort. 

Au  der  zweiten  Stelle  mit  aran  YL  S.  38  scheint  auf 
den  ersten  liliek  Singular-  und  liuraHbrm  gleich  gut  zu  paw* 
seil,  insofern  das  singnlariscbe  Subjekt  unmittelbar  vor,  da« 
|dura!isclie  inimitlelbar  hinter  drni  gemeinsamen  Verbuni  steht, 
Kebnren  wir  aber  di<*  tulgenden  Zeilen  hin/u  und  vergleicben 
vrir  die  Paralielstelte  Vt.  8,  7,  so  mlissen  wir,  meine  lel»,   zu 

»dem  Sehluss  gelangen,   V\  dass  auch  hier  arqu  singidnriseh  zu 
fassen  und  2\  dass  futi.^sä  xp.^nta  als  Ein.sehiebifng  zu  hetraeb- 
ten  ißt,    di**  wahii>;cheinlieb  ein  oder  einige  andre  Wörter  ver- 
drängt hat.     Das  dnalisehe  Verbum   in  Zeile  4  des  §  3H  ver- 
> laugt  notwendig  neben  miifrn  noch  ein  zweites   siugulari- 
ftebes  Subjekt.    Das  küimte  wie  man  angenommen  hat,  akurö 
fiiazdd  der  Zeile  1,    es   könnte  aber  auch  ein  anderes,    etwa 
rainus  razfsto  sein,  das  im  Urtext  au  Stelle  Vi>n  (jmf*M  sp^nfn 
stand.     Jedenfalls  lässt  sieb  am.wl  np^nta  mit  dem  folgenden 
Verbum  fracafmefftm  gar  nicht  vereinbaren.     Aber  auch  wenn 
ivjr  die  ersten  f»eiden  Zeilen  gesondert,  ausser  Zusammenbauic 
mit   den   ft>lgenden    bet rächten,    erwecken  sie  schwere  syntak- 
tische Bedenken,     In    aucli    nur    halbw^egs    guten    awestisclien 
"Texten  kontnit  eine  solehe  Satzverbindung,  wie  sie  hier  unter 
der  Voraussetzung  richtiger  Überlieferung    vorbige,    nicht  vor. 
Entweder  mtlsste  avi  oder  ati  dim  vor   dem  zweiten  Satzteil 
Aviederhölt  f»der  es  mtisste  anund  sp.}nta  mit  uta  oder  mit  ^a 
angescblossen  sein*     Man  vergleiche  Darniesteters  Übersetzung: 
*'Ahura  Mazda    lui    donna  assistance,    et   aussi  Ics  Anieaha- 
Spantas'*;    t"(li'    dm    existierten  eben  keine   grammatiscben  Be- 
denken. 
■  Fragen   wir  nun  aber,    wäe  die  Abschreiber  (oder  Dias- 

keuasten)  auf  die  Einfllgung  der  beiden  AVörter  tutirtsä  .s^hmta 
gekouuuen  sind,  so  linden  wir  die  Antwort  bereits  bei  <ieldner 
KZ.  25,  481.     Es  war  die  Erinnerung  an  Y.  Ö7,  23,  Yt,   //. 


106  Christian  Bartholomae, 

14,  V.  19,  13,  wo  avain  oder  ava^n  (mit  der  Variante  avqn) 
amdHd  spdntüj  der  wir  unsem  uupassenden  Text  verdanken. 
Einen  Versuch  den  ursprünglicben  Text  herzustellen  mache  ich 
nicht,  er  ist  ja  doch  aussichtslos. 

Ist  avqn  3.  Sing.,  so  uiuss  es  ein  stammhaftes  n  ent- 
halten, wohinter  das  suffixale  t  nach  GIrPh.  1,  §  85,  1  ge- 
schwunden ist.  Ich  zerlege  avqn  in  iran.  *a^,  Praev.  +*fln 
oder  *an  (mit  Augment),  d.  i.  3.  Prät.  Akt.  zum  ai.  Präsens 
äniti  'er  atmet*,  und  zu  ai.  änlt  sich  verhaltend  wie  jAw.  as 
oder  as  zu  ai.  Asit.  Die  Bedeutung  ist  'er  atmete  hin  auf  — , 
er  richtete  den  Atem  auf  — '.  Zu  Yt.  8.  38  geht  noch  das 
Präverb  avi  voraus,  ohne  dass  die  Bedeutung  dadurch  wesent- 
lich modifiziert  würde.  Das  Objekt  ist  an  beiden  Stelleu  dtm, 
das  man  fälschlich  auf  araxm-  den  Pfeilschützen  bezogen  hat 
Vielmehr  geht  dim  auf  tiyraj/-  das  Pfeilgeschoss.  Nur  so 
kommt  man  mit  dem  Folgenden,  insbesondere  mit  nirat  in 
Ordnung,  s.  unten.  Der  Zweck  des  Beatmens  ist,  die  Flug- 
geschwindigkeit und  dauer  des  Pfeils  zu  erhöhen. 

nirat  wurde  bisher  gänzlich  missverstanden.  Es  ist  nicht 
Ablativ-,  sondern  Verbalform,  und  zwar  3.  Sing.  Prät.  Akt.  m 
thematischer  Flexion  zum  Präsensstamm  iyar-  :  ir  des  Ver- 
bums ar-  '(sich)  in  Bewegung  setzen*  mit  dem  Präverb  m; 
vgl.  iratü  Y.  ö3,  8  und  ntre  (Inf.)  Y.  JO.  17.  nirat  (mit  » 
für  i  wie  so  oft)  bedeutet  'er  (der  Pfeil)  kam,  sank  herab,  zu 
Boden*. 

Danach  übersetze  ich: 

(6  und  37 :)  ".  .  der  im  Raum  der  Geister  sich  bewegende 
Pfeil,  den  der  Pfeilsehütze  Sraxm  schoss,  der  beste  Pfeilschütze 
unter  den  Atrya^  vom  Berg  Airifö.xm^a  aus  hin  zum  Berg 
X^anvant. 

(7 :)  "Da  richtete  Ahtira  Mazdäh  auf  ihn  (den  Pfeil)  den 
Atem,  da  die  Wasser  und  Pflanzen,  Mifha,  der  Herr  der  weiten 
Fluren,  bahnte  ihm  den  Pfad." 

(38:)  "Auf  ihn  (den  Pfeil)  richtete  Ahura  Mazddh  den 
Atem ;  .  .  und  Mid^ra,  der  Herr  der  weiten  Fluren,  die  beiden, 
bereiteten  ihm  weithin  den  Pfad.  Hinter  ihm  drein  flogen 
begleitend  die  gute  hohe  Amif  und  die  auf  leichtem  Wagen 
fahrende  Pdranday,  so  lang  bis  dass  er  dahinschiessend  zum 
Berg  X^'anvanf  gelangte.  Auf  dem  X^'anvant  kam  er  zur 
Erde". 


Arit'H  XIV, 


107 


Anhang,     Zu  nip.  mjdtcdry   Päz.  «jy^r,  np*  //t?r. 

Als  irnnische  GruiKllHgre  der  ohi«:en  Wr>rter  kann  an  sieli 


ebensowohl  "^^adid-bdra- 


ab  ^ftbuhMrü'  augesetzt  werden.  An 


der  Verbiiidiin^'  der  beiden  Prä|MiKitioneii  av.  *udht  und  *rt/)Ai 
mit  (l'olgendeui)  *(/  wird  iimn  sieh  nicht  gtosnen  dttrfen.  Im 
Altiudisehen  ist  sie  ja  nichts  wenifcer  denn  selten,  wie  man 
Hich  ans  den  Wcirterlinehern  üher/.eii^a^n  niüfj;e;  8.  dazu  TJel- 
brflck  AiSynt.  439.  Aus  dein  Awesta  fnhre  ich  üiwytUtU  an, 
mit  "^ühhi  und  ^a\  s,  unten  S,  119  zu  N*  9. 

Ich  nelune  an,  dass  iran,  d  und  5  vnr  i  im  Mittelpersi- 
seben  frtib'Aeiti^  verloren  },^eg:angen  sind.  Für  inlaut«  b  läs^t 
das  ja  au(di  HUbselnnann  gelten,  vgK  dessen  Pers,  Stud,  183 
1  zusammen  mit  IF*  9,269).  Damteb  fiilirt  n]p,  gtrei,  ii|>.  glrad 
'er  ergrreift'  auf  ein  iran.  *grhinHy  dessen  b  7M  einer  Zeit  aus- 
gefallen sein  muss,  als  der  Wandel  von  iran.  rj  zu  mp.  ir 
noch  nicht  mm  Ab«ehhiss  ^'ekummen  war,  h.  Hüfisehmaini 
a.  a.  0.  145  f.  Aber  sonst,  ausser  in  der  Stellung  liinter  6, 
soll  nach  H«ibsebmanu  in  der  Verbindung  eines  Konsonanten 
^  mit  /  in»  Inhiut  stets  der  letztere  Laut  (i)  gefallen  sein  <s» 
H  ebd.  152,  TfMii,  lU,  21).  Auch  rf,  daher:  "mhjan  'Mitte'  = 
^K|i^i»i<ktfi  ==  ^madißdn".  Bei  Uübsehmamis  ül^ri^en  Beispielen 
^V^ftndelt  es  sich  um  iran.  ari,  ani  und  af/i.  Es  sebliesseu 
^m  sieh  diese  Oruppen  unter  einander  dadurch  enger  znsauimen, 
H  rtass  mit  dem  Sehwund  des  /'  eine  Umfärliung  des  voraus- 
^m  gehenden  a-Vokals  naeb  der  /-Seite  zu  Hand  in  llaud  gebt; 
^M  cl  mp.  erän.  mentikj  eeh^);  s.  Hühschuninn  a,  tu  t>.  IKK  129, 
H  IFAnz.  10,  22*  Für  adi  aber  kann  das  doch  nicht  gelten, 
"  Da  d  (d'\  und  t/  im  l*ablavi  ihr  Büeher  das  gleiche  Zeieben 

haben  und  da  d  ( ^V)  zwischen  Vokalen  späterliiu  zu  //  gewor- 
den 18t,  SO  lässt  sich  etwas  durchaus  Sicheres  für  die  Gestal- 
tung eines  inlautenden  ir.  di  leider  nicht  ermitteln.  Ich  meine 
aber,  es  sei  au  sieh  schon  wahrselieinbeber,  dass  irau.  -di' 
die  gleichen  Wege  wie  -bi-  gegangen  ist;  ich  nehme  also  t'ür 
iip,  rnii/On  die  Reihe  s/»  an:  ^madkina-  =  nip.  matfitn  == 
*j  Dp.  mii/itn,     Cud    eine  gewisse  Stütze    tür  meine  An- 


1)  Daza  vieUeidti  auch  n|>.  kih,  mih  und  ser  (aus  ^ihr),  für 
die  dann  .nehr  iseitiger  Übergang  von  r?  in  h  anzunehmen  wiire; 
8,  dazu  IFAiiz.  lü,  22  f.     Alt  iöl  er  ja  ^sicher. 


108  Christian  Bartholomae, 

«chaming  finde  ich  in  Päz.,  \\p.  Jan-  'anima'  (Seele  —  Leben), 
llübschmann  selireibt  Pers.  Stud.  49:  "Ich  setze  (np.)  Jan 
'Seele'  =  skr.  dhyana-  'Nachsinnen' ".  Dem  kann  ich  beistim- 
men. Aber  ich  bezweifle,  dass  np.  Jan  auf  dem  S.  152  an- 
gef;:ebencn  Weg  aus  iran.  *diana'  hervorgegangen  ist,  nämlich 
auf  dem  Weg  unmittelbaren  Wandels  von  di-  zu  /-,  wie  ihn 
auch  Hörn  GIrPh.  1  b,  73  lehrt.  Die  Richtigkeit  der  Htlbsch- 
mannschen  Etymologie  voraussetzend,  stelle  icii  vielmehr  fol- 
gende Entwicklungsreihe  auf:  iran.  *di(ina'  =  mp.  j/an  =  Päz., 
np.  Jan  (mit  dem  bekannten  Übergang  von  anlautendem  y-  in 
j-).  leli  hal)e  es  so  nicht  nötig,  für  das  anlautende  di-  eine 
andere  Gestaltung  zu  verlangen  als  für  das  inlautende,  und  ich 
vermeide  so  des  weiteren  die  Annahme  eines  Lautttbergangs 
di'  =  J-y  der  auf  iranischem  Gebiet  ohne  Parallele  ist  und 
seine  Aufstellung  vielleicht  doch  nur  der  Erinnerung  an  das 
arm.  mej  'Mitte',  das  mi.  ajja  'heute'  usw.  zu  verdanken  hat. 

Die  Schwierigkeiten,  die  Httbschmanns  Etymologie  des 
np.  Jan  von  selten  des  kurd.  und  im  Dialekt  von  Slwand  ge- 
bräuchlichen gan,  sowie  von  Seiten  des  syr.  Lehnworts  gya- 
naraspar  (sva.  np.  Janacsipar:  s.  Nöldeke  WZKM.  11,  187) 
erwachsen,  verkenne  ich  nicht.  Allein  der  VersuCh,  eine  ge- 
meinsame Grundform  für  np.  Jan,  kurd.  gan  und  das  aus  dem 
syr.  Lehnwort  zu  erschliessendc  mp.  *gyan  zu  ermitteln,  muss 
ja  von  vornherein  für  aussichtslos  gelten,  wenn  man  alle  drei 
Wortfornien  als  rein  lautliche  Entwicklungen  daraus  herleiten 
will.  Ich  glaube,  man  darf  bei  mp.  i/an  (aus  iran.  ^diana-) 
als  gemeinsamer  Grundform  stehen  bleiben,  sofern  man  es 
zulässt,  sowohl  in  gan  als  in  *gyan  den  Einfluss  eines  später 
untergegangenen  Worts  für  'Leben'  zu  erkennen,  das  mit  g 
anlautete,  wie  das  Aw.  Wort  dafür:  gaya-.  So  würde  *gydn 
als  Beweisstück  gegen  Hübschmanns  Regel:  iran.  di-  =  mp. 
J-  zu  verwerten  sein. 

Dass  ein  iran.  *äbidhära'  oder  "^adiahära-  die  Bedeutung 
'Helfer'  gewinnen  konnte,  wird  man,  denk  ich,  zugeben;  vgl. 
jAw.  hairista'  'der  am  besten  hegt,  pflegt,  beisteht'  (Gegen- 
satz von  niJayniMa',  Yt.  12.  7),  gAw.  aibl.hairiHa-  'der  zu- 
träglichste, am  meisten  frommende'  Y.  51.  1  *).     Ebenso  halte 

1)  Fr.  Müllers  Ansatz  eines  iran.  *aijiribara-  (WZKM.  5,  67> 
tulirt  nicht  zum  Ziel.  Aus  *aiti^  wäre  *öir  hervorgegangen,  vgl. 
np.  jüi  'Kanar  :  ai.  yavyd-  f.  'Fluss*,  mp.  höy  (höyak)  =  ai.  sairyä-^ 


Arica  XIV 


lÖ» 


I 


ich  mieli  iiiu-li  den  obeu  ^'c^ehenen  AMsfühiim^^a^u  für  l)ert*eli^ 
tigtj  daraus  ein  mp.  mfüiüär  lierzuleiten,  dessen  'Allegro'tbrni 
im  Päz.  atfär,  im  N[).  yür  ergeben  hat.  Die  np,  'Leiitn'tnrni 
eines  mp.  *atf(iwar  mfleste  *//<3t'/?r  liniten.  leli  stinjnje  mit 
Fn  Maller  WZK>L  a,  66  und  Hühscljniaini  Fers.  8tud.  158 
in  der  Annahme  tibcreiii,  dass  das  wirklich  bezeugte  t/iwar 
mit  dem  gleiehhedeutenden  yifr  in  der  angegebenen  Weise  /u 
vereinigen  und  uieiit  mit  H«irn  Np*  Et.  2äl,  iiIrPh.  1  h,  nh 
ans  yarrar  herzuleiten  ist.  Hörn  ist  gezwungen,  einen  snunt 
nicht  uachweiglicbeu  Ausfall  des  r  7Ai  postuliereri*  Aurh  von 
eineni  dissimilatorisehen  Aiisfnll  des  r  kaim  nicht  die  Kedo 
sein.  Ist  ja  doch  die  Lautt'olge  -r«?-r  ganz  geläiilig,  vgl  harrarj 
harvar,  san-ar  üäw.  leb  halte  datlir,  daj<s  das  im  Su.  1,  126, 
W  1117  bezeugte  t/ürvtir  'Helfer' V)  durch  Verseliweissuug  vwn 
y€ir,  der  Allegro-  und  ifävar,  der  Leutoform  entstanden  ist 
—  ähnlieli  etwa  wie  das  Scheffeische  Verlurst  — ,  wol^ei  das 
Snffix  vor  unterstützend  mitgewirkt  hat. 

So  kommen  wir  scbliesslich  zur  Fnige:  was  steckt  in 
dem  up,  //(!/*,  f/dntry  Ar.  *ahhi  oder  "^adki?  Sie  wird  meines 
Erachteiis  entscliieden  durch  das  mandäisehe  Lehnw^ort  adt/- 
aura  'Helfer',  auf  das  Nöldeke  Mand.  firamnj.  418  No.  auf- 
merksam gemacbt  hat;  s,  auch  Htibschmaun  l*ers.  Stiid.  I0*> 
Xo.  Nach  Nöldekes  gtitiger  Mitteilung  vom  28.  lü.  »J**  ftteht 
iJer  Annahme  ""nichts  im  Wege,  dass  auch  bei  der  Aussprache 
adjäurä  ein  pers.  ^adjawar  oder  "^adijuwar  zu  Grunde  liegt; 
die  kleinen  Veränderungen  waren  im  aramäiseben  Munde  not- 
wendig". Die  Herleitnng  des  LW.  aus  einem  mp.  "^adyäwtit* 
würde  uns  zwingen,  die  Entlelmung  in  eine  ausserordentlich 
frühe  Zeit  zu  verlegeu,  da  d  vor  y  noeb  unversehrt  war.  Oh 
das  angängig  ist^    entzieht  sieh   meinem  Urteil     Es  ist  aher 


jAw.  haoya-.  Mit  n|>,/c«t 'König',  l*lur.  kayän  gegenüber  jAw.  kdra, 
kaoyqm  (Gen.  Plur.)  hat  es  jedenfalls  eine  hehr,ndere  Bewandrnis, 
Hühschmanns  Erklnrung  in  Pera,  Stud.  IMO  —  aucii  bei  Hörn  GlrPh. 
1  b,  38  —  seh  eint  mir  fr?iglich.  Zum  ti|).  xäya  bei  Hörn  a.  a.  O.  24 
g*  Hiibscbnmmi  IFAnn.  11.  20  ^wo  zu  Ende  Grdr.*  1,  183  /ax  b^t>«^n 
igt),  —  Gaiiz  falsch  ist  Geldners  Meinung,  KZ,  30,  401,  von  einem 
^mdyH'dcUü-  auf  mp.  ayyür  (so!)  kommen  zu  können;  v^L  KL.  1, 
IB,  GIrPh.  1  b,  192. 

1)  Eh  reimt  hier  nuf  Aw/ia?*;  kommt  es  noch  sonntwo  vor? 
Wohl  nicht*  So  würd*^  nuch  d,ns  Versbedürfnis  g*ftnz  erheblich  in« 
0e wicht  fallen- 


110  Christian  Bartholomae, 

ebensogut  erlaubt,  *adiawar''  oder  *adi{y)awar''  anfznstellen. 
Der  Wechsel  zwischen  y  und  i  iiy)  am  Ende  zweisilbiger  Prä- 
positionen vor  Vokalen  ist  ja  ganz  gewöhnlieh  —  vgl.  z.  B. 
jAw.  pairi.aojastarö  V.  4,  10  PllZ.  und  np.  piröz  (aus  *pary^, 
IFAnz.  10,  28);  Sievers  Festgruss  Roth  203,  femer  GIrPh.  l, 
181  (12)  und  unten  — ,  und  dass  mp.  Wörter  mit  d  aus  iran. 
d  vor  dem,  dass  d  \w  y  überging,  ins  Semitische  aufgenom- 
men worden  siml,  steht  ja  vollkommen  fest;  vgl.  Hom  GIrPli. 
Ib,  44. 

Hübschmann  Pers.  Stud.  6,  IFAnz.  23  scheint  allerdings 
die  Existenz  einer  dem  ai.  ädhi  entsprechenden  Präposition 
(usw.)  fürs  Iranische  überhaupt  in  Abrede  stellen  zu  woUeo. 
Aber  der  Satz  "adhi  das  weder  im  Zd.  noch  im  Ap.  vor- 
kommt" ist  doch  nicht  zutreffend.  Freilich,  mit  dem  bei  Da^ 
mesteter  ZA.  3,  109  als  letztem  Wort  von  N.  46  gegebenen 
aM  ist  es  nichts*),  aber  das  ap.  dhifrastadiy  Bh.  4.  14  ent- 
hält doch  sicher  das  ar.  *adhi  als  Postposition;  vgl.  Bthl. 
Handb.  89,  GIrPh.  1,  227,  IF.  9,  257.  und  auch  in  gAw. 
aidyüH  Y.  40.  3,  aidyünqm  Y.  S9.  2  (zitiert  Yt.  13.  154,  wo 
aidytinqm)  erkenne  ich  das  selbe  ar.  *adhi.  Ich  nehme  das 
Adjektiv  im  Anschluss  an  die  Pü.  zu  Y.  39.  2:  ayätoar  in 
der  Bedeutung  ""helfend'  und  zwar  1)  'nützlich'  von  Tieren: 
pasukanqmca  .  .  daitikanqmca  aidyünqm  .  .  urunö  "die  See- 
len der  zahmen  und  der  nützlichen  wilden  Tiere",  2)  'brauch- 
bar, tüchtig'  mit  Dat.  'zu-' :  daidl  .  .  aidyüs  vastryäng  dura- 
gäi  .  .  haxmaine  "mach  .  .,  dass  die  Bauern  tüchtig  werden 
zu  dauernder  .  .  .  Genossenschaft".  S.  mein  AirWb.  Als 
Stamm  setze  ich  aidy-ü-  an;  w-  gehört  zu  avaiahej  ai.  dvati 
usw.  (s.  oben  S.  103);  vgl.  zur  Bildung  ai.  adhibhü-,  adhihM- 
Adj.  zu  bhdvati  usw.,  sowie  ütdye. 

Was  Hübschmann  IFAnz.  10,  23  über  die  Gestaltung  aus- 
führt, die  ein  ap.  *adiy  im  Mp.  lautgesetzlich  erfahren  musste, 
ist  richtig.     Ir.  *adi  kann  nicht  zu  mp.  e  werden,    und  doch 


1)  Das  Wort,  Bomb.  Ausg.  91  b,  3  ist  überhaupt  kein  awesti- 
s<-lies,  sondern  ein  mp.  Wort,  nämlich  eci  'auch  das'.  (Es  heisst: 
bahr  i  apän  apäc  hilisn  .  .  Ära  göwet  e  hac  amya  daöämi  (usw.; 
Y.  66.  1)  fäk  tara  ahurüne  ahuvahe  (usw.,  Y.  68,  1);  ast  ke  tava 
ahuräne  *Y.  66.  1  am  Ende,  FrW.  7.  1)  idi  göwet.  D.  i.:  ".  .  indem 
man  das  Stück  Y.  66.  1  bis  68.  1  aufsagt.  Einige  fügen  auch  noch 
die  Formel  tava  ahuräne  usw.  hinzu**.]  Vgl.Pü.zuV.5.36,Y.//.18u.ö. 


Ark-a  XIV. 


ni 


icldiitjt^  iclu  es  kimnci)  u|k  *örfi//  »nd   iiip.  e  etymulu^iöeh  zii- 


und 


auf  cfigßte.     Sic  können  sieh 


I 


I 


Bammenge  üoreu, 
lieh  zu  einander  verlnilton  wie  ;:^rieelK  npOTi  und  iipoc  in  irpo- 
Ti0r|cuj  und  TTpocBricuu;  s.  Bru^ananu  OrGr.  ^  142.  Aus  der 
alten  antevokaliseljen  Satzfonu  ^jyrofi  eniHtaiirt  laut^eBetzlifh 
urgrieelL  *TrpoTc  und  weiter  im  Jon,  (nsw,)  *iTpocc  (b*  Brng- 
mann  n.  n,  (K  löl);  wurde  dieses  wieder  in  antekooBonan- 
tiisclie  Stelluufi:  (iberfftlirt,  so  ergab  sieh  endlich  rrpoc.  Ganz 
entsprechend  entstand  aui^  den  hei  den  antevokalischen  8at/*- 
forraen  ar.  "^ahhi  und  *fic?Ar"  nn  Mp.  frühzeitig  */n/,  das  wieder 
in  antekousonantißche  Stellung  ühert ragen  zu  e  werden  nntsste. 
Sonach  können  zwiKclien  nip.  enhU-an  und  ai.  *adhkthat'iim 
indh/sß' )  genau  die  nämlichen  Beziehungen  heatchen  w'iv  zwi* 
bellen  grieeh,  7TpocÖr|c-eTe  und  ai-  prdtidhtU-athaj  und  ferner, 
es  kann  sieh  mp.  eröc-tn'ftan  (Mx.  55,  5,  GAb.  L  15)  zu  mp. 
awröv-aiituuy  np.  afrüz-ad,  «owie  zu  jAw.  aiwLraoc'at/änfe 
und  zu  ai,  ahhimc-ai/afi  durchaus  ebenso  stellen  wie  grieeh. 
TTpocGricuj  zu  TTpOTi9r|cuü. 

leh  kehre  also  /u  Hang-Nötdekcs  Vorschlag  (s.  des  letzteren 
Mand.  (Tranini.  41H  Xo.)  zurück,  das  elfter  vorkommende,  ad 
geschriebene  Präfix  mit  ai.  ddhi  in  Znsamnienhang  zu  bringen, 
nur  dai*s  ich  es  ni^'ht  ad,  «ondern  e  lese,  und  dass  leh  dieses 
e  ausser  mit  ddhi  auch  mit  ahhl  verknüpfe.  8.  noch  iloru 
GIrPh,  Ib,  158. 

Auf  die  diakritischen  Zeichen  der  Handsehriften  ist  kein 
Verlass.  Der  Kopenhagener  Kodex  des  Mx.  Iiat  zu  55*  r»  bei 
Andreas  .W,  10  das  Zeichen  für  d.  Aber  die  Päzandlesung 
ist  airöz''  in  Awesta-,  eroz''  in  neupersiscbcr  Schrift.  Zu  GAb. 
entsprechend  ärraz^  und  ^röz".  In  Jamasjjjis  Glossary  (746  tV) 
ist  das  Wort  nicht  verzeichnet. 

Ein  weitres  Wort»  in  dem  ich  ein  gleiches  e  erkenne, 
ist  das  mp,  Verbnni  (^rixtanj  iMcnittan  mit  dem  dazu  gehö- 
rigen Nomen  ering, 

SBE,  18,  376  führt  West  ein  mp.  Wort  rakhtö  auf,  das 
er  mit  Veakened'  ("when  the  wind  is  weakened  and  paraly- 
sed  by  me")  libersetzt.  Ich  lese  vielmehr  rixt  und  sehe  darin 
das  genaue  Gegenstück  des  ai.  riktä-^  PPfP.  zu  rinäkti,  und 
des  jAw,  irixia'  in  httirLrtrjm,  Eine  dialektische  Nebenform 
dazu  ist  in  riffakf  riftakih^)  enthalten,    womit   das  Aw.  Suh- 

1)  So,  riß"",  ist  überall  (Y*  T3.  7,  4J.  2,  V.  2. 40)  zu  leseu  \  vgl. 


112  Christian  Bartholomae, 

Ktaiitiv  irixta-  n.  'Vergehen  (fKXcupic  —  delictumY  übersetzt 
wird;  vgl.  np.  gurSftan  neben  gurextan,  np.  Juft  gegenüber 
nip.  t/uxt  und  Aw.  yuxta-  n.  a.  ni.,  bei  Hörn  GIrPh.  1  b,  79*). 
In  der  Zusammensetzung  mit  ^  findet  sich  rioct  auch 
plane  geschrieben;  adratn  wechselt  mit  adrdatn;  vgl.  in 
Mills  Gäthäft  die  Ptt.  zu  Y.  31,  3,  19,  47.  6,  öl.  9,  femer  Dk. 
8.  20.  61  (s.  unten),  .V  3.  26  und  Sg.-Vocabulary  242  a,  sch 
wie  ArtÄViraf- Ausgabe  145,  Zeile  2  (wo  sogar  ein  d  =  i-Zeicben 
zu  viel  gesetzt  ist).  An  allen  angeführten  GaOästellen  steht 
buxt  u  erixt  als  Erläuterung  von  patkärdarän^  womit  ranöi- 
byäy  rqnai/ä  übersetzt  wird,  d.  i.  'gerettet  und  preisgegeben, 
erlöst  und  verloren':  Sü.  ha,i  mddham  a4uddhamca*).  Ander 


Darabfl  Pahlavi-Vend.  27,  No.  3.  Mills  Gathäs  bietet  einmal  rlsiak(?), 
(Mnin»l  raspatak]  s.  S.  477. 

1)  Ich  benutze  die  Gelegenheit  zur  Besprechung  eines  Wort», 
(las  bisher  «rÄiizlich  inissverstanden  worden  ist.  Y.  30,  3  steht:  af 
f(t  mainyü  paouruye  yä  y^mä  xvafnä  aHrvätdm  d.  i.  "und  die  beiden 
(ieister  zu  Anfang,  dio  sich  durch  Traunigesicht  als  ein  Zwillings- 
paar offenbarttMi".  Das  wird  übersetzt:  etön  ftn  i  har  2  tn^nük 
[ohrmazd  u  zfny'tk]  esän  fratum  an  i  dn  in  ad  x^at  srüt.  Das  Wort, 
das  y:inw  übersetzt,  hat  alle  niöglichon  Lesungen  und,  wie  y^iä 
selber,  Deutun^aren  erfahren.  Vgl.  z.  B.  Geldner  KZ.  28,  199;  406, 
BB.  12,  96,  Th.  Baunack  Stud.  1,  4(>«,  Mills  Gathas  40,  437,  Darme- 
steter  ZA.  2,  221.  f^Aw.  yimä  ist  «i'leioh  ai.  yamä  ND.,  das  mp.  Wort 
ab(M-  ist  yumäk  zu  lesen,  d.  i.  eine  Ableitun«?  aus  *yum  gleich  ai. 
yugmti'  1)  Adj.  'paarig*,  2)  n.  'Paar,  Zwillingspaar';  zum  Ausfall  des 
ar.  y  vor  m  s.  Hörn  GlrPh.  1  b,  60  (6  a).  Zu  Y.  10.  12,  wo  yuniäk 
ebenfalls  vorkommt  und  zwar  als  Übersetzung  von  irira^ar9,  Per- 
fektfonn  des  Verbums  nW-  'haften'  (s.  n.),  hat  die  Sü.  ganz  ver- 
stilndi^  yiiktafi.  Zu  Y.  30.  3  freilich  hat  man  das  Wort  falsch  ge- 
lesen und  danach  mit  bhütnandalam  wiedergej^eben. 

Kine  andre  Ableitung  des  selben  *yum  steckt  in  hamyumlhj 
womit  hqm.irista  (Lok.  Sinjr-,  zum  Verbum  räfh,  s.  o.)  übersetzt 
wird;  k^^  hamyiimlh  i  ösän  urvar  ke  giift  ku  ..  heisst:  ''denen  Ge- 
paartheit  (=  Verbindung,  Mischung)  mit  den  PHanzen  ist,  die  .  .". 
Kndlich:  ein  adverbiell  gebrauchtes  yumer  (geschrieben  yum  1) 
'Junctim*  findet  .Mch  Sg.  ^.  101,  N.  :)S,  .-ii),  76.  Paz.  hat  ganz  richtig 
Jumi,  und  e'benso  richtig  istdieiSü.:  aamaväye  (4,  \0l),  saha.  Geld- 
ner BB.  12,  %  hat  sich  durch  West  SBE.  24, 138;  228  irrführen  lassen. 
Zur  Bildung  des  Adverbs  s.  np.  bare,  gähi  bei  Hörn  GIrPh.  Ib,  163. 

2>  Geldners  Deutung  von  räna-  in  BB.  14,  15,  der  sich  Jack- 
son A  hynni  2»  angeschlossen  hat,  ist  ebenso  falsch  wie  die  die  von 
Hang,  der  Koth  und  iih  gefolgt  sind;  v*rl.  Justi  Preuss.  Jahrb.  88, 
239  und  mein  AirWb. 


Arh-a  XIV. 


113 


zitierten  Sg^.-8leiie  liiUlet  erixt  ebenfalls  den  (Gegensatz  zu 
bud^t  (West  SBE,  24,  126  übersetzt:  \  .  is  preserved  ,  ,  h  mi- 
iied'),    ebenso  an  der  in  der  ArläVlrat-Anspihe   abgedruckten 

■  Stelle  des  l)k.  Die  Bedentnn^^  von  Prixfmi  i^t  "im  Stteli  las- 
sen, preisgeben  dem  Unterp:aHg,  Verderben  anssetzen\  Das 
pasBt  auch  Sg.  //.  256  {hakar  pa  vintukürih  las  ereattitan 
safH  öi  eräi^initmi  mcdliar  ke  .  .).  wo  West  wieder  *to  ruin' 
hat,  ßowie  GAb.  .9.  2,  4,  wo  BartbeJeniy  'confondre,  convain- 
cre'  bietet,    und   auch  für  dm  einfache  rixt  in  SBE.  18,  376 

»kommt  man  damit  ans,  das  ^\'e8t  mit  'weakened'  übersetzt 
hat  (8.  CK),  S.  noch  anten»  za  F:  9.  Über  erkvtnkfh  Dk.  S 
20.  61,  von  West  SBE,  ,H7,  62  mit  '^incriiiiination'  übersetzt, 
nWiehte  ieb  mieb,  bei  meiner  rnkenntnis  <les  Originaltextes, 
nieht  äus^seriL  —  Die  gleiche  Bedeatmig  hat  das  Aw.  ntek- 
sowohl  allein  als  mit  paifi;  vgl.  Yt,  fO,  41,  V*  6V3.  7  unrl  YL 
14.41,  P,  *l  4Öj  ferner  die  nominalen  ZnsannnenKet/nngen  mit 

tirik'  Yt.  10.  75,  sowie  air£rirhti{tn  Y.  Od,  7.     Die  Annahme 
von   zwei  versehiedenen  Verbalbasen  raek-,    wie  sie  Hftbseh- 
mann  SBayrAW.  1872,  70U  vorgesehlagen  hat,  ist  nicht  nötig 
_^  und  nicht  richtig. 

f  Die  Znsammengehörigkeit  des  im  Päz.  drang  gelesenen 

ai|».  Worts  adrnd^i  mit  dem  besprochenen  erlrt  scheint  mir 
ganz  nnzweifelhaft.  Ich  lese  es  daher  erimf,  das  sich  nach 
seiner  Bildung  dem  ai.  (it/unga-  des  SBr.  vergleicht.  In  den 
übersetznngen  zani  Awesta  gibt  ee  dr^iyant'  wieder.  Es  kommt 

■  aber  auch  sonst  nicht  selten  vor,  vgh  z.  B.  ^^,  IL  105,  13. 
3,  14,  U  öl,  15.  3,  8ü.  bat  für  ering  entweder  das  selbe  Wort 
wie  ffir  &rixt.  nämlich  amiddhah.  oder  ein  Wort  von  ähnlieber 
Bedeutimg.  Nur  an  einer  Stelle  dient  ermg  als  l'bcrsetzang 
für  ein  andres  aw.  Wort  als  tifriyanf'.  In  F.  9  steht:  urrai- 
H  d€^  ;  i*H7ig\  untMdieitl  :  erkrf.  Die  beiden  aw,  Wörter  sind 
jedenfalls  Formen  ans  dem  seihen  Verbale;  es  ist  also  an  zwei- 
ter .Stelle  urrndt/eiti  zn  lesen,  nrraed-  mag  etwa  'stürzen' 
besagen  und  mit  ai,  rhndti,  jAw.  nrvim/ifinfLs  Yt.  13.  33  (so 
zu   lesen,    s,    die  Var)'*)    zusanj mengehören*      urcaedqs   w\rä 


I 


1)  PursUnihä;  s.  Geldner  (UrPli,  2,  9. 

2)  Ganz  merkwürdig  ist  die  Lesung  üragdln  zu  Ao^.  28. 

3)  urvinya-  :  ai.  vllnä-  =^  griech,  «Xivvo/e-  ;  lal.  clinä*,  Geld* 
Der  bat  die  viel  besser  Ijt'zeug^te  Lesart,  die  zugleich  die  lectio  dirfi- 
ciUor  ist,  doch  wohl  nur  deashalb  nieht  aufj^t*noiiiiitcm,  weil  gie  ihiu 

IndugermoniBChe  Forftchangen  XII  i  n.  i.  g, 


114  Christian  Bartholomae, 

'stürzend  =  zu  Grunde  richtend',  urvidyeiti  wird  'er  stürzt  = 
er  geht  zu  Grunde'  bedeuten.  Damit  lassen  sich  die  Über- 
setzungen gar  wohl  in  Einklang  bringen. 

Wie  ich  nun  das  np.  yar  beurteile^  so  auch  das  np.  yod 
'Erinnerung,  Gedächtnis'.  Das  Päz.  hat  dafür  ayäf^  aber  im 
Mp.  lesen  wir  ayavoat.  Dass  es  ein  jAw.  yäta-  'Gedächtnis* 
nicht  gibt,  und  dass  darum  das  mp.  yat,  womit  zu  V.  19.  29 
eben  jenes  angebliche  jAw.  yäta-  'Gedächtnis'  übersetzt  wird, 
mit  dem  np.  yad  nicht  zusammengeworfen  werden  darf,  habe 
ich  schon  früher  ausgesprochen;  s.  obenS.  104No.  2.  Die  ar. 
Grundform  von  np.  yad  ist  mit  *ahk%abhati8  oder  *adhiäbhat%i 
anzusetzen,  d.  i.  'Aufleuchten,  Zumvorscheinkommen',  zum  ai. 
V.  hhdti.  Die  Verknüpfung  dieser  Grundbedeutung  mit  'Erinne- 
rung, Gedächtnis'  halte  ich  nicht  für  schwierig. 

Das  mit  ad  geschriebene  mp.  Wort,  womit  öfter  das  Aw. 
a  wiedergegeben  wird  —  s.  unten  S.  137  zu  Y.  8.  4  — ,  lese 
ich  ak,  das  wie  frak  —  s.  oben  S.  99  *)  —  zu  erklären  ist. 

94.     Nirangastän  10. 

Wer  sich  den  bei  Darmesteter  ZA.  3,  85,  in  der  Bom- 
bayer Ausgabe  Blatt  13  a,  b  und  14  a  abgedruckten  Abschnitt 
-des  Nirangastän  oberflächlich  ansieht,  der  wird  Darmesteter 
ohne  weitres  Recht  geben,  dass  er  auf  eine  Übersetzung  ver- 
zichtet hat.  Die  Überlieferung  ist  in  der  That  greulich.  In 
der  Bombayer  Ausgabe  hat  der  awestische  Text  folgenden 
Wortlaut: 


grammatisch  anstössig  erschien.  Dergleichen  kommt  noch  öfter  vor, 
vgl.  GlrPh.  1,  §  3i>0  zu  jihät  Ny.  L  1,  IF.  7,  226  zu  p9rdsaete.  Zu 
Y.  11.  3  ist  die  schöne  3  Plur.  Med.  zänaite  'nascuntur'  —  so  Mf  2, 
K  5  u.  a.;  wie  hat  Pt  4?  —  in  zänaite  'verbessert'.  Mein  AirWb. 
wird  genug  weitre  Beispiele  bringen. 

Im  Lauf  der  Jahre,  während  deren  ich  mich  bei  der  Ausar- 
beitung meines  AirWb.  eingehender  als  vielleicht  irgend  ein  an- 
derer Gelehrter  mit  der  Neuausgabe  des  Awesta  beschäftigt  habe, 
ist  mein  Urteil  über  den  Wert  der  Leistung  nicht  unerheblich  un- 
günstiger geworden.  Dass,  wie  es  allen  Anschein  hat,  die  Neuaus- 
gabe trotz  aller  Versprechungen  bestimmt  ist,  unvollendet  zu  blei- 
ben, halte  ich  tlir  eine  schwere  Schädigung  der  Awestaphilologie, 
die  mit  den  Bemerkungen  zu  Anfang  der  Prologomena  nicht  ent- 
schuldigt werden  kann. 


Arica  XIV. 


115 


äaf  hva  tarn  aha  aeärapaiflm 
^    yenhe   nisritrf/rt  früm 

ähianisfritim 
4    yezi  äaf  he  noit  aiyftritJm  frära 

nöit  aini  ^r/fiiu  dsfrt/eiie 

nöit  hs  anisri^s 
6   ai^it  aiwfßüTdkffm  yal^ra    rafus   ilwatjimh^m    t/aüra  ap^td- 
näyükö 
ühf<  aUhrithn  HtaryeHi 
10   üöa  t^at  rd  yaOra  ßwayafakcrm  eff  ihcayaukdm  vä 
Als  Varianten   der  Tabimira.S'Handselirift  werden   ehd,,   Intro- 
dutrtion  l'H    nur   verzeichnet :    Zeile  2,    Wort   1:    yeühe.     Der 
letzte  Bucbstahe  des  zinkographicrten  Textes,    der   letzte  auf 
•der  Seite,    ist  nicht  recht  deutlich.  —  Zeile  3:    ahi  anmtrl' 
Hm.  —  Z.  5j  W,  3:  aritlm.  —  Z.  5,  W.  4:  tlsttyenii.  —  Z.  8, 
W.  5:  9wyarah^m.  —  Z.  9»  W.  1:  dhe.     Von  Belang  ist  keine 
ilerselhen. 

So  seheusBlich  aher  auch  die  Gestalt  des  Textes  uns  auf 
den  ersten  Blick  erscheinen  inusSj  mit  Hilfe  der  Pahlaviüber- 
setisiiiig  und  der  Parallelstelleu  lägst  sieh,  glaub  ich,  doch  er- 
mitteln^ nicht  nur  was  er  uns  sagen  will,  sondern  auch,  wie 
er  ursprünglich,  grammatiscb  richtig  gelautet  haben  muss, 

Zeile  1 :  Statt  hva  fqm  aha  ist  hacafqm  nmia  herzu- 
stellen. Es  folgt  dies  aus  der  Pü.  und  dem  Vergleich  mit 
N.  13y  Blatt  22  a,  Zeile  8,  worauf  schon  Danuesteter  verwie- 
sen hat.     Hier  lesen  wir  (BL  21a,  bff,): 

^  yö  heap^r^mnäi  (lies:  he  ap9ran^mnai\  nöit  visditi 
frümrüiti —  ^kö  he  pöurunqm  (lies:  he  pour'')  aelhapai- 
iinqm^a  (streiche  ca^  s.  Var.)  afrOxte  (lies  afraoxfi)  üstry- 
eüi  tmnanazdistö  (lies  nafeön",  s.  Var.)  —  ^aat  kavatqm 
nana  yahini  par.mfi  —  4  vigpaeiu  paranii  vispaim  afröH 
(lies  afraoxfi)  ostryeitL 

D.  lu  "Wenn  man  (einem  Schüler),  der  Einwendungen 
macht,  Auskunft  zu  geben  sich  weigert^),  w^enn  der  Lehrer 
viele  Bind,  wer  von  ihnen  versündigt  sich  dadurch  dass  ihm 
kein  Bescheid  wirdV     Der  ihm  verwandtschaftlich  am  näcbsten 


1)  Vgl.  zu  dieser  Bedeutung  unten  S.  137  zu  Y.  8.  4  und  ^vl- 
S97nnö  F.  57. 


116  Christian  Bartholomae, 

steht.  Aber  von  mehreren  einander  gleichstehenden  der,  bei 
dem  er  den  Einwand  erhebt.  Jedesmal  wenn  Einwendung 
erhoben  und  kein  Bescheid  gegeben  wird,  versündigt  er  sich.'* 

Der  Inhalt  der  Stelle  scheint  mir  durchaus  klar,  und 
auch  über  den  AVortlaut  können  meines  Erachtens  keine  we- 
sentlichen Zweifel  bestehen,  aparamnai  wird  in  Ptl.  mit  ö  öi 
i  patkaret  gegeben.  In  F.  4  o,  treflfen  wir  par9mnai,  das 
mit  patMrdar  übersetzt  wird.  Die  Form  gehört  also  sicher 
7A1  den  entsprechend  mit  patkarltaji  wiedergegebenen  Verbal- 
formen paranej  parafiäne,  paranaite^).  In  der  überlieferten 
(fCStalt  ist  sie  ein  grammatisches  Unding;  am  nächsten  liegt 
die  Lesung  aparanamnai\  entsprechend  zu  F.  4  pardnamnöi. 
Verderbt  ist  auch  das  zweimal  vorkommende  paranti.  Wie 
Zusammenhang  und  Übersetzung  —  das  erste  Mal:  an  ki 
l)atas  patkiiret,  das  zweite  Mal:  pa  Jiarvhpin  patkar  (s.  Var.) 
—  gleiclmiässig  zeigen,  gehört  es  mit  paramnai  zusammen. 
Man  verlangt  an  erster  Stelle  eine  3.  Sing.  —  vielleicht  pa- 
rante,  vgl.  varantB,  GIrPh.  1,  204,  §  351  — ,  an  zweiter  den 
Instr.  Sing,  eines  Nom.  act.  —  Qivf^i  paranü^  mit  dem  Präsens-» 
wie  lat.  juncthn. 

Die  beiden  Wörter,  auf  die  es  uns  für  die  Stelle  N.  10 
ankommt,  sind  genau  wie  dort  hva  tqm  aha  übersetzt,  näm- 
lich aan  n  dn  ap  +  hend  (oder  ömand).  Jamaspji  Gloss.  180 
liest  das  hacand'Vdzomand,  was  '"relating  to  a  proper  Bäjj 
keeping  silence'  besagen  soll.  Jedenfalls  steckt  hävand  als 
Übersetzung  von  harafq/n  darin;  der  Rest  ist  undeutlich;  s. 
unten  S.  117  No.  2.  Die  Bedeutung  von  havant-  ist  gleich- 
gross,  -viel,  -wertig',  im  Plur.  'einander  gleichstehend';  vgl.  V. 
S.  31,  32,  15.  14  2),  7.  47,  49,  Y.  10.  13,  wo  es  wie  N.  10 
und  i.V  mit  häcand  übersetzt  wird.  Die  Stelle  ya&a  harat 
vaedat  N.  68,  wofür  die  Pü.  ka  Hön  äkdfi  hat  bietet,  ist 
anscheinend  verderbt. 

Das  Wort  Jiana  konnnt  noch  Y.  48.  4  vor: 


1)  Dazu  gehört  doch  wohl  auch  als  ISKM.  pBranäi  in  F.  10. 
Pü.  will  allerdings  pafkär  'Kampr. 

2)  Wo  zu  lesen:  havanti  (so!,  Jp  1,  Mf2)  aetahe  syao&nahe 
t^rdzyqn  näca  kainica  hanaöa  'tantadem  ejus  facinoris  facinnt  et 
vir  et  pu(»lla  et  anus*,  d.  i.  'einen  «fleichgrossen  Schuldanteil  an  der 
That  hüben  .  .'.  haranti  ist  APn.,  <^ebildet  wie  etävanti  usw.  in  den 
Brahmanus:  s.  Whitnev  Gr. 2  ij  454  e. 


Arica  XIV, 


U7 


y^  (hlt  mauö  valufö  mazdci  (tstjmdti .  .  * 
wahmt  rtratd  üjr^ur^mi  na  ml  üh^hat 
DaSB  ee  liier  mit  dem  ai,  Adverb  näntl  zu.saiimieii^ehrire,  habe 
ich  sclion  HB.  H,  213  ausgespnK^Iien.  Aber  was  die  Strophe 
besagen  will,  liat  erst  Goldner  KZ.  30,  525,  530  erkaput '). 
Sie  handelt  von  den  "Gemischten \  den  Hamhtalaln^  bei  denen 
sieh  Gilt    und  W*m    die  We^e    halten    nnd  denen   darum   am 

»Ende  der  Diu^e  weder  der  rahUtö  aifihus  noefi  der  acisto 
4mhu8  'm  Teil  werden  kann;  sie  kommen  vielmehr  an  einen 
dritten  Ort  für  sieh:  'Sver  f^ein  Denken  ijet/Ji  besser  niaeht 
und  (jetzt)  sehleehter  ,  ,,  der  wird  nach  deinem  Ratschtuss 
7tiletzt  abgesondert  sein". 

■  Ich  t^etze  für  Aw.  naiu)  Adv.  zwei  leielit  zwei  mit  einan- 

der vermittelbare  Bedeutungen  an:  1  \  "an  einem  besonderen  Ort, 
abgesondert';  so  Y,  48,  4,  2)  "an  mehreren  verschiedenen 
Orten',  hei  attrifmtivem  Gebraueh  sva/versehiedene,  niciirere"'). 
So  N.  Vi  iiiid  an  unsrer  Stelle,  wo  also  i'.u  idiersetzen  ist: 
''aber    von    mehreren    einander    gleichstehenden   den   Lelirer", 

»PtL:  ka^)  hävand  yut^)  hend  an  ke  ehrpat.  Was  soll  danjit 
gesagt  seiuV 
Der  heimischen  Cbei*Betzung  ist  eine  grössere  Erläuterung 
beigefügt:  m^ns  hac  en  t/dd  pahfülcinet  hu  pa  sardür'fh  / 
j)H^  u  du.rt  i  cakarihti  pit  i  vakariha  .'iaeuldar,  d.  i.  '"^Sos^u^^ 
hat  au6  dieser  Stelle  die  tlrklärung  ^Lretolgert,  das»  für  den 
Schuty.  der  Kinder  der  C'dfrörfraiien  der  Vater  der  (einzehien) 
(^fiA'rtrfrauen  am  meisten  geeignet  sei."  Wegen  der  Bedeutnug 
vmj  calai'  s,  SBE.  5,  143.     Wie  er  daraufgekommen  hl,  ver- 

iniag  ich  dem  Text  nicht  anzusehen. 
Das  scheint   mir  ganz   zweifellos:    Darinesteter    hat    die 
^elieidelinie  zwischen  g  9  and  Ifi  des  Kir.   verfehlt.     Das  in 

H  1)  Die    neueste    Übersetzung   dar   Strophe    bei    Gray  AniiaJs 

■W«  y,  Acad.  Sfi.  12,  f*.M  ist  eicht  ^liicklicH.     Wie  .soll  as^/imd  ''and 

tiu^re  righteoua'    bcdtniten    können?     Hier    bat    st-hon    der   PiL    das 

Nichtige  gewHsst, 
H  2)  Vgl.  ai.  aneka-  für  nänä  bei  ind.  Lexikographen.  —  Nach 

Mflieser  Bestimmung  von  nana  liegt  es  nulie  zu  vermuten^  es  sei  zu 

^.  10  und  J3  die  l^bersetzung   aan  n  du  ap  für  havaiam  nana  aus 

H^an  n  d-f  do  dt  verderbt,   ti  i.  hävand  yuf  (=  np,  jud^  gewöhnlich 
Judd^  in  Sü.  p  ff  hak  oder  f-ihhinnah}. 

3)  Hdis.  mn  n  =  ke;  die  Verwechslung  ist  sehr  hrtufig. 

4)  So  naeb  der  Vermutung;'  in  No.  2. 


118  Christian  Bartholomae, 

Rede  stehende  Stflek  gehört  noch  zu  §  9.  Darauf  weist  mit 
voller  Bestimmtheit  die  Aufeinanderfolge  von  nahilnazdiit^m 
und  äat  havatqm  nana,  die  ebenso  wie  in  §  15  zusammen 
genommen  werden  müssen. 

Ich  kann  nicht  umhin  zur  Begründung  meiner  Behaup- 
tung auch  auf  §  9  einzugehen.  Hier  lautet  der  überlieferte 
Text  (Bl.  IIa,  Z.  9  ff.): 

laaf  yaf  he  aoxte  a^sa  yenhe  ap^ranayükö  —  ^ham- 
lauha  mehana  (lies:  me  ana)  apar^ndyCiJca  —  ^ya&a  vaü 
ai^a  haxsaete  (lies:  ha  xmyete)  —  ^vana  (lies  ana)  pas- 
caita  (lies  °caeta)  uzdamchucif  (lies  ''daidhu'')  pa^ia  hax- 
töit  —  ^cavat  ana  (lies:  ana),  dböwti^m  ayan9m  parat»- 
hacaifi  —  6  pa  frayarana  (lies :  °W6)  va  nzayeirine  vd  avqn 
(lies:  ayqn)  aiwydstü  arahat  —  '^^  yö  aetahmüt  (lies  haoyö 
aMahmat)  parardhacaiti  —  8  nabanazdiMam  he  para  (lies 
parä)  pascaita  (lies:  °^aeta)  raeica  adwadaüyasöa  (lies: 
raemheda  adwadaitydsca)  asträinti  (lies:  astaraiti). 

D.  h.  "Wenn  aber  der,  des  der  Knabe  ist,  zu  ihm  sagt: 
'Geh  mit  ihm,  mein  Knabe,  wenn  du  willst',  so  darf  er  dann 
auch  auf  einem  ausser  Land  führenden  Weg  mit  ihm  gehen.  — 
Wie  gross  ist  der  Weg,  den  er  im  Höchstfall  mit  ihm  fort- 
gehen soll?  —  Dass  seine  Zurücklegung  im  Lauf  eines  Vor- 
oder Nachmittags  stattfinden  kann.  AVenn  er  darüber  hinaus 
(mit  ihm)  geht,  so  macht  er  seinen  nächsten  Verwanten  mit 
der  Schuld  des  liaem  und  der  Adwadatay  sündig." 

und  nun  schliesst  sich  sofort  an:  "aber  von  mehreren 
einander  gleichstehenden  den,  der  sein  Lehrer  ist". 

Ich  meine,  das  genügt,  um  meine  Behauptung  über  die 
Zugehörigkeit  des  ersten  Absatzes  von  N.  JO  bei  Darmcsteter 
zu  erweisen.  Meine  Herstellung  und  Cbersetzung  von  §  9 
bedarf  allerdings  wohl  einiger  erläuternder  Worte. 

Zu  N.  .9.)  Der  Fall  liegt  so:  Ein  Priester  (Ratav),  der 
auswärts  priesterlichc  Verrichtungen  zu  vollziehen  vorhat, 
rirwitht  dazu  einen  Knaben  als  Ministranten  und  wendet 
*ii'.ä  deselialb  an  einen,  yeibhe  ap?ranayukö,  d.  i.  an  einen 
Tmy.  iiiiB  seinen  Sohn,  oder  an  einen  Lehrer,  ihm  seinen 
-^•niliis-  <^er  an  einen  Vormund,  ihm  sein  Mündel  mitzu- 
,2«i*»n-  Tant  der  Knabe  selber  bereit  ist  mitzugehen,  kon- 
tra lit'  .remaasen  Personen  ihre  Einwilligung  dazu  erteilen, 
mr  ür  -me  Reise,   die  nicht  mehr  als  einen  halben 


Arica  XIV.  119 

Tag  in  Anspruch  nimmt;  andernfalls  belasten  sie  sich  mit 
einer  bestimmten  Schuld  (und  natürlich  auch  mit  der  dafür 
festgesetzten  Strafe). 

Im  einzelnen  bemerke  ich  noch  Folgendes: 

Die  Herstellung  von  ana  im  2.,  4.  und  5.  Absatz  für 
hanaj  vana  und  ana  ist  durch  den  Zusammenhang  geboten 
und  auch  durch  Pü.  angezeigt. 

Zur  Korrektur  (a&a)  ha  xmyete  in  3  verweise  ich  auf 
Pü.:  {Hön)  patixiah  €  "(so)  bist  du  ermächtigt".  Die  Person 
stimmt  nichts  man  verlangte  die  dritte.  Statt  an  mn  ad  wird 
an  mn  at  zu  lesen  sein,  d.  i.  hat  ''sit'. 

haxtöit  (4):  statt  des  ablativischen  Infinitivs  erwartete 
man  eher  den  genetivischen.  S.  aber  P.  23  \  ^naeda  pas- 
caeia  ^hö  na  ahmat  haca  gdtao^  isa^ta  framtöit  noit  apa- 
iüt(Ht  ^ayqm  6ina  gamanqm, 

Abs.  5  ist  wörtlich:  'Einen  wie  grossen  i^GIrPh.  1,  §268. 
17;  Var.  cvat)  als  den  grössten  Weg  soll  er  in  seiner  Be- 
gleitung fortgehen?'  Zu  dhöüta-  vgl.  Bthl.  IF.  11,  137. 
Pü.  hat  {pa)  baiist,  das  vorn  mit  n  (v)  statt  b  geschrieben 
ist,  vgl.  AVGloss.  228  unten,  Justi  Bd.,  Var.  zu  S.  21,  Z.  1, 
W.  10  und  SBE.  37,  96  (21). 

Die  Korrektur  von  avqn,  Abs.  6  in  ayqn  liegt  ja  nahe 
genug,  kann  jedoch  nicht  als  sicher  bezeichnet  werden.  Pü. 
hat  nämlich  nicht  das  Wort  für  Tag,  sondern  an  k  d,  womit 
ich  nichts  anzufangen  weiss. 

aiwya'Stii  ist  Nom.  act.  zum  idg.  Verbale  sa^^d-  (in  griech. 
öböc,  ksl.  choditi)\  dazu  gehören  auch  Aw.  asnaoüi,  nazdista- 
und  asna-,  asna-  ('nahe');  s.  hierüber  mein  AirWb.  und  oben 
S.  119. 

Abs.  7 :  Die  Einfügung  eines  Worts  für  'mehr'  ist  durch 
den  Zusammenhang  geboten,  der  Wortlaut  wird  durch  N.  4 
(Bombayer  Ausg.,  Introd.  21,  Z.  1)  bestimmt.  Hier  steht: 
yö  baöyö  aetahmat  paraiti  mit  der  Übersetzung:  ka  dbna 
hac  an  app.  raw^t  und  der  Erläuterung:  {ku)  ras  patman 
vis.  Genau  entsprechend  findet  sich  hier :  ka  db  n  a  haö 
an  ape  apakmet,  und  es  wird  hinzugefügt,  ein  Erklärer 
verstehe  ves  as  api  nltan%  ein  andrer  yuttar  as  ape  nltan^) 


1)  Mit  dem  Ideogramm  für  kaMan  (dz  r  n°  statt  dz  dr  n°)  ge- 


120  Christian  Bartholomae, 

darunter.  Es  ist  klar,  der  Verfertiger  der  Pü.  hat  vor  ae- 
tahmat  in  N.  9  das  nämliche  Wort  gehabt  wie  zu  N.  4,  In 
der  überlieferten  Übersetzung  erscheint  an  beiden  Stellen 
das  Ideogramm  für  mart.  Darmesteter  ZA.  3,  81  No.  20 
erklärt  daher  einfach  genug:  "haöyö  est  corrompu:  le  peh- 
levi  suppose  7}4"  und  Darab,  als  dessen  allzeit  gelehriger 
Scliülcr  will  Introd.  19,  No.  1  der  Bombayer  Ausgabe  kura 
entschlossen  '^ac.  to  Pahl.'  nuruyö  dafür  eingesetzt  wissen. 
Durchaus  mit  Unrecht.  Schon  Caland  hat  baoyö  im  Wesent- 
lichen richtig  bestimmt,  KZ.  .33, 466.  Es  ist  ein  ganz  gutes 
Wort  und  ganz  das  Wort,  das  wir  brauchen,  ASn.  als  Adv., 
zum  ai.  hhdviyaHä  IS.  in  der  Bedeutung  'mehr'.  Ich  möchte 
annehmen,  es  habe  im  Original  der  Pü.  b  n  a  statt  db  n  a 
gestanden,  d.  i.  ape\  ape  haö  an  könnte  wohl  die  Bedeutung 
Marü])er  hinaus,  noch  mehr,  weiter'  gehabt  haben.  Die 
Änderung  ist  bei  dem  in  N.  so  häufigem  Satzanfang  cand 
mart,  cigön  marfy  ka  2  mart  usw.,  s.  N.  17  ff.  wohl  be- 
greiflich. 

Der  8.  Absatz  ist  von  allen  in  der  Überlieferung  am 
schlechtesten  gefahren,  und  es  ist  eine  einigermassen  sichere 
Rekonstruktion  um  so  weniger  möglich,  als  uns  auch  die 
Pü.  dafür  nicht  rechtes  an  die  Hand  gibt.  Sie  übersetzt: 
e  ndbanazdüt  (s.  Var.)  pas  öi  pa  res  ap  p  dät  astrinind 
mit  der  Erläuterung;  kus-  hacai  ap€  e  glr€nd.  para  lässt 
sie  aus  und  für  adtoadaityasca  gibt  sie  statt  der  gewünsch- 
ten Übersetzung  nur  eine  Transskription ;  statt  ap  p  dat  ist 
at  p  dat  zu  lesen,  t  p  aber  umschreibt  ebenso  öw  wie  Ow 
(z.  B.  in  r  p  dt  p  du  =   rapidwin,  N.  49  u.  ö.). 

Der  genaue  Sinn  der  Stelle  scheint  schon  frühzeitig  be- 
stritten gewesen  zu  sein,  denn  es  werden  uns  im  Folgenden 
die  von  einander  abweichenden  Ansichten  gleich  dreier 
Awestagelehrter  mitgeteilt,  von  Aparak,  Rö§n  und  Vehdöst. 
Dabei  erfahren  wir,  dass  man  adwad""  als  adatiha  sardärlh 
auffasste,  womit  zu  V.  15.  16,  22,  40  adaityöM^hardOra- 
wiedergegeben  wird. 

Das  selbe  Wort,    das   in  Pü.  an  nnsrer  Stelle  für  adw'' 


schrieben,  vgl.  Wesl  äg.  253,  2G0.  Die  Verwechslung  ist  sehr  häufig, 
sie  findet  sieh  auch  in  beiden  Ausgaben  des  PPGIoss.,  Kap.  20  (S.  16, 
8  und  19.  11). 


Äftcbt,  Hudc  icli  tioch  füutmal,  iiämlicb  Dk.  S.  17.  6,  20.  97 
-SBK.  37,  40;  67),  N,  /5  fS.  24a,  Z.  S)  und  F,  1^5  f>^  (hei 
Heithelt  WZKM.  14,  209  Z.  1  und  6;;  s.  Dameöteter  ZA. 
2,  84  f.  Xo,,  89  Xo. 

In  dem  leider  rettiin^«lrm  verderbten  8tück  N.  lö  stcbcn 
hIs  vierter  Absatz  die  Worte :  auuktt  t-aca  tat^rt^.pißwd  ah- 
mät  paiti  aöitä.  Die  Pü.  dazu  lautet:  aharas  hend  apar 
(«.  Var.)  tar  (so  statt  titai  pihn  i  pa  harn  apar  kus  trrV 
wadat  «geselir.  at  p  dat)  tar  (»<»  statt  t  rt  a;  pafwtün  but 
estet,  d.  i.  ^'oder  iluii  sind  .  .  uiaufirelbafte  Nahrung,  welche 
.  .,  d.  b.  iiini  ist  Ahwadüt  niangelbafter  OberuHebaft  ge- 
worden". Statt  tam'ö.p"  ist  sicher  nacl;  V.  JIS.  20,  24  fo^ 
rö.p"^  /u  leson^i;  in  der  PU,  iln/M  ist  das  Ideop'arani  ^r  m 
Mrei*  statt  t(rr  \=  hniah  in  Sü.  >  p^scbrieben,  ein  Fehler 
der  sieb  babl  drauf  wiederbolt.  Von  Wichtigkeit  ist  der 
Sebluss  der  P(L,  aus  dem  hervorgebt,  dass  Adwadaf  mit 
sebleehtt'r  'PafHvUixfij  d-  1k  mit  Ptliebtversaiinmis  seitens 
des  oder  der  rechtmässigen  Vorgesetzten,  Pflegebeauftragten 
in  Zusammen Impg  steht. 

In  iler  erstzitierteii  F.-Stelle  wird  Adwadat  (hier  ge- 
sebrieben  atptdati  so  definiert:  (in  bawe.t  ka  x'Vrmw  tt 
^r^nlUn  Jce  mö  u  fikn  pafas  apüc  dfiret,  d.  i.  "A.  besteht 
darin,  dass  man  dem,  der  Hunger  und  Durst  hat,  Speise  und 
Trank  voresirhält".  Aus  der  zweiten  Stelle  des  F.,  wo  das 
Wort  richtig  wie  zu  N.  Id  geseh rieben  ist,  vermag  ich  nichts 
herausziilesen. 

Über  die  beiden  Stellen  des  Dk.  mit  unserm  Wort  Aveiss 
ich  mangels  genauerer  Angaben  seitens  des  Übersetzers  nicht 
viel  zu  sagen.  In  Dk.  S,  17,  6  wird  Adwadät  —  at  p  d  at  n 
geschrieheu  —  nnter  '^the  six  modes  of  cngaging  in  contliet'' 
ÄofgcfUlirt,  in  8,  2U.  97  wird  es  als  eine  Todsünde  bezeieih 
net.  West  übersetzt  'giving  no  fond',  liest  afapdat  und  will 
np.  taba  zum  Vergleich  heranziehen,  was  nicht  angeht;  np. 
atab''  wäre  np,  dab°. 

Als  ersten  Bestand  teil  enthält  aöwadatay'  offenbar  das 
Wort  adwan-  'Weg',  Dies  zusammen  mit  der  von  der  Tra- 
dition gegebenen  Andeutungen  führt  zu  dem  Sehitiss:  aSwa- 
datay-  f.,  eig.  'das  Setzen  an  den  Weg'  war  in  der  Oericbts- 


If  P.  ^ß  wird  sogar  täf^hrO  sutt  taro  geschrieben. 


122  Christian  Bartholomae, 

spräche  der  Tenn.  techn.  fttr  'Aussetzung';  worunter  sowohl 
das  Verbringen  einer  Person  in  hilflose  Lage  als  auch  deren 
Verlassen  in  solcher  zu  verstehen  ist,  vgl.  St6BfdDR.§221. 
Daraus  dass  Hunger  und  Durst  für  gewöhnlich  die  ersten 
Leiden  sein  werden,  die  eine  in  solcher  Lage  befindliche 
Person  zu  erdulden  hat,  erklärt  sich  die  Fassung  von  A. 
in  F. 

Cnd  wie  adwadatay-,  so  ist  auch  das  zu  N.  9  damit 
verbundene  raem-  M.  ein  Rechtsausdruck,  nämlich  fflr  fahr- 
lässige Körperverletzung,  im  Gegensatz  zu  den  vorsätzlichen: 
arddus-^),  x^'ara-^)  und  frazäboodah-  sna&Or^).  par9m  tai- 
mheca  aöwadaityäsöa  ist  somit  die  "Schuld  fahrlässiger  Kör- 
perverletzung und  Aussetzung".  Sie  fällt  auf  den  nächsten 
Verwanten  eines  unmündigen  Knaben  als  auf  den,  unter  des 
'Obhut'  (StGB.  a.  a.  0.)  der  Knabe  steht,  sofern  er  es  erlaubt 
oder  nicht  verhindert,  dass  das  Kind  als  Ministrant  fflr  län- 
ger als  einen  halben  Tag  auf  Reise  mitgenommen  wird.  Sind 
mehrere  Personen  dem  Knaben  glcichnah  verwant,  so  trifft 
die  Schuld  den  unter  ihnen,  der  des  Knaben  Ai&rapatay^ 
d.  i.  priesterlicher  Lehrmeister  ist.  Zu  der  Anschauung, 
die  sich  hierin  ausspricht,  vergleiche  man  auch  V.  15.  12, 
wo  gesagt  wird:  wenn  ein  Mädchen  aus  Scham  vor  den 
Leuten  ihre  Leibesfurcht  schädigt,  so  fällt  Schuld  und  Strafe 
auf  ihre  erwachsenen  Familienangehörigen  {ptdrdhyö)\  s.  dazu 
Sd.  68.  4  f.  Der  Vormund  ist  für  das  Thun  des  Mündels 
verantwortlich. 

Die  ersten  fünf  Worte  des  S.  115  abgedruckten  Textes 
sind  also  sicher  abzutrennen  und  zum  Vorhergehenden  zu  ziehen. 
Dagegen  gehört  der  Rest  eng  zusammen. 

Ein  Wort,  das  sechsmal  (Z.  2—5,  7,  9)  in  verschieden- 
artigen Verunstaltungen  wiederkehrt,  ist  nisritim,  bz.  anisri- 
Um ;  am  deutlichsten  in  5.  Die  ursprüngliche  Lesung  ist  durch 
die  Übersetzungen  ape  apaspdrmnh,   bz.  anapoö  apasparii- 


1)  Vorsätzliche  Körperverletzung    mittelst   einer  Waffe    ohn» 
sichtbare  Folgen,  nur  mit  Schmerzgefühl  verbunden. 

2)  Vorsätzliche'Körperverletzuiig  mittelst  einer  Waffe  mit  sieht — 
baren  Folgen;  s.  dazu  IF.  10,  <i;  11,  142  sowie  mein  AirWb.  unteKr* 
x*^'ara-  und  ava-ihvar,^sa-. 

3)  Vorsätzliche  Körperverletzung  mit  tötiiehem  Ausgang;  IF*"  « 
10,  6  No. 


I 


I 


fiihy  flie  jener  der  Vcrhiilformeii  nmrifitaftif  V.  ö.  62  upiw*  ent- 
ii(iret*heu,  vülli^  sicbei"  gestellt;  nhritat/^  t\  ist  'Anvertrauen^ 
Überias8eu\  anisriUiy-  f.  'Nichtanvertnuuin^,  Weigerung  an- 
Äuvertranen'.  Es*  *,ntt  die  ÜbeilaiNj^un^^  eines  Knaben  an  einen 
Prie8tcr  zum  Zweck  priesterliclier  HilfsleiHtungeii ;  i^.  oben 
S.  118  zu  N*5.  Das  Wort  erseheint  auch  mocIj  im  folgenden 
Paragraphen.  N.  //:  uhriflt  ilies  "'H)  af'iahe  iiMtrijelti  nöit 
asriti  (lies  anhriti)y  womit  auf  die  Frage:  daereii/asnake  va 
tanu.pffr^^ake  ta  apfrr^nfiyül^a  paratiihat'aiti  "'Soll  man  das 
Kind  eines  /;.  nder  eines  T.  ('^h  Mini^tranlen  auf  die  Reise 
mitnehmen  V''^)  (Antwort:)  ''Bei  dessen  Anvertrauung  (d.i,  wenu 
man  es  anvertraut  bekommt  und  mitnimmt)  wird  man  stlndig^ 
nicht  bei  dessen  Verweigerung". 

Zweimal  stot^sen  wir  auf  da»  Wort  frara^  das  beide  Male 
mit  frac  daMf  wiedergegeben  wird.  Dabei  ii*t  erläuternd  zu- 
gefügt: kuisj  hnn  iamüu  \ne)  l'art  '"d.  h.:  es  ist  nhm)  eine 
beötimnite  Zeit  (nicht)  gesetzt",  frara  i»?t  fra+arüj  3SPfA. 
Das  altiraniBche  Verbnm  "^ar-  (zu  griccli,  ctpvuiiai,  arm.  arnum 
gebörig)  hat  hat  die  heiden  Bedeutungen  des  tdid.  gewähren, 
nämlieb  1)  'zu  Teil  werden  lassen'  und  2)  gewährleisten,  xu- 
siehem,  zusagen';  erstere  Y.  .9,  3,  4,  52.  3,  56.  3  i2.  Stelle)*), 
ferner  mit  fra  8ns.  //,  6  (SEE.  5,  338),  Yt.  VL  46,  146;  die 
letztere  Y.  ^i3.  \\  34,  3,  m.  5,  m,  3  (1.  Stelle)^);  zu  Y.  //. 
4,  wo  das  Verbum  mit  uh  und  frti  verbunden  ist,  aberi^etze 
ich  "es  hat  mir,  dem  Haonm^  der  Vater  Ahnra  hIb  Anteil 
ausgesetzt  und  zugewiesen  .  .".  Die  zweite  Bedeutung  nehme 
ich  auch  für  unsre  Stelle  in  Ans|>rucij. 

In  Z.  8  und  10  Hndet  gich  dreimal  ilwafiimh^m,  einmal 
aiwyahifum*  Die  Vi\.  bat  der  Reilie  nach  ahi7n,  him^  bim^ 
ablm,  und  sie  ist  nach  dem  Zusammenhang  zweifellos  iui  Reelit, 
Danach  ist  an  erster  und  letzter  Stelle  ai^wißawhft^m  zu  emen- 
dieren.  thcat/fmha-  n.  "(icfahr'  ist  eine  Anleitung  aus  äwatfah- 
n.,  das    in    Owayamihaiqm    Vt.  13,  2M    enthalten    ist.     Dazu 


1)  Wörtlich  'hl  Begleitung  des  Kmdes  weggehen^  was  selbet- 
verständlich  nva,  ist  als  Mas  Kind  in  seiner  Begleitung  wegiühren'. 
So  auch  N.  6y  7. 

2)  Wo  zu  übersetzen :  "und  des  guten  Looses,  daB  uns  als  der 
Gerechtigkeit  zufallend  verbürgt  ist  und  zu  Teil  werden  wird"  (yd 
jiö  äraii^a  dranavataeca  ammhäxi). 


124  Christian  Bartholomae, 

dwyqm  10.  23,  37,    &wyc^Umaeica  V.  2.  23    und   allenfalls 
{kwayeiti  Vyt.  27. 

Pü.  und  Zusammenhang  zwingen  uns  aber  noch  einen 
zweiten  Schluss  auf.  Für  ya&ra  apdrd(nä)yükö  in  Z.  6  hat 
Pü.:  hlm  anök  Jeu  rat  dblm  ku  apumäyak.  Es  ist  klar,  dass 
im  awestischen  Text  die  mit  bim  dnök  ku  rat  abim  über- 
setzten Worte  ausgefallen  sind,  d.  i.  entsprechend  der  Pü.  und 
dem  Wortlaut  in  Z.  8 :  a^ra  dwayardh^m  ya&ra  ratus  adwa- 
yaidhdm. 

Noch  schlimmer  hat  der  Verfertiger  der  Abschrift,  auf 
die  sowohl  H  als  T  zurückführen,  die  folgende  Textstelle  ver- 
stümmelt, wo  er  schrieb:  nöit  hs  (statt  he)  anisi^  (statt  ani- 
sritim) ,'.  ästr^t  kaci  x^'dMt.  Der  awestische  Text  und  die 
Übersetzung  stimmen  nicht  zusammen,  aber  sie  ergänzen  sich 
einander.  Es  kommt  das  daher,  dass  der  Abschreiber  von 
anisritim,  wohinter  in  seiner  Vorlage  Ostryeite  /.  n^  0  öO) 
pa  anapäc  apanparisnlh  gestanden  haben  muss,  wie  aus  Z.  5 
und  Pü.  dazu  hervorgeht,  gleich  auf  die  Übersetzung  des  fol- 
genden Worts,  nämlich  a.stret  übergesprungen  ist. 

Dass  auch  in  Z.  3  der  Text  durch  eine  Auslassung  ent- 
stellt ist,  bedarf  keiner  weitereu  Ausführung;  es  fehlt  das  Ver- 
bum  astryeitey  wie  auch  Pü.  zeigt,  die  ö  öP)  pa  anapa6  apa- 
spärisnih  ästrH  bietet. 

Nach  diesen  Darlegungen   rekonstruiere  ich  den  Urtext 
von  Z.  2  an  in  folgender  Gestalt: 
2    jjei,^he  nisritim.  frilra 

a  he  anisritim  äsfryeite 
4    yezi  dat  he  nöit  nisritim  frdra 

nöit  anisritim  dstryeite 
«;    aih*a  Owayaidhdm  yad^ra  ratus  adwayaraham  ya&ra  apdrd- 
ndyükö 
nöit  he  anisritim  dstryeite 
8   aO^ra  aOwayawham  ya&ra  ratus  dwayaidham  ya&ra  ap9r3' 
ndyükö 


1)  So  nach  der  Übersetzun<2:  zu  Z.  2  und  4  zu  lesen.  D.  i. 
''nicht  durch  Nichtüberiassen  an  ihn".  In  der  Übersetzung  zu  Z.  3 
und  9  ist  aus  an  n  (=::  ö)  der  Urschrift  ein  zk  i  {fin  i)  geworden; 
vgl.  dazu  IF.  11,  144. 

2)  S.  No.  1). 


Arica  XIV. 


195 


a  he  nhritim  j^tari/eitt 
10  ttda  yat  ttva  yaifr((  thvaymahftm  va  aihcaiftmh^m  ra 


D.  b,   '  \Vi 


einer  seine  (rJeH  KiialK*ii)  Anveilrauuug 
ziigegagt  hat,  so  beprefit  er  Sihule,  weim  er  ilni  (dann  -  iiiuljt 
au  vertraut;  wenn  er  aber  seine  Anvertrauung  nicht  /Ufcesagt 
hat,  so  begeht  er  thireh  Verweigerung  keine  SOntle.  H\  da 
Gefahr,  wo  der  Rutur,  Nluhtgetahr  wo  der  Knabe  sieli  he- 
tiudetj,  so  begeht  er  (der  darum  angeijrangenej  keine  Srnalc, 
wenn  er  ihn  (dem  Ratav}  nicht  anvertraut;  ist  da  Niehlgetiibr^ 
wo  der  Ratav^  Getkhr,  wo  dt.*r  Knabe  (sich  befindetu  «o  be- 
geht er  Sünde,  weuu  er  ihn  (ihm)  nicht  anvertraotj  und  auch 
'^tauti/r  weim  beide  (sich  an  einem  Ort  betinden),  W(»  j*ei  e« 
Gefahr  sei  es  Nichtgefahr  ist." 

Für  die  Herstellung  von  {tdra  statt  aila  m  Ühereinstim- 
inang  mit  dem  folgenden  yadra  sprieht  auch  Pü.  anfik.  Für 
at^a  hat  sie,  von  den  wenigen  Fallen  abgesehen,  wo  sie  das 
Wort  überhaupt  weglässt  i  z.  B,  Y.  32,  6,  öS,  6,  N,  6'^),  stets  eion. 

Zu  meiner  Änderung  von  vä  in  uva  in  Z.  10  s.  Pü,: 
har  2.  Das  gAw,  uha-  ei-schcint  im  jAw,  als  ui^a  in  u  rO,  ura- 
iura),  ra-  (^mit  Anlautg-r)  und  ara,  ra-  finde  ich  ansser  ao 
UDsrer  Stelle  uoeh:  F.  2h:  raeaf  vaf/d^,  F,  27b:  rntfö  (in 
fayözuHto)^  X.  94:  va,  N.  99:  va  (in  vanaima)^  V,  13,  31  — 
37  P(L  Z,:  vütiht/a  (na€maeibt/(i)j  N,  107:  va  (in  raddifyöy 
1«,  IF.  5,  370),  N.  5:  ta  (in  Al^s,  2),  F.  9  steht  uva.  End- 
lich ar"  wird  gegehriehen.  N.  11:  avayä,  P.  57:  ava  (ö.  IF. 
7,  227)  und  Yl,  IS,  35:  ava  (ND.,  ausgeführt  mit  tyq^ea 
ryanmea,  vgl  Y.  34,  11,  57.  25,  Yt.  5,  26,  9.  10,  10,  2,93, 
16.  43,  19.  96,  N.  //.  ferner  Y.  55,  2,  Yt.  W,  08,  V.  W,  .%; 
Oeldner  in  der  NA.  und  KZ.  30,  520  hat  ava  miBSverBtanden)* 

Zur  Kont^truktion  von  ü'^iar-  bemerke  ieh,  dai^s  das, 
womit  man  sich  versündigt,  ebensowohl  im  Instr.  —  das  ist 
das  (iewöbuliehere  —  als  im  Äkk,  üles  Inhalt«)  stehen  kann. 
Letztere  Konstruktion  zeigt  ausser  unsrer  Stelle:  F.  4  f,  iß,  IF. 
lU  142),  V.  6,  3,  N.  4  und  N*  42,  wo  die  Konstruktion  zwi- 
schen Lok,  i'an  Stelle  den  Instr,  wie  oftj  und  Akk.  weehselt: 
x'^araya  ,  ,  büzujataya  .  .  t/df^m  dJitryeitL  Weitres  in  mei- 
nem AirWb*  Die  lautliche  Differenz  zwischen  d  .  ,  ^tart/eiti 
nnd  aftfryeiii  ist  entsprechend  den  IF.  7,  70,  106  besproche- 
nen Fällen  zu  beurteilen. 


126  Chri8tiaii  Bartholomae, 

95.     Zu  Yt.  1.  29. 

In  der  Neuausgabe  hat  das  zweite  Sätzehen  des  Para- 
graphen den  Wortlaut:  upa  &wa  azdm  maire  anu.dadayat. 
Das  ist  so  ziemlich  die  unglücklichste  Lesung,  die  sich  Geldner 
aussuchen  konnte;  vgl.  Damiesteter  ZA.  2,  343.  Die  Pab- 
laviübersetzung  {\m  Salemann  Parsenhandschrift  44)  hätte  ihn 
davor  bewahren  sollen.  Sie  lautet :  Jce  n  z  n  r  d  da  imak  pa 
zamlk  dahet,  dazu  die  Erläuterung:  ku  nihan  kunet. 

Einen  fast  völligen  koiTckten  Text  bietet  J  10:  apaia 
vä  zamar9  ana  düye;  statt  des  letzten  Worts  ist  duye  zu  lesen, 
wie  die  Mehrzahl  der  Handschriften  hat,  unter  anderen  auch 
F  1,  die  im  Übrigen  von  J  10  nicht  wesentlich  abweicht.  Die 
Richtigkeit  der  Lesung  vd  zamard  wird  durch  Pü,:  Smäk  pa 
zamik  verbürgt;  vgl.  Y.  9,  15,  FrW.  4.  3,  wo  Z9mar9.güZ' 
mit  andar  zamlk  nikän  gegeben  wird.  Ebenso  die  von  duye, 
das,  wie  das  abgetrennte  Personalsuffix  in  Y.  48.  7,  durch 
eine  Form  zu  datan  übersetzt  ist;  dort,  zu  Y.48,  steht  ddhiin. 
Mit  den  Anfangsworten  der  Pü.  weiss  ich  nichts  anzufangen. 
ke  ist  mit  dem  Ideogramm  geschrieben :  m  n  n.  Die  folgenden 
Zeichen  könnten  zusammengenommen  vazurkih,  das  wäre  np. 
buzurgl  gelesen  werden.  Sollte  m  n  n  für  m  n  geschrieben 
sein  —  was  öfter  vorkommt  — ,  d.  i.  ha6?  hac  vazurkih?  Für 
apasa,  das  mir  durchaus  sicher  scheint,  s.  Var.,  wäre  apa6 
(r  an  a  r)  zu  erwarten. 

Das  vorletzte  Wort  der  Textstelle,  ana  ist  in  der  Pü. 
nicht  zum  Ausdruck  gebracht.  Es  als  Präverb  zu  nehmen  und 
gleich  griech.  dvd  zu  setzen,  geht  schon  um  deswillen  nicht 
an,  weil  ana  in  dieser  Funktion  sonst  nirgends  vorkommt*); 
auch  als  Pränomen  ist  es  selten  genug;  vgl.  Delbrück  Vgl. 
Synt.  1,  734.  Somit  haben  wir  in  ana  den  Instr.  Sing,  zu 
a^m  zu  sehen:  Mamit'. 

Ein  bemerkenswertes  Wort  ist  duye.     Die  Pü.  nimmt  es 


1)  Auch  im  vorletzten  Sfttzchen  von  Yt.  i.  27  hat  Geldner 
meines  Erachtens  falsche  Lesarten  gewählt.  Ich  lese:  hqm  zaincL 
ava.zdmbayadiram,  d.i.  "zertrümmert  ihreWaifeu"  nachPü.:  luznUüc 
ha6  au'zär  i  tö  rat  denän  räS  skastak  ape  kan€.  Vgl.  besonders 
die  Lesarten  in  E  1. 

2)  Andernfalls  würde  man  es  in  der  Bedeutung  'zurück*  neh.^ 
men  können,  was  ja  ganz  gut  passte. 


Arica  XIV.  127 

als  Verbuni.  Das  ist  richtig.  Aber  eine  3.  Sing,  kann  es  nicht 
sein.  Es  ist  vielmehr  1.  Sing.  Med.  eines  Präsensstainnis  dva- 
{inva'\  der  mit  dava-  in  V.  5.  24  zusammengehört.  Hier  lesen 
wir:  yada  masyayä^)  afs  kasyafahqm  apqm^)  avLfradavaite 
(80  Jp  1,  Mf  2;  NA.  °ti).  In  Pti.  erscheint  dafür  öigön  an  i 
mos  dp  Jca  an  i  kos  ap  apar  frdc  baret  Ich  übersetze  "wie 
ein  grösseres  Wasser  kleinere  Wasser  mit  sich  fortreisst",  wo- 
mit auch  Pü.  im  Wesentlichen  zusammenstimmt. 

Die  beiden  Präsensstämme  gehören  zu  der  im  Dhätup. 
22,  46  mit  der  Bedeutung  gatau  verzeichneten  'Wurzel'  du- 
{dävafi) ,  die  inzwischen  von  Schroeder  im  RV.  (10.  34.  5 : 
nd  davisany  ebhih)  nachgewiesen  hat^  WZKM.  13,  119;  s. 
auch  ebd.  297,  femer  Osthoff  IF.  5,  281,  Foy  ZDMG.  50, 
130»),  KZ.  36,  135,  Brugmann  Griech.  Gramm.»  212,  Hirt 
Ablaut  104.  Als  Grundbedeutung  der  Verbale  kann  man  \mQ\\) 
entfernen'  aufstellen. 

Danach  ist  Yt.  1.  29:  apaSa  vä  zamara  ana  duye  zu 
flbersetzen:  "Zurück  jage  ich  auch  damit  in  die  Erde".  Was 
das  besagen  soll  und  worauf  ana  'damit'  bezogen  werden 
mnsSy  ergibt  sich  aufs  klarete  aus  Y.  ^.  14  f.  und  Yt.  19,  80  f. 
(wozu  Dk.  7.  4.  42).  Sprecher  ist,  wie  ja  auch  ausdrücklich 
gesagt  wird  {aat  aoxta  2°)  Zara&uitra,  die  angesprochenen  (vd) 
die  Da^a  "yöi  para  ahmat  vfrö.raoda  apatayan  paiti  aya 
Z9ma'%  und  der  Zauber,  mit  dem  die  Da^va  in  die  Erde  zu- 
rflekgebannt  werden  sollen,  ist  das  ^ÄwwaPairya- Gebet:  tum 


1)  GIrPh.  1,  §  208.  2  No.  1. 

2)  Gen.  an  Stelle  des  Akk. 

3)  Foy  ist  a.  a.  0.  durchaus  im  Recht,  wenn  er  die  von  mir 
tfeinerzeit  vorgeschlagene  Korrektur  des  zu  D.  5  (=  Dar.  Pers.  e) 
3  (23)  überlieferten  dMv^iMt<^m<^  =  duvaiMam  in  d^tj*i°  ablehnt.  Ap. 
duvaiMa-  (d.  i.  ar.  °a(j;)iMha';  GIrPh.  1,  §  81,  §  208,  IF.  7, 73  No.)  ver- 
hält sich  zu  jAw.  *duva'f  Praesensstr.  (in  duye)  wie  jAw.  hvöUta- 
1)  'der  höchste,  erste*  an  Wort  und  Rang,  2)  *der  älteste*  (eigent- 
lich *der  autoritativste')  —  N.  58  und  N.  i,  F.  4a  —  zu  ai.  suvd- 
(in  suvdti). 

Zur  Erläuterung  der  fraglichen  Stelle  sei  noch  bemerkt,  dass 
das  vor  duvaiitam  stehende  h^y^a  mit  dem  zweimal  vor  param 
Torkommenden  h<^^a  identisch  ist.  Ich  lese  hyä^,  das  ich  als  AbS. 
nehme  und  als  'inde*  im  zeitlichen  Sinn  deute.  axf^SH^a  ist  ax- 
iaUL  Ich  übersetze:  "Wohlbehagen  von  da  an  auf  lange  hinaus 
ungestört,  es  wird  sich  einstellen  .  .*' 


128  Christian  Bartholomae, 

zaradustra  ahundm  vairim  frasravayö  .  .  tum  z^margüzo 
akdvifnvö  (Pt  4)  vlspe  daSva  und  aat  f^  aivö  ahunö  vairyö 
yhn  .  .  zara(hiMrö  (Hds.  °r^m)  fras^rävayat  .  .  zamaraguza 
(F  1)^)  avazat  vlspe  daiva.  Das  Verbum  an  zweiter  Stelle 
ava-zaty  d.  i.  3SPrA.  zu  za{y)  'luittere*  mit  thematigeher  Fle- 
xion, hat  wesentlich  die  gleiche  Bedeutung  wie  duye  in  Yt. 
/.  29;  vgl.  auch  die  3.  Plur.  des  redupl.  Präs.  avazaza^  Y. 
84,  9,  das  in  Pü.  mit  ape  hUend  gegeben  wird  (Sü.:  pari- 
Isipyanti), 

96.     Zu  Bh.  4.  13  (Zeile  65). 

Weissbach  und  Bang  bieten  in  der  Neuausgabe  der  alt- 
persischen Keilinschriften  nach  Rawlinsons  letzter  Lesung  den 
Text: 
naiy  |  gakaurim  |  naty-)  |  .  .  .  .  huvatam  |  zura  |  akünavara  { 

und  übersetzen :  ""weder noch that  ich 

Gewalt  an".  Warum  sie  trotz  dem,  was  ZDMG.  46,  296,  329 
dagegen  gesagt  worden  ist,  bei  der  Übersetzung  'Gewalt*  fttr 
ihr  zura  stehen  geblieben  sind,  begreife  ich  nicht.  Das  nensus. 
Wort  dafür  appantukMma  übersetzt  Weisbach  selber  mit  'Un- 
recht', Achämcuideninschr.  zweiter  Art  73,  100.  Und  diese 
Bedeutung  kommt  auch  sicherlich  dem  ap.  züra!*  zu,  das  dem 
np.  zur  entspricht;  s.  dazu  Hübschmaun  AGr.  1,  152.  'Gewalt' 
wäre,  nach  dem  np.  zör,  im  Altpersischen  in  der  Form  *zavar 
zu  erwarten.  Vgl.  noch  Bthl.  BB.  15,  43;  17,  146,  Nöldeke 
LC.  1894,  151,  Geldncr  VSt.  2,  20,  Foy  KZ.  35,  22,  ZDMG. 
52,  5V)5.  züra^  lar-  bedeutete  'Unrecht  thun'  und  wurde  mit 
dem  Akk.  (dev  Person)  verbunden;  ein  Analogen  bietet  jAw. 
8k9nd^m  kar-  mit  Akk.,  Y.  .9.  28. 

Der  letzte  Versuch  zur  Herstellung  der  Rawlinsonschen 
Textbrocken  stammt  meines  Wissens  von  Foy  KZ.  35, 45.  Er 
ändert  sakaurim  in  ^ukärim  und  .  .  huvatam  in  duikaram. 
Zu  der  letztern  Änderung  bemerkt  er  erläuternd:  "Bei  einer 
Verstümmelung  des  Steins  wie  sie  thatsächlich  vorliegt,  ist 
die  Verlesung  vonA  statt  d",  s  statt  r,  t  statt  kr  wohl  mög- 

1)  Und  K  1,  L  18;  Pt  1  hat  zamardgüza^  J  10  TMfnar^güio, 
Z9mar9güza,  wie  Geldner  in  der  NA.  schreibt,  hat  keine  einzige 
der  bessern  Hds. 

2)  Kursivdruck  deutet  in  der  NA.  an,  dass  die  entsprechen- 
den Zeichen  in  der  Inschrift  zerstört  sind. 


Ariea  XI\'. 


\29 


K  indi 

1  vn    ( 


» 


^IkhT*,  Räumen  wir  eiiiuial  die  Mr*g;liehkeit  ein,  gut.  Was  «oll 
iieiiii  aljer  dann  mit  der  Lücke  vor  HawlinsoiiB  hui^atmtf  wer- 
dcD?  »Soll  sie  einfach  ignoriert  werden?  Dslh  geht  uielit  an. 
Zadem  ist  die  Zah!  der  angeuummeiien  Verlesungeii  bei  einem 
Wortfragment  doch  wirklieh  etwas  hiicli  IjemefsBen.  Auch  die 
für  kakaurim  vorgeseh lagen e  Verl»esserung  halle  ieh  fiir  un- 
zulässig. Das  natürliehe  (jiegenstaek  von  duskaram  wäre  doch 
**ukaram,  nicht  alter  ^*fikilrim.  Und  ein  Xoni.  at*t,  kfirat/-  ist 
ttberhanpr  nicht  nachweisbar,  weder 'auf  iranischem  n(ieh  auf 
indischem  (tebiet;  s,  noch   unten  Anhang. 

Das  ist  klar:  diejenige  flerstellung  fler  von  Rawlinson 
ebenen  Lesung  hat  am  ineieten  Anwartschaft  für  zutreffend 
zu  gelten,  die  einen  sinnvollen  Text  tjei  möglichst  wenig  Än- 
derungen gewährt.  Sicher  falsch  gelesen  ist  der  erste  Buch- 
stabe des  zweiten  Wortfragments  A,  Die  Neuausgabe  seh  reibt 
,  .  huratam.  Dabei  ist  aber  die  orthogra[>liisehe  Kegel,  dasß 
A  vor  u  niemals  geschrieben  wird,  ausser  Acht  gelasseu,  ebenso 
Hie  D.  6'  {=  NRa).  3(25),  wo  trotz  BB.  13/70  die  Lesung 
humararkü  wiederkehrt.  h''n  r"  .  .  kiinntc  nur  haura'^  gelesen 
werden,  damit  aber  wäre  nichts  anKufaugen.  —  Dass  mkau- 
rim  ein  Ungetüm  ist,  bedarf  keines  Beweises,  Rawlinsons 
erste  Lesung  w^ar  mbu  .  .  ,  Es  liegt  näher,  den  Fehler  am 
Anfang  als  am  Ende  iles  Worts  zu  suchen.  Ich  schlage  vor 
f^tatt  H"k"  des  ci-sten  Worts  a  zu  lesen  und  die  Lücke  fein- 
schliesslich  des  A")')  vor  dem  zweiten  mit  (t'tir"  auszafidlen. 
So  gewin niie  ieh  flie  Lesung: 


1)  Wie  gross»  die  Lücke  ist,  wie  vitjl  Buci»8tAben  sie  vtwa 
tiisbt,  dna  wird  von  Rawlinson  leider  auch  In  seinen  ergUnxenUi'U 
BeTtit*rUwngen*)  vom  Jiihr  1850  nicht  angegeben. 

*)  Note  on  the  Persiao  Inscriptions  nt  BeliibUin;  Beilage  zum 
Vol.  12  des  JRAS.  (OldS.).  In  der  Neuausgabe  I  sind  diese  Be- 
uierkunirt'ii  nicht  erwähnt. 

Auch  Foy  scheint  »le.  als  er  seine  Bemerkungen  zu  Bh.  II 
75.  89  in  KZ.  35,  S9  schrieb,  nicht  zur  Hand  ^^etiabi  zu  hiiben. 
Sagrt  ja  doch  KawUiKson  n.  a-  0.  IV  ausdräekliciK  "the  nmtilated 
Word  .  .  consifits  of  four  letteTS*".  Wie  das  fragliche  .  .  iW^iJi"  zu 
erglänzen  sei,  wird  bei  der  Dunkelheit  des  folg-enden  Wort«  und 
der  Zerstörung-  des  a.'^syräsi'hen  und  nensusiftchen  Texten  immer 
unklar  hlejben;  v^rl  WZKM.  1,  223 ^  4.  173;  BB,  13.  250.  Uie  Er- 
^äüifiun^'-  caxsma,  wie  sie  die  NA.  nach  Opperl  bietet^  m  auch 
mit  GIrPh.  1,  §  .%  a.  E.  nicht  zu  rechtferli*ren. 
IndoirermamHche  Fur^chviiKi^cn  XII  i  u>  )£.  ^ 


IdO  ChriBtian  Bartholomae, 

naiy  a^urim  naiy  duruvai'Ham  züra^  akunavam. 
D.  i.  ""Weder  einem  Ahurahekenner  noch  einem  Anbänger  der 
Drug  habe  ich  unrecht  gethan". 

DaH  Adj.  a^uray-,  mit  Vrddih  gebildet,  "zu  Ahura  ge- 
hörig" usw.  findet  sich  auch  im  Awesta,  und  zwar  als  Attribut 
von  ikaßm',  daenä-,  nmana-,  daKyuma-  und  des  Eigennamens 
astLgafya-  (Yt.  15.  28,  so!),  duruva^t-  aber  ist  das  ap.  Ge- 
genstück des  wohlbekannten  dr^gvant-  im  altern,  dwant-  im 
jüngeren  Awesta.  Ihre  gemeinsame  iranische  Grundform  ist 
drugy,ant'  ^).  Ich  gehe  dabei  von  der  Annahme  aus,  dass  der 
im  GIrPh.  1,  §  275  fürs  jAw.  nachgewiesene  Ausfall  eines 
iran.  g  vor  y,  *)  auch  im  Ap.  schon  stattgefunden  hat,  und  ver- 


1)  Vgl.  Bthl.  GAeas  12  Nc,  KZ.  28,  2,  Al\  1,  53;  3,31.  Weitre 
Litt.  GIrPh.  1,  §  2(58.  10.  Dazu  noch  Tide  Godsdieust «  2,  146  No.  1. 
Nouestons  Hcheint  auch  Goldner  zur  Erkenntnis  seines  lange  hart- 
nAcki^'  festgehaltenen  Irrtums  gelangt  zu  sein.  Denn  während  er 
in  seinen  KZ.  30  und  BB.  15  veröffentlichten  GaOä  -  Übersetzungen 
dr9gvant'  noch  mit  'Ketzer,  ketzerisch*  wiedergibt,  bietet  er  GIrPh. 
2,  30  zu  Y.  46.  1  'satanisch',  zu  Y.  45.  7  'Satansmensch*  dafür,  was 
ich  mit  Rücksicht  darauf,  dass  er  für  drujim  zu  Y.  48.  1,  33.  4 
•Satan*  bietet  (KZ  30,  524,  BB.  15,  249),  als  ein  Kingeständnis  seines 
Fehlers  ansehe. 

Übrigens  kann  ich  'Satan*,  'satanisch'  oder  *SatÄnsmensch" 
nicht  als  vollgiltige  Übersetzungen  von  drug-  und  drdgvant-  billi- 
gen drug-.  fem.  (!)  ist  das  dem  lüa-  ntr.  gegenüberstehende  Prinzip 
und  dessen  Verkörperung,  dr,igvant-  der,  der  in  der  beiden  wäh- 
rendem Kampf  auf  Seiten  der  drug-  steht,  im  Gegensatz  zu  asa- 
Vrtn-,  also  'Partner,  Anhänger,  Genosse  der  Drug*.  Wer  a.sa-  und 
drug-  in  den  Gä&äH  nicht  alle  Augenblicke  anders  übersetzen  will, 
was  doch  bestinnnt  eine  Verwischung  ihres  Inhalts  im  Gefolge  hat, 
thut  am  besten,  auf  deren  ITbersetzung  überhaupt  zu  verzichten. 
Kann  man  doch  auch  nur  selten  sicher  sagen,  ob  der  Begriff  oder 
dessen  Personifikation  gemeint  sei. 

2)  S.  ferner  ebd.,  $  194  No.  1,  wozu  noch  Bloomfield  AJPh. 
17,  422.  Mit  dem  das.  42t>  besprochenen  ai.  etagva-  deckt  sich  laut- 
lich vollkommen  genau  der  jAw.  Eigenname  aitava-  Yt.  13,  123. 
Zu  ai.  siitagrin-  Adj.  'having  a  hundred  cows*  sei  noch  bemerkt, 
dass  es  mut.  nun.  dem  Volks-  und  Landesnamen  datagus  der  alt- 
pers.  In.schriften  entsprechen  dürfte;  vgl.  ai.  (ved.)  saptdguii  und 
(klas8.>  Mtag^tfi.  EndUch  mache  ich  noch  auf  jAw.  duydö.vä-  auf- 
merksam, den  Namen  der  Mutter  Zara^^fras,  Das  Adj.  duydö.va- 
bedeutete  etwa  das  nHmliche  wie  das  ai.  godugh-  und  verhält  sich 
dazu  wie  ai.  iddhAgnay-  lu  agnidh-,  [Eine  ganz  abweichende  An- 
schauung über  nätxigva-,  däiagva-  trÄgt  neuerdings  Weber  SBerlAW- 


Ärica  XIV. 


181 


I 
I 


'^^'eisc  dazu  auf  m|i.,  np.  marv^  das  ebenso  wie  jAw.  maurum 
<*iii  imu,  "^margii^  voraussetzt,  8.  RB.  7,  1h8,  IF,  5,  358  No. 
Wer  das  fürs  Altpersisehc  nicht  j::elteu  lassen  will,  wenn  sclioii 
iiieiues  Eraehteos  kein  irgendwie  triFriger  Grund  da/srcgen  vor- 
gebnielit  werdeD  kann^  dem  stelle  ich  anheim,  anstatt  meines 
cl«ttr*'«tf**^''w"  ein  d"ur"tig**uv''  ,  »  oder  auch  d*'r**ug**tw''  .  . 
(vgl,  die  Sehreilmng  J;**t(d''r^ns"  =  kudurusL  d.  i.  durugu- 
t?autam  einzusetzen.  8aelilreh  wird  dadurch  nichts  geändert. 
Vielleicht  gewinnt  so  die  Anschauung^  dass  die  persischen 
Könige  Znroastrier  waren,  eine  neue  Stütze.  Batigs  lleinnng 
es  niüsste  Ahriuiaii  in  den  altpersichcn  Kcilinsehrirtcn  genannt 
sein,  wenn  er  den  Persern  bekannt  war^  ZDMG.  44,  533,  wird 
von  Jackson  OIrPh*  2j  628  ndt  Recht  bestritten,  uiul  zwar 
mit  dem  selben  Argument,  das  ich  schon  ZDilG.  4r2,  157  gel- 
tend gemacht  habe.  Bangs  Hinweis  auf  Bh.  4  (so!).  11,  17 
{58  f.,  78  L)  ißt  auch  nicht  stichhaltig.     Man  lese  z.  B.  Y.49,  h 

Anhang.  Zu  den  Texthei^stellungen  in  der  Neuausgabe 
der  ap.  Keilinschriften, 

Bang  hat  IF.  H,  292  aus  Anlass  der  Fojschen  Herstel- 
lung unsres  Textes  in  KZ.  35,  45  eine  Reihe  von  raethndolo- 
gischen  Bemerkungen  an  dessen  Adresse  geriebtet,  leb  finde 
sie  ganz  gut  und  tniiss  nur  bedauern,  dass  Bang  seine  Grund- 
sätze nicht  schon  bei  der  Veranstaltung  der  Neuausgahe  gel- 
tend gemacht  hat.  Es  wären  uns  dann  manche  böse  Dinge 
erspart  geblieben. 

1.  Ganz  greulich  ist  z.B.  die  Ergänzung  von  Rawliusons 
m..  ^k^aur'Ui  Bh.  L  18  (86),  —  mit  Raum  für  ein  Zeichen  zwi- 


1895,  841  vor;  ^tagva-  wird  dabei  uiclii  berückhiclitj^^t,  auch  nit'ht 
^riecl».  *KaTÖ^*ÖTi,  und  die  iranischen  Wörter  natürlich  erst  recht 
nicht.] 

Weitr«  Beispiele  für  jAw.  c  au8  iran.  ^4*  zu  GIrPh.  1,  §  275  sind: 
L  1)  rß7?a^rt*p<|mG,  5.  5,  gleichbedentend  mit  ranjataspqm  ebd., 

f'^die  Rosse  flink  (machend ^   d.  i.)  taufen  lassend*,     ravant'   m  Fan. 
Stil  rata-,  Praes.  20  (GlrPh.  1,  §  141). 

2)  drvA«ca  Yt.  5.  93.  Die  Bedeutuüg  von  ärra-  ist  ja  freilich 
nicht  sicher,  doch  steht  es  unter  einer  Reihe  von  Wörtern,  die  all« 
liörperUche  Gebrechen  bezeichnen.  Ich  verbinde  drva-  aus  ir-  *dnt- 
gua-j  idg.  ^dkrughiio-  mit  an.  duergr,  ahd,  twerg  *Zwerg^  indem 
ich  aut  Noreen  Urg.  Lautl.  *224,  Brngrnann  Ordr,*  1.  §  279,  2  ver- 
weise, und  nehme  es  in  der  Bedtiutmig  'zwergenhaft,  verkrüppelt*. 


132  Christian  Bartholomae, 

sehen  rw**  und  Ä'*^)  —  zu  madyakauvä,  in  Tafel  3  m^d'^y^- 
Jc^auv'^a  geschrieben.  Bekanntlich  kann  d«y«  niemals  dya 
gelesen  werden,  sondern  nur  daya,  für  iran.  dja  aber  wird 
nach  bekannter  Regel  dHy"^  geschrieben;  damit  jedoch  würden 
wir  für  die  Lücke  drei  Zeichen  bekommen,  das  sind  zwei  zu 
viel.  Was  karam  m  . .  ka^^uva  —  Lok.  Plur.  Fem.;  diese  Le- 
sung liegt  doch  am  nächsten  —  aväkanam  bedeutet,  wird 
kaum  je  zu  ermitteln  sein,  da  uns  auch  die  Übersetzungen  im 
Stich  lassen.  Vielleicht  handelt  es  sich  um  einen  militärtech- 
nischen Ausdruck.  Foys  Herstelluugs-  und  Erklärungsversuch 
in  KZ.  35,  35  gilt  mir  aus  mehr  denn  einem  Grund  für  un- 
annehmbar. 

2.  Sehr  wenig  gelungen  ist  auch  die  Ergänzung  von 
Rawliusons  m^  .  .  m"  Bh.  4.  16  (76)  zu  mazanam.  mazäna- 
soll  wohl  Part.  Praes.  Med.  zur  'Wurzel*  muz-  'gross  sein'  vor- 
stellen? mazanam  ist  kein  Wort.  Steht  m^  als  erster  Buch- 
stabe fest,  so  würde  ich,  mit  Berufung  auf  das  Awestische, 
ma&itam  als  das  nächstgelegene  vorschlagen;  die  Bedeutung 
'gross'  ist  ja  durch  die  Übersetzungen  gesichert.  Ich  bemerke 
dazu,  dass  ich  die  Übersetzung  von  nikaHuv  Bh.  4,  17,  dem 
Gegenstück  von  m  .  .  m  kujiaufuv,  durch  'er  soll  zerstören* 
nicht  fllr  zutreffend  erachte,  vi-kan-  'auseinandergraben'  ist 
'zerstören',  ni-kan-  aber  bedeutet  'ein-,  vergraben'.  Ich  nehme 
das  als  Gegensatz  von  ni . .  m  kar-  'jiieTaXuveiv'  im  Sinn  von  'ob- 
literare,  in  Vergessenheit  bringen'.  Die  assyrische  Übersetzung 
hat  llrury  bei  Bezold  'er  möge  verfluchen'-,  die  neususische 
rlpplsne,  bei  Weisbach  in  der  Übersetzung  'er  möge  verfluchen', 
aber  nach  dem  Wörterbuch  'er  möge  zerstören'.  Es  ist  wohl 
zu  beachten,  dass  für  vikan-  die  beiden  Übersetzungen  ganz 
andre  Wörter  geben  als  für  ni-kan-.  Das  war  es  wohl  auch, 
was  Oppert  Le  peuple  et  la  languc  des  Mcdes  184  veranlasste, 
für  nika^tuv  die  Korrektur  ha^dasafuf>  vorgeschlagen:  ein 
Wort  freilich,  das  ich  nicht  verstehe. 

3.  An  der  Stelle  a^ura^mazda  yaüa  avaina^  imam  hü- 
mim  yu  .  .  D.  6  (NRa).  4  (32)  ergänzt  die  Neuausgabe  das 
letzte  Wort  zu  yudiyäy  d.  i.  Lok.  Sing,  aus  yud-  mit  postpo- 
nirtem  a,     "Als  AhM.  diese  Erde  in  Aufruhr  sah"  soll  eine 


1)  Hawliuson  sa^'t  ausdrücklich:  "there  is  only  one  character 
wantiiig  in  tlie  word  mak(Vuua'\ 


Arten  XIV. 


1S3 


» 


)rtgetreiie  Überset/uiig;  dieses  Textes  sein.  Mir  moclite  viel- 
mehr scheinen,  dass  der  persiselie  Text  eine  wortgetreue  Über- 
setzung des  deutRclien  ist.  Wo  liaben  die  Herausg*.dier  ein 
iirisclies  Verbnin  für  'seben'  mit  einem  soleben  Lokativ  ver- 
buiulen  augetrotlen,  in  einer  Wen^inng»  darin  '"die  F(»rm  der 
Ortsbestinminnfi:  auf  Zustandsfjestiiiimnnj;en  il [»ertragen  ist" 
(Panl  Deutseb.  Wh.  41  la)?^  Da  war  Baii^s  Vorschlag  in 
ZDMti.  4tl,  530  '\t/U' ,  .  mfkdite  icb  in  tftisfttm  ergänzeiij  .  . 
von  y  yuz*'*  scbliesslieb  doch  noch  besser,  Preilicb  tnüsHte 
es  yuiftam^  mit  v  und  mit  feminitiem  Aus^^rang,  beissen.  Den 
Fehler  h  statt  s  wird  Bang  wyld  von  iieblner  KZ.  25,  560 
initüberuonimen  babeii.  als  er  von  ihm  die  Anregung  %\i  sei- 
nem Vorschlag  empfing.  —  \'on  Foys  ffitudaiff  i  KZ.  45,  51) 
gilt  wesentlieb  da^^  selbe  wie  von  i^udit/ft.  FrMUller  WZKM. 
I,  254  hatte  yamämim  ^vorgeschlagen,  womit  er  wenigstens 
der  Syntax  gerecbt  geworden  ist. 

Das  awestisebe  Verbnni  rat  na-  'scheir  zeigte  wenn  das 
Oesefaene  als  in  einer  Thätigkeit  oder  einem  Zustand  befind- 
lich gesebildert  werden  soll,  ganz  die  selbe  Konstrnklfnn  wie 
die  altindisehen  und  grieebiseljen  \'erba  fftr  sebeuj  inimlich 
die  Verbindung  mit  einem  ergänzenden  Partizip  des  Präsens; 
vgl.  Delbrüek  Aind.  Synt.  396,  Kühner  Ansf.  Oramni.  d.  grieeb, 
Spr.^y  (Ul.  Vgl,  Yt.  5,68:  yat  .sjjädrtm  pairiMraenat  dürtii 
ayantf^m  rasmaot/o  "als  er  das  Meer  von  fern  her  in  Sehlacht- 
reihe  anrlk^ken  sah",  IL  2.  13:  tfat  tum  ainim  avaeMöi^  ^ao- 
üit/ada  kctTciuavaittftm  .  .  ''wenn  du  einen  andern  .  .  treiben 
sahst  und  ,  ,'%  V.2I:  ymla  ml  mundhs  asne  niymaUm^)  pai- 
U.vaenöü  "wie  wenn  ein  Mann  eine  Waffe  nahe  (auf  sich) 
hernnterkouiiueu  sieht"*  Nur  an  einer  Awestastclle  ünde  ich 
€iiie  andre  Ansdrueksweise,  üämlicb  Yt,  //>,  34:  ttraenö  x^'a- 
T^iö  frae^fö  ifö   tjimö  .  ,  brüJiat^)  *  .  müfö  dBus,manahyüiia 


1)  An  der  Stelle  Y,   IS.  5:    hyai   Owä  aukam  zq&öi  dar^s^'ni 
^aourvlm    mvX    die  Beziehungen    des  Verbs  dar^a^m  zum  Lokativ 

zqi^öi  g^anz  andre,.  It-Ii  verweise  auf  die  Ütjersetzungeu  von  Güld- 
ner  KZ.  30,  318,  Darmestettr  ZA.  I,  180  und  m\h  Gslthäs  160;  dit? 
Pü«  ist  ganz  ungraminutiäi-h. 

2)  ASn.   zu  ni-vfiionf-,   mit   thematisciiem  Ausgang.     Die  PÜ, 
^er  Stelle  hat  uub  Dannesteter  leidt*r  nicht  mitgeteilt. 

^-5)  Tnkoti,  zu  iii.  bhramati,  öhritmyrifL    Wir   befinden   uns   so 
im  Einklang  mit  der  Sage,   naL4i  der  Jmnsed,  als  er  sein  Reich  an 


134  Christian  Bartholomae, 

hö  stitrafö  niddrat  ^)  upairi  zqm  d.  i.  ''als  Yima  die  Hcrr- 
licbkeit  entweichen  sali,  begann  .  .  (er)  betrübt  nniherzuirren-) 
und,  der  Feindseligkeit  (sva.  »einen  Feinden)  erlegen,  hielt  er 
sicli  verborgen*)  auf  der  Erde".  Hier  haben  wir  an  Stelle 
des  ergänzenden  Partizips  einen  ergänzenden  Infinitiv;  üffo  igt 
Infinitiv  zu  der  in  raOöü^mn<im  (s.  S.  14S  No.)  sowie  in  ai. 
hate  'er  eilt'"^),  an.  aisa  ""sich  rasch  vorwärts  bewegen'  und 
griech.  o\\Jia  enthaltenen  Basis*).  Die  nämliche  Doppelheit  der 
Konstruktion  zeigen  die  Verba  der  Wahrnehmung  bekanntlieh 
im  Lateinischen,  wo  ebensowohl  cldeo  piieriim  exire  als  video 
puerum  exeuntem  gesagt  werden  koimte;  vgl.  Draeger  Ilist. 
Synt.  d.  lat.  Sprache  2^  881;  788;  Kühner  Ausf.  Gramm,  der 
lat.  Spr.  2,  r>19,  Schmalz  Lat.  Gramm.»  311. 

Mein  Vorschlag  geht  dahin:  a^'ura^nwzdä  yaOa  avahm^ 
imdm  hfimtm  ymidaHlm  zu  lesen,  d.  i.  "als  AhM.  diese  Erde 

Zahljäk  verloren,  zunächst  zehn  Jahre  laug  umherirrte;  s.  Wiiuiisch- 
manu  Zor.  Stud.  JJfi.     Vgl.  noch  die  folgende  No. 

1)  Vgl.  ai.  adärai/afi  Bh.  2.  3,  ii.  5,  ebenfalls  mit  intrans.  Be- 
deutung 'er  hielt  sich  auf.  Die  Bildung  eines  mit  därayat  gleich- 
bedeutenden därat  ist  dem  hliufigen  Nebeneinander  von  gleichbe- 
deutenden Prä.sentieu  auf  -a'iti  und  -aj/aifi  bei  gleicher  Wurzeltonn 
zu  danken,  wie  hacaid  —  harayetii  usw.;  s.  GIrPh.  1.  $  145,  151  und 
auch  mein  AirWb.  zu  fap-  No.  1.  Zur  Sache  s.  Firdusi  v.d.  Vullers 
1,  .'J4  V.  202  f.:  nihän  gast  .  .  ru  sad  sälas  andar  jihän  kas  nndUl. 

2)  Siehe  Note  3  S.  133. 

3)  Die  dein  Verbum  im  TW.  bei^ele;;ten  Bedeutungen  'ent- 
eilen, fliehen*  kommen  ihm  nur  in   der  Verbindung  niit  Ablativ  zu. 

4)  Für  Darmesteter  ZA.  2,  (»24  ist  fraPstö,  weil  fraeüUnjhö  zu 
Y.  49.  8  mit  framän  pat  gegeben   wird,    'le  commandeur'.     Gleich- 
wohl jrelanjrt  er  zur  nilinliclien  l'berhetzunff  wie  ich:    "lors^ue  (le 
voiumandeur)  Yima  .  .  vit  disparaitre  sa  <^loire  .  .".     avaünö  kann 
,i  natürlich  ebensowohl  'nicht  sehend',  als  'ansehend'  (vgl.  Y.  .70.  2, 
-W.  2  bedeuten.    Aber  'etwas  nicht  sehen'  und  'etwas  verschwinden 
**y?n'  ist  doch  nicht  ganz  das  selbe.  —  Ochlner  3  Yt.  IJ),  24  nimmt 
'-awf':  als  NSm.  des  PPfP.   und    übersetzt:    "Der   Herrlichkeit   bar 
»TTVt  Tirrtrieben  .  .  Yima\    Ich  bezweille,  dass  ciraenö  die  Bedeu- 
*uur  'U«".  und  beBtreile,  dass  fraeMö  als  PTfl*.  die  Bedeutung  'ver- 

'•mifa   L:^\>eii  konnte.    In  der  Verbindung  mit  pra  bedeutete  das 

Ä-    ''^'riitrs  vielmehr  'ausschicken,  entsenden';  v«^l.  ai.  prä  väcam 

•ftm   *|#»H  RV.  9.  12.6,  ftrd  . .  dütnm  ira  n'trmn  i^ye  -/.  .33.  1,  tä 

Ä«    sm:-c'«hi  .  .  dtväpinä  pr4^itä  .  .  KV.  10.  98.  G,  usw.;  ferner 

^Ms-iiJ   ubrah  '4>iram  ..  ftäUayam  abiy  ..  Bh.  ij?.  1  mnd   oft);  end- 

*r    v.   -"-SMC.  z;,YfiT^ka^  firista  'Bote'  (Ilübschinann  Pers.  Stud. 


Arica  XIV. 


im 


I 


I 
I 

I 


I 


iü  AufregUDg  geraten  sah".  Man  halte  da/ii  Yt.  13.  90:  ida 
apqm  mit^rö  .  .  fra^üt  frcäamafatä  dafiyunqm  i/ftozaintU^a 
ViiäiiiL  damhüs)  rämctyeAti,  St*hoii  Gelduer  a,  a.  0,  liat  anf 
die  Stelle  aiifberksam  gemacht. 

4.  Zu  Bh,  2.  11  (61  IV)  bietet  die  Neuaa»j;:ahe  folgenden 
Text:  thuraväliarahya  |  inäbyä  j  iyamanani  1  [latiy  j  auathä- 
sam  I  hamaranam  \  karfam  mit  der  Übersetzung,^:  "Im  Monat 
Th.,  am  Ende  war  es,  als  ihnen  die  Scblaeht  jt^^eliofert  wnrde'\ 
Hier  hat  die  Nenaus^abe  allerdin^g  nichts  ergänzt.  Wer  ihr 
aber  traut,  wird  erst  reebt  irre  gehen. 

Zwischen  dem  "WortteilerV  der  in  den  Bh,- Inschriften 
bekannllieb  den  Wort  anf  an  j^  markiert,  und  dem  t- Zeichen 
des  dritten  Zeiehenkomplcxes  befindet  sich  auf  dem  Stein  eine 
i^ticke  von  der  Breite^  wie  sie  ein  Bncb8tabe  einnimmt;  s. 
RawlinBon  zur  Stelle  ""^The  4tb  cbaracter  in  this  line  is  enti- 
rely  lost,  and  ^the  word  tho  wbieb  it  helon^H  ,  .  I  am  unable 
to  restore  it".  Die  Heransgeber  unterlassen  jeden  Hinweis 
auf  das  Vorhandensein  der  Lücke,  sie  nehmen  if/amanam  als 
ein  vollkommen  erhaltenes  Wort  und  Hchreilien  ihm  die  Bcden- 
tung  ^Ende'  zu.  Wie  diese  herauskommen  soJl,  vermag  ich 
nicht  zu  sehen.  Die  von  Oppert  vorgeschlagene  Ergänzung 
xMydmanam  —  zuletzt  bei  Foy  KZ.  35,  39  —  ist  zu  lang 
und  führt  zudem  nicht  einmal  zu  der  gcwlinü^chten  und  nach 
den  Übersetzungen  notwendigen  Bedeutung  ""Ende'.  Das  Wort 
könnte  doch  nur  ein  Part.  Fraes.  Med.  in  der  Be<lcutung  'schwin- 
dend* sein.  Wir  brauchen  aber  ein  Substantiv.  Das  zwingt 
miß,  ana-m  als  Suffix  abzutrennen,  m  also  zur  ^'Wurzerzu  zielien. 

Ich  fülle  die  Lücke  vor  dem  Wo rtbrueb stück  mit  dem 
Zeichen  n"  aus.  So  bekomme  ich  ni-yamana-m  zum  V.  yum-^ 
eig.  'Niederhaltnng,  Einhalt';  der  Weg  von  da  zu  'Beendigung, 
Ende'  selieint  mir  ohne  Schwierigkeit  gangbar.  Vgl.  zum  Be- 
den tungBÜhergang  ai.  mdJidna-  n. 

Eine  Vermutung  übrigens,  auf  die  mich  die  Stelle  V.  5. 
8  gebracht  bat,  mochte  ich  doch  nicht  unterdrücken.  Es  steht 
hier:  iufra  adät  frajfwaiti  haxta  tiSat  nijasaiti  d,  i.  "es  sind 
die  Bestimmungen  des  Schicksals,  die  hier  {sva.  bei  ihmj  sich 
vollziehen  und  ihren  Abscbluss  erreichen".  Die  Bedeutung  von 
nljasaiti  an  dieser  Stelle  und  die  des  np.  farMm,  das  auf  iran. 
^frajdmü'  zurückweist,  lassen  mir  die  Vermutung  nicht  als  ehie 
besonders  gewagte  erscbeinenj  e«  krmnte  in  dem  ap.  Wort  /* 


136  Christian  Bartholoniae, 

verlesen  oder  verschrieben  sein  für  /%  so  dass  wir  also  nija- 
manam  hätten.  Die  Zeichen  y^  und  /'  unterscheiden  sieb  ja 
nur  durch  die  Anordnung  des  wagerechten  Keils  und  iy'^  ist 
eine  sehr  geläufige  Verbindung,  während  für  die  von  i  mit  /* 
nur  wenig  Wörter  Anlass  geboten  haben  können.  Das  kann 
ebensowohl  den  Leser  als  den  Schreiber  zum  Entgleisen  ge* 
bracht  haben. 

5.  Ein  ähnliches  nur  noch  gewaltsameres  Verfahren  haben 
die  Herausgeber  bei  ihrer  Herstellung  von  Bh.  4.  10  (Zeile  54) 

eingeschlagen.     Sie   schreiben   hier: nuram  |  thuväm  ' 

varnavatäm  |  tya  |  manä  |  kartani  |  avathä  |  araAyarädiy  mä 
apagaudaya.  Nun  lese  man  aber  Rawlinsons  Note  zur  Stelle, 
JKAS.,  OldS.  10,  LXI  "On  the  left  band  of  the  fissure  .  .  the 
writig  is  entirely  destroyed,  and  I  cannot  restore,  even  con- 
jecturally,  the  word  of  three  or  four  letters  which  intervenes 
hetween  awathä  and  awahyardfiya*\  Die  Lücke  mit  Raum 
für  ein  Wort  von  drei  oder  vier  Buchstaben  ist  in  der  Neu- 
ausgabe glatt  verschwunden.  Ich  verweise  zur  Herstellung  der 
Stelle  auf  KZ.  29,  585;  33,  421;  35,  34. 

6.  Der  Gipfel  der  Selbständigkeit  gegenüber  den  Mittei- 
lungen derer,  die  die  Inschriften  sicher  mit  eignen  Augen 
gesehen  haben,  erreichen  die  Herausgeber  in  der  grossen  Suez- 
Inschrift  Sz  c  (D.  17).  In  §  3  bietet  hier  die  Neuausgabe  fol- 
genden Wortlaut: 

tya  I  hacä  |  pärsä  |  aitiy  |  iyam  |  yuviyä  |  akäniy  \  pasä- 

\  a  I  adam  |  niyastäyam  |  ut äyatä  | 

Ich  frage  mich  vergeblich,  auf  welchem  Weg  denn  Weissbach 
und  Bang  zu  diesem  Text  gelangt  sind.  Haben  sie  die  In- 
schrift selber  eingesehen  oder  konnten  sie  neuere  und  zuver- 
lässigere Mitteilungen  über  deren  Wortlaut  benutzen,  als  die 
von  Menant  und  Daressy  in  Recueil  de  Trav.  Vol.  9  und  11? 
Auch  im  GIrPh.  2,  59  finde  ich  darüber  keine  Andeutung,  und 
doch  wäre  eine  Aufklärung  des  Sachverhalts  dringend  er- 
wünscht, nicht  zum  wenigsten  auch  im  Interesse  der  Heraus- 
geber selbst. 

97.    jAw.  aeta-  m.,  aeta-  f.,  aHahmayav-  Adj.  : 
griech.  oItoc  (usw.). 

1)  Zu  Anfang  des  5.  Kap.  des  Frahaiig  (WZKM.  t4. 
J9(5)  lesen  wir: 


Arira  XIV.  137 

tkaeiö  :  frahist  ydd  datastan\  ape  ast  ku  dotawar. 
D.  h.  ''tkaisö   bedeutet   meist   'Richterspruch',    es   gibt   aber 
auch  Stellen    für   die  Bedeutung  'Richter'".     Und    nun   wird 
als  Beleg  für  die  seltenere  Bedeutung  zitiert: 

kö  asti  tkaenö  vivudätö  (Var.  vwdätö)?   yö  aeta  pairi 
ar^d^ra  frozanaiti. 
Die  Übersetzung  dazu  lautet: 

k^tar  ast  dafatcar  i  akäsdät'^  ke  [had]^)  an  datastan 
hac  »rav  ape  frac  danif,     (Es  folgt  eine  längere  Erläu- 
terung,   deren  Wortlaut  offenbar   verderbt  ist;    vgl.  West 
SBE.  87,  64  No.,  Darniesteter  ZA.  3,  23.) 
Es  ist  klar  und  wird  auch  von  der  Tradition  bestätigt,    dass 
aefa  an  dieser  Stelle  nicht  als  irgend  eine  Kasusfonn  des  farb- 
losen Pronomens  aeta-  Mieser'  genonmien  werden  kann.     Wie 
Dannestcter  a.  a.  0.  sich  den  Satz  zurecht   gelegt  hat  —  er 
fibersetzt   ''qui   voit   la  decision  a  rendre   en   tel   cas"  — ,   ist 
mir  nicht  klar  geworden. 

2)  In  Y.  8.  4  =  N.  7/  (Borabayer  Ausg.  148a)   steht: 
yasca  aSfa^sqm   mazdayasnanam  pjranäyunqm  aiwi.zü- 
zuyanqm  ima^  vacö  nöit  vlsaite  (so  N.)  framrüite  aHam 
a  ydtumanahe  jasaifL     D.  i.  "Wer    von    den    mündigen 
M(tzdayasinitn\,  wenn  er  dazu  aufgerufen  wird,   sich  wei- 
gert*) diese  Worte  ^)  aufzusagen,  .  .  ." 
Die  Pü.  ist  leider  gerade  an  der  entscheidenden  Stelle  undeut- 
lich,  .  .  ak^)  i  yatüklh  rasäty  erläutert:  ktU-  daxmk  6  i  tastlk 
pata^  pabtak  bavät.     Das    erste,    für    aMqm    stehende  Wort 
zeigt  sich  in  den  Varianten:  an  n  dd  dn  da  (bei  Spiegel),  an  b 
d  dan  da   (N.  71  H.)   und  au  b  n  d  dan  da  (N.  71  T.).     Sicher 
scheint  mir,  dass  das  Wort  auf  -ih  ausgeht,  also  ein  Abstrak- 
tniii   ist,    wahrscheinlich  ein  solches  aus  -wnih.     Die  Sti.  hat 
tarn  sä  raksasi  prapnuyat:  was  weder  zum  awestischen  Text 
noch  zu  dem   der  Pü.   stinmit.     Wie   ganz    unmöglich    es   ist, 


1)  Zu  streichen. 

2)  S.  oben  S.  115  zu  N.  /5  mit  N.  o. 
3;  Nämlich  amam  spdnta  usw.,  Y.  8.  8. 

4)  Für  ä,  8.  oben  S.  114.  Der  Glossator  und  Sü.  haben  das 
Wort  für  das  Demonstrativ  genommen.  Mp.  äk  :  jAw.  äca  (Y.  57. 
3,  68.  9,  Y't.  10.  5»,  77— 78S  V.  3.  35;  s.  auch  PW.  1,  604,  wozu  jedoch 
RV.  1.  164.  31,  Yt.  S.  54,  14.  47  zu  vergleichen)  =  mp.  /Vd/c,  np. 
farä  :  uip-  frac,  np.  faräz  oder  =  np.  bä  :  bäz  'zu*. 


138  Christian  Bartholomae, 

aitqm  als  ProuominalfoiiD  zu  fassen,  kann  am  besten  Darme- 
steters  Erkläriingsverssnch,  ZA.  1,  77  verdeutlichen. 

3)  An   zwei  Stellen   in  V.  15   finden   wir   (Utahmayui\ 

V.  15.  10  und  21  (=  25,  28,  31,  34,  37,  39,  42).     Es  wird  beide 

Male  mit  paiti  und  Akk.  konstruiert.     An  ersterer  Stelle  steht: 

yeziäa  a€m   yd   Jcaine   moHyanqm  parö  fiar9fnat   tarO 

daocHtam  paraiti   tarö   apdmca  urvarqmöa   (Utahmaytii 

paiti  varita  syao&na.     D.  i.  "Und    wenn   das   Mädchen 

aus  Scham  vor  den  Menschen  heimlich  die  Regel  (wieder) 

hervorruft,  heimlich  durch  Wasser  und  Kräuter,  .  .  ". 

Die  Pü.  gibt  für  die  letzten  Worte:  pa  öi  kunisn  varz  apar 

vinäs.     apar  vinas  ist  offenbar  erläuternde  Glosse.     Dem  o^- 

tdhmayuH  paiti  entspricht  pa  öi. 

An  der  andern  Stelle  lesen  wir: 

yö  he  aiahat  nazdistam  nmänam  uzdasta  (oder  yö  aitam 

uströ.stanam  uzdaata  usw.)  aetahmayui  paiti  har9^9m. 

D.  i.  "Wer  sein  Haus  am  nächsten  davon  gebaut  hat, . . ". 

In  der  Pü.  wird  der  Schluss  so  gegeben:  as  (oder  haötiS)  pa 

öi  apar  sardärlh.     Also  auch    hier  scheint  pa  öi  für  aHah- 

mäyutt  zu  stehen. 

Die  auf  Grund  der  Pü.  für  aetahmäyus  von  Spiegel  vor- 
geschlagene Erklärung  lautet:  "Die  seltsame  Form  aH""  kann 
ich  mir  nicht  anders  erklären,  als  dass  an  den  Dativ  aitah- 
mai  die  Endung  -us  angetreten  sei,"  Komm.  1,  250.  Wers 
versteht,  mags  glauben.  Darmesteter  übersetzt  an  erster  Stelle: 
"c'est  un  peche  qui  vaut  sa  [premifere]  faute",  an  zweiter: 
"cest  ä  Uli  de  Tentretenir'*.  Geldner  KZ.  25, 194  f.:  "so  ist 
sie  der  Sünde  schuldig"  und  "der  ist  zu  ihrer  Wartung  ver- 
pflichtet".    Eine  Erklärung  haben  beide  nicht  zugefügt. 

Ich  sehe  in  aeta-,  das  auch  in  a^ta-  enthalten  ist,  einer 
haplologischen  Kürzung  aus  aetata-^  das  genaue  Gegenstück 
des  griech.  oIto-c. 

Das  griech.  oTtoc  'Loos,  Geschick'  (bes.  unglückliches) 
wird  gewöhnlich  dem  ai.  eta-  Adj.  gleichgestellt,  dem  Grass- 
niann  die  Bedeutung  'eilend,  dahinschiessend'  zugesprocheii. 
hat.  Der  Letzte,  der  die  Gleichung  bringt,  ist  Brugmann 
Griech.  Gramm. ^  201.  So  auch  Prellwitz  Etym.  Wb.  220  u.a., 
sowie  Hirt  Idg.  Akz.  270,  wo  die  Erklärung  gegeben  wird :  "griech. 
oItoc  'Geschick',  ai.  etas  'eilend',  eigentlich  wohl  'die  Eile*  **. 
Aber  die  Grassmannsche   Bedeutungsbestimmung   des   ai.  ^^o- 


Arica  XIV. 


13^ 


%*erdankeD  wir  lediglieli  Hciiiom  ßestretjeii,  eine  Etymolagie  des 
Worts  zu  g:ewinnen.  Dalsei  ist  rIkt  eine  entseheidefiile  'Phnt- 
Sache  aitsf^r  Aelit  «geblieben:  die  FeniiniimIbildiiMg  des  Ad- 
jektivs. Nur  tiolebe  Adjektiva  auf  -in'  habeii  dae  Feniiniii  auf 
-»i-jdie  eine  Farbe  bezeiebrien;  \^\.  Püuiui  4,  L  39,  Beiitey 
Vollst.  Gramiu,  §689,  4,  Wbitney  nranim.-  §  1176  d;  h.  aiieh 
jAw.  Rpaefinl'  neben  HpaeHlfü',  GfrPb.  1,  §  207.  2.  Also  ninss 
sich  eben  auch  eta-y  dessen  Feminin  t^m-  lautet,  auf  eine  Farbe 
beziehen,  und  die  indischen  Gelehrten  waren  ja  aueh  nie  im 
Zweifel  darüber,  dasB  dem  m  sei,  Uhlenbci'k  EtWbAiSim  '^b 
ißt  mit  Recht  zur  alten  auch  im  PW,  vertretenen  fknlentung 
'scbiiiimernd^  schillernd"  /.urüi^kgekehrt,  Dhm  aber  von  dieser 
Be<Ieiitin»g  zu  der  des  ^TieelL  oiioc  keine  Briieke  zu  t^chlai^eii 
iöl,  nnterlie*,^t  keinem  Zweifeh 

Der  erste  Gelehrte,  der  sich  nach  dem  Ersebeinen  \un 
Graiif^uianns  Wiirterbneli  llber  oitoc  ^^eant^isert  hat,  ohne  in  «lesi- 
8en  KieIvvaKSser  zu  schwiinnien^  war  Hezzenberger;  er  verbindet 
BB,  4,  323  griech.  oitoc  mit  josk.  a  et  eis.  Ihm  achliesBt  Reh 
jetzt  Ostboff  an,  BB.  24,  209.  lelj  halte  diese  Zusammenstel- 
Inng  iWr  riehtijL^  unrl  fli^^e  noch  eben  jenes  jAw.  aeta  \\mm. 
Die  Grnndfiedeutun^^  des  idg.  *oi^o-  ni.  ist  "Teil,  AnteiP, 
Die  Beden tunt:8entwicklnn<4%  <!ie  Aw^  Wort  im  Grieehis^^ben 
genommen  hat,  bedarf  keiner  Erläuterung.  An  der  oben  unter 
1)  zitierten  Aweslastelle  nehme  ich  a^fa  als  Akk,  des  Dualis 
and  verBtehe  darunter  'die  beiden  Anteile',  die  auf  den,  dessen 
That  vor  Gericht  ii^ezoj^en  ist,  auf  Grund  eben  dieser  That 
entfallen,  ihm  ^^ebtlhreUj  d.  i.  ^Schuld  und  Strafe*.  Die  W  ie- 
dergabe  von  aüa  in  P(L^  mit  datasfün  ist  ja  dann  nicht  ge- 
nau, sie  lieg:t  aber  auch  nicht  weit  ab. 

leb  über>*etze  danach  jene  Stelle  so:  '^  ^Wer  ist  ein  erle- 
sener Ricliter?'  'Wer  Sehold  und  Strafe  aus  der  Verhandlung 
zu  ermitteln  weiss/*'  Die  Pll,  besagt:  " 'Wer  ist  ein  gCBCtzes- 
kundiger  Riehter?'  'Wer  dafü  Urteil  auf  Grund  des  Verh^^rs 
zu  schöpfen  vermag/  " 

Das  in  Plb  durch  {lltudüt  gegebene  Epitheton  von  fka^^^ö 
ist  in  beiden  Ilandsehriften  verderfit.  In  fivisdätö.  beide 
Male  mit  dem  Anfang8-t%  liegt  offenbar  nur  eine  versehent- 
.liehe  Doppelschreibung  der  ersten  Silbe  von  Der  Kodex, 
auf  dem  sowohl  M  6  als  K  20  beruhen,  hatte  also  vlsdütth 
Ich  denke  mir,  dass  dessen  Schreiber  mMö  vor  sieh  hatte« 


iiO  Cliriätiaii   Hartholomae. 

das  mit  dein  >f-Zd(rhen  Xu.  44  der  Talielle  in  OlrPli.  1, 161 
gescliriehun  war:  vgl.  natö  in  Pt  4.  J  2,  K  o  zd  Y.  W,  11 
und  in  Pt  4,  .1  2  zu  Y.  72.  29:  s.  dazu  GlrPli.  1.  g  9«J,  2. 
Ich  stelle  tinntö  aus  ar.  ^ui-KiatO  mit  njp.  cicitak,  u\},  gv- 
zidti  aus  ar.  *uiUit''  zusammen;  vgl.  Hülisehmann  Ann.  Gr. 
1,  24>SV.      Danach  habe  ich  nben  illicrsetzt-;. 

arrPih'a :  ist  als  juristischer  Ausdruck  mit  ar^iPahn  F.  2't\) 
'Pn.:  datastan  »a-r^an),  ar^nktvano  eh«!.  Pü.:  data^dan- 
Ortuindi,  nraifyannm  Vt.  //.  T)  'PU.:  datanfanj  und  ar-^Ua- 
mal  Vt.  /2.  7  zusammenzuhalten.  Unter  «r^/r.  wuinit  ar^iha 
übersetzt  wird,  —  bei  West  SBK.  *57,  64  'und  sonst;  Vtate- 
ments'  — ,  verstehe  ich  die  vor  (iericht  gemachten  Angaben 
des  l$es<'huldigten  und  der  Zeu'ren  oder  auch  der  Parteien 
und  <ler  Zeup*n. 

tirtn-  an  der  zweiten  Stelle,  nehme  ich,  wie  schon  er- 
wähnt, für  ^aitata-,  das  ich  mit  '.Strafbarkeit'  übersetze.  Zur 
Hedeutun^^sentwicklung  n'eil'  - 'Strafe'  vgl.  unter  'nun  hat  er 
sein  Teil'  usw..  Heyne  Wb.  .-5,  901.  Dass  das  Wort  ein  Al>- 
straktuni  ist,  sch<'int  auch  <ler  Pü.  gesehen  zu  haben,  s.  oben. 
Dif  Verbindung  des  Verbums  jyöf///.-  mit  dem  Akkusativ  eines 
Abstrakts  ist  vom  Altindischen  her  hinreichend  bekannt. 

Sonach  übersetze  ich  den  Schluss  von  \.  ^,  4:  ".  .  der 
verßillt  in  die  Strafe  dessen,  der  sich  mit  Zauberei  befasst". 
Vgl.   I'ü.:  "Zu  .  .  .  hin  der  Zauberei  soll  er  kommen". 

tirfalimauns  an  <lcn  unter  ;5;  aufgeführten  Stellen  zerlege 
ich  in  at^fa-  +  wayar-  Adj.,  d.  i.  eigentlich  'seinen  Anteil,  sein 
gebührend  T(m1  almiessend,  abzahlend'  sva.  'schuldig'  und  zwar 
a»  einer  That,  d.  i.  <lafür  'verantw(irtlich',    bi  einer  Leistung, 

1)  Ks  l)e.^l<'hl  j;i  freilich  die  t'orinale  Möglichkeit,  das  jAw. 
vixäta-  dem  ai.  /•/A7///^i^/- 'berühmt'  ^leiclizusetzeii;  die  Wahrschein- 
iichkeit  dieser  (lleichun^-  deuclit  mir  ai)er  selir  «^erin^  in  Anbetracht 
dessen,  dass  das  ai.  Verbale  sotjst  im  Iranischen  j^anz  unbekannt 
Ux.  Zu  Spien^el  Ar.  Periode  97  v<rl.  Bthl.  ZDMO.  42,  157,  Wacker- 
riÄ;rel  AiUr.  1,  20!). 

2  Darmesteter  ZA.  .'J,  2.'l  schwankt,  ob  er  cicisdntö  für  eine 
.Anüiclie  Veränderung  von  *rivid-däto  oder  für  'uiie  taute  de  copiste 
po^r  KliJui-dätö*  nehmen  soll.  Letzteres  stünde  mit  der  Pü.  treff- 
ii*n  im  Kinklan;r.  ist  aber  schwer  mit  der  Überlieterun<^  zu  verein- 
■»«.-»''l  Auch  wird  ja  in  der  Antwort  das  Schwer«^ewicht  nicht  in 
t.i>  .^i'tirttiiüi  des  Gesetzes  ^^ele^t,  sondern  in  die  Erkenntnis  des 
j»»ra-*riA.>.  Die  andere  Annahme  bei  Darmesteter  ist  schauderhaft. 


AvUa  XIV. 


141 


L  i.  daxu  'verpfliclitet'.  Den  8phhi8&4  von  V.  15,  in  üliersrt/.e 
ph  8onaeli:  ",  .  so  ist  es  (das  Miuli'heii)  für  die  begiiujLceueii 
fhaten  verantwavtlieh"  —  liier  i^t  ifeiahwüijtü  XSf,  — ,  de« 
ron  V,  Jd.  21 :  ".  .  der  inf  zur  Wartung^  verjdlichtet".  Den 
Sinn  der  Stellen  hat  al^o  schon  <ieldner  wesentlieh  lirliti^^ 
viedergegeljen. 

Zu  dem  ansehoiiicnd  iinbereehti^i^ten  h  m  aHahmäj^uk 
rerw-eise  ieh  anf  ai,  mkria  ndmi  alrta,  BtLl.  (iIrPh.  1,  3H 
m  4a;  d.  Ii.  ich  halte  daltir,  dass  h  auf  Naehhilduui^^  des 
*e^eliriassi|i:en  Wcelisels  von  ttt  mit  -hm  in  jeu»"n  Fällen  be- 
Tiht,  da  idg,  sm-  zu  Grunde  lic^'-l.  Man  konnte  ja  frei  lieb  zur 
Dnigehiui^  dieser  Annahme  einen  8tainni  aHüh-  neben  aHu- 
IDsetzen,  aber  die  bequemere  Erklärung  ist  keineswegs  immer 
lie  be88ere*     Ciid  so  meines  Eraebtens  auch  hier  nielit. 

(  98,     AbBühitivhildung  im  Awesta. 

t 

Bei  der  Bespreebung  der  ersten   l^eiden  Bünde  vnu  Ilel- 

irtieks  Vergl.  Syntax  im  Literaturbl.  L  germ.  u.  roman.  I'bilob 

l891*  habe  ieh  Sp.  334  darauf  aufmerksam  gemaelit,  dass  die 

dtindisehe  Absolutivbildung  auf  -am   sich  auch  im  Irnuischen 

laehweisen  lasse,    also  höheres  Alter  heausprtieheu  dlhie,    als 

Delbrück  ilir  zubilligten  wollte.     Ich  haln'  dort   den  vediseben 

Satz:  rcü  kapotam  nudata  prcfnodam  RV.  /O,  165.  5  mit  dem 

iwestiseheiK   tfot  .  .  masyal-a  .  .  roktmlm  i^d  tücayehtti  fnt- 

ktekfim  Cd  fr(t.sincaHfi  Yt.   14.  54  verglichen.     Man  wird  zu- 

jestehen,    die  8atzftlgun^en  kapötam  nudata  jyranödtfm  und 

Hßhunim  framel\mi  frmlnt'anii  stehen  einander  völlig  gleieh. 

)a  nun  pramklam  und  ffrüael^mt  sich  auch  der  Bildung  noch 

tnrchaus  decken,  so  wird  notwendig,  wer  pranödam  ein  Ab- 

blativ  nennt,    diese  Bezeichnung  auch   iWv  framikmi  gelten 

bsen  müssen. 

Eine  zweite  derartige  Bildung  tiudet  sichYt.  8.  42:  kaha 


1)  Im  Jahre^ber.  Oernj.  Fhilol.  21  (1H9H),  11  berichtet  Beihge 
larüber  in  einer  Weise,  duBs  icti  zweHeln  mnm,  nh  t^r  «leiin  die 
Jeepreclmng  auch  wirklich  sorgfältig  gelesen  hat.  Wegen  ^rirch. 
iu5c  möge  er  jetzt  Brugmann  GrGr.^  367  mit  No.  nat-hseh*'»,  vi*-l- 
eicht  vermag  er  sich  dann  zu  übm-zeugen^  das«  aiu-h  it-h  srhon 
Iber  da«  Verhältnis  Ton  wöc  zn  ai.  f^nnsä  nach^edaehr  habe,  wohl 
loch  eine  Weile  früher  alti  pr  seibNi. 


142  Christian  Barthoiomae, 

xA  aspö.siaoyehls  apqm  y^arqm  aiwiyzärdtn  "wann  werden 
die  Wasserquellen  stärker  als  ein  Rossleib  herzu(flie8send) 
fliessen  ?".  apqm  ist  von  xä  abhängig  zu  machen,  wie  Yt.  8. 
5,  Y.  42.  1,  V.  13.  51  zeigt;  schon  darum  also  ist  z.  B.  Geld- 
ners Übersetzung  KZ.  25,  473  falsch.  Dagegen  hat  Geldner 
ebd.  476  richtig  yzarqm  fürs  Verbuni  in  Anspruch  genommen; 
es  ist  3.  Plur.  Kouj.  Akt.  wie  äfdhqm  (GIrPh.  1,  §  303,  7). 
Die  Stelle  hat  insofern  mit  den  beiden  zuvor  zitierten  grosse 
Ähnlichkeit,  als  auch  hier  das  Absolutivum  mit  dem  Verbum 
finitum  des  Satzes  zur  selben  Basis  gehört;  s.  dazu  Phn.3.4.  46. 
Ganz  ebenso  ist  drittens  upa.skanbdm  gebildet,  V.  8. 
10:  dva  dim  nara  isöi^e  [vizöistqm  vizvdrdntqm]  mayna 
anaiwi.vastra  zarnöistve  vä  zaritve  vä  upa.8kanbam  viöiSaesva 
dim  paiti  amhd  zamO  nidai&yqn  "zwei  Männer  [regsame, 
tüchtige]  sollen  nackt,  unbekleidet,  indem  sie  ihn  (den  Leich- 
nam) an  (mittelst)  Lehmziegeln  oder  Steinen  fest  machen,  ihn 
über  einer  Kalkunterlage  auf  der  Erde  hinlegen". 

Ich  bemerke  Folgendes  zur  Erläuterung  der  Stelle:  Die 
Neuausgabe  setzt  hinter  vfcicaBsva  eine  Intei-punktion.  Ab- 
gesehen davon,  dass  der  Satzbau  dadurch  zerrissen  wird, 
bekämen  wir  so  als  erstes  Wort  des  Satzes  hinter  dem  Kolon 
ein  Enklitikum  dim:  was  selbstverständlich  nicht  möglich 
ist.  Auf  die  traditionelle  Abteilung  darf  man  sich  hier  um- 
soweniger  berufen,  als  in  Pü.  das  Wort  vlcica£iva  ausge- 
lassen ist;  die  Ordner  der  Texte  wussten  eben  desshalb  nicht, 
ob  sie  das  nach  Pü.  überschüssige  vldicaeiva  zum  vorher- 
gehenden oder  zum  folgenden  Sätzchen  zu  ziehen  hätten. 

Die  in  [  ]  eingeschlossenen  Worte  halte  ich  für  glosse- 
matisch.  Pü.  hat:  z^nävandtum^)  {tuxsaktum)  ape  pdktum 
(frahaxtaktum  pa  an  kär).  Nach  diesen  Übersetzungen  und 
Erläuterungen  habe  ich  mich  oben  gerichtet,  vlzöüta-  ist 
danach  Superlativ  zum  ai.  Verbum  hindti,  aus  *y,i-ihaiS)is' 
tha-  hervorgegangen  und  zusammengehörig  mit  zainisj  zae- 
nibudram,  za^naraha  (NS.  aus  °7ahan-),  zaenatauhantam,  zott- 
ma  (Y.  44.  5),  zaemanöy  die  alle  entsprechend  übersetzt  und 


1)  So  ist  das  Wort  zu  lesen  und  nicht  zivänd°,  wie  Darme- 
steter,  oder  ztv-hävand'^j  wie  Mills  Gathas  190  will.  Peshutan  um- 
schreibt zu  Handar^  i  afiö,^akruvän  X^ctsrav  2  f.  ganz  richtig  zlnä- 
vand'^  s.  auch  Salemauu  Mel.  As.  9,  242. 


Arica  XIV.  14H 

glossiert  werden.  Über  vizvarantqm  weiss  ich  nur  das  eine 
zu  sagen,  dass  es  mir  wegen  seines  zv  (s.  GlrPh.  1,  §  74) 
fiberans  verdächtig  erscheint. 

nidai&yqn  ist  Infinitiv,  abhängig  von  isöide;  vgl.  isaeta 
me  yaoMaüim  V.  8.  100  und  GIrPh.  1,  §255,  2.  Die  Bet- 
tung der  Leiche  auf  Kalk  hat  den  Zweck,  die  Verunreinigung 
der  Erde  durch  absickernde  Flüssigkeit  zu  vermeiden;  ihre 
'Festmachung'  mittelst  Steinen  usw.  soll  die  Verschleppung 
durch  Hunde  und  Vögel  verhindern,  s.  V.  6'.  46. 

Die  Wiedergabe  von  upa.skanbdm  in  PU.  durch  apar  ö 
katak  halte  ich  für  ganz  verfehlt  und  wertlos. 

Als  viertes  Beispiel  reiht  sich  anaesam  an,  V.  8.  100: 
ida  tanüm  iristahe  avaJiista  anaes^m  manö  anaäiam  vacö 
anais^m  iyao&naniy  d.  i.  "Ich  bin  da  auf  einen  Leichnam 
gestossen^  ohne  dass  ich  (danach  gestrebt,  sva.)  etwas  dazu 
grethan  hätt^  in  Gedanken,  in  Wort  und  in  Werk".  Zur  Kom- 
position des  Absolutivs  mit  der  Negation  verweise  ich  auf  ai. 
dnapeksam,  dparivargam,  anavänam  u.  a. 

Dazu  stelle  ich  endlich  fünftens  das  nichtkomponicrte 
jum  (d.  i.  *jtvdmj  GIrPh.  1,  §  268,  25)  Yt.  5.  63:  yezi  jum 
frapayemi  aoi  zqm  ahuradätqm  d.  i.  "(tausend  Zao&ras  will 
ich  dir  bringen  .  .,)  wenn  ich  lebend  hingelange  zur  Ahura- 
geschaffenen  Erde".  Im  Aind.  ist  das  entsprechende  jlcam 
in  der  Komposition  mit  yävat  —  yavqjjivam  —  häufig  belegt; 
vgl.  Pän.  S.  4.  301). 

Die  beiden  letztangeführten  Beispiele  scheinen  sich  frei- 
lieh in  einem  Stück  von  den  entsprechenden  indischen  Formen 
zn  anterseheiden.  Delbrück  AiS.  401  schreibt  nämlich:  "Das 
Absolntivnm  auf  am  habe  ich  nur  komponiert  gefunden.  Das 
vordere  Glied  des  Kompositums  bilden  dabei  gewöhnliche  Prä- 
positionen, bisweilen  auch  Nomina";  s.  auch  VglS.  1,  604. 
In  ana^sam  aber  ist  das  Absolutiv  (bloss)  mit  der  Negation 
komponiert,  während  Jum  ganz  selbständig  gebraucht  erscheint. 
Ist  aber  Delbrücks  Aufstellung  richtig? 

Allerdings  ist  vor  den  belegbaren  am  -  Absolutiven  des 
Aind.  —  es  gibt  deren  etwa  hundert  verschiedene  —  weitaus 


1)  Bei  Whitney  Wurzeln  fehlt  die  Form.  Er  hat  sich  durch 
den  Akzentfehler  im  grossen  PW.  {°j1vdm)  verleiten  lassen,  das 
Wort  unter  die  Avyayibhäva'»  zu  stellen,  Gr.*  §  1313  c. 


144  Christian  Bartbolomae, 

der  grössere  Teil,  mehr  als  neunzig  Prozent  in  der  Weise  kom- 
poniert, wie  Delbrtlck  angibt.  Es  bleibt  aber  doch  ein  Rest, 
über  den  man  sieh  nicht  einfach  hinaussetzen  kann.  Whitney 
Gr.*  995b  drückt  sich  anders  hierüber  aus:  "No  uncompoun- 
ded  examples  are  found  in  the  older  language,  and  extremely 
few  in  the  later".  Wenn  man  aber  unter  "ältere  Sprache" 
die  Sprache  in  Veda,  Brdhmana,  Upanisad  und  Sütra  ver- 
steht, wie  Whitney  Wurzeln  VI  sie  definiert,  so  ist  jene  An- 
gabe auch  nicht  ganz  richtig. 

liei  Whitney  Wurzeln  werden  folgende  Absolutiva  als 
ausserhalb  der  Zusammensetzung  vorkommend  verzeichnet: 

ösam,  dhyilyam,  möham,  smäram,  leham,  lopam; 
die  letzten  beiden  in  den  Nachträgen. 

Ich  bin  leider  nicht  in  der  Lage  ttlr  alle  diese  Beispiele 
den  Fundort  festzustellen.  So  nicht  für  mdkam,  das  in  den 
Brdhmana%  enthalten  sein  soll,  ich  finde  nur  vimökam.  Ferner 
nicht  für  leham,  das  ich  nur  in  ksiraleham  kenne.  Wo  dhyd- 
ijam  und  smaram  allein  stehen,  weiss  ich  auch  nicht;  aber 
in  Doppelsetzuug,  als  amredita-,  sind  sie  in  den  Wörterbüchern 
nachgewiesen.  Sie  kommen  also,  wenn  schon  komponiert,  so 
doch  in  andrer  Weise  komponiert  vor,  als  Delbrück  sie  für 
die  Absolutivbildung  als  allein  zulässig  bezeichnet,  und  die 
Art,  wie  sie  komponiert  sind,  setzt  doch  eigentlich  die  Mög- 
lichkeit ihres  selbständigen  Gebrauchs  voraus.  Das  gleiche  gilt 
noch  für  darmm  und  sravam,  die  bei  Whitney  Gr.=^  §  996  c  auf- 
geführt werden.  Päniiii  S,  4.  22,  24  erlaubt  hhojambhojam 
nrajatij  aber  auch  agre  bhojam  vrajati  zu  sagen. 

Die  Absolutiva,  die  ich  in  selbständiger  Verwendung, 
ausserhalb  jeder  Komposition  nachweisen  kann,  sind  ösamy 
lopam  und,  was  Whitney  nicht  anführt,  chedam,  iamsam.  Die 
letzte  Form  findet  sich  Sänkh.  Sr.  18,  16.  2  (4,  57).  Für  lopam 
verweise  ich  auf  Bochtlingks  Wörterbuch ;  nach  Whitney  Wur- 
zeln 251  ist  es  auch  in  der  AS'ft^ralitteratur  belegt,  ösam  steht 
SBr.  2.  2.  4.  5,  freilich  in  einem  Zusammenhang,  der  uns 
grosse  Vorsicht  auferlegt:  osam  dhayMi  tdtah  ösadhayah  sd- 
mabhavarm  idsmod  ösadhayo  näma.  Mit  ösam  dhaya,  nach 
Sayanas  Konmientar  sva.  pdkvarn  hrtva  piba,  soll  das  Wort 
ösadhayah  etymologisch  erklärt  werden.  Auf  chedam  endlich 
hat  Ludwig  Rigveda  4,  6  verwiesen.  LÖS.  8.  5.  4  steht  in 
<ler  Ausgabe  der  Bibl.  Ind.:   yatra  stamba  fyrksa  va  bähul-a 


Aricft  XTV. 


145 


>Htäh  sifus  tdipy  chedan  devaffajamim  kuryuh,  DtT  Knm- 
ineiUar  erläutert  chedau  mit  chifm  irhfffrüu  und  icli  nmue 
'j;^U7.  mit  Reelity  wen«  avium  es  iiielit  ^rwöimHch  ist,  ilass  der 
*SaiidIii  'H  für  -m  vor  Dentalen  aucli  in  der  Sehrift  zum  Aui?- 
dniek  kommt;  s*  aber  HthK  BB,  lö,  r>0,  Waekenm^el  Ai<ir. 
1,  333. 

AuB  dem  aii^'-efüln*ten  Material  er^Hht  sieli  jedenfalls  so- 
viel, dasft  die  ^oyi- Absolut iva  im  Jndiscben  nhae  zusammen- 
setzt z«  sein  zwar  selten  gcbrauelit  wurden,  aber  tloeb  nielit 
inrebaus  iniü blieb  waren.  Wir  linben  also  kein  Reebt,  den- 
elbeu  iiebruueb  im  Altiraniseben  als  von  vorn  berein  uiiinr*g- 
pieli  oder  iinwahrsebeiulieb  zn  bezeiebnen,  ganz  ah^enebeu 
iavon,  dasii  ja  eine  Ersi-lieinung  auf  dem  einen  Spratdigebiet 
in/,  ^eliuifig  sein  kann,  die  auf  dem  andern  ;;nuzlieb  uner- 
lißrt  ist. 

Eine    zweite  Art   awestiseber  Absnlutivbibhui^^cn    stellt 
^eh  äiiBgerlieli  als  maskuliner  Akk.  Sing,  eines  sei  es  aktiven, 
■ei  es  medialen  Präsenspartizips  dar.     Der  sonst  ilblieheu  Ver- 
wendung,' des  Partizips  eotspreebend  bat  dann  das  Absohitivum 
teils    aktive    teils   medio- passive  Bedetitnn^^     8olelie   Formen 
tiude  ieh: 

^  V.  6\  26:  i/ai  aete  yöl  mazdaffa^smt  püda  ayanf^m  rü 

^a^int^m    ni    harffmUffm    tu    vaz,nmi9m    ml    tavi.apat/a 
nasäum  frajfwqn  ''wemi  die  Mazdai/twnei  sebreitend  oder  lay- 
bend  oder  reitend  oder  fabretid  auf  einen  Letehnam  iu  fliessen- 
^dem    Wasser   stossen".     Ebenso   V,  8.  73,    nur    mit    anderem 
Sebliis»;  . .  vaz^mtum  vü  ütr^m  mu'supdkriw  frajasan  ''"wenn  . . . 
fcftiif  ein  P\^uer  stossen,  das  zum  Koelien  von  Leielieuteilen  ver- 
wendet wird".     In  Ptb  zu  V.  6*.  26  erselnnuen  die  Absolntiva 
fJeiii  Verbum  tiuitum  koordiniert*):  ka  .  , /ta pftd  rmcdnd  adfw 
facand    a^äv   bitrand   adär   razänd   facäk  äp  t  mtmkOmand 
fra^  rastind,    zu  V.  8,  Hi    werden    sie   mit   dem  ^i»- Partizip 
gegeben  ^):  Jca  .  .  pa  ptid  rairdn  a*)itv  tacdn  Uf)üt  bantn  uMv 
t?azan  ö  aiüH  i  namkpäk  />fle  ranfftuL 

fl)  Doch  8.  die  folgende  Note. 
2)  So  uacb  Darab.     Aber  die  Mehrzabl  der  Hds.  bat:  rawänd 
.  tacdnd  .  .  bar  an  ,  .  vazän.     Ki^  ist  also  au  zwei  Stellen  Ausglei- 
c^hun^  uiit  deai  Verbum  tin.  «rfolg't.     Dag  macht   es  wabröcheinlieb, 
«iasö  auch  V.  S.  73  wie  hier  -an  zu  lesen  i^t,  nur  dass  dort  die  Ab- 


Indo|p«rtn&niftclie  Forücli  untren  XII  3   n.  2. 


10 


146  Cbriätian  Bartholomae, 

V.  f).  4() :  yezi  nöit  mnö  vä  k<frafs,x^arö  vayö  vä  karap.- 
x^aro  aetaidln\m  astqm  avi  apqvida  urvaranqmSa  harant^m 
frajoHqn,  barantam  avi  frajasaiti  ist  ''er  kommt  unter  Tra- 
ncen (von  .  .  hin)  (zu  .  .)",  d.i.  sva.  "er  verträgt,  verschleppt 
.  .  hin  zu  .  .".  Also:  "sonst  könnten  fleischfressende  Hunde 
oder  fleischfressende  Vögel  irgendwelche  Knochen  (Gen.  part. 
als  Objekt)  zu  Wasser  oder  Pflanzen  (Gen.  part.  statt  Akk.) 
verschleppen".  Vgl.  6*.  47,  wo  die  ganze  Stelle  mit  gering- 
fügigen Abänderungen  wiederkehrt. 

Yt.  19.  HO:  vaenr>mnfPjn  alimat  para  daeoa  pafayf*n 
va^ndmnam  mayd  fravöit  va^namnam  apa[ra\  karmytni 
jainü  haca  ma>(yakasibyö  dat  fd  snaodantU  garazänd  hazö 
nivarazayan  daeim  "sichtbarlich  trieben  sich  vordem  die  Daeva 
heruni;  vor  aller  Augen  geschahen  ihre  Begattungen,  vor  aller 
Augen  schleppten  sie  die  Weiber  den  Menschen  weg  und  dann 
thaten  ihnen,  den  schreienden,  Jammeniden,  Gewalt  an  die 
Da^va", 

Y.10,?A:  vaenfinnirim  ahmat  haca  x^avrmö  marayahe 
kdhrpa  fraMisaf  "sichtbarlich  entfernte  sich  von  ihm  die  Herr- 
lichkeit in  Gestalt  eines  Vogels". 

vaenffmn^m  ist  'unter  Sichtbarsein',  d.  i.  sva.  'so  dass 
es  gesehen  werden  kann,  sichtbarlich,  vor  aller  Augen'.  Zu 
Yt.  19,  34  würde  man  ja  raßn<>m)ifnn  allerdings  als  ASn.  auf 
x^aranö  beziehen  krmnen,  aber  Yt.  19.  80  ist  eine  solche  Be- 
ziehung nicht  herzustellen,  und  es  empfiehlt  sich  doch  wohl 
nicht  die  Worte  auseinanderzureissen. 

Meine  Übersetzung  von  Yt.  19,  80  bedarf  einiger  erläu- 
ternder Bemerkungen  gegenüber  den  Übersetzungen  von 
Geldner  3  Yasht  53  f.  und  Darmesteter  ZA.  2,  636,  wozu 
man  noch  die  mitteliranische  Übei*setzung  ük.  7.  4.  44  (8BH 
47,59)  nehme.  Dass  die  Worte  ahmat  para  daeva  patayen 
nicht  anders  genonmien  werden  dürfen  als  da^va  .  .  yoi 
para  ahmäf  .  .  apatayan  V.  9,  15,  ist  wohl  unbestreitbar. 
Also  übersetzt  Darmesteter  an  einer  von  beiden  Stellen  falsch. 
va^namnam  gibt  er  mit  'ä  sa  vue',  wobei  sich  sa  auf  den 
zuvor  genannten  Zara/hiitra  beziehen  soll.  Das  kann  es 
sicher  nicht  bedeuten.  Die  Pahlaviübersetzung  soll  nach 
West  besagen  "At  his  appearance  the  demons  haven  fallen 
before  him".   Wie  der  Text  der  Pü,  lautet,  weiss  ich  nicht. 


Arica  XIV.  147 

Ich  vermute:  pa  venäkih^)  pes  hac  an  devcln  patlt  hend, 
ich  vermute  es  nach  der  Pü.  zu  V.  9,  15:  devan  .  .  le  pes 
hac  an  rirarödisn  pafft  hend  apar  pa  en  zamJkj  wofür 
wieder  Sti,:  devdn  .  .  t/e  präk  tasmat  nravikramdh  apa- 
tan  upari  asyam  jagatt/äm  )>ietet.  Dann  würde  die  Pü. 
mit  der  oben  von  mir  gegebenen  Übersetzung  durchaus  im 
Einklang  stehen. 

Für  vaen^mnfim  viaijä  frävöit  hat  Gcldner  die  Über- 
setzung "sichtbar  flohen  alle  Freuden",  wozu  ich  bemerken 
möchte,  dass  für  gewöhnlich  ^Freuden'  weder  zu  den  kijr- 
perlichen  noch  zu  den  Lichterscheinungen  gehören,  üarme- 
steter  weiss  sich  überhaupt  keinen  Rat  und  lässt  daher  die 
Worte  untiberaetzt.  Ich  zerlege  fra-vöit^  welche  letzteres 
nach  GIrPh.  1,  §  268,  37  für  *wöif  geschrieben  steht,  mit 
w  für  b  aus  hhy,j  ebd.  §  70,  3.  Ausserhalb  der  Komposi- 
tion würde  die  Form  "^bvöit  lauten,  d.  i.  *buu6H,  und  es 
verhält  sich  jenes  *vöif  zu  diesem  *bvöit  wie  lat.  ""bat  in 
sedBbat  zu  lit.  buvo\  s.  Bthl.  Stud.  2,  116.  Zur  Flexious- 
forni  8.  GIrPh.  1,  §  324  mit  Literaturbl.  f.  germ.  und  rom. 
Phil.  1899,  366.     Wegen  der  Pü.  s.  unten. 

mayä  stelle  ich,  und  insofern  gebe  ich  Geldner  Recht, 
mit  dem  gleichlautenden  A.  S.  4  bezeugten  Wort  zusammen. 
Es  steht  ferner  F.  11\  hier  ist  es  in  Pü.  mit  m  adn  t  ge- 
geben, ein  Wort,  das  auch  in  der  Übersetzung  von  anumaya' 
nam  H.  1.  5^)  und  mayavaitibyaüca  H.  2.  16,  34  wieder- 
kehrt; s.  ArtäVirafGloss.  210,  wo  es  mdyüd  imayüt)  gcle- 
i«en  wird.  Dagegen  bietet  Pü.  zu  A.  .!/.  4  m  a  d  dan  n  und 
das  selbe  Wort  steht  jedenfalls  nach  Wests  Lesung  mdya- 
gdn  auch  an  der  Dk.-Stelle.  Nach  West  soll  diese  besa^ 
gen:    *'^\t   bis   appearance   (s.  dazu  oben)   their  semen  also 


1)  West  beiiierkt  a.  a.  O.  zu  'at  liis  appearance.':  ''Reading 
veDrf^'dahakih,  bat  the  ürst  letter  is  oiiütted  in  all  three  occurrences 
of  the  word".  Das  Wort  vt^.nd?;dahakih  verstehe  ich  nicht.  Sollte 
in  der  Handschrift  nicht  pnn  dn  dak  da  statt  pnn  ndn  ak  da,  d.  i. 
eben  pa  venäkih  stehen?  Ich  verweise  auf  vSnäkihä  (WZKM.  14, 
206,  Zeile  4). 

2)  Hier  unpasBend;  anumayanqm  mnss  doch  wohl  im  Gegen- 
satz zu  gäus  g-enomnien  und  wie  dieses  von  x^ar^itinqTn  abhängig 
gemacht  werden.  Darmesteter  hat  freilich:  'Mix  niilles  prieres  dans 
iaction   eonju^ale";  s.  auch  Hau^^  ArtaV.  307. 


148  Christian  Bartholoinae, 

drops"  *).  Verraiitlich  ist  West  zu  dieser  Übersetzung  seines 
mäyagan  —  ebenso  wie  zuvor  Spiegel  Komm.  2,  689  und 
Hang  ArtaV.  307  —  durcli  das  np.  maya  'Materie'  be- 
stimmt worden;  aber  dem  entspricht  mp.  mdffaÄ:;  s. Htlbsch- 
mann  Pers.  Stud.  194.  Es  besteht  meines  Eraebtens  nicht 
der  geringste  (irund,  die  traditionelle  Fassung  von  mayä 
usw.  bei  Seite  zu  schieben;  danach  aber  bedeuten  die  Worte 
'Beischlaf  od.  dgl.;  vgl.:  Npü.  zu  A.  3.  4:  va  mhabat  i 
zan,  Sü.  ebd/u:  strlmaithunani,  NpGl.  zuH.  2.  16:  ha  zan 
mujamaiat.  Und  das  i)a8St  auch  an  unsrer  Stelle  ganz  aus- 
gezeichnet; es  wird  geschildert,  wie  die  DaevaSy  l>evor  Za- 
raßustra  sie  bannte,  vor  aller  Augen  unter  sich  die  Begat- 
tung vollzogen  und  mit  Menschenweibern  ihre  Schändlichkeiten 
trieben,  d.  h.  sie  notzüciitigten.  m  a  d  dan  n  ist  mäyäkän  zu 
lesen,  das  andre  Wort  m  adn  t  enthält  jedenfalls  auch  müy 
und  ist  mit  mäydk  eng  verwandt,  aber  den  Ausgang  ver- 
stehe ich  nicht. 

Statt  des  überlieferten  apara  Jcarmyan  lese  ich  apa 
karrnyan,  indem  ich  annehme,  die  Abschreiber  haben  sich 
von  dem  vorausgehenden  para  beeinflussen  lassen,  apara 
als  Adverb  bedeutet  nur  'postea'. 

Unsicher  sind  die  anscheinend  ebenfalls  als  Absolutiva 
gebrauchten  Formen  auf  -antam  und  -amnam  Yt.  15,  50  (51): 
tAsca  me  nama  zbayaesa  ahmi  .  .  yim  sästa  damhäm  hämo.- 
xm&rö  patantam  vä  zbarantam  vä  irisantam  cd  raiJöisamnam 
c(i^)  .  .  Der  ganze  Yant  muss  als  ein  recht  spätes  Machwerk 
bezeielmet  werden.  Auch  ist  hervorzuheben,  dass  an  der  an- 
geführten Stelle  der  Satz  nicht  zu  Ende  geführt  ist :  das  Haupt- 
verbuni,    etwa  "(wenn  .  .)   streitig   macht"  felilt^).     Es   ist  ja 


1)  Für  frfwüit.  Schade,  dass  West  das  Ori«^iimlwort  nicht 
mitgeteilt  hat. 

2)  Die  Reihe  pat^nttm  rä  zbar<fnt<nn  cä  iris^ntam  vä  ra&öi' 
s&mnain  vä  entspricht  von  c/aetischen  Wesen  j>:esag*t  der  für  ahuri- 
sehe  gebrauchten  Wortreihe  in  V.  6.  26,  8.  73:  ayantam  vä  tacintam 
vä  baramnam  vä  vazamnam  vä.  Wegen  ra0öisamna7n  s.  oben  S.  134 
zu  fraeMö:,  es  bedeutet  eigentlich  'sich  raseh  im  Wagen  bewegend'. 
zbarantam  muss  'laufend',  irL^ntani  'reitend*  bedeuten.  Letzteres 
wild  mit  unserm  reisen  zusammengehören;  auch  unser  Wort  für 
reiten  hatte  urs])rünjilich  eine  alljremeinere  Bedeutung. 

*I)  Oder  richti;j:er  viellcMiht:   an  Stelle   des  Hauptverbums   er- 


I 


119 


müglichj  ja  sogar  wabrsclieiiilieb,  das8  Am  Stück  von  pat^n- 
i^m  an  aus  einem  ^'raininaliseli  kiirrekten  Text  aiis^ezci*i:eu  i»t; 
<lie  Formen  könnten  ;iber  freilicli  dort  eiiifiieli  Akknsative  ge- 
wesen Bein. 

Wie  hat  nuin  sieh  <lio  Eiitsteliini^^  der  Formen  yji  den- 
ken? hdi  halte  dafUr^  dass  sie  auf  einer  Ver<|uiekung  der 
Partizipien  mit  den  tim  Absolutiven  berulicn,  wobei  die  letzte- 
ren den  Aus^^aug-,  die  ersteren  das  Cbrijü^e  lieferten.  Sie  kam 
dadnreh  zu  Stande,  ila^s  Al>sobitiv  und  Parti/Jp  in  we^entlieli 
^leiebem  Sinn  und  nebeneinander  «^ebraueht  wurden;  vgl.  die 
hei  Dclbrtlek  AiS.  402  anj>:efübrte  Stelle  MS.  /.  4.  12:  yiim 
ahhikrdmam  Jtihofl  .  .  ifäm  (ipakrämam  jnhufl  *  .  y&m  «a- 
mitnäfra  thfhan  juhofi,  Yr.  .0.  Ha  lesen  wir:  tfezi  jum  (d.i. 
*Jirttm)  frapat/emL  Ebenso  gut  könnte  es  uatdrlieb  jiezi  jr6 
(d.  i.  *jtrö)  frap'  heissen.  Nun  aber  bat  im  jünfL^ereu  Awe^ta 
der  Noui.  Sing,  der  (fwM'arti/jpien  den  selben  Ausgang  h)  wie 
die  u-Stäiume.  So  konnte  es  leieht  gesebeben,  dass  sieh  neben 
einem  hfirö  frajaHaHi  'tragend  knanut  er  bin'  ein  hai\mt^m 
Jraj^  einf>tellte.  Neben  lachifjm  aber  fand  sieb  dann  har^m- 
«iwit,  va2min^fu  ein,  weil  man  eben  neben  facö  barifmnö^  va- 
nö  bra nebte. 

Bemerkenswert  ist  die  Stelle  Vt.  5.  55,  ttber  die  IKlbsch- 
mann  Zur  Casusb  1*03,  Spiegel  Vgl.  Gramm.  4L>n^  Delbriiek 
VglS.  1,  3i^2  wegen  ihrer  auffälligen  Akkuifiative  gehandelt 
ba be n :  mosu  tat  iis  nö tt  d a Pf» yam  jj a  t  frfi // a  tai/a  t  if  ir a . vsa  u t  n o 
4m  zqni  ahuraMfqm  ani  nman<*m  tfini  ,r'a(^i}aifhni  drffm 
nnanf^n}  airist^m  hamafhi  t^fflfa  partjctl  "'Alsbald  geseijab  en 
—  es  dauerte  nicht  hing  — ,  dass  er»  emsig  sieb  rührend,  hin- 
gelangte  zur  gottgesehaffenen  Erde,  znm  eigenen  Haus,  gesund, 
nicht  krank,  ohne  Schaden  genommen  /m  haben,  ganz  so  wie 
zuvor".  Htlbsebuiarm  hält  die  Setzung  des  Akkusativs  (rfrww, 
<zvctntdm,  airLst^m)  in  diesem  Falle  für^'ungereehtfertigt",  Spie- 
gel diigegcu  "'kann  es  nieht  ftir  gereehtfertigt  finden,  wenn 
"man  solehe  Konstruktionen  für  fehlerhaft  erklären  will",  Del- 
brück endlieh  sieht  darin  ""uu/weifelhart  einen  sog.  Akkusativ 
des  Zus4tands'\  leh  bin  der  Meinung,  der  Verfasser  des  Stüek« 
ißt  zum  t^ebraucb   der  Akkusative  durch  den   vorausgehenden 


H  n^fn 

ir 

I 
I 


scheint  paitmnitam.  i^iit  Angleichung  dt'ü  Ausgangs  an  die  vorher- 
gebenden  Formen  patmtrtm  usw. 


b 


150  Karl  Brugmann, 

Satz  yezi  jum  (=  jlt^m)  frapayemi  veranlasst  worden.  Mit 
Jvö  Jvahe  usw.  (=  jiv°)  in  Beziehung  gebracht  verführte  das 
Absolutiv /um  {=  jivam)  dazu,  statt  des  streng  korrekten 
*rfrrö  usw.  die  dem  Absolutiv  äusscrlich  gleiche  Akkusativ- 
form  zu  setzen. 

(fiessen,  1.  Dezember  1900. 

Christian  Bartholomae. 


Homerisch  ^evoivduj  und  gotisch  briggan,  zwei  Falle  von 
Wiirzelaiigleichuiig. 

Es  sind  schon  öfters  Beispiele  zusammengestellt  worden 
für  lautliche  Umwandlung,  die  ein  Wort  im  Bereich  seiner 
Grundclemente,  seines  sogenannten  wurzclhaften  Teiles,  durch 
Angleichung  an  die  Lautung  eines  andern  Wortes  infolge  von 
Ähnlichkeit  der  Bedeutung  erfährt.  Siehe  u.  a.  Meyer-Lübke 
Grammatik  der  romau.  Sprachen  1,  547  f.  2,  650  (unter 'Ver- 
schränkung'), Brugmann  Indiccs  zum  Grundr.  S.  170  (unter  'An- 
gleichung von  Wörtern  infolge  von  Begriffsverwandtschaft')  und 
Fleckcisens  Jahrbb.  1880  S.  225  ff.,  Bloomfield  IF.  4,  66  ff., 
Meillet  IF.  5,  333  f.,  Lideu  Stud.  zur  altind.  und  vergleich. 
Sprachgeschichte  (Upsala  1897)  S.  36  f.,  Wundt  Völkerpsych. 
I  1,  451  f. 

Die  Art  und  Weise  dieser  Umbildung  ist  sehr  verschie- 
den, und  dcmgcmäss  kann  die  Gruppierung  der  sämtlichen 
Fälle  von  sehr  verschiedenen  Gesichtspunkten  aus  vorgenom- 
men werden. 

Eine  Gattung  von  Fällen  hat  das  gemeinsam,  dass  das 
induzierte  Wort  durch  den  Verschmelzungsvorgang  den  Zu- 
wachs von  einer  Silbe  erfahrt.  So  ist  ai.  jirätu-ä  'Leben* 
durch  Anlehnung  von  *jf/äfU'i  =  av.  Genit.  jyatmi  Akkus. 
jyötüm  'Leben' ^i  an  die  Wortgruppe  J/r</-s  ^*?ra-fi  usw.  ent- 
sprungen, was  dadurch  bewiesen  wird,  dass  es  ein  'Suffix*^ 
-atU'  im  Altindischen  nicht  gibt  (J.  Schmidt  KZ.  32,  378^ 
Meillet  De  indoeurop.  radice  *m^7?-  p.  51,  Chlenbeck  Kurzgef^ 

1)  Arisch  jyä-  =  griech.  Iy\-  in  Iy\v  'leben',  uridg.  *gVi€'^ 


Honii^risch  ^fcVOlVIilu  und  g^otijsrji  britßfjnn  uhw. 


l;il 


I 


clyui*  Wörtcrb.  der  ai.  »Spracbc  10:? j.  Die  AbstraktbiUliing 
ir.  gabdl  F,  'das  Nebmeti'  kymr,  gafael  Mas  Ilaltei),  Fegt- 
lmltei]\  die  mm  liitlik.  Fiiis,  ir.  gaUm  gvhmi  und  ein  uriiisel- 
keltisidics  ^gahaglü  Vftrausriset/i,  h\.  eine  Versehuielzun^-  von 
H'uglii  "das  Erhalten,  Bekoninien'  ^-^  kyiiir,  vael  (zum  Indik. 
Prä»,  cfl/'  =  *kagam)  mit  tlenj  frenannten  Verliurii  ir.  gahim 
^ieh  nehme,  ergreife^  erhalte'  TfinrneyBen  Fes%ru8ß  an  Ostht^ff, 
zum  14.  Au^.  1894,  S.  5  f.).  Aft.  TT€cuj|ia  'Stnrz'  (nKÜüna?) 
anf  einer  Vase  (Kretselimer  VsBeninselir,  S.  li'2i  war  Triiwjua + 
necoö/uiai  ttccciv  ttecoc  TT£CT||ia  (Verf.  Giieeh.  Gramm* ''  S,  570). 
e6€CTÖc  "gefces^nenj  was  z«  essen  ist\  ^becreov,  et>€CTriCy  dbecBfi- 
vai  aus  *kTÖc  d,  i.  *db-TO-,  ♦deieov  usw.  +  ih\^  iho\ia\  ihv[j\}C 
usw.,  (♦^TTÖÖeeca)  itiöBtca  Meli  habe  VerlanjLcen  ♦.^etraj^en"  aus 
*Wecca  *feeca  itÖtccdMfiv,  Ouiuip,  TioXy-BecToc,  Wurzel  g^^hedh) 
+  TroO€UJ  TTÖOöc  mw.  (von  dcrseltjen  Vfnvzelg^hedh-),  spMtlatein. 
Insehr.  vhixit  d.  i.  rirunt  aus  iHJ'if  +  rira  rirtis  [m\\\  (Wh- 
«'kenia^nd  KZ.  33,  36  dV^  Adv.  öbui  'ndi  den  Zähnen  In-is- 
©eiid'  aus  bdE 'beinseiid' ' i  +  6hovc  'Zahn'-}.  ^bnccacSai  'grol- 
len' ans  buc-  (ai,  duita-s  'bilse,  f:rollend'i  +  ob-  lat.  odmm). 
Zo  dieser  Klasse  von  An^leiebun^ser/en^niasen  dürfte 
»ich  aus  der  ^rieehischen  Sprache  ane!i  das  hoineriselie  inid 
überhanpf  iliebtcrifielie  pevoivdin  'ich  habe  im  Sinne,  f^edenke, 
überdenke,  habe  xm\  tniebte,  bekehre'  stellen,  dessen  näebste 
Verwandten  luevoivri  'Trieb,  Verlangen*  bei  alexandrinistdieu 
Diehteni-*)  und  (itvoivric  "  ttpö0u|lioc  ,  qppovriCTrjc  h*i  üesyehius"*) 
ßind.    Obwold  Zugehürigkeit  zur  Sippe  von  jli€voc  auf  der  Hand 

1)  bdE  zu  büKvui  war  t*iue  Bilrlnng'  wir  ^dt  'mit  tler  Ferse  ?!tOH- 
id'  (XdZuj,  XaKTÜiu),  ^^'^  ''"it  f^l*'^  Faust  üehlag<i:nd'  (tiukttic),  dva-MiE 

Viiiscbt^nd,  vermischt'  (Lirfnvm)  u.  a,  S.  Ph.  Wt*genfr  De  casnina 
«lomiulkiruin  Graceorum  Latinorümque  historia,  Berol.  IHTl,  p.  2^>  »H'i  t 
Meister  Die  Mitniamben  d«3s  Herodas  S.  137  fi\ 

2)  aOtofedt  =  auTo-ödE  oder  nuTo^dE?  Da.ss  Prellwitz  Etym. 
'Wtb.  S.  218  mit  Berufung:  anl  viuböc  für  möjirtich  hält,  das«  6häl  aus 
"•'öbo'bat  entstanden  sei,  berutit  iiul  Verkennunj^'  des  Ursprun^^ft  von 
■vu^ööc.  S.  über  dieses  Adjektiv  Ber.  der  siichs*  Ges,  d,  Wis».  1897 
S.  189  f.,  Griech.  Gramuj,^  219. 

3)  Dieses  uevoivri  braucht  nicht  das  GrwndnoiiieM  von  Mtvoivd  u 
gewesen  zu  sein,  «iomlern  kann  eine  retrograde  Ableitun;;^  «us  ihm 
»ein,  wie  TtXdvri  aus  wArivdiii^  «cn  aus  dcdo^ai  (=  tat.  satuire),  y\na 
iiUi>  ^TTdoMUi  u,  a.  (V^^rr,  €t riech.  Gramm. ^  S.  302  4?  362  Anni,). 

4j  Meiueke    vermutet    luevoivfic  =  ^^evoiv^jcic    oder  ^i€voivnT/|Ci 
eventue))  Mevoivqc  *  itp6Bv}xoc.    ue voiviiTi^c  *  «ppovricxfic. 


152  Karl  Brugmann, 

liegt,  hat  ^evoivduj  doch  weder  als  suffixale  Ableitung  aus  der 
Wurzel  ^lev-  im  Griechischen  ein  Analogen'),  noch  ist  es  als 
Zusammensetzung  aus  einem  von  dieser  Wurzel  kommenden 
Wort  und  einem  andern  Nomen  begreiflich.  Als  Ableitung  ans 
^€v-  mit  einem  suffixalen  Bestandteil  -oin-  wäre  unser  Wort 
höchstens  mit  aussergricchischen  Formationen  vergleichbar,  mit 
den  litauischen  auf  -ena-  -enja-y  -ainja-  (lett.  auf  -ina-y  -ainja'), 
den  altindischen  auf  -Bna-  (av.  auf  -a^na-),  über  die  von  mir 
Grundr.  2,  150  f.  und  von  Leskien  Bild,  der  Nora,  im  Lit. 
262  ff.  gehandelt  ist  (vgl.  auch  Ber.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss. 
1900  S.  407  ff.).  Doch  wäre  es  mehr  als  kühn,  dahintlber 
eine  BrUcke  zu  schlagen.  Man  dürfte  daher,  ausser  juevoc,  die 
Wörter  ahd.  meina  F.  ^Sinn,  Absicht,  Meinung'  meinen  'seine 
Gedanken  auf  etwas  richten,  bedenken,  im  Sinne  haben,  beab- 
sichtigen, sagen',  as.  menian  ''meinen,  erwähnen',  aksl.  po-menh 
^"memoria'  menjq  meniti  '"denken,  gedenken,  meinen,  sagen, 
erwähnen'  in  der  Weise  heranzuziehen  haben,  dass  man  an- 
nimmt, ein  mit  ahd.  meina  identisches  *^oivä  oder  ein  davon 
ausgegangenes  *^oivauj  ist  an  die  Sippe  ^levoc  ^leveaivuj  usw. 
angebildet  worden.  Die  Frage,  ob  und  eventuell  in  welcher 
Weise  meinen  mit  der  '"Wurzel'  men-  in  ahd.  manön  got.  ?««- 
nan  griech.  iii^voc  usw.  zusammenhängt,  braucht  uns  hier  nicht 
zu  beschäftigen.  Denn  meinen  und  meniti  sind  auf  ein  vor- 
einzelsprachliches  *moin'  zurückzuführen  (nach  den  germani- 
schen und  den  slavischen  Lautgesetzen  wäre  auch  ^main-  mög- 
lich), und  so  müsste  die  Vermittlung  im  ürindogermanischen 
gesucht  werden  (s.  Noreen  Abriss  d.  urgerm.  Lautl.  214,  Pers- 
son  Stud.  zur  Lehre  von  der  Wurzelerw.  76.  120).  Zur  P^le- 
xion  von  ^evoivduj  (hom.  ^levoiviuuj  usw.)  s.  Schulze  Quaest.  ep. 
867  s(|.,  Danielsson  Zur  metrischen  Dehnung  im  älteren  griech. 
Epos  (Upsala  1897)  S.  66  flf.«). 

1)  Att.  ÖTKOiva  (zu  dTKuüv)  ist  fern  zu  halten. 

2)  Engeren  Zusammenhang  von  juevoivauu  mit  ahd.  meina  hat, 
wie.  ich  hinterher  fand,  auch  schon  Prellwitz  Etyni.  Wtb.  19G.  202 
angenonuiien.  Aber  unwahrscheinlich  ist  seine  Ansicht,  dass  ger- 
manisches *main'  aus  *m9nain-  *mnain'  hervorgegangen  sei.  Zwar 
verweist  Prellwitz  inbetreff  des  Lautwandels  auf  ahd.  mos  ^Moos, 
Moor,  Sun^pf,  das  mit  ^vöoc  ^vouc  'weicher  Flaum,  Sumpf,  Daunen* 
zu  verknüpfen  und  demnach  aus  *mnicao-  hervorgeg-angen  sei.  In- 
dess(Mi  schon  das  von  luvöoc  nicht  zu  trennende  uviov  'Seegras'  be- 
weist, dass  diese  etymologische  Verbindung  falsch  ist:  über  die  Ver- 


I 
I 

I 


Hotnerisch  ^£voivdiu  iiiid  «gotisch  briggmi  usw.  I5ti 

Zalilrcielicr  als  <lie  Klasse  von  Worzelangleicliung:cii,  zu 
der  Mfevoivduj  ^eliört,  sind  Aiv  Fälle,  in  denen  day  Erg^cbiiis 
der  Mischung  keineu  SilUeuzuwacbi^  anfweist.  Unter  diesen 
kann  iiiaii  wieder  als  eine  lie^^ondere  Galtnni^  dicjeni;ren  Fälle 
re<'linen,  wo  da'*  induzierte  Wort  eine  Ivonsuiiantisrhe  Vernieh- 
mitg  inj  Anlaut  des  wurzelhaften  TeilcB  erfahren  Iiat.  Be- 
kannte Beispiele  dieser  Art  aus  dem  GermauiM'heii  sind:  alid. 
heiskön  iiditl.  Jtt^tHckeu  lieiseheir,  das  aus  aluL  eisköa  mlid, 
ei^rheu  (=  as.  escön,  zu  ai.  HThä-ti  'er  snehtj  sucht  auf)  durch 
Auleliininir  an  //t'/j,5ffw  nieisseir  ( =  ^ot.  haitau  i,  und  ahd.  Mm 
'ieli  hin',  das  aus  */w  (^ot.  im  aisL  em  leh  hin'  =  urid^, 
*€»mi)  dnreli  Anlehnung  an  <la8  dureli  ags.  beo  air,  bin  usw. 
vertreteni'  Präsens  der  Wur/el  hhett-  laluL  Plural  h  h'um  h-i- 
fut  /AI  im\,  crom  e.rod  >  entstanden  ist.  Heisjiiele  aus  dem 
Sotnaniseheu.  wie  Franz,  lierre  ""Epheu'  ans  krre  (hedera)  + 
iiet\  italien.  hruire  'knlleni,  knurren'  (*/?n/jf/ire)  aUM  Tngire-\- 
itradrre,  s,  bei  Meyer-Lid^ke  a,  a,  0.   1,  356. 

Einen  für  unseni  spezielleren  Zweek  hesondcrs  hedeut- 
iwiiaen  Fall  aus  deuj  (irieuhiselien  habe  ieh  in  Fleckeisens 
Jahrhb.  IHKO  S.  217  fl".  ein;;eheri4l  erörtert.  Es  handelt  sich 
uai  g;ewisse  Unrei^^elniässigkeiten  des  mit  (ptp€iv  n  urzelgieiehen 
and  seiner  l^ilduiig  nach  mit  ai.  hihharmi  zusamuien^ehnri^^en 
Verbmns  *mcppävat  ^etwas  wohin  briu^^en'  (z.  B.  ec-Tricppdvai 
'/linein bringen,  hineiidassen,  hinein&teeken'i,  von  dem  ausser 
(Jeni  Präsens  AoristtV»nnen  wie  -<ppf|vai  -(ppcic  und  -ecppr|ca 
-€<ppr|cav,  Konj.  -tppncri  und  das  Fntnrum  -tppricuj  bele^4  sind  ^  /, 


I 


Wandten  von  ahd*  mos  sehe  man  K\n^v  Et.  WtU.  unter  vwof*.  Aksl, 
vn^niti  erwiilmt  Prellwitz  liberhaupt  nicht;  iiuch  diewe«  müsste  i-r 
US  *mnofn-  herit-itfü.  Geset>:f  nher  aucli,  dna  j^fermaniwclie  and 
•tlas  slHvische  Wort  kriimten  nnstaitdslos  mit  dem  griechisehen  aut 
uxidi?.  *77ienoin'  *mnoin-  Äurücl^getuhrt  werden,  so  wilre  dieses  Ge- 
liilde  nnmö<rlit*h  von  *we?io.s-  {fn^voc)  zu  trennen,  und  mit  welcher 
Wortbüdmi^  der  Ursprache  könnte  dann  "^'menoifi-  ^mnoln-  ver^hehen 

I^^erdenV  An  die  nben  gen-innleu  Nornina  mit  den  Suffixen  lit,  -iHia- 
"tisw.  anzuknüpfen  ^inge  nicht  an.  I>enn  diese  Suffixe  sind  an  o- 
Siamnien  ent!4prunt;^en,  und  ein  Nonien  *meno-  *mnv-  i.st  oicht  nach- 
weisbar, Aticli  er^vhen  sieh  lunktimielle  Sehwien;L,^keiten. 
!)  Diese  Stnfe  tppn-  neben  av. -öri-ra- 'tragend'  (Barthokiinae 
Studien  2,  1^^0)  und  ni»  bhari-tram  *^nech.  tp^pe-Tpov  <^api-Tpä  haben 
Hirt  IF.  T,  204,  Ahhiut  S,  145  und  Hübsehmann  IF.  Anz.  11,  50  bei 
der  Bespreefiun^'  der  Basis  dieser  Wortssippe  nicht  in  Keclmung' 
gebogen.     Es  Üe-rt  aber  kein  ausreiLdiender  Grund  vor  anzunehmen, 


154  Karl  Brugmanu, 

Neben  diesen  regelmässigen  Formen  treten  einige  Bildungen 
auf,  die  dadurch  entsprangen,  dass  -\r\}ii  (in  Verbindung  mit 
Präfixen)  infolge  seiner  begrifiFlichen  Verwandtschaft  mit  -m- 
qppdvai  im  Anlaut  qpp-  annahm.  So  erstlich  die  Aoristformeu 
-eqppriKa  -eqppevro,  Imper.  -qppec,  Inf.  -qpp^cGai.  Sodann  ist  das 
Präsens  -qppiimi  durch  Aristophanes  Vesp.  125  belegt,  wo  zwar 
eHeqppio^iev  überliefert  ist,  eine  Form,  die  mit  den  gleichfalls 
handschriftlichen  Formen  3.  Plur.  Eüv-iov  A  273,  Präsens  3.  Sg. 
-i€i  B  752.  K  121,  Imper.  Hviv-ie  Theognis  1240  auf  gleicher 
Linie  steht,  aber  höchst  wahrscheinlich  mit^Nauck  und  Din- 
dorf  ebenso  in  ^Heqppie^ev  zu  korrigieren  ist,  wie  man  in  A  273 
mit  Aristarch  Hiiviev  zu  schreiben  hat. 

Ein  Seitenstück  zu  -cppiimi  -eqppriKa  ist  nun,  wie  mir 
scheint,  unser  deutsches  Verbum  bringen :  got.  briggauy  ahd. 
bringany  as.  bringan  und  brengian,  ags.  brinjan  und  (kent., 
nortli.,  bisweilen  auch  altws.)  brenj(e)any  wozu  als  Präteritum 
got.  brahta  ahd.  as.  brähta  ag*s.  bröhte  aus  ^brarahta,  als  Part. 
Perf.  Pass.  got.  *brahfs  ahd.  brüht  usw.  Johanssons  Etymo- 
logie, wonach  bringen  aus  Partikel  bi-  und  einem  mit  ahd. 
ringt  'levis'  mhd.  ge-ringe  'leicht,  schnell,  bereit,  gering,  wert- 
los' und  gricch.  ^i^icpa  verwandten  Verbum  bestünde  und  ur- 
sprünglich 'beschleunigen'  bedeutet  hätte  (^Paul  u.  Braunes  Beitr. 
15,  227  f.),  kann  aus  mehr  als  einem  Grunde  nicht  für  gelun- 
gen gelten  und  hat  denn  auch,  so  viel  mir  bekannt  ist,  nir- 
gends Zustimmung  gefunden.  Unhaltbar  ist  auch,  was  Peter 
Ilheden  in  seiner  an  Missgriffen  nicht  armen  Schrift  Etymo- 
logische Versuche  auf  dem  Gebiete  der  idg.  Sprachen  fBrixen 
1896.  S.  7  bietet:  ihm  ist  bringen  entstanden  aus  "der  Schwund- 
stufe von  idg.  *bherö  'ich  trage'  mit  perfektivierendem  Suffix 
-enk^'y  idg.  V}hr-enV6^\  Ein  solches  'Suffix'  hat  es  nie  und 
nirgends  gegeben.  Trotzdem  ist  Rheden,  wie  wir  gleich  sehen 
werden,  von  dem,  was  ich  für  das  Richtige  halte,  nicht  weit 
ab  gewesen. 

cppr]-  sei  erst  auf  griechischem  Boden  (nach  dem  Muster  von  TiXr|- 
'lüUen'  u.  dgl.)  Jiufgekommen.  Aueli  darf  *bhrdtar-  'Bruder*  (ai. 
bhrMar-  lat.  fräter  usw.),  das  mit  Rücksicht  auf  ai.  bhdrati  'er  er- 
lijilt.  uuterh;llt,  hegt,  pflegt'  als 'Pfleger,  Ernührer,  Beschützer*  (näm- 
heh  der  Schwester)  mit  diesem  Verbum  verbunden  wird  (vgl.  Del- 
brück Die  idg.  Verwandtschaftsnamen  S.  6.  84),  nicht  einfach  bei- 
seite gesetzt  werden,  wenn  Ja  auch  zuzugestehen  ist,  dass  diese 
Deutung  von  *bhrdtor-  unsiciier  bieil)en  wird. 


HoiHLTisch  ufvütvdüj  und  fjotisch  hriijgan  usw. 


155 


I 


I 


Zutreffend  ist  tla.i^'Cji'eii  <ler  Veri;leicli  mit  kymi\  be-hrwng 
'deducerc'  he-hrt^tightd  "dtHiiietnr\  com.  hem-hronk  "dedueet* 
ti,  a.,  die  anf  iirkeltisebe  Können  mit  -lak'-  {^hromk-i  weisen 
fFick  \Vth.<  L\   18ti,  7Ai\ntm  Die  i^a-nimo.  (Uittnrale  201),. 

Aber  ntit  dem  Naehweis  unseres  hringen  in  dem  unmit- 
telbar Ijenaeldjurteti  Spraehzweifi;  ist  mm  iiieh!  alles  crledig't. 
(teht  man  niimlieli  von  einem  nrid;:.  ^hhrt-fA'-  ^hkroTifl-  aus, 
so  füllt  zuniit'lisT  ilie  PriiseUHbiltlrnjir  hi^hjgau  auf:  man  erwartet 
vnn  dieser  urid^.  Basis  aus  entweder  *bn((jgiin  oder  ^hnhan 
tvgK  ai^L  retjtt  ^töten'  :  ^ot,  ireihan  'kUmpfen''.  Als  von  Haus 
BUS  moriil»*»lo^^iseli  /usannnen^^elir»ri^^  kann  man  i\iy,  hrengian 
a^s,  bren;^ie)an  und  as.  biuJ/ita  hrtlht  ags.  hroftte  hroht  be- 
traeljten,  vgL  got.  I)*fgkj*ffi  ^lenken*  Jat.  tongein  tnul  pahta 
piihis.  DasH  aber  nun  ert<t  iiaeb  "^hruggjün  ein  briggan  ge- 
bildet worden  sei,  ist  un#;Iaubtieb.  Wäre  ein  starkes  Verbuni 
auf  gruml  des  sebwaeben  aufgekommen,  warum  f^ollte  mnn  mit 
briggan  niebt  jLi:Ieieli/eifi^^  ein  starke:?  Präteritum  "^bragg  ^bnnj- 
gnm  und  ein  starkes  Partizip  *hrtiggam  gescbaffen  babenVi, 
und  wie  sollte  man  iuj  Ootiseben  da/n  ^arkmiunen  sein,  diese 
Xeubildun^^  briggan  unter  Aussebeidun^'  von  "^hraggjan  mit 
hrtihta  und  "^hnthLs  zu  gruppieren?  Die  Uruppierung  briggan  : 
hrahtti  steht  ja  im  Oermani^eben  ganz  isoliert  da,  und  gerade 
im  Germaniseben  müsste  rnan  eber  als  anderwärts  den  Xach- 
weis  eines  Musters  verlangen,  naeb  dem  sie  sicli  vollzogen 
hätte.  Viel  leiebter  Hesse  sieh  umgekehrt  verstehen,  dass  es 
im  ürgcrnmniseben  einmal  nur  die  got.  briggan,  brahta,  "^hrahts 
gab  und  das  sehwaebe  Präsens  tles  Altsiielisiseben  untl  Angel- 
sächsischen erst  einzeldialcktisrh  nach  dem  Verbältnis  von  as. 
thenktnn  zu  ihühfa  usw.  gebildet  wurde.  Die  ebronologischen 
Veriiidtnisse  sind  dieser  Auffassung  günstigj  die  denn  aueb 
von  Kluge  in  Pauls  Grundriss  1  ^,  8,  439  vorliebaltlos  vertreten 
wird.  Auffallend  ist  aber  aueb  der  Utnstand,  dass  keine  alten 
und  verbreiteten  Ableitungen  aus  briggan  begegnen.  Die  An- 
iiabnie  eines  eigenartigen  Ursprungs  ist  also  von  yorn  berein 
nicht  umvahrsebeinlieh. 


1)  Einz<^l<liaU^ktJ8t'b  ia  jüngerer  Zeit  kam  e^  allerdings  zu 
diesen  Fnniieu  äIs  Produkten  des  Syslern zwange:  im  Alid-  brungan 
neben  bräht  und  bratitj  brnngun  neben  brähfa  (Braune  Ahd.  Uramai.'* 
S.  241,  Weinliold  Mlid.  Gramm.  S.  438),  hn  Ags.  hrnnjatt  iwUmi  broht 
(Sievers  Ags.  Gramii!.''  S.  235;. 


156  Karl  Brugmann, 

Zu  gründe  lag,  denke  ich,  ein  Verbuni  aus  der  Wurzel 
enek'  enJc-  nek-  'erreichen,  bringen',  die  in  ihrer  vollen  Ge- 
stalt am  deutlichsten  im  Griechischen  in  Formen  wie  ^7r-ev€x- 
eeic  d7r-€V€x0r|co^ai,  7rob-TiveKr|C  'bis  auf  die  Füsse  reichend* 
entgegentritt,  mit  qualitativem  Ablaut  Perf.  KaT-rjvoKa  bei 
Hesych,  mit  Reduplikation  und  qualitativem  Ablaut  Perf.  ^vr|- 
voxa.  Die  eine  der  beiden  schwächeren  Formen  eük-  ist  z.  H. 
durch  ai.  (^a-s  'Anteil,  Erbteil,  Teil',  amö-ti  av.  aKnaoifi^^er 
erreicht'  (W-  =  pk},  redupl.  Perfekt  ai.  a7iqm  3.  PI.  dwörfwr, 
gr.  redupl.  Aorist  ^veYK€iv  'bringen',  mit  o-Ablaut  öt^o-c  'Tracht, 
Last,  Masse'  (vgl.  lit.  nasztä  'Tracht,  Last'),  ir.  -t-icim  'ich 
komme'  (-c-  aus  -7ic-),  -ti  'veniat'  aus  *-t[o]'inc'ff-t,  redupl.  Per- 
fekt t-dnaic  'er  kam'  vertreten,  die  andere  Schwächungsform 
nek'  z.  B.  durch  ai.  niuHa-ti  'er  erreicht,  erlangt',  lit.  neszü 
aksl.  nesq  'ich  trage',  got.  ga-nah  ahd.  gi-nah  'es  reicht  hin, 
genügt'  Part.  got.  hi-naühts,  got.  ga-nöhs  ahd.  gi-nuog  'ge- 
nug'. Indem  gewisse  Tempusbildungen  aus  dieser  Wurzel  und 
zwar  aus  ihrer  schwächeren  Gestaltung  eiifc-  durch  Verechmel- 
zung  mit  irgend  welchen  verbalen  Bildungen,  denen  der  Stamm 
*bhre-  (—  griech.  qppri-)  'tragen,  bringen'  zu  gründe  lag,  im 
Anlaut  die  Konsonantengruppe  hhr-  erhielten,  kamen  die  Bil- 
dungen zustande,  als  deren  unmittelbare  oder  mittelbare  Fort- 
setzung die  historischen  Formen  des  Britannischen  und  des 
Germanischen  vorliegen.  Die  Vokalverhältnisse  der  kymrischen, 
cornisohen  und  bretonischen  Formen  zu  beurteilen  muss  ich 
den  Keltologen  überlassen.  Was  hingegen  das  germanische 
Wort  betriflFt,  so  sind  wir  nunmehr  gegenüber  den  oben  her- 
vorgeliobenen  Schwierigkeiten,  wie  sie  sich  bei  Zugrundelegung 
einer  uridg.  Wurzel  hhrewk-  ergeben,  in  einer  günstigen  Po- 
sition, hriggan  stellt  uns  einen  Aoriststamm  *enke-  *enkö'  dar, 
der  sich  von  griech.  ^v€tk€iv  nur  durch  das  Fehlen  der  Re- 
duplikation unterscheidet  (vgl.  Perf.  griech.  KaT-r|V0Ka  neben 
€vr|voxa,  ai.  anatur  neben  änqsa)^).  Dieser  Aorist  war  die 
einzige  primäre  Verbalbildung  von  enek-,  die  die  Verbindung 
mit  %In'e-  einging.  Daneben  gab  es,  vorausgesetzt  dass  as. 
hrengian  ags.  brenj{e)an  keine  westgermanische  Neuschöpfung 
war  i,S.  155\    ein  sekundäres  ^|o-Präsens  mit  der  Ablautstufe 

1>  Auch  das  Allindische  hat  unre  duplizierte  Aoristformen,  wie 
Opt.  a,sema  und  asyät.  Doch  zeigen  diese  nicht  die  Stufe  *enk'-j 
sondern  die  Stute  */U*-. 


Homeriscli  uevoivdtui  luid  jrn tisch  briggatt  usw. 


157 


fi^k-  "Vgl.  gfrieelh  ö-f ko  c-  ,     Ob  aber  (lieses  I*nlst'iis  iin 


priiu^ 


I 


I 


I 


licli  iterativ-ziellose  Hc<ieunm^  ^^eliabt  hat,  die  sieh  tipiiter  ver- 
wiKelile,  5?mlasji  es  mit  dem  (iriiiKlverhum  ^-IcielibrdeiUcnd 
uurde  [v^l  Delbrück  Gnmdr.  4,  8.  lUlMK  und  S.  124.,  <pder 
<ib  wir  CH  mit  der  sogeiiä nuten  Kausativbedetüung:  m  llniu 
babeii  (/bringen'  =  'ein  Ziel  erreielieii  lassen'),  lasse  ieb  iiu- 
i'iitsehieden,  um  so  melir^  da  die  Stufe  (hhr)onk'  aueli  iu  den 
mir  uielit  hiuhiu^^Iieb  deutlieheu  britauniHclien  Hitditnsi'eu  er- 
scheint, ht'iihfa,  ^hnlhti^  siud  wohl  wie  ptihfa^  pttht.s-  m  be- 
urteilen* Wie  aber  bei  den  letztereu  Formen  be/ilglieli  des 
Wurzelabiants  auf  osk.  tamfin-om  'seiiteutiani'  nebi*n  lat.  f fin- 
gen R(ickÄielit  geuuiiimen  werden  w\\\m  (vgl.  lat,  candvo  ;  ai. 
candrd-  aun  *yt^/H/ro'  ii.  a,^  VerrOruudr.  l-S,  421  f.  2,  llt>3), 
80  bei  hrähfa,  "^hrahis  darauf,  dass  im  Lateiuisebeu  ufruchcor 
nanctm  inacttw)  mit  a  auftritt  V;.  Eventuell  sind  also  as. 
hrengian  und  hnthfa  hmht  im  Wur/elvokalisnjus  von  Anfang 
an  verschieden  i^ewesen  (vgl.  wegen  dm  Vokalablaiits  aueh 
08thof!'  BB.  24,  188.  20H  f.,  Hübschmauu  IF.  Anz.  11,  44). 
Auf  Lorentz"  Kundiiuationen  Fber  tlas*  seliwaebc  Präteritum 
des  Oermaiiisebeu  'Leipz.   1H94)  S.  63  f.,  wonach  j^^ot.  2.  Sg. 

■  brühten  i=^*brtmkfm)  auf  ein  ^Tuudspracbliches  "^{^-Ihhe-hhmlC' 

■  iMn  /iirlieki;in(;e,  mag  M'eui,ü:steiis  hingewiesen  werden. 

1^  Zwisclien    Gcrmaniseb    uud    Keltiseli    wind    schon    ;j^enu^ 

HiMondere    alte    Beziehungen    im    Sinne    der  ,L   Sclimidtsehen 

Welleniheoric    uaeli^ewiesen,    uu<l    für    eine    i^olehe    halte   ich 

auch  unsere  Wnrzebuischung.    Der  Mischim^svor^ang  ißt  also  iu 

eine  jenseitÄ  der  iirgcrmani^chen  Tenuisverschiebung  liegeude 

IZeit  hinauf  zu  setzen,  da  die  beiden  Volker  in  cng^ereni 
gpracblichcn  Verkehr  .standen.  Ob  mau  dann  aber  das  Ver- 
iieiimelzuu;:serzeugnis  bei  den  Gerojanen  anfgekommen  und 
durch  die  Kelten  eutlchut  oder  um^^ekehrt  von  den  Kelten 
auf  die  Germanen  übergegangen,  oder  ob  man  —  was  eben- 
falls   denkbar    wäre  —   die    Versehnielzung    von    den    beiden 

■  Stummen  gemeinsani  vollzogen  sein  läset,  darauf  kommt  urir 
ftlr  jetzt  wenig  au,  \  iclleieht  ergibt  genauere  Befraebtung 
der  britannif^chen  Formen  Fiugerzcige,  die  in  dieser  Beziehung 
eine  Entscheidung  erm«>glichen^). 

1)  Dieses  iHteinibcfjc  Verbum  scheiut  eine  Vei'^rhmelznng  iier 
Wide«  Wurzel l'ormeu  nek-  and  eitk-  zu  sein. 

2)  lF]ine  libi* liehe,  eht*nrallH  iiuf\Vnr;irlangleichnug  beruliende 


158  M.  H.  Jcllinck, 

Sehlicsslicl)  ihr^  iioeli  erwähnt  seiii^  dass  auch  schon 
Leo  Meyer  Die  goth.  Sprache  S.  404.  499  briggan  zu  bairan 
gestellt  hat,  freilich  ohne  jede  Andeutung  davon,  wie  man 
sich  den  Zusammenhang  vorzustellen  habe. 

Leipzig.  Karl  Brugniann. 


Beiträge  zur  Geschichte  der  Sprachwissenschaft. 

L 

Die  Erklärung  der  Personalendungen. 

Delbrück  lehrt  noch  in  der  dritten  Auflage  seiner  Ein- 
leitung in  das  Sprachstudium  S.  11,  dass  Bopp  erst  in  der 
englischen  Bearbeitung  seines  Konjugationssysteras  den  Zu- 
sammenhang der  Personalendungen  mit  den  Personalpronomina 
behauptet  habe.  Das  ist  unrichtig;  schon  Lefmann  hat  gegen 
Delbrück  bemerkt,  dass  jene  Erklärung  der  Personalendungen 
bereits  in  Bopps  Erstlingsschrift  auftritt,  Franz  Bopp  SS.  51. 
374.  Während  Bopp  in  der  englischen  Bearbeitung  ausdrücke 
lieh  Scheidius  als  seinen  Vorgänger  namhaft  macht,  fehlt  im 
Konjugationssystem  ein  solcher  Hinweis.  Doch  wird  man  wohl 
in  Bopps  Worten,  Konjugationssystem  S.  147,  ''schon  aus  der 
griechischen  und  lateinischen  S])rache  Hess  sich  dies  (nämlich, 
dass  die  Personalendungen  Pronomina  seien)  mutmassen"  eine 
Beziehung  auf  die  Theorie  der  holländischen  Philologen  er- 
blicken dürfen. 

Es  dürfte   jedoch    nicht   ohne  Interesse    sein    zu    sehen, 

besondere  l'bereinstiinniun;;^  zwischen  Germanisch  und  Britannisch 
weist  K.  F.  Johansson  Zeitschr.  1'.  deutsche  Philol.  31,  296  f.  nach. 
Nach  seinen  Ausführungen  sind  ags.  dfletl  aisl.  eldr  Teuer*  und 
kyinr.  aelicyd  corn.  oiled  'Herd'  durch  Vennischung  von  *aidh-l- 
(ü'^s.  Man  'flammen*  ir.  nel  'lime',  vgl.  griech.  atOuu  aTGaXoc  aiedXri) 
mit  einem  uridg.  Nomen  ^aleto-  zustande  gekommen,  das  durch  ai. 
aläta-m  Teuerbrand,  Kohle*  vertreten  ist.  und  zu  dessen  Wurzel 
auch  lat.  ad-nleo  -olerl  'verbrennen'  gehört.  Auf  S.  300  f.  stellt  Jo- 
hansson Litteratur  über  derartige  'Konfusionsbildungen',  wie  er  sie 
nennt,  zusammen  und  charakterisiert  den  Vorgang  nach  seinen 
verschiedenen  Arten.  —  Korrekturnote.] 


Beitrüge  zur  Geschiehtr  «Jrr  Sprach wii?sc'HBcUaJ't. 


Kil» 


iiim  U* 


PP 


rtfit 


b   lindere  Vorläufer   haue»    die   wie   Ci*   s^^heint 


I 


fem  iien  Hollanrleiii  unabliiiniun^  waren.  Selion  R.  v,  Räumer 
dat  darauf  hinuewief^eii,  dass  J.  Orijuni  vm*  Hopp  den  Ziieani- 
menlianir  der  Endiniicen  ^im  cat  lai  |ui  mit  den  Fersonalpro- 
noniina  erkannt  liat.  OeselL  der  ^erni.  Pliilül(>^ne  SS.  4ölK  4Bri, 
Docli  weicht  lirimms  Antfassiung  insofern  von  der  Bopps  ah, 
als  er  in  den  an^ehänfTteii  l^rnnouiinaifonnen  nielit  das  Subjekt^ 
fnuKlern  ein  retlexives  (tbjekt  des  Verlas  erbüekt:  *'€i(ii  ieh 
gebe  mich'.  Früher  als  firinini  bat  AdeUin^^  die  Persr^nal- 
endiin^ü^en  für  Pronomina  erklärt.  Auch  darauf  bat  K,  v.  Kau- 
nier  aufmerksam  i2:cmaebt,  a.  a.  (K  S,  239*  Adelnng  Ijemerkt 
pjDämlieh  in  seinem  Umständheben  Lehrgebäude  der  Deutschen 
Spraelie  (17H2^  1.  764:  '^Die  Bie^un^sBylbun  der  Personen 
aber   scheinen    nrsprtingliche   alte  Prononnna   zu  seyn;    daher 

tkind  auch  die  meisten  Sprachen  darin  iihnlifh".  Es  fol^^t  mm 
Erweis  der  ImP  Priis,  von  hh  Ueh-e  Am-i*  cpiX-oj;  in  /uei  Au* 
üierktingen  wird  auf  die  altdeatscben  Ftninen  liebemes,  liehenf 
hiü^wiesen.  Adeiunp^  Leser  werden  durch  die  Nebeneinan- 
dersteHun^^  der  drei  Paradig'niata  kaum  von  der  Richtiiikrit 
seiner  These  idierzeu^^  worden  sein;  welche  Ahulicljkeit  he- 
Fteht  zwischen  am-at  und  cpiX-ci,  am-anf  nnd  cpiX-ouciy  I>ass 
Adelung  liier  so  unklar  ist,  ^"clit  darauf  znrllck,  da^^i*  er  eine 
fremde  Theorie  vorträjc^t,  ohne  ihre  H(*grtiudunjLr  zn  gebeir;  er 
i»t  hier  wie  in  manclien  anrlern  Punkten  ahliängig  vfm  f'arl 
Friedrich  Fulda. 

Fuldas  linguisfisehe  Ansiebten  sind  systenrntisch  dar^e- 
*4tellt  in  seiner  Preissdjrift  Über  die  beiden  Hanptdialekte  der 
Teutscheu  Sprache  von  177Pj.  Nach  Fuhlas  Meinung  hestcbt 
eine  wahre  deutsfhe  Wnrxcl  im  allgemeinen  ans  zwei  Konso- 
nanten, mit  einem  Vokal  in  der  3!ittc.  Bc8linnnend  für  die 
Bedeutung  ist  der  anlanten*le  Konsonant,  oder  vielmehr  die 
Lautklasse,  der  er  angelnirt.  (F,  unterscheidet  drei  Klassen, 
Vokale,  'Konsonanten'  [k,  /,  r,  m,  w,  rf,  t,  s}  und  Asjvirauten 
[hf  cA,  tht  gh^  g;  w,  b^  p,  pk,  /"]),  Ja  ^o^ar  zwischen  den 
einzelnen  Klassen  konnneii  Bertlhrunircn  vor,  so  zwischen  .« 
und  th.  Selten  ist  ein  V<*kal  ursprünglicher  Anlaut  der  Wur- 
zel:   i,    e    bezeichnet    'Selhstheit,    Neigung,    gesellHchaftlicheg 


I 


I)  Abg^edruckt   im   ersten  Band    von  Adeiun^ifi  Versuch  tnuvs 
Wort  erb  ticbeB  der  hot-hdeutt^fhcii  Mundan  1774. 


160  M.  H.  Jellinek, 

Band',  daher  ik  (S.  14).  "Der  Artikel  ist  das  emphatische 
//  mit  seinen  Graden  gh  th  s.  Er  ist  der  Selbstheit  ik.  ch 
(d.  h.  ich),  i.  entgegengesetzt."  Vom  Verbum  heisst  es  nun 
S.  30:  "Das  Nomen,  die  Wnrzel,  ging  durch  Personas;  an- 
fangs zwo:  die  erste  schlechthin,  mit  dem  Vocalabfall  (d.  i. 
vükalischem  Ausgang)  oder  ik,  i  :  i  lev,  lev  i;  und  die  an- 
dere, zu  oder  von  welcher  die  Rede  war:  th\  «'  :  th'  lev,  lev 
th'^  .s'  lev,  lev  s;  woraus  endlich  eine  dritte  entstanden,  welche 
in  ihrer  festen  Bestimmung  die  eigentliche  zweite  Person  wor- 
den ist:  lev8,  levst  ....  Prima  plur.  m  ist  im  Norden  noch 
in  vollem  Gang:  lefvom,  älskom^''  .  .  .  dann  Hinweis  auf  ahd. 
-mes  .  .  .  "Der  Perser  hat  es  auch.  Seine  prima  sing,  'm, 
em  ist  von  me''  und  hier  verweist  Fulda  auf  eine  frühere 
Stelle  (§  12,  S.  21),  wo  me  als  angebliche  ags.  Form  für  ich 
aufgeführt  ist.  Hier  hat  also  Fulda  so  deutlich,  als  es  seiner 
abgerissenen  Schreibart  möglich  w^ar,  die  Lehre  von  der  Gleich- 
heit der  Personalendungen  mit  den  Pronomina  ausgesprochen. 
S.  57  bemerkt  er,  dass  die  griech.  Sprache  in  allen  wesent- 
lichen Stücken  mit  der  deutschen  stimme.  "Sie  coniugirt 
auf  gleiche  Weise:  ßabiw,  €ic,  6i(-t),  -^-,  -t-,  -vt-."  Hier  ist 
die  Vcrgleichung  ganz  klar,  denn  F.  deutet  an,  dass  die  3. 
Person  Sg.  im  Griech.  ein  t  verloren  hat  und  gibt  als  Endung 
der  3.  Plur.  vt,  nicht  wie  Adelung  das  attische  -ouci  an.  Das 
-u)  der  1.  Sg.  gegenüber  angebl.  deutschem  -/  darf  nicht  be- 
irren, denn  wie  F.  einmal  sagt  (S.  14;  "die  Vocale  grenzen  oft 
zu  nahe,  und  die  Aussprache  der  alten  Manier  war  allzu  un- 
gewis,  als  dass  sich  nicht  i  mit  e;  e  mit  ö\  i,  ü;  ü,  u\  ö,  o; 
0,  u  alle  Augenblik  vermischen  sollten."  Schliesslich  be- 
merkt F.  S.  58,  dass  auch  die  semitischen  Sprachen  "primani 
pers.  verbi  mit  einem  i,  alteram  mit  fA"  bilden. 

Eine  nähere  Beziehung  zwischen  Fulda  und  Bopp  könnte 
mau  darin  finden,  dass  beide  annehmen,  die  2.  und  3.  Sg. 
hätten  eigentlich  dieselbe  Endung.  Denn  Bopp  sagt  a.  a.  0. 
S.  150  "t  bezeichnet  an  Zeitwörtern  die  zweyte  und  dritte 
Person,  und  mehr  durch  zufällige  als  wesentliche  Unterschiede 
gelingt  es  der  Sprache,  hier  der  Deutlichkeit  nicht  zu  scha- 
den." Allein  Fulda  ging  von  dem  Wechsel  von  s  und  th  im 
got.  und  ags.  Artikel  aus,  Bopp  von  der  Gleichheit  des  t  in 
ai.  tarn,  tena  einer-  und  tvam,  lat.  tu  andererseits. 

Anhangsweise   bemerke  ich,    dass  im  18.  Jh.  auch  eine 


Beiträge  zur  Geschichte  ilvr  Sprach  will 


fcft. 


1^1 


I 


Theorie  Äiif«restellt  wurde,  die  mit  der  Lehre  Bopps  von  der 
Einveiieihun^  des  verhiini  siili^itüntiviua  in  die  Verb^lwur^el 
viele  Almlichkeit  hat.  Bei  Le  Brigaut,  Eletiieiis  ile  la  laii£,^ae 
des  Celles  (lomerite^  oii  Bretoug,  Strastihur^^  1771*  Hntle  ich 
folgende  liieher  i^ehörig^en  ÄiiHsermigeii:  (p,  H  i\f  "het  ete,  et 
it  alle  juirücipe  wiiique,  ef  modele  de  tmiss  les  Parfieipeft  i)aä*8ea 
eoiimie  rexpriinent  ees  deiix  nioiioHynabe?i  drnves  Tiin  de  Taa- 
Ire  et  allt\  et  het,  ou  be  ef^  \\m  est  alle^  qni  a  et«\  qui  eet 
passe,  L'on  obscrve  ici,  qiie  dans  le  Verhe  &tre,  foiiime  dans 
tons  les  antren,  le  Verbe  ä  il  va,  est  stuts-eDtendiL  i|iiaiid  il 
u  est  pas  expriine.  C'e^t  ce  qni  rauiene  la  ConJll|,^^is^>n  a  la 
meine  simplinite  et  qni  fail  qne  ce  ii'est  tonjours  que  la  raeine 
jointe  ave(*  le  Verbe  aUei%  diu|uel  on  va  mettre  la  miite  8ur 
Je  inode  persoiniel  im  eoniplet"  .  ..  (p.  14  ^'Les  deiix  (^eiK 
verbes,  e  Ist'  und  ä  'geht')  comnie  un  peut  ['ajqiercevoii',  sont 
!*ciproipienieiit  funnes  Inu  de  raiitre;  ils  sont.  eornnie  on  l'a 
lit,  le  prototjpe  de  toHte^i  les  Conjn^aisons  des  antres  langnea 
conniies,  et  le  Verbe  aller  seul  est  eelui  de  eette  in^uje  Con- 
jupuHou  i'liez  les  F^retons,  Elle  sr  funne  done  de  la  raaniere 
la  plus  simple  en  ajcmtant  au  mot  radieal  qiiel  i[\\\\  sott,  la 
ftyllabe  seiile,  qui  fait  le  Verbe  aller  dans  les  tems,  oft  il  n  eu 
a  quune,  et  la  derniere  syllabe  flans  ceux,  on  il  en  a  denx," 


IL 
Endolf  vuii  Raumer. 


^P  Auf  ilen  ersten  Bliek  uiag  es  seltsam  erstdieinen,    wenn 

ich    der  Bes|>reehuu^'   län^^st  verseholhiuer  Theorien   die  Wtlr- 
cligTinf;  eines  Mannes  folfreu  lasge,    dessen  Name   dem  Gelehr- 
ten,  wie  dem  8ehulmaun,    dem  (iennanisten  wie  dem  Spraeh- 
B^irseher   gleich    vertraut    ist.     Allein    mich    dHnkt,    dase    eine 
^^eite  seiner  Thätifckeit  nicht  die  ,ürebl)hrende  Schätzung  gefun- 
clen  hat.     Bei  Deihrüek  »nebt  man  Hanmers  Xameu  Vergehens. 
Paid  hebt   wohl  hervor  (Griiudr.  -  1,   119),   dass  er  zuerst  die 
llesultate  der  Lautphysiologie  flir  die  vergleiehcnde  Spraehfor- 
»chung  nutzbar  gemacht  und  zwischen  Schriftspraebe  und  Mund- 
art,  geBchriebener  und  gesprochener  Sprache  klar  geschieden 
Ihal>e,   Aber  diese  rharakteristik  sagt  vielleicht  tlem  genug,  der 
Räumers  Werke  scbtm  kennt,    dem    ferner  sieheuden  gewährt 
me  kein  erschöpfendes  Hild.     In  seiner  eignen  Geschichte  der 


162  M.  H.  Jelliuek, 

germ.  Philologie  hat  der  vornehm  empfindende  Mann  seinen 
Namen  gänzlich  unterdrückt. 

Und  doch  wäre  er  selbst  am  besten  imstande  gewesen 
den  Kern  seiner  wissenschaftlichen  Art  zu  enthtlllen.  Rudolf 
von  Raumer  «rehört  nicht  zu  jenen  genialen  Naturen,  denen 
auch  ohne  methodische  Klarheit  glänzende  Entdeckungen  in 
Hülle  und  Fülle  gelingen;  es  sind  verhältnismässig  wenige 
Probleme,  die  ihn  immer  und  immer  wieder  beschäftigen,  was 
ihn  aber  auszeichnet,  das  ist  das  volle  Bewusstsein  von  den 
Zielen  und  der  Art  der  eigenen  Forschung. 

Als  Raumer  im  Jahre  1863  den  Ertrag  eines  Viertel- 
jahrhuuderts  linguistischer  Thätigkeit  in  seinen  "Gesammelten 
sprachwissenschaftlichen  Schriften"  zusammenfasste,  da  war 
er  sich  voUkonmicn  klar,  dass  ein  Band  alle  diese  verschie- 
denen Aufsätze  zusammenhielt,  von  der  frühreifen  Erstlings- 
schrift des  zweiundzwanzigjährigen  Jünglings  bis  zu  der  letzten 
Rezension  des  angesehenen  Gelehrten:  das  Streben  nach  der 
Erkenntnis  der  realen  Faktoren  sprachlicher  Veränderung.  Die 
Sprachwissenschaft  ist  wie  jede  Kulturwissenschaft  vor  die 
Frage  gestellt:  wie  kommen  gleichartige  Massenerscheinungen 
zustande,  da  doch  der  wahre  Träger  jeder  Entwicklung  nur 
das  Individuum  ist?  Die  vorherrschende  Denkungsart  des  18. 
Jhs.  war  geneigt,  diese  Frage  damit  zu  beantworten,  dass  sie 
die  Veränderung  der  bewussten,  zweckmässigen  Thätigkeit 
einzelner  Individuen  zuschrieb,  die  ihren  Willen  den  anderen 
aufdrängten.  Bekanntlich  erfolgte  um  die  Wende  des  Jhs. 
der  Rückschlag.  Die  traditionellen  Mächte  des  Lebens,  Reli- 
gion, Sitte,  Sprache,  erschienen  nicht  mehr  als  träge  Massen, 
die  dem  zweckmässigen  Handeln  sich  entgegenstemmen,  aber 
von  ihm  besiegt  werden  können,  sie  werden  mit  dem  Glorien- 
schein des  Ehrwürdigen  umgeben  und  erscheinen  zugleich  als 
unüberwindlich,  der  Ansturm  des  Einzelnen  ebenso  verwegen 
wie  nutzlos. 

So  förderlich  diese  Geistesrichtung  für  das  Aufblühen 
linguistischer,    namentlich    germanistischer*)  Studien    war,    so 

1)  Die  Geschichte  der  grerm.  Philologie  bietet  ein  ganz  anderes 
Bild  als  die  Entwicklung  der  vergleichenden  Sprachforschung.  Ein 
epocheinacheudeb  äub^eres  Ereignis,  wie  es  die  Einführung  des 
Sanskrit  in  den  Kreis  abendländischer  Gelehrsamkeit  war.  hat  die 
germ.  I^hilologie   nicht    zu    verzeichnen.     Die  Texte,    die  J.  Griiiiin 


I 


I 


I 


Beiträge  zur  Geschichte  der  SpracliwissensclKift.  I»i3 

«ins^te  sie  docb  im  Laufe  der  Zeit  dcu  F'ortsciinit  hemiueii. 
Auj5  allen  sprachlichen  Ert^eliehiuiigeti  wurde  das  iiidivitliiüin 
vollfcitändi^  cÜDiiniert»  jede  Veränderung:  erschien  als  zaube* 
risclie  Wirkun^^  des  perKünlieheu  Spracdi^^eistes,  die  Hypoi^ta- 
sierung  der  Sprache  hat  lange  vor  iSeldeieher  begunnen.  llim- 
mers  Hauptverdieust  bestellt  nach  meiner  Übcrxeugun^^  darin, 
dass  er  hier  Wandel  ^eseliaffcn  hat.  Jakob  Grimm  hatte  eine 
Meu^e  spraelilielier  Veränderungen  erkannt,  sieh  aber  nicht 
<laiuit  besehättigt,  wie  diese  Veränderun^ren  /ut^taiide  kamen. 
KannierH  erste  ypraeliwissenschaftliclie  Arbeit  ist  «eine 
Scbrifl  "Die  Aspiratton  und  die  Lautverseliiebung".  Es  i»t 
I bekannt,  dass  er  hier  als  der  erste  den  Unterseh ied  von  Spi- 
ranten imd  Aspiraten  sebarf  farmuliert  hat,  nnnder  bekannt, 
dass  hier  schon  das  Grassmannsche  iJesctz  im  X'oriibergehn 
angedeutet*)  und  der  Übergang  alter  Gutturale  in  aind,  Pala- 
tale in  Parallele  gesetzt  ist  zn  der  Veränderung  tles  lat.  c  vor 
€,  i  iu  den  rumanisehen  Sprachen.  Doch  davon  liabe  ich  hier 
nicht  zu  spreehcn.  Mir  kommt  es  darauf  an,  dass  hier  gaux 
ernstlieh  die  Frage  aufgeworfen  wird:  wie- kommt  es,  dass 
ein  Laut  an  die  Stelle  des  andern  tritt,  ist  dies  plötzlich  ge- 
sebehn  oder  allmähliehj  dem  einzelnen  Teilnehmer  an  der 
iSpraehfortbilduug  unbewusst^  beruht  es  auf  einem  Unvermögen 
der  Spraehwerkzcuge  einen  Laut  zu  bilden  oder  auf  andern 
Ursachen.  Freilieh  tindet  sielj  in  dieser  Erstlingsscbrit't  noch 
manches  unfertige. 

das*  Material  für  seine  GrÄUUimtik  lieferien,  waren  /.um  groisweri  Teil 
schon  vor  ihm  bekannt.  Was  fininm  aiiszeirlnu^te^  war  ivieht  nur 
die  gewaltige  Kraft  der  K*«rabinafion»  nondern  anth  tlie  Sor-rlall,  die 
«r  auf  die  Feststdlun;^^  der  eiDzeltieo  Tiiatsuehe  verwendete.  Man 
vergleiche  nur  die  Abselmitte,  die  vom  GoL  handehi,  tnit  den  Ar- 
beiten seine*!-  unmittelbaren  Vorgilnger  Fulda  und  Zahn,  Solehe; 
Akribie  erscheint  uns  leicht  als  etwas  SelbstverstündlielieH;  aHein 
so  lange  man  tiegel  und  Ge^elx  als  Erzeugnis  höherer  Kultur  an- 
»ah,  ßo  Irtiige  oiau  gtaubte^  die  Sprache  der  alten  Germauen  sei 
rnh  und  imgeschlaeht  und  daher  unre^^elmässig  gewesen,  fanden 
sich  die  Forscher  eicht  hestiiirml,  peinliclre  Mühe  an  einen  Gegen- 
stand zu  wenden,  der  ihrem  Streben  doch  keine  Belohnun«^  ver- 
sprach. Erst  die  Verehrung,  die  man  der  Vorzeit  zollte,  hat  ea 
ermögtiehtT  dass  der  Erforschung  der  germ.  Sprachen  dieselbe  Sorg- 
falt gewidmet  wurde,  wie  den  Sprachen  des  klassischen  Altertums». 
1)  Sprach w.  Sehr,  75,  §64,  2.  —  Die  ^^^riech.  Graiamatik  hatte 
ÄChon  früher  Wurzeln  mit  zwei  Aspiraten  augeuüaimen. 


104  M.  H.  Jellinek, 

Die  nächste  sprachwissenschaftliche  Abhandlung  R.8  ""Über 
deutsche  Rechtschreibung"  ist  um  18  Jahre  jünger.  Um  die 
Mitte  des  19.  Jahrhunderts  erhob  sich  von  verschiedenen  Seiten 
der  Ruf  nach  Veränderung,  Verbesserung  unserer  Orthographie. 
Die  vorherrschende  Richtung  war  dabei  die  historische;  die 
neuhistorische  oder  pseudohistorische,  wie  R.  sie  genannt  hat. 
Der  radikalste  und  konsequenteste  Vertreter  dieser  Richtung^. 
Philipp  Wackernagel,  hat  freilich  nur  auf  engere  Kreise  Ein- 
fluss  geübt.  Den  grössten  praktischen  Erfolg  erzielte  Weinhold. 
W.  stellte  die  deutsche  Schreibung  als  höchst  schwankend 
hin,  den  Grundsatz  "schreib  wie  du  sprichst",  verwarf  er  ak 
thöricht,  da  die  Aussprache  von  Dorf  zu  Dorf  wechsle,  sein 
Prinzip  war:  ''Schreib  wie  es  die  geschichtliche  Fortentwick- 
lung des  Nhd.  verlangt".  "Mögen  sie",  sagte  W.  von  den 
Anhängern  der  phonetischen  Orthographie,  "ihre  Schreibweise 
nach  jedem  Jahre  und  jedem  Hause  ändern.  Ich  aber  glaube 
noch  an  eine  Geschichte  und  ein  inneres  fest  und  fein  geglie- 
dertes Leben  der  Sprache  und  habe  Ehrfurcht  vor  ihr  als  der 
Schöpfung  des  ewigen  Geistes,  an  der  nicht  jeder  nach  sei- 
nem zufälligen  Belieben  und  nach  der  Biegung  seiner  Zunge 
ändern  darf."  Hier  tritt  uns  zum  Greifen  deutlich  die  Vor- 
stellung einer  immanenten  Spraehrichtigkeit  entgegen,  die  \^or- 
stellung  von  einem  Leben  und  einer  Geschichte  der  Sprache,, 
die  ganz  unabhängig  sind  von  denen,  die  die  Sprache  spre- 
chen, und  ebenso  wird  den  einzelnen  Lauten  selbständige 
Existenz  zugemessen.  Für  die  neuhistorische  Schule  waren 
etwa  "5*"  und  "«2"  dem  Wesen  nach  verschiedene  Laute,, 
mochten  sie  auch  thatsächlich  gleich  gesprochen  werden. 

R.  führte  diese  Theorie  dadurch  ad  absurdum,  dass  er 
den  Zirkel  aufdeckte,  in  dem  sie  sich  bewegte.  Man  soll 
schreiben,  wie  es  die  geschichtliche  Entwicklung  des  Nhd» 
verlangt.  Aber  woher  kennt  man  diese  Entwicklung?  Etwa 
aus  der  älteren  Sprache?  Nein;  a  priori  lässt  sich  nie  kon- 
struieren, welche  Veränderung  ein  Laut  in  der  Zukunft  erlei- 
den werde.  Also  nur  durch  Vergleichung  der  älteren  Sprache 
mit  der  heutigen,  d.  h.  durch  Vergleichung  mit  dem  heute 
gesprochenen  und  geschriebenen  Wort.  Die  Kenntnis  der  Ent- 
wicklung des  Nhd.  beruht  somit  auf  demselben  schwankenden 
lUnlen  der  geltenden  Schrift  und  Sprache,  der  für  unfähig 
erklärt    woitlen    war,    das    Gebäude    einer    wissenschaftlichcD 


Beiträt^e  zur  Gesekichte  *ler  Sprach  Wissenschaft 


165 


I 


I 


Orthographie  zu  trag^en^L  Im  Weseiitlit^heii  war  dies  tler  selbe 
Beweit?,  den  im  Altertum  Sextus  Emiiiriku8  gegen  die  Ana- 
logiker geführt  hatte;  wie  denn  ttberliaupt  die  ncnhistorisehe 
Riehtnng  der  Sprachregelung  sich  von  der  ältereiK  noeh  iru 
IH.  Jh,  hestoheiiden,  bloss  dadiireh  nnterselieidet,  dass  an  die 
Stelle  der  Regel  des  Nebeneinander  die  Regel  im  Naeheinan- 
der  auf  Biegen  oder  Brechen  durehgefUlirt  werden  sollte. 

Aber  mit  der  Aufdeckiiug  des  logischen  Zirkels  war  es 
iiieht  gethaii;  um  Eiiidruek  xu  machen,  muHste  R*  auch  zeigen, 
warum  sieh  im  XluL  keine  durchgreifenden  Lautrcgcln  fest- 
stellen lassen.  Er  tliat  dies  schon  in  rler  ernsten  gegen  Wein- 
hold gerichteten  Abhnndlung,  indem  er  darauf  htnuies.  dass 
<lie  Hehriftsprache  Zuflüsse  ans  verschiedenen  Mundarten  er- 
halten hat.  Sehr  klar  ist  die  Unterselieidung  xmi  '"physiolo- 
l^i&chen"  und  ''geschichtliehen"  Wandlungen  der  Sprache,  d.h. 
lautgesetzlicbcn  und  auf  Spraehmisehnng  lierulienden,  ausge- 
«proehen  in  der  Rezension  des  Grimmschen  Wörteibuchs(]H58)-)* 

Hier  zeigt  R.  auch  in  voller  Schärfe  die  Schwächen  der 
Orimmsehen  Sprachbctraehtung  auf.  (irimni  hat  festgestellt» 
dass  die  Laute  einer  Sprache  zu  den  Lauten  der  andern  in 
einem  bestimmten  gesetzmässigeii  Verhältnis  stehen.  Den  That- 
hestand  hat  er  testgesteltt.  in  den  Vorgang^  dessen  Resultat 
der  Tliatbestand  ist,  ist  er  nicht  eingedrungen  ^k 

Die  Untersuchung  über  den  Vorgang  der  sprachlieheu 
Verändeningen  führt  K.  —  von  gelegentlichen  Äusserungen 
«ei  hier  abgesehen  —  in  zwei  Abhandlungen  ''Die  sprachge- 
schicfitliche  Umwandlung  und  die  nafurgesehielitliche  Bestin»- 
mnng  der  Laute"  und  "der  wirkliehe  Vorgang  des  Lautwan- 
dels", die  emie  Abhandlung  ist  1858,  die  zweite,  einen  Teil 
der  Besprechung  von  Rnmpelts  Deutscher  (^rannuatik  bildende» 
1861  erschienen \).  Charakteristisch  ist  in  dem  ersten  Artikel 
gleich  die  Bemerkung:  "Wenn  von  der  Umwandlung  der  Spra- 
chen und  insbesondere  der  Sprachlaute  die  Rede  ist,  winl 
häufig  sofort  auf  den  ^Spraehgeist'  und  seine  Wunder  zurück- 
gegriffen. Ich  bin  weit  entfernt,  dem  Ticfsinji,  durch  den  die 
neuere  Forschung  sich  auszeichnet,  etwas  abbreehen  zn  wollen. 


1)  Sprachw.  Sehr,  135  flF. 

2)  A,  a.  0.  356  tf. 

3)  A.  H.  0.  352  f. 

4)  A.  a.  0.  3tJ8  ff,  432  fT. 


166  M.  H.  Jellinek, 

Aber  ich  halte  es  an  der  Zeit,  dass  wir  uns  zuvörderst  mit 
klaren  und  unbefangenen  Sinnen  an  die  Wirklichkeit  und  deren 
Erscheinungen  selbst  wenden.  Wir  finden  dann,  dass  der 
'Sprachgeist'  nichts  für  sich  allein,  abgetrennt  von  den  Men- 
schen thut,  dass  vielmehr  alle  Veränderungen  der  Sprache 
durch  die  Mensehen  selbst  hervorgebracht  werden"^).  R.  steih 
dann  fest,  dass  der  Mensch  im  Laufe  seines  Lebens  die  Sprache 
ändert.  Das  Kind  beherrscht  sie  noch  nicht,  der  Greis  bildet 
wegen  körperlicher  Gebrechen  die  Laute  anders  als  früher^ 
nicht  einmal  in  einer  und  derselben  Familie,  die  verschiedene 
Altersstufen  vereinigt,  wird  ganz  gleich  gesprochen.  Aber 
auch  nicht  alle  Altersgenossen  sprechen  gleich.  Das  folgt  aus 
dem  verschiedenen  Bau  der  menschlichen  Sprachwerkzeuge. 
Auch  konnnt  es  nicht  selten  vor,  dass  ein  Mensch  einem  Laut 
eine  etwas  andere  Artikulationsstelle  gibt  als  der  andere.  Wenn 
ein  Individuum  wegen  eines  Gebrechens  seiner  Sprachwerk- 
zeuge einen  Laut  verändert,  so  wird  es  dies  überall  thun,  wo 
der  Laut  vorkommt.  Denken  wir  uns  eine  Sprachgenossen- 
schaft, die  aus  lauter  solchen  Menschen  besteht,  so  wird  der 
alte  Laut  notwendig  aus  der  Sprache  verschwinden.  Denken 
wir  uns  aber  eine  Familie,  wo  der  Vater  eine  Eigentümlichkeit 
der  Aussprache  hat,  die  Mutter  nicht,  so  kann  es  geschehen, 
dass  die  Kinder  in  einem  Teil  des  Wortschatzes  dem  Vater 
nachsprechen,  in  einem  andern  der  Mutter.  Beruht  die  Ver- 
änderung des  gehörten  Lautes  auf  der  Bequemlichkeit  der 
neuen  Aussprache,  so  werden  gewöhnlich  andere  Folgen  ein- 
treten. Es  können  zwar  einzelne  Glieder  der  Spraehgenossen- 
schaft  an  der  alten  Aussprache  festhalten,  aber  da  die  Ver- 
änderung nicht  durch  individuelle  Eigentümlichkeiten,  sondern 
durch  den  Bau  der  menschlichen  Sprachorgane  im  allgemeinen 
bedingt  ist,  so  wird  sich  ihre  Ausbreitung  nicht  nur  durch 
Nachahmung  sondern  auch  spontan  vollziehen.  Hieher  gehören 
die  meisten  Fälle  des  kombinatorischen  Lautwandels.  Ausser- 
dem gibt  eine  Klasse  von  Lautumwandlungen,  die  weder  durch 
Ungenauigkeit  der  Überlieferung  zu  erklären  sind,  noch  durch 
die  Unfähigkeit  den  ursprünglichen  Laut  hervorzubringen,  die 
auch  nicht  dem  kombinatorischen  Lautwandel  zugehören.  Hie- 
her  ist    die  Lautverschiebung   zu    rechnen.     Schliesslich  wird 


1)  A.  a.  0.  374. 


Beitrjigp  zur  Geschichte*  rler  Sprach wisyen**i:hatt. 


Hl" 


I 


I 
I 
I 
I 


I 
I 


eme  doppelte  Art  des  Laiitwandelö  festgestellt.  Entweder  voll 
zielit  ßicli  die  Veränderung  Bpruii^^vveise  oder  über  eine  k«*ii- 
tiniiierliehe  Reihe  von  ZwiselieDlaiiten. 

In  der  späteren  Aliliandinng  i^tellt  R.  wieder  den  Uegen- 
satz  zu  Grimm  fe&t.  Bei  (Sriinins  Arbeiten  bekommt  man  den 
Kindruck,  ""dass  die  Volker  jt^rosse  einbeitliebe  Massen  bilden, 
die  sieh  einer  und  derselben  Sprndie  bedienen,  .so  das&  Ah- 
weicliun^en  von  dieser  ^"esehlo88euen  Einheit lielikeit  nur  al« 
besondere  wuindarllielie  Abnormitäten  erscheinen.  Dans  der 
'Spraehgeist'  m  feilte  Gesetze  einliält^  das  erflillt  uns  mit  dem 
Staunen  des  ünbe^reifliehen.  Aber  wie  es  bei  dieser  Um- 
wandlung der  Sprauiilaute  eigentlich  xu^^eht,  das  bleibt  uns 
verborgen."  Und  dixdi  ist  gerade  das  Eindringen  in  dicfien 
Vorgang  das  eigentliche  Ziel  der  ge^cbichtliehen  Lautforsebuiig. 
Dabei  muss  man  nicht  wie  Grimm  von  der  geschriebenen  i^atv 
deru  von  der  gesprochenen  Spractie  ansgehn,  d.  h.  von  den 
Mundarten.  Diese  bieten  uns  aber  durchaus  nicht  das  Bild 
grosser  einheitliclicr  Massen.  Streng  genommen  spricht  jeder 
Mensch  seine  eigene  Mundart»  so  dass  schon  die  kleinste  Ver- 
einigung den  Keim  der  Spraci«tremuing  in  sich  birgt,  r)ie 
Zersplittenmg  würde  noch  grosser  sein,  wenn  nicht  die  in<li- 
viduellen  Abweichungen  meist  '/urlickge*Irängt  würden  durch 
die  grosse  Masse  derjenigen,  die  gerade  in  den  betreft'endcn 
Fällen  am  Überlieferten  festlialten.  Würde  eine  Sprache  immer 
nur  von  einem  Individuum  auf  das  andere  fortgepflanzt,  so 
würde  die  jedesmalige  Umwandlung  der  Spratdic  in  den  Eigen- 
tümlichkeiten jenes  Individuums  bestehn.  Ein  Teil  der  Eigen- 
tümlichkeiten, soweit  sie  Veränderung  von  Lauten  betreft'eu, 
kann  in  vereinzelten  Ungenauigkeiten  in  der  Auffassung  und 
Widcrgabe  des  Gehörten  bestehn,  ein  anderer,  viel  wicli tigerer 
Teil  liegt  in  den  Gehör-  und  S]jrachwerkzeugen  des  Indivi- 
duums. ''Das  sprecbende  Individuum  hat  die  Absicht,  das 
(Gehörte  wiederzugeben ;  aber  statt  mit  seinen  Lantwcrk/cugen 
wirklich  dasaelbe  hervorzn bringen,  was  ihn»  überliefert  ist, 
erzeugt  es  nur  etwas  dem  Überlieferten  Ähnfi<dics.  Indem 
aber  diese  Abänderung  entweder  auf  der  Beschaifenheit  oder 
doch  auf  dem  bestimmten  Gebrauch  seiner  Organe  l>ernljt, 
entsteht  für  die  hetreifenden  Laute  eine  durchgreifende  Um- 
wandlung. In  dem  von  uns  angenommenen  Fall  einer  Sprache, 
die  immer  nur  von  einem  einzigen  Individuum  auf  ein  anderes 


l(J8  M.  H.  Jellinek, 

eiuzigcs  Individuum  fortgepflanzt  würde,  mUssten  also  in  der 
angegebenen  Weise  die  regelrechtesten  Lautweehsel  entstehen." 
In  Wahrheit  ist  aber  die  Sprache  nicht  auf  ein  einzelnes  In- 
(liv'iduuni  beschränkt.  Da  aber  die  Individualsprachen  ver- 
schieden sind,  so  sind  Mischungen  möglich,  indem  bei  einem 
Wort  die  Sprache  des  einen,  bei  dem  andern  die  Sprache 
eines  andern  Individuums  durchdringt  "Wenn  dagegen  die 
ganze  Masse  oder  doch  die  überwiegende  Mehrzahl  der  Spre 
chenden  von  einer  und  derselben  Richtung  des  ümwandelns 
beherrscht  wird,  so  tritt  eine  ähnliche  Erscheinung  ein,  wie 
wir  sie  oben  für  die  durchgreifende  Lautänderung  des  Indi- 
viduums nachgewiesen  haben.  Ein  und  dieselbe  Umgestaltung 
der  Laute  trägt  dann  im  ganzen  Wortschatz  oder  doch  in 
dessen  grösstem  Teil  den  Sieg  davon,  und  so  entsteht  das, 
was  man  die  regelmässige  Lautvertretung  nennt".  In  einer 
Anmerkung  hatte  R.  ursprünglich  bemerkt,  es  sei  ein  glück- 
licher Gedanke  von  Curtius  gewesen,  die  regelmässige  Laut- 
Vertretung  von  der  unregelmässigen  getrennt  zu  behandeln. 
186*'^  fügte  er  hinzu,  man  dürfe  dabei  nicht  ausser  Acht  lassen, 
dass  auch  die  unrcgelmässige  Lautvertretung  daraus  hervor- 
gehen könne,  dass  der  physiologisch  regelrechte  Lautwechsel 
einzelner  Individuen  in  der  gesamten  Sprache  nur  ftlr  einzelne 
oder  einige  Wörter  durchdringt. 

Immer  ist  R.  darauf  bedacht,  die  Betrachtung  des  In- 
dividuums in  den  Vordergrund  zu  rücken.  In  einem  oflFenen 
Brief  an  Frommann  vom  Jahre  1857^)  stellt  er  die  Forderung 
auf,  die  wirkliche  Sprache  einzelner  Menschen  aus  dereelbeu 
Gegend  aufzuzeichnen.  Die  meisten  mundartlichen  Sprach- 
proben gäben  nur  einen  Durchschnitt.  Die  Mitteilung  dialek- 
tischer Texte,  wie  sie  R.  wünscht  "würde  sich  zur  bisher  ge- 
wöhnHchen  Weise  verhalten  wie  ein  Porträt  zu  einem  histo- 
rischen Gemälde.  Und  auch  das  Porträt  wäre  zu  unsrem  Zweck 
nicht  in  der  idealisierenden  Weise  des  Künstlers,  sondern  in 
der  streng  abspiegelnden  des  Daguerreotyps  zu  fassen.  Hätten 
wir  einen  Apparat,  der  das  Gesprochene  eben  so  treu  auffasste 
und  auf  dem  Papier  befestigte  wie  das  Daguerreotyp  das  Ge- 
sehene, so  würden  dessen  Leistungen  dem  entsprechen,  was 
ich  wünsche."     R.  weist  des  weitern  auf  die  Bedeutung  hin, 


1)  A.  a.  O.  363  ff. 


IP 


Bcitrili!'if  zvLT  GeKcliiclile  clor  SpraL'hwiKbcjuseijHlL 


im 


tlie  derartige  Autxt'iflHHiu;ren  flli;  die  Kenntnis  dc&  mnndarh 
Hellen  8at/J>iüJ8  halien  wlirden.  R.6*  Kurderun^cn  sind  heute 
noch  nur  znni  geringsten  Teil  erfüllt.  Wohl  ist  die  Kuii8t 
mundarttir-iier  DarMtelluug  irewaelisen.  Aber  in  den  meisten 
Fallen  gilit  der  Beri(*UtersUitter  seine  eigene  Sprache  wieder» 
verlmltuiguiiUsig  ?<clten  tindet  jnan  Angaben  über  die  Sprache 
der  Dialektgen«»jssen, 

Man  liat  vielfaeli  als  Kennzeieheu  der  neneren  Spraeh- 
fursebung  den  Satz  von  der  Ausnalimshmigkeit  der  Lautgeset/.e 
liingei?teflL  Wir  haben  gerieheu,  da??8  K.  der  Dinkussion  da- 
rüber nirht  ausgewiehen  ist.  Aber  uas  in  Wahrheit  der  in«»- 
dernen  Lingnistik  das  Gepräge  gibt,  ist  die  Änderung  in  den 
Grunrlansi'liauinii;en,  das  Streheiu  sieh  von  Abstraktionen  los- 
^/.nreisisen  untl  das  wirkliche  (k'sehehen  zu  erfiisscn.  Und  itdi 
hoffe  gezeigt  zu  haben,  dass  R.  mit  seiner  Betonung  des  [n- 
dividnellen,  nut  seiner  Abkehr  von  der  ehifurehtsvollen  Be- 
»tiiunuug  des  Spraehgeistes  ganz  modern  anuuitet,  Dass  er 
»eine  Liebliugs]*n>blenie  gelöst  habe,  filllt  mir  nicht  ein  zu  be- 
haupten* Aber  wer  kaun  sich  desseu  rtlhnjen?  Keimen  wir 
denn  hente  wirklich  so  genan  den  Vorgang  des  Lautwandels?  — 
Unerwähnt  will  ieb  nicht  lassen,  dass  auch  das  rrnbleni  der 
Analogie  Wirkung  in  K.s  Gesichtskreis  getreten  ist,  nur  fand 
er  keine  Verauhissiing,  sieh  eingehender  damit  zn  fiefassen. 
Gelegentlich  bemerkt  er  in  seiner  Abhandlung  über  die  spracb- 
geHchichtliche  Umwandlung  der  Laute,  er  wolle  keine  erschö- 
pfende Autzählung  der  Arten  des  Lautwandels  geben.  '^Sonst 
mütsste  z»  B.  ancli  von  der  Lautiimwandluiig  durch  blosse  Ana* 
logie  gesprochen  werden.  Aber  ich  verspare  diese  sowie  manche 
andre  verwandte  Frage  lieber  auf  eine  andere  Gelegenheit"*). 
Diese  Gelcgenbeit  ist,  soviel  icii  weiss,  für  R.  nie  gekoiunten. 
Nicht  jeder,  der  in  seiner  Erkenntnis  ein  Stück  vorw^ärts 
gi^^ilrangeo  ist,  hat  auch  füe  Wissenschaft  weiter  geliracht.  Gar 
manche  Anregung  ist  unbcaehlet  geblieben.  V<m  R.s  Wirken 
kann  man  dies  nicht  sagen.  Wie  mächtig  seine  Arbeiten  auf 
Scherer  wirkten,  ist  jedem  klar,  der  die  Geschiehte  der  dent- 
sehen  Sprache  oder  die  Kleinen  .Sehriften  angesehen  hat.  Und 
dass  wiederum  die  spätere  Fftrschung  durch  Seherers  Schriften 
befruchtet   wurde,    ist   niemals  geleugnet   worden*     So  scheint 


Ij  A.  a,  O.  371»  Fubünotc, 


170  C.  C.  Uhlenbeck, 

es  mir,  dass  Rudolf  von  Raumer  einen  nicht  unbedeutenden 
Platz  in  der  Geschichte  der  Sprachwissenschaft  verdient.  Die 
Anerkennung  seiner  Verdienste  ist  nicht  ein  blosses  Gebot  der 
Pietät  gegen  den  Lob  und  Tadel  längst  Entrückten,  sie  för- 
dert uns  selbst  in  unserem  Wissen  von  der  Entwicklung  un- 
serer Disziplin. 

Wien.  M.  H.  Jellinek. 


Agens  und  Patiens  im  Kasussystem  der  indogermanischen 

Hpraclien. 

In  den  indogermanischen  Sprachen  sind  im  Neutrum  der 
Nominativ  und  Akkusativ  mit  einander  identisch.  Dies  gilt 
nicht  nur  vom  Singular,  sondern  auch  von  den  beiden  andern 
Numeri.  Deshalb  liegt  es  nahe  zu  vermuten,  dass  Formen 
wie  yugdm  —  2!ut6v,  rnddhii  —  ^e9u  einmal  weder  nominati- 
vische noch  akkusativische  Geltung  gehabt  haben,  sondern 
eine  allgemeinere,  aus  welcher  sich  die  nominativische  und 
akkusativische  Funktion  entwickeln  konnten.  Diese  Vermu- 
tung wird  verstärkt  durch  die  Beobachtung,  dass  bei  den  o-t 
Stämmen  der  Nom.  Akk.  Neutr.  nicht  vom  Akk.  Mask.  Fem. 
verschieden  ist.  Das  -m  in  ffkam  —  Xukov  wird  ursprünglich 
kein  Akkusativsuffix  gewesen  sein,  denn  wie  Hesse  sich  dann 
die  Übereinstimmung  mit  Nom.  Akk.  yugdm  —  2[utöv  begrei- 
fen? Die  Thatsachen  erklären  sich  am  besten,  wenn  wir  an- 
nehmen, dass  es  im  Indogermanischen  in  einer  weit  zurück- 
liegenden Periode  keinen  Nominativ  und  Akkusativ,  sondern 
einen  Aktivus  und  einen  Passivus  gegeben  habe.  Unter  Ak- 
tivus  ist  der  Kasus  der  handelnden  Person  zu  verstehen,  der 
Subjektskasus  bei  transitiven  Verben:  er  war  im  Indogerma- 
nischen charakterisiert  durch  ein  suffigiertes  -«,  das  kaum  von 
dem  demonstrativen  Pronominalstanmie  so  getrennt  werden  darf 
und  wahrscheinlich  als  postpositiver  Artikel  aufzufassen  ist. 
Der  Passivus  ist  der  Kasus  der  leidenden  Person  oder  Sache, 
oder  allgemeiner  der  Person  oder  Sache,  wovon  etwas  ausge- 
sagt wird  ohne  dass  man  ihr  eine  transitive  Thätigkeit  zu- 
sehreibt.    Er  ist  also  Objektskasus  bei  transitiven  Verben  und 


Agens  und  Patiens  im  Kasussynteni   der  indogerm.  Sprachen.     171 

Snbjektskasnß  bei  passiven  und  intransitiven  Verben.  Im 
Indogermanischen  fungierte  der  reine  Stamm  als  Passivus,  nur 
bei  den  o-Stämmen  finden  wir  -m  als  Kennzeichen. 

Warum  hat  sich  bei  den  Maskulina  und  Feminina  ein 
Aktivns  entwickelt,  bei  den  Neutra  aber  nicht?  Diese  Frage 
beantwortet  sich  von  selbst,  denn  die  Neutra  bezeichnen  im 
Allgemeinen  leblose  Dinge,  denen  kaum  eine  transitive  Thä- 
tigkeit  zugeschrieben  werden  konnte.  Aus  eben  demselben 
Grunde  sind  die  Baumnamen  Maskulina  oder  Feminina,  w^äh- 
rend  ihre  Frucht  Neutrum  ist.  Konnte  man  sich  den  Baum 
als  belebt  und  thätig  denken,  die  Frucht  war  nur  ein  leb- 
loser Gegenstand,  der  nur  als  leidend  gedacht  wurde.  Darum 
konnte  bei  den  Fruchtnamen  kein  «-Aktivus  aufkommen,  es 
fehlte  also  die  äussere  Veranlassung  zum  Übergang  in  die 
männliche  oder  weibliche  Kategorie. 

M.  E.  kann  es  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  der  indoger- 
manische Sprachbau,  wie  wir  ihn  aus  der  Vergleichung  der 
verschiedenen  Sprachen  rekonstruieren  können,  sich  aus  einer« 
polysynthetischen,  suffigierenden  und  infigierenden  Sprachtypus 
entwickelt  hat.  Darauf  deutet  die  Wurzelvariation  mit  ihrer 
unendlichen  Mannigfaltigkeit,  welche  sich  nur  durch  die  Zu- 
sammenwirkung der  verschiedenartigsten  Faktoren  erklären 
lässt;  darauf  die  nasalierten  Präsensklassen,  deren  richtiges 
Verständnis  uns  von  de  Saussure  erschlossen  ist;  darauf  das 
Mediopassivum,  das  uns  an  die  Verba  mit  inkorporiertem  Dativ 
mid  Objektskasus  des  Baskischen  und  der  amerikanischen  Spra- 
chen erinnert.  Auch  in  unserem  Falle  können  wir  uns  auf 
schlagende  Parallelen  in  stammfremden  polysynthetischen  Spra- 
chen berufen.  Um  von  den  Sprachen  der  Ureinwohner  Ame- 
rikas zu  geschweigen,  obwohl  sich  z.  B.  das  Grönländische 
uud  das  Dakota  heranziehen  Hessen,  so  ist  es  doch  allgemein 
bekannt,  dass  die  Basken  nur  den  unterschied  von  Agente  und 
Patiente,  nicht  aber  den  von  Nominativ  und  Akkusativ  kennen. 

Leiden.  C.  C.  ühlenbeck. 


17^  W.  Fov 


Zar  Syntax  ron  ai.  naniOj  av.  nqma,  ap.  namä  usw. 

In  dieser  Zeitschrift  Bd.  11,  307  ff.  glaubt  L.  H.  Gray 
iiachgewiesen  zu  haben,  dass  in  der  indogemianisehen  Verbin- 
dung: Eigenname  +  ai.  nämaj  av.  nqmay  ap.  wdiwd*;,  griech. 
övo|Lia  usw.  das  letztere  Wort  ursprünglich  bloss  als  Apposition 
zum  ersteren  fungiert  hätte  und  dass  es  also  keineswegs  not- 
wendig sei  jenes  als  Akkusativ  der  Beziehung  aufzufassen. 
Das  ist  nicht  ganz  verständlich  ausgedrückt,  wie  überhaupt 
der  Artikel  etwas  unklar  gehalten  ist.  Wenn  Gray  sagen 
will,  dass  sich  ai.  ndma  usw.  ^namens,  mit  Namen'  aus  einem 
ursprünglich  ausgedehnten  appositioneilen  Gebrauch  erklärt. 
dass  es  so  auch  noch  in  den  historischen  Sprachen  vielfach 
vorliegt  und  erst  später  zu  derjenigen  Verwendung  gekommen 
ist,  wo  es  nicht  mehr  als  Apposition,  sondern  allein,  wie  wir 
sagen,  als  '''Akkusativ  der  Beziehung"  aufgefasst  werden  kann, 
so  verstehe  ich  seinen  zweiten  Satz  nicht:  denn  kein  Mensch 
hat  ja  den  "Akkusativ  der  Beziehung"  für  ein  von  Haus  aus 
gegebenes  syntaktisches  Gebilde  erklärt,  sodass  etwa  Gray 
nun  derjenige  wäre,  der  diese  Annahme  als  unnötig  erwieseu 
hätte.  Glaubt  er  aber,  dass  ai.  7iama  usw.  nirgends  als  Akk. 
der  Beziehung  aufzufassen  ist,  so  verstehe  ich  erstens  sein 
'"ursprünglich"  nicht,    und  zweitens  sprechen  dann  die  That- 

1)  l.'ber  die  ap.  Formen  näma  und  nätnä  habe  ich  mich  KZ. 
35,  11  geäussert,  halb  im  Anschluss  an  Thumb  KZ.  32,  130  1*.,  halb 
Bartholomae  AF.  1,  58  l'oigend.  ilcli  bemerke  beiläufig,  dass  näma 
bei  mir  Z.  2  v.  u.  Druckfehler  für  nämä  ist.)  Bartholomae  Grdr. 
Iran.  Philol.  I  22H,  §  403  (Bemerkungen  II)  macht  gegen  Thumb 
denselben  Einwand  wie  ich  a.  a.  0.  Anm.;  er  vermutet  ferner  jetzt 
in  n^a^n^^  das  nach  meinen  Ausführungen  KZ.  35,  2  ff.  nur  näma 
gelesen  werden  kann,  einen  LS.  Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass 
diese  Deutung  das  Richtige  trifll't.  !Da  aber  ap.  xsapa  Bh  I  20  am 
besten  als  AS.  eines  n-Stammes  aufgefasst  wird  und  im  Ausgange 
vollkommen  ap.  näma  entspricht,  so  wird  die  von  mir  vertretene 
Erklärung  des  letzteren  das  Richtige  treffen.]  Dass  in  den  ap. 
formelhaften  Verbindungen  mit  nämä  keine  Bahuvrihi- Komposita 
vorliegen,  hat  schon  Thumb  a.  a.  0.  131  f.  gegen  Job.  Schmidt  Plu- 
ralbildung der  Neutra  S.  82  gezeigt;  trotz  alledem  ist  diese  Theorie 
von  Justi  Iranisclies  Namenbuch  S.  IV  Anm.  1  beibehalten  worden-,.^ 


I 


I 
I 


Zur  Syntax  von  ai.  näm<t.  tiw  namaj  np.  luwiä  usw.        173 

jiacheu  geg-en  «eine  Theorie.  Schun  in  <le!i  nieit?tcn  .seiiiiT 
eigBcii  Bei^ijiele  lanst  sicli  ai,  mima  usw.  nirht  als  A|>|>osilioii 
erklären,  wenn  ainlers  es  ><icli  noeh  um  eine  Spraelie,  nicht 
nm  eine  s|»rat^'h\\isi«enschaftlielie  Konstruktion  hamlehi  soll  Wie 
kann  /..  B.  rntinj  dhur  fudrtfm  mhna  \l\ .  X  4y,  2  oder  harir 
asmi  ntima  HV.  111  26,  7  mlma  Ap|>rjsition  m  indtam  Ue/.w. 
hiwir  sein?  Das  int  absolut  nnuio^^lich»  Ebenso  steht  es  mit 
aveötisehen  Fallen  wie  tthrmo  nama  ahmiy  fiut/föirmia  tifutia 
ahmt  yt.  15,  46,  oder  mit  ap.  Stellen  wie  Ipamlra  Vitttitf'ha] 
nama  Parmi  .  .  ,  ucam  fnitmijam  Bh  II  AW  f.,  oder  mit 
^ifrieehisehen  wie  i'^^  h'  övo|ia  kXutöc  Aiöujv,  ÖTiXortpoc  Ttv£ri 
usw.  T  l^'i^  f.  Xaeh  (irays  Ansieht  müsBte  man  doeli  z.  B. 
die  ajK  Stelle  nielit  so,  wie  er  selbst  tliut,  sandem  iVd^^ender- 
massen  übersetzen:  'darauf  —  (es  warj  der  Name  Vanmisa 
ein  Perser  ....  —  den  sandte  ieh  .  .'^>;  danaeh  waren  die 
Mensehen  knrif »serweise  nichts  anderes  als  heriim wandernde 
Namen,  Aber  seihet  CJraj  brächte  nieht^  glaube  ich,  eine  appo- 
mtiouelle  Konstruktion  in  i'olgendeii  Fallen  (tlie  ich  nur  bei-, 
spielsweise  anfdiire  und  den  altarisehen  Sprachen  entnebnie^ 
weil  sie  mir  bieraas  ^^erade  gegenwärtig  sind)  zu  Wege:  asiiu 
mimüham  mmi  'der  und  der  (X,  N.)  mit  Namen  bin  ieh'  Man. 
Dharmas,  2,  122,  Icö  mimtm  'wer  mit  Namen  bist  duV  VS. 
7,  29  und  vor  allem  ap.  VHiWospahiiü  nüma  puU'a  'eines 
(gewissen)  Vistäspa  Sohn*  An.  l*ers.   18  f. ^) 


I 

I 


1)  Ähnlich  wiiren  Steifen  wie  K*^u**d"r**its  näma  lutrdanam 
Mädmy  Bh  II  65  äu  überst^tzen:  '(es  war)  der  Nan\*^  Kuo^lrus  eine 
StAdt  in  Medien', 

2)  Dass  die  ap.  Artaxerxes-lnschriftcn  nicht  etwa  in  verlotter- 
ter Sprache  ab^etasHt  sind,  hnbe  ich  KZ.  35,  53  tt".  gezeigt,  »iiid  au 
dieser  Tha Usaehe  ändert  auch  Hora  nichts  trotsi  Heiner  Beiat-riun^; 
Mrdr.  Iran*  Philol.  I  l\  S.  TÜ,  Anm,  3.  Wipsn  sind  die  spilten  »ip* 
KeilhjHchrirten  *'in  archAiisiereader  Schritt  eingehimen'*?  Wenn  es 
sich  bei  dem  von  mir  a.  w,  O,  S*  56  t  behandelten  Auölautsgesctze 
bezüglich  -am^  -am  nur  um  eint*  grauimatitirhe  UnllLhigkei!  der  spä- 
ten Schreiber  handelte,  ho  müsüle  man  diesf^lhe  doch  aych  i^oust 
zahlreich  im  Auslaute  oder  Inlaute  beohnchten  können,  es  mü&ste 
sich  st-  B,  aucli  a  Jlir  frülieres  -a  finden:  \h\s  ist  aber  (bis  aul  die 
Besonderheit  Arla^csaihä)  nicht  der  Fal],  ein  Beweis  datür,  das» 
mein  Gesetz  riehtio:  ist.  Ich  werde  aueh  an  iinderm  Orte  [sieht-  jetzt 
WZKM.  14t  -'^"i  fif^l  zeigen,  dasa  die  elauK  Version  der  Innchrin  Art. 
Su8.  a  gleichfalls  nicht  in  einer  Sprache  des  Veiinlls  geschrieben 
isi|  wie  man  bisher  zumeist  nngenommen  bat. 


174  VV.  Foy, 

Im  letzteren  Beispiele  hat  ap.  ndma  deutlicb  den  Sinn 
von  'ein  gewisser',  denn  voran  gehen  in  der  Inschrift  nur  Wen- 
dungen wie  Därayavam  x,siif/aßiya  pwf^^a  Mes  Königs  Da- 
rius  Sohn'  (vgl.  zur  Erklärung  der  Form:  Verf.  KZ.  35,  55t. 
Ebenso  ist  Arsama  narna  puiV'a  ''eines  gewissen  Ai*§äma  Sohn' 
Art.  Pers.  20  aufzufassen,  nur  bilden  diese  Worte  wie  die  zitierte 
Wendung  Ddrayavaus  xsat/aßiya  piu^a  ein  Kompositum,  wes- 
halb Arsäma  nicht  im  Genitiv  steht.  Ap.  ndma  dient  also 
in  den  beiden  genannten  Fällen  zur  Charakterisierung  eines 
noch  unbekannten  oder  als  unhekainU  vorausgesetzten  Eigen- 
namens als  solchen.  Dafür  gibt  es  noch  eine  Menge  >veiterer 
Belege.  Zunächst  ist  hier  Bh  IV  82  ff.  zu  erwähnen:  adctkaiy 
imaiy  martiya  hamataamta  an^usiyä  mana  VH^dafarna  ndma 
VaycLspdrahyd  puß^a  Pdrsa  usw.  'damals  wirkten  diese  Män- 
ner als  meine  Anhänger:  ein  gewisser  Vindafamä,  des  Vaya- 
spära  Sohn,  ein  Perser  usw.'  Ferner  gehört  hierher:  /  Gau- 
mdta  ndma  Mag^un  dha  [hauv  ad**u]r^*ujiya  ''ein  gewisser^) 
Gauniäta,  ein  Mager,  war  da,  der  log'  Bh  IV  7  f.  Dass  ich 
dha  in  dieser  Stelle  richtig  aufgefasst  habe,  beweist  Bh  I  35  f.: 
pa[8ava]  I  martiya  Mag"ii,s  dha  Gaumdta  ndma  hauv  uda- 
patatd  ''darauf  —  ein  Mann,  ein  Mager,  war  da,  Gaumäta  mit 
Namen  —  der  erhob  sich'.  Dieselbe  Konstruktion  wie  Bh  IV 
7  f.,  nur  ohne  dha,  liegt  z.  B.  unmittelbar  darauf  (Bh  IV  10  f.) 
vor:  /  [Ä9^ina]  ndma  '^JJvajiya  hauv  ad'^ur^ußya  ''ein  ge- 
wisser ÄG^'ina,  ein  Elamer,  der  log'.  Ebenso  ist  zu  verstehen: 
Ka"hujiya  ndma  K'^üraus  pud'a  amdxam  taumdy[d  hauv 
pa]r"uvam  idd  xsdyatJiya  dha  ""ein  gewisser  Kambyses,  des 
Kyrus  Sohn,  aus  unsrer  Familie,  der  war  früher  hier  König' 
BhI28f.-)  und  Marg"u,s  ndmd  dahydus  hauvmaiy  hasitiya 
abava  ''ein  gewisses  Margiana,  ein  Land,  das  wurde  mir  ab- 
trünnig' Bh  III  11.  Trat  nun  eine  Verbindung  wie  Ka"bußya 
ndma  K^'üram  puß'a  hauv,  die  ja  von  Haus  aus  den  Satz 
beginnen  niusste  (abgesehen  von  Konjunktionen),  in  den  Akku- 

1)  Das  'ein  gewisser*  wird  hier  sowohl  durch  näma  wie  durch 
den  senkrechten  Keil  vor  Gainnata  (=  /)  ausgedrückt;  vgl.  zum 
letzteren:  Verf.  ZDMG.  50,  181   Anni.  1. 

2)  [Desg:!.  arahyä  Ka^bujiyahyä  brä\ta\  BardHya  näma  äha 
hamätä  hamajnfö  'jenes  K.  Bruder  war  ein  gewisser  Bardiya,  von 
gleicher  Mutter  und  gleichem  Vater  (stammend)*  Bh  I  29  f.;  virl. 
WZKM.  U,  287  f.] 


Zur  Syntax  von  ai.  näma^  h\  ,  nfima.  ap.  nämä  usw. 


175 


I 


I 


sativ  oder  einen  aiidci'ii  Kasus,  m  wnrrie  derselbe  nicht  i\n 
allen  Wörtern  jener  Foriiid  be/.eiclinet^  soodern  iiar  an  dem 
letzten,  dem  anaphuriBchcn  Pronumen,  indem  sie  als  eine  Ein- 
heit betrat'htet  wurde.  Das;  kt  echt  alfperni^clier  Uchrauch* 
Denn  Oleieharti^es  habe  ich  in  Lhtratfavaus  XShtßü  pud^a 
'des  Königs  DariuB  Sohn'  Art.  Sus.  b  naehgewiesen  (vgl.  Verf, 
KZ,  35,  54).  8r>  erklärt  sied»  z.  B.  [pimlva  Vaum^f^fj]  mJma 
Pdrsa  mand  ha'Ulata  atam  adam  /rilimi/am  ''darauf  sandte 
ich  einen  gewissen  Vanoiisa,  einen  Perser^  meinen  Dienefj  fort' 
Rh  II  49*).  Xatürtieh  konnte  nun  aueb  das  ana])horiselie  Pro 
nonien  jener  Formel  von  einer  Prii|*osition  regiert  werilen,  und 
diese  Konstruktion  wurde  selbst  heibebalten,  wenn  die  Fornjel 
in  das  Innere  oder  an  das  Ende  des  Satzes  rüekte.  So  tinden 
wir  z.  B,  pasiiea  adam  fraisaymn  Dfnhtrsij^  nftma  Fdrsa  manä 
ha^daka  Bax4rit/(t  xmd^apäva  abii/  twmn  'darauf  sandte  ieh 
zu  einem  gewissen  Dädarsisy  einem  Peiser,  meinem  I,>iener, 
Satrapen  in  Baktrien'  Bh  III  12  n\  (vgl.  dazu  KZ.  :¥>,  42  i\). 
Um  die  KonsiriikH^^n  des  A]i.  in  der  deutsehcn  Übersetzung 
eiuigermassen  zu  wahren,  kfinnen  wir  es  hier  aurdi  folgeniier- 
massen  ähnliehj  wie  ieh  es  a,  a,  O*  gctiian  habe)  übersetzen: 
Maraiif  sandte  ich  —  (es  war  da)  ein  gewisser  Dadarsis,  ein 
Perser,  mein  Diener,  Satrap  in  Baktrien  —  zu  diesem';  aber 
der  Pei'ser  selbst  wird  die  Konstruktion  sieherlieh  nicht  so 
(etwa  nach  Fällen  wie  die  oben  angeftihrte  Stelle  Bh  I  35  i\} 
aufgefasst  haben.  Nun  sind  auch  Falle  wie  die  folgenden  ver- 
ständlieh: Zt^zäna  uäina  eardauam  an*^uv  ^'Vfrafaurit  aradü 
.  .  ,  atm  hiulti  Itird  ^es  ist  da «  ein  gewisses  Zäzana,  eine  Stadt 
am  Euphrat,  dorthin  zog  er  mit  dem  Heere'  Bbl92f.,  Taurava^) 
nama  eardamini  Yaufiyü  ndtmJ  daht/dus  Pärmh/  (tradä  adä- 
raipt  '(es  ist  da)  ein  gewisses  Tanrava,  eine  Stadt,  ein  gewisses 
Yantiya,  eine  Landschaft  in  Peraien^  dort  hatte  er  Besitzungen' 
Bh  III  22  f.  un*J  udapaiftta  kacff  Pmi/d^'uraddyd  Arkadris 
mtma  laitfu   hacü  aemlam   'er  erhob   sieh   von  Pisiyäbuvädä 


1)  KijciißO  «teht  z.  B.  /  martiya  Frädn  nftma  Märgara  arant 
ma^Mavi  ak^unarnr^iä  Umi  Mann,  Fräda  rnit  Njimen,  ein  Marglaner, 
den  machten  sie  sieh  ziini  Obersten"  Bh  III  12  neben  I  marfiya 
Ä^na  nätna  Upadara^'ma  puß^a  haut  udapatafa  ein  Mann^ 
Ä0>liia  mit  Namen,  des  U.  Sohn,   der  erliah  i^ich'  Bh  I  74. 

2)  Vgl.   dazn  Verf.  KZ.  35,  74;  ZTIMG,  h%  \U. 


176  W.  Foy, 

aus  —  (es  ist  dort)   ein  gewisser  ArkadriS,  ein  Berg  —   von 
da  ans'  Bh  I  36  f. 

Eine  besondere  Behandlung  erfordert  noch  die  ap.  Stelle 
haca  Pirdva  näma  rauta  Sz.  c  9,  wenngleich  es  von  vorn- 
herein klar  ist,  dass  näma  hier  denselben  Sinn  hat  wie  in 
den  bisher  angeführten  Fällen.  Setzen  wir  zunächst  einmal 
X  für  den  in  Ptrava  ausgedrückten  Flussnanien,  so  sollte  mau 
allerdings  nach  dem  sonstigen  ap.  Gebrauche  folgende  Kon- 
struktion erwarten :  x  näma  rauta  haca  avadam.  Möglich  war 
es  aber  auch,  dass,  wie  in  unserm  Beispiele,  der  als  eine  Ein- 
heit geltende  Wortkomplex  ,r  näma  rauta  direkt  (nicht  nur 
logisch)  von  einer  Präposition  abhängig  gemacht  wurde.  Dann 
musste  der  von  der  letzteren  regierte  Kasus  an  einem  Worte 
j'enes  Komplexes  selbst  bezeichnet  werden.  KZ.  35,  32  habe 
ich  nun  angenommen,  dass  die  Verbindung  x  näma  rauta, 
die  sieh  Sz.  c  9  in  einer  solchen  Lage  befindet,  als  Kompo- 
situm behandelt^)  und  der  Ablativ  an  rauta,  für  das  rauta 
zu  lesen  wäre,  zum  Ausdruck  gekommen  sei.  Die  hier  vor- 
auszusetzende Konjektur  sowohl  wie  die  Annahme  einer  Kom- 
l)08ition  sind  aber  nicht  ohne  Bedenken,  letzteres  deshalb,  weil 
doch  X  näma  rauta  auf  einer  Stufe  steht  z.  B.  mit  ArJcadris 
näma  kaufa  Bh  l  36  t.,  d.  h.  also  rauta  Apposition  zu  x 
natna  ist.  Wenn  man  nun  die  Fälle  wie  Därayavatuihya 
VHMaspahya  pm^a  *"de8  Darius  (,der)  des  VistAspa  Sohn  (ist)' 
von  Art.  Sus.  a  und  Art.  Ham.  heranzieht,  die  ich  KZ.  3f), 
54  f.  behandelt  habe  und  in  denen  ein  zusammengehöriger 
Wortkomplex  (Därayavau^  .  .  .  pu&^'a)  bei  der  Stellung  nach 
einem  Regens  durch  Anfügung  der  Endung  an  das  erste  Wort 
{Darayavauti -\' (jtu.'YjnAviVig  hyä)  dekliniert  erscheint^),  so 
könnte  man  an  unsrer  Stelle  eine  Konstruktion  wie  haca 
ic-f- Abi. -Suffix  nc^ma  rauta  erwarten.  Wäre  es  nun  möglich, 
in  Pirava  einen  Abi.  zu  sehen?     Gewiss,  wenn  man  als  Nom. 

1)  Ich  habe  dabei  nicht  von  IHräva  näma  nliein  geredet,  wie 
mir  Gray  S.  311  zumutet. 

2)  Ein  weiteres  Beispiel  dafür  ist  [va^ä  AURAMAZDÄha 
An(ä)]h(i)ta  [u\tä  [Mi{i)]^a  'nach  dem  Willen  Auramazdäs,  Anähitas 
und  MiÖras'  Art.  Sus.  a  4,  erschlossen  aus  dem  elamischen  Texte 
[vgl.  darüber  Jetzt  WZKM.  14,  293].  —  Vgl.  auch  hya  mäm  Artaxia- 
{>''ä  xitäyadiya  (!)  ak'^unau^  'der  mich,  Artaxerxes,  zum  König« 
machte'  Art.  Pers.  5  f. 


Zur  Syntax  von  ai.  tmma^  av.  n*fma\  ap.  nämtl  n»w.        177 


I 

I 

I 

I 


I 


I 

r 


eine  Form  PWau^  voraussetzt.  Denn  wie  zn  dafit/tfus  der 
Akk,  dahi/ditm  gel)ildet  ist,  so  wäre  ihvm  als  (U'ii.-Al>L  kaum 
etwas  aiKlres  als  dühyavo  aU8  *daht/äv(f.s  walimelteintieb  (vgl, 
auch  jav.  nimn-o:  Bnilbuhniiae  lirdr,  Iran,  Pliil(»L  I  228, 
§  4uT,  Uüd  zur  Deliustiife  dies^er  w-Stämuie  ülH*rl»aiipt:  ebd, 
S.  102  u*  103,  I15i.  "^u  liätten  wir  als  Namen  des  Nils  im 
AjK  P}rüus  (idelit  Piravali  iiaehgewiesen,  und  diese  Form 
sriieini  üdr  aurb  besser  zu  der  koptischen  Namensforni  jero 
mit  vorgesetztem  Artikel  p  zu  stimmen*). 

Diejaelbc  Funktion  wie  ap.  nämä  'ein  gewisser*  hat  das 
avestisehe  nqma  an  zwei  Stellen:  ar^dri  nama  dpa  Spitanta 
Zaraihütra  ftä  mP  üpö  yamdaddH't  ,  .  .  >iiie  g:ewis8e  ArdvT, 
ein  Wasser,  o  8p.  Z.,  dies  mein  Wasser  reinigt  .  .  /  vd.  7, 
1(>  und  mzar^Hö  daivo  nqma  Spifama  Zaratfusfm  nrrmutn 
haxtam  viiAaffe*ti  .  .  ,  .  .  'ein  gewisser  Dämon  Vlzfirsa,  o  Sp. 
Z*,  führt  die  Seele  gebunden  .  .  ,  /  vd,  19,  29,  Ans  dem 
Ai.  igt  mir  kein  gleichartiger  Fall  zur  Hand,  aber  es  wäre 
nicbt  unmüglieh,  dass  aueli  hkr  näma  in  der  Bedentnng  'ein 
gewisser'  naehgewiesen  wrirde.  Wie  steht  es  im  (Triechischen 
nut  övoMa? 

Neben  der  irgendwie  ans  dem  sogenannten  Akknsativ 
der  Beziehung  enlwiekelten  Bedeutung  ""ein  gewisser'  bat  aber 
das  ap.  nämä  aucli  die  irrsprüugliehe  'nnt  Namen'  bewahrt, 
so  z.  B.  in  der  r^elum  zitierten  Stelle  /  martii/a  3kig"fts  aha 
Gaumafa  mim((  'ein  Mann,  ein  Mager,  war  tia,  iTanmäta  mit 
Namen'  Bb  l  ^56  und  in  Fällen  wie  /  marthfü  AiFlnu  näma 
Ppadarn"ma  puf'^'a  hauv  .  .  .  Bh  l  74  usw.  Ebenso  ist  es 
im  Ai.  (z,  B.  RV,  ül  26,  3  und  wohl  auch  X  28,  12,  VS.  7, 


I 


1)  [Fr.  Müllers  Erklärung  von  ap.  I^rtiva  WZKM.  3,  UH  {Y<-r- 
beüöerung  von  l,  224)  ist  al80  ganz  richtig,  was  k-h  Gray  a.  a.  (), 
S,  11  gegenüber  Itenierkc;  nur  sind  siMnii  Ausführnngen  über  ein 
altÄgyptiöches  PIHU  talseh.  NaL^h  gütiger  MiftPilun*::  des  Herrn 
Prnr,  Steindorff  gebt  koptiseb  mepo  auf  ein  H^yptisehe.H  p-jHr-o^ 
jünger  p-jer-'o.  p-jpro  zurück;  ein  alÜlo:ypti^i  hes  pirtt  liat  es  über- 
haupt nieltt  gegeben.  Die  «ssyr.  Keüinscliiitten  geben  ägvpt.  p-jer-o 
mit  pir^ii  wieder.  —  Oray  schÜPsst  sich  in  der  AiiTfassung  mhi  hal-ü 
P}räia  näma  rauia  an  Bartlioloniae  BB.  14,  249  an,  der  es  tnr  einen 
Nominativ  hält  and  Bli  IT!  12  r.,  I  m  f.  vergleiebt,  aber  das  sind, 
wie  sich  ans  der  bei  Bartbolornae  nicht  zitiert i*n  Fortsetzung  des 
Textes  ergibt,  falsche  Parallelen.] 

larlo^ermantactie  ForHchuiiK^n  XJI  t  u.  2,  \\^ 


178  J.  Heinsius, 

29,  Man.  DharmaÄ.  2,  122)  i),  im  Av.  (z.  B.  yt.  8,  51;  14,  55. 
15,  46.  19,  56.  vd.  18,  15),  im  Griechischen  (z.  B.  t  183  f. .. 

Ob  sich  unser  (historisch  in  verschiedenen  Sprachen  vor- 
liegender) "Akkusativ  der  Beziehung**  vorhistorisch  aus  einer 
appositioneilen  Stellung  entwickelt  hat,  ist  eine  andere  Frage. 
Es  kämen  da  mit  Delbrück  Vergleichende  Syntax  1,  388  vor 
allem  Sätze  mit  'nennen'  als  Prädikat  und  mit  einem  Eigennamen 
+  ai.  nama  usw.  in  Betracht,  wie  yt.  8,  51.  14,  55,  vd.  13, 
2.  18,  15.  €  273.  Aristoph.  Aves  814  usw.  Weiterhin  beachte 
man  auch  Fälle  wie  Plaut.  Aul.  164  und  Beow.  78.  Eine  andre 
Quelle  für  den  Gebrauch  von  ai.  nama  usw.  im  Sinne  von 
'mit  Namen'  könnten  solche  Sätze  wie  Beow.  1457:  wiBs 
p(km  TuBft-mice  Hrunting  nama  'es  war  ihm  ein  Heftschwert, 
Hrunting  (war)  der  Name'  abgegeben  haben.  Doch  sehe  ich 
nicht  ein,  welchen  Vorteil  die  Sprachwissenschaft  davon  hätte, 
hier  zu  einer  sicheren  Entscheidung  zu  kommen.  Begnügen 
wir  uns  damit,  die  Verhältnisse  der  Einzelsprachen  genau 
kennen  zu  lernen!  Mein  Artikel  ist  hoffentlich  ein  kleiner 
Beitrag  zur  Erreichung  dieses  Zieles. 

Dresden,  den  29.  Juni  1900.  W.  Foy. 


Über  die  Repräsentation  von  indogermanisch  jikh  im 
Oriechisclien. 

Die  Frage  nach  der  Repräsentation  der  indogermanischen 
Tenues  aspiratae  im  Griechischen  ist  noch  nicht  gänzlich  ge- 
klärt. Ziemlich  allgemein  scheint  man  aber  jetzt  anzunehmen, 
dass  sie  durch  x>  9»  ö  vertreten  sind,  idg.  sth  aber,  wie  es 
Zubaty  (KZ.  31,  1  ff.)  wahrscheinlich  gemacht,  durch  ct.  Die 
Theorie  Moultons  (American  Journ.  of  Philol.  8,  207  sqq.) : 
"original  hard  aspirates  lose  their  aspiration  in  Greek  except 

1)  In  den  Beispielen  mit  ai.  näma  RV.  II  27,  15  =  V  37,  4 
und  I,  68,  4,  die  Gray  anführt,  ist  näma  'Namen'  =  'Ruf,  Ruhm', 
ebenso  wie  II  37,  2.  siibhägo  näma  püsyan  RV.  II  27,  15  =:  V  37, 
4  heisst:  'reich,  den  (eignen)  Ruhm  fördernd*. 


iber  die  R*iprii»einnt1nn   vSi^tuIS^riü.  sLk  hu  Urii  thiselt^n,     179 


I 


I 

I 
I 


I 


I 


where  thc  acreiit  iimuetliatoly  preredet^"'  liat  weni;^  Bearhtuu^ 
gefunden;    Hllenlin^^  i?it  aiR*h  uiaiiclies  ilagegeii  ciiizuweiulou. 

Es  bleiben  aber,  wenn  man  ohengenanute  Repräsentation 
annininit,  einige  Srbvvieii^^kt^iten  übrig,  ibirnuter  das  Neben- 
eiuaDder  von  ck  und  ex  als  Vertreter  von  i  nielit  laf}iove(arein) 
skh,  Eä  sei  ndr  erlaubt,  fnlgcude  Hypothese  zm*  Erklärung 
aufzustellen :  t a  ii  t  o ^ y 1 1  a  b i s c  1 1  e h  (n  i  e  Ii  t  1  w  b  i o v e I a re s)  .«^Ä^ A 
wird  im  Grieebiseben  dureh  ck^  beteroHytlabiscbes 
durcb  ex  vertreten,  \^»n  voiidierein  wird  man  diesjc  Lo- 
sung desProhlemH  ftlruicbt  unnKiglieh  haltea:  die  nrgriecbiscbe 
Lautfolge  Spirans  c  -f  explomva  k  +  gehaueliter  Absatz  (s.  G,, 
Meyer  Grieeb.  Gr.'"  §  2U4)  in  einer  Silbe  war  gewisy  niclit 
leicht  auszuspretiien,  kaini  alsn  leif'bt  ibren  letzten  ficBtaudtcil 
eiDgebüi^st  lialieu. 

leb  möebte  niiidi  dabei  auf  folgende  Zusammeüstellungen 
stützen : 

a)  tautosy Ilabise bes  ck 

ckoZdj  'hinke';  «kn  khanjati  'biukt'. 

CKia  'Scliatten',   CKoiöe  'sebattig',   skr.  chaya  'Schatten'* 

kret.  Kaia-CKevri  'tritet',  wenn  es,  wie  nicht  unwahmebcin- 
lich^  mit  skr.  khdmtü  'gräbt'  zusaunnenhängt.  Das  Alli»er- 
sische  aber  hat  kan-  statt  *;^a«-,  deutet  also  auf  idg,  {s)k 
(neben  {^)kh). 

CKoXiöc  'krumm,  uurcdlieli',  skr*  ükhälati  'strauebelt',  ehi- 
lam  'betrug',  arm,  .syjdem^  s^alim  'gehe  fehl,  irre,  straueblc\ 
lat.  scelrm  'VerbreehenV  lit.  f^keliü  'bin  gehuldig'. 

tKvla  'Rrunst,  Geilheit',  wenn  es,  wie  G.  Meyer  anniinint, 
mit  skr.  khudati  'stosst  liineiii'  verwandt  ist. 

ckOtoc  'Haut'»  ckoXXuj  'sehinde',  skr.  chact  'llaut'^  lat. 
acutum  'Schild'^  cutiH  'Hanf,  ohscnrufi  'dunkel'.  Das  Skr. 
hat  aber  aneh  skunäfi  'bedeekt',  womit  ckutoc  ebenfalls  ver- 
wandt sein  kann;  in  «fiesem  Fall  ist  idg.  sk  (neben  nkh)  an- 
zusetzen. 

cicebdtvvüm  'zerstreue',  wenn  e*?  zur  Sippe  vou  skr.  ^kha- 
daie  'spaltet'  gehört, 

Anm,  Txihri  ynd  cxeö^ct  würden,  wenn  sie  mit  cKt&dwöjui  und 
»khadate  verwandt  wären,  meiner  Regel  widersj>retiieii.  Ix^&n  abta- 
bedenret  nur  tabella,  s.  potins  Pa|»yru8,  Philyra,  Tilia,  Charta,  aUudve 
in  quo  scriInmuH'  (s.  den  Thesaurus  Linguae  i^raeeae),  niemals  'Brett\ 
ist  a!ao  (wahrscheinHch)  von  cKe5dwö|ti  und  .skhadatt  zu  trennen. 
Und  weil  danu  also  cxcbia  'Floss*  kein  Wort  in  der  Bedeutung  'Brett' 


180    J.  Heins! US,  Über  die  Repräsentation  von  indojcerm.  skh  usw. 

neben  sich  hat,  wovon  es  abgeleitet  sein  könnte,  fällt  der  Zusam- 
menhang mit  cK€bdwü|ni  weg;  cxeftia  könnte  sehr  gut  zu  ^xw  gehö- 
n»n  ('das  Haltende,  das  Zusammenhängende*). 

CKÖp(o)bov  'Knoblauch'  wenn  es,  wie  G.  Meyer  anDimrot, 
zu  skr.  ch]rnatti  '"speit  aus',  aksl.  sJcar^dü  gehört. 

Noch  scheinen  die  Inchoativa  wie  bibdcKUj,  titvcwckuj  usw. 
meiner  Regel  zu  widersprechen ;  ich  nehme  aber  einen  Wechsel 
von  sk  und  skh  im  idg.  Inchoativsuffix  an  (vgl.  oben  unter 
KaiacK^vri  und  ckötoc,  und  ausserdem  z.  B.  skr.  sthiräs  neben 
starU)\  das  skh  hätte  sich  in  griech.  Trdcxiw  erhalten'). 

b)  heterosyllabisches  ex 

ecxapot  ''lleerd',  aksl.  iskra  'Funken',  pohi.  skrOj  lat. 
seintilla  (KozlovskiJ  A.  f.  slav.  Phil.  11,  387  ff.). 

Tidcxtu  mit  idg.  Inchoativsuffix  skh. 

Hier  erregen  die  beiden  Wörter  cxilix)  'spalte',  skr.  chi- 
nätti  'schneidet  ab,  spaltet',  av.  sid-,  lit.  skedziu,  und  cxa(2)u> 
'schlitze  auf,  steche,  ritze',  skr.  chyati  'schneidet  ab'  bedenken. 
Es  lässt  sich  aber  sehr  leicht  denken,  dass  sie  ihr  ex  den 
augmentierten  Formen  ?cxi2ov  usw.  entnommen  haben.  Xx^ct 
'Scheit'  und  cxivbaXjLiöc  'Splitter'  könnten  dann  unter  dem  Kn- 
fluss  von  cxi2u)  ihr  ursprüngliches  ck  in  ex  verwandelt  haben. 

Die  Etymologie  von  cxeXic  neben  ckeXic  'Schinken',  ckc- 
Xoc  'Schenkel'.  cxepaq)oc  neben  CKepaq>oc  'Schmähung',  cx^v- 
buXa  neben  CKCvbuXri  'Zange,  Zwinge',  ist  unbekannt;  viel- 
leicht enthalten  sie  idg.  zqh,  Sic  können  also  ausser  Betracht 
bleiben  ^). 

Gouda.  J.  Heins  ins. 

1)  Gegen  die  Ansicht,  Ttdcxui  sei  aus  *.riiOo?(co  entstanden, 
sprechen  die  Wört(»r  diroGucKeiv  •  diroTUYXöveiv,  ^v90ck€i  *  ^vTUTX<iv€i 
und  kXu)ckujv  •  ^ttikXiüGujv  Hes. 

2)  Meinem  verehrten  Lehrer  Herrn  Prof.  C.  C.  Uhlenbeck  in 
Leiden,  dem  ich  in  manchen  Punkten  Auskünfte  verdanke,  spreche 
ich  hiermit  noch  meinen  verbindlichsten  Dank  aus. 


Neben  vtc-  'WerbseF  (vicem,  vicej  vici^  usw.)  ei-selicineii 
in  vorkias-siseher  tHler  seit  vurklassiscliei-  Zeit  die  Adverlna 
ricisifim  und  mcissatim  und  die  8iibstantiva  incmitas  und 
ridssitadö,  denen  «ich  wohl  erst  später  die  unr  glossogra- 
jihiseli  überlieferte  Verbalforni  ricisx/hir  'coniijensatnr'  zuge- 
sellt hat,  S.  Fnnek  Wölffliiis  Archiv  7,  505  L  S,  97.  101, 
Landgraf  ibid.  9,  440. 

cu-m-im   und   vichsafim  geln'Vren  in  den  Kreis  der  Ad- 

■  verbia  auf  -Hm  -aim  wie  atatim^  raptimy  scimim,  passim, 
cursitn^  r^epartlthtt,  ej-fjutslilm,  soltltlm,  in  denen  man  mit 
Reebt  den  Akknsativns  Singularis  von  ^i-Al*&trakta  t^ieht  (Del- 
brtiek  Gruiidr.  3,  608  ff,)»     eidssatim  neben  eidmlm  wie  rer- 

»mfim  nefien  con-rersim,  mintftdthtt  neben  minatim:  es  setzt 
einen  parlizipialen  Stamm  *tklssO'  ["^vidMä'}  voraus,  vidsm-täs 
und  richsi-tüdo  sind  gleich  gtit  anf  den  i-  und  den  o-Stanim 
beziebbar  *).  ddmtfnr  aber  mag  auf  grwnd  von  vivismm, 
etwa  naeb  dem  Verliältins  von  parlitur  zu  partim,  ent- 
sprungen sein. 
I  Eine    irgend    diskutierfiare    Deutung    der   Silbe    -iss-   in 

■  diesen  augenseheintieb  mit  vkem  a«is  gleieher  Wurzel  ent- 
staninienden  Bildungen  ist  mir  nieht  bekannt, 

B  Zunächst  «lenkt  man  vielleicht  an  eioen  von  de-  ausge- 

'  gangenen  verbalen  Stamm  ^uikkl-  (oder  ^uikidh-\  von  dem 
ridsm-f  vidsso-  als  Verbabnmiina  mit  den  Suffixen  -ti-^  -to- 
B  gebildet  wären.  Die  nnchsten  morphologischen  Verwandten 
unserer  Wrn-ter  wären  dann  güristui  zu  gaudeo  —  "^yärtdeö 
(vgl.  gr.  faiuj  ans  *töF-)uu^  dansuti  co}i-cifmo  zu  daudo  (vgl. 
düvisjj  ausus  zu  andeo  üvuIuh  (vgi  aveo)^  in-cffsus  zu  cüdo 
(vgl.  lit,  kiiuju  Ich  schlage,  schmietkv  kämpfe'')  n.  dgl.  rfciV 
dm  stünde  dann  mit  audm  ^audacter'  i  F*rokroWv'^kij  Wdlfflins 
Archiv  11,  356)  auf  ciiier  Linie,  dieses  in  ein  urlateinisches 
^adssim  zurdcküliersetzt.  Indessen  verlautet  von  einer  solelien 
Dentalerweiterung  von  de-  sonst  nichts,  und  sie  voranszusetsten 

1)  Meyer  LÖbk«  Wülfflin«  Archiv  8,  332  setxt  lür  vkissitds  ein 
'vicissift  voraus. 

tnilogertnaniBch«  Forsch orjgen  XII  5  q.  A.  lg 


I 


I 
I 


182  K.  Brugmann, 

erscheint  an  sich  darum  bedenklich,  weil  derartige  d-  oder 
dÄ-Er\veiterungen  mit  ''Zwischenvokal**  in  den  idg.  Sprachen 
fast  nur  da  auftreten,  wo  die  "Wurzel"  (nach  alter  Termino- 
logie) auf  i,  Uf  Nasal  oder  Liquida  ausgeht  (vgl.  Verf.  Grundr. 
2,  1045  ff.). 

Weiter  könnte  man  auf  den  Gedanken  kommen,  die 
Grundlage  sei  ein  mit  capid-  =  umbr.  kapif-  capirs-,  cassid-, 
cuspid'  *)  gleichartiger  Substantivstamm  ^vicid-  mit  einer  von 
der  Bedeutung  von  vic-  nicht  wesentlich  verschiedenen  Be- 
deutung gewesen.  Von  diesem  Stamm  mtisste  mit  -to-  ein 
Adjektiv  Hicisso-  abgeleitet  worden  sein  nach  der  Art  wie 
sceles'tu-s  von  scelus,  onus-tu-s  von  onusy  über-tu-s  von  über 
u.  a.  An  *vici880'  könnte  sich  dann  einerseits  vicissatim  (etwa 
durch  ein  mit  offensa,  repulsa  u.  dgl.  gleichartiges  Substan- 
tivum  ^vidssa  oder  durch  ein  Verbum  ^vicissäre  vermittelt), 
anderseits  vkissim  angeschlossen  haben.  Hiergegen  ist  aber 
einzuwenden,  dass  die  thatsächlich  vorhandenen  drei  genannten 
Substantiva  auf  -id-  (mit  uridg.  i)  '^)  alle  einen  durchaus  kon- 
kreten Sinn  haben,  ferner  dass  es  zu  keinem  Stamm  auf  den- 
talen Verschlusslaut  im  Lateinischen  eine  mit  sceles-tus  usw. 
zu  vergleichende  Adjcktivforraation  gibt. 

Ich  ziehe  unter  diesen  umständen  eine  dritte  mögliche 
Auffassung  vor.  Man  darf  tici-ssi-  (vicismn)  und  vici-sso- 
(vicissätim)  teilen  und  darin  Nominalkomposita  sehen,  vici- 
war  dann  entweder  eine  Nebenform  des  Substantivstamms 
vic'y  oder  es  war  von  vic-  der  Lokativus  Singularis,  also  iden- 
tisch mit  vice  (vgl.  ante  neben  antistes).  -ssi-  und  -sso-  aber 
entsprachen  etymologisch  den  Schlussgliedern  der  ai.  Zusam- 
mensetzungen bhäga-tti-ä  ''GlUcksgabe',  devd-tta-s  'gottgegeben*, 
punar-ttas  'wiedergegeben*,  zu  Wurzel  dö-  'dare'.  War  vici- 
Lokativform,  so  vergleicht  sich  gr.  dpi-ciov  Trühsttick*  aus 
*äepi-bTO-  'in  der  Frühe  gegessen',  zu  ed-  'essen'  gehörig,  ein 
Kompositum,  dessen  Schlussglied  ebenfalls  die  Wurzel  in  stärk- 
ster Reduktion  aufweist,  ferner  boupi-KiriTOC,  Tiupi-KaucTOC  u.  a. 
Die  Grundbedeutung  von  vicissi-  war  hiernach   etwa  'das  in 


1)  Vgl.  Verfasser  Grundr.  2,  383,  Stolz  Hist.  Gramm.  1,  564, 
Skutsch  Wölfllins  Archiv  11,  582,  von  Planta  Osk.-umbr.  Gramm.  2,  70, 
Thomas  Transact.  of  the  Cambridge  Philo!.  Soc.  5,  126. 

2)  lapid-  war  wahrscheinlich  ursprünglich  Vapeil-.  S.  von  Planta 
a.  a.  0. 


Lfttoiuisch  vlcistihfi . 


183 


I 


I 


I 


^Veclisel  vAkvveclisliiiiji:,  Wechgelseitigkeit)  Bringen  oder  Uelzen '^ 
die  von  ticisso-  "in  Weelisel  gebracht^  gesetzt*.  Als  eine  Ver- 
bindung iiüt  dem  Lok,  ^r/i'i  liesöc  sit-b  das^  Vei'halsufifc*t<iutivnm 
tk'i-sai-  mit  den  koinpo.^itiunelleu  Veii>induugeu  wie  domum  itio^ 
domuitio^  htlc  t-efith^  Römam  advenfus  (Landgraf  Wolfflins 
Arcliiv  lU,  4(Q)  in  Parallele  setzen* 

Der  zweite  Teil  von  vki-mo-  vergleicht  sich  nnt  dem 
zweiten  Teil  des  Gnttesnatueus  Cönms.  Denn  naeb  Ö^thott'a 
An.sfiUirungen  Panl-Brauncs  Beitn  13,  425  fl*.  ist  dieser  Name 
iidt  condere,  condiftis  zu  verbinden.  Er  war  zunäcbst  aus 
'^com-sm}'  oder  aus  ^com-Jisii-  (vgl.  VöiisiulUa)  hervorgegangen 
und  verhält  sicli  beztlglich  der  Ablautstufe  der  Wiirae!  des 
zweiten  Glieds  zur  Form  con-ditus  wie  ai.  ry-d-ffa-s  \iUKeiii- 
audergetan^  geoflnet'  zu  i-ij-dditas  mit  gleicher  Betleutnng. 

Ferner  sehe  ich  das  Substautivnm  ^-d-ti-s  in  dem  -sis 
den  Adjektivansgangs  -emisj  z,  B.  in  forenai^  %anf  <lem  Markt 
hetindlicir,  horte  fish  (hotienstus)  'im  (harten  1>ebndlieh\,  Hhpd- 
nUnsis  *in  Spanien  befindlich'  (z.  B.  exercitus).  Indem  Prell- 
wilz  BB,  22,  VZ'^l  f.  für  forensis,  viramsis  die  Gnindfornien 
*forei-eu-^tisy  *eircei-en-a(th  vora us^^etzte,  ''deren  eri^ter  Teil 
dauu  wie  in  Br|gai-T€vr|C  als  Lokativ  aufzufasi^cn  wäre"»  ist 
er  im  wesentlicdien  auf  dem  richtigen  Weg  gewesen.  Nur  das 
ist  niebt  gut  zu  heisseuj  <lass  er  in  dem  Ausgang  -sis  die 
Wurzel  etil'  'stehen*  annimmt.  Denn  es  ist  nicht  erweislieb, 
dass  die  uridg.  Lantgruppc  •w.s•^  vor  Vokalen  im  Lateiniselien 
lautgesetzlich  zu  -m-  geworden  ist,  wie  Prcllwitz  behauptet*)* 
Der  vordere  Teil  von  hortensis  entspricht  dem  osk.  hurt  in 
'in  horto*  =  horten  ans  *ftorfei/]-e7i  mit  naeli gestelltem  Rirh- 
tungsadverbium;  vermutlich  war  die  Kontraktionsstufe  hortfn 
Bchon  in  nritaliscber  Zeit  erreicht,  vgl.  lat.  tres  osk.  tris  aus 


3)  Prellwitz  beruft  eieh  auf  cinsus  gegenüber  osk.  an-cenato 
'mvrjim*  und  auf  f'e{n)üica  gegenüber  ni,  rasti-.  Aber  censmn  kann 
mit  httumtm  (neben  haust iim\  fuma,  lapHUif  auf  einer  Linie  s^tehen 
(Verf,  Grnndr.  1-  S,  66<3.  671).  Und  ve{n).slca,  zu  dein  auch  ai.  ua- 
niMhü'^  ahd.  naniaf  tnuiaitt  tränst  nnd  aus  dem  Lateinischen  ^elb»t 
rentei*  gehören^  geht  ani  eine  Wurzel  iitfu-  zurüek  und  uiuss  nicht 
von  Haus  aus  ein  t  besessen  haben.  Es  seheint,  dass  die  Wörter 
vl{n)t(lca  und  renter  von  den  beiden  suffixalen  Konsonanten  «und 
#,  die  in  den  indischen  und  den  germaniÄichen  Formen  vereinigt 
auftreten,  von  Anfang  jedes  nur  einen  enthalten  haben. 


184  K.  ßrugmann, 

*tre[i]e8  =  ai.  trdy-as  (Verf.  Grundr.  1 «  S.  844.  910  f.).  har- 
temis  würde  sich  hiernach  dem  gr.  dT-X€ipi-6€T0C  an  die  Seite 
stellen,  nur  dass  hier  das  Richtungsadverb  seinem  Kasus  vor- 
ausging. Nach  uritalischer  Syntax  kann  indessen  en  in  einer 
Verbindung  wie  ^hortei-en-sso-  wohl  auch  enger  mit  dem  nach- 
folgenden Verbalnomen  vereinigt  gewesen  sein  als  mit  dem 
vorausgegangenen  Lokativ,  so  dass  -eji-sso-  näher  mit  lat. 
in-ditus  (gr.  ?v-8€toc)  zusammengehören  >vürde.  Auf  diesen 
Unterschied  kommt  im  letzten  Grunde  nichts  an  ^). 

Dass  ich  für  die  Endstücke  von  vici-ssiiriy  Cön-sus  und 
foren-sis  dö-  Marc,  bibövai'  und  nicht,  wie  man  vielleicht  er- 
wartete, dhe-  'TiG^vai'  als  Wurzel  angesetzt  habe,  hat  folgen- 
den Grund.  Wie  schon  öfters  bemerkt  worden  ist  (vgl.  z.  B. 
Osthoff  Zur  Gesch.  des  Perf.  236  ff.),  erscheint  dö-  im  Latei- 
nischen gleichwie  im  Indischen  in  vielen  Verbindungen,  wo 
man  dem  Sinne  nach  dhe-  erwarten  sollte,  und  es  geht  dieser 
Synkretismus,  wie  man  diese  Erscheinung  nennen  darf,  in 
beiden  Sprachgebieten  offenbar  in  sehr  alte  Zeiten  zurück; 
Osthoff  möchte  ihn  sogar  in  die  Periode  der  idg.  Urgemein- 
schaft hinaufdatieren.  In  unserm  Falle  empfiehlt  es  sich  nun 
um  so  mehr,  von  *-d-^o-,  *-d-^e-,  nicht  von  *-dÄ-fo-,  *-rfA-f«- 
auszugehen,  als  die  Lautung  ♦-dAf-  (woraus  zunächst,  noch  in 
urindogermanischer  Zeit,  -ddÄ-,  weiter  -d'dh-  entstehen  musste) 
in  der  historischen  Latinität  bei  ungestörter  Fortentwicklung 
nicht  als  -ss-  (hinter  Konsonanten  -.»-),  sondern  als  -st-  er- 
scheint (s.  Verf.  Grundr.  1 2,  S.  626).  Dieser  Umstand  würde 
freilich  ein  Zurückgehen  auf  Wurzel  dhe-  nicht  gerade  kate- 
gorisch verbieten.  Denn  man  könnte  annehmen,  dass  die 
Stämme  -d'^dho-  und  -d^dhi-  im  Italischen  auf  irgend  einer 
Entwicklungsstufe  der  Lautgruppe  -d^dh-  ebenso  analogisch 
umgestaltet  worden  seien,  wie  z.  B.  das  (durch  ai.  yuddhd-s 
lautgesetzlich  vertretene)  uridg.  *iud^dhö'S  (d.  i.  ^ludh-to-s^ 
welches  in  der  historischen  Latinität  als  jussus  anstatt  alg 
*justu8  auftritt   (Verf.  a.  a.  0.  627).     Diese  analogische  Ab- 

1)  Eine  ähnliche  Zusammensetzung  mag  das  vielbesprochene 
novensides,  novensiles  (mars.  nouesede)  gewesen  sein.  Doch  war 
vielleicht  der  erste  Teil  die  blosse  Stammform  novo-  in  adverbialer 
Funktion,  wie  in  y:r.  v€o-tvö^  'neugeboren'  =  got.  ntukl-ahs  'neu- 
geboren, jung,  kindisch'  (aus  ^nitca-kna-  mit  dissimilatorischem 
Übergang  von  n  in  l). 


Lateinisch  incissim. 


im 


Änderung  müsste  in  einer  Zeit  gescliehen  sein,  wo  unsere  For- 
men auf  'd'dho'  und  -dHihi-  noeli  als  gleicljartig  mit  iiudern 
to-  uod  fi-Stiimiuen  ciiipfiiiHleii  worden  sind.  Aber  die  andere 
AuffasBiing,  Avonacli  wir  do-  zu  grutide  le^eo,  ist  jedenfalls 
die  einfaehere»  Daran,  dass  dare  in  foren-sh  und  in  vki-ssim, 
wenn  man  vici*  als  Lokati vus  von  ric-  nimmt^  die  Konstruk- 
tion dcö  Vcrluims  dhe-  ntid  überliaupt  der  Verba  eollocandi 
aufwiese  [v^h  Tie^vai  tv  iivi),  darf  man  sicli  uicljt  stasseu  ^). 

Leipzig*  K.  Brugmano. 


Irish  Etyinoloj^ies. 


Adcuaid  'he  has  related*. 
In  Kelt.  Zeitsehr.  III  278,  Ziipitza  explained  the  appar- 
«nt    root-syllable  -c6id  of  the  perfeetivc  docöid  Mie  has  gone* 
as   a   eoniiKiund    of  tbe   prep.   vo    aml    the    verlial   ront   feth- 
'g^eheu'  *)*     In    like    nianner  iStracban   explains   the  -cuaid  of 


I 
I 


1)  Mög"licherwei8(*  isst  dan  als  Untg-esetzliche  Fortsetzung^  von 
-^h'ti-j  -d=dhi'  zu  erwartende  'Sti-  au  underer  Stelle  Im  in  die  histo- 
rische Latiuität  hintjiu  am  Luben  g'ebliebeu,  nemlich  in  caelestis, 
4igreif(is  und  in  dfmiesiiciis,  das  wahr  sc  heinlieh  Erweiterung  eines 
*domestis  nach  detn  Muster  seinem  Oppnsitums  piibticus  war  (Sommer 
IF.  11.24)v  Schulze  KZ,  29^210  hat  ang^enonmien,  die  Endung:  -üti-s 
von  t:€J€leütis  ^ei  aus  ^-ftt-ti-s  ^^  ai.  stitf'.H  gr.  ötdct-c  Hat.  statio)  her- 
vor^egfan^^^en,  und  der  urwprünji^liehe  Sinn  dieses  Nomens  sei  'v^ui 
«tationem  liahet  in  C4ielo*  *rewesen;  so  nach  ihm  auch  andere,  wie 
Ä.  B.  Sommer  a.  a.  0.  und  Vorf,  Grundr,  l\  S.  G36.  Gegen  diese 
Deutung  spricht  nichts.  Aber  ebenso  unanstÖRsig  wäre  jene  andere 
Auffassnng.  Seihst  weim  man  den  zweiten  Teil  von  vici-ssim  und 
foren-stjs  niciit  auf  do-  zu  beziehen,  sondern  als  ein  nach  Art  von 
JusmiS  Jusmo  u.  d^l.  durcli  Analogie  Wirkung  abgeändertes  urspriini^- 

liehes  *^dh'ii-  zu  hetrjiehten  hätte,  Itrauehte  caete-stta  nicht  von  dhe- 
gelrennt  zu  werdi^n.  Denn  die  morphologische  Konstitution  und 
die  ursprüngliche  Bedeutung  von  caeleMis  könnten  sich  frühzeitiger 
verdunkelt  haben  als  die  von  mcisai-  und  forensi-;  das  Schluss- 
g'lied  von  caeteati^  wilre  in  diesem  Fali  damals,  als  die  andern  Kom- 
posita mit  iiridg.  -dhii-  -d^dhi-  in  die  Bahn  der  Formen  mit  nridg. 
'tt'  -M'  hinübergeführt  wurden,  von  dieser  Analogieänderung  un- 
berührt geblieben. 

2)  The  dental  tenuis  appears  in  docoith  Wb.  IIa  22,   fetMd 


186  Whitley  Stokes, 

the  perfectives  adcuaid  (gl.  explicavit,  Wb.  21^  11)  'he  has 
Said',  incuaid  (gl.  indicavit)  MI.  123^  7,  as  a  componnd  of 
CO  and  the  root  vet  'to  say'.  Hence  also  the  Irish  noun  feäh  .i. 
foeul,  H.  3.  18,  p.  650"^,  the  verbs  asfenimm  (^ex-retnö)  (gl. 
testificor)  Wb.  22»  20,  t-aisßnim,  perf.  sg.  3  taisfeöin,  Lü. 
101*  21,  and  the  Irish,  Welsh  and  Latin  words  cited  in  Ur- 
kelt.  Sprachseh.  266,  s.  v.  vetO. 

Even  so,  forcuad  Tur.  49,  is  explained  by  Strachan 
as  =  for-co-fad,  perfective  pret.  pass.  of  forfenim  l  complete*. 

CO  niay,  accordingly,  be  added  to  the  list  of  perfective 
pärticles  in  Saranw's  Irslie  Studier,  pp.  27,  43 — 46. 

blicht  'radiance'. 

Da  ha  an  commeid  sin  do  fsoilUi  ocua  do  blicht  alainn 
ara  corp  d'eis  bais  d'[f]agbail  do  gurgabusa  octis  na  hecutpail 
moran  solais  ocus  aibneasa  *nar  cridhib  tridsin,  'So  great  was 
the  beantifui  light  and  radiance  on  His  Body  after  He  died 
that  I  and  the  apostles  received  in  our  hearts  much  comfort 
and  happiness  thereby',  H.  2.  17,  p.  110*'^. 

Here  blicht  (ex  ^bhlegtu)  is  cognate  with  qpX^twJ,  qpXöH^ 
flagrare,  bhröjatey  etc. 

bruth  'weight*,  'mass'. 

There  are  three  homonym»  (1)  bruth  'weight',  'mass'  (bruth 
n-(')ir  .i.  maiss  n-oir,  Rawl.  B.  512,  fo.  11^  2),  cognate  with 
ßapijc,  ßdpoc.  Skr.  gurü,  Goth.  kaürus:  (2)  bruth  'heat,  ar- 
dour',  cognate  with  Lat.  de-frutum:  and  (3)  bruth  .i.  seim 
gae  '^the  rivet  of  a  spear*,  O'Dav.  56,  cognate  with  Lat.  foroy, 
Gr.  qxxpoc.  Eng.  to  bore. 

Compounded  with  damna  'materiar  we  have  bruthdamna 
LU.  112»^  14  =  brudamna  LU.  95^»  33. 

diu  'body'. 
mo  chliu  .i.  mo  chorp,  Lü.  119*25.    Beir  mo  sciath  . .. 
cor-raib  ar  diu  Chormaic  Cais  ''carry  niy  buckler  that  it  may 
bc  on  the  body  of  Corniac  Cass*,  LL.  146^*  1,2.    Ni  hoi  dono 

LL.  121  a  21,  dofethet  Ir.  Texte  III  551,  and  dofaith,  Fiacc*s  h.  39,47, 
which  should  probably  be  dofäith,  a  perfect  with  ä  in  the  root- 
syllable,  like  gdid,  rdith^  scaich,  täich.  For  this  reason,  and  also 
because  docüaid  rhymes  "w ilh  Duaid  (Celt.  Zeitschr.  III  455),  and  is, 
therel'ore,  trisyllabic,  it  is  impossible  to  connect  it  with  skr.  codaydmi 
'treibe  an'. 


Irish  Etymoiogies. 


I 


I 


diu  cen  scietk,  no  lattth  ein  lahihln,  uo  erios  cen  cloidem  leo 
'now  arnong  theni  was  iio  hocly  witlioiit  a  1>urkler,  nr  handB 
without  a  laiiee,  cir  girdle  withoiit  a  glaive',  Bnideii  Da  Choca, 
Rev,  celt.  XXI  318.  (je  hefk  i  sitk  mo  dhi  chain.  fuil  mo 
menma  arna  fianmhh^  At*allani  na  Scnorach,  K  ln83,  'thout^^i 
my  fair  body  is  in  tlic  elfmouiid  (yet)  iiiy  mind  is  (bent)  onM 
tlie  Fians'.  • 

As  hiymc  is  cognate  witli  böjuoc,  so  clhi  is  cogiiate  with 
An.  M4^  hli)  '^sebiitz*,  and  (aecordiog  to  ühlenbeek)  AksL  chlevü 
""stair,  horrowcd  tVoni  mmc  Gerrrianic  ilialect,  If  ühleiibe«-k' 
]B  ri*:bt  in  bis  conjerüire  tliat  Gtitb.  M/ja  'zeit,  hUtte'  iis;  mis- 
written  for  hllwa,  we  bave  licre  aiiother  cognate. 

CVi  (with  loss  öf  the  final  u)  oecars  in  A(^  na  Senorarh 
II.  5662,  6755.  Olirieii  Iias  dt  'tlie  body;  also  the  rihs  or 
ehest  of  a  nmn';  and  di  'ribB*  is  still  I  believe,  carrent  in  the 
Hi^hland??.  In  droppin^^  tlie  u^  diu  may  have  been  influenccd 
by  its  synonym  crl  froiu  Hi'ee,  "^kfpes  =  Lat.  corpus. 


I 


I 


voll  'head%  'chief. 

Coli  :u  ceann  CKCl  coli  fine,  SG.  I.  IH.  The  ar-c.  sg. 
oecurs  in  the  Acallara  in  da  Snad:  fetar  mo  choll  vreth  'I 
know  ruy  t-bief  of  wisdom',  Rawl.  IS.  502,  fo.  62^  1.  The  geo. 
8g*  is  ctifll,  biit  I  omitted  to  n<>te  tbc  plare  in  wbieh  it  oc- 
cnrs.  Coli  oceiirs  in  ML  2*'  12,  as  the  first  eleuient  oi*  a  coni- 
ponnd  in  the  gloss  oc  coU(di}andoradit  doih  (gl.  ex  qiiibus 
.iiii,  uiros  praeesse  cantationibus  constitnit),  literatly  "at  ehief- 
ehanting  —  hauptcantorst^batt  —  by  theni'.  Ilerc  coli,  nrkclt. 
*Jcoha-j  18  =  Lat.  coli  um,  Genn.  hal*t,  and  candoradtt  is  de- 
rived  trotn  '^candor  ')  borrowe<l  froin  Lat,  cantoi'j  with  tlie 
change,  regnlar  in  Latin  loanword?^,  of  uf  to  nd  ^), 

kollr  is  one  nf  tbe  t'cw  words  borrowecl  by  tbe  Norsenien 
from  the  Irish. 

eufidrad  'bargain'. 

The  re-  stem  cundtad  igL  nierxj  Sg,  68^'  5,    gen.  cun- 

darthüj  Rawl.  B.  5U2,  fo,  62,  pL  dat.  cundradaih  {gl  merci- 

1)  In  the  late  Joaiiword  canfarchapfha  \hoir-copes',  Bezz. 
Beitr.  XVIII  122,  the  t  m  kept.     So  in  cantaic. 

2)  e.  g.  dand^  cointinn^  (all and  from  pianta^  conttntio^  hderi- 
iuin . 


I 
1 


I 
1 


188  Whitley  Stokes, 

dibus)  Ml.  122^  3,  whence  the  verb  cundradaigim  ^)  'mercor*, 
generally  means  'a  bargain*  or  'contract* :  see  Laws  I.  14,  146, 
190.  It  occars  compounded  with  teg  'house*  in  tbe  gloss  i  cun- 
drathtig  (gl.  in  macello)  Wb.  II^'IÖ,  and  is  itself  a  Compound 
of  the  piep,  cum-,  G.  C.»  873.  The  drath  (urkelt.  *dratu) 
scems  cognate  with  Goth.  trudariy  An.  trodaj  Eng.  tread^  Nhd. 
treten^  under  which  Kluge  says  "Ausserhalb  des  Germ,  findet 
sich  keine  idg.  Wz.  dre-f\  though  he  thinks  that  Gr.  bpöjLioc 
and  Skr.  drdmati  'läuft*  may  be  ultimately  connected  with 
these  Teutonic  words. 

The  fundamental  nieaning  of  cundrath  would  thus  be 
'a  concurrence*^  whence  the  mcanings  '"bargain*,  'cheapened 
commodity',  'nierchandise*  naturally  flow. 

diac  'ten'. 

As  the  disyllabic  öac  'young*  comes  from  ^iuvenko-s 
(Lat.  iuvencus,  Cymr.  iouenc)j  so  the  disyllabic  diac  'ten* 
(Fei.  Oeng.  July  15,  8cp.  20),  conies  from  ^dvei-enko-,  where 
dvei  (cogn.  with  dvi-,  bi-,  bi-,  twi-)  means  'two*,  and  enko- 
comes  from  ^penko-,  cognate  with  finger  from  idg.  ^penkrö- 
and  fist  from  idg.  *pnksti'  (see  Kluge  s.  v.  Faust).  De-ac  would 
thcn  mean  literally  'two  fists',  '"two  groups  of  (five)  fingers'. 

For  another  conjecture  as  to  the  meaning  of  d^ac  see 
Brugmann's  Grundriss,  §  175. 

dochumm  'to',  'towards'. 
This  Word,  treated  by  Zeuss,  GC.«  660,  661,  as  a  no- 
minal  preposition,  meaning  'ad',  is  really  a  neuter  noun  govern- 
ing the  genitive  ^),  which  has  been  reduced  to  a  preposi- 
tional  function.  It  occurs  as  a  noun  with  possessive  pronouns: 
a  dochum-si  'to  her'  Wb.  9^5,  far  ndochum  'to  you'  Ml.  34*  4, 
a  ndochum  'to  them'  Wb.  27*27:  infixed  :  doluid  im  dochum 
iarom  'he  went  to  me  then',  YBL.  10*43,  conaccai  in  fer  n-in- 
galair  dia  dochum  'she  saw  tlie  sick  man  (coming)  to  her*, 
Ir.  Texte  I.  126,  cid  dothaet  innar  ndochum  'what  has  come 
to  US?'  LU.  122*  32,  co  cuälatar  ani  'na  ndochum  'they 
hcard  this  (coming)  to  them',  LU.  122«  28. 


1)  indus  no  cundradaiged  (gl.  quam  mercari)  Ml.  39»  6. 

2)  It  is,   in  this  respect,  unlike  lethy   another  noun  used  as  a 
preposition,  for  leih,  le^  pretonic  Za,  governs  the  accusative. 


Irish  Etymologieö, 


im 


^ 


Tbat  dochumm  is  neiiter  appears  froni  tlie  traiij^portcd 
11  iu  dochum  n-irime  'ad  fidera*,  Wli.  IP*22  =  dovhum  n-irse 
Tur.  45,  dochum  n-Herennf  dochum  n-lsu,  Fiacc's  liymu^ 
IL  13,  66, 

As  to  its  ctyiijology,  I  eoiijeeture  that  the  second  elc- 
ment  cummn  (like  uid  in  the  syiicuiynioiifi  nomiiia!  prep.  cu  bid)y 
mcans  S-ertex',  tliat  it  comes  froiii  iiii  Old-Celtie  H'udsmen^)^ 
iiiul  tliat  it  is  eo^niate  witii  the  rediiplic*ated  Lat,  cacfimen, 
Skr.  I<:aknty  Imludman.  Tlie  tirst  elemeiit,  do,  is  less  easily 
explained,  If  it  were  from  fo,  when  at^ceiited,  as  it  w{)idd  be 
when  iised  as  a  iioiiii,  \ve  shoidd  tmve  had  fodiumm-ft.  Biit 
it  is  always  dochumm  or,  in  Middle  and  ModerD  \mh  and  iu 
Sfotch  Raelic%  npoeopated,  chum  -j.  The  do  seems  =  the  Old 
Latin  do,  du  iu  en-do^  m-dn,  Or  it  niay  be  frum  "^dlnif 
whcnce  Goth.  dt(  'zu'. 


don  'icround',  "|dace'. 
Iii  tlje  Archiv  f.  edt.  Lexico^rapbie  I  294,  the  Irish  rfo», 
«tat,  dun  (gl.  terra,  ^^1.  talmain),  i«  eonneeted  witb  Skr.  dhanu^f 
'dürrem*,  Iroekiies  land\  It  shmdd  also  have  Ijeen  nieutiüned 
tbat  this  Word  is  belegt  tbiir  tiuies  in  the  Milan  codex  and 
once  in  tbat  of  Turin.  Thus:  eo  (liffailved  don  (gl  ineederet>  ä. 
conna  con  heth  leu  etlr  MI.  35^^  1,  bteraüy  ^that  it  should 
yield  f^round,  i.  e.  tbat  it  slionld  not  fje  with  them  at  all*; 
gabit  don  maginfir  {g\,  uice  niagistri)  ^tbey  take  tbe  luaster'a 
place'  MI,  38»  8,  cia  dud-failcJ  don  (gl  ü  eesseritj  Ml.  111^'  23, 
nad  tairlaic  don  (gl,  non  cedeuteni)  ML  131^'  2,  dofarlak 
^on  (gL  cessit)  Tnr.  102.    See  Saranw,  Irske  Studier,  p.  87. 


^ 


^ssi  >eins'. 

I  iiave  not  fotiud  this  word  in  tbe  nom,  8in«;ular>  wbieh 

may  liave  been  ehti  or  e>{fte.     In  tbe  ]dnral  it  is  freqnent,  c,  g. 

Lü.  79**  Ib:    Ro  gabastar  ^Bsi  astuda  a  eeh  iiia   tbuasri  J. 

aradna  a  eeb   ina  laim  iuehb,    LL.  110-^  20:    Fosta  latt  essi 


1)  So  fromm  lieavy'  trom  ^tntditmo,  eog"üate  with  Gotli.  us- 
Prhitan,  Strachan,  BB.  XX  18  (otherwi.se  Zupitza,  KZ.  XXXVI  f243  n.). 
For  the  suffix  -8t}}€n,  cf.  amm,  boimm,  sei  mm,  ibid. 

2)  e,  g".  Do  iarraid  brocCj  ol  Cormfie,  chmn  fledf  Tai  dg,  K. 
3.  18,  p*  42.  vhtim  Tieith  [leg.  neich]  dfiigbail,  LB,  246*  25,  et  v. 
O*D0D.  Gr.  2H9.  Atkiason  P.  &  H.  6^22. 


190  Whitley  StokeH, 

fostada  th'ccliraidi.     Ml  84^  10:  hua  cesib  (gl.  auenfs  —  leg. 
habenis). 

Straehan  (BB.  20,  34),  misled  by  me  (BB.  18,  63),  con- 
nccts  ^si  (steni  *ansi-)  with  Lat.  miMa,  Litb.  qsa  'bandle*  'knot', 
But  the  meanings  do  not  suit  well.  I  now  propose  to  regard 
the  steni  as  *awwirt,  and  to  connect  it  witb  fivia,  Der.  dvm, 
ex  *an$ia  cognatc  witb  8kr.  na^t/d  'der  dem  Zugvieh  durch 
die  Nase  gezogene  Zügel*,  Brugniann,  Grundr.*,  §  455. 

fdil,  föily  fael  'bad*. 

Tliis  adjfeetive  occurs  twice  in  tbe  Brüden  Di  Derga: 
in  fall  ni  atdgethar  innocht  'evil  is  wbat  he  dreads  tonight'^ 
LU.  87  »^  24;  is  f[a]il  ni  adage(thar)  innocht,  LU.  92»  27. 
corruptly:  w  fael  madogdar  indocht,  H.  2.  17,  p.  479^'. 
Spelt  föil  it  is  found  in  tbe  Täin  B6  Cualnge:  Ale  atchiu  td 
föil  a  mherai'Siuy  LL.  62^*  38.  Tbe  modern  spelling  faol  ia 
in  O'Mulconry's  glossaiy  601  (Arcbiv  f.  eelt.  Lexieographie  I, 
262),  wbere  it  is  brougbt  from  tbe  Greek  "faolus  .i.  malam**, 
leg.  q>aüXoc  .i.  malus. 

fäll  (better  /V>iZ?)  'bad*  seems  cognate  with  Lat.  zilis. 
"Die  Gleichung  vllis  =  mbd.  feile  ist  unhaltbar,'*  Brugmann 
Grundr.*  §208.  But  tllis  =  Ir.  föil  is  a  parallel  to  mitü  = 
Ir.  möifh, 

fie  =  Lat.  vires. 
So  far  as  I  know,  this  word  occurs  only  in  the  phrase 
ara  fie  (or  ara  fia)  dorn,  duity  dünn,  düib  \\t  is)  in  my  (thy, 
our,  your)  power*.  See  KZ.  XXXI  234  and  Sarauw,  Irske 
Studier,  p.  36.  I  cannot  explain  ara,  except  perbaps  as  the 
preposition  ar  witb  a  suftixed  possessive  pron.  But  the  fie 
may  well  come  from  an  urkelt.  tlses,  and  tbus  be  equal  to  the 
Lat.  aec.  pl.  vires,  and  cognate  with  Gr.  ic.  Skr.  vayas. 

folUntar  ^^suppletur' 
sie  follinfar  assa  chanoin  'tbus  it  is  supplied  from  its  textV 
Ml.  123'^  10.     Wby  bave  we  bere  a  double  l?    Because  the 
root  of  fO'lUntar  began  witb  pl  *).     Similar  traces  of  a  ra- 

1)  The  double  II  in  the  nouns  fuUlned  'supplementum"  ML 
2()C  f,  and  {f)mllnedche  'inghivies'  Ml.  98 1>  10,  neems  wrongly  taken 
over  from  the  orthotonie  verb.  These  words  are  rightly  speit  with 
one  l  in  Ml.  G9i>  6,  98^  11. 


Irisli  Etymolofrie». 


191 


I 
I 


» 


dical  p  hcghmuv^  an  aceented  sijllahle  ave  found  in  do-llechuf 
do-Utiidf  reme-lluid  MI.  AM""  13,  ml-ru-llui  aud  fo-lhiur. 
That  II  iuay  come  froni  tiie  HoiiiHl-^nani  Ip  is  niaintaiiicd  by 
Zupit/a,  Kuliirs  Zeitsebr.  XXXllI,  2134',  but  \m  solitary  exaiiiple, 
tallaimf  k  iiusatisfactory  —  eee  Sarauw,  Iv^ke  Srudier»  ]k  4H, 
—  aiul  cilnnin  'urceus',  cognate  with  Y.a\m\,  ciüpm%  seeni* 
to  prove  tbat  tVoni  a  posttonic  ?/)  the  p  disappearcd  witbont 
leaving  a  trace.  8o  ako  perliajis  coJ  *'s*inde'  (Cymr.  ctrl),  froiii 
*kulpo*y  C4)gnate  witb  Lat.  culpaf  and  moletd  'preis*  (Cyiur, 
moli)  eogi»ate  witb  Or.  mo^tti]. 

forctv  'fenced'. 

Thif*  Word  is,  m  far  as  I  know,  un\  \et.  U  oeeur^;  in 
the  Brüden  Da  Derga,  VHL.43a,  1.  22:  Doj^nitbte  teacli  fitbte, 
[leg.  flehte]  t'orcfp  leossnni  di  =  Dogiii[tliel  teaeh  ficbti  fnrcbe 
leoRiuii  di,  YHL.  91,  !,  17  =  Do^nii  tei-h  fitlu  forcc  lesoni  di. 
Stowe  m8*  992;  fo.  85*^  2.  'a  liouge  woveii  (i.  e.  of  wieker- 
work),  fenced  was  bnilt  by  theni  for  her'. 

Cog-imte  willi  Cyiiir.  (jorch  *"fe!iee'.  Als*),  I  venture  to 
tbink,  with  iU\  tpKOC^  öpKUvri,  fmni  *F€pKOC,  *FopKdvr|.  Für 
the  Bpiritus  asper  cf,  IkiöVj  f|XoCj  evvu^i,  t'cTiepoc,  kiia,  For 
ihe  di^^aiiiiiia,  Cypr.  Kai-eFöpKiuv  'sie  bela^^erteu'  Collitz,  L  29. 
As  Brugmann,  Gruiidr.*  583,  eomiects  ^pKoc  witb  aksl.  ^raka 
Pestis,  tnniea'»  and  Prellwitz  witb  ündjr,  ^tentu  besehütze, 
and  as  a  diganimated  FepKoc  Las  not  yet  heeii  fonnd,  1  ofler 
this  etyoKjlogy  witb  doubt  and  deferenee.  But  see  Leo  Meyer, 
Handb.  d,  grieeh,  Etyniol.,  457,  o(58. 

g4  'sea'. 

go  .1.  innir,  no  iairri^e,  O'Cl.  Bg.  gen,  a  nghm  goa  ,L  a 
niheol  na  fairrge,  O'Cb  8,  vv.  cruinniuc^  n/fn.  i^g.  aee,  Tirn  re 
goy  O'Doii.  Ily-Placbracb,  273  n.  Conjpounds:  (/o-ffH^/searariu^ 
people',  0*R.  s.  v.  am  *  i,  golhel  [leg*  g6ihel]  J.  hei  na  fairrge^ 
iit.:  'the  month  of  the  sea',  O'Cl.  cf,  CTOjnaXipavri  'estuary'. 

Biigge,  Kiihn's  Zeitschr.  XXX H  84,  says  tbat  tlie  Ar- 
metiian  cor  'meer',  has  not  Intberto  been  satit^factorily  ex- 
plained  from  the  Iiidogerinanie.  I  venture  to  thiuk  tbat  it, 
inay  bc  eoguate  witb  Ir,  g6  (from  "^gor  . .),  just  as  Arm.  Icov 
'eow'  is  eoguate  witb  Ir,  M^  Brugnmun,  fJrmidr,^'  §  330. 

1)  leg»  am  ^=  Lat.  agmtn. 


192  Whitley  Stokes, 

gür  'keen',  'bitter'. 
Uhlenbeck,  Etym.  Wtb.  d.  altind.  Sprache,  p.  87,    con- 
nects  tbe  Ir.  abstract  noun  güre  'Bchmerzhaftigkeit*  with  the 
Skr.  adj.  ghord  'furchtbar,  grausig,  heftig*.     The  correspond- 
ing  Irish  adj.  is  gür  .i.  gdr,  0*C1. 

ind  'vertex',  'end*. 

This  Word  is  neuter,  as  we  see  from  the  nom.  dual:  co 
comraicet  a  da  n-ind,  Lü.  89*  29:  its  dat.  sg.  is  ind  (ota 
m'  ind  gom  bond,  GC*  955),  acc.  ind  Wind.  Wtb.  pl.  dat. 
indaib  YBL.  266*  25.  Its  urkelt.  form  is  probably  indo-n, 
which  niay  perhaps  be  cognate  with  the  Greek  mountain-name 
TTivboc.  It  certaiiily  is  not  cognate  with  Goth.  andeis  =  Skr. 
dntt/üf  which  would  be  in  Irish  *ete.  The  supposed  Irish  *4t 
ende,  spitze*,  cited  by  Uhlenbeck  s.  vv.  andeis,  antya,  and 
by  Kluge  s.  v.  Ende,  does  not  exist. 

For  the  nominal  preposition  chu  ind,  chu  inn,  synonymoos 
with  dochumm,  see  Irische  Texte,  Vierte  Serie,  SS.  XIV,  387. 

da  'liver',  ae  'liver',  iuchair  'spawn'. 
A  curious  interchange  of  meanings  seems  to  have  oc- 
curred  between  the  words  orij^inally  signifying  'egg'  or  'spawn', 
and  the  word  originally  signifying  'liver'.  For  there  can  be 
no  doubt  that  the  Irish  iuchair  *spawn'  is  borrowed  from  the 
Latin  jecur,  and  there  can  be  little  doubt  that  the  Irish  öa 
*liver*  (Cymr.  au)  is  =  Lat.  övuniy  and  that  the  Ir.  ae  'liver'  is 
=  Germ.  Ei,  urgerni.  aiiaz,  Brugmann  Grundr.*  S.  283  n.,  944. 

sail   accompanying'. 

In  the  Colloqiiy  of  the  Two  Sages,  Rawl.  B.  502,  fo. 
60^  1,  Ferchertne  asks  Nede:  Can  dodechadsu?  'whence  hast 
thou  come?'  And  Nede  ansevers:  As-sail  suad,  which  words 
are  glossed  by  a  comaitecht  suad  'from  accompanying  (Be- 
gleiten) sages'.  The  corresponding  words  in  LL.  186^33  are 
Can  dodechadais  and  A  sail  suad  .i.  a  comaitecht  suad.  Hence 
probably  O'Clery's  sail  A.  coimhideacht. 

sail  (nom.  sg.  sal?  saU?)  seems  cognate  with  Nhd.  Saal, 
Geselle,  Goth.  saljan  and  Aksl.  selo. 

teol  'thief. 
As  the  acc.  dual  of  this   word  is  teulaig   (Wind.  Wtb. 


Iriih  Etymolog-ies. 


19S 


I 


I 


818),  wo  may  assumc  a  iin;  vdtm  stcm  *fei(phil\  an  Extension 
of  *feupIo-y  cogiiatc  witli  Gotli.  pinfs,  A^.s,  theo/]  Xiid.  dkh, 
Had  *teuplO'  heen  oxyton  we  shoiild  pnjbably  Imve  Imd  "^teoll 
in  Irisb:  :?ee  ahove  s,  v.  foUinfar.  Biit  llie  syllable  -plo  heing 
here  iiosttonie,  the  ^>  disafnieared  witliiuit  leavlog  a  trai;e. 

^o/yj»  ^o??  'flame*. 

Of  ihis  rare  wonl  1  liave  tlircc  examplee:  tirst,  of  a 
comet,  miiigthir  fri  rigtech  for  lasad  cech  topp  tened  ticced 
e^ti  'as  large  as  a  palat^c  ablazc  (was)  every  ftaiiieof  fire  tliat 
nsed  to  coine  out  of  if,  LB,  ir>2*25.  Secondly,  dia  rog^iirm- 
chell  tob  tened  dt  cach  oenaird  'wheu  a  flame  of  fire  weiit 
round  tliem  froui  every  qiiarter',  Saltair  oa  raun  7388.  Tljirdly, 
*»f  the  hu^e  wood-tire  kiiidled  for  Coiiaire:  mtan  dnnhckle 
(.1.  roherthi)  crand  asa  fknib  ha  met(ithir}  dmg  nddirtliaige 
Citch  tob  nö  tkeiged  asa  fhmh  für  cach  ndöTus  'wlicii  a  i^eam 
was  takeii  out  of  its  m\e,  every  flame  that  iiscd  to  is>iue  from 
its  side  at  every  apertitre  was  as  large  as  an  oratory  im  fire' 
(literally:  as  a  fire  of  an  oratory),  LU.  S6^^  9.  Compounded 
with  caindel  'toreli'  it  c»ceurs  in  tlie  Irish  abridgnient  of  tlie 
Aeneid,  Book  of  ßallimote  454'^  8,  adhaintet*^}  tobchahideul 
f  luing  Aigmemnon  i  eomarc  fn  Sinoti  'a  flaming  torcb  is 
kindled  in  Aganienmon's  sbip  a8  a  signal  to  Sinon\  vvtnch 
corresponds  witli  Hannoas  qaum  regia  pnppis  Extulerat',  Aeu. 
II  256. 

K.  Meyer,  Kevue  Celtiquc  XI  495 j  regards  fopp  as  bor- 
rowed  from  0,  N,  toppr  (Oenn.  zopf).  Bat  tlie  mcanings  of 
toppTf  'tuft  i>r  lock  of  hair*,  *apex\  Eng.  top,  do  not  suit  tbe 
contexts  of  tlie  Irisb  word.  1  tliink  fopp  inay  be  regarded 
as  an  instance  of  the  assimilation  of  ]H'ctonic  n  (IF.  II  157, 
KZ,  XXXVI  202,  234),  like  capp  'ebariot\  crip  'R\Aift\  gopp 
*montli\  Topp  may  well  de.seend  from  Hopnti^  cognate  with 
Skr  taptttij  Aki^L  topHi  Sväniien,  heizen',  and  in  ablaut-rela- 
tion  with  Irish  ten^  fene,  t^t  tes,  atid  Lat»  tepeo.  Instead  of 
the  normal  pp  or  p,  we  bave  b  (eertainly  uninfeeted!>  in  the 
form  tob^  just  as  we  bave  in  tbe  Milan  codex  abelaichfMy 
diuharar,  ebert  for  the  üsiial  ap^htk'hfij  dhiparar^  eperf  (Zu- 
pitza,  KZ,  XXXVI  211)    and    in  the    Carls^rnbe  Priseian  63  »> 


1)  MJ.  aghaintcr 


194  Whitley  Stokes, 

{(ibbne  for  the  usual  gipne.  Or  beside  tep,  top  there  may 
have  been  a  root  teb,  tob  (Brugmano,  Grundr.*  §  701),  wheoce 
tob  (from  Hobbo-,  Hob-nö)  would  regularly  descend. 

üar  'outer'. 

Bcsides  tlie  adj.  üar  'cold',  which  Zupitza  has  lately 
cquated  with  Gr.  üjxpöc,  there  is  an  üar-  'outer*,  'extemar, 
wbich  oceurs  as  a  prefix  in  üar-chräbud  'external  devotion', 
*hypocri8y*,  üar-both  'an  outhouse'  ^),  and  üar-midon  *),  lite- 
rally  'outside  the  middle*. 

I  take  this  üar  to  come  from  *ör0'  >  "^udro-j  a  forma- 
tion  from  the  preposition  ud,  reserabling  (though  not  identical 
with)  Eng.  outer,  Germ,  auszer  from  out,  aus,  Gotb.  üt,  Skr. 
ud.    For  the  compensatory  lengthening  ef .  Ir.  dram  ex  *ad^nma, 

üaran  'a  springwell'. 

Though  O'Douovan  and  Windiscb  spell  this  word  uarän, 
the  mss.  have  almost  always,  üarän,  gen.  üaräin^).  Native 
etymologists  derive  it  from  üar  'cold';  but  coldness  is  not 
the  characteristic  (]uality  which  has  Buggested  the  European 
words  for  a  well.  Consider  the  etymologies  of  Kprjvii,  vä^o^ 
mbal  (cognate  with  K^pac,  vauj,  ttiöuuj),  fons  (cognate  with 
X^iü),  source,  sorgente  (cognate  with  surgere),  brunna  (cognate 
with  brinnan)y  quelle  and  kelda  (cognate  with  Skr.  gälati 
'tricklcs'),  well  (cognate  with  OHG.  wallan  'boil,  flow'),  spring 
(cognate  with  cir^pxecGai,  CTTCpxvöc). 

üaran  is,  I  think,  a  prepositional  Compound,  and  comes 

1)  ticfat  lucht  an  fhuarchräbuid,  gebait  orra  dealbha  D4  'the 
extenmlly  devout  will  come;  they  will  take  upon  them  forms  of 
God*,  Lisinore  Lives  11.  4579,  4580.  Cf.  the  adj.  fuathcraibdig  pl. 
n.  'formally  devouf,  Ir.  Texte  I.  188,  1.  14. 

2)  fuar-chrdbhadh  'hypocrisy  or  indevotion',  0*Br.,  wherethe 
f  iö  prothetic.  In  {f)üar-bhaladh  'a  stench',  O'Br.,  and  uar-chris  'a 
great  girdle',  Lisni.  Lives,  1.  2724,  the  üar-  seems  reduced  to  an  in- 
tensive prefix. 

3)  dat.  sg.  a  bith  in-uarboith  fri  less  amuig^  Rawl.  B.  512,  fo. 
48«*  1 :  with  prothetic  /*:  tic  iarom  Find  don  fuarboith  d4od  laij 
Corm.  Gl.  s.  v.  orc  treith. 

4)  gen.  sg.  sithithir  cuing  u-üannedoin  'as  long  as  an  outside 
yoke\  LI'.  85'»  39,  sithremithir  cuing  n-üarmedöin  'as  long  and 
thick  as  an  outside  yoke',  LU.  96»  1. 

.'))  üaran  oceurs  in  LU.  98*21.  üaran,  uardn,  üarän  in  Trip. 
Life,  10(5. 


Irish  Et3'niolo;:7ic5, 


195 


froin  *ud-rano'y  or  ud-rono%  as  ucn  'eboice*  from  nd-gusu-, 
Here  tid  i»  —  Skr.  ud  (Goth,  «i),  and  *rano-  or  rona^  is 
oognate  with  Ir,  roinnim,  Gotb.  rinmin,  root  re?/,  r«?i  (ef. 
Ap^.  r//He,  aus  *no*/-,  Klage),  L'^mw  would  tbiis  nicaii  'tliat 
wljicli  nius  öiu\ 

CoweB.  Whitley  Stokes. 


Klfliie  graiiiinatisclip  Beiträge. 


1. 


I 
I 


Die  iiido«:crnianische  Basis  fithewä, 

K'h  habe  Idg.  Ablaut  S.  106  §426  angedeutet,  dass  idg. 
^fÄH  'stehen'  ans  ^/Ärr«  entstanden  und  die  T.  II  ku  der  Basis 
^thewii  isein  kr»unte.  Auf  den  ersten  Bliek  selieiat  das  zwar 
ziemlieli  kühn  ni  Sfiii?  und  es  bat  deslndb  aiieb  nicht  Bru^- 
nianns  Beifall  Lit.  CBl.  1900,  112  ^refundcn.  Als  ieb  die  be- 
treftende  Benierkuupr  uiedersehrie!>,  Übersah  ich  nueb  iii(*bt 
allein,  was  man  zu  Gunsten  dieser  Vermutuu^^  hätte  anftUiren 
können,  wollte  aber  auch  im  Kahuien  meines  Buches  alle  au«r 
fitbriieben  etymnioiriscbeu  Erörterungjen  vermeiden.  Da  Brug- 
niann  aber  diese  Erklärung  sogar  als  "nahe  ans  a\benteiier- 
liehe  beranstreifeiid"  bezeichnet,  ßo  will  ich  ansführlieher  auf 
■diese  Basis  eiug^ehen,  wobei  ich  zeigen  zu  kdnuen  hofie,  dass 
bei  der  Annahme  einer  Basis  Metra  diese  mannigfache  ver- 
zweigte Sippe  Überraschend  klar  wird. 

Von  einer  Basis  sthewü  milssten  wir  folgende  Ablauts- 
formen  finden: 

\.  h  .sfhetr^j  W  II*  8thw(h  HS,  ffth^^Wf*  —  Hthüf  SS.  = 
sthws  oder  ifthn, 

W  1.  lieirt  zunächst  vor  im  Ind.  in  sthdvit'ag  V.  ^fest, 
fitark,  gewaltig'  und  .sthäviras  R\\  'diek\  Dass  diese  Worte 
dem  Sinne  nach  von  Mtt  'stehen'  abgeleitet  werden  können, 
bedarf  kaum  einer  Erörterung.  In  der  Tliat  stellen  aiieb  *lie 
loeisteu  Etymologen  diese  Gleiebüiig  auf.  übleubeck  sagt 
EWB.  s.  V.  sthdviras:  "Jedenfalls  gehört  Htkdriras  zu  einer 
zweisilbigen  Wz.  sfhewih  welche  sieh  mit  mtkä  nahe  berührt". 
Aus  den  europäischen  Sprachen  kann  man  zunächst  got.  sHur 
'Stierkalb',   ahd,  stior  hierherstellen,    der   seinen  Namen   voa 


196  H.  Hirt, 

seiner  Kraft  und  Stärke  trägt,  stiur  aus  *stew9'ro.  Die  RS. 
zu  ai.  sthavi  muss  zweifellos  sthü  lauten,  und  diese  Form  ist 
in  weitem  Umfang  belegt.  Zunächst  in  ai.  sthäräs  'stark, 
dick,  wuchtig,  gross*  im  RV.;  als  N.  ist  es  nach  Säv.  'Be- 
zeichnung des  männlichen  Gliedes*.  Wir  werden  sehen,  das» 
die  Beziehung  auf  geschlechtliche  Verhältnisse,  die  wir  im 
deutschen  stehen  gleichfalls  haben,  auch  sonst  noch  wieder- 
kehrt.  Weiter  ai.  sthüläs  AV.,  dasselbe  wie  sthüräs  bedeutend. 

Im  Griechischen  entspricht  ctöXoc  'Säule,  Pfeiler*  bei 
Aesch.,  Eur.  u.  sonst  belegt.  ctöXoc  hat  im  wesentlichen  die 
gleiche  Bedeutung  wie  cpiXti,  und  wie  nian  dies  von  siha 
'stehen'  ableitet,  so  wird  auch  hei  ctöXoc  die  Bedeutung  kei- 
nen Anstoss  eiTCgen.  Das  Verbum  ctuuj  mit  langem  ü  ist  be- 
schränkt auf  den  geschlechtlichen  Vorgang,  und  findet  sich 
besonders  bei  den  Komikern.  Wir  finden  Aor.  &TOca,  CTucai, 
Perf.  ^CTüKQ,  Pass.  CTÖojLiai.  Es  ist  charakteristisch,  dass  we- 
sentlich Formen  des  -j?-Aoriste8  und  des  Perfekts  vorkommen, 
wie  man  erwarten  darf. 

Aus  dem  Griech.  dürfen  wir  weiter  heranziehen  ciöcpu* 
'zusammenziehen,  dicht,  fest,  hart  machen',  das  auch  Prellwitz 
mit  CTÖu)  in  Zusammenhang  bringt.  Die  Zugehörigkeit  anderer 
Worte  zu  sthewa  —  sthü  wie  ctuttti  'Werg,  Strick',  ai.  stupdSy 
sfüpas  m.  'Schopf  mit  stl,  ctutciv  'hassen*  scheint  mir  un- 
sicher. 

Reich  ist  weiter  das  Germanische  an  hierher  gehörigen 
Formen.  Ahd.  städa  'Staude'  vergleicht  Kluge  EWB.  ^  mit  gr. 
CTuXoc,  cTÜuj,  doch  scheint  mir  dies  nicht  ganz  sicher,  da  e» 
auch  zu  gr.  ctuttti,  ai.  sfüpas  gehören  konnte. 

Dagegen  gehört  wohl  sicher  hierher,  mit  kurzem  u  aller- 
dings, das  sich  aber  aus  der  Enklise  herleiten  lässt,  nhd. 
stützen,  ahd.  {i(ntar)stutzen,  aisl.  stydja  'feststellen,  8t0tzen% 
womit  weiter  ags.  studu,  ftudu  'Pfosten',  engl,  study  Schweiz- 
stud  f.  'Pfosten'  zu  verbinden  ist.  Sievers  hat  Btr.  16,  235 
allerdings  das  u  dieser  Worte  aus  d  erklärt,  aber  diese  Er- 
klärung ist  einerseits  nicht  notwendig,  und  andrerseits  auch 
lautgesetzlich  bedenklich,  weil  in  vollbetonten  Silben  die  Glei- 
chung germ.  u  =  idg.  a  nicht  zu  belegen  ist.  In  betonter 
Silbe  wird  vielmehr  idg.  a  zu  a. 

Ausser  in  got.  stiur  finden  wir  nun  aber  V.  I  auch  sonst 
So  in  got.  stiurjan  'etwas  feststellen';  es  übersetzt  R.  10,  3  da» 


Kleint*  grammatische  Beitrftg'e. 


l!iT 


I 


I 
I 


griecb.  cxficai.  Iii  Steuer  (Ru<ler)  iirsprlln;^'lich  'das  feste'  \^i 
die  alte  Bedeutung  noeh  erhalten.  Daxu  ahd,  sUuren  'lenken, 
leiten,  stützen'. 

Im  Litauischen  tiuden  wir  stvgstu^  sftujauj  sttigti  'steit 
in  die  Höhe  stehen'  Kur^ichat  LDWB.,  das  denj  Griechischen 
CTUu»  in  der  Bedeutnnt,^  ;i:enau  entspricht.  Schleicher  hat  Lese- 
buch paaimjHy  stugaü^  stkgfi  ^steif  werden*-  I*relhvitz  stellt 
anch  gr.  CTu*ftu>  hierher 

Auf  lit.  Htotefi  'stellen*  mit  seinem  r  niuchte  ich  kein 
Gewicht  lef!:en*  Die  Fonn  wäre  zu  mannigfach  nmgewandelt. 
Im  Ölavischen  haftet  die  Bedeutung  'stcljen'  an  ilen  Forniea 
mit  ü  und  ow  nicht  mehr;  abg,  nfnih  'Kälte',  ^tt/dM  se  'sich 
schämen'  konnten  zwar  hierher  gehören,  brauchen  e*«  aber 
nicht.  Dies  nni;;'  genügen,  inn  den  längst  angenommenen  Ab- 
laut Hiheics  —  dhü  zu  erweisen. 

Zu  der  Basis  stheicti  muss  es  nun  sicher  eine  V.  II  der 
Form  Mhtcd  gegeben  habcn^  vgl  abd.  icdt  ""Kleidung'  xu  lit. 
äudmiy  ai.  hva  :  ktivifavt^,  u,k  w.,  vgb  Verf.  Ablaut  8,  löl  ftV 
Diese  küunte  wie  in  so  vielen  anderen  Fällen  ganz  verloren 
gegangen  sein.  Aber  wenn  wir  in  allen  S|iraehen  ein  nfhä 
tinden  und  zwar  m  i  t  iu j  r  i  s  t  i  s  e  h  e  r  B  e  d  e  u  t  u  n  g,  die  der 
V,  II  ziikani,  SU  heisst  es  m.  E.  den  Skeptizismus  zu  weit 
treiben,  Wfdltc  man  hier  nicht  den  idg,  auch  sunst  liclegten 
Ansfall  des  w  annehmen.  Vt^r  alhnn  ist  anf  die  Aktionsart 
grosses  Gewicht  zu  legen. 

Im  Indischen  tritt  die  Stufe  ailid  vornehmlich  im  Aorist 
auf.  ihtliäf  heisst  'er  ist  hingetreten,  bat  sich  anfgestcllt*, 
gr.  €CTt|v  entspreclicnd  'sich  aiifstcHen,  sich  in  die  Höhe  rich- 
ten, stehen  bleiben,  Halt  machen,  sich  feststellen,  auftreten'* 
Die  Bedeutung  ist  punktuell.  Auf  lat.  Btare  kann  man  nicht 
viel  gehen,  da  sto  sicher  eine  Xcubildang  ist. 

Im  Germanischen  ist  die  Stufe  athü  auf  das  Präteriiuni 
beschränkt,  got.  fitop^  ahd.  iij^stftaf,  ghtiatt  0.  leb  habe  dies 
Btr.  23,  ;j16  aus  einer  MedialtVirm  sthüfo  erklären  wollen, 
wogegen  scbwcrlich  etwas  einztiwenden  ist*  Alicr  snilte  nicht 
got.  Htop  direkt  gleich  ai.  (tsthütj  gr.  Icrq  sein  ? 

Im  Slavisehen  wird  der  Stamm  sta  wiederum  nicht  im 
Träsens  verwendet,  dafür  staun.  Der  Aorist  sta  kann  direkt 
gleich  atfthätj  €cttiv,  aluL  sftiut  sein,  sfati  heisst  'cTa6t]vai, 
cnivm,  eoneistere*. 

IntloiperaiaDiscbe  Formell uiigen  XII  3  lj.  4.  J4 


19S  H.  Hirt, 

Im  Litauischen  sind  die  Verhältnisse  nicht  mehr  ursprüng- 
lich, aber  stöti  heisst  'sich  stellen'. 

Aus  alle  dem  ergibt  sich,  dass  es  ein  idg.  stha  mit  der 
Bedeutung  'stehen'  nicht  gibt,  wir  finden  überall  die  punk- 
tuelle, aoristische  Aktionsart.  Da  nun  die  Präsensbildungen 
durchaus  verschieden  sind,  ai.  tiifhamij  gr.  icniiii,  lat.  ^stajöf, 
got.  Htandan,  ahd.  sUn  aus  atajö,  lit.  stöju,  abg.  stanq,  so 
folgt  daraus,  dass  es  ein  idg.  Präsens  zu  stha  nicht  gegeben 
hat,  oder  dass  es  verloren  gegangen  ist.  Wie  es  lauten  müsste, 
ist  ganz  klar.  Wir  können  nur  ^sthewd-mij  ai.  *stJiavi'niif 
gr.  *CT€Fa-^i  ansetzen.  Man  könnte  versucht  sein,  eine  Spur 
dieser  alten  Bildung  in  lit.  stövmi  'stehe'  zu  erblicken.  Ich 
kann  aber  diese  Form  aus  verschiedenen  Gründen  nicht  für 
alt  halten. 

Da  die  Formen  sthewaj  stha  und  sthü  stark  auseinander- 
fallen, so  können  Neubildungen  nicht  weiter  Wunder  nehmen. 
Indessen  ist  es  nicht  tötig,  idg.  sthd  als  Neubildung  zu  fassen, 
man  kann  es  vielmehr  aus  sthwd  herleiten,  und  damit  hätten 
wir  eine  Ablautsstufe,  die  auch  sonst  belegt  ist,  vgl.  lit.  kväpas 
neben  küputi,  got.  gapioastjan  neben  püstmdi,  Verf.  Idg.  Ab- 
laut 71  f. 

Formen  wie  gr.  icia^ev,  stetimuSy  ai.  taifhima  können 
direkt  gleich  idg.  *8esthwd'm^  sein;  ebenso  kann  sthatösj  ai. 
sthitdSj  gr.  ctqtöc,  lat.  status  usw.  aus  sthwdtös  hergeleitet 
werden.  Die  regelrechte  Partizipialform  würde  in  ahd.  stüda 
vorliegen.  Wir  haben  ferner  neben  einander  ai.  sthürds  und 
sthi-rds  'fest,  haltbar,  stark,  kräftig',  häufig  in  der  Komposi- 
tion, gdvi-ifhiras,  jätu-^fhiras,  rbhu-ithiras;  ai.  sthitiä,  got. 
staps  und  ags.  studuj  studu. 

In  der  Komposition  müssen  wir  schliesslich  den  Typus 
SS.  =  sthu  finden.  Auch  der  liegt  im  Indischen  vor.  Neben 
su'^fhänds  'schönen  Standort  habend'  steht  su-sthüä  'in  gutem 
Zustande  befindlich',  später  nur  als  Adverb  =  su  gebraucht, 
also  ein  sehr  gebräuchliches  Wort;  anu^fhif-  'auf  dem  Fusse 
folgend'.    Auch  vani-SthuS  'Mastdarm'  könnte  hierher  gehören. 

Nehmen  wir  die  Voraussetzung  an,  dass  w  nach  sth  im 
Idg.  geschwunden  ist,  so  erhalten  wir  eine  vortreffliche  Er- 
klärung zahlreicher  durch  enge  Bedeutung  verbundener  Formen. 

Nunmehr  bedürfen  nur  noch  einige  Worte  der  Erläute- 
rung.    Brugmann   hat  IF.  6,  98  gr.  cieÖTai  (cieuTo)  'er  stelifc 


Kleine  «rraiTiniatlsclie  Beitrftcre. 


199 


Isicb  zu  etwas  an'  mit  \Voi1t 


Sippe  verbunden,  führt 


I 


es  aber  auf  steutai  zurtlck,  Dehnstufe  ist  indesÄCii  bei  einer 
zweisilbigen  scliweren  Basis  unmüglieli.  cieOiai  kann  direkt 
gleich  idg.  afew  sein,  das  aus  Hiew^-  in  der  Enklise  entstan- 
den ist,  vgl  Bartholomae  IF.  7,  68^  Verf.  Ablaut  169  f.  Es 
würde  also  dem  vorausgesetzten  Präsens  stew^-m}  genau  ent- 
sprechen. 

Grössere  Schwierigkeiten  bereitet  aber  gr.  ciaupöc  'der 
Pfahr,  lat.  re^stauydre^  aisl  staurr  l*fahr.  Als  regelrechte 
Ablautsform  der  Basis  Mhewit  weiss  i*di  sie  nicht  zu  erklären. 
Will  man  die  Worte  nicht  von  sthetcd  trennen,  so  muös  mau 
auuebnien,  das^s  ein  steu  dureb  crä-  in  der  Qualität  heeinflusst 
iöt,  <Mler  man  nillsste  sta-icw-s  teilen.  In  icr  küunte  ja  ein 
feelbstäudigeö  Wort  steeken. 


Exkurs. 

Der  oben  augenomniene  Schwuud  eines  w  naeh  Konso- 
nant in  der  indogermanischen  Grundsprache  kann  biliiger\veise 
nicht  bezweifelt  werden,  wenn  wir  auch  die  näheren  Bedin- 
gungen, unter  denen  er  .stattfand^  nicht  kennen.  Eine  lässt 
sich  allerdings  angeben,  er  geschah  in  unbetonter  Silbe. 

Beispiele:  ai,  te^  gr.  toi,  lat,  fibij  ahd.  tih\  lit.  //,  abg. 
//  neben  ai.  Lok.  tet^.  Der  Stamiii  de»  Prnnoniens  ist  zwei- 
fellos als  tewo  anzu«et/.en.  Dasselbe  gilt  von  av.  höi,  lat,  hiM, 
[goU  aisf  lit.  Bij  ahg.  si  neben  Mewo. 

ai.  M^j  lat,  sex^  got.  h'üihs,  lit,  szeszt^  abg,  sesth  neben 
IV.  .cicas^  gr.  FeE.  ukjmr,  chwech. 

lit  8€sü,  abg.  Hestra  ^Scbwester'  gegentiher  preuss.  swe- 
tro^  lat  mror,  ahd.  sicestt(f\ 

lit.  szeszura^  gegenüber  abg,  mekri  usw.  Auch  lit. 
%äpnas  gegenüber  ai.  stdpuas  kOrmte  hierher  gehören, 

lat.  ^/,  voLsk.  ae-,  gr*  ai,  €1,  r\  gegenüber  osk,  ^aij  umbr* 
\^e,  vgl.  Solmsen  KZ.  32,  27H. 

lat.  sertnns  zu  ai.  nmir  T^lanz  des  Himmels',  apers,  ham' 
-^taxmiy  'ich  wirkte*  neben  ai,  tmkiüH  'Thatkraft', 

Diesen  Fällen  schliet^st  sicli  sfha  ans  sthwti  unbedenk- 
lich an'). 


IJ  [Korr-Notc.    Vgl.  jetzt  Solmsen,  Untersuchnngen  zur  ^riech. 
Laut-  und  Verslelirt-  197  tf.]. 


200  H.  Hirt, 

2.    Die  idg.  Komparative  auf -f/o«. 

Die  Erklärung  der  idg.  priniäreu  Komparativsnffixe,  die 
Thumeysen  KZ.  33,  551  ff.  vorgetragen,  hat,  wie  mir  scheinen 
will,  ziemliehen  Beifall  gefunden,  und  ich  stehe  nicht  an,  zu 
erklären,  dass  sie  mir  ebenso  wie  Brugmann  Gr.  Gr.*  208 
eingeleuchtet  hat.  Bei  näherer  Betrachtung  freilich  bin  ich 
von  meiner  Schätzung  dieser  Hypothese  abgekommen,  und  ich 
muss  jetzt  gestehen,  dass  sie  mir  unhaltbar  zu  sein  scheint. 
Der  bestechendste  Punkt  in  Thurneysens  Erklärung  schien 
mir  der  zu  sein,  dass  er  fibiov-  =  got.  suHzan-  setzt,  wobei 
freilich  die  im  Griechischen  vorhandene  Länge  unerklärt  bleibt, 
denn  nur  -jon  konnte  mit  -U  ablauten  und  zu  -jos  könnte 
weiter  nur  -ijos  gehören.  Wollte  man  aber  die  griechische 
Länge  unbeachtet  lassen,  so  bliebe  noch  immer  das  Indische 
übrig,  das  ein,  wie  mir  scheint,  unllberwindliches  Hindernis 
für  Thurneysens  Erklärung  bietet.  Denn  wir  können  doch 
unmöglich  f)bTiuv  von  ai.  svddlydn  und  den  weiteren  Formen 
mit  langem  l  trennen.  Und  dann  muss  fibiiuv  doch  wohl  auf 
flbijiuv  und  nicht  auf  r]bicov  zurückgehen.  Thumeysen  er- 
klärt selbst,  dass  ihm  der  Ausgangspunkt  des  langen  -i-  ent- 
geht. Ohne  diesen  aufzuklären,  bleibt  seine  ganze  Hypothese 
sehr  unsicher.  Diese  Lücke  sucht  Brugmann  Gr.  Gr.*  208  aus- 
zufüllen. Nach  dem  Vorgang  Wackcrnagels  Verm.  Beitr.  11 
leitet  er  das  Komparativsuffix  -lujv  von  den  eigentümlichen 
Adjektivstänimen  auf  -i  her,  die  auch  sonst  in  der  Komposi- 
tion eine  grosse  Rolle  spielen.  Mag  dies  für  einige  Fälle  zu- 
treffen, in  der  Hauptsache  haben  wir  es  mit  etwas  ganz  anderem 
zu  thun.  Es  spricht  in  erster  Linie  gegen  Wackemagel  und 
Brugmann,  dass  die  Komparative  auf  -jos  primäre  Bildungen 
sind,  die  aus  der  Basis  und  nicht  von  Adjektiven  gebildet 
werden  *).  Steht  nun  auf  der  einen  Seite  -ijos  und  auf  der 
anderen  -jos,  so  ist  es  klar,  dass  das  i  zur  Basis  gehört,  und 
in  diesem  Falle  können  wir  nichts  anderes  thun,  als  von  zwei- 
silbigen Basen  auf  -ei  auszugehen.     Im  letzten  Grunde  hat  das 


1)  Wie  mir  scheint,  ist  auch  dieses  i  der  Adjektiva  in  der 
Hauptsache  stammhaft  und  nicht  suffixal.  Das  von  Wackernagel 
an^^etührte  dpTi-  gehört  doch  zu  äp^r]-c,  dpfflToc  'weiss  glänzend*. 
Mit  ai.  h'iti-  vergleiciie  man  abulg.  svhUti,  lit.  szvü'eti  'glänzen'. 


Kleine  irranirnatlsehe  Beitriltce. 


201 


I 

t 


I 


schon  StreitUerjiC  Iiti\lü,:266  ^reselieii,  untl  ich  habe  dem  Mg. 
Akzent  S.  242  zugestinmit.  Freilich  nui^s  Strcitberprs  Ansicht 
etwas  modiiiziert  werden.  Denn  die  slav.  Komparative  auf 
-ejbJif  tiie  er  heranzieht,  ninsseu  vorlänfi^  ans  dem  8piel  hlei- 
beji,  weil  tjie  itn  wesentlichen  sekundäre  Hildung-en  sind;  7iore- 
-jh«  ist  von  einem  Adverbium  anf  -e  abgeleitet.  Derartige  Bil- 
dungen fimien  wir  stmst  nur  hei  dem  Sekumlärsutüx  de^  Kmn- 
parativs  gr*-T€po-.  Man  hraueht  aber  mir  zu  hedeukeu,  dasa 
das  Slavischc  das  Sekundär^utKx  ganz  aufgegeben  hat,  und 
dass  überall  -j/V  dafür  eingetreten  ist,  mii  das  richtige  zu  sehen. 
In  novr  usw.  wird  dieselbe  Adverhialfürm  vurliegen,  die  wir 
in  lat  heue  und  mit  Ablaut  in  gr.  KuXübc  finden.  Aneh  im 
firiecbischen  is^t  ja  dieses  w,  wie  ich  annehme,  im  Kompa- 
rativ verbreitet,  vgl.  auch  ai,  Hcähf-faram  usw.,  oud  es  Idn* 
dert  meines  Eraehtens  nichts,  die  griecliisehen  t\jrnien  auf 
-uiiepoc  den  siavischen  auf  -tjbs  prinzipiell  gleich  zu  setzen. 

Mnf?.s  also  da8  Slavisehe  aus  den»  Spiel  bleiben,  so  thun 
wir,  wollen  wir  die  Xafur  des  -/-  in  -tjOH  erkennen,  am  besten, 
lins  au  das  Indische  zu  wendeUj  das  den  Cntei-schied  zwisehen 
-9^t  nnd  -aw/f-Basen  am  trenesten  bewahrt  hat. 

leli  stelle  luiu  zunächst  eine  Keihe  vun  Fallen  aus  dem 
Rigveda  zusaunnen,  in  denen  der  ZusamDieuliang  des  f  mit 
dem  sonst  auftretenden  J  und  e  unverkennbar  ist. 

ai.  ifntd/-{/(iiUy  gr*  r}hmv  ist  doch  unzweifelhaft  mit  lat. 
snude-re  zu  verbinden. 

Bei  tfodhht/(lu  tiuden  wir  ilas  f'  ebenfalls  in  lat.  jvhere 
und  in  ai.  aifOdh/tj  t/ödhi4at  das  L  Auch  yikfhpati  weist 
wohl  auf  eine  alte  ^i-Basis, 

Das  /  von  oji-t/an  vergleicht  sieh  dem  e  von  lat.  augere, 
gv,  aOHrjcuj. 

ai,  tärl-t/iln  'leicht  durchdringend'  stelle  ich  zu  der  Basis 
ferei^  die  ieb  Ablaut  §  222  behandelt  habe,  vgl.  gr.  Tpißuu, 
lat*  tiHvL  Man  wird  aber  tiirit/fin  auch  nicht  von  ai.  Aor, 
dtarity  iariiäni,  '({tritt}  V.  trennen  können. 

ai.  vediifän  'mein-  erlangend*  mnss  man  ebenso  (»ffen- 
knndig  mit  dem  Stanun  veide  verbinden,  der  in  abg.  vkleti, 
^ot.  witan^  lat.  ridere^  gn  €ibr|cuj,  i^eibri,  ai,  Konj.  Aor.  ridat 
vorliegt. 

ai.  ftkahiii'^t/an  gehört  zur  Basis  skandth  'stützen'.  Diese 
bildet  zunächst  ein  Präsens  nach  der  neunten  Klasse  ifkabhnäti, 


202  H.  Hirt, 

daß  also  zum  mindesten  auf  eine  zweisilbige  schwere  Basis 
weist,  von  der  die  ^-Qualität  allerdings  nicht  zu  erweisen  ist. 

Ebenso  steht  es  mit  panl-yany  dessen  f  ich  nicht  von 
dem  in  Aor.  pani-äfa,  Verb,  pani-fäs,  Int.  pani-pnat,  pani-td 
usw.  trennen  kann.  Hier  dürfte  wohl  pandyyUy  pdnyas  usw., 
dem  i  idg.  i-Qualität  sichern. 

ai.  vanlyan.  Hier  ist  das  l  auch  in  anderen  indischen 
Formen  belegt,  so  im  Intensivum  vanivan-.  Gehört  zu  ai. 
vaUj  wie  ühlenbeck  EWB.  wohl  mit  Recht  annimmt,  got  ti»- 
tounands,  aisl.  una  'zufrieden  sein',  ahd.  won^n,  so  würde  die 
e-Qualität  des  letzten  Vokals  gesichert  sein,  und  dass  femer 
ein  Diphthong  ei  vorlag,  lässt  as.  toini,  as.  wunnja  im  Verein 
mit  ai.  vanin-  (RV.)  vani-  V.  B.  erschliessen. 

Etwas  anders  steht  es  mit  känlyän  'jünger*.  Hier  lässt 
sich  das  i  nicht  von  dem  in  Jcanlna  'jung*,  kaninäkds  'Jüng- 
ling' trennen.  Das  Femininum  kand  'Jungfrau*  wird  für  kandi 
stehen,  und  die  ganze  Sippe  zu  den  wenigen  Fällen  gehören, 
die  in  der  griechischen  -lü-Deklination  vorliegen  (i^x^  •'  lat- 
ragl-re). 

ai.  varlyän  'weiter'  hängt  mit  vdri-ma  'Weite*  zusam- 
men, dagegen  varlyän  'vorzüglicher',  das  erst  in  dem  üp.  be- 
legt ist,  mit  abg.  veWi,  got.  wileis  usw. 

Das  lange  iy  das  wir  in  tävl-ydn  finden,  liegt  auch  in 
taclti  vor. 

nedlydn  'näher'  erklärt  Ühlenbeck  EWB.  aus  *ne-2d,  wobei 
zd  zu  sed  'sitzen*  gehört.  Ist  diese  Etymologie,  deren  Unsicher- 
heit ich  nicht  verkenne,  richtig,  so  würde  das  i  von  nsdlyan 
allerdings  vorzüglich  erklärt  werden,  indem  man  lat.  sedere, 
ahd.  sitzen,  abg.  sedeti,  gr.  KaQ\li\CDJ  heranzieht. 

drclght-yan  bringt  ühlenbeck  ferner  mit  lat.  indulgire 
zusanmien.  Auch  hier  bleibt  die  Etymologie  unsicher,  sie 
würde  aber  zur  Erklärung  des  l  ausgezeichnet  taugen. 

In  anderen  Fällen  finden  wir,  dass  die  indischen  Kom- 
parative auf  'iydn  wenigstens  zu  ^t^^Basen  gehören,  so  ydvi- 
-yän  'schneller'  zu  ja,  jundti,  davl-yan  zu  düras,  hhavl-ydn 
zu  hha, 

sdhl-ydn  gehört  zu  sah,  das  zweifellos  eine  leichte  Basis 
ist,  aber  der  Übertritt  zu  den  schweren  Basen  hat  auch  in 
gr.  cxncuj,  fcxn»^«  stattgefunden.  Daneben  steht  aber  auch 
sahydnj  das  das  ältere  sein  wird 


Kleine  grainmfttisehe  Beitrüge. 


L03 


■^  yaj'iijün  gelnirt  zu  ijaj.  Hier  luaelit  aber  gr,  tiZoMai  uiit 
dem  ei^^eiitltmlieheu  äfi-oc  wahmeiit^iiiltcli,  tla$B  das  i  ztim 
Stamm  ^eli^irt. 

Bei  rjfifän  karm  ich  den  alten  ^i-8tamm  nicht  sieb  er 
naehweii^en,  aber  mau  verg-leiche  rjiMs  ^vorntürzeiK]'  usw. 

fi'jf'tfdn  lämt  »ich  wiederum  nicht  von  Hgitth  RV,  'scharf, 
spitz*  trennen. 

Mit  nd-ißamlyün  "mehr  auseinantiersperrend,  mehr  aus- 
gtreekemr  weiss  ich  nichts  rechtes  anzufangeu,  denn  die  Ver- 
gleirbung  des  Staumies  yaml  mit  p\  lr\\xm  ist  zu  unsicher, 
um  in  ISetracht  zu  kouiujen, 

Nelien  ndrji/an  steht  nfwi/dtty  wie  neben  dem  Positiv 
narjiaA  aueb   ndtiiitm  vnrhandeu  ist. 

prdfirt/ant/ün  "uielir  sieb  herandränireud'  geh(»rt  zu  cf/u, 
das  eine  leichte  Basis  zu  seiu  scheint.  Vergleiclit  man  aber 
gr.  TTOiEiv,  ^TToirica,  m  konnte  aneli  diesci'  Komparativ  alt  seiu, 
er  brauchte  nicht  auf  Übertragung  zu  berulien. 

4äjiiifän  'häufiger'  crkliirt  ühlenbeck  als  unorganiselie 
Komparati^^bildnng:  zu  smrdn.  Um  rlie  Sache  in  Ordnung-  zu 
brin4f:en,  braucht  mau  uur  Schwund  des  w  anzunehmen,  wor- 
über ich  oben  <»;ebaudelt  habe.  iSaivl  aber  vergleicht  sich 
dann  dem  i<at'i-ntH,  und  ii:r.  iK\}r\ca,  *c€Kur|Ka,  und  weiter  kuickuu*). 

tval'fltfän  zu  tralH  rnuss  auf  Auab>^4elnldung  l*erulien, 
ebenso  idrilyün  und  vdhfi/dn. 

Über  mathhtijdn  Teichlicher  schenkend'  waj^^e  ich  kein 
ürteili  weil  ich  die  Formeu  mamh  und  mak  nielit  auseinan- 
der wirren  kann. 

Überblickt  man  dieses  Material  des  Kigveda  im  Zusaui- 
menbang,  ho  scbeiut  es  mir  keinem  Zweifel  zu  unterlieg^en, 
dass  das  alte  l  noch  verhältnismässig  gut  in  seinem  Bestand 
bewahrt  ist,  Dass  es  mit  dem  f  der  ^^f-Basen  und  weiter  mit 
dem  r  der  übrigen  Sprachen  zusammenhängt,  ist  iiicbt  zu 
verkennen. 

Das  Griechische  bestätigt  diese  Annahme,  wenn  auch  in 
geringerem  Umfang.     Die  Komparative  auf  -iiuv  sind  ja  ver- 


])  Die  Zuj^ebörl^kBit  der  griecli.  Verben  auf  -icjciu  zu  den  ei- 
Basen  ist  von  mir  schon  IF*  10,  33  ausgesprochen  und  Idg.  Ablaut 
§  827  bestimmter  \vi43rlerbolt  worden.  leb  bemerke  dies,  weil  Jr>h. 
8cbiiiidt  KZ.  37^  26  meine  Aufstellung^  mir  Stillscbweigen  über- 
geht. 


204  H.  Hirt, 

hältnismässig  selten  und  offenbar  auf  dem  Aussterbeetat,  aber 
in  einigen  Fällen  schimmert  das  alte  doch  durch. 

Ausser  dem  schon  erwähnten  fjbiujv,  das  zu  lat.  suadere 
stimmt,  sind  folgende  Fälle  bemerkenswert: 

dXTiuJV  gehört  zu  lat.  olgB-rej  und  (Sitiiüv  zu  lat.  rigere 
oder  frigBre, 

ßpaxuc  stellt  man  zu  got.  gamaurgjan.  Ich  habe  schon 
öfter  bemerkt,  dass  das  got.  j  oder  i  oft  genug  zum  StArom 
gehört,  und  wegen  ßpaxiojv  ist  das  auch  bei  gamaurgjan 
möglich,  wenn  auch  nicht  sicher. 

gr.  TTQxiujv  entspricht  zwar  ai.  h^hiyan  (Mäitr.  Sfh.  1, 
8,  3)  ganz  genau,  aber  weitere  Anknüpfungspunkte  fehlen. 
Ausserdem  ist  es  jung. 

Was  alcxiujv  betrifft,  so  wage  ich  nur  zweifelnd  an  got. 
aiwiffl'i  zu  erinnern.  Auch  ist  es  möglich,  dass  zwischen  t^u- 
Kiiuv  und  dem  e  von  lat.  dulce-dOy  dulcesco  ein  Zusammenhang 
besteht. 

Sonst  sind  die  griechischen  Komparative  auf  -laiv  ßpa- 
biujv,  Kubiiuv  (vgl.  Kübi-aveipa  und  Kübidiu),  KaXXiujv,  Kaxiujv, 
ßeXiiujv  etymologisch  unklar.  dxOiujv  verbindet  Prellwitz  aller- 
dings mit  öxO^uj.  Hier  könnte  das  schon  in  der  Ilias  belegte 
öxörjcac  herangezogen  werden. 

Obgleich  also  hier  manches  unklar  bleibt,  wird  man 
doch  an  dem  Zusammenhang  der  Komparative  auf  -lujv  mit 
den  ai.  auf  -lyäJi  nicht  zweifeln  dürfen,  und  dann  ist  für  das 
Griechische  dieselbe  Erklärung  geboten,  wie  sie  für  das  In- 
dische wahrscheinlich  ist.  So  verlockend  also  Thunieysens 
Herleitung  von  iibiov  aus  fibicov  ist,  sie  muss  an  diesem  Zu- 
sammenhang scheitern,  ganz  abgesehen  davon,  dass  ja  die 
Formen  wie  jue^iüv  usw.  ganz  unerklärt  bleiben. 

Wenn  so  Thurneysens  Erklärung  der  griechischen  For- 
men unmöglich  erscheint,  so  könnte  er  ja  immerhin  doch  noch 
für  die  übrigen  Sprachen  Recht  haben.  Er  legt  vor  allem 
grosses  Gewicht  auf  die  -w-Flexion  des  germanischen  Kompa- 
rativs, die,  "wie  bekannt,  nichts  mit  der  schwachen  Dekli- 
nation anderer  Adjektive  zu  thun  hat,  die  an  gewisse  syn- 
taktische Bedingungen  geknüpft  ist".  Die  von  Thurneysen  als 
bekannt  vorausgesetzte  Anschauung  war  mir  bisher  noch  nicht 
geläufig  und  ich  bezweifle  auch,  dass  sie  allgemein  anerkannt 
ist.     Es  spricht  zunächst  gegen  sie,    dass  das  Adverbium  die 


Kleine  grammatische  Beitragt». 


205 


I 


«'Flexion  iiiclit  kennt.  Das  Advorbinm  int  lihrr  wohl  der 
Nora.  Sjr,  Xeutrins,  und  wenn  dieser  das  -i/-  wieljt  hat,  so  ht 
dies  fltr  altertHndieher  anzusehen,  Uenn  das  Adverbium  als 
isolierte  Fttvm  |diei;t  im  allgemeinen  für  die  Siiraehj^escdiiehte 
von  i^^roösereiu  Wert  /m  sein  als  im  Syj^tenizwai)^  stehende 
Formen,  Weshalb  sieh  aber  die  »-Flexion  iiiebt  eiuüiel»  aus 
der  Syntax  erklären  lassen  soll  sehe  iel»  ineht  ein.  Die  ge- 
wüliiiliehe  Re^el  lautet  ja.  dass  die  Ad jektiva  sehwaeh  flektiert 
werden,  wenn  sie  substantiviert  sind.  Das  trifft  aber  beim 
Komparativ,  wie  wir  ^Heieh  sehen  werden,  besonders  lüUifi«; 
xiK  Und  was  dem  Komparativ  Ueelit  ist,  milsste  den  anderen 
Kategrorieen,  die  nur  scbwaeh  flektieren,  billig  sein.  Wir 
tntlssten  alsn  auch  bei  den  Ordinalzalden  wie  pridja  idg-.  -w- 
Flexion  annehmen,  ebenso  wie  beim  Parti/Jpinm  auf  -nd-  und 
den  siiperlativisehen  Bildtuifcen  aeif  -ma,  fruma,  die  doeh 
iiicher  auf  -wdose  Stiinmie  /An'üek|j!:eben.  Aber  man  l>raueht 
ja  nur  ein  paar  Seiten  im  Ulftlas  yä\  lesen,  um  n\  erkennen, 
dass  die  sehwaehe  Flexion  syntaktiseb  als  Substantiviernnj^ 
des  Komparativs  sehr  wohl  zn  verstehen  ist.  Irdi  führe  einige 
Stellen  an,  indem  ieh  vom  Anfang  beginne. 

Matth.  3,  11:  ip  sa  afar  mis  gagyttmht,  Hvinpoza  mis 
isif  'aber  der  nach  mir  kommt,  ist  der  stärkere  im  Vergleieh 
zu  mir*.  Mattb.  o,  20:  nfhai  mauagizo  tralrpip  htraraizo^ 
garmhieins  ist  eine  sclir  instruktive  Stelle,  denn  munagho  ist 
deutlieh  substantiviert,  und  izwaruizos  garaihteim  ist  davon 
iilibäufiig.  Es  ist  genau  zu  übersetzen:  'Wenn  nicht  ein  grösseres 
eurer  (Tereehtigkeit  wird'.  Matth.  n,  :^9:  hafizi*  hf  auk  pus 
'das  bessere  ist  aber  fttr  dieh*.  Matth.  5,  IM:  ip  pafa  mana- 
gizö  ptrhn  'Das  grössere  im  Vergleich  zu  dem'.  Matth.  5,  47: 
Ire  managt zO  faujip  %vie  thut  ihr  das  grössere'. 

Ieh  halte  es  wirklieb  für  nnnötig,  die  Beispiele  zu  häufen. 
Die  sehwarhe  Flexion  des  Komparativs  lässt  sieli  syntaktiseb 
darchaiis  rechtfertigen,  und  wir  bedürfen  dazu  keiner  idg.  An- 
säti^.  Wer  noeh  daran  zweifeln  sollte,  den  verweise  ich, 
w*oranf  mieh  Leskien  gütigst  aufmerksam  maeht^.  auf  das  81a- 
vische.  Auch  im  Altbulgarisehen  bat  der  Komparativ  fast 
stets  die  bestimmte  Form,  vgl  Leskten  Handbuel»  S.  93  f. 

Demnach  ist  auch  die  verlockende  Gleiehnng  gut.*efw//z'^?i- 
mit  lit.  mliUsnia  sehr  unsicher.  Auch  bei  den  litaiiiseheu 
Formen  setzt  sieh  Thurneysen  zu  leiebt  tiber  die  vorhandeneo 


206  H.  Hirt, 

Schwierigkeiten  hinweg.  Zunächst  muss  man  das  Litanische 
mit  dem  nächst  verwandten  Preussischen  vergleichen.  Und 
da  finden  sich  diese  Komparative  bekanntlich  nicht.  Ist  ancb 
die  Überlieferung  in  diesem  Punkte  nicht  gerade  reichhaltig, 
das  eine  zeigt  sie  doch,  dass  das  Preossische  die  alten  n-Iosen 
Formen  aufweist,  und  da  diese  zum  Slavischen  dnrchans  stim- 
men, so  ist  es  zum  mindesten  sehr  kühn,  das  Litanische  direkt 
mit  dem  Germanischen  zu  vergleichen.  Zur  Erklärung  des 
lit.  -esnis  kann  ich  allerdings  nichts  beitragen,  nnd  muss 
auf  das  hinweisen,  was  Job.  Schmidt  KZ.  26,  399  ff.  ausge- 
führt hat. 

Zum  Schluss  mOchte  ich  noch  einmal  auf  die  germa- 
nische Komparativbildung  auf  -öz-  zu  sprechen  kommen.  Der 
letzte  Versuch,  diese  viel  behandelte  Kategorie  zu  erklären, 
stammt  von  Brugmann  IF.  10,  84  ff.,  wo  auch  die  früheren 
Erklärungsversuche  besprochen,  und,  wie  mir  scheinen  will^ 
mit  Recht  abgelehnt  sind. 

Brugmanns  Erklärung  ist  in  Kürze  die  folgende:  Es 
existierten  im  Germ,  eine  Anzahl  Adverbien  auf  -i.  Zu  der 
Zeit,  als  diese  Adverbien  auf  -i  ihren  Vokal  noch  hatten, 
hätten  sich  nach  dem  Verhältnis  von  -i  zu  den  Komparations- 
formen  mit  -iz-  sich  -ö^-Formen  neben  den  Adverbia  auf  -& 
eingestellt.  Wenn  ich  also  Brugmann  recht  verstehe,  so  hätte 
sich  nach  dem  Verhältnis  *furi  :  furiz  zu  *8niumundö  ein 
snhimundöH  eingestellt.  Ganz  abgesehen  davon,  dass  mir  die 
Adverbien  auf  -i  zu  wenig  zahlreich  zu  sein  scheinen,  um 
eine  derartige  Analogiebildung  verursacht  zu  haben,  bleibe» 
für  mich  chronologische  Bedenken  schwerster  Art.  Nämlich 
die  von  Brugmann  herangezogenen  Bildungen  enthielten  gar 
kein  ursprüngliches  -/'«,  sondern  sie  sind  auf  -jas  oder  -jes 
zurückzuführen.  Das  gilt  von  got.  airin^  und  Mhis  sicher. 
Als  das  Adverbium  *«iW  und  n^M  lautete,  da  hiessen  diese 
Formen  ^airjas  und  nehjas.  Hier  konnte  also  gar  keine 
Parallele  entstehen.  Dass  zu  dem  Adv.  *furi  aber  in  urgerm. 
Zeit  schon  ein  Komparativ  gebildet  wurde,  ist  sehr  unwahr- 
scheinlich, da  er  im  Gotischen  fehlt.  Dafür  steht  faurpisy. 
gewiss  eine  sehr  alte  Zusammensetzung.  Ich  glaube  also,  man 
muss  auch  Brugmanns  Versuch,  die  germanischen  Komparative 
auf  -öz  als  Analogiebildung  zu  betrachten,  als  gescheitert  er- 
klären, und  unter  solchen  Umständen  wird  man  unwillkürlich 


Kleine  «rrannnati^iuhe  Beiträgre. 


W7 


I 


I 


zn   dem  Gertaiikeu  geführt,    ilass  diese   Bildung^en   doeli   laiit- 
gei?etzliL'h  sind. 

Bekauiitlicb  hat  Sfereitber^  eine  i?aaze  Ahhandhinii'  "Zur 
gerniaiiiseheii  SprachjLregseliiehte'*  flaraiif  ver\vi'iuk*t,  uiu  imeli- 
zuweisen,  dass  die  Mahlowsehe  Ausiebr,  iiaeh  der  ^a^rin,  Oi  /u 
ö  geworden  wäre,  falBch  sei.  An  Beinern  Er^elinis,  dass  öi 
zn  tu  verkilrit  wurde,  ist  scIdeehterdiiif^K  nicht  zn  rütteln, 
aber  d<i8  ist  aneh  nieht  nötig»  um  zu  einer  einwandfreien  Er- 
klärung zu  kommen.  Auf  S,  107  f,  hei  Streitberg  findet  sieh 
eine  interesi?ante  Benierkong,  in  der  ich  schon  seit  Jahren  die 
Erklärung  fdr  die  Komparative  auf  -öz-  gealmt  habe.  Es 
beiBSt  dort:  "IL  Sekundäre  ö- Diphthonge.  Ein  Beispiel 
lindet  §ieh  im  Gotischen,  Die  Endung  -ös  tler  1.  Persnn  DuaHs 
in  hairOfi  ist  die  der  Entlung  ai,  -ifrijs  in  hh^initas.  Die  indr*- 
gernianische  Grundform  liat  ^hherouefi  gelautet.  Das  Endungs-e 
mnsste  naeh  gotischem  Lautgesetz  synko|iiert  werden,  wodurch 
ein  sekundärer  ^5-Di|dithf>ng  entstand.  Dieser  verlor^  im  Wort- 
innern  vor  Konsonanz  stehend,  sein  ic".  Diese  Erklännig 
seheint  nih"  tadellos  zu  sein,  und  sie  Init  nur  den  einzigen 
Mangel,  dass  sie  sich  auf  ein  einziges  Beispiel  stutzt.  Es  ist 
aber  möglieh,  diesem  Mangel  in  gewissem  (irade  abzuhelfen. 
Es  lässt  sieh  nänilieb  wahrscheinlich  machen,  dass  auch  die 
urgermanisebe  Verbindung  'ty'eü  und  öjis  m  -0  gcfdbrt  hat. 
Sehon  Mahlow  AEG.  42  tt".  hat^  uin  die  Flexinu  der  gotischen 
Verben  auf  0  zu  erklären,  salböfs  m\(  mlhöjinl  zurüekgefl\hrt, 
Streitherg  hat  dies  zurllekgewieaen  (S*  LHK  und  zur  Erklärung 
der  Doppelheit  ags,  seal/t]je  nnd  got.  Malbö  auf  die  gleiche 
Versehiedenheit  von  lit.  pdmköjame  und  dailgöme  verwiesen, 
worin  ihm  Bartholomae  Stud.  zur  idg.  Sprachgeschichte  bei- 
gestimmt bat.  Dabei  bleibt  freilich  die  eigeiititmliche  angel- 
säehsische  Flexion  unerklärt.  Hier  heisst  es  niimlieh: 
^^^^  L  Sg,  Ucije      =  urgerm,  lököjöf 

■      Tha«    An 


I 


I 


löcail      — 
Phir.      hkuid     — 


lököp, 
lököjifnp. 


Das  Angelsäehsisehe  hätte  also  die  beiden  Paradigma  ver- 
einigt, aber  w^ariim  hat  es  gerade  die  athcniatischen  Formen 
in  die  2.  und  3,8g,  eingeführt?  Und  nicht  bloss  dies.  Kein 
einziger  germanischer  Dialekt  zeigt  in  der  2.  und  3,  Sing,  j- 
Formen.     Die   Flexion   loköjö^    lökös   sieht    aber   entschieden 


208 


H.  Hirt. 


altertümlicher  aiiH  als  mlho,  h^alhöH;  das^s  sie  aus  zwei  verscbie- 
tleiien  ParfiiHgnien  ziis:uiiiiien^a\sctÄt  sei,  ist  wenig  wahrschein- 
li<"lL  Fra|E:eii  wir  «iis  aiissenicm  nach  der  Art  der  -ö-Verbeö, 
80  sind  darunter  iHe  denoniiiiativeii  entschiedeu  in  der  Üter- 
zald,  man  sehe  mir  die  wenigren  P'älle,  die  Streit her^  Urgen». 
Gi'am.  S.  oKiS  für  die  primäre  -^/-Klasse  anführt.  Also  liegt 
der  8ehlus8  nahe>  dass  ur^^enn.  mdhos^  aus  *,salböjhi  eutstanden 
ist.  Der  Weg  ist  uatürlieli  nielit  sieher  zu  hestimnien.  Aber 
<la  das  letzte  i  in  vierter  8ill>c  stand  (sekundäre  Personal- 
enduuir  käme  aueh  in  Betracht),  wird  es  früfi/eitig  synkopiert 
sein,  und  dami  wurde  mlbßjiz  zu  mdhöjz  und  dies  im  aalbOij 
wie  baJrös  um  heröws.  Im  Gotischen  wären  dann  lautgcsetz- 
lich  2,  Sg,  ttiilboHj  3.  S*::.  mlbop^  2.  Pliir.  salböp^  2.  Imp.  mlhö 
aus  *Hülhöje^  ags.  Hca  ans  Höeoje  im  Ags.  ausserdem  Idci^t 
und  löciad.  Die  Furuien  wie  ^ot,  L  S^,  ^albö,  1.  Plur.  salbomj 
3,  Plur.  mfhond  erklären  $ieli  als  Aiudoi^iebildun^^en,  z.T.  unter 
denj  Eiutlnss  der  [»ri mären  Verha  wie  as,  thohm.  Dieser  Er- 
klärung fügt  sich  weiter  das  Komparativsulüx  -ffsa  vortreftiich 
ein.  Wie  <»hen  für  das  Slavisehe  -rjbs  angenommen  wurde,  liegen 
auch  für  das  Uermanische  Adverbien  auf  -0  zu  Grunde,  War 
die  alte  alistufendc  Flexion  noch  erhalten,  so  musste  flektiert 
werden  "^frödojosj  Gen.  "^frodöh-  zu  ""/rt-riff/^-  und  Lok.  ^frö- 
dcfjezl,  das  zu  '^fmdojizi  wnirdc.  Wir  können  nun  entweder 
auuehmeUj  dass  -jes  verallgemeinert  wurde  oder  aueh  dass  -it 
durch  'jis  ersetzt  wurde,  vgh  harjis  für  hark  und  slav.  nove- 
-Jbs.  Die  Stufe  -jea  liegt  ja  aueh  im  Prcnssisehen  und  Litaui- 
sehen  vor.  Beides  HÜirtc  zu  den  Formen  "^frödöjiz-.  Man 
sieht,  dass  diese  Form  mit  dein  angesetzten  mlböjiz-  ganz  auf 
einer  Linie  steht,  sie  stützen  sieh  gegenseitig.  *frödöjiz'  wurde 
zu  ^frödöjz  und  weiter  zu  "^frödöz-  rein  lautgesetzlielu 

Es    kommt    noch    ein    ähnlicher   Fall    hinzu.     Aueh    die 
Verba  eausati%^a  müssen  ein  i  syuko|>iert   haben,    da  die  Her- 


lei tuug   des   l   in   got.   nai^ebi»  usw.   aus   idg.  /   nicht   angeht. 


Ich  operierte  PBrB.  18,  519  f,,  als  ich  diese  Erklärung  auf* 
stellte,  noch  ndt  *leni  beliebigen  Wechsel  von  /  und  k  Das 
kann  ich  jetzt  nicht  mehr  aufrecht  erhalten.  Das  Snffix  der 
Kausativa  ist  e/,  dessen  Ablaut  nur  i  sein  kann,  also  wird 
^hd*  nerh  auf  *7iüsijhl  über  ^nosijs  zurückgehen. 


I 


I 
I 


Kleine  grammatische  Beiträge. 


2» 


3.     Iinloffernianisclier  KonBODantenseliwund. 


I 


I 


h 


L-1.^ 


lud 


/. 


im 


ivvemeii,   da^s  7 

Id^.  weseiitlirljc  UiUersrliitile  der  Funktion  bestanden  liaben^ 
wei.st  JoIl  Seliinidt  Kritik  der  Soiiantentiieorie  S.  11  darauf 
bin,  dass  die  diplitliutigisetien  Nonnnalstiinitne  den  Akk.  S^;;. 
gleieli  den  tj-  und  <7-Stäninien  auf  -m  bilden,  die  r-  und  w- 
Stämnie  da*regeu  wie  die  anderen  konsouantisebeii  Stämme 
auf  urspr.  -«m  ^  ai.  -«m,  p*.  -a,  lat.  -em.  In  der  Tbat  scheint 
ja  der  Untersieliied  /wiseben  ai.  dtfäm^  Zf^v^  ai.  gdttt,  ßuuv,  ai. 
rdffi,  lat,  re/Hj  al  ^j(//ifAdm,  alov.  äoL  Aartuv  und  pttdr  amy 
narepa,  patrem^  iHmanam^  ciKpova  fundamental  zu  sein.  An- 
drerseits behauptet  Waekernafrel  Verinisebte  Btr.  S.  45,  dass 
die  <Jrnudsj)raebe  am  Wtn1sebl«s>s  liinter  l)i|>btbuii^^en  konsi>- 
nanliseben  Nasal  niebt  kannte.  Letztere  Annahme  ist  nun 
entstdiieden  falseb,  wie  die  eben  au^a'ftilirten  Formen  beweisen. 
Demi  Waekernagel  wird  wohl  kein  liedenkeo  tra^^en  idg,  djem 
auf  djeunif  r^m  auf  rtim^  ai.  panthdm  auf  pimthmm  znriiek- 
xuftUiren.  Und  weshalb  ein  k<>ni?onantiseber  Nasa!  niebt  nacli 
kur/.em  Dipbtbon^^  hatte  stehen  gullen,  wenn  er  nach  langem 
licrechtigt  war,  wäre  schwer  '/;u  sagen. 

Auch  die  Richtigkeit  des  von  Juli.  .Schmidt  angefahrten 
Arguments  mu8s  bestritten  werdeu.  Ist  auch  die  ganze  Frage 
niebt  vtin  bei?onderer  Wichtigkeit,  ^i\  ist  es  doch  nötig  ans- 
führlichei'  auf  sie  zu  gpreeben  zn  konimeu,  IcIj  gebe  von  der 
Voraussetzung  aus,  die  ich  liinreicherul  bewiesen  zu  halieu 
glaube,  dass  nach  dem  Ton  ein  kurzer  Vokal  völlig  schw  indet. 
Der  Akkusativ  von  idg-  pede  mnss  also  pidm  lauten.  Hier 
wurde  imu  m  im  absoluten  Auslaut  und  vor  folgendem  kon- 
sojiantischeu  Anlaut  silbisch,  vor  aidanteudeni  Vokal  dagegen 
wurde  es  unsilbisch,  und  damit  war  notwendig  Silbenverlnst 
und  Dehnung  des  vorausgehenden  Vokals  verbunden,  wir  er- 
halten also  pedm  und  pedm.  Es  ist  ja  klar,  dass  sieb  eine 
Form  wie  die  letztere  sehr  viel  weniger  leicht  halten  konnte, 
als  die  erstere.  Aber  erhalten  sind  derartige  Formen  gar 
niebt  so  selten. 

Zunächst  liegen  sie  in  der  Tbat  bei  den  diphtbongisebeu 
Stämmen  in  den  oben  angeffibrten  Formen  vor.  Aber  neben 
gr.  Zf\v,  ai.  dtßintt  liegt  lat.  lovem,  das  schwer  als  Anah»gie- 
bildung  zn  fassen  ist.     Denn  die  obliquen  Kasus  hiessen  doeb 


210  H.  Hirt, 

*diicö8,  *diwai,  Lok.  *djeici,  und  der  Nom.  *djeu8.  Woher  soll 
also  die  Stufe  djew  stammen,  wenn  nicht  vom  Akk.  Sing. 
Denn  für  das  Lateinische  auf  die  Vollstufe  des  Lokativs  zu- 
rückzugehen, scheint  mir  sehr  gewagt  zu  sein.  Ai.  divam 
muss  ja  allerdings  eine  Neubildung  sein,  die  aber  sehr  wohl 
für  ^dyavam  eingetreten  sein  kann.  Dasselbe  gilt  für  lat. 
bovem,  obgleich  hier  eine  Neubildung  wenigstens  verständlich 
wäre.  Heisst  zu  pantha  im  Aind,  der  Akk.  päntJiam,  so  fin- 
den wir  im  Griechischen  als  regelrechte  Form  i^x^  ^los  Ax^J^ 
und  es  ist  nicht  einzusehen,  weshalb  hom.  Atitiü  notgedrungen 
jünger  sein  sollte  als  AaTi{)v.  Beide  sind  als  Satzsandhiformen 
durchaus  verständlich.  Dass  also  bei  den  vokaliscb  auslau- 
tenden Stämmen  auch  Formen  mit  silbischem  m  möglich  waren, 
scheint  mir  sicher  zu  sein.  Weshalb  grade  hier  die  anteso- 
nantischen  Satzsandhiformen  verallgemeinert  würden,  ist  nicht 
schwer  zu  sehen.  Idg.  res  :  rem,  g*^ö8  :  g^^öm  ordnete  sich 
eben  dem  allgemeinen  Schema  -is  :  -im,  -ua  :  -wm,  -os  :  -om 
auf  das  leichteste  unter. 

Etwas  verstetikter  liegen  die  antesonantischen  Formen 
der  konsonantisch  auslautenden  Stämme,  und  zwar  wahrschein- 
lich aus  dem  Grunde,  weil  die  in  Verbindung  mit  nachfolgen- 
dem -m  entstehenden  Konsonantengruppen  -rm,  -«m,  -dm,  -nm 
den  allgemeinen  Aussprach  regeln  widersprachen,  und  dah^ 
zur  Vereinfachung  führten. 

Am  sichersten  wurde  -«  an  dieser  Stelle  ausgedrängt. 
Ein  ganz  sicheres  Beispiel  liegt  in  lat.  ver,  aisl.  vdr  vor, 
neben  dem  gr.  fop  aus  idg.  ^wesr  steht,  v^r  geht  ja,  wie  schon 
längst  bemerkt  ist,  auf  idg.  *wesr  zurück,  es  schwand  also  s 
vor  r.  Aber  auch  s  vor  m  ist  wohl  geschwunden.  Idg.  cmsös 
war  sicher  ein  -«-Stamm,  vgl.  gr.  i^ujc,  lat.  auröra  usw.  Dazu 
heisst  der  Akk.  im  Veda  uiäsam,  uädsam  und  zweimal  ist 
usäm  belegt.  Unzweifelhaft  lässt  sich  diese  Form  als  Ana- 
logiebildung erklären,  aber  sehr  wahrscheinlich  ist  mir  das 
nicht,  weil  sie  durch  andere  Fälle  gestützt  wird.  Zunächst 
ist  das  im  Veda  erscheinende  jardm  herbeizuziehen,  das  neben 
jardsam  steht,  und  die  einzige  Form  von  einem  andersartigen 
Stamm  wäre.  Auch  zu  vdyas  N.  'Speise*  ist  ein  heterokliti- 
scher  ^z-Stamni  in  vayäm  Akk.  Sing,  und  vayOs  N.  Plur.  be- 
legt. Ebenso  so  neben  mdnas  ein  manäm,  Instr.  mand^  Dat. 
mandf/e.     Es  kann  doch  kaum  ein  Zufall  sein,    dass  zu  allen 


Kleine  grAminatiscIie  Beitrüge. 


SU 


I 


I 


I 


I 


4te8en  Fonucii  ein  Nominativ  nicht  belegt  ist.  Über  die  ganze 
Frage  vgl.  ßrugntann  KZ,  24,  25  ff.;  dagegen  J.  Schmidt  KZ. 
26,  401  ff. 

Aller  aiieli  in  den  anderen  Sprachen  gibt  es  wenigstens 
«inen  interessanten  Fall,  der  mir  hierher  zu  gehören  seheint. 
Ai.  (ftßtts  XeheiiskridV  usw.  weist  mit  ^j.  aitc  untl  Akk.  aiuj 
auf  eineil  /?- Stamm.  Daneben  steht  imn  im  gr*  aiiiv  und  im 
Germ,  ist  ebeufalli?  der  /t-Stamm  ?»elegt.  Wäre  es  hiennit  ab- 
gethan,  so  kduiite  man  sich  bei  dem  Nebeneinander  von  ^-  und 
«•iStarnm  beruhigen.  Aber  lat,  heisst  es  (tevuntf  und  wir 
mlisgten  daher  noch  einen  dritten  Stamm  annehmen.  Das  ist 
des  gaten  etwas  zu  viel  Aber  i^sullte  j^ieli  nicht  gr.  aiuuv, 
ahd,  eicUy  laL  airum  uns  dem  idg.  Akk.  aitcöm  erklären. 
Dass  man  einen  solcbcn  Akk.  zum  Nominativ  mndentete,  wiire 
doch  kein  unerliorter  Vorgang. 

Mit  der  Annahme,  dass  -^-  vor  Na^al  gcychwmidcn,  könnte 
man  auch  vernucben  die  Thnrneysen8clie  Erkiüruog  des  Kom- 
jiarativsuffixes  z«  retten.  Das  Nebeneinamlerstehen  von  gr, 
-/<5»  und  sonstigem  -Jos  konnte  auf  -yW«-  weisen.  Freilieh  ist 
e8  schwer,  diesen  Fall  mit  den  übrigen  in  Einklang  zu  brin- 
gen, denn  nacli  kurzem  V'okal  wäre  s  sehwerlich  gesebwnmlen. 

Auch  /*  scheint  vor  m  geschwunden  oder  assimiliert  zu 
«ein.  Denn  der  regelrechte  Akk.  zu  kkim^  gr.  xdmv  lautet 
im  Ved.  l*Mm,  das  nnin  doch  wohl  aus  JcMnm  erklären  nmss. 

Schliesslich  möchte  ich  vermutungsweise  noeb  eine  eigen* 
tüniliehe  Form  ans  der  Verbaltlexion  hinzufügen,  nämlieb  gn 
^cßnv.  Man  war  bisher  genötigt  eine  Basis  zg^'^e  neben  zg^'^es 
anzusetzen,  so  Hrtigmann  Gr.  Gr.^^  28.' J,  aber  damit  ist  uns 
wenig  geholfen,  da  in  allen  Sprachen  klar  und  deutlieh  nur 
zg*^eis  vorliegt,  vgl.  ai*  jammünüy  Aor.  aßjasata^  abg.  gamti 
*löscben',  lit.  gesti  'erlöschen,  ausgehen',  got.  qistjan  "verder- 
ben*. Nun  könnte  alier  die  28g.  tcßnc  direkt  auf  idg.  zg^^ss, 
die  28g.  eines  regelrechten  Imperfektums  zurückgeführt  werden. 
Aber  diese  Fonn  würde  wohl  nicht  genügt  haben,  den  Meta- 
plasmus  im  Griechischen  hervorzurufen.  Setzen  wir  aber  in 
<ler  1.  Sg.  idg.  zg''tmi  un^l  daneben  zg^'esm  an,  so  hätte  dies, 
wenn  die  oben  angeführte  Regel  richtig  ist^  zu  zg^'^m  gefüln  t, 
was  in  gr.  Ic0t|v  regelrecht  vorliegt. 

leb  habe  diese  Fälle  hier  nur  angeführt^  um  erneut  auf 
den    Schwund    von    Konsonanten    im    Indogermanischen    auf- 


212  H.  Hirt, 

merksani  zu  maclien.  Wenn  man  bedenkt,  welchen  Verän- 
derungen der  Yokalisnius  in  der  Ursprache  unterlag,  8o  fällt 
es  auf,  wie  wenig  wir  von  Veränderungen  des  Konsonantismim 
wissen.  Und  doch  steht  es  mit  diesem  ganz  eigentümlicb. 
Doppelkonsonanten  sind  so  gut  wie  unbekamit,  und  auch 
schwierigere  Konsonantengruppen  sind  selten,  obgleich  durch 
den  Ausfall  von  Vokalen  zu  ihrer  Entstehung  genügender  An- 
lass  geboten  war.  Wahrscheinlich  hat  der  idg.  Konsonantis- 
mus nicht  minder  einschneidende  Veränderungen  erlitten,  wie 
der  Vokalismus.  Ich  vermute  auch,  dass  viele  der  soge- 
nannten Wurzeldeterminative  dadurch  entstanden  sind,  dass 
auslautende  Konsonanten  vor  Konsonant  schwanden,  und  so 
konsonantisch  und  vokal isch  auslautende  Basen  nebeneinander 
traten. 


4.     Die  Bildung  des  Injunktivs  und  Konjunktivs. 

Da  ich  mich  demnächst  über  die  Bildung  des  Injunktivs 
und  Konjunktivs  und  deren  Herkunft  in  einer  Weise  ausspre- 
chen muss,  die  von  der  herkömmlichen  Auffassung  sehr  ab- 
weicht, so  sei  es  mir  gestattet,  dies  etwas  ausführlicher  zu 
begründen,  wenngleich  ich  damit  8treitberg  in  die  Wege  trete, 
der  schon  auf  der  Dresdener  Philologenversamndung  über  den 
Injunktiv  gesprochen  hat  und  eine  grössere  Arbeit  vorbereitet. 
Im  Folgenden  soll  es  sich  nur  darum  handeln,  die  Bildung 
des  Injunktivs  und  Konjunktivs  in  Beziehung  auf  mein  Vokal- 
und  Ablautsystem  zu  betrachten,  woraus  sich  die  syntaktischen 
Folgerungen  von  selbst  ergeben. 

Die  Fülle  der  idg.  Modi  muss  gegenüber  dem  sonstigen 
Charakter  des  Idg.  billig  in  Erstaunen  setzen.  Dass  dies  neben 
dem  Konjunktiv  noch  einen  Optativ  hatte,  scheint  schon  des 
Guten  etwas  zu  viel  sein,  was  sich  wenigstens  daraus  er- 
schliessen  lässt,  dass  sich  die  meisten  Sprachen,  wie  es  scheint^ 
beeilt  haben,  einen  dieser  Modi  aufzugeben;  in  welchem  Ver- 
hältnis aber  zu  diesen  beiden  der  Injunktiv  stehen  soll,  ist 
mir  stets  rätselhaft  gewesen.  Es  kommt  hinzu,  dass  mai> 
einen  rechten  Bedeutungsunterschied  zwischen  Injunktiv  und 
Konjunktiv  noch  nie  hat  entdecken  können.  Das  hat  mich 
an  der  Existenz  des  Injunktivs  immer  ein  bischen  zweifeln 
lassen. 


Kleine  t^rammntische  Beiträge, 


213 


I 


I 


Bei  der  Eiitwieklunfr  der  id^r,  Spraclien  rechnet  niaü  im 
Allgemeiiien  luir  mit  Verliisteiiy  aber  Neubildungen  sind  auch 
iiiclit  unerhört.  Gab  e^  doch,  worauf  ei^t  jüngst  Waekeroagel 
Venn.  Btr.  44  aufmerksam  ^a^maeht  hat,  keinen  Optativ  des 
?^igmatii4cbeii  Aoristes;  er  uiuks  daher  im  Grieehiseheii  ab 
Neubildung  augeselieii  werden.  Und  aueh  tsonst  bat  das  Grie* 
ehi^ehe  nieltt  mintler  wie  das  Fndigche  «eine  VerbaUbrmen  be- 
deutend vermehrt.  Es  wäre  also  %vobl  aueh  denkbar,  dass 
der  ausgeprägte  Konjunktiv  neben  dem  Optativ  im  Griecbi- 
sehen  nnd  Ijidisehen  jüngeren  ljrs|nningB  wäre,  Demi  dcni 
Gcrmanisebeu,  Litauiselien  und  Slavisciien  febleu  alle  Kon* 
junktivtbrmen  —  die  angenommenen  Reste  sind  unsicher  — ,  und 
neben  sie  treten  Keitiseh  und  Italiscli,  l>ei  denen  e»  an  Stelle 
des  Optativs  und  Kcmjuuktivs  nur  einen  Modus  gibt. 

Ich  will  auf  die  bisherigen  Versuche,  den  Injuuktiv  und 
Konjunktiv  zu  erklären,  nicht  weiter  eingeben  ^ —  Dclbrüek  gibt 
über  die  gau/e  Injunktivfrage,  Grd,  4,  35:^  ti\,  eine  völlig 
<»rieutierende  Übersicht  — ,  sondern  die  Kritik  .Streitberg  (iber- 
lasseuj  und  nur  meine  Auffassung  darstelleiL  Sie  beruht  na- 
türlich auf  dem  Grunde,  den  ich  in  meinem  Irlg,  Ablaut  ;:e- 
tegt  habe,  d.  h.  auf  der  Ansetzung  zweisilbiger  Basen.  Zu 
den  dort  entwtekeltcn  Annahmen  gebort  es  aueb,  dass  es  im 
Idg.  ein  Suffix  -«?,  -o  eltensoweuig  wie  -^,  -n,  -0  gegeben  hat^ 
dass  vielmehr  diese  Elemente  integrieremle  Bestandteile  der 
Basen  sind,  die  gegen  das  Ende  der  idg.  Urzeit  und  noch 
mehr  in  den  Einzelspraclieu  allerdings  durch  falsche  Aualogie 
zu  wirklichen  fornmriven  Elementen  geworden  sind. 

Nun  lautet  aber  die  Lehre  von  den  Koujunktivsuflixen 
s«>:  Bei  athematiseljen,  auf  einen  Konsonanten  ausgelienden 
Basen  ist  das  Konjuuktivsnßix  -e,  -o,  bei  den  themavokalisclien 
dagegen  -d,  -e^  vielleiebt  auch  -ö,  doch  ist  das  letztere  recht 
unsicher,  da  ja  Griechisch  cptpuj^iev  sehr  gut  eine  Neubildung 
sein  kann. 

Diese  "Suffixe"  erinnern  uns  sofort  an  die  Ausgänge  der 
idg.  Basen.  Die  ant'  Konsonant  ausgehenden  atliematischeü 
Verben  sind  ja  von  sogenannten  leichten  Basen  auf  -<;,  -o  ge- 
bildet; griech.  To^ev  verhält  sich  zu  elfjii  nicht  anders  wie  ai, 
redmi  zu  clddm  und  die  anderen  Fälle,  die  ich  IF.  8,  268  f. 
nnd  Idg,  Ablaut  angeführt  habe. 

Wenn   wir    beim    Konjunktiv   als   weiteres   Suffix   -ä,  -ö 

Itidonremiiiniflcbe  Forschungen  XII  3  u.  4.  15 


214  H.  Hirt, 

linden,  so  hat  das  schon  Brugmann  Grd.  2,  952  mit  den  Ele- 
menten 'dy  'By  '0  identifiziert,  die  er  noch  Grd.  2,  951  als  an 
den  Präsensstamm  angefügt  betrachtet,  die  aber  in  Wirklich- 
keit die  Auslaute  zweisilbiger  schwerer  Basen  sind.  Wenn 
ich  ihm  also  auf  diesem  Wege  folge,  der  jetzt  viel  sicherer 
zu  beschreiten  ist  als  frtther,  so  befinde  ich  mich  in  guter 
Gesellschaft. 

Die  Elemente  e — o,  rt,  e  und  eventuell  o  konnten  sich 
im  Idg.  nur  erhalten,  wenn  sie  betont  waren.  Betonung  der 
zweiten  Silbe  war  aber  mit  aoristischer,  genauer  gesagt  punk- 
tueller Bedeutung  verbunden.  Ich  habe  diesen  Aorist-Präsens- 
typus  Idg.  Ablaut  §  810  ff.  genauer  dargestellt.  Idg.  4plety 
ai.  äpräty  gr.  iiiavfivai  und  bpaKcTv  beruhen  alle  auf  dem  glei- 
chen Prinzip. 

Sehen  wir  uns  nun  im  Indischen  nach  diesen  Aoristen 
um,  so  gehören  zu  ihnen  der  Wurzelaorist  (1),  der  «-Aorist  (2) 
und  der  reduplizierte  Aorist  (3),  nicht  aber  der  «-Aorist  (4), 
da  dieser  in  seiner  Betonungsweise  und  seinem  Ablaut  dem 
Präsens  gleicht.  Alle  diese  drei  Formationen  bilden  aber 
keinen  Konjunktiv,  sondern  gebrauchen  dafür  den  In- 
junktiv.  Whitney  sagt  §  848^:  "Augmentlose  Formen  mit 
indikativischer  oder  konjunktivischer  Bedeutung  sind  nicht 
selten".  Dagegen  wird  im  folgenden  §  bemerkt:  "Die  Kon- 
junktivfornicn  dieses  Aoristes  sind  selten".  Delbrück  Ai.  Verb. 
S.  194  führt  in  der  That  nur  an  riSdtha,  rUathanay  vidäsi, 
viddSy  tidathaSy  viddtha.  Der  Stamm  vida-  scheint  mir  nun 
ohne  Zweifel  identisch  zu  sein  mit  dem  sonst  vorliegenden 
Stamm  vide-,  abg.  videtiy  got.  witany  lat.  vidSrey  gr.  €lbr|-cu) 
usw.,  das  heisst  auch  vid^s  ist  keine  Konjunktiv-,  sondern  eine 
Injunktivform  gleich  lat.  t'idesy  gr.  indvTic,  die  zu  dem  zweiten 
Aorist  in  Beziehung  gesetzt  ist.  Diese  Verbindung  kann  schon 
alt  sein,  da  ja  auch  im  Griechischen  zu  dem  Perfektum  olba 
der  Plusquamperfektstamm  elde  gehört,  vgl.  Waekernagel  Verni. 
Beitr.  45.  Was  mit  riiatha  anzufangen  ist,  entzieht  sich  mei- 
ner Erkenntnis.  Die  Form  kann  uns  aber  nicht  abhalten,  zu 
sagen,  dass  es  eine  besondere  Konjunktivform  zu  dem  zweiten 
Aorist  nicht  gibt,  sondern  dass  diese  Stelle  augmentlose  indi- 
kativische Formen,  die  man  Injunktive  genannt  hat,  versehen. 

Von  dem  reduplizierten  Aorist  heisst  es  bei  Whitney 
§  869:    "Wie  in  anderen  präteritalen  Bildungen  werden   die 


Kleine  o^rammatbclH'  Beitriisfe. 


215 


I 


I 


ao^^meotloseD  Indikativpersoiicn  dieses  Aoristes  konjaiiktiviseh 
verwendet,  iiiid  sie  sind  sehr  viel  zahlreicher  als  die  wirk- 
lichen KonjiinktivformeD".  Dieser  reduplizierte  Aorist  ist  Ja 
aber  mit  dem  vorlier^ehenden,  al»ge&eheu  von  der  Reduplika- 
tion, ganz  identiseh»  und  es  kann  uns  daher  oielit  Wunder 
nehmen,  dass  wir  in  Betreff  des  Injunktivs  und  Konjunktivs 
hier  ü:enau  dasselbe  antreffen.  Whitney  führt  im  ganzen  fül- 
lende Formen  an :  riradha  1 .  8g*,  HtajuiJ-iif  ctklpätij  ^isttdkäti, 
pisprgatu  Bei  diesen  möchte  ich  bei  tifapä'd  an  lat.  tepe-re 
'warm  j^ein'  erinnern,  cik/pati  und  ßUadkad  sind  wolil  Jung» 
j)ispr(;ati  ist  ganz  regelrecht. 

Bei  dem  Wurzelaorist  liegen  die  Verhältnisse  nicht  ganz 
80  einfachj  weil  im  indischen  Wurzelaorist  versehiedeimrtige 
Formen  zusanmiengetlosscn  sind.  Zuuäclist  sagt  auch  hier 
W^hituey  wieder  §  835:  ""'Im  kiinjuuktivischem  fiehrauch  fin- 
den sieh  Fomren,  die  mit  dem  augmentlosen  Indikativ  diese?* 
Aoristes  identisch  sind,  viel  häutiger  als  die  eigentüchen  Kon- 
jnnktivformen",  ,  .  ,  '"Von  wirkliehcn  Konjunktiven",  heisst 
es  <lauu  weiter,  "sind  die  Formen  mit  primären  Endungen 
ganz  selten.  Im  Aktiv  ist  gtini  diis  einzige  Beispiel  der  LSg.; 
in  der  3.  S^.  konnnen  vor  sthatu  däfi  und  dhitfl,  welche  fast 
indikativisch  gebraucht  werden."  Diese  Formen  sind  aber 
ganz  regelrecht,  es  sind  ganz  normale  unaugmcntierte  For- 
men mit  primärer  Personalendnng.  Die  übrigen  Formen  wie 
dilrmmy  fördas^  pdrcas,  t/dmas,  karat,  garatj  glaghat^  yamat^ 
jfödhaf,  >4ravaty  spdrat ^  mighat^  ddrmn^  garan,  gaman  sind 
allerdings  regelrechte  Knujunktivformen,  al»er  man  J>cachte 
wohl,  fast  durchweg  von  leichten  Basen. 

Sehen  wir  von  der  Vollstufe  in  der  Wurzelsilbe  ah,  so 
ist  ddrsam  —  gr.  bpaK€iv,  ai,  drmtij  tdrdas  gebort  zu  trridfti, 
pdrcas  :  prndkti,  i^dmm  i  ydmsij  ya^ihati^  karat  :  kdrii, 
yödhtd  :  t/öt$ij  i/tiddhdif,  srarat  :  xrö^lj  sjjarat  :  >'prtds.  In 
der  Hauptsache  siutl  also  auch  diese  Konjunktive  regelrecht, 
indem  sie  das  bei  den  leichten  Basen  auftretende  e—o  zeigen. 
Nur  Akzent  und  Basisstufe  sind  un regelmässig. 

Worin  liegt  nun  der  Grund,  dass  der  starke  Aorist  kei- 
nen Konjunktiv  bildet,  oder  vielmehr  die  augmentlosen  For- 
men konjunktivisch  verwendet.  Er  liegt  einfach  in  der  Be- 
deutung. .Mit  der  Betonung  der  zweiten  Silbe  der  Basis  war 
aoristische  oder  besser  gesagt  punktuelle  Bedeutung  verbunden. 


21B 


H.  Hirt, 


Daher  bekam  der  Indikativ,  sobald  er  uk'lit  das  Zeiehen  der 
Vergaii^-enlieit  liatte,  wie  Streit berg  Delbrück  ^egciidber  in 
geiuem  oben  zitierten  Vortrag  des  weitem  ausgeführt  hat  (vgK 
Berieht  über  die  Verhandlungen  der  Dresdener  Philologenver- 
samnihmg  und  IF.  Anz.  9,  17*)),  fntnrisehen  oder  ini]ierativi- 
gcben  Sinn,  aus  dem  sieh  der  konjunktivisehe  mit  Leichtigkeit 
entwiekelte.  Man  kann  sich  das  sehr  leicht  an  modernen  piiuk- 
tuellen  Verben  klar  niaeben.  Wenn  ich  sage:  ^leh  bringe  dir 
das*,  so  liegt  das  in  der  Zukunft,  es  heisst  eigentlich:  'ich 
werde  dir  das  bringen*  oder  ""ich  will  dir  das  hringen'.  *^Ihr 
bringt  mir  da.s*  liegt  natürlieli  auch  in  der  Zukunft,  und  ent- 
hält je  nach  dem  Satxton  einen  Befehl  =  Mass  ihr  mir  das 
bringt*,  fidcr  einen  Wunsch  'Bringt  mir  docli  das  her,  seid  so 
gut,  thut  es'.  Dass  der  sogenannte  Injuuktiv  thatsachlieh  kon- 
junktivische Bedentuug  hat,  ist  ja  langst  naehgewieseu,  es  igt 
alsn  nicht  aiiftaUend,  wenn  sich  ans  dem  Injuuktiv  ein  Kon- 
junktiv entwickcU:  Das  konnte  gescliehen»  wenn  sieh  neben 
die  regelrechten  P'ormen  Neubildungen  stellten.  Auszugeben 
haben  wir  dal>ei  vmi  den  ^-ef- Basen. 

Ich  habe  in  meinem  Ablaut  zn  zeigen  versucht,  wie  sehr 
dnrch  den  Akzent  die  Basen  differenziert  wurden,  und  habe 
darauf  liingewiesen,  dass  diese  DiflFerenzierung  notwendig  zu 
Neubildungen  führen  nnisste,  die  gnisscre  Einfachheit  boten. 
So  ist  das  Verhältnis  von  te}'<»  t^rü  fast  nirgends  mehr  im 
lebendigen  Geliraueh  erhalten.  Im  Shavischen-Litaiiiseheu  ist 
das  Element  -e^  -ä,  -ö,  das  sieh  <lcnj  Sprachgefühl  bot,  für 
die  Anslnidung  des  Präteritums  benutzt,  vgl  Idg.  Ablant  8. 1*<U, 
im  Aind.,  Grieeh.,  Lat.  ist  daraus  der  Konjunktiv  erwachsen, 
Ist  dies  richtig,  so  erklärt  es  sich  auf  das  einfachste,  weshalb 
das  Lit.-lSlavischc  die  idg.  "Konjunktivformen"  nicht  kennt. 
Es  hatte  diese  Formen  auch,  aber  in  anderer  Bedeutung.  Die 
Konjunktivbildung  istj  glanbc  ich,  ansgegangen  von  Verben, 
Avie  sie  in  der  iudisclieu  sechsten  Klasse  vorliegen.  Diese 
Präsentien  beruhen  zum  guten  Teil  auf  Neubildungen,  weil 
sie  zn  selnveren  Basen  gch5ren.  Ich  ftthre  eine  Reihe  von 
Fällen  an,  wobei  ich  kurz  andeute,  dass  wir  es  mit  einer 
»^/-Basis  zu  thun  haben: 

mvdU  f  V.  B.  U.)  :  süids, 

dhuvati  (AV.  B.)  :  dhütds, 

kirati  (V.)  :  kirmU^ 


« 


I 

^ 


I 


Kleine  ^^ramrantisehe  Beitriiffe. 


217 


girdii  (AV.)  :  gtrndSf 
tiniti  (Y,  B.  S.)  :  tfrndHy 


gn 


rate  iW 


gürtds 


jurdtl  (ßV.)  :  jirnds, 
tnrdti  (V.  B.)  :  türfÖHy 
hhuvdntu  iRV.)   r  bhurni-, 
sphtn'dti  iB*)  :  sphuritfUj  E. 
I>iiS8  derartige  Bihhiii^^en  sehoii  in  die  idg.  ümpraehe  zurück- 
sreiclien,    scheint    mir   ganz    siclier    zu    sein.     Man    vergleiche 
girdmi^  abg.  ihreU  uiiil  griecbiseli  lajueiVj  8av€iv,  KiavtTv  usw. 

Solnild  derartige  Formen  gebililet  waren,  konnten  die 
älteren  Formen  wie  tiräti^  tirate  modale  Bedeutung  erlialten^ 
und  gtand  iirdfi  neben  tirdfl,  so  stellte  sich  neben  tdrati,  das 
ja  ebenfalis  neu  gebiblet  war,  ein  tdrdti  ein,  das  heisst  da» 
41  wurde  als  ableitendes  Element  emid'unden.  Da  aber  die 
Äweiten  Stämme,  von  denen  dieses  Element  ausging,  auf  -äj 
-e  und  eventuell  auf  -o  auslauteten,  so  kann  es  uns  nicht 
Wuntier  nehmen^  dass  die  eine  Spraehe  diesenj  die  andere 
jenen  Vokal  veralliremeinert.  Wrr  werden  also  kein  Redenken 
tragen,  iat,  fudii  mit  lit.  büro  zn  identifizieren,  lit,  malkt-u 
mit  lat.  molam,  vemia-u  aus  weme  oder  vemü  mit  lat.  vo- 
mdni  usw. 

Die  Entwicklung  der  Einzels|)racben  ist  uatUrlieb  nicht 
im  Einzelnen  klarzulegen.  Das  Grieehische  dürfte  nur  e  ver- 
allgemcinert  haben,  da  ö  sehr  gut  al«  Neubildung  nach  dem 
Indikativ  zu  fassen  hat.  Das  Lateiniscbe  behält  die  kurz- 
vokaliseben  Formen  al^  Fntura  bei  (ero)^  und  verwendet  sonst 
^  und  th  Im  Keltischen  ist  nur  d  erhalten.  Gerade  diese 
Verschiedenheit  weist  darauf  hin^  dass  die  scbu^eren  Basen 
ICH  Grunde  lagen. 

Von  diesem  Standpunkt  aus  kommt  man  also  zu  einer 
aneh  syntaktisch  braue bbai'en  Erklärung,  die  im  Anschluss  an 
Streitberg  so  formuliert  werden  kann:  Formen  punktueller  Be- 
deutung  können  in  zweierlei  Weise  verwendet  werden,  ent- 
weder durch  Bezeiehnmig  der  Vergangenheit  als  Aoriste,  oder 
als  Futura.  Mit  dem  futurischeu  Sinn  ist  der  imperativinebe 
und  voluntative  so  eng  verknüpft,  dass  die  Injunktivformen 
leicht  diesen  Sinn  annehmen. 

Ganz  anders  liegen  nun  die  Verhältnisse  beim  Js-Aorist, 
Hallen  wir  uns  nun  zunächst  an  das  thatsäehliche^    Whitney 


218  H.  Hirt, 

sagt  §  892:  Die  Indikativformen  ohne  Augment  werden  in 
konjunktivischem  Sinne  verwendet,  besonders  nach  prohibi- 
tivem  mä  und  sind  nicht  ungewöhnlich.  Dagegen  sind  auch 
eigentliche  Konjunktivformen  im  RV.  nicht  selten. 

Dieser  Stand  der  Dinge  fällt  nicht  weiter  auf.  Der  $- 
Aorist  kann  seinem  ganzen  Ablaut  und  seiner  Betonung  nach 
nicht  mit  dem  starken  Aorist,  sondern  nur  mit  dem  Präsens 
auf  eine  Linie  gestellt  werden.  Es  ist  mir  daher  auch  wahr- 
scheinlich, dass  seine  Aktionsart  ursprünglich  eine  andere  war,, 
als  die  des  starken  Aorists,  wenngleich  sich  ein  Unterschied 
nicht  mehr  nachweisen  lässt.  Jedenfalls  steht  es  mit  den 
sonstigen  Prinzipien  im  vollen  Einklang,  dass  neben  dem  athe- 
matischen Indikativ  ein  "thematischer"  Konjunktiv  steht.  Aller- 
dings sind  Akzent  und  Ablautsstufe  der  ersten  Silbe  nicht 
normal,  aber  das  kann  auf  Ausgleichung  beruhen.  Formen 
wie  matsatiy  vakiatij  saJciati,  vakiathas,  yakiathas  müssen 
sogar  auf  solchen  mit  Betonung  der  zweiten  Silbe  beruhen^ 
da  sie  keine  Dehnstufe  zeigen.  Dasselbe  gilt  von  griech.  äS€T€, 
Öqi€c8€,  die  futurische  resp.  imperativische  Bedeutung  haben. 
Aber  es  sind  im  Indischen  wenigstens  ein  paar  regelrechte 
Formen  erhalten  in  dfkiasS  nnd  prkias^.  Diese  Formen  inussten 
naturgemäss  futurische  Bedeutung  haben,  da  diese  mit  der 
punktuellen  Bedeutung  auf  das  engste  verknüpft  ist,  und 
ich  sehe  keinen  Grund,  weshalb  nicht  in  dem  griechischen 
Futurum  diese  Formen  regelrecht  erhalten  sein  sollen.  Wir 
müssen  einerseits  betonen,  dass  sich  von  dem  j  im  Griechischen 
keine  Spur  findet,  und  dass  andrerseits  das  «/«-Futurum  im 
Rgveda  noch  sehr  selten  ist,  es  kommen  im  Ganzen  nur  17 
Formen  vor.  Die  Formen  nehmen  zwar  später  sehr  zu,  aber 
das  weist  doch  darauf  hin,  dass  wir  es  im  Indischen  mit  einer 
neuaufkommenden  Formation  zu  thun  haben.  Ich  kann  zwar 
den  Ausgangspunkt  nicht  nachweisen,  aber  vielleicht  entdecken 
wir  noch  den  Grund,  durch  den  -j-  in  das  «-System  eingedrun- 
gen ist.  Jedenfalls  könnte  man  die  Formen  ai.  vakit/dmi^ 
yaksydmäna,  asiäydnt,  vidhakäydnt  als  ganz  regelrechte  For- 
men betrachten;  da  a  hier  gleich  schwachem  e  sein  kann  und 
der  Akzent  regelrecht  auf  dem  thematischen  Vokal  liegt, 
so  sehen  diese  Formen  wie  regelrechte  Aoristpräsentien  zu 
-.«yo-Stänimen  aus. 

Die  Reste  des  alten  «o-Aoristes,    dessen  unaugmentierte 


I 


I 


Kleine  grammatische  Beiträge.  219 

Form  fiitnriseli  verwendet  werden  musste,  liegen  norh  im  ai, 
-««-Aorist  vor,  der  natürlieii  wieder  keinen  Konjunktiv  bilden 
kann.  leli  halte  von  dem  .^rt-Aorist  nur  die  aUMrmeutierten 
Formen  für  jung,  wahrend  die  «nangmentierten,  injunktivi- 
8chen,  sehr  wohl  alt  sein  können. 

5.    Gi\  6vivrmi. 

Das  grieehisehe  Verhum  dvivriiii,  <las  sonst  den  Stamm 
ovü  y.eigt  (övricei,  övnca»  Öv€iap^  ist  von  WaekernajLi^el  Das  Deh- 
nun^gesetz  der  griech*  Komposita  S.  5U  beliandelr,  und  in  ö-, 
ftchwache  Form  zu  du-j  Wurzel  vä  in  ved,  nü-thdm  '^ Hilfe', 
fi-nd'thdm  'Sehutzlosigkeit',  vgl.  nd-dhamünas  'um  Hilfe  fle* 
hend%  nü-dhitil^  ''hilfsbedürftig*  zerlegt.  Soviel  ich  sehe, 
Ktinunt  nur  Solmsen  KZ.  32,  281^  dieser  gewiä^s  mfiglichen  Kom^ 
btnation  bei.  G.  Meyer  Gr.  Or,'' 5T3  bäilt  ovivii^i  dagegen  noch 
für  etymologiseh  unklar.  Brugmann  iinssert  nieli,  soviel  ieh 
sehe,  nirgeiuls  fiber  das  Wort  und  Prellwitz  versieht  es  im 
etymologisehen  Worterbueb  mit  einem  Fragezeiehen.  Meine 
Erklärung  deckt  sich  z.  T.  mit  der  Waekeruagelschen,  fasst 
aber  doeh  einiges  anders  aul'» 

Wackeruagel  sieht  in  dvtvrmt  ein  redupliziertes  Präsens, 
was  ja  möglieh  ist,  man  kann  aber  in  övivtmi  auch  ein  Prä- 
sens mit  Nasafinfix  sehen  nach  der  indischen  neunten  Klasse. 
Einen  ahnliehen  Gedanken  hatte  schon  J.  Hehniidt  KZ.  25, 
48  Annu 

Dann  erhalten  \xiv  als  Basis  oniä,  und  als  volle  Form, 
falls  das  o  ein  Präfix  ist,  nejiK  Diese  Basis  liegt  zweifellos 
im  Indischen  vor  iu  7ii  'führen,  leiten'.  Die  Formen  sind 
tadellos  in  Ordnung^  und  weisen  nut  iSieberheit  aut^  eine  Htt- 
Basis,  Part,  nitm^  nltii  "Führung,  Handlungsweise*.  Der  Aorist 
aneJfa  wird  aus  anaj^iifa  kontrahiert  sein,  usw. 

Die  Bedentungsentwiekluug  bereitet  keine  Hchwierigkciten. 
Grassmann  gibt  an  1.  jemand  fuhren,  leiten,  häufig  mit  dem 
Nebenhegriff  des  Schutzes  oder  Heiles;  2.  insbesondere 
parallel  mit  tra;  3.  jemand  (A.)  wozu  (D.)  führen,  ihm  dazu 
verhelfen*  usw,  ati-m  heisst  'jemand  fördern,  vorwärts  bringen*. 

Die  grieeliiscben  Bedeutungen  von  6vivr|jui  lassen  sieh 
daraus  vartreiflich  entwickeln.  Man  vgl.  z.  B.  et  ttotc  bri  ce 
fj€T'  dOavdToiciv  övr|cö,  f|  (nti^  f\  epfui  'wenn  ich  dieh  gcför- 
dert  habe*  und  viele  andere  Stellen. 


220  H.  Hirt, 

Was  die  aufgestellte  Gleichung  noch  schlagender  macht, 
ist,  dass  im  Indischen  auch  dieselbe  Präsensbildung  wie  im 
Griechischen  vorliegt.  Wir  finden  in  RV.  ninlthds^  und  ninlyOt 
181,  1,  604,  2,  911,  23.  Grassmann  fasst  diese  Formen  als 
Perfekte  auf  (2  Du.  Konj.  und  Opt,),  Whitney  zieht  sie  da- 
gegen zum  Präsens  der  dritten  Klasse,  versieht  diese  Deutung 
allerdings  mit  einem  Fragezeichen.  Die  Bedeutung  ist  aber 
sicher  präsentisch.  181,  1  heisst  es:  hdd  u  prBifhav  iidm 
raylndm  adhvaryänta  ydd  unninlthd  apdm.  Grassmann 
übersetzt:  ^^Was  ists,  o  Liebste,  was  ihr  aus  den  Wassern  an 
Trunk  und  Reichtum  dienstbeflissen  herführt?"  604,  2:  svär 
ydd  dimann  adhipd  u  dndhö  'hhi  md  vdpur  dridye  niniyat, 
das  Grassmann  übersetzt:  ''Was  schön  als  Licht  und  dunkel 
prangt  am  Himmel,  das  führe  mir  der  Herrscher  her  zum 
Schauen".  911,23:  sdm  aryamd  sdm  bhdgö  nö  niniydt  säm 
jospatydm  suydmam  astu  devahy  Grassmann:  "Arjaman  und 
Bhaga  mögen  uns  insgesammt  geleiten,  leicht  zu  verwalten  sei 
der  Hausstand". 

Wie  man  aus  diesen  Stellen  ersehen  kann,  ist  die  Be- 
deutung entschieden  terminativ,  jedenfalls  nicht  iterativ,  wenn- 
gleich es  mir  zweifelhaft  ist,  ob  die  Präsensbedeutung  der 
reduplizierten  Verben  iterativ  war. 

Ist  unsere  Vergleichung  richtig,  so  haben  wir  in  ninUhai 
und  6vivii|Lii  das  bekannte  Äblautsverhältnis,  das  sich  auch 
sonst  findet.  In  ninh  läge  ausserdem  eine  sehr  altertümliche 
Form  vor.  Denn  bekanntlich  bilden  die  Stämme  auf  -i  das 
Nasalpräsens  im  Indischen  mit  langem  i.  Dass  dies  erst  se- 
kundär ist,  scheint  mir  in  Hinblick  auf  pundii,  sfrnäti  usw. 
ganz  unzweifelhaft  zu  sein. 

Einige  Bemerkungen  erfordert  noch  der  Stamm  övö.  Wir 
könnten  annehmen,  dass  hier  ein  oveja  vorliegt,  und  dass  das 
daraus  kontrahierte  ovri,  das  wohl  in  äol.  dvriap  und  hom. 
öveiap  vorliegt,  vgl.  Brugmann  M.  ü.  2,  325  Anm.,  durch  övi- 
votiii  zu  6vä  umgestaltet  wäre.  Aber  es  ist  auch  denkbar, 
dass  wir  in  6vä  V.  II  zu  sehen  haben  mit  idg.  Schwund  des 
j  nach  n.  Dieser  Schwund  scheint  mir  ebenso  unabweisbar 
zu  sein,  wie  der  des  w,  wenngleich  auch  hier  die  Bedingungen 
nicht  näher  zu  ermitteln  sind.  Ich  erinnere  vorläufig  an  xdcKW 
'gähne,  klafle':  lat.  hlscOy  Märe,  also  wohl  aus  grAr/);?,  an  lat 
8U0y  spuo,    vgl.  Brugmann  Grd.^  I,  250  und  die  dort  zitierte 


Kleine  grammatische  Beiträge. 


SSI 


Liitteratur.  Mit  dem  blossen  Ökeptizisrinis  kommt  man  hier 
wie  Bonst  natürlich  nicht  weiter.  Vielteiclit  gehört  hierher  gv. 
TTiTTpdcKvo  zu  TTpiac6ai,  ai.  krlnihtitj  nm  TieTipi j  idcKuu.  Die  Be- 
deutui)iLrsentwicklii%^  ' kaufcu  —  verkniifen*  macht  kaum  eine 
Schwierigkeit,  da  das  Kaulen  ursprünglich  ein  Tauschen  ist, 
iiiul  aus  diesem  Grundl)e^riff  sich  die  Bedeutung  nach  beiden 
Kiclitungen  entwickeln  kann. 

Darf  niaji  also  wrt  au8  njä  erklären,  so  kdnnen  wir  auch 
^Vackernagels  Heranzietuing  \ün  ai.  nütham  usw.  gelten  lassen, 
tiiul  es  wäre  dann  diese  Auffassitng  entschieden  vorzuziehen. 


Zur  B  e  h  a  u  d  Ui  n  g  der  ^-Verbindungen  im 
Griecbise  li  en. 


p 

H  Formen,  die  man  lautgeaetzlich  nicht  erklären  kann,  läsBt 

man  gern  durch  Analogiebildung  entstehen,  oder  man  lasst 
«ie  üfierhaupt  laufen  und  hilft  sich  mit  "iinbekaunten"  Redin- 

■  grungen*  Zu  solchen  Dingen  gehört  auch  der  vielfach  anor- 
ganisch auftretende  Spiritus  as|>er  im  Attischen»  Indessen  l»at 
hier  die  Zeit  in  vielen  Fällen  die  lautgesetzliche  Ratio  er- 
kennen gelehrt.     Sehr  interessant  ist  es,  dass  intervokalisches 

»s  noch  als  SjMritus  asper  erscheint:  so  in  lepöc  =  ai.  iAiras, 
zunäciist  aus  iherös,  tmc  aus  thös  usw.,  vgL  Kretschmer  KZ. 
31,  421. 

Auf  älnilieheni  Wege,    d.  h.    au*5    Einwirkung    eincÄ    im 
_   Wortinnern   vorhandenen  Hauches,    der  aus  a"  entstanden   ist, 
I  lassen    sich    noch    mehrere    sogenannte    Ansnahmen    erklären, 
wobei   ich   den  Spuren  Kuhns  KZ.  2,  26U  und  anderer  folge, 
vgl,  Curtius  Grd*'*  6HiK     Die  Verhiudungen   sm   und  sn    wer- 
den  im  Attischen    bekanntlieh  zu  m  und  «  mit  Dehnung  des 
vorausgehenden  Vokals,    Ich  neinne  an,  dass  zunächst  hm,  kn 
-entstanden  sind,  und  dass  dann  dieses  A  auf  vokalischen  An- 
laut übertragen  wurde» 
A  Meine  Beispiele  sind  folgende: 

^  att,  fiiack,  lesb.  äjupec,  ai.  asma-  ans  ahme.    Gewöhnlich 

erklärt  man  den  Spiritus  aspcr  durch  Anlehnung  an  ujLttic. 

■  att.  f^ai  stellt  man  zu  ai,  tUte.    Der  Spiritus  w^äre  also 
"  nicht  berechtigt.     Er  erklärt  sich   aus  iihjuiai.     Lautgesetzlich 

eind  umüi,  i^^eOa,  liaTui  aus  nhaxai,  r\}ir\v,  njueöa,  naio,  lipevoc» 
Die  tlhrigen  Formen  sind  ausgeglichen  vielleicht  unter  P^inwir- 


222  H.  Hirt, 

kung  von  ^Zojiiai.     Dies  soll  nach  gewöhnlicher  Annahme  die 
alleinige  Ursache  des  h  sein,  wobei  aber  f^aiai  übersehen  ist 

Diese  beiden  Beispiele  sind,  weil  analogische  Einflösse 
möglich  sind,  nicht  ganz  sicher. 

Unzweifelhaft  sind  dagegen: 

?vvu)Lii  aus  Fchvujii,  €i)LidTiov,  eliiia  aus  ehmaj  aber  dcGiic^ 
Kretschnier  setzt  das  Umspringen  des  h  nach  den  Schwund 
des  Digarama,  wegen  iöc:  lat.  virus ,  ?ap  :  lit.  vasarä.  Doch 
braucht  dies  hier  nicht  angewendet  zu  werden,  weil  sich  h 
vor  r  und  n  länger  als  zwischen  Vokalen  gehalten  haben 
kann. 

ijLiepoc  'Sehnsucht'  zu  ai.  iimäs  'Sehnsucht',  vgl.  Solmsen 
KZ.  29,  72  aus  ihmeros. 

Ist  unsere  Regel  richtig,  so  muss  sie  auc}i  auf  €\VapTai 
Anwendung  finden,  da  hehm-  zu  ehm  durch  Dissimilation  ge- 
worden wäre.  Man  kann  vielleicht  auch  noch  fiviä,  dor.  dviä 
'Zaun'  hinzufügen,  das  de  Saussure  mit  ai.  nasyam,  nasyd 
'der  dem  Zugvieh  durch  die  Nase  gezogene  Zügel'  verbunden 
hat,  unter  Annahme  von  langer  Nasalis  sonans.  Brugmana 
Grd.  I^  421  leitet  demnach  die  Form  aus  avciä  her,  wobei,, 
von  allem  andeni  abgesehen,  der  Spiritus  asper  unerklärt  bleibte 
Ich  selbst  habe  Abi.  S.  177  dvciä  als  regelrechte  dehnstufige 
Bildung  gefasst,  wogegen  dasselbe  spricht,  wie  gegen  Brug- 
manns  Erklärung.  Lautgesetzlich  würde  am  besten  urgr.  dcviä 
anzusetzen  sein,  das  regelrecht  zu  nviö  führen  musste.  dcviä 
können  wir  aber  sehr  einfach  aus  *nsnia  erklären,  entsprechend 
dem  Verhältnis  ti)li€ic:  lat.  nos  usw.  Unsicher  bleibt  dies,  so 
lange  keine  äolische  Form  mit  vv  belegt  ist.  Von  Ausnahmen 
wäre  eljii  zu  verzeichnen,  das  natürlich  seinen  Lenis  von» 
idix  herübergenommen  haben  kann.  Auf  das  hciiii  auf  Thera 
will  ich  keinen  Wert  legen,  obgleich  es  an  und  für  sich  richtig^ 
sein  könnte,  vgl.  Thumb,  Spiritus  asper  S.  20. 

Sonstige  gegenteilige  Instanzen  kenne  ich  nicht,  doch: 
bedürfen  noch  zwei  Worte  der  Besprechung. 

oT^a  hat  Bezzenberger  BB.  4,  334  mit  av.  aeäma-  'Zorn, 
impetus'  verglichen.  An  und  für  sich  kann  die  Gleichung^ 
richtig  sein,  aber  sie  hat  doch  Bedenken  gegen  sich,  vgl. 
Wackernagel  KZ.  30,  296  f.  Auch  wer  die  nicht  teilt,  muss- 
doch  darauf  hinweisen,  dass  oTjua  und  oiiiiauü  episch  sind,  und 
nach  den  Ausführungen  von  Wackemagel  Vermischte  Beiträge 


Kleine  grammatische  ße 


I 


zur  *:riecli.  Graniiii,  ö  daher  mit  Recht  Psilosis  airfwetsrn,  vgl. 
fi^ap  lieben  fiM^pot, 

Bei  livoc  dagegen  schwankt  Solmsen  KZ.  21*.  M\  hIi  er 
eÄ  aus  FoJiuos  oder  FOnos  herluitcii  solJ,  Denn  man  luiis^  dies 
Wort  nebst  lat.  reTUtm  zu  ai.  vaanas  stellen.  Antlrerseits  wird 
slav.  veno  allerdings  auf  idg,  we-no  zurückgehen.  Alier  der 
Ausweg,  de»  Solniseu  eiiisehlägt,  um  die  Worte  tloeh  zu  ver- 
einen —  er  nimmt  Wechsel  von  Sutlix  -sno  und  -no  an  — , 
seheint  mir  wenig  dienlich.  Solehe  OoppelsuHixe  bei  sonst 
übereinstimmenden  Worte  bleiljen  dncdi  nur  ein  Nothelielf.  leb 
denke  daher  an  den  idg.  Schwund  des  s  vor  Kasah  den  ieb 
oben  bebandeit  halie,  zu  denen  sieh  ujvoc  als  gutes  Beispiel 
stellen  würde. 

Ferner  fiel  Solnisen  a*  a.  0,  das  lesb.  Iiupaia  Alkaio» 
15,  6  Bgk.^  auf^  für  das  er  Zlui^paia  lesei»  wilK  da  die  Ge- 
minata  auch  nach  langem  Vokal  im  Lesbischen  bleibt.  Es 
läge  aber,  wenn  unsere  Annahme  richtig  wäre,  keine  Xutigung 
vor,  t\hyr\  und  Ciüiua  auf  gr.  Itucvri  und  Zujc^a  zurflekzufiihren. 
Es  könnte  schon  im  idg.  Hehwund  des  h  eingetreten  sein. 

Man  sollte  nun  erwarten,  dass  derselbe  Prozcss  des  L*mv 
springens  der  Aspiration  auch  in  den  Verbindungen  x/%  sU  -"^ic 
eingetreten  wäre.  Aber  es  lassen  sich  hier  keine  sicheren 
Beispiele  auftreiben.  Von  aupiov,  ÜYXö'Jpoc  und  cupoc  ist  es 
nicht  sicher,  dass  sie  .•?  verloren  haben,  da  dieser  Sehwund 
schon  in  das  Idg,  verlegt  werden  kiinnte,  vgl.  oben.  Dasselbe 
gilt  von  ipic»  das  hei  Brugnuinn  Gr.  Gr.^  mit  ai,  vüat/a-  ^Be- 
reich, ümgelmug'  verglichen  wird. 

Für  sl  käme  nur  iXaOi  aus  siMla-  in  Betracht,  das  natür- 
lich nichts  beweist. 

sw  dagegen  liegt  in  fivbavov  vor,  das  nnui  doch  nicht 
anders  erklären  wird  als  ciTiöpriv,  cipTTov  usw. 

Eine  Ausnahme  wäre  'öc  'der  Pfeil',  das  man  auf  mrojf 
zurück  führen  muss»  Am  ehesten  ist  wohl  hei  diesem  Wort 
daran  7äi  denken,  dass  wir  es  mit  einem  Worte  <ler  Dichter- 
spraehe  m  thun  haben,  das  daher  rcgelreebt  Psilosis  hätte. 

Ist  das  Gesetz,  wie  ich  glaube»  richtig,  so  hissen  sich 
daraus  noch  mancherlei  Schlüsse  ziehen. 

Zu  den  mir  stets  unannehmbaren  Voraussetzungen  in 
Brngtnanus  tjJr.  Gr,  gebiert  die  Annalmie,  <lass  in  den  i^ruppen 
stc^  sfj  df  »m,  sn  s  hinter  Vokalen  im  Urgriechiachen  stimm- 


^24 


e.  Hirt, 


haft  geworden  sein    soll    (Gr,  Gr.^  S.  124).     Ein  Beweit 
diese  Annahme  ist   natürlich   nicht  zu  führen,    da  zw^  zr^  d^ 
zm,   zn    iiir^a*nds    mehr    vorliegen,     Lantpliysiolo^-iseh    ist   rie 
wenig  wahrschciolif'h,  da  8  «onst  tiberall  zu  h  wird  —  abge- 
sehen  von  den   bekannten  Ans^nahmen  —  tind  in  einer  Laut- 
gruppe nasiros  x  dieselbe  Stellung  einnahm  wie  in  na-sog  oder 
wie  im  absoluten  AnlauL     Wenn  nun  aber  im  Anhint,    woraa  ^ 
gar  nicht  zu  zweifeln  ist,  diese  Lautgruppen  zunächst  zn  Afü,^ 
hj\  h)\  hly  hm,  hn  werden,  so  ist  dasscilie  fOr  den  Inlant  an- 
zunehmen.    Elrhärtet  und  zur  rollen  Gewissheit   erholien  wird 
diese  Annahme  durcli  die  Thatsachej  dass  sieh  der  Lautwert 
A/\   hlf    hm,  hn   selbst    nach   Konsonanten   einstellt.      Hierher 
geliTiren  die  von  de  Saossure  Mem.  7»  90  f,  zuerst  gedeuleteu 
Fälle  wie  Xuxvoc  :  av.  rmtXHna  aus  XuKhvoc;  vgl.  dazu  Walde      | 
KZ,  34j  477   und    Brugmann  Gr.  ih\^  97.     Im  Gegensatz  zu« 
de  Sanssurc  und  Walde  lieseh rankt  Brugmann  die  Regel,  wie  " 
ich  aber  glaube  mit  unrecht,  auf  einige  Fälle.     Ich  muss  da- 
lier  auf  diesen  Funkt  noeh  einmal  eingehen.  A 

L  l'sn  zu  x^  ist  allgemein  anerkannt.  Es  liegt  vor  ia 
Xuxvoc  :  lat,  lana  usw.,  cuxvoc  :  ai.  j)m;niAiäM£i,v  ^^ehr  stark, 
wirksam',  dpctxvn  :  lat.  arünedy  irdxvT]  ^'Keif*  :  jjrti;  KuXixvq  : 
KuXi£,  TTcXixvri  :  tt€Kikti  mit  Suffix  -kuü^  Texvri  :  ai.  talian-^ 
lat.  tej:ere;  zu  Tipöxvn  vgl.  Brugmann  Gr,  Gr.^  571,  Neben 
der  dort  vorgesehlagenen  Kombination  kann  man  npöxvu  auch 
mif  lat.  prömts  verbinden,  da»  man  gewiVhnlieh  aus  prödnos 
erklärt,  vgl.  Brugmauu  Grd.  2,  137,  Sommer  IF.  li,  2;  an- 
ders Sohnsen  Stud,  97.  Jedenfalls  ist  Tipoxvu  aus  proksnt 
entstanden. 

leb  Iiin  auch  geneigt  gr,  Xdxvn  'wolliges,  krauses  Haar'/ 
Xdxvoc  ^Sehaafwolle'  mit   lat.  hlna  zu   verlkiiiden^    w^enogleieli 
man  dieses  gewiVhnlieh  mit  gut.  ituUa,  lat.  iuIhüj  abg.  rhna^^ 
ai.  ürmi    und    gr.  Xävoc    zusammeustellt.     Das   eine   schliesst" 
aber  das  andere  nieht  aus*     Man  muss  eben  ndt  beiden  Mög- 
lichkeiten re(*linen. 

Für  den  Anlaut  ist  xvauaj  :  ai.  ksndufi  'schleift,  wetzt* 
ein  ganz  tsieheres  Heis])iel. 

2.  l'SfH  zn  XM'  Diesen  Übergang  lässt  Brugmann  a.  a.  O, 
unentsehiedcn,  alle  arnleren  Forseher  sprechen  sich  daftlr  aus, 
80  de  Saussure,  Walde,  Ktlhncr-Blass  Gr.^  1,  256,  G.  Meyer 
Gr.  Gn«  2H4,  lloffmann  Gr.  D.  3,  604.    Sie  stützen  sich  dabei 


1 

i 

I 


Kleine  grammatische  Beiträge. 


22& 


I 


siuf  Fälle  wie  ttXox^öc  neben  TiXeKuu,  lujx^öc  neben  liuKn,  bpaxMH 
neben  bpd£»  ion.  TTpnxMot  neben  npfiTMCi,  piuxMOc  neben  (itiTvufau 
In  allen  diesen  Fällen  wird  man  doeli  Heber  Suffix  -»mo  als 
Analogiebildung:  anneljnien.  Waide  f(if,'t  das  ''nnsiebere'  alxfirt 
'Lanzeni^pit/.e'  :  lit,  eszma^Sy  jeszma^  "Hratspieös'  hiir/.n,  Dncb 
ist  die>i  eher  auf  aiksmos  als  anf  aikhmoH  zurüekznfilbren. 
Eine  &irliere  HerleituniL!:  von  otKax^evoc  weiss  icli  nielit  anzu- 
geben. Aber  da  wir  sunst  otKic,  aKti,  ükudkii,  ctKjLiri  finden  und 
eine  analogische  Einführung  des  x  ui<-*bt  erkennbar  ist,  so  wird 
fiian  aneh  hier  an  eine  Ornndforni  *(iKaKC^€voc  denken  dürfen* 
Die  dui'uh  h  erweiterte  Ba^is  liegt  doeli  wohl  in  6£uc  vor.  a 
und  o  lassen  sieb  entweder  dureh  die  Annahme  von  Ablaut 
vereinigen,  oder  6£üc  ist  aus  '^alvstm  erst  im  (Triechisehen  ent- 
standen. 

Gegen llber  allen  diesen  Beispielen  stützt  sich  Brugnmnu 
auf  das  einzige  lexiiap  'Zeichen,  MerkiuaP,  das  er  zu  av. 
vasmahü  'im  Ange'  und  ai,  cdks-atv  'sie  sehen'  stellt.  Aber 
diese  Verglciehung  scheint  mir  nicht  sehlagenrl  genug  zu  sein, 
Ulli  eine  versehie<lcne  Behandlung  von  ksm  und  k$n  zu  er- 
weisen, rblenbeek  EWB.  stellte  cäl\jate  zu  aUfe  'erscheint, 
sieht,  erblickt";  und  dann  wünle  das  s  er^vcitcrnd  sein,  es 
k<^nnte  also  im  Oriecbisehen  recht  wohl  die  ^-hise  Form  vor- 
liegen. Aber  die  Verglciehung  von  gr.  T^Kjiap  nnd  av,  casmahu 
ist  wegen  der  Flexion  bedenklich.  Man  denkt  bei  dem  -^ap- 
und  -ma^n-  zunächst  an  den  Wechsel  von  r-  und  «-Flexion, 
flie  wir  sonst  finden.  Aber  dieser  W'eehsel  ist  nur  bei  |>ri- 
niären  Bildungen  belegt,  während  das  m  in  leKjLtap  doch 
ein  ableitendes  Element  sein  müsste.  Ausserdem  zeigt  -iinp^ 
Ablaut;  homerisch  heist  es  xtKjLiajp  nnd  später  steht  daneben 
noch  T€KMripiov^  so  dass  es  nahe  liegt  in  leK^ap  ein  Kompo- 
situm zu  sehen  und  den  ersten  Teil  mit  ai.  takti  'stürzen^ 
laufen'  zu  verbinden.  Jedenfalls  scheint  mir  das  Wort  nicht 
genügend  beweiskräftig  zu  sein,  um  gegenüber  den  anderen 
Instanzen  in  Betracht  zu  kommen. 

3.  kal  zu  x^  ^vird  auch  von  Brugmann  anerkannt.  VgL 
MUX^^^C  :  alb.  tmisk  'ManleseT,  lat.  rnulm.  Man  kann  wohl 
mit  Prellwitz  EW^B.  fioxXöc  'Hebebaunu  Hebel*  hinzufügen,  in- 
dem man  es  zu  fiöroc  stellt.  Auch  könnte  man  dxXuc  'dunkel^ 
das  zweifellos  zu  idg.  noli  gehurt,  ans  akdtis  herleiten,  doch 
treffen  wir  x  auch  in  navvüxioc  u.  a.,  wo  es  noch  unerklärt  ist. 


^26  H.  Hirt, 

4.  Tcar  zu  XP*  Diesen  Übergang  lehnt  Brngmann  still- 
schweigend ab.  Aber  die  Verbindung  von  ßXrixpöc  'schwach* 
mit  jLiaXaKÖc  und  ßXdS,  so  wie  die  von  \ix9\c  'schrägt  X^xpioc 
mit  gr.  XoSöC;  lat.  luocus  scheint  mir  unbedenklich  zu  sein. 
Das  eigentümliche  XiKpiq)ic  erklärt  sich  aus  *Xixpi<ptc  durch 
Dissimilation  der  Hauchlaute.  In  diesem  Fall  gehört  das  9 
zum  Stamm^  und  daher  ist  das  Beispiel  ganz  sicher. 

Also  wird  s  nach  k  vor  allen  4  Sonorlauten  zu  ä,  wie 
wir  nicht  anders  zu  erwarten-  haben,  und  dasselbe  Ergebnis 
ist  auch  für  die  jp«- Verbindungen  vorauszusetzen. 

5.  psn  zu  q)v.  Brugmann  stellt  )Li6pq)voc^  aus  ursprüng- 
lichem *mork^-snos  :  aisl.  migrkue  'Finsternis',  hierher.  Er 
scheint  aber  den  Fall  zu  der  ersten  Kategorie  zu  rechnen, 
weil  der  Labial  aus  dem  velaren  Guttural  entstanden  ist;  das 
hat  aber  hier  nichts  zu  bedeuten,  da  der  Übergang  zum  Labial 
jedenfalls  älter  ist  als  der  Übergang  des  s  zu  h. 

Man  kann  daher  weiter  auch  atq)vric,  dEaiq)viic  hierher- 
ziehen, indem  man  es,  wiewohl  allgemein  geschieht,  mit  ali|ia 
verbindet.  Ist  die  weitere  Heranziehung  von  ai.  pra-yaki  'vor- 
wärts eilen'  richtig,  vgl.  Prellwitz  GB.  s.  v.,  Brugmann  Gr. 
1  *,  492,  so  gehörte  s  hier  wieder  zum  Stamm,  und  dann  liegt 
es  weiter  nahe,  alipa  direkt  aus  aipsn  oder  aipsrp,  herzuleiten, 
wobei  ja  allerdings  iEaiq)VTic  seiner  Natur  nach  immer  noch 
nicht  recht  klar  ist. 

öpcpvTi  'Finsternis',  6pcpvaioc,  öpq)v6c  'finster'  stellt  Prell- 
witz zu  )Liopq)v6c.  Das  hat  aber  seine  lautlichen  Schwierig- 
keiten. Ich  habe  es  Ablaut  Nr.  571  nach  Noreens  Vorgang 
mit  aisl.  iarpr  'braun',  ahd.  erph  verbunden,  was  indessen 
auch  nicht  sicher  ist.  Untadlig  ist  jedenfalls  die  Herleitung 
aus  orpsnos  und  die  Verbindung  mit  ^peßoc,  got.  riqis  durch 
Schwebeablaut. 

6.  Fttr  psm  giebt  es  keine  Beispiele,  weil  vorauszu- 
setzendes q)jLi  im  Griechischen  zu  mn  assimiliert  ist. 

7.  Auch  die  Behandlung  der  Lautgruppe  psl  lässt  sich 
nicht  feststellen,  weil  kein  einschlägiges  Beispiel  zur  Ver- 
fügung steht. 

8.  Sicher  ist  dagegen  psr  zu  cpp  geworden.  Tcqppöt 
'Asche'  verbindet  v.  Planta  osk.  unibr.  Gr.  mit  umbr.  tefra 
'carnes,    quae   cremantur',    osk.   tefürum  'sacrificium*.     Brag- 


Kleine  grammatische  Beitrftg^e. 


227 


I 
I 


I 


manu  Onl  I"  174,  763,  Gr.  Gr."9t^  liätt  diese  Gleicbuii^'-  nir^lit 
füi"  ^airi  sicher. 

Wolil  aber  wird  mau  CTiq>pöc  mit  ciißapöc  verbiiideD, 
und  jfiics  aii6  stipamH  lierleiteii  dt\rfeii. 

In  den  \'erbiijdiini:en  -/.v  +  r,  /,  m,  n  wiinle  bekaiiiitlieb 
4  an  das  s  assimiliert,  so  dass  wir  hier  keine  Vcrlianehnng 
erwarten  können. 

Wenn  nnn  auch  für  psm  und  ps^l  keine  Beispiele  zur 
VcrftJgauf?  stehen,  so  wird  man  doch  uieht  anstehen,  ftJr  alle 
Fälle  einen  einlieidielien  Ijautwandel  anztmebmeu,  da  die  Bc- 
sehränkung  auf  EinzelülKT^äng^e  keinen  Wert  bat.  8o  leicht 
auch  sonst  Irrtümer  durch  falsche  Verallsremeinerung  von  Laut- 
tiherg-äuji^en  entstehen  können,  hier  halte  ich  die  Mrigliebkeit 
bierfür  für  ausg:eseldüsaen»  da  sieh  die  Entwicklung  von  .v  in 
diesem  Fall  ganz  in  den  allgemeinen  Rahmen  fügt. 

Bnigmann  ist  zu  seiner  auf  den  ersten  Blick  ganz  son- 
-derbaren  Annahme  offenbar  durch  das  Äolischc  gekuuimen, 
wo  an  Stelle  der  erwähnten  j^-Verbimlungen  überall  Doppel- 
konsonanz  vorliegt.  Diese  Doppelkonsonanz  soll  in  andern 
Dialekten  mit  Eröat/deboung  vereinfacht  sein.  Aber  diese 
Annahme  führt  uns  zu  weiteren  unübersteiglichen  Hindernissen, 
Denn  eine  ganze  Anzahl  von  Doppelkonsonanten  werden  im 
Attischen  vereinfacht,  ohne  Ersatzdeimnng  ptcoc,  andere  blei- 
ben Itestehen  (ttXXoc),  in  welche  Zeit  soll  man  dann  diese  Er- 
scheinung verlegen?  Ich  will  hier  auf  die  Unmöglichkeit  eine 
geeignete  Chronologie  zu  finden,  gar  nicht  eingehen,  <la  es  ja 
abfohlt  unerwiesen  ist,  dass  die  aoliseheu  Formen  die  Vor- 
stufen der  attischen  nnd  der  andern  Dialekte  sind.  Man  kommt 
vielmehr  weit  besser  ans,  w'enn  man  die  äotischen  Erschei- 
nungen im  Zusannuenhang  mit  andern  dieser  Sprachgrnppe 
betrachtet.  Zunächst  ist  aber  nichts  einfacher  als  auzuneh- 
incn»  dass  die  Dialekte»  die  Ersatzdehnung  für  nn  usw.  haben, 
«iazn  über  An,  hm  gelangt  sind.  Att.  eiiai  erklärt  sieh  aus 
ehmi^  wobei  die  Dehnung  durch  Verschiebung  der  Silhengrenze 
e-smi  zu  eh-nn  bewirkt  sein  kann.  Diese  Versehiehuug  der 
iSil bengrenze  ist  aber  eine  besondere  Eigentümlichkeit  des 
äolisehen  Dialektes.  Ich  brauche  nur  an  EÖibe  nnd  andere 
Formen,  vgl.  Hotluiaun  Gr.  D.  11,  435,  zu  erinnern.  Hoffmann 
hat  die  Sache  schon  ganz  richtig  gedeutet,  indem  er  tuabov 
.aus  kFübov   über   ^hPabov   iffahov   zu    euaöov    werden   lässL 


228  H.  Hirt, 

Es  ist  dies  derselbe  Vorgang,  dnreh  den  im  Germ.  ahd.  aue 
ans  a-wia  entsteht  (über  awicia).  Im  Äolischen  ist  also  ent- 
sprechend der  Psilosis  das  h  auch  hier  gesehwanden,  nnd 
dann  Dehnung  des  Konsonanten  eingetreten. 

Derselbe  lautliche  Prozess  liegt  auch  vor,  wenn  statt  des 
att.  dptiJpiov  im  thess.  dpT^ppoi  erscheint.  Auch  hier  werden 
wir  zunächst  eine  Silbentrennung  dp-Y^-piov  anzusetzen  haben. 
Durch  Verschiebung  der  Öilbengrenze  entstand  dpTup-piov, 
worauf  das  j  schwand.  Zahlreiche  andere  Erscheinungen  des 
Äolischen  erklären  sich  durch  diese  Verschiebung  der  Silben- 
grenze. Auch  lesb.  kt^vvuj,  qpG^ppui  sind  nicht  die  Vorstufen 
von  ion.  att.  kt€ivuj. 

Und  nun  dürfen  wir  noch  einen  Schritt  weiter  gehen^ 
und  die  Frage  aufwerfen,  ob  denn  s  zwischen  anderen  Kon- 
sonanten in  irgend  einem  Falle  spurlos  geschwunden  ist.  Brng- 
mann  formuliert  Gr.  Gr.'  126  die  Regel  folgendermassen: 
"Während  in  den  Gruppen  kck,  kck,  ttctt,  Trcq)  dissimilatorisch 
der  erste  Konsonant  schwand  und  in  der  Gruppe  tc+  kons.T 
dem  c  assimiliert  wurde,  ist  sonst  c  zwischen  Konsonanten^ 
wenn  der  erste  Laut  der  Gruppe  nicht  ein  Nasal  und  der 
Schlusslaut  der  Gruppe  nicht  |  oder  jf  war,  ausgedrängt  wor- 
den". Das  ist  nun  in  der  That  richtig  für  kTrdpGai,  kraXOm^ 
fipILievoc,  TTT^pva,  wenn  wir  das  historische  Ergebnis  ansehen, 
aber  wir  können  zunächst  nicht  sagen,  ob  nicht  auch  hier  der 
Weg  icTiaphGai,  itxephva  usw.  gewesen  ist.  Ich  bin  geneigt, 
dies  zu  bejahen,  indem  ich  mich  auf  fpxoMai  stütze,  das  Prell- 
witz ohne  weiteres  gleich  ai.  rcchdti  setzt.  Dieser  Ansicht 
hat  sich  auch  Delbrück  Grd.  4,  61  angeschlossen,  bewogen 
durch  semasiologische  Rücksichten,  und  Walde  ist  KZ.  34,  478 
der  gleichen  Ansicht  *).  Nun  hat  aber  das  Sufl&x  -sko  im  Grie-^ 
chischen  nur  diese  Gestalt,  -skho  scheint  mir  unbelegt  zu  sein» 
Trdcxuü  findet  seine  Aufklärung  durch  das  t^  in  TrdGoc  (Brug- 
mann  Gr.  1*  625,  Gr.  Gr.^  96),  und  so  bliebe  einzig  fpxo^al 
übrig.     Nehmen  wir  aber  an,    dass  ersko  zu  erhko  geworden 


1)  Gr.  Mej'er  EWB.  der  alb.  Sprache  hat  gr.  ^pxofiai  zu  alb. 
eröa  'ich  kam*  gestellt,  und  H.  Pedersen  hat  sich  KZ.  36,  335  für 
diese  Gleichung  ausgesprochen.  Aber  abgesehen  von  einer  kleinen 
lautlichen  Unregehnässigkeit,  stimmen  die  Bedeutungen  nicht  ganz,. 
erSa  ist  Aorist  zu  viii  'kam',  wfthrend  €pxo^al  in  seiner  Aktionsart 
vortrefflich  zu  ai.  rcchati  stimmt. 


Kleine  grammatische  Beitrilge. 


22& 


i 


I 


iH  konute  der  tonlose  Hauch  sehr  leiclit  auf  das  k  über- 

[  geben.     Kill  anderes  BeiBpiel  für  dienen  Lautwandel  weiss  ich 

freilirli  nieht  anzufiihrenj    viellcieht  g-elingt   es  einem  andere, 

ein    solcLcs   xu    entdet^ken.     (Ist    das    hei  Aristoteles  belegtes 

dpxöc  zu  oppoc  zn  gtelleu,  aus  arsjcöa'?) 

Die  ^Cf^^eiiteiligcii  Instanzen,  iiamentlieh  das  von  Osthoff 
JF,  8,  10  Ü\  hehandelte  Trapidöec  sind  sehr  unsiclier,  da  wir 
es  hier  mit  Znsaniniensetzung  zu  thun  haben.  *AX^KTUjp,  das 
Kreti^ehner  KZ.  3;>,  5(31  ant^  dXeE-TUjp  herleitet,  kann  sein  s 
schon  idg.  verloren  haben  oder  zur  .v-loseii  Basis  gehören,  was 
im  Grunde  vielleicht  dasselbe  ist*  Nun  soll  aber  s  geschwnn- 
den  sein  in  Formen  TrdXro,  dXio,  wo  wir  TidXeo  m\\\  erwarten 
niüssten.  Ich  will  hier  nicht  auf  die  Wirkung  iler  Analogie 
rekurrieren,  ich  glaube  vielmehr,  dass  in  ejueiKio,  b€KTO  nsw, 
schon  idg,  -v-lose  Formen  vorliegen.  Dass  n  zwischen  zwei 
Versehlusslauten  im  Idg.  geschwunden  ist,  hat  Osthoff  M.  ü, 
4,  329'  wegen  ahd.  sehto  wohl  juit  Recht  vermutet,  8ehcn 
wir  von  diesen  Formen  ab,  so  erklaren  sich  Bolchc  wie  T^TpdqpOai 
sehr  einfach  aus  YtTpctirbOcüj  lirugmanns  öq>8aX|iöc  aus  dithSaX- 
MÖc  i^Ber,  d.  sächs,  Ges.  d.  W.  1><97,  H2  ff,\  6(p8öc  ;  cVojuai 
aus  ^TThrdcj  vgl  Walde  KZ.  34,  478. 

J[an  kann  also  für  die  Behandlung  des  giiechischen  s 
die  Regel  aufstellen:  -s-  ist  in  allen  Stellungen  ausser  in  der 
Verbindung  mit  f,  p,  7/  und  im  Auslaut  zu  It  geworden,  das 
später  vielfach  sehwand. 

7.    Gr.  irim   =   Int,  Jacio, 

Die  Ansicht,  dass  gr,  ivmi  zu  idg.  se  ^säen'  geliört»  scheint 
heute  ziemiich  allgemein  durchgedrungen  zu  sein.  Sie  wird 
vertreten  von  Prellwitz  EWB.,  von  Brugmauu  Grd.  u.  v.  a. 
Ich  glaube  aber,  dass  in  diesem  Fall  Gurtius  im  Recht  w^ar, 
der  iriiii  mit  lat.  jach  verbunden  hat  (Fhilologus  3,  n,  KZ. 
2,  400,  Grd."'  4Ul}.  Wieder  aufgenommen  ist  Curtins  Ansicht 
von  Breal  an  einer  Stclle/die  ich  nicht  mehr  anfhuden  kann, 
und  von  Rartholomae  KZ,  27,  355. 

Meine  Grtindc,  mich  für  Gurtius  auszusprechen,  sind  fol^ 
gende : 

idg.  Jie  ''säen',  lat.  ,vem,  sevi^  got.  mfkin^  ir.  sil  'Same', 
lit.  sejiif  abg.  uejq  hat  in  allen  vier  Spracbgruppen  die  Be- 
deutung 'säen'  und  keine  andere.     Dass   diese   aus   der   von 

ludo^rmani^che  Forschungen  XII  3  u.  4.  X^ 


230  H.  Hirt, 

'werfen'  hervorgegangen  ist,  wäre  ja  an  und  für  sieh  denkbar, 
aber  es  ist  nicht  zu  beweisen,  und  beruht  im  Grunde  nnr 
darauf,  dass  man  die  Indogermanen  nicht  für  Ackerbauer  hielt. 
Ist  aber  der  Ackerbau,  wie  ich  Geogr.  Zeitschr.  4,  381  aus- 
einandergesetzt habe,  uralt,  so  fällt  auch  damit  die  Wahr- 
scheinlichkeit des  Bedeutungswandels  unseres  Wortes.  Muss 
bei  dieser  Annahme  der  Bedeutungswandel  fflr  vier  grosse 
Sprachgruppen  erst  erschlossen  werden,  so  stimmen  auf  der 
anderen  Seite  jacio  und  \x]}ii  morphologisch  und  semasiologisch 
ganz  genau. 

fJKC  'warf  ist  direkt  gleich  jecit.  Man  vgl.  II.  4,  498: 
6  b*  oux'  äXiov  ß^Xoc  fJKev,  wo  man  direkt  mit  jecit  fibersetzen 
kann.  Aber  auch  in  tibertragener  Bedeutung  stimmen  die 
Worte.  So  heisst  es  öira  xe  juteTaXtiv  ^k  ctt)0€OC  i€i  Kai  firea, 
II.  3,  221,  Od.  12,  192,  Gpnvov  ^k  cxne^ujv  ficciv  Sept.  847, 
KUJKUTÖv  Wvai  Soph.  Ai.  838,  junb^iLiiav  q)ujvf|v  l^vai  Her.  2,  2 
usw.  Im  lateinischen  wird  jacere  ganz  entsprechend  ver^-en- 
det :  assiducut  querelas  jacere  Cic,  suspicionem  jacere  Cic., 
quod  jacis  obscure  usw. 

Den  stärksten  Beweis  aber  für  die  Identität  der  Worte 
sehe  ich  darin,  dass  sie  beide  mit  den  gleichen  Präpositionen 
verbunden  werden.  War  auch  die  Verbindung  von  Präposition 
und  Verbum  im  Idg.  noch  nicht  ganz  fest,  so  muss  es  immerhin 
schon  eine  Anzahl  v<m  Verbindungen  mit  typischer  Bedeutung 
gegeben  haben.  Dass  irmi  und  jacere  mit  den  gleichen  Prä- 
positionen verbunden  werden,  spricht  fiir  ihre  Identität  und 
dafür,  dass  diese  Verbindungen  voreinzelsprachlich  waren. 

äqpiTiiLii  heisst  'wegwerfen',  OTiXa  Plato  Leg.,  lat.  acutum 
abicerCj  ÖKOVia,  ?tXOc,  Kcpauvov  äcpi^vcu  Hom.,  lat.  tela  ex 
vallo  ahicere\  t\\\  vpuxnv  dcpi^vai  'die  Seele  aushauchen'  Her. 
4,  190,  lat.  vitam  ahicere.  ivirmi  :  Tiöp  viiuciv  II.  12,  441, 
lat.  ig7ief<  (sc.  hi  domum)  inicere  Cic,  exhaustis  tecti^  ignes 
Liv.;  \iiyoc  iivi  dvievai,  lat.  alci  mefum  inicere  Caes.,  spem 
inicere,  dqpirmi  und  ohicere  stimmen  nicht  ganz,  aber  eis  gibt 
auch  hier  Berührungspunkte. 

7TpoiTi)Lii :  boXixöcKiov  ?TXoc  TTpoi^vai,  aifna  projicere,  heisst 
auch  gr.  'Menschen  hinaussenden',  lat.  'hinauswerfen',  ^rdpouc 
TTpoieiv,  lat.  aliquem  foras  projicere:  wir  finden  femer  die 
übertragene  Bedeutung  'preisgeben'  xP^Ma^a  Tipoi^vai,  4auTÖv 
irci  Ti,  eic  ti,  lat.  legiones  projicere  usw. 


r 


Kleine  grammatische  Beitriige.  231 


Gau/,  merkwürdig  int  die  Ubereinstimujeiide  Bedeutung 
bei  cuviriMi  und  vimicerej  ersteres  Venielimeii,  liören,  wahr- 
uehnien,  f»emerkeUj  verstehen',  lat.  "{am  dem  Wahruehuien) 
eri*chlie88en,  erraten'. 

'  Dieee   Übereinstimuiuiigen   scheinen   mir   so   frappierend 

SEH  sein,   dasa  man  an  der  Identität  der  Worte  nicht  zweifeln 
kann. 

Formell  haben  wir  von  Je  aUHZUg-eheu,  Davon  wird  ein 
fjicc  —  lat.  jecit  jrehddct,  und  von  dieser  Form  ans  ist  das  c 
im  Lateinischen  verallgemeinert,  jacio  :  jfci  wie  facio  :  ßcL 

M.    HeiB]nelc  zem  grieehiöchen  Sehwebelaut. 

Ich    J'tihre   im  Folgenden   eine  Keihe   von  Etyniologieen 
[bo,    die  als   Illnstratioiien   für  den  Ablaut  zweisilbiger  Basen 
dienen  mögen. 

Gr.  TTpu^iva  :  irctpap, 

Tipü)iva,  ion.  TTpufavi^  'das  Uiiitcrende  iles  8ehitfes'  wird 
voB  Prell witz  EWB.  s.  v.  zu  ^^r,  irpepvov  'das  dicke  Ende'  ge- 
stellt,  wie  dies  schon  Ciirtins  Ord.^'  715  gethan  hat.  Hierbei 
bereitet  indessen  *ler  Vokalismns  Hcliwierigkeiten.  Denn  n  als 
sehwacher  Vtikal  der  e-Keihe  und  vor  allem  xor  m  ist  mir 
nicht  erwiesen.  Es  ist  indessen  aoch  nicht  nötig,  /u  dieser 
Anojualie  seine  Zuflucht  z«  nehmen,  v  kann  auch  echtes  « 
sein,  und  dann  würde  pnt  SS.  zu  einer  Basis  ji^r^«  sein.  Als 
V,  I  gebort  dazu  perit,  und  dies  Hegt  deutlich  in  honi.  netpap, 
att.  TT€paCj    (Trundfurm  TiepFap  "das  Ende,   das  Äusserte'  vor. 

Gr.  öXeupov  :  ahd.  mefo. 

Diese  Gleich img  ist  ja  im  Prinzip  längst  anerkannt^  aber 
ileu  regelrechten  Ablaut,  der  in  den  lieiden  Worten  steckt,  hat 
man  uoeli  nicht  erkannt,  ahd.  melo,  g.  melwes  ist  V.  I  zur 
Basis  meUtt,  gr.  aXeupov  aus  mleu-ron  bildet  dazu  drc  zweite 
V.  Wie  sich  dazu  lat.  molo^  ahd.  mahnt  usw.  verhalten,  lässt 
sieb  nicht  entscheiden.  Möglich  ist  auch  hier  idg.  Schwnnd 
des  ?/7. 

Gr.  TTOiFeuü,  ai.  cmtmri  und  seine  iSippe, 
Die  vou  Brngmann  (Ber,  der  sächs.  Ges-  der  Wiss.   IiSH9 
S.  30  ff.)    herrührende    und    aiisfübriieh   Ijegründote   tadellose 


232  H.  Hirt, 

Gleichnng  gr.  ttoi^uj  zu  ai.  cinömi  ist  mir  leider  bei  der  Ab- 
fassniig  meines  Ablants  entgangen.  Wäre  dies  nieht  geschebeD, 
so  liätte  ich  das  §  493  aufgestellte  noch  ganz  anders  stfltzen 
können.  Ich  will  dieses  Versäumnis  gut  machen^  indem  ich 
den  Ablaut  dieser  ganzen  Sippe  darlege. 

Betrachtet  man  ttoiF-  und  cin-dmi  vorurteilsfrei,  so  liegt 
hier  ein  sicherer  Fall  von  Doppelablaut  und  Nasalinfigienu^ 
vor.  TTOiF  verhält  sich  zu  ai.  ci-ö,  wie  gr.  tövu  zu  got.  kniu  usw.. 
d.  h.  das  F  des  griechischen  Wortes  gehört  zur  Basis.  Die 
idg.  Grundform  ist  also  i^q/ew.  Hierzu  wird  man  als  Voll- 
stufe II  unbedingt  ai.  cydvate,  gr.  ceuuj  stellen  dürfen.  Fär 
cyu  setzt  Grassmann  als  Bedeutung  an  "1.  schwanken,  in  Be- 
wegung geraten;  2.  sich  regen,  sich  rühren,  geschäftig  sein; 
3.  erschüttern;  4.  his  Werk  setzen,  schaflFen".  Ich  brauche 
kaum  zu  bemerken,  wie  nahe  sich  Bedeutung  2  und  3  mit 
TTOieuü  berührt.  Gr.  ceuuü  scheint  in  der  Bedeutung  etwas  ab- 
seits zu  liegen.  Aber  wir  finden  eine,  wie  es  scheint,  ursprüng- 
lichere Bedeutung  in  att.  TeuTdZiuü  'sich  mit  etwas  eifrig  be- 
schäftigen', T€U)Liao)nai  'betreiben',  wo  die  Ähnlichkeit  mit  ttoi^ui 
zu  Tage  tritt. 

9.   Metathese  von  r  im  Griechischen  und  die 
Vertretung  von  r. 

Bekanntlich  wechseln  im  Griechischen  ap  und  pa  als 
Vertreter  der  sogenannten  r.  Diese  doppelte  Entsprechung 
derselben  iudogerm.  Lautgruppe  zu  erklären,  hat  Kretschmer 
KZ.  31,  .581  unternommen.  Er  vermutete,  dass  r  zu  ap  ge- 
worden sei,  wenn  es  l)etont  w^ar.  Aber  mit  dieser  Ansicht  ist 
zweifellos  nicht  glatt  durchzukommen.  IF.  7,  156  habe  ich 
einen  andern  Versuch  gemacht,  der  indessen  auch  nicht  über- 
zeugend w^ar.  Beim  weitern  Verfolg  der  Ablautsfragen  und 
bei  einer  erneuten  Lektüre  der  gortynischen  Inschrift  kam  es 
mir  aber  zum  Bewusstsein,  dass  wir  es  in  einer  Reihe  von 
Fällen  bei  diesem  Wechsel  mit  einer  rein  griechischen  Er- 
scheinung zu  thun  haben,  nämlich  mit  Metathesis.  Jedermann 
weiss,  dass  ags.  hors  gegenüber  ahd.  hros  auf  einer  solchen 
Metathesis  beruht,  und  diese  Erscheinung  ist  überhaupt  in 
keiner  Sprache  selten.  Allerdings  kann  man  bei  diesem  Vor- 
gang, der  auf  einer  Art  Versprechen  beruht,  gewöhnlich  nicht 
von  einem  Lautgesetz  reden,    da  die  Bedingungen  für  einen 


Kleine  ;rrammatische  Beitrflire- 


SH3 


I 


fiolcbcn  Wandel  nelir  individuell  sind,  aber  ioiiiierliin  ist  auch 
liier  oft  eine  weite  Verbreitung'  iiod  eine  gewisse  Oesetzniiissijnr- 
keit  nieljl  zu  verkennen.  Auf  ^jrieehisclicn)  Boden  ist  indessen 
die  Annalime  von  Metathese,  seit  Sipsunnid  Onrt.  Stnd.  5.  l>^Tft'. 
darüber  gehandelt  hat,  in  MiBkredit  ^vkonnnen,  weil  durch 
die  Annahme  von  r  ganz  andere  ErklüningönnVg^lichkeiten  ge- 
boten wurden.  Aber  in  den  Dialekten  sind  doch  allniähli^ 
eine  Reihe  von  Formen  aufg:etaucht,  die  uns  zwing-en  zu  den* 
älteren,  niissachteten  Erklärungsprinzii)  uugerc  Zutlucht  zu 
nehmen. 

Die  Metathese  hat  ihren  Mittelpunkt  auf  Kreta;  sie  ist 
hier  vor  allein  reichlich  belegt  in  der  Inschrift  von  Gortjn, 
luid  an  dieses  Zentrum,  in  dem  ziemliebe  Regelmässigkeit  zu 
herrschen  scheint,  schliessen  sieh  andere  entferntere  Glieder 
mit  weniger  Beispielen  an. 

Zunäelist  ist  TTOpfi  f*ilnfma!  auf  der  Inschrift  von  Gortyn 
belegt  gegenüber  sonstigem  irpoTi  =  ai,  präti,  Brngmann 
meinte  noch  Gr,  Gr.-  S,  219:  "Diese  Form  wird  durch  den 
Hinw^eis  auf  gelegentliche  Metathesen  wie  'Acpopbira  (Oauer 
D.*  Nr.  121  A.  27)  neben  *Aq3po6iTa  (auf  der  Bergmannseben 
Inschr*  Z.  79)  nicht  genügend  erklärt".  Diese  Ansieht  hat 
«r  auch  Grd.  1-  43tP  noch  festgehalten^  Gr,  Gr.^  S,  Hl  er- 
kennt er  aber  die  Metathese  an.  Auch  paniphyk  Trepii  rechnet 
er  mit  KretHclinier  KZ.  33,  266  jetzt  bierlicr,  vgl,  äoL  npec, 
M^as  in  Hinblick  auf  die  in  pamphylischen  Inschriften  belegten 
Formen  wie  'Acpopbiciiuc,  'Aqpopbicia  durchaus  wahrsebeinlieh 
ist.  Diese  Form  kehrt  als  'Acpopbixa  auf  Kreta  in  der  Schwur- 
insehrift  von  Deros  8,  o.  wieder,  und  sie  bietet  demnach  das 
y.weite  Beispiel  einer  Metathesis  nni  po  zu  op.  Soweit  ist 
Kretsehnier  schon  gegangen*  Aber  hier  ist  er  wie  Brugniaini 
stehen  geblieben.  Zwar  sagt  jener  Forseber  KZ.  33,  473,  man 
könne  binsiehflicli  der  gort.  Formen  mpTUJv,  OiAöciapToc  zwei- 
feln, oh  sie  uieht  erst  durcli  Melathesis  entstanden  seien,  alier 
in  Bezug  auf  Kdproc  :  Kpaiilc,  Ootpcoc  :  Opacuc  verweist  er  auf 
ii^eine  Erklärung  KZ.  31,  392,  und  Brugmann  schliesst  sich  dem 
Gr.  GrJ*  M  Anm.  2  an. 

Es  ist  aber  gar  nicht  einzusehen,  warum  ein  pa  nicht 
ÄU  ap  werden  konnte,  wenn  po  und  pe  zu  op  und  ep  wurden. 
Thatsächlich  sind  denn  auch  im  govtyn.  Dialekt  fast  nur 
Formen  mit  ap,  und  kaum  solche  mit  pa  belegt. 


234  H.  Hirt, 

Gesetz  von  Gortyn  V  5  heisst  es  ai6[a]XeucTapT0c  gegen- 
über  gemeingr.  cipaiöc,  das  auch  Kretsehmer  KZ.  31,  392 
gleich  ai.  strtas  setzt.  Es  lag  bis  jetzt  ausserordentlich  nahe, 
hierin  den  bekannten  Wechsel  von  ap  und  pa  zu  sehen.  Ich 
kann  es  aber  nicht  mehr  thun,  weil  crparöc  zu  der  zwei- 
silbigen schweren  Basis  sterö  gehört,  vgl.  ai.  stfnätiy  stlrnäs, 
gr.  cxpujTÖc,  lat.  stratuSy  daher  muss  ciparöc  =  idg.  str^tös 
sein,  vgl.  Verf.  Idg.  Ablaut  69  f.,  84  f.  crdproc  ist  denn  auch 
im  wesentlichen  auf  Kreta  oder  in  dorischen  Dialekten  belegt. 
Hesychs  Glosse  ciapTor  a\  idHeic  toö  TrXrjOouc  lässt  sich  nicht 
lokalisieren,  wir  dürfen  sie  aber  nunmehr  dem  oben  genannten 
Dialektgebiet  zuweisen,  oi  ciaproi  finden  wir  in  Lyttos,  Bull, 
de  corr.  hell.  13,  61 ;  feraer  OiXöcxapToc  als  kretischen  Eigen- 
namen, ZxdpToqpoc  (Cauer  D.*  148  C.  20)  in  einer  Inschrift  ans 
Thera,  ZrapröveiKOC  in  einem  Epigramm  aus  Galatien  CI6. 
4137,  Kaibel  Epigr.  4042.  4. 

Auf  der  Inschrift  von  Gortyn  lesen  wir  fenier  I  15  Kop- 
Tovac  0,  II,  3  usw.  Kapxei,  IV  25  Kapxepöv,  IV  36  Kapxa[i]- 
TToba.  Niemals  kommt  Kpax  vor.  und  diese  JForm  Kapr  war 
auch  sonst  auf  Kreta  beliebt:  ZuiKapxtjc  CIG.  1654,  [Aujcncdp- 
xioc  Mus.  Ital.  2,  17,  AajuiOKdpxioc  Bull,  de  corr.  hell.  22^  bl 
sind  alle  drei  kretische  Eigennamen.  Dazu  stellt  sich  Kdpniv* 
xf)v  ßoOv  Kpf^xec  Hesych.  Kapx  finden  wir  ferner  auf  Thera 
in  dem  oben  erwähnten  Testament  der  Epikteta,  die  auch 
Zxdpxocpoc  hat:  C.  17.  21.  23  Kapxibdfuac,  und  in  KapriviKOC 
CI.  2465. 

Über  den  homerischen  Wechsel  von  Kpax-  und  Kapx-  8.  u. 

Bei  diesem  Wort  ist  es  fast  ganz  unmöglich  anzunehmen, 
dass  Kapx-  auf  einer  Analogiebildung  beruht,  denn  die  Voll- 
stufe heisst  Kpexoc,  und  got.  hardus  kann  uns  wenig  nützen. 
In  Gortyn  findet  sich  ferner  bapKvdv  I  32,  bapKvdvc  II  9,  nie- 
mals bpax|Lir|.  Auf  Knossos  heisst  es  bapKjud  Mitteil.  d.  Athen. 
Inst.  11,  S.  ISO  (1886).  Ebenso  ist  die  Form  bapxi^d  elisch 
und  arkadisch.  Da  wir  die  kretische  Form  anstandslos  durch 
Metathesis  erklären  können,  so  wird  man  dies  für  die  übrigen 
auch  annehmen  dürfen. 

Die  Inschrift  hat  ferner  XI  54  irpoxexapxov. 

Wäre  diese  Form  alt,    so  müsste  sie  *x^xxapxov   lauten. 

1)  Zu  KopTovac  vgl.  Lagercrantz  Zur  griech.  Lautgeschichte  45. 


Kleine  grrammatischts  Beitrüge. 


295 


I 


Nach  Bru^miuiii  ih\  Gr.^  212  hat  leiapToc  sein  einfaches  t 
von  T^Tpa  hezogeu,  eiieiiso  wie  dor.  und  nordwestgr*  T^Topec, 
Das  ist  ja  möglich,  aher  im  ITiriblick  auf  die  übrigen  Fälle 
von  Metathesis  im  Kretischen  wenig  wahrselieinlich,  Hütte  es 
ein  ^T^rrapTOC  gcgeheii»  ao  wäre  es  wohl  durch  TCiiapec  ge- 
halten.  Viel  verständlicher  ist  die  Umwandhing  eines  lerpaToc 
in  T€TapToc  nach  TCtTapec,  üb  TtTOpcc  sein  eiutache«  i  nach 
T€Tpa-  bekoninien  hat  und  nicht  viebneln'  nae!»  einem  duriseh 
zwar  nicht  mehr  beiegten,  aher  doch  vorausi^ugetzenden  t^- 
Tupac,    houL  Tricupec,   ai.  catunis  muss  doch  erwogen  werden. 

Jedenfalls  müssen  die,  die  ein  Tciapioc  für  möglieh  hal- 
ten, nachweisen,  das  r  auch  durch  ap  im  (irieelnsehen  ver- 
treten ist. 

Scliliesslieh  zeugt  'AcKaXnioc  auf  der  gort.  Tempelinsehrift 
ilontim,  antiehi  IC  7  dafür,  wie  stark  das  Streben  nach  Meta- 
these im  Kretischen  war. 

Wenn  auch  nicht  allen  Beispielen  gleiche  Beweiskraft 
zukommt,  so  ist  doch  festzustellen,  dass  auf  der  Inschrift  von 
Gortyn  die  Lautfnl^e  ap  die  Regel  ist.  pa  kommt  nur  vor  in 
YIII  51,  53  ipdiTccOai,  das  zu  Tptcpuj  gehört  untl  yau  ihm  be- 
einflnsst  sein  kann,  und  in  d^pa^^va  usw.,  das  als  technischer 
xVn^^driiek  auch  schwerlich  ins  Gewicht  fällt.  Die  Lautgruppe 
po  erscheint  in  npö  TrpöOOct,  irpoKOov,  bpo)iitiiv,  Kpovoc,  die 
uns,  wenn  sie  nicht  von  aussen  importiert  sind,  zeigen,  dass 
solche  Metathesen  selten  ganz  durchgehen. 

Es  ist  nun  höchst  wahrscheinlich,  dass  ein  solcher  Laut- 
wandel nicht  auf  ein  bestimmtes  Gebiet  beschränkt  war,  son- 
dern sich  in  Ausläufern  aneb  weiterhin  erstreckte*  Wir  lin- 
den denn  auch  die  Form  Mpxiiia  im  elischen  und  arkadischen. 
Ich  lasse  auch  diese  Form  durch  Metathese  entstehen. 

Weiter  möchte  ich  auf  korkyr.  ßapvdpcvov  Coli,  318^, 
3175  verweisen,  das  als  ßapvdpevov  auch  auf  einer  attischen 
Inschrift  gefunden  ist  (Kirchhof*  Hermes  17,  <>2B  ff.  ==  CIA. 
IV  p,  108,  N.  446",  51).  Brugmann  Grd.  P  361,  Krctschmer 
KZ.  31,  393,  Joh.  Schmidt  Kritik  der  Sonantentheoric  27 
uehnicn  an,  dass  dies  eine  Knntaminationsbildung  ans  pdpvafiai 
and  ♦ßpaväM€voc  sei.  Dasselbe  gilt  von  ßapbnv  t6  ßidilecöai 
fuvaiKa.  'ApTTpaKtüüiai  Hesych,  das  Pischel  BB.  7,  334  nnt  ai 
mrdndfi  "heftig  drücken'  verbunden  hat.  Aber  derartige  Kon- 
tamination sbil  düngen  müssen  doch  immer  unsere  letzte  Zuflucht 


236  H.  Hirt, 

bleiben.  Es  Hegt  nach  dem  oben  gesagten  ausserordentlich 
nahe,  in  ßapväfLievoc  und  ßapbf)v  einfache  Metathese  anzu- 
nehmen. 

Wenden  wir  uns  nunmehr  zu  den  homerischen  Verhält- 
nissen, so  ergiebt  sich  auch  hier  manches  interessante. 

Wir  finden  hier  nebeneinander  Kpaxepöc  und  Kaprcpöc. 
Die  überwiegende  Anzahl  der  Belege  zeigt  Kpaxepöc,  wie  man 
aus  Gehrings  Index  ersieht.  Die  Form  Kpaxepöc  war  aber  im 
Hexameter  nicht  an  allen  Stellen  verwendbar,  wir  müssten 
z.  B.  in  einer  Verbindung  wie  KpaxepöGu^ov  metrische  Dehnung 
erwarten.  Eine  solche  liegt  aber  nicht  vor,  sondern  wir  finden 
Kapx€pö0u)Liov.  Weiter  finden  wir  zwar  38  mal  Kpaxepöc,  aber 
auch  Kapxepöc  14  mal.  In  diesem  Fall  lag  nun  allerdings  kein 
Zwang  zur  metrischen  Dehnung  vor.  Ich  schliesse  mich  aber 
in  diesem  Punkt  der  Auffassung  von  Danielsson  Zur  metrischen 
Dehnung  S.  14  an,  vgl.  Ctvepoc  usw.  So  finden  wir  dann  noch 
9  mal  Kapxepöv,  aber  27  mal  Kpaxepöv,  Imal  Kapxepoi,  2  mal 
Kapxeppt  und  2  mal  Kopxepai,  wo,  wenn  die  Form  Kpax  vorläge, 
Dehnung  eintreten  müsste  oder  könnte.  Die  Form  des  Super- 
lativs .Kpdxicxoc  war  gar  nicht  zu  verwenden,  kein  Wunder 
also,  dass  wir  hier  stets  Kdpxicxoc  treffen. 

Bei  dem  Substantivum  Kpaxoc  überwiegt  diese  Form  mit 
28  Belegen  gegenüber  6  von  KÖpxoc.  Dagegen  Kotpxei  ist  6 mal 
zu  finden,  aber  nur  2  mal  Kpdxei.  Ich  vermute  daher,  dass 
hier  die  "Metathese"  zuerst  eingetreten  ist. 

Kpaxuc  ist  4  mal  belegt,  es  heisst  aber  dKopxuvavxo  3  mal. 

Es  steht  also  fest,  dass  mit  Ausnahme  von  Kdpxoc  die 
Stufe  Kapx  nur  da  belegt  ist,  wo  nach  sonstiger  Analogie 
metrische  Dehnung  zu  erwarten  wäre,  falls  es  keine  meta- 
tbierten  Formen  gegeben  hätte.  Nun  liegt  ja  die  Vermutung 
ausserordentlich  nahe,  dass  Homer  alte  Doppelformcn  nach 
Belieben  verwendet  hätte.  Aber  als  Konsequenz  müssten  wir 
annehmen,  dass  im  homerischen  Dialekt  neben  jedem  pa  ein 
ap  gclegLMi  hätte.  Dass  das  nicht  wahrscheinlich  ist,  liegt 
auf  der  Hand. 

Ich  kann  hier  gleich  KapTraXiiuaic  usw.  anschliesscn.  Kpa- 
7TaXi|uiuc  war  im  Hexameter  nur  verwendbar  mit  metrischer 
Dehnung,  eine  solche  liegt  aber  nicht  vor. 

Ähnlich  steht  es  mit  0pac-  und  0apc-.  Es  heisst  GpucTuKdp- 
bioc,  0pacu)Li€)uvova,  0pacu|ur|br|c,  0pacu)ar|Xov,  Gpacuc,  Gpaceidiuv, 


Kli^itie  i^rammfiHsche  Beiträ^'e. 


28? 


I 


I 


I 


I 

I 

I 


aber  SapcaXeoc»  eapcaXeujTepov,  OapcaXeujc,  Oäpcuvoc,  Öapcuvuiv. 
Die  sonstigen  Formen  mit  6dpc-,  edpcei,  9dpc€uc,  8dpcoc  kfhm- 
teu  durcb  Öepcoc  beeiüfliisst  und  bervorgcrufen  sein,  v^^L  Bcp- 
cirric.  Kapbiii  f neben  Kpabiri)  kommt  mir  3 mal  in  derselben 
Verbindung  am  V'ersanfang  vor:  Kapbir},  aXXqKTov  ...  Es 
könnte  hier  nach  Schnlzes  Ansfnhriingen  Q.  E.  374  ff.  Kpabirj 
eingesetzt  werden.  Ilöelist  interesf^aiit  ist  das  Komposilunj 
epacoKdpbioCj  weil  hier  die  Form  Kapb-  .^ehr  sehOn  im  Metrnin 
begründet  ist. 

leh  sehliesBe  hier  gleich  tepTiiK^pauvoc  an,  das  G.  Meyer 
Curt,  Stud.  7,  IHl  zu  ipttroj  gestellt  hat.  Da  ipeTTiKcpanvoc 
metrisehe  Dehnnng  erfordert  hätte,  so  beruht  tepTiiKepanvoc 
Welleieht  einfaeh  anf  einer  Uuistelliing,  nnd  es  ist  nicht  sieher 
in  T€p7Ti  eine  andere  Ahlautsslni'e  (Y.  I)  als  in  ipeir-  zw  sehen. 

Man  vergleiche  ferner  dTpöTriTÖc  und  diapinTÖc.  Auch 
hier  sind  die  tjeiden  Fonnen  den  metrischen  Anforderungen 
dienstbar  gemacbt.  Ftir  dTOpTTÖv  gilt  dasselbe.  Formen  wie 
dTpüTTov  +  kons,  waren  metrisch  nicht  verwendbar. 

Während  es  stets  ßpabuc  beisst,  steht  ßdpbvcxoi  ¥  810, 
530  beidenial  am  Vcrsantang.  Es  gilt  daher  das  oben  über 
Kapbin  gesagte. 

Was  leTpaioc  betritft,  so  findet  sieh  bei  langer  Endsilbe 
stets  TETCtpi-,  also  TeidpTUj,  leidpTujVj  letdpTri,  T€TdpTr|v  nnd 
T€TapTOc  nebst  TeTapTov.  Neben  diesen  beiden  Formen  steht 
uaturgennlss  TETpaioc  und  T€TpaTOv*  Aweh  T€TpdTT}  wäre  mög- 
licb,  nicht  aber  TCTparrjc.  Dass  Ttiaproc  wahrseheinlicli  eine 
alte  Form  ist,  wurde  schon  oljcn  bemerkt.  Hätte  es  ein  *Tec- 
capioc  gegeben,  so  liegt  kein  Grund  vor,  weshalb  sich  Homer 
die  Form  hätte  entgehen  lassen  sollen. 

Also  auch  bei  Homer  liegt  kein  beliebiger  Wechsel  von 
pa  nnd  cxp  vor,  sondern  öp  findet  sich  da,  wo  wir  metrische 
Debmifig  erwarten  sollten.  Wie  dieser  Wechsel  entstanden, 
ist  damit  freilieh  nicht  erklärt.  Aber  der  Erklärungsarten 
Ixieten  sich  so  viele,  dass  man  jedenfalls  nicht  darauf  zu  re- 
kurrieren braucht,  in  dem  Wechsel  von  ap  und  pa  eine  dop- 
pelte Vertretung  der  idg.  r  zu  erblicken.  Vor  allem  aber  ist 
Kretschmers  Erklärung  für  die  homerischen  Formen  v<illig 
imbraueldjar.  Man  kann  annehmen,  dass  es  auch  in  Jonien 
einzetne  metathierte  Formen  gab,  oder  dass  man  mveb  dem 
Muster  von  Öütpcoc^    das   durch    6epcoc    beeiuflnsst  sein   kann^ 


238  H.  Hirt, 

auch  andere  Formen  gewagt  hat,  oder  dass  schliesslich  die 
metathierten  Formen  erst  spät  in  den  Text  eingesetzt  sind. 
Jedenfalls  liegt  hier  eine  Frage  des  homerischen  Textes,  und 
nicht  eine  der  idg.  Lautgeschichte  vor.  Dass  damit  freilich 
noch  nicht  alle  ap  des  Griechischen  beseitigt  sind,  sehe  ich 
wohl,  indess  glaube  ich  doch  annehmen  zu  können,  dass  pa 
der  alleinige  Vertreter  von  r  ist. 

10.     Zur  Flexion  des  Duals  und  der  Pronomina 
im  Griechischen. 

Die  Endung  des  Genitiv  Dualis  im  Griechischen  ist  noch 
immer  ein  unaufgeklärtes  Rätsel.  Die  Litteratur  findet  man 
bei  Brugmann  Gr.  Gr.^  232,  so  dass  ich  ihre  Anftthmng  hier 
sparen  kann.  Dass  der  Dual  ursprünglich  nach  der  ou-Dekli- 
nation  flektierte,  und  dass  diese  Formen  abgesehen  vom  Nom. 
Dual,  im  Griechischen  nicht  erhalten  sind,  ist  jetzt  wohl  all- 
gemein angenommen.  Von  wo  diese  cm-Deklination  im  Idg* 
ausgegangen,  ist  unklar,  jedenfalls  spielen  aber  in  den  ein- 
zelnen Sprachen  die  beiden  Worte  'zwei'  und  'beide',  gr.  buu> 
und  äjLicpuj  eine  grosse  Rolle,  buuü  entspricht  genau  ai.  dvdüf 
dvä,  av.  dvüf  lat.  dwo,  got.  Ntr.  tva,  lit.  düy  abg.  dwa.  Da- 
neben stand  nun  eine  neutrale  Form  idg.  d{u)voi,  wie  sie  in 
ai.  dvBy  got.  twai  (mask.),  lit.  dvi  (fem.),  abg.  dve  vorliegt. 
Dieses  idg.  duwoi  hat  Brugmann  früher  in  gr.  buo  gesehen. 
Jetzt  hat  er  freilich  diese  Ansicht  aufgegeben,  und  glaubt, 
dass  buo  aus  buw  in  der  Stellung  vor  Vokal  verkürzt  sei. 
Beide  Annahmen  sind  lautlich  möglich,  aber  ich  sehe  nichts 
was  zu  Gunsten  der  letzteren  spricht.  Das  Griechische  hat 
zwei  Geschlechter  für  das  Zahlwort  ererbt,  es  müsste  die  eine 
Foi-m  dann  aufgegeben  haben,  um  dann  aus  dem  allein  er- 
haltenen Maskulinum  wieder  eine  neue  Form  entstehen  zu 
lassen,  die  sehr  rasch  gesiegt  hätte.  Um  diese  Frage  zu  ent- 
scheiden, sind  die  Thatsachen  der  homerischen  Sprache  heran- 
zuziehen, die  ja  einzig  buuj  und  buo  nebeneinander  gebraucht. 

Nun  kann  man  mit  Homer  die  Ansicht  jedenfalls  nicht 
bekräftigen,  dass  buo  vor  Vokal  entstanden  sei,  denn  es  steht 
fast  stets  vor  Konsonant,  wie  allerdings  auch  buuü.  Vor  Vokal 
wird  vielmehr  elidiert  zu  bu'.  Dagegen  besteht  doch  ein 
kleiner  Genusunterschied  zwischen  buuj  und  biio.  Ganz  über- 
wiegend  steht   buuj    beim  Maskulinum,    nämlich  in  69  Fällen 


KLeiue  graitimatisehe  Beitrüge. 


23B 


I 


I 


I 


I 


von  85.  Mit  dem  Femininum  ist  buiu  verbiinileii  e  388,  i  74 
huw  vuKjac,  r|  129  bvm  Kpf^vai,  i  241  buuj  Kai  ekoc'  äjiaEai, 
V  109  buuj  ,  . .  Büpai,  o  421  buuü  TTÖXiec,  B  148  büiu  küi  eei- 
Koci  vfiac,  Z  490  bum  .  , .  tiöAic^  Y  269  buuj  ttiuxcic,  X  450 
hum  (bmjuai),  also  in  10  Fällen,  mit  dem  Neutrum  eigentlich 
nur  2maL  Der  V^ers  x  1"^^'^  —  A  43  enthält  die  Verbindung 
boOpe  büu>  KeK0pij8|i€va  xt*^>tu),  und  dieser  VcrsRddusrt  kebrt 
auch  r  48  wieder,  und  dann  finden  wir  I  507,  V  269,  614 
buui  xP^coTo  TCtXavTa,  in  letzteren  beiden  Fällen  hat  C.  Syr- 
buo.  Ganz  anders  liegen  die  VerliäUniB^e  bei  büo.  Zunächst 
findet  sich  im  Nom.  Akk.  Ntr.  Dual,  nur  buo,  mit  Ausnahme 
des  oben  angeführten  Falles  boupe  buLu  KEKOpuSM^va.  Um  aber 
den  Gegensatz  klar  zu  marheu,  ist  es  gewiesen  die  einzelnen 
Fälle  anzuftihren.  buo  boOpe  heisst  es  stets  a  2n7,  p  228,  n 
295,  c  377,  X  101,  K  76,  M  298,  «  145,  buo  t*  npaTa  e  388, 
i  74  und  K  142,  buo  cpcicTctva  tt  295,  büo  cpdpe'  Q  580,  im 
Ganzen  also  in  4  Verbindungen  und  13  Fällen,  üautig  ist 
auch  die  Verbindung  mit  Femininen:  0  00  büo  b'  eiXiwobcc 
ßonc,  K  142  büo  vÜKiac,  v  97  büo  b€  TrpoßXfiTec  tv  aürui  «Kid, 
A  250  büo  ^ev  ttveai,  K  2i'i^  büo  ^oipdujv,  Y  27 1  büo  (Trtüxac) 
biö,  0  70,  X  210  büo  Kf|p€.  Das  sind  also  8  Fälle,  währentl 
buuj  beim  Femininum  10  mal  vor  kommt*  Das  sielit  selir  wenig 
gf)nstig  ans,  aber  man  mnss  die  Geaammtzahl  ins  Auge  tiissen. 
buo  konnnt  im  ganzen  nur  42 mal  vor  (T  157,  bei  Gehring 
unter  büo  angeführt,  steht  bu').  Es  sind  also  die  Zahlen  69  : 
10  :  5  und  21  :  8  :  13,  oder  81,2  ^^^j  r  1 1,8  '%  :  5,9 '%  und  50«/,, : 
19  <»/o  :  30,9  "/o.  Ich  denke,  der  Unterschied  von  30,9 "/„ :  5,9 *Vo 
beim  Neutrum  spricht  doch  stark  zu  Gnnsten  der  früheren 
Brugmaunsehen  Ansicht,  dass  büo  die  alte  neutrale  und  femininale 
Form  ist.  Das  maskuline  büo  kann  ja  ausserdem  vor  Vokal 
entstanden  sein  und  zum  Siege  des  büo  beigetragen  haben. 

Jedenfalls  berechtigen  uns  diese  Thatsaehen  eine  Neutral- 
form d{f()t€oi  für  das  Griechische  als  einst  vorhanden  voraus- 
zusetzen. Dieser  Stanmi  auf  -oi  liegt  nun  aber  auch  in  den 
oblitpien  Formen  des  Zahlwortes  vor.  Der  Gen,  Lok.  des  In* 
difichen  lautet  f/f%-ö.v,  d,  h.  die  Dualcndung  -os  ist  an  den 
Stamm  dvoi  getreten.  Dass  die  Form  alt  ist,  beweist  die 
genaue  Entsprechung,  die  sie  in  abulg.  dvttju  findet.  Und 
schliesslich  liegt  sie  auch  im  goL  twmhlje  und  im  lit,  dvejü 
vor,   nnr  dass  hier  die  Endung  des  Gen,  Plur.  angetreten  ist. 


240  H.  Hirt, 

Man  wird  kein  Bedenken  tragen  den  Stamm  gr.  buoi-,  wie 
dies  schon  Wheeler  gethan  hat  (IF.  6,  136),  mit  diesen  For- 
men zu  identifizieren.  Wir  können  aber  noch  weiter  gehen. 
Der  Dat.  Du.  heisst  im  Ind.  dvabhyam,  wozu  im  wesentlichen 
lat.  duobtis  stimmt,  d.  h.  es  ist  hier  der  Stamm  des  Nom. 
Mask.  eingedrungen,  da  wir  ja  regehecht  sonst  die  schwache 
Stammform  erwarten  mtissten.  Ebenso  wie  die  maskuline  No- 
minativform konnte  aber  auch  die  neutrale  eindringen,  und 
wir  finden  daher  im  abulg.  dvema,  lit.  dvem  und  dvim,  got. 
twaim.  Diesen  Formen,  die  bekanntlich,  in  dem  was  hinter 
dem  m  gestanden  hat,  nicht  übereinstimmen,  vgl.  Verf.  IF. 
5,  251  entspricht  nun  gr.  buoTv  Laut  für  Laut.  Ebenso  können 
wir  identifizieren  ai.  ubhdy-ös,  abg.  obojUf  *obSma,  lit.  abentj 
äbirriy  got.  bahn  mit  gr.  äjicpoTv,  und  die  Artikelformen  toi-v 
mit  ai.  tny-öSj  abg.  Uma^  lit.  tenty  tim,  Ist  diese  Auffassung 
richtig,  so  wäre  das  griech.  -v  identisch  mit  dem  sonst  im 
Instrumental  auftretenden  SuflBxe  -m,  wie  ich  dies  bereits 
früher  vermutet  habe. 

Nun  existiert  aber  bei  Homer  eine  andere  Form  des 
obliquen  Kasus  des  Duals,  nämlich  eine  Form  auf  -oiiv,  aus 
der  die  attische  erst  kontrahiert  sein  soll,  unbedingt  nötig 
ist  das  nicht,  aber  wenn  dies  auch  nötig  wäre,  so  müssten 
wir  auch  liier  von  dem  Stamm  buoi  ausgehen,  an  den  eine 
andere  Endung  getreten  wäre.  Ich  glaube,  das  einfachste 
wird  es  sein,  hier  den  Ausfall  eines  *•  anzunehmen,  buoüv 
stände  für  buoiciv.  Dass  die  geläufige  Lokativendung  -ci(v) 
in  den  Dual  gedrungen  wäre,  oder  eine  Dualform  eine  plurale 
Endung  angenommen  hätte,  ist  nicht  weiter  auffallend.  Ich 
brauche  nur  au  lit.  dves^  zu  erinnern,  wo  genau  der  gleiche 
Vorgang  auftritt.  Allerdings  ist  das  n  im  Dual  fest,  was  es 
im  Plural  nicht  ist,  doch  dies  findet  seine  Erklärung  durch 
die  Assoziationen,  denen  diese  Endung  ausgesetzt  war.  Zu- 
nächst stand  -oi-iv  in  Verbindung  mit  viüiv,  ccpuiiv,  in  denen 
Avohl  ebenso  ein  civ  stecken  dürfte  wie  in  -ouv.  Dieses  -iv 
aber  war  assoziert  mit  dem  -iv,  das  wir  in  lesb.  fimuiv,  ö)Li)iiv, 
ion.  att.  r\\x\yf  finden,  und  das  zweifellos  mit  dem  Lokativsuffix 
ai.  'Smin  in  taHmin  identlich  ist.  Diese  Pronominalformen 
flektierten  ursprünglich  unzweifelhaft  singularisch,  wie  Brug- 
mann  KZ.  27,  397  flf.  richtig  nachgewiesen  hat.  Wir  mtissten 
auch  im  ai.  *äsmm  finden.     Diese  Form  ist  aber  ersetzt  durch 


Kleine  lifraiuitiatische  Beitrilg:e. 


2il 


I 


I 

I 


I 


I 
I 


die  Fluralfünii  tutmi^su.  Neben  n^min  stand  aber  auch  nsmi 
ohne  Uy  eine  Form,  ilie  aiicli  im  Griechischen  vorhaiulen  war. 
Diese  Form  ist  ebenso  in  die  llbri^^en  Formen  plnralisiert  durch 
Anfflgiuig  von  -ifm.  niiiv  usw.  erklärt  sich  doch  tadellos  aim 
Timciv,  und  ich  denke,  gerade  diese  Form  gewährt  der  Er- 
klürnuii;  von  ittttouv  eine  »Stütze.  Natürlich  konnte  diese  Plii- 
ralisienin^  nicht  bei  den  singnlariselicn  ejuiv  usw.  statttindeii. 
Sie  blieben  kurz.  In  r]pXv  aber  wurde  das  v  fest,  weil  es  an 
niiiv  eine  Stütxe  hatte. 

Auf  das  Vorliandensein  de;^  Stammes  d{u)woi  weisen 
übrigens  ancli  die  eigeuttimliehen  Formen  bonn  usw.,  die  hvijj 
z.  T.  ersetzen.  Wir  konDcn  boi  =  bFoi  setzen  und  mit  dem 
sonst  auftretenden  Stamm  dwol  vcritrl eichen.  An  diesen  Stamm 
boi  sind  dann  die  ^ewülmlichcn  Endungen  zu  einer  Zeit  ^^e* 
treten,  als  der  intcrvokaliscbe  Schwund  des  i  schon  vortlber 
war.     So  ehtstand  boi-ub,  boi-d,  boi-ai  usw. 

IL  Lateinischer  Vokalumlaot  in  haupttouigen  Silben, 

In  seinem  mit  diesem  Titel  versehenen  Aufsatz  IF.  II,  325 
hat  F.  Sommer  einige  zweifellose  Fälle  für  derartige  Ersehei- 
luingen  nachgewiesen,  aber  er  hat  dem  Gesetz  namentlich,  was 
den  Wandel  von  e  zu  o  betrifft,  m.  E.  eine  zu  weite  Fassung 
gegeben.  Denn  die  Zahl  der  Fälle^  in  denen  e  vor  folgendem 
o  geblieben  ist,  scheinen  mir  zn  gross  zu  seiu,  um  allein  durch 
Analogiebildung  erklart  werden  zu  können.  So  hätte  z.  B. 
aus  gemOj  yemh  "^gomo^  ^(ßmis  werden  müssen,  woranf  wir 
entweder  durchgeführtes  gom  oder  gim  erwarten  sollten. 

Sehen  wir  uns  aber  Sommers  Fälle  genau  au,  so  erhellt 
aus  ihnen,  dass  nicht  nur  der  mittlere  Konsonant,  sondern 
auch  der  dem  assimilierten  Vokal  vorangehende  eine  Rolk' 
gespielt  zu  haben  scheint.  Hier  konjmen  vor  allem  die  Labiale 
in  Betracht,  und  zwar  v  in  ro/o,  dvenoSf  immo;  m  in  molo^ 
moduH  nnd  dann  die  Fülle,  in  denen  der  Vokal  im  absoluten 
Anlaut  oder  nach  h  steht:  holus,  olor^  anns,  hämo.  Nach 
(flomus  zn  urteilen,  spielt  auch  /  eine  Rolle.  Ich  sehe  keinen 
Grund  das  Gesetz  weifer  auszudehnen.  Man  kann  dann  gemo, 
fremOj  genus,  scelus,  nemus,  cedOj  celos,  femur,  Semöniae 
Hcalaef  sedum,  tenus  als  regelrechte  Foraien  hetraebten.  Auch 
semol  würde  nicht  das  beweisen,  was  Sommer  ihm  zuschreil>t. 

Leipzig'Gohlis.  IL  Flirt, 


242  R.  M.  Meyer, 

Krinstliche  Sprachen. 

(Schluss.) 

Übersicht. 
V.  Sprachbildun^  aus  dem  lautsymbolischen  Gefühl  S.  242. 
Allgemeines  über  Lautsymbolik  und  Schallnachahmnngen. 

1)  Sprache  der  Verzückten  S.  248. 

a)  die  hl.  Hildegard  S.  248. 

b)  die  Seherin  von  Prevorst  S,  248. 

c)  "Mr.  Le  Baron"  S.  250. 

d)  Irvingianer  S.  252. 
c)  Miss  Smith  S.  253. 

2)  Dichterrufe  S.  254. 

a)  R.  Dehmel.    b)  A.  Mombert. 
c)  der  ''sinnlose  Refrain**. 

3)  Märchen-  und  Rätselworte  S.  255. 

4)  Zaubersprache  8.  256. 

5)  Individuelle  Sprachschöpfung  S.  258. 

•  Allgemeines  zur  individuellen  Sprachschöpfung. 

a)  Namengebung  S.  259.     b)  eriXuidene  Zahlen  8.  261. 

c)  erfundene  Worte  und  Sprachstücke  S.  262. 
u)  Simplicissimus.    ß)  Uolberg. 

Y)  Asmus  Claudius,    b)  Lichtenberg. 
€)  E.  Th.  A.  Hoflfmann.    l)  Börne.    r\)  Glassbrenner. 
Rückblick  S.  265. 

d)  ganze  Sprachen  S.  267. 

VI.  Sprachbildung  aus  der  Abstraktion  S.  270. 

1)  erste  Reibe:  reine  BegriflPsprachen  S.  271. 

a)  Raymundus  Lullus  S.  272. 

b)  Cartesius,  Mersenne,  Leibniz  S.  275. 

c)  Job.  Chr.  Lange  und  Leonhard  Euler  S.  279. 

d)  Joh.  Heinr.  Lambert  S.  279. 

e)  Gottfried  Ploucquet  S.  280.    f)  Adolf  Stöhr  S.  281. 

2)  zweite  Reihe:  Begrififszeichensprachen  S.  283. 

a)  Trithemius  S.  284. 

b)  Caramuel,  Schwenter,  Becher  u.  A.  S.  285. 

c)  Dalgarno  S.  286. 

d)  Athanasius  Kircher  S.  289. 

e)  John  Wilkins  S.  290. 

f )  Kalmar,  Schlabrendorf,  Sicard,  de  Maimieux  u.  A.  S.  293. 

3)  dritte  Reihe:  empirisch-philosophische  Sprachen  S.  295. 
a)  de  Brosses  S.  293.    b)  Court  de  Gobelin  S.  301. 

c)  Monboddo  S.  301. 
VII.  Sprachbildung  aus  reiner  Willkür  S.  302. 

Chamissos  Bericht  von  Taheiti  S.  303. 
VIII.  Zeichensprachen  S.  305. 

Allgemeines  über  das  Verhältnis  der  Zeichen-  zu  den  Wort- 
sprachen. 

1)  Normalisierte  Artikulationen  S.  307. 

2)  Normalisierte  Musiklaute  S.  309. 

3)  Normalisierte  Gesten  S.  310. 

4)  Normalisierte  Vereinigung  von  Geste  und  Laut  S.  312. 

5)  Normalisierte  Signale  S.  312. 

6)  Normalisierte  Zeichenschrift  S.  314. 

7)  Realiensprache  S.  315. 

i^chluss.     Die  Tiersprachen  und  die  Menschensprachen;   künstliche 
und  natürliche  Sprachen  überhaupt  S.  316. 


Künstliche  S|«racheu. 


243 


I 

I 


I 


I 
I 
I 
I 


IL  TelU 

V,  Ktlnstliebe  t?praehen  oder  yprachteile  wer- 
den atis  dcuii  laiUsymlHJlischen  Geftlhl  ijeraus  j^e- 
tnldet. 

Über  da«  lautsynibülische  Clcfüld  feblt  es  uhb  wieder 
gänzlich  au  eindringenden  laitcrBnebiingen. 

F^ini*3^es  bat  sehon  A,  \\\  Scble^el  sehr  fein  bcabanh- 
tet,  i,  h.  die  nationale  Eigenart  des  lautsymbolischen  Gefühls 
(Werke  7,  222  über  das  Wort  "Donner'*);  wie  er  denn  auch 
der  erste  war,  der  für  die  EuiihunisiirruniG:  (S.  216.  21M) 
allgreineiue  Regeln  des  spracbbcheii  Wohlklangs  aufznstellen 
suchte  (ebd.  S.  16H  f.;  vgl  S.  176,  211  und  die  Hauptregel 
S.  lr>9).  Es  ist  lehrreich,  diese  euphonischen  Regeln  der 
Romantiker  mit  denen  tu  vergleichen,  die  einer  ihrer  hest- 
gebassten  Feinde,  D.  Jeniseb,  in  seint^r  PhilosophisclHkri- 
tischen  Vergleiebnug  und  Würdigung  von  19  älteren  und 
neueren  Spraelien  EuropaB,  Berlin  1796,  bes.  S.  418  i\,  auf- 
stellt —  in  einem  liueh  übrigens,  das  bis  auf  den  heutigen 
Tag  der  voilstnudigste  und  brauchbarste  Versuch  einer  nie- 
thodischeu  "Sprachwürdernng",  wie  v.  d,  Oabeleutz  Spraeh- 
wissenscbaft  S.  371  t  sie  verlangt,  einer  systematisebeu  ''Spraeb- 
vergleiehuug**  vom  ästhetischen  Standjjunkt  aus,  geblieben  ist. 
Auch  Fr.  Schlegel  wandte  der  Lautcharakteristik  seine  Auf- 
merksamkeit zn  (Werke  H,  58  f,),  wie  das  ja  diircbans  im  8til 
der  romantischen  DenkweiBe  lag.  Der  Spraehphilnsopb  der  Ro- 
Tuantik,  Hernbardi,  hat  in  seiner  Sprachlehre  (Berliu  1801) 
die  Übersetzung  von  Auscbauung  in  Tfine  ganz  anf  die  Laut* 
Symbolik  begründet  (8,73  t:  das  Wort  Blitz  ebd.,  fulgur  S.77). 
Ijid  wie  konnte  er  anders,  da  er  fS.  6rt  f.)  alle  Sprache  auf 
Ononiatopöic,  also  auf  Nachahmung  gründete?  Nebenbei  be- 
merkt, versteht  es  sieb  von  selbst,  dass  die  Romantiker  ndt 
ihrer  Verehrung  des  "Organischen"  den  philosophiscben,  ver- 
standesmässig  eifundeuen  Sprachen  heftig  widerstreben  (Bern- 
hardi  a.  a.  0.  S.  127,  A,  W.  Schlegel  Werke  10,  152;  vgl. 
allgemein  über  dessen  Spracbphilosopbie  Hayru  Romantische 
>^ebule  S,  847.  852  f.). 

Dann  stockt  lange  das  Studium  der  Lautsymbolik. 
Einiges  hat  v.  d.  Gabelcntz  zusammengestellt,  in  einem 
eigenen  kleinen  Aufsatz  und  in  sehier  *"S|)raehwi8senschaft" 
{S.  217  f.  n.  ö.).     Er  gicbt  einige  Vermutungen  über  die  Art^ 


244  R.  M.  Meyer, 

wie  der  Urmensch  Laute  nachahmte:  "die  Aussenwelt  hat 
ihn  gelehrt,  dass  entferntere  Geräusche  dumpfer  klingen  als 
nahe,  Geräusche  von  grösseren  Körpern  dumpfer  als  solche 
von  kleinen;  und  so  sind  piff  —  paff  —  puff,  bim  —  bam,  ritsch 
—  ratsch,  scharren  —  schurren  usw.  Gruppen,  die  ihresgleieheu 
schon  in  der  Ursprache  haben  mussten"  (S.  250).  Er  macht 
auf  die  Beeinflussung  der  Sprache  durch  die  Stimmung  und 
die  lautsymbolische  "Stimmungsmimik"  (S.  363)  aufmerksam. 
Er  betont  —  was  auch  Andere  hervorheben  — ,  dass  die  be- 
ständige Kontrole  durch  die  Wirklichkeit  bei  Naturlauten 
Ausnahmen  von  den  Lautgesetzen  bewirkt  (S.  209)  und  zu 
übereinstimmenden  Onouiatopöien  etwa  bei  Schweden  und 
Mandschu  (S.  164)  führt,  die  sogar  für  das  Stillsein  einen 
lautsymbolischen  Ausdruck  finden. 

All  das  genügt  doch  aber  nicht.  Nötig  wäre  eme 
systematische  Prüfung  der  lautsymbolischen  Ausdrücke  und 
Gruppen  —  aller,  die  so  empfunden  werden,  ob  mit  oder 
ohne  etymologische  Berechtigung;  eine  Zusammenstellung  tiber 
Abweichungen  und  Übereinstinmiungen  in  der  Bezeichnung 
von  Gemütslagen,  Empfindungen,  Geistesrichtungen.  Wenn  die 
Chinesen  weiss  trauern,  wie  wir  schwarz,  so  werden  wohl 
auch  in  den  Tonfarben  solche  Antinomien  nicht  fehlen.  Schön 
deshalb  nicht,  weil  die  Grundlage  aller  Lautsymbolik,  die 
Vokalskala,  so  individuell  aufgefasst  wird.  In  einer  Gesell- 
schaft bei  uns  wurden  einmal  in  Gegenwart  von  Julius  Hoffory 
und  Andreas  Heusler  Fechners  Versuche  zur  Tonpsychologie 
im  kleinen  wiederholt  —  auch  nicht  bei  Einem  Vokalklang 
herrschte  allgemeine  Übereinstimmung  in  Bezug  auf  die  Auf- 
fassung der  Vokalfarbe!  Was  helfen  da  allgemeine  Behaup- 
tungen tiber  die  ''audition  coloree"?  Ich  könnte  aus  der  Lit- 
teratur  manche  merkwürdige  Belege  für  ganz  verschiedene 
lautsymbolische  Verwendung  von  Vokalen  und  Silben  mitteilen; 
doch  würde  das  hier  zu  weit  führen.  Ich  verweise  deshalb 
jetzt  nur  auf  J.  Minckwitz  Lehrbuch  der  rhythmischen  Ma- 
lerei der  deutschen  Sprache  Leipzig  1858  und  J.  G.  Kohl 
Über  Klangmalerei  in  der  Deutschen  Sprache  1873,  deren 
Ausführungen  allerdings  grossenteils  stark  dilettantisch  sind, 
sowie  auf  H.  v.  Wolzogens  manchmal  geistreiche,  öfter  gänz- 
lich verfehlte  Lautinterprctationeu  (Poetische  Lautsymbolik 
Leipzig^  bes.  S.  50f. ;  vgl.  Burdach  Deutsche  Litteratur-Zeitung 


Künbtliche  Sprachen. 


245 


I 


I 


1892,  8.  1362  und  besouders  XietzHclie  Werke  8,24);  eodlich 
auf  Erieh  Scbinidt  Cljaraktenstikeu  K  11,  Berlin  lÜOl  S.  107 
und  auf  die  Beohachtuiiü^en,  die  H.  Moser  ( Wandlungen  der 
Gedichte  C.  F.  Meyers,  Ldpxig  190n)  an  0.  F.  Meyers  Selbst- 
verliesseruiigen  augestelll  hat  (n.  a.  0*  8.  XLIV,  XCIIl 

8e(ir  lehrreich  liat  neuerdinj;s  Wundt  (Vr»lker|)sycbylogie 
l,3y9f.|  über  ilie  Lautnaehabmuo^^en  |2:ehandelL  Die  direkte 
Ünotnatüpoie  sieht  er  (8.  318)  nicht  als  epraehselifipfend  au; 
wohl  aber  räumt  er  der  ''Lautmetapher"  (8.  322  f.)  einen  be* 
träehtliehen  Raum  eiu^  d.  h,  eijcn  der  lautsymboliBeben  Wie- 
dergabe: der  '"Gefüblstüü"  des  Lautes  gilit  jenen  Geftthlston 
wieder,  der  durch  den  Gegenötaiul  erregt  wurde.  Er  führt 
sulebe  Lautuietajdiern  <8.  330  f.)  selbst  in  Adverbien  und  Pro- 
nominibiis  durch,  und  kunnnt  so  im  Grund  auf"  die  Konmntiker 
zurück,  auf  Bernhardis  "Umsetzung  der  Anschauung  in  Töne". 
Eben  dadurch  tritt  er  in  Gegensatz  zu  dem  eigentlichen  wis- 
senselmfllicheji  Vater  der  Lehre  vom  "'Naturlaut":  zu  Busch- 
uiaim  und  der  Theorie  von  der  rein  instinktiven  Benennung 
gewisser  einfachster  Dinge  und  wichtigster  Personen, 

Jub.  Carl  Etl.  Busch  mann,  H,  \\  Humboldts  Fanmluisj 
der  dessen  NaehlasH  zum  Teil  dem  Kaiser  Napoleon  IIL  demütig 
zu  Füssen  legte,  schrieb  (1H53)  ''ülier  den  Naturlaut".  Er 
uieint»  die  weitverbreitete  Übereinstimmung  in  der  Benennung 
iK'sonders  von  Vater  mul  Mutter  habe  ihren  Grund  in  der 
Adoption  des  kindlich  lallenden  "Naturlauts"  (S.  2,  vgl.  da'zu 
Wmnlt  Völkerpsyebol.  1,  309  f.),  und  hierdurch  schieden  die 
so  entstandenen  Verwandtsebaftsnanicn  aus  den  beiden  benach- 
barten Gebieten  der  Lautnacbahmung  und  der  symboliscben 
llezeiehnung  aus  (8.  :J3)»  Er  rechnet  also  solche  Worte  wie 
it/nma^  fatta  u.  dgL  in  die  Kategorie  der  von  uns  so  genannten 
^  Ammensprache.  Mit  Unrecht,  wie  ich  glaube,  denn  vielfältig 
besteben  neben  den  betreffenden,  zumeist  mit  p,  m  und  t  (bei 
sehr  stark  wechselndem  Vokal  8.11,  doch  bei  überwiegendem 
a:  Preyer  Seele  des  Kindes  8.321,  Kzenitzeszk  Psychologische 
Entwickehmg  der  Kinderspraebe  S.  8  und  9  nach  Lnbboek)^ 
gebildeten  Ausdrücken  andere  von  noch  kindliche  rem  Gepräge. 
Aber  allerdings  geben  diese  "Ursyiben"  wohl  die  einfachste 
Lautierung  der  Kinder  wieder  (vgl  Preyer  a.  a.  0.  und  über 
die  Reduplikation  I>ei  Verwandtschaftsnamen  Weise  Zs.  f,  d. 
Wortforschung  2,  8  f.,  wo  auch  weitere  Litteratur).  —  Weniger 

[  Iudof;ermaTii flehe  ForÄcljunifea  XII  3  u.  4.  17 


246  R.  M.  Meyer, 

wissenschaftlich  hat  tastender  Dilettantismus  wiederholt  die 
"ürlaute" aller  Sprachen  herauszuholen  versucht;  so  V.  Jaeobi 
(Die  blinden  Hessen  Leipzig^  S.  65);  so  Falb  in  seinem  ^Inka- 
Schlüssel"  der  üreprache;  so  neuerdings  ein  Ungar  Velics. 

Wichtiger  aber  ist,  dass  überhaupt  zwischen  Lantnach- 
ahmung  und  Lautsymbolik  schwerlich  "eine  feste  Grenze  zu 
ziehen  ist.  W.  Wackernagel  fasste  in  seinen  Voce«  variae 
animantium  die  "Tierstimmen"  fast  durchweg  rein  onomato- 
poetisch auf;  aber  J.  Winteler  hat  in  seinen  scharfsinnigen 
Ausführungen  zu  diesem  Buch  ("Naturlaute  und  Sprache.  Aus- 
führungen zu  W.  Wackernagels  Voces  variae  animantium"  1892) 
vortrefflich  nachgewiesen,  welche  Rolle  die  ümdeutung  hierbei 
spielt.  "Wir  wollen  uns  bei  jedem  Worte  etwas  denken  und 
wandeln  es  der  untergelegten  Bedeutung  entsprechend  um" 
(S.  25).  Daher  denn  auch  hier  neben  den  auffälligsten  Über- 
einstimmungen weitgehende  Differenzen,  wie  sie  z.  B.  bei  dem 
berühmten  Kampf  Lichtenbergs  gegen  J.  H.  Voss  "ül>er  die 
Pronunciation  der  Schöpse  des  alten  Griechenlands"  (Schriften 
4,  243  f.)  zur  Diskussion  kamen.  Zumal  Töne,  deren  Urheber 
man  nicht  kennt,  werden  zunächst  aus  der  erweckten  Gemüts- 
stimmung heraus  lautsymbolisch  gedeutet,  wie  die  berüchtigte 
"Teufclsstimme  auf  Ceylon"  (vgl.  M.  Schieiden  Studien  S.  123). 
Man  mag  den  Einfluss  der  Lautnachahmung  in  recht  weitem 
Masse  zugeben  —  und  es  ist  ja  z.  B.  von  Th.  Curti  (Die  Ent- 
stehung der  Sprache  durch  Nachahmung  des  Schalles  1885) 
die  gesamte  menschliche  Rede  auf  diesen  Urquell  zurückgeführt 
worden,  während  G.  Kissling  (Festschrift  der  45.  Versamm- 
lung deutscher  Philologen,  dargeboten  von  d.  öflFentl.  höheren 
Lehranstalten  Bremens,  Bremen  1899  S.  291  f.  348  f.)  w^enig- 
stens  einen  guten  Teil  der  idg.  Wurzeln  auf  Lautmalerei  zu- 
rtlckzuftthren  sucht  (doch  vgl.  die  Rec.  von  Bartholomae  Lit.- 
Bl.  f.  germ.  u.  rom.  Phil.  Feh.  1901).  Freilich  wird  dabei 
auch  oft  seltsam  mit  dem  Wort  "Lautnachahmung"  gewirt- 
schaftet. Preyer  (Die  geistige  Entwickelung  in  der  ersten 
Kindheit  1893  S.  91)  versteht  darunter  "die  Wiederholung  ge- 
hörter Laute",  verwechselt  also  die  Nachahmung  vorgespro- 
chener Worte  mit  der  Nachahmung  nicht  formulierter  Ge- 
räusche! Dann  ist  es  freilich  bequem,  gegen  Max  Müllers 
(allerdings  übertreibenden)  Spott  über  die  "Bauwautheorie"  zu 
polemisieren.     Es  lässt  sich   nur  zu  oft  feststellen,    dass  die 


Künstliche  Sprachen. 


24T 


I 


Katiirforsclier  bei  ilireni  Kampf  greg'eu  die  "GeiHteswiüsen^chaf- 
ten'"  ifircuk  Griimlsatz  untren  werdeuj  erat  auf  Grniul  der  Er- 
fahrung Schlüsse  XU  bilden.  Meint  doch  selbst  der  geif^treiche 
und  vielbelesene  W.  Bolsehe  (Ernst  Haecke!  S.  127),  Maeekels 
Meinung,  aueh  die  Sprache  habe  sieh  erst  entwickelt;  hätte 
für  die  Spraebforseher  ein  Gegenstand  hikdmten  Erstannens, 
ja  de8  "^"Wüteus"  sein  müssen.  Als  wäre  die  Theorie  von 
ihrer  (pucic  oi^'bt  m  alt  wie  die  von  der  öecic! 

Aber  je  mehr  man  eiuränmt,  desto  notwendiger  wird  man 
<larauf  geführt,  in  den  (momatt>p<jetischen  Benennungen  ein  laut- 
synibolischcs" Element  als  wirksan»  gelten  ni  lassen.  Man  iKMlenke 
doch  nur,  wie  mannigfaltig  i.  B.  die  Schläge  eines  Bucditinks 
(Wiiiteler  S.  13)  sind!  Dannt  nnn  einer  davon  als  cbarakteristiHch 
empfunden  und  zur  Benennung  benutzt  wunle,  musste  bereits 
eine  Ant^iehauung  von  dem  ganzen  Wesen  des  Vogels  vorhan- 
den sein,  und  wie  hätten  in  der  That  die  in  der  Natur 
lebenden  Menschen  älterer  Spracbperioden  sieh  Auge  und  Nase 
znhalten  sollen,  nui  ja  alle  Eindrücke  nur  durchs  Öhr  luif/ji- 
nehmen,  umgekehrt  wie  Odysseus  bei  den  Sirenen  sieb  nur 
die  Ohren  verstotiite?  I^fan  vergleiche  doch  nur  die  versebie- 
denen  'Dialekte"  der  Kindersprache,  die  Wnndt  (Völkerpsychol. 
1,  289)  znsannnenatellt,  oder  die  onomatopoetischen  Ansdrtleke 
der  japaniscben  Kinderstnbe  (a,  a.  0.  S.  294  AnuL)  mit  deut- 
schen: wie  wären  diese  Verschiedenheiten  mrigiich,  wenn  über- 
all dieselben  Naturlaute  von  Taube  und  Katze,  Glockenklingen 
und  Sclmuilzcn  einfaeli  nachgeahmt  würden!  Unsere  Schwärmer 
für  Onomatopöie  —  es  gibt  Leute,  die  hierin  nielits  Gerin- 
geres  leisten  als  die  Keltonianen  in  Ableitung  aller  gernmin- 
scheu  Worte  ans  dem  Keltisebenl  —  Bcheinen  von  der  An* 
sehaunng  auszngelien,  auf  die  \\\  Jordan  sein  Lnstspielchen 
"Dnrehs  Ohr"  gebaut  hat:  "Der  Kehlkopf  nur  verrät  nns  den 
Charakter I'*  Wie  viel  Selbsttäuschung  läuft  dabei  mit  unter! 
Cnd  wie  oft  kommt  anch  das  vor,  dass  ein  aus  andern  Ge- 
öichtspunkten  geschöpftes  Wort  erst  nachträglich  ouonmtopoe- 
tische  Geltung  erhält,  wie  z.  B.  frz.  f'oudroi/erl 

Eine  Mischung  von  Lantnaebahmung  und  Laut- 
symbolik liegt  auch  in  den  folgenden  Beispielen  künst- 
licher Rede  oft  vor,  nur  dass  hier  zumeist  {las  Lautsynibo- 
lisehe  die  Überhand  hat.     Wir  geben  eine  bunte  Answahl  aus 


248  R.  M.  Meyer, 

sehr  verscbiedeneu  Zeiten;    das  Ergebnis  würde  wohl  überall 
das  gleiche  sein. 

1)  Sprache  der  Verzückten.  Ich  wies  schon  obeo 
auf  die  Sprache  der  Geisteskranken  hin.  "Verzückte  sind 
namentlich  dnrch  die  Neigung  zur  Bildung  von  neuen  selbst- 
erfundenen V^örtern  ausgezeichnet,  mit  denen  sie  ihre  eigent- 
lichen Sensationen,  ihre  Feinde,  ihre  eigenen  hohen  Würden 
usf.  benennen"  (Kraepelin  Psychiatrie  S.  144).  Ich  bezweifle 
nicht,  dass  diese  Neubildungen  vorzugsweise  lautsymbolisch 
sein  werden,  sogar  wenn  es  nur  Entstellungen  fertigen  Sprach- 
stoflFes  sind.  Wenn  der  arme  Lenau  sich  im  Irrenhause  nur 
noch  '"'der  arme  Nims"  nannte,  so  war  diese  lallende  Umfor- 
mung von  "Niembsch"  gewiss  klagend  gemeint:  nicht  zufällig 
erinnert  sie,  wie  P.  Schienther  bemerkte,  an  den  "armen 
Thoms"  in  Shakespeares  "Lear". 

a)  Die  heilige  Hildegard  (geb.  1098  unweit  Kreuz- 
nach, gest.  1179  als  Äbtissin  im  Kloster  Rupertsberg  bei  Bin- 
gen) zeichnet  Glossen  aus  einer  ihr  unbekannten  Sprache  auf, 
die  ihr  durch  unmittelbare  göttliche  Eingebung  zugekommen 
sein  soll :  W.  Grimm  hat  sie  (Zs.  f.  d.  A.  6,  334  f.)  abgedruckt 
und  besprochen.  Es  sind  oflfenbar  phantastisch-symbolische 
Lautgebungeu,  z.  T.  unter  lateinischen  Einfluss  (S.  339),  aber 
verschnörkelt  wie  das  ihr  gleichfalls  offenbarte  Alphabet  (ebd. 
S.  340).  Ich  verweise  dazu  auf  die  Teufelsnamen,  die  Wein- 
hold (in  Gosches  Archiv  S.  18)  aus  altdeutschen  Schauspielen 
gesammelt  hat;  neben  lat.  Namen  wie  Cacodemon  und  deut- 
schen Appelativen  wie  Lisegang  und  NidstiflFtrio  begegnen  da 
Kottelrey,  Lickehappe,  Rabbarlab,  Snickensnabel.  Neuerdings 
hat  es  ja  auch  der  Teufel  Bitru  zu  Ansehn  gebracht,  dessen 
Name  in  den  Zeitungen  mit  zweifelhaftem  Recht  von  dem 
lat.  Autornamen  Vitruv  abgeleitet  wurde.  —  Man  höre  nur 
bei  der  heil.  Hildegard  die  Pracht  hoher  Titel:  "Imperator 
Peresilius  rex  Rischol  (zu  rex)  palatinus  Scaltizio  (zu  scultheizo)" 
und  daneben  dann  ""ioculator  Baleuuiz  saltator  Lizo"! 

b)  800  Jahre  später  redet  Justinus  Kerners  Seherin 
von  Prevorst  (1,  249)  in  ihrer  "inneren  Sprache",  "die  einer 
orientalischen  nahe  zu  kommen  scheint".  Der  gläubige  Kerner 
erklärt  sie  (S.  250),  recht  im  Sinn  der  Mythendeutungen  eines 
Creuzer  und  Kanne,  für  Überreste  der  verlorenen  "Ursprache 
des  gefallenen  Menschen",  ein  "Abmühen,  die  verlorene  Sprache 


Künstlklie  Spraclien. 


d4B 


der  Seele  zu  fiiiflcn"  (S*  2ö0}.  Die  Geister  selbst  sprechen 
nie  (ebd.  2,  13).  AiieU  von  andern  .Soiniiandjideu  teilt  Kerner 
Spraehproheii  ndt:  ''ui  uunarto"  MerHimd',  *^na  blamiria"  'die 
Brant',  "oi  blamifictor"  'der  Brätiti^^ain',  ""na  elemos'*  Mic 
Katze'  (8.  2ä0;  aiieli  die  Wortwald  ist  bezeichnend!!  "Clemor 
tona  in  diu  aswinor"  bedeuteter  'Weil  ieh  dich  liebe,  zanke 
ieli  mit  (Iir\  Wir  werden  hier  schwerlich  an  lat.  clamor  und 
engl.  ani?wer  denken  dürfen.  Es  ht  eine  dunkel  ^^eiarbte 
Reihe  phantastischer  Laute^  die  mit  den  partikelähnlichen 
Wörtclien  "in  diu"  immer  uocli  den  Zusammenhang  mit  der 
deutschen  Satzftlgiing  verrät;  iii  '  aswinor"  mag  "Sehwein'*  oder 
doch  eine  dunkele  Vorstellung  davon  stecken. 

Die  innere  Sprache  der  Seherin  hat  Immer  manu  im 
Mttnehhausen  (4.  Buch  IV.  Kap.)  parodiert,  indem  er  unmög- 
liche Laute  von  annähernd  schwäliischem  Gepräge  (Max  Koch  in 
seiner  Ausgabe,  in  Ktlrsclmers  Natiojmllit.,  Inimermanns  Werke 
2,  1,  3ä7  Anm.i  häuft:  "Schuckli  buckli  koramsi  qnitsch  . . ." 
**Fre9sanniduni  schliuglausibeest  pimple  timple  simple  perianke 
nieriaukenm'.  Es  ist  sehr  lehrreich,  diese  wirklich  erfundene 
Rede  mit  jenen  Worten  der  Somnambule  zu  vergleichen.  Ihr 
schweift  ein  unbcstinmites  Ideal  vor^  eine  Rede  von  orienta- 
lischem oder  lateinischeui  Klang,  wie  sie  sie  in  der  Kirche 
gehrirt  oder  aus  fremden  Namen  sich  aufgebant  hat;  diese 
allgemeine  Vorstellung  sucht  sie  nun  mit  Gehalt  zu  füllen. 
Imraermann  dagegen,  der  nur  durch  grobe  SpraehklMnge  ko- 
misch wirken  will,  gerät  sofort  in  Reim  und  Rhythmus  — 
höchst  charakteristisch,  da  wir  ähnliche  Erscheinungen  bei  der 
Spraehertindmig  innuer  wierler  treflTen.  Daneben  leicht  ent- 
stellte Schimjif Worte:  "schling  lansi  beest*'! 

Kerner  la,  a.  0.  S*  240)  merkt  an,  dass  auch  J.  Böhme 
eine  Reihe  eigener  W^orte  erfand  —  ebenso,  setze  ich  hinzu, 
der  Phihisriph  Krause,  dem  aucli  seine  seltsamen  Termini  wie 
Or  —  und  Orin  —  aus  der  Meditation  autgingen.  Aber  die 
innere  Sprache  ist  viel  weiter  verbreitet.  Mindestens  nach 
selteneren  Worten  und  Klängen  hascht  z.  B.  auch  die  ver- 
zückte Adelheid  Langmann,  Klosterfrau  zu  Engelthal  (gest. 
1375),  deren  OfTenbarungen  Ph.  Strauch  herausgegeben  hat 
(Tgk  ebd.  S.  XL).  Aber  auch  jene  "doppelte  Sprachengabe*\ 
die  Gf^rres  f Christliche  Mystik  2,  189  f.)  als  ein  Kennzeichen 
der    Begnadeten    aufzählt,    heriiht,    soweit    sie    historisch    ist, 


250 


K.  M  Mrver 


wahr8cheiulii;li  auf  sulclier  pluiritastiscli  onlstellenden  'luuerco 
Sprache''.  Wenn  ein  Missiouär  von  Angehörigen  verBchiedcner 
Idiome  *clciel»i5citig  iniistautleu  wird  niid  Jeder  ihn  in  seiner 
eigenen  Sprache  versteht  (ebd.  S.  193),  so  ist  wohl  anzn- 
nehmen,  dass  f^eine  bef;eisterte  Rede  ebenfalls  Anklänge  an 
all  diese  Spraclien  enthielt,  die  dann  einzeln  aufgefasst  wer- 
den* Eine  eigentliclie  Mischspraehe  ist  t^olche  Kede  de^^lialb 
doch  nicht,  weil  für  sie  nicht  diese  Bestandteile,  sondern  das 
nene,  uirifnrmcnde  Prinzip  bezeichnend  ist. 

c)  Die  Kenntnis  eines  sehr  interessanten  nnd  lehrreichen 
inodenien  Falles  verdanke  ich  Max  Dessoir.  Dieser  machte 
mich  awf  einen  amerikanischen  'ease  nf  psyebic  antomatism** 
aufmerksam:  ein  Beispiel  für  tlas  v<mi  bcwtissten  Wollen  au- 
ahhängige  Sprechen  eines  8i>iritistisch  erregten  Mensclien.  Der 
Fall  ist  von  ainerikaniscben  Autoritäten  genau  licobachtet  und 
beschrieben  worden  (ausführlieh  in  Fri»ceedings  of  the  Society 
for  Psyehical  Research.  Vol  XII  (1897)  S.  277  f.,  summarisch 
in  .V])pletons  Populär  f?cicnce  Monthly,  Anglist  1H96,  S.  o08  f,)» 
Ein  junger  Mann,  den  die  Berichterstatter  Alljert  Le  Baron 
nennen,  wurde  durch  gläubige  Spiritisten  allmählieli  in  die 
i^berzengnug  hyi^notisiert,  dass  er  der  Pharao  sei,  unter  dessen 
Herrschaft  die  Juden  aus  Ägypten  auswanderten.  In  aufge- 
regten Zuständen  stiess  er  dann  lange  Sätze  und  "Gedichte** 
in  "unbekannter  Sprache'*  aus,  die  er  selbst  übersetzte,  Später- 
hin suchte  er  in  verschiedenen  Würtcrbüchern  die  Heimat 
seiner  Verzückungssijrache  aufzufinden;  eine  verhältnismässig 
grosse  Zahl  stöberte  er  ("Proceedings"  S.  294)  in  den  Dravi* 
dischen  Sfirachen  auf.  Doch  legte  er  selbst  auf  diese  Über- 
einstimmung wenig  Gewicht.  Mit  Recht;  denn  diese  Überein- 
stimmung erklärt  sich  wohl  einfach  aus  der  häufig  zu  beob- 
achtenden Regel,  dass  die  Leistungen  von  Primitiven,  Geistes- 
kranken und  Kindern  sich  berühren  (Ricci  L'artc  dei  bambini 
S.  27  fO*  Auch  bei  den  Naturvölkern  ist  die  Reduplikation 
—  ge Wissermassen  ein  organisiertes  Stottern  —  lieliebtj  wie 
bei  den  Kindern  und  den  Kranken  (Ptjtt  Verdoppelung;  Rze^ui- 
tzcck  Entwickelung  der  Kinderspraelic  S.  10,  19;  Wolfflin  Re- 
duplikation in  der  Kindersprache  Zs.  f.  d.  Wfjrtforschnng  1, 
263);  die  einfachsten  Laute  und  Lautkombinationen  werden 
wohl  überall  zuerst  gebildet  usw.     Ich   erinnere  nochmals  an 


I 


I 


Künstliche  Sprachi^ii. 


251 


I 


i 


die ''Naturiautc"  in  der  Kinflers^tiibe  und  in  den  Ne^^erspraclien ; 
auch  sie  kehren  in  der  Spr;ie!ie  der  YerÄtickten  wieder. 

Die  Worte  strömten  in  uniinterbröeliener  Fülle  hervor 
nnd  "wenn  es  keine  Prosa  mehr  gab,  gab  es  Verge  in  'un- 
bekannten Sprachen'"  ( ebd.  8.  293).  Von  beidem  werden  reich* 
lieh  Proben  mitgeteilt  und  (Appleton  S.  522)  durchaus  zutref- 
fend beurteilt:  ''Ein  phonetisches  Element  sebeint  als  Basis 
für  eine  lange  Reihe  von  8ilhen  zn  dienen".  Da.s  finden  wir 
ja  auch  sonst. 

So  (S,  290):  Te  rumete  tan.  Hee  lete  leele  luto  scele- 
Impe  re  gcele  lee  Into.  Onko  keere  seele  tere  lutc.  Ombo 
te  seele  te  here  te  kure  usw. 

Das  ist  fast  eine  Art  "Erbgensjjraehe*^  Erst  ein  Vorspiel 
mit  te  —  fe  —  tau.   Dann  als  Thema  iee  mit  Variationen:  Hee 

—  lete  leele  l le  usw.     Jeder  Satx  fängt   zweisilbig   an 

(mit  weni^  Aufnahmen),  dann  folgt  ein  kui'zes  '"Wörtehen", 
dann  reimende  mler  ailitterierende  Silben.  Periodiseh  tritt  — 
gew'dmlieh  am  SehUis^  —  ein  /.wcisilbiges  Wort  mit  u  in  der 
treten  Silbe  ein:  futo  —  hifo  —  tute  —  kure  —  kuru  —  rufe. 
Das  mfe  wird  am  Schlu^s  in  eru  anagranmiiert;  man  denke 
au  Zaiiberfornteln  wie  safnr  ttrepo.  Endlich  läuft  die  ganze 
Periode  in  ein  ^'Hallehijah"  aus:  ''Singe,  singe^  singe,  eni. 
Imba,  hnha»  Injba".  Ganz  offenbar  sebwebt  ein  Ideal  von 
feierlielier  Hymnenspraebe  vor,  das  mit  den  primitivsten  For- 
men der  Wiederliolun«::  erreieht  wird. 

•So  immer.     Ein  andermal  (S.  291):    Infeiet e  te  intelute 

—  ein  Wortpaar  vmi  der  Art  formelhafter  Verkoppelungen  wie 
*'orbi  et  urbi\  Das  hiinfige  te  bihlet  das  'umF'  naeli,  schwer- 
lich nach  dem  grieebistdien  rf. 

Nun  kommt  aber  <Ue  erlernte  Basis  die^^er  verzUekten 
Rede  znweilen  merkwürdig  deutlich  berau*?!.  Einerseits  fühlt 
8ieli  '*Le  Baron"  ali^^  rbarao.  Deshalb  z.  II  die  Sebluss-Sequeuz 
Amen  Ra^  Amen  Ray  Amen  Ra  (S.  291)  oder,  indem  die 
Vorstellung  von  dem  alten  zu  dem  neuen  Ägypten  irrt:  "De 
BedeouJni^'j  die  Beduinen  (el>d.).  Andererseits  ist  er  Ameri- 
kaner, von  Beruf  Schriftsteller  und  Reiiorter.  Deshalb  be- 
gegnen Etce  ce  Tera  (S.  290)  aus  efcatterä'\  rule  untl  "Indo'* 
(S,  291)  als  Basen  der  Variation  iisw* 

Hier  der  Anfang  eines  Gedichts  {S.  294): 


252  R.  M.  Meyer, 

Ede  pelnle  kondo  nedode, 
Igla  tepete  kompte  pele, 
Iippe  odode  inguni  lalele 
Onido  resene  okoro  pododo. 

Die  Wirkung  des  Rhythmus  auf  die  Lautbildung  —  ein  wich- 
tiger, noch  ganz  der  Erforschung  harrender  Faktor  im  Sprach- 
leben, den  der  originelle  Schlabrcndorf  (s.  u.)  zur  Grundlage 
Beiner  Glottogonie  machte  —  ist  hier  nicht  zu  verkennen. 
Ebensowenig  das  Vorherrschen  der  Vokal harrao nie.  In  der 
Regel  wird  eine  Zeile  durch  o  mit  einigen  e  gebildet;  gewisse 
Typen  kehren  immer  wieder:  kondo  Tcompto  omdo  odkonde 
pokonto  pekondo,  i  findet  sich  fast  nur  vor  e:  impe  ignu^ 
impe  igde  (doch  auch  igla);  -vor  dunkelm  Vokal  nur  wie  in 
einer  Vorsilbe:  inguru  (was,  beiläufig  bemerkt,  in  dem  be- 
rühmten ''krimgotischen  Lied",  das  ja  leider  kein  gotisches 
ist,  beinah  wiederkehrt:  ingdolou  Tomaschck  Die  Goten  in 
Taurieu  S.  66).  u  und  a  kommen  meist  gepaart  vor:  neftdu, 
kelala,  japale. 

Der  Charakter  der  dunkel  empfundenen  Idealsprache, 
den  wir  bei  den  erfundenen  Sprachstticken  der  Rabelais, 
Morus,  Holberg  noch  deutlicher  treffen,  tritt  in  diesen  cha- 
rakteristischen Proben  ungemein  deutlich  hervor.  Jenes  Stre- 
ben nach  Gleichklang,  Vokalharmonie,  Allitteration  usw.,  da» 
in  allen  Sprachen  besteht  (man  denke  nur  an  Erscheinungen 
wie  die  Analogiebildun«;en  von  "Nachts"  und  "Tags",  an  den 
Umlaut,  an  die  Reduplikation),  das  aber  durch  die  Rücksichten 
der  Deutlichkeit  «rehemmt  wird,  kann  sich  hier  ganz  unge- 
stört cutfalten. 

d)  "Appletons  Populär  Science  Monthly"  weist  darauf  hin, 
dass  das  "mit  Zungen  reden"  der  Irvingianer  und  ähnlicher 
Sekten  (a.  a.  0.  S.  520  f.)  ganz  ähnlichen  Prinzipien  folge  — 
nur  mit  dem  Unterschied,  dass  statt  der  sinnlosen  Silben  hier 
bestimmte  Lieblingsworte  wie  ''glory\  ''heaven*'  usw.  in  fast 
nur  nmsikalischer  Anordnung  aneinander  gereiht  werden.  Völlig 
von  dieser  Art  sind  auch  "Le  Barons"  sog.  "Übersetzungen" 
seiner  Sprachphantasmata  ("Proceedings"  S.  289  f.).  Ähnlich 
sollen  auch  die  im  Schlaf  gesprochenen  "Strange  Sermons  of 
Rachel  Baker"  (ebd.  S.  296)  lauten.  Die  Verwandtschaft  der 
"sinnlosen"  und  "verständlichen"  Glossolalie  liegt  jedenfalls  auf 


Künstliche  Sprachen. 


2fi3 


I 


I 
I 


I 


<ler  Haiul;    wie  die  HalhieiDatioiieu  der  Prthia  auch   oocli   in 
der  Sprache  der  Orakel vers^e  iiacbkliii^dn* 

e)  Auch  einen  andern  höchst  iuteressanteu  Fall  verdanke 
ich  Max  Dessoir.  Der  Genfer  Psvcholog  Th.  Flournny  lint  in 
einem  starken  Bneh  selir  ansftihrlieli  iiher  ein  nierkwardiges 
Beispiel  von  *XTlo88oIalie"  g:ehandeU  ("Des  Indes  k  In  Planfete 
Mar8.  Etüde  sur  un  cas  de  Honinanihnlisme  avec  glossolalie. 
Paris  et  Oencve,  3  ed.  1900).  Eine  Dame,  die  er  ^[iss  Smith 
nennty  trännit  sich  in  frühere  Daseinsformen  als  liindiiprinzessin 
lind  K^inigin  Jrarie  Antni nette  znrtlek  oder  f(ihlt  sich  anf  den 
Mars  versetzt.  Aber  wie  ihre  Zciebnungen  {H.  154  f.)  nnd 
Erlebnisse  (S.  198  f.),  wie  ihr  Alphabet  (S.  201;  vgl,  a)  die 
heilige  Hildcirard),  so  ist  aneh  ihre  Sprache,  von  der  reich- 
liebe  Proben  (8.  158  f.)  mitgeteilt  und  (8.  202  f.)  eingehend 
analysiert  werden,  nur  willkilrliehe  Veränderwng  ihrer  franzö- 
.sisehen  Mnttersijracbc.  Ich  gehe  zwar  nicht  so  weit,  wie 
Flournoy  in  einem  Nachtrag  H^ljservaticmh*  ])sychologiqnes  snr 
le  spiritisme*  Extrait  des  Comptes  Rendus  du  IV.  Cnngres  Inter- 
national de  Psychologie  P.  1900),  wo  er  ihre  ''Martier-Sprache" 
aln  mit  dem  Franzöj^ischen  wegentlieh  identisch  erklärt  (S.  8), 
Vielmehr  zeigt  die  eingebende  nnd  sehr  interessante  Analyse 
der  Vokale  —  auf  die  es  ja  vor  allem  ankonmit  —  charak- 
teristisclie  Verschiedenheiten  vnni  Französis<^hen  (Des  Indes 
k  la  ])lancte  Mars  8.  225).  Die  heimischen  Nasallante  sind 
fast  ganz  vermieden,  otfenliar  als  un vornehm;  die  dunklen  Vo- 
kale  sind  fast  ganz  dureb  die  bellen  verdrängt  (73,3  pCt. 
helle  Vokale  in  der  Martierspracbe  gegen  32,3  pCt,  im  Fran- 
zösischen i.  Offenbar  schwebt  also  der  Sprecherin  ein  Ideal 
der  bellen,  bochtnnemlen  Planetenspracbe  vor  und  es  wird 
dabin  !ii*ersetzt.  Dagegen  sind  die  grammatischen  Formen 
(S.  232  f.)  ganz  treulieb  nachgeahmt.  Fremde  Sprachen  spielen 
(S.  235)  keine  grosse  Rolle.  Besonders  bezeichnend  ist  aber, 
dass  die  Wortstellung  (S.  234)  sklavisch  der  franzusiscben  nach- 
gebildet ist.  Flournoy  sagt  also  sieher  mit  Recht  (S,  237): 
*'Ce  procedt'  de  ereatinn  du  niartien  paratt  consister  simple- 
ment  a  preudre  des  phrases  fran^aises  telles  quelles,  et  ä  y 
reuiplaccr  cha{|ne  mot  par  un  autre  quelconque  fabritpie  au 
petit  bonheur'\  —  Ebenso  ist  ihr  ''Hindu-Cyklus'"  (S.  257  f.) 
von  bestimmten  indischen  Namen  und  Worten  dominiert,  nach 
deren   Klangmuster  sie   (8.  296  f.)  v,' eitere   formt,    unter  Bei- 


254  R.  M.  Meyer, 

mischiin^  arahiselicr  Elemente  (8.  286  f.).  M.  de  Sanssare  nr- 
teilt  darüber  (ö.  303):  "1)  Que  c'est  un  mSli-mglo  de  syllabes, 
au  rnilien  desquelles  il  y  a  ineontestablement  de  snites  de  hnit 
a  dix  syllabes  donnant  un  fragment  de  phrase  ayant  nn  seng 
(phrases  surtout  cxclaraatives)  ...  2)  Que  les  autres  syllabes^ 
d'aspect  iuintelligible  n'ont  janiais  un  caraetire  anti-sanscrit, 
c'(^st  ä  dire  ne  presentent  pas  des  groupes  mat^riellemeut  cod- 
traireB  ou  en  Opposition  avec  la  figure  generale  des  mots  sans- 
critH  ...  3)  Enfin,  (|ue  la  valeur  de  cette  dimifere  Observation 
est  d'autre  part  assez  considerableroent  diminuäe  par  le  fait 
<|ue  Mlle.  Smith  ne  se  lancc  gufere  dans  les  fonnes  des  syl- 
labes compliqudes  et  afifectionne  la  voyelle  a;  or  le  sanscrit  est 
une  langue  ou  la  proportion  des  a  par  rapport  aux  autres 
voyelles  est  k  peu  prfes  de  4  ä  1,  de  sorte  qu'on  ne  risque 
gu6re,  en  proncm^ant  trois  ou  quatre  syllabes  en  a,  de  ne 
pas  reneontrer  vaguement  un  mot  sanscrit".  Also  auch  hier 
ganz  dasselbe:  ein  "Ideal-Sanskrit"  wird  durch  Vokale  und 
ungefähre  Fügung  angestrebt,  instinktiv,  und  doch  mit  einem 
ähnlichen  Resultat,  v^ie  bei  dem  gelehrten  "Ideal-Romanisch"^ 
der  "Spracheriinder"  Fuchs  und  Volk.  Übrigens  ziehen  auch 
die  Kinder  das  a  dem  i  vor  (Lindner  Naturgarten  d.  Kinder- 
sprache S.  47).  —  Der  Aufsatz  von  V.  Henry  (Le  langage 
Martien:  Revue  de  ling.  et  de  philol.  comparee  Mare-Avril  1901) 
war  mir  nicht  zugänglich. 

2)  Auch  Dichter  geraten  in  einen  "schönen  Wahnsinn", 
in  dem  das  Material  der  gewöhnlichen  Rede  ihnen  so  wenig 
genügt  wie  der  Seherin  von  Prevorst.  Selbst  in  Frankreich,, 
dem  Land  der  festen  Tradition,  klagt  mau  über  die  Neolo- 
gismen der  jüngsten  Generation  (Doumic  Les  Jeunes  S.  50). 
Bei  uns  gehen  sie  über  „unmögliche  Wortbildungen"  weit  hin- 
aus und  versuchen  den  Gipfel  der  Poesie  in  lautsymbolischem 
Stammeln  zu  erreichen.  So  hat  W.  Schäfer  (Zwanzig  Deh- 
melschc  Gedichte)  als  l)esonders  charakteristisch  unter  R.  Deh- 
mcls  Gedichten  auch  das  "Trinklied"  (a.  a.  0.  S.  73)  ausge- 
wählt, in  dem  es  heisst: 

Singt  mir  das  Lied  vom  Tode  und  vom  Leben, 
dagloni  gleia  glühlala. 
Da«  Lautsyml)olische  ist  nicht  genügend  durchgearbeitet:    in 
"glühlala"   tritt    die    IJedeutuugsunterlage   zu    deutlich    hervor 
(in  der  nächsten  Strophe  die  Neubildung  "ein  Geglüh");  aber 


Künstliche  Sprachen, 


255- 


die  Absiivlit  bleibt  orkenntlit'li. 


Stärker  norb   yperieri  eilt 


Jüngster^  Alfred  M  o  ni  b  e  r  t,  mit  soielicn  Laiitverbindiiugen 
phantastischer  Art.  ''Aus  dem  (Jualm  der  Sprache  kehr  ich 
znrüi'k''j  sa^^t  er  selbst  einmal  lioehmütig.  Er  macht  die  ganze 
Sprache  zu  einer  Vorratskannner  lantsynibulischer  Yors;telliui- 
gen;  die  Worte  bedenteti  gar  nichts  Dichr^  die  Klänge  Alles. 
Umgeformte  "syllabisehe  3Ielodien*\  wie  sie  sich  Ptiehard 
Wagner  formte  braucht  er  nicht;  die  ttbliebeu  Redesttteke  selbst 
■  werden  zu  iihantastiscbcr  Wirkmig  aneinandergeschoben  nud 
gehäuft: 

Versinken  in  den  Nächten  des  sehwarzverhaiigenen  Ge- 

Lmachs  (*'Der  GltUiende"  S,  49). 
O  Sonnemittag,  da  icb  im  beiligcn  Seegewässer  ruhe. 
Ans  fernster  Zuknnft  tönt  die  goldne  llarfc  mir  herüber. 
Tritt  ein,  ti-itt  ein,  geöffnet  ist  das  Thor,  das  Thor,  das^ 
Thor  ("Die  Schöpfung"  S.  59), 
mag  das  schlankweg  ''Unsinn"  nennen;    wurzelverwandt 
ist  es  doch  mit  jenen  uralten  Verbuchen,  Unaussprechliches  zu 
artikulieren,  tue  dem  "s  i  n  n  1  o s  e  n  R e  fr  a  i  n''  der  Urzeit  seine 
BedeiUmig  verliehen  (vgb  darüber  Zs.  f.  vgl.  Lit.-Gesch.  1,  32  f,, 
Euphorien  5,  1  f.).     Und  auf  diese  "jucbbeissa"  und  "o  jerum'' 
greift  ja  anch  Dehmels  "daglnni  gleia  glüblala"  zurück.     Die 
Neuerer  selbst  werden  innncr  wieder  in  deu  Bann  der  Tradi- 
tion gezwungen, 

3)  Auch  die  ilärchenworte  hangen  dannt  aufs  engste 
zusammen.  Wie  eng  gerade  hier  nachahmende  Onomatopüie 
und  deutende  Symbolik  verschwistert  sind,  zeigt  z»  B,  die 
Mühlradsjirache  (J.  Grinmi  KL  Sehr.  7,  163  f.):  dem  Klappern 
der  Räder  wird  ein  bestimmter  Inhalt  beigelegt,  Weuj  bat 
nicht  schon  die  Eisenbahn  bestimmte  Melodien  vorgesungen, 
so  deutlich  im  Scliüttern  der  Wagen,  dass  er  jedes  Wort  zu 
hOren  glaubte?  Erst  wiederholt  man  sich  den  Klang,  dann 
werden  Worte  daraus.  So  gehen  in  den  Märehen  lautsymbo- 
lische Namen  wie  Rumpelstilzchen  (vgl.  dazu  Albr.  Weber 
Aphorismen  B,  19LH  S.  HJ)  ofler  in  den  Rätsebi  Klangbilder 
wie  Hira  Hara  in  die  Rede  über: 
Rururuuzeljabn, 

Wn  dick  18  di  de  Rmik  ufgahn  (Petsch  a.  a.  0,  S.  75, 
Vgl.  für  ähniiche  volkstümliche  Reduplikationen  Corr.-Bl,  des 
Ver,    f.   niederdeutsche  Sprachforschung  XXI  3  S.  35  Anin.) 


I 


556  R.  M.  Meyer, 

Wird  aber  das  Lautsymbolische  allein  festgehalten^  so  ent- 
steht nicht,  wie  sonst  (III,  1,  d)  eine  Bätselspraehe  mit  deut- 
schen Worten,  sondern  eine  Häufung  willkttriicher  Lantbilder: 

Nik  nak  noschen  nady, 

Nik  nak  noschen  nady, 

Nusch  nina  qua  (Ehrenfeld  Schulmärchen  S.  34), 
wobei  wieder  die  Hilfe  der  Allitteration  zu  beachten  ist. 

4)  Auch  bei  der  Zaubersprache  schwebt  ein  allge- 
meines Ideal  des  Märchenhaften,  Rätselhaften  vor,  das  aber 
dennoch  der  individuellen  Erfindung  Raum  lässt;  auch  die 
Sprache  ekstatischer  Momente  hat  daran  Anteil.  Da  haben 
wir  denn  all  die  lautsymbolischen  Hilfen  wieder:  die  Redu- 
plikation ("pu  pu  pu,  num  quam  ego  te  videam  per  parietem 
repere"  R.  Heim  Incantamenta  magica  graeca  latina  S.  92, 
N.  52);  die  ähnlich  wirkende  Anaphora  und  den  Reim: 

nee  parit  mula, 

nee  lapis  fert  lanam, 

nee  huic  morbo  caput  crescat, 

si  creverit  tabescat  (ebd.  S.  549). 
Da  sind  aber  auch  die  mystischen  Klänge  wilder,  an  die  ver- 
ständliche Sprache  nur  anklingender  Laute:  Trebio  potnia 
helapaho'  (ebd.  N.  198.  —  potnia  aus  dem  Griechischen  vgl. 
J.  Grimm  a.  a.  0.  S.  140);  gern  mit  Reim  und  Assonanz:  'Ar- 
gidam  marojidam  sturgidam*  (ebd.  N.  190;  vgl.  Wölfiflins  Deu- 
tung in  der  Anmerkung  und  allgem.  zur  Reduplikation  Wil- 
manns  Deutsche  Grammatik  2,  21  f.  (§  13),  Ich  verweise  nur 
auf  J.  Grimms  klassische  Abhandlung  (iber  Marcellns  Bur- 
digalensis  (Kl.  Sehr.  2,  114  f.). 

Sprachmischung  fehlt  auch  hier  nicht  (S.  149).  Ein  "alsi- 
afna  phereos"  (S.  141)  ist  trotz  aller  Erklärungen  wohl  einfach 
^'heiliger  Unsinn"  wie  das  berühmte  "sator  arepo  tenet  opera 
rotus",  das  man  wohl  umdrehn  —  aber  nicht  verstehen  kann; 
oder  wie  das  pompös  entstellte  Latein  der  Zauberformel  im 
Puppenspiel  "Docktor  Fausts  Leben"  (Forschungen  zur  neueren 
Lit.-Gesch.  Festgabe  für  R.  Heinzel  S.  251):  "Mephisto  im- 
pariat"  statt  "appareat"  u.  dgl.  m.  Ebenso  machte  eine  Tiroler 
Zauberformel  (Zs.  d.  Ver.  f.  Volksk.  9,  379)  den  Schluss  der 
Messe  unkenntlich :  "Ito,  ato,  Massa  — "  für  "Ite,  ite,  missa  — *'. 
Wie  noch  heut  solche  dunklen  Zauberklänge  wirken,  zeigt  die 


K  ü II stl i t! I H-  S p r a c  h eo . 


257 


I 
I 
I 


Oeseliiehte  der  berticlitigteii  "^Ivsterienformel"  K6t£  öjiTraH  bis 
auf  Lübeck  (vgL  Küehly  0.  Herrmaiin  8.  183  f,). 

Auch  aherglänbisdic  Kücksic^liteii  wie  bei  der  Tabusprachc 
der  Fiselier  iiDd  Jager  tin'i^Lreii  mit  wirken;  aber  die  Spekulatioii 
auf  ilic  Maelit  de»*  Klaugei«.  spielt  doeli  die  Hauptrolle,  üuu- 
^ekebrt  darf  luau  aber  bei  euphemi scheu  Unige>itaituiigea 
iüBbesondere  von  lieiligeu  Namen,  wie  sie  beim  Fluchen  iL  dgi. 
gang  und  gäbe  sindj  die  laiitsyudiolische  Hilfe  uiebt  ganz 
ttbersebeii.  Man  steuert  von  einem  Ijestimmteii  Wort  weg  — 
aber  meist  zugleicb  einem  beBtimniteii  Klang  zu.  Wenn  der 
Italiener  statt  "eorpu  di  Cristo''  "curpo  di  Baceu!*'  flueUtf  so 
wählt  er  gerade  diesen  Götzennauien,  weil  er  so  schön  schallt. 
"Hoeiis  poeus"  ist  wirksamer  als  "hoc  est  corpus",  schon  wxil 
es  reimt. 

Lautsymhülisches  Gefttld  spielt  bei  tleu  meisten  unerklär- 
lichen Wortbildimgen  mit.  Die  GrUnder  des  grOssten  deutschen 
Witzblattes  suchten  nach  einem  Namen  für  ihr  Kind.  Ein 
Glas  fiel  herunter  —  "kladderadatsch!",  rief  unwillktirlieb 
W.  Scholz.  Man  wählte  den  originellen  Namen  —  aber  sollte 
nicht  etwas  von  dem  gebeiumisvolleu  Klangzauher  mitgespro* 
chcu  haben,  der  später  den  Sozialisten  Bebcl  von  den»  bevor- 
»tehenden  'grossen  Kladderadatsch'*  sprechen  licssV  Das  Wort 
"felibre"  scheint  gar  keinen  8inn  zu  haben  (G.  Paris  Pen- 
seiirs  et  poetes  0,94);  es  wnrde  wegen  seines  eigentflmlicben 
Klanges  zum  Titelwort  der  neuen  provenzalischcn  8chrift- 
sprachc:  '11  etait  ncuf,  il  etait  sonore,  il  fouruissait  de  helles 
rimesj  il  fut  acclame  par  les  sept  convives  (vgl.  aber  auch 
Jeanroy  Romania  XXXIII  463  f.l 

Ein  hübsches  Ikispicl  für  Entstehung  und  Wirkung  sol- 
cher lau tsym bolischer  Gebikle  ist  das  Wort  *'Simulor''  (au» 
äiniili  und  frz.  or.  ?),  von  dem  Benno  Rüttenauer  (Heilige, 
Heidelberg  1895  S.  155)  erzählt.  Nicht  anders  wird  es  mit 
dem  neuerdings  yfl  gebrauchten  Wort  "jingo"  stehen,  das  aus 

■  einem  Thigeltangellied  stannut; 

■  We  do'nt  wairt  a  war,  but  —  by  Jingo!  —  if  we  do  — 
^^^  We  have  the  ships,  we  have  the  men,  we  bave  the  mo- 
^Ht  ney  too! 

Statt  des  üblichen  Euphemismus  ''by  Jove"  —  aus  der 
lateinischen  Schulbildung  von  Oxford  und  Cambridge!  —  ist  ein 
scharf  und  schneidig  klingendes  Phautasiewort  gewählt,    das 


I 


95« 


U.  M.  Meyer, 


I 
I 


Tortretflicb  tum  liilialt  ticr  Verse  passL  Ahiilieheu  Urspniug 
ficheint  das  iiiierkUtrliclie  Wort  'Tiocoeo''  zu  babeii;  vielleicht 
auch  das  trotz  Diels  (Elcmetituin  S,  99:  581  f/i  tmd  Reiter 
(2.  Jahresher,  (L  StaatsgyranasiumH  K;£rL  Weinberge  1899/ 19rH)) 
noch  niclit  mcher  gedeutete  "clementum". 

Auch  diese  Hcheiubar  ganz  willkürlichen,  gesetzlosen 
Spraehschclpfnngeii,  Zaubenvortc,  Euphemismen  u.  ilgl,  liaWn 
also  an  dem  genieiusauien  hiutsymljolischen  Gefühl^  das  Spre- 
cher iiiid  Hörer  verbindet,  ihren  Rllekhalt. 

5)    Wir  k<*nimen   zu   dem   letzten   und   wichtigsten  Fall: 
zu  der  iudividuenen  Spraeh^sebOpf  uug  au8  dem  laut- 
symboliscben  Gefühl  heraus.     Bei  den  Verzückten  wirkt 
ein  idealer  Sprachtypu8j  i*ci  den  Dichtern  eine  durch  ^ewii^se  , 
Schlagworte  (/'glühen"  bei  Dehmel;  ''dan  Thor"  bei  Moüibert) 
beherrschte  Stimmung;  bei  Märchen  und  Rätsel  der  beBtimmtej 
Zweck.     Jetzt  hallen  wir  Fälle  zu  Ijcsprechen»    in    denen   die 
Sprachschripfung  scheinbar  vrdlig  nnbeengt   und  frei  vorgelm^ 
kann.  fl 

Jeder  Mensch  ist  für  den  Klang  dunkler  unvei'ständlieher 
Laute  empfäugliclu  Auf  die  Wirkung  des  Latein  bei  der 
Messe^  des  Hebräischen  beim  Gotte^^dienst  (vgl.  I,  2,  c,  a  tmd 
I,  3)  ist  oft  hingewiesen  worden.  Ebenso  hat  man  öfters  Bei- 
spiele angeführt  für  die  Macht,  mit  der  entstellte  oder  falsch 
aufgetasste  Worte  auf  die  Vorstellung  wirken.  So  erzählt 
V.  Klocden  in  seinen  Jugenderinnernngen  (S.  73),  dass  er  sich 
au^  dem  Verse 

Bis  der  Tod,  der  Alles  raubt  — ^ 
einen  Beinamen  ftir  den  Tod  gebildet  habe:  "der  Tod,  der 
Rallesraiib'\  was  ihm  huehst  fürchterlich  klang;  Am  stärksten 
wirken  snlehe  Klänge  natürlich  auf  Naturen^  die  auch  sionst 
für  Lautsyrabolik  besonders  empfänglich  sind.  Bekannt  ist 
ein  an  Kloedens  Fall  erinnernder  aus  der  ,Iugend  von  K.  Ph. 
Moritz;  es  hies^  in  einem  Lied  ''hüll'j  o  schone  Sonne"  — 
und  daraus  machte  er  sich  einen  romantischen  Beinamen  der 
Sonne  zurecht:  "Hylo,  schöne  Sonne".  Er  war  aber  auch  sonst 
für  Klangcindrücke  besonders  emptänglich,  Itildete  sich  aus  Höhe 
und  Tiefe  der  Vokale  sofort  Bilder  ("Hannover"  von  hellem  und 
lichtem  Anschn,  'Taris '  voll  beller  weisslicher  Häuser:  AntoQ 
Reiser  Deutsche  Lit.  Denkm.  d,  IH.  u,  19.  Jhd.  23,  S.  46)i 
hatte  von  Worten  wie  "Heben"  (nd,  für  Himmel),  "Höhen  der 


t 
I 


Küustlii-he  Spracliun. 


259 


\enmii!V\  'Tiiterjoehung:''  (cIkI.  S.  81 — iS4)  eine  ^kwi  kurper' 
liehe  Aüscijaumig,  und  weil  Bein  Lehrer  *Viiigiilaiiter'\  plii- 
riiliter"  auf  der  vorletzten  tSillje  lietoute,  wurden  es  ihm  gleich 
Volker  wie  die  Amoriter  mid  JeUusiter  uS.  3r>i.  —  (i.  Chr.  Lieli- 
teiiherir  bemerkt:  ^Despaviladera  ijeis^st  eine  Lit;ljti>ntze  auf  Spa- 
lnii^eh.  Mail  sollte  irlaiiben,  es  hiesse  weiiigrstens  ein  Kaiser- 
lieher  GeneralfcldinarseballlieuteiuiDt"  (vSeliriiten  1,32B).  Aber 
er  war  aiieli  sonst  auf  die  Pliysiognoniik  der  Laute  sehr  auf- 
Bierksatii^  sammelte  onimiatopoetiHehe  Worte,  die  ihm  "eine  Art 
Bilderschrift  für  das  Obr  *  er«;af»eii  (ehd,  S.  318)^  bildete  sieb 
aus  Naebritditen  über  den  General  Lee  und  dem  doppelten  e 
seines  Namens  ein  eigejittlndieli  yaisanmiengesetztes  Bibl  van 
ihm  nnd  ?uebte  sieb  einen  Naebtwäehter  naeb  seinem  Gesang 
zu  zeiebneu.  —  Fr.Tb.Viseher,  der  in  ''Auch  Einel*'*  das  "teteni" 
des  Gesaugbnebverses  "wer  mit  verbartetem  fTcuiüte''  zu  hn- 
moristiseher  Unsterbliehkeit  gehraebt  bat,  achtet  aueli  auf  die 
Symbolik  d^r  Tierspraehe  und  vergleicht  sie  mit  der  menseh- 
iieben  GebärdenBpraehe  (Ancb  Einer  2,  293).  —  Indess,  die 
Grundlage  ist  doch  allgemein  mensehliciL  Schon  die  Kinder 
sind  «rlüeklicb,  wenn  t^ie  iniverstäiKiliehe  Klänge  von  einem 
gewissen  syntfioliscben  Reiz  der  Lautfarben  und  des  Rhythmus 
•unanfborlieb  wiedertiolen  dürfen,  ''talille,  taiillCj  talill6"  (Groos 
Die  Spiele  der  Menschen  8.  42)  oder,  mit  Keim  (wie  so  oft 
in  künstlichen  Sprachen):  "Enmia-Bemnia"  (ehd.S.  4(>),  Auch 
hier  entstellt,  wie  bei  Mombert,  Sinnlosigkeit  durch  Haften 
üni  Klang: 

Naseweis  vom  Wasser  weg, 
Welebes  da  liegt  noch  mehr  Dreck  (ebd,  S.  47)* 
kein  einfach  verständlielier  Sinn  vorliegt,  erb5ht  gerade 
leö  Reiz:    das  ist  elien  etw^as  anderes  als  was  wir  alle  Tage 
reden! 
I  a)  Die  allgemeinste  und  kaum  irgendwo  zu  vermeidende 

'  Art,  Spraehstoft'  zu  erfinden,  ist  die  |)  o  e  t  i  s  e  h  e  Namen- 
gebuug.  Das  Allgemeinste  ist  auch  hier  bekannt:  wie  früher 
anisagende  Namen  (besondei'^i!  in  Roman  und  Lustspiel)  die 
Person  etikettieren:  Herr  v.  Edelreich,  Herr  v,  Mildbeim;  wie 
dann  allmähticb  eine  Emanzipation  beginnt,  indem  man  fremde 
(iranzösische  oder  englisebe)  Namen  übernimmt,  zum  Teil  noch 
bedeutungsvolle,  die  nnn  aber  nur  noeb  lantsyniboliseb  wirken 
<''Wom8lmter"  aus  dem   Englischen  für  Lessings  ^'Misogyn"); 


260  R.  M.  Meyer, 

bis  sich  allmählich  der  nur  durch  seine  Klangwirkung  diskret 
auf  die  Natur  der  Person  vorbereitende  "bedeutungslose"  Name 
durchsetzt.  Natürlich  hat  aber  der  lautsymbolische  Name  auch 
viel  früher  nie  ganz  gefehlt.  Ich  erinnere  hier  nur  an  die 
komischen  Namen,  die  Weinhold  (a.  a.  0.  S.  10  f.)  ans  alt- 
deutscheu  Schauspielen  zusammenstellt  und  von  denen  er  aus- 
drücklich bemerkt:  "ein  innerer  Grund,  weshalb  manche  Na- 
men niedrig  und  lächerlich  sein  sollten,  war  nicht  vorhanden; 
der  Klang  allein  wirkte,  weil  bei  dem  Klange  an  die  gewöhn- 
lichen Inhaber  der  Namen  gedacht  ward"  (S.  12)  und,  setzen 
wir  hinzu,  weil  er  an  sich  oft  schon  den  Eindruck  des  Plum- 
pen, ünbehilflichen  macht:  Gundelwein,  Gumpolt,  Gumprecht 
gegenüber  Gawein  und  Parsifal !  Ist  einmal  ein  bezeichnender 
Name  gefunden,  so  hält  man  ihn  gern  fest:  "Wilhelm**  bleibt 
von  Bürger  über  Goethe  bis  zu  Heine  der  Name  für  einen 
treuen  Liebhaber,  "Leonore"  für  die  Geliebte  (Enphorion  4, 
488).  Auch  kehrt  der  gleiche  Name  bei  demselben  Autor 
öfter  wieder:  das  Paar  Wilhelm  und  Marianne  aus  Goethes 
"Geschwistern"  in  den  "Lehrjahren"  u.  dgl.  m.  Dass  die  Na- 
mengel)ung  keine  nebensächliche  Angelegenheit  ist,  haben 
Autoren  wie  Freytag  hervorgehoben  (vgl.  in  meiner  "Gesch. 
der  deutschen  Lit.  im  19.  Jhd."  S.  431).  Näheres  Eingehen 
nmss  ich  mir  aber  für  eine  SpezialStudie  versparen. 

Dass  die  Namen  aus  der  Vorstellung  des  Autors  von 
seiner  Person  genommen  sind  und  sie  in  dem  Hörer  oder  Leser 
wieder  erwecken  wollen,  ist  klar;  sie  sind  durchaus  lautsym- 
bolische Erfindungen. 

Auch  bei  der  "bürgerlichen"  Namengebung  spielt  das 
lautsymbolische  Gefühl  keine  geringe  Rolle;  der  vorschwebende 
Typus  des  zukünftigen  Mädchen  oder  der  zukünftigen  Frau 
soll  oft  durch  "Rosa"  oder  "Gretchen"  oder  "Irene"  angedeutet 
werden,  auch  wo  die  ursprüngliche  Bedeutung  des  Namens 
nicht  mehr  gekannt  wird.  Hier  handelt  es  sich  aber  nur  um 
Wahl,  nicht  um  Erfindung  von  Namen;  oder  wo  doch  Namen 
erfunden  werden,  gelten  einfach  die  Prinzipien  der  poetischen 
Namengebung. 

Besonders  stark  kommt  die  Bedeutung  des  lantsymbo- 
lischen  Gefühls  für  die  Namengebung  in  der  Namenveräu- 
derung  zum  Ausdruck.  Hans  v.  Kahlenberg  führt  in  ihrem 
schreckliehen  Roman  "Die  Sembritzkys"  den  Bildhauer  Rein- 


Künstliche  Sprachen, 


261 


I 


hold  Beg^as  ciu;  da  heilst  er  Arnold  Wi^aDd.  Die  GruiMlziige 
des  Namens  sind  gewalirt,  er  i^t  aber  znui  Wiiikelried  hin 
gesteuert.  Gabriele  ßeiiter  sieht  ihre  litterariBche  Mitschwester 
Helene  Bühlau  vüy  allein  in  der  lieleiiehtunti^  der  nnrahigen, 
wüldendeu  Naüir;  tleshalb  entstellt  sie  (in  "Frau  Hdrgelin  ttnd 
ihre  Söhne*')  den  Nanjen  zu  Mia  Wöhler.  Eio  "Aloys''  der 
Wirklichkeit  wird  znm  poetischen  Jüngling  "Dionys"  nsw. 

Auch  hei  der  wis^ensehaftlieheii  Nanieiig:el)iui^  wirkt 
übrigens  das  lantsymbolisehe  Gefühl  mit*  Wenn  Oken  zniii 
8pott  Goethes  (Gedieht e  lienipel  3,  203)  für  das  natürliche 
System  der  Ene  neue  Worte  von  allen  Seiten  zusammenholte: 
**Hakle'*  aus  Galixien,  "Malme"  ans  Schweden,  "Oelfe"  aus  Cn- 
garn  zu  dem  allen  deutschen  "Flinz",  so  hat  gewiss  der  Klang 
dieser  verschiedenen  einsilbigen  oder  erst  einsilbig  ;;eniachten 
Worte  ihn  mitliestinnnt:  "Gelfe''  halbgediegene  Ei-ze,  "Malme** 
(nach  Goethes  Vers)  'gut  durebgesotten".  —  Nicht  minder  wird 
bei  der  geographischen  Nanienverleihung  solch  Gefühl  mitge- 
spielt haben. 

b)  Ein  ähnlicher  Fall  ist  der  der  Angabe  erfundener 
Zahlen^  der  in  der  Dichtung  natürlich  recht  ol't  begegnet. 
Hier  ist  nun  wichtig,  dass  durchweg  ungerade  Zahlen  vor- 
gezogen werden  —  eine  Bemerkung,  die  schon  Fencbterslehen 
(Werke  3,  210)  gemacht  hat,  Sie  hat  sieh  mir  beim  Aufmer- 
ken durchaus  bestätigt.  Die  Lieblings/ahlen  von  Lindners 
Sohn  (Ans  dem  Naturgarten  der  Kindersprache  S.  81)  waren 
3,  7,  9  oder  3,  T,  H  (vgl*  ebd.  S.  8H).  Und  unser  Matheniatik- 
lehrer  in  der  Schule  verwandte  als  beliebige  bestinnnte  Zahl 
ganz  regelmässig  17.  Überhaupt  ist  7  besonders  als  Endzahl 
beliebt;  z.B.  bei  Out/.kow  (Werke  1,251)  2Ö7,  ein  andermal 
mit  Hervorhebung  des  Typifichen  (9,  161)  37:  "Fragt  man  den 
grossen  Mathematiker  nach  der  Uhr,  so  antwortet  er:  37^  weil 
er  nändich  etwas  ganz  anderes  verstanden  hat".  Auch  Tieck 
in  der  Novelle  "Die  Vogelscheuche"  (Novellen  11,  194)  lässt 
eine  Person,  als  eine  Frist  verabredet  werden  sollj  ausrufen: 
"[mmer  ungleiche  Zahlen!  drei  oder  fünf!"  Das  erinnert  daran^ 
dass  auch  in  der  Poesie  der  Alten  die  ungleichen  Zahlen,  mit 
Ausnahme  der  Zweizahl,  tiberwiegen  (vgl.  meine  "Altgerm. 
Poesie*'  S.  82  i\)  und  dass  die  heiligen  Zahlen  fast  diirch- 
w^eg  ungerade  sind:  3,  7,  9;  die  chri.stliche  Zwölfzahl  hat 
historische  Begründung.    —    Ich  kann  nur  auch  das  nur  ans 

iDdogennuiifiche  Forschungen  XII  S  a.  4.  ||} 


262 


R.  M  Mtyer, 


I 


dem  lautsymbolischen  oder  wenn  man  liier  b(»  mgen  darf 
«ymboliselicn  Oefüfil  erkläreik  Die  ungerade  Zahl  »cheint 
freier^  willküilielier,  während  die  ^^enide  durch  die  Voi-stellung 
der  Teilbarkeit  in  zwei  gleiche  Hälften  sofcirt  die  Idee  emcr 
gcvvisBeu  Uegelmässigkeit  erweckt.  Ferner  aber  sind  im  gewöhn- 
liehen  Leben  gerade  Zahlen  häutiger  aln  ungerade  (ausser  5)  — 
weil  man  runde  Zaiilen  atistrebt  —  und  unter  den  ungeraden 
ist  die  7  verhältnismässig  selten:  5  wird  durch  das  Dezimal- 
system, 3  durch  seine  Kleiulicil  lifter  gehraucht;  9  aber  w^irkt 
als  3  mal  3  wieder  zu  regelmässig*  Das  mag  es  bewirken,  dsm 
gerade  die  7  als  ''ungewulmliebsle  ZahT'  in  erlundenen  Zahl- 
angaV»en  gern  an  tias  Ende  rückt,  das  ja  die  Zald  vor  allem 
charakterisiert.  Die  Siebenzahl  der  Woche  ist  ihr  nicht  hio* 
derlich:  teils  trennen  wir  den  Homitag  von  den  sechs  Wricheih 
tagen,  teils  sagen  wir  ''in  acht  Tagen*'  u.  dgl. 

Hei  grösseren  Zahlen  tritt  eine  andere  merkwürdige  Er* 
scheinung  ein.  Gutzkow  (a.  a.  O,  8.  .-J4o)  sagt  (in  dem  ibm 
eigenen  wilden  Stil):  "Meine  Zöglinge  sollen  nicht  sagen:  um 
nunierus  suninuis:  wir  sind  der  3,  HHl^  221  im  Volke  .  .  /' 
Hier  fallt  die  Periodizität  auf:  die  beiden  letzten  (Truppen 
beginnen  mit  zwei  gleichen  Zahlen  und  enden  mit  L  Es  ist 
ja  bekannl^  wie  schwer  es  ist,  bei  willkllrlicher  Erlindung  von 
Zahlen  die  [»eriodische  Wiederkehr  der  gleichen  Ziflier  nament- 
lich au  betonter  Stelle  zu  vermeiden.  Geht  es  doch  bei  andern 
Lauten  älmlich.  Immermann  hat  im  "MUnchhausen"  aneh 
Humboldt  parodiert  und  s|)eziell  im  Anfang  (wie  ich  Euph«»- 
riou  3,  431  f.  gezeigt  habe)  eine  Stelle  aus  den  '"Reisen  in  die 
Äquinoktialgegenden' \  Hier  parodiert  er  nun  auch  die  aben- 
teuerlichen Indianernamen  und  ertindet  in  ilircr  Art  das  Ge--_ 
biet  ApapunneasiijUttntschehiquisaqua  (in  Kochs  Ausgabe  l,7)i^| 
Man  sieht»  wie  bald  er  hier  in  das  Pcriodiscbe  fällt!  Apa — 
purin^ — casi  wird  (wie  in  Gutzkows  Zahl  ^lie  .^)  vorangescbickt^ 
selbst  schon  mit  Allitteration  und  Wiederkehr  der  gleichen 
Vokale.  Dann  folgt  quinitsch,  daraus  wird  durch  ungefähre 
Umstellung  cliitiui  gewonnen,  und  nun  folgt  mit  Wiederkehr 
des  anlautenden  qu  der  Sehlusssilbe  saijua.  —  Ebcnsf»  z.  R 
in  dem  Refrain  des  bekaniden  Lietlchens  Auf  einem  Baum  ein 
Finke  —  sinisala  dusala  dasula  dum  — , 

c)    Doch  dannt  sind  wir  schon  bei  den  er fun denen 
W orten    oder   S  p  r  a  c  h  s  t  tl  c  k  e  n    angelangt.     Ich    gebe 


I 


f 


Künstliche  Sprachen.  265 

€ine  kleine  Blütenlese,  wieder  aus  vei^chietlenen  Zeiten  {Wohl 
die  reichhaltigste  "Sprachenparade"  in  wirklichen  und  erfun- 
denen 8j>rachBtüeken  bringt  Rabelais  im  Pantagrnel  Btieh  II 
Kap.  IX,  in  Gelbckes  Cbei^setztiiig  1  S.  213f.;  ein  Stückehen 
"Mezzofantiasis",  das  sogar  zu  einer  biographiseheu  Legende 
geftlbrt  hat  vgl.  a.  a.  0.  S.  H.  ~  Über  da«  Englist^h  Pauur^r» 
Lady  Blenuerbasset  in  der  Deutsehen  Runds^iehau  Mai  19tMj 
8,280  Anui,:  es  liegt  wühl  eine  lantsymboliscbe  Vergruberung 
der  sehicebt  verstandenen  Nachbar-  und  Feindcsspraehe  vor), 

a)  1669  GrimnieUhanscuH  Siniplicissinius  (AuBg.  von 
K,  Kögel)  S,  505,  Bahlandern  schreibt  dem  Hehlen  Worte  auf, 
die  ihm  ganz  teuflisch  vorkmnmeu  (8,  506):  '^iManota,  gilos, 
tiiiadt  isaser^  sale,  lacoli^  salet,  cnni  nacob  idit  dadele  neuw 
ide  eges  Eli  ncme"  nsw.  Ofieubare  biblische  Anklänge:  der 
Name  Gilead  ist  in  gil-os  und  tini-ad  benutzt,  isaser  =  Issacbarj 
lacob  und  naeoh  aus  Jacob,  Eli  aus  der  Bifiel  übernunimen. 
Nachher  werden  Gog  nnd  Magog  benutzt:  uego  gag  editor 
goga.  Dazwischen  lateinische  Worte:  editor,  elimitat,  alijs, 
^issis,  oder  Anlehnungen  an  solelie:  ononer  (zweimal  i  zu  honor, 
lamen  zu  solamenj  retoran  zu  rhetorcuL  Endlich  orientalische 
Klänge:  amu  salif,  und  italienische:  rimirsi*  Starke  Neigung 
'znr  Reduplikation:  ononor,  ossossou,  und  zur  Keduplikati^n : 
isaser^  negogag,  nancg.  Wenn  mehrmals  der  gleiche  Auslaut 
folgt,  schwebt  wohl  lat.  Substantiv  mit  Adjekt*  vor:  aguot 
regnot;  und  Formen  wie  eledid,  sodaled,  saladid  oder  tolos- 
labaSt  timinitur,  elinutat  erwecken  die  dentüchc  Erinnerung 
nn  lateinische  Verbalfmiuen* 

Besonders  charakteristisch  ist  aber,  dass  wieder  eine  Art 
Vokalbarmonie  besteht.  Auf  i  folgt  gern  eine  Silbe  mit  o:  gi- 
los,  vlidun;  oder  zwei  mit  a  und  eineui  kurzen  Vokal:  ritatan, 
ilanien,  elimitat;  äbnlicli  diledi.  a  und  o  stehen  gern  bei  ein- 
ander: manota,  laeob,  nacob^  cnnmalan,  negagag,  goga,  so- 
daled,  retoran,  ronf>daw,  agnot,  eelotat,  tolostabas  oronatat, 
bagoge,  hananor*  Dies  sind  überhaupt  die  Lieblingsvokale. 
e  steht  fast  nnr  in  der  Nähe  von  i,  und  dann  gern  verdoppelt: 
Eli,  desi,  editor,  inadeli  esiolen,  vilede.  Kurz,  eine  gewisse 
teste  Verknüpfung  bestinmiter  Laute  mit  andern  Imt  sich  un- 
willkürlich auch  hier  eingestellt, 

ßj  1780  Holbergs  Niels  Klim  (deutsehe  Übersetzung)  an 
vielen  Stellen.    So  (S.  60)  Spik  au  tri.  Flak.  Skak.  mak.  Talu 


264 


H.  M.  Meyer. 


Mihalatri  Silak  —  alles  auf  Reim.  Oder  (S.  132)  Kaki  im* 
Dasca  qui  honotti  miriac  Jaclm  mesiuibria  laphaui  Ornkia  Ma- 
naskar  Quehriae  knisiiiKlora  (mit  Übersetziiog):  wie  das  Vorige 
besouders  dureb  den  Vokal  a  und  den  Konsanaut  k  eliarak- 
terisiert.  (S.  153)  Raki  spalaki  (du  ondankbaver  Hund)  ebens/i^ 
mit  Reim  Hüb^(*b  Jeni  Pickel  Salim  (S,  362—63),  aus  Jem- 
saleiu  ^ebiUlet  und  de.shallj  auch  so  —  missverstanden.  Ein 
lautfiyinboliscber  8eberz  S.  235:  Kakidoran  wird  unter  dem 
Namen  Kikidoran  in  deji  Adelstaiid  erhoben:  der  höhere  Vokal 
vertritt  den  höheren  Kaiig. 

T)  1177  AsrauB  Claudias  Nachricht  von  meiner  Audienz 
heim  Kayscr  von  Japan  <  Werke  3,  74  f.,  spec«  S.  82  f,  i.  Be- 
ginnt: Lima  Neli  Hasehiiin  WaNsehboh  ""Ich  habe  die  Ehre 
Ew.  Majestät  den  Sieur  Asunis  aus  Wandsbeck  unterthäni^t 
zu  präsentieren".  So  geht  es  weiter;  z.  B*  Mui  PiaNeti  "Ich 
habe  von  Natur  einen  besondern  Respekt  für  die  Potentaten» 
die  weit  weg  sind".  Gern  abhaltende  WiederboUing:  Tamiba 
Temibu;  NipoNpi;  oder  andere  Formen  der  Wiederholung: 
SchemiNa  — SebennNt(>;  Nipo  — Nipcl;  Kipulxo,  Daneheu  Eut- 
stellungen:  Hasebmn  soll  Asnms,  WaNschbok  Wandsheck  be- 
deuten. Anklän^i'C  an  asiatische  Sprachen;  Bevorzugnnj^  von 
ej  i  und  p.  Von  allen  erfundenen  Sprachstiicken,  die  ich 
kenuCj  klingt  dies  am  unwahrscheinlichsten,  da«  heisst  ^m 
eigentlich:  am  wahrscheiidichsten. 

b)  ?  G.  Chr.  Lichtenberg  Lorenz  Eschenheimer»  em 
ptindsame  Reise  nach  l^apula  (Werke  2,  199  f.)»  Jedenfalls 
die  geistreichste  Anwendung,  die  je  von  der  Idee  künstlicher 
Sprachen  gemacht  ist,  Lichtenberg  legt  Swifts  Erfindung  der 
Insel  Laputa  zu  Grunde  und  erinnert  daran,  dass  in  Gulliver» 
Reisen  der  Hof  von  Balnibarbi  (Allitteration,  Assonanz,  Reim 
und  nochmals  Stabreim!)  auf  der  fliegenden  Insel  wohnt.  Die 
gleiche  Sprache  wird  nun  oben  in  Laputa  und  unten  in  Balui* 
barbi  verschieden  angew^andt;  der  Exponent  *  bedeutet  die 
"unfeine  Meinung",  z.  B.  niolom  *'ein  Gelehrter",  moloni  *  "ein 
Scbwätzer".  Ebenso  bedeutet  ein  Wurzelzeichen  moralisie- 
rende Anwendung:  zomu  "ein  Bär"  rxomn  "ein  Kritikus".. • 
Die  von  Lichtenberg  erfundenen  wenigen  Worte  sind  alle  direkt 
lautsymboliseh :  tzoc  "sich  mit  Gewalt  zum  Brechen  zwingen", 
lull  "Lehensart",  niolom  *'Gelehrter"- 

e)    1819  E,  Tb.  A.  Hoff  mann  Brief    (Nachgelasseüe 


I 


Künstliche  Sprache«. 


265 


Selirirteo  '2/^1):  ''adiliti  aiuico  poriehissiino  tempo  tiiiito  ijucsk) 
di  reiii  de  la  fuieca'*.  "Abschiedsworte'',  bemerkt  der  Heraaa- 
geher.  —  "willkürlich  zwsamuiCDgestellte  und  korrupt  (oft  aus 
den  vcrscliicdensten  Sprachen^  ja  aiiK  eigen  geschaffenen)  zu- 
sanuiiengefügte  —  die  wir  in  Übermut lii*?er  Weinlanne  bei 
unserem  Vaneinanderg:ehen  Nachts  inis  zuziirnfen  pflcfirten.  — 
Hüffmano  niyslificiertc  durcdi  sojtiie  au  niieli  gertditete  kauder- 
welsebe  Spractie  gar  zu  gern  diesen  und  jenen  1»ornierten  und 
sprachunkinuligen  Tieehuachbar'\  Uoil  Gri^ebach  sagt  in  meiner 
Ausgabe  (I,  LXXXI):  "Das  kauderwelscltc  Italienisch  am 
8ehluss  des  Briefes  ist  eine  Bamberger  Remiuiseenz'*,  —  Das 
Beisijiel  ht  sehr  hhbscb.  Aus  ricbtigem  Italienisch  geht  es 
in  itahenisch  klingenden  Uni^inn  über,  und  kehrt  dann  zu 
sinnloser  A'erbiuduug  itatieuiseher  Worte  zurück.  Also  dreierlei: 
italienische  Worte  in  richtiger  Verwendung  —  in  falscher  Ver- 
wendung —  italienisch  klingende  Worte  (porichissimo). 

l)  Börne  Pariser  Briefe  5.  Jan.  183i?  (Ges.  Schriften 
*  Hamburg  und  Fraukt'itrta.M.  1862;  X  141):  "Soli  Brauz,  Renseo 
riani  vornm  catiliis,  pressar  littotas  mussiea  plissos,  vorissilo 
caruss  ab  itaius.  OsV  pervens  politan"  nsw.  Lateinischer 
Orundtypus:  voruni  wie  vestronini,  eatibis  wie  ibis  n,  dgl.; 
Einmischung  von  Lieblingsworten:  "Pana'\  '"Presse".  Dazu 
Allitteratiou  und  gute  Cartenzcn,  "pervens  politan"* 

r|)  1846  Adolf  G  a  s  s  b  r  e  n  n  e  r  Neuer  Reineke  Fuchs 
(S.  202): 
1^  Und  als  ihr  Führer  schrie:  eki,  eki! 

PrzHkmovothrnmin  ssoo  riuthf  i—i!  —  ... 
Groteske  Wirkimg  durch  Konsonantenhiiufuug  erstrebt.     Zwei- 
naalige  Verdop]iehiug,    Am  Schluss  (wie  liei  Immermann  in  der 
Parodie   der  "inneru  Sprache*')  ein  8chinii)fwort  in  entstellter 
Form.  — 

Beispiele  kindlicher  S])racljscböpfung  aus  dem  lautsyni* 
holischen  Gefühl  gibt  Rcsesnitzek  Ent Wickelung  der  Kinder- 
Sprache  S*  17. 

Blicken  wir  zurück,  so  sehen  wir,  wie  eng  selbst  hier 
die  Spracherfinduug  eingeschränkt  ist.     Sie  wird  eingeengt 

1)  von  aussen  lier 

a)  durch  Anlehnung  an  bestimnite  gegebene  Sprachformeu, 
\'or  allem  die  eigene  Sprache,  aber  auch  einflussreiche  fremde 
wie  besonders  das  Latein; 


26« 


K.  M.  Mever, 


l>)  diireli  die  Tradition  analoger  Erfind iingen  selbst.   Diesel 
zeigt  öic'li  besonders  milelitig  in  den   poliHsrlien  Utopien,   vonj 
denen  das^  Biiehlein  "Schlanitfia  pulitiea"  (1892)  eine  htlbsehe  An- 
zahl iL^esamnielt  hat.    Znnäebst  ist  schon  das  Tradition,  das»  die^ 
"Staatsroniane"  ohne  ertiindene  Sprache  oder  doch  ohne  phm- 
tastische  Namen  gar  nicht  auskommen.     Aber  auch  inbaltlieh 
zeigen    diese   laiitsymbolisehen    Sprachen  Verwancltsebaft.     In^ 
Thomas  Mo  ms  Utopie  heisst  es  (a.  a.  0*  S.  54):  ütopo^^  iuiH 
loecas  penhi  ehamapolta  chaniaan.    Allitteration  ndt  p,  Wieder- 
hohmg  (ehama-),  Anlehiniiig  an  Griechiscdi  (gynuiosophcr:  he  alt  i 
Artikel)  und  Hebräistdi  (ehamaan  vgl.  Kanaan;  ehamapolta  wieJ 
liebr.  Verbalfornien).    Auch  erfindet  er  ein  verschnörkeltes  Al-I 
phabet,  wie  die  hl.  Hildegard,  da^  z.  T.  stark  an  unsere  Runen] 
erinnert.    Vaira^sc,  der  Verf.  der  Oeschichtc  Sevaranibicni-| 
(S,  139  t)  gibt  eine  ganze  Grammatik;    ein  Sprachstllck  dar*i 
ans,  ein  Gebet  lautet  (S.   143):    Knodini  bas  Ospamonstas  Sa- 
motradas  Kamedumas  Karpaneniphas  usw.:  Allitteration  mit  K^ 
Wiederholnng  (Käme-;  auslautendes  -bas),    Anlelinnng  an  Ln-fl 
tein  (Proötram  ])rostanias  zu  prostra-vcvnnt  n.  dgK    ''Der  Staat 
von  Felicien"  (S.  221)  hat  Inschriften  wie  (S.  229)  ''Monarkol 
frei  durch  seine  Ketten":  Anlehnung  an  griech.  laövapxoc.    In 
Cabets  Reise  nach  Ikarien  (S.  241  f.),  in  unsenn  Jahrhundert» 
Namen  wie  Lix  dox  (S.  253)  mit  Wiederholung  dci^  Anslauta^^ 
Sogar  Canipanella  macht  <8,  77)  die  drei  Worte  potest^ii 
sapientia,  amor  zw  den  Titeln  Pon,  Lin,  Mor  zurcebt:  gleiche 
Endkonsonant  von  a  und  h,  gleicher  Vokal  von  a  und  c,  was 
leicht  zu  vermeiden  war,  wenn  man  es  nicht  erstrebte!  —  Morns 
hat  auf  zahlreiclje  Nachfolger  gewirkt,   Swift  auf  Holberg  {i 
a.  0.  S.  192),  auf  Robert  Pultock^   der  die  genialen  lantsjta* 
bolischen  Namen  der  Reise  Gullivers  grotesk  karikierte  (Fürstl 
Die  Vorläufer  der  deutschen  Novelle  S.  97).     Sie  haben  aach 
die  Art  der  Lautsyndiolik  beeinflusst:  eine  feierliche,  in  langen 
Worten  schwelgende  Sprache  für  Inschriften  und  Gebete,  gern 
eine  knappe,  eingewirkt  ndt  Liquiden  abseljüessende  fltr  Titel; 
Anlehnung  an  die  gelehrten  Spraehen,  viel  Wiederholung,  kein 
EndreiuL 

2)  von  innen  her  ■ 

a)  durch  einen  fast  überall  mehr  oder  weniger  best i mint 
vorschwebenden  Idealtypus  der  Feierlichkeit,  der  Harmonie 
(bei  Morus)  oder  wie  sonst; 


'herH 
ns 

"^ 

rstV 


Küu&tliehe  Sprachen. 


267 


_    cinz 

I 


I 


I 


I 


b)  durch  die  niitUrliche  Neigung  des  Menschen,  es  sieh 
beqaem  zi\  machen  und  die  unwillkürliche  Naeligiebife^keit 
^e^^reu  hestimmtej  im  Anfang  aufgetauchte  Wortbilder,  ja  sogar 
einzelne  stark  Ijervortrctentlc  Laute  (die  Vokale  a  und  o,  die 
Konsonanten  p  und  k  bevoraugt)» 

So  können  wir  uns  nicht  wundern,  wenn  dieselben  Khinge 

r  Jahrhunderte  wiederkehren.    Des  Xorus  'maglnmi'  (Ausg. 

der  Ulopia  von  iMtcbels  u.  Ziegler  Lat.  Litt,  Denkmäler  11,2) 

erinnert   an    R.  Dehniels   'dagloni',    auf    das    des    Engländers 

Schlusswort  'pagloni'  sogar  reimt  (vgL  o»  8.  252  zu  inj;-do]on). 

Wie  gehnuden  der  Mensch  ist,  zeigt  sich  gerade,  wenn 
er  80  recht  ungebunden  sein  wilL  Die  ersonnenen  Sprachen 
Hessen  sieh  recht  wohl  zu  psychologischen  Ausmessungen  der 
menschlichen  Lantphantasie  benutzen,  die  vielleicht  auf  den 
Spielraum  der  Phantasie  tlberhaupt  Schlüsse  zulassen  würden. 

Zu  beachten  ist  auch  ein  negat  i  ver  Fak  t  or.  Fast 
durchweg  gehn  die  Spracherflndcr  der  Versuchung  aus  dem  Weg, 
einheimisches  Material  zur  Cnverständlichkeit  auseinanderzn- 
zerren.  Das  geschieht  fast  nur  in  humoristiselicr  Absicht  mit 
Schimpfworten  riausibeesf  bei  Itnmermaun,  'rinthf  —  i-^i'  bei 
Glassbrenner),  Cnd  doch  liegt  auch  das  auf  dem  Wege,  wie 
jene  Beispiele  von  'llylo'  und  'Rallcsraub*  zeigen  oder  die 
"sinnlose  Volksetymologie"  des  Mädchens,  das  die  Liedworte 
"nie  kann  ohne  Wonne"  Jahre  hindurch  als  "nie  kanone- 
wonne"  appercipirte  f  Grofjs  Spiele  der  Menschen  S.  25).  Aber 
man  fürchtete  wohl,  der  Alltagsrede  zu  nahezu  kommen,  viel- 
leicht auch  das  Gelieimnis  zu  verraten.  (Ich  erinnere  auch 
an  die  bekannten  '"Rätselhaften  Inschriften"  der  "Fliegenden 
Blätter",  die  au.^  deutschen  Worten  durch  Akzcntvcrrückung 
and  Verschiebung  der  Silhengrenzen  unverständüche  scheinbar 
lateinische  ficde  herstellen:  ''Derana  Irenas  Plntarch"  =  'der 
Alma  ihre  Nas  blut  t  arg"  oder  "Ave  ter  annis  a  quaestor  sol 
dat"  =  A  Veteran  is  a  g' wester  Soldat'*.) 

Nachdenkliche  Geister  haben  das  lantsjiiiholisehe  Geltlhl, 
das  zu  all  diesen  Sprachstücken  führte^  auch  zu  ganzen  Ge- 
h  e  i  ni  s  p  r  a  c  h  c  n  ausgesponuen.  Seliou  das  Spiel,  das  der 
junge  Mörike  mit  seiuera  Freund  Ludwig  Bauer  trieb,  streift 
an  solches  Weiterbauen:  der  'lieindiche  Malutf"  nnt  seinem 
versunkenen  Knuigrcich  lebte  ftlr  sie  und  zog  immer  neue 
phantastische   Namenbildungen    heraus.      Es   entstand    so    ein 


268  R.  M.  Meyer, 

ganzes  mystisches  Reich,  dessen  Charakter  von  dem  der  zu- 
fällig empfangenen  Lautbilder  abhängig  war.  Im  Kleinen 
wird  so  ziemlich  jeder  Knabe  Ähnliches  gespielt  haben.  Ich 
erinnere  mich,  wie  ich  alle  Offiziere  meiner  Zinnsoldaten  be- 
nannte, Kardinalskollegien  und  brasilianische  Senate  aosammen- 
schrieb,  wobei  immer  zwischen  der  allgemeinen  Vorstellung 
und  dem  erfundenen  Namen  eine  gewisse  Wechselbeziehang 
herrschte  (vgl.  o.  V,  5,  a),  das  Ganze  aber  wieder  von  den 
Namen  zusammengehalten  wurde.  Ein  stolzer  Name  machte 
mir  besondere  Freude,  als  ich  nach  Jahrzehnten  seinen  Ur- 
sprung entdeckte.  "Parmakopejo"  hiess  ein  brasilianischer  Tri- 
bun, und  sein  Name  war  zusammengebraut  aus  spanisch-portu- 
giesischen Lauteindrücken  und  der  damals  in  der  Zeitung  mehr- 
fach erwähnten  "Phannacopoea  Geiinanica!"  Ebenso  träumte 
mir  neulich  der  Name  "Tallabich",  der  ofiFenbar  aus  den  Na- 
men des  Diplomaten  Talleyrand  und  des  Geographen  Canna- 
bich  erwuchs. 

Von  solchen  Namengruppen  gingen  gewiss  auch  die  drei 
berühmten  Schriftsteller  aus,  die  in  ihrer  Jugend 

c)  ganze  Sprachen  aus  dem  lautsymbolischen 
Gefühl  heraus  erfanden.  Wenigstens  bezweifle  ich  nicht, 
dass  ihre  kindlichen  Geheimsprachen  auf  diesem  Prinzip  und 
nicht  auf  dem  der  Erbsensprache  beruht  haben  werden. 

Just  US  Moser  erzählt:  "In  seinem  zwölften  Jahre  hätten 
er  und  seine  beiden  Freunde  mit  Andern  eine  gelehrte  Gesell- 
schaft errichtet,  worin  sie  sich  einer  eigenen  von  ihnen  erfun- 
denen Sprache  bedient.  Sic  hätten  zu  dieser  Sprache  ihre 
besondere  Grammatik  gemacht ;  Bertling  hätte  das  Wörterbuch 
geschrieben,  er  aber  die  gelehrte  Zeitung  in  dieser  Sprache 
und  die  Kalender  verfertigt,  und  das  Siegel  der  Gesellschaft 
gestochen.  Sie  hätten  sich  zusammen  dieser  Thorheit  so  sehr 
tiberlassen,  dass  die  Lehrer  sie  mit  allen  Schlägen  nicht  davon 
zurückbringen  können"  (Werke  10,9).  Ganz  ebenso  wird  von 
J.  P.  Hebel  berichtet:  "In  Lörrach  wird  zwischen  Hebel  und 
vertrauten  Freunden  jener  "Geheimbund"  der  Troteuser*  ge- 
schlossen, dieser  absonderliche,  kurios  anmuthende  Kreis  mit 
seineu  eigenen  Siegeln,  seinen  Zeichen,  seinem  Wörterbuch, 
dem  Hebel  auch  in  Karlsruhe  stets  treu  ergehen  blieb,  als 
VStabhalter*  und  Tarmenides*  f  ADB.  11, 189). 


Künstlk'he  Sprachen. 


2m 


Ebenso  hat  der  Dietiter  Stefan  Georg:e,  wie  er  mir 
erzählte,  vom  iieunteii  bis  zwölften  Jsihv  aus  dem  lautftvhiboli- 
sehen  Gefühl  heraus  sich  eine  Sprache  mit  Grammatik  und 
Worterbiieli  aufirebaut.  Dagegen  trag:!  die  Geheiraspraehe  der 
Brüder  A I  f  r e  d  ii  n  d  W  i  1  b  e I  ni  v.  B  e  r g e  r  (*'Ini  Vaterhause*' 
Wien  1901  S*  63)  mehr  den  Charakter  einer  eiiifeeheu  Familien- 
sprache metaphorischer  Art  (v^h  o  I,  1,  b,  ß);  "alpisch'*  (von 
1*'AIpen")  für  grossartig,  erhaben  u.  dgl,  dazu  "unalpiseb*'. 
Schon  stärker  wirkt  das  lautsymbolisehe  ftefilhl  mit  in  der 
Familiensprache,  die  B.  v,  Siittner  in  ihrer  "M(moi2:rapbic"  Eh 
Löw^oß  (Dresden  n.  L.  1899)  schildert  und  feinsinnig  psycholo- 
gisch analysiert  fS.  5.  15  f.  31.  34.  36  f.  usw.)  und  bei  der 
man  bis  zw  einer  volapiik-artigen  Flexion  (8,  36)  gelangt.  "Es 
Lüwos*'  der  Löwe,  mit  dem  weichen  Artikel  und  dem  roman- 
tischen hispanisierenden  Schlnsn,  der  einigermassen  an  Frie- 
driche d.  Gr.  Vorschläge  (in  der  Schrift  "de  la  litt,  allemande") 
erinnert,  die  Infinitiv- Endungen  durch  -a  zu  enphonisieren ! 
''Mettcz  un  a  au  bout  de  ces  tenninaisons  et  faites  en  sagejia, 
{febenüf  nehmemu  et  ces  sons  Hatteront  1  oreille*'  (Neudruck 
her.  V.  L.  Geiger  S.  18}.  —  Ich  verdanke  den  Hinweis  auf 
das  Büchlein  der  Fr,  v.  Suttner  dem  Herausgeber  dieser  Zeit* 
«cbritit,  die  Erinnernng  an  den  Vorschlag  des  Grossen  Krmigs 
Erich  Schmidt.  Er  hat  mich  auch  auf  die  -ama-Spraehe  in 
Balzacs  Pere  Goriot  (grosse  Pariser  Ausgabe  1875,  IVS,  43: 
saut^-rama,  soup-eaurama^  nach  diorama)  aufmerksam  gemacht, 
die  ich  hier  zum  Argot  fll  3  c)  nachtrage. 

Leider  sind  meines  Wissens  von  Mosers  und  Hebels  Ge- 
heimsprachen keine  Spuren  erhalten.  Andererseits  finden  sich 
in  Lava t er s  "Geheimem  Tagefmch  von  einem  Beobachter  sei- 
ner selbst"  (17T3j  wiederholt  gänzlich  unverständliche  Stücke  in 
anderer  (iat.)  Schrift,  von  denen  ich  nicht  beurteilen  kann,  ob 
bloss  Geheimschrift  oder  aber  Geheims])raehe  vorliegt,  und  in 
letzterem  Fall,  ob  Lavater  sie  mit  Andern  teilte.  Was  mich 
zu  dieser  Meinung  neigen  lässt,  ist  neben  Lavaters  und  seiner 
Freunde  Geheimbündelei  der  Umstand,  dass  die  von  ihm  (wie 
von  Morus  und  Campanella)  ins  Alphaiiet  eingefügten  astrono- 
mischen Zeichen  auch  in  Goethes  Tagebuch  (für  den  Herzog 
Karl  August,  Frau  v.  Stein  nsw.)  benutzt  werden.  Doch  sj^richt 
die  Häufung  der  f  (die  wie  in  jener  Mönchschrift  den  Vokal 
4i  vertreten  mögen)  für  eine  Chiffernschrift:  ''vesf  kol  wsa  fst 


K  4i   Y 


2T0 


K.  M  Mever, 


imf  kuf  ost  boc"  usw.  -J,  121  vgl,  z.  B.  8,  122,  132.  134— 3Ö. 
142,  151  u.  o.).  Auch  Zahlen  sind  eingemischt,  wohl  kabba- 
listisch für  den  Buchstaben,  der  die  betreffende  Stelle  im 
Alpbabet  bat  i7.  II  S,  loH). 

iSolehe  erfundenen  Spraclien,  die  von  der  gewr*hnlichcri  i 
Rede  ganz  und,  wie  wir  gesehen  haben,  absichtlicli  und  mit  H 
Erfolg  absebn,  gehören  mit  den  blossen  Differen/Jcrungsspraehen 
deshalb  nocli  /.usannuen^  weil  frennies  S[>raehniatenal  i  Latein, 
Hebräisch  usw.)  benutzt  ist;  aber  auf  der  andern  Seite  grenzen 
sie  unmittelbar  an  die  letzte  Art  eigentlieher  Kunstsprachen: 
die  ''phdosophiseben'*.  leb  nennen  diese  die  letzte  Art  eigent- 
licher KnnstspraelieUj  weil  die  Zeichen-  und  *Signalsprachen 
sowtdil  als  aueb  die  Chiffernsprachen  aas  ileni  Bereich  der 
gespruchcneii  Rede  ja  herausfallen;  und  "riprache''  ist  denn 
doch  eigentlich  nur  die  gesprochene  Rede. 


VL    Spraelibililnng  ans  der  Abstraktion. 

Der  Versuch,  die  "willkürliche"  Namengebung  der  Spra- 
chen durch  eine  '^veniiinftgemässe''  zu  einsetzen,  musste  sieh 
fast  nothwendig  überall  aufdrängen,  wo  man  die  Sprachen 
eben  für  willkürliche  Satzungen  hielt.  Der  biblische  Bericht 
von  der  babylnnisehen  Sprachverwirrung  musste  diesem  Be- 
streben noch  Vorschub  leisten;  sind  alle  gesprochenen  Spra- 
chen nur  verzerrte  Alibilder  der  von  Adant  unter  Gottes  An- 
leitung  erfundenen  Ursprache,  so  muss  die  Aufgabe  reizen,  die  A 
alte  Wahrheit  «od  Schönheit  der  Sprache  wieder  herzustellen?  * 
Selbst  Thomas  Abbt,  der  mit  seiner  Dissertation  ""Confusioneni 
linguarum  qiiae  Babelica  aiidit,  non  fnisse  poenam  gencri  bu*  fl 
mano  a  Deo  intlictam"  (1758)  zuerst  mit  tapferer  Entschie- 
flenheit  den  Lehren  entgegentrat,  die  Bott  gerade  l*>ü  Jahr 
später  in  seinem  ''Anti-Kanlen,  oder  mythische  Vorstellnngeii  ■ 
vom  Ursprung  der  Volker  und  Sprachen"'  (1863)  endgiltig  wider- 
legte —  selbst  Tb.  Abbt  nahm  nocli  an,  dass  fjue  Ursprache 
durcli  die  Zerstreuung  der  Menschen  in  verschiedene  zersplit- 
tert sei  (Werke  *ij  103)  and  spricht  davon,  wie  die  ririecheu 
""ihre  Sprachen  so  verbessert,  sie  so  der  Klarheit,  Dentlichkeit 
und  Ordnung  der  Begriffe  angepasst  haben,  dass  diese  Sprache 
vor  allen  andern,  lange  Jahrhunderte  hindurch,  den  Vorzug 
behalten  hat''  (ebd*  S.  lUö),  Wie  die  rationalistische  Sprach- | 
autiassung  eines  Gottsched  oder  Adelung  in  allen   Dialekten 


Künstliche  Sprachen. 


271 


I 


I 


I 


I 
I 


nur  ^verderbte  Kede^  t<ah  und  die  ursprüngliche  '"Reinigkeit" 
der  Sprat*he  wiederherzustellen  suelitej  so  meisterte  sie  auL*li 
an  den  Sprachen  ohue  8iiin  für  die  historische  Notwendigkeit 
ihrer  Manigfaltigkeit. 

Von  jenem  Standpunkt  aus  hätte  es  nun  scheinhar  nahe 
gelegen,  auf  empiriseheoi  Wege  die  göttliche  ünsprache  auf- 
ziisuehen*  Die  ältesten  Anläufe  zur  Sprachver*r1eichung  reichen 
ja  weit  hinauf  oinl  der  Begriff  der  Wurzelwörtcr,  die  durch 
alle  EntwiekeUing  hindurch  gehlieben  seien,  ist  z.  B.  gerade 
Joh.  Christoph  Adelung  (Über  die  Oesehichte  der  Deutschen 
Sprache  Leipzig  17H1  S.  lU)  vollküiniueii  geläutig.  Dasjenige 
Mass  empirischer  Abstraktion,  das  ein  W.  v.  llumlKildt  an- , 
wandte,  um  das  allen  Sprachen  Gcnieinsanie  herauszugraben, 
wird  Niemand  vom  IG,  und  17*  Jaln'hnndert  ff)rdern;  aber  der 
Versach j  wenigstens  ein  allgemeines  Wf>rterboeh  durch 
Verglcichnng  zu  gewinnen,  war  in  der  That  schon  mit  den 
Anschauungen  jener  Epochen  vereinbar  und  ist  Ende  des 
vorigen  Jahrhunderts  bei  bedeutenden  Geistern  wie  de  Brosses 
fast  schon  gewagt  worden. 

Indessen  —  viel  näher  als  die  Empirie  lag  diesem  Zeit- 
alter doch  inimer  noch  die  Spekulation.  Nicht  einnml  auf  die 
allgemeinen  Voraussetzungen  der  Logik  und  Psychologie  grtln- 
dete  man  die  ältesten  Versuche  einer  philosophischen  Sprache, 
sondern  reine  Willkür  erhielt  die  Führung.  Nie  wollte  eine 
Sprache  entschiedener  reine  Gecic  sein;  um  so  merkwürdiger 
ist  es^  wie  selbst  hier  die  cpucic  sich  heindicli  einschlich  und 
das  alte  Wort  wahr  machte:  Naturani  expcUas  furca  —  tarnen 
uscpie  recnrrit! 

1)  Wie  wir  uns  hier  überhaupt  auf  eine  Auswahl  be- 
schränken müssen,  so  ist  insbesondere  für  die  erste  Periode 
der  "^philosophischen  Sprachen"  eine  eingehende  Behandlung 
eher  der  Geschichte  der  Philosophie  als  unserem  linguistischen 
Versuch  zuzuweisen.  Denn  man  arbeitet  hier  eben  fnst  ganz 
mit  'Gegriffen"  und  wir  haben  es  doch  mit  den  Ausdrücken 
xn  thuni 

a)  Im  Altertum  bei  Griechen  und  Hebräern,  im  Mittel- 
alter bei  Indern  und  Arabern  wird  es  an  waghalsigen  Ver- 
suchen nicht  gefehlt  haben,  den  "wahren  Begriff",  das  "Ge- 
heimnis" zu  packen  und  durch  seine  Nennung  das  Ding  selbst 
zu  ergreifen.     Diels  (S.  9)  weist  llber  Porphyrios  auf  Aristo- 


272 


R,  M.  Mever, 


teles  sellmt  zurück*  Und  von  dem  Riincozauber  der  alten  Gcr- 
iimneii  bin  zur  spätjüdischeii  Kahbala  deuten  oiaucherlei  ßc- 
mtihuugeii  abcrgläubiseher  Hall>wis«eusehaft  dahin*  Aber  fUr 
die  neuere  Entwiekelun^  setzt  die  Reihe  dieser  Bestrebungen  [m 
viel  ich  sehe)  mit  Raymiindu^  Lullus  ein  (vgl.  Diels  S*  8). 
Dieser  höchst  seltsame  katalauiselie  Doktor  Faust  war  *ein  Apo- 
stel, der  zugleieli  Diehter  und  des  Interesses  und  der  Be^vun- 
deruug  würdig  ist^  anderseits  ein  von  lixer  Idee  Besessener,  deo 
maiij  wenn  er  in  all  seinem  merkwürdigen  Diehten  und  Traehten 
nicht  uneigennützig  gewesen  wäre»  beinahe  geneigt  sein  könnte 
einen  Charlatan  zu  nennen"  (A,  Morel-Fatio  in  Groebers  Gruml- 
riss  d.  rom.  Phil,  II  2,  105;  vgl.  für  Lnlls  Einflus»  auch  Bo- 
rinski  Graeian  und  die  Hofliteratur  in  Deutsehland»  Halle  1H94, 
8*  69  f',}-  Er  "glaubt  die  Scholastik  untergraben  zu  können, 
indem  er  ihr  ein  extravagantes  System  entgegenstellt,  von  dem 
man  nicht  versteht,  wie  hervorragende  Geister  es  einer  unter 
Hueliung  noch  für  wtlrdig  getmiten  iiaben"  Indess  zeigt  der 
lichtvolle  Berieht,  den  Gence  in  der  Biographie  Universelle 
(25,  465  f.)  über  das  System  des  Missionärs  von  Palma  (geb. 
um  1235  gest  1315)  gibt,  wie  eng  die  '^Ars  generalis^  LulU 
selbst  mit  der  Scholastik  zusammenhängt;  und  andererseits 
zeigen  Nachfolger  wie  LeilrniZj  dass  ihre  tJnindansebauungen 
nicht  auf  das  Mittelalter  beschränkt  blieben. 

Lull  geht  von  der  naiven  Gnmdanscimuung  aus,  die  Aui- 
drücke  deckten  sieh  mit  den  Begriffen,  die  Begriffe  mit  den 
Sachen,  üni  nun  also  zu  einer  allgemeinen  Kenntoi.^s  der 
Dinge  zu  koinnien,  versucht  er  ein  systematisches  Experimen- 
tieren mit  den  Begriffen.  Auf  diese  Weise  wandelt  sieh  die 
Ars  generalis  sive  magna  in  die  Ars  demoustrativa  und  die 
Ars  iuventiva  veritatis  (1515),  zu  deren  Kommentatoren  Gior- 
dano  Bruno  (1582)  und  Athanasius  Kircher  (1669)  gehört 
haben.  Die  Idee  ist,  wenn  man  (wie  billig)  von  den  Auffas- 
sungen jener  Zeit  ausgeht,  keineswegs  so  alisard,  wie  sie  uns 
Modernen  zunäehst  scheint,  Dass  Begriffe  und  Dinge  sieh 
deckeUj  dass  die  Kategorien  tier  Graoiniatik  mit  denen  der 
Logik  zusammenfallen,  sind  schwer  zu  überwindende  und  auch 
hent  noch  nicht  vßllig  überwundene,  naheliegende  Irrtümer. 
Die  Zurückfilhruog  der  ungeheuren  Menge  von  Einzclbegriffen 
aber  auf  eine  beschrankte  Zahl  von  Hauptbegrilten  ist  ein 
unentbchrliclies  Hilfsmittel  jeder  Orientierimg  über  die  Welt* 


1 

I 

I 


I 


I 


I 
I 


Künstliche  Sprachen, 


27a 


[Liillut*  bildet  nun  —  von  der  Ideenlehre  Platona  ood  der  Ka- 

l  tegorieotalel  deg  Aristoteles  so  f^rnt  wie  von  den  Triaden  der 
Scholastik  abhängig  ^  zwei  grosse  Gruppen  von  je  neun  Be- 
griffen. Drei  funtlameutale  "Attribute"'  —  Sein,  Einheit^  Voll* 
komnienheit  —  wenlon   dureh  je    drei   Beziehungen   in   neun 

'gespalten;  so  die  perfectio  durch  die  drei  Anwendungen  auf 
das  onlologische,  ethische  und  historische  Gebiet  in  "veritas, 
virtus,   gioria"'.     Drei    fmulamentale   "'Subjekte''   —   aus   dem 

l  göttlichen,  menschlich-lierisehen  und  unbelebten  Reich  —  wer- 
den ebenso  durch  je  drei  Be/jehungen  in  neun  zerlegt;  so  das 
erste  in  "Gott,  Geister,  Himnier.  Nun  werden  innerhalb  eiuei^ 
festen  Rahniena  auf  Stangen  Würfel  befestigt  und  durch  Um- 
drehung der  Stangen  alle  Perniutationen  zu  Wege  gebracht, 
in  denen  jene  IH  Hauptbegrifle  überhaupt  zu  einander  in  Be- 
ziehung stehen  können.  (Das  Verfahren  ist  noch  von  Jonathan 
Swift  im  Dritten  Teil  seines  Gullivor,  Übersetzung  von  Kortten- 
kanip  Stuttgart  1643  12,  67,  |»arodiHtisc!i  geschildert  worden, 
nicht  ganz  zu  seinem  eignen  RuhniCj  worauf  auch  Diels  S»  12 
aufmerksam  macht/)  Die  WUrfelst ticke  zwischen  den  Haupt- 
vvürfeln  sind  mit  Prädikaten  und  Parti keh)  beseh rieben;  bei- 
spielsweise hat  der  Franzose  Grandviile  in  seiner  Illustration 
Swifts  (a.  a,  O.)  als  Zettel  gewählt:  "Gloire  —  rien  —  parceque 
—  oh  —  raison  —  mal  —  neant".  Kommen  diese  Zettel  alle 
nebeneinander  nach  oben,  so  ergibt  sich  der  Satz:  La  gloire 
n'est  rien,  parceque  malheureusenient  la  raison  opere  mal ;  eile 
est  un  neanf"  oder  dgl  Bei  einer  Drehung  verschieben  sich 
ein  paar  Wiirfclflächen  und  man  erhält  etwa  statt '^rien'' "tout", 
statt  "ob"  ""ah !",  statt  ''mar  *^bien''  —  und  die  entgegengesetzte 
Meinung  wird  abgelesen. 

Im  Prinzip  beruht  dies  seltsame  Spiel  auf  einer  aber- 
gläul*ischen  Verehrung  des  zufälligen  Zusammenfindens  und 
der  gelehrte  MOnch  ist  so  weit  von  den  Priestern  des  grauen 
Heidentums  nicht  verschieden,  die  nach  Taeitus'  Bericht  Stäb- 
ehen auf  einem  Tuch  schütteln  und  aus  den  drei  obeu  auf- 
liegenden einen  wahrsagenden  Satz  bilden  (vgL  Mtltlenhoff  und 
V.  Lihencron  Zur  Runenlehre),  Denn  auch  bei  den  alten  Ger- 
manen müssen  die  Stäbe  irgend  wie  eine  "Eune%  einen  Haupt- 

,  begriff  enthalten  —  wie  ich  vermuthej  ward  er  durch  die  Form 
des  Stäbchens  keuntliclj  (vgl,  m  eine  n  Aufsatz  in  Paul  und 
Brannes   Beitr.  21  ^  177  f.)*     Nur    nahmen    die    germanischen. 


274 


R  M.  Meyer. 


Weii?eii  die  Haupt fiegritic  naiv  i\m  der  Erfahrung,  Lull  zog  isie 
ßehoIastiHch  aus  der  Spekulatiuu- 

Die  Saelie  ^^ewinot  aber  doch  eiu  anderes  Ansehen,  wenu 
niau  ihreu  experimentellen  Cliarakter  in  den  Vorderirniud  stellt. 
Ab  ars  inveutiva  oder  comlnuativa  hat  Lulla  Maschine  ihren 
erstaimlirhen  Sies^eslauf  aii^a^trcteu.  Gence  l>einerkt  mit  vollem 
ßeeht,  dass  die  Betraehtun^^  der  lieziehunt^^en,  in  die  Attribute 
und  öuljjekte  zu  bringen  sind,  anregend  wirken  inuss,  und 
dass  e(i  nicht  die  Schuld  des  Systems  ist,  wenn  Naehtretcr 
mit  dem  Rabraen  wie  mit  einer  OeisterBchreibemaschine  ope- 
rieren^ die  die  Wahrheit  ans  Lieht  bringt,  w^emi  man  au  einer 
KuH)el  dreht.  Den  Gedanken,  experimentell  den  Umkreis  aUer 
unserer  Phantasie  möglieben  Kiunbinati(>nen  xu  ernie-Bsen,  haben 
viel  Grössere  als  KannuT  Lull  gehegt:  GneÜie,  wenn  er  den 
Zng  der  Ideen,  den  "^Zirkel  der  sidi  in  mir  umdreht"  studieren 
wollte:  ""Erfindung,  Ausführung,  Ordnung  —  Alles  wechselt 
und  hillt  einen  regelmässigen  Kreis;  Heiterkeit,  Trübe,  Stärke, 
Elastizität,  Schwäche,  Gelassenheit,  Begier  ebenso**  (Tagebücher 
Weim»-Ausg.  1,  112);  oder  Novalis,  wenn  er  auf  eine  wissen- 
schaftlich begrlludetc  Pbantastik  ausging.  Gerade  dieser  tief- 
sinnigste aller  Romantiker  nähert  sich  dem  mechaDisiereuden 
Scliolastikcr:  ""Hätten  wir  auch  eine  Phantastik*  wie  eine  L<>- 
gik,  so  wäre  die  Erfind ungskiinst  gefunden""  (Schriften  her.  v. 
Tieek  u,  Schlegel  2,  i^03)  —  ars  inventiva!  "^Vielleicht  kaim 
man  mittelst  eines  dem  Schachspiel  ähnlichen  Spiels  Gedanken- 
kcuistruküüuen  zustande  bringen"  (ebd.  S.  143).  —  Lulle  Ma- 
sehine!  "'Es  könnte  wohl  konmien,  dass  man  die  Kumt  er- 
hielte, Philosophien  zu  machen"  (ebd,  S-  113)! 

Indess  —  es  kommt  hier  nicht  darauf  an,  nachzuweisen, 
wie  viel  Sinn  oder  Unsinn  in  diesen  träumerischen  Experi- 
menten  oder  experimentellen  Träumereien  steckt  —  sondern 
wnB  sie  in  der  fTeschiehte  der  künstliehen  Sprachen  zu  be- 
deuten haben.  Auf  den  ersteu  Blick  könnte  man  geneigt  sein, 
überhaupt  zu  bestreiten,  dass  Lulls  "Ars  magna"  in  unsere 
Untersuchung  gehört;  aber  nicht  nur  die  nahe  Verbindung  der 
von  Lull  mitbedingten  Universalschriften  Dalganu»s  und  Kir- 
ehers  mit  den  üniversaisprachen  widerlegt  diesen  Eindruck. 
TjuIIs  System  ist  vielmehr  in  gewissem  Sinn  das  Ideal  der 
künstlichen  Sprache,  weil  nämlich  hier  nicht  (wie  sonst)  nur  die 
Worte  oder  die  Flexionen  künstlich  sind,  sondern  das  Sprechen 


I 


I 
I 


Künstliche  Sprachen. 


275 


«elbst.  Jeder  Satz,  deo  wir  von  dem  Ralnuen  ablesen,  ist  ein 
Kuni*t|>rudiikt;  wie  Kenipelen«  Spreehniaseliine  oder  wie  eine 
tibetaniselie  Gebetniiilile  vernebtet  der  WiirfelkaBten  nut  Axeii 
und  Knrbebi  eine  Arbeit,  die  sonnt  nur  dem  nieiiseblieben  In- 
tellekt vorbelmlten  ist!  Man  mag  ^agen:  es  ist  danacbl  Aber 
man  glaiil^e  nnr  uitdit,  da88  eine  so  nntlberbrückbare  Kluft 
aufgcspaiuit  sei  zwiseben  dieser  Gedankeutabrikatioii  und  der 
mancher  Mas8eiivcrrerli£:er  von  l^aradoxieii  und  B(»niiioti?,  die 
iü  Wirklichkeit  aneb  nnr  Worte  hin-  und  herscbieben.  Als 
Heuristik  für  die  g-ecinättc  Witzkiuist  etwa  eines  Oskar  Blu- 
mentbal  Hesse  die  Luliisebe  MetbcHie  sich  am  Ende  nucdi  lieiit 
noch  verwerten! 

b*  Die  Phihisophen,  die  auf  die  Mctbode  des  Gedanken- 
tiudenB  and  Verknüpfeus  besonderes  Gewicht  legten,  liaben 
TOD  dieser  echt  seholastischeu  Vorstellung  einer  mechanischen 
Oedankenentwieketnng  nicht  so  bald  wieder  loskommen  kon- 
neu*  So  Cartesius,  dessen  getreuer  Schaler  Mcrsenne  (InHH 
— 1668)  auch  unter  den  Eiündern  von  üniversalspraehen  auf- 
gezählt wird,  obwohl  ich  in  der  hber  diese  Fragen  sonst  aus- 
gezeichnet iinterricbteten  Biogr.  Univ.  (2iH,  2  L]  nichts  darüber 
finden  kaun.  Seiue  Ideographie  wird  von  Jlundt  (Kunst  der 
deutschen  Prosa  S.  14  ""bei  weitem  klarer''  als  Leibnizens  analoge 
Hemilhongcn  gefunden.  So  vor  allem  Leibnix  (vgl.  Diels  Über 
Leibniz  und  das  Proldein  der  ütiivcrsalsprache,  Sitzgsber.  d,  BerU 
Akad,  1899  29.  Juni)  ""Artem  LuUianani  perfiecre  conatus  est 
Leibnitius  in  dissertatione  de  arte  eombiuatoria"  sagt  Phmcquet 
(Metbodus  caiculandi  in  logicis  S,  17).  Wie  eng  diese  Idee 
bei  Leibniz  mit  der  einer  wissenschaftlieheu  Üniversalsprache 
zusammenhing,  und  wie  lieide  Tendenzen  ibni  von  der  Zeit 
entgegengetragen  wurden,  hat  z.  B.  Windelband  (Gesch,  der 
Philosophie  T,  IV  Kap.  2  §30;  S.  397  der  engl.  Übersetzung, 
die  mir  eben  nur  allein  Hand  ist)  hervorgehoben.  Christoph 
Sturm  in  Altorf,  der  auf  Leibniz  wirkte,  hatte  ein  "Compen- 
diiim  Universalinm  seu  Metapbysicae  Euelideae"  verfasst  usw. 
Giordano  Brnno,  der  Kommentator  Lulls,  hatte  auf  den  grossen 
philosophischen  Polyhistor  mächtigen  Einfhiss  ausgeübt,  Leibni/. 
hatte  eine  Reeliennmschine  konstruiert ;  er  konnte  bei  der  engen 
Verbinfiung,  in  die  seiue  Zeit  noch  alle  Tonnen  der  ""ratio- 
cinatio'"  brachte,  auch  vor  der  Denkmasehine  nicht  zurück- 
scheuen. 


276  R.  M.  Meyer, 

Nun  thiit  Leibniz  aber  gleich  einen  Schritt  über  Lull 
hinaus,  der  ihn  der  Reihe  der  Erfinder  von  BegriffszeicheD- 
sprachen  nähert.  Raymundus  Lullus  hatte  ganz  naiv  die  be- 
liebigen Ausdrücke  des  Latein  oder  der  Volkssprachen  benützt. 
Leibniz  erkennt^  dass  eine  Reinigung  des  sprachlichen  Mate- 
rials nötig  ist,  wenn  dies  selbstthätig  als  Hilfsmittel  der  For- 
schung fungieren  soll.  Er  sieht  (nach  Guhrauers  knapper 
aber  lichtvoller  Auseinandersetzung:  Gottfried  Wilhelm  Frh.  v. 
Leibnitz  1,  323)  in  der  Sprache  selbst  allerdings  schon  den 
Grundbegrift*  einer  "allgemeinen  Charakteristik";  aber  doch 
eben  unrein,  unklar,  unfertig.  ''Die  Volkssprachen,  sagt  er, 
obschon  vom  grössten  Nutzen  für  das  Raisonnement,  sind  doch 
unzähligen  Zweideutigkeiten  unterworfen,  und  können  den 
Dienst  einer  Rechnung  nicht  leisten :  dass  nämlich  die  Irrtümer 
der  Ratiocination  aus  der  Bildung  und  Konstruktion  der  Vo- 
kabeln selbst,  gleichsam  als  Soloecismen  und  Barbarismen,  ent- 
deckt werden  könnten;  wie  in  der  Arithmetik  und  Algebra 
geschieht,  wo  die  ganze  Ratiocination  im  Gebrauche  der  Zei- 
chen besteht,  und  wo  ein  Irrtum  der  Rechnung  zugleich  ein 
Irrtum  des  Geistes  ist",  um  also  zu  seiner  sprachlichen  Al- 
gebra zu  gelangen,  muss  er  von  den  viel  zu  materiellen  Zei- 
chen der  Sprache  zu  abstrakteren  Marken  gelangen  (a.  a.  0. 
S.  322),  d.  h.  Begriflfszeichen  eigener  Prägung  und  rein  sym- 
bolischer Art  an  die  Stelle  der  herkömmlichen  Worte  setzen. 
Zwar  verkannte  Leibniz  nicht,  dass  auch  die  Worte  der  Volks- 
sprachen nicht  rein  willkürlich  seien  (a.  a.  0.  S.  334);  aber 
er  stand  doch  immerhin  so  weit  unter  dem  Bann  der  herr- 
schenden rationalistischen  Ö^cic-Auffassung,  dass  er  in  seinen 
'^Unvorgreiflichen  Gedanken"  (§  74)  ausdrücklich  ""Erdenk^ng 
neuer  Worte  oder  eines  neuen  Gebrauchs  alter  Worte"  zu  den 
Mitteln  der  Sprachbereicherung  rechnet,  ganz  wie  der  Gram- 
matiker Schottelius,  dem  er  den  Hauptinhalt  jenes  wichtigen 
Programms  verdankt"  (Schmarsow  Leibniz  u.  Schottelius  Strass- 
bürg  1877  S.  31).  Dies  ist  nun  aber  besonders  wichtig  ge- 
worden. Denn  gerade  Leibniz  wäre  geeignet  gewesen,  die 
philosophische  Sprache  auf  den  Weg  der  Empirie  zu  lenken. 
Er  trieb  mit  Leidenschaft  Etymologie  und  J.  G.  Eccard  hat 
einen  dicken  Doppelband  der  CoUectanea  etymologica  illostri» 
viri  G.  G.  Leibnitii  (Hannover  1717)  gesammelt,  in  dem  sich 
ganz  nette  Dinge  finden,    z.  B.  ein  Fahnden   auf  wiederholte 


Künstlkhe  Sprachen* 


277 


(wir  würden  «a^eii:  lAmge^etzlicliej  Ersetzung  des  k  dtirclj  h, 
inlcY  die  richtige  Ableituiijt;  von  ""liabj^cU"'  ans  "liOliseir  (8,  305). 
Man  war  ftberliaupl  in  den  Prin/Jpien  der  Etymologie  lange 
nicht  so  weit  /.urilfk  w^ie  in  der  Praxis;  so  l*eiiierkt  D  G. 
Mijrhof  (Unterrielit  voe  der  teutselien  »Sprache  und  Poesie  Kiel 
1682  S,  93)  sehr  gescheit:  ""Die  allzu  grosse  Gleieljheit  ist 
%iel  verdächtiger  ak  wenn  einiger  ünlerschic*!  in  den  Wßrteru 
ist:  es  wäre  denn,  dass  eine  Gleichheit  der  Bedeutung  da  seiy 
welches  die  erste  and  beste  Art  der  Etymologie  ist''.  Hätte 
ein  Mann  von  Leibniz'  Scbarftiinn  stdelie  Grundsätze  ange- 
wandt, um  systematisch  um  den  verschiedenen  Volkssprachen 
die  **Gnind-Wnrzehv',  wie  er  (ftlr  Schotteis '^Wurzeln"':  Schinar- 
so\v  S»  90  zu  g  7H)  sagt,  durch  Vergleichuiig  lieransziigraben  — 
au.s  den  Versuchen  eine  Univeröalsprache  zu  erlangen  hätte 
schon  vor  fast  300  Jahren  ein  Suchen  nach  der  Ursprache 
werden  können  und  statt  der  Vorläufer  von  Schleyer  hätten 
wir  Vorgänger  yun  Schleicher  seit  Lcibniz  an  der  Arbeit 
gesehn  I 

Statt  dessen  also  l>licb  Lcibni/.  !>cim  S|*rachcrfinden. 
Wie  Lullus  suchte  er  den  nienschlichen  Gedankenvorrat  auf 
eine  geringe  Zahl  primitiver  Gcdaidicn  zu  Imngcn  —  nicht 
anders,  als  das  nocli  hcnt  Max  MüHer  in  seinem  Buch  "^Das 
Denken  im  Licht  der  Sprache''  U'*^^!)  auch  thut,  indem  er 
(St  566  f.)  die  Fumtameutalliegrifle  mit  den  Wurzeln  identiti- 
j  ziert.  Für  diese  primitiven  Gedanken  strebt  Leibniz  Chiffern 
an,  um  nunmehr  durch  Rechnen  mit  den  Begriffszeichen  einen 
automatiscli  arbeitenden  Sprachennpparat  herzustellen.  Es  wird 
noch  heut  die  Möglichkeit  eines  solchen  allgemein  w^issensc haft- 
lichen Ideals  (von  F.  Exner,  bei  Guhraner  a.  a,  O,  Anm.  zu 
1  S.  78)  behauptet;  Leibniz  selbst  aber  blieb  (vgL  a.  a.  0, 
S.  331  f.)  in  enthusiastischen  Träumereien  stecken  und  kann 
über  die  Prolegomena  der  "Ars  combinatoria"'  nicht  binaas, 
die  er,  "^fast  noch  ein  Knabe"  (a.  a.  (*.  S.  128),  1Ö66  heraus- 
gegetren  hatte. 

Leibniz' Versucli  gab  übrigens  Lieh  tenb erg  Anlass  zu 
einer  wichtigen  Anmerkung.  Zu  dessen  Zeit  blühten  wieder 
die  philosophischen  Sprachen  und  die  Schriften  von  Lambert 
und  Plouccfuet  brachten  es  '/u  hohen  Ruhm,  Da  bemerkte  nun 
der  geistreiche  Psycholog :  ""Eine  Sprache,  die  allemal  die  Ver- 
wandtschaft der  Dinge  zugleich  ausdrtlckt,  wäre  flir  den  Staat 

Indo»?ermftDiiicIie  Forncbun^iju  XII  3  u,  i.  |9 


278  R.  M.  Meyer, 

nützlicher,  als  Leibuizeus  Charakteristik.  Ich  meine  eine  solche, 
wo  man  z.  B.  Seelsorger  statt  Prediger,  Dmnmkopf  statt  Stutzer, 
Wassertrinker  statt  anakreoutischer  Dichter  sagte"  (Vermischte 
Schriften  Göttingen  1844;  2,  151).  Die  satirische  Spitze  darf 
nns  nicht  irre  machen:  wo  Lichtenberg  einen  Witz  macht, 
sagte  Goethe,  da  liegt  ein  Problem  verborgen.  So  auch  hier. 
Die  logische  Katastrierung  der  Dinge  kann  sie  immer  nur  nach 
zwei  Dimensionen  (Genus  und  Species)  aufnehmen;  der  Name, 
den  die  Sprache  gibt,  entwickelt  sich  dagegen  zu  voller  Run- 
dung. Die  philosophische  Sprache  bezeichnet  etwa  den  Geist- 
lichen nur  als  Prediger.  Gebrauchen  wir  dies  Wort,  wü* 
naiven  Menschen,  so  denken  wir  gar  nicht  mehr  an  den  prae- 
dicator,  sondern  an  die  nns  bekannten  Geistlichen  mit  all  ihren 
Funktionen:  Seelsorge.  Spenden  der  Sakramente,  Religions- 
unterricht usw.  Die  schematische  Benennung  in  der  philoso- 
phischen Sprache  legt  ein  Herbarium  an;  die  naive  Rede  fasst 
die  lebendigen  Pflanzen  bald  von  der,  bald  von  jener  Seite. 
Deshalb  kann  jene  immer  nnr  eine  einseitige  Genealogie  geben, 
während  diese  den  zahllosen  "Verwandtschaften"  der  Dinge 
durch  wechselnde  Terminologie  gerecht  zu  werden  vermag. 
''Qui  a  plus  d'esprit  que  Mr.  de  Voltaire?  Tout  le  mondeT 
Wer  charakterisiert  besser  als  Lcibniz?  die  gewöhnliche  Rede! 
c)  Andere  nahmen  seine  Bestrebungen  auf,  von  der  engen 
Verwandtschaft  der  Logik  und  Mathematik  ausgehend;  denn 
"das  Logische  und  das  Mathematische  sind  zusammen  zu  nennen, 
wenn  es  gilt,  den  Rahmen  und  die  Grundvoranssetzung  alles 
übrigen  Wissens  und  bestinmiteren  Seins  anzuzeigen"  (Dühring 
Logik  u.Wissenschaftstheorie  S.246).  Heinrich  v.  Kleists  Freund, 
der  spätere  (Tcneral  Kühle  v.  Lilienstern,  ging  noch  weiter; 
in  einem  Buch,  das  ich  nur  aus  Gaedertz  Bei  Goethe  zu  Gaste 
(Leipzig  1900  S.  303)  kenne,  fragte  er  gar:  ""Ist  nicht  jede 
Sprache  eine  durchaus  mathematische  Konstiniktionsform  V 
Freilich  zog  ihm  diese  Überschätzung  der  Mathematik  von 
Goethe,  dem  er  (1809)  seine  Schrift  zusandte,  eine  recht  spöt- 
tische Abfertigung  zu:  ""Dass  Sie  das  Wort  Mathematik  im 
ausgedehntesten  Sinne  gebrauchen,  gibt  mir  keinen  Anstoss. 
Um  jedoch  die  Sache  einigermassen  ins  Gleichgewicht  zu 
bringen,  hoffe  ich,  es  werde  nächstens  Jemand  aufstehen  und 
versichern,  dass  mit  der  Poesie  alles  in  der  Welt  zu  thun  sei, 
und  dass  sich  besonders  die  Planeten-  und  Kometenbahnen  am 


Künstliche  Sprachen. 


279 


I 


ailerbequemsten  diireli  eine  Ode  darfttellen  lassen.  Snliald 
dieses  einmal  reclit  aiisgcfülirt  ist,  so  werden  wir  uns  lioffent- 
Uich  völlig  verstehen"  (eb*i). 

PloiicqMet  (a*a.O,  8.  ITf.j  nennt  Bilfinger,  C In**  Wolf 
tind  Job,  Christian  Laii^^e  in  Giessen,  Diels  (S.  15)  Solhrig 
(Scriptwra  oeconomiea  1727)  und  Trede  (Vorschläge  zu  einer 
of»twendigen  Spraehlelire  1811).  Joh,  Christian  Lange  ging 
^^Inventuni  novum  Quadrati  Logiei  universalis  1714;  vgl  Plonc- 
qnet  S.  22)  dazu  i^ber,  statt  der  Begriffe  die  Begriffs- 
verbindungen  zur  Grundlage  der  phi  loso]}hisehen 
Sprache  zu  niacljen  —  der  ghnche  grosse  Fortschritt,  wie 
da  man  in  der  Spraehwissenscbaft  erkannte,  der  Satz  sei  älter 
jxh  das  Wort,  (Diese  Erkenntnis,  dass'^alle  Völker  ihre  Spniehen 
mit  Sätzen  begajineirj  hat  wohl  IL  Leo  zuerst  deutlieh  pro- 
klamiert: Noniinalistische  Gedankenspäne,  Reden  und  Aufsätze 
Halle  1S6U  S.  123.  VgL  jetzt  Delbrück  Grundfragen  der 
Spracbforschwng  S.  118 — 13H  f.)  Lange  licnntzte,  wie  später 
PbuKciuet,  Quadrate  als  Hatzzeiehen,  der  grosse  Leonhard 
Euler  in  seinen  Lettres  k  une  |)nneesse  d'Alleniagne  (vgL  Hiogr, 
üo.  13,  IHS)  Kreise,  Von  Eulers  Verfahren  gibt  M.  Müller  (a.a.O. 
S.  494  f.)  Beispiele.  Mao  w(inie  hier  in  der  BegriflV/eiehen* 
ijprache  schon  mitten  darin  sein,  wenn  nieht  zum  Einzeiebnen 
der  Einzelliegriffe  in  die  syHogistischen  geonietrisehen  Figuren 
doeli  wieder  die  Worte  der  Volkssj>mche  selbst,  nder  willkUr- 
lieb  dieselbe  vertretende  Zifteni  gewählt  würden. 

d)  Der  eigentliche  F<>rtsetzer  von  Leibniz'  '\Speeieuse 
generale"  ist  aber  Jobann  Heinrieb  Lambert  (172^^ — 1777), 
der  berühmte  Mathematiker,  Astronom  und  Philosoph,  der  fflr 
Lichtenberg  (Werke  1,  72)  der  typische  Denker  grossen  Stils 
war.  In  seineuj  "Neuen  Organon"  (1704)  nn<l  einigen  Aufsätzen 
hat  er  die  von  Leibniz  direkt  bceintiusste  Lehre  vom  ""logischen 
Kalkur  vorgetragen  (vgl.  ADB*  17y  ooß).  Über  die  Haupt- 
stelle, den  "Semiotik"'  benannten  dritten  Teil  des  ^'Organons'', 
berichtet  sein  Biograph  Jobannes  Lepsius  (Job.  IL  Lambert 
München  1H81  S.  87  f.).  Danach  geht  auch  Lambert  von  der  Un- 
bestinmitheit,  Vieldeutigkeit  nml  Lüekenbaftigkeit  der  Sprache 
ans  und  suebt  sie  wissenseliaftlieb  brauebbar  zu  machen  dureb 
kritische  Unterscheidung  des  Melajibysiseb- Notwendigen  und 
des  Willkiniicben  in  den  vorbandenen  Hj^rachen.  Aus  dieser 
**allgemcinen  Sprachlchie''  geht  dann  die  "allgemeine  Cbarak- 


280  R.  M.  Meyer, 

teristik'^  hervor  d.  h.  die  Herstellung  charakteristischer  Be- 
zeichnungen, durch  die  "die  Theorie  der  Sache  auf  die  Theorie 
der  Zeichen  reduziert"  werden  kann.  Er  durchmustert  alle 
bisher  erfundenen  Zeichen  und  findet,  dass  das  Zahlengebände 
und  die  Algebra  die  vollkommensten  enthalten"  (a.  a.  0.  S.  89). 
Die  Kombination  dieser  Zeichen  ergibt  sodann  den  logischen 
Kalkül. 

e)  Den  höchsten  Ruhm  auf  diesem  Gebiet  erntete  jedoch 
Gottfried  Ploucquet,  Professor  in  Tübingen  (1716— 1790). 
Er  war  zunächst  von  Leibniz  unabhängig,  wie  sein  Biograph  Carl 
Philipp  Conz,  Uhlands  Jugendfreund,  bezeugt  (Kleinere  pro- 
saische Schriften  Tübingen  1822  B.  II  129).  ''Er  kam,  so  wie 
er  stets  die  Logik  auf  einfachere  Grundsätze  zurückzuführen 
sich  bemühte,  im  Jahre  1758  auf  den  Gedanken,  ob,  um  die 
anschaulichste  Übersicht  von  jedem  Schlüsse  mit  einmal  zu 
geben  und  so  die  Verrichtungen  des  logischen  Denkens  za 
erleichtem,  Schlüsse  nicht  könnten  gezeichnet  und  in  Figuren 
vorgestellt  werden.  Er  rektifizierte  und  simplifizierte  immer 
mehr  daran,  so  dass  er  einige  Jahre  nachher  fand,  man  könne 
alles  auf  eine  einzige  Regel  zurückführen,  auf  den  Grund  der 
Verschiedenheit  und  Identität"  (ebd.).  Dies  ist  wichtig.  Bis 
auf  Ploucquet  war  der  logische  Kalkül  wesentlich  als  ars  in- 
ventiva  aufgefasst  worden:  Lull  hatte  Leibniz,  dieser  seinen 
Nachfolgern  diese  Idee  vererbt.  Ploucquet  aber,  ein  Todfeind 
der  gerade  in  seiner  Zeit  herrschenden  Weitschweifigkeit  (Conz 
a.  a.  0.  S.  126)  will  die  Methode  nur  zur  Vereinfachung  der 
Darstellung  benutzen.  Wie  Prantl  (ADB.  26, 320)  sich  aus- 
drückt: er  lehnte,  was  Leibniz  in  der  Characteristica  univer- 
salis, beabsichtigte,  als  zu  weitgehend  ab,  knüpfte  aber,  doch 
im  Grund  an  dessen  Ars  combinatoria  an,  wenigstens  in  den 
späteren  Ausarbeitungen,  vor  allem  dem  Methodus  calculandi 
in  Logicis  praemissa  commcntatione  de  arte  characteristica 
(1769).  Ploucquet,  den  Dessoir  (Gesch.  d.  neueren  deutschen 
Psychologie  1,77)  als  ein  "Symptom  der  geistigen  Aufregung, 
die  kritischen  Momenten  in  dem  Geistesleben  eines  Volkes 
voranzugehen  pflegt,  so  zu  sagen  einen  ersten  Entwurf,  den 
die  Geschichte  öfters  ihren  vollendeten  Gestalten  vorausschickt"^ 
charakterisiert,  bedeutet  auch  hierin  den  Anbruch  einer  neuen 
Reihe.  Man  beginnt  leise,  sich  von  der  mystischen  Vorstellung 
loszulösen,  als  sei  die  Sprache  an  sich  ein  selbstthätig  arbeiten- 


Künstliche  Sprachen» 


SSI 


I 


der  Meebanisuiii»  /.um  Finden  oder  DnrBtelleu  lüg-iselicr  Walir- 
lieiten,  während  docij  '^weder  Sprache  und  Denken,  noch  auch 
die  Formen  der  Sprache  mit  denen  des  Denkens  identisch 
giüd**  (IL  Steinthal  Einleitung:  in  die  Psycholof^ie  und  Sprach- 
wissenscliaft  8.  60.  Über  den  UnterBehied  von  Spreclicn  und 
Kecbnen  StOhr  Al-:cbra  der  Grammatik  S.  135  f.  Doch  vgl. 
V.  d,  Gahelentz  in  Teehmers  Internat.  Zs.  f,  all^,  SpraehwiKK. 
3,  lUO  iilier  "Grammatik  untl  Logik''  im  ChinesiBchen  mid 
R  ti  li  I  e  Y.  L  i  I  i  e  n  8 1  e  r  n  s.  o,)  Man  beginnt  einzusehen  ^  da*^8 
das  willkilrliehe  Kombinieren  der  ferti^^en  "^Beirritfe"  zu  nichts^ 
fuhrt.  Statt  dessen  brach  sich  leise  die  Ahnung  Bahn  von  der 
Notwendigkeit  einer  internationalen  Cniversal-Begritfaschrift,  wie 
sie  E.  Mach  in  seinen  glänzenden  Popuiärmssenschaftlichen 
Vorlesungen  (Leipzig  1896  8.  214)  mit  Bestimmtheit  von  der 
Znkmift  erwartet,  Di  eis  in  seiner  Akademierede  sie  in  den 
Fhiggenzeichen  der  SchifiTe,  dem  telcgraphiHchen  Alphabet,  den 
internationalen  Abkürzungen  schon  entstehen  Bieht. 

Ploucquet  selbst  blieb  freilieb  wieder  in  den  Anfängen 
stecken  und  Th,  Abbt  konnte  in  den  Literatnrhriefen  (17,  61  f<) 
ihn  nicht  mir  üiach  Conz  S.  130)  ""etwas  hämtscirj  sondern 
auch  recht  treffend  kritisieren;  w^obei  nmn  eich  nur  wuindert, 
dass  er  (a,  a.  0.  S,  61)  den  logischen  Kalkül  als  etwas  "^der 
Erfindmig  nach  Neues''  ausgibt,  walircnd  doch  solche  Bemü- 
bungen  damals  in  der  Mode  waren.  Ploucquet  kam  mit 
Lambert  in  Diskussion  fLepsius  a.  a.  0.  S.  90  Annu  229} 
und  rief  eine  ganze  Literatur  hervor.  Und  doch  hatte  er  nur 
für  die  termini  universales,  particularesj  aflirinativi.  negativi 
beliebige  Buchstaben  eingeführt  und  mit  ihnen  ein  paar  k»- 
gische  Rcchcnexempel  durchgenommen!  Aber  er  mündete, 
V4»n  der  reinen  pbilosophiKchen  Sprache  kommend,  hei  der 
Begriffszeichenspracbe  ein  und  hierin  liegt  seine  Be- 
deutung für  linser  Thema. 

f)  Allmahlich  wurde  man  iloch  historiseher.  Dem  von 
Ooethe  befürworteten  Rnckstuhl  erscheint  es  (1816)  bereits 
als  selbstverständlieb,  dass  der  Seliriftsteller  nicht  heliebige 
Laute  willkllrlich  zusammensetzen  kann  (Goethe-Kuckstuhl 
Von  der  Ausbildung  der  deutschen  Sprache  Giessen  1890  S.  55), 
wie  es  Leilnuz  nocli  zugelassen  hiitte.  Wenn  gar  heut  A<lolf 
Stöhr  eine  ""Algebra  der  Grammatik"  (Wien  1899)  unternimmt, 
so  ifit  es  ihm   natürlich,    empirisch  vorzugehn,    historisch  die 


282 


H.  M  Meyer, 


Grundlagen  des  *Spraeh Verständnisses  in  den  ""Minima  vm 
laiitliehen  Mitteln,  an  welelie  eine  Bedeutung  gelumden  za 
sein  s^chcint''  aufziisiK'Iieii  {lief,  von  Wernirke  DLZ.  1899 
S.  1276)  und  deren  tbatsäehlielien  Pernjutationea  imd  Differen- 
zierangen  naclizugelm.  So  soll  ''eine  philosophisch  geklärte  Dar- 
stellung der  Formenlehre  lind  Syntax  einer  hestinnnten  Sprache", 
sehliesslieli  doeh  wohl  aber  der  abstrakten  "8praebe''  selbst  _ 
gewonnen  werden.  Das  wäre  dann  eine  "^kdnstliehc  Sprache",  H 
die  zngleieli  *natürlicir  wäre.  Errei(*hbar  sebeint  sie  nichts 
weil  eben  das  Wesentliche  mit  dem  Unwesentliehen,  das  All- 
gemeine mit  dem  8 pe/j tischen  in  jeder  Sprache  eigentbfttulieli 
lind  unlösbar  verquickt  ist.  Dass  aber  Stöhr  wieder  vom 
Wort  ausgebt,  statt  vuni  Satz,  seheint  nns  ein  bedenklicher 
RüeksebrJtt  hinter  Lambert  und  Pluucqwet,  hinter  Enler 
und  Max  Müller.  Wohl  urteilt  er  (S.  62  f,)  zutreffend  über 
den  Zweck  der  Spracbe^  wobl  weiss  er  (S.  63)  ''Namen''  und 
"Wort"  zu  unterscheiden;  w^obl  sucht  er  seine  Iianptau%abe 
darin,  sieh  und  uns  ^'von  dem  Druek  der  vorhandenen  Sprach- 
formen  zu  befreien"  (8.  103  vgl.  66.  140),  Dennoch  bleibt  er 
im  Bann  der  bekannten  Sprachen  und  rechnet  docli  tliatsäeb- 
licli  ndt  ""Wörtern^  d,  b.  mit  veränderlichen  Eiuzel begriffe» 
statt  mit  "Wortkreiseir,  wie  eine  ijbilosfrpbische  Gramuiaiik 
thun  miijsste.  Die  Forschungen  von  Hugo  Wiu  ekler  zur 
Spraehgescbicbtc  könnten  etwa  zeigen,  wohin  eine  wirklich 
cmpiriseb'philosophiscbe  Sprachbetrachtung  leitet.  Statt  dessen 
erklärt  Stöhr  z.  B,  xwar  die  Konjugation  für  entbebrlicb^ 
aber  die  Deklination  (S.  66),  wenigstens  als  ''stumme  Deklioa- 
tiun"'  (8.  69)  \\\v  nnvenneidlieh,  was  vielleicht  später  einmal  m 
gilt  als  Probe  der  falschen  Apriori-Be weise  fiir  etwjis  thatsäch- 
lieh  in  der  Einzelspraehe  Gegebenes  gelten  wird  wie  jetzt  schon 
G  0 1 1  f  r  i  c  tl  He  r  m  a  n  n  s  'Beweis",  es  könne  mir  sechs  Ka^ui^ 
geben  (vgl.  Del  br  tick  Idg.  Syntax  1,  31).  Selbst  so  '^ö- 
tällige''  F'ormen  wie  der  Konjunktiv  werden  (S,  117)  in  die 
Algebra  der  allgemeinen  Grammatik  berein  gezogen!  —  Dass 
deshall»  Stöhrs  Schrift  in  allgemeinen  Betrachtnngen  (Logik 
und  Grammatik  S.  51.  58  f.  u.  ö.  70  f.)  wie  in  einzelnen  Beol>- 
achtungen  (zum  Satzbau  S.  62  f.,  Satz  — Ersetzung  S,  109/  Dan- 
kenswertes leistet,  bestreiten  wir  nicht;  aber  ein  Modell  der 
'^Sprache''  an  sieh  gibt  sie  nicht  und  die  auf  Grund  ihre* 
Chiffresystems  angelegten  Lexiea   (S.  9,  89.  173)   würden  zu 


i 


i 


Künstliche  Sprachen. 


283 


ideii  Bcirriffsaustatisch  schwerlieli  auslü 


yu 


einem  genügen 

wird  also  mit  DieU  (S.  15)  die  p^ycliolofrisehe  ISelniehtimg 
der  küiikreteii  Oramniatik  weit  Itbcr  diese  philosüpliij^eli-logi- 
ftcheii  Versiielje  stellen  mtisseii. 

Das  ältere  Bnclj  von  Lange nscbwarz  Die  Aritbmetik 
der  Sprache  S.  M  (""Der  Men>iL'hbeit  gewidmet"")  brin-^H  nur 
eine  künstlich  nach  Zahlen  |2;e^liederte  "Psycliologie  der  Rede- 
kunät^  (Vgl.  ülier  den  Veif.  Grill  parzer  im  Urillparzer  Jahr- 
bach lU,  335). 

Anders  als  Stöhr  sneht  C.  Svedelius  (L'analy^e  du 
langage  Upsala  1897)  mit  den  "^nnites  liujijcuistiqnes'"  (S.  139) 
zu  operieren;  er  strebt  eine  Art  Jlechamk  der  Spraeheinheiten 
(vgk  8.  18  f.)  an,  ohne  dneh  zu  allj^rcmeiiieren  Gcsichtspnnkten 
zu  gelangen. 

2)  Von  Lull  bis  Stöhr  haben  wir  die  phüosophisehe 
Spniehe,  den  logiseben  Kalkül,  die  Algebra  der  Grammalik  in 
tlirekter  Abhängigkeit  vmi  tlem  t^praeidirlien  .Material  der  Ein- 
zelspraehe  gefunden.  Unser  eigentliches  thema  probanduni, 
das8  die  spraehertindende  Oecic  von  tler  «praehsehaffenden 
(pücic  liberbaupt  niebt  forfkommen  kann,  war  hier  gar  nicht  erst 
näher  zu  erörtern,  da  hier  eben  dies  ganz  offen  xu  Tage  liegt. 
Nattlrlieb  hat  Cartesins  mit  seiner  Ideographie  oder  Leibniz 
mit  seiner  Analysis  notionuni  in  Alphabetuni  (nt  appcllo)  eogi- 
tationum  humaiiaruni  (vgl.  Mundt  Deutsche  Prosa  x'^,  14)  über 
den  empirischen  Begritls Vorrat,  der  in  dem  Wortschatz  einer 
einzelnen  Nation  vorliegt,  hinauskommen  wollen;  natürlich  bat 
Bchon  Raymiindus  Lullus  gelbst  die  Regrift'e,  nicht  blosfi 
die  Einer  Sprache  entnonnnenen  Ausdrücke  in  die  Hand  be- 
kommen wollen.  Es  bleibt  deshalb  doch  dabei,  dass  sie  bei 
einem  einfachen  Übersetzen  aus  dem  Latein  oder  den  Xational- 
sprachen  stehen  blieben.  Selbst  wenn  etwa  Plonequet  seine 
Chifllern  anwandte  und  schrieb  (Methodus  8.43):  "^Universalitas 
termini  signetur  per  literas  maiores,  A,  B,  C,  D  etc.  Partieu- 
laritas  termini  signetur  per  litteras  minores  a^  b,  c,  d  etc.; 
affirmationes  deuotentnr  per  imniediatam  litterarum  conjunctio- 
iienr  —  selbst  dann  wurde  ganz  naiv  die  tagtägliehe  Lber- 
setzerpraxis  nachgeahmt:  man  sucht  die  wichtigsten  Worte, 
ersetzt  sie  durch  andere  und  stellt  so  ein  Vokabular  her. 

Ein  Fortschritt  über  diese  Stufe  w\nrd  erreicht,  wenn 
mau  statt  der  Begriffe  B  e g  r i  f  f  s  z e  i  c  h  e  n  wählte.    Die  grosse 


284  R.  M.  Meyer, 

Neuerung  besteht  darin,  dass  man  sieh  von  dem  thatsäch- 
liehen  Vorrat  an  Synonymis  usw.  frei  macht.  Es  heisst  nicht 
mehr:  wie  geben  wir  ""gut,  schlecht,  mittelmässig"  wieder?, 
sondern:  wie  bezeichnen  wir  allgemein  den  BegriflF,  der  auf 
moralischem  Gebiet  dem  der  Brauchbarkeit  auf  praktischem 
Boden  entspricht?  Eine  systematische  Durchdringung  und 
Durcharbeitung  des  gesamten  BegriflFsvorrates  wird  nötig;  er- 
reicht wird  sie  allerdings  erst  bei  Wilkins. 

a)  Denn  die  Anfänge  sind  hier  noch  roher  als  bei  den 
reinen  Begriffsprachen.  Ein  Charlatan  steht  auch  hier  im  An- 
fang, ein  völlig  sicher  entlarvter,  nicht  wie  im  Fall  des  Cata- 
loniers  eine  Paracelsusnatur,  in  der  geniale  Ahnung  und  schwin- 
delhafter Hokuspokus  zusammenwirken.  Der  Name  des  Jo- 
hannes Trithemius  (1462 — 1516)  begegnete  uns  schon  bei 
Grimmeishausen  und  Äthan.  Kircher  hat  sich  noch  aus- 
führlich mit  seiner  "Steganographica"  (unvollendet;  1509  auf 
den  Index  gesetzt)  beschäftigt.  Dass  Tritheim  als  Histo- 
riker ein  Fälscher  und  Betrüger  ist,  steht  fest  (ADB.  38, 629); 
und  wenn  er  den  Schlüssel  seiner  Geheimschrift  durch  Offen- 
barung empfangen  haben  will  (Kircher  Polygraphia  S.  84; 
Appendix  S.  21),  so  wird  es  damit  nicht  viel  besser  stehen. 
Über  die  grossprahlendcn  Verkündigungen,  durch  die  der  Abt 
seinem  Gedächtnis  geschadet  hatte,  beschwert  sich  Äthan. 
Kirch  er  mit  Recht  —  objektiv;  subjektiv  hatte  der  Jesuit 
dem  Abt  von  Sponheim  nicht  allzuviel  vorzuwerfen! 

Tritheim  hat  sowohl  eine  Polygraphia  (zuerst  1518 
erschienen)  als  auch  eine  Steganographia  (1531)  verfasst.  Die 
letztere  enthält  nicht  nur  Schlüssel  zu  allerlei  Geheim-  und 
Zeichensprachen,  sondern  auch  Anweisungen,  Abwesenden  so 
zu  sagen  durch  eine  geistige  Telegraphie  ohne  Draht  Mittei- 
lungen zu  machen.  Sic  brachte  Tritheim  in  den  Verdacht 
der  Zauberei  und  wurde  deshalb  (nach  der  Biogr.  üniv.  42, 182) 
von  Bekänipfern  und  Verteidigeni  des  Hexenwahns  wie  Wierus 
und  Bodinus  lebhaft  erörtert.  Kirch  er  macht  sich  darüber 
lustig  und  teilt,  um  die  Telegraphie  Tri  t  hei  ms  zu  parodieren, 
die  lustige  Geschichte  von  der  künstlichen  Nase  mit,  die  alle 
Schicksale  ihres  ursprünglichen  Fleischbesitzers  mitmachte  (Ap- 
pendix S.  19).  eine  Anekdote,  die  dann  Edmond  About  zu  seiner 
grazi(")sen  Geschichte  ""le  nez  d'un  notaire"  gestaltet  hat.  Indess 
hing  bei  dem  Abt  von  Sponheim  die  Absicht  "sine  nuneio,  dum 


Künstliche  Sprachen. 


§S5 


Tolo,  volwitatem  lueaiii  indicarc  sedeiiti  in  carcere»  etiaiii  loiige 
absens,  »juaiituuiemniue  t'U.stodiattir^  ctiamsi  trilais  milliaribus 
«üb  terra  sederet,  et  Imec  oiniiia  universaliter'^  aufs  Eu^te 
mit  dem  in  der  Polygraphie  gelelirten  Ktnist  zusamiiieu,  '^niuuia 
ista  docere  in  oiiinia  liiigua  totiiiti  inuiidij  quam  uoiqiiam 
aadivr.  Wir  sind  im  Zeitalter  der  Chymie  und  eine  Ak-hemie 
der  Rede  wird  augestreht.  Cliifferu-  und  andere  Gelieimspra- 
ehen  kannte  man  liiuget  und  dass  Tritheim  die  seltenen 
tironisclien  Noten  für  e^ein  künstliches  Gemenge  von  13  neuen 
Alpliabeten  (Biogr.  Univ.  a.  a.  0.  8.  181)  benutzte,  niaebte 
nicht  den  Reiz  seiner  Erfindung.  Darin  bestand  er,  dass  er 
die  Ideen  selbst,  die  Universalia  losgelöst  vom  Wort  zu  geben 
schien.  Er  löste  die  Übersetzung  der  Begriffe  von  der  li^o- 
lierung  und  gab  einen  fortlaufenden  Scblltssel,  der  eine  Über- 
setzung in  jede  bekannte  S|>raebe  zu  ermöglichen  sebien. 
Nocb  Descartes  sab  den  einzigen  praktischen  Nutzen  einer 
üniversalspraebe  (niebt  einer  plnlosophisidien  ars  inventiva!) 
darin,  rlass  man  aus  ihrem  Wörterbuch  in  jede  Spracbe  über- 
setzen könnte  (An  Mersenne;  Brief  vom  20.  Nov.  1629:  Dis- 
cours  de  la  niethode  et  ehoix  ile  lettre^  Paris  1884  8.  201), 
Für  Tritheim. «i  Zeitgenossen,  die  obendrein  seine  fanstisebea 
VerheiHstmgen  berauschten,  niusste  es  seheinen,  als  habe  der 
gelehrte  Abt  die  Seele  der  Worte  gefasst,  m  dass  sie  sieb 
Duu  lateinisch  oder  bebräiseh  oder  deutseh  nach  Beliehen  ineor- 
porieren  liesse.  Und  eben  deshalb  steigerte  er  sieb  auch  selbst 
zu  der  Idee,  durch  den  blossen  Besitz  dieser  Wortseclen  TRu- 
nen"^,  hätte  der  germanische  Priester  gesagt)  korrespondieren  zu 
können:  es  ist  Runeuzauber,  wie  wenn  der  altgerm.  Jledizin- 
mann  einen  Sprueli  ritzt^  so  "dass  vom  Stamm  der  Gestorbene 
steigt  und  Worte  weebselt  mit  mir"^  (Hävamäl  Str.  156;  Edda 
tlbs.  von  Gering  8.  108). 

b)  Tritheim  fand  noch  mehr  Naclifolger  als  LuUus; 
darunter  die  berühmten  Gelehrten  Naude  und  Morliof  (Biogr. 
Un.  Ä.  a.  0.  S.  182).  Es  waren  recht  seltsame  Gesellen  dabei, 
fast  alle  ndt  einem  Zug  von  der  Charlatanerie  des  Meisters 
ausgestattet.  Da  war  Johann  Caramuel  y  Lobkowitz 
<geb.  1606  gest.  16H2;  ADB.  3,  778),  ein  Sprachgenie,  das 
seine  Talente  in  den  Missionsdienst  der  Gegenreformation  stellte, 
•gerade  so  wie  Rom  im  vorigen  Jahrhundert  die  märchenhafte 
sprach begabung  des  Kardinals  Mezzofanti  für  die  Zwecke  der 


286  R.  M.  Meyer, 

Proi)aganda  ausnutzte.  (Die  Mission  hat  für  die  Universal- 
sprachen  so  viel  zu  bedeuten,  wie  für  die  Linguistik;  auch 
Dalgarnos  Druekprivileg  empfiehlt  seine  Weltsprache  als  ein 
Mittel  zur  Verbreitung  des  Evangeliums,  setzt  aber  gut  eng- 
lisch sofort  hinzu:  und  zur  Vergrösserung  von  Handel  und 
Verkehr.)  Caramuel  war,  wie  Leibniz  und  Lambert,. 
Mathematiker  von  Bedeutung;  und  mit  den  Bemühungen  um 
das  dyadische  Zahlensystem  (a.  a.  0.  S.  780)  hingen  wohl  auch 
seine  weltsprachlichen  Versuche,  wie  bei  Leibniz  mathema- 
tische und  grammatisch-logische,  zusammen:  "er  erfand  eine 
Weltschrift  fttr  alle  Sprachen,  eine  Zeichensprache,  eine  mo- 
derne Terminologie  für  Philosophie  und  Theologie  usw.,  kon- 
struierte Automaten  u.  dgl.".  Natürlich  steckte  er  in  den  Vor- 
urteilen seiner  Zeit  und  die  ''barbarischen  Worte",  durch  die 
er  die  Terminologie  '"mehr  verwirrte  als  aufhellte"  (Biogr.  ün. 
6,  652)  Hessen  seine  Anstrengungen  scheitern.  —  Da  ist  Da- 
niel Schwenter  (1585—1636;  ADB.  33,  413),  Orientalist 
und  ebenfalls  Mathematiker,  der  ausserdem  einen  ''Peter  Squeni'' 
vor  Andreas  Gryphius  verfasst  hat  (vgl.  F.  Barg  Zs.  f. 
d.  A.  25,  130  f.  168)  und  eine  '"Steganologia  et  Steganographia* 
drucken  Hess.  Da  ist  der  Merkwürdigste  von  Allen :  Johann 
Joachim  Becher  (1635—1682;  ADB.  2,  201;  Biogr.  Cn. 
3,  450),  Mitbegründer  der  chemischen  Phlogistontheorie,  *ein- 
flussreich  als  Volkswirt",  im  Leben  "erfinderisch,  dünkelhaft 
und  unstet".  1661  gab  er  den  Character  pro  noticia  Hnguahun 
universali  heraus,  für  den  er  vergebens  100  Dukaten  vom  Kur- 
fürsten von  Mainz  erwartete:  ein  Wörterbuch  von  mehr  lüs 
10000  Worten,  später  (1679)  vereinfacht.  Wie  Kircher  scheint 
auch  er  (nach  den  Angaben  der  Biogr.  ün.)  eine  Durchzählung 
nach  dem  lat.  Alphabet  zu  Grunde  gelegt  zu  haben,  Techmer 
(Internat.  Zs.  f.  Sprach wiss.  4,  339)  sagt,  er  habe  empfohlen, 
die  gleichbedeutenden  Wörter  in  den  Wörterbüchern  der  ver- 
schiedenen Sprachen  mit  derselben  Nummer  zu  versehen,  das 
gleiche  Verfahren,  das  heut  wieder  Stöhr  (Algebra  der  Gram- 
matik S.  9)  vorschlägt. 

c)  In  eine  neue  Phase  tritt  das  Projekt  mit  George 
Dalgarno,  einem  Schotten,  dessen  Ars  signorum  vulgo  cha- 
racter universalis  et  linirua  philosophica  (ebenfalls  1661)  von 
Wilkins  (nach  der  Biogr.  Un.  10,42)  stillschweigend  benutzt 
ist.     Überhaupt  spielt   der  geistige  Diebstahl  bei   diesen  ver- 


Künstliche  Sprech ou. 


2BT 


we^eneii  Gedaakeiijuii^^leurs  keine  ^aniu^^c  Rulle:  TritUeojius' 
Poly^^ra|iliie  wurde  vou  tkm  Friesen  Hottiii^a  ^cmiUlieli  iih 
ein  ei«:cnes  Werk  nat*bge<lruckt  (Biogn  Uu*  42,  181),  fast  lUO 
Jahre  nach  der  Originalansgabe!  —  DalgarDos  Bdehlein  (vgl. 
daza  Diels  a.  a.  0,  S.  o  fV)  ist  nicht  öuintcressant»  Als  »eine 
Eigeutilmlielikeiten  hebt  Pillet  in  der  liiügr.  üii-  hervor,  dass^ 
es  von  einer  methodischen  Klassifikation  aller  nioglichen  Ideen 
ausgebe,  und  dass  es  die  Charaktere  dieser  Klassifikation  an- 
zupassen suche,  "de  maaiere  que  le  mot  represente  Tidee  eile- 
menie,  et  non  lee  sons  qm  en  exprinienf  le  nom,  com  nie  dans 
le8  langues  nßuelles''.  Aber  den  ertsten  Punkt  teilt  Dalgarno 
niit  Leibniz  und  Cartesius*  Neu  ist  dagegen  ein  dritter 
Gesiebtspunkt,  in  dem  ihm  aneb  Wilkins  nicht  gefolgt  ist 
und  auf  den  gerade  der  Schotte  hcsonderes  Gewicht  legt:  er 
will  nicht  "figuras  nmtas"  geben,  sondern  eine  der  Aussprache 
fähige  Rede  (S.  12  f.).  Er  schlaji:t  also  die  Ibücke  von  der 
Dniversalsehrif  t  tn  der  Uni  versalspraehe,  allerdings 
ohne  Nachfolge,  wie  Ploucquet  die  von  der  reinen  Begriffs- 
zur  Begrifirszeichenschrift, 

Dalgarno  ist  noch  völlig  in  scholastisch- mystischen  Au- 
8chanungen  und  allegorischen  Spielereien  betängen:  "Kes  ipsae 
sunt  quasi  [oder,  wie  er  prinzipiell  schreibt:  rjasi]  I'ater^  gi- 
gnens  in  mentibu«  nostris  snani  imaginem;  Intellectns  vero 
est  Mater,  has  imagines  concipiens;  et  Memoria  est  nterus,  in 
QUO  [sie]  Rermn  Imagines  sie  genitae  gestantnr''  (S.  27).  Die 
für  jene  Zeil,  in  der  Newton  die  Fallgesetze  fand  und  Pro- 
phezeiungen aus  der  Apokalypse  ablas,  charakteristische  Mi- 
gehung  von  scliarfer  Beobaclitun;:  und  traumeriseher  Spekula- 
tion zeigt  besonders  sein  Caput  primnm  (de  primis  Signorum 
elemenlis,  speciatiin  vero  de  sonis  siniplicibus)  —  eine  Laut- 
lehre mit  scharfen  lantphysiologiscbeu  und  phonetischen  Be- 
merkungen (eine  Anlautregel  8.  9),  an  tleren  Schluss  eine 
phantastische  Umänderung  des  Anfangs  von  Vergils  herühm- 
tester  Ekloge  mitgeteilt  wird  (S*  12): 

Pipite  pu  tajuvrae  legudam  sud  pekminc  thaki, 
statt:    Tityre  tu  patulae  recubans  sub  tegniine  fagiJ 

Dalgarno  geht  systematisch  in  strenger  Dichotomie 
(S.  29)  vor:  die  allgemeinsten  Begriffe  werden  voransgesehiekt, 
und  mm  folgt  eine  jedesmal  wieder  durch  einen  Buchstaben 
ausgedruckte  Spezialisierung.     So  heisst  '^MetalF  nef:  n  con- 


^88  R.  M.  Meyer, 

cretum  physicum,  e  accideus,  f  concretum  artefactum;  es  heis«t 
dann  weiter  Gold  neffis,  Silber  nefgoffia,  Blei  nefgofir  nsw. 
Er  ahnte  es  in  seinein  Stolz  sicher  nicht,  dass  er  selbst  hier- 
bei nur  tiefen  Sinn  ins  kindische  Spiel  legte:  gerade  so  be- 
nannte Darwins  Sohn  im  Alter  von  einem  Jahre  jede  Nah- 
rung mit  'munu",  dann  Zucker  mit  'shu-munu'  und  noch  später 
Lakritze  mit  'black-shu-munu'  (Rzesznitzek  Entwickelung  der 
Kindersprache  S.  24).  Das  Kind  besitzt  freilich  noch  nicht 
jene  scharfe  dichotomierende  Logik,  die  Goethes  Jünger 
Carl  Philipp  Moritz  voraussetzt,  wenn  er  in  seinem  zu  präch- 
tigen Kupfern  von  Chodowiecki  geschriebenem  "^Versuch  einer 
kleinen  praktischen  Kinderlogik"  (Berlin  1786)  gleich  mit  der 
Scheidung  von  Lebendem  und  Leblosem  (S.  11)  anfängt  — 
als  ob  dem  Kind  nicht  alles  lebendig  wäre!  Aber  wohl  be- 
sitzt das  Kind  schon  die  Ordnungsliebe,  die  gern  gliedert  und 
ableitet.  Jene  Spezifikation  —  "Nahrung  —  süsse  Nahrung  — 
schwarze  süsse  Nahrung"  —  ist  der  erste  Schritt  auf  dem 
Wege  zu  den  systematischen  Terminologien  der  Chemiker  und 
der  Naturforscher  überhaupt;  denn  auch  bei  diesen  war  natür- 
lich ein  blosses  Zusammenrücken  (P.  Kretschmer  Spracb- 
regeln  f.  d.  Bildung  und  Betonung  zoologischer  und  botanischer 
Namen  Berlin  1899  S.  6)  älter  als  die  echte  Komposition 
(ebd.  S.  5). 

Wo  unsprechbare  Complexe  entstehn,  werden  bei  Dal- 
garno  die  literae  serviles  et  expletivae  ei  und  s  eingeschoben: 
meis  für  ms  (S.  51).  Polyonymie  wird  (S.  45)  nicht  vermie- 
den ;  so  heisst  abripere  (S.  95)  dos,  don,  bemdep,  stekai.  (Diese 
Sprache  mag  wohl  auf  die  wildesten  Lautverbindnngen  in 
Swifts  Gulliver  1726  Einfluss  geübt  haben.)  Der  Anfang  der 
Genesis  lautet  (S.  118):  Dan  semu,  Sava  samesa  Namttn 
No7n.  Auch  das  Vorwort  hat  Dalgarno  in  seiner  eigenen 
Sprache  an  König  Karl  gerichtet. 

Dieser  kühne  und  konsequente  Neuerer  bleibt  nun  aber 
doch  völlig  von  dem  Vorbild  des  allgemeinen  Sprachbaus  ab- 
hängig. Zwar  wenn  die  allgemeine  Anordnung  —  vox  gene- 
rica  praecedit  (S.  56)  —  der  der  Sprachen  entspricht,  so  liegt 
hier  wirklich  eine  Übereinstimmung  von  Logik  und  Sprach- 
bau vor.  Aber  das  ist  bezeichnend,  dass  er  Alles  glaubet  wie- 
dergeben zu  müssen,  Flexion  (S.  62),  SjTitax  (S.  72),  ja  sogar 
Eigentümlichkeiten  wie  die  verba  Impersonalia  (S.  77).   Nichts 


Künstliche  Sprachen. 


28^ 


[  Ü\r  die  lopsfbe  Uiibeliiltiieljkeit  der  Sprachen  bczeiclmen- 
der  als  die  Xotweiidigkeit  der  Partikeln  im  Vcrdeulliclunig 
der  Beziehitngeu  im  Satz;  Dalgarno  aber  {der  S»  80  die 
scharfsinnige  wenn  aiieh  zu  weil  geliende  Bemcrkiiii^^  macht 
"omnes  partieiilas  esse  vem  caRiis^)   ^^laubt  auch  sie   ffir  seine 

[logische  Uuivei*salgpraehe  uieht  entbehren  zu  können! 

d)  Atlianasins  Kirchcr  (1602 — 168u)  ist  rler  Lkriihin- 

I teste  unter  den  Fördereni  der  Universalschrift;  umi  an  keinem 

|. tritt  die  heilen kbclie  Seite  dieser  Unternehmungen  greller  her- 
vor. Weiss  (Biogr.  ün.  21,642)  suehte  noch  Kirchers  bona 
fides  zn  retten;  Ermau  (ADB*  16,  1  f*)  hat  ibn  unwiderleg- 
lich als  Charlatan  entlarvt.  Nnr  ist  auch  bei  dem  Jesuitcn- 
pater  wie  bei  T  r  i  t  h  e  i  nt  oder  Becher  der  Betrug  immer 
zuerst  als  Selbstbetrug  zu  verstehu.  Der  grenzenlos  eitle  und 
ehrgeizige  Mann  war  nie  zufrieden,  die  Dinge  m  autzufassen, 
wie  der  gesunde  Mensehen%- erstand  sie  nahm.  Wenn  er  etwa 
(Er man  a.  a.  0.  S.  3)   in  seinem  "'Oedipus  Aegyptiacus"  die 

il3  Zeichen  Kasrn  Tmitians  (Caesar  Dnniitianus)  zu  denten 
hat,  sb  liegt  es  seinem  von  Kabbala  und  Übergesclieitheit  ver- 
drehtem Kopf  ganz  nah,  den  Titel  im  Siim  seiner  eigenea 
^Stcganographia*'  zu  deuten  und  den  Namen  "Kaiser  Domi- 
tianuß^  wue  folgt  zu  übersetzen:  ""Die  wohlthätige  Zeugungs- 
kraft, die  über  das  Obere  und  Untere  lieiTScht,  vermehrt  das 
Zustrümen  der  heiligen  Feiiehtigkeit,  die  von  oben  herab- 
kommt. Saturn,  der  die  flüchtige  Zeit  ordnet,  der  wohlthä- 
tige Gotty  fordert  die  Fruchtbarkeit  der  Äcker  und  hat  Macht 
über  die  feuchte  Natur  .  .  S^  Sicher  ist  das,  wie  Ermau 
sagt,  Tollheit;  aber  es  hat  vielleicht  noch  ebensoviel  Methode 
wie  manche  Lesungen  ctruskiseher  Inschriften. 

Auch  Kirch  er  vereinigte  das  Studium  der  Mathematik 
und  Musik  mit  deoi  der  Sprachen.  Seine  koptischen  Arbeiten 
haben  noch  hent  Bedeutung  (Benfe}'  Gesch.  d.  Sprachwiss. 
♦S,  239)  —  "freilich  nicht  weil,  sondern  trotzdem  Kirch  er  die 
Lingua  aegyptiaca  restituta  heraus  gegeben  hat",  meint  Er* 
man.  Überall  versuchte  er,  aus  geringen  Resten  grosse  Ge- 
heimnisse lierausziilesen  und  wieder  in  enge  Symbole  grosse 
Geheimnisse  hineinzupassen.  Er  schrieb  einen  Itundus  sub- 
terraneus,  in  quo  universae  naturae  vnaiestas  et  divitiae  demon- 
strantur  (1664  oder  166s):  ""bizarre  Konjekturen  und  apokryphe 
Berichte  über  die  Riesen,    die  Draclien  und  andere  im  Erd- 


590  R.  M.  Meyer, 

innern  wohnende  Fabelgeschöpfe"  (Biogr.  ün.  21,  643);  und 
eine  Tiirris  Babel,  sive  Arehontologia  qua  priscorum  post  di- 
luvium  horainuni  vita,  mores,  rerumque  gestariim  magnitudo  . ., 
confusio  linguaruni,  gentium  transmigurationes  cum  prineipa- 
lium  inde  enatorum  idiomatum  historia  describuntur  et  expli- 
cantur  (1678). 

Dieser  Manu  niusste  selbstverständlich  auch  eine  Poly- 
graphia  seu  artificium  linguarum,  (juo  cum  omnibus  totius 
mundi  populis  poterit  quis  correspondere  (Rom  1683)  schreiben 
(vgl.  Diels  a.  a.  0.  S.  7).  Die  Pasigraphie  ist  von  Becher, 
die  Steganographie  von  T  r  i  t  h  e  i  m  abhängig.  Neu  ist  aber 
zweierlei :  eretens  die  Energie  der  Durchffthrung,  und  zweitens 
der  ausgezeichnete  Gedanke,  nicht  mehr  die  ganzen  Worte, 
sondern  nur  die  Wurzeln  zu  übersetzen,  die  Flexion  aber  (wie 
es  Steiners  Pasilingua  s.  o.  thut)  den  Nationalsprachen  zn 
überlassen  (Polygraphia  S.  15). 

Kirch  er  erbaut  (S.  45)  ein  Dictionarium  pentaglossnm. 
In  alphabetischer  Folge  nach  dem  Latein  ordnet  er  die  wich- 
tigsten Begrifle  rein  praktisch  in  32  Gruppen  von  je  40  Worten. 
Es  ist  also  etwa  "radix"  im  Alphabet  aufzusuchen  und  danach 
durch  XIX  10  auszudrücken.  So  erhält  man  die  Wurzel.  Die 
Flexion  wird  sodann  durch  eine  Chiffer  ausgedrückt,  z.  B.  G 
mit  Kreis  Gen.  Sg.,  G  mit  Strich  Gen.  PL,  oder  ein  Hufeisen 
je  nach  der  Lage  Praes.  oder  Praet.,  mit  Punkt  Plural  usw. 
Also  XIX  10  A :  radices;  oder  zu  II  7  amare  II  7  11'  ama- 
himini,  —  Das  Verfahren  ist  ungemein  einfach  und  bei  der 
einfach  symbolischen  Art  der  Flexionszeichen  auch  praktisch; 
ähnliche  Methoden  werden  (nach  der  Biogr.  üniv.)  noch  heut 
im  internationalen  Handelsverkehr  vorgeschlagen.  Auch  die 
verschiedenen  Systeme  einer  arca  steganographiea  (S.  130) 
oder  cysta  glottologica  (S.  85)  sind  scharfsinnig  ausgedacht. 
Daneben  fehlt  es  wieder  nicht  an  Spielereien  wie  der  tabula 
cryptologica  per  signa  mcmbrorum  (App.  S.  16),  wo  die  Ohren 
Liebe  oder  Hass,  der  Bart  Glück  oder  Unglück  bedeutet,  so 
dass  man  plötzlich  wieder  in  der  Sphäre  der  Traumdeuter  und 
Kartenleger  gerät.  —  Kircher  gibt  übrigens  (S.  147)  die  Na- 
men verschiedener  Vorgänger  an,  danmter  den  berühmten 
J.  B.  Porta  (vgl.  App.  S.  20);  dass  er  sich  mit  Tritheim 
ausfuhrlich  beschäftigt,  erwähnten  wir  schon. 

c)  John  Wilkins  (1614—1672),    Bischof  von  Chester, 


Küiibtliche  Sprach etu 


291 


1>cdeutet   tkui  Höliepiinkt   dieser  EiitwickelunjLr   und    von    ilnii 
würde   ich    am    weiiii^sten    mit  T  li.  M  und  t  (Üeutsclje  Prosa 

BS.  15)  behaiipteu,  dass  er  ''nur  Unsinn  vorgebracht  habe".  Wir 
balten  es  Uelier  nnt  Tee  hm  er,  der  in  seiner  Internat.  Zh,  f. 
Spraebwiss.  (4.  339  f.)  Wilkins  mit  büchBter  Anerkenniuig 
bespriebt  und  (S.  349  tV)  den  dritten  Teil,  die  Natnral  Rrani- 
uiar,  mm  Nenrlruek  (>rin^t. 

Der  Scbwager  Oliver  Crooiwells,  der  aneb  mit  dem  ge- 
feierten  Tbeulo^en  Tülotson  (den  Lessingrs  Vater  ttbei-setzt  bat) 
verwandt  war,  grehürte  zn  den  Orflndern  der  berlUmiten  Royal 
Society;  er  soll  anf  Cyrano  de  Ber^erac  mit  seiner  Heise  in 
den  Mond,  auf  Swifts  Gniliver  nnd  Voltaires  Mieronjegas  p:e* 
wirkt  haben  nnd  Fontcnelle  liat  j^eine  '^Entdceknnir  einer  nenen 

^Welt"  (It)9U)   in   den    Uuterrednn^^en    iiber   die   Mehrlieit    der 

^Welten  popnlarisiert  (Biog:r  ün.  44,  620^.  Wie  Tritbemius 
und  Porta  bat  dieser  nni^^ewohnliebe  Mann  sich  mit  der  Ge- 
dankcnübennitlelnn^  durch  Telepatliie  befasst  (Merenre  1641) 
und  von  hier  kam  er  zu  dem  Versuch  einer  liiierall  verständ- 
lichen Begriffr/ejchenHpraclic*  Er  patronisierte  Dalgarno  und 
benutzte,  wie  Ch.  Nodier  (a.  a.iJ.J  zeig:te»  seine  Ars  signorum 
vnl^^'O  charaeter   universalis  (16G1;    für   seinen   eigenen  Essay 

«towards  a  real  cbaraeter  and  a  pbilosophical  langna*:e  (1668), 
der  aber  doch  noch  Eigenes  genug  enthält.  Wie  Kircher 
und  Dalgarno  ftir  die  Drncklegnng  ihrer  Schritkni  fürstliche 

I<Jönner  fanden,  so  sab  Wilkins  sein  FJueb  von  der  Royal 
.Society  gedrnckt. 
Der  Bischof  holt  sehr  weit  ans  und  es  siebt  fast  au^H^ 
4ils  nälicre  er  sich  der  empiriscb-pbilosopbischen  Methode  von 
<l  e  B  r  o  s  s  e  h  und  M  o  n  b  o  d  d  o,  wenn  er  nnt  dem  Ursprung 
der  S|)rachen,  ihren  Veränderungen  und  ihrem  Verfall,  den 
Anfängen  iler  Scbrift  nnd  der  Vergleiehnug  der  Alpbahete 
fbeginnt.  Aber  der  zweite  Teil  "containing  Universal  Philo- 
BOphy''  verrät  sofort  den  Scholastiker,  Der  Mann,  der  einen 
I  Abschnitt  ilberschreibt  "^that  neither  Letters  nor  Languages 
have  heen  regularly  establishcd  by  thc  rnles  of  art'',  zeigt 
schon  in  diesen  Worten  seinen  Standpunkt;  im  Grnnd  erkennt 
ler  die  qjucic,  die  nnwillkürhclie  Entwiekchmg  aU;  aber  er 
jfasst  sie  doch  als  fehlerhafte  Abvveicliung  von  dem  Ideal  der 
9ecic,  der  vcrnunftgemässen  Einsetzung,  anf.  —  Er  geht  nun 
IId  philosophischer  Analyse  von  den  allgemeinsten  zu  den  spe- 


292  R.  M.  Meyer, 

ziellen  Begriffen  und  bereitet  so  die  Philosophische  Grammatik 
(S.  297)  vor.  In  den  Betrachtungen  über  Partikeln  (S.  304), 
Syntax  (S.  354)  u.dgl.  steht  er  Dalgarno  nahe,  wie  er  denn 
auch  dessen  lautphysiologischen  Studien  (S.  363  f.)  nachahmt 
und  mit  instruktiven  Abbildungen  der  beim  Sprechen  tbätigen 
Organe  (S.  379)  begleitet.  Aber  Wilkins  ist  viel  geistreicher 
als  der  trockene  Schotte,  und  vor  allem  macht  er  mit  dem 
Gedanken  Ernst,  dass  die  Zeichen  eine  gewisse  Notwendigkeit 
haben  sollen,  gerade  im  Gegensatz  zu  der  "Wilktir"  der  einzel- 
sprachlichen Benennungen.  Er  sucht  deshalb  nicht  nur  ein- 
fache Zeichen  etwa  von  der  Art  der  stenographischen  (S.  376) 
zu  geben,  sondern  er  motiviert  (S.  373)  sogar  die  Reihenfolge 
der  Lautzeiehen.  Ebenso  sind  die  Begriffszeichen  rein  sym- 
bolischer Natur:  ''eine  gerade  Linie,  als  das  Einfachste,  wird 
für  den  Begriff  'Gott'  gesetzt.  Ein  Winkel  an  der  linken  Seite 
bezeichnet  die  erste  Person  der  Dreieinigkeit,  Gott  Vater* 
(S.  4U5).  Die  Anordnung  der  Zeichen  sollte,  wie  im  Chine- 
sischen (auf  das  Wilkins,  wie  andere  Universalschriftlehrer, 
Bezug  nimmt,  S.  451)  die  Syntax  überflttssig  machen;  aber 
während  die  bewundernswerte  mathematische  Klarheit  des  Chi- 
nesischen nach  G.  v.  d.  Gabel entz  (in  Techmers  Inter- 
nat. Zs.  f.  allgem.  Sprachwiss.  3,  100  über  die  chinesische 
Wortstellung)  gerade  in  dieser  konsequent  durchgeführten  An- 
ordnung besteht,  hat  Wilkins  doch  die  Präpositionen  usw. 
nötig  (vgl.  das  Credo  als  Probe  mit  Erläuterung  S.  427  f.). 

Als  Bcgriffszeichensprachc  erreicht  Wilkins'  Essay  die 
höchste  Stufe.  Der  Versuch,  ganz  von  dem  Wortvorrat  abzu- 
sehen, eine  logische  Einteilung  aller  vorhandenen  BegriflTe  und 
Dinge  vorzunehmen  und  in  einfachen  symbolischen  Linien  wie- 
derzugeben, verdient  den  höchsten  Respekt  und  deutet  mit 
grosser  Bestimmtheit  jene  von  Mach  und  Di  eis  erwartete 
wissenschaftliche  Kunstsprache  der  Zukunft  voraus.  Gerade 
deshalb  ist  das  mit  grosser  Konsequenz  durchgeführte  unter- 
nehmen des  Bischofs  auch  in  seinen  Schwächen  so  bezeichnend. 

Zunächst  lässt  eine  abgeschlossene  Gliederung  eine  Er- 
weiterung unserer  Kenntnisse  nicht  zu  ihrem  Recht  kommen. 
Kirchers  geschlossene  ""Cysta"  oder  Dalgarnos  und  Wil- 
kins' lückenlos  fortschreitende  Systeme  bieten  der  Aufnahme 
neuer  Termini,  der  Charakteristik  neu  entdeckter  Tier-  oder 
Pfianzengattungen  die  grössten  Schwierigkeiten.  —  Wichtiger 


Künstliche  Sprachen. 


2^3 


nuch  ist,  daJ5s  ftuidameiitale  Aafla&etingen  sieh  äiideni,  oline 
dass  Din;£^estaltun^*iii  im  System  möglieh  wilreiL  Das  stört 
bei  Kirehers  rein  praktisL'her  Methode  nicht,  wohl  aber  bei 
der  logischen  der  Englämler,  Bei  dem  Bischof  von  ehester 
werden  z,  B,  noch  die  vier  Elemente  als  Einteilun^^^prin/Jp 
verwandt;  eine  Gliederung  auf  Grund  anderer  chemisuher  Er- 
kenntnis mÜBste  i\m  ganze  Vokabular  nrawerfen,  die  Beibehal- 
tung desselben  aber  mtlsste  die  Quelle  grundfalBcher  Vorstel- 
lungen und  Assoziationen  werden!  (Vgl.  Benfey  Geaeh.  d, 
Spraehwissensehaft  S.  249  Anm.) 

Doch  über  den  praktischen  Wert  der  üniversalcharak- 
teristik  haben  wir  hier  nicht  zn  sprechen.  Auch  lieBse  Wil- 
kinj^'  System  sieh  verbesserungsfäldger  gestalten  etwa  durch 
Naehahninng  jenes  Dezimalsystems,  das  von  Anjerika  aus  für 
die  inteniationale  Bibliographie  in  Voraehlag  gekommen  ist. 
Hier  wird  jede  Gruppe  in  zehn  Teile  zerlegt  nnd  also  jedes 
Buch  dnreh  eine  mehrstellige  Zahl  bezeichnet;  also  etw^a: 
Philosophie  1;  Deutschland  1;  Mittelalter  2;  Cnsanus  4;  das 
oder  jenes  Bneh  von  ihm  11247.  Diese  Methode^  die  gewisser- 
massen  Kirchers  Zahlenkasten  und  den  ideographischen  Ap- 
parat der  Engländer  vereinigt^  lässt  wenigstens  fortwährende 
Neuteilnngen  zn,  wenn  auch  die  Grundlagen  der  Einteilung 
unangerührt  bleiben  nHlssen. 

Für  uns  aber  ist  vor  allem  von  Bedeutung^  wie  mächtig 
selbst  bei  diesen  Triumphen  der  Ö&ic  die  q>ucic  bleibt,  wie 
gewaltig  die  natürliche  Sprache  auf  die  philosophische  drückt. 
Alles,  was  der  character  imiversalis  entbehrlich  machen  sollte, 
verdeutlichende  Beziehungsworte  so  gut  wie  primitive  Inter- 
jektionen^ kehrt  in  Wilkins'  Essay  wieder.  Der  Triumph  der 
Spekulation  über  die  Materie  wird  zu  einem  Sieg  des  Histo- 
risch -  Gewordenen  über  das  Rein -Gedachte;  die  künstliche 
Sprache  ist  immer  wieder  —  ein  Kind  der  natflrlichen! 

f )  Die  Cniversalschrift  hat  nicht  wieder  solche  H5he  er- 
reicht. Aber  das  Problem  ward  immer  wieder  angegriffen. 
Lambert  verschaflFtc  (wie  W  i  1  k  i  n  s  dem  D  a  1  g  a  r  n  o  j  einem 
wunderlieben  '^ungarischen  Edelmann  und  Geistlichen*' G  e  o  r  g 
Kalmar  Subscribeuten  für  seine  Praecepta  grammatica  atque 
i?pecimina  linguae  philosopb.  sive  universalis  ad  omne  vitae 
genus  accomodatae  (1772),  Es  war  "^eine  Schriftsprache  von 
40«j  Grundzeichen,    zu  deren  Bezeichnung  er  die  Zeichen  der 

Indu^^tsrm&tiiscbe  Forschangea  XII  5  ti.  4.  20 


294  R.  M.  Meyer, 

Matheuiatik,  Astronomie,  Heraldik  usw.  zu  Hilfe  ruft.  Seine 
Grundzeichen  führt  er  durch  alle  Sprachabwandlungen  hindurch 
und  hat  Mittel  ihre  Verbindung  anzuzeigen.  Die  400  Grund- 
zeichen behielt  er  jedoch  geheim  und  teilte  nur  einige  Proben 
mit"  (Lepsius  Lambert  S.  91).  Es  scheinen  hauptsächlich 
Initialen  gewesen  zu  sein :  t  (tempus)  Zeit,  b  (beatitudo)  Glück- 
seligkeit u.  dgl.,  und  also  so  willkürlich  wie  Ploucquetg 
Buchstaben.  —  Der  merkwürdige  Graf  Gustav  Schlabren- 
dorf  (1750—1824),  dessen  Leben  Varnhagen  v.  Ense  be- 
schrieben hat,  grübelte  über  allgemeine  Sprachlehre  und  Wort- 
abstanmiung  (ADB.  31,322;  vgl.  Preussische  Jahrbücher  1,80. 
Über  Schlabrendorf  als  Schriftsteller  G.  Schwab  Die  deutsche 
Prosa  Stuttg.  1843  I  275).  Einen  kurzen  Abriss  seiner  geist- 
reichen '^Bemerkungen  über  Sprache"  findet  man  in  C.  G.  Joch- 
manns Reliquien  gesammelt  v.  H.  Zschokke  (Hechingen  1838) 
1 148  f.  Schlahrendorfs  grundlegendes  Apercu  ist  das  von  der 
rhythmisch-melodischen  Natur  jeglicher  Sprache.  Auch  er  ging 
vom  ''möcanisme  vocaP  aus  (Biogr.  ün.  38, 333)  und  wetteiferte 
in  der  lautphysiologischen  Begründung  der  allgemeinen  Sprache 
mit  dem  Abb6  Sicard  (1742—1822),  dem  hochverdienten 
Taubstummenlehrcr,  dessen  Pasigraphie  ou  premiers  61ementg 
de  Tart  d*ecrire  et  d'imprimer  dans  une  langue  de  maniire  a 
fetre  entendu  en  tonte  autre  langue  sans  traduction  (1796),  wie 
Schlahrendorfs  Ideen,  über  die  Ankündigung  nicht  heraus- 
kam (Biogr.  ün.  39,  288).  Es  ist  merkw^ürdig,  das»  Sicard 
fast  auf  demselben  Wege  wie  Wilkins  zur  üniversalschrift 
kam:  durch  das  Problem,  zu  einem  nicht  Hörenden  zu  spre- 
chen; bei  dem  Bischof  handelte  es  sich  um  Abwesende,  bei 
dem  Abbe  um  Taubstumme.  Dies  zeigt  von  neuem,  wie  üni- 
versalschrift  und  üniversalsprache  fast  unlösbar  verquickt  sind. 
—  Sicard  stand  seinesei ts  in  Verbindung  auch  mit  Joseph 
de  Maimieux  (1753—1820),  dessen  Pasigraphie  mit  ganz  dem- 
selben Titel  wie  Sicards  Ankündigung  zitiert  wird  (Biogr.  ün. 
26,  131);  später  gab  er  noch  eine  ''Carte  gen6rale  pasigraphi- 
que"  (1808),  ein  Wörterbuch  von  7—8000  Wörtern  mit  gram- 
matischen Regeln  ''von  bewundernswerter  Einfachheit''.  — 
Moser  (Gesch.  der  Weltsprache  S.  15)  nennt  neben  Andern 
noch  Bachmaier(1853),  Soudre,  de  Mas  (1863),  Paic(1869), 
sowie  besonders  v.  d.  Gabelentz,  "welcher  mit  Weltsprach- 
Alphabet,  Grammatik  und  Wörterbuch  sowie  einer  grossen  An- 


Künstliche  Sprachen, 


I 


2a!il  von  Schlttsselü  zur  Gableiitzo^rapliia  und  Gablentzulalia  an 
die  Öflentlichkeit  trar.  Doch  mit  dein  Namen  des  grossen 
Spracliknndigren,  der  von  der  universalen  Spraclikenutni»  ''zu 
einer  all^^em einen  Sprachlehre  im  wahren  Sinne  des  Wortes'* 
(Leskien  ADB,  8,  787)  zu  gelangen  hoffte,  haben  wir  den  An- 
schluss  an  die  empiriseh-philosopliisclie  Sprachforsehung  erreicht. 
Wir  nennen  deshalb  nur  noch  (naeh  Benf  ey  S,  800)  zwei  bei 
Moser  (a.  a,  0,)  feblende  Vertreter  der  ^^künstlichen  AUer- 
weltspraehe":  Abel  Bürja  (1809)  und  Lichtenstein  (1853). 
Mit  der  "Pasigraphia  sive  scriptura  iiniversali"  hat  sich  iifjri- 
gens  (1799)  auch  G*  F,  Grotefend,  der  erste  Entzifferer  der 
Keilschrift,  befasst  (ADB.  9,  763). 

3)  Im  Gegensatz  zu  den  zweifelhaften  GestalteUj  die 
lins  zumeist  als  Erfinder  der  Begriffswort-  und  Begriffszeiehen- 
sprachen  entgegentraten,  begegnet  nun  sofort  eine  buchst  wtlr- 
dige  Persönlichkeit,  ein  vornehmer  Vertreter  des  "Ancien  Re- 
grime"  in  Frankreich,  den  als  solchen  —  wenn  ich  nicht  irre 
—  auch  T  a  i  n  e  besonders  gewürdigt  hat  —  der  Präsident 
de  Brosses. 

a)  Charles  de  Brosses  (1709—1777),  Parlauientsprä- 
«ident  in  Dijon,  war  ein  Mann  von  staunenswerter  Vielseitig- 
keit der  Interessen:  ''e'ctait  sa  natitre  d'ßtre  aux  deux  poles 
h  la  fois,  d'aimer  ä  niener  de  front  des  c böses  ipii  se  repous- 
seot,  les  plaisirs  et  les  affaires,  le  droit  et  la  nuisiffue,  la  po- 
litique  et  le  jeu,  les  recherches  de  Terudition  la  plus  patiente 
Oll  la  plus  ardue,  et  les  saillies  de  la  gaiete  la  plus  piquante 
et  la  mieux  inspiree"^  {Biogr,  Un.  ö^  64*3,  Vgl.  über  ihn  noch 
den  Essai  sur  la  vie  et  les  l'^crits  du  President  de  Brosses  vor 
seinen  Lettres  familieres  S.  Hb  und  Barbey  d'Aurevilly  Portraits 
politiques  et  litteraires  8.  94  L).  Freilich  liegt  in  dieser  Bunt- 
heit der  Interessen,  in  der  Vereinigung  von  Sprach-  und  Musik- 
f^tudium  insbesondere  immer  noch  eine  Verwandtschaft  mit  dem 
po! yhistorischen  Dilettantismus  der  T  r  i  t  h  e  i  m  und  K  i  r  c  h  e  r ; 
und  ein  strenger  Kacinnann  wie  Benfey  hat  denn  auch 
{Gesch,  d.  Sprach wissensch.  S.  281,  286  t)  über  den  Traitc 
de  la  formatäon  nicchanique  des  laugues  et  des  principes  phy- 
siques  de  retymologie*'  (Paris  176n)  sehr  hart  geurteilt.  Ich 
finde  in  dem  Buch  des  inerkwttrdigen  Manns,  der  sein  Leben 
der  Ergjlnzung  Sallnsts  gewidmet  bat  und  durch  seinen  Xulte 
des  dieux  fetiches"  (1760)  der  vergleichenden  Mythologie  und 


296  R.  M.  Meyer, 

der  allgemeinen  Religionswissenschaft  einen  unentbehrlich  ge- 
wordenen Terminus  schenkte,  doch  nicht  bloss  ''die  eigentflm- 
liehe  Divinationsgabe,  mit  der  der  französische  Geist  eine  Idee 
erfasst,  welche  erst  später  begründet  wurde"  (Benf  ey  S.  288), 
sondern  auch  eine  merkwürdig  frühreife  Richtung  auf  die 
Kontrole  der  apriorischen  Meinungen  durch  Beobachtung  und 
Vergleichung.  Die  beiden  Bändchen  —  die  ich  aus  unserer 
Königlichen  Bibliothek  in  dem  mit  Randstrichen  versehenen 
Exemplar  Friedrichs  des  Grossen  benutzen  konnte  —  enthalten 
sicherlich  noch  viel  und  allzuviel  von  der  tastenden  Phantastik 
des  18.  Jahrhunderts  und  der  Verf.,  der  (1, 50)  die  Astrologie  ver- 
dammt, die  Etymologie  aber  als  eine  hohe  und  sichere  Kunst 
preist,  hat  den  Unterschied  zwischen  wissenschaftlicher  und  di- 
lettantischer Methode  noch  so  wenig  erfasst,  dass  er  sich  {2, 44) 
Wachlers  köstliche  Unterscheidung  von  Sprache  und  Dialekt 
zu  eigen  macht:  "'Die  Sprachen  sind  untereinander  durch  die 
Konsonanten  unterschieden  und  die  Dialekte  durch  die  Vokale!'' 
Wenn  er  (2,  103  f.)  der  Urbedeutung  der  Worte  nachgeht,  er- 
klärt er  etwa  ''hospites"  als  '^houspetentes,  ceux  qui  viennent 
k  la  maison"  (2,  115).  Oder  Sprachverschiedenheiten  wie 
pempe  und  quenque  werden  (2, 167)  aus  verkehrten  Lesungen 
gedeutet;  was  an  Max  Müllers  Methode  erinnert,  alle  mytho- 
logische Entwickelung  von  Sprachfehlem  abzuleiten.  Vor  allem 
geht  de  Brosses  —  wie  Benfey  hervorhebt  —  viel  zu  weit 
in  der  unhistorischen  Deutung  junger  Worte  aus  ursprünglicher 
Lautnachahmung  (1,  254  f.  u.  ö.). 

Aber  dem  steht  doch  ein  merkwürdig  klares  und  an- 
nähernd richtiges  Bild  der  allgemeinen  Sprachentwickelung 
gegenüber.  Mit  dem  Begriff  der  "Wurzeln*  macht  im  Abend- 
land de  Brosses  zuerst  ernst,  wie  er  denn  auch  konsequent 
dafür  das  Zeichen  R  (=  radix)  verwendet.  Die  Wurzeln 
sind  festzustellen  durch  Sprachvergleichung.  Sie  sind  über- 
wiegend selbständige  ungebräuchliche  Worte  (2, 369) ;  der  Im- 
perativ ist  Verbalwurzel  (2,  398).  Formell  sind  sie  kurz  und 
zumeist  einsilbig  (2,  387).  Ihre  Zahl  ist  gering  (2, 230).  Auch 
die  Endungen  sind  grossenteils  ursprünglich  autonome  Worte 
(2,  173  f.).  Hier  nimmt  der  Präsident  also  Bopps  berühmte 
Theorie  voraus,  aber  er  schränkt  sie  vorsichtig  ein,  wie  er 
auch  die  Einsilbigkeit  der  Wurzeln  nicht  unbedingt  behauptet 
—  für  seine  spekulierende  Zeit  eine  anerkennenswerte  Selbst- 
beschränkung. 


Kütistliche  Sprachen 


297 


Jede  Wurzel  eiilwk*kelt  yieli  uach  bestiamiteu  Re^elti  der 
Ableitung  (2, 55  f.).  Nene  Wiirzelwarte  komiiieu  nur  au&oaiiras- 
weise  vor  (2,  119).  de  Brosses  verBuelit  auch  schon  die 
Gesanitgeschiehte  einzehier  Wurzeln  zu  g^eben;  die  erste  — 
AC  (2,  324  f.)  ist  merk wtirdiger weise  dieselbe,  mit  deren  frei- 
lich recht  sehr  anders  fiindiener  (beschichte  »ich  auf  das  Jahr 
um  ein  Jahrhundert  später  in  die  Wisseiiseliaft  Johannes 
Schmidt  von  Augnst  Schleicher  g^eleiteu  liess  (Die  Wurzel 
AK  im  Indogennauischeu  Weimar  1865).  Es  ist  aber  auch 
bezeicimeud,  dass  Schleicher  (a.a.O.  S.  V)  erklärt,  er  habe 
sieb  tlei'  Wahl  seines  Schülers  deshali*  gefreut,  "^weil  ich  hofleu 
durfte*  dass  glcicli  diese  erste  Arbeit  den  Verf.  mit  der  ge- 
liörifreii  Scheu  vor  der  Etymologie  erftlllcn  werde''.  Mau  war 
in  IQ«)  Jahren  von  der  fröhlichen  Sicherlieit  etwas  znrück^e- 
[  kommen,  uiit  der  der  Franzose  (1,  31)  ausrief:  '^L'etymologie 
u'est  |>as  im  art  incertain!''  —  Die  zweite  von  de  Brosses 
benutzte  Wurzel»  ST  (2,  335  f.),  ist  noch  bei  St  eint  ha  I  ein 
Lieblingsgegenstaud  glottogonisch'etyuiologischer  Vermntungen, 
I  Für  die  Veränderungen  der  Worte   bringt  de  Brosses 

r  »ehr  verständige  Ursachen,  so  die  jetzt  wieder  so  l>eliebte 
*'lironoDeiation  inexacte"  (2,  137).  Er  beachtet  sogar  (2,63  f. 
71  f.)  deu  EiiitluBs  des  Vf^lkerverkehrs,  nnterscheidet  (2,  74} 
Verwandtschaftsceirtra  wie  den  Norden  für  Ausdrücke  der  Fi- 
scherei, nnd  achtet  selbst  (1,  165.  277^ — 84)  auf  den  Akzent* 
Über  die  Ableitung  stellt  er  tVeilich  (1,  289)  mir  iranz  allge- 
toeine  Sätze  auf;  ebenso  ülier  die  historisclien  Veränderungen 
<2,  164  n 

Steht  es  mm  fest,  dass  aus  wenigen  Wurxehi  zahllose 
Worte  entstanden  sind,  so  kommt  Alles  daranf  an,  Alter- 
«chicliten  für  diese  Worte  festzustellen.  Hierin  liegt  nun  die 
eigentliche  Bcdeutnng  von  de  Brosses.  So  phantastisch  und 
dilettantisch  er  auch  vorgeht  —  der  Gedanke  selbst  ist  lieut 
Doch  nicht  überholt.  Noch  beut  gelten  prinzipiell  alle  Worte 
einer  Sprache  als  gleichartig,  soweit  sie  sieh  nicht  durch  for- 
melle Merkmale  —  altertümliche  Flexion,  junges  Stammsuffix 
u.  dgl.  —  als  [»cstiumiten  Epochen  angehörig  nachweisen  lassen. 
Es  mnss  alier  auch  inhaltlich  eine  Paläontologie  der  Ausdrücke 
an^estrclit  werden,  die  erst  vom  Boden  einer  wissenschaft- 
lichen Bedciituug:slebre  möglich  ist. 

Diesen  hat  der  Sohn  des  eneyklopüdischen  Zeitalters  na- 


2im  R.  M.  Meyer, 

türlieh  noch  nicht,  um  die  ''expressioos  natives"  (1,  13)  her- 
au8znfi8cheD,  bedient  er  sich  dreier  Werkzeuge.  Erstens  der 
Lantphysiologie  (1,  101  f.).  Er  sucht  die  einfachsten  und  na- 
türlichsten Laute  (1,  106)  zu  ermitteln,  leiht  ihnen  dann  frei- 
lich vorschnell  symbolische  Bedeutung,  z.  B.  (1,  158)  dem 
Nasal  negative,  worin  ihm  neuerdings  C.  Abel  gefolgt  ist. 
Im  Übrigen  steht  de  Brosses  hier  trotz  origineller  Gedanken 
—  die  Namen  der  Sprachorgane  sollen  nach  den  ihnen  eigen- 
tümlichen Lauten  gebildet  sein  1,  248,  vgl.  Benfey  a.  a.  0. 
S.  288  Anm.  —  seinen  Vorgängern  sehr  nahe,  wie  denn  auch 
sein  Versuch  eines  ''aiphabet  organique  et  universer  (S.  177  f.) 
dem  des  Wilkins  sehr  ähnlich  sieht.  —  Das  zweite  Mittel 
ist  die  Kindersprache  (1,  220  und  besonders  2,  7).  Aus  ihr 
liest  er  nicht  ohne  Geschick  primitive  Worte  (1,  222  f.)  ab, 
erkennt  das  Alter  der  Interjektionen  (ebd.)  und  antezipiert  in 
seinen  Betrachtungen  über  die  "mots  necessaires"  (S.  231) 
Buschmanns  Studien  über  die  '"Naturlante"  Papa  und  Mama 
(S.  233.  244).  Als  zweite  Stufe  folgen  den  *mot8  nßcessaires'* 
die  '^niots  presque  nöcessaires"  (S.  297  f.),  durch  Onomatopöie 
(S.  252)  gewonnen;  weiterhin  dann  Ausdrücke  von  nur  sym- 
bolischer Bedeutung  (S.  260).  —  Das  dritte  Werkzeug  endlich  ist 
die  Sprachvergleichung.  Hier  liegt  de  Brosses'  eigentlichste» 
Verdienst  um  das  Problem  der  Weltsprache.  Wie  Descarte» 
und  L  e  i  b  n  i  z  geht  er  von  dem  Aperen  des  gemeinsamen  Gedan- 
kenvorrats aus:  '^Kien  n'est  donc  plus  possible  que  d'introduire 
un  earactere  universal,  avec  lequel  toutes  les  nations,  quoique 
de  langues  differentes,  pourraient  exprimer  leurs  idees  com- 
munes:  je  dis  leurs  idees  simples  et  communes,  car  des  qu*elle& 
seraient  compliquees  la  difliculte  de  se  mettre  au  fait  de  tant 
des  $ymboles  et  de  variations  de  chaqne  Symbole  Temporterait 
beaucoup  sur  lutilite  de  cette  generalisation"  {2j  43;  ganz 
ebenso  Cartesius  in  der  schon  oben  zitierten  Stelle  des  Briefes 
au  Mersenne).  Jeder  Urbegriff  wird  in  einer  Wurzel  Platz 
finden;  ohne  dass  sieh  übrigens  de  Brosses  sehr  um  die  ür- 
betlontung  bemühte:  er  nimmt  nur  an,  dass  1e  seos  original 
est  jHHir  Tordinaire  celni  qni  designe  qnelqne  etre  simple  et 
physitjuo,  qnelqne  nsage  des  temps  grossiers''  ;2,  1C6),  So 
hodoutet  die  Wurzel  Dun,  Tonn,  Dan,  Than,  Din,  Thin  <;2, 117) 
ursprünglich  '^Berg'*,  denn  von  den  beiden  Gmndbedeatimgen 
"mons"^  und  "oppidnnr  mnss  die  älter  sein,    die  etwas  Xatür- 


Küustliehe  Sprnehen. 


999 


liehen  bedeutet.  Die  AnschauiiDg  von  der  verbalen  Bedeutung 
der  Wurzeln  fehlt  afsu  noeli  vOHi^, 

Von  diesen  Ideen  auegehend  sucht  der  "'Traite"  für  die 
Wortfamilie  capio  (2,  194  —  230)  einen  vollständigen  Stamm- 
bauni  aufzustellen,  etwa  wie  es  neuerdings  I>run<»  Liebich 
(Die  Wortfamilien  der  lebenden  hd*  Sprache  Breslau  1899; 
vgl.  meine  Rez,  Zk.  f.  d.  PhiK  31,  413  V)  für  den  deutsehen 
Sprachsehatz  versucht  hat.  Auch  über  die  ""norns  des  etres 
inoraux''  (2,  234)  gibt  er  Beujerkungeu,  leitet  zutreffend  die 
Abstrat'ta  prinzipiell  aus  Concretis  her  (S.  238  L)  und  achtet 
auch  auf  die  Bildung  der  Eigennamen  (S,  27ä  t)  und  ihre 
AltertUmlicbkeit  (S.  308). 

Als  letzte  Frucht  soll  nun  ans'  diesen  Studien  die  empi- 
risch*philosophische  iSprache  hervort^ehn :  der  ''Archeolo^ue*', 
wie  er  es  nennt  (S,  489  f.),  ein  systematisch  getminctes  Wörter- 
buch auf  Grundlage  eines  Wurzellexikons  (S.  527),  eine  nonjen- 
clatnre  universelle  par  raeincs"  (S.  490). 

Damit  hat  de  Brosses,  der  noch  tief  genug  in  alten 
Anschauungen  steckte,  um  die  Etymologie  als  eine  Art  von 
ars  inventiva  zu  verwenden  (1,  *>()>,  den  höchsten  Standpunkt 
erreicht,  der  sich  vom  Boden  der  alten  Sprachanfta^sungeti 
llberhaupt  erreichen  lässt.  Er  weist  bereits  auf  jene  philoso- 
phische Sprachlehre  hin,  die  noch  1803  A*  W-  Schlegel 
(Werke  12,  143.  152)  als  [dum  desiderium  ansah.  Die  empi- 
risch-philosophische Methode  lag  freilich  hu  Keim  in  der  Ideo- 
graphie des  Cartesius  und  dem  Ideen- Alphabet  des  Leibniz; 
aber  diese  gingen  thatsäehlich  doch  bald  von  dem  GedankeUj 
den  ursprünglichen  Bc*:riffsvorrat  durch  Vergleiehung  zu  ernnt- 
tehij  zu  willkUilichcu  Festsetzungen  tibcr.  Hätte  de  Brosses 
mit  den  Mitteln  seiner  Zeit  den  "^Archcidogue^  ausgeführt  — 
er  licÄS  es  freilich  wie  Descartes  und  Leibniz  vor  ihm, 
Sieard  und  Schlabrendorf  nach  ihm  bei  dein  Programm 
bew^endeu  — ,  so  wäre  wohl  auch  er  bald  zu  apriorischer  Will- 
kür geflüchtet,  wie  wir  sie  schon  bei  jener  Entscheidung  trafen, 
"dun'"  müsse  '^Berg*'  heissen,  weil  ""Stadt""  als  künstliches  Mach- 
werk ein  jüngerer  Begrili'  sei.  Aber  heut  liesse  sich  in  der 
That  der  Plan  des  de  Brosses  annähernd  verwirklichen;  ja 
für  eine  bestimmte  Seite  des  Wort-  und  Begriff svorrats,  für  die 
''Knlturwürter",  haben  die  ''linguistisch-paläontologischen"  Un- 
tersuchungen  von  Adalbert  Kuhn  bis  auf  Otto  Schrader 


300  R.  M   Meyer, 

längst  den  ''Archiologue"  aufgestellt  und  werden  (trotz  der 
weitgehenden  Skepsis  in  Kretschmers  ''Einleitung  zur  Gesch. 
der  grieeh.  Sprache")  damit  sicherlich  zu  einem  guten  Teil  die 
Überzeugung  des  Franzosen  von  der  kulturhistorischen  und 
völkerpsychologischen  Bedeutung  der  Etymologie  (1,  67)  ge- 
rechtfertigt haben. 

Der  Versuch,  durch  empirische  Vergleichung  und  philo- 
sophische Nachprüfung  den  Stammbaum  der  Begriffe  aufzu- 
stellen, wird  noch  einmal  unternommen  werden  müssen.  Dass 
die  logische  Ableitung  von  Kardinalbegriffen  wie  ''das  Sein* 
bei  Dalgarno  und  Wilkins  mit  der  historischen  Reihenfolge, 
in  der  die  Begriffe  bei  den  Völkern  auftauchen,  sich  in  keiner 
Weise  deckt,  ist  heut  Nfemandem  zweifelhaft.  Dass  ein  Be- 
griff wie  etwa  "^Leidenschaft",  mag  er  auch  in  allen  Sprachen 
vorkommen,  mit  ""Hunger"  oder  "WolP  nicht  gleichaltrig  ist, 
dürfen  wir  annehmen.  Eine  empirisch-philosophische  Sprache 
mindestens  für  den  Kulturkreis  der  indogermanischen  und  se- 
mitischen Sprachen  Hesse  sich  auf  Grund  von  de  Brosses' 
Programm  schaffen.  Man  müsstc  die  ältesten  Begriffe  feststellen, 
weiterhin  die  Mittel,  durch  die  aus  diesen  jüngere  geschaffen 
sind  (vgl.  z.  B.  Pizzi  Saggi  d'indici  sistematici  per  lo  studio 
della  espressione  metaforica  di  concetti  psicologici  Turin  1896; 
Referat  von  Kurt  Bruchniann  DLZ.  1899  S.  1410)  und  so 
fort.  Für  die  Urbegriffe  müsste  man  einfache  Zeichen  wählen, 
die  eine  fortdauernde  Differenzierung  zu  komplizierteren  Be- 
griffen zuliessen.  Eine  Vorahnung  solcher  Methode  liegt  auch  in 
Lichtenbergs  (von  uns  schon  oben  besprochenem)  ironischem 
Spiel :  zef  ein  kühler  Wind,  Vzef  ein  Schmeichler  (Werke  2,  201). 

Die  höchste  Stufe  einer  Weltsprache  würde  freilich  auch 
so  nicht  erreicht.  Denn  so  sehr  sich  auch  solche  historische 
Konstruktion  über  die  Willkür  der  Begriffswort-  und  Begriffs- 
zeichensprachen erheben  würde  —  willkürlich  bliebe  sie  immer 
noch,  weil  sie  von  der  "^künstlichen"  Abstraktion  des  "Worts" 
ausginge,  statt  die  "natürliche"  Basis  des  Satzes  zu  wählen. 
Aber  eben  in  diesem  Kleben  am  Wort  und  Haften  am  Buch- 
staben zeigt  die  gesamte  Geschichte  der  Weltsprache  von  den 
kümmerlichsten  bis  zu  den  kühnsten  Versuchen  die  unvermeid- 
liche Abhängigkeit  von  der  gewordenen  Sprache.  Nur  die 
momentan  aufblitzenden  Figuren  der  Lange,  Euler,  Plouc 
quet  nähern  sich  der  höheren  Konzeption. 


Künstliche   Sprachen. 


301 


h)  Wie  Dalgarno  den  Wilkius,  Sieard  den  Maimieiix^ 
hat  de  Bro&ses  Court  de  Gebelin  (1725—1784)  als  frei- 
lieli  viel  geringeren  Zwilling  zur  Seite.  Er  ist  von  jenem  in 
seiner  Histoire  naturelle  de  la  parale  ou  gratuniaire  universelle 
(1774.  17 75;  neu  her,  von  Lanjuinais  1816 1  abhängige  aber 
(nacb  ßenfey  S.  282)  nocb  kritikloser,  freilich  auch  lebhafter 
und  zuversichtlicher  (S.  290).  Aueli  er  nimmt  (nach  der  Biogr, 
Ün.  9j  373)  an,  das^s  die  Ursprache  sich  aus  einer  gewissen 
Zahl  von  Lauten  und  Betonungen  xusamniensetzte,  die  sieh  bei 
allen  Vulkern  finden  und  ans  denen  die  Worte  der  Sprachen 
entstanden;  auch  er  verbindet  wie  de  Brosses  Spekulationen 
tiber  den  Ursprung  der  Schrift  mit  denen  Über  die  Anfänge 
der  Sprache.  Nebenbei  erklärt  er  so  —  wie  Falb  mit  seinem 
famnsen  in  der  luka-Höble  gefundenen  Selilüssel  —  aucli  alle 
Geheimnisse  der  Mytliologie  und  Chronologie.  Ftir  dies  Werk 
erhielt  er  von  der  Acadcniie  fran^aisc  zweimal  den  für  die 
niitzliehste  Arbeit  bestimmten  Preis  . ,  .  Die  chinesischen  und 
lateinischen  rTrammatiken  dienen  ilim  (Biogr.  Un.  9,  373)  als 
Ftlhrerinnen.  Übrigens  versinkt  er  wieder  ganz  in  syndjoli- 
sierendc  Phantastik:  die  V'okale  bedeuten  die  Empfindungen, 
die  Konsonanten  die  Ideen, 
I  c)  Die  empirische  Richtung,  die  de  Brosses  einschlug, 

hat  sich  nicht  lange  behauptet.  James  Burnett  Lord  Mon- 
hoddo  (1714—1799),  den  Benfey  (a.a.O.  S.  282.  291  f,| 
trotz  all  seiner  Bizarren en  —  er  lässt  die  Entdeckung  der 
♦Sprache  durch  die  ilbermensehliehe  Hilfe  der  ägyi>tisclien 
Dänionenkonige  vor  «ich  gehn !  (a.  a.  0.  S.  293)  —  hoch  Über 
die  beiden  Franzosen  erhebt,  hat  in  seinem  berühmten  sechs- 
hiindigen  Werk  Of  tlie  origin  and  progrcss  of  language  (Edin- 
burgh 1774)  sieh  wieder  ganz  auf  die  Spekulation  geworfen. 
Aueh  er  gibt  zu  (1,  574),  dass  es  Tlrworte"  gibt  und  ent- 
scheidet sieh  ähnlicli  wie  de  Brosses  dafür,  dass  zuerst  die- 
jenigen Dinge  !)enannt  werden,  mit  denen  die  Naturmenseben 
am  meisten  zu  tlinn  hatten.  Aber  er  unterscheidet  diese  (S.  577) 
ausdrücklich  von  den  Wurzeln  der  Kultursprachen  —  ''artifi- 
cial  languages""  nennt  er  diese  mit  einem  durchgehenden  Ge- 
gensatz zu  den  ""barharons  langnagcs"  der  kultnrlosen  Völker  -=; 
die  liV'urzchr  sind  unselbständige  Stamniteile  abgeleiteter 
Worte,  die  Urworte  bedeuten  die  letzte  Stufe  der  Spracbent- 
wickeinng  bei  den  Naturvölkern.     Bei  der  durchgängigen  Über- 


302  K.  M.  Meyer, 

Bchätziing  der  Kunst  und  Kultur,  die  den  schottischen  Richter 
kennzeichnet,  wundert  man  sich  nicht,  ihn  (2,  440  f.)  von  Wil- 
kins'  philosophischer  Sprache  höchlich  entzückt  zu  sehe.  Mehr 
erstaunt  man  Aber  das  begeisterte  Lob,  das  ihm  Herder  ge- 
spendet. Gewiss  war  Mouboddo  ein  geistreicher  und  origi- 
neller Mann;  in  der  Auffassung  der  Neugriechen  als  einer 
herabgekommenen  Bastardrasse  (Biogr.  ün.  28,  596)  nahm  er 
Fallmerayers  vieldiskutierte  Erklärung  voraus,  und  die  lo- 
gisch-ästhetische Vcrgleichung  der  Sprachen  (B.  IV),  obwohl 
ganz  im  Bann  blinder  Antikenverehrung,  ist  jedenfalls  neben 
dem  von  Jenisch  der  gründlichste  und  vollständigste  Ver- 
such, das  auszuführen,  was  v.  d.  Gabelen tz  (Sprachwissensch. 
S.  371  f.)  mit  einem  seltsamen  Ausdruck  ""Sprachwürderung"" 
nennt.  Aber  für  das  Problem  der  Ursprache  und  der  aus  ihr 
zu  entwickelnden  Idealsprache  kann  ich  bei  Monboddo  nur 
einen  Rückschritt  aus  der  Empirie  in  die  Spekulation,  ans 
frischer  Luft  in  Scholastik  wahrnehmen. 

VII.  Sprachbildung  aus  reiner  Willkür. 
In  allen  bisher  besi)rochenen  Fällen  der  künstlichen  Sprach- 
bildung fanden  wir  zwei  Prinzipien  mächtig:  entweder  es  wurde 
aus  gegebenen   Proben   und   Einzelstücken    heraus   der   ganze 
'oder  doch  annähernd  der  ganze  in  Betracht  kommende)  Sprach- 
stoff normalisiert,  oder  es  wurde  ein  bestimmtes  Prinzip  allge- 
mein durchgeführt.    Das  erste  gilt  z.  B.  für  die  Animcnsprache, 
aber  auch  für  die  Schrift-  und  Dichtersprache;  das  zweite  für 
die  Verschwörersprache  der  Carbonari,  aber  auch  für  die  "^phi- 
'-jÄ/^phischeu  Sprachen"".     In  beiden  Fällen  schwebt,    bewusst 
•>i-:r  onbewusst,   ein  Ideal  vor,    <Icm  das  Material  angenähert 
■r*:«ien  s^dl.     Ich  kenne  Personen,  die  ohne  Kenntnis  des  Eug- 
i*^:i  «ider  Italienischen  den  Tonfall  dieser  Sprachen  so  täu- 
«•yiirnri  nachzuahmen  wissen,    dass  selbst  der  Engländer  oder 
>^ii*at?r  anfangs  seine  Muttersprache  zu  hören  glaubt;    wäh- 
■f-rtii    mu^tkehrt  so   mancher  gelehrte  und  korrekte  Lateiner 
ji^  «j-a  'r'AoT  latinus"  heraus  bekommt.    Die  Einen  haben  ein 
»i-:*»r*!>   y^U  fQr  das  Eigenartige  eines  Idioms,  die  Andern 
--'.r     >r  lih'rh  dem  Mass  wie   ein  Schriftsteller  dies   unfass- 
«<•-     ti*r  -••»Ä±nmt  empfundene  Ideal  seiner  Sprache  erreicht, 
Tr  -»ije  Sprachgewalt.     Luther  und  Lessing  führen 
r-i^s*-  r-.rfc^he  im  Sinne   des   ihr  eingeborenen   Ideals 


Künstliche  Sprachen. 


30a 


weiter;    Klopsloek   oder   die  Romantiker   fuljreu   sie   oft   auf 
Irrwege. 

Solelies  Ideal  also,  solclie  geheime  Vurzeiftniinig  fanden 
wir  in  irgend  weleher  Form  bei  allen  Konstspraehen  mliehtig^ 
die  nicht  überhaupt  ganz  naeli  einem  bewiisst  gewulilten  Idear 
bild  geschaffen  wurden.  Völlig  willkürliehe  Spraehsctzung  war 
nirgends  nachzuweisen,  (Für  die  ''angebliche  Worterfindung  des 
Kindes''  verweise  ich  jetzt  noch  anf  Wnndt  Völkerpsychologie 
1,  273  f.  vgl.  280.)  Ich  finde  für  me  nnr  Ein  Zeugnis.  Cha- 
misso  berichtet  (Reise  um  die  Welt,  II;  Werke  1836  II  S.  77) 
von  den  Sandwich-Inseln:  ""Es  ist  bekannt,  wie  auf  Otaheiti 
beim  Antritt  eines  neuen  Regenten  und  ähidiehen  Gelegen- 
heiten Wörter  aus  der  gemeinen  Sprache  gänzlich  vcrlmnnt 
und  duj'ch  neue  ersetzt  werden.  Solche  willkürliche  Verän- 
derungen haben  in  nenerer  Z^it  die  Sprache  dieser  Insel,  die 
sunsst  von  der  von  Owaibi  wenig  alnvieh,  sehr  vfui  ihr  ent- 
fremdet, und  die  Eingehornen  heider  Insehi  veri^itehen  einan- 
der nicht  mehr.  Folgende  Thatsache  aus  der  Gesell ichte  voa 
Owaihi,  die  wir  der  Mitteilung  eines  glaubwürdigen  Zeugen,. 
eines  denkenden  und  unterrichteten  ^lanne.Sj  des  Herrn  Ma- 
rini,  eines  dort  angesiedelten  ^Spaniersi  vcrdankeuj  und  welche 
uns  die  Eingeborncn  bestätigt  haben,  lässt  uns  unerwartet 
diese  befrenulende  Sitte  auch  auf  den  Sandwich-Inseln  wie- 
derfinden^ und  zwar  anf  die  auffiilleiulstc  Weise.  Gegen  das 
Jahr  1800  ersann  Tameiameia  bei  Gelegenheit  der  Geburt 
eines  Sohnes  eine  ganz  neue  SpracliCy  imd  fing  an,  selbige 
einzuführen.  Die  uenersonnencn  Wörter  waren  mit  keinen 
Wurzeln  der  gangfiaren  Sprache  verwandt,  von  keinen  her- 
geleitet, selbst  die  Partikeln,  welche  die  Formen  der  Sprach- 
lehre ersetzen  und  das  Bindungsjuittel  der  Rede  sind,  w^aren 
anf  gleiche  W^eise  umgeschafltu.  ?^s  heisst,  dass  mächtige 
Häupter,  denen  diese  ümwälzmig  missfiel,  das  Kind,  welches 
dazu  Veranlassung  gegeben,  mit  Gift  aus  dem  Wege  räumten. 
Bei  dessen  Tode  ward  dann  anfgegeben,  was  bei  dessen  Ge- 
bnrt  unternommen  worden  war.  Die  alte  Sprache  ward  wie- 
der angenommen,  und  die  neue  vergessen.  Die  Neuerung  ging 
von  Hanwaruru  anf  Ü-W^aihu  ans,  wo  sie  kaum  einzudringen 
begann.  Als  W'ir  Herrn  Marini  fragten,  wie  das  eine  oder 
das  andere  Wort  in  der  neuen  Sprache  geheissen  habe,  be- 
sprach er  sich  deshalb  mit  anwesenden  Eingebomen  von  Hanna- 


304 


K.  M.  Meyer, 


Tum,  denen  allen  die  Sache  wolill>ekannt,  die  nen  eingeführten 
Wörter  aber  meist  entfallen  waren.  Herr  Marini  wnsste  kein 
anderes  Beispiel  wülktirlieher  Spraehveräodernn^  anf  diesen 
Inseln;  Kadu  hatte  auf  den  Karolinen-Inseln  keinen  Begriff 
von  dei*eti  MOglicbkeit  gescböiift''. 

Ich  habe  in  Ratzcis  Völkerkunde  vergeblich  nach  einer 
Bestätigung  dieser  wunderbaren  Erzählung  gesucht  niid  glaube, 
man  muss  ihr  volles  Zutrauen  versagen.  Denn  auch  der  erste 
Teil  seheint  nicht  ganz  zutreffend.  Ratzel  (a.  a.  0.  S,  199) 
sagt:  "Ebenso  werden  in  Tahiti  nach  dem  Pi  genannten  Brauch 
durch  die  Namen  von  Häuptlingen  geheiligte  Worte  durch  an- 
dere ersetzt".  Es  ist  also  scbwerlich  richtig,  dass  die  ver- 
bannten Worte,  wie  Cbamis.HO  angibt,  ^durch  neue  ei*setzt 
werden":  sie  mtlssen  nur  vorhandenen  Synonymia  Platz  macheu. 
Im  ganzen  Arehfpelagus  herrsehen  Zeremonialspraehen,  Hof- 
sprache auf  Hawaii,  Rangsprachc  auf  Samoa.  Aber  gewiss  «iod 
CS  wie  die  durch  W.  v.  Humboldt  berühmt  gewordene  Kavi- 
sprache  oder  wie  die  Inka-Sprache  (Helmolt  Weltgeschichte 
1,  329)  cinfiich  ältere  Sprachen,  die  mit  religiöser  Sorgfalt 
bewalirt  wTirdcu;  für  Neuertindung  von  Sprachen  ddrfte  sieh 
schwerlich  bei  alten  Völkern  ein  Beispiel  au t^ reiben  lassen. 
Mit  den  "'neuen  Worten"  auf  Otalieiti  wird  es  nicht  anders 
stehen.  Nannte  sieh  ein  Hiiuiitling  beim  ÄDtritt  der  Herrschaft 
etw^a  '^Steinadler'',  m  wurden  beide  Namensteile  tnhu  und 
mau  musste  statt  "Stein"  "Fels''  sagen  und  statt  '^Adler"  "Aar": 
taufte  sich  *^patcr  ein  König  ^^Felsenaar",  so  wurden  vernmth- 
lieh  die  alten  Ausdrücke  wieder  frei. 

Jedenfalls  aber  wird  man  auf  die  Geschichte  von  der 
wurzelueweu  Sprache  Tameiameias  mit  ihren  frisch  erfundenen 
Partikeln  nur  mit  Einem  Ohr  hinhören  dürfen.  Es  ist  schon 
erstaiinlieh  genug,  wenn  ein  Indianer  und  ein  Neger  (v.  d, 
Gabelentz  Sprachwissenschaft  S.  140}  SilbenBchriftsysteme 
erfanden:  willkürliehe  Sprachschöpfung  wird  es  erlaubt  sein, 
weder  den»  Tameianieia  noch  einem  andern  König  zuzutraaen, 
sintemal  eben  Caesar  ncm  est  supra  gramniaticos.  Wäre  der 
Bericht  dennoch  zutreffend,  so  hätten  wir  allerdings  einen 
völlig  singulären  Fall,  der  sich  ja  denn  auch  nicht  behaupten 
konnte.  Immer  wäre  dann  aueb  liier  noch  die  bestimmende 
Einwirkung  sei  es  des  lantsymbolischen  Gefühls  sei  es  irgend 
einer  Abstraktion  denkbar,  durch  die  dies  Sprachwunder  in 
die  Reihe  anderer  ersonuener  Sprachen  zurücktreten  würde. 


Künstliche  Sprachen.  305 

VUL    Zeit: hcüspra eben. 

Wir  Bind  mit  der  blossen  Möglichkeit  einer  ganz  will- 
kürlich atisgedachten  Sprache  an  die  äussere  Grenze  unseres 
Problems  gelangt  Freilich  ßtellt  man  sich  die  Sache  meist  zu- 
nächst 80  vor,  als  seien  "^künstliche  Sprachen"  Überhaupt  rciu 
ersomiene:  wie  wenig  das  zutrifft,  haben  wir  selbst  bei  dea 
phantastischen  Lauterfindungen  der  Humoristen  Grimmels- 
hansen,  Holberg,  Asnius  Claudius  darthiin  können. 
Ftir  die  innere  Notwendigkeit,  mit  der  die  Sprache  überhaupt 
und  wieder  jede  einzelne  Sprache  für  sich  ihren  Entwickelungs- 
gang  geht,  lässt  sich  wohl  kein  stärkerer  BcweiR  auftreiben 
als  der,  der  in  der  Wirkung  der  gegebenen,  in  dem  Einfluss 
der  natti fliehen  Sprache  auf  die  Sprachphantasie  liegt. 

Dennoch  hat  B  a  u  d  o  u  i  n  de  C  o  u  r  t  e  n  a  y  ( Vermensch- 
liehung  der  Sprache  S.  21)  mit  vollem  Recht  bemerkt:  "^Die 
bei  weitem  meisten  Wörter  der  inenBchlichen  Sprache  sind  nur 
zufällig  entstandene  Symbole^  die  unter  andern  Umstän- 
den sich  ganz  anders  hätten  gestalten  können,  in  voller  ün- 
abhäugigkeit  von  den  durch  sie  hervorgerufenen  sinnlichen 
Eindrücken*  Und  es  ist  eben  diese  Zufälligkeit  das 
Charakteristische  der  Sprache.  Selbstverständlich  rede 
ich  hier  von  keiner  absoluten  Zutalligkeit  —  denn  eine  solche 
anzunehmen  verbietet  uns  die  die  Grundlage  jedes  wissenschaft- 
lichen Denkens  bildende  Überzeugung  von  der  Notwendigkeit 
in  der  Verkettung  von  Drsachen  und  Wirkungen  —  nein,  ich 
rede  von  keiner  absoluten  Zufälligkeit,  sondern  von  einer  Zu- 
fälligkeit in  den  Grenzen  der  sich  auf  die  gegebene  Frage 
beziehenden  Begriffe" 

Ich  erinnere  hier  nochmals  an  Renans  glänzendes  Wort^ 
die  Sprache  sei  in  all  ihren  Zeiten  "nie  notwendig,  nie  will- 
kürlich, immer  motiviert"  Und  eben  dies  macht  ihre  Eigenart 
ans.  Nur  dadurch  kann  die  menschliche  Sprache  im  Ganzeu 
und  kann  jede  einzelne  Nationalsprache  das  sein,  als  was  de 
Brosses  und  Herder  sie  zuerst  erkannten:  das  grosse  Archiv 
der  menschlichen  Geistesgeschichte.  Jede  einzelne  historische 
Notwendigkeit,  jede  lokal  bedingte  oder  zeitlieh  verursachte 
Gedankenverknüpfung  liegt  angefangen  und  beschlossen  in  **der 
Santa  Casa  heiligen  Registern". 

Eben  deshalb  ist  eine  philosophische  Sprache,  so  voll- 
kommen  sie   in   der  Durehfübning  ihres  Gmndgedankens  ao 


^06 


U.  M.  Mcver, 


sich  sein  luag^  nieuial»  eigeiitlieli  "Spraelie**  im  vollen  Sifiü 
des  Worts:  sie  iuSt  mir  eiti  totes  Ziffernsystera*  Sie  verhält 
sich  zu  der  niedrigsten  leben dioren  Sjirache  wie  ein  künstliches  | 
Heldengedicht  vom  Sehlag  der  "Heiiriade"  zu  Volksepen  wie 
liias  und  Nihcluiigennot.  Oerade  was*  rationalistische  Üher- 
ivhi^heit  an  diesen  als  "ünvollkominenheiteir  rügte,  macht  ihr 
Wesen  aus:  die  Widersprüche,  die  Wiederholnngeu^  die  Par-  , 
alieltaile.  In  ihnen  bckiuidet  sich  der  Piilssehlag  des  Lehens, 
^ler  Niederschlag  der  Erlebuissie,  der  jenen  toten  Mechanismen 
und  E,  Th.  A.  Hoftniantiöchcii  Spreehpuppen  fehlt;  wie  C.  F. 
Meyer  öcinen  Helden  Ulrich  v.  Ilntteo  von  sich  aussagen  lässt: 
Kurauni,  ich  bin  kein  ausgeklügelt  Buch  —  | 

Ich  liiii  ein  iMenseh  mit  seinem  Widerspruch» 
Je  stärker  dieser  Charakter  des  Historischen,  des  Gewordenen, 
des  Erlebten  einer  "Sprache"  abgeht,  desto  weiter  entfernt  sie 
sieh  von  der  Eigenart  menschlicher  Rede*  Also  gerade  das, 
was  all  die  nianigfaltigen  Spielarten  ''künstlicher  Sprache*' 
vom  theoretischen  Standpunkt  ans  mangelhaft  macht,  nähert 
me  praktiscti  wirklichen  Sprachen:  der  unwillktlrliche,  gar 
nicht  ganz  zti  vermeidende  Änschhiss  an  die  Nationalsprache. 
Und  eben  deshalb  sind  die  verschiedenen  Arten  reiner  Zeichen- 
sprachen gar  nicht  mehr  als  eigentliche  ''Sprachen''  aufzufassen  | 
und  nur  ein  Anhang  zu  den  vielen  Bruchstücken  und  Systemen, 
die  wir  gemustert  haben. 

Das  Gleiche  gilt  noch  unter  einem  andern  Gesichtspunkt« 
Es  ist  freilich  Fikti*m,  wenn  wir  die  menschliche  Sprache 
bloss  als  Lautgehung  anzusehen  pflegen.  Zum  Rede  verkehr 
gehört  auch  heut  noch  vielerlei,  was  nicht  in  der  Grammatik 
steht:  nnwillkttrliche  Artiknlatiouen,  die  noch  unterhalb  der 
sprechbaren  Interjektionen  bleiben^  halb  tierische  Laute,  wie 
^in  vergnügtes  Schnalzen  mit  der  Zunge,  Grunzen,  Pfeifen; 
vor  allem  in  breitem  Masse  nachhelfende  oder  stellvertretende 
Gesten  und  mimische  Bewegungen.  Früher  nahm  all  dies 
**ungesprochcne  Sprachmaterial"  einen  noch  viel  lireiteren  Kaum 
«in;  und  auch  beut  noch  dehnt  sich  sein  Reich  um  so  mehr 
aus,  je  mehr  wir  uns  natürlicher  Redeweise  nähern;  das  Volk 
verwendet  all  diese  Zeichen  stärker  als  der  (Gebildete  und 
wieder  die  südlichen  Völker  stärker  als  die  des  Nordens,  Bei 
einem  neapolitanischen  Lazzarone  ist  die  Sprache  fast  nur  das 


Künstliclu*  Sprachen, 


307 


ijibretto  zu  der  aue  Cicstikiibtioneiu  unartikulierten  Tüueu  und 
innsikalittt^heii  Lauten  zusanimengesetxteu  Spreehiuusik.  — Aher 
immer  bleibt  doch  für  iiiiB  das  ^gesprochene  Wort  mit  vollem 
Reelit  Kern  und  Seele  der  Spraebe.  Deshalb  gehören  all  die 
""kilMst liehen  Spraeheu"  die  sieh  an  das  Wort  halten,  viel 
enger  mit  der  natüHiehen  Rede  xu?;amnien  als  die  Systeme, 
die  jene  AushilismiHe!  nonnalisieren  —  und  das  eben  ist  das 
—  Charakteristische  der  Zeiche nsprac heu, 

■  Damit  ist  ihre  Gliederung  von  selbst  gegebeu, 

■  li  Normalitüierte  Artikulationen,  "'Bei  den  Tieren'*, 
Kfiagt  ISaudouiii  de  Conrtenay  (a,  a.  0,  S,  22)^  tragen  die 
^Bedeutun^eu  der  Lautäusserungen  in  ihrer  Bexiehuug  zu  ebeo 

diesen  letzteren  immer  den  Charakter  der  Notwendigkeit»  üu- 
mittel harkeit  und  verhältnismässigen  Uu Veränderlichkeit  an 
-sieb  —  alles  das  Merkmale,  welche  der  Katnr  menschlicher  Fiede 
1  m-hniirstraeks  widei-sprechen".  Ausführlich  hat  Ch.  Darwin 
"  in  seinem  grossen  Wei'k  über  den  Ausdruck  der  Gemtltsbewe- 
gungen  bei  dem  Menschen  und  den  Tieren  diesen  Zusammen- 
hang zwischen  Gemiitsbewegung  und  Ausdruck  erkliirt*  Frei- 
lich ist  selbst  der  tierische  Oemütsausdruck  "historiseh  gewor- 
den"; so  erklärt  der  grosse  englische  F<»rscher  etwa  die  An- 
spannung aller  Muskeln  in  der  Wut  bei  einem  Raubtier  "'nach 
<lem  fViuzipe  assoziierter  Gewohnheit:  denn  Zorn  hat  bestän- 
dig zu  heftigen  Kämpfen  und  in  Folge  dessen  dazu  geführtj 
dass  alle  Muskeln  des  Körpers  heftig  angestrengt  wurden'' 
(a.  a.  0.  S.  117i,  Aber  dies  ist  eine  allgemeine,  dem  ganzen 
■Genus  gemeinsame  Entwickelung,  die  so  zu  sagen  keine  Ein- 
zelsprachen oder  Dialekte,  keine  individuelle  Ktlanzieruug  zu- 
iässt  und  eben  dadurch  von  der  individuell  durchlebten  Sprach- 
gescliicbte  der  Menschen  sieb  prinzipiell  unterscheidet.  Unsere 
Sprache  verrät,  dass  wir  mit  Kümern,  mit  Slaven,  mit  Ro- 
njancn  in  nahe  Berührungen  traten;  welche  Feinde  es  waren, 
an  denen  der  Tiger  den  Ausdruck  seines  Zorns  lernte,  verrät 
kein  Zug  seiner  Gebärden. 

Die  Tierspracbe  ist  also  durchaus  symbolisch  (vgl.  des 
Näheren  Fr*  Th.  Vi  seh  er  Auch  Einer  2,  293).  Allerdings  hat 
R.  L.  G  a  r  n  e  r  in  seinem  Buch  über  die  Sprache  der  Aifen  (übs. 
ü,  her.  von  W.  Marshall  Leipzig  1900)  die  von  ihm  beobach- 
teten Laute  der  Affensprache  (S,  117  f*;  vgl.  S,  6  ""Trinken^ 
12  f.  ^Speise"   42  "Frucht",  42  f.  "Affc^  und  die  Geberden  der 


308  R.  M.  Meyer, 

BejahuDg  und  Verueinung  (S.  44  f.  71)  sowie  der  Warnang 
(S.  6.  66;  vgl.  53),  ja  die  ganze  Sprechweise  der  Affen  wie 
überhaupt  aller  Säugetiere  (S.  115  f.)  und  der  Vögel  (S.  131; 
vgl.  177)  fast  völlig  der  menschlichen  Rede  gleichgestellt 
Abel-  auch  wer  den  Feststellungen  Garners  Vertrauen  schenkt, 
wird  aus  seinen  allgemeinen  Betrachtungen  über  das  Wesen 
der  Sprache  (S.  99  f.)  den  Schluss  ziehen  müssen,  dass  fflr 
diese  Fragen  der  ''Entdecker  der  Affensprache**  keineswegs 
kompetent  ist.  (Vgl.  noch  zur  Tiei'sprache  Masius  Natur- 
ßtudien  Leipzig  1852,  S.  122  f.,  mit  reichen  Literaturnachweisen; 
Chamberlain  Grundlagen  des  19.  Jhds.  I  56  Anm.  3;  über 
die  Sprache  der  Vögel  Overberg  in  der  "Woche'  1300  N.30 
S.  1329.)  Die  ursprüngliche  Art,  den  unwillkürlichen  Begleit- 
laut  einer  Geste  u.  dgl.  zu  normalisieren,  lebt  denn  auch  vor- 
zugsweise im  Verkehr  mit  Tieren  fort:  im  Hüh  und  Hott  u. 
dgl.,  wie  es  J.Grimm  (Deutsche  Grammatik,  Neuer  Abdruck 
3,  304  f.)  in  blühender  Fülle  aufzählt. 

Aber  überall  zeigt  sich  die  Neigung,  sie  artikulierter 
Rede  zu  nähern.  Ungemein  lehrreich  ist  dafür  die  Entwicke- 
lung  der  Schweizerischen  Schlittenrufe,  über  die  Götzinger 
(Altes  und  Neues  S.  58  f.)  in  einem  lebensvollen  Aufsatz  han- 
delt. Besonders  die  aushallenden  Schlussrufe  längerer  musi- 
kalischer Perioden  werden  vokalisiert.  Aus  dem  Hallelujah 
der  altlateinischen  Hymnen  erwächst  die  Sequenz,  ans  dem 
Schlussruf  des  Wächters  erst  das  Wort  ''alba",  dann  das  mittel- 
alterliche Tagelied,  aus  dem  Begleitruf  des  Nachtwächters,  mit 
dem  er  den  Stundenruf  ausklingen  lies,  ein  Vers  oder  ein  Lied 
(J.  W ichner  Stundenrufe  und  Lieder  der  deutschen  Nacht- 
wächter Regensburg  1897).  Zuweilen  scheint  der  alte  unarti- 
kulierte Ruf  noch  herauszuklingen,  so  in  dem  "Ehre  Guta"'  von 
Bregenz  (a.  a.  0.  S.  161  f.),  zu  dem  wohl  erst  später  eine 
ätiologische  Legende  erfunden  wurde.  —  Die  jüwezunge  der 
bäurischen  Volkslieder  verdichtet  sich  ebenso  znnd  Schnada- 
hüpfl usw. 

Gerade  hier  zeigt  sich  sehr  charakteristisch  die  Tendenz 
aller  "Sprache"  zur  "Rede".  Baudouin  de  Gourtenay  setzt 
(a.  a.  0.  S.  23)  die  morphologische  Artikulation  der  mensch- 
lichen Sprache,  bestehend  in  Teilung  des  Satzes  in  Worte,  der 
Worte  in  bedeutsame  Teile,  den  "tierischen  unteilbaren  Gebär- 
den" gegenüber.    Das  ist  nicht  vollkommen  zutreffend,  unteilbar 


KÜDstJiche  Sprachen» 


309 


Sind  die  "Cebänlen"  oder,  bci?iser  ausi^^edrik'kt,  die  Spreehstücke 

der  Tiere  Dicht;    aber  sie  .sind  nur  in usi kaliseh  gegliedert. 

BrehiD  'Illustriertes  Tierlebeo  H  S,  XI)  spricht  von  "Stropbeu" 

des  Vogelsaugs;    der    Finkeüscblag:    bat   deutlichen  Ab'j^esaug 

_^(vgl.  meinen  Aufsatz  über  den  Refrain  Zs,  f.  vgl,  Lit.-Gescb, 

H]y  38).     Aber  eben  in  der  Verscbiedeiiheit  dieser  rein  nmsika- 

■  lisehen  Gliedernng  von  einer  dureh  Inhalt  und  Sinn  bestimmten 

H  liegt  die  Eotwickelung  von  tierist^her  zu   meiischlieber  Rede. 

fSo  werden  also  Signale  dnrch  unterlegnen  von  Texten  buma- 

Disiert:  Pfeifen  nnd  Trompeten  im  deutschen,  Volksgesang  und 

IFh*^tenspiel  im  französischen  Refrain  (a.a.O.  S.  Olj;  Glocken- 
Uine  und  Trommelklang  in  deutseben  Volksversen  {0.  Schütte 
Z«.  d.  Ver.  f.  Volksk.  9,  440).  Welche  Macht  und  Au^deb- 
nung  dies  Sprecli barmachen  von  ursprUnjLclich  nur  rbythmischen 
Signaleu  hat,  ist  neuerdings  von  K.  Bücher  (Arbeit  und 
Rh\ihmus;  2.  Aufl.  Leipzig  1899)  atisfiihrlicb  nnd  eindringend 
dargethau  worden. 

Im  modernen  Leben  dürfte  daher  eine  nur  aus  normali- 

» eierten  Artikniationen  bestehende  Signalsprache  kaum  noch 
vorkommen.  Allenfalls  kann  man  die  Pfeifcnsignalc  der  Mauer- 
polierer, der  Hotelportiers  n.  dgh  hierher  rechneu,  soweit  sie 
mit  dem  Mund  und  nicht  mit  Zungenpfeifen  hervorgebracht 
werden  (die  Feuerwehr  fiedient  sich  wenigstens  in  Berlin  nur 
künstlicber  Pfcifenöignale).  Diese  Pfeifsprachc  ist  gar  nicht 
einfach:  von  einem  Wirtshaus  der  Hauptstadt  aus  drückt  der 
einfaclie  Pbff  durch  Zald^  Länge,  Rhythmus  der  Absätze  etwa 
sechs  verschiedene  Droscbkenkategorien  aus.  So  nähert  sich 
die  raffinierte  Zivilisation  wieder  der  uralten  Einfachheit  der 
Arbeitssignale  hei  ägyptischen  Pyramidenhauern  oder  rudern- 

fden  Negersklaven! 
2)  Normalisierte  Musiklante.  Beim  Pfeifen  sehen 
"Wir,  wie  nali  die  Signalsprache  der  Artikniationen  der  der  In- 
strnraentc  steht.  Diese  letztere  ist  noch  überall  in  mächtiger 
Ausdehnung.  Von  der  Tromraclsprache  afrikanischer  Wilden 
(vgl.  Schurtz  Urgeschichte  der  Kultur  Leipzig  19Ü1  S.  491)  bis 
zn  den  militärischen  Signalen  nnscrer  Soldaten,  von  den  Dampf- 
pfeifen der  Riesenschiffe  und  den  unheimlichen  Tönen  des 
I  Jf ebeihornö  bis  zn  der  bei  Geburt,  Begräbnis,  Brand  und  Sturm 
wechselnden  Sprache  der  Kirchenglocken,  von  den  verab- 
^ redeten   verschiedenen  Ndancen  des  Anklopfens  an   die  Thür 

Indogermanische  Korse  hu  n^ren  XII  3  u*  l.  21 


810  R.  M.  Meyer, 

bis  zu  dem  Viktoriaschiessen  der  Kanonen  sehen  wir  überall 
Einzellaute  oder  rhythmisch  gegliederte  Lautreihen  von  Instra- 
menten in  den  Dienst  der  gemeinverständlichen  Ankündigung 
gestellt.  Zu  einer  durchgearbeiteten  "Sprache"  entwickelt  sieh 
diese  Methode  in  der  "Programmusik"  neuerer  Komponisten^ 
die  den  ganzen  Gedankeninhalt  eines  Dramas  in  gemeinver- 
ständliche musikalische  Zeichen  umzusetzen  strebt.  Sie  be- 
rührt sich  wieder  mit  der  in  der  Sprachschöpfung  und  Sprach- 
umbildung wirksamen  Macht  des  lautsymbolischen  Gefühls,  das 
freilich  wohl  schon  bei  den  elementarsten  Kundgebungen  der 
Stimm-  oder  Instrumentsignale  bestimmend  mitwirkt. 

3)  Normalisierte  Gesten.  Wie  die  unwillkürlichen 
Begleitlaute  einer  Gebärde,  wie  die  zunächst  vielleicht  nur 
durch  Freude  am  Lärm  als  solchem  hervorgerufenen  Klänge 
der  Trommel  oder  Pfeife,  so  können  auch  die  Gebärden  selbst 
in  den  Dienst  einer  bestimmten  Absicht  gestellt,  zu  einem 
System  verschiedener  Signale  normalisiert  werden.  Die  Ge- 
bärden sind  so  verbreitet  und  natürlich,  dass  eine  Gebärden- 
sprache sich  fast  unvermeidlich  einstellt  (A.  W.  Schlegel 
Werke  7,  115;  Schurtz  ürgesch.  der  Kultur  S.  471  f.),  viel- 
leicht sogar  eher  als  die  hörbare  Sprache  systematisch  aus- 
gebildet wird  (vgl.  über  das  Verhältnis  von  Gebärde  und 
Sprache  die  tiefsinnigen  Ausführungen  von  Nietzsche  Werke 
2,  195  und  Wund t  Völkerpsychol.  1,  131  f.).  Über  die  typi- 
schen Gebärden  insbesondere  auf  der  Bühne  ist  oft  gehandelt 
worden:  von  J.J.Engel  ("Ideen  an  einer  Mimik"  1785),  von 
Goethe  in  seinen  Anweisungen  für  Schauspieler,  von  dem 
von  Fr.  Ph.  Vis  eher  (Auch  Einer  2,  293)  gelobten  Piderit 
("Wissenschaftliches  System  der  Mimik  und  Physiognomik") 
und  vielen  Andern.  Die  Gebärden  der  Griechen  und  Römer 
hat  K.  Sittl  (1889)  nach  Berichten  und  Darstellung  wissen- 
schaltlich  festzustellen  versucht.  Aber  immer  handelt  es  sich 
hier  noch  um  eine  "natürliche  Gebärdensprache";  selbst  die 
Gesten  des  Schauspielers  sind  wesentlich  noch  die  des  naiven 
Menschen,  nur  etwas  strenger  geregelt:  sie  stehen  zu  denen 
des  Zuschauers  wie  die  Schriftsprache  zur  gewöhnlichen  Rede. 
"Konventionell"  ist  freilich  auch  die  einfachste  Gebärden- 
sprache noch  (Selenka  Schmuck  des  Menschen  S.  2).  und 
überall  kiinnen  die  natürlichen  Ansätze  konventionell  ausge- 
bildet und  systematisiert  werden  wie  etwa  in  der  bösen  "Fuss- 


Kmistliche  Sprachen. 


an 


i^a 


spmelie**  (Aug.  Lewald  Album  der  Boudoii-s 
S*  89  f.)  mit  den  "Neologismen  des  Ellenbogens  und  Augen- 
blinzelns'*  (vgL  für  die  volksthüniliehe  Grundlage  Zs.  f.  d.  A. 
29,  234,  für  die  raffinierten  Fortbildunjbren  A.  v.  Sternberg 
Tutu  Leipzig  1848  S.  181  f.). 

I  Aber  die  künstlicbe  Gebärdeuspmehe  ht  wohl  die  ver- 

breitetste  und  bch'ebtegte  aller  Gelieimspvaeben-  Wo  das  Spre- 
chen irgendwie  behindert  ist,  stellt  sieb  die  Geste  ein.  Die 
Mönche  erfinden  sich  ansgedehnte  Systeme  von  Zeichen,  vor- 
zug^sweise  symboliscber  Natur;  ein  angclBäcbsisehes  hat  F. 
Kluge  (in  Techmers  Internat.  Zs.  f,  allg.  Sprachwiss.  2,  llGf») 

I  mitgeteilt  und  erläotcrty  ein  niederdeutsches  aus  dem  16.  Jhd. 
(das  auch  Kluge  erwähnt)  Leibniz  (Colleetanea  ctymologica 
S*  393  f*).  Das  letztere,  ein  lateinisches  und  deutsches  Wörter- 
buch der  Zeichen,  ist  wenigstens  in  seinem  ersten  Teil  rein 
praktisch,  alphabetiscb  geordnet;  das  englische  aus  dem  TL 
Jhd.  nach  begrifHicheu  Gesichtspunkten  (Kluge  a.  a.  0.  S.  117). 
Um  etwa  einen  Bock  zu  bezeichnen,  niacbt  der  Mönch  von 
Loceum  ein  Hörn;  wenn  der  englische  Bruder  Gemüse  haben 
willj  so  macht  er  mit  der  linken  Hand  nach  unten  ein  Zeichen, 
als  w^enn  er  schrappen  wollte  (Fr.  W.  Weber  hat  diese  Finger- 
sprache in  seinem  Gedicht  "Dreizehnlinden"  S.  ö7  von  den 
Mönchen  anwenden  lassen).  Über  die  vielfache  Übereinstim- 
mung dürfen  wir  uns  bei  der  ''Enge  und  Armut  des  mensch- 
lichen Bewusstseins"  (Vierkandt  Naturvölkerund  Kulturvolker 
S.  95  f.,  bes.  S.  97)  nicht  wundern,.  Die  anthropologischen 
Grundlagen  der  Mimik  versuchte  M  a  n  t  e  g  a  z  z  a  Fisononiia  e 
tnimiea  (Mailand  1883;  Referat  bei  Tecbmer  2,  339)  zu  geben^ 
eine  allgemeine  Klassifikation  Mallery  Sign  language  (bei 
Tecinner  1,  193  f.)  und  noch  allgemeiner^  unter  Einbeziehung 
der  Sprachlaute,  P.  Marxolo  Saggio  sui  segni  (Aon.  deUe 
tiniv.  Toscane  P.  I  Science  noologiche  t.  IX  Pisa  1867  S.  52 — 
129;  vgl.  bes.  S»  69).  Zahlreiche  Belege  gibt  R.  Kleinpaul 
Sprache  ohne  Worte  (Leipzig  1888). 

Von  der  Gebärd ensprache  unterscheidet  Selenka  (Der 
Sehmuck  des  Menschen  S.  2i  eine  besondere  "Tastsprache'V  die 
z.  B.  in  den  niannigtaltigcn  Gnissformen  (Fr.  v.  Hellwald  Ethno- 
graphische Rösselsprünge  Leipzig  1891  S.  I  f.:  ''Vom  Gruss  und 
»einen  Formen'';  G.  Stein liausen  Kultnrstudien  Berlin  1893 
8.  1  L:  ''Der  Gruss  und  seine  Geschichte'':  R.  Andree  Ethuo- 


312  ß.  M.  Meyer, 

graph.  Parallelen  und  Vergleiche  N.  F.,  Leipzig  1889  S.  223  f. 
'^aseDgrnss'')  znr  Anwendung  gelange.  Man  könnte  anch  an 
jene  verabredete  Sprache  erinnern,  die  der  blinde  und  taube 
Dichter  Hieronymus  Lorm  sich  konstruierte,  um  vermit- 
telst eines  um  das  Handgelenk  gelegten  Lederriemens  mit  der 
Aussenwelt  korrespondieren  zu  können.  Aber  ich  vermag 
dieser  Tastsprache"  keine  Selbständigkeit  zuzugestehen:  sie 
bleibt  ein  Unterfall  der  Gebärdensprache.  Es  werden  nur  die 
fühlbaren  Gesten  abgesondert;  auch  sonst  schlägt  man  ja  beim 
lebhaften  Gestikulieren  den  Angeredeten  auf  die  Schulter  usw. 
Ein  neues  Prinzip  tritt  nicht  hervor.  Ebenso  wenig  darf  man 
wieder  mit  Selen ka  (a.  a.  0.  S.  3)  eine  eigene  ''Antlitz- 
sprache'' aus  der  Mimik  ausschneiden,  weil  diese  ''Antlitz- 
sprache"  natürlich,  die  "Gebärdensprache"  konventionell  sei. 
Die  Grundlagen  sind  ja  überall  natürlich,  animalisch;  die  Aus- 
gestaltung ist  nirgends  frei  von  Konvention. 

Den  einzigen  Versuch,  eine  nationale  Gebärdensprache 
vollständig  (nach  Monumenten)  zu  beschreiben,  bildet  jenes 
Buch  von  Sittl  Die  Gebärden  der  Griechen  und  Römer. 

4)  Normalisierte  Vereinigung  von  Geste  und 
Laut.  Zwei  Hilfsmittel  des  Ausdrucks  können  vereinigt  wer- 
den z.  B.  in  dem  '^Schnippchen",  einem  '"Stückchen  alter  Fin- 
gersprache, das,  obschon  wortlos,  doch  klingt:  ein  Schnalzen 
mit  dem  Mittelfinger,  den  man  mittels  des  Daumens  auf  die 
Handfläche  schnellen  lässt,  dass  es  eine  Art  knallenden  Klang 
gibt"  (R.  Hildebrand  Beiträge  zum  deutschen  Unterricht 
S.  141).  Auch  beim  "Rübchenschaben"  fehlt  selten  ein  ver- 
deutlichendes "etsch  etsch",  das  eigentlich  nur  eine  Schall- 
verstärkung des  beim  Reiben  der  Finger  entstehenden  Lautes 
bedeuten  mag. 

5)  Wie  die  Klänge  der  Instrumente  zu  den  Artikula- 
tionen der  menschlichen  Stimme,  stehen  andere  Signale  zu 
menschlichen  Gebärden.  So  etwa  die  australischen  Rauch- 
signale (Vierkandt  a.  a.  0.  S.  97),  die  als  Kriegs-  und  Freu- 
denfeuer der  Tiroler  Bauern  im  Kampf  Andreas  Hofers  wie- 
der begegnen;  oder  die  von  Diels  erwähnte  Flaggensprache 
der  Schiflfe;  oder  die  alte,  halbsymbolische  Sprache  der  ur- 
sprünglichen vor  -  elektrischen  "Telegraphen".  Normalisierte 
Signale  des  Gemütsausdrucks  sind  unsere  Trauerkleider  so  gut 
wie  die  umgedrehte  Trutzhahnfeder  des  bajuvarischen  Ranfers; 


Künstlich*?  Sprachen. 


313 


das  Holzkreuz,    das  in  Frankfurt  am  Main  vom  Dacli  solclier 
Häuser,  die  in  Reparatur  betindlich  mxd,  herabhängt,    so  gut 
■   wie  der  mit  einer  Serviette  umkleidete  Stuhl  vor  dem  Schläehter- 
laileu,    der  "frisehe  Wnrsf'  bedeutet.     Überall  finden  wir  hier 
die  gleiche  tvpisclie  Eutwickehiug;    ein  gymbolisierend  nach- 
bildender Einzelfall  (z.  B,  die  Verbannnng  von  hellen  Frenden- 
klcideni)  wird  zum  Ausgangspunkt  eines  ganzen  Zeiehensystems 
_     geniaeht;  der  Einzelfall  selbst  aber  wurzelt  (wie  der  Gebrauch 
f    des  Schlächters  oder  des  Raufers)  in  Sitte,  Herkommen,   täg- 
lichem Leben, 
—  Übertreibend  hat  Selen  ka  (a.a.O.  S.  3  f.)  die  ""Beklei- 

f  dungssprache**  sogar  als  eine  allgemein  menschliche  Sprache 
den  konventionellen  Rcdefornien  der  lautierten  Geberden-  und 
Tastsprache  gegenlibergestellt.  Selhstverständüeh  lienytzen  die 
Völker  dieses  Ausdrucksmittcl  van  Kleidung  nnd  Schmuck, 
das  allen  zu  Banden  steht,  zu  einer  Art  andeutender  Sprache; 
dies  hat  Selen  ka  hübsch »  wenn  auch  etwas  doktrinär-mecha- 
nisierend,  ausgeftihrtj  und  lange  vor  ihm  hat  es  Emanuel 
H  Herr  mann  (Naturgeschichte  der  Kleidung  Wien  1878)  viel 
geistreiclier  und  individueller  gezeigt  (bes.  Kafi.  VI  Gliederung 
nnd  Aufbau  und  Kap.  XIÜ  Symbolik  der  Kleidung),  Der 
eigentliche  Bahnbrecher  dieser  Deutungsweise  war  aber  kein 
Geringerer  als  Gottfried  Sem  per  (Über  die  formelle  Gesetz- 
mässigkeit des  Schnnicks  und  dessen  Bedeutung  als  Kunst- 
Symbol  Zürich  1856;  wieder  abgedruckt  in  seinen  Kleinen 
Schriften  S.  304  fX  Doch  diese  Kleid-  ond  Schmncksprache 
bleibt  wiederum  ein  tlinzelfall  der  menschlichen  Signal-  nnd 
Symbolsprache.  Das  Hans,  in  so  vielen  Dingen  dem  Kleid 
parallel^  dient  ebenfalls  als  Zeichen:  das  Wirtshaus  lädt  ein,  die 
Mauer  mit  spanischen  Reitern  droht  und  schreckt  ab,  der  Saal 
fordert  zum  Tanz  auf  wie  die  Kirche  zum  Cicbet.  Die  Ausstat- 
tung erzählt  von  Armut  nnd  Reichtum,  Alter  des  Geschlechts, 
Beruf.  Bei  streng  geordneten  Sitten  wie  im  Mittelalter  oder 
heut  noch  in  China  entwickelt  sich  diese  '^Haussprache"  auch 
wieder  zu  einem  ganzen  Zeichensystera* 

Aus  der  einfachen  Signalsprache  entwickelt  sich  eine 
feinere,  die  der  nantsymbolischen"'  Umgestaltung  natürlicher 
Rede  entsprechend  direkte  Gebärden  in  symbolische  umformt, 
Ihr  bester  Typus  ist  die  Blumensprache  'vgL  z.B.  das  mit 
vielen  Beispielen  ausgestattete  Buch  "Sesam^  oder  die  Sprache 


314  R.  M.  Meyer, 

der  Blumen",  Berlin  bei  Christiani,  d.  J.  Blumensprache  bei 
Naturvölkern:  Schurtz  Urgesch.  der  Kultur  S.  487.  Eine 
mittelalterliche  Blumensprache  hat  Roethe  in  der  Göttinger 
Festschrift  zur  Begrtissung  der  Hansischen  Geschichtsvereine 
S.  165  f.  herausgegeben;  eine  moderne  findet  man  angewandt 
bei  Nansen  Juliens  Tagebuch  S.  155  f.).  Ähnlich  haben 
unsere  Kinder  sogar  eine  Briefmarkensprache,  wo  Farbe 
und  Stellung  der  Freimarke  symbolische  Signale  vorstellen  und 
gleichsam  eine  Antlitzsprache  des  Briefumschlags  geben. 

6)  Ein  Niederschlag  des  Signalsystems  ist  die  Schrift. 
Über  ihre  engen  Beziehungen  zur  Sprache  hatten  auch  wir 
vom  Standpunkte  unseres  Spezialproblems  oft  genug  zu  han- 
deln. Ihre  Entwickelung  läuft  der  der  Sprache  parallel:  im 
Anfang  genauer  Anschluss  des  Ausdrucksmittels  an  den  Aus- 
dinicksinhalt  in  den  Symbolen  der  ideographischen  Schrift, 
allmählich  eine  immer  weiter  gehende  Emanzipation  des  Zei- 
chens von  seinem  Ursprung  und  gleichzeitig  einer  immer  weiter- 
gehende gegenseitige  Beeinflussung  des  ganzen  Zeichenvorrats. 

Auch  hier  erleben  wir  die  gleichen  Phänomene  wie  in 
der  künstlichen  Sprache.  Die  Ideogramme  leben  in  der  Blu- 
mensprache,  die  ja  auch  Goethe  zum  Westöstlichen  Divan 
behandelt  hat,  wieder  auf:  wenn  die  Primel,  die  erste  Botin 
des  Lenzes,  als  Zeichen  der  Hoffnung  gesandt  wird  (Sesam 
S.  836),  so  ist  das  eine  Rückkehr  zu  jener  ursprünglichsten 
Art  der  ""Schrift",  die  in  der  Übersendung  symbolischer  Gegen- 
stände zwischen  wilden  Völkern  gewechselt  wird.  Und  wenn 
eine  künstlich  ausgetiftelte  ""Briefmarkensprache"  den  an  sich 
gleichgiltigen  ""ostensibeln"  Brief  heimlich  zum  Verkünder  einer 
versteckten  Nachricht  macht,  so  erinnert  dies  seltsame  Zeichen- 
system an  die  Art,  wie  Begleiterscheinungen  der  Sprache, 
Gesten  u.  dgl.  zu  Trägern  eines  selbständigen  Verständigungs- 
mittels gemacht  wurden. 

Die  künstliche  Schrift  ist  uns  wiederholt  neben  der  künst- 
lichen Sprache  begegnet;  vor  allem  bei  den  Erfindern  philo- 
sophischer Sprachen.  Die  höchste  Stufe  künstlicher  Schrift 
ist  aber  wieder  nicht  aus  der  Abstraktion,  sondern  aus  dem 
Gebrauch  hervorgewachsen:  es  ist  das  wissenschaftliche 
Zeiehensystem  der  Mathematiker  und  der  Chemiker. 
Es  ist  abhängig  von  der  Sprache;  zunächst  in  der  Wahl  der 
Chiftern,    wenn   etwa  die  Chemie   die  Anfangsbuchstaben  der 


Künstliche  Sprachen. 


316 


Elemente  zu  deren  BezeicLonng  wjihU  —  woftir  aber  lieiit,  uach 
dem  Meutlelejewschen  Gesetz,  Zalileii  der  Skala  eintreten 
konnten,  so  dass  eine  rein  künstlit'be  Terminolot^^ie  an  Stelle  der 
kiUistlichen  Abktlvzmig  einer  natiirliehen  Termlnalogie  träte. 
Abhängig  von  der  Sprache  des  tagliehen  Lebens  ist  die  matlie- 
matische  und  chemische  Schritt  aber  auch  in  der  Anordnung. 
Schrieben  die  Inder  wie  die  Hebräer  von  reehts  nach  ünkn, 
ßo  wftrde  "'IHOir  hei  uns  heut  vermutlicb  '"iieuntansend  neun- 
hundert und  einundachtzig"  bedeuten.  Weil  die  Indogermanen 
die  riauptsaehe  voranstellen  —  erst  die  Wurzel,  danti  die  En- 
dung — ,  darum  sehrieben  die  Inder  die  Ilauptzahl  zuerst; 
und  weil  sie  von  links  nach  rechts  sehrieben,  kam  sie  also 
am  weitesten  links  zu  stehn. 

Eine  von  solchen  Abhängigkeiten  völlig  befreite  Begriffs- 
Schrift  wäre  vielleicht  denkbar,  Sie  mtlsste  rein  symbolisch 
sein.  Eine  chemische  Zusamnicnsetziing  würde  z,  B,  abge- 
bildet nicht  durch  ein  paar  sich  nach  den  Regeln  der  gewrdm- 
liehen  Schrift  in  Einer  Keihe  folgende  Buchstaben  und  Zahlen, 
gondern  durch  eine  Zeichnung,  in  der  die  I^jigerung  der  Atome 
im  Molekül  dargestellt  wäre.  Ein  Vorteil  wäre  das  aber  keines- 
wegs. Vielmehr  niiisste  dann,  wie  bei  Wilkins,  jeder  Fort- 
schritt der  Forschung  zu  einer  Änderung  oder  aber  zu  llia- 
versfäntlnissen  im  Zeicbensyatem  führen,  wiibrend  gerade  die 
Ueibehaiuuig  einigermasscn  willkürlicher  Siglen  deren  fort- 
dauernden Gebrauch  gestattet 

1)  Ganz  vollkommen,  in  Bezug  auf  die  Üliereinstimmung 
Ton  Objekt  und  Zeichen  ganz  tadellos,  wiire  die  Realien- 
gprache,  die  der  Verspotter  Lulls  und  der  Lullianer  (Swift 
a.  a.  0.  2,  69)  vorschlägt,  "Da  Worte  allein  in  Zeichen  der 
Dinge  bestehen,  sei  es  passender,  wenn  alle  Menschen  solebe 
Auskunttsmittel  hei  sich  herumtrügen,  welche  ein  besonderes 
Geschäft  bezeicbneteu,  worüber  sie  sich  unterhalten  wollten. . , . 
Die  Klügsten  und  Weisesten  (in  Laputai  befolgen  die  neue 
Jlethode,  sich  durch  Dinge  auszudrücken;  die  einzige  ünbe- 
qucndiebkeit,  die  sich  daraus  ergibt,  besteht  nur  darin^  dasa 
ein  Mann^  dessen  Geschäft  sehr  gross  und  von  verschiedener 
Art  ist,  ein  Bündel  auf  seinem  Kücken  mit  sieb  herumtragen 
muss»  wenn  er  nicht  im  Stande  ist»  sich  einen  oder  zwei  starke 
Bedienten  als  Begleiter  zu  halten.  Zwei  dieser  Weisen  habe 
ich   oft  unter  ihren  Bündeln   beinahe  zusammensinken  sehen, 


316  R.  M.  Meyer, 

wie  dies  bei  Hausierern  in  England  wohl  der  Fall  ist.  Wenn 
sie  sich  in  den  Strassen  begegneten,  legten  sie  ihre  Last  nie- 
der, öflfneten  ihre  Säcke,  und  hielten  ein  stundenlanges  Ge- 
spräch; alsdann  füllten  sie  ihren  Behälter  aufs  neue,  halfen 
sich  einander,  wenn  sie  die  Last  wieder  auf  den  Bücken 
nahmen,  und  empfahlen  sich.  Für  ein  kurzes  Gespräch  mag 
Jeder  seinen  Bedarf  in  der  Tasche  oder  unter  dem  Arme 
tragen,  weil  ihm  weniger  genügt.  Zu  Hause  aber  kann  Nie- 
mand in  Verlegenheit  kommen.  Deshalb  ist  ein  Zimmer,  wo 
eine  in  dieser  Kunst  gewandte  Gesellschaft  zusammenkommt, 
mit  allen  Dingen  angefüllt,  welche  Stoff  zu  diesem  künstlichen 
Gespräch  darbieten.  —  Ein  anderer  Vorteil,  welcher  sich  aus 
dieser  Erfindung  ergeben  muss,  besteht  darin,  dass  eine  all- 
gemeine Sprache  erfunden  würde,  die  man  bei  allen  zivili- 
sierten Nationen  verstände,  bei  denen  Güter  und  Gerät  sich 
gleichen.  .  .  ." 

Ich  habe  die  Stelle  ganz  hierher  gesetzt,  weil  sie  den 
treffendsten  Spott  auf  alle  die  enthält,  die  die  Sprache  wegen 
ihrer  "'üngenauigkeit"  schelten.  Sehen  wir  von  den  praktischen 
Unmöglichkeilen  der  "Sachsprache"  ganz  ab,  so  wäre  sie  doch 
theoretisch  nicht  durchzuführen.  Auch  hier  müsste  man  bald 
zu  Symbolen  seine  Zuflucht  nehmen.  Man  spricht  vom  "Meer"; 
man  kaun  es  doch  nicht  im  Sack  haben  wie  einen  Löffel! 
Es  ist  also  eine  symbolische  Probe  nötig;  aber  die  kann  auch 
"Wasser"  bedeuten.  Man  braucht  also  ein  differenzierendes 
Kennzeichen  —  und  ist  bei  der  Not  der  Sprachen,  willkürlich 
ausgewählte  Zeichen  zu  gebrauchen,  angelangt!  Denn  dem 
erscheint  für  das  Meer  dies,  dem  jenes  bezeichnend  —  und 
die  "innere  Form"  bringt  individuell  differenzierte  "Sprachen* 
hervor. 

Die  Realiensprache  würde  zugleich  die  "natürlichste"  sein 
—  weil  sie  sich  ja  unmittelbar  an  die  Objekte  selbst  hält  — 
und  die  "künstlichste"  —  weil  sie  allein  Gegenstand  und  Be- 
nennung zu  voller  Deckung  brächte.  Schade  nur,  dass  sie 
nicht  möglich  ist! 

So  sehen  wir  hier  zum  letzten  Mal  und  endgiltig,  wie 
unentbehrlich  der  Sprache  all  das  ist,  was  die  künstlichen 
Sprachen  beseitigen  wollen:  eine  gewisse  Entfernung  zwischen 
Ding  und  Namen.  Wir  sehen  nochmals  und  entscheidend,  wie 
ohnmächtig  die  6ecic,   die  vernunftgemässe  Einsetzung,   gegen 


KüuBtltche  Sprachen. 


317 


die  "Willkür'^  und  —  gegen  die  latente  Vernunft  der  (piicic, 
der  natürlichen  Entwickelnng,  ist. 

Nicht  nur  Monboddo  nannte  die  Kuhnrsprachen  "arti- 
ficial  languages'*  —  künstliche  Sprachen  im  büchBten  Hinn  muss 
man  selbst  die  niedrigste  »Sprache  eines  kultnriosen  Volkes 
nennen.  Eingehend  hat  G.  Gerber  (1871)  über  Mie  Sprache 
als  Kunsf  gehandelt  und  P.  Sehwartzkopff  hat  {1875}  den 
Ursprung  der  8|>rache  ans  dem  poetischen  Triebe  behauptet, 
allerdings  in  ziernlieb  abstrus  deduzierender  Weise;  thatsäeh- 
lieh  gellt  aber  die  Poesie  überall  auf  den  bereits  von  der 
Sprache  ihr  vorgezeiehneten  Pfaden  einher  (vgl  meine 
Altgerm,  Poesie  8.  486  f.).  Eben  dies  künstliche^  dies  künst- 
lerische und  poetische  ülonient  untei-scheidet  die  mensehlicbe 
Sprache  von  der  Tiersprache. 

Die  Tierspraehe  ist  im  Sinjie  der  Theoretiker  vollkom- 
mener als  die  der  Menschen;  denn  sie  drückt  immer  genau 
das  aus,  was  sie  ausdrücken  will.  Die  Möwenspracbe,  die 
Wilbrandt  ("Die  OsterinseP  S.  106)  so  hübsch  beschreibt, 
wird  von  jegücher  Möwe  jederzeit  nur  richtig  aufgefasst  wer- 
den können.  Dagegen  ist  nicht  bloss  jede  Einzel  spräche  nur 
für  die  Eingeweihten  verständlich  —  weil  sich  eben  die  deut- 
schen Worte  mit  den  von  dem  Franzosen  oder  Knsseu  wahr- 
genotonienen  Objekten  in  keiner  Weise  decken  —- ,  sondern 
seihst  die  auf  GemeinverBtäiidliclikeit  angelegten  symbolischen 
Sprachen  der  Mensehen  scheitenL  Hübsch  drückt  das  jene 
alte  Anekdote  von  der  nnssverstandenen  Disputation  in  Finger- 
sprache (Pfeiffer  Germania  4,  A^'^J  f.,  II i Idebrand  a,  a,  0* 
S- 141)  ans,  die  vor  allem  dureli  Rabelais  (Gargantua  Buch  II 
Kap.  18—19)  weltbekannt  geworden  ist  und  die  in  Immer- 
iDanns  MUuchhansen,  im  Dialog  zwisclien  Karl  Bnttervogel 
und  Emmerentia,  einen  lustigen  Nachklang  gefunden  bat. 

Für  diesen  Grnndunterschied  ist  das  Verhalten  der  ""spre- 
chenden  Tiere"'  beim  Erlernen  menschlicher  Sprache  (vgl.  o, 
III,  2  f.)  sehr  lehrreich.  Zwar  steht  es  nicht  fest,  wie  weit 
selbst  die  intelligentesten  nnter  ihnen»  die  Papageien,  eine  Art 
von  Begriff  mit  den  eingelernten  Worten  und  Sätzen  verknüpfen 
(K,  Rnss  Sprechende  Vögel  I  S.  8;  25  f.).  Doch  steht  nach  dem 
Urteil  eines  Sachkenners  wie  K.  Russ  wenigstens  das  fest,  dass 
man  die  Sprachabrichtung  so  einrichten  muss,  dass  der  Vogel 
«ich  der  Begrifle  von  Zeit,  Kaum  «nd  andern  Verbältnissen  und 


318  R.  M.  Meyer,  Künstliche  Sprachen. 

Dingen  bewusst  werde.  Man  sagt  ihm  früh  "guten  Morgen*  spät 
"guten  Abend"  oder  "gute  Nacht"  vor  . . . ;  man  klopft  an  und 
ruft  "herein";  man  zählt  ihm  Leckerbissen  zu:  eins,  zwei, 
drei  . . ."  (a.  a.  0.  S.  354).  Das  heisst  also :  damit  das  Tier 
sprechen  lerne,  muss  in  ihm  die  Vorstellung  der  festen  Ver- 
bindung bestimmter  Ausdrücke  mit  bestimmten  Gelegenheitea 
erweckt  werden.  Es  soll  das  "Herein"  so  mit  dem  Anklopfen 
an  die  Thür  assoziieren,  wie  ein  angeborenes  Zeichen  der  Wut 
mit  dem  Anblick  der  Katze.  Das  Sprechen  gerade  dieser  Laute 
soll  für  den  Papagei  den  Charakter  der  Notwendigkeit  erhalten. 

Gerade  also  dass  unsere  Sprachen  nicht  "philosophisch*^ 
nicht  "universal",  nicht  rein  künstlich  und  nicht  ganz  von 
Notwendigkeit  beherrscht  sind  —  gerade  das  macht  sie 
zu  dem  wundervollen  Besitz  und  dem  unvergleichlichen 
Werkzeug,  das  sie  trotz  Mauthners  scharfsinniger  und  ein- 
dringender "Beiträge  zu  einer  Kritik  der  Sprache"  (Stuttgart 
I  J901)  denn  doch  sind.  Tee  hm  er  hat  an  das  Ende  seiner 
Übersicht  der  sprachwissenschaftlichen  Tendenzen  die  Worte 
gesetzt  "Streben  des  Individuums  zum  Ganzen  (Genus).  Sprache 
und  Menschheit.  Ideen  einer  Univcrsalsprache  und  —  Schrift" 
(Internat.  Zs.  f.  Sprach wiss.  I  S.  XV).  Aber  er  hat  das  selbst 
später  im  Sinn  eines  grossen  Kreislaufs  der  menschlichen  Ent- 
wickelung  (ebd.  II  141  f.,  IV  139)  erklärt.  Mit  Recht.  Je 
"natürlicher"  die  Sprache  ist,  desto  "künstlicher"  ist  sie,  je 
höher  sie  ihren  Standpunkt  nehmen  will,  desto  tiefer  sinkt  sie. 
Gerade  in  der  Vieldeutigkeit  des  si)rachlichen  Ausdrucks,  ge- 
rade im  "Nebensinu"  und  "Gefühlswert"  der  Worte  weist  K.  0. 
Erdmanns  hübsches  Buch  über  "Die  Bedeutung  des  Wortes** 
(S.  1900)  die  Vorzüge  der  wirklichen  Sprache  nach;  ja  selbst 
der  "gedankenlose  Wortgebrauch"  hat  seinen  Nutzen  (ebd. 
S.  191  f.).  "Auch  die  Sprache  ist  ein  Produkt  des  organischen 
Bildungstriebes",  sagt  Novalis.  Sie  ist  es  mit  solcher  Kraft 
und  Notwendigkeit,  dass  sie  alle  mechanisierenden  Bestrebungen 
herunterdrückt,  dass  das  naive  Reden  der  Unmündigen  der 
gelehrten  Überhebung  seinen  Stempel  aufprägt;  sie  ist  es  mit 
solcher  Macht  und  Folgerichtigkeit,  dass  gerade  auch  die  Ge- 
schichte der  künstlichen  Sprachen  ein  beredtes  Zeugnis  wird 
für  jenen  organischen  Bildungstrieb,  den  die  Griechen  die 
q)ucic,  wir  die  Natur  einer  Sache  nennen. 

Berlin.  Richard  M.  Meyex. 


Haus  Meltzer,  Vermeintliche  Perfekt! vieruiig  usw.         31^ 


Teniieiiitllche  Perfektiviernng  durch  iirapasitloiüile 
ZiiKaniinensetzuni^  im  OrieehiKcheii. 


I 


E.  Purdic  hat  IF,  9  (1898),  61—163  eine  Arbeit  ver^ 
«ffentlicht   unter   dem    Titel  ''l'he  Perfektive  'Aktionsart'  ia 

Polybiiis",  deren  Ergebnisse  nicht  bhiss  von  Giles-Hertel  Vgl. 
Gramm,  d.  griech,  und  lat*  Spr.  Leipzig  1896,  S.  366  z,  T.  vor- 
weggeiiommen,  sondern  auch  von  Brugmann  Gr.  Gr.  ^  1900, 
482 — 484  im  wesentlichen  anerkannt  worden  piud. 

Den  Kernpunkt  von  Pnrdicö  Anfstelhmgeu  finden  wir  in 
dem  Satze,  dass  sich  in  der  Spainie  zwischen  Homer  und  Poly- 
bius  eine  erhehlieljc  Änderung  in  der  Bedetiümg  des  griech^ 
Aoristes  vollzogen  habe;  während  er  dort  überwiegend  per- 
fektiv gewesen  &ei,  habe  er  hier  immer  mehr  "konstativen'* 
Sinn  erhalten,  dagegen  habe  man  zum  Ausdruck  der  perfek- 
tiven bezw.  ingressivcn  Färbung  immer  mehr  /.um  Ersätze 
durch  Komposita  bes.  mit  bid,  cm  und  Kaid  gegritfen,  wobei  diese 
Präfixe  ihre  sinnliehe  Orundbedeutung  ftbe  material  meaning") 
hätten  aufgeben  mtlssen. 

Zur  Nachprüfung  ist  es  unbedingt  notwendig,  dass  man 
sieh  tiber  die  allen  neueren  Darstellungen  zu  Grunde  gelegten 
Kunstwörter  verständige.  Wir  beginnen  ndt  dem  Worte  "dura- 
tiv" als  Mittel  zur  Kennzeichnung  der  Aktion  des  Prä*ns- 
stammes.  Purdic  hat  wie  die  meisten  anderen  (z,  B.  Gerth 
iü  seiner  verdienntvollen  Neubearbeitung  von  Kühners  Ausf. 
Gramm,  d.  gr.  Spr.  2  (1898),  13U  flV}  zu  wenig  das  Urteil  von 
C,  W.  E,  Miller  beachtet,  das  dieser  in  einer  ausfithrliehen 
Kritik  von  Hultsehs  bekannten  rntcrsuehnngen  über  den  Tempus- 
gebrauch bei  Polybius  Amer.  Jour.  of  FhiloL  16  (1895),  143  so  for- 
muliert: "The  terra  "dauernd'  is  utterly  inadaequate  to  ex- 
press  the  various  uses  of  the  imperfecta'  Letzteres  ist  bekannt- 
lich auch  incohativ,  inceptiv  usw,  und  bczeiehuet  als  solches 
das  Aidieben  der  Handlang.  Damit  schlägt  es  eine  Brücke 
zum  aoristus  ingressivns,  nur  dass  es  doch  stets  innerhalb  der 
actio  infecta  verbleibt,  während  dieser  der  perfectiva  angehört 
(vgl,  Herhig  IF,  6  (1895),  239).     Es  liegt  auf  der  Hand,  wie 


320  Hans  Meltzer, 

irreführend  eine  Begriffsbestimmung  sein  muss,  die  so  eng  ist, 
dass  sie  gerade  der  im  Idg.  und  Griechischen  (s.  E.  Koch 
Gr.  Schulgr.  13.  Aufl.  Vorrede  und  N.  J.  f.  Phil.  u.  Päd.  Bd. 
146)  tiberwiegenden  Bedeutungsmasse  nicht  gerecht  zu  werden 
vermag. 

Was  dagegen  die  Bezeichnung  "perfektiv"  anbelangt, 
80  stehen  wir  hier  insofern  auf  Seiten  Purdies  (S.  64  ff.),  als 
wir  uns  mit  ihr  (und  W.  Streitberg  IF.  Anz.  11  (1900),  57) 
nicht  entschliessen  können,  sie  nach  dem  Vorgänge  Delbrücks 
(V.  S.  2,  146  f.)  und  Brugmanns  (a.  a.  0.  472,  6)  auf  den  Fall 
einzuschränken,  dass  ein  Simplex  durch  Präfigierung  einer 
geeigneten  Präposition  (angeblich)  perfektiv  wird.  Vielmehr 
gebrauchen  wir  ihn  auch  von  reinen  Simplicibus,  wie  in  der 
sla vischen  Grammatik,  (s.  Herbig  IF.  6,  202);  denn  er  ist  hand- 
lich und  es  steht  für  das,  was  die  beiden  Gelehrten  im  Auge 
haben,  das  Wort  "perfektivierend"  zu  Gebot.  Wie  man  in  der 
Lautlehre  mit  völliger  Sicherheit  die  Termini  Aspirata,  Affri- 
kata  und  Spirans  unterscheidet,  so  kann  man  in  der  Bedeu- 
tungslehre  doch  auch  die  Ausdrücke  "perfektiv"  (fllr  den  Ao- 
rist), "perfektisch"  (für  das  Perfektum)  und  "perfektivierend" 
{für  die  Komposita)  ziemlich  leicht  auseinander  halten. 

Entscheidend  ist  die  Anwendung,  die  wir  dem  Begriffe 
^'perfektiv"  verleihen  und  die  Abgrenzung,  die  wir  zwischen 
ihm  und  dem  verwandten  Begriff  "terminativ"  treffen.  Was 
zunächst  den  letzteren  angeht,  so  schliessen  wir  uns  ohne  Vor- 
behalt an  Delbrücks  Bestimmung  V.  S.  2,  15  an:  "terniinativ 
ist  eine  Aktion,  wenn  ausgesagt  wird,  dass  eine  Handlung 
vor  sich  geht,  doch  so,  dass  ein  Terminus  ins  Auge  gefasst 
wird,  sei  dieser  nun  der  Ausgangs-  oder  der  Endpunkt".  So 
auch  Brugmann  Gr.  Gr.*  S.  473,  während  dessen  Ausdruck 
S.  472,  3,  dass  ein  Ausgangs-  oder  Endpunkt  hervorgehoben 
werde,  weniger  glücklich  zu  sein  scheint,  weil  er,  wie  wir 
sehen  werden,  in  das  Gebiet  des  Perfektiven  übergreift;  unserer- 
seits schlagen  wir  vor,  für  die  erstere  Unterart  der  termina- 
tiven  Gattung  den  Namen  "initiv",  für  die  letztere  aber  "fini- 
tiv"  aufzunehmen.     Versinnlichen  wir  das  Vorsichgehen   der 

Handlung  durch  eine  gestreckte  Linie  (TrapaTaiiKOC)  , 

den  Anfangs-  oder  Endpunkt  durch  •,  die  Beziehung  beider 
durch  einen  Richtungspfeil,  endlich  den  Umstand,  dass  der 
Punkt  nicht  als  erreicht,   sondern   nur  als  ins  Auge   gefasst 


Vermeiiilliche  Perfektivierung:  usw» 


321 


erscheinen  soIK  durch  seine  Einklammerung,   so  erhalten   wir 


für  die  initive  Unterart  dm  Bild  i>)  -^ 


z.B.  "holen' 


für  die  finitive  dagegen  — ^  (»,  z.B.  ^'bringen".     Mao 

sieht:  wie  oben  die  incohativc  Unterart  eine  Verniiltehmg 
bildet  zwii^cbcn  Imperfekt  und  a<>rititns  ingressivns,  so  gewährt 
fdie  tinitive  eine  Cberleitimg  zwischen  Imperfekt  und  aoristas 
perfeetiviis. 

Hiernut  sind  wir  schliesslieh  bei  der  Anfgabc  angelangt, 
liiiis  über  das  Wesen  der  perfektiven  Aktionsart  geiiane  Rcehen- 
»chaft  abzulegen. 

Um  ihre  richtige  ErfasBnng  hat  sich  grosse  Verdiengtc  erwor- 
ben vor  allem  W*  Streitberg  n.  a.  dadnreh,  dass  er  von  nenem  im 
irtg,  nnd  griet'hiseben  Aorist  mit  zwingender  Bündigkeit  das  ur- 
sprüngliebe Jlittel  für  den  Aiisdrnek  der  Pcrfektivität 
nachgewiesen  hat*  Andrerseits  aber  scheint  es,  dass  eine  ge- 
wisse Weite  der  von  ihm  gegebenen  Begriffsbestimmungen  ein- 
deutiger Scharfe  der  Erfassung  hinderlich  geworden  ist.  Er 
äussert  sicij  in  der  griiiHlIegenden  Abbandlinig  in  Pauls  und 
Braunes  Beitr.  15  (1891),  S.  71:  "Die  perfektive  Aktiuusart 
bezeichnet  die  Handlung  des  Verbnnis'  nicht  schlechtbiH  in 
ihrem  Fortgang,  ifirer  Continiiität,  sondern  stets  im  Hinblick  auf 
den  Moment  der  Vollendung,  der  Er/ielung  des  Resultats."  Eben- 
so IF,  Anz.  o,  180;j,  79:  "ßaVeiv  besagt  eigentlich  nichts  anderes 
als  die  Handlung  des  Werfens  im  Hinblick  auf  ihre  Vollendung"* 
IF.  10p5  von  got.  briggau:  "es  setzt  die  Handlung  tragen  in  Be- 
ziehung zu  ihrem  Ziel,  enthält  den  Hinweis  auf  den  Moment 
des  Absehlusses",  Übcreinstirnmeiid  damit  IF,  Anz.  11  {1901), 
"Gerade  der  Hinweis  auf  den  Moment  der  Vollendung 
ist  ilas,  was  wir  perfektiv  nennen".  Weiter  PBrB,  In,  71: 
Die  perfektive  Aktion  '7tigt  dem  Bedeutungsinhalt,  der  dem 
Verbum  innewohnt,  noch  den  Neben  begriff  des  Vollendet- 
Werdens  hinzu  (so  auch  und  zwar  besonders  ausdrücklich 
Delbrück  V.  8.  2,  147  ff*  und  ferner  Brugmann  Gr.  Gr.  ^  472, 
482).  Ferner  S.  72:  "auch  die  durativ  perfektiven  heben 
den  Moment  der  Vollendung  hervor,  setzen  ihn  aber  in  aus- 
drtickliehen  Gegensatz  zur  voraufgebenden  Dauer  der 
Handlung".  Endlich  IF.  Anz.  11,  8.  57,  A,  1:  "Streng  ge- 
nommen lässt  sieh  aucli  bei  einem  durch  Komposition  mit  einer 
^farblosen'  Partikel  entstandenen  Perfektiv  nicht  vom  'Hinzu- 
treten' eines  Nebenbegriffes  reden»  denn  die  Sache  liegt  doch 


322  Hans  Meltzer, 

nicht  »0,  daftB  zn  der  im  Simplex  ausgedrückten  darativen 
Handlung  der  NebenbegrilBf  der  Vollendung  'binzngef&gt'  wird, 
dagg  »ich  also  die  Bedeutung  des  Perfektivs  in  zwei  yerschie- 
denc  Elemente  zerlegen  Hesse,  sondern  es  entsteht  durch 
die  Zusammensetzung  ein  ganz  neuer,  in  sich  toII- 
komnien  einheitlicher  Aktionsbegriff.  Um  ein  Bild  zu 
gebrauchen:  das  Produkt  der  Komposition  ist  eine  chemische 
Verbindung,  kein  Gemenge." 

Überblicken  wir  diese  verschiedenen  Äusserungen,  so 
gewinnen  wir  den  Eindruck,  dass  sie  nicht  samtlich  auf  Einer 
Ebene  liegen,  sondern  dass  sich  ihnen  eine,  wenn  auch  nicht 
streng  zeitliche,  so  doch  inhaltliche  Abstufung  wiederspiegelt, 
die  wir  durch  die  Anordnung  der  ausgehobenen  Belegstellen 
zu  unmittelbarer  Anschauung  zu  bringen  versucht  haben.  In 
den  vier  erstaufgeftihrten  ist  nur  die  Rede  von  einem  "Hin- 
weis" auf  den  Moment  der  Vollendung  Die  fünfte  besagt 
schon,  dass  dieser  "hinzugefügt"  wird,  aber  noch  als  "Neben- 
begriff".  Die  sechste  belehrt  uns,  er  werde  hervorge- 
hoben und  zwar  näher  im  ausdrücklichen  Gegensatz  zu  der 
vorangehenden  Dauer  der  Handlung.  Die  siebente  zum  Be- 
schluss  stellt  dies  dahin  richtig,  dass  vielmehr  die  Einheit- 
lichkeit der  Gesamtanschauung  zu  verfechten  sei. 

Hierzu  stellen  wir  uns  so:  wir  finden  nirgends,  dass  ein 
Gegensatz  zwischen  Endpunkt  und  Dauer  nachweisbar  wäre. 
Ebenso  halten  wir  für  vollkommen  sicher,  dass  es  sich  hier 
nicht  um  Hinzufügung  eines  NebenbegriflFes  handelt.  Vor  allem 
aber  bestreiten  wir  die  Annahme,  die  perfektive  Aktion  ent- 
halte nur  einen  "Hinweis"  auf  den  Abschluss.  Denn  damit 
würden  wir  die  Möglichkeit  aufgeben  sie  von  der  terminativ- 
fiuitiven  zu  scheiden,  m.  a.  W.,  wir  würden  darauf  verzichten 
perfektive  und  imperfektive  Aktionsart  sicher  auseinanderzu- 
halten. Der  Gefahr  einer  Vermengung  beider  scheint  u.  a. 
auch  Delbrück  V.  S.  2,  152  nicht  ganz  entgangen  zu  sein, 
wenn  er  schreibt:  "Die  erstere  Gattung  möchte  ich  linear-per- 
fektiv nennen,  ihr  würden  im  Gebiete  der  einfachen  Verba 
die  terminativen  entsprechen".     Wir  machen  dagegen  geltend, 

dass  wir  oben  für  die  erstere  das  Zeichenbild  •,  für 

die  letztere  aber  ^  (•)  erhielten. 

Auch  ge^eu  Streitberg  ist  m.  E.  etwas  geltend  zu  machen. 
IF.  5,  81    erklärt   dieser  Forscher  von  den  3  Sätzen  1)  der 


VermeiiUliche  Perfektivierung:  usw. 


32a 


I 
I 


I 
I 

I 


Tischler  bohrt  doiTli  das  Brett;  2)  der  Tischler  bohrt  das 
das  Brett  durch;  3)  der  Soldat  durchbohrt  den  Feijid  sei  1) 
imperfektiv;  2)  linear-perfektiv;  3)  punktiiell-pertektiv.  Allein 
dieses  Urteil  würde  er  wold  nur  dann  anfreeht  erhalten  kön- 
nen, wenn  er  in  3)  anstatt  des  Priiseus  'bohrt''  das  Fräteri- 
tnm  "bohrte"  gesetzt  hiitte.  Denn  er  bekennt  sich  IF.  Anz, 
11,  59  zu  der  auch  von  Herbig  IF.  6,  2uL  203,  219,  224  A  1, 
ferner  Delbrück  V.  S,  2,  120,  endlich  Brugmauu  Gr,  Gr.-"*,  474  f. 
vertretenen,  auf  ihre  unbedingte  Geltung  hier  von  uns  nicht 
nach  zu  prüfen  den  Annahniej  dass  der  Indikativ  eines  wirklichen 
gewöhnlichen  rräsens  und  die  punktuelle  Aktion  sich  gegen- 
seitig ausschliessen.  Damit  büsst,  soviel  ich  sehe,  sein  3ter 
Satz  in  der  von  ihm  gewählten  Zeitform  seine  Verw^endharkeit 
ein.  Den  2ten  aber  wird  man,  so  wie  er  dasteht  (ähnlich 
wie  Herbig  IF.  6,  194)  vielmehr  als  terminativ-tinitiv,  also  im- 
perfektiv fassen  müssen.  Ja,  wie  mir  scheint,  thnt  dies  Streit- 
l>erg  an  anderer  Stelle  (IF,  Anz.  11,  60)  selbst  mit  den  Worten: 
^''Wcnn  ich  sage,  der  Tischler  bohrt  das  Brett  durchs  so  .... 
fällt  allerdings  die  Handlung  des  Bohrens  in  die  Gegenwart^ 
der  Augenblick  des  AbschlusscSj  der  Moment,  wo  der  Bohrer 
durchdringt,  wird  aber  erst  erfolge«,  er  schwebt  dem  Bohren- 
<len  nur  als  Ziel  vor  Augen,  er  ist  noch  nicht  erreicht, 
wenn  der  Sprechende  seine  ÄusBcrung  thnt!"  Auch  die  von 
8trcitberg  IF,  Anz.  5,  97  mitgeteilten  Beispiele  scheinen  uns 
das  Gegenteil  seiner  Annahme  zu  erweisen,  dass  die  Präfigie- 
rnng  perfektiviere :  in  Schillers  bekannter  Strophe  "Mit  Got- 
tern erfüllt  sich  die  irdische  Halle"  ergibt  die  Entsprechung 
mit  den  ganz  hervorragend  schildernden,  verw^eilendcn,  den 
Vorgang  in  seinem  Verlaufe  vor  uns*»ren  Augen  entwickelndeo 
und  in  färben  voller  Kleinmalerei  auseinanderlegenden  sonstigen 
Präsentien  unseres  Erachtens  mit  unbezweifelbarer  Gewissheit, 
dass  auch  das  "erfüllt  sieh''  kursiv-imperfektiv  genommen  w^er- 
den  nniss.  Meinem  Gefühle  nach  kann  man  hier  nicht  nur 
nicht  von  einem  linear-perfektiven,  sondern  kaum  noch  von 
einer  ünitiven  Aktion  sprechen:  der  Abschluss  tritt  nicht  auch 
nur  in  die  äusscrste  Peripherie  des  Blickfeldes,  gesclnveige 
denn  in  den  Blickpunkt  selbst.  Vielmehr  schwelgt  der  Dichter 
frtrmlich  in  dem  Vorsichgehenlassen  der  Handlung,  die  nicht 
aoristisch  anfleuchtet,  sondern  in  zeitlich  unbegrenztem  Durch- 
cinanderstrrjmeu  ein  buntw^ogendcs  Spiel  der  Szenen  entwickelt. 


324  Hans  Meltzcr, 

Nüchtern  dargestellt  sieht  das  so  ans  .  Auch  ver- 
fangt hier  nicht  etwa  die  Ausflucht;  wir  hätten  es  mit  Ite- 
ration zu  thun.  Denn  die  Halle  füllt  sich  nicht  wiederholt, 
sondern  einmal,  aber  allmählich.  Wenn  Streitberg  sodann 
IF.  Anz.  5,  103  flF.  u.  a.  got.  hriggan,  finpan,  giban  u.  ä.  al» 
perfektiv  in  Anspruch  nimmt,  so  vermag  er  uns  auch  damit 
nicht  zu  überzeugen,  denn  briggan  ist  nicht  =  dv€TK€iv  oder 
dyaTeTv,  sondern  =  irpoccp^peiv  odei-,  wie  er  selbst  durchaus 
richtig  bemerkt,  KOjiiCeiv;  finpan  nicht  notwendig  =  Yvujvai, 
sondern  auch  TiTvibcxeiv.  Wenn  giban  dem  "perfektiven** 
hinreichen  entsprechen  soll,  so  scheint  mir  letzteres  wie  6p^- 
T€iv  und  porrigere  imperfektiv  zu  sein.  Für  got.  quam  und 
gab  räumt  Streitberg  PBrB.  15,  171  selbst  ein,  dass  sie  griech. 
i^pxö)ir|v  und  dbibouv  ebenso  wiedergeben  wie  fjXGov  und  ?bujKa 
und  auch  die  IF.  Anz.  11,  61  angeführten  nhd.  geben,  nehmen, 
sagen  dürften  nicht  völlig  zutreflFen,  z.  B.  in  einem  Satze  wie 
"während  er  mir  die  Meinung  gehörig  sagte,  schwieg  ich  ganz 
still".  Alles  in  allem  habe  ich  doch  den  Eindruck,  dass  Streit- 
bergs vorzügliche  Arbeit  durch  die  nicht  genügend  scharfe 
Bestimmung  des  BegriflFes  perfektiv  und  dessen  zu  weitgehende 
Annäherung  an  den  Begriflf  finitiv  in  der  Sicherheit  der  Er- 
gebnisse fühlbar  beeinträchtigt  wird  und  dass  auch  ^  im  Ger- 
manischen die  Präfigieruug  eine  eindeutig  ausgeprägte  Kate- 
gorie des  perfektiviercnden  Ausdruckes  von  der  Schärfe  wie 
sie  der  griechische  Aorist  zweifellos  darstellt,  nicht  zu  schaffen 
imstande  gewesen  ist.  (S.  a.  Herbig  IF.  6,  225.  Delbrück  V.  S. 
2,  160  f.). 

Schliesslich  können  wir  uns  in  der  Fassung  des  Wortes 
"perfektiv"  nur  auf  den  Standpunkt  stellen,  auf  den  sich  Streit- 
berg selbst  stellt  PBrB.  15,  72:  "auch  die  durativ-perfektiven 
heben  den  Moment  der  Vollendung  hervor"  (ein  Satz,  der 
übrigens  eine  willkommene  Bestätigung  erhält  durch  die  Aus- 
führungen von  Blass  im  Rh.  Mus.  44  (1889),  424  f.  über  Aoriste 
wie  biaipiipai  =  "bis  ans  Ende  verweilen"  gegen  Riemann  in 
den  Melanges  Graux  Par.  1884  S.  585  flF.).  Die  Nachteile  einer 
laxeren  Anwendung,  wie  sie  bei  Purdie  trotz  ihrer  Erklärung 
(IF.  9,  64  unten)  nur  zu  oft  heraustritt,  hatte  Herbig  bereits 
IF.  6,  202—206  im  ganzen  treffend  geschildert.  Selbst  wenn 
er  abweichend  von  Delbrück  V.  S.  2, 146  den  Begriflf  zu  stark 
gepresst  haben  sollte,  so  wird  doch  soviel  übrig  bleiben,  dass 


Vermeintliche  PerfektivieniDs^  usw. 


B^ 


perfektive  Aktion  nicht  schon  dn 


torliegt, 


der  End- 


I 


I 


I 


lon  nieiit  scrion  «aiin  vorliegt,  wenn 
piinkt  nur  ins  Auge  gefasst  wird  oder  seine  Erreichung  aus 
<lcm  Zusamnienhaiig  erhellt,  sondern  erst  dann^  wemi  sie  70m 
Redenden  bezeichnet  nnd  ansj^edrllekt  ist:  dabei  balte  ich 
es  fttr  nntergeordnet^  ob  oiaii,  wie  Leskien  für  das  Slavisehe 
thnt,  die  Perfektivitüt  ftlr  ein  Nebenmonient  erklärt,  oder  ob 
man  sie,  was  nt,  E.  für  den  idg.  und  griech.  Aorist  zntrifft, 
als  Vallnjoment  betrachtet.  Vorgreifend  möchte  ich  bemerken, 
daRs  die  vorliegende  Üntersuehnng  von  dieser  Verschiedenheit 
der  Auffassung  nicht  bertilirt  wird,  weil,  wie  sie  zeigte  im 
Griechischen  die  Fräfigieruug  weder  in  dem  einen  noch  in 
dem  anderen  Sinne  die  Kraft  wirklich  zu  perfektivieren  be- 
sitzt. 7a\  Hnh^QT  Pcdersens  "Vorschlag"  (IF.  Anz.  12,  152) 
kann  ich  noch  keine  Stellung  nehmen,  weise  aber  daranf  hin, 
das«  die  Ausdrücke  "perfektiv"  und  ''imperfektiv"  nicht  erst 
der  slavischen  Grammatik  entstammen,  sondern  bis  in  die  alt- 
griechische  zurtJckreichcn  (cuvTeXiKÖc,  dicXiic  11.  iü,  s.  Hultseh 
Abb.  d.  k.  s.  G,  d,  Wiss.  13,  203), 

Hier  scheint  es  am  Platze  mit  zwei  Worten  Stellung  zn 
nehmen  zu  dem  Hegrittc  des  |>unktualisier enden  Aorists, 
den  Delbrück  in  gedankenreicher  Darlegung  V.  S.  2,  2**4  einge- 
ftlhrt  hat»  und  zu  seinem  Verhältnis  gegenüber  den  Ausdrücken 
konstatierender,  komplexiver  Aorist  und  äbnl.  In  Delbrücks  und 
Brugmanns  (Gr.  Gr,^,  47t>  ff*)  Sinn  bedeuten  sie  ofteobar  alle 
dasselbe  nnd  sind  beschränkt  auf  nicht-punktuelle  Stämme:  bei- 
läntig  sei  hier  angefügt,  dass  es  mir  dabei  als  eine  leielite  üo- 
folgerichtigkeit  vorkonmit,  wenn  Delbrück  V.  8.  2,  237  iroXXä 
TÖtp  fxXriv  hierhemeht  und  ebenso  ihm  folgend  Brugmann  Gr, 
Gr.'\  476,  der  S.  482  unten  u.  a.  noch  elbov  hinzufügt.  Die 
Frage  wird  uns  im  einzelnen  später  noch  beschäftigen.  Ferner 
ist  mir  zweifelhaft,  ob  die  Eineiigimg  des  Wortes  '^konstatie- 
rend'' in  der  angegebenen  Weise  i)crecbtigt  ist.  Täusche  ich 
mich  nichts  so  gehört  es  zum  Gnnulwesen  des  Indikativus 
Aoristi  zu  konstatieren,  d.  h.  festzugtcllen,  im  Unterschied  vom 
Imperfekt,  das  sebildert  und  darstellt;  in  diesem  Sinne  wäre 
auch  der  punktuelle  Aorist,  sei  er  nun  ingressiv  oder  effcktivj 
stets  konstatierend,  nnd  man  tbäte  vielleicht  hesser,  auf  den 
Ausdruck  als  Bezeichnung  einer  Art  zu  verzichten,  weil  er 
vielmehr  eine  Eigenschaft  tler  Gattung  angibt.  So  blieben 
uns  die  Benennungen  komplexiv  und   punktualisierend  übrig; 


326  Hans  Meltzer, 

ob  sie  wirklich  so  vollkommen  gleichwertig  sind,  wie  sie  offen- 
bar bislang  gehalten  wurden,  scheint  mir  nicht  ganz  ausge- 
macht. Denn  wenn  man  auch  zugestehen  wollte,  dass  eßaci- 
Xeucev  'ist  König  gewesen'  als  punktualisierender  Aorist  inso- 
fern noch  gelten  könne,  als  die  Linie  beim  Rttckblick  aus  ge- 
nügender Ferne  am  Ende  vielleicht  zum  Punkte  zusammen- 
schrumpfen mag,  so  wird  mir  dies  bei  einem  dßaciXeucev  xpo- 
vov  im  TToXXöv  schon  schwer  und  noch  schwerer  bei  einem 
^ßaciXeucev  im  TeiTapaKOvia  Ity].  Immerhin  dürfte  man  hier 
noch  die  Nachstellung  des  Ausdrucks  der  zeitlichen  Erstreekong 
rechtfertigend  anführen  und  geltend  machen,  dass  diese  nur 
eine  Art  Nachtrag  sei  ("er  ist  König  gewesen  —  tiber  40 
Jahre  hin";.  Allein  es  kommt  auch  vor,  dass  sie  vorangeht, 
und  falls  man  diesen  Fall  nicht  als  eine  spätere  Fortbildung 
aus  dem  anderen  heraus  ansehen  will,  wird  man  kaum  umhin 
können,  sich  C.  W.  E.  Millers  Worte  a.  a.  0.  S.  145  anzu- 
eignen: "Wherc  for  cxample,  Polybios  says  .  .  .  irt]  tt^vt€  Km 
TpittKOvra  THv  ncuxiav  Icxov  .  .  .,  it  would  seem  preposterons, 
in  view  of  the  definite  expression  of  time,  to  say  that  be 
conceived  the  action  as  having  no  duration".  Für  solche  Stellen 
wird  es  sich  empfehlen  den  alten  Namen  "komplexiver  Ao- 
rist" beizubehalten.  Die  endgültige  Bewährung  des  puuktua- 
lisicrcndcn  hängt  m.  E.  u.  a.  auch  ab  von  der  Durchführbar- 
keit der  durch  Delbrück  V.  S.  2,  238  und  Brugmann  Gr.  Gr.^ 
47(5  befürworteten  Hcrleitung  desselben  aus  dem  punktuellen. 
Auch  möchte  man  gerne  wissen,  wie  sich  die  genannten  Ge- 
lehrten zur  Einordnung  des  linearperfektiven  Aorists  (biarpi- 
vjiaij  in  ihr  System  verhalten;  ist  er  ursprünglich  oder  nicht? 
Anhangsweise  wollen  wir  nicht  verfehlen  hinzuweisen  auf  den 
von  den  bisherigen  Vorstellungskreisen  weit  abliegenden,  aber 
scharfsinnig  erdachten  und  wohl  durchgeführten  Versuch  eines 
Mannes,  der  es  nach  unserem  Dafürhalten  verdient  hätte  mehr 
Beachtung  zu  finden,  als  ihm  thatsächlich  zu  teil  geworden 
ist,  des  über  einer  breit  angelegten  und  auf  ein  umfängliches 
und  selbständig  eraibeitetes  Stellenmaterial  gestützten  Arbeit 
über  den  griechischen  Aorist  hinweggestorbenen  Kohn  in  Ulm. 
Ein  erster,  grundlegender  Teil  ist  noch  zum  Abdruck  gelangt 
(in  dem  Korresp.-BI.  f.  d.  Gel.  u.  Realsch.  Württemb.  1888, 
Heft  1  und  2).  Der  leitende  Gedanke,  an  dessen  Hand  die 
vielen  Rätsel  des  "Proteus  von  Aorist"  (Fr.  Pfuhl  Progr.  des 


Vermeintliche  PeTfekfciviening  usw. 


Iitinisehen  CJvmii.  DrcBden  1861,  S,  9  unten)  ^elHst  wer- 
den  sollen I    ist   der,    dass   dem  PräKeusfitanuii    die    Parlialität 
eigentdmlicli  sei  (wie  älinlicli  sebou  nach   stoisebcr  Lehre  zu 
lesen   steht   in  Bekkers  Anekd.  2.  (1861)*  H91:    ö  jap   Xet^iv 
*'^Troioi>v",   ÖTi  TÖ  TiXeov  tTToiticcv,    tpttpaivei,    omw  hk  TretiXti' 
piwK€v,    angeführt   bei   Herbig  IF.  6,  173),   dagegen  dem  Ao- 
K   rist  nieht   sowohl  die  Pnnktualität   als  vielmehr  die  Totalität 
n    der  Handlung.     Etwas  nieht   weit   hiervon  Entferntes   sclieint 
Purdie   zu  meinen,    wenn  sie  S.  67  ihren  "Constative"  dahin 
bestimmt,  er  gleicbe  "weder   einer  Linie  noch  einem  Punkte, 
ßondern  viehnehr  dem  Umfang  einer  Kreisfigur"  und  sei  ^'zir- 
1       knlar",      AVenngleieii    wir   diese  OcdankeD    hier   nieht    weiter 
H  verfolgfMi  wollen,  m  müssen  wir  doch  darauf  hinweisen,    dass 
i       die   Verfasserin    dem    "'Constative"    ein    Gebiet    zuweist,    das 
ein  erheblich  weiteres  Gebiet  «mfasst  als  der  "konstatierende" 
Aorist  im   hisher   tlhlichen  Sprachgebrauch.     Denn  jener   be- 
greift   augenscheinlich    nicht    nur,    wie   dieser    den    Indikativ 
und   seine  Stellvertreter   (partic,    infin.,    opt*  obliqn.i    in    sich 

■  (beiläufig  bemerkt,  ein  uliverächtlicher  Anhaltspunkt  dafür, 
dass   die    konstatierende    Schattierung   im    engeren    Sinn,    die 

•  den  Modis  an  sich  nicht  innewohntj  unursprünglieher  i«t  als 
die  perfektive),  sondern  erscheint  bei  ihr  unzähligemal  auch 
im  Imperativ,  Konjnnktiv,  Optativ^  mit  dv,  beim  niebthistoriscben 
Infinitiv  und  Partizip,  kurzum  fallt  für  sie  mit  dem  zusammen, 
was  man  sonst  unter  dem  linear- perfektiven  oder  wohl  auch 
unter  dem  pnnktnalisiereiiden  Aorist  unterbringt.  Daraus  scheint 
uns  aber  zu  folgen,  dass  auch  *Me,  welche  Purdies  Aufsteilungen 
über  ihren  "Constative"  anerkennen,  diese  niclit  ohne  weiteres 
auf  den  ''konstatierenden"  Aorist  zu  iibcrtragen  berecbtigt  sind, 
weil  sich  beide  Begriffe  eben  nur  f(ir  den  Umfang  des  (nicht- 
gnoniiscbenj  Indikativs  nnd  seiner  Stellvertreter  decken I  Wenn 
sie  andrerseits  hinsitditlich  des  perfektiven  Aorists  bemerkt: 
''Der  letztere  betinit  Einen  besonderen  Pimkt  in  einer  Linie 
von  dnrativer  Aktion",  so  fragen  wir  natürlieb  sofort  weleben?, 
•  und  lassen  nur  den  Endpunkt  gelten,  wissen  auch  mit  der 
"Linie  von  durativer  Aktion'*  inchts  anzufangen,  maeben  viel- 
mehr  auf  Bildungen    wie  tibov,    eßriv  von    punktueller  Wurzel 

■  aufmerksam.  Bei  so  verschiedenen  Voraussetzungen  köimen 
wir  der  Verfasserin  nicht  soweit  entgegenkommen  wie  Brug- 
mann. 


328  Hans  Meltzer, 


II. 


Offenbar  haben  wir  bei  unserer  Untersuchung  eines  der 
Gebiete  vor  uns,  auf  denen  sich  die  von  Brngmann  Gr.  Gr.* 
(1890),  S.  3/4  so  angelegentlich  befürwortete  Verschmelzung 
der  sprachwissenschaftlichen  und  philologischen  Betrachtungs- 
weise gut  ausführen  lässt,  ja  durchaus  notwendig  ist;  jene 
liefert  uns  die  allgemeinen  Grundbegriffe,  diese  wendet  sie  auf 
den  einzelnen  Stoff  an.  Dabei  haben  wir  uns  folgende  Leit- 
sätze gegenwärtig  zu  halten,  die  von  Purdie  nicht  streng  ge- 
nug befolgt  worden  sind:  erstens,  zu  Grunde  zu  legen  sind 
die  textkritisch  gereinigten  Ausgaben  unserer  Zeit,  also  die 
von  Hultsch  oder  Büttner- Wobst  oder  auch  die  von  J.  Becker; 
die  Dindorfsche  bietet  einen  zu  sehr  nach  holländischer  Manier 
gleichmacherisch  zugestutzten  Text,  und  Schweighäaser  ist 
natürlich,  so  verdienstvoll  er  s.  Z.  war,  jetzt  veraltet.  Zweitens 
(s.  Streitberg  PBrB.  15,  153):  Wir  haben  aus-,  nicht  unterzu- 
legen, m.  a.  W.,  wir  müssen  geduldig  nachzufühlen  suchen, 
was  der  Schriftsteller  hat  ausdrücken  wollen  und  dürfen  ihm 
nicht  die  Meinung  aufdrängen,  die  wir  vielleicht  erwarten  oder 
auch  für  notwendig  halten;  es  klingt  fast  naiv,  wenn  u.  a. 
Purdie  S.  115  sagt,  dass  der  Schriftsteller  irgendwo  "practi- 
eally  means".  Vgl.  auch  Streitberg  PBrB.  15,  163.  Drittens 
darf  keine  Form  ohne  weiteres  aus  ihrem  Zusammenhang  los- 
gelöst für  sich  erklärt  werden,  da  sehr  häufig  nur  durch  die 
Vergegenwärtigung  der  Situation  die  feinere  Abtönung  gefun- 
den werden  kann,  die  eine  Fügung  daraus  erhält  und  die  deren 
Sinn  vielleicht  merklich  beeinflusst  (s.  u.  a.  Herbig  IF.  6,  224; 
Rodemeyer  Praes.  bist.  Basel  1889,  S.  7).  Besonders  wert- 
volle Dienste  leistet  uns  hier  der  von  Purdie  viel  zu  sehr  ver- 
nachlässigte Parallelismus  der  Satzglieder;  wenn  z.  B.  das  ipf. 
eines  Kompositums  in  völliger  Entsprechung  zum  ipf.  eines 
Simplex  steht,  so  wird  das  erstere  notwendig  der  actio  infecta 
zuzurechnen  sein,  weil  es  das  letztere  ist.  Dass,  wie  Hultsch 
a.  a.  0.  S.  17  und  Delbrück  Vgl.  Synt.  2,  303  ausführen,  ein 
jäher  Wechsel  zwischen  aoristischer  und  imperfektischer  Zeit- 
gebung  allerdings  nichts  seltenes  ist,  würde  nur  dann  einge- 
wendet werden  kchmen,  wenn  schon  bewiesen  wäre,  was  ja 
eben  erst  zu  beweisen  ist,  dass  nämlich  die  Präfigierung  per- 
fektivierend  wirke.     Bei  manchen  Verben  wie  Xeiiru),  qieuTU> 


Vermeintliche  PerfVktivierung'  usw,  329 

deoeB,  wie  Blass  im  Rlu  Mus.  44  (1889),  406  sehr 
treffend  betnerkt,  das  Vertrauen^  rein  auf  Grund  der  Über- 
lieferuDg  ipf.  und  aor.  sicher  scbeideii  7Ji  kyiuien,  etwa  soviel 
Bereebtigiin^  liat  als  wenn  man  die  Möglichkeiten  an  den 
KuOpfen  abzählen  wollte,  gibt  uns  jener  Parallelisiniis  über- 
■  banpt  oft  das  einzige  Merkmal  methodischer  Entscheidung'  an 
die   Hand,    während   in   anderen  Fällen   die  Beobachtung  des 

•  TenipuggebraneheB  sinnverwandter  Verben  Hilfe  bringt  i  Hultsch 
Ä.  a,0.  S.  157).  Viertens  ist  nicht  zu  vergessenj  dass  eineSeliluss- 
folgernnt:  auf  eine  Verschiedenheit  nur  dann  biindig  ist,  wenn 
die  Voraussetzung  des  ccteris  paribwä  zutrifft.  Man  kann  auch 
sagen,  es  pbt  eine  gewisse  syntaktische  Algebraj  deren  Sätze 
man  niclit,  wie  Pordie,  ausser  Acht  laBBen  darf.  IHes  auf 
unseren  Fall  angewandt^  so  kann  man  nur  Verhältnisse  her- 
stellen einerseits  zwischen  Imperfekt  (I)  und  Aorist  (A)  je  des 
Simplex  <S)  oder  des  Kompositums  (K),  andererseits  zwischen 
Imperfekt  (1)  «nd  Imperfekt  1 1)  bezw*  zwischen  Aorist  (A)  und 
Aorist  i\)  von  Simplex  (S)  und  Koinpositum  (K),  nicht  jedoch 
von  Imperfekt  (l)  des  Simplex  (S)  und  Aorist  (A)  des  Kom- 
positums (Kl,  Somit  sind  zulässig  die  Formeln  IS  :  AS  nebst 
IK  :  AK;  IS  :  IK  nebst  AS  :  AK,  nicht  aber  IS  :  AK,  also  bei- 
ßpielsweise  :  4XoTt2!6|jr|v  :  ^XoTiccä^iriv;  coveXoTiM^nv  :  cuveXoTi- 
cd^r|v  und  ^XoYiW|ir|v  :  cu veXotiMfiriv ;  cuveXoYi^ojLUiv  :  cuveXoyi- 
cä|ir[Vj  nicht  aber  (wie  Purdie  S.  112  bietet)  ^XonZönT|v  :  cuve- 
XoTicd^nv.  Fünftens  ist  der  stilistische  Unterschied  verschie- 
dener Zeiten  und  Schriftsteller  zu  beuchten^  eine  Wahrheit, 
von  der  wir  erst  jüngst  durch  E,  Nordens  schüncs  Buch  Die 
antike  Kunstprosa  (Leipzig  1898)  einen  überraschend  starken 
Eindruck  erhalten  haben.  So  musste  bei  Homer  der  konsta- 
tierende Aorist  ganz  von  selbst  zurücktreten,  weil  er  als  Epiker 
das  malende  Imperfekt  vorzieht,  w(»  später  prosaische  Logik 
den  nüehternen  A<n'ist  bevorzugte  (Sticbcling  Bcitr,  z.  Gebr.  d. 
Tempp.  Praet,  Siegen  1887,  21.  Mutzbauer  GrdL  20).  Ist  dies 
aber  richtig,  so  haben  wir  nicht  eine  Änderung  in  der  Be* 
deutung  beider  Tempora  anzunehmen^  sondern  in  der  vun 
einem  Wechsel  der  ästhetischen  Gefühlsriehtung  beeinflussten 
Anwendung,  was  durchaus  nicht  dasselbe  ist,  wie  Chr.  Bar- 
tljohimae  Das  Altiran.  Verbum  (Mtincben  1878)  S.  235  bemerkt. 
Was  ferner  die  hellenistische  Zeit  nnl^etrifft,  so  darf  man  nicht 
vergessen,  dass  sie  eine  Epoche  des  sinkenden  und  verblassen- 


330  Hans  Meltzor, 

den  Sprachgefühls  ist.  Für  diese  gilt  biDsichtlich  unserer 
Frage,  was  Ed.  Wölfflin  in  einem  ebenso  kurzen,  wie  grund- 
legenden Aufsatz  über  das  Vulgärlatein  (Philol.  34,  (1876), 
137 — 165)  ausgeführt  hat.  Er  sagt  S.  158,  dass  im  Laufe  der 
Entwicklung  die  Sprache  immer  abgeschliflfener  geworden  sei 
und  darum  zur  Erzielung  grösserer  Fülle  zur  Zusammensetzung 
gegriffen  habe.  "Wo  bei  den  Romanen  die  Präposition  zum 
leeren,  sinnlosen  Füllstück  herabgesunken  ist,  da  öffnet  sich 
die  Wahrscheinlichkeit,  das  Kompositum  werde  auch  schon 
in  der  römischen  Volkssprache,  wenigstens  in  den  letzten  Jahr- 
hunderten der  Kaiserzeit  entwertet  gewesen  sein."  Was  er 
dann  über  einzelne  Präpositionen  ausführt,  ist  sehr  lehrreich: 
im  Hinblick  auf  die  bedeutende  Rolle,  die  Delbrück  bei  Be- 
handlung unseres  Gegenstandes  dem  lat.  con-  zugebilligt  hat, 
verweise  ich  bes.  auf  S.  158 — 161.  Mit  Wölfflins  Satz  stimmt 
vortrefflich  überein,  was  Bernhardy  Gr.  Littgcsch.  1^,  515 
sagt:  "es  charakterisiert  diese  Zeiten  sprachUcher  Dürftigkeit, 
dass  das  Gefühl  für  die  kernhafte  Bedeutung  der  Simplizia 
schlummert.  Nur  in  der  dürren  Weise  des  Zusammen- 
setzens besassen  die  Autoren  nach  Alexander  einen  Grad  der 
Ei-findung,  selbst  der  individuellen  Färbung".  Fr.  Susemihl 
Gesch.  der  griech.  Litt,  in  der  Alexandrinerzeit  1  (1891),  S.  2 
urteilt,  kennzeichnend  für  diese  Entwicklungsstufe  sei  vornehm- 
lich eine  abstrakte  und  formelhafte  Färbung,  eine  Masse  neuer 
Komposita  und  Dekoniposita  (von  letzteren  gibt  ein  gutes 
Verzeichnis  0.  Glaser  De  rationc,  quae  intercedit  inter  sermo- 
nem  Polybii  et  cum,  qui  in  titulis  saeculi  III,  II,  I,  apparet 
Gissae  1894  S.  41—44).  Es  liegt  auf  der  Hand,  dass  damit 
die  Verwertbarkeit  der  Komposita  in  Purdies  Sinn  starke  Ein- 
busse  erleidet.  Übrigens  reichen  die  Anfangserscheinungen 
bis  in  die  klassische  Zeit  zurück. 

Das  haben  im  einzelnen  nachgewiesen  Menge  de  praepos. 
ap.  Aesch.  Gott.  1863;  Kriebitzsch  de  usu  verbb.  compp.  ap. 
.S<»phoclem  Halle  1881;  Lesser  Quaestt.  Aeschyl.  Halle  1893; 
A.   Fnnck   Zuv   in    d.   Zusammensetzung   in   Curt.   Studd.    10 

I^T^.  157—202;  Curtius  Erll.«  /1870)  S.  185  ff.  Sie  alle 
«ul  einig  darin,  dass  die  Präposition  intensiv  wirkt  oder  auch 
■vi*-'*!  sanz  an  Stelle  des  Simplex  tritt  und  etwa  noch  Zwecke 

ie*  W..illants  oder  der  Wortfüllc  verfolgt:  in  den  lat.  Ab- 
jaaiiLmi;ria  kehren  Bezeichnungen  wie  augercy  infendere,  am- 


Vermeintliehft  Perfektivieruuff  usw. 


3.^1 


iftcare,  exornare  imwer  wieder  nnd  wenn  •^^ele^ciitlicb  (Menge 
S,  36)  gesagt  wiril^  das  Konifjositnni  "tanqnaim  efleetuin 
describit  ^iimplicis",  so  zeigt  das  Beispiel  Kaiaccpdlciv,  das 
gleich  unserem  ^"niedernictÄchi"  anireben  soll  "ut  res  mactata 
buiüi  iaeeat",  wie  iiiisitdier  es  damit  steht.  Denn  diese  Be- 
stimmung kliDgt  perfektisch,  nicht  aber  perfektiv,  und  ferner 
liegt  ein  Irrtum  vor:  das  *lciit.sehc  Zeitwort  ist  wie  das  grie- 
chische kursiv-finitivj  nicht  perfektiVj  ganz  aitgesi^hen  von  der 
grossen  Auzald  von  Fällen^  wo  Kaidt  'aecurate,  penitns'  bedenten 
solL  Weim  Fnnek  fS,  201)  von  Komposita  "ndt  effektiv-ao- 
ristisclier  Bedeutung"  spricht  oder  sagt,  "sehr  viele  dnraiive 
verba  simplieia  wnrden  auf  diese  Weise  7a\  eflektiv-aoristiBchen 
umgewandelt",  so  ist  das  von  ilim  8.  158  beltandelte  cofi-cpepui 
natürlich  in  Wahrheit  viehnelir  ausgeprägt  kursiv.  Auch  ist 
zu  bestreiten,  "dass  der  Aorist  im  Grieehisclten  oft  schon  auö- 
reichte,  um  den  Eintritt  der  vollen  Vcrwirklichnug  einer  Hand- 
lung ansziidrüeken",  denn  dazu  reicht  er  immer  aus!  V^mri 
richtig  äussert  sich  Curtius  Erll^,  IHätf.:  '"Aber  freilich  decken 
sich  beide  Ersclicinungcn  nicht  vollständig  ,  .  ,  Das  deutsche 
Erwaelien  verhält  sieh  zwar  zu  wachen  ähnlich  wie  htmi. 
dTP€c6ai  zu  epTpriTop€vai,  aber  es  gibt  auch  ein  langsaiuea 
Erwachen  (expergiscij  ^TtipecOai),  während  ^'tp^to  immer  nur 
den  Zeitpunkt  bezeichnet,  da  der  Seldaf  verschwindet"  (ebenso 
Herbig  IF.  6,  199). 

Für  Polybius  im  bcsoiulcren  verfügen  wir  Über  eine  statt- 
liche Zahl  ttichtiger  Untersuchungen,  die  Purtlie  viel  ausgiebiger 
hätte  heranziehen  sollen.  Schon  Luettge  De  Polyb.  eloc.  (Nord- 
hauseu  1863)  weist  hin  auf  seine  Vorliebe  zur  'nndes  verborum" 
im  allgemeinen  und  seine  Neigung  zu  Kom])08itiH  im  beson- 
deren: er  nennt  n,  a.  KaöuTTtpexeiv,  €EaiT0CT€XX€iv,  coppeia- 
mTrieiv.  Dasselbe  mag  man  ersehen  aus  J.  Stich  De  Polyb, 
gen.  die,  ErL  l^<80j  wo  uehen  Kaia,  cuv  und  hiu  auch  rrapa 
genannt  wird»  das  vor  dem  Verdacht,  in  die  Dienste  der  Akti^ms- 
bezeichnung  getreten  zu  sein,  gewiss  sicher  ist!  Wertvoll  sind 
vor  allem  die  Forschungen  vmi  Mollcnhaucn  Ans  der  Disser- 
tation De  vcrbb.  Cnmpos.  Polyb.  Halle  IhäSl  erfahren  wir,  dass 
dvaTtepiTteiv,  biajrejuTretv,  biaTricxtiv  ohne  Unterschied  vom  Sim- 
plex erscheinen.  In  der  Ahhamlhing  De  verldK  a  Polyb,  novat. 
Marburg  IHS^  thidet  man  frciiicb  auf  jeder  Seite  den  Aus- 
druck "usurpatum   cum   vi  effcctiva   et   intensiva'\     Allem 


332  Hans  Meltzer, 

schon  die  Beifügung  des  letzten  Wortes  zeigt,  dass  Purdie  irrt, 
wenn  sie  (S.  86  oben)  annimmt,  es  sei  dabei  an  die  Aktion 
im  strengen  Sinne  gedacht.  Man  braucht  übrigens  nur  Mollen- 
hauers Übersetzungsversuche  anzusehen,  um  zu  erkennen,  dass 
daran  nicht  zu  denken  ist:  sollicite  (exspectare),  aperte  (con- 
firmare),  cum  studio  (efficere),  magnum  (susurrum  facere), 
valde  (irasci,  dubium  esse),  audacter  (periclitari),  ad  verbum 
(convertere),  ante  omnium  oculos  (in  scaenam  producere),  multo 
(superiorem  esse). 

Dazu  tritt  geradezu  ausschlaggebend  ein  stilkritisches 
Moment,  das  Purdie  nirgends,  soviel  ich  bemerkt  habe,  auch 
nur  erwähnt,  geschweige  denn  erwogen  oder  gar  widerlegt 
hat.  Polybius,  dessen  erstaunliche  um  nicht  zu  sagen  un- 
griechische Gleichgültigkeit  gegen  den  Reiz  der  Form  kürz- 
lich E.  Norden  d.  ant.  Kunstprosa  S.  153  bes.  gegenüber  seinem 
Antipoden  Isokrates  so  treffend  hervorgehoben  hat,  zieht  doch 
in  einem  Punkte  mit  diesem  an  einem  Strang,  nämlich  in  einer 
weitgehenden  Scheu  vor  dem  Hiatus;  das  hat  Fr.  Kaelker  De  eloc. 
Polyb.  (et  hiatum  ap.  Diod.  Sic),  Leipz.  Studien  1880  unwiderleg- 
lich erhärtet.  Nach  ihm  gilt:  "Hiatum  diligentissime  evitat"  und 
bes.  S.  250  ""in  compositis  quoque  eligendis  id  egit  Polybius, 
ut  vitaret  hiatum".  Darnach  schreibt  er  dvuüTcpov  cTttov,  aber 
dvuüT^puj  TTpoemov;  dvarp^x^^v  :  irpocavaTp^x^iv;  uTTObeiKVUjii  : 
cuvuTTobeiKVum ;  dcpebpeuuü  :  cuvecpebpeiiuü  :  dTfi^^uü  :  cuvctti^Iu); 
dcpicTa^al  :  cuv€(plCTa^al;  ä7TT0^al  :  cuvdTrTOjiai ;  diriTiOeiiai  : 
cuvemTiOejuiai ;  —  dvaXa^ßdvuJ  :  7TpocavaXa^ßdvuü ;  dmvoai  : 
irpoceiTivoÜL),  —  oIkoi  :  KaioiKÜj;  alpou^al  :  Trpoaipoöjiai ;  letz- 
teres führt  auch  Jerusalem  D.  Inschr.  v.  Sestos  und  Polyb.  in 
den  Wiener  Stud.  1,  1879,  S.  47  ff.  unter  verwandten  Bei- 
spielen auf.  Selbst  Krebs,  von  dem  dies  Purdie  (S.  87)  aus- 
drücklich verneint,  bietet  in  seinen  Abhandlungen  Die  Präpp. 
b.  Polyb.  Würzb.  1881  und  Die  präpos.  Adv.  b.  Polyb.  I,  Regensb. 
1882  einiges  Verwertbare.  Den  Reigen  beschliesse  M.  Thie- 
mannQuaestt.  Polyb.  Halle  1882,  nach  dem  cuvOeujpu)  =  Geujpd», 
cuvOeüJjLiai  =  0€ÜL)^al,  cuTXpu^MCii  =  xp6j\xa\,  cuvu^^OKpivo^al  =  utto- 
KpivojLiai,  cuvuirdpxu)  =  uTidpxu)  gebraucht  wird,  öpil)  ist  nach 
ihm  viel  seltener  als  cuvopil).  Sein  Ergebnis  lautet:  "öpdui 
igitur  post  consonantes  modo  reperitur,  post  vocales  semper 
cuvopduj".     Mehr  kann  man  unmöglich  verlangen! 


Vermeiütlii'be  Perfeklivierung  usw. 


saa 


I 


III. 

Es  wäre  imii  etgcntliclj  unsere  Aufgabe^  sämtliche  von 
Piirdie  beigebrachte  Beispiele  nachzuprtlfcu.  Dies  Labe  ich 
für  mif*li  gethau,  kann  aber  hier  nur  einige,  besonderg  lehr- 
reiche, heransgreifeuj  wobei  ich  absiehtlich  gerade  solche  be- 
vorzuge, die  vou  meioem  Staudpunkte  aus  Schwierigkeiteu 
machen. 

Zuerst  werfen  wir  einige  Vorfragen  allgeaieinerer  Art  auf: 
nehmen  Aoriste  (tibov)  von  punktueller  Wurzel  iFib),  die  mit 
Präsentien  von  nichtpuuktueller  (6puu)  zu  Einem  a  verho  zu- 
samniengeBchlossen  sind,  neben  ihrer  nrsprtiuglichen  punktuellen 
Bedeutung  i"erbliekte")  abgeleiteterweJKc  durch  nachträgliehe 
proportionale  Ausgleichung  mit  jenen  Fräsentieu  auch  noch 
*'punktualisierenden''  (bezw.  "konstativen")  Sinn  an  f^habe  ge- 
geben =  vor  Angen  gehabt")?  In  eiuem  gröseeren  Zu- 
sammenhang ist  die  Frage  zum  letzten  Male  behandelt  worden 
Tou  OstbofT  Über  das  Suppletivvvesen  in  den  idg.  Spr.  Heidelb. 
1900,  S.  7—14;  44;  74.  Weiter:  nehmeu  die  Aoriste  ((jvmy) 
von  punktuellen  Wurzeln  (tvuj),  deren  von  letzterer  (tvujj  aus 
gebildete  Präsentia  (TiTViiJCKuj)  neben  dem  ineobativen  Sinne 
('^erkenne  allmählich")  aiieli  durativen  ("kenne")  erhalten 
taben,  uebcn  ihrer  punktuellen  Grundbedeutung  ('^erkannte, 
gelangte  zur  Erkenntnis")  auch  noeh*'punktualisierende"(bez.w. 
*'konstative")  au  (habe  ge-kannt,  Kenntnis  gehabt)?  Endlich: 
zeigt  der  Aorist  yl<^vfQVj  "zweiseitiger"  Präsentien  (qpetJTwJ  a) 
incohativ  "mache  mich  an  die  Flucht",  b)  durativ  "bin  auf 
der  Flucht")  dieselbe  Doppelheit  a)  ingressiiv  oder  resultativ: 
(bin  entflohen  od.  entkommen) ;  b)  "puuktualisierend'*  bezw;  "kou- 
stativ"  "bin  auf  der  Flucht  gewesen"?  Unser  Ergebnis  sei 
kurz  vorweggenommen:  elbov  usw.  sind  stets  punktuell,  l"fvmv 
usw.  höcbstwabi'Bcheinlich  ebenso,    tqpuYov  dagegen  gemischt. 

A.  Der  Aorist  bei  Homer  (IF.  9,  70—82). 
1)  icpuYOV  :  qp€UYm  (S*  70  f.). 
r  4  ist  sicher  resnltativ  "entflohen  sind"  und  ebenso 
kann  auch  N  436  gefasst  werden  "entkonnneu";  doch  ist  in- 
gressive  Deutung  "die  Flucht  ergreifen"  naheliegender  uod 
diese  seheint  notwendig  E80,  während  81  irpocpOxri  wieder  resul- 
tativ  sein  muss. 


884  Hans  Meltzer, 

2)  fßaXov  :  ßdXXiu  (S.  71). 

A  16  ist  ßdXuJ^€v  mit  Mutzbauer  Grdl.  241  resnitati? 
zu  geben:  ''wir  wollen  stiften,  abschliessen". 

3)  &XOV  :  h^  (IF.  9,  71  u.  72). 

Der  Ausdruck  für  cxeiv  "to  retain  a  hold  upon"  soll 
effektiv  klingen,  klingt  jedoch  unverkennbar  durativ.  TT  520 
ist  cx€iv  ingressiv:  nach  M  389,  worauf  TT  511  ansdrücklicb 
zurückweist,  hatte  Teukros  den  Glaukos  in  den  Arm  getroffeo 
nach  n  510  prcsst  er  diesen  mit  der  anderen  Hand:  folglich 
hatte  er  keine  Lanze  mehr  und  war  ferner  nicht  im  stände 
eine  solche  zu  "ergreifen"  (cxeiv).  Zu  0  254  bietet  Purdie, 
welche  die  Stelle  aufführt  unter  "The  Constative",  die  Bemer- 
kung: explained  as  "drove  bis  horses  in  front  of  Tydeides'*. 
Diese  letztere  halte  ich  fttr  durchaus  richtig  gleichwie  V  463 
"er  konnte  sie  nicht  ums  Ziel  herumbekommen";  auf  0  653, 
wo  die  Verfasserin  Tiepi  &x€Oov  mit  "held  them  in  their  midst'* 
wiedergibt,  wird  (der  überhaupt  hier  durchweg  beizuziehende) 
Mutzbauer  (S.  80)  Sieger  bleiben,  schon  wegen  ifiwoyno,  und 
man  muss  verstehen  "nahmen  sie  in  die  Mitte".  N  520  setzen 
wir  an  Stelle  von  "held  on  its  way"  besser  "nahm  seinen 
Weg";  (kaum  richtig  Mutzbauer  78  unt.). 

4)  T^Xeov  :  ^pxoMtti  (IF.  9,  72  u.  73). 

liier  handelt  es  sich  bes.  darum,  ob  fjXOov  auch  heissen 
kann  "konstativ",  punktualisierend:  ''bin  gegangen  =  bin  auf 
dem  Wege  gewesen".  Sonderbar  ist  es,  dass  das  Beispiel 
0  55/57  beupo  KdXeccov  ''Ipiv  t'  dX0e^€val,  |  öcpp'  i\  ixk\  juteTCi 
Xaöv  'Axaiüjv  fX0r)  Kai  eiirrjci  erklärt  wird  durch  perfektiv/ 
"konstativ".  Von  letzterem  jedenfalls  kann  natürlich  auch  hier 
nicht  die  Rede  sein.  Wir  verdeutschen:  ''hieher  berufe  die 
Iris  sich  aufzumachen,  |  damit  sie  sich  aufmache  hin  unter 
das  Volk  der  A.",  also  beidemal  ingressiv,  oder  aber  gleicher- 
massen  effektiv:  hieher  berufe  die  I.  einzutreffen,  damit 
sie  eintreffe  unter  dem  V.  d.  A.,  oder  noch  eher  jene» 
ingressiv,  dieses  effektiv:  "sich  aufzumachen,  damit  sie  ein- 
treffe." 

Wunder  genommen  hat  mich,  dass  Purdie  nicht  eine 
Keihe  anderer  Stellen  ins  Treffen  geführt  hat,  die  für  unseren 


'StaDdpönkt  viel  bedeuklifber  seheinen  als  die  von  ihr  nn^e* 
führten.  Es  siud  die  bei  Mttizbaiier  Gntl.  277  ver/eichneteo; 
wir  lesen  dort:  "2)  vob  Wnrf|»"esehossen  n.  a.,  bereinflici^eD, 
hinderehtlringren";  diese  F^ssnog  klingt  stark  teriniDativ  und 
man  muss  ehrlieh  zugestehen,  da.ss  es  sehr  seharfer  Au&le^ning^ 
bedarf,  Bra  die  Aktion  dennoch  als  punktuell  zu  erkctiiien. 
Allein  seblies^lieh  ist  dies  doch  überall  niöt^Üeh,  und  e&  fragt 
sieh  buehstenR,  ob  man  mehr  sozusa^^en  der  Rasanz  des  W  urfe» 
reehimngtraf?:eüd  sagen  soll  punktuell  "sauste,  schoss,  sehniet- 
terte,  sehlugj  fuhr  dnreb",  oder  mehr  resultativ  "gclan«:te  wo- 
hin, traf,  schlug  dort  ein^  trat  daselbst  hervor"  o.  ii.  Am 
meisten  Kopf/erbrcehen  haben  mir  die  lieispiele  gemacht,  bei 
denen  die  durehnics^ene  ^Strecke  angegeben  ist  wie  V  357  hiä 
(i€v  äcnihoc  fiX9e  cpativric  oßpifuov  t'fxoc  Kai  bid  OuipriKOc  ttoXu- 
baiödXou  ripripEicTo.  Das  heisHt  jedoeh  nieht  "dareli  den  Schild 
hindurch  legte  die  Lanze  ihren  We^  zurück"',  sondern  ihn 
"dorchsehlng'*  sie.  Wenn  es  dann  weitergeht  "und  durch 
den  Panzer  hindurch  war  sie  (aneh  gleich)  gewuchtet"',  so 
drückt  das  pls<[pJ",  in  unnachabndieher  Ansctjaulicbkeit  die  \^er- 
hindung  der  Schnelligkeit  des  Eintrittes  der  Handlung  mit  dem 
darani  Iblgcnden  Henminngszustande  aus  (Krüger  Gr.  SprebL 
I.  §  53,  3j  A.  4);  der  letztere  wird  überdies  noch  onomato- 
poC?tiseh  durch  den  spondiacus  angedeutet.  Lehrreieli  A  M  ff. 
oub€  CTe<pdvr|  bopu  oi  cxeOe  ,  ,  .,  äWü  tu'  auirjc  iiX6e  .  .  ., 
eTKeqpaXoc  bi  ireirdXaKTO:  ''nnd  nicht  hemmte  ihm  der  Flelm- 
kränz  den  Speer,  sondern  durch  ihn  gelangte  er,  fuhr  er, 
durch,  das  Gehirn  aber  war  (auch  schon)  besudelt*'  (vgl,  Brug- 
raann  Gr*  Gr.^  478  f.).  Noch  deutlicher  resultativ  Y  473  f, 
€i9ap  b€  hl  oüoiTOC  i^X6'  ^xepoio  aix^i:  ^stracks  durchs  andre 
Ohr  hiodureh  kam  sie  zum  Vorschein,  drang  sie  hervor.'^ 
Recht  klar  seheint  mir  diese  Auffassung  da,  wo  dviiKpüc  dabei 
steht,  z,  B,  E  66:  '^sie  aber  gelangte,  traf  ein  durch  nach 
vorn  direkt  in  die  (in  der)  Gegend  der  Blase  hin  unter  dem 
Schambein'**  ep421  f,  durch  und  durch  gelangte  (der  Pfeil) 
hinaus.  FF  478  TTaTpOKXou  b'  unfep  üuiuov  dpiCTepov  f\KvB*  dKuuKfi  | 
fTX^oc,  oob'  eßaX'  auiöv  hcisst  nicht:  "die  Spitze  der  Lanze 
ging  über  die  linke  Schulter  hin"^  sondern,  was  ja  auch 
schon  viel  besser  zu  der  Spitze  als  einem  punktuellen  Gegen- 
stand passt,  während  dort  eher  der  Schalt  genannt  sein  würde: 
**ßie  traf  ein  (au  einem  Pnnktei  über  der  linken  Schulter''. 


386  Hans  Meltzer, 

Nach  all  dem  scheint  mir  kein  Zweifel,  dass  fjXOov  nicht 
*'kou8tativ"  bezw.  "punktualisierend"  zu  ^pxojim  gebraucht  wird. 
Über  die  Behandlung  des  Präsensstammes  bei  Pnrdie  habe  ich 
nicht  viel  zu  bemerken,  ausser  d^ss  bei  einem  Yerbum  der 
Bewegung  die  Versicherung,  er  sei  "purely  durative",  ganz 
besonders  irreführend  ist.  Zwar  A  839  stimmt  allerdings  ("I 
am  on  my  way),  aber  die  anderen  angeführten  Stellen  nicht. 
Sie  sind  zu  übersetzen  wie  ^px€0  entweder  (I,  43)  mit  "gehe 
hin",  "wolle  dich  aufmachen",  ""begib  dich  an  den  Gang" 
{incohativ,  inzeptiv)  oder  (I,  603)  mit  "mach  dich  an  den  Her- 
weg" (finitiv).     (S.  a.  Delbrück  Vgl.  Synt.  2,  61). 

5)  dvönca  :  vo^uj  (IF.  9,  73  u.  74). 

Da  das  Präsens  als  Denominativum  unzweifelhaft  auch 
durativen  Sinn  hat  (''Verstand  haben"),  so  ist  an  sich  für 
4vör|ca  die  "konstative",  "punktualisierende"  Bedeutung  nicht 
zu  bestreiten  ("habe  Verstand  gehabt,  gedacht,  betrachtet, 
gewusst,  vor  gehab  t") .  Die  Belege  Purdies  dagegen  können 
wir  sämtlich  perfektiv  fassen  ("habe  bemerkt,  wahrgenom- 
men, einen  Eindruck  erhalten,  er-dacht,  beschlossen,  mir 
vorgenommen,  allgemeiner:  bin  zu  einem  geistigen  Vorgang 
gelangt).  Au  der  Hand  von  Frohweins  Verb,  homer.  Lpzg. 
1881  S.  95  müsstc  man  den  Rest  der  Stellen  nachprüfen.  Wir 
wenden  uns  zu  den  uns  vorgelegten.  E  (lies  I),  537:  "Oineus 
opferte  der  Artemis  allein  nicht;  "entweder  war  ihm  der  Ge- 
danke (wieder)  entfallen  oder  gar  nicht  gekommen*';  so 
richtig  Fäsi,  während  Purdies  Übersetzung,  "entweder  durch 
Vergesslichkeit  oder  aus  überlegter  Absicht"  unmöglich  ist, 
weil  sie  das  ouk  vor  dv6r|C€v  unbeachtet  lässt.  K  550  soll 
bedeuten :  "ich  habe  solche  Rosse  bisher  weder  erblickt  (Tbov) 
noch  an  sie  gedacht".  Das  hat  aber  gar  keinen  Sinn; 
natürlich  heisst  es:  ''noch  wahrgenommen".  Dies  erhärtet 
fichon  der  Parallelismus  mit  ibov.  A  549  wende:  "doch  was 
für  einen  Gedanken,  Entschluss  ich  fassen  (voficai)  will." 
Ebenso  A  543  "und  noch  nie  hast  du  es  freiwillig  über  dich 
vermocht  nur  einen  Gedanken  mitzuteilen,  welchen  auch  immer 
du  fassen  magst  (vorjcrjc)".  Y  310  "du  selber  mach  dir 
klar,  schöpfe  eine  Entscheidung  (vöncov-  nicht  beratschlage 
=  halte  Rat),  ob  du  ..."  X  445  Andromache  bereitete  dem 
Hektor  ein  Bad,  denn  noch  nicht  "wars  zu  ihrer  Kenntnis 


Vermeintliche  Perfektivieriing  usw. 


337 


gelanjirt"  fvör|C€i,  dass  er  gefallen  war,  ffir  uns  ziijirleieli  plus 
miamperfektlseh,  während  Y  264  einfach  aoristißch  (v6tic€  "nicht 
kams  ihm  in  den  Sinn"). 


6)  ßatvuj  :  ^ßiiv  (IF,  i\  74  u.  75). 

Letzteres  soll  als  "Constativc"  lieissen  "lialie  einen  Weg 
gemacht,  bin  gefahren,  geschritten".  Allein  wir  habeo 
hier  eine  pwiiktiielle  Wurzel  'Delbriiek  V.  8.2,37;  Mntzhauer 
Grdl.  173  tl\)  lind  müssen  zunächst  znseheii,    ob   wir  für  den 

I  Aorist  nicht  durchkommen  mit  den  Bedeutungen  1)  ingi^essiy: 
"bin  davongegangen".  2)  resnltativ:  "bin  eingetroffen". 
Pnrdies  Beispiele  lassen  sieh  sämtlich  so  erklären;  £  284  f. 
ist  nach  Mutzbauer  Grdl,  S.  175  zn  geben:  "sie  verliessen  das 
Meer  und  traten  aufs  Land"  (im  x^pcou  ßr|Tr|v),  nicht  mit 
Voss  "dann  auf  der  Vestc  schritten  sie".  TT  702  "dreimal 
trat  er  anf  den  Manerbug",  T  47  hat  Purdic  gegen  Mutz- 
bauer Reeht  zu  übersetzen  "sie  trafen  ein",  dagegen  Q  246 
(ßairiv  böpov  "Aiboc  eicuj)  ist  natürlich  so  gnt  wie  K  246  und 
sonst  zu  geben:  ''müebt'  ich  aufbrechen  ins  Haus  des  Hades 
hinein".  A  391  f.  ^ßav  .  ,  .  axovTCC  i;  Koopriv  "machten  sieh 
von  danuen  mit  der  Jungfrau".  T  4U  aoiäp  ö  ßfi  Tiapct  0iva 
glaubt  man  wohl  ganz  notwendig  sagen  zn  mtlsseu  "er  aber 
ging  entlang  dem  Strande'*,  Allein  das  Richtige  hat  auch 
hier  Mutzbauer:  "er  setzte  sieh  in  Bewegung  längs  dem 
»Strande  bin."  T  418  f.  "Helena  erschrak  und  machte  sich 
fort,  brach  auf.'*  P  392  fi<pap  hi  t€  k/ictc  fßri  verwischt 
Pnrdies  "die  Feuchtigkeit  geht  ihren  Weg"  die  Feinheit,  die 
gerade  das  Punktuelle  der  Wurzel  dem  Aor.  gnom.  verleiht; 
Delbrück  (mit  Voss  und  Minckwit/.)  V,  S.  2,  294:  "wie  die 
Feuehtigkeit  flugs  versc  h  w^un  d  en  ist/'  Wie  sieh  von 
selbst  versteht,  schliessen  wir  uns  A  494  ßfj  hk  biä  Trpo^dxtjuv 

fan  Mutzhauer  und  Delbrück  an  "er  brach  durch  die  Vor- 
kämpfer*', nicht  "'er  machte  seinen  Weg  durch  die  Vorderseite 
der  Schlacht". 

\  Auch  Iiei   diesem  Verbum  ist   das  Präsens  wieder  nicht 

nur  als  "durative'*  zu  bezeichnen,  vgL  E  364  fi  b'  ic  biqppov 
Ißaivev  ''sie  stieg  (allmählich  —  ausmalcud!)  in  den  "Wagen".  — 
^fntzbauer  Grdl.  172  f.;  Delbrück  V.  S-  2,  37. 


338  Hans  Meltzer, 

7)  iT\x]v  (IF.  9,  75) 

soll  z.  t.  "konstativ"  sein.     Purdie  könnte  sich  (s.  o.)  für  diese 
Annahme  auf  Delbrück  V.  S.  2,  237  berufen,  wo  9  182  unter 
den  "punktualisierenden"  Aoristen  aufgezählt  oder  ihnen  doeb 
wenigstens  für  "ähnlich"  erklärt  wird.     Aber  wie   stimmt  dag 
7.U  S.  252  und  bes.  82,  wo  wir  erfahren,  dass  die  Wurzel  und 
darnach  iXricojLiai  und  fiXnv  punktuell  seien?  T  14  "und  keiner 
gewann  es  über  sich";  ebenso  *  608;  H  480;  A  534;  Z  246; 
Y  421;    X  136;    B  299  iXtitc    cpiXoi   xai   jieivax'    im   xpovov 
vollends  ist  ganz  eindeutig:  voraus  geht  das  Zugeständnis  des 
Odysseus,  man  könne  den  Achäern  die  Sehnsucht  heimzukeh- 
ren nicht  verübeln.     Aber  gerade,   weil  sie  die  Ausdauer  l^ 
reits   verloren   haben,   muss  er  ihnen  zurufen:   "fasset  (wie- 
der) Mut  und  verbleibet"  (bis  zu  dem  angegebenen  Schluss- 
punkt: öq)pa  bau)jLiev).    Wie  dagegen  bei  Homer  "to  be  of  good 
eheer"  lautet,    das  zeigt  E  382  T^iXaGi   und    das    allbekannte 
t^tXqGi  bx]  Kpabirj  xai  Kiivrepov  äXXo  ttot'  fiXrjc  d.  h.  "halt 
aus!  .  .  .,  hast  auf  dich  genommen";  ebenso  sind  E  383  und 
Q  505   zu   erklären   zwischen   denen   ich    keinen   Unterschied 
entdecken  kann.     Bedenklich  für  mich  sieht  e  218  aus:   f\  t' 
öv  TpuxöjLievöc  7T€p  Iti  iXaiTiv  dviauTov.     Die  Pariser  Ausg.  bei 
Didot  1837  übersetzt  denn  auch  "sane,    vexatus  licet,    adhuc 
perduravcriui  in  annum".     Genau  aber:   wenn  ich  jetzt  er- 
kunde, dass  Odysseus  heimkehrt,  "dann  wahrlich,  obwohl  ge- 
peinigt,   möcht  ich  mich  wohl  noch   entschliessen  ein  Jahr 
lang"  (denke  hinzu  ipuxÖM^voc,  mich  weiterpeinigen  zu  lassen). 
Für  sich   hätte  Purdie   auch   mehrfach    das  Fut.  TXrjcojLiai  ins 
Feld  führen  können,  zwar  weniger  e  222  und  f  306,  die  sich 
mir  leicht  fügen,  wohl  aber  A  317  und  T  308,  wo  lueveu)  da- 
vorsteht imd  bes.  €361  f.:  öcpp'  äv  laev  xev   boupar'  .  .  dpripri, 
TÖcpp'    auTOÖ   ^€V^UJ   Ktti   TXr|co^al   äXT€a   ttocxujv ;    Didot 
wendet  "tamdiu   hie  manebo  et  sustinebo    dolores  patiens". 
Allein  auch  hier  ist  wie  e218  zu  geben  "so  lange  die  Balken 
.  .  .  halten,    so   lange   werd   ich   bleiben   und   wills   auf  mich 
nehmen  Schmerzen  zu  erdulden".     Etwas  Verwandtes,  zuerst 
durative  dann  ingressive  Aktion,  z.  B.  auch  A  586  x^iXaGi  . . 
KQi  dvdcxto.     (Beiläufig,  ist  dvcxncoiiai  auch  resultativ  "werde 
überstehen",  wie  Brugmann  Gr.  Gr.^  480  will?  Wie  ist  dann 
11. r>,  104  zu  erklären?)  —  "Constativ"  zu  iX^vai  wäre  ToXjiiiicai. 


Vermeiniliclic  Peri'ektivierung  usw. 


S30 


I 


I 


8)  iqp&vTiv  :  <paivo|iai   (IF.  9,  75  u,  76), 

Auch  hier  ist  die  Wurzel  wieder  punktuell  (Delbrüek 
Ar.  S*2j37;  255),  darum  sind  alle  iStellen,  wo  Panlie  cpaviivai 
wiedergibt  mit  'to  be  seeu»  to  be  visibte''  anders  aufzufassen, 
«o  lan^e  es  irgend  angeht,  und  wenn  sie  (S.  76)  sich  dahin 
äussert,  als  effektiv  müsse  man  es  eiklären^  "wenn  wir  den 
Punkt  l>etc»nen,  tlass  das  Ta^en,  die  Diinimerung  in  »Sicht  kam, 
*'k(instativ"  dag-cgen  "wenn  wir  die  Kedonsart  als  einen  lorniel- 
haften  Ausdruck  betraehten  nur  für  die  Ankunft  der  Da  nun  e- 
ning"*,  so  haben  wir  darauf  folgendes  zu  erwidern:  erstens 
handelt  es  sich  nicht  im  mindesten  darum,  wie  wir  die  Sache 
betrachten  wollen,  sondern  wie  sie  der  Dichter  hingestellt  hat; 
zweitens  bringen  die  Wurte  "Tagen,  Dämmerung"  von  vorn- 
herein einen  unerlaubt  durativen  Nebensinn  mit  sich  und  drit- 
tens kommen  wir  tiherall  durch,  wenn  wir  (mit  S.  75)  ''den 
Nachdruck  legen  anf  das  plötzliche  Emporleuchten  des 
Lichtes".  So  X  73  "alles  ist  schön  für  einen  Gefallenen,  was 
immer  zu  Tag  kommt,  in  die  Erscheinung  tritt''.  A  64 
qjdvecKEv  '"tauchte  (immer  wieder)  auf".  A  734  ipävr\  ^tT« 
^pTov  nicht  "waren",  sondern  ''wurden"  Zeugen  eines  mäch- 
tigen Kampfes;  A  200:  "er  erkannte  die  Athene;  denn  schreck- 
lich leuchtete  vor  ihm  ihr  Angeupaar  auf. 

Der  Präsensstamm  ist  nicht  so  einseitig  durativ,  wie 
Purdie  meint  (und  aoscheinend  auch  Dclbriick  V.  S.  2,  37; 
255  annimmt),  z.  B.  M  416  inera  h€  ctpici  qpaivcTO  fpjov  = 
A  734^  nur  TrapaTaTiKOJC :  "gross  that  sich  (nach  und  nach) 
vor  ihnen  der  Kampf  anf'\  H'  374  dpeiq  .  ,  *  tqpaivei'j  da 
vollends  wurde  (im  Verlaufe  des  Kcnnens)  ihre  Leistungs- 
fähigkeit offenbar"  (cpdvti :  ''ward  offenbar''),  I  61 H  n,  o.  cijua 
b'  f\oi  (paivo^evricpiv  "zugleich  mit  dem  (allmählichen)  Aufgang 
der  Morgenröte*', 


r 


9)  elbov  :  opäuü  (IF.  9,  76  u,  77). 

Der  Aorist  soll  nicht  selten  "konstativ"  gebraucht  sein, 
wo  kein  Nachdruck  gelegt  ist  auf  einen  Moment  und  der  Sinn 
eher  ist  ''betrachten,  staunen  tiber,  vor  seinen  Augen  haben*'. 
Allein  die  Wz.  ist  eindeutig  punktuell  (Mutzbauer  Grdl  290/1; 
Delbrück  Y.  S.  2,  178;  218;  276;    womit    man    vornehmlich 


340  Hans  Meltzer, 

auch  zusammenhalte  das  ebenda  S.  82  ttber  kXOGi  und  fiXiiv 
Bemerkte!). 

r  169  ouTTU)  Tbov  "habe  noch  nie  zu  Gesicht  bekom- 
men"; K  275  ouK  Tbov  .  .  .,  dXXa  äKOucav  "wurden  nicht 
mit  den  Augen,  sondern  mit  den  Ohren  inne";  in  ^462  soll 
ibov  "konstativ",  in  463  ib^eiv  "klärlich  perfektiv"  sein.  Ein 
unbefangener  Beurteiler  wird  eher  umgekehrt  verstehen:  "sie 
hab'  ich  erblickt,  als  ums  Ziel  sie  schössen,  nun  kann  ich 
sie  nimmer  sehen."  In  Wahrheit  beidemal  gleich:  "eben  er- 
blickte ich;  jetzt  aber  kann  mein  Auge  ihrer  nicht  mehr 
habhaft  werden,  ich  vermag  sie  nicht  mehr  in  den  Blick- 
punkt zu  bringen,  aufs  Korn  zu  kriegen"  u.  ä.  A  223 
OUK  Sv  Tboic  "es  wäre  dir  wohl  nicht  der  Anblick  zu  teil  ge- 
worden". Auch  A  374  il»c  (pdcav,  oi  mv  TbovTO  nicht  "die 
ihn  sahen"  sondern  "denen  er  zu  Gesicht  gekommen  ist", 
r  194  "breiter  aber  an  Schultern  und  Brust  beim  Erblicken", 
nicht  "beim  Anschauen";  so  E  725  und  sonst  OaOfia  Ib^cOai. 
E  770  öccov  b'  T^epo€ibk  dvf|p  ibev  ö(p0aX^oTciv  |  ^^cvoc  dv 
CKOTTirj,  Xeuccujv  dm  oivoira  ttövtov  scheint  wohl  manchem 
unwiderleglich  fllr  Purdie  zu  sprechen:  "Soweit  eines  Mannes 
Gesichtskreis,  Sehbereich  sich  hin  dehnt". 

Allein  auch  hier  trügt  der  Schein.  Wir  haben  zu  tiber- 
setzen: "soweit  ein  Mann  in  nebliger  Ferne  (noch  etwas)  er- 
schaut, noch  mit  dem  Auge  erreicht,  seiner  noch  habhaft 
wird",  also  ausgesprochen  resultativ,  wie  Fäsi  z.  d.  St.  richtig 
darlegt  unter  Hinweis  auf  Diod.  Sic.  5,  42 ;  Mutzbauer  a.  a.  0. 
S.  292  fasst  die  Aktion  Ingressiv  "soweit  ein  Mann  den  Blick 
sendet",  hätte  aber  dann  unmissverständlicher  wenigstens  sagen 
sollen  "entsendet".  V  143  ibiLv  im  oivoira  ttövtov  nicht  "hin- 
schauend über"  (das  vielmehr  nach  V  323  wäre  öpöuiv  oder 
noch  besser  nach  N  4  KaGopuj^evoc  dm  taiav),  sondern  ""den 
Blick  werfend  auf"  ebenso  B  384  "wohl  soll  jeder  einen 
prüfenden  Blick  werfen  auf  beide  Seiten  des  Wagens".  0  4ff. 
haben  wir  lauter  punktuelle  Handinngen:  Zeus  erwachte 
(^TP^To),  trat  hin  aufspringend  (ctti  b'  fip'  dvatEac),  erblickte 
die  Troer  und  Achäer  (ib€),  den  Hektor  aber  erblickte  er  (Tbe) 
als  einen  Daliegenden  (K€i)Lievov  — durativ).  Purdies  Bemerkung: 
"wo  man  an  die  Szene  denkt,  welche  vor  den  Augen  des  Zeus 
lag",  enthält  wieder  eine  willkürliche  Unterschiebung  dessen^ 
was  wir  vielleicht  erwarten,    der  Text  nun  aber  eben  nicht 


Vermeintliche  Perfektivierung  usw. 


341 


I 


et.  Genau  so  steht  es  mit  A  600:  "ein  Gelächter  erhob 
sich,  als  sie  den  Hephaistos  iimherschnatifend  erblickten*' 
(Ibov),  Was  die  Verfasserin  hier  zn  ünden  vermeint  ("ihr  Auge 
folgte  der  Gestalt  des  HephaistoSy  wie  er  sieh  durch  die  Halle 
tummelte")»  würde  griechisch  bis  auf  den  heutigen  Tag:  (niu- 
I  tatis  mutandis  natürlich!)  vieluiehr  diXjpmv,  ^ßkirov,  ^Oeüüvxo, 
fX€uccov  0.  ä,  heisscii  und  der  "konstative"  Aorist  hierzu  würde 
nicht  ibov  lauten,  sondern  fßXeipav^  dOedcavio.  Wenn  Delbrück 
V.  S.  2,  253  wnd  Brugmann  Gn  Gr.^  479  f.  Annehmen,  daas 
ÄT4ioMai  uachträglich  von  6pdui  aus  auch  die  imperfektive  Be- 
deutung "werde  vor  Augen  haben",  bezogen  hätte,  so  wäre 
zu  erw^ägen,  ob  nicht  E  119  f.  oub^  }i€  qp^c^v  |  bnpov  ii 
dqiecOat  Xa^irpöv  cpdoc  neXioio  zu  wenden  ist  ''er  bestreitet, 
das«  ich  noch  lange  das  Sonnenlicht  erblicken  werde*',  mit 
einer  ungenauen  Verkürzung  anstatt  "dass  ich  noch  lange  im- 
stande sein  werde  einen  Blick  auf  die  Sonne  zu  werfen''.  Bei 
Homer  ist  das  die  allereinzigste  Stelle  gegen  22^  wo  es  punk- 
tuetl  ist  (Mutzb.  290).  Dazn  wird  es  bei  Viiltila  immer  mit 
ga-saihüH  gegeben  (C,  Rccha  VerbalprUf.  Dorp.  1893,  S*  UU), 

10)  teX^uj  (oder  leXciuL»)  :  liil^cca  (IF.  H,  77  w.  78). 

Der  Aorist  soll  "konstativ"  hier  "bezeichnen  das  Bewerk- 
stelligen der  Vollendung,  d.  Il  er  bezeichnet  mir  die  Anstrengung^ 
das  erstrebte  Ziel  zu  erreichen,  ohne  zu  betonen,  dass  dieses 
jemals  wirklich  erreicht  wurde".  A  108  ecöXov  Ö',  oütc  ti  ttuj 
cTirac  ^'ttoc  oob'  ^TtXcccac  "Du  hast  weder  gesproehcii  von  noch 
geiirbeitet  an  irgend  einem  guten  Ding".  Nein,  sondern:  "und 
du  hast  noch  nie  etwas  Rechtes  geäussert  und  fertig  ge- 
bracht": so  gut  dnac  perfektiv  ist  i  Mutzbauer  GrdL  325; 
Delbrück  V,  S.  2,  259),  so  gut  ist  es  das  parallele  ei^Xeccac 
T  22  übersetze:  "Der  Gott  schuf  Waffen,  wie  sie  kein  Sterb- 
licher hingebracht  hätte  (TeXeccai)".  0  22S  nicht:  "weil 
der  Streit  nicht  ohne  Mühe  geführt,  betrieben  (carried  on), 
sondern  zur  Entscheidung  gebracht  worden  wäre"  (oö  k€v  .  *  . 

T€X€C8fl). 

Was  sodann  teXeiv   betrifft  in  der  Bedeutung  "zahlen", 

BO  braucht  N  377  nicht  notwendig  hierher  gezogen  zu  werden, 

da  man  auch  verstehen  kann :  "und  wir  würden  dir,  wenn  wir 

dies  zugesagt  hätten,  es  auch  erfüllen".     Damit  reicht  man 

^  auch  0  457  aus,   doch  ist  es   nicht  zu   bestreiten,    dass   viel- 

Indogermanische  Funtclinngeti  XII  3  u.  4.  23 


342  Hans  Meltzer, 

leicht  die  Recht  haben,  welche  dieses  reXeiv  von  dem  anderen 
trennen.  Prellwitz  Gr.  Etym^  (Gott.  1892)  bringt  es  s.v.  zwei- 
felnd mit  rXfivai  in  Zusamenhang,  Fick  B.  B.  16,  290  ein- 
leuchtender mit  germ.  geldauj  got.  gild,  lit.  geliüti,  griecb. 
(Hesych)  tcXGoc.  Dann  hiesse  reXeccai  gleichfalls  resnltativ 
"erstatten,  entrichten". 

Über  den  Präsensstamm  handelt  Purdie  gut,  obsebon  er 
statt  durativ  besser  finitiv  genannt  würde.  Wenn  sie  bemerkt, 
dass  er  im  Unterschiede  vom  Aorist  nur  ""a  partial  fulfihuent 
of  the  desired  end"  bezeichne,  so  trifft  sie  hierin,  natfirlieh, 
ohne  ihn  zu  kennen,  merkwürdig  zusammen  mit  dem  oben  au- 
geführten Kohn. 

11)  fiKOuca  :  dKoiiiü  (IF.  9,  78  u.  79). 

i^KOuca  ""konstativ"  heisst  nach  Purdie  "habe  zugehört" 
Da  das  Verbum  an  sich  nicht  punktuell  sein  wird,  so  halte 
ich  diese  Bedeutung  für  durchaus  möglich.  Andererseits  be- 
zweifle ich,  ob  sie  gerade  für  die  einzelnen  mitgeteilten  Bei- 
spiele zutrifft.  TT  531  heisst:  "er  merkte,  dass  sein  Flehen 
die  Gottheit  rasch  erhört  hatte"  (natürlich  nicht  "rasch  zu- 
gehört hatte").  A  381  ebenso,  B  98  "die  Herolde  beschwich- 
tigten sie,  ob  sie  wohl  innehielten  d.  h.  Halt  machten  mit 
dem  Geschrei  und  die  Könige  erhörten".  Z  334  cu  bfe  cuv6€0 
Kai  |Lieu  ÖKOucov  "du  aber  pass'  auf  (eigentl.:  raffe  dich  zn- 
sanimen,  punktuell)  und  vernimm  (ebenso)  m.  Worte".  I  262: 
"Du  merk'  auf,  spitz' das  Ohr";  K  276  entscheidet  schon  der 
Parallelismus  mit  Tbov:  ""sie  wurden  sein  inne,  nicht  durchs 
Auge,  sondern  durchs  Ohr",  <t>  98  "unhold  musst'  er  dessen 
Antwort  vernehmen"  (fiKoucev).  ß  767  "aber  noch  nie  hab' 
ich  von  dir  ein  böses  oder  schnödes  Wort  bekommen" 
(fiKOuca) :  was  hätte  es  dagegen  für  einen  Sinn  zu  sagen  '"noch 
nie  hab'  ich  ein  böses  Wort  von  dir  angehört"?  <t>  475 
"dass  mir  nur  nicht  wieder  zu  Ohren  dringe  (dKOiicu)),  wie 
du  dich  rühmst".  Z  166  "den  Herrscher  erfasste  Groll,  wie 
er  solches  erfuhr"  (fiKOucev);  selbst  A  396  versteht  man  leicht 
"oft  hab'  ich  vernommen,  ward  ich  Ohrenzeuge,  wie  du 
dich  rühmtest",  obschon  auch  ''konstative"  Auffassung  möglich 
ist:  "oft  hab'  ich  dir  zugehört,  bin  ich  Ohrenzeuge  ge- 
wesen". 


Vermeintliche  Perfektivierung  usw. 


343 


12)  Icrnv  :  ictaMai  (IF.  9,  79--81). 
ist  ein  IiTtiim  von  Purdie  u.  a,^  dass  tciafiai  und 
darnach  krriv  oliiie  weiteres  ''konstativ"  bedeuten  könne  'stehe 
<8tand)";  beide  heissen  an  sii'li  "trete  (tratr,  jenes  linear, 
bliese«  piuiktncll  (Mntzbaner  Grdl,  184  ff.,  Delbrück  V.  S,  2, 
78;  218;  338).  f  210  CTCtvTUJV  \ilv  MeveXaoc  uweipexev  enf»€ac 
w^ouc  nieht  Venn  sie  standen",  sondern  aufsf andeo"  (Mutz- 
haiier  186).  X  273  ff.  Achilleus  jagt  hinter  Hektor  drein,  da 
heranit  ihn  Athene  mit  dem  Zuruf  cifiGi!  "halt  ein!"  A  243 
Ticpe*  oiiiLUc  ^CTTite  "was  habt  ihr  euch  so  daliin  gestellt'*, 
wo/AI  Monro  A  Gramm,  of  the  hom.  dial-  (Oxford  1891),  S.  65: 
{vulg*  ktiiTC  ^'an  impossible  form)".  Über  0  6  8.  ob.  unter 
elbov.  Q  360  cifi  hk  lacpuüv  natllrlieh  ''niaehte  entsetzt  halt" 
nicht  ''stand  da."  T  216  ff.  "aber  so  oft  Ödysseus  aufsprang, 
trat  er  allemal  hin  (CTdcKev),  nieder  warf  er  den  Blick" 
(T5€CK€).  n57f.  das  einemal  fuhr  er  auf  (dvatSacKe),  daB  andere- 
mal  machte  er  Halt  (cTticKe).  AhnlichcB  haben  wir  l»ci  icia- 
jiai  zu  bemerken.  &  54  idujv  ou  rrpöc0'  icTo^ai  nicht  "I  do 
not  stand  (so  auch  irrig  Jlutzbaucr  191)  in  front  to  proteet 
him",  sondern  "ich  stelle  mich  nicht  vor  sie  hin".  Auch 
die  spriehwörtliche  Redensart  K  1 73  vuv  .  .  .  ^tti  Eupoö  icxaTCti 
dKurjc  bedeutet  nicht  "cb  steht  auf  des  Messers  Sebneide",  son- 
dern "es  tritt,  kommt  jetzt  darauf.  Höchst  lehrreich  ist 
dafür  Simonid,  fr.  97  (158)  bei  Bergk.  AntboL  lyr,»,  293:  dKpdc 
icxaKüTav  im  ^upou  'EXXdba!  N  263  '*denn  nicht  ists  meine 
Art  80  allmählich  f ernwc|,^tretend  (kidM^voc)  zu  kämpfen 
(vgl.  damit  v.  261  kiaöi' =  stehend"!).  TT  166  falsch  Voss 
"auch  in  der  Schar  stand  Achilleus",  vielmehr  nach  dem  Zu- 
ßamnienhang  ''unter  sie  trat  (immer  wieder)  A.,  vgl.  v.  155  f.: 
Mup^iöovac  b'  ap'  ettdixömevoc  6uLipr|£€v  'AxtXXeuc  |  ndvTac  dvd 
KXiciac:  er  ging  somit  der  Reihe  uaeb  von  Zelt  zu  Zelt.  Z  496 
"die  Weiber  aber  bin  tretend  icTducvai  :  nmltl  Stutzb,  Ordl. 
184)  an  den  Thorweg  schauten  bewundernd  7.u\  feiner  als 
4cTr|K0iaij  weil  es  zugleich  andeutet,  wie  sie  auf  das  Getön 
herauskommen  aus  denj  Hause,  dessen  Geschäfte  sie  verlassen 
haben:  es  liegt  in  dem  Präsens  noch  ein  Hti'iek  Bewegungj 
die  in  kirtKuiai  erloschen  \väre.  Völlig  zutretTend,  abgesehen 
von  dem  wunderlichen  Namen  "semi*perfcktive"  kennzeichnet 
Purdie  (8.  80  u.)  die  Eigenart  der  Form  mit  den  Worten;  ""to 
(graduaUy)  take  up  one's  stand"* 


344  Hans  Meltzer, 

13)  fTVtüv  :  TiTvij)CKU)  (IF.  9,  81  u.  82). 

Beachtenswert  ist,  dass  die  Verfasserin  selbst  bemerkt, 
"hier  erscheinen  keine  Beispiele  des  Aorists,  die  notwendig  in 
"'konstativem"  Sinn  gefasst  werden  müssen  CVissen,  aufmerksam 
sein  auf);  das  hängt  damit  zusammen,  dass  die  Wurzel  pnnk- 
tuell  ist  (Delbrück  V.  S.  2,  61  vgl.  mit  252). 

Was  das  Präsens  angeht,  so  liegt  eine  (auch  von  Del- 
brück V.  S.  2,  61  angedeutete)  Schwierigkeit  in  der  Thatsache, 
dass  es  ebensowohl  incohativ  bedeutet  "erkenne  (allmählicbr, 
als  durativ  "^enne";  es  findet  hierbei  etwas  Ähnliches  statt 
wie  bei  (peutu),  über  das  man  vgl.  Delbrück  V.  S.  2,  83,  wo 
indes  der  Ausdruck  "gemischte  Aktion",  den  er  sonst  (S.  69) 
auf  die  sowohl  punktuell  als  nichtpunktuell  gebrauchten  Wurzeln 
anwendet,  besser  etwa  durch  "zweiseitige  Aktion"  ersetzt  würde. 

Das  Ergebnis  unserer  Nachprüfung  der  von  Purdie  her- 
angezogenen Verben  aus  Homer  geht  dahin,  dass  die  per- 
fektive Bedeutung  des  Aorists  vor  der  "konstativen" 
noch  viel  stärker  überwiegt,  als  die  Verfasserin  schon 
an  und  für  sich  annimmt.  Für  die  Entwickelungsgeschichte 
der  Bedeutung  des  griechischen  Aorists  können  wir  freilich 
weder  ihrer  noch  unserer  Aufstellung  einen  erheblichen  Wert 
beimessen.  Denn  dazu  ist  das  Beobachtungsmaterial  unendlich 
viel  zu  beschränkt  und  femer  viel  zu  willkürlich  herausge- 
griffen. Wer  bürgt  uns  dafür,  dass  nicht  etwa  ganz  anderes 
herauskäme,  wenn  wir  sämtliche  Verben  in  allen  Aoristformen 
heranzögen?  Eine  klarere  Einsicht  in  diese  Dinge  wird  sich 
nur  gewinnen  lassen  durch  die  Ausführung  der  von  Delbrück 
V.  S.  6, 238  gestellten  Aufgabe,  den  "punktualisierenden"  Aorist 
bei  Homer  im  Zusammenhange  mit  statistischer  Vollständigkeit 
zu  behandeln ;  freilich  wird  bei  der  Mehrdeutigkeit  vieler  Fälle 
eine  ganz  reinliche  Scheidung  auch  so  nicht  durchweg  zu  er- 
reichen sein.  Uns  muss  vorerst  der  Nachweis  genügen,  dass 
Purdies  Voraussetzungen,  soweit  sie  auf  Homer  fussen,  einer 
sicheren  Grundlage  durchaus  entbehren. 

IV. 

Denselben  Nachweis  suchen  wir  nunmehr  für  den  Kern- 
punkt der  Lehre  Purdies  zu  erbringen.  Wir  bestreiten  zu- 
nächst   die    thatsächliche   Mrij^jichkeit   stets   mit   der   nötigen 


Vermt'iDtliche  Perfektivic?run;i:  usw. 


345 


Sicherheit  festznstelleu,  weoii  das,  was^  Purdie  "material  meaning'' 
iieimt^  cl.  h.  die  similiehe  Gröndbedeutung,  iioeh  lebendig  iiud 
wann  es  erloschen  ist,  worin  doch  die  Verwendbarkeit  zum 
Zwecke  der  Perfektivienin«:  be^TÜndet  sein  soll.  Von  "einem 
scharfen  Gegensatz"  kann  hier  ni.  E.  gar  nieht  die  Rede  sein, 
darin  wird  Herbig  gegen  Purdie  (S.  86  oben)  durchaus  im 
Reell tc  bleiben.  Ferner  s^he  ieh  nicht,  warnni  nian  sieh  auf 
<üv,  hiij  Kctid  bescbriinkt;  8,  9U  verweist  Purdie  selbst  auf 
Thuc,  3,  70,  4  diro-cputLuv,  und  Rrugmann  Gr.  Gr.',  482  nimmt 
die  letsstere  Präposition  ausdrüeklich  auf;  \ve8lialb  sollte  man 
nicht  auch  an  dvd^  eic,  iK  denken?  Ja,  seihst  )i€Td  darf  nicht 
bei  Seite  bleiben !  Man  heaebte  nur,  wie  oikciv  ^'siedeln**  stets 
kursiv,  dagegen  ju^ToiKtiv  "^umsiedeln""  stets  terminativ  ist!    Fürs 

IGoti.sche  gibt  Streitberg  PBrB.  15,  80  ft\  sämtlichen  Prä- 
iigierungeu  die  in  Rede  stehende  Kraft.  Weiterhin  war  ein 
Gesichtspunkt  nieht  zu  (ibergelien,  den  die  (von  Purdie  S,  87 
Angeführte^  aber  als  für  unseren  Zweck  wertlos  bezeichnete) 
Dissertation  von  D,  II.  Holmes  Die  m.  Präp.  zusges.  Verb.  b. 
Tliuk*  Berlin  1895  trefflieh  zur  Geltung  bringt,  dass  nämlich 
verscbiedenc  Verben  sieh  zu  verschiedenen  Präpositionen  ver- 
schieden verbalten,  wozu  man  noeh  liinzutiigen  mag,  dass  das- 
selbe Verbum  mit  verscbiedencn  Präpositionen  eine  etwas  an- 
•  ders  getlirbte  Sehattiernng  ergeben  kann. 
Sodann  dürfte  Piirdies  Einwurf,  Herbig  habe  übersebeu, 
dass  von  Homer  bis  Polybius  eine  Verschiebung  der  Bedeutung 
des  Aoristes  stattgefunden  habe,  die  reinste  petitio  prineipii 
sein:  dass  dies  der  Fall  gewesen,  steht  ja  eben  erst  zu  be- 
weisen, und  Herbig  hat  ibm  tiberdies  in  seiner  vortrcfHichen 
Arbeit  zum  Voraus  die  Spitze  abgebrochen  (IF,  6,  S.  233). 
Schwer  ins  Gewicht  fällt  schon  der  Umstand,  dass  nach  der 
übereinstimmenden  Auffassung  sämtlicher  beachtenswerter  For- 
scher eiuschliessüeh  Brugmanns  Or.  Gr.^,  477  sich  seit  Anbe- 
ginn der  griecln sehen  Übcriieferung  bis  auf  den  beutigen  Tag 
das  Sprachgefühl  gerade  auf  dem  Gebiete  der  Verbalaktionen 
nicht  geändert  hat.  B.  Huebner  z,  B.  spricht  in  einer  Abband* 
Jung  Über  die  Zeiten  bei  Aeschylus  (Diss.  Hal.4,  1880,8.  11^) 
von  einer  "''mirifica  conslantia'*,  was  Wecklein  in  Burs. 
Jbb.  6  (1878),  S.  257  kurz  zuvor  so  ausgedrückt  hatte:  "der 
Gebrauch  der  Tempora  zeigt  von  den  ältesten  Stufen  bis  iu 
die  jüngste  Periode  des  Sprachiei>ens  und  in  allen  dialektiseheu 


346  Hans  Meltzer, 

Verzweigungen  .  .  .  eine  überraschende  Gleichmässig- 
keit"  Entsprechend  lesen  wir  bei  Goodwin  Syntax  of  the 
moods  and  tenses  of  the  greek  verb.  London  (1897),  S.  17: 
"It  must  not  be  thought  from  these  occasional  examples,  that 
the  Greeks  of  any  period  were  not  fully  allive  to  the  distinc- 
tion  of  the  two  tenses  and  could  not  use  is  with  skill  an  ni- 
cety."  Sehr  gut  "But  the  Greeks,  like  other  workmen,  did 
not  eure  to  use  their  finest  tools  on  every  occasion  and  it  is 
often  necessary  to  remember  this  of  we  would  avoid  hair- Split- 
ting". Auch  bei  der  Erforschung  des  Sprachgebrauchs  der 
späteren  Schriftsteller  ist  man  immer  wieder  zu  demselben 
Ergebnis  gelangt.  Über  den  dem  3.  Jahrh.  v.  Chr.  angehöri- 
gen  cynischen  Moralprediger  schreibt  H.  v.  Müller  De  Teleti» 
eloc.  Freib.  1891  S.  25  "In  temporum  usu  fere  convenit  Te- 
leti  cum  scriptoribus  atticis".  Für  Polybius  brauchen  wir  nur 
auf  Hultschs  oft  genannte  Abhandlungen  zu  verweisen,  für  Dio- 
dorus  Siculus  auf  Th.  Hultsch  De  eloc.  D.  S.  De  usu  aor.  et 
imperf.  I,  Halle  1893,  für  Dionys  v.  Halikarnass  auf  K.  Roth 
D.  erz.  Ztf.  bei  Dionys  v.  H.,  Bayreuth  1897.  Dem  Hellenis- 
mus und  der  Koivr)  stellt  Hatzidakis  in  den  Gott.  Gel.  Anz» 
1899,  518  das  Zeugnis  aus,  dass  zwischen  Imperfekt  und  Ao- 
rist keine  Verwirrung  eingetreten  sei,  weil  noch  das  Neu- 
griechische die  beiden  Aktionen  scharf  auseinanderhalte.  Das 
Ergebnis  von  J.  Compernass  De  serm.  graec.  volg.  Pisid.  Phryg. 
merid.  Bonn  1895,  S.  33  schliesst  sich  hier  an.  Wenn  R. 
Dieterich  Unters,  z.  Gesch.  d.  gr.  Spr.,  Byzantin.  Arch.  1  (1898), 
241  für  die  nachklassische  Zeit  eine  vorübergehende,  örtlich 
beschränkte  Abschwächung  des  ünterscheidungsvermögens  an- 
nimmt, so  zwingen  die  Thatsachen  hiezu  nicht.  Auch  bei  A. 
Thumb  (D.  gr.  Spr.  i.  Ztalt.  d.  Hellenismus,  Strassburg  1901, 
S.  15),  bedauern  wir,  dass  er  sich,  wohl  durch  dieses  Urteil 
Dieterichs  und  die  Stimme  einiger  bei  Wilh.  Schmidt  a.  a.  0. 
genannter  Gelehrter,  hat  bewegen  lassen,  zuzugeben,  dass  auf 
unserem  Gebiete  eine  sog.  "Übergangserscheinung"  vorliege; 
in  Wahrheit  beruht  diese  Annahme  z.  T.  auf  ungenügender 
Beobachtung,  z.  T.  auf  irrigen  Voraussetzungen  über  das  We- 
sen der  Verbalstämme,  wie  wir  sie  oben  aufgedeckt  haben. 
Ist  so  der  Aorist  immer  und  überall  das  eigentliche  organische 
Mittel  gewesen,  die  Perfektivität  zu  bezeichnen,  so  lag  gar 
kein  ersichtlicher  Grund  vor,  ihn  durch  ein  so  mechanisches 


Vermointliehe  Perfekthiening  usw. 


und  überdies  so  uiitlciitlicbes  zu  verdrängen  wie  die  Prätiirie- 
ruu^  ist,  selbst  im  Italisebeu  und  Geruianiscben^  die  insofern 
ganz  anders  gestellt  sind,  als  sie  naeb  dem  Verluste  des  ur- 
sprtlnglicben  Aoristes  naeb  einem  ErBat>;e  sueliten,  '^Surrogate 
sind  keine  Äquivalente",  wie  der  |:eist volle  Rüuielin  t^agt, 
und  das  Grieehisebe  batte  es  niebt  uiUig  auf  solcben  Krücken 
einber/Jilimnpeln,  es  vermoebte  allzeit  auf  selbstjürewacbseuen 
Füssen  zu  gelicn,  ja  anf  federnden  Soblen  zw  sebwebenl 

Weiterhin  kann  man  niebt  davon  reden,  da&s  Tbnkydides 
nnd  Xeuüjdion  freei^net  seien  "eine  stufenmässigc  Abnalnne 
der  fierfektiven  Kraft"  des  einfacben  Aorists  zw  entbüllen. 
Jedenfalls  könnte  eine  ^o  weitgebende  Behauptung  erst  dann 
den  Anspruch  auf  Beaehtitng  erlicljen,  wenn  sie  sieh  auf  eine 
lüekenbise  Statistik  beriefe,  zu  der  tücbtige  Ansätze  vorliegen 
in  Huitsebs  Arbeit  u.  bei  C.  W.  E.  Miller  a.  a.  0.  S.  142. 
Vor  allem  ist  wie  bei  letzterem  Herodot  zu  berücksichtigen, 
den  Purdie  unbegreiflieberweise  völlig  bei  Seite  lässt^  obwohl 
ihm  als  dem  geborenen  Vermittler  zwiscben  Epik  und  Gescbitdit- 
fichreibuug  doch  gewiss  eine  geradezu  führende  Rolle  gebührt, 
wie  auch  Htreitberg  bemerkt. 

Endlich  haben  wir  uns  noch  zu  veranscbaulichen,  welche 
Sebltisse  für  Purdie  aus  ihren  Voraussetzungen  entspringen 
(s,  bes,  IF,  9,  H2— 86).  Nach  ihr  wäre  aj  vom  verbum  Sim- 
plex aj  das  imperf.  '^durativ"  ß)  der  Aorist  "'konstativ"  b) 
vom  verbum  compositum  a)  das  imperf.  "durativ-perfektiv" 
(linear-perfektiv),  ß)  der  Aorist  "momentan  perfektiv"  (punk- 
tuell) und  zwar  entweder  aa)  ingrcssiv  oder  bb)  eftektiv.  Frei- 
lich muss  dann  die  Verfasserin  sogleich  selbst  einzuränmen  *'e8 
scheint  im  besten  Falle  zweifelhaft,  ob  es  möglich  sein  wird, 
bei  den  Kompositis  IpL  \h  Aorht  naeli  diesem  Gesiehtspimkt 
zu  scheiden''.  Steht  es  so^  so  gesellt  sich  zu  den  bisberigen 
Anstössen  noeli  ein  weiterer,  nämlich  der,  dass  zwei  ganz  ver- 
schiedene Stänimc  ganz  die  gleiche  Bedeutung  hätten.  Wir 
werden  das  Unbaltbare  all*  dieser  Annahmen  am  besten  auf- 
decken, wenn  wir  nachweisen,  dass  a)  bei  den  Simplizien  a)  das 
Ipf,  nicht  bloss  durativ,  sondern  auch  incohativ  usw.  auftritt; 
ß)  der  Aon  nicht  nur  "konstativ'',  sondern  aueb  perfektiv 
steht;  b)  bei  den  Kompositis  a)  das  Ipf.  nicht  linear-  (und 
noeb  weniger  punktuell-)  perfektiv  erscheint,  sondern  imperfektiv 
(^und  zwar  begreitlicberweisc,  da  die  Fräpositon  die  Richtung 


348  Hans  Meltzer, 

angibt,  gern  terminativ,  bes.  fiiiitiv),  ß)  der  Aorist  nicht  bloes 
punktuell-,  sondern  auch  linear-perfektiv  ("konstativ"  bei  Pur- 
die)  gebraucht  wird.  Natürlich  kann  das  nicht  bei  jedem  Verb 
geleistet  werden,  aber  es  genügt  an  sich  schon  je  ein  einziges 
sicheres  und  eindeutiges  Gegenbeispiel. 

1)  (peuTU)  (IF.  9,  87—90). 

Dieses  Zeitwort  verdient  ganz  besonders  hervorgehoben 
zu  werden.  Denn  von  ihm  geht  eigentlich  die  Wiederauf- 
nahme der  ganzen  Frage  aus,  die  uns  hier  beschäftigt.  K. 
Brugmann  hatte  sich  nämlich  Gr.  Gr.^  §  154,  Anm.  so  geäussert: 
"Der  Gegensatz  der  präsentischen  und  der  aoristischen  (imper- 
fektiven und  perfektiven)  Aktionsart  konnte,  wie  in  anderen 
Sprachen,  so  auch  im  Griechischen  überdies  dadurch  zum  Aus- 
druck gebracht  werden,  dass  man  zur  Darstellung  der  letzteren 
Aktionsart  eine  Präposition  zu  Hülfe  nahm  (vgl.  Xenoph.  Hellen. 
1,  6,  16  Kövujv  b'  f(p€UT€  TttTc  vauciv  €u  TiXeoucaic  Kai  Kara- 
q)euT€i  elc  MutXtivtiv  Tf\c  A&ßou  "die  Schiffe,  mit  denen  K.  auf 
der  Flucht  war,  segelten  gut,  und  er  gelangte  glücklich  nach 
M.).  Während  u.  a.  C.  Recha  a.  a.  0.  S.  60  (vermutlich  in 
Kenntnis  dieser  Stelle)  bemerkt,  KaracpeuTeiv  heisse  so  fliehen, 
dass  man  das  Resultat  erreicht,  also  entkommen,  so  hat  Brug- 
mann selbst  Gr.  6r.^  (1900)  obige  Stelle  unterdrückt,  wie  wahr- 
scheinlich ist,  wegen  des  von  Herbig  IF.  6,  229  erhobenen 
Einwandes,  sie  sei  nicht  beweiskräftig,  weil  das  praes.  histor. 
(KttiacpeuTei)  auch  den  Aor.  vertreten  könne.  Allein  es  dürfte 
Herbig  entgangen  sein,  dass  er  in  Widerspruch  mit  sich  selbst  ge- 
raten ist,  insofern  er  S.  257  die  Erklärung  des  trefflichen  Moller 
billigt,  der  Philol.  8  (1853),  122  bestreitet,  dass  präs.  bist,  und 
aor.  aktionsgleich  seien.  Wie  mir  scheint,  mit  Recht,  wenn 
anders  Delbrück  V.  S.  2,  262  mit  anderen  das  Wesen  des 
ersteren  darin  erkannt,  dass  es  den  Vorgang  auf  der  Bühne 
des  Geschehens  vor  dem  Auge  des  Zuschauers  vorüberziehen 
läsöt.  Auch  Kohlmann  De  vcrb.  graec.  tempp.  S.  6  setzt  es 
dem  ipf.  gleich,  nur  dass  es  nicht  wie  dieses  die  Zeitstufe  be- 
zeichne und  eben  nur  die  actio  infecta  zum  Ausdruck  bringe. 
Auf  dasselbe  kommt  Huebner  hinaus  a.  a.  0.  S.  133.  Vgl. 
Hultsch  a.  a.  0.  S.  6.  Nach  Herbig  a.  a.  0.  191  ferner  wird 
im  Slavischen  das  praes.  bist,  vom  imperfektiven  Stamm 
gebildet,    dagegen   das  den  Aor.  vertretende  narrativum  vom 


Vermeintliche  Perfektiviening'  uöV* 


349 


^ 


perfeküveu.  Naeb  Music  endlich  (bei  Herbig  a.  a,  0«  259)  er- 
scheint in  ^^noiiiiseheii  Sätzen  griceb.  (uod  kroatiscb)  bei  im- 
perfektiver Aktion  dan  Präsens,  bei  perfektiver  der  Aorist. 

Trotzdem,  meine  ich,  hat  Briigmann  gut  daran  gethan, 
auf  das  Beispiel  zn  ver/Jebtei),  und  zwar  wegen  des  Ziisainmen- 
hangs.  Wie  ieb  glaube,  muss  dieser  so  verstanden  werden: 
§  15  Kallikratidats  lies^  dem  Konon  sagen,  er  werde  ihm  das 
Handwerk  auf  dem  Meere  legen.  ^''Da  er  ihn  nun  (genau) 
erblickt  hatte  (Karibujv),  wie  er  in  die  See  zu  stechen  sieb 
anscbiekte  {ctvaToptvovj,  heganu  er  ihn  zu  verfolgen  (^biin- 
K€v)»  indem  er  ihm  die  Fahrt  naeb  Sanios  abzescbneiden 
eucbte  (ÜTiOTe}ütvö|ievoc)j  auf  dass  er  nicht  dorthin  entkäme 
(qpÜTOi  8.  uj);  trotzdem  (be)  sucbtc  Konon  zu  fliehen  (^cpeufe) 
mit  seinen  Schiffen,  die  gut  segelten  (TiXeoucaic),  weil  von 
vielen  Manoschafteu  die  besten  Ruderer  auserlesen  worden 
waren  (cKXeXe'xBai),  un*l  zwar  (Kai)  nimmt  e  i^  s  e  i  n  e  Z  u  f  I  u  e  h  t 
(noch:  hinab  von  der  hohen  See?  —  KaiacpeuTti)  naeb  Myti- 
Icne  auf  Lesbos."  Bei  dieser  Wiedergabe  verliert  KaTa<|>€UY€i 
den  Schein  der  Tautologie  gegenüber  ^(pcute  und  hat  seinen 
guten,  den  Gedanken  fortleitenden  Sinn:  Konon  nimmt  nun- 
mehr seinen  Kurs  nicht,  wie  Kallikratidas  vorher  gedaclrt» 
nach  Samos,  sondern  naeb  Mytileue^  vermutlicb,  weil  letzteres 
der  von  den  Hekatonnesoi  näher  lag,  auf  der  er  nach  Diod. 
13,  77  übernaebtet  hatte.  Geradezu  entsebeidend  Jedoch  spriebt 
m.  E*  für  unsere  Deutung  der  weitere  Zusammenbang:  aus 
diesem  ergibt  sich,  dass  Kouons  Versuch  nicht  ge- 
lang! §  16:  Kallikr.  brachte  es  fertig  mit  ihm  in  den  Hafen 
einzudringen  (cuveic^nXeiJcev),  was  kein  Wunder  ist^  da  er 
mit  nicht  weniger  als  17U  Sebitfcn  hinter  ihm  lier  war  {biiih 
ituuv),  während  Konon  nach  Diod.  13,  78  bloss  4U  hatte-  §17: 
Kovuüv  bfe  ibc  l(pBr\  uirö  tuüv  TfoXc/iiiüv  KaxaKUiXuOeic,  i^vot- 
xdcOri  vctuMaxncat  (einzutreten  in  .  ,  .)  Kai  diruiXece  vaöc 
TpidKOvra  ^  von  40,  also  Rest  10!)*  Darnach  dürfte  es  über 
jeden  Zweifel  erhaben  sein,  dass  Kaia^peuTet  in  §  16  nicht 
effektiv-resultativ  sein  kann.  Wie  diese  Bedeutung  gegeben 
wird,  zeigt  das  Simplex  §  16  cpuTOi  und  §  2}\  Iqivje  (wo 
beidemal  "entkommen"  nach  der  Umgebung  besser  entspricht 
als  das  in  sich  nicht  unmögliche  ingressive  "entfliehen")  und 
die  Komposita  §17  oi  h€  dvbp€c  eic  tfiv  triv  direqpyTov  und 
§  22  r|  6'  im  tou  'EXXriCTTÖVTOu  qpufouca  vaüc  biecpuYt  "das 


350  Hans  Meltzer, 

Schiff,  das  die  Flucht  in  der  Richtung  auf  d.  H.  ergriffen 
hatte,  entkam."  Man  sieht,  in  der  Aktion  sind  Kompositum 
und  Simplex  ganz  gleich.  Zum  Ausdruck  der  Perfektivität 
dient  in  beiden  Fällen  einzig  der  Aorist.  Aber  in  diesem 
durchaus  feststehenden  Rahmen  bietet  der  Wechsel  doch  cineii 
kleinen  Vorteil:  er  macht  es  möglich,  da  wo  der  Zusammen- 
hang es  wünschenswert  erscheinen  lässt  wie  in  §  17,  innerhalb 
der  actio  perfectiva  die  beiden  Abtönungen  der  ingressiva 
(?(puTe)  und  der  effectiva  oder  resultativa  (d7r-,  bi-,  dE-^(puT6) 
zu  klarer  Anschauung  zu  bringen.  Dem  entspricht  es,  dass 
bei  der  actio  infecta  das  Simplex  (f(p€UTOv)  deutlicher  die 
durative,  das  Kompositum  (bid(p€UTOv)  die  finitive  Färbung 
hervortreten  lassen  kann.  Etwas  anders  dürfte  es  schon  bei 
KaTa(p€UTUj  stehen.  Wenigstens  kommt  der  Aorist  xaT^cpure 
oft  genug  Ingressiv  vor  ''nahm  seine  Zuflucht  zu"  (z.  B.  Thuc. 
1,  62,  6;  4,  54,  2;  4,  68,  3;  4,  96,  4;  6,  100,  2  usw.);  auch 
wird  es  im  Unterschiede  von  anderen  Kompositis  mit  q)€UTiw 
nicht  wohl  ohne  Angabe  der  Richtung  gefunden  werden.  Bei 
Polyb.  finden  wir  dies  alles  vollauf  bestätigt:  1,  34,  8  sind 
o\  (puTÖVT€C  "die  sich  auf  die  Flucht  gemacht  hatten",  qui 
in  fugam  sc  coniecerant,  folglich  iy^t  das  Simplex  gleich  hier 
ingressiv  ebenso  wie  1,  54,  6  cpuTeTv  "die  Flucht  ergreifen". 
14,  8,  13  gibt  Purdie  selbst  zu,  dass  öXitoi  fcpirrov  äv  nur 
heissen  kann  "wären  entkommen",  räumt  also  dem  Simplex 
gegen  ihre  eigene  Voraussetzung  effektiven  Sinn  ein.  Überdies 
jedoch  hätte  sie  dies  nicht  nötig  gehabt,  wenn  sie  das  Hiatus- 
gesetz beachtet  hätte.  Zweifellos  hat  Büttner- Wobst  Rechte 
wenn  er  (mit  Dindorf)  schreibt  \bi)€q)UTOv,  was  in  Unzialschrift 
OAirOIAIEOYrONAN  so  gut  wie  kein  Hindernis  und  in  5,  23, 
5  Ol  bk  XoiTTOi  bi^cpuTOV  einen  positiven  Halt  findet. 

Wenn  Purdie  S.  88  unten  vollends  meint,  das  Präseng 
des  Kompositums  sei  so  sehr  Stellvertreter  des  Aoristes,  dass 
es  deshalb  "gnomisch"  stehen  könne,  so  ist  dies  ein  entschie- 
dener Irrtum;  das  sogenannte  zeitlose  Präsens  hat  auch  beim 
Simplex  ganz  gewöhnlich  diesen  Sinn,  s.  Krüger  Gr.  Sprachl.* 
(1875),  S.  167;  Kühner-Gerth^  (1898)  1,  132. 

3,  105,  6  dvexiupouv  Kai  Kai^cpeuTOv  beweist  der  Paral- 
lelisiuus  mit  dem  ersten  Verb,  dass  auch  das  zweite  imper- 
fektiv (kursiv)  genommen  werden  niuss,  ganz  abgesehen,  dass 
der  Hiatus  mitwirkt.     Ebenso  3,  15,  9  ^xP^to,  KOii^xTfe]  1, 


^ermeiDtliche  Perfekdvierung  usw. 


:^i 


I 


I 
i 


40,  8  TTpocxdEac  .  .  .  xp^^Öctt  .  .  .,  Öxav  b'  eKTTieZujVTai,  Kata- 
(p€UT€iv  ek  Tf\v  idcppov  er  befahl  ihnen,  vveini  sie  allemal  so 
naeh  und  iiaeh  verdrängt  würden,  die  Fhicht  zn  versnclien 
ikonativ)  hin  (ab)  zn  dem  Graben;  Kaiatpu-ftiv  wiire  niebt  un- 
möglich in  der  Bedeutung  die  Flueht  zu  ergreifen  —  ingressiv. 
Dagegen  ausigesehloeseu  wäre  die  effektiv-resiiltativc  Auf- 
fassnug  ''die  Flueht  zu  vollbringen"  weil  dazu  seine  Befehls- 
gewalt und  ihr  Gehorsam  nicht  ansreiclien. 

Ganz  für  Purdie  ninl  gegen  mich  seheint  zu  sein  Tlmc, 
3,  40,  4  (lies  5):  d£ni>caTe  dmJvacBm  ical  jurri  dvaXTTFOTcpoi  ot 
biaqpeuYOVTCC  tujv  £TTißouX€ucdvTujv  qpavf^vai.  Denn  thatBäehlieh 
sind  die  Athener  den  Ansehlägen  der  Jlytileuäer  entronnen. 
Allein  Kleon  redet  hier  wie  bei  Thukydides  überhaupt  als 
rechter  Deiuagug  mit  bnsbafter  Schwarzfärberei,  als  ob  sie  so 
lange  immer  noch  nur  auf  dem  Wege  zum  Ziele  der  Sicherung 
wären,  als  sie  die  von  ihm  befürwortete  barbarische  Strafe 
nicht  vollzogen  hätten.  Diese  Spitze  stutupft  Purdies  Auffas- 
sung abj  ebenso  wie  Cobets  auf  denselben  Sinn  hinauslaufende, 
an  sich  Datürlich  ohne  weiteres  erlaubte  Änderung  biaqpuTOVTCC* 
Thne.  4,  124,  3  stehen  lauter  malende  Imperfekta  und  2, 
40, 1  übersetze:  '"'nicht  zu  versuchen  die  Arnmt  zu  flielien'^ 
Xen*  Anab*  7,  3,  43  und  nicht  anders  an  der  (beanstandeten) 
Stelle  5^  7,  2  scheinen  die  Handschriften  vielmehr  schon  von 
sich  aus  biatpuxtuv  zu  bieten  inul  6,  3,  4  wird  o'i  biaqjuTOviec 
gebieteriseb  durch  das  unmittelbar  erklärend  darauf  folgende 
biccpuTov  be  gefordert ;  auch  ist  es,  zumal  bei  der  sehr  schlech- 
ten Überlieferung  der  Anaimsis,  keine  Änderung.  Hell.  6,  5, 
45  aber  ist  KaTacpcuToviac  parallel  mit  dbiKOu^uevouc  und  <po- 
ßoopcvonc  also  imperfektiv  ^'während  sie  eine  ZuÜueht  such- 
ten". HelL  7,  2,  6  scheint  KaiatpuTÖvra  bdsehr,  Lesart;  Cyr- 
1,6,40  ToO  b^  |ir|b'  £VTeö6ev  biaqptuTCiv  ckottouc  toö  tiTVO- 
ßivoM  KaOicinc:  "rtass  er  nicht  hindurch  (durch  die  biKiua  bn- 
copaia)  zu  tiiehen  versuche,  stelltest  du  Wächter  des  Vor- 
sichgehenden  auf*\  Überall  ohne  Ausnahme  hätte  da* 
Simplex  (peuTtiv  genau  dieselbe  Aktion  und  fast  genau  den- 
selben Sinn. 

2)  btuJKui  rIF.  9,  90-^92). 

Polyb*  11,  14,  7  übersetze:  "da  die  Furcht  nicht  im- 
stande sei  die  Gewichenen  nach  und  nach  bis  zu  den  Tho- 


352  Hans  Meltzer. 

ren  zusammenzudrängen"  (cuvbiu)K€iv).  1,  34,  4  "sie  blieben 
ihnen  auf  den  Fersen  (dir^Keivro)  und  verfolgten  sie  bis  hin(ab) 
(Ktti  KaT€biu)KOv)  an  den  Graben":  schildernd;  zugleich  Hia- 
tus. Zu  6,  42,  1  sagt  Purdie  selbst  "Not  perfective/*  Xen. 
Hell.  4,  1,  32  bezeichnet  KarebiwKOv  nicht  "a  pursuit  which 
flucceeded  in  driving  the  ennemy  down  in  the  sea."  Viel- 
mehr konstatiert  Pharnabazus  zuerst  zusammenfassend:  "ich 
bin  euch  Spartanern  Freund  geworden  (dT€v6^l^v).'*  Dann 
aber  legt  er  kursiv  schildernd  die  auf  Grund  dieser  That- 
sache  von  ihm  befolgten  Massregeln  auseinander:  "ich 
machte  eure  Flotte  stark  (diroiouv)  und  verfolgte  bis  ans 
Meer  hinab  (KarebiiuKOv)  eure  Feinde".  Dass  llias  22,  199 
gar  das  Simplex  biujK€iv  bedeuten  solle  "overtake"  (einholen) 
in  perfektivem  Sinne,  davon  kann  natürlich  sowieso  keine  Bede 
sein  und  dass  Mutzbauers  abgewiesene  Erklärung  (Grdl.  d.  gr. 
Tempusl.  S.  382)  "im  Schlafe  fühlt  man  sich  unfähig  hinter 
«inem  Fliehenden  d reinzusetzen",  die  einzig  mögliche 
ist,  hat  in  der  neuesten  Auflage  inzwischen  auch  Hentze  an- 
erkannt, der  überdies  eine  geradezu  schlagende  Parallele  bei- 
bringt in  Verg.  Aen,  12,  908 — 912:  "Ac  velut  in  somnis  .  , 
nequiquam  .  .  extendere  cursus  velle  videmur  et  in  me- 
diis  conatibus  aegri  succidimus,  non  lingua  valet, 
non  corpore  notae  sufficiunt  vires",  wahrlich  ein  klassischer 
Ausdruck  der  Imperfektivität! 

3)  dpTd^OMai  (IF.  9,  92—94). 

Polyb.  5,  95,  3  wird  der  Aorist  des  Simplex  effektiv 
sein  f ''zustande  bringen")  bezw.  ingressiv  ("sich  ans  Werk 
machen");  3,  17,  11 ;  4,  22,  1  kommt  der  Hiat  in  Betracht, 
ebenso  3,  73,  7,  wo  bieipTdiZieTO  als  imperfektiv  erwiesen  wird 
durch  den  vollkommenen  Parallelismus  mit  nicht  weniger  als 
13  Imperfekten!  Wir  haben  hier  eins  der  typischen  Beispiele 
der  Schlachtenschilderung,  die  Hultsch  a.  a.  0.  S.  34  gut  dar- 
gestellt hat.  Auf  die  aus  Thucydides  und  Xenophon  gegebe- 
nen Belege  lassen  sich  unsere  Einwände  leicht  tibertragen; 
Anab.  7,  3,  47  wird  (poßoö)Liai,  ^f)  ipTdcwvrai  perfektiv  sein, 
nicht  "treiben",  sondern  "anstellen";  Anab.  1,9, 20  gibt  ßoii- 
XoiTO  einen  Fingerzeig  für  die  konative  Auffassung  von 
xaTepTciCecöai. 


Verroeintliche  Perfektivieruiiff  usw. 


388 


4)  öpdui  (IF,  9,  94—100), 

Hiiltcii  wir  zunächst  die  Ansätze  Purdies  auf  S»  86  und 
auf  t^.  94  zusammen,  m  fällt  uns  auf.  dat<K  gie  ein  nieht  ganz 
eiülieitlieliots  liild  ergeben.  Das  eincmal  soll  KaO-  oder  cuv- 
opav  [nicht  -avl]  durativ-perfektiv  sein,  das  andrctnal  etFektiv 
zu  der  Bedeutun^LT  ''Sehfähigkeit  besitzen".  Im  ganzen  erhalten 
wir  folgende  Übersieht:  für  Homer  (vgl.  S,  76)  dtupujv  sah 
(durativ)  eibov  a)  erblickte  (ingressiv-perfektiv);  b)  habe  ge- 
sehen ("koufitativ"),  und  ebenso,  da  bei  diesem  Dichter  Sim- 
plex und  Kompositum  in  der  Aktionsart  noch  nicht  auseinau- 
derfallen,  bei  Ka8-  und  cuv-opäv;  für  Polybins:  diopoiv  a)  hatte 
Sehfähigkeit  b)  hatte  vor  Augen,  sah;  elbov  habe  gesehen 
(konstativ);  köt-  oder  cuv-eüjpaiv  erlaugte  Sehfähigkeit;  kut- 
oder  cuv-€ibov  erblickte.  Naeh  unserer  Auffassung  dagegen 
stellt  sich  das  Bild  so  dar:  ^uupu>v  besass  Sehfälligkeit,  sah; 
eTbov  erblickte  (punktiiell-perfektiv  —  ergänzt  durch  €ÖetijpTica, 
^Geacct^riv,  lßXeq>a  u.  ä.  ''punktuatisierend"  "habe  gesehen").  Die 
Komposita  fenier  Ka9-  oder  cuv-opäv  (zu  denen  sich  u,  a.  auch 
das  von  ff  erbig  W.  0,  257  richtig  behandelte  eic-opctv  gesellt) 
haben  durchaus  denselben  Sinn,  nur  mit  irgend  welcher  Ver- 
stärkung nach  der  oben  dargelegten  Seite,  es  sei  denn,  dass 
sie  in  Folge  des  Vertrocknens  der  hellenistischen  Sprache  oder 
auch  als  blosses  Mittel  der  Hiatusvenneidung  inhaltlos  gewor- 
den wären. 

Auch  müssen  wir  scheiden  zwischen  den  verschiedenen 
Kompositis:  biopüü  "sehe  hindurch"  und  Kaöopüj  ^"sehe  liiuab" 
sind  kursiv-tinitivj  eicopui  '''sehe  an"  wie  ^qpopuj  "beaufsichtige'* 
knrsiv,  cuvopuü  "überschaue"  scheint  mir  am  ehesten  der  Be- 
schreibung zu  entsprechen,  die  Pnrdie  m.  E.  irrig  von  üjrem 
"konstativen*  Aorist  gibt,  wonach  dieser  eine  zirkuläre  Aktion 
bezeichnet,  dessen  Bild  etwa  ein  Kreis  wäre. 

II,  46,  3  nimmt  löre  cuvopujv  (Hiat!)  das  Ocmpüiv  von 
§  1  auf,  wie  es  selbst  sofort  aufgenommen  wird  von  eic  laOta 
ßXenmv,  ist  also  nicht  perfektiv.  3,  18,  11  Xi^eva  .  cuvopdivTec 
(Uiat!)  hi  TGtc  vctuc  .  .  .  koi  KaxacppovouvTcc  toö  ttXiiOouc  uip- 
fir|cav  nicht  "discerning  the  ships",  sondern  "weil  sie  die 
Schiffe  miteinander  vor  Augen  hatten  und  Verachtung  heg- 
ten", (wo  dem  Kara-  noch  nie  jemand  perfektiviereude  Kraft 
beigelegt    hat !) :    das   vor  Augen   haben    und    das   Verachten 


^354  Hans  Meltzer, 

bildet  die  anhaltende  Grundlage  ihres  Aufbrechens.  4,  71, 
1  TidvTa  cuvopuüv  nicht  "came  to  see"  und  dann  euKatptav  6puiv 
*'loked  at,  considered",  sondern  beidemal  "da  er  sah**,  dort 
mit,  hier. ohne  Hiat.  Bei  der  späteren  Entwertung  der  Prä- 
position braucht  man  keinen  sachlichen  Unterschied  mehr  an- 
zunehmen, wie  er  in  der  klassischen  Zeit  doch  wohl,  wenn 
auch  nur  als  schwache  Färbung,  gefühlt  worden  sein  wird. 
Purdie  hätte  u.  a.  eine  Stelle  zu  ihren  Gunsten  anführen  kön- 
nen, 3,  82,  11:  iiiei  .  .  .  cuvdTrrovTa  KaOeiupa  .  .  .,  töttouc  V 
€u9U€ic  cuveOeuipTice.  Hier  scheint  ja  das  erste  Imperfekt  des 
Kompositums  dem  folgenden  Aorist  ganz  gleich  zu  stehen. 
Allein  auch  dieser  Fall  entschlüpft  ihr,  denn  er  ist  von  Hultsch 
Abh.  d.  k.  Sachs.  G.  d.  W.  13,  17  durchaus  zutreflFend  in  einen 
anderen  Zusammenhang  eingereiht  worden,  nämlich  in  den  des 
bei  Polybius  ungemein  beliebten  raschen  Wechsels  beider  er- 
zählender Tempora,  bei  dem  jedes  seine  Eigenart  wahrt.  Es 
ist  zu  übersetzen:  "da  er  ihn  sich  bereits  zum  Kampf  an- 
schicken sah  (=  vor  Augen  hatte  —  imperfektiv)  und  sofort 
eine  Überschau  über  die  Gunst  der  Gegend  gewann"  (aor.- 
ingressiv);  möglich  ist  auch  für  das  letztere  '^ schon  vorher 
überschaut  hatte"  (aor.-"punktualisierend");  beachte  den  Hiat! 

Bei  Thucydides  finden  wir  dieselbe  Lage  der  Dinge. 
Nicht  bloss  da,  wo  Purdie  es  zugibt,  sondern  auch  da,  wo 
sie  ihn  für  "purely  constative"  hält,  lässt  sich  der  Aorist  elbov 
unschwer  punktuell  erklären.  2,  77,  4  "eine  Flamme,  wie  sie 
bisher  niemand  erblickt  hat";  2,  48,  3  "da  ich  persönlich 
in  die  Krankheit  verfallen  bin  und  mir  andere  Leidende 
zu  Gesicht  gekommen  sind;  7,  42,  3  "da  er  inne  ge- 
worden und  zu  der  Überzeugung  gelangt  war"  usw. 

Wie  es  aber  vollends  zugehen  soll,  dass  für  das  Prä- 
sens das  Simplex  6pdv  an  gar  nicht  so  wenigen  Stellen  *a 
perfective  nieaning  seems  either  possible  or  even  inevitable", 
das  ist  mir  ganz  erstaunlich,  bes.  in  Erinnerung  an  die  Dar- 
legung von  G.  Curtius  Eri.  z.  gr.  Schulgr.«  (1870)  S.  132,  wo- 
nach es  "durchaus  für  die  dauernde  Handlung  des  Präsens- 
stammes geschaflfen  war'\  Was  wir  nicht  selten  bei  Purdie 
beobachten,  widerfährt  ihr  auch  hier:  anstatt  dem  Schriftsteller 
in  geduldiger  Auslegung  die  von  ilim  trotz  aller  Unbequem- 
lichkeit für  uns  nun  eben  einmal  gewählte  Färbung  abzulau- 
scben  und  wo  es  Not  thut,    abzuringen,    gibt  sie  einer  Form 


Vennciiitliche  Perfekth ieiuiir*'  usw. 


355 


I 


Redoutimg,  die  sie  gerade  erwartet,  verletzt  daoiit  alle 
_elii  mctbodiseber  Aiislegmi^skimst  iiiul  zerstört  die  Mög-- 
liehkett  entwickluiig:HgesehiobtIicljeii  Erfassens.  Dazu  rächt 
sieh  hier  wie  sonst  die  zu  eu^e  Begrenzuiii;'  des  PräBeufistam- 
uies  auf  den  Begriff  "durativ";  er  ist  eben  aiieh  iiütiv  uhw. 
Es  ist  bei  öpäv  ^enau  dieselbe  Saebe  wie  mit  unserem  "sehen", 
das  nicht  bloss  die  Fähigkeit  seine  Augen  zu  gebrancbcn  oder 
<las  vor  Augen  haben  Ijczeiehuet,  sondern  vielleicht  in  der 
Mehrzald  der  Fälle  "eine  Wahrnehmiiiig  (nach  und  nach) 
niaeben^,  von  ibeiv  nnr  dadureli  nutersebieden,  dass  dieses 
Btets  punktuell-perfektiv  ist,  jenes  dagegen  kursiv-  oder  auch 
initiv-impcrfektiv  einen  Ausgangspunkt  mit  eiueni  sieh  daran 
ansetzenden  Stück  verlaufender  Thatigkeit  darstellt. 

Von  hier  ans  lassen  sieh  alle  thnkydideifichen  Beispiele 
richtig  erklären.  Was  Tliue.  1»  51,  1  ^ujpüuvTO  besonderes  an 
sieb  haben  soll,  ist  mir  überbanjit  nicht  klar  geworden;  es  ist 
ßogar  durativ  ""für  die  Kerkyräcr  waren  sie  nicht  sichtbar, 
lagen  sie  nicht  innerhalb  des  Gesichtskreises".  7,  70^  8  *'8o 
ijft  sie  einen  rudern  sahen"  (nicht:  '"'erbliekten")^  wo  das  dabei 
stehende  part.  praes,  ni»cb  überdies  auf  eine  gewisse  Ausdeb- 
nitng  hinweist;  7,  78,  1  haben  wir  dasselbe,  wie  die  sebil- 
dernden  lujperfekte  zeigen.  Entscldeden  schwierig  dagegen 
ist  6,  59;  2.  Nach  mannigfaehem  Hin-  und  Herüberlegen, 
wobei  die  Kommentare,  wie  so  gern,  durch  Schweigen  auffielen, 
halte  ich  folgende  Auffassung  für  notwendig:  "Hippias  richtete 
seine  ganze  (bitcKOTreTTO)  Aufmerksamkeit  auf  die  Verhält- 
Disse  draitssen,  ob  er  irgendwtdier  eine  Sicherheit  vor  Augen 
hätte"  oder  mit  einer  unserem  Verstünduis  näherliegenden 
Umformung  "ob  unter  dem,  was  er  vor  Augen  hatte,  sich  eine 
Siclierheit  bcfiude''. 

Anch  bei  Xenophon  bedeutet  ibeiv  natürlich  überall  "er- 
blicken"; cüvibeiv  sodann  ist  Ingressiv  oder  resnltativ  zu  cu- 
opäv  und  wenn  dieses  heisst  *' einen  Überblick  haben*',  so 
heisst  jenes  "einen  Überblick  gewinnen".  Hell.  6.  2,  29  gibt 
das  Folgende  selbst  einen  Atdialt  dafür,  dass  Kaid  hier  noch 
örtlich  zu  verstehen  sei:  "viel  weiter  nun  sahen  diese  herab 
als  die  auf  der  Ebene  (zuvor:  er  Hess  sie  in  die  Wanten 
klettern.  Ja,  es  steht  sogar  da:  ctqj'  uijjriXoTepoy  KaÖopüüvrcc!). 
Davon,  daes  KaOopäv  Hell.  2,  3,  55  *ingressiv"  sei,  ist  doch 
nicht  die  Rede  '^sowohl  GtJtter  rief  er  an  als  Menschen,  herab- 


356  Hans  Meltzer, 

zusehen,  herabznschauen  (bezw.  genau  anzusehen)  (auf) 
das,  was  sich  da  abspielte  (xd  TiTv6|Li€va  —  kursiv!),  "ihr 
Auge  ruhen  zu  lassen"  nicht  '"einen  Blick  herabzusenden". 
Viel  Kopfzerbrechen  hat  mir  Hellen.  1,  7,  7  gemacht. 
Es  wird  genau  heissen :  ""denn  es  war  spät  und  sie  hätten  die 
Hände  nicht  vor  Augen  gehabt  (oök  äv  KaOeüüpuüV,  vielleicht 
noch  "^von  oben  herab",  d.  h.  von  dem  jedenfalls  erhöhten 
Platze  des  Stimmenzählers  aus) ;  zu  dem  griech.  Ipf.  im  Sinne 
unseres  Plusqpf.  im  irrealen  Bedingungsgefüge  vgl.  u.  a.  Krü- 
ger Gr.  Sprl. »,  191  f.  und  Mutzbauer  Grdl.  28  ff.  —  Eine  von 
Purdie  nicht  angeführte  Stelle,  die  fast  unwiderleglich  fttr  sie 
zu  sprechen  scheint,  trage  ich  selbst  nach,  Xen.  Anab.  1,  8, 
26  cöv  TOUTOic  bk  uüv  KaOop^  ßaciX^a  xal  xd  6^9'  dKcTvov 
CTicpoc  Kai  €u9uc  ouK  7^v^cx€T0,  dXX'  elTTibv  TÖv  ävbpa  6pÄ 
Uto  ^tt'  auTÖv  Kai  Tiaiei  Kaxa  tö  cx^pvov.  Hier  meint  man, 
es  könne  gar  nicht  anders  lauten  als:  da  "erblickt  er  den 
König".  Aber  mit  derselben  Notwendigkeit  müsste  Aan  dann 
§27  auTÖc  T€  dTT^Oave  Kai  öktüü  .  .  .  fKcivxo  ^tt'  aöxip  über- 
setzen "^er  kam  selbst  zu  Tode  und  acht .  .  .  stürzten  über 
ihn  hin",  während  es  eben  wider  all  unser  Erwarten  heisst 
'Tagen  über  ihm"  (wie  man  nämlich  hintendrein  gewahrte). 
So  ist  1,8,26  zu  geben:  "unter  diesen  befindlich  hat  er  (auch 
schon)  den  König  im  Auge,  und  sofort  hielt  er  nicht  zurück, 
sondern  sprach  ''Ich  habe  meinen  Mann  im  Auge"  und  sprengte 
(ipf.  schildernd)  auf  ihn  los  und  stösst  ihn  auf  die  Brust". 

5)  GedoMai  (IF.  9,  100—102). 

Da  dieses  Verbum  zweifellos  imperfektiven  Stamm  hat, 
so  kann  d0eacd)iTiv  ebenso  gut  ""konstativ"  "habe  geschaut"  als 
ingressiv  "bin  ins  Schauen  eingetreten"  bezw.  effektiv 
"habe  erschaut"  bedeuten.  Darum  verzichte  ich  darauf  Pur- 
dies  Beispiele  dieses  Tempus  einer  z.  T.  abweichenden  Beur- 
teilung zu  unterziehen.  Dagegen  weise  ich  darauf  hin,  dass 
Kaxa-  und  cuv-0€ui)iai  sich  als  leicht  verschieden  abgetönt  wer- 
den ansehen  lassen  wie  bei  6päv  sowie  ferner,  dass  auch  hier 
der  Hiat  nicht  übersehen  werden  darf.  Polyb.  7,  4,  8  "da 
sie  so  recht  überschauten,  vor  Augen  hatten"  (imper- 
fektiv, parallel  vojaiZ^oviec).  Bes.  deutlich  das  von  Purdie 
nicht  augeführte  Beispiel  Xen.  Anab.  3,  1,  19  "ich  hörte  m'e- 
mals    auf  (dTtauöiLiTiv  ipf.)    den   König   zu    preisen    (|LiaKapiZuiv 


Vermeintliche  Perfektivierung  xisw. 


857 


I 


präsOj    wenn  ich   mir  m  recht  nach  Herzenslust   oder 

nach  dem  anderen  ansah"  (fcuaecuüjLievoc  kursiv). 


eines 


6)  Oeujp^uj  (IK  9,  102—105). 

Hierfür  gelten  dieselben  Bemerkungen  vvie  für  dm  voran- 
gehende Zeitwort 

Polyh.  Ij  f>3,  5:  während  Purdie  sonst  dem  Zusauimen* 
bang  die  ihm  gebührende  Berücksichtigung  fast  gar  uicbt 
schenkt^  läest  sie  sieh  hier  durch  ihn  zu  einer  ganz  unmög- 
lichen Auffassung  des  Simplex  ÖEujpujv  als  eines  Perfektivums 
verführen.  Hier  haben  wir  vielmehr  einmal  in  dessen  Ent- 
sprechung mit  CDvvoricac  (nach  Purdie  raüsste  es* doch  wenig- 
stens genau  umgekehrt  8cuipr|cac  und  cuvvouiv  heissen!)  etwas 
Ahnliches  wie  den  m  überaus  häufigen  Wechsel  zwischen  Aoj'ist 
und  Imperfekt  in  Erzählungen*  Wir  haben  also  ganz  einfach 
wiederzugeben,  wohei  der  innere  Grund  des  Wechsels  ja  ganx 
klar  ist:  Himilko  "vernahm  das  Geschrei  < momentaner  Akt) 
und  da  eben  der  Tag  allniäldieh  aufging  (yTtoqpctivoücfic  —  praes. 
kursiv),  80  schaute  er  (kursiv)  den  Vorgang  (t6  TifvöjLievov, 
praes.  kursiv r.  Üass  auch  das  Simplex  Oeuupficai  perfektiv 
sein  kaim,  gibt  Purdie  entgegen  ihrem  Grundsatz  zu,  bemerkt 
aber  nicht,  wie  7,  15;  6;  7;  9  nach  Büttner- Wobsts  einleuch- 
tender Lesung  handgreiflich  wieder  zeigen,  dass  der  Wechsel 
zwischen  Beuipficai  und  cuv€9eujpT|ctv  im  wesentlichen  durch 
das  Hiatusgesetz  bedingt  wird!  Ihre  Feinfühligkeit,  womit  in 
drei  nicht  stinunenden  Fällen  das  Kompositum  von  der  Erhal* 
tung  der  r>rtlichen  Iknleutung  der  Präposition  hergeieitet  wird, 
übersteigt  wohl  aller  Leser  Nachempündungsverraögen.  Dass 
Thukydides  und  Xenophon  gar  nichts  beisteuern,  spricht  nicht 
für  die  Voraussetzung. 

7)  (puXdTTUJ  ilF.  9,   105—107), 

a)  Auch  hier  braucht  der  Aorist  des  Simplex  nicht  immer 
"konstativ**  zu  sein,  an  manchen  Stellen  ist  er  es  sicher  nicht, 
sondern  ingressiv,  z.  B.  Polyb.  11,  ^5,  2  "bevor  kriqierliche 
Sehädliebkeitsursachen  eintreten^  ist  es  möglich,  Sichcrlieits- 
massrcgeln  zu  ergreifen  ( (puXdHftcOat)  und  wenn  sie  entstanden 
sind,  leicht,  Abhilfe  zu  schaffen"  fßor|6iicai). 

b)  Umgekehrt  mOehtc  ich  glauben,  dass  bei  Verben  wie 
biCMpuXdxTeiv,   biaiTipeTv,    biaßiouv,   öiarcXtiv,  biaxiTvecSai  -usw* 

tndo^eraiftTiIschc  For^ohmigen  XII  d  u.  i,  24 


Häö!?  Meltzer, 


die  ZusanimeiiHetxuiig  mit  der  Präposition  stets  "ktmstativ**, 
nicht  aber  perfektiv,  in.  n.  W.  stets  linear-perfektiv  oder 
höclistcns  "iHinktiialisicrend",  nie  aber  puuktuell-perfektiv  igt: 

"er  biU  die  ganze  Spanne  hindurch  bewahrt" •  (Btasg 

Rhein,  Mus*  44  (1889),  424).  So  würde  also  genaii  um- 
gekehrt als*  Purdie  meint,  einmal  der  Fall  eiutreteu, 
daS8  das  Koinposiltim  gegenüber  dem  Simplex  ent- 
schiedener '"durativ"  ist.  Bes.  klar  ist  das  z.  B.  Demostb. 
PhiL  1,15  TIC  .  . .  irapacKEufi  • . .  bia^eivai  buvncerai,  cujc  öv. , 
biaXnciij^eÖa  töv  TföXejuiov,  wo  im  Nebensatz  der  Endpunkt  ge* 
genannt  ist;  ähnl.  auch  Ael.V.  H.  7,  15  iv  d^oücia  Kai  ä^adia 
KöTaßiüjvai  sei  das  Schlinunste,  natürlich  lue'xpi  Savaiou:  "Hin- 
leben  bis  zum  Tode".  Übrigens  ist  auch  hier  der  Hiat  in 
beachten  z.  B.  Polyfj.  7,8,  7  frri  p^v  dßiujcev  ^vevriKOvra,  hu- 
(püXa£e  b€  xdc  üicSriceic  äTTCtcac  n,  a.  a.  Stellen, 

c)  Der  Präsen8Htamm  des  Kompositum»  ist  nicht  perfek- 
tiv, sondern  ausgeprägt  kursiv-finitiv:  10,  16,  8:  *'Sveuii  die 
eine  Hälfte  die  Wendung  zur  Plündernng  vollftlhrt  liat  (ipd- 
TTüJViai  punktuell-perfektiv),  die  aiulere  aber  in  Reih  wnd  Glied 
verbleibend  (biacpuXdxTOVTec  impeTfektiv)  diesen  als  Riiekhalt 
weiter  dient"  (^qptbpeuujct  imperfektiv).  HOchst  merkwürdig, 
von  Purdie  aber  leider  nicht  vollständig  ausgeschrieben^  ist  18, 
iMj  B:  TTCitp€KdXouv  toüc  AitujXouc  hm  wXciövyyv  p€ivai  ^ttI  xfjc  €£ 
dpxT)c  aip€c£ujc  Kai  biacpuXdxTtiv  Tf[V  Tipoc  *Paipaioi>c  eövoiav, 
direkt  ^eivaxe  kui  biatpuXdxxexe!  '''sie  munterten  die  Aetoler 
ausführlicher  auf  bis  ans  Ende  zu  bleiben  {linear- perfektiv 
•)  und  die  Ergcbenbcit  gegen  die  Kömer  fortwäh- 
rend zu  bewalnTu [•]  fkursiv-finitiv). 

An  Polyb.  füge  ich  eine  Stelle  cbeDfalls  aus  einem  späten 
Schriftsteller  an,  die  stark  gegen  Purdie  spricht  und  die  be- 
Bimders  Hewieht  hat,  weil  sie  von  einem  der  Begründer  der 
griechischen  Syntax  selbst  herrührt  ^  von  Dionvsius  Thrax 
!?52,  2  Uhlig:  ''man  niuss  bedenken,  dass  etwas  Gewünschtes 
sich  entweder  auf  die  Erstreekung  in  der  Gegenwart  mapd- 
xaciv  xou  ^vecxdixoc)  beliebt,  tlamit  es  in  ihr  dauernd 
geschehe"  (biatiTvn^ttLJ-  D*^^  i^t  ja  doch  auch  für  jeden 
selbstverständlich,  der  sich  erinnert,  dass  durch  dieses  luid 
verwandte  Verben  mit  dem  Partizip  eines  anderen  Zeitworts 
die  Handlung  des  letzteren  als  immer  während  o.  ä.  vorge- 
führt werden  soll.     (Krüger  Gr,  Sprehl.-^  S.  'JIB). 


I 


I 
I 


Vf?rmeintliche  Perfcktivierniig  usw. 


359 


^ 


I 
I 


^ 


Für  Tlnikydides  und  Xenoplioii  gilt  natttrlicli  dasselbe; 
den  methodischen  Fehler,  den  wir  schon  oben  erwähnt  haben, 
den  der  petitio  prineipii,  begeht  Piirdie,  wenn  sie  Xen.  Cyr.  7, 
2,  5  qpuXdTTOviac  und  7,  2,  7  biaqpuXdSaci  als  Beweis  dafür 
anführti  dass  das  Simplex  "durativ",  das  Konipomtuni  aber 
perfektiv  sei;  das  wäre  natürlich  nur  niöglich,  wenn  es  auch 
biaqpuXotTTOuci  hicsse!  Er  ist  höchst  lehrreich  Cyr.  5,  1,  2;  3; 
4  "er  befahl  ihm  die  Frau  bis  ans  Ende  zu  bewachen"  (bia- 
(poXd£ai  linear-perfektiv);  dann  von  derselben  Handlung:  "diese 
also  haue  Kyros  befohlen  bis  auf  weiteres  7A\  be wachen 
tbiatpuXdxTetv  —  kursiv-termiuativ)  dem  Araspes  — j  nämlich, 
bis  er  sie  selber  hole  (l\uc  fiv  autöc  Xdßri).  Letzterer  Zusatz, 
der  den  Endpunkt  an^nbtj  scheint  ja  daftlr  zu  sin-echen,  dass 
das  Kompositum  doch  mit  Purdie  perfektiv  zu  verstehen  sei. 
Allein  die^e  Bestimmung  ist  erst  hinterher  sozusagen  als  nach- 
trligliche  Berichtigung  angehängt  und  beim  Aussprechen  des 
biaqpoXdTxeiv  noch  nicht  als  wesentlich  empfunden  ^^ewcsen, 
wie  schon  die  Stellung  zeigt»  Endlich  kommt  noch  "hast  du 
die  Frau  gesehen,  die  du  mich  bewachen  (cpuXdTteiv)  beis- 
«est":  im  wesentlichen  genau  dasselbe  wie  biacpoXaiTtiv. 

So  scheint  es  uns»  dass  bes.  an  dieser  Gruppe  Furdies 
ßati  in  allen  Punkten  scheitert, 

8)  T^p\JJ  (ir.  9,  107—110). 

Das  Verbiini  verhält  sich  wie  cpuXdTxuj,  weshal!>  wir  kurz 
darüber  hinweggehen.  An  manchen  Stellen  kann  Purdie  selbst 
keinen  Untersebied  von  Simplex  und  Kompositum  finden;  hit- 
Tnpiic€  wie  biccpuXal€  nach*PoIyb.  7,  8,  4  linear-,  nicht  punk* 
tuell-perfektiv;  1,  45,  14  und  sonst  wie  4,  60,  10  mrkt  der  Hiat. 

9)  vo€u>  (IF.  M,  110—112). 

Aneh  hier  ist  zu  erwidern,  a)  voeiv  heisst  nicht  bloss 
durativ  "im  Sinne  haben",  sondern  auch  incobativ  fallmählich 
od,  ä.)  bemerken,  z.  B.  Polyb.  4,  40,  6  voetcöuj  (wo  andernfalls 
w^ohl  evv€voiic0aj  stände),  b)  Der  Aorist  des  Simplex  evörica 
ist  auch  Ingressiv,  wie  Purdie  selbst  einräumt,  c)  Das  Kom- 
positum ist  im  Präsensstanmi  imperiektiv,  vgl.  3,92,10  Kaia- 
voil/v  .  .  .  .  Kai  Betjüpiuv;  die  Stelle  9,  28,  8,  die  sieh  Fur- 
dies Willen  gar  nicht  fügen  mag  und  der  sie  mit  der  Vermu- 
tung  beizukonunen   sucht,   dass  Kctid   hier   regelwidrig   seine 


460  Hans  Meltzer, 

Stoffliche  Bedentnug  beibehalten  habe,  so  dass  xaTavoctv  hiesse 
''genaue  Kunde  haben  von",  ziehe  ieh  gleichfalls  hierher 
und  übersetze:  "'wie  Alex.  Theben  zerstört  hat,  das,  meine  ich, 
überlegt  ihr  euch,  bedenkt  ihr":  hoc  tos  puto  vobiscom 
reputare  o.  ä.  Thukydides  und  Xenophon  bieten  nichts  Auf- 
fallendes. 

10)  XoTiZoiaai  (IF.  9,  112  u.  113). 

Polyb.  3,  80,  5  soll  i|Li<ppöviüc  dXoTiZero  imperfectiv,  hin- 
gegen §  4  iTpdTMaci  cuveXo^iZieTO  perfektiv  sein ;  allein  erstens  ist 
der  Hiat  nicht  zu  übersehen  und  sodann  nimmt  letzteres  nach 
Ausweis  des  dabeistehenden  TrävTa  .  .  TaGra  jenes  einfach  auf; 
2,  26,  4  entspricht  dem  cuXXoti2!Ö|li€voi  ein  d90paiVT€C.  Xen.  Cyr. 
8,  2,  18  ist  XÖTicai  selbstverständlich  resultativ:  "zieh'  das 
Fazit!" 

11)  laavedvuj  (IF.  9,  114—116). 

Dass  der  Aorist  des  Simplex  nach  Purdie  sowohl  per- 
fektiv als  "konstativ"  auftreten  kann,  ist  schon  eine  Durch- 
löcherung ihres  Prinzips.  In  Wahrheit  femer  sieht  es  mit  dem 
letzteren  Gebrauch  etwas  zweifelhaft  aus,  weil  die  Wurzel 
punktuell  ist  (Delbrück  V.  S.  2,  lOß).  Damach  3,  32,  10 
"wie  sich  das  Erlangen  einer  Kunde  durch  Einsicht  unter- 
scheidet von  dem  durch  blosses  mit  den  Ohren  Vernehmen". 
Da  ist  es  natürlich  kein  Wunder,  wenn  KaTa)Lia0eTv  stets  per- 
fektiv ist  und  zwar,  da  Kard  zunächst  jedenfalls  allerdings  ver- 
stärkt, in  ausgesprochener  Weise.  Xen.  Hell.  7,  5,  9  ist  der 
Wechsel  zwischen  KaieiadvOave  und  fic0€To  Ausdruck  einer  in- 
haltlichen Verschiedenheit:  "da  er  sich  nun  nach  und  nach 
davon  überzeugte",  dann  aber  '"da  er  auf  einmal  gewahrte". 
Der  Abstand  braucht  kaum  viel  stärker  zu  sein  als  bei  den 
deutschen  "Scheideformen"  (s.  darüber  Paul  Prinz  ^  (1898), 
239  f.):  "da  er  sich  darüber  (immer)  klar(er)  wurde"  und 
"da  er  inne  ward". 

12)  leXiI)  (IF.  9,  116—118). 
Die  Verba  dieser  Bedeutung  sind  ebenso  interessant  wie 
die  des  Anfangens.  In  cuvieX^cai  müsste  nach  Purdie  die 
Perfektivität  eigentlich  dreimal  enthalten  sein  1)  im  Verbal- 
stamm (leXoc),  2)  in  der  Präposition  (cuv),  3)  im  Aorist.  In 
Wahrheit   ist  sie   wirklich   ausgedrückt   freilich   bloss  einmal. 


Vermemt liehe  Perfektivierun^*'  usw. 


atil 


I 


I 


nämlich  nur  durch  den  Aorist.  Denn  auch  hier  kann  oian 
sieb  auf  die  Aufangsstadien  des  V^jllendens  beschränken  und 
partem  pro  toto  geben  und  zwar  mit  cuvEieXEi  gerade  so  wie 
mit  iTik€L  Das  zeigt  Polyb.  4,  81  sehr  schi'm:  KiveTv  ^TreßdXeto 
(versuchte)  la  KaSecTubia  .*.  ^TiTvtTO  irpöc  t6  (tu>?)  cuvre- 
X€iv  Tf)v  inivoiav  (machte  sieb  alimä blich  an  den  Ve rauch 
seinen  Anscblag  zu  bewerkstelligen).  Zuerst  —  brachte  er,  wie 
wir  dann  seben^  dies  auch  fertig  —  cuvTeXecdpevoc  aor.!  —  aber 
zum  vollen  Absehluss  gelangte  er  nicht,  drum  äÖÜMUic 
bi€K6iT0,  dTT€Xü/pet  Xttöpaiujc,  .  ,  .  ^KTreiTTUJKujc!  20,  84  rouc 
Td|iotJC  cuvieXu/v  .  .  ,  bieipitpe  tov  x^^M'JLäva  ""damit,  dass  er 
8  0  nach  und  nach  die  Hoebzeitsfeierliehkeiten  ins  Werk 
setzte,  verbrachte  er  den  ganzen  Winter*". 

13)  TTpdccu)  (IF.  9,  118—121). 

Hiermit  steht  es  ähnlich  wie  bei  leXüj.  Polyh.  32,  25, 
10  oubtv  bt  TTpotTTeiv  öuva^evoc  dTiiipcv  soll  selbst  das  »Simplex 
perfektiv  sein!  Das  iat  eine  Verwechslung,  die  auf  dem  Über- 
sehen der  Thatsaehe  beruht,  dass  auch  ein  Zeitwort  des  einem 
Zielezustrebens  imperfektiv  gebraucht  sein  kann.  Diese  Verben 
sind  eben  alle  (finitiv-)  terminativ,  weder  perfektiv,  noch  "pu- 
rely  durative.""  TrpdTxuj  hängt  zusammen  mit  TT€püj  und  heisst: 
^'hintl herfahren^  durebfahren,  dem  Ende  zuführen,  (be)treiben, 
handeln,  tbnUj  sich  befinden".  S  o  ist  oben  zu  tibersetzen ;  "da 
er  nichts  vor  sich  zu  hringen  vermochte",  cum  nihi]  pro- 
ticeret  {npdlai  etwa  =  ef-ficeret).  Ebenso  macht  bei  Thuk.  2, 
101,5  eTTeibri  oubtv  eTipdcceio  wahrlich  keine  Schwierigkeiten; 
es  bedeutet  eben  "cum  nihil  procederet,  cum  res  haesitaret, 
-als  nichts  vor  sieh  gehen  wollte",  wie  Purdie  z.B.  zu  1,  40, 
2  richtig  sagt  ""seek  to  acconiplish''  und  zu  Polyb.  3,  4,  7 
biaTTparroia^vuiv  "Svere  just  completing". 

Angefügt  sei  noch,  dass  nach  dem  Index  verborum  der 
grossen  kritischen  Ausgabe  der  Hellenika  Xenophons  von  Holder 
dort  nur  der  Aorist  Kax^wpcifa  erscheint,  nie  aber  KaT^TTpaiTOV, 
auch  ein  Fingerzeig,  welches  Tempus  damals  perfektivierte 
und  welches  nicht! 

14)  Kivbovcuiu  (IF.  9,  121—124). 

Das  Verb  ist  ebenfalls  nicht  so  rein  durativ  wie  Purdie 
voraussetzt  ("to  be  in  danger,  be  engaged  in  cooflict,  to  fight*'). 


Hanfi  Meltzer, 

sontiero  niivh  int'ohativ,  wie  sie  denu  Tbuk.  2,  65^  4  (liea  7) 
KivbuvtiJOVTac  selbst  ^ibt  mit  ''iniperir',  a)  Der  Aorist  de$ 
Simplex  ivivbuv€uca  lieisst  nicht  bloss  ■'kotistativ"  ''bio  in  Ge- 
fahr gew  es  en'*^  sondern  auch  iiigressiv  "habe  mich  in  Gefahr 
begeben"  z.  B.  Polyb.  4,  \2^  13  aiTavTec  dv  €Kivbuv€ucav 
omnee  in  pericnliim  incidissent.  b)  Der  Präsensstamni  de« 
Kompositums  ist  nicht,  perfektiv,  sondern  kiir&iv-terniinativ; 
ich  greife  das  von  Purdie  mit  Unrecht  nicht  iranz  ausgeschrie- 
bene Beispiel  17,  3,  4  flf,  heraus:  dort  entsprechen  laater  Inf. 
actionis  infectae:  ^dxecöai,  dvaipeiv,  KaxacpÖeipEtv,  xexp^cSa^ 
biaKivl>uv€U€rv,  TrdvTa  Troieiv  (peib€c6ai  =  ^jiidxovTo.  dxe- 
XPnvTO,  biCKivbuveuov  usw.;  fasst  man  dies  nicht  ebenfalls 
als  imperfektiv,  so  nimmt  man  ihm  willkürlich  die  Farbe  seiner 
Umgebung.     1,  84,  9  ist  der  Wechsel  wühl  begründet;  ''so  dan 

sie  weder  sich  durchzukämpfen  (als  Linie  gedacht  } 

wagend,  noch  zu  entlaufen  (als  Punkt  gedacht  ■)  vermögend" 
usw.  Unmittelbar  darauf:  npöc  jitv  ^äp  xöv  Kivbuvov  ouk 
^ToXpuJV  ihiy/ai  wie  eine  Umschreibung  des  vorangehenden  jirJTC 
bioKivbuvtiieiv  ToXjiüüVTac.  d)  An  eich  versteht  es  sich  für  uns 
von  selbst,  dass  auch  der  Aor,  des  Koinpos,  bi€Kivbuv€uca 
"konstativ"  d.  h.  linear-perfektiv  oder  ''punktualisierend"  sein 
kann  ''ich  bin  hindurch  in  Gefahr  gewesen"  o.  ä.;  doch  habe 
ich  kein  Beispiel  aufgefunden*  Da  dies  reiner  Zufall  ist,  so 
erscheint  auch  an  diesem  Verbnm  Purdies  Satz  in  allen  Punkten 
widerlegt. 


1 


I 


15)  apxOMai  (IF.  9,  124—126). 

Die  Sache  liegt  u.  E.  nicht  so^  wie  Purdie  meint,  di 
ÖpXu>  durativ  wäre,  dagegen  KaidpxuJ  perfektiv^  den  ''Moment 
des  Loöbrcchens"  bezeichnend.  Vielmehr  giebt  auch  das  letz- 
tere ein  linear -imperfektive  Handlung,  nur  mit  dem  Unter- 
schied, dass  öpxuj  zweiseitig  ist:  a)  kursiv:  *bin  der  erste, 
herrsche"^,  b)  incohativ:  "'mache  mich  (allmählich)  an  den  Anfang", 
dagegen  KaidpxuJ  bloss  das  letztere.  Demgemäss  ist  der  Aorist 
fjpEa  a)  "konstativ" ;  "bin  Herrscher  gewesen"  b)  perfektiv- 
ingressiv:  ""bin  zur  Herrschaft  gelangt'*  bezw.  "bin  in  den 
Anfang  eingetreten",  dagegen  KaiiipEa  nur  perfektiv  und  zwar 
mit  Beschränkung  auf  die  ingressive  Abtönung.  Giles'  (Vgl. 
Gn  d.  Kl  Spr,  übers,  v.  Hertel  1896,  S.  368)  Vermutung,  öpxo- 
fiai  sei  vielleicht  ein  sog.  Aoristpräsens  zu  fpxoMcti,  ist  zn  nu- 


4 


I 


Vermeintliche  Perfektivierunji'  usw. 


sieber  (vgL  nur  Prellwitz  Gr.  Etyiii,  S.  34)^  um  irgeuwie  als 
Ausgangspunkt  für  Schlüsse  auf  die  Redeutiing  zu  dienen. 
Überdies  s.  Herbi^  IF.  6,  238,  Wir  gehen  zu  eini|j:en  Bei- 
8pioleD  über: 

a)  Dass  das  Präsens  des  Simplex  von  Homer  bis  Poly- 
hius  apx^iv  "perfektiv"  sein  soll,  ist  wiederum  eine  Bcbauptung, 
die  als  richtig  zugegeben  alle  und  jede  wissenseliaftliebe  Er- 
fassung der  griechisclien  Zeitenlehre  völlig  unmöglich  machen 
würde.  Polyb.  2,  45,  6  öpfiricctvT€C  ^m  t6  Tro^uTTpaTHOveTv  Kai 
xeipujv  äpxeiv  dbiKiuv  zeigt  doch  sclion  der  Parallelismus,  dass 
wir  es  mit  incohativer  Bedeutung  zu  thun  haben;  ebenso  wäre 
es  hei  KaTotpxeiVj  das  nach  Vokal  stehen  würde,  wegen  des  Hiats 
wie  in  Frgnu  57  toO  pn  KaiapxovTec  cpaivecOai  x^ipujv  dbiKcüv. 

b)  Dass  das  Präsens  des  Kompos.  linear  ist,  zeigt  «.  a. 
lö,  19,  2:  pAXovToc  tivoc  .  .  ,  dviiXcteiv  .  .  .  koX  KaxapxcH 

e)  Dass  der  Aorist   auch   des  Simplex  perfektiv  ist,   er- 

giebt  etwa  8,  13,5;  dpEdpevoc  dno  lamryc  kqI  irpoßdc  ''wobei 
er  den  Anfang  ergriff  bei  dieser  und  den  Fortschritt  er- 
reichte"'. 


I 


16)  Kat^TTaucci  (IF.  9,  127—128). 

Hierzu  habe  ich  bloss  zn  bemerken,  dass  es  hei  Homer  nicht 
steht,  dass  zwischen  Präsens-  und  Aoriststamm  kein  sicht- 
barer Unterschied  wäre;  vielmehr  bezeichnet  der  erstere  natür- 
lich wie  überall  das  Aufhören  unter  dem  Bilde  einer  allmählich 
verlaufenden,  den  Endpunkt  thatsächlich  nicht  erreichenden 
Linie,  der  andere  entweder  linear-perfektiv  unter  dem  einer 
Linie  mit  Endpunkt  oder  momentan -perfektiv  eines  Punktes 
allein. 


k 


17}  XiiTUJ  (IF.  9,  128  u,  129). 

Dieses  Verb  bietet  etwas  Eigenartiges,  insofern  es  nach 
A.  Weiske  ßem.  z.  Kochs  gr.  Sehulgr.  wie  nach  Prellwitz  Gr. 
Etym.  B.  V.  mit  unserem  "schlaff,  schlafen"  zusammenhängend 
ein  all  m  ä  h  1  i  c  h  e  s  Aufhören  bezeichnet.  Demnach  muss  Fnr- 
die  zugegeben  werden,  dass  ^XtiSa  "^konstativ"  sein  kann  "habe 
allmählich  aufgeliört".  Andrerseits  aber,  m  gut  zu  ßaciXcuuj 
der  Aor.  tßaciXcuca  aneh  bedeutet  "gelangte  auf  den  Thron", 
80   gut   kann  f\r|Ea   auch    heissen   gelangte   zum  Aufhören, 


364 


Hans  Meltzer, 


trat  darin  ein"  o,  a.  M.  E»  sind  nun  die  vod  Purdie  beig«- 
zogenen  Stellen  Bämtlich  so  aufznfasBen,  x.  B,  15,  21,  5  od 
büvavxai  XnEtti  jf\c  dvoiac  =  öTraXXatnvai  ''sie  können  nicht  Ion- 
kommen  voir.  Ferner  wird  KctieXriEa  mit  seiner  präpositio- 
nalen  Vei*stärknng  ^emphasis''  Pnrdie  S,  125)  eindeutig  per- 
fektiv sein  wie  KOtTaXriYLn  fiuitiv,  während  \r)f\3j  allein  mcbr 
knn^iv  ißt. 


1 


18)  KaiaMeXXuu,  m^Xu)  (IF.  9,  129  u.  130), 

Letzteres  soll  durativ  sein  und  heissen  ''stOgern,  Zeit  ver- 
geuden'" u.  a,,  erstcrcs  "das  Ergebnis  des  Aufachiebens  er- 
reichen, d,  h.  versäumen,  vernachlässigen,  ablehnen''  usw.  Da« 
ßeheint  mir  nicht  ganz  richtig,  insofern  auch  das  Komporitum 
z,  B.  Polyb.  4,  30,  2  cufTVULJ^riv  e'xeiv  uirepTiBe^evoic  Kai  Kaia- 
ptXXouci  Kai  KaöoXou  bebiöci  u.  sonst  im  Sinne  des  einfachen 
Zogernn,  Zander ns»  also  ganz  wie  das  Simplex  gebraucht  wird; 
aber  auch,  wenn  Purdics  Begriflsbestinimung  richtig  wäre,  so 
würde  doch  darans  nur  folgen,  was  wir  schon  lange  wisseD,  fl 
dass    viele    intransitive    Verben    durch    Präfigierung    trausitit 

werden:  hier  wäre  also  ''effektiv''  wie  oben  bei  Funk  im  Siuue   

Yon  "^traiisitiviercnd"  angewendet,  womit  über  die  Aktion  noch 
nichts  gesagt  ist. 

19)  KaiaTUJviroinai  (IF.  9,  130—132), 

Selir  klar  tritt  die  soeben  gemachte  Bemerkung  auel 
an  diesem  Zeitwort  hervor,  Sie  wird  schon  dadurch  be- 
leuchtet,  dass  man  dxujviEojütai  tivi  oder  Ttpoc  iiva,  dagegen 
KaxaTuiviEoMoi  Tiva  sagt;  das  Simplex  ist  kursiv,  das  Kom- 
positum tinitiv;  dem  entsprechend  bedeutet  1)  iiTUivicaio  a) 
punktuali.sierend  ""hat  gestritten",  b)  ingressiv  ''trat  in  den 
Streit  ein",  2)  KairiTtuvicoTo  perfektiv  "wurde  im  Streite  fertig 
mit";  der  Unterschied  läuft  etwa  auf  dasselbe  hinan»  bei  un- 
serem "ringe  mit  einenr  und  '"ringe  einen  nieder".  Man  sieht, 
es  bleibt  stets  ''the  füll  material  meaning  of  the  Kam  retaiued" 
und  auch  letzteres  kann  leicht  als  verlaufende  Handlung  vorge- 
stellt werden.  Für  Pnrdie  nicht  nur  'Mifficult*",  sondern  uuer- 
klärbar  ist  die  schöne  Stelle  von  der  unhesicgiichen  Kraft  der 
Wahrheit  13,  5,  5  ndvTUüv  fouv  auitiv  KaraYUJVtilOjLieviüV 
KaTaxuJviCeTai  id  q^euboc:  hier  liegt  die  Erfolglosigkeit  des 
ersten  Verbs  zu  Tage   und  auch   beim    zweiten  ist  das  Ziel 


Vermeintliche  Perfektiviermig  usw.  d€S 

nicht  als  erreiclit  betont,  sondern  nur  ins  Auge  gefasst.  Für 
das  erreicbte  hätte  sich  dem  Schriftsteller  ganz  von  selbst  der 
Aor.  gnom.  KaTTiTiAJvicaxo  dargeboten.     S.  a*  Herbig  §  46  Scbl. 

20)  biopTiIoMai  (IF.  9,  132  u.  133). 

Es  ist  nicht  die  Rede  davon,  dasa  öpfiilecOai  nur  hiesse 
^'zornig  sein",  biopYiSeceai  "Ingressiv -perfektiv''  '*in  Zorn  ge- 
raten'', sondern  jenes  bedeutet  a)  allmählich  zornig  werden  b) 
zornig  sein,  und  letzteres  dasselbe^  nur  verstärkt,  "sehr,  heftig" 
o.  ä.,  sofern  nicht  bloss  lliatusrüeksichten  obwalten.  Ent- 
gangen ist  Purdie,  dass  Polybius  sich  gerade  bei  diesem  Ver- 
bum  als  awsgeprägter  Freund  der  Präpositionen  zeigt;  so  ist 
zu  2,  8,  13  bvopYKÖt'vrec  beiznziehen  §  12  ^tri  tocoutov  ^Eujp- 
ficöri  und  zu  4,  4,  4  biopTicBcic,  §  7  irtpiopTvcOeic*  Bei  Thuk,, 
soweit  er  angeftihrt  wird,  hat  mau  6pYic9T|vai  überall  zu  ver- 
stehen als  ''in  Zorn  geraten",  iugressiv,  nicht  "zornig  gewesen 
sein'*»  '^konstativ". 

21)  keiuj  :  ^cpatov  (IF.  9,  133  u,  134).* 

Wir  treffen  hier  wieder  einen  recht  einleuchtenden  Be- 
leg für  die  Unhaltbarkeit  von  Purdies  Annahme:  fcpaTOV  soll 
natürlich  als  Simplex  "konstativ"  sein  "habe  gegessen  —  bin 
mit  Essen  beschäftigt  gewesen".  Dagegen  KaraqpaT^tv  soll 
bezeichnen  '"aetual  consuniption  of  the  food".  Dannt  halte  man 
znsammen  Delbrück  V.  S.  2,  257  "Iqpafov  den  Akt  der  Speise- 
aneignung  bezeichnend"  Xen.  2,  3,  16;  4,  8,  20  wie  Poljb. 
8,  12,  3  stimmen  durchaus  hierzu. 

22)  hvm  (IF,  9,  134  u.  135), 

Dass  das  Kompositum  nicht  perfektiv  ist,  zeigt  x.  B.  der 
Parallelismns  5,  47,  2  ßaTriiEo^evoi  Ka\  KarabüvovTcc  usw.  Bei 
Homer  wird  buvai  und  Kaiabövat  kaum  "konstativ"^  gebraucht 
sein,  >veil  die  Wurzel  punktuell  ist  (vgl.  Mutzbauer  GrdU  S*  169), 

23)  Kaeiluu  und  KaeeCo^ai  (IF.  9,  135-^138). 

muss  ich  übergehen,  weil  diese  Verben  ganz  besondere 
Schwierigkeiten  bieten,  die  man  nur  in  einer  ausgebreiteten 
Einzelarbeit  behandeln  könnte. 

Die  hier  zu  lösenden  Schwierigkeiten  liegen  besonders 
nach  der  Richtung,    dass  hier  noch   weniger   leicht  als  sonst 


366 


Hans  Meltzer, 


oft  ZU  bestirijiiieu  ist,  ob  eine  Fnrm  imperfektiven  oder  sio- 
ristischen  Sinn  bat,  und  da^  bangt  wieder  rait  dem  umstände 
znsanimenj  dass  die  Priisensstämnie  liier  in  aiiffallcndeni  Masse 
tbeilnebnien  an  der  Mebrgeitigkeit^  von  der  Delbrück  V".  S.  2. 
69  linndelt.  Almliehe  Verbältni8st*  treffen  wir  im  Mhd.,  für 
das  G.  CurtiuB  (ErL=*  S.  186)  anführt  ''ron  dem  msse  shhr  (= 
treten,  absteigen),  aber  anrh  in  oberdeutsehen  Mnndarten;  z,  B. 
sagt  man  schwäbiseb  aitz  uf  rfj  Müf,  Ifg  ins  hett^  stand  nä 
en  (h  w^g  =  "setze  dich,  lege  dich,  stelle  dich  nicht''.  Selbal 
fichriftdeutsch  begegnen  uns  wirklich  erstannliche  Fälle  So 
ist  doch  "haben**  gewiss  ein  duratives  Zeitwort;  trotzdem  wnrd 
es  perfektiv,  wenn  ich  ausrufe:  'liabcn  Sie  Dank!*'  (=  em- 
pfangen Sie!)  oder  frage:  ""Könnte  ieb  vielleicht  bei  Ihnen  ein 
Pfund  Kaflfee  haben?''  (=  erhalten). 


I 


25)  KctTOTTTeuuj  (IF.  9,  138).  ^ 

Das»  das  Koniposituna  nicht  perfektiv  ist,  ersieht  mao 
ans  dem  Nebeneinanderstehen  von  15,  11,  10  ßX^neiv  auiouc 
^KcXeue  Kai  .  ,  ,  KaTOTticueiv.  Wie  22,  9,  <3  irtpiijei  KaTOTrreuujv 
(zugleich  Hiatvermeidung!)  der  Sinn  soll  perfektiv  sein  knnneu, 
ißt  mir  ganz  unverständlich.  Für  uns  bes.  wertvoll  ist  uua  , 
natürlich  die  gar  nicht  kleine  Liste  von  Ausnahmen,  die  Pnrdie  fl 
selbst  anfget^teilt  hat  (IF.  9,  139—151)  und  die  sich  ihr  im™ 
Satze  dörchans  nicht  fügen  wollen:  perfektiv,  anstatt  "konsfa- 
tiv"  wie  sie  Bollten,  treten  darnach  ausschliesslich  oder  hantig 
auf:  ^ctriv,  ftvinv,  Icxov,  ^Kupieuca,  cKpairica;  andrerseits  sind 
Komposita  'Miirativ",  die  perfektiv  Kcin  müssten,  z.  H.  xaxcxuj, 
und  endlich  sollen  gar  Präsentia  von  Simplizien  (wie  fmai, 
€Übuü,  xiTVibcKui,  Kpaiiju)  perfektiv  sein!  Angesichts  solcher 
Anarchie  hört  eigentlich  doch  alle  und  jede  wissenschaftliche 
Erkenntnis  auf  und  fängt  die  Willkür  an,  von  der  ein  alter 
Spruch  sagt  xö  xoi  xoTtdEeiv  xoö  cdcp'  €i^^val  bixa!  Um  auf  einige 
Einzelheiten  einzugehen,  so  zeigt  Polyb.  3,  81,  10  xüx*cx'  dv 
Tüuv  öXujv  KaxaKpaxoiTi  verglichen  mit  §  11  fitvexai  iroXXdicic 
Kpaxeiv  xiDv  ävxiTaxxo|i^vu>v  zwar^  dat^s  Kom|ios.  und  Simplex 
in  der  Aktion  völlig  gleich  sind,  nicht  aber,  dass  dies  die 
perfektive  sei:  vielmehr  wird  durch  den  Präsensstamm  das 
die  Obcrhandgewinneu  in  seiner  Erstreekung  vorgemalt,  wäh- 
rend KaxöKpaxnceiev  äv  bexw*  Kpaxftcai  den  schliesseudcn  End- 
punkt gäbe.     Q  799   heisst  t'mxo  ganz  wie   immer   "sassen" 


Verraeiülliche  Perfekt!  vier  Eng"  usw» 


S0T 


I 


B  200  fico  Hüll  B  1 9 1  mOnco  "1)  I  e  i  b  s i  t z  e n !"  Thuc.  3,  97, 
2  übersetze;  '"^subterfugiebaiit  bomines  et  desldebant  (sasseii 
thatenlos  da)  in  cunibiis  oppido  iniminentibiis".  Q  10  Kaxa- 
KGi^evoc  ^'iiideiu  er  das  einernal  so,  das  aoderemal  so  dala^**.  — 
Thuc*  2,  65,  5  TTpouciri  "so  iange  er  an  der  Spitze  des 
Staates  ^estandeu  hat",  erklärt  sich  aus  dem  besonderea 
Umstand,  dass  bei  diesem  Verb  eine  Beziebung  nicht  bloss 
aufs  Präsens  'icxafaai,  sondern  aueli  aufs  Perfekt  ecTiixa  niüg- 
lich  war,  und  obendrein  stellt  der  Fall  eine  solch'  vereinzelte 
Ausnabme  dar,  dass  man  gerne  wissen  möchte,  ob  er  auch 
nur  ein  einzigesmal  sonst  in  der  gesamten  griecbischen  Litte- 
ratur  vorkoramt.  Die  von  Pürdie  dafür  angeführten  Belege 
sind  alle  hinfällig.  Polyb.  1,  31,  8  heisst  ''der  Rat  trat  so 
mannhaft  auf"  (^ciri);  1,  44,  4  "sie  gingen  auf  der  hohen 
See  vor  Anker"  {£cTncavj;  4,  71,  4  "da  niemand  in  den  Weg 
trat"  (cidvTOc),  'iCTa^ai  ist  nicht  durativ,  sondern  incohativ 
z*  B>  1, 19, 15  "da  ihnen  nichts  in  den  Weg  zu  treten  drohte^ 
Miene  machte"  o.  ä.  (kta^evou).  Xen.  Anab.  4,  8,  19  "die 
Feinde  machten  nicht  mehr  Halt"  (fciricav);  1,  2,  15  "er 
befahl  den  Griechen  so  Aufstellung  zu  nehmen  (laxÖTivai)  und 
so  Posto  zu  fassen*'  (cifivai).  "Freqnentativ* perfektiv"  ist 
kraiiai  nirgends^  auch  nicht  Thuc.  3,  23,  2,  wo  sonst  lauter 
schildernde,  die  Handhing  in  ihrem  mittleren  Verlauf  vorfüh- 
rende Imperfekta  stehen.  Wie  man  im  Griechischen,  aber 
auch  da  nur  bei  Homer,  die  perfektiv^iterative  Handlung  geben 
musste,  konnte  die  Verfasserin  ersehen  aus  der  lichtvollen  Dar- 
stellung bei  Mutzbauer  GrdL  S*  35  und  188  über  cid-CKt,  — 
YVüuvai  ist  natürlich  stets  zu  geben  mit  "erkennen"  nicht  "kon- 
Stativ"  mit  '^wissen,  Kenntnis  besitzen";  letzteres  kann  fx- 
TViiJCKeiv  sein  in  durativem  Sinn,  neben  dem  jedoch  der  iuco- 
hative  steht  "allmählich  erkennend  So  Polyb,  1,  1,  5  **wer 
ist  so  schlecht,  dass  er  nicht  zur  Erkenntnis  gelangen, 
möchte",  tvujvai,  woneben  5,  21,  (>  ''wir  wollen  alle  nicht  das 
fertig  dastehende  ErgebniSi  sondern  wie  es  zustande  kam. 
Sehritt  für  Schritt  kennen  lernen"  'riTviboceiv).  Letz- 
teren Gebrauch  nennt  Purdie  wieder  irrig  "frequentativ- per- 
fektiv" oder  z,  B.  Thuc.  6,  8,  2  gar  perfektiv.  Wunderlich 
ist  auch  ihre  Terminülo|j:ie  bei  Kax^xu^.  "Dies  soll  (nach  S,  148) 
*'pnrely  constative^  sein,  wozu  die  Übersetzung  stimmt  "to 
hold  in  posession'*,  nicht  aber  die  andere  ''to  oceupy"";  jeden- 


368 


Haiis  Meltzer, 


falls  in  der  Ubenvie^eiideu  Mehrzahl  der  Fälle  bedeutet 
Purdies  Ctruiidlehre  auch  das  Koiiipositum  küt^x^  eine  Dauert 
**im  Besitz  liabeir.  Das  Verbum  ist  übrigens  schwer  in  sei- 
ner Aktion  zn  fassen.  Es  scheint,  dass  die  Wurzel  segh  punk- 
tuell war,  wozu  Icxov  gehört  =  "ergriff'*,  daas  sieh  daim  akr 
die  lineare  Wurzel  ^egh  (in  öxeuu)  damit  verband,  woher  fcxov 
auch  =  "babe  gehabt"  Zu  ver^^.  hierllber  ist  bes.  Delbrück 
V.  S.  2,  108;  113  u.  Brugmaiin  Gr.  Gr.^  480  A.   1. 

Hiermit  sind  wir  zu  Ende  und  fassen  unsere  Hauptein- 
wände  nochmals  kurz  zusammen*  Wir  vermissen  Strenge  der 
Methode,  Hicherheit  im  Gebrauch  der  Termini,  Selbstbescbräih  ^ 
kung  auf  das  in  den  Texten  wirklich  Gegebene  unter  Abwü^f 
gung  des  Zusammenhangs.  Der  unterschied  der  Litteratur- 
Gattungen  (Epos  und  Geschichtschreibung)  ist  nicht  beachtet 
und  darum  beim  Aorist  eine  aus  stilistischen  Gründen  erklär- 
bare Abweichung  des  Gebrauchs  zn  verschiedenen  Zeiten  ab 
eine  Änderung  des  Inhalts  gefasst*  Die  Schlussfolgerungen 
entbehren  der  Unterlage  statistischer  Vollständigkeit  und  be- 
rücksichtigen ausschlaggebende  Vertreter  wie  Herodot  gar  niebl^l 

Ferner  rnussten  die  Aoriste  der  Komposita  zur  Vermei-^ 
dnng  der  pctitio  principii  von  Anfang  ausscheiden  (Flerbig  IF, 
6,  225),  und  es  durften  vollends  nicht  Imperfekte  von  Simpli- 
zien  mit  Aoristen  von  Kompositis  verglichen  werden.    Formeu 
wie  icTajiai  «sw.  halten  wir  fdr  nicht  durativ,  elbov  usw.  nicht 
für  *^konstativ**,  fipxuj,  yitviuckuj,  eübuj  (KaBeubuj),  öeujpu»,  xivöu* 
veijuj,  KpaTÜu^  öpili,  T€Xuj,  fmai,  Kd0r|Mai  nicht  für  perfektiv.     Die 
Beschränkung    auf  bid,  cuv,   Kard  erscheint   uns  zu   eng,    die 
Möglichkeit  verschiedener  Resultanten  bei  Verschiedenheit  der 
Komponenten    beachtenswert:    dvaßiüjvai  ist   ingressiv-,    Kaia- 
ßiuJvai  kursiv-,  tnaßiiuvai  tinitiv-perfektiv,  ^Tnßiiwvöi  "punktuali- 
sierend";  die  Fähigkeit  Perfektivität  durch  Präfigierang  anszn- 
drücken  ist  mangelhaft,  schon  deshalb,  weil  das  Erlosehenseim^ 
der   stoft'lichen    Bedeutung   der   Präposition    oft   sehr   schwer" 
festzustellen  ist.     Anstoss  nehmen  wir  an  der  so  entstehenden 
Mehrdeutigkeit  vieler  F^ormen  wie  uingekelirt  an  dem  Unistandi^^l 
dass   die   Imperfecta   mancher   Zusammensetzungen   (KaOttüpa)^' 
perfektiv  sein  mllssten  etwa  inmitten  lauter  anderer  Imperfecta, 
also  in  einer  Umgebung,  wo  sie  selbst  imperfektiv  (schildernd 
nsw,)  wirken  sollten,    Auch  wUrde  in  solchen  Fällen  ein  müs 
siger   übci-fluss   entstehen,    insofern   Imperf,    (Kaöeoipinv),   und 


Vermeintliche  Perfektiv ierung  usw. 

Aorist  (KaTcrbov)  zusammenfielen.  Ferner  heben  die  Präpo- 
eitioneD  jenachdeni  viel  mehr  die  durelrmesaene  Strecke  al& 
die  Riebtimg  aut8  Ziel  hervor  imd  wirkeo  teilweise  gerade 
umgekehrt,  als  Purdie  annimmt;  z*  B.  bia'<puXd£aceai  ist  linear- 
perfektiv — -•   '*sich    bis   aus    Ende    hüten",    cpuXaEac0ai 

daneben  auch  punktuell  (ingressiv)  "die  Voröichtsmassregeln 
ergreifen".  Bei  dno0vi^CK€iv,  KaiabapOdveiv,  KaOeiibciv,  Ka- 
6f|cGai  teilen  wir  das  GeftUil  HerbigB  (IF.  6,  230),  dass  hier 
ein  durativer  Neben  ton  heveinklingt  Dazu  wäre  zu  erwarten, 
dass  die  Komposita  im  Präsens  als  Fntura  aufträten,  was  nie 
geschieht, 

Purdies  veraieintliche  Entdeckung  scheint  uns  somit  in 
sieh  zu  zerfalleu.  Wir  teilen  vollkoratnen  die  gewichtige  Mei- 
nung von  Miklosich  VgL  Gr.  d.  Slav.  Spr.  4,  291 :  Träfixe 
haben  im  Griechischen  auf  die  Zeitart  der  Verba  keinen  Etn- 
rinss.  Was  im  Sla vischen  dm-ch  Prälixierung  und  durch  eigene 
Verbalthenien  erreicht  wird,  das  erreicht  das  Griechische  durch 
eine  Tempustbrm.  Dieser  Unterschied  besteht  nicht  bloss  im 
Alt-,  sondern  auch  im  Neugriechischen  und  die  Cbereinstim- 
mnog  von  Homer  bis  auf  unsere  Zeit  mit  dem  Slavischen"  nsw. 
Genau  auf  dasselbe  kommt  Herbig  IF.  6,  230  hinaug,  dass 
nämlich  eine  Annäherung  an  die  Perfektiviernng  im  Keime 
vorliege,  von  einer  wirklich  entwickelten  grammatischen  Kate- 
gorie dagegen  keine  Rede  sein  könne.  Wir  haben  dies  oben 
dahin  formuliert,  dass  die  Präfigierung  die  Aktion  durch- 
aus unverändert  lässtj  innerhalb  derselben  jedoch  ge- 
wisse Schattierungen  bewirken  kann,  im  Präsens 
bes.  die  finitive,  im  Aorist  die  ausgeprägt  resul- 
tative. 

Wenn  wir  der  Übersichtlichkeit  halber  noch  einige  sche- 
matische Beispiele  tlUr  die  beiderseitige  AulTas^ung  geben,  so 
schicken  wir  i^oraus,  dass  wir  die  Fälle,  wo  nach  Purdie  der 
"stoffliehe  Sinn"  noch  erhalten  ist,  rund,  und  solche  mit  unwahr- 
scheinlichen Bedeutungen  eckig  eingeklammert,  ferner  die  Zu- 
gehörigkeit Einer  Form  zu  mehreren  Aktionen  mit  einem  Stern 
und  endlich  Unfolgericbtigkeiten  Purdies  mit  einem  Kreuz  be- 
zeichnet haben.     So  erhalten  wir  folgendes  Bild: 


870 


Hans  Meltzer, 


I.  q)€UYiü 

A.  Bei  Purdie. 

1.  Imperfektiv. 

a)  ?<p€UTov  "durativ":  war  auf 
der  Flucht,  floh. 

(b)  *6i^<p€UT0v  nur  wenn  =  war 
auf  der  Hindurch-flucht). 

2.  "Konstativ". 

a)  *?<puTov  bin  auf  der  Flucht 
/gewesen,  geflohen. 

(b)  *6i^<puTov  bin  auf  der  Hin- 
durch-flucht  gewesen). 

3.  Perfektiv:  *6i^q)euTov  und 
♦bi^qpuTov,  beide  gleich,  oder,  wenn 
je  unterschieden  (IF.  9,  86): 

a)  *6i^q)€UTov  durativ-perfektiv : 
gelangte  auf  der  Flucht  allmäh- 
lich bis  ans  Ende. 

b)  *bi^q)UTov  momentan  -  per- 
fektiv: 

a)  Ingressiv:  entfloh, 
ß)  effektiv :  entkam. 
Dazu  c)  t*^<pwTov: 
a)  Ingressiv:  entfloh. 
ß)  effektiv:  entkam. 


floh. 


biaq)€UYUJ. 

B.  Bei  uns. 

1.  Imperfektiv, 
a)  ^<p€UTov 

a)  incohativ:  machte  mich 
(allmählich)  an  die  Flucht. 

ß)  kursiv:   war  auf  der 
Flucht,  in  der  Verbannung. 

b)  6i^q)€UTov  mit  finitivem  Bei- 
klang, 

[a)  incohativ:  machte  mich  all- 
mählich an  die  Hindurchflucht] 

ß)  kursiv-finitiv:  war  im  Hin- 
durchfliehen begriffen. 

2.  Perfektiv, 
a)  ?<puTov 

a)  Ingressiv:  entfloh. 
ß)  effektiv:  entkam. 

T)  punktualisierend :  bin  auf 
der  Flucht  gewesen. 

b)  bi^qpuTov 

[a)  Ingressiv :  habe  die  Hin- 
durchflucht ergriflPen.] 

ß)  elfektiv-resultativ:  bin  ent- 
ronnen (effügiy  evä^j  €rüpi\). 

[t)  linear  -  perfektiv :  bin  auf 
der  Hindurchflucht  gewesen]. 


II.  9uXdTTtü  :  bia9uXdTTtü. 


A.  Bei  Purdie. 

1.  Imperfektiv. 

a)  iq)0XaTTOv    hütete      l^^uro. 
(b)  *6i€q)0XaTTov  hütete  \  . .   » 
liindurch).  ' 

2.  "Konstativ". 

a)  *i<pöXaEa  habe  gehütet, 
(b)  *bi€q>OXaHa  habe  hindurch 
gehütet). 
3.  Perfektiv. 
a>  *ti€90XaTTov  und 
\  *bic9ÖXo£a,  gleich,  oder  wenn 
jk  VMflSchieden  (IF.  9,  86) : 
«  *\ic4irjkirrrQv  durativ-perfek- 
«iw  Strecke  hindurch 

Bomentan  -  per- 


B.  Bei  uns. 

1.  Imperfektiv. 

a)  ^qpOXaTTOv  kursiv:  hütete. 

b)  öierpuXarrov    kursiv  -  finitiv : 
hütete  hindurch. 

2.  Perfektiv, 
a)  ^q)uXaEa: 

a)  Ingressiv:  trat  in  die  Hut  ein. 
ß)  punktualisierend:    habe  ge- 
hütet. 

b)  5i€(puXaEa   linear- perfektiv: 
habe  hindurchbehütet. 


Vermeiutliche  Perfektivierunir  usw. 


871 


a)  Ingressiv;   trat   in    die  Hut 
«io. 

ß)  effektiv:  vollbrachte  die  Hut. 
c)  t*^«P^^ct^ci, 

a)  ingrossiv    \     s.  IF.  9,  106 
ß)  effektiv       j  (Thuc.  6,  80,  2), 


IlL   KaT-(cuv-)opuj  :  KaT-(cuv-)€lbov. 


I 


B.  Bei  uns. 

1.  Imperfektiv. 

a)  ld)pu>v  öftli') 

b)  KaÖ£d;piuv  sah  (von  oben, 
genau). 

2.  Punktuell-pertektiv. 

a)  ctöov  erblickte  i). 

b)  KaxEtöov: 

a)  erblickte  von  oben»   genau. 

p)  erblickte. 

AJ.  Wir  fassen  hier  "erblicken' 
streng:  perfektiv,  "sehen"  streng 
imperfektiv» 


A.  Bei  Piirdie. 

1.  Imperfektiv. 

a)  tiiipmv  durativ:  nah. 
(b)  *icae€ dl pujv  nur  wen D  —  sah 
herab,  ^ah  genau). 

2.  Kunstativ. 
a)  *eibov  habe  gesehen» 
(b)  *KaT€iöov  nur  wenn  =  habe 

von  oben  oder  genau  gesehen). 

3.  Perfektiv. 

a)  *Kae6it>pii;v  b)  *KaT€iöov  ent- 
weder gleich,  oder  wenn  je  ver- 
schieden (IF.  9,  86): 

a)  ♦xaöeiijpüjv durativ-perfektiv: 
babe  bis  zum  Ende  gesehen. 

h)  ♦Katcibov  momentan- perfek- 
tiv: 

a)  Ingressiv ;  trat  in  eine  Wahr- 
nehmung mir  den  Augen  ein. 

ß)  ettVktiv:  erbückte  oder  aber 
<IF.  9,  94); 

a)  *Ka8eujpuuv effe kti v :  erblickte. 

b)  *KaT£r&ov  : 
a)  ingressiv:    trat  in  eine  Ge- 

eichtswabrnehmung  ein. 

(P)  erblickte  von  oben  her  oder 
^l^nau). 

c)  t*€Tbov  erblickte  (IF.  9,  96). 

Man  beachte,  wie  verwickelt,  verschwommen  und  viel- 
deutig Purdies  Tabellen  sich  auf  den  ernten  Blick  dai'stelleii- 
Trotzdem  ist  ihre  Arbeit  uiclit  vergebens  gethan  worden :  ihre 
Bedeutung  liegt  u.  E.  besonders  iu  der  Schärfiing  des  Gefühls 
für  das  am  Aorist^  was  sie  das  "konstative'  Element  heiest. 
Wir  schliessen  mit  einem  Wunsche,  den  vor  langen  Jahren  G. 
Curtinj*  ausgesprochen  hat  (ErL^  186  L),  es  möchte  bei  einem 
künftigen  Thesaurus  ünguae  graecae  auch  der  Ermittelung  des 
eigentümlichen  Sinnes  der  Vcrbalstämme  gedacht  werden,  der 


372  Alois  Walde, 

im  Griccbiscben  von  so  hervorragender  Bedeutung  ist;  ebenso 
wäre  es  wertvoll,  wenn  fortan  bei  jedem  Zeitwort  seine  Kom- 
posita angeführt  würden. 

Maulbronn  (Württ.).  Hans  Meltzer. 


Znr  Entwickeloni;  von  gernu  ai  im  Friesischen. 

In  meinem  Buche  über  die  gcnn.  Auslautgesetze  S.  1 1 0  ff. 
hatte  ich  Veranlassung,  die  Behandlung  des  westgerni.  oi  und 
a  im  Aofris.  einer  kurzen  Betrachtung  zu  unterziehen,    wobei 
ich  zum  Ergebnisse  gelangte,    dass  das  in  den  Practerita  wie 
tcarfhy  starfj  sang^  ican{}i),  hant,  fand  noch   erkennbare  Ge- 
setz,   wonach  a  vor  zwei  tautosyllabischen  Konsonanten   un- 
verändert blieb,    sich  auch  in  der  Behandlung  von  westgerm. 
ai  widerspiegle:  zunächst  wurde  ai  nur  in  silbenschliessender 
Stellung  verändert  (über  a*/,  fi  zu  (i)j    während  es  vor  einem 
Konsonanten  derselben  Silbe  vorerst  unverändert  blieb  und  erst 
in  einer  spätem  Periode   (wohl   wieder  über  die  Mittelstufen 
ceif  e)  zu  e  wurde.     Wie  ich  nachträghch  ersehe,    ist  mir  bei 
der  Abfassung  des  in  Rede  stehenden  Abschnittes  leider  van 
Heltens  Untersuchung  "Zur  Entwickelung  von  germ.  ai  im 
Friesisclicn"  im  VII.  Bande  dieser  Zeitschrift  S.  ?yi\\)  ff.  ent- 
gangen, was  ich  um  so  mehr  bedauere,  als  ich  mit  van  Helten 
in  dem  für  meinen  damaligen  Zweck  entscheidenden  Punkte 
zusammengetroffen  bin,  nämlich  in  der  Ablehnung  von  Ikeraors 
Regel  "e  in  offener,    u  in  gesclilosscner  Silbe",    sowie  in  der 
Aufstellung  der  Entsprechung  e  für  ai  vor  einem  Konsonanten 
derselben  Silbe.     Darf  diese  lJl)ereiiistinmiung  auch   vielleicht 
als  eine  gewisse  Bürgschaft  für  die  Richtigkeit  dos  von  zwei 
Seiten  unabhängig  erzielten  Ergebnissos  gelton,    s<»    ninss  ich 
doch  jene  Punkte,    in  welchen   ich  mich  im  Widerspruche  zu 
van  Heltens  weiteren    Aufstellungen    befinde,    einer    erneulen 
Betrachtung  unterziehen,    um   die  Frage   ihrer  Klärung  näher 
lu  bringen. 

van  Hellen  a.  a.  0.  stellt  folgende  Regeln  auf:  ''Altes 
Ol  wwA  normal  zu  ö;  a  entwickelt  sich  al)er  1.  in  schwach- 
^msfst^  tmftWeru,  2.  vor   unmittell)ar    folgendem    oder   nur 


Zur  Entwicklung  von  g-erm.  fit  im  Friesischen. 

dnrcli  Aspirata  getrenntem  d  oder  u,  3.  vor  tatitosyllabischem 
Labial;  (durch  folgendes  w  oder  tt)  labial  getarbteoi  Konso- 
nanten oder  gutturalem  Spirant^  4.  vor  tautosyllabiseher  oder 
auf  zwei  Silben  verteiUer  zwei-  oder  mehrfacher  Konsonaux, 
5.  vor  Geminahi". 

Im  letztgenanutüii  Punkte  biD  ich  mit  van  Helteii  einig, 
ebenso  darin,  dam  n  hier  als  Kürze  autzufasseu  sei,  was 
wenigstens  nach  der  Äusserung  a.  a.  0.  343  Anm.  2  seine 
Meinung  zu  sein  scheint.  Aiieh  betreffs  a  vor  gutturalem 
Spiranten  bin  ich  mit  van  Helten  zusammengetroffen,  nnd  trete 
auch  seiner  weiteren  Aufstellung  bei,  dass  auch  vor  Labial  a 
erscheint.  Dies  wird  wenigstens  dareh  rdp  gegenüber  den 
sonst  durchans  e  an  f weisenden  a-St.  wie  hen^  dBlj  Bth,  sten 
usw.  nahegelegt,  und  trifft  auch  zu  für  tmelafj  nur  dass  dieses 
wegen  des  diinebenfiegentlen  lüwe  usw,  nicht  beweiskräftig  ist. 
Für  nicht  erwiesen  halten  kann  ich  dagegen  ü  vor  labial  ge- 
färbtem Konsonanten,  Denn  gad,  irrak  =  got.  gaidw,  wraiqs, 
welche  nocli  am  ehesten  für  diese  Regel  sprechen  würden^ 
niflssen  ausser  Spiel  bleiben;  hier  wurde  vielmehr  durch  Vokali- 
siernng  des  w  im  Wortanslant*'  \'^'gftfdo)  offene  Silbe  geschaffen, 
der  ti  als  Entsprechung  von  ai  gebührt.  Dass  auch  van  Hel- 
tens  übrige  Beispiele  frc'ise^  lüre^  ^spftJce,  düfh  eine  andere 
Anttassung  erheischen,  wird  sich  unten  ergeben. 

Andererseits  kann  ich  meine  Vernuituug,  dass  taut**- 
syllabisches  n  nachträgliche  Verwandlung  von  (in  der  zweiten 
Periode  aus  ai  entwickeltem)  *f  zu  tl  bewirkt  habe,  eben  an* 
gesiebte  des  Oegensatzes  rüp  :  hen,  sten  nicht  mehr  anfreeht 
erhalten.  Über  fiamanda^  welches  Wort  die  Veranlassung  dazu 
gegeben  hatte,  s.  u. 

Für  die  beiden  letztgenannten  Fälle  von  d  in  geschlos- 
sener  Silbe,  nämlich  vor  Labial  und  cA,  und  ebenso  für  a  vor 
Geminata  und  andern  kürzenden  Konsonanten verhin<iungen, 
halte  ich  aber  an  der  Ansicht  fest,  fiass  wir  es  mit  einer  erst 
nachträglichen  Verwandlung  des  in  der  2.  Periode  entstan- 
denen *^  zu  thun  haben-  Denn  nahm,  wie  Auslantges,  116 
vermutet  wurde,  die  Verwandhmg  des  m  zu  a  in  der  ersten 
Periode  ihren  Anfang  mit  einer  Verschiebung  des  ersten  Kom- 
ponenten, so  musste  es  doch  für  diesen,  da  vom  nächsten 
Konsonanten  durch  i  getrennt,  phonetisch  gleichgiltig  sein, 
welchem  Organe  jener  Konsonant  angehr»rte,  da  dessen  Mnnd- 

Indo^rin&niücfie  Forschtm^eii  XU  3  u.  \.  25 


374 


Alois  Walde, 


Stellung  ja  ei-st  mit  dorn  Selilussc  des  /  einsetzte.  Daber  Rlöö" 
die  tautosjllabisclic  labiale  m\v.  Koimoüanz  die  Klangfarbe 
des  a  in  jener  ersten  Periode,  in  welclier  es  nur  auf  silbenin- 
oder  auslautende  Stellung  de«  ai  ankam,  in  keiner  Weise  be- 
eintlusst  haben,  und  ihre  Wirkung  kann  erst  in  jener  zweitca 
Periode  eingesetzt  haben»  als  aucli  das  in  geschlossener  Silbifl 
stellende  ai  zu  *^  vorgerückt  war.  Dieser  apriori&tiseben  ße- 
traebtimg  gesellt  sich  ein  aus  dem  Sprachraaterial  gewonnenesj 
Argument  zu:  die  Doppellbrmen  stirer  :  sever  "Feuchtigkeit 
setzen  ein  altes  ^saifer  [*mifr)^  *mtifre^  nsw,  fort.  Der  Nj 
A,  Sg.  fühne  zu  säver;  hätte  taulosyllabisebes  /"  schon  in  jene 
ersten  Periode  auf  ai  gewirkt,  so  hätten  die  Casus  obliqa 
ebenfalls  nur  mivres  usw,  ergehen  küunen,  und  die  «^-Foruien»! 
unseres  Wortes  blieben  daher  rätselliaft.  8ie  erklären  sich 
aber  sehr  eiufacb  bei  der  Annahme,  dass  sich  ai  in  *saifrei 
usw.  ebenso  wie  in  andern  geschlossenen  Silben  zunächst  zn 
f  entwickelte  und  daas  erst,  als  das  Paradigma  ^säfer :  ^s^fresj 
zu  *s(^fer  :  "^se/res  ausgeglichen  worden  war  (vgl,  unten  ff^ken\ 
das  tautosyllabisehe  /'  der  Casus  obliqui  den  Wandel  zu  a  vi 
anlasste:  serei%  Hüvres,  woraus  sieh  dann  ein  Doppel paradigma^ 
never^  mwen  ;  Mive}\  silrreH  heransbildete. 

Die    Beispiele    ferner,    weiche    nach    van    Helten    a   i8 
sehwachtimigen  Einsilblern    (richtiger:  schwaehtonigen  Silheiijj 
erweisen  sollen,  sind  nicht  genügend  beweiskräftig,     K.  A.  vD.)' 
FL  tha  und  N.  A.  Neutr.  iwa  zeigen  a  —  ai  in  offener  Silbe, 
erfordern  also,    da  sich  dies  als  die   regelmässige  Vertretung 
iu    offener  Silbe    heransstctlcn    wird,    keine   Aufstelhiug   eine 
Spezialfalles.     D.  PL  fham^  twam   kuuntc  nach  fha^   tva 
formt   sein,     nü  'nein'   (an,  nei)   zeigt  ebenfalls   a    in    offeuerJ 
Silbe,  dtlrfte  zudem  kaum  Anspruch  auf  häufig  unbetonten  Ge-' 
branch    maelicn    können.     Beides   gilt   ebenso  von   ä  'immer' 
und  Jiä  'nie*,    ans  einer  Vorstuie  *ini)ai(K     Über  das  Nebea^J 
einander  von  {n)a  i  in)e  in  Zusammensetzungen  s*  u.     Es  läsat 
sich  weiter  auch  nicht  erweisen^    dass  an  'ein'  in  unbetonter, 
die  Nebenform  ^n  in  betonter  Stellung  entstanden   sei.     Viel- 
inelu'  wird  durch  die  Thatsache,  dass  en  im  Fem.  and  Nentr, 
allcinhcrrschcnd  ist^  Siebs'  (Ordr.  I-  1229)  Meinung  sehr  wahr- 
sclicinlich,  dass  ati  nur  nach  dem  Akk.  Sg.  ajine  geformt  sei.! 
«celfafa  'Schulze*  endlich  hat  wieder  a  in  offener  Silbe.    Trotf 
der  Unzulänglichkeit  der  Beispiele  ist  es  aber  als  sehr  wobi 


Zur  Entwicklung'  von  o;erm*  ai  im  Friesischen. 


S7& 


t 


I 


muglich  zuzuj^ebeii,  tlass  unbetontes  ai  auch  in  geschlossener 
v^ilbe  selion  in  der  ersten  Periode  xu  ^,  und  daher  weiter  zu 
-H,  a  führte,  da  Monophthougierang  von  Diphthongen  im  Germ, 
tibcraii  früher  in  unbetonter^  als  in  betonter  Stelluu^^  erfolgte  ^ ). 

Der  von  van  Helten  an  zweiter  8telle  aufgefdlirte  Fall 
von  ä  ttir  aij  nändieh  vor  unmittelbar  folgendem  oder  mir 
<iureh  A^^pirata  getrenntem  Oj  m,  biklct  nur  einen  Teil  der  nuu 
zu  erweisenden  allgemeinen  Regel,  dass  ai  in  jeder  offenen 
Silbe,  öoweit  nicht  Umlaut  oder  Analogie  gewirkt  hat,  als  a 
erscheint,  Dass  nämlich  van  Heltens  Ansatz  von  e  ala  Ent- 
sprechung von  ai  in  offener  .Silbe  unrichtig  ist,  ergibt  sich 
aus  folgenden  Fällen: 

(Jthum,  -owj  -em  ''Schwmger*  =  ags.  ddum,  ahd.  eidum^ 
eidam  'Schwiegersohn'  mit  altem  Mittelvokale  w.  a  kann  hier 
daher  nur  in  offener  Silbe  entstanden  sein.  Denn  in  den  syn- 
kopierten Formen,  wie  N*  Ph  athmar  —  vorausgesetzt  über- 
haupt; das»  die  Synkope  hier  älter  sei,  als  die  Veränderungen 
des  ai  — ,  hätte  nur  e  entstehen  können,  da  in  geschlossener 
Silbe.  Freilich  sieht  van  Helten  hier  seinen  vierten  Ausnahms- 
fall  für  a  wirksam.  Aber  dass  er  hierzu  nicht  bcreehtigt  ist, 
ja  dass  man  mit  den  synkopierten  Formen  in  unscreni  Worte 
überhaupt  nicht  zu  rechnen  haben  wird,  ergibt  sich  aus  einem 


1)  Man  könnte  gfenei^t  sein;  das  mittlere  a  von  fimnanda 
''coüöortium*  aus  ^seiner  unUetonti^nStellun«  zu  erklJtren  und  ^mainida 
ab  Grnndiorm  anzusetzen.  Denn  van  Heltens  Meinting,  dass  von 
lauiosylla bischer  oder  auf  zwei  Silben  verteilter  Doppelkonsonanz 
ni  als  a  erscheine,  wodurch  wich  -fnanda  allerdintJ^K  als  lautgesetz- 
liche Entwickelunpr  fius  '^■mainidtt  ergeben  würde,  kann  ich  mir  nur 
für  solchem  Konsonantenjrruppen  zu  eigen  machen,  weiche  Kürzung 
langer  Vokale  bewirken;  zu  diesen  gehört  aber  w/ nicht,  vgLSiehs 
a*  Ä,  O,  passini.  Doch  Ist  fimnanda  für  die  Frage  nach  der  Behand- 
lung von  ai  überhaupt  ausser  Rechnung  zu  setzen.  Denn  aofries. 
tnonda  "^communio*  mit  den  Zusammensetzungen  aft-,  ned-t  fiamonda 
und  das  genau  entsprechende  awfries.  mandfi  'Gemeinde'  können 
nur  MUt  westgerm,  -««-  zurückgetuhrt  werden,  wie  auch  van  Helten 
Gramm*  150  sich  veranlasst  gesehen  hat,  *tji7nonda  wenigsteuB  als 
Kompromissforni  des,  wie  er  glaubt,  noch  in  fiamauda  erhaltenen 
*0imdnda,  Adjektivabstraktums  zu  *jywK^«e.  mit  *gi7}ionda  =^  goi. 
gamnn  commnnio'  zu  hetrachten.  Dies  weBlgerm.  an-  müssen  wir 
daher  auch  in  fimnanda  sehen;  dasB  es  nicht  durchaus  fiamonda 
heisst,  heruht  entweder  auf  der  unbetonten  StelkuiLi^  oder  -^  mir 
wahrscheinUclier  —  aufgelegcntliclieni  Eindringen  der  awfries.  Form. 


376 


Alois  Walde, 


Vergleiche  iniscres  Wortes  mit  Jenen  zweisilbigen  StÄmmen, 
welche  infolge  stanimaiislanteiKler  po&tkonsonaiitiselier  Liquida 
oder  Nasalis  auch  im  N,  Sg,  zweisilbig  bleiben»  Diese  zeigen 
iiänilieh  *?:  telcen  ''Zeichen',  spedel  'Speieher,  und  wo  Doppel- 
fonnen  bestellen  (miMer  :  mester,  ntn^er  :  serer)  haben  ander- 
weitige Einfl(tBse  neben  die  <^-Forni  erst  nachträglieh  auch  eine 
Form  mit  a  treten  lassen.  Hätte  man  nun  vor  der  Zeit  der 
rfi-Wandlungeo  schon  eine  Flexion  "^aithtati,  ^aithmar  mit 
Synkope  gehabt,  so  wäre  doch  dieselbe  Entwicklung  des  m 
zu  envarten  wie  in  Hail^en  {"^taikn)^  ^taikneM  nsw.,  nämlich 
Ausgleichung  der  Flexion  zu  *ethum,  ethmar.  Daher  können 
in  unserem  Worte  synkopierte  Formen  damals  entweder  noch 
gar  nicht,  oder  doch  nur  in  so  geringer  Ausdehnung  vorhan- 
den gewesen  sein,  dass  sie  für  die  lautliche  Entwicklung  ohne 
Einttuss  blieben,  und  das  a  nnseres  Wortes  kann  daher  nnr 
aus  der  Offenheit  der  Silbe  befriedigend  erklärt  w^erden,  Anch 
die  Annahme,  dass  in  den  Casun  obliqui  eines  Paradigmas 
*ethumf  *ethmar  vor  thm  nach  van  Heltens  Meinung  (naeh- 
träglieh)  Verwandlung  zu  *athmar  usw.  eingetreten  ^^ei,  ver- 
möchte nicht  zu  befriedigen,  da  wir  dann  ähnlich  wie  bei  Mrer : 
sever  Doppeliormen  nut  a  und  e  zu  gewärtigen  hätten. 

Ebenso  zeigt  awfries,  täker  —  ags,  tdcot%  -«r,  ahd.  zeth- 
hovy  -urt    ir  mit  altem  Mittel  vokale  d  in  offener  Silbe. 

Eine  weitere  beweiskräftige  Gruppe  bilden  die  fem.  ö- 
Stämme  asc€  'Forderung,  Bitte",  fnUe  'Gefahr'  lahd»  freha)^ 
Iure  Xehre*  und  lawe  'Hinterlassenschaft*.  Nach  van  Reiten 
soll  hier  das  ä  aus  dem  alten  endungslosen  X.  Sg,  stammen: 
♦d«c  (d  vor  tautosyllaldseber  Doppelkonsonanz),  "^früs^  ^lOff 
*laf  (ä  wegen  der  durch  das  einstige  -u  labial  gefärbten  Kon- 
sonanz, bezw.  bei  */d/'  wegen  des  folgenden  /*},  während  das 
Verbum  üscia  durch  Anlehnung  zu  erklären  sei*  Was  aber 
zunächst  *friis,  Htir  betrifft,  so  ist  entgegenzuhalten,  dass  die 
Annahme  von  Einwirkung  labial  gefärbter  Konsonanz  nicht 
aufrecht  zu  erhalten  ist,  nachdem  die  verhältnismässig  noch 
wahrscheinlichsten  Stützen  für  sie^  güd  und  wnik,  oben  eine 
andere  Erklärung  erfahren  haben*  Für  alle  angeführten  Nom, 
Sg.  Fem.  aber  ist  es  doch  höchst  fraglich,  ob  wir  wirklich 
mit  dem  alten  N.  Sg.  auf  -u  =^  nrgerm.  -ö  rechnen  dlirfen, 
denn  bis  auf  paar  von  van  Heften  Gramm.  138  verzeichnete 
Formen  zeigt  das  Aofries.  in  Cbereinstimmung  mit  dem  übrigen 


I 


Zur  EntwickluDg  von  gerni.  ai  itn  Friesischen. 


377 


iiieiitaleu  Westgerm,  die  Akkusativfanu  urg.  -ö"  an  Stelle 
des  echten  N.  Sg,  getreten-  Und  wenn  auch  der  fast  vcdl- 
Btändige  Sieg  der  Akk.-Form  vielleicht  später  (vgl.  noch  die 
alte  Noraiimtivform  cü  =  ag8.  cu  gegenüber  akkusativiseliem 
deutseben  *töj  erfolgt  ist,  als  im  Dcutselien,  so  wird  er  doch 
immerhin  in  so  alte  Zeit  xivrtlekreieheu,  dass  es  geraten  ist, 
auf  eine  verlorene  Form  wie  *aisk  keine  Seblüf^se  zu  Imueii, 
Ja  selbst  wenn  mit  "^aisk  m\\,  zu  rechneu  wäre,  so  bliebe  es 
doch  recht  bedenklieh,  anzuüebmcn,  dass  nach  diesem  ciiieu 
Kasus^  der  schon  seit  we8tgeniL  Zeit  sich  mit  dem  Akk-  Sg. 
im  Oel)rauche  zu  vermischen  begonnen  hatte,  um  ihm  auf 
dem  Kontinente  schliesslich  zw  w^eichen,  alle  übrigen  Kasus 
iiDigestaltet  seien  und  dasn  damacli  sogar  das  alte  ö-Verbnm 
^scia  {abd»  eiscöji)  das  ihm  nach  van  Heltcns  Regel  zukom- 
uicnde  e  spurlos  aufgegeben  haben  sollte.  Hat  man  aber  den 
verlornen  N,  Sg.  ausser  Rechnung  zu  setzen,  dann  beweisen 
tinscre  Worte  gerade,  dass  ai  in  offener  Silbe  durch  a  vertre- 
ten wird:  Sill^enteilung  "^ai-ske^  Bei  fräse  ist  es  nicht  mi- 
interessant,  dass  in  awfries.  fvees  (und  freedik)  gerade  die 
lautgcsetzliebe  Entwicklung  von  ai  in  geschlossener  Silbe  vor- 
liegt, ohne  dass  von  einer  Wirkung  des  einst  vorbandenen  -u 
^twas  KU  spüren  wäre.  Sollte  dies  awfries.  fraane  :  frees  wirk- 
lich bloss  Zufall  sein? 

Ferner  wäsandaf  tcäsenda  Xuftrrdire*,  ags.  wdsend;  um 
^  als  Entsprechung  von  ai  in  offener  Silbe  gegen  den  Einwand 
y;u  sehiitzen,  den  dies  Wort  erbeben  würde,  sieht  sieh  van 
Helten  zur  Annabme  gezwungen,  dass  in  der  Stammsdbe  gar 
kein  ai  zu  Grunde  liege,    und  erklärt  das  Wort  für  etymolo- 


1)  Sf>^  und  nicht  "^ais-kCt  muss  die  SÜheuteilung  gewesen  sein. 
Ich  bemerke  dies  gegen  Siebs  Grnndr.  P,  1229,  der  das  e  von  fienc 
AHB  *flai»-kiif  von  iniM  aus  "^mais-fa  herleiteL  Vielmehr  konnten 
die  ohhiiuen  Kasu&i  nur  die  Silbentetluiig  *fiai-.^ka^  *mai%Kfa  zeigen» 
niUBSten  also  ä  aus  ai  entwickeln.  Wenn  daneben  auch  fiesc^  niest 
bestetit,  so  ist  dies  folgendermas^en  zu  erklären;  wie  "^af^n^  *stänes 
usw.  zu  sterif  stenes  ausgegUchen  erscheint,  so  wurde  *fifsk,  ^ftäntkes 
ssnnäehst  in  yi^^sk,  '*'fifjisk€$  ausgeglichen.  Erst  innerhalb  dieser  ein- 
heitlich gestalteten  Flexion  bildete  sieh  eine  lieuerliche  Ungleichheit 
heraus,  indein  —  ein  weit  späterer  Vorgang  —  das  tautosvilabische 
sk,  st  Kürzung  von  ^  zu  a  im  N.  A.  Sg.  bewirkte:  flask,  fieskes.  Dies* 
-wurde  weiter  zu  einem  Doppelparadigina  ausgebaut,  einerseits  mit 
durchgängigem  a^  andererseits  mit  durchgängigem  i. 


378 


Alois  Walde, 


giscli  doiikel.     Sicher  mit  unrecht;    denn  es  kaon  kaum  einf^ 
seblageiiilere  Etyiiioh>gic  gehen,  als  die  Gleichsctznng  des  agi^.* 
fries.  Wortes  mit  alid,  weisont^  das  Steinmeyer  GL  III  in  M 
genden  Hlossen  belegt:  438,3  Arterie  uueminf,  id  nuei  mn 
uueimnt;  434,  25  arferie^  weüunt:  436,  lU  Aceria  uue*9ani, 
Alßo  auch  hier  ä  aus  ai  in  offener  Silbe 

Diesen  Beispielen  gesellen  sich  /n  fdd  Talsehiüflnzerei* 
aus  *falhoduz,   tüne  'Zehe'  ans  *taiho7i',   a  Immer',  na  'nie 


i 


ilie^ 


e^ 
»erl 

■4 


ans  *(ni)  aio  =  älterem  *(?»/)  aiw.     Lehrreich  sind  weiteng  r 
Verhältnisse  des  Wortes  vläfh^  eleth  'Kleid'.     Nach  van  Heltea 
wäre  ä  ans  dem  N.  A.  PL  "^klaithnr  (vgl  north,  mlfur,  hmhun 
bezogen^  der  in  historischer  Zeit  allerdings  dnreh  rJilfhar  ve^ 
drängt  erj^cheinCj    nnd  a  sei   hier  durch  die  labiale  Färbnng 
bewirkt,  die  th  dnreh  dan  folgende  -ur  erhalten  habe.     Aber 
anch    hier   kann   ich   mich   nicht   entschliessen»    auf   eine  ver 
lorne  Endung  Schlüsse  zu   hauen,    ü   ist   vielmehr  die  Lant*^ 
gcötalt  der  offenen  Silbe,    die  sich  bei   unserem  Worte,    woht' 
veranlasst   durch   die   kräftig   gekennzeichnete    Plnralbildnng» 
neben  dem  ans  dem  N.  A.  Sg*  stammenden  e  erhielt    Ja,  wenn 
m  nicht  Znfall   ist,    dass  van  Heben  Gr.  §  151  fl^  in   unseimj 
Worte   e  nur   in   der  endungslosen  Form   cUth   meben   d4iih\ 
belegt,    während  er  für  die  Casus  obli([ui  nur  Formen  mit 
anführt,    so  hal>en  wir  noch  die  nrsprüngliche  Verteihing  be* 
wahrt:  ä  in  offener,  P.  in  geschlossener  Silbe,   Weniger  beweis 
kräftig  Bind:    PL  m/wn,  -en,   wo  BeeinUnssung  durch  den  SgJ 
rtcA  denkbar  wäre;  i^rwtY  Ada  werf  h  'Insel  des  Ada'  und  trrrfe 
^SchIamm',  die  nicht  sicher  ai  enthalten  (s.  van  Helteni.    Nicht  ^ 
hieher  gehört  *haste  ^vebemeus'  (N.  Sg*  nicht  belegt),  da  bieff 
das  einst  vorhandene  f  (vgl  Subst,  got.  haifsts)  an  der  Ent- 
stehung des  d  beteiligt  ist,  vgl,  das  Snbst.  hast,  durch  dessettj 
Einfluss  sich   auch    der  Mangel   des   Umlautes   im   adj.  lo-St 
*hmte  begreifen  Hesse,  wenn  vor  f^t  Umlaut  zu  fordeni  wäre. 
Wenn  aber  der  Wandel  von  e  zu  a  vor  f  ein  späterer  Vorgang 
ist,  als  die  Umlautwirkuugcnj  so  wäre  auch  ha^te  als  lautge-J 
setzlich  zu  betrachten, 

Diesen  Fällen  mit  regelrechtem  ä  —  ai  in  otfeuer  Silbe' 
steht    nun    allerdings   eine   grössere  Zahl    anderer  gegcnühcr, 
welche  in  derselben  Stellung  e  =  ai  aufweisen,     Sie  bereiten 
aber  der  Erklärung  keine  Schwierigkeiten.     Ein   grosser  "" 
von    ihnen   zeigt  "Umlaut"  durch    folgendes,    in   der   Sprache 


Zur  Entwickhing*  von  «:erm.  ai  im  Friesischen. 


noch  vorhandenes  (wenn  auch  in  der  Überlieferung  sclion  m 
€  ahgeschwäehtes)  i,  oder  durch  ein  ebenso  wie  das  i  in  ags. 
Hku  ans  "^riJcln  verhältnismässig  spät  synkopiertes  autevoka- 
lisehes  i^^K     Hierher  gehören: 

die  i^f»- Verben  geja  'büsseu*,  wenn  mit  Siebs  Beitn  11, 
22H  ans  ^gnigjany  Kaus.  zu  got,  -geigan  'gewinnen';  dela 
'teilen',  ttrdela  'urteilen*;  *efha  i Äthane)  'beeidigen'  (übrigens 
aueh  Subst.  6fA 'Eid' mit  rcgeireehtem  e);  kera  'kehren';  lern 
'lehren'  (sehr  beachtenswert  wegen  des  danebenstebenden  subst* 
ö-Stanimes  Ulre,  wodurch  es  über  jeden  Zweifel  erlioben  wird, 
dam  S  in  lera  nur  durch  das  einst  folgende  i^^  bewirkt  sein 
kann);  liwa  ''als  Erbe  nachlassen*  (vgl,  wieder  das  Subst.  lawe)'^ 
*Ä^/«  *binden*  {3.  Hg.  seif);  ferner  lena  %'erleihen'j  leda  'leiten*, 
reka  'reichen*,  wxlcbe  noch  eine  kurxe  Besprechung  erljeisclien, 
l^na  (—  ags*  Imnan)  verdankt  sein  e  nicht  erst  dem  ünilante 
durch  das  verbalstammbildende  i^'^\  denn  e  eignet  ja  auch 
dem  Subst.  leti  'Lehen'  (ags.  /rew,  an*  IuHj  slIuL  lekin,  -an). 
Ziehen  wir  weiters  fad  zum  Vergleiche  heran,  so  ersehen  wir, 
dass  ö  in  len  nicht  etwa  der  geschlossenen  Silbe  in  der  vor- 
liegenden Lautgestalt  des  Wortes  zu  verdanken  ist,  da  wir  ja 
dann  gleicherweise  *ßd  erwarten  rattssten,  sondern  dass  es 
vom  Standpunkte  der  altern  zweisilbigen  Form  ans  beurteilt 
sein  will;  *laihin  wurde  nach  Erreichung  der  Mittelstute  "^Ifhin 
Dicht  zu  *lahhi  weiterentwiekeltj  wie  f*^kod  zu  "^ßhod.  son- 
dern behielt  infolge  des  i  der  zweiten  Silbe  sein  ^  (woraus  in 
der  Cberliefernng  e),  wie  ich  ilberhaupt  die  Cmlautwirkung 
auf  ein  in  offener  Silbe  stehendes  ai  nicht  als  einen  Umlaut 
des  schon  erreichten  d  autfassen  möchte,  sondern  als  ein  Zu* 
rtlckhaltcn  der  aus  fft  zunächst  entstandenen  Mittelstufe  f^  von 
der  Weiterentwickelung  zu  ä. 

Bei  reka,  i*efs(i)a  'reichen'  ist  das  Prät,  racMe,  Ptc. 
(e)mcht  bemerkenswert,  da  vor  cht  regelrechtes  (kurzes)  a  er- 
scheint; ebenso  die  3,  Sg.  rakif  rächt  'erreicht'  (2.  Sg.  *r^Ä'.s*^, 
"^rächst  ist  nicht  belegt)  mit  analogiach  (vgl.  van  Helten  Heitr- 
ITj  556  f.)  synkopiertem  Endungsvokal  und  Ktirzung  vor  kt, 
chtf  kßt,  ck-st.  Ebenso  zeigt  leda  'leiten'  das  prät.  hitte  fana- 
logisch auch  letfejj  Ptc.  lat  (analogiseh  auch  let),  3.  Sg.  htf* 
2.  >>g.  hitüt  mit  aus  fi  gekürztem  a,  vgL  van  Heltens  und 
Siebs'  (Grundr.  I  *)  AusfLilirungen*  Gleicherweise  zu  lista 
^'leisten*  das  Ptc.  elasi,  3.  Sg.  laMj   2.  Sg,  "^l^st^t  mit  ä  vor 


380 


Aloi»  Walde, 


tautosyllabisclieiii  stit),    bezw,  ia  den  casus  obliqtii   des  Ptc, 

vor  *^^(f)-. 


Feri 


Adjektire  auf 


(ahd.  nein) 


:  eweHf  -an    ev 

(ebenso  ewig)'^  etzen  'eichen'  (alnl  €lhin)\  iceden  'waidfarben, 
blau*  (abd.  weitin)  (danel)eu  ebenfalls  mit  e  das  Snbst.  awfries. 
f^^d  ""Waid",  aofrics*  icednelmj  tcerfewHwj 'blutrüDStige  Wunde' 
wieder  mit  Umlaut  oder  mit  AnscblusB  Rntted);  fit^nen^  benen 
''steinern,  beinern'  (Snb.st,  stenf  hm),  Adjektive  mit  andern 
f-Snffixen:  egin,  -en  (vgl.  goL  aigln  N.  'Ei «rcntum,  Vermögen*, 
ahd.  eighi  nclieti  eigan,  a^s»  (^gen  neben  dgen).  Hier  ist  du 
i  der  zweiten  Silbe  urgerm,  aus  a  durch  Assimilation  an  dan 
i  der  Stammailbc  entstanden^  vgl.  Auslautges*  94.  Die  Nebeo- 
form  (Jifi,  tirjH  kann  ü  der  tautosyllabischen  Spirans  3  ver- 
danken^  aber  aueh  wie  ags*  «^ew,  abd.  elgan  die  wiederher- 
gestellte Suffixlorni  -an  fortsetzen^  iin,  et/n  hat  e  nach  egin. 
Ähnlich  setzt  helig,  helg  die  Suffixfonn  -ig  tbrt.  Dass  daneben 
kein  ^kdUg  erscheint,  ist  leicht  verständh'eh,  da  auch  bei  Vor- 
aussetzung ehemaliger  Doiipelformen  helig  :  *hälag  ersterc  in 
Folge  des  danebenliegenden  Adj.  hei  vorgezogen  werden  uiusste. 

Ferner  Abstrakta  auf  got.  -ei  :  hrede  'Fläche'  in  honä- 
brede-  '^Handftäche'  usw,;  hefe  'Hitze'  (darnach  und  naeb  dem 
Adj.  het  'heiss*  auch  hüte  =  Viaitipö**  für  lautgesetzlicbeij 
*hätte}.  Abstrakta  auf  got,  -eim  :  ledene  zu  leda  'leiten*, 
hredejie  zu  *hreda  'breiten',  stvepene  zu  nwepn  'fcgeu*.  Auch 
nifne  'Vorsatz'  geltörte  ursprtluglieb  hierher  (zu  awfries.  m^nan 
'meinen'),  ist  aber  in  die  Flexion  der  Adjektivabstrakta  Über- 
gegangen, 

Adjektivisehe  10- St,:  rede  'bereit,  fertig';  mene 'gemein'; 
niugen-,  t/an-spetze  'neun-,  zebnsi>eiehig'  (daneben  auch  niughen' 
spätze  im  Anseldussc  an  das  Fem.  "^spake  =  ahd.  speicha 
'Speiche');  twede  '=*/,,  betragend';  l'tene  'klein';  "^^l'ene  in  Sche- 
men 'siebthar  zu  machen'. 

/ö-Stamuie:  he?7te  'Haus,  DnrF  fwlire  auch  als  ö-Stanim 
mit  lautlicher  Anlehnung  an  h^m  verständlicb);  ere  'Ehre'  (das 
ags.  dr  zeigt  allerdings  den  reinen  ö-Stauim,  aber  im  Ahd, 
tindet  sich  auch  ein  N*  8g.  eti,  geschrieben  heri^  der  im  Ver- 
eine mit  dem  fries,  Worte  auf  ein  westgerm.  ^alziö-  neben  "^aizö- 
weist)- 

iön-Stämme :  wemf  -e  M.  F.  'Waise';  ewe  'Gesetz'  (vgl. 


Zur  Eütwickluug  von  gerni,  ai  im  Friesischen. 


I 

I 
I 


I 

I 


den   ahd.   i«)- Stamm    in   ^iva^    D.  Sg.  eiciu  K,    N.  Sg.  auch 
^l£^i  K). 

mii-Stämme:  /V^fA« 'Geächteter"  {=  ahd,  freideo;  ia-HU 
in  alicL  freidl  *"prof u^nis') ;  ivlnetka  ''Eideshelfer'  kaim  eben- 
falls mit  van  Ileltcn  Gramm*  22  als  ?^7*-Stamm  au^elasst  wer- 
den, aber  auch  als  a«-Stamm  mit  Vokalisierung  der  Stamm- 
ailbe  nach  eth  'Eid'.  J 

Vereiczelte  Fälle:  btthe  'beide'y  von  van  Helten  mit  asJ 
b^diej  -u  verglichen;  twine  M.  'zwei'.  Gerade  diese  Form 
scheint  für  van  Heltcns  Ansatz  von  e  ^  ai  in  offener  Silbe  zu 
sprechen;  aber  wie  verliert  jede  Bewciskratlt,  wenn  wir  ags. 
twigen^  hegen  vergleichen  (man  beacbte  anch  ahd.  zwei  = 
^zwajjuj  wie  obtl.  dei  ^^  ^pajju^  Auslantges.  b\}).  Ferner  die 
Superlative  Itrest  '^der  kleinste',  eriatj  -{e)af  'der  erste'  (ahd, 
^ristf  ags.  (kresf),  deren  Sippen  von  van  Helten  richtig  beur- 
teilt sind:  UsHü  'kleiticr'  trotz  der  Geminata  mit  e  nach  dem 
Öuperlativ  UHe)st  und  lest  (letzteres  hätte  allerdings  in  spä- 
terer Zeit  bei  ungestörter  Entwicklung  in  der  endungslosen 
Form  zn  *lüi<t  geftüirt)  und  dem  Adv.  leii\  Adv,  er  =^  got, 
öinX  Komp.  arra  und  ant  Anlehnung  erra.  Weder  bei  €rra 
noch  bei  hera  "Herr'  {^hmrizQn')^  für  welches  wegen  der  €ie- 
minata  *harra  zu  erwarten  wäre,  darf  man  sich  auf  das  i  der 
einstigen  Mittelsilbe  stützen:  hera  könnte  allenfalls  mit  van 
Helten  aus  dem  Einflüsse  des  Adj.  her  erklärt  werden;  da 
aber  unser  Wort  im  Ags,  fehlt,  ist  es  mir  viel  wahrscheinlicher, 
dass  fries.  hera  ebenso  ein  Lehnwort  aus  dem  Deutschen  ist, 
wie  dies  für  au.  herra,  herre  sichersteht»  —  Endlich  enkh, 
ing^  dnichj  üng  'ullus';  nach  Ausweis  von  ahd.  einig  'ullus' 
ist  ^nich  die  lautgesetzliehe  Form,  die  auch  nach  van  Helten 
IF.  7,  34f>  im  Awfries.  die  alleinherrschende  geblieben  ist;  die 
^-Formen  sind  dazu  neugebildet  in  Nachahn»ung  des  Neben- 
einauders  von  an  :  en. 

Diesen  durch  Umlaut  gerechtfertigten  Fällen  von  e  in 
offener  Silbe  stehn  als  eine  zweite  Gruppe  solche  gegenüber, 
in  welchen  zur  Zeit  der  Monophthongierung  des  ai  in  offener 
Silbe  noch  gar  keine  offene  Silbe  bestand,  oder  in  welchen 
Analogiewirkungen  im  Spiele  sind, 

eke  D.  Sg.  "Eiche'  gebort  zum  konsonantischen  Stamme 
N.  Sg.  *M*  —  ags.  Kons.-St.  ac,  an,  €ik\  hier  war  ursprüng- 
lich der  ganze  Sg,  und  der  N.  A.  PL  endungslos,  daher  e. 


382 


Alois  WrtlcU% 


Verdnnkelt  wurde  die  iiröprttngliehe  Geschlossenheit  der 
Silbe  in  der  Verbindung  -tüw-  diircli  den  Scbwiind  des  tc,  der 
aber,  wie  die  Eiilspreehung  t-  lehrt,  erst  naeh  der  Mono- 
plithongierung  in  offener  Silbe  stellender  ai  erfolgt  sein  kann. 
Die  laufgesetzliehe  Bebandbmg  eioes  im  Aui^laute  stehendeD 
'aiw  kennen  wir  bereits  von  a  'immer',  na  *nie*  her-  Hier  ist 
w  bereite  vor  dem  er^iten  rr/-Wandel  vokab^siert  prewesen,  ai 
alßo  in  offener  Silbe  gestanden.  Dagegen  in  e-  Tleset//  (ags. 
dy  St,  aiwi-)  neben  lautgesetzlichem  a-  (beides  nur  in  ZiiBani- 
niensetzungen)  ist  der  ursprtingüebe  Zustand  dadurch  verwigebt, 
da^s  neben  den  N.  Sg:  "^aio  eine  Nebenform  "^aiw  mit  Wieder- 
auffrischung des  IC  nach  den  Casus  obliqui  trat;  diese  musste 
dann  in  der  ersten  Periode  unverilndert  bleiben  und  später  zu 
*^!r,  e  führen,  Denscli*eii  Vorgang  beobachten  wir  auch  hei 
awfries.  reesraf  'Leichenranb',  in  dessen  ei-steni  Bestandteile 
ein  Subst.  *re  aus  Viraiw  ndt  im  Auslaute  neu  eingeftlhrtem 
f^  vorliegt;  auch  ags.  hräwj  krww  neben  Am  zeigt  dieselbe 
Neuerung.  In  gleicher  Weise  setxt  awfries.  se  %See'  ^saiwl 
voraus,  nicht  *fiaio^  das  *Äd  ergeben  hätte. 

In  diesem  Zoganimenhange  ist  auch  xe?e  ^Seele'  zu 
Spreeben,  für  welches  van  Helten  den  Entwickluugsgaug  *^<w- 
if^iil'^  ^miul',  und  mit  Synkope  des  Mittel  vokales  "^saÜ- 
nimmt,  Vergleichen  wir  aber  die  angenonnucne  Mittelstufe 
^saiid-  mit  *fai{h)od'f  *fff/(ft)o«-,  *I(ii{h)in-j  den  Vorläufern  von 
fädj  taue,  Uuj  so  niüsaten  wir  Maugels  eines  Undautbevvirkers 
aucli  Entwicklung  von  *gaiffl-  zu  *ml'  erwarten*  Ganz  andere 
Bahnen  weist  uns  das  Ags.  Während  dreisilbige  ö-8tünjnje  hier 
sonst  nur  dann  ihr  Nominativ^i*  verlierenj  wann  sie  kurze 
Wurzelsilbe  oder  schwere  Blittelsilhe  haben,  zeigt  sdwal  trotÄ 
der  langen  Wurzel-  und  kurzen  Mittelsilbe  geschwundenes  tt. 
Dies  zwingt  zur  Annahme,  das»  sdteol  ein  urspriinglieh  zwei- 
silbiges '^s{nic}(}  ist  und  dass  tler  Mittelvokal  in  got.  tsaiwala 
auf  Vokalentfaltung  beruht.  Dieser  Schluss  wird  dadurch  ge- 
gichert,  dass  ein  urgerni,  ^saiwalö  lautgesetzlich  zu  "^saiwüöf 
gut. '^saiwna  gew^onlen  wäre;  eine  Wiederherstellung  des  Suf- 
fixes -alö  wäre  kaum  glaublich  zu  macbeUj  da  das  so  häufige 
Suffix  'il  (vgl,  z.  B,  Brngmann  Gruntb'.  2,  196  f»)  einer  derar- 
tigen Analogiebildung  sieber  entgegengewirkt  hätte.  Dies 
"^miwlö  muss  ebenso  wie  ahd.  fiola  i  urgcrni.  ^fiiclo  aus  "^^fijwlö) 
w  aus  jrc  gehabt  haben;    der  Unterschied  in  der  Behandlung 


I 


I 
I 


I 


Zur  Eütwi eklen«:  Ton  gcrin.  ni  im  Friesischen.  38S 

on  ici  in  abtt  fiola  :  ,se!a  berubt  natürlich  auf  der  verseliie- 
denen  Quantität. 

Für  das  Fries,  liegt  nun  die  Sache  klar:  *8aiwl6  hatte 
ai  in  geschlossener  Silbe,  daher  weiter  zu  *s'etcle,  sele^).  Nun 
wird  es  auch  leicht  verständlich^  weshalb  neben  ü-.  ml-  'innner, 
nie*  in  Zusammensetzungen  anch  i-j  ni-  auftritt.  In  denjeni- 
gen  Fällen  nämlich^  in  welchen  *aiWj  ^ni  aiw  **chon  vor  der 
Vokalisierung  von  w  im  Auslaute  eine  feste  Znsannnenrtlckuug 
mit  einem  konsonantisch  anlanteiiden  Pronominale  einging,  blieb 
das  nun  inlautend  gewordene  w  ebenso  wie  in  *saiicl^  länger 
erhalten j  und  ^aitr  führte  daher  zu  *?-. 

Ferner  begegnet  e  in  offener  Silbe  iu  einigen  N-  A,  Sg. 
zweisilbiger  Stämme  mit  wnrzelanslautendeni  Kons^+Liqu.  od* 
Nas.j  wobei  durch  Sil  bisch  werden  letzterer  auch  der  endungslos 
gewordene  N.  A.  Sg.  seine  Zweisilbigkeit  bewahrte.  Während 
nun  bei  den  im  N*  A,  Sg.  einsilbigen  Stjunmen  wie  xfeuy  del 
usw.  die  Form  des  N*  A,  Sg*  entscheidend  für  die  Lautgestalt 
des  Wortes  wurde  (tlber  p^nc  :  //n^e,  gent  :  gast  s.  o,)  zeigen 
unsere  Nomina  im  allgemeinen  ^,  also  die  Form,  die  ihren 
CasQS  obliqni  eigen  war.  Hieher  gehören:  teken  'Zeichen*  (ndt 
dem  Denominativ  hiteknia):  "^taiknes  usw.  führte  zu  fekueii^ 
Für  den  N.  A.  Sg*  ^iaiken^  *tmkn  ist  mit  Wahrscheinlichkeit 
Entwickbing  zu  *f<iÄ'e/i  anzunehmen;  dnm  die  hier  entstandene 
fl-Form  gegenüber  der  e-Form  nnterlag,  ganz  im  Gegensatze 
znm  Siege  von  z*B.  stin  ttber  *stiinei(  ist  leicht  verständlich :  > 
der  einsilbige  N.  A.  Sg.  stin  stand  seinen  zweisilbigen  Casus 
obliqtii  viel  schärfer  gekennzeichnet  gegenüber,  als  der  N.  A. 
Sg.  tsken  seinen  gleicherweise  zweisilbigen  Casus  obliqni.  Viel- 
leicht  aber   ist   doch   auch   der  N.  A,  Sg.   tiken   lantgesetz- 


1)  Bezüglich  der  übrigen  Fragen^  die  01  ch  an  ntiser  Wort 
knüpfen,  trete  ich  der  Ansieht  Klug:es  bei  (IF.  4,  310).  ^egren  van 
Hellen  Beitr.  20,  508  ff,  Dass  ahd.  aeuht  gcjicnüber  gewöhniicliera 
ahd.  ^eta  nicht  zmii  Ännatze  von  Doppeltornien  nötig*!,  geht  ja  da- 
raus hervor*  dass  es  nur  die  Form  des  tiheiufränkischen  ist  (Is,^M.; 
in  letzterer  Quelle  daneben  die  bair.  Formen  G»  Sg,  nHti  21,  29,  D. 
Sg,  aelu  30,  20),  80  dass  man  es  also  nur  mit  verschiedener  Ent- 
wicklung von  ni  in  den  verÄchiedenen  Dialekten  zu  thuu  bat.  Die 
Beurteilung  der  neben  aotries,  sele  anJlretenden  Form  ffid{e)  musa 
ich  andern  überlassen;  ihre  mit  zweimaliger  Formmiscbnng  arbei- 
tende Erkiitrung  durch  van  Helten  hat  mich  nicht  überzeugt,  auch 
Abgesehen  von  ihren  lautlichen  Vorau^j^etzungen* 


I 


384 


ÄUiiö  Walde. 


licli  berechtigt;  iiäiiilieli  imter  der  allerding«  nicht  weite 
etützeiiden  Anualime;  dass  ab  ein  Überrest  der  einstigen  Silbeu- 
treiniung  *tail>mjZf  und  zugleich  in  Anlehnung  an  die  Casus 
obliqui  ^taik-nes  usw,  auch  in  der  späteren  Form  *taiku  zwif 
nieht  die  Losung,  wohl  aber  die  Bildung  des  Ä*-Vcr>»cbIaÄe« 
noch  zur  ersten  Silbe  gehörte,  wobei  dann  ai  in  geschlossener 
Silbe  gestanden  wäre. 

Ebenso  »pedel  'Speicher  (ags.  spddl)  (daneben  aach  ein 
sehwaches  spedia);  hethin,  -en,  -on  'heidnisch'^  wenn  aus 
^haipna^).  Dagegen  ist  neben  misfer  'Meister'  und  *fer^jm 
Teuehtigkeit*  durch  sekundäre  Vorgänge  auch  miufer.  ttäter^ 
getreten;  mtlster  ist  zu  mister  hiuzogehildet  in  Nachahmung 
der  Doppelbeit  niM  :  mtUt^)]  über  sacer  wurde  schon  ge-, 
handelt. 

Ganz  anders  steht  es  mit  dem  e  der  Verba  heta  'heinseu' 
(gut,  Jiaifa,  hmhaU)  und  aketha  'scheiden'  (got.  ^laida^  skai- 
skaid)^  mit  folgenden  Formen  (vgL  van  Helten  Gramm.  §  274) 
Prät.  hstf  hefenj  Ptc.  {g){e)hMen,  3.  Sg.  Ind.  Prä«,  het  und 
hat\  mit  Übergang  in  die  schwache  Flexion  auch  Prät.  Ind. 
hete\  3*  Sg.  Ind.  Präs,  schdf  neben  sehet ^  ferner  das  schwache 
Ptc,  Bchat  neben  sketL  Die  Erklärung  des  bis  auf  die  For- 
men vor  Geniinata  (bezw.  vor  Int  in  der  un belegten  2.  Sg.  Ind. 
Präs.)  ausuahnislosen  e  kann  natllrlich  weder  von  Geschlossen- 
heit der  Silbe  ansgehn,  die  ja  nur  dem  Imperativ  zukommt, 
noch  von  der  Wirkung  eines  folgenden  i,  die  ja  nur  fürs  Ptc, 
Prät.  in  Betracht  käme  (vgl.  uruord.  haithmR,  und  Auslautges. 
94  f.)»  Vielmehr  beruht  das  e  nnserer  Verba  ohne  Zweifel 
auf   tlcr  Analogie   der  auf  sie  von  altersher  im  Prät.  reimen- 


I 


1)  Hier  sei  auch  das  Fem.  hledere  'Leiter*  mit  dm^chaui*  laut- 
gesetzlichem  f  erwähnt^  Stamm  '^hlaipm.  Wann  keine  sekundäre 
Vokalentwicklunjii:  vor  r  eintrat,  waren  die  Bedingungen  für  da^ 
Entstehen  der  Neben lorm  hladder  in  hladdergong  gegeben :  ur- 
sprünglich *hlfiddra  mit  Gemimttion  vor  r,  die  im  Fries,  wohl  eben- 
so, wie  es  im  Ags.  der  Fall  ist,  nach  langer  Wurzelsilbe  erst  spät 
eintrat. 

2)  In  dieser  Sippe  sind  folgende  Formen  lautgesetzlich ;  Roxnp« 
viära,  Adv.  niä^  meer;  Siip.  m^&f  (quasi  lHntg:esetzlith  wie  die  Casus 
obllqui  von  ifteti  sind  jedenfalls  auch  die  casus  obl.  von  miitf;  der 
N.  Sg.  ?ne»t  :  mast  ist  zu  beurteilen  wie  fliitc  :  fiasc,  gest  :  ga^^ 
darnach  durch  Ausgleichung  auch  mee,  ma?'.  Das«  der  Komp.  mära 
keine  Form  mit  e  neben  sich  hat,  ii^t  vielleicht  nicht  zufällig, 


Zur  Entwicklung:  von  i^eruu  at  \m  Friesischen.  385 

den,  reclnpliziereiideii  Verben  bredn  'braten'  lalid*  brdfan),  Ufa 
1aj5sea*  (got.  Jetauy  ags.  Iwfan^  alid,  läzan),  reda  'raten*  (got, 
ridan^  ag-s.  rcedan^  ahd.  ratan),  deren  ö  im  Präs.  wie  im 
Part.  Prät.  nrgenn.  f*  ist.  Den  Vorgang  werden  wir  uüb  ge- 
naner  so  vorzustellen  haben,  dass  zur  Zeit,  als  ai  in  otlencr 
Silbe  die  Mittelstufe  ?,  die  sonst  zu  ü  führte,  erreicht  hatte, 
(lie  Präsentien  ^Jit^fa^  ^skefha  ihr  ^f  dureh  den  geschloHsencrn 
Lant  von  leta.  redffj  hreda  ersetzten,  da  ja  auch  im  Prät.  von 
jeher  Vokalgleiehheit  vorhanden  war.  Die  3»  Sg.  hat  und 
svhath  dürfen  nueh  nh  die  lantgefietzlielien  Formen  vor  Ge- 
nijnata  betrachtet  werden,  die  dureh  die  schützende  Analogie 
voll  Uda,  3,  Sg.  laty  der  entgegenwirkenden  Analogie  von 
Wrt,  r^rfa,  hreda  entzogen  wurden,  DasK  hdf,  sckaf  erst  auf 
Grund  der  Analogie  von  leda  usw,  neugcbildct  sein  sollen,  wie 
van  Helfen  will,  ist  mir  deshalli  weniger  wahrscheinlich,  weil 
man  dann  wohl  auch  zu  leta,  reda^  breda  derartige  Formen 
*lntj  ^rat^  %rat  erwarten  dürfte,  die  es  eben  nicht  gibt. 

Damit  sind  die  Fälle  von  e  in  offener  Silbe  im  wesent- 
lichen ensehopft;  auf  klärliehe  Analogiebildungen,  wie  serade 
'*>chmerzte'  zu  ä<F/%  w^kaade  ^emaraseens*  zw  "^tcPJc  einzngehn, 
rlarf  ich  mir  wohl  ei-^paren*  Kein  Dipbth*mg  ai  endlich.  Bon- 
dero  zweisilbiges  a-i  liegt  dem  Fremdworte  kja  'laicu«'  zu 
Grunde. 

Sehwierig  sind  die  Vcrhältni&se  des  Wortes  aofries.  femnej 
famne,  awfries.  famne.    Wäre  ßmne  eine  lantgesetzHehe  Ferra, 
^0  konnte  ^ie  liürhstens  als  Umlautsfurm  in  Betracht  komnien, 
»Stamm  ^faitnmön'y  w^obei  freilich  »Scliwierigkeiten  übrig  blei- 
ben.    Da  aber  mn  jedenfalls  als   kürzungbewirkende  Konso- 
nautengrnppe  gelten  niusR»  m  ist  famne  und  das  daraus  assi- 
tiiilierte  famme,  fanne  jedenfalls   das   lautgesetzliehe,     ßmne 
tiiit  van  Helten  ans  der  Analogie  des  Adj,  *ßmin  =  an.  ßi- 
nihm  'schamhaft'  zn  erklären,  kann  ich  mich  nicht  entscblies- 
sen,  da  dies  Adj,  auf  westgerm,  Gebiete  noch  nirgends  belegt 
ist.     Eher   möchte   ich   an  Einflus.s    einer  dem  as,  ßmea  ent- 
i  sprechenden  Form,    wenn   nicht   gar  dieses  as.  Wortes  selbst 
'  glaubenj    zumal   die  «^-Fm-m  nur  aus   dem  Aofries.  angeführt 
wird.     Das  o   der  Formen  "^ßvue^    fömnej    ßne    erklärt   van 
Helten  (Gramm.  24  und  Beitr.  14,  24ö)  dureh  Verquickung  mit 
(fOwe,  was  doch  eine  recht  harte  Annahme  ist     Vielmehr  gilt 
mir  mit  Siebs  Grundr.  1-  1221>  fomne  als  Misehbildung  zwi- 


3öti 


P,  E.  Soiinenburg'» 


flcljci!  famne  und  fovne;  letzterei^  als  infolge  der  beiderseits 
lal>ialen  Ümjicebiiii^^  des  a  ans  ^fafne  (älter  *fefne)  lautlich 
€ntwit*kelt  siuziisehen,  hindert,  so  weit  ich  sehe,  nichts. 

Zii8ammeiifa88end  lässt  sich  hiermit  Bogen:  ai  wurde  xq- 
erst  in  oflener  Silbe  verändert,  u.  zw.  zu  ^.  {tk)j  welches  ab  i 
in  die  Überlieferung  hereinkam,  wann  ein  *-tOf)-  oder  ein  dorcli 
die  Auslautgesetze  nicht  getilgtes  /  folgte,  sonst  aber  zu  ü 
fortseliritt.  8päter  ist  die  Verwandinng  von  ai  in  geschlosse- 
ner Silbe  zu  *f  (w).  Dieses  blieb  im  allgemeinen  als  ^  erhal- 
ten, wurde  aber  verhältnismässig  spät  vor  ch  oder  Labial  xu 
d  tind  vor  Geminata  oder  sonstigen  kttrxenden  Konsoiianteth 
Verbindungen  zu  ä  gewandelt, 

Innsbruck.  Alois  Walde. 


Zur  Ableitung  von  calefado  und  caleham. 


Im  lautenden  (52.)  Jahrgang  der  Zeitsehr.  f.  d.  Ostr.  Gym- 
nasien haben  Stowasser  und  Skutseh  unter  gegenseitiger  An- 
erkennung den  btlbschen  Gedanken  verüffeotlicht,  dass  in  dem 
ersten  Teil  von  cah-fticio  wie  von  cale-bam  das  Pattizipinm 
caleJi^f  vorliege,  und  die  lautliehe  und  seniasiologische  Entwick- 
lung dieser  Formen  wahrscheinlich  gemacht.  So  einleuchtend 
die  Sache  acheint  und  so  niancheB  sich  gewiss  zu  ihrer  Be- 
ßtätiguug  den  kurzen  Notizen  der  genannten  Gelehrten  zufügen 
liesse^  so  fehlts  doch  auch  nicht  an  Tbatsachen,  die  bedenk- 
lich stimmen  können.  Einiges  davon  ist  bereits  von  ihnen 
selbst  erledigt^  andrcB  vielleicht  absichtlich  als  minder  wesent- 
lich tibergangen,  um  in  der  in  Aussieht  gestellten  ausftihrliche- 
Ten  Behandlung  des  Gegenstands  besprochen  zu  werden.  Als 
Beitrag  dazu  mögen  die  folgenden  Bemerkungen  gestattet  sein. 

Die  in  jener  Weise  mit  facio  zusammengesetzten  Verba 
fttbren  meist  auf  *r-Stänmie  zurdek  und  gruppieren  sich  leicht 
ihrer  Bedeutung  nach;  so  arefaciot  UquefaciOy  made facio;  cal€- 
fach,  (concalefaeio),  fervefacioy  frigefaciü^  tepefach\  einzehi 
stebn  patefach;  stupefacioj  iohstupefacio).  Hier  sehn  wir  fast 
tlberai!  die  entspreehenden  Adjektiva  daneben;  ariduSy  liqui- 
diti<f  niadiduj^f  caUduifj  ferviduSf  frigidusy  tepiduSi  stupidm\ 


I 


I 


Zur  Ableitung:  von  cahfacio  und  calebam. 

ZW  geltdus  fehlt  ein  entsprechendes  Verbum,  aber  man  bildete 
doch  gelefüctiis.  Etwas  auders  liegts  bei  lahefaeio  {labe facto), 
und  ea'pergefado  (vielleicbt  gehört  auch  fervefado  eher  hier- 
her), denen  Verba  der  sog.  3.  Konjugation  entsprechee,  uud 
gerade  hier  bringt  die  autTallende  Länge  des  e  vor  -faclo  eiue 
willkommene  Bestätigiuig  von  Stowassers  AiiiTassuug.  In  dem- 
selben 8iime  lässt  sich  olfacio  verwerten.  Die  Ent&tebuDg 
der  Bedeutung  dieses  Worts  setzt  voraus,  wie  es  Stowasser 
für  all  diese  Bildungen  annimmt,  das»  zuerst  die  Passiva  oder 
Media  (mit  fio]  enstanden  (calens  ßo),  dann  uaehdem  diese 
fest  geworden  {valefio)t  eine  entsprechende  Aktivbildung  {cale- 
facto)  erfolgte.  Das  Ltikrezische  fadt  are  würde  nur  zeigen, 
wie  sehr  die  Entstehung  damals  schon  vergessen  war.  Nun 
sieht  man  leicht,  wie  olenif  fh  'ich  werde  duftend",  also  Viech- 
bar' zu  der  Bedeutung  'ich  werde  (thatsächlieh)  gerochen* 
kommt  (vgl.  das  griechische  Adjeetivum  verbale  auf  -toc). 
Von  da  ergab  sieh  dann  von  selbst  olfado  'ich  nehme  durch 
den  Geruch  sinn  wahr',  eine  Bedeutung,  die  aus  ohnteni  facio 
kaum  al)zuleiten  ist.  Da  ists  aber  doch  sehr  auffallend,  dass 
sogar  die  volle  Form  olefado  bei  Plautus  durch  Skutsch  nach- 
gewiesen, ölfio  dagegen  so  gut  wie  gar  nicht  belegt  ist.  und 
wenn  man  (gegen  Stowasser)  behaupten  wollte,  die  Aktiv- 
Bildungen  mit  fado  seien  das  UrsprünglicherCj  so  könnte  mau 
daftlr  anfiUiren,  dass  ja  zum  Ausdruck  des  passivischen  oder 
Euedialeu  Begriffs  die  Incohativa  aresvoy  UquescOf  madesco^ 
caleHCOj  concahseo,  ferre^iio,  frigeitcOj  tepescOf  pafeseo,  sttt- 
pescOf  ohstiipesi'o,  labesco  (Plant,  voUahasco)^  expergm-or  zur 
Verfügung  standen,  die  wenigstens  zum  grössten  Teil  schon 
der  ältesten  bekannten  Sprache  angehören.  Jedenfalls  müsste 
schon  in  sehr  früher  Zeit  das  Bewusstsein  des  von  Stowasser 
angenommenen  Vorgangs  geschwunden  sein,  wenn  man  nach 
ihm  auch  die  Verba  assuefadoj  t-on^uefadOf  desnefacio,  inmi€' 
facto  neben  den  Incohativbildungen  aMuescOj  cönmiest'Of  deati- 
eitcOf  in^iiesi'O  und  erst  recht  die  Verba  condovefado  und  com- 
monefado  erklären  will,  die  sich  ja  als  einfache  Dubletten 
neben  comloceo  und  commo7ieo  stellen,  wie  der  rheinische 
Dialekt  gern  mit  thun  uraschreiht,  der  englischen  Umschreibungen 
nrit  to  do  gar  nicht  zu  gedenken.  Hier  reicht  zur  Erklärung 
der  Bedeutung  die  Ableitung  vom  Partizipium  weder  mit  fado 
noch  mit  fo  aus,  man  mUsste  denn  für  diese  Fälle  passivische 


I 
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I 
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388    P.  E.  Sonnenburg,  Zur  Ableitung  von  cdtefacio  und  caUbam, 

Bedeutung  des  Partizipiums  neben  fio  annehmen.  Dabei  mag 
nicht  unerwähnt  bleiben,  dass  es  neben  Bildungen  wie  am- 
plifico  und  sacrifico  entsprechende  Incohativa  nach  Art  von 
duresco,  vanesco  nicht  gibt. 

Auch  in  den  Bildungen  calebam  und  calebo  hat  die 
Zurückführung  des  ersten  Teils  auf  calens  ihre  Schwierigkeiten, 
von  denen  zwei,  das  kurze  a  in  däham,  dabo  und  die  Formen 
audibam,  audibo  bereits  von  Skutsch  behandelt  sind.  Letztere 
fasst  er  sehr  einleuchtend  als  einfache  Analogiebildungen  nach 
amabam,  monebam,  und  es  will  scheinen,  als  ob  bei  ursprüng- 
lichem audibam  eine  Bildung  wie  audiebam  gar  keine  Er- 
klärung habe.  Indessen  würde  diese  Erscheinung,  wenn  wir 
sie  annehmen  —  und  die  einfachen  Formen  auf  'ibam,  -ibo 
erscheinen  in  der  Litteratur  wohl  eher  als  archaisch  denn  die 
volleren  auf  -iebam  —  zu  verstehen  sein  infolge  der  vielfachen 
gegenseitigen  Beeinflussungen  in  den  i-  und  i-Stämmen:  man 
denke  an  orerisy  oritur,  orerentur,  pottturj  daneben  umge- 
kehrt an  cupiret:  anderseits  vielleicht  auch  an  Formen  wie 
evenat.  Eine  ganz  gleiche  Erscheinung  läge  thatsächlich  vor 
in  ambiebam,  das  wohl  sicher  erst  wieder  Analogiebildung 
nach  audiebam  ist.  Die  Möglichkeit  der  Annahme  aber,  dass 
in  audibam  das  Ursprünglichere  erhalten  sei,  scheint  gestützt 
zu  werden  durch  die  Bildungen  ibam  und  ibo  von  eo  (ebenso 
quibam,  quibo,  nequibam,  nequibo)^  die  auch  sich  nicht  aufs 
Partizipium  zurückführen  lassen  und  bei  der  Häufigkeit  des 
Verbums  und  seinen  zahlreichen  Singularitäten  wohl  als  ur- 
sprünglich aufzufassen  sein  dürften. 

Wenn  ich  mit  diesen  gelegentlichen  Einfällen  das  gewiss 
allgemeine  Interesse  an  der  Darlegung  der  beiden  Gelehrten 
bekundet  haben  möchte,  so  liegt  mir  die  Anmassung  fem, 
das  Schlusswort  des  Tyrannen  in  der  Bürgschaft  zum  meinigen 
zu  machen,  aber  vielleicht  ists  gestattet,  die  dort  am  Schluss 
angeführte  Stelle  nach  Pigres'  Muster  zu  lesen: 

CUV   T€   b\)'    dpXOji^VaJ,   Kttl   T€   TipÖ    8   TOÖ   ^voTicev 

ÖTTTTUüC  Kepboqpopfii,  Kttl  qpiXoc,  8c  TpiTaroc. 
Münster.  P.  E.  Sonneuburg. 


Nochmnl^  lat*  alienusj  laniena, 
(Zu  Wöimins  Archiv  12,  201  ff,) 


Seine  im  J,  1890  (De  nomiiiibus  Lat.  siiffixi  -no-  npe  for- 
matift  p,  15  sqq.)  ^eäimserte  Ansieht  über  die  Entstehung  des 
Suffixes  'ienus  —  dieses  soll  durch  lautliche  Dissimilation  aus 
'iino^  mit  uridg.  l  hervorgegangen  sein  —  hat  Skutseh  seit- 
dem  zweimal  gegen  diejeDigeii  xu  verteidigen  gesucht,  die  von 
ihm  nicht  tiberzeugt  worden  sind,  in  Vollmöllers  Jahresher. 
5,  60  und  in  Wölfflins  Archiv  12,  201  flf.  r>ie  zweite  Vertei- 
digung ist  eine  Antwort  auf  Rer.  der  sächs.  Ges,  der  Wis^enseh* 
1900  S.  407  ff.,  wo  ich  gezeigt  habe,  dass  Skutseh  die  Mög- 
lichkeit des  Ursprungs  des  e  von  -ienus  aun  urital  ei^  oi  oder 
ai^  die  sieb  jedem  namentlich  seit  Solmsens  Aufsatz  IF*  4,  240  ff. 
aufdrängen  musste,  mit  Unrecht  kurzer  Hand  abgelehnt  hat, 
5Iit  diesem  Hinweis,  durch  den  ich  die  weitere  Diskussion 
einer  nicht  ganz  einfachen  Frage  in  die  richtige  Bahn  gelenkt 
zu  haben  hoffte,  habe  ich  hei  Sk.  wenig  Glück  gehabt.  Er- 
reicht habe  ich  zwar,  dass  er  sich  nunmehr  bewogen  gefun- 
den hat  meine  im  Grundr,  1*  p,  XLV  nur  kurz  angedeutete 
Tind  in  den  genannten  Berichten  etwas  näher  ausgeführte  An- 
sieht, dass  allenus  aus  ^ülieinos  oder  -ioinos  und  entsprechend 
laniena  nebst  rdpina^  porclna  u.  dgl.  aus  Formen  auf  -einü 
oder  'üimi  entstanden  sein  kfinnten,  zum  Gegenstand  einer 
Kritik  und  eines  Bewcisverfahrens  zu  machen*  Aber  eben 
dieses  Beweisverfahren  hat  nach  Sk.  (S.  205)  jetzt  die  Sache 
zu  seinen  Gunsten  'erledigt';  nur  uridg.  -/«o*  ist  nach 
Sk.  im  Lat,  vertreten. 

Ob  das  wahr  ist? 

Seit  uridg*  Zeit  gab  es  im  idg.  Sprach bereich  die  heiden 
adjektivhildeuden  und  funktionell  kaum  zu  scheidenden  Suffixe 
'ino'  und  -einO'  'Omo-  *}  nebeneinander.  Die  Form  mit  i  liegt 
vor  im  Indischen  {-ina-)^  Griechischen  (-ivo-),  Italischen  (z.  B. 


1)  -einO'  uml  -oino-  sind  nur  Ablautvarianten  imd  haben  als 
dasselbo  Suffix  zu  gelten.  Ob  daneben  überdies  uridg,  aino'  an- 
SEiierkemien  ist  (die  Lautgesetze  mehrerer  Sprauhen  würden  diese 
Grundform  zulassen,  die  auch  morphologisch  angeht),  darauf  kommt 
für  unsere  Kontroverse  nichts  an.  Ich  lasse  desshalb  -mno-  im 
folg^enden  beiseite. 

IndogurmAtjigclie  Furschungreti  XII  3  u   4. 


Karl  ßrugmanu, 


osk.  dciviuais  'diviuis').  Keltischen  {'inO')  und  Litauischen 
(-ytirt-)*  Die  di])lithoiig:isclie  Form  im  ludischen  (-ena-^  Ira- 
nischen (av,  -aefia-jf  Baltiscliei)  (lit,  -äna-  und  -ainisi^  Kelti- 
eehen  (urkelt.  "^-eino-  z.  B.  min  cnilen  kymr.  cölwyn  conu  cohtn 
brct.  co/e?*  ""Tierjunges,  eatuliie',  vfj:l.  Stokes  Urkelt,  Spracbscb^ 
94)  *)  uud  Oeroianische»  (got.  meim  *^mein'  aus  ^meino^ 
urid^.  "^mei  "^'wr*/  fStauim  me-  mo-]^  ahd.  mvein  aisl*  j^öeiwi 
'Knecht»  8ohn,  junger  Mann',  ursprünprlich  'der  seinige', 
uridg:.  *suoi  gw  oi  [Stamm  mo-  sue-]^  Noreen  Ahriss  46.  21S)J 
Wie  weit  in  den  gerraaniscben  Wörtern  auf  ^ina-y  wie  goL 
Htaineim  'steinern*  gumein  *'Männlein\  und  in  den  slavischen 
auf  -ino'j  wie  aksl.  maferinh  'mlUterltch',  uridj^,  -ino-  und 
anderseits  uridg^.  -e/wo-  enthalten  ist,  liiöst  sich  wegen  de« 
vnrhistfjrisehen  Zusanmicnfallens  von  I  uud  ei  in  diesen  Spra- 
chen nicht  mehr  ausmachen.  Immerhin  nprcchen  die  lit*  zte- 
rem}  *'Wildprct\  rilkend  'Wolfsfell',  mfuemna  'Mondschein* 
daftir,  dass  der  Ausgang  der  gleichhericutenden  aksL  zverina^ 
rhcinaf  mesf^cfna  und  der  denselhen  Bedeutungskategorien 
angehOrigen  andern  sh*v.  Fcminioa  die  diidithongische  Suffix- 
form  birgt* 

-eino'  'öino'  ist  demnach  nicht,  wie  Sk.  (S,  202)  ineinl 
und  gegen  mich' geltend  macht,  ""'nur  in  einem  kleinen  Aus- 
schnitt  der  idg.  Sprachen",  im  Arischen  und  Baltischen,  vor- 
lianden  *).  Es  ist  vielmehr  so  weit  verbreitet,  dass  wir  durch- 
aus darauf  gefuBst  sein  müssen,  ihm  neben  uridg.  -imo-  auch 
auf  italischem  Boden  zu  hegegnen. 


I 
1 


1)  loh  hatte  zuerst  daran  gedacht,  man  könne  das  ganze  ir. 
Detiimmivsufhx  -in  {duinin  'homuncio'  u»w.^  s.  Zeuss*  p.  274,  778)1 
aus  uridg,  *-emo-  ableiten  {vgl.  die  germ.  DeminutivÄ  wie  got.  gumein  \ 
ahd,  geißln    und   den   gleichartigen  Gebranch   von  -inu»  im  Volks- 
lateiu  und  im  Ho  manischen,  s.  Oleott  Studies  in  Ihe  Word  Form,  of  | 
the  LaL  Inscr.  p,  XX VL  134  sq.  200  sc^.,  Meyer-Lübke  Gramm.  2.  493), 
Es  ergehen  t»ich  dabei  aber,  worauf  mich  Osthoff  kürzlieb  aufmerk- 
sam   machte,    Schwierigkeiten.     Über  galL  -tnuH  =  ^einos  in  Cßr- 
nutenuif,  Epenus  u.  a.  sieh  Meyer-Lübke  in  der  Festschrift  für  As- 
coli  (Tiirin  1901)  p.  416  sfjq. 

2)  Nur  für  diese  beiden  Sprachzweige  ist  diese  Suffix  form 
aUerdiugs  in  meinem  Gruiidr.  2*  150  belegt,  auf  den  sich  Sk.  mit 
grosser  Emphase  berutt.  Dieser  Band  ist  aber  schon  18^9  erschie- 
nen^ und  dass  ich  mittienveile  auch  das  Germanische  für  -einch  hin- 
7Aigenommen  iiabe,  hätte  Sk.  aus  dem,  was  ich  S.  409  über  got.  meins 
sage,  ersehen  müssen. 


Nochmals  lat.  alimus^  lanima. 


mi 


I 


Daes  nun  in  der  Zeity  da  bei  den  Eömerii  in  den  un- 
betonten Silben  das  iiridg,  i  und  das  aus  i-Dipbthongen  ber- 
Torgegangene  ^  (d.  i.  geschlossenes  e)  in  der  Schrift  DOch  als 
i  und  als  e  oder  ei  geseliieden  waren  (Solmsen  IF.  4,  244 )j 
Namen  auf  -intts  nur  mit  i  geschrieben  begegnen  (Sk.  belegt 
AiserninOt  AquinOj  Caiatmo,  Ladinodf  Loucina^  Aninus  S.  2'>4)^ 
und  dass  auch  im  Oskiscbeu  in  deiriBeiben  Kreise  von  Bil- 
dungen nur  Formen  erseheinen,  die  auf  altes  l  weisen,  nimmt 
Sk.  zum  untrügliehen  Beweis,  dass  in  Formen  wie  Ai£nus  {von 
Aiu8)f  AvilUenus  (von  AvilliUM)  ebenfalls  altes  -itio-  Btecke, 
die  Annabnie  einer  Dissimilation  von  n  zu  le  im  Lateiniseheu 
al&o  unumgiinglieh  sei. 

80  einfach  liegen  die  Dinge  aber  leider  nicbt. 

Znnäelißt  haben  die  vier  erstgenannten  Belege,  welche 
Müuzlegenden  sind,  und  Aninus  CIL.  IX  3813  für  das  Latein, 
für  das  sie  direkt  beweisen  sollen,  nur  eine  geringe  oder  auch 
gar  keine  Beweiskraft,  Denn  es  bandelt  sich  niebt  um  ecbt 
rtfhiisebe  Namen,  Aisernlno  (zu  Ae^ferniä)  und  Caiatino  (zu 
Caiafia)  können  oskisehej  Ladinod  {Larinor-  ?,  vgl.  Conway 
It.  DiaK  I  p.  1*11)  kann  frentaniscbe,  Aquino  volskische,  Aninus 
marsisehe  Suffixgestaltuug  haben,  ja  bei  den  Belegen  Auer* 
mno  und  Caiatino  fragl  es  sich,  ob  wir  es  tlberhaupt  mit 
lateinischen  und  nicht  vielmehr  mit  oskischen  Aufscbrifteu  zu 
tbun  haben  {Conway  a.  0.  p.  144).  Und  weiter  ist  auch  die 
Inschrift  aus  dem  Pisaurenser  Hain  CIL.  1171  Iu7io^  Loucina 
kein  einwandfreier  Beleg.  Wahrscheinlich  ist  lunoiie  Loucina^ 
der  Dativ,  gemeint.  Dann  liegt  auch  hier,  wegen  -a  statt  -ai, 
eine  Dialektform  vor. 

Wie  kommt  nun  Sk.  zu  dem  Ausspruch;  "Und  so  ist  nur 
dag  eine  bediioerlieh,  dass  das  SC  selbst  keine  Form  auf  -uio- 
enthält"  da  dieses  Denkmal  doch  nominus  Latini  bietet? 
Das  einzige  sichere  lateinische  Beispiel  für  altes  -ino-^  das  S. 
Mtte  bringen  können  und  sollen,  muss  wohl  von  ihm  über- 
sehen worden  sein! 

Und  doch  beweist  aueb  wiederum  dieser  sichere  Beleg 
nichts  gegen  altes  -eino-  -oino-  im  Latein,  Denn  es  handelt 
sich,  wie  bei  AiserninOj  hei  Lünuvinus  (Lminvium)  usw.,  um 
eine  Ableitung  von  einem  io-Stamm:  LatUius  von  Latiunu 
Wie  unibr.  Uoisieiier  *Volsieui'  den  lat.  Formen  auf  -ienus 
gegenüherstcht,    so  x.  B.  umbr.  Fisoulna  von  Fimtiio-j    osk. 


Karl  Brugmann, 


Bantins  von  Bmisä-  "^Bautia'  den  lateiniseben  wie  Lat\ 
Zu  den  Namen  auf  -iw^,  -ia  gehörten  also  Ableitungen  anf 
-ino'  seit  tiritalisclier  Zeit,  und  njao  wird  kaum  irre  gehen, 
wenn  man  den  Bildungstypns  Lafiuus  FUouina  Bantins  un- 
mittelbar den  litauischen  Formationen  wie  kadagynas  und 
kadagpie  'Waeblioldergesträuch'  von  kadaggs  -io,  zemyna 
'Erdgötfin'  von  Mme  -es  (Leskien  Die  BihL  der  Noid.  iui  LiU 
408  ff.)  und  dem  ai,  kanhia-s  'jugendlich*,  das  zu  kanyd  *JuDg- 
frau'  gr,  Kaivöc  =  *KaviO'C  geh5rt,  au  die  Seite  stellt  und 
hierin  die  ursprüngliche  Weise  der  Erweiterung  der  io-SUimme 
mit  dem  n-Suffix  sieht.  Hier  also  haben  wir  wirklieh  greif- 
bar 'ino'  mit  altem  l  auf  römischem  Boden  vor  uns,  wag  ich 
auch  nie  geleugnet  habe^). 


I 


1)  Dieaes  -Ino*  kann  im  iCaii sehen  wie  im  Baltischen  aus  -ilito-, 
beziehungsweise  iiino'  hervorgegangen  soin.  Aber  eine  andre  Auf- 
fassung scheint  mir  ebenso  viel  für  sich  zu  haben.  Wie  ich  Be- 
richte S.  409  gesagt  und  auch  olien  S,  390  angedeutet  habe,  sehe  i<?h 
in  uridg.  -eino-  -oino-  das  adjektivbildende  Sekundärsultix  -no-,  das 
80  ntt  hinter  Kasnstormen  und  adverbialon  Gebilden  erscheint  (griecL 
^api*v6-c,  ai.  ddkHi-naif  purä-tid-»  usw.).  *ei  -oi  war  der  Lokativ- 
ausgang von  ö-StMmmcn  (z.  B.  gfii.  meiW  =  *mei-nö-«  auf  Grund  de» 
Lok,  Gen.  *meiy  lit  k^nö  'wessen*  Gen.  eines  *k^-na-s  'wessen  Eigen- 
tum seiend'),  wit*  dieser  KasuH  auch  durch  -/o-  erweitert  auttnlt 
(z.  B.  griech.  ttoioc  kret  rtlov ^^qUoi^io-  *qUei-io'^  dXXo1oc^*dAAoi-iO'C, 
oiK€Toc=*FoiK€v-io-c,  osk.  VC r eü a  1  =  */<er«t'jtö-,  s.  Grundr,  2,  i2L  FF. 
12,  1  ff,).  Entsprechend  zerlegte  ich  nun  uridg.  -f?u>-  in  -i-no-  und 
vermute  in  -i  den  Ausgang,  den  im  Lateinißt'ben  der  Gen,  Sg.  der 
o-Stämrae  hatte.  Denn  bekanntlicli  haben  wir  kein  Rechte  lat.  c^til 
auf  älteres  *equei  (oder  *equoi)  zurückzuführen.  i^Iit  Sommer  gebe 
ich  auch  für  das  Keltische  (in  Og.  maql  u&w.)  von  ursprünglichem 
•i  aus.  Hiernach  wäre  z,  B,  osk.  deiulno'  =  lat  Gen.  dli^J  -j-  Suff. 
-nQ-.  Nun  wird  dieses  -f  etymologisch  mit  dem  Adjektivsuffix  -/a- 
'ifo'  identisch  sein.  Dann  fragt  .sich  aber,  ob  Genitive  wie  Latlr 
fluvl  —  dieSj  nicht  -il  ist  ja  die  altere  Bildung  —  überhaupt  von 
Anfang  an  -jfl  (-iii)  gehabt  haben*  Und  die  gleiche  Frage  er- 
hebt sich  dann  bezüglich  der  zugehörigen  Atijektivbildungen  wie 
Lathius. 

Skutschs  Meinung  (De  nom,  Lat.  p.  27  und  Archiv  S,  20G  f.), 
Laimus  sei  "von  der  kürzeren  Stammform  Lau*'  wie  viarlnus  von 
mari'  hergeleitet,  kann  ich  auf  sich  beruhen  lassen.  Weniger  da- 
gegen das,  was  er  im  Eingang  seinen  Aufsatzes  S.  201  sagt:  **üfld 
ich  muss  allerdings  ehrlich  bekennen;  worauf  es  ßrugmann  an- 
kommt, das  weiss  ich  jetzt  sogar  noch  weniger  als  vorher.  Denn 
B.  gibt  jetzt  für  alienus  zwei  Erkläningen,  die  mit  einander  an* 


Wenn  denjimch  lat.  Naiiienformeii  wie  AvUIiemt}*  und  das 
anibr,  Uokiejier  (auf  das  ich  übrigens  niclit  viel  Gewicht  lege, 
vgl.  VOD  Piauta  Gramm.  1,  153  f,  289,  300.  2,  35)  nicht  den 
alten  Typus  der  Weilerbikliing  von  lo-Stammen  mittels  des 
uridg,  -ino-  darstellen,  warum  soll  die  Anna  laue  verwehrt  sein, 
dass  sie  die  lautgesetzliehe  Fortsetzung  von  alten  Formen  auf 
'lehtoH  -ioinonj  -lieinos  -iioinon  (vgL  lit.  rUkaini^  lu  dgl.  bei 
Lreskien  a.  0*  415^))  bildeten? 

Der  Übersichtlichkeit  wegen  habe  ich  bisher  nur  von 
den  Eigennamen  gesprochen.  Von  deren  Ausgängen  -inuSf 
'Unus  können  uatürlieh  die  gleichen  Ausgänge  der  Appellativ- 
Wörter,  wenn  es  auf  BestimmuTig  des  Ursprungs  ankommt, 
nicht  getrennt  werden.  Wie  nun  für  keinen  einzigen  Namen 
auf  'iniis^  der  von  einem  o-Stamm  (nicht  |o-Stamm)  kommt, 
aus  dem  Lateinischen  heraus  von  Sk,  bewiesen  ist,  dass  sein  i 
altes  /  und  nicht  ei  oder  oi  war,  so  gilt  dies  auch  für  die 
Appellativa,  Man  wird  ja  nun  das  nach  den  lat,  Lautgesetzen 
mehrdeutige  lat.  divinnsj  wie  ieh  schon  Ber.  S,  408  bemerkte, 


4 
I 


veiträ^^licli  sind,  NUoilit-h  S.  408  wird  vermutet,  dass  »^no-  in  jenen 
Worten  [aUetiuif^  limiefia]^.idg.  -aHno-  [d.  L  -eino-  -oino']  Bei.  Da- 
g'egen  wird  S.  409  'die  vermutete  uritaUsche  Form  *alieino8  oder 
^alioinos'  couiecturaüter  ans  einem  Lokativ-Genetiv  ^aljei  •d/jfoi-f 
Snfftx  -no-  herg'elt^itet.  D.  h*  atso  einmal  gibt  B.  -^no-  als  fertiges 
idg.  Suffix,  das  andere  Mal  lässt  er  es  erst  im  Uritalischen  durch 
Ableitnn«:  aus  dem  Lokativ  sich  bilden."  Indem  ich  "^aliehws  in 
"^aliei-no-  zerlegte»  habe  ieh  natürlich  nur  meine  Ansicht  über  den 
Ursprung"  des  'Suffixes'  -eino-  'Oino-  überbttupt  zum  Ausdruck  zu 
liringren  beabsii-litig^t.  Das  hl  um  so  klarer^  als  kb  hinzugefügt 
liabe:  "Dabei  ist  gl  eich  gütig,  ob  man  den  Bildungsprozess  gerade 
an  dem  Wort  alienu^  sich  vollzogen  haben  lässt,  oder  ob  man  dieses 
nur  als  typisches  Beispiel  nimmt,  alienus  kann  ja  jedenfiiUs  durch 
Nachahmung  älterer  Muöterformen,  die  dera  uridg.  Ausgang  -einoa 
oder  'oinoii  (auf  irgend  einer  der  filteren  lautlichen  Entwicklung^- 
stufen)  enthielten,  zu  seinem  Ausgang  gekommen  sein."  Man  spricht 
ja  auch  z.  B.  bei  ^apiv6c,  x^^M^pivöc,  i'iutpivöc  usw,  von  einem  alter- 
«rbten  'Suffix'  -ino-  (vgl.  lat  vefnus  aus  *vermoSf  hibernua  usw.) 
und  zerlegt  dabei  iapivöc  in  Lok.  4api  +  Suff.  -vo-^  ohne  dass  das 
üich  in d er» pr flehe.  Dass  Sk.  eine  so  einfache  Sache  so  gröblich 
miszu verstehen  in  der  Lage  ist,  das  ist  nicht  meine  Schuld.  Nur 
gut,  dass  er,  wie  er  bin/.nfügt,  "diesen  Widerspruch  nicht  weiter 
urgieren  will".     Dies  ist  ebenso  vernünftig  als  nett. 

1)  Über   die   von   Kurschat  Gramm,  S.  87  aufgeführten  Ein- 
wohnernamen  wie  TUzinas  ».  Leskien  a,  O.  388. 


4 


SU 


Karl  BrUi;m.iDi 


von  osk*  clcivinais  'divinis'  nicht  trennen  wollen»  so  wenig 
wie  etwa  das  xweideutigc  aksl.  zt(>rma  'Wildpret*  von  dem 
gleichbedeutenden  lit.  zverenä  mit  urgprünglioheoi  DiphtlionjEr.  ^ 
Aueli  sclieiiit  das  i  des  uinhn  cabnner  'eapHin'  (V  h  12,  17  H 
in  derseilien  Wendiuigj  altes  l  zu  sein,  so  dass  dies  als  8tütie 
für  altes  i  in  lat,  caprinus  verwendbar  ist.  Aber  was  soll 
uns  denn  nun  zwingen  in  samt  liehen  'ino-  des  Latein  urid^. 
i  zu  sehen?  Und  gar  in  alieans,  lanieHüj  für  die  dasselbe  irilt 
wie  fllr  AriUienus  usw.?  lamena  ''Fleischbank*  geht  settia- 
siologiseb  mit  pi«frina  'Häekerwerkstatt",  moletrina  'Müldc*, 
lapieldinae  'Steinbruch*,  salinae  ''Salzgrube'  u.  dgl,  niid  nun 
habe  ich  Berichte  S.  409  darauf  hingewiesen,  dasa  den  lat. 
Feminina  ratpina  'Rübenfcld',  cepinft  'Zwiebeifeld*  n.  dgl.  im 
Litauischen  solche  wie  roptna  "Kübenfeld",  rugenä  'Roggen- 
feld' u.  dgh,  und  den  lateinischen  porcfna  'Schweinefleisch* 
(agnlna^  vifuJimi  u.  dgL)  im  Litauischen  parMzena  'Ferkel* 
fleisch',  menzkenä  'Bärenfleisch'  u,  dgl,  gegenüherstelieu  ivgl 
auch  ärerenä  'Wiltlin-et'  :  ßnna^  antihiä  'Entenfleisch"  :  ema- 
flna).  Sk,  bedauert,  diese  "anscheinend  so  frappante  Überein- 
stimmung für  einen  baren  Zufall  erklären  zu  niilssen".  Da 
wird  es  denn  wenig  ntitzen,  wenn  ich  etwa  noch  hinzufüge, 
dass  dem  lat,  fibrlnns  im  Avestiscben  hawraini'  ''rtbrinu»* 
{'alni'  =  -aeni',  Jackson  Av,  Gramm,  p.  229)  entspriclit,  -eino- 
oder  'OinO'  also  auch  im  Iranischen  in  Stofladjektiva  zn  Tier- 
namen zu  Hause  war').  m 

Nein,  so  billigj  wie  Sk,  sie  vemieint  liefeni  zu  können» 
sind  stringente  Beweise  in  der  Wissenschaft  nicht  zu  liefern! 
Fest  steht,  so  weit  das  Lateinische  selbst  Aufklärung  bietet^ 
nur  das,  dass  in  Latinuj^  von  Ltithtm  u.  dgh  altes  i  zu  Haoa 
war.  Im  Übrigen  Ijängt  Sk.s  Beweis  lerliglieh  an  den  über- 
lieferten Fonnen  des  Oskisch-Umbrisehen.  So  geni  man  nun 
dieses  Dialektgebiet  betritt,  um  sich  von  dort  Aufklärung  für 
Am  Latein  xu  holen,  wo  dieses  sich  nicht  aus  sieb  selber  er- 
klärt, so  ist  doch  für  unsere  Frage  von  dort  her  nur  wenig^ 
zu  gewinnen.  Nnr  ein  kleiner  Brnchteil  der  Formationen,  um 
die  CS  sich  handelt,  ist  in  diesen  Mundarten  belegt,  und  über* 
haupt  ist  ja   die  Überlieferung  von  diesen  eine  so  trümmer- 


I 
I 

I 


I 


1)  Ahd*    btbirln    'fibrinus'    ist    leider    phonetisch    zweideutig' 

(vgl,  s.  ayo). 


ms  es  iliorlieit  wäre,  tu  benaupteii,  in  umen  nahe  e8| 

'€iHO'  'öino-  uebeii  -inO'  nicht  gegeben.     Zum  Beweise,    dass  ' 

■    im  Latein  neben  -ino-  überhaupt  kein  -eiwo-  -oinO'  bestanden 

habe^    ist  das  Ofc^kiBcb-Unibrisehe  somit  nicht  tn  gebrauehcn, 

»So  gut  wie  im  Litaniselicn,  Indischen  und  Keltischen  beide 
Siiibxformen  nebeneinander  hergehen  —  sie  kämmen  im  Li-fl 
tanischen  sogar  einige  Male  liei  demselben  Wort  vor,  wie  ttal- 
_  äi/He  und  italdainiji  Honigkiiehen'  — ,  können  jedenfalls  im 
P  Lateinischen  gewisse  von  den  ül^erlieferten  Wörtern  mit  tno- 
und  alle  Wörter  anf  -ieno'  die  dipbfhongisehe  Foriu  entbluten 
haben.  Schon  die  überall  vorfindlieben  Fälle  wie  dass  lat. 
'elltis  teils  älteres  -erlos^  teils  älteres  -enloa  war,  -tdus  teils 
uritaL  -elos  teils  urital.  4oüy  ion,  att.  -ripöc  teils  urgr.  -npöc 
teils  urgr.  -äpoc,  ai.  -ras  teils  nridg»  -toh  teils  iiridg.  ^o-s,  m 
hätten  8k.  zur  Vorsicht  mahnen  sollen.  | 

Den  Würtern  auf  -ienus  dürften  wir  nach  dem,  was  über 
LaflHfiH  von  Latium  gesagt  worden  ist,  mit  bOclister  Wahrscbein- 
lichkcit  Suitix  -eino'  -oino-  zuspreebcn,  wenn  man  niebt  sagen 
könntCj  sie  seien  italische  Neubildungen  von  ähnlieber  Art 
gewesen,  wie  die  späteren  Singiihirgenitive  wie  flurii,  die 
nach  'iö  -ittm  usw.  neu  aufkamen.  Es  niüsste  dann  in  einer 
vorhistoriselien  Periode  der  italischen  Sprachgescbichte  -iinO' 
oder  -iiuO'  fiir  -mo-  eingetreten  und  dissimilatorisch  zu  -ieno- 
-ieno-  geworden  sein.  Hiergegen  lässt  sich,  so  viel  ich  sehe, 
nur  die  Tbatsache  einwenden,    dass  die  Annahme  dieser  Dis-  ■ 

Isimilation   phonetisch  weniger  glatt  ist  als  die  Annahme,  dass  I 
e  aus  ei  oder  oi  entstanden  war').  I 

1)  Den  Übergang  von  -ii-  zu  -ie-  habe  ich  Berichte  S.  408  als 
phonetisch  'höchst  miwahrscheinlicb' bezeichnMtj  und  dieser  Ausdruck 
mag  zu  stark  «ein.  Freilich  Sk.  selber  bringt  nichts  bei,  was  sein 
'ie-  ans  -n-  BtittKen  k rinnt«.  Vielmehr  verbiitet  er  sich  jede  phone- 
tische Kritik;  er  meint  jn  strikt  bewiesen  zu  haben,  dass  das  h  von 
'i*htus  altes  i  gewesen  sei!  Ich  j*:estatte  mir  aber  dt*nii  dnch  auf  l'olgen- 
deri  aufmerksam  zu  machen,  was  ich  nicht  für  ganz  irrelevant  be- 
trachten kann,  Lat.  -i'ew«^=^nntal.  *-jfeinos  ^-ioinox  neben  -mu,9  = 
urital.  *-einoif  ^-oinos  [laniena  neben  pistrina)  hätte  im  Latein  selbst 
eine  g:enane  Parallele  an  socieim,  ranegäref  hietärey  parietem  neben 
bonUäSj  remignre  usw,  oder  auch  an  mortuos^  equos^  pan-oluif,  rl* 
vont  neben  htpua^  porcufuii  usw.:  hier  t*ind  e  und  ü,  die  auf  einer 
gewissen  Stute  der  Sprachen t wie khinfj^-  hinter  i-  und  ?^-Laut  zu  Btehen 
kameni  mit  Rücksicht  auf  diese  Laute  selbst  nicht  wie  sonst  wei* 


I 


396  Karl  Brugmann,  Nochmals  lat.  aliinus,  lani&ia. 

Wirklich  bündige  Beweise  fttr  -eino-  -^ino-  aaf  lateinischem 
Boden  zu  geben  bin  ich  hiernach  heute  so  wenig  imstande  wie 
vor  einem  Jahr.  Aber  eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit  spricht 
doch  wohl  dafür,  dass  unsere  uridg.  SufBxdoppelheit  durch 
die  Doppelheit  Latinus  :  alisnus  (umbr.  Fisouina  :  Uoisiener) 
vertreten  ist.  Doch  gebe  ich  hierauf  nicht  viel.  Denn  ich 
wollte  auch  dieses  Mal,  wie  in  den  Berichten  407  flf.,  keine 
definitive  Lösung  unseres  Problems  vorlegen.  Vielmehr  kam 
es  mir  im  wesentlichen  nur  darauf  an,  für  weitere  Forschung 
die  Bahn  frei  zu  halten,  wo  man  durch  ein  thatsächlich 
äusserst  schwächliches  Beweisverfahren,  insonderheit  durch 
eine  gänzlich  unberechtigte  Verallgemeinerung,  mit  einer  er- 
staunlichen Zuversichtlichkeit  glaubt  Abschluss  und  endgiltige 
Erledigung  gebracht  zu  haben  ^). 

Leipzig.  K.  Brugmann. 


Lat.  deierarSf  perierare  peiierare,  Sierare  und  aerumna. 


Seit  ältester  Zeit  ersclieinen  in  der  Litteratur  der  Römer 
die  drei  vielbesprochenen  Verba  deierare   'fest  und   feierlich 


zu  i  und  u  geworden.  (Für  umbr.  Uoisiener  bedürfte  es  überhaupt 
nicht  der  Annahme  eines  dissimilatorischen  Vorgangs,  weil  im  Umbr. 
uritalisches  ei  hinter  beliebigen  Lauten  als  e  erscheint.)  Gegen  die 
andernfalls  anzunehmende  Dissimilation  von  il  zu  ie  dürfte  man 
zwar  nicht  das  später  in  derselben  Sprache  für  fluvl  aufgekommene 
flitvii  geltend  machen,  denn  andre  Zeiten,  andre  Lautgesetze.  Wohl 
aber  ist  ihr  ungünstig,  dass  oft  genug  in  verschiedenen  idg.  Sprachen 
die  Lautungen  jl,  tiÜ  oder  «!,  uü  im  Lauf  ihrer  Entwicklung  auf- 
gekommen sind  und  nirgends,  meines  Wissens  wenigstens,  die  Art 
von  Wandel  stattgefunden  hat,  die  Sk.  für  alienus  usw.  annimmt. 
Übrigens  fehlt  mir  für  das,  was  Sk.  auf  S.  206  darlegt,  jedes  Ver- 
ständnis: die  erst  seit  der  klassischen  Periode  zu  belegenden  Formen 
proprietäs,  ebrietäs  u.  a.  sollen  möglicherweise  (mit  "50%  Wahr- 
scheinlichkeit") nicht  im  Anschluss  an  die  schon  vorklassisch  zu 
belegenden  societäs  u.  a.  aufgekommen  sein,  d.  h.  die  letzteren  wären 
nicht  als  assoziativ  bereit  liegende  Vorstellungen  bei  der  Erzeu- 
gung der  jüngeren  Formen  beteiligt  gewesen! 

[1)  Gegen  Skutschs  Ableugnung  von  uridg.  -eino-  im  Altita- 
lischen wendet  sich  jetzt  auch  v.  Planta  in  dem  Aufsatz  "Die  Bil- 
dungen auf  -enus"  in  WölflFlins  Archiv  Bd.  12.  —  Korrekturnote.] 


Karl  Brugmann,  Lat,  dHeräre,  perieräre  peiieräre  usw.    397 

versichcrD,  heilig  beseliwüren,  sieb  heilig  vermessen',  perieräre 
pmeräre  d.  i.  perjeräre  p^jjeräre  ''eine  falsche  Versiclieniug 
geben,  falsch  aussagen,  lügen,  falsch  schwören,  meineidig  sein', 

•  eierare  '^aich  feierlich  lossagen  von  etwas,  abschwöreo".  Ansser- 
dem  findet  sieh  -ienire  uoch  in  der  nur  glossograpinseh  über- 
lieferten Zusammensetzung  mit  cum  :  conierat  coniurat  CGL. 
IV  322,  33,  V  447,  23,  cokrat  coniurat  V  494,  72. 

■  Bekanntlich   hat   man  diese  Komposita  bisher  teils  von 

iürare  hergeleitet,  teils  in  der  Weise  von  j^^l^^^  (j:?eiior),  dass 
man  eierare  und  dHerare  im  Auschluss  an  pelerüre  (peiieriire) 
aufgekommen  sein  liess,  welches  seinerseits  von  einer  Stamm- 
form  *peiies'  ausgegangen  sein  und  sich  7m  peior  wie  maieH- 
ias  zu  maior  verhalten  haben  solP).  Aber  keine  von  diesen 
Auffassungen  ist  irgend  befriedigend,  so  dass  nicht  zu  ver- 
wundern  ist,  wenn  kürzlich  Sommer  IF,  11,  56  erklärte:  "Das 

IWort  [peierare]  ist  und  bleibt  eine  crux". 
Ob  es  eine  crux   lileibtj    hängt    freilich    davon    ab,   ob 
sich  niclit   doeh  ein  gangbarer  Ausweg  aus  den  vorhandenen 
Schwierigkeiten  findet.     Ein  solcher  eröffnet  sich,  meine  ich, 
falls   man    4er äre    etymologisch    sowohl  von  iüritre  als  auch 
von  peior  losmacht.     Die  Trennung  von  2mor  wird  heute  nie- 
mandem mehr  schwer  fallen:  sie  empfiehlt  sich,  wie  schon  von 
auderen  gezeigt  ist,   aug  mehr  als  einem  Grunde.     Aber  auch 
L   die  der  äusseren  Sprachform   nach   nun  einmal  nicht  zu  ver- 
B  einigenden  -ierdre  und  iürare  (alat.  iourüre)  etymologisch  zu 
H  gclieiden  wird  man  grundsätzlich  ftir  durchaus  statthaft  halten» 
'   wenn  man  erwägt,  wie  häufig  Wörter,  die  nach  Lautung  und 
Bedeutung  sehr  ähnlich  sind  und  die  man  in  alter  Zeit  darum 
ohne  weiteres  etymologisch  identifizierte,  sich  im  Fortschreiten 
der  Wissenschaft  doch  als  wurzclbaft  verschieden  erwiesen  haben. 
Ich  erinnere    nur  an  griech,   ^vepccTv  und   ^veiKcti,    die  heute 
kein  »Sachverständiger  mehr  von   dei-selben  Wurzel  ableitet*). 


i)  S.  Corssen  Äusspr.  11=^  20B.  423.  515,  Osthnff  Zm*  Gesch.  d. 
Perf.  115,  Havet  M^m.  de  la  Soc.  de  liogu.  i^,  22,  Gust.  Meyer  Ztschr. 
für  österr.  Gyiiiu.  1885  S.  280,  Keller  Lat.  Volksetyiii,  148  f.,  Job. 
Schmidt  Plural b.  148,  Wharion  Etyma  LaL  74,  Stolz  HisL  Gramm.  I» 
170,  Lai.  Gramm.^  44,  Lindsay-Nohl  Die  lat,  Spr.  675. 

2)  So  tot  auch,  wie  ich  beilitutig  wegen  A.  Klotz  Archiv  12, 
S4  bemerke,  angtdus  'Winkel,  luuxöc*  trotz  Varro  mid  wahrscheinlich 
noch  vieler  anderer  Rümer  von  anffuatits  zu  trennen.    Denn  dieses 


398 


Karl  Brugmal 


Das  in  nnsern  Eompoeita   entl 
sich  allein  den  Sinn  einer  energischenj 
Behauptung  oder  Versicherimg  gchal 
sich  zu  der  Wurzel  jea-  'fervere'  ste 
des  idg.  Sprachgebiets^   dabei  in  all^ 
mittelbar    angrenzenden  Sprachzweij 
schem  Boden  aber  bis  jetzt  noch  nie 
Die  'sinnliche  Grundbedeutung'*  von 
hitzen,  sieden,  wallen,  kochen^  überl 
im  Altindischen  (ydsya-ti  usw.),  Grie 
tischen  (kymr.  iäs  'fervor^  ebullitio'  i 
iesan  mhd.jesenjern  nhd,  gären  us 
Brot',  den  das  von  Gust.  Meyer  El 
Alb.  Stud.  3,  39,  Pedersen  KZ,  36, 
^€8  hat,  kntipft  an  die  Verteilung  d 
teigmasse  an,    deren  Zweck   das  Knel 
scheint  aber  jes-  auch  in  bildlicher 
sehen  ging  zkuj  auch  auf  die  Erhitzi 
Erregung  des  Gemüts.    Ebenso  im  Hoel 
Vorgängen,  wie  Konr.  v.  Wflr/burg  3 
doch  in  argem  willen.     Ferner   Ist  ii 
wohnlich  der  Sinn  heisser  Bemühung 
haranäyaiva  yasyati  'mtlht  deh  ab  z 
anayasitdkarmuka'   'einer,    der   den 
strengt*  d.  h.  nicht  häufig  in  Bcwegim. 
2289),  proryOsd-s  OryOaa-H  ^Anstrengui 
Wie  nun  häufig  Wörter,  welche  an  und| 

muss  mit  ango  auf  Wurzel  ahgh-  'betmgel 
ancuk,  aksl.  qz^k^,  griech.  äyx^  ukw.)  bexogej 
lus  ebenso   klar  mit  umbr.  {inglom-e  'ad 
•Winkel*  arm.  ankiun  angiun  'Winkel,    Ecli 
anglom-e  und  ankiun  nicht  auf  eine  mit  Me^ 
Wurzel   zurückführbar   sincl^   agl^  aber  un 
Velarlaut  schliessende  weisen.    Dass   das  nd 
Wort  aus  dem  Latein  entlehnt  seien,  dafür 
dagegen  spricht  das  arm.  Wort,    anguhm  us^ 
nach  Grundr.  1^  §701.    Die  Verknüpfung  voil 
ist  also  eine  Volksetymologie,  keine  wissensci 
1)  Dass  npers.  Jos^an  ^springen,  eilen'  der 
Wurzel  im  Iranischen  sei,  erklärt  Hübbchmann 
für  unsicher.    Zu  vergleichen  wäre  laL  contendA 
von  der  auf  die  Zurücklegung  eines  Wegs  y\ 


Türe,  iieräre  und  aerumna, 

ox  auiistiibt  und  nur  in  P 
oleibt,  kommt  auch  sonst 

edh  (griech.  iv-inii)  ivxi 
(]\L  iii-veriu  'ich  mach< 
d\ü\  öffne'). 

tleii  ürgprung  von  -ieravi 
rt  zur  Stütze,  das  bisher  i 

1  etymologischen  Anschlue 
ürleichfalk  zu  Wurzel  jes- 

gehörig,  muss  es  in  seine 
,  ^ke   mit    -ierdre   zusammi 

gen  KZ»  32,  566  aemuh 

'  von  *ad-jemoh8  *ajjeT 

'gepaart,  Zwilling'  vergh 

ynkojic  der  zweiten  Silbe 

mna  'Mühseligkeit,  Placl 

mml  Kiirückftihren.     Als 

sich  dies  Wort  bedeutuui 

^eite^  das  nicht  nur  'anstrei 

schlaff  machen    und  'qu 

qnält  sich,  härmt  sich  a 

IP  172)  hat  aerumna  n 

Lateiuiachen  verschollen 

luiig  dieser  Zusammensei 

US  ^pediös)  keine  analog 

mit  alumnuSj   Vertumnt 

sich  anstrengend,  sich  müh 

Is  Absiraktum  fungierte 

ius   usw.,   Grundr.  2,  44 

Wölfflins   Archiv   10,   - 

*h   mit   columna  (Stolz 

tan  Doeli  folgende  Bedeuti 

arallele  zu  den  besproch 

Wurxelbasis  omö-  ortid- 


rige    TTÖvoc    'anstrengende 
TühsaL   Plage,  Qual,  Drar 


398 


Karl  Brug-mann, 


r 


Das  in  nnsern  Komposita  enthaltene  -ierare  muss  ftlr 
Bich  allein  den  Sinn  einer  energ;ij?clieii,  mit  Verve  vorgebrachten 
Behaopluni::  oder  Vereieherun^  gehabt  haben.  Somit  lässt  e$ 
sieh  zu  der  Wnrzel  Jes-  7ervere'  stellen,  die  im  grössten  Te 
des  idg.  iSpraehgebiets,  dabei  in  allen  an  den  italischen 
mittelbar  angrenzenden  Sprachzweigen  vertreten  j  auf  ita 
sehem  Boden  aber  bis  jetzt  noch  nicht  angetroffen  worden  t 
Die  'sinnliche  Grniulbedeiitiing'  von  je^-j  "heiss  sein,  sich  er' 
hitzeu,  Biedeii,  wallen,  kochen,  tiberkochen'  n*  dgl.,  Hegt  vor 
im  Altindischen  (t/tui/a-ti  nsw.)^  Griechischen  (liuj  ugw,)^  Kel- 
tischen (kymr.  id.^  'fervor,  ebullitio'  nswj,  Germanischen  (ahJ. 
iemtn  mhd.  Je,^en  jern  nhd.  gären  nsw.).  Der  Sinn  'ich  knete 
Brot',  den  das  von  Gust,  Meyer  Etyra.  Wtb.  der  alb.  Sj)r.  V^% 
Alb.  Stud.  3,  39,  Pedersen  KZ.  36,  327  hinzugezogene  alb. 
ßen  bat,  knüpft  an  die  Verteilung  des  Gärmittels  in  der  Ein- 
teigmasse  an,  deren  Zweck  das  Kneten  ist.  Nicht  selten  er- 
scheint aber  jen-  aneli  in  bihllicher  Anwendung.  Im  Grierlii- 
Beben  ging  ti\}}  aucli  anf  die  Erhitzung,  die  Icidenschaftlicbe 
Erregung  des  Gemtits,  Ebenso  im  Hochdeutschen  von  seelischen 
Vorgängenp  wie  Konr.  v.  Wtirzburg  372,  19  mm  gemüete  giri 
doch  in  argem  ivilhn.  Ferner  ist  im  Altindischen  ganz  ge- 
wöhnlicb  der  Sinn  heisser  Bemühung  und  Anstrengiingj  z.  B, 
harmuiyaira  f/a^i/ati  'müht  sich  ab  zu  entführen'  (Spr.*  3375)j 
anägaMtakärmtika'  'einer,  der  den  Schiessbogen  nicht  an 
strengt'  d,  h.  nicht  häufig  in  Bewegung  setzt,  gebraucht  (SprJ 
2289),  pra-i/ästi-j?  a't/as<i-s  ^Anstrengung,  Bemflhung,  Mühe'')i 
Wie  nun  häufig  Wörter^  vvelclic  an  und  für  sich  die  Hedeutiin| 

ifiuss  mit  (ingo  auf  Wurzi'l  auffh-  'beengen*  (av;  uzah,,  arm.  anjtdP 
ancftk,  nksK  aJJ^Ic^,  grieeh.  (Iyx^  u.sw.)  bezogen  werden,  während  antfu- 
liis  ebenso    klar   mit  umbr.  anglom-e  'ud  angulum*  und    akt^I.  qgk  ' 
'Winkel*  arm.  ankiirn  amßun  'Winkel,    Ecke*  zusammengehiVrt 
anglöin-e  und  ankiun  nicht  auf  eine  mit  Media  aspirata  ?<ehlieÄsend 
Wurzel    zurückführ  bar    sind»    aglh   aber   und    ankiun  auf  eine  m 
Velar  laut  öchli  essen  de  weisen.    Das»  das  umbr,  und  das    slavisch 
Wort  aus  dem  Latein  entlehnt  seieni  dafür  spricht  nichts   und  Ui] 
dagegen  spricht  das  arm,  Wort.    angnluH  usw.  äu  ancus  Ät^oc 
nach  Grundr,  1*  §701.     Die  Verknüpfung  von  angtdus  m\l  angu 
ist  also  eine  Volksetymologie,  keine  wissenschaftliche, 

1)  Dass  npers.  jfj.s/an  'springen,  eilen'  der  Repriisentant  unsere 
Würze!  im  Iranisclien  sei,  erklärt  Hübschinann  der  Bedeutung  wegen 
für  unsicher.  Zu  vergleichen  wUre  lat.  contenderef  das  .'Speziell 
von  der  anf  die  Zurücklegun^  eines  Weg*«  verwendeten  Anstrea 


Lat.  dHeräre,  perieräre  peiieräref  Sieräre  und  aerumna,     399 

einer  sprachlichen  Änssemng  nicht  gehabt  haben,  sondern  nur 
die  einer  Eigenschaft  oder  Darstellungsform  dieser  Äusserung 
oder  die  eines  der  Äusserung  zu  Grunde  liegenden  seelischen 
Verhaltens,  den  Sinn  des  Sprechens  in  diesen  ihren  Bedeu- 
tungsinhalt mit  aufgenommen  haben  —  z.  B.  lat.  contendere^ 
affimiare,  asseverare^  demonstrare,  significarej  nhd.  behaupten, 
ursichemj  bemerken^  bezweifeln,  meinen^  griech.  icxupiZecGai, 
fieiaXiiveiv — ,  so  dürfte  im  Lateinischen  -ierare  ursprünglich 
in  Übereinstimmung  mit  ai.  yas-  etwa  'heisse  Anstrengung 
machen,  für  etwas  mit  Verve  eintreten,  sich  ins  Zeug  legen* 
bedeutet  und  von  da  aus  den  Sinn  gewonnen  haben,  den  es 
in  der  historischen  Periode  in  unsem  Komposita  aufweist.  Für 
das  letzte  Stück  der  Bedeutungsentwicklung  vergleiche  man 
z,  B.  contendere  'fest  versichern,  behaupten*. 

Ob  das  ä  von  -ierare  uridg.  e  war,  ist  fraglich.  Man 
kann  auch  ein  Abstraktum  *jo8a  =  griech.  lox]  ('Gischt,  Schaum', 
TÖ  imvvj  ToO  lu^XiTOc  Hesych)  oder  ein  Nomen  agentis  ^joso-s 
(Tgl.  procus  zu  precärl)  zu  gründe  legen.  Denn  ö  musste  in 
schwachtoniger  oflFener  Silbe  zu  e  werden  und  weiterhin,  vor  r, 
verbleiben  ^). 

Was  die  Funktion  der  Präpositionen  de,  per,  ex  in  un- 
sern  Komposita  anlangt,  so  vergleicht  sich  deierare  mit  de- 
daro,  denuntiOj  despondeo,  deprecor,  demonstro,  denoto,  denego 
u.  ähnl.:  de  hatte  in  deierare  die  Wirkung,  dass  es  den  Be- 
griff des  Förmlichen  und  Entschiedenen  der  Versicherung  ver- 
stärkte. Für  perieräre  ist  auf  periurus  periuro,  perfidus, 
perdo,  pereo  usw.  zu  verweisen  (vgl.  Joh.  Schmidt  Voc.  2,  101, 

gung  häufig  gebraucht  wurde  und  in  diesem  Fall  unserm  'sich  be- 
eilen* entspricht.  Ich  bin  nicht  in  der  Lage  die  Bedeutungsge- 
schichte des  iranischen  Wortes  zu  verfolgen  und  muss  mich  daher 
des  Urteils  enthalten.  S.  Hörn  KZ.  32,  588,  Grundr.  der  npers.  Etyrn. 
94,  Hübschmann  Pers.  Stud.  50.  —  Beiläufig  mag  noch  bemerkt  sein, 
dass  man  mit  jes-  auch  griech.  Iwpöc  'fervidus,  i'eurig,  kräftig',  ^tti- 
lapiiu  'ich  bedränge',  Zf^Xoc  'Eifer*  und  got.  ja  'ja'  jai  'fürwahr'  ahd. 
ja  ja  *ja,  gewiss*  zusammengebracht  hat.  Ein  Hinderniss  für  diese 
Verknüpfung  besteht  nicht,  jes-  würde  dann  zu  den  in  meinem 
Grundr.  2,  20.  1018  fl".  angeführten  Formationen  (z.  B.  griech.  lim 
Kecca  neben  Euiw,  ai.  vds-t€  neben  lat.  ex-uo,  ai.  trdsa-ti  neben  lat. 
tremo)  gehören. 

1)  Die  scheinbar  widersprechenden  Formen  wie  temporis  sind 
erst  aufgekommen,  nachdem  dieser  Übergang  von  Ö  in  e  vollzogen 
war.    S.  Grundr.  I«  S.  222. 


400 


Karl  Brugmaan, 


8tolz  Wülfflins  Archiv  2,  50L  503,  Lindsay-Nohl  Die  lat.  Spr. 
675,  Delbitick  Vergl  Syut.  1,  713),  In  eierare  er/cu^e 
Präposition  den  Sinn  der  Wegschafluug,  Abweisung,  Til, 
VerneinuD^:  \>^1.  excantare  'weg*,  fortzaubern',  eluere  Mün 
AuBwaseheii  tilgen*,  elidere  Murcli  Sclilagen  entfenieD%  en 
dere  'darcli  Uauen  entfernen,  ausrotten*  u»  dgl.  some  da«  mit 
eierare  gleichbedeutende  grieeh.  ^goiuvAJvau  Zu  der  Annahme, 
dass  unsere  Zwj^amnieusetzuugen  erst  im  Anscbluss  an  die  ent- 
ßprechenden  Komposita  von  iurare  zu  ihren  Präpositionen  ge- 
kommen seien,  liegt  keinerlei  Nötignng  vor.  Ist  docli  eierare 
früher  bezeugt  als  eiurare.  Nur  das  der  erlialtenen  Litteratur 
fremde  conierare  hat  als  nach  dem  Muster  von  coniurare  ge- 
bildet zu  gelten.  Es  kam  auf,  als  das  'volksetymologiscdr  am 
-ierare  und  iurm^e  geschlungene  Band  diese  beiden  Wörter  ftr 
die  Römer  schon  ganz  hatte  eins  werden  lassen.  Bei  der 
Schöpfung  von  conUrttre  handelt  es  sich  demnach  in  ähnlicher 
Art  nur  um  eine  analogische  Änderung  der  Lautung  von  con- 
ktrare,  wie  att.  insehrifth  i^vcrfKa  eine  Misehform  zwischen  dvcix- 
uud  ^VET»t*  war  (Meisterhans-Schwyzer  Gramm,  der  att.  luschr.' 
183  tu 

Einer  Erläuterung  bedarf  die  Gestalt,   in   der  per  vor 
-ierare  auftritt.     Teils  sprach  man  perjeräre  (Plaut,  Asin.  2%^ 
Truc.  30  usw.),  teils  |^*^j}>mre,  gleichwie  auch  pejjürus  pejj^ 
rare   (z.  B.  2jeii?(W^/.<t   bei   Plaut,   Triu.  201?   neben  perjürui^ 
perjürüre  (s.  Georges  Lex,  d,  lat,  Wortf.  511  f  ).     Diese  per}- 
und  pEJj-  verhalten  sich  zu  einander  wie  z.  B.  exjürare  und 
ejfinire,  perltlcidus  uud  peUücidu^.     D.  h,  pejj-  stellt  die  alte, 
schon  vorhistorisch   vollzogene  Assimilation  des   -r  an  j-  dar, 
während  pe?*/  auf  Rekomposition  beruht,  wie  sie  bei  der  lebci 
dig  gebliebenen  Assoziation  mit  den  zahlreichen  anderen  Kom- 
posita mit  perj   in  denen  r  lautgesetzlieh   blieb,   sich    immer 
wieder  einstellen    konnte*     Während   im  Inlaut  von  Simplicia 
'Tj-  vor  Vokalen  zu  -ri-  ward,  z.  B.  in  spurius,  inferius  (vgl 
jnedius  aus  *medjos  mw.),  konnte  in  ^er/cmre  und  perjüra 
die  Souantieruug  des  /  wegen  dejeräre,  ejeräre   und   wegi 
jürdre  uhw,  nicht  Platz  greifen.     Daher  denn  hier  -jj'  aus  -r/-. 
Wenn  diese  Assimilation  bei  perjeräre   häutiger   war   als  bei 
perjüra re,  so  mag  das  daher  rühren,  dass  pejjerüre   leicliter 
als  ein  einfaches  Wort   emiduuden    werden   konnte   denn  /;er- 
jürare^  dem  sein  Simplex  nie  verloren  ging. 


I 

u-B 

er 

ia 

'eal| 


Dass  ein  Wort  als  Simplex  auBStirbt  und  nur  in  Prapo- 
ßitioDalkompositioe  am  Leben  bleibt,  kommt  aueb  mimt  wicht 
selten  vor,  z.  B.  in-seque  in-sectio  (griech.  ^v-tTTO)  €vi  cnoi), 
operio  aperio  =  *op'  ^ap-mrio  (lit.  iiz-venu  'ieh  mache  zu, 
gchliesse',  ät-cerm  *ieli  niuche  auf,  öffne*). 

K  Unserer  Hypothese   über  den   Ursprung  von  Aeräre  ge- 

reicht mm  ein  anderes  lat.  Wort  zur  StützCj  das  bisher  eben- 
falls noch  keinen  befriedigenden  etymulogrisehcn  Anschluss  ge- 
funden liat  und  sich  zwanglos  gleichfalls  zu  Wurzel  jm-  *fer- 
Tere'  stellt.  Zu  dieser  Wurzel  gehurig,  muss  es  in  seiner  Be- 
deutungsentwicklung  eine  Strecke  mit  -ierare  zusammenge- 
gaDgen  sein. 

Scharfsinnig  leitet  Thurneysen  KZ.  32,  566  aemtdus  'es 
jemandem  gleich  zu  tliun  strebend*  von  "^adjefuoh^  ^ajje?nolos 

li  her^  indem  er  es  mit  ai,  yamd-  gepaart,  Zwilling*  vergleicht. 
^'mmoloH  aus  *ajjemöloft  durch  Synkope  der  zweiten  Silbe,  In 
derselben  Weise  lässt  sieh  aeruinna  'Mühseligkeit,  Plackerei, 
Drangsal,  Trübsal'  auf  *ad~jerunmä  zurtlckführeu.  Als  Ab- 
kömmling von  Wurzel  jes-  stellt  sich  dies  Wort  i>edeutungsge- 
schiehtlicb  dem  ai.  a-t^as-  an  die  Seite,  das  nicht  nur  'anstrengen', 
sondern  Öfters  auch  'ermüden,  schlaff  machen*  und  'quälen, 
peinigen' ist  (Pass.  ^7- «/fT^*f//fTfe!  *er  quält  sich,  härmt  sich  ab')^). 
Mit  lat.  ira  (s.  Corssen  Auspr.  IP  172)  bat  aerumna  nichts 
zu  tbun.  Da  jes-  als  Simplex  im  Lateinischen  verschollen  war, 
erfuhr  die  lautgesetzliche  Behandlung  dieser  Zusammensetzung 
mit  ad'  (vgL  peior  d.  i.  pejjor  aus  '^pediös)  keine  analogisebe 
Störung.  Dem  aerumna  lag  ein  mit  ahimnus^  Verhmmu^s  zu 
vergleichendes  Part.  Praes.  Med.  (sich  anstrengend,  sich  mühend") 
zn  gründe,  dessen  Femininum  als  Absti^aktum  fungierte  (vgL 
offensü  :  offensuSj  noxia  :  noa^utis  usw.,  Grundr.  2,  444  ff., 
üsener  Ciötternamen  373  f.,  Leo  Wölfflins  Archiv  10,  438), 
Jedoch  kann  auch  der  Vergleich  mit  columna  (Stolz  Hist. 
Gramm.  497)  richtig  sein. 

Schliesslich  berücksichtige  man  noch  folgende  Bedeutungs- 
verzweigung, die  eine  treffliche  Parallele  zu  den  besprochenCD 
Bedeutungen  vonyW-  abgibt.    Die  Wurzelbasis  omo-  oma-  (vgl. 


1)  Vgl.   das    zu    TT^vo^ai    gehörige    7r<Svoc    ^anstrengen de    Ar- 
'^eit*,  das  naclihomeriöeh   den  Sinn  'Mühsal,  Plage,  Quai,  Drangsal, 
Leiden'  hatte. 


4 


402    Karl  BrugmanD,  Lat.  deieräre,  perieräre,  peiieräre  usw. 

Noreen  Abrisß  3,  Hirt  Ablaut  95)  hat  von  Haus  aus  etwa 
den  Sinn  ^energisch  in  etwas  oder  gegen  etwas  vorgehen'  ge- 
habt: vgl.  ai.  äml'ti  äma-ti  ^andringen,  bedrängen',  mit  abhi 
*gegen  etwas  andringen,  mit  Gewalt  vorgehen',  dmas  'Andrang, 
Wucht,  Ungestüm',  av.  ama-  und  amavant-  'stark',  griech.  miXoc 
'Anstrengung,  Mühe'.  Nun  hat  sich  hieraus  1)  der  Sinn  des 
Festmachens  und  der  eidlichen  Bekräftigung  entwickelt:  ai« 
dmatra-8  'fest',  am-  im  Med.  mit  sdm  'unter  sich  festsetzen, 
eidlich  festmachen,  schwören,  sich  jemand  verbinden',  amifva 
'schwöre',  griech.  djuviivai  öiuöcai  'durch  Schwur  bekräftigen, 
beschwören,  schwören'  (cuv-0)Li6cai  wie  ai.  säm-am-).  2)  Der 
Sinn  des  Piagens  und  Schädigens:  dmiva  'Leiden,  Krank- 
heit', amdya-ti  'er  schädigt',  dmati-i  'Mangel,  Dürftigkeit', 
aisl.  ama  'plagen,  schädigen',  got.  af-mauips  'ermüdet'  ahd. 
muoian  'beschweren,  bekümmern'  muodi  'müde',  wozu  wohl 
auch  hom.  öiiioiioc  (vielmehr  öjioiioc)  'plagend,  schrecklich' 
(von  Krieg,  Tod,  Alter). 

Leipzig.  K.  Brugmann. 


•I 

■:4 


li 


1 
1;: 

! 

i- 


f 


A  b  s  o  hl  t !  V  1>  i  1  d  u  n  g:  im  A v. 
141  ff.     Ind.  Absoliitiva  143  f. 

Adjektiva,  au  auf  -ta-  mil; 
dem  Fem.  auf  -nl  139, 

Adverbia  denKotnparativeu 
zu  Oninde  liegend  im  Ind.  201, 
im  Griech.  201.  im  Germ,  206  f., 
im  Slav.  201, 


A^ens  und  Patiens  im  Ids: 


Aktionsarten.  Detinition 
der  A,  und  Prüfuiig  der  Kunst- 
wörter 319  tt\  Durativ  31Ü.  Fini- 
tiv  320  Initiv  320.  Perfektiv  320. 
Pe r !  e  k  t  i  V  i  e r e  n  d  320*  T  e  rm  i  n  a  t i  v 
320,Detlnitioti  der  perfektiven  Ak- 
tionsart 321  W.  l'erlVktivienin^ 
im  Griech.  durch  präpositionale 
ZBsamnief] Setzung"  319,  Wirkung' 
der  Präposition  auf  die  Aktions- 
art des  Verbums  545.  Kein  Ab- 
la&een  der  A.  im  Griech.  345  ff. 
Perfektiv ierende  Partikel  co  im 
Ir,  186, 

Alleg^ro-   und    Lentoform 


Analogiebiidung"  169, 
lodügermanieclie  Furi^cbutigen  XU  5. 


Bedeutungsentwicklung 
von  'TeiF  zu  'Strafe*  140,  'seilen' 
ÄU  'sauren*  28  f. 


Begriffszeichen  283, 

Beinamen  62. 

Dehnung  in  der  Komposition 
32.      Homerischer  Wechsel   von 


404 


Sachregister. 


aq>  und  pa  beruht  auf  metrischer 
Dehnung  236  f. 

Deklination  der  Zweizahl 
im  Idg.  239  f.  Griech.  -iw-  D.  202. 
D.  des  Duals  im  Griech.  238.  D. 
des  Duals  im  Griech.  238.  D. 
der  Pronomina  im  Griech.  241. 
Schwache  Deklination  der  germ. 
Komp.  204  f. 

Dialekt.  Sprache  und  D. 
296. 

Differenzierung,  eupho- 
nische 29  f. 

Doppelwörter  63. 

Femininbildungim  Ai.lff., 
im  Avest.  1  ff .     . 

Fremdwörterei  76. 

Gesten,  normalisierte  310. 
Normalisierte  Vereinigung  von 
Gesta  und  Laut  312. 

Grassmanns  Gesetz  163. 

Hiatus,  Scheu  vor  dem  H. 
bei  Polybios  832. 

Homophone  Wörter,  mit  sol- 
chen sucht  die  Sprache  aufzu- 
räumen 8. 

Infinitiv,  lat.  auf  -ier  23  f., 
lat.  I.  Fut.  Akt.  23. 

Injunktiv  212  ff. 

Komparativ,  idg.  auf  -Ijos 
200  ff.  Griech.  K.  auf  -(ujv  200  ff. 
Got.  K.  auf  -öz-  206  ff.  Schwache 
Flexion  des  germ.  K.  204  f.  Lit. 
K.  205  f.     Preuss.  K.  206.     Be- 


stimmte Form   des    slav. 
Slav.  K.  auf  -ijhs  201. 


K.  205. 


Komposita.  In  K.  werden 
unverständliche  Teile  durch  ver- 
ständliche ersetzt  9  f.  Verdun- 
kelte Nominalk.  182  f.  u.  188.  Nei- 
gung  des  Polybios  für  K.  331. 
Zusammenrückung  im  Lat.  23. 
S.  a.  Dehnung. 

Konjugation.  Lat  Imperf. 
23.    S.  a.  Aorist. 

Konjunktiv 212.  Entstehung 
216  f.  Das  Ind.  bildet  keinen  K. 
zu  gewissen  Aoristen  214.  K.  des 
«-Aoristes  218.  Nicht  augmen- 
tierte  Formen  eines  Aorists  be- 
kommen konjunktivischen  Sinn 
216. 

Konsonantismus.  Konso- 
nantenschwund im  Idg.  209 f.  j 
geschwunden  220.  8  geschwunden 
210.  221,  idg.  -miy  -sm,  -dm,  -nm 
210.  8  vor  Nasal,  vor  r  geschwun- 
den 223.  -SS-  zwischen  Vokalen 
4  f.  w  nach  sth  geschwunden  198, 
nach  anderen  Kons.  199. 203.  Iran 
t  geschwunden  106.  Wechsel  von 
m-  mit  hm  im  Iran.  141.  g  vor 
w  im  Apers.  ausgefallen  130.  Iran. 
ri  zu  mp.  ir  107.  Ir.  di  nicht  zu 
mp.  J  108.  Mpcrs.  d  und  b  vor 
i  geschwunden  107.  Ausfall  des 
r  im  Mpers.  109.  Wechsel  von 
y  und  i  im  Pers.  110.  Npers.  * 
zu  Ä  107 1.  Griech.  -8-  4  f.  -8m-, 
-871'  ZU  -Am-,  -hfl'  211.  Die  übri- 
gen 5- Verbin  düngen  224.  Kons. 
+  s-\-  Sonorlaut  224.  8  zwischen 
Konsonanten  nicht  spurlos  ge- 
schwunden 228.  8  -f-  Sonorlaut  im 
Äol.  227.  Innere  Aspiration  geht 
im  Griech.  auf  den  Anlaut  über 
221.  Metathese  von  r  im  Griech. 
252,   im  Kret.  253.    Idg.  8kh  im 


^0^^^|ll^^p                                                    ^M 

1      Griech.  zu  ck  und  qt  HS  f,    Idg. 

Onomatopöie245f.  247,         ^H 

Ä^A  im  Gi\   178.     L«t.  -/iä^  vor 

^H 

Vokalen  iiieht  zu    nn'  183.     Mg. 

Ortographie,  deutsche  164.     ^M 

-dht'  zu  1.  •Ä^  184.     I  r.  pf  zu  « 

^H 

190,  in  nuehtoniger  Stellung  zu 

Palatalgesetz  163.                   ^H 

l  193.    f/j  zu  ü  19L    Vortonigea 

^^H 

n  an  p  assimiliert  193.     Germ 

Parias  der  Sprache  57.             ^H 

wl  in    den   cleutÄchen  Dialekten 

^H 

1      verschieden  entwickelt  383  ^ 

Porsonalendungen,     Er-     ^U 

lU 

klärung  158  ff.                                      H 

^h      Kosenamen  66. 

^1 

■ 

Pol yb los,    Scheu    vor    dem     ^M 

^B       L  a  u  t  u  a  c  h  a  h  m  u  n  g    246. 

Hiatus  332,  Neigung  zu  verbalen     ^M 

Mischung  von  L.  und  Lautsym- 

Komposita 331,   Aktionsarten  bei     ^M 

bolik  247. 

P.  319  ff.                                               ■ 

1            Lautstottern  65. 

Präpositionen,     ihre    Wir-      ^M 

kung  im  Griech.  330.    P.  aus  Sub-      ^M 

Lautsymbolik  246. 

stantiven  entstanden  188  f.               ^H 

LautävmbolischesGefühl 

R,  V,  Raum  er  161  ff,          ^^^H 

243  f.   247.      Sprachen  aue    dem 

lautsvmbolischenGefiihl  erfunden 

Refrain,  sinnloser  255,             ^H 

268.  * 

R  h  y  t  h  m  u  s,  Wirkung  des  R,      ^M 

Lautwandel,   Ursachen  des 

auf  die  Lautbildung  252.                 ^M 

Üb  163*  165. 

^H 

Romanisch,  Ideal-R.  90,           ^M 

Lehn  Worte  des  Kelt,  aus  dem 

^H 

Skand*  193,  des  Skand.  aus  dem 

Runen  273  ff.                        ^^^M 

It.   187.      Aulnahme    von   L.  76. 

Entlehnen  von  Redensarten  76  f. 

Sandhi.DoppeirormenimIdg.      ^M 

durch  S.  entstanden  209.                    ^| 

Lullsche  Maschine  274. 

Metapher   47  ff.   54.     Laut- 
meiapher  245. 

S  c  h  r  i  f  1 314,  künstliche  S.  314,      H 

Pasigraphie290,    Universale.  293.      H 
Geheimschriften  64.                           ^H 

Metathese  von  r  im  Griech, 

^1 

252.  im  Kret.  253. 

Silbengrenze, llolische  Ver-      ^| 

Schiebung  der  S.  227,    S.  Im  West-      H 

M  u  s  i  k  l  ;t  u  t  e,  normaliöierte 

germ.  377  ^.                                          ^M 

309. 

^M 

Silbenstolpern  65.                   ^H 

N  a  m  e  n  g  e  b  u  n  g  34  f.^  poeti- 

H 

ach6  259.  Namen  Veränderung  260. 

Sprachbtldunn*::    au»   der      ^| 

Abstraktion  270,  aus  reiner  Will-     ^H 

Naturlaut  245. 

kür  302  f.                                            fl 

406 


Sachregister. 


Sprache.  Affens.  307f.  Am- 
mens.  245.  Argot.  56.  70.  Be- 
griffss.  284.  292.  Bekleidungss. 
313.  Berufes.  51.  68.  Bibels.  53  f. 
Biblisch-niederländische    Mischs. 

55.  S.  des  Bierkomments  48.  53. 
Blaue  S.  91.  Blumens.  313.  Bör- 
sens.  54.  Briefmarkens.  314.  Ind. 
Dämonens.  51.  Dichters.  55  f. 
-eoS.  66.  Erbsens.  63.  251.  Fa- 
miliens.  42.  Fingers.  317.  Shet- 
ländische  Fischers.  68.  Fiaggens. 
der  Schiffe  312.  Gauners.  51.  55. 
Gebärdens.  311.  Geheims.  49  f. 
63.  267,  der  Kinderstube  63.  S. 
der  Geisteskranken  65.  Gelegen- 
heitss.  44.  Gelehrt-archaische  S. 
41.  Götters.,  griech.  51,  germ.  51. 
Gruppens.,  negative  50  f.,  verab- 
redete 49.  Handwerkers.  69.  He- 
bräisch 57.  Höflichkeitss.  53.  In- 
dianers. 88.  Jägers.  50  f.  Langue 
javanaise  64.  Kanzels.  55  f.  Ra- 
wis.  57.  Kinders.  38.  42.  68.  247. 
288.  298.  Kulturs.  317.  Künst- 
liche S.  33  ff.  63.  Kurials.  53. 
Latein57.  Metaphers.45ff.  Mischs. 
67.  71.  Missingsch.  77.  Lingua 
papanesca  64.  Pasilingua  89. 
Rätsels.  73f.  Realiens.315.  Rechtss. 
51  f.  Rotwelsch  52.  69  ff.  Sans- 
krit 57.  Russisclie  Schneiders. 
52.    Schrifts.  56,   niederdeutsche 

56.  Skaldens.  55.  74.  Soldatens. 
48.  69.  Sonders.  45.  Sports.  54. 
75.  Studentens.  46  f.  69.  Tabus. 
257.  Tasts.  311  f.  Terminolo- 
gische S.  51.  Tiers.  307  f.  317. 
Tote  S.  57.  Trommeis.  309.  Univer- 
sals. 285.  Verbrechers.  49  f.  S. 
der  Verzückten  248  ff.  Volapück 
80  ff.  86  ff.    Vulgärs.  der  Bühne 

57.  Welts.  80  ff.  Zahlens.  90. 
Zaubers.  2.56.  Zeichens.  305  ff. 
Zeremonials.  53.  75.  304. 


Sprach  entstehung33  f.  Bau- 


wautheorie  246.      NeuschöpfiiDg 
der  Sprache  36. 

Sprachentwicklung  296. 
Störung  der  natürlichen  S.  37. 

Spracherfindun^  d6  ff.  67. 
Wie  weit  ist  S.  möglich  33. 

Sprachfehler  41. 

Sprachgeist  166. 

Sprachgewohnheit  38. 

Sprachmischung  75  ff. 
Mischung  von  Tier-  und  Menschen- 
rede 79.  Künstliche  Herstellung 
von  Mischsprachen  80.  Biblisch- 
niederländische Mischsprache  55. 

Sprachschöpfungy  indivi- 
duelle aus  dem  lautsyra bolischen 
Gefühl  258. 

Sprach  Veränderung  durch 
Vermehrung  und  Unterscheidung 
62. 

Sprachvergleichung  298. 

Sprachwürderung  243. 
302. 

Stellen  Verzeichnis. 
Avestisch.    Frahang  Kap. 5. 
S.  136. 

Nirangastän  9.  S.  118  f. 
Nir.  10.  S.  114  f. 

N.  3.  S.  103. 
V.  5.  8.  S.  135. 
V.  6.  46.  S.  146. 

V.  15.  S.  138. 

Vd.  7.  16.  S.  177. 

Vd.  19.  29.  S.  177. 

Vaö0Ä-Fragment.  S.  101. 

Viöarkart  i  D^mk  12,  11.  S.  93. 


Sachregister. 


407 


23.  7.  S.  94. 
83.  11.  S.  95. 
89.    4.  S.    95. 

96.  16.  S.    95. 

97.  6.  S.    96. 
116.  10.  S.    96. 

125.  14.  S.    97. 

126.  15.  S.  97. 
136.  5.  S.  98. 
138.  7.  S.  98. 
146.  4.  S.  99. 
148.  3,  S.  99. 
155.  10.  S.  100. 
157.  14.  S.  100. 
160.  10.  S.  100. 

179.  6.  S.  100. 

180.  14.  S.  101. 
184.  14.  S.  101. 

Y.  8.  4.  S.  137. 
Y.  19.  34.  S.  146. 
Y.  56.  3.  S.  123. 
Yt.  1.  27.  S.  1261. 
Yt.  1.  29.  S.  126  f. 
Yt.  5.  55.  S.  149. 
Yt.  8.  6  f.  und  37  ff.  S.  102. 
Yt  8.  42.  S.  142. 
Yt.  13.  95.  S.  135. 
Yt.  15.  50  (51).  S.  148. 
Yt.  19.  80.  S.  146. 
Altpersisch. 

Bh.  1.  18  (86).  S.  131. 

Bh.  1.  35  f.  S.  174. 

Bh.  2.  11.  (61  f.).  S.  135. 

Bh.  4.  7  f.  S.  174. 

Bh.  4.  10  (54).  S.  136. 

Bh.  4.  10  f.  S.  174. 

Bh.  4.  13  (65).  S.  128. 

Bh.  4.  16  (76).  S.  132. 

Bh.  4.  82  ff.  S.  174. 

D.  5.  S.  127». 

D.  6  (NRa).  S.  132. 

Suez.  c.  9.  S.  176. 

Suez.  D.  17.  S.  136. 
Griechisch. 
Thuc.  3.  40.  5.  S.  351. 
Xenoph.  Helen.  1. 6. 16.S.348f. 
Xenoph.  Helen.  1.  7.  7.  S.356. 
.     Polyb.  14.  8.  13.  S.  315. 


Oskisch. 
Cipus  Abellanus.  S.  20. 
Die  ei^Mn^-Inschriften  S.  13  ff. 
Die  iom'^e-Inschriften  S.  13  ff. 
Tabula  Bantina  S.  20. 

Suffixe.  Idg.  Kein  idg.  -e, 
-o,  -g,  -äy  -ö  213.  'ino  389.  -etno, 
'Oino  390.  -sko-  228.  Ai.  -änl  1, 
•äyya-  2,  -ena-  152,  -ras  395.  gr. 
-atoc  2,  -€loc  2;  npöc  395,  -ivoc  392*. 
Ital.  'äsio'  2.  Lat.  -^us  2,  -eUus 
395,  -ensis  183,  -estis  185^,  -i&nus 

389,  -ier  23  f.,    Inm  392^,  im  Rom. 

390.  Gall.  '^lus  390.  Ir.  -en 
390 S  'Smen  189.  Germ,  -öz  des 
Komp.  266.  Halt.  -Ino-  392  \  L  i  t. 
-ma-  152,  esnis  206.  Suffixe  an 
Kasus  antretend  2.  183.  392 1. 

Syntax  von  ai.  näma  usw. 
172. 

TabuworteöOf.  S.a.Sprache. 

Übersetzen  75.  Ü.  fremder 
Wortverbindungen  76.  Rück- 
deutschung  78. 

ürsilben  245  f. 

Verbum.  Wechsel  von  sk 
und  skh  im  Inchoativsufüx  180. 
Griech.  Verben  auf  -(cku)  gehören 
•S^Basen  203.  Verba  Kausativa 
im  Germ.  208.  Got.  und  ags.  ö- 
Verben  207. 

Ver  wandschaftsverhält- 
n  i  s  8  e.  Beziehungen  zwischen 
Germ,  und  Kelt.  157. 

Vokalharmonie  252.  263, 

Vokalismus.  Idg.  f  im  Gr. 
252.  Lat.  Vokalumlaut  in  haupt- 
tonigen  Silben  241.  Scheidung 
von  {  und  ^  im  Lat.  391.    Lat.  it- 


408 


Sachregister. 


zTifddi88imiliertd91.d95  K  Germ. 
t-Synkope  208.  Behandlung  sek. 
ö-Diphthongeim  Germ.  207.  Genn. 
u  aus  idg.  9  196.  Germ,  ai  im 
Fries.  372  ff.,  durch  j  zu  «  umge- 
lautet 378  ff. 

Volksetymologie  61. 


ISO. 


Vriddhibildung  im  Avest. 


Wurzelangleichung  150f. 


Wurzeid  et  erminativa, 
Entstehung  im  Idg.  212. 


Wurzeln  296.  Grundwurzeln 


277. 


Zahlen,  erfundene  261 ,  heilige 
261. 

Zahlworte.  Flexion  der 
Zweizahl  im  Idg.  239  f.  bvo  altes 
Neutrum  238. 

Zoroaster.  Diealtpersiscben 
Könige  Zoroastrier  131. 


Wortregister. 


I.    Indogermanische  Sprachen. 


Altindiscil. 

qias  156. 

akrta  141. 

agnäy-l  1.  3. 

agnidh-  ISO«. 

afijasata  211. 

ätarit  201. 

ati-nl  219. 
ddhi  110  f. 
adhibhü'  110. 
adhibhü-  110. 
onä/Adm  219. 
antYi  106. 
anu^hü-  198. 
awefca-  117«. 
cin^^  219. 
«n^ya-  192. 
€ij>rde  214. 
äbhiröc-ayati  111. 
dma^f^  402. 
ämnt^  402. 
ämatras  402. 
dmo«  402. 
aml^i  402. 
amfüä  402. 
aml$va  402. 
dyunga-  113. 
ayödhit  201. 
aräyi  1. 
oZd^aw  157«. 
am«»  103. 
aidma  156 1. 
oin^^i  156. 
oimdnam  209. 


a^yd<  156  K 
asifydnt  218. 
askrta  141. 
OÄ^Äö«  197. 
a«ma-  221. 
asmäsu  241. 

ämdyati  402. 

ä-yaS'  401. 

äyäsas  398. 

dvM#  211. 

ä««e  221. 

icchdti  153. 

iddhdgnay-  130«. 

i^Vd«  221. 

i^md«  222. 

iifc^-  31. 

f^a^e  134. 

ucaii'taram  201. 

Md  194  f. 

tic{-yamly<Sn  203. 

übhdy-ö$  240. 

tifdsam  210 

u^dm  210. 
it^d^am  210. 
i  tl^d^e  110. 
I  ürjdni  1. 
I  tlrnä  224. 
'  fcchati  228. 
I  fjlyän  203 
j  rjlfäs  203. 

rbhurSthiras  198. 

eto-  138. 

^«aflrva-  130« 

gm-  139. 


öjflyän  201. 
ö^adhayajjk  144. 
d^am  144. 
kakudmän  189. 
^and  202. 
kanlna-  202.  392 
kaninakds  202. 
kdnlyän  202. 
Xcany«^  392. 
Ärara«  215. 
fcar^i  215. 
A;äA:t^  189. 
kä$thä'  30. 
ÄnVfl^i  216. 
krtndmi  221. 
fc^Jaw  211. 
fciäm  211. 
k^raleham  144. 
k$näuti  224. 
khanjati  179. 
khdnati  179. 
khuddti  179. 
fc%ö-  30 
gaman  215. 
galati  194. 
flraro«  215. 
garan  215. 
gdvi'äthiras 
ganz  215. 
^dm  209. 
girdti  217. 
flrwrdeg  217. 
^Mrti-  186. 
godügh  130«. 
gnäs-pdüf  3. 


196. 


410 


Wortregister. 


glaghat  215. 
gliörds  192. 
cakf'  28.  30  f. 
cäkias  30. 
cäk$(üe  225. 
ccduras  235. 
candrd'  157. 
cinömi  231  f. 
düclpäti  215. 
cödayämi  185*. 
cydvati  232. 
cj/M  203. 
chalam  179. 
cAavf  179. 
cÄdj/ä  179. 
chindUi  180. 
chfnatti  180. 
chedam  144. 
jardm  210. 
y<it;f-ydn  202. 
jdsamäna  211. 
jahndvl  1. 
jät'ä-ithiras  198. 
Jlrah*  150. 
jivaw  143. 
Jlvd«  150. 
fivdtu'f  150. 
jfMn<i<t  202. 
jt/ra^f  217. 
^•yä-  150  1. 
eaWi  225. 
tefc^an-  224. 
tapati  193. 
toy-ö/lf  240. 
-<arf<ä  201. 
tdrlyän  201. 
tarl$dni  201. 
tdrdas  215. 
toül^t  202. 
tdvl-yän  202. 
tasmin  240. 
%e7a«  203. 
<ird^i  217. 
ti$thämi  198. 
tltapäsi  215. 
«Mrd^e  217. 
tfndtti  215. 
^g  199. 


UjVyän  203. 
^rdya«  183. 
trdsati  398. 
tvdkfas  199. 
tvakflyän  203. 
^f?e  199. 

ddkfi'fias  392  ^ 
ddrrfan  215. 
daräam  144.  215. 
davifäni  127. 
daviyän  202. 
ddSagva-  130«. 
dd^t  215. 
divam  210. 
cii/?-  29. 
drk$a8€  218. 
dfjlfan  215. 
du$ta-s  151. 
f/öra»  202. 
devd-tta-s  182. 
dydm  209. 
drdmati  188. 
dräghlyän  202. 
dvdy-ö^  239. 
drö  238. 
dvähhyäm  240. 
dtäM  238. 
rfi'e-  188. 
rft-e  238. 
dhanuH  189. 
rfÄdh'  215. 
dhuvati  216. 
dhyäna-  108. 
dhyäyam  144. 
nar-  26  i. 
nävagva-  130*. 
ndvlyas  203. 
ndvlyän  203. 
navyas  203. 
ndvyän  203. 
ndsati  156. 
na^i/ä  190.  222. 
nä'thdm  219.  221. 
nä-dhaviänas  219. 
nä'dhitds  219. 
Tzdnd  117. 
näma  172  f.  178 1. 
ndr-l  1. 


näsycnn  222. 
nidhdna-  135. 
ninlthas  219. 
nl  219. 
n«d«  219. 
n«i^  219. 
nSdlyän  202. 
n^ydti  102. 
nrasthi  26 1. 
panäyya  202. 
pani'tds  202. 
pani-tä  202. 
pani'pnat  202. 
pani-ita  202. 
panl-yän  202. 
pdnthäm  209  f. 
pdnyas  202. 
pdrcas  215. 
pitdram  209. 
pispfsati  215. 
punar-ttas  182. 
ptxrd-nd-  2  2. 
purä'Tids  392^. 
purukütsänl  1. 
prk^as^  218. 
prndkti  215. 
pranödam  141. 
j3rdii  233. 
prdticyavlyän  203. 
prdtidhäsatha  111. 
prätiyan  103. 
pratvak^änas  224. 
pra-yaks  226. 
pra-yäsds  398. 
pra^/tita-  27. 
prd'Siti'  27. 
prdÄ:  99  «. 
bdhlyän  204. 
bibharini  153. 
brahmänl  1.  3. 
bhdga-tti'f  182. 
bhdrati  153  *. 
bhari-tram  153*. 
bhavl-yän  202. 
öÄdfi  114. 
bhurdntu  217. 
öAö  202. 
bhramati  133'. 


Wortregister. 


411 


\ate  186. 
lar  1531. 
nyati  133  8. 
yän  203. 
ifi  218. 
IS  210. 
tm  210. 
tv4  1.  3 
rt    32. 
folänl  1. 
^aya-  32. 
^äti  235. 
m  144. 
215. 

ithas  218. 
/ämäna  218. 
103. 

•äw  203. 
i<i  215. 
f^  215. 
l  1121. 
3-  1081. 
2ti  398. 
ijivam  143. 
la-  1121. 
Adj<  184. 
i/a^e  201. 

215. 
at  215. 
r-2/än  201. 
Lsat  201 
209 
-  111. 
ia  214. 
^anrt  214. 
Aa  215. 
i  144. 
1  144. 
iti  218. 
r^Äo«  218. 

202. 

fämi  218. 
i-  202. 
fÄii-  1831. 
fthuf  198. 
fön  202. 
an  202. 
»  190.  210. 


215. 


vaydm  210. 
vdrfwia  202. 
variyän  202. 
varwnänf  1. 
vär^lyän  203. 
vaÄfdv-l  3. 
vdjfu  3. 
vdsäu  3. 
t-a^i-  1831. 
v^Ä^g  398. 
vasnas  223. 
vählyän  203. 
vikhyäta-  140 1. 
riciö^  201. 
viddm  213. 
vidätha  214. 
viddthas  214. 
vid4«  314. 
viddsi  214. 
vidhakfydnt  218. 
vimökam  144. 
vi^ai/a  223. 
vf§äkapäyi  3. 
vedlyän  201. 
vec^mt  213. 
vydttas  183. 
vy-ä-ditas  183. 
viinö-  1131. 
vZlwd^i  113. 
Sqsam  144. 
iatagub  1302 
Satagvin-  130  2. 
iavl-ras  203. 
Sdkyän  203. 
Sravat  215. 
Sraväyya  2. 
irävam  144. 
^rö^  215. 
^7i-  2001. 
/^d^  199. 
sakiati  218. 
sdghat  215. 
«am-am  402. 
saptdgui.  130  2. 
«aryd-  1081. 
«aA  202. 
Hdhlyän  202. 
sahyän  202. 


«äi^dm  94^. 
8l$adhäti  215. 
«uvd^t  127«.  216. 
su'ifhänds  198. 
su-ithüf  198. 
«Örg  duhitd  3. 
«enä-  27. 
skabhl-yän  201. 
skahhndti  201. 
skhadaU  179. 
skundti  179. 
skhdlati  179. 
Ä^arf^  180. 
«Arndjp  234. 
Ä^rnd^i  234. 
stupds  196. 
stüpas  196. 
5«f  «a«  234. 
sthdviras  195. 
«e^ä^i  215. 
sthdviras  195. 
Ä^Aörd^  196.  198. 
Ä^ÄöZd«  196. 
«<Äi^d5  198. 

«f/iiVd«  180.  198. 
spdrat  215. 
spftds  215. 
sphurdti  217. 
«märam  144. 
svdpnas  199. 
»var  199. 
svädlyän  200  f. 
«nt^d  141 1. 
Ädt;ftove  197. 
Ämrf^  142. 
Äi7d-  197. 

Mlttelindisch. 

ai/a  108. 

Ayestisch. 

aeima  222. 
a«a-  136  ff. 
ae^ava  130*. 
aHahmdyaV'  136.  138. 


412 


Wortre^ster. 


aetahmäyuä  138.  140  f. 
aStä-  136. 
aem  126. 
aomna  104. 
aidyuä  110. 
aidyünqm  110. 
aibl.bairiäta  108. 
aitci,rao&aydnte  111. 
aitvyataJwm  123. 
aiwyästiä  107.  119. 
airlriöinqm  118. 
a^wyatahdm  123. 
a^i  110. 
aSivad''  120. 
Ädwadät  121. 
adwadätay-  121  f. 
adwan-  121. 
ana  119.  126. 
ana^dm  143. 
anisritay-  123. 
aniftritim  122. 
anumayanqm  147  *. 
antarsöa  99*. 
apara  148. 
apdTdn^mnäi  116. 
ama-  402. 
amavant-  402. 
ayantdm  145. 
aty^n  3. 
av-  103. 
ava  125. 
araen  103. 
araenö  134*. 
avaiti  103. 
dtJfl^i  110. 
avatahe  110. 
avayä  125. 
ava-zat  128. 
at7aza2<z  128. 
avdtYam  103. 
aväiti  103. 
aräm  103. 
avämi  104. 
arqn  103.  105  f.  119. 
2ar-  123. 
ara&yanqm  140. 
ard^amat  140. 
ardOavanö  140. 


ar9^ah€  140. 
ard^a  140. 
arddu,^-  122. 
^Wi  102. 
ahiaoiti  156. 
aäyasöa  117. 
a«na-  119. 
aAtirdni-  1. 
ä  114.  187*. 
öJa  137*. 
ö-«ter  125. 
dswa-  119. 
äsnaoüi  119. 
Srdx^a  102. 
9rddatf9dH  951. 
ätdhqm  142. 
q«aÄ  3971. 
mÄr-  113. 
triscto-  111  f. 
iri§9ntdm  148. 
ii?«ö  134. 
Ira^w  106. 
upa.skanhdm  142  f. 
tiöa-  125. 
ttt;a  125. 
Mva  125. 
Mrragci-  113. 
urvaedqs  113. 
urvidyeiti  113  f. 
urvinyaintiä  113. 
Ä-  110. 
fcat-a  1081. 
^rae^ä  104. 
xvara-  122. 
5C^a«  199. 
yidrqm  142. 
öahnahii  225. 
JiÄrtf  1138. 
j^uw  143.  150. 
Jyät^us  150. 
jyötüm  150. 
^A:a^  94*. 
taöiniBtn  145. 
tai9rö.p°  121. 
tarö.p°  121. 
ffcaejJo  137. 
^wagafBhdm  123. 
^wayah-  123. 


&wayeiti  124. 
^uyyq8t9fna^^a  124. 
^tt*a2^af9uAa^qffi»  133. 
^wyqm  124. 
dava-  127. 
c^oAf^  126. 
rfu-  127. 
duydö.va  130«. 
dwye  126  f. 
d&^t^^a  119. 
dra-  127.  238. 
drdgvant'  130. 
drvjim  130. 
drvant'  130. 
drväsöa  130«. 
paitiidntdfn  148  ^ 
pairi-aojastarö  110. 
pat9nt9m  149. 
paran^i  116. 
pdTdente  116. 
pdr9näi  116*. 
pdrdnäite  116. 
parandn«  116. 
parane  116. 
pdran^mnät  116. 
pdrdn^iJ116. 
pdvdsam  113  *. 
öa<?y<5  120. 
hairista-  108. 
bawraini  394. 
darankam  146. 
6ar9mnam  145. 
-örf-ra  153  *. 
/ragi^ö  134*. 
fraäa&Cdm  141. 
frazäbaodah  sna^a- 

122. 
frä'Vöit  147. 
/rdra  123. 
naB,iyaiti  102. 
nana  116  f. 
nasävo  177. 
nazdiäta-  119. 
nö'rf-  1. 
ncfma  172.  177. 
n^y7nan^  133«. 
nijasaiti  135. 
nidai^qn  14$, 


nirat  106. 
nisritay-  123. 
nisrUim  122. 
nlre  106. 
tnaurum  131. 
mayu  147 
m^S^a^än  148. 

yö^-  114. 
y^mö  112». 
yuxta  112. 
va-  125. 
vaiibya  125. 
va^a-  133. 
ra^drnnam  146. 
vada  125. 
vadäüyö  125. 
vana^ma  125. 
t*ai9Aäu  3. 
vayözuito  125. 
tat/Ä  125. 
tjazamnam  145. 
r^di^Ad  147. 
üfnördaAoA.'iA  147. 
V9r9nte  116. 
viviädatö  140. 
OT^(i<a.  1401. 
vVcaya-  95 1. 
xfltüa^iva  142. 
xHzöUta  142. 
i;{zräran^6^m  148. 
ragJk-  113. 
rag^a-  122. 
TüQXina  224. 
TaMii^mn»m  134.  148. 
ranjat.aspqTn  130 '. 
mra^a#pqm  130*. 
räna-  112. 
«d-  180. 
spaHtita-  139. 
«pae^ml-  139. 
i^c72£irf^{iAaii^.>m  142. 
zamauha  142. 
Jki^ttiduifr^m  142. 
Etienii  142, 
memanö  142. 
eo^ä  142. 
2ä7iat7e  113^. 


Wortregister. 

e&ar9n/9m  148*. 
haoya-  108 ». 
Hamütakän  117. 
Aavan^-  116. 
havanti  116*. 
Äöi  199. 
huirixtdm  111. 
Äröii^a  127  ». 

Ältpersisch. 

aa^ä<itaa  127  ». 
adäraya^  134*. 

Ar^axia^'^a  173* 
a*a-  130 ». 
ahifraHädiy  110. 
ci*ura^-  130. 
iyamanam  135. 
xifipa  J721. 

.TVJ  !/ '  ? »?  a  ??  'i7?l    1 35. 

dahyäuS  177. 
dMvatito"l278. 
d«n/rfi"^  130. 
^atagus  130*. 
Plräva  176  f. 
7i«am«  172*. 
ndmd  172.  174.  177. 
nikan  132. 
uii/iimana-m  135  f. 
ma^am  132. 
masdna-  132. 
ri-fcan-  132. 
«Mra  128. 
hamataxüaiy  199. 
Äyö*  127». 

Pehleyi. 

änök  125. 
gökäslh  95  *. 
rfnfcflw  95 1. 
pflrffcdr  116 1. 
z^ndvancf^um  142. 
elndt7anc2  142*. 

Pazend. 

airöz^  111. 


413- 

a^ln,  fl^wln,  a^anlT» 

94*. 
andarg  99*. 
aj/d^  114. 
ayör  107.  109. 
iroz''  111. 
Sran^r  113. 
^öyd  95  *. 
flTMüÖ  95*. 
guväi  95*. 
guväh.guvä  95  *. 
Jan-  108. 
Jum«  112  *. 

Mittelpersisch. 

atab''  131. 
ad  114. 
acimd  113. 
awrööinitan  111, 
andark  99*. 
ayäwät  114. 
ayäwär  107.  109  f. 
ayyär  108  *. 
öä:  114.  137  <. 
g  110. 
grdn  107. 
gr€<5fn«an  111. 
^ö<5-iwlton  111. 
^rixt  113. 
irixtaklh  113. 
ertarfan  111.  113, 
«rtnflr  111.  113. 
estat.an  111. 
göwäk  95*. 
^rir«^  107. 
(51(5  94*. 

/rdfc  99*.  114.  137«. 
fräd  137*. 
fristak  134*. 
vnayän  107. 
man;  131. 
md/ai^  148. 
minük  107. 
yde  114. 
yön  108. 
yux^  112. 
yumäk  112  *. 


414 


Wortregister. 


yumiv  1121. 
veh  107. 
viöUak  140. 
rcO^tö  111. 
rixt  111. 
riftak  111. 
hamyunüh  112 1. 
Aöy  108 ». 

Xeupersiscli. 

oknün  94  ^ 
afröz-ad  111. 
A:ai  1081. 
iwÄ  107  ^ 
^öÄ«  112. 
girlst  97. 
i^rad  107. 
guvä  951. 
guväht  guvä  95  1. 
gur^tan  112. 
gur^ftan  112. 
gvalda  140. 
ficdya  1081. 
-dfe  94*. 
JaÄ^an  398. 
Jdn  108. 
iöi  1081. 
jMd  1172. 
jMd5  1172. 
juß  122. 
foöa  121. 
dah  121. 
2>rMy  130. 
peröz  110. 
harvär  109. 
Z>ä  137* 
Z>drg  112  1. 
bärvar  109. 
da«  137*. 
buzurgi  126. 
/arö  99  ».  137  *. 
/arö2  137*. 
farzdna  135. 
/Jrgj^^a  134*. 
;i>2.»?/(^f  134. 
marv  J.Jl. 
mäya  148. 


miyän  107. 
miÄ  1071. 
ydd  114. 
yävar  109. 
yär  107.  109.  114. 
yärvar  109. 
rf^  1071. 
sarvar  109. 
2ör  128. 
2ör  128. 
hagirz  94*. 

Kurdisch. 

^<Sn  108. 

Armenisch. 

awcuÄ:  397 1. 
ankiun  397 1. 
aTywfc  397  1. 
afnum  123.  * 
^r^amn  xäbeal  94. 
gailoc  4. 
cot?  191. 
fcov  191. 
mgj  108. 
mnaig  4. 
sxalem  179. 
sxalim  479. 

Griechisch. 

ätioc  203. 
ÖTKOC  397  1. 
ÄTKOiva  152 1. 
dYopaioc  2. 
ÄTP-wiTvoc  281. 
ÄTXCiwpoc  223, 
ÄTXU)  3971. 
dTXiJ^Mö^oc  32. 
dTiuv(2:o|Liai  364. 
(ilo\xa\  203. 
al  199. 
oXic  211. 

aiedxn  1572. 

kret.  al0aX€OcTapTOC 
234. 


ateoXoc  157«. 
ateu)  157«. 
a(cx(u)v  204. 
atqpvric  226. 
alxM/)  225. 
alHia  226. 
alOi  211. 
alUiv  211. 
dxaxM^voc  225. 
dK/)  225. 
dxic  225. 
dK^Vt  225. 
dK^ova  209. 
dxoOuj  342. 
dKUJK/)  225. 
dXrduv  204. 
*AX^KTUjp  229. 
dX€upov  231. 
dXXotoc  2.  392  1. 
dXTo  229. 
lesb.  dmjicc  221. 
lesb.  &\i\x\y  240. 
d^qpotv  240. 
dM<puj  238. 
dvd  126.  345. 
dvaßiiiivai  368. 
dvatKaloc  2. 
dva^tE  151 1. 
dvair^^TTCiv  331. 
dvbpöneoc  32. 
dv-nvüCTOC  32. 
dv0piuiToc  25  ff. 
dor.  dvia  190. 
att.  dvuu)  32. 
kret.  dvTpntip  32«. 
gort.  dvTpuiiTov  32*. 
pamphyl.    d(v)Tpt[;iroici 
322. 

dE€T€   218. 

dTraXXaT»1vai  364. 
dTToevtJcKeiv  369. 
dTToeOcKCiv  180 1. 
diroqpuTtüv  345. 
dpdxvT)  224. 
dpT/lc  200 1. 
dpTi-  2001. 
thess.  dpTuppoi  228. 
dpiCTov  182. 


Wortregister. 


41& 


öp^€voc  228. 

apvuMOi  123. 

dpxo^ai  362. 

dpxöc  229. 

dpxui  368. 

kret.  'AcKaXirioc  235. 

hom.  drapTTiTÖc  237. 

hom.  drapTTÖv  237. 

hom.  dTpOTTiTÖc  237. 

aii£i^cu)  201. 

aOpiov  223. 

auTOÖdH  151«. 

d9inut  230. 
pamphyl.  *A<popöic{a 

233. 
pamphyl.  "Acpopbicuuc 

233. 
kret.  'AqpopbiTtt  233. 
dxXuc  225. 
^aivuj  337. 
ßaXeiv  321. 
ßdUuj  334. 
ßapbf^v  235. 
hom.  ßdpöiCTOi  237. 
kork.  ßapvd^€vov  235. 
ßdpoc  186. 
ßapuc  186. 
ßcXTiiüv  204. 
ßXal  226. 
ßXnxpöc  226. 
ßpa&iuiv  204. 
hom.  ßpa&uc  237. 
ßpaxOc  204. 
TaitJ  181. 
TiTvü^CKU)   180.  344. 

366  ff. 
ßuiv  209. 
TXauKiiiTTic  28. 
tXuk(uuv  204. 
Tvüövai  367. 
t6vu  232. 

kret.  AaiLxoKdpTioc  234. 
öapK^d  234. 
bapKvdv  234. 
66{Kvu^l  29. 
b^uac  187. 
bi-  lb8. 
hx&  319.  345. 


öiaßioOv  357. 
biaßut/vai  368. 
ftiajiTvccdat  357. 
öiaKiv&uv€0€iv  362. 
biair^^ireiv  331. 
öiaiiiCTClv  331. 
btaTTpatTöH^vuiv  361. 
öittTcXetv  357. 
öiOTiipelv  357. 
&iaTpti|jai  324. 
biatpuXdxTeiv  357  f. 
biaipuXdSacGai  369. 
hxhfkcKw  l&O. 
biopTiZlo^ai  365. 
biopOü  353. 
bwbKw  351  f. 
&01UI  241. 
kret.  ööMnv  3. 
ÖÖMOC  187. 

ÖOUpi-KTTlTOC    182. 

bpaKCiv  214  f. 

öpdH  225. 

ei.  bpaxMd  234  f. 

bpo^^ujv  235. 
bpöfioc  18a 
bpoTf^ra  26*. 
bp\b\^  26. 
bOo  238  f. 
buolv  240. 
büc-  151. 

buCTUX^C    10. 

bOuj  238  f.  365. 
gap  210.  222. 
^api-vöc  2  1.  392 ». 
fßoXov  334. 
ۧTiv  337. 
4T€{p€ceai  331. 
^TpOM^va  235. 
^Tvujv  344.  366. 
hom.  ^TP^ceai  331. 
hom.  ItPITop^vai  331. 

4b€CTÖC   151. 

^OMai  222. 
€l  199. 
etaxo  366. 
€lbncuj  201.  214. 


clbov  333.  339.  368. 

€1^0  222. 

ctMapTQi  222. 

clMdriov  222. 

€lc  345. 

€lc-opäv  353. 

^K  345. 

hom.  ^KapTuvavTO  236. 

^kAci^ic  112, 
iKpdtTica  366. 
4KÜr|ca  203. 
^Kup{€uca  366. 
^KUÜV  191. 
ther.  hc^i  222. 
k^iy  241. 

lv€TK€tv  156.  397. 
ivexKai  397. 
^v^vTirov  31. 
iv-i-nw  28.  401. 
lv/|voxa  156. 
^vecToc  184. 
dveücK€i  1801. 
IviriMi  230. 
iV'ini]  31. 
dviiTTU)  31. 
^viCTie  301. 

ivi-CTTOl  401. 

iviccuj  31. 
^vvum  191.  222. 
iv6r]ca  336. 
F^E  199. 
iEa(<pvnc  226. 
^HairocT^XXciv  331. 
lEoMViJvai  400. 
^Tr-€V€xe€(c  156. 
^irißiOüvai  368. 
imlapiw  3981. 
titöecca  151 
^p-fdroMfti  351. 
^pcßoc  226. 
^PKOC  191. 
fpxo^ai  228.  334 
^cßnv  211. 
^ce/|c  222. 
icQiw  365. 
^CTrdpOai  228. 
gcTTcpoc  191. 


416 


Wortregrißter. 


^CTr€T€  28. 
icTdXeai  228. 
^cxnv  197.  343.  366. 
iczia  191. 
^cxApa  180. 
icxn^a  202. 
fcxov  334.  36a.  368. 
iTikicca  341 
ixknv  33Ö-  34a 
Aol.  cCa&ov  227. 
eö&w  36Ö.  368. 
äoL  €iJi&£  227. 
€Öpoc  223. 

€ÖTUX/|C    10. 

^<paTov  365. 
icpdvnv  339. 
i(pQ6c  229. 
£<poptIi  353. 
CqpuTOV  333. 
^Xöiujv  204, 
ixw  334. 
«uic  221. 
r^uj  398. 
IfiXoc  398 1. 
Zn^ici  203. 
Ifiv  150  ^ 
Zf^v  209. 
I6r\  399. 
ZÜJILia  223. 
lesb.  rtüinaTa  223. 
Zilivn  223. 
Ziupöc  398  K 
/|  199. 
Vjöiov  200. 
/|ö{u)v  200  f.  204. 
i\€{br\  201. 
fiK€  230. 
fJKouca  342. 
fjXeov  334  ff. 
fjXoc  191. 

fi^ai  221.  366.  368. 
fjuap  223. 
/m€ic  221  f. 
/m^pa  223. 
/|M€pivöc  392  1. 
^M»v  241. 
att.  f\\xiv  240. 
f^inicuc  4. 


ffvöavov  223. 

fJvciTKa  400. 

t\yia  190.  222. 

/|viitaitov  31. 

fico  367. 

/|XUi  202.  210. 

^\bc  210. 

eavetv  217. 

hoin.  OapcoX^oc  237. 

hom.  eapcaX^uic  237. 

hom.   eapcaXeiiiTcpov 

237. 
edpcoc  233.  237. 
hom.  edpcuvoc  237. 
hom.  OapcOvujv  237. 
eedoMai  256. 
eepdTTic  237. 
hom.  e^pcoc  237. 
e^CK€\oc  30. 
eccTT^cioc  30. 
e^CTTioc  30. 

e^CTTlC    30. 

e^cqpaToc  30. 

eeujp^u)  357.  368. 

0nßaiT€vi?|C  2.  183. 

hom,  öpQceiduJV  23G. 

hom.6pacuKdpbioc23€f. 

hom.  6pacu!kii|jvöva  23ü. 

hom.  6pacuM/)&iic  236. 

hom.  OpacufAiiXov  236. 

epacuc  233. 

GpivaE  27. 

iÖ€iv  31.  355. 

Upöc  221. 

KY\yii  229  r. 

UaGi  223. 

\Vcpoc  222. 

to|Li€v  213. 

löc  222  f. 

Ipic  228. 

(c  190. 

iCTafitti  343.  367  f. 

Ycrnm  198. 

Icxuptreceai  399. 

tH^ao  31. 

liuKn  225. 

liuxMÖc  225. 

KaOopui  353. 


KaeiZofjiai  365. 
Kae€u&uj  368  f. 
KaOciüpiuv  368. 
KdOimai  368. 
Kaef^cOai  369. 
KdSrico  367 
KfiB\lf\cw  202. 
m^iZm  365. 
KäBopäv  353. 
K'ifttinfp^X^iv  331. 
Kttivöc  392. 
Kaxiiuv  204. 
KaXop(2!iKOC   11. 

KQKÖTUXOC   10. 

KoXXduv  204. 
KaXö^oipoc  11. 
KaXÖTuxoc  10  f. 
KdXirn  191. 
hom.  KapöiT)  237. 
hom.  KapTraXi^ujc  236. 
kret.  KapTa[i]iTo6a  234. 
kret.  Kaprci  234. 
hom.  Kdprci  236. 
hom.  KapT€pö6uM0v  236. 
kret.  KapT€pöv  234. 
hom.  Kaprepöc  236. 
kret.  KdpTiiv  234. 
ther.  KapTibd^ac  234. 
KapriviKoc  234. 
kret.  KapTovac  234. 
hom.  KdpTiCToc  236. 
KdpToc  233. 
kret.  KdpTuiv  233. 
Kard  319.  345. 
KüTüfltujvui  368. 
KCtTaTuiviEoMai  364. 
Kaxa^apSdveiv  369. 
KaTQ^Ovai  1365. 
»caTüKCiwevoc  367. 
icaTaX€TuL>  10. 
KaTa)ia6€iv  360. 
KttTa^^XXuj  364. 
Karavo^uj  359  f. 
KttTdpxu)  362. 
kret.  Kara-CK^vT]  179  f. 
KaTacq>d2l€iv  331. 
KaTaq)€OT€i  348. 
KttTelöcv  368. 


Wortregister. 


417 


kypr.  KaT-€F6pKuiv  191. 

KQT^irauca  363. 

wxinpala  361. 

wriiüi  366  f. 

KaT-f|voKa  156. 

KaTorrcOuj  366. 

x€KÖr]KO  203. 

K^Xuip  26  *. 

K^pac  194. 

Ktvbuvcuuj  361.  368. 

kXiwo/€-  113 1. 

kAöOi  340. 

KXikKuuv  180*. 

bom.  Kpahir\  237. 

hom.  Kparcpöc  236. 

bom.  Kpdroc  236. 

xporOc  233.  236. 

KpaTÜj  366.  368. 

icp^Toc  234. 

xpfivTi  194. 

xpövoc  235. 

rravciv  217. 

ia)5i-dv€ipa  204. 

Küötdui  204. 

KuMiüv  204. 

KukKui  203. 

KuXi'xvn  224. 

Aävoc  224. 

Xäi  151 1. 

dor.  AotOjv  209  f. 

XdxvTi  224. 

Xdxvoc  224. 

:kixp\oc  226. 

A^XPic  226. 

Xiy^w  363. 

hom.  Atitui  210. 

Xtxpiqpic  226. 

XoriZo^ai  360. 

XoEöc  226. 

XuKaiva  1. 

kret.  AuciKdpTioc  234. 

Xuxvoc  224. 

»ioXaKÖc  226. 

Hovedvuj  360. 

pavfjvai  214. 

Hdviic  214. 

H€TaXuv€iv  399. 

4i^uj  364. 


^€ve/|pTi  27. 
)ji€voivduj  150  ff. 
M€voiv/|  151. 
M€V01V/|C  151  *. 
^^voc  152. 
M€Td  345. 

^€T01K€IV   345. 
M^T-UJTTOV   28. 

kret.  iiiTiO^v  27. 
att.  ^ii6€(c  27. 
^vlov  152*. 
^vöoc  152 -. 
MÖTOC  225. 
MOipOTpdqpima  11. 
^oipoTpa(p(a  11. 
^oipÖTpacpoc  12. 
^otpOTpaq)oö^ai  11. 
^olpö-KpavToc  12. 
^olpo\aX€tv  12. 
^olpoXÖT1l^ol  12. 
MoipoXÖTiov  6. 
^*oipoX6Ti(ov    12. 
iJtoipoXötoc  12. 
fioipoXoyoO^ai  10. 
jiioipoXoTXti^  12. 
juoipoXofuJ  12. 
^oipip&ui  7. 
MoXtt/i  191. 
Mopcpvöc  226. 
MOxXöc  225. 
^up^&ct  6. 
Mupaiöet  6. 

fAUp€l   7. 
^UptÖ-KapTTOC    12. 

MupioXÖTiov  6. 

mjpioXoxw  12  f* 

Itupto-qjöpoc  12. 
^upoX6fiov  6» 
^upoXoTui  6  ff.  9. 
^Opov  7. 
^upoirujXuti  9. 
^Opoc  8. 

^upoq)6poc  9.  12. 
^upocpopui  9. 
^upö-xpiCToc  12. 
^upui  7. 
Mupip&^uj  6  f. 
MupuJÖCa  6  ff. 


^uxXöc  225. 
Muxöc  397. 
liiüiXoc  402. 
väMO  194. 
vduj  194. 
vco-Yvöc  184. 
vflcoc  6. 
vo^u)  336.  359. 

VUKTUJp    3. 

vuöc  141 1. 
vujööc  151«. 
vdiiv  240. 
Uiu  398 1. 
EOviov  154. 
Euu)  3981. 
ö-  219. 
ÖTKOC  156  f. 
öbdE  151. 
öböc  119. 
Öb0ccac6ai  151. 
ot  390. 
Fol,  ot  2«. 
0tK€l  2». 

olKelv  345. 
olxetoc  2.  392 1. 
otMa  134.  222. 
oTc  8. 

oTtoc  136.  138  f. 
ö|LivOvai  402. 
6^o(ioc  402. 
ÖMÖcai  402. 
öv€iap  219  f. 
äol.  övnop  220. 
övnca  219. 
öv/|C€i  219. 
övWnm  219. 
övoMa  177. 
ÖEOc  225. 
ÖTT-mcOuj  31. 
ÖTr-mT€uuj  31. 
ömc  31. 
önujTTa  31. 
6pduj  339.  353  ff. 
öp^T€iv  324. 
öpKdvn  191. 
öppoc  229. 
öpcpvatoc  226. 
öpq)vri  226. 


418 


Wortregister. 


öp<pvöc  226. 
öpüj  332.  368. 
gort.  ö-T€(<;i  2. 
o<)b€\xia  27. 
böot.  oöe^v  27. 
gort.  oöBeCc  27. 
öcpeaX^öc  229. 
öx^u;  368. 
öxe^u)  204. 
öxBi^cac  204. 
öHiecOe  218. 
ÖHiOMai  341. 
irdeoc  228. 
TTdXTO  229. 
irawuxioc  225. 
TrapeevoTTiTriic  31. 
.  irapTdbec  229. 
irdcxuj  180.  228. 
iTttT^pa  209. 
Tiaxiiuv  204. 
irdxvTi  224. 
iT€ipap  231. 
TTcXixvn  224. 
TT^voMai  401. 
att.  TT^pac  231. 
pamphyl.  irepTi  2 
irepuci-vöc  2  ^. 
ircpiii  361. 
att.  iT€CUJ|ua  151. 
TTiöaH  194. 
iTiöuiu  194. 
nWöoc  192. 
TTiTrpdcKUJ  231. 
hoin  Tticupec  235. 
TTiqppdvai    53. 
TtXinm  225. 
ttXoxmöc  225. 

1lOÖ-TlV€KnC    156. 

TTOieTv  203. 
TTOiF^iü  231  f. 
iTOioc  2.  392  K 
iiövoc  401. 
TTOpTl  233. 
iTpdccuj  361. 
1Tp^^vov  231. 
äol.  iTp€c  233. 
npntlia  225. 
TTpr]CKOKo(\nc  9. 


TTpl^CKOXCtXtlC   9. 

on.  iTpf^xM''^  225. 

irpiaceai  221. 

Tipö  235. 

irpößaTov  8. 
(Tipöeea  235. 
I  irpoiimt  230. 
I  TrpÖKOov  235. 
I  TTpOC   111. 
I  TrpOC8/|C€T€   111. 

!  kret.  irpoT^TapTOv  284. 
j  irpoTi  111. 
I  TipÖTi  233. 
i  irpoöcTT]  367. 
I  iTpoq)UTr|  333. 

TTpöxvu  224. 

TTpO^va  231. 

TTT^pva  228. 

TTUToXaMirCc  10. 
I  iruH  151  K 
I  TTupi-KaucToc  182. 
I  f>iT(ujv  204. 
I  fiinq>a  154. 
!  AiuxMÖc  225. 

ceicoTruxic  10. 

ceOuj  232. 

cf^Ma  30  K 

CKdruj  179. 

CK€Ödvvu|ui  179. 

CK€\ic  180. 
I  CK^Xoc  180. 

CK€vbO\l1    180. 

CK^paq)oc  180. 
I  CKia  179. 
;  CKOiöc  179. 
i  CKoXiöc  179. 
I  CKÖp(o)bov  180. 
' CKura  179. 
!  ckOXXui  179. 
;  CKÖToc  179  f. 
'  CTT^pxecGai  194. 

i  CTTCpXVÖC   194. 

'  cTodiv  5. 

] cTdpToi  234. 

1  ZrapTÖvccKOc  234. 

I  ther.  lTdpToq)oc  234. 

I  cTdcKe  367. 

I  CTttTÖC  198. 


craupöc  199. 
CTcOxai  198. 
ctViXti  196. 

CTf|0^€V  5. 
CTf|CO^€V   5. 

CTißapöc  227. 
CTiq)pöc  227. 
CTparöc  234. 
CTpujTÖc  234. 
CTUTCtv  196. 
CTUT^uj  197. 
ctOXoc  1%. 
CTUOMat  196. 
cniiTTi  196. 
ctOuj  196. 

aJMH€TaTr(TrT€iv  331. 
cOv  319.  345. 

CÜV€8€tÜpTlC€v   357. 

cuvCriMi  230. 
ojvibelv  355. 
cüvo fiscal  402, 
cuvopJj  332.  353. 
ci>vTe\^cai  360. 
cuxvöc  224. 
cqpdiiv  240. 
cxd(r)uj  180. 
cxihY]  179. 
cx€b(a  179  f. 
cx€X(c  180. 
cx^vbuXa  180 
cx^paq)oc  180. 
cxi^cuj  202. 
cx(Z:a  180. 
cxiruj  180. 
cxivbaXiuiöc  180. 
kret.  IiuKdpTTic  234. 
ctupöc  32. 
I  Ta^€\v  217. 

I  T^GplTTTTOV   27. 

i  kret.  T€tov  2.  392  ^. 
T^K^ap  30.  225. 

T€K|üll^plOV  225. 

T^KiLiUjp  225. 

T^KTttlva    1. 

T€X^UJ  341. 

raeoc  342. 

T€Xu>  360.  368. 

hom.  T€piTiK^pauvoc2d7. 


Wortre^ster. 


419 


hom.  T^TapToc  237. 
dor  T^TOp€c  236. 
boiJi.  t^paroc  237. 
teu^iICKliai  232. 
Tfirtdriu  232. 
riqtpä  226. 
rix^T]  224. 
TT]pdi  359. 
TXi^co^ai  338. 
^ort.  Tvärdiv  32  *. 
Toi  199. 
xotv  240. 
xoX^ncai  338. 
-rp&n^la  27  i. 
xpdTTCceai  235. 

TpC^OTldbllC    9. 
Tp€|LX0X^pnC   9. 

Tpißtu  201. 
TpiwcEav  27*. 
C>M€ic  221. 
lesb.  üjLXMiv  240. 
öc  8. 

<paTÖcTO|üiac  9. 
q>aivo)üiai  339. 
q)ap^-Tpä  153 1. 
«ptipoc    l!56. 

<pauXoc  190. 

9^p6iv  153. 

qpcp^irovoc  9. 

qp^p€-Tpov  153  ^ 

ipeüTuj  333.  344.  348  ff. 

kr^t.  4>iX6cTapTac  233  f. 

(pUyvj  186. 

(pXöH  186. 

90UCK0Ö^VTpTlC   9. 
(pOUCKOÖCVTpid   9. 

(poucKoOoXaccid  9. 
-(ppiriiit  154. 
<ppoöboc  27. 
(ppoupä  27. 
qpuXdgacOai  369. 
qpuXdTTUJ  357. 
XapoiTÖc  32. 
XdcKui  220. 
X^uü  194. 
xeOjv  211. 
X€iM€pivöc  392 1. 
Xvauuj  224. 


Xotpoc  8. 
divoc  223. 
Oixpöc  194. 
d&Mi  28. 

Neu^iechisch. 

KaxaXÖTi  10. 
KXa^JO^o{pr]c  9.  11. 
KuuXocoOca  10. 
KUJXoqpuJTia  10. 
^upio-€uxapiCTdi  13. 
MupioXÖTi  12. 
Mupio-irapaKaXdi  13. 
C€icovoOpa  10. 
coucoupd&a  10. 

Aibanesisch. 

erSa  228. 
ge^  398. 
mu^k  225. 
äoh  28  2. 

Lateinisch. 

abicere  230. 
ad'Oleo  157  ^ 
aemulus  401. 
aerumna  401. 
Aesemia  391. 
aevum  211, 
affirmare  399. 
agi  24. 
agmen  191. 
agnlna  394. 
ttffresHs     85  *. 
AUnus  39  L 
Aisemino  391. 
a^i5r5re  204. 
alimus  2  2  389.  392 1. 

394.  396. 
alumnu^  401. 
amarem  5. 
amasso  5. 
aTTiöte&am  388. 
ampUficare  330.  388. 
arza^fna  394. 


Indogermanische  Forschungen  XII  6. 


I  ancus  397  K 
I  aw.go  397  K 
I  angulus  397. 
I  animadvertere  31. 
I  ^nmt^«  391. 
I  an.'?a  190. 

aw^e  182. 

anti'Stes  182. 

aperio  401. 

aqua  rinn  3. 
!  Aquino  391. 
I  aränea  224. 
I  are facto  24.  386. 
I  aresco  387. 
I  aridus  386. 

fwserrare  3t t9. 

ass^uefacio  24.  387. 

ajisttesco  BHl 

mtdiöafti  388. 

aurfifto  388. 

aw^ere  201.  330. 
I  auröra  210. 
!  ausim  181. 
,  ausus  181. 
I  areo  181. 
I  avidtis  lÖl. 
I  Avillienus  391.  393. 
I  -öa^  147. 
I  ftene  201. 

öl-  188. 
'  öiöer  24. 
I  bonitas  395. 

bovem  210. 

cacümen  189. 

caelestis  185  ^ 
I  Caiatino  391. 
I  calebam  386.  388. 
■  ca/cöö  388. 
!  cahfacio  2t.  386. 
I  ca/c/Jo  387. 

calesco  387. 

calidus  386. 

calpar  191. 

candeo  157. 

cantor  187. 

Canulejus  2. 

caprfww«  394. 

28 


420 


Wortregister. 


cassid-  182. 
cedo  241. 
celos  241. 
census  183. 
c^plna  394. 
clamor  249. 
claudo  181. 
cZau^z^«  181. 
da  vi«  181. 
cllnä  1131. 
coierat  397. 
coüabasco  387. 
Collum  187. 
co^Y^mna  401. 
commonefacio  387. 
coinmoneo  387. 
con  330. 

concalefacio  386. 
concalesco  387. 
con-clüsio  181. 
conder  24. 
condere  183. 
conditus  183. 
eondoctfacio  387. 
condoceo  387. 
conicere  231. 
ecmterare  400, 
conierai  397 
Cön^HHälia  183, 
confiuefacio  387. 
conMiesco  387 
Consus  183  f. 
contendere  398  f. 
confentio  187*. 
con-versim  181. 
corpus  187. 
cüfio  181. 
cwjw«  2. 
ct/Zpa  191. 
cuplret  388. 
cwr«iw  181. 
cuspid  182. 
cu^w  179. 
declaro  399. 
defrtttum  186. 
deieräre  396  f.  399  f. 
delictum  112. 
demonstrare  399. 


denego  399. 
cienofo  399. 
denuntio  399. 
deprecor  399. 
despondeo  399. 
desuefacio  387. 
die jf weif cö  387. 
dlcer«  29. 
divlnus  393. 
dtxe  24. 
do,  dw  189. 
dö-  184. 

domesticus  185^. 
domuitio  183. 
dulc€do  204. 
dtdcesco  204. 
c^uo  238. 
duöbus  240. 
duresco  388. 
dvenos  241. 
ebrietas  395^. 
iierare  397.  400. 
öjfüräre  400. 
eiewierriwm  258. 
elidere  400. 
cZwere  400. 
en-do  189. 
equos  395. 
ero  217. 
evenat  388. 
ea:c'o?«^flre  400. 
excidere  400. 
exjüröre  400. 
exomare  331. 
expert/efaciiß  387. 
expergisci  331.  387. 
exquisit  im  181. 
cxuo  398. 
femur  241. 
/eriwci  394. 
fervefacio  386  f. 
fervesco  387. 
fervidus  386. 
fibrinus  394. 
/•iccwÄ  1831. 
flagrare  186. 
/bn«  194. 
forensis  183  ff. 


/•oro  186. 
/r<5^er  153 ». 
/rewio  241. 
fHgefacio  386. 

frigesco  387. 
frigidus  386. 
/t<ö«  217. 
/ti/flrwr  243. 
gaudeo  181. 
gävisus  181. 
gele/'acfus  3HT. 
geliduä  387. 
^emo  241. 
Gemontae  241. 
^enu«  241. 
glomus  241. 
^atij?um  183  ^. 
AtaJV  220. 
hibernus  392 1. 
hietäre  395. 
Af-^00  220, 
Hispaniensi»  183. 
Ao^ti«  241. 
Aomo  241. 
horUnsis  183. 
hori&isius  183  f. 
hospites  296. 
i6am  388. 
t6o  388. 
incü^tM  181. 
inditus  184. 
in-rfw  189. 
indulgSre  202. 
infitrms  4o0. 
tnrcere  230* 
in  quam  30  . 
inquio  30  *. 
insece  28. 
insectio  401. 
inseque  28.  401. 
in^e^ui«  28.  30*. 
instauro  18. 
insuefacio  387. 
inÄue«co  387. 
intendere  330. 
Ira  401. 
i<cr  16. 


HH 

Wortre^rister. 

421     ■ 

üus  16. 

?ianct*ÄC07*  157. 

pUb^us  2.                       ^1 

Jacio  22Sf, 

«€wi«.'*  241. 

parcfna  389.  394.             ^H 

jecit  230. 

nequibam  388. 

porculus  395  ^          ^^^^| 

jecur  192. 

tieqmbo  388. 

porrigere  324.          ^^^^H 

iotiräre  397, 

noctumus  3. 

potitur  388.                 ^^^H 

iore?«  209. 

nö5  222. 

precäH  399.               ^^^H 

jubere  20L 

notäre  31. 

procits  399.               ^^^^H 

jitvencti^  188« 

not*ensides  184  *. 

projfcere  230.            ^^^^| 

junciujH  116. 

novtftsüts  184  ^ 

prönus  224.                     ^H 

htbefacio  3ö7. 

noxirt  401. 

proprietas  395^.        ^^^H 

labesco  587. 

noxius  401. 

pubUcus  185  ^           ^^^1 

Ladimni  391. 

ohscüruit  179, 

^ffi'^o  388.                  ^^^H 

iM«a  224. 

öbaiupefaeio  386. 

quoius  2.                    ^^^^H 

lanUna  389.  394. 

obstupe^HCO  SSI. 

mpma  389.  394               ^H 

idwtit^fwiiif  391. 

oculus  28. 

raptim  181.                      ^^B 

fo/i/d-  182. 

odttim  161. 

r«m  209,                    ^^^H 

;a/)*UÄ  183  ». 

difacio  387. 

LaHnor-  391, 

offensa  401. 

restaurare  199.         ^^^^H 

Zö/m*  391  i". 

offensus  401. 

ri^ere  204.                  ^^^B 

LatlnuH  392  V  394. 396. 

olfacfo  387. 

sacrißco  388.                     ^H 

legitlpjus  2< 

o/)!o  387. 

salinae  394.                        ^1 

liquefaeio  386. 

öior  241. 

ÄöJfor  arepo  251.                     | 

liqueaeo  387. 

cmwÄ  241. 

sceleS'tua  182. 

liquidus  386. 

ont#j?^ti«  182. 

jfcei«»  179.  182.  241. 

Loucina  391. 

operio  401. 

gcintiUa  180. 

hl/irt  224. 

oreW«  388. 

gciifsim   181. 

lupaH  .H9r*  *. 

öu«m  192. 

Scütum  179. 

lupicidlnae  394. 

parietem  395, 

W<i^>e  202. 

/«.i-wA-  221}. 

partim  181. 

sedmn  241, 

madefacio  386. 

partlfur  181. 

acmo;  241. 

m£/f/6*T0  387- 

pari-olus  395. 

s^pnm^im  181, 

madidus  386. 

passim  18L 

serinus  199. 

maiestas  397, 

patefacio  386. 

fiero  229.                                    j 

mator  397. 

pcdesco  387. 

sex  199. 

Äfm^ejus  2. 

patrem  209. 

ijl  199.                                        ! 

marlnm  392  K 

peiienJre  397. 

«t5t  199. 

inedius  400. 

pmiuruis  400. 

sigmßcare  29   399. 

mifmtfjtmi  181. 

petor  397.  401. 

Signum  28.  30. 

mititdhn  181. 

peUüciduü  400. 

aocietas  395. 

ml/f>  190. 

j?€r<io  399. 

solütim  181. 

moduM  241. 

pereo  399. 

ÄOrOT*  199. 

molam  217. 

perfidus  399. 

5pr£o  220. 

moietrlna  394. 

perieräre  397.  399. 

spurma  400, 

mo/f^  231.  241. 

periuro  399  f. 

^^are  197. 

monatrare  29, 

peritiruif  399  f. 

stativi  181.                                ] 

mortuos  395* 

perlucidus  400. 

jyföews  198,                                 ( 

vifdti^  225. 

pisirlna  394. 

«^0  198. 

nactus  157, 

pianea  187  » 

1 

#ird/w5  234.                              j 

422 


Wortregister. 


stupefacio  386. 
stupesco  387. 
stupidus  386. 
8U0  220. 
surgere  194. 
suad^e  201.  204. 
talentum  187  2. 

^6722/«  241. 

temptäre  14. 
tepe facto  386. 
^epeo  193.  215. 
tepesco  387. 
tepidus  386. 
<€xere  224. 
<iöi  199. 
tongeo  155.  157. 
transfer  24. 
tremo  398. 
^re«  183. 
^ri&ünu«  16. 
Mm  201. 
w6er  182. 
über-tus  182. 
va^rlre  202. 
vanesco  388. 
variegäre  395. 
ve(n).vlca  183  i. 
venter  183. 
venum  223. 
vor  210. 
vemus  392  ^ 
versäum  181. 
Vertumnits  401. 
ricc  181  f. 
vicevi  181. 
mci«  181. 
vicissätim  181  t*. 
vicisHÜäs  181. 
vicisHim  5.  181.  184. 
vicissitudo  181. 
vicissltur  181. 
virferc  31.  201.  214. 
mc/e.v  214. 
viZes  190. 
rlres  190. 
rIrM,v  222. 
FiYr^y  248. 
vitullna  394. 


I  vivixü  151. 
'  ?;iü(m^  395. 
j  voZo  241. 
'  vomam  217. 
'  vowio  241. 


Umbrisch. 

I  anglome  397  ^ 

I  cäbriner  394. 

I  capirs'  182. 

I  erom  24. 

I  Fisouina  391.  396. 

I  Aroptr  182. 

'  ner/*  26 1. 

'  pitisikurent  28. 

/>w/e  15. 

seritu  191. 

sukatu  28. 

«VC  199. 
;  ^c/r«  226. 
i  uerfale  15. 

uerof  15. 

üoisiener   391.   393. 
395 1.  396. 

urnasier  2. 


OBkisch. 

ac<  19. 

ac^citV  139. 

ahvdiu  ni  äkun  21. 

amp^  13.  16. 

amptermini  13  -. 

amviannud  14. 

an-vensto  183^ 

angnu  20. 

angitu?  20. 

an[^cr]  15. 

öW  19. 

a/-^  13.  19. 

aw^e  21. 

Bantins  392. 

drt^i?  19. 

rfrt^'  19. 
I  deiuatuns  15. 
I  deivinais  390.  394. 
,  deiulno  392 1. 


dekkuia\rim 

dünüm  22. 

ehpreivid  22 

eituns  15  f. 

ezi/m  24. 

/?ic<  19. 

/Y7?i^  22. 

/•mZ  22. 
|/*urf  17. 
lAcrWn«  20. 
I  humuns  16 
j  Awr^^w  183. 
1 2(/af  19. 
I  id  nn'  20. 
I  imbratr  15. 
I  imbrtr  15. 
1  infm  18. 


21. 


iMÄ?7  18. 

fM>l/  21. 


18. 


I  iMt'irtÄÄ  17. 
1  iüvil  18. 
!  lüvkiiüi  20. 

Ärapr  17.  19. 
I  keenztur  13  2. 

Ä:er*wai[i]a«  2. 
!  kersnaiias  19. 
I  kersnasias  19. 
I  kerssnais  17. 
I  ZoM/?r  20. 
I  Lüvkiiüi  20. 
,  mame  20. 
I  mamert  19. 

mamerttiais 
j  maraiieis  2. 
I  medikid  19. 
I  meeilikiieis  21 

messimass  17. 

?nwi  18. 

05w'  20. 

OÄe72(j  20. 
[iJöfi'  19. 
j  pa«  19. 
.perfw  a;  20. 
Ijjt«  ?d  17. 
j  /Jt//"  15. 
\  pumpe  19. 
|rw  20. 
I  sakra fir  19. 


Wortregister. 

sakraitir  19. 

Französisch. 

sakratHr  19. 

salcriss  18. 

Za  carosse  39. 

garnnu  14. 

/eZiöre  257. 

scriflas  13  «. 

foudröyer  247. 

ifiins  20. 

afr.  /brwe  386. 

^jr  20. 

gratte-poux  70. 

Spuriieis  15. 

ii^i?re  153. 

ssimassta  17. 

«aöo^  70. 

f^m«  18. 

source  194. 

^metfwci  18. 

^vfud  18. 

Gallisch. 

^^r20. 

stdlad  22. 

Camutenus  390 1. 

^^Mm  22. 

Epenus  390 1. 

«;ai  199. 

taieffud  17. 

Altirisch. 

tangin  om  157. 

totfttd  17. 

adcuaid  185  f. 

tefürum  226. 

adru-llui  191. 

^riÄ  183. 

ae  192. 

liinti-ere^'m  18. 

aei  157  2. 

fUHumam  18. 

am  191. 

[t/i>]  20. 

amm  189  i. 

tipi/  17  f. 

ara  190. 

vereeias  18. 

rfram  194. 

verehias  18. 

asfenimm  186. 

f  ereiifli  2.  392  i. 

öm  153. 

veru  15. 

ft^ecÄi  186. 

Fipivcic  21. 

6d  191. 

hoimm  189*. 

Marsisch. 

örw^Ä  186. 

brufhdamna  186. 

nouesede  184. 

caindel    93. 

candoracht  187. 

Yolskisch. 

cantaic  187 

rtmtar-ehapiha  187 

se-  199. 

capp  193. 

nir.  cAi/m  189. 

Italienisch. 

cilomn  191. 

dand  187«. 

bianchetto  70. 

c«  187. 

^ruirc  153. 

c^iM  186. 

cacafuoco  70. 

cointinn  187«. 

/unflfo  71. 

coi  191. 

giaüetto  70. 

coW  187. 

polimma  69. 

co-ÄC  30. 

^orgente  194. 

cH  187. 

423 

cWjp  193. 

mir.  cuilen  390. 

cundrad  187  f. 

cundraigim  188. 

cundrathtig  188. 

CO  185  f. 

damna  186. 

rfe'ac  188. 

tfo  189. 

dochumm  188  f.  192. 

docoiYÄ  185«. 

docuaid  185«. 

do/'azYÄ  185«. 

dofethet  185«. 

dolUcim  191. 

rfon  189. 

rfra^Ä  188. 

Dt/aerf  185  «. 

duinen  390  *. 

^51  189. 

6^  192. 

/bei  190. 

/•ai/  190. 

/e27Ä  186. 

/e^Ä  185. 

fie  190. 

/oi7  190. 

follintar  190.  193. 

fO'llüur  191. 

forc<B  191. 

forcuad  186. 

i/ytar-bhaladh  194«. 

funrckräbhadh  194«. 

fiiathcj^aibdig  194  i. 

fuiUned  190 ». 

/e^Aerf  185  «. 

flfaftdi  151. 

gäbim  151. 

<7dirf  185  «. 

gibbne  194. 

^d  191. 

go-am  191. 

^foeft^i  191. 

<7opp  193. 

flftir  192. 

^^wre  192. 

inchosig  30. 

incuaid  186. 


424 

ind  192. 
inis  6. 
in-sce  28.  30. 
iuchair  192. 
la  188  3. 
le  188«. 
Zc^A  188». 
maqi  392 1. 
md»^;^  190. 
molad  191. 
nir.  /hoi  190. 
öa  192. 
dac  188. 
rdith  185«. 
reme-lluid  191. 
rO'Charsam  5. 
rodoos  5. 
roinnim  195. 
.ya«  192. 
«cd?cÄ  185«. 
«c^i  28. 
96mm  189  '. 
««  229. 
<dfcÄ  185  2. 
taisfeöin  186. 
t-aisfenim  186. 
tallaim  191. 
^oMand  187^. 
t'änaic  156. 
<^  193. 
^e^F  188. 
<6n  193. 
^c?ie  193. 
^coZ  192. 
<CÄ  193. 
-«  156. 
-t'icim  156. 
^oö  193  f. 
<opp  193  f. 
«romm  189 1. 
{t)uillnedche  190  ^ 
Mar  194. 
ü^ran  194. 
tiarboth  194. 
üar-chrdbud  194. 
uar-chins  194*. 
üar-medon  194. 
t/cw  195. 


Wortregister, 
vee  186. 

Kymrisch. 

aciu^c^  157  ». 
au  192. 
coei  151. 
ca/^  151. 

nkymr.  chwech  199. 
chweddl  28. 
colwyn  390. 
co«p  30. 
cw?;  191. 
dechreuho  5. 
dycko  5. 
dywetto  5. 
gafael  151. 
«5^orcÄ  191. 
gwlypaf  5. 
he-hryngiad  155. 
he-bncng  155. 
Äcpp  28. 
id«  398. 
louenc  188. 
mo/i  191. 
^eca/*  5. 

Gaellsch. 

cÄwm  189. 

Bretonisch. 

coZen  390. 

Kornisch. 

coloin  390. 
hem-bronk  155. 
oiYcd  157  2. 

Oemianisch. 
Ingvaeones  2. 

Gotisch. 

af-mauips  402. 


ai^'n  380. 
am«  206.  381. 
aitüiski  204. 
andeis  192. 
&atm  240. 
bairös  207. 
binaühts  156. 
briggan  150.  154.  15( 

321.  324. 
6rtnnan  194. 
du  189. 
faurpis  206. 
/i>r/>/i/i  324. 
fraweltan  31. 
fruma  205. 
/uriÄ  206. 
^a&  324. 
gaman  375  ^ 
gmnaärgjan  204. 
ganah  156 
ga-nöhs  156. 
ga-saihan  341. 
gateihan  29. 
gapivastjan  198. 
geigan  379. 
giban  324. 
^i7d  342. 
gumein  890^. 
Äa27an  153.  384. 
AaZ«  187. 
ÄarduÄ  234. 
Aif/a  187. 
^a  398  1. 
jiai  398 1. 
kaürus  186. 
^niu  232. 
/g^an  385. 
weifw  390.  392. 
munan  152. 
naseins  208. 
nö/uj.^f  206. 
niu'klahs  184. 
^'am  324. 
quistjan  211. 
redan  385. 
Wnnan  195. 
rigis  226. 
«aian  229. 


Wortregister. 

4 

199. 

eidam  375. 

speicha  380. 

in  28.  30, 

eidum  375. 

stin  198. 

ila  382. 

ei^ran  380. 

«^/or  195. 

s  207. 

«i^rm  380. 

stiuren  197. 

n  192. 

eiAÄfn  380. 

«/t/da  196.  198. 

39. 

einig  381. 

swein  2  ».  390. 

r  28.  32. 

ci«fcön  153.  377. 

swestar  199. 

fa  384. 

erf  386. 

teerijr  130  2. 

nundös  206. 

grw^  381. 

wallan  194. 

eins  390. 

crpÄ  226. 

wanast  183 1. 

lan  198. 

^a  211.  381. 

tranwe  183 1. 

•  198. 

ftrl  381. 

w?a?w<  1831. 

195. 

eivig  380. 

tt^(5<  197. 

ian  196. 

ew-fn  380. 

weisont  378. 

197. 

fingar  188. 

M?ei7?n  380. 

in  200. 

/ioia  382. 

t^'^an  31. 

m  188. 

firtcl^an  31. 

trfji  31. 

>38. 

/reidi  381. 

wonen  202. 

dje  239. 

freideo  381. 

zeigön  29. 

n  240. 

^rei^iw  3901. 

zeihhur  376. 

238. 

gi-nah  156. 

zitci  381. 

188. 

ginuog  156. 

;an  155. 

gistuat  197. 

Mittelhochdentsch. 

i  155. 

heiskön  153. 

i  99^. 

hei^san  153. 

eischen  153. 

r  193. 

Ä€itrf  26«. 

ge-ringe  154. 

a  205. 

ÄroÄ  232. 

heischen  153. 

ndi  198. 

ja  3981. 

jc«en  398. 

inands  202. 

jd  3981. 

Jem  398. 

tWan  1891. 

?CÄan  398. 

4  f. 

^3an  385. 

Ifenhochdentselu 

m  155. 

Z«Äin  379. 

f  202. 

malan  231. 

Ädjudant  42. 

i  31.  201.  214. 

tnanön  152. 

antt'ei^en  29. 

f  224. 

tneina  152. 

au5  194. 

meio  231. 

auszer  194. 

thochdentsch. 

menntsco  26. 

Äusträgalinstanz  47 

mos  152». 

bedeuten  29. 

at  197. 

muodi  402. 

Beisserchen  68.  73. 

>28. 

muoian  402. 

bemerken  29. 

in  394. 

muntar  27. 

bemerkung  29. 

153. 

rd^an  585. 

binibam  70. 

1  153. 

Wn^2  154. 

Blankert  70. 

a  154. 

«a^en  28. 

B^iYz  243. 

n  385. 

sehto  229. 

Bn7/«  48. 

an  154. 

«e/a  383. 

burschikos  47. 

la  194. 

««liia  3831. 

oberd.  <ici  381. 

99. 

sitzen  202. 

nhd.  d»e&  193. 

425 


426 


Wortregister. 


Donner  243. 
ei  192. 
eisheiss  46. 
Ende  192. 
Fahne  48. 
Faust  188. 
Fickfack  73. 
i'^mz  261. 
i-^McÄÄ  70. 
gären  398. 
Gateein  260. 
cZee  GeÄc  38. 
6?cZ/'c  261. 
Ge^cZie  192. 
Gigges  gagges  TS. 
Gi\nner.Grün»pcvhtlÜ^ 
Gurker chen  68. 
Gumpolt  260. 
GumprecM  260. 
fhuulehtein  260. 
i/aWe  261. 
JJan*  63. 
i/mz  66. 
ifzteer«  70. 
Hitzgeher  73. 
ÄocMÄ  pocti«  257. 
hott  79. 
Ä«  79. 
Jean  63. 
7oAn  63. 
Kantelburg  61. 
kerzengrad  46. 
kerzensatt  46. 
kerzen  vergnügt  46 
kerzenvoll  46. 
Kleebeis.ser  70. 
Knabe  63. 
Knappe  63. 
Krmä7neti»er  48. 
A'mwz  66. 
Lisegang  248. 
Mailand  61. 
A/ri/me  261 
Matijje^rocice»!  46. 
Naugard  62. 
Parsifal  260. 
Gaunersp.  Plapperling 
70. 


Poit/p  69. 

quelle  194. 

i?a&6  63. 

Äappe  63. 

Regenwurm  70. 

Äei^er  63. 

i?i«er  63. 

Rococo  25. 

Äöfcer  73. 

»aaZ  192. 

I  Schivarzreutery  70. 
;  Smecker  73. 

Spitznase  71. 
I  Äfcwer  197. 
j  ÄW^er«  73. 
j  Schweiz,  ji^uc^  196. 
!  Ä^öteeii  196. 
I  «wm  Äum  70.  73. 
|<re^ew  188. 
;  Trappt ntpp  73. 
j  l»%a  H^ö£/*i  73. 
I  der  PF2ir*#er  38. 

Zahnhimmel  38. 

zerstreut  78. 
I  Zop/"  193. 
I 
I         Altsächglsch« 

j  af'tihan  29. 

I  ögrfee  381. 

'  brengian  154.  156. 

I  bringan  154. 

e^cön  153. 

/;5wiert  385. 
i  Ä6/2<A  26  «. 
,  nienian  152. 
'  seggian  28. 

eriwe  202. 
I  u'ltan  31. 
■  w«i  31. 

wunnja  202. 

Angelsächsisch. 

r/c  381. 
i  ädum  375. 

<fe  382. 
I  c^i^en  380. 


,rf;Za»  157* 
"rfjteJ  157*. 
;  derest  381. 
'  dflfcn  3«0. 
1  dr  380. 
Ift^o  153. 
I  bägen  381. 

brinjan   154. 

brenj{e)an  154.  156 
I  brutijan  155  *. 
j  CM  377. 
I  Ä«^c  26  *. 

Äor«  232. 

hrä  382. 

Ärcfeu'  382. 
I  hrciiv  382. 

Zc^n  379. 
I  UJbtan  385. 

ö/'-^^on  29. 

rcedan  385. 

rync  195. 

säwol  382. 

sealfije  207. 

«ec^an  28. 

«pdrfZ  384. 

Ä^Mdu  196.  198. 

Ä^wcTw  196.  198. 

stcdti  2*. 

^dcor  376. 

tivegen  381. 

fÄeo/-  193. 

wdsend  ^11. 

Englisch» 

ans  wer  249. 
to  bore  186. 
Jingo  257. 
ou<*  194. 
ou<er  194. 
spring  194. 
Ä^Mrf  196. 
<o/>  193. 
tread  188. 
tce^Z  194. 

Altfriesisch. 

I  ä  374.  378.  382  f. 


I 


Wortregister. 


427 


<ich  378. 

Adatcerth  378. 

agun  378. 

äin  380. 

an  374. 

üng  381. 

äwicÄ  381. 

<inne  374. 

arra  381. 

^sce  376. 

^,vc/a  376  f. 

äthum  375. 

«i/n  380. 

*€w  373. 

^enen  380. 

ö^/Ae  381. 

biteknia  383. 

5red«  385. 

5redc  380. 

bredene  380. 

<jZä^Ä  373.  378. 

cleth  378. 

cü  377. 

del  373.  383. 

<fe/a  379. 

€-  382  f. 

^^rm  380. 

ein  380. 

e^'e  381. 

«iaÄ<  379. 

en  377. 

eniy  381. 

€nich  381. 

^  381. 

erc  380. 

erist  381. 

^rra  381. 

eth  373.  379.  381. 

^^Äane  379. 

itzen  380. 

^itc  380. 

euen  380. 

^t/w  386. 

/örf  378  f.  382. 

fanne  385. 

famme  385. 

aofr.  famne  385. 

awfr.  /amwc  385  f. 


aofr.  femne  386. 

fiamanda  373.  376 1. 

/«a^fc  377 1. 

/?€«c  377. 

fömne  385. 

/öne  385. 

fräse  373.  377. 

awfr.  /rec«  377. 

awfr.  freeslik  377. 

/rg^Äa  381. 

fröwe  385. 

flrad  373. 

gäd  376. 

flr^a  379. 

AoÄ^  378. 

Äa^  384f. 

hU  380. 

Ae^^  380. 

helig  380. 

;^gm  380. 

h&me  380 

Äer  381. 

Ägra  381. 

hit  384. 

;^g^a  384. 

hite  380. 

Ae^en  384. 

^i^^iin  384. 

hette  380. 

hladdergong  884 1. 

Ä^edere  284 1. 

hondbrede  380. 

ivinetha  381. 

fcera  379. 

A^e^e  380. 

idre  373.  376.  379. 

Za««  379. 

lat  379.  385. 

/a</c  379. 

läwe  373.  376.  379. 

Uda  379  f.  385. 

Z^denc  380. 

l^a  385. 

7en  379.  382. 

l^a  379. 

Zera  379. 

lerest  381. 

Zg«  381. 


2^«a  381. 

Ust  381. 

Z^to  379. 

m  379. 

Zg^a  385. 

/e«e  379. 

l^a  379. 

mä  384  >. 

awfr.  manda  375*. 

mar  384  «. 

wiära  384*. 

moī  3842 

mäster  376.  384. 

wee  384  «. 

weer  384  *• 

awfr.  9n^nan  380. 

mene  380. 

wie*<  3771.  3842. 

m^ter  376.  3842. 

aofr.  monda  375*. 

nä  374.  378.  382  f. 

niughenspätze  380. 

niugenspitze  380 

racÄ<  379. 

racÄ^c  379. 

rakt  379. 

röp;373f. 

reda  385. 

rede  380. 

awfr.  reesraf  382* 

refca  370. 

rg^^(i)a  379. 

«düer  374.  376.  384. 

sceltata  374. 

schat  384  f. 

schath  385. 

schenien  380. 

«cÄ«<  384. 

awfr.  «g  382. 

«gie  382  f. 

sHt  379. 

«er  385. 

«^adc  385. 

sever  374.  376.  384*. 

siel{e)  383*. 

^^g^A  384. 

sÄre/'Aa  384. 

spidel  376.  384. 


428 


Wortregister. 


spedla  384. 
8t€n  373.  383. 
stenen  380. 
swepa  880. 
ftwtpen^  380. 
täker  376. 
täne  378.  382. 
^Ökcn  374.  376.  883. 
tha  374. 
fÄaw  374. 
tian-spitze  380. 
«tra  374. 
twam  374. 
«irgrfe  380. 
^tt'gne  381. 
undäf  378. 
urdg/a  379. 
wäsanda  377. 
tt'a^e  378. 
« fisenda  377. 
awfr.  iv^d  380. 
ii7gden  380. 
aofr.  tcedneUa  380. 
aofr.  widenling  380. 
wikande  385. 
M7&fa  380. 
tc^rafc  373. 
frräfc  376. 

Urnordisch. 

haüinaR  384. 

Altisländisch. 

m«a  134. 
ama  402. 
rf/iip  51. 
duergr  130*. 
eifc  381. 
eWr  157  «. 
erom  lö3. 
Aair  26  2. 
herra  381. 
Äcrre  381. 
hl4  187. 
Äiy  187. 
Tigldr  26  «. 


tarpr  226. 
kelda  194. 
fcoMr  187. 
Wn  379. 
miqrkue  226. 
nei  374. 
seggia  28. 
staurr  199. 
5^yc&Vj  196. 
«Metnn  2«.  390. 
<op/)r  103. 
troda  188. 
una  202. 
vär  210. 
ve^a  155. 

Prenssisch. 

Hfn  on  e  f *ü  if  i  n^  26. 
irmoj/  2fi» 
j^munenisktt  26. 
«tre^^ro  199. 

Litauisch. 

abim  240. 

a55m  240. 

aiWÄ  28. 

anfenä  394. 

asa  190. 
I  dt-veriu  401. 
I  dudmi  197. 
,  6ut7o  147. 
I  hüvo  217. 
I  danguje-jis  2. 
I  dri  238. 

drfe;;ü  239. 

dvim  240. 

dü^m  240. 

rfr^.9^  240. 

dvi  238. 


I  geliüH  342. 
|(76Ä<e  211. 
'jeÄ'Ämrt^*  225. 
!  kadagynoM  392, 
I  kadagyne  392. 
I  kadagys  392. 
j  käuju  181. 


fcÄid  392 1. 

i^pii7t  198. 

kvdpas  198. 

moZtau  217. 

mäne^^a  390. 

me^zXc^d  394. 

musü'jis  2. 

nam^  2. 

namäjis  2. 

nasztä  156. 

ne^zu  156. 

parsz^d  394. 

pastügü  197. 

I^lkainw  393. 

Präsaiczü-Jis  2, 

rop^d  394. 

rti^r^na  394. 

säkyti  28. 

saldainis  395. 

sald^itnis  205. 

saldyni  395. 

säpnas  199. 

sekvii  28. 

/reÄtt  199. 

5^ju  229. 

«e  199. 

skMziu  180. 

skeliü  179. 
[  Ä^cyw  198. 

«fo^2  197. 
I  .v^orfeVi  197. 

«<(>f  mi  198. 
'  stügstu  197. 
Iwe^zl  199. 
I  szeszuras  199. 
!j?zi;t7fe'</  2001. 
I  <^^m  240. 
I  «m  240. 
I  ^f  199. 

I  Timnas  393  i 
I  uz-sakas  28. 
I  üz-t'eriw  401. 
'  f  arfca,v  26  «. 
I  vasard  222. 
I  v'imiau  217. 
I  r?7/:^ia  390. 
I  i?i7na  224. 
!  zemyna  392. 


Wortregister. 

'S  26. 

menjq  152. 

<i  199. 

ä  390.  3&4. 

mesedina  390. 

^^ma  240. 

ne«^  156- 

topiti  193. 

Lettisch. 

oöo/u  240. 

t'c/^^i  202. 

ofco  28. 

veno  223. 

s  26«. 

po-mim  152. 

fid^h'  201.  214. 

«eio  192. 

vlhcina  390. 

tbalgarisch. 

«e^/ra  199. 

rZma  224. 

itediti  202. 

zvirina  390.  394. 

1971. 

«^J^  229. 

Z5rc<^  317. 

3971. 

«  199. 

187. 

skarqdi  180. 

Nenbnlgarlsch» 

i  119. 

«odtftf  28. 

b  26«. 

8okb  28.  32. 

pO'Soka  28. 

J8. 

«rafca  191. 

f  240. 

8ta  197. 

Russisch. 

239. 

Ä<a/J<j  197  f. 

>38. 

statt  197. 

ce^of ^fc  26  9. 

211. 

5#r/d*  197. 

na-A;dz  31. 

180. 

styditi  s^  197. 

30  f. 

«fcfcr»  199. 

Polnisch. 

i  27. 

«üö^e^t  200 1. 

>m  390. 

üesth  199. 

«fcra  180. 

429^ 


II.    Nichtindogermanische  Sprachen. 


ägyptisch« 

Uebcälflch. 

Mandäisch. 

771. 

böser  75. 

adyäurä  109. 

)  1771. 

Neususisch« 

0  177*. 

Koptisch. 

appantukkima  128. 

issyrisch. 

iero  177. 
1Tl€pO  177*. 

Syrisch. 

177'. 

gyänavaspär  109. 

III. 

Kfinstliche  Sprac 

heu. 

263. 

celotat  263. 

elimitat  263. 

163. 

ci/m  263. 

emonalan  263. 

i  269. 

dadele  263. 

e«oien  263. 

t  245. 

daglomi  267. 

(gra^f  263. 

63. 

rf«?i  263. 

flri7o«  263. 

>63. 

ediYor  263. 

^ro^a  263. 

;  263. 

e(gre5 

hananor  263. 

248. 

eledid  263. 

ade  263. 

imon  248. 

^a*  263. 

idi^  263. 

430 


Wortregister. 


isaser  263. 
Kakidoran  264. 
Koitelrey  248. 
lacoh  263. 
lamen  263. 
Lickehappe  248. 
Zu/Z  264. 
tnadeli  263. 
maglomi  267. 
molom  264. 
fia  hlamiria  249. 
ön  clemos  249. 
naco6  263. 
iwnc^r  263. 
nc^ro  263. 

Leipzig-Gohlis. 


negogag  263. 
neme  263. 
neut/;  263. 
ni  hlamioctor  249. 
Nidstriffio  248. 
m  nunarto  249. 
ononer  263. 
oronatat  263. 
os8088on  203. 
pagloni  267. 
Räbharläb  248. 
re^rwoZ  263. 
retoran  263. 
rimirsi  263. 


ronadaw  263. 
saladid  263. 
«aZ«  263. 
«oZ«^  263. 
«aZi/^  263. 
sirmdor  257. 
Snickensnabel  248. 
sodaled  263. 
^a^a  245. 
timinitur  263. 
ZtnacZ  263. 
toloslobas  263. 
^20C  264. 
t;t7ede  261. 

Herman  Hirt. 


Berichtigungen. 

IF.  XII  S.  143,  Z.  24  des  Textes  v.  o.  lies  .v  Ivajjivam, 
S.  175  Z.  7  V.  u.  lies  äei  statt  diia. 
S.  177  Z.  2  der  Autn.  lies  AJPb.  XXI  statt  a.  a.  O. 
S.  189  Z.  11  V.  0.  für  Vhen  used*  lies  'when  dochumm  is  usetf. 
S.  191  Z.  11  V.  0.  für  forcoß  lies  forcthae, 
S.  192  Z.  29  V.  o.  für  'ansevers*  lies  'answers*. 
S.  194  Z.  8  V.  0.  für  -mMon  lies  medön, 
Anzeiger  XII  S.  13  Z.  30  v.  o.  lies  statt  'obwohl  die  Spanier 
Fedrigo  daraus  gemacht  haben'  vielmehr  'die  Romanen  "^Federico*. 


Universitäts-Buchdrackerei  von  Carl  Oeorgi  in  Bonn. 


ANZEIGER 

FÜB 

llDOfiERIARISOHE  SPRACH-  URD  ALTERTÜISKUIIDE. 

BEIBLATT  ZU  DEN  INDOGERMANISCHEN  FORSCHUNGEN 

HERAUSGEGEBEN 

VON 

WILHELM  STREITBERG 


ZWÖLFTES    BAND 


STRASSBURG 

VERLAG  VON   KARL  J.   TRÜBNER 

1901 


Inhalt 


delte 


i-Lund    Himmelsbild  und  Weltanschaumig  im  Wandel 

der  Zelten  (Ernst  Grosne) .        1 

tobertson-Smith    Die  Religion  der  Semtten  (Reekendorf)        5 

fechssler    Oieht  es  Lautgesetze?  (H.  Hirt) 6 

(rammont    La  dissimilatiou  conäonantique  dans  les  langueB 

indo-europ^enneH  et  lex  langwea  romaneK  {R,  Meringer)  .     *        8 
Flensburg    Studien  auf  dem  Gebiete  der  indogerraanischen 
Wtirzelbildung,  semaaiologtsch-etymologfsche  Beiträge  (Per 

Persson) ,      14 

fhumb  und  Marbe     Experimentelle    Unterauchttngen    über 
die  psychologischen  Grundlagen  der  aprachlichen  Analogie- 

biidungen  (W,  Wundt)     .,,,... 17 

iid^n    Studien  zur  altindisehen  und  vergle lebenden  Sprach- 
geschichte (Jakob  Wackernagel) 20 

^blenbeck     KurzgefaHstes   Etymologisches  Wörterbuch  der 

altindisehen  Sprache  (Bartbolomae) 22 

lillebrandt    Vediscbe  Mythologie  (Willy  Foy) .     .....      29 

kftrst    Historische  Grammatik  des  Kilikisch-Armenischen  (H. 

Hübschmann)  ....*♦...... 46 

»ager Crantz    Zur  griechiBchen   Lautgeschichte  (A.  Thumb)      63 
it ratton     History  oJ*  Greek  Noun-Formatiou  I  (A.  Thumb)  .      65 

#evi    Dei  suffissi  uscentl  in  sigma  (A.  Thumb) *      66 

^humb    Die  griechiBche  Sprache  im  Zeitalter  des  Hellenismus 

(John  Schmitt) 68 

kohde    Psyche  (K  Mogk)   *    .    .    .     , 81 

Veise    Charakteristik  der  lateiniöchen  Sprache  (Fr.  Stolz)  .    .      85 
Uto    Nomina  propria   Latina   oriunda    a    participüs   perfecti 

(Ferdinand  Sommer) .    .     , 85 

Ich w ab    Nomina  propria  Latina  oriunda  a  participiis  prae- 
sentis  activi.  futuri  passivi^  futuri  aetivi  quae  cjuando  quo- 

modo  ficta  sint  (Ferdinand  Sommer)  .     .    * 86 

1 0  r  t o  n  -  S  m  i  t  h     The  EBtablishment  and  Ex tensi on  of  the  Law 

or  Thurneysen  and  Havet  (ttobert  v.  Planta) 87 

^heden     Etymologische  Beiträge   zum   italienischen  Wörter- 
buch (J.  Subak) 88 

|andfeld-Jensen    Rumsenske  Studier  I  (Holger  Pedersen) .      90 
kr&iiw    Irake  Studier  (Holger  Pedersen)  * 94 


IV 

Seite 

Loewe    Die  ethnische  und  sprachliche  Gliederung   der  Ger- 
manen (Wilhelm  Brückner) 98 

Fr&n  Filologiska  Föreningen  ILuud  Spr&kliga  Uppsataer 

(W.  Ranlsch) 100 

Nyare  bidrag  tili  kännedom  om  de  svenska  landsm&len  ock 

svenskt  folklif  (B.  Kahle) 101 

Thoroddsen     Geschichte   der   isländischen  Geographie  (H. 

Hirt) 104 

Wyld    ContributionH  to  the  History  of  the  English  Gutturals 

(Max  Förster) 106 

Chadwick  Studies  in  Old  English  (K.  D.  Bülbring)  ....  109 
Borgeld  De  Oudoostnederfrankische  Psalmen  (J.  Franck)  .  111 
D'Arbois  de  Jubainville    Etudes  sur  la  langue  des  Francs 

k  r^poque  m^^rovingienne  (Wilh.  Brückner) 113 

Fink    Der  deutsche  Sprachbau  als  Ausdruck  deutscher  Welt- 
anschauung (0.  Dittrich) 113 

L  leb  ich  Die  Wortfamilien  der  lebenden  hochdeutschen  Sprache 
als  Grundlage   für   ein   System   der   Bedeutungslehre  (0. 

Dittrich) 115 

Zeitschrift  für  hochdeutsche  Mundarten  (R.  Michel).     ...    123 
Erdmann    Grundzüge  der  deutschen  Syntax  nach  ihrer  ge- 
schichtlichen Entwicklung  (K.  v.  Bahder) 123 

Bremer    Zur  Lautschrift  (0.  Brenner) 127 

Heilig    Grammatik  der  Ostfränkischen  Mundart  des  Tauber- 
grundes und  der  Nachbarmundarten  (O.  Brenner)  ....    128 

Schatz    Die  Mundart  von  Imst  (Gustav  Binz) 131 

Soerensen  Polnische  Grammatik  (Erich  Berneker)  .  .  .  .  132 
Lexicon  Serbico-germanio-Iatinum,  edidit  Vuk  Stephan. Karad- 

schitsch  (H.  Hirt) - 141 

Mitteilungen  : 

Gustav  Meyer  f  (Albert  Thumb) 141 

Vorschlag  (Holger  Pedersen) 152 

Personalien 153 

Die  46.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner    154 

Bibliographie  des  Jahres  1899 155 

Autorenregister 324 

Mitteilungen: 

Die   indogermanische   Sektion   auf  der  46.  Versammlung 
deutscher  Philologen  und  Schulmänner  in  Strassburg  i.  E. 

vom  1.— 4.  Oktober  1901 346 

Vom  Thesaurus  linguae  latinae 349 

Personalien 350 

Berichtigungen 360 


ANZEIGER 

fGr  iJiDoi;Eri]i.üisciiE  sprach-  m  altertqiskUxXOE. 

BEIBLATT  ZU  DEN  INDOGERMANISCHEN  FORSCHUNGEN 
HERAUSGEGEBEN 

VON 

WILHELM  STREITBERO. 


ZWÖLFTER  BAKU, 


BESTES  HEFT. 


TroeiS'Luiid.  Hiramelsbild  und  Weltanschauung  im  Wandel  der 
Zeiten.  Autorisierte,  vom  A^erfasser  durthgesefiene  Übersetzung 
von  Leo  Blocli.     Leipxi^j:,   Druck  und  Verlag   von  B.  G.  Teubner 

kimB.  286  S.  Geb.  5  M, 
Der  Verfasser,  der  in  einer  Reihe  i ruberer  Schriften  die  mate- 
rielle Kultur  der  Skandinavier  im  16.  Jahrhundert  gesebildert  hat, 
wag^t  sich  hier  an  eine  der  8chwjeri;2:sten  Aufg-aben,  die  sich  ein 
Kultur  forscher  liberhaupt  stellen  kann.  Er  behandelt  dieses  Mal 
nicht  eine  besniidere  Gruppe  von  Kulturlornien,  eine  einÄolne  Seite 
des  Lebens;  sondern  er  "will  suchru^  ihirüber  klar  zu  werden,  in 
welcher  Beleuchtung  sieh  den  Menschen  jener  Zeit  das  [^eben  zeigte, 
welcher  Farbenton  dam  als  über  allen  VerhiUtnissen,  über  der  Le- 
benstbäfig'keir  selbst  la^^"  (S.  1.)  "In  dem  Unterschiede  dieser  Beleuch- 
tung^ beruht  der  tiefste  Inhalt  der  Geschichte.  —  Denn  wir  wissen 
alle  von  uns  seihst,  da^s  die  gegebenen  Verhältnisse  Jedes  Mal  ge- 
rade in  der  Beleuchtung  ihre  eigentliche,  ihren  inneren  Wertb  be- 
stimmende Erklilrung  finden."  iS.  2.)  Die  Lehensstimmung  eines  Ge- 
schlechtes hängt  von  .seiner  Weltanschauung  ab;  diese  aber  erwächst 
aus  den  "beiden  ursprünglichsten  und  tiel'stliegenden  Ausserungra- 
forraen  der  menschlichen  IntelJigen?.*':  aus  "der  Empfiinglicbkeit 
für  Lichteindrücke  und  dem  ( »rtsgelühle/*  "Von  hier  aus  sind  jeder- 
zeit die  3  grossen  Fragen  beantwottet  worden,  welche  das  Dasein 
selbst  jedem  von  uns  stellt:  Wi»  bist  du?  —  Was  bist  du?  —  Was 
sollst  dutbun?"  —  (S.  5.)  "Der  innerste  Nerv  aller  nien^cbliehen  Kul- 
turentwickelung  ist  die  fortschreitende  Auffassung  des  Untersciüedes 
von  Tag  und  Nacht,  Licht  und  DunkeL''  (S.tl.)  "Und  ein  entschei- 
dender Faktor  in  dieser  EIntwickelung  sowohl,  als  auch  ein  richtiger 
Weiser  ihres  Ganges  ist  das  bei  den  Einjtelnen  verschiedene  Gefühl 
für  den  Ort",  dessen  "deutlichste  Aussernng  die  Bestiinmung  des 
Abstandes"  ist.  "Der  weiteste  Abstand  aber,  mit  welchem  der  Mensch 
XU  rechnen  hat,  ist  der  zwischen  Himmel  und  Enle."  Und  so  gelanget 
denn  Lund  zu  seinem  Grundsatze:  'Veder  bedeutenden  Änderung 
der  moralischen  und  religifisen  Lebensanschauung  liegt  mehr  oder 
minder  bewus.st  eine  Änderung  in  der  Bestimmung  des  Ab  stau  des 
zwischen  Himmel  und  Erde  zu  Grunde.*'  (S,  G.)  Dieser  Satz^  auf  dem 
die  ganze  folgende  Darstellung  ruht,  ist,  ^vie  man  sieht,  einfach  aus 
einigen  anderen  Sätzen  deduziert,  worden,  die  der  Verf.  ebenfalls 
nicht   beweist  offenbar  deshalb,    weil   er  sie   für   selbst verstündlich 

Anj!«i«er  XIl  l,  1 


2  Troels-Luud  Himmelsbiid  und  Weltanschauung  ußw. 

hält.  Es  wird  sich  zei^jen,  ob  die  Ergebnisse  seiner  Arbeit  seiner 
Voraussetzung  Recht  geben. 

Wenn  man  die  Lebensanschauunff  des  16.  Jahrhunderts  ver- 
stehen will,  so  muss  man  ihren  Wurzeln  nachgraben:  diese  aber 
reichen  sehr  tief  in  die  Vergangenheit  hinunter  und  verbreiten  sich 
zugleich  fast  um  den  ganzen  Erdball.  Die  Untersuchung  der  "Ent- 
stehung der  Bestandteile  der  Weltanschauung  des  16.  Jahrhunderts!" 
welche  den  ersten  und  grössten  Teil  des  Buches  bildet,  führt  uns 
in  der  That  beinahe  durch  die  gesamte  Kulturgeschichte.  Der  Verf. 
findet  den  Ursprung  des  Glaubens  an  die  Beseeltheit  und  Schick- 
salsmacht der  Gestirne  in  Babylon  und  Assyrien,  während  das  be- 
nachbarte Iran  die  Heimat  des"  Glaubens  an  einen  Kampf  zwischen 
der  lichten  guten  und  der  dunklen  bösen  Macht  ist;  die  mächtige 
und  wohlthlltige  Sonne  Ägyptens  hat  den  monotheistischen  Sonnen- 
dienst erwachsen  lassen,  der  sich  in  Judäa  mit  jenem  iranischen 
Glauben  und  der  ebenfalls  ägyptischen  Idee  von  einer  erlösenden 
Menschwerdung  der  Gottheit  vereinigt.  Sodann  wird  die  schön- 
gerundete, in  ihrer  Beschränkung  klare  und  harmonische  Weltan- 
schauung der  Griechen  geschildert,  die  Entstehung  des  Christen- 
thumes  und  seine  Entwickelung  zur  christlichen  Kirche ;  endlich  die 
Verbreitung  der  Sterndeutung  durch  die  Kultur  der  Araber;  — 
Alles  dies  in  einer  ungemein  klaren  und  farbigen,  mit  originellen 
Bildern  reich,  zuweilen  fast  überreich  geschmückten  Sprache,  wel- 
cher die  Darstellung  nicht  den  geringsten  Teil  ihres  Reizes  ver- 
dankt. Die  Ausführungen  beruhen  offenbar  auf  tüchtigen  Studien; 
ob  die  Fundamente  überall  breit  und  stark  genug  sind,  um  alle 
Konstruktionen  des  Verfassers  zu  tragen,  mögen  die  Spezialforscher 
beurteilen.  Mir  erscheint  Manches  mindestens  zweifelhaft,  —  z.  B. 
die  Auffassung  der  "niedrigsten  Form  des  Opfers"  (S.  14)  —  die  Eth- 
nologie hat  uns  viel  rohere  und  einfachere  Formen  kennen  gelehrt 
— ,  oder  der  Versuch,  den  assyrisch-babylonischen  Glauben  an  böse 
Geister  hauptsächlich  auf  dioliechnung  der  Akkader  und  Sumerer 
zu  schieben  (S.  22).  Weit  verhängnisvoller  aber  als  alle  solche  Ein- 
zelheiten ist  das  durchgängige  Bestn^ben  des  Verfassers,  die  ver- 
schiedenen Formen  der  Weltanschauung  womöglich  bis  auf  den 
letzten  Rest  aus  ihren  klimatischen  Bedingungen  zu  erklären.  Ohne 
Zweifel,  Sonnenschein  und  Regen  haben  den  grössten  Eintiuss  auf 
die  Entwickelung  einer  Pflanze;  aber  aller  Sonnenschein  und  aller 
Regen  können  aus  dem  fruchtbarsten  Boden  keine  Pflanze  erwach- 
sen lassen,  wenn  kein  Same  vorhanden  ist.  Dieser  Same,  die  ge- 
gebene innere  Anlage  ist  denn  doch  die  Hauptsache,  und  alle 
äusseren  klimatischen  Bedingungen  vermögen  nichts  weiter  als  das 
zu  entwickeln  was  in  ihm  liegt.  In  dieser  Darstellung  aber  erscheint 
der  innere  Faktor  der  Entwickelung,  wenn  er  auch  durchaus  nicht 
ganz  vernachlässigt  wird,  wie  gesagt  als  Nebensache:  sogar  die 
Weltanschauung  Jesu  wird  aus  der  geographischen  und  klimatischen 
Eigenart  Galiläas  abgeleitet,  im  Gegensatze  zu  der  auf  "den  un- 
fruchtbaren steilen  Kalkfelsen  Jerusalems"  von  der  unbarmherzigen 
Sonnenglut  erzeugten  Anschauung  der  Pharisäer.  Derartige  Stehen 
machen  einen  ähnlichen  Eindruck  wie  gewisse  Porträts,  auf  denen 
das  Kleid  eine  grössere  Rolle  spielt  als  der  Mensch. 

In  dem  zweiten  Teile  des  Buches  wird  "die  Mischung  der  Be- 
standteile der  Weltanschauung  des  16.  Jahrhunderts"  geschildert.  Als 
der  charakteristische  Grundzug  der  Zeit  offenbart  sich  "ein  eigentüm- 
licher Lebensdrang  und  eine  ebensolche  Lebenskraft".  (S.  178)  "Es  war 
der  Glaube  an  das  Natürliche,  seine  Stärke  und  sein  Recht,  welcher 
sich  nun  auf  einmal  so  unwiderstehlich  geltend  machte."  (S.  179)  Die 


Troels-Lund  Hiiiimelsbild  und  Wcltaiischauuüi^  Ubw. 


S 


jüittelulter liehe  Kirche  hatte  den  unhltiidi^eii  Leheiistrieb  der  barba- 

nscluni  Völker  zurückgredänimt;  jetzt,  da  die  Keiiaissmiee  des?  Altertum h 

Uüd  die  grros:*en  Entdeckungen  dte  Weit  in  Kaum  und  Zeit  sk  uneiid- 

M  erweiterten^  ".strömten  alle  diese  lan;:  beherrschten  Trielie  mit 

unautlialtsamer  Kraft  über."     (S.  180)  Im  Süden  wie  Im  Norden  von 

Eui'oj>a  war  diese  neue  Lebensfreude  wesentlich  dieüelbr;  wenn  auch 

"nacli  Norden   zu  die  AusdruekHtormen   vereinzelter   und  ^robkür- 

ui^^er  wurden/'    (S,  181)  —  Ein  zweites  Hauptelement  wurde  durch 

die  Verbreitung   der  Bibel   In   die  Lebensstimmung  der   nordiseheu 

Völker  hinein^etragi'U.     Man  entdeckte  die  Widersprüche  zwi^eben 

der  Mblischen   und   der  Lirehliebeii  L^bre:  —  und  eine  Ang'st  kam 

über  die  junge  Welttreude^  die  An^st  um  ihre  ewige  Seligkeit,   Die 

Gründung  der  evangelischen  Staafskireben    beruhigte    diese  Sorge 

zwar  einstweilen;   aber  alnbald  senkte  sich  ein    weit  dunklerer  und 

fichrecklicherer  Schatten  auf  die  kaum  betVeite  Mentjchheit  herab,  — 

der  Teufelsglaube.     Auch   im  Mittelalter   hatte  man  an   den  Teufel 

fegirtubt:    aber  man  hatte  auch    geglaubt,    das»  der  Papst,    als  der 
tellvertreter  Cfiristi  auf  Erden,   die  Macht   besitze,    ihn  zu  bezwin- 
I    ^eii;  man   hatte  sich   in  den   festen  Kirclienmauern    sicher  gefühlt, 
w^ihrend    der   ''dumme"   Teufel    ohninHehtig    dran^sen    sass.     Jetzt 
fuhren   ans   der  Bibel  Ijegionen   von   Teufeln   heraus,    sie    erfüllten 
die  ^anze  Lnl't  wie  Schwärme  giftiger  Fliegen,  und  die  alten  seliüt- 
zenden  Mauern   waren   zerbrochen.     Lund   hat  vollkommen    richtig 
erkannt,  dass  und  warum  der  Teufels-  und  Hexenwahn  am  futeht- 
barsten    unter    den  Reformierten    aufloderte.     "Im  Norden   glaubte 
Niemand,  dass  Luther  und  die  fürstlichen  Häupter  der  neuen  Staats- 
Kirchen    dem  Teufel  an  Macht   gleich    wfiren."    (S.  243)  Und    eine 
'Wahnwitzige  Verzweiflung  ergriff  die  Massen.    ''Nicht  ohne  Grund 
^ahm  das  Leben  zeitweise  das  Gepriige  von  jenen  Bachanalien  der 
I^ostzeit  an,    wo   alle   Bande  gelöst  waren   und  tieberhaft  ein  jeder 
t^ich  beeilte,    den  Beclier  des  GenusKe^^  zum  Munde  zu  führen,    ehe 
^■^«  zu  spät  wjtre."   '^'Wie  der  Schatten  von  Windmüblentlügeln  jagte 
*Jie  Teufelöfurcht  über  die  sonnenbeschienenen  Fenster  des  Sinnes, 
Unruhig,    unabh'issig,    zum  toll  werden."     (S.  1%)  —  Aber  "just  als 
^e  Noth  am  hüehsten  war,  zeigte  sich  im  Norden,  wie  in  ganz  Eu- 
»"opa,    ein   himmlischer  Versöhner.     Das   war    die   alte,    ewig  junge 
^ßterndeutung,"    (S.  199.  200 j.  Die  Sterne  regieren  das  Geschick  der 
^^hlenschen,   die  Sterne  aber  werden  von  Gott  bewegt  und  gelenkt: 
^Rxichc  der  Teufel,   sondern  Gott  ist  der  Herr  unseres  Lebens.     Des- 
^■lialb  wurde  nun  die  Astronomie  "die  höchste  aller  Wissenschaften." 
^^^'Und  mit  gründlicher  Kenntnis  dieser  war  es  möglich,  die  einzelnen 
Akkorde  in  der  himmlischen  Musik  zu  sondern,   die  Tonstellungen 
SU  erkennen,  zu  bestimmen,  welche  irdische  Bewegung,  welche  Zu- 
samniensetzung  der  elementaren  Säfte  und  damit  auch  der  irdischen 
Lebensformen  jedesmal  mit  dem  himralisehen  Anschlage  angesehla' 
gen    war.    Die  Sterndentung   war  die   höchste,    edelste,    göttlichste 
Kunst  des  Menschen/*    (S.  205)  —  Soviel  ich  sehen  kann,   ist  diese 
Auffassung  von   der  Rolle   der  Astrologie    durchaus    neu;    und  ich 
glaube,    dass  sie  mindestens  ebenso  viele  Berechtigung  besitzt  als 
die  gewöhnliche  entgegengesetzte,    welche    in   dem  Sternenglauben 
nur  einen  thörichten  und  verderblichen  Wahn  sieht.     Überhaupt  ist 
dieger  ganze  Teil  in   seiner  Fülle  und  Klarheit  wahrhaft  bewunde- 
mngrswürdig.    Aber  gerade  weil  wir  diese  Darstellung  für  so  wohl- 
^eluugen  halten,  dürfen  wir  nicht  vergessen  zu  fragen,  wie  sie  zu 
jenem  axiomatischen  Grundsatze  des  Verfassers  stimme,  dass  ".jeder 
bedeutenden  Änderung   der  moralischen  und   religiösen  Lebensan- 
echauung  mehr  oder  minder  bewusst  eine  Änderung  in  der  Bestira- 


Troels-Lund  Himmclsbild  und  WeltaDscbauuug  usw. 


mun^  dos  Absiaiides  zwischen  Himmel  und  Erde  zu  Gruode  lii»^" 
In  der  Rofonnatiouszeit  hat  sicherlich  eine  höchst  bedeutende  Andfi-I 
run^  der  niornliöcben  pnd  rebgiösen  Lebensani^ehauung  ötatt^'etnu- 1 
den;    aber  wo  ist  die  Anderunw-  in  der  Bestiromung"  den  AbbTandcti 
a wischen  Himmel  und  Erde,   die  ihr  zu  Grunde  liecren  soll?  —  Die] 
RefoniiAioreu  hatten  g'enau  dieselbe  astronomische  WeltanscliautiDg' ' 
wie   die  Miinner  der   alten  Kirche.     Der  Verfasser  selbgt  führt  dat j 
Urteil    Luthers   über   das   neue  System    des  Copernicus    an;   'Dcrl 
Narr  will  die  ganze  Kunst  Astronomia  umkehren.    Aber  die  heilig! 
Schrift  sagt  uns^  dass  Josua  die  Sonne  .stille  stehen  hiesig  und  uicbt  | 
die  Erde/     (S.  249)  Die  Ketormation  ist  in  der  That  wahrlich  nichf^ 
durch  eine  Veränderung  des  "Himmelsbildes'*  hervorg'ebracht  wor* 
deii^  sondern  durch  ganz  andere  Motive,  die  teils  viel  mehr  äuaMT* 
lieber,    materieller  teils  viel   mehr   innerlicher^   idealer  Art  gewesen 
sind,  —  Die  Zerstörung  des  alten  Weltbilder  hat  erst  nach  und  gäni* 
lieh  unabhängig    von   der  religiösen  und   moralibchen  Refonnation 
stattgefunden,  —  und  xwar,  wie  der  Verf,  mit  Recht  sagt,    weniger 
durch  { Vipern icu8  als  durch  Giordano  Bruno,    "der  zuerst   den  Ge- 
danken ausspracht  dass  der  Fixsternhimmel,  die  achte  Sphäre,  niclitj 
ilie  Grenze  der  Welt  bildet.'*    Damit  war  die  Sehale  de«  Welteneie«  J 
zerbrochen-    "Und  hinaus  stürzte  der  gefangene  Menschengeist  ver-j 
wiiTt,   begeistert^    neugeboren  in  die   grosse  xviiiiderbare  Weit,   w^l 
alles  fremd,    eisig  fremd  war/*     (S   254)   Dies    ist   nun    in   der  Thatj 
eine  gründliche  Zerstbrung  der  alten  W^^ltanschauung,    und»   wenn 
der  Fundamentalsatz  des  Verf  richtig  ist,    «so  niuss  bie  eine  ebenso 
vollständige  Zerstörung  der  bisbeiigen  moralischen  und   religiösen 
Lebensanschauung    nach    sich    ziehrn.     Lund   versichert   uns   dennl 
auch,  dass  dii*se  Folge  unvermeidlich  sei^    ^Die  alte  Periode  in  derl 
Entwicklung   des   Mensch engeistes   \H   abgeschlossen.     Eine   netiei 
und  unbekannte  hat  angefangen.     Wir  stehen  an  ihrer  Schwelle.  —  [ 
Mit  geblendetem  Blicke  starren  wir  vorwürts."    Und  mit  bewegten  I 
Worten  verkündet  der  Verfasser,    was  er  in   der  Zukunft  gewahrt: 
Die  Lehre   von   der  Welterlösung  durch   Gottes  Sohn,    der  Glatabe 
an   den  Teufel  und   die  Hölle,    der  Glaube   an  den   alten  Gott  und 
seinen  Himmel,    Alles   dies   findet   in   der   neuen  Welt   keine   StÄtte 
tnehi%  Alles  dies  ist  unrettbar  dem  Unter  gange  verfallen.   Wir  suchen 
den  alten  lieben  Gott  vergebens  in  der  unendlichen  Welt;  und  "^wen- 
den wir  uns  dann  zu  Gottes  Offenbarung  in  uns  selbst^   so  erleben  | 
wir  eine  neue  Enttäuschung.     Denn    es    wird    sich    schnell    zeigen»! 
dass  alles  was  der  Mensch  von  Gott  zu  wissen  glaubt,  nur  ein  Spie-  i 
gelbild  des  Menschen  selbst"    (S.  2U7)  "nur  eine  wechselnde  Bildung  | 
seines  eigenen  Bewusstseins"  ist  iS.  26K).    "Ks  ist  die  grösste  niensch- 
liche  Noth,    seinen  Gott  zu  verUeren,  gerade  wilhrend  man  ihn  ain  c 
bittersten  nöthig  hat."    (S.  268)  "Der  Aufenthalt  in  der  reinen  Luitj 
der  Unendlichkeit  ist  für  uns  nur  Leere,  Schmerz,  Tod.     So  erscheint 
als  das  höchste  und  einzige  Vorrecht  des  heutigen  Menschen  das 
Recht  zu  verzweileln.**  (S.  268)  —   Und  dies  wäre  die  Zukunft,    die 
unvermeidliche  Zukunlt?  —   Lund    weist    auf   zwei    Heilmittel    hiniM 
"unser  Bewusstsein  ist  mit  zwei  merkwürdigen  Kräften  ausgerüstet,  fl 
der  Kraft  zu  vergessen,  und  der  Kraft  zu  glauben  und  zu  hoffen." 
(S.  26H)   Mit   der  Kraft   zu   glauben,   gewiss!     Und    in    dieser  Kraft 
liegt  nicht  bloss   die  GewUhr  dafür,   dass  sich   die  Menschheit  au» 
jenem  Abgrinide  der  Gottverlassenheit  erheben  werde,  sondern  noch 
mehr,  dass  sie  niemals  in  ihn  versinken  wird,     Glaube  ist  das  innere^ 
Gefühl,  in  dem  sich  uns  das  Dasein  metaphysischer  "Dinge**  ebenso^ 
unmittelbar,  ebenso  unbeweisbar,  und  ebenso  unwiderleglich  offen- 
bart wie  in  der  äusseren  Wahrnehmung  das  Dasein  der  natürlichea 


Robert«on-Smith  Die  Religion  der  Semiten.  5 

Erscheinungen.    Wer  in   diesem  Sinne   an  Gott   glaubt,   dem   ist 
Gott  gegenwärtig,   gleichviel,   ob  er   den  Himmel  auf  den  Bergen 
ruhend  wähnt  oder  hinter  der  Wölbung  einer  Fixsternsphäre,  oder 
ob  er  weiss,  dass  es  keinen  "Himmel"  im  unendlichen  Räume  gibt. 
Diese  innerste  Erfahrung  ist  die  Lebensquelle  des  Wesentlichen  in 
der  Religion,   des  Gottesbewustseins,   das  von  jeder  äusseren  An- 
ac  tiauungsform  unabhängig  ist  und  deshalb  durch  eine  Veränderung 
des  räumlichen  Weltbildes  weder  gestört  noch  gar  zerstört  werden 
l^snn..    Wir  stossen  immer  wieder  auf  den  Grundfehler  des  Buches: 
II>ie  Überschätzung  des  Äusseren  und  die  Unterschätzung  des  Inne- 
rn ^n.  —  Alle  jene   bangen  Fragen,   die  Lund   am  Schlüsse   erhebt, 
:^ind  in  Wahrheit  schon  längst  gelöst  worden,    durch  die  Antwort, 
mf\ie  Jesus  der  Samariterin  gab:  "Gott  ist  Geist;   und  die  ihn  anbe- 
-^en,  müssen  ihn  im  Geist  und  in  der  Wahrheit  anbeten." 

Es  wäre  ungerecht,  dieses  Werk  vom  rein  wissenschaftlichen 
Standpunkte  aus  zu  beurtheilen.    Denn  es  ist  nicht  sowohl  die  kühle 
Arbeit  eines  streng  objektiven  Forschers  als  vielmehr  das  Bekennt- 
nis eines  tief  und  warm  fühlenden  Menschen;  es  ist  nicht  bloss  ge- 
dacht, sondern  erlebt.    Jedes  Wort  glüht  und  bebt  von  lebendiger 
Empfindung.    Und  eben  darin  liegt  der  eigentliche  Wert  des  Buches. 
Wenn  es  etwas  gibt,  das  der  Verstand  allein  niemals  ganz  erfassen 
und  würdigen  kann,  so  ist  es  die  Weltanschauung  in  ihren  ver- 
schiedenen Formen.    Denn  diese  wurzeln  eben  nicht  nur  im  Kopfe 
sondern   in  dem  ganzen  Menschen;   und  sie  können   infolgedessen 
niemals  völlig  im  wissenschaftlichen  Sinne   "erkannt"  sondern   sie 
müssen  gefühlt  und  erlebt  werden.    Die  seltene  Gabe,  "sich  in  den 
Geist  der  Zeiten  zu  versetzen,"  eignet  Lund  im  höchsten  Maasse; 
und  wir  wollen   uns  die  Freude   an  ihren  Früchten  wahrlich  nicht 
durch  einzelne  Mängel  verkümmern  lassen.    Gerade  weil  ich  meine 
Bedenken  gegen  die  Ansichten  des  Verfassers  —  und  sie  sind  nicht 
alle  leicht  —  mit  voller  Deutlichkeit   ausgesprochen   habe,   gerade 
deshalb  bekenne  ich  hier  zum  Schlüsse,   dass  mir  sein  Buch  trotz 
alledem  einen  Genuss  gewährt  hat,  den  ich  möglichst  Vielen  wünsche. 
Freiburg  i.  B.  Ernst  Grosse. 


Robertson  -  Smith  W.  Die  Religion  der  Semiten.  Autorisierte 
deutsche  Übersetzung  aus  dem  Englischen  nach  der  zweiten  Auf- 
lage der  "Lectures  on  the  Religion  of  the  Semites"  von  Dr.  R. 
Stube.  Mit  13  Abbildungen  im  Text,  einem  Vorwort  von  Prof. 
D.  E.  Kautzsch  und  einem  Anhang.  Freiburg  i.  B.  Mohr  (Paul 
Siebeck)  1899.    XX  u.  372  S.    10  M. 

Das  Werk  des  1894  verstorbeneu  Cambridger  Semitisten  Ro- 
bertson-Smith ist  nicht  nur  das  einzige,  das  sich  mit  oben  genanntem 
Oegenstande  befasst,  sondern  es  ist  auch  ausgezeichnet  durch  seine 
Gediegenheit.  Es  erwarb  sich,  als  es  vor  11  Jahren  erschien,  sofort  die 
Hochschätzung  der  Fachleute,  und  mit  Freude  begrüssen  wir  es,  dass 
jetzt  eine  deutsche  Übersetzung  erschienen  ist,  die  zugleich  dafür 
Sorge  trägt,  dass  das  Buch  auf  der  Höhe  der  Zeit  steht,  wie  sie 
denn  auch  mancherlei  redaktionelle  Verbesserungen  aufweist.  Der 
Inhalt  darf  weit  über  den  Kreis  der  Semitisten  hinaus  Beachtung 
beanspruchen  sowohl  wegen  der  zahlreichen  allgemein -religions- 
wissenschaftlichen Bemerkungen  als  wegen  der  Anregung,  die  das 
Studium  der  semit.  Religionen  an  sich  schon  bietet.  Einem  einlei- 
tenden Kapitel  folgt  ein  Kapitel  über  das  Verhältnis  der  Gottheit 


6  Wechssler  Giebt  es  Lautgesetze? 

zu  ihren  Verehrern,  ein  weiteres  über  das  Verhältnis  der  Gottheit 
zu  den  Naturdingen,  zwei  Kapitel  über  das  Verhältnis  des  Menschen 
zu  den  heiligen  Städten  und  sechs  Kapitel  über  Opfer.  Ein  Anhang 
behandelt  das  Schafopfer  im  Kultus  der  kyprischen  Aphrodite  (Die 
anderen  11  "additionel  notes"  des  Originals  sind  jetzt  in  den  Text 
des  Buches  hineingearbeitet).  Ferner  ist  ein  Verzeichnis  der  Bibel- 
stellen und  ein  sehr  detailliertes  Register  beigegeben.  Das  Werk 
kann  als  zuverlässiger  und  verständlicher  Führer  warm  empfohlen 
werden. 

Freiburff  i.  B.  Reckendorf. 


Wechssler  E.  Giebt  es  Lautgesetze?  S.-A.  aus:  Forschungen  zur 
romanischen  Philologie.  Festgabe  für  Hermann  Suchier.  Halle 
Niemeyer  1900.    190  S.    8«.    5  M. 

Von  dem  Kampf  um  die  Lautgesetze  der  einst  so  heiss  ent- 
brannt war,  ist  es  still  geworden.  Mögen  die  Forscher  auch  in  der 
Theorie  verschiedener  Ansicht  sein,  in  der  Praxis  befolgen  sie  alle 
den  gleichen  Weg.  Ausnahmen  von  den  Lautgesetzen  werden  nur 
dann  anerkannt,  wenn  man  sie  zugleich  zu  erklären  versucht  Das» 
aber  gerade  die  Theorie  einer  erneuten  Untersuchung  bedarf,  kann 
keiner  bezweifeln,   der  sich  ernsthaft  mit  dem  Problem   der  Laut- 

fesetze  beschäftigt  hat.  Es  ist  vielleicht  von  guter  Vorbedeutung, 
ass  auf  diesem  Gebiet  ein  Forscher  das  Wort  ergreift,  dem  die 
ganze  Frage  bis  dahin  ferngelegen  hat,  der  auch  kein  Indoger- 
manist, sondern  ein  Romanist  ist,  da  ja  gerade  die  romanischen 
Sprachen  wertvolles  Material  Itir  unser  Problem  liefern.  Kommt 
dazu  eine  für  dieses  Problem  unentbehrliche  Schärfe  des  Denken.s 
eine  exakte  Kenntnis  der  Psychologie  des  Sprechens  und  eine  reiche 
Kenntnis  der  Geschichte  des  Problems,  so  ist  von  vornherein  manche 
Förderung  zu  erwarten.  In  der  That  zeigt  Wechssler  in  seiner 
Schrift  eine  solche  Reihe  von  Vorzügen,  dass  es  ihm  gelingt,  da» 
Problem  nicht  etwa  ein  kleines  Stück  nach  vorwärts  zu  bewegen, 
sondern  dass  er  gleich  eine  grosse  Strecke  zurücklegt.  Ich  habe 
selten  eine  Schrift  gefunden,  die  einerseits  so  oft  das  ausspricht, 
wozu  ich  selbst  gekommen  war,  andrerseits  aber  auch  das,..worüber 
ich  noch  im  Unklaren  war,  so  elegant  und  sicher  löst.  Über  eine 
ganze  Reihe  von  i  setzt  der  Verfasser  die  richtigen  Punkte.  Frei- 
lich sind  auch  für  den  Leser  der  Schrift  eine  Reihe  von  Vorbe- 
dingungen nötig.  Er  darf  sich  nicht  in  solcher  Unklarheit  vom 
Leben  der  Sprache  bewegen,  wie  sie  in  den  ersten  Kapiteln  von 
Kretschmers  Einleitung  in  die  Geschichte  der  griechischen  Sprache 
zu  Taf:e  tritt. 

Um  allen  Unklarheiten  vorzubeugen  schafft  sich  der  Ver- 
fasser durch  eine  Reihe  allgemeiner,  allerdings  nicht  wesentlich 
iH'uer  Auseinandersetzungen,  die  unentbehrliche  Grundlage  für  das 
folgende,  er  gibt  dann  eine  Geschichte  des  Begriffes  Lautgesetz, 
um  schliesslich  zu  seinem  eigentlichen  Problem  zu  gelangen.  Dies 
ist  viel  weiter  als  der  Titel  vermuten  lässt.  Er  formuliert  die  fol- 
gende Vorfrage;  "Aus  welchen  Ursachen  und  in  welcher  Weise 
haben  die  Bewohner  des  Imperium  Romanum  den  Lautbestand  des 
ihnen  von  den  römisch-italischen  Kolonisten  überlieferten  Latein  in 
Raum  und  Zeit  derart  abweichend  reproduziert,  dass  sich  daraus 
als  schlieRsliches  Resultat  der  Lautbestand  der  heutigen  romanischen 
Sprachen  ergab?    Gelangen  wir  hier  ans  Ziel,  so  lässt  sich  die  Laut- 


Wechiisler  Giebt  es  Lautsreßetze? 


^e  beaiitworti*n :  weiügsteiiö  für  clieaeu  einen,  der  Prülun^ 
g:ut  zug^tiigliclien  Fall  und  tur  die  ulir»  Sprachen  über- 
anpl*.  Auf  diej?e  Fra,;L;e  gibt  er  die  Antwort,  die  nih  für  die  id^. 
Sprachen  schon  IF.  4,  36  kurz  skizziert  habe,  d.  h.  er  erklärt  die 
verschiedenen  romanischen  Sprachen  aus  Siirachniischuuy:.  Wenn 
der  Verfasser  auch  noch  nicht  im  Stande  ist»  dl**rtc  Ansicht  in  allen 
Punkten  stren;Lr  zu  beweisen,  so  führt  er  doch  den  Nachweis,  dass 
wir  überall,  wo  wir  die  beute  verschiedenen  romanischen  Sprachen 
finden,  in  früherer  Zeit  verschiedene  Volker  antreffen.  Wäre  es 
dem  Verfasser  möglich  gewesen,  eine  ethn  oh  »fische  Karte  des  alten 
Europa  seinem  Buche  mitzug-eben,  und  eine  Karte  der  modernen 
romanischen  Dialekte,  vielleicht  auf  durchsichtig'em  Papier,  so  würde 
man  recht  deutlich  schien,  wu*  sich  die  Gebiete  der  allen  Stamme 
Tiad  der  heul itren  Dialekte  im  Grossen  und  Ganzen  decki^n.  Natür- 
lich muss  man  darauf  verzichten,  einz*4ne  Laiitveriloderun^en  der 
modernen  Dialekte  aus  den  Eiü^entümlichkeiten  der  alten  Sprache 
zu  erklären.  Denn  die  einzelnen  Laiitüber^^ün;4e  sind  nicht  das 
wesentliche,  das  .sind  vielmehr  eine  Keibe  vrm  Faktoren,  die  sich 
graphisch  nicht  darstellen  lassen.  Die.se  Faktoren  hat  der  Verf. 
atiÄtührlieb  behandelt.  Das  erste  ist  die  Artikulatiotisbasis.  Ver- 
schiedene Sprachen  können  verschiedene  Artikulationsbasis  haben. 
Wird  bei  der  Spracli annähme  die  eigene  Arfikulationsbasis  beibe- 
halten, so  wird  die  SpracbentwicUlun^"  Im  I.anle  der  Zeit,  eine 
Ändere  Richlun;^-  annehmen,  die  vielleicht  erst  nach  Jahrhunderten 
Tvlar  in  die  Erscheinung;'  tritt.  Der  zweite  Faktor  ist  der  Akzent. 
Hier  g-ibt  der  Vi;rlasser  /Ain;ichst  eine  neue  Detinition  des  Be^^riffes 
'Akzent*,  die  auf  F'r.  Sa  ran  zurückj^'ebt,  ''Spracbakzent  ist  die  Gliede- 
rung" des  phonetischen  l'lüinomens^  «oweit  sie  rein  durch  das  Mittel 
der  Artikulation  vollzotren  wird.'*  Diese  Gliederun^L*-  wird  hergestellt 
durch  «las  Zusammenwirken  fol^cender  Faktoren:  1.  Tfmhohenab- 
stufun<j:  (^  musikalischer  Akzent),  2.  Abstufung-  der  Zeiten  (Quanti- 
tätsnnterschiede),  3.  Äbstut'unfi:  der  Stärken  (eMspiratoriscber  Ak/eni), 
4,  Keihenfolge  der  Lallte  (Anordnung*  der  Laute  nach  der  Scball- 
fülle),  5.  Die  Silbenartikulation  (dazu  gehört  die  Silben trennuni;). 
6t  die  wechselnde  Slimmverwendunfi;'.  Sobald  sich  einer  dieser 
Faktoren  rindert,  mnss  die  Eniwicklun;^'  eines  Dialektes  in  *ranz 
^«ndereD  Bahnen  verlauten.  Verf.  führt  dies  im  einzelneti  am  Ho- 
aimischen  durch.  Jede  anden^  Sprache  hiltte  ihni  auch  Beispiele 
geliefert.  Ich  erinnert^  hier  nur  an  das  Germanische.  D<is  Wesent- 
liche am  germanischen  S[irarhcharakter  ist  wohl  der  Über^^anj;* 
der  idg%  wesentlich  mnsikalischen  Retonun;:,'  in  die  exspiratorische. 
llan  kann  versuchen  darauf  eine  iranze  Reihe  von  Erscheinun<^^en 
zurückzuführen.  DieLantv  erschiebun^r  dürfte  veranlasst  setrij  durch 
den  Übergran^'  von  uri^-esiiannten  Lüsun^slauten  in  gesimnnte  Ex- 
plosivlaute (vg-I.  Sievers  Phonetik),  der  durch  den  neuen  Akzent 
veranlasst  war.  Die  Abhän|:i;rkeit  des  Vokalismus  von  dem  Akzent 
ist  ganx  klar.  Aber  selbst  der  Umlaut,  die  Brechungen  konnten 
mit  dem  Akzent  in  Zusammenhan;::  stehen,  was  im  Einzelnen  hier 
auszuführen  unmög-lich  ist.  Auch  im  Slavischen  zei;j:t  sich  ein  all- 
ixeraeines  Gesetz,  das  mmi  unter  4.  stellen  kann.  Die  Anordnun*:: 
der  Laute  nach  cler  Schall  fülle  weicht  im  Sla  viseben  von  der  der 
Übri;:'en  Sprachen  ab.  Daher  haben  wir  offene  Silben,  or,  ol,  oUf 
om  werden  durchziehe nds  verändert  usw.  Die  Fn]<>'erung'en  aua 
Wecbshlers  Ausführungen  zu  ziehen,  erfordert  für  jede  einzelne 
Spractie  besondere  Schriften,  die  erst  einmal  den  alli;emeinen  pho- 
netischen Charakter  jeder  Sprache  feststeüen  müssten.  Weitere  alb 
gemeine    Faktoren  der  Sprachentwicklung,    aber    von    untergeord* 


8  Wechssler  Giebt  es  Lautgesetze? 

neter  Bedeutung  sind  die  Assimilation,  die  Epenthese,  Metathese, 
Sprachsiiben,  Dissimilation.  Sie  hängen  z.  T.  sicher  von  dem  Ak- 
zent ab. 

Weiter  behandelt  Wechssler  dann  den  Begriff  der  Kultur- 
Sprachen,  die  Privatsprachen,  und  schliesslich  die  Frage:  "Gibt  es 
Mundarten?"  Auch  hier  antwortet  der  Verf.,  worin  ich  ihm  durch- 
aus beistimme:  Es  gibt  Mundarten  und  Mundartengrenzen.  Frei- 
lich mit  Hülfe  unserer  Kartenwerke  werden  wir  diese  Grenzen  nicht 
immer  festlegen  können,  aber  man  braucht  nur  einmal  die  Mund- 
arten wirklich  zu  hören,  um  an  Grenzen  zu  glauben.  Dass  sich  in 
den  Grenzgebieten  in  verschiedenen  Fällen  Mischdialekte  entwickeln 
können,  ist  nicht  wunderbar,  aber  nichts  ursprüngliches. 

Und  aus  alledem  folgt  dann  fast  ganz  von  selbst  die  Beant- 
wortung der  Frage:  ''Gibt  es  Lautgesetze?*'  Die  Antwort  kann 
nicht  anders  wie:  ja  ausfallen,  worin  wir  dem  Verf.  vollständig  bei- 
stimmen. Überall  wo  wir  Sprachübertragung  finden,  werden  wir 
auch  allgemeine  ausnahmslose  Lautgesetze  treffen.  Und  mit  Sprach- 
Übertragung  und  Sprachmischung  haben  wir  in  viel  höherem  Mas^ 
zu  rechneu,  als  gemeiniglich  geschieht.  Denn  selbst  innerhalb 
enger  Grenzen  finden  Wanderungen  und  Mischungen  statt. 

Wer  Wechssler  gelesen  hat,  wird  nun  auch  zum  ersten  Male 
verstehen,  wie  sich  Lautgesetze  über  ein  grosses  Gebiet  ausdehnen 
können.  Bei  der  Panischen  Anschauung,  die  vom  Individuum  aus- 
geht, war  mir  das  unverständlich.  Der  Verkehr,  den  man  zur  Er- 
klärung herangezogen  hat,  hat  das  nicht  zu  Wege  bringen  können. 
Jetzt  sehen  wir  klar,  dass  gewisse  Lautveränderungen,  die  auf  einem 
grossen  Gebiet  nach  einander  auftreten,  wie  etwa  der  germ.  ä-Um- 
laut,  der  Übergang  von  e  zu  ä,  bedingt  sein  können  durch  Ursachen, 
die  vielleicht  Jahrhunderte  zurückliegen.  Alles  in  allem  genommen, 
so  ist  das  Studium  der  Wechsslerschen  Schrift  für  jeden,  der  in 
die  wichtigsten  Probleme  der  Sprachwissenschaft  tiefer  eindringen 
will,  unentbehrlich. 

Leipzig-Gohlis.  H.  Hirt. 


Grammont  M.  La  dissimilation  consonautique  dans  les  langues 
indo-europc*enneb  et  les  langues  romanes.  Dijon,  Iniprimerie  Da- 
rantiere  1895.    21«  S.^. 

Gr.  hat  sein  Buch  seinen  Lehrern:  Breal,  de  Saussure,  d'Ar- 
bois  de  Jubainville,  Job.  Schmidt,  Thurneysen  gewidmet.  Antoine 
Meillets  gedenkt  der  Verfasser  S.  8  noch  mit  besonderer  Dankbar- 
keit als  Altersgenossen  und  Freundes.  'Tour  se  faire  une  methode 
personelle,  le  meilleur  parait  etre  des  lors  de  combiner  par  une 
Sorte  d'eclectisme  celles  des  diflferents  maitres. 

Man  besitze,  sagt  Gr.  S.  9  "avec  ces  deux  mots  assimila- 
tion  et  dissiuiiiation  un  moyen  infaillible  d'ecarter  quantite  de 
faits  dont  ne  reud  compte  aucune  loi  connue.  Mais  un  mot  n'est 
qu'une  etiquette,  ce  n  est  pas  une  explication".  Gr.  geht  also  darauf 
aus,  inbezug  auf  die  Dissimilation  statt  eines  W^ortes,  einer  Auf- 
schrift, eine  Erklärung  zu  finden  und  die  Gesetze,  unter  denen  die 
Erscheinung  eintritt. 


1)  Vgl.  die  Anzeige  von  Meyer -Lübke  im  Literatur blatt  för 
germ.  u.  roman.  Philologie  1896  Sp.  409. 


Grammont  La  dissimilation  consonantique  etc.  9 

Gr.  erklärt,  dass  seine  Gesetze  (lois)  bloss  Möglichkeiten  sind: 
elles  sont  la  formule  suivant  laquelle  la  dissimilation  se  fera,  si  eile 
se  fait  (S.  15).  Der  Aufzählung  seiner  Gesetze  schickt  Gr.  zur  Er- 
klärung folgende  Schlüsse,  zu  denen  er  kam,  voraus. 

1.  Damit  ein  Phonem  ein  anderes  dissimilieren  könne,  ist  not- 
wendig, dass  beide  ein  oder  mehrere  gemeinsame  Elemente  haben. 

2.  Dissimilation  liegt  dann  vor,  wenn  eines  der  beiden  Pho- 
neme Ursache  ist,  dass  das  andere  eines  oder  mehrere. der  gemein- 
samen Elemente  verliert. 

3.  Die  Dissimilation  schafft  keine  neuen  Phoneme  d.  h.  der 
betreffenden  Sprache  unbekannte:  wenn  die  Summe  von  Elementen, 
die  von  dem  angegriffenen  Phonem  übrig  bleiben,  nicht  ein  vor- 
handenes Phonem  ergeben,  so  tritt  das  nächst  verwandte  Phonem 
der  Sprache  als  Ersatz  auf.  Wenn  die  übrigbleibenden  Elemente 
nicht  genügen  um  ein  Phonem  zu  ermöglichen,  so  fallen  sie  mit 
oder  ohne  Kompensation  aus. 

4.  Die  Dissimilation  ist  im  allgemeinen  eine  teilweise,  sie  kann 
nur  dann  eine  gänzliche  sein,  wenn  das  dissimilierte  Phonem  zu 
einer  "kombinierten  Gruppe"  (groupe  combine)  gehört  oder  im- 
plosiv  ist. 

5.  Die  Dissimilation  unterbleibt,  wenn  die  Etymologie  der  ver- 
schiedenen Teile  des  Wortes  für  den  Sprechender!  klar  ist. 

Die  von  Gr.  gebrauchten  termini  erklärt  er  folgendermassen. 

Groupe  combine  ist  ihm  jede  Konsonantengruppe,  die  in  einer 

iXTid  derselben  Silbe  vokalischen  Elementen  vorausgeht  oder  folgt. 

"VVenn  eine  Konsonantengruppe  nicht  combine  ist,   so  ist  sie  durch 

<len  Silbeneinschnitt  zertrennt. 

Consonne  combin^e  ist  jeder  in  einer  kombinierten  Gruppe 
Ixündliche  Konsonant. 

Ein  implosiver  Konsonant  ist  jeder,   occlusiv  oder  nicht,   der 
-^ine  Silbe  abschliesst  (termine)  und  dem  Silbeneinschnitt  vorausgeht. 
KZine  kombinierte  Gruppe  kann  implosiv  sein. 

Ein  explosiver  Konsonant  ist  jeder,    ob  occlusiv  oder  nicht, 

-c3er  eine   Silbe   beginnt;   eine   kombinierte  Gruppe   kann   explosiv 

^ein.  —  (Zu  den  beiden  letzten  Punkten  erklärt  Gr.  in  einer  Anm., 

'^s  sei  nicht  unstatthaft  die  Ausdrücke  implosif  und  explosif  auch 

^uf  die  Dauerlaute  (consonnes  continues)  anzuwenden:  Les  pheno- 

inenes  sont  en  somme  les  m^mes  que  pour  les  momentanees:   aux 

-occlusions  de  ces  derniferes  correspond  un  resserrement  buccal  lors- 

-qu'il  8*agit  des  premieres). 

Ein  angelehnter  Konsonant  (consonne  appuy6e)  ist  jeder  ex- 
plosive Konsonant,  der  unmittelbar  einem  implosiven  folgt.  Eine 
kombinierte  Gruppe  kann  angelehnt  sein. 

Die  Gesetze,  welche  Gr.  für  die  Dissimilation  aufstellt,  sind 
folgende. 

I.  Gesetze,  die  von  dem  exspiratorischen  Akzent  (accent  d'in- 
tensite)  abhängig  sind.    Begressiv  oder  progressiv. 

1.  Gesetz.  Betonter  implosiver  Konsonant  dissimiliert  unbe- 
tonten implosiven  Konsonanten.  Vgl.  ahd.  turtiltüba  zu  lat.  turtur, 
frz.  Mherge  zu  ahd.  heriberga. 

2.  Gesetz.  Das  zweite  Element  einer  betonten  kombinierten 
Oruppe  dissimiliert  das  zweite  Element  einer  unbetonten  kombinier- 
ten Gruppe.  Vgl.  ital.  propio  zu  lat.  propritis.  —  Att.  bpOqpaKToc  aus 
^bpucppaKToc.  —  Lat.  fratrem  hat  sein  r  erhalten  wegen  nom.  frater, 

3.  Gesetz.  Betonter  angelehnter  Konsonant  dissimiliert  un- 
betonten angelehnten  (S.  32).  Gr.  gibt  als  Beispiel  bloss  hom.  ßXuj- 
«pöc  =  *ßpujep6c. 


10  Grammont  La  dissimilation  consonantique  etc. 

4.  Gesetz.  Betonter  kombinierter  Konsonant  diffimilieri  einen 
intervokalischen  Konsonanten.  Span,  peletfrino,  ahd.  ffüigrim,  — 
Griech.  (pXaöpoc  =  *(pXauXoc.  —  Lit.  Grygalis  =  Gregorius. 

5.  Gesetz.  Betonter  kombinierter  Konsonant  dissimiliert  un- 
betonten implosiven.    Itai.  albitrare. 

G.  Gesetz.  Betonter  implosiver  Konsonant  dissimiliert  beton- 
ten angelehnten  Konsonanten.  Fälle  sind  sehr  selten.  Frz.  Soriin 
=  Sattirnlnus. 

7.  Gesetz.  Betonter  implosiver  Konsonant  betonten  konbi. 
nierten.    Ahd.  bior  'Bier*  =  *breura. 

II.  Gesetze,  die  nicht  vom  exspiVatorischen  Akzent  abhängen. 
Regressiv  oder  progressiv. 

8.  Gesetz.  Angelehnter  explosiver  Konsonant,  kombiniert  oder 
nicht,  dissimiliert  einen  explosiven  intervokalischen.  Vulg".  lat  co- 
liandru  =  coriandrum.  Wenn  Gr.  vulg.  lat.  cinque  =  qutnque  hie- 
herstellt, so  meint  er  wohl  Stellung  des  Wortes  im  Satze  nach  Voktl, 
bei  vulg.  lat.  radu  =  ramm  Stellung  nach  Konsonant.  Griech.  Xa- 
Xdftpioi  von  Xapdbpa,  att.  *OXutt€uc  =  *ObuTT€0c. 

9.  Gesetz.  Kombinierter  angelehnter  Konsonant  dissimiliert 
kombinierten  nicht  angelehnten.    Frz.  penre  =»  prendre. 

10.  Gesetz.  Angelehnter  nicht  kombinierter  Konsonant  dissi- 
miliert angelehnten,  kombinierten.  Griech.  ^Kwa^Xoc  ans  *^iotXotXoc 
Gr.  nimmt  zwischen  f  und  X  Silbeneinschnitt  an. 

11.  Gesetz.  Von  zwei  Konsonanten,  welche  durch  den  Silben- 
einschnitt getrennt  sind,  dissimiliert  der  explosive  den  implosiven. 
Ital.  alma  =  anima^  an.  nafn  got.  namn-, 

12.  Gesetz.  Von  zwei  durch  einen  occlusiven  Konsonanten 
geschiedenen  Konsonanten  dissimiliert  der  explosive  den  implosiven. 
Vulg.  lat.  veltragits  =  gall.  vertragus,  span.  Beitran  =  Bertrand, 
prov.  albre  =  trz.  arbre^  lat.  posco  =  ^prcscö,  griech.  6töäocui  = 
*6i6aKCKiü,  lat.  discö  =  di{d)cscö. 

13.  (iesetz.  Angelehnter  Konsonant  dissimiliert  implosiven 
nicht  betonten.     Mhd.  reigel  von  reiger  'Reiher'. 

14.  Gesetz.  Implosiver  Konsonant  dissimiliert  intervokalischen. 
Vulg.  lat.  *armolacia  =  griech.  dpiuopaKia,  lit.  erkelis  'Erker',  ahd. 
martolön  =  inartorön. 

15.  Gesetz.  1  inplosiver  Konsonant  dissimiliert  unbetonten  kom- 
binierten. Frz.  Flobert  aus  "^ Erobert  =  Frödbert,  spätlat.  frageüum 
=  flagellum. 

IG.  Gesetz.  Intervokalischer  Konsonant  dissimiliert  kombi- 
nierten unbetonten.  Ital.  Federtco  —  Friedrich,  frz.  Fr4d4ric,  griech. 
ILidpaeov  aus  ludpaöpov  'Fenchel'. 

in.  Gesetze,  die  nicht  vom  exspiratorischen  Akzent  abhängig- 
sind  —  immer  regressiv. 

17.  Gesetz.  Von  zwei  intervokalischen  Phonemen  wird  da» 
erste  dissimiliert.  Altit.  astrolomia  =  astronomia,  mhd.  endende 
von  ahd.  elüendi,  lat.  caeruleiis  von  caelum. 

18.  Gesetz.  Von  zwei  angelehnten  unbetonten  Konsonanten 
wird  der  erste  dissimiliert.    Keine  Beispiele. 

19.  Gesetz.  Von  zwei  kombinierten  unbetonten  Konsonanten 
wird  der  erste  dissimiliert.  Griech.  emößpujToc  von  epiirößpurroc 
'wurmstichig*. 

20.  Gesetz.  Von  zwei  unbetonten  implosiven  Konsonanten  wird 
der  erste  dissimiliert.     Frz.  htberger. 

Jedem  dieser  20  'lois'  folgt  ein  Kommentar,  welcher  die  Be- 
handlungsweise  in  übersichtlichen  Formeln  zusammenstellt.  So  sagt 
z.  B.  Commentaire  l  (zu  Gesetz  1): 


Gramniont  La  disHiiniiation  coiisonanti^iue  etc. 


II 


l-l  zu 


l—r  (rn  r—l 
n—r  ou  r^n 
O—r  Oll  r—n 
I   r—tou  i—r 
l  71—1  ou  l—n 
71— n  zu  l  —  n  QU  n—l 
n—m  zu  (1  —  711  ou)  r—m 
S-  88  briiif^t  eiiit^  Obsei  vatioii  }i^<*ni*rale.     W<:nn  ein  Wort  den 
Cresetzeu  der  Disjiimilatiou  sieb  entziehe,  50  tceseliohe  dii'K.  weil  eine» 
Iseiwer  verschiedeneu  Ek^meiTte  für  den  Spreeher  klar  sei.  Fr»,   ChH- 
\mtofiej  Chrhtophe^  span.  Criafobal,  lUiL  Cfhfofano^=  ChrLsfoforu  habe 
sein  r  blons  we^en  ChrLsf^  Crisio  erhalten,  ital.  Crisfofano  svi  naeh 
Stefano  g-ebildei.    Abd.  7nülberi  widerspricht  dem  Gesetz  XT\\  das? 
r  bleibt    aia    zweiter  Stelle   erhalten    we^en   der  Klarheit  des  allbe- 
kannten Wortes  berL  Für  KcqjaXöp'ffa  erwartet  Hr.  *Ke(p(j(pü\"tia.  v\ber 
KCtpaXji  war  zu  sehr  bekannt,    als  dass  *K€q3ap-  hätte  entstehen  kön- 
nen.    Der  Leser  wird  freilieh  fragen^  ob  oXy-  etwa  weni^^er  bekannt 
und  klar  war.     Der  Fall   it*t   ein  typischer  hei   den  Dennuig'en  Gr.» 
leb  habe  den  Eindruck,  dass  Gr.  n^ebr  erklären  will,  als  ujan  eben 
heute  noch  erkliiren  kann. 

Von  S,  9*1—102  sind  Tabellen  zu  finde u,  wek-he  die  Behand- 
luiiirssuten  der  dissimiherten  Laute  darstellrn. 

DieHauehdisBimilatiön  des  Griechischen  und  Altindisehen  vergl* 
S.  10;i — 107,  Die  Disriimilation  iiit  rej^fressiv;  xieiiiJi,  ix^i  K<ipxopoc, 
Ttevöepöc»  Tpixöc.  Aber  ion.  Kiiepn,  icüepoc  ge^en  att,  xdipa^  x^^'^P^^- 
Zx€c6ai  (ohne  Dissimilation)  erklllrt  Gr.  so,  das«  es  eben  in  seinen 
Teilen  klar  war.  Wieder  niuss  iriao  frap^n^  ob  denn  XoBqTi  nichl 
ebenso  klar  war?  Ich  denke,  dass  die  leben di^^e  pH eeliitic he  Ver- 
kehrssprache weit  mehr  Erscheinungsformen  hatte  als  uns  die  Über- 
reste, die  doch  immer  nach  einem  g^ewissen  Schema  niedergeschrie- 
ben sind,  zeigen.  Schon  die  vorhandenen  Unterscliiede  der  schrift- 
Jichen  Fixierung  weisen  darauf  hin.  Das  B  von  Xt>0r]Ti  soll  erbalten 
irorden  stdn,  weil  alle  Personen  des  passiven  Aorists  und  Futurs 
e«  hatten,  während  die  Endung  -6i  auf  die  2*  Ps.  Ini[>.  besehriinkt 
-^var.  Warum  haben  alier  kOi,  löu  ctnöi  u.  a.  es  nicht  zu  erhalten 
vennocht?  Kurz,  die  Uechnung  ist  keine  so  sHuberlicbe^  wie  Gr.s 
Darstellung  glauben  machen  will.  Auf  S.  lO^i  s^ebt  Gr-  die  von 
Osthoff  aufgeworfene  und  mit  einem  allzu  künstlichen  "Gesetze** 
beantwortete  Frage^  was  geschehe,  wenn  ein  Wort  drei  oder  mehr 
Aspiratae  enthalte,  zu  erledigen.  I^a  t|uestion  n  existe  pas,  sagt  Gr.^ 
weil  diese  Bedingungen  niemals  in  einem  einfachen  Worte  vorkom- 
men. Bei  zusammengesetzten  Wörtern  aber  entselieide  die  Klar- 
heit der  einzelnen  Teile. 

Gr.  bespricht  dann  (S.  111  ff.)  Erscheinungen,  welche  so  aus- 
sehen, als  ob  sie  aus  Dissiniilatlon  hervorgegangen  waren,  aber 
I  durch  Volksetymologie,  Kontamination,  Analogie  entstauden  sind. 
So  ist  nvtefiiuv  aus  TiAtu|iLuv  nach  ttv^uj,  Trveöua  gebildet.  Lors<4u'un 
mot  presente  C|uelque  ressemblance  phonitjue  ou  semantique  avec 
Bu  autre  ou  un  groupe  d'autres,  il  peut  subir  Tintluence  de  cet 
antra  de  differentes  manit^res  (S.  lU).  Das  i.st  ein  vollkommen  zu- 
treffender Satz  und  die  Spreclifehler  beweisen  jeden  lieben  Tag 
seine  Richtigkeit*).  Einige  von  Gramraonts  hier  gegebenen  Erklä- 
rungen kann  ich  allei^dings  nicht  akzeptieren.  G riech,  ipaTpia  für 
<ppaTpia  .scheint  mir  eine  wirkliche  Dissimilation  zu  sein,   und  nicht 


1)  Vgl.  Versprecheu  u»  Verlesen  S.  71. 


12 


Grammout  La  dissimiiation  consonantique  etc. 


wie  Gr.  S.  123  will,  eine  von  traTpia  bcehiflusste  Form,  Ancb  die 
Sufifiiveriamchitngen,  welche  Gr.  S.  127  (?'.  annimmt,  befriedigen  mich 
nicht  immer;  sie  finden  sich  eben  so  oft  g-ernde  dort,  wo  man  ein 
wirklichi's  DisMimiiarionshediirfiiis  voraussetzen  kann*  Aach  Jdff, 
Visres  ist  l'ür  Gi\  keine  eig'entliche  Dissimilation  ^  ^fri-sru.  k 
braucht  dazu  ein  anderes  Gesetz  S.  134. 

Am  wenig:sten    befriediüren    kann  Gr.»  Ausführung'    über 
Reduplikation,    was    natürlich    zum    allergrösslen    Teil    incht 
Schuld  iiät,  denn  hier  liej^^en  Fra^^en  vor,  die  wahrscheinlich 
mehr  «u  beantworten   sein  werden.     Er  beschäftiget   sieh  SBUei 
dem  Problem  von  KeXaivcipr^c  au«  *KcXaivo-v€<|)7^c    Ich  bitte  hier 
Worte  mit  dem,  was  ich  V,  w.  W  S.  182  11  sagte»  zu  vergleichen. 

Grs  Arbeit  sei  allen  Fachgeiiossen  auf  das  wärmste  empfoJh 
len.  Ich  halte  sii'  tür  eine  der  beachtenswertesten  der  letzten  JAhrt, 
Widersprecheii  nmss  ich  der  GrundauITassunj>*  Gr.s,  dass  nÄmllck 
seine  Regeln  —  er  nennt  sie  ''lieset/e"  —  eintreten  müssen,  icl 
denke,  man  kann  im  besten  Falle  zu  Regeln  kommen,  die  zei;?*^ 
was  geschehen  kann»  aber  nicht  niuss.  Wenn  er  S.  147  sagt.  *i«* 
Xaivo-v€ipr|c  n'a  Jamals  exist«%  so  halte  ich  das  für  ganz  unwahr 
Man  wird  lange  genug  gebraucht  haben»  bis  man  mit  dem  sc b» ir- 
rigen Worte  fertig  wurde,  aber  ihm  seine  Existenz  abzui4|.ireclieii 
geht  nmr  dann  an»  wenn  man  an  Gr.s  lois  glaubt,  was  ich  nicht 
thun  kann.  Gr.  hat  20  Gesetze  der  Dissimilation  aufgestellt;  man 
mochte  sagen»  zwanzig  Gesetze  oder  gar  kein  Gesetz  ist  ganz  das- 
selbe, zuinal  man  dort,  wo  Gr.  nicht  Dissimilation  sondern  andere 
Gründe  suchte  nicht  immer  seiner  Meinuiig  sein  raiiss.  Gr.  hat  «Her- 
ding8  auch  ein  allgemeines  Gesetz  aufgestellt:  La  dissimiiation  c'est 
la  loi  du  plus  fori  (S.  18G).  Das  ist  eine  Redensart.  Was  ninchr 
einen  Laut  zum  stJlrkeren?  Ein  Laut  der  tonstilrkeren  Silbe  sei  stärker 
als  ein  anderer,  ein  angelehnter  stärker  als  ein  nicht  angelehnter.  ' 
Ein  Laut  gegen  das  Ende  des  Wortes  sei  ividerstaudöfÄhiger  «lf^| 
einer  irn  Anlange  (S,  184).  Das  letztere  ist  wiederum  ganz  falscllW 
und  unwahr,  und  auch  an  das  andere  glaube  ich  nicht.  Der  Be- 
griff  ^'stärkerer*'  Laut  ist  undefinierbar.  Grammont  nennt  den  Laut, 
w^elcher  disöiiailiert,  den  stKrkeren  und  sagt  dann,  es  ist  oben  We^B 
des  stärkeren  Lautes  zu  dissimilieren.  Damit  ist  der  schönste  cjr*i 
cttlas  vitiosus  fix  und  fertig. 

Ich  habe  mir  selbst  V,  u.  V.  159  die  Frage  vorgelegt,  welch*] 
Laute  sich  beeiiifiussen  können,  ohne  neheneinander  zu  stehen,  ich 
sprach  von  der  Wertigkeit  der  Laute,  und  kani  durch  die  Beob-i 
achtung  der  Mon^entanbildungen  zum  Schlüsse,  dass  nur  anoi- 
hernd  gleichwertige  Laute  das  imstande  sind.  Der  psychische  Grund 
ist,  dass  eben  nur  ein  mit  dem  zu  sprt^chenden  Laute  gleichwerti^rer 
assoziiert  wird  und  dann  im  Versprechen  für  jenen  eintritt  d 
eintreten  kann* 

Aber  gerade  bei  r  l  m  n  ist  es  schwer  zu  sagen»  wann  si«< 
gleichwertig  sind  und  wann  nicht.  Ich  habe  den  Eindruck,  dis» 
sie  unter  Umständen  auf  einander  wirken  können,  wo  andere  Laut« 
das  nicht  ims%'inde  sind. 

Ich  befinde  mich  mit  Gr,  in  doppeltem  harten  Widerspruche 

1.  Ich  finde^  dass  sieb  gerade  gleichwertige  Laute  befehdei 
und  finde  den  Grund  darin,  dass  gerade  sie  in  assoziativen  Ve^ 
bindungen  stehen.  Gr.  meint,  der  ''stärkere**  Laut  überwinde  deai 
schwächeren,  d.  h.  ein  Laut  der  betonten  Silbe  dissimiliere  deili 
entsprechenden  Laut  der  unbetonten  Silbe.  Vgl.  seine  Geseti«] 
1 — 7.  Grammont  scheint  aber  gar  nicht  zu  merken,  dass  seine 
II,  Reihe    von  Gesetzen  (8—20),   Gesetze,   "die   nicht  vom  eispirt- 


Qrammont  La  dissimilatiou  consonantique  etc.  1^ 

torischen  Akzente  abhängen"  dieser  Auffassung  ganz  und  gar 
den  Boden  entzieht.  Denn:  Wenn  es  13  "Gesetze"  gibt,  wo  die 
Dissimilation  möglich  ist  ohne  die  Wirkung  des  exspiratorischen 
Akzents,  wer  bürgt  dann  dafür,  dass  dieser  die  Ursache  ist  bei 
den  7  anderen  "Gesetzen"?  ?  Grammont  suclit  zwar  auch  ohne 
Akzent  nach  den  Merkmalen  des  "stärkern**  Konsonanten,  er  lehrt,, 
ein  "angelehnter"  sei  stärker  als  ein  "nicht  angelehnter".  Das  ist 
aber  wieder  nur  dann  glaublich,  wenn  man  dem  bildlichen  Auf- 
druck "angelehnt"  eine  Realität  zuspricht,  die  ihm  durchaus  nicht 
zukommt.  Wer  kann  es  glauben,  dass  das  zweite  p  von  Xapdbpa 
als  "stärker"  ein  XaXdöpioi  hervorgerufen  hat?  Freilich  kann  man 
sagen,  das  zweite  p  von  '''Xapdbpioi  muss  das  stärkere  gewesen  sein,, 
denn  sonst  hätte  es  ja  eben  das  andere  nicht  zu  differenzieren  ver- 
mocht.   Aber  das  sind  nur  Worte,  nichts  als  Worte! 

Was  soll  man  weiter  sagen,  wenn  nach  Gesetz  17  aus  astro- 
nmia  altital.  astrolömia  wird,  zu  lat.  caüum  caerideuSy  beides  in 
scliiagendem  Gegensatze  zu  der  Wichtigkeit,  welche  Gr.  dem  Ak- 
zente zuweist?  Ebenso  Önrößpuixoc  aus  epiTrößpujxoc,  wo  beide  p  In 
unakzentuierter  Silbe  stehen. 

Wie  kann  man  ferner  Beispiele  aus  den  verschiedensten  indo- 
germanischen Sprachen  und  den  verschiedensten  zeitlichen  Entwick- 
lungsstufen alle  unter  dem  Gesichtspunkte  des  exspiratorischen  Ak- 
zents auffassen,  wo  es  doch  zweifellos  ist,  dass  der  Akzent  grossen 
nationalen  und  temporalen  Schwankungen  unterliegt? 

2.  Gr.  spricht  von  "Gesetzen",  nach  denen  die  Dissimilationen 

sich  also  allenthalben  vollziehen  müssen.    Ich  glaube  bis  jetzt  an 

solche  nicht,   denn  alle  Sprachen  enthalten  Wörter,  welche  dissirai- 

Kations  fähig  sind.    Wir  sagen  noch  immer  "Friedrich",  obwohl  die 

Spanier  Fedrigo  daraus  gemacht  haben.    Dass  -rieh  noch  etymolo- 

grijsch  klar  sei,  oder  "Heinrich"  mitwirkt,  wird  wohl  niemand  ernst- 

^5tft  glauben.    Zu  solchen  Annahmen  muss  sich  aber  Gr.  verstehen, 

'^«il  er  seine  "Gesetze"  retten  will.    So  muss  er  S.  181   annehmen, 

^«ss  man  in  lat.  purpura^  carcer  noch  die  Reduplikation  fühlte! 

Ich  glaube  nur,   dass   die   psychologischen  Voraussetzungen 
^^ller  Dissimilationen  gesetzmässige  sind,  und  dass  aus  den  lebenden 
Sprachen  sie  mit  Bestimmtheit  durch  den  Sprechfehler  nachgewiesen 
"^'erden  können,  dass  aber  trotz  dieser  Regelmässigkeit  der  Antriebe 
^och  die  Dissimilationen  nicht  eintreten  d.  h.  wenigstens  nicht  all- 
gemein gültiger  Sprachbrauch  werden  müssen. 

Bei  der  Arbeit  Gr.s  macht  mir  das  einen  unangenehmen  Ein- 
druck^ dass  er  zuviel  Advokat  ist,  er  gehört  zu  denjenigen  die  alles 
erklären  können.  Ich  war  erstaunt,  wie  ich  plötzlich  las,  dass  er 
nicht  mehr  imstande  sei  lois  zu  erlassen.  Aber  ich  gestehe  ihm 
gerne  zu,  dass  er  sein  Thema  gewiss  nach  Kräften  vertieft  hat. 
Am  meisten  hat  es  mich  gefreut,  dass  auch  er  darauf  kam,  die 
lebende  Sprache  zu  befragen  und  dass  er  sowie  ich  auf  die  Beob- 
achtung des  Versprechens,  der  Sprechfehler  kam.  Ich  halte  daran 
fest,  dass  uns  dieses  über  die  Fern  Wirkung  der  Laute,  darunter 
die  Laut-  und  Silbendissimilationen,  über  Kontaminationen  (Assozia- 
tionen zwischen  mitgedachten  Wörtera),  die  unglücklich  benannte 
Volksetymologie,  und  auch  über  die  Analogiebildungen  aufklären 
kann.  Als  Gr.,  nachdem  er  nur  ganz  kurze  Zeit  auf  diese  Dinge 
geachtet  hatte,  sein  Manuskript  mit  den  Worten  versah :  La  question 
demande  des  recherches  plus  approfondies  war  sein  Wunsch  schon 
eriüllt,  denn  V.  und  V.  war  schon  gedruckt,  wenn  auch  noch  nicht 
ausgegeben. 

Ich  hoffe,   dass  Gr.   seine  Forschungen   auf  diesem  Gebiete 


11    Flensburg:  Stuidien  auf  dem  Gebiete  der  idg.  Wur2elk>ildasi^. 

fortstitsfieu  wird,  wie  k-U  die  iiieinij;»:en.  Auf  der  Basis  der  Beohach- 
tutig"  der  leljciidj^jTt^n  Sprachen  kann  es  nur  zu  übereiustimmeDdettJ 
Resultafeii  und  Ansirhten  konuiit^n.  Gr.si  Buch  wird  gpewlss  bei  hWvnl 
Arbeiten  zu  Käthe  ^ezo^^en  werden  nüissen  und  seine  Reg-eln  waren | 
vielleicht  notAvendi;;:,  wenn  auch  nur  um  zu  zeigen,  dass  man  airfj 
rein  juristische  Weise  nicht  zum  Ziele  kommen  kann.  W&a  OtA 
geben  zu  können  glaul>te,  ein  einheitliches  "Gessetz"  tür  alle  FäUs^l 
entspring't  einer  grossen  Selbsttäuschung,  So  weit  werden  wir  viel»! 
leicht  in  einem  Menschenalter  sein*  aber  auch  nur  dann,  wenn  maol 
es  sich  nngelegen  t^ein  liinst  dit-  notwendigen  Vorbedingrt^tigeu,  B*oli 
Ächtungen  an  der  lebendm  Spraclie,  zu  schaffen, 

Wien,  Mai  1891  R.  Meriii^er. 


Flensburg   N,    Studien   uul^  dem   Gebiete   der    indogermatiiÄchtp 

Wur/-elbildung^  hemasiologisch  -  etymologische  Beiträge.  I.  DM 
eititache  Basis  tcr-  im  Indngeniianischen.  Liind  Moller  1897.  Xl 
u.  Hb  S.     Lex.  8*'.    2fiQ  M. 

Verf.  hat  sich  die  Aiifgfihe  gestellt,  die  Wurzel  /<fr*  (iu  ai.^ 
töratL  griech.  Ttipte.  lat.  fero  usw.)  neb»t  deren  zahlreichen  Weiter«^ 
bildungen  in  einer  Heihe  von  Monograidiien  ku  behandeln.  Jetxtj 
liegt  uns  der  erste  Teil  dieser  Studien  vor,  worin  die  einracliel 
Wurzel  ter-  ausführlich  betiprocheii  wird.  In  den  einleitetjden  Be-J 
merkungen  hebt  Verl",  die  Wichtigkeit  derartiger  Untersuchunjreul 
besonders  für  die  bisher  etwas  vernaehlftssigte  indogerm.  Beden^J 
tungslehre  hervor.     Hierin  >timnie  ich  ihm  vollk^mimen  bei. 

Den  Stoff  hat  Verf.  in  folgender  Weise  geordnet.  Zunflch«!  | 
verteilt  er,  vom  Altindischen  ausgehend^  die  Bedeutung'eii  der  Wuntel  i 
auf  ZM^ei  Hawjitkategorien:  a)  die  Grundbedeutung  ist  intensiv-ite- i 
rativ;  (sich}  hin  und  her,  eilig  oder  unstät  bewegen;  b)  die  Grund- 
bedeiitung  i.st  perfektiv:  hinüber-,  hindurch-  oder  hervor-d ringe» 
(-drängen),  II her  die  besonders  in  den  europäischen  Sprachen  her- 
vortretenden Bedeuttingen  wird  kurz  bemerkt  (S.  4):  ^'Aufi  dem 
Grundbegriffe  des  Hinundherbewegens  entwickeln  sich  leicht  die  je 
nach  verschiedenen  Ohjekten  wechselnden  Nuancen  des  Keibeus» 
Bohrens,  Drehens,  Stossens  u.  a,  m."  Dann  geht  Verf.  zu  einer 
ansführlicheu  Erörterung  mehrerer  einzelnen,  der  Wz.  ^er-  angr- 
hörigen  Bildungen  über,  die  ihm  in  morphologischer  oder  sema' 
siologischer  Hinsicht  interessant  erscheinen :  iL  a.  ai.  türa-  und 
turä'[  türö'  'durchdringend',  färaif  'Sterne'  im  Verhältnis  zu  griech. 
Topöc^  T\\pO'  (in  Tr|p<^ujX  honi.  TtipEa  usw.;  ai.  liräH,  das  mit  grieck. 
T^pac  verglichen  wirdj  und  lat.  trann  mit  Verwandten,  zu  denen 
auch  festisj  osk.  inn(aame7itud  gehören  sollen;  griech.  Tpd^lc  *»8l* 
Parmr,  ahd.  daram  'Darm',  die  zu  aisL  promr  'äusserst er  Rand** 
griech.  T^pjiä^  r^piuiov,  lat*  tennimiit,  tertno  in  nächste  Beziehung 
gestellt  werden  (auch  xcpißivBoc  x^pßivfioc  x^pjuiveoc  tp^m»v6oc  zieht 
Verf.  hierher);  griech.  x^pöpov,  ai.  tttihd';  osk.  teermm,  air,  tir  im 
Verhältnis  zu  lat.  terra;  ai.  tfna-,  got.  paürnus  usw^  Bisweilen  wird 
der  Gang  der  Untersuchung  durch  längere  Exkurse  unterbrochen» 
z.  B.  über  die  griechischen  Adjektiva  auf  -vr|c,  wobei  Tpavrjc  äis 
Au8gangsi>unkt  dient  (-vr|c  soll  auf  die  W^z.  nes-  in  v^oMai  zurück- 
gehen).  Zum  Schlüsse  (S^  90  ff.)  stellt  Verf.  das  einschlägige  Spruch- 
material,  insofern  es  nicht  im  vorhergehenden  Teil  schon  berück- 
sichtigt worden  ist,  übersichtlich  zusammen.  Hieran  knüpfen  sich 
einige  Bemerkungen  über  den  letzten  Grtind  des  in  der  fragiichcfl 


Flensburg  Studien  auf  dein  Gebiete  der  idg.  Wurzelbildunfr*    1^ 

IV'urzel  liervortretendeti  Wechsels  zwisehen   perfektiver  und  iinper- 
/ektiver  Bedeutung,    Verl.    suelit    wahrscheinlich  xu   niachen,    das.n 
<iie  Wurzel  form   ter^,   siowie    im    allgemeinen    die  ^S^ef -wurzeln,    ur- 
sprünglich i:»erfektive,    dagegen  die  Wiirzelform  ^cre,   sowie  im  all- 
^efflpineu   die   -4/l^f-^^^lrzeln,    iir&ipriinglich   imperfektive  Aktionsart 
Vit  zeichnet   hätten.     Im   Altind  Ischen  sei    erst   sekundär    im  Verbal* 
^y«tem  der  W'x,  Uir-  die  perfektive  Bedeutung  verallgenR»inert  wor- 
<ien.    Im  Ansehluss  hieran  wird  auch  vermutet,  das»  der  Typun  tp*^ 
cil<?r  t*'r€  (ai.  VI.  Kh\    welcher    form  eil    der    Anit-vexk^^    hegritTIich 
^ber  der  Scf-reihe  näher  j»lelit»    in  Anleitnung  an  ein  betonte.**  Ad- 
-verb  enihtanden  sei  {"^ijro  trreti  aus  */>iyj  (er^tt);  Quelle  der  pertek- 
tiveii  Bedeutung;   sei    das  Prilverbium.    —    Den  Schluss    bildet   ein 
Wortregister. 

Wie  vielleicht  z.  T.  schon  aus  dem  eben  gegebeueii,    kurzen 
Referate  zu  ersehen  ist,    wären  in   der  Disposition   etwas  grössere 

IKlArheit  und  strengere  Planmilssigkeit  erwünncht  gewesen.  Was 
dpn  Inhalt  des  Buches  hetritft,  so  ist  zunHchst  anzuerkennen,  dass 
Verl  bei  seiner  rmerMichuiig  sorgf.iltig  die  neiiere  Litteratur  heran- 
|:exOgen  hat.  Auch  wt-rden  mehrere  neue  Kombinationen  gebotmi. 
Diesen  gegenüber  muys  ich  mich  aber  ini  allgemeinen  ablehnend 
oder  zweifelnd  verhalten.  Die  Beweisführung  scheini  an  manchen 
Stellen  wenig  überzeugend,  da  auch  ziemlieb  nahe  liegende  Eiü- 
vltiiflr  unberücksichtigt  gelassen  werden,  Ks  mögen  einige  kritische 
Einzel hemerkungen  folgen,  hauptsächlich  um  das  Gesagte  zu  be- 
leuchten. 

S,  12  ff.  sucht  Verf.    in  ausführlicher  Auseinandersi'tzung   zu 

iH'wiMseti,    dass  ai.  /ri/v/-  nicht  mit  griech,  Top<ic,    sondern   mit  xripo- 

(in  vi]pi[D)  zusammenzustellen  sei,     M.  E.  Utsst  sich    in  dieser  Frage 

üichtb   enttjcbeiden,    wenn    man,    wie  es  Verf.   thur,    mit  Brugnnimi 

Äunimmt,  dass  idg,  ti  in  odener  Silbe  zu  ar.  ä  wurde.     Denn  warum 

mms  ttird'    dieselbe   Lautstnfe    wie    N.  PL  täraif   enthalten?     Kann 

nicht  das  AiliniL  toi'u-  nelien  ^ör- oder /i?r-  ererbt  haben?     rbrigens 

wäre  zu    erwägen    gewe>en^    ob    nicht  das  t  in  tup^uj  aus  ql*  ent* 

MÄiifien  ist,  vgl,  aksb  caja  un<l  s.  jetzt  Brugmann  Grundr.^  1,  5^2.  — 

S.  3U    wird    griech.  r^pac  'Wunder'    mit   ai,  tirm  'durch'  verknüpft 

Grundbedeutung   des   griech.  Wortes   sei   etw«a  'Überschreitung  des 

narürlichen  Masses',     Dieüe  Deutung,    an   die  auch   andere  gedacht 

liahin,  ist  vielleicht  rnöglieii,  obwohl  keineswegs  sicher.     Wenn  Verf. 

«l>er  in  lat.  numttfrttm  eine  Bede u tun gsparallele  finden  will  und  das 

lat.  Wort  von  w]io«<;/'e  loszureissen  wagt,  um  es  mi  emittere^  me«/jmi, 

momf  zu  stellen  (moniiitntTfi  a.  "^mo/if-frum  soll  eigentlich  >twas  über 

das  gewühidiche  Mass    sich    erhebendes',   monMrare    'hervor beben, 

hervorragend  machen'  bedeutet  haben),  so  geht  er  entschieden  irre. 

Vert\  scheint  sonderbarerweise  die  ."^löglicbkeit  der  Bedeutungsent- 

W'icklung:    "Weisung,  Zeichen,    Wunderzeichen.    Ungeheuer,    wider- 

natürliche  Erscheintmg*   zu  bezweifeln.     Tcli   iniJchte   ihn  darum  an 

^at.  ösfentum   erinnern.     Dies  .Wort   kann   sich   auch   auf  das    über 

4iiH  gewöhn  Uche  Mass  sich  erb  eben  de' beziehen,  hängt  aber  dennoch 

Out   otft ender e   'zeigen'    zusanmien.      Cbrigens   v^^L  lit,  rodykle   (zu 

röfiyti  'zeigen')  ^  'Zeiger  an  der  Uhr.  Wegweiser' ,  aber  auch  *Mon- 

Wmni,   Ungeheuer'.    Über   das    SuÜix    -sfro-    im    Lateinischen    und 

Germanischen  vgl.  Ostkotf  KZ.  23,  313  ff.  —  Das  viel  umstrittene  lat. 

f^nns  wird  als  Mischform  von  '*'frdif  h,  "^tfH  (vgl  ai.  tirds  usw.)  und 

^^äm  a.  */fi?i  gedeutet  (S.  65  ff.).    Wo  findet  sich  aber  eine  PrHpos, 

tt*äm'?    Nach  Verf.  in  trämes  'Querweg'  {trmn-if-).    Mir  ist  jedoch 

^ie  ulte  Erklärung   viel   wahr.^chein lieber,    nach   welcher  träfnit*  ft. 

^i^ransnuf  entstandeti  ist;   mit  tiisst  sich  mit  mi-ta  in  se-nüta  ver- 


16    Flensburg  Studien  auf  dem  Gebiete  der  idg.  Wtirzelblldung. 

binden   und   weiterhin    zu  meare,   sl.  mi-  'praeterire*   stellen.    Mit 
griech.  Tpdiaic  in  der  Bed.  'Gegend  zwischen  Alter  und  Scham'  hat 
trämes  gewiss  nichts  zu  thun.    In  tartnes  'Holzwurm*  glaubt  Verf. 
ein  tami  'durch*  erkennen  zu  dürfen  {tarm-it-  *qui  transit').    Offen- 
bar  beruht    das  Wort   aber   auf  einem   tar-mo-   'bohrend'.  —  Die 
Wörter  für  'Darm'  :  aisl.  partnr,    ahd.  daram  usw.  hat  Verf.  m.  L 
nicht   richtig   beurteilt  (S.  68  f.).    Gewiss   ist   die   Grundbedeutung 
nicht  'das  Ausserste*,   sondern   'Loch,  Durchsang'.    Vgl.  xpdMtc  •  -Ä 
TpfjiLia  Tfic  €6pac   (dann  auf  den  After  mit  Umgegend   übertragen 
i=  öppoc  und  'der  enge  Raum  zwischen  After  und  Scham*),   femer 
ukymr.  cwther  'After,  Mastdarm'  :  kucÖoc  'Höhlung*,   lat.  hlra  'Leer- 
darm'  zu  hlsco  (nach  Danielsson)^)  und  öpOa  'Darm\  das  ich  mitlit. 
ürva  'Höhle*   zusammenstellen   möchte   (vgl.  noch  6pu-ccui).  —  Das 
Suffix  -wen-  in  x^piua,   x^piuuiv,   lat.  terminuSf   ttrmo  usw.   soll  nach 
Verf.  mit  dem  Superlativsulüx  -mo-  in  nahem  Zusammenhang  stehen 
(S.  70  f.).    Aber   wenn  auch  die  genannten  Wörter  'das  Äusserste* 
bezeichnen,  so  braucht  doch  im  Suffixe  nichts  Superlativisches  zu 
liegen   (vgl.  z.  B.  ir^pac).     Verf.   glaubt   auch   das   Superlativsuffix 
.thO'  =  ai.  'tha-  im  Griechischen  wiedergefunden  zu  haben,  nämlich 
in  T^pepov,   das  mit  ai.  tlrihd-  zusammengestellt  wird,   und  ausse^ 
dem  in  Xcicöoc  'der  letzte'.    Dem  ai.  Superlativsuffix  -tha-  entspricht 
aber  sonst  griech.  -to-  (ai.  caturthäs  =  griech.  T^xaproc  x^TpaToc,  aL 
-h^fha-  =  griech.  -icxo-).    Griech.  Xcicöoc   (zu  lit.  leidzu  'lasse',   vgl 
letzt  :  lassen)  kann  aus  Hoid-dhos  erklärt  werden.    Die  Superlativ- 
bedeutung  ist  aus  der  Wurzel  ohne  weiteres  verständlich.  Griec"h. 
x^pepov  ist  natürlich  mit  dem  Suffix  -dhro-  gebildet.     Man  kann  es 
hinsichtlich  der  Ableitung  mit  ^^Xa-Öpov  (*das  Höchste')  vergleichen. 
Das8  in  diesem  Wort  6  suffixal  ist,  beweist  das,  wie  ich  meine,  da- 
mit zusammengehörige  aksl.  iz-moleti  'eminere';  zugleich  aber  lehrt 
ai.  mürdhän-,  dass  6  aus  dh  entstanden  ist.    Das  -tha-  in  tlrthä-  ist 
von  dem  in  ukthä-,  nlthä-  usw.  nicht  verschieden.  —  Verf.   scheint 
nicht  beachtet  zu  haben,   dass  es  neben  der  von  ihm  behandelten 
Wz.  ter-  'durchdringen,  bohren,  reiben'  ein  ter-  =  ster-  'starr  sein; 
starr,  spitz  hervor-  oder  emporragen'  (cxcpcöc,  cxöp-öt],  cröp-Qvjl  usw.) 
gibt.    Zu  diesem  können  die  S.  85  ff.  behandelten  Wörter  gehören: 
ai.  tfna-   'Gras,    Kraut,    Halm',   got.  paüryms  'Dom'    (eig.  'Spitze'), 
air.  träinin  'kleiner  Grashalm'  usw.     Zu  vergleichen   sind   nämlich, 
wie   ich   glaube:   preuss.  stranibo  'Stoppeln*   (Berneker  Die  preuss. 
Sprache  324),   aksl.  strbnb  'Halm'   neben   lat.   turio  'Trieb,   Spross, 
Zweig',   viell.  air.  tuirenn  'Weizen*;   ferner  an.  stor-d  'Gras,  grüner 
Stengel'  und  mit  anderer  Ableitung  mhd.  stur-z-el  'Strunk,  Stengel'^ 
neben  den  Gewächsnamen  griech.  xöp-6-uXov,  norw.  tor-t  (vgl.  Ehris- 
mann PBrB.  20,  50,  beiionders  aber  Liden  in  seiner  jüngst  erschie- 
neneu   Abhandlung   Studien   zur    ai.   und   vergl.   Sprachgeschichte 
S.  17) ;  dazu  noch  ster-p-  in  lat.  stirps,  lit.  sti^ti  'etwas  emporkom- 
men, heranwachsen'.     M.  E.  gibt  es  auch  ein  ter-  =  ster-  'ausbrei- 


1)  Lat.  hlra  lässt  sich  (wie  ich  gegen  Solmsen  KZ.  34,  2  f.  be- 
merken möchte)  nicht  mit  haru-  in  haruspeXj  griech.  xop^»^»  Ht.  idrrw, 
an.  (/(^rn  usw.  unter  einen  Hut  bringen,  sondern  ist  von  hl-  in  hlsco 
entweder  direkt  abgeleitet  oder  wenigstens  formell  beeintiusst. 

2)  Eine  nasalierte  Form  liegt  vor  in  schwed.  strunt  'kurzer 
Halm',  tall-stnint  'Jahrschuss  der  Fichte',  mhd.  strunze  'Stumpf. 
Bemerkenswert  ist,  dass  schwed.  strunt  (vgl  ndd.  strunt)  auch  etwa« 
Geringfügiges,  Wertloses  bezeichnet.  Ganz  dasselbe  gilt  nämlich 
von  ai.  trna-. 


ten'  {Int,  uterno,  aksj,  siratta 

*Srite,  Land*  (oft  in  ürtsnainini),  nnorw.  atri/id  'lunger  Streifen, 
iScitt^',  an-  Ktr-i^ti-d  'Haiidj  Strand*  ==  agn.  strande  nrlL  Strand,  mhd, 
strant,  nhd.  Strand  und  danrljon  Iit,  tT-ffi'j,t  'Gegend',  akk.  tr-entn 
dass.  iJazu  wohl  dns  oft  behandelte,  %'om  Vrrf,  S.  80  C  besprochene 
air.  ^rr  'GobiPt,  Land'  isfer-  oder  /e>'-).  —  Mit  den  \Vortbedent;int^en 
hantiert  Verf.  hie  und  da  etwas  unvorsichtig^.  So  nimmt  er  z.  B. 
an  (S.  31)  nO*  dass  in  dem  Ausdruck  hosfibitif  mTUul  sHisf/ue  tnon- 
Mraii  Tac.  Genn.  31  die  vermeinthch  nrs[>rün^!iche  Bed.  von  mon- 
gtrnre  'hervorheben,  hervorratrcnd  machen'  noch  erhalten  sei,  und 
ß>  84  heisst  es  von  ferrtijuiH  und  ferresfrhi  ''Jn  eini^^en  Verbindun- 
g-en^  z.  B,  wo  terrenns  und  fen'esfris  im  ausdrückh'chen  Gegensatz 
EU  caeicsti.s  verwendet  werden,  hlsst  sich  «tvva  nfich  esn  Anklang 
»lo  den  ur&i|>riinghchen  jenem  x-Stanma  [d.  fi.  dem  vom  Verf.  aufge- 
ht eilten  Stamm e  f^res-  tcrc*s-  Minis'j  anhaftenden  Sinn  erkennen 
rendlich,  mortalis")".  —  Dai^K  rpdjiu  in  dem  Ausdruck  olvöc  c€  rpditi 
mit  ai.  tilrndi  'überwJiUigt*  tdentiseh  sei  (S,  114  n.),  beJiwetHe  ich. 
Bei  der  Deutung  dieses  Ausdrucks  ^ind  I{edens;arten  zu  beachten 
wie  ite  pemfiere  fiore  Liberi  =  sich  betrinken  Phiut.  Gas,  ß'i^j  G40, 
4*e  saucmre  fiore  Liberi  das.s,  Laevius  (?)  bei  Fuig.  exp.  .serni.  auL 
S.  563.  25  M.,  aauciiis  'belriinken'  Mart.  UI^  G^,  ti»  ielum  capuf  Hör, 
Sat.  IL  1,  24. 

Es  W.Ire  noch  Manches  hinzuzufügen,  aber  au.s  Riicksicht  auf 
den  Raum  bi^eclie  ich  hier  ab.  Nur  mischte  ich  zum  Schlüsse  Eini- 
ges von  dem,  was  mir  in  dem  Buche  richtig  oder  wenigstens  be- 
achtenswert scheint,  ganz  kurz  hervnrheben. 

S.  2  wird  oxpaX^oc  ansprechend  mit  nl  tarala-  zusammenge- 
stellt; als  unnui glich  kann  man  Jedoch  nicht  die  gewöhnliche  Er- 
kliirung  aus  der  Wz.  tyer-  bezeichnen.  —  S.  11  verwirft  Verf.  mit 
Recht  die  GJeichutng  ai.  ilrthü-  Turt'  =  lit  idfas  'Brücke',  Die 
Gnindbed,  des  lit.  Wortes  i.st  oftenbar  'Gerüst  ans  Brettern,  Bretter- 
boden" (vgl.  i\Uii  'Boden brett eben  im  Kahn',  d.  Ditle  usw.).  Auch 
das  von  Johansson  IF.  H,  16(J  L  mit  fdiuii  verglichene  ai,  itdit-  'Ab- 
hang. Ufer'  ist  m,  E.  fern  zu  halten.  Es  kann  mit  tärd-  'Abstieg 
zum  Wasser,  Ufer'.  //7v*%  thtfuf-  zusammengehören.  —  S.  nO  N.  hat 
Verf.  gleichzeitig  mit  Brugmann  Grundr.'-  1,431}  und  Johansson  IF. 
8,  182  ff.  den  Gedanken  ausgesprochen,  dass  tivÖov  von  riASov  ety* 
mologisch  zu  trennen  seL  Freilich  kann  ich  diese  Annahme  nicht  als 
eicher  begründet  ansehen.  —  Die  S,  1)2  f.  gegebene  Erklärnng  von 
dxcipj^c  hake  ich  tür  wahrscheinlicher  als  die  neuerdings  Aon  Wacker- 
nagel (Vermischte  Beitr.  z.  griech.  Sprach kumle,  Progr.  zur  Hekto- 
ratsfeier  d.  Univ.  Basel,  S.  14  Ü\)  vorgeschlagene.  Nur  wäre  auch 
an  griech.  repu-  xu  erinnern  gewesen.  —  Lesenswert,  wenn  auch 
sehr  probtemaüsch,  sind  die  Schlussltemerkungen  über  die  funktio- 
nelle VerRcliiedenheit  der  Typen  /f^re-  und  lf>v-,  sowie  über  den 
Ursprung  des  Typus  frre-.  Eine  kritische  Erörterung  verbietet  der 
Kaum. 

Ich  sehe  mit  Interesse  der  Behandlung  der  aus  ter-  abgelei- 
tete u  Wurzelformcn  entgegen. 

Upsala.  Per  Persson, 


Tliumb  A.  und  Marbe  K.  Experimentelle  Untersuchungen  über 
die  psychologischen  Grundlagen  der  sprachlichen  Analogiebil- 
dungen.    Leipzig  Engelmann  It^Ol. 

Die   vorliegende  >^chrift  enthiilt  einige  auch  für  die  Psycho- 


18      Thumb  und  Marbe  Experimentelle  Untersuchungen  usw. 

logie  der  Sprache  beachtenswerte  sprachgeschichtliche  Bemerkungen, 
unter  denen  ich  namentlich  zwei  hervorheben   möchte.    Die  eine 
besteht  in  dem  Hinweis  auf  das  ausserordentlich  verbreitete  Vor- 
kommen von  Analogiebildungen  zwischen  korrelativen  Begriffswor- 
tern  im  Neugriechischen  (S.  59),   die  andere  in  der  gewiss  sehr  be- 
rechtigten Hervorhebung  des  bis  dahin  vielleicht  nicht  zureichend 
beachteten  Satzes  "andere  Zeiten  andere  Analogiebilduugen*(S.74fF.), 
für  den  die  neueren  Sprachen,  besonders  auch  das  Deutsche,  mannig- 
fache Belege  enthalten.     Ich  muss  demnach  auch    zugeben,  dass, 
wie  Thumb  im  Gegensatz  zu  einer  Ausführung  meiner  Völkerpsycho- 
logie (I,  1,  S.  463)  hervorhebt,  komplexe  Aualogiebüdungen  in  älteren 
Sprachformen,  z.  B.  im  Griechischen,  die  scheinbar  gleichzeitig  nach 
verschiedenen  Richtungen  gehen,  möglicher  Weise  auf  Lautftnde- 
rungen  beruhen,  die  zu  verschiedenen  Zeiten  stattgefunden  haben; 
ja  man  darf  wohl  diese  Entstehungs weise  als  die  wahrscheinlichere 
ansehen  (S.  77).    Wenn  aber  die  Verif.  hieraus  schliessen,    das,  was 
ich   bei   diesen  I^autassoziationen   die  Wirkung  einer  ''Totalkrafl" 
genannt  habe,  existiere  überhaupt  nicht,  und  ebenso  könne  die  von 
H.  Paul   sogenannte   ''Gruppenbildung"   immer   nur    als    ein   Vor- 
gang  gedacht   werden,   bei   dem   eine  Vorstellung   zunächst  eine 
bestimmte  andere,  dann  di«se  eventuell  eine  dritte  attrahiere  usw., 
80  ist  dieser  Schluss,  wie   ich  glaube,  angesichts  der  sprachlichen 
Thatsachen  nicht  berechtigt.    Man  wird  z.  B.  beim  Übergang  von 
lat.   gravis   in   it.   greve   gewiss    zunächst   an   eine    Wirkung  von 
levis  zu  denken   haben;    warum   aber  nicht  ausserdem   brevis  aU 
Hilfsassoziation  mitwirken  sollte,  wie  auch  Meyer-Lübke  annimmt, 
ist  nicht   einzusehen.     Ebenso   ist   der   Übergang    von    stürben  in 
starben  sehr  wahrscheinlich  zunächst  durch  den  Sing,  starb  indu- 
ziert; warum  aber  nicht  nebenbei  auch  Relationen  wie  ff  ab  gaben, 
that  thaten  u.  a.  einwirken  sollten,   ist  wiederum  nicht  einzusehen, 
um  so  mehr  da  z.  B.  beim  Übergang  von  buk  in  backte  solche  Asso- 
ziationen mit  den   entsprechenden  Flexionsformen    anderer  Verba 
{mache  machte,  lache  lachte  usw.)  sicherlich  stattfanden,    bei  diesen 
aber  von  vornherein  keine  bestimmte  einzelne  Wortvorstellung,  son- 
dern  eben   nur  eine   ganze  Gruppe  von   solchen  als   induzierende 
"Totalkraft"  bezeichnet  werden  kann.      Ich  kann  nicht   umhin  zu 
glauben,  dass  in  diesem  Fall  die  von  den  Verff.  ausgeführten  Asso- 
ziationsexperimente  nicht  erleuchtend,    sondern    trübend    auf  ihre 
Auffassung  der  sprachlichen   Erscheinungen  gewirkt  haben.     Dies 
nötigt  mieh,  auf  diese  Assoziationsversuche  etwas  näher  einzugehen. 
Die  Verff.  legen   ihren   Experimenten   den    alten   Begriff  der 
Assoziation  zu  (irunde,   nach  welchem  diese  ein  Vorgang  ist,  bei 
dem  irgend  eine  fix  und  fertig  gegebene  Vorstellung  a  eine  andere 
b  ins  Bewusstsein  ruft.    Auch  geben  ihnen  ihre  Experimente  keinen 
Anlass,  diese  Vorstellungsweise  zu  verlassen.     Denn   sie  bestehen 
darin,    dass   einem   Beobachter    ein  Wort   zugerufen   wird,    worauf 
dieser  mit  einem  assoziierten  Wort  zu  reagieren  hat.     Damit  ist  von 
selbst  gegeben,  dass  bei  diesen  Beobachtungen  die  Assoziation  immer 
nur  von  einer  Vorstellung  a  zur  andern  b  und  allenfalls,   wenn  6 
zuerst  gegeben   wird,   auch   von  b   nach  a  fortschreitet.     Dagegen 
ist    die   Mciglichkeit,    dass    Elemente    mehrerer   Wortvorstellungen 
irgendwie    hei   einer  Assoziation  zusammenwirken,    durch    die  Art 
der  Anstellung  der  Experimente   so  gut   wie  ausgeschlossen.    Das 
möchte  nun  hingehen,  wenn  sonst  eine  Wahrscheinlichkeit  vorläge, 
dass   die   bei   den  Versuchen   stattfindenden  Bedingungen   den  bei 
der    Entstehung    der    sprachlichen    Analogiebildungen    gegebenen 
irgendwie  ähnlich  wären.     Davon  ist  [aber   gerade   das  Gegenteil 


Thumb  rmd  Marbe  Experimentelle  Untersuchungen  usw.      19 

-der  Fall.  Die  Verff.  bemerken  mit  Recht,  aller  Erfolg  von  Asso- 
ziationen hänge  von  der  jeweiligen  "Konstellation  des  Bewusstseins" 
üb.  Ich  möchte  glauben,  dass  sie  bei  ihren  Assoziationsexperimenten 
eine  "Konstellation  des  Bewusstseins**  hergestellt  haben,  welche  der 
bei  den  Analogiebildungen  stattfindenden  Konstellation  so  unähnlich 
vrie  möglich  war.  Bei  ihren  Experimenten  wird  der  Beobachter 
gezwungen,  seine  ganze  Aufmerksamkeit  dem  zugerufenen  Wort 
zuzuwenden  und  dann  rasch  sein  Gedächtnis  anzustrengen,  damit 
€8  ihm  irgend  ein  passendes  anderes  Wort  zur  Verfügung  stelle. 
Von  allen  diesen  Einflüssen  der  Aufmerksamkeit  und  der  willkür- 
lichen Gedächtnisarbeit  ist  bei  der  natürlichen  Sprachbildung  keine 
Rede:  wenn  hier  je  einmal  dem  Sprechenden  eine  neue  Analogie- 
bildung entschlüpft,  so  stellt  sie  ungewollt  sich  ein;  welche  Asso- 
ziationen^ und  in  welcher  Richtung  diese  stattgefunden  haben,  da- 
von gibt  er  sich  selbst  wahrscheinlich  gar  keine  Rechenschaft. 
Darum  sind  die  Beobachtungen  von  Meringer  und  Mayer  über  das 
"Versprechen"  so  lehrreich,  weil  hier  die  Bedingungen  der  indivi- 
duellen Erscheinungen  mit  den  generellen  der  Sprache,  wie  wir 
annehmen  dürfen,  sehr  nahe  übereinstimmen.  Diese  Übereinstim- 
mung würde  aber  natürlich  nicht  mehr  vorhanden  sein,  w(*nn  Me- 
ringer und  Mayer,  statt  die  unwillkürlich  begangenen  Versprechungen 
zu  sammeln,  etwa  Elxperimente  angestellt  hätten,  in  denen  sie  ihren 
Beobachtern  Wörter  vorsprachen,  mit  der  Aufforderung,  sie  falsch 
auszusprechen.  Da  man  nun  die  eigentümlichen  Bedingungen,  die  bei 
der  Entstehung  der  Analogiebildungen  wirksam  waren,  in  künst- 
lichen Experimenten  niemals  nachahmen  kann,  da  aber  anderseits 
die  sprachlichen  Assoziationen  überhaupt  ein  Erscheinungsgebiet 
bilden,  auf  dem  sich  die  Wirkungen  der  Assoziationsprozesse  nach 
ihrer  natürlichen  Entstehungsweise  in  einer  besonders  günstigen, 
durch  die  Spracht^  fixierten  Form  darbieten,  so  ist,  wie  ich  meine, 
der  zweckentsprechendere  Weg  der,  dass  man  hier  aus  den  sprach- 
lichen Erscheinungen  auf  die  psychologischen  Prozesse  Rückschlüsse 
macht,  statt  umgekehrt  auf  die  sprachlichen  Vorgänge  aus  Experi- 
menten zu  schliessen,  die  unter  gänzlich  abweichenden  Bedingungen 
ausgeführt  worden  sind.  In  der  That  nehmen  ja  auch  die  Verff. 
keinen  Anstand,  auf  Grund  sprachlicher  Analogiebildungen  zu  be- 
haupten, dass  die  Pronomina  ich  und  du  in  doppelter  Richtung 
assoziativ  auf  einander  wirken  können,  obgleich  sie  in  ihren  Ver- 
suchen nur  die  Assoziation  ich— du  beobachtet  haben  (S.  60).  Eben- 
so würden  wir  uns  schwerlich  abhalten  lassen,  bei  den  indoger- 
manischen Verwandtschaftsnamen  Vatei'^  Mutter  usw.  eine  begriff- 
liche Assoziation  anzunehmen,  auch  wenn  diese  sich  nicht  in  den 
künstlichen  Assoziationsexperimenten  ebenfalls  als  eine  sehr  häufige 
herausgestellt  hätte.  Wo  so  ofTenkundige  Assoziationen  in  der  Sprache 
vorhanden  sind,  da  bedarf  es  eben  keiner  besonderen  Assoziations- 
experimente,  um  sie  zu  verifizieren;  und  wo  umgekehrt  die  sprach- 
lichen Assoziationen  nicht  an  und  für  sich  feststehen,  da  können 
sie  auch  durch  Assoziationsexperimente  nicht  wahrscheinlich  gemacht 
werden.  Niemand  wird  z.  B.  annehmen,  dass  in  allen  den  Sprachen, 
in  denen  keine  offenkundigen  Analogiebildungen  zwischen  dem  Vater- 
und  Mutternamen  stattfinden  —  und  sie  bilden  bekanntlich  die  un- 
geheure Majorität  der  Sprachen  der  Erde  —  deshalb  doch  irgend 
eine  heimliche  Lautassoziation  angenommen  werden  müsse.  Die 
Assoziationsexperimente  der  Verff.  haben  also,  wie  ich  glaube,  für 
die  verdienstvollen  sprachlichen  Bemerkungen  der  Schrift  gar  keinen 
positiven  Ertrag  abgeworfen,  —  wohl  aber  den  negativen,  dass  die 
VerflF.  durch  die  ihren  Experimenten  zu  Grunde  liegende  Vorstei- 


20      Thumb  und  Marbe  Experimentelle  Untersuchungen  usw. 

lung  vom  Wesen  der  Assoziation  verhindert  worden  sind,  die  sprach- 
lichen Erscheinungen  selbst  für  die  Analyse  der  Assoziationspro- 
zesse  zu  verwerten.  In  der  That  bin  ich  der  Meinung,  dass  e» 
neben  gewissen  normalen  optischen  Täuschungen  kein  dankbareres- 
Gebiet  für  das  Studium  der  elementaren  Assoziationsvorgänge  gibt 
als  gerade  die  sprachlichen  Analogiebildungen.  Die  Verff.  stellen 
sich  auf  den  entgegengesetzten  Standpunkt.  Sie  sind  der  Meinung, 
das  psychologische  Experiment  erst  müsse  beweisen,  dass  die  in  der 
Sprache  gefundenen  Assoziationswirkungen  auch  wirklich  Assozia- 
tionen seien  (S.  9),  obgleich  sie,  wie  oben  bemerkt,  selbst  keineswegs 
an  dieser  Forderung  festhalten.  Ich  kann,  abgesehen  von  der  totalen 
Verschiedenheit  der  Bedingungen  in  beiden  Fällen,  diese  Meinung 
auch  deshalb  nicht  teilen,  weil  der  von  Thumb  ausgesprochene  Satz 
"neue  Zeiten  neue  Analogiebildungen"  doch  schliesslich  nichts  anderes^ 
bedeutet  als  "neue  Zeiten  neue  Assoziationen".  Darum  kann  aber 
auch  die  Voraussetzung,  dass  bei  den  Experimentatoren  von  heute 
noch  die  gleiche  "Konstellation  des  Bewusstseins"  vorhanden  sei,  die 
zur  Zeit  bestand,  als  eine  sprachliche  Analogiebildung  eintrat,  nicht 
als  allgemeingültig  zugestanden  werden.  Natürlich  werden  ja  gewisse 
Assoziationen  vor  Jahrtausenden  gerade  so  gut  wie  noch  heut  zu 
Tage  eine  gewisse  Rolle  gespieltk  haben,  wie  z.  B.  die  von  Vater 
und  Mutter,  von  gross  und  klein,  von  ich  und  die  usw.  Gleichwohl 
würde  es,  auch  wenn  man  n<ich  solchen  allgemeinsten  Richtungen 
eine  Konstanz  der  Bewusstseinsbedingungen  für  wahrscheinlich  und 
derartige  Experimente  überhaupt  für  massgebend  hielte,  wohl  kaum 
zu  billigen  sein,  dass  die  VerflF.  von  vornherein  bei  ihren  Versuchen 
nicht  der  Assoziation  einen  freieren  Spielraum  gegönnt  haben.  Ihre 
Versuche  sind  nämlich  ganz  und  gar  auf  die  Bevorzugung  be- 
stimmter Assoziationen  angelegt.  Denn  sie  riefen  jedem  Beobachter 
in  jeder  Sitzung  60  Worte  in  beliebiger  Reihenfolge  zu,  die  derart 
verteilt  waren,  dass  10  Verwandtschaftsnamen  {Vater,  Mutter  xisw.)^ 
10  Adjektiva  (gross,  klei?i  usw.),  10  Pronomina  (ich,  du  usw.)  vor- 
kamen (S.  18),  wobei  sie  dann  allerdings  noch  gelegentlich  andere 
Wörter  einschalteten,  die  nicht  zu  diesem  Versuchsmaterial  gehörten 
Immerhin  war  dadurch  von  vornherein  die  Assoziation  korrelativer 
Begriffe  so  sehr  bevorzugt,  dass  nicht  nur  wiederum  eine  von  den 
sprachlichen  Assoziationswirkungen  möglicher  Weise  abweichende 
Bedingung  geschaffan  war,  sondern  dass  aus  dem  Resultat  über- 
haupt kaum  auf  die  natürliche,  ohne  solche  induzierende  Einflüsse 
stattfindende  Affinität  der  Wort-  oder  Bedeutungsvorstellungen  ge- 
schlossen werden  kann.  W.  Wundt. 


Lid^n  E.  Studien  zur  altindischen  und  vergleichenden  Sprachge- 
schichte [=  Skrifter  utgifna  af  K.  Humanistiska  Vetenskapssam- 
tundet  i  Upsala.  VI,  1.]  Upsala  1897  [erschienen  März  1900].  8^. 
108  S. 

Die  von  Gelehrsamkeit  und  Belesenheit  in  der  sprachwissen- 
schaftlichen Litteratur,  wie  von  Scharfsinn  zeugende  Schrift  behan- 
delt in  bunter  Folge  eine  Anzahl  indogermanischer  Wortsippen,, 
bes.  solche,  die  einen  oder  mehrere  Vertreter  im  Altindischen  haben. 
Am  meisten  Beachtung  scheinen  mir  etwa  folgende  Kombinationen 
zu  verdienen: 

S.  1—20:  ai.  gund-  'Schnur',  dessen  n  Schwierigkeiten  machte, 
so  lange  man  das  Wort  mit  av.  gaona-  'Farbe'  zusammenstellte,  be- 
ruht, indem  es  auf  älteres  "^grfjd-  zurückgeht,  mit  ai.  jäla-  'Netz' 
und  ai.  Jafä  'Haarflechte'  (wo  jedoch  das  J  st.  g  Schwierigkeit  macht) 


Xaid^n  Stadien  zur  altind.  und  verg-leichenden  Spracho^eschichte.    21 

#i.vf  einer  in  verbalem  Gebrauch  nirg:ends   belegten  Wz.  ger-  'dre- 
:l-i.cn,    flechten'.    Aus    ihr    sind   andere  Wurzelformen    von    gleicher 
J3edeutung*  weitergebildet,  so  g€r{e)s  in  griech.  T^pcava  'Gestrüpp'  : 
.^^n.  kiarr  'Gebüsch*;   ger(€)bh-  in  ai.  grapsa-  glapsa-  'Büschel'  und 
-^3.  Krippe  u.  Verwandten;  ger{e)g'  in  griech.  Y^praööc  'aus  Weiden 
-^geflochtener  Korb';  grenfh-  in  ai.  granfha  'winden',  wovon  L.  griech. 
-^pöveoc  Taust'  und  d.  Kranz  a])t*rennt.    Letzteres    stellt    er   zu    lit. 
.^randis  'Armband'.    —    S.  20—29:    Aus  Wz.  ijeg-  'weben,   flechten' 
stammen  ai.  vägurä  'Fangstrick',    lat.  velurn  vexillum.  —  S.  31 — 37 
<ii.  naga-  'Berg.  Baum' :  d.  Nachen  (eig.  Baurii)  griech.  äßaE  *Bret'.  — 
S.  37  ff.  ai.  säta-  'Schale'  lit.  semiü  'schöpfen'.  —  S.  39  ff.  ai.  takra- 
'Buttermilch'  :  neuisl.  pel  id.    —   S.  44.  asida-  'Sichel'  Präkritismus 
bei  Äpastamba  von  ig.  ak-  'schärfen'.  —  S.  46  ai.  laiiga-  'lahm'  :  lat. 
lanqueo  d.  link.  —  S   50  ai.  kalka-  'Koth'  :  ags.  horh  'Schmutz'.   — 
S.  60  ff.  ai.  i^d  'Deichsel.  :  slav.  oje  usw.  id.     Ebendazu  griech.  olriiov 
oiaE  'Steuerruder',    und  auf  n-  und  r-Bildungen    beruhend  lit.  ena 
'Deichsel*   an.   är   'Ruder'.    —    S.  66  lat.  algor  'Frost'  :  nisl.  elgur 
'Schneegestöber'.  --  S.  69  ff.  ai.  ydksma-  'Krankheit' :  HHljodfa  id.  — 
S.  71  ff.  d.  Imme  eigtl.  'Bienenschwarm'  zu  air.  imbed  'Menge'  griech. 
öqpcioc  'Reichtum'  lat.  omnis.    —    Den   Schluss   von  S.  79   an    bildet 
eine  Besprechung  altindischer  Wörter  mit  -nd-,   Avie  damjd    'Stock' 
ändd'  'Ei'  mandüka-  'Frosch'  usw.,  in  denen  sämtlich  -nd-  im  Sinne 
Fortunatovs  auf  ig.  Ind  zurückgeführt  wird,   wobei  l  in  der  Regel 
tils  wurzelhaft  ist,  das  nd  als  suffixal  gefasst  wird.     Der  Verf.  ver- 
M*eist  für  dieses  auf  die  inzwischen  in  der  gleichen  Sammlung  er- 
schienene Schrift  Perssons  "De   origine   vi    primigenia  gerundii   et 
^erundivi  latini." 

An  verschiedenen  Stellen  sind  hübsche  semasiologische  Ex- 
4iurse  eingestreut  (S.  33  über  Ausdrücke  für  'Berg'  und  'Baum'  und 
für  'Kahn',  S.  68  und  85  über  Tiernamen,  S.  93  über  Benennungen 
von  Körperteilen).  S.  14—17  wird  Bezzenbergers  Regel  bekämpft, 
dass  ig.  th  hinter  Konsonanten  urgermanisch  zu  t  werde;  S.  36  f. 
ebenso  die  Annahme,  dass  u  urgerm.  zu  ku  werden  könne:  ahd. 
quec  usw.  'lebendig'  beruhe  auf  gebrochener  Reduplikation,  ae. 
tacor  usw.  'Schwager'  auf  Kreuzung  des  ig.  daivr-  mit  einem  aus 
iit.  laigönas  'Bruder  der  Ehefrau'  erschliessbaren  laigr-, 

Bei  manchem,  was  der  Verf.  bringt,  namentlich  unter  dem 
oben  Verzeichneten,  ist  Ref.  überzeugt.  Aber  S.  29  durfte  bei  ai. 
rjisa-  die  Bedeutung  'klebrig'  nicht  zur  Grundlage  des  Etymolo- 
g'isierens  gemacht  werden;  sie  liegt  bloss  im  Bhägavata  Puräna 
vor,  kann  demnach  auf  purem  Missverständnis  beruhen.  —  Weiter 
ist  S.  42  bei  dora{kä)'  'Strick',  angeblich  verwandt  mit  anord.  tiöjrr 
"Strick',  die  Nebenform  davaraijka)-^  worauf  jenes  anscheinend  zu- 
rückgeht (Zachariä  Gott.  Gel.  Anz.  1898,  472),  übersehen.  —  S.  48 
11,  93  wird  für  Käthaka  hle§ka-  'SchUnge'  mit  nachträglicher  Beru- 
fung auf  MS.  3,  6,  10  vleska-  angesetzt,  obwohl  auch  im  letzteren 
Text  eine  der  drei  Handschriften  b  bietet,  also  vorerst  ble^ka-  als 
überliefert  zu  gelten  hat:  wogegen  etymologische  Möglichkeiten 
nichts  beweisen. 

Auch  die  phonetischen  Anschauungen  des  Verf.  kann  ich  nicht 
völlig  teilen.  S.  5  nimmt  er  ohne  Begründung  an,  dass  die  Laut- 
^olge  art{h)  ai.  zu  atiji)  werden  könne  mit  einfachem  Cerebral  hinter 
kurzen  Vokal.  S.  6  setzt  er  jüta-  'Haarflechte'  mit  jatä  gleich,  sta- 
tuiert also  beliebiges  Eintreten  von  r  oder  f  bei  derselben  Wurzel; 
man  kommt  aber  mit  der  alten  Erklärung  des  Wortes,  die  bei  BR. 
vorliegt,  durch,  wenn  man  sie  dahin  modiflziert,  dass  jüta-  eine 
unter  dem  Einfluss  von  jatä  eingetretene  Umgestaltung  von  cüda- 


22    Uhlenbeck  Kurzgefasßtes  etymolog,  Wörterbuch  der  ni,  Spracli« 


'Wulst'  ist.  Fernt*!"  beanstande  ifh  dif  Verbindung-  von  au  kübt^a^ 
'Sünde'  mit  karbu(ra]'  'bunt*  S.  50,  da  U  und  ar  nicht  mit  t?inandcr  | 
ablauten.  —  Aueh  vom  Standpunkt  der  griecbiscfien  Lautlehre  hal»« 
ich  eini^^^e  Elnwendung-en  zu  erbeben,  x^ppov  soll  für  T^pcov  stehm  i 
S,  7,  als  ob  für  Dori'scb  und  Ionisch,  in  welchen  Mundarten  dui 
Wort  schon  in  alter  Zeit  vorkommt,  der  Übergang-  von  pc  in  pp-l 
jreBicbert  wilre.  Und  wer  wie  der  VerC  S.  51  cfjnm  mit  ai.  kyäkuß  f 
'Pilz'  zusammenbrinjürt,  sollte  doch  erklären,  warum  es  dann  atti^cbi 
nicht  ^Tiiinu  heisst  wie  r^fpo^?  TfjTec,  ö-xTa  usw. 

Zum  Schhiss  sei  aueh  hier  hervorgehoben,  was»  der  Verf.  S.  IC^J 
bemerkt,    dass    die  Seiten  1—87    seiner  Schrift   schon  Mai  1897  g€-i 
druckt  lind  in  einigen   wenieren  Exemplaren   veröffentlicht  wurden. | 
Er  ergibt    sich  damit    als  Urheber  einer  Eeihe  scharfäinnigrer  Deu- 
tungen,   die  man  ohne  Namensnennung  in  Ublenbecks  Kur»gef«i^*- 
tem  p^tvmologischem  Wörterbuch  der  Altindischeu  Sprache  las  (avr. 
jtUa-  jikina-  dardura-   bleHka-   lahga-    vägma-    und   vieUeicht   auch 
sonst),    und  die  man  geneigt  war  diesen»  Gelehrten   zuzuschreiben. 
Womit    der  bona  Hdes  Uhlenbecks,    der   überhau jit    üeine  Gewflhri»- 
railnner  im  Einzelnen  nicht  nennt,  durchaus  nicht  zu  nahe  getretea 
werden  soll. 

Basel,  10.  April  1900.  Jakob  Wackerna^el. 


Uhlenbeck  Dr.  C.  C\  Kurzgefasstes  Etymologisches  Wörterbuch  der] 
altindischen  Spraclie,  Amsterdam  Job.  Müller  189S;9.  XII  uintf 
367  S.   8*1 

Im  Vorwort  meint  der  Verf.,    es  sei  die  Zeit  für  ein  etyujolo-l 
gisches   Wörterbuch   der  altindischen   Sprache,    das   seinen   Namea  1 
mit  Iveelit  führen   dürfe,    bei  iveitem  noch   nicht  gekommen.    Sein»j 
"anspinchslose"  Arbeit  solle  nur  ein   berjuemes  Handbuch  für  den! 
Forscher  sein,  das  ihn  zu  weitern  Untersuchungen  anrege.    Mit  der! 
in  der  Anlage  ganz  verschiedenen  Leumaonschon  Arbeit    trete  erf 
"selbstverständlich"  nicht  in  KonkurreuK.     Ich  bin  der  Ansicht,  e*) 
lag  an  sich  kein  Grund   vor,    dem  Wettbewerb   mit  dem  "Eiymolo-j 
gischen  Wörterluich  der  Sanskritsprache"   der   Gebrüder    Leuumnn  ' 
aus  dem  Wi'ge  zu  gehen.    Wird  denn  überhaupt  das  Leumannsche 
Buch,   von  dem  bi;*her  sieben  Bogen,  d.  1,  etwa  der  vierte  Teil  ge- 
druckt sind,  auch  wirklich  zu  Ende  kommen?     Die  Tbatsache,  daiss^ 
der  Druck  nun  schon  seit  sechs  Jahren  stockt,  erweckt  keine  gün- 
stigen  llolfnnngen.     Und   soviel   scheint   nn'r  gewiss,    dass   bis  zuiieJ 
Erscheinen  des  Buchs  ein  guter  Teil  des   bereits  Gedruckten  vei>  i 
altet  sein  wird.     Würde  der  Verf.  in  der  Anbige  seines  Werks  sichl 
an    das  Lenmannsche   angeschlossen    haben,    so    wilre    sicher    »ein«?' 
Gabe    eine    um    vieles   dankenswertere    geworden.     Der  Verf.   vet^ 
schmHiit  jede   Litteratur angäbe.     Wer    nun    freilich    alles    nnt  Auf- 
merksamkeit vt-rfolgt  hat,  was  in  den  letzten  zehn  Jahren  etwa  über 
Grammatik  und  Etymologie  des  Altindischen  insliesondere  in  Deutsch- 
land geschrieben  wonlen  ist,   der  wird  es  ja^  für  die  meisten  FÄlle  | 
wenigstens^  im  Kopf  haben  oder  doch  leicht  ausfindig  machen  kön- 
nen, wer  die  vom  Verf.  angenommene,  gelegentlich  aucli  bekämpfte 
Etymologie   aufgebracht   hat  —  von    solchen    natürlich    abgesehen,  ' 
die  Hingst  Gemeingut  geworden  sind.     Aber  wie  gross  ist  wohl  dio^ 
Zahl  der  Gelehrten,  die  das  von  sich  behaupten  dürfen?     Und  da* 
lernende  Geschlecht  —  wie  soll  das  sich   zurecht  tinden?     So  steh^  ] 
eß  ja  doch  nicht,   dass  alle  in  dem  Buch  begutachteten  Zusammen- 
stellungen Jedem  ohne  weiteres  einleuchten,  und  ebenso  w^enig  sind 
die   darin   abgelehnten    ohne  weiteres   als  thatsachlicb   verlehlt  zikj 


Ublenbeck  Knrzgefasstes  etymolog.  Wörterbuch  der  ai.  Sprache.    23 

bezeichnen.    Man  muss  die  Gründe  kennen,   die   den  Urheber  auf 
5eine  Etymologie  gebracht,  mit  denen  er  seine  Etymologie  gestützt 
liÄt:   erst  dann  wird  der  Leser  in  zahlreichen  Fällen  in  der  Lage 
sein,  sich  für  oder  gegen  die  vom  Verf.  vorgetragene  Ansicht  ent- 
scheiden zu  können.    So  z.  B.  S.  101,  wo  zu  dem  mit  Aw.  hizvä-  zu- 
s.0immengestellten  ai.  jihvd-  F.  'Zunge*  bemerkt  wird  "Die  Lautver- 
ftmilltnisse   sind   dunkel   (ai.  j  :  iran.  h)*    Die   Versuche  jihvd'   und 
^izvä'  mit  lat.  lingua  .  .  zu  vermitteln,   sind  insgesamt  als  verfehlt 
^u  betrachten."   Ich  gebe  da  dem  Verf.  ganz  Recht.     Aber  wer  hat 
denn    die   verstreute  Litteratur  —  seit   dem   Jahr   1891:   Meringer 
eWienAW.  125  II,  1;  Johansson  IF.  2,  1;  Collitz  Or.  Studies  of  the 
Or.  Club  of  Philadelphia  167;  Bloomfield  AJPh.  16,  426;  Wackernagel 
J^iGr.  1,  161,  163;  Fay  JAOS.  16,  CCXXVIII  —  gleich  so  zur  Hand? 
Der  Verf.  muss  ja  doch  die  Litteratur  zusammen  gehabt  haben,  als 
er  jene  angeführten  Worte  schrieb,  es  hätte  ihm  also  ihre  Mitteilung 
80  gut  wie  keine  Mühe  gekostet.    Das  Buch  wäre  so  um  ein  Weni- 
ges teuerer,  aber  um  Vieles  nützlicher  und  brauchbarer  geworden. 
Auf  der  andern  Seite  würde  ich  auch  gar  Manches  gerne  entbehren 
von  dem,   was  der  Verf.  bringt.    Der  Artikel  dvär  z.  B.,  S.  133  f., 
nimmt  20  Zeilen  ein.    Warum  aber  werden  wir  denn  mit  fast  allen 
verwandten  Wörtern  —  aus  dem  Aw.,  Ap.,  Np.,  Arm.,  Alban.,  AksL, 
Griech.,   Lat.,  Ir.,  Kymr.,  Got.,  Anord.,  Ags.,  Ahd.  —  bekannt  ge- 
macht?    Das  Buch  will  doch  kein  vergleichendes  Wörterbuch  der 
indogermanischen  Sprachen  sein,   sondern  nur  ein  solches  der  alt- 
indischen  Sprache.    Ist  es  da  nötig,    die  germanischen  Verwandten 
gleich  aus  vier  germanischen  Dialekten  anzuführen?    Das  eine  got. 
daiir  hätte  vollauf  genügt.    Und  war  es  nötig,   neben  griech.  eOpä 
auch  noch  eOpaZe^),   eOpäci,   Oupcxpov,    GupUjv,    neben  lat.  fores  auch 
noch  foräs  und  foris  zu   verzeichnen?    War  es  nötig,    unter  dvä 
'zwei'  ebd.  nicht  nur  got.  twai,  twös,  ttca,  sondern  auch  noch  an. 
tveir,  tvdr,  tvau^   ags.  twegen,  ttcä,   tu  und  ahd.  ztv^ne,  zwö^  zwei 
einzustellen?    S.  noch  beispielsweise  die  Artikel  röhita- A^'].,  vdnati 
Praes.    Durch  Sparsamkeit  in  diesem  Punkt  hätte  sich  der  grösste 
Teil   des   für   Litteraturangaben    notwendigen    Raumes    beschaffen 
lassen. 

Und  noch  in  andrer  Hinsicht  hätte  gespart  werden  können. 
Der  Verf.  lührt  eine  Menge  von  Wörtern  auf,  lediglich  um  von  ihnen 
mitzuteilen,  dass  sie  unerklärt  oder  nicht  genügend  erklärt  seien. 
Ich  frage  mich  vergeblich,  wozu  das?  Vgl.  z.B.  S.  105 f.  Die  Ver- 
zeichnung solcher  Wörter,  deren  Erklärung  überhaupt  noch  nicht 
versucht  worden  ist^),  konnte  vollständig  unterbleiben.  Bei  den 
andern  aber,  für  die  schon  irgend  einmal  eine  Etymologie  aufge- 
stellt wurde,  hätte  —  wie  es  ja  auch  wirklich  ab  und  zu  geschieht, 
z.  B.  S.  48  zu  kalakaSj  kalevaras^  s.  u.  —  auf  diese  Thatsache  hin- 
gewiesen und  bemerkt  werden  sollen,  dass  es  damit  nichts  sei.  Es 
wäre  da  doch  gar  manches  zu  ergänzen.  Zu  kalaha-  M.  'Streit* 
wird  gesagt  "Mit  griech.  iröXcncc  .  .  hat  das  Wort  natürlich  nichts 
zu  schaffen."  Gewiss  nicht.  Aber  zahlreiche  andre  Gleichungen, 
die  übergangen  werden,  sind  auch  nicht  schlechter. 

Warum  nema-  Adj.  'halb*,  das  richtig  mit  Aw.  naema-,  np. 
nlwi,  warum  kasvapa-  M.  'Schildkröte',  das  richtig  mit  Aw.  kasyapa-, 
warum  varähd-  M.  'Eber',  das  richtig  mit  Aw.  varäza-  verglichen 
wird,    für  "unerklärt"  oder  ''nicht  genügend  erklärt"   ausgegeben 

1)  So!     Im  Buch  fillschlich  mit  ä. 

2)  Vielfach  sieht  man  ja  von  vornherein  klar,  dass  jeder  Ver- 
such der  Erklärung  aussichtslos  ist. 


24    ühlenbeck  Kurzgcfasstes  ctymolog.  Wörterbuch  der  ai.  Sprache. 

werden,  verstehe  ich  nicht.  Soll  denn  jedes  belieblgre  Wort,  auch 
wenns  ein  Tiername  ist,  nur  dann  für  "erklärt"  gelten  dürfen,  wenn 
man  es  glücklich  mit  einer  Verbalwurzel  in  Zusammenhang  gebracht 
hat?  'luvencus  iuvare  qui  iam  ad  agrum  colendum  posset'*?  Zu 
gardabhd-  M.  'Esel'  wird  bemerkt  "vielleicht  eigl.  'der  geile* '\  Es 
ist  gewiss  richtig  "Der  Esel  ist  ein  geiles  Tier  und  war  als  solches 
den  Indern  bekannt"  (Ved.  Studien  1, 83).  Aber  ob  er  seinen  Namen 
davon  bekommen  hat,  mag  der  Himmel  wissen.  Jedenfalls  halte 
ich  die  Zusammenstellung  von  ui.  gardabhä-  mit  ags.  coli  'jun;rer 
Esel,  Fohlen*  1)  für  wertvoller  —  wenn  ich  auch  nicht  weiss,  was 
das  Wort  "eigentlich"  besagt  — ,  als  eine  Deutung  des  Worts  für 
Esel  auf  Grund  einer  Eigenschaft,  die  doch  auch  noch  bei  recht 
viel  andern  Kreaturen  zu  beobachten  ist.  Eine  zweite  hervor- 
stechende Eigenschaft  des  Esels  muss  wohl  die  Härte  sein.  Denn 
'^kharas  M.  'Esel*,  Av.  x^^^^  i^P-  y.<^'*  ist  eine  Substantivierung  von 
kharas  'hart,  rauh'"';  s.  S.  74.  Für  derartiges  mangelt  mir  das  Ver- 
ständnis. 

Die  Zahl  der  übersehenen  richtigen  Wortgleichungen  ist  nicht 
unerheblich.  Insbesondere  würde  der  Verf.  bei  genauerer  Kenntnis 
des  Iranischen  sein  Buch  um  manche  Etymologie  bereichern  haben 
können.  Z.  H.  wird  kädriüjt  als  unerklärt  bezeichnet,  S.  41 ;  s.  aber 
np.  kahar,  IFAnz.  4,  23,  GIrPh.  Ib,  95.  Desgleichen  menili,  S.  232; 
s.  aber  gAw.  maenis,  Geldner  Festgr.  Boehtlingk  31.  Ebenso  heisst 
es  von  trah  'der  eine,  mancher',  es  sei  unerklärt,  S.  119;  s.  aber 
gAw.  dwat,  Kaegi  Rigvcda^  198,  KZ.  30,  537.  Weitre  solche  Fälle 
sind  z.  B.: 

dghnyä-  F.  :  gAw.  agonyä-  F.  'melke  Kuh';  Bthl.  AF.  3,  39. 
[s]   adhäli  Adv.  :  gAw.  rtc^cl;  Bthl.  AF.  2,  159. 

äpnaa-  N.  :  jAw.  afnah'vant-;  ZDMG.  43,  (569. 

(iram  Adv.  :  jAw.  ar^m,  gAw.  aröm. 

irsgafi  Praes.  :  jAw.  ai\}syant({m\  IFAnz.  8.  13. 

uksäti  Praes.  :  jAw.  uz-uxmne,  vaxsa  vax,syente,  nxsyeUi;   KZ. 
KZ.  25,  483,  GIrPh.  1,  217,  230. 
[lo]    Adhar  N.  'Kälte'  (fehlt)  :  gAw.  aodrfrjs;  KZ.  30,  523. 

uhati  Praes.  :  |4'Aw.  paifgaog^jf]  IF.  4,  123. 

rjni-  Adj.  {rjräsva-  M.,  EX.)  :  jAw.  .)r^zi'äspahe. 

öhate  Praes.  :  gAw.  uz^möhr^  BB.  14,  21. 

kat'fd-,  kdfd-}>l.:jA\v.  rouru.kasam,  \\\\i.  fräx^kart\  ZDMG.  48.512. 
[i5]   karsä-  F.  :  jAw.  karsugä\  IF.  9,  27G. 

krsd-  Adj.  {kr.säsra-  ni.  EN.)  :  jAw.  köritsdspö. 

ksäta-  Adj.,    cakse  Pcrf.  (fehlt)  :  jAw.  xndta-,  caxse;  WklassPh. 
1897,  ()56. 

/i^fima/e  Praes.  :  gAw,  x.sttnjthme;  Bthl.  AF.  3,  57;  Preuss.  Jahrb. 
88,  79. 

giidhgati  Praes.  (fehlt)  :  afy.  üyiis'fql',  ABayrAW.  20  I,  173. 
[20]   cakraväkd-  M.  :  mn.  caxrväk;  GIrPh.  Ib,  53;  doch  s.  auch  SBE. 
24,  108. 

carkarti  Praes.  :  jAw.  carakrjr<)mahl;  GIrPh.  1,  71. 

clra-  X.  :  np.,  aif.  rir;  ABayrAW.  20  I,  174. 

chidvd-  X.  :  jAw.  sld<iranom\  IF.  8,  253. 

jdvate  Praes.  :  jAw.  {tnosit  tue)  java  iavarahe). 
[20]  jögurc  Praes.  :  jAw.  gaos\  KZ.  30,  519. 

1)  Sie  verhalten  sicl\  zu  einander  etwji  wie  griech.  ^Xacpoc  und 
lit.  elnis.  —  Der  Verl,  stellt  ag».  coU  mit  a\.  (ptday- y[.  'junger  Stier 
zusammen  (S.  7())  und  erklärt  die  Verwandtschaft  von  gadag-  mit 
gardnbhd-  M.  für  unwahrscheiulicli. 


[Jhlenbeck  Kurzgefasstes  etymolog.  Wörterbuch  der  ai.  Sprache.    25 

jöhaviti  Praes.  :  gAw.  zaozaoini*,  GIrPh.  1,  102. 

tuhina-  Adj.  :  jAw.  taozya\  Fick  Wb.**  1,  222.     Eine,  wennschon 

unsichere,  so  doch  wenigstens  mögliche  Etymologie. 
dädhrsay-  Adj.  (fehlt)  :  ap.  dädar.sis. 
dramati  Praes.  :  jAw.  handramana  (Yt.  11.  6). 
3o]  dvitä  Adv. :  ap.  duvitä^,  gAw.  daibitä,  daibitänä;  ZDMG.  50, 130, 

KZ.  36,  *135,  Preuss.  Jahrb.  88,  246. 
dvipd'  M.  :  jAw.  dvaep^);  ZDMG.  46,  291  (,IF.  11,  135). 
dhärä'  F.  'Schneide'  :  jAw.  dura,  tizidär^m. 
dhi-  F.  'Gedanke'  :  jAw.  b^rdzaidLs^);  GIrPh.  1,  231. 
nädhamäna-  Adj.,   nädhitd'  Adj.  :  gAw.  näidyärah^^n'^    ZDMG. 

25,  230,  KZ.  25,  554. 
3.5]  nindati  Praes.  :  gAw.  nadjnto\  BB.  15,  254. 

pämän-  M.  :  jAw.  päma,  pqma^  aty»  pctin\  ABayrAW.  20  I,   184. 

[In  der  Münchener  Hds.  M  4   findet   sich   np.  päm   als  Über- 
setzung von  jAw.  pfmuiy  Yt.  14.  48.] 
pitrvya-  M.:jAw.  tüiryö-,  BB.  10,  271,  ZDMG.  42,  156,  GIrPh.  1, 

33,  157  (Nu.  46). 
püjd-  F.  :  mp.  apuxsäyi.'fn,  np.  bax.sudan\  ZDMG.  50,  701. 
prsant-  Adj.,  auch  in  prsad-asva-  M.  EN.  -.  ']k\y.  parsatg^us  EN.; 

KZ.  29,  562  mit  IF.  9,  261. 
jo]  pratlpä'  Adj.  :  jAw.  'paitip7i\  ZDMG.  46,  291. 

pratymik-  Adj.   :  jAw.  paiti.yq.s    (GIrPh.  1,  §  268.  11),   paitim; 

KZ.  29,  503,  IF.  2,  267. 
prardt'  F.,  bes.  IS.  pravätä  :  mp.  fröt.  np.  furod;  GIrPh.  1  b,  36. 
bodhd-  M.  :  jAw.  baodö,  haoddvi. 

bharata-  Adj.  :  ap.  hu-baratam ;  IF.  4,  127,  KZ.  35,  46. 
j]    bhäjana"  N.  :  jAw.  °bajina^  arm.  LW.  öaza/c;  Hübschraann  Arm. 

Gramm.  1,  115. 
hhiyäs-,  bes.  IS.  bhiydsä  :  jAw.  bi/atDha. 
hhimkti  Praes.  :  jAw.  bisazäni,  bisazyät;  ZDMG.  48,  521. 
mathnäti^  mdnthati  Praes.  :  jAw.  amasta;   JAOS.  16,  CLV  (IF. 

11,  115;  118). 
manutar-  M.  :  gAw.  manaodrU-,  Bthl.  AF.  2,  161,  Meillet  MEN25. 
>J    rni.srä-  Adj.  :  gAw.  höm9myä.*taite,  mi&way  misvändm'^  IF.  3,  51, 

GIrPh.  1,  71,  §  129;  165  t.,  §  182. 
mrtdy-  F.  :  jAw.  mdrdtö  (LS.,  V.  S.  31);  GIrPh.  1. 144,  §  257  No. 
yati  Kel.  'quof  :  jAw.  yeiti\  GIrPh.  1,  237,  §  416. 
yahdv-  Adj.  :  jAw.  yaziis,   gAw.  yezivi-^    KZ.  28,  195,  BB.  15,  9, 

SBE.  46,  15. 
yökfra-  X.  :  jAw.  °yaoxa^ra-  '(kriegerische)  Anspannung,  Unter- 

nelimung,  Angriff'. 
*]    rdiia-  M.  'Kampf  :  jAw.  röna  (V.  7.  52;  Pü. :  patkär). 

rmiati   Praes.    (usw.)  :  gAw.  ränyö.skaraüim;    Bthl.  AF.   2,  162, 

IF.  1,  486. 
Inndfl  Praes.  :  sbal.  runag  'ernten'*;  ABavrAW.  19 II,  409  (GIrPh. 

1  b,  242). 
vanitä-  F.  (fehlt)  :  jAw.  ranta,  i:antähva\  IF.  7,  58. 
vändate  Praes.  :  jAw.  vandaeta]  IF.  3,  185. 
►3    vijdte  Praes.,  viktd-  PPtP.  :  jAw.  vaejö  (Part.,  Yt.  19.  92,  F.  8\ 

himivixfü^),  mp.  vextan^  sbal.  gejag  uam.;   Hörn  GrNpEt.  30. 
vidhdti  Praes.  —  gAw.  vidäith  vldäi',  KZ.  28.  197,  BB.  13,  74. 
vr^td-  Adj.,  PPfP.  :jAw.  aiicivarManqm  (V.  5.  14);    Darmesteter 

ZA.  2,  71. 


1)  D.  i.  barazi'  Sis:  s.  GIrPh.  1,  §  268.  9. 

2)  Falsch  S.  287  unter  vindkti. 


26    Uhlenbeck  Kurzgefasstes  etymolog.  Wörterbuch  der  ai.  Sprache. 

vratä'  N.  :  gAw.  urvatdmi  Jackson  A  hvmn  27. 
Kdrlra-  N.  :  jAw.  sairi  (Du.);  GIrPh.  1,  99,  §  183  No.  3. 
[65]   särd'  Adj.  :  jAw.  8äi°,  säy°',  WklassPh.  1898,  1060. 
sik^atiy  Praes.  :  jAw.  asixäö;  GlrPh.  1,  77,  §  137. 
^vdh  Adv.  :  sürdtn  (Yt.  JtO,  142  'mane'),  asüiri,  süirijn;  Hübsch- 
mann  ZC.  196,  Geldner  Stud.  1,  51,  Darraesteter  Etlr.  2,  161; 
KZ.  25,  531;  27,  261,  GIrPh.  1,  99,  222. 
sajati  Praes.  :  jAw.  vohuna-zgdm\  GIrPh.  1,  97,  §  178  b. 
{iC^sanna-  Adj.,  PPfP.  :  jAw.  äsnaeda,  asnät;  IF.  5,  367. 
(7o]   sasväh  Adv.  :  jAw.  harduhar9sfät9m;  IF.  5,  368,  KZ.  35,  32. 
sädhi^tha-  Adj.  (fehlt)  :  jAw.  haidUidm-,  GGN.  1878,  267. 
suptd'  Adj.,  PPfP.  :  afr.  üdn-,  KZ.  33,  256. 
sydti  Praes.,  äsi^äya  Perf.  (fehlt)  :  gAw.  ähüäyä  Perf.,  np.  qvb- 

Mdan;  KZ.  28,  263,  WZKM.  7,  378. 
srdmsate  Praes.  :  jAw.  avar^rasayät^  i'atBhäsca;  KZ.  30,  515;  33, 
4641). 
[75]  sraktdV'  F.  :  jAw.  sraxtim,  draxHm\  KZ.  33,  463,  GIrPh.  1, 166, 
§  282. 
hdntva-  Adj.,  PFP.  :  jAw.  jq&ica-  GIrPh.  1,  111,  §  209,  13. 
hpilte  Praes.  :  gAw.  zarana^mdy  jAw.  zaranimnBtn;  Bthl.  Stnd. 
2,  85,  88. 

Die  Liste,  die  nur  bis  zum  Jahre  1898  veröffentlichte  Zusam- 
menstellungen enthält  und  auf  Vollständigkeit  keinerlei  Anspruch 
erhebt,  ist  nicht  ganz  klein.  Mein  altiranisches  Wörterbuch  wird 
noch  eine  grosse  Anzahl  weitrer  Gleichungen  bringen.  Ich  kann 
nicht  umhin,  dem  bösen  Verdacht  Ausdruck  zu  geben,  dass  der 
Verf.  in  allem,  was  das  Iranische  angeht,  trotz  meiner  eindringlichen 
und  ausführlichst  begründeten  Warnung  in  ZDMG.  48,  504  ff.  —  ». 
auch  IF.  5,  222  ff.  —  sich  stark  auf  die  vierte  Auflage  von  Fick» 
Vergl.  Wörterbuch,  Band  1  gestützt  hat.  S.  288  f.  führt  er  die  sel- 
ben fünf  ai.  Komposita  mit  visra°  samt  ihren  iranischen  Äquivalen- 
ten 2)  auf  wie  Fick  a.  a.  0.  321.  Aber  die  Gleichung  viM^ajanä-  : 
P.  vispazaiia-  (unrichtig  KZ.  35,  25)   fehlt   hier  wie  uort«'^).     Ander- 

1)  Geigers  Etymologie,  Ostir.  Kultur  393  verstehe  ich  nicht, 
da  mir  ein  ai.  Verbum  las-  'hinken'  unbekannt  ist. 

2)  Darunter  auch  die  Gleichung  vimmpatUi  'Herr  des  Alls*  : 
gAw.  vispö.paitU  Namen  eines  Wassers.  Das  Aw.  Wort  bedeutet 
etwas  ganz  anderes,  das  ai  darin  ist  nach  GIrPh.  1,  155  Nu.  9  zu 
erklären;  vgl.  Pü. :  vispöpit  (in  Aw.-Buch.staben).  Würde  der  Verf. 
die  Neuausgabe  des  Awesta  eingehend  berücksichtigt  haben,  so 
hätte  er  noch  ein  weitres  Kompositum  mit  visüa°  aufführen  können: 
vi^apis-  Adj.  :  jA.  inspö.phsa  Yt.  5.  78  (und  auch  Y.  57.  20,  s.  K  5). 
Mindestens  bei  irgendwie  auffälligen  und  dabei  nur  einmal  bezeug- 
ten Wörtern  hätte  er  die  Neuausgabe  einsehen  müssen.  Dann  wäre 
es  ihm  nicht  passiert,  auf  S.  352a  ein  jAw.  niaräcara-  und  auf  S.  252b 
jAw.  mrätdvi  cardma  zu  verzeichnen.  Westergaards  inarddar^fm 
Yt.  i7.  )2  ist  eben  in  der  Neuausgabe  zu  mrätdm  cardma  gQyroT^enl 
Ähnliches  gilt  von  hardnonti  und  brindnti,  die  S.  207  neben  einander 
angeführt  werden,  s.  V.  17.  2.  Auch  w.v/a-,  angebl.  'gebraten*  ist  in 
der  Neuausgabe  verschwunden. 

3)  Von  welchen  Grundsätzen  ist  der  Verf.  bei  der  AufführuDg 
von  Zusammensetzungen  und  Ableitungen  ausgegangen,  die  dem 
Indischen  mit  einer  andern  indogermanischen  Sprache,  insbesondere 
wieder  dem  Iranischen  gemeinsam  sind?  Ich  kann  das  nicht  heraus- 
finden. Warum  fehlen  z.  B.  die  Gleichungen:  lUtänähasta-  Adj.: 
ust('inazastö\  tivardfs-  Adj.  :  jAw.  hvara.darosö;   devayajuä'  N.,  de- 


Ülilenbeck  Kurzgefasstes  eiymolo^.  Wörterbuch  der  ni.  Spr»tche 


seits  kehrt  Ficks  Erfiiulung  jAw:  zyö  'cres^tern'  (ZDMG.  48,  51 IJ)  auf 
S.  362  wieder.  Auch  die  nierkwürdip^n  Korrekturt'.n  awestischer 
Wörter;  änusac-  (S.  21),  hisa/ti  jS.  335),  hiisa//i  (S.  338}  —  alle  mit 
i  statt  des  überlieferten  AM  —  Hliimtnmi  jedeulallii  hus  Ficks  Buch» 
8,  2DMG.4t«,6C5.  Und  eben  daraus,  S.  312  ist  wohl  «ueh  das  S.  ^«j^a 
ver»eiohnete  Aw.  vädayeiti  entnomnien;  überliefe rt  ist  vdäät/oit. 

CberhAUpt;  wo  immer  der  Vertl  auf  iraiiiMdies  Gebiet  geHU,  da 
bewegt  er  sieb  höchst  unsicber,  Mtiter  dlrgha*  (S.  127)  wird  mns 
ein  iif^T^.  darga-  und  ein  ii\\^vs,  dranga-  vorgelührt.  E«  geht  aber 
doch  nieht  au,  das  zweimal  an  gleichlautenden  Stellen  bezeugte 
d<^r^fj*tm'^  einmal  ^o,  das  andre  mal  «o  wiederzugeben  ^L  —  Dasinp. 
(Päz.)  °pöim  (S,  IGT)  in  apöinn  bedeutet  nicfit  'üursf,  >i<mdern  Faul- 
werden*,  es  übersetzt  das  S.  172  unter  päyati  aulgeführte  jAw.  ajHi- 
yant-;  öeine  richtige  Lesung  ist  apüyfAri.  —  Weget»  PDw.  piJwam 
(S.  167)  s.  GlrPh,  1  b,  302,  —  Zu  S.  h2:  godhama'  M  Weizen'  sei 
bemerkt,  das«  das  altiran,  Wort  für  Weizeu  gantuma-  {ho  jAw.) 
lautet,     U.  a.  m. 

Leider  darf  ich  niebt  sagen,  dass  damit  meine  Einwendungen 
g^egen  da:i  Buch  erschöpft  neien.  leh  gebe  auch  im  Folgenden  nur 
eine  kleine  Auswahl  der  Notate,  die  ich  sonst  nocl»  mir  bei  der 
Lektüre  gemacbt  habe, 

ithati  Ingti  reiht,  rüstet'  (S.  19)  ist  schon  im  grossen  FW. 
selber,  7,  1706  wieder  aufgegeben  worden;  vgl.  ZDMG.  25,  234 j 
48,  5!0. 

ahl'  F.  *Kub"  (S.  19),  Die  Aehtbeit  des  Worts  und  seine  Gleicb- 
heit  mit  Aw.  azl-  ist  doch  unbestreitbare  vgl.  Leumann  Wb.  30  und 
noch  MSL.  10,  278.  Im  Awesta  bedeutet  das  Wort  tragend*  träeb- 
tig'  und  wird  auch  von  Stuten  gebraucht:  paurvö.azyä  aspagä  N, 
Äö,  wozu  af,  ptirnt^H'  Adj.  zu  vergleichen  i.st. 

inakmti  Prnes,  (S.  24),  Die  Erklärung  des  Verf.s  —  aus  idg. 
*snexs-  oder  *\innx-s —  ist  mir  unverslilndlieh.  Das  Desiderati\Tim 
hat  doch  gniiidsHtzlich  Reduplikation,  Ich  bleibe  bei  dem  «tehen^ 
was  ich  AF,  2,  9i,  GIrPh.  1,  öo  gelehrt  habe, 

kacchä'  F.  'Krätze*  (S.  39),  Soll  mind.  Wort  und  ans  kharjü- 
hervorgegangen  sein.  Aber  ai.  rj  wird  doch  sonst  zu  mi.  jj  (to- 
nend), v^ifl.  z.  B,  pr,  ajjüfa'  :  ai.  ärjatn-,  vajjei  :  varjai^ati,  Pä. 
khajjfiif  :  kharjfifi.  Umgekehrt  kann  aijd-  Adj,  'eigen'  (S,  148)  nicht 
als  Frakritwort  für  ai,  ititga-  genommen  werden,  denn  ai.  fg  wird 
sonst  zu  mi.  cc  (tonlos),  z.  ß  saeca- :  satgd-^  mnacat' :  amdfi/a'.  Viel- 
mehr gehört  nijd-  mit  jAw.  Rlz<}nfrtm^  mp.  ttizand  zusanimen,  zu 
dem  en  sieb  ungefähr  verhiilt  \s w  ba.  prajü}]i  ^\\  }A\y.  frazaintis^  mp. 
frazand\  v^rL  Hang  ZPGL  74. 

Überhaupt  springt  der  Verf.  mit  dem  Mittelindiachen  recht 
willkürlieb  um.     So  soll 

karanda-  M.,  N,  'vielleicht^  mind.  aus  kranta-  entstantlen  sein 
(S,  44). 

vayctj'  Adj.  :  jAw\  daevagasnöy  daeragftZQ  (NR.);  gopä-  M,  :  afy* 
yöpf^\  abhicam-  M,  :  griech,  djjtpiTroXoc,  lat,  ancuttts  (BB,  15,  316), 
ferner:  medhirä-  Adj.  :  jAw,  mqzdro  (IF,  7,  57),  dfiti/d-  N,  :  gAw. 
düflm  (KZ.  2K,  25?^,  263\  asuri-  Fem.  Adj.  :  jAw.  ('iküinm,  rärtraghna-- 
Adj.  :  jAw,  tftr^tJraynjiii,  ndbhünedLffha-  M.  EN.  :  jAw,  naöfifmzdt^* 
tantim  usw.  Die  sind  doch  .-iicher  reich  lieb  ebenso  viel  wert  als  die 
autgenommenen  Gleichungen  mätrghna'  Adj.  :  griech,  firixpocpövoc 
oder  tnfdtkü'  F.  :  kymr.  7rtodri/b. 

1}  iJas  in  Kluges  Wörterb.  unter  lang  verzeichnete  ap,  drdnga- 
ist  völlig  Ungetüm. 


i 


* 


28    Uhlenbeck  Kiirzgefasstes  etymolog.  Wörterbuch  der  ai.  Sprache. 

gmulira-  M..  'wahrscheinlicli*  auf  mind.  gandi-  =  granihah 
beruhen  (S.  76)  und 

gandd-^l.,  ei<2:entlich  mind.,  auf  grajitha-  zurückg-ehen  (S.TG!'. 
Aber  ai.  nt.  nth  werden  im  Mind.  (hinter  r)  zu  nt,  nt/i,  aber  nicht 
zu  ml,  das  auf  ai.  (und  idg.)  nd  weist.  Danach  dürfte  man  nhd. 
kränz  mit  ganda-  vergleichen,  wenn  dem  nicht  die  Bedeutung  jener 
Wörter  entgegenstünde.  Für  den  Verf.  freilich,  der  kränz  mit  grantha- 
zusammenbringt,  was  wegen  z  —  th  nicht  angeht,  würde  dieses  Be- 
denken in  Wegfall  kommen.  [S.  jetzt  Liden  Stud.  19  in  Skrifter 
utg.  af  K.  Hum.  Vetenskaps-S.  i  Upsala  VI.  Korr.-N.]  —  Die  Be- 
merkung zu 

apaaräs  F.  (S.  10):  "Das  Wort  ist  gewiss  ap-saras-  zu  teUen 
(darauf  weist  auch  mind  accharäy"  ist  ohne  Kritik  aus  Pischcl- 
Geldner  VSt.  1,  79  herübergenommen.  S.  aber  jetzt  ZDMG.  50,  7^; 
51,  590  f. 

khadgd'  M.  'Schwert'  (S.  73).  Eine  einleuclitende  Deutung 
des  Worts  hat  mir  Jacobi  mündlich  mitgeteilt.  Er  stellt  es  mit  griech. 
q)dcTcivov  zusammen;  d  statt  d  (für  z  vor  g)  ist  dem  Einfluss  von 
khandayitum  ^zerstückeln'  zuzuschreiben. 

'  tüna-  M.  Tfeilkücher'  (S.  115)  soll  "wohl  mit  n  aus  idg. /» 
zu  der  unter  tuld  besprochenen  Wurzel"  gehören.  "Aksl.  tidü  'Pfeil- 
köcher'  ist  unklar".  Es  Hegt  doch  viel  näher,  die  gleichbedeuten- 
den Wörter  tüna-  und  tulü  zusammenzubringen;  was  sie  'eigentlich* 
bedeuten,  ist  vorerst  gleichgiltig.     IF.  3,  187  f. 

dadhfk  Adv.  (S.  120).  Ich  halte  die  gegebene  Erklärung  ("er- 
starrter Noni.  Sing.  Mask.,  ^dadhrkn  aus  *dadhr^-^^*)  für  unrichtig 
und  stelle  das  Wort  vielmehr  mit  drdhd-  (S.  129)  und  dem  nach 
Wackernagel  AiGr.  1,  180  zu  etymologisierenden  drdhrä-  (S.  129) 
zusammen.  Wegen  des  dh  in  dadhfk.  das  mit  Rücksicht  auf  die 
Verwanten :  bpdccouai  usw.  für  analogiscli  anzusehen  ist,  verweise 
ich  auf  prCnindhrk.  Die  ursprachlichen  Auslaut.ssilben:  Med.  .  . 
Med.  +  zh  und  Med.  asp.  .  .  Med.  +  zh  waren  urindisch  im  Satz  vor 
Klanglauien  durch  die  Wirkung  des  Hauchentziehungsgesetzes  in 
Med.  .  .  Med. -i- 2//  {zh)  zusammen  gefallen;  folglich  dessen  wurden 
sie  auch  im  Satzauslaut  ausgeglichen,  wo  für  Med.  -f  2/1  schon  ur- 
sprachlich Tenuis  -{-  -^  eingetreten  war. 

dhis)jfi/a-  Adj.  (S.  137).  Ich  halte  das  Adjektiv  nach  wie  vor 
für  eine  Ableitung  aus  ^dhisna-  —  lat.  fänum  (BB.  17.  107)  und  bin 
in  dieser  Auffassung  des  Worts  durch  die  Bemerkungen  Bloomfields 
SBE.  42,  300  und  Oldenbergs  SBE.  46,  286  noch  bestärkt  worden. 
Wegen  der  sonstigen  Verwandten  s.  WklassPh.  1900,  678.  Was  der 
Verf.  unter  hhdsati  (S.  200)  gibt,  gilt  mir  für  falsch. 

hhdra-  M.  'Kampf  (S.  196).  Die  Unzulässigkeit  der  Verbin- 
dung des  Worts  mit  ksl.  bor  ja  sehe  ich  nicht  ein;  IF.  10,  199. 

lUä-  F.  'Spiel*  (S.  262).  Besser  als  die  hier  vorgeschlagenen 
Deutungen  scheint  mir  von  Bradkes  Etymologie  aus  '^lizdä-j  wo- 
durch das  Wort  mit  dem  gleichbedeutenden  lat.  lüdus  {d  aus  zd) 
in  Verbindung  tritt,  KZ.  28,  198. 

sundara-  Adj.  'schön*  (S.  337)  soll  jüngere  dialektische  Form 
von  Sandra-  sein.  Ich  sehe  nicht,  wie  das  möglich  wäre.  Vgl.  jetzt 
IF.  11,  136. 

sfavän  (S.  343)  wird  nach  Johansson  Bidrag  til  Rigvedas  Tolk- 
ning  25  (Skrifter  utg.  af  K.  Hum.  Vetenskaps-S.  i  Ui)sala  V.  7)  durch 
Haplologie  aus  *stavavän  gedeutet.  Aber  die  ra/z^- Ableitung  aus 
stdva-  M.,  Avorauf  verwiesen  wird,  müsste  den  Wortton  doch  auf 
der  ersten  Silbe  haben  (also  ^sfdvän). 

Ich  kann,  alles  in  allem  genonnnen,  dem  Buch  kein  besonderes 


Hillebrandr  Vcdi.scht*  Mytliologie. 


29 


Lob  öjieiiden.     Nach  den  bis  dabin  abgelegten  Proben  des  Wissens 
und  Könnens  hiltte  uns  der  Verf.  Besseres  bieten  mii>sen. 

GiesÄen,  i?8.  Mai  1900.  Barth oloinae. 


Hiilebrandt  A,    Vedische  JIvtholope.    II:  Usas.  A^ni.  Eudra.    Bres- 
lau Koebjier  US91K     IV  nmi  255  S.     gr,  8"/    12  M. 

Dem  ersten  Bande  von  Hillebraiidts  ;;'elebrrem  Werke  ''Vedi- 
sehe  Mythologie  \  den  ieh  hier  in  Bd.  i^,  S.  21  fl.  besprechen  durfte 
und  in  dem  "Sonia  und  verwandte  Götter"  behandelt  wurden,  ist 
nun  der  schon  lan^e  erwartete  7-weite  ^^eloli^-t,  dem  sich  der  drittR 
in  kurzem  ansehlicHen  soll^j.  Als  der  erste  Band  im  Janre  18yi 
erschien,  du  waren  zusaa-njenfays^endere  und  auslührlichere  Bear- 
beätun*ren  der  vedischen  Güttergeslalten  noch  sehr  vereinzelt:  Muir, 
Original  Sanskrit  Texts  IV  1H7:1,  V  bS72,  lerner  Kaegi.  Der  Higveda, 
2.  Aufl.  1881,  und  vor  allem  Bergaigne,  La  religion  VL^diqne  I— III 
1878— 1^3 {Tome  IVi  Index  von  Bloomlieirt  181^7)  ?*ind  hier  zu  nennen^. 
Inzwischen  ist  dns  Interesse  für  die  Heligion  des  Veda  immer  grösser 
geworden,  die  Zahl  seiner  Bearbeiter  hat  gliieklicherwcLse  Schritt 
gehalten  mit  drr  Zunahme  der  Indologen  überhaupt,  und  so  stehen 
wir  jetzt  mitten  in  einer  ausserordentlich  rührigen  Zeit.  Nicht  w*eni- 
ger  als  vier  umfangreichere^)  und  brauchbare  Gesamtdarstellungen 
idnd  seit  dem  ersten  Bande  von  H.s  Werk  veröflfenl licht  worden 
(Hardv,  Die  vediäch-brahitianische  Periode  der  Religion  des  alten 
Indiens  18B/],  S,  23-125;  Oldenberg.  Religion  des  Veda  imi,  S.  39— 
301;  Hopkins,  The  Iteligions  ef  liidia  IHHG,  S,  37— IßO;  Maedonell, 
Vedic  Mythology,  Grundr.  d.  Indo- arischen  PhiloL  u,  Altertumsk. 
III  lA*  18H7),  und  m  einem  fünften  Buche  (H.  S.  Vodskov,  Sjiele- 
dyrkelse  og  Natu rdyrk eise.  I;  Big -Veda  og  Edda»  ludledning  og 
ferste  bog.  KJLdienhavn  18II0  und  i8!^>7)  lindet  sieh  ein  grosser  Teil 
des  vedischen  raniheons  in  nicht  minder  gründheher  Weise  be- 
sprochen. Die  Fülle  dieser  Werke*  die  fast  alle  eigenartig  sind^ 
zeigt  nur,  wie  schwer  zu  ergründen  der  Veda  ist  und  wie  sich  ihm 
immer  wieder  neue  Seiten  abgewinnen  lassen.  Und  so  würden  et- 
waige weitere  Bearbeitungen  desselben  Stofl'es  von  Pischei  und 
Geldner,  Max  Müller,  L.  von  Sehroeder,  Winternitz  u.  a,  wiedemm 
einen  vollständig  anderen  Charakter  tragen,  der  nicht  allein  von 
der  Individualität  eines  jeden  Gelehrten  wie  jeden  Menschen,  sondern 
vor  allem  von  dem  Standpunkte  abhiingig  i^t♦  von  dem  aus  nnm  die 
Poesien  des  Bgveda  überblickt.  Kaegis  und  Hopkins  Darstellnngen 
sind  popuUir  gehalten  und  zeigen  keine  bestimmte  Ffirbung.  xMuir 
und  Macdonell  stellen  die  meisten,  wenn  auch  lange  nicht  alle  Daten 
der  Texte  über  die  einzelnen  Gottheiten  usw.  zusainmen,  deren 
Deutung  dabei  eine  nn^hr  untergeordnete  Rolle  spielt;  bei  Macdonell 
findet  man  ausserdem  reiche  Litteraturangaben,  wie  überhaupt  sein 
Buch  zur  genaueren  Orientierung  :^ehr  zu  etop fehlen  ist.  Bergaignei* 
Werk   ist  gleiehfalls   durch   iMaterialsamm hingen   und    auch   durch 


^Maya"»  ist  schon  erschienen,   vgL 


1)  Ein  Abschnitt  darauSi 
W^ZKM.  13  (1899)  S.  31f>— 320. 

2)  Die  Schilderungen  bei  L.  v.  Schroedcr,  Indiens  Literatur 
und  Kultur  1887,  S,  49—82  und  bei  Ä.  Barth,  The  Heligions  of  ludia^ 
3.  Ed.  1J^91,  p,  1 — 38  sind  im  allgemeinen  zu  skizzenfiaft,  als  dass 
sie  liier  in  Betracht  kfimem 

3)  Eine  knappe,  aber  nicht  üble  Skizze  der  vedischen  Mytho- 
logie entwirft  E,  Lebmann  bei  Chantcpie  de  la  Saussaye^  Lehrbuek 
der  Ileligionsgeschichte,  2,  Aufl.  II  1897,  S.  15—30, 


30  Hillebrandt  Vedische  Mythologie. 

Kombinationen  hervorragend,  aber  z.  T.  von  unglücklichen  Ideen 
beeinflusst,  die  darin  gipfeln,  dass  es  sich  in  den  vedischen  Hymnen 
im  allgemeinen  nicht  um  wirkliche  Schilderungen  der  Phänomene, 
sondern  nur  um  das  durch  sie  dargestellte  himmlische,  von  den 
Göttern  veranstaltete  Opfer  handelt  und  dass  das  irdische  Opfw 
in  jenem  sein  Prototyp  hat.^)  Vodskov  überschaut  den  Veda  von 
der  Perspektive  des  Gegensatzes  Naturalismus  —  Animismus.';»  In 
dem  aufgeführten  Werke  Hardys  wie  in  demjenigen  Hillebrandt* 
überwiegen  die  naturmythologischen  Deutungen,  in  Uillebrandt« 
Werk  kommt  dabei  die  Rituallitteratur  in  glänzender,  wenn  auch 
öfters  —  wie  mir  seheint  —  irreleitender  Weise  zur  Sprache.  Ein 
späteres  Buch  Hardys,  seine  "Indische  Religionsgeschichte**  vom 
Jahre  1898  (Sammlung  Göschen),  ist  eine  gute,  wenn  auch  populär- 
wissenschaftlich gehaltene  Ergänzung  des  früheren,  weil  in  ihm  die 
kleinen  Geister  —  fast  unter  zu  starker  Beeinflussung  durch 
ethnologische  Gesichtspunkte  (vgl.  Oldenberg  Arch.  f.  Religionsw. 
2,  182  f.)  —  näher  beleuchtet  werden.  Bei  einer  ev.  Bearbeitung 
der  vedischen  Mythologie  seitens  Winternitz  würde,  wie  sich  aus 
seinen  bisherigen  Arbeiten  und  Bemerkungen  schliessen  lässt,  die 
Ethnologie  eine  hervorragende  Rolle  spielen  und  dabei  noch  dis 
indische  Epos  zu  besonderer  Geltung  kommen.  Max  Müller  und 
L.  V.  Schroeder  würden  denselben  Stoff  namentlich  unter  Verglei- 
chung  der  verwandten  idg.  Mythologien  behandeln  >*),  und  bei  den 
seit  dem  Erscheinen  der  "Vedischen  Studien"  nicht  mehr  zu  trennen- 
den beiden  Gelehrten  Pischel  und  Geldner  würde  das  spätere  Inder- 
tum  und  die  indisclie  Tradition  für  die  Zeichnung  der  vedischen 
Mythologie  ausschlaggebend  sein,  Oldenbergs  Buch  endlich,  das 
mit  einer  eleganten  und  für  jeden  Laien  ebenso  geniessbaren  wie 
genussreichen  Form  auch  tiefen  wissenschaftlichen  Wert  verbindet, 
zeichnet  sich  dadurch  aus,  dass  es  sowohl  die  allgemeinen  Resultate 
der  Ethnologie  (und  zwar  zum  ersten  Male)  als  auch  alle  andern 
bei  der  Erklärung  des  Veda  und  seiner  Mythologie  in  Betracht 
kommenden  Hilfs(iuellen  (die  Mythologien  der  andern  idg.  Völker, 
den  indischen  Kultus,  das  spätere  Indertum)  verwertet.  Die  ge- 
nannten Bearbeitungen  der  vedischen  Mythologie  können  natürlich, 
soweit  sie  deutend  verfahren,  nicht  silintlich  methodisch  auf  dem 
richtigen  Wege  sein,  ja  mir  scheint  keine  ein  volles  Anrecht  auf 
diese  Bezeichnung  zu  haben,  wenn  mir  auch  Oldenbergs  Buch  —  bis 
auf  die  (übrigens  auf  die  Schilderung  der  vedischen  Göttergestalten 
von  unbedeutendem  pjnflusse  gebliebene)  Verwertung  der  verglei- 
chenden (idg.)  Mythologie  als  eines  Mittels  zur  Erschliessung  der 

1)  Von  Kegnaud  i^t  die  Theorie,  dass  es  sich  im  Veda  nur 
ums  ()i)fer  handelt,  zur  Absurdität  ausgebildet  worden,  namentlich 
in  seinem  Werke  ^'Le  Kig-Veda  et  les  origines  de  la  mythologie 
indo-europeenne"  I  1802  (vgl.  darüber  z.  B.  die  Rezension  von  Olden- 
b(>rg  in  diesem  Anz.  4,  17  f.).  Siehe  auch  seine  neuesten  Aufsätze 
"Etudes  vedique  et  post-vediques"  Ann.  de  l'Univ.  de  Lyon,  fasc.  3S 
(1898)  und  "Le  Kig-Veda  et  la  Religion  Indo-Europeenne"  ßev.  de 
l'Ecole  d'Anthr.  de  Paris  10  (1000),   181  ff. 

2)  Vgl.  zur  Orientierung  über  sein  Buch  die  vorzüglichen  Be- 
richte von  li.  O.  Franke  und  Ilardy  in  diesem  Anz.  3,  111  ff.  u.  10,  7  ff. 

3)  Max  Müllers  "Beiträge  zu  einer  wissenschaftlichen  Mytho- 
logie" 1898  u.  1899  können  füglich  nicht  als  eine  Mythologie  des 
Veda  gelten,  wenn  man  darunter  eine  ausführliche,  geschlossene 
Darstellung  versteht.  Aber  sie  bieten  manche  interessante  Bemer- 
kungen über  die  einzelnen  Götter. 


Hiilcbramlt  Vcdis^che  Mvtholoffie 


idg.  Göttergestalten  —  doshulb  den  Vorzug  zu  verdienen  scheint, 
weil  iis  im  übrigen  alles  Bnmclibare  zur  Erklärung  des  Veda  eben- 
so massvoll  wie  einsichtsvoll  beranzicht.  Aber  selbst  die  in  einer 
bestimfiiten  Theorie  befang^enen  Drirsrelluno;"en  der  vedisehcn  Mytho- 
logie behalten  einen  hohen  Wert,  weil  sich  in  ihnen  am  klarsten 
und  deutlichslen  eine  bestinirate  Seite  der  Betraeiitunj^^sweise  Biihn 
bricht,  die  sonst  zu  leicht  übersehen  werden  könnte.  Mögen  sie 
dabei  auch  ühcr  das  Ziel  hinausschiessen,  die  kommende  Zeit  wird 
richten,  klären  und  auf  Grund  eines  reichen,  vielseitig  betraehteten 
Materiales  leichter  zu  annähernd  sicheren  Schlüssen  gelangen,  als 
es  ihr  sonst  niög-licb  sein  würde.  leb  snga  "^^  an  nähernd**,  weil  ich  es 
auf"  mytbolog-ischem  Gebiete  nicht  für  möglich  Imlte  in  den  meisten 
Fällen  zu  einer  ganz  sichern   ICntscheidunj^-  zu  kommen.  — 

Auf  die  Methodenf raf^e  bezüglich  der  Vedaexeg'ese»  spe- 
ziell der  Vedamytlioto;jfie,  die  wir  zuletzt  berührt  haben,  kommt  auch 
H.  iu  den  einleitenden  Bemerkun^'"en  zu  Beg'inu  des  zweiten  Bandes 
eeiner  ''VediKchen  Mytholosrie"  (S-  1—21)  zu  sprechen,  und  so  sei 
es  nnr  ^^^estattct  daran  anzuknüpfen,  die  verschiedenen,  von  ihm 
und  anderen  auf*^estetlten  Prinzipien  zu  prüfen  und  meinen  elg-nen 
Standpunkt  etwas  ausführlicher  darzule«^en.  U.  macht  sich  einen 
Satz  Max  Müllers  zu  eigen:  "Our  Hrst  duty  is  to  try  to  Interpret 
Ihe  Veda  from  iiselt"'  (S.  1),  und  dem  nuiss  auch  Ich  vollkommen 
beistimmen.  Die  Spitze  jenes  Satzes  richtet  sich  in  II.s  Sinne  gegen 
drei  Seiten:  f]!^e^en  die  verg^Ieichende  Mythologie  der  indogerm. 
VÖiker,  gegen  die  Ethnologie  und  gegen  das  splltere  Indertum.  Dio 
vergleichende  Mythologie  (vgL  darüber  bei  H.  8.  IB  u.  20  fO 
kommt  auch  meiner  Ansicht  nach  für  die  Exegese  des  Veda  nur  in 
geringem  Masse  in  Betracht.  Die  für  dieselbe  Ansicht  bei  Vodskor 
(Einleitung)  angegebenen  Gründe  sind  aHerdings  nicht  die  meinen. 
Nach  jenem  Gelehrten  soll  das  idg.  UrvoJk  (vor  der  Spaltung  in  ein- 
zelne Völker)  deshalb  keine  höhere  Kultur  (entwickelten  Ackerbau 
und  —  erst  damit  verbunden  —  eine  bis  zur  Flexion  vorge- 
schrittene Sprache»  sowie  eine  ausgebildete  Mythologie)  besessen 
habeUi  weil  eine  solche  an  die  Scholle  gebunden  sei  und,  unver- 
tnittelt  in  andre  Naturverhältnisse  verpflanzt,  zu  Grunde  gehen 
müsse.  Diesen  Gedanken  kann  ich  nicht  für  richtig  halten.  Auf  die 
kauui  je  mit  Sicherheit  zu  beantwortende  Frage,  ob  und  wie  weit 
der  sogenannten  idg.  Urzeit  Ackerbau  zuzuschreiben  sei,  will  ich 
hier  nicht  tdlher  eingehen.  Soll  aber  wirklich  ein  Hinderungsgrnnd, 
für  jene  Periode  Ackerbau  voranszusetzen,  in  dPT  Ausbreitung  des 
idg.  tirvolkes  liegen?  Kann  diese  nicht  trotz  Ackerbau  eine  ganz 
«Ihnähliche  (selbst  im  Sinne  Vodskov^)  gewesen  sein?  Ich  meine,  ja! 
Dadurch  ist  aber  andrerseits  niclit  etwa  eine  ausgebildete  Flexion 
tind  Naturmythologie  liedingt:  die  Polynesier  haben  Ackerbau,  aber 
nur  eine  Art  agglutinierende  Sprache;  die  Melanesier  haben  Acker- 
bau^ aber  keine  Naturmythologie.*)    Bei  der  Unsicherheit  dieser  gan- 

1;  Ich  denke  mir  die  idg.  Ursprache  als  ein  Mittelding  zwischen 
agglutinierend  und  flektierend,  da  ja  schon  die  grossen  Abweichun- 
gen in  den  Flexionen  der  Einzelsprachen  auf  ein  flüssiges  Formen- 
material  hinweisen.  Wie  nun  gewit^&e  Lauterscheinungen  fast  in 
allen.. idg.  Sprachen  auftreten  und  doch  nicht  uridg»  sind  (so  z.  B. 
der  Übergaiig  von  i-l-t  in  st),  sondern  sich  entweder  unabhängig 
von  einander  gleichartig  entwickelt  haben  oder  infolge  der  gegen- 
«eitigen  Beeinüussung  von  Volk  zu  Volk  gleichartig  wurden^  so 
können  auch  die  gleichartigen  Flexionsformen  unabhängig  von  ein- 
ander   z.  ß.    durch    Zusammenwachsen    von   "Nominalstamm"    und 


32  Hillebrandt  Vedische  Mythologie. 

zen  Frage  können  wir  also  von  hier  aus  keinen  Schluss  auf  das  Vor- 
handensein oder  Nichtvorhandensein  einer  Naturmythoiogie  beim  id^. 
Urvolke  ziehen.  Dagegen  sollte  man,  wenn  diese  Annahme  richtig- 
wilre,  eine  grössere  und  allgemeinere  Namensübereinstimmung  zwi- 
schen den  gleichen  mythologischen  Gestalten  der  idg*.  Einzel  Völker 
erwarten,  die  sich  trotz  Max  Müller  nicht  erweisen  lässt  .(wenigsten» 
nicht  für  eine  exakte  Sprachwissenschaft).  Eine  solche  Übereinstim- 
mung liegt  z.  B.  in  Polynesien  vor,  wo  die  gleiche  Mythologie  doch 
ebensowenig  wie  die  gleiche,  auf  gemeinsamen  Ursprung  hinweisende 
Sprache  nur  auf  Verkehrsbeziehungen  der  Inseln  unter  einander 
beruhen  kann  (gegen  Vodskov)^);  und  wenn  auch  die  Trennung- 
dieser  Völker  gewiss  nicht  annähernd  so  weit  zurückliegt  wie  die 
der  idg.  Völkerschaften,  so  ist  doch  kaum  anzunehmen,  dass  alte 
mythologische  Namen  bei  den  letzteren  fast  durchgehend»  durch  neue 
ersetzt  worden  sein  sollten:  das  ist  auch  in  den  historisch  verfolg- 
baren Perioden  der  idg.  Völker  nicht  in  irgendwie  hier  in  Betracht 
kommendem  Massstabc  der  Fall.  Was  in  der  religiösen  Vorstellungs- 
welt  der  idg.  Völker  am  besten  übereinstimmt,  sind  auch  nicht  die 
Naturmythen,  sondern  die  aniraistischen  Elemente.  Ich  kann  daher 
auch  nur  letztere  und  von  den  ersteren  höchstens  Ansätze  für  die 
Zeit  des  idg.  Urvolkes  voraussetzen;  denn  diejenigen  Natumiythen 
der  idg.  Einzelvölker,  die  scheinbar  gleichartig  sind,  können  eben- 
so, wie  die  gleichartigen  Laute  und  die  gleichartige  Flexion,  auf 
ganz  unabhängiger  Ausbildung,  gegenseitiger  Beeinflussung  oder 
folgerichtiger  Weiterent Wickelung  von  Keimen  beruhen. 2)  Jene  Ur- 
mythologie  und  ürreligion  des  idg.  Volkes  nun  genau  rekonstruieren 
zu  wollen  (vgl.  L.  v.  Schröder  Mitth.  Anthr.  Ges.  Wien  25,  4;  Winter- 
nitz  Globus  Bd.  77,  G5a  u.  Bd.  78,  376 1>;  Oldenberg  ZDMG.  49,  174)3) 
halte  ich  für  ebenso  verfehlt  wie  die  Rekonstruktion  der  idg.  Ur- 
sprache (vgl.  Foy  IF.  10,  Anz.  S.  2).'*)  Das,  was  wir  günstigsten  Falls 
durch  Vergleichung  erschliessen,  kann  keinen  Anspruch  darauf  erhe- 
ben, je  wirklich  so  bei  einem  Volke  und  zu  6iner  Zeit  existiert  zu 
haben.  Begnügen  wir  uns  mit  der  viel  lohnenderen  Aufgabe  die 
einzelnen  idg.  Völker  in  ihrer  ältesten  Kulturentwick- 
lung verstehen  und  die  historischen  Verhältnisse  auf 
einer  breiteren   Basis  würdigen  zu  lernen!     Insofern    kommt 


Postposition,  "W'rbalstamm"  und  Personalpronomen  usw.,  die  noch 
in  der  Ursprache  getrennt  waren,  entstanden  sein.  Doch  nicht  in 
allen  Fällen  braucht  die  "Flexion"  erst  in  einzelsprachlicher  Zeit 
sich  entwickelt  zu  haben,  denn  die  agglutinierende  Periode  ver- 
schwindet nicht  mit  einem  Schlage,  sondern  nur  allmählich,  Schritt 
für  Schritt.  Als  ein  Beispiel  für  eine  solche  Sprache,  die  sich  auf 
dem  Übergange  vom  Agglutinieren  zum  Flektieren  befindet,  möchte 
ich  das  Elamische  auftuhren,  das  ich  aus  eigenem  Studium  näher 
kenne  und  über  das  ich  daher  am  besten  urteilen  kann  (man  ver- 
gleiche meine  grammatischen  Bemerkungen  ZDMG.  52,  122  ff.,  565  ff.). 

1)  Welche  Sprache  hätten  denn  dann  die  einzelnen  kleinen 
Völker  vor  den  Verkehrsbeziehungen  gehabt? 

2)  Vgl.  hierzu  und  über  Namensübereinstimmung  der  idg. 
Götter  auch  0.  Gruppe  Arch.  f.  Keligionsw.  2,  2G8  ff. 

3)  Sieckes  Vortrag  "Die  Urreligion  der  Indogermanen"  1897 
ist  nichts  weiter  als  das  Kind  einer  Tendenz:  neben  der  Sonne  na- 
mentlich den  Mond  als  bedeutendste  Gottheit  der  Urzeit  nachzuweisen, 

•1)  [Ganz  unrichtig  ist  es,  wenn  Winternitz  Globus  78, 376  direkt 
als  Aufgabe  der  idg.  Sprachwissenschart  die  Rekonstruktion  der 
idg.  Ursprache  hinstellt.     Korr.-N.] 


Hillelu'aiiflt  Ve<lische  Mythologie. 


Idatin  das  Material  der  ver;.^leicli enden  (id^^)  Mytliolo tjie  fbeii?*o  wie 
[das  der  Ethnologie  hei  der  ErklHrung'  der  vedisehen  (TÖtterg-estaheii 
jlinr  als  Ftirallele  in  Betracht^  die  vergleiehende  My tholng-ie  ist  nichts 
Jaoderesi  als  ein  Zweier  der  Ethnologie  (vgl,  aneh  Winternitz  Globus 
|77^  t>5t>),  und  iiher  deren  Benutzung  werde  ich  mir  im  Folgenden 
I Einiges  zu  nagen  erlauben* 

St^hr  richtig  urteilt  H.  S.  2  über   den  Werl  der  Ethnologie 
für  die  Vedaexegese,  wenn  er  ^agt;  "ihr  entuelimen  wir  einen  Mass- 
stab,  an   dem   wir  die  ErgehniHse  unsrer  Forschung  in  Bezug  auf 
rihrc  allgemeine  Wahrsehe  in  lieh  keit  in  beschränkt  em  Umfange  |i  rufen 
können".     Ebenso  treffend  he.merkt  L.  v.  Sehropder  WZKM.  fl,  109: 
**(sie)  rückt  Vieles,  was  uns  von  diesem  oder  jenem  Kulturvolk  aus 
alter  Zeit  überliefert  ist,   iti  ein  ganz  ueueB  Lieht,   nimmt   ihm   den 
Charakter  des  Singulären".     In  dtef^rm  Sinne  angewandt  ität  die  Eth- 
nologie von  unHchätzbarem  Werte  für  die  Vedaforsehung,  und  ein 
H  deutliches  Beispiel    derartiger   Fürdemng    liegt  uns    in    Oidenhergs 
■  *'Ri*ligion  des  Veda"  vor.     Namcntlieh   wird   dadureh   auch   die  Be- 
"  trachtungsweise  des  altindiseheii  IlUuals  het'ruehtet,  wie  andrerseits 
aiieh  dieses,  seiner  hohen  Aushildinig  und  genauen  Fixierung  wegen» 

»für  die  Ethnologie  vou  Nut/^en  sein  kann,  was  ich  sehon  in  meiner 
JRezension  von  H.s 'Utlual-Littcratitr"  (Arch.  f,  Religion,s%\  1,  111  f,) 
ausgesprochen  hahe.  Dagegen  witre  es  sehr  zu  bedauern,  wenn 
die  Vedafoi\schung  aus  gleichen  mythologischen  oder  das  Ritual 
betretenden  ])aten  hei  andern  Volkern  auf  gleiche  Ursache,  gleiche 
Entstehungs weise  sehÜessen  und  sie  in  diesem  Sinne  zur  Erklilrung 
ihrer  eignen  Kiltsel  heranziehen  wollti*.  Denn  es  ist  ganz  verkehrt, 
wenn  Winternitz  Globus  TT,  65 '►  von  einer  Notwendigkeit  redet 
g-Ieiche  Erscheinungen  aus  gleicheu  Ursachen  zu  erklären.  Er  über- 
sieht dabei  vollkommen  die  Erfidirungen  der  Sprachwissenschaft  wie 
auch  der  Völkerkunde  seihst:  gerade  diese  sollte  durch  sich  selbst 
vor  einer  derartigen  falschen  Anwendung  der  rarallrlen  warnen* 
Wenn  man  z,  B.  sieht,  wie  hei  den  verschiedensten  Völkern  der 
Erde  und  sog.ir  hei  nah  verwandten  dasselbe  lineare  Örnatneut  aus 
ganz  Terschicdencu  naturalistischen  DarstelJungen  entsteht,  so  ge- 
hört —  meine  ich  —  eine  grosse  Kühnheit  dazu  mythologische  Er- 
scheinungen vergleichen  und  hei  gewissen  Übereinstimtnungen  auf 
fieiche  Ursachen  schliessen  zu  wollen.  Selbst  wenn  wir  den  Mythus 
es  einen  Volkes  seineiu  Entstehen,  seiner  Geschichte  nach  i::finz  zu 
begreifen  vermögen  und  wenn  wh'  ferner  den  in  seinen  Resultaten 
gleichen  Mythus  eines  andern  (auch  venvandten)  Volkes  in  gleieher 
Weise  entstehen  lassen  können,  selbst  dann  haben  wir  keine  Be- 
rechtigung zu  sagen,  der  letztere  sei  durch  den  ersteren  in  seiner 
Geschichte  aufgeklärt.  Erst  weiui  sich  noch  mehrere  Anhaltspunkte 
für  die  Geschiehte  des  noch  dunklen  Mythus  finden,  die  sich  durch 
die  Parallele  zu  einer  geHchlossenen  Kette  zusammenreihen  lassen, 
erst  dann  haben  wir  ein  Recht  auf  die  !*arallele  etwas  zu  geben, 
ohne  natürlich  selbst  da  frei  von  Trugschlüssen  zu  sein.  Ich  glaube 
also  nicht  mit  Winternitz  (Globus  TT,  65»),  dass;  die  Ethnologie  (und 
damit  allerdings  auch  die  vergleichende  Mythologie)  ein  Mittel  ist 
zur  Erforschung^  der  ältesten  mytlnsehen  Vr»rstellungen  der  indo- 
germanischen Völker;  ich  erkenne  vielmehr  M;ix  Müller  (Beitr.  zu 
einer  wissenseh.  Mythologie,  2.  Bd,,  S.  166)  ein  Hecht  zu  zu  sagen;  "so- 
lange wir  die  Vergangenheit  oder  die  Gründe  oder  den  Zweck  eines 
Gebrauches  oder  eim-s  Glaubens  nicht  kennen,  sind  alle  Verglei- 
chungen  [zu  seiner  Erklärung]  ....  vergeblich  und  können  sogar 
Unheil  anriehten*'. 

Auch    bezüglich  des  spateren  Indertums  stimme  ich  H.S 

Anzeiger  XII  i.  g 


34  Hillebrandt  Vedische  Mythologie. 

Ansicht  bei,  dass  es  bei  der  Vedaexegese  nicht  Führerin,  sondern 
nur  Gehilfin  sein  kann  (S.  7  ff).  Unzweifelhaft  sind  Pischel  und 
Geldner  in  der  Identifizierun«;:  des  späteren  Indertums  mit  den  Ver- 
hältnissen des  Veda  zu  weit  gegangen;  ebenso  ist  ihre  Wertschätzung 
und  Benutzung  der  indischen  Kommentare  und  Wörterbücher  sowie, 
damit  zusammenhängend,  ihre  Worterklärung  und  Interpretation 
ganz  unhaltbar.  Die  von  ihnen  angenommenen  Bedeutungsnber- 
gänge  sind  zumeist  vollständig  unbegreiflich  (vgl.  darüber  z.  B.  Hille- 
brandt, Vedainterpretation  S.6  ff.),  und  ihre  neuen,  auf  die  indischen 
P>klärer  zurückgehenden  Deutungen  lassen  sich,  soviel  ich  selie, 
fast  sämtlich  als  unzutreffend  erweisen.  Dagegen  verkenne  ich  nicht, 
dass  erst  durch  die  genannten  beiden  Gelehrten  ein  ausgeprägteres 
indisches  Kulturbild  in  den  Veda  hineingetragen  worden  ist,  als 
man  vorher  darin  gesehen  hat,  und  dies  ist,  wie  mich  dünkt,  nicht 
zum  Nachteile  für  das  feinere  Verständnis  des  Veda  geschehea 
Der  Hauptwert  der  späteren  Litteratur  für  die  Vedaexcgese  beruht 
darin,  dass  sie  uns  ein  klares  und  deutliches  Bild  von  der  spezifisch 
indischen  Kultur  entwirft,  wonach  das  verschwommene,  das  wir 
sonst  von  der  vedischen  Kultur  erhielten,  in  kräftigeren  Zügen  und 
frischeren  Farben  ausgeführt  werden  kann.  —  Bei  dieser  ganzen 
Frage  darf  aber  der  Rgveda  (um  ihn  handelt  es  sich  doch  haupt* 
sächlich)  nicht  als  Ganzes  betrachtet  werden.  Der  Rgveda  zerlällt 
ja  bekanntlich  in  verschiedene  Teile,  von  denen  die  einen  nament- 
lich inbezug  auf  die  Sprache,  aber  z.  T.  auch  deutlich  in  kleineren 
Punkten  der  Keligionsanschauungen,  der  späteren  Zeit  näher  stehen 
als  die  andern.  Von  den  meisten  Vcdaforschern  ist  dieser  Unter- 
schied zeitlich  aufgefasst  worden  (vgl.  besonders  Hopkins,  Prägäthi- 
käni  I,  JAOS.  17,  23  ff.)  und  hat  sogar  zu  pedantisch  -  minutiösen 
Altersbestimmungen  kleiner  und  kleinster  Teile  des  Rgveda  geführt 
(Arnold,  "Literarv  epochs  in  the  Rigveda"  KZ.  34,  297  ff.;  "Historical 
VedicGrammar"  JAOS.  18,  203 ff.;  ["Rigveda  VII.  33"  KZ.  37,  207  ff.]).») 
Aber  welche  Berechtigung  haben  wir  zu  dieser  Annahme?  Es  ist 
doch  in  den  meisten  Fällen  mindestens  ebenso  wahrscheinlich,  dass 
lokale  Unterschiede  vorliegen,  und  hier  scheint  mir  H.  in  seinen  geist- 
reichen Auseinandersetzungen  über  das  6.  und  7.  Buch  (Vedisch« 
Mythologie  I,  83  ff.)  den  einzig  richtigen  Weg  für  eine  gesunde  Veda- 
exegese  gezeigt  zu  haben  (vgl.  meine  Rezension:  IF.  8,  Anz.  S.  22).* 
Diejenigen  Teile  des  Rgveda,  die  sprachlich  dem  klassischen  Sans- 
krt  näher  stehen,  sind  jedenfalls  in  weiter  Östlichen  Gebieten,  der 
Wiege  des  späteren  Indertums,  entstanden,  während  die  andern 
Teile  weiter  westlich  bis  nach  Iran  hinein  zu  Hause  sind,  wo  noch 
zur  selben  Zeit  ein  eutwicklungsgeschichtlich  zumeist  älteres  Stadium 
herschte.  Aus  dieser,  wie  ich  glaube,  wohlbegründeten  Annahme 
folgt  des  weiteren,  dass  die  Kultur  (inkl.  Mythologie)  der  einzelnen 
Teile  des  Rgveda  eine  verschiedene  sein  wird:  die  in  der  Sprache 

1)  Die  Zerstückelung  der  Veda  in  kleinere  und  kleinste  Teile^ 
wie  sie  namentlich  von  Arnold  auf  Grund  sprachlicher  und  metri— 
scher  Momente  in  fast  mathematischer  Weise  vorgenommen  wordeim. 
ist,  sollte  von  vornherein  als  verkehrt  abgewiesen  werden.     Denr^ 
dies  Verfahren  berücksichtigt  gar  nicht  die  individuelle  Sprech wei.s^^ 
einzelner  Sänger  und  die  Gewohnheiten  der  Sängerfamiiieu ;  ferne :ä* 
ist  nicht  bedacht  worden,  dass  die  Hymnen  des  Veda   nicht   vctm, 
unsern    nur   an  Regeln   gewohnten  Gelehrten,   sondern   von  freie  »^ 
empfindenden  Dichtern    geschaffen   sind,   die  sich  an  das  Norma.1 — 
metrum  nicht  sklavisch  binden,  sondern  sich  Abweichungen  erlaubei^. 
(vgl.  auch  Hillebrandt,  Vedainterpretation  1895,  S.  14). 


Hillebraiidl  Vedische  MvtholotriL'. 


der  klassischün  Litteratur  niilier  stt^h.fndeii  %verdeii  ihr  auch  kul- 
turell {aho  auch  mytholo^rlseh)  mehr  vt-rwainit  sein  nh  di*^  ühri^iou. 
Es  ^ilt  also  jene  Teile  des  R^'^veda  m  der  Weise,  wie  es  H.  ;i:elhan  hat, 
zunächst  in  ^rüsseren  Züg:en  zu  umgrenzen, ^)  und  dann  besteht  die 
Auf^^nbe  für  jeden  einzelnen  eine  Art  Kukur^^eschicdjte  zu  schreiben. 
Ich  glaube  bestimmt,  dans  man  erst  datJureb  zu  einem  hes£»eren 
Terhtändiiisse  mancher  Götterg-estalten  *relan<,^en  wird,  wenn  man 
niebt  mehr  alles?,  was  die  verschied enen  Bücher  über  sie  bericbten, 
was  fiber  nicht  organisch  zusammen^ehürt,  zti  einem  glatten  Bilde 
des  Gottes  verarl>ei!en  wil!. 

Wenn  wir,  wie  wir  im  Vorangehenden  auseitjÄnderg-eselzt 
haben,  weder  der  Ethnologie  (inkh  der  vergleichenden  Mytholo^de) 
ii»>cli  auch  dem  ^pfitereu  Indertum  eine  führende  Rolle  liei  der  Er- 
klar im  g  des  Veda  zuerkennen  können,  so  bleibt  —  abgesehen  von 
der  BtTÜeksichtig'ung  der  nicht  besonders  ergiebi^-en  irani^clien 
Religion  (AvestfU  —  nur  übrig,  die  vedisthe  Mythologie  nnt  H.  (S- 1) 
Rufzubaii en  auf  s  o  r g f  it  1 1  i  g  e  r  K  x  e g  e s  e  d  e  r  T e  x  t e  un d  a u t  dem 
Kultus  (die  Riiuallitteratur  ist  jedoch  m.  E.  nur  mit  aussersler  Vor 
eicbt  zu  gebrauchen I),  oluie  irgend  welche  Theorien  au l'k om- 
ni eir  zu  lassen  (H,  S.  Bj,  Ich  glaube  aber  zu  bemerken,  das^  H. 
ejcllist  von  Theorien  niclil  frei  ist  —  wer  wllre  dies  aucli?  — ,  denn 
er  möchte  für  den  Veda  so  wenig  wie  mi »glich  zugeben,  riass  eine 
Göttergeslalt  auch  auf  etwas  Anderem  als  der  Personifikation  von 
Natiirmächten  beruht.  So  bleibt  er  bei  seiner  Erklürnng  von  Vama 
als  Mond  und  Vivasvant  als  Sonne  (vgl,-)  S.  Vi  k,  20,  47,  91  Anifi.  1% 
106  AnuK  3.  141  Anm,  2,  211),  und  dabei  scheint  er  meine  Deutung 
in  diesem  Anz,  K,  28  Ü\  für  etymnlogisch  beeinfiusst  zu  halten»  Das 
ißt  sie  nicbt,  denn  ich  sehe  mit  H.  einen  schweren  PVhler  darin,  sich 
bei  inytbalo**ischen  Deutungen  von  der  Etymologe  eines  Görter- 
namen^  (abgesehen  iiatiirlicli  von  solchen  wie  Sürya  und  Agni) 
leiten  zu  lassen,  einen  Fehler,  von  (!em  jefloch  selbst  Gtiehrte  wie 
Oldenberg  nicht  frei  s^ind  (vgl  z.  B.  bezüglich  Savitar:  ZDMG.  51, 
475  ff.).  Wenn  aber  die  un  gesuchte  Etymologie^)  übereinstinniit  mit 
den  UesuUatenj  die  man  sonst  über  den  belr,  Gott  bzw.  die  ver- 
meintliche Gottheit  (^vie  z,  B.  Vivasvant)  gesvinnt,  dann  kann  sie 
gewiss  nur  zur  Erh.'irniug  dieser  Resultate  dienen.  Eint-  vcirurteds« 
freie  Exegese  der  vcfbschen  Texte,  namentlich  der  illteren  Teile, 
scheint  es  tnir  nun  anszuscli Hessen,  dass  Vivasvant  und  Yama  von 
Haus  aus  etwas  anderes  als  erster  (Soma- Vi  Opferer  und  erster  Mensch 
g^ewesen  sind,  Mobei  von  dem  NPr,  Vivasvant  ein  auf  beliebige  Er- 
»cheinungen  anwendbares  adjektivisches  vivasrant  zu  trennen  isL*) 


1)  Aus  neuerer  Ztdt  beachte  mau:  Weber  Vedische  Beiträge  b: 
Zu  Mandala  II  der  Rik-Sambitfi.  Sitzber.  Preuss.  Ak.  Wiss.  14.  Juni 
1900,  S*  601  ff. 

2)  Die  Indizes  in  H,8  Buch  versagen  hier,  wde  öfters  im  erHten 
Baude. 

3)  Meine  Etymologie  von  YÄina  a.  a.  0.  S.  33  gebe  ich  durch- 
aus nicht  al?  eine  scb lagende  aus,  aber  die  älteren  Bind  eü  aus  sach- 
lichen Gründen  erst  recht  nicht. 

4)  In  ähnlicher  Weise,  wie  ich  rgv.  ritraifvant  bebandelt  habe, 
vernUirt  H.  inbezug  auf  viräj  (11  50  f.):  aiicb  hier  ist  mit  Hecht  niebt 
alles  auf  eine  und  dieselbe  Persönlichkeit  zu  bezieben.  Dass  das 
Appeliativuni  rivani^ant  schon  stellenweise  im  RV,  zu  einem  XPr, 
der  Bonne  geworden  ist,  will  ich  nicht  leugnen,  So  wohl  X  17, 
1  u,  2,    wo   ich  jetzt  im  Hinldick   auf  H.  S.  47   (vgl   auch  S    13  f.) 


3^  Hillebrandt  Vedische  Mythologie. 

Ich  hehe  auch  mit  Oldenberg  ZDMG.  49,  172  f.  nicht  ein,  warum 
nicht  bei  den  Indem  Menschen  zu  Göttern  geworden  sein  sollten. 
Liefert  doch  H.  selbst  durch  seine  ebenso  geistreichen,  wie  treffenden 
Untersuchungen  über  die  Panis  (vgl.  dazu  meine  Rezension  in  diesem 
Anz.  8,  22  sowie  H.  II  48)  einen  Beleg  dafür,  dass  ein  ganzer  Stamm 
zu  einem  Dämonengeschlecht  geworden  ist;  ferner  siehe  H.  zu  An- 
giras,  Bhrgu,  Atharvan  (II  155  ff.).  Ebenso  verstehe  ich  nicht,  wie 
man  sich  an  der  Vergöttlichung  hervorragender  Rosse  —  von 
einem  Versetzen  der  Rosse  an  den  Himmel  ist  nicht  die  Redel  — 
stossen  kann  (H.  S.  2,  vgl.  auch  "Vedainterpretation**  S.  17);  denn 
wenn  Dadhikrävan  und  Tarksya  (zum  letzteren  vgl.  vorläufig:  Foy 
KZ.  34,  266  If.)  nicht  irdische  Rosse  gewesen  wären,  wie  sind  da  die 
Schilderungen  der  grossen  Wettrennen  zu  erklären,  an  denen  sie 
nach  den  Texten  hervorragenden  Anteil  genommen  haben?  An 
dem  Charakter  des  Rgveda  als  eines  religiösen  Liederbuchs  wird 
durch  solche  Deutungen  nichts  geändert,  auch  ist  nian  deshalb  noch 
weit  davon  entfernt  den  Euhemerismus  zu  übertreiben,  wie  es  E 
in  seiner  prächtigen  Satire  "Die  Götter  des  Rgveda"  (1894)  gethan 
hat.  Ich  bin  vielmehr  der  Ansicht,  dass  man  in  gleicher  Weise  eine 
Satire  über  die  naturmythologische  Schule  schreiben  könnte.  So 
scheint  mir  H.  (S.  2,  17  flf.)  auch  die  Abstraktgötter  mehr  einer 
Theorie  zu  Liebe  abzulehnen  (vgl.  dagegen  Oldenberg,  Religion  des 
Veda  227  flF.,  ZDMG.  49, 172  f.  u.  51,  473  flf.),  obwohl  auch  ich  manche 
der  Oldenbergschen  Abstraktionen  (wie  Pü.san,  Brhas-  oder  Brahma- 
naspati,  Visnu,  auch  Tvastar)  nicht  akzeptieren  kann  und  mir  über 
andre  (wie  Savitar)  noch  unklar  bin.  Wenn  ich  mich  mit  andern  For- 
schern gegen  die  übertriebeneNaturmythologie  wende,  wenn  wir  eini/j^ 
Götter  nicht  immer  und  immer  wieder  als  Sonne  und  Mond  deuten, 
so  leugnen  wir  damit  nicht,  dass  dieselbe  Naturerscheinung  als  eine 
Vielheit  von  Göttergestalten  auftreten  kann  und  im  Veda  wirklich 
auttritt.  Wir  leugnen  nur,  dass  nun  alles  als  solche  Naturgötter 
aufgefasst  werden  muss,  was  irgend  die  Züge  eines  solchen  be- 
kommen hat  (wie  Yama  und  die  Rennpferde).  Übrigens  möchte  ich 
darauf  hinweisen,  d«ass  ich  H.s  Ansicht,  der  vedische  Polytheismus 
verdanke  einen  Teil  seiner  Vielköpfigkeit  der  Verschmelzung  von 
Göttern  verschiedener  Zeiten  und  Stämme,  durchaus  nicht  IF.  8,  Anz. 
S.  25  entgegengetreten  bin,  wie  H.  S.  14  f.  meint.  Ich  habe  mich 
nur  dagegen  gewandt  dies  Moment  allein  als  Erklärung  anzuführen. 


folgendermassen  übersetze:  "'Tvastar  veranstaltet  für  seine  Tochter 
[Sürya  =  Usas]  die  Hochzeit':  so  redend  kommt  hier  die  ganze  Welt 
zusammen;  'Yamas  [des  Mondes]  Mutter  [die  Nacht],  des  grossen 
Vivasvant  [der  Sonne]  Gattin,  ist  bei  ihrer  Heimführung  verschwun- 
den'. —  Sie  [die  Götter]  verbargen  (nämlich)  die  Unsterbliche  [die 
Nacht]  vor  den  Sterblichen,  schufen  eine  gleichfarbige  [Süryä]  und 
gaben  sie  dem  Vivasvant.  Und  sie  [Süry«ä]  gebar  die  Asvin,  wie 
das  geschah,  und. verlies  die  Zwillinge,  die  rasche."  Das  wesentlich 
Neue  in  dieser  Übersetzung  ist,  dass  ich  auch  Ic— d  von  der  er- 
staunten Welt  gesprochen  sein  lasse,  —  schon  das  Perfektum  ver- 
langt diese  Auffessung.  Unklar  kann  eigentlich  nur  noch  la  bleiben; 
jedoch  glaube  ich,  dass  wir  hier  in  Tvastar  nur  den  göttlichen 
"Schöpfer"  aller  möglichen  Dinge  sehen  dürfen,  der  als  solcher  im 
besonderen  das  ausführt,  als  dessen  Urheber  in  V.  2b  die  Götter 
im  allgemeinen  genannt  werden.  Sind  von  mir  die  beiden  frag- 
lichen Verse  richtig  erklärt,  so  ergiebt  sich,  dass  die  Aävin  nicht 
Sonne  und  Mond  sein  können,  wie  H.  S.  42,  50  vermutet. 


HiUebrandt  Vedisfhe  Mvtholo^'ie. 


37 


A\i88erdem  liabe  ich  H.s»  Ausdruck  "imhnihmaüiscli"  nicht  so  ver- 
stehen küiineü,  wie  er  ihn  jetzt  uaeh  S.  15  I'.  verstanden  wissen  will* 
Meine  Bemerkung-en  a.  *i.  O.  eiledi|jren  sich  damit  teilweise.  Ich 
hÄlte  aber  daran  lest,  dass  die  Seite  der  vedisehen  Iteli^iun,  die 
irn  Rg-veda  als  fremd  oder  nicht  aiis^ii^ebndet  erseheint  nnd  die  im 
Atharvaveda  znsaninien;;efasst  ibit.  nieht  nnr  auf  unindische  VcÜker 
odrr  "unbrahnianische"  Inder,  auf  tlie  die  vedisehen  Stämme  stiessen, 
zurückzuführen  ist*  sondern  viel  eher  ilie  niedere  Volksrelig'ion,  den 
Aher;;1auben  und  Animisnms  der  vcdisehen  Stamme  selb^jt  reprä- 
sentiert. 

Soll  ich  meine  im  Vorangehenden  z.  T.  ausführliclier  begrün- 
dete Anfäieht  über  die  beim  Veda  zu  befolgende  Interuretatiunssweise 
kurz  zusammenlassen,  so  möchte  icli  es  so  tJiun:  Alan  nmss  den 
Veda  aus  sich  selbst  (natürlich  unter  Benutzung'  der  Errungen- 
schaften der  Sprachwisüenschalt)  und  mit  Hille  des  Kultus*  nicht 
mit  Hilfe  der  indischen  Erklitrer  zu  verstehen  suchen.  aVier  man 
mu&s  an  diese  Aufgabe  mit  einer  breiteren  Kenntnis  dies  späteren 
Indertums,  der  indn^^i-ermani scheu  Völker  und  der  I]Mmologie  heran- 
treten und  muss  sich  vor  Einseitigkeit  bewahren.  Mann  muss  den 
Veda  als  poetische  Scbüpfung  betrachten  und  sich  in  die  Stimmung 
des  einzeinen  Süngers  versetzen.  Man  darf  nicht  Alles  nach  eiuam 
und  demselben  Massstabe  messen  oder  auf  eine  Linie  stellen  wollen» 
ßonflern  innss  bedenken,  dass  die  Hymnen  zu  verschiedener  Zeit, 
namenilich  aber  auch  an  verschiedenem  Orte,  von  verschiedenen 
Meuseben,  unter  verschiedenen  Einflüssen  gediclitet  wurden  sind, 
dass  sie  also  —  nicht  nur  infolge  zeitlicher  Unterschiede  —  äusser- 
Üch  und  innerlich  ganz  verschiedene»  Gepräge  tragen  können,  so* 
wob!  in  der  Sprache  wie  in  der  Mythologie,  sowohl  im  iMetrutn  wie 
im  Ausdrucke  der  Gedanken.  So  wird  es  bessere  und  schlechtere 
Leistungen  geben,  aber  man  darf  den  vedischen  Sängern  nicht  zu- 
Diuten,  dass  sie  ungereimtee  Zeug  verfasöten  (vgl.  dazu  schon  Foy 
KZ.  m.  I2ni  - 

Wir  kommen  nun  zur  Besprechung  derjenigen  Abschnitte  des 
11. sehen  Werkes,  die  sich  auf  die  Gottergeslalten  selbst  beziehen. 
Der  vorliegende  Band  beginnt  (S.  23—53)  mit  einer  Behandlung  von 
Problemen,  die  mit  der  Usas,  ''der  anmutigsten  Göttin,  die  den  ve- 
dischen Himmel  schmückt",  in  Zusammenhang  stehen.  H.  sieht  in 
den  l'sasliedern  Neujahrslieder  (S,  2(j  ftVj,  und  zwar  schliesst  er  dies 
vor  allem  ans  dem  Ritual.  Die  Hymnen  selbst  bieten  für  diese 
Annahme  keinen  Anhalt;  VII  80  hat  für  mein  Empfinden  nichts  von 
€inem  Neujahrsliede  an  sich;  auch  aus  prathamü  äyatlnüm  I  IK^,  H 
u*  124,  2  ist  wegen  des  Zusammenhanges  nichts  zu  schlie^sen; 
jänäty  ahiiüh  praihamdsya  fitima  l  IStj,  !>  bezieht  sich  auf  den  ersten 
Erden  tag.  den  die  L'sas  auch  zuerst  gekauut  hat.  weil  sie  stets 
prathamti  ist;  imnäm  netri  KV.  VII  77,  2:  TS.  IV  3,  11.  MS.  II  13.  10 
ist  ÜsHs  als  diejenige,  mit  deren  Erscheinen  die  Tage  beginnen; 
ftünnm  pMrn  heisst  sie  MS.  11  13,  10  (—  TS.  IV  3,  11),  wed  sie  die 
drei  Jahreszeiten  (vgl.  dazu  H.  S.  33  ff.)')  einleitet,  ähnlich  wie  die 
Neujahrsnacht  (Ekästakik)  scimvatsarasya  patnt  genannt   wird  {TS 


1)  In  der  Beziehung  des  rgv,  Drcik längs  gäuah,  itpali,  nrar 
Auf  Frühling,  Kegenzeit,  Sommer  seheint  mir  jedoch  H.  zu  weit  zu 
gehen.  —  Zu  der  S.  34  Anm.  aufgeführten  Stelle  RV.  VII  33,  7 
möchte  ich  beib4utig  bemerken,  dass  jyotir^  m  Päda  b  doch  nur  auf 
u^a^ain  in  Päda  c  verweisen  kann,  dass  also  dieser  Päda  zum  vor- 
Angehenden  in  logischer  Gedanken  folge  steht. 


38  Hillebrandt  Vedische  Mythologie. 

VII  4,  8,  1),   und  daher  ist  auch   von   drei  Usas   die  Rede  (vjrl.  H. 
S.  33).    Ich  sage   mit  diesen  meinen  Bemerkung-en   zumeibt  nichts 
Neues,  aber  es  ist  doch  wichtig*  die  alten  Deutungen   nochmals  zu 
konstatieren,  um  zu  zeigen,  dass  die  Usaslieder   keinen  Zug  eines 
Neujahrsiiedes  enthalten.    Und  deshalb  ist,   wenn  sie  auch  an  sieb 
für  die  Neujahrsfeier  gedichtet  sein  könnten,  diese  Annahme  höchst 
unwahrscheinlicli.    Wir  würden  es  dann  mit  bestimmter   gefärbten 
Liedern  zu  thun  haben,  wie  bei  dem  an  die  Neujahrsnacht  gerich- 
teten (AV.  III  10).    Dazu  kommt  ein  weiteres  Moment.     Wenn  die 
Usaslieder  als  Neujahrslicder  gedichtet  worden   wären,    so  müsste 
das  in  einem  Lande  geschehen  sein,  wo  der  kürzeste   und  längste 
Tag  bedeutend  differieren,  wo  man  Ursache  hat  die  Wiederkehr  des 
Lichtes  zu  feiern;   dann  liessen   aber  auch  die  Vergleiche  mit  dem 
Heraustreiben    des  Viehs  den  von  H.  S.  38  f.  hineininterpretierten 
Sinn  deutlich  erkennen,  während  in  Wirklichkeit  nichts  von  festen 
Winterställen,  aus  dem  das  Vieh  zur  Frühlingszeit  herausgetrieben 
wird,  zu  spüren  ist.   Daher  können  jene  Vergleiche  nur  so  anfgefasst 
werden:  wie  man  vor  Feinden  das  Vieh  in  sicheren  Verstecken  nnd 
Ställen  zu  hüten  sucht,  so  gelingt  es  den  Dämonen   der  Finsternis 
die  Kühe  der  Morgenröte  einzuschliessen;  aber  die  Mächte  des  Lichts 
und  des  Opfers  sprengen  die  Verschlüsse  jeden  Morgen  und  treiben 
die  Kühe  heraus.    Das  Ritual   darf,  seinem  sonstigen  Aufbau  ent- 
sprechend,  bezüglich  des  eigentlichen  Wesens  der  U.sa.slieder  nicht 
ausschlaggebend  sein,   und  auch  in  den  Beziehungen  der  U.^as  zn 
den  Manen  kann  ich  keine  Stütze  für  H.s  Ansicht  sehen.     Wenn 
die  Manen  das  Licht,  speziell  die  Usas  finden,  so  geschieht  es  doch 
nicht  deshalb,    weil  die  ihnen  geweihte   Zeit   des  Jahres  am  Ende 
desselben,  vor  Beginn  des  neuen  Jahres  liegt  und  ihr   programm- 
mässiger  Ablauf  gewissermassen  das  neue  Jahr,  das  neue  Licht  be- 
dingt (so  H.  S.  29  f.).     Ich  verstehe  nicht,  wie  H.  zu  dieser  Annahme 
kommen  konnte,  da  doch  im  RV.  die  Art  der  Lichtgewinnung  durch 
die  Manen   oder  mit  ihrer  Hilfe  ganz  anders  geschildert  wird  und 
H.  selbst  (S.  31  flf.)  diese  Stellen  in  besonderem  Sinne,    als   ein  An- 
singen des  neuen  Jahres,  als  eine  alte  Kunde  von  Neujahrsliedem, 
deutet.     Ich  kann  ihm  aber  auch  hierin  nicht  folgen.     Die  That  der 
Kavis   der  Vorzeit  ist  m.  E.  eine  kosmogonische  Sage;   sie    bezieht 
sich  auf  ein  einziges  Begebnis,  nicht  auf  einen  wiederholten  Brauch: 
das  Opfer  der  Väter   hat  den  Berg  (das  Dunkel,   die   ewige   Nacht) 
gespalten    und    die    Kühe    der  Morgenröte    (das   Licht)   erscheinen 
lassen,  wie  das  Opfer  sonst  die  Natur  zwingt  ffena  zu  walten.     Das» 
der  RV.  diese  That  der  Väter  gerade  bei   der  Jahreswende  {pari- 
vatsare)  geschehen  sein  lässt  (nach  X  62,  2),  ist  doch  sehr  begreif- 
lich: die  Usas  kennt  den  Namen  des  ersten  Tages  (I  123,  9i,  sie  hat 
ja  den  Begriff  "Tag"  überhaupt  erst  ermöglicht,  ist  also  am  ersten 
aller  Tage   erschienen,    den   sich  der  Sänger  als  ersten  Tag  eines 
Jahres  vorstellen  musste;  so  konnte  sich  ohne  weiteres  die  Anschau- 
ung entwickeln,  dass  gerade  an   einer  Jahreswende  erstmalig  die 
Sclieidung  in  Tag  und  Nacht  eingeführt   worden  sei.      Etwa  nun 
schliessen   zu  wollen,  dass  die  Usaslieder  nur  für  Wiederholungen 
des  ersten  mythischen  Neujahrszaubers  gedichtet  worden  seien,  da- 
für  haben   wir   in   den  Liedern  absolut  keinen  Anhalt.    —    S.  41  f. 
deutet  H.  Süryä  als  Usas.    Dem  stimme  ich  bei  (gegen  IF.  8,  Anz. 
29).  ohne  mit  H.  einen  bestimmten  Zeitpunkt  (den  ersten  Vollmonds- 
tag  des   neuen   Jahres    oder   des   Frühlings)  für   die  Hochzeit   des 
blondes  mit  der  Usas  oder  Süryä  annehmen  zu  können.  —  Saramä 
mit  Usas  zu  identifizieren,  wozu  H.  S.  48  ff.  neigt,  leuchtet  mir  nicht 
ein.    liaas  kann  doch  nicht  selbst  ihre  Rinder,  d.  h.  sich  selbst,  auf- 


Uillebniiidt  Vedische  Mvthologit.'. 


3» 


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finden)?  Wenn  ab*n*  jeno  Identilikation  das  Richtigre  trUfe,  so  w«re 
es  iinr  natürlit^^h.  init  H.  iu  den  ijeiden  Saranitn  as.  den  Kindern  der 
Saraniä»  Sonne  und  M<nid  zu  suthf^n  i v^'^i  die  VirAj  mit  ihren  beiden 
Klilbern).  Miisj^eii  jedru'h  Sfiranni  und  die  Säranieyas  wirklieh  einon 
uamrniytholopischen  Hiriterirrnnd  haben?  —  Ferner  g"laubt  H.  in 
der  Viril}  eiu  Synonyminn  der  Ösiis  zu  crkeiiueo  iS.  50  ff.L  Wo 
Ton  einem  KnEh  der  Viräj  sre.'sprocheri  wird,  bezieht  er  es  auF  flie 
Sonne;  wo  von  zweien  die  Rede  ist,  auf  Sonne  und  3Jont!.  kdi  ge- 
stehe, dasH  di(\se  Deurung-en  viel  für  sich  haben.  Der  Stdduss  von 
H.s  Kapitel  "Usas**  (S.  5i?  f.)  brin^it  eini|rp  intere,ssanle  Bemerkungen 
über  die  Leg"otide  von  einetn  Inceste  des  Vaters  Himmel  (oach  den 
BrÄbnianas:  Prajäpari)  und  seiner  Tochter  Usas,  der  auch  den  vedt- 
8chen  Diehtern   bekannt  war. 

Das  niichste  Kapitel  int  Ae:ni  crewidmet  {S.  55 — 154).  Gerade 
dieser  Gott«  bzw,  die  an  ihn  ^-erichteten  Hymnen  hatien  in  jüngster 
Zeit  neben  Rudra  Itexonders  zahlreiebe  Behandlungen  erlabreii.  Ich 
nenne  aus.ser  den  zusammen  fasse  ml  en  vedisehen  Mvt  ho  Indien:  M. 
Müller,  Phvs,  Ketigion  l.Srr3,  S.  i;!0-198,  *34<i-2tVS  u.  son»t;  v.  Scbroe,^ 
der  WZKM.9.  225  ff  (1895):  Kerbaker.  Tl  Dio  Agni  nel  Ri^veda  18% 
(Atti  <lella  reale  aee.  di  areheolj  lett.  e  belle  arti  17,  Parte  I,  Nr.  4); 
Vodskov,  Sjfeledyrkel>e  o- Natnrdyrkelse  I  1897,  S.  74-236  {vgl  da- 
zu üardy  IF.  10,  Anz.  S.  9  Vr,  Oldenbcrg  Hynins  to  Agni  (]Maiidäla» 
1—5)  ^=  SBE,  46,  1897.  H.  geht  den  auf  Agni  beziiglichen  Problemen 
g-anz  selbständig  zu  Leibe  und  konnnt  dabei  zu  ganz  neuen  Lösuir- 
g'en.  Nach  einigen  Vorbemerkungen,  die  dem  Leser  die  I'robleme 
entwickeln  sollen  und  zugleich  die  mehr  oder  weniger  ephemeren 
Formen  Agnis  kurz  abliaridehh  folgen  zunächst  der  VolistRndigkeit 
halber  eine  Darstellung  der  äusseren  Hervorbringung  des  Feuers, 
sowie  Bemerkungen  üiier  die  Zeit  der  Anlegung  und  die  Pfleg© 
desseiheu,  H.s  Annahnje,  dass  sich  diejenigen  RV.  Stellen,  wo  von 
Agnis  Wohnen  im  Dunkel  gesprocben  wird,  auf  cüe  den  Manen  ge- 
weihte Periode  det^  Jahres(seblushes)  beziehen  und  es  sich  bei  Agnis 
Belreiung  auf<  dem  Dunkel  usw,  nm  die  Erzeugung  des  Neufeuers 
tun  Xeujahrsrage  handelt  iH.  S.  iSl  flV),  kann  ich  ebensowenig  bei- 
pflichten wie  seiner  KrklHrung  der  Usaslieder  als  Neujahrslieder; 
wir  haben  in  den  Texten  absolut  keinen  Anhalt  dafür.  —  Des  wei- 
teren komnd  H,  auf  die  drei  Feuer  im  Ritual^  Gärhapatya,  Ähava- 
nlya  und  Daksina,  zn  i+inechen  (S.  H8  ftV).  Er  sieht  m  diesen  drei 
Feuern,  vfm  denen  jedeü  einer  der  drei  Welten  cHinnneb  Erd(\  Lutt- 
raum)  zugesehrieben  wird  und  die  der  Sache  nat-h  auch  sehon  im 
RV.  vorliegen,  die  drri  Formen  Agni<  im  RV.  und  versteht  lolglieh 
unter  dem  ''Agni  in  den  Wassern'*  den  Agni  des  Lnftraunves.  Der 
Agni  dt'S  Himmels  i,st  die  Sonne  und  der  Agni  der  Erde  das  Haus- 
teuer;  was  ist  ntm  der  Agni  des  Luftraumes?  Nach  H.  kann  es 
nicht  der  Blitz  sein,  weil  dies'^r  nie  mit  dem  Daksinafeuer  Itt  Be- 
ziehung gesetzt  wird,  sondern  zunächst  nur  Väyu,  ih-r  Beherrseher 
des  Luttraumes,  der  auch  als  Agni  in  den  Brähmanas  bezeichnet 
wird.  Das  Feuer  des  Lultraumes  ist  aber  nun  zu  gleiclier  Zeit  das 
Manenfeuer,  weil  Wind-  und  Seeleiikulr  von  alters  her  in  nah  er  Be- 
ziehung stehen.  Da  nun  die  Manen  nach  andrer  Ansiidit  im  Mond 
Joknii.siin't  werden,,  so  kann  "Agni  in  den  Wassern"  auch  der  Mond 
sein.  Diesem  Gedankengange  H.s  kann  ich  gleichfalls  nicht  bei- 
stimmen (vgl.  v.  Schroeder  in  seiner  Rezension  von  H,s  Buch  WZKM» 
18,  288  ff.):  es  lässt  sich  durch  nichts  erweisen^  dass  die  drei  Formen 
Agnis  im  RV,  sich  lüit  den  drei  Opferfeuern  decken ;  wäre  "Agni 
in  den  Wassern"  wirklich  gleich  Väyo  oder  Mond,  dtni  beiden  Ke.- 
präsentanten  des   Daksinafeuers,   so  uiüsöte  in    den   Hymnen  doch 


40 


Hillcbrauclt  Vedibchu  Mythologie. 


eine  (Jihere  Beziehung"  zwiüclieu  beideii  Teilen  au*»(,'*es|iröcbeu  £.«?hi,| 
wie  z,  B,  zwischen  A;i'ni  und  der  Sonne,  <l«s  ist  H^*er  uicht  der  Fa ' 
—  H.  spricht  dnnn  über  die  drei  Opierfeuer  im  RV.  (S,  96  fW),    AttPl 
fnllend   iat.    dasü  aus  diesem  Hymnen  hui  he   hisher  nur  das*  Girh»-^ 
palya-Feuer  ndt  Namen   heknuiit  ist,  obwohl   drei  Feuerherde  ver 
hehiedentlieh    erwUhnt    werden,    darunter   deutlich    ein    Mjincnfeue 
(x*rl  H.    S.  107  m,    zu   U\\  X   UK   l>lt;).     H.    Hudet    nun    den   Dak* 
nägni,  das  Süd-  oder  Manenfeuer,  in  Narasamsa  (und  Brhaspat 
wieder,    worunter    zu^leiüh    ein    dureh    das    Feuer    repriisenlien 
Tode*p»tt  zu  s  erstehen  av\.     Ich  muss  ji'doeli  t>Uleuberg:  ZDMGJ 
4J^  ff,  recht  ;4'el>eni  da^s  für  den  KW  —  im  allgemeinen,  wie  ich  hia 
zufüg-e  ~  nat'ämmsa  als  "das  von  den  Pries  lern  vorj[^etragene  Freu» 
lied'*,   als  "der  Genius,  welclier  dietie8  Preis lied  verkörpert*'  und 
was  Oldeiiber«^  noch  hiittc  hervorheben  müssen  —  tds  "der  von  de 
Priestern  ;:epries(^ne  Gej; anstand  (Person  oder  Sache)"  zu   L^rklür 
ist     Von  Nara.sanisa,    dem   Genius    des   Preisliede.s,    ifit    nurdianU 
RV,  X  Hfj,  W  (v^'l  das  d;unit  parallel  stellende  Wort  taibhl,  von  r^bh 
'Säuger'!    inid    wahiüchetnlich  auch  der  Name  der  NÄräßam^lVe 
abg:eleitet.      Da;x<T<*i'    scheint    mir   Oldenbero:    tlie    Materialien 
Rituals,  die  das  Adjektiv  uäi^ttsamaa  und  den  Gott  Naräj^iu. 
Südteuer  und  den  Manen  in  en^e  Bezieliun;^  setzen,  nicht  ;_ 
erkhirt  i'-u   halieu.     Wenn    die  e*t«/aÄ(i'E5eclier.   unter   den   .^ii^iiivm-u^ 
Havirdhäna-Wajieri   ^i-estedlt,    näräsamsdh   ^'•enannt    werden,    ho 
öchieht   rs  doch   nur  deshalb »   weil   sie   mit  jeuer   Handlung   eine 
Gotte  Naräsanisa  geweiht  sind,  und  nieht  we^en  dei*  Bexu^^s  ZU  th^ 
7iärä,ia}iK^tfh  piturali.  die  nach  uldeubinj»'  so  heissivn,  weil  sie  'Vli 
durch    die  Gnade   des  Gottes  N,   der  Kunst   und  Macht    des   narän 
^atiisa  leilhattifi'  g^ewesen  sind";   in  gleichem  Sinne  ist  RV.  X  5", 
von    nftrt'damsena  Mhnana^    dem   Naräsainsa    «geweihten   Sonm  (du 
sind   ilie   oben   erwähnten   gelullten  vamasa-Uwhcr),   die   Rede.    In 
diesen  Flillen  kann  doch  nun  unter  Naräsainsa  nicht  mehr  ein  "Geniu 
des  von   ilen  Priestern    vorige ira;;enen  Preishedes**  geluhlt    sein, 
flcheint  hier  vielmehr  Hs  "Toten^ott"*  vorzuliejE^en.     Wie  jener  dazQ 
geworden  ist,  bleibt  lür  niich  eine  noch  un«relö8te  Fnig:e.     ich  gth 
jedoch    zu    erwM-renj    dass  er   sich    zuiUUdist   zum   Beinamen   Agnii 
(vg^l.  die  Glcicljsetzun"r  mit   Hrhasjiali  J  18,  X  182  und  zu  letzteren 
Foy  IF.  8,  Anz.  2M)  entwickelt  iiahnn  und  dann  als  das  Südleu  er  bpe 
zialisiert  worden  sein  kann.     Das  die  Sonne  repräsentierende  Aha 
vaniya-Feiier  glaubt  H,  auf  Grund   des  Rituals  unter   dem    Nameo 
^Agni)   Vaisvanara   im   RV\   wiederzntinden,    »oweit   damit    nich 
die  Sonne,    das  himmlische  Ojderfeuer,    bezeichnet  wird.     Da  NarÄ 
»lanisa  sich  im  RV.  nicht  als  Nanu*  des  Manenieuers  (bis  au!   eiuen 
besondern    Fall)    nachweisen    lasst,    so    verliert    auch    diese   Gleich 
üetzung  sehr  an    Wahrscheinlichkeit.      Es    scheint,    die   Namen   de 
Rituals  gehören   iia  allgemeinen  einer  sp:iteren  Zeit  an.  —  Von  zwi 
weiteren    Ritual fcurrn,    Sahhya    und    Ävasathya    {vgl.    darüber 
S.  118ft.i,  kennt  der  AV.  das  erstere.     Es  ist  ein  Praerogativ  adliger 
Geschlechter  und  speziell  vom  König  in  der  Sabhä  zu  un^Hrhaltcn»« 
H.  siehl  darin,  wohl  mit  Recht,  die  Fortsetzung  oder   den  CberresSJ 
eines   alten  Gau-  oder  Starnuiesfeuers   (für   dessen  Existenz  im  RV. 
er  manche  beachtenswerte  Momente  beibringt),  wie  er  auch  in  demf 
Vaisvi\narafeuer  (hier   übrigens,    wie   mir  ßcheinl,   etymologisch  be- 
eiuHusst)  ein  ignis  pnblicus  erkennen  wilk     Für  den  RV,  fehlt  dafür. i 
nach   dem   oben   Bemerkten,  jeder  sichere   Boden,    und   das   RitUÄl] 
läsat  uns  hier  ganz  inj  Sticlh  —  Die  nHch^ien   l»eiden  Abschnitte  in] 
H,s  Buch  (S.  126  ff.),    "Agni    und    der  Blitz"    und  ''Die  Götter  und  j 
Agni'*  überschrieben,    erörtern   in  eingehenderer,  aber    mich  nicht 


^ 


^berzeu^'ender  Weise  die  s^:iifiti  zuvor  (S»  1*5)  verwertete  Ansicht 
des  VorIabser&,  dats  "A^Dt  in  den  Wassern"  nicht  diT  Blirz  ssei.  Wo 
e«  sieh  nrii  BexieliMO^tni  jiwiücbeii  Agni  und  di?n  WaKöerii  lianddt, 
muss  man  zuniidi.Ht,  wie  \\  Sehroeder  sehr  richtig-  gethao  hat  {vgL 
WZKM.  %  22:1  ft\  n.  VI  2.SS  fiV),  zwiacheu  dtir  Geburt  A^nis  in  den 
Wasüern  und  seinem  Versteeke  (oder,  fii^e  k-h  hinzu,  seinem  Auf- 
enthalte) in  den  Wfisseni,  von  wt>  aun  er  iti  dte  l^Hanzen  ein^eht^ 
unterscheiden,  wt^nnfrielch  nueh  beide,  Ideutikreise  hii'h  vermischt 
hnheii  werden  (Ohlt^riber^  Kel.  d.  Veda  107  t,  114).*i  Unter  A^ni« 
Geburt  in  den  Wassern  verstehe  ieli  mit  I^.  v.  Sehioeder  den  Bhtz; 
beaoiiders  seh  eint  sieh  das  aus  UV*  I  184.  1  irotz  H.  S.  12H  i".  zu  er- 
g-eben,  denn  iiina  int  hier  als  "Stein"  (i.  e,  Donnerkeil,  Blitz)  =  ahnan 
ÄUtzufa^ssien.  Mit  Oldenberg  Rel  d,  Veda  lüti  ft\  unter  diesen  Was- 
«ern  eventueJl  das  wirklieh*^  Wasser  zu  ver^strhefi  und  sämtliche 
Stellen  von  der  G<djurt  Aj^nis  in  den  Waaöern  auf  eine  Linie  mit 
denen  von  seinem  Aufenihalte  nnd  Verstecke  in  den  Wassern  zu 
rücken*  scheinen  nar  diejenit»:en  Sieilen  zu  verbieten»  wo  von  der 
dreitachon  Gehmt  A^nis  im  Himnnd,  auf  Erden  und  in  den  Wassern 
-die  Ketle  ist:  liier,  m^ine  ieh,  kann  bei  den  Wassern  nur  an  den 
Luftraum  «^eilaclit  werden.  Wenn  sieh  H.  an  der  sction  alten  "Elitz"- 
Atiflassun^'  deshalb  slüsst.  weil  sich  für  den  Bhtz  sonst  keitii'  ^titt- 
liehe  Verehrung*'  nachweisen  hisse,  so  ruuss  ich  ;^estehen,  dass  ich 
in  jenen  SteUen  von  der  Gehurt  Ag^nis  in  den  Wassern  die  Ver- 
ehrung" eines  Blitz- A;rni  (oiier  wie  snnst  noch  diese  Form  des 
Feuers  jredeutet  werdpn  uniti;)  überhau[>t  nicht  enttlecki^n  kann: 
die  Erwllhnun;^:  der  verschi*'denen  Gestalten  ded  im  Opfer  ^rej^en- 
wärii^en  Gorfes  A^nt  tst  doch  tioeh  keine  weitverbreiteie  Ven^iirung"! 
Ott*  mcisien  üijri;ij'eu  Sl eilen,  wo  von  Agnis  Auffiiibalt  in  den  Was- 
heru,  von  seinem  Sich  verstecken  darin  usw.  die  Jiede  ist,  erkläre 
ich  weder  mit  H,  als  Mvthus  vo»  der  Sonne,  die  sieh  an  den  Wolken 
der  Iropischen  Re^yenzeit  verbii^rt,  noch  auch  mit  WinttTuitz  IF, 
8,  Anz.  ;>7  als  Blitzmytiius  |*,''ii*ich  den  Steilen  von  Ai!:nis  Gtdmrt  in 
den  Wassern),  sondern  mit  w  Schroeder  WZKM.  9,  22Hi.  a.  Vi,  2tH) 
äIs  viui*  Mvflie,  entwickelt  durcli  das  llianoujen,  dass  ein  Feuer- 
brandj  ins  Wasser  jj^esteckt,  zischend  verhischt;  es  scheint  nur  die 
ErkUirun;X  nicht  auszureichen^  da.ss  die  Wasser  in  ihrer  Ki*i;"enticbatt 
als  Nahrun^i;'  der  Pflanzen  diesen  siuch  das  ans  ihnen  herauszu- 
lockende Feiler  übermittelt  halten  nutsseu  {^o  Oldenber*^  HeL  d.  Veda 
113  fO'  H.  hebt  mehruials  tnameotlicb  S,  I43j  hervor^  dass  es  sich 
hei  dem  in  den  Wassern  versteckten  A^ni  nur  um  das  (»pierfeuer 
der  Götter  handeln  kann,  als  welches  Sürya  zu  g-tdren  hütte:  ich 
finde  dayrefren^  dass  es  sich  überall  nur  um  das  Opfer  teuer  der 
Menschen  handelt,  das  verschwunden  ist,  sodasö  den  Göttern  kein 
Opfer  mehr  dargebracht  wird  (KV.  X  5L  5).  So  auch  VI  8,  4:  Asrni 
Yaisvänara  lässt  sich  durchaus- nicht,  wie  H.  S.  145  meint,  überall 
mit  Sicherheit  als  "Snnne"  oder  das  sie  re präsentier eude  Ahavarilya- 
Feuer  deuteu,  da  letzteres  g^anz  unsicher  ist  (siehe  oben);  fol;;rlich 
wird  es  sich  atich  iu  dem  zitierten  Verse  nur  um  den  Feuer'^oit  im 
alliicemeinen  handeln  :wie  X  51 — 53),  der  den  Jlenschen  'iVivasvant) 
vom  Himmel  t^ebracht  wird,  wie  er  aucli  als  -^  on  den  Göttern  ein- 
^e&eizl  bezeiciäuet  Mird.  —  Des  weiteren  deutet  H.  S.  14t*  ff.  Mäta- 
risvan  im  KW  als  den  Namen  eines  Windes  (durch  Stellen  des 
Bituals,   des  Yajur-  und  Atharvaveda)  und  ist  versucht  den   unter 


i 
« 


1)  Vodskovs   geeist  reichen   Ausführungen   über   diese  Fragen 
kanD  ich  nicht  zustimmen. 


-i 


42  HillebrancU  Vedische  Mythologie. 

diPRcm  Namen  spezialisierten  Wind  als  eine  Form  des  Feuers  im 
RV.  anzusehen.  Die  pranze  Beweisführung*  macht  aber  einen  recht 
künstlichen  und  unwahrscheinlichen  Eindruck.  Da  für  Mätari^yans 
Fonernatur  deutliche  Anzeichen  im  RV.  vorhanden  sind,  so  ist  es 
doch  richtiger  davon  auszugehen  und  den  Windcharakter  als  eint 
spiitere  Umbildung  aufzulassen.  Ich  kann  Oldenbergrs  Anschauung 
von  Mätarisvan  (Rol.  d.  Veda)  nur  beistimmen. 

In  einem  Anhange  zu  "Agni"  (S.  155—178),  der  "Über  einige 
Geschlechter  des  Feuerkultes"  betitelt  ist,  zeigt  sich  wieder  die 
Meisterschalt  H.s  in  der  Behandlung  historischer  Elemente  im  Veda,. 
wie  wir  sie  schon  aus  dem  ersten  Bande  bezüglich  der  Panis  usir. 
kennen.  In  den  Angiras  sieht  H.  mit  vielen  andern  und  gewiss 
mit  Recht  einen  alten  Stamm  oder  ein  altes  Geschlecht  (ich  möchte 
schärfer  sagen:  Priestergeschlecht),  das  besondere  Traditionen  im 
^Feuer-)Kult  und  Mythus  hatte.  Wenn  sie  zusammen  mit  Brhaspati 
besonder«  zu  Zauberkünsten  in  Beziehung  stehen,  so  hat  das  wohl 
darin  seinen  Grund,  dass  sie  nach  der  Sage  ja  als  erste  mit  Sprüchen 
das  Dunkel  (damit  zugleich  die  bösen  Mächte)  besiegt  und  das  Licht 
erschlossen,  also  einen  Zauber  ausgeübt  haben  (zu  H.  S.  162).  Bhrgu 
ist  H.  geneigt  für  den  Namen  eines  alten  Stammes  und  Atharvan 
für  eine  Bezeicjhnung  von  dessen  Priestern  zu  halten,  um  dadurch 
ihre  aus  den  Texten  zu  folgernde  nahe  Verwandtschaft  erklären  zu 
können;  ich  möchte  dagegen  mit  Bloomfield  auch  in  den  Bhrgu 
ein  mit  den  Atharvan  auf  gleicher  Stufe  stehendes  und  nur  im  Kult 
mit  ihnen  verwandtes  Priestergeschlecht  sehen. 

Es  folgt  der  Abschnitt  über  Rudra  (S.  179—208),  über  den 
in  den  letzten  Jahren  viele  Meinungen  aufgestellt  und  manche  Ab- 
handlungen geschrieben  worden  sind.  Ich  mache,  abgesehen  von 
den  bekannten  Gesamtmvthologien  auf  folgende  wichtigere  Litte- 
ratur  aufmerksam:  Hopkins  PAOS.  16,  S.  CXLVIII  ff.;  Wintemitx 
1F.8,  Anz.  38;  L.  v.  Sehroeder  WZKM.  9,  233  ff.;  Fausböll,  Fire  stu- 
dier  tili  en  fremstilling  af  den  indiske  raythologi  efter  MahAbhärata 
(Univ.-Progr.  Kopenhagen  1897);  Siecke  Ärch.  f.  Religionsw.  1, 113  ff., 
209  ff.;  IWinternitz  WZKM.  14,  244  ff.]. i)  H.  sieht  in  Rudra  einen 
"Gott  der  Schrecken  des  tropiscHien  Klimas  vom  Beginn  der  heissen 
Zeit  an  bis  zum  Übergang  zum  Herbst"  und  im  letzten  Grunde 
eine  P^orin  Agnis,  vielleicht  ein  Sternbild  (vgl.  S.  207  f.),  beides  auf 
Grund  des  Rituals.  Mit  L.  v.  Schroeder  (WZKM.  13,  291)  kann  ich 
jedoch  den  P'olgerungen  H.'s  nicht  beipflichten:  wenn  das  Ritual 
und  die  darauf  bezügliche  Litteratur  Rudra  zum  Herbst  in  Beziehung 
setzen,  so  kann  das  sehr  gut  auf  einem  sekundären  Vorgange  be- 
ruhen, der  seinen  Ausgang  von  dem  verderblichen  Wirken  des  Gottes 
unter  Menschen  und  Vieh  genommen  hat  und  ihm  nun  die  Jahres- 
zeit zuweist,  die  als  Abbild  seiner  Wirksamkeit  gelten  konnte;  wenn 
er  aber  in  denselben  Texten  für  eine  Form  Agnis  erklärt  wird,  so 
wird  das  nur  in  seinem  Namen  begründet  sein,  denn,  wie  wir  aus 
dem  Veda  sehen,  ist  rudra  z.T.  noch  Appellativum  (Bedeutung 'rot* 
fraglich),  und  da  nun  Agni  schon  im  RV.  öfters  das  Epitheton  rudra 
erhält,  so  lag  es  für  die  spekulierenden  Ritualisten  nahe,  in  dem 
Gotte  Rudra  eine  Form  Agnis  zu  sehen.  Auch  keine  der  andern 
Deutungen  Rudras,  die  H.  S.  198  f.  streift,  scheint  mir  einwandfrei, 
am  wenigsten  diejenige  Sieckes;  andrerseits  sehe  ich  keinen  Weg, 
wie  wir  bezüglich  seines  Ursprunges  zu  einer  Bestimmung  von  grös- 
serer Wahrscheinlichkeit  gelangen  könnten. 

1)  [Über  Öiva  =  "fushion  of  Agni  with  Rudra''  siehe  eine 
Bemerkung  Bloomfields,  Atharvaveda  S.  90.    Korr.-N.] 


I  ^ 

M 


HiHttbrantlt  Vetlisclie  M^tlioieg-ta 

er  Selihiss  cii*s  zweiten  Brindes  von  Hs  Vedisclver  Mytholü;»ie 
führt  uns  zum  ersten  zurück,  ein  er  *'Xoch  einmal  Sonia"  behan- 
delt (S.  20^*— 245).  H.  verteidigt  hier  neine  An  st- hauung',  dasiü  im 
g"Änzen  KV.  Sonm»  der  Ofdertrank,  frleäehzeitifr  ein  Hepril^eni.int 
des  Mondes  ist  und  als  ein  Teil  dehi^eJben  betrachtet  wird;  und 
zwar  verteidigt  er  sicli  im  bes^mderen  ^^e^en  (Mdenber|r,  Hopkins 
Tind  den  Rezensenten.  Üblen l^erg'  bat  schon  ablelmend  jreantwortet 
(ZDMG.  54,  57  ff.K  und  wenn  ich  ihm  auch  jetzt  wieder  i>e!snmme» 
so  möcbtG  ich  zugleich  einem  etwatg-en  Gedanken  H.a  vori)eu^en, 
dasü  ich  seine  Beweisführung  niebt  selhstllndt^i-  ^^eprült  biitte  ^v^^l. 
H.S.  212):  das  Kapitel  Soma  ist  nni)  einmal  einer  der  Fnlb%  in  denen 
Ich  Oldenber^-^s  Anscbauun^ren  rückhaltlos  beiueten  kann.  Die  alb 
g-emeineren  und  spezielleren  Punkte,  die  schon  der  letztere  erörtert 
hat,  brauche  ich  keiner  neuen  Bespreclmnfr  zu  unierziehen,  ich 
kann  mich  in  der  Hauptsache  auf  die  Polemik  ILs  ^e^^^en  mich  be- 
«cbrlloken.  Doch  bat  Oldenber*];'  von  den  Einwänden,  die  H,  greg-en 
ihn  erhebt,  einen  Punkt  tinberücksicbtio^t  <;elas*4en,  den  ich  znnitchst 
nacbholen  mochte.  H.  h leibt  S,  224  f.  bei  der  Übersetzung'  von 
rucdh  IX  4^>,  5  als  'Sterne*,  setzt  es  jt/u(imsi  in  Stellen  wie  IX  86^ 
29.  91^  ß  und  rovanä  in  Stellen  wie  IX  42,  1  ^^leich,  welche  beiden 
Worte  er  ebenfalls  mit.  "Sterne'*  übersetzt,  und  .sehüc^sst  aus  der 
Niehlneiinun^  des  Mondes,  wohl  aber  der  Sonne  neben  jyötim^i 
Uüd  rocitnü,  das«  Soma,  der  sie  leuehten  Jüsst,  el>en  der  Mond 
selbst  »8!,  Wer  jribt  aber  H.  ein  Keeht,  lVag:e  ich  mit  Oldenberg^ 
(Reh  d.  Veda),  jyöflm^t,  rocanü  und  rucah  mit  'Sterne'  hiatt  mit 
*Ge!itirne*  wiederzu^^ehen,  wie  es  Ptschel  Ved.  Stud,  2,  I2H  bezüg^- 
licb  rocnnä  ihul?  Darunter  würen  dann  auch  Sonne  und  Mond 
einbeorriü'i^n^  die  Sonne  würde  an  einigen  Stellen  nnr  noch  beson- 
ders g-enannt  s*ein:  den  Soma,  der  8ie  leuchten  iHsst,  afs  >[onrl  auf- 
zulassen bleibt  aber  kein  Anhalt  übrig-,  —  Ich  konnnc  nun  zti  deu 
Einwendmig^en  H,s  jregen  mich,  wobei  ich  sein  Buch  (S  230  ff.)  zur 
Hand  zu  nebriKMi  bitte.  Er  vergleicht  S.  282  HV.  VI  39,  3  mit  X 
85,  19>  wo  e.s  sieb  sicher  um  CarnJi*ainas,  den  Mond,  handett,  und 
ßchliesHt  daraus  auch  an  ersterer  Stelle  auf  dej»  Mond.  Aber  stimmt 
auch  der  Vergleieh?  Der  Mond  schafft  nicht  XS5,  19  die  Morgen- 
röten, wie  es  dort  (VI  39,  .^>  von  Soma  heisst,  sc»ndern  wandelt  nur 
zeitlich  vor  ihnen  seine  Bahn,  Ganz  anders  ij^t  das  Verhältnis  der 
U.sas  zur  Sonne  und  ebenso  das  des  Frnhopfers  zum  Anbruch  de» 
Tages:  hier  kann  der  Dichter  wirk  lieh  saw;en,  das»  sie  die  Sonne 
bezw,  die  MorjJi^enniten  t^c baffen.     Und  so  beisst  es  von  dem  Opfer-  I 

tränke  Soma,    ebenso   wie  von  Ag-ni,    mit  Reeht,    dass  er  die  Usas  i| 

aufleuchten  lässt  (IX  83,  3;  m,  19)  oder  sie  antiihrt  (IX  Tl.  7;  Ib/A)  i 

oder  die  beiden  Welten  sichtbar  werden  lasst  am  Morg*en  fIX  75,  4)  | 

eben  durch  das  Herbeiführen  der  Sonne  usw.  —  Ferner  str>öst  sich 
H.  S«  234  an  meiner  Auffassung"  von  IX  8*^,  42  c— d  :  aber  Soma  ist  . 

doch   .so  g:ul  ein  Opferg^ott  wie  Agni^    warum  soll  also  von  jenem  | 

nicht  dvd  jdnä  .  .  ,  antih'  lynfe  g:esag:t  sein,  wie  es  dem  Sinne  nach  j 

g:anz  ebenso  von  Agni  fV  L^  2.  3  bei.ssf?  H.f^  Bezug  von  tlvä  jdnä 
auf  die  Devas  und  Pilaras  wird  durch  die  auf  diu  Jfhat  ijtlfäyann  \ 

antfir  ujfde  folgen  ien  Worte  ndrä  ra  .saTpsatp  dtii  vi/am  ea  d  hart  an 
nicht  g^estützt;  denn  diche  W^orte  lassen  sicli  nicht  soj  wie  H.S.  106 
Anni.  2  will,    auffasseni    weil   erstens   dazu  jede  Parallele   irn  Veda  I 

fehlt  ur^d  zweitens  Mmsa  nicht  'Herr'  bedeutet  (vgl.  üldenberg" 
ZDMG.  54,  51  f.).  —  Ein  weiterer  Einw,^nd  H.s  betrifft  IX  86,  14, 
einen  Vers*  der  sich,  wie  ich  raeiiie^  in  seinem  genauen  Sinne  so 
lang-e  nicht  sicher  bestimmen  lUsst,  als  Päda  c  unklar,  bzw,  mehr- 
deutig bleibt.     Es  konnte  sich  um  die  Wanderung  des  Somaopfer» 


I 


44  Hillebrandt  Vedische  Mythologie. 

zum  Himmel,   um  die  Herabkunft  Somas  vom  Himmel   oder  so^^ar 
um    das   Fliessen  Somas   zur  Seihe   handeln.     Je   nachdem    haben 
divispfH  und  antarik^aprä  einen   verschiedenen  Sinn.     In  den  bei- 
den ersten  Fällen  könnte  diinspH  durch  IX  100,  9  erläutert  werden, 
worauf  H.  S.  234  f.  aufmerksam"  macht :  Somas  Gewand  würde  da- 
nach zum  Himmel  reichen,    weil  Himmel  und  Erde  zusammen   ihm 
als  Gewand  dienen,  seine  Grösse  nicht  fassen  können  usw.    Wo  ist 
aber   hier   vom  Monde    die  Rede?     Kann   der  Dichter   nicht    vom 
Opfergotte  Soma  dasselbe  sagen,    was  er  doch  von  Indra  erzählt, 
von  Indra,    der  selbst  erst  durch  Soma  stark  wird?^)  antarikfaprd 
bezieht   sich    entweder   auf  den  Luftraum  oder  —  bei  andrer  Ge- 
samtauffassung   des  Verses  —   auf  den  Raum,   den    der    gepresste 
Somasaft  bis  zur  Seihe  durchläuft.    Dies  ist  der  Sinn  von  antarikna 
IX  63,  8.  27  (bei  H.  S.  235  Anm.  falsch  zitiert)  und  IX  65,  16,  wo  es 
sich  deutlich  um  das  Opfer  der  Menschen  handelt  (beachte  mandt 
ädhi  und  die  Fortsetzung  von  IX  63,  Vers  9).     Ebenso  ist  wohl  IX 
3,  7  von  räjämsi  und  IX  17,  5   von  tri  rocanä  die  Rede,    wenn  es 
sich    nicht    etwa   um   die  Wanderung  Somas   als  Opfertrank   zum 
Himmel  handelt.  2)    Es  gliedern  sich  diese  Vorstellungen  an  die  von 
der  Seihe   als  Himmel   an.    So  ist  auch  IX  37,  3  unter   den  Lieht- 
räumen des  Himmels,  die  Soma  durchläuft,  die  Seihe  zu  verstehen. 
Selbst  wenn  davon  die  Rede  ist,   dass  Soma  als  himmlischer  Vogel 
herabschaut  auf  die  Erde  (IX  71,  9),  so  ist  dies  sicherlich  nicht  auf 
den  Mond  zu  beziehen,   wie  H.  S.  235   will.    Schon    die    folgenden 
Worte  desselben  Verses  zeigen,    dass  Soma  nicht  als  Licht  herab- 
schaut;  denn:  pdi'i  krdtunä  pa&yate  jdjji  (ebenso  wie  z.  B.  X  91,  3 
von   Agnis   krätu   und   X  187,  4    von    seinem   Durchschauen   aller 
Wesen  die  Rede  ist).    Ausserdem  ist  vorher  im  ganzen  Liede  deut- 
lich nur  vom  Opfertrank,  seiner  Bereitung,  Vermischung  mit  Wasser, 
Darbringung  die  Rede.     Ich  halte  auch  hier  das  Herabschaueu  auf 
die  Erde    nur    für   ein  Motiv,    das   sich   an   die  Schilderung  seines 
Wandeins  am  Himmel,  i.  e.  auf  der  Seihe,  in  der  Sonne  Glanz  «re- 
kleidct,  angeschlossen  hat.     Das  wird  direkt  bestätigt  durch  IX  3b, 
5:  end  syd  mädyo  rdsö  'va  ca^te  diidh  Msulf  yd  indur  väram  ävisat, 
wo  wiederum  die  ganze  Umgebung  des  Verses  nur  von  den  Opfer- 
vorgängen handelt,     dlvydh  siiparndh  und  divdh  Mihtli  heisst  Soma 
aber  wie  Agni  (letzt<»rer  divdh  iiUuIi  z.  B.  IV  15,  6).     Soma  und  Agni 
berühren    sich    in   ihren  Epitheta  und   in   den  Bildern,    die  auf  sie 
angewandt  werden,  ausserordentlich,  weil  sie  beide  Opfergötter 
sind.     Daher  sollte  man  stets  bei  der  Erklärung  des  einen  den  au- 


1)  IX  100,  9  soll  nach  H.  im  Zusammenhange  besonders  be- 
weisend sein.  Aber  Vers  8  reistet  er  die  Worte  tdmämsi  jighnast 
wieder,  wie  öfters,  aus  dem  Satzzusammenhänge  heraus,  wodurch 
sie  erst  seiner  Theorie  günstig  erscheinen:  es  gehört  zu  ihnen  hin- 
zu visväni  däsiisali  grhe,  also  "Soma  vernichtet  alle  dunklen  Mächte 
im  Hause  des  Frommen"!  Wo  ist  da  ein  Bezug  auf  den  Mond  und 
die  Nacht? 

2)  IX  17,  5  ist  im  ersten  Falle  zu  überseten:  "Durch  die  drei 
Lichträume,  o  Soma,  gleichsam  zum  Himmel  steigend  strahlest  du; 
du  setzt  gleichsam  die  Sonne  in  Bewegung."  Das  Fliessen  des  Opfer- 
trankes zur  Seihe  würde  danach  mit  dem  Emporsteigen  der  Sonne 
am  Himmel  verglichen;  daher  ndl  Das  ''gleichsam"  in  meiner  Über- 
setzung IF.  8,  Anz.  26  soll  sich  übrigens  auf  den  ganzen  Satz 
beziehen  und  nicht  nur,  wie  H.  annimmt,  auf  "strahlst  du",  daher 
ist  auch  seine  Stellung  im  Indischen  ganz  korrekt. 


Hillebrandi  Vedi&chc  3h'iholopc% 

dern  zu  Rate  ziehen.  So  wird  z,  B.  auch  von  Soniii  gresag-t:  ) 
tarä  vicaraii  IX  68,  4,  wie  es  von  A^rni  heissi:  rjcarat  rodasi 
ÖO,  1.  —  Pes  weiteren  soll  nach  H.  <S.  HSh  iV)  pkam  ak^i  IX  i 
doch  der  Mond  sehi^  weil  in  \\  li  und  5  (H.  fliLseiilich:  4)  "nirgends- 1 
von  der  Sonne,  wohl  aher  vom  jungen  Mond  [hiclj  gesproeh*^n  ist*'. 
Wo  ist  aber  in  diesen  V<!i'beo  mir  von  Mond  die  Rede?  H.  ist  80 
tD  seiner  Theorie  belaTi;:'en,  dsiss  er  dort,  wo  er  unter  andern  Be^ 
zeichnung-en  den  Mond  vermutet,  dies  Wort  datür  stillschweigend,. 
wie  eine  g^eofebene  That^aehe»  einsetzt. ^)  Aber  es  fcoll  ja  erst  er- 
wiesen werden,  dass  vom  M^nile  die  Rede  ist.  Tliatsache  ist  allein, 
datis  vom  juiig-en  Indu  g;i\sproehen  wird.  Bezöge  sieh  nun  ekam 
dk§i  wirkücii  a.uf  den  junj2;en  ludu  und  niciu  auT  die  Sonne,  so 
wöre  dadureh  wohl  für  diesen  Vers  die  Gleichsetznn^j  Indus  mit 
dem  Monde  tresichert^  aber  wie  liisst  sich  jene«  mit  ir;:jend  welcher 
Walirscheinhchkeit  darthun?  —  Ferner  sollte  nach  H.  1310  pärväm 
anu  pradUaip  KV.  IX  111,  3  "nach  Osten"  bedeuten  (es  ist  votn 
Gehn  Somas  die  Rede  und  würde  sieh  dann  nm  den  Mond  handeln); 
ich  habe  dag:egen  die  Übersetzung  'nach  uraller  Vorschrift'*  vor- 
^esehlagen.  H-  macht  nun  darauf  aufmerksam,  da^s  der  Sitniaveda 
für  die  Worte  des  KV.  liest:  präclm  anu  prmimjm;  hier,  glaube  ich, 
vertreten  diese  Worte  ilnem  Sinne  nach  (tur  die  Auffassung  der 
üdg:ätars)  ein  präk  'vorwJirts'  und  bedeuten  nicht  (den  von  II. 
für    die  Worte    den    RV.    ang-enommenen    Sinn    bestätigend)   "nach 

Osten". ^  So  haben  sich  alle  ern.stllcheren-)  Einwendung^en  H.s 

ge^en  die  Bekämpfer  seiner  Soma-Moud-Theorie  als  nicht  .stiehhaltig' 
erwiesen,  und  ich  fasse  mein  Urteil  über  die  letztere  mit  Oldenberg: 
(ZDMG.  54,  (51)  dahin  zusannneu:  Wäre  für  die  vedischen  Dichter 
Sonia  der  Mond,  dann  würden  sie  es  deutlich,  initer  Anwendung- 
von  caadvamcm,  gesagt  haben.  Wo  stehf  im  IX,  Mandala  i^twas 
von  Soma,  der  in  der  Nacht  scheint,  dessen  Gefährten  die  Sterne 
sind,  der  ab-  tind  zunimmt  usw,?  Warum  sind  solche  Bilder,  wie 
sie  H.  I  3i^^8  Anm,  von  den  Stei*neu  und  dem  Jtonde  zusanmienge- 
fit  eilt  hat^  nicht  von  den  Sternen  und  Soma  gebraucht  worden? 
Und  wären  die  SonmÜeder  als  Mondlieder  zum  grossen  Teil  in  der 
Nacht  vorgetrat^'-en  worden,  wie  H.  jetzt  S.  233  annimtnt,  dann  hätten 
wir  deulliehe  Schilderungen  der  Nacht  und  Somas  als  des  sie  er- 
lenchteuden  Mondes,  aber  nicht  solche  vagen  Bilder,  die  H.  auf  den 
Mond  bezieht,  die  aber  ebensogut  und  im  Rahmen  der  übrigen 
vedischen  Ausdrucksweiße  viel  besser  auf  den  Opfer- So ma  passen. 

Zum  Schlüsse  (8,  241  ff.)   verteidigt  H.   steine   (nur   ein   wenig 

modifizierte!  Auffassung  von  naicämkhn7n  IITo3>14.  wie  er  sie  Ved, 
Myth.  I  14  IT.  vorgetragen  hatte,  gegen  Böhtlingk  (Sitzb.  Sachs.  Ges. 


1)  Das  passiert  H,  öfters.  So  sagt  er  S.  2t?0r  "Es  wäre  doch 
seltsam,  dass  in  einer  dem  Veda  vorausliegcnden  Zeit  der  Soma 
[sie!]  als  Sitz  des  Ambrosia,  als  I^ichtwesen  [sicJ]  betrachtet  worden, 
derselbe  Gedanke  in  späterer  Zeit  aufgelebt  und  zum  Gemeingut 
[der  Inder]  geworden  sein  soll  und  Soma  gerade  für  die  Sänger 
des  RV.  .  -  .  .  kein  Mondgott  .  .  .  gewesen  sei".  Ja,  das  wäre  selt- 
sam! Aber  von  Soma  als  Sitz  des  Ambrosia  in  vorvedisclier  Zeit 
ist  ja  bei  keinem  (auch  nicht  bei  Gidenberg,  gegen  den  H.  an  jener 
Stelle  polemisiert)  die  Rede  gewesen,  sondern  nur  vom  Monde! 

2)  Ich  sehe  %'on  solchen  ab  wie  die,  das»  II  40  Soma  der 
Mond  sein  müsf^e,  weil  er  mit  Püsan,  dem  Sonnengotte,  zusammen 
angerufen  werde  (H.  S,  18  f.).  Zu  welcher  Auffassung  kämen  wir 
da  bei  manchen  der  vedischen  Götter! 


46      Karst  Historische  Grammatik  des  Kilikisch-Armenischen. 

Wiss.  12.  Dez.  1891),  ohne  meine  Besprechung  IF.  8,  Anz.  22  ^die 
gleichzeitig  eine  Verteidigung  gegen  Einwendungen  Ludwigs  ist) 
heranzuziehen.  Ich  kann  H.s  Ansicht  auch  jetzt  noch  nicht  beitre- 
ten, wenngleich  ich  seinen  Bemerkungen  gegen  Böhtlingk  zumeist 
zustimme.  Falls  er  etwa  an  meiner  Erklärung  von  sakhd  als  'Spros?.' 
=  'Sohn*  Anstoss  nimmt,  weil  diese  Bedeutung  im  RV.  nicht  be- 
legt sei,  so  frage  ich  ihn,  wie  oft  denn  ääkhä  überhaupt  vorkommt: 
ausser  in  dasasäkha  nur  dreimal!  Darauf  lässt  sich  keine  Kegel 
über  den  vedischen  Sprachgebrauch  aufbauen.  Eher  könnt<^  er  an 
der  von  mir  nlcä-  zuerteilten  Bedeutung  'niedrig*  =  'gewöhnHch, 
gemein'  Anstoss  nehmen,  für  die  sich  aber  aus  der  späteren  Litte- 
ratur  so  zahlreiche  Beispiele  beibringen  lassen,  dass  wir  keinen 
Grund  haben  sie  im  RV.  nicht  vorauszusetzen. 

Ich  bin  mit  meinem  Bericht  über  den  zweiten  Band  von  H^ 
"Vedisfher  Mythologie"  zu  Ende.  Neu,  originell  und  anregend  ist 
auch  hier  fast  alles  wie  im  ersten  Bande,  aber  auch  diesmal  kann 
ich  den  Resultaten  des  verehrten  Verfassers  in  den  Hauptzügen 
nicht  hi'istimmen.  Im  Einzelnen  hätte  ich  gleichfalls  noch  Manches 
zu  bemerken,  so  z.  B.  ist  von  ihm  (S.  46)  RV.  IV  13,  4  c— d  nicht 
richtig  übersetzt  (vgl.  Foy  KZ.  36,  129).  Aber  auf  alle  solche  Ein- 
zelheiten näher  einzugehen  wird  ebenso,  wie  eine  Würdigung  der 
vielen  P'einheiten  des  Buches,  durch  den  mir  zugemessenen  Raum 
verboten. 

Dresden,  Sept.  1900.  Willy  Foy. 


Karst  J.  Historische  Grammatik  des  Kilikisch-Armenischen.  Strass- 
burg  Trübner  1901.    444  S.     15  M. 

Nachdem  ich  bereits  im  Lit,  Centralblatt  Wert  und  Bedeutung: 
von  Karsts  ausgezeichneter  Arbeit  hervorgehoben  und  mich  im 
Wesentlichen  mit  ihm  einverstanden  erklärt  habe,  sei  es  mir  ge- 
stattet, die  gelegentlich  geäusserten  Ansichten  Karsts  über  altanne- 
nische  Dialekte  und  Wortfornjen,  die  ich  nicht  immer  teile,  an  dieser 
Stelle  eingehender  zu  besprechen. 

1.  Über  das  Verliilltnis  der  modernen  Dialekte  zum  Mittel- 
und  Altnrmenischen  habe  ich  p.  VIII— IX  des  Vorwortes  zu  meiner 
Arm.  Gijunm.  kurz  gehandelt.  Ich  nahm  a.n,  dass  derselbe  Dialekt, 
der  im  r>.  Jahrh.  schrittlich  fixiert  und  als  Schriftsprache  im  Ganzen 
unverändert  bis  in  die  neueste  Zeit  gebraucht  wurde,  im  Volks- 
munde (als  Vulgärsprache)  weiter  lebte  und  sich  allmählich  verän- 
derte, um  sich  später  in  Ost-  und  Westannenisch  zu  spalten  und 
schliesslich  zu  den  verschiedenen  modernen  Dialekten  zu  entwickeln. 
"Wohl  mögen  im  5.  Jahrh.  armenische  Dialekte  existiert  haben,  aber 
sie  brauchen  nicht  sehr  verschieden  gewesen  zu  sein  und  können 
in  der  Schriftsprache  oder  der  sie  fortsetzenden  Vulgärsprache  auf- 
gegangen sein  wie  die  altgriechischen  Dialekte  in  der  Koivf|"  (a.a.O.). 
Karst  dagegen  nimmt  S.  132  flg.  neben  dem  "klassischen**  Dialekt^ 
aus  dem  die  "klassische"  Schriftsprache  wie  die  vorausgesetzte 
••klassische"  Vulgärsprache  hervorgingen,  einen  andern  —  sagen 
wir  "unklassischen*'  —  Dialekt  an,  der  bereits  im  5.  Jhd.  ausgebildet 
war  und  manchen  alten  Autoren  dieser  und  der  spätem  Zeit  (Faustug, 
Lazar  Pharpe^i  usw.,  den  ^unreinen**  Klassikern)  verschiedene  Fo^ 
«nen  wie  die  Kollektive  auf  -ear,  ani  usw.  geliefert  hat.    Eine  Tochter 


Karst  Htstortfiche  Giamwatik  des  Killkisch^Armeuischcn.      47 

dieses  Dialektes  ht'i  auch  das  Kilikische.  das  nlsr»  nicht  vom  Kla^- 
Äiisch-Arriieiiischeti  ahslfimme.  Die  M<itili(:hki'it  der  einsti^jfen  Exi- 
stenz nincb  solch<^n  Dinloktet*  ist  natürlich  nicht  zu  leiiprnen,  es  muss 
^iehnehr  nach  alJtTn,  was  wir  vom  hohen  der  Sprache  witisen»  als 
«elbstvci'Miludlicli  auüenommeii  werden,  ilnss  da«  Armenische  in 
der  iilteraturlnspn  Zeit  vor  dem  fn  Jhd.  dialektisch  ^ifespalteu  war. 
iJaftir  lif'j^t  ein  Zeii^intj  aus  dem  8.  Jhd  vor,  das  ich  Ann.  Gramm. 
S-  518  — fiTJ  besprochen  liahe.  Danach  fiah  e.s  nehen  dein  Dialekt 
der  Zentralprovinz  und  des  Hotes^)  sjehen  Grenzdjalekte,  niimlich 
d«j>  Korcay  < Provinz  Koreaik.  Land  der  Kurden),  das  Tayet^d  (Pro- 
vinz Trtik,  Toioxoi),  da.s  Xul'ayin  (Kinitnn  Xoil*  in  Turuberan  mit 
unarnnMiischer  ßevülkerunir  und  —  noch  im  10,  Jhd,  —  unarmenischer 
Sprache),  die  Sprache  des  ''V^ierten  ArnieuieDs"  (Provinz  mit  wramai- 
fccher  Bivtdkerung"  in  JUtcrer  Zeith  das  Speraei  (Kanton  S|»er  in  HncI»- 
arnienien,  XdcTreipecl,  das  Siuni  (Provinz  Siunik)  und  das  Arcaxayin 
^(Provinz  Arcax).  Freilich  weisen  diese  Antraben  nach  meinen  Ans- 
führun^en  eher  auf  IVemde  Sprachen,  die  in  den  jirenannten  Kan- 
tonen nnd  Provinzen  ein>t  ^rcsprochen  wurden,  als  ant  armenische 
Diakdite  hin  und  kunnen  jedenlalls  nicht  ohne  Weiteres  als  Beweis 
tur  die  Existenz*  dieser  Dialekte  gelten.  Andere  Anpihen  über  alt- 
armenische Dialekte  finden  sich  bei  Cirhjed  Granmiaire  de  ia  lam 
^ue  armenienne  Paris  lHi;i^  Preface  p.  Xi  HtT-,  wonach  man  Mans 
de»  lemps  de  ja  tres-eloitrnes  de  noiis"  sechs  Haupt  Dialekte  {bay^harft) 
uuierschied^  den  "Ararathischen"  den  "Gordischen'*,  den  von  Ahi- 
auk,  den  von  Gugark,  den  von  Ivleinarmenien  tind  den  viiu  Pers- 
Armenien,  Der  eleganteste  derselben  war  nach  Cirbied  der  l->ia]ekt 
von  Airarat,  das  Schritiarmenische,  die  übrigen  sinil  von  ihm  ab- 
g-eleitet  und  nur  beim  Volk  gebräuchlich.  Das  "Aniraihische"  und 
*' Gordische''  wurden  einst  auch  zentrale  Dialekte  {jttijerkrcay  bar- 
hai*fc)  genannt,  die  vier  andern  dagegen  Grenzdialekte  ieicrakan 
harbark)^  Das  "Gordische"  unterschied  wich  nur  wenig  vom  "Ära- 
ratbischen**  (z.  B,  gord»  Iktm  =  arar.  Ikanemi  gord.  juk  =  nrar. 
jukn  Tisch'),  «ind  seine  Eigentömliclrkeiten  "füren t  plus  ou  moins* 
revus  dans  le  dialecte  ararathien;  on  les  trouve  aujourd'lmi  dans 
les  ouvrages  des  ancienp  et  dans  h^s  diclionnaires  de  la  langue 
lilterale',  wHhrenti  andere  Idiotismen,  wie  der  (lebrauch  der  Indi- 
kativparlikel  ku,  k^  "jetzt  nur  iu  der  Yolksspraehe  gebrHucldich 
b  nd."  Dieses  "gordischen"  Dialektes  bedienten  sich  die  Völker»  die 
lüngs  den  "gordischen''  Bergen  und  an  den  südlichen  Gestaden  des 
Van-Sees  wohnten  sowie  viele  Kolonisten  im  nördlichen  Mesopota* 
Diien.  Auch  war  er  Hofsprache  der  Arsacidenkünige  von  Armenien 
in  Nisibis,  Edessa  usw.,  \  erkehrssprache  der  Ära  her,  Chaldiier  und 
Syrer  von  Mesopotamien,  Hofsprache  der  Arcrunischen  Konige  von 
Vaspnrakan  usw.  In  neuster  Zeit  haben  sich  in  den  Provinzen,  wo 
man  ''gordisch*'  sjirach.  verschiedene  Dialekte  wie  der  von  Van,  von 
Sa?*un,  von  Mokk,  von  Xoit\  vom  Vicrtett  Arnunäeii  usw.  gebildet,  die 
manche  Unterscidede  vom  Schrittarmenischen  und  selbst  vom  alteji 
"Gordischen**  zeigen  (a.  a.  O.  S.  XVII).  Fragt  man  aber,  worauf 
üich  diese  Angaben  stützen,  so  kann  man  in  Ermangelung  jeder 
andern  i^uelle  nur  die  oben  erwJlhnte  Stelle  des  Job,  Erznka(,'i  und 
fiie  modernen  Dialekte  nennen,  die  Cirbied  sehr  gut  kannte.  Das 
sind  aber  keine   hinreichenden  Grundlagen   für  die  Behauptungen 


1)  Wortlich:  "die  grenzlicben  iezerakan)  Dialekte  (5ar4' ^Wör- 
ter, Ausdrücke')  —  die  zentralen  {mijerkrea}/)  und  das  Östanische" 
iostankan)  Job.  Erzukaci  bei  Injijean  Altert.  3,  S.  7. 


48       Karst  Historische  Grammatik  des  Kilikisch-Armenischeu. 

Cirbieds  über  Lautverhältnisse  und  Verbreitung"  des  "gordischen" 
Dialektes  in  alter  Zeit,  und  darum  haben  wir  diese  so  lange  als 
erdichtet  abzulehnen,  bis  sie  besser  begründet  sind.  Karst  ist  daher 
durchaus  im  Unrecht,  wenn  er  S.  134—136  seiner  Gramm,  sich  den 
Angaben  Cirbieds,  die  er  "nicht  zu  kontrolieren  vermag**,  anschliesst 
und  das  Kilikische  für  eine  Tochtersprache  eines  kleinarmenischen 
mit  "gordischen"  Elementen  gemischten  Dialektes  erklärt.  Was  ist 
denn  eigentlich  "Gordisch**? 

Die  Bemerkung  Cirbieds  a.a.O.  S.  XI:  "gordien  =  korduaci" 
lind  die  Angabe  S.  XVI,  dass  das  Gordische  im  Süden  vom  Van-See 
gesprochen  wurde,  lässt  keinen  Zweifel  darüber,  dass  unter  Gordi>ch 
die  Sprache  des  Landes  Korduk  (Corduena  bei  Ammian,  griech. 
Kopöourivri,  jetzt  Bohtan)  südlich  vom  Van-See  zu  verstehen  ist. 
Wir  dürfen  also  gar  nicht  von  einem  gordischen  sondern  sollten 
von  einem  kordu-ischen  oder  —  nach  neuerer  westarmenischer  Aus- 
sprache —  gortu-ischen  Dialekt  reden  und  darunter  einen  im  alten 
Kurdistan  gesprochenen  armenischen  Dialekt,  der  dann  von  der 
Sprache  der  im  l^ande  Korduk  einheimischen  Bevölkerung  (der  Kap- 
boöxoi  Xenophons)  zu  unterscheiden  wäre^),  verstehn.  Da  nun  aber 
das  Land  Korduk  nach  der  dem  Moses  Choren,  zugeschriebenen 
Geographie  S.  008  ein  Kanton  der  Provinz  Korcaik  war,  so  müssen 
wir  das  "Gordische"  Cirbieds  als  Sprache  von  Korduk  mit  dessen 
"Gordje-ischen'*  (Grammaire  de  Denis  de  Thrace  S.  29)  =  Korcay 
bei  Joh.  Erznka^i  (s.  oben)  =  Sprache  der  Provinz  Korcaik  iden- 
tifizieren, obwohl  letzteres  ausdrücklich  —  und  mit  Recht  —  als 
Grenzsprache,  das  Gordische  aber  als  zentraler  Dialekt  bezeichnet 
wird.  Aber  vielleicht  ist  die  Auffassung  von  Gordisch  als  Kurdisch- 
armenisch nur  ein  Irrtum  Cirbieds,  und  es  gab  doch  ein  von  letz- 
terem verschiedenes  Gordisch.  Darauf  führt  die  Notiz  in  der  arme- 
nischen Übersetzung  des  Dionysius  Ihrax^)  S.  30  "den  Gordait 
(g<»n.  Gordayic)  selbst  ist  ein  Typus  eigentümlich  wie  z.  B.  Manaic" 
statt  des  gewöhnlichen  il/örnec^).  Danach  zu  schliessen  hätte  es 
einen  Dialekt  gegeben,  das  Gorday,  in  dem  schriftarmenisches  e 
durch  ai  vertreten  gewesen  wHre.  Dieser  Dialekt  wird  nach  dem 
grossen  W^b.  (imter  Gorday)  noch  zweimal,  bei  den  Grammatikern 
Erznkaci  und  Moses  K'ert'ol  oder  Stephannos  Siunegi  erwähnt  und 
von  ersterem  mit  dem  Dorischen,  das  als  entstelltes  Attisch  aufge- 
fasst  wird,  verglichen,  im  Übrigen  vom  Wb.  im  Anschluss  an  Erzn- 
ka^i  dem  Korcay  gleichgesetzt,  wie  aus  dem  Artikel  korvalezu,  kor- 
öai/  erhellt:  "dessen  Sprache  etwas  entstellt  und  verdorben  ist,  wie 
es  die  der  Bewohner  des  Landes  Korcek  (=  Korcaik)  in  Armenien 
war,  die  auch  genannt  werden  Gordaik,  Korduk,  Korduaeik,  die 
Nachbarn  der  nieder:  wonach  auch  die  jetzigen  stammfremden  (mu- 
hammedanischen)  Einwohner  Kurden  genannt  werden  und  ihr  Land 
Kurdistan."  Beleg:  "gorda  nennt  er  das  korcalezü*'  (wie  das  ent- 
stellte Attisch  Dorisch  genannt  wird)  Erznkaei  Gram.  Hat  dem 
Grammatiker,  der  zuerst  gorday  neben  kordoy  gebrauchte,  der  alte 
aus    griechischen  Schriftstellern    bekannte  Unterschied   (s.  Nöldekc 


1)  Ich  betone  hier  nochmals,  dass  das  Volk  der  Korduk  bei 
Elise  von  den  Armeniern  unterschieden  und  zu  den  fremden  Völ- 
ken  (wie  Georgier,  Albaner  usw.)  gerechnet  wird.  Arm.  Gramm.  S.  519. 

2)  Grammaire  de  Denis  de  Thrace  ed.  Cirbied,  Paris  1830.  — 
Dieses  Werk  wird  im  Folgenden  als  Dionys.  zitiert. 

3)  Ein  aus  dem  Persischen  entlehnter  Name  =  mittelperß. 
*Ma7iei\  s.  Arm.  Gramm.  S.  51. 


Kar^t  Historische  Grammatik  tles  Kilikisch-Armenischen.       49 

Fe^lschirift  f.  Kiepert  S.  73)  s^,wi>tiifn  Topfeurivri,  rop0uaioi  und  Kop- 
^our|%f|,  Kop^ualül  vurg^eHfhwebt ?  Vou  einem  Gorday  als  Name  einer 
I^a^t^'^tIl^llt  otler  Stadt  oder  V'tdkersthaft  u.  il»jjL  weiss  sonhl,  soviel 
ich  seile,  die  ganze  aniienische  Litleratur  niehln.  Aber  gesetzt,  es 
gab  einen  allen  Dialekt,  das  Gorcia\%  in  ilejt»  ai  lür  klass,  (=  standi 
ßo  halte  er  doch  weder  mit  der  kiassisehen  Vulj^'ilrspraflie  noch 
niit  drni  'miklaH8isthen"  Dialekt  etwas  zu  thun,  da  klasB.  ^  in  bei- 
den nieht  durch  ti/,  sondern  e  vertreten  war.  Im  Übrigen  lüsst 
frich  über  diesen  Dialekt  niehtsi  weiter  behau plen. 

Lassen  wir  aber  die  Zeugnisse  der  Litteratur  beiseite  und 
halten  uns  an  die  Sprache  selbst,  so  zeigt  dieselbe  bei  einem  Teil 
der  alten  SehriltMeher  ^)  in  der  That  DoppelloiTnen,  die  auf  dialek- 
tischen Unterschieden  beruhen  können  oder  müssen,  wie  auch  aus 
dem  Kilikischeii  alle  Formen  zu  ersehli essen  sind,  die  sieh  mit  den 
entsprech landen  klassischen  Formen  nicht  decken*  Vgl  die  Kollek- 
liva  auf -j^rtr  (7'(rn*^r/r 'Klöster')  und  ^r(//rti/e/*' Armenier')  bei  Fyustus, 
FseudocaHisthenes  und  Lazar  PImrpeei  =  kik  -er  (als  Pluralsuffix»  z.  B. 
in  van  er,  Uayer)  neben  klass.  -k  {tank  *KIöster\  Htiik  Armenier')  bei 
Faustus  usw.;  die  Kollektiva  auf  ani  {avayani  'die  Vornehmen"  bei 
Faiislus,  Lazar)  =  kil.  ni  (als  Plurale,  z.  B.  oüni  'Läuse')  neben 
klass,  k  {aragk  bei  Eznik,  Fiisö  usw.);  ihru  'wie*  (bei  Agath,,  PiL 
usw,,  aber  auch  bei  Etise)-)  neben  klass,  ibrev  (auch  hei  Agath., 
EHs^);  airuji  'Mann  und  Pferd  =  Kavallerie*  iMaccab.,  EHse  Vene- 
dig 1859,  S.  7)  neben  airevji  (Maccab.,  Agath.^  Lazar,  EJi-^e  S»  7); 
titutaan  neben  nferfann  'achtzelur;  kil.  und  neuarm,  ii  'und' =  klasa. 
er;  kil.  imu  'bis'  neben  klai^s.  mlnfev  (Karst  S.  ti8);  zer  (Pit-),  zera* 
vor  (Mos.  Gcogr.)  neben  zair  'Felszacke'  (1  Kg,  14,  5),  zairaror  'ge- 
zahnt' (Mos.  Choren.),  zaui-at  'zahnlos*  (Kateg.  S.  144);  s^r  (no  vor- 
komnientl?)  neheti  i^alr  'Schneide  des  Schwertes'  (Oskeb.  Ehr.,  Mac- 
cab.),  tariimim  'welke*  (.AT.,  Lazar»  Leb*  d,  Väter  usw.)  ne]>en  (ar- 
saniim  (Bthel,  Mos,  Choren.»  Philo,  Kpbrem,  Lampron,);  fie/e/  Flut, 
Überschwemmung*  (AT)  neben  oio/-e?n  'wasche,  überschwennne' 
(AT,;  lerk  'glatt,  unbehaart'  ((iegcnsalz  inv.  Gen.  27,  11,  Gramma- 
tiker) neben  ulork  'glatt,  poliert^  eben*  (Gegensatz  xosor\  AT,  Philo, 
Elise,  Mos,  Clioren.  usw.);  monk  'wir',  dank  lhr\  nonk  'sie''*^)  neben 
altarm»  tnf:k,  duk^  noka\  kiJ  lap,s(ak  neben  klass.  napaatak  'Hase'.; 
kih  boniftn  '\%'rtrag,  Termin*  neben  klass.  paimun;  kih  ^ak  'Mass' 
neben*  klass.  /f//)  usw.  Seltsam  das«  Karst,  der  diese  P'alfc  S.  62,  ^J8, 
8ti,  132 — 135  WSW,  hervorhebt,  das  beste  Beispiel  übersehen  hatj  das 


I 


1)  Im  Folgenden  ist  AT  =  Alteü  Testament,  NT  =  Neues 
Testament  in  arm.  Übersetzung;  Philo  =  Philo  About  the  contem- 
pla  t i  \-  e  l  i  J  e  eil,  Co  n  y  b  e  a  i'  e .  D  x  f o  r d  1 81>rj ;  Kateg.  =  K  a  t  e  g  o  r  i  e  n  li  e  s 
Aristoteles  in  Anecdota  Oxnniensia  ed.  Conyheare,  Oxford  1892; 
Def,  =  I)etinitiones  philos.  {sahrnank  imaNtuteau)  des  Pbiitisophen 
David  in  Koriun*  Mambre,  Davit',  Venedig  18.13  p,  120— 21(>;  Isag-, 
^  Isagoge  des  Porphyrius  ebenda  p,  227—250, 

2)  Der  gilt  freilich  nicht  als  "reiner"  Klassiker, 

.'!)  Bei  Dionys.  S.  52,  Die  Formen  sind  verdächtig,  weil  sie 
Dualformen  sein  sollen  und  alle  diete  Duale  wie  Petru  34,  ainu^ 
aidu  50,  hnei},  kora,  noron  52,  nowr  'ihrer  beider"  5*1  erfunden  sind. 
Befremdlich  ist  auch,  dass  der  Plural  von  «*.  du,  na  ah  unk  (statt 
m«?Ä*X  duk,  nokank  (statt  noka)  S.  52  ang*"gel»en  wird.  Auch  noir 
'sein*,  dat,  num^  in^tr.  nov  sind  verdächtig,  von  dem  wüsten  Para* 
digma  des  regelmässigen  Verbums  S.  70— H6,  wohl  ein  späterer  Zu* 
eatz,  ganz  abgesehen. 

Anzeiger  XII  J.  4 


50       Kai'frt  Hihtoriörhe  Grammatik  des  Kirikisch-Ar 

ich  hier  iiHchtra^c*:  hast,  draai,  faxfak  iPit.,  Philo,  Plalo  usw.)  tlfben 
klrtsy.  baxt  Ttlück',  draxt  *  Garten',  taxfak  'Täter  (Arm,  Gramn, 
S.  115— 11*>,  145,  2fiO).  Ah  er  niclit  alle  diese  Doppel  formen*)  haben 
die  gleicht^  Beweisknift.  Denn  llöppclformeii  wie  faram-  Uüd  far- 
Mm-,  hefel'  und  o^ol,  Itrk  und  olin*k  könnten  trotz  ihrer  Verschie 
denhcit  demselben  l>ialekt  angehören,  wie  z,  B.  im  Armi'nlschpt» 
kaf'  *rier'  und  ror-k  'vier'  (id>r-  k^'-firr-  und  k-etvor\  in  lat.  deu$  und 
dlüus  (aufc  ^deif^osl  oleum  und  olha  (^jfrieeh.  ^Xaiov  und  ^Xotia)  usir.; 
es  kann  zair  neben  zauv-at  stehen  wie  noin.  hair  'Vater*  neben  gvn, 
haut*  usw.  (Karsl  p.  6"2),  e.s  kann  lapaiak  volki:setyniolo>^i»ch  aus 
'^jiapsfak^  klahs.  napastak  cnt>standen  sein;  Formen  aber  wie  motik, 
donk.  nonk,  die  di^m  Übersetzer  de.s  Djony,  Thrj*x  stiitt  der  fehlen* 
den  Dualloi^meii  herhalten  müssen,  sind,  wie  bemerkt,  verdüchtig-, 
um  so  mehr  als  sie  noeh  jüii'^er  als  Belbst  die  kilikischen  Projiomi- 
naiformeii  nvenkf  duk,  naka  sind.  Aber  ich  rilmne  ein,  dass  ein 
Teil  dieser  Doppellonnen  nur  durch  Annahme  eine«  alten  Dialektes 
neben  dem  klassischen  eine  befriedigende  ErkUtntng  findet.  Von 
diesem  Dialekte  las  st  sich  zunächst  beliaupten*  dass,  wenn  ihm  mich 
alle  Ei^'-entiimlichkeiten,  auf  welche  die  ob^n  ^^''eimnnten,  von  der 
klassischen  Sprache  abwetehenden  Formen  etwa  seh  Messen  lasj^en 
könnten,  und  noeh  einigte  andere  niciir  zukamen,  er  doeli  nach  Aas^ 
weis  drs  zu  ihm  ^rehörigen  Kilikischen,  das  Karst  fast  vollständig- 
aus  der  khissisehen  Sprache  erklären  konnte,  mit  letzterer  im  W 
kahsmus,  Koiisonaiüisnius,  Deklination,  Konju^ration  und  SyotAX 
derart!;:'  übereinstimmte^  dass  nicht  von  zwei  Dialekten  sondeni 
nur  von  zwei  Muiniarten  desselben  Dialektes  die  Uede  sein  kann*,. 
Ferner  muss  aber  behauptet  werden,  dass  alles,  was  als  dialektisch 
^•elten  kann,  soweit  es  sieh  überhaupt  etymologisch  beurteilen  lÄsst, 
jünger  ist  als  die  entsprechenden  khissischen  Formen.  So  mUHS  die 
"Gorday '-Form  Maitfäc  (s.  oben)  Jün^vr  sein  als  altaruK  3/aw^f,  weil 
die  arsacidische  Form,  die  entlehnt  wurde,  Manet^  (uiebt  *Mannii\ 
war;  so  ist  kil.  boman,  ma^  man  es  auf  ein  altdial.  "^poman  oder 
*paman  u.  d^^l.  zurückführen,  immer  jün;;er  als  altarm,  pcihnan,  d* 
die  mp.  Form  painum  (aus  phl  pnfmüu)  war  und  nichts  darauf 
hindeutet,  dass  boman  über  "^pmnan  u.  d^k  auf  ein  Ulteres  ^pcdman 
zurückzut'ühren  wäre;  so  ist  kil,  bfirj:ttn  aas  "^ patauxun  schwerlich 
illter  als  klass.  pafaHXani  i;:ei^ennber  phl.  pänajcv  (ins  älterem  ^pöi- 
Sfjxv  neben  *päisax*'an'^  so  ist  altarm.  ba.st\  drast,  tastak  jedi»nialk 
jüng-er  als  klass,  baxf,  draxt,  taxtak  =  phl.  baxt  (zd*  baxia-i,  draxi, 
täxtak\  so  ist  auch  kiL  rawc 'wegen*  ans  */'<^i*a' (Karst  S.  1(H>)  jünger 
als  klass.  caan  =  a[>.  ra*^nä,  zd.  vnsiia.  Kurzum,  es  ist  bis  jetzt  kein 
Dialektwort  «.»"efunden,  das  eine  altertümlichere  Grundform  als  die 
klassische  voraussetzen  würde,  so  dass  meijne  Behauptung  im  Vor- 
wort S.  IX  zu  meiner  Arm.  Gramm,:  "^ist  doch  bisher  auch  uieiiie* 
Wissens  kein  einzif,'es  Wort  nach<^ewiesen  worden,  das  seinen  Lauten 


1)  Solche  sind  noch:  arht^^t  neben  arveat  *  Kunst,  (t^x^ti),  Wun- 
der', beide  nebeneinander  bei  Dionys,  S.  4;  teli^  ;^eu.  felvoy  'Ort', 
als  l.  Glied  von  Komp.  tef-  neben  eti,  gQU,  efei,  auch  erst««  (etii^) 
und  letztes  (-/c/)  Glied  \  on  Komp,,  beide  klassisch;  fotn  'GiJV  ueb«o 
tiun,  beide  bei  Elise  S.  1,  Zeile  O  und  4  v.  u.;  ambarnam  *erheb«' 
neben  hambai'nam  (Philo  S  157,  173f;  maurak  neben  niuruk  *B»rt*. 
beide  bei  Philo  a,  a,  O.  S,  169,  Andrer  Art  sind  Fälle  wie  zap9i€tnak 
'Zeit'  neben  arnanejk  'Zeit\  vgl  Arm.  Gramm,  S,  15»?* 

2)  Dabei  konnte  natürlich  die  lexikalische  Verschiedenheit 
bedeutender  gewesen  sein. 


Karst  Historische  Grammatik  des  Kilikisch-Anneni sehen»       51 

nach  —  Bild  auf  diese  kommt  es  vor  Allem  an!  —  auf  eine  andere 
als  die  vorlieg'endt^altuvmenische  Form  zurückgeführt  werden  nnmte*^ 
noch  immer  zti  Recht  hesttdit^)-  Sf>mit  komme  ich  zu  dem  Resultat^ 
dass  dfts  Altarrnenisehe  wohl  in  verschiedene  aher  nur  woui*?  von 
einatider  abweichende  Mundarten  sserfiel,  von  denen  die  altertilm- 
Hchste  die  klassisch- armenische  war. 

Freihch  scheint  auf  den  ersten  Blick  die  Sprache  einig'er  alten 
Werke,  in^^besondere  der  ühersetzun*;'en  philosophischer  nj\d  gram- 
matischer Schriften  mit  einer  starken  l>osis  eines  stark  vom  Klassi- 
schen abweichen  den  Dialektes  versehen  xu  sein.  Aber  diej^er  Schein 
zerriont  bei  njlherer  Betrachtun;ir.  Vor  allem  ?iind  es  doch  die  zahl- 
reichen, dem  Griechischen  nach^^-ehildeten  und  nur  in  ilieser  Litte- 
rattir|rattnn«f  gebrauchten  Kunstaiisdrücke,  die  der  Sprache  den 
fremdartigen  Charakter  verleihen,  wie  die  Nomina  mid  Verba,  die 
mit  den  Präfixen  iirt-  iil),  hat-  (cw-),  bac-  (<4iro-),  ger-  (uirtp-),  der- 
(dvTi-),  ent  (1L/TTO-),  hak-  (fivri-),  hom-  (^ifio-  s.  Arm.  Gramm.  175),  mak- 
(^iri-),  yfif*-  (Trapa-),  ner-  (etc^  lv'\  mi-  {kap)  =  cuv(hec^oc),  sar-  (cuv-), 
par-,  paV'  {ji^pv),  sfor-  ((mro  ),  ter-  (Avo->,  tnim-  (hia-),  pal-  (cnv),  pox- 
(M€Ta-)  zusammen '»'csetÄt  sind-),  ferner  die.  Adverlnen  hizan,  hibar, 
orzon,  orken,  orgon,  orgnnak  (Dion}^  S.  2%  26,  28),  orpak  'wie'  (otov) 
für  klass.  f/r;if!.v 'wie'**);  das  Zahlwort  ez  'ein' (Diony.  S,  20)  für  klass. 
f»i;  das  Prälix  n=^?i  für  klass.  i,  das  ich  bisher  für  eine  Kntlehnun;^^ 
aus  dem  Griechischen  [iv)  «gehalten  halte ^).  Sieht  man  aber  von 
den  Eisrentümlichkeiten  des  WorlschatÄCs  dieser  Kunsrsjiracbe  ab 
und  t'asst  nur  die  eig-eiitliche  Grammatik^  Laut-  und  Formenlehre^ 
näher  ins  Auj^e,  so  zei^t  dieselbe  keine  wesentlithen  Abweichungen 
von  dem  nonnalen  Altarimmischen.  Sn  finde  ich  z.  B.  hei  Dionys. 
nur  die  folgenden:  I)  ibrit  ^vie'  S.  2,  *M.  3H  neben  klass.  ihrer  S*8, 
26  usw.j  2i  mn  'ein'  S.  1'^  \mu  mit)^  30,  40,  n2  nebeii  klas*?,  mi,  ^en, 
mioy  ^.  Ifi.  30;  H)  unr  (das  nur  hier  einnml  [S.  54]  unter  drn  Präpo- 
sitionen aut);eführt,  aber  nirgends  Im  Altarm,  gebraucht  wird),  wenn 
e«  zu  kil.  inni  (klass.  minrev  'bis')  gehören  sollte-'');  4)  den  Genitiv 
auf  'Oir  nur  einmal  in  find  teivoir^^)  "par  le  lieu"?  S.  fiil  (statt  des 
jlTiech.  ^K  TÖTTou)  für  klass.  te^voy'des  Ortes\  vvilhreiid  kotHl  'genannt 


1)  Freilieh,  wenn  maii  arm.  tti  *acht'  au*i  *ovf  =  *op/- (Bugge) 
und  kun  'Schlaf  aus  "^'kovn  =  "^sropno-  (Meillet)  erkhirt  und  den 
Satz  aiifsteNt:  idg.  op  —  arm.  ov  =  w,  könnte  man  auch  altarm.  i* 
'und'  =  idg.  '^opi  =  lat.  ob-  setzen  als  Nebenform  von  altarm,  2v 
'uud*  =  idg.  *epi,  griech.  ^Tr(.  Ist  der  Satz  aber  richtig?  Vgl.  A:o?/ 
^Kuh*  =  idg.  g^oi>. 

2)  Die  oben  genannten  kommen  sihuMich  in  der  Bibid  noch 
nicht  vor,  andere  —  wie  z.  B.  jtax-  [Ttpo-)  nur  in  wenigen  Wortern. 

3)  Bedenklich  ist  das  isolierte  ornik  und  or/'an  (nur  Dionys, 
S.  38)  als  Interrog.  neben  orrap,  orktifi  als  Indefinitum. 

4)  Dagegen  >pricht,  das«  der  Dialekt  von  Agulis  ein  Prilfix 
fi-  hat,  das  üfhon  Patkenean  Arm.  Dial.  S.  20  mit  germ.  in,  griech. 
^v  zusammengestellt  hatte,  vgl.  Karst  8.  40n.  —  n-  steht  als  Präfix 
vor  vokalisch  anlautenden  Worten  im  Dat.  Lok.  mit  der  Bedeutung 
*in*  oder  im  Ablativ  mit  der  Bedeutung  aus*  ganz  wie  die  Präpo- 
sition *;  vor  konsonantisch  anlautenden  Wortern  .steht  ^/^  /.  B.  ^n- 
tesakoje  (von  feaak)^  an  niardoj  Kategorien  llü,  9nmardoJ  114,  ^7i- 
fnarm^no}  143. 

h)  Rarst  stellt  es  S.  54  und  135  zu  klass.  in6  =  agulisch  un4 
'•etwas'. 

6)  Nebet»  nerteivoj  [iv  TÖm^i)  und  i  teivoj  (eic  TÖirov)* 


52      Karst  Historische  Grammatik  des  Kilikisch-Armenischen. 

werden'  S.  38  nur  als  jüngere  aliarm.  Form  (für  klass.  kofel  im  NT) 
zu  gelten  hat.  Der  Dativ  Astvacum  S.  92  gehört  einem  späteren 
Zusatz  zur  Übersetzung  des  Dionysius  Thrax  an.  Denn  diese  Form 
auf  -um  findet  sich  im  NT  nur  beim  Pronomen  und  pronominalen 
Adjektiv  1)  (ZDMG.  36,  124),  bald  auch  bei  andern  Adjektiven  wie 
8urh  {i  srhum  Exod.  29,31),  hin  (i  hnumn  EliSe),  aber  erst  viel  später 
bei  Substantiven.  Bei  Philo  finde  ich  nur  1)  ibTru  S.  160,  163,  173, 
176  neben  ibrev  162,  163,  166,  175,  177  (und  neben  ev,  evs,  Utet, 
jev)',  2)  hast  in  harebastik  S.  161,  barebastutiun  159,  180  für  klass.ftaarf 
(bei  Dionys.  S.  18  bayt  als  spätere  Form  tür  altes  baxt);  3)  atticeal 
{y  asicelum  163)  neben  klass.  asaceal  165,  176,  178;  4)  den  Lok.  Dat. 
auf  'Oj  in  i  lusoj  (^v  q)uiTi)  158,  nmanel  kendanvoj  (ioxKivai  2iüiji)  177, 
die  nur  durch  spätere  Übertragungen  der  Endung  oJ  von  Lokativen 
wie  i  telvoj  und  Gen.  Dat.  wie  knoj,  mioj  entstanden  sein  können; 

5)  den  Dativ  auf  -um  vom  Partizip  amceal  nur  S.  163:  y  asicelum 
i  juiainanocsn  (iv  toic  X€x6eici  MovacxTipioic),  übertragen  von  den  pro- 
nominalen Adjektiven,    vgl.   i  iniuni   176,    yeiifnerordum   i63,   164; 

6)  den  Inf.  pass.  und  med.  auf  il  in  verambarjil  (ucTCiupilecOai)  157, 
kerakril  (Tp^q)€cOai)  165,  cucanil  'sich  erweisen'  166,  tambril,  anklmü 
168,  jgil,  korzil,  haHl,  maMl  172,  basxil  178  neben  altkla.ss.  linel  156, 
159,  172,  173,  martBncel  156,  cnanel  161,  174,  bazmel  173,  handipel 
174,  177,  patahel  171,'  nmanel  177,  xausel  177,  busand  172,  unel  173, 
hayel  173.  In  den  Fällen  2—6  liegen  sicher  jüngere  Formen  als  die 
klassischen  vor.  Auffällig  ist  bei  Philo  nur  das  Pronomen  se  für 
sa^  weil  es  der  klassischen  Sprache  vollkommen  fremd  ist  und  zur 
Wiedergabe  des  griechischen  Femininums  dienen  soll,  vgl.  »e  =  i) 
\xiyf  157,  174  und  z  se  =  aÖTr]v  173.  Das  Wb.  belesrt  auch  den  Gen. 
Sg.  sara  (für  klass.  sora)  und  j)!.  saca  (für  klass.  soca)  aus  der  Über- 
setzung anderer  Schriften  Philos  und  den  Pitoyic  girk  als  weib- 
lich, (ieschlechtsuuterschiede  kennt  aber  das  Armenische  überhaupt 
nicht.  Die  Grammatik  der  Def.  scheint  .als  besondere  Eigentüm- 
lichkeit nur  die  Lokative  auf  -um,  die  Karst  S.  239  aufführt  (dazu 
/  lavumn,  i  mijakurnn,  i  yoreganuinn  S.  167)  zu  haben;  die  Form 
ist  hier  auf  Adjektiva  überhaupt  und  Substantiva  (^  Sokratum,  i 
rfatonuml)  übertragen.  Ahnlich  findet  sich  der  Kasus  auf  -um  in 
der  Isag.  als  Lokativ  (z.  B.  nenfakayum  S.  '239)  und  Dativ  {mar- 
dum  S.  i\3S,  1—4  V.  u.;  250,  11;  tesakum  S.  248  neben  gen.  feaaki 
259),  aber  weit  häufiger  (s.  Karst  S.  238)  ist  hier  der  Genitiv  auf 
-oif\  besonders  von  o-Stäninien  (z.  B.  mardoir  neben  mardoy,  ken- 
danoir  neben  kendanvoy,  kendanoy,  ailoir  neben  ailoy  S.  230,  231, 
235,  aber  auch  tesukoir  248  neben  tesaki  259),  den  wir  schon  in 
einem  Falle  bei  Dionys.  {ond  te/volr?)  fanden,  sonst  aber  weder  im 
Kommentar  zur  Jsagoge  a.  a.  O.  S.  251—356  noch  in  den  Kaieg. 
S.  359-408  noch  in  den  Def  S.  120—216  usw.  antreffen.  Ich  kann 
in  dieser  —  mir  künstlieh  erscheinenden  —  Bildung^)  nicht  mit 
Karst  eine  ''Reminiszenz*'  aus  älterer  Zeit  seilen,  eher  eine  jüngere 
Neubildung  nach  Analogie  des  Fragepronomens  gen.  o«r^),  dat.  um, 


1)  Vgl.  bei  Dionys.  48:  yerkrordumn  'in  der  zweiten',  yerumn 
'in  der  dritten';  bei  P'austus  11:  i/arajmwi  'in  der  ersten*  (Nacht); 
195:  i/rtjum  'auf  dem  rechten*   (P'lügel). 

'  2)  Vgl.  die  Gen.  PI.  soraicr  und  mardocr  Isag.  S  228,229,234. 

3)  Km  noir  'sein'    nennt  Dionys.  S.  52  neben  im,  'mein',   k/)y 

•   'dein'.     Ausserdem  kommt  es  nach  Karst  S.  135  in  einem  alten  (un- 

gedrnckten)  Glossar  vor.     Bei  David   kann   ich   es  nicht   finden,  in 

der  Isagoge  kommt  es  nieht  vor,  bei  Aidyn.  2,  43  stehen  nur  wror, 


I 


I 

I 
I 

I 


Kiirst  Hisforische  GrammatiU  dos  Kilikisch-Aniienisdien.       53 

mach  dem  man  zu  minm  :  7nioh*  (S.  229),  zu  mardtofi  :  mardoir 
«chuf.  Deim  nur  dem  Pranomeu  kam  im  Armenisclieii  riu  Genitiv 
auf  -r  ursprünglii'li  siu.  In  rton  Knle;^.  isl  der  Dativ -Lokariv  auf 
*t/m  seltener  (vgl.  nenfakai/um  108,  sakartfnt  llfi,  pokum  123,  »u- 
dt/naknrn  14f>  (Adj^^ktiva),  Hnehtrn  144,  hfrandaualitm  148  ( Infinitive), 
dafür  aljer  der  Dativ- I^okatlv  auf  -oj  lirHutT;rer,  z.  B,  nenfnkaifoj 
umfk.  471  m a rdoj  114,  ^z /?  jnaj 'd oj  1 1 0,  ii  u ju ek  m n rdoj  1 1 H ,  um e m ^ n 
mardoj  115  (neben  hUnÜ^em  abl.  murdot/).  kendajrrojn  lliS,  !  mnr^ 
mitno)  neben  ^^mnatinunoj  H-Pj,  sakarvoj  123,  am<?naJ7iroJt  itnduna- 
kanvoj  146,  bnrvoj,  rtirroj  149  usw.  Sonst  ist  aus  der  Kunstsprache 
der  Kateg:.  mir  noch  zu  verzeichnen  das  Partizip  aaiceal  ii/amcelot*'it 
110,  Z,  4,  22,  yasireloc,  aaieealk  138,  Z.  IR— 20  usw.),  da»  wir  tichon 
oben  bei  Philo  landen,  neben  kbi«s.  asaveuf  8.  VdH  Z.  1  usw.  und 
clie  Form  ?'&n/  S.  lOi^  HG  u.sw.  neben  ihrev;  aus  der  ÜberKetzung 
der  Schrift  trtpi  ^pur|ve(ac  :  amen,  fttnen  'jeder,  alT  S.  159.  KiO,  KJl, 
170  neben  klass.  amenain  S.  15!\  162  (aber  auch  klass,  amen-  in  der 
Komposition  z.  B,  amenahnar)^  mu  'einer*  S,  löl^  lf>2,  170^  171  (mit 
gen.  moir)  neben  klass  mi  171.  IHO;  ihra  168  neben  kla.ss.  ibrev  175 
lind  itsireal  173  (vgl  sforof/trefor  172,  farorosireloc  173), 

Die  ang:e führten,  sehr  "unreinen"  Klassik ern  entnommenen 
Formen  sind  zum  Teil  nur  jüngere  f*der  kÜDstlicbe  Nrubilduii;:en-) 
der  nachklasMi seinen  Sjuache,  zum  Teil  aber  (wie  ibnf.  mti,  ttasf) 
wirkhebe  Dialekt  formen.  Alier  die  Aufzahhiog  derselben  genügt, 
um  zu  zeigen,  das«  wir  en  liier  nur  mit  geringen  mundartliehen 
Unterschieden  zu  thiin  haben,  die  sieli  zum  Kbissi^cb-Armenisrlien 
etwa  80  verhalten  mögen  wie  das  lihere  Vulgilrlatein  zum  klassi- 
.sehen  Latein.  Im  übrigen  muss  immer  wieder  l*etont  werden»  dass 
die  Zeit,  in  der  die  genannten  Werke  übersetzt  worden  sind,  nicht 
feststehL  und  dass  die  Datierung  gerade  der  ill testen  Werke  rein 
konventionell  ist,  Fe.'^t  .steht  für  mich^  dass  unser  arineniscbes  Al- 
phabet im  Anfang  des  5.  Jhd,  durch  Mesrob  erfunden  ist,  dass  es 
vor  dieser  Erfindung  keine  gesschriebene  armenii*cbe  Litteratur  gab'). 
dasjs  dftö  älteste  Denkmal  der  armenischen  Litteratur  die  Übersetzung 


^vor,  svor,  die  doch  nicht  auf  noir^  doh%  soir  zurückgehen.  Bleibt 
Cirbiedö  (Gramm,  S,  755)  sf/ir  neben  h'dvor.  sur,  nar  usw, 

Ij  Neben  '^nmann-ini  Xll.  t  marm,'^»/  108  und  'niarmunoj/  119, 
120.  Das  Subst.  771  arm  in  'Leib'  ist  ein  a-Stnmm,  Gen.  Dat.  mann- 
itoyi  dneb  ßndet  sich  gelegentlich  auch  in  der  ältesten  Zeit  der 
Dativ-Lokativ  mai^inni^  z,  B.  Brief  an  die  Galater  6,  17:  /  mannni 
hninn.  EHwe  S-  8:  i  marmniu. 

2)  Eine  solche  jüngere  Neubildung  scheint  mir  auch  der  Konj. 
Imperfekti  n\ü'  -iret  usw.  zu  sein,  den  Sasse  Prolegomena  in  Aphraa- 
tis  —  fsernioues  homileticos,  Lipsiae  IS78  p.  25  ausi  der  fthersetzung 
des  Aphraates  belegt:  dnicein,  firkicef%  hie^d  icer,  lijtivfur  ^  linirir^ 
g  Hai  rein,  jkfrjirinr,  der  auch  bei  Faustus  vorkommen  so!L  Vgl.  Pe- 
ter mann  Brevis  linguae  Armen iacae  grammatu'a  p.  65. 

3)  Ebenso  Job.  Thumajan  Geschichte  der  klassisch-armen  »sehen 
Schriftsprache  {Verhandl.  d.  7.  Orient.  Kongreseses,  Arische  Sektion) 
Wien  1888  S.  70,  Dagegen  möchte  Conybeare  lAnecdota  Oxoniensia 
Oxford  1892,  Prolegomena  XXI)  die  Übersetzung  der  KarriTopiai  und 
TTCpl  lp|iTiv€iac  dem  Prohaeresius  (276 — 368)  zuschreiben,  hält  also 
«ine  armen.  Litteratur  schon  im  4,  Jhd.  für  möglich.  Er  datiert 
«ogar  das  "goldene*'  Zeitalter  der  armenischen  Übersetzer  in  seinem 
Fhücj  About  tbe  contemptative  Ute  p.  155  direkt  von  350—500  A.D» 
ich  kann  mich  damit  nicht  einverstanden  erklären. 


54       Karst  Hiätoriöcbe  Grainiuatik  des  Kilikisch-Armemschen. 


des  grösseren  Teiles  der  Bibel  \vm\   und  dass  das   altertünihch*n 
Armenisch    das    der   alttiilteu    EvnngeUculuiudschrirten    ist.    an   du 
gemessen  dif   oben  gennnntfn  Werke  jedenfalls  jünj^eren  Dutunigr 
sind  1). 

2,  Zu   KarntH    Erklälrung^   eins&iilner   ultarm.   Formen    sei   hii 
Folgendes  benn^rkt. 

Zu  S.  17.  Narh  Karsts  Auslübrungen  bier  und  S.  55  sowit' 
nach  Meillets  Bemerkun;^eu  MSL  11,  Iß  über  bacces  (ful.) :  thm 
(aor.jv  hac  upt.)  gegondber  gnanves  (fnt,):  ffno*}  (aor.%  gna  lipl.)  for 
gdfiaaee^^  usw.,  mit  denen  die  Umschreibungen  NKpdrnc  (Strabo)  füf 
arm.  Npat,  TiAdKioc  für  arm.  "^Glak  (tür  üborüeJertei*  Dfak  nach  Mar» 
quart),  (KX{ua)  Mouloupiiiv  für  ariru  Mzur  Geizer,  Gear^.  Cypr,  1**4^ 
Kiöapilujv  für  arm.  KfiU\  TCipicKTit  für  arm.  Cfmkik,  Z^^u^äxxot  für 
arm.  Smbat  usw.  (s.  meine  Abbandbmg:  Zur  Chronologe  der  anueiu 
Vokalgesetze  S.  156—157)  in  Einklang  stehen,  ist  das  zweite  arme* 
niöche  Vokalgeöetz  (Arm,  Gramm.  S.  41U)  so  zu  formulieren: 

i  und  u  (vor  Konsonanten)  bleiben  nur  in  der  letzten  Silben 
ausserhalb  dieser  werden  sie  zu  -^  das  (nur  im  Anlaut  geschrie- 
ben) wird  und  nur  in  einer  kurzen  oßenen  Silbe,  die  auf  eine  eben 
solche  Silbe  folgt,  gilnjsHelt  seh  windet;  ahtistrii,  ge.schrieben  ifrfi»);. 
stit  :  aste!,  geschrieben  atel;  kun  :  k^noi/t  geschrieben  knoy;  dustn 
d&ster,  geschrieben  dster;  inj  i  ^nju,  geHehrieben  ^nju;  ump  ;  <>ffi- 
pemj  geschrieben  ^rmpem  {Im  Anlaut!);  aber />fi/Mr/i :  pahttel  geschrie- 
ben und  gesprochen  (aus  ^pafj-mel  für  ^pata-mel);  glux  {^  gU\m 
aus  ^g\Jiux)  :  glvoif  (=  g^lxoy  aus  ^gshxoi/  für  g^Juxuy)*^  ptul  (= 
p^tHt  aus  ■plUtl)  i  ptloy  {=  p^tiog^)  aus  ^p^Ufoy  für  ^pltuiog}* 
Anlautende  Konsonantengruppen  können  also  immer  und  werden  — 
abgesehen  von  den  Gruppen  :  Sibilant-|-Verschlusslrtut  wie  z.  B.  itterj^ 
A'^itt,  a,Tal  —  fast  immer  ein  ^*  aus  /,  u  (=^  idg.  i,  e,  u,  ö  UHWJ  verloren 
haben,  vgl,  cnund  =  nm,  j^mutid  Kar^^t  S.  17  =  urartn.  ^cinund  ^^ 
vorarm.  "^g^enut^to-  oder  g^en  önto'  von  der  Wurzel  g^enj-),  grtat  — 
g^rial,  nifinf  —  mrnifd  usw.  Diese  urariiieni»cheu  Vorgänge  haben 
sich  im  Mittelarmenischen  bei  dem  Ausfall  von  mittlerem  a  (o,  e> 
in  ähnlicher  Weise  wiederholt "*):  aUarm.  afarem  =  ma.  ayrem  Ittf 
a-yj-^^em;  altarm.  ""datasttinpl  =  ma.  fad^atr^nel  (in  langer  Silbe)  \xsyi,, 
Karst  S.  16,  18,  42.  —  Zu  S.  IR   In  ma.  tiyadon  'VermÄchtnis*  an* 


I 


1)  Wie  unsicher  die  konventionellen  Daten  sind,  sieht  mia 
schon  daraus,  dass»  während  die  Meclutharisten  die  Übersetzung!?» 
der  philosophischen  Schriften  ins  5.  .Ihd.  setzen,  Crmybeare  IroU 
seiner  Geneigt!ieit,  ihnen  zu  folgen,  die  Übersetzung  von  irepi  K(k- 
pou  und  irepi  dpeTuiv  ins  H,  oder  9.  .Jhd.,  die  der  eica-fiuTn  des  Por* 
phyrius  ins  7.  Jhd.  (a.  a,  O.  S.  XXXII  und  XXXVI)  setzen  möcht^s, 

2)  Im  Armenischen  erscheinen  r,  t,  m,  n  oft  zwiscbeti  Vokalen, 
aber  nie  als  vok alisehe  r,  /,  fj.  7n  stindern  als  ^7%  A^  9n,  ^m  =  «r,. 
elf  ««1  tfW. 

3)  So  wenigstens  nach  der  Aussprache  moderner  Armenien 
Vgl-  dagegen  die  Formen  des  Codex  Ticinus  (zwischen  IICX)  iind 
1300)  bei  Conybeare,  Aneedota  Oxoniensia;  bazitmac^n  S.  170  von 
bazu7n,  pafah^man  S.  17:?  zv, vituiLl.  patah^munk  172  von  patahumn^ 
6hnar^fin  180  von  cAmarit 

4j  Aus   urarm.   "^apurank  i.st   iiber  ^apjrank   altarm.  apran 
'Errettung,    Entrinnen,    J'avonkiinmien   mit  dem  Leben'  gew*örden^J 
aus  dessen  Genitiv  apranac  sollte  mitlelarm.  *abr<muc  werden.  Wa- 
rum erscheint  dafür  ab^ruac  *des  Lebens*  (Kardt  S.  Uj)? 


4 


Karsl  Histoiisclu^  Graniirtalik  ^It^s  Kilikiscli- Armen jstheti.       55 


Alte 


*l'tgaion  =  h\z.  \r\^ä 


(Kar^t  schreibt  S.  11»  X^fUTov,  S.  27 


Tcm 
XtföTov,  S.  21,  ill^34  }t^m6v\  ==  lat.  ligatwn  kann  doch  auch  arm.  t  für 
byz.  n  —  i  stehen,  t;,  Thumb  in  Byz.  Zisch.  U,  430.  —  Zu  S.  ^.1  Aiim.  L 
Das  Zeichen  ow  für  ö  findet  sich  ursprünglich  nur  in  d^n  UrriKchrei- 
huDjien  g:Ti**chi scher  (nicht  iiherhanpt  fremder)  Namen  und 
Worter  mit  lu  i3fon'stK  =  grtech.  Mwcf|c),  da  pers.  und  syr.  au,  ö 
urspi\  durch  oi  oder  o  wtedergeg'ehen  wird,  s.  meine  Ann,  Gramm. 
S.  295  Anm,  und  S.  328,  Chronologie  der  arm.  VokalopeReti^e  S,  158— 
159;  166  tl|».^  170 — 171,  TVanach  war  otv  für  p-iech.  lu  nur  trc*lehrte 
Umschreihuni^  und  wur<ie  al»  kurzes  o  i^esprurheii,  also  z.  B.  Moses^ 
Johannes^).  —  Wenn  im  KiMki.sehi^n  einigemal  rry  für  lremde.s  ä  ge- 
schrieben wird  (Karst  S.  23  und  IIK),  so  hraucht  das  kein  Versuch 
zu  sein,  arab.pers.  ä  genauer  wiederzugehen,  smidern  nur  auf  einer 
Verwechslung  von  a  und  ai  zu  beruhen,  die  später  im  Küikischen 
beide  wie  a  gesprochen  wurden  (Karst  8.  2:i— 24  und  GO).  Einen 
solchen  Versuch  anzuoehuieu  lüge  näher,  wenn  sich  ergäbe,  dass 
Ire ni des  ä  ziemlich  regelmässig  durch  ay  um.schriehen  würde.  Nach 
S,  23  und  lltJ  Anm.  steht  aber  ai/  nur  eiuigemal  für  arab.-pers.  ä 
und  nach  S.  117  Anm.  auch  "öfter"  für  fremdes  d.  —  Zu  S.  26, 
Anm.  2,  Die  richtigen  Bemerkungen  Karsts  über  arm.  -i/  und  ir 
zeigen,  dass  wie  altann.  /  dF.  Anz.  H.  44)  i^o  auch  r  dunkh\s  Tifnbre 
hatte  oder  erhielt.  Dem  Material  füge  hinzu  die  Namen  luurei  Laz. 
583  =:  KüpiAXoc  und  Burstl^  gtm.  Barali  Joh.  Mam.  H  ^  BaciXeioc.  — 
Zu  S.  29.  Altarm.  kiirn  der  Streit*  aus  ktir -]r  Artikel  n  Ist  nicht  ^ 
urarm,  *kriran  zu  setzen,  da  nicht  zu  erweisen  i.st.  dass  die  Urtorm 
des  —  nachgesetzten  —  Artikels  an  {as,  aä)  war,  VgK  Ann,  Gramm, 
S,  437,  478,  4S7  und  Meillel  MSL.  10,  244-245  {s,  d,  n  aus  k^e,  te, 
ne?).  Wie  arm.  dtt.sfrn  'die  Tochter\  das  nicht  aus  urarm  *duxti' 
ran^)  entstanden  nein  kann,  zeigt,  tritt  der  fertig**  Artikel  :  ti,  s,  d 
(:=  ,>fi^  4>,v,  .>«/)  an  die  fertige  Nonnnalform''),  wie  t^\a  durch  die  Wir- 
kung der  Auslautsgesetze  geworden  ist  (z.  B.  diisfr  aus  ^ifnfdir  ^^ 
dhttkter)  an.  Man  kann  also  annehmen,  dasn  uraruL  ^khroh  'Streit' 
neben  *kinoh  ne  (oder  *knioh  en  usw.)  stand:  daraus  wurde  durch 
die  Auslautsgesetze  krir  und  kriv  nf^  (oder  kHv  thi  usw/i,  scbliess- 
Hch  kHv  'Streit'  uud  knrii  Vier  Streit*.  Dabei  bleil>t  unklar,  wie  und 
w^odurch  dt-r  Artikel  ne  oder  en  usw.  mit  Srliwiiehung  seines  voka- 
lischen Kienienfes  zu  n  =  ri77  nsw.  j^ewordeu  ist.  —  Zu  S.  3L  In  kil. 
jitsan  "Panzer'  Lampr.  Brief  au  Levon  S.  230  befremdet  it,  da  sonst 
jau.sitn  überlieleit  ist  (s.  Arm,  Wh.,  meine  Arm.  Gramm.  S,  270),  dem 
arab.'pers  jauj^an  (reimt  hei  Fird.  auf  rösmi  KZ.  3r>.  189),  georg. 
jat'i^iiiii  Tthnuhinof  S.  68t>  entspricht.  —  Zu.  S.  3-1,  Alfarn>.  /  (dunkles 
/)  ihl  in  der  Kegel  sj>äter  zu  ;'  geworden  und  zwar,  wie  es  scheint, 
auf  dem  ganzen  wesl*  und  ostarmenii-cheu  Sprachgebiete.  Auch 
Karst  scheint  nichts  davon  zu  wissen,  dass  in  irgend  einem  neueren 
Dialekte  aUarm.  /  als  /  gebliehcn  se».  Dann  ist  es  aber  autTölIig, 
dass  die  georgischen  Lehnwörter  stets  arm.  /  durch  l  wiedergel:>en: 
alizi  'bric|ue'  Tehoubinot  S.  12  =  arnj.  aituii;  georg.  öirrüi  'bervT 
S.  53  =  arm.  hiiire/\    bilci,  pilci  'im pur'  S.  53  ^  ann.  piVc;  blarji 


1)  Gesellrieben  Jouhannis  neben  Johannas  Arm.  Gramm.  S.$85. 
Das  moderne  Norannes  (Karst  S.  3ä)  erw^elst  keineswegs  eine  altarm. 
Aussprach  t^  Jo  ivi  h '  a  n  n  l.s . 

2)  Daraus  wäre  nach  Wirkung  des  vokahsclien  Anslautgesetzea 
^dusfirUf  sputer  "^dsfirn  gewnrden. 

3)  Vgl.  das  f^l  uralzeich  eil  k  in  ittardk  "^Men  sehen*,  rork  'vier* 
(neben  forek-  in  Kompos,),  heremk    wir  tragen 'j  Meillel;  MSI.»  11|  38L 


56       Karst  Historische  Grammatik  des  Kilikiöch-Armeniscben. 

•pain  azyme*  S.  54  =  arm.  hafarj\  galatozi  'maQon  4  Reg".  XII,  12* 
S.  73  =  arm.  gafatos\  tela  'orme,  ormeau'  S  221  =  arm.  teii;  h>- 
lüpi  'cor beule  Exod.  26,  2'  =  arm.  kofop;  ptuli  'fruit»  frais'  S.  404 
=  arm.  ptul;  s-pilenji  'cuivre  rouge'  S.  466  =  arm.  pfinj]  kcUaki 
'ville'  S.  513  =  arm.  kalak  usw.  Das  lässt  sich  nur  durch  die  An- 
nahme erklären,  dass  alle  armen.  Lehnwörter,  die  Tchoubinof«  ge- 
orerisches  Wb.  aufführt,  in  altarmenischer  Zeit  (etwa  vor  dem  7.  Jbd.) 
aufjrenommen  sind.  —  Zu  S.  40.  Man  sagrt  "die"  Imäia  (arab.  fem. 
imälat).  —  Zu  S.  42.  Wenn  die  Regel i):  ''der  Vokal  a  in  mittleren 
Silben  drei  oder  mehrsilbiger  Wörter  fällt  (im  Mittelarmenischen) 
aus  oder  wird  zu  9"  in  dieser  Fassung  richtig  ist,  so  wird  mittleres 
u  davon  nicht  betroffen,  und  der  Ausfall  derselben  in  allen  Kausa- 
tiven {mefcnem  aus  inei'ucanem^  amrenem  aus  amracuganem)  konnte 
nicht  durch  diese  Regel  motiviert  werden.  Dass  mittleres  u  {=  ur- 
arm.  oi)  sonst  nicht  ausfällt,  zeigt  ityortufiln  S.  59  usw.  —  Zu  S.  4^ 
Ein  (dialektischer?)  Übergang  von  a  w  o  scheint  auch  bei  morex 
'Heuschrecke*  Matth.  von  Urha  2,  1  =  altarm.  marax  vorzuliegen.  — 
Zu  S.  47.  Den  von  Karst  konstatierten  Wechsel  von  altarm.  au  und 
a  in  taunk  (Stamm  tauni-)  'übermässige  Feuchtigkeit  der  Luft,  Re- 
genmenge' und  tana-rn  (aor.  fa-ci)  'befeuchte,  benetze,  tauche  ein', 
yaut  'abgeschnittene  Weinranke'  und  yat-anem  (aor.  yat-i)  'den 
Weinstock  beschneiden',  maiit  'nahe'  und  matdim  aus  *fnatifim  (aor. 
vnateay)  kann  ich  nicht  erklären.  Man  kann  an  Epenthese  von  u 
denken  und  artausr  'Thräne',  pl.  artasuk  vergleichen  (s.  dagegen 
Arm.  Gramm.  S.  42(i)  oder  au  und  a  aus  idg.  du  erklären,  aber 
beides  ist  ganz  unsicher.  Vgl.  auch  zgaun  'zahim,  sanft,  verständig, 
weise'  und  zga-vi  (aor.  zga  c-i)  'empfinden,  wahrnehmen,  fühlen, 
merken',  zgastaceal  'vernünftig  geworden'  Marc.  5,  15  und  die  be- 
kannten Fälle  :  amaut  'Scham'  :  amafel  'sich  schämen';  afaui-k 
•Gebet'  :  alarem  'bitten';  canaut  'bekannt'  :  danafem  "kenne',  aor. 
caneay  'erkannte'  (Wurzel  g^en^,  ghie  usw.).  Ein  sekundäres  au 
(aus  atr-)  liegt  vor  in  alaxiri  'Mühle*  neben  afam  'mahle'  und  den 
Genitiven  haui%  maiir,  eJbaur  usw.  —  Zu  S.  47  Anm.  1.  Die  Be- 
merkung über  die  alten  Handschriften  ist  ungenau.  Die  Evange- 
lienhandschriften des  i). — 11.  Jhd.  (die  Moskauer  vom  Jahre  887,  die 
von  St.  Lazaro  vom  Jahre  1001  usw.)  haben  im  Allgemeinen  da  e 
oder  e,  wo  auch  die  Drucke  e  oder  e  haben,  nur  die  Partikel  te, 
ete  'dass*  der  Drucke  ersdieint  in  diesen  Handschriften  stets  als  f^ 
ete  wie  auch  das  Imperfekt  akt.  und  pass.  zu  den  Präsensstämmen 
auf  -e  in  der  letzten  Silbe  stets  -ei  für  -ei  der  Drucke  hat,  z.  H.  ein 
'waren'  Matth.  2,  IG,  18;  xndrein  'suchten'  2,  20;  elanein  'kamen' 
3,  5,  mkrtein  'wurden  getauft'  3,  G,  xostovan  linein  'bekannten'  3, 
6  (aber  ererer  'erschien'  2,  13,  er  'war'  oft,  aser  'sagte',  ane  'sagt*, 
aine  'macht'  3,  1,  10,  14  der  Moskauer  Hdschr.).  Im  Übrigen  .steht 
Hreastan  Matth.  2,  1,  5,  Ureic  2,  2  neben  Ilreastan  2,  22;  3.  1.  5, 
margareic  5,  18  neben  margarei  2,  17,  23;  3,  3  usw.  in  der  Moskauer 
Hdschr.  W»'iter  setzen  diese  Handschriften  stets:  f  für  griech.  X 
(z.  B.  Gaiifea{y)  Matth.  3,  13:  4.  12,  15,  18,  23  =  TaXiXaia,  InrayH 
2,  G  =  'IcpariX  für  Galilea,  Lsragel  der  Drucke);  stets  au  für  oiö)  der 
Drucke  (z.  13.  haur  'des  Vaters'  Matth.  2,  22  für  hQr);  stets  ail  'aber, 
sondern,  anderer'  für  späteres  ail;  gaif  'Wolf  {gailk  Matth.  7,  15; 
gailoc  10.  IG)  für  späteres  qail;  toi f  tat  'lassen'  Matth.  3,  15;  8,  22; 
13,  30;  15,  14;  U),  14   für   späteres   foil  tal-);  ;>arÄem 'faste* :  Matth. 

1)  Wie  ich   sie  schon  Zur  Chronologie  der  arm.  Vokalgesetze 
S.  130  formuliert  habe. 

2)  Vgl.   auch  n,soif  =  7i,ioif  'Strahl*.     Adjarian   hat    wohl   mit 


Karst  Hibtorische  Grammatik  des  Kiltkisch^Armenischen. 


57 


I 


-4*  2  parheal,  G,  1^  parhif'ek,  pctrhescin,  t),  IT  parhiris,  ß,  18:  parkoi 
in  der  Mo.skau«*r  Hdsihn^l  für  späteres  pafifm;  e^/fii-i 'siehmi*  Matlh. 
12,  45;  15,  35-37;  16.  10;  18,  22  tür  spärere«  eofn  ^  kil  iofti'^}.  —  Zu 

5.  51.  §  45  Ahth.  Der  Dinlekt  von  Muh  hat  hr^Mak  =  hriifak  der  Mos- 
kauer Evanjyrelieiilmndsehntt.  Aber  beide  stellen  t'üv  urspr.  hrestak, 
—  Zu  S.  *>4.  ^^  71  h.  Von  hafiotffc  niiisste  der  Instr.  nitarm  hafutfattk 
lauten.  Das  Wort  i.st  iiher  im  WIk  nur  *dnmal  auh  Mecli.  Herlilhibuch 
(12.  .Thd.),  hIso  als  nutlelanneiiiscli  belebt.  —  K^lr^t  w'ei>it  hier  nach» 
<dasä  dns  Verhalnonien  auf  -fJ  oder  -{?/  natdi  den  mittel-  und  neu-, 
«rnieni.sLdven  Kut-^precbungen  ursprüng-Hch  mit  -ait^  utiziisetÄen  ist, 
oljwohi  die  Drucke  meisiens  -of  o^f!th^n.  Nur  bnt  er  leider  unter- 
lassen, sicli  mit  drr  filterten  Überli*d'erun^'  a^i8mn«nderzusetÄen,  die 

•mehr  zu  Gunsten  von  -o^  spricht,  leb  Imhe  mir  hus  der  Handschrift 
von  Moskau  (M)  und  den  beiden  ältesten  Evanirelienbandscbritten 
von  St.  Lazaro  (L)  fidgende  Formen  notiert:  karof  'tahi^,  im  Stande* 
Matlb.  3,  a  (M  und  L),  8,  2;  •>,  28;   ITl,  12;  20,  22  (Li;  parhof  Tastend* 

6,  IH  (M):  i/^/ii^iA^o/Ä:  ^räuberische'  7,  15  (L);  kerof  'Fre8Her\  arbeml 
*Säufer'  11»  19  (L),  snaf'ol  'ebebreeberiseb'  Iß,  4  (L)  daneben  aber 
hnjauL<  akk.  'Schnitter'  13.  30,  hnjaulk  noui.  13,  31*,  sinaufk  'Bnn- 
Jeute*  21,  42  (L),  nUo  m  den  er^en  21  Kapireln  des  Matth,  /,ehn 
Formen  mit  of  und  drei  mit  nui.  Das  entsebeidel  noch  nicht, 
2ej;,^t  aber,  dasn  eine  Siimmlunfr  aller  dieser  Verbalnomina  ?ius  den 
ältesten  Handschritten  vielleicht  doch  die  Formen  mit  o/  als  aller- 
lünilichei*  erweisen  kann"*).  Man  bedenk e^  dasw  dem  dureb  Mittel- 
und  Xcuarmeniseh  tesltitebendt^n  aif  'aber,  anderer'  die  aheslen 
Handschriften  a//  entfre^enstellen,  VnO  wie  aif  S|iüter  zu  aü  wurde, 
könnte  auch  -of  späte r  zu  o/  <^pe worden  nein.  —  Zu  S,  J36.  Karst 
i**ill  nach  den  "Berichtigungen"  S-  XXH  und  nach  S.  125  und  311 
tesanoir  bei  Faust us  S,  fI9  aLs  pass.  'er  wurde  jife«ebn'  übersetzen; 
ich  sehe  nicbt,  wie  dns  mdijlicb  sein  solt  in  dem  Satze:  yorzatn 
tesantyir  zamenesean  'als  er  alle  (auf  demselben  ersten  Wort  beste- 
hend) sah\     Warum  i*iebl  K.  darin  nicht  das  Impert'.  eine^  '^tesaniim 


I 


Recht  ansrewommen,  da«  arm.  f  des  5.  Jbd.  nach  ni,  e,  oi  (=  <i,  c,  a 
-f-  y)  später  laut^e>et5!lie!i  zu  /  g-e worden  i^t. 

1)  Vgl.  parhern  'halte*  bei  Ephrem  3.  17  und  117  und  jnarh 
'Tod*  ebenda»  s.  Arm.  Gramm,  S.  217^  472, 

2)  Vgrk  ardeuk  Mattb.  11»  21   tm  sf^äteres  ardrok, 

3)  Die  Moskauer  Hand  schritt  bat  auch  hrstak  'Kugel*  Matth, 
2,  13.  19;  4,  *>,  11  für  hresfak  der  andern  Hamlst  hrilteuMind  Drucke; 
viareax  'Heuschrecke'  3.  4  für  Konsti^ies  marax;  bou-akan  'ausrei- 
ehend*  3,  11  für  hftrfikfut  usw.  —  Ein  genauer  Nachweis  aller  Eij^en- 
lüniiichkeilen  dieser  Handschriften  ist  rlnng^end  erwünscht,  —  Auch 
der  Codex  Ticinus  der  Kate;jr-  (jfescb rieben  zwischen  IIQO  und  1300 
fiacbConybeare  AnecdotaOxon,XXVHI)bat  noch  meist  €fe,nnei}i.  e/n, 
«r,  e  für  späteres  ete,  unem,  iin^  vi%  €  und  öfter  pavef  und  aif  für 
späteres  f/avei  und  ai(  nach  Convbearc  a.  a.  O,.  v^rb  aif  S.  107,  2» 
4;  115,  20;  135,  0  usw..  efe  108  nsw.  Und  selbst  die  Philo  Handschria 
vom  Jahr  129(i  seh  reibt  noeh  eufn  'sieben'  iS.  173  (dreimal)  für  das 
«ipätere  eotn,  das  in  den  ;jredruckten  Bibeltexten  statt  des  iiand- 
sebriftlicben  ew/n  steht;  eiiensu  ./vrwÄe/ 'reden',  .icawsÄ' 'Hede'  für  spä- 
tere» xgsel^  xonk. 

4)  Aus  Philo  {Handschnit  vom  Jahre  1296)  verzeichne  ich: 
ttsofouk  Um.  IHO,  cnol  m  UH  ii'i>'^ffi['  172,  gorcof-ar  173  neben 
karauf  174»  enaufa  175;  aiis  Ephrem  3.  Bd,  (Venedig)  183li  karol  11, 
26,  üpasxtfrofk  15,  LKofar  19. 


58       Kar.si  Histori^ehe  Graiuin«tik  rles  Kilikisdi-AmieniÄcUeti. 


—   kil.  deHfittjn    (nach   S.  290)?     V^-L   atjakoir  'sandte"    Scbeo* 
nebten   arjaket  S.  49,   —   Zu  S.  71  Auin.    B*'i    tend   'Fieber*   konnte 
man  um  ko   rlier  an  P^ntbtebung  fuis  *teand  denken,    w€?U  e.   wenii, 
ee    urspr.    vor    ^*  -I-  Kons-   ^tanri^    zn   /   werden   niUi^ste.    dagetren  i 
blieb,  wenn  es  ans  ea  oder  e,s  entstanden  war  (Arm,  ftminni.  S 
und  520).     V*^l.  aber  aueh  fenr  "Verlangen'.  —  Zu  S,  72.   Das  Sutl 
re«//  in   ai/utvaf(eai/  'Draut't^eld  ^»  (indet    H\^h    aucb    in    avefreuy 
Kg  4,  10  ^Lohn  lür  y:uie  Naeliric  ht*  (=  '*avef'U}em/),  vgl.  at^f-a-r« 
'gute    Nficlirklit    bringeufr.    aretik   *^ute  Nachrieht'.    —    '?/><^  ^a 
altarm.  atceaik)  'Kleider  aus  Ziegenhaar'  steht  bei  Matth»  von  ItIi 
p.  7   (akk.  aijea).  —    Ein  Ipt.   aut  e  findet   sich    ^chou    iu    der  M« 
kauer  Handschrilt  (a.  8^7)  Matth.  ti.  13:  prke  für  prkea   ^erlöse*.  — ' 
Da  im  Altnrtii.  Adverbia  aul  -ev  vorhanden  feiiid,  >gL  ardartr,  arav 
heiei\  ainu  hefer  uhw.,  i/Her'ax€i/ai\  ^to7*e^^  (neben  »tareav)^  zarajfr 
bei  Fanstus  üiebeii  arajenv  bei  Laz.  Pharp.)>  ^o  kann   doch  kiJ*  -^tv 
(in  an€t\  hethr  usw\)   aueb    aus  altann.  -er  (statt  -eav)    entsinn 'i 
und  kil.  Jierktr,  nio.  rcrer  usw,  oaeli  Analogie  dazu  g-ebüdet  hr 
Zu  S.  7^,  §83.   Da  in  der  Bibel  ^chon  nitn  (z.  B.  iiien  tni  'je  eiut-i 
Matth.  20,  10)  neben  mia'ui  'alleitf  ^teht^  so  hchliense    icl!  zunüchtl 
dass  diehes  m€n  de.s  5.  Jhd,  nicht  ans  wiahi  entstanden  i»t.     Dan 
braut'hf  auch  men  'allein'  des  5,  Jlid.  nicht  aiin  ndain^)  enfi^tatide 
zu  sein.    Aber  selbst  wenn  min  eine  alle  Diiilektfonn  zu  kla^h,  mia 
wäre»   soll   darum   klass,  t^r  'Herr'  eine    alte  Dialektlorm    äu    dIcIiI 
vorhandenem  '^iknr  hein?  —  Zu  S.  82.  Die  Mediae  b.  d,  y.  /,  J  Weil 
im  Mittel-  und  Neuarni.    Urich    n   miversehuben.     A1>er  tnb   wird 
w/i?  Kar^t  bemerkt  nichts  darüber,  schreibt  aber  *Sw//a<f  S.  3  (alt«r 
Smbat),  hamperem  S.  81)  (iüinrm.  hamberern)  usw.    Ebenso  schreib« 
die  Meehitharisten:  (Kiersen)  Lamprunenae  mit  p      Im  PolnischariiLl 
finde  ich  zwjir  painbog  =  altarnL  bambak^  aber  daneben  hampirtlfg 
=  altaim.  hamherel  und  ainp,  \A.  (nnphr  ^  allarm.  atnb  und  u« 
(Hannsz  WZKM.  1.  a02— 303),  -  Zu  S.  100  Anm.  L  Karbt  führt  knrirl 
baeh.  tittani,    anmti,    ammi  'Name*  (aus  Patk.  Dial.  ii6)   auf  aliamw* 
^anamn,  *ö«u«tn,  '*an9mn  sturück.     Ich  halte  dae  bo  lange  nicht  für 
riehtig,  als  K.  nicht  das  Verhältnis  dieser  Fonaen  zti  einander  und 
die  Lautgesetze  des  karab.  Dialektes  dargelegt  hat.     Auch  da*  alt? ; 
tündich  aussehende  ^\m«w  oder  ^f/rw^^i^^  gen.  anman**  des  Dial'    i 
von  DshuHa  (Patk.  Dial.  ^fi]  =  altarm.  amm,  gen.  atnan  ÜUm       ij 
nicht   ohne  Kenntnis   der  Lautgesetze   diescj^    Dialekte»   beurlrih  m 
Vorliiufig  halte  ich  das  —  nn  regelmässige  —   altarni.  a»?^;/  :  au- 
van    [aus    onmtn  t   ünttirnoa)    tin    alterlümlicher    und    vermute    belHj 
dshnll,  unman  :  anfnan  den  Eintluss  der  —  im  Altnrm.  zahlreichen  —  ^ 
Nomina  tnit  -mtm  i  *^m\.    mau  (iiom.  tagmmi  :  gen.  ragmati  n.'-w. 
Zu  S.  ]Ct>.  Anm.  L  Was  ist  Mzttr  =  Ähnjur  ttürk.  Jilunzitr  daytt^ 
Wohl  dasselbe  wie  cJer  Kanton  von  Hocharnsenien,  den  Faustus  S.  141 
Mz\tf\  Moses  üeogr.  S.  ti€7  aber  M^njur  i=^  kAimo  Moutoi  püjv  Gehe 
Georg.  C\[*T.  184)    nennt.    —    Zu  S.  122.    Der   Name    ayprar   aruil^ 
'Brütier  Blut/  ist  aus  dem  Arabischen  übersetzt.     Die  Ptlauite  hei» 
pers.   arm.  mvasarivn    i^m-armrinu  \A  b.  1  s.  v.  drakoniikofi)^   vfi 


•1 


1)  Wo  steht  die  "spfltkL"  Form  firharaf{*e?  Wb.  verzeichnet 
nur  arhavatceffp  iQen.  (ei  usw.). 

2)  Ebenso  Faust us  S.  IG,  1.  V»:!.  dazu  men*  in  Kotnp.  tiui 
Derivi*ten,  z.  B.  77i€nfirw7n,  aor,  mevaveal  ^vereinsamt'  1  Tim,  5,  ' 
menaniün  usw*.     Wohl  aus  "^mean-  =  ""mian-  entstanden. 

3)  mtaat  =  tni-itiitK  vgl.  amenain  {=  ^afnean-ain)  und 
Adv.  miüiigiwuim^   va^ordain^  IreJeahi. 


I 


Karst  Historische  Graranmtik  des  Kilikit^eh-Annt'ui.sfheii. 


h^ 


Arm.  Gramm.  213.  L.  Alischmi  Bus;tbaru!hiun  S.  '22,  Airnrai  S.  2t)- 


30. 


Zu  S.  l:?4.    Aus  altarm.  bohi  'Nest*,    in,sti*,  btinov  iis\\%  ist  kiL 


I 


I 


buiHt  iristr.  biiinov  usw,  ■rtswordeiL  hi  alleu  diesen  Fiilleu  sind  dio 
obliijUiui  Kasus  vom  Nominativ  beeintiu^.st  wanlen.  Ebenso  bei  kil. 
rwiii 'Schnee',  instr.  cuinov  nsw.  (8.125)  für  aJtarm.  jii(/i,  ixen.  jeau, 
in  Str.  j€timb\ibw,  —  Zu  S.  125.  Nach  dem  t//  der  Formen  etän  'Schnee' 
=  kbii^s.  jiuni  ajt-itir  'Horu'  =  kbiss.  eijiur  usw.  y,u  iirleilen,  ist 
von  kiL  vitit  *Pech'  auf  klass.  ji«f  zu  scblie^sen.  So  lese  und  schreibe 
it'b  jeiHt  tiir  jzr/  Ann,  Gr;imTiL  S.  185.  \^\,  eutn  (nicht  erf/M  'sieben* 
=  nnttflarm,  eofn,  —  Zu  S>  131,  h.  Die  Zusammen  Stellung-  von  kik 
hert'pr  'hinten,  zuletzt*,  klass.  i-erjm  'letzter*  mit  i'rjtinik  '^lüeklicb^ 
aeilg'  i.st  natürlii'h  falsch.  —  Zu  8.  lr»2.  Ich  sehe  nicht  ein^  warum 
Diclit  klas8.  hogroif  (g"en.  von  hogi)  später  re;^eireeht  ku  hotfoi/  = 
kiL  hoko  IT e worden  sein  solh  Ke<rtil.  altarm.  vo  =  uh^.  tfo  wird 
nach  Konsonanten  zu  nia.  ö.  Wo  Formen  wie  hogoy  in  den  ältesten 
Texten  erscheinen^  Ist  einfach  hogroy  usw.  zw  korrigieren.  —  Zu 
S.  1*»4  Anm.  Wie  lauteten  denn  die  urs|jrün^licheti  Formen  de& 
Wortes  ijetit  'Dort*?  Nach  Aidynean  Granim.  S.  27:  noni,  akk.  fiiui^ 
geui  oder  gtL  gen.  dat.  gelj^  ahl.  i  gfJjt,  instr.  giidiv;  pl.  nouK 
giulk-,  tfelft\  akk,  (/mla^  j;en.  ihn,  abl.  ghtVic  {gelif;\  insln  ghdiuk\ 
naeh  der  LJihelkonkordanz  (Jerusalem  18%)  und  dem  NT  von  Vene- 
di«:  1877:  noni.  akk.  geoi,  t^en.  dat.  gei),  abl.  i  gelj^,  jrlur.  nom. 
^€idk^  akk.  geoia  (selten  giufs),  ^en.  dat.  ahl.  ghtlic^  ausserdem  akk, 
gel  nur  in  /  ge^  mi  'in  einem  Dorfe'  Nehemia  H,  2  und  i  gefd  'in  das 
Dorf  dtt^  Mark.  11.2;  nach  dem  NT  von  Venedig-  1805:  akk.  sg.  gel, 
akk.  p],  gels  in  den  Fvangelten,  nom.  akk.  sg.  geauL  pL  geaulk,  gtauh, 
{Zen.  dat.  sg.geauij,  jren.  pl.  geulir  in  der  Apostelgeschichte;  nach  den 
Evangebenhandsehrilten  von  Venedig:  akk.  pL  geaitls  Matth.  9^  35^ 
»kk.  sg.  genitf  10,  H;  21,  2;  20,  3*>;  nach  Faustns  (Venedinr  1832): 
i  geuiit  141,  204,  2G5,  gainvi  geul  252.  aber  t  gegln  15;  nach  der 
Philo  Haiid.^chritt  vom  Jahr  12%;  geaulk  S.  162  (öom.  pLi;  nach  der 
der  Kateg,  i  geauis  S.  122  (akk.  pl.)  usw.  Kil.  k*ey  setzt  nach  Karst 
§  75  ein  altarm.  gitd  ^  geul  voraus.  Jede*n falls  hat  Karsts  Behaup- 
tting^  der  Lok.  gtlj  sei  erst  dann  auch  als  Genitiv  gebraucht  wor- 
den, als  der  Notn.  giul  zu  gel  geworden  war,  an  den  Thatsacben 
keinen  Halt.  —  Zu  S,  162.  Für  klass.  (mjajub  (Instr.  vim  nnjn)  ist 
itn  Kil.  aujtjm  eingetreten.  Man  sollte  glauben,  dass  a  vor  mb  zu 
Q  verdunkelt  und  ausl.  b  abgefallen  sei-  Aber  a  gebt  sonst  nicht 
(auch  nicht  vor  mb  =  kil.  mp)  in  o  über  und  ausk  mb  wird  —  nach 
iimp  'Wolke',  tamp  'SatteF,  jd.  farnp*er  (Kar^t  S.  170)  zu  urteilen  — 
zu  mj*  und  nicht  zu  m.  Eine  genaue  Parallele  zu  -amb  itu  Auslaut 
eines  zweisilbigen  Wortes  fehlt  allerdings.  So  wäre  also  vorillufig 
kil.  anjimt  auf  älteres  ^ajijaujji  als  dial.  Nebenform  zu  kl.  anjamb 
zuriickzutüfiren '/  Ich  konnte  in  dem  ausl,  77t  dieses  ^aiijatim  (vom 
«•Stannne  fi»Jn  'Person')  doch  nur  die  W'irkung  des  abgefallenen 
Instrumentalsuffixes  b  —  idg.  bhi  =  griech.  <pi  seben.  Jedenfalls 
ist  Karsts  Frkfilrung  von  kJass.  -amb  aus  *anw  =  urarm.  anv  und 


kil,    nm   ans   *-aum 


*-avm   —   '^■tmmi  =  ^-ami^  =  tirarm.  ^-anu 


willkürlich  und  der  Widerlegung  nicht  bedürftig.  —  Zu  S.  185,  Hier- 
her auch  kanani  'Frauen'  z.  ß.  Faustus  S,  252^  Z.  5  und  8  v.  u.,  253^ 
3  usw.  —  Zu  S.  WL  Der  Plural  mvi  'Hunde'  soll  üich  nach  Karst^ 
der  W'b.  2,  4Ötj  tolgt,  schon  bei  Euseb.  Kirchengesch.  9.  8  linden. 
Die  angezogene  Stelle  steht  in  der  Ausgabe  (Venedig  3877)  S.  691, 
wo  aber  beide  Texte,  der  ältere  wie  der  jüngere»  z  suns-n  bieten 
<nicbt  zsnvi-n).  Wie  lesen  die  Handöebriften?  Karsts  Erklärung^ 
der  Piurale  auf  -vi  als  Fortsetzer  alter  Duale  auf  u  ==  idg.  ö  ^vgl. 
^rkii  'zwei*  =  idg.  ävö)   ist   ansprechend,    aber    kaum    haltbar,    da 


€0       Karst  Eistorische  Grammatik  des  Kilikisch-Annenischen. 

auslaut.  ö  =  arm.  «  in  allen  zwei  und  melirsilbig'en  Wörtern  ntch 
dem  vokaliöclien  Auslautsgesetz  abfallen  musste  (vg-l.  uf  'acht'  = 
idg.  okHö,  aber  erku  'zwei*  mit  w,  weil  ursprüngrlich  einsilbig"*).  War« 
aber  i  (aus  i-\-x)  vor  Wirkunof  des  Auslautsg^esetzes  ang^etreten,  öo  «11- 
ten  wir  auch  *ufvi  für  ut.  *€rkm  für  erku  haben.  —  Zu  S.  195.  Bei  Elii€ 
S.  19;  15:  naxararean.  —  Warum  musste  *jiean  zu  jian  werden? 
Aus  lieal  'p:ewesen',  der  regrelmässigen  Form  des  Ptcp.  im  MT 
ZDMG.  36,  125  (auch  Euseb.  Chronik  1,59)  ist  später  /ca/ j?eworden; 
aus  7ni-^evs  :  viius,  das  freilich  mit  men.s  wechselt.  —  Zu  S.  210. 
Der  Zusatz  zu  ]>ahs  für  2)ahk  "vgl  np.  päs,  pl.  päs  Wache"  ist 
zwecklos  und  hier  irreführend.  Denn  gerade  das  s  von  arm.  pahi 
hat  mit  dem  s  von  pers.  päs  nichts  zu  thun.  —  Zu  S.  234.  Im  Dii- 
lekt  von  Agulis  steht  neben  dem  Pronomen  so^  do,  no  'hie.  iste, 
nie'  (altann.  sa,  da,  na,  gen.  so-ra  do-ra,  no-ra)  das  Pronomen  hgk, 
dok,  nok.  Ist  hgk  aus  *«o-A:  entstanden  (s.  Karst  S.  88),  so  darf  es 
weder  mit  griech.  ö  noch  mit  lat.  hXc  (=  *hoce)  zusammengestellt 
werden.  Denn  arm.  so-  ist  =  idg.  A:^o-,  griech.  ö  =  idg".  so.  —  Zu 
S.  235.  Die  Erklärung  von  gen.  nara  usw.  aus  nora  ii.sw.  durcJi 
Einfluss  des  nom.  akk.  na  scheint  mir  einfacher  und  natürlicher 
als  Karsts  künstliche  Hypothese.  —  Zu  S.  252.  Soll  hima  'jetzt*  (= 
np.  Ima  'jetzt')  aus  dem  Np.  entlehnt  sein?  Wenn  nicht,  aus  welcher 
Grundform  sollen  beide  stammen?  —  Zu  S.  266.  Kil.  lucefn  gespro- 
chen lujein  für  altarm.  lucanem)  erscheint  schon  "in  nachklassischer 
Zeit"  bei  Ners.  Lampr.,  Klimachos  und  Leb.  d.  Väter.  Nerses  von 
Lampron  war  ein  kilikischer  Armenier  des  12.  Jhd.,  kein  Wunder 
also,  dass  in  seinem  Schriftarmetiischen  gelegentlich  kilikische  For- 
men erscheinen.  Die  Zeit  der  Übersetzung  der  "Leiter"  de.s  'luidv- 
vric  KX(|naE  ist  unbekannt.  Leb.  d.  Väter  fällt  ins  5.— 12.  Jhd.  —Zu 
S.  301  flg.  Die  Indikativpartikel  westarm.  gu  =  ostarm.  ku  lässt  sich 
zuerst  im  12.  Jhd.  nachweisen  und  ist  allen  modernen  Dialekten  mit 
Ausnahme  desjenigen  von  Agulis  eigen,  während  sie  im  Altamie- 
nischen  fehlt.  Ihre  Entstehung  fällt  also  in  die  Zeit  vor  dem  Ein- 
tritt der  zweiten  Lautverschiebung  (9.— 10.  Jhd  ?).  —  Zu  S.  311.  Die 
3.  pers.  inii)evf.  med.  und  pass.  der  e-  und  t-Präsentia  lautet  aus 
auf  'fr  oder  -iiir  (z.  B.  kor''*r  bei  Faustus  S.  14,  H  oder  koriur  'wurde 
genannt').  Karst  hält  die  Form  auf  -er  für  eine  jüngere  Analogie- 
bildung, weil  er  die  Form  auf  -iur  für  die  ältere  und  ursprüngliche 
hält.  Aber  in  der  armen.  Litteratur  ist  jedenfalls  die  Form  auf  -ir 
älter  belegt,  da  sie  allein  —  mein(»s  Wissens  — ■  in  der  Bibelüber- 
setzung vorkommt  (vgl.  die  überaus  häufigen  xauser'reAeXe,  si)rach', 
kocer  'wurde  genannt'),  während  die  Form  auf -iwr  hier  —  und  nach 
Aidynean  Gramm.  S.  ()7  bei  den  ''klassischen"  Autoren  fehlt 2).  Wag 
nun  die  Ursprünglichkeit  betrifft,  so  soll  xauaei,  xauseir  aus  *xau- 
üiyi,  *xausii/ir,  auiusiur  aus  *xaii.sh/r  lautgesetzlich  entstanden  und 
darum  xausür  Analogiebildung  zu  xausei,  xausüir  sein.  Für  den 
Übergang  von  -ij/i  in  ei  hat  Karst  sonst  weiter  keinen  Beleg  als 
eben  die  Im])erfektformen  auf  -e/,  für  -iur  aus  -iyr  bezieht  er  sich 
auf  nliur  'Mehl*,  afbiur  'Quelle',  efjiur  'Hörn',  ariun  'Blut*,  jiun 
Schnee',  die  aus  *alii/r,  *a/hif/r  usw.  entstanden  sein  sollen').  Wo- 


1)  e-rku  :  idg.  drü  =  e-ris  'drei*  :  idg.  frins  Meillet  MSL  11,394. 

2)  Aber  z.  B.  bei  Mos.  Choren.  S.  17,  8  cai'iur  'wurde  geredet', 
bei  Philo  S.  179  ondarjakiur  €upuv€To;  bei  Seböos  S.  125  tesaniur, 
sansapiur,  sksaniur,  hei  Dionys.  S.  S  nsiur  'wurde  gesagt'. 

3)  Dagegen  s  3.  Sg.  Präs  xausi  aus  '^xausiy;  2.  PL  Prfts. 
xausik  aus  "^xausiyk. 


Karst  Htatorischi?  Gvamniaiik  des  Kilikisch-Ariueiii^i'hen.       Gl 


iliefcie  GniD<lt*ormen  koiiimt'n,  sa^it  er  nicht  mul  widerlegt  auch 
die  bisberioreii  Ziisniniiien>tellHH^en  von  aliur,  afeut%   k^«i-  ^^^^  J^it 
LllXevpov,  albiui\  albenr,    g"en.  nfber  tnit  griech.  q>p^ap  (aus  *(ppr|Fap), 
Jiun,   gen,  Jean  mit  xiihv  {nn*i  tj^hiyfjm)^   siun    Säule*  mit  kIijjv^    um 
derentwillen  wir  '^uliur  statt  ^aVfyr  vorausKctKen,  nicht.     Icii  stimme 
daher  Kju^st   nicht   hei.    —   Ich    möchte   darauf  hinweisen,    dass  das 
Metliiim    und  Fasnivurn   vom  Priihenssianime  auf    a,  -i  und  -u    mit 
[dem  Aktivum^)  identisch  itst   {afam,   xatisim,  tol-ii^m),    und  ebenso 
tbei  den  rräsens^tänimen  fiuf  -e  das  Imperfekt  {kotei  usw.),    in  der 
[ältesten  Zeit  der  Inlinitiv  {kocel,  ^cn.  kocetoi/-)  usw,)  und  ursprüng- 
licli   auch   der  Konjunktiv  ikociHm,    eine  Neubildung'  für  VcoHeem 
als  pa>ö.  =  *A:ot*e-f*><?m   üum  Indik,   kofim    nach    dem   Mu^nter    vom 
Aktivum    fcoe/eew   :  ko('em)^i.     Eö    war    also    urspriin|!^lich    nur   daji 
iPassivum   <les  Frasens   der  e-Stitmme   vom  Aktivum    tormal    iinter- 
'«chieden.     Wie  aber  sind  korhn  und  xttiLsim  [iuW  koeelf  xnniiel)  ent- 
standen? Gehören  xansim  usw.  zu  Hirti^  exe^-Basen  (Ablaut S,  lOöfl;^.)? 
—    Zu  S-  317.  Die  Gleichung  ^}o-kay  \  c«  —  erk-o-,khi :  erku  ist  deshalb 
falsch,   weil  A*  in  erkokifi^   erkokean  Pluralzeichen  ist,    v;jl.  ;^en.  er- 
koriift,  erko*;futr\  akk*  erkoain,  crkoHrrtn  usw.  —  Zu  S.  S2S.  Die  Ent- 
Wickelung  von  alt  arm.  f'kn  *kam'   über  "^ek  :  *i/eg  :  ^eyey  ;  eyeg  zu 
kiL  nrek  ist  wenig*  einleuchtend,    da  für   den  Übergang  vnu  inter- 
vokalisi'hem  //  zu  y  =^  r  alle  Analogien  fehlen.  —  Zu  .S.  l\2d.  Warum 
soll  das  auslaut.  at/  der  I  fiers.  aor.  pass.  iko(^ei'ai/f  hamu/)  "aus  ein- 
fachem a  entstanden"  sehi?     Die  1.  pers.  imperf.  und  aor.  akt.  und 
med.    hat  doch  als  Persona letidung   immer  i  :  Ar/ce/,  xauneij  kocecif 
xaustr.ay,  ham\   hamiy,  eiel     Und  auch  in  der  2.  pl,  aor.  pass.  [ko- 
ceeaifc)  soll  ^ai  für  a''  stehn    wie    in   der  2,  pl.  priis.  der  «Stamme 
{aiaik}?      Das    ist    ein    grosi^er    [rrtiim.      Vgl.    meine   Armen-  Sind, 
[ß.  iVii,  —  Zu  S.  3.'32.  Karst  trifft  in  seinen  —  richtigen  —  Bemerkun- 
g^en  über  hafH/vim  =  "^fiafif/i-rim^  aor.  hantfeay  ^  *ha7itfi-atf^)  mit 
Sieillet  Notes  sur  la   conjug^ison  armeiiienne  (Banaser  II,  2)  S.  10, 
wo  auch  hfintp'St  und  die  Aoriste  i\iL  hantji-r,  pL  A(/«^ertiÄr=  */*a/i- 
gi-nriik  und  konj,  haitgrceii^)  fingezogeu    werden,    zusammen.     Ich 
hatte    inzwischen    auch    caneag  aus  ^vani-agj    canaut  aus  ^cana-ut 
erklitrt  und  ctud  :=  idg.  g^ene,   eana-  tür  "^ttna  =  idg.  g^etu  (Hirt 
Ablaut  §£i2I)  gesetzt,  also  angenommen,  dass  tti  Fällen  wie  caneag^ 


1)  Vgl.  datim  Ich  richte'   und    ""werde   gerichtet'   Mattli.  7,  1, 
I  X.U  c.  Ö,  :J7 ;  xa  ustr  '  r e*l  e  t e '  M  a  tt  h .  !\  18  ini  d  xa  tt  aese  l   '  w  i  r  d    g  e  r ei  1  e  t 

werden*  Mattli.  2il.  Kl,  htla  SM^rgiesst'  und  'wird  vergossen'  Matth, 
26,  28,  ffifurti  'verlftssl*  Mark.  13,  M4  und  "wird  piTisgegeben  wer- 
den* Matth.' 24,  2Ü  usw. 

2)  Wilre  ko^ä  die  ursprüngliche  Form  gewesen,  so  hätte  der 
Genitiv  *kofloi/  lauten  müssen,  vgl.  foilog  von  fohd. 

3)  Danach  auch  tolucuni  zu  toliim.  Dagegen  ist  Pass.  Ima- 
nairj  (Euseb.  t'hron.  S.  26)  neu  gebildet  zu  Akt.  imanaicem  nach 
dem  Muster  von  korieim  :  kovivem. 

4)  Vgl.  enlmttft  aus  ^erdunum  :  Aor.  enlvaif  Arm,  Gramm- 
S.  44a.  IF.  AuÄ.  10,  45. 

5)  Naeh  xMcillet  —  ^hangiices.  Du  i  in  nichtletzter  Silbe  sonst 
immer  —  in  Hnmlerten  von  Fällen  —  aus  e  =  idg.  ei,  oi  entstan- 
den ist.  liegt  es  tiabe,  auch  hang ir es  xii^w,  auf  ^hangi^ms  zurückzu- 
führen. Ist  das  nun  ans  *hangiirpji  oder  ^hange-icfs,  ist  diceit  = 
^decejt  aus  *iiiices  oder  "^tleuies  zu  erklaren  oder  EiuMuss  von  Cou- 
junctiven  aoristi  wie  erfi{'t^s  {Vrna.  erfaires)^  luices  l  Präs. /,s/rc«),  ke- 
ricea  (Präs.  udceji}^  meiices  (Aor.  1.  meltig)  ilsw.  anzunehmen? 


6*2       Karst  Historische  (irammrUik  df»s  Kilikisch-Armenischcn. 

hangeay,  takeay  usw.  das  i  der  zwelsilbioren  Wurzel  auf  idg.  i  tu- 
rückg"eht.   Wenn  nun  htingi-M  von  einer  Wurzel  hantj}-  kam,  tnuiüt 
takust   vnn   einer  \Yut7a'[   faku-  konunon,    die  auf  älterem  takt'i  tu* 
riicköreführt    werden    könnte.     Also   fakcay   von    fake-.    fnkutt  roo 
takö'?     V^l.  idg.  g^enü  :  f/cnö   Hirt  a.  a.  O.  —   Wenn    aber   Kani 
kil.  hangav  aus  akarin.  hangeav  =  ^hangiav    erklären     will    dartfc 
Berufung  auf  kil.  /*üÄ:f)  =  altarm.  hogvoy  aus  *kogyoy  =  ^hogi-ü^ ^ 
(§  lH9a)»  öO  ist  das  natürlich  nicht  äu  billigen.     Andere  ErkUrting 
hat  K,  §  84   und  S.  126  (zu  !?  84)    gegeben,     Lauf ge^ietÄl ich    iioUtca| 
wir  nach  S.  70  flg.  hange.,  hang^er^  hancper  usw.  erwarten;   da  ttUU 
dessen  hangay,  hangar,  kangtiv  erseheint,  ist  wohl  anzunehmen,  dJL4  , 
dies  Neuhildmigen  nach  den  übrigen  Aorist  rönnen  wne  k^d-ay,  ic  ayJ 
des-ay  nsw.  .sind.  —  Zu  S.  :]3ö  Anni.  Ich  nehme  an,  dass  erst  xu  gita^l 
(aor.  vnn  gttem  'weiss')  ein  Präsens  gitanatn  'eoeo'  Ivg^L  Iraci  :  Ita-i 
nfim)  hinzugebildet  worden  ist.    Jedenfalls  setzt  gitacl  ao  wenig  eiaT 
*gitanam  voraus  wie  asarf  ein  ^naanam  ^  Zu  S.  342,  Die  Präs.  auf' 
-t  bilden  ihren  Inhriitiv  im  NT  (abgesehen  von  der  späteren  Apoka- 
lypse ZüMO. '16,  126)  stets  aul  -el,  ebenso  —  meines  Wisssens  —  im  AT 
und  übei*haupt  bei  den  ältesten  Schriftstelleni,  SptUer  wird  das  Passiv 
berim  t  her  ei  nacli  dem  finster  von  berein  :  beret  ,afftm  :  a/al^  tofnm  : 
toful  7Ai  berim  :  beril  iimgestaltet,  aber  die  obliquen  Kasui»  beiral)-| 
ren  aueh  spiiter  immer  noch  den  alten  Stamm  auf  -elo :  (Ö€n7:^en.| 
bereioy^  instr.  berelov).     Sogar  im  Kilikisehen  der  Assises  Ant.  tindftj 
sich    noch  abrel  üu  abrim,   Hnel  zu  linim  usw.  (Karst  S.  343),    und] 
nur  die  eigentlichen  l/'assiva  unf -vi  bilden  hier  den  Inf.  au^äehlie«-J 
lieh  auf  -vfl  {rjart:U  zu   vjarrim),     Dieser  von  der  Chronologie  ff€- 
ötützten  Auffastsung  setzt  K.  eine  andere  gegenüber:  die  {'StAniiD«i ] 
bildeten   den  Inf.   ursprünglich    auf  ü,    das  in   den    obliquen  Ka&us] 
zu  el  wurde  [wider  alle  armen.  Sprachgesetze,  die  -/  «tatt  -ei  erfor- 
dern würden]»  die  klassisehe  d.  i,  älteste  Litterat nr  ignoriert  dieseaJ 
urspr,  Inf.   vollständig   und   setzt,    nachdem  im  Ipf.  die  [jünger  be-] 
zeugte]  Form  anf   inr  durch  die  "'jüngere  Analogiebildung"  auf  «^  , 
[in  Wahrheit  die  älter  bezeugte]  verdrängt  war,  den  Inf.  auf  -c/  an  i 
seine  Stelle   [obwohl     fl  doch    am  Prä>ens  auf  -im  usw.  eine  Stütze il 
gehabt  hätte],    aber  der  Inf.  auf  -il  erscheint  noch   ''vereinzelt"  M\ 
bestimmten    alten  Autoren  mit    "mehr   vulgärspraehticher  Diktion" 
utn   sp:iter   beim  kiL  Passiv   auf  -vi    wieder    zu    neuer  Geltung  lu 
kommen.     Damit  Imt  K.  nach  meiner  Meinung  alle  Thatsachen  auf 
den  Kopf  gestellt,    immer    vorausgesetzt,    dass    meine    CbronolosTif 
richtig  ist.  —  Zu  S.  ^T-^i  Anm.   Der  Satz:  "w<mn  f'  ('nicht*)  sich  ver-  ' 
einzeli  bereits  in  Irühklassischer  ZeitV»  findet,  so  steht  es  immer  in 
vulgärer  Diktion   und  ist   nicht  als  echtklassisch   zu  betracbten"  ist 
eine  kühne  Behauptung.     Das  neue  Testament  ist  doch  gewiss  'Trüb- 
klassiKch",  und  hier  ist  f  (neben  oc)  reichlich   vorhanden:  ich  kann  | 
es  aus  Matthäus  allein   zwanzigfach  belegen.     Oder    hnt    auch    die  l 
Bibelübersetzung  vulgäre  IHktion?     Dann  gäbe  es  aber  überhaupt 
keinen  Unterschied  zwischen  klassischer  und  vulgärer  Sprache»  ein  i 
Schluss,    gegen    den  Niemand   mehr    als    Karst   Einspruch    erbeben 
dürfte.  —  Zu  S.  :J88.  Ist  im  Klassisch- Armenischen  das  Präsens  tfa- 
nim  "nicht  mehr  recht''  oder  noch  incht  gebrilucblich*-'  Die  Evangelien 
kennen   nur   Formen   des  Aoriststannnes    (wie  elcr  'ward,  geschah'. 
eHri   'wird  geschehen^  sein'),    ebenso   das  Kilikische.  —  Zu  S.  401. 
Die  dem  Kilikisehen  eigentümliche  HelativkonstruktJon:  Relativpar 


1)  Vgl.  t^-raye  'leuchtet  nichts  ^-imanan  'wissen  nicht",  ^^gm^ 
'merken  nicht'  Elise  S.  H. 


LagercrAiitz  Zur  gricclii sehen  Laut^t^scliiclite. 


63 


I 


tikcl  +  Demonstrativ  findet  sich  Hchoii  in  aU armen.  Werken*  auch 
solchen,  die  nicht  au*5  dem  Syrischen  ühersetzt  sind,  v<t|.  z.B.  Faiisttia 
S.  215;  der  Mann,  '''an  welchem"  {zorme}  alle  hin;^eii  {z-nmane  'an 
Ihm*);  S.  218i  auch  die.  'welche/  (z-or/f)  er  nicht  kannte  (z-nosn  sie'); 
223  r  ar  —  atl  inr  kf.rakur  Hr  camkd  noca  ==  welche  ^  ntclH  war 
ihnen  eine  andere  Speise  zu  ko.sten  =  welche  keine  andere  Speiae 
jreko!*tet  liatten  usw.  Ich  kann  in  diesen  Filhen  keinen  "Semit JsmuB** 
finden,  da  Faustus  nicht  au^v  dem  Syrischen  übersetzt  ist. 

Strassburff  i.  E,  H,  Hiihfcichmann, 


Xagercrantz  0.  Zur  j^^rieciiischeri  Lautt,^eschichte.  üpsiala  IB98, 
15t>  S.  (—  IJpsaJa  Universitets  ArsfskriJ't  lrtfl8,  Filosoti  usw.  U). 
Die  vcnJitf^ende  Sciirift  behandelt  die  EntwiLdvIun;^  von  idg-» 
Guttural  und  Dental  -f  /,  «owie  von  /  r  ä  und  hs  im  fTriechi sehen, 
äJso  die  Geschichte  von  tt,  hb,  cc  und  l,  wobei  sowold  die  ältere 
Forschung:  rekapituliert  wie  ungell'iste  Fra*;en  von  neuem  tinter- 
«ucbt  werden.  Der  Verfasser  rekonstruiert  folgenden  ur^riechischen 
Zustand:  1,  k{h)i  wird  }ip.  2.  t{h)i  wird  ss.  3.  fs  2.11  M,  4.  .v,v  bleibt 
ifs.  5.  f/i  wird  dif.  ^.  di  wird  zz^).  Es  evj^eben  sicli  demnach  5  ver- 
schiedene urtrriechi.Hehe  Laute»  deren  weitere  Ge^chicbte  festzustellen 
ist.  Da  der  VerfaHger  Tür  seine  piionetiscbe  LTmschnft  der  urgriech. 
Laute  mir  j'-anz  allgmiieine  Werte  beansprucht  und  damit  in  erster 
Linie  nur  die  Verschiedcnbeit  der  Laute  zum  Ausdruck  bringren  will 
<S.  löti,  so  wird  man  seine  Aufstellungen,  was  L— 4.  betrilft,  denen 
Briigmanns  im  Grundriss-  271  f.  am  nächsten  verwandt  finden. 
Wicf^tig  ist  aber  «ier  Versuch,  für  ///  und  di  eine  verschiedene  Be- 
handlung nachziivv^eisen^  und  nbwold  das  Material  aus  den  Dialekten 
recht  dürftig  ist»  s«i  glaubt  L.  docb  aus  dem  Attischen  und  Aoli- 
ßchen  Beweine  gefunden  zu  baben.  Im  Attischen  sei  niluilich  ein 
I  dem  TT  =  k/ Xi  ^^'i*'  dem  C^t/  vorhergehender  Vokal  getlehnt  vvor 
den,  während  sonstige  tt  und  Z  eine  solche  Wirkung  nicbt  Musiibteu 
(vgl,  peflujv  neben  irtLÖc),  Es  ist  jedoch  recht  iniHsUch  für  dieses 
Lautgesetz»  dass  die  dehnende  Kraft  \'on  tt  aus  k{h]j  nur  in  der 
Kategorie  der  Komparativ  e  Bucciuv,  ücciuv  usw.  festzustellen  ist,  wäh- 
rend für  die  entgegenstehenden  FJille  wenig  befriedigende  Erklä- 
rungen gegeben  werden  t  denn  dass  z.  B.  ntt.  ÖTTa  Entlehnung  sei, 
ciafilr  werden  scblagende  Gründe  niciät  angeführt i  für  I  =  TJ  kommt 
ausser  iieilujv  nur  att.  udla  neben  sonstigem  ptka  (*puTt^)  in  Be- 
tracht; aber  liegt  es  nicht  viel  naher,  einen  Deklinationsablaut  (a  : 
ä)  auzunebme«.  wie  er  ähnlich  in  fkwcco.  —  fkdcca  (bei  Herodah) 
vorliegt?  (Vgl.  J.  Schmidt  KZ.  33,  4 '»3  ff.).  Wa^  sollen  wir  ferner 
inil  ctpoTTui,  cjilw  u.  ä.  anfangen^  welche  Verf.  mit  Schweigi'n  über- 
ireht?  Da  das  Lautgesetz  auf  so  schwachen  Füssen  steht,  so  ist 
Brugmanns  Erklärung  der  Komparative  pdcmv  usw.  (Ber.  d.  Sachs. 
Oes,  d,  Wiss.  18^7^  185  ff.)  immer  noch  vorzuziehen.  Dagegen  scheint 
mir  die  von  L.  aufgedeckte  Divergenz  von  äol.  {phw  aus  *F^pfebiii 
*F^pfltu  und  K&pla  aus  '^Kap^ta  (4li  ff.)  sehr  wohl  geeignet,  um  eine 
Verschiedenheit  von  ti  LUid  5^  wahrscheinlich  zu  machen;  in  dp^p2>uj 
'dunkel  machen'  zu  aisL  myrkr  'dunkeF  hat  Verf,  einen  ansprechen- 


1)  Durch  Versehen  werden  beim  Rückblick  (S.  150)  die  Zeichen 
>•  und  <C  inkonsetiuent  verwendet.  Wer  diese  Zeichen  gebraucht, 
mu-ss  bei  der  Korrektur  doppelt  v(*rsichiig  sein! 


64  Lagercrantz  Zur  griechischen  Lautgeschiebte. 

den  neuen  Beleg  für  -pTi-  aufgespürt.  Dass  ä^ipbw  auch  im  Grie- 
chischen weitere  Verwandte  hat,  ist  L.  entgangen:  ich  glaube  d^öpyi) 
•Ölhefe,  Bodensatz'  damit  verbinden  zu  dürfen  (eigtl.  'das  Trübe, 
Dunkle  im  Öl*);  es  ist  bemerkenswert,  dass  das  Wort  d^öpmi  später 
wieder  zur  Farbenbezeichnung  'dunker  gedient  hat,  s.  G.  Meyer 
Alban.  Wb.  s.  v.  murk  und  Ref.  IF.  2,  119. 

Wie  sich  die  urgriech.  Laute  in  den  einzelnen  Dialekten  ge- 
stalteten, wird  in  umsichtiger  Erörterung  im  2.  Abschnitte  gezeigt;, 
unser  Dialektmaterial  ist  freilich  immer  noch  zu  dürftig,  um  über 
alle  Punkte  Klarheit  zu  verschaffen.  Mit  der  Aussprache  der  an- 
gewandten Schriftzeichen  beschäftigt  sich  besonders  der  vierte  Ab- 
schnitt (S.  90  ff.),  wozu  der  sechste  über  ''die  angebliche  Identität 
von  l  und  cb*'  (125  ff.)  eine  wichtige  Ergänzung  bildet.  Was  den 
letzten  Punkt,  die  Aussprache  des  Z,  betrifft,  so  sucht  Verf.  alle 
Gründe,  welche  bisher  lür  l  =  cb  angeführt  wurden,  als  trügerisch 
zu  erweisen ;  so  wird  z.  B.  bestritten,  dass  die  Formen  Ai62Iotoc  und 
AxöcboToc  identisch  seien,  dass  dCtü  'dörren'  zu  slov.  ozditi  'Malz 
dörren',  ö2:oc  zu  got.  asts  gehöre.  Es  ist  zuzugeben,  dass  diese 
Etymologien  davon  abhängen,  oh  t  =  zd  aus  andern  Gründen  zu 
halten  sei;  doch  gewaltsam  will  es  mir  scheinen,  wenn  Aiö2[otoc  und 
AiöcboToc  auseinandergerissen  werden.  Verf.  muss  natürlich  auch 
Fälle  wie  'A8nva2:€  anders  erklären  als  es  seither  geschehen  ist;  aber 
eine  bessere  Erklärung  weiss  er  nicht  an  die  Stelle  zu  setzen. 
Dadurch  dass  L.  auf  Grund  von  Grammatikerangaben  auch  noch 
für  eine  (übrigens  nicht  unwahrscheinliche)  Aussprache  i  plädiert, 
ist  die  Frage  des  Z  noch  verwickelter  geworden,  als  sie  bereits 
schien.  Alles  weist  darauf  hin,  dass  das  Zeichen  nach  Ort  und  Zeit 
sehr  verschiedenen  Wert  hatte;  aber  ob  es  einmal  gelingen  wird, 
eine  reinliche  Scheidung  der  lokalen  und  chronologischen  Nuancen 
des  Z  durchzuführen,  wage  ich  nicht  zu  bejahen. 

In  die  Urgeschichte  des  griechischen  Alphabets  führt  uns 
der  Verf.,  wenn  er  die  spirantische  Aussprache  von  tt  und  bb  aus 
der  Doppelnatur  der  phönizischen  (semitischen)  Dentale  (als  Explo- 
siva und  Spirans)  erklärt  und  demgemäss  den  Zeichen  t,  b,  9  des 
griechischen  Uralphabets  ebenfalls  doppelten  Wert  zuschreibt.  Man 
liest  die  scharfsinnigen  Ausführungen  des  Verf.s  mit  sehr  grossem 
Interesse,  kann  sich  aber  doch  nicht  des  Gefühls  erwehren,  dass  die 
Hypothesen  auf  zu  spärlichen  und  vieldeutigen  Thatsachen  aufge- 
baut  sind.  Für  altererbte  spirantische  Aussprache  des  tt  z.  B.  im 
Kretischen  wird  die  Schreibung  6(8)  neben  t(t)  in  edXaeOa,  eO^Xibeioi 
als  Beweis  angeführt:  das  Nebeneinander  und  die  Gleichwertigkeit 
von  06  und  tt  sei  ein  Überbleibsel  der  ältesten  griechischen  Schreib- 
weise, während  sonst  die  Schreibung  tt  durchgedrungen  sei.  Na- 
türlicher und  wahrscheinlicher  ist  aber  zunächst  die  Schlussfolgerung 
von  Blass,  dass  die  jüngere  Schreibung  6(6)  einem  Übergang  von 
TT  in  66  entspreche;  wenn  Verf.  die  Frage  entgegenstellt  "Womit 
ist  ein  Übergang  ti  zu  tth  glaubhaft  zu  machen?"  (S.  98),  so  möchte 
ich  darauf  hinweisen,  dass  einige  neugriechische  Dialekte  diese 
Entwicklung  allerdings  glaublich  machen:  im  Zakonischen  sind 
geminierte  Tenues  aspiriert  worden,  und  so  entstand  aus  altem  tt 
modernes  th^  vgl.  kötha  köttq,  so^jltha  caTiTTa,  ethäka'i  ?CTacav,  wozu 
Deffner  Zakon.  Gramm.  S.  60  lakon  eTTacav  =  ^ctticuv,  ^rrdv  =  ic 
Tdv  u.  ä.  mit  Recht  heranzieht.  Diese  Vorgänge  (samt  der  Assimi- 
lation von  CT  in  tt  u.  ä.,  Deffner  96  ff.)  erinnern  ganz  auffallend 
an  die  kretischen  Erscheinungen  (vgl.  kret.  TTpö66a  =  irpöcöa,  ^^tt' 
^c  =  m^ct'  iüW  Was  hier  der  einzige  direkte  Nachkomme  eines  do- 
rischen Dialekts  zeigt,  ist  jedoch  nicht  ganz  vereinzelt:  im  heutigen 


Strattoii  Historv  ol  Greek  Nouii-Fürmatirjn  I, 


€5 


)iHlekJ  der  Insel  Kalytnnos   ist   nus    alter  Geuiiiaiitu  Alfricata   ent- 

»taudon.  die  natürUcli  Hltere  Aspirata  voraussetzt;  vo:L  cciiTea,  <p^Tea 

H.  statt  ^onsti^em  ca(t)iT(T)a,  (piT{T)u,  Hatzidakis  'AOiiva  6,  45.  Da- 

liit  ist  eil»  Vor'raj);^»  wie  ihn  ßia^s  aoiiiiiuiu»  alt»  tliati^achlich  €*rwie* 

|6eu  tür   einen  ;i!*eo^raphiseh6n    und    sprachlichen   Bereich,    zu  dem 

|ÄUch  Kn^täi  jjfehört. 

Mit  den  "'Ausnahmen  von  der  regehnässig'en  Entwicklung'' 
f beschäftigt  sich  L.  im  3.  Abtichoitt  (8.  63  t\\):  zur  Aufhelhiii^  der 
IVor^finge,  welche  die  Übertragung  des  Präüensauffixes  -cciu  (>TTtij) 
l<»der  des  Femininsnffixes  -cca  (-ttq)  auf  Dentalstämme  be;:ür^stig^len, 
T  trafen  dte  Cntersucliung-eti  deü  Verf.s  wesentlich  bei»  wenn  nur  auch 
z.  B.  die  Erürterung  über  im'tccm  nicht  überzeugend  scheint.  Sein 
I  Thema  veranlasst  natürlich  den  Verl.,  antrb  auf  andere  Ursprung^a* 
^ft^ebiete  der  Laute  cc,  tt  sein  Augenmerk  zu  lenken,  wa«  besontlers 
^Hjm  5.  Abschnitt  (112  ff.)  geschieht;  die  Probleme  werden  jedoch  nur 
^■angedeutet,  si»  z.B.  wenn  es  sieii  um  den  Wandel  ti  xu  ci  (121)  oder 
^p-n.1  zu  a>  (123)  handelt.  Mit  den  neuen  Etymologien,  welche  den 
^  Wandel  ti  zu  ci  lielegen  sollen  (civoc»  ctXXoc),  wird  die  Frage  über 
jenen  Lautwandel  wieder  zur  Diskussion  gestellt.  Das  eiymolo- 
^^ fische  Geöchirk  des  Verfassers  zeigt  jiii'h  hier  wie  in  den  andern 
^B durch  das  ganze  Buch  zerstreuten  Etymologien,  welche  zur  Stütze 
^Hder  Beweisführung  oder  Erxveitt*rung  des  Bewcrsmateriiils  mitge- 
^Bleilt  werden.  Sind  fiucb  nicht  alle  gleich  wahrscheinlich,  so  sind 
^"  sie  doch  alte  der  Berücksichtigung  wert:  und  ebenso  ist  überhaupt 
da*»  gfinzc  Bueli  eine  anregende,  in  vielen  Funkten  fürdernde  I>ar- 

I Stellung  eines  i nteresEJ fluten  Kapitels  der  griechischen  Lautgeschichte. 
'"'""■■  -  "' 
Strattott  A.  W.    Historv  of  Greek  Noun  Formation  I.    Stems  with 

I  -U-.     S.'A,  aus  den  Stüdies  in  Classical  Philologv  2,  115—223,   Chi- 

K     eago  1899. 

^P  Die   vorliegende  Schrift    behandelt   auf  Grund    ausgedehnter 

Materialsamnilungen  die  mit  den  Suflixen  -».tov-  -^ai-  und  -^o-  gebil- 
deten Nomina  des  Griecbischeih  Der  Vertasser  ersti*ebt  offenbar 
Vollständigkeit  in  der  Aufzilhlung  der  Belege,  doch  unterlässt  er 
uns  zu  sagen,  bis  zu  welchem  Zeitpunkt  nach  unten  dies  gelten 
soll:  byzantinische  Quellen  werden  zwar  angeführt,  döch  nicht  häutig 
genug,  dass  wir  für  diesen  Zeitraum  die  Sammlungen  für  annähernd 
vollständig  halten  konnten.  Auch  für  frühere  Zeiten  gilt  dies  nicht 
in  absoluter  Weise  :  als  Stichprobe  bot  sich  mir  zunillig  das  bei  Po- 
lybius  begegnende  Ätdtvücuu,  das  ich  in  den  Limiten  des  Verfassers 
vermisse;  endhch  werden  auch  die  Papyri  noch  manchen  Zusatz 
ergeben;  z.  B.  aus  den  Indizes  allein  der  von  Kenyon  herausgege- 
benen Papyri  des  British  Museum  können  bidZeuTua,  ^TnXdXri^a,  jikä' 
rvpLü  und  koit«c|iöc  hinzugeftigt  werden.  Der  Verfasser  bespricht 
die  einzelnen  Bildungen  nach  Bedeutung,  Akzent  und  Form  und 
tr^igt  jeweils  dem  Verhältnis  zwischen  Grundwort  und  Ableitung 
gewissenhaft  Rechnung;  die  mannigfachen,  durch  die  Form  des 
Stammwortes  bedingten  Unterabteilungen  werden  klar  und  deutlich 
geschieden.  Jeder  Abschnitt  wird  beschlossen  durch  eine  (nach  der 
Endimg)  alphabetisch  geordnete  Liste  der  Belege,  wobei  deren  Vor- 
kommen in  den  verschiedenen  Litteraturgattüngen  des  Epos  und 
der  Lyrik,  der  Tragödie  und  Komödie,  der  Historjkei%  Hedner  und 

Anzeiger  Xtl  1,  5 


66  Stratton  History  of  Greek  Noun-Formatioo  I. 

Philosophen  übersichtlich  markiert  wird.  So  sind  die  fleisMjren 
Sammlungen  des  Verfassers  wohl  geeignet,  uns  ein  ziemlich  zuver- 
lässiges Bild  über  die  Ausdehnung  der  behandelten  Suffixe  zu 
geben.  Und  doch  würde  ich  von  einer  monographischen  Ge- 
schichte der  griechischen  Nominalbildung  etwas  mehr  erwarten: 
was  der  Verf.  bietet,  kann  mau  nur  als  einen  Teil  der  Aufgabe 
betrachten.  Die  Geschichte  eines  produktiven  Suftixes  niuss  zei- 
gen, wie  es  immer  mehr  wuchs;  einen  Einblick  in  diesen  Vornan«: 
gibt  aber  vor  allem  eine  streng  chronologische  Darstellang.  Es 
genügt  ein  Blick  auf  die  Listen  des  Verfassers  um  z.  B.  zu  zeigen, 
wie  die  Produktivität  von  -^a  im  Laufe  der  Jahrhunderte  zu^re- 
nommen  hat.  Durch  eine  chronologische  Ordnung  der  Belege  wür- 
den sich  uns  die  Muster  und  Keime  der  einzelnen  Formationen  ohne 
Schwierigkeit  darbieten,  und  wir  würden  einen  Einblick  erhalten 
in  das  organische  Wachstum  der  Sprache.  Das  Suffix  -c^ar-  (151  f.) 
würde  wohl  aus  dem  Buche  verschwinden;  denn  da  die  grosse  Mehr- 
zahl der  Belege  jung  ist,  so  liegt  eine  Wechselwirkung  von  Perfekt 
und  Aorist  Passivi  einerseits  und  Nominal bildung  audererseiti*  vor 
(irdTTCicTai :  ^Tr€ic6nv  :  ttcttciciu^voc  :  irclcina).  Es  ist  mir  unklar,  warum 
der  Verf.  von  diesem  Erklärungsprinzip  nur  bei  den  Noraina  auf 
-c^öc  (dXecinöc  usw.  S.  206)  Gebrauch  gemacht  hat.  Ebenso  wird 
sich  das  Sutfix  -Tina  in  äpTroT.ua,  vucxaTMa  und  andern  jüngeren  Be- 
legen (150)  einfach  erledigen,  wenn  wir  uns  der  jüngeren  Verbal- 
formeu  wie  lipiraEa,  ivucxaHa  usw.  erinnern  (vgl.  Hatzidakis  Einl. 
134  ff.);  die  Feststellung  des  ursprünglichen  Stammkonsonanten  führt 
hier  nicht  zum  Ziel,  da  in  späterer  Zeit  nicht  dieser,  sondern  die 
Präsens-  und  Aoristbildung  für  das  Sprachgefühl  massgebend  ^e 
worden  ist. 

Man  muss  den  Wunsch  aussprechen,  das»  der  Verf.  bei  der 
beabsiehtigttni  Fortsetzung  seiner  verdienstlichen  Studien  sein  Ma- 
terial in  der  angegebenen  Richtung  verwerte  und  so  die  Darstellung 
vertiefe.  Es  lUsst  sich  dabei  nicht  umgehen,  dass  man  auch  der 
jüngeren  und  jüngsten  griechischen  Sprachgeschichte  einige  Aut- 
merksamkeit  widmet,  wenn  anders  Erscheinungen  der  alten  Koivf) 
erklärt  werden  sollen;  das  wäre  auch  für  Einzelheiten  von  Nutzen: 
zu  Hesychs  aiiuujbiagiüc  z.  B.  ist  das  fehlende  *aimwöid2Iiu  aus  neu- 
griech.  jnoubidZIuj  zu  ergänzen. 

Freibiirg  i.  B.  A.  Thumb. 


Levi  A.     Dei  suffissi  uscenti  in  signia.     Turin  Loescher  1898.  56  S. 
2  L. 

Der  Verf.  verfolgt  das  Vorkommen  der  Suffixe  -oc-,  -ec-,  -c- 
im  Griechischen  nach  folgenden  Gesichtspunkten:  I.  das  Nomen 
(S.  4—15).  a)  Flexion  (Kasussuffixe  -oc,  -€c,  -c,  -ci).  b)  Stamnibildmi^. 
1.  -oc,  -ec,  -C-.  2.  -Foc-,  -Fee-,  -Fe-  (=  -uc-).  3.  -loc-,  -i€c-,  -ic-.  II.  Ver- 
bum  (S.  15— 5(i).  a)  Flexion  (signiat.  Aorist  und  Futurum),  h)  Ab- 
leitung. 1.  -€C-  (z.  B.  in  Tp^uü,  v€iK^uj).  2.  -ac-  (irepduj).  3.  -oc-  (dpöu)). 
4.  -c-  (bpdtu,  eOiü).  5.  -VC-  (lueeOuj).  6.,,-ic-  (ditu).  7.  -^c-  (^-^v-fic-env).  ». 
-ujc-  (2:u[;vvi)ui).  9.  Inchoativa.  Diese  Übersicht  zeigt  schon,  dass  grcsse 
Strecken  der  griechischen  Grammatik  durchmessen  werden,  da  der 
Verf.  vom  Bestreben  geleitet  war,  alle  -c-,  die  irgendwie  etwas  suffix- 
artiges  zu  haben  scln'enen,  in  den  Kreis  seiner  Erörterungen  zu 
ziehen.  Im  allgemeinen  soll  das  Vorkommen  des  -c-Suftixes  einfach 
festgestellt  werden,    doch  wurden   dabei  glottogonische  Spekulatio- 


Levi  Del  sufössi  uscenü  in  Bigma* 


I 


I 


I 


neu  nicht  immer  verniiedrii,  und  bicrbei  beweg^r  sich  der  Vorf,  ohne 
rethteo  Ertolg  auf  dem  etwas  schlüptVigen  Boden.  Daas  z.  B.  diro 
:aus  *dTr*oc  entstanden  sei,  da.ss  dessen  -oc  ebenso  wie  das  c  in  d>+> 
das  Genetivsuffix  sei,  wird  zwar  belianptet,  aber  nicht  bewiesen* 
Für  den  Verf.  sind  die  Flexion sendung^en  -oc,  -ec  des  Gen,  Sing, 
bezw,  Noni.  PL,  -c  des  Gen.  Sing,  und  Akk.  PL,  -c-i  des  Lol^.  PL  und 
das  tempusbildende  te^c-  ofl'enbar  gleichen  Ursprung'H:  aber  es  ht 
5sehliesslii*h  nicht  viel  g'ewoniieu,  wenn  man  aus  allen  möfrlicben 
Formen  einen  Laut  beranssehiik  und  als  Suftix  bezeichnet.  Bei  der 
Wortbildung  ist  der  suflixartigo  Charakter  eine«  Siiraclielcmentes 
leichter  zu  erkennen;  nur  haben  Auflösungen  wie  von  Ciijwniui  In 
die  Wurzel  j  -f  Suffix  -ös-  (S.  4^1  oder  von  KpoOuj  in  die  Wurzel  Kp 
<K€pi  -f  Suffix  -ou-  4-  c  (S.  4H)  n.  ä.  keinen  Sinn  —  wenigstens  nicht 
in  einer  Abhandhing,  welche  die  VerhlÜtnisse  einer  üinÄclspraebe 
behandeit:  Untersuchungen  über  Wurzekerlegung'  dürfen  sich  nie 
«iif  einer  einzigen  Sprache  aufbauen. 

Man  kann  nicht  gerade  behaupten,  dass  Verf.  die  einzebu^n 
£Tanimatisehen  Probleme  der  griechischen  Sprache  besonder?i  ge- 
fördert habe.  Was  er  z.  B.  über  das  Suffix- Foc-  -Fox-  (S,  12  l\)  oder 
<S.  15  f.)  über  den  Aorist  mit  -€c-  (t|t»ea)  oder  über  das  Komparativ- 
fittffix  sagt  (S.  13  f.,  wo  jedfich  die  Darlegung  Thurneysens  RZ.  o3, 
531  ff.  unberücksichtigt  blieb),  ist  ohne  ein  greifbares  Ergebnis. 
Bemerkenswert  ist  die  Hypothese  von  den  Aorist-  und  Futurbilden- 
den Suffixen  -ac-  (i&a^-ac;c)a),  -tc-  (üjX-£c(c)a),  -oc-  (dJ^-üC(cJa).  nn- 
wfthrscheinlicb  klingt  aber  die  ErklUrung  der  Aorii^t-  und  Futur- 
bildiing  der  Verba  denorninativa  (*^viKäc-c«  mit  stanmiliEillem  -üc-  nut< 
-a4-€c-).  Vollends  unglaublich  ist  die  Erkülrnng  der  Aoriste  #udvr|v, 
>^cß»iv  u,  a,  aus  '*'^^d  vec-a,  "^i-cßtt-a  us\¥.,  der  Aoriste  auf  -ör].v  aus 
Mustern  wie  *^cx^8-ri  =  ^^cxtö-tc-a,  Der  Verl.  hat  gar  nicht  den 
Versuch  gemacht,  Spuren  der  angenommenen  unkontrahierten  For- 
men mit  -ea-  nachzuweisen:  gerade  der  Hinweis  auf  f^hf.a  f\hr\  ge- 
tjügt  um  zu  <:eigen,  wir  hakloh  die  Hypothese  ist. 

In  der  Behandlung  der  verbalen  Stamm bildung  leitet  den 
Verf.  ebenfalls  das  Bestreben^  möglichst  viele  -c-Stilnime  zu  kon- 
struieren und  vokaiische  Slammfornu^n  als  'Pseudo-Stilnnne',  d.  h. 
sekundäre  Bildungen  zu  erklären:  so  sei  z.  ß.  dpo-  (i^pöei^v,  dpoTr)p, 
dpoTpov)  von  dpöciti  aus  *<ipöc-oi>^  x^^^^*^'  ixa^*^pöc)  aus  ^xt^^a(t)'Ca  nb- 
strahiert  worden.  Selbst  rh^ntalstätome  wie  oviTÖIui,  üfälw^  cTa\<iJIuu, 
^at^ouai,  dvÜToi  und  sogar  die  Dentale  von  ^tXd^üc,  pdroc  sollen  von 
fiigmatischen  Tempora  der  -c- Stämme  oöi-ac-,  d^-oc-,  cxaX-ac-,  bac-, 
dvoc-,  kX-üc-  ausgegangen  sein  :  der  Verf.  operiert  dabei  mit  deni 
von  J.  »Schmidt  aufgestellteti  Lautgesetz,  dai^s  -sa-  in  der  idg,  Ciruud- 
spräche  zu  4s-  geworden  sei.  Wer  dieses  Lautgesetz  in  so  umfas- 
sender Wei^jc  verwertet,  hätte  wenio^stens  die  PHicht,  zunächst  über 
Bedingungen  und  Geitungsbereieh  des  Lautvorganges  Untersuchung 
gen  anzustellen,  da  ja  J,  Schmidt  selbst  (KZ.  2t>,  3äl.  '21,  33L  334) 
für  sein  Gesetz  nur  einen  beschränkten  Wirkungskreis  voraussetzt; 
aber  L,  nimmt  nicht  einmal  zur  Litteratur  über  diese  Frage  (s. 
Wackernagel  Ai.  (iramni.  ITfL  Brugmann  Grundr.  1-,  784,  2,  410  ff.) 
Stelliiug.  Und  da  soll  man  j^^laTihen,  dnss  z.  B.  die  Wurzelfonn 
xKah-  in  KXdboc  KXahtuiu  KXo&ap6c  ans  einer  "L>issimihition'*  von  *KX-ac-cuj 
zu  *KXaT-ciio  abstrahiert  sei!  Verf.  lässt  uns  sogar  darüber  im  Un- 
klaren, ob  die  Dissimilation  von  s.s  zu  Dental  +  s  in  die  idg.  (irund- 
fiprache  oder  in  die  griechische  Spiachentwicklung  gebort:  an  die- 
sem Fehler,  dem  Mangel  einer  reinlichen  chronologischen  Scheidung, 
scheint  ujir  überhaupt  die  ganze  Untersuchung  zu  leiden. 

Um  nun  wenigstens  nicht  mit  einer  Ablehnung  zu  schlie^&enr 


68    Thinnb  Die  ^Tiechische  Sprache  im  Zeitaller  det  tieJJeuismu 

M  benunkt,  rlas^s  für  die  Erhaltmiß^  t^es»  -c-  in  ^Xu-c-a,  Xu-t-tu,  trfi  c-m I 
Uöw.  (wjüriii  mau  NeueirUühruug  des  -c-  ans  btiEtu,  npähu  usw.  tnl 
sehen  jiflegt)  eine  plausiblere  Erklürunt;:  gegeben  wird,  dass  nHmlicIij 
-c-  m  seiir  vielen  Fällen  aus  Verein facTiiing  eines  -cc*  enf«tiiiirlrn  I 
sei  und  dusn  solche  Falle  dws -c-  auch  In  reinvokalischeii  Stämmen 
schützten, 

Freiburg  i*  B,  A,  Thuptb. 


Thumb  Alb.     Die  griechisclie  Spraclie  im  Zeimlt^r  des  Hellenismus. 

Beitrüge  xur  Ge^ehichte  und  Beurteilung  der  Koivr).      StraüÄbarg- 

Trübner  1I»0L     VIII,  21b  S.     7  M, 

Mit  Freuden  begriissen  wir  das  Buch  von  Thumb  über  die 
Koiv4  welches  einem  thatsilchliehen  Bedürfnis  entgegenkomtiit.  Die 
neuest**»  Forschungen  über  die  Sprache  der  Bibel,  dt»r  Papyri  und 
Inschriften  werden  darin  erörtert  und  in  engen  Zusammenhang  ge- 
bracht mit  den  vciu  Hatzidakis  in  die  riclitige  Bahn  g*eleiteten  neu- 
griechischen Studien.  Sii  wird  in  einer  überüichtbcben  Behandlung 
der  unifaijgreiche  und  weitverstreute  Stoff  zugänglich  für  Alle,  die 
über  die  Grenzen  iler  Kbi.ssi/Jtiit  hinaus  die  ferneren  Schicksale  der 
griech,  Sprache  verfolgen  wrdkMi.  Es  war  ein  glücklicher  Gedanke. 
da  SS  ein  ao  gründlicher  Kenner  des  N  eng  rieehi  scheu  die  Sache  in 
die  H^ind  nalrm;  denn  wenn  schon  Hatzidakis  in  seiner  Einleitung 
gezeigt  hat,  wie  tief  die  Erscheinungen  des  Mittel-  und  Neugrie- 
chischen in  der  Sprache  der  ersten  christlichen  Jahrhunderte  wur- 
zeln, so  hat  jetzt  Thumb  die  Frage  im  entgegengesetzten  Sinuc 
behandelt  und  darauf  hingewiesen,  dass  die  Keiintins  des  noch  heute 
gesprochenen  Griechischen  so  gut  wie  unentbehrlich  isi.^  um  den 
Charakter  der  nach  klassischen  Sprache  richtig  zu  erfassen.  Dadurch 
gewinnt  auch  das  Neugriechische  an  Ansehen,  indem  es  in  einen 
höheren  Zusammenhang  mit  der  griech.  Sprachgeschichte  gebracht 
wird.  I>ie  Vorzüge  des  vorliegenden  Buches  bestehen  in  der  knappen 
und  übersichtlichen  Darsiellung,  die  dem  Verfasser  auch  «onst  eigen 
ist;  auch  der  Uneingeweihte  kann  8i<di  die  wichtigsten  Ergebnisse 
der  Koivi^- Forschung  zu  Nutze  machen,  ohne  sich  mühsam  durch 
dicke  Bünde  hindurcharbeiten  zu  müssen.  Der  Stoß'  ist  nach  streng 
Tnethoiischeu  Gesichtspunkten  geordnet,  die  wichtigsten  Problem© 
treten  deutlich  hervor  und  werden  klar  und  knapj»  formuliert;  die 
Sprache  ist  tliesHeml  und  gefällig.  Eine  ausführliche  Inhaltsaugabe 
sowie  ein  vollständiges  Wörterverzeichnis  er  hohen  die  Hrauchhar- 
keit  des  Buches,  Diese  Vorzüge  machen  das  Buch  nutzbar  für 
weitere  Kreise  sowie  für  Alk%  die  eine  anregende  Belehrung  über 
die  Sjirache  der  ersten  chrisilichen  Jahrhunderte  suchen,  und  iu 
dieser  Hinsicht  dürfte  es  besonders  den  klassischen  Philologen,  den 
Theologen  und  schliesslich  auch  den  Romanisten  empfohlen  sein. 
Die  Meinungen  der  einzelnen  Forscher  über  den  Regriff  koivii 
gehen  weit  auseinander;  Schweizer,  dem  sich  Thumb  im  wesent- 
lichen anschliesst,  versteht  darunter  die  gesamte  schriftliche  und 
mündliche  Entwicklung  des  Griechischen  seit  ungefähr  300  vor 
Christus  und  Bchliesst  somit  auch  das  RomäiacheV)    oder  Neugrie- 


I 


1)  Trotz  aller  erhobenen  EinwJlude  machte  ich  die  Bezeidi* 
nung  *romäisch'  schon  der  Be<|uemlichkeit  wegen  beibehalten.  Ira 
Bomäer^reiche  wurde  von  den  Roniäern  romaisch  gesprochen 


Tliiimli  Die  griechische  Si>rachc  irii  Zeitalter  tle8  Hellenisuiay,     *j9 

chische  ein.  Darauf  eiitgeg-net  Thumb  mit  Recht,  dass  sofrut  die 
Romanisten  \'iilgiir!atein  und  romaniöche  Sprachen  scheiden»  so 
inüssnn  auch  Koivf|  und  Neugriechisch  ansei naiider^eli alten  werden 
<S.  fJ),  und  so  eni|jtielilt  er  für  die  Epoche  von  liOQ  vor  Chr.  bis  rund 
5O0  nach  Chr.  die  praktische  unti  deutliche  Bezeichnung  Küivr],  und 
dies  au^  iunern  Griinden,  denn  scfum  danrals  hatte  sieii  da8  «prle- 
chisch©  Lautsystcin  [Itazlsrnns,  Monf>phthon^''isierung",  Akzent-  und 
Quantitatsansg-leichunir)  völlig  unifrestaltet.  Dieser  I'razess  ist  rund 
500  al>preschlosiien,  und  auf  einer  neuen  Grundlage  beginnt  jetzt 
die  Kntwicklung:  neuer  Dialekte.  Nicht  die  konventionelle  Schrift* 
spraelu*  ist  es,  die  Verf.  unter  Koivu  %'ersteht,  sondern  die  ^'■espro- 
chene  \  erk  e  h  rn-  und  U  ni  y:^u?rw spräche,  aus  der  sich  die  Litteratur- 
KOTvq  ahzwei^rt.  Verfol;7en  wir  seine  weitert^n  Darle^un^i-en,  so  g-p. 
winnen  wir  an  mehr  als  einer  Stelle  die  Überzi'U^nnj:;,  dass  die  \'er- 
breitun^r  des  Griechischen  in  Äf^ypten,  Syrien  und  Kletn;isien  nur 
auf  Vfilkslü m liehe ra  Wet^e  "rescbehen  konnte.  Die  Koivr]  ist  zwar 
nicht  einheitlich  gestaltet,  wie  z.  R.  die  IfiutHchen  Diver^'^enzen  in 
Kleinasien  hezeuijen,  doch  muss  sie  dennoch  als  ein  Ganzes  anfge- 
fasst  werden,  welches  sich  in  der  g:rammatischen  Form,  der  Syntax,  der 
Aussprache  und  im  Wortschrttz  sowohl  von  der  alten  hIs  der  neueren 
Sprache  unterscheidet.  Vieles  tinder  sich  in  ihr  entweder  im  Keimt? 
vorhanden  oder  im  erslm  Stadiuni  der  Kntwlckluri^u-,  ^velches  sieh 
im  Romäischen  (in  der  mittel-  und  nengriech.  Volk.Hsprache)  erst 
«entfaltet  (ind  schliesslich  zu  einer  nng-efilmten  Verbreituntr  jrelaug't. 
Hierher  «rt*bört  die  Klnsse  der  Maskulina  uuf  -äc  und  der  Feminina  auf 
-oO,  die  vom  sjtllteren  .Jonischen  iti  die  Koivr)  wandern  und  dann  ins  Neu- 
grtech.  nbero^ehen,  wo  sie  den  Anlas.s  zur  Entstehunir  der  nngdeich- 
silbi^ren  Deklination  ^eben,  wie  Verf.  S.  230  tf.  trefl'end  nachweist. 
Auch  das  Xeu^rli^ch.  kann  Koivri-Formen  begliuibi|ren,  wie  S.  19  an 
-einem  schlagrenden  Beispiel  g^ezei^rt  ivird :  die  Schreibung"  öwujpa 
(mit  sp.  asper)  wird  durch  das  vom  Verf.  beleg:te  jiont Ische  poöt*»- 
irtupov  (=^oeeöTrii>pov:.  'Herbst'  fj-estützr,  wodurch  ehenfalls  das  lako- 
nische ÖTTLupic  bestätigt  wird.  Im  zwei t en  KajritHl  wird  aufGrumi 
des  inschrinlicben  Matertals  von  lihodos  der  Prozess  vernnschaulicht, 
der  zu  dem  UnTer;ran<^'*  der  alti^n  Dialekte  und  dem  allmahlig-en 
Yordrin;fen  der  Koivr]  führt,  I)ahei  wird  auf  einen  "i^anz  ähnlichen, 
uns  nahe  lieg:enden  Vorjran^^  verwiesen:  das  Eindringen  des  Hoch- 
deutschen in  das  niederdeutsche  Sprachgebiet.  Am  hartnäckigsten 
verhält  .sich  der  Peloponnes  mit  seiner  achaisch-dorischen  Koiv^  gegen 
die  Spracbneueruni^*;  während  Bootien  und  Thessalien  ihren  T>ialekt 
«ehon  vor  Chr.  anffj^aben,  lebt  das  Za konische  noch  heute  fort. 
—  Das  dritte  Kapitel  besehäüi^t  sich  mit  den  Dialektforinen,  die 
nach  dem  Aussterben  der  alten  Mundarten  noch  in  der  Koivr^  er- 
halten blichen.  Auch  im  NeugrieclL  ündeu  sieh  derartige  Dialekt- 
reste^  die^  selbst  nach  Ilatzidaki.s'  Widerlegunn^  der  aeolisch-dori- 
schen  Theorie,  als  solche  anerkannt  wurden;  doch  bleiben  nach  einer 
neuen  sori^fälti^en  Prüfunj;:  (S.  81  ff,)  kaum  nennenswerte  Dialekt- 


und  nicht  anders  ptiegt  der  Mann  aus  dem  Volke  auch  heute  noch 
«eine  Sprache  zu  nennen.  Der  Ausdruck  romäisch  bezeichnet  die 
Volkssprache  itn  M.  A-  sowie  in  der  hentig-en  Zeit;  er  ist  kürzer 
Tind  präziser  als  die  unbehülfüche  Umschreibung:  mittel-  und  neu- 
griechische Volkssprache.  Ein  Missverständnis  ist  völlig'  uusge- 
schlössen»  denn  es  stehen  sieh  geg^enüber:  römisch  und  romälsch, 
und,  im  Griechischen:  piuuQiKdc  und  puj|uai'iKoc  (toi  ^wiuaiiKa:  die  nen- 
^gricch.  Sprache). 


70    Thumb  Die  griechische  Sprache  im  Zeitalter  des  Hellenismus. 

bestandteile  übrig.  —  Das  vierte  Kapitel  behandelt  den  Eintioss 
nicht  griechischer  Völker  auf  die  Entwicklung  der  hellenistischen 
Sprache.  Kleinasieu,  das  Hinterland  der  ionischen  Kolonien,  erweiiT* 
sich  als  das  am  gründlichsten  hellenisierte  Gebiet ;  weniger  tief  war 
die  griecliische  Sprache  in  Ägypten  und  Syrien  eingedrungen.  Selbst- 
redend war  auch  das  Griechische  den  Einflüssen  seiner  fremden 
Umgebung  unterworfen,  wie  es  sich  bes.  in  den  Lautverhältnisisen 
Hussert.  In  der  ägyptischen  Koivr)  lässt  sich  die  Einwirkung  des 
koptischen  Lautsystems  mit  ziemlicher  Sicherheit  nachweisen;  ähn- 
lich werden  auch  die  kleinasiatischen  Sprachen  auf  das  Griechische 
gewirkt  haben,  aber  sie  sind  uns  nicht  erhalten.  Der  semitische 
Einfluss  in  der  Bibelsprache  ist,  wie  Verf.  mit  Recht  annimmt,  be- 
deutend überschätzt  worden;  viele  vermeintliche  Hebraismen  er- 
weisen sich  als  Zeugnisse  der  Koivif)  und  werden  als  solche  durch 
Inschriften  und  Papyri  bestätigt,  während  andere  Dinge  durch  spon- 
tane Entwicklung  entstanden  sein  können.  Sehr  bedeutend  ist  die 
Zahl  der  lateinischen  Lehnwörter,  die  zum  grossen  Teil  noch 
heute  fortleben;  aber  sie  hatten  nur  eine  ausser! iche  Wirkunjr.  der 
griech.  Sprachgeist  wurde  durch  sie  nicht  berührt.  Mittels  de* 
Griechischen  drangen  diese  Lehnwörter  auch  in  das  Rabbinische 
und,  wie  Thumb  selbst  nachwiess,  in  das  Armenische.  Die  dialek- 
tische Differenzierung  fällt,  wie  im  fünften  Kapitel  dargethan  wird, 
zusammen  mit  der  Entwicklung  der  neu^riech.  Dialekte.  Alexandria 
darf  nicht  mehr  als  der  Ausgangspunkt  der  sprachlichen  Neuerang^n 
betrachtet  werden,  es  ist  nur  ein  Glied  in  der  grossen  Kette  der  Elni- 
wicklutig.  Die  neu  testamentlichen  Schriften  wurden  als  eine  uner- 
hörte Neuerung  empfunden  und  deswe»:en  angefeindet;  das  Nene 
lag  aber  in  ihrem  volkstümlichen  und  wohl  kaum  in  ihrem  nich^ 
griechischen  Charakter.  Die  Attizisten  eiferten  damals  gegen 
die  als  barbarisch  bezeichnete  Sprache  in  ganz  ähnlicher  Weisewie 
die  heutigen  Puristen  gegen  die  Volkssprache  losdonnem.  —  Üb«- 
Ursprung  und  Wesen  der  Koivif)  sind  viele  Ansichten  verbreitet,  die 
im  sechsten  Kapitel  erörtert  werden.  Sturz  glaubt,  a^ie  <ei  aus 
einer  Mischung  von  Dialekten  hervorgegengen,  Steinthal  hält  ^r 
für  verdorbenes  Attisch;  Hatzidakis,  Rrumbacher  und  Schmid  nehmen 
einen  attischen  Grundcharakter  an;  von  Wilamowitz  und  Schulze 
führen  sie  anf  ionischen  Ursprung  zurück.  Eine  noch  mehr  Aus- 
weichende Ansicht  äussert  Kretschmer.  dem  auch  Dei»:*mann  im 
Wesentlichen  beistimmt:  sie  sei  eine  bunte  Mis*chung  voa 
Mundarten;  und  in  seiner  kurz  nach  dem  Thumbf^chen  Buche  er- 
schienenen Schrift  geht  Kretschmer  sogar  so  weit,  das^  er  den  Ein- 
fluss des  Attischen  nur  in  Fällen  wie  x^pa  >tait  xü-'pn  gellen  iä-fsL 
Thumb  weist  überzeugend  nach,  dass  der  actische  Unt^rrgmnd  un- 
verkennbar sei,  aber  «luch  das  Ioni>che  habe  einen  starken  Anteil 
an  der  Bildung  der  Koivr],  einen  stärkeren  als  die  GeaAmihei:  aJer 
übri^^Mi  Mundarten.  Schon  im  5.  Jh.  vor  Chr.  drin;ren  lonis-E.^-a  in 
das  Attische  ein;  hierher  gehören  die  Wortbildungen  aoi  --i  uad 
bes.  die  xt^'-enannten  poetischen  Wörter,  die  alsdann  in  dir  'T.r.-t- 
nisiische  Sprache  eindringen,  wie  ihr  Vorkommen  in  d»-r  B:&el.  drn 
Papyri  und  Inschriften  und  das  Fortleben  eines  T^-ii*  der^^ir-^n  ia 
der  heutijr*'n  Volkssprache  bezeugt.  In  der  Koivr;  zei^t  *;ca  «iis 
deutliche  IJestreben  nach  Vereintachuns"  und  Ausir.eiching:  •:* 
>ehljii:i  darin  denselben  Weg  ein  wie  alle  unsere  modem«rn  :>r-ra'r-.*a 
und  da>  bedeutet  weder  eine  Verschlechterung  der  Si-racr.*  z.Kh 
eine  Minderung  in  der  litterari>chen  Ausdruck>i«hi^'ke:{  '^.><  i> 
-o  ife^ehniälitH  Volkssprache  ist,  eben>o  wohl  wie  ;*"i-  An-i-r-r  «rsr»'*- 
päi^ehe  ."Sprache,  einer  kün«»tlerisclien  Gestaltung  lah:^:  -ü-  r.*-a-HsrD 


I 

I 


I 


I 


I 


ttwib  Die  gricchisehe  Sprnt'he  im  Zeitalter  desä  HeUenisams,    71 

Pro'luktioucT»  in  dieser  Art  bewinseii  es  zur  Geiins"e.  Die  Erklärung' 
tür  «tic  Art  und  Weis«,  in  der  sieh  die  Koivri  in  Ä^^ypteii  und  Klein- 
as;ien  ftUftbilclet  (S.  245),  ist  sehr  ansprechend.  Zur  vollen  Eiitl"i\ltn*ig 
irelangt  dieser  Bildun^rsprozess  erst  in  den  ersten  ehristlichen  Jahr- 
hunderten,-  damals  waren  schon  die  wichtigsten  tr^njeiniH^uo^riechi- 
sehen  Erschc^inun^en  (d*^r  Itazistnu«,  die  tien*:rieeh.  Kruitniktinn,  der 
Wandel  der  Tenuis  zur  Media  unter  Nasa  lein  Hush  und  zum  Spiranten 
vor  f  und  ä:  und  dg*!,  tnehr  (S,  24if)  austrebildet.  Die  schwerste 
Schuh  I  an  der  schon  trüh  einfj^erisi^^^nen  und  tsich  iniiner  steig  ein  den 
sprachlichen  Verwirrun<i'  trifft  gerade  den  A tt izisnius,  der  es  sieh 
zur  Aut'grtbe  stellte,  die  .Sprache  itj]  Siinie  des  Klassizisnms  zu  'ver- 
bessern'; er  führte  zur  Abkehr  vom  Geiste  der  Zeit.  Die  Attäzisten 
erg-ehen  sich  in  unfruchtbaren  Versuchen,  einen  toteu  Körper  zu 
beleben;  ans  der  lebendi;^  aufblühenden  Volkssprache  zu  schöpfen 
la^  ifjuen  fern  und  der  von  Polybios  eing-eschlag-ene  W^^  wurde 
bald  wieder  verhissen.  Aus  dieser  inchti;;en  Beurteilt! n«:  des  Übels, 
an  dem  die  erriech ische  Welt  schon  seit  fast  zwei  Jahrtausenden  leidet 
—  hoffentlich  ist  das  Übel  nicht  unheilbar!  —  ergibt  sich,  dass  der 
Koivri-Frasje  auch  eine  aktuelle  Bedeiitun;r  innewohnt.  Jedenfalls 
ist  dem  Yerfasser  die  griind liehe  Ketintnis  des  Neugriechischen  sehr 
zu  statten  gekonnnen.  Die  Anknüpfnno-  an  eine  lebendige  Sprache 
bietet  i^rerade  in  einen*  solchen  Falle  allerlei  Vorteile;  sie  schärft 
das  Urteil,  bildet  das  Sprachirefiihl  und  belebt  die  Darstellung:^.  Die 
Anziehenden  l>arle^'ung-pn  des  Verfassers  liihren  den  Leser  zum 
richtigen  Verständnis  einer  Spraxdigestaltunfir,  (He,  an  sich  beuierkens- 
'wert,  noch  itotuer  nicht  zu  dem  ihr  ;u'ehühr enden  Ansehen  gelangt 
ißt.  Wenn  sich  in  neuerer  Zeit  das  wissenst  haltikhe  Interesse  der 
hellenistischen  Sprache  und  somit  auch  dem  Nengriech*  zuwendet, 
ßo  geschieht  dies  trotz  der  Attizisten,  die  zu  allen  Zeiten  die  Sprach* 
neuerung  entwender  iguorierten  oder  bekilnipften.  In  db'si'm  Sinne 
kann  die  Wahrheit  des  Satzes:  wo  keine  Entwicklung  ist,  ist  auch 
kehl  Leben  (S.  251),  ihre  Anwendung  auf  die  Koivr)  finden^  tleun 
aus  ihr  geht  das  neue  Leben  hervor,  welches  selbst  noch  beute  nach 
nenen  Formen  ringt. 

Wenn  ich  in  der  Hauptsache  mit  dem  Verfasser  übe  rein  stimme, 
so  glaube  ich  doch  bestimmte  Kinzelheiteu  hervorheben  zu  müssen, 
die  eine  eingehende  Besprechung  verdienen,  weil  sie  mit  prinzipiellen 
Fragen  zusammenhangen.  K.  Kann  das  Neugriech.  in  der  Oemina- 
tion  eine  Berichtigung  der  Überliefe rutig  ermbgdichenr'  Dazu  vgl, 
die  Ausführungen  S.  20  ff,  Iti  dem  von  Thuinli  bezeichnet  et  en  Ue- 
biete,  in  Cvpern,  Rhodos»  Ikaros  usw.  werden  altgrieclv.  Oeminata 
niemals  vereinfacht,  aber  es  kommt  im  Cyprischeii  noch  etwas  an- 
deres hinzu:  es  besteht  dort  eine  Neigung  für  S|jontane  Verdop- 
pelung. Ähnliches  tindet  sich  auch  »ti  der  Sprache  von  Ikaros; 
doch  müssen  stets  besondere  f  Jrnude  luv  jede  einzelne  Form  geltend 
gemacht  werden.  So  erkbirt  ThnmT>  im  Anschluss  an  Halzidakis 
IF.  2*  ^89  ff.  das  Prasenssnfbx  vvuj  beruhe  auf  agriech.  wülu,  in 
Eujwut,  CTpibvvoj  und  sei  von  da  analogisch  verallgemeinert  worden: 
<pavepti/vvuj,  &^wiu,  Tiivvtu,  wozu  atich  wohl  das  neutestament liehe 
^KxOvviu  S*  23  zu  zilhlen  ist.  Es  ist  aber,  wie  wir  gleich  sehen  wer- 
den, für  die  als  an  alogisch  bezeichneten  Formen  eine  andere  Er* 
klärung*  zulässig,  wie  uns  der  interessant!*  Fall  von  Kpdßßrnoc  'Bett' 
lieben  KpcßdTTiv,  der  heute  auf  Ikaros  und  Khodos  üblichen  Form, 
deutlich  genug  zeigt.  Ich  glaube,  wir  haben  es  hier  mit  einem  bis* 
her  noch  nicht  auf  das  spätere  Griechisch  angewandten  Lautge- 
setz zu  thnii,  welches  sich  also  tbrmxilieren  lässt:  Nach  deni  Schwund 


72    Thurab  Die  gfiiei-lusche  Sj>niche  im  Zeitalter  des  Hellen iMmui. 


llbStTAItV 

rokatfft  1 


der  «Iten  Quantität,    wodureli    die    lanfren  und   kxirzeti    Vokal«?  m 
isftehronen  wiinien,   ertiilir  der   exspiratorisclie  Akzent  etDC   gre^tr. 
tVüher    bedeutende  Verstärk  im  ^»^,    die   f>ieh   darin    iliis?^*Mr     -i  .w.  ,[^* 
nach  dem  Wortakzeut  iHHeiide  Kon.sünant  eine  Verdoj»! 
"Der    botvhtcmige    Vokal    gewinnt    ein   laullielie-s    ÜUti  ^ 
Nnehteile  der  vöriuis^eliendi'n  viud   tolf^enden  Vokak*   und  hiÜ 
g"e währt  jedDeh  dem  lidgendfii  nftehtonig'en  Kon^sonanten  einen 
teil,  denn  dieser  empfangt  das  f'l>ermass  der  vom  ExgpirallonbstToii^ 
ausgehenden  Energ-ie,  die  auf  die  Auhspraelte  des  het Otiten  V< ' 
verwendet  wurde."    I  Vg-I.  Cesare  de  Lollis,  Dei  raddoppiAinenti  posto- 
nici,    Studii  di    tilcdo|ififi    nunanzn  1,    1HH5  S-  40H).      Ist   der  Iktus  anf 
Trfvuj.  blvii}  btrirk  ^enu^,  so  trelnngfen  wir  Vf>ii  sell>9t  zu  wiv-vuj,  biv-y^ 
Dieser  Vorgang-  ist  allen  <™'enj  in  irrenden  Sprachen  eigreri,   läs^t  sic^ 
aber  am    besten   im   Spaiii sehen   und   Italienischen   vt>rtoli:**n,1 
wo  die  Aushpniciie  der  Hochtousilbe  mit  »ranz  hchonderer  ^««'rLHe  1 
erf<dfj't.     Die   nachtonig^e  Verdopp^d^ng  hat  »-eradezu  uniL' 
aut  die  italienitiehe  Sprache  «irewirkt,  sie  ist  dort  die  allg-enjri 
Schon  Diez,    Gnimmatik   der   rotn.  Sprachen  ^^  S.  489    weist    mu  mei 
DoppelkontiL>nanz  im  Inlaute    hin  und  führt   treffende  Bei^^piele  jin;| 
brutto  (brütiifi),   tenimina   (temina),    fig'f^ere   (ffg-ere),    leg^-e   (ir-geinX 
viddi   (vidi)   usw.   und    de  Lollis   verhdgt    diese  Erscheinung  am 
Wortschatz  his  ins  Einz**lne  und  ht'inerkt,  sie  sei  auf  einem  irros««!!  ^ 
Gebiete  der  Halbinsel  von  einer  viel  Hll*renieineren  Vt*rhreiluug^  jiIä  I 
aus   den    Wörterbüchern   iier vorgehe,      hi   erster   Livnt*   koiiinu  fori 
die  Grstahung  des  Italienischen  das  Toskanische  in  Betracht.     IcbJ 
glaube  nun^  dass  aut  j^riech.  linden  die  f^icicheir  B«*diutrun*f»*n  »cuf* 
Konsonautenverdopplun^  vorhanden  waren  wie  in  dem  rnmani^cheii 
Gebiete.     Die  Stärke  des  exspiratorischcn  Akzentes  Howit*  sein*?  K in- 1 
wirknn;.r  auf  naelitonige  Iu*nsonantcn  konnten  von  Ort  zu  Ort  diffe-j 
deren.     In  dem  von  Thuiiib  bcziichncten  f^riechisrhen  Gebi«*te  warl 
die  Gemiiiotion  ic*?*wiss  fester  eintrewnrzelt  als  anderswo^    denn  $»181 
hat  sich  "iort  hi8  auf  den    lieutlfren  Ta^j;:  erhalten.     Auch   in  ItJiHfii] 
muHS  in  Bezu^  auf  die  Verdr»|>p|un^  ein  rnterscbied   ;«;ematdvt  wi^r- 
den  zwischen  dem  Toskanischeu  und  den  übri^i'en  Mund/iricn;  und 
stellen  wir  dem  Toskanischen  etwa  die  fraiikopr<»venzalischen  Muml- 
arten  <*:eo:enüber,  welche  mit  ihrern  musikalischen  Akzi-tJl  und  Ihreta  I 
grrundverschiedenen    Lautsystem     keine    grosse    Neigung    zur   Vf r- ] 
dopplung  bekunden,  so  gewinnen  wir  eine   Vorstellung  davon,  wit  i 
dieser  Vorgang  sich  je  naclt  ilen  Landschatlen  verschiedenartig*  ^j 
stalten  kann.     In  Griecheniand  konnte  nach  dem  Siege  des  Akzeutasj 


1)  Eine  solche  Schwächung  unci  Vi^rkümmerung  der  vor- und  j 
nachtonigen   Vokale   zeigt  sich   am    detitllcbsien  in  dem   energisch  i 
akzentuierten  Nordgriechisehen.  Doch  sind  hier  Örtliche  ÜDlersctdf'de 
zu  berücksichtigen.   Hatzi dakis.  Eitileitung  S,  343;    die  Behandlung 
die>er  Vokale  wird   daher  von   der  Sillrke  des  Ejtspirationssiroiaef  j 
abhängen.      Unbetonte   i-  und  wLaute   werden   so   stark    reduziert,] 
dass   sie   an    manchen  Ortm   völlig   schwinden   und   an  andern  uurl 
einen    kaum   hörliaren  Laut  zurücklassen:   dem  e-  und  oLaut  eni- 
spricht  ein  i-  und  tf-Laut.     Immerhin  scheint   nac!\  den   von  Hat2i*J 
dftkis  angeführten  Belsjüelen  keine  Gemination  vorzukommen,  wjmi] 
wohl  daran  liegt,  da.*is  die   nachtonigen  Vokale   unter  dem  EinHusij 
des  Wortakzentes  zu  schlecht   wegkonnnen;    das   ausl.   unbetonte  i 
nUlt  ab:  Aßa6  aus  Xißtiöi,  oder  neue  Konsnnantengrupp«»n  stehen  einer 
Verdopplung  im  Wege:  TTOuXiTK«  aus  TroXiima,  pouiaKva  au>  piuöamvö,  1 
also  nicht  *pujftciiifKiva,  wie  es  in  Cyperii  usw.  zu  erwarten  wiire. 


Thumb  Die  griechische  Spmche  im  Zeitaller  des  Helletiisiiius.     7*1 

über  die  Quantitilt  fli<*  GcTniiiation  ciu  noch  viel  weiteres  Gebiet 
äIs  das  h<^uti*:e  ^Tt'a,sst  h»b*^n»  ohiu^  dass  eine  holfhe  Neuerung-  iu- 
foljr**  atti/jHiiMc'her  Kiiiwirkun|»en  ans  IJi ht  ^^efreten  wftrt?.  Auf  die 
rfJative  Stärke  cies  Akzentes  kOnnen  dsmn  di**  in  (ioppeiter  Ge- 
stalt überliid'erten  FrennlwiirTer  ltudwr[C  und  lirdvric,  cdßiTaxov  und 
«ißarov  /,nriiek;;eruhn  werden.  Die  >rt*niinierenden  ueu^rieLdiisoheii 
Dialekte  erweisen  sieh  demnach  al»  höchst  unsiidiere  Ratgfeher» 
denu  ftuch  die  eben  an^eluhrteu  Winter  fallen  unter  dan  allgemeine 
Oesetz;  dieses  genü«>:t  vollanl'  um  Formen  wie;  dvliO^'€^av,  cninncpa, 
-ouXXoc,  (fJCitoXXifi,  cpaveptijwiu  zu  erklären,  ohne  dass  wir  lür  jede  ein 
Äelne  Veniojiplun^  einen  behinderen  Grund  i>ueben  mühslen.  Ferner 
kann  norri  von  einem  1ni^''enden  Tr<STtT)t  heeiniiusst  sein,  x'^PöTtac 
vtni  tx^^'P^T't'r)f  ^'ti  »><ler  x^P«T(T»feMa.  Sn  ist  aneb  im  ItaüeüLscben 
die  Verdopplung^  zuerst  in  tütlero  entHtHnden  und  hat  sieh  dann  dem 
Inf.  Udlernre  mit^eieilt,  Da;Lr**^en  ttoXXOc  denke  ich  mir  aus  der 
emphatischen  Uede  hervorfreg'anj>*en;  man  hört  auch  sonst,  z-  ß. 
auf  KorfUp  ein  ^redehntes  TtoX-Xd,  koA-X«  und  dg*l.,  wenn  der  Redende 
besonderen  N^chdruek  darauf  lehren  wilL  So  erklären  sich  «lle  S.  2t 
«njrefübrten  Beispiele  bis  auf  vvrd;  alier  wie  kann  man  sich  eine 
echte  Gemination  im  An-  oder  Aufhalte  vorstellen?  Auch  die  von 
Hatzidakis,  IF.  2,  *W2  erwiihnten  Beispiele,  bei  denen  die  Verdopp- 
lung weder  dnrel»  Assimilation  ncfeh  durch  ah*?ricch,  Voro-änge  er- 
klärt werden  konnte,  Ingen  sich  dem  Gesetze  der  nachtonigen  Ver- 
dojjplnng:  KptjltiTTiv,  dir^ccüt,  xö  xd^^ticjua.  6  ctijXXoc;  tiööBcv,  netaX* 
Xuüwüi,  inrk€  ist  im  ;rleieben  Falle  wie  wat^  doch  kann  auch  Imizitct 
**ingr wirkt  iiabrn;  für  touc  xo^^^^üc  hndet  sich  S-  S\H  auch  die  Be- 
ronuii*r  6  x&k\oc.  Diese  Erscheinung'  krtun  hier  nicht  bis  in  weiteiH^ 
Ein/.elbejti*n  verfoigi  werden:  aber  die  angetührten  Beispiele  zeigen 
deutlich,  dass  hieb  dir  Geininatinii  nicht  auf  LitjUide  und  Nasale 
beschränkt,  sondern  am  h  Tenues  nnd  Spiranten  erfasi^en  kann.  Die 
KrscheinungeM  vor  der  Koivr),  wie  sit-  S,  nü  berührt  werden,  konnten 
bier  kt'ine  Kriirti-rung  linden;  ich  wollt**  die  Gemination  nur  im 
Zusammenhang  mit  dem  durch  den  Sehwund  der  Quantitüt  zu  neuer 
Bedemnng^  gelangten  Akzent  betraebten. 

II.  Dil«  in  i\ei'  Koivt'i  üb  lieht*  Prothese  eines  /  vor  ä  im  purum 
wird  t'nst  aligentnin  auf  den  FJntliisH  eines  fremden  Latitsysiems 
zurückgeführt,  S.  144;  Verf.  denkt  ;in  die  Einwirkung  des  Pliry- 
^i sehen.  Selbst  heute  noch  hi-gcirnet  diese  Erscheinung  in  Klein- 
asien und  Cypern.  Dfu  len  uir  n»  dii'sem  Falle  mit  dem  Vt^rf.  an- 
nehmen, dass  miigbchin'weise  im  cy  [irischen  ktpuTti  u.  ii.  versprengte 
Reste  pbrygisclien  LautwandeJs  vorliegi-n  kbnnen?  Das  tKsmanisch- 
Tiirkiöche  hat  fast  übern II  dem  x  impurnin  ein  i  [j  oder  il)  vorgeschla- 
^T'U.  Nun  entsteht  die  weitere  Frage,  ob  diese  türkische  Lautneigung 
durch  die  Berührung  mit  der  jjhrygiseh -griechischen  Bevölkerung 
t'ntstandcn  j^ei?  Ich  glaube,  dass  auch  bier  das  Romanische  zu 
Rate  gezogen  werden  darf.  Bekanntlich  ist  auf  diesem  Gebiete 
die  Prothese  eines  i  und  e  eine  so  allgemein  verbreitete  Erschei- 
nung, dass  W(dd  an  eine  spontane  Entwicklung  gedaelit  werden 
kann;  es  ist  anzunehmen,  dass  die  einzelnen  romaoischen  Länder 
unaldiängig  von  einander  dazu  gelangten,  denn  die  it«alieniscbe 
Prothrse  bat  nichts  mit  der  tranzösisehen  gemein.  Im  Italienischen 
haben  wir  stets  einen  Vokal  vor  s  impxirum,  daln^r  die  do[>pelte  Ge- 
stalt des  Artikels  il  und  fo;  geht  ein  Konsonant  voraus,  so  ent- 
wickelt sich  zwischen  diesem  und  dem  s  inipurutn  ein  ?:  in  istrada. 
Im  Frz.  und  Spanischen  dagegen  ist  das  prothetische  e  fest  mit  dem 
Subfttsmtiv  verschmolzen:  AlUrz.  e^sfwintnf,  und  im  heutigen  i^tudianf 
bleibt   es   selbst    nach  dem  Schwund  des  *;   sp.  e,striffti^  lal.  sfriga. 


14     Thinnb  I>ie  grieeliische  Sprache  iin  Z«?iiatter  des  Helletiii»o 

Der  prothetijiche  Vokal  kann  also  hf^weo'üch  n4er  u  n)M*wej?Hf||J 
Hein.     Hiermit   in   eii*;'stefii   Zuisammenhaiig^  steht   ein«?    Erscheiiiuiipi 
im  XfU^^rieeh..  die  ebenfalls  kIs  f^rothcHe  »i'pdiiiiht  werden  kann,  lii^J 
liieh  jedfich   nioht  auf  den  Anlaut  ^  im  purum    beschrlinkl»    Äondcml 
ülirrhaupt  vor  jedem  MnlAUtendeu  Spirantt-n  eintrt^tf'n  kann.    Siaf 
innss  im  weitesten  Sinne  ^"efa^ßt  werden,     Sie  l«at   eine  Ahnlichke 
mit  der  Anaptyxis  und   würde   al.s   eine   Ahart    derseibim  ^elti^tj 
können,  wenn  sieh  ihr  spontaner  Ursprung  nachweisen  liesse,    Wifl 
kiiutien  im  Neujrrieeh.  unterscheiden  zwischen  Prothese,  vor  Verbeil 
und  viu' Suhtiianti%n^n,     Vor  Verben  kann  sie  mit  HatKicUikis  £iiil,| 
70  1'.  durch  ÜbertrntrnnjLr  des  Au^mentn  auf"  die  Prilsensforro,   od41 
hp(  Substantiven  durch  die  Verschmelznn^  de%»  j^n lautenden  Spirantcs 
Tnit  dem  Artikel  im  Genitiv  und  Akkusativ  erkUlrt  werden.     Dfei«r| 
Vorg-ang"  n>nss  in  Einklang  gebracht  werden  mit  dem  Gesetze,  welch« 
die  Autein  and  ertol^^e   von   ilrei  Konsonanten   verbietet,    und   fem« 
mit  jenem,    welches   das   ZusammentrelTeu   von  vi- Spirans  meidet;' 
und    endhch    kommt   nnch   die   Behandlnng-   des   auslautenden  v  m 
Betracht,   welches  entweder   schwindet  (fuvfuKuj,  Kdvou)  oder  durdii 
einen   spontan    entwickelten    Muriuellaut   gestützt   wird    (TüvainufVM 
KdvoTLiv-f),     Es  Hind  also  verschiedene  Ursachen,  die  alle  nach  einea 
Punkte   hindritnj;:eu   und   die   gleiche  Wirkun;?    hcrvorbrinsreiK 
hahrn  wir  von  ct^Xvuj  'sende'   in  Verbin  dun  ^^   mit   einem  Pronom*^ 
Tövc  ctAvuj;   streng"  lautlich  miisste  t6  cxeXvm  gesag-t  werden,   dod 
könnte  das  missverstiindlieb  sein.     Die  Erklärung^   durch    das  Au 
ment  im  nicht  abzuweisen,  denn  eine  Anknüpt\tn*j:  an  töv  ecTttXc  li_ 
nahe.     Setzen   wir   aber  ct^Xvlu   t6v€,    so   kann   nur   der  Murmellaqd 
den  Vor^anji"  erklären.     Daraus  ersehen  wir,  dass  hier  mehrere  »ichT 
kreuzetide  EintÜlsse  im  Spiele  sind  und  e8  ist  schwer  zu  bestimmen,j 
ob   das   neuentstandene  e  einen   lautlichen    oder    analojren  Vi 
spriiii«;'  habe.    Ähnliches  htsst  sieli  bei  Substantiven  beobacht<*n; 
haben  wir  f\  ckiu,   aber  t^Ic  i*|CKiac,  ii]v  V^tKJii.  und  genau  »o   verhA 
sich:   n  »'1M^P«T   A  Mp^  aher  Tf|c  f\u{pac  und  Tt\v  i^iu^pa,    uiir  das«  in 
ersten  der  j-Laut  vom  Artikel  herübergenf*mmcn  wird,  im  2 weiten 
aber  orpmisch  ist  und  durcb  die  neuja^rlech.  Kontraktion  ii  -hi^=i)  t% 
6inetn  Laute  wird.    So  habe  ich  aucli  von  t^  x^P^  den  Akk.  ttiv  i*tx<ipi  ' 
^ehc'irt.     Streng"  lautlich  miisste  t^)  cKid,  ti^  uipa  gesagt  werden,  aber 


das  Lautliche  kreuzt  sich  mit  analogen  Vor^rän^en;   es   koninU  dar 

Vokals  freschehen  kann,    der  hirr  in  I  The  rein  stimm«  ng"  mit  dem  ^ 
als  ein  /'Laut  auftritt.     Wir  kTmuen   im  Zweilei  sein,   ob  xVjv  i^txtd 
oder   Tt^vi  CKi<i   oder  tj^v  iCKict  (mit  neutralem  /)  zu  schreiben  sei;  die^ 
Erücheinun*^  kann  auch,  wie  beim  Pronotnen  vor  dem  Verbura, 
paraiio^isch,  oder,  wie  beim  Subst,,  als  prothetisch  any:esehen  wei 
den,   nnd   dazn  kommt   noch,    dass  der  Sprechende   das    Pronomen 
conjunctuiii   mit  seinem  Verbnm^   sowie  den  Artikel   mit    dem   Sub 
ßiautiv  als  ein  \V(^rl  betrachtet,  so  dass  diese  Wandlung  seheiuba 
im  Innern  des  Wortes  vor  ^icli  geht,  und  daher  auch  »Is  Anaptysi 
oder  Epenthese   trei'asst    werden  könnte.     Die   Verquiekung-    die«e 
Vorganges  mit   der  Frage   bezü^irlit^h    des   auslautenden  v  brlng^t 
mit  sich,  dass  nicht  nur  die  Wörter  mit  ^*  impurum,  sondern  aucl 
die    spirantisch    anlautenden    Worter    in    Betracht    ^ezo^e 
werden  müssen,  wodurch  das  Problem  eine  neue,  dem  Komaniscliel 
unbekannte  Seite  bietet.     Man  vgl.  dazu:  röve  ßX^mir,  töv€  qj^pui,  tt^ü 
c^pvei  und  ti>  i*iYn.    Die  Folge  lautet  v-|-€(0-f- Spirant.     Au*  diese 
knrzeu    Andeutnnfren    ersehen    wir,    dass   diese    Erscheinung'    ein 
^nf is.se  Ähnlichkeit  mit  dem  beweglichen  italienischen  prothetisch« 
i  aulweist,  obschon  sie  kaum  als  spontan   entstanden   gedacht  we 


ii 


Thumb  Die  ßrriechiftiche  Sprache  im  Zeitalter  des  Hellenismus.     7^ 


den  kann.  Nichts  hindert  uns  daran^  die  Prothese  des  e  und  i  als  t-ine 
zeitlich  und  rJiundkh  weit  vurineitele  Erscheinung  in  einem  viel 
alltrenieinenvn  Sinne  als  hisher  zu  fassen.  So  begegnet  im  Cyprist  heu 
i^Xd<|JTiu,  icteiAiu  und  H.,  wenn  ein  v  vorausgeht,  wie  Dietevieh 
Untersuch  S.  2Tt>  7M  den  von  ihm  angeführten  Beispielen  ausdrück- 
lich bemerkt.  Das  in  Cypern  vorfjresehlagene  i  kann  ehentalls  al&^ 
Augment  erklärt  werden;  n  statt  e  ä.  B*  in  ncpepa,  vgl  Einleituug 
72  1.,  und  verrichtet  die  gleiche  Funktion  wie  das  gemein griech,  e^ 
wir  dürfen  daher  das  eine  nicht  von  dem  andern  tr-ennen.  Zugleich 
enisteht  die  weitere  Frage,  ob  die  für  die  gemeingrieehische  und 
cyprische  Prothese  geltende  Erklärung  auch  auf  die  meist  aus  der 
kleinasiatischen  Koivri  stammenden  Formen  bei  Dieterich  8.  34  aus* 
gedelint  werden  darf?  Es  handelt  sieh  hier  um  inschriftliche  Re- 
lege, mit  .V  inifiurum  im  Anlaute:  ti(^v  tcTi^Xrjv,  i'vtictv  KTopific  x^^P^iv- 
cicTeix^ic-  Ich  sehe  keinen  triftigen  Grund,  \/es wegen  sie  von  neu- 
»crieeh,  Erscheinungen  wie  Tir|v  i-cKid,  xr^v-i-cTid-  rnv-i-cM^a  (Gustav 
Meyer  Zur  nengriech,  Gramm.  S.  8  ff.)  und  schüessiieh  vom  l\vpu* 
TtV-i-ft^,  TiV-exdpi  abgesondert  werden  sollten.  Bei  df^n  Belegen 
aus  der  Kotvri  kann  das  vorgeschlagene  i  aJierdingFs  auf  andere 
Ursachen  zurückgehen,  als  wi^'  sie  für  das  NeugriecliK  annahmen; 
die  MögUchkeit  einer  spontanen  Entwicklung  ist  in  Füllen  wie  icx^- 
«pavnv  nicht  nuszn&ehliessen.  fni  Neugriech.  spielt  allerdings  der 
weibliche  Artikel  i\  eine  Rolle,  wie  wir  in  \\  yiipn,  Tf]v  fijuitpa  gesehen 
haben,  er  ist  ein  wiclitiger  Faktor  bei  diesen  ülirigens  seiteneu  Bil- 
dungen, aber  nicht  diu  alleinige  Ursache,  l'älle  wie  eiiCTpaTiiiiTTic 
icTaßKdpioc  (stabularins)  denke  ich  mir  aus  der  Akkusati vform  xov-i- 
CTpariojTriv  entstanden,  von  wo  aus  die  Prothese  auch  auf  den  Nomi- 
nativ übergeht.  Der  pioihetische  Vokal  kann  sowohl  ein  ?'-Laut 
sein,  wie  bei  den  gemeingrieeh.  Substantiven,  im  Cyprs scheu  über- 
hÄU^it  und  in  den  erwähnten  Beii^pieien  ans  rltM*  Koivrt.  oder  er  kann 
auch  ein  e-Laut  sein,  wie  bei  den  gemeingnech.  Verben:  töv-e- 
cTcXvuL  AucI»  im  Roirianisehen  finden  beide  Vokale  Verwendung: 
I  im  Italienischen  und  e  im  Französischen  und  Spanischen,  Wenn 
im  heutigen  G  riech  »scheu  die  Froihese  des  Substantivs  selten  vor- 
kommt, so  scheint  es  daran  zu  liegen,  ilass  auslautendes  v  vor  Spi- 
ranten einfach  verstummt  und  nur  in  selteneren  Füllen  mit  Hilfe 
eines  Stützvokales  erhalten  bleiben  kann.  Im  Nominativ  lii.sst  sieb 
die  Prothese  bei  den  mit  einem  ?-Laut  beginnenden  Substantiven 
ohnehin  nicht  infolge  der  neugriech.  Kontraktion  nachweisen.  Der 
Torgang  verdient  jedenfalls  weiter  verfolgt  zu  werden;  aber  so  viel^ 
glaube  ich,  ist  schon  aus  diesen  kurzen  Andeutungen  klar  gewor- 
den, dass  alle  diese  Erscheinungen  in  ihrem  Zusaunnenhange  mit 
einander  behandelt  werden  müssen.  Das  häufige  Vorkommen  auf 
phrygischon  Inschriften  ist  noch  kein  zwingender  Grund,  um  die 
P  r  o  t  h  c  s  e  a u  f  f  i'  e  m  d  e  E  i  n  fl  ü  s s  e  zu r  ü  c  k  zu  f ü  1 1  re  n .  Der  K  e  r n  p  ii  n  k  t 
der  Frage  ist,  oh  wir  alle  angedeuteten  Erscheinungen  im  weitesten 
Sinne  fassen  dürfen.  \^y\.  betont  Anm.  1,  S.  14b  gegen  Dieterieb, 
die  von  D.  angeführten  FHlle,  wie  z,  B,  das  cypr.  ipXdqf>Tia  (oder 
i^ßXdcpTUj*?)  dürfen  nicht  mit  dem  alten  Vorgang  zusammengeworfen 
werden.  Dieses  Urteil  scheint  mir  aber  nur  dann  richtig,  wenn 
wir  uns  auf  die  typische  Verbindung  tov  icT^Xvc*  bescbnlnken,  der 
io  andern  Idiomen  ein  töv  i^^^pvci  und  töv  rißXüqjxci  entspricht. 
Ich  stimme  aber  I>.  insofern  bei,  als  er  die  Frage  ganz  allgemein 
stellt  und  suche  eine  solche  Auffassung  zu  begründen.  Entsteht 
die  Prothese  spontan,  dnnn  kann  sie  im  Griech.  sow^ohl  als  im  It.» 
Frz.  und  selbst  im  Türki>cben  usw.  vorkommen,  ohne  dass  die  eine 
Sprache  auf  die  andere  einwirkt;   ist   sie  aber   aus   den  hier  ange- 


76    Tlmmb  Die  *rrieclnsi*he  Siiraehe  im  Zeitalter  des  HeUeiiismoÄ 


deutett*n  iitialog^ischen  utid  hmtlicheii  Ursachen  hervorgcganirifti, 
dann  ist  i^ie  orst  recht  als  tvint;  echtir riech.  Erscheinung- zn  tA%«.«»ß, 
die  zu  ihrpr  Entäitehuii;?  keinen  Anstosses  von  Aussen   bedurft*-- 

IIL  Die  dialektischen  Formen  6  ßaciXk,  6  ßop^c,  ö  qjov^c  ^tÄtt 
6  ßaciX^ac  usw-^  alttjrriecii.  6  ßaciAcuc,  dürfen  ni-  E.  nicht  mit  dea 
jung'doriacheu  Tyiien  ßactXfi,  fpap-^arf)  (Kontraktion  von  ca  xu 
zusammengebracht  werden,  wie  Verf.  95  ff.  ausführt.  Aus  ßaciAfj+ 
flexi  vischen  c  kann  allerding^s  eheiisn  leichr  ♦ßaciXrjc  werden,  wie 
ßaciX^ac  aus  ßaaX^a-f-c;  aber  es  ist  noch  ein  weiter  Schritt  tön 
*ßaaXr|c  bis  ßaciXic  Ein  r\,  grleichviel  ob  oftcn  oder  g-esclilossen,  ^Xii 
sich  im  Neuerriech.,  wenn  wir  vom  Pontisehen  absehen^  nicht  aU 
-«-Laut  fort,  wenigstens  kann  ich  mich  nicht  von  den  Gründen  S,  VtHi, 
die  dies  wahrscheinlich  machen  sollen,  überj5eug'en  j  ich  ;ilaube  auch 
nicht,  dasÄ  vTip6v  |  v§pöv  jieg:eniiber  tnpoc  cKXripöc  eine  SondcrfiteJItiDjf 
einnimmt.  Ein  aus  'ßactXfic  euLstandt^nes  ßctciAk  ist  ohnehin  aussen»! 
nroblematiseh,  und  auch  liier  dürfen  wir  die  Erscheinung"  in  weiteretij 
Sinne  fassen.  l>ie  Frage  seheint  mir  schon  von  Hatzi dakis  gelO«, 
der  sif>  mit  dem  Fall  vom  uy[X4  aus  }jtr\Xia  in  Verbinduni^  bringt,  vii 
auch  vom  Verl.  bemerkt  wird.  Jannaris  §  272  erklärt  r\  ur]\i  am 
der  Kontraktion  der  Plural  form  \ir\kl€€,  und  di4.'se  Erklärung:  llUs« 
auch  Verl;  gelten.  Damit  müssen  wir  nun  verbinden,  was  Haia- 
dakis  für  Mop^ac  anführt,  "Aönvü,  to^.  E*  und  BZ.  11  S.  235  ff.,  ^^ 
sich  zalilreiche  Beispiele  finden.  H.  weist  nach»  dass  die  Fonovtr- 
änderung  auf  4u  eintritt,  wenn  der  Baum  oder  die  Pflanze  unter« 
schieden  wenien  soll  von  der  Frucht,  der  Bhune.  oder  von  Teilen 
derselben:  nrjXia-^fjXov;  ^op^a-^öpov.  Diesen  Ffminbildun^en  siebeii 
die  Maskulin?»  6  ^op^ac,  6  ^T]Kiac  gegenüber,  die  einen  iSarameUirl 
bczt^iciinen,  alno  der  Ort  wo  Mauibeer*  resj*.  AplelbMume  stehen. 
Die  Endung  -iac  ist  daher  hervorgegangen :  I.  aus  den  obj^ea 
Femhiinbildungen  mit  Hexi\ischem  c,  und  Tl.  aus  dem  Cjvsus  obB- 
quiis  der  mRnnhchen  Substantiva,  die  im  altgricch.  auf  -euc  a 
lauten ;  ßaciXda  -f  c,  pop^a  -f  c  Den  Formen  auf -^a  und  ^ac  emsprecheaj 
im  westl.  Kreta,  Chios.  Ikaros  und  Kyziko«  jene  auf  *i  und  -€e 
jit^Ki,  »1  uop^;  ö  |jr|X^c,  ö  juoptc  uud  ferner:  6  ßaciX^c^  6  ßop^c,  6  <j>ovk; 
d.  h.  in  dem  Gebiete,  wo  ^r}Kia  zu  |ur|X^  wird,  da  wird  auch  jed» 
auslautende  -^a  zu  -^,  und  aus  dem  Typus  xdv  ßaciX^  ergibt  »ich 
dann  ganz  von  selbst  der  Nominativ  6  ßaciXec.  Wir  dürfen  dah^r 
ö  ^iriX^c  nicht  von  ö  ßaciXk  trennen;  auch  Hatzidakis  BZ.  II  Ü^  be- 
handelt beide  Typen  gemeinsehaftlich.  Dt^nn  wie  Uisst  sieh  bei  dem 
Mangel  an  Belegen  nachweisen,  dass  6  ßaciXk  auf  einem  älteren  Voi 
gange  fusst  als  6  firiX^c?  —  Nur  als  Kuriosum  führe  icli  die  nacl|| 
t6v  TTaTTip  usw.  gebildete  Verballhornung:  töv  ßociXeu  an.  Chronik 
von  Morea  lT8t>  (nach  meiner  Kollation);  sie  wird  wohl  keine  Ver*J 
anlassung  zu  einem  t6v  ßaciX^,  etwa  nach  rbv  xaqp^^  (töv  kövt«)  usw-j 
gegeben  haben. 

IV.  Dtn-  \'erf.  ist  geneigt^  eine  atarke  Einwirkung  des 
teinischen  innerhalb  der  Nominalbildnng  anzunehmen  {S  154); 
Mussert  sieh  in  den  zahlreichen  Endungen  auf  -ic,  -iv,  statt  *ii 
MOV.  Die  Erklärung  fusst  auf  den  Darlegungen  von  Hatzidakis  Eift^ 
leitung  314  ff.:  'boXic,  AupiiXic,  Mdptc  ergeben  sich  aus  der  Vokativ- 
form Juli,  Aureli,  Mari.  Selbst  hente,  kann  ich  hinzufügen,  kauA 
der  Vokativ  das  Paradigma  umgestalten:  ö  b^ciroTac,  'der  Priester'^ 
weil  er  mit  6kiT0Ta  angeredet  wird,  aber  6  b€caÖTr|c,  der  Bischol 
Jannaris  §  282.  Ein  nngebildeter  Grieche,  der  in  der  Anrede  immer 
Kiipie  Ka0r|TnTd  siigte,  wendet  sich  z.  B.  an  einen  Dritten  mit  det{ 
Bemerkung;  6  Kupioc  Ka6iiTYiTac  X^y^i  touto,  und  ÄhuUches  lässt  si 
manchmal  wahrnehmen.     Es  ist  aber  zu   bemerken  I.  dass  es 


Thunjb  DU*  irrieehische  Sprache  iin  Zeitalter  des  HeJIeniBinus.     77 


in  Fnlleti  wie  'louXic  um  eine  Über tiftg^ua ^  von  einer  lateinischen 
Kasiisform  fiuf  eine  jjrriechifeclie  handelt  mul  IL  KUnächst  nur  um 
Eigennamen»  Konnten  unter  solehen  Unisiäindeu  die  t'ormen  amf 
'IC  auf  Kosten  derer  auf  -lOC  zu  einer  »o  iiusserordentlieh  weiten 
Verbreitung  ^relangeu!'  Fiir  das  Neugiiech.  ni«'ithte  ieh  im  AnschJuss 
an  die  stdion  erwähnte  Erklflruug:  Flur,  lin^^^t^  ^iiXk  —  Sing,  m^X^ 
auch  hier  an  einen  ähnlichen  Voro^ang  denken,  nündich:  Flur,  oi 
KaßrtXXdnoi,  KaßaXXdpoi  —  Sing.  6  KaßoAXdpK.  Zwei  i-Lauie  unterließen 
der  Synizeise;   Xiioc,   x^o«^  imcl   '"^   niittelgriech.    iTroin^'tx,   ^TtoiKa.     Ks 

I  entsteht  Sil  eine  Mi  seh  k lasse,  die  nicht  mit  6  X6toc,  ol  Xöroi  zu- 
sammen fjlllt,  Hondern  sieh  im  Sin^.  an  den  Typus  6  xX^ipTt^c  anglie- 
dert und  im  Flur,  den  Aus^an^  -oi  heibehfilt,  also  im  Sin^,  und  Plur* 
den  /'Laut  hewiihrL  Für  das  .Mittel-  und  Xeupnech,  bieten  die  Laut- 
verhftltnisse  keine  Sciiwierigkeiten,  aber  es  tragt  sieh,  ob  sehon  in 
den  ersten  ehrist liehen  J.ihrhunderten  -oi  gleich  /  lautete.  Dafür 
sprechen  sehen  die  Kontraktionen,  ^Trrf€ioi  Kai  d^pioi,  welche  zn  ^nrfoi 
Kai  dipoi  verschlilTen  werden,  Leemans  i^apyri  g:raeei  2,  15,  nach 
Jannaris  i?  14Hb^  wo  sich  noch  Aiinliches  tindet.  Äut:  Jannaris  §  44 
öind  aus  verehristL  Zeit  die  insehrittlichen  Belehre  Aütoüctoivoc  und 
'AkuXoIvüc  zu  erwnhnen,  und  zahlreiche  Beispiele  aus  den  ersten 
chriiitl.  Jahrhunderten.  Auch  Thumb  S.  248  äussert  sich  in  einer 
zusaoimenfasäsenden  Bemerk nn;;-  dahin,  dass  schon  in  den  ersten 
Jahrhunderten  unserer  Zeitrechnung  die  meisten  Neuerungen  der 
KcovV],  wie  Ttazismns,  neugriech.  Kontr,'iktion  imd  dgl.  vorkommen, 
In  Kleinasien  bestanden  verschiedent*  Aussprachen  des  v  neben  ein* 
ander,  e<  war  je  nach  den  Orten  =  U.  L  ii  und  wahrscheinL  auch 
tu  S.  194;  das  aus  oi  hervorgegangene  u  war  auf  asiatisehem  Boden 
schon  verhJiltnismMssig  früh  'auui  /-Laut  geworden,  S.  142,  Eine 
Sondersiellung  vom  Getneinneugriech,  nehmen  die  Dialekte  ein^ 
welche,  wie   das  von  Thumb  l  AOrjvä  3,  [\fi  ff.)  behandelte  Ägineti- 

,  sche^  den  LaniwandeJ  oi^  v  zu  ou  aufweisen;  TcoüXoTrovtiuJ ^  ko«Xo- 
TTOvüü  und  dxioupo;  es  ist  dort  das  auslautende  -oi  nie  zu  einem  u- 
Laut  geworden.  Dieses  -oi,  welches  kurz  ist  und  einer  totalen 
Elision  unterliegt,    scheint  schon   früher  monoplithongisiert  zu  sein 

\  als  das  innerhalb  des  Wortkorpers  vorkommende;  darauf  scheint 
auch  die  oben  erw^Uhnte  Kontraktion  von  /  und  ei  nnt  -oi  hinzu- 
weisen.  Und  so  glaube  ich,  um  zur  Sache  zurückzukehren,  dass 
ein  Ol  Kaßa>Adpoi  statt  dpioi  um  die  Wende  unserer  Zeitrechnung^ 
nicht  aufl'allen  darf. 

V,  Eigentümlich  berührt  es  uns,  wenn  wir  in  dem  sonst  so 
konservativen  Griechenland  auf  Vorgänge  stossen,  wie  wir  sie  in 
dem  stets  nach  neuer  lautlicher  Entfaltung  drängenden  Frankreich 
verfolgen  können;  ich  meine  den  Wandel  des  k  vor  hellen  Vokalen, 
welches  über  fs  zu  einem  Ä-Laut  wird:  centum  —  eent.  Bekannt- 
lich wird  im  Gemeinneugriechischen  das  k  lieibehalten,  auch  in  la- 
teinischen Lehnwörtern:  XaKdpöo  "ThunHseh'  Incerta,  6(^(plKiov,  offi- 
cium. In  dem  von  Thumb  S.  190  bezeichneten  Gebiete  tritt  die  Pa- 
lataiisierung  des  k  ein.  Aber  der  Schwund  d<'S  dentalen  Elementes 
in  dem  aus  k  entstandenen  t.\%  wie  er  sich  schon  sehr  früh  im  frz, 
verfolgen  lässt,  schien  dem  griech.  Gebiete  fremd  zu  sein.  Thumb 
S.  190  Anm.  5  kennt  nur  liactXXeid  statt  MßxeXXeiö,  Syra,  Dazu  kommen 
aber  ähnliche  Formen,  welche  die  Existenz  dieses  lautlichen  Vor- 
ganges zu  beweisen  scheinen;  so  linden  wir  im  Pentateuch,  ed. 
He.Hseling,  Introd.  37  f.  cuTxdJIuj,  ctiTtaxuia,  {iirTTXictuui,  dTTTrXic^iiaTa, 
KccpaXaTtci  und  diese  Formen  entstanTmen  iler  Sprache  von  Konstan- 
tincrpel,  wo  der  Pentateuch  im  J,  1547  für  den  Gebrauch  der  jüdischen 
Gemeinde   gedruckt    wurde.     Im   unedierten    cod,   Taurinensis   der 


78     Thumb  Die  gTiechii^che  Sprache  im  Zeitaller  des  HellemsmiUL 


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Cliroiiik  von  Moren,  V.  734  finde  i€h:  ixiXct  dtrecuj   dTrXi^cf^^t,  'dorj. 
driöneii   schlug-  *sr  sein  Qimnipr  auf,      VjeJleic!it    IJlsst   sich   ditsn 
lautL  Vor;ran;r  noch    durch    andere  Beispiele    feststellen.     Für 
c€Üui  könnte  jedoch  vielleicht  an  eine  Aiilehnun*,^  an  TrXTictov,  trXi 
g"eda€ht   werden;    die   nndero   Formen   Kcheiiieu   keine    analOj 
Einwirkun«r  Aufzuweisen. 

VI.  Kiner  besnudern  Erklärun«^  iiedari  die  Erweitemtig  dn 
Aorifciti  Paösivi  in  -kq,  ^cpoßr^e»i-Ka.  Jannaris  §  HOl  deakt  sicli  die 
Sache  so:  as  recent  N(eohellenic)  does  not  well  adinit  oT  a  closiug  v, 
the  aorint  passive  endin^-  -0nv  hna  been  cban^^ed  tn  ^Örpca  (App.  HI, 
29)»  wKere  -Ka  has  heen  borrowed  froin  t!ie  perfeer  (786)  as:  Aittic) 
iXüÖTiv,  N  iXueiiKci,  usw.  Thunib  S.  1&9  f.  nähert  sich  der  Lösung 
dieHCH  Rätseln,  indem  er  an  die  »c- Aoriste  fbuiKci,  lBf]Ka  und  ä^r\t^ 
anknüpft:  Doppeltormen  wie  IhuiKa  neben  ^öujca  haben  vermutlich 
auf"  /iruuca  :  i'itiujKa  behtinniiend  ein^i^ewirkt.  —  Damit  wird  aber  nur, 
die  Verbreitung'  des  k  im  Aorist,  nicht  aber  die  Erweiterung  de» 
Scbcina.s  um  eine  pmze  Silbe  erklärt.  Die  von  Jannarif*  §  78»i  und 
Thunilj  betonte  Funktion^^gleicbheit  des  Aorist  und  des  Perfekt  jbI 
ein  wicliti^^i^r  Faktor,  doch  g-eht  der  Anst«.iss  zu  diesen  Erweite- 
rungen von  bestimmten  Typen  aus.  die  sich,  <leT  Form  nach, 
Perfe'ta^  aber  mit  der  Bedeutung  von  Aoristen  erbalten  habea 
Wir  haben  es  hier  ferner  mit  einer  Ansgletchnug'  zwischen  il 
Aorist  activi  und  dem  Aorist  Passivi  zu  thun.  So  erklärte  ich  mir 
zuerst  den  VKriiang  durch  die  l'bertragun;:  der  Aoristendung  rfrrj 
dritten  Person  Pluralis  auf  die  andern  Zeiten  der  Vergrangenbett^ 
Nacli  dem  Muster  von  ^rptin^av  haben  wir:  eit»  Imperf.  *Tpaq)*.tvv 
iiraxoucöv  (.statt  ^irdTouv.  vgl.  Jjuniaris  §  789)  und  sogar  im  Perfek- 
tum^  wo  die  Endung  -aci(v)  der  Aoristendung  -(c)av  weichen  mu8j*te; 
TreiToinKav,  ö^bij/Kav  und  iihnliches  bei  Jannaris  ^  78G.  Also  Im  Ak- 
dvum  der  Vergangenheit  geben  sämtliche  Tempora  in  der  3.  Per*» 
Pliir.  auf  -av  aus  und  nach  diesem  Muster  richtet  sich  dann  auch.; 
das  Irnpertektutn  Passtvi;  iq>oßünvTav  (st.  iqpoßoOvTo  ib,  7H0).  Sa 
konnle  dann  auch,  im  Ansehluss  an  diesen  Vorgang,  das  Aktivi 
-Kav  das  passive  -cav  verdritngen;  von  den  alten  K-Aoristen  aus 
gehend  ktjnuten  wir  von  ^biuKov  zu  ^höBriKav  gelangen.  Aus  diese] 
dritten  Person  I^luralis  konnte  ein  neues  Aoristschema  entstehen: 
OrjKav,  erste  Pers.  Sing*  ^höOtixa,  welches  genau  dieselben  Eudungea 
wi«*  der  Aor.  aetivi  hatte:  ifeöÖTiKa,  iftöBriKCc,  £56ei^Ke  —  Flur.  ^6t>öf^- 
Ktt^cv,  ^boÖnKaTCj^ööBriKüv,  wie  ^htuKa,  fönPKtc,  ^5ujk€t  ^ölüKa^€v,  ^biuKOTi 
^ftujKav  und  auch  mit  dem  Imperfekt:  ^Tpa9<^r  '^^t  <,  ^rpn<pan€v.  -aif 
od.  -€T€,  £TP«'pav  übereinstimmte.  Nur  das  Imperf.  Passivi  nimmt 
eine  Sonderstellung  idn.  aber  in  der  3.  Pers.  Plur.  hat  auch  dieses 
-avr  r(Tfiv  rst.  rjTov),  Nun  wucherte  die  Form  -Br[Kii  weiter,  wie  wif 
aus  den  Beispielen  im  Handbueh  von  Thumb  S.  90  ersehen  könneu; 
die  Erweiterung  wurde  allgemein,  nur  in  Trapezunt  besteht  nocil 
die  unerweiterte  Form:  ^cküjOiiv  für  gemeingriech.  #cy)KUjÖri-K€, 

Ein  Vorgang^  wMe  der  eben  geschilderte,  ist  sehr  wohl  uiug- 
lich,  denn  tlie  Endutig  *av  ist  in  allen  Zeiten  der  Vergangi*uheit' 
üblich  geworden  und  hat  die  ursprünglichen  Ausgänge  iu  der  3^' 
Pers  Plur,  verdrängt.  Der  Eintluss  des  Aorists  konnte  dann  nocIi 
weiter  geben,  indem  er  auch  sein  k  vom  Aktivum  aut  das  PasMvuiii 
übertrug.  Wie  dem  auch  sei,  es  erschien  mir  nicht  zwecklos  die 
auch  von  diesem  Gesichtspitnkte  aus  zu  bii?t rächten.  Doch  ist  eiii 
auf  blosser  Kombination  beruh entie  Schlusslt>lgerung  nicht  aufarev 
chend  niii  ein  sicheres  Kesuitat  zu  ergeben,  wie  wir  gerade 
diesem  Beispiel  auf  das  deutlichste  verfolgen  können.  Es  muss  auch 
^lie   historische    Eiitwickliuig   der   eimseincr   Formen   zu   R«t» 


iihihl 


an] 


Thuuib  Die  g:nechische  Spraclie  im  Zeitnlter  de^  Hellenismus.    1^ 


vzo'^eu   worden.     Alsciann   wird   sich  aber  da-^  Probiem  von    einer 

I  ^nnai  andi^rn  Seite  zei^jen. 

Thatsiiche  ist.  dass  die  itUes^ten  Denkmlller  des  Honüliseheu  die 
Erweiteruii'^  in  -kc*  entwediT  '^ar  nielit  oder  nur  im  Siniinlar 
kennen;  sie  kann  Jtl^o  nicht  aus  der  3.  Fer-i.  Plurnüs  bervor^"eL;iin;4'en 
sein.  Bei racij teil  wir  unter  diest*m  fresii-lit^ii unkte  die  einzelnen 
iniltel^^^rieel».  DieliUii),i:en  aus  der  Milte  de>  XII.  Jh..  t^o  können  wir 

I  drts  allniilhli;;e  Ent^tidlen  und  Werden  dieser  NeuliilduuLien  verfol- 
gen. Im  Spaneas  I  lassen  sirh  keiue  Aoristerweiterun^^en  naeb- 
weiüen;  wir  finden  dort  nur  oiierweiterte  Formen  ohne  k:  lj€vvr\Hr\a^v 
71.  ^ctivirix0iicav2£K),  diTCKpieriv  1^05.  Ebrn.so  verhält  Hieb  Glykas;  doeb 
baiten  wir  zunileh»t  lest  an  Formen,  die  mit  dieser  Erscheinung  in 
Zusammrnbanj^  stelieu:  bußriKCv  357.  öt^örtKev  387;  über  die  Behand- 
lung* der  g-ewohnlieben  Pasbiv-aoriste  belehrt  uns  V.  IflfI:  kqI  d>C€t 
CKia  bitßiiK€C,  ^xä^n^f  ^Kpu^iriBuc,  Der  Plural  lautet  nieht  aut"*Kav  aus: 
^k^ßuctiv  182.  Prodronios  1:  elc^ßq^ct  130,  &vi^r\Ka  Kil,  2GI,  daneben 
der  Aorist  TTpoc^Onxac  45  und  das  Pf.  eüpn^^o  -^^Ö,  wek-lie^  in  dieht^m 
Zusammenhang"  keine  Neubildung  sein  kann.  Prodromos  II  bietet 
kein  ßeispitd.  Frodr.  111  Kax^ßiiKCv  1S2;  Prodr.  IV  ^Kax^ßriKtv  ls2 
neben  bii^T\  597  8,  statt  zu  erwartendem  5ieti»iK€v;  ^Bt'iKotciv  43H; 
Prodr.  V.  ibil^r\y  8G;  Prodr.  VI  tc^ßriKt^  l?^li  c^ßnKev  333;  ^eiiKev 
348  u.  pasjüim.  ^ecKev  3'Ki  Wollten  die  f^elehrten  Autoren  dieser 
StÜL'ke  die  Erweiterung  in  -Ka  vermeiden?  Ein  Ctruud  dazu  siheini 
in  Schritten,  die  von  Vid^^arismen  aller  Art  wimmeln^  nieht  vorüu- 
liegen.  Im  Beltliandrosi  ist  die  Erweiterung  srhon  überall,  ausser 
in»  Plural,  wahrzunehmen;  neben  tc^jiriKa  433,  ^t^ß^iKa  513;  ^c^firißcc 
5O0;  ^c^ßn«tv  22H,  AvißriKf  [iKaiij^ri)  1144.  ^öidßriKt  tii5,  ^napeHtßfiKcv 
473  finden  wir  l>ereitb  zablreiebe  Fassivaoris^te  mit  -Ka:  ^EtviüeriKCv 
13,  Icxpdqjqict  111,  ^ciTKU)er|K€v  504^  ^CTdÖrjKev  6G0,  inviyr]Ki  llOG»  ^Opt)- 
vrie^Ktv  iTiH,  und  andere:  31*1,  722.  724,  7ü3,  7«1,  7Ü2,  .s2E  >55h,  ^25, 
927,  lllö,  12W.  Der  Plural  bleibt  aber  8tet>  ohne  k:  i£d|Jricav  120, 
lülB^  ic^ßqcav  234,  ^x^A^pi^^^l^ßv  1119,  eOptöricav  1122;  drrcTuMvtijtiuxuev 
4245.  Daneben  finden  sieb  aueli  unerweiterte  Formen:  ^ötdßnv  309» 
ibxißr]  722,  851,  ttißnv  HOO,  1254,  oM^r]  Ü34,  und  im  Halbverse  1139: 
dvdßT]v,  ^KüT^|Jr(Kev.  Charaktertstiscb  lür  diesen  Übergang  *iiud:  dittv 
Aoff|9nv  1010,  dTiiiXoTnÖn*<ev  1)8(5;  dtTnAofriOricav  %3,  Auch  Digeni*  II* 
4>teht  auf  demselben  Punkte:  dTT6Kpier|K€  952,  1057,  ripiaariiiB^iKe  aber 
^TTopeOeri  1215,  uirecx^eriKev  275  abc^r  oTr€cxeÖtic  324,  fuAoYtVTiKtv  14ä9, 
<ivTaTieKp(er|K€  304,  aber  dTT€Kpl6Ticav  688,  ^ircKXrie»iK6  828.  Der  Flliral 
bleibt  unerweitert:  d-ntxojpkOnM^v  25H1,  riCTT^cOiiMcv  2580  usw.  ^qiuAdx- 
6r|cav  24t>4,  stati  dTrex^picBnKajutv;  ^qpüXdxöriKav.  So  aueh  guadrup.: 
'^i4ßn»<€v  265,  aber  iUßny  315,  icT&Br^K^y  180,  ^9oör|9n«ev  194,  iKauxhc- 
Ti;Ku  472j  aber  im  PI.  htets  -cav:  ^citiHricuv  G5s^  dn€Kpi9r|Cuv  523,  Die 
Formen  mit  und  ohne  k  sind  durcheinander  gennselit :  dvtßriv, 
^»tuT^ßn>ftv,  ^cTd8r|v,  ^Xn^icBtiv  (j61.  In  die  Periode  der  Singutai- 
erweilerungen  gehört  auch  die  kurz  nach  1310  verfasste  Kopen- 
b agener  \'ersion  tWr  Chronik  von  Morea;  wir  finden  hieri  L 
l't'rs.  Sing.  iu(peXf]er|KO(  4317,  ^cfpdfTiKti  4233,  ^cujußißdcTiiKa  4390,  (moc- 
Xtön>ta  4392;  2.  Pen-,  Sing,  iTrm^€ije»iK€c  bfM^  ißapqenKec  5b95;  3.  Per». 
Sing".  ^tTpocr|KUj6r|Kev  4154,  aber  PI.  ^irpocT^KiiiBj^cav  75(>3,  ictdcrnKev 
«p7;j,s,  «563(5»  aber  PI.  icidcBricav  7703,  ^cutküt^ukc  200  Frol.,  aber 
^cufKai^ßnt^v  Prol.  9157,  dtpKpdcTTiKev  5023,  5(572,  al*er  Pk  dcpKpctceiicav 
4!?MiO;  kuußipdcTTiicfev  7520,  aber  kuMpt^dcencav  52l>  Prob,  7491,  7531. 
IVi'itere  Beispiele  tur  die  3,  Pers.  Sing,  nrit  -Ka  sind:  3853.  4117, 
4448,  4578,  4580,  468(5  und  viele  andere.  Mit  k  im  PL  finde  ieh  nur 
fvp^OriKav  7024,    wohl  wegen  eOpiiKav;    dotdi    könnte   aueh    eup^Br|K€v 

^geletieu  werden.     Ei>t  in  spHteren  Denkmälern  tritt  im  Plural  regel- 


80    Thuiiib  Dit^  grieehisclio  Spruche  im  Zeitalter  des  Hellcüismiu 


iniisöig  *Kav  für  -cav   ein;   so   in   der  aus  dem  15.  oder  Anfang  des 
Ifj,  Jh.  stammt-ntien  Paris<M'  Verftioti  der  eben  ^'•enaniiten  Chronik: 
^cunpipdcrriKav  S.  34,  I,  Z,  14;  ^irapatööriKav  S,  r>l,  11,  Z,  1;  4cTpdq>i)Köy 
S.  51.  II,   15;  ^£€fiTi»tcici  S.  (SOj   il,  12.     lii   der  Kopt-uhatrencr  Verüioa  j 
sind  dag'ejieti  alle  diese  Fonneu  mit  -cnv^  und  für  die  letztere  findeaj 
wh'    d'w  Variante    tiuocKdXuicav.     Im   Geor^illas   Rh  od.,    um  ll9fJ 
entstanden:    ^KTicTt)Küv   66.   ^irovitucTTiKüv   67   ut*w.;    in    der   "AXurctcJ 
KTTÖXeiüc,  wenige  Jatire  nach  1453:  ^EmpicÖrlKav  5Ö,  £uuXaöp€v0i^Kav  57,{ 
^EiupicTqKüCiv  58,  dEtppiIiuBriKav   104. 

Den  Austran^sipiinkt  zu  dieseti  Erweiterunfren  büdeti  die  scbooJ 
«ifters  zitierten  Formen  ^6i6fJr|K6,  (kvijßr\Ki,    denen   hich   dann   neue  ic-* 
Bildungen  wie  ^cTpdcpn  «e  anschlici^sen.     Bekanntlich  liaben  sich  ver* 
einzelte   Perfekta  erhalten,    die   später  zu   Aoristen    Tim^chiltjei 
wurden:  ^ttoiko,   ^iroiKa    aus  ireTTovriKa,   ^0viTKev  i.'liroo.  Mor.  *i091  nus 
T^6vTiK€  Di;^^enif>  7^,  2025^    eiJpiqKcTb.  1053  und   andere    bei  Jannari» 
§  IH75.     Jannaris  hält  diese  neiit^-riech.  K-Aoristo  eher  für  Reßte  de*] 
allen  Ferfektums    als    für  Neubi!dun;i"en    nach  Analo^rie    von   ^buiica 
und  ü^r^Ka,  denn  selbst  diese  Formen  können  auf  ö^btoKa  und  d(pciica| 
zurüek|rrehi'n.  —  Zu  solchen  Llnibildungen  liatten  die  Verba  aui  -Mi] 
eine   tiesonden^  Neigung";   T(0rmi   behält  t^eiiM^n  Aorist  ^OnKo,   so  ioi^ 
I>i*renis  2(»74,  :-JOCX),  300:*,  Glykas  387;    die  jün^^ere   Form   ist   ie€i£cvl 
Chron-  Mor.  42S6,     Auch  das  Perf.  von  ictttui    wird    al?4  Aorist    rer») 
wandt:  ^cTt]Kev  ijuadrup.  *iß6,  ^cT»|>cav  Chron.  Mor»  2y*92,  ^cr/iicaciv  ibJ 
ProL  863,     Die  .Sin^ularformen  auf  -Ka  liessen  sieh  nicht   ohne  wd»  ] 
teres  auf  den  Plural  üheriraj^en;   es  entstanden  daher  Schwankuü'  ' 
gen:    €Ör|Kü  hatte  im  PL  des  2,  Aoristes    föcnev,    ^Serc,    ^öccav.    aher 
ijpftter  auch  die  Erweiterungen  f6rlKa^ev  Ubw.     MoeriSt  nach  Jannäns 
§  J352^^,    «rellt   die   Ütlerarischen  Formen   den   volk^Ciimlichen  seiner  ' 
Zeit  ^i^'e^en über,  wenn  er  bemerkt:  dtTTtbo^cv,  dTr^öoTt^  t'tTr^öocav  *ATn- 
KUJC  *  öirehdiKt(iiev,    dneftojKare,    dir^hiDKöv  'EXXrjviKiIic.     Schon   etwa  m 
2.  Jh,  nach  (-hriytus  hatte  also  das  Akt.  Plur.  eine  »*rweiter«de  Um- 
g'estaltung:  erfahren;  aber  das  Passivum  i^^elannft  erst  im  15.  Jh*  jm 
einer  vollständigen  Erweiterung  des  Aoristes,  denn  noch  mi  l-L  Jh, 
äagte  man  ^t^vv^öriKa  —  PI  ^Tevvii0nM€v,  ^fcw/iBiicav  und  noch  nichr 
^irevv»]0i^Ka^iev,  ijivvr\Bt\Kav,  geschweige  denn  ir^-w^Br^Kaviel 

Die  Aoriste.  ^9riKa,  ibmKa^  dqpiiKa   sowie   die  aus   dem  Pf,   her- 
vorgegangenen  Aoriste  icTr\xa,    fTToiKct.  IfpBaKa,    eOptixa  u.  a.    wiireii 
nicht  im  ötande  das  Schema  zu  andern;   ^iroiKa,  IbmKa  konnten  die  ' 
Erweiterungen  ^ödHii-KO,  tcpo^n^Ti-K«  nicht  rechtfertigen.    Wir  niüss«;!! 
daher  auf  ein  Verbum  zurückgreifen,  welches  neben  seinem  Aorist] 
noch  eine  Form  erhaltin  iiatte,  die  als  ein  deutliches  Perfekt  noch 
in  der  Sprache  lebendig  war.     Diese  seltene  Eigenschaft  finden  wir^ 
nur  in  ßfiivm:   Aor.  ^ßr|v,    Pf,  ji^priKo,   dann  -^ßn»«ci.     Im  Digenis  1»)79  J 
bnden  wir  zwar  cufaß^^iTiKev,    doch  liegt   darin  für  uns  nur  eine  An- 
deutung, da  SS  dem  ursprünglichen  Texte  die  Vulgärform  auv^ßruscv 
zu  Grunde  lag;    beide  verbal ten   sich  zu  einander  wie  mnoiif^Ka  %u 
^irolKa.  ^ 

Es  ist  hier  nicht  binderlich,  wenn  im  Mittelgriecb.  dieses  Ver- 
buTTi  stets  mit  bm,  dvd,  xardi,  etc  {ic\  iv  (^^Traivio),  Ik  (^Kpaivio  =  ^0- 
fmviü)  verbunden  ist;  im  Gegenteib  die  zahlreichen  Zusammen- 
setzungen verhelfen  diesem  Verbum  zu  einer  Ungeheuern  Verl»rei- 
tung  und  erhöben  die  Wahrscheinlichkeit  eines  von  Uinen  ausge* 
lienden  analogischen  prmflusses  auf  andere  Verba,  Von  grosser  j 
Wichtigkeit  für  diesen  Neubildungsprozess  war  es  auch,  dass  die 
ungewöhnliche  Aorist endung  tßr|v  mit  dem  Futurum  vd  ßü/  (vgk 
auch  ^erjKa^  8dj)  den  Ühergang  v<ini  Aktivum  zum  Medium  und  von 
da  zum  Passivum  vermitteln  konnte.   Nach  -eßriv,  -^ßriKa,  vd-ßo»  gingen  i 


ThuKib  Dil'  griechische  Sprache  im  Zeilalttr  des  lieUenisinus.    81 

dann  ^<p€ßri*iT]v,  ^(poßr|8r|-Ka,  va  (poßTieüb.  ^o  erklart  es  sich  auch,  wess- 
Wfg-eii  der  neue  Puböivuorist  die  Enduii^cii  des  Aktivums  »nnahm. 
In  iiiiltt'lg^iech.  Schrilteu  ^tnd  neben  dem  Futurunj  die  Typen 
lc(^r\  um\  k^ß»]Kev,  aläo  Aorist  und  Pf^rfektnni,  in  solcher  Gestalt 
erhidten,  dabs  sie  als  gleiehbereehfit^t  neben  rinander  bestehen,  wie 
wir  aus  weiteren  Beispielen  ersehen.  Der  EinheitUchkeit  w«-*^en 
wähle  ich  sie  aus  der  Chronik  viui  Moreu  und  zitiere  nach  Buchonj 
jedoch  ^o,  da!<«  ieh  stillschweigend  meine  eig-enen  Kollat innen 
verwerte,  wie  ieh  es  auch  sonst  mit  meinen  Zitalen  aus  diesem 
Werke  t;ehalteii  liahe.  Nur  in  vereinzelten  Füllen  ziehe  leb  aiich 
andere  ältere  Denkiiüller  zu  Kntlie.  Futurum:  I.  Pers.  Sing*,  vd 
biußüj  4504,  -  ±  P.8.  vd  imT]C  (so!)  2988,  vd  f'jiT^c  29h7,  —  3.  R  S. 
vd  ^ßfri  (=  vd  iKßf^j  '2dl0r2dbb  —  1.  Fers.  Plural!^  vd  bi«ßoi»M€v  3899, 
vd  ^Etßouij£v  5(U;2,  —  a,  Pers.  Plur.  ßc  &iaßoi>v  5HI5,  vd  ctßoöv  5652. 
Aorist  Aetivi:  1.  Pers.  Sing,  (dverpücpriv  Belthandros  88G),  —  2.  P. 
S.  ihil^r\c  4214,  4219,  —  3.  P.S.  Ibiä^x]  1055,  f>10G»  ib\t^^  1918  —  1. 
P.  Flur  t^idßnjJßv  5405,  ^Etßn^gv  3^40  (mit  -uav,  nach  der  3.  P.  Plur. 
-cav,  vln  Beweis  liir  die  Volkstütnliehkeit  dieser  Form),  —  3.  P.  Plur* 
^ötdilntüv  3920  und  mit  Andern  Präpositionen;  39119,  4UT3,  PJ93,  967 
Pro).  Per  Tee  tum  Activi:  1.  Pers.  Sin^,  dv^ßriKa  Prodromos  I, 
131,  —  2.  P.Siiig,  hi^ßn^ec  Glykas  199,  -  3.  P.  Sing,  ^bi^ßn^^v  1998. 
^6idiin»ttv  5105  und  niit  andern  Präpositionen:  2W9,  3921.  402«.  5863. 
Plural.  Nach  ^feiuKU  —  PL  ^öujKöfjitv  (r^t.  föujutv^  könnten  wir  auch 
im  Passiv  um  dv^ßri»ta  —  PI.  dveßr|K<iM«v  erwarten,  duck  lassen  sich, 
wie  gesagt,  die  Pluralerweiterungen  in  den  oeuen  PaBsivaoristeu 
Udch  nicht  nachweisen.  —  In  der  Chronik  bestehen  Aoriste  und 
PtTfekttormen  nebeneinander,  Sf>43T5,.lj:  kui  *fei«jß)]Kev  6  Kurd  tlc  ,  .  . 
»cai  ^Ktivoc  i5idßr|.  Dem  entsprechend  bestanden  noch  lange  uner- 
weitertr  Formen  neben  erweiterten;  durch  Vcrwendun;^  beider  hatten 
die  Dicliter  ein  Kunstmittelcben  zur  Hand,  welches  ihnen  gestattete, 
ihre  politischen  Verse  noch  betiuemer  als  bisher  zu  bauen;  ncbeti 
ibti^t]  —  ^fei6pTiK€  konnten  sie  jetzt  aucli  nach  Belieijen  die  Typen 
icTpdtpTj  —  ecTpdqjr['K€  verwenden. 

Es  ergibt  sich  ans  dieser  Erörterung ;  I,  Dass  in  der  Mitte 
des  12.  Jh.  nur  der  Typus  ^öitjäcv  —  ^bi^ßriK€v  nachweisbar  i-st:  II. 
dass  Anfang  des  14.  *lh.  auch  andere  Verba  die  Endung  ^a  im 
Singular  annehmen.  11t,  Dass  erst  im  15,  .Jh.  die  Pluraltormen  mit 
'KU  sich  verallgemeinern.  Diese  ViTschiedencn  Übergangstormen 
habt'U  lür  uns  noch  eine  besondere  Bedeutung;  sie  erletchtern  e.s 
lins,  die  Chronologie  unserer  zahlreichen  undatierten  VulgHrtexte 
festzustellen. 

Leipzig^Counewitz.  Johti  Schmitt. 


Robde  E.  Psyche.  Seelenkult  und  Unsterblichkeitsglaube  der  G rie- 
ch*^ n.  2.  verbesserte  Auflage.  2  Bde.  Freibunr  i.  Bi\  189K  Vif, 
329'4:.43«j  S.  H^». 

Über  den  Inhalt  und  die  Bedeutung  von  Rohdes  Psyche  habe 
ich  mich  Anz.  1,  11  fl'.  und  7,  232  f.  geäussert.  Wenn  ein  streng 
wis*senschattliches  Buch,  wie  das  vorliegende^  kurz  nach  seinem  Er- 
scheinen vergrinen  ist,  so  bürgt  schon  diese  Thatsache  tiir  seine 
Treftlicbkeit.  Die  strenge  Wissenscbartlichkeit,  die  feste  Metliode 
der  Forschung  und  daneben  die  gewinnende  Form  haben  das  Buch 
zu  einem  klassiscJieu  Werke  genmcht,  das  mit  lT>eners  G'Jtternamen 
der  Wegweiser  für  jeden  sein  sollte,  der  sich  mit  mythologischen 
und  rehgionswissenschaltlicheu  Dingen  beschliftigt. 

Anzeiger  .XII  i.  ^ 


82 


K  oll  dt?  Pjsvehe. 


In    d**r   ueuen  Aiitla^^e   ist    die  Anlage    und    der  Aun>au  drr 
alte   g-eblit^ben.     Und  Rohdt^    liat    recht    daran  g"ethan.     Nur  t*m^t 
besonders  unifano-reiche  Anmerkuo**'t5n  »ind  unter  dem  Texte  »tu 
gesckh^den  und  an  den  SchlusM  der  einzelnen  Bände  gestellt,    Hiur 
sind   sie  aber  niclit  *;eblieheiit  was  sie  ursprün^Heh  waren,  ti;4mlTt:h 
Bele^'-e  für  Beliauptunf^eo  hn  Texte,  »ondern  tsind  zu  kleinen  inhaitf.  i 
reichen    Aufsätzen    ;^eworden.     So    enthalt  I  Änm,  3  (S,  326  IT)  dt« 
Geschichte   der  Danaidenüag^e,    II  2—3  (S,  407  ff,)    eiii^'ehende  Dif.  J 
ötei]nn>?cn  von  der  Hekate  und  ihrem  Schwärm»  II  5  (S.  414  ff.l  l'ii 
tersuchnng^en  über  die^riisse  Orphische  Theo;^onie  u.  dgL  Auch  »ö» 
sind  die  Anmerkim;i:en  mehr  gewachsen  als  der  Text,     Neuere  Ltiu 
ratur,    die  nach  der  ersten  Autlaue  er^ichienen  ist,    hat   Rohde  bjildl 
neueü   BeweismaterlHl    seiner   Behaupiung^en    zugeführt,    l^abJ   Hb«r  I 
auch  ;j!"tniütig'!,   g'ej^^en  andere  AtiOabsung  die   eig-ene.  Ani*icht  <>iU!r*J 
«rischer   /ji   verteidif,'"en.     Wie  in  der  ersten  Auflag"e    bat    auch   b«l1 
dieser  IL  «eine  Blielie   weit  über  das  Gebiet  dea    klassischen  Aitef-^ 
tum>»  liinauüscb weiten  lassen,  um  an  Parallelerscheinunii^en  bei  frruh\ 
den  V'fHkern    den   psychologischen    Htnterjrrund    relig^ionsg'eschichB« 
lieber  That^aeiien    der   alten  Griechen   zu    beleuchten    oder  sie 
Erbgut    der   indoirerinanischen  Volker   y.u   erhJLrten      So    i-^t    neinail 
Dietrichs   Nekyia,    Denekens  "lltros''  in  lloschcrs  Mythol.   Lexiko^j 
Roschers  Kynanthropie,  Sienji^els  Clithonischen  und  Totenkult,  Scha 
chardt  '^Seblieniamis  Ausg'rabuni^fen'^  KretschmerÄ  P^inleituns-  in  dlt 
Gescbiclite  der  griech,  Sprache^  namentlich  Oldenber^s  Relij^ion  da 
Veda  ausj^iebig'  benutzt;  daneben  aber  auch  Hobinsohns  Pövehol^ 
g*ic   der  Naturvülker,    rrescotts  Kroberunt^   von  Peru    und    andere! 
neuere  Werke  über  die  Religion  von  Naturvölkern.    So  kann  jeder, 
der  sich  nnt  verg'leicliender  Reli^ions-  und  Sa^enorcschichte  besch*f-j 
ti^t,   ans  der  nonen  AuHat^e  Neues  lernen.    Ein  Punkt  soi  herattfr 
^e^'rifltui»    auf  den    ich    wiederholt    schon    unabbängrifir   von  R  dh 
Bbcke  ;,adenkl  hatte.     Die  Sage  von  dein  im  Berge  ruhenden  KaijM^rJ 
der  einest  wiederkommen  und  neues  Leben  mit  sich   bringen  werdl^l 
glaubt  man  bei  uns  jetzt  in  ihrer  ganzen  Entwieklu»ig  entdeckt  tn 
haben-  sie  öei,  meint  man,  keltisclien  Ursprungs  und  nach  Deutsch- 
land  eingewandert.     Schon   in   der  ersten    Auflage  iS.   IH)  Anm, 
hatte  11*  durch  einen  Hinweis  auf  ^Müllers  (lesdi,  der  amerikanisch« 
Urreligion  gezeigt,  wie  leicht  sieb  ohne  jede  Überfragung  von  eiueia^ 
Volke  zum  andern  bei  verschiedenen  Völkern  gleiche  Sagen  bilden; 
jetzt  macht  er  noch  daniuf  aufmerksam,  wie  auch  bei  den  mulum-j 
medanischen  V^ölkern  des  Oiients  Sagen  von  "verschwundenen,  ahe 
in  tiefen  Berghöhlen  weiterlebenden,  dereinst  zu  neuem  Leben  an 
Erden  erwartenden  heiligen  Mflnncrn"   bestehen  CL  S.  124^  vgl.  v. 
Kremer  ICnlturgescb.  Streifzüge  aus  d.  Geb.  d.  Islam). 

Eine  weitere  Auffassung  R.s  möt:hte  leli  berühren,  die  in  der 
neuen  Auflage    namentlich    gegen   Deneken    verteidigt    wird,    eine 
Auffassung,  die  von  weiltragender  Bedeutung  ist  und  durch  deren 
Klärung  m.  E.  in  der  antiken  und  deuiseben  Sagengesehichte  vieler, 
Wirrwarr  beseitigt  wird.     In  seinem  Artikel  '  Ilero»'"  bat  Deneken  ia 
Hosehers  Mytbolog.  Lexikon  von  neuem  die  noeb  vielfach  herrschend 
Ansieht    verfoebteiK    dass    der  Heroenglaube    aus    abgeschwächte  Ol] 
Götterglauben  entstanden,  der  Heros  also  eine  verblaöste  alte  Goiti 
heit  sei.     Diese  Auffassung  —  ich  habe  mich  bisher  vergebUch  be 
müht   zu   erfahren,    wer   «ie  zuerst  ausge,s[>roLhen  hat   —  ii^t  dur  ' 
nicht?*  begründet,  weder  in  der  griechischen  noch  in  der  deut-sch€ 
Heldensage»  und  bat  auch  bei  anderen  Völkern  kein  Analogon;  »ie  hi 
zu  ganz  unbereclitigten  Konil)iiiatiünen  gefütiri,  viel  Wirrwarr  aogo 
richtet  und  vielfach  das  Verständnis  der  Meldendichtung'  nicht  tiuri 


Rohde  Psvcbe. 


8a 


erschwert,  sondern  sogar  verschlossen.  Diester  AuffAS8iin«r  *reg*en- 
über  hatte  R,  schon  in  der  ersten  Auf la^^-c  entschieden  Steilun«^  g'e- 
Botnnien,  ''Die  Heroen,  heisst  es  dort  (S.  H2).  sind  Geister  Vprslor- 
bener,  nicht  etwa  eine  Art  UntergÖtler  oder  Halbgottes  ganz  ver- 
schieden  von  den  Dämonen,  wie  sie  spätere  Spekiil.ition  nnd  dann 
mich  wohl  der  Volksg'hiiibe  kennt.  Diese  sind  göttliche  Wesen  niederer 
Ordnung',  aber  von  jeher  des  Todes  überhoben,  weil  sie  nie  in  das 
endliche  Leben  des  Menschen  eingeschlossen  waren>  Die  Heroen 
dao^effen  haben  einst  als  Menschen  gelebt,  aus  Menschen  sind  sie 
Heroen  t^e worden,  erst  nach  ihrem  Tode.''  Mit  vollem  Rechte 
und  tretf enden  Worten  verteidigt  jetzt  K.  diese  ErkUlning  gegen 
Deneken.  "Die  Heroen  sind  durchaus  gesteigerte  Menschenseelen, 
nicht  depoten zierte  Göttergestalten/'  Wenn  sich  Götter  und  Heroen 
inehrt  ach  berühren,  so  ist  tue  Ursache  wo  anders  zu  suchen,  als  in 
einem  direkten  Ahhängigkeitsverbilltni^.  Ks  ist  Hoffnung  vorhan- 
den, dass  diese  Erkenntnis  endlii-b  bei  den  Forseheni  klassischer  wMe 
deutscher  Sagen  durchbricht,  Heroen  sind  bei  allen  Völkern  Men- 
schen vnn  Fleisch  und  Blut,  gewesen.  Sie  sind  nach  ihrem  Tode 
durch  die  mündliche  irberlieferung  gleichsam  geheiligt,  durch  die 
Dichtung  ideaii-^iert  worden.  Infolge  dieses  Hebeprozesses  dnreli 
die  Phantasie  wurden  aber  gerade  an  sie  mit  besonderer  Vorhebe 
Miirchen  und  Sagenmotive  geknüplt.  Dasseibe  rhat  aber  die  Dich- 
tung auch  bei  den  Göttergestalten;  auch  an  diese  krvstalhsierte 
sich  besonders  gern  das  Märchen-  und  Sagenmotiv.  Indem  sich 
aber  gleiche  Motive  bald  an  eine  Gottheit,  bald  an  einen  Heros 
knüptteUp  entstand  zwischen  dem  Gott  und  dem  Heros  eine  gewisse 
Ähnlichkeit.  Nur  so  erklären  sich  die  Übereinstiinfnungen  zwischen 
Gottheit  und  Heldengestalt;  sie  sind  rein  äusserlich  wie  bei  zwei 
ganz  verschiedenen  Menschen»  die  gleichen  Anzug  tragen.  Wir 
müssen  endlirh  aufhören,  bei  Heldengestalten  nach  der  in  ihnen 
fortlebenden  Gottheit  auszuspHlien.  das  ist  ein  unnützes  Grüh(dn, 
das  selbst  Jiriczek  in  seiner  tretTlichen  Heldensag^^  mehrfach  den 
Blick  getrübt  hat. 

Noch  konservativer  als  in  den  Anmerkungen  ist  Rohde  im 
Texte  gewesen.  Nur  selten  ist  die  Form  geändert,  hier  und  da  ist 
der  Text  schärfer  gefasst,  an  mehreren  Stellen  sind  neu  begrün- 
dende S^fze  eingeschoben.  So  wird  die  Ursache  des  Leiclienpom- 
pes,  gegen  den  Soion  gesetzlich  vorgehen  musstej  aus  den  Gewohn- 
heiten des  altattischen  Eupatridenstaates  erklärt  (IS.  ^iM),  das  Stre- 
ben einzelner  Geschlechter,  ihre  Abnenreihe  an  einen  Heros  anzu- 
knüpfen, nachdrücklichst  hervorgehoben  und  belegt  (I.  170)  n,  dgl, 
8olche  Erweiterungen  verändern  den  t'harakter  des  Werkes  nicht 
im  geringsten.  Eine  wesentliche  Erweiterung  hat  nur  das  1.  Ka- 
pitel über  die  Ursprünge  des  Unsterblicbkeitsglanbens  (Über  den 
thrakischen  Dionysosdienst  H.  1  ff.)  erhalten  und  zwar  sowohl  im 
Eingang,  wie  am  Schlnsse(n.  S.  35— 37j.  l>ort  wird  vor  allem  nach- 
^pwiesen,  dass  sich  der  Gedanke  an  die  Unsterblichkeit  der  Seele 
AUS  der  griechischen  Religion,  wie  sie  zu  Homers  Zeiten  im  Volke 
lebendig  war,  nimmer  hätte  entwickeln  können,  da  in  dem  ganzen 
Ideenkreise  dieser  Hetigion  "Gott"  und  "Unsterblichkeit*'  unzertrenn- 
bare Begriffe  sind  und  die  Auffassung  von  der  Unsterbliclikeit  der 
Seele  alle  Satzungen  der  Religion  griechischer  Volksgmneinden 
umgestossen  haben  würde.  Diese  Auffassung,  die  R.  ja  schon  bei 
der  ersten  Au  Hage  gehabt,  aber  zweifellos  nicht  scharf  genug  aus- 
^*»9prochen  und  ungenügend  begründet  hatte,  liat  zur  F'^rage  ge- 
führt: *^  Wob  er  kam  der  Unsterblich  keitsglaube?"  Er  ist  eingewan- 
L^lert  mit  dem  Dionyskult,   dieser  aber   ist  fremden,    ist  thrakischen 


84  Rhode  Psyche. 

Ur8prun<::8  und  weicht  in  allen  Punkten  vom  griechischen  Götter- 
kulte ab.  In  der  Ekstaeis  nun,  in  die  die  Feiernden  beim  Dionvs- 
feste  verfielen,  liegt  die  Wurzel  des  Unsterblichkeitsglaubeu«,  "d* 
in  ihr  die  Seele  dem  Leib  entflogen  und  sich  gleichsam  mit  der 
Gottheit  vereinigt  fühlte.  Die  Thatsarhe,  dass  noch  heute  unter 
christlichen  Völkern  die  gedämpfte  Glut  uralten  Aufregungskultes 
wieder  aufschlügt  und  die  zu  ihr  Entzündeten  zu  der  Ahnung  gött- 
licher Lebensfülle  emporreisst,  hat  R.  in  der  neuen  Auflage  durch 
den  Bericht  einer  in  Russland  verbreiteten  Sekte  zu  stützen  gesucht. 
Wir  brauchen  nicht  nach  Russland  zu  gehen,  Deutschland  selbst 
bietet  uns  Beispiele.  So  habe  ich  einst  als  junger  Gymnasiast  mit 
eigenen  Augen  dem  Treiben  einer  solchen  Sekte  zugesehen;  sie 
nannte  sich  die  "Heilige  Geige"  und  soll  im  mittleren  Sachsen  liem- 
lich  verbreitet  gewesen  sein.  In  nur  schwach  erleuchtetem  Zimmer 
einer  kleinen  Stadt  waren  die  Mitglieder  der  Sekte  versammelt, 
sangen  und  beteten.  Da  öffnete  sich  die  Decke  und  herab  kam 
eine  Geige.  Alles  geriet  alsbald  in  Ekstase;  Gesang,  Gebet,  eine 
Art  Reigen,  alles  ging  bunt  durcheinander,  dass  ich  in  einer  Ge- 
sellschaft von  Wahnsinnigen  zu  sein  wähnte.  Mir  sind  diese  Lente, 
von  denen  ich  mehrere  als  durchaus  nüchterne  und  vernünftige 
Menschen  kannte,  immer  ein  Rätsel  gewesen.  In  der  Erinnerung 
an  jenen  Abend,  der  einen  unauslöschlichen  Eindruck  auf  mich 
gemacht  hat,  habe  ich  bei  Rohde  den  Abschnitt  über  den  thrabi- 
sehen  Dionyskult  gelesen  und  so  aus  eigner  Anschauung  nach- 
gefühlt, was  er  aus  den  Zeugnissen  der  Alten  zu  begründen  ge- 
sucht hat. 

Zum  richtigen  Verständnis,  wie  sich  aus  diesen  ekstatischen 
Tanzorgien  des  Dionyskultus  der  Unsterblichkeitsglaube  entwickeln 
konnte,  musste  vor  allem  festgestellt  werden,  w  o  dies  geschehen 
ist.  Schon  in  der  ersten  Auflage  hatte  R.  gezeigt,  dass  da^  nur 
auf  griechischem  Boden  hat  vor  sich  gehen  können.  Allein  hier 
klaffte  eine  Lücke,  weshalb  ich  z.  Z.  mich  nicht  von  dem  thraki- 
schen  llr8i)runge  des  Unsterblichkeitsglauhcns  überzeugen  mochte 
(vgl.  Anz.  7,  23*2).  R.  scheint  dies  selbst  gefühlt  zu  haben,  und  so 
hat  er  denn  in  der  neuen  Auflage  den  §  f)  (S.  35— 37)  eingeschoben, 
in  den»  er  feststellt,  bis  zu  wolcliem  Umfange  sich  bei  den  Thrakern 
aus  jenen  Tanzorgien  eine  mystische  Religiosität  ausbilden  konuit*. 
"Über  die  Grenze  ungewisser  Ahnung,  ein  unstätes  Aufleuchten  wild- 
erregter Kniptindung  einer  nahe  herandrängenden  übergewalti^a-n 
(leistermacht  werden  wir  bei  dem  aus  halber  Dumpfheit  des  Geistes 
niemals  ganz  erwachten  Volke  der  Thraker  kaum  hinausgeführt". 
Ist  so  einerseits  festgestellt,  was  von  den  Thrakern  zu  den  Griechen 
gekommen  ist,  und  fassen  wir  andererseits  griechischen  Kult  und 
hellenisches  Geistesleben  ins  Auge.,  so  versteht  man  die  Befruchtung 
des  thrakischen  Keimes,  die  den  Unsterblichkeitsglauben  gezeitigt 
hat.  So  ist  durch  das  erweiterte  Eingangskapitel  des  2.  Bandes 
Roiules  Entwicklung  des  griechischen  Unsterblichkeitsglaubens  auf 
festerer  Basis  aufgeführt,  als  in  der  ersten  Auflage. 

Ks  ist  nicht  zu  zweifeln,  dass  in  der  neuen  Gestalt  Rohde^ 
Psyche  auch  neue  Freunde  erwerben  wird.  Das  Buch  verdient  sie 
wie  wenige.  Möchten  es  doch  vor  allem  Leute  lesen,  bei  denen 
mythologische  Arbeiten  in  Misskredit  gekommen  sind,  aber  auch 
solche,  die  sich  berechtigt  wähnen,  ü))er  mythologische  Dinge  zu 
schreiben,  ohne  auch  nur  zu  ahnen,  was  methodische,  historische 
und  j)hilül()gische  Forschung  ist. 

Leipzig.  E.  Mogk. 


Weise  Charakteristik  der  latemi.^rben  Spraehe. 


85 


0, 


Hl 

1 


"Weiae  F.  O.     Charakteristik  der  lateinischen  Sprache.    2.  Auflage. 
Leipvii-r  Tföbner  18J^9.     IV  und  172  S.     2,40  M. 

Die  erste  AuOajje  dieser  Schrifr,  von  welcher  im  Jahr  1896 
auch  eine  französi.sche  rbersetüuii*  unter  dem  Titel  ''Les  Carac- 
teres  de  la  Ijan^^ue  Latiiie  par  F  Oscar  Weine  trailuit  d*^  rAlleniaud 
ar  Ferd.  An t eine"  (Paris,  C.  Kliiu'ksieek)  erisehienen  ist,  habe  ieh 
in  erstmi  Jahr^an;^  dieses  Anzpi^ere  S.  120  t\  einer  Besprechung 
tinterzo(»en,  welehe  über  Plan  und  Anlage  des  Werkehens  eirtspre- 
chenden  Autschluss  ^ibt.  I)ie  neue  Aut1a*:;fe  unterscheidet  skdi  von 
der  ersten  vornehndicb  dadnrch,  dass  stu  den  Tier  Kapiteln  (Sprache 
Tiind  Voiksciiarakter^  Spraidie  und  Knllurentwicklun^t  die  Sprache 
'er  Uieliter,  die  Sprache  desVtdkes)  noeli  em  fnnt'tes  hinzucrekomnien 
fcit,  welches  ''die  klassische  Spraclie  Ciisars  und  riceros"  liehandelt. 
Die  Clmrakteristik  der  Sprache  dieser  beiden  Hauptvertreter  des 
'Klassizismus  erscheint  mir  im  Ganzen  zutreffend,  und  es  mu«s  der 
♦dieses  neue  Kapitel  als  eine  recht  dankenswerte  Ziithat  hezeiebuet 
werden.  Auch  in  den  übrigen  Kapiteln  merkt  man  die  bessernde 
Hand  des  Verfiissers  au  nicht  weni^'-en  Stellen,  indem  einerseits 
insbesondere  im  '2.  und  4.  Kapitel  eine  zweckmAssijirere  Gra|>pienin«: 
<!es  Stoffes  Platz  i^'ef^riffen  hat,  andererseits  manche  seltsamen  und 
HU  haltbaren  Ansieh  ten,  die  in  der  ersten  Aufla«^e  atis^esju-ochen 
waren^  verschwunden  und  durch  richtijirere  Ausführun^ren  ersetzt 
aind.  Auch  durch  Vermehrung'  der  sprachlichen  Bele^i'e  ist  das  Büch- 
lein an  nranehen  Stellen  (man  v^^L  beispielsweise  S,  98  die  für  "ty- 
pisch gewordene,  fest  auss"eprHgte  Wen  dun  «^-en"  anjsfefübrten 
Beispiele  nnt  S.  H9  der  ersten  Auflage)  entschieden  verbessert  wor- 
den, Daoregeu  wäre  driug^eud  wünschenswert  eine  genauere  Be- 
rücksichtig-nn;^  des  Verhältnisses  des  Lateinischen  zum  Indo^^enua- 
iiischen,  so  besonders  bei  Besprechung*  der  Verwandtschaftsnamen 
<S.  1*)  und  der  Pert^onennainen  (S,  22).  Auch  in  etymologischer  Hin- 
a^icht  bedarf  die  Schrift  noch  einer  <;:rundiicben  Revision.  Dann 
werden  Äbleitunf^en,  wie  seduht.^  von  Hfdere  (8.  153  Anni.  1),  iubere 
^  lus  8€tvai*  (S,  155l  inanis  von  In'  und  'acna'  {S.  14),  ftdoria  von 
"adoK  (S,  14)  lind  andere  verschwinden.  Auch  Aussprüche»  wie  der 
üher  die  "Handhabung:  des  Satztones^'  (S.  35)  geben  zu  gerechten 
Bedenken  Anlass. 

Innsbruck.  Fi\  Stolz. 


Otto  W.  Xoim^na  propria  Latina  orinnda  a  participiis  perfeeti.  (Com- 
mentatio  ex  sii|)plemento  vicesimo  quarto  annabum  ])hilolog'ieorum 
seor!^um  expressa,  p.  74C>— 932).  H'\  Leiimg  Teubner  1898.  fj.t^OM. 
NacJi  einig-en  Vorbemerkungen  über  die  Beschaffenheit  der 
liartizipiellen  Eigennamen  getit  der  Verfa,sser  zum  eigentlichen 
Zweck  seines  Buches,  der  .Materialsannnlung  der  in  Frage  kommen- 
-den  Nomina  propria»  üben  liieselbe  zerfällt  in  zwei  Teiler  L  Par- 
ticipia  perfeeti  simpüeia*  2.  Nomina  derivata,  d.  h.  solche^  in  denen 
Parti /Jpial formen  durch  ein  Suffix  erweitert  erseheinen,  wie  Accep- 
4ius  neben  Accepfun  usw.  Das  Material  ist  fleis.sig  und,  wie  es 
scheint,  rolhständig  zusammengetragen  und  bildet  dadurch  einen  sehr 
wertvollen  Beitrag  zur  Kennt  ins  der  lateinischen  Namengebung, 
Auf  Vollstitudigkeit  der  Belegstellen  ist  dabei  keine  Rücksicht  ge- 
nommen. Leider  hat  der  Verfasser  die  Namt^n  rein  alphalietisch 
ungeordnet.     Für  die  Methodik  und  WissenschaftUchkcit  des  Werkes 


86 


Otto  Xomitm  [»ropria  Lsiiiiia  oriuncht  t\  participiiö  pcrfecli. 


wäre  es  von  erheblieh  ^irÜBsei'era  Werte  g-ewesJatJ,    wenn  das  Hate- 
riiil  sowohl    bei    dt*n   einfadi  partizipialen   wie  bei  den  abfiel  ei  tct«ii 
Formen  nach  der  Gestalt  der  Sul'fixe  g-e^eben  worden  wäre  {-äim^ 
Itus  Ui?w.  i'iiiertii^itH,  -ins,  'ianua  usw.  audererstäts).    Soweit  möglich, 
hat  s^ich  der  Verfasser  benmht,    der  räumlichen  und  zeitItcben  V^r 
breitmiir  der  einzelnen  Eigennamen  nachzugehen.     Wün>chen»iweTt 
wäre  wiederum  gewesi'n,  solche  Unter.^^uchungen  auch  hei  den  dn- 
zehien  Suftixk  lassen   anzustellen;   man  würde  dadurch  über  die 
zum  Teil  rein  analogis?che  Aundehnun^-  dieser  Eigeniiamenbilduy^ti  \ 
orientiert  werden.  —  Die  ei'klareiidcn  Bemerkungen  zu  den  ei02el*< 
neu  BeiH|)it'len  »ind  vim  verschiedenem  Wert.  —  Bei  der  SammltlD^ 
ist    der  Verfasser  öfters   über  das  Ziel   hinaujs^'-eschossen-     So  xühlt  | 
er  unter   den  '^iiartizipiellen"  Eigennamen,    alj;^eseht*n    von    vielem 
Ousieheren.  auch  P'ormen  wie  FrteefwA\  FortuUuH,  Libertua^  Camur- 
fiu,H\  Lucreiius  usw.  auf.     Wenn  srhon   einmal  überhaupt  alle  Atl- , 
jektivischen  /o-Bildtin^t^n  herangezofj^en  werden  snllt^u»  wanim  It^hlt 
claim  die  Sipi^e  von  iuitfuü  {huitiiiits  usw.),  Faii.sitiHt  FauiftuluH,  Mo* 
destlnu^  usw.?  —  Den  Hanptnutzen  aus  den»  Buche  wird  nalar^e- 
niäss  die  8lanimbiklung"sleln"e  ziehen.    Von  lautlich  bemerken*- 
werten  Formen  seien  erwähnt  Extericttfuit  S.  787,  ßStdlatiiit  843  and 
die  verschiedenen  Dissiinilalionsprodukte  von  Hetsfitutu^  und  de^ieil 
Sippe,  S.  H35  ft,y  917  l".  —  Dass  der  Verfasser  fckprachwi&genschafllich  , 
nicht   Immer  auf  |r*inz  sicheren  Füssen  tJteht,   zeigt  &ich  z.  B.  gek 
gentlich   der   Bej^prechinjg   der  Eig^ennamen  CermtiuJSj   Cerretanui^ 
CeMsifius  fS.  872  f.). 

Leipzig'.  Ferdinand  Somnufn 


Sciiwab  iL  Nomina  propria  Latin a  oriunda  a  participiis  praesenti» 
aetivi,  futurl  passivi,  futuri  activi  quae  quando  Ciuoniodo  ßct* 
sint.  (Comtnentatio  ex  sufqjlemento  vicesimo  uuarto  annahutn 
phiiolotfieoruni  seorsunj  expressa.  S*  <337— 742).  8*^.  Leipxig^  TeuV 
ner  1898.     n,20  M. 

Auch  diese  Arbeit  enthält,  gleieh  der  vorigen,  eine  tieiBsigr 
Materialsamnihing;  sie  zählt  vier  Kapitel:  L  Participia  praeseutis  äc- 
tivk  A.  Nomina  in  -en.s,  *enfiu.s.  B.  Nomina  in  ans^  -antius,  IL 
parL  fuL  pass.  IIL  part.  tut.  act.  IV.  Weiterbildungen:  A.  DemiüU- 
tiva,  ß,  SuflT.  io,  ionh.  C.  -iantts,  D.  'inns.  K.  -osuftr  F»  -inianus.  G, 
■ftianus.  B.  -ilio.  —  Man  sieht  aus  dieser  Disposition,  datis  der  gegen 
das  oben  besprochene  Werk  erhobene  Vorwurf  der  iininethodiscben 
Anordnung  der  vurlie^endm  Abhandluni»  gegenüber  nicht  geltend 
gemacht  werdt^n  kann.  Nur  wäre  es  angebracht  gewesen»  da^B^ 
auch  die  Nomina  auf  -enHuH^  -antitta  in  Kapit<d  IV  aufgenommen 
w^orden  wHren.  Dass  dies  niebl  geschehen  ist,  beruht  wohl  auf  der 
Anschauung  des  Verfasser.%  dass  Formen  wie^  Florentia  die  Feminine 
der  Partizipia  seien  (S>  640),  und  dass  erst  von  diesen  Feminiuea 
wiederum  die  Maskulina  auf  ^entufn^  untiuH  geschaften  worden  seiea* 
Der  erste  Punkt  erledigt  sich  von  selbst:  Florentfa,  PoUentia  usw^ 
sind  nicht  die  Feminina  zu  Maskulinen  auf  e«*^,  sondern  Weiter- 
bildungen mit  Suffix  'lä-  ebi'nsogut  wie  fiagrantia  'Glut'  u&w. 
Wenn  .später  vielleicht  wirklicli  in  Personennamen  F<»rmen  wie  CVe*' 
cerifia  als  Feminina  zu  Vrescens  empfunden  vvurden,  so  beweist  da^ 
nichts  für  ÜU*  Ursprünglichkeit  eines  solchen  Verhältnisses.  —  Auch 
die  zweite  Aimahme  erseheint  mir  unnötig:  So  gut  wie  zu  Acceptus^ 


[Schwab  Noiniiia  propria.   —   Horton  Sliiuith  The  Elablisliriieut.      H7 

I  6Jn  Acceptiii.%  gebildet  werd*^ii  konnte»  war  anrh  Ayttanthis  nebi'U 
Amatis  n\c)|riit*li,  die  Herleitung  ilvs  letzteren  Njuiiens  v»>n  der  Stridt 
Attiftntiti  \^.fAl)  haJte  it-h  liir  vertehit;  d«h  Verli^ltniK  vcm  CrescenSf 
Cremst  f^ntiuji^  Cresc efitnt  S.  6^3  ff  nu  t  a  fr i k  a n  i s e h  en  J  n 8c h  r i  1 1 e  ti  k  h n ii 
it'h  nicht  al8  zwingenden  Beweis  für  Sebwjilis  Annalinie  anselien. 
Übrigen-H  ist  die  erwültnte  fnlbcbe  Einreibung*'  der  Weiterbildung-eii 
mit  iO',  'ith  duri'b  die  übersiehtHeheri  Tabellen  S.  7'K  ff.  wieder  j^iit 
l^eniacbt.  —  Der  VerfasKer  gibt  in  den  einzeJuen  KainielTi  zum  Teil 
recdit  ^ute  Vorbemerkungen  über  Heimat,  Ursprung-  und  Gf\Heb)ebte 
der  versebiedenen  Ei^iennainenklnssen,  Hervorbebung  verdient  z,  B. 
die  analoj^isebe  Ausbreitung  des  Siilfixes  -ejttius  in  Formen  wie 
Jlemfleniiuji,  3Iatfne7tfaiif,  Xieenfm:^  tS*  <j44).  —  Auf  S.  (>45  f.  wird 
von  der  paKsiveii  Bedeutung  prüsentiseber  Partizipien  wie  mnan.s 
gebündelt  und  ^erode  aus  den  ElgenDamen  Material  zusjnninenge- 
bratiil,  waliei  interessante  I^ürallelfoniii  n  von  entspreebenilen  part» 
Praet.  und  bedeutungsverwandte  grieebisehe  Eifjreiinanieii  mit  Glüek 
benuiÄl  werden.  Hier  lüitte  Brugmjuiii  IR  5,  117  niebt  unerwffbnt 
bleiben  dürfen.  —  Ungenügend  erKcbeint  nur,  was  auf  S>  703  von 
der  akti viseben  Bedeutung  der  partieipia  neeessilatis  ge- 
sagt wird^  worüber  bei  andrer  Gelegenheit.  Hei  (Jen  Eigennamen 
wtirde  -ndo-  vielleicht  znni  teil  ganz  sinnlos  von  andern  Eigen- 
namen aus  übertragen  und  ging  so  seiner  spe/Jellen  Bedeutung' 
verhißtig;  vgL  Schwab  R.  *i44  f.  über  enfttfs.  In  Adolf ndu  usw. 
(Schwab  S.  69£*)  war  der  ursprünglicbe  Sinn  jedentails  niebt  akti- 
vii!feb.  (Vgl.  Stolz  A.  L.  L,  10,  lf)><ff.).  —  Von  beachtenswerten  Eiti- 
zelheitrn  heien  noeli  die  Formen  Ceresits  =  Creiicefts-  S,  653  und 
Profieentius  S.  676  erwHbnt. 

Leipzig.  F  e  r  d  1  ti  a  n  d  S  o  m  m  e  r. 


HortOB- Smith  Lionel  Tbe  Establisbment  and  Extension  of  tbe 
Law  ot  Tlmnievsen  and  Havel,  Cambridge  Macmillan  and  Bowes 
189a     Vn  u.   108  S. 

Die  Sehrilt  bestebt  aus  dem  Abdruck  eines  gleiehbetitelten 
A^ll^atzes  im  Amer.  Journ.  nf  Pbib>l.  IG,  444-467,  17,  172—1%  und 
eine»  Auisatstes  über  lat  fum  katid  haut  grieeb.  ou  ebd.  IH,  4^— r>L 
Ibtzti  koMimen  10  Seiten  Addenda  et  Conigrnda  und  2  Seiten  Im- 
portant  Postscript  iBt^riebt  über  Bücbelers  fore  =^  fare,  UU.  M.  52, 
3111  t".;\  encMicli  ein  auslübrlicbes  Wortverzeichnis,  pfer  llelssig  puh- 
Jizterende  Verf.  »ucbt  in  dfei^er  Sebritl  unler  eingebender  Bespre- 
chung alter  Beispiele  folgende  Fassung  des  Tliurneysen  Havetscheii 
G«'setzes  zu  erweisen:  tat,  f>v  or  wurde  in  Bom  um  200 v.  Chr.  (etwas 
^päter  in  den  unteren  Klassen)  zu  ar  är.  Die  zeit  liebe  Fixierung 
um  200  entniujmt  H.  mit  Lindsay  dem  üpan.  eifern  j>ort.  rora  (nnders 
darüber  Meyer  Lüljke  L  2H1 )  und  lindet  sie  bestätigt  durdt  das  von 
Bücbeler  vor  den  2.  imniseben  Krieg  gesetzte  Inscbrältlielte  fore. 
Durrb  di**  Annahme,  die  osk.-nmbr.  Dialekte  Iditten  rlen  Lautwandel 
nicht  milgemaeht,  gewinnt  H.  die  Möglichkeit,  orin  bovis  als  sabi- 
niscb  oder  laliniseb  vom  "platten  Lande"  (wie  boit  schon  wegen  b) 
2U  t*rklihen  (mit  King  ami  Cookson).  Jedenfalls  ist  aber  die  An- 
nahme, dass  lat.  ftvfs  auf  *or?s,  osk.umhr.  ari-  hingegen  auf  urit. 
ari-  zurückgebe,  unwahrscheinlich.  Jenes  urlai.  '^ons  soll  durch 
vulgitrb  frinm  V/i  erwiesen  werdm.  Auf  dies  angebliebe  Gtmnt 
kommt  H.  immer  von  Neuem  zu  sj>reelien  und  knüpft  aüerlei  Sub- 
tililäten  dar^n,   obüe;^   wie  es  j^ebeint,  die  viel  näberliegende  Erklä- 


88     Rheden  Etymolooische  Beiträge  zum  italienischen  Wörterbuch. 

rung  von  span.  huevo  usw.  bei  Meyer -Lübke  1,  132  zu  kennen. 
Dass  Ovum  nicht  zu  äüum  wurde,  ist"  aus  einer  Älteren  Stufe  ö^pom 
=  öi:lom  vollkommen  erklärlich.  —  S.  28  ff.  ist  H.  g-enei^t,  Ober- 
gang:  von  vo-  zu  va-  anzuerkennen  in  canis  (*ciioni8),  sardart  (*#w- 
orrf-),  suänum  {*isiioi*s)  und  vallis.  vacare  wird  trotzdem  nicht  aas 
vocare  erklärt,  sondern  umgekehrt.  —  S.  34  ist  eine  hübsche  Vcr- 
muthuiig  von  Lindsay  erwähnt:  der  Untergang  der  ö-Konjugation 
(aegrötus)  sei  durch  den  Übergang  des  Perf.  -övi  in  -ävi  herbeige- 
führt worden.  —  S.  41  ff.  dehnt  H.  den  Wandel  zu  a  auch  auf  diph- 
thongisches ou  aus,  das  zu  au  und  teilweise  weiter  zu  ü,  ö  geworden 
sei.  Woher  aber  diese  Verschiedenheit  {frans  usw.,  aber  nüdm, 
rüdus  usw.)  rühre,  lässt  H.  unerörtert. 

Die  Schrift  ist  mit  Fleiss  und  Sachkenntnis  geschrieben;  er- 
müdet aber  manchmal  durch  Wiederholungen  und  Weitschweifigkeit. 

Fürstenau  i.  d.  Schweiz.  Robert  v.  Planta. 


Rheden  P.  Etymologische  Beiträge  zum  italienischen  Wörterbuch. 
(XXIII.  Jahresbericht  des  fürstbischöflichen  Privat -Gymnasiums 
am  Seminarium  Vicentinum  in  Brixen).  Brixen,  Verl.  de.s  fü^s^ 
bischöfl.  Vicentinums  1898.    39  S.  8^».    50  h. 

I.  Germanisch  ai  =  it.  a  würde  genau  zur  Entwickelung  von 
roman.  ai  zu  it.  a  stimmen  (vgl.  Meyer-Lübke  Rom.  Gr.  1,  §  295): 
afro  =  ahd.  eivar,  ästioj  aschio  =  got.  haifst-s,  biacca  =  bleihy 
gala  =  geil,  guado  =  tveit,  guari  =  weigiro.  rada  =  Rhede,  razza 
=  reiza^  zana  =  zeina^). 

II.  Ital.  b-  soll  aus  germanischem  Dental  entstanden  sein  und 
zw.  a)  aus  got. /)?t'-,  b)  got.  y>(r),  c)  got.  rftt'-,  d)  viell.  aus  germ. /»m-, 
schliesslich  e)  aus  got.  tw-.  Fälle:  a)  bagno  11;  barare,  baraonda, 
baruUare,  brillare  I  u.  II,  brogliare,  broüo,  brullo,  burare{?),  burat- 
tare  (?),  {frullare)\  basire;  bastir  (prov.);  bcrciare,  bircio.  —  b)  birbcL, 
briccone,  briga,  -are,  brio.  —  c)  abbagliare,  bagliore,  barlume,  bar- 
luzzo.  —  d)  buco{?);  burarei?).  —  e)  ubbia.  Bei  allen  diesen  Fällen 
soll  b  das  Resultat  sein,  bei  p  \\\  a),  b),  d)  Übergang  von  />  in  f 
zu  ö,  sonst  in  c)  und  d)  w  zu  b  wegen  des  vorhergehenden  Den- 
tals, die  Fälle  sind  der  Mehrzahl  nach  nicht  sehr  durchsichtig,  für 
b-  neben  gu-  ist  bindolo  [neben  guindolo]  nicht  zu  brauchen,  da  es 


1)  Doch  sind  Ärrigo,  sfambecco,  stamberga  als  vortonig  ge- 
sondert aufzuführen;  mastro  aus  maestro  entspricht  den  it.  Laut- 
gesetzen ganz  wohl,  es  erklärt  sich  wie  nionna,  sor  usw.  (Meyer-L. 
1,  §  634);  guadagnare  von  gaaiginön  ist  zu  einem  bestimmten  Falle 
von  ga-  zu  gua-  zu  stellen,  -inön  zu  -gnare  ist  nicht  erklärt,  denn 
was  ist  das  '"Normalmass"  eines  Wortes  (S.  30)?  guinzaglio  doch 
wohl  eher  zu  ivindcn  mit  -sal  (umgedeutet  -aglio)  als  zu  ^wint-seÜ, 
wenn  es  nicht  doch  vinciglio  mit  verändertem  Suffix  und  germ.  An- 
laut nach  irinden  ist.  Schliesslich  pazzo  aus  paidion  ist  lautlich 
nicht  erklärt,  zz  ist  nur  aus  fy  möglich,  patiens  als  Euphemismus 
denkbar,  lautlich  genau  als  Nominativ,  also  zu  Arch.  glott.  it.  13, 
280  ff.;  jxtggio  ist  lautgesetzlich  aus  */><7c/^Mm,  frz.  ist  es  nicht  mög- 
lich, gage  ist  ein  viel  späteres  Wort  des  German.,  in  dem  dy  ganz 
anders  behandelt  wurde  (zu  S.  34). 


I 


Rhed€»ii    Etymt»log*i^che  BeitrMi:fe  zum  italienischeu  Wöileiinteh.    89 

aus  ahhintf-  n^cwonneü  Jst,  welclu'H  einem  süfll,  Diftlekl  anjrehört. 
Einz*^hilHtit**n  wilrco  v\i4v  zu  i>ps]irf*chen'v. 

nr.  Ital.  6-  nuH  /-  gpeyen  Meyer  Lübke  U,Gr.  §  1<59.  Der  Fällo 
Bind  weuig^e  und  diese  wenigen  sind  ^ehr  fragliche  Belehre.  L  berza 
(es  ist  verjtltet  und  hf*isst  nfir.h  Pefrocchi  nur  'Ontersehenkel'l  soll 
zu  uhd.  fersamt  ;rt^ herein.  2.  hii/ccolo  nicht  y.u  fiot-ro  wlv  fVtrocehi 
und  Veri*  nach  Flechia  meinen,  es  ist  Metathene  aus  dem  Gruud- 
wrtrte  für  hozzoto,  welches  seihst  wieder  mit  bozza  zusarameiigehört, 
S.  bfirrn^  horrone  nehen  welchem  burrone  hoII  zu  form  ^ehareii  (?). 
5.  brano  ' Fetzen'  hat  mir  fvana  'Her^-sturz'  von  voragine  Iceinen 
ZuHanuncnhanfT^  5*  brivitlo  zu  frujidu  zu  stellen  (also  neben  freddo^ 
No,  32)  tst  sehwer;  ist  (momatopnietische  Bildunj^:  j*anz  ausg-esclilos- 
een?  6,  btim  neben  fum  (das  ubrix^ns  hei  Petto cchi  zuerst  'iadro' 
heisst)  ist  jranzlich  unklar;  hnvo  {veraltet)  steht  daneben,  furo  wird 
auch  an;4-etül]rt  und  fusetts  kann  im  Anlaut  beeinhiisst  haben.  [(7.) 
bronio  voti  ftimUum  mit  rätselhaftem  -r*  ^ilit  der  Verfasser  selbst 
atif.  No,  :^b].  (8.)  bravo  (No.  24)  von  frehli  abzuleitea,  ist  sehr  g^o- 
WAi^t  Was  lieg't  ^eg'en  burbarn  vor?  Ubrig;ens  Absatz  3  hrado 
Als  ältere,  südl.  Formen  auszuj^eben  ist  der  Sachverhalt,  wenn  die 
Wörter  zusammenfrebfireUj  ^rerade  auf  den  Kopf  jrestellt»  die  */  For- 
tuen  *  j^nd hß io n e  us w, )  si  nd  j  ü n ^e r,  d  i  e  ?r - F o r n i e n  *j;üh Ö  re ri  dem  Süden 
{Neapel  i 

TV.  Einzelne  Etynmlojrien.  Bajnbitto  zu  bimun,  der  Bedeu- 
tung^swandel  ist  nicht  erklärt;  bisca  postverbal  zu  biseazzare  aus 
*biscazz6n  (zu  .vcf;^)^  azzare  ist  keine  so  häufi^re  Bildun«:  und  in- 
tensiv; der  BedeutunyrKÜbergan^^  nebst  dem  frz.  bisque  sind  nnbe- 
riieksiebti*-'! ;  bramare  aus  peramarf,  br  wie  in  brhnleijio,  dazti  noch 
Örufitolare^  brul/i]vmre,  bnif/nn,  brina  (Meyer-Lübke  lt.  Qw,  %  l*i$), 
brob[br\io  von  opprobrium  zeigten  ebenso  wie  sbn/ffare  die  Mö^lich- 


1)  a)  batjno  von  fi€atft\  -ango  wäre  dnrrh  gfewobnlieberes  (?) 
'ügno  ersetzt  worden^  [wenn  es,  frz.  bannir  ^'leieh,  von  ^crm.  bann- 
kommt,  so  ist  es  -?Vire -Ableitung,  aus  der  ein  posl verbales  Subst. 
gebildet  worden  wiire;  das  Verb  bei  Petroet'bi  (veraltet)]  doch  ist 
agnolo  aus  am/efu  ganz  anders  geartet,  fif/fio  erklärt  sich  aus 
ßfpiiamo;  brillare  1  kann  auch  ohne  "geeist reiche  Spielerei"  von  fbrio- 
Iure  lantg^esetzlieh  sein,  wie  quiettire  frz.  zu  quitter,  woraus  qtütie 
p  Ost  verbal;  brittare  11  von  briculare  mit  Zambatd!  abzuleiten,  hin- 
dert nichts,  \^L  bnrcH'a.  briciotft  usw.  ym  brevbeti;  warum  örm/^/are, 
frz  brouilier  nicht  auf  bt^odeln  zarULdvg"eht?  Abgesehen  davan,  ob 
bru}l\are\  von  brut  (Klu;c<^,  sv.  F^rosam)  oder  vnn  blattt-  herkommt, 
ist  S.  27,  "das  ja  sclion  in  it.  biöfto  vorlag",  itn  Witlerspruch  tuit 
No,  31  beispielsweise,  wo  Doubletten  angenomioen  werden.  Allge- 
mein ist  zu  a)  zti  bemerken j  dass  wir  Svarabhakti  bei  ttv-  erwarten 
würden,  h)  birbanfe  |S.  IG)  kann  erst  raeh  brtgante  gebildet  sein, 
wodurch  jeder  Sehluss  fällt,  brio  uns  ebrloso  zu  abstrahieren  (D'O- 
vidio  in  (Irobers  Grundriss  1,  50H,  %''^)  ist  so  ülnd  nicht,  Im  Span,  ist 
es  dann  genau  sn.  c)  abbagltnre  kann  zu  altfrz  batiti^r  geboren^ 
"in  die  Gewalt  bckojnmen",  f  wegen  ad'  vgl  tiKsf'rrh\  ajfseoif%  assn- 
jettir  usw.),  burlamf'  hat  das  r  nicht  genug  erklärt,  die  Bemerkung 
No.  12,  um  der  Silbe  ba-  mehr  Selbständigkeit  und  Halt  zu  geben, 
versteht  man  nicht,  ebenso  barlazzo.  d)  Die  Bedeutung  von  ubbia 
(No.  52)  steht  von  gernu  twf^ho  weit  ab^  die  Bemerkung  (ibid.),  i/- 
<lieut  dazUj  "das  Wort  voller  zu  machen,  ilnn  den  Xormalumfang 
zu  geben",  usw.  widerspricht  rm.  zia.  rtiK  frz.  rie^  pie  usw.  Zu 
baleno  ist  Nigras  Ableitung  von  aibus  (Arch.  ghUt.  it.)  zu  lialtcn. 


90  Sandfeld-Jeusen  Kumrenske  Studier  I. 

keit  einer  solchen  Ableitung;  brenna  von  wi^enna  neben  regelrech- 
tem guaragno\  gualdana  aus  *cacallitana,  dessen  Ableitung  von 
einem  Subst.  mit  lio  auffällt,  der  Anlaut  ist  auch  schwer  zu  erklä- 
ren; guidare  aus  co-itare,  was  Entlehnung  des  frz.  guider  voraus 
setzt;  ribadire  =  re-pavire,  irz.  river  ist  dabei  entfernt;  sbaire  in 
pavere,  eher  doch  =  frz.  esbahir,  vgl.  Littr6,  zu  had-are^  sgvaiaio^ 
=:  frz.  d^gage  zu  got.  wadi, 

Brunn  (Mähren).  J.  Subak. 


Sandfeld-Jensen  Kr.  Ruma^nske  Studier  I.  Infinitiv  og  Udtrykkene 
derfor  i  Ruma?n8k  og  Balkausprogene.  Kopenhagen,  Siegfr.  Mi- 
chaeisens Nachfolger  1900.    8^.     136  S. 

Eine  historisch  -  vergleichende  Untersuchung  der  speziellen 
Übereinstimmungen  der  verschiedenen  nicht  mit  einander  verwandten 
Sprachen  der  Balkanhalbinsel  ist  das  Endziel  des  Verfassers.  Vor- 
läufig fängt  er  mit  einer  Untersuchung  über  den  Verlust  des  In- 
finitivs an,  was  deshalb  eine  glückliAe  Wahl  ist,  weil  man  hier 
noch  am  ehesten  historische  Anhalte  zu  finden  hoffen  kann.  Es  ist 
ferner  durchaus  methodisch,  dass  der  Verfasser  nicht  auf  die  blosse 
Thatsache  des  Verlustes,  sondern  auf  die  Art  und  Weise,  wie  der 
Infinitiv  verdrängt  worden  ist,  das  Hauptgewicht  legt.  Das  Buch 
behandelt  daher  im  wesentlichen  die  verschiedenen  Ausdruckswei- 
sen, die  den  Infinitiv  verdrängt  haben;  vom  Verfasser  wird  dies 
im  Hauptlitel  und  in  den  Überschriften  der  einzelnen  Abschnitte 
wenig  glücklich  durch  "Ausdrücke  für  den  Infinitiv"  bezeichnet;, 
was  ihn  glücklicherweise  nur  in  geringem  Umfange  dazu  verführt, 
statt  des  historischen  Begriffes  des  Infinitivs  der  verschiedenen 
Stammsprachen  mit  einem  blassen  sprachphilosophischen  Begriff 
des  Infinitivs  im  allgemeinen  zu  rechnen.  Dem  historischen  Ge- 
sichtspunkte wird  dadurch  Genüge  gethan,  dass  der  Verfasser  immer 
zuerst  den  thatsachlichen  Gebrauch  des  Infinitivs  im  heutigen  Ru- 
mänisch darstellt  und  dann  erst  die  damit  gleichwertigen  Ausdrucks- 
weisen behandelt;  lür  diese  letzteren  werden  dann  Parallelen  ans 
dem  Albanesischen,  Bulgarischen,  Serbischen  und  Griechischen  bei- 

febracht.  Dies  Verfahren  seheint  den  gewHhlten  Titel  "Rumänische 
tudien"  zu  rechtfertigen;  in  der  That  ist  er  jedoch  nur  subjektiv, 
nicht  objektiv  richtig;  subjektiv  richtig  ist  er,  weil  der  Verfasser 
thatsächlich  dem  Rumänischen  das  meiste  Interesse  entgegenbringt; 
objektiv  falsch  ist  der  Titel  aber,  weil  die  ganze  Frage  ebenso  sehr 
die  übrigen  Sprachen  angeht,  die  daher  aiit  ebenso  viel  Interesse 
hätten  Anspruch  machen  können.  Namentlich  wHre  überall  nicht 
nur  nachzuweisen  gewesen,  dass  das  Albanesische,  Bulgarische,  Ser- 
bische, Griechische  Ausdrucksweisen  besitzen,  die  mit  denjenigen 
parallel  sind,  welche  im  RuniUnischen  den  Infinitiv  verdrängt  haben, 
sondern  zugleich  hätte  untersucht  werden  sollen,  in  welchem  Um- 
fange diese  Ausdrucksweisen  auch  in  diesen  Sprachen  einen  ur- 
sprünglichen Infinitiv  verdrilngt  haben. 

P^s  nmss  dem  Verf.  zu  besonderem  Verdienste  gerechnet  wer- 
den, dass  er  immer  selbst  sein  ganzes  Material  auf  Grund  volks- 
tümlicher Texte  herbeigeschafft  hat,  >o  dass  schon  der  in  seinem 
Buche  enthaltene  Beitrag  zur  deskriptiven  Syntax  der  Balkanspra- 
chen, besonders  des  Rumänischen  eine  bedeutende  Lei.stung  i>t. 
Die  deskriptive  Sprachuntersuchung  ist  aber  immer  nur  eine  Vor- 


Samilekl-Jensen  JluimiL'iiske  Studier  L 


'bt^it  für  die  Spracliwisseiischalt,  iintl  \vi*iiii  nism  nxmh  eint" ii  Sprach- 
lorHcher  sfliari"  rü*;t'o  rnüsstr,  wenn  vr  iinl;lhiV  <>dt'r  zu  taui  wärtv 
fcich  dieser  tniseliät/Jmren  Vorarbeit,  wo  sie  uöti^'  ist,  xu  nnlerüieheu, 
go  iH'kotnint  er  jedocii  nur  liailnreh  Anspruch  auf  den  Namen  eines- 
Siiriiehtbrschers^  wenn  er  einem  biiheren  Ziele  zUHtrebt.  Dies  hüiiere 
Ziel  i>t  tÜT  den  Verf.  der  Nachweis  di'Y  Spiaehe,  von  der  der  Ver- 
lust des  Intinitivs  aiis«feir*in*i'en  iht.  Mit  dieser  Fr;ige  beM-Uättigt 
«ich  der  Sefilussabsehnitt  des  Bnehen.  Der  Vert  verwirft  die  An- 
siebten einig'er  Geleiirten»  wonach  der  Verlust  des  lutinitivs  von 
einer  jetzt  ausj^estorbenen  Sprnebe  oder  vom  Albanesifeii'hen  oder 
«rar  vom  Slaviseben  aiis^epai^cn  wäre,  und  i^i  [iliessr  birh  der  An- 
sicht an,  wonacb  der  Au8>i:anjj:spunkt  vielmehr  im  Grieidiibchen  zu 
suchen  ist.  Als  Urheber  dieser  Ansicht  nennt  er  G.  Clever  Xeu* 
irriethijNche  Rtudien  2,  2(1894),  Weshalb  er  aber  j^anz  verschweigt, 
dass  dieselbe  Ansiclit  von  mir  (kMttrz  l^sOO)  m  einer  gef;:eii  den  Verf. 
jreriehteten  Erörterung  tXordisk  Tidssknit  for  Filoloj^i,  3,  rsekke,  4, 
aB  und  ^)0)  vertrete»  wurde,  bleibt  nur  unklar.  Als  Beweis  lür  diese 
Ansieht  benutzt  er  iwie  auch  Ref.  a.  a.  O.)  die  Thatsaehe^  dass  die 
Ausdriicksweise,  die  den  Infinitiv  verdränfrt  bat.  im  Grieehiseheii 
in  eine  sehr  alte  Zeit  s&urück|>"wht:  er  erwähnt  aueh  in  etwas  un- 
klaren Worten  (S,  109  unten),  dass  im  GHechisehen  seknndär  f^e- 
wisse  lautliche  Eit;r*^ntündicbkeiten  ndt  zum  Abkommen  der  Intinitiv- 
koniiti^uktionen  haben  beitrö*ren  kennen.  P^r  beruf!  sieh  weiterhm 
auf  die  Vcnvendun^  von  ji riech,  t^^  vd  für  vä,  womit  alb.  iV  fe^ 
bulg.  za  (In  und  rum,  cn  sä  (für  fr^  da,  sä)  vertrUchen  wird;  der 
etwftg  verdunkelte  Farallelismnö  der  verschiedenen  Sprachen  wird 
klar  gemacht  und  das  relativ  hohe  Alter  der  Erscheinuntr  im  Grie- 
ehihchen  historisch  lest|restellt.  Was  die  darauf  folgende  Erörterung' 
über  die  GebraurhsspbUren  des  Indikativs  und  Koninnklivs  in  den 
Bälkanspraehen  zur  Entscheidung-  der  Frage  nach  dem  Ausgang"S- 
punkt  des  Vertusts  des  Infinitivs  beitragen  soll,  ist  mir  unklar.  Von 
S,  118  an  siK'ht  der  Verf.  seine  Ansiebl  fhirch  den  Naehweis  za 
stutzen,  dass  das  Griecinsche  überhaupt  auf  die  Naehbnrspracheu 
einen  sehr  grossen  Einfiuss  ausgeübt  hat.  Die  Beispiele,  die  er 
daliir  beibringt,  sind  aber  zum  grossen  Teile  sehr  wenig  schlagend; 
er  weist  oft  nur  die  Übereinstimmung  der  verschiedenen  Sprachen 
nach  ohne  die  Priorititt  des  Griechischen  evident  zu  machen;  der 
Verf.  gesteht  dies  selbst  t?  124  S.  128.  Aber  nur  die  evidenten  Fälle, 
wo  das  Griechisehe  der  Ausgangspunkt  einer  jetzt  lür  mehrere  Bal- 
kanspracben  gemeinsame  Fligentümhchkeit  gewesen  ist,  würen  hier 
zu  benutzen  gewesi-n^  das  übrige  wäre  in  die  Einleitung  zu  ver- 
weisen gewesen,  wt>  der  Verb  eine  Übersiebt  über  gemeinsame 
Eigentümlichkeiten  der  Balkansprachen  gibt.  Wäre  der  Verfasser 
seinem  eigenen  Plan  freugebJieben,  wonach  die  deskri[>tive  Vor- 
führung des  Materials  in  der  Einleitung  und  ini  Haujjtteile  des 
Buches  ihren  Platz  hätte,  während  der  Schlussabschnitt  nur  den 
Schlussfolgerungen  gewidmet  sein  sollte,  so  wäre  dieser  Abschnitt 
nicht  nur  viel  kürzer,  sondern  auch  viel  klarer  und  überzeugender 
geworden.  Neben  dem  vom  Verfasser  benutzten  chronologischen 
Beweise  für  die  i'ri»>ritiU  di's  Griechischen  in  der  Venirtlngung  de& 
Infinitivs  und  neben  deuj  Analogiebeweis,  der  sicli  aus  der  Priorität 
des  Griechischen  in  anderen  Fallen  ergeben  soll,  hfitte  er  noch  auf 
den  indirekten  Beweis  mehr  Gewicht  \v^tn  soUen:  der  Ausgangs- 
punkt kann  nicht  anderswo  gesucht  werden.  Denn  da  die  Ansieht 
Gasters,  wonach  hier  FiuHuss  der  nicbtindogemianisehen  Bulgaren 
vorliegen  sollte,  id^enso  wie  der  Verweis  Fallmeravers  axif  das  Sla- 
viscbe,    einfach  allen  sprachgeschichtlichen  Thati;achen   ins  Gesiebt 


92  Sandfeld-Jenson  Rumaenskc  Studier  I. 

schläft,  so  bleibt  nur  die  Wahl  zwischen  dem  Albanesischen  und 
dem  Griechischen.  Dass  aber  sehr  jrewichtige  Gründe  gegen  das 
Albanesische  sprechen,  hätte  der  Verfasser  nachweisen  können. 
Denn  während  die  Verdrängung  des  Infinitivs  sich  auf  alle  grie- 
chischen Dialekte  erstreckt  (vg-l.  Sand feld- Jensen  S.  104—105),  ist 
der  Infinitiv  in  der  einen  Hälfte  des  Albanesischen  noch  immer  in 
voller  Verwendung.  Ich  habe  dies  Nordisk  Tidsskrift  for  Filologi, 
3.  riekke,  IV  S.  56  ausgesprochen,  und  Sandfeld-Jensen  stimmt  mir 
offenbar  bei,  indem  er  S.  78  bemerkt,  dass  Infinitive  wie  gegisch 
me  pdsune  'zu  haben'  ganz  ebenso  wie  die  Infinitive  anderer  Spra- 
chen fungieren,  wozu  er  S.  132  noch  hinzufügt,  dass  seiner  Ansicht 
nach  das  Albanesische  niemals  einen  anderen  Infinitiv  gehabt  hat. 
Aber  die  Sache  wäre  viel  ausführlicher  zu  besprechen  gewesen, 
<lenn  sonst  wird  die  alte  unbegründete  Ansicht,  dem  Albanesischen 
fehle  der  Infinitiv,  immer  wiederkehren.  Der  äussere  Anlass  zu 
dieser  Ansicht  ist  der  Umstand,  dass  der  Infinitiv  formell  mit  dem 
Part.  Perf.  Pass.  (pasicm  'gehabt')  identisch  ist.  Aber  wenn  man 
deshalb  den  Infinitiv  nicht  als  echten  Infinitiv  bezeichnen  will,  so 
muss  man  sich  vor  allem  klar  machen,  wie  man  sich  die  Entwick- 
lung denkt.  Hat  das  Albanesische  ursprünglich  einen  echten  Infi- 
nitiv gehabt  und  dann  später  denselben  durch  ein  aus  dem  Part. 
Perf.  Pass.  entstandenes  Verbalsubstantiv  (vgl.  etwa  lat.  factum) 
ersetzt?  Dass  hiesse  doch  nur  den  einen  Infinitiv  durch  einen  an- 
dern ersetzen,  das  eine  Verbalsubstantiv  in  der  infinitivischen  Ver- 
wendung mit  einem  anderen  vertauschen,  und  hätte  mit  einem  Ver- 
lust des  Infinitivs  nicht  mehr  zu  thun  als  etwa  der  Wechsel  zwischen 
dMuv^lnevai  und  djuuvciv  im  Griechischen.  Mehr  oder  weniger  bewusst 
denkt  man  sich  aber  gewöhnlich  offenbar,  dass  der  alb.  Infinitiv 
zunächst  völlig  verloren  gegang-en  und  erst  später  durch  das  Par- 
tizipium ersetzt  worden  sei.  Was  soll  dann  aber  zwischen  dem 
ursprünglichen  und  dem  jetzigen  Zustande  gelegen  haben?  Etwa 
eine  Umschreibung  wie  im  Südalbanesischen  (mund  te  keU,  'er  kann, 
dass  er  habe'  statt  'er  kann  haben')?  Diese  sonderbare  Ansicht 
könnte  man  etwa  dadurch  stützen  wollen,  dass  der  ^eg.  Infinitiv 
eine  weitere  Verwendung  hat  als  die  Infinitive  mancher  anderen 
Sprachen,  und  zwar  so,  dass  er  immer  da  verwendet  wird,  wo  das 
Südalbanesische  eine  Umschreibung  mit  te  verwendet,  wie  Sandfeld- 
Jensen  S.  78  nachweist;  so  ersetzt  er  z.  B.  einen  Bedingungs.satz 
und  kommt  in  Absichtssätzen  und  anderen  Sätzen,  die  etwas  nur 
Vorgestelltes  ausdrücken,  nach  der  Konjunktion  ci  'dass'  vor.  Aber 
Sandfeld-Jensen  bemerkt  treffend,  dass  der  Infinitiv  auch  im  Slavi- 
schen  einen  Bedingungssatz  ersetzt,  und  diese  Spur  lässt  sich  weiter 
verfolgen;  die  Verwunderung  über  die  weitgehende  Verwendung 
des  gegischen  Infinitivs  lässt  sich  durch  slavische  Parallelen  voll- 
kommen beschwichtigen  (vgl.  z.  B.  russ.  ctoby  byth  statt  abg.  da 
bi  byh^  russ.  jezeli  skazatb  und  andere  Beispiele  für  den  Infinitiv 
nach  Konjunktionen).  Ein  Grund,  das  ehemalige  Vorhandensein 
der  südalbanesischen  Umschreibung  mit  te  für  das  Nord  albanesische 
vorauszusetzen,  liegt  also  nicht  vor.  Dagegen  wird  der  nordalb. 
Infinitiv  auch  im  Südalbanesischen  existiert  haben,  wie  aus  Resten 
wie  pa  pdsure  'ohne  zu  haben'  hervorgeht;  ob  aber  diesem  Infinitiv 
die  Präposition  vie  im  Südalbanesischen  vorausging,  ist  zweifelhaft. 
Zwar  sagt  man  südalb.  do  me  Oene  'das  heisst*  (Sandfeld- J.  S.  78); 
wenn  das  ebenso  wie  deutsch  will  sagen,  dänisch  det  vil  sige  'das 
heisst',  altgriech.  iQ^Xei  Xd^eiv  Herodot  4,  131  aufzufassen  ist,  was 
doch  wohl  das  wahrscheinlichste  ist  (kaum  etwa  "das  will  (=  d.  h.) 
mit  Sagen"),   so  ist  die  Redensart  aus   dem  jetzigen  Südalb.  nicht 


Sandle Itl-Jtniseu  Riirniuiibke  Studier  L 


93 


r 


erklürbiir-  Mit  Unrecht  nieln  SündlV'ldJ.  S.  78  hierin  den  Keim 
des  iiordalb.  Infinitivs;  die  Hedenbiirt  liesse  sich  viehuelir  als  Kes^t 
eines  Zustanden  anffiissen,  wo  der  Infinitiv  mit  me  im  Siidiilb.  ^anz 
ebenso  wie  im  Nordalb.  verwendet  wurde.  Sieher  ist  das  aber  nichl, 
weil  die  Redensart  do  me  Ihiu  im  Südalb.  auf  Entlehnung"  aus  dem 
Nordfilb.  beruhen  kann.  iJie  lornielle  Jdenlitat  des  nach  diesen 
Eriprternn^en  als  gemeinaJbanesiseh  anzuerkennenden  Intinitivis  mit 
dem  t'art-  i'erf.  Pass.  kann  .sehr  gut  sekunditr  seio.  Denn  Snflixe, 
deren  wesentliehsler  Bestandteil  ein  -n-  oder  -m-  ist,  werden  be- 
kanntlieh in  den  u]'^.  Sprachen  ebenso  g^ut  zur  Bildnug  von  Inhni- 
li%-en  wie  von  Partiziiden  verwendet.  Die  Identität  des  Inhnitjvs 
mit  dem  Partizi()ium  war  deshalb  im  Alb.  ursprünglich  vielleicht 
nicht  innig-er  als  die  Identität  von  d.  Intin.  ffe^ichehtn  und  Part. 
gescfteheji.  Für  diese  Auffassung  spricht  wohl  auch  der  Umstand, 
dass  die  Nachbarsprache  des  Aibanesiseben,  das  Griechische,  g^leirh- 
fatls  im  iTdinitiv    n-  und  -m-Surtixe  verwendet. 

Ich  bJitte  demnach  in  dem  Sehlnssabsehnitt  des  Buches  stren- 
g^ere  Ordnung-  und  schärfere  Beweisführung;"  ;;ewünscl]t.  Eine  stren- 
gere *  hdnyn^  wäre  auch  für  die  Einleitung-  za  wünschen  ^rewesen* 
Die  dort  aufg-ezähhen  tnierein.stimmuD^'^en  der  verschiedenen  Bai- 
kansprachen  werden  in  so  bunter  Unordnung'  durcheinander  ge- 
>v'orfcn,  dass  die  I*antgrapheneinteilung  überhaupt  keinen  Sinn  hat, 
I>er  Verf.  hätte  sich  bemühen  sollen  niis  zu  zeigen,  nicht  wie  ahn- 
lich die  Sprachen  unter  sich  sind,  sondern  wie  ähnlich  sie  gewor- 
den sind;  dann  hiltte  sich  ein  Ivinteilnngsprinzip  von  selbst  geboten. 
Sogar  im  Hauptteil  des  Buches  fehlt  bisweilen  die  strenge  C*rdiiung, 
Der  Verf.  Hebt  es,  nach  der  Aufzabhing  einer  Reihe  von  stark  be- 
legten Kategm-ien  in  einem  abschliessenden  Paragraphen  ganz  hete- 
rogene Sachen  zMsamrm^nznwerten  ohne  irgend  einen  W-rsneb,  sie 
ordentlich  zu  rubrizieren  (so  in  §  46,  til,  1)2,  1*3;  auch  in  §  57  wer- 
den zwei  ganz  verschiedene  Sachen  zusamniengeworfeni.  In  §  44 
S,  59  wird  die  Frage  aufg'>worfen,  ob  sarh,  gde  in  einem  bestimnj- 
ten  Falle  als  Pronomen  ('welcher )  oder  Adverbiuni  ('wo')  aufzu- 
fassen ist;  das  entscheidende  Argument  wird  aber  nicht  hier  oder 
in  einem  Nachtrage  hierzu  angegeben,  sondern  wird  §  123  S.  128  in 
einem  ganz  anderen  Zusammenhang  versteckt.  Zweimal  zitiert  der 
Yert  das  sonst  nicht  berücksiehligte  Slovenisch,  einmal  S.  119^  um 
zu  konstatieren,  dass  es  nichts  verg-fe ichbares  bietet,  was  ziemlich 
überflüssig  sein  dürfte,  und  terner  8.  44,  wo  er  als  sloveiiische 
Eigentümlichkeit  etwas  anführt,  was  in  der  That  gemeinslavisch 
ist,  vgl  Miklosieh  Vergl.  Gratnin,  4,  858;  ''Der  finale  hiünitiv  ist 
dort,  wo  er  nicht  an  die  Stelle  des  Supinum  getreten,  unslaviscb". 
liinige,  übrigens  nicht  zahlreiche  Versehen  habe  ich  im  Buche  be- 
merkt, namentlich  im  alb.  Feil;  da  sie  aber  tür  den  iiang  der  Un- 
lersnchung*  unwesentlich  sind,  übergehe  ich  sie.  Vielleicht  tiiuss 
aber  der  Leser  ausdrücklich  darauf  anfmerksam  gemacht  werden, 
dasö  S,  2«!  das  letzte  bulgarische  Beis[Hel  zu  streichen  ist. 

Erst  durch  daß  von  Sandfeld -Jensen  zuwegegebrachte  Mate- 
rial ist  flie  wissenschatllirhe  Unlersuehung  dvi>  Inlinitivproblems 
der  Balkansprachen  in  vullem  Umfange  ennöglicht  worden;  zugleich 
dürfte  die  von  ihm  gelnlligte  Lösung  die  endgültige  sein, 

Kopenhagen.  Holg'er  Pedersen. 


Sarauw  IrsUü  Studier. 


Sarauw  Chr     Trsko  Studier.     Kop(>iihag'en  SidniTioihe  1900.    lU^ 

Das  lUU'h  initliiilt  1)  eine  Abh«ndlun^'  liher  lateini»i'hr  Lphij« 
Wörter  im  Iriscii<»n;  J)  eine  in  mehrere  Abteilun;^c*n  zerfnlloiide  rntfT' 
fiucliunfr  über  Verbitlwiirzeln  und  ihre  Konipogition  mit  PrJipo- 
sitinnen;  3)  ''Ernendationes  explieiitioiiej^  ürloHsariun  aliijQOt  HibenU< 
cftrurn."  Der  unter  3)  genannte  Anhftn*r  is*t  lateinisch,  sonst  ist 
Buch  als  Habilitatinnsschritt  dilnisrh  g:eschnel)en. 

Die    fifanze    Arbeit    steUfTt    g"!eichmlissi;^    von    Scharfsinn   Ui4{ 
sicherer  Methode;   die  Abteilungen  1)   und  3)   können   aber  nn 
deutung:  und  hiXereHse  mit  2)  nicht  wetteireni. 

Die  erste  Abhandlun^^  hat  als  Aus gang-sp unkt   das    irische 
und  jp  fiir  hit,  p  und  /'  j^enonimen.     Was  Sarauw  lehrt,   ist   nneni 
hell  viel  besser  aln  die  hierauf  bezüg-lichen  Krrirterung'en  von  Gütci 
hock;   dasK   Siirauws  Ansicht   über  c  zum  Teil  nur  als    eine   zeitgi 
niftSf^ere  Fassung  der  von  Gut  er  hock  Lehnwörter  S.  91   mit  Unn'cl 
bekämpften  Ansicht  von  Windiseh  ist,  u'erüt  ihr  natürlich  nur  7.ur  En^^ 
pfehlun^,     Mit  grosser  Feinheit  wini  eine  Reihe  von  Merkmalen  fä 
die  Chronologie  der   Lehnwörter  ausfindig  gemacht.     Ich    bemerki 
zu  S.  10,  dass  es  nicht  möglich  ist,    dem   im  Wh,   viermal    vorkow- 
inenden  pennit  ein   aus  nd  entstandenes  nn  zuzur^chreiben»    wie 
Sarauw  thut;  denn  ursprüngliches  nd  Ideibt  im  Wb.    (vgl,  Kef  A*-] 
pirationen  i  Irsk  S,  1  OH  und  110);  pennit  ist  mit  cynir.  pent/d  dire! 
ÄU    identifizieren^    wenn   auch    der   Grund   dir    iJoppelung   unsich* 
bleibt.     Das  irische  m  für  f  erklärt  8.  mit  Hilfe  dt^r  Mtitationsrct^eln 
mit  einer  kleinen  von  Vilh.  Thoinseti  herrührenden  Änderung  laut 
öeine  Ansicht  so:  die  Iren  h/^ben  das  tremdc /'mit  ft«r  (wie />  mit  i^j 
^egebeti;    dies   hw   wurde  als   lenierte   Form    aul'gefasst   und    d 
HRUsserhalb    der  Lenierung   ein  sw  geschatfen;   Air  und   ^w  warii 
spHter  zu  f  und  h.     Diese  Vermutung  ist  sehr  ansprechend,  wenn 
auch   S,   bei   den   betreffenden    Wortern  {sutftf  usw.)   kein*'    lenlertt 
Form  mit  /'(wie  fiur  neben  shtr)   nachweisen   kann;    zu    tadeln  j 
S.  aber,  weil  er  S,  1!)  behauptet,  die  Mutation  s  r/*sei  schon  zur  Zrit 
der  ältesten  Quellen  im  Absterben,     Das  ist  im  allerh«>chsten  Grade; 
unwahrscheinlich;   nur    wurde  /'wie  h  mit  s  bezeichnet;    tosun  im 
Mh  kann  natürhch  nur  als  tofunn  gelesen  werden  (so  ist  Asp*  i  frsk 
S.  HO  zu  korrigieren,  wo  ich  ausserdem  das  Fut.  sec.  dtt^esäinn  nicht 
hfltt**  anführen  sollen).     Die,   ich    iM-Hinne  mich   nicht  wo»    vor^tr»-j 
gene  Vermutung,  ahn.  püsfr  sei  aus  ir.  mitit  entlehnt,  verträgt  «cf 
mit  S.s  Ansicht  ebenso  wenig  wie  mit  der  Sphuchardtschen. 

Die  zweite  Abhamllung  ist  aus  einer  nie hrjflhr igen  Bestrehuti^J 
des  Verls. j  sMmtliche  altiriHche  Verha  pnradigniatisch  anzuordnen, 
hervorgegangen.  Durch  diese  Bestrehnng  hat  Sarauw  nicht  our 
ein  Verzeichnis  der  "Rarlices  linguae  Hibernicae"  im  Manuskript 
hergestellt  fhoffentlicli  wird  er  es  luild  iNTansgchen)^  sondern  er  i^ 
zugleich  darauf  geführt  worden,  die  Bedeutung  der  Partikel  n», 
den  Parallelisinns  zwischen  ro  und  com-^  ad-y  ess-t  den  FaraUeiisnni«' 
der  ro-Formen  mit  doroiti,  inrnatd^  fTdrttakl  usw.  zu  erkennen.  Hier- 
mit betreten  wir  ein  Gebiet,  das  neuerdings  von  Zimmer  und  Thum- 
eysen  berührt  worden  ist.  Nachdem  Zimmer  KZ  i]G,  4<>3  ff.  die  Funk- 
tion von  ro  heim  Pnitt^rituin  scliln;:end  nachgewiesen  hatte,  er- 
schien^ von  Ziouner  angeregt  und  auf  den  Sammlungen  Strach*nil 
fussend,  eine  Ontersuehung  von  Thurneysen,  worin  eine  ganze  Keihe 
der  auch  von  Sarauw  gefundenen  Resultate  dargestellt  waren.  Ich 
stelle  daher  zunächst  fiie  chronologischen  Thatsachen  fest.  Zimmert 
Aufsatz  war  S,  hei  der  Einlieferung  seiner  HabihtationsschritY  noch 
nicht  zugänglich;  Thurneysens  l'ntersuehung  ging  mir  als  Separat- 
abzug  erst  dann  zu,  als  S.s  Buch  schon  so  gut  wie  fertig  g:ed[ruckt 


I 


Saraiiw  Irske  Stttdier. 


95 


war;  erst  lipdeutend  «pilter  kam  mir  dun  betreffende  Heft  von  KZ. 
auf  buehhiiniilerisL'liem  Wepfe  zu.  —  S.  und  Thurneysen  linbeUj  wie 
mau    JIU8   dem   ang't^tülirten    leicht  er^Hiuht,    dieselben    ResulUte   auf 
verschiedenem  Wege  y:eruiiden.     Schon  nus  dem  We;ire,  den  Sarauw 
^egang'en  iat,  folget,  dass  er  eine  vollständigere  und  überaiuhtlichere 
])arstellun^   der   Thatsacheii    ^ieht;    mit   der  Frage   nach    der  Knt- 
jätehuüg'  der  fj^eschitderten  Verhältnisse   besehäfugt    er   sicl»    weni^; 
£etne  Ansicht  aber  stimmt  mit  Thurneysen  (der  aich  besanders  rnit 
der  ijprachgesehichthehen   Frage    bescliflftig't)    im   Ganzen   übereiii; 
beide  nehmen  jrerfektive  Verba  für  eine  vorhistorische  Periode  an, 
J5.  nennt  auch  in  der  historiscijen  Zeit  die  ro-Formen  perfektiv,  was 
'die   schon   in    Verwirrnii;^   geratene   Terminologie    der   perfektiven 
Erscheinungen  noch  verworrener  macht.     leb  schlage  vor,  dass  man 
4iie  rtvFormen  nach  einer  ihrer  thals^chlichen  Gebrauchsweisen  per- 
lektii>ch    nennt.      Das    wäre   auch,    wenn    sie    wirklich,    wie  S.  und 
Thurneysen  annehmen,  aus  perfekt iveo  Formen  entstanden  wären^ 
Keine   berechtigte  Benennung.     Meiner  Ansicht   nach    haben   aber  S. 
und  Thurneysen  mit  der  Annahme  perfektiver  Verba  fiir  eine  vor- 
liistorisehe    Periode    schwerhch    Reicht    [vgl,  jetzt   KZ.  37,  219  —  1*50, 
Korrekturnote]   —  Sarauw  hat  nich  aber^  wie  es  sich  schon  aus  dem 
oben    gesagten    ergibt,    keineswegs   auf   die   n^-KrscbeinuQgBU    be- 
schränkt.    Er  gibt  überhaupt  eine  Reihe  von   prinsiipiellen  Erörte- 
rungen über  Analyse  von  Verbal  formen  und  Aufstellung  der  Para- 
digmata;   er  hebt  u.  a.   die  lledeutung    des   Infinitivs    als    etymolo- 
gischer Leitfaden  hervor  und  gibt  bei  dieser  Gelegenheit  eine  Reihe 
von    schönen  Etynuilogien.     Seine  ganze   Abhandlung  ist  so   reich 
an  feinen  Beobachtungen,  dass  sein  Buch  für  jeden  Keltologen  un- 
entbehrlich ist 

J>er  Haupteinwand  gegen  S.s  Buch  trifft  seine  systematische 
Weglassung  aller  Citate;  weder  die  Forscher,  auf  die  er  sieh  stützt, 
noch  diejenigen,  gegen  die  er  polemisiert,  werden  genannt.  Diese 
Weglassung  ist  offen  bar  grundsätzlich,  aber  beruht  dann  jedenfalls 
«auf  einem  gfinzlich  zu  verwerfenden  Grundsaize.  DasH  er  nicht  er- 
wähnt, dass  die  von  ihm  gegebene  Analyse  von  iarfaigid  und  cuind- 
jgid  schon  bei  Straehan  Revue  cettic|ue  1I>,  177  und  Trans.  Phil.  8oc- 
1895—^8  S,  Itjt*  zu  finiien  ist  (was  ich  nur  beispielsweise  heraus- 
greife), sieht  schon  sehr  sonderbar  aus.  Noch  sonderbarer  ist  seine 
Polemik  gegen  Strachans  P'tymologie  von  tallahu  S,  49,  da  diese 
Xtymologie  von  ihrem  Urheber  selbst  wieder  zurückgenommen  wor- 
<ien  ist  (Revue  celti<|ue  21,  17^  —  178).  S.s  falscher  Grundsatz  hat 
Ihn,  wie  »chon  diese  leicht  zu  vermehrenden  Beispiele  zeigen,  mit 
•der  einschlägigen  Lrtteratnr  \\x^\\i  hinlänglich  vertraut  werden  lassen. 
Am  allergrellsten  zeigt  sich  dies  im  Verzeichnis  der  Emendationen 
und  Deutungen;  wenigstens  ein  Drittel  des  hier  gebotenen  war  schon 
Ton  anderen  Forschern  vermutet  worden.  Verwandt  mit  diesem 
Verfahren  ist  ein  weiterer  IJ beistand.  Wo  in  dem  Kaisonnement 
,Q  Lautgesetz  eine  Rollo  spielt»  wird  dies  Gesetz  gewtJbnlich  nicht 
deutet:  es  wird  dem  Leser  überlassen,  die  für  den  Verfasser 
«gebenden  Gründe  zu  erraten.  StillschwejgBnd  schreibt  er  S,  2S 
In  einer  Wb.-8telle  deJdhienän  tür  deidblean,,  oftenbar  wegen  ML 
127b  3.  Das  sonst  übliche  Sternchen  vor  erschlossenen  Formen 
'findet  sich  bei  S.  nicht;  er  schreibt  S.  40  und  Öfters  essorc  statt 
^essorc',  als  ob  dies  eine  Inhnitivform  wäre  usw.  Wo  S.  vorwärts 
*oder  rückwärts  in  seiner  eigenen  Unter.suchung  verweist,  gibt  er 
*  niemals  die  bestimmte  Stelle  an.  Kurz,  eine  ganze  Reihe  von  üb- 
lichen orientierenden  Fingerzeigen  ist  von  S,  (mit  oder  ohne  Ab- 
sicht) vernachlässigt  worden. 


m 


Sarauw  IrsUe  Studier. 


Da.s  Beritrrbeij  H,s,  die   irist-lu^n  Verhalkonglotnerat«-   /t 
wineij,    hat  nueh   luv   die  Lelire   von   «leii  Relaliv}iiltie<-u  1 
tragen.     Ith  .sielle  hier  diejenigen  Bt^nierkun^en  S.s  ziitin-i 
meine  Darstelluii^'*  in  KZ.  35  fciipplieren  ktäniieii.    Ich  halte  in  3.  bmg 
beres  ein  sullit^nertes  Pronomen  zu  fiiiflen  ge^biuht  und  weiter 
g^enomnieii,   da^H  in  an-biitr  da^üelbe  l^roiiometi   inlig-iert  neu    Laut- 
lich war  natürlieli  uiciits  diigegeo  ein/.nwenUi^n;  wa»  Slrachan  Itii 
schritt  f.  ct^h.  Phil.  2^  406  vorbriii;i;"t,  ist  iianz  vtM'lrhlt;  tid-Mfiffim  mi\ 
d  in»  Auslaut  des  einen  selbstandi^'^en  Worten  und  *  im  Anlaur  «i*-? 
Iblj^enden  hat  nut  6err*.v,  asbiur  keiti«^  Ähnlichkeit.     Dagre^en  Im 
ich   «elhht   naeh^ewie^en,    das    asbmr  der    taktiacheii    VerweiMi     . 
nach  iiielit  mit  den  llei^Ldii  über  relative*  KonMrukliorj  stininit,     I  roU 
dem  liaben  nneh  die  Bemerkungen  von  Thurneyscii   IF.  Am.  9.  i^\ 
nicht   von   meiner  Hypothese   abg-eb rächt,    weil   er    mit   c*int*r  gaoi 
inmgtnilren  Pruposiiion  ed  (^e^en  die  sich  auch  Sarauw  S.  ^i6  Fui»fc- 
note  wenflet)  operiert-  Jetzt  zel^t  aber  Sarauw,  dass  der  Wech&eJ  voinj 
frLsft,,  ft'i-t-  ausy:e^"an^en  ist  und  zunächst  die  i^rftpoi^ition  cjf*,  dauftj 
auch  aith^  ad  und  in  angegriffen  hat.     friss-  enthält  wie   ■'  • 
ocrti-  ein  öul"li*,^iertes  neutrales  Pjonoinen.     |Ich  vermute,   - 
Sachlage  daraus  zu  erklären  ißt,  da«  /W,  6  und  oc  cntwed»  . 
jüncreren  Urs^prungs  (/W,  oc)  oder  aus  anderen  tjrönden  ur6prtin0J<i 
als  Verbalprafixe  nicht  g-ebrlluehheb  waren;   in  frisgart  ili^w»  hjitl 
frLss  eigentlich   dieücibe  Funktiou    wie   spilter  in   tutlitri  /rijt^;   v»j| 
der  Nominalkoniposition  waren  diese  Wörter  (Wi-nigstens  fri)  »Ali« 
lieh  nicki  aus*ieschlc>88en;  nach  den  rnlinitiven  wie  frecre  und  P* 
tizipii-n   wie  frUhorte    haben  sich   die   fintlen  Formen   des   echt  xfl 
tiammen  gehetzten  Verb  um  h  {na  frithorfaül   usw.)  gerichtet,     lu  fri- 
tamm-orcat'sa  m8W*   war  das  Pronomen  der  dritten    Person  wegge- 
bliehen,  weil  es  mit  dem  noch  folgenden   weiteren   Pronomen  üicht, 
vereinbar  zu  ü ein  schien*    .Mit  /rithorcun  :  frümrear  war  wohl  ior»! 
faigkl  ;  iarmi-foacht  ursprün>i:Iieh  analog  (wenn  auch  iarvü-  e4>eij« 
wie,  rem/-  eigentlich  dem  Femininum  Ülmlicher  äieht  als  dem  Mabk,- 
Neuir,),  aber  hier  drang  die  hUlHgierte  Form  zum  Teil  auch  in  d« 
echte  Kompositum  (bei  rem/-^  rem-  immer j.    Der  Unterschied  zwisicticttj 
iarmi-  imd  iarm-  ist  wohl  rein  phniietisciL     Mechanisch  nach  i'ffr 
gebildet    ist    iretni-    (wie    fr  in-    nach    frisii-)^    neclimi-;    naeh   diesen 
Muster  wurde  cen  nttf  tha  zu  cinmithd.    Auch  in  i'eta-  nifvg  ein  pc 
sönlichcH  Promuiieu  stecken.     Mit  allen  diesen  Fällen,  in  denen  d 
Funktion   der  Präposition    als   Verbaljinitix    wahrscheinlich    ve^llÄi^ 
nißsinäsöig  jung  ist,  hat  das  nur  relativ  lungierende  arii-  itnme-  nebe 
den  uralten  Verlialprälixen  «r  und   imm   keine  Ahulichkeitj.     Ob 
bert'H  neben  H,  Plur.  beHe  nimmt  Sarauw  S.  95  an,  dass  es  nach  de 
Pro|>ortion  as  :  idtr  analogisch   gebildet   ist;    und   das   it*l    selbstver 
ötÄndlicIi    richtig;    die   älteste   Analogiebildung  wird   bias^   bes 
sein.     Dadurch  gewinnen  wir  ein  .sehr  einlaches  Bild,     Das  relativi 
Pron^nnen  lautet  e  {berfe,  imme-^  ftle,  iele^  vielleicht  auch  luide  vgLl 
Sarauw  S.  105),   -ti   {afa,  ara-)^   Null  {do'Choid\   suttigiert   in  a»  KZ.J 
35,  ÜU),  ropo  KX.  ^^5,  \\h2l     Dies  Pronoujen  hatte  ich  KZ.  35,  302  uütJ 
cymr.  a  verglichen.     Strachan  ist  an  der  oben  zitierten  Stelle  üher^ 
dies  Pronomen  sehr  empört.     Dass  aber  dit«  Lenierung  in  relative 
Konstruktion   in   der  Tiiat   durch   ein  Pronomen   hervorgerufen  in\ 
lÄöst  sich  jetzt  klar  nachweisen*     Sarauw  gibt  S.  55  eine  Hegel  üt 
die  Verwendung  von  no\  no  begleitet  die  'Imperlektiven**  Formea 
des   orthotonen   nichi    zusammengesetzten  Verbunis,   aber   von   dettl 
sekundären  Zeiten  ab""esehen  nur  mit  Intigierung  eine»  Pronomcni 
nach   iw.     Diese  Kegel   ist  unter   einer  Bedingung   in  der  That  er 
ßchöpfend  (und   diese  Bedingung  hiitte  S.  hervorheben  sollen, 


Sarauw  Irske  Studier.  97 

man  sonst  die  Pointe  seiner  Erörterung  leicht  übersieht).  Die  Be- 
dinj^un^:  ist  die  Annahme  eines  infizierten  Relativpronomens  in 
Fällen  wie  ished  nochairiyur^  ished  noadamrugur  Wb.  16c  3,  opus 
nobertis  Wb.  16  d  4.  Eine  kleine  Weiterwucherung  findet  sich  beim 
verbum  substantivum ;  cenotady  ceniUad^  ciamibed  Wb.  33b  8,  4a  10; 
12b  2  erinnert  sehr  an  KZ.  35,  408  f.  (über  -d-  nach  ciä)-^  noch 
weiter  ab  liegt  issamlid  inso  nobiad  chdch  Wb.  9d  25  (vgl.  ni  fris 
rucket  KZ.  3o,  354  nach  der  mittelirischen  Regel  über  das  Reiatl- 
vum).  Weitere  Abweichungen  finden  sich  in  Wb.  nicht,  Ml.  habe  ich 
daraufhin  nicht  durchgesehen.  Strachan  wird  daher  seine  Empö- 
mng  bezwingen  und  das  ihm  so  teure  "Relativpronomen"  n  fallen 
lassen  müssen.  Dies  7i  ist  und  bleibt  die  Endung  des  Nom.  und 
Akk.  Neutr.;  wenigstens  ist  bis  jetzt  eine  andere  vernünftige  Deu- 
tung nicht  gefunden.  Es  ist  mir  eine  Freude  mitteilen  zu  können, 
das^s  Sarauw  mir  (ebenso  wie  Thurneysen  IF.  Anz.  9,  192  f.)  in  diesem 
Punkte  beistimmt;  das  Beispiel  cach  ngdd  Wb.  31c  14,  wogegen 
Strachan  ohne  Erfolg  polemisiert,  wird  allerdings  von  Sarauw  S.  106 
durch  eine  einleuchtende  Konjektur  beseitigt;  aber  dadurch  kann 
meine  Deutung  natürlich  nicht  gefährdet  werden.  Das  relative  n 
wird  von  den  KZ.  35,  391  §  69  erwähnten  Fällen  ausgegangen  sein. 
Strachan  hat  sich  aber  in  das  "Relativpronomen"  n  so  sehr  verliebt, 
dass  er  es  Zs.  f.  celt.  Phil.  2,  404  als  eine  Erfüllung  der  Regel  väqpc 
Kfjti  .u^iLivac'  dTTicTCiv  betrachtet,  wenn  er  ein  gut  beglaubigtes  dina- 
dricfhe  in  ein  sonst  in  Wb.  niemals  vorkommendes  *dianadrlcthe 
korrigiert  {vgl.  dunaructhae  Tir.,  dhiaconbi  Ml.  85  b  7,  wozu  Sarauw 
13.S  mit  Recht  fomaiimestar  som  stellt;  über  nait  =  nad  vgl.  Aspi- 
rationen i  Irsk  166;  die  "simple  (?)  einendation"  von  Strachan  Revue 
celtique  18,  217  ist  ganz  überfiüssig). 

Noch  eine  weitere  wichtige  Konsequenz  von  Sarauws  Arbeit 
muss  hervorgehoben  werden.  Sarauw  S.  1(X)  behandelt  gabthe  und 
hrethae  mit  Recht  als  altirische  Form  des  Prät.  Passiv;  ebenso 
Thurneysen  KZ.  37,  53  und  57.  Diese  stillschweigende  Anerkennung 
wird  aber  nicht  genügen,  um  die  ältere  Vorstellung,  diese  Formen 
seien  mittelirische  Neubildungen,  zu  beseitigen.  Es  muss  ausdrück- 
lich hervorgehoben  werden,  dass  diese  Formen  ganz  unverdächtig 
sind,  weil  überhaupt  keine  andere  absolute  Form  des  Prät.  Pass. 
im  Altirischen  vorkommt. 

Ich  muss  darauf  verzichten,  noch  ausführlicher  auf  den  inter- 
essanten Inhalt  von  Sarauws  Untersuchung  einzugehen.  Ich  gebe 
jetzt  nur  noch  ein  Verzeichnis  kleiner  mit  untergelaufener  Versehen. 
S.  137  Wb.  29d  9:  acciir  darf  nicht  korrigiert  werden,  vgl.  Ml.  92a  16 
dufailti  7  duaccur  und  Stokes  Revue  celtique  9,  108  (O'Reilly  an- 
acar  'afftiction*) ;  Wb.  30c  20:  passt  in  den  Zusammenhang  nicht, 
vgl.  Ref.  Aspirationen  i  Irsk  104,  KZ.  35,  357,  Strachan  KZ.  33,  306 
Fussnote,  Zs.  f.  celt.  Phil.  2,  210,  Thurneysen  IF.  Anz.  9,  47;  Wb. 
31  d  5:  falsch,  vgl.  Ref.  Aspirationen  i  Irsk  153,  Strachan  Zs.  f.  celt. 
Phil.  1,  14,  Revue  celtique  18,  226,  Quiggin  Die  lautliche  Geltung 
der  vortonigen  Wörter  und  Silben  S.  9ff.  —  S.  138  Ml.  53  c  14:  falsch, 
richtig  bei  Ascoli,  Glossar  37.  —  S.  136  Wb.  3d  24:  falsch,  ds.  fodite 
cesto  eine  sonst  nicht  vorkommende  Tautologie  ist.  —  S.  137  Wb. 
32a  19:  überflüssig,  vgl.  Wb.  18a  11.  —  S.  138  indossa  ist  selbst- 
verständlich aus  indorsa  Wb.  12e  35;  14 d  28  entstanden;  eine  Da- 
tivform Hnd  fho88,  Hnd  fhois  von  dem  Mask.  foss  ist  unmöglich. 
—  S.  139.  Ml.  101b  1:  vorzüglich;  man  kann  aber  einfach  co  lena- 
main  dib  lesen;  co  =  'mit*.  —  S.  34.  as  mo  de  focicUfar  darf  nicht 
korrigiert  werden,  vgl.  asmaam  rosechestar  arsidetaid  Sg.  208b  15 
usw.  —  S.  99.  Die  Annahme,  dass  die  Glossen  Bruchstücke  eines 
Anzeiger  XII  1.  7 


98    Loewc  Die  ethiüsche  u.  sprachliche  Gliederung:  d.  Germanen. 

grösseren  Werkes  sind,  ist  überflüssig;  man  soll  nur  \Vb.  10b  19 
mit  10b  20  zusammenlesen:  berir  dano  and^deain  tritnnte^imimo •. 
d.  asrochoili  innachridiu  buid  dondingin  inögi  1.  diacholin  fondul 
toisech.  Dass  die  Glossen  nur  Stücke  eines  zusauimenhang^^ndeo 
Gedankenganges  sind,  ist  wahr,  aber  schon  bekannt.  —  S.  64  ^U- 
secMy  estecht  'Tod*  ist  es-techt  'Ausgang*.  —  S.  78.  dethiden  eher  zn 
didfiad,  cymr.  dyddan,  ymddyddan.  —  S.  36.  Diese  Deutung  von 
barafie  ist  unmöglich  wegen  Wb.  4a  3;  bar- far-  ist  "Euer**,  ar  Wh. 
25  c  9  'unser*.  —  S.  42.  Dass  in  comarscaiged  kein  od  stecke,  ist 
eine  ganz  unbegründete  Ansicht.  —  S.  46.  immcu:onufinitar  vgrl. 
immonsinsetar  LL.  116  b  1,  immasinithar  doib  LU.  60  a  3.  —  S.  63 
dorigeni  :  nicht  richtig,  da  r  im  Neuirischen  (Arran)  nicht  mouilliert 
ist.  —  Druckfehler:  S.  26  Z.  19,  lies  tr.  9;  S.  36  Z.  22,  lies  11  4  9; 
Z.  23,  lies  32 1  24;  S.  37  Z.  4  von  unten,  lies  62  v  2;  S.  56  Fussnote 
Z.  1  lies  43  a  2;  S.  115  Z.  12,  lies  24d  30;  S.  136  Z.  17,  lies  130 d  12; 
Z.  23,  füge  hinzu  25a  5;  Z.  1  von  unten,  lies  24  4  11. 

Kopenliageu.  Holger  Pedersen. 


Loewe  R.    Die  ethnische  und  sprachliche  Gliederung  der  Germa- 
nen.   Halle  Niemcyer  1899.    59  S.     1,60  M. 

Eine  zusammenfassende  Darstellung  der  vielen  schwierigen 
auf  die  Gliederung  der  Germanen  bezüglichen  Fragen  ist  gewiss 
eine  sehr  erwünschte  Schrift.  Die  vorliegende  Arbeit  enthält  manche 
trefl'ende  Bemerkung,  vermag  aber  nicht  völlig:  zu  befriedigen.  Im 
Allgemeinen  scheint  mir  der  Verf.  nicht  selten  mit  Beispielen  und 
Litieraturnachweisen  etwas  zu  sparsam  zu  sein.  Er  geht  bei  seiner 
Untersuchung  von  den  sprachlichen  Eigentümlichkeiten  aus  und 
sucht  dann  die  so  gefundenen  Beobachtungen  durch  Berücksichti- 
gung der  geographischen  Verschiebungen  zu  erklären,  bezw.  ihre 
Richtigkeit  zu  erhärten,  wobei  er  vielfach  griechische  Stammes-  und 
Dialektverlwiltnisse  zum  Vergleiche  heranzieht.  Seinen  Stoff  teilt 
L.  in  3  Kap.:  1.  Goten,  Nord-  und  Westgerraanen,  2.  Ost-,  3.  West- 
Germanen.  Im  1.  Kaj).  werden  zunächst  die  einzelnen  sprachhchen 
Neuerungen  zusammengestellt,  die  je  zweien  unter  den  drei  Grup- 
pen gemeinsam  sind.  Dabei  erscheint  neben  wichtigen  sicheren 
Momenten  auch  allerhand  problematisches  aufgeführt,  ohne  dass  es 
aber  als  unsicher  gekennzeichnet  würde.  So  erwähnt  er  unter  Hin- 
weis auf  Kock  Beitr.  21,  429  als  Kennzeichen  des  Nord-Westgenn. 
einerseits  und  des  Got.  anderseits,  dass  germ.  u  nord-  und  west- 
germ.  nach  langer  Stammsilbe  verloren  geht,  got.  jedoch  erhalten 
bleibt.  Ein  für  die  Verwandtschaftsverhältnisse  bedeutsamer  Unter- 
schied liegt  aber  hier  gewiss  nicht  vor.  sind  doch  die  Formen  mit 
erhaltenem  u  auch  nach  langer  Silbe,  die  schon  durch  altn.  vqndr 
vorausgesetzt  werden,  im  Ags.  noch  durch  Inschriften  bezeugt; 
der  von  L.  angeführte  Unterschied  beruht  also  lediglich  auf  einer 
jüngeren  Entwicklung  der  länger  erhaltenen  Sprachen.  Andere*» 
dagegen  vermisst  man.  Da  er  auch  die  Erscheinungen  zusammen- 
stellt, die  das  Nord,  nur  mit  einem  Teile  des  Westgenn.  gemeinsam 
hat,  hatte  doch  auch  die  pronominal  gebildete  Form  des  Ntr.  S;rl. 
der  Adj.  eine  Erwähnung  verdient,  die  das  Hd.  mit  dem  Goto-nord. 
(diese  Bezeichnung  wird  von  L.  nicht  ungeschickt  vorgeschlagen) 
teilt,  die  aber  detii  Silchs.  und  Anglo-Fries.  fremd  ist.  Zur  Erklä- 
rung dessen,  dass  das  Got.  zahlreiche  Erscheinungen  mit  dem  Nord., 


Lowe  Die  i^thrüscho  u,  sprachliche  Gliederung  d.  Germanen.    Jr9 


venire  mit  dem  Westgerm,  g'emeui  hat^  und  dass  eine  dritte  Klasse 
von  Neuerungen  nur  das  Nord,  und  West^erm.  lieti  offen  Imt,  macht 
L*  gewii^s    mit   Recht    die  Verschiehun^   der  Wohnsitze    der  Ooten 
leitend,  deren  Heimat  er  in  Ühereinstimmung  mit  Knssinna  in  Skan- 
dinavien  sucht.     Für  die  Chronologie    der  Sprachgt^schichte   ergibt 
*ich  vor  Allem  eim*  wichtige  Beobachtung,  dass  nämlich  die  Neue- 
rungen auf  dem  Gebiete  der  nominalen  Wortbildung  jüngeren  Ur- 
pprungs  sind.    Insbesondere  fehlt  dem  Got.  die  HUffixale  Verwendung 
^ursprünglich  Kelbständiger  Substantiva;  sie  kann  also  erst  xu  einer 
^eii  gebräuchlich  geworden  sein,  da  die  Got«*n  am  schwarzen  Meere 
de.j*  engern  Zusammenliangs  mit  den   übrigen  germ.  Stiinnnen  ver- 
lästig  gegangen  waren. 

Im  2,  Kap.  wird  die  Frage  untersucht,  welche  Vöikerjschaften 
-den  Goten  nflher  vt^rwandt  sind.  Bei  der  Dürftigkeit  des  erhalte- 
nen Materials  ist  es  nicht  zu  erwarten,  dass  hier  wesentlich  neue, 
sichere  Ergebnisse  zu  Tage  gefordert  werden.  L.  selbst  ist  dabei 
[im  Allgemeinen  nut  den  SchUisHen  aus  spraebfieben  Kriterien  »ehr 
Jisturück haltend,  um  so  mehr  mutiü  es  befremden,  wenn  er  S.  "^H  auf 
I  Grund  eines  einzigen  bei  Jordanes  belegten  wandaL  WLsimar  ge- 
genüber Hpjiteren  Namen  auf  -rith  und  -inir  auch  für  das  W  an  dal. 
einen  l^bergang  von  e  in  ä  und  dann  wieder  in  e  ersehltesst.  Diese 
Annahme  wird  dadurch  nicht  wabrücbeinlicher,  dass  das  auflallende 
i  der    spanischen  Sueben   darauf"  zurückgeführt    wird  (S.  51),    dass 

I diese  wchon  in  Ungarn  Nacbfmrn  der  Wandalen  gowei<en  seien.  Auf 
Grund  mehr  allgemeiner  Erwägungen  archäologischer  und  ethno- 
Jogii^chor  Art  glaubt  L.  immerhin  daran  festhalten  zu  können,  dass 
Burgunder,  Rugier  tmd  Wantlalen  einst  niit  den  Goten  eine  engere 
Einheit  gebildet  haben,  von  I'linius  unter  dem  Namen  Wandilier 
^nsammenge fasse.  Der  Veit,  schliesst  hier  eine  Erörterung  über 
die  Genealogie  der  Germanen  bei  letzterem  an,  die  freilich  wenig 
«iehere  Resultate  ergibt i  die  Annahme,  dass  PliniuH  oder  vielmehr 
*ein  Gewfthrsmann  ein  wandiÜHcbes  Lied  benutzt  habe,  wird  nutn 
nicht  dahin  rechnen  wollen. 

Das  3.  Kap.    hnndelt   von    den  Westgermanen.     Es  i*ft  zu  be- 
dauern,   dass  der  Verf,,    wenn  doch  die  Schrift  einen  vnllsthndigen 
Überblick    über    die    sprachliche  Gliederung  der  Germanen    geben 
sollte,  nirgends  Anlass  gefunden  hat,  diejenigen  Kriterien,  die  spe- 
ziell für  die  Zu»ammengebr»rigkeit  der  Westgernianen  zeugen,  auf- 
zutuhren.      Und    dncdi    wäre    eitn-    neue    zusammenfassende    Tuter- 
suchung  derselben  gewiss  nicht  wertlos  gewesen.     Allein  schon  die 
^H  Frage,    wie  sich  die  gewilhnliche  Annahme,    Monach  die   westgerm* 
^B  Konsonantengendinition   vor   der  Auswantlerung   der  Angeisacli.sen 
^■stattgefunden   luit,    zu  der  Thatsache   verhält,    dass  die  Gennnation 
^M  vor  r  und  /  nach  Ausweis   von  Doppelformen   wie  ahd.  ahhar  uinl 
^" -flccArt?'  erst  nach   der  Synkope   des  Endnngs-*^   eingetreten    ist   und 
dass  dieses  letztere  in  den  malbergischen  (Tlossen  noch  erhalten  ist, 
wäre   eingehender   Prüfung    wert.     Mit    besonderer   Ausfübrliebkeit 
bespricht  L.  die  Entstehung  oder  besser  Zusammensetzung  der  deut- 

I scheu  Sachsen.  Dem  Resultat  der  etwa^  unklaren  Auseinander- 
setzung, die  relative  Einheitlichkeit  der  sfichs,  Mundart  sei  am  leich- 
testen zu  erklUren,  wenn  man  annehme^  dass  überal!  Ins  zu  ihren 
Cirenzen  nordfilbingische  Kolonisten  gekommen  seien,  d.  h.  also  einu 
Äiemlich  einheitliche  Sjnache  .«ei  durch  Mischung  ganz  verselnede- 
Her  Elemente  entstanden,  wird  man  schwerlich  beisfinnrien.  Zum 
Schlüsse  folgen  noch  einige  Bemerkungen  über  die  Abstammung 
der  Langobarden,  die  L.  zu  den  Erminmnm  rechnen  mr»chte.  Auf 
4jinc    nähere   Begründung   meiner   früheren,    vielleicht   etwas   allzu 


100    Fr&n  Filologiska  Föreningen  i  Lund  SprAkliga  Uppsatser. 

zuversichtlich  ausgesprochenen  Ansicht  von  ihrem  ingvÄonischeQ 
Ursprung  kann  ich  hier  nicht  eintreten;  nur  soviel  sei  bemerkt,  das6 
sich  unter  den  deutschen  Elementen  im  Italienischen,  die  aus  dem 
Langob.  stammen,  eine  Anzahl  Wörter  finden,  die  sonst  nur  im 
Ags.  nachzuweisen  sind;  vgl.  caleffare  'verspotten*,  staffa  'Stegreif 
und  vielleicht  romire  'lärmen',  Charakteristik  der  g-erm.  Elemente 
im  Ital.  S.  19,  ZfrPh.  24,  «ß. 

Basel.  Wilhelm  Brückner. 


Frän  Filologiska  Föreningen  i  Lund.  Spr&kliga  Uppsatser.  Lund 
1897.     E.  Malmströms  Bogtryckeri. 

Der  philologische  Verein  an  der  Universität  Lund  blickt  am 
das  erste  Jahrzehnt  seines  Bestehens  zurück;  er  ist  in  dieser  Zeit 
stetig  gewachsen,  einige  der  ehemaligen  Mitglieder  nehmen  in  der 
Gelehrtenwelt  einen  hervorragenden  Platz  ein;  man  feiert  das  zehnte 
Geburtsfest  durch  eine  Festschrift. 

Da  der  Verein  gebildet  wird  von  Philologen  aller  Fächer,  sind 
die  Beiträge  recht   vielseitig.    Nur  nennen  kann    ich   die  Arbeiten 
der   klassischen   Philologen:    J.  Paulson,   In  Lucretium  adversaria; 
A.  Ahlberg,  Adnotationes   in  accentum  Plautinum;    M.  P:n  Nilsson, 
De  repubiica  Atheniensium  a  Clisthene  constituta;  Cl.  Lindskog,  De 
neu  pronominum  personalium,   (juae  subiecti  uice  fungnntur,  apud 
elegiacos  poetas  latinos  obseruationes.    A.  Kock  eröffnet  die  Reihe 
der  germanistischen  Beiträge  und   zugleich  die  g-anze  Schrift  mit 
der  etymologischen  Untersuchung  einiger  schwedischer  Wörter:  Dd- 
kiilla,   fait  in  illa  fatty   huru  är  det  fatt  und  in  taga   fatt  ruigon, 
fyr  'en  lustig  kurre*,  fyrhussa^  galler,  glättig,  ofant\e)lig  und  cäUi, 
väl(l)e.    P.  Rhode   will   in  seinem  Aufsatz  ''Transitivity   in  .Modem 
En":Iish"   absehen    von    der   rein   formalen  Scheidung    in  transitive 
und   intransitive  Ver))en    und    weist    den   Begriff   der   Transitivität 
nach  in   englischen  Verben,    Substantiven,   Adjektiven,    Adverbien, 
Präpositionen  und  zusammengesetzten  Ausdrücken.     Th.  Hjelraq\isT 
löst  aus  einem  grösseren  Aufsatz  über  die  schwedischen  Personen- 
namen in  übertragener  Bedeutung  reichhaltige  Sammlungen  zu  den 
Namen  Fetter,   Per  und  Pelle  aus.    E.  Sommarin    weiss    es   wahr- 
scheinlich   zu   machen,    dass    die  Unterscheidung   von   einvigi  und 
hölmganga  im  10.  Kapitel  der  Kormakssaga  auf  missverständlicher 
Auffassung  der  verdorbenen  Visa  28   durch   den  Sagaschreiber  be- 
ruht.   Sven  Berg  kritisiert  die  früheren  Versuche,   für  die  Stellung 
des  franz(')sischen  Adjektivs  eine  Regel  zu  finden,  um  dann  zu  einer 
eignen  Formulierung  zu  gelangen:   Diejenigen   Eigenschaften,   die 
gleichzeitig  mit  dem  Substantivbegriff,  mit  ihm  untrennbar  verbun- 
den, im  individuellen  Bewusstsein  auftauchen,  werden  durch  voran- 
gestellte Adjektive  ausgedrückt;  diejenigen  Eigenschaften,  die  den 
Substantivbegriff  näher  charakterisieren  und  von  andern  Begriffen 
scheiden,    werden  durch  nachgestellte  Adjektive  ausgedrückt.    An 
diese  —  gekürzt  wiedergegebene  —  Formulierung  schliesst  der  Verf. 
Beispiele  für  die  chiastische  Stellung  der  Adjektiva  (anciens  anäs 
et  amis  nouveaux)  und  Bemerkungen  darüber.    H.  Söderbergh  ver- 
öffentlicht "Rimstudier   pA,  basis  af  rimmets   anvftndning  hos  mo- 
därna  svenska  skalder".    Auf  Grund  einer  Stoffsammlung  aus  den 
Gedichten  Snoilskys,   Rydbergs,  Heidenstams  u.  a.  handelt  er  sorg- 
fältig und  behutsam  in  3  Kapiteln  über  den  Reim  vom  Standpunkt 


Nyare  bidrag  tili  kännedom  om  de  svenska  landsmälen  usw.    101 

der  ßetonunff,  über  den  uachvokalischen  und  den  vokalischen  Teil 
des  Reims.  Im  letzten  Kapitel  erklärt  er  sich  ausführlicher  gegen 
den  unreinen  Reim  (den  "Stockholmer  Reim":  e  :  ä),  den  Heiden- 
stam  mit  Hinw-eis  auf  Ibsen  und  Goethe  für  das  Schwedische  ver- 
teidigt und  mit  andern  thatsächlich  angewandt  hat. 

Osnabrück.  W.  Ranisch. 


Jfjare  bidrag  tili  kännedom  om  de  svenska  landsmälen  ock  svenskt 
folklif.  Tidskrift  utgifven  af  landmälsföreningarna  i  Uppsala,  Hel- 
singfors  ock  Lund  genom  J.  A.  LundelL  Stockholm  Samson  & 
Wallin  1896.  97.    Heft  57-60.    S«     9  Kronen. 

Die  beiden  Jahrgänge  1896  und  97  der  Zeitschrift  der  schwe- 
dischen Gesellschaften  zur  Erforschung  der  schwedischen  Dialekte 
und  des  schwedischen  Volkslebens  bieten  eine  ganze  Reihe  inter- 
essanter Aufsätze,  interessant  allerdings,  wie  es  ja  in  der  Natur 
der  Sache  liegt,  zunächst  nur  für  den  engeren  Kreis,  der  sich  mit 
schwedischer  Sprache  und  schwedischem  Volksleben  beschäftigt, 
wenngleich  natürlich  manches,  wie  z.  B.  die  bei  der  Dialekt- 
beschreibung angewendete  Methode  auch  darüber  hinaus  Interesse 
zu  erregen  vermag,  ebenso  wie  die  dabei  gebrauchte  Lautschrift, 
beide  jedoch  seit  Jahren  in  der  Zeitschrift  geübt  und  daher  wohl 
bekannt.  Es  ist  nicht  zu  verschweigen,  dass  demjenigen,  welcher 
der  schwedischen  Dialektforschung  fremder  gegenüber  steht  —  und 
das  werden,  wie  ich  glaube  sagen  zu  können,  ausserhalb  der  nor- 
dischen Lande  die  meisten  Germanisten  sein,  auch  die,  die  sich  spe- 
zieller mit  nordischer  Philologie  beschäftigen,  —  es  oft  recht  schwer 
fällt,  die  in  diesem  Alphabet  geschriebenen  Sprachprobeu  und  Wör- 
terverzeichnisse zu  lesen  und  sich  eine  wirkliche  Vorstellung  von 
den  Lauten  zu  bilden,  welche  durch  die  oft  wunderlich  verzerrten 
Buchstaben  bezeichnet  werden.  Ist  es  für  einen,  der  nicht  Schwede 
ist,  schon  schwer  genug,  sich  die  gesprochene  Reichssprache  wirk- 
lich gut  anzueignen,  so  erscheint  es  noch  weit  schwieriger  sich  eine 
genaue  Kenntnis  der  zahllosen  Dialekte  zu  erwerben.  Von  einer 
Kontrolle  über  die  gemachten  Angaben  einer  Dialektbeschreibung 
kann  erst  recht  gar  keine  Rede  sein.  Aus  den  hier  entwickelten 
Gründen  doppelter  Art  muss  ich  mich  bei  den  meisten  zu  bespre- 
chenden Arbeiten  mit  einem  kurzen  Hinweis  auf  den  Inhalt  be- 
gnügen. 

Heft  56  enthält  die  Fortsetzung  der  von  Lundgren  im  45.  Heft 
(=  X.  6),  im  Jahrgang  1892  begonnenen  Abhandlung  über  "Per- 
sonennamen aus  dem  Mittelalter",  von  Getar-Libaert.  Benutzt  wor- 
den sind  teils  gedruckte,  teils  handschriftliche  Quellen,  teils  alter- 
tümliche Namen,  die  im  Volke  fortleben  ohne  dass  sie  direkt  aus 
früherer  Zeit  nachgewiesen  werden  können.  Die  Namen  aus  Scho- 
nen, Hailand  und  Blekingen  sind  nicht  vollständig  angeführt,  da 
ihre  Sprachform  einerseits  nicht  rein  schwedisch  ist,  sie  andrerseits 
bereits  von  0.  Nielsen  in  seinen  "Altdänische  Personennamen"  be- 
handelt sind.  Herangezogen  worden  sind  auch  Ortsnamen,  deren 
erster  Teil  aus  Personennamen  besteht.  Leider  hat  sich  der  Ver- 
fasser auf  die  Namen  rein  nordischen  Ursprungs  beschränkt.  Für 
die  Kulturgeschichte  Schwedens  wäre  es  von  Interesse  gewesen, 
-das  Eindringen  fremder  Namen  beobachten  zu  können. 

Heft  57  enthält  7  Arbeiten   und  beendet  den  Jahrgang  1896. 


3  02    \yare  bidrag  tili  kännedom  om  de  svenska  landsmAlen  usw. 

Lind  (XL  2)  gibt  eine  Samnilang  värmländischer  Sprichwörter,  sprich- 
wörtlicher und  anderer  Redensarten  in  der  Dialekttonn  und  auf 
reichsschwedisch. 

Björkmann  (XL  5)  liefert  eine  Lautlehre  des  sm&lHndischen 
Gesetzes  auf  Grund  des  Kapitels  über  das  Christenrecht.  Ein  wich- 
tiges Resultat  ist,  dass  sich  ihm  die  vollständige  Zuverlässigkeit  der 
Ausgabe  von  Schlyter  ergeben  hat.  Hier  seien  ein  paar  Anmer- 
kungen gestattet.  S.  9.  Dass  aisl.  leikr  in  direkter  Anlehnung  an 
lat.  laicus  geschaffen  sei,  habe  ich  bereits  Acta  genn.  1,  330  her- 
vorgehoben ;  die  Zusammensetzung  leikmadr  wird  dann  nach  mndd. 
lekman  (vgl.  auch  ahd.  laihmann)  geschaffen  worden  sein,  das  Bj. 
in  den  Berichtigungen  S.  65  als  Quelle  des  schwed.  lekman  wohl 
mit  Recht  annimmt.  S.  10.  Da  das  SLgs.scrift,  skript  'BeichteT  viel- 
fach als  ein  germ.  Wort  aufgefasst  worden  ist,  so  hätte  der  Aufsatz 
von  Zimmer  ''Aus  der  Bedeutungsgeschichte  von  Schreiben  und 
Schrift'*  ZfdA.  36,  145  angeführt  werden  können,  in  dem  er  die 
Entlehnung  aus  dem  Lat.,  resp.  fürs  Westnord,  aus  dem  Ags.,  das 
ja  dem  Norden  so  viele  kirchliche  Wörter  (vgl.  meine  Ausführungen 
AG.  1,  316  f.)  lieferte,  bewiesen  hat.  Ebenso  kann  das  isl.  klatister, 
S.  13  Anm.  2,  auf  das  ags.  clattsier  zurückgehen.  S.  20  ff.  gibt  Bj. 
eine,  wie  mir  scheint,  ganz  annehmbare  Erklärung  der  Pronominal- 
formen hen  Nom.  Fem.  Sg.,  und  hena  Akk.  Sg.  Fem.  im  Gegensatz, 
zu  Kock  und  Noreen.  Er  weist  auf  die  häufige  Verbindung  dieses 
Wortes  mit  dem  Pronon.  pCBn  hin.  Bei  beiden  Wörtern  hiess  daa 
Neutr.  bcBt,  der  Plur.  />e(r),  pa{r),  pen.  Er  stellt  die  Proportion  auf 
Pcen  :  pcßt  :  p^n  =  hasn  :  pcRt :  x;  x  =  hen,  Oder,  da  in  dem  Dia- 
lekt der  Handschrift  es  wahrscheinlich  Pan  heissen  muss,  würde 
auch  schon  genügen  pan  (:  pcßt)  :  pen  =  hon  (:  pcRt)  :  x  und  x  = 
hen.  Zu  diesem  Nom.  konnte  dann  nach  der  Analogie  von  ?ion  : 
hona  =  hen  :  x  ein  Akk.  Fem.  hena  entstehen.  S.  36.  Entsteht  in 
den  Fällen  wie  skicBra  wirklich  i  zwischen  dem  k  und  dem  folgen- 
gen palatalen  Vokal,  oder  wird  durch  das  i  nicht  vielmehr  nur  die 
palatale  Aussprache  des  k  angedeutet?  S.  43  ff.  Zur  Bildung  der 
Wörter  auf  -ilse  vgl.  jetzt  noch  Tamm  Om  avledningsändeiser  hos 
sv<»nska  Substantiv  S.  44  ff.,  der  an  dieser  Stelle  auch  starke  Einfuhr 
aus  dem  Dan.  annimmt.  Die  Ausführungen  Bj.s,  dass  auch  aut 
nordischem  Boden  die  Endung  ilse  entstanden  sein  könne,  schei- 
nen mir  wenig  überzeugend. 

Es  folgt  (XL  6)  ein  Aufsatz  Wadsteins  ''Sprichwörter  des  Mit- 
telalters", hervorgegangen  aus  einer  urspr.  für  die  IF.  bestimmten 
Anzeige  von  Kocks  und  af  Petersens  "Östnordiska  och  latinska  me- 
deltidsordspr&k".  W.  sucht  teils  eine  Reihe  unerklärt  gebliebener 
Sprichwörter  zu  erklären,  teils  bringt  er  andere  Erklärungen 
bei  als  die  früheren  Ausleger.  Besonders  zieht  er  zur  Aufheihmg 
dunkler  Sprichwörter  die  lat.  Versionen  in  ausgedehnterem  Masse 
heran,  als  dies  früher  geschehen  ist,  indem  er  zeigt,  dass  grade 
die  lat.  Sprüche  vielfach  das  ursprüngliche  zeigen,  dass  also  viele 
Sprichwörter  nicht  auf  nordischem  Boden  entstanden  sind.  W.s 
Austührungen  sind  scharfsinnig,  und  in  vielen  Fällen  ist  es  ihm 
geglückt,  das  Verständnis  der  Sprichwörter  zu  fördern.  Von  sprach- 
lichen Ausführungen  hebe  ich  hervor,  dass  er  die  Annahme  Bugges 
von  der  polnischen  Herkunft  des  Wortes  plandz  'Tanz'  durch  den 
Hinweis  auf  das  aus  dem  Abulg.  stammende  got.  pUnsJan  'tanzen* 
stützt  (S.  9  f.),  ferner  seine  Erklärung  von  cerende  als  'Exkremente', 
die  mir  sehr  gelungen  zu  sein  scheint  (S.  31).  Spassig  ist  die  mittel- 
alterliche Etyni(>logic  von  lat.  comes  als  'der,  der  in  Gemeinschaft 
mit  andern  isst',  aus  com-  und  esse  'essen'  (S.  50). 


Nyare  bidrag  tili  kännedom  om  de  svenska  landsm&Ien  usw.    103 

Stille  (IX.  7)  untersucht  eine  Volkssage  vom  nördlichen  Scho- 
nen.    Wahrscheinlich  existierte  schon  in  katholischer  Zeit  in  Skan- 
dinavien eine  sage  von  einer  bösen,  ihre  Bauern  schindenden  Guts- 
berrschaft,   die  vom  Teufel  gepeinigt  oder  fortgeführt  wurde.     Sie 
wurde    dann   unter   gegebenen  Umständen   hie  und  da  lokalisiert. 
In  der  Sage,    von  der  Stille  ausgeht,   wird  ein  eigentümlicher  Zug 
erzählt,  der  vielleicht  welter  verfolgt  zu  werden  verdient.    Die  Burg- 
herrin,  so  heisst  es,   die  noch  böser  war  als  ihr  Mann,   zwang  die 
Frauen,   die  soeben  erst  geboren  hatten,  ihre  Kinder  zu  verlassen, 
Aufs  Schloss  zu  kommen  und  dort  die  jungen  Jagdhunde  zu  säugen. 
Ist  dies  Motiv  sonst  noch  bekannt?    Es  folgen  (XI.  8)  Studien  zur 
schwedischen  Grammatik  von  A.  Kock,  in   denen  folg(*ndes  behan- 
delt wird:  die  Angleichung  im  Altschwed.;  die  Adjektivbeugung  im 
altern  Neuschwed.;  die  Behandlung  des  altschwed.  r-Lautes  ("in  der 
j4chwed.  Reichssprache  schwindet  r  =  urnord.  R  nach  Vokal   laut- 
gesetzlich in  Silben  mit  levissimus"  S.  19);  ein  Exkurs  über  die  alt- 
schwed.  Adjektivbeugung;   der  Wechsel    von   isl.   altschwed,  skal, 
skidu,  altgutn.  al  lUu  (schon  in  urgerm.  Zeit  hatte  man  Formen  des 
Verbums  ohne  fc,  wie  in  deutsch  sollen;  solche  finden  sich  auch  im 
Schwed.;   gingen   ihnen  Pronomina  auf  *  z  endigend   voraus,   wie 
z.  B.  *?tlz  'wir*,  so  entstand,  in  schwach  akzentuierter  Stellung,  aus 
*n'iz-nulum  ein  *u'lZ'Zidum,  *uizulumf  woraus  dann  die  Form  -ulum 
abstrahiert  wurde);  eine  Dissimilation  im  Schwedischen  des  16.  Jahrhs. 
("wenn  in  einem  mehrsilbigen  Wort  die  Ultima  mit  t  beginnt  und 
schliesst,    so  wird   [in  Per  Brahes  Chronik  der  Jahre  1532—41]  das 
auslautende  t  zu  d*\  S.  38).    Eine  Quantitätsfrage   im  Schwed.   (in 
der  Verbindung  ä-\-m  wird  "in  offner  Silbe  mit  zweigipfliger  Fortis 
im  Neuschwed.,  d.  h.   im  Stockholm,  der  Vokal  gelängt;   der  Kon- 
sonant  dagegen  wird  gelängt  in  geschlossner  Silbe  und  in  offner 
Silbe    mit   eingipfliger  Fortis   im  Neuschwed.,    d.  h.   im  Stockholm. 
S.  42);   über   die  Diphthonge   in    der   ostnord.  Sprache   (1.   "Wenn 
auch   das  Altgutn.  in   der  Regel  ai  entsprechend  isl.  ei  anwendet, 
so  hat  der  Dialekt  doch  eine  Tendenz  ei  zu  brauchen  a)  unmittelbar 
nach  IC,   b)  in  relativ   unakzentuierter  Silbe.    2,  Dialektisch  wurde 
in  der  ostnord.  Sprache  der  Diphthong  ei  früher  monophthongiert 
als  der  Diphthong  aü*\    Anders  Noreen  in  Aschwed.  Gramm.  §  124 
Anm.  1). 

Smedberg  (XI.  9)  betrachtet  den  Wortvorrat  der  schwedischen 
Bauernsprache  und  weist  die  Behauptung,  die  sich  in  einer  Zeitung 
fand,  dass  eine  ungebildete,  den  niedern  Schichten  der  Gesellschaft 
angehörende  Person,  sich  mit  einem  Wortvorrat  von  etwa  500  Wör- 
tern begnüge,  zurück.  Hierzu  genügt  allein  schon  eine  Betrachtung 
des  bäuerlichen  Lebens  mit  seinen  zahlreichen  Hantierungen  und 
Beschäftigungen,  die  jede  eine  ganze  Anzahl  von  Kunstausdrücken 
umfassen.  Auf  Grund  einer  Probe,  die  er  an  einigen  Seiten  von 
Lundells  Wortliste  gemacht  hat,  berechnet  er  den  Wortschatz  der 
Bauern  auf  26000  resp.  40—45000  Wörter i). 

Der  inzwischen  verstorbene  Kuliander  schildert  (XI.  10)  Leben 
und  Gebräuche  der  Waldbewohner  der  grossen  W^älder  des  Eds- 
veden  genannten  Distrikts,  die  vieles  Altertümliche  in  Sitten  und 
Gebräuehen  bewahrt  haben. 

In  Heft  58  setzt  Saxen  seine  in  Heft  54  (XI.  3)  begonnene 
Untersuchung  über  die  finnischen  Lehn  werte  in  den  altscliwedischen 


1)  [Vgl.  dazu  meine  Ausführungen  in  der  Zeitschr.  d.  Allgem. 
Deutsch.  Sprachvereins  15,  Sp.  290  f.     Korrekturn.] 


104        Thoroddseu  Geschichte  der  isländischen  Geographie. 

Dialekten,  d.  h.  den  in  Finnland  gesprochenen,  fort.  Er  schlier 
die  systematische  Übersicht  über  die  schwed.  Entsprechungen  der 
finnischen  Laute.  In  zwei  alphabetischen  Wortlisten,  von  denen  die 
erste  nach  den  finn.  (resp.  esthn.)  Wörtern  geordnet  ist,  die  zweite 
nach  den  ins  Schwedische  aufgenommenen,  führt  uns  S.  das  Material 
vor,  das  den  bedeutenden  Einfiuss  des  Finn.  auf  diese  Dialekt  zeigt. 
Dabei  kann  es  denn  vorkommen,  dass  ein  in  früher  Zeit  vom  Finn 
aus  dem  Germ,  entlehntes  Wort,  wieder  eine  Rückwanderung  ins 
Schwed.  antritt.  Unkenntnis  des  Finn.  hindert  mich,  näher  auf  diese 
Arbeit  einzugehen. 

Heft  59  enthält  ein  Alphabet  für  die  Dialekte  in  Jämtknd 
und  Härjedal  von  Westin  (XV.  3).  Der  Verfasser  will  ungeübten 
Phonetikern  Anweisung  zur  Aufnahme  der  Dialekte  geben,  deshalb 
sind  wissenschaftliche  Auseinandersetzungen  nach  Möglichkeit  ver- 
mieden. Eine  Karte  veranschaulicht  das  Gebiet  der  einzehjen 
Pialekte. 

Anna  Hjelmström  schildert  (XI.  4)  Sitten,  Gebräuche,  Volks- 
glauben und  Sagen  der  Ortschaft  Delsbo.  Zum  Verständnis  einiger 
Dialektworte  und  der  zum  Teil  im  Dialekt  wiedergegebeneu  .Sagen 
sind  der  flott  geschriebenen  und  interessant  zu  lesenden  Abhandlung 
einige  grammatische  Anmerkungen  und  ein  kleines  Wörterverzeich- 
nis hinzugefügt. 

Heft  60  (XVIII.  2),  das  den  Jahrgang  1897  schliesst,  enthält 
einen  Autsatz  von  Leffler  über  die  in  einigen  Punkten  von  der 
Reichssprache  abweichende  Akzentuierung  des  im  Bezirk  von  Upp- 
sala  belegenen  Kirchspiels  Suttunge. 

Heidelberg.  B.  Kahle. 


Thoroddsen  Th.  Geschichte  der  isländischen  Geographie.  Auto- 
risierte Übersetzung  von  August  Gebhardt.  I.  Die  islHudi^che 
(Toogniphie  bis  zum  Schlüsse  des  Iß.  Jahrhunderts.  Leipzig  Teub- 
ner  1897.     XVI  u.  238  S.    8«.     8  M. 

Wir  können  Dr.  A.  Gebhardt  nur  sehr  dankbar  sein,  dass  er 
uns  durch  eine  gelungene  Übersetzung  das  Buch  des  isländischen 
Geographen  zugänjLj^licli  gemacht  hat.  Es  ist  ein  eigenartige.»»  Werk, 
das  nicht  nur  den  Geographen,  sondern  auch  den  Historiker,  Eth- 
nographen und  Folkloristen  interessiren  soll  und  wird.  Der  Sprach- 
forscher freilieh  kann  nichts  daraus  entnehmen,  wohl  aber  hat  es 
für  eine  indogermanische  Altertumskunde  eine  gewisse  Bedeutung. 
In  Kürze  gesagt,  dieser  erste  Band  ist  eine  Geschichte  des  Bekaunt- 
werdens  Islands  und  seiner  Bewohner  in  behäbiger,  gemütlicher 
Darstellung.  Er  enthält  alle  Nachrichten,  die  bis  zum  Beginn  der 
neueren  Zeit  über  Island  vorhanden  sind,  im  ersten  Kapitel  S.  1—18 
Berichte  über  Island  vor  seiner  Besiedelung,  im  zweiten  S.  19—132 
Vorstellungen  über  Island  vor  der  Reformationszeit;  im  dritten 
S.  138—218  wird  die  Uel'ormationszeit  nebst  den  Schmähschriften 
auf  Island  und  dem  Selbsterwachen  der  Isländer  geschildert.  Wer 
dem  ganzen  Stoffe,  wie  Referent  zwar  ferner  steht,  aber  ihm  doch 
ein  grosses  Interesse  entgegenbringt,  der  wird  sich  durch  die  Lek- 
türe belohnt  und  belehrt  linden. 

Es  ist  ein  Stück  menschlicher  Geistcs<jeschichte  diese  Ent- 
deckung Islands,  die  auch  durch  Nacht  zum  Licht  führt.  Am  An- 
fang steht  wie  billig  die  Frage,  ob  Thule  Island  war.     Der  Verfasser 


» 


verTK'iiit  dieü.  Unsere  Blicki*  wei  den  dabei  wit-rh*!"  aiif  jenem  küh- 
nen Mann  hatten  bieihen,  den  man  den  Kolinnhus  der  Griechen 
nennen  kann.  Pytheaf»  von  ^lassiHu.  Ob  Pythea.s  unter  Tlinle  Island 
verstanden  hat,  d.  h,  oh  sich  in  jener  lernen  Zeit  die  Sehifttahrt 
schon  so  kühn  in  das  Meer  way-te»  dass  er  in  Briltanlen  Xaehrichten 
über  Lsland  erhalten  kannte,  das  i,st  eine  Frage  von  ennneiiter  Wich* 
figkeit  für  die  alle  Zeit.  Mir  teilte  Prof-  Siej^ü»^  nrit.  da^^s  er  Thnle 
entschieden  für  Island  halte.  Und  in  der  Ttiat,  wenn  mmi  die  Nach- 
richten des  Pytheas  iinijefan«ren  prüft,  so  leuchtet  einem  die  Wahr- 
heit dieser  Behauptunf^  ein.  Aber  es  ist.  nicht  meine  Aufj^nbe,  diese 
Frag^e  zu  entse beiden,  und  ebensowenig"  ist  es  riiir  nHigriieh  auf  an- 
dere Punkte  dies^es  Buches  einzugeben.  Ich  hofl'e,  dass  der  zweite*) 
Band  hakt  nÄchfolgen,  und  dieser  erste  viele  Leser  finden  möge, 
^b  Leipzig'-Goldis.  H.  Hirt 

Wyld  TL  C.     Contrilmtions  to  Itn?  History  of  the  Kn^iüsh  GiUlurals. 
(Read  at  the  Meeting  of  the  Philoto^j^ieat  Societv  *ni  Frid,nv.  April  14, 

■       1H99;.     Printed  by  Stephen  Austin  .^^  Sons,  Hertford  wm.     i:i*2  S. 

W  Ausgetiend   von  der  Doppelentwieklung",    welche  nQ.  palaiales 

c  mnl  j  in  der  spalteten  Entwicklnu^  aufweisen,  bat  Verf.  es  UTiter- 
n«*nniien,  die  Schicksale  der  en*rbsehen  Gannienlaute  im  In-  und 
Auslaute  näher  zu  betrachten.  I>ie  Kesnitnte  dieser  Untersuchunv- 
führt  er  uns  in  vorliegender  AbhaTnitun^  vor,  die  einem  Vortrage 
vor  der  I londoner  Phitologrical  Society  entsprun*ren,  leider  mehr 
eine  dog-matische  Stiituit^ning  seiner  Ansichten  als  eine  induktive 
Ableitung  und  stren;r-«reschIossene  Beweisführung:  darstellt. 

Eine  vorau^ig-esandte  knappe  Übersictit  über  die  Ai(ss]u'!iche 
und  .'>chreibung:  der  ae.  Guttitiralen  sowie  ihre  Weiterentwicklung*; 
im  Mittelenortischen  ist  uns  wertvoll  we^en  ihrer  reichen,  wenn  juicb 
keinesweg's  vollstHndig^en  Zusammenstellungen  über  das  frühste  Vor- 
komnuni  von  Sclireibung:eii,  die  uns  bestimmte  f^autwamlel  verra- 
ten. Die  schwierige  Frage,  w^ns  für  Lutite  wir  unter  der  krausen 
Orthographie  der  inj  12.  und  l:J.  Jh.  hergestellten  Kopien  alteng- 
lischer Texte  suchen  dürfen,  scheint  mir  freilich  nicht  so  im  Vorhei- 
geljen  zu  beurteilen,  wie  es  hier  gesehielit.  Sehr  anerkennenswert 
ist  dagegen  das  überall  tiervorgi*kehrte  Bestrebpn,  den  Bncbslahen 
phonetische  Begriffe  unterzvdegen,  wenn  Vf.  dabei  auch  nicht  über 
Büllning  binauskcnnmt,  gegen  den  er  S,  P2  polemisiert,  ohne  ihn 
richtig'  verstanden  zu  hat>en.  Im  Einzelnen  lüuft  auch  sonst  man- 
ches Anfeihtbare  oder  Ungenaue  mit  unter,  so  die  unklare  Au.s- 
^inandersetzung  über  das  ne.  Harlgaumen-r  auf  S.  8,  wo  der  Laut 
dem  ru>&isehen  th  in  mtitf,,  also  ''moni liiertem''  ^  gleichgesetzt  wird» 
die  i)honefische  Beschreibung  aber  vielmehr  auf  russisches  "mouil- 
liertes" k  passt.  Oder  tnan  nehme  die  höchst  komplizierte,  ganz 
unwahrscheinliche  ErklMrtmg  von  Formen  wie  nve.  d reinte  aus  ae. 
drencfe,  wo  es  sich  doch  nur  um  eine  Übertragung  (^'or wegnähme) 
des  mouillierten  Gaumen  verschlusses  auf  u  (—  ßr  dann  gesehrieljeii 
als  in  — )  und  ein  Un  bor  bar  wer  den  des  r  durch  lautloses  C  bergleiten 


I 


1)  [Der  zweite   Band   ist  unterdessen    erschienen  (1898)  und 
iann  ebenfalls  nur  auf  das  Beste  empfohlen  werden,    Korrekturu.J 


106    Wyld  Contributions  to  the  History  of  the  English  Gutturals. 

von  (lor  Gaumen-  zur  Alveolar-Artikulation  handelt.  (Vgl.  ne.  [äi() 
aus  asked).  Völlig  unhaltbar  scheint  mir  die  Annahme  eioes  Wan- 
dels von  ae.  -et  zu  me.  -gfU:  Vf.  kann  ihn  nur  durch  ^Prätcriien 
stützen,  wo  sich  indes  die  ght-Formen  leicht  als  Analogiebildunjren 
zu  altererbten  Formenpaaren  wie  ae.  weccan  —  tc€[a]hte  usw.  ertli- 
ren,  um  so  leichter  als  sogar  ein  französisches  Lehnwort  (ne.  ccäck 
—  caught)  vor  dieser  Neubildung  nicht  zurückgeschreckt  ist;  die 
Formen  streighte  und  reighte  durften  zudem  hier  nicht  angefahrt 
werden,  da  sie  die  regelmässigen  Fortsetzungen  von  ae.  stre[ä\hU^ 
re[a]ht€  sind. 

Es  folgen  dann,  über  5  Druckbogen  füllend,  allerhand  Lij>teQ 
über  die  Vertretung  der  ae.  Gaumenlaute  in  mittelenglischen  Denk- 
mRlern  und  neuenglischen  Dialekten,  wobei  Vf.  durch  Heranziehen 
deutscher  Doktordissertationen  sich  viel  Mühe  erspart  und  z.  T. 
grössere  Vollständigkeit  erzielt  haben  würde.  So  dankenswert  diese 
Zusammenstellungen  sind  und  so  sehr  die  ungemein  grosse  aufge- 
wandte Mühe  zu  bewundern  ist,  wird  man  doch  in  ihnen,  so  wie 
sie  uns  hier  geboten  sind,  wohl  kaum  mehr  als  unbehauenes  Roh- 
material erblicken  können,  das,  ohne  kritische  Sichtung  und  ohne 
Eingehen  auf  die  Individualität  der  Einzelfälle  benutzt,  leicht  zu 
falschen  Vorstellungen  führen  wird.  Am  meisten  scheint  mir  das 
von  den  ne.  Dialekt-Listen  zu  gelten.  Schon  in  der  Quelle  für  diese 
dürfte  sich  Vf.  vergriffen  haben,  indem  er  nicht  das  von  Ellis  zu- 
sammengebrachte Material,  das  sich  für  seine  Zwecke  trefflich  ge- 
eignet hätte,  ausgeschöpft  hat,  sondern  eine  grosse  Reihe  Dialekt- 
Glossare,  deren  Verfasser  nicht  die  gewöhnliche  Alltagssprache, 
sondern  nur  die  seltenen,  der  Schriftsprache  unbekannten  Wörter 
zu  sammeln  bestrebt  waren.  Daher  kommt  es,  dass  gGf^evk  10% 
seiner  Dialekt- Beispiele  garnichts  beweisen,  weil  wir  ihre  etymolo- 
gische Grundlage  nicht  kennen  und  also  nicht  wissen,  ob  es  sich 
lim  Velare  oder  Palatale  oder  überhaupt  um  ursprüngliche  Gau- 
menlaute handelt.  Ein  weiterer  Teil  pflegt  sich  mit  schriftc«prach- 
lichen  Wörtern  zu  decken,  wie  z.  B.  im  Dialekte  von  Somerset  cdeek 
(ne.  alike),  seeked,  dick  (ne.  dike\  pick  (ne.  pik€\  bicker,  prick  die 
natürlich  für  den  Lautstand  des  Dialektes  nicht  als  Zeugen  auftre- 
ten können.  Vf.  sieht  sich  denn  auch  genötigt  die  beim  Me.  ange- 
wandte Einteilung  nach  dem  zu  Grunde  liegenden  ae.  Laute  in  dem 
mundartlichen  Teile  fallen  zu  lassen  und  einfach  alle  Wörter  mit 
Ä:,  //  usw.  zusammenzustellen.  Schon  dies  hätte  ihn  über  die  Brauch- 
barkeit seines  Dialekt-Materiales  stutzig  machen  sollen. 

Erst  gegen  Schluss  erhalten  wir  dann,  auf  verhältnismässig 
sehr  knappem  Räume  (ß  Seiten!),  den  eigentlichen  Kernpunkt  der 
Abhandlung,  nämlich  einen  neuen  "Vorschlag  für  die  Erklärung 
einiger  Anomalien  in  der  Entwicklung  von  ae.  c,  cg  und  Ä."  Vf. 
stellt  hier  das  Lautgesetz  auf,  dass  ae.  palatales  c  und  cg  vor 
einem  'open  consonanC  (/,  .v,  /),  w,  l  usw.)  d.  h.  vor  einem  Enge- 
Laute,  "unfronted"  oder,  mit  anderen  Worten,  zur  velaren  Artiku- 
lation zurückgekehrt  seien  i),   und  dass  in  gleicher  Stellung  die  ae» 


1)  Bülbring  hat  Beiblatt  zur  Anglia  9,  74  betont,  dass  es  sieb 
hier  nicht  um  eine  rückläufige  Bewegung,  sondern  nur  um  ein  Ver- 
harren bei  dem  palatalen  Verschlusse  handelt.  Entschieden  stimme 
ich  ihm  darin  hei,  dass  nicht  von  einem  'unfronting',  einem  Zurück- 
kehren zur  velaren  oder  mediopalatalen  Artikulation  die  Rede  sein 
darf,  sondern  dass  auch  in  Formen  wie  ae.  pyncd  ein  Hartgaunien- 
verschluss  und  zwar  vermutlich  noch  ein  sehr  weit  vorgeschobener 


Comributioias  lo  tbe  Hiötory  ot  the  En^^lish  Gutturals.     lOT 


ÜeilH^aiite  j  und  h  zu  Versehlust^iaiiteTi  geworden  seien.  Statt  nur* 
Äbt-r  dieses  Lauttresetz  durch  m«rang'reicbesBele;riaaterial  zu  stüt^en^ 
^eht  **r  zur  Dr^tierung-  den  Lautwandels  über.  Verr»uehen  wir  lum 
an  di»r  Hand  des  zerstreut  vorg-ebracbten  Materiales  die  Beretliti- 
glliig'  obigen  Genetzes  zu  prülen.  so  er^nht  sieh,  dass  «s  sich  um 
stwei  ^^anz  hetprog-ene  Vorgrllnge  handelt,  die  wir  darunt  ;:'etrenMt 
betrachten  wollen.  Was  zunächst  den  Üh<?rg.*ng  von  h  (und  j  ül>er 
Ä)  vor  '7t  *%  P\  h  "'  Ui^w,'*  in  k  angelit,  so  ist  es  falsch,  dass  dieser 
Lautwandel  auch  vor  iv  und  /  eintrete,  Vf.  führt  ]<eiii  Beispiel  df^tür 
au.  und  atich  ich  kenne  keines^  da  l>ekaniitlich  h  vor  lünender  Kon- 
öonanz  lautgeHetzlich  im  Ae,  schwindet.  Dass  vor  tonlosem  Reibe- 
laute ä  die  Neigung  hat  in  k  überzugehen,  bat  schon  Kluge  (Grdr, 
1  %  10051  erkannt.  Xt\  hat  indes  das  Verdienst,  eine  Anzahl  weiterer 
Beispiele  aus  nie,  Texten  heigebracht  zu  haben.  Wenn  wir  sie  uns 
nur  nicht  erst  selber  zusammensuchen  miissten!  Nach  der  anderen 
8eite  ist  aber  die  obige  Kegel  auch  zu  eng  get'asst:  denn  es  han- 
delt sich  dabei  um  jene  weitverbreitete  Neigung,  hei  in  Zusainmen- 
treJfen  zweier  Reibelaute  I  tönen  der  sowohl  wie  lonlosei*)  den  relativ 
grossen  Exspiraiions-Aufwand  dadurch  zu  reduzieren,  dass  man  an 
Stelle  eines  der  beiden  Spiranten  den  entsprechenden  Verschluss- 
laut eintreten  lässt  (s.  Kluge  im  Grdr,  1-,  lOOG  J!\;  >fa>hews  Synopsis 
4  758iVl  Dies  braucht  aber  nicht  der  t*rste  Laut  zu  sein,  auch  der 
zweite  kann  zum  Verschlusslaut  werden,  so  dass  z.  B.  ae.  -hp  so- 
wohl als  -vp  wie  als  7/^  erscheint;  letzteres  z  B.  in  ne.  htight  aus 
ae»  hfhtfo,  hiehdit  (otdien  ne.  dial.  ekp)  \\.  a.  in. 

Der  ae.  Heibebiut  j  soll  vor  V.  •**i  A  ff\  ^  usw."  sowohl  zu  k 
wie  zu  g  (Verschlusslant)  werden  können.  Einen  direkten  (ibcrgang 
von  ae,  j  in  k  vor  it^  p  usw.  gibt  es  aber  nicht,  da  j  vor  stiuiiidoseu 
Keibelanten  schon  im  Ae,  zu  A  geworden  ist,  und  somit  in  P^ftlleu 
wie  ine.  likf)  (zu  ae,  licfjmi)  der  idien besprochene  Wantlel  \*on  hp 
zu  kp  vorliegt.  Bei  der  Belmuptung,  dass  auch  tonendes  t/  in  die- 
sem Falle  erscheinen  kftnnte,  dachte  Vf.  vermutlich  an  di*.*  beiden 
S.  121  aufgeführten  Dialektformen  hngfkorn  und  hagHorm.  Doch 
beide  Worter  beweisen  wieder  garnichts:  das  "liiv  t 'niuberLtud  und 
Lancashire  belegte  hagtvorm  ist  ein  spezifisch  nordhches  Wort  für 
'Natter'  und  zwar  aus  dem  an.  hi^ggormr  'Natter'  entlehnt,  so  dass 
hier  einlach  altes  g  Ijewahrt  ist;  ilas  einzige  hagthom  kann  nim- 
mermehr sein  tiniendes  //  (statt  tc)  dem  folgenden  stimm  losen  th 
verdanken,    zumal  auch  das  Simplex  als  hxni   im  Süden  vorkommt. 

Die  andere  Regel,  dass  palatah^s  v  lind  vg  vor  f\  />.  .v,  u\  l 
itsw,  als  k  bzw^  g  erscheinen,  ist  eine  Einengung  des  allgemein 
angenommenen  Lautgesetzes,  dass  palatales  (  und  i'ß  vor  Konso- 
nanz die  Dentalisation  und  Assibilieriir^g  zu  ^.s-  bzw.  dz  nicht  mit- 
gemacht habe.  Vf.  meint  dagegen,  i\W.  Formuliernng  'vor  Konso- 
nanz*' sei  zu  weit,  da  vor  Verschlusslauten  regelrecht  der  Übergang 
von  V  in  fit  eintrete*  Beweis:  die  me.  Priiterita  cuenchfe,  htenchte. 
usw.  aus  ae.  vwenrte,  bletivte  UHW^.  !>och  er  vergisst.  dass  daneben 
auch  die  Formen  tptatite,  blehite  uww.  vorkommen,  und  zwar  in 
allen  Dialektgehieten,  während  die  c/iM^räteriia  nur  in  der  sog.  Ka- 
theriuen- Gruppe  belegt   scheioen;    eine  von  lieiden  Entwicklungen 


(mindestens  noch  am  mittleren,  w^enn  nicht  sogar  vorderen  Hart- 
gau nien)  gilt.  Dagegen  glaube  ich,  dass  man  dennoch  von  einer 
Art  riickbiufiger  Bewegung  insofern  sprechen  kann,  als  das  ursprüng- 
lich mouillierte  c  vor  folgender  Konsonanz  nie  btmouillirt  absetzte 
und  später  auch  schon  beim  Ansatz  die  Mouillierung  aufgab. 


108    Wyld  Contributions  to  the  History  of  the  English  Gutturals. 

kann  doch  nur  lautgesetzlich  sein.  Die  Reihe  cweinte  usw.  ist  nun 
entschieden  die  Normalentwicklung:  denn  einerseits  lässf  sie  sich 
ja  ungezwungen  aus  mouilliertem  c  erklären  (s.  oben);  andrerseits 
wüsste  ich  kein  Formenpaar,  nach  dessen  Analogie  sie  neugebildet 
sein  könnte.  Formen  wie  cwenchte  zu  dem  lautgesctzlicheu  Infini- 
tive cuenchen  aus  ae.  cwencan  usw.  erklären  sich  aber  leicht  als 
Analogiebildungen  nach  dem  Muster  von  ae.  cSpan  —  c^te  usw., 
das  ja  überhaupt  in  so  grossem  Umfange  neubildend  gewirkt  hat 
Damit  fällt  die  einzigste  Stütze  für  des  Verfassers  Kegel,  und  wei- 
terhin seine  ganze  Hypothese  von  dem  allesbewirkenden  Einfluss 
<ier  'open  consonants'^  die  wohl  nur  der  Symmetrie  wegen  diese 
Formulierung  erhalten. 

Ich  möchte  noch  hinzufügen,  dass  ich  auch  lautphysiologisch 
keinen  Grund  wüsste,  warum  vor  t  ae.  c  zur  mouillierten  AlTrikata 
Av  werden  sollte,  dagegen  vor  6*,  p  usw.  nicht.  Denn  m.  A.  n.  ent- 
steht beim  mouillierten  Gaumen  verschluss  die  Affrikata  t^  nur  da- 
durch, dass  der  Verschluss  auf  der  ganzen  Berührungsfläche  gleich- 
zeitig und  zwar  allmählich  (mit  Durchgang  durch  eine  Engenbildung) 
gelöst  wird.  Zu  einer  solchen  Lösung  liegt  aber  beim  Zusammen- 
treffen von  et  kein  Grund  vor.  da  Formen  wie  bleinte  uns  ja  zei- 
gen, dass  auch  im  Englischen  die  Verbindung  et  als  Hartgaumen- 
Applosiva -f  Alveolar-ExplosivH  gesprochen  wurde.  Freilich  auf 
die  Möglichkeit  verschiedener  Ein-  und  Absatz-Stellen,  oder  mouil- 
lierter und  nicht-mouillierter  Bildung,  sowie  verschiedener  Artikula- 
tionsstellen am  Uartgaumen  nimmt  Vf.  nirgendwo  Rücksicht;  er 
begnügt  sich  mit  der  für  die  Gutturalfrage  entschieden  nicht  aus- 
reichenden Scheidung  zwischen  froiü  und  hack.  Demgegenüber 
darf  ich  vielleicht,  auf  die  Gefahr  hin  zu  irren,  kurz  andeuten,  wie 
ich  mir  den  ganzen  Prozess  der  sog.  Palatalisierung  denke:  der 
schon  im  Gemeingerm,  vor  ije  am  hinteren  Hartgaumeu  gespro- 
chene Verschlusslaut  wird  gemein-ingwäonisch  vorgetrieben  bis  zum 
mittleren  Hartgaumen.  Darauf  tritt,  wohl  ebenfalls  noch  in  kon- 
tinentaler Zeit,  Mouillierung  des  Verschlus.ses  ein,  indem  das  Berüh- 
rungsgebiet zwischen  Zunge  und  Hartgaumen  vergrössert,  der  f'e- 
Artikiüation  angeglichen  wird.  Die  Unbequemlichkeit,  klar  mouil- 
lierte Laute  am  mittleren  Hartgaumen  zu  bilden,  mag  dann  die 
Artikulationsstelle  noch  weiter  vorgedrängt  haben  und  zwar  zu- 
nächst zum  vorderen  Hartgaumen.  In  diesem  Stadium  konnte 
sehr  leicht  für  mouilliertes  alveolares  t  ein  ae.  c  geschrieben  wer- 
den, ohne  dass  darum,  wie  meist  angenommen  wird,  die  Laute  in 
Wirklichkeit  völlig  gleich  gesprochen  wurden,  weil  mouilliertes 
alveolares  /  und  mouilliertes  Vorder-Hartgaumen-fc  akustisch  einen 
sehr  ähnlichen  Eindruck  machen,  was  bei  ihrem  teilweise  gemein- 
samen Verschlussgebiete  nicht  zu  verwundern  ist.  In  Formen  vor 
Konsonanz  ist  vermutlich  c  nicht  soweit  vorgeschoben  worden,  son- 
dern bei  der  mittleren  Hartgaumen- Artikulation  stehen  geblieben, 
worauf  dann  zunächst  beim  Absetzen  des  Verschlusses  die  Mouil- 
lierung aufgegeben  wurde  und  schliesslich  reiner  flartgaumen-Ver- 
schluss  übrig  blieb.  Wann  die  Artikulation  noch  weiter  vorrückte 
zum  mouillierten  Alveolar- Verschluss,  wissen  wir  nicht ;  einen  siche- 
ren Beweis,  dass  dies  schon  im  9.  Jh.  geschehen,  vermag  ich,  — 
darin  stimme  ich  Sweet  und  Wyld  gern  bei  — ,  in  Schreibungen 
wie  orceard  für  ortgeard  nicht  zu  erkennen.  Nachweislich  ist  diese 
Artikulationsstelle  erreicht  im  Anfang  des  13.  Jh.,  vermutlich  aber 
schon  ein  bis  drei  Jahrhunderte  früher,  da  wir  um  die  Mitte  des 
13.  Jh.  schon  den  weiteren  Schritt,  die  F-ntwicklung  der  mouiUierten 
alveolaren  Affrikata  (^v),   in  Schreibungen  mit  tch   völlig  gesichert 


I 


eiitüjcheidoti.  Dai:'e;j:en  ni<icbte  \(*h  noch  ein  mal  betonen,  da^s  die 
Lösun.::-  den  VerschJuhses  das  eiUst'heidendt»  Moment  tdr  die  Enl- 
filehnn^  vim  is  iht,  dii8H  also  einnial  der  Verschluss  nionillieri,  d,  h, 
g:ieiehzeili*r  auf  der  ^r^ttizen  Beriilininysllliche,  ^elowi  werden  mussj^ 
lind  da^H  zweiten K  die  Artikulationsbtene  ini  An;L;'enhliek  der  Explo- 
sion don  Ansseiilng-  ^ibt,  dah^'r  F'ornien  wie  ae.  prica  odt*r  stician 
aus  '^titicf^jan,  mit  jiaiatal  eüt;u^esetzten},  aber  v<dar  abgesetztem  A% 
nicht  den  Wandel  zur  ArtVikata  aufweisen. 

Zuni  Stdilusis  bietet  uns  Wyld  noehnials  Tahf^Heii,  darunter 
eine  vielversprechende  über  anonmles  k  und  (/  in  der  ne,  SehritV 
spräche.  Aber  auch  diese  zerrinnt  bei  nrtbereni  Zuschauen.  Be- 
trachten wir  nur  die  16  Worter,  in  denen  k  statt  ch  stehen  soll: 
vier  davon  icJuck,  shriekf  anackj  tiveak)  sind  etyinologisch  un- 
durelusichtifre  Sehallnacbabmun^'-en;  bei  weiteren  H  lieg-t  nachweis- 
lich velares  c  im  Ae,  zu  H runde,  n^jnlieh  ne.  ache  aus  ae.  €icanj 
prick  ans  priciau,  bezw,  prka,  rt^ek  aus  ri^orafh  Jfmack  au»  .^mtFcv 
atick  aiii*  sticUfn  (neben  sftfvh  nus  stire),  leake  rxi^  waclan;  dasYer- 
buni  tvork  (^-egen  ae.  wj/rtatj)  ist  Uing'st  als  Herübernabnie  des 
Substantivs  ^ae.  tvle]or('}  erkannt.  Es  bleiben  also  überhaupt  nur  5 
Wörter  übrig,  in  denen  wir  wirkiicb  cfi  statt  k  erwarten  sollten: 
von  diesen  ist  das  Substantiv  link  'Feld'  kiHrlich  ein  n<irdliches  Dia- 
lektwort, das  höchstens  in  der  Verbindun«r  yolf-link  Bürgerrecht  in 
der  Gemcdnsprache  erworben  hat.  Bei  dem  offenbar  nicht  volks- 
tünUichen  Worte  bishc^prirk  ist  ck  erst  itn  Iß.  Jlv.,  vermutlich  unter 
jrelebnem  Kinflusse.  einoetuhrt  au  Stehe  des  im  Me.  geltenden  eh. 
Und  die  drei  Verba  reckt  seek,  think  erkblreu  sich  unK^'x^viangen 
nacii  der  bisherigen  Annahme  als  LJbertrngungen  aus  den  synko- 
pierten Formen  der  3,  Pers.  Sing.  FrlU.^  die  ja  auch  in  zahlreichen 
amleren  Fällen  im  Me,  verallfn-emeiiiert  erscheint. 

Mein  Urteil  fasse  ich  dahin  zusammen,  dass  wir  dem  Vf.  für 
das  reiche,  wertvolle  Material  dankl»ar  sein,  jedoch  seine  neuen 
ErklHrungs versuche  ablehnen  raüsseu. 

Würz  bürg.  Max  Förster 


■ 

I 


4 


Chadwick  H.  31.  Studies  in  i  Ud  Eiiglisb.  Separatabdruck  aus  den 
Transactions  ol  tbe  Cambridge  Philoiogical  Society,  vol.  IV*  Lon- 
don C.  J.  Clav  and  Sons  18^9.     US  S.     G  Sh. 

Der  Verl'asser  bietet  im  vorliegenden  Hefte  eine  Reihe  von 
Untersuchungen  zur  urenglischen  und  frühaltenglischeu  Lautge- 
scbicbte,  HauptsächUch  ist  dafür  das  in  H.  Sweets  "Oldest  English 
Texts^j London   18«S5)  enthaltene  Material  benutzt. 

Über  ein  Diittei  des  Kaumes  |66  Seiten)  ist  ausschliesslich  den 
ältesten  Glossaren  gewidmet.  Auf  Grund  von  voüstfindigen  Listen 
der    dialektisch    oder   zeitÜch    verschiedenen  Formen    im  P^pinaler. 


l)  Der  Versuch  Hempls  (Anglia  12,  375-383),  die  Entstehung^ 
der  dentalen  Affrikata  bis  vor  daa  Jahr  700  zurückzudatieren,  bat 
für  mich  nichts  überzeugendes. 


110  Chadwick  Studies  in  Old  English. 

Erfurter  und  Corpus-Glossar,..  sowie  der  zugrehörigen  übereinstim- 
menden, wird  die  Treue  der  Überlieferung,  das  Alter  und  die  Mund- 
Art  der  Texte  und  ihrer  Vorlagen  behutsam  und  umsichtig  erörtert. 
Dieser  Abschnitt  bildet  eine  wertvolle  Ergänzung  zu  F.  Dieters 
Dissertation  (Göttingen  1885). 

Ein  Teil  der  übrigen  Abschnitte  beschäftigt  sich  hauptsächlich 
mit  den  ältesten  nordhumbrischen  Texten  und  dem  Vespasianschen 
Psalter,  während  andere  Kapitel  allgemeinere  Fragen  behandein. 
Meist  ist  die  Absicht  des  Verfassers  auf  eine  genauere  Feststellung 
■der  Reihenfolge,  womöglich  auch  der  Zeit  der  lautlichen  Übergänge 

ferichtet.  Ausserdem  werden  mundartliche  Unterschiede  sorgsam 
erausgearbeitet.  Seine  gründliche  Kenntnis  der  übrigen  altger- 
manisclien  Dialekte  kommt  ihm  dabei  vortrefflich  zu  statten.  An- 
derseits macht  sich  zuweilen  seine  Unerfahrenheit  in  der  späteren 
-englischen  Sprachgeschichte  fühlbar. 

Wie  das  Vorwort  erklärt,   waren  die  Abhandlungen   bereite 
im  April  1898  vollendet,   mehrere  Monate   vor  dem  Erscheinen  der 
dritten  Auflage  von  E.  Sievers*  Angelsächsischer  Grammatik.   Daher 
werden   noch   mehrere  in  der  zweiten  Auflage  enthaltenen  Erklä- 
rungen angefochten,   die  in  der  neuen  verbessert  sind.    Immerhin 
ist  die  Erörterung  der  Gründe  nicht  ganz  überflüssig.     In  nachträg:- 
lieh  zugefügten  Fussnoten  wird  übrigens  in  solchen  Fällen  hervor- 
vorgehoben,  dass  Sievers  inzwischen  selber  die  richtige  Erklärung 
gegeben  hat.    In  ein  paar  andern  lehnt  der  Verfasser  Sievers'  neue 
Theorien  ab;  wie  mir  scheint  ohne  stichhaltige  Gründe.     Z.  B.  wird 
Sievers'  Erklärung  von  ws.  Uoht  nordhumbr.  l^M  'leicht'  (§84,  2  n. 
165  Anm.  2)  doch  auch  durch  nordhumbr.  bitwen  Li.  'zwischen*  be- 
wriesen. 

Doch  ist  hier  nicht  der  Ort  für  eine  ausführliche  Widerlegun«: 
4er  mir  verfehlt  erscheinenden  Ansichten  in  dem  Buche,  zumal  ich 
meine  abweichenden  Aulfassungen  vieler  Dinge  bereits  vor  dem 
Erscheinen  desselben  an  andern  Stellen  ausgesprochen  und  begrün- 
det habe.  Es  verdient  hervorgehoben  zu  werden,  dass  der  Ver- 
fasser meine  Artikel  nicht  gekannt  hat,  obgleich  der  älteste  bereits 
im  Jahre  1896  erschienen  ist,  und  dass  wir  anderseits  manchmal  zu 
denselben  oder  ähnlichen  Resultaten  gekommen  sind.  Man  sehe 
Anglia  Beiblatt  7,  71—74;  9,66—78  und  89-111;  auch  die  späteren 
Artikel  in  derselben  Zeitschrift  9,  289— 300  *  und  10,1—12;  sowie 
«inen  erst  im  nächsten  Heft  der  Englischen  Studien  (27,  1)  erschei- 
nenden Aufsatz. 

Auch  L.  Morsbachs  Artikel  Anglia  Beibl.  7,  323-332,  ist  ihm 
unbekannt  geblieben. 

Für  die  Leser  dieses  Anzeigers  hat  vielleicht  das  meiste  In- 
teresse ein  Kapitel  über  die  Konsonantendehnung  vor  j  und  die 
Flexion  der  jo-Stämme  (12  Seiten),  und  eine  kurze  Fussnote  (auf 
Seite  62).  In  der  letzteren  wird  darauf  hingewiesen,  dass  der  ae. 
Ausgang  -cen  (-en)  der  starken  Partizipia  Praeteriti  nicht  dem  ahd. 
-an  gleichgestellt  werden  könne,  sondern  ein  idg.  -e-  enthalten  müsse; 
ursprünglich  habe  das  Englische  wohl  zwischen  -cena-  (aus  -ena-) 
und  'inu-  geschwankt,  dass  z.  B.  in  forsleginum  (Ep.  744)  erhalten 
sei.  Dass  wir  einen  urgerm.  a-Umlaut  des  -e-  auch  in  Ableitungs- 
silben annehmen  müssen,  ist  mir  aus  dem  Ae.  (und  An.)  schon  ge- 
raume Zeit  klar,  namentlich  wegen  dieser  Partizipien  auf  -een.  Er 
kann  ferner  vorliegen  im  Gen.  Sg.  der  o-Stämme  -ces  {-es)  und  in 
verschiedenen  anderen  ae.,  aber  ebenfalls  zweifelhaften  Formen. 
Sicherer  sind  die  as.  fränk.  Formen  des  Gen.  Dat.  Sg.  hanen  namen 
und  der  ahd.  Gen.  Sg.  tages  usw.,  wofür  W.  Streitberg  bereits  (ür- 


Borgeld  De  Oudoostnederfraokische  Psalmen. 


^ermanischf»  Granitnatik^  t?  65  Aninerkung)  Erhaltuu«:  des  e  unter 
drill  Einfluös  des  uri^priin^luih  Toig-enden  o  {^hYtucitos  ^dhotfht^sa} 
vermutet  liat.  Für  dns  Ae.  ist  benM^rkenswerl,  dnas  dan  nai'htoni^e 
^  in  der  ältesten  liihtorischen  Zeit  iioeh  seine  selir  offene  Ausspraelie 
bewahrle.  wit*  deutlieli  aus  der  hiluflgen  Seiireibun^-  ae  hervorgeht; 
'wohin;i,e|fen  dah  liau|>ttr>nig"e  t*"  (in  ?rei/  usw.)  bereite  im  Frütiiiren^- 
lisehen  nu  t^escldossenem  e  verengt  war  (wie  a  zu  m  usw.).  Beaeh- 
tenswert  ist  ferner,  wa«  Sievers^  §  3<iß  Anni.  "2,  andeutet;  nämheli 
dass  im  trülj etilen  Ae.  dem  Auüjifaii'^  -ich  in  den  unflektierten  For- 
men des  Part.  Prt.  -in-  in  den  flektierten  gegenüber  steht  \gibaet\^ 
aber  forlegifium).  Dies  scheint  tetlwidsie  daran  zu  he^-en,  dass  daj* 
ursprünjrnche  e  in  den  letzteren  Forruen  schwjlther  betont  war  als 
im  Nonnnaiivanj^^an^  -euaz  nsw.  Nur  dxireli  einen  tollenden  minder 
betonten  Vokal  kann  e  Umlaut  erfahren  <z  B.  in  *enaz);  fol^^ie  da- 
^e^en  eine  schwere  Endun«i\  so  g-ing  e  in  i  über  {thxhin'  forlet/imtm). 
Leider  i.*^t  dern  Buche  kein  Index  hei;u:egeben.  Einen  Index 
zu  meinen  AnfsittKen  wül  iuh  in  meinem  "'AItengli^chen  FJenientar- 
l)uch'*  oder  an  auflerer  Stelle  naehhetern. 


I 


I 


Groningen  (Niederiaodeb 


K.  D.  Biübrin":. 


I 


Psalmen.    Klank-  en  vof 
Gron innren   Woltern    189^, 


I 


Borgeld  A,    De  Uudoostnederfrankit»ehe 

leer,     (Gronin^er   Doktordissertation). 

Vni  und  142  S-  8", 

Die  Eiuleilnng  dieser  Sehriit  noterrichtet  kurz  über  die  Ge- 
^ehiehte  der  in  einzelnen  fragmentarischen,  frühestens  aus  dein 
17.  Jh.  fetaiameudrn  Ah,sehriften  aus  einer  alten»  jetzt  versehcdletieii 
Hb.  auf  Ulis  gekommenen  interlinearen  Psabnengloösierun^  sowie 
der  aus  dei*!?ielbcu  alten  Hs.  getlosseiren  Glossen  des  Justus  Lipsius, 
Borgeld  sebliesHt  sieh  tnit  Recht  der  von  Cosijn  begründeten  An- 
«ieht  hiiy  dass  die  Hs.  im  östlichen  Niederfranken  zu  Hause  gewe- 
sen sei,  und  weiter  van  Heltens  Ansicht,  dass  sie  eine  Uinsehritt 
ans  einer  mittelfiiink.  Glossierun;^,  darstelle,  deren  S[)rache  sie  in 
den  ersten  Psalmen  getreuer  bewahrt  hatte.  Jedenfalls  stammen 
die  ersten  Psalmen  aus  derselben  verschollenen  Hs.  wie  die  in 
nfrnk,  Sprach  formen  gehaltene  Hauptmasse,  und  hei  der  grossen 
Übereinstimmung  in  beiden  Teilen,  die  sich  trotz  dem  dialektischen 
Unterschiede  selbst  anf  die  Sy>rach tonnen  erstreckt,  müssen  sie  auch 
vorher  in  der  engsten  Beziehung  untereinandeT  gestanden  haben, 
Die  kann  ich  mir  aber  nur  sn  vorstellen,  dass  der  letzte  Bearbeiter 
znnilchsi  die  ndrnk,  Glossen  wörtlicher  eintrug,  ctann  aber,  entweder 
selbst  aufmerksam  geworden  oder  von  autoritativer  Seite  darauf 
hingewiesen*  dass  es  so  für  den  Zweck  nicht  gut  sei,  Rick  zu  einer 
rnischrift  in  die  eigene  Mundart  entschloss.  Diese  wird,  wie  ich 
meine,  in  einem  Teile  des  östiiehen  nfrnk.  Gebietes  zu  suchen  sein, 
wo  das  Fränkische  noch  nnt  einer  mehr  angh*friefe>  Mundart  zu 
kiimpfen  hatte.  Auch  die  Psalnieu  sehe  inen  mir  ein  Beweis  dafür 
ÄU  sein,  dass  das  Anglofries.  ursjirüngHcb  einen  grossen  Teil  Nie* 
derdeutschlamls  einnahm  und  erst  sehr  allmählich  von  fränkischen 
oder  ȟehsisehen  Mundarten  verdrangt  Munle. 

In  betreff  van  Heltens,  von  seinem  Schüler  B.  vertretener  An* 
sieht  über  die  Sprache  der  beiden  Teile  der  Psahnen,  wie  sie  sich 
nach  einer  Pnlennk   mit  Co>iiin  srhUesslich  gestaltet  hatte,    hat  8icli 


I 


112  Bov'f^Qbl  De  <»uaoos»:iu*'l«riraiikische  P*a:n:exi. 

nuchtraglioh,  im  Aii.schliir?s  an  P#.s  Schrifr,  eine  neue  Polemik  n:- 
srlien  ^fornliault  und  van  Holten  eilioben  in  T;ial  en  Lrivrc- ■• 
4;-)!  ff.:  521  ff.;  10.  113  ff.:  lls  ff.;  2CK»  ff ;  212  ff.  (Jinnbaul:  Wr..  :- 
ti;^t  ein«*  s<*hr  %vün<chens werte  Xeuaus^rabe  der  IValiiien.  Di»?  Puükv 
seiniM-  i'oW'niik  )»edürfen  einer  nochinalitfen  gründliclien  Prü:!ii.j. 
und  nach  dem  oben  iresa«rt<*n  kann  ich  dem  in  Aussieht  <r^<*-'.:^:, 
Nachweis  "flahs  nichts  uns  anzunehmen  )ierechti;re,  die  P?.  \—^  'i-: 
Waehtendonk.schen  Hs.  seien  in  einer  südlicheren  Mundart  ai*  •!:- 
andern  ^geschrieben"  ;rrade  nicht  mit  Vertrauen  cnt^i-;ren>ehii. 

Als  i'i «^entliehe  Aufgrabe  hetzt  B.  sich  eine  genaue  .^tati-ii-c:,- 
Darstellun«,^  der  Laut-  und  FIexionsverhHltni*rse.  Er  zei;rt  -ich  'sar, 
unterrichtet  und  hat,  so  weit  ich  sehe,  «dne  lück«'nlO'-e  Arh»-it  ;,v- 
Vu'U'Vij  deren  I5rauchharkeit  erhöht  wäre,  wenn  er  sich  hätte  -!;■- 
schliessen  wollen,  weni^rstens  ein  ausführliches  Register  als  K-Ijva- 
chen  Krsatz  für  eine  lexikalisch«*  Bearbeitung*  hiuzuzufüpren.  Ii:  a^r 
Auffassung:  der  Kinzelheiten  wa;rt  er  kaum  die  leiseste  Abweichuu^ 
von  van  Hellen,  so  dass  wir  «dj^entlich  nicht  von  B.,  sondHin  vnn 
van  Helten-Bor;re]d  zu  sprechen  habt^n  und  neben  manchem  ;ju>n 
auch  all  die  L'nrichti;rkeiten  der  van  Heltenschen  Methode,  die  v-ir 
allein  in  der  willkürlichen  Annahme  in  sich  un«rlaublieher  l'hertn- 
;:un;ren  ^rradezu  schwel«rt,  mitbekonnnen.  Wir  liaben  es  bei  die-»-!! 
Ti'Xtrn  mit  Abschriften  zu  thun,  die  von  Fehlern  und  Mi>svcr!»tan'i- 
nis>en  winniieln.  und  denen  ge*renüb«'r  noch  viel  mehr  Mi^straul■ü 
;reboten  ist  als  (;s  so  wieso  schon  anjrewandt  wird.  So  sind  m.A.  narh 
z.  B.  nicht  nur  tjeqtiahlit  und  f/etjuaUiif  für  'coag'ulatum*  soiKLrrn 
auch  das  ^rleichbedeutende  </6f?/i/f/////  zu  vereinigfen;  sie  trehfiren.  aK 
ifcquahUt,  zu  dem  bei  Die'fcnbach  (s.  v.  coaguluni)  und  mnd.  l**?- 
zeujy:ten  qtKujel  aus  roat/ulum;  so  ist  es  doch  richti^^r  die  vt•r^chi^- 
deiK'n  irrof  und  rod  {(H.  <>*21;  624;  82^);  773)  in  irruort  zu  vtrht-jr 
sern;  so  ändere  ich  farschitoJi  (H.  300  in  farsclUon  us%v.  S*»  ist  *•> 
auch  nicht  «rerechiferti^^t,  wenn  die  von  Heyne  vorgenommene  und 
von  mir  Zs.  f.  deutsches  Altert.  40, 5)  be;^ründete  Änderun^r  d«*s  Nom. 
S;;-.  Mask.  tfiia  in  f/iie  niclit  weiter  beachtet  wird.  Ist  bei  cint'iii 
solchen  Text  «»inci  ins  einzelne  <i*ehende  Laut-  und  Flexion>ldin* 
überhaupt  schon  misslich,  so  ist  es  noch  viel  misslicher,  die  Diu;:»* 
nun  auch  noch  mit  einer  Methode  die  willkürlich  einmal  die  Kr- 
sclieinun«,^«;!!  als  Schreihfehlrr  »las  andere.  Mal  als  hedeutun;:'svoll 
ninnnt  zu  erklän*n.  Wenn  dies«*.  Methode  mit  Bestimmthidt  cim« 
;rross<*  Anzahl  der  Formen  als  Rückstand«»,  aus  der  mundartlich  ab- 
weichenden Vorlajie  (erklärt,  so  mag*  sie  damit  unt<'r  den  ohwalct-ii- 
den  Umständen  öfter  das  richti^^e  treffen;  aber  noch  öfter  diiviw 
»i»!  ins  blaue  «rehn.  In  dem  Schreibfehler  faruut'rp  will  B.  S.  112 
*-ine  spätere  njnl.  Präteritumsform  icierp  erkennen  und  überträ^n 
di»;  Krkläriuif,*-  auch  auf  4  Fälle  wie  imirpo/t  (statt  utuirpon).  in 
dornen  allen  es  sich  doch  um  die  Lautfol^e  uuxi  handelt,  und  aNo 
/*rwiss  nur  ein  Strich  ver^^essen  ist. 

Auf  Wnzelheiten  einzudrehen  fehlt  hier  der  Kaum.  Doch  sei 
".rr.'.'rrkt,  dass  1».  sich  in  Bezü^  auf  gethuuhuj  §  ;U,  3  selbst  wider- 
♦i",r.»-.ht  und  g  84  f.  hei  becfhnof,  feif/non,  heceigtiedo  übersielit,  daas 
liU'.n  durch  mnl.  fcechenen  (»in  ^^erm.  *tai(/7i-  (neben  faikn-)  voraus- 
^■"*'rzT.  wird.  Ks  er^^iht  sich  dass  die  Schrift  als  zuverlässige  Ma- 
•<:rau«Ammlung  j^ute  Dienste  h-isten  kann,  während  weitere  Schlüs>e 
•-^  **K  zi«:ht  stets  der  Nachprüfung?  bedürfen. 

.^.r.-..  J.  Franck. 


I 


I 
I 


vor  JahrzehiUt^n  den  PImi  jLifefassT  liabe,  ein  Würterlmch  (?er  frWn- 
liischen  Sprache  zur  Merovin;i"f'rzeit  «u  wclireibeii,  und  dnis^  deT 
ef'^te  Entwurf  dazu  schon  18ß9  fäsl  vollendet  gewesen  sei.  Aller- 
hand Umstünde  wirkten  zusannnen,  dass  die  Arbeit  damals  liegen 
blieb.  Nach  last  "30  Jahren  hat  dann  der  Veril  die  Arbeit  wieder 
vorgenommen  und  aul'  den  heii1i;4Tn  Stand  der  WisscnschRft  zu 
bring-en  gesucht.  Allfiin  er  üherzeiig^te  Kieh  bald,  dass  es  ihm  niidit 
nitdir  moi^-lich  sei  dieses  Werk  zu  vohenden,  und  .so  erschienen  die.se 
"Studien"  durchaus  nicht  mit  dem  Anspruch  etwas  Fertiges  zu  bie- 
ten, sondern  nur  als  Anregung  für  Jün»-erej  «in  Werk  über  die  Iränk. 
iSpraelie  zu  schreiheUj  wie  es  ihm  vorgeschwebt.  In  einem  Nach- 
wort nimmt  sodann  der  Verf.  in  bewegten  Worten  Abschied  von 
«einem,  ihm  lieb  gewordenen  germanistischen  Büchersehatze.  Diese 
persiunlicben  Ang'aben  charakterisieren  wohl  das  ganze  Werk  zur 
Genüge  und  überheben  den  Rezeuseuten  der  PHicht,  der  i^Iasse  von 
unrichtigen  und   ungenauen   Einzelheiten  entgegenzutreten. 

In  den  ersten  Kap.  werden  die  verschiedenen  Formen  der 
Köntgsnanjen,  ihre  Be^leutung  und  endlicii  die  Bildung  der  Kurz- 
namen  umständlich  Ih-*s|j rochen.  Letztere»  Ka|K  lehnt  sich  last  ganz 
an  Slarck  an;  was  sicli  von  neuen  Vorschlägen  findet^  ist  verfehlt. 
So  soll  z.  B,  Bodo,  da.s  als  Zuname  eines  Otfndeyinilus  lielegi  ist, 
<au5  dem  letztem  durch  Redutdikation  der  zweiten  Silbe  des  ersten 
Best?indlejls  über '*'i^«r/o  eutstanden  sein!  Durch  dasselbe  Verfahren 
soll  Dttdo  aus  Audoenus  gewonnen  sein.  Nicht  minder  verwunder 
lieh  khngt  es,  wenn  Pippimis  als  Donblet  von  FOpo  (aus  B6ho)  er- 
klärt wird^  woraus  er  sich  durch  Uirdant  entwickelt  hätte,  u.  dgL  m. 
Dass  das  4.  Kap..  das  eine  Reihe  gramniatisclier  Beobachtungen  ent- 
hlUt,  zumal  bei  der  höchst  mangelhaften  Kenntnis  der  neueren  Lit- 
terami\  wertlos  ist^  wird  angesichts  solcher  Behauptungen  keiner 
nähern  Ausführung  bedürfen.  Der  zweite  Teil  des  W^erkes  gibt 
Bruchstücke  eines  frfinkischen  Namenbuches:  es  umfaö.st  die  Namen 
Abo  —  Berctho  und  Kompp.  An  Materiai  ist  nicht  viel  Neues  hei- 
mgebracht. Manche  Namen  simi  falsch  erkhlrt  und  unrichtig  einge- 
ordnet» z.T.  in  Anlehnung  an  Forst emann;  so  wird  z.B.  Echnrigun 
unter  die  mit  Agi-  kom|;onierten  Namen  gestellt.  DemgemH.ss  sind 
auch  fHe  regelmilssig  bei  gegebenen  Übersetziingen  nicht  selten 
w*eder  glücklich  noch  richtig:  An  so  verfehlten  Ubersetzungeu,  wie 
Beracharius  ^cehn  qui  a  une  troup  de  cochünii\  oder  Ancebercihus 
*  brillant  par  hf¥  jambejf^  ist  in  dem  Buche  kein  Mangel. 

Basel.  Wilh.  Brückner,. 


I 
I 


Finck  F,  N,  Der  deutsche  Sprach  hau  als  Ausdruck  deutscher  Welt* 
anschauung*  Acht  Vorträge.  Mjirburg  Elwcrt  l^UJi.  Vlllu,  123S. 
S^.    *2  M. 

In  irischer,  unmittelbar  wirkender  Schreibw^eise  —  die  Schrift 
ist  aus  einer  Reihe  von  CniversilUts-  und  Ferienkursvortnlgen  er- 
wachsen —  bietet  uns  der  Vf.  efne  trotz  gewisser  Mangel  immerhin 
sehr  lesenswerte,  anregende  Untersuchung  über  den  Teil  der  geisti- 
gen Eigenart  des  deutschen  Volkes,  wekdier  sich  in  dessen  Sprach- 
bau offenbai't.  —  Ausgehend  von  einer  etwas  modifizierten 


Ans«i(rer  XII  L 


issen  Sprach-    ^ 
rteft  Ditrstel-  ^M 

J 


IM 


Finck  Der  deutschte  Sprachbau  usw. 


lun;^  der  Byroeschen  Thcctric»   dt'rzufol;^e  ein   und  dasselbe  OHjektl 
bei  viTsi-bicdfiieii  SiiUjeliteo  je   imch   deren  Rfizbarkfit   ein^n  vpi- 
öchiedcnen  Vorstelluii;,'*s-  und  (Tcdühlj^verlaut'  iKTvorruft,    huhaupj.*tj 
der  Vf.  für  die  TrUg^er  der  idg".  Sprachen  hei  durch schnilt lieh  nmt-j 
lerer   bis    gnisser  Uinzbarkeit    antilihernd    j^leiehe  Stiirke    you 
Stellungen   und  Gelühlen,    und   engt   nach  einem   kurzen  I'l»e| 
üijer  die  andern  Sprachsst^lmme^  deren  Ti'äo:ern  durch sebnilttic' 
ringe  oder  |j:rosse  Keizbarkeit  zukomme,  und  einer  g^drüng^ten  CUt 
rakteristik  der  bekannteren  idg^.  Sprachen   den  Umfang  der  rnt'^i 
öuehung  zunilcbst  auf  das  Gernmni8che,    8odann    auf  das  DeutKheJ 
ein,   mit  fallendem  Er^ebnin  (S.  4B):   "Innerhalb  desv  Gerni«nisrheft| 
scheinen  Kich  keine  »graduellen  Unterscbiede   der  Reizbarkeit  nAch 
weisen  zu  lassen,    wohl  aber  ein  solcher  der  Art,    ins^^ofern,    ^h  d« 
DeuUche    mehr  Gcfubl    zum    Ausdruck    bringt    als    das    Knglisch« 
Schwediscbe.    Dflntsche  und  Niederländische,"    Von    hier   aus  Ueliil 
sich  die  Methode  um,   denn  (S.  49):   'unabbllng-ig  von  der  [uotwen 
dig'en)  Einwirkung  det*  Temperamentes  macht  sich  noch  eine  FGlIt 
von  andern,  unbereeh4*nbaren  Einflüssen  ^j^eltcnd  .  .  .;    e^  enipfiehll 
sich    daher  auch    für   unsre    weitern  Betraehtung'en  nicht  mehr,  xH 
fragen:    wie  wirkt  dies,    wiu  wirkt   dfJH  auf  den  deutschen  Spracli- 
bau?  .  ,  .  wir    werden    [vielmehr]  *  .  .  fragen    müssen:    was   verri 
uns    diese,    was   verrät   uns  jene    grammatische  Eigentürnlicbkeit'^ 
Demgemäss  entwirft  fler  XL^   nachdem  er  (S.  49  t)  betont  hat*  duf 
öich   auch  dabei   die  Riieksiebtnnhntc   auf  die  Gef  utile   nie  hl  werd 
vermeiden    laBScn,    welche    mit   den   zum  Ausdruck    zu    britigemJea 
Vorstcdlungen    verbunden    seien   und  um   deren  Äusserung  es  dei 
Spree  her  oft  gerade   äu    thun  sei,    auf  S.  »1    den  Plan    der    weiteml 
Untersuctiung.    ''Im  1.  Abschnitt   soll   zunilcbst  nnlersucbt    werden 
wie  weit  die  der  formellen  Einteilung  des  Wortschatzes  zu  OmndeJ 
liegende  Klassifikation   der  Vorstellungen   als  eine  dem    r>eutsehraj 
eigenartige  anzusehen  ist,  und  wie  sich  dieses  eigenartig  Deut^cbfl 
erklärt.     Dann  soll  festgestellt  werden,  welche  von  den  Mitteln,  diel 
zur  nJthern  Bestimmung   einer  einzebien  Vorstellung   dienende  Be*| 
Ziehungen    und   Modifikationen    bezeichnen,   besonderer  Beachtung 
wert  sind.     Im  2,  Abschnitt    werde    ich    lestzustelten    ver»ucheii,  iir] 
welcher  Keibenfolge    die    einzelnen   Glieder   des    deutschen    SatÄe«! 
zusammengetiigt  werden^  und  w^as  sich  aus  dieser  Wortstellung  nnf^ 
Grund  allgemeinei-  Erwägungen  sowie    im  Hinblick  auf  die  andc 
uns  bekannten  Sprachen  erschliessen  lässi.     Jia  3.  Abschnitte  cud 
lieh  soll  klargelegt  werden,   weiche  Beziehungen  zwischen  den  ein»] 
zelnen  Vorstellungen  einerseits,  sowie  zwischen  der  Rede  und  dcnij 
Redenden    anderseits    erfasst    werden,    wie    man   sie   zum  Ausdrucl&J 
bringt,  und  was  beides  von  deutscher  Weltanschauung  und  im  hr^t 
aomlern  von   deutscher  Geisteskraft  verrät,"    Auf  die  EJnzelheit<»Hgl 
die    in    diesem  Rahmen    zur  Besprechung    kommen    (Zusammenfalll 
des  ]>rädikativen  Adj.  mit  dem  von  ihm  ab^-eleiteten  Adv  ,  Schictisall 
des  gram nmti sehen  Gt^schlechts,  Stellung  des  attributiven   Adj,  und! 
des  nominalen  Subjekts,  Art  der  Satzverbindung",  SubjektiviiÄt  de 
Verbs)    kann    ich    hier    nicht  eingelien.  —  An  der  Metbod»^  de«  Vßl 
ist  jedenfalls  zu  loben,  dass  er  sich  bemüht  hat,  die  ErscheinUDjL't'nl 
niemals  vom  engen  einzelsprachlichen,    sondern  stets   vom   verjrie)- 
chenden  Standpunkt    zu    behandeln    nnd  so  in    einen  grosseren  Zu-i 
sanimenbang  zu  stellen;  auch  dass  er  im  letzten  Teile  »seiner  rnter-l 
suchung   die   kulturelle  Stellung   der  Idg.   und  Semiten   gjfgenüherJ 
den    scheinbar    «uf  gleicher    Hohe    stehenden    Chinesen,  AgAplem,] 
Mexikanern    für    die  ("berlegenbeit  der    idg.  uml    sernilischen  Spr^* 
eben  ins  Treten  führt  uiul  da5>ei  Anscliauungen  vorträgt,    die  eritj 


Finck  Der  deutsche  Sprachbau  usw. 


115 


kürztich  auch  von  Vierkaodt  im  3.  Bande  der  Hettnerschen  Gengr. 
Z».  vei*teidi^t  worden  &ind,  nimmt  für  ihn  ein;  noth  mehr  die  durch- 
aus freudig  zu  be^rüssende,  auf  der  Experimentalp8ychoto^''ie  fus- 
ßende  Einleitung  über  das  Wesen  der  Sprache.  Um  so  unbegreü- 
lieh  er  it?t  es,  dass  der  Vf.  den  verzweifelt  an  die  alte  Vermögens- 
iheorie  gemabiienden  Theoremen  Byrnes  eine  so  grosse  Bedeutung 
beimisst  un(l,  wohl  haiiptsMehlich  unter  deren  EinHuss,  auf  eine  Cha- 
rakteristik i\er  deutsehen  Sprache  hhiauskommt,  die  den  günstigen 
Eindruck,  welchen  das  Bueii  sonst  macht,  zum  grossen  Teile  wieder 
verwischt;  sie  sei  eine  nichts  weniger  als  zierliche^  aber  starke  Sub- 
jektivität, daher  Sinn  für  Kausalitilt  verratende  und  durch  Xrigung 
zum  Ein^ebachtelu  der  Sätze  den  Beweis  !ür  vollbrachte  Gedanken- 
arbeit liefernde  und  zu  solcher  anregende  Sprache,  Das  ist  t^ine 
jener  Pseudoeharakteristiken»  gegen  die  sieh  mangels  auf  der  Höhe 
der  Zeit  stehender  volkerpsychologißcher  Spezialuntersuchungen  — 
damals,  als  der  Vf.  f*ein  Buch  schrieb,  besassen  wir  ja  noch  nicht 
einmal  den  Anfang  von  solchen,  wie  er  jetzt  in  einzelnen  Kapiteln 
von  Wundts  Völkerpsychologie  vorliegt  —  zwar  nichtt»  Besiinnntes 
einwenden  lässt,  die  aber,  davon  bin  ich  fest  überzeugt,  versch win- 
den werden»  sobald  die  für  eine  wirkliche  Si>nichencharakTenfetik 
nötigen  Vin*f ragen  (vgl,  Zs.  i\  roman.  PhiIoL  23^  552  r.)  gelötet  sind* 
Um  so  mehr  sollte  man  sich  solclier  PseudoCharakteristiken  enthal- 
ten, besonders  wenn  man  wie  der  Vf.  (S.  11)  diese  Sachlage  kennt; 
sie  geben  not  \r  endiger  weise  ein  schiefes  Bild  und  den  Schein  einer 
Ijösting^  von  der  wir  noch  himmelweit  entternt  sind. 

Leipzig.  0.  Di  t  tri  eh. 


liiebich  B.  Die  Wortfamilien  der  lebenden  bochdeutschen  Sprache 
als  CTrimdlage  für  ein  System  der  Bedeutungslelire.  Nach  Heynes 
deutschem  Wörterbuch  bearbeitet.  1.  Band.  Breslau  Preuss  u. 
Jünger  18^9,     VHI  n.  522  S.  8^.     10  M, 

Wer  mit  dem  landläntigen  Begriff  von  Wortfamilie  oder  -äippe 
aii  dieses  Buch  herantritt,  wird  nicht  ohne  Verwunderung  Zusam- 
menstellungen lesen  wie  ab  (mit  her-,  kurz-,  back-  usw.  -ah),  aher^ 
ufter-^  von  (mit  da-^  hfer-,  irovon);  achten  (mit  Avht,  Achlunff,  acht- 
itanii  usw.),  Autje  (init  Gross-  usw.  -aiige^  aiigig,  äugen ^  usw.),  Bake 
(aiit  FeuerbaJce};  Ähre  (mit  Derivaten),  Eck' (m.  Der.);  Akten,  Zwi- 
schen-, Schhiifsaki,  Pilgrim  (m.  Der.);  Wein  (m.  Der,),  VeÜichen), 
Felleisen \  Mansarde,  Monete,  Münze  (m.  Der.),  Muster  (m.  Der.); 
nobel  (m.  Der.),  Note  (m.  Der.),  saekerlot;  Zieche  (m.  Der.),  Apotheke 
(m.  Der.),  Hypothek;  er  wird  vielmehr  nur  geneigl  sein,  Sippen  an- 
zuerkennen wie  die  unten  S.  120  Z.  23  C  angetuhrten.  Aber  des  Vf. 
Begriff  von  Wortfamilie  ist  eben  nicht  der  landliiutige,  sondern 
w^eieht  von  diesem  in  einer  Weise  ab,  die  es  ihm  ermöglicht,  "alle 
Worte  [zu  einer  Familie]  zu  vereinigen,  die  wir  auf  Grund  unsres 
Sprachgel ühls,  unterstützt  durch  Sprachgeschichte  und  Etymologie, 
als  verwandt  ansehen."  Unter  "Wortfamilie  im  weitesten  Sinne' 
versteht  der  Vf,  nftmlich  (S.  ij)  "alte  uns  bekannten  Worte  desselben 
Sprachslammes,  die  aus  derselben  Wurzel  hervorgegangen  sind*', 
unter  Wurzel  ''einen  Lautkon^plex  mit  einem  Bedeutungszentrunj, 
die  beide,  wenn  autdi  noch  so  umgewandelt,  in  s,Hmtlich**o  Ablei- 
tungen nachweisbar  sein  inussen."  Gestützt  auf  diese  beiden  De- 
finitionen und  auf  Erwitgungen  allgemeiner  Art  unternimmt  er  es 


116    Liebich  Die  Wortfamilien  der  iebenden  hochtieursch. 


(S.  VI:)  "einen  Leitfaden  durch  dn^  LabyriBth  zu  schaffe«,  ab  w^J- 
chen  drt^  fi]phab«*tiücln^  WfUterbiieh  von  einem  hühereu  Staudpunkt J 
nus  erscheint",  ein  Wortfamilicnbiudj,  d*is  (S.  Vi)  "^'in  noch  so  vieleul 
EinÄelheiten  verbessert  werden  knnn,  aber  als  Ganzes  bleiben  wird,! 
da  es  thatü/lchlich  vorhandene  Beziehungen  zum  Ausdruck  briiigl,  ( 
die  bei    dw    alphabetihcheii  Anordnung^   zu  Gunsten    eiöer   rafecliea 

und  sichcrrti  Benutzung'  geopfert  werden  müssen/*    A'      j7iet«*J 

aljibabotißches  Wörterbuch    kiinne  dabei    nur    der   Dr  voftj 

Heyne  in  Betracht  kimimen,  denn  nur  in  diesem  seieu  .  . 
ben  natdi  VollstMndi^^keit  und  Würdig-unjL!:  der  be>ten  ScIi 
un.srer  ^djjfuen  Zeit  miteiii[iuder  vereitiig-t",  und  infcdg»*  plan 
tjuellenbenutzuug'  (S.  504 :)  "die  zum  Bej»:riffe  der  hocJ^i 
Gemeinsprache  zu  rechnenden  Slammworto  und  Ableitun^t  ; 
vollständig,  von  den  Zusannnensetzung-eu  die  wichtig'steu  und  ze-| 
brJiuchlichyten  anfg-cführt",  wodurch  es  "dem  Ideal  eines  Abbilüi 
der  wirkliehen  Spraehe  in  den  richti^^en  I*roportiouen  am  uÄch^tea 
komme/'  Dem  gegenüber  fTillt  alh  rdin*^s  auf,  dass  es  L.  tvotzde 
noch  rür  nötig-  gehalten  hat,  Zubälze  zu  machen,  welche  —  es  han. 
delt  ^kh  vor  allem  um  Komposita  —  (S.  II:)  ^'besonders  empfind^ 
liehe  Lücken  ausfüllen  soHen,  wie  sie  hei  der  Zuf^ammensrellun^j 
unter  dem  ref^iercnden  Gli<^de  siLdubar  wurden"*).  Auf  diet»er  Gnind-] 
läge  werden  nun  als  L  Teil  (S.  17—501)  des  vorliegenden  L  Baudi 
die  Worte  der  lebenden  nluL  Sprache  zunlichst  so  zu  Familien  zu-» 
samioengestfllt,  dass  (S.  12:)  "die  über  den  ein/.t»luen  Sprachzwei|f| 
[d.  h.  das  Gerni.p  Lat,-Kom.|  Gnech.,  usw.]  hinansreichendt«  Itv^p-^ 
waniltscdiatt  noch  nicht  btirüekHichtigt,  also  der  Begrill'  Worlfam. 
noch  nicht  im  w^dtesten  Siniu*  genonnoen**  wird;  einige  Proben  deil 
Ergebnii^ses  habe  ich  eingangs  mitgeteilt.  Von  dem  2.»  ur^prÜD^ 
lieh  ganz  für  den  Schlus^ljand  hrstimmien  Teil  wird  uns  «nhaiij^f* 
weise  (,S.  504  —  21)  der  Anfang  geboten:  eine  Zusamnienfas8UDg  der 
Familien  des  ersten  Teiles  zu  folgenden  Kategorien:  1.  Idg.  Faiui» 
lien^  2.  Germ.  F,,  d.  Hochd.  F.,  4.  Entlehnungen  aus  dem  Lat.-Romao.^, 
5.  aus  dem  Grieeh.,  6.  aus  andern  idg.  Spr.,  7.  aus  nichtidg,  Spr., 
gefolgt  von  einer  statistischen  Übersieht  der  (26*^0)  Familien  und 
(47531)  Worte,  in  welcher  der  Anteil  der  Idg.,  germ.  usw.  FamiHcaj 
an  dem  Gesamtworlschatz  in  Prozenten  ausgedrückt  wird;  nnchf 
dabei  kann  man  sich  eines  gewissen  Staunens  nicht  erwehren,  we»ft] 


1)  Die  Art,  wie  der  Vf.  bei  der  Ausfüllung  solcher  Lücken^ 
zu  Werke  gegangen  ist,  muss  ich  leider  als  ganz  unsysteraaii&cli ' 
bezeichnen;  die  Zusätze  fehlen  fast  durchweg  gerade  an  den  Stelleu, 
wo  sie  am  nötigsten  gewesen  wären;  bei  gewissen  Familien,  die 
nur  ein  oder  ein  paar  Worte  enthalten^  während  doch  (mehr)  Ab- 
leitungen und  Zusammensetzungen  dazu  allgeineiu  üblich  sind;  vgl  m 
Farn.  25  Ahle,  U^  Adamj  33  Aikoholf  29  Akadeinie,  M  Apostel,  usw,  ■ 
1  ladurchj  dass  all  diese  Wörter  als  isoliert  oder  fast  isoliert  hiDge- 
stellt  und  so  denen  gleichgestellt  werden,  w^elche  wirklich  isoliert 
geblieben  sind  {vgl  Andorn,  im^  usw\),  mehr  aber  noch  dadurch, 
dass  bei  solchen  Wortern,  die  als  scheinliarc  odtvr  wirk  liehe  End> 
glieder  von  unzUhligen  Kompositis  vorkommen,  launenhaft  bisweilen 
nur  wenige»  bisweilen  aber  auch  ziemlich  viele  auigenotnmcn  wer- 
den {vg\.  -ähidieh  mit  3^  lei  mit  21,  ''^ -artig  mit  41,  -roil  mit  85  De-j 
rivaten),  erleidet  die  Statistik  am  Schlüsse  des  Bandes  einen  argen j 
Stoss.  Hier  hätte  der  in  den  Augen  L.s  sprachwissenschaftlich  wert- 
lof^e  Sanders  mit  seinen  "'reichen,  aber  unverdauten  und  unüber--| 
sichtlichen  Stoffmassen"  recht  ffute  Dienste  leisten  künuen. 


I 
I 


I 


Tiiaii  (.»rt'ahrl,  dass  z.  B.  Almanacfi,  BarK%  Bihd,  Eben  int  usw.  Lchii- 
-w'orte  aus  dem  A^i'vpt,  bi^hi  solk^ii,  dr'iss  wir  den  K.ve/  aus  dem  Su- 
merisch eij  odiT  deu  Smaratjd  aus  deui  Skyth Ischen  hexo^eti  hal>eu 
ßoUt^n.  Dvv  unt:h  ausstfhoude  Rest  des  2.  Teils  ,'*cdl  h  ielteiehl  unter 
«fiderm?  vgl  die  S,  503  angedeutete  Anwendung  der  '"synonymi- 
Mdien  Methi>de  als  sekundäres  Einteiluii^rsprinzip")  nach  S.  VA  ein 
weitendes  Verzeichnis  bringen,  in  dem  die  Vertreter  der  einzelnen 
SpracliÄWeige  im  Nhd*  nicht,  wie  in  den  eben  erwähnten  Katego- 
rien, unter  dem  im  1.  Teil  gebrauchten  Stichwort  (z.  B.  Freit,  fak- 
tisch,  tSfaai,  InfereHne),  ftondern  unter  dt-ni  einheimischen  Stammwort 
{^ferre,  facere,  siare,  estte)  anfgCKilhlt  werden.  —  Was  ist  nun  df^r 
Zweck  dieser  Zusammenstellungen?  L.  spricht  sich  darüber  S.  503 
©o  aus:  ''<Trund!age  für  jedes  wissenschaftliche  System  ist  die  zweck- 
niitHStge  Anordnung  des  hetrelTenden  Materials.  Das  Matertat  für 
-eine  deutsche  Bedeutungslehre  ist  der  Wortsclmtz,  in  erster  Linie 
der  Wortschatz,  der  jetzt  lehenden  Sin-ache;  eine  übersichtliche  und 
sachgemitsse  (Trujipierung  desselben  war  daher  das  Ziel  dieses  Ban- 
des ,  ,  .  Eine  auf  die  Verwandt^^chaft  der  Worte  gestützte  Eintei- 
lung- der  Worte,  wie  .sie  sebon  Pott  in  »einem  Wurzel  Wörter  buch 
^er  idg.  Spr  versuchte,  darf  gegenüber  der  ilusser liehen  alidiabe- 
tiscben  und  der  schwankenden  synonymischen  als  das  natürliche 
System  der  Worte  einer  Sprache  bezeichnet  werden/'  Nur  geht 
der  Vf.  nicht  wie  Pott  von  der  idg.  Grundsprache  aus,  sondern 
wählt  die  rückwärts  blickende  Betracbtuugswei.se,  aus  wihsenschafT- 
liehen  (8.  503  f.)  uml  praktischen  Gründen;  unter  letztern  schlügt 
er  (S.  7)  besimders  den  hoch  an,  dass  man  bei  Voranstellung  der 
hypothetischen  Urform  und  Unterordnung  der  thatsUchlich  vorhan- 
denen Bildungen  unter  diese  mehr  als  nötig  von  der  wechselnden 
Tagesineinuug  abbüiigig  werde ^).  Auf  diese  Weise  glaubt  der  Vf. 
wenigstens  fürs  Deutsche  die  fTrundlage  für  ein  System  der  Bedeu- 
tungslehre geschaffen  zu  haben  (S.  I;)  "der  Bedeutungswandel  des 
wui^zelbaften  Bestandteils  der  Worte  ist  der  bisher  am  wenigsten 
studierte,  aber  nicht  der  einzige  Teil  der  Bedeutnngslebre.  Es  wird 
später  zu  zeigen  sein,  wie  auch  die  bisher  unter  Formenlebi^e,  Syn- 
tax und  Stilistik,  aber  ungleich  massig  und  ohne  innern  Zusammen- 
hang behandekt*n  Gebiete:  Zusammensetzung,  Wortbildung,  Wort- 
liiegung,  Satzbildung,  Satzfügung  sich  sozusagen  organisch  an  den 
hier  gemachten  Anfang  anschiiessen  lassi-n  (vgl,  dazu  voriäuüg  Zwei 
Kap.  fJer  Kävikä  S.  XXXIt  ff.)i  «''  ^^^^  «1h*  Bezeichnung:  Grundlage 
für  ein  System  der  Bedeutungslehre  in  der  That  berechtigt  ist," 
Zunächst,  wie  gesagt»  fürs  Deutsche,  denn  auch  in  der  Bedeutungs- 
lehre müsse  man  (§.  7:)  "von  der  eignen  Muttersprache  ausgehen, 
alle  Probleme  regelmKssig  zuerst  an  ihr  studieren  und  die  hier  ge- 
wonnenen Gesichtspunkte  sodann  auf  entferntere  Dijjekte  übertra- 
gen"; (S.  5:)  "wir  müssen  erst  eine  deutsche,  englische,  italienische, 
arabische  usw.  Bedeulungslehre  haben,  ehe  wir  erwarten  können, 
zu  einer  Bedeutungslehre  an  sich  zu  gelangen,  die  wirklich  diesen 
Namen  verdient,"  Der  wissenschaftliche  Gewinn  der  von  L, 
befolgten  Methode  könne  (S.  I:)  "erst  dann  recht  hervortreten,  wenn 
eine  Reihe  ähnlicher  Arbeiten  für  die  verwandten  Spr.  vorliegt,  in 
denen  die  identischen  Familien  durch  Kreuz  verweise  nüteinander 
verbunden    werden,    da    ein   eiuzigrer   Querschnitt    eines   einzelnen 


1)  Dass  auch  der  Vf.  von  dieser  nicht  unabhängig  bleibt,  be- 
weise die  •^provisorischen"  oder  jetzt  schon  unhaltbaren  Familien, 
von  denen  unten  S.  118  Z.  2b  t\  u.  Anni-  !  die  Hede  ist. 


11*^    Liebich  Die  Wortfamilien  der  lebenden  hochdeutsch.  Spr 

Zweiges  noch  nicht  hinreicht,  um  eine  anschanücho  Von*tellung  v<io 
einem  ganzen  Baume  zu  gewähren/'    Dagegen  habe  man  vrm  ^^-m  i 
Buche  »choü  jetzt  auch  praktischen  Gewinn  zu  i'rhoffcn,  insofern 
Hi^h    dessen   auch   die  l'ädagog'en   als  Hüfsmitteb   Jtir    den  Sj*r»cb- 
Unterricht  bedienen  könnten»  und  auclt  weitereu  Kreise  von  Gebil- 
deten Gele^^enheit  geboten  wlire,  an   der  Hand   dieses  FiihriTs  (\\t 
Artikel  bei  Heyne  so  zu  studieren,  dass  ihnen  ein  tiefere»  Version dni* 
für  die  siprachwissenschat'tlichen  Probleme  erscliiossen  würde.  —  Di<^ 
in    kurzem    Inhalt    und  Tendenz    des  L  sehen  Unter« ehmeos^.     Soll 
ich    nun   mein  Urteil    über   den   vorliegenden  L  Band  abgeben,  »o 
treue  ich    mich    eineröeit»,    dem  Vf.  rückhaltlose  Anerkennung  für 
die    von    tiefer   laiUgeschlchtlicher   Kenntnis    und    groHser   Sorgfall 
»engende  Art  zollen  zu  können,    mit  der  er  sich    der   keineswegs 
leichten   Aul  gäbe   unterzogen    hat,    seine  Wortfamilien   aus   Heyne 
herauszuHchäien:  die  Verweise  bei  Hevne  sind  gewissenhaft  benutzt; 
wo  diese  nicht  ausreichen,    tritt  Kluge  helfend  ein;    Abweichungen 
von   diesen   werden    in   der  Regel  i nicht  immer)   durch  Verweisung 
auf  Franck  motiviert;  auch  an  der  Heranziehung  der  andern  neuem 
und  neueMten  sprachhistorisclien  Litteratur  fehlt  es  nicht,    wobei  e§ 
allerdings  z.  B.   begegnet,    dass    fürs  Roman.  Körting    eine    meinet 
Erachtens   etwas   zu   hervorragende  Kolle   sidelt*);    dass  der  Vf.  t» 
sieh  ferner  (S,  14)    zum  Grundsatz  gemacht   hat,    ''keine  Verwandt- 
schaft anzuerkennen,    die  er  nicht  ans  lautlichen  und  senna»iologt- 
gehen  Gründen  für  möglich  hielt",  und  dass  er  unumwninden  {SAh 
u.  Fam.  1414)   zugibt,   "manche  Familien   seien  einfach  als  proviso- 
risch zu  betrachten''^),   ist  ebenfjdls   nur  zu  toben;   anderseits  aberj 
kann  ich  leider  nicht  umhin,    es  mit  ebenso  rückhaltloser  Offe^nbeÜ 
auszusprechen,   dass  mir  all  die  viele  Mühe  und  Sorgfalt  an  einentj 
Gegenstand  gewendet  scheint,   der  sie  bei  weitem  nicht  lohnt.    Ich 
greife,  um  den  Beweis  dafür  zu  erbringen,  zunächst  1,  auf  die  ohei» 
S.  1 15  Z.  44—47  angezogene  Stelle  und  auf  die  ebenda  Z.  47  Ö.  mit* 
geteilten  Delinitloneii  der  Begriffe  Wort  tarn  ili<*  un<l  Wurzel  zurück. 
Ich  glaube  nicht,  dass  mun  nnt  dieser  Methode  und  mir  diesen  Be- 
griffen in  einer  nhd.  nder  überhaupt  in  einer  Bedeutungslehre,  he^ 
züglich   deren  Nichtbeschränkuug  auf  die  Lehre  vum  Bedeuiunjr»-  ' 
Wandel  ich  dem  Vt  übrigens  voilknmmen  beipflichte,  operieren  kaiiiv 
uncl    zwar   aus    folgenden   Gründen:    a)  wenn   irgend    eine   sprach- 1 
psychologische  Thalsache,   so  ist   doch  ilie  als  unumstössHch  '»icherl 
anzuerkennen,    dass  es  in  uHen  8prachperioden  Worte  gibt,    derea  [ 
Zurückführung  auf  ihr  Etymon  den  Sprechenden  entw^eder  dadDrcbj 
unmöglich    gemacht    wird,    dass  dieses    niclit  mehr  in  der  Sprache  1 
vorhanden  ist  (vgl,  HageMoh  usw.),    oder  dadurch.,    dass   das  VVortj 
bereits  ferrig  und  isoliert  aus  einer  andern  Sprache  herübergeB 


1)  Schnffot  z,  B.  hat  mit  Balken  nichts  zu  thun*  s.  Darine^teier^^ 
Hatzfelfl -Thomas,  Dict,  general  (dessen  Ktymologien  die  Körring- 
sclien  oft  überholt  haben)  s.  v,  ckafmid;  die  Eiym.  von  Flamher^i 
(Fam.  155^  die  Kört,  nach  Diez  gibt,  ist  mtdir  als  unsicher^  s.D.-H^-T,  1 
s.  V.  fiamberge  u.  Darm  est  et  er  Mots  coniposcs  2.  Aufk  S.  155;  usir.;I 
Benutzung  von  D.-H.-T.  hJltte  den  \t  auch  z,  B.  davor  hewAhrt,^ 
Allee  mit  ttutati  oder  (Fam.  218;)  Posse  mit  Amboss  zusammenzu" 
stellen  u.  a.  m. 

2)  So  wird  z.  B.  die  Fam.  413  Erbe,  Arbeit,  irnn,  die  bei  Kluge*] 
nur  durch  eine  Vermutung  s.  v.  nrm  zusanmienhing,  schon  nach  f 
Kluge*'  hinfällig;  vgl  auch  die  Selbsikorrektur  der  Fhhi*  3*>^  imj 
Fam.  2370,  der  Fam.  :j;tB  in  Fam.  2452. 


Liebich  Die  Wortfamilien  der  lebenden  hochdeutsch.  Sprache.     119 


Inieu  wtinie,  in  der  es  Ins  weilen  anch  für  die  Einheimischen  schau 
etymoIoLfiöch  unklHr  geworden  wnr  (v^L  Fetteisen  iisw.).  Tritt  aber 
einer  dieser  heiden  Fülle  ein,  und  lehnt  der  Sprechende  ein  solches 
Wort  infolge  lautlicher  und  andrer  Agsozifitionen  an  Wörter  der 
lebenden  Sprache  an,  mit  denen  es  ursprünglich  nichts  zu  Ihttn 
hatte,  so  ist  es  doch  klar,  dass  für  ihn  g-ar  keine  Mö;;lichkeit  he* 
isteht^  diese  nach  dem  Urteil  sprach historisJch  ^rehildeter  Grammatiker 
**falsche"  Etymologie  y.n  "korrigieren",  es  «ei  denn,  er  stutlierte 
Sprachg-eschichte  und  nllhme  auf  Grund  seiner  so  erworbeneu  Kennt- 
nis absichtliche  Korrekturen  vor^  mit  denen  er  aber  in  der  Regel 
Tweni"'  Erfolg    haben    dürfte.     Aber  auch    derartige  AuHnahmstillle, 

Idie  dann  als  solche  zu  behandeln  sind,  bestätigen  doch  nur  die 
fundamentale  Wahrheit,  dass  in  weitaus  den  meisten  Fc^llen  beim 
Sprechen  k  e  i  n  e  Korrektur  des  angeblichen  Irrtums  statttindet. 
Findet  aber  keine  statt,  so  ist  es  auch  dem  Sprachpsychologen  jucht 
erlaubt,  eine  solche  Korrektur  ans  seiner  sprachhistorischen  Kennt- 
uis  an  das  von  ihm  xu  beobachtende  Objekt,  nämlich  den  psychi- 
schen Vorgangs  in  dem  eine  solche  "Volksetymologie"  besteht,  heran- 
zubringen, will  er  nicht  die  zu  untersuchende  Thatsache  von  vorn- 
herein talschen.  Dieser  methodisclien  Forderung  ist  der  Vf.  nicht 
nachgekommen,    und    die   Zuordnung    von  Ilaffestotz   zu   atitt^    von 

IFettet^en  zn  Wein  wäre  demzufolge  auch  <lann  falsch,  wenn  die 
Zurück führung  dieser  Worte  auf  ein  und  dieselbe  ''WurxeP'  das 
Bichtige  träfe,  was  nicht  ausser  Zweifel  ist.  Ifru/e.\fotz  geliort  für 
den  Deutschen  am  Ende  des  19.  Jh.  zu  st  atz,  FetleiAen  /u  Fett  und 
Fisen^)y  während  vdis  für  den  Mhd.  A'ielleicht  (?)  an  rf7  anklang, 
und  ralise,  vali(/ia  für  den  Franzosen  und  Italiener  vollkommen 
isoliert  dastehen.  Hageatotz  und  Ftlteiaen  führen  uns  also  nur  auf 
nhd.  Wörter  atoiz^  Feit,  Eisen  zurück,  von  einer  '^Wnrzel"  im  Sinne 
Liebichs  kann  somit  gar  keine  Rede  sein-K  Nicht  anders  steht  es 
b)  um  Familien  wie  Ariiket,  Armfe.  Für  den  Nhd.  bestellt  zwischen 
diesen  Wörtern  gar  kein  etymologiscdier  Zusammenhang,  da  sie 
fertig  mit  ihren  ganz  nnd  gar  nnvennittelbaren  I3edentnngen  aus 
Fremdsprachen  herübergenommen  wurden;  aber  auch  für  die  Bil- 
dung dieser  Wörter  ist  es  ganz  unmöglich  an  annehmen,  ilass  ihre 
Bildner   irgend    welches  Bewusstsein    von  ihrer  Rückleitbarkeit  auf 

■  dieselbe  "WurÄel"  besessen  hätten:  art-icuhis  tiiHii  ftrt-us,  arm~f'e  aus 
arm-er  aus  ann-are  aus  artn-a:  arfna  wurde  also  bei  der  Bildung 
von  articutus  nicht  in  ar-ftfs  zerlegt,  ebenso  wenig*  wie  arma  bei 
der  Bildung   von  armare  in  arma;    der  etymologische  Zusammen- 

■  liang,  der  zur  Zeit  der  Bildung  von  nr-ftLs  und  ar-ma  zwischen 
diesen  zwoi  Worten  bestanden  bat,  w^ar  also  schon  tiir  die  Bildner 
von  arficidn,^  und  arjnai^e  nicht  mehr  vorhanden,  wie  viel  weniger 
erst  für  den  Schöpfer  von  armee  (14.  Jh.),  zu  tlessen  Zeit  €irtirtd(fs 
ein  für  ihn  unetymologisierbares  Wort  einer  fremden  Sprache,  und 
^m^atticle  (seit  13.  Jh.)  ein  ebenso  unetyfnologisierbnres  Lehnwort  war, 

^V  1)  So  schon  Adelung  in  d^n^  Anm.  zu  Fet leisen:  "Viele  haben 

^B  geglaubt,    dass    dies  Wort   aus    Fell  und   Fisen    zusammengesetzet 
^f  sey,    weil  diese  Art  des  Sackes  jetzt  nicht    nur  aus  Fellen  bereitet, 
sondern  auch  wirklich  nnt  Eisen  verwahret  wird." 

2)  Dass  hitgeMolz  schon  im  Mhd,  vorkommt,  hat  liier  natürlich 

•  nichts  zu  sagen,  denn  davon  wissen  die  nhd.  Sp riechenden  in  der 
Regel  nichts;  es  beweist  nur,  dass  schon  in  inhd.  Zeit  die  Anlehnug 


an  stolz  existierte,    und  dass  sich  seitdem  nichts  geändert  bat; 
den  Nhd,  ist  das  nhd.  stolz  das  Elvmon,  nicht  das  mhd. 


für 


120    Liebiuh  Die  Wonfamilif  n  der  liebenden  hochdentsiih*  Sp 


D«M'  Vf.    hat   hirr   drii   wichtigen,    von  Brug-mann  I^,  37  (f.  mit  t« 
gros.sei*  Klarhi'it    erörtiprteii   UnUTschled    zwischen    psycho! t>p»cbfii 
und  Tri orphrdr>u;iseh eil  Suilxeir  Übel  seilen,  uud  es  inuähti?  ihm  lUhrr 
auch  verhorfren  hl  ei  bei),    dass   dn^   jiaychologrische  Etyiuoii  vod  ot 
ticuhfM  :  artns^  das  von  armee  i  anner  ist,  und  das*!  wir  itl*o  In  de» 
einten  FaHe  auf  ein  hit.,  in  dorn  at^dern  Falle  auf  ein   !rz.  Woii  s 
rilcktfehiii-ren,    niemals    aber    auf   eine    idtr.    Wurzel    *ar.     c)  D 
Familien  wie  ij6^  a^jer,  affer-^  voHf  oder  aeftten^  Auge,  Make  ist  H;^ei 
lieh    kein   \\\m  riiebr  zu   verlieren^    die.se  Worte   mög-en   in  ^rau 
Vorzeit^  als  die  plmnetisehen  Verbfiltnisiie  tk'in  noch   g'ünstig'  WHrri 
vieileieht  einmal  als  verwandt  rtii^enehen  worden  i^ein,  für  ii**n  h 
t\g(m  heiHsehen    abiT    fallen    sie.    vollkommen   HUöeinander,  —  Auifl 
allein  vnrsüdieiid  iJesrt^'^k'ti  aber  ^''ebt  zugleieh  iJ#  hervor,  wrj$  e^  ipii 
den  "tlmisäeldärb  vorlinndenen  Beziebunf^en"  auf  sich   hat,    weicht 
Liebiebs  Worifamdii'nbui'b,    soweit  "Wurzeln**   in   seinem   Sinne   tu 
Fra^^e  kommen,    angehtieh  (v^^b  oben  S.  lU^  Z-  5  ff,)   zum  Auäi 
brin*>t:  [»f.ychalo;:iscb  bind  sie  allejsnml  fürs  Xlid,   tbatsäcblicli 
vorhanilen»    und  u er  sie  als  vorbanden  annimmt,    der  ^elan 
weudi!4t*rwi*i.si'  zn   einer  vollkommen    falschen  Verstellung   von 
Wort;yrni|»|>ienin^svt!rhtillnissen    im  ßewuKstsein  der  iihd-  Sprech« 
den.     Tbatslie blich  vorbanden  sind,  um  zu  den  ein^ifang»  er w Ahmen 
Beispiiden  zurüekzukehren»  nur  etyinolo*ri8ebe  Beztehuiig"en  zui*cheii 
Wörtern  wi»^  n//,  hfr-,  kurz-,  back-  \is\\\  -ab;  voiif  da-,  hier-,  fcorftn; 
avkfen^  Ar/tt  ibabmi),  Avhtuni/,  aehtsatn,  hf^acktUrh  usw,;  Aui/c.  (irojig- 
usw.  -au ff,  ftuijHj,   /iuifeit  usw.;    Fiake^   FeMfirbake;    Ak'fen^  Proztsjtm 
akten;  nttbtf,  htivhftfßhel\  Natr.^  FiLssnofe,  fiütieren;   mickertof^    krtu^ 
sackerfot ;    Zieche,    IMiz/eche ;    Apotheke,    Hofapotheke,    Api*thtkeT^\ 
apothekeru;    kurzum:    d(U*  landbtuÜjce  Be^rifl'  von  Wortfamilie,  wth 
navh  in  jeder  bestimmten  Sprachepoelie  nur  diejenitc^^n  W^urter  als 
etymolog^isich  zusainmeniTfebbriii'  betrachtet  werden,  die  lautlieb  uni 
der  liedentun^^  nach  (noch)  aneinander  anklinjiren,  ist  zugleich  autli 
der  psyi  boltt^iisrb  rieblig'e.     Und  somit  ^.  dirr  sprach hiütori^cb  und 
kulturbi.Hinijsch    allein    brauebbare.     I>as  Bild,    welches    der  XW  Huf 
Grund  seines  IJejj^rtttV^s  von  Wortfamilie  von  dmi  Zubtandekommva 
des  nlnl.  WiirlsebatzHS  i;S.  oOi— 21)   enlwirft.    kann  ^ar   keinen  Ver- 
gleich mit  th'v   vuM  Menlz  in  Kluges  5.  u.  G,  AuH,  g-e^ehenen  cliro* 
nalogiMben  Uarstellutiür  de.s  nlnL  Wortschatzes  aushalten.  W^rthrend 
sidi  >lentz  nilmbeh  auf  die  Anfübrun«;'  von  Stammwörtern  beschrJliikt, 
die  sich  aus  idi^-,,  rui^jt..  urdeutseber,  altdeutscher,  neuhd.  Zeit  bi* 
auf  unsre  Tätige  herauf  erhalten  haben,  imd  die  Lehnwörter  in  dlcsi» 
Epochen    derarl    einreiht,    dass   ihre   näichsten  (Quellen  lalsox,  B. 
fnr  Aimahfti  h  das  Frz.,  für  Harke  das  Koman.,  für  Bibel  das  Griech,- 
Lat4  aul^edcckt  werden,  ^erUt  L.  a)  mit  der  Chronolotrie  in  argea 
Konflikt,  indem  er  z>  B.^  um  nur  einiges  Wenige  anzuführen,  jn  .^ei- 
ner "idg.  Fain."  ab  die  Komjiosiia  fuigelah    und  trepp  ,,  bachab  m\* 
zählt,  deren  erster  Bestandteil  nach  S.  507,  510  u.  5nH  erst  in  euro* 
püischer  bezw.  «-emeln^^erin.  Zeit  gebildet  ist,  oder  Hiritssnb,  kursah, 
die    vorahd.  Lehnworter    enthalten;    oder    »n    seiner  "europ.  Fam.** 
ernten,   Ernte  auch  Ihitternte  {Rein  in  mhd.  Zeit  aus  dem  Ilal.  etü* 
lehnt)  imd  Karfoffffernfe  {Kartoffel  im   17.  Jh.  aus  dein  Italj,  wobei 
noch   zu   bemerken,    dass   nach  Liebichs   etymtjlogischen  Prinstipiett 
h'eis  auf  ai.  ri-Jld  zurückzuführen   wilre;    die    in    der   *''g:erm,*kelf 
Fam.*'    reiten    unter^ebracliten  Worte  Iieiterei,  Heederei    haben  ein 
franz.  Suffix,    ebenso    wie    Kinderei^    das   in   der  '^id^.**  Fant.  Kind 
steht,    ChriKtkiiidet    ebenda    i^l    spezi tisch    oberdeutsch    iwe;L'en  -Hk 
entliiilt  ülirigens  ein  jiciecb.-lat.  Lehnwort,  usw.  usw.    Was  der  Vf. 
in  seinem  Verzeiclmis  darzustellen  sicti   vorgesetzt  hat  (8.  7t)  *"w«l- 


LieHich  Die  Wortfamilien  der  lebenden  hochdeutsch,  Sprache.    121 


crher  Prosteiitsatü  des  Jetzt  von  nns  tjrehrfluehtnn  Wortschatzes  spe- 
--Äiftsch  hochdeutsch,  welcher  f^'enjein^ernu,  welcher  schon  idg-.  sei", 
<las  Utii  er  in  diesem  Verzeichnis  ;i-ründhch  verwischt:  Komposita 
Tind  Ableituu^ren  künneii  doch  nicht  von  dem  Zeit]miikt  mi  datiert 
werden,  wo  ihre  Stamm worte  in  die  Spractie  eingetreten  sind»  und 
hei  Konipositis  n^iissen  doch  alle  Gheder  in  Betracht  ;^ezo<^en  wer- 
den, nicht  nur  das  oft  imaginäre  "Grundwort";  auch  das  chronolo- 
gische Auftreten  der  Sufßxc  und  ihre  rew^ionale  Verteilung  ergehen 
wichtige  Kriterient  die  L.  nicht  ausgenutzt  hat,  h)  Bed<nuende  Ver- 
schiebuiigen  mnss  sich  auch  die  Darstellung  des  Anlells  gefftlleii 
lAHsen.  welcher  nach  des  Vfs.  Zusammenstellungen  den  aussergerm, 
Sprachen  heim  ZusUndekommen  des  iilid.  WortsehatÄes  ztizuschrei- 
hen  ist:  über  die  angeblichen  ligypt.  Lehnworte  wurde  schon  oben 
S,  117  Z.  1  t\  u.  8.  120  Z.  4t?  f.  gesprochen,  und  nicht  anders  ergeht  es 
den  iber.-bask.,  skyth.,  vielen  semit.  usw.  Lehn  Worten,  die  aHe  durch 
das  Medium  anderer  Sjjrachen  zu  uns  gedrungen  sind;  ob  sie  ms 
L«t.,  Franz,»  Itah,  XiederlSnd.  usw.,  direkt  oder  wieder  auf  Umwe- 
gen gelangt  shid,  geht  uns  fürs  Deutsche  nichts  an,  sondern  ist 
eine  Frage  der  tat.,  franz.  usw.  Sprach-  und  Kiilturgeschichte;  zwi- 
schen dt'm  Nhd.  niiil  dem  Agypt.  usw.  Beziehungen  anKunehmei», 
wo  nicht  direkte  Kntlehuung  in  nhd.  Zeit  vorliegt,  ist  sprach-  und 
kulturgeschichtlich  unstatthalt.  Auch  das  ist  unstatthaft,  z.  B.  7ia- 
iUrlich  als  Lehnwort  (in  der  Fam.  Genie)  mitzuzilhlen,  was  sich  der 
Vf.  auch  hezüglicii  karten,  skttfeit  unter  Karte,  bezüglich  käseji 
unten  Käse,  und  sonst  sehr  häuhg  gestattet;  wir  hal>en  es  hier  mit 
spezifisch  deutschen  Ableitungen  von  eingedeutschten  Lehnwörtern 
zu  thun,  und  selbst  (genialisch  kann  nur  als  spezifisch  deutsche  Fort- 
bildung des  Lehnwortes  tjeniai  gelten.  4.  Fine  weitere  Rpthe  von 
Fällen,  in  denen  ich  mit  {{i.*r  Behandlung,  die  der  Vf.  seinem  Mate- 
rial  hat  angedeihen  lassen,  nicht  einverstanden  bin*)^  will  ich  hier 
nicht  zum  Beweise  heranzielien,  da  ich  nicht  nnt  Sicherheit  zu  be- 
haupten wage,  oi)  sie  nicht  als  blosse  Inkonsequetjzen  in  der  Durch- 
führung an  sich  richtiger  firundsHtze  anzusehen  sind;  das  unter 
D— 3)  Geltendgemachte-)  scheint  mir  ausreichemi,    meine  Üherzeu- 


1)  Ich  meine  a)  die  Fltlle,  wo  die  einzelnen  Bedeutungen  eines 
Lautkomplexes  als  selhstÄudige  Wnite  aufgezählt  werden  (\gl  die 
Farn.  Abend.  AftPtiteiter^  Artn^  Arf,  usw.  usw-)  gegenilher  andern 
Fällen»  wo  siimtliche  Bedeutungen  eines  Laut  komplexes  zusanmi en- 
gezogen werden  (Fam.  17  avhten,  IGT  ö/e^e/*»  usw.  usw.);  b)  die  Fälle, 
wo  phonetische,  bisweilen  auch  nur  graphische  Varianten,  an  denen 
gar  kein  Bedeutun^j^sunlerschied  haftet»  als  besondere  Worte  auf- 
geführt und  entwedtM*  zu  selbsliindigen  Familien  zusamniengesiellt 
<Fam.  KH  Artik,  Arrak,  Ktfck,  88  Aue,  Au^  34  Alkove,  Alkoren,  usw.) 
-oder  (sehr  häufig)  in  griissere  Familien  eingeschoben  werden  (Fam, 
'20  adelich,  ad  (ich,  ToG  i/t/r/«//,  Hering,  usw.f;  dadurch,  dass  diese 
Inkonsequi'nzen  auch  in  den  Anhang  verschleppt  worden  sind,  er- 
leidet die  Statistik  am  Scbluss  wiederum  (vgL  oben  S.  HG  Anm.  1 
tind  S.  120  Nr,  3)  einen  Stoss, 

2)  Übrigens  nur  eine  sprachpsyehologische  Begründung  und 
BestHtigung  dessen»  Mas  auf  Grund  spraclihistoriseher  Frwilgungen 
auch  schon  von  andrer  Seite  hervorgehoben  worden  ist;  vgl.  Dict, 
g<^n^ral,  p.  XI:  ''Donner  Tetymologie  dun  niot  de  notre  langue, 
•c'est  .  .  .  indiquer  le  mot  latin.  grec,  etranger,  fran<;ais  meme,  qui 
lui  a  donne  naissance  .  .  .*';  Kluge  G.  A.  S.  VII  f.;  "Etymologische 
Forschung  zieh  nicht  überall  auf  die  Ermittlung  von  L'rwurzeln  *  . . 


122    Lit'bii'h  Die  Wortlamilien  der  lebenden  hochdeuUch,  Spricüe»j 

gnn;jr  zu  erhärten:  Die  ZuÄaininensTeHnn^reii  des  Vfs.  kennen  nich 
nh  freeitrtiete  (iriindiage  für  eine  nhfL  Bedeiuuii*cslehre  g-eUeii.  SitI 
^ewiihren  finrchaiis  kein  zntrefl'endes  BiJfl  vf*n  den  <'rv»iwjn>ri.,  t  ..^i 
nnip|;>ifM'nn^sverhr*iltni&itien   im  Bewusatsein    tler    nhd.  ; 

ant'h  von  den  sprach-  und  kulturhistorischen  Verh^lltiu. 
W  ml  Schatzes  nicht.     Lind  wUre  dies  selbst  der  Fall,   so  k* 
noch  immer  höchstens  liir  den  Teil  nhd,  Bedenrungrslehre  n'.- 
lage   dienen,    dessen  Material   der  Wortschatz  ist.     Denn   man  dir( 
nicht  verg^esfien,    dwss  man  sich  einer,    wenn  auch  im  Hinblick  m( 
g'ewi^se  Zwecke  berechtijften  Abstraktion  bedient,    wenn  miin  va 
fineni   Knlchen   spricht.     In    ihm   ireht    keine  Sprache    auf,    und  da 
Material  tür  eine  nhd.  Bedeuliingt^lehre  ist  daher  nicht,  wie  Liebic 
S.  50.'J  inelnt,    der   WortKchatz,    sondern   die,  Gesamtheit  der  in  b« 
stimmten  Situatifinen  p*8prochenen  und  ^rcKcliri ebenen  Kede,  s«*d 
sie   %'on   den   nbd.   Sprechenden  und  Schreibenden  unsrer  Zeil  hef 
rührt.    Nicht  eine  semasiolo«?iHche  Erscheinung'  kann  ohne  Berücli 
sichtigung  nicht  nur  des  Satz-,  sondern  auch  des  Rede*  und  Sit«! 
tionszusamm»'nbang"e8  verstanden  werden,  weil  nur  dieser  g-e^tAtte 
aJle    in  Betracht  kommenden  Faktoren    zu   überblicken.     Eine   reift! 
(*yntheti8che  Darstellung"  der  SprechthJiti^keit,  wie  sie  der  Vf.  naclil 
dem    Vorbilde   Paninis    auch    heute   noch    für   mö*;:Hch    liRltM,   ver"j 
bietet   sich    »chtm    aus   dem    einfaclien    Grunde,    weil    die    Spnicb 
keine  synthetische,  sondern  eine  analvtis^ch-synthetische  Funktion  i^ 
Aber  damit   gerate   ich   schon  aufs  öebiet  allgemeiner  prinzipielle 
Erörterunt^en,    und  diese  muss  ich  mir   für   hpute   versaufen,     Den^ 
die    eben   angezogene   Stelle   von    S.    503   des  L.schen    BucheÄ,,^ 
man  oben  S.  117  Z!  13  ff.  in  extenso  nachlesen  woHej  tritt,  wi*nig 
für  mich,    in   auffallenden  Wider sf>nn:h   mit   der  S.   5   axifgeatl 
Behau ptnngt   die  Bedt'Utiingslchre  besitze  das  erforderliche  Sy«tP 
schon,  "wenigstens   tiU  Kobmaterial^   das  System   der  Lautlehre  ill 
das  Alphabet^),  das  der  Bedeutungslehre  der  Wortschatz",  wogegen 
S.  7  der  Versuch  gefordert  wdrd,    "diesen  Wortschatz    nach  einbeifr_ 
liehen  Gesichtspunkten  in  Familien  aufzuteilen;  es  fehlt  nur  an  d«*!* 
nötigen   Zusammenstelltingen;   Zusamnienstellung  aber   heissi  ehrji 
auf  griechiseh  System'*;  dadurch  erbalten  aber  die  allgemeinen  Aus» 
führungtni  auf  S.  1  ü\  des  Buches,  ebenfalls  vielleicht  nur  für  mich^J 
ein  so  undeutliches  Gepräge,   dass  ich  es  für  besser  halte,   eine  et*H 
waige  Ausein andersecziing  damit  solange  hinauszuschieben,  bis  sicdl 
der  Vt  über  Jene  anscheinenden  Widersprüche  geliusserl  hat.     Auckl 
mit  meinem  Urteil  über  den  praktischen  Wert   des  Buches   will  kkf 
zurückhaltiMi,   hin  der  2.  Band  vorliegt;   wenn  ich  im  Vorstehenden | 
meine  Meinung  über  den  wissenschaftlichen  Wert  des   1.  Bandes  b<vj 
reits    detinitiv    abgeben    zu    können    glaubte,    so    möge    n^an    die 
nicht  voreilig  tinden:    es  geschah  in  der  öeberzeugiing,    da»-«  auclij 
das  Erscheinen  dm  2.  Banden  daran  nichts  Wesentliches  zn  4ndcriiJ 
vermag. 

Leipzig.  0.  Ditrrich. 


keine  Sprach  wurzeln  suchen  wir,  wir  suchen  die  Wurzeln  unsrer 
W^orte  in  unsrer  Sprachgeschichte,  und  diese  deckt  uns  auch  dii^ 
geographisclien  Ausgangspunkte  der  Einzelerscheinungen  auf.** 

1|  Zw:»i  Kap.  der  Kät^ikä  S.  XXX VfL 

2)  Der  Vf.  meint  wohl  das  nach  lautphysiologischeti  Gesichts* 
punkten  geordnete  indische. 


Zeitschrilt  für  hochdeutsche  Mundarten. 


im 


Zeitschrift  für  hochdeutsche  Mundarten.    Heruusjr.  von  urro  Heilig 
und   Phiiipp   Lenz.      Heidelberg'    Winters    Universitllt8buchhand- 

Ihing:  1900. 
,  Ohne,   die   niederd.   Maa   ganz   auszxisihliesscn,    will   sich   die 

Zeitschrift  hanptsäehlic-h  der  etymoloirischen,  ^rainmnt.,  lexikaliHcläeo 
und  litteranirt^^ef^chichtlichen  Erforschunfj  der  ober-  und  mitteldetit- 
Bcben   Mundarten   widmen   und   zur    Beh/indluuir    einzelner,    bisher 
nicht  getiügend   berücksichtigter  Zweige   der  Dialektforschung   an- 
re^en.     Die    von   Ph.  Lenz   vnrgeschla^epe   I^nut^chrift   ist    einfach 
und   Rchliesst  öich   möglichst  eng  an   die  Orrhograpbie   des  Lateins 
An,    z.  B,    bei    Bezeichnung   der    a^ipirierten    Verschlusslante.      Wo 
sich  das  Bedürlnl'i  nach  weiterer  Lautiinterscheidung  zeigt,  werden 
'Sich  die  notigen  Zeichen  leicht  einfügen   lassen.     Billigung  verdient, 
dÄ83  Lenz   an   dem    uralten   und   intern ationalei^  Werte  der  d,  ö,  ^ 
iSis   fttiinmhafter  Verschlusslaiite    festbaltim   will,    obgleich   sieh   bei" 
diesen  Lauten  in  einem  grossen  Teile  des  hochd.  Spracligebiets  die 
SnmniV>finder  weniger  stark   beteiligen  als  im  Nieder «L  nnd  in   an- 
dern Sprach«.^n.     Leider  weichen  schon  die  er*jten  beiden  Mitarbeiter 
hei  ihrer  Transkription   der  Verbalformen  vfin  Grossen-Btiseck  von 
den  vernünfligen  Grundsätzen  des  Herausgebers  ab  und  schreiben 
[beispitdsweiKe  ,sraibd.     Schade,    dass  man  nicht   auch  s(/iibdnm  für 
Mvripfitm   schreiben   kann!     Lenz   selbst  hehamlelt  die  Flexion   de*^ 
I Verbums    im    HandHchnhsheimer    Dialekt,    der    im    Gegerii'^atz    zum 
^rossen-Buserker   das   einfache  Präteritum   bis  auf  splirliche  Reste 
rerloren   hat.     W.  Hörn    sucht   einige    auffällige    LaiHVf^rtremnge» 
Surcb   Dissimilation  zu  erklären.     O»  Weise  spricht  über  die  Zahlen 
lim  Thüringer  Volksmunde  und  über  Theekesffd  =  Tulpe I  und  Ver- 
Iwandtes.     E.   Gopfei't    bringt   eine    reichhaltige    Znsaminenstelhing' 
Imundartb  Ausdrücke  ans  Ohr*  Lehmanns  KiJil^  erschienenem  "Schau- 
platz derer  natürlichen  Merkwürdigkeiten  in  dem  Meissnischen  Ober- 
Erzgebirge**.    An   sonstigen  Beitrfigen    enthJilt  das  Helt  noih;    Die 
Berechtigung  der  Stammeslitteraturgesehicbte,    besonders  auch  der 
|-VoiksmTindarrlichen.  nach  schwäbischen  Beobachtungen  von  A.  Hol- 
der.    Mystischer  Traktat   aus    dem   Kloster  Unterlinden    zu   Colmar 
|i.  E,  (K,  Rieder).     Sprach  proben   aus  dem  Mark  gräfler  Sand  (K.  Hie- 
äer);    Texte    in   alen»annischer    Mundart   (0.    Heilig);    Schwäbisehe 
ichwörter  und   Redensarten   (W.  Unseld)      Besprochen    werden; 
se  Zwei  Arnstädter  Heiiige- Christ*  Komödien  (Hertel);    Menge» 
lündart   in   der  Volksschule  (Hörn);    Hörn  Beiträge  zur   deutschen 
iLautlehre  (Franck):  Böhmens  deutsche  Poesie  und  Kunst  (Wilhelm); 
|?oIk,  Snnndag  und  Wer  dag  (Born). 

Die  Sprachwissenschaft  Viat   alle    Ursache,   dem  neuen  Unter- 
nehmen den  besten  Erfolg  zu  wünschen;  aus  der  scharten^  kritischen 
Beobachtung  des  natürlichen  Sprachlebens  in  den  Mundarten  kann 
iueh  ihr  reicher  Gewinn  zufiiessen.     Hofl entlich  gelingt  es  den  Her- 
fausgebern,  den  erfabrnngsgemJiss  leicht   eindringenden  Dilettantie- 
'  mus  von  der  Zeitschrift  fernzuhaUen  und  ilir  in  wissenschaftlicher 
Hinwicht  das  wünschenswerte  Gepräge  zu  geben  und  zu  bewahr'^n. 
Riesa,  R,  MicheL 


Erdmann  0,  Grundzüge  der  deutschen  Syntax  nach  ihrer  geschicht- 
iit'ben  Entwicklung.  Zweite  Abteilung.  Die  Formationen  des  No- 
mens  (Genus.  Numeriis,  Kasus)  von  Otro  Mensing.  Stuttgart 
1898,    XVL  276  S.  8". 


124 


Erdmanu  Gruiidzüge  der  deutychun  Syntax  uj&w. 


Wohl  für  tiifiiicheu  unerwartet,  isi  mehr  als  zwei  Jahre 
Erdinaiins  Tode  iiot'h  eiiii*  Fort'^etzun^r  ^L'iuer  iinvollendii  hiöiefr| 
lassen  eil  SyiitJix  f^Ti^ehtrui^n.  Die  vorüetjende  2.  Ahteilun^  l^t  aber 
in  der  H?iU]>ts?ithp  ein  Werk  .seines  Schülern  MensinßTr  tl*?t"  Krdm*nD 
öühon  hei  Lebzeiten  die  Forttuhrmi^"  der  Syntax  übertrasren  hwi^. 
In  den  GruodnnsL"hiuiun;ien,  die  «.ucli  liir  die  Abgrenzung^  utni  An* 
Ordnung  dos  Stuttivs  in  die^^enl  Bande  iie»tiiriniend  waren,  steht, 
sing:  natürlich  />ut'  den  Scliultern  Krdnianns;  Bedenken,  die 
sie  erhoben  worden  .sind»  maclien  ssieh  aiitdr  hier  ^^elten»J,  iiaui 
ht  den  Absehnitten  über  die  Genera  mu\  Xnnieri,  wo  viele*»  herein 
gvzogim  wird,  wan  eigentlich  der  Wortleiire  zufällt.  In  der  Utt 
Stellung'  hat  alier  Mensinir  Manches  vf>r  Krdmann  voraus  und 
ist  anzuerkenneil,  dnss  er  MUniiehi,  die  man  diesem  Werke  mit  li^<!\ 
vorjjreworfen  hat,  abzuheHen  bemüht  <rew(*sen  isL  Er  ist  AU^^fülii 
licher  und  schünlt  auw  eijiem  weit  reicheren  <^>uel!enmateri«I.  Nohi^J 
dem  €iot.  und  Hodid,  ist  auch  das  AltsäichH.  berücksichtig  und  n^ 
mentlieh  hnt  H\vh  M.  bernübt  ?iuch  den  von  Krdmann  vernachlässigt 
f'ber<;an^''sperirnlrn  ihr  Hecht  an«;'ed«'ihen  zu  latisen,  so  d 
besser  als  bei  diesem  ein  BiJd  vom  Knt wickln ug-soran)?  der 
tischen  Bildungen  erhält.  Wünseht  man  fiuch  manchen  Zell 
noch  ein<rehender  berücksicbtifrt^  z.  B.  das  syntaktisch  so  viel  hitfi 
ei*Hfintes  bietende  KL  Jahrhundert,  so  ;:eniij^t  doch  das  (iei^ebfni 
billig-en  Anforderungen  durelmns.  l*er  V^-rb  ist  auch  klar  tu  ilca 
Defiriitjonen  und  bel(*hrt  in  .nischaulicher  Weise  über  die  Verwi»i 
iinn;,'-  iWr  syutakliscbcu  Formen,  wuhei  f\vr  Blick  natürlich  hanj 
tijlchifch  auf  die  in  untrer  Schriflsjiniche  altsmündende  Entwickhinj 
«pericbtet  i8t.  Wenn  ich  somit  au^Tkinne,  da^s  dan  Werk  ab  e 
durchaus  freeijrneres  Hilfsmittel  i-rtirheini  die  Verweil  dun  »r  der. 
nera  nml  Numeri  des  Nomeos  und  nanientlich  den  Ka^u.s^e 
in  seinen  <irund/,tigtu  kennen  ku  Irrnen,  dasn  es  die  hish 
Forschungen  geschickt  zusanunenliisst  und  dadurch  auch  erkenu» 
lÄsst,  wo  weitere  Untersuchung  einzusetzen  liat,  «o  i»t  damit  di 
dem  Bliche  7M  ^[»endeude  l^ob  erschöpft.  l)eun  eine  energisch« 
Fflrderung  der  einschlägigen  syiitak tischen  Probleme  oder  auch  uiif 
erheblichere  Bereicherung  der  Forschung  in  Einzelheilen  ii»t  rnii 
darin    nichi    entgegengetreten.     Die    KasUHlehre    scheint    Vd^her  ii 

feringerem  Grade  als  andere  synt aktische  Gebiete  der  Gt  ^' 

er  eigenen  Forschung  Mensings  gewesen  zu  sein;  darum 
wir  hier  in  vielen  Füllen  die  feinere  Auslührung.  Auch  An/^i  \i 
bei  Beurteilung  mancher  Einzelheiten  nicht  gerade  einen  glücklichcii 
Blick;  er  neigt  im  Allgemeinen  zu  sehr  zur  Konstruktion  und  nitiht 
sich  7..  B.  öfter  Verschiebungen  im  Kasusgebrauch  in  Anknüptun^ 
an  die  Grundbedeutung  der  Kasus  zu  erklären,  wo  die  BeaciitTin^ 
formaler  Veränderungen  oder  des  Eiutlusses  verwandter  Konstruk- 
tionen viel  weiter  geführt  hältfe.  Um  dergleichen  richtig  in  Ao-J 
schlag  bringen  zu  kitnneu,  bedarf  es  allerdings  gründlicher*  viel-J 
seitiger  Spraehkenntnisse  und  Mensings  grammatisches  Wissen  vej 
breitet  sich  offenbar  nicht  gleich  massig  über  alle  von  ihni  «large-' 
*ilelhen  Sprach] M*rioden*  Trotzdem  es  also  an  Lücken  und  Versehen 
im  Einzelnen  nicht  fehlt,  erfüllt  doch  das  Werk  im  Ganzen  seioeii 
Zweck.  Es  mögen  noch  folgende  Einzelheiten  berührt  werden.  Im 
§  14  wird  auf  "Abneigung  gegen  die  Plural bildung"  hingewie.^'o, 
die  IM.  besonders  l>ei  Körperteilen  wahrgenommen  zu  haben  glaahU 
Eh  liegen  meist  feste  Verbindungen  vor;  Otfrids  nn  hab^nt  ftU  ut 
in  htnii  ist  nicht  anders  zu  beurteilen  als  etwa  unser  'die  Kei^eo* 
den  griflen  zum  Wanderstab'.  Deshalb  ist  uub  Heines  'da  liesscti 
die  Köpfe   sie    liangen*  autfailend,    während    sonst    dem    Plur     die 


Ertlmami  Griindzü;^^e  der  dcucsuheu  Syntax  usw. 


KöplV  nichts  AuMallendeti  anhaftet.  Davon  zu  tn^jnieo  sind  Wen- 
dtxiigt'U  wie  'sie  hat  eine  schöne  Hand*.  ?;  20  die  Weheu^  von  M.  ali* 
[ihirale  Tantum  aiit'^elührt,  i^t  ei^tmtlich  PI  vnn  das  Weh  und  kommt 
bis  in  die  neufsre  Zeit  in  alltreineiner  Bedeutung*  vor;  das  siiifcula- 
ristdie  die  Wehe,  i.st  iiaiürlich  Xeuhiidun;^:.  Ob  (^  2\]  Tittrids  zen 
houbiton  nlrd.  zu  Nättpte/t  (auch  ndid.  ze  hotdteten)  wirklich  rirrent- 
lich  3£U  nehmen  ist  als  'anj  Uanple  und  seiner  ümirehnn-r?  Eher 
wird  es  ^ich  in  der  Eiidun*:  nach  zu  Flissefi,  mit  dem  es  ja  fasi 
immer  verbunden  isi,  g'eriL'htet  haben.  ^24  die  unterla8i<ene  Plural- 
bildun^  hei  Zahl-,  Mass-  und  Gewichtsbestimmno^en  z.  B.  'drei  Ptuiid 
Zucker"  erklilrl  sich  weniger  daraus^  dass  "die  Eriniieniii«!-  daran 
scbwÄtid,  da.^'S  sie  air  s-ieh  bestellende  und  zählbare  Dinge  bexeich- 
neten"  (nachher  spricht  M.  sogar  von  "fornielliaiten  Erweiterung^eu"), 
als  daraus  dass  die  i^luralbezeichnun^-  wef^en  der  vorausgehenden 
Ziihl  unnötio:  schien,  darum  auch  Weiidung-en  wie  "drei  Mann",  die 
nicht  nur  "im  Volksmund"  %''or kommen.  ^  52  in  ahd.  heil  tcih  doh- 
terl  heil  meisiarl  findet  M.  den  Xoiiu  des  Subst.  heil\  offenbar  aber 
haben  wir  es  mit  dem  Adj.  zu  thun  wie  im  got.  hailH  piiidfins  Jii- 
daiel  %  7ft  Walthers  dd  jcat-f  ich  enpfantfen  htre  f'roitire  erklärt 
|i-  uiit  Lach  mann  \la  wur(te  ich  wie  eine  vornehme  Dame  empfan- 
gen'i  nach  meiner  Ansieht  konnte  cj*  nur  =  *als  eine  voniehiiie 
Dame  (was  ich  wirklich  binT  ^'■enominpu  werden.  Auch  die  voraus- 
gehende Parzivalstelle  stützt  31, s  AulTassun^  nicht,  g  H3  in  'Wache 
stehen*  vermag  ich  keinen  alttm  Nom.  zu  sehen»  schon  deshalb 
nicht,  weil  Wttche  ja  ursprünglicli  abstrakte  Bedeutung;*  hat;  es  ist 
nach  'Wache  hatten'  u,  dgl  an  Stelle  eines  itlteren  *m  der  Wache 
Mteheii*  gebildet.  Die  anderen  liier  angelührten  Wendungen  sind 
Uhulicb  zu  beurteilen,  ^  IIT  in  dem  aus  Spe«  angeführten  fcer 
Kii/i^fh:r  möehtn  erdenken  ist  KHnsÜef*  nicht  attributiver  Nominativ, 
sondern  wer  ist  ganz  adjektivisch  g-e braucht;  Spee  sagt  auch  z.  B. 
wen  Schatz  hrm  wir  gefunden,  tvea  ist  uns  in  fliesem  (rebrauch  in 
Wendungen  wie  ive^  Glaube fiif,  tves  Geisff^a  Kind  ja  ganz  gelUulig. 
§  138  in  ich  singe  dir  mit  Herz  und  Mund  ist  IJerz  doch  gewiss 
kein  Xominativ*  es  hat  sich  in  dieser  Verbindung  die  Iriiher  hlUifige 
starke  Flexion  von  herze  erhaiten,  §  148  warum  winken  unter  den 
Verben  erscheint,  nach  denen  Dat.  durch  Akk.  verdrängt  worden 
ist,  verstehe  ich  nicht,  einen  zu  ,^ich  winken  gehört  nicht  hierher» 
sondern  unter  §  174,  und  das  angeführte  er  winkte  mich  ist  mir 
völlig  unbekannt.  Unrichtig  ist  auch  (§  150),  dass  wir  für  es  hilft 
mich  'in  der  Schrittsprache  nur  mehr  (warum  nicht:  nur  noch?)  den 
Dativ'  setzen.  Goethes  lieber  Pappe^  ich  helfe  dich  ist  Nachahmung 
der  KinderBprache,  Bei  mich  kotiiet  (??  151)  hätte  angeführt  werden 
müssen,  dass  der  Dat.  nach  mihi  constal  alt  berechtigt^  aber  durcii 
mich  gestdt  tisw.  zurückgedr^ingt  worden  ist.  §  176  mit  dem  Akk, 
des  durchmcssenen  Raume>  ist  der  Akk.  des  Zieles  (z.  B.  in  heim 
quemmi)  zusammengeworfen,  ohne  dass  auf  diesen  besonders  auf- 
merksam gemacht  worden  wäre;  erst  bei  rien  Präpositionen  (§  181) 
erfahren  wir,  dass  der  Akk,  auch  das  durch  eine  Bewegung  erreichte 
Ziel  bezeichnen  kann,  Emjjfehlenswert  scheint  es  mir  auch  mit 
Paul  den  Akk.  des  Terrains  auszusondern,  weg  in  weggehen  Ur^w, 
geht  nicht  unmittelhar  auf  diesen  Akk,  zurück,  sondern  ist  aus  en* 
wec  gekürzt.  Ebenso  hat  sich  tveft'  in  Wettlaufen  (§  17i))  nicht  aus 
einem  Akk.,  sondern  aus  en wette  entwickelt.  Für  den  mass-  und 
werlbestimmenden  Akk,  bei  Adjektiven  (^  178]  waren  verbale  Ver- 
bindungen massgebend:  es  wiegt  einen  Zentner  —  es  ist  einen  Zent- 
ner schwer;  es  kostet  vier  Tbaler  —  es  ist  vier  Tbaler  wert.  Wenn 
§  182  bemerkt  wird,   dass  got.  faura  nur  mit  dem  Dat.  vorkommt. 


■ 


Krdfiiaun  Grundzüge  der  deutochen  Symtmx 


«o  bHtlü  ikuvh  gesag^t  werden  m fiesen,   daß«  dmnelMa  4m^  t 

Akk.  verbundi^iie  faur  steht.  Itei  mit  dem  Akk.  (f  IS5J  M  I 
lit'K  ein«  w^nt  verbreitete  md-  Erschein utig',  die  «iefa  A«eh 
«pruihiieh  bH  in  die  neueste  Zeit  naehwi'iaen  tJUUt,  Bd  j 
nii'ht  einfach  der  Dativ  durch  den  Akk,  verdrÄiiKt  wordes, 
die  Präp.  nabo»  zunJlchst  beide  Kasus  zu  «►ich;  bei  der 
*i3;eß'enüber'  haftete  der  I>at  sehr  lan^e.  $  200  im 
that  ba7*n  tjiHumt  konstatiert  M.  das  Eintreten  der  nnflekli« 
beim  Adjektiv;  was  tür  eine  Mektierte  Form  erwartet  er 
etwa  gtHnndat?  §  208  der  tien.  bei  den  Verben  4er  " 
gung"  kann  kaum  "als  Ahiichwlidmng  des  bei  deoecihfn  Va%ci 
g'ebrilueiiiit  heil  Akk,*  f^'^enonimen  werden;  wo  Gen*  neben  Akk^  mli 
wie  z.B.  bei  miid.  ireinen  tritt  die  kausale  Bedcuton^  de»  Gen.  kkr 
hervor.  ^230  in  \'erbindun^fen  wie  leichten  Kaufes  moViim  oida  ron 
Eintreten  der  neh wachen  Form  geredet  werden ;  die  Fem,  bewiAifwi 
ja  die  regelreeliif  Form  auf  -er  und  bei  den  Maük.  und  NeQlr.  ikr 
Adj.  ist  überhaujit  die  alte  Form  auf  c*  durch  die  Ätif  -m^  die  Aller 
dingt»  aus  der  hellwachen  Dekl.  »tamnit,  ersetzt;  es  kommi  ^ei,  vft 
ich  geg'en  Jeitteies  a.  a.  O.  bemerke,  auch  schon  im  16.  Jelirli.  akibl 
hielten  vor.  §  231  in  Fißchan.H  da  uar  ein  äolch  fuinri^rb^nä  Mebl 
M,   einen   Fall  des   "jiarfitiven  Subjekts".     Der  Gen*      '  onm 

aber  JtufiäehHt  von  fin  Noich  abhängig  «eiri  und  es  rei  ^  dam 

nhd.  Wendungen  wie  ein  Aufhebens,  Wesens  usw.  an,  die  uach  d«n 
MtiHter  v*jn  riet  Aufhebens,  irait  für  Auf  hebere  gebildet  ßind.  Vfl 
aueh  Wunderlich  im  DW.  u.  Gethuus,     Erwähnung    hn  'JeiÄt 

auch  der  merkwürdijy^e,  im  16.  Jahrh.  hJlutijce  vokaiivi  r:,  wie 

aller  {allerH,  alles^  ttls\  narrenl  verdient,  der  sich  in  der  \  oin^^prm^^ 
länger    erhalten    ku    haben    öcbeiot  (Gr\  phins,  Donirase  4.  A,  aäe» 
lUf/ners\i     Dass    eine  Wendunf^:   wie  ailer  nai^ren  narr   zu  Gmode 
lie^t,    bst  wohl  nicht  zwcitelhaft   vgl.  Murner  Narren be»chw»  ^^  30 
ein  narr  in  aller  narren  orden.     Beim  i>ativ  (§  25^  ff.)   hält  Meiu^iti^ 
mit  Mourek   Anz.  f.  iL  Alt>  23,  315  f.  g-egen  Winkler,    der  den  pri- 
positioneloaen  Dat.  «les  Oerman.    fast    auKschheÄslich    als  Kafius  diy 
Beteili^runK  glaubte   auffassen  zti   dürfen,    daran  fest,    dass  Qo»  im 
germ.  Dativ  nicht  nur  Heüexe  ileH  id|r^  J^okativ,  Ablatio'  ond  Iitetfu- 
mentalis  erbalten  sind,  sondern  da>tä  anch  der  Dativ  da.  wo  er  den 
idg.  Dativ  entHpricht,  seine  ULrajirilngliche  tirtliche  Grundbedev 
(er  bezeichnet  VIneii  Gegenstand,  dem  ein  anderer  ruhig  ^  _ 
steht')  noch  hie  und  da  erkennen  lH&st.     Für  die  letztere  AkflH 
\lk^%i  sieb  ja  allerdings  manche^  ^reitend  machen,  obgleich  sie  sehn 
%yx  erweisen  ist;    für  (ias  Got.  durften,    abgesehen   van  der  Verhrti-j 
düng   mit   da,    am   schwersten   ins  Gewicht    fallen    der  Dati^-   häcIi 
tikany  atfekan  und  nacli  dem  von  M.  nicht  autgefiihrten  witan  'ßicb 
etwa«  sehen';  dagegen  konnte  der  Dativ  nach  kufgan  'küssen*,  auf  1 
dag  Mourek  S.  BIH  iiinweist  —  bei  Mensing  erscheint   es    fälschlich  i 
unter  den  Verben   der   freundlichen  Gesinnung  —  auch    alter  Lok. 
Bein  {kukidd  fjfum  in  'drückte  einen  Kuss  aui  neine  FÜHse*),   S  273 
nach    den  \  i'rben    des  Herrschen»»   glaubt  M,  den    eigentlichen  pÄt. 
zu  finden,  auch  nach  irfddnn,  aber  in  Fälleu  wie  wtUdaip   iztcaraim 
anndnom  ist  doch  nur  instrumentale  Autfassung  möglich,   die  auch 
durch    das  Ags.   (ncnl  pi)  wonge   ireatdrrn)    gestürzt    wird,     Warma 
©ri*cheinen    heim    eigentlichen  Dativ   die  Verba  der  Wahrnehmung, 
wie  got,  i/aii7tgan,   witan  usw,  nicht   al.s    besondere  Gruppe?     Mbd*  ' 
tvizen  'vorwerfen'  ist  unter  den  Verben  der  Rede  aufgeführt,  gehört  J 
aber  eigentlich  in  diese  Kategorie,    ebenso  das  gar  nicht  erwÄhnteJ 
wnrten,    dns  in   der   südd.  ümgaiigssprache  ja  noch  jetzt   mit  deasl 
Dativ  verbunden  wird.     Auch  bei  got.  hmtHJan^  das  nnter  den  Ver-J 


Bremer  Zur  Lauts<:hrift. 


12t 


[  \mn  des  Dfctiens  erscheint,  im  öirlier  von  der  Grundbedeutwiior  nus- 
id.    kann   einem   hoeren   noch  =^  '/uhur^^-n   M'in. 


«u^elion ; 


i*  2t*7 


<ias!?  der  Dut.  hei  yahika  auf  einen  Comitativ  zurückgeht,  ist  doch 
niciit  zweifelhaft,  da  das  Adj.  m  Verhiiidunj»:  mit  dem  Instr,  /y^ 
vorkommt,  wie  auch  alid-  fhiu  gillh.  Bei  anderen  Verhindun^en, 
["Wie  z.  B.  qiHf')  Ulf  {fad  a  anharfimtiut  <§  311)  hat  M.  an  der  Annahme 
«ines  Comitativ8   Vest^ehalten,    oh^Ieich   sie   hier    weit   went^^er 


lie- 


j»:rUndet  er&cheint. 
*  eipziK- 


I 


K.  V,  E  ah  der. 


Bremer  t>.  Zur  Lautschrift.  (Grammatiken  deutscher  Mundarten. 
Anhang  z.  Band  I).     Leiy^zigr  Breitkoiif  u.  Härtel  18m     21  S. 

Bremer  hat  seil  dem  Kr  sehe  inen  seiner  Plionetik  an  »einer 
Lautsehrill  einigte  M^u^el  entdeckt  und  sucht  diese  in  dem  Schrift- 
chen "Zur  Lautschr."  ahzustellen.  Das  führt  nun  wieder  zu  dem 
Chelstand,  da.ss  Bd.  I  der  Grammatiken  eine  etwas  andere  Laiu- 
schrifl  zeigt  als  der  zweite.  Der  Leser  hat  mit  dem  Bremerschen 
i^ystem  bchon  ohnedies  seine  Mühe;  so  ist  ein  Umdenken  von  einem 
Band  zum  anderen  nicht  eben  ang^enehtn.  Von  Anfjtng:  an  war  auf 
den  Typen  vor  rat  der  Druckereien  Hücksiclvl  ;4'enommen;  dadurcli 
^'urde  der  Grundcharakter  der  Schrift  heding:t  (Mischung  lateinischer 
lind  f^^riechischer  Typen,  Verwendung  der  eckigen  "ZirktunÜexe''  nnt 
liesonderer  Bedeutunji:);  aher  die  Rücksicht  schwand  mehr  ond  nrehr 
und  so  sind  nun  eine  Keihe  eljifens  ^j^eschnit teuer  Typen  uehen  den 
Überlieferten  gebrauciit.  Bremer  le^te  Gewicht  darauf,  für  jede 
Laut  für  huiig  ein  eigenes  Zeichen,  nicht  nur  ein  über-  o<ler  unter* 
gesetztes  Unterscheidung'tjmerkmal  zu  haheu.  In  der  That  ist  es 
aber  gleich,  oh  ein  Strich  durch  den  Buchstaben  g-ezogeu  oder  oben 
•oder  unten  ang^esetzt  ist.  So  nmsste  Bremer  auf  jede.H  optische 
Syslero,  auf  jede  Symbolik  verzichten;  die  Weite  eines  Vokales  wird 
auf  die  verachiedenste  Art  bezeichnet.  In  seiner  neuen  Arl*eit  h#it 
Bremer  nun  das  Zeichen  der  Enge  --»  das  allenlings  symijolisch 
4dyer  als  Merkmal  der  Weite  attfi^etasst  wenlen  künnte,  beseitigt. 
Dadurch  i»ind  die  Reihen  aber  verschoben  worden  (altes  e  jetzt  e, 
altes  e  jetzt  w)  und  sind  neue  Zeichen  niiti^^  geworden,  die  ein  *ichr 
AUtnierksames  Auge  verlangen,  ja  z.  T.  detn  Auge  wehe  thun.  Als 
Forlschritt  möchte  ich  die  Vertausehung  der  griechisclien  Zeichen 
für  "'sanfte  Reibegerausche"  gegen  die  altenglischen  bezeichnen. 
SprachgeschiclUlicb  zu  beachten  sind  die  Bemerkungen  über  das  9. 
Brenne r  erklärt,  diiss  in  unbetonten  Silben  der  Vokal  ebenso  be- 
istimmt ailjkniiert  sei  als  in  betonten,  dass  als<t  ^  für  den  Endungs* 
vokal  zu  farblos  sei.  In  der  Tliat  wird  z.  B,  die  Verkleinerungs8ill>e 
4^  in  (djerdeutschland,  ja  innerhalb  Schwabens  recht  verschieden 
ausgesprochen;  aber  man  hat  dem  auch  schon  z,  B.  in  "Bayerns 
Hundarten"  viellach  Kechnung  getragen.  Andererseits  kommt  a"e- 
rnde  in  deu  unbetimtcn  Silben  eine  Färbung  des  e  vor,  die  dem 
Gteitlaut  in  g^nade  und  dem  zweiten  Teil  von  Diphthongen  wie 
i/rf,  ?^,  e^i  oa  gleich  ist,  die  hei  a,  o,  n,  il,  ö  auch  vorkommt  und 
iitterall  nnt  einer  Senkung  des  Kehlkopfes  verbunden  ist,  ja  viel- 
leichl  gerade  durch  sie  veranlasst  ist^  so  dans  <f  nur  ein  Glied  einer 
besonderen  Reihe  i^t,  die  ich  lu  der  Lautsclirilt  vou  ''Bayerns  Mund- 
Jirteti*'  md  einem  gemeinsamen  Symbol  (d,  e  usw.)  versah;  sie  durch 
l'mkehruug  zusamnieuzufassen  gebt  wegen  n  {i,  it)  nicht  an. 

Weniger  bedeutsam  ist,  dass  Bremer  jetüt  die  ruterschcidung 


128  Heilig  Grammatik  der  OstlVankischen  Minidart  u&w 

vonlerer  und  hinterer  A'-Laiitf  nicht  mehr  fordert,  wo  der  Charakter 
sich    aUH    der   tTriij^ebung'    von    «rlbst    t'rg:iht.     Ich    bin  fl.  Z.   we|:mj 
8ol€liev  Kt-tÄi^rei  schlimm  kritisiert  wordeiL 

Überblicken  wir  Bremers  LatüHchnlt  in  ihrer  jungten  Ge*t*lul 
so  mÜKwn  wir  iVaiiren,  ivarniii  er  nicht  *iJeifh  die  der  A»socit 
Phonetique  ?in*i:enomnien  hat.  Ich  wäre  imn^er  noch  «ler  Meiis 
dfflbs  eine  abtsolute,  alle  Zwischenstufen  lierück^ichli^-eiide  Wehs 
als  Generalnenner  notwendig  ist,  dass  für  einzelne  Sprach^e 
aber  eine  leicht  lesbare,  nicht  allzu  bunte,  niöo:liclist  symhoH 
und  symmetrische  Sfhrift  sich  enipüehlt^  Unter  allen  Umstänti^ii^ 
Hollteu  Sprünge  vermieden  sein,  wie  Bremer  zei^t,  wo  die  QtiJiiJli- 
tiltt^zeichen  t)ahl  über,  bald  unter  den  Laufen  stehen,  bei  Kouso-I 
uauten  andere  .<ind  als  bei  Vokak^n.  Tth  habe  gefunden*  iiitm^  j 
mein  System:  alle  Qualitätszeichen  über,  alle  QuantitHts- (und  Ton-)- j 
zeichen  unter  den  Buchstaben,  leicht  verstanden  worden  i**t.  keine 
Mifisverstiindnisae  hervorrief  und  auch  bei  Texten  verwendbar 
HO  zwat\  dass  der  Lesende,  dem  es  nicht  um  y^enaues  phonetii 
Erfassen  der  Eiuzellaute  zu  thun  ist,  zwischen  den  diakrittsci 
Zeichen  hindurch  fast  ;:anz  nnihelos  lesen  kann. 

l)ev  Besitzer  der  "Phonetik''  Bremers  kann  den  "Anhang* 
nicht  entbehren;  für  rüe  gleichzeiti;Lr»'  Benutzunjr  hat  der  Verfassfr 
auf  S.  20  und  21  bi'sondere  Fingerze i:re  ^e^ebeu. 

Würzbur;!',  O.  Brennen 


Heilig  O.    Grammatik    der    Ost  frankischen    Mundart    des    TÄUber»! 
^'rundes  und  der  Nacbbnrmundarten.     Lautlehre.     Leipzig  ßmt- 
köpf  u.  Härtel  1898   (Grammatiken   deutscher   Mundarten  Bd.  \\l 
23f*  S.,  mit  Karte. 

Die  Mitteilutigen   über    das  Fortschreiten   des   Spracbatla8«ei  ^ 
des  deutschen  Ri'iches  haben  pizei^^t,  dass  neben  dem  Atlas  einge- 
hende Darstellungen  von  Einzelmundarten  unentbehrlich  jsind.  Bre- 
mers Sammlung-  von  Äfundartgrannuatiken  ist  daher  gewiss  ein  zcilr  1 
gemässes  Unternehmen.  Leider  erscheinen  die  angekündig-ten  Bände  i 
nur  allzulangsam    und   bieten    die   bisher  erscfiienenen   (von  Maur- 
manu  und  Heilig)   fast  nur  Lautlehre.     Ferner  wäre  es   gerade  Hör 
Bremers  Anschauungen  über  Mundartgrenzen  angezeigter  gewe«en^  j 
zur   Stütze    der  Annahme    von    abgegienzten   Mundarten    Arbeite«  i 
über  Gebiete  mit  reinen  Typen    aus   der  Glitte   der  Mundartbezirke 
an  die  Spitze  zu  stellen^  um  an  ihnen  die  Handmundarien  zu  messen, 
So  aber  bewegen  sieh  die  beiden  bisher  erbchieneneu  Grammatiken 
hart  am  Rande  und  erfordern  sofort  zu  ihrer  Beleuchtung  Material 
aus   benachbarten    Gauen.     Heilig   ha!    denn    auch,   wie   schon   der  l 
Titel   zeigt,    über   den   Taubergrund    hinausgegriifeu.     Daduich  ist 
für  den   Darsteller  grössere  Sicherheit  gewonnen,    der  Leser  aber 
bekommt  ein  stetes  Flimmern  vor  den  Augen;  er  wird  im  Stoff  nicht 
heimisch,  Breiuer  hat  zwar  in  seiner  Weise  durch  Zusamnienstellungen  ^ 
in  kaleidoskopischen   Bildern   die  geschichtliche  Wtii'digung  zu  er^  ] 
leichtern  versucht,  und  der  Verfasser  hat  gleichfalls  stattstiäche  Listen 
von    erheblichem   Umfang  beigegeben.      Aber   ich   halte   dies   Alles 
für  verfrühte  und  fast  vergebliche   Arbeit.    Früher   hat  man  ohue 
genftg^ende  Tiefe  gearbeitet,  jetzt  wird  die  Sprachgeschichte  auf  zn 
w^enig  breitem  Boden  aut gebaut.     Man  lasse  Ausnahmen  und  Rätsel  ^ 
rtihig  liegen,  bis  wir  niehr  Einzeldarstellungen  aus  demselben  Mund- 


Heilig:  Grammatik  der  Oslfrttnkischen  Mundart  usw.         129 

arrg'ehi*?t  haben  uud  be>?chräuke  sich  in  den  geschichtlichen  Zuthateu 
darauf,  dft.^  unzweifelhaft  Klare,  GesetÄrnJissi^e  hervortreteu  zu 
lasseu  und  die  ungelösten  Fiätse!  als  soll' he  zu >aiumenzust eilen. 
MissHch  ist  in  unserem  Fall  schon  der  Umstand^  dass  mit  dem  Ter- 
ininus  "^ostfränkisch"  g'earbeitet  werden  musste,  ohne  dass  Jemand 
sagen  kann,  was  eigentlich  ostlränkiseh  ist.  Was  Ui  z.  B.  unter 
Vokalisnms  des  r^stlrlüiklsctuui  zu  verstehen?  M«u  braucht  nur  die 
Linien  des  Spracliatlasses  anzusehen,  um  zu  finden,  dass  es  keinen 
solchen  gibt.  Man  mag  weiter  über  die  Abgrenzung  des  Mittel- 
deutschen denken  wie  man  will  —  fim  besten  wäre  vorläufig  von 
Mitteldeutsch  nicht  zu  sprechen  und  die  Gau-  und  Stammbezeich- 
nnngen  hessisch,  thüringisch,  fichlesiscb  oder  noch  eogere  zu  brau- 
-eben  —  aber  den  ostfränkischen  Vokalismns  z»  B.  von  Würzburg 
\i^ifnd  viiiml)  kann  man  nicht  als  md.  bezeichnen;  höre  für  Hörn, 
>  dass  doch  auch  schwäbiscb  ist,  kaim  ebenfalls  nicht  als  Beweis  für 
md.  Art  verwertet  werden.  Also  weniger  Voraussetzungen  —  oder 
g-leich  viel  weiter  gesteckte  Grenzen  für  Vergleiche  wären  für 
künftige  Grammatiken  sehr  zu  empfelilen, 

Kann  so  rler  Gesammtanlage  —  für  die  wohl  Bvemers  wohl- 
llfeitieiute  Vorsehrifteu  massgeltend  waren  —  nicht  unbedingtes  Lob 
f  g■e^pendet  w^erden,  so  ist  von  der  Durchführung  inj  Einzelnen  um 
so  mehr  Gutes  zu  s.Tgen.  Über  die  AuHSjjrache  der  Laute,  über 
Wort-  und  Satzbetonung,  Quantitäten  i«t  natürlich  sorgsam  gehan- 
delt. Werden  einmal  phonograiihische  Aufnahiaen  leichter  als  bis- 
ber  dem  Auge  vermittelt  werden  können,  wird  dies  KajMtel  wohl 
auch  ansführlicher  ausfallen i).  Iti  der  Geschichte  der  Laute  wird 
mit  Hecht  zuerst  vom  Mhd.  hera1»gegangen>  dabei  nicht  das  ale- 
mannische Mbd,  der  Ausgaben,  sondern  ein  dem  Ort  eutsp rechend 
gel'jirbtes  (mitteldeutsches  sagt  der  Verf.  mit  zweifelhafter  Berechti- 
gung) zu  Grunde  gelegt.  Ein  besonderes  Kapitel  fasst  dann  die 
wichtigsten  Lautwandlungi>n  in  Gruppen  zusammen  (Dehnungen, 
Kürzungen,  zuerst  im  Allgemeinen,  dann  bei  den  einzelnen  Vokalen, 
r>ijdubf*ngierung,  Vt*ränderuiigen  iler  Vokale  vor  r^  Nasalierung^ 
I>abialisieriing,  Kontraktion^  unbetonte  Silbeu-Vereinfachung  alter 
Oeminatas.  Konsonantenassimüation,  Dissimilation,  Fremdwörter), 
Bremer  gibt  dann  eine  Chronologie  der  Veränderungen.  Endlich 
folgen  die  oben  erwähnten  ZusaminensteHungen  (1  übersieht  der 
Entsprechungen  vom  heutigen  Bestände  aus,  ilie«  eine  nötige  Er- 
gänzung zum  Vorausgehenden^  Übersicht  über  die  mimdartlichen 
Unterschiede  gegenüber  den  Nachliarmundarten  und  innerhalb  der 
Tauliergnindmundart,  endlich  eine  Liste  erschlossener  inhd.ind. 
Grundformen,  Als  Anhang  sind  Proben  der  Sprache  um  1400  und 
eine  Übertragung  einer  mhd,  Stelle  aus  Bertholds  Predigten  in  die 
Mundart  und  moderne  Textproben  gegeben.  Ein  Wortverzeichnis 
bildet  cien  Schluss,  Ein  Sachverzeichnis  fehlt  leider.)  Gegenüber 
den  thatsäch liehen  Mitteilungen  niuss  dit*  Kritik  eines  Fremden  natür- 
lich schw^eigen.  In  Bezug  auf  Erklärungen  bin  ich  jedoch  nicht 
immf*r  mit  Heilig  einverstanden.  So  glaube  ich»  dass  mit  Analogie* 
bildung  nicht  durchweg  glücklieh  hantiert  ist.  Wie  soll  z.  B.  bleuen 
(sehlagen)  durch  Blei,  Stftncherle  durch  st<iig<^rn,  (eftern  (Nach wein 
keltern)  durch  leieni  in  der  Form  beeinflusst  sein?  Wozu  soll  läfe 
'laufen*  Analogiebildung  sein   (§  19L  2)?    Auch  bei   der  Gruppen- 


1)  Ich  beuütze  die  Gelegenheit^  um  die  Fach  genossen  zu  fra- 
gen, ob   ihnen   eine   einfache  Übertragung   der  W^alzenkurven   auf 
j.eine  ebene  Fläche  behufs  Abdruck  und  VergrÖsserung  bekannt  ist? 

Anztigtr  XU  t.  9 


130 


Heilig  Grammatik  der  Ostfränkischen  Mundart  mw. 


bildun^''  kiinii  ich  nicht  immer  mit  H.  übereinstimmen;   vr  tbilt  • 
GfsehichtL'  hie  und  da  Zwan«^  an;  so  wenn  kume  'kommen*  we^j 
dar  Kürze    auf   ein    altes    ^kumjtm    zur iiekt,''e führt    wird;    di*T  Fil 
nvme  'nehmen'  liätte  doch  zu  geminnsataer  Erklärun;^  lühren  solle 
*nemjan   wird   aueli    H.    nicht   ansetzen;    bürge    darf   nicht   zu 
Wörtern  mit  -rj-  gcrniniiiien  werden  (^  104};  hafer  g^eliöit  kaum 
den  Beispielen  lür  »rrannnatihelien  Wechsel:  br  ist  nuch  Mjns»r  ijar 
'fer  vertreten   {vgl,   alem.  safer),   wie  ja   auch    vor  /  epir.  tort  uq 
len.  wechseln  {schirebe!  —  ftchaefel);  tjrap^ Krähe*  zu  Liebe  darf  nie, 
ahd.  hr  =  //r  der  Ma.  g-enetzt  werden,  tjrttp  g-ehört  zu  Kriihe,  nicij 
zu  hraban;  das  ,v  statt  st  in  did  tDi*^tel)   muhs   von    n   statt  nd 
gsäane  (gestanden)   getrennt  werden,   denn  hier  itit    kaum  »(  zu 
assimiliert   worden,    sondern   t  ist   zwischen   Konsonanten    ^^efÄÜe 
Zur  At>similatian   kann   ich    auch   den   Fall   ht/fjefe  'Huhn*   LJcht 
Sinne  Heiligs  rechnen  [n  vor  /,  r  zu  /./);  wenn  hier  nicht  w  aub 
enstand   (H.   !üln1   selbst   als  Grundform   ahd.   hnoninchilln  an), 
möchte  ich  diesen  Fall,  wie  den  in  swird  '^Sfhwinder  {hiftj^r  'Hiihne 
wohl  von  ht/uel  ahhluigigf)  erklären  wie  nhd.  aehlingün  ans  atchfindfz 
wahrend  tttklttiid  erhalten  blieb,   d.  h.    der  palatale  Vokal   hat  d« 
Übergang-  des  dent.  n{d}  in   das   palat.  w  veranlasst.  —   Die  VU 
jiflinge  von  /  zu  y  stehen  jetzt  nicht  mehr  so  in  der  Luft,    wo  tai 
darauf  anfmerksam  o^evvorden  ist,  dass  vorauso^ehende  Labiale  dd 
Wechbcl    bewirken,    bet    allen    Beispielen    Heili^s    stellt    ein    La  Uli 
vor  i. 

Angesichts  der   zahlreichen  Belege  liiitte  H,  wohl  beslijj 
als  es  §  180  Annn  2  «j^eschehen,    Zusamenlian^'"   der  Vokatlän^ 
ndid.  Einst lbi«fkeit,  der  Lang-e  mit  Mehrsilbigkeit  behaupten 
Er  scheint  ku  sehr  abhMngig  von  dem  an  und  für  sieh  einleuchl 
Satz:  vor  'Gennnata*  Verkürzung  oder  Erhaltung  der  Kürze. 
vor   zwei    verschiedenen  Konsonanten,    die    im   Auslaut    einsilhljEm 
Fennen  bleiben,  ist  der  Wechsel  der  Quatititäl  zu  beobachten:  hrtt 
'br,-k"hte',  erst  'erstie)'  aber  re;)f/,  ff^f^/J^  dfirtrM. 

Wenn  J?  15H  ausgeführt  wird:  alte  mhd.  i  und  jÜD^re  IH 
nungse  könnten  nur  in  der  Qnantitlit  verschieden  g^ewesen  mu 
da  sie  sieh  verschieden  weiter  entwickelt  haben,  und  dies  dann  ili 
Analog-ie  lür  den  rnterschied  von  ndid,  I  und  i  beig'ezo'jren  wir^ 
80  mochte  ich  bemerken,  dass  irh  hofle,  einmal  ausführiich  t»*th 
weisen  zu  können,  dass  weder  Akzent  noch  Quftutttäl  an  der  ulnl 
Diphthongierung  schuld  sind,  sondern  einzig  die  exirerne  Artikii 
lation,  die  nur  ^on  einer  gemässigteien  aus,  gcwissermassen  dlirci 
ein  Hinaufschnellen,  durch  einen  Anlauf  zu  gewinnen  ist. 

Von  mancherlei  Kieinigkeiten,  die  mir  einer  Besprechung  wtt 
scheinen,  Mi  11  ich,  um  nicht  den  Schein  zu  erwe<'ken,  als  sei  viö 
an  dem  Buch  auszusetzen,  nur  eines  noch  herausgreifen,  i  lOiil 
wundert  sich  H.  dass  statt  des  zu  erwartenden  *fräp  {rroutct  tlJ 
vrouw  zu  rräir  zu  fräp)  es  frfi  hetsst.  Hier  ist  doch  übei*5eheii,j 
dass  in  der  Stellung  alt>  Attribut  das  Wort  gewöhnlich  rrou,  nlchtT 
vroutre  lauteti';  auch  tür  rttoive  ist  rwo  mhd.  belegt,  daher  ma.  rü} 
aueh  nicht  auf!  all  ig. 

Bei  jeder  Mundartgrammatik,  die  nicht  bloss  das  BesCeheudei 
darstellen,  sondern  erklaren  und  geschichtlich  ordnen  will,  wini| 
Vieles  zweifelhalt  sein  und  seine  Erklürung  aus  anderen  DarsiW- 
lungen  erwarten  müssen.  Ich  nük'hte  deshalb  es  als  Verdienst  U*- 
trachten,  wenn  eine  Mundartgriunmatik  zu  Zweifeln  anregt.  wcfiu| 
nur  das  Thatsächliche  gehörig  überwiegi;  Dies  ist  aber  bei  Heilijf  j 
der  Fall,    und  so  düiien  wir  für  seine   Gabe  reclu  dankbar  heku>\ 


Schatz  Die  Mundart  vou  Im  st. 


m 


Die  von  Breoier  entworfene  Sjirach karte  ist  originell;  ich  ziehe 
^ie  Art  von  Wagners  Reuthnger  Karte  vor. 


Würzhurg:. 


O.  Brenner. 


I 


Schatz  J.  Die  Mundart  von  Imst,  Laut-  und  Flexiondehre.  Mit 
Unterstützung  rlcr  kaiBer  liehen  Akademie  der  Wissen  sc  haften  in 
Wien.     Stra^ssburi;  Trübner  1897.     8^>.     XIIL  179  S. 

Die  Mundart  von  Imht  im  Oberinnthal  verdient  eine  wistien- 
«chafthche  Darütellun^  aus  verschiedenen  Griinden.  Einmal  bietet 
fiie  alü  konaef|uent  und  un;restört  entwitkelteö,  von  der  hoehdent- 
pichen  Schriflspraehe  eljen sowenig**  als  von  dem  stiid tischen  Mi^eh- 
dialekl  Innsbruck?^  beeinünsstes  Idiom  ein  I>esonder!>  zuverlas.si^es 
Beol>iiehtunj<sniateriai^  zumal  Tür  den  g-ermanistiüeh  üeschultrn  Ein- 
jreborenen,  und  dann  erregt  sie  das  Interesse  des  Sprachhistoriker.s 
durch  ihre  eii;enanij:;'e  Stellunfr  an  der  Grenze  zwischen  Alemannisch 
und  llairi-sch. 

Die  meisten  Forscher  haben  bisher  die  Mundarten  des  obtM*en 
Iiinthals  bis  Telts  hinunter  zum  Alemannischen  ^"-erechnet,  Schatz 
«rklärt  sie  dag-egen  für  unzweifelhaft  bairisch  auf  Grund  rier  Ent- 
^ickelun^  der  Vokale  der  belonten  Silben;  er  h;ilt  fev^t  an  der  von 
ihm  in  der  Dentsch.  Lit.-Zeit^,  1895  8p.  7X  <rej»ebenen  Ibirstelkm^ 
der  Grenze  zwischen  Alemannisch  und  ß«iriwc'h:  "Graubüudten, 
Vorarlber.Lr  und  das  Alljjfän  sprechen  alemannisch.  Nur  der  Weiler 
Ijeth leiten  im  obersten  Lechlha],  der  noch  zw  Tirol  ;*"ehört,  hat  die 
alemannische  Mundart  wie  das  eine  Viertelstunde  entfernte  vorarl- 
ber^^ische  Wart;  dan  nilchsie  lirolisehe  Dorf  Steg  im  Leehthal  ist 
davon  14  km  entfernt.  Die  bairisch en  Grenzovte  gegen  d?iB  SchwJi* 
bische  sind  Forchach,  Rinnen.  Nassreid;  schwjibisch  sind  Weissen- 
bach|  Berwang,  Biberwier."     (S.  Vlj 

Ausserhalb  des  Vokalismus  <ler  betonten  Silben  lassen  sieh 
-weniger  leicht  Kriterien  für  die  Zugehöjigkeit  der  Iinster  Mda.  zum 
Bairisehen  nachweisen;  ich  rechne  dahin  in  erster  Linie  die  Ver- 
drilngung  des  Pronomens  der  2.  Person  Plur.  durch  efi\  ettk;  »onM 
g^ewinnt  wenigstens  der  terner  stehende  eher  den  Eindruck,  man 
habe  einen  alemannischen  Dialekt  vor  sieh»  finden  wir  doch  in  Imst 
die  sonst  nnr  für  das  Alemannische  in  grösserem  Umfange  belegte 
Verschiebung  des  nidatu enden  und  auf  Nasale  folgenden  k  zur 
Aflrikata  ky  (doch  v-^-l.  auch  Jellinek  Zs.  f.  d,  A.  36.  79)^  alemannisch 
acbeint  auch  die  durchweg  gutturale  Natur  des  x^  der  Abfall  des 
auslaufenden  -tt  im  Infinitiv  und  Partizip  gegenüber  der  gewöhn- 
lichen t^rhaltung  desselben  ijn  Bairischen  (so  auch  schon  wenig  östL 
von  Imst)  die  Deminutivendung  -h  gegenüber  bairisch-/,  ferner  aus- 
serordentlich  zahlreiche  (■bereinsiinnnungen  mit  ale manischen  Mund- 
arten in  der  Flexion  der  Nomina  und  Verba.  Diese  Abweichungen 
von  der  Schriftsprache  sind  allerdings  so  weit  über  Ober-Deutseh- 
Und  verbreitet,  dass  man  sie  wohl  in  ziendieh  alte  Zeit  zurückver- 
legen muss;  man  wird  sich  dam  Schluss  nicht  entziehen  können» 
dass  eine  Reihe  vnu  Übergängen  aus  einer  Flexionsklasse  in  eine 
andere  schon  in  mhd.  Zeil  in  der  gesfirochenen  Sprache  sich  voll- 
zogen hatten,  wJihrend  die  Litteratursprache  den  Hlteren  Stand  irencr 
bewahrte.  So  viel  sc li eint  mir  >ieher,  dass  auch  durch  die  Arbeit 
von  Schatz  wieder  die  alte  Erfahrung  bestätigt  wird,  dass  die  Grenzen 
<»iner  Mumtart  gei:en  die  Unigebmig  für  verschiedene  Unterschei- 
dungszeichen selten  oder  nie  identisch  sind  nnd   dass  dessbalb   dii* 


132  Schatz  Die  Mundart  von  Imst. 

Zuteilung'  einer  Munciart  zu  einem  bestimmten  Sprachg'ebiet  in  vielen 
Fällen  eine  mehr  oder  weniger  willkürliche  sein  muss:  auch  der 
musikalische  Akzent,  der  so  deutlich  zwei  verschiedene  Mundarten 
von  einander  trennt,  aber  leider  einer  genauen  und  verwendbaren 
Fixierung  so  grosse  Schwierigkeiten  entgegensetzt,  kann  kaum  als 
absolut  entscheidend  angesehen  werden,  da  auch  in  dieser  Hinsicht 
viellache  Übergangsstufen  zwischen  grösseren  Gebieten   existieren. 

Die  Darstellung  der  lautlichen  und  flexioneilen  Verliältniä&e 
der  Mda.  darf  wohl,  soweit  hier  einem  Nichteinheimischen  überhaupt 
ein  Urteil  zusteht,  eine  zuverlässige  genannt  werden,  jedenfalls  zeig: 
sich  Verf.  mit  den  Resultaten  der  neueren  Mundartforschung  und 
mit  den  Fragen,  die  sich  für  die  Geschichte  der  deutschen  Sprache 
daran  knüpten,  vertraut.  Die  phonetischen  Erörterungen  freilich 
werden  den  Spezialisten  vielleicht  nicht  ganz  befriedigen,  doch  sind 
die  wichtigsten  Erscheinungen,  die  für  die  Lautlehre  in  Betracht 
kommen,  überall  hervorgehoben;  auch  die  Akzentverhältnisse  werden 
einer  kurzen  Besprechung  unterzogen,  die  freilich  durchaus  nicht 
als  erschöpfend  bezeichnet  werden  kann.  Das  Hauptgewicht  ist 
gelegt  auf  die  Darstellung  der  heutigen  Laute  und  Formen  auf 
Grund  der  historischen  Entwickelung,  woraus  manche  Winke  und 
Anregungen  für  die  AufTassung  von  Streitfragen  der  ahd.  und  mhd, 
Grammatik  sich  ergeben.  Wenn  man  dabei  auch  nicht  allen  Aus- 
führungen des  Verf.  unbedingt  beipflichten  kann,  —  Einwände  des 
näheren  zu  begründen,  ist*  hier  nicht  der  Ort  —  so  wird  man  ihm 
doch  die  Anerkennung  für  sein  aufrichtiges  Bemühen,  zur  KläruL<r 
allgemeiner  Fragen  von  seinem  durch  ein  verständnisvolles  Studium 
der  Mundart  gewonnenen  Standpunkt  aus  beizutragen,  nicht  ver- 
sagen wollen,  sondern  ihm  für  seine  erfreuliche  Gabe  danken. 

Basel.  Gustav  Hinz. 


Soerensen  Asm.  Polnische  Grammatik.  Erste  Hälfte.  Leipzig,  Druck 
und  Verlag  von  E.  Haberland  1809.    IV,  256  S. 

Das  Polnische  ist  zweifellos  eine  der  bestbearbeiteten  blavi- 
schen  Sprachen.  Ausser  zahlreichen  Abhandlungen  zur  Geschichte 
der  Sprache  und  zur  Dialektologie,  vornehmlich  in  den  Rozprawy 
und  den  Sprawozdania  komisyi  j^zykowej  der  Krakauer  Akademie, 
liegen  uns  auch  treffliche  Darstellungen  der  modernen  Schriftsprache 
mit  historischen  Rückblicken  vor;  die  für  ihre  Zeit  hochbedeutende 
Grammatik  von  AntoniMalecki(Gramatyka  jezyka  polskiego  wi^ksza, 
Lwow  1863),  die  leider  in  ihrer  erweiterten  Gestalt  (Gramatyka  histo- 
ryczno-porownawcza  jezyka  polskiego,  Lwow  1879)  entschieden  ver- 
schlechtert ist,  und  aus  neuester  Zeit  das  sehr  zu  lobende,  lichtvolle 
Werk  von  Krynski  (Gramatyka  jezyka  polskiego,  Warszawa  1897). 
Dem  gegenüber  müssen  die  polnischen  Grammatiken  in  deutscher 
Sprache,  die  sich  freilich  auch  durchweg  das  bescheidenere  Ziel  der 
praktischen  Spracherlernung  stecken,  als  minderwertig  bezeichnet 
werden.  So  wird  das  Werk  Soerenscns  gerade  in  den  Kreisen  der 
deutschen  Sprachwissenschaft  ganz  besonders  freudig  begrüsst  wer- 
den, umsomehr,  als  es  sofort  durch  manche  grosse  Vorzüge  für 
sich  einnimmt.  Indem  der  Verfasser  überall  vom  deutschen  Sprach- 
gefühl ausgeht,  erscheinen  die  Eigentümlichkeiten  der  polnischen 
Sprache  für  uns  in  plastischerer  Gestalt,  als  es  gemeiniglich  in 
den  Werken  der  Nationalgrammatiker  der  Fall  ist;    gewisse  Teile 


Soerensen  Pohn^che  Graminntik- 


133 


i 

Kl 


^er  Graniuiatik  koriHiien  bei  ihm  zum  ersten  Mal  zu  ihrem  vollen 
Recht;  ich  nejtne  vor  allem  dh*  Lehre  von  den  Aktioijsfirteii  des 
polöisciien  VerV>s,  die  in  den  eiiiheimiseheii  GrammaTiken  so  jrut 
e  ganz  zu  lehleu  pMe^if,  und  doch  von  so  einsehneidender  Bedeu- 
ung:  für  dnis  VerstüiidKis  der  Sprache  ist.  Sodann  verleiht  der 
Graituiiatik  Soeronsens  schon  an  sieh  der  Umstand  einen  bleibenden 
Wert,  dfiss  sie  durclmeg  auf  eigenen  Sammlungen  beruht,  die  mit 
rsiaunlichem  Fleiss  und  musterhafter  Sorgfalt  zum  Auflmu  der 
prachlehre  verwandt  siufl;  die  Darstellung  ImI  klar  und  lüesseud 
und  siucbt  auch  dem  Lernenden  die  Wege  des  VerslilndnisKes  zu 
ebnen;  irhersiclit  und  Klarheit  sind  auch  durch  weise  Anwendung 
ypogniphischer  Mittel  erstrebt  und  erreicht.  Hofl'entlich  bringt  der 
och  ausstehende  zweite  Teil  einen  ausführlichen  Index.  Die  vor- 
liegetide  erste  Hälfte  enthält  nach  einem  kurzen  Ubivrblick  über  die 
Lautlehre,  der  nur  nn^ir  zur  Orientierung  dienen  solL  die  Formen- 
lehre und  Syntax  zusammen  behandelt;  die  zweite  Hälfte  soll  ein 
Verbal  Verzeichnis  bringen,  in  dem  die  Verba  nach  Verbalk  lassen 
tind  innerhalb  deri^elben  alphabetisch  geordnet  erschinnen,  ausser- 
dem  soll  sie  eine  l'be reicht  der  rein  syntaktischen  Erscheinungen 
geben.  Das  Hauptgewicht  des  ersten  Teils  liegt  also  auf  der  For- 
menlehre, u»nl  dass  der  Vert^asser  hier  gleich  die  einschlägigen  syn- 
taktischen Verhältnisse  erörtert  hat,  kann  nur  beifällig  aufgenom- 
men werden.  Mit  Hecht  wird  dazu  in  der  Vorrede  bemerkt,  da»» 
in  hidiei^em  Graile  als  andersw^o  in  den  shi vischen  Sprachen  die 
Fornienbildung  von  syntaktischen  EinHiissen  bestimmt  wird.  So 
^rtahrt  man  hier  z.  U.  beim  Pronomen  wie  beim  Zalilenwort  gleich 
ie  Hauptsachen  ihrer  syntaktischen  Verwendung  und  lernt,  weich 
in  Geliraoch  von  der  bunten  Formr^nnienge  genjacht  wird;  uivd 
ine  klare  DarsteUung  der  verwickelten  \  erhUltnisse  im  Bereicli  dei» 
ilavischen  (und  jiülniscben)  Verbums  ohne  Erörterung  der  syntak- 
tischen unterschiede  liesse  sich  vollends  kaum  denken. 

Es  wird  nicht  leicht  eine  Frage  atis  der  j>olnischen  Formen- 
lehre zu  finden  sein,  die  man  bei  Soerensen  vergeblicli  suchte.  Der 
erste  Abschnitt  behandelt  das  Substantiv:  reichliehe  Paradigmen 
illustrieren  die  Flexion,  worauf  dann  eine  erschöpfende  Besprechung' 
Aller  Sonderheiten  und  Anomalien  folgt.  Der  zweite  Abschnitt  bietet 
die  Formen  und  Syntax  der  Pronomina  t  im  dritten  Abschnitt,  vom 
Adjektiv,  hat  in  einem  lnjeondaren  Kapitel  auch  die  Starand>ildung 
desselben  eine  Besprechung  gefunden.  Der  fünfte  Abschnitt,  von 
den  PrJlpositiüuen,  zeichnet  sich  durch  eine  Reichhaltigkeit  des  Stoffs 
und  eine  derartig  erschöpfende  Darstellung  des  Sprachgebrauchö 
^us,  wie  ich  sie  in  keiner  andern  Grammatik  einer  slavischen  Sprache 
gefunden  habe.  Die  sechste  und  letzte  Abteilung,  vom  Verbura, 
bildet  den  Höhepunkt  des  Werks.  Bei  jeder  Klasse  folgt  eine  aus- 
führliche Behandlung  der  l'erfektiva  und  hnperfektiva  mit  nahezu 
vollständiger  Beispielsammlung;  w^as  man  sich  bisher  mühsam  aus 
den  Lexiken  heraussuchen  mnsste,  um  ofr  genug  zu  tlndeUf  das^ 
auch  diese  versagten,  das  liegt  nun  übersichtlich  und  systematisch 
geordnet  vor  uns*  Soerensen  bat  durch  diese  erschöpfende  Samm- 
lungen zur  Lehre  von  den  Aktionsarten  des  polnischen  \erbs  auch 
der  vergleichenden  Grammatik  der  sla  vi  scheu  Sprachen  einen 
grossen  Dieant  erwiesen,  und  unwillkürlich  regt  sich  der  Wunsch, 
ÄUch  für  noch  andere  slaviscbe  Sprachen  eine  so  bequeme  und  zu- 
verlässige Übersicht  über  den  schier  unermesslichen  Stoff  zu  be- 
sitzen. 

Leider  bin  icii  jedoch  nicht  in  der  glücklichen  Lage,  detn 
Werke  Soerensens  uneiugescbrlinkt  Lob  spenden  zu  können.    Den 


184 


Sooreusen  Polnische  Grammatik. 


gerühmten   Vorzüofen    halten   g-ewisse   Milng«!   die    Wage,   die  wd 
indes    ziendich   nije   aus   eiiieni   Grundqiitdi   herleiten    laötien.     W« 
^anz  nelbstfindi^^  von  Grund  nii«  neu  bfiut,  der  wird  nur  zu  Jrirh 
dem    Fehler    aus|;esetzt   »ein,    das^    wa^    seine    Vori^räng^er    ^eiin*t< 
haben,  nicht  g'enügend  zu  beauhten  und  für  die  eig'ene  Darstcllunrf 
heranzuziehen.     Soerenseii  ist  in  diesen  Fehler  ebenfalls  verfallc-a| 
er  zeig"!  sich   entschieden  nicht  g^euüg"end    vertraut  mit  den  hitrloii 
Sachen  und  verg-teiidi enden  ForKchnng^en   auf  dern  Gebiet    der  uUv 
sehen  Sprachen  überliaupt   und    der   polnischen   im   besondern. 
kommt  es,    dass  seine  Kunst,    da  wo  es  jtrilt  die  Erbcheinung^en  d« 
heiuigen  Spraidi«  zu  erklären,   leider  nnr  zu  oft  verj*ag-t;    ein  Blick^ 
in  ^liklosichK  vergleichende  Graniniatik,  in  Leskiens  Handbuch  od* 
in  Krvnskis  Grammatik    hätt«   ihn    vor  manchem  Irrtum    bewahr 
köirnen.     Besonders  hat  ko  die  l^autlehre  gfelitten,  die  recht  schwÄch 
auftge fallen  ist,    selbst  wenn  man  die  Erklärung'  des  VcrtÄSüers.  be- 
rücksichtigt, "dasß  die  knappe  Laui  lehre  nichts  weif  er  sjein  will,  «i» 
eine  Grundlage  für  die  Darstellung"  der  Formenbildun^/'     Es  walp 
entschieden  besser  gewesen,  wenn  der  Verfasser  viele  Erkllirung'efl 
fortg"elassen  hätte.  Für  eine  "praktische"  Grammatik  der  polni^^ch« 
Schriftsprache    würde    mir,    um   ein  Beispiel    /.u    g:eben,     durch» 
die  Angrabe    ^^etiügen:    im't;    hat    im  Pritteritum    muri,    im    Inlinilii 
mrztcl    Soll  aber  eine  Erklärung  für  diese  Verschiedenheit  g^egebe 
werden,  so  niuss  man  unbedinjjrt  fordern,    dass  sie  auch  richtig 
Eine   Erklilrung,    dass  "in    einer   Anzahl   Wörter    und   Wortfc 
vi  uufi  ^e  auf  *r  und   hl  znrück^^eht**  «^29  Bern.  Sund  §  24f»)  fl 
nicht,  weil  sie  unrichtig  ist.     Und  so  hat  man  an  vielen  Steilen 
Gefühl,  die  Erklärung  hätte  lieber   fortbleiben  sollen:   auch  in  jfe«^ 
dem  Falle  wftre  weniger  mehr  gewesen. 

An  mid  für  sich  hJitte  die  Lautlehre  wohl  ausführlicher  «ein, 
müssen,  gerade  weil  sie  die  Grundlage  für  die  Formenlehre  bildp 
und  bilden  muss.  Dann  konnten  bei  der  Formen li»hre  di»*  Erorte-I 
rungen  über  rein  lautliche  Vorgänge,  wie  ??  67—51)  "Konsonanten- 1 
erweichung  vor  weichen  Endungen^',  §  liO— 1^4  "der  wandelbare  Vo^j 
kal,  die  gepressleri  Vokale  und  der  Undaut"  beim  Maskulinum,  di© 
sich  dann  wieder  §71—74  beim  Femininum,  4i  8*5 — 89  beim  Neutrum  I 
uufl  mntatis  nnttandis  §  12<J— l:?i)  beim  Adjektiv  wiederholen»  we^  ] 
fallen  oder  doch  durch  kurze  Hinweise  ersetzt  werden,  wodurclij 
grössere  Eiriheillichkeil  und  durch  den  Zusammenhang  der  gleicli*i 
artigen  Erscheinungen  bedingtes  leichteres  Verständnis  erreiehtl 
worden  wäre.  Als  ein  Muster  solcher  Art  der  Darsttdlung  \üX  foir] 
immer  Lewkiens  Handbuch  erschienen-  Auch  die  Verbaltiexiou  war»' 
noch  übersichtlicher  geworden,  wenn  die  vorkommenden  Lautüber- 
gJinge  bereits  in  der  Lautlehre  behfindelt  worden  wälren* 

Ich  gehe  nun  auf  dte  Einzelheiten  ein  (wobei  natürlich  ailcÄ, 
was  mir  aufgefallen  ist,  xu  behandeln  nicht  meine  Absicht  isti  nicfaf. J 
aus  Lust  am  Kritisieren,  sondern  in  der  Hoffnung,  dem  einen  oder! 
andern  Benutzer  der  (irajiimatik  damit  zu  dienen,  vielleicht  aiicbl 
dem  verehrten  Verfasser  für  eine  zu  erhoßende  neue  Auflage  ijütaieilj 
zu  köinien. 

Zu  bedauern  ist,  dass  so  ganz  auf  die  Darstellung'  der  kxL» 
spräche,  die  docli  ein<*  ganz  besonflere  Schwierigkeit  der  i>olnischf»j 
Sprache  tdldei,  verzichtet  wird.  8o  beisst  es  ^3  13  vom  poln.  /  nur, 
dttss  es  ein  l^aut  ist,  "den  nur  das  Ohr  aufzufassen  und  die  Zun^e 
schwer  naeh'Äulülden  vermag'';  die  Aussprache  der  erweichten  Kon- 
sonnntpn  bleibt  so  gut  wie*  unerörtert;  die  Bemerkung,  dass  til€ 
"schwer  für  uns  zu  erlVissen  sind",  i%  18  Bern.  4)  da^a  die  *Vn^ 
term-heidung  der  Lame  *-'  z'  c'  dz*  einerseits  und  äz  z  cz  dz  ande«- 


Soerensen  Polnische  Grammatik. 


135 


I 


rersfiits  dem  Deutscht'»  sehr  schwer  tlUlt"  kmm  eine  Beschreibung' 
ihrer  Aussprache,  die  doch  bei  dem  h«iitig'en  Stünde  der  Wissen- 
schaft der  Phonetik  nii  ht  so  sehr  schwer  ^eweK4*n  \v^tl%  nicht  er- 
Stützen.  Auch  dus  Gebotene  i.st  nicht  inimer  richtig:  y  i^t  durchaus 
nicht  fcl-ähnlich  (??  5),  da  es  nicht  gerundet  ist;  5?  13  Bern.  ?J  lieis&t 
€0  "poln.  ch  klingt  im  Silbenanlaut  vor  Vokalen  für  unser  Ohr  viel- 
fach wie  h  {==  Media  KurTenui^;  ch.  z.  B.  rhodzi  er  geht)'\  Das  ist 
Irreführend ;  die  Media  zur  Tenuis  cA  wird  z.  B.  tu  dem  g  des  nord- 
deutschen  "ivtigen,  sagen"  gesprochen;  so  klingt  aber  das  ch  m 
chöthi  nie.  Der  Verfai^-ser  meint  wold:  fast  mit  reinem  h,  mit  ch 
mit  Verhist  des  Reibungsgeräusches, 

In  dem  gau:«(*n  Abschnitt  von  den  Lauten,  ^  4—20,  bemerkt 
wann  überhHUpt  eine  gewisse  Unsicherheit  und  damit  Unklarheit.  80 
kann  ich  nicht  recht  verstehen,  wie  §  7  gemeint  ist.  "die  Lautver- 
biiiduiigen  aj  ^J  //  0/  t/J  (t>/ä  yj  ent-sprechen  den  mit  i  gebilde- 
ten Diphthongen  anderer  Sprachen,  gelten  aber  im  Polnischen 
nicht  als  H<dche.  sondern  nh  mit  dem  Konsonanten  J  geschlossene 
Silben";  §  9  w^ird  kein  Unterschie«!  gemacht  in  der  Aussprache  der 
präjotierten  Vokale^  ob  sie  frei  oder  nach  Konsonant  stehen:  zternm 
wird  als  zjemja  tiansskribiert,  wHhreiHl  es  doch  z'^nia  gesprochen 
wird;  unglücklich  ausgedrückt  sind  siuch  t^  10  und  ^11  'nach  den 
Gutturn len  k  und  g  wird  für  etymologisch  gegebenes  g  i  geschrie- 
ben^  und  "nach  den  Palatalen  sz  z  cz  wird  statt  eiynjologisch  ge- 
g:ebeneni  i,  um  das  Fehlen  der  Präjotjition  zu  kennzeichnen  (!),  g 
geschrieben".  Das  ist  doch  nun  durchaus  kein  Schrei begelu-auch, 
gondern  beruht  auf  der  thatsHchlichen  Aussprache,  indem  altes  kg 
und  gg  in  ki  gi,  zi  *si  H  aber  in  ty  szg  czg  übergegangen  sind. 
Dieses  müsste  also  eigeiUlich  in  der  dritten  Abteilung  ''die  Ent- 
stehung der  Laute"  behandelt  werden. 

!$  17  Bern,  werden  nziifc'  und  obiad  als  Ausnahmen  einem 
odjevhac'  usw.  gegenübe rgesiellt,  wo  J  auf  den  Ausbin t  des  vorher- 
gehenden Präfixes  nicht  rin wirkt.  lia  vernnsst  man  ein  Wort  der 
Erklärung:  trziqc'  und  ohiad  sind  schon  uralte  Znsanmienrückungen: 
abg.  r^zvH  und  obfd'b,  währen rl  odjechac'  einem  (Aijucfidti  zu  ver- 
g-leiclien  ist. 

J^  20  Bem.  1  werden  einige  Lautübergänge  als  "Anonuvlien" 
aufgeführt,  die  i's  nicht  sind.  Der  schon  urslavische  Schw^urid  des 
anlautt^nden  r  nach  dem  h  des  PrttÜxes  ob-,  der  Ausfall  von  /  und 
/>  vor  ii  ist  doch  *d>enso  ein  hiutgesetzlictier  Vorgangs  wie  etwa 
der  Schwund  von  &  und  tt  im  Anslnut  \\i's  Polnischen»  Unter  dem 
Schlagwort  "Konsonantenvertauschungen'*  sind  heterogene  Erschei- 
nungen zu. sammen geworfen:  c'rciere'  für  ^czwierc  ist  eine  Assimi- 
lation, Mfifgorzata  das  Beispiel  einer  Dissimilation,  attfgnttc'  hat 
mit  stgdNfre'  kaum  *4was  zu  thirn,  sondern  vergleicht  sich  lit,  Mttkstu, 
ütitijtm,  stt'ikti  stcir  sieben \  hat  also  ursprüngliclies  g.  Das  gUnche 
gilt  von  der  Anmerkung  über  "Konsonanteneinschub":  bardzt*  für 
barzo^  zdrada  für  zrada  beruhen  auf  einem  lautlichen  Vorgang; 
zdjac'  aber  liir  zjac'  ist  eine  Analogie bildnng.  indem  es  sein  (/  von 
podjac*  odjac  bezogen  hat.  rittuiek  ist  nicht  aus  r^loieh'h  entstan- 
den, sondern  iierubt  auf  einer  anderen  Stufe,  vgl.  abg.  ciovvich. 

Auch  der  Abschnitt  über  "die  Entstehung  der  Laute"  Ulsst 
maoches  zu  wünschen  übrig. 

^  22  heisst  es  "Nach  l  und  den  Palatalen  tritt  für  ie  (—  alt- 
ßlov.  e)  wieder  der  hfirte  Laut  e  ein,"  Das  sind  aber  zwei  ganz 
verschiedene  Dinge.  Ein  altes  c'e  z'e  ist  hart  geworden  und  wird 
daher  heute  cze  ie  (nicht  czie,  zie)  geschriebeu;  te  aber  ist  noch 
heute  weich  und  steht   für  Ve,  Ih  rein  graphisch,    indem  eben  /  V 


te^B«^ 


^oW^ 


,6cbe 


Gratx^^' 


l  Yiaty 


^ticvv  ^,!\r^«^ 


Aca 


\\u^^^ 


I\o?^«?^,!S'.«*daTge*^'^"-- 


i2!|^s^a^- 


den 


auf-;;  über 


^U  0 


^  ?: 


o\u 


cbuB^'T  i^^  ^f'SaävA^^ 


lautl^^^Uet 


'»?aÄ;s-.«Ä|gt&''^ 


\^OT««'\^;gf«iV 


Ott 


:v^'f  r  Jd  «*. 


,cri\P»«' 


eitt^ 


\>eft- 
der 


^ot*' 


\\eu^-  •     vet 


rlie^y 


--i^SEW-ii,^.,,,,. 


g«' 


ie»^ 


b%«--"  "«US  *f  ^^''Ä'=^*'''Äs  **,*  "nur  *^  av 


die 


-cSr^]f^Äri>£-'s;- 


VeT^*^ 


tcu' 


*        der  ^^«  \*?s«* 


^i^iSrSjCI«;a^s^:^-" 


v^^^^^^ti^^"^^ 


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der 


Gut 


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tfOt  ' 


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de 


i/vU« 


.  VT  Ate  ;^^     ^vi  ^*^^  i  u>^*        ,.s  deö^  ^^  ^.xv^ot^ 

«*        ^.>ve\^^      i)0»»*^^-        .12>  ^^     «  x.^^  l>ebu^  \^ 


sOtV< 


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:^v  o'i' 


Soereusen   Polnische  Giamiuatik. 


lat 


§  H9.  könntt»  etwas  über  dvu  Gehauwh  der  dem  DfUtÄclieu 
Äl>geh enden  Kasu^,  Lokativ  und  Inslrnjnenhil.  ;;esai4"l  .sein. 

§  4':l  im  Dax.  Plar.  der  weicitHnshiutendeii  Maskulinen  ist 
-om  TihUi  unum^elautet  geblieben  ge^en  altsjov.  -ejmj  sondern  -{(rrn 
ifit  unter  der  Einwirktin^  der  liarien  Stilmme  aui'orekonimen:  bis  ins 
%b,  Jahrhundert  ist    lem  nii^b  im  Gebrauch. 

§  45.  Unter  den  Maskulinen  ndt  Gen.  auf  -a  werde«  nur  zwei 
MonatsDanico^  paztizienifk  und  lisfopad,  }*n;^eriihrt.  Es  bttben  aber 
Alle    a,  mit  AuHnabme  natürlicb   des  Adjektivs  luty  Februar. 

§  47.    üntfir  den  Wörtern  mit  -n  im  Dativ  vermi.'>st  man  swat, 

^  51,  S.  44  unten,  wfire  zu  erwähnen,  dass  neben  dem  PL  auf 
-a  auch  -y  vorkonmit:  hifefjf  und  bftefa,  elementif  und  ei*  menta  w.a. 

%  bS  Bern*  'S  wird  die  Endung  -y  in  pi^c'  razif  lünlmal  usw. 
«Is  anorganisch  l>eÄeichnt*t.  Dieü  ist  aber  keine  Geuetivendtiug'T 
«ondern  der  Noaiiiiativ,  der  rticb  von  diva^  ti-zy^  vzitry  razy  auch 
auf  pific\  szes'ü'  razy  ausgedehnt  hat.  Ebenso  kam  im  Knss.  die 
Endung  -a,  als  alte  Duall'orm  von  Haus  aus  nur  bei  dtca  berechtigt, 
auch  nach  //•*,  cetyre  in  Gebrauch. 

§  62  ist  zu  andern.  Dio  Regid  (§  2G)  über  den  Wechsel  von 
q  und  e  iüt  falsch^  somit  ist  ihr  Auftreten  in  den  angeführten  Fällen 
nieht  als  unrege bulLssi^^  zu  bi^zeidHien.  Ei*  hatte  erwähnt  werden 
können,  djiss  die  Dehnung-  des  o  zu  o  unterbleibt  in  der  Ee^el  Vdr 
tonloN^m  Konsonanten ;  daher  bok\  vhfop,  yfoa^  yos'c'j  kot,  koss^ 
jn/ot^  lantk,  nos,  pot,  poitt^  rok^  snojf,  sok  usw. 

§  101  stellt  der  Verfasser  aidit  Möglichkeiten  auf,  die  Dat. 
und  Akk.  drs  persönlichen  Pronoiaens  unter  einander  zti  stellen; 
er  tü^i  schon  selbst  hinzu»  dass  die«  ^weiü*j:stens  in  der  Theorie" 
fieltun^i  habe.  In  der  That  lassen  sii-h  daraus  wohl  mit  Recht  ditj 
Fälle:  ifft  mie  et  pokaztit  und  on  fp}  7nti  przedi^ftnii/htYi'icheUf  denn 
wenn  zivei  Enklitiken  zusamiaenfrei'cn»  steht  in  der  erdrückenden 
Mehrzahl  der  F^lle  der  Akkusativ  Jdnter  dem  Tiativ.  Auch  lür  Stel- 
lungen, wie  on  tnnie  ttthkj  pokaza/,  oji  jeyo  Jen  tu  jtrzedattiWif  dürf- 
ten »ich  nicht  j;:erade  viele  ßeis|}iele  tindtiu  lassen. 

§  113  ist  nicht  recht  ersiclitlich,  warum  die  alte  Genetivform 
rhso  als  ''un regelmässig^"  bezeichnet  wird.  Sie  liegt  doch  schon  abg. 
als  vbso  neben  ceifo  vor,  und  die  Endung  -so^  die  sich  mit  der  der 
verwandten  Sprachen  vergleichen  bissty  ist  eher  als  "regelmässig" 
^u  bezeichnen^  als  die  noch  unerklärte  Neubildnti»i:  -ffü, 

§  128,  tu  den  Vertialsuhsiantiven  lecente,  tvkfzeme  zu  leciec% 
widssiec  ist  keine  "anorganische  Verhärtung"  eingetreten,  sondern 
das  sind  Analogiebildungen  naeh  den  entsprechenden  Foniitrn  der 
Verba  auf  -ic  :  phicetiie^  rodzeme^  ausgegangen  von  dem  bei  bei- 
den gleichlautendem  Präsens.  Überhaupt  schwanken  ja  die  Verba 
auf  'tec'  vielfach  in  solche  auf -ir'  über:  my^'lec\  aber  trymy^'lic', 
zamytf  Ih'  mV  ;  pafrzec'  aber  rozpatrzye' \  irieäztec'  aber  ztvipdzic'. 

§135Bem.  1.  tryziizy  ist  nicht  durch  Dissimilation  aus  tryszszy 
zu  erklären^  sondern  ist  nur  durch  nizfszy  hervorgerutene  Schrei- 
bung, mitgewirkt  hat  dabei  das  Adverb  ttyzej,  das  §  143  Bem.  2 
falsch  erkb'trt  wird.  Dieses  lautete  aJipohiisch  noch  nyszej  und 
erhielt  sein  z  von  seinem  Gegenteil  itlzej. 

^  158—187  werden  die  Pritjiositionen  behandelt;  auf  die  grosse 
Keichhalligkeit  dieses  Abschnitts  war  schon  vorher  gebührend  hin- 
_gewtesen.  Nur  nmss  ich  gestehen,  dass  mir  die  vom  Verfasser  ge- 
wählte Anordnung  des  StoÖs  nicht  glücklich  erscheint.  In  einem 
Paragraphen  steht  die  Präpo-^ition  mit  kur7A*r  Angabe  ihrer  Haupt- 
bedeutungen, beispielsweise  §  h]2:  ''do  zu  (ortlich,  zeitlich  ,  .  .  ., 
das  Ziel  oder  Ende  einer  Bewegung^    einer  ThUtigkeit,   eines  Stre- 


138 


Soerensen  Polnische  Graminattk- 


heus,  eine;*  Zwtstftndes  anhebend)",   folg-en  Beispiele.     Alsdann  foig^l 
eirui  mvhr  als  zwei  Seitep  laD*rt^,   en^  ;*-ednH"kte  Bemcrkiiiig^:   '*aiiij 
anderen  Präpositiofieo    wieVl<r"rzugi*bt*n",    wo  wir  erlahren^    da*»«  <^^ 
ühtTSfUt  werden  knnn  mit:  (alphahetiscli  geordnet)  an  c,  Akk,.  «a 
*lie,  an  c.  r>at.,  ant  iv  Akk.,  bt-j,  für,  gegen,  in  c\  Akk,,  in  c.  D«t^ 
iiiUi   nach,   über»   vor;    ausi^erdern  mit  einfachen  Kasus:    Akk,  und i 
Dat.     Alle   diese  Unterabteilungen   siml   mit   reichen   BeispieUamm-] 
lungen  ausgentattet.     Und  bo  geht  es  auch  bei  jeder  anderen  Prä»^ 
Position    in    ähnlicher   Weise.     Ich    kann    mir    kaum    denken,    dik>M,§ 
irgend  einem  Ikmutxer  der  Grammatik  rnit  dieser  rein  äu>^h erhöhen 
Anordnung   de«  Stoff«,    lediglieh    naeli   der  deutschen    WtedergAbe, 
gedient  sein  wird.     Auf  diese  Weine  wird  ZuBammengehnriges  z<*r- 
rissen,  und  Ungleichartiges  zusammengelu*acht;  von  der  eigentlirh**n 
Bedeiitungsspliilre  einer  Präposition  gewinnt  man  kein  klares  Bild. 
So  wird  mit  keinem  Wort  erwrUint,  dass  tv  mit  dem  Akk.  zur  Zeit^i 
bestimmunji^  dient;  das  mu«s  man  sich  mühsam  unter  ^^an"  (w  irie'l 
czör^  w  dzten*)f  "bei"  {we  dnie  i  w  no*'i/),  *'in"  (tv  tfofizinr  s'mierci^ 
"um"  {iv  poludnie)  und  "zu'*  iw  Boze  Narodzenie)  zusaminensucheii;  ^ 
anilererseits   öind    z.  B.    unter  o  c,  Lok.   unttr  "an"    zusainnienge-  ' 
bracht:    jnifu'iec'  o  czem  und    o  kiju  chodzic'  am  Stab   gehen,   wi*  ] 
doch  auf  ganz  vei*aehiedenen  Bedeutungen  des  o  beruht.     Und  der- 
artige Beisj)iele  liessen  ^ich  noch  in  grösserer  Zahl  anführen,    Bit- 
weilen ist  auch  die  Grundbedeutung-  nicht  ersc hüpfend  angegeben, 
80  bei  o  c.  Lok.  %  173:    "um    bei   Zeitangaben".     Ist   <\ciin    das   diu 
wichtigste  Gebrauch sw^eise,    so  dasij  die  Bedeutung  lat.  de  bei  deo 
Verben  sentiendi  und  deelarandij    sowie  die  Bedetitnng   etwa  "'ver- 
sehen  mit"  (z.  B,  ehata  o  vKdutkich  okienkfich  eine  Hütte   mit  klei' 
nen  Fensterehen t  in   die  AnnierkunL^en  verv\ie?ien   werden  nuissen**! 

Der  Ahselinitt    über   die  ]*rHpositionen   hätte   entschieden   ^e-f 
wonneu»   wenn   der  Vertas^er  den  Stoff' bei  den  einzelnen  FrJinosi- 
tinnen  nach  grösHcren  Kategorien  eingeteilt  hätte,   dabei  nach  ilög-  | 
lichkeit  die  Kinzelheiten  des  Gebrauchs  aus  den  Grundbedcntiingeii 
erklärend.     Um  nur  ein  Beispiel  xu  geben   sei  po  l\  Lok*  gewählL 
E«  bedeutet  1)  die  Bewegnng  über  (durch)  einen  Kaum  hin:  J*c/*<ic'' 
po  .s'ntecie,  zlea'c*  po  drahinie^  krttv  A*/vit/  po  iyhuih  usw.    Daraus! 
entwickelt  8ich  die  Bedetitnng  de«  Orts,  an  dem  etwas  var^ehl  o'.€r 
j^ich   befindet;    imeM*    rant/  pr*    Cfdem  eiete^  po  pnitvej  »troni«^  pa  , 
ü'rodku,  po  drodze.    2)  es  bedeutet  Äeillich  nach:   po  .«'w»€m,  pifi 
deszczu ;  ttastffpic'  po  kirn,  nastar'  po  czrm.  cisknc'  yrom  po  gromie  . 
(einen  nach  dem  andern);  dazu  gehört  auch:  pfakac   po  kirn  Qeman- 
dem   nach   weinen);    dzk'dzitzt/r'  co  po  kirn   etwas   von   jemandem 
erben   (d.  h.  nach   ihm   der  Besitzer   werden);    ro  mi  po  tctfjazdach 
was  nützen   mir  die   Reisen   (d.  h.   was   habe   ich  (Gutes)  nach  den 
Reit^en);   spodzieuac'  si^  vzetfo  po  khn   etwas  von  jemand  erwarten 
(die  Krwartung'  kann  sich  erst  in  ^U^r  Ziikunlt,  also  nacli  dein  jetzi- 
gen Zustand  erfüllen).    3)  auch   mit  dem  Dat.,  drückt  es  den  Um- 
stand,   die  Art  und  Weise,  aus:   po  Mtar^rmt,  po  cirhu,   po  pohktt; 
po  ihtznisku,  ]}a  niakiej  cenie;  pn  nit^ksze)  cz*\svi;  so  aticli  pozna*^ 
kof/o  po  czem;  po  prfttrdzie  mönn',  icspt'dhrw^ia  po  piörze. 

Der  Verfa.Nser  hätte  dies  natürlich  bei  seiner  reichen  BeJesen- 
heit  tnid  seinem  feinen  Sprachgefühl  weit  besser  gemacht,  als  e» 
mir  in  diesem  groben,  eilig<^n  Verstich  gelingt  und  er  bjltte  der 
Sache  damit  entschieden  mehr  gedient.  Wenn  jemand  dieGebrauchs- 
Sphären  einer  Präj^osition  kennt,  wird  er  keinen  Augenblick  im 
Zweifel  sein»  wie  er  sie  in  der  eigenen  Sprache  passend  xu  übei^ 
setzen  hat. 

Mit  §  188  betreten  wir  nunmehr  das  Gebiet  des  Verbums. 


Soerensen   Polnische  Gratnmatik. 


13^ 


I 


g  103  Bpm.  1  (S.  168).  Der  Gt^b^aueh  tWs  Infinitivs  in  VälUm 
wie  tvidac'  es  ui  zu  sehen,  Jak  okiem  dojrzpc\  c6z  pk'  przi/  jedzentu 
beruht  nie  hl  ant'  dem  Wt^g-fall  von  mozna  ofler  trzeba,  Dit^  Fafiis:- 
keit  auszudrücken,  daijs  eine  Hanfllun;;:  frescheheii  kann  mltT  snTl^ 
liegt  vielmehr  schon  seit  uralter  Zeit  im  Ifitinitiv  j^elböt;  Bi*ii*pit?le 
AUS  dem  Altindischen  in  Delbrücks  Vertrleichender  Syntax  2,  %  152, 

§  2CH),  'Tersoimlflexioiiselenient"  tÜr  das  übiiche  "Person al- 
endun^"  zu  gebrauchen,  ist  nicht  «rtn-ade  eine  glückliche  Neuerung, 

*5  21 L  203.  Die  Erklärung-,  dass  das  auslautende  /  der  1.  und 
8.  Klasise  von  der  Endun»r  der  1.  S^^.  und  3.  PI,  sowie  vor  der  Par- 
tizipialendun^'  -etty  in  j  übersiehe,  mag-  ja  praktisch  ihre  Vorzüge 
hallen,  ist  aher  sprachhistonseh  unrichtig.  Die  Bildung  geschab 
Diit  einrm  ir>£e-Sufüx. 

§  201.  Gegen  die  Regel  §  *2t>  bleibt  i;  im  Imper.  stets  unver- 
ändert: krfx\  pedz\  Gewiss,  aber  nur  weil  die  Regel  falsch  ge- 
fasst  ist. 

§  212.  Vorbemerkung.  "Vor  der  Aufgabe  stehend,  xum  ersten 
Mal  bei  der  Darstellung  der  Grammatik  einer  sl avischen  Sprache 
diesen  Sprach erscbeißuiif:en  (gfmeint  ist  die  JV^rJ'ektivieniiig  itnpcr- 
tektiver  und  die  ImperfeklivierunjL,^  perfektiver  Verba)  die  denselben 
gebührende  Aufmerksamkeit  Äuzuwendcn  .  .  .*\  Ohne  Soerenneus 
g:rosses  Verdienst  schmiUern  zu  wollen,  möchte  ich  deich  darauf  auf- 
merksam machen,  dass  Vostokov  in  seiner  russischen  Grammatik 
(die  erste  Auflage  erschien  1831  in  Petersbur;;),  dii^  lür  ihre  Zeit 
eine  Muslerleistung  war  und  auch  beute  noch  wertvoll  ist,  diese 
Erscbeintmgen  durcbaas  gebührend  berücksichtifzt  und  sehr  ein- 
gehend und  klar,  auch  mit  einer  vollstilndigen  Tabelle,  dargestellt 
hat,  ^  62  und  §  84-H6  (S,  141-199),  Natürlich  trifft  vieles^  Einzelne 
für  die  heutige  russische  Sprache  nicht  mehr  zu. 

1}  228,  Bei  ehfvtfcic'  —  rhuytac\  skoczi/c' —  Jikakar  ,  utapic'  — 
stapu€  kann  man  nicht  von  Abwerfung  des  stamm  haften  i  reden; 
sondern  hier  lagen  von  Haus  aus  zwei  StUmine  neheu  einander, 
wie  widziec'  neben  tvtdac'.  Aus  dem  Russisch en  wäre  hier  cht^ataf 
neben  €hvatit\  nktikat'  neben  skocif  besser  zu  vergleichen  gewesen, 
als  pustft'  —  puskat\  dessen  k  doch  eine  Komplikation  darstellt. 

§  2f*4  ist  richtig.  Nur  kann  man  nicht  pomrn*tfi  direkt  nut 
wspomwnar'  vergleichen.  pt/menqÜ  ist  gleich  russ,  n-pomannt'. 
Joti.  Scliiiiidt  handelt  über  diese  Wörter  Sonantentheorie  141  und 
leitet  sehr  einleuchtend  das  *;  aus  dem  Aor.  her,  3.  I'L  povn^^t;^  da 
"in  "^pomfMiuifi  beide  n  in  eins  verschmelzen  mussten,  welches  dann 
zur  t olgenden  Silbe  gezogen  wurde."  Die  von  ochmidt  postulierte 
Ff>rm  *jfombnnq  liegt  nun  eben  in  ^min,  pomite,  pomtur  vor;  icspo- 
mionqc\  c,  pspßomenonti  geht  auf  ein  *pomenni^tf  zurück- 

^  225  lund  schon  §  P»0  Bern.  1)  spricht  Soerensen  von  der 
irreleitenden  Bezeichnung  "iteratives  Verb''  für  die  imperfektivischen 
Verbaikojuposita;  und  noch  deutlicher  beisst  es  S^  li*5:  "Das  imper- 
fekti vierte  Verb  ,  .  .  ist  in  gar  nichts  versciiieden  von  dem  voti 
Haus  aus  imperfektiven  Verb  (aber  cloch  in  der  Bildung!  I)  Auf  kei- 
nen Fall  ist  es  zubissig,  dafür  die  Bezeichnung  iteratives  Verb  zu 
gebrauchen."  Man  kann  dem  Verfa.'ser  vielleicht  einrhumen,  dass 
man  bei  der  Betrachtung  der  heutigen  Sprache  die  Bezeichnung 
"iterativ*'  deji  speziellen  Iterativa,  die  $  304—307  behandelt  werden^ 
reserviert  Aber  spracbbistoriscb  geuommen  ist  der  Name  "Itera- 
tiva" für  die  imperfektivischen  Verbalkomposiia  doch  durchaus 
berechtigt.  Der  Vertasser  scheint  sich  hier  h'ider  in  einer  verhäng- 
nisvollen Unkenntnis  des  wahren  Sacb verhall s  zu  befinden,  wie  aus^ 
der  Schlussbemerkung  S.  256  hervorgeht,    wo   er  sagt;   '^'Die  miss- 


lio 


Soereti&en  Polni&cbe  Grammatik. 


Tirüueb liehe  Bezeichnung'  iterativ  für  daß  imperfekti vierte  V'erh . 
ist  öft\iribar  durch  die  Übereinstimmung  zwischen    der  Bildung  d« 
Form  des  inipertekti vierten  und  des  iterativen  Verbs,  zuiual  durtb 
die  Verwendiiijjy:  der  vielgebriiuchten  Iterative  chodziCy  9Witic\  rod*  | 
zic'  usw.    zur  Bildung   der  Iniperfektiva    der  Komposita    von   itV,  \ 
nus'c',  ivieHc    usw.  entstanden." 

Demnach  sieht  es  fast  ao  aus,  aU  oh  die  übFreinstiininuiif  1 
der  Bitdun^rsweise  bei  den  Iterativen  und  Imperfektiven  (die  iler  1 
Verfasser  auch  4j  S04  hervorhebt)  auf  einer  Laune  der  Sprache  he» 
ruhtj  aJs  ob  zwischen  beiden  Erscheinungen  jedes  "g-eistig^e  Band* 
fehlt.  Und  doch  ist  der  allbekannte  Sachverhalt  der,  dass  die  Im- 
perfektiva  nichts  anders  als  die  Iterativji  sind.  Ich  braucht*  nicht 
näher  darauf  ein'/,Ufz:ehen,  da  ja  schon  oft  über  diei^e  Fra^e  g^ebAn- 
delt  ist,  piaac  heisst  "schreiben*,  pisywac'  'oft,  wiedej'holentüch 
schreibeu*.  Tritt  nun  ein  l^räfix,  etwa  przy-^  vor  piHac\  äo  ver- 
iindert  es  nicht  nur  seine  Bedeutung,  sondern  macht  e^  auch  gleich- 
zeltiv  perfektiv:  przi/püac'  "zuschreiben,  im  Hinbück  auf  die  V'ol- 
lendnnji:'%  perfektiv.  Ein  przi/pisyicac  bedeutet  zunächst  'wieder- 
hnlentlich  die  Handlung  des  Zuschreibens  vornehmen'.  An»  d«r 
Nebenbedeutung  des  Wiederholentlichen  entwickelt  sich  dann  der 
Sinn  von  etwas  J lauerndem;  geschieht  die  Handlung  mehrmals,  »o  ' 
kann  sie  nicht  mit  einem  Mal  vollendet  sein;  so  kommr  die  imper- 
fektive, durative  Bedeutuiyg  zustande,  und  das  präfigierte  Iterarir 
kann  als  Imperfektiv  das  perfektiv  gewordene  präfi gierte  Grund- 
rerbum  erg?inzen.  Es  ist  sehr  zu  bedauern,  dass  der  Vrrfa^iier 
nicht  von  diesem  historischen  Standpunkte  aus  die  schwierigen  Ver- 
hilhnisse  erläutert  hat.  Vieles  wäre,  zunml  dem  Lernenden,  klarer 
geworden,  und  er  hiitte  gleich  eine  sichere  Grundlage  gehabt,  Der 
Ausdruck  "iterativ"  fiir  das  imperfektivierte  Verb  ist  also  durcbatia 
nicht  unangebracht,  um  so  weniger,  als  diesem  die  Fähigkeit,  die 
wiederholte  Handlung  auB/.iidrücken,  nie  aul>egeben  hat.  So  heisst 
doch  tvy.sitam  si^'  nicht  ausschliesslich  "ich  strenge  mich  an,  diesea 
Augenblick,  sn  dass  die  Handlung  noch  fortdauert*',  sondern  et 
kann  doch  auch  die  wiederholte  Handlung  ausdrücken,  iterativ 
gebraucht  werden.  Wenn  Leon  (bei  Sienkiewicz,  Bez  doginatu) 
in  sein  Tagebucli  schreibt:  nteraz  limry.nlmn  nh;  nad  hobti,  jak  fiq 
ivt/sila  dla  wfnjitieyo  ralHuf^u  czlouiek  tonfU'i/^  so  bedeutet  das  doch: 
oft  mache  ich  Anstrengungen  über  mich,  wie  sich  ein  Ertrinkender 
irm  die  eigene  Rettung  anzustrengen  pflegt,  d,  h,  icymlac  hi*^  ist 
hier  unzweifelhatt  in  iterativischem  Sinne  gebraucht,  uubeschadet, 
dass  es  in  anderen  Fällen  auch  als  einfaches  Imperfekti vutn  sra 
ivysific'  üir  fungieren  kann,  l'ud  so  Hessen  sich  zahllose  Beispiele  ^ 
finden!  S 

Dies  mag  genug  Nein.  Ich  wiederhole  es:  die  hervorgehobe- 
nen Mängel  sind,  wenn  num  sie  natürlich  auch  lieher  misi^te,  keinem 
falls  im  Stande,  den  Wert  von  Soerensens  Leistung  wesentlich  herab- 
zusetzen. Der  Forscher  wird  dankbar  das  Oebotene  hinnehmen 
und  sich  die  Thatsachen  da,  wo  er  mit  dem  Verfasser  nicht  über- 
einstimmen Uann,  nach  elgenejn  Wissen  und  K(:innen  erklären;  der 
Anfänger,  der  das  Werk  zur  Hand  nimnu,  um  daraus  zu  lerne«, 
wird  bei  der  Fülle  des  Guten  und  Richtigen  durch  das  L'nzttlAog- 
liehe  auch  nicht  wesentlich  irre  geleitet  werden.  Soerensen  darf 
des  Dankes,  den  sein  Werk  trotz  allem  in  hohem  Grade  verdient 
bei  allen  Fachgenossen  wahrlich  sicher  sein. 

Berlin.  Erich  Berneker. 


I 


Lexicon  Serbico  - g-ermauico  •  lÄiinuin . 


UI 


Lexicon  Serbico  •fft^nnaTiio-Iatinuni,  edidit  Vuk  Stephan.  Karad- 
sclrits^h,  Eilitio  tertia,  emeiidrtUi  vi  aiicta.  Belgrad  18i)8.  XLll  u. 
HHO  S,    Lex,  .Hö     li^  Fr, 

Das  serbische  Wörterbuch  von  Vuk  Karadscbitsch,  das  zu 
Lebzeiten  des  Verfassers  zwei  Aiittagen  erlebte,  war  eine  Leistunf? 
allerf^r.Hten  Han*fes,  indem  et?  drii  Wortsclialz  der  Volkstipraehe 
ganz  aus  cien»  Gedächtnis  wieder^Lrab  und  ansserdenj  tast  jedes  Wort 
aksecntuiiTte.  Seitdem  der  serbistdie  Akzt-nt  nueh  tür  das  Tndo-^cr- 
manische  Bedfulnn^  gewonnen  hat,  da  das  St-rbischi'  die  einzi^fe 
^lavische  S]<raeht?  ist,  die  in  weiterem  UnifafiL'"  die  s^ehweren  und 
leichten  Buisen  unterscheidet,  wird  viclleiclit  auch  niaiicher  Sprach- 
forscher das  Bedürfnis  empfinde»,  «las  Serbische  zu  Rate  zu  ziehen. 
Dieses  Bediirtnis  konnte  aber,  da  Vuks  Lexikon  vollständig^  ver- 
griffen war,  nicht  brtriedig-t  werden.  Auch  wir  Sprachforsch<'r  sind 
daher  den  beiden  shivischen  Gelehrten,  P.  Gjor^jevic  und  Ljub, 
Stojnnovicj  die  eine  neue  Ausgaln*  von  Vuks  Werk  veranstaltet 
haben,  zu  lebhaftem  Danke  verpflichtet.  Sie  haben  ihre  Aufgabe 
mit  Takt,  Umsicht  und  Sorgfalt  gelöst.  Das  neue  Wt^rk  ist  zwar 
der  alte  Vuk,  aber  docii  in  verbesserter  Gestalt.  Alle  die  vielen 
kleineu  Versehen,  nicht  eingelöste  Verweisungen  unterlassene  Deu- 
tungen, die  sich  fad  Viik  fanden^  sind  berichtigt.  Ausserdem  ist 
auch  alles  aufgenommen,  was  in  der  ersten  Aultage  stand,  in  dei^ 
zweiten  alier  ausgelassen  war.  Hierzu  gehören  die  zwar  eigentlich 
nicht  in  ein  Lexikon  passenden,  aber  doch  .so  interessanten  Exkurse 
über  einzelne  Sitten  und  Gebräuche  im  serbischen  Volksleben,  z.  B. 
über  die  Heirat.  Nur  zu  einer  Wiederaufnahme  haben  sich  die  Re- 
dakteure nicht  entschliessen  können.  Vuk  hatte  m  volIstHndiger 
Naivität  aucii  die  ihm  bekanten  Verba  «»bscoena,  an  «leneii  das  Ser- 
bische ebenso  reich  ist,  wie  jrde  andere  Sprache,  verzeichnet.  Spiiter 
hat  er  sie  geslrichen.  Wenn  Vuk  damals  dem  Andringen  seiner  Zeit- 
genossen nachgegeben  hat,  so  lag  doch  jetzt  kein  Grnnd  mehr  vor. 
einem  Vorurteil  die  Wissenschaft  zu  opfern.  Das  ist  das  einzige, 
was  man  in  der  neuen  Aiisgalie  als  fehlend  bedauern  muss.  Sonst 
erweist  sie  sich  iil>erall  als  sorgfältig  und  zuverlässig,  und  bietet 
uns  den  Vuk  der  ersten  und  zweiten  Auflage.  Freilich  ist  es  kein 
volltsfändiges  serbisches  Wörterbuch.  Selbst  in  Vuks  Schriften  finden 
sich  viele  Worte,  die  er  als  Stich worte  anzugeben  \*ergessen  hat, 
und  in  der  heutigen  Umgangssprache  gibt  es  natürlich  viele,  die 
man  hier  vergeben»  sucht,  aber  alles  da^i  thut  dem  unvergessüchen 
Werke  keinen  Abbruch.  Mit  Bewunderung  neigen  wir  uns  auch 
heute  noch  vor  diesem  grössten  Serben,  der  für  sein  Volk  die  gleiche 
Bedeutung  hatte,  wie  für  uns  die  Brüder  Grimm. 

Leipzig-Gohlis,  iL  Hirt. 


Mitteilungen- 


Oiisitav  Meyer  f- 

Wie  diese  Zeitschrift  bereits  gemeldet  hat,  ist  Gustav  Meyer, 
der  Vertreter  der  vergleichenden  Sprachwissenschaft  an  der  Grazer 
Universität,  am  20.  August  des  vorigen  Jahres  in  der  Irrenanstalt 
zu  Feldbof  bei  Graz  von  einem   schweren  und  unheilbaren  Gehirn- 


I 


142 


MitteOuDeen. 


leiden  durch  dpu  Tod  erlöst  wordt*«.     E>eT  Wisf^ensehaft  lie^  es  ob, 
in  daiikbrirt'm  Rückblicke  der  Thäligkeit  eines  Mannes^  zu  ^icdenken, 
der  während  eines  Viorteljahrhimdertj?  nicht  nur  die  verseht   "! 
Gebiete    indogermanischer  Sprachforschung   durch    ausg^« 
Arbeiten  g'etordert  hat,  sondern  auch,  über  jene  hinaus^rentuij  »il  . 
mit  weitem  Blick  das  Leben  der  Volkf^i*eele  erfassend,  üeine  reichen 
gpracblichen  Kenntnisse  m  den  Dienst  der  Völkerkunde  un*'  K»«i'  - 
beschichte  g-estcllt  hat.     Denn  der  Verstorbene  gehört  zu  d^ 
Spraehforscbern,  denen  in  ganK  aus*ri*i*prochener  Weise  diL  .,.,,.„ 
als  Äusserung   eines  Volkes  Objekt   der  Forsebung'   ist    und   deiipc 
darum  in  erster  Linie  diejenigen  Prnblenie  am  Herzen  Hegren,  welche 
den  Be'/iebungen  zwischen  Sprache  iiml  Ktiltur  gehen. 

So  mannigfaltig  die  Arbeitsgebiete  und  Interessen  GustÄvMeyen 
waren,  so  geschlossen  sind  sie  doch  nicht  nur  durch  das  Ziel,  dem 
die  Tbätigkeit  des  Mannes  zustrebte,  sondern  noch  mehr  durch  den 
Entwickelungsgang  seiner  vStudien,  der  die  Äusseren  realen  Zusjtm». 
menhänge  der  studierten  Objekte   gewissermassen    wtederspie^Hle,| 

Der  Ausg'angspunkt  seiner  Studien  war  die  klassische  Philo- 
logie und   innerliall)  dieser   die   griechische  Spracht»,     Geboriii  i 
am  25.  November  1850  zu  Gross-Strehbtx  in  Oberschlesien^  besucht« 
Gusta\   Meyer  IHfiO— 18ti7   das  Gymnasitim  in  Oppeln    und   wHdraeti*  | 
sich    hierauf  in   Breslau   dem   Studium   der    klassischen    Philolo*i«J 
-am  meisten  von  M.  Hertz  an  geregnt;  dessen  er  nicht  nur  in  der  seioer] 
Dissertation  angehängten   Vita  ii^    besonderer  Weise   gedenkt,  son- 
dern   dem   er    auch    W   Jaliie    später    durcli    Beteiligung    an    einer I 
Festschrift  schnldigen  Daiikestiibnt  zolltM.     nnt<*r  den  sechs  Themen,] 
die  Gustav   Meyer    bei    seiner  Promotion    verteidigte*    sind  5  teilM 
kritischer  Art,  nur  eine  aus  der  Siu'achgeschicbte:  die  Behauptuti« 
dass  dem  Griechischen  Dvaiidvakomposita  völlig  abging-en,    hat  isft 
freilich  bald  richtig  gestellt  durch  einen  Aufsatz*),  worin  sein  Blick  r 
bereits  auf  da^  Spilt-  und  Neugriechische  gerichtet  ist.     Dem  Gebiet 
der  Nominalkoni  Position  eiU^stamnien  die  ersten  Arbeiten  des  jungen 
Gelehrten;    seine    Dissertation^)    ist    nur  ein  Ausschnitt    aus    einer| 
grösseren  Arbeit  "Beitrüge  zur  Stammbildungslehre  des  Griechi*»c 
und  Lateinischen**,  die  187:2  in  CurtfuB'  Studien  (f>,  1  —  116, 
erschienen  ist  und  an  welchß  sieb  teils  ergünzend  teils  fortf 
einige  weitere  Aufsiitze*)  anscbliessen:  es  sind  Arbeiten  ganz  inl 
Sinne,    wie  sie  Georg  Curtius  mit  Vorliebe  i>ei  seinen  Schülern^ 
regte;   und   wde  sehr  unser   Forscher   die  Tbätigkeit  jenes  Manii«f~ 
und  dessen  Persönlichkeit  sc  harzte,  sehen  wir  aus  dem  w*annen  und 
herzlichen  Ton.  der  im  Nekrolog  auf  G.  Curtius  angeschlagnen  wird* 
Der  Ein d USB  von  Curtius  zeigt  sich  in  den  Vorztigeji,  die  wir  sehn 
in  den   ersten  Arbeiten   Meyers   linden;  durchsichtige  Gruppieruii|fJ 
des  StoÜ'es  und  klare  Darlegung  des  Zusammenhanges  der  einzelac!i| 
grammatisctien   Bildungen^   in  der  Erklärung  der  Thatsachen   «eigtj 
sich  ein  deutlicher  Fortschritt^  indem  der  Auffassung  eine.s  "Binde 
Vokals"  als  eines  besonderen  nn«r[dioh»giscljen  Hilfsmittels  ein  Ende 


1)  Das  Verhum  substautivum  im  Albanesischen.    IndenPhiloL 
Abhandl.  für  Hertz  (1888)  81  ff, 

2)  Dvandvazusftiumensetzung  im  Griech.  tu  Latein.  KZ. 2^(1873 
1-31,  477  t. 

li)  De  nominibus  graecis  compositis  {Breslau  1871), 
4)  Zur   griech.    Nominaikomposition.     Curtius*  Stud.  6,  247  £ 
372.  —  Das  Nominalsutttx    io%    KZ.  32  (1874),  481— 50L 
5j  Essays  und  Studien  2,  12—22, 


MUbetluD^en. 


143 


f»'oinftt!ht  und  damit  die  heute  noch  inwi^sg'ehfiKk*  AiiftVi.ssunof  he- 
ffründet  wird.  Doch  seihet  dn,  wo  sich  G.  Meyer,  den  Nei;fuiigen 
der  Zeit  eiitsprecliend.  in  glottcjgnnit^ciie  Hy|iothe.seii  einliisstV^  oder 
beute  veraltete  Theorien  vorträgt*)»  zekhnet  ihti  iiiinierhin  ein  aiih 
^eprii^rttT  Sinn  für  dna  ''Heftte"  ?iuh»  der  ihti  verhinderte^  sieh  velli^r 
tri  dtt8  Nel>eli,^ehiet  von  Hypoihesen  zn  verlieren:  er  zeig^te  viehiiehr 
eine  ;:^ewJü^e  Znrückhahnii;^  ^ej^enüber  ;i:ewfi^ten  Konsirnktinnen 
und  l>ew**f^te  sieh  heller  innerhiilh  dt's  siclieren  Kreisen  der  Ttiat- 
^achen.  Dauiit  hiiii^rt  es  zusfimnien»  dnss  er  sehmi  in  der  unt**n^) 
{genannten  Sehrilt  jenen  Hy|iorhesen  eiiTf^e^eniritt^  durch  die  umu 
alte  nni^rliehen  Suflixe  fiul'  wt-ni^e  Grund iormen  reduzierte  und  ilie 
indo^'-eriuanisehe  Ursprache  nut  eine  nii)f»:lichst  einlaehe  Form  brachte: 
430  hat  G.  Meyer  schun  im  Jahre  1HT5  zuerst  [wenn  ich  mich  niclit 
täuschet   die  blentitat   der  Ksisussuftixe  mit  -bh-  und  -m-  hestritlen. 

Inzwischen  tiatle  G.  Meyer  seine  Stellung"  nU  Gymnasiallehrer, 
die  er  am  Eriiesfinum  in  Gotha  inueg-ehabt  haue,  auf^eji:ehen  und 
sich,  von  G.  Curtius  warm  empfohlen,  187ö  als  Privatdoxent  in  Vvni^ 
habilitiert:  v*tn  dort  wurde  er  t^chon  1MT7  als  nusj^erordentlieher 
ProtiVHsor  nach  Graz  berufen  und  daselbst  einige  Jahre  später  (18?SI) 
-zum  ordentlichen  Professor  beföidert.  Die  reiche  wissenschat fliehe 
Thiltigkcit,  die  er  tu  Graz  entfaltete,  war  nur  durch  grosfsere  Reisen 
unterbrochen,  die  er  seiner  Studien  wegen  nach  Italien  und  der 
liälkanhalbinsel  unternahm:  wie  sich  diese  Reisen  im  Einzehien  ge- 
jßtalteien,  kann  man  wenigstens  teilweise  aus  seinen  Heisescliilde* 
rungen  entnehmen;  von  fierrn  l*rotessor  Schnchardt  iMlalire  ich» 
daj>ö  Cypern  der  entfernteste  Punkt  seiner  Fahrti^n  gi'wt-heu  ist. 

Obwohl  Vertreter  der  indogermanischen  Sprachwisstnischaft, 
hat  «ich  G.Meyer  dennoch  in  Fragen  der  allgemetnindogerni,  Gramma- 
tik nur  rezeptiv  kritisch  verhalten:  ich  wüsste  wenigstens  kein  iiu!o* 
germanisches  Lautgesetz,  das  seinen  Namen  trägt;  zu  Problemen 
Äpekulatiwr  Art,  die  er  anfangs  behandelt  hat,  i^t  er  nicht  mehr 
zurückgekehrt.  Aber  durch  seine  iiusserst  fruchtbare  Rezensenten- 
thlltigkeit  hat  er  ntets  gezeigt,  das^  ihn  nicht  nur  die  Probleme 
seines  speziellen  Arbeitsgebietes  interessierten,  dass  er  vielmehr  die 
gesamte  Entwickelung  der  Sprachwissenschaft  aufmerksam  und 
kritisch  verfolgte:  in  einer  Reihe  von  Zeitschritten,  v(>rnehmHch  in 
der  Zeitschrift  für  die  Österreich,  Gymnasien  und  irn  Literar.  Gentral- 
hlatt^),  war  er  unermüdlich  thittig;  die  wichtigsten  Werke  meiner 
Zeit,  von  J.  Schmidts  Vokal ismus  und  .Mikiosichs  Vergf  Grammatik 
der  slav.  Sprachen  bis  zu  Brugmanns  Grundriss,  aber  auch  zahl- 
reiche  Älonograidnen  und  kleine  Schriften  sin(i  von  ihm  itn  Laufe  der 
Jahre  s:^würdigt  worden.  Gennie  die  jüngere  Gteneralion  hat  Grund, 
dem  Verstorhi-nen  für  diese  seine  kritische  TImtigkeit  dankbar  zu 
4»ein:  denn  wo  er  ernstes  wissenschaftliches  Streben  erkannte,  war 
er  inmier  bereit,  durch  wohlwollende  Kritik  zu  ermuntern;  unange- 
nehm seharf  wurde  er  nur  da,  wo  sich  eitles,  dilettantenhaltes  Ge- 
bahr en  und  Ignoranz  breit  nmchlen,  und  darum  hat  er  besondei^H  im 
Interesse  der  beiden  jungen  von  ihm  gepflegten  Disziplinen  des  Neu- 


1)  Vgl.  Zur  Geschichte  der  indogcrm.  Stannobildung  und  De- 
klination.   Leipzig  ISIfi. 

2)  Die  mit  Nasalen  gebildeten  Priisensstlimnie  des  Griechischen. 
Jena  lö'A. 

S)  Ferner:  Rivi?ta  di  filologia.  Zeitschr.  f.  roman,  PidloL,  Ro- 
inania.  Archiv  l  slav.  PhiloL,  RerL  phil.  Wochenschr,  Byzantin,  Zeit- 
*-8chr.,  Anzeiger  der  ]F. 


144  MitteiluDgen. 

griechischen  und  Albanesischen  öfter  seine  Autorität  in  die  AVag- 
schale  geworfen,  damit  nicht  die  wenigen  zugängliche  Wahrheit 
durch  die  Verkehrtheiten  Unfähiger  diskreditiert  werde. 

Die  Probleme  der  indogermanischen  Grammatik  hat  G.  Meyer 
vom  Standpunkt  der  Einzelsprache  aus  gefördert.  Während  er  Doch 
im  Jahre  1877  die  Spaltung  des  indog.  a  in  griech.  €,  o  aus  Beto- 
nungsverhältnissen zu  erklären  versuchte^),  sehen  wir  schon  aus 
ein  paar  "Miscellen"  des  Jahres  1879*),  dass  er  sich  die  neue  Lehre 
vom  indog.  Vokalisraus  zu  eigen  gemacht  hat,  indem  er  sie  durch 
den  Nachweis  des  Ablautes  e-o  im  Albanesischen  stützt  und  indem 
er  (i  in  ai.  r-säbha  feststellt.  In  ähnlicher  Weise  hat  er  später  noch 
einmal  in  eine  schwebende  indogerm.  Frage  eingegriffen,  indem  er 
auch  für  das  indog.  c-Perfektum  albanesische  Beleg-e  beibrachte'). 
So  hat  sich  also  G.  Meyer  von  vornherein  auf  den  Boden  der  "Junj:- 
grammatiker"  gestellt  und  hat  die  Zugehörigkeit  zu  diesen  in  seinem 
Nekrolog  auf  G.  Curtius  ausdrücklich  ausgesprochen*),  wenn  er 
auch  nicht  durch  "zornige  Schlachtrufe"  an  dem  Streit  der  Mei- 
nungen teilnahm.  Dagegen  ist  er  den  Hypothesen  der  "jüngsten" 
Grammatiker  zurückhaltend,  ja  selbst  ablehnend  entgegengetreten^]: 
nicht  als  ob  er  für  deren  Probleme,  also  für  Akzentfragen,  kein 
Verständnis  gehabt  hätte,  sondern  weil  er  noch  keine  klaren  siche- 
ren Resultate  sah  und  weil  er,  wie  er  sich  ausdrükte,  sich  nicht  zn 
den  Leuten  rechnen  konnte  "die  hier  das  Gras  wachsen  hören  wollen". 
Dasjenige  Werk,  welches  den  Namen  des  Gelehrten  jedenfalls  am 
weitesten  bekannt  gemacht  hat,  seine  Griechische  Grammatik,  fällt 
in  den  beiden  ersten  Auflagen  (1880  und  1886)  ganz  in  die  Zeit,  wo 
die  neugewonnenen  Anschauungen  eine  durchgreifende  Revision 
der  einzelsprachlichen  Grammatik  nötig  machten;  dieser  Aufgabe 
ist  G.  Meyer  in  ausgezeichneter  Weise  gerecht  geworden,  ohne  dass 
er  von  seinem  Hauptziel  abirrte,  einer  umfassenden  und  zuver- 
lässigen Darstellung  der  griechischen  Laut-  und  Flexionslehre  in 
ihrer  geschichtlichen  und  lokalen  Entwicklung:  und  indem  der  Ver- 
fasser dieser  Grammatik  den  Schwerpunkt  durchaus  in  die  grie- 
chische Sprache  selbst  und  auf  die  gegebenen  Thatsachen  verlegte, 
hat  er  ein  Werk  geschaflfen,  das  sowohl  für  seinen  philologischen 
Sammeltleiss  wie  für  seinen  sprachgeschichtlichen  Sinn  ein  gleich 
glänzendes  Zeugnis  ablegt  und  das  darum  dem  klassischen  Philo- 
logen wie  dem  Sprachforscher  ein  unentbehrliches  Hilfsmittel  ge- 
worden ist.  Die  letzte  (dritte)  Auflage  —  eines  der  letzten  Zeichen 
unermüdlichen  Schaffens  kurz  bevor  die  Kraft  des  Geistes  versagte 
—  hat  das  Buch  in  seinem  Charakter  so  gut  wie  unverändert  ge- 
lassen; wenn  man  auch  hätte  wünschen  mögen,  dass  einige  ver- 
altete Anschauungen  getilgt  worden  wären,  so  ist  doch  dem  kon- 
servativen Standpunkt  des  Verfassers  nicht  die  Berechtigung  abzu- 
sprechen, da  es  sich  um  ein  Buch  von  der  beschriebenen  Eigenart 
und  Anlage  handelt:  denn  so  lange  die  neueren  Hypothesen  über 
die  indog.  Grundsprache  nicht  ein  festeres  Fundament  bieten  als  es 
die  alten  Theorien  waren,  so  lange  dürfen  sie  nicht  als  Basis  für 
eine  einzelsprachliche  Grammatik  dienen. 


1)  Über  den  Einfluss  des  Hochtons  auf  den  griech.  Vokalis- 
mus.    KZ.  24.  226-255. 

2)  Bezz.  ßeitr.  5,   184. 

3)  IF.  5,  180-182. 

4)  s.  Essays  2,  11.  20. 

5)  s.  Essavs  2,   10  und  Griech.  Gramm.  3.  Aufl.  Vorrede  S.  X- 


Mitteilung-en, 


145 


ö.  MeypTs  Oriecbii^clie  Gr.'immatik  hat,  besonders  sf>  langte  sie 
lie  cnnzifre  nnf  der  Hölie  belintlliche  ZuäJitiimeiifassung  wnr,  auf 
Fdie  riiifhi»  Thllüj^'-keif  im  Gebiet  der  *^iieelusclicn  Sprache  fördernd 
'und  belebend  j^ewirkt;  an  der  Detailforsehnng-  hat  ihr  V^erfasser 
ausserdf^m  nur  durch  dio  schon  g-enannten  Schriften  und  durch 
einige  kleinere  AufsIStze*)  sowie  Miszclien  etymolog-iseheo  Inhalta*) 
teilgenommen;  seine  Stellung  zu  einzelnen  Fragen  hat  er  in  Hesieii- 
sionen  gekennzeiebnef  ^).  Aber  zu  produktiver  Arbeit  lockten  nnöcrn 
Gelehrten  «chcin  früh  solclu^  (Gebiete,  welche  brach  lagen  und  darum 
dem  g'eschulten  Forscher  tun  ao  reichere  Früchte  verbieHsen:  es  nind 
I  die  nengricchische  und  dif*  albanesiscbe  Philologie,  vnn  denen  die 
Irrste  Gustav  Meyer  reiche  Forderung,  die  zweite  bahnbrechende 
'Ergebnisse  verdankt.  Teils  innerer  Kausalzusammenhang,  teils  zu- 
llillige  Anlasse  fübrteu  ihu  auf  das  Arlieitsfeld,  dessen  einzelne  Teile 
er  in  einer  Weise  zu  überschauen  vermochte,  wie  ea  bisher  viel- 
leicht nur  bei  Miklosich  der  Fall  gewesen  ist:  es  ist  die  Philologe 
d*M'  Balkanvölker^  die  ihm  nach  allen  Seiten  und  Zeiten  vertraut  war. 
Auf  das  Neugriechische  bat  G.  Meyer  schon  in  seinen 
frü listen  Arbeiten  (s.  oben)  Bezug  genommen.  Der  herrschenden 
Meinung  entsprechend  sieht  er  zunilchst  in  neugriechischen  Formen 
hohe  Altertum Mchkeitcn  und  rechnet  dazu  in  seiner  Abhandlung 
iil*er  die  nas-nlen  Prüsentia  z.  B»  die  neugriecb.  Prilaensbiidung  auf 
-djvtij.  Dennoch  zeigen  gleich  seine  ersteti  Arbeiten  über  die  neu- 
griechische Sprache*)  eine  bemerkenswerte  Selbständigkeit  gegen 
die  herrschende  Hichtung,  die  Iie sonders  durch  Deft'ner  vertreten 
wurde.  Auch  hier  war  ihm  die  Gewinnung  neuer  Thatsachen  viel 
wichtiger  nU  die  phanmsti.Hcben  Spekulationen  der  Archäomanen: 
durch  die  Untersuchung  der  Sprache  einzelner  mittelgriecliischer 
Texte  beginnt  er  ernt;thaft  den  Aufl>au  einer  historischen  Gramma- 
tik des  Mirtel-  und  Neugriechiscben;  denn  als  Ziel  schwebt  ihm  eine 
Geschichte  der  gesamten  griechischen  Sprache  vor,  die  er  als  ein 
Ganzes  von  den  Tagen  Homers  bis  heute  erfasst'').  Dass  mit  der 
wissenschaftlichen  Feststellung  und  Gruppierung  des  Stofles  auch 
der  Weg  zur  ErklUrung  gegeben  seil  merkt  man  besonders  an  der 
Abhandlung  über  die  Spracltc  der  cyprischen  Chroniken.  Hier  findet 
sich  nichts  von  dem  Unfug,  den  man  im  Neugriechiscben  z.  B.  mit 
dem  Digamma  trieb;  auch  da,  wo  er  noch  in  den  damals  üblichen 
Bahnen  wandelte**),  äussert  er  sich  doch  mit  grosser  Vorsicht;  wenn 
er  einen  neugriechischen  Lautwandel  erörtert  oder  bei  der  Umge- 
staltung der  Flexion  die  ''falsche  Analogie"  zu  Hilfe  zieht,  so  liest 
man  unwillkürlich  die  heutige  Anscb.iuung  hinein,  wonach  das  Neu- 
griechische als  n.itürliche  Fortentwicklung  der  alten  Koivfi  zu  be- 
trachten ist:  warnt  doch  G.  Meyer  gelegentlich  davor,  dass  man  eine 


1)  Über  die  neugefundene  eliscbe  Inschrift  aus  Olympia.  Zeit- 
schr  f.  d.  österr.  Gvmn.  27  (1ST6)  417— 425.  —  Über  den  Übergang 
von  ci  in  x  im  Griech.  Bli.  1  (1876)  81—83,  —  Die  Präsentia  auf 
-uiwu|Lii  ib.  222— 2'27. 

2)  Curtius'  Stud.  7,  173-183,  8,  120-125«    BB.  5,  2401 

3)  So  z.  B.  gegen  Ficks  Hotnerhvpotheae  in  einer  Rezension 
Hinrichs  Zschr.  f.  d.  listerr,  Gymn.  3t;  (1885)  365^367. 

4)  Über  die  sprach  lieben  Eigentümlichkeiten  des  Syntipas. 
Zschr.  f.  d.  Ost.  Gvmn.  1875,  321—845.  —  11  dialetto  delle  cronache 
di  Cipro,     Riv.  di^filol.  4  (1876)  255—283. 

5)  s.  die  Einleitung  zum  Aufsatz  über  Svntipas. 

6)  8.  z.  B.  Riv.  di  iiloK  4,  257.  265.  280. 

Anxel^er  Xll  i. 


146 


Mitteiiungfeii* 


ueucypiieehe  Lautprscheinung^  mit  einer  solchen  de»  altr 
Dialekts  in  BezieJiimy:  setze *).     Daher  kommt   uns   die  Aj 
den  mittelcy|)riNchfn  Dialekt  auch  heute  noch  keiiiesweg?^  M-hr  vu 
altet  vor  —  was  von  aiideru  Arbeiten  jener  und   späterer  Zeit  ;**•* 
wisö    nicht  gesagt   werden   kfinn.     Auch   der   fesselnd  ges  '    ' 
Aufsatz  üher  "die  lin^uistisclie  Stellung  des  modernen  Gt' 
klingt  schon  *i'anz  modern,  wenngleich  die  Kernpunkte  der  in  unfn 
Auffassung;   nicht,   ausdrücklich    hervor{;"ehoben    worden.      S«    tihn- 
rascht  es  uns  nielit,  dass  G.  Meyer  die  Thorhciten  der  Archliomaarti 
frühzeitig'  erkannt  und  in  einzelnen  Punkten  durch   Uichligeres  er 
fletzt  hat;  dem  j^eradezu  sprich wortUchen  'Aolißnms*  T^^^caic  {*l  k 
*fXüJccec)  hat  er  z*  H.  schon   1877  den  (Jaraus  g-emacht.     Doch  hat  t-j 
den  g'ewonnenen  prinzipiellen  Standfunikt  nicht  benutzt^  uni  eiinuai 
alle  Hypiithesen    der    Arehitomanen    ilurclizuprüien;    daß    IntereAu' 
Gustav  Meyers  war  sclion  wieder  auf  einen  andern  Punkt  gelenkt. 
und  so  ist  er  mehr  Vorläufer  als  Begründer  der  neuen^   von  H«tai- 
dakis  innug-urierten   Periode   neup'iechischer  Spraehforscliung'  ^e- ^ 
worden.     Denn  i\,  Meyer  hat  erst  in  den  90er  Jahren  wieder  Fra^^ 
der  neugriechischen  Sprache   hehandelL     Doch   sehen   wir  au» 
Rezensionen  der  Zwischenzeit'),  dass  er  die  Weiterentwicklung  i 
jiing:en  Disziplin  verfolget  und  gehillig-t  hat:  die  Erfrebnisse»  zu  ( 
Hatzidakis  gehmg:t  ist,  scheinen  ibm  etwas  selbstverölilndüche», 
halb   er    diesem    greg:en   Deffner    rückhaltlos    Hecht   ^ab.      Als  sie 
G.  Meyer  nach   lang'er   Unterhreehung'   wieder  aktiv   dem  Neui^ri« 
chischen  zuwandte,  da  sind  es  last  nur')  etymoiog:isch*lexikaliiicb 
Probleme,  die  er  nun  in  einem   g:rossen  Zusammenliang-   hehandeltl 
Denn  inzwischen  hatte  er  nitt  glänzendem  Erfolg"  auf  einem  Gi*lji«ij 
g^earbeitet^  wo   er  vAim  Pfadhnder  und  Bahnbrecher  greworden 
Es  i8t  das; Verdienst  Schuchardts,  die  Aufmerksamkeit  G*  Meyers  an 
das  Albanesischc  gelenkt  zu  haben. 

Die  zwei  Arheiten,  mit  denen  G.  Meyer  seine  Unteröuchutig-en 
über   das  Albanesisclie  eröfl'nete,    sind  wieder    ein   Zeugnis  itif 
ebenso  gründlichen  phihdogischen  Fleiss  wie  für  methodisch  sicher« 
und  scharfsinniges  Urteil.     In  dem  ersten  Hell  seiner  "Albanesischea^ 
Studien"^)  behandelt  er  aufgrund  eines  Mfiterials,  von  dessen  Rcicti- 
haltigkeit  die  vorangeschickte  Bibliographie  der  Sprach quelleii  eincaj 
Begriff  gibt,   die  nlbanesische  Pluralbildungv    deren  Darstellung  ali" 
Muster  für  eine  aufhauende  deskriptive  Grannnatik  bezeichnet  werde 
kann;    und  indem  sich  so  G.  Meyer  in  die  Bilduii^agesetse  die» 


1)  a.  a.  0.  282. 

2)  Deutsehe  Rundschau  1«77{1)  470  m  (neu  bearbeitet  in  dwil 
Essays  1,  91—116). 

3)  Analogiebildungen  der  neugriech.  Dekhnation.  BB.  1,  227] 
—231. 

4)  Vgl,  die  ReÄcnsionen  von  Foys  Lautsystem  im  Lit.  CentralbL  j 
1880,  6HI>,  Hatzi dakis  TTepl  qpöo  ffoXoTiKibv  vö|jujv  Phih  WochenüChr. 
188*i,  1038,  KiTimbaehers  Beitrugen  zur  Gesch.  d.  griech.  Spr.,  Berl 
phil  Wschr.  1884,  998.  —  Die  Besprechung  des  AeXrtov  Tf|C  Icro- 
piKfjc  Kai  IBvoX,  ^rmgdac  1,  Heilt  S  u,  4  (Berh  phil  Wschr.  188Ö,  &42- 
947)  ist  ein  wichtiger  Beitrag  sjur  neugriech.  Dialektologie  und  Gmin- 
matlk. 

5)  Der  Aufsatz  "Zur  neugriech.  Gramm."  (Analecta  GraecensiAl 
1893)  und  die  "Bibliographie  der  netagriech.  Mundarten**  (Neugrieeluf 
Stud*  I.,  Wien  1894)  sind  die  einzigen  Ausnsihmen. 

6J  Sitzungsber.  d.  Wiener  Akademie  104.  Bd.  S,  267— 362  < 


Mitteilunpreih 


147 


Sprache  vertiefte.  sreAviiiiit  er  zugleich  de«  richttfren  Massstab  für 
die  g^esehichtliche  Beurteilmißr  derselben  r  mit  einem  zweiten  Auf- 
satz iiWr  "die  Stelhiri^  des  AJbanesischen  Im  Kreise  der  indogerm. 
Sprachen"!)  hat  er  diejenifre  AMffassun^  liefrHindet,  wt*lche  dem  AI- 
ban*^siseiien  endcnlticf  die  richtigre  Stellte  anweist.  Mit  dem  Alba- 
neöißchen  war  es  itlinlich  2*eganq'en  wie  eine  zf^itlantr  mit  dem  Kol- 
tisehen:  statt  nüchterner  Forschnn«:  hatten  sieh  verworrene  Hypo- 
thesen breit  fremacht.  Zwar  wnv  d**T  indo^r  er  manische  Clmral<ter  der 
Sprache  vschon  von  Ropp  (1H55)  erwiesen  worden;  aber  man  be- 
gnüg'te  8ich  nicht  mit  dieseni  Ergebnis,  sondern  wollte  —  ganz  ent- 
sprechend den  Neiff-tingen  sonstiger  Archilomanen  —  im  Albane- 
öischen  etwas  besonders  merkwürdi«:es  sehen  und  stempelte  es  zu 
einer  '^nenpelastrisehen"  Sprache,  wodurch  es  fifemäi^s  der  Voratel- 
Uin^r,  die  man  sieh  vom  VerhfUtnis  der  Pelasöier  und  Griechen  gre- 
hildet  hatte,  zu  einem  Jilteren  Bruder  des  Griechischen  wurde.  Solche 
Hypotheseng-espinnste,  die  sich  in  den  Kreisen  der  Albanolojren  wHe 
V,  Hahn  nnd  Camarda  o^rosser  Beüehtiieit  erfreuten,  zerstörte  G. 
Meyer  mit  dem  klaren  und  scharfen  Urteil  des  modern  denkenden 
Forschers;  er  erkannte  das  Alhanesische  nicht  nur  als  einen  selb- 
ständigen Zw^ei«?  des  indopr.  Spracii Stammes,  sondern  musste  es  über- 
dies we;;en  seiner  nordindog-ermaniscben  Zü^''e  vorn  Griechischen 
völMf^  trennen  —  zum  irrossen  Schmerz  derer,  die  die  brüderliche 
Verwandtschaft  heider  Volker  a-ern  zu  p*di tischen  Aspirationen  und 
Plänen  auf  der  Ralkanhalbinsel  ausnützten.  Dass  das  g-ewonuene 
Ergebnis  auch  g-eschichtlich  deutbar  ist,  hat  G.  Meyer  in  zwei  Essavg^) 
TiÄhc^r  ausgeführt:  die  Albanesen  sind  die  Nachkommen  der  alten 
Tllyrier. 

Durch  die  Untersuchungen  unseres  Gelelirteii  sind  die  Alba- 
nesen in  der  indogerm.  Sprachwissenschaft  "hoftühijLr"  freworden. 
Wenn  der  alle  Pott  nicht  nnhedinnt  glauben  will  und  die  Alhanesen 
noch  1SH7  unter  die  Nicht-tndog^ermanen  einordnet^),  so  hat  dieser 
Widerspruch  O,  Meyers  Feststellunjr  nicht  w^eiter  geschadet.  Auch 
die  in  jüngfster  Zeit  versuchte  ModiÜzierunjLjf  der  greschichtlich-ethno- 
graphischen  Grundla^ren  desAlbanesischen  — dass  die  Albanesen  nicht 
Nachkonmien  der  Illyrier,  sondern  der  Thraker  seien  —  scheint  mir 
keineswegs  bewiesen  zu  sein, 

Gustav  Meyer  iuhr  fort,  im  Sinne  seiner  Anschauungen  den 
indofi^erm.  Grundcharakter  des  Alhanesischen  noch  genauer  festzu- 
stellen und  die  alhanesische  Grammatik  weiter  auszubauen,  indem 
er  die  Zahlwörter^)  und  das  Verhum  substantivum^)  untersuchte 
und  diesen  Teil  seiner  Forschung  scliHesslich  durch  eine  ''Lautlehre 
der  indogerm.  Bestandteile  des  Aibanesischen"^  krönte.  Nur  bei- 
läufig sei  erwillint,  dass  er  auch  das  Quellenmaterial  für  die  alha- 
nesische  Sprache  ansehnlich  verinehrte,  indem  er  auf  seinen  Reisen 
unmittelbar  Sprachgut  sammelte '')  oder  Sammlungen  anderer  kritisch 


11  Bezz,  Beitr.  8  (1884)  185-1^>5. 

2)  Über  Sprache  und  Litter atur  der  Albanesen.  Nord  und 
Süd  24  (1883)211-22ii.  Zur  alteren  Geschichte  der  Albanesen.  Zschr» 
f.  allg.  Geschichte  1884,  ml  ff.  Beide  Aufsätze  sind  abgedruckt  in 
den  Flssavs  1,  49—90. 

3)  Vgl  Techmers  Zeitschr.  Supph  1,  28  ff. 

4)  Albanes.  Studien  IL     Wiener  Akad.  107.  Bd.  1884, 

5)  PhiloL  Abhandlungen  für  Hertz  (188«). 

6)  Alb,  Stud.  HL    Wiener  Akad,  125.  Bd.  (1892). 

7)  Die  Früchte  solcher  Sammlungen  stecken  natürüch  in  den 


148 


MitteiiungeD. 


herausgab  1),  imd  daS6  er  ferritn-  ^ns  Sliidium  der  Sprache  in  \\sm 
Hauptm  und  arten  durch  ein*^  "KurzfreJasstc  albancsische  GraminAtik* 
(Leipzig  1888)  erleichteric. 

Wenn  die  Stellung:  des  Allianesjschen  so  lanf»re  in  der  WU*4f!^ 
öchalt  unklar /sfeblieben  war,  so  war  dies  ztitti  Tt^il  dur'**-  ''i.>  »4^|». 
nrtiß:e  Zwitternatwr  jener  S|>raclKj  bcdin^^-t:  der  ntarki'  rmck 

EmflusH  des  Latein  nnd  die  Aurnahnu*  zaldreieher  Trenj  ..  .  .-  Luenu; 
aU8  dem  Griechischen,  Slavischen,  Ilalienischeii  ond  Tiirkurh«*» 
haben  ao  sehr  den  iirHfjrün^llcben  Kern  überwuchert,  das»  e*  be- 
ö^inders  *iehart'sinuiji:er  Forschung  bedurfte,  um  dienen  Kern  zu  And^ü 
und  herauifzusebäkni:  und  frcrade  in  der  Eritwirrnnir  der  verscble- 
denen  Bestandteile  de«  Alhanesiscben  bewie«  G.  Clever  »eine  Meigt^r 
«ehaft.  So  bat  er  das  YerBtändnis  der  ulhjinesischcn  Laut-  und 
Fortneniehre  gefördert,  indem  er  die  tiefgehende  Kin Wirkung  d«v» 
Latein  untersuchte.  Wie  nahe  das  Albanesiscbe  daran  war.  eine  romi- 
nisehe  Sprache  zu  werden,  zei»rte  er  in  dem  Aufsatz  über  den  'XId- 
fluüs  des  Latein  auf  die  albanesiscbe  Formenlehre"*);  parallel  mnn 
Lautlehre  der  indo^,  Elemente  Üluft  die  Laut-  und  Foniienlehr«'  dei 
lateinischen  Bestandteile,  die  von  ihm  schon  vor  jenen  unlersurJü 
worden  eind'')  —  denn  durch  sie  hindurch  mU8s?te  der  We^r  *«  dei 
indofrer manischen  Orundiag-e  gewonnen  werden.  Vielleicht  nocl 
verwickelter  ist  das  Lexikon  den  Albanesischen:  es  »riebt  ii  '  'h 
Europas  kaum  eine  Sprache,  in  der  »ich  so  verschiedenuj 
nieute  so  reichlich  an^eöamnielt  und  ao  vielfach  und  inm^- 
flochten  haben.  In  der  etymolopschen  Forschung"  und  befanden 
in  den  Problemen  der  Lehn-  und  FiTmdwörter  erreicht  G.  Mey<?n|: 
Meisterwehaft  ihre  höchste  Stufe:  das  "Etymoloirische  Würt4*rhuch 
der  albanesiscben  Sprache"  (Strassbiir^  1891)  kann  als^i  der  Hoh<y 
pwnkt  seines  Schaß'enbi  bezeichnet  werden.  Schon  als  albanesinclHT 
SprachHchatz  ist  das  Werk  ein  wert  vidier  Besitz  für  die  Wissen- 
schall;  aber  seine  Bedeutung  ist  eine  noch  höhere:  es  i'st  ein  Denk- 
mal der  Philologie  der  Balkanvölker.  Wer  mit  irgend  einer  dt*r 
Balk ansprachen  sich  beschäftigt,  Ihidet  in  dem  Buche  eine  reiche 
Quelle  der  Belelirung,  und  darum  ziehen  der  Semitist,  der  Erforscher 
des  Türkischen  und  Persischen,  der  Slavist,  der  Romanist  und  der 
Gräzist  Nutzen  aus  dieser  monumentalen  jA^istung  des  Verstorbenen, 
Ihn  zeichnete  eine  souveräne  Beherrschung  all  der  Fähigkeiten  aus» 
die  zu  solcher  Aufgabe  unerläSHÜcb  waren:  sicheres  l'rteil  in  sprach» 
und  kulturgeschichtlichen  Fragen,  Kenntnis  der  verschiedensten  Spra- 
chen und  Dialekte  alter  und  neuer  Zeit.  Findigkeit  und  glückliche  Kom- 
bi na  tionsgaba .  Wichtigen  Kulturbegrifl'en  —  etwa  des  x\ckerbrtus^  dri 
Handels  —  schenkt  G.  Meyer  eine  besondere  Aufmerksamkeit:  in- 
dem er  die  Wanderungen  der  Wörter  bespricht,  verfolgt  er  di« 
Wandelungen  und  Verse liiebungen  der  Kultur  und  gelangt  so  über 
die  Grenzen  seines  Faches  in  das  grosso  Gebiet  der  Kultxirg*  ^  '^ 
Das  Thema  "Lehnworter"  hat  ihn  auch  wieder  zum  Neugri^ 
zurückgeführt;  nachdem  er  sich  schon  zu  Beginn  dieser  .^iünirti 
mit  den  romanischen  I^ntlchnnngen  des  cyprischen  Dialekten  be- 
schäftigt*) und  auch  sonst  gelegentlich  auf  fremdes  Sprachgut  de* 

verschiedenen  lexikalischen  und  grammatischen  Arbeiten;  doch  vgi 
man  etwa  die  Roniania  18%,  546—549. 

1)  Alban.  Studien  IV  (1895),  V  (1896),  VI  (1897). 

2)  Miöcellanea  Caix-Canello  (18^))  S.  103-llL 

3)  a,  Gröbers  Grundriss  d,  roman.  Fhilol.  1  (1888)  804  ff. 

4)  Romanische  Wörter  im  kvpri.scben  Mittelgriechisch.  JahrKJ 
f.  rom,  u.  engl  Liter.  NF.  ;i  (1876)  33  ff. 


leUßTiecliiscIic^n  aiifTnerksrnn  ^»"fmat^tif  hattf^),  wfdmet  er  1894 — 1895 
Irei  Hefte  seiner  ""NeiigTierbischen  Stiidir^n"  den  slavist^ien  (alba* 
neHisehen»  nunftiifsclieij),  lateiniHchen  imr!  romanr fachen  Lelinwfirtern 
de,H  Nenprnei'hisclien^:  die  Vnrzüfre,  weltdic  diiK  Allmnpsisehe  Wiirter- 
burh  aufweist,  zei^-en  sieh  aneli  liier  ifVw  LiieVkenbafti^'keit  des  Ma- 
terials darf  man  ihm  nicht  zum  Vorwurf  maehen).  Diese  und  andern 
erymrdn frisch p  Aiheiten»  von  denen  sidehe  wie  über  die  Wörter 
TorniRier^)  oder  SamHfafi*)  'eurnpiiiHrhe  Bedeutun^r*  haben,  sind  tyre- 
wisBermassefl  Nebenprodukte  jener  intensiven  auf  das  Alba nesi sehe 
jreriebteten  Thfitiirkeit;  sie  zeiji'en  eine  innere  Einheit,  die  dureh  die 
^kiiiturfre^cbiebt liehe  Einheit  des  Balkfinirebietes  und  seiner  Naebbar- 
' Sphären  bedin*;t  ht.  Denn  ob  nun  Ct.  Meyer  albanesisvbe,  rumäniseh«, 
^  Hlavisebe'^)  oder  makedonisehe,  ilir?ikifiehe.  kari.sebi*  uini  lydisrlie*') 
Etyjnolopen  ans  dem  reichen  Quell  seines  Wissens  ausschüttrt,  — 
innner  haben  wir  trotz  der  scheinbaren  Zprsplitternug-  die  F'^mptin- 
duntr.  dass  ein  grosses  wissen scbaftlieh es  Ziel,  die  Erforschunj^  der 
Kultlirwelt  des  Balkan  in  alter  und  neuer  Zeit,  diese  Studien  her- 
vorruft und  konzentriert.  Aber  dieses  Ziel  führte  zu  immer  neuen 
Auffiaben.  Als  Gustav  Meyer  das  vierte  Heft  seiner  Neußrrieebi scheu 
Studien  abiresehlossen  hatte,  schrieb  er  mir  (Juli  1894\  dass  er  sieh 
nunmehr  definitiv  von  diesem  Gebiet  zurückziehen  werde.  Nach 
dieser  Zeit  hat  er  allerdings  neii^^riecliiselie  Din^-e  nur  noch  in  zwei 
Rezensionen  behand*>lt;  es  sind  iiherban|it  die  letzten,  die  er  prö- 
sehrieben  hat^).  Inzwischen  ist  er  jedoch  schon  wieder  in  Pine  neue 
Wildnis  einerednin;^en :  denn  LSD'i  war  dna  erste  (leider  einzi«:  «■«' 
bliebene]  Heft  der  "Türkischen  Studien"'*)  erschienen,  worin  die 
romanischen  und  irriechischen  Elemente  den  Osmanisch-Türkischen 
behandelt,  also  die  Untersuchungrcn  über  das  Fremdivort  in  den  Bai- 
kansprachen  fortii'esetzt  werden. 

Die  sprachwissensebaftlichen  arbeiten  C.  Meyers  haben  ein 
hervorrajjrend  kulturireschichtliches  GeprSire.  Wie  sehr  ihn  über- 
haupt ilie  Pbtlolo«;tP  der  von  ihm  studierten  Vidker  anzo^r.  da« 
ÄC'ifren  AufsHtze  über  die  neu|rriechisehe  und  an»anesischeTJtterätiir^); 
ferner  seien  ttesonders  die  Versuche  bervor^ehoben,  einiire  ver- 
zweitelt  scliwierff^e  Texte  herzusteHen  ^**).      Es  ist  daher  begTeiflieh» 


Über  L  s-  oben. 


IF.  n,  104  ff. 


1)  s,  z.  B.  die  Rezension  von  Foys  Lautsvstetn.  IJt.  CrntialbL 
1S80,  Sp.  m%  ferner  IF.  2,  370,  a  *w)  C  Zsehr.  f.  rom.  Phil.  l*>t  ä2  ff. 
Byz.  Zschr.  3,  1Ö6  ff,  BB.  19.  150  tf,  —  Über  irriecb.  Eh^menle  in 
unter  Italien.  Dialekten  handelt  Archivio  irlottol.  12,  137  ff. 

2)  Neuy:riech.  Studien  II  — IV.  Sitzun^sber.  d.  Wiener  Akad. 
130,  Bd.  nr,  5  {18941     132.  Bd.   nr.  3  und  fS  (1895). 

3)  TF.  2.  441  fr. 

4)  IF.  4,  326  fl: 

5)  Etvmoloirifiehes  aus  den  Balkansprachen. 

6)  TF'  1,  :119  ff.    BB.  20.  116  ff. 

7)  s,  die  Hez,  meines  Handbuches  der  neu  erriech,  Volksspr. 
IF.  (Anz.)  i\  im  n\  und  Ki^rtin^s  Neujjrriech.  u.  Roman,  ib.  7,  65  ff". 

K)  SitznuK-sber.  d.  Wiener  Akad^  128.  Bd.  nr.  5. 
9)  Y^[.    das  Progrramm    über  Imberios  und   Majjarona,   Prag 
187fi,    die   Arbeit    "Zu   den    mittel^riecbischen  Sprtchwürtern"  Byz. 
Zschr.  3  (1892)  39H  ff.  und  die  in  den  Essay»  gesamnielten  litteralur- 
geschichtlichen  Aufsätze. 

10)  Die  jrriechisclien  Verse  im  RabAbnAma,  Byz.  Zschr.  4  (IHJ^) 
401—411.  Die  iilban.  Tanzlieder  in  Byrons  <*hild  Harold,  Angtia  15 
(1^93)  1— a 


150 


Mittelungen, 


flass  er  das  Aiifblübeti  der  byznnfiniBcbpn  Philologie  mit  1f*bhiifti«Tu 
Interesse   vorfoJfrtf^    nnd   KrumbacherH  BvstantiniHcbe    I^ttteraiure«?^ 
schiebt*^  sowie  die  By/JintiKcb**  Zeitj^chrift  freudig'  begrüsste'V    B^ 
sonders    zoj;*    ilm    alb^s    vr*lkt»k  nndUi-he    und    voIkHtümlichft  )in: 
seinen  AiüHlUzeB  über  neno-riecbisebe  Volks|ioeHip  und  nlbiinmscti»' 
Volksblteratnr,   ober  nentrrieebiselif  Hoehzeits^rebrÄiichc   und  ühn 
das  HJtnberwiKen  in  der  BfilkanlmUnnsel-^  merkt  man  aii.  niil  wdch 
w«irmein  Verstund nis  er  die  Hefrnneren  der  VoIkssfc>le  stadierte.  Am 
inetsten  lockt  es  ibn  wieder^  den  Beziehiinsren   von   Volk  tu  Voflt 
iiHehKiispüren»   und   er  ist  *niieh   Itieriii   wie  in  den    etv'mologischea 
Frag"en   von  einem   Fifider^iüek   be^üiiKti<^t,    das    durcb    ein   treues 
Gedächtnis  und   reichste   Belesen h ei t   in   volksknndlicber   Litteratuii 
unterstützt  wird:   O.  Meyer   berührt  Kich  mit   ReinhoJ<i   Köhler»  iiiitl 
dem  zusammen  er  einuial  albanestsche  Mitrelien  vertiffentlichle^)  undj 
dem   er   in  der  "(Tnixer  FesLncliHlV*  einen  Beitratr  widmete*).    F^\ 
sein  tioetisebes  Km|rtiuden  und  das  Ver??tehe.n  fremder  Volksindividu- 
alität zeu«:en  vielleieht  am   meisten  die  Übersetzungen    von  Volks- j 
Jiedern;    in   dem    zierliclren   Bändeben    "Grieehisehe   Volkslieder  in 
deut8cher  Nachbildung:"  (Stntt^ait  1890)  wird  der  Ton  und  Charakter 
der  Originale  so  treu   und   doeb   auch   85  grnvAüs    und    so  deutsch 
wiedergeü:ebeu,   dass  jene  kleine  Sammiun^  als  ein  Juwel   unserfr 
eiij-cnen  Litteratur  bezeichnet  werden  darf,     Studien  über  die  Poe«i€ 
der  versebindeusten  Völker  haben  ihm  die  Tiefe  der  Volkssede  er- 
schlossen,   die  sich    ihm    in   den   "Tndiseben  Vierzeilen'*^)   somit  wie  , 
im '^Schnaderbü])fe^'*')  und  in  den  ^'Marterln"")  oiTenbiirtf.     Und  «io 
die   etyniolo«:i^eben  üntersuebuniren  G.  Meyers   einen    Blick   in  die] 
Weite  verraten^  so  Itaben  aueh  seine  vnlkHknudliehen  Studien  einen] 
Zug  ins  WeiK'  und  Grosse:  dafür  findet  man  der  Proben  genug  in  ( 
(deinen  KssayH,  bcKnndrrs  in  den  zehn  Anfsalzen,  welcbe  unter  dem 
Titel   "Zur   ver^rleiebenden  Mfirchenkunde"  (I   145—288)    zusammen- 1 
gefasst   sind,     (Tnter   der  Führung  des   feinsinnigen  Gelehrten  dinj 
Wanderungen  und  Sehieksale  eines  Märebens  zu  verfolgen*  ist  ebenso 
anziehend   wie  belehrend;   das  unselieinbare  KindennUrehen  wird  in 
dessen   IBlnden    zu    einem   wicbfigen    rtlied    kulturhistorischer  For- 
8thung,   das   selbst   einer  80   vornehmen  Dame  wieder  klÄS«4i«ehen 
Philologie  Belehrung  zu  geben  vermag;  unsichtbare  Fäden  fäliren] 
unü  vom  Reiche  des  Märchens  in  das  der  Antike^, 

Wer   so  wie  Gustav  Meyer   das   Wesen  der  Volksseele  nachl 
allen  Ri-iten  —  Sprache,  Mythus  und  Sitte  —  durebforsebt  hat,  der! 
ist  auch  wie  kein   anderer  bereebtigl,   über   fremder  Volker  Eigen- 
art ein  I'rteil  zu  f^lllen.     Was  d^^r  Forscher  über  den  Volkscharakter  1 
der  Albanesen^)  und  heul  igen  Grieehen^*')  sagt^   ergab  sich  sowohl] 

1)  s,  Essays  2,  208  ff.   und   Beib  d,  AMg,  Zeitung  1893,  1  No-j 

venVher, 

2)  In  den  Essavs  Bd.  1  und  2. 

3)  Arch.  f.  Literaturgesch,  12  (1883)  92-148. 

4)  Ungedrucktes  Volkslied  au»*  Berat,    (GraÄer  Festedirin  (Sr] 
R.  Köhler), 

fi)  Essays  1,  289  ff'. 
B)  Essavs  1,  :im  n\ 

7)  Essays  2,  145  ff. 

8)  VgL  besonders 
Schaft"  Essavs  1,  l*>:i  ff,, 
Märchen"  218  ff. 

9)  Essavs  1,  m  ff.,  2,  345  ff. 
10)  Essays  2»  236  ff. 


'  M  är  c  b  en  forsch  un  g 
Amor   und   Psvciie" 


nnd    AttertumöwissMl^i 
1J>5  ff,   •'SüdslavjBcha] 


Mitteilungen. 


15t 


I 
I 


I 


ans  eindnng"eiidern  Studium  wie  aus  persönlichen  Eindrüclceu^  die 
auf  wiederholten  Reisen  hn  Verkehr  mn  Angeliöri^eu  jener  Viillier 
g:ewonnen  wurden  i  solche  Urteile  sind  werlvoll  utid  g"ereeht,  weil 
sie  Lieht-  und  SchiUtenweiteo  in  ihrer  rii:iitif2:en  Verteilung  hervor* 
heben.  Die  Gricehen  und  AlbuncKen  sahen  daher  in  O-  Meyer  nicht 
den  teindselig-en  Tadler.  sondern  den  ul\iekliv  denkenden  Forseher; 
und  wie  dankbar  vor  allern  die  gebildeten  Älbnnesen  für  seine 
ThHtig-keit  waren,  das  zeigen  die  telhiahnisvollen  Nachrichten,  welche 
die  Zeitschritt  "Albania"  über  Krankheit  und  Tod  des  Geltdirten 
brachte. 

Die  Persönlichkeit  des  Hing^esebiedenen  wllre  unvollstilndlj»" 
geschildert,  wenn  tnan  ihn  nicht  atieh  als  Schriftsteller  würdi^i^^te. 
Stdne  Essays  sind  schon  wiederholt  erwilhnt  worden')  ebenso  seine 
Nachdichtung  griechischer  Volkslieder.  Derselbe  Mann,  der  die 
mühsamste  grammatische  Arbeit  mit  peinlicher  Gewissenbnltigkeit 
auf  sich  genommen  hat,  wusste  in  geistreichem  Plauderton  über 
seine  Forschungen  und  Studien  zu  unterhalten.  Es  hing  das  mit 
einem  wichtigen  Zug  seines  Wesens  zusammen-  ''Meyer  sehwai-mte 
^  so  sehreibt  mir  U,  Selmchardt  —  in  seiner  Jugend  so  sehr  lür 
Littcratur  und  in  einer  last  krankhaften  Weise  fürs  Theater,  dann 
auch  (besonders  durch  seinen  Umgang  mit  W'oltmanu  in  Prag  an- 
geregt) tür  Kunst  überhau ptr  er  hatte  so  starke  jmirnaHstische 
Neigungen  und  Befiihigungen,  dass  ich  jetzt  weniger  als  je  be- 
greife» wie  aus  ihm  ein  Sprach  forscher  geworden  ist."  Die  Gabe 
der  Causerie  ist  selten  unter  den  Deutschen  —  aber  G.  Meyer  be 
sass  sie  wie  sidten  einer,  und  seine  Essays  gehören  zum  Besten, 
was  hierin  die  deutsche  Litteratur  aufweist.  Wie  anziehend  wiisste 
er  seine  Erle  bin  sse  im  fremden  Lande,  fremde  Landechafr  und 
fremdes  Volk  zu  schildern!-)  Er  hatte  das  Zeug  zum  Novellisten; 
das  zeigen  die  Worte,  mit  denen  der  weltfrohc  Mann  uns  von  der 
dunkeläugigen  Cesaria  erzählt^);  gcHngt  es  ihm  doch  mit  liebens- 
würdigein Scherz,  selbst  in  einen  Aufsatz  wie  den  über  "W^eltsp räche 
und  Weltsprachen"^)  einen  lyrisclten  Zug  hineinzubringen. 

Die  Essais  sind  der  Spiegel  eines  feint^innigen  und  hochge- 
bildeten Geistes.  Selbst  da  wo  man  nur  das  leichte  Geplauder  des 
Wellmannes  vernimmt,  liegt  eindringende  Arbeit  zu  grnnde,  die 
auch  das  Kleinste  in  der  VVissensebaft  beachtet  und  untersucht. 
Wenn  auch  das  engere  Arbeitsgebiet  des  Forschers  vor  allem  ver- 
treten ist,  so  legen  doch  eiue  grosse  Ueihc  der  Essays  beredtes 
Zeugnis  ab  für  die  viebieitigen  und  weitausgebreiteten  Interessen 
ihres  Verfassers,  Ausser  den  schon  berührten  Aufsätzen  seien  solche 
wie  *'Das  indogermanische  Urvolk".  *\iie  etruskische  Sprachfrage", 
"Zigeunerphilologie",  ''Voikslieder  aus  Piemont",  "Finnische  Volks- 
litteratur"  als  Zeugen  genannt'*).  Manches  ist  zwar  nur  vom  Augen- 
blick hervorgerufen  und  für  den  Augenblick  bestimmt;  doclt  die 
meisten  der  Aufsätze  sind  ein  ebenso  wertvoller  Besitz  unserer 
Populärwissenschaft  liehen   Litteratur,    wie    die    gelehrten    Arbeiten 


I 
I 
I 


1)  Der  genaue  Titel:  Essays  und  Studien  zur  Spraehgescbichte 
und  Volkskunde.  2  Bde.     Strassburg  1885  und  1Ö93. 

2)  Essavs  2,  270  n\  Mb  ff. 

3)  Essays  2,  332  ff. 

4)  Essays  2,  23  ff. 

5)  Die  Aufslltze,  welche  zerstreut  in  der  Nuova  Antologia,  im 
Archiv io  delle  tradizioni  popolari  und  in  der  "Aula"  erschienen 
Bmd^  sind  nur  nicht  zugJinglich. 


152 


Mittcilim^cn. 


Gusiav  Meyers  zum  wertvollsten  Besitz  der  inda^ei^mani^cheil  Sf^tdlir^ 

w l B8en s c h a Ü  geh ö reu . 

Vau  Bild  von  der  perj^ön liehen  Eigenart  de^  Hin^e»cliiedmira_ 
zu  zeiehueiij  ist  mir  nickt  raü;i^licii :  eine  Hüehtigfe  Beg'eg'iiung  3 
Zeit,  als  ieli  seH>8t  nocii  Student  war,  jmt  mir  das  Bild  eines  hdCerq 
und  weltg^ewandteii  iMaiines  eiiigeiirli<^t;  aber  dieser  Hüchtig 
nene  Eindruck  und  einige  Briete,  welche  mir  aeiu  wohlwollond«^! 
eese  an  meinen  eigenen  Studien  bezeugten,  geben  mir  nicht  det 
mich   über   dun  rein  Meuschliehe   in   G.  Meyers  Per»öDliehkcit  aus 
zusprechen.     Dieneti  reielie  geititige  Leben  ist  jäh,   vor  der  Zrir   ; 
gebrochen  worden,  alö  eine  .schwere  Gelnrnerkrankimg  im  Jnbr*-  1 
den  Geist  des  Gelehrten  nmnaciitete.     In  «einem  Nachruf  aul  Gtor^g 
Curtiuö   konutc  Gustav  Meyer  die  WissenHchalt   tröüten    durch  de 
Gedankens  "dass  ihm  das,  was  seineü  Lebens  Ziel  und  Aufgabe  warJ 
ganz  und  voll  zu  eri^eiehen  und  auszugestalten  beschieden  war.    Üi| 
ist  kein  jäher  Abbruch   eines  viel   versprecii  enden  Wir  kenn,    kema 
zersturte   Huff'uung   aut   begonnene   oder  noch  zu  erwartende  Le* 
8tungen ',    Dieser  frost  vernagt  bei  dem  Verlust,  den  unsere  Wissen 
«chatl  in  G,  Meyer  erhttcu  hat.     Manches   hat  er  uns  noch  in  An 
sieht  gestellt,  was  uns  Bicherer  Gewinn  geworden   wäre;   vielJeic 
schenkt  xins  |uetätvoUes  Gedenken  noch  das  uud  jenes  aiu*  seinea 
Nachlass*     Zwar   ist  das,    was  G.  Meyer   geleistet   hat,    so   reicblic 
und   so   ausgezeichnet,   dass  die  Sprachwissenschaft   seinen    Namea 
dankbar  in  das  Buch  ihrer  Gescliiehte  anfnehmeu  wird   —  aber  ili 
wo  einem  Menschenleben  in  der  Fülle  und  auf  der  Hidie  des  ScIuU-J 
Fens  ein  Ende  gesetzt  winl^  sind  wir  immerhin  berechtig-l,  von  '^Äer»J 
störten  HelTuungen"  zu  reden. 

Frei  bürg  L  B.,  ü.  März  190L  Albert  Thumb. 


Vorseliläg. 

Brngmaiin  hat  in  der  :i  Ausgabe  seiner  griechischen  Orani-| 
niatik  die  von  Delbrück  in  der  Aklionsai'ten-Frage  aufgebrachte  Ter- 
unnologie  angenommen  und  s|irieht  die  Iloftnung  aus,  da*is  sie  nie* 
mand  ohne  Not  fortan  verlasse.     Ohne  Not  wird  wohl  niemand  Ltiui 
haben,  davon  abzuweiclien;   aber  eine  Nötigung,   sie  zu  verlassen, j 
seheint  in  der  That  vorzuliegen.     Wenigstens  haben  l>ist  gleichzeitig"! 
Streitberg  (IF.  Anz.  IL  57)  und  ich  (KZ.  37,  220)  dagegen  EinsprucliT 
erhoben.     Streitberg  ist  auch  in  der  Praxis  bei  seiner  früheren  Ter-i 
minologie  geblieben;    ich  bin  gchorsftnier   gewesen   und  habe  micJij 
Delbrücks  Benennungen  angeschlossen,  indem  ich  es  nur  für  nötig  j 
hielt,  die  alten,  von  iJelbriiik   umgedeuteten  Ausdrücke  'perfektiv  | 
und  'imperfektiv'  giinzlich   zu   vermeiden.     Da   Delbrück    beispiel»-J 
weise  eine  Klasse  von  gotischen  Verben  als  'terminativ'  bezeichnelCi  1 
so  habe  ich  also   diese  \'erba  gleichfalls  terminativ  genannt,    fiaboj 
aber  deutheh   genug   (namentlich   S.  222)   ausgesprochen,    dass  ichl 
Delbrücks  Dehnition  des  terniinativen  Begrifles  als  falsch  betrachte, | 
Ich  bereue  aber  jetzt  meinen  <  »ehorsam  und  befürchte,  das«  mancher 
von  der  neuen  Terminologie  verhindert  werdeti  wird,  meine  Stelliing- 
nahme  Delbrück  und  Streitberg  gegenüber  richtig  aufzufassen,    ich 
stimme  in  der  That  (vgl  a.  a.  0.  S.  222)  darin  mit  Streitberg  über- 
inn^  dass  die  'terminativen*  Verba  des  Gotischen  'punktuell'  fungieren 
können,  und  sehe  mit  Streitberg  den  Unterschied  des  SlavischcBl 


I 


I 


) 


und  des  Gotischen  hauptsMchlicIi  ilarin,  dass  die  g-otischen  'ter- 
JiiiiiativtMr  Verba  zti^leii^h  die  Iteration  der  'ptinktnellen'  Aktion 
bezeichnen  kiinnen.  I)er  von  mir  S.  220  betonte  GejSfengiatz  zwischen 
Streitberj^  und  mir  besteht  mLso  darin,  daj*s  ieli  für  diejenig-e  Klasse 
von  gotisolien  Verben,  weit' he  gewöhn  [ich  eine  ^punktuelle*  Aktion 
oder  die  Wiederholunj^"  der 'punktuellen' Aktion  bezeichnen,  in  einigen 
Fällen  auch  dnrative  Aktionsart  aiintdnne  {ausotia  g/thausjandonUy 
augona  haba/tdanü  ni  gafyaik'ip  S.  221),  wilhrend  Streitber^  eine  solche 
Verwendimi^  ableu;rnet  (v^^'L  IF.  Anz.   11,  fJ3  über  gasaihis). 

Da  es  wohl  als  au«^^enuieht  vm  gelten  hat.  dass  Delbrücks 
Terminologie  auf «:t'geben  werden  wird,  so  erlaube  ich  mir,  den  rolg:en* 
den  Vorscidag  zur  näheren  Erwägung  zu  empfehlen: 

1)  Die  Benennungen  'perfektiv'  und  Imperfektiv'  bleiben  der 
slavisehen  Grammatik  überlaiisen* 

2)  Die  Benennung  'punktueir  ächeiilet  aus.  Ich  habe  sie  in 
meineni  oben  zitierten  AulWitz  nur  aua  Gehorsam  benutzf;  sie  ist 
aber  tür  das  Slavische  ebenso  unpassend,  wie  für  jede  andere 
Sprache*  Die  Eigentümlichkeit  der  von  Delbrück  punktuell*  ge- 
tauften Verba  ist  keines  weg«,  das»  ihre  Handlung  ''mit  ihrem  Ein* 
tritt  zugleich  vollendet  ist"  (Delbrück  2,  14;  vgl.  dagegen  meine 
Bemerkungen  über  russ,  iSTtjechalinb,  soMüb  a.  a.  0.  223),  sondern 
ihre  Eigentümlichkeit  besteht  darin,  dass  sie  eine  Handlung  "4  terme 
fixe'  bezeictinen  (KZ.  37,  ^22H).    Deshalb  schlage  ich  vor: 

3)  Statt  'punktueir  ist  die  lin  der  früheren  Verwendung  (KZ.  37, 
222]  entbehrliche)  Benennung  terminativ'  zu  gebrauchen.  Man  hat 
zu  unterscheiden  zwischen  '^einmalig-terminativ'  und  'iterativ-ter- 
minativ*»  Die  slavischen  perfektiven  Verba  sind  einmalig-terminativ 
(von  den  speziellen  Fällen  abgesehen,  die  ich  in  dem  genannten 
Aufsalz  S.  230— 233  belruchlet  habe);  die  'iterativ -terminative*  Ak- 
tion wird  im  Slavischen  durch  iniperfektivt^  Verba  (Iterativa)  aus- 
gedrückt. In  den  meisten  Sprachen  aber  haben  die  einmalig -ter- 
minative  und  die  ilerativ-terminatlve  Aktion  den  gleichen  Ausdruck. 

4)  Meinetwegen  kann  man  noch  von  'durativ -ternnnativen' 
Verben  reden  (z,  Ö.  der  TLst  hier  bohrt  das  lirett  durch  Streitherg 
IF.  Anz.  D,  *51).  Das  ist  aber  mc^iner  Ansiclil  nach  keine  logische 
Kategorie,  sondern  nur  das  Kesultal  einer  wenigstens  im  Deutsch i*n 
stattfindenden  unlogischen  Ausdrucks  weise  (statt  der  'rischler  ist  im 
Begriffe  daa  Breit  durchzubohren,  dän.  tSnedkeren  er  ved  af  genneifh 
bore  BrmUetu  Sprachen,  die  eine  ausgebildete  Iterativ  kategor  ie 
besitzen,  verw^enden  hier  das  Iterativum:  lat.  adventäre  Im  Heran- 
rücken sein,  sicli  nähern';  russ.  umirdib  'im  Sterben  liegen', 

Kopenhagen.  Holger  Federsen, 


Ver^onalieiL 

Die  an  der  Uuiveisität  IJerlin  neuerrichtete  Professur  für  kel- 
tisclie  Philologie  ist  Prof.  H.  Zimmer  in  Greifswald  übertragen 
worden.  —  Prof.  K.  Brugmann  ist  zum  auswärtigen  Mitglied  der 
kgl  dänischen  Gt-sellschaft  der  Wissenschaften  zu  Kopenhagen  er- 
nannt worden,  Professor  H.  Oslho ff  in  Heidelberg  zum  auswär- 
tigen Mitglied  der  ungarischen  Akademie  der  Wissenschaften  zu 
Budapest,  —  Am  1(1.  Juni  beging  Prof.  .J.  Sclimidt  in  Berlin  das  fünf- 
undzwanzigJ?Üirige  Jubiläum   seiner  Wirksamkeit   an    der   dortigen  i 


154  Mitteilungen. 

Universität,  am  21.  Juni  Prof.  A.  Leskien  das  gleiche  Jubiläum  als 
ordentlicher  Professor  der  slav.  Philologie  in  Leipzig.  —  Prof.  J. 
Wright  in  Oxford  wurde  zum  Nachfolger  F.  Max  Müllers  ernannt. 


Die  40.  Yersammlaiig  dentscher  Philologen  and 

Schnlniänner 

wird  vom  1.  bis  4.  Oktober  1901  zu  Strassburg  i.  E.  stattfinden.  Die 
Obmänner  der  orientalischen  und  indogermanischen  Sektion  sind 
Prof.  Dr.  Nöldeke  und  Prof.  Dr.  Leumann. 


ANZEIOER 

FÜR  INDOGERMANISCHE  SPRACH-  LND  ALTERTlIMSKQDr 

BEIBLATT  ZU  DEN  rNDOGERMANISCHEN  FORSCHUNGEN 
HERAUSGEGEBEN 

VON 

WILHELM  STREITBERO. 


ZWÖLFTER  BAPfD.  ZWEITES  UlfD  DRITTES  HEFT. 


Bibliographie  des  Jahres  1899. 

Vorbenierknng»  Bei  der  Bearheituog  der  Bibliog:raphie  haben 
miuh  die  folgeuden  Herren  in  gewohnter  Lieben 8 Würdigkeit  iintcr- 
stützt;  Dr.  D»  Andersen  in  Kopenhagen  (Skandinavit^che  Eröcbei- 
Dungen),  Prof.  Dr.  A.  V.W,  Jackson  in  New-York  (Amerikanische 
Erscheinungen),  Prof,  Dr,  J,  Znbaty  in  Prag  (Slavische  Erschei- 
niingen). 

Der  vorliegende  Jahrgang  der  Bibliographie  unterscheidet 
sich  von  seinen  Vorgängern  dadurch,  dass  die  zweite  Abteilung 
lldg.  Altertumskunde  und  Mytholo.:rie)  weg*;ei"alleii  iwt.  Die  viercel- 
jÄhrlielie  Bibliographie  im  Zentralblalt  für  Anthropologie,  Ethiiolo- 
gia  und  Urgeschicbte  liess  gie  als  überflüssig  erscheinen.  Einiges, 
was  aus  dem  oder  jenem  Grande  erwähnenswert  schien,  ist  in  die 
erste  Abteilung  übernommen  worden. 

Wie  bisher  benutze  ich  auch  heute  die  Gelegenheit, 
meine  Bitte  um  Unterstützung  zu  wiederholen.  Nur  wenn 
sich  die  Her  reu  Autoren  durch  Sendung  von  Disserta- 
tionen,  Programmen,  Gelegenheitsse  hriften,  Souderab- 
Zügen  aus  schwerer  zugänglichen  Zeitschriften  auch 
fernerhin  am  Ausbau  der  Bibliographie  beteiligm,  kann 
die  erstrebte  Vollst  Bindigkeit,  Genauigkeit  und  Schnei* 
ligkeit  der  Berichterstattung  erreicht  werden. 

Münster  (Westfalen),  August  1901. 

Wilhelm  Stieitber^. 


-    AIle:emeine  indogerniaiiisclie  NpracliwisÄeugehaft  und 

Altertum^kiitide. 
Sprachpsychologie.     Ursprung  und  EDtnitklung  der  Sprache* 
Elnderaiirache* 
.  Oltuszeweki  W,    Psychologia  oraz  tilozoHa  niowy  (Die  Psycho- 
logie oder  Philosophie  der  Sprache),    Warschau, 
ADftclffer  XII  2  u  3.  H 


156    L  Allgetneine  indo^,  Sprachwißsenschaft  ii,  Altertmnskimdet 


2,1     I 


niodersinAlsunderviBmng. 
1,25  Kr. 

Sprache.     Pädago^scbes 
84  S.      1  M. 


Eine  abweisende  Anzeige   von  K,  ApptO,   Praeg-L  ßlorof.  2,1 
98- IIB, 

2.  Keller    Dt^nken  u.  Spreeheu»     Progr,  des  grosbherzo^L  Gj 
Binms  zu  LöiracJi.     1898/99. 

3.  Beckmann    N.      SprAlvp^ykolagfi     och 
Di.ssertHtiou,     Lund  Lindüt(3dt.     152  S, 

4.  Gehmlieh  M    Der  Gefütils;;ehak    der 
Magazin  Helt  120.     Langensalza  Bever 

5.  Nyrop  K.     Kufeinisnie,     Dauia  6,  195—224. 

Allgemeine  UntersucJmüg:en   über   den  Gebrauch  euph* 
scher  Wendung-en  in  der  Sprache*     l)  Die  Mittel,   durch   welche 
solche  Wendungen  bildet,  sind  IjesQndcrs  Fremdwörter,  Synekdöi 
Litotes,  Antäphrasis  oder  Aposiopesis.   2)  Untersuchungen  über  eini 
der  Gehiete,  wo  Euphemismen  hesonders  zur  Verweudung:  kommei 
Gott,   Teufel,    Hölle,   Sterben    iLeichtiame,   Grab.    Friedhof  u,  dgl\ 
Krankheiten.  Strafen»  Verbrechen  nnd  l^aster  (Diebstahl,  Mord,  Lo^ 
und  Tru^,    Trunk,    "Venus"),    der  Verdauungsprozesft,    Körperteil«, 
Kleidung"  luid  verschiedene  Schimpfwörter. 


G.  Geiger  L.    Ursprung:  mid  Entwicklung  der  menschlichen  Spi 
u.  Verniuill    2.  Bd.  2.  Aufl,    Stuttgart  Uotta  Nachf.     10  M. 

7.  Lobsien  M.    Über  den  Ursprung  der  Sprache.     Sonderabdruck 
aus  der  Zeitschr.  f,  Pliilosophie  u.  Pädagogik.    Lang'ensaiza  Bey< 
m  S.    1  M, 

8.  Regnaud  P.     La  (|Uestion  de  Torigine  du  langage  et  la  llngnistl 
i[Ue  evolutiooniste.    Revue  de  Ling,  32,  201 — 29, 

*h  Ribot  Th.  The  origin  of  speech,  Open  Court  13,  202—10. 
10.  Baudoum  de  Courtenay  J.  Ül>er  die  feste  beständige  Rieh- 
tung  der  Sprauhnm Wandlungen  im  Zusamiiienhaug  mit  der  Anthro- 
pologie (poin.).  8, -A.  aus  Kosmos  Hett  4/5.  Lemberg,  S.  155— lT3iJ 
In  der  idg.  Lautgesehichte  lässt  sich  nachweisen,  dass  ditl 
Phonati onsthätigkeit  aus  der  Kehle  in  die  Mundhöhle,  und  in  dieser | 
vom  hintern  Teile  der  Zunge  in  der  Richtung  zu  deren  vorderem 
Teil  und  zn  den  Lippen  tibertragen  wird.  Hierher  gehört  einerseits 
der  vielfache  Scliwund  von  h^  der  Wandel  von  ursp.  Aspirafen  zu 
nicht  aspirierten  Explosiven  bzw.  zu  Lauten,  deren  ursp.  Aspiratiott|J 
zu  einer  andern  Lautmodilikation  wurde,  das  Aufgeben  der  ursp»] 
Tonhaftigkeit  der  Kons.  z.  B.  im  Deutschen,  das  Entstehen  von  ^ 
und  i/'Lauteti  und  sonstige  Vukiih'crlloderungeti;  anderseits  der 
vielfach  sich  wiederholende  Wandel  von  Hinter-  und  Vordergauinea- 
laulen,  von  J  zu  allerhand  Zischlauten,  die  LabiaUsation  ursp.  Hin- 
tergaumenlaute in  den  S])rachen  der  idg.  Westgruppe,  der  Wandel  j 
von  labialisierten  Velaren  zu  Labialen  usw.  So  auch  in  den  seroit,] 
ugrO'finn.,  ural-ait.  u.  a.  Sprachen.  Dieser  Art  Phonationswan«Jcl 
involviert  eine  Arbeitsersparnis  für  die  gesamte  Spreehthätigkeit  0- 
Phonation.  2.  Addition  u.  Perception,  3.  GehirnthJUigkeit).  Vom  an- 
thropoL  Standpunkt  aus  haben  wir  es  da  mit  allmUhlicher  Entfemuug 
vom  tierischen  Standpunkte  (die  Tierlaute  kommen  in  der  Laryai  ^_ 
und  Pharynx  zu  Standi/),  mit  Vermenschlichung  der  Sprache'  xa  ^| 
thun  (anatomische  Folgen  des  ganzen  Prozesses  in  der  Aüsgestal-  ^" 
tung  der  vorderen  Sprachorgane).    Diese  Haupt  rieh  tung  der  Laut- 


präcN^I 
ttck 

istil 

I 

s 
1 

I 


I 


L  Aüg-emeine  indog*.  Sprachwissenschaft  u,  Altertumsktinde.     15? 

m Wandlungen  steht  im  Einklang-  mit   der  Hauptrichtung'   der  au- 
hrojioL  Entwickeiunf^T    mit  dem  Verlängern  «einer   ei|;:enen  ludivi- 
dualiUlt  in  die  Aussen  weh  hinein.  (Ziihaty.) 

IL  Alferov  A,  Oeerki  iz  Äizni  jaxyka  {Aus  dem  Leben  der  Sprache, 
Einleitung  zur  Methodik  der  Muttersprache).  Moskau,  IV  u,  81  S. 
40  Kop. 

Anz.  von  PoräSezinakij  2ur.  Min.  323,  494—508. 

12.  Krietönsen  M.  Samlende  Krjefter  i  Sprogndvikling'en.  Studier 
fra  Sprog-  og  Oldtidsforskning",  udg",  af  det  philologisk-histonske 
Samfuud.  Nr.  41.  (Vol.  IX.)    Kopenhagen  Klein.    59  S.     1,00  Kr. 

13.  Eriatensen  M.  Nogle  hovedtrsek  af  pprogets  udvikling.  Grund- 
linit^r  af  löredra^".     Kolding;     15  S. 

14.  LjungBtedt  K.  Spräkets  lit  Inledning  tili  den  jämforande 
spn^kvetenskapen.  Populär  tramslällning.  Stockholm  Seligmaiin* 
155  S.    2,50  Kr. 

15.  Merguet  H.  Bemerkungen  über  die  Entwicklung  der  Sprache. 
Programm  des  Kgl,  Gynm.  n.  Kealgymn.  zu  Insterburg.  10  S,  4^*, 

16.  Ribot  Th,    The  evolution  of  speech.     Open  Court  13,  267—78. 


17.  Atneat  \\\  Die  Entwicklung  von  Sprechen  und  Denken  beim 
Kinde,  Mit  5  Kurven  u.  4  Kinderzeichnungen.  Leipzig  Wunder- 
lich.    2,40  M.  geb.  2,80  M. 

18.  Toischer  W.  Die  Sprache  der  Kinder.  Sammlung  gemein- 
nütziger Vorträge,  hrsg.  vom  Deutsehen  Vereine  zur  Verbreitung 
gemeinnütziger  Kenntntsse  in  Prag  Nr.  248. 

19.  BouBBej  Ch.  Notes  sur  rapprentissage  de  ta  parole  chez  une 
enfant.     La  Parole  X,  791-911  870-80. 

20.  Ziehen  Th.  Die  Ideeuassoziation  des  Kindes.  Berlin  Keuter  u. 
Reichard  1B98.  1,50  M.  (Sammlung  vou  Abhandlungen  aus  dem 
Gebiete  der  piidagog.  Psycholoiiie  und  Physiologie  hrsg.  vou  H. 
Schiller  u.  Th.  Ziehen."^   Bd.  1  Heft  9). 

21.  Cederechiöld  G,  Om  kvinnospräk.  Nord.  Tidskr.  utg.  af  Let- 
terstedtska  füren.     1899.     S.  417-434. 

Über  die  Sprache  der  Frauen,    besonders  in  psychologischer 
Beziehung. 

8pracfa  Physiologie. 

25.  S^weet  H.  The  practica!  study  of  languages.  With  tabless  and 
ilL  quotätions.    London  Dent.    XIV  u.  2H0  S. 

23.  Jespersen  O.  Fonetik.  En  BVötcmatisk  FremBtilUng  af  Lairen 
om  Sproglyd,  3.  H.  Den  specielle  Dels  Slutning,  Kopenhagen 
Schubuihe.     314  S.  n.  1  Taf.    6,50  Kr. 

24,  RouBselot  La  phonetique  exp^rimentale.  Son  objet,  a|>pareils 
et  perfectionnements  nouveaux.     La  Parole  N.  S.  1,  1—10. 

1  Auch  als  Sonderdruck  Clairmont  Daix  1Ö99  erschienen. 


158    I.  Allgemeine  indog.  Sprachwissenschaft  u.  Altertumskunde. 

25.  Rousselot  Historique  des  applications  pratiques  de  la  phoneti- 
que  exp6rimentale.    La  Parole  1,  401—17. 

26.  Zttnd-Burflruet  A.  La  Phonötique  exp^rimentale  appliquee  k 
Tenseignement  des  langues  Vivantes.    MAcon  ProtÄt  1898.    36  S. 

27.  Zünd-Burguet  A.  Applications  pratiques  de  la  phon^tiqne  ei- 
p6rimentale.    La  Parole  1,  11—19.  138—152. 

28.  Roudet  L.  Methode  exp6rimentale  pour  T^tude  de  raccent 
La  Parole  1,  321-44. 

29.  Rousselot  Recherches  de  phonetiqne  exp^rimentale  sur  la  mi»rche 
des  evolutions  phon6tiques  d'aprös  quelques  dialectes  bas-allemands. 
La  Parole  1,  769—90. 

Wiederabdruck  der  Anz.  7  Abt.  1  Nr.  15  erwähnten  Arbeit. 

30.  Laclotte,  Fauste.    L'harmonie  vocalique.    La  Parole  1,  177—88. 

Le  problöme  se  pose  ainsi:  1®  Quelle  est  rinfluence  d'une 
articulation  subsequente  sur  Tarticulation  qui  la  pr6c6de;  2^  Dans 
le  cas  oü  le  groupe  renferme  deux  voyelles  Tinfluenee  de  la  secoode 
peut-elle  sV^tendre  jusqu'ä  la  preniifere? 

31.  Ostberg  H.  0.    Les  voyelles  v^laires  accentuees.     Upsala. 

32.  Gall6e  J.  H.  Verslag  van  de  voordracht  over  de  vocaalklanken. 
uitgedrukt  door  graphiek  der  articulatie,  in  verband  met  Dr. 
Boeke*s  phonographische  glyphiek.    32  S. 

33.  Zünd-Burguet  A.  De  la  prononciation  de  T«  et  du  ch  (d.  i.  s). 
La  Parole  1,  281-88. 

34.  Meyer  E.  A.    Die  Silbe.    Die  Neuern  Sprachen  6,  494—503. 

35.  Olivier  P.    De  la  voix  chuchot^».e.    La  Parole  1,  20—31. 

1.  Dans  les  conditions  ordinaires,  le  larynx  prend  toujour* 
part  au  chuchotement.  2.  Les  vibrations  de  cet  org-ane,  pendant 
le  chuchotement  fort,  sont  toujours  nettement  indiquees  par  la  irie- 
thode  graphique.  3.  Dans  la  voix  chuchot6e,  la  glotte  est  toujours 
r^trecie  prosentant  uue  iniage  distinete  de  celle  qu'elle  montre  pen- 
dant la  voix  parl6e  ordinaire  ...  II  ne  semble  pas  y  avoir  une 
Position  de  glotte  caractoristique  du  chuchotement. 

36.  Gr6goire  A.  Note  sur  l'action  du  thorax  dans  la  phonation. 
La  Parole  1,  718-20. 

37.  KieBO"w  F.  Zur  Psychophysiologie  der  Mundhöhle.  Philos.  Studien 
14.  Bd.  Heft  4. 

Allgemeine  Sprachwisseuschaft.    Idg.  Grammatik. 

38.  Steinschneider  Ph.  Über  Sprachkenntnis  und  Sprachkunde. 
[Virchows  Sammlung  gemeinverständl.  wissenschaftl.  Vorträge. 
Heft  322.]    Hamburg  Verlagsanstalt.    28  Ö.    0,75  M. 

39.  Pedersen  H.  Sprogvidenskaben.  Sonderdruck  aus  **  Sender- 
jydske  Aarbeger".    Flensburg.    64  S. 

Verf.  hat  durch  diese  gemeinverständliche  Übersicht  über  die 
Sprachen  und  über  die  Methode  und  Ergebnisse  der  Sprachforschung 
beabsichtigt,  den  Laien,  bei  denen  sich  thatsächlich  vielfach  Inter- 
esse für  sprachliche  Verhältnisse  vorfindet,  eine  Anleitung  zu  geben. 
Gewöhnlich  ist  die  sprachliche  Beobachtung  der  Laien  oberflächHch 


I.  Allgemeino  indog-  Sprachwisj^eiischaft  u.  Altertunisknntle.     159 


I 


oder  <?HnKlkh  verfehlt;  ein  sehlageudes  Beispiel  zieht  Verf.  in  der 
Einleitung  hieran,  in  der  er  mit  scharfer  Kritik  die  Aufsätze  J.  P. 
Filskows  über  die  Mundarten  Schleswigs  (Grenzboten,  48.  Jahrg. 
Nr.  33  u.  36)  bespricht.     l>och  findet  man  bisweilen  bei  Laien  auch 

rle  BeotjjieJi tunken,    und  von  öolchen  bieten   die  Untersuehim^en 
Andersenß  ü her  d ie  Su n d e w i 1 1 e r  M u n d a r t  d as  gl ä n ze n ds te  Bei- 
«piel  dar  (vgl.  IF.  Anz.  10,  225  Nr.  67). 

40,  Muller  H.  C.  Über  die  Gründung  einer  Zeitsehrift  f.  allgemeine 
SpraeliwisJienschaft,     Zeitöehr.  f.  Ethnoiog^ie  31^  497—506. 

41,  Stöbr  A-  Algebra  der  Grammatik.  Ein  Beitrag  zur  Philosophie 
der  Formenlehre  und  Syntax.  Wien  Deoticke  1898.  144  S.   2,50  M. 

42,  Temple  R.  C.  A  Theory  of  Universal  Granimar  as  applied  to 
H  Group  of  Sa  vage  Languages.    JRAS.  July  1H99  S,  1—40, 

43,  de  la  Qraaserie  R,  Etudes  de  grammaire  compart'e.  De  !a 
caiegorie  des  voix,     Paris  Maisonneuve.     273  S.     12  Frs. 

44,  de  la  Qrasaerie  K.  De  la  conjugaison  negative  ainsi  que  de 
rinterrogative  et  de  la  dubitative.  Mnseon  17,  256—68.  18,  59— 
73.  123-42.  309-3L 

45,  de  la  Grasserie  R.  Les  diverses  fonctiona  des  verbes  abstraits. 
MSL.  11,  27-51. 

1.  Fonction  lexicologique  du  verbe  auxiliaire,  —  2.  Fonction 
^rammaticale.  A.  F.  gr.  d'expression  des  concepts  verbaux.  a)  Ex* 
ipressiou  de  la  voix.  b)  Expression  du  lemps,  1}  Temps  absolu.  -- 
2)  T.  relatit.     Auxiliatre  sufhx^:    Langues  indo-europeennes.     Lan- 

fiies  Chamitir|ucs;  L.  du  Caucase.  L.  altaYques,  L.  oeeaiiiennee. 
uba.  Singalais.  Siamois.  Aiixiliaires  prefix^s.  Auxiliaire  pr^poB<l* 
analytiqueiaent,  —  3)  Temps  doublement  relatifs.  —  4)  Lo  futur. 
Auxiliaire  latent,  A.  apparenl.  —  5)  Temps  indetermine.  —  Expres- 
sion des  modes.  —  B.  Fonction  grammaticale  consistant  k  porter 
rexpres.sion  du  concept  de  la  peraonne  et  de  eeux  du  temps,  de  la 
voix,  du  mode,  du  conjugaison  periphrastique.  a)  V.  peripli.  indi- 
C|uanl  la  Hurdeternnnation.  c)  C  p.  indiquant  Tinterrogation  ou  la 
negation.  e)  C.  p.  dans  le  but  de  ren forcer  Taftirmation,  coexistant 
Ävec  la  coujugaison  normale,  d)  C.  p.  sans  but  detennin^.  e)  C.  p. 
au  moyen  de  Tauxiliaire  negatif. 

46,  Reckendorf  S,    Zur  allgemeinen  Syntax.    IF.  10,  167—89, 

1,  Nichtverbales  Prildikat  —  2.  Stellung  des  Prädikats.  —  3. 
Medium.  —  4.  Tempora.  —  5.  Perfekt.  —  6.  Imperfekt,  —  7.  Impe- 
rativ. —  8,  Apokopatus.  —  9.  Dual.  —  10.  Geschlecht,  —  11.  K.a* 
^ns.  —  12.  Akkusativ.  —  13.  Genitiv.  —  14.  Partizip  u.  Infinitiv.  — 
15.  Zahhvorter.  —  16.  Attribut.  —  17.  Präpositionen.  ^18.  Prono- 
men. —  19.  Artikel  —  20.  Neuordnung.  —  21.  Relativsätze.  —  22, 
Ab^ichtsfttKe-  —  23.  Bedingungssätze. 

47*  Eeckendorf  H.  Über  syntaktische  Forschung.  Beilage  zur 
Allg.  Zeitung  1899  Nr.  165-167. 

4S.  Haag  K.  Die  direkte  Methode  der  Mtmdarteu- Kartographie, 
ihre  sprachwissenschaftliche  Bedeutung  und  praktische  Notwen- 
digkeit.    Beilage  zur  Allg.  Zeitung  1899  Nr.  230. 


160    L  AU^OTnelne  indog.  Sprachwissenschaft  u.  Altertum§kTi 

4a  Meringer  R.     Idg.  Sprachwiasenschaft.   2.   Auflagre  (Sttninliu^ 
Göschen  Nr.  50).     Leipzig  Göschen,    0,80  IVf. 

50.  Thomsen  V.  Indoeuropanske  Sprog,   Salni on seiis  Kon veraaiiiw»- 
leksikon.  9,  Bd.  1899.  '  ^ 

51.  Bogorodickij  V.  A.    Kurs  der  ver^l  Graminatik   der  iod&ein;| 
Sprach**!!  (niss,),     Z/ip.  Univ.  Kazan  G*>,  4,  65—80» 

Vgh  Anz.  2,  im,    Schluss  dm  EinL    Auch  als  S.-A.  (H,  1,  601 

52.  Müller  G.  H.    Beiträge  zur  Sprachwissenschaft.     Prograi] 
Gymnasiums  zu  Saargemünd  1899/1900.  Saargemünd  1900-  21  S.  !• 

1.  Zum  Genus  der  Indogermanen-  (Zu  IF.  8,  304 1 
Über  -.V  im  Nom.  Sg.  der  r-  n-  Ä-SÜlmme.  Antwort  auf  die  Ffäs; 
wie  eH  komme,  dass  der  Stamm  als  Genus  neutrum  nicht  hlc 
Abstrakte,  sondern  auch  als  Vokativ  das  Allerkonkre teste  b€ 
(Der  Nom,  sei  ursprüngl.  zur  Anrede  verwandt  wordeu.  Du^ 
rückzielrung  des  Akzents  sei  die  Endung  geschwunden.)  Versuc 
den  ältesten  Entwicklungsgang  der  Sprache  zn  rekonatruieren.  ■ 
2.  Der  LokalismUH.  Gegen  O.  Hofl'mann  BB.  1899  S.  167  f.  wirtf 
die  lokale  Cirundhedeutung  der  Kasus  jjrcleugnet.  —  3.  Die  Bil- 
dung der  1.  Sg.  Ind.  Präs.  Aktiv,  -mi  sei  durch  weg"  die  Enduojr 
gewesen. 

53*  Wheeler  B.  L   The  origin  of  grammatical  gender.    Joum.  G<?r 
Phil,  2,  528-45. 

Vgl  das  Referat  des  Verfassers  in  den  Proceeding^  Am.  PhS 
Association  30  S.  XIX— XXI II  il  den  altern  Aufsatz  Claüs.  Re%%  l^' 
390  tf,  —  Brugmatins  Theorie  befriedigt  in  negativer,  jedoch  nicli 
in  positiv  er  Hinsietit.     Sie  lässt  sieh  nur   auf  die  ü-    und   jf^-KI» 
anwenden.     Bei   den   sog.   Würze Islämnien   versagt   sie;    warum  ii 
nöqs  Fem.^  pöda  Maak.?      Weder   s ij tLsör  noch   mäter    haben    ein 
G  ru  p  p  e  n  b  i  I  d  un  g  v  e  r  a  n!a  sst  w  i  e  j  ene  der  fem .  dS  tH  m  ni  e ,  W  i  e  k  om  mea  J 
St/innne    verschiedener  Bildung   wie   z.  B.   qmä   idqi,   gtntis   das 
eine    Gruppe   zu    bilden?      In   allen  Fällen   von   GeiiusaRsimilaiioi 
spielt  ein  ausserliches  Zeichen   wie  Artikel,   Pronomen,    Adj.  tli€ 
führende  Hohe,   vgl.   h  sort  (M  statt  ¥.)  nach  le  bonheur,  molhe 
de.fffn,    liasard    usw.       Jede    Gruppenbihlung   gleich    fung'ierende 
Formen  (z.  B.  der  Nom.  PL  *oi  -ai  -ec>  hat  eine  formal  j^schloss^en« 
Kategorie   als  Vorbild   zur  Voraussetzung   (hier  den   Plur.  des  Vefi 
bum4-     [Bei  dieser  Gelegenheit  stellt  der  Verf.  den  wichtigen  SatiJ 
auf:  "The  psychological  t/rouping  from   uhieh   ihe  phenamena  of 
analogy  result  h  nevev  n  groupinfj  oJi  the  basis  solely  of  fneaninoA 
not'  on  the  basia  Hohly  of  for^n;  hoth  are  involved  in  cvery  t<tst  ,' 
Pauls  Scheidung  in  formale  und  stofHiehe  Gruppen  ist  für  den  psy- 
cholog.   Prozess  bedeutungslos.]     Auf  Grund   dieses  Prinzips  ist  es] 
durchaus  imwabrseheinlich,  dass  die  Genuskategorien  von  den  Wörtern 
mit  nalürlichem  Geselileeht  wie  Vater,  Mutter  usw.  entsprangen,  — 
Wohl  aber  ist  das  Pron.  der  3,  Pers.  er    sie— es  als  Ausgang&punkl 
für   die   Entstehung    des    granmi.   Geschlechts   vorzüglich   geeiguet,.] 
vgl    Verf.  Uiasis.  Rev.  a.  a,  0.     Sein  Prinzip  haben  nachher  sowohl  | 
Henning  KZ.  :t2.  402  If.  (1893)  als   auch   besonders  Jacobi  Kom- 
positum 115  ü".  (1897)  aufgestellt.      Die    verschiedenen    Stadien  deH 
Entwickhmg^  dir  Wh.  annimmt,  weichen  freilich  vt>ii  denen  Jacobif| 
mitunter  ab. 

Da  das  gramm.  Geschlecht  im  Idg.  weder  durch  das  Nometil 
noch  durch  das  Verbum  ausgedrückt  war,  müssen  wir  seinen  IVj 
Sprung  beim  l*ron.  und  Adj.  suchen.    Das  bestätigen  auch  die  nicht' 


i 


L  AII*i*emeine  in  flog.  SpracliwihüensL'hali  u.  Akertumakuude.     löl 

Idg.  Sprachen.  Sehr  ilentlich  lehrt  das  En^liöche  di<?  Abhänorjg^keit 
der  Geschleditybezeichnung'  vom  Pron,  Im  Eo^!.  existiert  kein 
gramm.  Xominalfreschleeht.  Die  Unierscheiihing  zwischen  wirktiehem 
und  iiietiiphmiüchem  Sexus  betrifft  die  Objekte,  nieht  ihre  Xjinien. 
Fälle  wie  he-i/oat  nhe  wolf  sind  Objektbezeiehnnng'f'n  t+o  gut  wie 
Vater^  Mutter:  ^sheivolf  ist  spezieller  als  icolf  ebenso  wie  im  G  riech. 
f|:  e€<Sc  spes^ieller  ist  als  ö  Ocöc  (ol  f)€oi  =  Götter  und  <TÖttinnen).  f\  Bede 
nillt  sowenit?  unter  den  Bejarriff  des  gramm.  Geschlechts  wie  ^  (^oöo- 
iidKTuXoc  fi  ÖTpoiKoc  Dns  gleiche  gilt  von  V|  db6c,  f\  vfjcac  usw.  Sie 
sind  alte  Überbleibsel  einer  Zeit,  bevor  das  Pronomen  seinen  Ejii- 
fltiss  g'eltend  gemacht  hat.  Auch  die  Kompo;iita  stammen  aus  einer 
Zeit,  wo  Kasusendungen  und  Konkordanz  nicht  vorhanden  waren.  Die 
Älteftte  Schiebt  der  idg,  Neutra  (die  nicht-o- Stämme)  bähen  im  N.  A. 
den  reinen  Stamm.  Die  Neutra  auf  -am  &ind  sekumUlr  entwickelt, 
sie  sind  Formen  individualisierter  o-Stämme  und  be/Auchnen  "the 
passive  recipient,  the  goal  or  compleraent  of  the  artin n  named  in 
the  verb,  in  di-stinction  from  the  bearer  and  exponent  of  the  action 
represeuted  in  the  .*f-forms."  Durch  Vertust  des  themat.  Vokals  nach 
Streitbergs  Gesetz  erschienen  .^f-u.  wi-Formen  auch  bei  kons.  Stämmen. 
Erst  dann  drang  -wi  bei  den  Neutris  in  den  Nom.  Wir  haben  hier 
die  älteste  KJassifikation  der  idg.  Nomina  vor  uns:  auf  der  einen 
Seite  die  alten  Neutra  der  3.  Deklination»  auf  der  andern  die  in- 
dividualisierten o-  i'  uHtämme.  Diese  Klassitikation  entspricht  etwa 
der  Scheidung  zwischen  detinit  und  indebnit  bei  andern  Sprachen. 
Die  Verbindung  Äwiaehen  Pron.  und  Nom.  stellten  die  Adjektiva 
her:  das  bezeugt  ihre  'Konkordanz'  {-as  -ä  otJi).  Das  Pronomen 
aber  hatte  eine  eigne  Feminin  form:  sa  {.slX  Hierin  hat  Jacobi  S.  l'2l 
mit  nechr  die  Quelle  der  femin.  ä-Endung  erkannt.  Das  Nominativ-* 
hat  nichts  mit  dem  Femininum  zu  thun;  das  beweist  seine  Erhal- 
tung bei  den  Femininen  der  3.  Dekl.^  in  den  Epikoina  auf  -os-,  im 
Fem.  der  Adjektiva  zweier  Endungen  und  in  den  Nnminibus  wie 
öböc.  Zuerst  drangen  die  <^l-Formen  ins  Adj.  ein:  sä  leuhös  wird 
(sä)  leukd;  von  da  gingen  sie  aufs  Substantiv  über;  es  entstanden 
Gruppen  von  (^-Femininen.  Infolge  dessen  ward  -fi-  zum  Feminin- 
jmftix.  Der  Parallelismus  des  Kontrast»  zwischen  Kollektivabstrakten 
ttllf  'ä  und  Verbal.subsitantiven  auf -d.v  {hhorfl :  bhoros)  und  zwischen 
Femininen  auf  Vf  und  Maskulinen  aut -as  Hess  die  Kollektivabstrakta 
als  Feminina  empfinden.  Dies  M^ar  der  entscheidende  Schritt  dazu, 
dass  das  CJe^ehlecht  aufhörte  eine  Eigentümlichkeit  der  Objekte  zu 
sein  und  zum  gramm.  Genus  wurde.  Das  idg.  grammat.  Geschlecht 
blieb,  was  es  von  Anfang  nn  war:  eine  unvollkommene  Vermischung 
zweier  verschiedenen  Klassibkationssysteme.  Das  eine  Extrem  war 
die  auf  der  Beileiitung  beruhende  Klassifikation,  das  andere  die 
auf  der  Form  beruhende.  Die  alten  Formklassen  prädomini<'rten 
zwar  stets,  aber  mehr  oder  weniger  von  einem  fremden  System  be- 
einüusst,  das  ihnen  ein  neues  Leben  einflösste. 

Angefügt  ist  ein  vollständiges  Verzeichnis  der  Litteratur  über 
die  P^ntbitehung  des  gramm.  Geschlechts, 

54.  Ostboff  H.     Vom  Suppletivw^esen  der  idg.  SpiachcD.     Erweiterte 
akademische  Hede.    Heidelberg  Horning.    84  S.  4^.    4  M. 

55,  Bröal  M.    Les  commencements  du  verbe.    MSL.  2,  28Ö— 84  (1900). 

Abdruck  aus  der  Revue  de  Paris  vom  15,  Dez.  18H9.  I.  Das 
iütej^te  am  Verbum  ist  das  zeitlo.*ie  'Präsens'.  Pcrsonenbezeicbnung 
tind  Tempus  fehlten  ursprünglich.  —  IL  Zwei  Formen  existierten 
ursprünglich:  a)  Befehlsform,  h)  Form,  die  angiht»  dass  die  belohlene 
Handlung   geschehen   ist.     Dem  Verb  ist  es  eigentümUeb,    dass  es 


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162    I.  Allgemeine  indog.  Sprachwissensduill  u-  Attertnmskiuide. 

der  Mitteilung'  einer  Thatsache  ein  subjektives  dement  zufügt « 
III.  Die  Antwortformen  haben  die  Tempor»  g^eliefert.  So  ist  da« 
Perfekt  nichts  al8  ein  intensives  Präsens.  Die  wahre  Bedeatoni^  d« 
Aorists  "qui  diflf^re  seulement  du  präsent  par  un  »nrcrolt  d'tfe. 
mation"  zeigt  der  gnom.  Aor.  Das  Augment  Ist  mit  dem  homcr. 
fj  'assuremeut,  oui,  vraiment*  identisch.  Die  "Tempora'  im  eigeitt- 
liehen  Sinn  sind  also  ziemlich  jungen  DatiunB.  —  IV.  Entstehiui| 
der  Persoualendungen  aus  Pronominibus. 

56.  Hirt  H.    Der  idg.  Ablaut,  vornehmlich  in  »einem  Verhältnis  zur 
Betonung.    Strassburg  Trübner.    VIII  u.  224  S.     f^fiO  M. 

57.  Hirt  H.    Akzentstudien.    IF.  10,  20—59. 

Vgl.  Anz.  9,  139  Nr.  18.  —  11)  Die  Stämme  auf  ä".  Ergänmng 
zu  IF.  7,  1.38  ff.  185  ff.  Vgl.  auch  Verf.  Idg.  Akzent  192^  Fussuotc 
Abweichend  von  Bartholomae  Stud.  2,  61  erkennt  der  Verf.  nur  i 
und  H  nicht  ä  und  äi  im  Basenauslaut  an.  Ablaut  a)  ex^-.i)  :  exi  - 
Sing.  PrH.  u.  «-Aor.  —  b)  {e)xi(i).  Dies  wird  durch  Slav.  Lit.  Griech. 
bestätigt,  wHhrend  Lat.  und  Germ,  kein  festes  Verhältnis  mehr  haben. 
Im  Griech.  ist  der  Stamm  auf  -ö  im  Passivaorist  auf  -n^  erhalten, 
neben  dem  sich  io-  und  seltner  o-Präsenticn  finden.  (Material  bd 
Homer  und  im  Att.)  Das  Material  lehrt,  dass  das  ^  des  2.  Stamm« 
ein  integrierender  Bestandteil  der  Wurzel  ist.  Sowohl  -ir  in  ^MdvTpr 
als  auch  -jfo  in  ^atvoiuiai  sind  Ablautsformen  des  Wurzelausgaugs. 
Beispiele  für  6/1  au«  dem  Perfekt,  der  Nominalbildung,  dem  aL 
Passivaorist.  —  Anhang:  ai.  äsif  zu  lat.  erüs?  Die  Erklärung 
Bartholomaes  wird  abgelehnt. 

12)  Zur  Betonung  des  Preussischen.  Ergänzung-en  zu  Bemekers 
Preuss.  Sprache. 

13)  Zur  lit.-slav.  Betonung.  A.  Die  Natur  des  lit.  Akzents  u. 
die  Quantitäten.  —  B.  Die  lit.  Akzcnlverschiebung.  —  C.  Die  Be- 
tonung der  o-Stämme  im  Lit.-Slav.  Resultat:  1)  Die  alten  idg.  Längen 
vor  dem  Ton  (lit.  ö  li  y  ü  ü)  ziehen  den  Ton  von  der  flg.  Silbe 
auf  sich. 

2)  Es  entsteht  der  sekundäre  gestossene  Ton. 

3)  Der  gestossene  Ton  zieht  den  Ton  der  flg.  Silbe  auf  sich, 
wenn  diese  gestossen  betont  war. 

4)  Der  Akzent  geht  von  einer  Kürze  auf  die  flg.  stossend  be- 
tonte Silbe  über. 

5)  Unter  dem  Ton  werden  alle  .Silben  mit  Ausnahme  der  End- 
silben gedehnt. 

6)  Der  Akzent  geht  von  einer  schleifenden  Länge  auf  die 
fig.  Silbe  über  (in  dem  Dialekt  der  Universitas  u.  z.  T.  in  Ostiitauen 
noch  nicht  durchgeführt). 

14)  Der  idg.  Ablaut  e-o.  o  entsteht  im  Satzton.  In  <5<ppujv  usw. 
sind  die  zweiten  Glieder  der  Komposita  tieftonig  geworden,  haben 
aber  ihren  alten  Akzent  als  Tiei'ton  bewahrt.  Dieser  hat  dann  e  in 
o  gewandelt.     Für  alle  o  reicht  dieses  Gesetz  jedoch  nicht  aus. 

58.  Gauthiot  K.    A   propos  de  la  loi  de  Verner  et   des   effets  du 
ton  indo-europeen.     M8L.  11,  193—97. 

Alle  Wirklingen  des  idg.  Akzents  lassen  sich  auf  eine  Ein- 
heit zurücklühren  und  aus  der  Natur  desselben  erklären.  Der  idg. 
Akzent  hat  auf  das  konson.  Element,  das  ihm  unmittelbar  folgt,  Ein- 
fluss  ausgeübt  im  Germ.  (Verners  Gesetz),  im  Griech.  (pc,  vgl.  Wacker- 
nagel KZ.  29,  127),  im  Awest.  (/•  in  rp  wird  tonlos,  Grundriss  der 
iran.  Phil.  1,  168):  in  allen  drei  hat  der  Akzent  die  Stimmlosigkeit 
der  Kons,   begünstigt  (sie   erhalten   oder  erzeugt).    Gehn   wir  vom 


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auH.  so  finden  wii%  das«  die  Tonsilbe  6E€i«^  die  posüoniselie 
^apela  ist.  Nmi  existiert  iiein  Unterschied  zwischen  der  Muskelan- 
fitren^^uiig',  die  den  Stinimton  und  der^  die  die  Tonhölie  bewirkt: 
Stimmtoii  und  Tonht»he  sind  das  Ergebnis  der  Kontraktion  derselben 
MiiHkeln.  Die  höchst  betonte  Silbe  ist  die,  für  die  die  Stimmbänder 
&m  ötärksiten  gespannt  sind.  In  einer  Sprache  wie  dem  Skr,  das 
den  Svarita  besitzt,  finden  wir  allmähliche  Lockerung"  der  Muskel- 
»pannun«:  d.  h.  einen  langsamen  Übergang  von  der  hohen  zur  tiefen 
Silbe,  Tm  Griecb.  dagegen  ist  die  Atjspannung  plötzlich;  es  findet 
kein  allmählicher  Übergang  von  6EeTa  zu  ßap€lo  statt,  t^ondeni  ein 
Kontrast:  Die  Abspannung  ist  so  stark,  da.s8  sie  in  günstigen  Fällen 
<ite  Kuhelage  erreicht  d.  h.  den  Verlust  des  Stimmtons.  Da  der 
Inten«itätsakzeut  diese  Thatsaebe  nicht  erklilren  kann,  so  ist  der  idg* 
Akzent  vorwiegend  musikalisch  gewesen. 

6a  MeilletÄ.  D'un  eJfet  de  racceut  dlntensit^.  MSL,  11,  165—172, 
Die  Veränderungen  der  Vokale  in  niclitiotensiven  Silbeu  unter 
dem  Eitifluss  des  Intensitätsakzents^  der  eine  mittelbar  oder  unmittel-  ^ 
bar  benachbarte  Silbe  trifft,  zeigen  3  Typen:  1)  Reduktion  der  H 
nicbtintensiven  Vokale,  die  bis  zum  VerkisL  gehn  kann.  —  2)  Die  ™ 
flichtintensiven  Vokale  verlieren  ihre  eigentümliche  Artikulation  uiid 
werden  zu  einem  neutralen  Vokal.  —  3)  In  bestimmten  Sprachen 
-werden  sie  geschlossen.  Der  Intensitätsakzent  beruht  auf  einer  be- 
sonder» raschen  Bewegung  der  Luftsäule  des  Expirationsstromg, 
Die  ariikulatorischen  Bewegungen,  die  dieser  Expiration  korrelativ 
«ind,  werden  infolge  der  Reaktion  gegen  den  inteiK^iven  Luftdruck 
mit  grösserer  Energie  ausgeführt  als  sonst.  Wenn  nun  der  Sprechende 
üeine  Auliiierksamkeit  ganz  aut  die  IntensitätssÜbe  richtet^  vermin- 
dert er  die  Stärke  des  Luftdrucks  lür  die  schwachen  Vokiile;  hier- 
durch aber  werden  sie  naturgemliss  geschlossener  (vgl.  Bourdon 
Annee  psychologique  1H98  S.^^373).  Die  Thatsaebe,  dass  ein  Vokal 
durch  eino  Art  instinktiver  Ökonomie  geschlossener  wird^  tritt  uns 
auch  ausserhalb  der  schwachen  Silben  entgegen:  1)  Ein  nasalierter 
Vokal  hat  die  Neigung  geschlossen  zu  werden:  die  grossere  Enge 
des  Mundraums  kompensiert  die  Öffnung  des  Nasen raunis.  —  2)  Lange 
Vokale  neigen  ebenfalls  zu  geschfossener  Aussprache. 

60.  Zubaty  J.     Die  idg.  Velar-  und  Palatallaute  (cech.,  referierend), 
Listy  hl.     26,  26—30,  96-^102. 

61.  Meiliat  A,    A  propos  du  groupe  -ns-,    IF.  10,  61—70. 

La  modltication  de  Tun  des  niouvements  constituants  d'un 
phon^'me  entraine  diverses  alterations  complexes  et  tr^s  divergen- 
tes. —  Toute  lliistoire  phon^tique  d^une  langue  se  reduit  i\  la  de- 
ficription  de  quelques  changements  daus  la  manierc  d'articuler  et 
des  reactions  aiixquelles  ces  changements  ont  donne  lieu;  les  reac- 
tions  sont  la  consequenee  immediate  du  Systeme  phonetique  de  la 
langue  etudi^e, 

62.  MBÜlet  A,    Notes  sur  quelques  faits  de  morphologie,    MSL.  11, 
B-2L 

L  Le  vocalisme  du  superlatif  indo-europ^en.  Im  Indo4ran* 
liaben  Komp.  und  Superlativ  gleicherweise  e-stufige  Wurzel  (von 
wenigen  Ausnahmen  abgesehen).  Daher  ist  es  unwahrscheinlich, 
<ias8  die  Doppel  hei  t  gr,  öXtiEujv  :  öXrficTOc  das  Ursprüngliche  zeige. 
ÄXixiCToc,  KpdTKTüc  4XaxicToc  haben  den  Vokal  des  Positivs.  Der 
Komparativ  wird  nur  beeintiusst,  wenn  er  SufHx  -lov  nicht  -jov  hat. 
Im  Ind.  Wurzel betoaung  im  Super l.     Die  wenigen  Ausnabmen  sind 


I 
I 


I 


164    I.  Allgemeine  indog.  Sprachwissenschaft  u.  Altertumsktiiide. 

Neubildungen.  Germ.  Doppelformen  wie  ae.  UJbssa,  Ukresta  u.  tcyna. 
wyrresta  sind  seit  Thurneysens  Gesetz  nicht  mehr  beweiskräftig. 

2.  abg.  sich  vhsh.  Das  i  von  sicimi  sic&nvb  erklärt  sich  durch 
die  Erwägung:  En  teraps  oü  ei  (d'oü  plus  tard  i)  issu  de  oi  trans- 
formait  k  en  c,  ou,  plus  exactement,  en  cJ.  il  est  clair,  que  ci  pro- 
voqu6  par  une  autre  cause  [par  Faction  de  la  voyelle  palatale  prec^ 
dente]  ne  pouvait  transformer  ce  m^me  ei  en  i."  Dasselbe  gilt  von 
vh9h.  8  aus  ch  durch  den  Einüuss  des  vorausgehenden  Palatals  ist 
idg.  8  vgl.  lit.  visas. 

3.  ai.  äbhimäti§  und  üpamäti?  haben  mn  aus  mnä.  ^  hat  über 
^  gesiegt  aus  rhythmischen  Gründen. 

4.  Les  accusatifs  skr.  aämänam^  8vä8äram  etc.  Die  idg.  Doppel- 
heit  des  Paradigmas  N.  -68  -Ö8 

N.  PI.  -e8-e8  '08-e8 

G.  Sg.  -es-e/os  -es-e/os 

wird  im  Indoiran.  zu       -äs  -äs 

-äsäs  -äs-äs 

-ds-a$  -äs-as. 

Das  d  des  Suffixes  im  N.  PI.  war  durch  das  Timbre  des  Suffixvokalg 
im  Gen.  Sg.  geschätzt,  das  d  von  -äs-^s  nicht;  es  stimmte  nur  zu 
dem  ä  des  Nom.  Sg.  im  Timbre.  So  kam  es,  dass  es  sich  auch  in 
der  Quantität  danach  richtete.  Ebenso  hat  bei  den  n-Stämmen 
das  'ä  des  Nom.  Sg.  auf  das  suffixale  ä  des  Nom.  Plur.  wirken 
können,  da  dieses  durch  das  ä  der  andern  Kasus  schutzlos  blieb. 
Die  Thatsache,  dass  indoiran.  ä  einem  europ.  ö  entspricht,  beruht 
also  nicht  auf  einem  Lautgesetz,  sondern  auf  Analogiebildung. 

5.  slav.  zeUti,  piteti  bereiten  eine  doppelte  Schwierigkeit,  a) 
Sie  haben  die  Nebenformen  zelati,  pitati;  b)  Die  einzigen  Nomina, 
aus  denen  diese  Verba  hervorgehen  können  sind  zcdja  und  piita, 
von  denen  man  Bildungen  wie  Heljati  *pitjati  erwarten  müsste.  Die 
Erklärung  ist  die  gleiche  wie  für  z4jq  neben  lit.  üöju  (MSL.  9, 137  f.); 
zeljeje-  pitjije-  haben  durch  Dissimilation  das  erste  j  verloren. 

6.  De  quelques  aoristes  monosyllabiques  en  arm^nien. 

7.  Le  genitif  singulier  des  themes  pronominaux  en  arm^nien. 

8.  Le  genitif  en  -oj  des  uoms  de  parent6  en  armcnien  mo- 
derne. 

9.  Sur  quelques  formes  anomales  de  themes  zends  en  -ä-.  Die 
Genitive  auf  -am  statt  -anqm  im  jungem  Avesta  sind  zubillige  In- 
korrektheiten. 

63.  Meillet  A.    Une  anomalie  indo-europ6enne,  grec  dXXo.    MSL.  11^ 
389  (1900). 

D'apr^s  le  temoignage  de  Tindo-iranien,  du  slave,  de  l'arm^- 
nien  et  du  latin,  les  themes  en  -o-  indo-europ^ens  signifiant  'un,. 
entier,  tout*  ^taient  fi^chis  comme  les  d^monstratifs,  sauf  au  nom.- 
acc.-sing.   n.  ou,  ä  en  juger  par  Tindo-iranien  et  le  latin  .  .  .  ils 

avaient  la  forme  nominale Dans  Tadjectif  'autre'  a  suffixe 

-yejo  au  contraire  —  et  dans  celui-ci  seul  —  la  fiexion  d6m.  s*etend 
au  neutre:  skr.  anyät  zd.  anyat  v.  perse  an  ya.s-{ciy),  lat.  aliudf 
grec  äXXo. 

64.  Reichelt  H.    Die  le-Stämme.    BB.  25,  234—38. 

Die  Zusammengehörigkeit  und  ursprüngliche  Identität  der  ii- 
Stämme  mit  den  j-Stämmen  wird  durch  fig.  bewiesen:  1)  Die  |-Ste. 
haben  im  Femininum  frühzeitig  /ä-Formen  aufgenommen,  z.  ß.  ai. 
hhümyäh,  q)€poucTic  an.  heidar  usw.,  dann  wurden  diese  auch  auf 
Stämme  auf  -oi-  übertragen:  kanäyäi  usw.     Von  hier  aus   begann 


ie  Beeioflnssung  der  ö-Ste.  Im  Grioch.  ward  der  regelrechte  Akk. 
1er  i-Stänjme  -la  d.  ü  pn  zu  -lav  umgestaltet  und  zog  id  Formen  in 
f'd^T)  obl.  Kasus  nach  sich,  —  2)  Die  sog*  /e-Stiinime  haben  in  den 
Einzelhprachen  noch  vielfach  die  urspr»  jf-Foimen,  z.  B.  aw.  daev- 
ay  ij,  ip^poucav^  faciem,  facte^  heitfr^  hekle^  heidi,  zoi^,  zoli  (Du.)  usw. 
zol^  hat  '^  aus  -et.  vgL  AqTÜi.  Abg.  ze7m  is^t  L.  Sg.  eines  i-Slamines. 
Die  Kasus  des  Du,  u.  Plur.  sind,  soweit  die  i-Dekl.  nicht  I ortbesteht, 
der  x^i  Flexion  entnonunen. 
65.  Reichelt  H,    Die  abfreleiteten  /-  und  t/-Stämme.    BB.  25,  238-52. 

Zwei  Klassen  im  Idg.:  1)  Nom. '€us  mis  und  -oi  -ei.  2)  -i-s 
'US.  Mit  Mennger  BB.  16,  229  ist  der  Nom.  auf  -eu-c  aus  -r|ij  c  als 
die  ilteste  Form  der  u-Stämme  anzusehen  und  mit  sakhä  Akk. 
sdkhäyam  gäus  gäm  zu  parallelisiercn.  Mit  Aunnahme  des  N,  A.  V, 
Sg.  und  Akk.  Fl.  sind  die  Kasus  von  Kl  1  u,  2  unter  sieh  und  mit  den  ab- 
geleiteten r-  u.  li-Sten.  identisch.  —  Betrachtung  der  Kasus  beider 
Klassen-  —  Im  Nom.  Akk.  Sg.  haben  sich  in  der  Kompo.sition  die 
schwundstnfigen  Formen  entwickelt;  dies  beweist  1)  dass  neben 
den  Fiirinen  auf -is  -us  noch  die  alten  Bildungen  auf -e(/).^  -e(u)Ä  -ö(i> 
stehn;  das  Nom.-Ä*  ist  iinursprünglieh.  2)  In  der  Komp.  und  bei 
einsillngen  Wurzelstämmen  ist  neben  der  Schwundstute  die  Normal- 
stufe noch  erhalten:  üeh  und  lih  pathe-^thd'  noT€i  öduuv  u.  a,  3)  Im 
Komi»,  musste  bei  Anfangsbetonung  die  letzte  Silbe  am  meisten 
redu/Jert  werden  z.  ß.  aw.  asavaxhjins  :  .T^H^ttts,  Umgekehrt  bei 
Endbetonung  Reduktion  des  ersten  Gliedes. 

€6.  Meillet  A,    Sur  les  suffixes  verbatix  secondaires  en  indoeuro- 
peen.     MSL.  11,  297-323  (1900). 

Toutes  les  fois^  qu'un  theme  nominal  se  compose  d'une  racine 
et  d'un  Suffixe  qui^  dans  une  partie  au  moins  de  ses  emptois,  est 
notoirement  secondaire,  il  n'est  pas  legitime  d*aftirmer  que  ce  theme 
soit  priraaire,  on  peut  —  on  doit  peut-t*tre  —  toujours  tenir  ce  ih^me 
ponr  derivi'  d'un  aneien  nom  racine.  Ce  tjui  est  vrai  des  noms 
pent  1  etre  aussi  des  verbes:  plus  dune  formation  qui  passe  pour 
primaire  e^t  sans  doute  secondaire  en  realite.  L'lndo-europ^en 
possedait  aux  moins  deux  sufhxes  verbaux  servant  A  former  de» 
themes  seeondaires:  -ye-  .  .  ,  et  -ske-;  il  y  a  lieu  de  rechercher  .  . 
si  tous  les  verbes  formes  ii  Taide  de  ces  suffixes  ne  seraient  pas 
seeondaires.  —  Beispiele,  —  Notes:  1.  Sur  le  suftixe  -smo-,  —  2.  Sur 
la  place  du  ton  dans  les  verbes  grecs:  On'  s'est  demande  si  la  r^gle 
generale  qui  definit  la  place  du  ton  dans  les  formes  personnelleft 
des  verbes  grecs  est  due  a  la  generalisation  des  formes  atones  ou 
Ä  une  combinaison  des  formes  atones  et  des  formes  toniques  (Hirt 
Akzent  170  f.).  Le  fait,  que,  dans  tous  les  denominatits  tels  que 
Tifiiii  (Tiuduül  ,  .  .  la  place  du  ton  historiquemcnt  attest^e  ß'exphque 
^galement  bien  en  partant  de  formes  tonicjues  et  des  formes  atones 
parle  en  faveur  de  la  seconde  hypothese^  celle  de  la  combinaison, 
c&r  ces  verbes  sont  nombreux  et  tres  employes  et  surtout  ils  con- 
ßtituent  en  grec  le  type  normal  par  excellence.  Les  presents  comme 
cp^pm  .  .  .  xeivuj,  ,  .  .  T(8e|LJiciiT  des  fnturs  eomme  okui  , ,  ,,  des  aoristes 
comme  ^Pqv  .  .  .  Ijui^a  .  .  .  a'expliquent  parfaitement  par  des  for- 
Ines  toniques;  dpi  fA  ekt,  ol&a  olcöa  ülfe£  ne  peuvent  s'expliquer  au- 
trement,"  —  'S.  gn*c  irTupoMat-  —  4.  Le  futur  indoirauien  en  -s^ya- 
et  le  fotur  lituanien,  Le  futur  est  presque  une  rarete  en  v^dique, 
il  n  est  reprcsente  en  slave  que  par  un  participe;  en  lituanien  comme 
dan^  les  autres  langueSj  il  consiste  en  formes  nouvelles  et  deve- 
lopp^es  isolrment  pour  la  plnpart.  Le  mieux  est  donc  de  ne  tirer 
des  formes  de  futur  aucun  parti  dans  l'etude  du  sufilxe  -yelo-.  — 


166    I.  Allgemeine  indog.  Sprachwissenschaft  u.  Altertamskonde. 

5.  Vocalisme  de  raoriste  v^dique  en  -if-i  Ij  ^  in  jreschlossner  Sflbe 
bleibt  ä  im  Aktiv  u.  Medium.  —  2)  ä  in  offener  Silbe  bleibt  d  m 
Medium,  wird  ä  im  Aktiv.  Die  Wurzelthemen  sind  dadurch  kenov 
lich,  das  sie  ä  haben,  wo  der  «^-Aorist  ä  fordert.  —  6.  Lat.  iaom, 
amicire  :  amidre  hat  f  wie  got.  mikileip  usw.  V^l.  parere  ;  rtpi- 
rire,  —  7.  Abg.  vidith,  velith,  sSdith:  durch  gemeinslav.  Über^ftog 
aus  der  athem.  Konjugation  entstanden. 

67.  Sandfeld-Jensen  Kr.  Denominative  verber.  Nordisk  Tidsskr 
f.  Filol.  7,  113-120. 

Behandelt  besonders  solche  Denominativs,  die  mit  Präpp.  zu- 
sammengesetzt sind,  ohne  dass  jedoch  denselben  ein  Verbum  Sim- 
plex entspricht,  z.  B.  franz.  arriver  (aus  ad-\-ripam  .  .  .),  dän.  orer- 
vintre  usw.  Verschieden  davon  sind  Wörter  wie  dSplumer  diroicau> 
Xilw,  wo  das  Stammwort  nicht  von  der  Präp.  regiert  gedacht  wird. 
Verba  der  letztgenannten  Art  kommen  in  allen  Sprachen  häufig 
vor,  sowohl  mit  als  ohne  Präp.  gebildet,  und  der  Verf.  teilt  zum 
Schluss  eine  bedeutende  Reihe  derselben  mit,  nach  den  Stammwör- 
tern geordnet. 

68.  V.  Rozwadowski  J.  Quaestionum  grammaticarum  atque  etrmo- 
logicarum  series  altera.  Krakau  15  S.  (aus  den  Rozprawy  der 
Akad.,  23,  247-261).    0,30  Kr. 

I.  Do  verbis  denomin.  in  -täiö  cadentibus.  Nachträge  zur 
früheren  Abh.  (Anz.  3,  71,  ersch.  ebd.  21):  ursprachl.  Belege  (Hl 
stataü  g.  statöTif  lat.  itare  griech.  Ittit^ov  u.  A.);  parallele  D«nomi- 
nativbildungen  -te-ie-  -ti-{i)  -ti-  (-tl-)  -tie-.    (Weiteres  s.  Abt.  X  B). 

69.  Fumi  F.  Gh.  II  participio  attivo  del  perfetto  nelle  lingue  arianc 
Mem  R.  Accad.  delle  seien.  Torin o  Ser.  II  T.  48,  Sc.  mor.,  stör,  e 
filol.  S.  239-61. 

70.  Ovsjaniko-Kulikovsky  D.  I.  Syntaktische  Studien  III  (russ.). 
2ur.  Min.  323  Juni  S.  398-445. 

Vgl.  Anz.  11,  143.  Gebrauch  des  Part.  Pfti.  und  Aor.  als  Prä- 
dikat (ohne  und  mit  Kopula)  und  Attribut  (Apposition)  im  Veda 
und  im  Griech. 

Wortkande. 

71.  Baly  J.  European- Aryan  roots  with  their  English  derivatives 
and  their  corresponding  words  in  the  cognaie  languages,  corapa- 
red  and  systematically  arranged.  1.  Bd.  London  1897.  XXVIII 
u.  781  S.  ^50  Sh. 

72.  Br6al  M.  Deux  mots  grecs  d'origine  semitique.  MSL.  11,  117—19. 

1.  coq)öc.  —  2.  dKTipaToc,  sincerus. 

73.  Br6al  M.    Varia.    MSL.  11,  120-25. 

1.  Boutures  verbales.  "II  arrive  que  des  conjugaisons  entieres 
sont  tirees  par  l'usage  d'une  forme  quelconque  du  verbe:  c'est  qu'on 
peut  appeler  des  boutures  verbales.  —  2.  odi  odisse,  —  3.  Le  d  de 
fundere.  —  4.  arcera.  —  5.  stantes  missi.  —  6.  Patois  normand: 
hasse  'fille'.  —  7.  Un  x  analogique.  —  8.  schumpfentiure,  —  9.  Ion- 
gus  —  largus. 

74.  Br6ai  M.    Etymolonries.    MSL.  11,  187-92. 

1.  affatim  (:  xaiviu).  —  2.  Xeiwpföc  (:  Xdw  'wollen').  —  3.  kott]- 
Xiyjj  (:  9\xoQ  'bruit*  vgl.  deutsch   'einpauken').   —  4.  Formes  tanagr^- 


L  Ältgemeine  indog.  Sprachwissenschaft  u.  Altertumskunde.    167 

ennes.  —  5)  dcßXoc.  —  6)  Aor.  passif  grec.  (Ausg^aog-spunkt  sind 
Substiintiva  wie  -nimi,  ßXdßri  ;  l'aonste  ^Tuwrtv  preschte  com  nie  aetive 
In  »ituation  d'un  hoinnie  qui  re^oit  dee  coups,  Weno  neben  cxpoqji'i 
\ii>w.  ^cTptitprjv  steht,  ho  Ktainnit  das  m  aus  dem  Aor.  acL). 

75.  Bröal  M.     Etymolo-ries.     MSL.  11,  354-61. 

1,  Quelques  derfves  de  la  raeine  men  'penaer'.  (uAXüj  stehe 
für  u^tvjuj  usw.).  —  il.  kumbha  —  KeipaArj.  —  'd,  Un  veis  d'Moniere 
(^XoiTo  ^^ehiaucht  wie*  Ärp^Aoiro).  —  4,  Ivr^kixcia  (wie  neben  cuvfxr|C 
ein  ojv^x^m,  so  steht  neben  ivTeKi'ic  ein  ^vrcX^x^tü),  —  5.  drep  (Kom- 
parativ von  d-  dv').  —  l>.  T€txeciTrXnTric  (:  TrdAopai  'versari*),  —  7.  (rintu 
(für  '^ter^'tis  ;  t error).  —  H.  gida  Äuguafi.  —  9.  prüfatted  et  les  for- 
me8  osqnes  en  'atted  {'atted  l>eruht  auf  grieeli.  Einfluss:  Umformung" 
der  Vcrba  auf   dtLiiO- 

76,  Freudenberger  M.   Der  Elephant  ein  id^r.  Tier?    BB,  2b,  277  f. 

ai.  arfda-  jiäll  alära  könnte  aus  *ahtl^-  durch  Dissimilation 
entstanden  sein  und  mit  ^X^-cpac  zusammenhtln^en,  das  'cXe'-Sag-er 
bedeutet*^,  ebiir  :  ai.  ibha-  'Elephant',  hebr.  karnöth-  bmuht  auf  ai. 
JcarenuH  'Elephant**  Fehle  vi  banbarbifa  w»>hl  au8  "^bar-bar-bifa  zu 
barruit  aus  banto-, 

11.  Halövy  J.    Melanjj^vs  rtymolo^iques.    MSL.  11,  73— i^L 

L  assyr.  urisu.  —  2.  armen,  aapastti.  —  3-  Bvr,  kfmün.  —  4, 
fyöled^  (inlda-  —  5.  Scytiie,  Scytliofiolis  (grriech.  cküqjoc  fiol.  ckijÖoc 
'Becher'  v^l  Herodot).  —  Hj.  Ryaln^iw  (die  grieeh.  Legende  über  die 
Königswahi  des  Darius  heruht  auf  der  volksetymologischen  Uci- 
deutun^-  des  Namens  hyst-aspa  'matrice  de  la  jument').  —  7.  IAH. 
IAO.  —  8,  arah,  rnuda.  —  9.  h^Xxa,  MKtqc  lettre,  billet'  v^l.  hebr. 
datf  dalet  Thüre  und  ßuchseite,  BlatT.  —  10.  assyr.  sibu,  samanü.  — 
11.  liebr.  shnöm,  —  12.  La  forniation  des  dizaines  en  langue  tur- 
que.  —  l'i.  türk.  jigirmi^  —  14.  tiirk.  on  uon  en  hmigroiB.  —  15. 
türk.  ingii.  —  Iti.  tiirk.  qatai  ""Zinn',  —  17.  hehr.  deba.s  ""Honig*.  ^^ 
18.  .skr.  mani  aus  aramili^ch  PI.  rnäne  entlehnt,  da t^  genau  dieselben 
Bedeutungen  wie  matji  hat,  —  W.  ved.  bali  'Tribut'  aus  aram.  bdu.  — 
20.  skr.  raidürya,  prakr.  mlurya  aus  pnpiL'XXiov.  —  21.  türk.  okiJz,  — 
22.  türk.  qaLi.  —  lo.  »kr.  rasanä  'sangle'  aus  aram.  rLsna  'bride'.  — 
24.  gabrä,  —  25.  arah.  zär.  —  26.  apharsatkäj/e.  —  27.  os^tiapar.  — 
28.  baras,  —  29.  Zando,  Äiid^nt.  —  30.  boudä.  —  Sl.  skr.  ni^ka^Geid' 
sack'  aus  aram.  niska  'Gold-  oder  Silbers tück,  ohne  Lebende,  aber 
von  Geldwert'.  —  32,  g^^djä.  —  33.  tänikä,  —  34.  fanürü.  —  35. 
Pahngra  (Korruption  von  Tadmm\  nicht  zu  Tr(iX>ia),  —  36,  pit^da.  — 
37.  tSa7n\  —  38.  agür,  —  39.  abginoa.  —  40.  abfalian.  —  4L  c^ipiroc 
anö  semit.  mrjj.  —  42.  IdKai.  —  42.  qanLHqln*  —  43.  arah.  zand.  — 
44.  damqu. 

78.  Hemp]  G.  The  Semasiology  of  ^iricraiaai,  rerstehn,  uitderstandj 
unterateheHf  gesfehen^  untetmehmen^  undertake  etc.  Mod.  Langu. 
Notes  14,  465—468. 

79.  Hoftaann  O.    Etymologien.    BB.  25,  106-109. 

1)  cupKdIuj  ^höhnisch  lächeln*  t  got.  pwairhs  *  zornig*.  —  2) 
dXcoc  (aus  (JXkioc)  :  alhs  Ht.  elküs  'Hain\  —  3)  germ.  rausa-  'Rohr' : 
öpoqjoc  'itohr*  (vgl.  Hirt  FBrB.  22,  234)  Grundform  roghy^o,  —  4)  abg. 
nam  'Leiche'  :  vevcuxdvai  ■  Tc6vr|K^vm  Hewych  {jitiv-  :  veu-  =  Xäac  ; 
Xeuuj).  —  5)  änan  'Lastwagen'  :  onua  'Last' ;  goL  ansa-  an.  äsf*  Trag- 
balken'. —  6)  hom,  XfipMTi  'Kampfeslust'  :  got.  grainjan  "^aufreizen* 
iiw.  granta-  'erzürnt'. 


168    1.  AUgenieiDe  mdog-,  Sf^rachwii^senschafi  u.  Altenumskunde, 


80,  Jobanison  K,  F.    Anlanrendes  id^.  b,    KZ.  3S,  342—390. 

V^l.  Noiven  Vr*^.  LniitL  1*21,  Zu|>irza  Gutturale  18  ff.,  wo  etw» 
44  Hilaiitendi^.   l^lilenheck  PBrB.  17,  439  f.   18,  236  m  20,  3r 
nual  57  t,»  wo  10  anl,  b  aiif^efühn  sind.    Verzeichnis  der  bisl: 
dtMien  Bltyniologien.     Neu  hiny^ugefüj^t  werden:  1)  bälbaja-    v»r-i>Ari 
mit   breiten   Büselieln*  :  ßoXßöc  '  Knolle '   hufbus  usw.  —    2)  baf  Tili 
wahr*  :  ßtXxiuiv.  —  3)  barhail  uikI  brmhttfi  'barrire'  :  ^ßpax«  ^kracbtt^ 
—  4)  W/m/i 'Spahn' :  t^crni, />i/j/-  'memhrum  virile*.  —  b)  busin  'Kr 
Schale'   aus   *buffo-  :  bttd  hmia-  'Waj^.serblase',    ßuCöv    schwcd.    fml«"^ 
"Kissen*  usw.    i Pfütze  hierzu,    nicht  von  pHtetis  btammendK     Neben 
bthd    atiüh    ^il'if,    bü  L     Parallelwurzel   mit  bh-   in   ufbauljan.  —  €\ 
basid'    BcK-k'  aus  biid-to-  :  blndu-  'Tropfen^  ir.  bainne  'Tropfeu*.  — 
7)  baka    'Reiherart^    Himclder'  usw.  r  bakura-  putjys  'Beule!'.  —  *5^ 
bdrsva-  *Wulsf  :  apr.  bulsinis  'Kissen*.  —  9)  ba^ta-,  ba^kaya-  ba^kiha- 
banda     jrehn    auf   beld   ztirück  :  schwed.  jnüt   "^Blutkloss*   ^.  pbth 
't^etzen*.  Exkurs  über  die  Benennuoiiejj  von  Kindern  und  Tierjunp-'H» 
die  von   toten  Gegenstitiideu   ^^^^enommen  i^iud,    die  für   die  iiUAücre 
AiiHchauuu^  entweder  als  runde  klum]>i^e  oder  als  ab^ebtutzie  Fig 
reu  hervortrett^n.  —  10)  id^.  beik-  ur^erni.  plkk-  aus  pijn*  idg"-  MAVj 
a)  pikk-  ixml.  pik  'Stadler  usw.   I>)  plgg  i  n*)rw.  diin.  pig^  'Stnfhel*^ 
Dazu    peika-hatjms   Talmhauui'»   bija  'Same,  Keim\    "ein  Aui^Uittfö 
des  iud,  P'eigeubauins'.   —    11)  pfuhl  |j:erm.  pola-  :  -bära  'oiTnung'J 
jam-häla-  'Schlamm*,   hda-  {b^fo)  'Hohle,  Loch'.     Mit  ErweiterungsT 
blato  dazu  mare  baiticum.   —   12)  Hchwed.  phtgg  'Pflock\    WunteJ*! 
Variation   zu  bded  beld  (s.  o.).     Dazu  pfiäckeu.  —  Ein  ^*oss«*r  TdlJ 
der  mit   b-  anlautenden  Wörter  scheinl    der  niedrigren  öprache 
zu^eluiren;  deshalb  wohl  auch  so  weivige  Wörter  aus  altern  Perifl 
den  helefjft. 

81,  KißBlingG.  Lautmalende  Wurzeln  der  indog^ermanischen  Spraclw. 
Sonde  rahdruck  aus  der  Festschrift  der  45.  Versammlung^  deutscher 
Philolo^'-en  und  Schulmänner.     Bremen  Winter.     Ö5  S.     0.80  Ät 

"Bei  den  id^.  Wurtern,  die  den  Begriff  blasen  bezeichiie 
steht  der  Aukiut  in  deuliicher  Be^jiehuo^  zur  Bedeutun^^.  Besonder 
unterliegt  es  keinem  Zweifel^  dass  derjeuitje  Anlaut,  den  die  Grund-I 
spräche  als  bh  bezeichnet,  lautmalenden  Charakter  besessen  biitj 
Seine  ui^sprüugliche  ßeßchaffenheit  lässt  sich  zwar  nicht  genau  er-J 
nutteln;  doch  darf  als  völlig'  sicher  g'elten,  dass  er  aus  der  unmlt-1 
telhareu  Nachahnmng'  des  Bla.*^cns  hervorgegangen  ist.  Es  ist  zwar 
au  sieh  sehr  wahrscheinlich,  dass  diese  onomatopoetische  Worl-_ 
sehöpfung  mehriach  stattgefunden  hahe;  aber  innerhalb  der  &A-Stpp^ 
lUsHt  der  ältere  Sprarhstofl'  eine  derartige  Verschiedenheit  des  Lr 
Sprungs  nicht  mehr  erkennen. 

82,  Kretschmer  P.     Etymologisches.    KZ.  36,  265—70. 

Vgl.  KZ.  33,  272  fl\  559  IT.    1.  tempiis^  ternperare  Verteidigung^ 
ßeiner  Deutung  Einleitung  411   gegen   Brugmann  Sitzungsbericht«! 
1897  S.  25  tempus  ist  'Zeitabschnitt'.     Vgl.  auch  Usener  G^itternameJLl 
S.  19L     fe77ipus  'Schläfe*,    wie    templa  'Dachbalken*   wahrscheinlich 
macht,  aus  ienp-,  —  temphim:  wie  ejicmpto  'sogleich'  lehrt,  lag  neben 
tempus  ein   gleiehhedeutendes  temptum.    Mit    diesem    Ist    templun 
'Bezirk'  identisch,    das  räumlich  statt  zeitlieh  gefasst  ist.  —  2.  äcxi 
öiüpoc.     Komp.    huupoc  dorisch  =  -öopfoc  :  ^6pu,   Bedeutung  'Traiste^l 
fipeer*.  —  3.  "OEuXoc  zu  Hes.  uEuXov  "  öuotov  [SiiXip],  icöEuXov  6-  ^  fa> 
Ift,  »a-  iSctuihe  Qiiaest.  ep.  495).    Oxylos  ist  Baumdämon. 

83,  Lidän  E.    Studien  zur  altiudischcu  und  vgl.  Sx)Fachge5chicht4 


I.  Allgemeine  iudog.  Sprach  wissen  seh  alt  a.  Altertumskimde.     169 

Skrifter  utgitDa  af  K.  Humanistiska  Vetenskapssamfundet  i  Upsala 
VI,  1.     Upsala  1897  {erschienen  1899).     108  S.     2  M. 
^L  Prellwitz  W,     Lat.  flagitium  lit.  blögas.     BB.  25,  1280—86. 

Wie  seriiNum  nnf  serros  bo  kann  ßat/itiam  !i\nf*flägö8  'schänd* 
lieh*  3EUrückgehn,  das  zu  dem  lit.  blögtin  'nia^er,  elend' nnd'^schleeht, 
böse'  t^^ehört.  — ftagltare  urspr.  tjoviel  ivie  'mürbe  machen,  fjUälenV  — 
In  diesen  Wörtern,  zu  denen  grieeh.  ßXr|xp6c  ßXdH  lit.  mülkis  'Tropr 
gehören,  i^t  ml-  zw  hat,  ft-  geworden.  Vgl  noch  ftocciiif  :  pia>ik6c 
*Zotte'  lit.  7n}lan  'Tuch';  flävtis  :  jnulraa  'rötlich,  gelblich'. 

65.  Rolland  E.    Flore  populaire   ou  histoire  naturelle  des  plantes 
dans  leur  rapports  avee  la  linguistiqite  el  le  folkdore,    Tome  2. 
2(i7  8.     Paris  Rolland,    6  Frs. 
8G.  Thumb  A.     Ktymologien.     KZ.  36,  179-201. 

1)  fjia  'Spreu*  u.  Verwandte.  Zu  Wz.  as  'werfen,  schleudern'. 
f(ia  etit weder  substantiviertes  Verbnladj,  wie  c<pciYK)v  oder  Weiter- 
bildung eines  Subst.  *eJs'ox.  Bedeutung  'Auswurf,  AusBchuss*.  Vgl. 
Äi.  tUa  ''Asche,  Staub'.  —  2)  Tp^qiuj  '^geriiine.n  niaehen*^  xpö^ic  Teist*  : 
droh  Jan  ^trüben',  vgl.  an.  draf  abd.  irebir  'Treber,  Hete'  d.  i.  'dicker 
Bodensatz'»  Tp^q^iti  'nähren*  kann  zur  selben  Wz.  gezogen  werden,  — 
3)  «pdAoc  'Büger  qpctXapa  'Helmbucker  :  phana-  M,  F.  phata-  M,  'sog, 
Haube  oder  Schild  einer  bestimmten  Schlange'  ai.  phara-  'Schild'. 
Weiter  dazu  phäfa-  Tflugi^char'  phala-  'Fdugschar,  Pfeilspitze*  zu 
Wz.  pliat  *bersten'  griech.  <paÄXi5c.  —  4)  Alb.  stiaz  *Funken\  entlehnt 
aus  ^cTia,  —  5)  Alb.  .sakfifievi  Inu  ausser  mir*  aus  ngrieeh.  cticxllxu^ 
(^KdcTita.  —  6)  gol.alhs  Tempel*  Grdf.  olq,  mit  Mikkola  BB.  22.  241 
zu  alkas  'h.  Hain',  lerner  zu  griech.  "AXtic,  dem  Namen  des  Tempel' 
bezirk s  von  Olympia,  got.  h  aus  /w  vor  Konsonanz  entstanden.  — 
1)  hnu/iö  :  hiafh  'durehsto^sen'.  —  8)  hopan  KÖßöAoc  Tossenreisser, 
Gauner',  anl:  qy.  —  9)  qainön  :  gäyati,  —  10)  pairh,  durch  ;  tiräs* 
Grdf,  "terqVe. 

87,  Zupitza  E,    Etymologien.    BB.  25,  89—106, 

1.  abg.  tf!(/nnfi  :  awest.  i*?«^?/-  'ziehen'  (idg.  th)  griech,  Tdccuj 
(aus  *edxjiö).  —  2,  ir.  loss  'Schwanz,  Spitze',  Grdf  ^lustä  :  ais>L  liösta 
'mit  einem  Speer  treffen*.  —  3.  ir,  folongtm  ^ferre,  perferre  tisw,'; 
brit.  "^dfdff'  =  loJigus  :  tJlrghd-,  —  4,  ir.  dge  ^Glied'  :  pägus  niss. 
pazb  Tnge^  —  5.  ir,  gobt'l  'Verlegenheit,  Klemme'  aus  "^gobetto-  t 
Tett,  fchabeklis  *Ktieber.  —  6,  ky.  cgffitdd  'Hindenii.4'  ;  rödha-  'Uera- 
fnung\  —  7.  ky.  ilgm  "" scharf*  au«  Icfnba-  :  X^ju40oc  'kleiner  Nachen 
mit  jspitzem  Vorderteil'.  —  8.  criTiiu  :  szüpti  'faulen*  Anlaut  ksv  (vgl. 
cae\oc  'geziert*  :  abg.  huUJ  'KOiinJÖTepoc*.  cavic  'Thürflüger  ;  szönas 
'Seite  des  Körpera\  cupirE  :  ssziures  'Schachtelhalm  \  tuXov  :  got. 
sauls,  ksipäfi  :  abg.  osibq  st*  'wende  mich  ab*,  ksubh-  i  poln.  c/f.y- 
bac.  ir,  iftf  'Weg*  :  chf^t-,  ky.  cktvant  'Begierde^  :  choteti.  —  ks-\- 
Kons.  :  vgl.  ksijmiL  ksn  :  szniatikti  ikmieu)  i  nie.  snise^i,  kmäuH 
'wetzt'  ;  noLücula  snmtdr.  —  itiierkonson.  s  Ux  unterdrückt  in  ae, 
huU(lüi7i  "^pfeifen'  :  ksvedaU  'waust',  kvafhaii  'siedet'  :  !it.  szuntü. 
ae.  htvilpe  :  cdKmflt  sztiilpiii.  hnaggr  :  sfwggr  'klärlich';  hniösa  : 
to  siueze.  ai.  kvan-  'tönen*  :  avdnati.  aveda'  'Seh weiss* :  k^vidate).  — 
9,  ir,  traig  'Fuss' :  nsl.  trag  *Spur*  serb.  trag  Tusstapfe'.  —  10.  ky, 
chii'tirdiiiff  'lachen' :  capMvtoc  *^Hohngelachter*.  —  IL  ky,  gtryw  Ver- 
w^elkt*  (aus  *viitv9s)  :  mal  risetm.  —  ky,  llüh  'Köder'  :  ir.  adsHg 
'lockt  an",  sHgiu  'locke'  ==  sUgim  'schmiere*,  vgl  ae,  slic  'schlau, 
glatt',  deutsch  iichlichf.  —  ky,  nifhio  ""worfehi'  griech.  vökAov  * 
X(kvov,  Ht,  ni^kötL  —  14.  in  iarr  'Hinterleir  :  lit.  tursöti  *niit  ausge- 


• 


170    L  AlIg-emeiiKi  fndog'*  Sprach wi^seiischart  u.  AUertumikfÖifa. 

«treckteiti  Kititi  rteil  dastehn*,  (mit  f'ts)  ae.  aieort,  —  15,  ir.  mälk 
'fett'  :  mintü  mtstl  's.  ii?ilireu\  —  lö.  aisl.  meida  'verstümmdn\  a,\v 
böhm,  7mf(ii.  —  17.  aiLsculffi  :  halhi  *m'\^Q.u\  vgl.  ae,  ähyld  mr  fm 
eure.  —  IS.  n furzen  :  k\\  tafddtc  't^nt springen*.  —  19.  «r.  derfi 
'Floh*  :  c€pq)oc  'Insekt;  ^ztvmuj.  —  20.  slav.  ikra  ' Fischroj^reij * 
iuchair  'spawn',  —  2L  ai.  rnandä-  '«las  Oberßte,  fette  Schicht^ 
{'^mranda)  :  blandüs  *bütidi^%  ^^ehallvoU\  —  22.  tf rohen  z  bret.  ^ 
drouz  lit.  draudziü.  —  23.  slav.  *tttMfi  'trösfen'  :  tösdyati  "beschwlc' 
tig-t'.  —  24.  rusK.  {ß)müryj  'dunkelgrau*  :  aii^l.  niByrr  'tiiürh"  i^iecli 
(d)^aupöc.  —  25,  ky,  cern  'Kiniilmcken'  r  ahg*.  t^r#*nor&n*  "BiickxÄhi]' 
—  26.  ai,  kdrna-  'Ohr*  auch  'Handhabe*  :  abg".  crfjiiM  ky.  cam,  - 
27.  ai,  kürvia-  'Sehildknitt»'  :  lit.  kürmLs  'Maulwurf*.  —  2S,  fü 
'öcbarf  :  ab^.  niizh  'frisch\  —  29.  kv,  ffndtn  'Eile*  :  cirou^n 
arm.  /Jö/f  'Eifer'  (ky.  anL  sp  inl.  fft)."  —  30.  ky.  #/<?ra  'ScliwiaddÜ 
Koller*  r  mhd.  iure,  tihd.  torkeln.  —  ;^1.  ahd.  »erairen  'vcrtrocknefl'j 
serjßamu  —  32.  irpüjE  'Tropfen' :  ir.  art/  'Tropfen'.  —  33.  conqtih  ' 
aisi.  huika  'e^.  ducken',  ceznati.  —  34 'lat,  Hc/* 'Schleier*  :  tcrear 
hüllen*.  —  35.  ae.  sine  'Kostbarkeit'  ;  ir.  sei  =  ahd.  zlnko 
findr, 

SeiitltiHeh.     Lykisch.    EtraHkisch«     Lif^arlscln 

88.  Nöldeke  Th.     Die  Nernititifibcn  Sprachen.     Eine  Skizze.    2, 
Lei|)zi*jr  Tauch liitz.     2  I^f. 

89.  Thomsea  V.    Etudes  Lyciennes.  I.    <Extrait  du  BuIJeiin  de  TAc 
dtiniie  Koyale  des»  Sciences  et  den  Lettres  de    Danemark,   IJ! 
Over*^i^ter  over  det  k^rl.  daoske  Vid.  Selsk.  Forhandl.  1899.  S.  1—71 

Beitrüge  zur  Deuiun^"  der  lykischen  Inöcbriften.  Mehrer 
wichti^^e  Abschnitte  der  lykinchen  Granunatik  werden  durch  die 
Untersuchun^^en  klar  beleuchtet:  Der  Gebrauch  desi  Pron.  relat. 
das  immer  nach  dem  Verbutir  steht;  die  zum  Verbuni  g^ehörig'e  Par 
tikel  7ne.  die  früher  nU  Pronomen  auf^cfasst  wurde,  die  aber  ihrei 
BedcutunjjT  iifteli  am  nächsten  mit  ^e 'und'  verwandt  ist;  die  Verbal- 
formeii  auf  (t  und  fe,  das  enklitische  Pronomen  -ne,  die  Suffixe 
und  -ij/fi,  verBchiedene  KasUHformcn  usw.  —  Die  Abhandlung  Jü] 
mit  Äwei  Indices  veraehen:  I.  Index  des  mnts  et  des  suftixe».  ILj 
Index  deö  textes.  Vg-l.  das  Referat  von  H,  Pedergeu,  Nord.  Tid 
8kr.  i\  Phil  Ol.  a  R.  8,  20. 

90.  Pedereen  IL    Mere  om  Lykisk.    Nord.  Tidsskr.  f.  Philof.  a  R 
8,  17-30. 

Referat  über  Torp,  Lykische  Beitrftj^e  11,  und  Vilh.  Tbom-j 
sen,  fctudoa  lyciennes  I.  Danach  wird  die  Frage  nach  der  VeT-J 
wandtsehatt  des  Lykischen  noch  einmal  geprüft;  einige  indo^cr-j 
manische  Etymologien  von  (nach  Form  und  Bedeutung^)  geäscherten , 
lykischen  Wörtern  werden  zusammengestellt. 

rn.  Bugga  S.    Einige  Zahlwiirter  im  Lykischen.     IF.  10,  59—61. 

Sucht  den  Idg.  Charakter  der  Zahlwörter  zu  erweisen, 
92.  Thomsen  Vilb.    Remanjues  öur  la  parente  de  la  lang-ue  etruÄ- 
que.     Extrait   du  Bulletin  de  rAcad^inie  royale   des  Sciences  et] 
des  Lettres  de  Danemark  1899  Nr.  4.     Kopenhagen  Bianco  Lntio. 
S.  373-98. 

Vergleicht  die  etruskischen  Zahlwörter  mit  solchen  der  tiord- 
kaukaaischi'n  Sprachen.  Das  Reaultac  die^ier  Vergleichung  ist  qua 
reti'UH(|ue  se  rat  lache  h  la  ginguliere  famille  des  languee  qui  0*e«t 


L  AH^ememe  indog,  SprachwisseiiSchän  n.  Altertiimskiinde.    l1 

pTepresenteo  aujourd^hiii  qne  par  les  langues  indlgenes  du  Caucase 

leU  dana  cette  famille,  ssurlDut  A  In  Ijranche  qui  e^t  representee  par 

[le  groiipe  oriental  lies  lan^ues  du  Caueaso  du  Nord  ou  moutagnar- 

[dcs.     Si  tel  est  Ic  cas,    il  Taut  dr>nc  adniettre  qii'a  une  epotjue  trös 

iTeculee  lY'trusquoT  ou  la  langue  mcro  de  Tetrusque,  s'est  separe  di? 

IBes  pretendues   lan^ues  soeurs.  et  feU  dana  un  temps  oii,   et  pour 

stnieture  frraintnaticah*  et  pour  la  vocahulaire,  il  y  avait  inoiDs  de 

diftY^rence  quanjounfhui  entre  ces  idiomes  contioues   soit    dans  les 

laii^ues  üudtaucaöiennes  actuelles,   soit  daiis  ceJles  du  Caucase  du 

Nord  (suppose  toujours  que  ces  Ian|2:iie8  apfjarticiment  a  uue  seule 

laniillt?). 

V^"!.  die  Besprechung-  des  Aufsatzes  durch  P*  Hörn  ßB,25, 288 f[". 

93.  Pauli  C.    Die  etruskischen  FamiUeunamen  auf    i^ura.    BB.  25, 

IM- 227, 

94.  9iy,  Mehlis  C.  Die  Ligrurerfrage.  Archiv  für  Anthropologie  26, 
71-94. 

Heliglouawbgenschaft*    Mythologie. 

96.  Jaatrow  M,  jr.  The  historical  study  of  reü^ions  in  univernitieä 
and  colletreö.     Jouni.  Am.  Or.  Society  20,  317—25. 

97.  Labia  F.  Histoire  de  la  relig-ion,  depui«  l'origine  du  monde 
jUBqu'A  Jebus-Clirist.     Tournai  Castermann.    488  S.    3,50  Frs. 

98.  Müller  F.  M,  Introduction  to  the  sciem-e  of  religioiv;  Four  lec- 
tures  at  the  royal  loßtitutioTi.  Febr.  and  May  1H70.  Re-issuc. 
London  Long-rnans.     352  S.     f>  Sli. 

99.  Müller  F,  M.  ßeitritge  zu  einer  wissenschaftlichen  Mytholog^ie. 
Aus  dem  Eng^l,  tibersetzt  von  H,  Lüders,  Autoris.  Aufgabe. 
L  Band.  Leipzi<r  Eng-elmann  1898.  XXXII  n.  408  S.  11  M.  — 
2.  Band  1899.     TY  u.  435  S.     11  M. 

100.  Tiele  C.  P.  Einleitung:  in  die  ReligionswissenMchatL  GifiTord- 
Vorlesuiigen.  Deutsch  v,  G.  Gehrich*  1.  Th*  Morpbolo|rie-  Gotha 
l>erthes.    XI  u.  259  S.    4  M, 

lOL  UBener  H.     Kelig-ionsgeschit-htÜche  Untersuchungen.     3.  Teil: 
Die  Sintllutsanren.     Bonn  Cohen.     X  u.  279  S.     8  M. 
Vgi.  Beilage  zur  Aligem.  Zeitung  1899  Nr.  242. 

102.  Lang  A.  Myth,  ritual  and  religio».  New  rcviscd  cditioo,  2  Be. 
London  Longmans.     XXIX  u.  339;  VI  n.  380.     7  Sh,  * 

103.  Wagner  C.  Die  heidnischen  Kulturreligionen  u.  der  Fetischis- 
mus» Ein  Beitrag  zur  vgl.  Religionsgeschichte»  Heidelberg  Winter. 
VII  u,  127  S.     2,40  M, 

104.  De  Kay  C.  Bird  Gods  in  ancienl  Europe.  London  Alleuson, 
260  S,     7  Sh.  6  d. 

105.  Hopkins  W.  Economicu  of  priniitif  religion.  Journ.  Am.  On 
Society  20,  303—8. 

Die  Religion  hat  ursprünglich  ein  stark  utilitanstisches  Ge- 
präge: man  verehrt  die  segen-  und  die  schadenbringenden  Mächte. 
Der  grösste  Nutzen  wird  überall  den  Lokalgottbeiten  zugeschrieben; 
die  grossen  Götter  gehen  über   den  Horizont  des  kleinen  Mannes 

Anzeiger  Xtl  2  ti.  3.  12 


172    I»  Allgemeine  indog.  Sprac^hwissenschaft  u,  Altertumskimilr. 

hinaus.     Ein  sfik'her  Lokttlkultu?«  setzt  aber  feste  VVohnBitze  vomii.J 
Wanderviilker    kötinen    keine    ständigen    Lokal;Li*ölter    haben, 
ki innen  nur  Götter  verehret*,  die  sie  beständig  bei  sieh  haben. 
Himmel,  Himmelftgott  ist  überall  derselbe;  er  ist  nicht  lokal    Au 
das  Feuer  begleitet  den  Wanderer  überall  hin;  ihm  tollen  dieGfiHt« 
der  Verst<irbenen,   die  erst  bei   fester  Sie nt^ Jung:  lokaiisiert  wenlea 
Alle   andern  Güller   dagei-en  sind  lokaler  Natur.     Volker,    die  elnv. 
seBshart  waren,   dann   nomadisch   wurden»  werden   alle   ihn*  G 
verlieren    auseer   Himmel,   Ahnen,    Feuer.     In    tropischen   Lüm- 
werden   sie    den  Sonnengott   hinzunehmen,    in   nördlichen  LÄndt-nj 
wird  die  Soone  nur  als  Auge  des  Hinimelsgottes  betrachtet  wertJca. 
Aueh  ein  Sturmgott  kfinn  die  Wanderer  begleiten-    —    Wenn  die 
aprioristischen  Erwägungen  richtig  sind  —  welche  Art  von  Gölte 
dürfen  wir  hei  den   Ültesb  n  Indngermanen   erwarten?     Wir  finde 
einzig  und  allein  den  Himmelsgott  bei  einer  Reihe  von   idg^,  Stätnme 
wieder;  ZeuB,    mit  anderm  Namen  Uranus,     Wir  tinden  terner 
Manen  nod   endlieh  den  Feuerkultun  in  Indien,    Persien,    Grieche 
land   und  Italien.     Den   lange   zusammenlebendt>n   Indo-Iraniem 
der  Kult  dey  tSoma-haoma  und  der  Ätttra-Milhra  Sonnenkult  gemeä 
sani;  in  slavisclier  und  vedisclier  Form  finden  wir  den   alten  Srur 
gott  --  .*:ionsät  nichts,  —  Die  altern  Forseher  haben   aus  der  Stellaa 
des  Hiitimelsgnttes  auf  ursprüngliclien  Monotheiönius  bei  den  Iß'3 
germanen  geschlossen;  in  WirUliehkeit   repräsentiert  er  eine  'Wj 
dergotlheit'.     Mit  der  Sesshaftigkeit  konmien  dann  die  an  bi-^Timn 
LokaHtJlten  gebundeneu  Gotter  wie  Indra  usw.  usw,     Sie 
lokal,  nicht  aus  der  Urzeit  ererbt.     So  zeigt  der  Kig'veda  ^      _ 
von  Gottheiten:    1)  die    modernen  Lokalgötter.     2)    Die    Gölter  fi 
letzten,    mit   den  Iraniern  gemeinsam  ionegtdiabten   Heimat; 
Trita,    wohl   aueh  Parjanya.     3)  Die  alten  Ciötter   der  Watuf 
Himmel,  Feuer,  Alinengeisten    Sie  treten  mehr  und    mehr 
Endlich:  Sesshaftiorkeit  bedeutet  Ackerbau;  dieser   ruft  eine  gros 
Menge  indischer  Gottheiton  hervor.    Im  RV.  zeigt  sieh  deutlich  di 
Übergangsstadium    von  einer  Wirtscliaftsform  zur    andern,    eben»«! 
der  damit  verbundeiie  Wandel  der  religiösen  Anschauung-en. 

106.  Tay  Cr.  H.    The  relaiion  betwcen  magic  and  religion,     Journ, 
Am.  Or.  sociely  20,  327— 3 L 

Es  herrsehen  3  Ansichten:  1)  Magie  ist  eine  berab^^kommen«» 
Form  der  Religion.     :?)  Sie  ist  die  Vorstufe  der  Religfion.     3)  Beide  ^ 
sind  von  einander  unabhilng.    Alle  drei  Auffassungen  ^ind  UDh^C*fl 
bar:   "The  earliest  beliefs  and  practices  known   to    ns    eontain  th?  w 
germs  of  both  religion  and  magic,   and   these   have   growu  Mde  br 
side,  the  one  or  the  other  getting  the  advantage  in  a  glven  «ocietr 
according  to  the  progress  made  in  social  Organization  , 

107.  Hardy  E.    Glaui)e  und  Brauch  oder  Brauch  und  Glaube?  Ar- 
chiv f.  Iteligionswdssenschaft  2,   177— Hl. 

Der  Glaube  entwickelt  sich  aus  der  Deutung  der  Bräuche, 


Zur  Autliroiiologle  and  Etiinographie.    Hg.  Altert tunt^kiin de. 

208,  Buchner  M,     Völkerkunde  und  Schädebnessung.     Beilage  zur 
Allgem.  Zeitung  1899  Nr.  282-84. 

Der  Aufsalz  ist  durch  die  "Anthropologischen  Smdieo  über 
die  ürbewoimer  Brasiliens"  von  Paul  Ehrenreich  iBraunstchweig  18S»7) 
angeregt,  deren  Hauptergebnis  ihm  die  Einsicht  des  grossen  Irrtum» 
der  Schädelmessung  ist.     Dte  Unfruchtbarkeit  der  Schlidelmes6un|: 


I^ür  die  Eintel tung  der  Rasseti  bt^handelt  der  1,  Aufsatz;  der  2,  kriti- 
siert ablelmeiid  Kollnianns  Vex^sucb,  die  Volker  auf  die  Scbädeltypeu 
ÄU  verteileo  anstatt  wie  bisher  mit  Retzius  die  Schädel  auf  die 
Völker.  Trotzdem  hlsst  sich  die  Konstanz  der  Schild  elf orraen  nicht 
ohne  weiters  abfeug-oeti;  unter  g'ünsti^eu  Bedingungen  seheint  sie 
dennocii  vorzukommen.  Freilich  führt  die  bisherige  Art  der  Messung 
nicht  weiter;  es  gilt  eine  Typologie  der  Scliädel  aufzustellen,  wie 
Sexgi  (Archiv  f,  A.  1892/93  S.  339)  verbucht  hat.  Der  a  Artikel  pro- 
klamiert die  Sprache,  das  Griiodelement  des  Begriffes  Volk^  als  von 
entivelieidender  Bedeutung  für  diö  Völkerkunde.  "Auch  die  Sprache 
*  .  ,  ist  nichts  untrügliches.  Wir  wissen  sehr  wohl,  dass  sie  fremd 
sein  k?tnn,  von  aussen  her  nachgiebig  aufgenommen  oder  gewalt- 
sam aufoktroyiert  und  deshalb  für  weitere  Schiüsse  rückwärts  oft 
nur  mit  Vorsicht  zu  verwerten.  Aber  sie  ißt  doch  viel  leichter  fass- 
bar  als  die  Menschen varietät.  Ihre  Merkmale  sind  viel  zahlreicher 
und  die  verschiedenen  Arten  und  Gattungen^  die  sie  geschaffen  hat, 
«ind  viel  deutlicher  unterscheidbar  als  die  ähnlich  gebliebenen  Men- 
schen. Niemais  wird  eine  Sprachenai^t  zwei  Geburtsorte  haben 
liönnen  ..,.*' 

lOfK  BahDBOn  K.  Etnogratien  fremsüllet  i  dens  Hovedtra?k  Lev.  24. 25. 
Kopenhagen,  Nord.  ForL    je  1  Kr. 

110.  Ammon  0.    Autbropologie.     Urascbau  3  Nr,  42. 

111.  Aohelis  Th.     Soziologie.    Sammlung  Göschen.    0,80  M. 

112.  Beck  G  Der  Urmensch,  Kritische  Studie,  Basel  Geering, 
62  S,     1  M. 

113.  PlOBS  H.  Das  Weib  in  Natur-  und  Völkerkunde,  Antlirop, 
Studien,  i\.  Aufl.  v,  M.  Bartels.  Leipzig  Grieben,  2  BHnde.  XVI 
u.  7G7;  VIII  u.  T6S  S,    2B  M. 

114.  Deniker  J,  The  racesofman,  A  sketch  of  ethnography  and 
anthropology.    New  York  Scribner,    §  1,50. 

115.  Wilser  L.    Kassen  und  Völker.     Umschan  3,  Nr,  41. 

IIG,  Ripley  W.  Z,  The  races  of  Europe:  a  sociological  study  accoin- 
panied  hy  n  supplementary  bibliography  of  tlie  anthropology  and 
ethnology  of  Europe.  New  York  Appleton,  2  Bände.  XXX II  n. 
624;  VIT  u,  160  S.     S  6. 

117,  Driesmans  H.  Da«  Keltentum  in  der  europäischen  Blut- 
mischung.    Eine  Kulturgeschichte  der  Kasseninstinkte.    Leipzig. 

118.  Westberg  F,  Beitrüge  zur  KlUrung  orientalischer  Quellen  über 
Osteuropa.    Bull.  Acad.  St.  P^'tersbourg.    IL  211—246,  275—314. 

1.  Die  älteste  orientalische  Nachrieht  über  die  Rüs.  Petschenegen, 
Magyaren,    Russen,      2.   Ibn-Fadlans   Wisu.     3,  Tbn-Fadlans   BitwAn 

4.  Masudis  Russenzug  vom  J.91S  914.  5.  Ibn-Haukals  Rnssenzug  vom 
J.  S>t)9.    6,  Jakubis  und  Masudis  Russen,     7.  Die  Ostsee  bei  Masudi, 

5.  Der  Pontus  und  die  Maeotis  bei  Maaudi,  9,  Masudis  Slawen- 
stänmie.  10,  Die  Haurischen  Tempel  bei  Masudi,  11.  Die  Uns  bei 
Ibn-Chordadbeh.  12,  Stadt  und  Volk  Saksin,  13.  BuKkend  und 
Idschketid,  14.  Die  Lage  von  Tarku,  Belendscher  Semen  der.  15, 
Ibn-efAtliirs  und  Ibn-ebWardis  Russen,  IH.  Bemerkungen  zu  Chas- 
dajs  und  Josephe  Schreiben.  17.  Bemerkungen  zur  Geographie  des 
Moses  von  Choreue,    Thracien,     Das  europäische  Sarmatien.    (Z.) 


H 


M 


174    I.  AU^femdiiü  iodog.  Sprachwissenschaft  u.  Altertumakttiide. 

1  la  Brückner  A.    Die  Anlänf»:e  derSIaven  und  der  DeutseUen  (pola.), 
Vortr.;  Ref.  im  Kwart  liist,  923. 

Die  Bedeutunir  der  Sprachwissenschaft  fu   dg*!.  Frag-en,    DieJ 
befderHeiti«:en  Lehnworter  erweisen  die  angestammten  Unterschi«;dtl 
zwischen  Slaven  und  Germanen  :  die  letzteren  erscheinen  als  Angreiftsrl 
(ksl.  iOiW^zb,  mbH,  M&nvb\  die  Siaven  als  tributpfiiehtig-e  Hirten  uiijj 
Ackcrsleute    (der   Pflug^    da«   gehopfte  Bier);    auf    ühnlichet  Üntiir 
Hchiede  weisen  aneli   die  Stamm eshenennungen    hin,    im  Slav.  vo« 
Lande,  topographisch  (pnln,  anie^  -icy),  hei  den  Deutschen  nach  de 
Bewaffnung  {Sachs ^  F\-ajike)  und  Tapferkeit.     Der  letzte  von  die»« 
Art  Anprriffen  ereig-nete  sieh  in  Russland  und  führtf!   zur  AusbiL' 
des  Kernes  des  spnteren  Kijewischen  Adels  (Ruriks  Ge^chlec" 
Der  Name  lA^chh-LjaeM  stammt  von  den  Russen,  und  ebarakter 
die  Polen  nach  ihren  Nasalvokalen,  ohne  eine  weitere  ge^chichtlfcj 
Bedeutuntr  beanspruchen  zu  dürfen*  (Zubaty.) 


120,  Bücher  K.     xVrbeit   und    Rhythmus.     2.  Auli.       Leipisi|ir  TeuW 

nen    f>  M, 
12L  MonteliuB  U*     Typologien  eller  ulvcckling-slüran   tilütt 

det  men^küga  arbeteL     Med  76  fig,     Svenska  fornininne 

gens  tidskrift  10,  237-268. 

122.  Ziber  (Sieher)  N.  L    Oßerki  pervobytnoj   ekonomice^koj   KxtX 
tury  (Abriss  der  primitiven   ökonomischen   Kultur).      2,  Aurt. 
Pet«'sburg, 

123.  Vierkandt  A.  Die  wirtschaftlichen  Verhältnisse  der  Natur 
vülker.    Zeitschr.  f.  Sozialwisaenschafl  2,  81—97,  175—*^. 

124.  Groos  K,     Die  Spiele  der  Menschen.     Jena   Fischer.      VTI 
ft3H  .S.     10  M. 

125.  Schrader  *J>  Prehistoric  anticjuities  of  ihe  Aryan  peopJes:  % 
manual  nf  eomparative  philolojLry  and  the  earüest  culture.  Tran»- 
lated  by  F.  V,  Jevons.    New  York  Scribner.    486  S,     S  6,75. 

126.  Pogodin  A.  Neuere  Arbeiten  über  die  Sprache  und  KullBr] 
der  Indogermanen  (russ),    Äur   Min.  321,  2,  493—512 

Das  Zentrum  der  idg.  Wanderungen  ist  das  Karpalhengebirgc, 
Hier  ist  der  Ursit;«  der  Idg,  zu  suchen  (auch  hier  waren  Gletscher 
in  der  Diluvialzeit,  das  Meer  und  Salz  hat  man  dureh  Handel  kiiaaea 
kennen  lernen,  der  Löwe  war  noch  in  hisL  Zeit  in  Thrakien).  Die 
Nord lin neu  weisen  anthropologisch  denselben  Tvpus  auf  wie  die 
Idg.;  die  Id^.  sind  eine  Abzweig'ung  des  tinn.  Stammes.  Sprach- 
liche Analoga  im  Idg.  zu  finn,  Erscbeinun^en:  der  urspr.  lockere 
Zusammenhang  von  stamm bi Id.  Suffixen  mit  der  Wurzel  (daher  so 
oft  ein  Wechsel  von  Suffixen),  Schwächung  von  t  k p  zn  d  g  b^  der 
Ablaut.  (Zubaty,) 

127.  Boughton  W,   The  Aryan  ijuestion.    Am.  Anth.  and  Gr.  Joum. 
22,  71-3- 

128.  Lef^vre  A.     La  iheorie  indo-europtienne.     Hevne  mens,     de 
i^ecole  d'anthropologie.     9»  84  ff. 

129.  Brunnhofer  IL    Die  Herkunft  der  Sanakritarier  aus  Armenien 
und  Jledien.    Zeitschr.  f.  Ethnologie.    31,  478—83. 


130.  V.  Hobentann    Die 

geograpbir.     9.0  Nr.  1. 
181.  Ratzel  F.    Der  Ursprung'  dor  Arier 
Umschau  3,  H25-27.  838— 41. 

Vy:l  das  Referat  über  den  Vortrag  Ratzeis  aul  dem  7.  inter- 
natinnwleii  Geofrraplien-Kong^reüs  in  Berlin,  das  0.  Stampfer  in 
>Jr.  240  der  Beilagre  zur  All^.  Zeitung  1899  ge^yehen  hat. 

Nach  Ratzel  zerfällt  die  Fnig^e  1)  in  das  RaHsen-,  2)  das  Kul* 
tiiv-  und  3)  das  Sprachproblem.  Die  Rassen frag'e  führt  zur  Geologie, 
«ie  ist  vt>lli^  andern  geartet  als  die  beiden  andern.  Die  Unterrassen 
der  weissen  Rasse  können  sich  ilicht  am  Hindukusch,  noch  in  Skan- 
dinavien oder  Kleiiiasieu  entwickt^lt  haben;  sie  müssen  einen  weiten 
Raum  zur  Entwicklung  g'chabt  haben.  Sie  entstand,  von  Mongo* 
leiden  und  Negern  Hingeben»  als  Europa  noch  mit  Afrika  verbunden, 
von  Asien  abgeseidossen  war.  —  Kulturpflanzen,  Haustiere,  Ge- 
liraticb  der  Metalle.  Ackerbau,  Viehzucht,  Bergbau  sind  durch  Wan- 
derung und  Verkehr  nach  Europa  gekommen.  Der  Don  au  weg  über* 
trifft  die  Mittelmeerstraswe  an  Bedeutung  für  Europa,  das  nur  im 
Norden  tind  Südosten  frei  geblieben  war.  Die  Frage  naeh  dem  Ur- 
sprung der  Idg.  ist  erst  zu  lösen^  wenn  wir  von  der  Paläontologie 
des  quartflren  Europas  ausreichend  Kunde  haben. 

132.  Super  Ch.  W.  The  original  home  of  the  Aryans.  Amen  Anth, 
and  Ov.  Journ.  20,  353-57, 

133.  Symons  B.  Het  stamland  der  Indogernianen.  Overgedrukt 
uit  de  Handel  in  gen  en  Mededeelingen  van  de  Maatschappij  der 
Nederlandsclie  Letterkuude  te  Leiden  1898—99.     Leiden  Brill. 

Übersieht  ülier  die  Entwicklung  der  idg.  Sprach-  tind  Alter- 
tumskunde. Krit.  Referat  über  die  Ansichten  in  betreff  der  Urhei- 
rnat,  —  Überblick  über  die  vorhistorischen  WohnsitÄe  der  idg,  Völ- 
ker; Resultat:  Nord-  und  Mitteleuropa  war  in  der  ältesten  priUiisto- 
riscjien  Zeit  schon  von  Indogermanen  bewohnt. 

134.  Wilser  L.  Herkunft  und  Urgeschichte  der  Arier  (Vortrag). 
Heidelberg  J.  H Urning, 

AuK.  von  J.  Schmidt  DLZ.  1900,  68—69. 

Zör  beschichte  der  Sprach nrisdenf^chaft.    Varia. 

135.  Stolz  Fr.  Über  die  Entwicklung  der  idg,  Sprachwissenschaft. 
Vortrag.     Innsbruck  Wagner.     ^24  S-     0,80  M, 

136.  Eiemer  Zur  deutscben  Sprachwissenschaft.  (Programmscbau). 
Gvmnasium  17  Nr.  12. 


^ 


187.  Thurneyaeii  R.    Peter  v.  Bradke.    Jahresbericht  über  die  Fort- 
schritte  der  klass.  Altertumswissenschaft  103,  54—62. 

VgL  auch  die  Nekrologe  L.  v.  Schröders  in  der  Nordländ. 
Zeitung  vom  8.  (20,)  März  1897  (Or.  Bibl.  13  Nr.  119). 

138.  In  memoriam  Oeorg  Bahler.    Indian  Antiquary  27,  337—86. 
Mit  Portrilt, 

Nekrologe  von  Winternitz,  F.  Max  Müller,  C.  IL  Tawney,  C, 
Bendall,  A.  A.  AlacdonelJ,  A.  Kägi,  F.  Knauer,  E,  Senart.  Notizen 
von  H.  Jacobi,  E.  Leu  mann  u.  a. 

139.  Pauli  C.    Wilhelm  Deecke  f.    BB.  26,  296-311. 


176  II.  Arisch.    A.  Indo-iranisch. 

140.  Murko  M.  Miklosischs  Jugend-  und  Lehrjahre.  ForschnngeD 
zur  neuen  Litteraturgeschichte.  Festgabe  f.  R.  Heinzel.  (Weimar 
Felber).    S.  493  if. 

141.  0[u8t]  R.  N.    Hofrat  Friedrich  MüUer.    JRAS.  1899.    S.  473-6. 

142.  Malier  F.  M.  Auld  lang  syne.  Ist  series;  2nd  series:  My  hi- 
dian  friends.    London  Longinans.    XII  u.  301  S.     10  Sh.  6  d. 

143.  Achelis  Th.  H.  Steinthal  f.  BeUage  zur  Allg*.  Zeitung  189» 
Nr.  67. 

144.  To  Breve  fra  Karl  Verner.  Meddelte  ah  Edvard  Brandes. 
TiUküeren  1899.    S.  332—40. 

145.  Schröder  E.  Job.  Kaspar  Zeuss.  AUg.  deutsche  Bio^aphie  45, 
132-36. 

Etwas  dürftige  Charakteristik  des  genialen   Sprachforschen 
und  Ethnographen. 

146.  V.  Patrubäny  L.  Sprachwissenschaftliche  Abhandlnng'en.  Bd.I, 
Heft  11—12.    Budapest  Franklin- Verein.    S.  241—820. 

147.  Studier  i  modern  spr&kvetenskap  utgifha  af  Nyfilolo^riska  sUl- 
skapet  i  Stockholm  I.    Uppsala  Almqvist.    235  S.     5  Kr. 

W.  Str. 

II.    Arisch. 
Jahrgang  1898. 
A.  Indo-iranIsch. 

*1.  Schermann  Luc.  Orientalische  Bibliographie,  bearbeitet  und 
herausgegeben  von  Dr.  Lucian  Scherinann.  XIL  Jg*.  (für  1898). 
Beriin  Reuther  und  Reichard  1899.    VI,  326  S.     10  M. 

Allgemeines:  S.  60—63.  212-13.    Indien:  S.  62—83.  213-33. 

Iran.:  S.  84-87.  233-36. 

*2.  Casartelli  L.  C.  L'id^e  du  pöch^  chez  les  Indo-^raniens  de 
rantiquit^.    CR.  du  IV.  Congr.  sc.  int.  des  Cathol.,  Sect.  I,  S.  134—47. 

B.  Indisch. 

*3.  Halövy  J.    Considerations  critiques  sur  quelques  points  de  Fhis- 
toire  ancienne  de  Finde.    Rev.  s^m.  6,  348—55. 
Beginnt  mit  I:  Les  Indiens  vödiques. 
*4.  Hopkins  Ed.  W.    Notes  from  India.     JAOS.  19,  2,  29—41. 

1.  Bridles  in  sculpture  and  painting.  —  2.  Buddha's  wooly  hair 
(ge^cn  Ferorussons  Hypothese  von  Buddhas  mongol.  Herkunft).  — 
3.  The  veiled  Jain  at  Bädami.  —  4.  Wooden  fences  in  India.  — 
5.  The  Anandasram. 

"^5.  Weber  A.  Indische  Studien.  Beiträge  fär  die  Kunde  des  in- 
dischen Altertums.  Im  Vereine  mit  mehreren  Gelehrten  herausg. 
von  A.  Weber.  Mit  Unterstützung  der  deutschen  morgenländischen 
Gesellschaft.  Bd.  18.    Leipzig  Brockhaus.    V,  544  S.     15  M. 

Inhalt:  4.  Buch  der  Atharva-Samhita  (S.  1—153).  —  5.  Buch 

der  Atharv.-S.  (S.  154—288;  beide  Bücher"  von  A.  Weber  übersetzt).  — 


Zu  KHheinendra's  lokAprakä'H'a  (S,  589—412;  von  A.  Weber;  mit  In- 
dex verljorum  zu  den  kora-arti^en  Teilen  des  Werkes  von  E.  Sieg).  — 
Lilierariseh-kritisehe  Streifen  (S.  413— i?5:  Zusammeiistelhing  der  von 
A.  Weher  während  der  Jahre  18H0— 96  in  der  Deutseh.  Lit.  ZeiL 
tind  dem  Lit.  Centr  -Bl  veroflVndiehten  kritisehen  Berichte).  —  Index 
(S.  52<i— 4;i;  von  A.  Weber).  —  DrueklehJer  yiirt  Zusätze  {8,544). 
*a  Böhtlingk  O.  Kritische  Beiträge.  Ben  Verh.  Silchs.  Ges,  Wiss., 
PliiloL^iiKt.  Kf.  50,  7G~8ß. 

Fortsetzung  zu  Bih  49,  8.  138;  Nr.  15-24  enthaltend. 

15.  Zu  RhvH  Davids'  Besprechung;  von  aiujatta  (.so  \m  Pali  ge- 
sehriehen) in  JÜAS.  98,  191— ^>4.  =-  Syn.  zu  aßru.  BohtL  sehiHgt 
folgende  2  BedeutungsfiiÄSungen  vor;  ])  ein  Platz,  auf  dein  man 
sicli  frei  ergehen  kann,  Tunimelplatz;  2)  ein  Tummelplatz  fiir  die 
Sinne^  Sinneso  ijjekt. 

lÖ.  tathägata  (Beiname  einew  Buddha):  Beiheh«ltung  der  im 
P.  W.  gegebenen  Erklärung  gegenüber  der  von  Hob.  Chalniprs 
tJRAS.  98/103—15)  versuchten  Zerlegung:  taha^dgafa  {iaha  =  '^'iiht^ 
Wahrheit). 

17.  Besprechung  einiger  Corruptelen  im  Mantrapafha  (Gebet- 
buch der  Äpastamhiva;  hg.  von  Winternitz  1897). 

2L  Zu  OldenhergM  Artikel  "Savitar"  in  ZDMG.  51,  473  ff,:  nicht 
von  Anfang  an  ein  wirklielier  Xaiae  der  Sonne. 

22.  Zu  A.  Hillebrandtö  Bemerkungen  über  Deusseog  "Sechzig 
Upanishads  des  Veda". 

23.  Zu  M  A.  Steins  Übersetzung  von  Kalhauas  lUjataranginl 
(vgl.  Luzacs  Or,  List  9,  8). 

*7,  Bdhtlingk  O.  MIscellen.  ZDMG.  52,  247-253;  409-15;  606-12. 
Umfasst  die  Nr.  1^15:  1)  RV,  10,  95,  8  {bhuji/oh  für  bhuji/uh); 
2)  AV,  6,  118,  2  (Beitrag  zur  Beseitigung  der  im  3.  päda  dieser 
Strophe  vorhandenen  Schwierigkeiten);  3)  Kathopanishad  6,  9  {gibt 
der  Lesart  enaw  statt  efad  den  Vorzug);  4l  Kathasaritsagara  3.  37 
{über  die  Bedeutung  von  «nuhhäva  an  dieser  Stelle;  vgl.  hierzu 
Lannian  in  JAOS,  16.  31  f.);  5)  Gt^genbemerkungen  zu  Tb,  Aufrechts 
Bemerkungen  auf  S.  255  IT.  desselben  Bdi*.  dieser  Zeitschrift;  tJ)  über 
die  von  Aufrecht  aus  5  Steilen  eines  unedierten  Puräiias  tür  ra  er- 
schlossene Bedeutung  von  iva  oder  yathä,  s.  S.  273  ß".  desi^.  Bds, 
die.Her  Zeitschrift ;  7)  über  einen  V'exieröloka  in  Subhflshita-Ratna- 
BhäiHlägäram  auf  S.  253*  Nr.  168;  8)  über  eine  metrische  Lieenz  in 
M.  Bh.  11,  26.  5  (betrifft  'dkattd  statt  dhaffe);  9)  kurze  Bemerkung 
zu  Brbaddevatä  H,  28  u.  30  (veranlasjst  durch  die  von  H.  öertel  in 
JAO.S.  19,  97  ff.  mitgeteilte  Besprechung  der  Legende  von  der  Sa- 
ramä  und  den  I^inis);  10)  über  eine  Variante  des  unter  Nr.  7  schon 
erwähnten  Vexirrslokas,  11)  wendet  steh  gegen  die  von  Jacobi 
(KZ.  35,  5iS4)  vertretene  Ansicht,  da&t^  das  bei  Pänini  3,  1,  42  über- 
lieferte  vedische  rikayämakaft  eine  auf  einen  Perfektslnnuii  zurück- 
gehende Bildung  sei.  Im  Anschhiss  hieran  eine  Kritik  von  Jacobis 
Artikel:  "über  das  penphrastische  Perfekt  im  Sanskrit"  (ebd.  S.584  ff.). 
Böhtl.  sieht  hiernach  im  periphr.  P.  eine  verhiiltnismüssig  junge 
Form,  die  zuerst  im  AV.  (und  zwar  nur  einmal)  auttritt.  Im  Gegen- 
satz zu  Jac.  behfitt  Eiditl.  die  Auffassung  des  aul  ftvi  ausgehenden 
ersten  Teiles  d^i^  per.  P.  als  Nom.  act.  bei,  indem  er  dag  von  Jac. 
für  seine  Behauptung  herbeigezogene  Argument  des  Fehlens  jeg- 
licher sonstiger  Spur  des  betreffenden  Verbalnomens  durch  Anführung 
einer  Anzahl  vom  Desiderat,  ebeii.'io  gebildeter  oder  doch  bildungs- 
mogl icher  Nom.  aet.  auf  ä  widerlegt  (z.  B.  }kshä^  Jiigarä  usw.K  Die 
in  der  Verbindung  des  akk.  mit  as  und  bkü  liegende  Schwierigkeit 


I 


I 


178  II.  B.  Indisch. 

kann  auch  Böhtl.  nicht  endgültig  lösen.  Auffällig'  ist  ihm,  dass  die 
Verwendung  von  as  zunächst  bei  kaus.  ohne  bis  jetzt  nachzuweiäeii- 
dem  Nora.  act.  sich  zeigt.  Die  Möglichkeit  einer  Erkläranp  jnbt 
Böhtl.  am  Schluss  durch  den  Hinweis  auf  einen  eventuellen  Wechsel 
der  Bedeutung  von  oft  (Bezeichnung  der  Dauer),  resp.  auf  die  so 
häufige  Verwechselung  der  Hilfszeitwörter  "haben"  und  ''sein"';  12i 
zu  Hir.  Grhy.  1,  5,  8;  13)  zu  Pär.  Grhv.  3,  7,  1;  14)  zu  Pär.  G^y. 
3,  15,  22 ;  15)  zu  E.  W.  Hopkins :  Ävärta  (S.  462) ;  Widerlegung  der 
von  Hopkins  vorgebrachten  Einwendungen  geg'en  die  von  Böhtl 
(S.  89  f.)  vorgeschlagene  Deutung  von  Brahmävarta. 

*8.  Uhlenbeok  C.  C.    Kurzgefasstes  etymologisclies  Wörterbuch  der 
altindischen  Sprache.  1.  Bd.    Amsterdam  Müller.     XII,  160  S.    2  F. 

*9.  Laders  Heinr.    Zwei  indische  Etymologien.    Gott.  Nachr.,  PhiloL- 
bist.  Kl.    S.  1-5. 

Über  das  Verhältnis  von  Päli  ludda  zu  Skr.  lubdha  und  über 

Skr.  dohada^  nach  Suöruta  aus  *dvihrd  abzuleiten. 

♦10.  Fortunatov  F.  Die  indogermanischen  Liquiden  im  AltindiscbeiL 
KZ.  36,  1-37. 

Der  Verfasser  nimmt  hier   für  die  indogernian.  Ursprache  3 
Liquiden  an:  r,  /  und  einen  3.  Laut,  der  eine  bestimmte  Art  des  / 
oder  r  darstellt.     Diese  3.  Liquida  hat  sich   in    den    europäischen 
Sprachen  und  dem  Armenischen  zu  Z,  in  den  indo-iran.  zu  r  weiter 
gebildet.    Auf  dit'se  Annahme  von  3  Liquiden  gründet  Fortunatov 
seine  Theorie  der  Entstehung  der  alt-indischen  Cerebralen  aus  '*l-^ 
dental"  und  zwar  aus  der  Beobachtung  heraus,   dass  im  Vedischen 
wie   im   Sanskrit   die  Lautgruppe:   '7  + dental"    —    abpresehen  von 
einem  einzigen  Beispiele  —  nicht  vorkommt.     [Dieses  Gesetz,  obwohl 
von  sehr  vielen  Gelehrten  anerkannt,   hat  doch  auch    Widerspruch 
erfahren  nach  der  Richtung  hin,  dass  dessen  Gegner  die  altind.  Cere- 
bral, aus  'V-f  dentar*  gebildet  sein  lassen;  und  Bartholomae  (IF.  3, 
157—177)  sieht  die  von  Fortunatov  in  BB.  6,  215  AT.  für  seine  Theorie 
aufgestellten  Beispiele  als  blosse  Entlehnungen  des  Ved.  und  Skr. 
aus  einem  prakrit.  Dialekt  (d.  h.  aus  einer  Vorstufe  des  uns  bekannten 
Prakrit)  an.]     Des  weiteren  wendet  sich  Fortunatov  den    von  Bar- 
tholomae  gegen  seine  Lehre  von  der  Existenz  einiger  aus  "Vokal -■- 
cerebral"  entstandenen  Verbindungen  geltend  gemachten  Einwenden 
zu,  um  schliesslich  kurz  die  gleichfalls  von  ihm  schon   früher  ange- 
nommenen  Verbindungen  von   irrationalem,    nicht  Silbe  bildendem 
Vokale   und   Silbe  bildendem    sonorem  Konsonanten    (liquidae  und 
nasales)  zu  streifen,  welch'  letztere  er  ohne  Vokal  nicht  anerkennt, 
wobei  er  in  dem  irrationalen  Vokale  einen  nicht   voll    artikulierten 
Laut  (MurmelvoUal?)  sieht,  dessen  Qantität  noch   geringer  war  ak 
die  der  kurzen  Vokale. 

*11.  Jacobi  Herrn.     Über  d;is  periphrastische  Perfekt   im  Sanskrit 
KZ,  35,  578-87. 

Während  das  periphr.  Perf.  des  Sanskrit  gewöhnlich  als  die 
Verbindung  eines  Kas.  auf  ärn  mit  cakära^  äsa^  babhüva  (von  Whitney 
Altind.  Granini.  §  1070  und  Delbrück  Altind.  Synt.  S.  246  ff.  als'akkus."; 
von  Brugmann  Grundriss  2,  §  896  und  Hirt  IF.  1,  20  als  '^'instrument.*') 
erklärt  wird,  sieht  Jac.  darunter  nicht  sowohl  den  Kasus  eines  Ver- 
balnomens  als  vielmehr  eine  eigentliche  Verbalform,  aber  nicht,  wie 
Jolly  und  Brunnenhofer,  einen  Infinitiv,  sondern  eine  Art  Absoluti- 
vum,  und  zwar  im  Hinblick  auf  die  ähnliche  Verbindung  der  ge- 
wöhnlichen Absolut,  auf  -tvä,  bezw.  -ya  mit  dem  als  eine  Art  Hilfs- 


p 


I 


Verb,  gebrauchten  mthä.  Diircli  Belege  suL^lit  er  diis  periphrast.  Perf. 
als  die  EinscbrUnkimg-  einer  trüher  aweh  Miit  andere  Tempora  (z,  B, 
Aor.  ^nd  Pias.)  sich  er^itreclveiiden  Umschreibiing  zu  bewi^iaen.  Des- 
g-leicbeii  siulzl  Jntobi  diese  Amiabnie  eines  Absolut,  in  der  Gestalt 
eines  unticktierten  \'erbalstammeü  für  das  einntig-e  Judogernk  aueh 
vom  Standpunkt  der  verorleicbeodeii  Linguistik  ans  durch  die  Hin- 
deutuntr  auf  andere,  mit  dem  Indogerm.  nicbt  vc^rwandte  Spracbeo, 
in  denen  Absolutiva  als  Gerundia  oder  Verbalpartieipia  direkt  aus 
dem  Verbal-,  resp-  Praesent^htamm  hervorg-ehen,  ohne  durcfi  Kasus- 
endui!^-  erst  dazu  befähigt  worden  zu  sein.  Die  Herüberziehung 
auf  die  nominale  i^eite  erfolgte  nach  Jacobi  wahrscheinlich  erst  bei 
der  Heran sbihiung  der  Einzelspracben. 

*12.  Aufrecht  Theod.     Über  einen   eigentümlichen  Gebrauch   von 
"cö".    ZDMG.  52,  273  i) 

Aufzählung  und  Überaetzung  der  im  Nandipuräna  (Oxford 
Num.  137  =  A)  und  im  Auszug  daraus  (KedArakalpa,  Leipzigs B) 
vorhandenen  Stellen  (A  2,  21?  3,  27;  1,  49.  B  G,  40,  98,  168),  wo  ca  die 
iingcwöbnliche  Bedeutung  von  "wie"  {iva^  yathä)  hat,  wobei  Auf- 
recht die  Bemerkungen  macht,  dass  zwar  der  Text  in  beiden  MaS. 
nachlässig  verfasst,  dass  jedoch  diese  vergleichende  Bedeutung  von 
ca  durch  weitere  sichere  Beispiele  zu  begründen  ist. 

*ia  Back   C.  D.     Brugmanns   law  and  the  Sanskrit  vrddhL    Am. 

J.  of  Philol.  17,  445-72. 
♦14.  Flensburg  N,     Zur  Siammabstufung  der  mit  NaBalsuffix  ge- 
bildeten Präseutia  iin  Arischen  und  Griechischen,  Lund  Möjler.  1897. 
72  S. 
*15.  Richter  0.    Dl©  unechten  Nominalkoinposita  des  Altindischen 
und  Alliranischen.    IF.  %  1-62 ?  183-252. 

In  der  indogern janischen  Ursprache  sind  2  vergeh tedene  Klassen 
von  Noniinalkomposita  zu  unterscheiden  r  1)  eine  scheinbar  ältere 
Schicht,  die  ^'echten'*  Ivomposita,  deren  Vorderglied  die  Stammform 
des  Wortes  aufweist;  2)  eine  sicherlich  jüngere  Schicht,  die  soge- 
nannten "unechten"  Komposita,  deren  Vorderglied  eine  Kasusform 
des  Wortes  bildeL  Die  Inder  besassen  überhaupt  eine  besondere 
Vorliebe  für  Kompositionsbildungen.  J>ie  frühesten  unechten  Nomi- 
nalkomp.  dürften  aus  2gliedrigen  Wörterverbindungen  hervorge- 
gangen sL^irij  deren  erster  Teil  ein  Kasus,  deren  zweiter  Teil  das 
niesen  regierende  Substantiv  war.  Um  aus  diesen  Aneiminder- 
fügungen  eine  einheidicbe  syntaktische  Wortgruppe  zu  schaffen» 
niusbten  3  Momente  zusammenwirken;  1)  traditionelle  und  formel- 
hafte Stellung  der  Bestandteile,  2)  Zusammenfassung  unter  einem 
Akzente,  ti)  Isolierung  des  Ganzen  gegenüber  seinen  Teilen,  In 
dem  sich  anschliessenden  spezielletj  Teile  werden  die  verschiedenen 
Arten  der  unechten  Komposita  in  der  Reihenfolge  der  Kasus  be- 
handelt. Beim  Nominativ  trennt  der  Verf.  die  kopulativen  Kom- 
posita von  den  übrigen  altind,  Nominativkomp,,  deren  erstere  er  auf 
die  uralte  elliptiscbe  Sprechweise  zurückt ührt,  wonach  ein  in  den 
Dual  gesetztes  Wort  nicht  allein  die  Einheit  zweier  zusammenge- 
höriger Wesen  bezeich netj  sondern  die  Duaiform  auch  auf  ein 
zweites  zu  jenem  ersten  in  geläufiger  Beziehung  stehendes  (im 
Geiste  zu  ergänzendes)  Wort  hinweist  (z.  B,  ^niträ^  Mttra  und  Va* 
rnjictf  i/yävä,   Himmel  und  Erde).     Eine  beigefügte  Tabelle  mit  an- 

tebängten  Erläuterungen  bringt  die  ganze  Entwicklung  des  kopulat. 
ompos.  scheniatiseb  zur  Darstelhiiig.     Ein  weiterer  Abechnitt  über 


180  II.  B.  Indisch. 

den  awestischen  Kompositionsvokal  —  ö°  beschliesst  dieses  Kapitel.— 
Im  Akkusativ  an  Stelle  der  sonst  üblichen  Stammform  steht  zuweilen 
im  Alt-Ind.  bei  Nomina  agentis  auf  -a-  als  2.  Glied  das  erste  Glied 
im  Anschluss  an  die  Konstruktion  des  zugehörigen  Verb.  Finit.  Im 
Awestischen  kommen  nur  wenige  Fälle  dieser  Art  vor.  Die  in 
mehreren  Bahuvrihibildungen  auftretenden  Akk.  Sing.  (RV.  tvärn- 
käma-  und  TS.  1,  5,  10,  2  tväm-ähüti)  denkt  sich  der  Verfasser 
durch  willkürliche  Abänderungen  der  Redaktoren  oder  Schreiber 
oder  auch  durch  Versehen  entstanden.  —  Bei  lokativ.  Beziehung^ 
des  Vordergliedes  zum  Schlussgliede  steht  manchmal  das  erstere  statt 
in  Gestalt  der  hergebrachten  Stammform  im  Lokat.,  und  zwar  so- 
wohl Sing,  und  Plur.,  was  wahrscheinlich  gleichfalls  unter  der  Be- 
einflussung durch  verbale  Ausdrucksformen  vor  sich  gegangen  ist.— 
In  Anlehnung  an  entsprechende  verbale  Ausdrucksweisen  erscheinen 
hin  und  wieder  auch  Instrumentalformen,  wenn  das  2.  Glied  eio 
Verbalnomen  ist  (Wurzelnomen  oder  auch  Adjektiv;  bei  letzterem 
nach  der  Lehre  der  indischen  Grammatiker  aber  nur,  wenn  das  von 
dem  Adjektiv  bezeichnete  durch  das  von  dem  im  Instrument,  stehende 
Nomen  bezeichnete  verursacht  wird).  —  Der  Dativ  zeigt  sich  nur 

fanz  vereinzelt  (z.  B.  däsyav€  vrkä-,  ein  Wolf,  i.  e.  ein  Rächer,  ein 
erderber  für  den  Dasyu:*RV.  5,  55,  1;  56.  1,  2).  —  Auch  die  Geni- 
tivkompos.  sind  nicht  sehr  zahlreich,  hiiuptsächlich  stehen  sie  in 
Verbindung  mit  -pati-  (Herr)  und  werden  in  verschiedener  Auswahl 
als  einfache  Zusammenrückungen  der  betr.  Gen.  Sing,  und  des  Nom. 
pati  erklärt,  was  für  einige  der  Verfasser  auch  zugibt.  Die  nach- 
vedischen  Genitivkompos.  lässt  Richter  im  allgem.  unabhängig  von 
denen  der  vedischen  Periode  entstanden  sein.  —  In  2  weiteren 
Kapiteln  bespricht  Richter  die  Komposita  mit  unklaren  pronominalen 
Vordergliedern,  resp.  die  Kasuskomposita  auf  Grund  adverbieller 
Wendungen,  von  denen  erstere  in  der  älteren  Litteratur  spärlich 
vertreten  sind,  von  den  Hrähmanas  an  häufiger  werden,  im  Irani- 
schen hingegen  gänzlich  fehlen,  wesshalb  sie  von  Richter  für  eine 
einzelsprachliche  Neubildung  des  Alt-Ind.  gehalten  werden.  Die 
letzteren  sind  Zusammenrückungen  einer  aus  2  Wörtern  bestehen- 
den, zum  Adverb  erstarrten  Ausdrucksweise,  wobei  entweder  beide 
Teile  verschieden  sind  (z.  B.  rätrim-divam  und  °divä,  bei  Tag  und 
bei  Nacht  oder  samam-bhümi,  dem  Boden  gleich)  oder  dieselbe  Kasus- 
form desselben  Wortes  wiederholt  wird  (sog.  ämredita-Bildungen,  z.  B. 
param-paramy  in  steter  Folge,  eig.  einer  nach  dem  andern).  — 
Alle  anderen  noch  nicht  behandelten  Fälle  rubriziert  Richter  unter 
die  ''Kasuskomposita  auf  Grund  von  Redensarten"  (z.  B.  aham-pür- 
vd-,  begierig,  der  erste  zu  sein;  mama-satgä-,  Streit  um  Mein  und 
Dein,  um  den  Besitz),  unter  die  ''Analogiebildungen**  (z.  B.  öpö- 
mäträ-j  der  feine  Urstoff  des  Wassers;  apsu-yogä-,  die  bindenden 
Kräfte  im  Wasser  (?)  und  unter  die  ''unklaren  Formen**.  —  In  einem 
Rückblick  (in  dem  Richter  als  die  uralte  Art  der  Komposition  das 
Erscheinen  des  ersten  Gliedes  in  seiner  Stammform  bezeichnet) 
werden  die  Gründe  zusammen  gestellt,  welche  zu  einer  Bildung^ 
von  unechten  Komposita  geführt  haben  können:  Neben  dem  Mangel 
aller  Synkope  und  ausser  dem  präpositionsfreien  Gebrauch  der  Kasus 
vor  allem  das  Bedürfnis  nach  Deutlichkeit  sowie  das  instinktive 
Vermeiden  von  sonst  nicht  vorkommenden,  ungeläufigen  Lautver- 
bindungen, von  phonetisch  unbequemen  Lautfolgen.  Den  grösseren 
Teil  der  unechten  Komposita  aber  schiebt  er  nicht  auf  Rechnung 
des  unbewusst  schaffenden  Sprachgeistes,  sondern  der  überlegenden 
und  kombinierenden  Thätigkeit  der  Gelehrten  und  Poeten.  Thaten 
es  jene  zur  Vermeidung  von  Missverständnissen  und   UndeutlicJi- 


'tr.  B.  TiHlisch. 


b'chkeiten  wegen  der  prJlgnanteren  Beöchreibung  eines  Objekts  tn 
seinem  Namen,  so  fliese  liinsichtHcb  des  malerischen  und  aiischau- 
Hcheu  im  Ausdruck  und  zur  Bereicherung'  der  Sprache  durch  wirk- 
same Neubildungen. 

♦16,  von  Negelein  JuL     Zur  Sprachg-eschichte  des  Veda.     Das  Ver- 
balsystem de8  Atharva-Veda,  sprach wiKsenschattlich  g-e^rdnet  und 
darsresteilt.   Gekrönte  Preisschrilt.    Berlin  Mayer  und  Müller.   VII^ 
104  S,     3  M. 
*17.  Hyrnns  from  the  Big  veda,  ed,  with  SAyana's  eomment.,  notes^ 
and  a  transL  by  Peter  Peterson  (—  Bo.  Skr.  Ser.  XXXVI.)    Bom- 
bay Government.     304  S.     4  Rs, 
♦IB.  Krahna  Yajus  Sainhitd  [Taittlrlya  Samliitä.)     Part,  III.  Ed. 
bv  Vaidvanada  SAstri  a.  Co.    Kumbakonanr,  publ  bv  the  editors, 
124  S.     11  a, 
*ia  The  Atharva  Veda.     Madras  Christ.  Lit,  Soc.     1897.     80  S. 

2  a-  6  p, 
»20.  The  Taittirlya    Brahmapa    of  the    Black    Yajurveda  with  & 
coiBinentary  by  Säyanächfirya  ed.  by  Näräyaiia  Godabole,  3  Parts, 
(=  Änandäsrama  Skr.  Ser.  Nr,  37.)     Poona   Änandasrama  Press 
[Leipzigr  Harassowitz],     1447  S-     14  Rs,  8  a  [Part  I— II  20  M.]. 
♦21.  The  Taittirlyäranyaka  of  the  B!ack  Yajur  Veda  with  a  coinm. 
by  Säyanächärya  ed.  Ijy  Bäbä  Shästri  Phadake-     Parts  I  — II.   (= 
A'uandasrama    Skr.   Ser,  No.   36.)     Poona,   A'nandäsrama    Press. 
[Leipzigr  Barrassowitz]  1897/98.  909  S.  4  Rs.  8  a.;  4  Hs.  9  a.  [17  M.j. 
♦22.  The  Aitareya  Brähmana  of  the  Hig-Veda,  with  the  commen- 
tary  of  Säyana  A'charya.    Ed.  by  Pandit  Satyavraia  SrimaöraniL 
Vol.  IV.  Fase.  4.  {=  Bibl.  Ind*  No.  926).  Caletitta,  As.  Soe.  [Leipzig- 
Harrassowitz].     6  a,  [M,  1], 
♦23.  Aitareyaranyakam  ed.  by  Bäbä^ftstrl  Phadake.    (=  Äuandä- 
^rama  Skr.  Ser.  No.  38.)     Poona^    AnandäHrama  Press.   [Leipzig 
Harrassowitz).     2  Bl.,  296  S.     Rs.  3  [M.  G]. 
♦24,  The  UpanlBhads  with  the  text  in  Sanskrit  Devanagari,  an  Engl, 
iranslatinn   of  it   and  of  Sankara's   commentary   by  S.  Sitfh'äma 
Sastri.     Vol.  I,    Isä,    Kena  and    .\fundakn,     Madras  Seshachariar, 
174  S.     1  Rs.  8  a.  [Subscr.  cpl  4  Rs.  8  a.  incL  post.]. 
♦25.  Amal&tianda  Vedanta  Kalpatarii  ed.  by  R?^ma  Sastri  Tailanga. 
(=  Vizlanagrani  Sanskrit  Series,  Vol.  XII,' No.  14,  Part.  IIL)    Be- 
nares Lazarus  a,  Co.     254  S.     2  Rs.  12  a. 
♦26.  Aufrecht  Theod,    Über  Ugra  als  Kommentator  ^um  Nirukta. 
ZDMG.  52.  762  f. 

Im  Gegensatz  zu  der  Cat.  Cat.  S.  297  fixierten  Ansicht  istAufr. 
auf  Grund  der  Zeugnisse  von  VindhyesvaviprasädaAarman,  Libra- 
rian  Sanskrit  College  Benares  und  von  Mons,  L.  Finot  (briefl.  Mit- 
teilung über  ein  Ms*  der  Bibk  Nati<m.,  eote  Devanagari  13()  A)  zu 
der  Überzeugung  gekommen,  dass  Ugra  irgendwie  bloss  für  Durga 
verschrieben  ist,  dass  es  sonach  nicht  einen  Ugra,  sondern  nur  einen 
Durga  als  Kommentator  zum  Nirukta  gegeben  hat. 
*27.  Baunack  Theod.  RV.  X,  40,3  prfttar  jarethe  jaran<Sva  käpaya. 
IF.  8,  278^83. 


182  IL  B.  Indisch. 

Unter  Verwerfung  der  bisherigen  Deutungen  von  käpaya  fasst 
B.  es  als  ein  Fragewort  auf:  ''was  für  Ausdehnung  habend,   über 
was  für  Raum  sich  erstreckend",   identisch  mit  katpaya  in  RV.  V, 
32,  6  [zur  Wz.  3  pä  gestellt;  vgl.  1rdo^al]. 
*28.  Böhtlingk   0.    Nachträgliches  zu  RV.  10.  95,   8.    ZDMG.  52, 

257-58. 

Vgl.  ZDMG.  52,  247  ff. 
'*^.  Böhtlingk  O.  Kritische  Bemerkungen  zu  Hiranyakedins  Gfhya- 

sütra.    ZDMG.  52,  81-88. 

Beschäftigt  sich  mit  der  Erklärung  noch  nicht  genügend  ge- 
deuteter Stellen  und  mit  der  Beseitigung  fehlerhafter,  durch  schlechte 
Überlieferung  usw.  verursachter  Lesarten.  Gewissermassen  eine 
Fortsetzung  und  Ergänzung  zu  ZDMG.  43,  598  ff.:  -Ober  die  soge- 
nannten Unregelmässigkeiten  in  der  Sprache  des  Grhyasütra  des 
Hiranyake^in",  gleichfalls  von  O.  Böhtlingk. 
^30.  Öaland  W.  Zur  Exegese  und  Kritik  der  rituellen  Sütras.  ZDMG. 

52,  425-35. 

X.  Zum  Upanayana:  Die  bei  Hiranyakesin  grhs.  I,  5,  8  sich 
findenden  Worte  ....  dak.sinam  bähnm*  abhyätmann  upanayate 
will  Cal.  entweder  in  daksinam  bähum-abhy  ätmann  upanayate  oder 
in  daksinam  bähum  abhy  abhyätmam  upanayate  umgeändert  wis- 
i;en,  wodurch  die  ganze  Auffassung  über  den'Hergang  dieser  Cere- 
monie  eine  andere  als  bisher  wird  (vgl.  hierzu  Hillebrandt,  Ritual- 
Litteratur  S.  53  und  Oldenbergs  Übersetzung  in  den  Sacred  Books 
of  the  East  30,  151). 

XI.  Zu  Päraskara  grhs.  III,  7, 1 :  Cal.  schlägt  vor,  für  die  Worte 
im  1.  päda  des  sich  an  dieser  Stelle  findenden  Spruches:  pari  tv& 
girer  aham  ...  zu  lesen:  pari  tvä  girer  amiham,  auf  diese  Weise 
das  zu  pari  vermisste  Verb  ergänzend. 

XII.  Zu  Päraskara  III,  15,  22:  wendet  sich  gegen  eine  von 
Böhtlingk  an  ihn  brieflich  mitgeteilte  Konjektur  hinsichtlich  des 
W^ortes  säsya,  indem  er  als  passende  Ergänzung  zu  sä  :  dakshinä 
vorschlägt. 

XIIL  Zu  Latyäyana  srs.  III,  10, 16;  V,  6.  7:  für  vUrambhayati 
<dem  in  diesen  beiden  Fällen  im  PW.  die  von  der  gewöhnlichen 
ganz  abweichende  Bedeutung:  "auflösen,  aufknüpfen**  beigelegt 
wird)  liest  Cal.  visramsayati  '.obige  Bedeutung  von  vi-srambh  ist 
demnach  aus  dem  Wörterbuche  zu  streichen). 

XrV.  Zum  Äpastambiya-srautasütra :  kritisiert  und  konjiziert 
eine  Anzahl  Stellen  in  Garbes  Ausgabe  dieses  Textes,  indem  er 
teils  Änderungen  des  Herausgebers  für  unnötig  hält,  teils  für  schwie- 
rige Stellen  seinerseits  Verbesserungen  vorschlägt. 

XV.  Zum  Baudbäyanapitrmedhasütra :  behandelt  eine  Anzahl 
abweichender  Lesarten,  die  sich  in  einem  in  Benares  entdeckten, 
in  Devanägari  <reschriebenen  Ms.  befinden,  katalogisiert  sub  "Num- 
ber  1229  of  the  Government  Collection"  in  Calcutta.  Es  enthält 
grhyasütra,  grhyaparibhäsä,  grhyapaddhati  rprayoga)  und  pitpne- 
dhasütra. 

XVI.  Zum  Äpastambapitrmedhasütra :  nähere  Mitteilungen  über 
diesen  dem  Verfasser  bei  der  Herstellung  des  Hiranyakesipitfine- 
dha>ütra-Textes  nur  fragmentarisch  in  Gopalayajvans  pitrmedhani- 
bandhana  zugängig  gewesenen  Äpastamba-Text  auf  Grund  der  Te- 
lugukopie  einer  in  Südindien  noch  vollständig  überlieferten  Hand- 
schrift dieses  Werkes  (vgl.  Report  on  Sanskrit  Mss.  in  Southern 
India  1^95.  Xo.  152  .    In  Verbindung  damit  Berichtigung  der  Ein- 


JI.  B.  Indisch. 


18a 


1^  der  3  Sfitra-Tt^xte  lApastainbii,  Hiranyakegin,  Bhnradväjaf 
rg^L  die  alt  in  d.  Todton-  und  Bestattuug'sgebrä  liehe  S.  6)  und  B<?8ei- 
li^^un^^   einer   Anzahl   von  TexttVhlern    in   der    von    ihm    besorgten 

XVI 1.  Zum  Hiranyakeöipitrinedhasiitra:  j-pricht  A^on  einer  für 
|äie    Herstelhin^r    des    Textes    leider    unbedemendeii .    vollslandigeri 

iand.HL'hrift  diesjes  hütra  nach  der  Rezension  der  Hairanyakesa* 
JCäL  erhielt  eine  Abt^ehrilt  hiervon  ans  der  in  Bonares  verfertigten 

lud  Im  Besitze  des  Prof  Hillebrandt  befindlichen  Kopie  eines  völlige 

&rbalt»Mien  Hiranyakesikaipasütra. 

»3L  Foy  W.     Vediöehe  Beitr^e.     KZ,  3B,  123-43. 

VII.  kenipd.  VJTI.  c(h/amäna^  mcät/f/af  cäyü.    IX,  Zu  RV.  ill, 
X.  miihü.   XI.  dvita. 

.  Qeldner  K.  R    Vedisch  \dddtha\    ZDMG.  52,  730-61- 

Erklärung  des  Wortes  vidatha.  Nach  einer  teilweisen  Über- 
sieht der  bisher  hierüber  vorliegenden  Litteratur  (des  weiteren  ver- 
I weist  Geldner  hierbei  auf  Foy  KZ.  34,  226)  werden  ziuiHcbst  die 
■verschiedenen  Deutungen  Süyamis  (^der  das  Wort  ku weilen  aueh 
etynmiogisch  zu  erlS^utern  sucht)  und  von  Seholiasten  aufgetührt. 
Heldni^r  seineraeitH  gehl  bei  der  ErkUlrnng  von  der  schon  von 
Bloonibeid  (JAOS.  ld~  2,  12  Ü\}  genmcbten,  von  Geldner  aber  noch 
schlLrler  geTaKsten  Beoimchtung  aus,  dass  das  Wort  gern  in  formel- 
haften W^endungen  (gewöhnlich  im  Lok.  Sing,  oder  Flur.)  und  zw^ar 
meist  an  vorletzter  Stelle  im  Päda  gebraucht  wird.  Da  dieselbe 
Formel  auf  ganz  verschiedene  Verhältnisse  angewendet  werden 
konnte  (?*.  KV.  1,  ii4,  1.  ij),  so  siebt  Gelduer  in  den>  Worte  einea 
"gleitenden  Begriff*'  und  lilsst  es  demgemitss  folgende  vier  Bedeu- 
tungen annehmt-n:  1)  Allgemein  sozialer  Art  jede  Gruppe  üusammeu- 
gehüriger  oder  gleichartiger  Personen,  Kovporrition,  Genossenscliaftj 
Bund,  Brüderschaft ;  insbes.  Stand esgeaoäsenschaft,  Zuult,  Güde^ 
dann  auch  Partei,  Anhang  (syn.  mit  pak^a^  avapak^a,  ffana'^  das 
vidaihani  itJt  nach  Gfddner  ein  Produkt  deö  stark  eDtwickelien  Kor- 
porationsgeistes der  Inder).  2)  Spez.  die  gelehrte  Genossenschaft: 
wahrscheinlich  seiner  Ktymologie  nach  in  der  W^z,  md  seinen  Ur- 
sprung habend,  S.  RV.  1,  164,  20—22  (vgl.  hierzu  Grassmann  und 
Deussen  Allgemeine  Geschichte  der  Philosophie  1,  112);  2,  ],  16;  7^ 
36.  8;  7,  21,  2;  7,  18,  3  usw.  —  Analog  der  Einteilung  der  Menschen 
werden  atich  die  Götter  u.  zwar  in  3  Gilden  rubriziert,  was  natür- 
lich in  der  bekannten  Dreiteilung  der  Welt  in  Himnieb  Erde  und 
Wasser  begründet  ist:  vgl  KV.  3,  4,  5;  t>,  5t,  2;  8,  3i),  9;  2,  27,  8^ 
3,  38,  5;  5,  63,  2  usw.  3)  Einen  besonderen  Beinamen  der  Maruts 
{vidathe^u  dhirä^ :  RV,  3, 26, 6),  welches  Epitheton  ornans  aus  dem  Cha- 
rakter der  Maruts  als  gelehrter  Herren  (als  LobsHnger  des  Indra 
RV.  5,  29,  1  und  als  Baistandes  der  Kavis  5,  61  [vgl.  zu  letzterem 
Ved.  Stud.  2,  253])  verständlich  wird.  4)  Das  znm  Zwecke  eine» 
Opfers  zusammengetreiene  Konsortium  von  Priestern,  den  Konvent^ 
insbes.  das  vollzlildige  Priesterkollegium,  wie  es  für  die  grossen 
Somaopfer  notwendig  war:  h,  RV.  1,  40,  6;  10,  100,  6;  7,  93,  3—4  usw. 
Sogar  für  das  Opfer  selbst  wird  das  Wort  metonymisch  angewendet^ 
wobei  es  zuweilen  parallel  zu  yajna  (RV.  3,  3,  3;  8,  11.  1.  2)  oder 
zu  havLs  (RV.  6,  52,  17),  die  beide  öfters  in  der  Nähe  von  viddtha 
erscheinen,  zuweilen  auch  in  verschiedenem  Kasus  (RV.  7,84,3;  10, 
100,  6j  steht  —  Ein  Wort-  u,  Stellenindex  beschliesst  diesen  Exkurs, 

*33.  Eegnaud  P.     Un  paradoxe  vedique.     Rev.  de  ling,  31,  344  f. 
Betrifft  IJV.  VI,  13,  2  und  VI,  2,  8, 


184  II.  B.  Indisch. 

"^34.  von  Schröder  L.  Die  Tübinger  Ka(ha-Handschriften  und  ihre 
Beziehung  zum  Tftittirlya-Aranyaka.  Hrsg.  m.  e.  Nachtrage  von 
G.  Bühler.  (=  Sitzb.  Ak.  VViss.' W.,  Phii.-hist.  Kl.,  Bd.  137,  Abh.4.) 
Wien  Gerolds  Sohn  in  Komm.  126  S.  2,80  M. 
*35.  Weber  A.  Vedische  Beiträge.  7.  Aus  alter  Zeit  Sitzb.  Ak. 
Wiss.  Berlin.    S.  558—81. 

Versuch,  Ort  und  Zeit  der  Ursitze  der  Indogermanen  näher 
zu  bestimmen,  hierbei  ausgehend  von  der  Etymologie  des  Wortes 
Sommer.  Der  Name  Sommer:  skr.  säma,  griech.  ö^oc,  s.  v.  a.  die 
dem  Winter  gleiche  zweite  Hälfte  des  Jahres,  weist  dem  Winter  die 
1.  Stelle  zu,  deutet  also  auf  eine  Gegend  hin,  in  der  dieser  vor- 
herrschend war.  Indem  Weber  sodann  an  die  Zeitberechnung  der 
Indogermanen  nach  Mondjahren  und  an  die  Ausgleichung  des  Unter- 
schiedes mit  dem  Sonnenjahre  durch  Anfügung  von  12  Tagen  (= 
die  prophetisch  bedeutsamen,  12  heiligen  Nächte  der  Germanen) 
anknüpft,  schliesst  er  aus  dieser  astronomischen  Korrektur  auf  eine 
Nachbarschaft  von  Semiten,  da  die  Indog.  bei  der  Höhe  ihrer  da- 
maligen Kultur  selber  nicht  dazu  befähigt  waren,  und  zwar  speziell 
von  Babyloniern :  beides  (rauhes  Klima  u.  semit.  Nachbarschaft)  findet 
«r  in  Armenien  vereinigt.  Hierzu  kommt  als  3.  Beweismittel  das 
allen  Indogermanen  gemeinsame  Zwillingspaar  der  Dioskuren;  skr. 
agvin^  s.  v.  w.  'Reiter*.  Dieses  Wort  lässt  auf  eine  Gegend  schlies- 
sen,  wo  das  Reiten  unter  dem  betreffenden  Volke  in  voller  Übung 
war,  was  wiederum  bei  Armenien  zutrifft.  —  Hinsichtlich  der  chro- 
nologischen Fixierung  der  Urheimat  der  Indogermanen  hält  sich 
Weber  an  die  Identifizierung  der  Dioskuren  mit  dem  Gestirne  der 
Gemini  und  zwar  denkt  er  (da  die  Dioskuren  im  Veda  vielfach  mit 
der  Morgenröte  in  Verbindung  gebracht  werden)  an  eine  Zeit,  wo 
dieses  Gestirn  kurz  vor  Tagesanbruch  zu  sehen  war,  wobei  man 
für  Armenien  auf  das  Jahr  6(XK)  kommt,  um  welche  Zeit  das  Gestirn 
der  Gemini  beim  Frühlingsäquinox  etwa  ^j^  Stunde  vor  Sonnenauf- 
gang sich  zeigte.  Da  nun  Weber  hinsichtlich  der  an  die  Sonne  sich 
knüpfenden  Mythenbildung  das  Wintersolstitium  für  viel  wichtiger 
hält,  so  würde  man  zu  noch  viel  früherem  Ansätze  (c.  12(X)0 — 1^00 
a.  C.)  gelangen.  —  Aus  dem  Worte  Rasa  (ein  mythischer  Strom  im 
Veda)  als  ev.  Beinamen  der  Wolga,  resp.  des  kaspischen  Meeres 
gleichfalls  auf  Armenien  zu  schliessen,  ist  bei  der  Unsicherheit  dieser 
Etymologie  nicht  gut  möglich.  —  Diesen  Untersuchungen  fügt  Weber 
eine  Übersicht  einiger  Resultate  der  "vergleichenden  Mythologie  für 
die  indog.  Urzeit"  an,  ohne  sich  hierbei  streng  an  die  Lautgesetze 
zu  binden,  sondern  in  erster  Linie  nur  die  Wesensgleichheit  der 
betrefl'enden  m^'thologischen  Verkörperungen  berücksichtigend.  Von 
diesem  Standpunkte  aus  kommt  er  unter  anderen  zu  folgenden  Pa- 
rallelen, zunächst  aus  dem  Kreise  der  solaren  Mythen:  'AxOiXcuc, 
Siegfried,  Karna,  die  Sonnenhelden,  die  die  Kühe  des  Sonnengottes 
(Helios,  Apollon,  Indra),  d.  h.  die  Segnungen  des  Himmelslichtes 
oder  Regens,  umgeformt  von  der  späteren,  weiterentwickelten  Sage 
zu  Jungfrauen,  Königstöchtern  usw.  (vgl.  Helena,  DraupadI,  Siti, 
Brunhilde)  den  Räubern  (Ungetümen,  Riesen,  Drachen)  entreissen. 
Das  weissagende  Pferdehaupt,  das  dem  Dadhyaüc  von  den  A<;vin 
aufgesetzt  wird,  erinnert  an  Mimirs  Pferdekopf  und  an  den  Falada 
des  Märchens.  Weitere  solcher  Nebeneinanderstellungen  sind:  Tri- 
tonen,  ved.  Traitana,  Kinder  des  (Äptya)  Trita,  ursprünglich  wohl 
Bewohner  des  obersten  (3.)  Himmels,  den  man  sich  als  fluthendes 
Licht-  und  Wassermeer  vorstellte;  parjanya  (als  spargens  und  nicht 
als  blitzend  zu  deuten;  daher  ein  Regengott),  lit.  Perkunas,  preuss. 


II.  B,  ludiiich* 


185 


> 


Peruni  ved.  Äara/iyw  (die  dahin  eilendem  Wolke),  gv.EiHfmps;  (apäia) 
uaptar:  Neptunns;  'Epiui€(ac  \\ivxonoßn6ci  Särameya  (Se^rama  die  Got- 
tci'hündin*  die  den  Aufenthalt  der  Kuhräuber  aiigkondschaflet); 
Todtenlmod  Cabala:  K^pßepoc;  Gandliarva:  Keutaureo;  manu:  Minos, 
Mannus  der  Germanen  (trotz  teilweise  lautlicher  SeiLwieri^rkeilen). 

*3G.  The  Wealth  of  India.  Monthly  Magazine  solely  devoted  ta 
the  Engrlish  translation  of  the  best  Sanskrit  works  ed.  and  piibL 
by  M  a  n  m  a  t  h  a  N  lU  h  D  a  1 1  a.  \'oL  V,  Parts  3—12.  Vob  VI, 
Parts  1-3.     Calcutla  1897.     158  S.    j.  Rs.  6  [Luzae,  10  s.]. 

Enthalt  die  Fortsetzung"  von  Kamandakiya  Xitisüra,  MTirkan- 

deya-Puräiia  und  IlarivarnsFi, 

*37,  The   Märkandeya  -  Puräna   traiisL   by  M  a  n  ni  a  t  b  a  N  a  t  h 

DatlM.     Calcutt,'i,  publ.  by  tbe  translator.    502  S.    8  Rs. 
*38.  The  VishnU'Puräna  transl.  by  Manmatba  Natb  Datta.  Cal- 

cutta,  publ.  Ijy  tbe  translator.     464  S.     0  Ks. 

*39.  The  UpaniebadB.    An  aitempt  lo  interpret  the  tll)  Upanishads, 

Witb  tbe  prefare,    translation  and   notes   in  MarAthi  aud  Ent^lish. 

Tho  Aitareya   Upanisbad.    (Ist  of  the  series.)     By  Rajäram  Rihn- 

krisbna   Bhs'if.'-vat.     Bombay  Tukän'nn  JfVvji.     52  S.     8  a.  [Leipzig 

Hanassowitz,  1.50  M.J. 

^40.  The  Üpanißhads  transb  by  Läla  Dalpat  Rai.  Vol.  I.  (=  The 

Sacred  Boolvs  of  ludia*  I).    Labore  Aror  ßani>  Pres».    118  S.    6  a. 

^41,  TranBlation  of  Sankara's  eomnientary  on  the  Chandogya 

Upanisshad,     Bi^abmavadin  3,  440—51. 
*42-  The  sacred  laws  of  the  Aryas  .  .  .  transl.  by  G.  Bübler. 
Part  I:    Äpastamba  and   Gautania.    2d  ed.  rev.     Part  II;  Vä- 
öisbtha  aod  Biiudbäyaoa.  {—  Sacred  Book«  of  the  East.  Ame- 
rican ed.  Vol.  IL).    New  York  Christian  LH.  Co.    LXII,  360  S.  3  S. 
♦43»  The  Dhammapada.    Tranwl.  by  F.  Max  Müller.    2nd  ed.  re- 
vised.  (=  Sacred  Books  üf  tlie  East.  Vob  X.  Part  I).     Oxford,  Cla- 
rendon Press.  (Lo.,    Frowde).     10  t».   6  d.     [Leipzig   Harrassowitz. 
8,50  M.]. 
♦44  [Majjhima-Nikaya,  Sutta  123.]    Tbe  eanonical  account  of  the 
bh'th  of  Gotania  the  Buddha.  By  Alb.  J.  Edmunds,   Opcn  Court 
12,  495—90. 

Übersetzung   nach    dem    von    Hob.  Chalmers    in  JRAS.  1895, 
S.  751—71  (Tiie  nativity  of  the  Buddha)  veröffentlichten  Texte. 
*45.  Hardy  E.     Der  Grhya- Ritus   Pratyavarohaiia   im   Päli- Kanon. 
ZDMG.  52,  14n-^5L 

Vergleicbung  der  im  Anguttfira-Nikäya  (und  zwar  im  Janns- 
soui-Vagga^  so  genannt  nach  dem  Brahmanen  Jänussoiii,  mit  dem 
das  Gespräch  über  die  verschiedenen  Arten  der  paccorohaui  g'efübrt 
wird)  enthaltenen  Schildern iig  dieses  Brauches  mit  den  entiprechen- 
den  brahmaniscben  Nornn^n.  Pratyavarohana  (vgl  hierzu  Alfr.  Hille- 
brandt  Hitual-Litteratur  S.  78)  ist  die  Z^irückverlegung  des  Lagers 
auf  den  Erdboden  nach  Ablauf  der  durch  die  Schlangen  gefähr- 
lichen Zeit,  meistens  am  Vollmondstag  des  Monats  Märgasirsa,  ver- 
bunden mit  folgenden  Vorbereitungen:  1)  Baden;  2)  Anlegen  eines 
neuen  (noch  nicht  gewasebenen)  Gewandes;  3)  Bedecken  des  Bodens 


186 


]L  B.  Indi^eh. 


mit  Kuhdiing-,  4)  Gebrauch  einer  Hand%-oll  ÄDgrefeucli teter  Knto^ 
Gräser  (v^\,  iibiir  den  Zweck  äftnkhy.  4.  17,  3— o)  und  Ansstmict 
von  griint'n  Kiis^a-Gr^tsern  zur  Lag-erstätte,  Nftchdem  sich  die  «u- 
'/einen  Personen  niederg'eleort  haben,  fol^-t  die  eig"entliche  Feier,  4i« 
in  einem  3nnili<!:en  Erheben  A'otn  Laj^er  während  der  beirefTeodm 
Nacht  nnd  Faben  ibrr  HRnde  nach  der  Kfchtung"  de»  Feuer*  bin 
nnter  Hers?ii;pun^  einer  bestimmten  Forme!   besteht. 

*46,  Jacob!  H.    Der  Akzent  im  Mitteliiidischen,      KZ.  35,  563— 7R. 
Handelt   von   der  Entstehung'   die^eK   Akzentes   und    der  ▼ 
ihm  ausgehenden  Beeinftu-ssung'  der  Vokali^ation,    wobei    i 
Cegenj^atze  zu  den  voti  Prot.  Pischcl  als  Erwiderung-  auf  /^ 
574  ff.  verfftästen  nnd   ebenfalis  in  KZ.  (34,  5*^8  ff.  ii.  35,   14U  ü.j  ct-l 
ichienenen  Abhandinn*::en   die   von  letzterem   ftuig'e.HteJJten  ''llcgttf 
über  die  Wirkiin;;"en    des   ved  Jüchen    Akzentes    im    Mittel  indischen" 
entschieden    hekiirnpll,    indem    Jacobi    deu    mittelindischen    Akiei 
nicht  auf  den  allen  vedischen  zurückirehen  lässt,  sondern  indem 
nelien  dem  mehr  musikalischen  Charakter  zeigenden  vedisschen 
der  Zeit   einen  wortrhythmischen   exspiratorischer  Art    aufkommi 
läast,    die  beide   zunMehst   wohl   eine  Zeit  lang*  neben    pinaiider 
ötanden  haben  dürften,  bis  der  vedi^che  schbesslieh  von  dem  Äa< 
ren  verdrängt  wurde. 

♦47.  Pischel  Rieh.    Rävanavaho  7,62.    ZpMG.  52,  93—96. 

Berichtig'ung'  der  Ciiddschintdfschen  Übersetzung'  dieser  Strophe 
und  Beseitig-nng'  der  in  dem  ernten  '^samarrharehim^*  lieg'endeD  Haa 
echwierigkeit   dieser    Textstelle   durch   Auflösung-  des    betreffend 
Worte»,  nicht  wie   bisher  in  sarn -]- rnfharehini^  sondern    in  s* 
cchai^ehim,  d.  i.  frleiche  Gestalt  habend  [chara  im  Paiihävag-ari 
S.  287  b  (Ardamäfjfadhi- Dialekt)  von  Ahhayadeva  durch  rüpa  erkl 

*48,  Linguistic  Survey  of  India.  [First,  rough,  list  of  langrtiÄge! 
Ben^al  (Lower  Provinces).  The  North-Wehterii  Provinces  äoi 
Oudh.  The  Central  Provinces.  The  Panjub  and  itx  feudatorii 
Berar^  or  Hydr^abad  Assig:ned  Distriets,  Assara.  6  voU.  Culcui 
Government  Printing,  nM44i  ¥1,92,  VIT;  VI,  106;  VI,  106,  Vli 
V,  36;  V,  110  S,    Fol. 

*49.  I^vara-kaula.  The  Kacmira<;abdjimrta,  A  Kä^^uilri  g^raranwir 
written  in  the  Sanskrit  lang:uag:e.  Ed,  with  notey  äuü  additions 
by  G.  A,  Grierson,  F.  IL  Conjugation.  Calcutta  Asiatic  Society, 
1  Bl ,  3  u.  2  S.,  S.  109—379,  3  S. 

♦50.  Essays  on  Kasmirl  grammar*  By  the  late  K.  Friedr.  Burk- 
hard, Translated  and  editedt  with  ootes  and  additionB«  by  0.  A. 
Grierson.     JA,  27,  179—93;  215—21;  228-^32;  309—17, 

*51.  Qrierson  G.  A.     On  the   Kf4«jnnri   noun.    JASB.  67,  1,  29—98. 

*h2,  R^mprat&p  Shannd.  Eng-lish-Hindi  dictionary.  Bofnbay  Kheio- 
raj  SbrikrisbnadaB.     296  S.     1  Rs. 

♦53.  Thoburu  W.  L.  The  English-Urdu  dictionary.  Lucknow  Metho- 
dist Public  Ilouse.    384  S.     1  Rs. 

♦54.  Muushf  Jaw&hir  Singh.  The  Urdii  teacher.  Umballa  Empresi» 
Press.     24f5  S.     3  Rs. 

♦55.  Bhagu  F.  KärbhÄri.  The  student's  Gujarati-Engtish  Dictio- 
nary.   Ahmedabftd,  pubL  by  the  author.    652  S.    3  Rs.  8  a. 


I 


IL  B.  lödisdu 


187 


*56.  Geiger  Wüh.     Etymologie   dea  Singhalessschen.     Abb.  Akad. 
d.  Wisseusch.  München,  PhiJ.-hist.  Kl  21,  175—273, 

Ist  auch  separat  erschienen:  München,  G.  Frauzscher  Verlag: 
in  Komm.  1897.     i*9  S.  4",     3,60  M. 

*57.  von  So^vra  Hud.  Worterhuch  des  Dialekts  der  deutschen  Zigeu- 
ner {—  Abh.  für  die  Kunde  de«  MorgeiiL  11,  L)  Leipzig-  Brock- 
haus in  Komm.  XIY,  128  S.  4,50  M. 
*58.  Alviella  Cte.  Goblet  d\  Ce  que  Tlnde  doit  k  1ä  Grece.  Des 
inftuences  classiques  dans  la  civiliöation  de  rinde.  Paris  Leroux. 
1897.     VI,  200  S. 

Rezensionen  von  V.Henry,  Rev.  er.  5.  S.  77;  F,  Aloin,  Rev. 
bel^e  de  iiuni.  98,  S.  239  1',;  F.  Justi,  Berl.  philol.  Wochenschr.  98, 
S.  912  f.  und  in  JRAS.  98,  S.   188  f. 

♦59.  Karsten  Paula.  Sahadevn'sWahrs^af^^elmch.  Glohus  74,  281—87, 
Brin«:t  Ani;*aijen  über  ein  unter  den  T-iniilen  (aber  auch  sonst 
in  Indien  weil)  vcrhreitetes  Wahrsa^^ebuch,  deBBen  Kenntnisnahtne 
der  Verfasserin  von  einem  Mitgrliede  der  seiner  Zeit  in  Berlin  aui- 
j  h/iltlich  gewesenen  Tamükarawaoe  zu  Teil  t^-e worden  ist.  Das  Buch 
'  be,2:innt  mit  einer  Einleitung,  in  der  die  Wahrsagekunst  im  Allge- 
meinen auf  Krishna  selbst  zurückgeführt  und  die  Autorschaft  des 
vorliegenden  Werkes  unter  Assistenz  der  Väni  (s.  w  a.  Hede,  Be- 
rcdtsnnikint  und  die  Göttin  derselben,  i.  e.  Sarasvatl)  dem  Sahadeva, 
dem  vornehmsten  der  fünf  Pandavaj^  zu^'eschrieben,  sowie  die  Ge- 
schichte der  PAndavas  erisilhlt  wird,  wonach  diese  mit  Hilfe  des 
Wahrsafrebuches  den  Nachstellunjöen  und  Zaubereien  eines  heim- 
tückischen Verwandten  entgrehen,  um  sodann  ihr  g-anzew  Vermögen 
und  Bieh  selbst  im  Würfelspiel  an  dvn  nämlichen  zu  verüeren,  beides 
jedoch,  ihre  persönliche  Freiheit  und  il*r  (4iit,  später  vom  Glück  be- 
köstigt wiedeffrewinnend.  Inferessant  sind  die  Bemerkunj^en  über 
den  Inhalt  und  die  Art  und  Weise  des  Vorbersagens.  Danach  hat 
der  BefreJTende  an  etwas  zu  denken  und  eine  der  64  Nn  (die,  von 
111,  112,  113  ,  ,  ,  bis  .  .  .  443,444  aufsteigend,  in  quad ratischer  An- 
ordnung vorausgescliickl  sind)  zu  berühren,  wodurch  er  den  Aus- 
gang seines  Vorhabens  ukw.  erfahren  wird.  An  jede  Nr.  schliesst 
sich  ein  Vers  mit  erhlutern<ler  Prosa  an.  Nach  der  mitgeteilten 
Probe  beziehen  sieh  die  einzelnen  Prophezeiungen  auf  die  Wünsche 
und  Bedürfnisse  des  t;lglicl>en  Lebens  (Reichtum,  Gesundheit,  Glück 
T18W.).  Zur  ErhMrtun^^  der  Wahrheit  des  Gesagten  sind  hier  und 
da  bf'sondere  Wahrzeichen  (Träume,  Köri)ermah^  usw.)  eingestreut. 
Nach  Bedarf  kann  die  Verfasserin  sämtliciie  r>4  Nr.  der  Tabelle  ver- 
öl! entlichen. 

♦*50.  Kennedy  J.     The  early   commerce   of  Babylon   with  India  — 
700-300  B.  C.     JRAS.  241-88. 

Unter  Berücksichtigung  von  Schrift,  Münzen  und  Kunst* 
*6l.  Winternitz  M.    Folk-medicine  in   Ancient  India.     Natura  58, 

233-3.^. 
*62.  Hopkins  K.  W.     Land-tennre  in  Ancient  India.    Polit,  Science 
Quarterly  (N,  Y.),  Dee, 

Zugleich  eine  Besprechung  von  B.  H.  Baden- Powells  Buche: 
The  Indian  vi  Hage  commuinty,  examined  with  referencc  to  the  physi* 
cal,  ethnographical,  and  historical  conditions  of  the  provinces,  ehiefly 
on  the  basisoftlie  revenue-settiement  records  and  distriet  manuals. 
Lo.  (N.  Y.),  Longnmnns  lö9G.     XVI,  456?!.  8».     IBs;  4$. 

AnfteiRcT  Xll  2  u.  $.  1$ 


188  II.  B.  Indisch. 

*63.  Johansson  K.  F.     Till  frägan  om  det  indiska  kastväsendets 

Ursprung.    Nord.  Tidskr.  utg.  af  Letterst.  fören.  S.  538—60. 
*64.  Jacobi  Herrn.    Über  das  Verhältnis  der  buddhistischen  Philoso- 
phie zum  Sank hya- Yoga  und  die  Bedeutung  der  Nidänas.    ZDMG. 
52,  1-15. 

Antwort  Jacobis  auf  die  von  Oldenberg  (Buddha,  3.  Aufl^ 
S.  448  ff.)  und  Senart  (M^langes  Charles  de  Harlez,  S.  281  ff.)  gegen 
seine  in  den  N.  G.  G.  W.  phil.  Kl.  1896.  S.  43  ff.  niedergelegte  An- 
sicht von  dem  Hervorgehen  des  Buddhismus  aus  dem  S&nkhya-Yoga 
geltend  gemachten  Einwände,  hauptsächlich  eine  Bedeutungsent* 
Wicklung  der  einzelnen  Glieder  der  Nidäna-Kette  (der  evidentesten 
Berührungspunkte  beider  philosophischer  Systeme)  als  des  Ausgangs- 

Eunktes  der  buddhistischen  Philosophie.  Jacobi  lässt  die  S&nkhya- 
.ehre  geistiges  Gemeingut  jener  Zeit  sein:  zu  finden  in  den  brah- 
manischen  Quellen  in  Verbindung  mit  bestimmten  Vedänta-ldeen 
(vgl.  zahlreiche  itihäsa-purätanas  des  12.  Buches  des  Mah&bhäratii), 
in  dem  Systeme  des  Manu,  in  den  Hauptzügen  der  Philosophie  der 
Puränas  und  als  theoretische  Grundlage  in  der  Yoga-Praxis.  Dess- 
halb  ist  auch  eine  vom  Sänkhya  ausgehende  Beeinflussung  des 
Buddhismus  sehr  naheliegend,  welch  letzterem  er  überhaupt  die 
schöpferische  Kraft  zu  Neubildungen  abspricht,  indem  er  ihn  nur 
"Gemeingut  indischen  Denkens  anders  gruppieren,  im  besten  Falle 
anders  formiilieren*'  lässt.  Nach  einer  längeren  Polemik  über  die 
Möglichkeit  der  Schülerschaft  Buddhas  zu  Aräda  und  über  die  Frage 
hinsichtlich  des  psychologischen,  nicht  kosmogonischen  Charakters 
beider  Systeme  wendet  sich  Jacobi  den  Nidänas  (=  Darstellung  der 
Verkettung  von  Ursachen  und  Wirkungen  des  weltlichen  Ditöeins 
eines  Individuums)  zu.  In  den  ersten  Nidänas  findet  er  völlige  Über- 
einstimmung beider  Lehren  (avidyä,  samskära,  vijnäna\  die  aller- 
dings in  den  folgenden  Gliedern  einiger  Divergenz  Platz  macht,  um 
jedoch  am  Schlüsse  in  abermaligen  engsten  Parallelismus  auszu- 
laufen. Die  Schwierigkeit  in  der  Deutung  von  nämaiüpa  (nicht 
"Name  und  Körperlichkeit**  zu  übersetzen)  löst  er  dadurch,  dass  er 
von  dem  parallelen  Jaina-Begriff  nämagotra  ausgeht,  der  wiederum 
mit  ahamkära,  dem  Wort  für  Individualität  in  der  Sänkhya-Philoso- 
phie,  auf  einer  Linie  steht.  Er  sieht  in  nämarüpa  einen  volkstüm- 
lichen Ausdruck,  der  von  Alters  her  Geltung  hatte  und  in  dem  vor- 
liegenden Falle  einfach  au  Stelle  des  philosophischen  Terminus: 
ahamkära  trat,  mit  dem  er  in  seiner  Grundbedeutung  zusammenhing. 

*65.  Alviella  Cte.  Goblet  d'.  Des  Behanges  philosophiques  et  reit- 
gieux  entre  l'Inde  et  Tantiquit^  classique.  Bull.  Ac.  roy  de  Belg. 
34,  693-744. 

Rezensiert  von  J.  van  den  Gheyn  ("Indianisme  et  Christia- 

nisme"),  Musöon  17,  57—68. 

♦66.  Baunack  Theod.  Bhujyu,  ein  Schützling  der  A^vin.  KZ.  35, 
485-563. 

Behandelt  in  ausführlicher  Weise  unter  Heranziehung  aller 
einschlägigen  Stellen,  verbunden  mit  mancherlei  grammatischen  Ex- 
kursen und  neuer  Interpretation  der  bis  jetzt  noch  nicht  genügend 
erklärten,  hierher  gehörigen  Rg- Veda-Verse  die  Legende  von  der 
Errettung  des  Bhujyu  (='*Genussbringer*'  mit  Bezug  auf  die  Vor- 
stellung von  dem  Verdienste  fürs  jenseitige  Leben  durch  die  Geburt 
eines  Sohnes),  in  der  Baunack  symbolisch  die  Verjüngung  des  Sonnen- 
gottes behandelt  findet.    Nach  seiner  Darstellung  gestaltet  sich  der 


IL  B.  Indisch. 


189 


I 


"Verlauf  (lieber  Sa^e  frilg^endeniiaF.seii:  Bhujyu  wird  gelegentlich  einer 
Fahrt  auf  dem  Meere  von  seinem  Vater  Tu^j^ra  mit  Gewalt  in  das 
Wasser  gcstossen,  ans  welchem  Grunde,  wird  nieht  aDsdriicklieb 
'Angegeben.  Anstatt  aber  den  Tod  in  den  Wellen  zu  finden,  wird 
^r  von  den  auf  s^ein  Rafen  und  J?uiirnern  herbeieilenden  At^vins, 
die  er  sieh  durch  seine  Frömmigkeit  und  reiche  Opferspenden  ge- 
neigt gemacht  hat,  errettet  und  auf  3  Fahrzeugeu  (bald  Wagen, 
"bald  Schiffen),  jedes  mit  6  windschnellen  Rossen,  (die  ebenso  wie 
die  Fahrzeuge  gebügelt  genannt  werden)  je  3  Tage  und  S  NJichte  lang 
durch  die  Luft  getragen.  Auf  diese  Weise  schwebt  er  9  Tage  und 
Niichte  dahin,  während  dieser  Zeit  vom  Soma  der  A(;vins  sieh  näh- 
rend. Am  10.  Tage  bringen  ihn  die  A<;vins  in  seine  Heimat  zurück. 
(Hinsichtlich  der  Zahl  der  Wagen  gebt  die  Überlieferung  etwas  aus- 
einander. An  einigen  Stellen  wird  auch  von  4  Fahrzeugen  ge- 
ep rochen.  Die  hieraus  restilticrenden  12  Tage  nnd  Nitchte  setzt 
Baunark  in  Beziehung  zu  den  heiligen  1*2  Nachten  des  Winte^sol- 
Hiitiunis.  Die  den  Fahrzeugen  beigeiegten  Flpitheta  "hundertteilig" 
"hundertrudrig'*  erklärt  Bannack  durch  die  Hindeutung  auf  die 
Alte  Einteilung  einer  Tages-  und  Nachzeit  in  30  Stunden,  sodass  die 
Fahrzeuge  gewissermassen  die  Zeit  repräsentieren  würden).  In  seiner 
Heimat  angelangt,  kommt  Bhujyu  gerade  zur  rechten  Zeit,  um,  von 
der  göttiichen  Speise  der  Arvin s  wunderbar  gestärkt,  an  dem  ge- 
waltigen Kample  teilzunehmen,  der  seinetwegen  zwischen  seinen 
Anhängern  und  denen  seines  luÄWt sehen  gleichfalls  zurückgekehrten 
Vaters  atisbricht,  und  der  durch  der  Ayvins  Hilfe,  sowie  unter  dem 
Beistände  des  Indi'a  —  den  als  höchsten  Gott  und  als  eigentlichen 
Schlachtenlenker  der  Dichter  nicht  übergehen  zu  können  glaubte  — 
2U  seinen  Gunsten  endet,  indem  zugleich  der  Vater  fällt,  worauf 
Bbujyu  das  Erbe  dieses  antritt.  —  Im  Anschluss  hieran  giebt  Bau* 
nack  in  aller  Kürze  eine  neue  Erklärung  des  Wesens  und  der  Be* 
deutung  des  Zwillingspaares  der  A^vins^  die  er  nach  den  beiden 
wimder1>aren  Pferden  (den  Symbolen  der  hellen  und  dunklen  Zeit- 
hallte)  benannt  sein  lässt»  und  die  so  Personifikationen  der  als  Jahr, 
Monat,  Tag  stets  aus  einer  hellen  und  dunklen  Hälfte  bestehenden 
und  zu  einem  untrennbaren  Ganzen  vereinigten  Zeit  repräsentieren, 
*67.  Carus  F.     Karma:   story   of  early   huddhism.     London  Paul. 

3  s.  6  d. 
*68.  Falke  Rob.     Buddha,  Mohammed,   Christus,  ein  Vergleich  der 
drei  Persönlichkeiten  und  ihrer  Religionen.     I.  darstelL  Tl.:   Ver- 
gleich der  3  Persönlichkeiten.  2.  Aufl.  Gütersloh  Bertelsmann.  VIII, 
216  S.    3  M. 
^69.  Hardy  Edm.  Indische  Religionsgeschichle  (=  Sammlung  Göschen 

Bd.  H3).     Leipzig  Göschen.     152  S.     Geb.  0,80  M. 
*70.  Lövi  Sylv,      La    doctrine    du    sacrifice    dans    les    Brahmanas. 
(=BibL  de  lecole  des  hautes  et.  Sc.  relig.  Vol.  XL)     4  Bl,  1S3  S. 
♦71.  Magoun  H.  Will     Early  religion  of  the  Hindus.     BibL  saer. 

55,  il2"lia;  296^32 L 
^1^,  MülleT  F.  M.  Lectures  on  the  origin  and  growtb  of  religion, 
hii  illustrated  hy  the  religions  of  India.  The  Hibbert  lectures 
delivered  in  the  Chapter  House,  Westminster  Ahbey,  in  April, 
Jfay  and  June,  New  impr.  London  Longmans.  424  S,  5  s* 
*73.  Roussel  A.  Cosmologie  hindoue  d  apres  le  Bluxgavata  Purftna* 
Paris  Maisonneuve.    401  S*    6  Fr. 


190  IL  B.  Indisch. 

*74.  Siecke  E.    Der  Gott  ßudra  im  Rig-Veda.    Arch.  f.  Religions- 

wiss.  1,  113—161;  209-259. 

Mit  Übersetzung  von  RV.  I,  43;  114.  II,  33.  VII,  46. 
*75.  Wintemitz  M.     Witchcraft  in  Ancient  India.     New  World  7, 

523-43. 
*76.  Boyer  A.  M.    Sur  quelques  inscriptions  de  Finde.    Journ.  Asiat. 

86r.  IX,  12,  463-503. 
♦77.  Bloch  Theod.    Buddha  worshipped  by  Indra:  a  favorite  subject 

of  ancient  Indian  art.    Proc.  ASB.  S.  186—89. 
♦78.  Bühler  Geo.    On  the  origin  of  the  Indian  Brahma  aiphabet. 

2.  ed.  of  Indian  Studies,  Nr.  III.    Together  with  two  appendices 

on  the  origin  of  the  Kharosthl-   alpbabet   and  of  the  so    called 

letter-numerals  of  the  Brähml.   With  3  plates.    Strassburg  Trtibner. 

XIII,  124  S.    5  M. 
♦79.  Garus  Paul.     Buddha  pictures  and  statues.     Open  Court  12^ 

337-52. 
*80.  La  Mazeliöre  Mis.  de.   Moines  et  asc^tes  Indiens.    Essais  sur 

les  caves  d'Ajantä  et  les  couvents  bouddhistes  des  Indes.    Paris 

Plön,  Nourrit  et  Co.    II,  311  S.    4  Fr. 
♦81.  Müller  P.  M.     Buddha's  birthplace.    Blackwood's  Edinb.  Mag. 

164,  787-91. 

Der  eifi^entliche  Ruhm,  Eapilavästu  entdeckt  zu  haben,  wird 
hierin  von  Müller  iür  Major  Waddell  in  Anspruch  genommen,  der 
in  dem  "Journal  of  the  As.  Soc.  of  Bengal"  1896,  S.  275  überzeugend 
dargethan  habe^  dass  Kapilavastu  nicht  weit  von  der  im  J.  1893  im 
Nepal  Terai  von  einem  unbekannten  Nepalesischen  Offizier  gefun- 
denen Säule  zu  suchen  sei,  während  Dr.  Führer  das  allerdings  nicht 
zu  unterschätzende  Verdienst  habe,  die  Örtlichkeit  weiter  durchforscht 
und  durch  Auffindung  einer  gleichfalls  von  Aöoka  errichteten  öäule 
den  in  der  buddhist.  Tradition  eine  grosse  Rolle  spielenden  Lumbinl- 
Park  festgestellt  zu  haben,  auf  welcher  Säule  speziell  ihr  Standort 
als  Geburtsstätte  des  Verehrungswürdigen  bezeichnet  wird.  Irgend 
welchen  Skeptizismus  hinsichtlich  der  Identifizierung  dieses  Platzes 
als  des  historischen  Geburtsortes  Buddhas  hält  Müller  gegenüber 
den  durch  die  Ausgrabungen  erlangten  Resultaten  und  den  durch 
sie  bestätigten  buddhist.  Berichten  für  unangebracht. 

♦82.  Smith  Vinc.  A.    KauöämbI  und  Srävasti.    JRAS.  S.  503—31. 

Mit  2  Tafeln ;  bildet  Nr.  III  der  "Prolegomena  to  Ancient  In- 
dian history".  —  Von  weiteren  Spezialabhandlungen  sind  bereits 
erschienen  und  zwar  von  demselben  Verfasser:  1)  The  iron  pillar 
of  Delhi  (Mihraull)  and  the  emperor  Candra  (Chandra):  ebd.  1897, 
S.  1—18.  —  2)  Samudra  Gupta  (A  specimen  chapter  of  the  projected 
history  of  Northern  India  from  the  monuments):  JRAS.  1897.  S.  19— 
33  (vgl.  hierzu  B.  Sewell  Pistäpura,  ebd.  S.  420).  —  3)  The  conquests 
of  Samudra  Gupta:  ebd.  1897,  S.  859—910. 

Der  vorliegende  Aufsatz  handelt  von  der  Fixierung  der  beiden 
altindischen  Orte  "Kauöämbi"  und  "Srävasti**.  Das  erstere,  der 
Schauplatz  des  Ratnävall  Dramas,  identifiziert  Smith  nicht  mit  Kosam 
an  der  Jumna,  sondern  setzt  es  in  die  Nähe  der  Eisenbahnstation 
Satnä  (Sutna)  an  der  Linie  AUahabad-Jabalpur,  und  zwar  glaubt  er 
seine  geographische  Lage  durch  die  berühmten  Ruinen  zu  Bharhut 


11.  A-  Incio-ii-änisch. 


191 


(Bhamut)  Kiemlich  «renaii  bestimmt  zu  haben.     SrÄvasti,  bei  dessen 
iDeterininieruiig   Smith    von  den  2  fixierten    Punkten    Kaiiauj    und 
iKapilavastu  ausgeht,  sucht  er  in  Nepal,   nicht  weit  von  der  Nepäl- 
kanj-Eisenbahuhtatioir,  an  der  Bentrai-  und  NfirdweBt-Linie, 
•83.  Walters  T.  Kafnlava&tu  in  the  Buddhist  books.  JRAS,  S.533— 7L 
Waltere   ^ibt    hier  eine  Übersicht  der  aus  den  einheimischen 
iuelien   zu    erlangenden    Informationen    illier   die    Stadt    und    den 
[Distrikt   von  Kapilavnstu,    sowie    über    die    Beziehunf^^en    Gautama 
addhas  KU  jenen.    Diese  Infonnatioiien  sind  allerdings  meist  sehr 
renig  befriedigender  Natur^  da  sie  sicii  hauptsächlich  in  Leg"eoden 
tmd  romanhaften  Erzählungen  finden,  sowie  in  darauiJ  geschöpften, 
lim  Vinaya  und  anderen  kanonischen  Werken  überliefex'ten  Berichten. 
'Manchem    hat  Walt  eis    auch    chinesischen   Übersetzungen    buddhist 
Werke  entlehnt.      Doch  ist  es  schwer,   etwas  authentisches   heraus- 
zubekonmien,  da  alle  diese  Quellen  sehr  ungleich  sind  und  oft  be- 
deutend variieren.    Walters  gliedert  seinen   Stoff  in   folgende  Ab- 
schnitte:  "üfigin  and  supposed  site  of  Kapilavastu";  "Kapilavastu 
as  Seen  and  descrihed  by  Asoka  and  ihe  Chinese  pilgrims**;  "Various 
Flaces   in   the  Sakya  Country'*;    "the  eitles   of  the  Buddhas  Kraku- 
eandha  and  Konakamuni";  ''the  destruction  of  Kapilavastu"^   ''Coii- 
clusiion'*  (worin  er  die  3,   in  den  buddbist,  Schriften  als  Geburtsort 
des  Sakya  Rnddha  genannten  KapilavastuX  näml.  das  Kapilavastu 
der  Legenden  nnd  Romane,  das  von  Asoka  und  den  späteren  chineß, 
Pilgern    besuchte   und   das    wirklich   für    Buddhas   Geburtsort   und 
Jilgendaufenthait   anzusehende   Kapilavastu   noch   einmal  einander 
isregen überstellt,  und  worin  er  aus  verschiedenen  Gründen  mit  einiger 
Wahrscheinlichkeit    die    Heimat    des    Buddha    im    Territorium    der 
Vrijjsans,  nicht  weit  von  Rajagriba  suchen  zu  dürfen  glaubt). 
*84.  Momer-WilliamB  M*    Vedic  accent  and  intoiiatfon  —  on  some 
I  .    remarks  In-  H.  K.  Cust,  As.  Qu.  Rev.  5,  172  f. 

S.  hierzu  R.  N,  Cust,  the  International  Congresses  of  Orien- 
talists:  As.  Qu.  Rev.  4(1897),  S.  79—98.  —  Eine  Übersicht  der  Grien- 
talisten- Kongresse  vor  dem  Jahre  1897* 

Jahrgang  1899. 
A*  ludo-iraniach. 

1.  Schermann  Luc.  Orienfalische  Bibliographie,  bearbeitet  und 
heraustregeben  von  Dr.  Liician  Schermaun,  XlII.  Jg.  (för  1899). 
Berlin  Reuther  und  Reichard  19lX).    345  S.     10  JL 

Allgemeines:  S.  60-63.  223—24.  Indien:  S.  62-85.  224—42. 
Iran:  S.  Hb-m.  242-46. 

2.  Studi  Italiani  di  Filologia  Indo-Iranica  diretti  da  Francesco  L. 
Pulle.     Pisa  Sporri.    je  15  L. 

Studh  —  In  memo ri am:  Giorgio  Bühlcr  per  A.  de  Guber- 
natis,  e  Giuseppe  Turrini  per  F.  L.  Pulle  V— XIV.  —  Novellieri 
Xr'ainici:  Antarakatbäsatagraha  XV— XVI^  1— 39.  —  Gli  scritti  di  So- 
maprabha  E,  P.  Pavolini,  H3  —  T2.  —  F*  L.  Pulle.  Un  capitolo  tioren- 
tino  di  Indologia  dii  sec.  XVII,  T^i.  —  Bibliografla  e  Notizie 

Appendici,  G.  Flechia  II  Meghadüta  65  —  112.  —  C-  Puini 
II  Saddbarmapumlarika.  25— 4L  —  V,  Bettei  Vetälaparicavimi;atikä 
41^112. 

3.  Jackson  A,  V.  W.  Indo-Iranian  Contributions.  JAOS.  20,  54—47. 

Inhaltsangabe:  1.  Sanskrit  ixihiyaiLS',  —  2.  Sanskrit  kar^a^  a 
weight,  in  Ancient  Persian.  —  3.  Sanskrit  cha(a  in  Aneient  Persian.  — 


192  U.  B.  Indisch. 

4.  AvesUn  ao6a,  Sanskrit  uda-,  udan-.  —  5.  Avestan  rildpML  Tl  19. 
^  —  6.  Avestan  tp^ntö-  frcLsnä,  Vd.  22.  19.  —  7.  The  cnne  of  & 
cow  brings  chiidlessness.  —  8.  The  höm-plant  and  tbe  biitls  in  the 
Dinkart.  —  9.  The  national  emblem  of  Persia.  —  10.  Ancieot  PeniaD 
Turrd  in  HdL  IX,  10. 

4.  Oldenberg  Herm.   Ans  Indien  und  Iran.    Gesammelte  Aufsltxe. 
BeHin  Besser,    in,  195  S.    4M. 

Enthält  die  bereits  fräher  veröiTentlichten.  z.  T.  erwetterteii 
Aufsätze:  1)  "^ber  Sanskritforschung**;  2)  TMe  Religion  des  Ved& 
und  der  Buddhismus.  Eine  religionsgeschichtliche  Smdie*;  3)  '*Ber 
Satan  des  Buddhismus**;  4)  "Zarathustra**;  5)  "Buddhistische  Kirnst 
in  Indien**  (ausgehend  von  Grün  wedeis  bekanntem  Handbuchej;  6) 
•Taine's  Essay  über  den  Buddhismus**. 

B.  Indiscli. 

5.  Bninnhofer  Herm.    Die  Herkunft  der  Sanskrit-Arier  aus  Arme- 
nien und  Medien.    Z.  f.  Ethnol.  31,  478—83  (vgL  Abt.  I  Nr.  129). 

Wenn  die  alten  Überlieferungen  und  Berichte  richtig  sind, 
wonach  die  Perser  aus  dem  Stromgebiete  der  Kur-  und  Araxes- 
Mündung  gekommen,  die  Skythen  aus  Armenien  und  Medien  aus- 
gewandert sind,  die  Sanskrit-Arier  nach  Nordwesten  als  dem  Lande 
Ihrer  Herkunft  weisen,  die  Griechen  nach  Nordosten,  wohin  ihre 
ältesten  Erinnerungen,  Kolchis  und  Kaukasus  führen,  so  kann  doch 
nur  Armenien  als  der  ehemalige  gemeinsame  Ursitz  angesehen 
werden.  Ebendahin  gelangt  Brunnhofer  noch  auf  verschiedenen 
anderen  Weeen,  z.  B.  aus  dem  Vorkommen  der  Flussnamen  "^nr 
und  Araxes'  bei  verschiedenen  indogerman.  Völkern  (das  ihm  hier 
zu  Gebote  stehende  Material  verarbeitet  der  Verfasser  zu  einem 
neuen  Werke:  "Die  Flussnamen  Kaukasiens  auf  ihrer  Wanderung 
nach  den  Ländern  des  Ostens  und  Westens,  Nordens  und  Südens'f. 
Die  Gleichstellung  von  Agastya,  einem  ved.  Helden  und  Heiligen, 
mit  den  Sagartiern,  einem  in  Iran  weit  verbreiteten  Stamm  (beiden 
Worten  liegt  das  sanskr.  hasta,  Hand  zu  Grunde,  von  der  Wz.  har^ 
greifen,  vgl.  griech.  x^^P)*  der  Name  des  Stammes  der  Sagarankai 
(etymol.  Meeresanwohner:  sagarOy  Meer-\-okaSy  Wohnung)  stellen 
gleichfalls  di«  Verbindung  mit  den  Ländern  am  Kaspi-See  her,  be- 
sonders aber  die  Bezeichnung  des  Stammes  der  Ra^yapa  oder 
Kaspier,  auf  deren  einstigen  Aufenthalt  am  Alburz  der  Stadtname 
Kasbln  hindeutet.  Im  Bundehesch  wird  der  Atrek  "Kasprud,  Kasp- 
fluss**  genannt,  und  im  PendschÄb  erinnert  sowohl  Kaschmir,  wie 
auch  Kabul  an  das  Kacirairupoc  der  Griechen,  nach  Kiepert  verkürzt 
aus  sanskr.  Kaqyapa-pura,  Einen  weiteren  Beweis  für  den  früheren 
Aufenthalt  der  ved.  Arier  am  Südufer  des  Kaspi-Sees  sieht  Brunn- 
hofer in  der  häufigen  Erwähnung  der  Wassersucht,  die  in  dem  halb- 
tropischen GllAn  und  Ma/.anderAn  besonders  oft  auftritt  Den  Feuer- 
gott Agni,  npdm  napät  (i.  e.  Sohn  der  Gewässer)  erklärt  sich 
Brunnhofer  am  leichtesten  aus  der  am  Kaspi-See  vorkommenden 
Naphta.  Den  im  Avesta  häufig  erwähnten  Namen  Vourukasha  (das 
kaspische  Meer)  bringt  Brunnhofer  mit  Urukaksha  (RV.  VI,  45,  31) 
zusammen.  Auf  eine  innigere  Verbindung  der  ved.  Arier  mit  Ba- 
bylon deutet  er  das  schon  von  Weber  mit  Babylon  identifizierte 
Bribu,  sowie  er  in  dem  nämlichen  Sinne  in  dem  *RV.  X,  121,  2  ge- 
nannton Baiadä  (Weltschöpfer,  eigentlich  Kraftspender)  nur  einen 
volksetymologischen  Anklang  an  den  assyr.-babyl.  Merodach-Bala- 
dan  findet. 

Hinsichtlich    der  Chronologie   verweist   Brunnhofer   auf  den 


IL  B.  ludiijch. 


193 


I 


Weberschen  Aufsatz  in  den  Sitzh.  Ak.  Wiss.  Berlin  18^8:  "Vedische 
BeitrUire"  (vgl*  Bibliogr.  Anz.  für  18^8). 

6.  Duff  C«  M.  The  chronolog-y  of  Indin  froni  thi?  earliest  times  to 
tbf  begiimin^  of  the  sixteenth  Century.  London  Cuiistable.  XL 
409  S.     15  s. 

7.  Haldvy  J.  Conatd^rations  crittques  sur  quelques  points  de  I1ii- 
stoire  ancienne  de  linde,     Re\%  svm.  7,  20—48. 

Fortsetzuntr*  —  dj  Manffue  d't^criture,  —  e)  Pn-tendu  liabitat 
des  pr^tres   vt'diques.    —    TL  Lr  Gronpe  dfs  Adityas;    les   Anshas- 

Eanrlsi,  —  Aditi»  Anahita,  —  Le  dtdu^'-e.  —  Leu  lienvea,  —  Trita.  — 
*es  Dasas  oii  Dasytis. 

8.  Oldenberg  H.  Die  Literatur  des  alten  Indien.  L  Die  Poesie  des 
Veda.     Deutsche  Rundt^chaii  101,  138-52;  318-42. 

Trotz  der  vorhandenen  Spuren  eiustmalig:er  Gemeinsamkeit 
ist  docb  die  KuiUir  der  Inder  von  der  der  europäischen  Arier  sehr 
verschieden  und  weint  einen  ziemlich  frenidartigen  Typus  ant\  Es 
liegt  das  eben.sowahl  in  der  schwer  zu  übersteigenden  Gehirjrs- 
nchranke  des  Hinialaya  und  Hindukusch,  wie  auch  in  dem  südlichen 
Kiima  und  den  dadurch  bediuoften  veränderten  Lebensve^hilItnis^en 
und  der  auf  die  Dauer  nicht  zu  vermeiden  gewesenen  Vermibchung' 
mit  den  dunkeifarbigen  llrbewobnern.  Alle  diese  Momente  haben 
den  ehenialjjuen  krlitti^en  Berg-  und  Hirtenvölkern  die  g-esui>de 
Thatkraft  entzogen,  was  nick  in  der  de.spotist;hen  Kenrierung^sform, 
in  dem  KastenwcHen,  in  den  Extremen  der  Sinnliclikeit  nnd  Ei»t- 
sa^unji",  in  dem  Aufbauen  Kpitzfindiprer  Systeme  ohne  frrf*sbe  Kea- 
litUt  offenbart.  Natürlich  bat  sich  im  Laufe  der  Jahrhunderte  dieser 
Charakter  immer  schMrfer  zu^^espilzL  Fiü^gt  im  Veda  die  Umwand- 
luDif  des  Ariers  zum  Hindti  erst  an,  so  tritt  uns  am  Ende  der  ved. 
Litteratur  in  den  Dpanisbads  die  voll  ausgeprägte  Physiog*nomie 
des  indischen  Geistes  bereits  entgegnen.  Nicht  zum  wenig'sten  zeiget 
die  Poesie  die  Folg-en  dieser  Veränderunf^^.  Vieltach  macht  sich 
Mangel  an  Ma.ss  und  plastischer  Form  fühlbar,  und  die  Formlnsig-- 
keit  und  da.«n  Wirre  des  indischen  Geistes  zeigt  sich  ebenso  im  Epos 
(Malnlbbi^rata),  wie  im  Drama,  welches  seilen  das  ist,  was  e^  sein 
soll,  ein  Spiegelbild  menschlichen  Handelns  und  Leidens.  Ein  Haupt- 
charakteristikum  der  incL  Litteratur  ist  das  Fehlen  einer  ausge- 
prägten Individualität. 

Was  dem  ind.  Leben  ein  ganz  besonderes  Gepräge  gibt,  näm- 
lich die  bevorzugte  Stellung  des  Priesters,  das  tritt  auch  in  der  Poesie 
der  ved.  Periode  zn  Tage:  der  Brahmane  i.st  nicht  nur  Ojvferer,  Traum- 
dcnter,  Rechtskundiger  und  Arzt,  sondern  auch  Dichter  Die  ved, 
Poesie  hat  daher  meist  etwas  Handwerk snmssiges  und  nüchternes  ao 
sich.  Nicht  allzu  oft  finden  sich  Perlen  wirklicher  Dichtkunst  unter 
den  Hymnen  des  Rfgveda,  der  nicht  den  Ausdruck  des  indischen 
Volksgemüt  es,  sondern  die  Anschauungen  und  Gefühle  iler  Brah- 
manen  repräsentiert.  Allerdings  haben  sich  Spuren  der  Volksprjesie 
erbaiten  (Spott-  und  Neckverse,  Rätsel  in  poet.  Gewandel,  aber  doch 
auch  wieder  nur  in  der  ihr  von  den  Brahmanen  gegebenen  Gestalt. 
Die  meisten  Lieder  iles  Veda  machen  einen  eintrtnigen  und  eruiÜ- 
denden  FJn druck,  ein  selir  grosser  Teil  von  ihnen  bezielil  sich  auf 
die  Bereitung  und  Darbringung  des  Soma,  eine  der  Hauptbeschül- 
tig'ungen  der  Priester.  Da  die  Anzahl  der  Gotter  zwar  eine  grosse, 
ftber  ein  wirklicher  höchster  Gott  nicht  vorhanden  ist,  vielmehr  das 
Opferriiual  Jeden  Augenblick  die  Anrufung  eines  anderen  Gottes 
verlangen  kann,  so  kommt  im  GroBsen  und  Ganzen  die  Verehrung 


IH 


IL  ß.  Indhuh. 


der  Gölter  über  ^tiwisse  KleiHlielikeiU^ö  und  ÄusserHchkeitcn  nkM 
hinaus,  überliaupt  g-t^ht  den  ved.  Gütterti  die  »itUiche  ErhaljenlMil 
und  Hiiill^keit  in  miserem  Sinne  ab.  Wie  der  VorsteiJuns 
des  Hin^veda  ein  en^j-befTrenztei- ii^t,  bo  ist  auch  die  Skala  der! 
zustande  bald  durehlaulen:  von  Leid  und  Not»  von  Schuld 
Schuld bev¥UNSlsein,  von  Seelen pein,  von  Sehnsucht  niich  Go 
wenig  die  Reiie;  vorherrschend  ist  rlie  Stiniinung-  rnhi^er 
d*?nheit.  Niebt  tiefe  Leidenschaftlich keit,  dichterische*  PhmnUsi^ 
sondern  spitzfindiger  Verstand  waltet  vor.  Neben  den  rein  rt?ligil| 
Ht'ti  Hynnjen  hnden  sieb  im  Ri^veda  vereinxelt  auch  öchon  Zaub 
lieder^  v:iierst  kurze,  proäai.scbe  Sprikdie,  sfiMter  aber  ebeubo 
eniporwnchernde  Poesie,  wie  die  Opferlieder  selbst.  Die  eise 
Quelle  die.ser  Zauber  heder  ist  aber  der  Ätharvaveda.  Weij^ 
enthalt  der  Iti^veda  auch  die  ältesten  Denkmäler  der  crzähll 
Poesie,  ullerdinp-s  unvollständig,  da  von  dem  Gemisch  au»i 
und  ^'er.Hel^  woraus  jene  bestand,  nur  die  letzteren  erhrtlten  «fn^ 
wodurch  der  Zusammenhanj^:  unterbrochen  ist  und  die  Erkilnmg 
dieser  Lieder  sehr  erscliwerl  wird.  Gehren  das  Ende  des  ved.  Zei^J 
alters  koiumt  dann  eine  neue  Dichtun^s^altung"  hinzu,  und  zw« 
die  philosophische  Dichtung-,  deren  ännsere  Form  die  njlmliche  iij 
wie  die  der  Opferhymnen,  deren  Inhalt  aber  zu  dem  jener  in 
wnlti^em  Gegensätze  steht:  hiessen  in  den  Phantasien  der  trüberu 
Zeiten  die  Weltmücbte  Indr-i  oder  Vj«runa  od«*r  Agni,  ko  jetzt  Sr?i^ 
und  Niebtsein.  Tod  und  llnsterblichkeitj  Finsternis  und  Liehe.  Ah 
auch  diese  philosophische  Poesie  brin;»*t  «gleich  bei  ihrer  EntMehnn 
die  .schüii  besebriebenen  Mauptcharakteritii^e  de«  indischeu  Geisl< 
tnät  auf  die  Weh.  und  trjtfjt  so  bereits  ihr  «Jugendalter  die  Ansei^ 
rascher  Erschöptung^  an  sich. 

9.  Bartholomae  Cbr,    Arica  XL  Xlb    IF.  in,   1-20;   189—201. 

XI.  b4.  Ai.  paripanthinö  yä  äsidanti   und  jA\*^,   vyäzdartä.  A 
65.  jAw.  faüar^m  und   tiirjltixfraji}.    —    i'S,  Aw,   Nir.  45»   —   6i.  Kl 
gird  ^rund*  und  jAw.  zg^j^jHna-,  -~  <?H,  t^Aw»  caihnanff  &u^*rä  V. 
13.  —  61K  Ah  iiünä^  ^X\\\  nanä^  griecli.  övcu.  —   70,  Aw^.  Nir*  ^, 
71,  jAw.  aiti  'so  vieP  V.   13.  44  f.    —    T2.  jAw.  gaoAntia-  Ntr.  — 
x^*ar^zista  'schmack haftest'  und  arm.  ka^cr  'öü8^\   —   74.  Ai.  r€tpi 
und  kubjap. 

XIL  75  Ar,  *bhnn  aii  mit  Intinitlv  zur  Umschreibung::  des  V« 
bums.  -  7f5,  Zu  ZDMG.  46,  :105,  I F.  5,  355:  ah  adga-  M-  —  77.  jAl 
jaiSj/antdi  äjif\i/fininäi  Yt.  8.  49,  —  78,  Aw.  iä)n*  g^eg-.  ai.  in- 
'*Primi'tr"suffix.  —  73.  jAw,  fäfd^  tfdö.  —  80,  jAw.  xAayanina- 
axsyamiia-.  —  81.  jAw.  ffkai's?ia*  Adj,  'rund\  ^riech,  c<pa!pa.  — 
jAw.  böiwra-  M.  "Kampf,  Streit*,  —  83.  Ai.  ddriyafe-  jAw.  dda 
eite;  jAw.  dar^s-ca. 

10.  Böhtlingk  O.   Kritische  Beitrüge.  2b-3'2.   Ben  V^erh.  Sachs. G( 
Wiss.,  PhiLddM.  KL  51,  31-40. 

Fortserzun^^  äu  Bd,  50,  S.  86  ff.  —  2b— 2^:  wendet  >ich  g\ 
die  von  HiUebraudt  im  2,  Bande   der  vethschen  Mythologrie  an 
von  Böhtlingk  s.  Z,  vortroschlaiT-cnen  Anffassning'  eintg-er  Vedaver^ 
g-eübte  Kritik.  --  30.  Ait.  Br.  8,  ^?8:  prajhjhata  und  prajighati^  v<m 
Böhtling'k  in  jirojujäiu,  '^ii  konjiziert*  —  31.  Erkhirunpc  des  Anfangt 
von    Kausb.   C]i.  3    (Bild.  Ind.).    —    32.  ^'veliivv.  Up,   4,   18:     ifadäti 
masianna  dirä  na  rafrili  :  yad  tdamaa . . .  ^=  was  an  die  FinsterDiii 
grenzt,  d,  h,  die  Zeit  vor  Sonnenaufg^aue:  (v^4.  T.  Br.   1.  6,  7.  5  ttui 
1,1,4,3),  dieselbe  Zeit,  iu  der  Prajftpaii  die  Geschöpfe  erschuf  uud 
Indra  die  Dämonen  Vrtra  und  Xaniuci  erscblusr, 


cm 

i 


IL  B.  Indisch. 


Ige 


I 


IL  Böhtlingk  0,    Mlszellen,    ZDMG.  53,  202^4, 

Ul  J{\\  5,  74,  2  (Fortsetzung'  zu  52,  illS).  Der  vorlieg-ende 
Artikel  weijrlet  sieh  speziell  tj^^egen  BauDacks  Erklärung  dieser  Stelle 
in  KZ,  3t>,  245  ff.  Die  abweieljeude  Übersetzung:  Bohtiing^ks  beruht 
erstens  in  der  jedesmal  ver.sohiedenen  Erklärung"  des  3  mallm  Verse 
vorkommende  Wortes  paitra,  das  BolitÜn^k  aU  Akkus,  auf  den 
Sonia  (saftreieh),  als  Vok.  auf  die  Aivins  (Besitzer  vieler  Guter), 
als  Dat.  auf  Pmira  (den  Dichter  der  Hymne)  bezieht,  zweitens  in 
der  Auffassung  voz>  gi'bhltafäfmfe  als  einer  Art  Inf.  mit  aktiver  Be- 
deutung 1  Nomen  palientis),  von  dem  das  in  diesem  Falle  als  ana- 
pborisclier  Akkus,  zu  nehmende  und  auf  paiiram  (^  Soma)  zurück- 
gehende Im  (und  in  Verbindung'  damit  Hhjtlimtt'iva)  abhängt. 

12.  Böhtlingk  O.  Verzeichnis  der  in  diesen  Berichten  von  mir 
besprochenen  1)  Wörter,  2)  Sachen  und  S]  Stellen^  hez,  ganzer 
Schritten.    Ber.  Verb.  Säehs.  Ges.  Wiss.,  Phil.-hist,  Kl.  51,  lti5— 71. 

13.  Aufrecht  Th.     Über  S't?a.     ZDMG.  5:i,  644. 

Bring:t  eine  Erklärun^r  des  besonders  in  Siidindien  in  Eipren- 
Tiamen  sich  hÄufij^  findenden  Wortes  sesa^  die  Aufrecht  von  S'esa- 
qiri^  einem  Gelehrten  in  Madras,  erhalten  hat.  Denmaeh  ist  S'e§a 
Name  des  Tirupnti- Hügels  (in  Nord  Arcot),  auf  welchem  ein  Visnu- 
Standbild  verehrt  wird.  Der  Ber^  soll  S'e^a  repräsentieren^  den 
1000köi>fig*en  Schlangendämon,  der  der  indischen  Vorstellung'  nach 
die  La^i^^erstätte  des  schlafenden  Visnu  bildet. 

14.  Böhtlingk  0,  Über  die  mit  "F>de"  und  "trag-end"  zusammen- 
gesetzten Wörter  für  "Berg"  im  Sanskrit.     ZDMG,  53.  668. 

Da  eine  mythische  Überlieferung  von  einem  die  Erde  tragen- 
<Jen  Berge,  resp.  von  Bergen  sich  nirgends  aus-^-esprocheii  findet^ 
en  sieht  Böhtlingk  die  Erklärung  der  in  Frage  kommenden  (alpha- 
betisch angetührten)  Wörter  in  der  Vorstellung,  das«  ein  Berg  ge- 
^'isserraassen  der  Träger  des  ihn  überdeckenden  Erdreichs  ist,  ein 
kahler  Felsen  also  ursprünglich  nicht  so  benannt  werden  konnte. 
Bezeichnet  das  betreffende  Kompositum  einen  Fürsten,  dann  ist 
natürlich  das  Land  daarit  gemeint,  dessen  Beherrscher  jener  ist. 

15.  Garbe  Kich.     Rkrt.  dktUa  und  öXkqc  'Äther'  bei  Philo  laus. 

Nähere  Begründung  der  schon  von  L.  v.  Schröder  mehrfach 
ausgesiirochenLn  Vermutung  einer  Identifizierung  von  öKnac  mit 
äkäsa  durch  die  bei  dem  altgriecbischen  Alphabet  (HOAKAI;  äk,  ist 
im  S.*^nskr.  MaskO  sehr  leicht  denkbare  Corruptele  öAkdc  für  ö  h%äc. 
Die  hiergegen  ev.  geltend  zu  machenden  Einwände,  dass  vor  Phi- 
lolaus  keine  pythagoräischen  Lehrbücher  exi!>tiert  haben  sollen,  und 
dass  an  einer  anderen  Ph iL  Stelle  das  Zentral fener  und  nicht  der 
Alb  er  als  5  Element  erwähnt  wird,  werden  von  Garbe  gleich  vor- 
weggenommen, indem  er  den  ersteren  durch  di<>  Un Wahrscheinlich- 
keit dieser  Tradition,  den  2.  durch  den  Hinweis  auf  die  schon  In 
der  altpytliagor.  Schule  als  5.  Element  den  Äther  angebende  Auf- 
fassung widerlegt.  Zugleich  benutzt  Garbe  diese  Gelegenheit,  um 
die  von  Ed.  Zcller  (Philosophie  der  Griechen  I,  l^  481)  vertretene 
Ansieht  eines  einheimisch  griechischen  Ursprungs  der  pythagor. 
Lehren  aiiÄUzweifehi,  indem  er  einen  schon  vor  Alexander  (wohl 
durch  Vermitteln ng  des  persischen  Hofes)  bestehenden  religiösen 
und  wissenschaftlichen  Verkehr  der  Griechen  mit  den  Indern  für 
wahrscheinlich  hält,  wie  denn  auch  A.  Furtwängler  (Oriental.  Kongr 
in  Rom,  Bullet.  9,  S.  26)  bei  Besprechung  von  griechischen  Gem- 
menfunden  atis  dem  7,  Jahrh,  im  Pendschab  die  Möglichkeit  einer 


196  IL  B.  Indisch. 

Entlehnung  der  pythagor.  Seelenwanderung'Stheorie  von  Indien  her 
offen  läset. 

16.  Jolly  Jul.    Sanskrit  "dofutda,  dvaihpdayya".     IF.  10,  213-15. 

Herleitung  des  schwierigen  Wortes  dohctda^  SchwAngerschafts- 
gelüste  durch  H.  Lüders  (s.  Gott.  Nachr.  1898  1.  He/t)  aus  der  Pafi. 
form  "*duhalV\  die  zu  "dohala'*  (skr.  *dvaihrda)  und  schliesslich  n 
"dohada**  geworden  ist.  Die  etymologische  Gmndbedeutunsr  "dop- 
pelherzig"  erklärt  sich  aus  der  Vorstellung,  dass  inAn  sich  die  Wünsche 
der  Schwangeren  als  aus  den  beiden  Herzen  der  Motter  und  des 
Kindes  kommend  dachte. 

17.  Uhlenbeok  C.  C.  Kurzgefasstes  etymologrisches  Wörterbuch  der 
altindischen  Sprache.  Amsterdam  Müller.  2  Bl.,  S.  161—367.  kpL 
4,50  F. 

Schluss  des  Werkes. 

18.  Fumi  F.  Gh.  II  participio  attivo  del  perfetto  nelle  lingrue  ariane. 
Mem.  R.  Acc.  delle  sc.  Torino,  Ser.  II.  T.  48.  Sc.  mor.,  stör,  e  filoL 
S.  239-61. 

19.  Känhäiya  Läl  Sästri.  Vydkarana  Bodh.  Knowledge  of  gram- 
mar.    Calcutta  Adhya  a.  Co.    288  S.    1  R.  2  a. 

A  treatise  on  Sanskrit  grammar  in  Bengali  and  English. 

20.  Räjkumär  Tarkaratna.  Students  Sanskrit  grammar.  A  nev 
edition.     Calcutta  Datta.    268  S.     1  Rs. 

21.  Väman  Shivräm  Apte.  The  student's  guide  to  Sanskrit  com- 
Position.  A  treatise  on  Sanskrit  syntax  with  a  glossary.  4.  ed. 
Poona  1898.     12,  446  S.    (Leipzig  Harrassowitz,  geb.  4  M.). 

22.  A  second  selection  of  hymns  from  the  Rigveda  ed.  by  Peter 
Peters  on.  (=  Bombay  Sanskrit  Series  58.)  Bombay,  Education 
Society's  Press.    2  BL,  287  S.,  2  Bl.    4  Rs. 

23.  The  [Taittirfya]  Safthita  of  the  Black  Yajur  Veda,  with  the 
comnientary  of  Madhava  A'chärya.  Ed.  by  Satyavrata  SamasramL 
Fase.  43  —  45.  (=  Bibl.  Ind.  937.  942.  953.)  Calcutta  Asiatic  So- 
ciety.   Je  6  a.  (Leipzig  Harrassowitz  je  1  M.). 

24.  Krishna  Tajus  Samhita  [Taittirlya  Samhita].  Ed.  by  Vai- 
dyanäda  Sästri.  Part  IV— V.  Kumbakonam,  publ.  by  the  editor. 
166;  207  S.     1  Rs.;  1  Rs.  2  a. 

25.  Atharvaveda  Samhita,  with  the  commentary  of  SAyanächarr» 
ed.  by  the  late  Rao  Bahadur  Shankar  Pändurang  Pandit.  Vol.  III. 
IV.  Bombay  Government  Central  Book  Depot.  852;  856  S.  4*. 
Je  10  Rs. 

26.  The  Aitareya  Brähmana  of  the  Rig-Veda,  with  the  commen- 
tary of  Sayana  A'chärya.  Ed.  by  Pandit  Satyavrata  SämasramL 
Vol.  IV.  Fase*.  5.  (=  Bibl.  Ind.  No.  930.)  Calcutta  Asiatic  Society 
1898.     6  a.  (Leipzig  Harrassowitz.     1  M.). 

27.  Taittiriya  Brähmana  ed.  by  A.  Lakshmi  Narasiinha  Somayaji. 
Madras  Lawrence  Asyluni  Press.     677  (lithogr.).     4  Rs. 

28.  S'änkhäyana.  Örauta  Siitra  ed.  by  A.  Hillebrandt.  Vol.  IV. 
Adh.  17. 18.  The  conniientary  of  Govinda.  (=  Bibl.  Ind.  No.  a38.) 
Calcutta  Asiatic  Society.     7*2  S.     Leipzig  Harrassowitz.     1  M. 


IL  B.  iM^lisch, 


19T 


29.  The  Upanishadfl  i^'ith  the  text  in  Sanskrit^DfivanAnrari,  an  Eng:- 
]Mi  translation  of  it  and  of  Sankara's  coranvetitary  by  S.  SItarAma 
Sastri  and  Gan}j:anath  Iha,  VoL  IL  Katha  and  Fraäna,  VoL  IIL  IV. 
Chäiido;,^ya.  Madras  Seshachariar  1898/^9,  193;  311;  374  S.  Leipzig: 
Harrassowitz.  4  Vola.  16  M. 
30*  Baunack  Th.  L  Über  das  vedische  Wort  "paura",  IL  Zu  RV. 
X,  40,  3.     IIL  Nachträg'iiches  zu  bhvjyu,    KZ,  m,  245-5(i. 

1.  Erklärung-  von  RV.  V^  74,  4,  verbunden  mit  einer  Ant'üb- 
Tixn^  aller  Stellen,  an  denen  paura  vorkommt,  und  einer  Vergiei- 
chung  der  biu  jetzt  von  Roth»  Granmanu,  Berg^aig-ne,  Ludwig  g;e- 
g-ebenen  Deutungfen.  Baunack  hält  es  Tür  eine  Sekundärbildung: 
von  1  pur,  die  Fülle  {paura  —  Fülle  habend  und  gebend,  der  Fülle- 
Spender;  ähniitli  wie  von  pura,  die  Stadt:  paura,  der  Städter  g-e- 
bildet  ist).  Der  Fülleapender,  so  scblicsst  Baunack,  ist  entweder 
"göttlicher"  oder  "menschlicher"  Natur:  unter  dem  ersteren  ist  z.  Bt 
YIIL  61 1  6  Indra,  IX,  91,  5  Soma  g^eiiieint;  unter  dem  letzteren  VA- 
lakh.  t>,  1,  der  den  Göttern  Opfer,  besonders  Soma,  die  Kraft  und 
Stärke  spendende  Speise  darbringt.  Auf  Grund  dieses  siebt  er  in 
dem  Akkus,  den  Soma,  eben  die  Opferspeii^e,  im  Dativ  den  Upferer 
selbst  und  im  Vok*  wiederum  den  Soma  und  zwar  als  göttliche 
Personifikation,  indem  er  diesen  Zuruf  den  A(;vins  in  den  Mund 
legt.  —  IL  Nachtrag  zu  dem  vnn  demselben  VerL  in  1I'\  8,  278  ff. 
erschienenen  Aufsatze:  RV.  X,  40,  3  prädir  jarefhe  Jaranera  kd- 
payä,  —  IIL  Ergänzung  der  Abhandlung  desselben  Verlassers  in 
KZ.  35,  48f)  ft',,  BhiijyUt  ein  Schützling  der  A(;vin.  Indem  Baunack 
Böhtlingks  Verwerfung  (h.  ZDMG.  5:i,24T  ff.,  2^7  if.)  seiner  Erklärnng 
des  vedischen  Wortes  hhttjyu  in  KZ.  billigt,  weist  er  seinerseits  die 
von  Böhtliugk  vorgeschlagene  Textkonjektur  als  unnötig  zurück^ 
lÄSHl  vielmehr  den  Text  so,  wie  er  ist,  und  bringt  beide  strittige 
Worte  {hhtijyüs  und  i^athaspi'<;o)  mit  der  Schnelligkeit  in  Verbindung^ 
indem  er  hhttjyu,  es  zu  1  bhitj  ''biegen'  ziehend,  die  Bedeutung  von 
*gelenk,  leicht,  beweglich,  hurtig,  behend'  gibt,  und  °apr<;  nicht  den 
Sinn  von  'berührend  :=  sich  stossend  an\  sondern  den  von  'errei- 
chend, erlangend,  gewinnend*  haben  lässt. 

3L  BloomÖeld  JL  The  Atharvaveda  (Grundriss  der  indo-ariscben 
Philologie  und  Altertumskunde :  Begründet  von  Geo.  Bübler,  fort- 
gesetzt von  F.  Kielhorn.  11  1  B.).  Strassbui'g  Trübner.  128  S. 
Subskr.  n  U.;  Einzelpr.  (>  M. 
32.  Galand  W.  Zur  Exegese  und  Kritik  der  rituellen  Sütras,  ZI>MG, 
53,  20Ö-30;  388;  l>96-702. 

Fortsetzung  zu  ZDMG.  52,  425  ff.  —  18:  Zum  Kau§ikasntra : 
Kritische  ßespreeliung  von  Bloomfields  Ausgabe  des  Kau^ikasütra^ 
die  Caland  an  25  Stellen  teils  emendiert,  teils  exegetisch  beleuchtet 
(des  öfteren  glaubt  Caland  dem  Herausgeber  falsche  Trennung  der 
einzelnen  Sütrus  des  in  sämtlichen  Handschritten  nur  durchlaufend 
und  ungetrennt,  also  in  Sandhiform  gegebenen  Textes  nachweisen 
zu  können).  Besonders  tadelt  er  an  Bloomtields  Texte  die  Xich!- 
benntzimg  der  Hangkschen  HandschnfL  —  19,  Das  Paläsablatt  im 
Ritual:  erklärt  von  Laland  als  das  miilere  Blatt  von  den  3  an  einem 
Stiele  sitzenden  Blättern  des  Palaöa-Baumes,  das  zu  Opferzwecken 
als  Ojiferliiftel  Verwendung  tindet,  und  zwar  einmal,  weil  es  das 
grösste  und  ilaruni  bierfür  praktischste  der  3  Blätter  ist,  zweitens, 
weil  ntan  es  vermied,  in  rebus  faustis  eines  der  an  das  Ende  (sc. 
den  Tod)  erinnernden  "Seiten"  =  Blätter  zu  gebrauchen,  —  20—26: 


198  IL  B.  Indisch. 

Textkritische  Bemerkungen  zu  verschiedenen  Sütras.  —  27.  Das 
verkürzte  Agnihotra:  fügt  der  bis  jetzt  nur  bei  Hiranyake^in-Bhärad- 
vftja  (Pitrmedha-sütra  II,  9,  [S.  56,  Z.  11—16])  zu  belegen  gewesenen 
Schilderung  der  einmaligen  Darbringung  dieses  Opfers  für  einen 
Halbmonat  an  Stelle  der  sonst  täglich  2  mal  notwendigen  Opferung 
noch  aus  3  anderen  rituellen  Sütras  Beweisstellen  hinzu,  nämlich: 
Baudhäniya  Karmänta  I,  31;  Baudh.  Präyaäc.  11,  12;  Anugprähika- 
sütra.  —  28—30  und  32:  beschäftigt  sich  mit  der  Beseitigung  un- 
richtiger oder  zweifelhafter  Lesarten  im  Kauäikasütra,  Baudhäyana- 
pitrmedhasütra,  Äpastamblyakalpasütra,  sowie  mit  der  Deutung  des 
beim  Tryambaka-Ritual  verwendeten  Spruches:  RV.  VII,  59,  12.  — 
31  ist  betitelt:  "Das  Rad  im  Ritual"  und  erklärt  die  Benutzung  des 
(symbolisch  die  Sonne  repräsentierenden)  Rades  zu  ritualen  Zwecken. 
So  wurde  z.  B.  das  Rad  nicht,  am  Boden  liegend,  herumgedreht, 
sondern  aufrecht  stehend  fortgerollt;  Hess  man  es  hierbei  zurück- 
rollen, so  konnte  man  seinem  Feinde  Schaden  zufügen.  Speziell 
lässt  Caland  mit  dem  Herumdrehen  des  Rades  eine  Art  "'Regen- 
Zauber"  verbunden  sein,  wobei  er  auf  in  Indien  heutzutage  noch 
übliche,  ähnliche  Gebräuche,  sowie  auf  ein  in  Italien  früher  allge- 
mein verbreitetes  Verbot  hinweist,  nach  dem  es  den  Weibern  auf 
dem  Lande  untersagt  war,  mit  einem  Spinnrocken,  falls  sie  ihn 
drehen,  über  die  Strasse  zu  gehen,  weil  dieses  einen  schädlichen 
Einfluss  auf  die  Hoffnungen,  besonders  hinsichtlich  der  Ernte  aus- 
üben sollte.  Verglichen  wird  hiermit  die  sich  in  Deutschland  hier 
und  da  im  Volke  noch  vorfindende  abergläubische  Reminiscenz, 
dass  es  nach  langer  Trockenheit  bald  regnen  müsse,  wenn  der 
Scheerenschleifer  seinen  Ruf  ertönen  lässt. 

33.  Ooilitz  Herm.    The  Vedic  word  "ndvedas".    JAOS.  20,  225-28. 

Diesem  nur  im  RV.  und  zwar  bloss  7  mal  vorkommenden 
Worte,  gewöhnlich  mit  der  Wurzel  vid^  unssen  zusammengebracht, 
hat  Ludwig  die  völlig  abweichende  Bedeutung  "Sänger,  singender 
Verkündiger"  gegeben,  welche'- Interpretation  Collitz  völlig  beipflichtet, 
nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  er  das  Wort  nicht  aktiv,  sondern 
passiv  wendet  (Yet  it  does  not  .  .  .  refer  to  one  person,  who  sings 
but  to  one,  who  is  sung).  Das  Wort,  synonym  mit  idya-^  Idenya-^ 
setzt  sich  nach  ihm  zusammen  aus  na  +  vedas  :  vedas  zu  der  Wurzel 
vid^  finden  (vgl.  vi^va  vedas,  sa-vedas),  na,  verkürzt  aus  nava-,  zur 
Wurzel  nu-y  preisen,  gehörig.  Die  Rontraktion  setzt  er  auf  Rech- 
nung des  gleichen  konsonantischen  Aus-  und  Anlautes  (v)  beider 
Kompositionsglieder  und  verweist  wegen  analoger  Fälle  auf  Pro- 
ceedings  of  the  Am.  Or.  Soc.  16,  34—38,  Am.  Journ.  of  PhiloL  17, 
415—22,  Wackernagels  Altind.  Gramm.,  279—80  und  Brugmanns 
Grundr.  der  vergl.  Gramm.  P,  859—60. 

34.  Pay  Edw.  W.  The  Rig-Veda  Mantras  in  the  Grhya  Sütras.  (Diss. 
acc.  by  the  Johns  Hopkins  Univ.  May  1890.)  Roanoke,  Va.,  Stone 
Printing  a.  Mauuf.  Co.    40  S. 

35.  Oertel  H.  The  Jaiminiya  Brähmana  version  of  the  Dirghajihvl 
legend.    Actes  XI.    Congr^s  des  Orient.,  Sect.  I.  225—39. 

36.  von  Schröder  L.  Wurzel  du  "gehen"  im  Rigveda.  WZKM.  13, 
119-22. 

Erklärung  des  ÖTraH  XcTÖfjievov  "davishäni"  (RV.  10,  34)  durch 
Zurückführung  auf  eine  sonst  nicht  zu  belegende  Wz.  du:  laufen^ 
gehen,  die  von  Schröder  auch  in  dura,  daviyas,  davishfha  und 
namentlich  düta  "der  Bote"  sucht,  somit  die  früheren  Annahmen 


IT.  B.  Indisch. 


19^ 


I 


einer  Konjektur   devLnhäni  (Wz.  div,  spielen),    resp.   einer  mit  tfiv, 
spielen  synonymen  Wz.  du  zurückweisend. 

37.  Charaka  Samhitä.  Tninslated  by  AbinAsh  Chandra  Kaviratna. 
Part  XVill  — XX.     Ciüentta,  pnbl.  by  the  transiator 

SH.  The  texts  of  ehe  White  Yajnrveda  transhited  with  a  populär 
commentfiry  by  Ralph  T.  H.  Griffith.  Benare^  E.  J.  Lazarus  a  Co. 
XX,  344  S.     3  Ks.  12  a.  (Leipzig  Harrassowitz  8,50  M.). 

39.  Tbe  S'atapatha  BrÄbmana  accordin^  ta  ihc  text  ot'  the  Madh- 
yandina  seho^d  trani-L  by  J.  Lggelin^^  Part  V.  Book  XI— XIV 
(^Bacred  Books  ot"  ihe  Eant.  VoL  44.)  Oxford  Clarendon  Press. 
IIW.     LI,  51*5  S.     18  8.  *5  d. 

40.  The  Märkaiideya  Puräna  transiated  by  F.  E.  Pargiten  Fase, 
VI,  (— Bibl.  Ind.  Nr  947.)  Calcutta  Asiatie  Society,  m  8.  Leipzig 
HarrassowitK  2  M. 

4L  Ämrita  Hindu  and  Eaivalya  Upanishad  with  c^nnmentarles 
transiated  into  Enghsh  by  A.  Mahadeva  SÄstri.  Madras  Minerva 
Press.     140  S.     10  a. 

42.  [Digha  and  Majjhima  Nikaya.]  Dialoguee  of  the  Buddha*  Tränst 
froin  the  Pilli  by  T.  W.  Uhys  Davids.  (=Sacred  Book»  of  the 
Buddhisrs.  Vol.  11.)     London  Frowde.     XXVIF,  SM  S. 

43.  Die  Lieder  der  Mouche  uud  Nounen  Gotamo  Buddhos.  Au:^ 
den  Thera|^äthä  und  Therig-ätha  zudi  1.  Mal  übersetzt  von  Karl 
Eiig-en  Neu  mann.    Berlin  E,  Hofmann  n.  Ko.    VIII,  392  S.     10  M* 

44.  Gray  L.  H.  Certain  parallel  developments  in  Päli  and  New 
Persian  plionolo|i:y.     JAOS.  20,  229-43. 

Die  in  der  Linguistik  nicht  gerade  seltene  Erscheinung,  das» 
räumlich  weit  von  einander  getrennte  und  keinen  unmittelbaren 
Einliuss  auf  einander  besitzende  Sprachen  dennoch  in  ihrer  Ent- 
wicklung frappante  Ähnlichkeiten  zeigen,  wird  für  das  Indoger- 
manische an  der  Lautlehre  des  Päli  und  Neu  Persischen  (A  bei 
Vokalen,  B  Konsonanten,  C  zusannnengeseizten  KonsoDanten)  unter 
Vorbringung  zahlreicher  Beispiele  nachgewiesen. 

45.  Hardy  E.  Eine  buddhiötisclie  Bearbeitung  der  Krsna-Sage.  ZDMG. 
53,  25-50. 

Enthalten  in  dem  wichtigen  Päli-Texte:  Ghatajätaka  fGhata, 
der  Lieblingsbruder  des  Kaiiha-Rrsiia),  Hardy  weist  nach,  dass  der 
betreffende  Abschnitt  keine  freie  and  willkürliclie  Erfindung  ist, 
sondern  im  etigen  Anschlüsse  an  die  epische  Litteratur  der  Brah- 
manen  ent.standen  ivSt.  Er  vergleicht  zu  diesem  Zwecke  die  im  Ghata- 
jätaka enthaltene  Krsna-Sage  mit  der  im  Harivaim^a  (in  Bezug  auf 
Krsnas  Herkunft  und  Thaten)  einerseitB  und  mit  der  im  Mausalapar- 
van  /in  Bezug  auf  den  Tod  KrnnaB  und  den  Untergang  seines  Ge- 
schlechtes) audererseits.  Hieraus  geivinnt  Hardy  als  Resultat,  dass 
beide  Sanskrittexte  von  dem  buddhistischen  Uberarbeiter  benutzt 
worden  sind  und  zwar  im  Grossen  und  Ganzen  unter  möglichster 
Wahrung  des  in  beiden  überlieferten  Ganges  der  Sage,  wenn  natür- 
lich auch  ini  Einzelnen  Abweichungen  und  Ändenin^en  zu  ver- 
zeichnen sind,  —  Aus  den  im  3.  Abschnitte  gezogenen  Schlnsfifolge- 
rungen  sei  hier  nur  auf  zweierlei  hingewiesen:  L  auf  die  Annahme 
IlardyjÄj  dass  hinsichtlich  der  Frage,  ob  die  Geburt  und  Jugendzeit 


200  IL  B.  Indisch. 

Ersnas  oder  sein  und  seines  Geschlechtes  Untergang  eher  von  den 
professionellen  Erzählern  behandelt  worden  sei,  die  Thatsachen  mehr 
für  die  Priorität  der  Sage  vom  Untergange  Krsnas  als  umgekehrt 
zu  sprechen  scheinen;  und  2.  auf  das  Vorhandensein  einiger  mytho- 
logischer Reminiscenzen,  von  denen  er  den  Diskus  (cakka),  den 
Krsna  auf  Kamsa  schleudert  und  mit  dem  er  ihn  tötet,  die  Ver- 
wundung Krsnas  am  Fusse  durch  den  Pfeil  des  Jägers  Jaras  [Sym- 
bol. Name  für  "Alter'^,  sowie  den  auf  den  Haarwuchs  zu  deuten- 
den Beinamen  Kesava  für  Krsna  auf  den  Sonnenmythos  zu  beziehen 
geneigt  ist,  während  er  in  Baladeva,  dem  Bruder  Krsnas,  einem  leiden- 
schaftlichen Kingkämpfer,  der  von  seinem  Gegner  Mutthika,  einem 
menschenfressenden  Dämonen,  mit  Haut  und  Haaren  verschlungen 
wird,  eine  Anspielung  auf  den  Mondmythos  findet. 

46.  Tha  Do  Oung.  A  Grammar  of  the  Pali  language  (after  KaccA- 
yana).  in  4  volumes.  Vol.  I.  II.  Akyab  Rfe  Paw  ü.  220  S.  4« 
zus.  4  Rs.  8  a.  (London  Luzac  9  s.) 

Vol.  I.  containing  Sandhi,  Näma  and  Käraka,  and  Sam&sa. 
Vol.  IL  containing  Taddhita,  Kita  Unädi,  äkhyäta,  Upasagga  and 
NipAta  particles. 

47.  Essays  on  Kasmiri  Grammar.  By  the  late  Karl  Frederick 
Burkhard.  Translated  and  edited,  with  notes  and  additions,  by 
Ge.  A.  Grierson.    Ind.  Autiq.  28.  Bd. 

Fortsetzung  zu  Vol.  27,  S.  317. 

S.  6—13:  1.  Deklination  (Maskulinum  und  Femininum,  a-  und 
«-Stamm:  zusammengesetzte  Substantiva).  —  S.  85—93:  Adjektiva 
(Geschlecht,  Deklination,  Steigerung).  —  S.  169—79,  219—23:  Prono- 
mina. —  S.  247—52:  Numeralia.  —  S.  269  f.:  Appendix  (Erklärung 
von  Lukas  I,  1—4,  mit  wörtlicher  Analysis). 

48.  Grierson  G  A.  Essays  on  Kä^mlri  grammar.  Calcutta  Thacker, 
Spink  a.  Co.    XVI,  257,  XCIH  S. 

Sammelausgabe  der  Abhandlungen  in  JASB.  65,  P.  1, 280—306: 
on  the  Kä^jmirl  vowelsystem;  66,  P.  I,  180—4:  on  the  Kä^mirl  con- 
sonantal  System;  67,  P.  I,  29—98:  on  the  Kägmirl  noun;  68,  P.  I, 
1—92:  on  the  KÄQmirl  verb;  ebd.  93—95:  on  indeclinable  particles 
in  Ka<:mlri;  65,  P.  I,  306—89:  a  list  of  Kä^mlrl  verbs. 

49.  Wilson  J.  Grammar  and  dictionary  of  Western  Panjabi,  as 
spoken  in  the  Shahpar  district  with  proverbs,  sayings  and  verses. 
Labore  Punjab  Government  Press.    3  Rs.  4  a.;  5  s. 

50.  Jaykrishna  Gangddäs  Bhakta.  Correct  form  of  Sanskrit, 
Persian,  Arabic,  English,  Portuguese  etc.  words  adopted  in  Gnja- 
rAti.    Ahmedabad,  publ.  by  the  author.     107  S.    6  a. 

51.  Wilson  J.  On  the  Gurezi  dialect  of  Shina.  Ind.  Antiq.  28, 
93-102. 

Kurze  grammatikal.  Notizen  von  Wilson  über  diese  bis  jetzt 
wenig  bekannte  Sprache,  mit  Einleitung  von  Grierson.  Sie  wird 
von  ca.  1500—2000  Seelen  gesprochen,  die  sich  selbst  Dards  nennen 
und  in  einem  dem  Hindukush  benachbarten  Thale  wohnen,  das  bei 
den  Engländern  Gurais,  bei  den  Persem  Gur^z,  bei  den  Einwoh- 
nern GorAI  heisst.  Obgleich  dieses  Thal  mitten  in  Kashmir  liegt, 
ist  die  Sprache  vom  Kashmirl  dennoch  völlig  verschieden.  —  Den 
Schluss  bildet  die  bibl.  Erzählung  vom  '^verlorenen  Sohne"  mit 
anter^esehriebeiier  eii?l.  Übersetzung:. 


IL  B.  Iiidiöch. 


201 


ö2,  Grierson  G,  A,  On  tlie  East- Central  g^roup  of  Indo-Aryaii 
vernaculHr!>.    Ind,  Antiq.  28,  262—8. 

Die  emheimiaeheii  Indo'Ari!?t"h*  S|irachen  Xordindiens  wurden 
bis  jetsst  eingreteilt  in  2  Haupt^rnippfti,  eine  östliche  (ent^pncbt 
dem  nlten  Saiirast^uS  Prükrit  und  umfasst  Assauiesisch,  Bensjalisch, 
Oriyä  und  Biharl)  und  eiot^  westliche  (entspricht  dem  MAgadhi  Pra- 
krit,  woÄU  unter  andern  gehört  Western  Hindi,  PanjAbi  und  Guja- 
TAU).  l>w  Existenz  einer  3.  Ginif>pe,  einer  Centralsprache  (=dera 
alten  Ardhu-Magadhi  Prakrit)  definiti%'  rliumlich  nachzuweisen  ist 
erst  dem  Verfasser  dieser  Abhandlun«:  gelungnen.  Er  nennt  sie 
*'Eastern  Hindi"  oder  "^East-Central  Group  of  the  Indo- 
Ar  van  vernaculars"  Sie  besteht  nicht  aus?  eigentlichen  Sprachen, 
sondern  aus  nur  wenige  von  einander  verschiedenen  Dialekten: 
Awadhi,  Baghell  und  Ch  att  isga  rli  f,  die  in  Oudh^  den  Nord- 
West -Provinzen,  Bag-helkand  usw.  von  ca,  24'  2  Million  Einwohnern 
gesprocht-n  werden.  Als  Haut^tcharakterislikiim  für  die  Obt-Central- 
Gruppe  (oder  rKst-Hindi)  iüi  anzumerken  die  l^hereinstimmung  Inn- 
ßichllich  de>  Nornens  und  Pronomens  mit  der  West- Gruppe  (=Mil- 
gadhllt  während  sie  bezüglich  des  Verbums  eine  Mittelstellung  zwischen 
Ost-  und  We.^t^^TUppe  einnimmt.  In  meinem  yrauzen  Habitus  ist  das 
Ost-Hindi  der  moderne  Kepräsentant  deü  alten  Ardha-MA^adhl 
Prakrit. 

53.  Vinson  Julien.  Mantiel  de  la  langiie  Hindustani  (Urdü  et  Hindi). 
Granimaire,  teitteB,  vocabulaires.  Paris  Mai»onneuve,  XXXIX, 
232  S.     10  Fr. 

Um.  P.  Reynaud,  Kev.  de  ling.  33,  S.  100—3. 

M,  Djam  Sunde  Dai  The  Hindi  literature.  Actes  XL  Congres 
des  Orit-nt.,  Sect.  I.  S.  45—67. 

-55.  Murray  J.  W.  A  dictionary  of  the  Pathan  tribes  on  the  Nord- 
West  frontii^r  of  India^  eompiled  under  the  Orders  of  the  Quarter 
Master  General  in  India,  Calcutta  Government  Printing-  Office. 
Vni,  231»,  II;  1  K.     (Leipzig  Harrasowitz)  4  ^l 

56,  Prabodh  Frakäs  Sen  Gupta.  A  dictionary  of  proverbs.  Ben- 
gali and  EngUsh.    Calcutta  A.  T.  Makherji.     245  S.     1  R, 

57.  Qroome  Fr.  H*  Gipsy  folk  tales.  New  York  New  Amsterd. 
Book  Co.    212  S.     4  §. 

bS*  Brissaud  J.  Les  c^utumes  des  Aryeng  de  rHindou-Kouch.  Kev. 
gen.  du  droit,     1898.     S.  24-40. 

Nach  Charles  de  Ujfalvv,  Les  Arvens  au  nord  et  an  sud  de 
rHindou-Kouch,     Paris  Masöon  1896.     XV,  490  S. 

^9,  Brunn hof er  Herrn.  Feuerwaffen  im  Rigveda.  Voss.  Ztg.  Sonn- 
tagsbeil. 29.     1899. 

^,  Davids  T.  W.  Rhys.  Early  commerce  between  India  and  Baby- 
lon.   JRA8.  1899.    S.  432. 

Weiht  auf  eine  Stelle  des  Khevaddha-SuUa  bin  als  die  früheste 

in   Indischen  Büchern   sich    findende  Erwähnung    von  Seeschilien, 

die  niclit  bloss  Küsten schiffalirt  betrieben,  sondern  sicli  wirklich  auf 

das  hohe  Meer  hinauswagten. 

€1.  Dubois  J.  A.  Hindu  manners,  eustoms  and  ceremonies.  TransL 
frotn  the   author's  later  Freuch  manuscrlpt   and  ed.   with   notes, 


202  n.  B.  Indisch. 

correctioDs  and  biogr.   by  Henry  K.  Beauchamp.    Pref.  by  F. 

M.  Müller.    2nd  ed.    London  Frowde.    XXXVI,  730  S.;  1  Portr. 
62.  Hillebrandt   Alfr.    Alt -Indien.     Kulturgeschichtliche    Skizzen. 

Breslau  Marcus.    V,  195  S.    Geb.  5  M. 

Sammlung  der  teilweise  erweiterten  und  ergänzten  Aufsätze: 
'^Zur  Charakteristik  des  indischen  Dramas*':  Allg.  Ztg.,  Beil.  18^ 
332,  S.  4889-91.  -  "König  A^oka  von  Magadha":  Frankf.  Ztg.  225 
(15.  VIII.  1893).  —  "Das  heutige  Indien":  Schlesische  Ztg.  1894,  No.495. 
1898.  —  -^Über  den  Rigveda":  AUg.  Ztg.,  Beil.  181,  S.  1— 4.  —  "Ritual- 
Litteratur.  Vedische  Opfer  und  Zauber**.  (Einleitung;  vgl.  "Die  Be- 
ziehung des  Brahmanismus  zur  indischen  Volksreligion**:  Mitt.  d. 
Schles.  Ges.  f.  Volkskunde  1,  37—54),  =  Grundr.  d.  indo-ar.  PhiloL 
u.  Altertumsk.  3,  2.  —  ''Unterricht  in  Altindien**:  Allg.  Ztg.,  Beil.  35, 
S.  1—4.  —  "Chinesische  Reisende  in  Indien**:  Schlesische  Ztg.  1898, 
23./IX.  —  •'Buddhismus":  Zukunft  24,  54-61.  —  Neu  hinzugekom- 
men ist  der  Aufsatz:  ^Sanskrit",  S.  34 — 52.  —  Rezens.  liegen  vor 
von  H.  Brunnhofer,  National -Ztg.  1899,  3./X1I.  und  in  Luzacs  Or. 
List  10,  307. 

83.  Fick  Rieh.  Unehrliche  Leute  im  alten  Indien.  Zukunft  27, 1899 
n,  S.  563—74. 

Bekanntlich  ist  in  Indien  das  ganze  Fühlen  und  Denken  mit 
der  Lehre  von  der  Wiedergeburt  und  der  dadurch  bedingten  Kasten- 
theorie aufs  engste  verknüpft,  auch  die  äussere  Lebensstellung  eines 
Menschen  ist  dadurch  im  \  oraus  bestimmt,  da  sie  ja  nur  eine  Folge 
seiner  Hnndlungen  in  einer  früheren  Existenz  ist.  Entsprechend 
der  dreifachen  Qualität  von  Handlungen  (Dunkelheit,  Tbätigkeit^ 
Güte)  werden  die  Menschen  in  3  Abteilungen  geschieden,  die  jede 
wieder  in  3  Stufen  zerfällt.  Die  3.  Stufe  der  2.  Abteilung  bildet 
die  bunte  Schaar  des  fahrenden  Volkes  (Gaukler,  Seiltänzer,  Akro- 
baten, Musiker.  Sänger,  Tänzer,  Stock kämpfer,  Ringer,  Schlangen- 
beschwörer usw.),  die  zusammen  mit  Schlächtern,  Jägern,  Fischern, 
Henkern  und  Gassenkehrern  die  Gesellschaft  der  sogenannten  '*ui]- 
ehrlichen  Leute"  in  Indien  repräsentieren,  aber  trotz  dieses  Odiums 
keineswegs  eine  moralische  Schuld  an  sich  tragen.  Sogv  in  den 
Dieben  und  Spielern  sieht  der  Inder  gewissermassen  eine  Kaste, 
da  eben  ein  Mensch,  den  seine  früheren  'Riaten  zum  Dieb  oder  Spieler 
prädestiniert  hatten,  diese  Rolle  für  die  gegenwärtige  Existenz  aus- 
füllen muss.  Ist  doch  sogar  Buddha  selbst  in  einer  seiner  Wieder- 
geburten als  Dieb  auf  die  Erde  gekonmien.  In  der  Praxis  natür- 
lich war  die  Stellung  eines  Diebes,  zu  dem  übrigens  auch  der 
Hehler,  sowie  alle,  die  mit  jenem  im  Verkehre  standen,  gerechnet 
wurden,  eine  etwas  andere  und  musste  es  ja  auch  sein,  denn  Manus 
Gesetzbuch  macht  es  dem  Könige  ausdrücklich  zur  Pflicht,  die  Diebe 
behufs  Bestrafung  aufzuspüren  und  überwachen  zu  lassen,  wozu 
nach  demselben  Gesetzbuche  namentlich  frühere  Diebsgenossen  ver- 
wendet werden  sollen. 

Was  speziell  den  Stand  der  fahrenden  Leute  betrifft,  so  war 
dieser  gesellschaftlich  wie  materiell  sehr  schlecht  gestellt,  was  schon 
daraus  erhellt«  dass  dessen  Angehörige  ihren  Leli^nsunterhah  meist 
durch  Betteln  erwerben  mussten.  Die  einzige  Möglichkeit  für  einen 
Gaukler,  sich  aus  seiner  Niedrigkeit  emporzuarbeiten,  bestand  darin, 
dass  er  die  Aufmerksamkeit  eines  Fürsren  auf  sich  lenkte,  der  ihn 
unter  sein  Gesinde  aufnahm.  Was  an  Schaustellungen  von  diesen 
Gauklern  usw.  erwähnt  wird,  geht  über  das  Xiveau  dessen,  was 
noch  heut  zu  Tage  derartige  Leute  bieten,  nicht  hinaus:  Verschlucken 


IL  B.  IndUch. 


vun  Messern  und  Schwertern,  Essen  von  Feuer,  Springen  über  Auf- 
recht in  den  Boden  gesteckte  Lanzen  usw. 

!>en  niedrigen  Stand  der  Gauklerkwste  deuten  auch  die  ver- 
schiedenen g-esetzlichen  Bestinnnnngen  über  sie  an:  z,  B.  waren  sie 
von  den  Ge.sellschfitten  der  ehrlichen  Leute  ausgeschiovssen,  musstcn 
vor  den  Thoren  der  Stadt  in  nichtbar  gekennzeichneten  HHnseru 
wohnen^  konnten  nicht  als  Zeugen  auftreten,  an  keinem  Totenopfer 
teilnehmen,  des^leiclieu  durften  die  Brahmanen  von  di^r  von  jenen 
angebotenen  Opfer^^peisc  nichts  nehmen.  Im  übelsten  Gvruclic  aber 
standen  von  jeher  in  Indien  die  Sängerinnen  tmd  Tan/erinnm,  so 
dasö  ein  jeder  fahrende  Mann^  der  etwas  auf  f^ich  hieltj  seine  Frau 
oder  Töchter  nicht  dazu  hergab,  sondern  sich  zu  diesem  Zwecke 
der  weiblichen  Angehörigen  der  unterworfenen»  gar  niciit  als  Kaste 
gerechneten  Volksstanim*'  bediente. 

Bietet  so  Indien  manche  Parallele  zu  der  Nichtachtung  ge- 
wisser Gewerbe  ui^d  Dienste  im  deutschen  Mittelalter,  so  ist  doch 
zwischen  beiden  ein  gewaltiger  Unterschied,  indem  es  tiier  blosse 
Vorurteile  waren,  die  der  Aufklärung  weichen  mussten,  wilhrend 
die  betreftVnden  Anschauungen  in  Indien  tief  auf  der  Vnlksreligion 
basieren,  deshalb  auch  nur  nnt  dieser  beseitigt  werden  können. 

64.  Kastevaesenet  i  Indien.     Nord  og  Syd  2,  66S— TL 
6&.  Hillebrandt  Alfr,    Unterricht  in  Altindien.   BeiL  AUg.  Ztg.No.35 
S.  1-4. 

Die  Erteilung  des  frühestrn  Unterrichtes  erfolgte  von  Seiten 
der  ßrahuianen,  wie  ja  überall  die  Kirche  die  erste  Lehrmeisterin 
ist,  wo  sie  in  den  Vordergrund  tiitt.  Die  illtesteii  indi.'^chen  Berichte 
über  lud.  Schulwesen  sind  in  den  Grhyfksütras  enthalten.  Dem  Un- 
terri eilte  gingen  je  nach  der  Kaste  verschiedene  Aufnahmeformali' 
täten  voraus.  Elementarschulen  zum  Flrlernen  der  Grunddisziplinen, 
wie  Sehreihen  und  Rechnen,  scheint  es  in  Indien  schon  sehr  frühe 
gegeben  zu  haben.  Darüber  hinaus  nniss  man  unterscheklen  zwi- 
schen der  Durchschnittshiiduiig  des  jungen  Inders  der  oberen  Stünde 
und  der  des  späteren  Brahmanen.  Für  den  Brnhmatien  begann  der 
LTnterricbt  gew(fhnlich  im  8  Jahre,  für  den  Kshatriya  und  Vai«;ya 
meist  im  11./ 12.,  konnte  aber  auch  hinausgeschoben  werden,  aber 
auf  keinen  Fall  langer  als  bis  zum  24.,  wenn  der  Jüngling  nicht 
alles  Anrecht  auf  den  Verkehr  mit  der  guten  Gesellschaft  \erlieren 
wölke.  Den  HauptbcHtandteil  des  Unterrichtes  bildete  natürlich  das 
Ved »Studium,  das  schon  in  dt-r  Frühe  des  Tages  begann  und  sich 
auf  51/^—6*;^  Monate  des  Jahres  erstreckte.  Für  den  Kest  war  der 
Schüler  frei.  Angenehine  Urilerbrechungen  der  Schule,  eine  Art 
Ferien  waren  die  Neu-  und  Vollmond.stage,  die  Ankunft  vornehmer 
oder  gelehrter  Gäste  usw.  I*ie  Dauer  des  Studiums  betrug  his  /,ii 
12  Jahren,  ie  nach  der  Anzahl  d^^i-  Texte,  die  man  zu  erlernen 
wünschte.  Neben  dem  Studium  der  lieiligen  Texti*  lief  noch  eine 
Art  "Anstandslehre"  her.  Da  der  ganze  tlnterricht  nur  mündlich 
erteilt  wurde,  so  wurdr  das  G<"däehtnis  Husserordentlich  geschürft. 
Geschlossen  wurde  die  Schulzeit  durch  ein  religiöses  Bad,  weshalb 
snätaka  unsereni  "Ahiturienten"  entspricht.  Wer  Hrahiaane  werden 
wollte,  rausste  weiterhin  die  (reheindehren  erlernen,  was  mit  sclnve- 
ren  Gelübden  und  wunderlichen  \'orschriften  verbunden  war.  Na- 
türlich konnte  nicht  jeder  Brahnuine  werden,  was  ja,  abgesehen 
von  den  durch  die  FÜichtin  des  t^tglichen  Lebens  auferlegten  Be- 
schränkungen, schon  durch  das  indische  Kastenwesen  verboten  war. 
Ein  wichtiges  Element  der  Erziehung,  und  zwar  nicht  bloss  bei  den 
Brahmaneil,  bildete  Cirammatik  und  Fhilosopthie,  erstere  hauptsHch- 

AnxeJ^er  XU  ^  it.  s.  14 


204  IL  B.  Indisch. 

lieh  im  Interesse  einer  genauen  Überlieferung  des  Veda  liegend. 
Ein  Hauptgewicht  wurde,  namentlich  in  den  höheren  Kreisen,  auf 
körperliche  Erziehung  gelebt.  Als  Kuriosum  sei  erwähnt,  dass,  wie 
aus  dem  Anfang  des  Uitopaae<;a  ersichtlich,  auch  eine  "Überbürdnngs- 
frage"  bereits  existierte. 

Besondere  Stätten  der  Gelehrsamkeit  gab  es  ursprüuglich 
nicht:  der  Wohnsitz  derBrahmanen  war  zugleich  die  Schale.  Später 
bildeten  sich  aber  doch  Brennpunkte  des  Ind.  Geisteslebens  heraus, 
von  denen  der  berühmteste  Sitz  buddhist.  Gelehrsamkeit  Nälanda 
war,  wo  zwischen  3—5000  Priester  studierten. 

66.  Barth  A.  Bulletin  des  religions  de  Tlnde.  I.  V^disme  et  ancien 
Brahmanisme.  II.  Brahmanisme.  Rev.  de  Thist.  des  religions  39, 
60-97;  40,  26—59. 

Eine  nicht  streng  chronologisch  geordnete  Besprechung  der 
in  den  letzten  Jahren  erschienenen  Ausgaben  und  sonstigen  Arbeiten 
auf  dem  Gebiete  des  Vedismus,  Brahmanismus,  Buddhismus,  JainiB- 
mus,  Hinduismus  und  der  modernen  Sektenbewegung,  welche  Zu- 
sammenstellung nach  den  eigenen  Worten  des  Verfassers  keinen  An- 
spruch auf  erschöpfende  Vollständigkeit  machen  will. 

67.  Davids  C.  A.  F.  Rhys.  Der  Buddhismus.  Eine  Darstellung  von 
dem  Leben  und  den  Lehren  Gautamas,  des  Buddhas.  Nach  der 
17.  Auflage  aus  dem  Englischen  ins  Deutsche  übertragen  Ton 
Arthur  Pfungst.  (=  Universal  -  Bibliothek.  No.  3941  f.)  Leipzig 
Reclam.    264  S.    0,40  M. 

Rezens.  in  Beil.  Allg.  Ztg.  114,  S.  6. 

68.  Davids  T.  W.  Rhys.  The  theory  of  "soul"  in  tbe  üpanishads. 
JRAS.  1899  S.  71-87. 

Der  Verfasser  bedauert  zunächst  den  Mangel  eines  Werkes 
über  die  Seelenlehre,  wie  sie  in  den  Upanishads  dargestellt  ivt. 
Nach  einigen  Bemerkungen  über  Alter  und  Reihenfolge  der  Upan., 
sowie  speziell  über  das  weite  Zurückreichen  gerade  der  Seelen- 
theorie, wohl  das  älteste  aller  philosophischen  Probleme,  kommt  er 
weiterhin  kurz  auf  die  vedischen  und  brahmanischen  Vorstellungen 
zu  sprechen,  die  besonders  in  den  Vedas  ziemlich  einfach  und  über- 
einstimmend sind.  Hierbei  macht  Davids  auf  einen  Hauptunter- 
schied aufmerksam,  nämlich  den,  dass,  während  in  den  Brähmanas 
und  in  den  Upan.  die  Seligkeit,  das  Aufgehen  im  höchsten  Wesen, 
von  der  gehörigen  Darbringuug  der  Opler,  resp.  von  der  richtigen 
Kenntnis  der  von  den  Brahmanen  gelehrten  Wissenschaften  ab- 
hängt, im  Veda  kein  besonderes  rituelles  oder  theologisches  Wissen 
benötigt  wird,  sondern  einfach  die  moralische  Tüchtigkeit  entscheidet. 

über  Wesen  und  eigentliche  Beschaffenheit  der  Seele  bringen 
die  Upan.,  wie  auch  nicht  anders  zu  erwarten,  geringe  Details.  Für 
gewöhnlich  hat  die  Seele  ihren  Sitz  im  Inneren  des  Herzens.  Die 
älteren  Upan.  denken  sie  sich  von  der  Grösse  eines  Gersten-  oder 
Reiskornes,  oder  auch  eines  Daumens.  Von  der  Gestalt  eines  Men- 
schen gleicht  sie  in  ihrem  Erscheinen  bald  einem  gelben  oder  raucb- 
farbenen  Gewände,  bald  einem  weissen  Lotus,  einem  Lichte,  einer 
Flamme  oder  einem  Blitze.  Die  Stoffe,  aus  denen  die  Seele  besteht, 
sind  ein  Gemisch  von  geistis-en  Eigenschaften  und  irdischen  Sub- 
stanzen. An  Zuständen  von  Lebensäusserung  der  Seele  kennen  die 
Inder  4:  den  wachenden,  träumenden,  schlafenden  und  einen  Turlya 
genannten.  Im  Zustande  der  Traumlosigkeit  durchdringt  die  Seele 
vermittelst    der  72000  Arterien    den  ganzen  Körper,    während  des 


IL  B,  Indbch. 


205 


I 


I 


I 


I 


'^rüumens  bing-og-cii  j;"eht  die  Seele  jiiif  eigene  Faust  ausserhalb  des 
Köi-pers  spazieren.  Wann  die  Seele  den  Kfirper  betritt,  ob  im 
Augenblicke  der  Eiapfän|;'nTH  ndcr  während  deh  Au  Teilt  Halles  im 
Mutterleibe  oder  bei  der  Gehurt,  lasKen  die  Upan.  zieailieh  unent- 
sehieden.  elienso,  wie  die  Seele  in  den  Körper  ^^^'elan^^t.  Es  gibt 
aber  einige  Stelhm,  die  die  Seele  vor  der  Geburt  in  einem  anderen 
Körper  existieren  und  da-j  Herz  des  Mensehen,  dessen  Lebensdauer 
übrig-ens  naeh  der  Chandogya  unfl  Brhadaranyakfi  Upan.  im  voraus 
bestimmt  ist,  entweder  durch  den  Kopf  niederwärts  oder  dureh  die 
Fussspitzen  und  den  Baueh  aufwilrts  betn-ten  lassen.  Grosse  Man- 
nigtaltigkeit  bieten  die  Upan.  hinsiehdiuh  der  Wandlungen  der 
Seele  naeh  dem  Tode,  was  auf  eine  lauge  Entwieklitiigsreihe  von 
den  Vedas  au  schüessen  liisst.  Im  Brhadäranyaka  wird  unterschie- 
den zwischen  solchen,  die  die  Auslegung  der  OpfervorsL-hriften  ken- 
nen, solchen,  die  sie  nieht  kc^nneu,  aber  gutes  thnn  und  drittens 
solchen,  die  Inise  Mensehen  sind:  die  Seelen  der  ersteren  gehen 
nach  dem  Tode  dureh  das  Licht  und  die  Welt  der  Götter  ein  zur 
8onne  uud  schliesslich  zur  Welt  des  Brahman,  die  zweiten  ^elan- 
geu  durch  die  Nacht  und  die  Welt  des  Todes  zum  Mond  und  von 
hier  durch  Wiedergeburt  zur  Erde,  und  zwar  so  oft,  bis  sie  gerei- 
nigt und  gefeinter t  sind.  Die  diittfn  werden  ohne  weiteres  Würmer, 
Motten  und  sonstige  Insekten,  welch  letztere  Verwandlung  die  Chän- 
dogya  ilp.  verwirft.  In  der  Kaushitaki  Up.  kommeu  alle  Seelen 
nach  dem  Monde,  dessen  Zu-  und  Abueiimeu  mit  ihnen  in  Verbin- 
dung gebracht  wird.  In  der  Taittirlya  üp.  gelangen  die  Seelen  zu 
Agni,  VäyUj  Aditva  und  schliesslich  zum  Brahmau,  Die  Muudaka 
Up.  betont  aasdrücklich,  dass  nicht  das  Opfer,  sondern  das  Wissen 
und  der  Glauhe  die  Hauptsache  ist:  die  Wissenden  gehen  dureh  das 
Sonnenthor  zur  ewigen  Seligkeit  ein.  Ein  Passus  der  Pra^na  Up. 
"besagt,  da3.%  mit  welchen  Gedanken  ein  Menseh  stirbt,  mit  diesen 
4»eirie  Seele  die  Welt  seiner  Wünsche  als  Jenseits  erlangt. 

Diese  uud  noch  andere  mehr  oder  weniger  abweichende 
Theorien  sieht  der  indische  Pandit  durchaus  nicht  als  Diskrepauzeo 
an.  Wer  diese  Verschiedenheiten  nicht  zu  vereinigen  versteht^  dem 
geht  ehen  die  Einsicht  in  die  Einheit  der  tJpanishads  ah.  In  allen 
diesen  Lehren  aber  glaubt  der  Verfasser  das  Auflehnen  des  erstar- 
kendeUt  moralischen  Volksgefühls  gegenüber  den  noch  älteren,  in 
den  Vedas  euthaltenen  Hypothesen  erkennen  zu  müssen. 

€9.  Die  üpanisbads.    Orenzhoten  1H98,  11 T,  548—58. 

Die  Upaoiöhads,  oder  der  Vedänta,  sind  eines  der  für  den 
indischen  PriCNter  notwendigen  Handbücher,  die  Anweisungen  und 
Erklärungen  der  Veden  enthalten,  von  denen  die  tJpan.  speziell 
theologische  und  pliiioso[ihische  Betrachtungen  über  das  Wesen  der 
Dinge  lehren.  Bei  der  Beurteiiung  der  Veden  und  Upan,  kommeu 
für  den  Nichtfacluiirtnn  IVdgende  4  Fragen  in  Betracht:  l)  Zeichnet 
tiich  der  indische  Fantheismus  vor  dem  der  europäischen  Schulen 
durch  philosophische  Tiefe  oder  poetische  Scnönheit  und  Kraft  der 
Darstellung  in  dem  Masse  aus,  dass  die  Verbreitung  seiner  Kennt- 
nis übrr  die  Gelehrtenkreise  hinaus  wünschenswert  erscheinen  müsste? 
2)  Wie  verhalt  sich  die  iudiöche  Philosojdiie  zur  Volksreligion  der 
luder?  3)  Wie  verhält  sie  sieh  zum  Christentum?  4)  Wie  hat  sie  auf 
das  Leben  gewirkt?  Der  Verfasser  ist  der  Überzeugung,  dass  für 
den  gehildeten  Laien  eine  tiefere,  etwa  gar  auf  ein  Quellenstudium 
zurückgehende  Kenntnis  der  ind.  Philoso]>hte  durchaus  unnötig  sei. 
Bei  Besprechung  der  übrigen  Fragen  kommen  die  t^pan,,  in  denen 
•der  Verfasser  einen  Misehmahch   von    Philosophie,   Mythologie   uud 


IL  B>  Indisch. 


Volksaberg'lauben  sieht,  ziemlich  schlecht  weg",    wie  denn  d«i  Atf.l 
satz  im  Griuide   auf  v'me  Pok^mik    gegen   die    moderne,    aacli  Toil 
Üeiiösen  —  wt^iiu  von  ihm  auch  nicht  so  schroff  —    vertn?tri>e  Ai^l 
sieht  hinausiJiuir,  die  Upanishadslehre  als  eine  Er^llnzun^  <lrr  BiM 
resp.    als   eine  Volleudun;^  dt^r   christlichen   zu    hetracliten  Uß<i  ^n 
Christentum  ^e^^^t^n  Brahmaniümus  oder  Buddhismus  eiuxulau^rbn 
Der  nnfrenannle  Veriasser  schlietist  mit  dem  Hinweis,   dass  den  Siu,^ 
kril^elehrten  die  injerschät^iuijS'   ihres  Gegenstandes    um   ihri»^  »^ 
,Htreng:enden  und  autopternden  Studiums  willen   nicht  übLdzuiiHitLn 
sei,  dass  aber  ihre  AutTorderun*]^,  uns  xu  Brahma  oder  zu  Bud<ÜiA  ss 
Ivekehreij,  ab^relehnt  werden  müsse. 
70,  Deusaen  P.    Allgenieine  Geschichte  der  Philosophie  mll  kes«ik< 

derer  Bi^rücksichtijrung'  der   Religionen»     I,    Bd.      2,  AbtJg.;  lkt\ 

Philosophie  der  l'panishads.     Leipzig  Brockhau»,     XII,  368  SL  9K. 
Rec.  Döring,  LC.  26,  S.  885  f. 
TL  d©  Gub^rnaÜB  A,     Braliman  et  Sä  vi  tri,  ou  rorig-inc  de  U  prie 

Actes  XL  congres  des  Orient.,  Sect,  L  S.  9 — 44. 
12,  Handt  Werner   Jahresbericht  über  indische  Philosophie  1^-i 

97.     Arch.  L  Gesch.  d.  Philos.  12,  211-25. 

Bespricht    die   lunieren    religionsgeschichtlichen    Uöd  philo 
]duHchen    Arbeiten   von  IL  Oldenberg,  Religion    de*»  Veda,  B^rtt 
1895;  A.  Hillehra»dt,  KituallitteraUn%  vedische  Opfer   und  Zailb«r| 
Grundr.  der  indo-ar.  PhiloL  und  Altertunink,  Bd.  3/2,   1H5>7;  A- M*f 
donell,  Vedic  Myihology,   Grundn  iler  indo-ar.  Philol.  Hl,  1*.   Str 
bürg   1897;    P.  Deussen,    Allgemeine   Geschiehte    der  Philo«ioj>b 
1.  Bd.  l,  Abt.  Leipzig^  1894;    ders,,  Sechzig  llpanishads   des  V^'li 
Leipzig  1897;    Garbe,    Die  SAinkhyaphilosophie,    eine    Darslrllun 
des  indischen  Rationalismus,   Leipzig  1894;    Martin  et  ti,  111  «s 
Sßmkhya,  studia  sulla  fitosotia  Indiana,  Torina   1897,   KW  S. :   DaIjI« 
mann,  NirvAna,  eiiie  Studie  über  die  Vorgeschii-hte  des  Buddhi^mtif, 
Berlin   1897;   C.  Warren,   Ouddinsm  in  translatjons    (eine    rciclih*!^ 
tige  Anthologie  ans  buddhisl,  Paüwerken  in  englischer  IJbersetarung 
L,  A>  Wadd*'!,  ihe  Buddhism   of  Tibet  or  LamniKm,    l^ondon  1** 
73.  La  Vall^e  Pousein  L.  de.     Une   pratiijue   des   Tantras     AcW 

KL  Congres  des  Unent,,  Sect.  L  241—4. 
7L  Orterer  G,    Zur  neueren  Liiterattir  über  Buddha.     Hist.-PoÜ 

Bh  L  d.  kalb.  Deutschi.  123.  fi67— 8L 

Als  treffliche,  znr  Orientierung  geeignete  Werke  bejEeichn 
Orterer:  1)  H.  Kerns  'Manual  of  liKÜan  Buddhism";  2)  Oldenburg 
'Buddha";  3)  E.  Hardys  "Biiddlusuins  nach  indischen  PaJi-Wcrke 
und  "Indische  Religionsgeschietite",  Ein  Hanptrerdienst  vtm 
Hardys  "Buddhismun",  nach  dessen  Darlegungen  übrig^ens  der  ^ü^ 
liehen,  also  der  Pali-Tradition  der  Vorrang  cingerHurnt  werden  um») 
sieht  Orterer  darin,  da.Hs  er  iM-reits  Front  macht  gegren  «He  *««• 
biiddhistisciur  StrMinung  in  Litteratur  und  Kunst,  die  auf*-' 
Stellung  Buddhas  mit  l.-hrisius  und  der  kanonischen 
Buddhisten  mit  den  Evangelien  ausgeht  und  den  Bui  .  .  lu 
Kosten  des  Christenlums  zu  verlt reiten,  sucht  Das  gleiche  Theo 
beleuchtet  auch  J.  Dahlmanns  "Buddha,  ein  KulturbiJd  de»  O.^iten** 
eine  Sammlung  von  Vortrugen  über  Buddha,  denen  eine  kurxe  Ein 
leitung,  das  wenige  sichere  über  Buddha»  Leben  enthaltend,  vor 
ausgeht.  Diese  Vorlrilge  betiteln  sich:  "Keim  und  WurzeP*,  "'AVesi?» 
und  Wachstum"  und  "Blüthe  und  Zert'ali".  Das  .Sc hhis» urteil  1»a1jI* 
manns  über  den  Buddhismus  ist  ein  höchst  ungünstig'es.   indem 


d^ 


S  semen  Gnindgedankpn  eine  tiefe  religiöse  und  soziale  Unsittlich- 
keit  hinslellt.  weshalb  er  hucIi  das  inner  indische  Oeistfstebrn  nielit 
z\i  liöiierm-  Blüthe  habe  enü alten  können.  Wenn  atieh  Dahbnanns 
Buch  niclit  überall  vol!st;indig'eii  Beifall  und  Anerkennung-  ^^efunden 
habe,  BO  sei  es  doch  zum  Studium  an^elegentllclist  zu  empfehlen, 
weil  en  die  unklaren  Vorstellungen  über  Wesen  und  Wert  des  Bud- 
dhismus gründlieh  iierslüre. 

75,  Eegnaud  1*.  Lea  niythes  hindou«  des  Vigbnas  et  des  RakSas. 
Aetes  Xr.  Congres  des  Orientale,  Sect»  L  S.  181 — 5. 

76.  Weber  Albr.  Zur  indisehen  ßeligionsgescbicbte.  Eine  kur- 
soriüche  ÜberBicht.  Stultgart  Deutsche  Verlagt^-Anstalt  32  S. 
0,75  M, 

Separat-Abdruck  aus  "Deutsch.  Reme",  XXIV. 

77.  Hillebmndt  Alfn    Jdayä.    WZKM.  13.  3ni  -20. 

Fixierung  der  tnävTi  genannten  und  mit  den  Asuras  in  Ver- 
bindung gebrachten  Zaulierkunst»  die  im  Gegensatz  zu  ghora.  Be- 
schwürung die  wirkliche  Hexerei^  d.  h.  alle  über  da?;  menseblicbe 
Können  luid  Begriffsvermögen  hinausgehenden  Praktiken  Hiid  Künste 
bezeichnet,  vl,  B.  den  Ges^taltenwandel,  der  wohl  hei  last  allen  Vülkern 
*ine  grosse  Rolle  spielt  (vgl.  Kitthasnritsägara).  Sogar  die  Schöpfung 
Siel  bei  ist  nach  der  Vorstellung  der  Inder  eine  mäva,  ein  Zauber- 
'werk  der  Gotter;  so  stützt  Jndra  niäyaya  die  Sonne  vor  dem  Her- 
Abfall  en,  schafft  Aditya  durcli  sie  Tag  nml  Nacht,  verhindert  Varuna 
Diit  ihrer  Hilfe  ein  Ausfüllen  des  Meeres  durtdi  die  Flüöse  usw. 

78,  Wintermtz  M,     Witciicraft  in    aneient  India.     Ind.   Autiq.  28, 

Nach  einem  Hinweis  auf  die  Wichtigkeit  des  Aberglaubens 
und  des  Zauberwesens  für  das  Studium  der  l'syehologie  betont  der 
Verfatiser  zunäehst  die  enge  Zusainmengehürigkeit  von  Abergtaubeu 
und  Religion,  was  namentlich  bei  den  Indern  recht  deutlich  und 
drastisch  zur  Erscheinung  koronit,  von  denen  den  Göttern  Kudra 
Tind  Varuna  medizinische  Zauberk ratete  zugeschrieben   werden. 

Vielfach  Ündet  sieh  das  Prinzip:  aimiiia  aimiühu'i  auraiiUir, 
^uch  eine  Art  i>rimitiver  Homoeoparhte  wird  angewendet.  Farbe 
und  Gestalt  als  Zauber  mittel  spielen  hierbei  etne  grosse  Rolle.  So- 
^ar  das  Handauilegen  wird  schon  im  Rigveda  zu  Heilzwecken  be- 
nutzt. Am  beliebtesten  waren  bei  den  alten  Indern  Zauberformeln 
mid  Beschworungen,  unter  deren  Rezitation  irgend  welche  Amulette 
und  l'alisnnine  mit  dem  Kranken  —  um  solchen  handelt  es  sieh  ja 
Äunieiöt  —  in  Berührung  gebracht  werden.  Die  illteste  Samudung 
dieser  Sprüche,  von  denen  der  Aufsatz  verschiedene  in  Übersetzung 
anführt,  ist  im  Atharva  Veda  enthalten.  Die  meisten  Krankheiten 
entstanden  nach  der  indischen  Vorstellung  durch  Dämonen  oder 
auch  Naturerscheinungen:  so  wurde  z.  B.  das  Fieber  mit  dem  Blitze 
in  Verbindung  gebracht.  Auch  das  Hineinzaubern  einer  Krankheit 
in  Tiere  kannten  die  Inder.  Eine  grosse  Rolle  spielte  ferner  das 
Wasser,  vielleicht  kann  man  bei  den  alten  Indern  die  Kenntnis  und 
Verwertung  heiikriiftiger  Quellen  voraussetzen.  Unter  den  Dämonen, 
die  Krankheitserreger  sind,  sind  besonders  zu  nennen  die  Rakshas 
und  PiSfU'haSj  als  deren  grüsster  Gegner  Agni  gilt:  das  Licht  als 
Feind  der  Dunkelheit  und  der  in  ihr  hausenden  br»sen  Geister.  Prof, 
Müller  glaubt  deshalb  den  alten  Indern  die  Kenntnis  der  reinigen- 
den Kraft  des  Feuers  zuschreiben  zu  dürfen.  Unseren  Elfen  und 
iCachtmaren   entsprachen  die  Apsaras  und  Gandharvas,   die  in  Ge- 


208 


11.  B.  Indisch. 


t 


I 


wässern    und  Bäumen    wohiit<*n    und   irleichfalJs    Musik    titnl  Tr 
liebten»  wodurcli  j^ie  die  Menschen   nnlocUieii.      Ein    wei^ 
Äuni  Vertnnben  leindlich  gesinnter  DHmojien  waren  laute  < 
wie  Troninielton,  Glockcuklaii«;:,  wie  denn  iiuvh  Waffen  xu  ^ieitl.« 
Zwecke   dienten,    z.  B.  l'feile.   die  in   die  Luft    nach    den  l>Ämoii 
geschossen  wurden,  Stäbe  (so  von  Oleander)»  die   man   stet»  bei  £>id 
rührte.     An  letzter  Sttdle  seien  die  Sjditler  von  FingrerniigeJn,  H» 
und  Staub  v<*n  der  Fussspur  der  betrefifenden   Person   g'ennnnt, 
verhext  werden   sollte.     Einen    besonderÄ  breiten   Haum    in   der 
diselien  Zxiuberlitter/irur  nitnmt  der  Liebeözauber  ein,  der  durch  vei* 
schied ene  Beisjviele  illn><triert  wird. 

Die  (lU^iehlieit  und  Übe  reinst  iTninung  in  den  aherg-läuhischfa 
Vorstcllnnfre»  und  Cebriincheii  der   verHcliiedensten  Völker  erkltn 
Winteriiitz  durrh  die  Genieinsrnnkeit  des  nienschlicheu  Geisl«M, 
Überall  auf  der  Erde  durch    ein   und   da*i8elbe  Gesetx    g-elHtet 
jcelenkt  wird. 

Der  Autüatz  siddieHSl  mit   dem  Bemerken,    dass   RidijBn'on 
Aherirlttnbei)  der  Wrfnbren  vereint  die  Orundlag^en  sind»  aufdeoi 
t^ich  Moral,  Recht  und  aoasiala  Einnebtungen  der  Nach  kommen  auf* 
bauen. 

79.  Hülebrandt  Alfr.    Vediache   Mythologie.    2.  Bd-     ÜKaa.    A^flM 

Rudra.     Breslau  Marcus.     I\%  255*  S.     12  M.  ^ 

i^O.  Barth.    Cne  inseription  en  earücleres  maurya   grtkv^e  ÄHr  «n 

reliquiaire  de  Buddha.      Coinpte   rendu  de   rac.   des    inscr.  1891 

S    14*5-11;  231-4. 
HL  Orünwedel  Alb.     Zur  bud<lbisliachen  Ikonogrrapbie.     Globus 

S.  Ibi)— 77. 

Enthalt  verscbiedene  BencbtiKungen  uu  »einem  Handbucbe; 
"'Buddhistische  Kunst  in  Indien'\  =  Nr.  4  der  Handbücher  der  konij 
liehen  Museen  zu  IJerÜn.  Unter  besonderer  Hervorhebun|c  der  areljÄ 
lö^isclaeu  Behfindliuijjr  der  sogerTfinnten  «rraeco  huddhi.stisehen  "' 
weist  er  auf  uichrlaehe  Paraileh'n  in  der  KoTnpO!?ition   buddhi 
^riech.  Darstellnntisweise  hin.     So  z,  B.  erinnert  ihn  der  dem  Bi 
ütetii  bei^e;jehene  Doinierkeiltrai;er  [idenlitiziert    mit    V'ajrapaLir 
Zeuö  iini  dem  den  Donnerkeil  in  den  Klauen  trugenden  Adler. 
den    DarstellUTijren    der  Käc^yapa-Le^ende  iBekebrung"   einps  BfA] 
manen   KA.(;va]»a)   erseheint  dem  Verlrtsser  Buddha   (wiederum   voir 
dem  dieses  Mfil   bürti^^en   Donnerkeiltra*^er  gefolgt)  in  der  Attitudi 
des  opfernden   antiken  Feldherrn  r  die   patera  iOpferschale)  i«l  ruf* 
sprechend  der  l'bertra^runjtr  des  fremden  Typus  in  einen  Alinos«*ii* 
napt"   verwandelt.      Bei    einer   der   Fi^i^uren    auf   einem    die    Geburt 
Buddhas  versinnbildlichenden  Relief  denkt  Grnnwedel  an  den  Tribut 
träjrer  der  »pJUeren   Antike   (wobei  er,  da  die   nämliche  Fi^ur 
ihn  auch  Alinliehkeit  mit  dem  "tauten  Hirten  von  Lateran"  hat,  Wnrj 
auf  ilie   Beeintlus.'iun^r  christlicher  Kunst   durcli    indische  hin  wein 
andere  Parallelen  hierzu   sind:    die   *^i'falteten  Hiinde,    das   indisrl 
afijali;   die  Lciwen    beim  fieili^en  Barlaam,    das  sinibiUana  des  Bu 
dha;    der  Kelch    mit   der  Schbuij^e   des  hL  Johannen,    die  Alnmscu^ 
schale  nait  dem  Na^^a  in  Buddhas  Hand).     Die  auf  dem  Relief  eitirfj 
ieinem   indoskythischen    Fürsten    /ibnelnden;)    von    Grünwedel    mil 
Kubera,  eim^ni  der  4  Inkapalas  identilizierttMi  Kfaii^js  diesen  letzter** 
umgebenden  kleinen  (Test alten  brint:'t  er  in  Zusantmenbang'  mit  eint' 
Eigentümlichkeit  der  ausgehenden  Antike,  die  Hauptfigur  von  kleme- 
ren,    dienenden  Figuren    umgeben    sein   zu    lassen.     Der  auf  dem 
Haupte  eine  Elefantenhaut  tragende  Virüdhaka  (ein  anderer  lot 


IL  B.  indisch. 


S09 


,  piila)  hat  sein  Vorbild  in  dem  gleichfalls  D)it  einer  solchen  Kopf- 
'  bedtH'kun^  versehenen  Dem  e  tri  ob,  Sohn  des  Euthydtjmos  I.,  wie  er 
I  äbniich  auch  di;n  mit  dem  Dreizack  dargestellten  ^'iva  {hinter  ihm 
der  Stier)  aus  dem  griechischen  Poseidon-typus  (letztere  zwei  Fälle 
(  sind  Miinzpritgnngeii)  entwiekelt  sein  Jässt. 

82.  Hoey  W*    The  Suvarna,  or  original  gold  eoin  of  Aucient  India, 
1       Proc.  ASB.    1899.    S,  56  i; 
I  83.  Hopkins  E.  W.    Greek  art  in  tndia.    Nation  (N.  Y.\  S,  280  f. 

84.  Hopkins    E.  W*     Aneient  monuments  of  the  Deccan.     Nation 
(N.   V.)  64,  240  f. 

85.  M&indron  M.    L'art  tndien.    (Bihl,  de  renseignement  des  beaux 
arts.)     Paris  May.     1898.     IX,  315.  tilU) 

86.  Senart  E.     Notes  dVpigraphie  indienne.  VII.  Deux  epigraphe^* 
du  Svät.    Journ.  asiat.  Ser.  IX.  13,  526—537;  555.     1  T. 

87»  Speyer  J.  8.     Buddhaö  Todesjahr   nach   den>   AvadAnaiataka. 
ZDMG.  53.  120-4. 

Hiirnonf  hat  in  Beiner  *'Introduction  A  rhistoire  dn  bonddhisme 
Indien"  nnter  Berufung  auf  das  Avad?\nasataka  da^  Zeit;ilter  drs 
Aioka  entgegen  den  sonstigen  Quellen  (die  diesrkcn  Könij^  100  Jahre 
nach  Buddha"  leben  lassen)  auf  '200  Jahre  nach  di^m  NirvAna  cJes 
Buddha  angesetzt,  trotzdem  der  bekannte  IJpagnpta  aueh  im  Ava- 
dilnaäataka  als  Zeitgenosse  des  Sakhyainuni  und  Asoka  zugleich  an- 
geführt wird.  Speyer  weint  nnn  nach,  dasö,  wif  hinhiclülich  des 
Textes  mit  der  übrigen  Überlieferung  das  schönste  Einver^iiiindnis 
herrscht,  so  auch  in  Bezug  auf  die  zeitliche  Entfernung  zwis(*hen 
Buddhas  Todesjahr  und  Asokas  Regierung  keine  sich  wiilerj^prcehen- 
den  Angaben  zu  verzeichnen  sind,  indem  Burmmls  Ansieht  Idoss 
auf  einem  Versehen  beruht»  dadurch  entstanden,  dass  er  die  Worte 
*'var§a,s(da  .  .  .  ."  mit  dem  allerdings  nicht  dureh  den  nonst  üb- 
liche n  damla  getrennten  Schluss  der  letzten  Gäthft  aes  betretenden 
Abschnitttea:  ".  -  .  dritU/am"  verbindet,  ohne  sieh  über  die  gram- 
matische Unmöglichkeit  des  Ausdruckes  dvitit/ain  varmsapta^^^ 
200  Jahre  genügend  Kechensebaft  gegeben  zu  haben,  womit  zugjeich 
die  auf  Bnrnouf  zurückgehende  Hypothese  einer  zweitachen  ITber- 
lieferung  in  den  Angaben  drr  nordlichen  Buddhisten  über  die  er- 
wähnten zwei  geschichtlichen  Ereigtiisse  hinfällig  wird. 

88.  Btein  M  A.     Notes  on  the  monetary  System  ot  Aneient  Kasmir. 
Nnmismat  Chronicie.  III.  ser.  Bd.  19.     1899.     125-74.  l  T. 

Dieser  Aufsatz  ist  ein  Separatabdruck  aus  des  Verfassers 
Kommentar  zu  dessen  Übersetzung  von  Kalluiuas  Räjatarangini,  der 
iiltesten  der  noch  vorhandenen  Kasmirer  Chroniken.  Diese  Clironik 
enthHlt  zahlreiche  Bemerkungen  über  den  I^reis  von  allerhand  W^t- 
reu»  über  die  Hohe  von  Lohnen  und  dergleiclien,  die  einen  wert- 
vollen Beitrag  zur  numismatischen  und  iikonomischen  nesclucljte  Kas- 
mirs  liefern,  jedoch  ohne  Kenntnis  tles  Geldsystems,  auf  das  sie 
sich  bezieben,  nicht  zu  verwenden  sind.  Stein  gibt  nun  in  ilem 
vorliegenden  Beitrag  eine  Zusammenstellung  und  Erklärung  aller 
in  der  Räjatarangini  vorkommenden  Notizen,  betreffend  System  und 
Kurs  des  Geldes  in  Kasmir  während  der  Hinduherrschalt,  indem  er 
die  Bezeichnuiigen  der  einzelnen  (^eldstücke  erläutert^  sowie  ihn'U 
Wert  und  das  Metall,  aus  denen  sie  geprllgt  sind.  feNlhtellt- 

89.  Waddell  A,    On  some   newly   found  Indo-Grecian    ßuddhistic 


210  II.  C.  Iranisch. 

sculpture«  from  the  Swät  Valley  (Udyäna).      Actes  XI.  Conj^s 

des  Orient.,  Sect.  I.    S.  245—7 
90.  KielhornF.   Ein  unbekanntes  indisches  Metrum.  Götting.  Nachr , 

Philol.-hist.  Kl.  1899.    S.  182-4. 

Dieses  Metruin  findet  sich  in  den  ersten  24  Versen  einer  noch 
nicht  veröffentlichten  Inschrift  des  Kadamba  Könifirs  KÄkusthavtr- 
man.  Aus  dem  von  Kielhorn  aufgestellten  Schema  ergibt  sich,  dz»^ 
man  es  mit  einem  M&trftsamaka  zu  thun  hat^  indem  jeder  der  4 
Padas  des  Verses  15  Maträs  enthält.  Während  nun  in  Päda  2  und 
4  dieses  Schema  strikte  befolgt  wird,  kommen  im  1.  und  3.  Pädt 
an  18  (von  48)  Fällen  Nebenformen  mit  16  und  17  Mäträs  vor.  Dä.v 
selbe  Metrum  findet  sich  in  noch  anderen  Inschriften  und  auch  im 
Bower  Ms.  (Part  I,  S.  4).  Trotz  dieses  Gebrauches  in  den  verwrhie- 
densten  Gegenden  Indiens  ist  in  keiner  indischen  Metrik  oder  son&; 
wo  davon  Notiz  genommen  worden. 

Leipzig.  Erich  Schröter. 

C.  Iranisch. 

Allgemeines. 

1.  Achelis  Th.     Zoroasters    Persönlichkeit   und    Lehre.     Deutsche» 
Protcstantenblatt  32,  Nr.  29,  Juli  15,  S.  235—36. 

Mit  besonderer  Rücksicht  auf  das  Buch  von  Jackson,  Zuro- 
astor  the  Prophet  of  Ancient  Iran. 

1.  Blochet  K.    Le  livre  intitul6  TOulamä-i  Islam.    Rev.  de  Phist.  des 
rel.  86,  2.3-49. 

Irnportant  as  contributing  to  our  knowledge  of  this  treatise 
which  contains  so  niuch  interesting  Information  regarding  Zoro- 
astrianism. 

3.  Gumont  F.  Textes  et  monuments  figur68  relatifs  aux  mysttTe- 
de  Mithra.  I.     Introd.  Bruxeiles.     377  S.  4». 

1.  Mithra  und  Kult  d(?sselben  seit  der  ar.  Zeit,  seine  Verbrei- 
tung,'' in  Asien  bis  zum  1.  Jh.  v.  Chr.  2—6.  Der  Mithraismus  de!> 
rciniischcn  U(*ichs.     II  (ebd.  1896):  Abbildungen. 

4.  Qasquet  A.  Kssai  sur  W  culte  et  les  myst^re^  de  Mithra.  Paris. 
14.3  S. 

5.  Geiger  und  Kuhn  (Irundriss  der  iranischen  Philologie  1,  2.  Ab- 
teilung, 3.  Licferun;;',  S.  321—424.  (Kleinere  Dialekte  und  Dia- 
i('kt;4'rwpl>en.     Von  W.  Geiger.) 

Vgl.  unten. 
T).  Jackson  A.  V.  W.    Indo-Iranian  Contributions.   JAOS.  22,  54— .')T. 

(-ouipriscs  tUi'  following  points:  1)  Skt.  väklyans,  cf.  Av.  ra- 
zjidstra.  2)  Skt.  karsa  a  weight,  in  Anc.  Pers.  Inscr.  'II  karm\  — 
Skt.  c/iala  is  suggc'stcd  for  explaining  Anc.  P.  .var(. . .).  —  4)  Av. 
ao()a,  et*.  Skt.  udd,  ndan.  —  5)  Av.  vltäpdm  'out  of  reach*.  —  6)  Av. 
sprtntö  frasnä  as  a  dual.  —  7)  The  curse  of  a  cow  brings  cbildlesh- 
nes.s.  —  H)  riic  /iö?/i- plant  and  the  birds  in  the  Dinkart.  —  9)  The 
national  enibleni  of  Persia.  —  10)  Anc.  Pers.  TUKTd  in  Herod.  9.  10, 
is  tuktä. 

7.  Lehmann  K.   Zarathustra,  (mi  bog  om  Persernes  gamle  tro.  I.  dcL 


IL  C.  Iranisch.  211 

Kjebenhavn,  det  Schubotheske  Forlag  (Lybecker  og  Hirschsprung). 
XL  192  S.    3,50  Fr. 

Anz.  von  F.  Justi  Arch.  f.  Religionsw.  3,  194—207.  Treats  of 
the  Avesta,  ancient  Persian  history  and  religion.    To  be  continued. 

8.  Menant  D.  Les  Parsis:  Histoire  des  communaut^s  zoroastrien- 
nes  de  I'Inde.  Premiere  Partie.  Paris  Leroux  1898.  XIV,  480  S. 
(Annales  du  Musee  Guimet.  Bibliothfeque  d'fetudes.  Tome  septifeme.) 

The  present  j)art  gives  a  history  of  the  civil  life  of  the  Parsis 
down  to  to-day  and  especial  attention  is  paid  to  the  development 
of  education  among  the  Parsi  Community.  The  volume  is  adorned 
by  a  number  of  illustrations  and  photographs  of  prominent  Parsis. 
The  sccond  part,  which  is  expected  soon  to  appear,  will  contain  au 
exposition  of  the  religious  system  of  the  Parsis. 

9.  Pizzi  I.  Gli  Studi  Iranici  in  Italia.  Studi  Itahani  di  Filologia 
Indo-Iranica  (diretti  da  F.  L.  Pull6).    Firenze  1897.    S.  57—72. 

A  brief  account  of  the  work  of  Italian  scholars  in  the  field 
of  Iniuiau  philology,  treating  of  Garzoni  and  Zanolini,  pioneers  of 
tho  hist  Century,  Ascoli,  Giussani,  Lignana,  De  Vicentiis,  Cimmino, 
Guidi,  Bonelli,  Moratti,  Pizzi,  Rugarli,  and  Giannini. 

10.  SOderblom  N.  Les  Fravashis:  foude  sur  les  traces  dans  le 
Mazdeisnie  d'une  ancienne  conception  sur  la  survivance  des  morts. 
Paris  Leroux.  79  S.  (Extrait  de  la  Revue  de  l'Histoire  des 
Religion  s.) 

As  tho  sub  title  unplies,  this  raonograph  treats  espicially  of 
the  PVavashis  in  their  relation  to  the  dead  and  with  reference  to 
the  funeral  rites,  ceremonies,  and  festivals  in  honor  of  the  decea- 
sed.  A  special  chapter,  ashaonäm  fravashayo^  contains  among 
other  things  a  discussion  of  the  etymological  meaning  of  the  word 
fravashL 

IL  Stackelberg  R.  v.  Bemerkungen  zur  persischen  Sagengeschichte. 
WZKM.  12,  1898  S.  230—248. 

The  first  note  is  1)  Der  Berg  Sabalftn,  and  several  passages 
are  given  from  Persian  and  Arabic  writers  who  connect  Zoroaster's 
name  with  this  mountain.  —  2)  FarSidhward,  this  and  the  similar 
form  in  the  Yätkär-iZarörän  are  again  connected  with  Frashämva- 
reta  of  the  Avesta.  —  3)  Behäfirld  of  FirdausI  has  the  same  name 
as  Vanhufedri  of  the  Avesta  and  Veh  Bad  of  the  Parsi  and  tradi- 
tion.  —  4)  Die  A2dahaksage  bei  den  Armeniern  —  the  Armenian 
form  of  thi«  legend  shows  certain  traits  which  seem  to  be  borrowed 
from  notions  regarding  the  heretical  sect  of  Mazdak.  —  5)  Zur  Geo- 
graphie des  Bündchen  —  the  mountain  'Köndrasp*  should  rather  be 
understood  as  'Gandaraw',  and  the  sea  of  'Sovbar'  associated  with 
the  name  of  the  dragon  Sruvara  of  the  Avesta.  —  6)  Afräsiyäb,  a 
note  on  the  scene  of  his  capture  in  Adharbaijan.  —  7)  Karsevaz.  — 
8)  Harüt  und  Märüt.  —  9)  Mähyär.  —  10)  Spityura,  this  dempn  was 
a  false  biother  ofYima.  —  11)  Der  Kamakvogel,  its  relation 'to  the 
Simürgh.  —  12)  Barzapharnes.  —  13)  Firödhün,  his  statue  keeps 
guard  over  the  demon  A^dahäk  according  to  the  Armenian  Moses 
of  Chorene  and  an  Arabic  writer. 

12.  Thornton  D.  M.  The  Parsi,  Jaina,  and  Sikh.  Being  the  Maid- 
land Prize  Essay  for  1897.    1898. 


212  n.  C.  Iranisch. 

Avestisch. 

13.  Bartholomae  Chr.    Arica  XI,  XII.    IF.  10,  1-19  und  189-203. 

These  articles  contaio  so  much  valuable  material  for  Avestan 
lexicography  that  mention  is  made  especially  of  them  here  besides 
including  them  above  nnder  III  A. 

14.  Kanga  Navroji  M4nekji  Nasarv&njl  The  VendidÄd  translated 
into  English  from  Pahlavi  (Dastur  Darab  Peshotan  Sanjana*s  edi- 
tion),  with  a  transliteration  in  Roman  characters,  explanatory  and 
phiioiogical  notes,  and  introduction.    Bombay.    32  S. 

15.  Kirste  J.  Zwei  Zendalphabete  des  Britischen  Museums  (mit 
einer  Tafel).    WZKM.  20,  1898  S.  261-266. 

Comments  are  made  upon  certain  characteristics  of  two  alpha- 
bets  in  Avestan  manuscripts  of  the  Hyde  collect! on.  Attention  ig 
called  to  a  note  in  one  of  the  colophons  where  the  scribe  renders 
Av.  0,  fB  by  Skt.  th,  gh, 

16.  Mills  L.  H.  The  Sanskrit  equivalents  of  Yasna  XLIV.  Actes  XI. 
Congr^s  des  Or.,  Sect.  I.    S.  317—326. 

17.  Mills  L.  H.    Asha  as  The  Law  in  the  Gäthas.   JAOS.  20,  31-53. 

A  disciission  of  the  various  shades  of  meaning  of  asa  in  all 
the  passages  in  the  Gäthas. 

18.  Mills  L.  U.  The  personified  Asha.  Journal  Amer.  Or.  Soc  20, 
277-302. 

This  article  forras  a  seqiiel  to  the  author's  'Asha  as  the  Law 
in  the  Gathas'.  It  discusses  the  character  of  Aaha  personified  as 
the  archangel  and  then  the  nature  of  Asha  as  incorporate  in  the 
Holy  Community,  or  the  Zoroastrian  congregation. 

19.  Mills  L.  H.  God  has  no  Opposite  (a  Sermonette  from  the  Per- 
sian).    Asiatic  Quarterly  Review  7,  No.  13,  January. 

20.  Mseriantz  Levon  S.  K  Bosporskoi  Onomastikye,  Sobstrennoye 
imya  luupaKoc  (On  the  vocabulary  of  the  Bosporus,  the  proper 
name  ZujpaKoc.  Extract  from  the  collection  of  Memoirs  of  the 
Ethnographical  Section).  Napecatano  iz  Sbornika  Trudov  Etno- 
graficeskowa  14,  1—6. 

A  study  of  the  proper  name.  IQPAKOI  which  is  found  in  a 
catacomb  of  Kertch  in  the  Crimea,  and  the  Suggestion  is  made  to 
explain  this  name  as  of  Iraniau  origiii,  from  *Sauraka-,  cf.  Av.  saora. 

21.  Remy  A.  F.  J.     Sanskrit  jana,  Avestan  zana.    JAOS.  20,  70. 

The  Skt.  Word  Jana  is  called  in  to  explain  the  Avestan  air. 
XcT.  srvözana  'of  the  horned  race*. 

22.  Richter  0.  Der  Plural  von  gAw.  mazdäh-  ahura-,  KZ.  34, 
584-589. 

♦he  employment  of  the  plural  of  Ahnra  Mazda  is  perhaps  to 
be  regardod  as  including  also  his  Holy  Spirit  (Spenta  Mainyu)  and 
the  Fire  (Ätar). 

23.  Wilhelm  E.  ErAnica.  Actes  XI.  Congrcs  des  Or.,  Sect.  L  S.  261 
-274. 

The  following  subjects  are  treated:  1.  Zu  Vend.  IV.  24  und 
IX.  161  Spieg.  =  Westerg.  Geldner  IV.  5  und  IX.  41.  —  2.  Afrlgin 


II.  C.  Iranisch.  2ia 

Gahambär  3—6  übersetzt  und  erklärt  —  3.  Bemerkungen  zum  Vish- 
täsp-Yasht.  —  4.  Der  Genius  Sraosha  im  Avesta  und  Serosch  im 
Schähnämeh.  —  5.  Zu  Firdausl. 

Altpersisch. 

24.  Poy  W.  Beiträge  zur  Erklärung  der  susischen  Achaemeniden- 
inschriftcn.    ZDMG.  52,  564-605. 

An  elaborate  investigation  of  the  Susian  cuneifonn  inscription 
with  reference  constantly  to  the  Aucient  Persian;  there  are  discus- 
sions  of  morphology  and  syntax  and  various  translations  of  Susian 
passages  in  connection  with  the  Persian.  The  article  contains  also 
an  index  of  the  Susian  words  discussed. 

25.  Hüsing  H.    Altiranische  Mundarten.    KZ.  36,  556—567. 

The  various  forms  under  which  Mithra  appears  in  proper 
names,  together  with  other  reasons,  leads  to  the  assumption  of  the 
presence  of  several  dialects  in  the  Old  Persian  Inscriptions. 

26.  Justi  F.    Zur  Inschrift  von  Behistan  I.  63.    ZDMG.  53,  89—92. 

In  ans  wer  to  Foy's  objections  to  his  explanation  of  several 
ÄTT.  XcT.  in  this  difficult"  passage. 

27.  Oppert  J.  Le  calendrier  perse.  Actes  XI.  Congrfes  des  Or., 
Sect.  I.    S.  327-348. 

28.  Tolman  C.  H.  and  Stevenson  J.  H.  Herodotus  and  the  Em- 
pires of  the  East.  Based  on  Nikel's  Herodot  und  die  Keilschrift- 
forschung.   New  York  American  Book  Co.     102  S. 

This  book  forms  part  of  the  Vanderbilt  Oriental  Seriös.  It  is 
based  throughout  directly  on  Nikel's  treatise  as  stated  in  the  title. 
But  a  brief  sketch  of  the  customs,  religion  and  language  of  the  Per- 
sians,  with  some  chronological  material,  is  added  at  the  end. 

Pahlavi  und  Mittelpersisch. 

29.  Blochet  E.  Catalogue  des  manuscrits  mazdeens  (Zends,  Pehlvi, 
Parsi  et  Persans)  de  la  Biblioth^que  Nationale  de  Paris:  Biblio- 
th^que  moderne  II,  No.  9;  11;  13.    Paris.     [Cf.  OB.  XIII.  1612]. 

30.  Oasartelli  L.  C.  Note  on  a  Pehlevi  inscription  in  the  Dublin 
Museum.    Actes  9.    Congr^s  des  Or.,  Sect.  I.    S.  353—356. 

With  a  reproduction  of  the  inscription. 

31.  Gasartelli  L.  C.  Pehlevi  Notes  VII  —  An  Inscribed  Sassanian 
Gem.    Babylonian  and  Oriental  Record. 

"The  inscription  is  read  as  Atürdükhti  apaqtän  val  Yazdän 
Atrödükhti  [has]  recourse  to  God". 

32.  Harlez  C.  de  L'inscription  pehlevie  de  la  croix  de  S.-Tom6. 
Actes  XT.    Congres  des  Or.,  Sect.  I.    S.  249—252. 

With  a  reproduction. 

33.  Irani  Khudäyär  Dastür  Shaharyär  The  Pahlavi  Texts  contai- 
ning  Audarz-I  Ädarbäd  Märaspandän,  Andarz-I  Vehzäd  Farkho 
Firüz,  Andarz-I  Khüsrü-I  Kavädän,  Mädigän-I  chatrang  and  Kär- 
nämak-i  Artakshatar-I  Päpakftn.  With  transliteration  in  Avesta 
Character  and  translation  in  Persian.  Bombay  Fort  Printing  Presss 
24+102+67  S.    large  8«. 


214  IL  C.  Iranisch. 

The  alm  of  this  book  is  to  inake  some  of  the  Pahlavi  texu 

more  easily  accessible  to  the  Pergian  Zoroastrians. 

M,  Modi  Jivanji  Jamshedji    Aiyadgftr-i-Zanrftn,    Shatröihft-i-Air&n, 

and  Atdiya  va  Sahigiya-i-Sistan.    Translated  with  Notes.    (Gaze- 

rati  and  English).     Bombay   (Education  Society's    Steam   Press«. 

180  S. 

A  translation  of  three  important  short  Pahlavi  treatise»,  with 
numbrous  not^s.  The  first  had  previonsly  been  rendered  into  Ger- 
inan  by  Geiger  (Das  YaiEkar-i-Zarlrftn);  the  latter  two  relating  lo 
the  'Cities  of  Iran*  and  'The  Wonder  and  the  Greatness  of  Si«t*n' 
have  been  pubiished  in  translation  for  the  first  time.  A  map  at- 
companies  the  volume. 

35.  Pahlavi  texta.  Ed.  by  Jamaspji  Dastur  Minocheberji  Jama8{>- 
Asana.  1:  AylbÄtkÄr-i  Zarträn  —  ShatnnlhA-i  A^rAn  —  Awadlh 
u  sahlhlh  i  Sigastän  —  Khüsrü-i  KavÄtÄn  u  rftak-1  —  Andarzlhü-i 
Pöshfnikän  —  Chltak  audarz-i  Poryötake^kftn.  Bombay  1897.  gr.8«. 
48  S.    (Leipzig  Harrassowitz.    8  M.). 

36.  Sanjana  Peshotän  Dastur  Behran^'ee  The  Pinkard:  The  ori* 
ginai  Pahlavi  text;  the  same  transliterated  in  Zend  characten»; 
translations  of  the  text  in  Gujarati  and  English  langaages;  a 
commentary  and  a  glossary  of  select  terms.  Vol.  VIII.  Pablished 
under  the  patronage  of  the  Sir  Jamshedji  Jeejeebhai  Translation 
Fund.    Bombay  1897. 

A  continuatlon  of  this  work  which  has  been  appearing  for 
some  years. 

37.  The  Pahlvi  Zand-i-Vöhüman  Yasht,  text  with  transliteration 
and  translation  into  Gujräti,  and  Gujräti  translation  of  the  Pahlvi 
Minö-i-Khirad  with  notes  by  Kaikobad  Adarbäd  Dastur  Nosher- 
wän.     Poona.    i^.    27,  28,  152  S.    (Leipzig  Harrassowitz.    9  M.). 

Neupersisch  und  andere  iran.  Sprachen. 

38.  Arnold  Sir  Edwin  The  Gulistan:  Being  the  Rose -Garden  of 
Shaikh  Sa'dl;  the  first  four  ßrbs  er  Gateways.  Translated  in 
prosp.  and  verse.     London  Burlei^h.    3  s.  6  d. 

Kezens.,  Spectator  1899,  S.  378  f.;  Lit.  World  30,  275  f. 

39.  Bacher  W.  Der  Dichter  Jüsuf  Jehüdi  und  sein  Lob  Moses. 
ZDMG.  53,  389—427. 

This  poet  belongs  to  a  circle  of  Judaeo-Persian  poets  ofBok- 
härä  whose  works  are  knowu  through  a  collection  in  two  manuscript 
volumes  brought  from  BokhUrä  to  Europe  in  1897.  The  poems  of 
Jüsuf  Jehüdi  are  the  most  nunierous  in  the  collection.  The  articie 
treats  first  (1)  of  him;  and  second  (2)  of  his  poem  in  praise  of  Moses, 
which  is  given  in  füll  in  Hebrew  and  Persian  charaeters  and  then 
translated;  and  finally  (3),  some  other  Hebraeo- Persian  verses  on 
Moses  and  Elijah  are  added  with  comments  on  the  Bokh&r&  schooL 

40.  Browne  E.  G.  The  Sources  of  Dawlatshah,  with  some  Remarks 
on  the  Materials  available  for  a  literary  History  of  Persia,  and 
an  Excursus  on  Bärbad  and  Rüdagi.  JRAS.  Gt  Br.  and  Ire- 
land  Jan.  1899 


II.  C.  Iranisch.  215 

41.  Browne  Edward  G.  Yet  more  Light  on  'ümar-i-Khayyäm.  JRAS. 
Gt.  Brit.  and  Ireiand  April  1899. 

On  p.  414  a  passage  is  cited,  the  misnnderstanding  ot*  which 
gave  rise  to  the  Rose-tree  cult  of  the  'Omar  Khayyäm  Society. 

42.  Browne  Edward  G.  The  Chaliär  Maqäla  ('Tour  Discourses") 
of  Nidbäini-i-'Ariidi-i-Samarqandi.  Translated  into  English.  Re- 
printed  from  the  Journal  of  the  Royal  Asiatic  Society.  JRAS- 
July  and  Oetober  1899. 

This  interesting  work  translated  from  the  Persian  contain» 
four  discourses  on  the  callings  of  secretaries,  poets,  astrologers, 
and  physicians,  and  it  adds  some  new  and  voluable  Information  to 
our  knowledge  of  Persian  authors.    An  index  is  appended. 

43.  Gimmino  Francesso.  Dal  Poema  Persiano  Jusuf  e  Zuleicha  di 
Mevlana  Abderrahman  Giami.  Accademia  di  Acheologia,  Letter 
e  Belle  Arti  20,  1-107,  Napoli. 

44.  Doctor  Sorab.shaw  Byramji.  A  Compendium  of  Persian  Grammar 
and  General  Literature  for  the  Use  of  High  Schools  and  Colleges. 
Surat  The  Mission  Press  1897.  VIII,  328  S.  16mo.  i  Rupce  and  4 
Annas. 

45.  Geiger  W.  Grundriss  der  iranischen  Philologie.  Erster  Ab- 
schnitt VIII.  Kleinere  Dialekte  und  Dialektgruppen.  1,  2  Ab.^ 
3  Lief.,  S.  321-424.    Strassburg  Trübner. 

This  number  contains:  1.  Die  Pämir-Dialekte  (Fortsetzung  und 
Schluss);  2.  Die  kaspischen  Dialekte;  3.  Zentrale  Dialekte,  Anhang 
I.  Bemerkungen  über  das  TädschikI,  II.  Bemerkungen  über  da» 
Judenpersisch;  4.  Allgemeine  Übersicht  über  die  Dialekte  und  ihre 
Gruppierung. 

46.  Gray  L.  H.  Certain  parallel  developments  in  Päli  and  New 
Persian  Phonology.    Journal  Amer.  Gr.  Soc.  20,  229—243. 

Discusses  certain  points  of  resemblance  in  the  phonology  of 
the  Päli  as  compared  with  that  of  the  New  Persian.  It  is  especially 
noted  that  the  coincidences  between  the  two  languages  are  due 
solely  to  the  Operation  in  both  dialects  of  the  laws  of  development 
which  govern  the  Indo-Iranian  languages  in  geueral.  The  compa- 
rison  serves  to  throw  further  light  on  Iranian  phonology. 

47.  Hörn  P.  Ein  Persische  Kulinarischer  Dichter.  Beilage  zur  All- 
gem.  Zeitung  No.  21,  22.    Jan.  26,  27,  1899. 

A  notice  of  the  life  and  literary  work  of  the  poet  At'ima  (i. 
e.  'Victuals')  of  Shiraz  and  Ispahan,  who  died  about  A.  D.  1427. 

48.  Hübschmann  H.    Zur  persischen  Lautlehre.    KZ.  36,  153—178. 

The  following  subjects  are  treated:  1)  Np.  bäzü  oder  bäzä 
'arm'?  —  decision  is  given  in  favor  of  the  ü-form,  Np.  bäzü  and 
Phl.  bäzük  as  the  older.  —  2)  Np.  panlr  oder  pan€r  'Käse'?  —  the 
former  is  preferable  on  account  of  the  Armenian.  —  3)  Arm.  nstir 
=  np.  nestar  'Lanzette',  a  discussion  of  the  etymology  of  these  kin- 
dred words.  ~  4)  Np.  xirs  'Bär*  comes  from  an  orig.  Iran.  *rsa-  = 
Idg.  *2'k^'0',  as  a  collateral  form  of  Iran.  *Ha-  =  Idg.  *j-k^po.  — ' 
5)  Vokalisches  r  im  Persischen,  further  material  on  the  representa- 
tion  of  Aryan  ar  as  aj\  and  f  as  9r  (=  wr,  ir)  in  Middle  and  New 
Persian.  —  6)  Ap.  *märagna,  cf.  Gk.  indpa^va  'scourge'  in  Aeschylus 
and  Euripides;  the  Greek  is  to  be  regarded  as  a  Persian  loan-word. 


^1<  III.  Armenisch. 

Ap.  *märagna  'Schlangen  todtend*.  —  7>  Skr.  wmdrä^  cf.  Np.  muhr 
aod  Arm.  1.  w.  muhrak^  Cbald.  muhraq :  all  tiicse  presnppose  a  Pbl. 
^muhrak  and  Ap.  *mudrä  or  mu^ra  The  Indian  word,  moreover, 
probabiy  goes  back  through  the  Ap.  to  an  Aasrnan.  —  8)  Does  not 
accept  Ihe  explanalion  of  Ap.  VaumtUa  as  Fcniati^^a  which  Hüsing 
mpports. 

49.  J&ml  and  Farid  oddln  AtUur  Salaman  and  Ab^al,  an  Alle- 
gOTv  translated  from  the  Persian  of  JamL  Togetfaer  with  Farrid- 
nddin  Attar's  Bird-Parliament.  By  Edward  Fitz  Gerald  Edited  bv 
Nathan  Haskell  Dole.     Boston  tU.S.A.,  Page  and  Co.    S.  1—187. 

50.  Käpadiä  Jamshedjee  Palionjee  Firdnsi  an  accorate  Historian: 
the  Parthians,  Magians  from  the  time  of  the  Yedas.  As.  Qu.  Rev. 
7.  390-3:^9. 

51.  Nicholson  R.  A.  A  Persian  Mannscript  attribnted  to  Fakhni'd- 
din  RäzL    JR.\S.  Gt.  Br.  and  Ireland.    Jan.  18d9. 

New  York.  A.  V.  W.  Jackson. 


III.    Armenisch. 

1.  Lehmann  C.  F.  Religionsgeschichtliches  ans  Kankasien  nnd  Ar- 
menien.   Archiv  für  Religionswissenschaft  3.     1900.     S.  1—17. 

Contains  an  acconnt  of  nnmerons  relig^ons  rites  and  saper- 
stitiouä  practices  still  to  be  observed  in  Armenia  and  the  Gancasns 
as  a  sar^'ival  of  the  ancient  cnstom  of  tree  worship  and  the  adort- 
tion  of  rivers,  wells.  and  Springs. 

2.  Harr  N.  Zur  Frage  über  die  Probleme  der  armenischen  Philo- 
logie   russ.).    inr.  Min.  324,  Juli,  S.  250-251. 

3.  Adjarian  H.  Les  explosives  de  Fanden  Armenien.  La  Parole 
1.  119—127  'mit  Abbildungen). 

Dazu:  Rousselot  Notes  sur  les  evolutions  phon^tiques  127— 
36  und  Meillet  Notes  historiques  sur  les  changements  de  quelques 
explosives  en  arm^nien  136—37. 

4.  Meillet  A.  De  quelque  aoristes  monosyllabiqnes  en  armeoien. 
MSL.  11,  16. 

5.  Meillet  A.  Le  g^nitit*  singulier  des  themes  pronominanx  en  ar- 
menien.    MSL.  11,  17  f. 

6.  Meillet  A.  Le  genitit  en  -oj  deb  noms  de  parente  en  armenien 
moderne.     MSL.  11,  18  f. 

7.  Meillet  A.  Recherches  sur  la  syntaxe  comparee  de  rarmenien 
(suite).     MSL.  11,  369—89  (1900>. 

IL  Les  regles  daecord  de  Tadjectif  (vgl.  MSL.  10,  241  Fnss- 
notet.  A.  Les  regles.  1.  Adjectifs  qualificatifs.  —  2.  Adjectifs  pos- 
sessifs,  relatifs  et  interrogatits.  —  B.  Essai  d*explication  historiqae. 

S.  Karst  J.  Aussprache  und  Vokalismus  des  Kilikisch- Armenischen. 
Erster  Teil  einer  histor.-gramm.  Darstellung  des  Kilikisch-Arme- 
nischen    Di>sertation;.    Strassburg  Trübner.     74  S. 


MargoUouth   D.  S.     The   Syro-Arinenian  dialect.      JRAS.   1898, 

S.  83^>-HL 
10.  Ms^riantz  L.     Notice  sur  Ja   phont-Hque  du   dialecte  Armenien 

de  Mouch.     Actes  du  XL  Coii|^rt's  des  Orient.  S^^cL  I,  S*  299—316. 
U.  von  Patrubany  L,      Lautlehre   der  MuSer  MandarL     Sprach- 

wißseii^cb.  AbliandhiHgen  L  271—88, 

—  Lautlehre  der  neuarmenischen  Mundart  von  Tiflis.  ebd.  S.  289 
-302. 

—  Armenisdi'tleuisches  Wörterverzeichnis,  ebtl,  S.  iM)7, 

—  Kleine  Mitteilung'en.  ebd,  309-  14. 

12,  TomBon  A,  F.  Zur  Phonetik  des  polnisch-(|?alizisch-)armenischen 
Dialekts  (russ.),     Zap.  d.  Univ.  Odessa  77,  20ö— 222. 

Wandel  von  bet.  o  zu  j?^  (AiiJ.)  und  ^  (Inl.);  ähnlich  von  bet, 
fi  zu  je. 

Kl  Voith  A,  Siebenbürgisch'Armeniöch,  Spracbwiss^enHch.  Abhaud- 
lunpren,  hrs^%  von  L.  v,  Patrubany  l,  30<>  f. 

14.  AdjarianH.  Armenische  Etymologien.  Sprachwissensch.  Abband* 
1  untren,  hrßl,^     von  L,  v.  Patrubany  1,  302—4. 

15.  Bittner  M,    Armen.  ;t?«ör  'Sauerteig;'.     WZKAL  13,  296. 

16.  Brockelmann  C.  Ein  assyriöchee  Lehnwort  im  Armenischen. 
Zeitschr.  t\  Aösjriologie  I3,  327  f. 

Ann.  Kniafikh  'Leiciie,  Skelett*  =  nsöyr.  kimah^u  'Sarg'. 

17.  Meillat  A.     Etymolo^aes  armeuienneK.     MSL.  II,  390-401  (1900). 

I.  In  vielen  Kusainniengesetzten  Adjektiven  erscheinen  /- 
Stämme  an  Stelle  der  o-8tJimme  beim  Simplex.  Das  erinnert  an  lat, 
soinnus-eacsomniit,  air,  adbur^-saidbir,  awe^t.  ahura-tjhuiriä.  —  2.  arm. 
bor  'bourdon'  :  iit^-cppri-Äuüv.  —  3.  ifeljkh  'g-lande';  das  anl.  g  erklärt 
hieb  daraus,  das!;;  dif  *,^iitturale  Aspirata  ihren  eignen  Weg  gegangen 
ist  (vgl,  das  KeltiHehe  IF,  4,  264  t!'.)*  —  4.  erku  entspricht  lautlich 
idg,  divü.  —  b,  jHufn  'doigt':  rn.  brct.  ment  (V.  Henry).  Die  Behand- 
lung des  /  ist  gleicii  der  des  k  in  afxn.  —  6,  idg.  ni-  im  Ann,  —  7. 
indoiran,  r  in  armen.  Lehnwortern.  —  8.  Kedoubleraent,  —  9.  Verba 
auf  -71  w-  —  10,  sul  'court*  :  kärl-iuh^  KXduj.  —  IL  theruthittn  hat  e 
(nicht  ^),  statt  i  :  der  Einduös  des  Hg.  u  ist  die  Ursache  davon,  — 
12,  mefr  'mieP  :  |uUi  (Lagarde)  durch  Kontamination  von  melit-  mit 
medhu-  entstanden. 

18.  Thumb  A.  Die  griechischen  Lehnwörter  im  Armenischen,  Bei- 
träge zur  Geschichte  der  Koivrj  und  des  Mittelgriechi.schen.  Byzan- 
tinische Zeitschrift  9,  388— 4E>2. 

Verwertet  die  ins  Armen,  eiogedrungenen  griech.  Lehu Wörter 
zur  Aufhellung  der  griechischen  Lautgeschichte. 

19.  Sandalgian  I.  L*idiome  des  inscriptiona  cun^iformes  urartiques. 
Rom  Loencher  l^-  C.   1,25  Frs. 

Ein  Versuch,  die  Sprache  der  armen.  Keilinschrifteo  als  eine 
indogermanische  zu  erweisen. 

20.  Abeghian  M.  Der  armenische  Volksglaube.  Jenaer  Diss.  Leip- 
zig.    127  S. 

Angez.  von  J.  v.  Negelein,  Globus  78,  288—293. 


218  IV.  Griechisch. 

IV.  Oriechiseh. 

1.  Prosorov  P.  Systematickij  ukazatel'  knig  usw.  (Sjfltemat.  Ver- 
zeichnis von  in  Rassland  gedruckten  rassischen  und  anderspra- 
chigen Büchern  und  Aufsätzen  zur  griech.  Philologie.)  Petershorg 
Akademie.    XVI,  375  S. 

2.  Brugmann  K.  Griechische  Grammatik  (Lautlehre,  Stammbil- 
dungs-  und  Flexionslehre  und  Syntax).  Mit  einem  Anhang  fibfr 
griechische  Lexikographie  von  L.  Cohn.  3.  Aufl.  Handbuch  der 
klass.  Altertumswiss.  II,  1.  Abteil.  München  Beck  1900.  XIX, 
632  S.    12  M. 

3.  Bocquet  A.  J.    Principes  de  phon^tique  grecque. 

4.  Deissmann  A.  Hellenistisches  Griechisch  (mit  besonderer  B^ 
rücksichtigung  der  griechischen  Bibel).  Artikel  in  der  Kealen- 
cyklopädie  für  Protestant.  Theologie.    3.  Aufl.  VIL  S.  627-639. 

5.  Fick  A.  Anzeige  von  Kretschmers  Einleitung  in  die  Geschichte 
der  griech.  Sprache.    BB.  24,  292—305. 

F.  bespricht  eingehend  Kap.  VII— XT  des  Werkes. 

6.  Zacher  K.  Kritisch  -  grammatische  Parerga  zu  Aristophanes. 
Philologus.  Suppl.  7,  4.37—530. 

Darin  II.  das  ny  ephelkystikon  bei  Aristophaues.  III.  Die 
Endung  der  2.  Person  Sing.  Indio.  Medii:  Die  alte  Form  ist  -i\u 
welche  von  den  Tragikern  beibehalten  wurde;  in  der  Umgangs- 
sprache der  Athener  wurde  daraus  in  der  2.  Hälfte  des  5.  Jahrh 
€1,  was  von  den  Komikern  und  Rednern  akzeptiert  wurde.  IV.  Zur 
Worterklärung.  1.  iiriiracTa.  2.  KXacTÖlw.  3.  KÖXaE.  4.  koXöku^o.  5.  dv(- 
iTubdpica  und  ir€pi€KÖKKaca. 

7.  XttTjibdKic  r.  N.  TTcpl  ToO  xP<^vou  Ti\c  rpoirf^c  toO  ^aKpoö  a  €;c 
n.     'A0Tivä  11,  393  f. 

Ein  chronologisches  Zeugnis  für  den  vollständigen  Zusammeii- 
fall  von  altem  und  sekundärem  x]  ist  das  Auftreten  gegenseitiger 
flexi vischer  Beeinflussung  der  a-Stämme  und  der  c-Stämme  auf  -rjCi 
wie  sie  bei  Herodot  in  Akk.  'ApicTOTÖpca  u.  dß\.,  auf  attischen  In- 
schriften in  KXeoqppdönv  u.  dgl.  seit  Ende  des  5.  Jahrh.  vorliegt. 

8.  Hatzidakis  G.  N.  Über  die  Lautgruppe  un  im  Attischen.  KZ. 
36,  589-5%. 

Nicht  ud  sondern  un  ist  die  lautgesetzliche  Form  des  Attischen, 
d.  h.  ä  ist  nach  u  nicht  wie  nach  e  t  p  behandelt  worden.  Die  Aus- 
nahmen sind  entweder  als  Entlehnungen  der  nicht -jonischen  Dia- 
lektgruppc  zuzuschreiben  oder  sind  durch  jüngere  Analogiebildung 
veranlasst  (z.  B.  cöqpuö  u.  ä.  nach  ()j\ä). 

9.  Kretschmer  P.    Aphaerese   im    Griechischen.    KZ.  36,  270—273. 

Inschriftliche  Belege  für  die  Aphürese  in  agr.  Personennamen. 

10.  XarZibdKic  f.  N.  TTcpl  Ti\c  irpo<popdc  kqI  ^kittOjccuic  toö  y  iy  xfi 
dpxa(<ji  'EXXnviKfl.     'AGnvä  11,  162. 

In  dTi^ioxcii  6\(ov,  böot.  iiüv  und  OidXcia  ist  der  Ausfall  des  t 
kein  spontan  lautlicher  Vorgang,  sondern  in  d^rtoxa  durch  Dissimi- 
lation, bei  den  übrigen  durch  Analogie  (nach  ytXcIov,  böot.  t|ou  = 
TU,  bezw.  q)id[Xri)  veranlasst. 


VSur 


• 


rtortes 

12.  Schinidt  J.  Dw  eliüchen  Verhu  auf  -eitw  und  der  urgriechische 
Dekiinmiionsablaut  der  Nomiiia  auf  -€il)c  Sitzungsber.  d,  BerL 
Akad.  1899  S.  302-315. 

Den  Verben  auf  -ct'ui  im  Attischen  entsprechen  eliscbe  Formen 
citi ,  v^rL  cpuTfiöeioi  und  fpuyühi^iry/  auf'  t^iner  jüngst  gefundenen 
eilfichen  Inschrirt  (Meister  Ber.  d,  silcb.H.  Ges.  d,  W.  1898,  218  ff),  fer- 
ner XöTpEiöiiEvov;  KQTiapakuv  (ibidem)  :=  K«6i6p€Üiuv  enthüll  das  be- 
kannte elife^cbe  a  =^  ^gr.  €  und  ist  ebenfalls  ein  Zenge  für  die  eliöcbe 
Bildun*^  auf-eiu);  das  VerhJlltnis  zum  Aorist  auf -ewca  (vgl.  cpufa- 
fteüavTi^  KaTiapaO«c€ie^  entspricht  dem  vou  Katu»  :  ^Kaeca  u.  U.  Die 
Verba  aut  um  Uönner»  nur  aus  eFnu  (nicht  aus  TiFiH))  erliilärt  Averilen 
und  bem^eisen  somit  einen  Ablaut  ßaciXeu  :  ßaciXiiw.  Der  Nom.  nuf 
-€uc  (der  iibri;^ens  zusammen  mit  dem  Aorist  auf  -enca  im  Attischen 
das  IVilsens  »uit  eiiij  zu  -tuuj  iimg-estfdtete)  ist  nicht  iaullieli  aus  'T|üc 
entstanden,  sondern  aus  Dat.  PI.  -€üci  (mit  schwacher  Stete)  über- 
trafen ►  Verl  bek?impft  das  Kürzun^rs^^esetz  für  hingen  Volcal  +  ^ 
+  Konsonant  (S.  8  —  12  über  das  Pronomen  outoc). 

13.  Fennell  C  A,  M-  Greek  stems  ending^  in  -r- and -cu-  and  "Apric. 
The  ClasM.  Kev.  13,  30fi. 

Für  ßaciXeyc  wird  von  Stammformen  -€j,ü-  und  -citF-,  für  'ApTic 
von  *Ap€cn-  ausj^eg'ang'en, 

U.  Schmidt  J.     Das  Zahlwort  ^la,  la.     KZ.  3b,  391-399. 

Der  Verf.  weist  die  alteren  ErlilMriin;j:en  zurück,  besonders 
auch  diejenige,  welche  die  Verschrjinkung  zweier  WortsläLinme  an- 
nimmt. Die  bnmerischen  Gedichte  lasseti  noch  die  iütere  Flexion 
^la  Heo.  iäc  Dat.  tä  Akk.  uiav  erkennen  r  idg.  *smia  wurde  p.ia^  idj^. 
*smjäii  schon  iti  indog.  Zeit  ^tfjäif,  woraus  g-riech.  *iKjds  (vgl.  icBx 
=  idg.  ^zdhi),  lac. 

15.  Richter  W»  Das  griechische  Verbuni  in  seinen  wichtigsten  Er- 
scheinungen erliltitert  und  in  Tabellen  zusammengestellt.  Gymn.- 
Progr.  Küsirin. 

16*  Lautansach  0.  Grammatische  Studien  zu  den  griechischen 
Tragikern  und  Komikern.  Augment  und  Reduplikation.  Hanno- 
ver und  Leipzig  Hahn.     VIH,  192  S.     6  M, 

17.  Parodi  E,  G.  Intorno  alla  fonnazione  dell'  aoristo  stgmatico  e 
del  futuro  greco.     Studi  ital,  di  tilol.  class,  6,  417  —  457. 

Der"BindevoUar*-a-  ist  hervorgegangen  aus  einer  Vermischung 
der  Typen  -c-  und  -ac-  (=^  ai.  -i.v-};  der  3.  Typus  -ec*  liegt  in  f\bta 
usw.  unmittelbar,  sowie  in  weiterer  Umgestaltung  in  dKÖp€c(c)a  u.  ä. 
(statt  "^^K^peca  usw.)  vor. 

18.  Solmsen  F.  Dorisch  dfei  'auf,  wohlan*.  Rhein.  Mus.  NF.  54, 
343—350.  495, 

Das  in  Gramer«  Anecd.  Oxon.  I  71  bezeugte  drei  ist  wie  irici 
ein  Imperativ  öte  (kIc)  -f  Interjektionspartikel  €i;  das  gleiche  -€i 
steckt    vieileicht    auch   in   oöv€i  *  fecöpo  Hesych   {zu   einem   Verbuni 

*0ÖVULJ). 

19.  Strattan  A.  W.  History  of  Greek  Noun- Formation.  I.  Stems 
wilh  ■\i:     Studies  in  Class.  Phtloi.  (Chicago)  2,  115—243. 

(Ist  im  Anz.  12^  65  f.  besprochen  worden.) 
Ansei^er  XII  t  u.  8.  25 


I 


220 


IV,  GriecliiHi'lj. 


20,  BrugmaBü  R.     Der  Ursprung  di-r  Baryluna   auf  -coc.   Ein 
rr^i^*  zur  l'>ulvvjckliin^.<'irt'schichtc  der  sogen.  Kiirsclorfnefi  dcj»  Gr 
eliisdnjij.     Her.  d.  k.  Säehü.  Gen.  d.  Wi.ss.  1899,   S,   177— 2ia 

Duh  SuJlix    coc   kommt  in  Eigennamen  (lvurznatnt»ii)   wie 
fjacoc    nnd    in    Appt'llativi*n    wie   KÖfiTracoc,    (j^Öucoc,    »c^pacoc,    n4i 
usw,   %'or:    mall   im   k^titUvrn  F^llf   liaivdelt  es  hicli    uui   Kurini 
nfichdtmi    coc  cimiuiJ  in  App(4  fall  von  anfgekooniieii  war,  koin 
solches  Nomen  an  eh  ohn^  vor<in;;*egan^eno  Voll  form  g^rhikiot  w« 
Die  Bildnn^^  mit  <oc  ihi  voti   Kümposiln  lULsgeji^angt^ii.    deren 
Glied   ein  Stamm    nnt  4-  tvor  Vokalen)  odiT    fi-    (vor   Konsonant^ 
war;    diesen  Komposita    entsfirrehen  Kur/Jormen    Jiut'  -tax  und    tii 
als  aber  -f«-  icu  -ci-  wnrde,    wurtle  c  aneh   aut'  din   Formen   mit  *h 
übertra;j;'cn,    worans  das  Suflix    coc   resnhicsrta      Bei  miiiicheii  Wo 
tern  aut  -coc  ( wio  z.  B   irüEot,  vf^coc,  bp6coc  n.  a )  K'isst  sich  die  Zu 
liörigkeil  zu  dif*ior  Bildung  nieht  sicher  ausmaelieii. 

21.  XaxZlibdKic  r  N.   TTepi  tüvvkuuv  dvuifjaXnJJV  iv  rolc  cuv0^Taic  dvop- 
p6ri  O&.roppöi)    Kardpa.     'Aerjvci  11,  378— 3H3. 

Kompost!a  mit  JVmiiiineo»  oxytonierten  Abstraktis  auf  -^  uu 
-d  im  l'.  Glied  bebalten  ihre  Endbetonung  nur,  wenn  d«»  erstt?  GJi« 
eine  Präposition  oder  eine  analo*»fo  Partikel  int  und  da«  Koujpoüfim 
ein  Abstraktum  bk'ibt.  KüTcipa  ist  nicht  Zusammensetzung'  von  «ati 
und  dpa,    sondern  eine  a-verbo-Biiduu|^  zu  KaTapiI»)Liai  (wie  i\Txa 


22.  Dörwald    l\     Zur   g:necbischen   Tc.mpusilehre,     Gymnasium 

145-152. 
2B*  Stahl  J.  M.     Zum  Gebrauch   (U^s  prildikattveti    Parttzipium«  ifl 

Griet-lnschen.     lihein.  Mn».  NF.  54,  494  f. 

Nachträge    zu   Kh,  Mus.  54,  IbO  l\    und    Gilderhlceie    im   ÄiaL.| 
Journ.  Ol"  Phil,  11»,  4*i>  i\     Vgl.   ferner  den  Nachtrag    von  Stein  Kh 
Mus.  54,  4l»r>. 

24.  Stahl  J.  M.     Zum  Sprachgebrauch  des  Thukydides.   Rhein.  Mui»| 
NF.  54,  150-151. 

Beispiele  ftlr  den  Gebrauch   des  Partizips   statt  eine^  VerbiJ 
Substantivs. 

2^.  TTovTüi^Tlc  M,     T6  rrjc  ^XXr|v{&oc   tpwuvfic  &iacaqp)TnK6v.     'Aö»|vd  H 
443-458. 

Verl.  titellt  auö  Homer  alle  Fälle  zusammen,  welche  'Proleps 
irgend  welcher  Art  darstellen. 

2fi.  Lawton  W.  C.    'Fourth  Class  Couditioits'.     The  Ciass.  Bev.  1! 
100-109. 

Verf-  bekämpft  die  Ansciiauung  Goodwins  (G riech.  Grmmi] 
§  1408),  dass  die  Form  des  Konditionalsatzes  *^ü  c.  opi.,  opl.  4-  fiv* 
futuribehen  Sinn  habe:  der  griech.  Potcntialis  gehört  der  Bedeutangl 
nacli  ineist  der  Gegenwart,  seltener  der  Zukunft»  bis^weilen  aucn] 
der  \*ergangenheit  an  oder  ist  in  maneben  FflUen  ülierhaiipt  zeido§.i 

27.  Schöne  IL  Verscliränkung  von  Redegliedern  im  wiedererxÄhUeo 
Dialog.     Rhein,  Mus.  54,  6:^3-638. 

Die  matinigiaehe  Stellting  des  parentheliseben  i(pr\  6  ,  . 
innerhalb  der  direkten  Rede  wird  durch  Belege  aus  Plato  tt. 
Sc h r i fi s t e 1 1 ern  erläutert. 


IV,  Griechisch. 


521 


^8.  Crönert  W.   Zur  friiecliisehen  S.irzrhvthiiiilv.  Ri] ein.  Mus.  M,  593. 
OiuH  Thetnii   wird   luik^rsiuht   iu  Bt^zu^-  auf  die   grosse  philo 
^sophiiieJM*  luüclirilt  von  Oiuoanda  aus  dem  2.  Jahrh,  il  Chr.  i  im  Bull 
<ie  corr.  hell.  21.  343  m). 


'  29.  Allen  T.  W.  The  Text  of  the  Tlhui.  Thti  CJass,  Rev.  13>  110^116, 
Übersieht  übur  die  handächr,  ITjerliefeniu;:^  und  ihre  Klassi- 
ÜÄierung. 

|30.  AHen  T,  W.     The  aucieiit  nnd  modern  Vul^aie  ot  Homer.   The 
CIa.ss.  Rev.  13,  334—331». 

NaeJidem  der  Verf.  Knterien  für  die  Feöt^tolluug  der  aiUiken 
Homervu!^*ata  aus  der  Art  der  Zitate  m  tleu  Stdiidien  gewonnen 
hat,  vergleicht  er  die  f^et^arten  dieser  aiten  Vul;>ata  mit  derjenigen» 
welche  in  uufiern  Hsehr.  voilitot.  Von  502  Falf^n  stimmen  303  ^= 
^%  üherein,  WH  =  iM%  sind  unhe.stimmt,  H3  =  16%  der  hand* 
«ehrittliel  en    Lesarten    widersprechen    <ier    antiken  Vnl^ata:    durch 

f  diese  lei/,teren  im  ein  neues  ElemetU  in  den  Homrrte:(t  fieUommenT 

^ -dessen  Ursprung  xu  untersnclieii  wäre. 

^:31.  Allen  T.  W.     Arislarehus   and    the    modern  Vuigate  of  Homer. 
The  Class.  Her.  13,  429-432. 

Auf  Grund  statistischer  Zusammeiislellung  kommt  Verf.  zu 
I  dem  F>gebni8,  dass  von  *>(i4  Lesarten  deh  Aristartdi  'Vn  gar  nicht, 
I  ^/ii  nur  in  einem  Teil  der  HandschritVeo,  -/n  i»  allen  Handt^chrilten 
1  Spuren  hinterlassen  haben. 

^2.  B^rard  V,     Le«  Pheniciems  et  les  poemes  lionaeriquea.    Kev.  de 
rHist.  de.s  Reiigions  39,  173— 22ö,  419-460. 

U )  Öie  Phönizier  waren  in  den  Zeiten  der  homerischen  Kultur 

I  Herren  des  ?lgäi.schen  Meeres;  hewiesen  wird  dicii  durc!»  diejenigen 

r  Namen  von  Inseln  und  Hrtliclikeiten,  uehhe  uns»  in  doppelter  Form 
bekunnt  sind:  Kdcoc  —  "Ax-Ii  *Pqve'a  —  KcXcihouccor,  "Ifißpacoc  —  Ku- 
-rrapiccia,  'Ap^ppucoc  ■—  KuTrapiccoc,  0oep(a  —  AiiT€ia,  0o6piov  —  '0p6ö- 
Tiajoc,  Zd^oc  —  nr^uoc,  Idin]  —  KtcpuXXrivia,  Mepoirm  —  *Akic,  TTdEoc  — 
TT\dT€ia,    I6Xoi  —   AiTTtta :    die    zweite,    griechiüche  Bexeiehnung    ist 

I  jeweils  eine  Übersetzung  der  ersten,  weiche  sieh  aws  semitisehem 
Sprachmaterial  erklären  bt.^st.  Vgl  auch  S,  3d8,  wo  über  einen  Auf- 
satz desselben  V^erla.ssers  in  den  Annales  de  Geographie  no.XXXlV 
referiert  wird,  der  sieh  mit  semitischen  Ortsnamen  in  Megara  be- 
fjchfUtigt.  (IL)  1.  I>er  Handelsverkehr  dar  [^höniÄier  im  Hgäischeu 
Meer  vollzog  sich  ahn  lieh  wie  derjenige  der  "Franken"  im  17.  Jahr- 
hundert. —  2.  Spuren  semitischer  Zeiteinteilung  (Siebenzahl,  Woche) 
bei  Houier.  Weitere  Beispiele  semitisch-griechii-cher  Naun^ndoubletten 

j  (IxuA^a  —  TTtTpaCTi,  Xdpnßbic  —  6Xoi*|  u.  n.y  —  3.  Weitere  geogra- 
phische Doppelnamen,  z.  B.  Bf\pa  —  KaXXicTr],  von  denen  der  eine 
semitischen  Ursprungs  ist. 

^3.  Mese  A,  de    Quaestiones  de  epigrammate  Attieo  et   tragoedia 

antiquiore  dialecticae.     Dias,  Bonn  1898.    4Ö  S. 
Si,  Reitzeostein  R.     Zwei  neue  Fragmente  der  Epodeu  des  Archi- 

loch  OS.     Sitzungsber  d.  Berk  Akad.   1H99,  S.  857— H64. 

Veröffeutlichung  von  2  Bruchstücken  einer  Buchrolie  des 
5.  Jahrb.  n,  Chr. 


222  IV.  Griechisch. 

35.  Qercke  A.    Zwoi  neue  Fraormentc  der  Kpoden  des  Archilochos, 
Wschr.  f.  klass.  Phil.  1900,  S.  28  f. 

Textkritisches  und  Exet'c^tisches  zur  vor.  Publikation. 


36.  SammluDg  der  griech.  Dialektinschriften  herausgeg-ebcn  vor> 
H.  Collitz.  II.  6.  Heft  (die  delphischen  Inschriften,  4.  Teil,  Schlnss). 
Göttinoren   Vandenhoeck  u.  Ruprecht.     S.  643—963.     9,40  M. 

37.  Sammlung  der  griechischen  Dialektinschritten.  III,  5.  (Schluss- 
der  1.  Hjllfte  des  3.  Bandes).  Die  rhodischen  Inschritten,  be^rh. 
von  H.  van  Gelder.  Göttingen  Vandenhoeck  u.  Ruprecht.  S.  411— 
688.     7,80  M. 

38.  Die  antiken  Münzen  Nord-Griechenlands  unter  Leitung  voi> 
F.  Imhoof-Blunier,  herausgeg.  von  der  Kgl.  Akademie  der  Wis- 
sensch.  Bd.  I.  Daeien  und  Moesien,  bearb.  von  H.  Pick.  I.  Halb- 
band.     Berlin  Reimer.     XV,  r.21  S.    4».     54  M. 

39.  Viereck  P.  Die  Pnpyruslitteratur  von  den  70er  Jahren  bis- 
1H98.     Bnrsians  Jahresber.  10l>,  244—311. 

A.  Bericht  über  die  Publikation  von  Papyrussammlungen  und 
einzelnen  Papyri.  B.  Die  sich  an  die  Papyri  anschliessende  Litte- 
ratur. 

40.  Flinders  Petrie.  Recent  investigations  into  the  sources  of  tbc^ 
Alphabet.    The  Journ.   of  the  Anthropol.  Instit.  N.  S.  2,  204-206. 

Neuere  Funde,.,  besonders  auch  diejenigen  von  Evans  auf 
Kreta  und  ähnliche  Ägyptens,  zeigen  dns  sehr  hohe  Alter  eine» 
gemeinsamen  miitehneerlftn<lischen  Alphabets. 

41.  Widemann  F.  Die  Anfjtnge  des  griechischen  Alphabets.  Journ. 
des  russ.  Minist,  d.  Volksaufklärung.  Abteil,  f.  klass.  Phil.  ISltif 
S.  57-96. 

42.  Meister  R.  Beiträge  zur  griechischen  Epigraphik  und  Dialek- 
tologie. I.   Verh.  d.  K.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  phil.-hist.  Kl.  51, 141-160. 

1.  Wiesenverpachtung  in  Thespiai:  Interpretation  der  Inschrift- 
Bull.  21,  553—568  (3.  Jahrb.).  2.  Tempelgesetz  aus  dem  Tempel  der 
Despoina  in  Lykosura  (*E<pim.  dpx.  lf>98,  249—272;  3.  Jahrb.).  3. 
Opferinschrift  aus  dem  epidaurischeu  Asklepiosheiligtum  *E<pii|üi.  dpx. 
1899,  1  ff.  (Anfang  des  4.  Jahrb.).  4.  Zum  Kolonialrechte  von  Nau- 
paktos.  In  der  Stelle  hoixiv^c  xa  ir(aT€c  £vTl^ol  EI  erklärt  M.  da» 
letzte  Wort  f\c  aus  *f^€C  HiFec  zu  ivc  'rührig,  wacker*. 

43.  K  a  ß  ß  a  6  ( a  c  TT.  'EiriYpaqml  il  'EiribaOpou  cxcriKal  irpöc  Tt\v  iv  v3^ 
Upip  XttTpeiav.     *Eq)nM'  dpxaioX.  1899  S.  1—24. 

Im  Dialekt  (mit  wtaiigen  Ausnahmen);  darunter  eine  Inschrift 
aus  dem  5.  Jahrb. 

44.  Halbherr  F.  Addenda  to  the  Cretan  Inscriptiona.  Amer.  Joam. 
of  Arcbaeol.  2,  79—94. 

Meist  kleinere  Fragmente  archaischer  und  jüngerer  Inschriiteiv 
aus  verschiedenen  Städten. 

45.  Xanthoudidis  A.  Inscriptions  from  Gortyna,  Lyttos  and  Lat6 
pros  Kanmra.     Amer.  Journ.  of  Archaeol.  2,  71—78. 

Jüngere  Inschriften  ohne  besondere  Bedeutung. 


IV»  Griechisch. 


323 


46.  Ziebarth  E.    Zur  Ührriieferung:sg:eschichti*  kretiBcher  Tnschrit- 
teii,     Rhein.  Mus.  NF.  54,  488-494. 

Ik^handelt  die  handschriltlich  ü bei  lieferten  Im^chritten. 

47.  Schmidt  J.     Die  kretischen  Piuralnonnnalive  auf  -€v  und  Ver- 
wandtes.    KZ.  m,  4{K)-4ir>, 

Mit  dein  Eindringen  der  Koivrjforinen  qj^pouev  usw.  ßt.  kret» 
<p4po|i€c  wurde  zn  ä\iic  qj^poiJiec  zunächst  ein  ä}xlv  «p^po^cv,  dann 
weiter  tiv^v^  dtKoucavTCv  und  dg\.  ^rebildet.  Verl,  vermutet  in  ^t^ 
^l.  *iy6v  (ai,  aham)  und  hit.  egö  eine  iÜiTdiche  Umbildung  ("^^t^^v 
^9€pov  :  ^fib  (p^puj);  idg.  "^eykotn  war  vielleicht  uröprüiigliih  ein  neu- 
trales Nomen  wie  z.  B.  mlid.  min  Itp,  afranz.  moti  cor/^^  — 'ich*. 

48.  Hilldr  von  Gärtr Ingen  F.     Inschrirten  au8  Rhodr»«.    MitteiL  23^ 
390-403. 

Kurze  (junge)  Inseliriften  ohne  hesondere  sprachliche  Bedeu- 
tung. 

49.  Kretscbmer  P.     Eine   theraeische  Felsinschrift.    Philologus  58, 
4^7—469. 

Inscr.  Graecae  Iiiaul,  11 1  nr,  553  wird  gedeutet;  Töb'  ijjcpe  otciifv 
c€  *hic  fulüit  te  postquam  adduxit, 

bO.  Herzog  R.     Ueisehericiit  aus  Kos.     Mitteil.  23,  441—461. 
Dill  in  S.  447  ff.     3  Iiinchriften  im  Dialekt. 

51.  Pomtow  H.     Delphische  Inschriften,     IMnlologus  68,  52—76. 
Stellt  die  Inschriften  der  Ostmauer  üusftmmen, 

52.  Vysok^  H.     Zu   den    dndonaeiseheti    Orakeliniachriften.      Philol. 
58,  5DI  f. 

Zu  nn  15%  von  Collirv/  Samtiilting:  unter  Aiybiuvaioi  sind 
"Götter  von  Dodona"  (nicht  Pnester)  genjeint. 

53.  Keil  B.     Zur  thessaiischen  Sotairosinschrift.     Mit  einem  Anhang 
über  dtopavonelv  und  TTpüX£«poTov€lv.     Hermes  34,  1S3 — 202. 

Zur  Interpretation  der  Inschrift  Mitteil.  21,   110  und  248  ff, 

54.  Reinach   Th.     Un    temple   eleve   par  les  femmes  de  Taoagra. 
Kev,  des  Etudes  gr.  11,  53—115. 

ÄUBfi^ihrlicher  »achlieher  und  sprachlicher  Kommentar  einer  neu- 
gefnndenen  grösseren  Inschrift  des  3.  Jahrhunderts.  Ausser  voll- 
ständig neuen  Wörtern  und  Namen  enthalt  dieselbe  neue  Dialekt- 
formen: aiJTl  Adv,  =  aiJTei,  vtoöv=;vi)v,  bciKKuXioc  ==  ööktuAioc,  ÖE&ujujciri 
=  i>€biuicu1m;  bemerke  auch  iaövTuc  =^aävToiC|  peraqjepövTuc  =^ -6vtoic, 
^ccel^€v  =  ^c€ceai,  TrmXXoc  Deminutiv  zu  irdic. 

55.  Perdrizet  P,     luscriptions  d'Acraephiae.     BulL  23,  91— 9f>. 

Itn  Dialekt  (jüngere  Inschriften). 

56.  Bechtel  F.     Zur  Kenntnis  des  Eleischen,     BB.  25,  159-163. 

1.  Die  Zeugnisse  für  die  Psdosis  KA  =  Kai  ä  u.  är  beweisen 
ebensowenig  für  PsiloHe  wie  lokr.  kö  und  TrtvTopKiav  [?  vgl.  Ref. 
Unters,  über  den  Spir.  asper  32,  37  t.].  2.  Die  Präpositionen  Kurd 
und  TTOTi  verlieren  vor  Wortformen,  die  mit  Dentalis  anlauten,  ihr 
t:  KüiTÖv=^KaTTÖv  u.  ä.  ist  nicht  ein  graphischer  sondern  ein  sprach- 
licher Vorgang.  3,  *AXacunc  w^eist  gegenüber  ßaciAöcc  auf  älteres 
'i¥€c.  4.  Xeoira-v,  nicht  Xrioiravi  ein  Verbum  >£im  (vgl,  auch  X€ioc  usw. 
im  Gesetz  von  Gortyn)  wird  durch  eine  kretische  Inschrift  des  4. 
Jahrh.  (Ainer.  Journ.  of  arehaeoL  sec.  ser.  1,  192  nr.  19)  erwiesen. 


2Si 


IV.   Griechiscb» 


57,  Br6al  M.    Deux  uouvelles  formes  el^enne«.     Rev.  des  Et.  gr.  llp| 

'effacer'  mit   para^itlSL■hem  a.     (Beide  Formen   auf  der    neug^efunde 
nen  elist-hen  inHcluift  iu  den  Jnlireishefteii  des  österr.  arch.  InsL), 

58.  Wilamowitz-MoellendorflFU.  V.    Grammatisches  zu  Bennd«? 
Urkunde  von  Ephesos.     Hermes  34,  209-212, 

59.  HaussoulUer  B.    Nott*»  d'epigraphie  Milt^sienne.  0ü0f>ia,  Ocmpio, 

Biopia.    Rev,  de  philol  23,  313—320. 

Das  Wort,  welches  sieh  öfters  auf  (späten)  Inschriften  find^^ 
bedeutet  soviel   wie  ^vw^ia  (FestBchmaus,    Bmikett),   vgl.    SuiwprtcÖ 
und  euujp^iv  bei  He-\veh;  Öutupfa  ist  die  ursprling-liehe  Form. 

60,  MdTcac  'I.    *eiTiTP«q'ai  EüMac     *Aeiivfi  11,  265-300. 

Dftrunter  eine  knrsje  archaische  Inschrift  aus  ChaIkU  (nr.  2Ö). 

61,  KoüpoüvidiTtic  K,   'EiTiTpcKpai  XaAKiöoc  KarEperpiac   'EqjT^jj.  dpxaioJL] 
1899  S,  13S-  147. 

Nr,  10  kurze  archaische   Inschrift;   die  sonstig-en    Inschrffteii ' 
ohne  sprachliche  Bedeutung'. 

62.  Wilhelm  A.     Altatüsche    Schriftdenkmäler.     Mitteih   23,    1888^ 
S.  46ß-4fl2. 

Erörtert  die  Hltestei)  attischen  Inschriften  mit  Bezug'  atif  ihren  • 
Schriftcharakter, 


G3.  Jahn  A.     Glossarium  sive  Vocabularium  ad  Oracula  ehaldaicv 

a  Clerico   post  Patricium   et   Staiileium   sub   (also   notntne    Oracu- 

lorum  Zoroastris  mendose  edita,  nunc  vero  tonttum  ope  coiToft*. 

Rev.  de  philol  23.  193-225. 
64.  Heine  G.    Synonymik  des^  neutestamentiichen  Griechisch.    Lnp 

zig  Habet land.     XXIV,  222  S.    4  M. 
^5.  Enmaon  A.     Zur  altgriecliischen  geograf>hischen  Ononmtologic. 

IL  Grai,   Graeci      Journal   des   russ.    iVfinisteriums    der    Volksatif- 

kUlnuig.     Abt.  für  klass.  Phil  1H99.     S.  33-47. 

Über  den  Inhalt  s.  Wschr.  für  klass.  Phil  1899,  1069. 
m.  L§vy  J.    HtAacToi.     Rev,  de  phikd.  23,  332  f. 

Eigentlich  bedeutet  TT.  die  "Grauen"    dann   die  '"Alten", 
"Vorfahren", 
67.  Fiok   A.      Altgriechische    Ortänannni    VII.      (Schluss.)      BB.  S? 

109-127. 

Berichtigungen  und  Zu^Mte  z«  I  — VI,     Schlussbemerkungen: 
Ablehnung  semitischer  Ortsnamen  atit  griechischem  Boden,    Ührr  d<*n 
Wert  der  Namenforschutig. 
68*  Bechtel  F,    Neue  griechische  Personennamen.     Hermes  34,  39^ 

—411. 

Behandelt  die  neuen  im  3.  Bd.  der  Inscr.  Graeeae  Insularum 
sich  findenden  Namen. 

69.  Bechtel  F.     Der  Frauenname  'AirdTn.     Hermes  34^  480, 

70.  Meister  R.     Der  lakoni.Hche  Name  OißdXoc     KZ,  36,  458  f. 
Zu  *ofFä  aus  *öFiä  =  Knjprii  ^^^^h  vgl  ola»   bei  Hesych;   aucb 


I 

a 


ibßa  ans  ♦ibFia   gehört   hierliiT,     Das  Wort  bedeutete  ursprünglich 
'SehaJweide'. 

TL  Wilamowitz-MoellendofflF  IL  v,    TTdcvnc  und  Mticvric    Hermes 

72.  Kretachmer  R     Etymnioc^iseheH,     KZ.  m,  2f)4=270, 

Darin  K.  dcx^öiupoc  (Nnme  des  wilden  Eber«  in  Sizilien)  aus 
dv-cxe-  und  bopfFo-  (feöpu)  'Trotzeapeer'.  7.  'OEüXoc  äU  ÖEuXov  ■  olcöEuXov 
Hesyeh^  urüprünglieh  ein  Baumd^mon, 

73.  PreUwitz  W.     Ktymolo^nsche  Miszellen.     BB.  24,  215—218. 

17.  'Att^XXijjv  (kypr.  *Air€iXujv)  'AttöXAujv  'AttXouv  zu  einer  Wz. 
dTTiX-  'knUtig  sein\  ion.  dvYiTrcXin  ädHvaa  [da/.ii  Nachtrag  S,  291  f.]* 
18.  TT€pinM6KT€lv  'wiiuiJlig  seiu'  von  *ö')ieKTOC  S40  lit.  m^gstu  w.  verw. 
'jeninndeni  wohlgetailen'.  21.  öppu)&if|c  öppiu^^Lu,  ion.  dppujbäuj  :  ä  priv. 
-f-  *f»ii>ftoc  ""Knift',  letzteres  zu  \tit,  röbur  (au.s  *irrödhös). 

74.  Thumb  A.    Etymologien.     KZ.  30,  179-201. 

Darin:  1.  nx«  \Spreii'  und  Verwandte,  zu  ai.  Wz.  afi-.  2.  rpi^^u) 
''«rerinneii  maeheii\  zu  got.  dröbjan  iisw.  3.  rpöAoc  qjdtXapa,  zu  ai. 
pharm  und  phata  'sogen.  Hanlie  oder  Scliild  einer  beistimmten 
Sehlange',  8.  KÖßaAoc  zu  got,  h*6pttn\  das  Wort  scheint  ins  Attische 
aus  einem    andern   (nichtjnnischen)    Dialekt   (dngedrnngen    zu  nein, 

75.  Mulvany  C.  M.   Colaurs  in  greek:  EavBöc  ,  TToptpupcoc  .  XXwprik. 
The  Journ    ot"  PbiloL  27,  51 -C9, 

Fentstellung  der  Bedeutungen. 
7*J.  Adam  J.    On  the  word  ßXocupöc    The  Class.  Rev.  i:i,  10  f. 

l>ie  (irsprün gliche  Bedeutung  des  Wortes  ist  liorridus'. 
TT.  XoTcihdKic  r  N.     'Avti^ov  Kai  dvicov.     *Adr\vä  11,  2f>2— 264. 

Bezeirhnen  versehiedene  HeirrilTc  seit  alter  Zeit  und  sind  ver- 
ichiedem^  Wörter,  die  vermutlich  aus  Asien  oder  Ägypten  ent- 
lehnt wind 

7H.  MommseQ  A.     'PdiKoc  auf  at tischen  Insclirirten.     Philolugus  58, 
343-347. 

Unter  den  Namen  von  meist  weihlichen  Kleidungsstücken, 
welche  in  den  Inventaren  der  Artemis  Brauronia  verzeichnet  sind, 
bezeiclinel  ^dKoc  ursprynglieh  'ein  Stück  Zeug,  das  M^nstrua  aut- 
genommen',  dann  überhaupt 'Dankesgahc  für  Erreichung  der  jung- 
tVHulivhin  Altersstufe*. 

7^.  Oöthoff  U.     aivoc,  dvatvo^iai,    got.  aipa,    mir.  oeth^     BB.  24»  1^9 
-213. 

Der  Begriftskern  der  Wurxel  ißt  'bedeutsame  Rede*. 
80.  Stengel  1*.     ^iräptaceai  feeirdccciv.     Hermes  34,  4*>9— 478. 

.Saknile  Redensart;  'mit  den  Befliern  die  Weihegahe  aus  dem 
M  iscli  k  rüg  seht»  pt en *. 
8L  Ziehen  L.     eucröv,     Mitt.  d.  arch.  Inst.  24,  2*37-274, 

ihiü  Wort  eucTÖv,  welches  in  einem  Sakralgei-etz  aus  Attika 
(CIA  II,  (k)D  und  Milet  (Rechtel  Ion.  Inschr.  nr.  100)  vorkommt, 
l>edeutet  ein  "Of^feriier,  desRen  F'ell  gesengt  wurde  und  deshalb  für 
den  Prieöter  nirht  zur  Verfügung  stand*'. 


: 


82.  Gruppe  (K     Bericht  über  die  Litteratur  zur  antiken  Mythologie 
und  Keligionsgeschichte.     Bursians  Jahrciiheriehte  102,  133  ff. 


226  V.  Albanisch. 

83.  Brown  R.  Semitic  influence  in  Hellenic  mytholo^y.  I^nckm 
Williams  u.  Norgate  1898.    XVI,  22«  S.  8». 

84.  Tsountas,  Manatt  and  DOrpfeld.  The  Mycenaean  Age.  By 
Dr.  Chrestos  Tsountas,  Ephor  of  Antiquities  and  Direktor  of  Ex- 
cavations  at  Mycenae,  and  J.  Irving  Manatt,  Ph.  D.,  LL.  D.,  Pro- 
fessor in  Brown  University.  With  an  Introduciion  by  Dr.  Wilhelm 
Dörpfeld,  a  Map,  Plans,  and  Tables,  and  over  150  Illostrations, 
including  niany  full-page  plates.  I  vol.  8^0.  6  $.  Boston  (ü.  S  A.) 
Houghton  Miffin  u.  Ko.    1897. 

This  work  on  the  monuments  and  culture  of  pre-Homeric 
Greece  is  based  on  Dr.  Tsountas*  MuKftvai  xal  Muiaivaloc  TToXmcMöc 
(Athens,  1893).  To  bring  the  subject  up  to  date,  and  adapc  it  to  « 
new  and  larger  audience,  a  nieasurably  new  work  has  been  pro- 
duced  by  coUaboration.  To  this  collaboration  Dr.  Tsountas  has 
contrlbuted  tho  material  oft  bis  Mykenai,  enriched  by  unmerous 
MS.  anno^ations,  as  wi*ll  as  a  füll  discussion  of  Myconaean  writing 
and  copious  notes  on  the  latest  Mycenaean  finds  in  Attica  and  else- 
where.  All  this  material  Professor  Manatt  has  fuUy  ntilized,  and  it 
forms  the  substantial  body  of  the  book.  The  Introduciion  is  from 
the  band  of  Dr.  Dörpfeld.* 

85.  Ejellberg  L.  Über  den  Ursprung  des  Asklepioskultcs.  Eine 
Erwiderung.  Kranos.  Acta  philologica  Suecana.  Vol.  IL  1897. 
S.  125-30. 

Gegen  Steudings  Kritik  (Wochenschrift  für  klass.  Phil.  1897. 
Nr.  33-34,  Sp.  905  ff.)  von  des  Verfassers  Studien  über  den  Ursprung 
des  Asklepioskultes  (Spr&kvetcnskaplige  Sällskapets  Förhandliogar 
1894-97.    S.  12). 

86.  Kjellberg  L.  Über  die  Heimat  des  AKklepioskultes.  Eine  Anti- 
kritilv.  Eranos.  Acta  philologica  Suecana.  Vol.  III.  1898—99. 
S.  115-128. 

Gegen  Thraemers  Kritik  von  des  Verfassers  mythologischen 
Untersuchungen  zur  Heimatfrage  des  Asklepios.  (Berliner  Philol. 
Wochenschrift  1899,  Nr.  8,  Sp.  2.%  fT.) 


87.  XaT2:i6dKic  r.  N.  Ndai  dTrobelEeic  öw^p  toö  'EXXiivicmoO  toiv  Ma«- 
bövüüv.     'A0nvä  11,  129-157. 

Als  Beweise  für  das  Griechentum  der  Makedonier  werden  her- 
vorgehoben: 1.  die  Verwandlung  d<»r  Mediae  aspiratae  in  tenue» 
aspiratao,  die  sich  aus  der  Hauchdissimilation  in  KcßXd,  nix^P^*  »^<äUi- 
öoc  ergibt;  2.  die  Zugehörigkeit  zu  den  cenfum-Sprachen.  Das 
Makedonische  ist  ein  Dialekt  der  griechischen  Sprache. 

88.  Oberhummer  E.  Makedonien  und  die  Makedonier  nach  M.  G. 
Demitsas  und  G.  N.  Hatzidakis.  S.-A.  a.  d.  Berl.  Phil.  Woch.  1898» 
18,  19.    Berlin  Calvary  u.  Ko. 

Freiburg  i.  B.  A.  Thumb. 

y.    Albanisch. 

1.  Pedersen  H.     Albanesisch  und  Armenisch.    KZ.  36,  340—41. 

Im  Alb.  und  Arm.  stimmen  ausser  den  schon  l'rüher  bekannten 
auch  folgende   Wörter   überein:    1.  ardi  'Weinstock*  :  arm.  ort  BB. 


9;  231.  —  2.  zog  'junger  VogeP  :  jag.  —  3,  buh  'weich'  :  but  — 
4.  H  'nicfif  :  c  *u\chl\  —  5,  Nnin.  ngrenL  aul'  -ea*  t  ic.  —  6.  Noiu.  nct. 
auf  -h  jf.  (wr.spr.  -Oii)  *  Itifiu.  nul  /,  RZ.  33.  MO.  —  8.  arm.  /mr'w 
'werde*  alb.  kle  'war'?  —  9.  arm.  xitem  'esse'  eker  Viss*  :  alb.  ha 
htngra  'nss\ 

2.  Pedereen  H.  Dfe  iUitturale  im  Albanesiscben.    KZ.  3r>,  27T-.H40. 

L  s-  im  Alban.  Will  n^Jin  die  Kiilwtcklmi^  der  idg.  Guttu- 
rale im  Alb.  verfolg-rn.  so  musa  man  auil)  auf  die  Gescbicbte  des 
.y- La  UTA  :K-bri'n,  Ik'r  lHhib;>i'Htc  Vertreter  vcm  idg".  x  ist  i^  v^oii  d^>m 
ancb  die  al»n  (nebenden  Eritwicklun^on  »iJS;:ebii.  Neben  h  er*ichei- 
nen  A-  wtid  </ .  l^edersen  luit  IF,  fi,  6-1  iiberbaupt  geleu;L^iiet,  dnsri 
id^.  .<f  al»  alh.  h  aiTftn»teti  köntie,  «?s  s]>reibeji  aber  dafür  ül  ihill) 
'Stern'  nus  aulno'^  heik  VJehe'  [uns  Hotki'jo)  ^Xkui  sttlciis, 

t)  A  aus  .V  vor  iirspr.  hintern  Vokalen  (Bru ermann  Grund riss 
l*,  756).  Diu  Dojipelbeit  h  :  s  ^ili  aoeb  für  den  Iniaul  {trotz  Meyer 
Alb.  Stud.  3,  G2).  v*;:L  kaftF  'Zeit*  aus  '^'kead.  Sonst  £  s  ist  vor  der 
Beräbrun*4-  der  Römer  und  Albanesen  zu  /*  »xt^wordeiK  die  bit.  Lebn* 
wcVrler  nebmeii  nicht  daran  teil  sondern  haben  x  aus  ,S'.  In  eebl 
alb.  Wörteni  erüelieint  kein  .s  vor  hintern  Vokalen,  finih  und  Md 
sprechen  nieht  da^X'xeo.  Nur  scheinbar  widerspricid  si  'Re^en'  : 
Ö£(,  denn  aut^l.  ü  Ü8  ist  zu  i  freworden  (auai  alb.  ü  ^rebt  auf  o  zu- 
rück), Mta  hat  A  analo«'iscb  nach  "^si  'Schwein',  soh  *sehe*  geht 
auf  sek^skü  oder  Aor.  sek^'s-  zurück  c  gut,  sailva). 

2)  In  5  Wthtern  durch  DissiiniJation  die  Lautc%  die  sonst  k 
vertreten. 

i\)  (f  für  anl.  s:  g  aus  h,  das  zu  i,  weiterhin  zu  j  ward,  wenn 
65  vor  h  et  oute  m  Vokal  stand-  (Die  aus  idg.  palat.  Tenue.n  ent- 
standenen Spiranten  müssen  datnals  noch  AffVikaten  gewesen  seiUi 
da  sie  nie  &Timmhaft  erscheinen). 

4)  d  ==  .«^  (HB.  20,  238)  wetj-en  di*il  {aus  srel)  'Sonne',  dertjem 
'bin  bellbigerig'  (:  sergü),  dinsf  'Sebwcis.s*  (:  aveda,<\  und  derd  "gies^je 
aUb'  (unsicher).  Der  stimmhafte  Vertreter  z  cles  s  hat  hieb  also  in 
g  :  d  gespalten,  und  zwar  erscheiul  d  vor  v. 

b)  fs  nicht  /.v  <1F.  fi.  3S)^  sondern  x^  v ^^}.  pfv-jios  'luüan^  ipedsu) 
—  /c-h*%  -v-f-A"  wird  stets  A;  Schwierigkeit  nincbt  nur  djadtE  'dexter\ 

li  Die  idg.  Gutturale.  Gegen  Hirts  Versuch  iBB.  :24/21H  ff) 
die  Palatale  aus  reinen  Velaren  berzubiten,  der  zu  Gewaltsijnd;eiti*u 
führt.  Die  Scheidung  der  idg  Spracbtni  m  zwei  scharf  gesonderte 
DifileUtgruppen:  atit,}m-  und  ee^/j^wi-Spracben  wird  ab;.'elehnt^  es 
besteht  überall  ein  Übergang,  nirgends  eine  Kluft.  Eingebende 
Auseinanderset>;ung  mit  Hirt  (IF.  9,  2^3)  über  das  Verhältnis  des 
GeruL  /Aim  Slav. 

IIL  Die  Wo  bnsi  tze. der  alten  Illyrier.  Aurb  die  Theorie 
Hirtü  über  iUv  Herkunft  der  Albaue^en  (Festschrift  f.  Kiepert  S.  IHt  ff.), 
die  hieb  mit  der  Pauhs  iVorgrieclL  Iii.sLhr.  v.  Lemnos  2,  900)  deckt, 
wird  abgelehnt.  Allerdings  ist  der  riilerscbied  zwischen  *Nord*- 
und  'Südillyr.*  sehr  gross;  es  handelt  sich  um  2  ganz  verschiedne 
Sprachen:  das  sog.  Nordülyr.  ist  keine  illyr.  Sprache.  —  Die  ety- 
niologisiereude  Deutung  der  Wörter  eitun*  unbekaniUeu  Sprarbe  ist 
überlmupt  unerlaubt. 

IV.  Die  Entwicklung  der  idg,  Gutturale  im  AI  bau. 
1)  Das  Alhan.  ist  die  einzige  idg.  Sprache,  die  alle  dreiGut- 
l  u r  a  l  r  e i  h  e u  u  n  t e r s c h  e i  d  e  t.  1  il g.  k*^  erschei nt  i n^  AI h.  vor  e,  i  al s 
A%  wjibrend  k  stets  durch  k  vertreten  wird.  Vgl.  p€i<e  '5*  {s  nicht  durch 
Erweiterung  mit  -fjä  zu  erkbiren).  a^  ^wieviel'  usw.  (Nentr.  eines 
Stammes  k^ijo-)  sä  *Auge' :  akh.    zJüJ^n  'Hitze'  j  ghannds.    Weniger 


228 


V.  Albrt»n5ch. 


sU-her  ftinil  .v  'nicht' :  anii,  <■  o^  'iucljt\  sjei  'bring'e* :  ivx^XXi«.  SufRi 
*,t  z.  ß.  mbjefeü  'Sitmann*  -rw  :  arm.  ie  hig.  ik^'jo'-  Wechsel  von  i 
und  Ar  :  vdejt  'it'k  sterbe*  :  rdt^kure  'gentorbru*  Ui*\v,  Der  lÄhfovrltrt 
Cliarakter  de»  k  nicht  zu  erweisen,  zcrif  'Herrin'  :  Z€na  \*g^cnia^ 
Oller  Kotn|j(isi(uni  zot  =  fj*ijä-pti  {i  n\.  gaya  *HiiUß,  Hof  VLW^  pali-u 
Neben  a  nnrl  z  treten  e,  d  h  nicht  i\\\\\ 

2)  Übcv  Jt  g  itii  Alhap.  5  KluHsen  sind  stu  unlerschtddcn:  li  |J 
auh  idg'.  X  oder  j\  —  2)  k  tj  nun  kl,  gl.  -  Tt)  Lat»  und  jünfTcrrLehn 
werler.  —  4)  Die  Fälle,  wo  der  inouilJierende  Vok;il  *»rbt  ausj  chif-oi 
hintern  Vokal  entstanden  ist.  —  5)  Ä*  g  neben  k  g  durch  anJilAjj. 
Ausgloicbung',  —  Von  BedeiUnnp:  t^ind  da^'e|;ent  grn  :  xovfcdvuj .  «^er- 
gern  'bin  krank'  :  sergü  .  eryh  'kh'int^  Lauti*  :  erk^^  .  ngir  kir  'niAche 
heisser'  :  K^pxvoc  'Heiserkeit',  helk  'isiebe*  :  ^Xkoj,  kek,  kofu  'Zfit*  : 
t'aii^.  kel  'bring-c* :  x^Xo^at.  kit)  'schere'  :  kerfu.  kep  'nähi**  :  capto} 
kij  Tutuö*.   —    Alles  niso  reine  Velare, 

3)  Die  U\^.  t'nJatale  im  AJIk  a)  k  g  gh  erscheinen  ziinÄch&l  «U 
ö  6;   b  wird  anb  7M  ä^    kann   aber  dur^b   Sandbi    erh.Hllen    werden, 
Beie^fe;  (Jt%:h  'herb'  :  aaztrüs  *8charf\  baße  'Sau höhnt?'  :  «pctKfi  .  dam 
*Kfn"nplkTrsc}jenbanm*:  cornus?  i>arpt  'sauer'  :  acerbua.   i^ekr^FtAnse*: 
Mkhä  'Asr,  Zweij^'.  t'teh  'tief  t  koiXoc  .siina-  'Leere'.    Oer  'schlachte'; 
HrrnUi  .  i'^fH  iVh^Niöh'  :  Kovib^c .  {}om  'Kn*^e'  :  sqst'tmL    üua  'Finffer 
na^i-el'   :  aw.  späma  ,  pu{>  'küsRe',  puOis  Tüge  ein' :  truicvdc  .  i^  'hii 
ter*  :  uz  .  dartSe  *Birne'  dxepfcoc  *wflder  Birnbanm\  däs^tur  'Hochzeit'; 
^-duoc  .  der  'Schwein'  :  x^ipoc.  desa  Ich  liebte'  :  aw.  ztioM-  'Wunsch*. 
dimtr  :  xtt|ju(>v  .  dje  'gestern*  :  hgtjs.     djebF  'Wie^j^e'    .  dorr  'Hand' 
X€(p.    dii/€  'Wacbs'   :  xvXöa  'Saft'    .  dah    's^nure  Milch ^   :   T<iXa.  AjrmJ 
'Zahn*  :  zqbh.  thmbf  '»ebrner/t'  ijambhdgati,  (>e 'Erde   :  xöUjv,  ztmljaj^ 
htndtr  'Schwiegersohn''  ;  zeth  .  M  'Zie;;e*  :  ozgx  .  AJen  'selu'is.se' 
dati  .  bardr  'weis.s'  :  berszta  .  erdn  'kam'  :  ^pxojiau  her/ie  'Hotle*  :  aw. 
&r3zi.    lity  'binde*  :  ligäre,    ma^  '^^ross'  r  uiyac.    mart\  Tröfitle.*  :  ab^. 
mrazh  .  mb  le^  'saninilr' :  X^tlu,  mo^ule  ' Kr bse^ ;  m/i^iÄ  *Kl«'ini*irkeir? 
xthf  '\Vr;4*  :  VE  ho.  vid  'Ulme'  :  russ.  vjazb.  vjed  'stehle*  :  veho?  z*vjer^\ 
'^entwiihne'  :  verziti?  ked  'Zicklein'. 

4)  s  z  aus   idi^.    Pabilaleri;    isap  'Ziegenbock'  :  raper?     Wohl 
slav,  Lehnwort.     prlts^fK   'berste'  :  pti^szin   'rei>se*,     I)as   alb,  Wort 
wohl  Innliiuilend.     sorf  'Kriibe'  :  abg.  sonikn  'Elöter'  aziirka.    Grfif. 
kvavkti  .  iit'tmbuie  ,  sup   'Schul! er*  :  süpti^  .  mifem    'stürz«^  mich* 
thiaii?  vi»  'Ort' :  oIkoc  .  kds  'ujlhere'  i  kanati  s^  ,  ze  "Stimme'  i  zvani 


Tabelle. 


J 


zet  '20'  :  rlginti  .  zog  'Vo;:*'!*  :  arm.  jug  ,  zon  M>«rui'  :  ztirna  ,  tides 

Dil*  V'örstutV  für  6  vtir  s  Warum  ward  ili(^s  ;^elegeiitlicli  zu 
«»•?     Das  iH'nrrt-h harte  v  war  darnn  HcfmlfL 

lülauteridrs  kr  wird  /^r:  vjf'hfii  'Srhwieg't'ninjitler';  uiil.  <^« 
wirr!   li  :  iioh  'kt^iine"  :  knaen;  ig  wird  ^'  :  mjel  ^miAki*^. 


h 


VI,     Italisclu 

a)  Aüi^omeiii  Bibtiot^raphisclics.     Varia. 


1.  BibUothefia  Philolopra  Classka.  Indi'x  librorui»,  periodiromm, 
dibstirraiioiuim,  cojiinu'iitatiiinuni  vel  seorsum  vcl  in  periodicis 
exfireysaniin,  receiisioiiiim,  Appendix  ad  Ann  nies  de  studiorum 
tjtiaead  bt^ientiani  autii|Unrinn  rt^rnm  pertirieiit  prot^rt^ssibiiss.  VoL 
2<i.     LipHiat^  apud  O.  Ü-  Ktdslaiid. 

Stellt  bt's.  in  den  Ab.^chnitlf  n:  If  2.  Srriptores  Latiiii.  111  Ars 
g-ramnantira.  L  Grjuiiinatit%'t  g^cneratis  vi  compänitiva.  2.  Prosodia, 
mt^tric'?!.  4,  GrattimiilifH  i^t  I^-xiic'n^^rnphica  LrUiiia.  X  Eplg^rapbica, 
h  i i* r h e rg e b o r i i^ v  Li  t iv ru '  ii r  x u sa  i  r i m  e n . 

2.  Paulj-Wiflsowa  ItrafencykJopaedie  der  klassische ü  Altertilins- 
wi.sseiihcdiaJT.     Sfntt^art  MH'/Aev. 

Der  fi.  fLiltiband  ersrldfii  1SH!>  und  utntaöst  die  Artikel  CVrm- 
pan u if  (ig er  ( 'fa tt (/ 1 1 ts . 

h)  Geschichte  der  Grammatik,    v}  CJraTnmiitiken* 
S|Maelj  geschieh  teil. 

3-  Antonibon  G  ^^np[>le^len^o  di  leziord  vaiiaiiti  ai  hl>ri  de  lingiia 
iMtina  di  Marco  Tereiizio  Varrone.     Basjiaiio.     1B7  S. 

Iiiiialtsaiicrnbe  ».  WlklPh.  16,  Sp,  841-842  (M.  Rothstein K 
4.  Mackensan  L.     Do  Verrii  Flaeci  libris  nrtho^^raphicis.     Commen- 
ratiöhes  pliilal.  Jenenses  VI  2»  1  —  62.     Leipzig'  Ten  im  er, 

T,  r-ornriieniartoluh'  i&ati'onficus.  (GeHciiiebtc  der  btudia  ortiio- 
^raphiea  im  Aliertxini  )  II.  l>e  ratione  quae  iuterest  inter  Scanrum, 
tjon^uiu,  Quintiliaunm,  Victorinnm,  III.  De  Mario  \'ietf>riiio.  IV^ 
De  ralioue  ipiae  inlersil  iivler  Quinlilianiiin  et  Verrium.  V.  De 
Ten-ntio  Stnnri>  1 1  Velio  f.onfi;ö.  VL  De  rehtjulis  Verrii  de  orihö- 
g:rafihia  libiT»rum  a]md  FeHtum  et  PatUnru  iiiveniis  (ZusHmmen- 
stelluiijLT  dieser  Reste  S,  fiO— 59,  grammatiHcher  index  zu  densclbeti 

f>.  Dauer  P.  Grannmitica  uulitauH.  Berlin  Weidmann  1-S98.  im  S, 
Das  Buch  brin;Lrt  zwar  nach  seinetn  Untertitel  nur  Ertahrnn;;eti 
und  Wihi.sebe  im  Gebiete  des  lateiniHcben  und  (rrieehiscben  LI lU er- 
ficht es  Aber  die  Notwendigkeit  ^rannnati&^che  Probleme  für  den 
Schiller  kurz  und  klar  zti  toriiiulieren.  sie  ihm  induktiv  od^-r  dednk- 
tiv  nahe  zu  briufien.  liihrt  b.'lutig'  dazn,  in  diese  Probleme  tieler 
euizndrinfjren.  leb  verweise  besonders  auf  die  Kapitel  VI.  Zur 
Kasuslebre  S/T^-bG  (Abi.  Abi.  ubs.  schon  S.  42  m,  Acc.  "fraecus 
interest,  Dativ  beim  Paysivuni).  —  VII.  Tempora  S.  87— IW  (Vor- 
zeiii^-keit  schon  S.  46flF.).  -  VIII.  Modi  S,  100-110  (Potential  und 


230  VI.  Italisch. 

irreal).  —  IX.  Hauptsatz  und  Nebensatz  S.  111-— 1?8  (Urepninj 
dfr  Relntivöfttze,  relativischer  AnsihluHs,  konjunktivische  Relativ- 
sät 7.0.  indirekte  Fragesätze.  Kntstehung'  von  Konjunktionen,  iiinfr- 
licii  abhängige  Sätze).  —  X.  Bedingungssatz»  S.  129-144.    Id 

5.  Kap.  Historische  Ganiniatik  äussert  sich  der  VerfaKher  über 
das  Verliälmis  von  Schule  und  vergleich.  Sprach winsenschalt. 

6.  Lane  O.  M.  A  Latin  Orammar  for  School  and  Coll<*ges.  Nfv 
York  and  London  Harper  u.  Brothers  1898.    XV,  572  S. 

Vgl.  Ain.  Journ.  Phil.  20,  320—328  die  ausrührliche  Besprecbuni: 
von  E.  P.  Morris. 

7.  Mohl  F.  G.  Introduction  k  la  Chronologie  du  Intin  vulgxire. 
£tude  de  philoiogie  historique.  (=Biblioth6qne  de  rJ>ole  de.« 
Hautes  ^.tudes.  Sciences  philoiogiques  et  historiques.  l'22»t 
Fascicule).    PaHs  Bouillon.    XII,  385  S.    10  f. 

I.  Le  probi^.me  du  latin  vuigaire.  §  1  Apercu  historique 
sur  la  question  du  latin  vuigaire.  —  §  2—5.  Les  forniules  chroiio- 
logiquos  de  Gröber;  la  'prisca  latinitas';  le  latin  des  provinces.  — 
§  G.  Le  vienx  laiin  dialeetal  d'Italie.  —  §  7—8.  Le  principe  de  Tunite 
du  latin  vuigaire.  —  §  10—12.  La  m^thode  des  recon.structions.  6\b- 
tinction  entre  le  roinan  et  le  latin  vuigaire  proprenient  dit :  analy.<«« 
de  quelques  exeinples. 

II.  Coup  d'oeil  g6n6ral  sur  les  ori|>:ine8  et  le  deve- 
loppement  du  latin  vuigaire.  ^  13  —  18.  Lxatnen  critique  «les 
theories  modernes;  Pott  et  la  'lingua  franca*;  Fuchs  et  le  'Volk*- 
latcin';  Jordan  et  lo  'latin  municipal';  le  latin  des  inscriptionü;  U 
thcorie  de  Max  Bounct  et  les  rapports  du  latin  vuigaire  avec  U 
langue  litt6raire.  — -  §  19—21.  Le  vieux  latin  dialeetal  de  Tltalic  et 
des  langues  italiques;  la  'peregrinitas  italica';  infiueiiccs  des  dialectes 
italiquos  sur  le  latin  litterairo.  —  §  22—23.  Lo  latin  dans  les  pro- 
vinces; les  pr^^tendues  langues  inixies.  —  §24—26.  Persistance  des 
idioines  barbares;  exemples  de.  TEspagne,  de  rKirurie,  de  la  .MrsM- 
pio.  —  §  27  La  ronianisation  des  provinces.  —  §  28—30.  Influeuces 
des  idloiucs  barbares  non  italique.s  sur  le  latin  des  provinces;  influ- 
eiices  ccltiques;  vocabnlaire,  morphologie.  syntaxe.  —  §31.  Carai-tere 
artitii-iel  de  la  latinisation  des  provinces:  l'unite  linguistique  de 
TEiiipi  re- 
in. Constitution  du  latin  d*Italie.    §  32-34.  L'unifica- 

tion  de  la  langue  vuigaire  et  la  disp.aritiou  des  anciens  patois  latino- 
italiqucs;  les  patois  combtittus  par  la  langue  ofticielle.  —  §  35.  La 
Guerre  Sociale,  date  critique  dans  Thistoire  d'ItaÜe.  —  §  36.  Les 
anciens  dialectes  du  Latiuui.  —  §  37.  Etat  des  Italiotes  avant  U 
Guerre  Sociale;  la  latinisation  de  Tltalie.  —  §  38.  Le  latin  chez  le» 
peuples  sabelliques.  —  §  39—40.  L'ombricn;  les  Tables  engubines 
et  leur  Chronologie.  —  §  41—42.  Persistance  des  dialectes  osque*; 
survivances  modernes.  —  §  3'^— 44.  Caractöres  du  laiin  dialeetal  de 
ritalie  avant  la  Guerre  Sociale;  TOnibrie;  le  Picenum,  le  latin  de 
ritalie  du  Nord.  —  §  4.^  -49.  Les  anciens  ])atois  locaux  chez  le» 
PeJigniens,  les  Marses,  les  Vestins,  dans  Tltalie  du  Sud;  prenii^ies 
contaminations  de  Posque  par  le  latin.  —  §  50-52.  La  Guerre  Soci- 
ale et  ses  resultats  en  Canipanie,  dans  le  Saninium  et  la  Lucanie: 
Chronologie  de  la  Table  de  Bantia.  —  §  53—54.  Peuplement  de 
ritalie  du  Sud  et  ses  consequences  linguistiques.  —  §  55 — 56.  Con- 
stitution de  la  nationalite  italique  et  unification  du  latin  vuigaire 
d'Italie. 

IV.  Restaurations  et  influences  litteraires.    §  57—58. 


Vi.  Itn lisch. 


231 


L'hali**  et  sus  proviniTy;  iiinlie;vMon  |^|f^^n*sMVL•  do  rEniftiri*.  — 
§  f>9-60,  Canu'lcrt'S  fJu  laHti  tlltnlir;  rrVmt'iiirnt  rirs  traiti*  ^linUc- 
laiix  t^ons  rinHiifine  jimii(Hs.s;*ntt'  dv  bi  Ifuttjiu'  ofHifi-lli-;  hiästniru 
ü**  la  »liiiliTon;4U*i  'fiu'  vu  lariu  v  u|f;'iiin'.  —  t?  G!— 64.  Coijtuv^'iit  b\\ht 
rvi\Ua(.'t\  riiiiite  *lu  lulin  viilj;nin'  rt  coniniL'iit  vWv  s'esi  roll][>^l(^  — 
I»  Gö— t^'S  Pr^|>ji^utir»n  df  l'i<iiotivr  Ihtei  ah'ü  et  fittieicl :  Iv^i  nrmous» 
ra<iiuinistra.timj  civik%  Ic*  ri\::i)nc  dt's  colcmiet?,  Irs  ecoles  i^t  Jt'iir  in- 
tliit^ncc;  ilionvic  (t*Ey.ssc'ul(;u'«lt  —  §  *)9  — TL  CluUe  et  retnbli>seiiitMit 
dr  -jf  tirinl;  Irs  iiomni.  hiri^'".  rii  -^f.v',  'O(a).  —  §  72—77.  Fnsioiis  des 
tlieiiie>  rn  -u  H  en  -o ;  liesitaHous  vulvv  99  et  ?f;  ics  dialeetes;  Je» 
f^urvivaiices  raiiijunfe;  *i|)|<lifMtioiis  nnx  iioiniii.  siii;r*  en  -ois).  — 
§  7i*— 79.  Ci'iJ>eiiiM'iict'B  iijnrpholo^iqurö  dv  ee«  f>lieiionäuie'^;  fusion 
du  uoTtiiii.  et  de  rnceilH,,  du  ittiHre  1 1  du  nyisciitin.  —  §  80.  Analo- 
gie ilan»  les  antres  deelitudsons,  —  t?  M— ^L^  Noiinn.  ]>lnr.  leii:.  en 
-'ait*.  —  §  ^3  — yi).  Hi.sh>ire  de«  noniin.  ]dni\  inasu.  et»  'ös\  eu  T  c't 
eil  'is'  ehi'JS  Ua  po|iUlatitnis  celtiquesj,  en  Oiuhrie  et  li'eiit'Talenseiu 
en  Italie;  U's  teniinins  eu  *aes\  —  §  UO  — !H.  Exnnien  des  fuits  dan» 
le  latiu  viilt£rtiit'  vi  la  Kidliii*;  ret^nnie  des  doniiee;^  Jintrni'^tiques,  — 
§  1>2-*^H,  Hesrnnririon  i\va  noniiiK  plnr  en  T  dati«  la  Tnnj!siilj>irh'; 
ej^asiJ  de  re.'-t.'intatir'n  du  ^entt.  plm%  tt  du  coinpaiatir". 

V.  L  a  1  a t  i  u  i  t e  de s  p  r  o  v i  n  c  e s.  ?:?  ^4—115.  Caraeteres  et 
oii^iues  iin  Umu  iUsh  provuices.  —  g  ^IH— f*!»,  Foruuiles  cliiouolfigi- 
t^ue:^;  le  laliii  d'Atrtque;  le  latiii  d'Kspa^^ni';  apfjrmvribSeiuent  prtv 
•rret^sif  du  Systeme  verbal,  —  $?  100—101.  Arelmisines  dans  le  latin 
des  Gaules.  —  .^  lOJ-10:j.  Survivatiees  dialechih'S  en  Italie.  —  ^  104 
— 108  Situation  p-utieulierti  de  la  D^eie:  iuiportaiiouH  provineiales 
ei  ^chan|4:e.H  ri^eiproques. 

VL  Eta  Ulissem  en  l  d'nne  (vhroiio  l  o^ie,  §  109  —  114.  Carac- 
terc  couiplexe  du  hiliu  vu|t;aire;  diltienltes  et  hesiiatiouH  de  la  ehrono- 
loy^ie;  r.ssai  d'inn*  detenninatinu  ehronotng-ique  et  lupo-rraiduque 
du  ;ri"'*upe  'n/;  le  li^roupe  'al-\  etc.  —  §  llö-Uti.  Efablisüenieiit 
d'une  ruethod*';  chronolo;i:ie  g-enerale  du  latin  vtilj>:?iire.  —  §  117, 
'Premiere  periode':  Formation  des  dialeetes  latino-italitiues.  — 
§  118—130.  'Deuxjeme  periode*:  Constitution  du  latiii  g-eueral 
•dltalie;  trlotuphes  du  voealisme  italitjue  sur  lo  voealisine  latin. 
Histoire  de«  j^utiurales  en  latiu  vuf^aire;  ori^ine  et  ehronoloij^-ie  de 
V  (§  118— lli>):  ^ronpes  7^  et 'et*  (%  PiO  — 121);  tenHnt,'uajre8  histori- 
ques  et  ^pi^iaphiciue«  (j^  122— 124);  htstoirc  de  Vt  j'^  '**^  *ng* ;  le 
prouoni  '^</o  (§  12n-l27l;  le^  g:roupes  7r,  tl,  cV  {%  12H-l.^ü).  — '  §  131 
-132.  'Troiöit^me  periode':  Uriiiieatiiui  do  bitin  imperial.  — 
§  133.  't^uatrieme  Periode':  Di^compositlon  du  latin  vulg-aire 
imperial.  —  Index. 

V^b  die  Befiprecbnng"  W.  Mever-Lübke»  im  ALL.  11,  5%— 
602  und  die  von  M.  Breal  im  JS.  190O  Mars  S.  137— 14L 


d)  Sclirift,     ÄuHHprache.     Akzent     e)  Lanflehri*, 
8.  Bück  a  D.     Notes  on  Latiu  Ortho^iaphy.     Cl.  H.   13,    116-119; 

I      15«i— 167. 

j  The  Spei  lin|j:  apsenti,  optmeo,  ete.  Vgl  au  eh  tirpa^  traps;  da- 

\  gegi^n  iabsua^  b'crih.si,  (S.  117—118).  —  The  S peil iug' .verru,s^  (jvcrt'ö/f)» 
vuhiLH  ivottus)  —  eciis  itecuutur^  ete.  (S.  118—1 19).  —  A s ^ i  lu  i  l ji ti o  n 
in  P r e p o s » t i o n a l  C  o lu  p 0  u  n  d s.  ' We  must  n 0 1  fail  t o  reco^n ize. 
what  the  gram mari ans  did  not  suspeet^  nauiely  that  the  preseiice 
or  absence  of  assimdation  in  prepositional  Compounds  is  not.  merely 
a  matter  of  phonetic  law.   but  ihat   the    psycholo^ii-al   eleuumt^    the 

,  inline ncc  of  the  nonaal  lorm  oi  the  prepositinu  in  a  moät  imporlant 


232  VI.  Ifalisch. 

factor*.  Es  folgen  Beispiele  für  die  Schreibaiigen  ad-f-.  ad-*-,  ad-w-, 
ad'l-,  ad  r-,  conl-,  con-r-,  in-J-,  inr-  auf  Inschriften,  in  ELaodichrifteii! 
bei  Grammatikern.  Jede  Laut  Verbindung:,  ja  jedes  Kompaämm  tut 
seine  eigene  Geschichte,  vor  Verallgemeinerungen  vird  gevtrot; 
nie  ist  die  Möglichkeit  eines  Unterschiedes  zwi»chen  Ausspracbe  und 
etymologischer  Orthographie  ausser  Ac!it  zu  lassen.  Unter  dem 
Titel  Sundry  other  Combinations  werden  noch  ein  par  weitere  Ver- 
bindungen mehr  provisorisch  behandelt:  xuöm-,  ob-m-,  com-  and  in. 
vor  Labialen;  ad-q-,  ad-g-;  ad-c-,  ad-t-y  ad-p-;  ad-sp-,  ad-sc-,  ad-st-, 
ad-gn-, 

9.  Faaterding  G.  Zur  Aussprache  des  Lateinischen.  X.  Jahrb.  f. 
kl.  Alt.  4,  396-397. 

Wirkung  mehrfacher  Konsonanz  auf  vorhergehende  kune 
Schlusssilbe  im  lat.  Vers.  —  Proklitika  wie  sie  sich  aas  Zeilen- 
Schlüssen  z.  B.  in  den  vatikanischen  Fragmenten  von  Sali.  bist.  III 
ergeben:  contra  s-  pectatam  rem,  quo-m  oraret.  —  'Eine  Folge  von 
dieser  proklitischen  Anlehnung  ist  die  Verkürzung  der  mit  indt^ 
ve  und  que  zusammengesetzten  Konjunktionen  deinde^  proinde, 
exinde,  stve,  neue,  atque  und  neque  in  dein,  proin,  exin  (oder  exim), 
neu,  neu,  ac  und  nee;  und  zwar  ist  diese  Veränderung  eingetreten 
vor  konsonantischem  Anlaut',  sonst  wftre  der  vorausgehende  Kon- 
sonant geschützt  geblieben. 

10.  Por9boi'iricz  E.  Znaczenie  synkopv  dla  ustroju  form  romans- 
kich.     Eos  5,  39-48. 

Die  Bedeutung  der  Synkope  für  die  Bildung  romanischer 
Formen. 

11.  Horton-Smith  L.  Establishment  and  Extension  of  the  Law  of 
Thurneysen  and  Havet,  with  an  Appendix  on  Lat.  hau,  haud, 
haut  and  Gk.  oö  'not'.    Cambridge  Macmillan  and  Bowes. 

Der  Verf.  hat  hier  seine  Aufsätze  aus  dem  Am.  Jonm.  Phil. 
<16,  444-467,  17,  172—196,  18,  43—69),  mit  Index  und  Nachschrift 
versehen,  als  Buch  herausgegeben.  Vgl.  Anz.  8  Bibliogr.  MI  A 
Nr.  34.  10,  I  76  und  VII  A  46. 

12.  Oeci  L.  Studi  latini  I.  Nome  dl  'Roma'  e  le  sorti  del  dittongo 
ou.    Arch.  glott.  ital.  Suppl.  period.  Sesta  Dispensa  1898.   S.  19—29. 

Gegen  Sohnsen,  Stud.  z.  lat.  Lautgesch.  S.  82  ff.  'Quando  saik 
incominciato  il  monottongamento  di  ou?  II  dittongo  secondario  od 
isterogeno,  che  e  della  eta  della  sincope,  sorse  al  tempo  deir  accen- 
tuazione  arcaica,  prima  cio6  del  trisillabismo  e  della  legge  della 
penultima  (cfr.  nüntius  =  nöuentios).  Ma  al  sorgere  della  nuova 
accentuazionc  si  aveva  certo  ancora  ou.  E  quindi:  Röurnäe^Bou- 
mdnos*.  Ceci  nimmt  dann  an,  dass  betontes  ou  zu  ü,  vortoniges  ou 
zu  ö  wurde  (S.  21).  Der  ganze  weitere  Aufsatz  ist  der  Erklärung 
der  vielen  Ausnahmen  dieses  Lautwandels  gewidmet.  Die  lautge- 
setzlichen  Formen  *Iiümä,  *Nüläj  *glüriä,  *ütium,  *nünus  sollen 
das  überlieferte  ö  durch  Analogie  von  Römäni,  Nöläniy  glöridsus, 
ötiösus,  nönäginta  und  nöngenti  erhalten  haben.  Die  nicht  lautge- 
gesetzlichen  ü  in  Nüceria,  Lücänus  gehen  auf  volkstümliche  An- 
knüpfung an  nüXj  nücis  und  lücus  zurück.  Bei  cöntioj  cöntiänit 
hat  das  lautgesetzliche  ö  der  Casus  obliqui,  bei  nutrta^  nütridi 
das  ü  des  Nominativs  gesiegt.  In  ähnlicher  Weise  werden  noch 
bespro^'hen:  Ufens  Oufens\  Püsilla  Pösilla,  üpÜio  öpüio,  pömilio 
pümilio,  höstar  büstar,  röblgo  röbus  rübigo  rüber;  rörariij  ömen- 
tum,   tömentum,    tötus\  mömentum  inötus,  f Omentum  fotus\  müfo 


VL  luüiscl». 


2^ 


müiönis.  Anrlerc  Kikläruufren  als  Solmsen  versucht  Ceel  meiner 
Theorie  ziiliehe  fiuch  Ifn  nüntiare^  lötus^  die  Adjektiva  Aiit'  ösus^ 
für  ömen^  prönus  und  ö/jim. 

13.  Mueller  Jidius,  De  litteris  Jet  V  latinis  quornodo  a  Ornecis  in 
traiiscriptis  KoTiianoruiii  nomiinbus  expressae  sint  capita  tria.  Diss, 
Marbur^^  1898.     59  S 

Caput  I.  De  i  vocali.  Bt^haudelt  namentlich  f?:riech.  €  für 
lat.  i  in  Fallen  wie  köm^tiov,  A^TT€boG,  KaiKtAiot,  tl>Xa(LitvioCj  'Avt^ctioc, 
Teß^pioc.  Altl?it.  klang  i  wie  /«^  die^e  Aussprache  hat  sich  in  der 
tiTiet'h.  Transskription  (besonders  vi>r  f  d  l  n  y)  länger  erhalten, 
Caput  U.  D  i\  vocali,  Lat.  ^7  =  griech.  o,  oi>,  u.  Für  di<^  beiden 
ersten  Umschreihui^iiren  wird  auf  Dittrnberger  Hermen  6,  302  ff.  und 
auf  Eckiii^rer  Die  Ortho^Taphie  lat.  Worter  in  ^rietdi.  Inschr.  ver- 
wiei!i*n;  hit,  i/^fjfriech,  u  wird  in  vei\^ehiedenen  Grupjjen  zu  erkHiren 
versucht:  Wörter  auf -wf(/.v  (PuipüXoCt  4>aucTijXoc  nach  AicxuXoc  u.a.), 
Superlative  und  Ordinalzahlen  auf  jimtta,  imus  und  ZuHainnien- 
setzunpren  wie  i^ontu-ficius  und  Ponfifichis,  einzelne  Fälle,  in  denen 
ßrriech.  u  *lie  lat.  Auss[)rache  ?/*  heiteufrl  {'tilhihf  -urhus).  Caput  11 1. 
Den  eonsoiia.  Ge^en  Eckinp^er:  nicht  o  ^  sondern  o  ist  im  Wort- 
Äulaut  die  Hitestc  ^riech.  Transskriplion;  da^eg^t-n  schreibt  Juan  ou 
für  lA,  nach  anderen  Könwunanlen^  u  für  u  zwischen  betontem  Vokal 
und  /;  jünger  iisl  die  Wiederg-abe  durch  p  (g-esprochcn  r).  Lat.  tjui, 
,  -qui*'^^  grieiib.  koui,  koi,  kui,  ku, 

114,  Birt  Th.  Beiträg-e  zur  lateinischen  Gramiiiatik.  IV  Über  den 
,  Lautwert  des  Spiritus  H.  Rh.  M,,  N\  F.  54,  40—92  u.  *J01-247. 
Birt  wendet  sich  gegen  die  Ansicht,  dass  das  Schrift/Deichen 
H  im  Latein  und  schon  im  Altlatein  nichts  aU  den  Spirit\is  oder 
den  Hauch  bedeute,  der  vor-  oder  nachstürzend  das  Sprechen  eines 
Vokales  oder  Konsonanten  begleitet,  ohne  sei bstfind igen  lautlichen 
oder  prosodischen  Wert  zu  hai>en.  Die  lat.  Grammatiker,  welche 
ta  diese  Ansicht  teilen,  übertrugen  einfach  die  Natur  des  griechischen 
f  Spiritus  asper  auf  den  lateinischen  S|dritus.  Wir  haben  zwei  Mittel 
der  Kontrolle»  die  Urthograpkhie  der  ältesten  Zeit  und  ihre  Vers- 
k  u  n  s  t.  Frikat i v laut  (rh )  xva r  i  n  I  a u  t  e  n  d  e  s  h  al h*iü  A nsc hei n  nach 
in  Füllen  wie  osk.  ehtrad  'extra',  saahtüm  'sanctunr,  in  Mahiis 
neben  Magiium,  in  lat.  fraho  neben  tragnla.  Wie  im  Osk.  immer, 
80  zeigt  sich  auch  im  Lat.  konstantes  h  im  Anlaut  bis  zur  Mitte 
des  1.  Jahrh.  (Erstes  datierbares  Beispiel  für  die  Weglassung  erceis' 
üunda  CIL.  1,  205,  49  v.  Chr.)  Mit  riiesem  und  ähnlichem  ist  zu- 
nächst die  ZulüsHigkeit  des  Ansatzes  eines  festeren  /i- Lautes 
für  das  Latein  des  ,'1 — 2,  Jahrb.  erwiesen.  Wie  steht  es  nun  mit 
dem  metrischen  Wert  des  h'i  Ohne  Zweifel  lässt  Flautus  an  zahl- 
losen Stellen  über  anlautendes  h  hinweg  Elision  eintreten,  betrauhtet 
^s  also  ais  Spiritus  asper.  Aber  seine  Sprache  ist  eine  Sprache  des 
Überganges:  es  gibt  häutige  Fälle,  in  denen  h  erstlich  den  Hiat 
A'erhiiulert,  zweitens  nicht  selten  auch  Position  macht.  Beispiele 
*ä»  55—85,  daraus  etwa 

!Truc,541  A'ccipe  hoc;  abdüce  l  AAsce  |  Ainc  e  conspectu  Suras. 
Bacch.  428  Fbi  cursn  luctändo  |  Aasla  disco  pugilatü  pila. 
Bei  Flautus  kommt  auf  je  71  Verse  ein  Beispiel  dieser  A  consonans 
oder  h  fortis.  llieser  Laut  des  Altlateins  ist  im  Verfallslatein  wieder 
Aufgelebt,  aber  auch  die  Elisionen  bleiben  möglich.  Also:  Vi  quo- 
tiens  iuvat  vocalenj,  consonans  est,  quotlens  non  luvat,  nota  ad- 
fipirationis  est'.  S.  20i  ff.  werden  ortbographisclic  Varianten  in  den 
Handschriften   zur  Stütze  der  h  fortis,   der  gutturalen  Spirans  ge- 


234  VI.  Italisch. 

sammelt.  S.  208  wirft  Birt  die  Fraoro  auf:  wie  lange  bestand  dicÄ 
consouans  in  der  «ilteren  Poesie  Roms?  In  den  Satumierresteu 
findet  sich  noch  kein  Beispiel  der  Verschleifun^  des  h;  sie  führten 
Birt  zunächst  zur  Ansetznng  einer  h  l'ortis.  (S.  54,  S.  208—212). 
Bei  Terenz  entfällt  auf  je  3.Ö0  Verse  ein  solches  h.  Bei  Ennius  und 
allen  Fortsetzern  der  griechisch  beeinflussten  Buchpoesie  findet  es 
sich  nicht  mehr  (S.  218-219,  221).  S.  222-223  folgen  inschriftliche 
Beispiele,  die  da.s  Weiterleben  oder  Wiederaufleben  der  h  consonans 
verdeutlichen.  S.  223—225  wird  die  Frage  über  das  Problem  drs  A. 
als  Spiritus  asper  und  als  gutturaler  Spirans  in  den  romanisclien 
Sprachen  gestreift. 

Für  folgende  Wörter  ergibt  sich  nach  Birt  (S.  225  ff.)  eine 
festere  Aussprache  des  h  im  Anlaut:  hie  haec  hoc,  hodie,  habere, 
habitare,  hotno.  hordeum,  hospts,  heri  {here),  haereo,  haedus,  hario 
lus,  hirquinujf,  hisirio,  ha^ta,  holus,  hetut,  hem,  hanor,  haud;  ferner 
für  die  Lehnwörter  hilarus,  Hercules,  hercle,  Hegio,  Hectorf  hyme- 
naeus,  Hanno.  Diese  Aussprache  erklärt  sich  z.  T.  aus  der  Etymo- 
logie des  h:  hie  haee  hoc  zu  idg.  gho-,  ghe-,  hodie  falisk.  foied,  homo 
got.  guma,  hordeum  neben  fordtum,.  hospex  {*hosti'poiis)  zu  ho^tis, 
fostix,  heri  zu  xO^^»  haedus  sabin.  faedus.  hariolus  neben  farioluSf 
holus  neben  folus,  Hanno  mit  phönizischem  ch,  S.  238—247  werden 
nachträgliche  Piaatusbeispiele  angefügt.        ^ 

15.  Petr  V.  J.  Über  den  Wechsel  der  Laute  d  und  l  im  Lateinischen. 
BB.  25,  Heft  1.  2,  S.  127—158. 

Uauptresuitafe  iS.  150):  1.  der  Übergang  von  l  zu.  d,  den 
manche  Forscher  annehmen,  bat  nie  stattgefunden:  2.  unter  den 
Fällen,  in  denen  d  zu  l  wurde,  sind  mindestens  17  sabinische;  3.  in 
den  ungefähr  16  lateinischen  Fällen  findet  der  Übergang  des  d  in 
/  ohne  Ausnahme  nur  vor  den  palatalen  Vokalen  i  und  e  statt,  wo- 
gegen er  in  den  sabinischen  Beispielen  auch,  obgleich  sehr  selten, 
vor  a.  o  (u)  vorkommt;  4.  in  vielen  von  den  lat.  Beispielen  wurde 
der  Übergang  von  d  in  /  durch  volksetymologische  Beeinflussung 
ermöglicht. 

Verf.  weist  über  50  Etymologien,  die  einen  Übergang  von  d 
zu  l  voraussetzen,  ab.  Es  bleiben  17  sabinische  {Xovensile^f,  con- 
sules  aus  *consodes  'Mitsitzer'.  con^lium,  praesiliunk,  solino,  soiium^ 
soiiar,  silieemium.  siliquastrum,  Lieenza  aus  Digentia^  larix,  lau- 
rusj  lepesta,  Talus.  Capitolium,  Cutiliae,  famüia,  Popilius  Pompi* 
liusS  und  16  lateinische  Beispiele  {alipes,  bidiolus,  rmpelimentum, 
/erir,  lignum^  lingua,  melieae,  melipontuSj  mulier,  olere,  pollingere, 
remeligOf  solea,  Telesia,  Thelis  Telis,  uligo).  Von  allen  werden  die 
Etymologien  besprochen.  Am  wichtigsten  erscheint  dem  Vert  das 
Dritte  der  genannten  Hauptresultate.  Er  sucht  es  so  bekräftigen 
durch  den  Nachweis  eines  palatalen  d  und  eines  palatalen  /'  im 
Lat.:  das  erstere  lässt  sich  erschliessen  aus  dem  sp&teren  Sibi- 
lanten dz  und  dem  Zischlaut  </i,  das  letztere  aus  den  Erklärungen 
der  antiken  Grammatiker  über^die  verschiedene  Klangfarbe  des  l. 
Auch  lautphysiologisch  ist  der  Übergang  von  d  zu  l  za  begründen. 
Die  vielen  sabinischen  Fälle  finden  in  der  Urgeschichte  Roms  eine 
Bestätigung. 

16.  Weissbrodt  E.  De  R  ei  L  consonantium  latinarum  mutua  ra- 
tione  praecipue  e  glosöariis  latinis  illustranda.  Inaug.-Diss.  Com* 
mentationes  philol.  Jenenses  6,  2  S.  145—1^. 

1.  Exempla  e  glossariis  LatinLs  desumpta  enumerantnr  (S.  145— 
159\    2.  De  exumplis  quae  vel  in  scriptonim  codicibos  vel  in  titulis 


VI.  Italisch. 


finnt  (S.  159—165).     3.  De   teHtiinoriiis   vt-terum  (S,  165—1, 
studiis  lecentioruMT  (S.  170  — lT3i.     5.   Exeiuplti  g'loRSttrum  oi 
que  ralirme  dfnftTUiitur  (S.  173— 181 1.     ^.  t^uilius  tpnipoiibus  m« 
quarquts   ext^mpla   Mint   tril>ut*iirki  (S.   IHl  — IH-l».     7.  De   sfTiiiDiir 
baiiD  atque  ]ikdM*io  (S.  185—187).     H.  Exetiq^la  Latiiia  e  Hiio^uis  Indo 
j^eniijuiicis,  praeiiptie  e  tiraeea,  iltuslratitur  (S,  187-193). 

Den  Haiifitniu-hdruek  l*'^t  der  VerfjuHser  nni  die  Beispiele  aus* 
den  GIos»i*n.  Eiiiit^e  tniitieii  folgen:  Aeonis  pro  Aeolns,  albor  — 
arboTy  alea  —  area^  tiUua  —  artus,  ardtd  —  ardor^  auraea  —  aulaea^ 
l^umarui  —  hrumaUa^  caro  calo,  certher  —  velther,  trepo  —  elepot 
^rttra  —  dura,  elit/o  —  erii/o,  ertctua  —  elevtun,  flamea  framea, 
früffTO  —  frat^lo  —  flai/ro,  limo  —  viwo-^  oiea  —  orea^  oacuror  — 
oscnlor^  pturaris  —  piuraliH,  pnrchra  —  pulchra,  saliurn  —  aartum. 
Holvtte  —  sorbere^  verteblum  —  vertebrum* 

17,  Diehl  E.     De  w  tinaü  epigTapliicii.    (=  Jahrbb.  f.  klass.  Philo], 
25.  SuppI.Bd.)    Leipzig;  Tcubner.     32<i  S.     Eiiiiie! preis  12  M. 

Capite  jiriuio  piarposiiionuiu  lata  desiTipHiinu!^.  ut  pluret* 
accDf^ath  um  reiiuut  praepositianes^  ita  hiiius  rasus  miitali  exi^tant 
plura  exeiiipla.  [ah  aefleiii,  a  t-nput  Airicae,  cum  (|iieiii,  de  norneu, 
ex  decretu,  in  hoc  si^uuru  viivues,  pro  se  et  suos,  t^ub  die  c|uartum, 
ad  occidi'Ute,  liHitia  vom,  ivit  in  piice.  h\  atiteruo,  oh  nieritiiSj  poirt 
U^uijdu,  posi  eoiisuiatn).  —  Capite,  alter o  tres  traetalac  ^:uut  res, 
quarum  quaequ<t?  ut  initio  per  se  .stare,  ita  dili;;euttn"  [U'rserutauti 
a  duabus  retens  uullo  modo  seeerni  posse  videhalur:  dico  C|UHeHtio- 
iieiji  uietritaui  de  M,  S,  hiatu.  [Tnst  in  lapifiibus  iiou  inveiiitur»  de- 
cient*  tere  lapide.s  praeljeid  st,  tertia  omuium  syiialoepliew  perscriptne 
exem|df»ruui  pars  (in  iihris  Flauti)  iiim  tituiiH  couseutit,  eiiarii  in 
codice  Amhrosiano,  —  Hiatus:  de  M  !in.  ant«-  H  mm  elisa^  de  M. 
fiii.  ante  vnealeni  uou  eli^a^  hiatus  itder  duan  voeales  et  iuler  voca- 
lern  +  H,  hiatUH  iuter  vocalem  et  H,  hiatus  iuter  <lua>s  v<jrales,  — 
M  (S)  finaliü  nietro  ne|::lejta;  M  (S)  hnalb  metro  urgente  oniissa),  — 
Ciiput  tertium  hipartitioue  diviseris;  prout  M  exciderit  ex  arte 
iueidejidi  et  graimnatica.  Adtraelio.  ("ea  peeunia  in  aerariuai 
popuU  rouiaui  iuterri  lubeuuis**  quasii  ea  pecunia  iufertur),  Aoalo- 
If  i  a  (Bepte.  nove,  dece,  undeei ;  ''collegium  t^ahitareuf'  NoudtL, 
*debittim  eomniunem'*  Aee.)  Voca  h  u  I  oru  ra  ^euus  uuitatuui. 
(iiionimieutus,  latii»;  tiluluui,  loeum;  eastra,  saxa  (^en.  fem.),  DeeH- 
iiationum  perrautatio  (rx  cJeereUi,  ex  iuso;  ludibus.  dibus),  Ca- 
«uum  umtatiü  (earere,  Irui,  coiitentus  cma  Aec;  licere,  iuvidero 
cum  Acc. ;  i^equi  cum  Dat.).  Casuum  permu  t  ati  nne^  j)i  media 
Benteiitia  (quem  eastam  hixit  ^  quae  ranla  vixir,  se  vivuni,  bovc 
aurala  voveo,  boveiu  nurato  vovemua  essc^  luturum»  Hypfistasiü 
et  ccnipo«ita.  (aTdma  advertere,  (jue  admodum,  duovjruj-  Cam- 
pend ia  (voees  in  orum  in  GermaiiifO.  Mar;;<>  ur;^'ens.  Error 
q  u  a  d  r  a  t  a  r  i  i.  l  n  t  e  r  p  r  e  t  a  l  i  o  d  ii  V>  i  a .  L  a  p  i  d  i  s  ni  u  t  i  I  a  t  i  o,  V  o- 
e  a  1  i  u  m  0  e  t  V  [>  e  r  m  u  (  a  t  i  o  i  h  o  n  ii  r e ,  a  in \i re,  an u  n  i*  :=  n  n  n  o8  j,  — - 
Tributs  eapitibus  juitnibus  quaeennque  non  ad  M  inlirntain  speetare 
videbaiiiur  exenipla  beelu^iii«i>s,  quarto  ipisam  rem  ag^n  y>i  ^umu»: 
M  tinahuj  fiinihsam  et  adjeelam  iMentoria,  um  hin;  menba  pot»uit, 
aedieuia  clat;  ^atute(m);  d.iiio.  donu;  titulo,  timlu,  annoro,  annnni; 
meeii  ,  die  tirtiu;  lecetiüm,  JVeeruii,  leteru,  Iceernn.l;  ointoruiJt, 
efifuut  Gen.  PL  —  Asinia  maiilaui  leeit,  donntionis  eaiJöam,  ab  L. 
Licinio  felicmi  —   eon,  eun,  qnn  und  com.  im  , 

Ter  lere  naühens  M  hnnhm  in  tiiidi«  latini^  rle6ideMintiiis  vel 
adjeelnm  >iclen^ii8:  uiilh^  dueeiiln  lantuni  exeiii[>la  >J  fiihrunHe  Sidlri- 
buere  lituit,  ne  hnee  qnidein  omnia. 


Au£ei|f«r  XU  t  u.  3. 


Ui 


236  VI.  Italisch. 

Vorstehende  Skizze  ist  aus  dem  Prooemium,  Epilogus  und 
Arf^umentum  zusaininengestellt;  die  Beispiele  sind  z.  T.  aus  der 
grossen  Sammlung  ergänzt,  die  von  S.  12—306  reicht  und  die  dau- 
ernde  Grundlage  Ähnlicher  Studien  bleiben  wird. 

f)  Etymologien.    Wortbildaugslofare. 

18.  Niedermann  M.    Etymologische   Miszelien.    IW».  25,    Hclt  1.  2, 

S.  76-88. 

1.  Zur  altitalischen  Ortsnamenkunde.  Cal{]i)ifae  (Ort in 
Samniuni)  ist  die  osk.  Variante  von  lat.  Calidae  sc.  aquae,  -do-  in 
calidos  ginge  also  auf  die  Wurzel  *dhe  nicht  *dö  zurück.  Da^^e^en 
kann  callldus  'weiss  =  gefleckt,  weissslirnig,  schlau'  (zu  caUum 
'Schwiele'),  umbr.  tref  buf  kaUruf  (Tab.  Ig.  la  20)  =  tres  boces 
callidas  nur  ein  SutHx  -do-  zur  Wz.  *dö  *g***><*"'  enthalten.  —  Fa- 
gifulae  (heute  Santa  Maria  a  Faifoli)  wär<».  lat.  *Fagidtdae.,  Ein 
genaues  Pendant  zu  einem  lat.  *fagidula  ist  ficidula  von  *ficidus 
'Feigenbaum',  ficus.  FaififuJae  ist  nach  der  Buche  benannt,  der 
scheinbare  Plural  kann,  wie  in  A€X(po(  *A9f)vai,  ein  Lok.  Sg.  sein.  - 
Formiae,  dialektisch  Honniae  (vgl.  filum  —  hilum  u.  ä.)  zu  formus 
eepiüicc,  also  Formiae  sc.  aquae,  der  ßeileutung  nach,  =  Cal\l)ifat 
sc.  aquae.  —  2.  alienus  ist  nicht  durch  Dissimilation  aus  ültereni 
*aliinus  (Skutsch)  hervorgegangen,  es  ist  auch  keine  Ableiiung  von 
einem  Lok.  auf  -ei  oder  -oi  (Brugmann),  sondern  es  zerlegt  sich  in 
*ali-ieS'nos;  zum  Komparativstamm  *ali'ies-,  *alie8-  tritt  das  Suffix 
-710-  wie  etwa  in  extemus.  —  3.  büfo  'Kröte',  Dialektwort  wegen  de« 
/",  zu  altpreuss.  gahawo  'Kröte',  uhd.  Quappe^  idg.  ^g^öbho-  und 
^g^Öbho-,  im  Lat.  zu  einem  ?i-Stamm  erweitert;  reiulatciuisch  hiesse 
das  Wort  *vöbo.  —  4.  inuleus  'Hirschkalb'  mit  O.  Keller  zu  griech. 
€v€Xoc,  Grundform  *en(e)los\  dazu  auch  armen,  ul  'einjährige  Ziege*, 
Grundform  *onlos.  —  5.  pertica  zu  lit.  kdrtis  'Stange',  air.  celUtir 
'Speer,  Lanze',  Grundform  *q^ertri-,  *q^ortri-;  pertica  muss  also  dia- 
lektisches Lehnwort  sein.  Der  Schwund  des  zweiten  r  in  pertica 
aus  *pertrica  und  in  kdrtis  aus  *kartris  erfolgte  durch  Dissimila- 
tion. —  6.  sibilus.  sibilare,  dialektisch  sifiluSj  sijfUare;  8  scheint  aus 
SU  entstanden  zu  sein,  vgl.  suiflum  sifilum  (gloss.  Uildebrandi  p.279, 
369).  —  7.  ienebrae,  Idg.  tainisrä  setzt  idg.  *tejti9srä  voraus,  dieses 
musste  sich  italisch  zu  Hemasrä,  Veniafra,  *temefra,  *temebra  ent- 
wickeln; auf  einer  dieser  Stufen  trat  durch  Dissimilation  n  für  m 
ein  (vgl.  franz.  nappe  gegen  lat.  mappa).  —  8.  vafer  (echtlateinisch 
vaber)  'schlau,  verschmitzt'  zum  gleichbedeutenden  lit  güdras,  Grund- 
form *g^adhros. 

19.  Zupitza  E.    Etymologien.     BB.  25,  Heft  1.  2,  S.  89—105. 

Darunter  lateinisch:  ausculto.  aus-  das  Wort  für  Ohr,  cuUo 
zu  aisl.  halla  'neige',  vgl.  ae.  dhgld  me  ßin  eare  'iuclina  aureni 
tuam  ad  me'.  —  conquinisco,  Perf.  conquexi  'sich  niederbücken' 
zu  aisl.  huika,  Prät.  huak  'sich  ducken,  zusammenfahren*.  —  rica 
'Schleier'  *vreikä  zu  ae.  wreon  ahd.  {w)rihan  'verhüllen'. 

20.  Osthoff  H.    Allerhand  Zauber  etymologisch  behandelt.    BB.  24, 
109-173.  177-213. 

Beachte  S.  131  ff.  lat.  forma,  *forg-mä  oder  urital.  *forxmä, 
idg.  bhr.^h-mäy  zu  ai.  brähma,  air.  bricht^  aisl.  bragr^  urspr.  'Zauber- 
Formel,  feste  Fassung  des  Ausdrucks'  (Polemik  gegen  Solmsens 
Gleichung  forma,  *mrgh-jnä  zu  Mop<pn,  lit.  m\rgu  'flimmern',  Grund- 
bedeutung 'buntes  Äusseres';;  sehr  ausführliche  semasiologische  Er- 
wägungen. S.  169  Anm.  1  lat.  via  und  osk.-umbr.  Verwandte.  S.18S— 


XL  Italiht'iL 


237 


91  )i%i,  havere  i/iar^i  sU'h!  in  WurzelvervvHndlscIiart  mit  au  havate 
*rutf ;  Grundlit'deutiiiijj  vnn  havere  'angerufen  wi-rtleii,  G^ls^  eui- 
ptanjrt'ii';  havere  und  avere'hv^^hn'v^  sein'  äteheii  m  kH'iu^r  Bezieiiuii^ 
y.u  finaniler. 

2L  Br6al  M.     Varia.     Mem.  Soc,  \Aiv^.  11,  120-125. 

Bouturea  verbales.     Gnuzf  Konjiif>'ationt-n   können   durch 

ien  Gebrauch  aus  irgend  (nnerForiii  des  Verbiims  entstehe»:  erriech. 

iX^KUJ  (6XXumO»  öii^KUJ  (^^buJMl)»  ^choiKui,  boK^ui  faL  favio^  iacio,  fJdtre 
uns  ^fitli  (Tr^iToiea)^  delere  fius  d*^tüi:i  neb<'H  tfeltnere,  aüerruncassere 
von  aremtncayiMitf.  —  fUli,  odixse.  In  odio  e*>'e  idicui  'eire  ä  nian- 
vnise    adeur,    ä   de^xiiU  :\  nne!iju'un\     Wie    kam    man    von   hölelien 

*  Umdrucken  zum  Verbnm  odi?     Wahrselieinlkdi  mtiRste  man  zuerst 


«H^en:    hlc  mihi  odtf,  Persici  apparatiis   mihi  oderttnt   t=  mihi  in 

i)dio  sunt).    —    Ce iebrare,    ceiebe i%    rei  fb r i l  a s\     Cehbrare    von 

cülare  iküAeiv)  urspr.  *animncir,  proelamer";  v.nxw  Vokalweeh&eJ  vgi. 

ßdpaSpov  und  jitpeepov;    cdeber  biauiml  erst   von  celebrare.  —  Le  d 

^  de  fundere.     Funde  zn  x^^  ^i'^d  x^'v^u  ,t  ?inH  ^x^"'^^^'l^t'  —  Arcera 

■fgi*d€*ckter  Wa^en*  zu  arca  mir  dein  SulJix  -er ,  wie  in  pulris,  jnd- 

RpeW.«*»    nnd  dem  Feminin^uHix   -a    —   Staut  ex  misiii   insuhrittÜL-h 

überliel'ert,    «ieli    auf  Glädiatorenkiin^ple   beziehciid,    im  Sinne    von 

Anx  vaimiueurH  Ia  Überte  (.s^ire  Ge*rc*iisatz  von  cadere,  occtimhere).  — 

Longuii,   tartftt.s  zu  korfäluv  nnd  hrnfin,   afso  ursjn-,  moralische 

Eig:(*nscliafTenT  e**st  später  lokale  I>imen>ionen  besieichnend. 

22.  Skutsch  Fr.     Km,  Praedo,  Ahnen,     ALL.  IL  Heft  :-J,  S,  42H. 

Em  tjit  Imperativ  vnn  etnere  wie  tÜc^  dnr,  fae,  fer,  vgl,  Sto- 
wasser  ZöG,  41.  10H7,  Xt^ne  Beweise  tiir  diese  Anuahtne:  1|  em 
■wird  im  alten  Latein  nie  ebdiert,  was  sich  nnr  aus  Vokalverlus>t  am 
Schlnss  erklären  kann,  2)  em  verbindi*t  sich  in  alter  Zeit,  wo  ein 
Inipi^rativ  oder  ein  Dativ  darauf  tol^if,  iimner  nur  ndt  Sin;u^nUren. — 
Praedo  'Jäger*  (wie  praeda  'Jagdbeute*)  bei  Claiidian.  fescenn.  I 
1*2.  —  Ahnen  ^=  alimenium,  sonst  unhcle;^1,  richti;^  im  Salmasianus 
Poet.  lat.  min,  4,  394  B.  =  Anthol  »  S.  Jbii  f.  R. 

23.  Fay  E.  W      Latin  /a.v,  fänum   et  leur«  cnngenereö.     Meni.  Soc. 
Lin^.  11,  22-26. 

0^nic  geht  zurück  nnf '^dh^ms  (*dhems)  wie  Q^cqjarov  auf  6^uc- 
-^paxov;  aus  diesen  Formen  dürfen  wir  auf  eine  VVnrnel  *dh^m-  und 
dMit-  scldif'ssen  («i,  dhdman^  e^fjfBXa,  faTntdu,s  —  dhäsi,  Becfjoc,  ne- 
f(istus)r  Fänum  kann  von  "^dhrtsno-  (nnilir.  fesna-^  kommen  oder 
diti  Klangfarbe  seines  Vokals  ist  Ix  cinHxisst  durtdi  fä^^  von  *dhi^mü. 

24.  Kretschmer   P.    Etymologisches.     5.  Lat.    tempun,   feviperare, 
KZ,  3B,  2.  Heft,  S.  2^4'-'2(>7, 

Gegen  Brugniauns  Et\  mologif  von  tempu.<  und  tempiitm  (Ber, 
ü.  fl.  Verhandk  d.   sächs.  Ges.  d.  \V,  z.  Leipzig.    Phil.-hist.  KL   IH97 
S.  25.     Vgl.  Anz.  8  Bibliogn  I  No,  79  und   10  Bibliogr.  VIl  No,  30). 
B,  stellt  tempus  zu  Üt.  imnpiü  'üpanue,  dehne  ans*,  lat,  temphlre  mit 
der  Grundbedeutung  ' Erstreck ung,   Strecke,   Spatium';    K.   stellt  es 
zu  thess.  T^|UTTr(  (^Ttpnfc-ü)  'Gehirgseinscbnitt\  Usener  Götteniamen 
S.  191  fi\  gibt    ihm   die  Grundbedeutung  'Himrn eisabschnitt»    Tages- 
zeit',   beide   bringen  es  nach  andi*rn   mit  xejuvai  zussunnien,     K.  hat 
gegen  B.s  Deutung  seinasiologische  Bedenken,  da  temjniif  nicht  die 
^eich  endlos  dehnende  Zeil,  sondern  eineii  begrenzten  Zeitraum»  einen 
BS/eitabEi.chnilt  bedeute;    wie  generäre  tjenusfaeere,    müsse  femperäre 
^tevipus  facere  "^einen  Einschnitt  machen,    ein  Ziel   setzen*   bedeuten. 
Tempus  'Schlafe'  gehört  wohl  zu  fempiit  'spanne'.    Templum  dage- 


I 


VI.  Itnliseh. 


gen  —  vfrL  ea:templo  =  ex  tempore  —  gehört  »u  temputt,  TI^tti),  ^«lt 
p  ist  der  <rlrie!ieu  llf^rktinft;  daher  die.  GnindbcdtfUtung  'da*  ant 
Hininicl  ab^'-egreiizte  BeobHchtiing-Ktüld^  drr  streng'  ab^r^rcnzU*  Tiun- 
]jnllj>e/irk\ 

25,  Diels  H.     Etementum,     Eine   Vorarbeit    zum    jg^rifchiRcIten   uuit 
JHteinischen  TiR-saiirus.     Leip/ag  Teubner.     XVI,  ^3  S.     .'i  M. 

"Die  LIntersiieliniig  will   die  Enrtaltung  d^»»  Begriffe»  tlfmen- 
tum  (CToix^ItJv)   iunerliali^    der   ;rrieehiHrh-röniiHi'heii  Kultur  y.ur  Aii- 
öcliaiJUTi^  briiiiren.     Die  vier   ersten   K;i(>ite!    yrrfol^eii    riie  mntinig- 
facbe  Fiä{^unyr,    die  ciotxeiov  von  Anlan^^  d»'»  vierti^n   J^hrhunderw^J 
an  in  (Jen  Philowoidiensebub-n  eilnilU-n  bat.     Zwei  weirt-rt»  [«*j^en  ili#l 
nn^rkwiin1io:**n  Umflndernni^^ni    dar,    die    das    spiMtere  firit^cbfiilum^l 
besonders  da8  Cbristenruni  mit  drm  überkonintenen  Bi'^rilTi'  vorge- 
ni>nnnen   b;it,  bis  HtiiliesHJieb  dit^  nen^^rieehistbi*  Bed(*utuu;>'  *nanir-!v| 
Gevsp^nsl*  daraus  erwäebst.    Zum  Seblußs  uiid  dii*  Griindbe<l«'Ulun^ 
von  cToixelov  umi  sein   Vrrbliltnis  zu  troixoc   untersucht      hii  H.  Ka- 
pitel  wird   fUe  Vm'wenilum;-  von  elementttm   in  der  lnti*inihcb**n  Litli?- 
ralur  verrcd^t.     l^s  er^iibt  hieb.    «Ihns  das  Wart  ♦ust  zu   CiciM'Og  'Mt 
auftnut'bt,  in  der  der  GiuiHH^e^ieuluti^r   Buehst;*lie"  ^\\v  Manni^^lAitig- 
keit    der    <b'ni    irfieclHseben    cTuix*^'tov    aidiafiriHleii     »rjotapfiorisrlienl 
Bedetunn^xeo  an(*^e]iritju't  wir«!,     Ks    wird   vermutrt,    dii.ns    diig  Wnr 
als  Lebnwort    aus    dem    Grirehiheben    {elepantttm  ==   eltenhe iiiern»'r  1 
BucliHlaiu%  wie  solch«  int  rötui^ehen  ElementanuUerricht  V4TWi*nclc»t  j 
wurden)  etwa  im    (hitten  Jidu  hundert    /n(jäelji»t  in    dt»r  Scbuli»  Ein- 
gang  tHnd^  bis  der  Einflu-s  von  Citern  nml  Lneri'/.  di*ii  '*8cbulaUÄ- 
druek*    in    der    j>hib)sn|drisrhen    Littivratur    anmäldicli    eiiihurgtrl«*. 
PopuL'lr   i.Ht    das  Wort    erst    spUl    und    zwar  durch  das  Chriülentun» 
geworden/' 

26,  Weodland  P.     Kfement.     Preusn.  Jahrbb.  ÖH,  123—131. 

W.  machi  hier  dii*  Ergelinisöe  von  IHiAa  Elemenfum  weiirmi 
Kreisen  zui>än^^lieb. 

27,  Sommer  F.     Lateinisch  viilte.    IF.   10,  216—220. 

Milie  ^ebt  zurück  auf  ^mlvll  (vgh  atilla,  arehaisch  fllr  aula^ 
aus  *auxta  wep^u  des  Deininiitivs  anxtlia);  -xl-  kann  aln  die  Schwund 
stufe  -gzhl-  zur  ariseh-yriceh,  Basis  für  1000.  ghexl-  betracliti^l  wer- 
den; *.vwi  gzhtl  iöt  eine  alte  fcunniuisebe  Zusiimmenrückiiug:  Vine 
Tausendiicit',  vg-j.  daneben  da«  iud.  Ni  utruni  Hahäaram  au«  **»«• 
gkf'siimi, 

2H.  StowasBer  J.  M     Fortasse.    Z.  f,  d.  üst,  Gymn.  50.  193—196, 

Foj*fiwse  ist  die  unter  einem  Hoehton  zusÄnimeu^esprocheiic 
Wort^ruptie  forCas.se  Vielleicht  nun)  einen  As',  *etwa  eiuen  DeuiV 
Vielbdehl   ein  weni«?  : 

Horaz  Sat.  I  i\  20  fufllatf  haben  vitia?  immo  alia  ei  fortMjtMt 
min  am  ,  .  , 

In  Verbindung  mit  dem  Positiv  eines  Eigcnüdialtsworte«  ist  asue 
ein  AbL  pretii: 

Hfvraz  Sat,  I  Ü,  M(j  .  ,  .  demens 

hfificio  tfolgi,  HariHH  farfasse  tuo  .  , 
*naeh  deinem   Urteil    um  ei  mm   Heller  g-escheit*,     Fortajtsijf  =^  fori*' 
aHHts  \hi  ein  Gen.  iireiii.     Forftis.se  kann   g^elegentlich  auch  forfaf- 
se{m\  sei  IL 
2a  Postgat©  J.  P,    Operatus  and  operarL    J.  of  Phikd.  26,  314— :J20. 

Stellensatntntiin^.  Operatus  ist  üller  als  operari^  welches  erst 
bei  dem   Riteren  Plimus  erscheint.     Operatus  hat   uriipr,  gtir  ntchts> 


tiiit  <li'in  TiMiipiiH  zw  tliuii;  vh  ist  vuu  opera  i^t^bildet  wie  rnoratun 
von  mo.K,  dofafiis  von  dos.  Aiu*h  auro,  inauro,  armo,  doto  t^iiid 
jÜli;*"iT  :ils   Jhi'i»   soif.   Priit.   |M^rr.   jimms. 

,30  Plasbarg  ().  Mattftsrinor  und  mantisa.  Rh  M.  N.  F.  Ö4,  (>H8  — tl40. 
Diti  bi^idt^n  WürtiM'  sind  je  z\veii»)al  nberliffert :  maniischwr 
Plaiitu.^  Cfipt.  Slt<i  und  in  dtMi  Dniuitschijlinu  /AI  Ter.  Etiii.  2^  2,  27; 
manfisa  J*hti]us  v]i\t.  FpKtt  S.  lO.H  Tlii-wr  itnd  Pi'trnnius  Kaji.  Gfi.  P. 
übi'r8t*tzt  jnaidiaa  nrir  *Jirülu%  Saiu^c\  manfisvitiari  luit  'lüi'  die 
Sfiut'cn  sori"eii\  JVn'.  Wörtt^r  ^tdiorcii  v^usiuin.HML  diu  Bildung'  man- 
ii,scinor  nun  mantisa  bh-ibt  ind*'s  uukl.ir.  Anui.  1  8.  tUO  bringt  die 
hau <l>rli litt I.  Vnrianti*n  xu  mnrdisainor  imantisifinoj*). 

ar  Stolz  F.     67f>Wa.     IF.  10,  1Q-7Ü. 

Die  alre  Kuhiistdic  GbMcbunjr  *ß(*ria  :  ai.  ^taviiH-ya-m  'Ruhm' 
lässt  siib  nur  i»;iltrn,  wenn  uuvn  rieu  Über^aufr  des  zu  erwarte iideu 
lordoineu  c  {"^clöria)  in  chis  tönende^  fiuf  Hecdinun*»'  des  8/itzsandliis 
sidu'tdl>t.  Mtdjr  tunplirldr  sitdv  eine  undero  Dentunjr:  glöria  :  ^glö- 
rare  =  adoria  :  adÖ7*nre\  /n  ijldrhs  fuudi  f/larts  'mu6oXöyoc'  und 
viidleiclii  «hg^,  gias'h  'Ton,  Stimme'  (alno  fflöria  jiuh  "^tflösia);  hiu- 
^irbtlieh    des  VokalisrnuH    stellt    glöria    zu    fftäria    wie   gnötfcere   zu 

32.  Prellwitz  W.     Ktyinolon-lscbe  Miszelleu.     BB.  24,  214-218. 

S.  2 IG  Turnua  zu  li(.  tarnaa  *Dwug\\  Aus  Jäturna  und  jm- 
glan»  (A  6c  ßdXfivoc)  liltsst  siidi  t  in  VolluHine  *Jü  furnua  zu  der  kür- 
zereu Foruä  turnna  erschb essen.  8.  217  föi^ma^  forfex  mit  Fick  zu 
ferlre,  Stammwort  bhere,  bkeni  Murehseli neiden',  eug"!.  brhn  ''Rand* 
nhd,  rerbr ihnen.  Die  Gruodbedeutnn^  vtiu  förtua  wäre  also  *St!hnitt\ 
sie  zei*::r  nich  in  forfex  'Seliere'  aUM  '*form-fac-s  'Sebuill  machend'. 
i\'g\.  zu  forma  No.  20). 

3:1  Prell witz  W.   Lat.  flägiHum,  lit  bldyas.    Em  Beitrag  zur  Wort- 

theileutunir  und  Latit!ehre  des  Lateiinsidu^i»,  BB.  25,  280  — 28»k 
Ftdgifium  *die  Schaudlicbkeit'  (uuirabsch  und  korperlicb,  wie 
4*ie  H*imer  au  Tliersite»  seliilderO  voti  *fifigoH,  lelt.  blthis  'schwacdi 
in  Krankheiten,  schlecht',  bt.  blögna  'kraTtlos,  elend'.  l>azu  fldgi- 
iure  Mirltig  mit  Fragen,  Forderungen  in  jemanden  diiugeu':  *ffdgdre 
'seil wach  machen',  als^o  ftägitdre  'häufig  schwaeli  machen,  dureh 
Fragen  u.  ä.  mürbe  maehen\     Anlauteudea  ml-  im  Laleiniseben. 

34.  Prellwitz  W.    Actüfum.    BB.  25,  287-288. 

Acitdnm  'alsbald,  sogl^ieh' :  acfft  (Instr.  eines  u-Stammes)-|-^wm 
(Instr  des  r'ronominalHiamnjeH  to-  nus  idg.  *(öm  oder  *fr/j*);  zu  koI- 
4!ben  Znöanunensc^zungen  vgl.  ved*  drdt  'von  ferne':  äräftäi  'von 
fern  her*  w.  iL;  lUudiehe  Funktion  wie  lat,  fnm  in  actüfum  und  ved. 
(äi  in  ürätiät  bat  aueh  lit, /«  'sofort,  .sogleich,  actütum.  Vgl.  Anz. 
13  Bibliogr.  VIl  No.  2!i  und  nHcb.ste  Nunmu^r. 
^.  Beck  J.  W.    Quisquiliae  I.  11,    Mnem.  N.  S.  27,  337^:J40,451-'452, 

Lafenter  =  late.  Actüiutn  (aus  dge  tu  dum  veni.  VgL  No.  34). 
Coptiviifiit  —  caecitas,  I'of^ro  =  anUa,  aupra,  pnuti.  Disfentare  cel 
distefinare, 

36.  Lindsay  W.  M,  Lueumf.  LucuntulHs.  ALI..  11,  Heft  3,  S.  332. 
LfH'unff,  'untifi  ihi  ein  Lehnwort:  griech,  Xuköek  im  Sinne  von 
AuKoei^r^c  Aus  Handschriften  des  Nonius  und  Fehitus  werden  die 
Formen  tucueiittdui!  und  lucuetdahier  beigebracht.  Mithin  wäre 
hif^ttens  (mit  -itens  für  -oFtic  wie  denuo  aus  de  fiovo)  die  Jiltcre  Form 
von  tucuns,  tucuentitlwi  die  von  lacuntutus. 


I 


VL  Italisch. 


37.  Wölfflln  E,     LaefodoruH?    ALL.  11,  Heft  3,  S.  123. 

K<^iiit^  vox  hybrida,  sondern  Letodorua  wie  AßollodiirtMi  unj 
Arhmidorus. 

38.  Otto  W.     Shmtlten    ALL,  11,  Heft  3,  R.  430* 

Sivtulfer  srhrieli  n?u'b  Nonius  ITO  Plantus    im  PKi»udola8  :iHi, 
rill*  gl^iclir  Form  \\\n\  min  fU'in  llalaeixiex  Tiuirinenbi^»    nlim  Bo! 
ensis  (K)  (5.  JalirhJ  M?in'.  1*2,  2'2  ersclilossen. 

39.  Bröal  M,     AffnUm.     Mt-m.  Soc,  Ltti;,r  11,  187. 

'\Affafim  signifiait  d'abord  'jiisqu'a   crever*.     Le    %-ürbi»  gne 
correspoiidiTiit  vai  xn\vm^  x^i^Kw". 

40.  Kieinach)  T.     Duracinum.  llev.  dea  Et,  Gret-que«  12,  4H— 52, 

41.  Br6al  M.     Lettre  h  M.  Alcxnndre  Bertniiid   sur   le   mal  gauloU 
brafoude.     \W\\  flft'h.  3t,  18f>7,  S.  104-108. 

Über  osk.  brateiH,  ßpaxmu  tiiid  das  auf  gail,  Inscliriften  viei 
mn\  veirkormnencle  bratoude. 


42.  Niedermann  M.    Studien  zur  Gehchichie  der  lateinischen  Wo 
hildun^r.     IF.   10,  221^258. 

Diis  Suffix  do.  Gegen  Osthofts  Hyiiothese,  dnm  -da^  »n 
nein  Ursprun«^  nach  ein  Nomen  ag-enti»  von  der  Wz.  dö  '^eb^^tj* 
oder  dhe  'setzen*  sei,  G rundet fK'k  sirid  vi^'lmcJir  die.ienifi'eTi  Bildmi 
g-en  auf  riO',  welrbe  auf  einfachere  Adjc^ktiva  zurückgeführt  werdcnj 
krinnt^n  {luciduat  von  *loiicos  griech*  Aey^öc;  tdbftfus  von  alhnn};  i 
foijre  fntsL'bpr  Ahtettnii;;  i\ea  luriduH  von  htx  oder  lucire,  <h*s  ö/6i^ 
diLs  vcin  albere  fanden  zahlreiche  Neubildnn<^en  statt;  in  lat,  di 
sind  zwin  id<j,  Suffixe  (/Aö*  nnd  -tfo  ziiiäammen^eüossen*  Wk  auchf 
die  geleij^entlichen  Bemerkungen  zu  fortiua,  vindin  unrl  den  Nom 
gentik  auf  -idins  uini  -edinii.  Das  Sulfix  -edtila  in  fic-rduln 
Teig'end rosser  wo/t  ^dtdn  'Dohle'  aus  *vioni'edutft  ''Edel^ttMnfrei^st*- 
rin'  entbiilt  die  Wz.  er^,?-  e*^.  Analo;»:iebihlnii;:en  sind  qucrqttldula, 
atreduht,  coredaltis,  mffdtda;  vgk  aneh  alct^tfa.  Das  hnfrix  -c^V 
in  rrinnsehen  Gentihiairjen  wir  Serreitts,  Pompeiartus  osk,  Pünipaii- 
ans  kann  ^tweierlei  UrsjnnnjL;:  hnben,  ent\ve,}pr  sind  jene  Nsintvn  Me- 
trontpnica  oder  Pafrofitpnit'a.  Im  ersten  FnW  werden  sie  von»  Lok. 
8(i%  weihlicher  ti-Stilrirme  »nittelst  des  Suffixes  io-  gebildet  öt  |V)- 
(Buek)»  im  zweiten  Full  von  einem  *ö(/-Ai>bihv  milnnücher  r>-Stämnie 
{tServeiuH  aus  "^Served-ios  wie  p^ior  hus  */Jet//ö#).  Im  Osk.  bleiben 
das  Palronymikon  Viriiis  iviui  Metronymikon  VesxilHais  laittlirh 
geeeh Jeden.  Im  Ai.  Btebt  bei  Verben  des  Geboren-  resp.  Erzeug:!* 
Werdens  der  Name  der  Mutter  im  Lok.,  tler  Nnme  des  Vaters  im 
Abb  Die  Gentiticia  auf  -aeujt  sind  Diafektworter  im  Lat.  nnd  jcwiir 
osk.  sftbelk  Metronymika.  Die  SnfHxe  -ulenfO'  {ilento')  iintl 
'ÖHO-.  Wie  die  j^riech.  Adjekiiva  anf  iiihr\c  von  einzelnen  Bildme 
oren  wie  eüdiftrjc^  öucujörjc  ''so  und  so  riecbend'  (ölciv)  ausgeben,  fto 
darf  wofd  auc!i  das  lat.  olento-  nnt  o/ere  erklärt  werden  (  al-ent  O'V 
Wackernagel  bringt  auch  die*  Adjektiva  anf  -ösus  mit  der  Wurxel 
für  'rieeben'  zusammen  z.  B.  rinösus  aus  *vino-ods-os.  wobei  *odJt 
die  Schvvundstule  von  *odos  es-  'Geruch'  wHre.  FormonHun  ist  dann 
zu  beurteilen  wie //?e/i.vrtw/*?<^,  C/ier,vfj/ie//,vw,v.  f>as  Präfix  re-  kann, 
weil  vecors  und  vesanuft  einen  abnormen  Zustand  bezeichneten, 
allmilhlich  die  Funktion  erlangt  haben  für  sieb  allein  diesen  Bej^rifT 
zu  markieren;  dabty-  vigt'andiH  •abnorm  in  Bezug  auf  die  Gnjssfs^ 
d.  h.  entweder  'ungewöhnlich  klein*  oder  'ungewöhnlich  gross*; 


1 


I 


VL  Ualisi'li 


Sil 


pfttlifius'  'abnorm  blass,  tr»tcMiblf>ich*.  —  Veseug  unci  vesror,  —  V€- 
ffifuiff,  i^emfibulum,  resttgimn.  —  Diis  ve-  von  recorfi  usw.  scheint 
«hirrli  rinc»  taUt-he  Abtrenninii»"  vnii  v&mena  ontsfantlen  zu  sein  nnd 
hiiili  weiter  verbreitet  zu  baben.  Bucitum,  btivitum.  Geg^en  So] ra- 
sen KZ    34,   Hr. 

43.  Skutacb  F.  Znr  WortiinKHniint'nKetaLung-  im  [^ateiniseherL  (Vnr- 
tni^''  miT  i}vr  Breim-r  Pblbilf>'>"enversrtiiinilun;i'  )  (Ist  inzvvisciien  ge- 
flnickt  erschienen  als  'Testsebrift  Mir  C,  F.  W.  Müller".  SuppI, 
tier  Jahrb.  f.  klass.  PhiloL  27,  82-110.     Leipzig  1900.] 

lubnltsatitrfibe  siehe  An?..   10  S.  3^7-368. 

44.  Greenough  J.  B.  Snnn^  Questions  in  Latin  Stern  Formation, 
Harvaril  Stnd,   10.  1-17,     Boston. 

O.  beb  an  tieft  einen  Teil  iler  lat.  Stamm  bilrtung^sl  ehre  njich  den 
4  Grundsfltzen:  1)  Stem  forniation  by  suceeHsive  artdition  of  suftixe^ 
2)  The  rnsiii«r  ta*r*^lber  of  iwn  or  innre  of  tbese  BCiffixes  so  na  Xo 
make  a  «ew  available  one  H)  The  speeiali^ntkni  of  the  menning^s  of 
The  worda  at  ariy  stag-e  of  their  development  4)  DerivMtirjn  proceeds 
hy  stenis  and  antedates  intlexion  and  part>*  fif  npeefb.  I^r  betraehlefc 
unter  dienen  GcKicbtspiinkten,  bes.  unter  detn  L  und  '2.,  hanptsälch- 
lieh  die  Wörter  auf :  -//V,  ris^  -fu,s^  *rus\  -hHis\  -bris,  -bttlum.  -hruTn; 
— ,  crisj  'Ctthim,  vrum;  -filiii,  -frift,  — ,  'truni.  Dal)ei  weicht  er  in 
3  Hauptpunkten  von  bisberi^fen  Krklitrnn;;sversueh#*n  ab:  1)  Die 
GfeichsetzuniT  von  ^rieth,  «r^Xo-  mit  laL  bitlo-  (nelien  -hto-)  scheint 
ihm  ;ran/.  uülküiiich;  er  .selKt  zwei  aneinander^'^el]äni,^te  Suffi-xe  -bo 
-h  i'*'  «'»  (v^l.  ila^^Ci^'^en  z.  U.  >i:rieci>.  ^he-OXo-v  'Sit*'  :  sedt  culft-irij 
Brn'rmiuin  Gr  Ir.  2,  llfi  und  20:}).  Aueh  die  Gleiebuii^ifen  wie  cerebrwm 
au«  ^ceram  ro-  oder  ♦rere.'y  ro-  :  ai.  sirtut-  'Haupt*  und  tanttbrae  aus 
^temasrä  :  ai.  tamiara  'da.H  DnukeT  ^Brug:mann  Grdr.  1-,  'Ml,  7f>3) 
Tisiisjien  fallen  vor  dein  Sultix  -bo-Yro-.  Am  wicbtijLrsten  ei^cbeint 
ihm  die  Krscldie^sun^  eine«  ho  ,  -i/fj-8urHxes  ?tls  ehiei^^  noch  bbendeu 
Bildnnj^'^ideiacntes  im  Lsit.;  dicäscs  lie^rt  ciiifach  vor  tu  morbus,  iurba^ 
herbii,  nuraufnaf,  /aisammcuLresetzt  mit  andern  ausser  in  buro-,  -boht-^ 
in  her  (hrth),  her  (bri),  -bilh,  -bunfltts\  -bo  {houifi  v^l.  lonfjabü^ 
apexabo).  2)  Die  Theorie,  dasj*  nritah  hi  lauten  des  -kl-  ans  41-  ent- 
slamlen  si-in  soll  (Brn;;niarin  Grdr.  P,  «J  ftH4,  2  uml  595,  1),  ist  üi*er- 
Hü»i*i^";  auch  hier  sind  /,\vei  fineinander^ietreteae  Snffixe  -co-fWo-  und 
'fo^lfi'  anzii8rt'/en  G.  brinc^t  anf  Grund  älndichrr  Theorien  auch 
eine  uene  Erklarun*^  des  GeruiniivM  und  der  vervvantUen  Fornu'U 
auf  -bufuhis  UTui  -eunduii.  Gtrundits,  fadibHndns,  rtibicundits  ^ehen 
znrück  auf  tfer-^o-i  on  \-tifi-l-Hf  htd-^o  hbo-^-on  do^.K,  rnb-\-o-^vo  \- 
oji-^-do^s'^  zum  1.  und  i3.  Suffix  von  t/er  l  o-^on  do-a  v;xL  Tfiori-gcr-öit 
und  fiero.  geron-iH.  G.  nu'inl  zum  Sehfuss  "a  tlinory  wliieli  Ji^jj-ree» 
with  all  the  laet«  In  Latin  (!)  m\d  is  not  contradirtod  by  con^para- 
live  ^^rainniar (!!)  nuist  be  ihe,  riglil  oue." 

45.  ZimzDarniatiii  A.  Spuren  indog^erniHniseher  Namengebung  im 
Lateiuisehrn.     BB.  25,   1—73. 

Virl  Ahz.  10  BrbHn^r.  VII  A  No.  tU  (und  11  Nn.  39).  ScbUiss 
von  Teiini.  Abs  Er^^ebnisse  seiner  Uiitfrsnehunjtf  lührt  Z.  an:  "Es 
ifet  mir  «-eluTif^i^n  in  Teil  I  zu  zei^ien,  dass  im  Latein  bezw.  Italischen 
doch  iiocli  iint*  khdne  Anzahl  von  Volbmmen  sieti  erhalten  bat,  in 
Teil  II,  dass  Veränderunjü:en  im  Viikafsmus,  analogische  Bildunj^^eu 
i»ei  i\v\\  spiiter  eiitst^uidi mn  so;r  Spitznamen  (den  cognoniina)  Rück- 
Hehl üsse  nur  urspr.  Vorhandensein  von  Vollnamen  gestatten  und  in 
Teil  JH,    dass  dus  Lfiteiu    bezw.    Italische   einb    j; rosse  Anüald    von 


242  VI.  Italisch. 

NamcTiHtHminen  v<»rwendet  hat,  die  auch  in  andoru  id^.  Sprarhen 
und  zwar  meist  auch  zur  Bildung  vou  Vollnamen  verwandt  wor- 
den sind." 

46.  Francken  C.  M.    De  nomine  lulo.    Mnem.  N.  S.  27,  151- IM. 

Julus  .  'louXXoc.    JuliuH  .  *loOXtoc. 

gr)  Flexloiislelire. 

47.  Ginquini  Ad.   Morl'ologia  latinn.  Livorno  Giusti.    VI,  138  S.  1 1. 

48.  Ginquini  Ad.    Studi  di  lingua  e  di  g^rammaiica  latina.  Fase.  1. 
Fircnze  Landi.    65  S.' 

49.  Merguet  H.  Benicrkunjren  über  die  Entwickelun^^  der  Sprache. 
Prg.  Insterburg.    4®.     10  S. 

Einiges  über  die  Nominative  auf  -o»  :  -or  (arbos,  arbor);  über 
den  Nominativ  des  Komparativs;  die  Adjektiva  auf -r,  -rüi,  -r«;  ama- 
mini  amabimini  usw.;  die  Flexion  von  ipse;  die  Bed^'Ulungserwei- 
terung  di's  Infinitivs,  Supinums,  Gerundium«  und  Gerundivs. 

50.  Bechtel  Fr.    Latina.    Nachrichten  v.  d.  Ges.  d.  W.  zu  Göttingen. 
Phil.-hist.  Kl.  1899  S.  185-196. 

1.  lien  wird  gewöhnlich  mit  langem  €  angesetzt  (LindsayLL 
849,  377,  Stolz  Hist  Gr.  1,  490,  Stroitberg  IF.  2,  418).  Bei  Plauius 
kommt  das  Wort  4  Mal  vor,  immer  mit  kurzem  ^,  doch  könnte  die 
Kürze  überall  durch  das  Jamb(»nverkürzuiigsge8etz  entstanden  .sHii. 
Die  antiken  Grammatiker  nehmen  e  an,  ohne  Begründunar;  sie  stell- 
ten es,  rein  theoretisch,  zu  r^w,  splin  und  den  grfeeh.  Nomina  auf 
-iiv.  Ähnliche  verkehrte  Analogieschlüsse:  fär  nach  När^  pär  statt 
fär  über  farr  aus  /Vir«,  compös  :  compötis  nach  bös  :  bovis,  pist  : 
pediH  statt  compös,  compötis.  Lien-  zu  skr.  pHhän-,  lietie  skr.  pß- 
hdni\  lienis  neben  pecttnis  wie  ebrietas  noben  aeguitas.  —  2.  Sind 
die  Pcrlekta  quii,  seit,  cii^  sii  Älter  als  quivi,  scivi,  civi, 
sivi?  Gegen  Osthoff  Perf.  225,  der  die  Frage  bejaht.  Die  Slatislik 
lehrt:  Plautiis  hat  fast  durchaus  ii,  dagegen  nur  quivi  und  civi  und 
wahrscheinlich  nur  scivi  und  sivi.  Wer  trotzdem  an  OsthofTs  An- 
sicht festliHlt,  niuss  die  Frage  beantworten:  warum  liegt  die  Uiuhil- 
diing  von  iei  zu  ii)i  bei  PI.  erst  in  den  AnfHngen,  während  die  von 
quiei  zu  quivi  u.  ä.  schon  völlig  vollzogen  ist?  Terenz  dagegen 
hat  scii  und  sii.  Das  i.st  bei  ihm  so  wenig  altertümlich  wie  <lie  häu- 
figere Verwendung  <ler  Formen  audierit,  audierat  und  die  Zurück- 
setzung der  Endung  ris  gegen  die  Kndung  -rf  (Leo  Plautin.  Forsch. 
261  ff.).  Stimmen  die  alten  Perfekta  von  eo  und  queo  nicht  überein, 
so  fällt  Osthoffs  Etymologie  queo  ans  Instr.  qu€-{-eo  {JV.  6,  20  ff.).  — 
3.  Dls  pater.  Gegen  Thurnevsen  KZ.  32, 5.59.  Dls  gehört  zn  cfire*, 
nicht  zu  Jovis,  deus,  denn  Dls  pater  ist  wie  TTXourav  der  'Reich 
tumspender\ 

51.  Reiehelt  II.     Die  abgeleiteten  f  und  |£Siämme.    BB.  25,  238 
-252. 

Bringt  innnches  zur  Deklination  der  lat.  diphthongischen,  so- 
wie der  ?7-,  T,  ö-,  l-Stftnnne.     Vgl.  oben  Bibliogr.  I  Nr.  f>5. 

52.  Reichelt  H.     Die  je-Stämme.    BB.  25,  234-238. 

Die  Zusammengehörigkeit  der  sog.  ie  Stämme  mit  den  abge- 
leiteten i  Stämmen:  vgl.  qpcpoucnc  aus  *'Ont'iäs  neben  q)^pouccEv  aus 
*-ont-im,  lat.  facie  Inst.  Sg.  und  faciem.  Dazu  Weiten  .s  über  die 
sog.  5.'  lat.  Deklination  und  VerhJiltnisse  wie  materils  :  nuäeria. 
Vgl.  o.  Bibliogr.  I  Nr.  66. 


Vf.  Itaüseh, 


243 


53.  Eeicbelt  U.     Dns  JjjstrumentMisuffix   im   Siii-ulnr.     BB.  t?5,  232 
-2.y4, 

IMo  kojisoimmlscht'n  Stäirniie  liaiten  jf?  nach  flt-r  Bctornii»g' 
'  diti  Endung'  -em^  -e  odur  -m,  intlr.ss  die  voUalisclM*n  SliiinnM"  nnr  dk' 
lEucJnrig  m  kuiuitcn.  Du*,  e  o-8liininit*  bildeten  den  Instr.  Sir.  dtirfh 
Delinntij^^  des  Stannn vokal»;  die  Instr.  tWr  /  nnd  u  Stnnnnc  nnf  -/ 
und  ü  sind  Nenbildun«^en  nfat-li  den  e  o  Suinnniin.  Auf  m  *^ehen 
zuriuk  lat.  pereti  die  l^rk-eh.  ir^pal,  ölmi  aus  '^ölem^  f^jihn  neben  osk. 
in  im,  umbr.  enejn:  die  lat.  Ablativ-Advertiien  aut -^  t»ind  gieicbfalls 
In:*tr.   und   Iautf,^e8etzlicb    aus   -e,   -ifn  abzuleiten. 

54,  Wölfflin  E      Diploma  lern.     ALL,   II,  Htdt  'S,  S,  418. 

Al)b  tHplomä  im  CIL  K  1027.  Siebe  aiit'b  Eücheler  Carm. 
Int,  epi<j'r.  Nr.  4B4,  Zu  iVlinlieben  Brispielen  anderer  nrspr,  Neutra 
auf -wrt  bei  Neue-Wagener  wird  auub  ttitaplafima  nh  Fernin.  lieli»;:'!. 

1)5.  Wagener  C.     Luc,  lad,  (acte.    N.  [>b.  R.  1899.     S.  73— Bl. 

Gramnv&tikerKeug'üisse  und  anrlere  Bele^^re  für  diese  3  Nomiua- 
ftivronnen.     Der  Akk,  lacteTn, 

56.  Wagener  C.  Über  den  Genetiv  filurnbs  von  viensis,  N.  pli,  R. 
18^9.     S,  241—2411. 

r  AuNfültrbebe    Naeb  weise   für    die    Formen:  mens  um    {jnemini)\ 

^fnenshtm;    miaoro,   wesoro^   mesorum,   menoru,    misoru;    wi^/i,vmhw?; 
TOeii»cr(«m),  meserum,  misiraTn. 

57.  Sommer  F,  Ltie  Kom parat ion.ssuf fixe  im  Lateiniscben,  Leip- 
ziger Hsüiilitatioußscbrift  1899  (=1F.  II   (1900),  S.  1-98  und  S,  205 

—2m. 

I  Sommer  beltandelt  im  Zusammenhau^r  d^s   ^nrrze  Gebiet  der 

!a1.  (und  itaL)  IvoiiiparationsKutlxe  narli  Fnrm  und  Funktion,  wobei 
namenllieb  atirb  das  Vorhandensein  dieser  Suffixe  aTiss(*rbalb  der 
ejifentliidien  Komparntioi^  zur  Erürterun;^  kommt, 

58.  Civitelli  G.  11  «uriisso  del  su|jerlativo  laiijio.  Contributo  atbi 
morfolo^ia  latina.  Napoii  1898.  Stab.  Tipn^r,  li  ResrfJi  Uuiver- 
8ltÄ.     51   S. 

Bekam pfuijg^  älterer  ErklJtrungeii.    Das  Suffix   hfthnus  ist  :ius 

-f />« hn tfs  entstanden,  v^,  ip f e  —  ip se,  ip.^ u s  =i  isfiu s  u n d  P e t r o n  C « p . 

j  4J3  ipMimi  t}ostrL     Das  -issirno-  des  Superlativs  ist  im  letzten  Orutid 

die  Häufung  oder  Vt-rbiiiduuf^  der  urallen  detnonytrativen  Elenjente 

pa  ta  ma{l).     S.  WfklPb.  Ify.  S]i.,  in8-!18l  (Ziemer). 

59.  Nazari  O,  Di  una  forma  perifrnf^tiefi  del  perfettn  wmbro.  BoU. 
dl  tiloL  el.  5,  281-235. 

Na^ari  knüpft  mit  s^einer  Erklürung-  von  Formen  wie  co'm- 
öffianMust  'nnntiav*^rit'*  an  v.  Planta  Gramm.  II  1102  an:  v.  Planla 
Sterlett  die  Form  in  einen  Infinitiv  "^romhifii'im -\- siuxt  aue  *fcm.st 
'ierit'  von  der  Wnrztd  *ki,  wie  sie  in  ^-rit^eb.  kiiu  vorlieirt;  er  ver- 
wirft aber  die  Erklärung:  wieder,  da  er  es  für  üu  grewap:?.  blilt  an- 
zunebmen,  dass  da^  bit  cto  iUiTto,  vtmcfo],  eteo  im  Urumbr.  dieselbe 
Bedeiiiun;,^  '^uhen'  luitte,  wie  das  damit  identische  Kua.  Nazari  nimmt 
<leii  Erklarunf^'s versuch  wieder  auf  nnd  er>t'blie.sst  ein  vul^äriat. 
^ciej*e  'andare*  aus  Italien,  gfre,  'Le  forme  in  nueütione',  sehlie*4St 
ei\  'sarebbero  perfeiti  perilrastiri  fnrniati  da  una  forma  inlinitiva 
del  verbo  piu  nna  forma  del  perfetto  forte  dcfla  radiee  vi  'ire*  e  Ki 
jiotreblx'ro  me^lio  tiaclurre:  €ombifiitn,'ii  perf.  eon^.  'nuntiatum  ierit* 


244  VI.  Italisch. 

combifianHunt  combifiansiwft  combifianMiH  fiit  IF  'nuntiatuni  icrit* 
p u r t i n A u 8  'porrectum  ieris* purdinäiust pnrdin^s  'porrectiim  ierii'. 
disleralinsust  'diremptum(?)  ierit*,  come  nell*  unibro  Btcsso  da  alira 
forma  infiriitiva,  il  supino,  abbinmo  altre  forme  perifrastiche  col 
verbo  i  'ire'  quali:  anzeriatu  <»tii  'ohservatum  ite*  aseriato  tßi 
•observatum  Ibit'  ansericUo  tust  'observatam  ierit'  vaÄetum  is-e 
•vitiatum  iHsit?'  uasetom  efust  'vltiatum  ierit*. 

60.  Böhtlingk  0.    Zum  lateinischen  Gerundium  und   GerundiMiin. 
Ber.  ü.  d.  Verh.  d.  Leipziger  Ges.  d.  W.  Philol.-hist.  Cl.  51,  21&-220. 

Eundum  est  hat,  wie  üur  und  itum  est,  passive  Bedeutiin<r; 
warum  nicht  auch  eundi  in  tempus  est  eundi?  Böhtlingk  legt  weiter 
zwei  Erkiflrungsversuche  zu  mei,  nostri  videndi  etd  copia  vor.  Der 
Römer  sagte  nicht  mei  videndae  oder  nostri  videndorum  oder  viden- 
darum,  weil  diese  Pronomina  äusserlich  weder  das  Genus  noch  den 
Numerus  unterscheiden,  vielmehr  alle  als  Gen.  sg.  mask.  od.  nentr. 
erscheinen;  man  entsagte  der  logischen  Kongruenz  zu  Gunsten  der 
lautlichen.  Oder  man  fassto  mei  videndi  est  copia  ursprünglich  so 
auf  'es  ist  eine  Gelegenheit  für  mein  Gesehenwerdenmtisscn*  d.  h. 
mei  als  Fron.  poss.  und  videndi  als  Gerundium,  vgl.  auch  exem- 
plorum  eligendi  pdstestas 

61.  Lebreton  J.    L*adjectif  verbal  latin  en  -ndus^   ^tnde  morpho> 
logique  et  s^mantiquc.    M6m.  Soc.  Ling.  11,  145—164. 

I.   Kurze   Überblicke  über   die  Ansichten   früherer  Forscher. 

II.  Das  -ndo'  der  lat  Verbaladjektiva  entspricht  einem  griech.  -ab-, 
idg.  -^d:  Das  Suffix  ist  also  dan  gleiche  wie  In  griech.  (pxrfäc,  -dboc; 
f>udc,  -dboc;  CTpo9dc,  -dboc  u  Ä.,  nur  dass  im  griech.  fast  niir  Dental-, 
im  lat.  Dental -f- o-StÄmme  vorliegen,  wie  auch  sonst  öfters  o-,  ä- und 
konsonantische  Stimme  nebeneinander  bestehen  (z.  B.  damnatu*- 
dartinas).  In  legendus  neben  legundus  ist  wohl  die  alte  Voknlab- 
stutung  -en-  od.  ii  und  -an   wiederzuerkennen  (vgl.  ftexentess-fleocunttM). 

III.  Die  Formen  auf  -ndvs  waren  nrspr.  weder  Aktiva  noch  Pa>.siva, 
weder  Präsentia  noch  Futura  (mit  dem  Nebenbegriff  der  Notwendiir- 
keit),  sondern  einlache  Adjektiv«,  deren  Verhftltnis  zu  die.sen  Verhai- 
kategorien  lediglich  von  ihrer  Grundbedeutung  und  dem  Zusammen- 
hang der  Rede  abhing.  Die  sekuncUlre  Kutsteliung  d<»8  Gerundivuiiis 
aus  diesen  Adjektiven  hat  schon  Weisweiler  Das  lateinische  Part, 
fut.  pass.  Paderborn  1890,  S.  G4-9n  richtig  erkannt. 

62.  Fay  E.  W.     The  Locution  intitias  it,  and  the    nt  Suffixes.    Am. 
Journ.  Phil.  20,  149-168. 

^§  1—6  Keasons  for  dissatisfaction  with  the  current  explaiia- 
tions  {exsequias  ire^  suppetias  adveni,  {in)malam  crucem,  pesmm]. 
§  7.  Phesis:  In  the  locution  infifias  it  *goes  protesting*  infi/ias  is  a 
pres.  ptc.  to  infitior.  §§  8—20  Syntactieal  probability  of  this  thesis 
debated  (Examples  of  the  loention).  §  21—45  DiscuK.sion  of  the  torm 
of  infitias.  (Signifieance  of  its  isolation.  —  What  was  tht^  inherited 
nom.  sg.  pres.  ptc.  in  Italic?  —  Praegnas  —  Preponderance  of 
noni.  sg.  over  other  cases.  —  Significance  of  this,  illustrated  by  pf. 
ptc.  act.  etc.  —  New  theory  ot  fif.  pt.:  the  primitive  pf.  act.  ptc 
Suffix  was  tvänt-,  itself  the  result  of  a  contamination  of  a  partici- 
pial  like  -w-steni  with  the  pres.  ptc.  suffix  -änt-.  Euphonie  doublets 
in  ihe  prim.  period.  —  Nom.  sg.  masc.  pres.  i»tc.,  and  other  -nt- 
stems.  —  Three  forms  of  nom.  sg. ;  1)  -dn«,  2)  äs,  S)  dn.  —  Is  in- 
fifias an  exemple  of  2)?  —  Ose  staieffud;  ose.  pomtis.  umbr. 
mn'is,  —  Is  -n-  reintroduced  in  Ital.  nom.  sg.  pres.  ptc?  —  Deciens 
quotiens  :  triens.  —  Diacritical  orthography  or  accent.  —  Fem.  en- 


'Vi.   Italisch. 


^4B 


t 
^ 


flinjr  -^wä;  nciit.  ens. 


Hn 


-,¥  iM^eti  Uflflrtl  ta  a  nnni.  sjf,  in  dn? 


Vt^rdict  iVh  10  tiic*  tonn  nt'  titfifias  a  noji  lifpiet    —  Tritiib. 

h>  Sjrttax  (FutikflOHRlebrr.  NaizTt'hre). 

€3.  Lease  E.  B.     Coirectinns   of  Selunah's  Latc^inische  Syntax  and 

Lnii  iins^cln^  Siiliötik,     Ain.  Jmnn,  Phil.  20,  59— H4. 
64.  Landgraf  G.    Beitriige  zur  tiislorisehen  SynUx  der  Int,  Sprache* 
FiTtn,  Müncht^n    34  S. 

Tiihült  der  beiden  ersten  Ahschnkti':  I  Ih-v  Dativ  cUn*  he- 
teilijrtpn  FiMson  bt'im  P^issiv  (DiJtivus  auctoris).  IL  Dt-r  Duiiv  nach 
den  AiisdrikkiMi  deKZiLsarnnM^nseins  und  ZusainnienkoninH-ns, Urkund- 
lich nnrl  luHullich).  Vermiscliens  nnd  TreniienK.  PTr^rhuLH  für  1  n,  11: 
beid**  Strnktni'i  n  sinil  ant  ht'iniaüirheni  rönnHflien  Boilen  rr^vai'hsen, 
ihre  Anwt^ndunj^"  hat  jinlo^h  unttT  der  Kitiwirkung^  den  alinnfhen 
grieehi seilen  sflinn  w<*iter  ans^ehildeTcii  Sprachj^i'brauchs,  l)Psonders 
auf  die  jtii*;'UHlin!^i'hen  Dicliter,  rim*  nicht  geringe  Erweiterung  er- 
fAhreii.  Ali.sehniti  HI  hrhij^i  einitj^e  Proljen  für  vhw  methodisch' 
hi^lon.HrlH1  Behandlunjr  der  uüi  dem  Ihitiv  v<»rbundenL*n  Verba  corn- 
posita^ 
«i5  Bonnet  M.     Dornt  habm,  etc.     Ck  H.  13,  3b, 

«Tf'^reii    Owen  €1  H.  12,  407   für  Soimenschein   VI  K.  li?,  360. 
6ö,  Eunze  A.     Men  referf,     Lf\]t7A^,     20  S. 

Mea  r(/er/=  [rev)  mea  re/er/=:THe  Sache  hrin^rt  et^  m  niHner 
Antifelr;ienlieit  niit  wich*;  mea  re  als  AhlativuH  hmitfttio?nä  =  in  mtare. 

67.  Rolfe  J,  C      t  Jii  The  Coiistniction  mnus  ab.    CI.  Rev.  13,  303-305. 

68.  Conwaj  li.  8  The  Sirk^rular  üse  of  noa.  Transaelinn»  of  um 
Canihr-dge  Philolo^ical  Sneiety,     Vol.  V,  part.  1,  S.   !—?.>- 

W^h  die  Bes|trcchun;r  von  Keimanl  Rand  m  ALL.  U,  51^r>— 5f*(i. 

69.  Pervov  P.  1).  Conseentio  tetnjinruni  v  laTinskotn  jnzyke  srav* 
iiitel'nu  H  russl^iin  jazykoni.  (C.  t  in  der  hit.  Si^raehe  ver^rlieheri 
mit  der  in  der  rusH,  Sprache),  ^urn.  Minist.  Narodu,  Prnsve^^^enija 
32»;  Nov.  Dxt'A,  IHSia     Ütdel  klasa.  tilol.  S.  57-82. 

Ttl.  Watson  E.  W.     Wlle  n»  an  Auxiliary.     CI.  R.  13,   183, 

VoTri  ni.  Inf.  «nr  Cmsthreibung-  des  Fntnrs. 
7L  Nutting-  H.  C.      Otjlitraiion    as   express<'d    by    the    Siibjunctlve. 
Cl.  K.  13,  32-34. 

Ge-fen  Klttiers*.Subjunetive  of  obligaTion'CL  R.  12,  Mai  Nummer. 
\>t.  Aiijs.  11,  Biblto«-r.  VUA  Nr.  59. 


72.  Antoine  F.  D«  la  paratnxe  et  de  Thypotaxe  cians  la  lan^ue 
latine.  Aimales  de  la  Faeulte  den  Lettres  de  Bordeaux  et  des 
Universites  du  Midi.  ^^^  Serie.  21'"*:  Ann^e:  Rev.  des  etrtd.  an* 
elenneH  1,  27— 4(i. 

ObservatifuiH   genrrales.     i.  De   la   parataxe  dans   le8   propo- 
«itions  subordnnnees  eompletive.s  (A  suivreb 

73.  Ehart  K.  Die  Behandlunj^^  der  lateiidschen  Syntax  auf  Gruml- 
la^e  der  denf sehen  SatzU'hre  IL     Form.  Wieji.     33  S. 

74.  Geddes  \\\  1>.  On  tht^  Secjuence  after  iie  prohihitive.  Cl,  R.  13, 
22-32. 


246  VI.  ItaliMh. 

Vjjl.  Aiiz.  11  Bil)linj^r.  VII  Nr.  (iO.  Im  H.  Abschnitt  wird  «li*- 
ZaI.l  ilcr  Konj.  Praos.  und  IN'if.  nni-h  ]»roliibitiveiii  ne  für  j^de?. 
Stück  dP8  Plaiitus  und  Ten»nz  stntiHtiisch  fest;»:e»tellt.  Das  Präs 
ötelt  bei  Plautus  119,  bei  Tercnz  :>4,  das  Prrf.  bei  jciieui  3:^  hei 
diesem  5  Mal. 

75.  Bottek  Ed.  Die  ursprüng:liclie  Bedeutung  de«  Coujunktiv>  in 
lateinischen  NebenKJltzen.  I.  Teil:  Ut-,  Ne-,  Quo-,  Quowinu», 
Quhi;  IMativ-  und  Cwm-Sfttze.     Wien  Hohler.     94  S.     1,80  M. 

Z.  T.  gegen  Dittniar  Studien  zur  lateiniscluMi  Moduslehrc 
gerichtet.  Vgl.  BphW.  1899,  Sp.  1037- J044  und  BlUtter  f.  d.  bayr. 
GyninasialHchulw.  1900,  S.  80—81. 

76.  Schmalz  J.  H.  Donec  und  Dum  (bis  zu  den  nu;ru>t.  Dichtern 
linschliesslich).    ALL.  11,  Heft  3,  S.  333    350. 

Vorarbeiten  zur  grossen  historischen  Grammatik,  die  bei  Teulh 
ner  erscheint,  l.  Donec.  Die  Formen:  dofiicum,  donec  cum,  donec. 
doiieque,  doneque  cum,  donique  {dune?).  Referat  üb«'r  die  ver>chie 
deut'n  Erklärungen.  Vorkommen  der  einzelnen  Formen.  Bedeutung:. 
Modus.  Sprachgebrauch  von  Cato  bis  Ovid.  II.  Dum,  Etymolojrie. 
Zusammen.setzungen  mit  dum,  Adverb  und  Konjunktion.  Modus. 
Du7n  bi'i  den  iilteren,  bei  den  augusteischen  Dichtern,  auf  luHchriften 
(nach  Büchelers  Anthologie).  Verhältnis  zu  dune,  zu  donec  und  quoad. 
Dum=-'i>o  lange  als*.     />Mm='* während*.     Z>Mwi=*biH\ 

77.  Bennet  Ch.  E.  Die  mit  iamquam  und  quasi  eing:eleiteten  Sub- 
stanlivsätze.    ALL.  11,  Heft  3,  S.  405-417. 

Es  handelt  sich  um  Sätze  wie  Suet.  Aug.  6  tenet  vindnifatrm 
opiniOj  iamquam  et  natus  ibi  sit  Die  Beispiele  aus  der  silhenicu 
Latiiiität  für  tamquam  sind  möglichst  vollständig  gi^sanunelt,  die 
für  quani  machen  diesen  Anspruch  nicht.  Die  Ergebnisse  für  tam- 
quam finden  sii-h  S.  412—413,  die  für  quasi  S.  416— 417.  Der  Vm. 
lässt  diese  Substantivüätze  nicht  aus  Kausalsätzen,  sondern  aus  Ver- 
gleichungssiltzeii  mit  tamquam  {quasi)  hervorgehen;  vgl.  etwa  *^uint. 
d<*tl.  30?  nondum  invado  tamquam  proditorem  und  Tac  bist.  3,  77 
Triarium  incesserent,  tamquam  .  .  .  egisset. 

78.  Long  ().  F.  Quotiens^  quotienscunque,  quotiensque,  ALL.  11, 
Heft  3,  S.  305 -40i. 

Manuskript  einer  Doktordissertation  der  Universität  Baltimore, 
vom  Herausgeber  des  Archivs  im  Exzerpte  vorgelegt  und  durch 
einige  Zusätze  erweitert.  —  Die  junge  Orthographie  quocien».  Der 
Nasal  nach  Inschriften  und  alten  Grammatikern.  Quam  saepe  für 
quofiens.  Quotiens  in  verschiedenen  Satzarten.  Nescio  quotien». 
Qu  oticus  mit  Konjunktiv.  Quotienscunquff.  Quotiensque  =  quotitna- 
cimque  <)der  =  e/  quotiens.     Quoticnslibet. 

79.  Methner  II.  Posteaquam,  postquam,  uhi,  ut,  simulatque.  Ein 
Beitrag  zur  Berichtigung  und  Vereinfachung  der  lateinischen  Syn- 
tax.    Z.  f.  d.  Gvmn.  53,  (>25-634. 

80.  Notolla  ü.  La  funzione  stilistica  delle  consonanze  in  latino. 
Bergamo  tip.  trat.  Bolis.     12  S. 

I)  Semagiologle.    k)  Lcxikocrrapbie. 

81.  Thomas  R.  Neues  zur  Bedeutungslehre.  Blätter  f.  d.  bayr.  Gymn. 
35,  593-(>02. 


VI.  Italisch. 


m 


BespreLhuii<ron  neu iTor Schriften :  Rei ssi n ger  Ob urifl  propter, 
Lantirtu  lH!rJ7,  mu\  StÖckleiu  BerleiUmigHwniidd  der  Wtirler,  Mün- 
clien   1,^98. 

82,  Meader  ('.  L*  Zwy  0^*8011  ichti^  der  Proiioniin.i  demonstrativ a, 
Al.L.  11,  Heft  S,  3139^393, 

Der  Heraui^^eber  dt's  Archivs  le^t  «Miie  Arbeit  MeadtTs  irri 
Kxzerpl  mit  t'ini'i"i*ii  ZunüIk^'u  vor;  die  Arbrät  soll  in  Aim-Arbor  al* 
DnktordisBerfaiion  rini^^t^rciubt  und  vt'iiVttVnlÜfhl  >v(  rdi^n.  Is.  r?«,  id. 
Vgl.  tUr  das  arcb;ibt'lu*  I.uu^in  Bmli  De  usn  prononninuii  «b'nion- 
fetrativotnni  in  Stndtnuiuds  Sludicn  B<!.  )I.  StatiHiiscbr  UntiTsnchun* 
^vu  übiT  dii-  Häufigkeit  des  nfl>rjiurh>*.  Fcdden  drs  Nnrii,  pKi3\  ei, 
iV,  eae  in  der  fif>ldn«_'n,  ,^ilbernen  mu\  spfitlateiniselien  Poesie  vve;fi*n 
der  Koliiüiou  mit  dem  Dar.  sin*^,  niid  der  sciiw^mkenden  Anssf»racbe 
von  ei,  ii,  hi^  hii:  libnlit  be,s  Vt'ili^Ututs  lieim  Dar, -Abb  eis  rndjen  ii.v, 
hiH,  ÄtV.s,  Cnjsieherbeit  in  der  Mesüiinn  von  eivh\  bei  Virgil  lehlt 
eti  ^auÄ.  2.  Konkurrenz  von  htc  luid  i,s,  V;rb  R.  Kiibner  Aus- 
Jiibrl  Gramm,  ^i  1  IH,  2  Annr.  7,  S.  4;>5.  1}  eo  —  iiifso  und  hoe  mit  oder 
ohne  iol;ri*iideis  qutfd^  tpda,  ut,  ne  usw  2)  eo  tait  Komparativ,  hoe 
irnt  Kodiparariv,  3}  id  est  (erkJ^irend)  luul  hoc  e.st  4)  ttd  id  und 
ad  hoc.  f>)  ob  fd  \nu\  oh  hoc.  3.  Iste.  Ziio^clist  rronomen,  das 
t^ieb  aut  die  auj^^eredete.  l'eison  bezieht.  Dann  AbsebwJU'bting  der 
Pedeurniiji'.  Zuerst  von  Vsiierins  Maximns  \  on  der  2.  Person  losjjre- 
liist.  Iste  iiberninijjit  die  Funktion  von  hic^  Gegensatz  von  isfeüle. 
4,  Iffjie.  l'rsjir  Prononieu  des  Gegensaijtes^  dann  ebenfalls  Abst-bwä- 
ehun*c  fler  Bedeutnufr.  Jpitti  =  idem  als  Identitfltsprononien.  Jpfte  a\& 
bestimmter  Artikel     [SehlusH  fol^t.] 

83,  Denk  J      Lesetrüebre.     ALL.  11,  Heft  3,  a  428. 

Ahditare  —  derotiosuH  —  !fifinö  und  taiinizo  —  medica-=ob- 
steii'ix    -   best  tos  UK  und  serpentiosus.     (S-  aucb  ALL.  11,  112) 

84,  Hirschfeld  t).  Der  Name  Germarti  bei  Tacitus  und  sein  Auf- 
kommen bei  den  Pömern.  In  'Beiträge,  zur  alten  Geftebiehte  und 
Geo<;ra|)hie.    Fe.^tscbnft  f.  H.  Kiepert*.    S.  259— 274,    Berlin  Reimer 

Hir.sclifeld  gebt,  wie  unten  Nr.  85  Gudemann,  vom  2,  Kapitel 
der  Germania  aus.  Da  Tacitus  seinen  römisetien  Lesern  gnv  keine 
Erklärung  de^  Nanu^ns  Germani  ^ibt,  muss  er  voraussetzen,  dass^ 
sie  über  die  Bedeutiin;j'  nicbt  im  Unklaren  i^ein  konnten,  d.  h.  er 
hat  clen  Namen  für  gleiebhedentend  mit  dem  lateiniseben  Wort  ger- 
ffiani  gehalten,  ohne  Hüeksicht  darauf,  rlnss  naeb  seiner  eignen 
Annahme  der  Nann^  von  den  Kelten  ihren  reelitsrheinisüben  Naeh- 
barn  beiirelegt  worden  ist  tS.  2b5— 2*j6).  Caesar  ist  der  (ierinanen- 
name  erst  in  Galben  und  durch  die  Gallier  zu  Obren  gekommen^ 
80  wird  iiber  seine  Deutung  nicht  die  germanische,  sondern  die 
keltische  Sprache  Aufscblnss  zu  bieten  haben  (S.  274). 

^  85,  Gudeman  A.     Zur  Germania  des  Taeitus.     PhiloL  58,  25—44, 

Suebt  im  Anschluss  an  c,  2,  14  fi\  die  Germani  wieder  aus 
dem  Laleinigehen  als  fratres,  dhtKtpoij  t'vi^t^ioi  s^u  erklären.  Vgl,  o. 
Nr.  M. 

8ti»  EUis  Rnb.     {Egitea  —  equus),    Journ.  of  Philol.  26,  197. 

Minucius  Felix,  ibtav.  VI II  3  Mulm.     Vgl   ALL.  10,  286,  452; 
11^  2T5  ujjd  uiicbste  Xunnner, 
87.  Haverüeld  F.     On  Kqite.sf  for  KquNs.     CL  Rev,   13,  305— 30G, 


248  VI.  Italisch. 

88.  Asooli  G.  J.    Talentum  'propensione;  attitudine  dello  spirito'. 
Arch.  glott.  ital.  Suppl.  period.  Sesta  dispensa  1898.     S.  31—:^. 

Zur  Bcdeutungsentwicklung  des  Worte«,  bes.  auch  im  Iribchen. 
Romanischen  (und  Griechischen). 

89.  Helm  R.     (Jentaculum  —  lentacuiufn,  iactatio   —  lactaüo  bei 
Fulgentiu8  und  Nonius).    Philol.  58,  474—476. 

90.  Nestle  Eb.     Vdum.    ALL.  11,  Heft  8,  417. 

Velum  als  Lehnwort  im  Syrischen  und  Jüdiäch-aramäischen. 

91.  Hesselmeyer.    Securtis.  Korrespondenzbl.  f.  d.  Gel.-  o.  Real^ch. 
Württ.  6,  44-f)5. 

Semasiologische  Studie. 

92.  Thompson  E.  S.    Quidem  in  Augustan  Verse.     Cl.  Rev.  13, 395. 

93.  Piasberg   0.     {Discere  =  docere  und   Analogien    aus   andern 
Sprachen).    Rh.  M.  N.  F.  54,  148  Anm.  1. 

94.  Blümner  H.  Was  bedeutet  replumbare?  ALL.  11,  Heft  3,  S.424 
-426. 

Replumbare  'aus  der  Lötung  herausnehmen*;  Verteidigung 
dieser  Bedeutung  gegen  Erich  Pernice  ('die  Bleifüllung  in  den  hohl* 
getriebenen  Emblemata  der  SilbergefKsse  herausnehmen*)- 


95.  Brugmann  K.  Über  den  Thesaurus  linguae  Latinae.  IF.  Anx. 
10,  368-373. 

96.  Diels  H.  Jaliresbericht  über  den  Thesaurus  linguae  latinae. 
Sitz.-Ber.  d.  Berliner  Ak.  d.  W.  1899  I  S.  77—78. 

97.  Leo  F.  Bericht  über  den  Thesaurus  linguae  latinae.  Nachr.  d. 
Gott.  Gc8.  d.  W.  1899  S.  26—30. 

98.  Thesaurus  linguae  latinae.  Beilage  z.  Münchener  Allg.  Zeitung 
No.  208. 

99.  Leeper  A.  Notes  on  Lewis  and  Short's  Latin-English  Lexicon. 
Am.  Journ.  Phil.  20,  169—185. 

100.  Schlutter  0.  Addenda  Lexicis  Latinis.  ALL.  11,  Heft  3,  S.426 
-428. 

U.  a.  capitulum  'Vertrag*,  praetersine,  raribarbius,  tantillitag. 

101.  Gorpus  glossariorum  latinorum  a  Gustavo  Loewe  incohatnm 
auspiciis  Societatis  Littcrarum  Regiae  Saxonicae  composuit,  recen* 
8uit,  edidit  Georgius  Goetz.  Vol.  VI:  Thesaurus  glossarum  cmeu- 
datarum,  coiifecit  Georgius  Goetz.  Pars  prior.  Fase.  1  (1899)  2 
(1900).    Leipzig  Teubner.    Qeder  Fase.  1«  M.). 

G.  macht  durch  diesen  Thesaurus  die  vier  erschienenen  Bftnde 
(II— V)  des  Corpus  erst  recht  zugänglich  und  erschliesst  eine  neue 
reiche  Fundgrube  für  Latinisten.  Aus  der  Praefatio:  1.  Collegi  et 
recepi  quidquid  glossarum  quattiior  quae  edita  sunt  voluminibns 
continotur,  nisi  quod  e  colloquiis,  fabulis,  tractatibus  tertii  voluininis 
notabiliora  tantum  excerj)si  Iritis  vocabuiis  omnino  abiectis.  Bis 
addidi  supplementa  quacdam  ...  2.  Glossas  non  modo  collegi  aut 
collectas  exhibui,  sed  pro  virili  parte  eniendavi  .  .  .  eam  mihi  nor 
mani  esso  volui.   ut  meras  sordes  erroresque  librariorem  abicerem, 


VI.  Italisch.  249 

formas  vcro  latinas  sive  vetustas  si\e  recentiores  sive  viilti;;ares  et 
roniJinenses  praeter  tritissimas  vilissimasque,  quas  ubique  recoquere 
taediuni  esset,  ne  obscurarein  ...  3.  Lemmata  latina  quibus  graeca 
non  ita  pauca  interposita  sunt  per  litteras  digessi.  Ex  interpreta- 
mentis  quae  ad  illa  lemmata  pertinent  potiora  excerpsi,  excerpta 
litterarum  ordini  tamquam  lemmata  inserui,  ne  nimis  delitiscerent  . . . 
4.  Locos  scriptorum  ad  quos  lemmata  vel  interpretamenta  redire 
videantur  ubi  indagaveram  indicavi  .  .  .  VgL  Buecheler  Deutsche 
Littz.  1900  S.  40-42. 

102.  Pokroivskij  M.  Glossographisches  und  Linguistisches  zum 
Thesaurus  glossarum  emendatarum  von  G.  Goetz.  ALL.  11,  Heft  3, 
S.  351-360. 

Zu  einzelnen  Glossen  (von  abruptus  bis  direptus).  Beachte 
u.  a. :  das  Verhältnis  von  acxileus^  actila.  acus  —  equxüeus,  equulus, 
eguns  —  laurea,  launis  —  caprea^  capra  \i.  ä.  —  Adimttio  (nicht 
adimitio)  ademptio^  vgl.  die  Bildungeu  auf  -X-tio  {exspuUio)  -X-tor 
{colitor),  Ituin,  X tus,  -l turus  {.gignXtum,  impulitus  nach  Perf.  impuli, 
fefeUitus  nach  Perf.  fefelli^  arguUurus^  consequXfurus).  —  Alebrem 
pulchmrUy  dazu  andere  Bildungen  auf  -bri-,  -bro-  wie  fellebris,  salü- 
ber  aus  *salüue-bri-j  salvos  aus  *salÖvös  (ähnlich  salütis  aus  *salöue- 
tis)  —  Avians=^iipoc(p\\if]c.  Passivischer  Sinn  solcher  aktivischer 
Partizipien  durch  vollständige  Adjektivierung  veranlasst.  —  Anas: 
Part,  anatus  =  satiäs  zu  satiatus.  —  Armifes^  arquites^  iugites  wie 
aliten  {alä)^  equites  (equus).  —  Bivium,  Schwanken  zwischen  bi-, 
di-y  du-.  —  Dapet  und  die  anderen  nicht  zahlreichen  Verba  auf 
-ere,  die  von  Substantiven  gebildet  sind. 

103.  HeraeuB  G.    Varia.     Rh.  M.,  N.  F.  54,  305-311. 

S.  305.  Zu  campsaria.  -ae  'Trödelmarkt*  vgl.  CGL.  III,  306.  17 
€i|aaT09uXdKiov  capsarium,  338,  14  KaiairTpoiroiöc  campsarius,  571,  4 
camsa  :  cista  [s.  jetzt  auch  CGL.  VI  s.  v.  capsa  u.  ff.].  —  CIL.  VI 
7882  faber  lectasius  (unrhotaziert!)  neben  sonstigem  lectarius  und 
lectuarius.  —  S.  30G.  Verbesserungen  zu  den  Anecdota  Helvetica 
meist  auf  Grund  von  Glossen :  S.  185,  15  choicus  (xoiköc)  st.  chol- 
cus  —  95,  10  collybista  (KoXXußicxfic)  st.  colossita  und  colosista  unter 
den  Mask.  auf  -a  nach  der  1.  Dekl.  —  113,  32  iubar  und  instar  st. 
iniiar  und  infar  unter  den  Neutr.  auf  -ar.  —  CLXXVI  biothanati 
st.  bianafi.  —  117,  23  neutra  nomina  in  is  tria  sunt  indecliuabilia, 
ut  hoc  tresis  sexis  dec[us]is,  nicht  mit  Hagen  tressis  sexessis 
decussis.  —  CCXIII  Vincila  lentiarius  {=:linteariu8),  nicht  mit  Hagen 
lanceariuH,  —  CCLX  26  hominem  exivit  st.  mit  Hagen  hominem 
exuit,  —  S.  307.  Gellius  noct.  Att.  10,  25,  5  bei  einer  Aufzählung  von 
Schiflfsnamen  für  vetutiae  vielleicht  venetiae,  zu  moedia  vgl.  ^lubia 
{=muscelli).  —  S.  308—309.  Zu  den  Sortes  Sangallenses:  soniari, 
sonium  {soigner,  soin)\  acre  =  acriter.  —  S.  309.  Cistifer  pro  cistiber 
vulgaris  etymologiae  vestigia  prodit.  Langon  XaTT^wv  zu  XaT^dZui 
'Drückeberger'. 

104.  Smith  G.  C.  Moore.  Fragment  of  a  Latin-German  Glossary  in 
the  Library  of  University  College,  Sheffield.  Journ.  of  Philo!.  26, 
238—242. 

105.  Heraeus  W.  Zur  Kritik  und  Erklärung  der  Serviusscholien. 
Hermes  34,  161-173. 

Beachte:  räbiesrabia  u.  ä.  S.  162—3;  die  neucrschlossenen 
Substantiva  acutus  'Nagel*  und  cicur  'sus  domesticus'  S.  167  u.  173. 


250  VI.  Italisch. 

106.  Havet  L.    Moraclum.    ALL.  11,  Heft  3,  S.  360. 

Er8chlie8St  aus  Paul.  Festi  139  M  moraclum  und  setzt  es  Plaut. 
Trin.  1108  in  den  Text:  Nihil  est  m^oracli-^  [abis]  nmbula  .  .  . 

107.  Hesseis  J.  H.  Memoranda  on  Mediaeval  Latin.  Nr.  1  On  the 
Need  of  a  new  Mediaeval  Latin  Dictionary.  Transactions  of  the 
Philol.  Soc.  1895-98.    London  1898.    S.  419-483. 

Hessels  ^ibt  nach  einer  Einleitung  über  sein  Thema  zwei 
Wörterlisten :  eine  aus  der  Lex  Salica  und  eine  aus  Henr.  de  Brae- 
ton's  De  Legibus  Angliae.  Sie  wollen  als  Vorarbeiten  zu  einem 
Lexikon  der  mittelalterlichen  LatinitcHt  gelten. 

1)  Grammatisches  zu  einzelnen  Texten,  Litteratargattungen, 
Sprachkreisen« 

108.  (Berichte  über  die  Litteratur  zu  lateinischen  Schriltstelleru.) 
Bursians  Jahresb.  101. 

Berichtet  wird  über  Catull  f.  d  J.  1887—1896  von  H.  Mag- 
nus  S.  84—141,  über  Phaedrus  und  Avianus  f.  d.  J.  1895—18^8 
von  H.  Draheim  S.  14J  — 147,  über  Ciceros  philosophische  Schrillen 
t.  d.  Jahre  l^i)4-1897  von  H.  Deiter,  S.  148—164,  über  Sallust  l. 
d.  J.  1878—1898  von  B.  Maurenbrecher  S.  165—248. 

109.  Jahresberichte  des  philol.  Vereins  zu  Berlin.  Zeit^chr.  1.  d. 
Gymn.  53. 

Livius  von  H.  J.  Müller  S.  1—27.  —  Horatius  von  H.  Röhi 
S.  36-65.  —  Curtius  von  M.P.Schmidt  S.  72— 95.  -  Nepos  von 
G  Gemss  S.  96-108.  —  Vergil  von  P.  Deuticke  S.  168-213.  - 
Caesar  von  H.  Meusel  S.  214—262.  —  Tacitus  mit  Ausschluss 
der  Germania  von  G.  Andresen  S.  267—312.  —  Ciceros  Briefe 
von  Th.  Schiebe  S.  313—385. 

110.  Bröal  M.  Mots  d*origine  greque  dans  la  loi  des  XII  tables. 
Rev.  des  Et.  grecques  12,  300-304. 

111.  Sonnenschein  E.  A.  The  Codex  Turnebi  ofPlautus.  Cl.  Rev. 
13,  222-224,  264-265. 

112.  Lindsay  W.  M.  The  Codex  Turnebi  of  Plautus  and  the  Bod- 
leian  Marginalia.     Cl.  Rev.  1.3,  254—264. 

113.  Lindsay  W.  M.  Plauti  Codicis  Senonensis  Lcctiones.  Philol 
Suppl.  7,  117-131. 

Zur  Orientierung  verweist  Linsav  auf  sein  Buch  'The  Codex 
Turnebi  of  PiautUi».  Oxford  1898'  [vgf.  Anz.  10,  Bibliogr.  VII A  Nr. 
157]  'Hie  .  .  .  placet,  quod  a  maioris  operis  proposito  alienum  erat, 
uuiversas  lectiones  codicis  illius  praestantissimi,  sive  ex  Turnebi 
sive  ex  Lanibini  testinionio,  sive  ex  exemplatis  Bodleiani  marg^nibu^ 
cognitas,  in  unum  colligere*. 

114.  Lindsay  W.  M.  Some  Plautine  Emendations.  Joum.  of  Philol. 
26,  279-299. 

Bringt  auch  ein  par  allgemeine  Erwägungen  zur  Plautusüber- 
lieferung.  Einer  konservativen  Behandlung  des  Textes  wird  ener- 
gisch das  Wort  geredet. 

115.  Müller  C.  F.  W.  Zu  Plautus.  Rh.  M.  N.  F.  54,  381-403  und 
526—543. 

Textkritisches  und  Metrisches.    Verteidigung  früherer  Aufstel* 


VI.  Italisch. 


251 


lungeii  de»  Vt^rfassrrs  j^e^'J^  <lie  nfueii  PlauUisheraiiso^eber  (Scholl, 
Götz,  Lt'o).  Iii'hoiidurs  in  clor  HiatiistVagH'.  Über  die  allgeiiK-in« 
Sullurif^  Müllers  zu  der  iiUMlermii  Plautimkririk  vgl.  S.  Ml  Aiiin  1, 
Voti  ii|H7ich liehen  Dingen  bt^aehte:  die  Verbi(Hhin<;*en  iam  inde  «, 
iam  iiide  abhinv^  iam  hide  itaque  rt,  iam  indef  iam  ri,  iam  kinc  a, 
inm  fiincj  iam  usque  rt,  iam  tum  a  in  der  Inteiniselien  Litttiratiir 
S.  381.  —  curare  mit  blo,ssem  Konjunktiv  8.  3HK^3H^.  —  Ver^siuli 
die  L.'in^^e  de.N  t^  {i)  im  Abi.  der  3.  Hekl.  mitÜe,  ordine,  Pseud.  61G 
und  7(>l,  /AI  brheitif^en  S>  530.  —  Plnuins  kennt  dnrehaun  keine 
grriechii^cln^  Dekünalion,  v^L  auch  das  IlannibdliH  und  Hecifyria  den 
Ennius.  —  hac  aetaie  und  hoc  aetafia  inv  -Anschluss  an  Trin,  1090 
(^e^en  Leo  For.srhnngeii  S.  27<1  ff.). 

1  la  MüJler  C.  R  \V.    Zu  Pliiutuü  Triu-ulentus.    Hermes  M,  321^344. 

Textkriti»chc8  und  Metrisches. 
117,  Weber  H.     Plauiina,     PhilaL  ÖH,  fi)7-i>m 

Textkritik  und  Erkliirun^  einzelner  Stelle»», 
IIH.  Skutsch  P.     iUautinum,     Rh,  M.  N.  F.  54,  183-184. 

Cas.  :23f>  ff.  siod  nicht  mit  Leo  i:rochäisch,  sondern  anapflstisch 
2U  lesen. 

119.  Marx  P.  VM\  Stück  unnhhänjfi^er  Poesie  des  Flau  tun.  Sitz.- 
Ber.  d.  philos.ddst.  KJ.  d,  Wiener  Ak.  d.  W.  140,  VIII.  Abhandlung, 
S.  1-34. 

Sucht  II.  a.  nvit  Hülfe  der  Priifun<c  des  sprachlichen  Aus- 
drucks  die  Prioritiit  des  Hudens  vor  dem  Mercainr  JestÄUstellen^  im 
Mittelpunkt  der  Betrachtun<r  stehen  die  Traumerzahlung-en  Hudens 
593  ff.  und  Merctitor  225  ff. 

120.  Thuliii  C.  De  eoniunetivo  Plautino.  Disa.  inau^,  Lund.  X, 
200  S. 

y^\.  die  kurze  Inhaltsang-abe  ALL.  11,  603. 

121.  Audouin  E.  De  PJauiänis  anapaestis.  These.  Paris  Klinck- 
sieck  1B9>^.     XI L  298  S. 

S.  die  Besprechunic  von  0.  Sievlfert)  BphW.  19,  Sp,  1064-1072. 

122.  Waltzing:  J.  P.     Lexique  dii  Piaute,     Mus.  Be%e  3,  50-96, 

Speeinien.  Ä—accedo. 

123.  Waltzing  P.  Lexiqucj  de  Piaute.  Fase.  T.  A—Accipio.  Lou- 
vain  Pretcrs  1900.     100  S.     3  ü\ 

124.  Spengel  A.  2u  den  Fragmenten  der  laioinischen  Tragiker. 
BUltter  t.  d.  bayr.  Gymn.  35.  385-416- 

Zur  3,  AuM.   ^ler  Tra^^ikerfra'rmente  Rihbecks  (Leipzi^^  1H97). 
Sprentjel  veriaM;>t  für  einzelne  Stellen  mehr  Rücksicht  aui  die  Ei«:en- 
art  cter  dramatisrhen  S[«raehc,  bes.  in  der  VVorlstellun^.     Aiiuh  me- 
Irische  Verbesserungen  werden  vorgeschla;.ren. 
125-  Yalmaggi  L.     ün  nuovi>  tVaintnento  di  Ennio?     Altl  della  R. 

Acc.  d.  sL'ienze  di  Turin o,     Vf>l.  34,  S.  554—559, 
12G.  Vahlen  J.     Bemerkung^en   zum  Ennius,      Sitz.-Bir.  d.  Berliner 

Ak.  d,  \V.  1H99  I.     S.  26H-279. 

Spricht  IL  a.  über  die  EnniusÄilate  in  der  Ars  ^^rammatlca  des 
Diomedi'ö. 
127.  Pascal  C.     t^uaesiiouum  Ennianarum  particiilfi  IV.     luv,  di  Ffl. 

27,   1-10. 


AiJ3tei».'cr  XU   S  ii    3, 


IT 


252  VI.  Italisch. 

128.  Valmaggi  L.    Eniiia  e  Ausonio.    Riv.  di  Fil.  27,  95-96. 

Populea  frans  {frus,  fros). 

129.  Lucretius.  T.  Lucreti  Cari  de  reruin  natura  libri  VII.  Ed.  A. 
B rieger.  Ed.  ster.  (einendatior).  Leipzig  Toubner.  LXXXIV, 
230  S.     2,10  M. 

Unterscheidet  sich  nur  durch  die  Appendix  S.  207—230  von 
der  ersten  Ausgabe  1894. 

130.  Hidön  C.  J.  De  caauum  syntaxi  Lucretiana  II.  Holsingforsiae. 
Berlin  Mayer  u.  Müller.    VIII,  152  S.    2,50  M 

Teil  I  ist  Anz.  8,  Bibliogr.  f.  1896  VII A  Nr.  137  notiert:  er 
handelte  vom  Noui.,  Akk.,  Vok.  und  Dat.;  in  Teil  II  wird  der  Abi. 
besprochen  und  ein  Tc»il  lll  über  den  Gen.  in  Aussicht  gestellt. 

131.  Hidön  K.  J.  Minuiiae  Lucretianae.  Nord.  Tidsskr.  f.  Pilo!. 
3.  Reihe,  8  S.  46-48. 

1.  Ad  casus  ponendi  rationem.  2.  De  praepositionum  coUo- 
catione. 

132.  fiidön  K.  J.  ÖtVer  tvänne  nybildningar  hos  Lucretius.  Nord. 
Tidsskr.  f.  Filol.  3.  Reihe  8  S.  42-45. 

Utraque  —  interutrasque. 

133.  Woltjer  J.  Studia  Lucretiana.  (Continuantur  e  Vol.  25,  p.331.) 
Mnemosyne  27,  47—72. 

Enim^  nam,  namqut  bei  Lukrez  und  andern  didaktischen  und 
epischen  Dichtern  S.  49—66. 

134.  Braungarten  F.  Ein  Beitrag  zur  Formen-  und  Wortfügungs- 
lehre Caesars  in  den  Comment.  de  hello  Gallico.  II.  Wortfügungs- 
lehre (Accusativ).  Hierzu  die  varietas  Caesars  in  der  militärischen 
Terminologie  und  Phraseologie.    Pgm.  Smichov  1898.     19  S. 

Vgl.  Anzeiger  11,  Bibliogr.  VII  Nr.  156. 

135.  Blase  H.  Syntaktische  Beiträge  zur  Kritik  der  Überlieferung 
in  Caesars  Bellum  Gallicum.    Blätter  f.  d.  bayr.  Gymn.  35,  249-269. 

Zu  Meusels  Jahresbericht  über  Caesar  (Jahresb.  des  phil.  Ver- 
eins 1894,  S.  214  ff.).  B.  bringt  ein  par  syntaktische  Untersuchungen 
zur  Bestimmung  des  Verhältnisses  der  Handschriftenklassen  a  und  ß 
zu  einander.  Er  behandelt:  l)  das  Plusquamperfektum,  2)  Perfekt 
oder  Praesens  historicum?  3)  den  sog.  Konjunktivus  Iterativus,  4) 
den  Konjunktiv  des  Perfekts  in  Folgesätzen  nach  einem  Präteritum, 
5)  das  Tempus  in  sonstigen  Konjunktivsätzen. 

136.  Walker  A.  T.  The  Sequence  of  Tenses  in  Latiu.  A  Study 
based  on  Caesar's  Gallic  War.  Chicagoer  Inaug.  Diss.  (S.-A.  aus 
dem  Kansas  University  Quarterly.  Vol.  VII  Nr.  4)  Lawrence  Kan- 
sas.   52  S. 

Vgl.  D.  Litt.  Zeitung  1900,  Sp.  1764. 

137.  Reinhardt.  Die  oratio  obliqua  bei  Caesar.  Pgm.  Aschersleben. 
23  S.  40. 

138.  Pascal  C.  Dizionario  deir  uso  Ciceroniano  ovvero  Repertorio 
di  locuzioni  e  costrutti  tratti  dalle  opere  in  prosa  di  M.  TuUio 
Cicerone.    Torino  Loescher.    XV,  777  S.    8  1. 


VI.  Italisch.  253 

189.  Gurlitt  L.  Die  Interjektion  'st*  in  Ciceros  Briefen.  NphR.  1899. 
S.  483-435. 

Kommt  blos  3  mal  vor  und  ist  aus  dem  Text  zu  beseitigen. 

140.  Haie  W.  G.  Der  Codex  Romanus  des  Catullus.  Hermes  34, 
S.  133-144. 

Vgl.  Am.  Journ.  of  Arch.  Second  Series  1897,  Vol.  I  Nr.  1, 
JS.  36  ff.  Wendet  sich  namentlich  gegen  K.  P.  Schulze  Hermes  33, 
511—512.  Haie  will,  falls  seine  neuen  Vermutungen  über  das  Verhältnis 
der  Catullhandschriften  sich  bewähren,  einen  zusammenhängenden 
wiederhergestellten  Text  der  verlorenen  Veroneser  Handschrift  ver- 
-öffentlichen. 

141.  Schulze  K.  P.  Zum  Codex  B  des  Catull.  BphW.  19,  Sp.  442 
-145. 

142.  Postgate  J.  P.  On  certain  Manuscripts  of  Propertius.  Trans- 
actions  Cambridge  Philo!.  Soc.     Vol.  IV,  S.  1—83. 

143.  Horatius  Q.  Horali  Flacci  opera.  Rccensuerunt  0.  Keller 
et  A.  Holder  Vol.  1.  Carminum  libri  IV,  epodon  lieber,  Carmen 
saeculare.  Iterum  recensuit  0.  Keller.  Leipzig  Teubner.  CVII, 
453  S.     12  M. 

144.  Sabbadini  R.     Virgüius  —   Vergüius.    Riv.  di  Fil.  27,  93—94. 

145.  Pokrovskij  M.  Citaty  iz  Vergilija  v  latiuskich  glossarijach. 
(Zitate  aus  Vergil  in  lat.  Glossaren).  2lurn.  Minist.  Narodn.  Prosvßs- 
cenija  324  Juli  1899  Otdßl  klass.  filol.  S.  15—32. 

146.  Vitruvius.  Vitruvii  de  architectura  libri  decem.  Iterum  edi- 
dit  V.  Rose.    Leipzig  Teubner.    XXX,  317  S.    5  M. 

147.  Plinius.  C.  Plinii  Caecilii  secundi  epistularum  über  primus. 
Edited  with  Introductiou,  Notes,  Vocabulary  by  C.  J.  Phillips. 
London  Macmillan.    76  S.     1  sh.  6  d. 

148.  Lease  E.  B.  Contracted  Forms  of  the  Perfect  in  Quintilian. 
Cl.  Rev.  13,  251-253. 

Statistische  Zusammenstellung. 

149.  Lease  E.  B.    Notes  on  Quintilian     Cl.  R.  13,  130. 

Etsi,  dummodo,  igitur,  itaque,  Ergänzungen  und  Berich- 
tigungen zu  Neue,  Formenlehre  und  Schmalz,  Syntax. 

150.  Hoivard  A.  A.  Metrical  Passages  in  Suetoniip.  Harvard  Stu- 
dies  10,  23—28.     Boston. 

151.  Winstedt  E.  0.    A  Bodleian  Ms.  of  Juvenal.    Cl.  R.  13,  201-205 

Die  Hsch.  bringt  nach  Sat.  VI  365  noch  34  bisher  unbekannte 
Verse.    Die  reiche  Litt,  über  dieselben  s.  in  der  BPhC.  1899. 

152.  Glement  W.  K.  The  Use  of  the  Infinitive  in  Silius  Italicus. 
Am.  Journ.  Philol.  20,  195—197. 

Berichtigungen  und  Ergänzungen  zu  Joh.  Schmidt  De  usu  in- 
£nitivi  apud  Lucanum,  Valerium  Flaccum,  Silium  Italicum.  Halle 
1881  und  zu  Jul.  Schinkel  Quaestiones  Silianae.    Leipzig  1884. 

153.  Die  Appendix  Probi.  Hgg.  von  W.  Heraeus.  ALL.  11, 
Heft  3,  S.  301-331  und  451-452. 

Nach  der  grundlegenden  kritischen  Ausgabe  von  Wendelin 


254 


VL  ftalisch. 


r 


Förster  in  drMi  WiriiiT  Studien  11.  294  flf.  bietet  H.  hier  au  thr 
Zi'iHralgtelle  tiir  Int,  Lexikü;:rnpliin  einen  NtMiHruck.  Von  e'mrr 
Neuverü'leichun^'^  der  Hselm  wnrde  ilalH*i  ah^^eKcdien.  dajrt*y:en  ninl 
eint*  Sdit'he  von  fr,  G  n  n  d  e  rin  a  u  n  in  Aussicht  *reMeMr,  (V^l  «ucb 
rTiiud<*rmannK  Nitrhtrii^^e  '/ai  F*Mstcrs  Arbeit  in  dt*r  Zeitschr.  t,  franic. 
8|»r.  u.  Lirt.  15,  J8l  fl.)  Bei  iinsielieren  Lesungen  sind  die  vergciile- 
dinien  Mi^;i•tiehkeiten  von  VnltrHrrVirnnni  Im  weitesten  Mus^s  berücksich- 
tigt. Der  Konmveiitnr  Ntellt  in  Kürae  znsnmnien,  wim  hishrr  nur  Krkli- 
rnntr  »i'e  leiht  et  wonli'n  ist;  IL  Mdl>st  steuert,  besonders  «u«  den  (tlosHm^ 
viel  N^ut's  bi  i.  Für  woitere  Bedürinisse  wiril  auf  die  UnK^rsu- 
ciiun*,^en  vmi  Karl  U  1 1  ni  n  n  n  in  VollniöllerÄ  Ronmn,  Forseb,  7,  145— 
'22f}  veruieseii.  S.  451-4r(:2  tol::t  ein  Index  der  g:i*radt*Hen  Vulgilr- 
formen. 
IM.  Heraeus  W.     IHeSprachi*  des  Pt'trtndus  und  db- Glotwstni.    Pr^- 

Om'nl>ne!3  a.  M.     Leip/J^r  Teubner.    50  S.    4«,    2  M 

Nicht  bloH  iVw  Glossen,  somlern  nueh  die  Tironischen  Nat<*jv 
Intsehrilten,  Sehoben  /m  \nL  SebriftsrelU^rn,  jtndere  ^  ulg^ürr  Textr, 
Grainniatiker/<*u^i (risse  werden  7.uv  EvUhlxnug  der  Sprjifbe  de?*  P, 
beiwehiacht.  V;»'l.  Mhntiehe  Arbetuni  des  Verüis»erH  üUin  M.txiTnal 
tarif  des  iriokletijiii  {N.  J«hrb.  i\  Phd.  IH97,  ;153-3QJ)  und  zur  Ap- 
endix  l'robi  (ALL,  1  K  61 -70).  Der  le  x  i  I;  ;i  li  se  ho  Tcdl  xerfnllt. 
in  2  Alisvhnttte.  a)  Beltene,  nn*i>t  miliare  Wort  er  und  Wnrlbedeu* 
tun^'en  (S*  2— 141),  b)  Redensarten,  FnrnielhftfteH,  Sprit-bwiMlMctn** 
(S, -^l-:m).  Der  2.  Teil  bnt  rlie  Formen-und  La  nt  lehr«-  zum 
Ge*;'enstHnd  leli  notiere  dsiraiis:  Die  Verwechslunvrdi'r  Gcnern  verbl, 
Die  FnrtFM^n  deftuiudit^  refuo^  fefetlitus  sit7n.  i'inriturNTn,  Zu  vetu^r 
nach  «lern  Perfekt  retut  VfXl  »ms  Glos>Jtrien  vacuo,  cenxuo,  dirifiuo^ 
vontictiOf  ob-  und  comwufiio:^  comphtctto,  opatiptto,  micuo^  miacnox 
be.'iehte  aueh  cotisui^o  naeh  Cfinsithti,  prosfrarf.  von  prontravi  «üs, 
sprero,  pereulfK  pfpent  =  pnrio  n.  li.  An  Nominiilrormen  t*ind  an» 
Glossen  /u  beleti,c"n !  ifiiesfintte^  Hti*iga  •=  i<trix  'Dhreiib*'»  fatnn  =^ 
falum^  va.sttm  st,  vas,  Uhr  um  Nouk  st.  tthe}*;  JoviH  st,  Jupiter^  botif 
St.  boa,  vufpiK  st*  voipes,  siips  =  stipen  'Klot?/.  Vulgare  Lautersehi'j' 
nunifen  aus  Petron  und  den  Glossen:  pcrcolopare  =  percotaphftre 
mit  |n'o|4;ressiver  Assimilation,  peditdus  =  pedivulua  u  jL,  nomtn* 
eutafor,  j^usttm  t\  sumunh  tu!um  und  vtthmh  Den  Beschlüfis  bibU*n 
ein  Index  verborum  und  hienrnm. 
155.  Corssen  P.     Re rieht  üher  die  lat<iluiachen  Bthelühcrseixungm. 

Bursians  Jahres  her.   lOL  1— Ö3. 

Wiehlit,^  zur  Orieniierung"  iitieb  für  solche,  die  der  Fra^e  nur 
ein  rein  ;;rainniatiseheK  Ititeresse  ontg'ej^'enbrintiien- 
15*1  Ehrlich  K.     Qxuw  sit  Ilalae,  (|uae  didtur,  verborurn   tenacitas, 

Diss.  Leipzig  \>*dS.     108  S 

E.  untersucht  die  Italafra^irmente  aut  die  Worte  des  Atigustbiui* 
hin:  "In  ipsin  autem  inier |iretalionibus  Itala  ceteris  prneferalttr: 
uam  est  verl»orum  tenacior  riim  ]ierspic:uitate  senteutiae"  (de  dnclr 
ehr.  11  l*ii*  Im  L  und  2.  Kapitel  (S.  5-54)  wird  fpozt^tcjt,  in  welcher 
Weist*  ilit*  Itala  sehr  hHutij>"  ^jrrirehische  Wilrter,  einfache  tj?»d  »li* 
sammen;iTS(*(i(ite,  jienauer  wiedergibt  als  die  V'ul^ata;  das  :i  Knp 
handeil  vom  a  privativum,  dfis  4.  von  den  aus  di*ni  Grieeb,  iihi-r- 
nommenen  Wortern,  das  5.  vom  Artikel,  das  ß,  vom  Part.  Aor,  Act,, 
das  7.  \  (Ml  den  a  liln'iu'ri^en  Fra^^esJitzen,  das  H,  vrui  qitod,  rptia^ 
quoniatn}  In  einem  t).  Kap.  vverden  endliel]  noch  dit*  FHlle  xusniii- 
nien»esiellt,  in  denen  die  Vufjiata  den  g^riechischeu  Text  jj^enauer 
überset/t  als  die  itnbu 


< 


VI.  Italisch, 


255 


157.  Corpus  Script orutn  ect-li^siasticnrum  huiiifunim.  Viiidohcume 
F.  TeniiKsky. 

V«rLAir/.  II  Biblin^r.  VII  A  No  20H  Im  Jnhr*^  18^9  orst-hieo: 
Auf]rii**tiTii  openiui  nevx,  V  pars  1:  De  i*i\iuitc  Dpi  libri  XXII  ex 
i-ec.   Kiiäiiinu-I  Unftmaini.     Vi^Ya  1    Libri   I-XIII   {2  B\.  XIX,  mo  SO- 

158.  FuIgentiUB.  Fnhii  Phiticindis  Fulgeiilii  opiMn.  AcL-eiltint  Fabii 
Clauilii  Gordiani  Fulgentii  de  avtatibus  imindi  et  honrints  et  S. 
Fiil^^<*iit>i  i'piscnpi  Buppr  TliebiiiiU^i*.  UeL'<'n?iiiit  K.  Helm,  Loipzig 
Teiihner  I8J>s      XVI,  21«  S.     4M. 

lliinrrt  in  dt*r  FriiffatioS.  V  ff*  und  in  di*ui  nn^ehitii^ten  Index 
Sernir>ni!>  BHrnlut*  zur  Kenntnis  der  Spracht^  «le-*  FiiUt*nliut>.  V^^'l. 
2.  B.  S.  I!)7  Hd\rrhia  in  iier  pro  e,  ef>nin;r«rif>  !^-  10^  —  200,  declinano 
S.  201,  in  c.  all!  pro  in  f.  ncc.  S  204,  prai^posiiio  eum  casn  nun 
suo  S.  2m  u.  V,  a. 

Ifitt  Fulgentius  Fabii  Fnmciadis  Fulj^entii  exponitio  senriönniii 
antiqnornni  von  Paul  Wessner  Conimentationes  phiIoL  Jenenses 
VI  2,   H:^-114. 

Dem  Trxte  der  Expositio  sernionnni  nnliqnornni  (S.  88-102) 
vorntit^^eschiekt  ist  je  ein  Absei mitt  üljer  die  Handschriften  und 
Aus^tiben;  f?n  d**n  Kommentar  reilieu  i»ich  an  Beai  er  künden  über 
Titel  und  Adre.Hsat  iWr  Sebrilt,  über  die  Lemmata  und  die  Zitate, 
sowie  über  Fnl^viiliub^ilnsseii ;  den  Be«chhis;w  hiblen  ein  Verzeichnis^ 
der  vnn  Fnl^^entius  erktiirlim  (B2)  Wnvter  utui  eine  CberBicIii  über 
die  als  Gewährsmänner  an;,^efährten  Autoren»  Die  Arbeit  iöt  gele- 
gentlich der  Vornrbeiten  /.um  Geiiürnländex  de«  CGL.  ent>tanden; 
leidir  musste  der  Verfasser  seine  Fulgentiushtudien  vor  dem  Ab- 
^ehhiss  abbrechen, 

160*  EugippiuB.  Eti^ippii  vita  Severiui.  Denuo  recogiio\it  Th, 
Monimsen.  (In  Scriptore»  rerum  germanicartim  in  usum  8ehr>la- 
rum  ex  Monnmentis  Gerniftinae  Historieis  recndi  t'eeit  G.  H.  Pertz..) 
Bernlini   apud  Weidnianuos  1898.     XXXII,  *^0  S. 

S.  XXXM  "Ortiiograpbica  in  coramentario,  cuius  Codices  vix  ad 
iisaec.  X  adseenflunt,  reete  spernentnr;  nam  snioecismi  in  iis  reperti 
librariorum  fere  suitt,  nnn  anctoris.  Ceternni  poterit  qui  volet,  eormn 
inutilinm  amplam  messem  reperire  in  apparatuKnoelliano'l  Mommsen 
l'üj^t  aus  dem  fvodex  K  hinisu:  his'  1',  iV,  hosiium  L  ostium,  aut  t 
Aliud,  exordiri,  n  ich  iL  michi,  inquid  i.  inquit,  .sjjirituniis  i\  spiri- 
iatis,  lang  HO  r  \\  ({jfiffor,  ammodo,  ammirari^  ad  versaut  um  ^  meti.stiumr 
^asuujji^  tietribotiiü  t\  benevolus. 

löl.  Dümmler  E,  Jahresbericht  über  die  Herausgabe  der  Monu- 
ment a  Germaniae  Hiatorica.  Sitz.-Ber.  d.  Berliner  Ak»  d.  W.  1899 
I,  S,  3^1-370. 

1«52.  Wölfflin  Ed.  Zur  Laiinität  des  Jordanes.  ALL,  IL  Heft  3, 
S.  361  ^3H8, 

Abhnn^ifigkeit  »einer  Sprache  von  Vergil  und  andern  Autoreu 

des  Schulunterrichtes,    Kasuaauflösang  vermittelst  der  Primpositionen 

S.  3fJ5.     Di**    Darstellung    der    Latinitiit    des   Jord.    im     Index    von 

Monnnsens  Ausgabe  (1882)*    Einiges  über  die  abundantia  inanis  des 

Jordanes. 

lti;L  Haag  Ö.  Die  Latinititt  Fredegars.  Inaug^-Diss,  Freiburg  i.  B. 
J8D8,     In  den  Koman.  Forsch*  10,  835—932, 


2&$ 


VL  Itali.^ch. 


Die  Sprache  Grpfrors  von  Tourfi  nach  Bonn  et  Le  lutfn  de 
Gr^fTOJrt*  rte  Tonrs  r;Tris  IH^O  wurde  hei  fier  Darj^tellurstr  tlrr 
Sprudle  der  Frede^archronisten  (7.  u.  H.  Jahrli.)  überall  zuui  Ve?- 
o-leich  heraii^^t'ztiufen.  Es  werden  nacheinarnler  I^autlehre»  Firxion, 
Syntax  unri  in  einend  Anhang"  auch  dte  Wortbildung  behandelt 
Der  Verl",  le^t  sein  M^iterhü,  wo  es  mitio;-  atheint,  vcdlstHndr*?  vor,  er 
hernüht  sich  ahcr  anch  in  rli*n  meisten  Fällen  einen  Erklurunjf^ 
\*erHUch  beizufüfren.  Zur  Kenns^eichnun^  seiner  Methode  tind  vnr 
allem  des  Sprach^ehranehs  der  Fretieg^arclironkteu  wähle  ich  ein 
par  BeiNphde  mis  dem  Kafdtel  über  dm  Flexion. 

VerhHitiHs  von  Laut-  nnd  Flexionühdire:  häufig"  bahnt  die 
viilgräre  Aus»j>raehe  der  Eiidunjjen  (der  Fall  von  -nt,  die  IdentiUl 
von  V,  c;  o,  ti)  die  romaniHche  Flexion  an.  Dre  ä«Dekl)iiatioti 
hielt  8ii*h  am  besten,  vjü:!.  indew  Gen.  PI.  tittertim,  atjuenim,  aquat- 
rimi,  ferner  nepfa  f.  nepiis  und  romanlnilie  Erücheinunsren  wie 
uvaM  nate  sunt  (^=  uvae  natae  sunt].  Bei  den  r>StHmtnen  kotnineti 
in  Betracht  die  massenhaften  lautlichen  Veränderungen  Nom,  Sg, 
-u»  zu  os^  Akk.  PL  -OS  zu  u.s\  Akk.  Sg.  um  zu  -o  und  nuiörekebrl 
Dat.  AbL  Sgr,  o  äu  -nm,  ferner  die  seltenen  Veränderungen  von 
Gen.  S^.  und  Nom.  PI  ü  zu  -iae  (ijnperiaef  pataciae,  attae)  und 
Dat.  Abi.  PI.  -iis  V5U  -ie.H  [filies,  afies);  heachtenawert  hind  mwi  {=  uruuny 
lind  lofus  (^  totius).  Bei  den  in  der  3.  Deklination  vereini^le» 
StUmnien  sind  zu  erwähnen  der  Nom.  S^.  i.v  /u  e.*(  {principe^}  iin<i 
umgekehrt  {comis).  Dat.  Sg.  i  zu  e  {Ercole  t  Herculii,  Akk.  Sg, 
-em  zu  -c»  4  (-im)  {cacumine,  patri),  Abb  S^.  -«  zu  i  (pr/ifeienai^ 
nomem)\  Nom.  Akk.  PI.  -es  äu  -in  (revellis  =  rebelies^  princepi^]; 
Dat.  Abb  I*i.  -Ums  zu  -ebfjs  (ominebus  =  hominibus.  eTercefebw), 
Erset'Äun^  dt^r  Endun^r  -ihus  dureh  iä  {ceteris  gentis),  iirbix  und 
orbis  ^  «r6.*r,  menais  Sepimnbris^  Üher<,''an^  der  u -Stil mm*?  in  o- 
Stämme^  Substantiva  der  so^^:.  5*  Deklination  ganz  selten,  dogma 
Gen.  dofpnae. 

Genus.  Bei  den  ö-Stftmmen  Übertritt  vom  Neutr.  xnm  Ma&k, 
{eonsilitis,  hunc  easljnim^  ad  cusfro  qui).  Newtr.  PI.  drr  o  SfHrntne 
wird  Fem.  S^.  der  a-Stfinmie  Uirmam)  Ileathte:  Akk.  S^*,  tempore, 
fiumene  und  Nom.  8»^  fiinneiiis;  ea  ptivore  (la  peur)  parva  dolore 
(la  douteur),  mare  traditfrta  [ia  mer);  sancti  Ktdaliae,  plurime  t, 
plurimi^  domos  quos. 

Pronomen  huiun  f.  his  huic,  hoc,  hac  oder  hanCy  haec  f,  hie, 
hac,  ttoc;  qui  verall<;enieinert  fiir  den  Nom.  iin^idae  qui),  quent  für 
den  Abb  S^".  {ritpnti  quem,  retftiHjn  quem^  a  quevi);  quod  Hir  den 
Abi.  8g".  und  PL  {exercitum  quod^  fideni  xuam  quod,  hornine^  quodt 
munera  quod). 

Verbuin.  Durch  lautliche  Vor^änjire  veranlanst  sind  die  zahl- 
reichen it^  'int^  -erif^  erint  t  -et^  -eid,  -eret^  -erent  ioportitt  nolid^ 
mövint\  proderü,  interficerint^  regnurit,  hafjent,  fundaasii^  €9sit]i 
ferner  -ef,  -etur,  -emus,  efltt  \\  -it,  iVwr.  imus,  -i7i>  [genuety  moretur, 
expiecuemun,  sotvetis);  doch  mö^''en  Fminen  wie  proderit  f  prodtref 
vom  Konj,  IVrf.,  Formen  wie  nascetuj\  orcidetur  i\  nascitttr,  occi- 
ditur  von  der  2.  Konj.  h<*einflnsKt  sein.  —  Beachte  ent  W  -unt  m 
der  :i.  Konj.  {caäent,  dicmit,  ahnt,  auch  facint  t  *facent,  inflcbr 
facunt,  facimit). 

Für  das  b  Futtir  und  r-Perfekt  wird  verbäng^nisvoU  der  Unt- 
liche  Zu.Hannnenfall  von  b  und  v  (Futura;  su/teravimugy  vindtcavü^ 
Pe r ! ek t a :  repa rab it,  sta b itibi f).  —  I ' e r  1  e k t  •  K u r z To r n j e n  des  M vro- 
vin^erlateiuK  (ntdicat,  spermtnts},    —  uiPerW^kUi  {constniity  capuitu 

—  pedit  Perfekta  (die  Komposita  von  dare,    osiendedit^  spondedit). 

—  Kü-Verba  (praevipunt  recibebant,  adgredebat)* 


\ 


I 


Däj?  Pfl8Siv  iüt  im  nllt^femeirieii  gnnz  *i\\t  erhalten,  sein  Fehlen 
in  der  Volkssprache  tritt  jedotli  zu  Ta<j:e  in:  Verwerlisliing  zwischen 
Aktiv  und  Passiv,  Verwendung  der  Depenentifi  »ilg  Aktiva;  Ver- 
weit dun^-  des  yi(f>ieitvvf»rlH,  Lautlich  kimnte  sein:  l  zu  e  und  -ä 
ru  -i  im  Inf.  Frae.H.  Pasts.  {nrt/nere  t\  iirgeri^  vaatat'e  f.  vasfari^  ape- 
rire  r  aperiri,  deiner fe  i\  tlererti,  fiere  f.  /ieri,  (]tigegeT\  giibemari 
f.  ffubertiare,  pojisi  i\  posse).  —  Konju^ationswechsel:  reneTtt  i,  r«- 
niret,  circuabat  f.  circumibaf ;  habifu?',  eeUHiret,  reffibat^  deUtns\ 
fitffire;  perdomati,  timbairii  L  ambivii,  iniarhs  i.  inierii};  fietu7%  fiaehir 
f  jitur  mit  akliveni  Sinn.  —  Einzelne  Verbft:  posso^  potebas;  reilere 
(wie  e.VÄere)  t\  velle^  retlit  t  vult,  volestis  etil  «landen  in  fler  Glei- 
chuDg* 

fiumus  —  pohlmfi^  —  vohhnuH 

estiü  —  patestiit  —  rolefitin. 
nonlint^  nollens;  feris  Y.  fers,  transf^ritr  transftrrit  f  iransfert^ 
ahstuita  t  abiata,  —  Akzent-  und  RfMnmiauH^leiehun*^;-  der  Keinposita, 
Ans  der  8 y Utax  sind  kurz  hervorznht4jen  die  AIxsehnitte 
über:  KasiiHverrnischun^,  Kasirs  naeh  Präpositionen,  Verschiebung 
der  Teniiiora,  Intinitivs?^/. 

IfH.    Epistolae  Karolini  aevi.   Tomus  II L  (Mnnumenta  (ierrnaniae 
Hisstoriea.     Epistolarnni  toinuw  \'.     Beroiini  apud  Wridnnumos. 
Kür  sprachliche  Studien  beachte  ileii  Index  verbonuu  et  reriiiin 
von  E.  Düniniler  S.  Gß6— B74. 

m)    Inscliriften.    FapjrL 
IG5.  Le  Blaot  R.    Pnlenf^raphie  dea  inseriptinns  latines  du  Ul*^  öiecte 

h  la  hu  du  XIU.     Hev.  aruheni.  29  (18t*(i)  8.177-197,  345-355;  HO 

11897)  S,  30-40,  171- 1H4;  31  (imi)  S.  172-184. 
UMl  Patroni  G.     I>i    una   nuova   orientazione  delT  firchcolo^iia  nel 

pii'i  rei  eilte  iriovinienio  ,sciHntihro.     Reinlicoiili  d.  H.  Ace.  dei  Lhi- 

ceL     Ch  di  Sc.  nior.  Serie  V  V,  H  S.  221-240. 

Bt'haiulelt  S.  2'2iy  —  J'21  das  Verhältnis  der  Epipaphik  zur  Ar- 
chMnln^i^* 

167.  Mommsen  Th,  und  Hirschfeld  0.  Jaliresbericht  über  die 
Sannnlun;^^  der  lateiniHichen  Inschriften  Sitx,-Ber-  d.  Berliner  Ak. 
d.  W.  IHW  I,  S  72-73. 
iri8.  Corpus  iDscriptionum  latinarum.  VoL  XIll  Inscriptinnes 
triuni  (ialliaruni  et  Oenaaniariini  latinae.  Kdd,  O,  Hirschf'eld 
et  C.  Za  nge  ni  eiistcn  Pnrtis  1  fasc.  t.  Inseriptiones  Anuitaniae 
eiLugudunenms.  Bf  riin  Reimer.  2»*.  38u.  5U*a  5SM.  —  Vol.XV 
Pnrtis  11  f:tsc.  L  H.  Dressel.  Inseriptiones  urbin  Romae  latinae. 
InstruuTentuni  diimeHticum.  Berlin  Reimer.  2^:  8,491-1*%.  56  M, 
169.  Ephemeris  epigraphica^  Corporis  ih^criplionuin  latinarum 
supph'nituitnni,  edita  iussu  instituti  Arehaetdotfici  Roniani.  VnL  VIII 
18^9.     Berohni  apud  G.   Keinieriim.     fr20  S,     25  M. 

Der  1.  Fase,  (h*s  H.  Bandes  diT  Ephemeris  erschien  schon  1891, 
der  abgeschlossene  und  mit  wertvolh'ii  Indices  versehene  Hnnd  trftgt 
die  Jahn^sznhl  I><1>9,  Er  entliält:  M.  1  li  tn  Additamenia  ad  corporis  vol, 
IX  et  X  (S.  2J1 ;.  Tli>  Mcunnjse  n  ("onnrnMitaria  Indorum  saeculariura 
quintorum  et  yeptirnorum  (S.  2i*5  — .HU!>)-  Ü.Drefisel  Nunnni  AujiUtiti 
et  Dnniitij'ni  ad  ludos  saeenfares  pertinentes  (S.  HIO— aifi),  Chr. 
Huelscn    Additamenta    ad   Acta    fratruin    Arvahum    (S.    3115—350). 


II 

I 

I 

I 


I 


258 


VI.  ItaliKeh, 


E.  Haehnüi"  Additainenta    tiowi    nrl    fnrporis  vol,  IT  (S.  351— 5^\ 

iHRcluT  hisehrütrii  und  Hc-^linj;«  Indiccs  sind  im  Bericbli*inhn>  cr^J 
Fehi**nt'iv;  du  jeiic  in  diff^c  «chrrn  iidt\  erarlK*iti't  sind,  bi'gniij^e  tc|( 
tiiii^h  MUS  drn  lndici\H  t*iui^cs  zu  nolic*rrn. 

Für  8pi'nehforbch«»r  besaiidcrs  in  Bt'tirieJit  koniineji  die  Ab-I 
schniftu:  ninirrim  ]>riv'atonini^  t-ocfiioinina  privntortun»  i'^^ria  de  m^l 
minibus,  ^rannnatifa  (S.  57!^  — 58H),  notae  H  cnntfM'ntJtii  Hrriplumc, j 
provincia  civitiifeH  *rc'ojj;*m[)Iiica  alin  Vun  neiu^n  odfr  iieiibi-Ä^^u^iti^mj 
nk'litklassis«ilnjn  Seint'ibungen  und  Formen  bi'at^bte  t*tw a :  i>«/irj 
pt*eHe.s\  tjne  f.  (/nae;  ffpservat'i^  Qntzam  \\  Hizam^  knrn*^  Vi^/t^jnn^i 
apuf,  at  aram,  ttäiiwttt,  (tircar,  mafre/ifi  t  merentl,  pinentiHHhntifA 
saltdarae  L  salutare,  mtlis  i\  mites^  elares  L  hiiares;  ICs.npf^r  t  Ile^ßerA 
hoc  t*  iur,  Deana,  iebertus  f.  itb^Hus,  leiht^rtus,  Pap^itrius^  nei,  *iW,| 
ttbei;  stupendhtm,  Corfiietio,  »tijinißr,  irinnfafor^  fn  omissnm  inl 
fine:  coiux,  aduleMces'^  restituerutn  f  -«i,  posueru  l,  unt\  Jne  i  Jon\\ 
uxo  f.  uxor^  mitex  f,  ?nilejf;  m  in  fine  ntjit.ssuiii;  befustoM^  hixit  fA 
vixit^  curabit  I.  curavif,  probincitJ,  vibo  t.  vivo;  Folmuit^  Intfennoßii 
coe.ro  W  curo,  laedi  f.  ludi  (a.  ?i  ti.  c.  b70>,  coiro^  loidi  (a.  a.  u.  t%  <i4*Ti;^ 
Saeclaris,  livos  und  riua  L  vivuft;  vicaU  und  vixMit;  JStaatia,  Aur 
lius,  caussa,  Felixx,  Apofonius,  anus  \.  finntts,  ahorejictfe,  ituccefn'A 
adsparsit,  i/nualarpy  inpero;  Afpdus,  Anfuxa,  CorintuH,  Ärehndtui^i 
Phs'uche,  Euthicia/tus  t.  Et>TtJX'«v6^,  tetra^tuhtx,  Aprodfxifi,  tStepanutA 
Lunimaeus.  —  Vi*^  r  bf)  r  tun  fli^xio:  qj  Dt'rlinsinnni'H  L  G<'n  i't  tUl,| 
e  pro  fte  siiv.\dssmn\  Gen.  es:  Hordfoities,  Dal.  (li  *Sc4jevai,  Artlia 
NouL  Ilfjrmes,  Dal,  Hermae,  Ilerades  Dat.  Herarfae,  2.  Nom.  Al-J 
colavos  {i\,  a.  u  l^  H70),  Grn.  •/  pia  ^n  in  vorilnis  lu-rujt  vpI  intn  ief*| 
miiiautiun»  {Pi  ^  /*n\  Noin.  PF  «oe*,  i  =  !/.  Gen.  PI.  XV  r/rw«i,j 
publicum.  Dat.  FF  F/^m  ^'.v,  wfj?/ü?>?>.v  (a.  a.  w.  c,  üFJ).  3.  Gen.  tVn^rwit,! 
Dat.  re,stiiuiri^  Vor.  />i/e  1.  i?/>*,  Abi,  maiori^  egts^entre,  i)s\u  VI  Ch^\ 
ritis^  Akk.  PI.  didris  \.  Dat  domo,  ludibtfii  vnn  ^htduM^  -us,  5.  dk 
bus  t  diebu.K,  cum  ptebti.  —  quoi  und  fpjtifiei  =  cru.  —  D«*cfia*nal 
Gnierfi  exrin|d(ii  G«»n.  KderfffK,  iltiartt's,  VeiaeM^  Occiaes,  Jnhai§\ 
SecuHdiiJas^  BoriniH,  Dat.  hierofante,  Helpuli,  Callisfhei,  OccummLl 
ß)  Couiparritiones,  f)  Cmiiu^ationes :  sit^t,  au.cis,  faxtM  F  fecerin,  iit-I 
luciiicet,  posit,  poKtint,  secavii.  —  cum  */Hem\  curanti}  A/ajfifiiitif ;  ] 
macte  als  Adverb. 

Vielleicht  dart  liier  dh' Auliiurrksarnkflit  iiofli  oininn)  ;r(^riehtflCl 
werden  auf  eine  n»erkwiirdi;4:t'.  scboi«  IS.H7  veröfftMit liebte.  Kph  Vtlil 
S.  58  vi>ri  neuem  in  Faksimile  wii.der;4-e;x*^'lH!ne  Insebrrft  auf  eiu»^iiir 
Goldbieeb  au»  einem  Grab  iiei  Hipe  San  Gine^iö,  die  Za  n  ^en»  eisieri 
foI^e.iiderniaHsen  liest:  ad  oc\u]l**ru  m)  dolorem  *jnt  tnirporemf^ 
'inam?)  eii  C?)  Htjaci  patri  et  malri  meo  {?}  toijinatnamarem  Hnm-\ 
faUum  folof  (</?  ä?)  famon  exaton  maleviargon  (\amen  itJiirHeh<sr| 
Flltnionen?). 

170,  Notizie  de;^^li  Seavi  (—  Atti  della  11.  Aec%  dei  IJncei.    Serie  Vi] 
Classe  di  Se.  Mor  eU\     VoL  VII  Parle  2.     Januar -Dezember  IH99 
Ja  (mar.      Roma.      t{e;iione  VIII    S.  10-14.     Längen^    \<i\h 
graphiKebi^  luHcfirift.  beim  orveTUHbo«j;-en  •^^e.funde»,  mit  rc;;5:elinil^o»|.j 
g:cm  ei  Jür  t.     Aus    Grabiiisrbritten    von   der    via  Ostims«?:    MftMck 
( M  0  c  X  i  c ) ,    Va  l  es,    a  a  He  na ,    m  tt  n  im  enfum.    —    Boscorealc.      Heg.  ; 
Latium    et    ihimpanta.      S,  15:    M.  St  lab     Nyjnp.    und    anden-ji» 
Pompe i.     Ke;^,  I.  S.  24  Loiuentttm  fion  ex  Inrte  -  Asininu  rtirenxeM 
Februar.     Roma.     Rt*^\  VIII    S,  51  — ßl.      Fünf/.i^    Grabiu-I 
Schriften  von  der  via  Sabiria  aus   den    letzten  Jahren  drr  RepubttkJ 
und  dem  AntUii"*  der  Kaiserzeit.     Darunter:  No,  £^4  D  -  M    Ammn^a 


VT.  Italisch- 


259 


Amoebe  Sex  Arnmaeus  -  Sfepnnujf  -  pab'one  bentmerenti  ■  fecU. 
No,  4'i  Appiiliei).  Üslia  Rt'jip.  l  S,  Hl.  Cresftis  ixpr\ox6c).  Heiiio. 
Ke^',  11  Afßutm.  S.  »j5  D  ^f  Piuntiae  -  Modeiftüle  -  gwe  -  trixit  -  <//i>i, 
AA'l7  ,  .  .  . 

März.  Koina.  He^.  VIIJ  S.  77-HT.  Grabinschriften  von 
der  via  Salaiia  No.  51  —  100.  Danniter  No.  52  .  .  .  ann  ricensamum 
exifif/enif  ,  ,  .  vixlt.  No,  7(j  Kphi/re  Cesfiiiaes  -  restiapica  -  Pini  Üb. 
mit  zwei  Ullrichen.  No.  82  vJx/plentiifsimo  et  Infeltclftitimo,  No.  91 
Eppuleius. 

April  liüjJia.  Re^r.  VTIL  S>,  im  ^  KlJK  GraUinKchrÜteii  ^ori 
der  viii  SaUria  No.  101  — l.iO.  Be^iulite  No  105  meses,  No.  lOrt  He- 
lenai  -sororei  -  ineai  -  AntiMianai  ossa  heic  cubaut  Nf>.  IM  anorum^ 
o»ttj  No.  l2l  Laöeriaes,  No.  124  qite  Uptae),  Nu.  188  Nea  poiitanitH, 
No,  141  Livineia  Nyphe,  No.  14;f  ypatulus  Probus  -  ,vtf  -  rit'o  |  do 
mivit '  ^oletim  •  vivfftnem  \  fnairi  •  sue  letfitimae  et  ^  Q  -  Magrio  17c- 
torino  -  ef  -  Janiae  \  Lonf/ine  parentibtiH  nuin  et  |  Ma(/rie  ]^icto- 
rtne  filie  *  eormn  -  et  i  /i7j  /?7>  rfabti.^t]  posf  torum.  Pnduli.  Hi^;^:.  j[ 
Aputia.     S.  14I^t .  .  .  obobsüf^ttium  (nntiem  erga  ipsain  tpia    acvixU  . .  . 

MaL  Arcluii.scSitr  Foruuisinstiirift  s  u.  No  177.  iVg'L  auch 
Noiizie  S.  386-  :iH7.) 

Juni,  Sinai  unga.  Rej?-  VII  Etruria,  S  "218-210  briuf^t 
17  neue  etniskisciie  GraburneninKehnltc^n.  Koma  Ur^.  VIU  S.  *2'il 
J.  Couri  js.  aut'h  S.  2i^i  tlor  Nutizie).  Po  in  p  im.  lie^^  I  S.  i*2D-l*34 
A.  So^Üauo  VLnüffeiillieht  \üpr  1  Ti  pnmpeiiinisclic  (Vi  altiti,  V<!;l  No.  4» 
lüü  lu.  No.4tJ)  i^/.  Tenituts,  No.  59  J/.  Trniius  und  No.  [7  J/.  r*?re?f- 
/iwrf,  No.  43  omulluH  (olinn  A),  No.  44  2V*.  Celadus  Heft  Cre^ce.s  (vorL 
6  4h2  KpriöKrjc  pnparru  domnus^  No.  88  inveiuM  {inventuH),  No»  107 
mui    IG.S  Alphabele, 

Juli,  Koma.  Rt-g:.  VIU  Sacra  via.  S,  2H7— 2ri8.  Zwtn  ii«'ne 
Bruchijtüekt*  (ier  Arvalaklon.  Via  Ostieiise  8.  271  qua  Nmitr.  i'l. 
Suluiuna,  Ri.';;'.  IV  xSnmniinn  et  iS^tbina,  A.  De  Niiio  veroftViitlicht 
eine  neue  pillignischo  Inschrift,  rlermi  einzelne  Wörter  alle  bekannt 
sind:  b7\ita    potf-ita  \  anacta    cert 

Auf^ust.     Roma.     He^.  VIII   S.  293.     Via  Ostitnise:  se  vibo. 

Septi^niber  Oktober.  Itotna.  Re;;:.  XTV  Via  Tibiirrina: 
J/is  ■  Miinihus  Cor/ieiiae.s  Ni/mphen/^  \\  a,  XI I. 

N  o  V  c  ni  b  e  r.  Harn  a.  R e^,  V  f  1 1  :iu  1  d  i '  tn  Forii  in.  S .  431  se 
bibo^  S  432  fpd  bixtt^  vtro  praeffctlssimo  (perfecif'(Mno?\.  Bi'iu- 
disi.     He^,  ll  Apuiia.     B  451  conserbus  und  conserba 

Dezember.  Rei^.  VI!  Ktruria.  S.  47*^— 4H(»  Etruskische  Me- 
tropnle  und  roniisidie  Stadt  mit  2  j^rrtsseren  lateinischen  Baseoin- 
scbritten.  Roma.  Re^\  VIII  S.  48G  ff.  Neues  vom  uiger  laph,  Wür- 
fel tui\  de. 

171.  Cagnat  R.     L'aiinee  epi*;'raphi<]ue.     Paris  Leroux 

Kii^ener  Titel  des  S.-A.  'Rovue  des  publicatiüUH  ep!jy:rapbif|Ues 
relatives  a  l'antiqnite  romaine'  ans  der  Revue  arciieol,  Bd.  34  u.  3ö. 
Beachte:  aus  No,  1  l^u/tenius  Tiiins  ;  5  Mesa  Quintas,  fkerunt  Gran); 
37  qaaes-tori  Tunis);  41  Gen.  PI;  4i  cani^  vCartha;roi;  48  Gen. 
Deane  Caszoriae  (Kleiiia^^ieu);  59  protojnaeuH  1.  Jahrb.  vor  Chr.\ 
KoeivKToc  (Trausskriplionen,  Tunis  ;  73  Koivxoc  iCastellum  d'Ajard- 
Inuk);  51  'loiiUac  Äöuvric  Thrakien  ;  fib  Jidiae  Domnae  (Afrika);  i>2 
diScipnUna  {Qi\}:u,^XQ)\  t>4  ;>/ti7fie..s  =  qjüXaic  lEphesus  ;  70  Mecafori  y?) 


Aquiniumi;    8i  Felicft,    ponttfxk 


Eufdirat); 


K,  u.  No.  21fj]; 


1  Ot i  b i tis  i ri V is  q u a dri fn?t  { S c b w e \z);  11  < i  fee ie n fe m  C? )  , H e ne h i r  A Vti • 
BcÄ  :  Gen.  Amazcuars  lür  -in  ?^  (Henehir  Medded ) ;  124  senfenfts 
^Diiuggai;  128  Mirqurio  AiKuoc,  AeoKioc.  MdapKOc  ^Delos);  175  AoOkiov 


2G0 


Vr  Itnliseli. 


Jahrb,   cL   Deutsch.  ArcV, 
Äkademidk    Inbjud* 


(Kli-inu8ieii  >;  17t  MöpKov  (Klt'iimsieii)i  112  Baehiae  Trofimeni  ttonm^ 
SalNsfiae,  aeorttm  {  eortnn  Ron»;  Uiü  Alem  oria)  JMjöe,  nacre  Dei, 
gerviana  Hor[ati]  [A]que  Siren  sis  ep  f  s'copji^  cede  trnäit^orum] 
'v\€]xata;  Tneritif  dignitate  marihi,  »  .  .  «Mauretmüini  :  1*^1  a/>i/^  in 
ploranti  (Syrien-;  169  rfipoRita  sunt  in  archin  publica  Kf»M'  - 
195  u.  19ß  feceirtmt),  fevenitnf};  20H  [s,  u.  No,  IMi;  213 
^  tjiaiimilaeum,  ,  vixuit  ajits  ,  .  (Ah-ikn  ;  530  *AKuXAtoc  ^^..^r  «r,, 
(1.  Jjihrh.  V.  Chr.  THrn). 

172.  Graeven  H.    IuiHscIki  Funde  1898. 

lüst.   14,  S.  59— 66. 
173    Gustafsson  F.     Rotnersk    rnskriftspoesi. 

nin|Jr^skrilt,     Helsinfirons  imi^.    4i]  8.  4*'. 
174.  Oholöilnjak  J.      O    ii<'*kotorvcli    tipnch    rimskreh    njetriecskidi 

nadjjifrotiij.       Über    niiiig^e    Typen    latemischer    mutrischer    Grab- 

inscltrif'ten,)     ?^urn.    Minist.    Narodn.    Prosvi^lceniju  323  Juni  18J»^ 

Otdol  klas8.  HIol  S,  102-141. 

in.    Klogium    autobio^raphum.     Vgl    Auz.   11    BihWngr,  VUA 

17i).  TorelH  P.  Sagg^i  su  repigrafia  sepolcmle  Intina  dellft  citt*  di 
liuniu.     Arona   tms,     Bruna  e  Mncclii.     IX,  53  8. 

176.  Colonna  F,  Scoperte  di  nuliL-hitn  in  Niipoli  dal  1870  a  tum 
il  1897  fon  notiziti  delle  t>enp«^^rU^  anleriori  e  rJcordi  ütorico-artiMtico- 
iopoicniHri.     Napf>H  1HJ>H,     F.  (^iannini  ik  Figti,     4^. 

Dil*  Seiten  529  nnd  530  r;:eben  einen  statistischen  Uberblu-k  ühir 

die  in  drnj  Band  enthrtltenen   Inschriiren    nsu'b  örtüclifn.    jtidllldifii 

tltid  upraiddii-hen  Gesu-hlBpunUten;  Zahl  der  latetn.  In8chritti*n  401. 


4 


177—206.  Forumsinschnft,  flie  neng-efundene  arcliaiscbe: 

177,  Stele  eon  iscii^ione  bitJna  areaica  scoperta  nel  Foro  Ramatio. 

Estratto    flallü  'Notizie  de^li  8i*avi'    del    mese    di    nia;.'^*^ir>  1899, 

Roma.     R.  Ace*  d^^i  Li  nee  i.     4*\ 

Der    Ftindbt^riciit    iilier    <lte    schon     iHTÜlunt    g-ewordi*ue    »r-l 
cliaische  ForurnsinHclirift  enthalt  r  Kel;izione  sopra  bi  Ht-nprrta  Uait  j 
einen*  FakKiniile    8.   J— 10  von  G.  Boni.    —    Pnlen^jprafiu    del  mo- 
nnini'nlo  S.  11-21    von  G.  F.  Gamurrini    —  OsHervaxioni  S  2i 
von  G>  Cortese.  —  Sagg^io  dinterpretazione  delF  isensfiione  S.iiS 
— 4y  vini  L.  Ceci 
17s.   Fedele  P.     Archivio    della    l(.    Snc.    Rom.    di    storia   p«tri*" 

No.  85-86,  S.  301-305. 
179.  Gatti  G.     BuUetino    della    Connnissione   Ärcb.    cotntinale   rti 

Roma.     Anno  XXVtl  fasc.  2  (Apiilr-Giurrno),     S-  12i>-14Ü. 
IBO.  Borsari  L.    II  foro  roinano  e  le  receirti  »coperte»    Iviv,  d*IlalU| 

11  1  S.  103-121. 
181,  Ceci   L.      l/iseri/Jone    antiebissima    dtd  Foro    e    la   storia   dH 

Roma.     Rivista  dltalia  II  2  S,  432-453, 
1S2,  Hueleen  Clir.     Neue  Funde  aul  dem   Forum  Roinanum    unil 

N<-u*vs  vom  Forum  Romanum).   BpliW.  S.  1001-1007,  149^  -  1501^  j 

1531-15:15. 
183.  Auffindung  einer  uralten  Insclirit'i  auf  dem  Coniitium.  WklPlu  j 

16  8p.  782*783  und 


VI.  Italisch.  261 

Die  auf  doin  Forum  Komanuin  jrpfundcne  St<"lo  mit  archai- 
scher lateinischer  Inschrift.    WklPh.  Iß,  Sp.  965-960. 

184.  Geci  L.  LMscrizione  antichissima  (M  Foro  e  lo  chauvinismo 
itaüano.    Roma.    Tip.  Forzani. 

Gesammelte  Aufsätze  aus  dem  'Popolo  Romano'.  In  diesk'r 
politischen  Zeitschrift  ist  unter  dem  18.  Au«:,  auch  ein  offener 
Brief  an  Ceci  veröffentlicht  von  Feiice  Ramorino. 

185.  Skutsch  F.  (Besprechung»:  der  offiziellen  Veröffentlichung- 
der  Forumsinschrift,  i  LC.  No.  82  (12.  Aug.  1809),  Sp.  1103-1105, 
No.  38  (23.  Sept.  1899),  Sp.  1310. 

Vgl.  dazu  den  Popolo  Romano  vom  6.  Sept.,  den  Don  Cln- 
sciotte  vom  9.  Okt.  und  die  Fanfulla  della  Domenica  von)  15.  Okt. 
1899.  S.  auch  Skutschs  Ausführungen  auf  dem  Bremer  Philologen- 
tag.   Anz.  10,  S.  367. 

186.  Ramorino  F.  De  Inscriptione  in  Foro  Romano  reperta.  Vox 
Urbis  2  No.  17. 

187.  Gomparetti  J.  D.  Sulla  iscrizione  arcaica  scoperta  neir  antico 
Comizio  Romano.    Atene  e  Roma  2,  Sp.  145  —  164. 

188.  Mariani  L.  Nuove  scoperte  nel  Foro  romano.  Illustrazione 
italiana  26,  n.  28. 

189.  CoBtanzi  V.    Riv.  di  fll.  e  d'istruz.  dass.  27  S.  612. 

190.  Pais  K.  La  stela  arcaica  del  foro  romano.  Nuova  Antologia 
I)  1.  Nov.   1899;  in  16.  Januar  1900. 

191.  Ceci  L.  II  cippo  antichissimo  del  Foro  romano.  Riv.  d'Italia 
11  3  S.  498-521. 

192.  Dieulafoy  M.  Note  sur  les  monuments  archaYques  du  Forum. 
Ac.  d.  Inscr.  et  Beiles  •  I.ettres.  Coinptes  rendus.  4>ne  Serie. 
T.  27,  S.  7.53  -768. 

Mit  3  SituationsplMiien.  Beachte  auch  die  Notizen  über  diese 
Ausgrabungen  in  der  Ac.  des  Inscr.  S.  113,  134,  173,  199,  325,  339, 
341,  459,  751. 

193.  Lanciani  R  und  Baddeley  St.  Clair.  (Über  die  Ausgra- 
bungen auf  dejn  Forum  Romanum.)  Athenaeum  3739  S.  391, 
3743  S.  136-137,  3751  S.  394. 

194.  Cagnat  R.     L*ann6e  epigraphique  No.  208. 
Fak.siinile  und  Cecis  Lesung. 

195.  Gatti  G.  e  Gomparetti  D.  Su  recenti  scoperte  fatte  nel  Foro 
romano.  Rendiconti  d.  R.  Acc.  dei  Lincei.  Gl.  di  Sc.  mor.  .  . . 
Serie  V  Vol.  8  S.  39—45. 

196.  Allard  P.  Lo  forum  romain.  Rev.  d.  questions  historiques 
66  S.  185-194. 

Bespricht  in  der  Hauptsache  das  Werk  von  H.  Thedenat  Le 
forum  romain  et  les  forums  imp6riaux  Paris  1898. 

197.  Ashby  Th.  Excavations  in  Rome.  Cl.  R.  13  S.  232-233, 
321-322,  464—465.    Vgl.  auch  S.  87-88. 

198.  Duhn  F.  v.  Fundumstilnde  und  Fundort  der  ältesten  latei- 
nischen Steininschrift  am  Forum  Romanum.  Neue  Heidelberger 
Jahrbücher  S.  107—120  (und  Anz.  10  S.  367). 


26-2  VI.  Italisch. 

199.  Enmann  A.  Die  iieuentdeckto  archaische  Inschrift  des  rö- 
mischen Forums.  Bulletin  de  rAcariömie  IinptTiale  des  Sciences 
de  St.  Petersbourff.    Serie  V  vol.  11  S.  2G3-274. 

200.  Halkin  L.     l/inscriptlon  archnYque  decouvorte  au  forum  ro* 
.     main.    Mus^e  Beige  3,  301  -  303. 

201.  Iscrizione  arcaica  del  Foro  Romano.  Bulletino  dell'  Isiituio 
di  diritto  romano.    Anno  11,  S.  211  ff. 

202.  Schmidt  0  E.  Die  neuen  Ausgrabungen  auf  dem  Forum 
in  Rom.    Die  Grenzboten  1899,  4  S.  458-46*:«. 

203.  Oeoi  L.  Nuovo  contributo  alla  interpretazione  deir  isciizione 
antichissima  del  Foro  Romano.  Rondiconti  della  R.  Acc.  dei 
Lincei.    Serie  V,  vol.  8  Cl.  d.  sc.  mor.  S.  549-576. 

204.  Gomparetti  D.  Iscrizione  arcaica  del  Foro  Romano.  Fireiize- 
Ronia  1900.    2».  (24  S.  1  Tafel). 

2U5.  Tropea  G.  La  stele  arcaica  del  Foro  Romano.  Cronaca 
della  scoperta  e  della  discussione.  Estratto  dalla  'Riv.  Stör.  Ant.' 
I  Anno  4  p.  469—509,  Messina  1899;  II  Anno  5  p.  101— 13G, 
iMessina  1900. 

206.  Otto  W.  (Besprechung  der  Litteratur  über  die  Foruinhin- 
Schrift.)    ALL.  11  (1900)  431-436;  12  (1901)  102—113. 


Über  die  Erklärungsversuche  unserer  Inschrift  unterrichten 
vorzüglich  die  beiden  vorhergehenden  Nummern  (z.  T.  über  uiiKer 
Berichtsjahr  hinaus).  Ich  beschränke  mich  hier  darauf,  den  Text 
folgen  zu  lassen;  das  Bruchstück  lautet: 

1.  quoi  hoi  ....  |  ...  .  sakros  es  |  edsor  .... 

2 iasias  |  recei  lo  ....  |  ...  .  euam  |  quos  ri  .  .  .  . 

3 m  kalato  |  rem  hap  ...     |  .  .  .  .  ciod  iouxnien    | 

ta  kapia  dotau  .... 

4.  m  iic  ri  ....  I  ....  m  quoi  hauelod  nequ  ....  |  ...  . 

0(1  iouestod 

5.  .  .  oiuouiotl 


207.  Monumentum  Ancyranum.    The  dceds  of  Augustus  edited  by 
W.  Fairley.     Philadelphia.     King  and  Sons  1898,  91  S. 

Mit  Bibliographie.     Vgl.  WklPh.  16,  75-76. 

208.  Oleott  G.  N.     Some  unpublished  Inscriptions  from  Rome.    Am. 
Journ.  Arch.  3,  229-289. 

Beacl)te:  dtsiderantissiinae  f.  desideratissimae,  Terebonia,  vixt. 

209.  Hellems  F.  B.  R.    The    Pupus  Torquatianus  Inscription.    Am. 
Journ.  of  Arch.  3,  202-211. 

Faksimile.     Beobachtungen  über  die  Schrift. 

210.  Manteyer  G.  de.    L'inscription   de  Lanuvium  k  Home.    MeL 
d'arch.  et  d'hist.  1«  (1898),  271—280 

Neue  Lesarten  zu  CIL.  XIV  S.  196-7  No  2112  =  Hübner 
Exempla  script.  cpigraph.  lat.  S.  377  No.  1076.  Ein  (bisher  noch 
nicht  veröffentlichtes)  Faksimile  folgt  Tafel  VII-VIII. 


VI.  lulisch. 


263 


211.  Dennison  W.  Sonie  new  Inscriptions  IVom  Puleoli^  Baiac,  Mi- 
setuim  aiid  Cuiiiae.     Ani>  Jouriv.  oT  Arch,  2,  i373 — H9H. 

^12.  WaltziBg  J,  P,  A  pro|in8  «l'une  inserlpiion  hUnie  du  Dieu 
Eiilnrahus.     Keponse  h  M.  Schiievjii;uis.     Musct-  Beige  3,  298— äOl. 

213,  Böhtlingk  (>.  Ülier  eine  lateinische  lusuhrift  auf  eiueui  in 
Paris  aui<;;'tv^i*abeneu  kürbistorniigeii  Getiisat*.  Ber.  ü,  d.  Verlu 
d.  Leipzig-er  Ges.  d.  W.     Fhilol.hiöt.  Cl  5',  173—175. 

B.  bei'iclitot  xunitclist  ührr  eine  Kantroverse  Kwisclicu  Breal 
und  ThedeiiJit  über  eine  iiisi'lirirt  auf  einem  im  Jahre  18i>7  in  VtiTiü 
AUK^eynibeiien  kürbisri]rnH;;"en  Thon^eliiss  (im  Bulletin,  Mjirs-Avril, 
der  Ct»nipt*",s  rendus  iU's  seanuet*  <le  riinure  IMJI;^)  der  Aradeuiiu  de» 
Sciences  el  Belieü-Lettresi.  Aul  der  einen  Hcjte  heis8t  es:  ospi- 
tftrf^plclagouacervesa,  auf  der  anderen  Seiten  copocnodituabesebtre- 
pleda. 

Moniinsien  um,sx'hrieb:  Hospita,  repfle  bi^^onnni  eervesia  und 
Copo,  conditinn  balics,  est  replenda. 

I  Brenl  über>erzl:  "Hotesse,  reiriplis  ma  gourde  de  cervoise,  — 

iLa  cabareliere:  Ijitendu!    La  voilM  Elle  est  reniplie"      Kv  liest  die 
«weite  lui^clinl'r  ■  Copocna  {?}:  auditunt!  habes!  ist  rejjJeCa. 

Thedenat  lie«t  und  erkUirt  die  zweite  luhchriil:  Copo,  e<Hi- 
dituni  (sc.  vinuui)  iiabe«?  Est.  üeple^  da  "Uabtireiier^  aij-tu  du  con- 
äUmn'?     '"11  y  en  a**.     "Kemplis  et  dnnne". 

HölHlujg-k  iiberselzt  die  Inseln i fr :  "Wirtin,  fülle  die  Fbisehe 
(d.  i.  mich)  mit  lüer.  Wirt,  du  hast  jj^ewiirzten  Wein,  sn  iai  es  (d,  i. 
du  kannst  e»  luebt  in  Abrede  stellen j  fülle  (mieb  datnit  undi  ^Ih 
(dem  Gnst  zu  Irinken)." 

214,  Weissh&upl  Fi,  Funde  in  Pola  und  Umgebung,  Jahreöhefte 
d.  Ost.  ArclL   hist.  2  Beiblatt  Sp.   77- B2. 

Bringt  u.  a.  eine  Übersieht  über  die  Dative  auf  -ai^  die  in 
Aquileja,  Triest,  Pola,  Islrien  auf  Insebriften  getunden  wurden, 

215,  Hübner  E,  Nouvelle  inöcriptinn  metrique  du  VTII«  hieele, 
trouvee  k  Oviedo.  Anna! es  de  la  Faculte  des  Lettres  de  Bordeaux 
et  des  Univerisile.s  du  Midi  4ine  Serie.  Slme  Anuee:  Rev.  de» 
^L  anciennes  1,  521—324. 

Vier  Hexameter,  welche  die  Elision  nicht  mehr  kennen  und 
den  Hiatus  überall   zu  lassen.     Auht  neben  kaula. 

21 H,  Babelon,  Cagnat  ei  Saladin.  Musee  Lavigerie  de  Sahit-Loiii» 
de  Carlhage,     Fariü  T.  II,  87,  Tafel  21  u.  22. 

Hnchinteressanre  tahella  dcvnti Ollis  gegen  .Maurusses  quem 
m^^erit  Felicifus.  Spraclilich  benn^rke  u,  a.  Gen.  Ilalfe  Campanief 
^€€ni,shitim  iocitm,  Ispaniam^  omnem  reniedium  et  amnetn  filavte- 
rium  et  omnem  (ntmnpjUum  et  mnnem  oleum  lihutoriumt  hec  no- 
mhta.  ispij^itttm,  exiftt, 

SIT,  Delattre  A -L,     Les  cimetieres  roniaius  superpos^s  de  Carlhage 
(1890).     Kev.    archeol.  3:^  (1898),    82^101,   215—2311,    337-34^;    34 
i    (189D),  240-  255,  382-3%. 

li)  alte  Grabiiischrilten,  z.  T,  aus  der  Zeit  vor  Chr.  (benehtQ 
VcrgTÜus  unii  Vergilia,  TryjtbaeniH  Prociaes,  MaseJuti)  —  Lampen 
Und  MüiiÄinsehrifien.  -  Über  i50  (jüngere}  Grabinüehrilten,  dar- 
unter 2  grossere  meiribche  (beachle  die  Scldussverse  der  Jteiden 
sir  tibi  ab  aetheHa.s  tfix  mnita  superfit  tat  uuras  und  me  *Sti/tfa  (t\ 
J^tt/X}  fjHod  rupuif  tdfu  cito  tnim  a  .sujitios;  \n  t  iter  Gen.  Ca€.saef  isi^9)^ 


264 


VL  ilnlib\h. 


HUarus,  EUx  zweimal  W  Felix  {?),  Magnia,  Julia   TeriuUa  .  ,  ,  hk 
Situs  est). 


218.  Schulten  A,     Das  römisch©  Afrika.     Lm[}2\g  Dieterich.    116  S. 

Behandf^lt  luwh  dit*  Inschriften^  insbesondt^re  die  lex  Mancuui  i 
vmi  Heuchir-Mc'ttiL^i  44  if,  108-109. 

Vgl.  die  Monfij^raphie  SchtiUeiie  über  diese  lex  Anz.  10,  Bib- 
liogr,  Vll  A  No. '25:^,  ferner  Auz.  U,  VII  No.  245,  24<>  uud  die  uui**n 
fol^ejiden  Nu,  219—223. 

219.  Pernot  M.     A  propos  de  Tinscription  tl'Hcnchir-Mettidi.    ßer. 
arch.  :3H,   1H98,  3n0-3f>l. 

Pernot  nnd  C Zinnat  gehen  eine  neue  Lesung  der  ltiJ»chrifl, 
die  von  der  Schul tens  auch  in  nrthogriipliiüchen  Din^^en  mehrfiidi 
abweiebl. 

220.  Seeck  O.     Die  Paehtbestimmangen    einee   rümiüchen  Gute»  in 
Afrika.    Zeitsclir.  f.  Sozial-  u.  Wirt^chnftügesch.  VI.  1898,  :ii:)e>- 368, 

S.  308—310  Überiiefernng  und  Latein.  S.  310-315  neue  U?« 
Biuig  der  In.scljrift  von  Hencliir- MetiiciL  Silbenteiluiig  (u  ^)  Fitst 
re^^elnillssig  e  für  ae.  /Seonium  dursum  i\  surj^um  deortfum,  F&l&cht 
Kasus  nach  F'riipositionen  ^ex  aream,  per  eo  tempore  u.  8.  f.). 

22L  Seeck  0.     Zur  Lex   Manciana.     N.  Jahrbb.  f.  d.  kl.  Altert  3, 
21*5-297. 

Verteidigung  der  ZuverUlssigkeit  seiner  Lesung-  der  Inschrift 
gegen  Cagnat.  (N.  Jahrbb.  f.  d.  klass.  Altert,  i,  t>28— ß34.  —  Compte« 
rendua  de  rAcadeniie  de«  inser.  et  bellea  lettrea.    VI  «er.  tom.  26.  IW). 

222.  Toutain  J.     Nouvelles  obüervations  uur  rinscription  d'Henehir-i 
Meitieli,     Nouv.  Revue  de  droit  fran^-ais  et  etrauger.    T,  23,  S.  137 
^1(59,  284-312,  401-414. 

223.  Beaudoin  E.    Lcs  grands  doinaines  de  T Empire  romain,  d'apr^ 
des  travaux  recentö.     Paris. 

In  Buchform  gebrachte  Aufsätze  aus  der  Revue  bistortque 
du  droit  fran<;ais  et  ütrangcr;  bchandeit  besonders  auch  dir 
Inschrift  von  Henchir-Mettich*  Beachte  die  gen,  Revue  23  (189^), 
J37  Anm.  2. 


224.  Berger  Ph.  et  Cagnat  R,  L'inscripiion  trilingue  d'Heuchir 
Alaouin,  Ac.  d.  liiscr.  et  Belles-Letires.  Comple«  rendus,  4»" 
Sörie.    T.  27,  S.  4H-54. 

Faksimile  der  lat.^  grieeh.,  puuischen   Inwchrift.      ÄlteeUä  lat. 
Inschrift  aus  Afrika  (L  Jahrg,  v.  Chr.)I 

225.  Besnier  M.  Inscriptions  et  monument»  de  Lambese  et  des 
environs.     Mel.  dVirch.  et  d'hist.   la     1898     S.  451—489. 

U.  a.  pro  piefufi.  Horte sius  Äuculuti  (f,  IIorten»iu»  Avunc^U4\  \ 
Q  J'api  Optatu  (Nominativ),  feveruL 


22<5.  Oooway  R.  S.  Dialectorum  Italicarum  exempla  selecta  in 
usum  acädeniicum  Latine  reddita  brevi  adnotatione  iHustrare  stu- 
duit  R.  S.  C     Cautabrigiae  preli  academici.     2  sh,  G  d. 


VI.  luliseh.  »■  2G5 

Zum  Harid<::4'br»iueh  luv  Studciiteri  iiauli  dem  grösüereti  Werk 
-des  Verffisäers  zusHnmifngestellt, 

227.  Br^al  M,     Sur   l*orig:ine  H  In  date   de  la  Ini  osqut^  di^  Bnntia. 
(Lii  fiu  Cuno^rfes  des  Orientfilistes,  h  Paris^  IBBl.)     Mt-m,  Soc.  Ling". 

kll,  1-5. 
,  Die  lat.  Inscliritt  auf  di^r  einen  Seite  der  Bronzetat'el  ist  illter 

4d$  Äie  oskisi'ht\  Diese  i^iithiik  <*iiie  Reihte  weuij^  zusammenluin^eii- 
d©r  Besliiuroufig^eii  aus  der  Vertas.Hun;?'  von  Bautia,  walirsclieiiilieh 
ätriltige  Punktti,  die  von  Rom  ans  eiilscliiedeu,  in  Roiii  iormuliert, 
übersetzt  uud  eitij2^räviert  wurden.  Dafür  Hprefheu  dns  reiulatei- 
oischp  A]i>habut  der  osk.  Ins.dirift,  die  Febler  des  Graveurs,  der 
nicht  tdiinia!  den  Nameu  der  Stndt  Bantia  richtig'  schreiben  koiiutt^, 
der  rein  rünViscbe  eurjsus  liouoruni  u.  «,  Die  Bestinunungen  sind 
iiücliti^  auf  die  lUieksseite  eiuer  Brauüetafp)  notiert  5  das  ruuiiscbe 
Gesetz  auf  iiirer  Vorderseite  war  veraltet  und  so  di«  Tafel  zu  an- 
derer Benutzung  frei  *ire worden.  Mnmrnsen  setzte  die  lat  lusehrift 
zwiselien  die  Jjibre  132  — 117  v,  Chr.,  ßreal  uiuinit  iuif:;efälir  das  Jahr 
100  für  die  ]{edäktion  der  osk»  lex  in  AuspriK-li.  Au  den  Stellen; 
(iat  caiitrid  Um  fei  en  eiluax  'de  fundo  aut  In  pecuuias*  und  castrou» 
ituti  eiiftas  'tundi  aut  pecuniae'  erwartet  marrden  bf  kannten  (TegeU' 
sat/.  der  röni.  Ivriniinnl  uutJ  Civilprozesse  caput  und  pecuuia;  Breal 
I  glaubt,  hier  habe  sich  der  in>erselzer  durch  eine  Klang'ähuHebkeit 
verleiten  lassen  castruiu  an  die  Stelle  von  caput  zu  setzen. 

228.  Mau  A.     Die  oskischen  Wegweiseriuschriften  in  Pompeji.    Mitt. 
B  d.  Deutseben  Arch.  inst.  Rom.  Abt.  14,  lDr>— 113. 

H  Vjrl.  Anz.  11,  Biblio^r,  VlI  Nr.  247.  248.      Mau  sieht   bei   der 

Besprechung^  dieser  lusehriften  von  sprachlichen  Erörterunt^en  ab, 
Bfie  üuhaltbarkeit  der  Degeringschen  Hypothese  kann  au.s  topo- 
graphischen und  sachlichen  Erwäguuti;en  zu  voller  Evidenz  ;^ebracht 
werden'.  Wenn  er  aueh  Nisseus  Erklärung"  gegen  Degering  ver- 
teidigt, so  bleibt  ihm  doch  auch  diese  nur  eine  Hypotliese.  S.  112 — 
113  wird  zögernd  der  Versuch  gemacht  das  ampt  der  jüngstgefun- 
denen Inschrift  als  falsche  Schreibung  für  ant  (wie  tmnptare)  zu  er- 
klären, 

22i>.  Moratti  C,     Llscrizione   osca  di  Agnone  e  gli   indigitamenta, 

tRiv.  di  FiL  27,  5B7--60ti. 
Zur  Erztafel  von  Agnone  (v.  Piauta  Nr.  200)  gibt  Moratti  fol- 
endc  neue  Ühersetzuugj   die  er  S,  f)S)4  ff    sachlich   und  sprachlich 
2U  rechtfertigen  sucht: 

A.  stati-  [loci],  qui  sunt  in  (heredio-)  praecineto  |  Cerealir  Tel- 
Juri  Status- locus,  I  Caeh}  statns- locus.  Cereri  staluslocus— Consivae 
Cereali  status-locus,  |  *Interstitiae  status-Iocus,  ;  Nutrici  Cercali  status- 
locuSj  LympliisCerealibusstatus-locus,  f  Germinatiimis-Praesidi-iuler- 
nae  stätus-locus,  |  Imbribus  Cereaübus  stalusioeus,  |  Seren itatibus 
Cerealibusstaiusdocus,  1  Jovi^saeptorio  status-locus,  j  Jovi  gromatico 
statusdocus»  I  *D3\isori  (Herculo)  Cereali  status-locus,  1  Pate  lau  ae  Per* 
tundae  status-iocus,  |  Divae  Genital!  status-locus,  |  Arae  Iguis  [stalus- 
locus).  Sanctus  foculus  inaltero  |  utroque  iugere  ]  clauditur.  l  Flora- 
libus [reriis]  ultra  {heredium)  praeciiictutn  1  Sacra  Deli bat io-datur.  1 
Prindgeniae  Cereali  [est]  statusdocua,  j  Nutriei  Cereali  [est]  siatus- 
I0CU8,  I  Florae  Cereali  [est]  statusdocuai  |  Caelo  patii  [est]  slaltis- 
locus,  I 

B.  aras  hasce  habet  (arae  haee  sunt)  (  herediumpraecinctum:  1 
Telluri,  |  Caelo,  i  Consivae^  |  *lnteratitiae,  |  Cereri,  |  Nutrici^  |  Lyta- 


26fJ 


VI  Ualisrh. 


tntibus,  I  Jovi  ^sm^proiu^  |  .Jovj  |iio  Groijiatieo,  \  Divisori  «Heri'uln) 
Ci^rcali,  i  P?it(*I/nuu^  PeitnjHlAi'>  \  Diva**  Gt*jäfnli,  I  Avia*  l^niB.  j  Smic- 
tuö  tornlus  I  in  nU*Tf>  tnroc|iif  |  iugero  \  (buredii)  praeciticli  tiMled- 
ninnis  stnt.  \ 

230.  DenniBOnW.    On  !*f>iiic' (Js€?iii  InscripiioTia.  -   On  coinmentÄriiiiu 
Actorum   Siieiiilaiiuin    ijuhitoriuti  I,   (>4.      At»    Jomu-   nf  Arcli.  2 

231.  Fay  E.  W.    Souir  luiliv  Et\  lurtlo^jr**   und   InreipretÄHnim.    CK 
Rev.   13.  3rH)-3öfi,  31KJ-400. 

Deiitiiiig".svi'i>uclio  zu  eiiueliieu  Wörtern  dor  I^nivjui^ebeu 
Tafeln:  1)  Wf/Vi  'iiieiif*fi,  saeritiiinl  lahle*.  '2)  npefa  *prnj=a.  penHili«», 
hjread  out,  iiroiipeil  up.\  3fi)  persunfrn  *jiPrnftro  Toot^rool,  stool, 
bencJr.  *iU)  rempcfwufihu}  'wieker  slonl\  4.  cniÄ  'erus  rim;;i-!rr\ 
5)  rusctne^  rubiniame  'in  r«fk'r*%  tm  a  pÜe  of  <^artli  or  .sharüs*.  fi)  | 
mkitlrefa  'ealf'((  )ata,  euleiia,  «mt  for  treaiiiit;^  cm*.  7)  muhim  'suffcm, 
fitakc,  or  *Äüf/o  (ct.  »olium),  sella,  ctinir',  Hai  veath  'veslit-n»*.  Hb. 
vesti^ia  'vchtijuemuui,  ujaiitele,  rii'iniuuij  cloHi.*  8e)  vt*Mticatu  '•veali- 
cato*  ni  ran^e  Ihe  riollf.  9)  pelsa-  "Covers  with  skins'  (:  pt^Urs  'skiii*.  — 
li^nh  hl  ilie  Hnlii-  Dlalrersi,  Latin  aftfiua  'vcar*  <>8cati  amnüd 
'causa*.  Ose?ui  rtufttuum^  Udilanan  ekritte.  Unibrian  amperia.  Laiiih 
infuia  Hiand'. 

232.  Tambroni  F.    Note  Falisehe.     Birlnjjna  Zaniclielli  l>*i*8,    33  S. 

Versucht  neut^  Etyiiiolo;4;ien  für  foied  und  Fftscennium.  ^ 
luv.  di  Fil.  l>7  0H9V*),  106-1(57  (Carlo  PaHcul). 

2*^3*  Pauli  C,     Die   etrnskiseiif*ii  FfiuiHiennamen  auf  -t>ura  nsvr.    B. 
B.  2h,  194-2i>7. 

\Virhti}>^Keit  der  elriibki.sibi-n  NauienforHubun^:  90**  <,  ilatv  er 
Jiallenen  fnsi'brifteii  sind  Gnibini^idirtrien^  deren  gröshter  Teil  rein 
aUH  NanufU  bt-stelvt.  Bei  dieser  Hüuli^keir  dt r  Namen  Uisnl  Hieb  uit 
ihre  Funktion  (inudi  Analogie  latein.  G ra I du scb ritten)  erkentw^n, 
Neiinien  wir  die  hiscbiit'teji 

rel  .  petrii  .  fe/t^v  und  velia  »  pefrui  ,  veluH^ 
so  wissen  wir,  rel  int  ein  nianidicber  Voniame  im  Xom.,  veltt»  ht  diT 
Gen.,  retfa  dvv  weibHebe  Nom  dazu,  wlilnend  petru  ein  GentihiMiue 
im  mann  lieheil  Nom  ,  peinii  dazu  der  weibliche  Nom,  ist,  S  VM*— 
2Q\\  stellt  PümVx  iti  74  Nummern  alphabetit»eb  eine  Gruppe  etr  Fauiilien- 
iiameii  s^Uhammeu,  die  ein  Flemenl  -Utira,  -ßuri,  -Ouru  oder  ftlnibdi 
eiitlialten^  z.  B,  a7ieii}ur(i,  ceiifurna,  reiöuria,  velalfri.  Eint*  Bü- 
fipreebun;^  der  GentilKUlHxe  a^  i,  u;  -rt/?«,  -ina,  -unti;  -ani,  -tni, 
'Uni;  Ina,  ini  wird  für  spiiter  anlgCHparL  Fajüt  alle  etru^k,  Gentil- 
iiameii  wind  vnn  Vornamen  ab^^elcket,  von  Vornamen  nut-Our  ketujen 
wir  veWur,  lardut%  (irjiikir,  finOur;  {für  mui»s  ähnlich  wie  t^iira  'Nach- 
komme' etwa  (leidtua  bedeuten.  Für  Thi-iiur  wird  auf  kombitiA^ 
torjHrbem  Wege,  der  für  die  Mt^lbode  voti  Wichtigfkeit  ist,  die  Be- 
deutnn»^-  Am-Ytvr|c  sieher  j;vst(dlt  und  darauf  in  allen  Namen  mit 
-dura  u.  ü.  ein  Goitername  als  erster  Bi-stamiteil  yai  erweisen  ge- 
sucht. 'Als  völlig  sieber  Gottei^tiamen  enthaltend  können  gelten  die 
Formen,  die  gebildet  wind  nnt  tin-,  seiva,  f'altt  ,  lar-^  vet-,  ar-,  tttmia* 
und  venelith;  als  w^alirstdudnlicb  die,  weleiie  ^eltiblet  sind  mit  vtt* 
tumna-,  mit',  num-  und  tmei-^  als  bloßs  möglitdi  und  etwa«  unhichor 
die  Formen  mit  ce?',  ifr-  und  e-.  Ausser  dieMia  Hauptergebniö  tätlt 
aber  au!  b  noch  einiger  Gewinn  lür  die  Laut  lebte  ab.'  fcS.  225— 2iJ7» 
234  a.  Lattes  E.  1  doeumenti  eidgraüei  della  öignuria  eirusca  iu  Cani- 


Itftliscrr 

pania  e  i  nomi  dellc  nmst^bere  iitelUtiie.     Riv.  di  stör,  ant.  Anno  2 
U8%),  rase,  2,  S.  5-26. 

234  b.  Lattee  K.  Di  tlue  Hnlicln'ssime  iBcrizioni  etriische  teste  sco- 
perte  a  Bar  bar  an  o  di  Sutn.  R.  Ist.  I^omb.  Hend.  Ser,  2  Vol.  32 
MiUno  S.  69;i-70a 

Bobandelt  die  beiden  Anx.  11  Biblio^r.  VII  Xo.  217  S.  190  WDter 
Oktobrr  scbon  erwähnten  Inscbrifteu  aus  Barbarano.     L.  liest r 

eö  avai  Öizu  snzai  limuna  atiu^  n«Hj  a  kurai  sinia  serin  lanmn, 
aizaruva  «Iqu  nirtxbava  nsiiab 

und  mi  atiia. 
234c.  Lattee   E,     Llscrizione    anteromana   di    Poggio    Sommavälla. 
R.  Ist.  Lomb.  Hend,  Ser.  2.  Vnb  32  Milauo  S.  823-831. 
L.  liest  die  InsehrÜt  (Pasrjui,  Not  d.  Scavi  1H%  S,  476): 
ak'lneufifieeöik:  l'eu*is  |  0eru«eh  i  skerts.     Der  Diiüekt  wird  fa- 
lUco —etruaclif'f/tf  tan  te  b  e  z  ei  ebnet. 

235.  Bormann  E.  Denkmäler  etrutskiFcher  Schriftsteller.  Jahres- 
befte  d.  r>g!,  Arcb.  Inst.  2,  121^—1311. 

Inschriften,   die    sieb    vielleicbt    auf  den    Etrnsker   Tar€[UitiU9 
Priseus  bexieben,  der  nsub  Pliniiis  de  Etrusca  diseiplina  Kehrieb. 
23*1.  Br6al  M.     Inseriprion  etrusque  trouvee  si  Cartbage,     Journ»  des 
Sav.  1899.     S.  i>3^67, 

Etruftkiscbe  Inwebrift  eines  punischen  Grabes:  mi  pui  nielkarö 
Avieke  k  9  .  .  .  na.  V^'-l.  E.  Lattes  R.  Ist.  Lnmh.  Hend.  Ser.  2 
Vfd.  32  Mib^no  S.  659 --GTO. 

237.  Ihm  M.  Lateimsehe  Papyri.  Centralbl.  f.  Biblinibeksw.  16, 
341-357. 

Verzeiehnis  der  Mgyptiheben,  tiertulanensisclien  und  mittelalter- 
liclien  Papyri  in  lat.  Sprache  nebst  der  Litteratur  über  dieselben. 
An  grramnmtiscben,  fast  nur  orthographischen  Dingen  notiert  Fbrn 
unter  Nr.  6  quaUtor,  sexs  (2.  Jbd.),  7  prepoaitis  hoj^iorujti  i\  hör- 
reoruui^  debotiH  f.  derotts  (4.  Jbd.),  13  hibeniatur  f.  hibernat  (156  n. 
Chr.),  19  transfinmhiimniH  (166  n,  C'br.),  20  triarchns  (IGT  n.  Cbr.), 
32«  hwmüia  L  htmülia,  ritjnat  f.  ret/nat^  seconda^  ortatur  f.  hortatur^ 
aermo  divinos  usw,  (7.  Jbd.)»  32^*  fistii'itas,  ambolatur,  deffeadtas^ 
itenerttm^  norninebuSf  i'irtutebus,  fidus  ricfa,  anni  sncrhcimf,  fiuruit^ 
IJfsrtihiliia  usw,  (6.  Jhd).  Benierke  aiicb  die  unter  Nr.  25  aufge- 
zählten lat.'griecb.  GloNsare  auf  ägyjit.  Papyri. 


n)  Zur  italiscben  Mythologie  uud  Altertuiu^knnde* 

(Weiteres  s.  Hanpubscbnitt  11.) 

238.  Röscher  \V.  H.  Ausfuhr  liebes  Lexikon  der  Griechtsehen  und 
Römischen  Mythologie  im  Verein  mit  (vielen)  herausgegeben  von 
W.  H,  R.     Leipzig  Teubner. 

Das  Jabr  1899  braebte  die  Lieferungen  39—42  (Nike  Oino- 
troidioi). 

239.  Gruppe  0.  Beriebt  über  die  Litteratur  zur  antiken  Mythologie 
und  Religionsgescbiclite  aus  den  Jahren  1893—1897.  Bursiaus 
Jahrb.  102,  133—243. 

Der  2.  besondere  Teil  bringt  die  Namen  in  alpbabeliscber 
Reibe,  er  d«rf  in  Anlage  und  Ausführung  als  eine  fortlaufende  Er- 
g-iinzung  zu  Ko:?cherö  Mytbol.  Lexikon  gelten. 

Anzeiger  XII  1*  u.  3.  IS 


268  VI.  Italisch. 

240.  AuBt  E.  Die  Religion  der  Römer.  (=  Darstellungen  a.  d.  Ge- 
biete d.  nichtChristi.  Religionsgesch.  Bd.  13).  Münster  Aschendorff. 
VIII.  268  S.    4,50  M. 

In  dieser  zusammenfassenden  Darstellung,  die  G.  Wissowa 
gewidmet  ist,  interessieren  uns  besonders  die  Abschnitte  über  die 
nationale  Epoche  der  römischen  Religion,  die  etroskischen  Einflüsse, 
die  nationalrömischen  und  italischen  Götter,  die  älti*sten  Feste  und 
Priesterkollegien. 

241.  Bullettino  di  Paletnologia  Italiana  .  . .  diretto  da  L.  PigorinL 
Parma.     Anno  25  (1899)=  Serie  III.    Tomo  V. 

S.  Anz.  11,  Bibliogr.  VII  Nr.  258. 

242.  Rivista  di  storia  antica  e  scienze  affiui,  diretta  da  G.  Tropea, 
Messina.    Tip.  d'Amico  1895  ff. 

Enthält  manches  zur  archäologischen  und  ethnogruphischen 
Vorgeschichte  und  Hitesten  Geschichte  Italiens,  bes.  Siziliens  und 
Süd-Italiens.  Auch  in  der  Bibliographie  der  Rivista  werden  hier- 
hergehörige Schriften,  namentlich  von  C.  de  Cara  und  G.  Camselli, 
angeführt,  die  dem  Ref.  augenblicklich  nicht  zugänglich  sind. 

243.  Mommsen  Th.  Die  italischen  Regionen.  In  Beiträge  zur  alten 
Geschichte  und  Geographie.  Festschrift  f.  H.  Kiepert'  S.  93—110. 
Berlin  Reimer  1898.    4». 

Trotz  der  politischen  Auflösung  der  auf  den  Volksstämmen 
beruhenden  Konföderationen  (Italiens)  blieben  die  davon  entnomme- 
nen Bezeichnungen  nicht  bloss  für  die  notwendig  auf  dieselben  an- 
gewiesene Geschichtsschreibung  massgebend,  sondern  sie  behaup- 
teten sich  im  wesentlichen  bei  den  Geographen  und  in  gewissen 
Schranken  selbst  in  der  gewöhnlichen  Rede.  Stämme-  und  Regionen- 
tafeln nach  Strabon  und  Ptolemaeus  S.  97—98,  nach  Plinius  (die 
augustischen  Regionen)  S.  104,  die  Vollendung  der  Provinzialisieruo^ 
Italiens  durch  Diocletian  S.  109. 

244.  Groutars  J.  de.  Les  Italo-Grecs,  leur  langue  et  leur  origine 
(Suite  et  flu).     Musee  Beige  3,  236—245. 

Vgl.  Anz.  11  Bibliogr.  VII  Nr.  259. 

245.  Tropea  G.  II  nome  'Italia'.  Riv.  dl  stör.  ant.  Anno  I  (1896) 
fasc.  4.  S.  120-148. 

Geschichte  der  Fra<je.     Bibliographie.    Neue  Studien. 

246.  Puglisi-Marino  S.  Sul  nome  Italia.  Riv.  bimestr.  di  antichitA 
Greche  e  Romane.    Anno  I  fasc.  4/6.  Anno  II  fasc.  1/2  S.  67—87. 

S.  BphW    19  S.  1200-1201  (Holm), 
246a.  Malgeri  K.   Sul  nome  'Italia'.  Nuove  Osservazioni.   (Estratto 
degli  Atti  della  R.  Acc.  Peloritana)  Messina  1899  (di  pagg.  75). 

247.  Heisterbergk  B.    Solum  Italicum,    Philol.  68,  321—342. 

Zur  Terminologie  staatsrechtlicher  BegrifiTe  (solum  italicum^ 
praedia  italica,  solum  provinciale,  ager  romanus  u.  a.). 

248.  Petersen  E.  Funde  und  Forschung.  Mitt.  d.  Deutschen  Arch. 
Inst.  Rom.  Abt.   14,  163—192. 

Bericht  über  die  älteste  (z.  T.  vorhistorische)  Archäologie  von 
Sizilien  und  Unteritalien. 

249.  Modeste V  V.  J.    De  Siculorum  origine,   quatenus  ex  veteium 


VI.  Italisch.  269 

testiinoniis  et  ex  archaeolog'icis  atcjue  anthropologicis  documeutis 

apparet.    St.  Petersburg  Wolfif  1898.    93  S. 

Russisch;  Abdruck  aus  dem  Äurn.  Min.  1897  Nov.  176—330 
Dez.  330—364  mit  lat.  Resume;  über  den  Inhalt  vgl.  Auz.  10  Biblio- 
graphie II  34. 

250.  L6vy  J.    Dieux  siciliens.     Rev.  archeol.  34,  256—281. 

I.  Les  A^XXoi  et  les  TTaXiKoi.     II.  Hadranos.     III.  Pediakrates. 

251.  Orsi  P.  Pantalica.  Cassibile.  Mon.  ant.  Vol.  IX  Sp.  33-115  u. 
117—146. 

Sikulische  Nekropoien. 

252.  Duhn  F.  v.  Delineazione  di  una  storia  della  Campania  prero- 
mana  secondo  i  resultati  delle  piü  recenli  scopertc  archeologiche. 
Riv.  di  stör.  ant.  Anno  I  (1895)  fasc.  3  S.  31—59. 

253.  Montelius  0.  Roma  prima  di  Romolo  e  Remo.  Rendic.  d.  R. 
Acc.  dei  Lincei.  Cl.  di  sc.  mor.  Ser.  V  Vol.  8  S.  196. 

M.  behauptet  »lie  Existenz  eines  vorhistorischen  Roms  im  12. 
Jahrhundert. 

254.  Pinza  G.  Sülle  mura  romane  attribuite  all'  epoea  dei  Re.  Bul- 
lettino  d.  Commiss.  Arch.  Comun.  d.  Roma  25,  228  — 261;  Le  civilta 
primitive  dei  Lazio.  26,  101—291. 

255.  Wilser  L.     Die  Etrusker.     Die  Umschau  3,  769-770. 

"Die  Etrusker  sind,  wenn  sie  aucii  ihre  Rasse  nicht  ganz  rein 
bewahrt  hatten,  ein  arisches  Volk,  die  nächsten  Verwandten  der 
Hellenen  ....  Dass  aber  ein  Volk  von  europäischer  Rasse  und 
Kultur  eine  nicht  arische  Sprache  gehabt  haben  sollte,  wäre  mehr 
als  wunderbar  .  .  ."(!) 

256.  Petersen  E.  Caeles  Vibenna  und  Mastarna.  Jahrb.  d.  Deutsch. 
Arch.  Inst.  14,  43-49. 

Vgl.  die  Aufsätze  von  Körte  und  Münzer.  Anz.  10  Bibliogr. 
VII  A  No.  272  und  Anz.  11  No.  264.  265. 

257.  Milani  L.  A.  Sepolcreto  con  vasi  antropoidi  di  Cancelli  sulla 
montagna  di  Cetona.     Mon.  ant.  Vol    IX  Sp.  149—192. 

Paläoetruskische  Grabstätte. 

258.  Mehlis  C.  Die  Ligurerfrage.  1.  Abt.  S.  A.  aus  dem  Arch.  f. 
Anthr.  26,  Heft  1.    24  S. 

259.  Pemice  A.  Sui  Celti  e  la  loro  immigrazione  in  Italia.  Riv. 
bimestr.  di  antich.  Greche  e  Romane.  Anno  I  fasc.  4/6  (50  S.).  Anno  II 
fasc.  1/2  S.  207-208. 

S.  BphW.  19  S.  1267-1268  (Holm). 

260.  Hirt  H.  Die  sprachliche  Stellung  des  Illyrischen.  In  "Beiträge 
zur  alten  Geschichte  und  Geographie,  Festschrift  f.  H.  Kiepert". 
S.  179-188.    Berlin  Reimer  1898.    4». 

Die  Sprachwissenschaft  kann  bis  heute  keute  keinen  Beweis 
dafür  liefern,  dass  das  Albanesische  die  jüngste  Phase  des  Altilly- 
rischen  sei.  (Gegen  Kretschmer  Einleitung  S.  262  f.)  Die  Veneter, 
die  Bewohner  der  eigentlichen  'IXXupic,  und  die  Messapier  gehören 
einem  Sprachstamm  an,  der  zu  den  cc/t/wm  •  Sprachen  gehört  und 
zwischen  Griechisch    und  Italokeltisch    ein  Mittelglied    bildet.     Das 


270 


Vf.  Itniiseli. 


Makedonische  Bi-lilieHSt  sieh  wohl  de\u  Illyrisehtn,  das  Albancfifdi» 
aber,  als  i^n^er/i  Sprache,  dem  alten  Thrakisuhen  nn. 

Dag-egeii  Holirev  Pcdensen  iti  Die  Gutturale  im  AlbÄncsischen 
KZ.  3t>,  2t)9  ft'.    Er  kommt  5su  dem  Resultat,  dass  wir  bis  auf  weiierp«.i 
vii*r  ijiehty*riechische  Volker  des  Altertums  auf  der  ßalkAnhnJbin^eij 
zu  uuterselieideu  haben:    die  ^fakednuier,   die  Südillyrier   (dk*  heu- 
tigen Alhaneseu  und  die  Messaf>ier)i  die  Nordilh  rier  mit  den  V<»- ' 
n  e  t  c?  r  u,  d i e  Thrak i er. 

2<3l,  Ghirardini  G.    Di  uu  nuovn  ^rufipo  di  tombe  dellii  iiecropolt, 
atestiua.     Hendicouti    d,  R.  Aee.  dei  Linuei,    Ck  dt  SfiC.  mor. 
Serie  V  Vol.  8  S.  102—11:1 

Vorhiütorisühe  Vetieteit^rilber. 

0)  Metrik  u.  ä. 

262.  Gleditsch  H.    Beriebt  über  die  Erscheinungren  der  g'riecUischei^ 
und  römisrlien  Metrik,     Biirsiuns  Jahre^ber,   102»  1  — ^4, 

Umtassl  die  Jahre  1892-l>ffi7.  Für  unn  kommen  besonder* 
in  Bptratht  die  Ka|dtel  VI  Der  saturnisehe  Veri»  der  Ri»mer  und  VII 
Metrische  Scbriften  über  das  nnuisrhe  Drama. 

263,  Bornecque  H.     Le  vern  saturnien      Rev.  de  phiIoL  23,  GIS— 79, 

B,  macht,  ohne  die  Beuiüliuugen  der  Rhythmiker  auch  nur 
zu  erwähnen,  wieder  einmal  den  Versuch  den  Salurnier  rein  qu^m* 
tilierend  /.u  messen.     Seine  Conclusions  S.  78— 7St  sind: 

1)  Le  »aturnii^n  .He  eompose  de  hix  pteds,  plus  iine  syllabe  Ion- 
g'iie*!  cVüt  uu  sejUenaire  lamhitjue  eatalectique.  Le  pied  pur  est 
le  cinquienu!  pied  L'iauibe  peut  se  trouver  ii  toutes  lea  aatres- 
pbicew,  ainsi  que  le  spomlee.  Lanapente  trest  pm  reQU  aux  qua- 
trieme  et  cinfjuieuie  pii'ds,  le  tribraque  aux  deuxieme.  quatrreirm 
et  cinqiiieine,  lo  dactyle  au  premier,  deuxieme  et  einquieme:  le 
pyrrhique  ne  se  trouve  quau  troisieme  et  au  sixifeme  pied,  Xalu- 
rellement  le  trocht^e  et  cxclu.  En  d'autres  ternies,  on  peut  trouver 
au  premier  pied:  Yambe  et  tribraque,  spnndee  et  anapeste;  le  dac- 
tyle ne  sy  trouve  [uih,  parce  tjue  ia  derniere  syllabe  courrait  chancc 
d'^tre  allony^ee  par  la  coupe.  Au  deuxieme:  lambe,  spondee  et 
anapesle,  Ic  tribraque  et  le  dactyle  etaiit  6castes  pour  la  raision 
que  je  viens  de  donner;  au  trnisiemc:  pyrrhique,  Vanjbe,  tribra- 
que, spondee  et  ses  »ubstituts;  au  quatrieme;  Ifambe,  spond6e^ 
dactyle;   au  c  i  n  q  u  i  t'  m  e  Yambe ;   au  m  i  x  i  e  m  e  comme  au  troisjerae. 

2)  Des  Heparations  de  mrds  roupent  le  vers  en  <iuatre  parties 
distinctes  eomprenant  retipeelivement:  premier  et  deuxieme  pied^ 
troiMeme  pied  et  septieme  demi-pied,  huit;^me  demipied  et  ein- 
quit'tne  pied^  fin  du  vers.  En  outre,  autant  (jue  possible,  les  pre- 
mier et  cieuxieme  pieds  wont  form  es  chactin  par  un  mot.  Entre  ces- 
differents  menibres  rinatUH  ejst  licite:  la  syilabe  finale  de  chacun 
d'eux  est,  par  suile,  consideree  conmie  indifTe reute,  La  coupe  prtn- 
cipale  et  invariable  eöt  la  coupe  hepihcnnmere;  la  coupe  telrathe- 
mimere  et  la  coupe  decatlieinimere    peuvent»    au  besoin,    ^tre  de* 

fdacees  d'un  demiqnedj  surtout  lorj^qiill  y  a  des  noms  propreö  dans 
e  verH  ou  qu'il  se  terndne  pur  un  mol  de  deux  longues. 

4}  Le&  :irnc  et  4«"*'  ilend- pieds,  coTume  les  8tne  et  c|me^  c'est-ik-dire: 
ceux  i|ui  termineni  Ii\h  premier  et  troisi^me  iiiembres  peuveut  Otre 
remplaees  par  une  longue  prolouf^ee;  une  V»reve  finale»  assimil^e  k 
Tine  loni^iie,  peut.  jouer  le  role  de  lonfjrue  prolongee,  Quand  il  est| 
necessaire  de  plaeer  k  Ja  Hn   du  vera  un  mot  de  deux  longues,   e 


VI.  Italisch, 


r 


Ä11&    ce   cRs   senleinpn t^   la  meme    facijlt^  est   doniiee   j»our  les 

lemi-pieds  12  et  13,     [V^i^l.    zur  SaturniertVag'e  die  Reftjrjite   von  F. 

kutsch  tu  Vollmiillers  Jahr^sb.  4  I  S.  «5—87,  H.  Gledilseii  m  Bur- 

lians  Jahresb.  lOi,  S.  42—41  und  lief,  ebenda  lOG,  57—62]. 

164.  MaureDbrecher  B.  p'orscbting'en  zur  lateijiischeti  Spracbg:e- 
sebichte  und  Mt^trik,  1.  Heft:  Iliarus  und  Verscbleifuti^  im  alten 
Latein,     Leipzig  Teubner,     VIH,  26i>  S.     7  M. 

Inbalt:  Einleitung'-.  Hiatus  und  Verschleifuny.  Geschiebte 
-der  H iat US fra^re  <  S  1  —15),  E  r  8 1  e  s  K  a  | u  1 1*  I ,  Auslautendes  m 
lind  .V  in  der  Poesie  (S,  Iß— 10*j).  Einieiuin>r.  AidalJ  vou  m  in 
^ier  S|H'aehe.  Hiatus  und  Vei'.scbieifungf  vou  m  bis  Plautu.H.  Voi*- 
beuu*rkuuj^eu  und  Grun^lsätze  zur  Statistik  der  Ver«e!deirun«»\  Der 
Hiatus  ein.silbi;rei'  Woi-ti^  bei  Plaututi  und  in  der  nrehaisehen  Fr>esie, 
Hiatus  niehrsiibij.rer  Worte  in  Senkun^;.  Der  Hiatus  iu  Hel)ung. 
Erklär II n-j  des  Iliatutj  durch  Erhaltung:  des  Auslauts.  Der  Nasnl- 
Tokal  und  der  Hiatus.  GeMebichte  des  Nasalvokala  (des  auslauten- 
deu  m)  in  der  \  erselileirun;^  bis  600  n*  Ohr.  Der  Auslaut  s  iu  der 
Sprache  und  in  di'r  Pofsie.  Zweites  Kapitel.  Das  abiativische 
</  in  der  Litleratur  (8.  107  —  146).  iLialeiiun^r^  Inselirittliche  Ab- 
lativfornum.  Hiatus  und  Ver^jobleitung-  «ier  Ablative  in  der  archai- 
schen Litleratur.  Die  t/  Formen  und  der  Hiatus  der  Peröonalpro- 
Tinniina  bei  Plautus,  Der  Hiatus  der  Ablative  auf  ö  bei  Plautus. 
Die  Ablative  auf  /,  -w,  -ä  und  -e  bei  Plautus.  Geschichte  der  Ent- 
wicklung'' der  (/Fortneu  bei  Plautus.  Drittes  Kapitel.  Der  Hia- 
tus  bei  Plautus  und  im  Altlateiu.  All^'en\eine  ErwHgutioren 
gegen  und  tür  den  Hiatus.  Der  Hiatu:^  (»insilbiger  Worte  bei  Plau- 
ius.  Die  einsilbigen  Worte  iu  der  arebaischen  Poesie,  Der  Hiatus 
in  Diilrese  und  Pei^sjoueuwechsel.  Der  Hiatuö  naidi  -ae  bei  Plautus 
und  in  der  alten  Poesie.  Der  Hiatus  in  Senkung  nach  n  und  -i 
bei  Plautus.  Dir  plaufinisehen  Htate  in  Senkung  nach  -o,  -«,  -e.  Die 
Hiate  iu  Hebung  bei  Plautus.  Der  Hiatus  in  der  übrigen  arehai- 
4schen  Poi'sie.  Gescliichtliche  Übersicht  über  Hiatus  und  Verschlei- 
l'ung  im  alten  LaleitL  Der  Hiatus  in  tJlisur.  Zusammenfassung  der 
Resultate  für  Plautus.  Anhang  zur  Statistik,  Die  unsicheren 
AVrschleifungen.  Zur  Beurteilung  der  H^iubgkeit  der  Verschleifung 
unc!  ihrer  Gattungen.  Nachträge,  Namen-  und  Sachregister.  Stellen- 
de rxei  eh  nis. 

Die  kritische  Frage  tiach  der  Berechtigung  des  Hiatus  in  der 
|)lautinischen  Überlieferung  kann  nur  gelöst^  werden  durch  ver- 
gleichende statistischr  Analyse  dieser  Überlieferung,  wobei 
Hiatus  und  V^'erschleifung  in  gleicher  Weise  zu  berücksichtigen 
und  alle  Konjekturen  zunilchsl  auBser  Auge  zu  lassen  sind. 

Resultate  (S.  281-232,  235);  berechtigte  Hiate  der  |dautini- 
bchen  Überlieferung  sind  1)  einsilbige  Wörter  in  aufgelöster  Hebung; 
2)  in  allen  Senkungen-  H'i  mehrsilbige  Wörter  auf  ne^  i,  u,  t?,  «,  m 
in  Senkung;  4)  mehrsilbige  Wörter  auf  ^  w,  m  m  Hebung  ohne 
Kürzung;  n)  einige  einsilbige  Wörter  in  ungekürzter  Hebung,  nöm- 
lich  guoi,  ^'^e,  rem,  f*t  und  die  W'oile  auf  i;  6)  Hiale  in  Diärese 
Tind  7)  im  Personenweclisel;  wahrscheinlich  ist  die  Echtheit  des 
Hiatus  der  Endsilbe  mehrsilbiger  Worte  in  aufgelöster  Hebung. 
"Neben  diesen  allen  bleibt  ein  Rest  solcher  Hiate.  die  mit  Sicherheit 
äIö  Korruptelen  erklärt  werden  können;  wann  sie  in  tinsere  Clierlie- 
ferung  eingedrungen  sind,  bleibt  unklar;  sie  verdanken  ihre  Ent- 
stehung zweifellos  der  falschen  Analogie  nach  den  echten  Hiaten. 
Ihre  Zahl  war  nicht  sehr  gross  im  Plaiitinischen  Texte;  in  Betracht 
Ikonimeu  hierbei  nur  1)  Hiate  in  Hebung  oder  Senkting  nach  kur- 


212 


Vir,  KeltUcb. 


zem  Auslaut  (|f,  äi,   2)  Hiritc  iu  Serikunjf  nnch  ^.    3)  ef 
inehrsilbi<i:e  Worte   \n    nngokürzter   Hebui»*r    ausser    den    olieii   ^«-1 
naiuiten.     Thrc*  F'.tiecli^i^uTi^   ist  der  titedcren  Textkritik  zuzuwei»<*n 
In  100  Vi^rKei)  koniiut  jriier  It^tjitiirie  Hiatus  *Mii8iH»i*4*er  \Vf>r«f  ],3ru«Ü 
die  anderen  [nMch  M.  hereelili^teu)  4tnfil,  die  Verechleifun^  147,5  in« 
vor.     Vgl.  LC.  IHim  Si>    J*K7-9fi9    und    1085-1066    {F.  Skiitsch   ood 
Eiit^r^tiun^  B.  Mauren tuerhers). 

265.  Beiinett  C.  E,   Rliythmie  Aueent  in  Andent  Verse,  Am.  Jouro 
Phil,  20,  Al2-i'2H. 

B.   verteidij^t  neineu  Aufsatz:    What  w«b  Ictus   in  Latin 
sody?   Am.   Journ.    Phil  19,  3*^)  W.     jAiiz,  11    Bibliogr.   VII    No.  ISH 
geg'en  G.  L.  HendrickHonn  Anjirnff  Am.  Journ.  Phil.  20,  19K— 21(l] 
Hendrieksoti    erwidert    mit    etnern  Cntiiinent  on  Professor  BenneU*! 
Rpply,  ebenda  S>  439-434. 

iH]6.  Mari  U.    1  trattati  medievftli  di  ritmica  latina.     Milano  HoepILl 

124  S     5  L 
:2G7.  Mari  G.    Ritnio  latiiiö  e  ternnnologia  ritmica  medievale  SM 

di  tilol.  romanxa  8. 
2B8.  D(eBcJieeniaecker)  St.  TI,  Tab!e»ux  synoptiques  de  1a  quatUllJ 

latiue.     Gj-ainniont  Vau  Nieuwenhove.     20  S,  4**, 
Müncberi.  Gustav  Herbij^. 


VIL    Keltisch. 

L  Sommer  F.    Der  kelüj^elie  Sprachntamm.    Beilaj^e  zur  Münchens 
Ali^enieinen  Zeitun*^  18.  u.  19.  XII.  1899. 

2.  d'Arboie  de  JubainviUe  H.  Cours.  de  littörature  celtiqne.  ToraeV] 
La  cjvilisatioii  des  Celtes   et  eelle  de  Tepopöe  homenque»    Pari« 

3.  Holder  A.     AltceJtibcber  Sprachschatz.    IL  Lieferung^:    Mediota 
nmn  —  Norici. 

4.  Thurneysen  \i.   Der  Kalender  von  Colio-ny,   Ztschr.  f.  celt.  PhlLj 
2,  52:i  tf. 

5.  Esp^randieu  E.    Caiendrier  de   Coligny   (Ain).     RecoDutimiion, 
Vgl.  R.  C.  20,  100. 

6.  Eousselot    Lbm  artieulations  trlandatües  6tudi6ei»  A  l'atde  dn  pA- 
lai.H  artiliciel.     La  Parole  1,  241— ßS. 

CeUe  6tude  tres  resireinle  des  nrticulations  d'un  seul  IrUudai»^ 
nouiü  perrnet  de  reeonnaftre :    1^  Llntiui*nee  reciproque  des  voyel{fi4^ 
8ur  les  cöiisonne.s,   des  eoiisounes  Mir  len  voyelleH,   ou   de»  voyrlle*-^ 
et  des  consonneH  entre  eile»;    2**  L'inHnenee  des   groupements  syo* 
tactiqiies   oti   de  la  niorpholog'ie  sur  les  articulations;  3<^  L'eteiidue 
des    variantes  daiis   la    place    d'articulaüou    que    peut    prehenler  Uli 
merne  son  saus  perdre  soti  idenlit^-  acouötique;  4"  La  dilTerenoe  di-] 
force  qui   existe  entre  tet*  consfumes  initiales  et  les  finalem,   entr 
les   enn.HOHues   finales  elle.s  m^mes  suivaut  qu  ellea   sout  apr^i*  unfl 
voyelle  ou  une  autre  eonKonne;  r>*'  La  possibilite  de  prevoir  d*Äpri 
un  trace  la  tnarche  futiire  d'une  evolutioii;  6^  La  realit^  des  mouil*] 
leeH  k'  i/'  r  ir  s'\    1^  Enlin   la   neeessjte  d'une   chroriolo«:ie   en  pb<^J 
n^tique»  si  Ton  veut  rameuer  k  la  rfegle  les  irregrularit^s  apparente 

7.  Pedersen  H.    Irsk  Literatur.    Dansk  Tidsskrift  1899,  S.  709-72« 

Bebandcit  haupteUeblieb  die  alten  irischen  Heldensagen« 


VII.  Keltisch.  273 

8.  Stokes  Wh.    Hibernica  (F()rtst;tzung).    KZ.  36,  273  ff. 

18.  A  sandhi  —  rule.  Beispiele  von  Wandel  auslautender  Te- 
nuis  zur  Media  vor  stimmhaftem  Laut.  19.  The  sound-groups  apn^ 
epn,  ip7iy  opn^  upn:  in  apn^  epriy  ipn  schwindet  p  ohne  Ersatzdeh- 
nung".  20.  Vcwel-flanked  p.  Weitere  Beispiele.  21.  Enclisis  after 
interrogative  particles:  auch  nach  interrog.  co.  22.  Two  prepositio- 
nal  prefixes.  am-  in  arnigim  aus  *{p)ar{ä)n-;  eh-  in  eb-lim  aus 
*eb  alim  zu  skr.  ahhi.    23.  merbligim  'wimmele'  zu  moirb  'Ameise*. 

9.  d'Arbois  de  Jubainville  H.    kt  indo-europ6en  =  cht  celtique. 
R.  C.  20,  116. 

Wird  von  den  Galliern  mit  XT,  von  den  Römern  mit  CT  oder 
T  wiedergegeben. 

10.  Strachan  J.    Final  Vowols   in    the    F^lire  Oenguso.    R.  C.  20, 
191  fF.,  295  ff. 

Untersuchung  über  die  Reimverhältnisse. 

11.  Zupitza  E.    Über  Doppelkonsonanz  im  Irischen.    KZ.  36,  202  ff. 

Untersuchungen  über  die  orthographischen  Verhältnisse  in 
den  air.  Glossen,  im  Mittelirischen  und  ihre  Entsprechungen  im  Neu- 
irischen. 

12.  Dottin  G.    fetudes  de  phon^tique  irlandaise.    I.  dh^gh.    R.  C. 
20,  306  ff. 

13.  Ernault  E.  Sur  la  chute  de  1'    er  final  en  breton.  R.  C.  20, 199  ff. 

14.  Loth  J.     Remarques  sur  le  Wortschatz  der  keltischen  Sprach- 
einheit de  M.  Whitley  Stokes.  (Suite).     R.  C.  20,  344  ff. 

15.  Zimmer  Keltische  Studien  17.    KZ.  36,  416  ff. 

1)  Bret.  mar,  arvar,  körn.  mar.  In  hep  mar  'zweifellos'  usw. 
ist  mar  =  'wenn*.  2)  Ir.  eneclann,  kymr.  guynebwerth ,  breton. 
enepuuerih.  Erläuterung  der  Bedeutungsentwicklung  an  der  Hand 
litterarischer  Belege.  3)  Kornisch  arluit,  kyinr.  arlwydd,  arglwydd. 
Übersetzung  des  ags.  hläfveard.  4)  Ir  cirdub,  kynir.  purdu.  Ir.  cir- 
ist  eine  Entlehnung  aus  lat.  pürus  durch  britannischen  Mund.  5) 
Seisj  Saeson:  aus  Saxö,  SaxÖnes.  6)  Ir.  cäin,  kymr.  ceiniog,  ir. 
cianog.  cäin  durch  brit.  Vermittlung  aus  lat.  canön  entlehnt,  ebenso 
cianog  aus  kymr.  *ceinöc.  7)  Air.  bdgim,  bdg  =  kymr.  beio,  bai, 
8)  Das  angebliche  keltische  Verbum  skartö  'ich  sondere  ab*.  Existiert 
nicht,  vielmehr  ess-cart,  verwandt  mit  ir.  fo-chiurt  usw. 

16.  Zupitza  E.     Etymologien.     BB.  25,  89  ff. 

Darunter  keltische:  Ir.  loss.  Ir.  folongim.  Ir.  dge.  Ir.  gobü. 
Kymr.  cyfludd.  Kymr.  llytn.  Ir.  traig.  Kymr.  chwarddaf.  kymr. 
gtvyw.  Kymr.  llith.  Kymr.  nithio.  Ir.  tarr,  Ir.  mäith,  Ir.  dergnat, 
Kymr.  cem.     Ir.  f4ig.    Kymr.  ifwdan.    Kymr.  dera. 

17.  Loth  J.     Additions  et  remarques  au  Dictionary  of  the  Welsh 
Language  du  Rev.  D.  Silvan  Evans  (A— D).    AOL.  1,  400  ff. 

bal  baille:  ACL.  1,  396  f.;  abar  daü  397  f.;  alam  gall.  a/a/'398; 
coscath  399. 

18.  Meyer  K.    Contributions  to  Irisb  Lexicography  {Alp  —  arba). 
ACL.  1,  suppl.  81  ff. 

19.  Stokes  Wh.     Fit'ty  Irish  Etymologie«.    BB.  25,  252  ff. 

20.  Strachan  J.    Old  Irish  Toglenomon,    R.  C.  20,  445. 

Zu  doglenim. 


274 


VII.  KeltiselL 


21.  Strachan  .1.    O.  Ir,  diL    ACL.  1,  471  i\ 

22.  Loth  J.     Aprtfs  —  erroan,     RC  20,  i>Of>  t     dryw  RC  20»  342  f. 

23.  Ernault  K.  Etytnolog:ips  bretonnes  11-30    MSL  11,  H,2,  S.S^?f. 

24.  Thomas  A.    De  queUjUi^s  noins  de  lieux  fraticflis  d'origriue  g»u- 
loi.se.     KC.  20,  1  ff,  438  ff. 

25.  Strachan  J.   The  Nommativt!  Pluml  of  Neuter  w  ßtems  in  Ceiiic. 
IF.  10.  76  n 

Zu  air.  rfwr 'Thränen',  Uy  trm  deit/r  aus  ^dakrü  noch  donu  pl 
'Thor*  fuis  ^duoreHfü. 

26.  Zimmer  H.    KL^kischo  Studien  18.    ßeilräufe  ^ur  altiri^chen  Gratis* 

matik.     KZ.  36,  4ni  ff. 

1)  Der  ur.HprünjrK  N,  Akk.  lUi.  dor  rz-Stänirnc*  tni  Allirischeti. 
ff  tun  'Mund'  aUK  ^genJi,  N.  Du.  zu  f/ett  *J\hnd>atd;e\  2)  Altiriftch 
a.sberi  und  asrubart  in  ilir(^r  Bi^dfutun;;'  Jür  die.  altirische  Teni[»Qt(- 
lehre.  Die  VerlialfornuMi  mit  und  ohne  ro  sind  »yiilaktisrh  vff- 
ficliieden.  Durrh  nf-  hekomint  ein  FnH't.  die  Bedoutun^  de^  Pitt*, 
quam  per  f.  od.  eif^tl.  Feiiekts,  (dn  Conj.  praeB.  die  eines  Conj*  pcrf. 
od<'r  des  Ftit.  «'xact.^  ein  hnperf.  wird  zum  Plus<|uaii»j>erf.  Ferner 
steht  ro-  beim  Conj.  inaes.  zum  Ausdruck  (dues  Belelds  oder  Wua- 
Bches,  —  Bespretdiung  der  brimnnisL'hnn  VerhiUtnisse.  —  Die  Vcr 
biilpartikri  ro-  Ist  formal  und  in  ilirt'r  Grundbedeutung"  lail  derNo- 
ndnaipartikel  rO'  identisJch^   —  Kntwicklun<^  Jra  Neuirischen- 

27.  Zimmer  11,     Gnimmaüsehe   OeitrJljre.     2.  Über  verbale  Nüttbü- 
diin^en  int  Ni-ui riechen.     Zlsehr.  \\  uelt.  Phil.  3,  61  ft". 

28.  Strachan  J.     The  Suhijtantivo  V«rb   in    the  Old    Insh  Glossea. 
Transartions  of  the  Lnndon  Philol^gical  Society  \B^. 

Materia lüsurunlun^  nus  den  altiiischen  Glossen  und  Unter- 
such nnj»^  über  die  Anwendun<r  der  verstdiiedi'iieti  Formen.  —  Vj?l. 
KC.  20/ Hl  ff. 

2J),  Strachan  J.  GranmuUical  Nole.s.  Ztschr,  i\  eelt.  Phil.  2,  460 ff. 
F<irin«'n  aus  dtnri  Lehor  na  h-Uidre:  1)  1.  3.  s^.  pre*i.  imi,  in 
-nd,  2)  i^ret.  pa^s.  in  -iL  S)  3.  8g.  pret,  ]iass.  in  4a,  -tha,  4)  3.  hg. 
pret.  act.  in  -ht,  -tha,  4h,  5)  3.  sg.  pret.  pa»i*.  in  as.  6)  Aftixed  pr<v- 
nouns  7)  Abünlute  forms  in  the  presenc  and  luture  of  Compound 
verbs.  8)  /?o-  with  Compound  veibs.  tJ)  3,  sg,  pret.  in  ijt  m  Com- 
pound verbH,     10)  2.  pL  in  -bair. 

30.  Stern  L.  Chr.    tec,  (egach,  teckaf,  tecket  Ztscbr.  f.  celt.  Phil  3, 
135  ff. 

Im  MittclkyniriHchen  7A'ig\  der  Kotripaniiiv  noch  kidne  Ver- 
härtunf^  Hner  Media  vor  *ack;  erst  in  dur  netier**n  Spraehe  nacb 
Analo^rie  des  SujunJ.  u.  Aequalis.  —  Untersuelntntren  über  verschie- 
dene phonetische  Verhaltnisse  der  britischen  Verschlusslauie.  uäw. 
Das  Suff,  ach  =  ir.  -ave,  -ac.  (Gebrauch  bei  Substantiv«»,  wie 
pobl  ach  'Phbel'  usw.).  Das  für  den  'Wequalis"  anÄUsetxende  Sulf, 
'hat  ijil  =  ir    milth  ''Genü;ie,   Fülle'. 

31.  Loth  J,     Brodi/r,  broder,  brodorion.     ÄCL.  1,  394  ff. 

Der  nehen  brodi/r  existierende  PI.  broder  (zu  hraHHi\  ttndel 
sich  last  nur  bei  Zahhvnrrern,  Der  Wandel  zu  e  bernbt  auf  schwÄ- 
cherer  Betonung  in  dieser  Stellung'. 

32.  Loth  J,     Vn  subjonctit'  aori.ste  ^aHuis,     H.  G.  20^  79  J. 

duck  aus  *doHk-se4  *er  moire  lühren'. 


VIIL  Germanisch.    A.  Allgemeines.  275 

33.  Ernault  E.  Les  formes  de  Tirfinitif  breton  (Fortsetzung).  Ztschr. 
f.  celt.  Phil.  %  494  ff. 

Leipzig.  Ferdinand  Sommer. 


Till.  Germanisch. 
A«    Allgemeines. 

Germanische  Grammatik. 

1.  Grundriss  der  german.  Philologie,  herausgg.  von  Hermann  Paul. 
Zweite  verbesserte  und  vermehrte  Autlage.  1.  Band,  Lieferung  5 
(S.  993—1232)  (enthaltend  den  Schlass  der  Geschichte  der  engl. 
Sprache  u.  den  Beginn  der  Geschichte  der  fries.  Sprache)  und 
Band  3,  Schlusslieferung  (S.  734— -995)  (enthaltend  die  Ethnogra- 
phie der  german.  Stämme).    Strassburg  Trübner,  je  4  M. 

2.  Abhandlungen  zur  german.  Philologie.  Festgabe  f.  Rieh.  Heinzel 
von  F.  Detter,  M.  H.  Jellinek,  C.  Kraus,  R.  Meringer, 
R.  Much,  J.  Seemüller,  S.  Singer,  K.  Zwierzinn.  Halle 
Xienieyer  1898.     VIII  u.  534  S.     14  M. 

3.  Lubovius  L.  First  introduction  to  German  Philology.  London 
Blackwood.    96  S.     1  Sh.  6  d. 


4.  Wilmanns  W.  Deutsche  Grammatik.  Gotisch,  Alt-,  Mittel-  und 
Neuhochdeutsch.  2.  Abteilung:  Wortbildung.  2.  Aufl.  XVI  u. 
671  S.     Strassburg  Trübner.     12,50  M. 

5.  Lö'we  R.  Die  ethnische  und  sprachliche  Gliederung  der  Ger- 
manen.   Halle  Niemeyer.    59  S.     1,60  M. 

6.  Bugge  S.  Beiträge  zur  vorgermanischen  Lautgeschichte.  I.  Zur 
Erläuterung  des  germanischen  ai.     PBB.  24,  425—63. 

Behandelt  das  Verhältnis  von  Wörtern  \\'\m.  feili  \  fäli  an.  fälr, 
*'Das  Vorgermanische  hat  ein  reduziertes,  vielleicht  gemurmeltes  i 
(einen  Schwa-Laut  mit  i-Timbre)  gehabt",  der  "regelmässig  aus  a 
entstanden"  ist.  "Nicht  selten  setzt  germ.  ai  . .  eine  zweisilbige  Form 
des  Vorgerm,  mit  zwei  Vokalen  voraus,  die  durch  einen  Konsonanten 
getrennt  waren.  Der  erste  war  ein  kurzes  idg.  oodera;  der  zweite 
war  das  aus  d  entstandene  reduzierte  i,  dem  in  mehreren  Wörtern 
ai.  ^,  griech.  ä  entspricht.**  Heispiele:  1.  got.  *AraiM;:  Araür?-;  hraiw- 
aus  krowi-  krowd-,  —  2.  ae.  dr  'Ruder*  :  aritram.  —  3.  airus  'Send- 
bore', dazu  das  Nom.  act.  ahd.  ärundi  usw.  Der  Stamm  des  Nom. 
ag.  w  olil  urspr.  airund.  Part,  zu  air-  'rudern'.  —  4.  feili  neben  fälij 
fair  TXöjXiw  pdnate,  kelt.  {p)elniö  'verdiene*,  lit.  pelnas  'Erwerb',  Grdf. 
polayos  poUyos.  —  5.  got.  *mail :  mälam^  malinäs,  \jii\ac.  Dazu  ahd. 
mal  'Fleck',  meljan,  lit.  melys  'blauer  Farbstoff*.  —  6.  hreinn  'Ren* 
:  K^pac.  Idg.  kerdnös  'gehörnt';  Grdf.  konnos,  dazu  ablautend  k4r9nos, 
russ.  serna  'Reh'.  Weil  in  konnos  n  nach  i  foljjte,  entstand  hrainaz, 
nicht  *hainiaz.  —  7.  fraisan  :  Tieipdu)  expenor^  Grdf.  porasö-.  — 
8.  neunorw.  eim  'unschmackhaft'  neben  cemen  :  ainläs  'sauer',  amiti 
'plagt'.  —  9.  maitan  :  T^^veiv  t^titöc  t^moxoc.  Grdf.  Honiddö  :  tmoido 
:  *pmaitö  :  *maito.  —  10.  *aglaits  st.  aghalid.  —  11.  araweiz  'Erbse* 
:  öpoßoc,  ervum^  Grdf.  orowid.  —  12.  arbaips  aus  arabit-.  —  13.  öheim, 
urg.  aunhaiinaz  aus  awonkdtnos.  —  14.  meinen  :  in^voc,  |i^vuj,  ^evcTÖc, 


276  VIII.  A.  Allgeni eines. 

Wz.  mom  ,  mam-.  —  15.  eimi,  eimr  'Dampf,  Feuer'  nicht  aus  *eidmi 
wegen  der  Bedeutung;  dazu  ablautend  aisl.  ima  'Dampf*?  usw.  : 
schwed.  dial.  dm.  Grdf.  *animos^  vgl.  animus  usw.  —  16.  Hredgoian 
'die  Sieg-goten*,  zu  hröpeigs,  das  zu  kirti'  gehört;  daneben  Gen. 
Hrdbda^  anorw.  Hreidgotun,  germ.  hraipi-  aus  koriti-,  —  17.  tains^ 
Stamm  dond  :  dön-  in  ödivaE,  lett.  döni-  =  hi\jiac  :  hd  hw\ia.  —  18. 
ahd.  (alem  )  neiman  'loqui'  aus  nommiyeti,  vgl.  övo^a(vuj.  —  19.  ahd. 
cheren  'vertere';  an.  keyra  (aus  *kaurjan)\  ae.  derran  {sL}xs*karsjan) 
gehören  zusammen.  Das  ae.  Verb  stammt  aus  vorg.  *garstjö,  das 
ahd.  aus  urg.  *kairijöy  *kairrijo,  *kairzijöf  vorg.  ^gansiyöy  das  an. 
aus  vorg.  *garusiyö.  —  20.  aih  :  änqa'a^  ^vctkcIv.  3.  Plur.  vorg. 
"^amnknt,  das  aeihun  oder  3.  Plur.  amk^t  (vgl.  änäs'a).  —  21.  ae. 
wdsend  'throat',  Part.  Praes.  atc9snt-  zu  ÖLr[\x\.  —  22.  gotl.  vajlunde 
'Speiseröhre'  aus  *aivdbß-  zu  cy.  aicell  'conduit,  pipe',  d^XXa  usw.  — 
23.  ahd.  treno  'Drohne',  daneben  ae.  dran.  Letzteres  hat  wohl 
dhrond'  als  Basis.  —  24.  lerche,  Grdf.  laitürakön-,  daneben  anorw. 
lö,  lt.  vorg.  läu'-.  Basis  lau'9  (zu  laus).  —  25.  ahd.  reihkeriy  daneben 
rakjan ;  Basis  vorg.  orig-  or9§-,  vgl.  6p^yuj,  fjyant-.  —  26.  anorw. 
reiic  'Scheitellinie',  daneben  neuisl.  rdk  'Streifen'.  Zu  diesem  gehört 
ai.  rdji-  'Streifen',  ferner  raji-  'Richtung'.    Basen  rcbgi-  :  ragi  rap-. 

—  27.  breit  aus  *bhor9dhos,  vgl.  beriü,  bMi  'streuen*.  —  28.  heimo 
'Hausgrille'  neben  hammelmaus,  von  hamme  abgeleitet  ahd.  hamma 
'Hinterschenkel'  :  Kvfmri.    haiman   aus  hainman  aus  vorg.  kammon. 

—  29.  an.  feigr  usw.  aus  poqdu'yo-  zu  pakvds.  —  80.  isl.  smdri 
'Klee'  aus  *smäirhon-,  vorg.  *smardkon  :  ir.  seamar.  —  31.  anorw. 
hreistr  'Schuppen'  aus  ^karsdtro-  :  abg.  krasta  'scabies'.  —  32.  ahd. 
gameit  'vanus'  :  gricch.  ii/dTTiv  'umsonst',  air.  inmadcB  'sine  causa', 
Basis  matd'.  —  3*^.  fraiu-  aus  pariwo-  zu  pario.  —  34.  kleid, 
Grdf.  golito-  :  ßdXXuj.  —  35.  bein  neben  neunorw.  buna  F.  'Knochen- 
röhre', Basis  bon9: 

Der  behandelte  Lautwandel  soll  sehr  alt  sein  und  jedenfalls 
der  Lautverschiebung  vorausgehen. 

7.  Lö'we  R.  Relative  Chronologie  der  germanischen  Tenuisverschie- 
bungen.    IF    10,  77-84. 

ahd.  finko  :  mlat.  pincio  ist  nach  der  Verschiebung  des  idg. 
k,  vor  jener  des  idg.  p  ins  German.  eingedrungen.  Vgl.  an.  karfe 
=  Wallis,  kerp,  lit.  kärpa  usw.  We.stg.  ahd.  karpo  usw.  zeigt,  dass 
dieses  p  früher  verschoben  hatte  als  das  Nordg.;  denn  das  Wort 
wird  wohl  aus  dem  Kelt.  zuerst  ins  Westg.  gelangt  sein.  —  ae.  pcsp 
usw.,  wahrscheinlich  eine  frühe  mittelbare  Entlehnung  aus  dem 
Griechischen,  zeigt,  dass  p  früher  als  t  verschoben  ist. 

8.  Reg^aud  P.  Sur  le  jot  initial  dans  les  principaux  dialecte«  ger- 
maniques  et  la  loi  phon6tique  qui  le  concerne.  Acte,  du  XI.  Con- 
gr^.s  Orient.  Sect.  I  S.  285—97. 

9.  Ludwig  A.  1)  Das  Verhältnis  der  m-Formen  der  german.  Dekli- 
nation zu  denen  des  Lettischen  und  Sla vischen.  2)  Die  1.  Plur. 
auf  niees  im  Ahd.  Sonderabdruck  aus  den  Sitzungsberichten 
der  kgl.  böhm.  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  Prag  ftivnac. 
8  S.    0.20  Mk. 

1)  m  soll  willkürlich  aus  bh  hervorgegangen  sein.  —  2)  -mis 
aus  -mais  soll  alte  Nebenform  von  weis  usw.  sein,  die  an  die  fertige 
Verbalform  antrete. 

10.  Brugmann  K.  Der  Ursprung  der  germanischen  Komparations- 
sulfixe  auf  -özan-,  -östa.    IF.  10,  84—90. 


VIII.  A.  Allgemeines.  277 

Grht  von  Atlvei'bien  auf  -i  wie  furi^  air,  fruo  aus;  nach  dem 
Verhältnis  derselben  zu  den  Komparationstormen  auf  -iz  sollen 
sich  -öz-Formen  neben  den  Adverbien  auf  ö  eingestellt  haben. 

11.  Gosijn  P.  J.  Die  substantivierten  Partizipia  Präs.  des  ürger- 
manischen.    IF.  10.  112. 

Trotz  Kluge  IF.  6,  341  sind  die  rf-losen  Formen  der  Nomina 
agentis  auch  ausserhalb  des  Kentischen  wohl  beglaubigt.  Sie  sind 
im  Vokativ  lautgesetzlich,  desgleichen  im  .s-losen  Nom.,  den  wir 
nach  zan  ansetzen  dürfen. 

12.  Kluge  Fr.  Nominale  Stammbildungslehre  der  altgermanischen 
Dialekte.  2.  Aufl.  (Sammlung  kurzer  Grammatiken  germanischer 
Dialekte.   B.  Ergänsungsreihe  I.)  Halle  Niemeyer.  X  u.  119  S.   3  M. 

13.  Hadady  G.  Die  germanische  Derivation,  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  gotischen  und  der  neuhochdeutschen  Sprache 
(magyar.).     Progr.  Sarosalja  U'jhely. 

14.  Hinsdale  E.  C.  1)  The  Verbum  perfectivum  as  a  Substitute  for 
the  Future  Tense.  2)  xcerdan  and  tvesan.  Mod.  Lang.  Notes  13, 
(1898)  265-71. 

Sucht  zu  zeigen,  dass  die  ahd.  Verhältnisse  den  got.  nicht 
entsprechen. 

15.  Rittershaus  Adele.  Die  Ausdrücke  für  Gesichtsempfindungen 
in  den  altgermanischen  Dialekten.  Erster  Teil.  (Abhandlungen 
hrsg.  von  der  Gesellschaft  f.  deutsche  Sprache  in  Zürich,  No.  3.) 
XIV  u.  81  S.    Zürich  Seidel.    2  M. 

Wortkunde. 

16.  Kluge  Fr.  Etymologisches  Wörterbuch  der  deutschen  Sprache. 
6.  Aufl.    XXVI  u.  510  S.     Strassburg  Trübner.     8  M.  geb.  10  M. 

17.  d'Arbois  de  Jubainville  H.  Fragments  d'un  dictionnaire  des 
noms  propres  franes  des  personnes  k  l'öpoque  merovingienne.  Le 
moyen  Age.     12  No.  3. 

18.  Berger  H.  Die  Lehnwörter  in  der  französischen  Sprache  ältester 
Zeit.     Leipzig  Keisland.    III  u.  347  S.    8  M. 

Darin  Lehnwörter  aus  dem  Germanischen  (S.  309— 19);  jedoch 
behandelt  der  Verf.  die  Mehrzahl  der  german.  Lehnwörter  als  Erb- 
wörter, die  schon  im  gallischen  Vulgärlatein  eingebürgert  gewesen 
seien. 

19.  Brückner  W.  Charakteristik  der  germanischen  Elemente  im 
Italienischen.     Progr.  des  Gymn.  zu  Basel.    32  S.    4^. 

20.  Johansson  K.  F.  Über  aisl.  eldr^  ae.  cßZcd 'Feuer*  usw.  ZZ.  31, 
285  -302. 

Urgerm.  ail-  ist  Kontamination  von  aidh-  und  al-,  Germ. 
Grundform  ailMa- ;  Suffix  idg.  -eto-.  Neben  der  ^i-Bildung  faMps 
kommen  die  Partizipia  auf  -^to-  in  Betracht.  Für  diese  darf  man 
wechselnde  Betonung  und  *  daher  germ.  -epa-  -edd-  voraussetzen, 
das  zu  '-edd-,  '-Ma  werden  muss.  Das  nebentonige  e  wird  wie 
haupttoniges  behandelt,  daher  hafat,  trüadr,  truat  sagat,  lifat 
pagat,  vakat   usw.    ailedd-   musste  synkopieren:  pagt,  lifdr,  spart 


U78 


VI II    A.  AIlp*'iiu'ii»c8, 


usw»    y'jX\-  foviiiifi,  Ket^efus,  hohihi.H  i;p|r(»iiülji»r  (/e/ä/i4Sf,  ob9Qi€hi3  u^wXl 
ekir   cinruh  Verall^iMiieiiii^nin^  der  Hynkf>pit*rten  Form   etii9»Ut)d«ii«  1 

2\.  Kauffmann  Fn    hexe.     ZZ,  31,  497, 

Vt'rtt'idi^t  ae'ine  Dt^utniig-  von  hayazuitsa  (PBrB,  18,  1?>R)  |fcg«a 
S.  läk'zier,  der  A«<yö  niclit  auf  den  Wnid,  Hondern  auf  dit'  umhegte 
Flur  LH'zieht;  denn  hogustalt  kfiniie  mir  'WwIdhc&itÄcr*  heissi*n. 

22.  Kock  A.     Etynm]t>*risch  JijythoIngiBclje  Unterstichungeu.     IF,  10, 

Bo/iji.  —  ßi/ieiptr.  —   Färbaufi.  —   Fornidtr.    —   GUifmir,  ^  \ 
(Jorr.  -   Hefblindi  —  Hier,   —  Lau/ey.    —  Lttki.  —  Lopir,  —  M'uM' 
nir,  —   Ndl.  —  Nari.  —  Narr,  —  Ran.  —  Siffyn,  —  Ä^w.  —  Fä/i.— | 
Vingßwrr, 

2:i.  Meyer  li  M,    Koimlative  Ki^ennarneiK    HZ.  43,  158— 6Ö, 

Bei    d<*ri   g-erman.  Eigonnsiinon    Ist  jirin/.ipiell   ein   ^iilcr,   Vf 
stlfndticht'r  Sinti  aTr/ainfliiui'n,    Nann*n  wie  Ifiidvf/tind,   Fr^degunät,] 
Si^/rfridf   Wolfram  ilürfVii  jedotii   n'whi  als  nnlerordncndi'.  M»iidemj 
müssen    alw    bcior  dn  endt-  Komposifa   ^efasst    wertitM».     \Vi<'  etnrnj 
in    nipdfrner    Zt?it    di*r    Drippidnanie  Peter-PanI    j^ei^rtdiitn    wird,   «o  I 
kf>nnte  ein   V^ertdirer  Wodans  siVinon  Sr>lin  nach  den  boidrn  lieilixeii 
Tieren  den  Gottes  nennen.     SIgefrtd  'der  Sie^^  nini  ^et>wtijtcfen  FiieHea 
besilÄt*.      ¥ji    i<iht    2  Ilauprklassen    der    I)vandvat»><nieii ;    i)   rcchtei 
W  n ] r p c n  n  a  111  e n  w i e  fto twle iti ,    Uifke t U   'i\tn\    denn    Th ov    und    df r 
OptiTHfein  heilijLT  sind',    'der   den  Wolf  nnd   dvu  Re.nsel  im  W/ippcnJ 
führt'   und  2)  die  So^ensnatn  en  \vU}  Gundfrid,   Hruadlauy   n. 

n.  Möller  H.     Chalti  und  Hessen.     HZ.  43.  172-80. 

Ge-^en  Braune  IF.  4,  341  JT,     l>ie    Chatii    der    Rntner    werd^^n] 
von  dem  HtÄnemf a ii  als  i h r e i n  LI r si t z  n u s|^ e ;j: a n ^en  he i n ^  gra d e &o  w »e  | 
die  Batari  ein  «^rnHseres  Gebiet  inne  Jialien  ali^  die  lieiitiore  Hetuitt^i 
Chfttti  soll  ^erin,  p/t  liabeti,    w^ilirend    in    ChaHuarii    (a€\  Hetwart)A 
obwohl  sie  mit  den  Cliatten  verwandt  sind,  ur*4-eiin.  tf  anzunelMnen' 
sei;    die    Stannnsilbeu    beider   Naini*n    sollen    nieht    verwandt    ncih, 
Strabos  XdrTou   das  Braune  für  die  Existenz  eines  *rerm.  ti  in  Chatti 
hetanKieht,    ^ehe    ant  die   rorn.    Namenst'ortn    zurück,    bewei»**  äUo  < 
nichts.     Der  Einwand  Braunes,    dass  Cbatti  ynn  400— 70(i  erscheirnäv  I 
erst  e.  7:?0  Ihts.si  auftrete,  der  Prozens  dt'»  Überorangs  von  ii  %u  n  \ 
also  öehr  iun^  sein  müsse,    obwohl    schon    im    Got.   um   400  sm  ftiri 
altes  tt  auttrete,  mü  unzutndTeiHi,  da  das  tt  von  Chatti  nur  für  die 
Aussprache    in    der  Zeit   der  ersten  Entlehnun*»'   (im    lerjtttin  Drill«-!) 
des  I.  Jbs-  V.  Chr.,    spiitestens  unter  Drusus)  Gülti^^keil   habe.     l>ie| 
phonetischen   Einwendungen    Braunes   {regten    den  Über^ani?  eine 
ur^ernr.  pft  in  a,v  sind  samtlirh  nicht  stichhaltig', 

2b.  Uhlenbeck  C  C.     Ehc-r.     FBrB.  24.  m^-44. 

Gegen    Berm-ker  IF.  8,    ^^83  f.     Meillets   Erklftrun^r   von   slav, 
veprb  aus  Kontamination  von  ^voprh    (aus  "^oprt»)    und    *jepri¥   (nu 
*eprb),    vg-I.  IF.  5.  732  f,    ist   unstattha<t,    da    die    aslav»    r-Prothe* 
nieht  vor  o  eintritt.     Im  Ge|2^enleil  beweiöt  ab*jr.  serb.  riitw.  polu.  airal 
'VVespe\  dass  iia  Ui^slav.  /'  vor  o  soj^ar   verloren   prehen   konnte,    tri 
in  rcprb  also  idg',  vielleiclit  veprh  :  ebitr^^  vrmbhfi-  :  rsabha-,  —  Dm  ' 
Verhältnis  von  aperizn  eöwr  ist  rein  lautlich.     Beziebun^  Till  pabh* 
abzuweisen  :  i/fibhati :  Z^cpnpoc  =  yttt/dm  :  Zujöy. 

26.  Wilbrand  J-  t'ber  die  Namen  'fetitonen  und  Teutoburg.  ZwöUre 
Jahresbericht  des  histor.  Vereins  Jür  die  Grafschafl  Kaven£iber| 
1898. 


VÜLATÄliiemei 


27-  Wood  Fr.  A.  Germ  an  ic  etymologies.  Mod.  Lang-,  Notes  13 
(I8t»8),  81-88. 

VgL  AnK.  11,  Abt.  IX  A  Nr.  21.  Bt^h«indelt  werden  aiij^ser 
den  A.  a\  0.  genannten  Wörtern  aha  und  airus  noch  3)  brunjö. 
4)  dulpa.  5)  fast  an.  C)  dauhts.  7)  jn/h  8)  kunawida,  9)  ganip- 
nan.  10)  gahtrnjan.  11)  j5^^//^.  12)  fäain\  kfeipra.  13)  ib-datja^ 
ib  uks,  li)  höpan,  lb)ni\.  hvelpr.  ]6)swari»,  \1}  bimaüljan,  IS)  swaran, 
19)  haufijan, 

28.  Wood  Fr.  A.     Eiy unlogisches,     PBrB.  24,  529-33. 

L  ^rt«/ :  x^^'^oc  ^Sart\  —  2.  fraifS  :  gaitdziii  'heulen',  —  3.  ffe-hiure 
:inhd.  hüren  kauern',  \g\,  hold  '^inädig,  herablassend*.  —  4.  aish 
^ra  'unthätig  sein',  engh  i:oiver  'kauern* ir^ppöc  'rund,  gekriinnnr. 
—  5.  hnasqu.s  auH  ^tinothtjo- :  kdftdu  'l»eisse\  — ti,  Ttf/w  au«  nfktjo: 
ndsati  'erreicht'.  —  7.  ahd.  gtsal  mit  »nir.  gialt  zu  haereo.  —  S.  makr 
'Alp'.  :  ru.ss.  kikimora  TTCspensC  pohi.  m^ro  'Alp*.  —  9.  aeU  ae-la* 
(Wz.  Ät  öiien')  dm^  Säen,  SJlezeit,  Jahreszeit,  Zeit'  vgl.  safioiiiahon. 
Das  Adj.  bedeutet  'zeitgeninsH,  pas^send'.  VgL  ae.  «?cri  'Zeit,  günstige 
Zeit,  Glück*.  —  10.  schraube  :  ifirüputf  'spitzer  Stein',  cKopiriöc  *8tKch- 
lig'.  —  IL  ae.  .sfridim  'iichreiten'.  ahd.  sij^itart  'streiten';  Grund- 
Bedeutung  wohl  ^ausMreckeiJ,  wonaeh  trachten,  s,  aivstrengen*.  — 
12.  engl  throe  %Schmerz'  :  pjHinan,  dräen,  vgl  iorqaeo  'drehe,  pei- 
nige' —  VÄ,  üträfemi}.  prafian  'antreiben;  tadeln,  züchtigen*.  — 
14.  ahd.  ziduhiri,  Ba.^iB  vorg.  dhffo  Wz  dl-  dSi-i  dazu  lett  dejunis 
'gehnhlter  Bienenstock*,  dejete  ^Bauin,  worin  ein  Bienenslock  aus- 
gehöhlt iijt*. 

Zur  A 1 1  e  r  t  ii  UKs  k  u  n  d  e  ii  ii  d   E  t  h  n  o  g  r  a  p  h  i  e. 

29.  MüllenhoflF  K.  Deutsche  Altertumskunde.  4.  Band.  2,  Hlime. 
XXIV  u.  S.  385-751.     Berlin,  Weidmann.     1900.     10  M. 

30.  Heyne  M.  Das  deutsche  Wohiiungswesen  von  den  ältesten 
geschichttichen  Zeiten  bis  zum  Bi.  Jh.  Mit  104  Abb.  (Fünf  Bücher 
deutscher  Haui<altertütner  Bd.  1.)     Leipzig  Hirzel,     Li  M. 

31.  H^mpl  G.  The  origin  of  the  runes.  Jaurn.  Genn.  Phil.  2^ 
370-74. 

The  runes  are  ha«ed  on  a  Western  Greek  aljdiahet  diflfering 
but  little  from  the  Forme llo  aiphabet  and  that  in  the  direction  of 
certttio  other  Western  alphabetn,  tor  examplc,  the  Venetic,  the  East 
Italic  ^or  'Sahellic \)  and  the  Gallic,  and  the  adoptinn  of  lhi.s  aiphabet 
by  the  Gerrnanic  peoplc  took  place  about  f>00  B,  C,  at  whicii  tinie 
the  Chief  changes  thal  differentiate  Gertnairic  fcspeech  Ironi  tlie  reinai- 
ning  Indo-European  languages  had  taken  place. 

32.  Kauffmann  Fr.  Gennani.  Eine  Erläuterung  zu  Tadtus  Ger- 
niatiia.     Kap    2.     ZZ.  31,  1—4. 

Die  helgischeii  Gennani,  die  splUer  Tungri  hiessen.  haben 
mit  ihren  Vcrhiiiideten,  ehe  sie  das  rechtsrheininche  Land  vor  den 
Germanen  rMutnten,  politisch  unter  germanischer  Oberhoheit  ge- 
standen, bildeten  also  damals  eine  natio  Germanorujn.  Eben^io 
werden  die  pannonischeii  ftst  als  (rermanorum  natio  bezeichnet. 
Beidemal  wird  durch  mdio  die  politische  Abhängigkeit  Ireind- 
hprachiger  Stiininie  l)ezeichneL  Später  rUumten  die  unterworfenen 
KeltensiAninie  den  Siegern  das  Feld.  So  kamen  politisch  zu  den 
Transrhrnaneii  gehörende  Vnlkerscharen  unter  dem  Namen  G'er- 
mani.    Alle  Eindringlinge  wurilen  in  Galüeu  so  benauut;  von  ihnen 


280  VIII.  B.  GotiBch. 

M^iirde  der  Name  auf  vias  ganze  Volk  übertragen,  zu  dem  sie  poli- 
tisch gehörten  und  von  dem  sie  ausg^egangen  waren.  So  bürgene 
sich  in  Gallien  der  Name  Germant  ttir  alle  Transrhenanen  eiu. 
Hier  fanden  diese  ihn  später  vor  und  adoptierten  ihn  selbst. 

33.  Hedinger  A.  Die  Urheimat  der  Germanen.  Mit  einem  Nach- 
wort von  H.  Hirt.    Neue  Jahrbücher.   2.  Jhg.   3.  Bd.    8.  Heft. 

34.  Stein  F.  Die  Stammsage  der  Germanen  und  die  älteste  Ge- 
schichte der  deutschen  Stämme.    Erlangen,  Junge.    80  S. 

35.  Wilbrand  J.  Zur  Keltenfrage.  Beilage  zur  Ailg.  Zeitung  1899 
Nr.  268. 

Macht  auf  die  Widersprüche  zwischen  MüUenbofTs  und  Meitzens 
Keltengrenzen  in  Deutschland  aufmerksam.  "Hat  es  in  Deutschland 
vormals  auch  Kelten  gegeben,  so  müssen  sie  Spuren  hinterlajjsen 
haben.  Gegenwärtig  aber  steht  die  Sache  ungeikhr  so,  dass  jene 
wohl  für  den  Sprachforscher  und  HiHtoriker  existieren,  für  die  An- 
thropologen und  Archäologen  aber  nicht.*' 

36.  Muller  S.    Zur  Heimat  der  Volcae.    PBrB.  24,  537--44. 

Gegen  Müllenhoff,  dass  die  Heimat  der  Volcae  'an  der  Weser 
abwärts*  und  dann  im  Mainthaie  gewesen  sei  und  gegen  Muchf  der 
als  Urheimat  der  Volcae  Mähreu  annimmt.  Vielmehr  liegt  die  Ur- 
heimat zwischen  Leine  und  Rhein,  woraus  sie  etwa  um  300  von 
den  Istaevonen  vertrieben  worden  sind.  An  der  Weser,  Aller,  Leine 
lag  Jahrhunderte  lang  die  Grenze  zwischen  Kelten  und  Westger- 
manen; dort  muss  die  Benennung  'Walxöz  =  Keilen*  entstanden  sein. 

B.    Gotiseh. 

37.  Wright  J.  A  primer  of  the  Gothic  lang^age.  Containing  the 
Gospel  of  St.  Mark,  Selections  from  the  other  Gospels  and  tbe 
second  Epistle  to  Timothy.  With  Grammar,  Notes  and  Glossary. 
Oxford.     Clarendon  Press.    4  Sh.  6  d. 

38.  Heiderioh  A.  ICinführun«r  in  das  Studium  der  gotischen  Sprache. 
Zehn  praktische  Lektionen.    München,  Ackermann.     1  M. 

39.  Kock  A.    Zur  gotischen  Lautlehre.    KZ.  36,  571—83. 

1.  Zur  Frage  nach  dem  Wechsel  zwischen  stimmloseu 
und  stimmhaften  Fricativac.  Verteidigt  die  in  HZ.  25,  22«3  ff. 
ausgesprochene  Ansicht,  sieht  jedoch  in  den  Formen  mit  stiinmharten 
Spiranten  keine  alten  Formen  mehr,  sondern  junge  auf  ital.  Bodoii 
entstandene  Dialektformen.  Boispiele  dafür,  dass  der  Wechsel  rf :  ^, 
bifUn  wesentlichen  auf  der  Akzentuierung  beruht:  1)  ivenn  gihid 
lautgesetzl.  d  hat,  kann  auch  d  in  haubid  nicht  bloss  graphisch 
Koin.  2)  Hench  hat  konstatiert,  dass  in  den  Verbal  formen  d  nach 
langem  Vokal  oder  Diphthong  häufiger  ist  als  nach  kurzem.  Dazu 
stimmt  das  Vorkommen  des  Nominativausgangs  -ds,  3)  Ebenso 
steht.cs  in  der  1.  3.  Sg.  Prät.  und  in  der  2.  Sg.  Imperat.  4)  Dass 
der  Ilbergang  p :  d  sich  häufiger  beim  Verb  als  beim  Nomen  findet, 
beruht  auf  der  vorwiegenden  relativen  Akzentlosigkeit  der  Verhal- 
lormen  im  Satzzusammenhang,  vgl.  z.  B.  das  moderne  Schwedisch. 
Unklar  ist  der  Wechsel  s :  z. 

±  Der  Wechsel  -rsir  im  Nom.  Sg.  Gegen  Hirt  PBrB.  23. 
329  f  Die  illtcsten  nord.  Uuneninschrifteu  sprechen  dagegen,  das» 
das  Got.  in  der  Behandhing  des  -.v  die  idg.  Akzentuation  wider- 
spiegle.    Da  siih  die  verschiedene  Behandlung  des  -ä  aufs  Got  be- 


VÜL  II  Gotlsdi. 


2H1 


schrilnkt,  nniss  sie  au»  dem  Gat.  erklärt  werrlcii.  Nach  Kock  ist 
fier  Werhsel  nicht  lan^e  vor  WulÜiii  tluicb  die  gotisvln:^  Akzeu- 
tuieruii^  ht^ivorgeruren  worden.  In  vurwulfik  Zeit  rudig^ti^  der 
Noiii.  Sg-.  Überali  aut*  -z;  dnnuis  entstand  rv  in  Sdben  nift  Fortis 
(Hauptton),  -r  in  iSilben  ohne  Fortiö  (alsn  m  Silben  mit  InlorMs  oder 
Si'niirnrtiBl,  Also  horx^  gättrs,  akr»^  figg^'S,  fadrs  i  uusar,  k'affar, 
anpar  usw.  Aueb  .stiur  bierher,  da  iu  uneebter  Dipbtiiong'  ist,  der 
sehr  leitdit  zweisilbig  gertprnelien  wird,  In  fnunahaur  mt  r  nach 
Seiiiilortis  entstanden.  Auch  wair  muss  aus  der  Komp.  erklärt 
werden.  V;.^:!.  das  fürs  älteste  IslUndisebe  bestehende  Luut^iresetss, 
wonaeb  -nr  (aus  nl^)  iiaeb  kurzem  Fortinvokal  bleibt,  naeh  JntbrtiH- 
oder  Sem üortis vokal  zu  nn  wird. 

Hinweis  auf  Arkiv  N.  F.  2  (J889),  26  Anm.:  Wenn  ki  \kj]  auf 
e  r*il^tf\  neitrte  dies  zu  l  Hirt  PßrR.  21,  159  f  hiit  nicht  aul  den 
EinHne>  de»  Konsonanten  *;eaebtet, 

40.  Luft  W.     Wulfila  oder  Ulfiia?     KZ.  3(J,  257-(J4, 

Der  Kosename  ist  die  Abkürzun;;;;  eines  Voll  na  mens,  der  als 
2.  Glied  wulfa-  «^'ehabt  bat.  Hier  erscheint,  wie  sebori  Fick  j^esebn 
hat,  tnr  -tcu-  ein  blosses  -w-,  Folgiieh  ist  die  biut^esetz liehe  Form 
m/Uu 

41.  Ehrismanu  O.    kiri,    ZZ.  31,  3h4. 

Vor  Lutt  und  Mikkola  hat  schon  der  Verf.  e^  auf  /«  zuriick- 
zufübren  versucht,  vgl  Literaturbl.  1895  Sp  217  ff,  —  M^ri  —  h^ 
-h  i  (Adv.  AtT'V  4-  Fartikel  h  wird  bei  ntichdrüeklicher  Betonung  des 
2.  Eh^nienfs  zu  he-rl  und  dies  zu  hiti. 

42.  Pipping  H.     Über  den  >fot  Dat.  PI.  nahlam,  PBrB.  24,  534—36, 

Das  adverbiale  nahtam  nach  dat/am.  Ob  der  substanti- 
vische Dat.  PI.  ebetij'O  n:ebeissen  habe,  ist  unsicher.  Vgl,  adver* 
blal  ahd.  tmhtes  neben  nahf. 

43.  Kauffmann  Fr.     Ein  «i:otischer  Göttername?     ZZ.  31,  138, 

Genien  MüllenbofF  HZ,  23,  43  ff.     /f^re  steht  für  hore^honore. 

44.  JeUinek  M.  H.    Zu  Wulfila  Luc. 

Gegen  Warnatsch  ZZ.  30,  247. 
x6|i€vov  verschiedener  Hss. 

45.  Kauffmann  Fr.     Beiträge  zur  Quellenkritik  der  gut.  Bibelüber- 
setzung.    ZZ.  31,   178—94. 

3.  Das  got.  Matthäusevangelium  und  dieltala.  Es 
ist  durchaus  unwahrscheinlich,  da>s  Wulfila  neVien  seinem  griecln- 
seben  (Codex  eine  oder  mehrere  bileinische  Hss,  bei  der  i.  her- 
»etzuug  7M  Kate  gezogen  habe. 

4.  Die  g r i e e  h.  V  o r  1  a g  e  d e s  g o t.  J  o  h e. n  n  ese  v a n g e  1  i  u ni ß. 
Die  Hss.  EFGHSÖV  und  die  Bibelzitate  des  Chrysostomos  beweisen, 
dass  für  das  .lobannesevangelium  den  Goten  keine  andere  Texl- 
rez  eil  .sinn  vorgelegen  haben  kann  wie  für  das  Matthäusevaogeliuin. 

46.  Erbice anu  C.     Ulfila,  via|a  si  doctriua  lui  etc.    Bukarest  (S.-A. 
aus  Biserica  Ortodoxä  RomAna). 

Behandelt  baii|*!säcblicb  die  Geschichte  des  Christentums  im 
Irajanisehen  und  aurelianiseben  Dakien.  Bis  zum  Ende  des  3.  Jhs. 
11.  Chr.  sassen  am  linken  Donauuier  weder  Slaven  noch  Hunnen, 
Erst  Anläng  des  4.  Jhts,  kamen  hier  die  Goten  an,  wekdie  von  den 
dortigen  römischen  Kolonisten»  teilweise  durch  Verndtdung  ihrer 
unterwegs  gefangenen  jdirygischen  und  kappadokistdien  Sklaven, 
das  Christentum  annahmen,     Wiedergabe  grierhischer  Berichte  über 


1,  10.     ZZ.  31,  138  f. 
beidandana  übersetzt  irpocbc- 


282  VIIT.  C.  Nordgerinanisch. 

die  Goten,    Ulfila   und   die    Donauländer   (nach  L.   I.   Jaciniirskij^g 
Bericht  in  Niederle's  Vßstn.  4,  467). 

47.  Braun  W.    Die  Mailänder  Blätter  der  Skeireins.    ZZ.  31,  429-51. 

Die  zahlreichen  Verbesserungen  rühren  z.  T.  von  einer  zweiten 
Hand  her.    Für  gafvatjandin  Ic  ist  gafvotjandin  zu  lesen. 

48.  Möller  H.    Zum  got.  Epigramm.    HZ.  Auz,  43,  103  f. 

Gegen  Luft  HZ.  Anz.  41,  392. 

49.  Kauffhiann  Fr.  Zur  deutschen  Altertumskunde  aus  Anlnss  des 
sogen.  Opus  imperfectum.     ZZ.  31,  451—63. 

1.  Das  Königstum.  (Germanische  Anschauung  vom  König. 
tum  zeigt  sich  im  Op    imp.) 

50.  Braun  Th.  Razyskanija  v  oblasti  Goto-slavianskich  otno^enij 
(Untersuchungen  auf  dem  Gebiete  der  gotisch -slavischen  Bezie- 
hungen). I  Die  Goten  und  ihre  Nachbarn  vor  dem  5.  Jh.  Erste 
Periode:  Die  Goten  an  der  Weichsel.  Mit  2  Karten.  Sborniiv 
otd.  russk.  jaz.  Akad.  64  N.  12.  Auch  als  S.-A.  (S.  Petersburg, 
Akademie).    XX,  392  S. 

Die  geographische  Lage.  Die  Westnachbarn  der  Goten.  Die 
Südwestnachbarn.  Sarmatien.  Exkurs  1.  Ethnologie  des  Karpatlien- 
gebietes  vor  der  Ankunft  der  Slaven.  Wann  und  woher  kamen 
die  Goten  in  die  Weichselebene?  2  Das  Motiv  des  skandinaW- 
sehen  ürstammes  und  anderer  Urgermanen.  Die  Weneden  am 
baltischen  Meer.  Einfluss  der  slavisch-baltischen  Sprachen  auf  die 
wandalischen.  Schluss.  —  Anz.  von  Sobolevskij  Niederle's  Vfstn. 
4,  22-23.  Niederle  ebd.  23--8,  Brückner  AsIPh.  22,  237ff., 
Veselovskij  Izv.  II.  otd.  Akad.  5,  1—35,  Kulakovskij  Ctenija 
V  Istor.  Obsc.  Nestora  l^t.  14,  47—51. 

W.  Str. 

C.    Nordgerraaiiisch« 

a.  Allgemeines.  —  Altnordisch  (altisländisch,  färöiscb). 

1.  Jensen  O.  S.    Bibliograti  for  1S97.    Arkiv  f.  nord.  fil.  15,  278—319. 

2.  Jönsson  F.  Island  vSprog  og  Litteratur).  Salmonsens  Konver- 
sationsleksikon  9.  Bd. 

;!  Hellquist  E.  Gm  fornnordiska  sammansättningar  med  kortstafvigt 
vorb  tili  lorsta  sammansättningsled.  Arkiv  f.  nord.  fil.  15,  230—39. 
V^l.  Falk  Ark.  4.  361  ff.  An.  bardagi  und  barätta,  smid, 
'Vhfrn,  spurdiigL  svardagi,  skUdagi  haben  aU  erstes  Glied  unpr. 
Prasen>>iammen  fttiri-,  spuri-,  srari-.  fkiH-  aus  den  kurzsilbigen  ja- 
Verba  Wrjij.  sp^frja.  srerju,  skilja.  Desgleichen  wahrscheinlich  auch 
Zusammensetzungen  n^it  hrak-  \g\.  Falk  Arkiv  13.  203  zn  hrtkjaj 
und  isi.  skiipkfr  Sohöpfkrus:  zu  *skepja  ahd.  ^hepfen  ;  samsmadry 
/«rwK< »'•>««:>  zu  »«*i«»\i,  tt-mja  vgl.  nfusebwed.  *pör*imäi  spörja-i 
knin*ih,da,  s^'hon  von  Noreen  mit  hrgnj^i  vgl.  hrjf^jandi  hättr) 
in  Verbindung  gesetzt.  Exkurs:  Om  uppkomsten  af  nigra 
$venska  ord  med  betydelsen'siryk"  v.  J.  «S.^^— 39".  Belegstel- 
len für  die  folgenden  Wöner :  badd  zu  badda,  bas  zn  basa.  ba^  zu 
^^;;^v.:  aus  \;,<ii  v^d.  =  d.  biii^chtn  ,  dalj  zu  daija  vgL  nhd.  dial. 
«i\:jV^*k  .:n.  :i:udMzti .  dask  zu  daskiu  d^ng  «n  dänga,  tdä  zn  fcfä. 
jHjti:  £U  :mj<v.j.  ,<»ii.>\:  zu  »ffiiijülM.  sm*'irj  zu  ^mörja^  stryk  zn  stryka^ 


VIII.  C.  Nordö-ermaniscb. 


2H3 


4.  Kock  A,     Studim*  över  ronmordisk  vokalibation.     Arkiv  f,  nord. 
fikd.   15,  323 -miO. 

! nlmlt :  1 ,  B e b ii ud  1  i ii ^ e n  a v  u  v i d  n a 8 a I Ut r I u 8 1  med  e r- 
»  ä  1 1  n  i  n  ^  8  f  ö  r  I  li  ri  >f  n  j  ii  j:;-  ( S .  32:1 — 36 ) .  II.  B  v  h  n  ii  d  1  i  n  ^  < i  n  ii  v  i 
V  id  iias.'iiriirluH  t  in  tid  crsät  tni  n  g-st  ürUi  rj  gning",  Kxkwrs. 
B e h a 1 1 d  l i r i g-e n  a v  l j u (I f ö r h i o rl  e  1  s e »»  m/"  (S.  336  —  47).  IT L  Till 
frÄtir,iij  om  iuriytandtt  av  /?  pä  förogärnde  vokal  {S.  347—58). 
Iti  Bezii^-  auf  die  5!wei  er.steii  Abschnitte  v^].  die  abM^eieheude  Auf- 
faKsiinji'  XfireeijH  Ai.sl,  Gr  5?  t?  8i— 83  und  Asidiwed.  Gr.  §  83—81.  Als 
Resiiltrtt  seiner  Unter&jneliungeu  gibt  tk*r  Verl".  S.  359  nn:  1)  In  For- 
tis-Silben  wird  liei  Verliist  des  folgenden  Nasals  und  Ersatssi^erlMnge- 
riyi*r  n  zu  w,  wenn  niebt  in  der  folgenden  Silbe  o  mit  inrortis  steht, 
in  welubem  Falle  das  u  zu  ö  wiril:  ^funsu  zu  isL  /*r/.S'.v,  ^ihiwitr  zu 
isl.  üvih%  "^utifi^fk  zu  althchw.  «.vA,',  d!i;j:e^en  *irunMkaR  zu  altscbw. 
Ö*A"rt,  isb  f^.sfAvrr.  2)  In  relativ  unakzentuierter  Silbe  wird  iH  Nawal 
zu  ö:  "^framfunsii  zu  akschw.  fraynft'jtty  *iiriwitr  zu  isl.  övitr.  3.  Das- 
selbe iritlt  Mueb  lür  i  und  I  in  gleieber  Stellung  zu:  ^ImizaiiUtii  zu 
"^Innäfi  zu  isi.  Ivarr.  *Hhuva}Ji  zu  isl.  nlvalr^  aber  ^minn)lu  (Nom. 
Sgf.  und  GeiL-Plur.l  zu  isl.  tntia.  —  *thiript  zu  isi  Itripi.  —  4.  Da- 
gegen in  relativ  unakzentuierter  Silbe:  i  (i)  f-N^isat  zu  B  (allschw. 
€t\  2.  B.  *8ifiiLinfr  zu  rtllsebw.  .sä'vitifer.  *llnripl  zu  isl.  itrept,  a li- 
sch w.  IwrfpL  —  5)  In  Forlis-Silben  bleibt  u  vor  n  (Wiirter  wie  ker^ 
Wahl  UHW.  haben  gewöhnlieh  fi-UmUut),  wird  aber  in  Inloriin-Silben 
zu  o:  *iiitikannufaR  zu  isl.  toi'kendr,  —  6)  In  FortisäSillK-n  bleibt 
auch  i  vor  ß  (z.  B.  altgutn.  /r  =  "e*r*),  ivird  aber  in  Itilortis-Silben 
KU  er  Djjt.  Sg.  rnin  zu  >«e/if  (Opedal),  isl.  mtr.  —  1)  /?- Umlaut  von 
fi  kann  nicht  eintreten,  wenn  in  der  nächsten  Silbe  ein  a  folgt.  — 
8)  Die  Lautverbindung  tn/'(-f  Kon.sona)rt)  wird  zu/*,  in  den  übrigen 
Fällen  bleibt  das  ?«/  vorläufig,  entwickelt  i-iich  aber  Kpäter  zu  mm. 

5.  Akerblom  A.     Bidrag   tili   toikningen   aC  äkaldekvad.     Arkiv  f. 
nord.  fil.   ]'i,  2til>— 74. 

Beiträge  zur  ErklHrung  von  Ifmtstff^m/  14,  l  —  4{Wi8en),  Ifä- 
leyt/jit-tal  Ib  {\Vlsf}n],  H^ftidlantin  5,  1—4  {IVisen), 

G.  Bugge  S.     Det  okkslandske  elliptiske  Udtryk  sohetra^  sötseMim. 
Ärk.  f.  nord.  fil.  16,  200-902. 

Die  Au.^drücke  miili  HÖheira  und  med  s6lseirum  sind  von 
Möbfus  richtig  mit  "zwischen  Sonnen  fAut-  und)  Niedergang"  wieder- 
gegeben. Im  Sing,  findet  ujan  im  Altnnrd.  mhirsefr^  nienjaln  ^ofsetr. 
Es  ist  also  wahr.^eheinlieb,  dass  diese  Formen  aus  einer  Zeit  stammen, 
wo  man  im  GeruTaniseben  noch  den  alten  elliptischen  Dualis  be- 
wahrt halte»  und  das  aknord.  doegr  aus  einer  Uiit  dem  altind,  aham 
(Tag  und  Na  cht)  parallelen  Dualisfonii  hervorgegangen  ist. 

7.  FridrikSBOn  IL  K.     Vohmdarkvida  8,  1-2,      Arkiv  f.  nord.  Jilol. 
16,  95-06. 

DäH  Wort  vtgreygr  \^i  bekanntlicb  alH  repret/(ir  zu  lesen.  Die 
Bedeuttmg  des  Wortes  iüt  bisher  iioeb  nicht  richtig  aulgetasHt  worden; 
man  darf  es  am  besten  als  ''v^durbarinn^  vedurtekinn,  oder  (ekinn 
tu  atignanna^  äljerselzen 

8,  JönsBOn  J.    A  vid  og  dreif.    Sma  athugasemdir  vid  Jbrnan  kve<l- 
skap.     Arkiv  f.  nord.  tiloL  15,  376-m 

Enthlilt  Deutungen  verschiedener  isl.  Skaldenversc  1)  Jörns- 
vikingadrupa  Biarna  biskffps,  "2)  Gisfa  saga  Stirssonar,  S)  Kor- 
mäkü'itaga, 

Ansel^Gr  Xll  2  u.  X  19 


284 


VII [,  C,  Nordg-ciritiantschi 


9.  Magnüsson  E.     Vilmojriirn  or  vilmoii^üiTi '?    Arkiv  f.  nord.  ftL  15,  i 

negtni  F.  Junssoö  Ark.  L  nord.  «iL  N.  F.  10,   197.     Die  Leuari  ' 
vibn^fjitmj  Hovainjl  133,  10—12  ist  ku  hehaltrn. 

10.  Thorkelsson  J.    Beman-kninger  til  adskillige  Oldtidsdii^tc  Arkir^ 
f.  nord.  Hl  15,  219  -  2J0. 

Tiihiilt:  Bemerkungen  yai  l.  Snorri  Sturlusoii,  HAttntaL    IL  R<fk- 
gtelja,     ilL  Vellekla.     V.  BJarkanial  en  fonm.     VI.  Eiriksdnipa.    VU.  ^ 
Jamsvikinf^farlrÄlpa.     VIII.  Gcinli. 

IL  Jakobson  J.     Fterösko  Folkesagn  og  J^ventyr,   udg.   I'or  Saiin- 
fünd  til  Udgivelse   af  gammel   nordisk  Litteratur     2.  H.  S.  161  —  1 
H>il     Kopenha^-en  Gyldcudai.     8^0,     4^00  Kr. 

12.  Smasangir  og  Sälnmr  gtvnir  ut  av  Fiirnyiiiga'felag  in  Keyp- 
mnnnahavn.     Kopenhagen.    8vo,    2,  154  8t 

b)  Ruiieinnschrifton. 

13.  Burg  Fr.     Held  Viün.     Aikiv  t  nord.  filcd.  li>,  136—146. 

"Das  u/UniHf*{tf  der  linker  Runrninsehrilt  ist,  wie  üliticti,  EU 
trennen:  uifin  i,^  fmt,  bedentet  al)er  weiter  niehts  als  "VexierÄcbrill 
ist  das",  oder,  wie  der  Isländer  sagt,  riUuletur  er  pat,  uilm,  a»iS 
langem  /  zu  .sprechen,  Nom.  Sing.  Fem.,  luPHse  bibelgotisch  *tri//j>riiu, 
da.H  ein  regelrecht  zu  */r?7/jJ<m,  atii^rd.  rilla  "irret ühren"  gduldi-tc« 
nomen  actionin  wäre.  Sinne  Grundl>rdeutung  ist  also  '^Irreführung'*^ 
"Vexierung"," 

14.  Priesen  0.  von.  Till  tolkningen  uf  Tiine-stenen.  Ark*  f.  nord* 
fiL  Uy,   191-200. 

Das  wi(a[n]da-h\a)latbati  der  Inschrift  erklärt  der  V'erf,  ak 
"den  «om  surger  für,  anvisar,  gifver  (Bi^gmi  hau»)  tröd  (U|ipehälle)*= 
"huHbonde"*.  Das  Wort  ist  in  flerwelben  Weise  wie  slt>ngvnn(d)h(jutji^  , 
sveiflanidhkitjpti  gebildet.  Für  die  B».'deutung  vgl.  aga.  hUlford 
(lord»  inaster,  huHbami).  Bemerkungen  gegen  Falk  PBB.  14,  42  If» 
Der  Verf.  hegt  keinen  Zweifel,  in  derartigen  Bildungen  BelspieJe 
dar  alten  idg.  Komposition  hharad-väjaH  zu  sehen* 

15.  Wadstein  E.  Huninskriften  pA  Forsaringen.  V&rt  äldsU  lag^ 
sradgamie.  (=^Skrifterj  utg.  af  Kgl.  Humanist.  Vctensk.  Samf  I 
Upsaia  G,  3.)     Upsala.    8vo.     20  S, 

c,    Scliwedittch, 

1(>.  Fl j gare  N.  Äii  en  g^^g  det  nyfunna  fragmentet  av  Södcr- 
mannalagen.     Arkiv  f.  nord.   HloL   15,  *190— 400. 

Diplomatiiitdier  Abdruck  mit  Variantenverzeichnis. 

17.  Pleijel  H.     En  bild  af  sveuska   bibelsprilket,s  utvnckling.     Säm- 
ling af  numera  fciriildrade  eller  annars  egendomliga  ord  och  ot-  | 
tryck    t   de   klinda   delarna   af  Nya   testamentet   p4    fornsv^ensk*. 
Stockholm  (Lund,  Glcerup),     11,  80  S.  8vo.    0,80  Kr. 

18,  Pleijel  H.  Om  Nya  testamentet  p&  fornsveufika.,  Stockholm  | 
(Lund,  Oleernp).     II,'  2:5  S.  80.     0,20  Kr. 

Ut.  Söderbergh  H.  N.igra  ord  om  Bvenskt  rikaspr&k.  Peda^ogkk 
Tidnkr.  IHOII  S.  130-35. 

Bemerkuii«:en  zu  Fr.  Wulff  "Svens ka  rim  och  svetisk  uttal^. 


VIII.  C.  Nordg-ermauiseh. 


"20.  Saxen   R.    Nügra  s|)iäklig:a  Ibriimhüit;!!.     Fiiiskt  Museum  ibdd 

a  6-a  60^62. 
51.  Akerblom  A.    Till   ÖtVerg&ii^en   füv.  ö  >  y.  nsv.  ä,    Arkiv  f. 

iiord>  fil.  1^,  246—255, 

Auf  Grund  der  Berichte  der  illtcreu  schwedischen  Gramma- 
tiker mxiH^  iimri  aniM^hmen,  dass  altsL-liwpd.  ö  vor  r^  ^,  n  —  t//t,  ^fA, 
i.\  s  uuter  Eiiitlusö  dieser  Kotisionantt^n  auch  in  der  Reieh^s|*rache 
<iie  alte  offene  Aussprache  laiifre  bewahrteu,  dieselbe  Aussprache, 
die  wir  noch  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  und  in  dem  Bepnne  des 
18.  Jahrhuuderts  bei  dem  aus  ö  in  sohheu  Verbindungen  enlstan- 
cient'fi  o  vorlinden. 

22.  Noreen  A,  Inledning  tili  nrodernuiälets  rorinlära.  Grundlinier 
tili  ffirtdäsnin^ar.     Upsahi  Almqvist  K-   WikselL     15  S.  8^0, 

23.  Krmmer  li  von.  Om  trestatVjga  ords  användning  i  vers,  Peda- 
goglsk  Tidskrift  1899  S.  235—298,  865-449. 

24.  Ordbok  ötvi-r  svenska  spr/Lket,  utgitVen  af  Svensk«  Akademien. 
H.  12-l'J.  Auinana  —  Antütkte,  Baldrian  —  Barhufvnd.  Luud, 
Gleerup-     4to.     ä  l,EiO  Kr. 

25.  Brate  E.     Gubbe  ock  gitmma.     Ark.  t\  nord.  fit.  Ifi^  1K2-I12. 

Das  nensehwed.  ifubhe  ist,  wie  schon  von  Norehus  (Ark,  1»  220) 
4iugcnonimen,  aus  go/yer  bimde  entstanden.  Dementsprechend  ist 
auch  gos.se  aus  goper  non  und  gumina  aus  gop  nwper  zu  erklären. 

26.  Brate  E.     Medelpad.     Ark.  L  nord.  tiL  W,   172—177, 

Der  schwedische  Ortsname  Methlpad,  alisehw.  \kepalpapay 
ist  wahrscheinlich  aus  einer  Verbindung-  wie  mwpal  ok  up  at  ä 
hervor^eg^-an^en. 

27.  HjelmqvUt  Th.  Göh  s&som  törklenande  personbeteckning  i 
övcnskan.     Ark.  f.  nord.  fil.  lf>,  177—191. 

Das  schwedische  Wort  gös  (ein  dummer  Tölpel)  ist  urspr.  aus 
gÖSf  pl.gösar  entstanden,  das  in  der  Bcrghau-Terminolo^ie  i^ebraucht 
wird  nnd  durch  französ.  gueum  aus  dem  deutschen  Gtiss,  der  im 
Stückofen  geschmolzne  Eisenklumpen'.  Das  Wort  hatte  also  urspr. 
-einen  ähnlichen  Sinn  wie  scliwed.  kiump,  kltnis^  wurde  aber  später 
anit  dem  gleichlautenden  Fischtiameu  gös  (Lucioperca)  vermischt, 

2t5.  Kock  A.  Mgra  s^^enska  etymologier.  Nyare  Bidrag  tili  känne- 
dom  om  de  svenska  landsm&len  15|  8.  Stockholm  18119  (:>:  1898). 
8vo.    ai  S. 

Inhalt:    Bldkula,   bttikuUa;    evhmerlfg -^    faddra;   goftsfiggga ; 

gubbe ;  k  ur  i  'a-gU  mm  a  \  lern  na,  remn  a ;  7jmske  -  se  ck  \   fs  v .  ul'vx  e  j ' ;   red- 

hampnei    ris^;   skorsten,   pänkeskär   (pdHkeskor)\   sficke-pott\     vipa 

{n n dir ripti^  a Id i n r ipa\\  rw tnldrmt ;  b rngu f t. 

29.  Nordländer  J.     Jämtländska  ortnanin.  Tolkade.    Nyare  Bidrag 

tili  kännedom  om  de  svenska  laudsmälcn  15,  2.    Stockholm,  ö^o. 

28  S. 
-30.  Tamm  Fr.     Anmärkninf''ar   tili  "Valda   stjcken  al  svenska  för- 

fattare  152^—1732",    utg.    at  Ad.  Noreen    och    K,  Meyer,    üppsala 

1893.    Arkiv  f.  tiord.  tiloL  16,  U6-162. 

Enthält  zahlreiclie  Zusätze  und  Berichtigungen  zum  Glossar 
^er  schwedischen  Anthologie,  hrsg.  von  Noreen  und  Meyer. 


286  Vni.  C.  Nordgermanisch. 

M.  Tamm  F.  Gm  avledningsändelser  hos  svenska  adjektiv,  deras 
historia  och  nutida  förekomst.  (Skrifter  utg.  af  K.  Humanistiska 
Vetenskapssamfundet  i  Upsala  6,  8).  Upsala  Akad.  bokh.  1899. 
69  S.  8VO.    1,15  Kr. 

32.  Tamm  F.  Om  ändelser  hos  adverh  och  arkaiskt  bildade  pre- 
positionsuttryck  i  svenskan.  (Skrifter  utg.  af  K.  Humanistiska 
Vetenskapsamfuudet  i  Upsala  6,9).  Upsala  Akad.  bokh.  8^0.  41  S. 
0,65  Kr. 

33.  Berg  R.  G.  Ärets  valspr&k.  Nord.  Tidskr.  utg.  af  Letterstedtska 
fören.  1899  S.  609-627. 

Nach  Bemerkungen  über  die  Ausdrücke  'slang',  'argot',  'Jar- 
gon* u.  dgl.  gibt  der  Verf  Beitrüge  aus  der  heutigen  schwedischem 
'Wahlsprache*,  besonders  wie  sie  in  den  Zeitungen  hervortritt, 

34.  Gederschiöld  G.  Undersökning  af  folkspr&k  och  lolktraditioner 
i  Göteborgs  och  Bohus  län  under  äret  1897.  Bidrag  tili  känne- 
dorn  om  Göteborgs  och  Bohusläns  fornminnen  och  historia.  189G. 
25.  h.  (VI.  4.)  S.  259-274. 

Bericht  über  die  Untersuchung  der  Volkssprache  und  -Tradi- 
ditionen  in  Göteborg-  und  Bohus-Län,  die  im  Jahre  1897  unternom- 
men wurde.  Als  Sprachproben  wird  eine  Reihe  von  Volkssage» 
mitgeteilt. 

35.  Erdmami  A.  Redogörelse  för  undersökningen  af  Upplands  folk- 
m&i  under  är  1898.  Upplands  forum innes för enings  tidskrift  20^ 
127-137. 

Bericht  über  die  im  Jahre  1898  unternommene  Untersuchung^ 
der  Volkssprache  in  Uppland. 

36.  Spar  af  värmländskt  inflytande  i  Tegnfers  spr&k.  (Von  L.  Z.). 
Pedagogisk  Tidskr.  1899  S.  74-85. 

Spuren  von  Einfluss  der  wärmländischen  Dialekte  auf  die 
Sprache  Tegnfers  (Wärmlandismen)  begegnet  man  besonders  in  sei- 
nen älteren  Dichtungen. 

d.  Norwegisch. 

37.  Aasen  J.  Norsk  Grammatik.  2.  Oplag  af  omarbejdet  Udgave 
af  *'Det  norske  Folkesprogs  Grammatik".  Kristiania  Cammermeyer.. 
1899.    XVIII,  391  S.  8vo.    4,50  Kr. 

38.  Falk  Hj.  &  Torp  A.  Dansk-norskens  syntax  i  historisk  freni- 
stilling.    1.-3.  Heft.    Kristiania  Aschehoug.  48  S.  8vo.    ä  0,75  Kr. 

39.  Steffen  R.  Norske  stev.  Samlade  og  utgivna.  Nyare  Bidrag 
tili  kännedom  om  de  svenska  landsm&len  15,  1.  Stockholm.  8^0. 
205  S. 

40.  Sproget  paa  vore  Prcedikestole  og  ved  vore  Altere.  Luthersk 
Kirketidende  25,  297—9.  401-4;  26,  1—8. 

41.  Aall  A.  Det  norske  filosofiske  Sprog.  (Christiania  Videnskabs- 
Selskabs  Forhandlinger  1899  No.  2.)  Kristiania  Dybvad.  8vo.  15  s. 
0,25  Kr. 

42.  Koht  H.  Framande  folkenamn  paa  norsk.  Syn  og  Segn.  5.  aarg- 
Oslo  1899  S.  7-22. 

Über  die  Bildung  der  Völkernamen  im  Norwegischen. 


VI  IL  C.  Nordtj;^einj;uiisoli. 


287 


43.  Aasen  F.  Pniver  nf  Lftiidsmaalet  i  \nrge.  2.  Urjorave,  Med  et 
Tillu'>j:  iif  Dr.  Amuiid  B.  Lar&i^ii.  Krisiiatiia  Cüinniermeyer.  4  u, 
}M  IL  .15  S.   Hvy,     2,00  Kr. 

44.  Falk  Hj,     LandsmAIftt»   b  et  in  gelser  som   skriftsprog.    Binderen 

unter  wtdclK*n  Bedhiirtiii^en  wird  das  imrwegrisclie  '"^Laiids- 
in&  i "  S  e  1 1  r  i  t  Is  \i  vh  tc  h  e  w  urd  e  1 1  k  f»  n  ii  i*  ii  ? 

45  HiBgstad  M.  l]|iphavi^,t  til  det  nor.ski.'  frdkeinaaJ,  Syn  og  Segfu. 
fj    nnrji.     Oslo,     S.  257-271. 

Über  dt'n  Ursitruiifr  der  norwp«'i sehen  \*olkss|jraehe. 

4tJ.  Heegstad  M.  Ganuilt  trejidermaal.  Up]ilysniii^ar  um  iiianlet 
i  Treiiilelai'-  fyrr  1.^^50  o^-  ei  uiy-reidiu^  utii  vrikalverk*4.  (\lden- 
skabsselskahets^Skniierll.  Hist.tilosi.  KL  It?99  No.  3.  l'd^nvet  tbr 
H.  0.  Beniietkes  Fond.)    Kristiain'ft  Dybvad.  8vo.  4,  99  s.  2,40  Kr. 

47.  BelBheim  J.  Tvar  Aas(>u.  Folkeveiiin^n  47,  5—16,  65—75,  129 
-141. 

t\  D  rt  n  i  ö  e  h . 

AH,  Blandinger.     I-X.  —  Dania  6,  111-115,  184-188,  228-235. 

Eiitbalt  u.a.  L  Pröve  paa  eu  dan^k  s^kokdvdskrilt  von  0.  Jes- 
persen  (8.  111-13).  —  VII.  K.  Nyrnp:  KantusKe  (S.  228-30».  — 
Vin.  J  M.  Jeiiseu;  Lidt  mere  om  dekorerede  fornavno  o.  dsL  (S. 
230-33,  viil.  Dauia  2,  289;  3,  42).  -  X.  H.  Sehiichardt:  Dausks 
indfiydeJse  paa  tysk  (S.  235). 

49.  Dahlerup  V.  Hovedpunkter  1  det  dau^ke  Sprog's  Historie.  (Grund- 
rids  ved  folkeli*;'  Universitetsundervitdug:.  Nr.  1.)  üdj^ivet  af  Uni* 
ver^itetsudvalget.     Kopenhagen  Erslev.     IG  S.  8^0.     0^20  Kr. 

^0.  Ealkar  O.  Ordhog:  til  det  a^ldre  danske  Sprog-  (1300— 1700). 
Trykt  paa  Carlsberg tondets  Bekoslniug'  ifölge  Foranledningaf  üni- 
versItetH-Jubüieets  dans^ke  Sa  in  tu  nd.  28-29  H.  (Probere— R&d.) 
Kopeidiagen  (^ad.     8^<\     k  2  Kr. 

^1.  Brandes  G.  Danskheden  i  Sönderjyüaud.  Kopenhagen  Nord. 
Forla-     32  S.  Bvo,     0,50  Kr. 

52,  Jeepersen  0.  Er  dannk  virkeli«:  saa  grimt?  Dauia  <i,  77—91. 
Sanindung-    einiger    Urteile    versehiedener  Schrirtsteller   über 

<Jie  dänische  Sprache  uel)tjt  Benjerkuu'ren  zu  K.  Nyrop  Frenirnede 

Domme  oni  Dansk  (Dania  4,  1897,  S.  247)  und  zu  Visin^  Om  spräk- 

«könhet  (Göteborgs  högskolas  Ärsskrilt  1897,  9). 

-53.  Brix  H,     Om  stavelseriniet;  i  dansk.  11.     Dania  6,  30—76, 

Vgl.  Idg.  Änz.  11,  217. 
.54.  Jessen   E.     TiltöJelser  og  BerigtigelBcr  til  dansk   etyniologisk 
Ordhog.     Nord.  TidsHkr.  f.  Filol  3.  R.  8,  31-41. 

Zusätze  und  Berichtigungen  zu  dem  von  Verf.  im  Jahre 
1893  herauüigegebenen  etymologifichen  Wörterbuche  der  däniircheu 
Sprache. 

^5.  Sorensen  A.  Dansk  Rim-Ordbog.  Udgivet  med  Understottebe 
af  Ministeriet  f  Kirke-  og  Undervi^ningvcpscnet.  L— 7.  Hefte.  Ko- 
penhagen Gad.    48  S,  8^0.    i\  o,Ö0  Kr. 

.56.  Hock  Ä.   Om  prepositionen  iblandt  Ärkiv  t.  nord.  til.  15,  321—22. 


288  VI  IT.  Q.  Nordgermanisch. 

Die  dänische  Präp.  iblandtj  blandt  (schwed.  (bland,  blandr 
isl.  i  bland)  ist  aus  einem  älteren  *i  bland  at  entwickelt,  vgl.  meden^ 
aus  mcBpan  es. 

57.  Lauridsen  P.  Den  gamle  danske  Landsby.  Aarbog  for  dansk 
Kulturhistorie  1899,  S.  76—185. 

Der  erste  Abschnitt  dieser  Abhandlung  enthält  u.  a.  Unter- 
suchungen über  die  Bildung  der  dänischen  Dorfnamen. 

58.  Dansk  Navneskik.  Betoenkning  afgiven  af  den  af  Justitsmini- 
steriet  den  4.  Maj  1898  nedsatte  Rommission  ved  F.  Nielsen,  A. 
Olrik,  J.  C.H.R.Steenstrup.  Kopenhagen  Gad.  170S.  8vo.  i  Kr. 

59.  Jensen  J.  M.  Et  Vendelbom&ls  Lyd-  og  Forml«re.  Udgivet  af 
Universitets-Jubilseets  dandke  Samfund.  2.  H.  Kopenhagen  Gad. 
8vo.    2  Kr. 

60.  Peilberg  H.  F.  Bidrag  til  en  Ordbog  over  jyske  Almuesm&L 
Udgivet  af  Universitets-Jubilseets  danske  Samfund.  17.  Hefte. 
(Lettroende-Lurendrejer.).    Kopenhagen  Gad.    8vo.    2  Kr. 

f.  Altertumskunde  und  Mythologie 
(inkl.  Folklore). 

61.  Malier  S.  Notice  sur  les  fouilles  faites  pour  le  Mus6e  National  de 
Copenhague,  pendant  les  ann^es  1893—96,  traduite  par  Eug.  Beau- 
vois.  M^m.  de  la  soc.  roy.  des  antiquaires  du  Nord.  1899,  S.  229 
—296. 

62.  Olsson  P.  Minnen  fr&n  Herje&dalens  forntid.  Svenska  forn- 
minnesföreningeus  tidskrift  10,  205—215. 

63.  Poreningen  til  Norske  Fortidsmindesmerkers  Bevaring.  Aars- 
beretning  for  1898.    Kristiania.    XX,  166  S.  8vo. 

Enthält  u.  a.  Archäologische  Untersuchungen  in  Nordlands 
Amt  1897  von  0.  Nicolai ssen  (S.  1  —  10).  Altertümer  aus  Sandhord- 
land, von  B.  E.  Bendixen  (S.  16—61).  Berichte  über  Ausgrabun- 
gen 1898,  von  N.  Nicolaysen  (S.  62—66).  Verzeichnis  der  im  Jahre 
1898  zu  den  öffentlichen  Sammlungen  eingelieferten  Altertümer 
(S.  67-142). 

64.  Ett  märkligt  brons&ldersfynd.  Af  A.  H-n.  Finskt  Museum  1899. 
S.  1-3. 

65.  Almgren  0.  Ur  Herje&dalens  folktro.  I.  En  sen  kvarlefva  af 
en  forntida  tro.  IT.  Tvänne  folksägner  fr&n  Funäsdalen.  Sveuska 
fornminnesföreningens  tidskrift  10,  229—236. 

66.  Bugge  S.  Mythiske  Sagn  om  Halvdan  Svarte  og  Harald  Haar- 
fagre.    Arkiv  f.  nord.  fil.  16,  1—37. 

67.  Jönsson  F.  Sagnet  om  Harald  h&rfagre  som  ''Dovrefostre". 
Arkiv  f.  nord.  filol.  15,  262—67. 

68.  Jönsson  J.    Liserus—Beöw.    Arkiv  f.  nord.  fil.  15,  255—261. 

I.  Liserus  =  Lysir=Lytir.  II.  Beaw—Beöw=Bjarr  -  Bjarki. 
(Der  Aufsatz  ist  in  isländischer  Sprache  geschrieben.) 

69.  Klockhoff  0.  Folkvisan  om  konung  Didrik  och  hans  kämpar. 
Arkiv  f.  nord.  tilol.  16,  37—95.  103—135. 

70.  Modin  E.  Öfvertro  om  de  döde  i  Herjedalen.  Svenska  forn- 
minnesföreningens tidskrift  10,  312—19. 


VIJI.  D.  Westsrc rriia (lisch. 


m^ 


71.  Olrik  A.  Danske  Riddtfrviser.  Elter  Forarbejder  al"  Sv.  Grundt- 
\ig.  Trykt  og  udgivet  paa  Carlsbergfondeps  BekoatDin^,  2.  Bd. 
1.  H,     Kopeiilift^cn  Wrobl^'wski.     12H  S.  8vo.  2  Kr. 

72.  Wigström  E.  Varsel  och  törebud.  Svenska  rorniuinneßföre- 
niugeus  tjdskrift  10,  320—28. 

73.  WigstrÖm  E.  Folktro  o^  sä^^ier.  S.  85—212.  Nyare  Bidra^ 
tili  Käiinedom  om  de  sveuska  laudsniftlen.  65.  Ir.  (=^Bd.  8,  3,) 
Stockhrdiii.     8vo. 

Kup  cn  hagen.  D.  A  n  d  e  r  s  e  ii. 


0,  WestfermaniBcli, 

Englisch. 

1.  Biarbaiim  F.  J.  History  of  the  English  language  aiid  Hte- 
rauirc  from  Ihe  earliest  timeb  until  the  preseiit  day,  includini^ 
Üw  AmiTicaii  literature.  4.  ed,  School-Ed.  With  24  porlr.  Leipzig 
R.*ssherg,     VI,  189  S.     Geb.  in  Leinw.  2,60  iVL 

2.  Kahiza  Max.  Historische  Graninmiik  der  englischen  Sprache. 
1.  Tl.  Gei'cldcht**  der  engl.  Sprache.  Grundznge  der  Phonetik. 
Laut-  u.  Formenlehre  des  Altenglischen.  Berlin  E.  Feiher*  XVI 
u,  300  8.     6  M. 

3.  Kluge  F.  Geschichte  der  enghßchen  Sprache.  Mit  Beiträgen 
V.  D,  Behrens  u.  K.  EinenkeJ.  2.  AuÜ.  (Aus:  'Taulj^  Gnindr.  der 
german.  Philologie,  2.  Aufl.**)  Strassburg  Trühiier.  IV  u.  S.  925 
--1166.    5,50  M. 

4.  Chadwick  H.  .M.  Sludies  in  old  Engü&h.  Tranöacitons  of  the 
CVmtbridge  Philul.  Soe.     IV  2.     London  Clay.     ^  8. 

5.  Schröder  E.  Steigerung  und  Hünfung  der  Allitteration  in  der 
westgeniiani.schen  Dichtung.     ZtdA.  4:^^  MB  1  —  385. 

Behandelt  die  Anwendung  allttterierender  Nominalkomposita 
in  der  agij.  Dichtung  und  im  Heliand.  (Die  ahd.  AlliierationspoeHie 
weist  kein  Beispiel  dafür  autj.  Eh  bestand  im  Ganzen  eine  Abnei- 
gung dagegen.  Die  Ergebnisäe  der  Untersuehiing  sind:  1)  Alltte* 
rierende  Nominalkomposita  finden  nur  im  ersten  Halbvers  Verwen- 
dung, mit  Aubnahnie  der  Adjektiva  mit  ttn-  nnd  auf  'lic.  2)  Es  tritt 
ihnen  bei  guten  Dichtern  nur  ver4"inzelt  eine  dritte  Haiipthebung 
znr  Seite.  3)  Weit  vorwiegend  sind  diese  Komposita  die  alleinigen 
Träger  dem  Stabreimes.  Sie  sind  in  der  Wehrzahl  der  Fälle  Moment^ 
bildungen. 

Grammatik. 

6.  Bülbring  K.  D.  Zur  alt-  und  mittelenglischen  Grammatik.  Engl. 
Studien  27,  73-89. 

1 .  Zur  E  n  t  s  t  e  h  u  n  g  von  a  e.  fe^can  und  m  e.  fotxhe.  Ur- 
eugliSL'h  *fetjan  ist,  durch  Palatalierung  (Mouitlierung)  des  ^  zu  f 
untl  daran  anschliessenden  Chergfing  von  j  zu  ^^  zu  feecan  ge- 
worden. Durch  das  j  ist  auch  die  Dehnung  des  t  zu  erklären,  die 
von  der  urwestgerm.  Konsonn ntemlehnnng  zeitlich  zu  trennen  ist. 
Zwischen  t  und  J  stand  bei  ^fe^jan  urspr.  noch  ein  Vokal.  Die 
Weiterentwicklung  von  feffjan  kann  erst  eingetreten  sein,  als  in 
Worten  wie  *se(/ja?i  das  j  schon  verloren  war^  also  nicht  vor  dem 


290 


Vlil.  D.  Westgermanisch. 


1,  flahiliuiiflert.     Die    Koiusonaiitendehhunj»'    wiederholt    sich   in  dir 
ae*  Form  *fot}f/)a  <ie&selb*'»i  Wortes,  <1ie  durth  */'ol(J<*.    t^  U-  ^fofti«  i 
zu  nie.  focche  fovhcke  wurde.     Dass  die  Didmung  vor  j  »Ich  nur  in 
ff^lvau  tiudet.    lä.Hst   sicfi   so    erklären,    dass    nur    die   Dentale  t  m,  d 
von  derlei Ikmi  betioft'eii    wurden;    d;is  Fehle«    der  Dehiiunj^  hei  ht 


dii' 


-Klasse  oder  durch  An 


wifian  ksmn  ni?m  durch  llbert:^an^ 
lehnung"  an  beivifan  erklären.    Für  (ins  Me.  ist  zwischen  den  n^irdl. 
und  Hucll.  Dialekten   zu    sdieideu.     In  eiKteren,    w**   sill)i^e,s   t  g^  iti 
Verben  der  o-Klasse    seh  windet,    niusi*  *fotia    bereit»    zu  foff^e  gf- 
worden  wein,  ehe  in  Vlen  anderen  Verben  dieser  Klatine  da^  i*  sciiwund.  ^ 
In  den  wüdl.  ist  feeehe    wenij^stens   z.  T.    aus    früh-ae.    feiian    ttttu  , 
standen.      Einlluss    von    Formen  wie  stre4k\nn  u.  H,  auf  die  Bildung 
\o\i  fervan    iHi    nic-ht    wahrucheinhch.     2,    Über    di»t,  A  nss|>rache  ' 
von  ae,  et'  und  t-r/,  und  Verwandtes.     Aus  dem  Uber^ang-e  von  i 
€  in  i  in  Worten    wie    nui.   fHchtn^    vifchche   (aus    «e.    reccan)^    tmc* 
chetle  (aus  wrecca)  Uinni  sich  Hchliessen^  dass  die  palaCale  Au«sp»rAche 
itS  *M^   ^11^    iiis  Me.    binein    tbrtbesUnden    hat.     3.    Über    einisr« 
d  o  r  «  o  -  a  1 V  e  o  I  a r  p  r  ä  p a  1  ii  t  a  I  e     A  r  t  i  k  u I  a  t  i  o n  en      u  r  s  j>  r  ii  n  j^li • 
e  h  e  r  1 )  e  n  t  a  I  e    i  in  Ah-    u  n  d   M  i  1 1  e  ( e  n  ^^\\h  c  h  e  n .     Ks    ist    dii» 
Existenz  von  dorso-nlveobireni  oder  dorsoalveolar  [»nhitaleni  />  u,  *f, 
z.  B.  in  /  \J}ftink,  anznnehinon,     Ver8t'lnedene  Belehre  tür    p«latni<*« 
(mnuiJlierlehi  r  und  für  |>alntale  Nasale,    Dorso-alveolare  oder  dorso- 
alveolm  |taf;Hale  Artikuhition    des  //.     Dorsale    und    mehr   oder  wfr 
ni;:er   pa  lata  Je  Artikniation    ur>|nünü:lieher  "DetilHle".     4.  PajHtnlcB 
(mouilliertem)    .v    im  Ae.     Beispiele   für    diisseH   h   i^)    im  Atdaut.    E» 
ist  veranlasst  durch  das  fol>i:ende  f  oder  i. 

1.  Pentier  F.      Enlwiekelung'    der    nltenjE^lischeu  Tonvokale.    2,  Tl 
Pro;:r,  (No.  VJl.)    Berlin  Gaertner.     S.  31-&4.     4«».     1  Mk. 

8.  Luick  K.    Über  die  Entwieklun^^  von  ao.  f7-,  C-  und  die  Dehnanir ' 
in    offener    Silbe    üherhaupi.      Herrii^s   Archiv    102,    43—84;    104,  | 

Gc^en  Morsbaehs    unri    Sarrazins   Ausrührun;^^en    (Archiv  100^  \ 
&3ff,,  2nin\  u.  101,  fiott'.). 

3.  Luick  K.    Über  diß  Diphthongierun;r  von  me,  Ö,  l  und  verwandte 
deutsehe  ErHeheinunj^ren.     Herri^^s  Archiv  103,  267—276. 

L  Die  von  Sarriizin  (Archiv  101,  Hl  ff.)  ^^e^ebene  Erklärung 
der  Diphthongierung-  von  nre.  f*,  i  zu  m\  [au,  at]  als  Folge  von 
Abtall  des  Ende  ist ''nieiit  im  «lande,  den  ThatsachenbesUind  xu  er- 
klären. Gej^^en  sie  spricht  l)  die  DipHtbon^iernn^  in  isolierten  ein- 
siihi^en  Wortern  wie  /^  thou\  2)  die  Diphtli.  in  zweisilbij^en  Wörtern, 
deren  nachtoni«:e  Silben  norh  heute  erbahen  sind  .  ..;  3}  das  chro- 
nologische V'erbältniH  zwiseheii  Diphth.  unri  Abt^aü  di»s  End  «;  4)  die 
Bewahrun«^  des  ine.  ft  auf  nordlminbrischem  Boden."  Me.  «  winl 
vielmehr  "diphthonjifjert,  weil  nie.  ö  zu  [ü]  vorrückt*',  ebenso  i.  weil 
f  zu  [l]  wird.  11,  Die  Dipbthon|;ierun;r  des  i  ist  ein  o^emeinen;;li- 
«eher  Vor^ann^;  entg-e^enfttehende  Fälle  in  einzelnen  Mundarten  sind 
nur  bcbi'inhar. 

10.  Bülbring  K.  D.     Alten^liseher  Palatalumlftut  vor  fU^  hjs  und  hp, 
An*,Hia,  Beiblatt  X  1-12. 

Der  von  Cosijn  zur  Erklärung  von  Formen  wie  aiie)x  'uechs'i  I 
C7me)ht  'Knecht'  im  Unlersrhiede  von  imtohtas  'Knechte"  angenom- 
mene Falatalnmlautp    den   Verl    bereits  trüber    HUih    fürs  Nordhum- 
brische  nacbgewiesen  bat,    lässt  sieh  auch  für  das  Altniercische  er- 
weisen,    Verf.    führt    dies    im  Einzelnen   ans  und  sucht  dann  übfir- 


VIII.  D .  \X e ii t  ti^ e n  11  au j .s \i  U . 


291 


ele.  =  0.  E.  ci, 
iiuiiciution    oi 


liHUpt  dio  Bediiijriiii^eii  tU's  Palatahim lautes  erseljopIViid  dar//ustL'llen. 
Zur  KrklänHig  kiiitpft  er  au  f]m  von  ilini  in  den  KrigL  LSluciien  rvgl, 
Nr.  ^)  naeb;;:e\vit\sene  niourllh'rte  ipalataie)  Artiknlatinn  urspriing'- 
Jjchrr  "Deritale"  hn  Ae.  an,  DieKo  »totste  JUtert;  (lorso-alvi^olaro  Ar 
tiknljitioi  der  "Dentale"  voraus,  und  letzten*  habe  allgeineuiür  im 
Ae.  ^egriiteij,  aJw  aus  den  in  dem  i^^rw.  AutVatÄO  nngetührten  Bei- 
spielen ersieh tlirb  sei.  Verf.  leg-t  ntin  genauer  und  au  ejuÄelneii 
Worten  dar,  wie  man  sich  den  Vorgang  der  Palatalisation  phone- 
tisch zu  denken  habe. 

11.  WyldH.  C,     Af)|>areiit  Irregularities  in  Kngiinh  Guttural  Sounds. 
Notes  find  Queric?ä  1tS;)9,   14.  Jan. 

12,  Wyld  IL  C.     Contribution  to  the  history  of  ihe  guttural  Bounds 
in  English.     Tninsaetkms  of  the  FhiloL  Soo.  1899—1901,  129-2t>0, 

Verf.  behandelt  L  Ae.  e  (guttural  u.  palataL  2,  Ae.  j  (desgb). 
3.  Ae.  cj.  4,  Ae.  /i^(guttur;d  u  palatol)^  aber  alle  4  nur  im  In- 
und  Auslaut  Die  Überschritten  di*r  einzelnen  Abüchnitte  f^ind: 
O.  E.  c.  Pronuncialion,  Graphieal  Distänetion  between  0.  E.  [iTUtt.) 
c  and  c  Ipal.].  c  und  c  in  the  mn^.  0.  E.  c  und  c  in  M.  E  Distri- 
bution of  c(k)  and  dt  in  M.  E  The  foiins  in  -einte,  etc.  M.  E.  -^A^, 
Prnnunciation  of  M  E.  ch,  ccA,  ete.  II.  0.  E,  j.  Pro- 
O  E.  j  and  j  und  t;j.  Graphic  Distinetion  between 
CJ,  etc.  in  M  E.  Pronunciation  of  M  E.  (/,  j  DLstri- 
buiion  of  IVonted  and  unfronted  cj  in  ME.  II L  //  in  0.  E  Pro- 
nuneialion  ni  h  in  O.  E.  H  in  M.  E.  IV.  Word-Ü.sts  S.  1110-2411), 
Daran  ^^cbliesst  bieh;  "A  proposed  Explanation  of  many  apparent 
Anonndies  in  the  Development  of  f).  E  -c,  -Cij,  -j,  and  -h"  Xin^^f. 
»nebt  hier  Er.scbeinuuiren  zu  erklären,  wie  ue.  neek  =  ae.  secean, 
HP.  DiaL  hritf  =  ae.  brycj\  des^gl  hatf^  to  luj  =  ae  Ar^w,  ticjan, 
ne.  hoik  ^  ae.  höh^  und  .stellt  folgendes  Gesetz  auf:  ae.  c  -^  f,s,  p,  n\  l 
etc  =  A%  ae,  tj  -f-  dieselben  I^aute  =  k.  tj^  ae,  j  +  dieselben  Laute 
:^  kfi,  ae.  h  -f  dieselben  Laute  =  k,  ''That  Ls  to  üay,  Ihat  betöre 
an  Öpen  Consonant  O.  E.  c  and  rj  are  unfronted,  and  thnt  in  the 
B*ame  position  O.E.  j  and  h  are  htopped".  Dies  Gesit^lz  findet  auch 
Anwendung  bei  Zu.sajamensetzungen.  vgl.  haejftorn  ^  ne.  hmrthom, 
dial.  hitqfhtfrn.  Im  folgenden  Alihicbnilte  ^T>at<'  of  above  ilninges" 
KUcht  Vi-Tt.  diese  Vi'rilndernngen  zeillich  zu  bestinnneu  und  geht 
auf  einzelne  Fälle  ein.  Es  folgen  "Notes  on  aorne  Doubtful  or 
DitÜcntt  Word»"  Bebandelt  wird  m*.  frriille,  to  liy,  elk.  Den  Schlnss 
bildrt  eiiH^  "List  showing  Distribution  of  Sixty-tbree  Words  in  the 
Modt-rn  Dialects",  an  deren  Ende  Verf,  not  h  ein  Verzeichnis  der 
bauptsiichlichstpu  ne.  ''anotuatous  wordö"  mit  A' und  ^  anschhesst. 
13.  Mc  Knight  G.  H.  lniti:il  h-  in  Middle  Eiiglish.  Anglia  21, 
aOÜ'-rilL 

Verf  untersucht  das  hflutige  Anttrelen  von  etymologisch  un- 
berechtigtem liul  h  im  Me.  tnid  das  Fehlen  von  etymoL  berechtigtem 
anl.  li  und  konnnt  vai  folgendem  Ergebnis,  Dass  h  i\\a  etymol.  Ele- 
ment in  irgend  einem  Dialekt  vollständig  geschwunden  ist,  Üisst 
sich  nicht  naeliwrisen.  L>ie  schwankende  Selireibung  in  ver- 
schiedenen Texten  iHsst  sich  auf  iiaclilitssige  Aussprachegewohn- 
heit zariicklühren  und  geht  Hand  in  Hand  mit  schwankender 
Schreibung  bei  s\(/)  und  flvl  h  war  im  Me,  ein  Hjiucblaut  gewor- 
den, der  in  allen  Dialekten  vor  l,  ih  r  und  in  einigen  vor  ir  ver- 
loren g-ing,  in  einigen  vielleicht  auch  vor  Vokalen  als  etymol  Ele- 
ment, Jeilentrtlls  war  e»  in  eiiiigeJi  Dialekten  so  unnK*rklich  ge- 
worden, dass  es  unter  ungüiiütigcn  Um,stjlnden  verschwinden,  unter 


292 


Vni.  D.  West^onitaiÜÄcli. 


fnjiHtl^^eii  witHler  auftreten  knirnte.  UivgünsiijEre  Umstände  war  . 
kzcntverluKt.  Enklisäs  und  Klij^ion,  ^Hinstige  besondrre  B<*tnnmij; 
HiatuH  üwiscben  glriehen  VokaNvn,  SatzAivtanf^:  und  die  ScKwadiUB 
ühwr  Silbe  i'or  «intT  hoch  betonten,  z.  B.  in  hifunde, 

14.  Einenkel  E.     Das  Indt-finituni.    Anglm  2\,  289— 29S  u.  509-5 

Fortsetzung"   des  in  BibL  1898   verzeichneten  AuiWtzc»,    Ih 
IndelinUuni  oder.     Das  Inder,  »um.     Das  Indef,  c^rtahi, 

15.  Grienberger  Tli.  V.     Die  an^els;|ichsisehen  Hunenreihen  und  dl 
B,  g.  Hrabanischen  Alphabete.     Arkiv  t.  Nord.  Filol.  XV,  1—40. 

Für  die  BeTaiteilun^  der  n^s.  Runen  und  Hunennamen  gl«h« 
4  britisihn  und  3  kontinentale  Fitpftrke  stur  Verlu^img^.  Verf.  gH, 
zunächst  eine  Be.sehreilmng-  dieser  7  Fuparkle,  dann  eine  KriAat« 
rung'  der  Natnen.  Darauf  folgt  eine  Betiehreibuuf?  der  Handschnfter 
in  denen  hieh  die  k.  g.  hrahanisehen  Aljdiabele  finden,  itowie  eti 
Erläuterung"  der  Runennamen  dieser.  *" 

Wortkunde. 
lil  Grieb  Ch.  F.    Engl  Worterbueh.     10.  Aufl.   29.-31-  Lfg.   Stull 

gnrt  Nefr.     k  0,50  M. 
17.  Murray  J.  A.  H.     New  English  Dictionary    on    historicÄl    prin 
cjpkM*.     Vol,  IV.    Germano-Graded*     Vol  V,    Heel-Uyivt      Au^^H 
dein:  VoL  L    Re-isöue  in  tnontiih  numbers  al  3  8.  6  d.  each:  No 
Ä-ÄcriouH.    No.  4.    amatecmt.    London  Frowde»  Oxford  Cfarendo 
Press.     4'>, 
1H,  Skeat  [W.  W.]     Notes  on  English  Etymology.     Transnction« 
the  lliiJoi  8oc.  1B99-1901,  2B1— 290. 

Änanan:  hu»  dem  Dialekt  von  La  I'lata.  —  BoatMnain: 
bähsuegen.  —  Bore:  isl.  bdra.  —  Brook :  deut?scli  brueh,  agg^  6rö<[ 
zu  brecan.  —  Buikixgl  niitteldHniiüch  bnlk  'balk*  in  Bulldag :  Beffj 
aus  dem  15.  Jahrb.  dafür,  dass  der  Name  davon  her.stnn»rnft  d« 
die  beir.  Hunde  die  Bullen  angreifen.  —  Bnjnp  :  srg),  nntteldrtnb 
bumpe,  —  Cark :  Üriginalverb  v.u  dem  Fre(juentat»vuin  cackle, 
Caif  (Wade)  :  vgl  gallohit.  Galba  *praepingui.s\  —  CatinthepaHi^ 
Beleg  da!ür  aus  W' yelif.  —  Cloren :  lat,  clavuH.  —  Coff  in  to  eo| 
dicB  :  skand.  Ursprungs,  vgl.  scbwed.  kutiga  'betrügen*.  —  CoÜopi 
vgl.  asehwed,  kfflhnppad  und  dt.  hippe  'Waffel*;  coUioppe  eigentf 
'thai  wlneh  dancew  on  the  coalh*.  —  Corrie:  1.  'a  circiilar  holloi 
among  iiiountHins';  2,  'kettle*.  Hinweis  atüclie  gleiche  doppelte  Be 
deutnng  von  keiffiel  im  DewUeben  uml  auf  die  Verwandtschaft  voj 
gftl.  cone  mit  w.  pair  und  hiver.  —  Oreel :  afrz,  ereil,  lat.  *cratir 
lunt.  —  Crmnh.  Das  «  in  as.  crmna  führt  auf  die  Etymologie  vtn| 
engl,  diak  creem  'to  crumble';  dies  geht  nämlich  auf  a*.  *erym* 
zurück.  —  Vndgel :  vgl  schwed.  kuggt,  woher  engl.  cog.  —  Dan 
vgl.  seh w ed.  drak  diJnka,  diln.  dial.  döjike,  fli/nke,  als^o  verwandt  mit 
einem  verschwundenen  skand.  Verbum  ^dtjtka,  *dankt  ^dunkinn,  ^ 
—  Dttrn  i  YAi  gedip^an  'verbergen'  und  'zustoi)fiMi'.  —  Darnet  ''lohuiAl 
temiilentum':  zusammengesetzt  aus  dar-  und  nebie).  Erstereh  bei 
sieb,  wie  Verf.  an  verwandten  Wörtern  zeigt,  aut  die  berauscli 
Wirkung  der  Pflanze,  letzteres  ist  lat.  nigella.  --  Date  {*D^ 
natürlich  aus  bÖKTuAoc,  da.s  jedoch  selbst  volk.setyinolog^i.stb 
stairt'tes  arani-  diqiä.  arab.  daqal  ist.  —  Dehnt  xlM^  von  Batifeidl 
für  lalscb  erklllrte  alte  Sehreil mng  desbufer  für  d^huter  ifet  richtijf.l 
Etitwickelung  der  Bedeutungen.  -  Datj.    Belege  {doggene-ford  midj 


VIII.  D.  We^tijürrjifiTiiBch. 


293 


doijffent^  bfrive)  nun  Kt'nibk\  Cod.  DipL  VI,  231,  L  t  ii.  ido(j(fi-porn} 
ausRirclK  A.  S.  Ch.irtersj  HI,  113.  —  Brown:  vgL  rlän-  (frukk^n^ 
dritkncr  —  Eatjer,  eagre  :  aUz.  aigttere.  —  Eyoti  ait :  nacli  N,  K.  D, 
7Ai  n;rs.  igg^d^  igeod.  D\^  Zwischen  form  yget  exisH<^rt  nber  niu"h; 
die  Kiidung  e^  iHt  Jiiif  nfrz.  (iioriiinmiiHt'Iie)  Aussprach«  zurüfkzu* 
iühren.  —  Fmf :  Abkürz ini<r  "^^n  fadaiac,  —  Fib:  zti  ndd.  foppen, 
"  Flimsg  :  vgl,  osttries.  ßem,  film,  uird  dTm.  rüah  fiema,  ftims.  — 
Flirt:  vj^l,  nstiries.  flirr,  filrf,  filrfje,  und  ndd,  flirre.  —  Fond:  nus 
fonned,  wvU'hi*»  wiederiun  von  /on  *Narr'  sräinmit.  Zu  du\sem  o-ilji 
Verl.  Entapri-rhungen  iius  audereu  ^erm.  Dia  kokten,  ili<^  vitHfach  auch 
'AI fl d  L"  ii p u'  b e d  e u  1 1* n .  Fo n d  v i  **  1  k< i  c i 1 1  =  'j  u s t  1  i k e  a  '^l rl '.  —  Fi^i  m pof d : 
vgl  ostl'ri*^s.  fratitepcd,  tvrantepoL  —  Frill :  fr/,  v rille,  —  Utdlop : 
vgl.  nD,  *irall'hopp  'llchihound*.  —  Game  :  afrz,  gambi  (Mitt<nluug* 
von  Mayliew)  —  Gankij:  Weiterbilrlung-  von  giuvk  liukiüch';  dies 
ans  gaÜok,  gauHck.  kk  und  oek  ist  Suftix,  gcdl  tnitspriclit  t'rz,  dial. 
göle  'betäubt \  das  sfincrseHs  ans  dem  Skand.  staun nt.  —  Gengaw  : 
zu  altskancL  *gufa^  ndt  Kodu[>likation.  —  Glatve :  Beleg  für  afrz, 
gif  live  =  gladius.  —  Groom:  zu  atVz.  gronime,  grom.  —  II am  per: 
vgk  ftcliwed.  dial.  happa.  —  Kill  i  Es  verhält  >>ich  zu  ^«e^l  wii»  dull 
zu  rfMt/rtn;  7we/?  =  *ciralja7t,  kill  =  *cnmljfin.  —  Linn:  aus  dem 
Kefti seilen.  —  Mauffril:  \v iihvmUi'wUcU  mandrd;  drill  vielleicht  zu 
ho II  driilen  'dreheii\  —  Mug:  vgl.  fries.  fnukke.  —  Muichkin  (Flüs.sig- 
keitsmass) :  ans  mndk  mutnekeJi.  —  Nfu\s :  die  Entsieh ung  dieser 
Form  ist  nicht  kbir.  Vielleiclit  ist  ein  Genetiv  Siiig.  zu  eiru'm  Nom, 
Plur.  <:eivordeiL  —  Pandoura '.  frz.  Pandourt  nach  Pandur.  vAne 
Ungar.  Stftdt  —  Pag,  tn  pjti  h  :  vgl.  nnrdlrz.  peier  'to  cuver  as  with 
a  plaster'.  —  J*eep:  die  eigentümliche  Bedeutung  dit^ses  Wortes 
(^  hervorgucken)  erklilrt  sich  vielleicht  vom  Vertitecksjdei  der  Kin- 
der jiuh),  —  Peff'r  see  fue  (Wein) :  aus  Pedj^o-Xime/iea.  —  Pomuttder  1 
nicht  ans  afrz.  pomme  d'amhre,  snudei  n  vgl  pomtim  awbre  in  einem 
Harl  Ms.  des  14.  Jahrh.  —  Paanet:  \g\.ii\iz.po^onet.  —  Pimf  (buini 
Karlenspiel)  :  aus  spaii.  punto.  —  Sanap :  <Iasselhe  wie  surnappe 
*^ovorcloth*.  —  Serif^  seriph,  ceriph :  vgl.  ndl  sehr  et  f.  —  Stockade : 
vgl.  spn,n.  e^tocadii^  das  deutschen  Ursprungs  ist.  —  Siook  (Garbe): 
vgl.  ndd  A/?/A*e  ~  Stop:  ags.  Beleg  dafür.  —  Tanknrd:  vgl  schwed. 
sfdnka.  -  Tttre:  \il\,  \n\[.  tarwe.  Verhältnis  zu  trheaf  und  anderen 
Worten  Hluilicher  B«»<l*^utung.  —  Terrier  (Bohrer):  aus  airz.  iariire. 

—  Tliief  in  a  catidle :  v(*I.  wallon.  lan^on  m  derselben  Bedeutung. 

—  Tornado :  nicht  von  span.  fornar,  sondern  von  spaii.  froufida 
'Gewitter*.  —  Vade  (to  fade):  vgL  nmdl.  tTa<^f/6?i,  das  von  ulr/,.  fader 
stammt.  —  Vahmce  :  wohl  nach  Valefi4:e  in  Frankreich  benannt.  — 
Weak :  \  o n  ^ o  iv e a ken .  —  W h eedl e  :  w h h rs c h e i n  1  i c h  b e s s er  uea die 
zu  schreihrn,  eiilsjtr.  ags.  n-trdlian  'to  bev\ 

la  Hart  J  M.    Schlutter's  Old-English  Elymologies.  MLN.  14.  '22-31. 

Gegen    Schis  Erkhirungeu    ae.  Wortfonnen    in  MLN.    1H%  u. 
1898  und  in  AngUa  XIX,  101 -Uli.    SchluUers  Antwort  s.  MLN.  14, 
317-3UI 
m  Gay  L.  M.     Angio-French  Words  in  Euglish.    MLN.  14,  80-86, 

Verf.  untersuclit.  welche  Worte  in  Sweets  Oldest  Euglish  Texts, 
die  Kur  Zeit  di^r  normannischen  Ernherimg  noch  in  Gebrauch  waren, 
npäler  durch  anglofranzösische  Worte  ganz  oder  teilweise  «Tsetzt 
worden  sind.  L  Die  ganz  verdrängten  ae  Worte,  Verf.  tindet  45^ 
und  gibt  ein  jedes  zuufiehst  in  seiner  ältesten  nachweisbaren  Form, 
dann  ui  der,  die  es  zur  Zeit  der  norm.  Eroberung  hatu\  (iaiin  das 
frz,  engl.  Ersatzwort.  2.  Ae.  Worte  ^  die  durch  den  I  rem  den  Ersatz^ 
zwar  nicht   verdrtingt,   aber  doch  i«pt?zialisiert,    selten  oder  poetisch 


294 


VIIL  D    WcKtiL'cnnairisch. 


8yiioiivnH*n  iioc'h    im   »fl^iiJK'iiirni  Gi*l>inuolip   |nrll(*b«*ii,    «Wr  dcHli 
<*i\>e  von  i1(ni^t*ll)t'n  inchr  odrr  wriny:er  vi'it*oliie<1ciu*  ßcdcutmii:  p>j 
wount'u  h/ibcn  (lö), 

21.  Napier  A.  S,  On  somo  (»Id  fiiglinh  «rliost  -  words*  Jonm.  a({ 
^'^erin,   ptiilol   II,  3o1;l— ;it>2, 

BiTichri^l  i  iint»'ii  in  lU'u  Wortvrt)üclHTJi  tipnUriidi^  fwlÄoU»»  »i*J 
Wnrtformeii,    nrtiiitit'li  toste  u.  ^j./:*^   (mTjUI  /r/.vr«    <Mi*'r  toxa).    form:m 
(eiitstiiiKJen  durch  Mi'ssv^TStllndiiiä?  der  'Mohh»  Pton^potutnforntfina, 
wo  /br  uefena  v.w  \vÄi'\\  ist),     Kii»  vpniiCMitliclH'S    Ute    'niediciiK*'  i« 
Abkiir/uii^JT    liir    facnuiige,    i'heii.so    re<)   'li-rocitas'    für  rtfhiyin   d*ij 
Nt*iHrüni   gedof  der  WÖrterbüelier    existiert    nicht    «das  gedofu  derj 
GIohMcu  ist  Alikür/uii«^  iür  f/exlofurif/a);  ntatl  lantomiae=^teny»  [\{\AJ 
5KI    ist  zu  lesen  lauforniae  cwfjtrienea.     Aul'  IuIscIk»!*  ^I»lld^cUr^rU'ü* 
leii*iii^    l>LM"ulieii    die  Worte    widlc    '\veIleiJK(!hla;^eud'    (an    der   betr, 
Stelle  (Hpt.  4')2j    UX  statt   in    welktim   zu  Icücn  niict^iivutn),    onftUy 
*\mn%  cdiiiste' (entstnndcn  durch  die  Li'tiun;^-  ortvtlges  statt  dcü  , 
tiefen  timteiges)  und  ced  oder  C£Frf  (statt  cco/). 

22.  Mead  W.  E.     Calor  in  Old  Eu|ili.sh  Poctry.     Publicjitjon» 

M*><L  Lan^.  Ass.  of  Auierica   H.  Ui!)— 20(i 

I.  In  der  ae.  IVjcHie  finden  mch  verldlltnisniassig'  wi'nijc  ci^renl- 
liehe  Fiirhworte.    'BLnf  IVldt  tast  grau/,.     Am  liaufijrsten  tindft  Milil 
*^rün',     d«nn    rot*   und    '^^ellT.      Zus^nimcnHClxun^eJi    ^ie    blödßgA 
heo/'onbortjht  u    a,   komnieu  Farbworten  mmIic.     Müir!ieh*Twei?ic  rm-l 
wickelte  sieh  hv\  den  engl.  Dichtern  erst  ilnrcfi  die  Berührung  mltj 
frA.  Litt,   mehr    Sinn    tür   die  F>irlH*n,     IL    Relir    n»anni^t>ilti^   Äindl 
dajLrepen  hu  Ae.  die  AuHdrücke  i'ur  Lieht  und  Dunkelheit^  hcM>nck'ri| 
in  den  reli^ioM'ti  Die)itnjt|fen,  und  viellach  MrrduJiseh  /u  vm^lchcnj 
lir.    Die  ei^entliehrii  Far^*worle,     Verl.   untersucht    ihr  Vorkommen 
nach  Farhfii^ruppi'n      I.  Weihs  ihnlf,  btfic,  tdanc,  auch  fämig  mid 
fitmigfif^aLs),       Atle    WTtrter     hierl'ür     bedeuten     etwas    Ghlnxmd«'*. 
UutrrHnchnn;;*  der  einvielnen  Falle.     2.  Sehwarx  iblcEC,  xneart,  »it^ar- 
tkin,  {gejHWeorcftH,  gesueorc,  naitj},  salowigpäd^   earp).     Die  Worte 
bexeiehiien  eine  vidli^^e  Ahwesrnheit  jejilichen  Lichtrs.     Dn»  rhar3l.* 
teriRtiscJie  Wort  ist  siveavt \    üniersuehun^'*    im    Einzelnen.     3.  Gnm 
igvifg,    flödgrdg,   fiinfgrtBg,    hftr,    hntto,    blonden feax\     gavwlftAixu 
'Zwischen   weisi»  lüid  schwär//.     Untersnehünx"   der   ein'/elnen    FäHc 
4.  Braun    ibrünfftg,   brünivann.    seatobrütK    brünecg),     fi.  Rot  irfad, 
rendfäh,  baso,  in  zweiter  Rrihe  blöd,  bfödtt/,  blödfYtg^  sfrättg)   6,  Gelb 
{geolOf  geolorand;   eine   unhestinnnte  Farbe   wird  bezeichnet   durch 
fealo).     7.   Grün      IV.    Im    Ahd,    uuil    As.    sind    die    FrtrUnibexeicl»- 
nunfreu  noch  spärlicher  vertreten,  in  den  eeltischcn  und  isUndieicbea 
Foej^ien  linden  sich  da^Cjircn  weit  tneJir» 

23.  Padelford  Freder.  Mor^^an.  Old  Kn^flish  niUKical  tertns.  Bonner 
Beitrage  zur  Anglistik.  Hrsg.  v.  M.  Trau t mau  ii.  4.  HtL  gr.  8^ 
Bonn,  P.  Hanstein.     XH,   112  S,     3,20  M. 

24.  Kluge  F.  Orms  awwerviod  (Archiv  CI.,  390).  Herritfs  Arcld? 
102,  351. 

Niilit,    wie  Bjorkman    will,    mit    ngs.    äwyrdan    zusammeniEii* 
brin«:en,  sfuidern  =  an.  ^mir^nödr, 

25.  SkeatW  \\\,  Atkinson  E.G.,  Rye  \V.,  Hall  A.,  Stevenson 
W.  H.,  HarrisOD  H.,  Toynbee  1*.  The  origine  of  tbe  surnnme 
Chmtcer,     Athenaeum  \m%  L  Übt,  210  r,  274,  338,  435,  468. 


VML  IX  West-Germanisch. 


L>9& 


Debatte  über  die  Frfig:e,  ob  Chnucer^  Chaitfeeire  (calefai'tor 
cirae). 

26,  Napier  A,  S.    X\.nv^L  ryttml,  jeiel  V,fibr.    PBrB.  24,  246-24y. 

Npbeo  jetcel  muss  i*iu  jeiel  bestmitlen  httben  (Belege  für  beide 
Formen),  dessen  Wurzel vok/il,  wie  Hieb  ftus  dem  Noin-  Aee.  PI  jetel 
ergibt,  zu  AJfrk's  Zeit  Inu^  vvnr.  Diese  Längr  ist  nur  durch  An- 
fiiihme  einer  ne,  Delmuno  zu  erkblren. 

27.  Sievers  E.    Agrs,  hnesce,     PBrB.  24,  3^;^. 

Ist  "jMisehtbrin  von  hni/sc  und  *fmhce  zu  eiju^m  niit  got. 
hnazqu^  Im  Ablwut  stehenden  St.  ^hnf-squ". 

28.  SkeatW.  W.    Thp.  e.i\mo\w^\  of'not/gin.  Athenjieurn  189112,^65, 

Die  Herleiturif*'  aus  dem  Keltischen  ist  zu  verwerfen,  da  die 
keltisclieii  Worte  sellist  aus  dem  EntrHJHelien  stfimnien.  Ei*  hl  vM* 
mehr  ^  knogi/in  und  dies  eine  Abieitun^r  von  knog  (Neben lorm 
von  knagi.  Das  Sutff\  in  ist,  wie  bei  pigtiin,  V*erl reter  des  Ad- 
jektiV'Süffixes  en,  das  so  gebildete  Adjektiv  wird  nun  substanti- 
visch gebraucht. 

29,  Hempl  G.  Peppe/%  picker,  und  kipper,  Pubb  oft  he  Mod.  Lang* 
ÄsüOc.  of  Anieriea  14,  449  — 45H. 

Verf.  NUcht  auf  iirund  einer  eingeluMiden  Beliandiung  der 
drei  Worte  na  eh  zu  weisen,  dasH  pivk*ir  (vgh  deutseh  pÖkel)  und 
kipper  durch  Diswimilatiiin  aus  pepper  enlManderi  sind. 

30  Björkman  E.  Zur  englischen  Worlkunde.  Herrigs  Ärch.  103, 
Ml -34)^. 

Me.  raimen,  reimen^  ce-reimen  ist  Lehnw^ort  nus  dem  Franxö- 
siBChen,  afrz,  raembre  etc.  (aus  lat.  redifnere), 
BearVieilungen  ae.  Texte. 

31,  Beowulf.  IIa.  Berichtigter  Text  m.  knappem  Apparat  u.  Wörter- 
buch. 2.  Auli  Germanischer  Bücberschatz.  Hrsg.  v.  Alfr.  Holder* 
12a.     Freiburg  i/B    Mohr.     VIII,  lö9  S.  8»     2,50  M. 

32,  O^newulfs  Ejene.  Mit  e.  Glossar  hrng.  v.  Jul.  Zupiiza.  4.  Atifi, 
Berlin  Weidmann.     IX,  89  S.     2  M. 

33,  Simona  K.  Worte  und  Wortverbindungen  in  den  echten  Schrif- 
ten Cynevvults.     l>is,s.     Bonn.    32  S.    8^. 

34,  Simone  Uicb.  Cynewulfs  Wortschatz  od.  voUständ.  Wörterbuch 
zu  den  Sehrittcn  Cynewulfa.  (Bonner  Beiträge  zur  Anglistik. 
Hrsg.  V.  M.  Trautmann.  H.  3.)    Bonn  Haustein.  IV.  163  S.  8«.  B  M. 

35,  Trautmann  M,  Zu  Cynewulfs  liunenstelicn.  Bonner  Beiträge 
SBUr  Anglistik.  Hrsg.  v.M,  Traut m  an n.  2.  Hft.   Bonn  Hanstein.  8^. 

36,  Harris  M.  A.  A  Glossary  of  the  Wewt  Saxon  Gospels;  Latin- 
West  Saxon  and  West  Saxon-Latin.  Yale  Studie»  in  English.  Ed.  by 
A.S.Cook.  Bd.  6,  Boston,  New-York  u.  London,  Lanison,  Wolffe 
&  Co.    2  BL,  111   S.     Lr.O  M. 

37,  Bülbring  K.  D,  Was  Iftsst  sich  aus  dem  gebrauch  der  buch- 
»tabenÄrundc  im  Mattbilns-Evangelium  desHushwortb-Manuscripti* 
folgern?    Anglia,  Beiblatt  %    2H9— 300. 

Gil>t  aunHehst  eine  Liste  aller  in  der  Rushworthglosse  zum 
Mattbäusevangelhim  vorkoin  in  enden  Wörter  und  Stellen  mit  k.  Aus 
dieiter  ergibt  sieb  als  wiehtigt^te  Thatsaehe,  dasri  k  in  keinem  Falle 
steltt,  wo  in  einem  siidbumbr.  Ma.  <5  er»chetnen  könnte  oder  müssle. 


296  VIII.  D.  Westgermanisch. 

Verf.  führt  dies  weiter  aus.  Eine  genaue  Betrachtung  der  Fälle 
mit  c  ergibt  dann  weiter  folgendes:  Im  Anlaut  wird  vor  «,  c,  cb  der 
/c-Laut  durch  den  Buchstaben  k  ausgedrückt.  Vor  a,  o,  m,  y  wird 
c  für  den  fc-Laut  gebraucht.  Im  Inlaut  wird  vor  velaren  Vokalen 
meist  c,  vor  palatalen  Vok.  häufiger  k  gebraucht.  Auf  diese  Weise 
wird  für  das  c  in  den  zahlreichen  Ableitungen  auf  -lict  und  noch 
in  vielen  anderen  Fällen  der  d-Laut  gesichert.  Im  Auslaut  wird 
für  den  palatalen  wie  für  den  velaren  fc-Laut  c  geschrieben  (Aus- 
nahmen nur  ek  und  mons^k).  Aus  der  Thatsache,  dass  Farman. 
der  Schreiber  der  Glosse,  seinen  Gebrauch  des  c  und  k  im  Anlaut 
nach  dem  Lateinischen  geregelt  hat,  folgt,  dass  er  das  ae.  d  dental 
sprach,  d.  h.  ganz  oder  ungefähr  wie  ne.  [t§]. 

SS,  Die  altenglischen  Waldere-Bruchstüoke.     Neu  hrsg.  v.  F. 

H  o  1 1  h  a  II  s  e  n.    Mit  4  Autotypien.    Göteborgs  Högskolas  Ärsskrift. 

Göteborg  Zachrisson.     17  S.  [Eig.  Scitenzählung.] 

Genauer  Abdruck  und  autotypische  Wiedergabe  der  Hand- 
schrift, mit  Anmerkungen;  dann  hergestellter  Text,  ebenfalls  und 
Anmerkungen. 

Friesisch. 

39.  Dijkstra  W.,  en  Buitenrust  Hettema  F.  Friesch  Woorden- 
boek  (Lexicon  Frisicum).  Afl.  7—12.  Leeuwarden  Meyer  & 
Schaafsma.  B».  1,20  Fl. 

40.  van  Helten  W.  De  westfriesche  eigennamen  Jouke  en  Sjouke. 
Tijdschr.  voor  ndl.  taal-  en  letterk.  18,  192. 

Aus  *Gibuko  (=ahd.  Gibichö)  u.  *Sihvko  (=  ahd.  Sibicho). 

Niederländisch. 
Grammatik. 

41.  Kern  H.  Nederlandsch  aar  uit  ouder  ar  en  er.  Tydachr.  v. 
ndl.  taal-  en  letterk.  18,  126—132. 

Aus  ar  und  er  vor  d,  s,  t  oder  z  entstand  im  Niederl.,  z.  T. 
schon  im  Mndl.,  aar.  Die  Fälle,  in  denen  sich  ar  erhielt,  erklärt 
Verf.  durch  urspr.  Verdoppelung  des  folgenden  Konsonanten  (so 
bei  Äard,  zivart).  Das  zu  aar  gedehnte  er  entspricht  einem  ur- 
sprünglichen (idg.)  betonten  er.  Vor  anderen  Konsonanten  als  d, 
^,  s,  z  entstand  aus  diesem  er  ndl.  ar,  während  aus  nicht  betontem 
^r  sich  oor  entwickelte. 

42.  Kern  H.  Ontwikkeling  van  ar  uit  er  in't  Nederlandsch.  Tijd- 
schr. voor  nedl.  taal-  en  letterk.  18,  119—126. 

Es  hat  sich  in  den  Worten  entwickelt,  deren  er  vor  Konsonant 
auf  betontes  r  zurückgeht. 

43.  [N.]    Heeft'L    Noord  en  Zuid  22,  83. 

Betrifft  den  Gebrauch  .des  Pronomens  i  im  Ndl.,  er  im  Frie- 
sischen (beide  =  urgerni.  iz)  in  der  Inversion. 

44.  Winkel  J.  te  Bijdragen  tot  de  kennis  der  noordnederlandsche 
tongvallen.    Tijdschr.  voor  ndl.  taal-  en  letterk.  18,  1—32,  161—181. 

I.  De  Oudgermaansche  lange  AE.  1.  Oudere  en  jongere  Um- 
laut der  Ogerm.  ae  of  daaruit  ontstane  klanken.  2.  De  d  gevolgd 
door  (M)«r.  3.  De  ä  van  het  Praeteritum  Pluralis  bij  Sterke  werk- 
woorden.  4.  De  d  van  Maandag.  5.  De  ä  van  Zaterdag  en  Pa- 
schen.   G.  De  ä  van  r ragen,  hij  vraagt,  vraagde^  gevraagd.    7.  De 


VJIL  D.  West^i?riiiaiii8tfh. 


297 


u  van  praten.  H.  De  a  van  haard  —  ll>  De  tonj?-val  van  Deltiand 
bij  Huv^eiis,  L  De  iaii;^*^  kliiikiMjü.  2.  De  körte  klinkerö,  S.  De  twee- 
kUiiken.  4.  De  tootiloze  kliiiker«.  5.  De  niedeklinkerH.  6.  De  v*.'i'voe- 
liinfT.  7,  De  verkleineritijr'suitgaTitren.  8.  Eeni«:e  vrermde  wonnlen.  — 
V^k  diiifiii  W.  van  Helteti  ebd,  S.  138—145  und  L.  L.  Goemans 
S,  160. 

Wortknndc. 

45.  Beer  Tat-o  H.  de  en  Laurillard  E.  Woordenschaat,  verklaring 
van  woorden  en  nitdrukkin^^en,  oiider  redaktie  van  T.  H.  de  B- 
en  E.  L.  VGravenh^^^e,  Haagsrhe  boekhandel.  1277  S.  8«  :i2,50  fl, 
für  Nicht-Subskr.,  sonst  20  Lfg,  k  0,80  fl. 

46.  VerwiJB  E.  en  Verdam  J.  Middelnederlandscb  woordenboek, 
Dk  IV,  ati.  20.  'ß'Gravenba^a^  Mart.  Nijhofl\  Kok  2465-2580.  S«. 
per  ali.  1  fl.     Kpk  in  7  Teilen. 

47.  Moleoaar  A.  M*  Bloemlezin«^  nit  liet  Woordenboek  der  Neder- 
limdsche  taak  11,  8,  9?  III,  7j  V,  Ih  Noord  en  Zuid  22,  9^)-105; 
164^180, 

48.  Eoenen  M.  J.  Woord verklaring,  Aanteekeningen  en  beschou- 
win^en,  verklariny:en  en  toelichtin^en,  in  twaalf  hoofdstukken. 
Ken  boek  voor  studeerende  onderwijzers.  3^,  herziene,  en  veel 
vermcerdcrde  liruk,     Tiel  D.  Mijs.     277  S,  ^^     1,50  ll. 

49.  Leendertz  Jr  F.  De  naamen  der  maanden.  Noord  en  Zuid  22, 
321  -337, 

Nach  g-eschichtliehen  Erf>rterunp:en  über  die  Vorexistenz  der 
«inheiniiHcben  und  die  allmlüiliehe  Ausbreitung-  der  fremden  Monats- 
namen gibt  Verf.  eine  Aufzählung;'  aller  ihm  in  den  Niederlanden 
Äiifgestossenen  einheirniseheu  Monatsnamen,  u.  z.  zuniiehst  für  jeden 
der  heutigen  12  (fremden)  Namen  alle  einheimitiehen  Bezeiehnung'en, 
alsdann  ein  Verzeichnii»  der  letzter  en,  naeh  ihrer  Bedeutung  (Namen, 
die  von  der  Jahreszeit,  dem  Welter  usw.  hergenommen  sind)  ge- 
ordnet, schliesslicli,  so  weit  möglich,  eine  Erklärung  jedes  einzelnen 
emhei mischen  Namens, 

50.  Verdam  J.  Dletsche  verscheidenheden,  Tijdschr.  v,  ndk  taal- 
eu  letterk.  18,  49—63. 

125.  stcaer;  l^,  vrevet;  127.  verrieten;^  128.  [fälschlich  als  138 
bezeichnet)  worme;  \2d,  onKtuirnfg;  130.  jutiuMoter. 

51.  Muller  J.  W.  Brijn.  Tijdsehr.  v.  ndk  taal- en  letterk.  18,70-81. 

Aas  "^nirino',  d.  h.  der  schwiiehsten  Stammform  von  meri  + 
ouffix  -tno,  entstanden. 

52.  van  Helten  W.     Het  adjeetif  gut.     Tijdschr.   18,  283-289. 

Auf  Grund  der  von  Kluge  (Beitr.  8,524)  nachgewiesenen  Ent- 
wicklung von  nrgerm.  U  aus  zi  kann  man  für  gul  eine  Entstehung 
aus  ^guztti-  annehmen^  das  zur  Wurzel  f/us  'tliessen,  strotnen'  gehö- 
ren und  '^tliessend,  ütrnmend'  bedeuten  würde.  Aus  dieser  Grund- 
bedeutung leitet  Verf.  die  weiteren  Bedeutungen  des  Wortes  ab.  — 
Zu  Hcheiden  ist  jedoch  dann  das  gut,  welches  "iuflalus,  eavus»  insi- 
pidus*  und  \onlraginnBUs*  bedeutet.  Doch  lilsst  sich  dies  auf  eine 
AUS  dem  an.  ffusta  'blasen*  zu  erseh liessende  Wurzel  gns,  somit  wie- 
der auf  eine  Form  *guzlii'  zurÜL-kführen. 

53.  Kern  H.  Kaarn.  Tijdschr.  voor  uederL  taal-  en  letterk.  18^ 
132-135. 


298  VIII.  D.  Westgermanisch. 

Ndl.  kaars  ist,  wie  hochdeutsch  kerze^  aus  lat.  cerafa  entstan- 
den.   Den  Nachweis  tür  die  Bedeutung  von  ceratus  =  'wÄchsern* 
liefert  das  Alt-  und  Mittelirische,   wo  cainlt  ciartha  'Wachskerzen* 
bedeutet. 
64.  van  Helten  W.    Een   en  ander  over  en  naar  aanleiding  van 

het  subst.   Ätm,   snoer.     Tijdschr.  v.  ndl.  taal-  en  letterk.  18,  290 

-292. 

Der  Beweis  tür  die  von  jeher  angenommene  Entlehnung  des 
Wortes  Hirn  aus  dem  Friesischen  ist  nicht,  wie  bisher  geschehen, 
zu  suchen  in  dem  anlautenden  s^  da  dieses  sich  auch  sonst  im  Ndl. 
vor  kurzem  Vokal  -f  kk,  pp  oder  mm  findet.  Er  liegt  vielmehr  in 
der  aus  der  Verkürzung  des  Wurzelvokals  zu  erschlicssenden  Ver- 
doppelung des  w,  die  im  Friesischen  vor  dumpfem  Endvokal  [o 
oder  m)  ohne  Rücksicht  auf  die  Art  des  vorausgehenden  Wurzel- 
vokals eintrat,  während  sie  sich  im  Ndl.  nur  bei  dumpfem  Endvokal 
und  dumpfem  Wurzelvokal  findet. 

Deutsch. 
Grammatik. 

55.  Finck  F.  N.  Der  deutsche  Sprachbau  als  Ausdruck  deutscher 
Weltanschauung.  8  Vorträge.  Marburg  Elwerts  Verl.  VII,  123  S. 
2  M. 

56.  Wedekind  W.  Sprachfehler  oder  Sprachentwicklung?  Versuch 
einer  historischen  Grammatik  der  deutschen  Sprache  für  gebildete 
Laien  mit  besonderer  Rücksicht  auf  schwankenden  Sprachgebrauch 
nebst  Ausblicken  in  die  Zukunft.  1.  Bdchn:  Das  Hauptwort  iu 
der  Einzahl.    Berlin  Wedekind.    56  S.    0,50  M. 

57.  Holthausen  F.  Altsächsisches  Elementarbuch.  Sammlung  von 
Elementarbüchern  der  altgerman.  Dialekte.  Hrsg.  v.  W.  Streit- 
berg. V.     Heidelberg  Winter.  XIX,  283  S.   5  M.,  geb.  6  M. 

58.  Michels  V.  Mittelhochdeutsches  Elementarbuch.  (Sammlung  von 
Elementarbüchern  der  altgerm.  Dialekte.  Hrsg.  v.  W.  Streitberg. 
VII).  V.    Heidelberg  Winter.    XI,  272  S.    5  M.  geb.  6  M. 

59.  Nagl  J.  W.  Zu  den  zwei  Stufen  des  Umlauten  von  ahd.  mhd.  a, 
Deutsche  Maa.  1,  210—217. 

Verf.  sucht  unter  Beiziehung  reichen  dialektischen  Materials 
den  Beweis  zu  erbringen,  dass  der  bisher  als  jünger  betrachtete 
Umlaut  ((^)  das  a,  der  vor  timlauthindernden  Konsonanten  anzu- 
setzen ist,  älter  ist  als  der  intensivere  Umlaut  (e).  und  dass  nament- 
lich in  den  umgelauteten  Genetiven  henin^  nemin,  forasegin,  scedin 
einfacher  Umlaut  anzunehmen  ist. 

60.  Bernhardt  J.  u.  Pfaflf  F.  Anlautendes  fr  =  tcr,  Zs.  f.  d.  dt 
Unterricht  13,  207—208;  512. 

B.  gibt  Beispiele  für  den  Übergang  von  fr  zu  irr  aus  ver- 
schiedenen nd.  Mundarten  und  erklärt  sie  durch  Verlast  des  Stimm- 
tons  des  norddeutschen  (lAbiodentalen)  tc.  Mitunter  gebe  icr  auch 
in  br  über,  vgl.  Vratslaw  =  Breslau.  —  Pf.  bemerkt  dazu,  dass  es 
sich  dabei  um  aus  nd.  nach  obd.  Sprachgebiet  vordringende  Lehn- 
wörter handir\  in  altaut'genommenen  scheine  irr  zu  br  die  Regel 
zu  sein  (vgl.  Breslau  \  in  neuerlich  aufgenommeuen  irr  =  fr.  Der 
Oberdeutsche    ersetzt    das    nd.  labiodentale  rr  zunächst  durch  seia 


VIII.  D.  Wostjjermaiiisch,  299 

bilabifile»    tv    und    dies   dann,    da  es  obfrdeutHch  vor  Konsonanten 
nicht  vorkoiiinit,  durch  den  nächstliegenden  Spiranten,  f. 

6L  Hauflchild  0  Die  verstärkende  ZuHammensetzung  bei  Ki'^en- 
sehanswortern  im  Deiitsclien.  Fro^r,  (Nr*  11^).  Hamburg  Herold. 
2B  S.  4'*.     IJiO  M 

62.  Beh&ghel  U.  Der  Gebrauch  der  Zeitformen  im  konjunktivischen 
Nebensatz  des  Deutschen.  Mit  Bemerkgn.  zur  lat.  Zeiti'olge  U!id 
zur  griech.  Modusverscliiebung.  Paderborn  SchÖningh,  IX,  2W}  S, 
4,4U  M. 

Wortkiißde, 

63.  Grimm  J.  u.  W.  Deutsehei*  Wörterbuch  4,  Bd.  I.  Abt.  3.  TL 
9.  Ll^.,  \l  Bd.  15.  Lrg,  u.  10.  Bd.  2.  Lfg.     Leipzig,'  Hirzel.     A  2  M, 

64.  Gombert  A.  Bemerkungen  zum  deutschen  Wörterbuche.  Prg. 
(Xn  IHHj      Bresiau,  Druck  v.  Orto  Gutsmann.     26  .S.  4^*. 

65.  Wilke  E.  Dc^utsche  Wortkunde.  Ein  Hiirsbuch  für  Lehrer  und 
Freunde  der  Muttc^rsprache.  2.  Aufl.  Leipzig;  BrandsteUer.  XV, 
mn  S.     4  M.,  *reb.  4,40  M. 

66.  Sisum  T.  Die  Fremdwörrer  im  Ahd.  Der  praktische  Schul- 
mann 48,  4. 

67.  Palander  H.  Die  ahd.  Tier n amen,  I.  Die  Namen  der  Säug:e- 
tiere.  Ums.  Helsing-fors  (Berlin  Mayer  u.  Müller).  XV,  171  S.    4M. 

68.  Ehrismano  G.  Betnl|,^e  zum  mhd.  Wortschatz.  FBrB.  24,  W2 
-402. 

Aus  der  'Minneburg''.  Wörter,  die  im  Mhd.  W^b.  und  bei  Lex  er 
nictit  belebt  sind. 

69.  Ritters  H.  Etymologische  Streifzüge  auf  dem  Gebiete  des  Nieder- 
deutschen unter  besaon derer  ßerücksichiig-un*:^  der  Dithmarscher 
Mundart.    Frg.  (Nr.  782).    Hamburg  Lütcke  u.  Wulff.    1  Bl.  24  S.  4«. 

70.  Damköhler  E.  Beiträge  zur  Etymologie  unserer  Ptknzen- 
namen,     Zh.  f.  d.  dt.  Unterricht  13,  5fi — 61. 

Berichtigungen  zu  Sohns  '^Unsere  Pflanzen  hinsichtlich  ilirer 
Namenserklär nng"  usw.  (Ztschr.  U,  97—187,  vgl.  BibL  1897  Nr.  225). 
1.  Keitkenbamn  (Flieder)  nicht  aus  lat.  €fdica\  Ursprung  jedoch 
schwer  zu  bestimmen.  Vielleicht  mundartl.  NelMMiform  für  keiseke^ 
der  sich  nd.  In  derselben  Bedeutung-  wie  keilke  häufig  lindet.  2. 
Heike  ist  nicht  aus  dem  Xiederdeuischen  entlehnt,  sondern  md.  Ur. 
Bprungü.  Die  Deminati vendun g  -ke  komiol  auch  in  rein  md.  Ge- 
bieten vor,  ist  übrigens  vieUeifht  nicht  aus  -kfin  verstümmelt,  son- 
dern entspricht  as.  ika,  iko,  ahd.  ivfto.  '4.  TuusentfUittenkrauL  Wo 
kommt  die  von  S.  angenommene  Beizeichnung  hunihritfüldfmki'aut 
vor?     4.   Wennut  hängt  doch  wob!  mit   Wurm  zusammen  (vgL  ags. 

71.  Höfler  M.  Deutsches  Krankheitsnaraenbuch.  München  Piloty 
u.  Loehle.     VI.  i»22  S. 

72.  Gdtze  A,  Zur  Geschichte  der  Adjektiva  auf  uch,  [Leipziger] 
Diss.  Halle  a.  S.,  Druck  v.  E.  Karras.  1.  Bl,  52  S.  [Aus:  PBrB. 
24,  4G4— 522.) 

73.  Schmidt  F,    Zur   geschichte   des  wortes  'gut'.    Ein  beitrag  zur 

Anzeiger  XII  t  u.  'A.  20 


300  VIII.  D.  Wo8tgermanißch. 

Wortgeschichte  der  sittl.  begriffe  im  deutschen.  Diss.  Berlin  Skopnik. 
VIII,  46  S.     1,20  M. 

74.  Kauflfmann  F.    Hexe,    ZZ.  31,  497—499. 

Kauffmnnn  hält  gegen  Riezler  (Gesch.  der  Hexenprozesse  in 
Bayern)  daran  fest,  dass  haga  in  hagazussa  'Wald*  (nicht  'umhegtes 
Fefd*)  bedeute  und  verweist  auf  hagustält  Waldbesitzer  und  rece- 
hurgiuH  (so  zu  lesen  statt  herburgius)  'Wäldler'  in  Titel  64  der  Lei 
Sali  ca. 

75.  Miedel  J.     Mittwoch  =  Wodanstag.     Alemannia  27,  84-^5. 

Sucht  den  von  Kluge  (Beihefte  zur  Ztschr.  des  allg.  dt. 
Sprach ver.  8,  S.  95)  geleugneten  Zusammenhang  zwischen  Wodans- 
tag und  dem  schwäbisch-alem.  Guotentag,  nd.  Gwdenstag  =  Mittwoch 
durch  Hinweis  auf  häufigen  Wechsel  zwischen  W  und  G  in  aleman- 
nischen und  anderen  Ortsnamen  zu  erwt-isen. 

76.  Hörn  W.     Zur  Geschichte  von  oder.    PBrB.  24,  403—405  u.  544. 

Die  im  Oberdeutschen  des  13. — 15.  Jahrh.  begegnenden  For- 
men alder,  aide  für  oder  dürften  durch  Dissimilation  aus  ahd.  erdery 
erdo  entstanden  sein,  erdo  durch  Dissimilation  aus  a2/>y>ati?  Unser 
oder  hat  sein  Schluss  =  r  von  aber,  mit  dem  es  in  verschiedenen 
Maa.  die  Bedeutung  vertauscht  hat. 

77.  AndresenK.G.  Über  deutsche  Volksetymologie.  6.  Aufl.,  besorgt 
V.  Hugo  Andresen.     Leipzig  Reisland.     VIII,  492  S.     6,40  M. 

Namenforschung. 
a)   Personennamen. 

78.  Borries  E.  v.     Über    die   Älteren    Strassburger   Familiennamen 
(Vortrag).     Jb.  f.  Gesch.  Els.-Lothr.'s  15,  185-204. 

Verf  teilt  die  Namen  ein  nach  dem  Motiv  der  Namengebung. 
4  Gruppen:  1.  Zum  Eigennamen  einer  Person  wird  der  Name  ihres 
Vaters  entweder  ohne  Veränderung,  oder  in  der  Verkleinerungs- 
oder Koseform,  oder  im  Genetiv  (mit  oder  ohne  'Sohn')  gesetzt. 
2.  Ein  geborener  Strassburger  wird  nach  seiner  Wohnung,  ein  Aus- 
wUrtiger  nach  seinem  Heimatsort  bezeichnet.  3.  Der  Familienname 
bezeichnet  das  Amt,  die  Thätigkeit  des  Benannten.  4.  Der  Name 
verdankt  einer  auffallenden  Eigenschaft  des  Betr.  seine  Entstehung. 
—  Uns  interessiert  hier  besonders  die  erste  Gruppe  wegen  der 
Verkürzun«:  (Beispiele)  und  Verkleinerungen.  In  Stra.ssburg  kom- 
men drei  Verkleinerungsendungen  in  Betracht,  die  ursprünglich 
t«o,  -i7<).  'tn  lauten  und  sich  bisweilen  mit  einander  verbinden. 
Beispiele:  Volz  (aus  Voikizo),  dazu  Völtsche,  Manz  (aus  Maginzo? 
oder  von  Hermann?)  u.  a.  Die  mit  -Itn  (-c/fw,  -illn)  gebildeten 
Namen  sind  nicht  immer  leicht  zu  erkennen  (Beispiele).  Zu  den 
Kosotormen  gehören  auch  die  Bildungen  auf  -mann.  Auch  durch 
Anfügung  von  -er  werden  Vornamen  zu  Familiennamen  weiterge- 
bildet: Joerger  zu  Georg,  Hanser  und  Hanseler  zu  Hans,  Dammerer 
zu  Dankmiir  u.  a.  In  den  Namen  Betscholt  und  Gozprtcht  schliessen 
sich  an  Koseformen  die  vollwichtigen  Silben  -oli  und  precht  an. 

79.  Burckas  V.     Die  Ohrdrufer  Familiennamen  nach  Herkunft  und 
Bedeutung.  T.  4.     Progr.  (Nr.  750).    Ohrdruf  Lucas.    S.  3—16.    4» 

80.  Hölscher  L.     Unsere  Taufnamen.    Eine  Erklärung  über  deren 
Sinn  und  Bedeutung.     Minden  Bruns.    44  S.   — ,50  >L 

81.  Ondrusch  K.     Die  Familiennamen  in  NeusUdt  O.-S.    Nebst  allg. 
Erörterungen.     Progr.  (Nr.  214).    Sagan  Koeppel.   S.  3—22.   4^. 


VlII,  Ü.  We8ts:€njjani>^ch. 


aoi 


It)  Ortsnamen. 

-82*  Kötting  G.  Etymologische  Studien  über  Deutsche  Flussnameü. 
T.  1.     FrogT.  (Nr.  477).     Kreuznach   YnigUäuder,     24  S.    4«. 

^,  Sohns  F,  Zur  uicderdeuthcheii  Nanieutorsclniug,  Zs.  f.  d.  dt. 
Unterricht  13,  855. 

Beweise  für  die  Betonunj^:  dey  ersten  Beütandteils   nd.  Orts- 

nanteii, 

84.  Hertel  L.  Die  Reiuiütcige  und  KtMinwegc  des  deutschen  Sprach- 
gebiete«, Sclirilten  des  Ken iinteig vereine.  Nr.  2.  Hildhurghrin.sen 
Gadinv  ik  Sohn  in  Komm.  44  S  4^.  0,bO  M.  ErBchicn  auth  als 
Hildburg^hauscr  Progr.  (Nr,  751)- 

^5.  Clausa  äI.  B.  Historisch-topographLsehe.s  Wiirterbuch  des  Elsasö. 
5.  u.  G.  LU^.     Zabcrn  Fuclit*,    S.  257^384.    a  1  M. 

-86.  Witte  B.  Neuere  BeitrU^''e  des  Iteichslandes  zur  Ortsnamen- 
forsch ting-,  Korreüjiondenzblatt  de*i  Gesamt  Vereins  der  deul sehen 
Geschichta-  u.  Altert. -Vereins  47,   1B9— 144. 

Überblick    über    den    gegenwärtigen    Stand    der    Ortsnamen- 

forsciiung  im  Reiehsbind,   Ablebnung  d^^r  Hyjiotheaen  Arnolds    und 

Schibers,     Verfasser  sucht  statt  dies^er  eine  Reihe  neuer  inethodist  her 

Hegehi  nicht  nur  lür  die  reiclisländiselii?,  s«>nderu  Jür   die  deutsche 

Nnmenforschnng    überhaupt,    zu   geben    und    formuUerl   sie    in   21 

Thesen. 

87.  Heilig  O.  Die  Ortsnanicu  des  KaiKerstuhla.  Sonderabdruck 
aus  der  Festsciirift  zur  Feier  der  Eröffnung  des  Real-  und  Volks- 
schulgebUudes  in  Kenzingen.     13  S.    8^. 

88.  Kluge  F.    Ahd.  Meüdn  und  Pamia.    17..  St,  499-500. 

Das  et  in  Meilan  ist  niclit,  wie  Wrede  (HZ.  41,  395)  an  nimm  tt 
.aus  f  diphthongiert,  sondern  bereits  alid.  liegt  Meiian  vor  (Selilettst. 
Olossen),  Audi  I*aveia  ist  sction  ahd.  (Xotker),  doch  ist  die  Form 
Pavta  lilter.  Jedocli  ist  ai:ch  hier  kaum  Dipiithongiernng  von  i  zu  ei 
-anzunehmen,  eher  Anlehnung  an  ahd,  Ägdeia  =  Anuiieja.  Audi 
in  ahd.  abbateia  ^  nünL  abbatla  braucht  keiiiC  Diphtbotigierung  im 
Hiatus  eingetreten  zu  sein:  vgl.  baier.  rot/efaie,  mhd.  tttfneit.  Auch 
bei  salbeia  kann  Anlehnung  mi  Namen  wie  atjaleia,  .sclareia  vor- 
iiegen.  überhaupt  ist  der  ez-Diphthong  in  lat.  Lehn w orten  des  Ahd. 
geläufig  und  es  könnte  an  gegenseitige  Beeinliüssuug  wohl  ge- 
dacht werden.' 

Ahd.  Texte. 

89.  Schatz  J.  Die  Sprache  der  Namen  des  ältesten  Salzburger 
Verbriiderungßbuches.     HZ.  43,  1-45. 

Nach  der  Ausgabe  von  Herzberg-Fränkel  in  den  Mon.  Germ. 
Vokatismus  der  Stannnsilben  beim  ersten  Schreiber:  Bewusstes 
Festhalten  am  unumgelauteten  a;  ahd.  e  (aus  ai)  in  ^er  und  er-  be- 
legt» sonst  ae  geschrieben;  ö  (ans  au)  erscheijit  viermal  als  au^  sonst 
als  aoy  im  zweiten  Wortgliede  einige  Male  als  o,  die  Neuerung  zeigt 
^ieh  also  bereits.  Altes  ai  erscheint  einmal  als  ei,  sonst  als  m. 
Altes  ö  ist  regelmässig  ö,  daneben  oo,  ö,  u,  uo,  im  2.  Gliede  nur  o. 
V  o  k  a  l  i  s  m  u  s  der  n  e  h  e  n  t  o  n  i  g  c  n  Silben;  i  und  j  der  A  h  leit ung 
sind  erhalten,  nebentoniges  u  ist  geblielien.  —  In  den  späteren 
Eintragungen  dringen  die  Neuerungen  durch:  Umlaut  des  a^  e  an- 
statt a€  (lür  e),  at  verschwindet,  nur  o  t'iir  0  bleibt.  —  Aus  einer 
Vergleichung  der  Namen  in  den  baier.  Klöstern  Mönsce,  Chietnsee, 


802  VIII.  D.  Westgermanisch. 

Mattsee,  Metten,  (Nieder-)Altaich  im  Reichenauer  Verbrüderungsbncb 
(Piper)  ergibt  sich,  dass  im  Salzburger  Vorbrüderungsbuch  eine 
speziell  salzburgische  Orthographie  befolgt  ist.  —  Konsonantis- 
mus. Germ,  d  ist  durch  t  und  durch  d  vertreten;  lür  germ.p  er- 
scheint d  und  th.  In  den  späteren  Zusätzen  ist  d  fast  ausnahmslos 
durch  t  vertreten,  für  p  erscheint  einige  Male  ty  nämlich  in  üuini- 
thariuHy  Plitheri,  Cuntheri,  wohl  durch  das  folgende  h  veranlasst 
Im  Inlaut  kommt  nur  d  vor.  Für  die  Aussprache  des  altbair.  d 
ergibt  sich,  dass  es  stimmlose  lenis  war,  die  nach  stimmlosen  Lauten 
fortisartig  wurde.  Germ,  k  erscheint  im  Anlaut  zweimal  als  A*, 
sonst  als  c/i;  germ.  sk  wird  sc  geschrieben.  Sonst  erf>cheint  ch  und 
h  für  fc,  auch  in  den  Zusätzen.  Besprechung  der  einzelnen  Fälle. 
ch  wurde  sicher  als  (einheitl.)  Reibelaut  gesprochen.  Für  germ.  g 
wird  im  Anlaut  /c,  c,  g  geschrieben,  im  Inl.  g.  Im  inlautenden  An- 
laut erscheint  k  und  c  nach  stinmiiosen,  g  nach  stimmhaften  Lauten, 
wie  in  bnir.  Denkmälern  in  der  Regel.  Vor  u  und  o  steht  c,  vor 
e  und  i  k,  vor  a  beide.  Die  Unterscheidung  zwischen  k  und  g 
muss  auf  der  Aussprache  beruhen.  Salzburg  stellt  sich  hierin  den 
Freisinger  Urkunden  gegenüber.  Germ,  h  erscheint  fast  durchweg 
als  h.  Germ,  p  erscheint  als  p  und  /",  was  beides  als  Bezeichnung 
der  Affricata  zu  fassen  ist;  germ.  b  ist  durch  p  vertreten,  auch  in 
den  Zusätzen.  Germ,  f  erscheint  als  f,  in  den  Zusätzen  schon  früh 
als  u.  Anlautendes  w  ist  um,  inlautendes  auch  u.  —  Verf.  behandelt 
dann  die  Namen  mit  scheinbarem  n-Schwund:  ein  solcher  ist  nicht 
anzunehmen.  Die  Mehrzahl  der  einstämmigen,  mit  Suffix  gebil- 
deten Namen  und  Kurznamen  haben  den  Nominativ  der  n-Stämmei 
männl.  -o,  weibl.  -a  (Beispiele).  Zahlreiche  männl.  Namen  enden 
auf  -uni  (vgl.  aleni.  'ini).  darin  ist  wohl  der  urgerm.  Nominativ 
auf -12  der  Jo-Stämme  zu  sehen,  ihnen  stehen  weibliche  auf-ni  gegen- 
über (später  uriy  weitergebildet  una),  das  trotz  der  scheinbar  ent- 
gegenstehenden Lautgesetze  auf  das  idg.  Feminina  bildende  Suflix 
•nlzurückzuführen  ist. 

90.  Paohaly  Paul.  Die  Variation  im  Heliand  und  in  der  altsäch- 
sischen Genesis.  Schriften  zur  germanischen  Philologie,  hrsg.  v. 
Prof.  Dr.  Max  Roediger.  9.  Hft  Berlin  Weidmann.  Vil,  118  S. 
4,-  M. 

91.  Priese  0.  Der  Wortschatz  des  Holland,  ein  deutsch-altnieder- 
deutsches Wörterbuch.  Progr.  (Nr.  489).  Saarbrücken.  (Leipzig 
Vogtländer).    IV,  44  S.     1,80  M. 

92.  Saftien  H.  Die  Schwellformen  des  Verstypus  A  in  der  ahsäch- 
sischen  Bibeldichtung.   Diss.    Bonn.  (Leipzig  Fock.)  54  S.   1,20  M. 

93.  Borgeld  A.  De  oudoostnederfrankische  psalmen.  Klank-  en 
vormleer.    Proefschrift.  Groningen  Wolters.    5  BIL,  VIII,  152  S. 

94  Eastman  C,  W.  Die  Syntax  des  Dativs  bei  Notker.  Diss. 
Leipzig  Fock.    (>H  S. 

Strassburg  i.  E.  F.  Mentz. 


IX.    Baltiseh-SlaTisch. 
A.    Allgemeines. 

1.  Meillet  A.    Letto  slavica.    MSL.  11,  172-186. 

A.  Sur  Tadaptation  de  quelques  mots  ^trangers.    1.  Ksl.  vlas- 
vimija\  fremdes  f\  />,  antepalatales  kg  im  Ksl.    2.  Ksl.  Bimh,  Kriz^ 


IX   Baltiscli-Sla'^isch,    A.  Allijeraeines. 


S05 


wusg  aus  eit^eni  Dial.  stammf^n,  in  svek-heni  ry  zu  ri  wurdi«  (Ksl. 
Tind  riöl.  Aiialo>.'ieti);  gvrm,  ü  wurde  »l  i/.  in  !s|>iiti?ri5ii  Rntlehnunf^en 
u.  [Vt*-L  Vfindräk  Aksl.  Gramm.  3fiH  t,]  3,  Ksl.  Lazorh  (unbet  grieeb. 
a  zu  o  wie  in  //ramofß-  Kroratb){  Lazarjb  (Anlehrnntg  an  das  Suff. 
-arjb),  B,  1.  Pi\  gerbt :  ai.  jdrafe  (-6  Erweit  fr  un^:  auch  sontil  in 
Wurzeln  ilhnl  Bedtnitun^i).  2,  Scheidung  von  li.  azu  uz  im  Alt-Ost- 
lit.  zu  Anss.  7  IfJi  10 1;  uz  hat  2  für  z  (.s)  nach  i*i  wä,  3.  Kßl,  ffolb 
*Stf>fk'i  arm.  A'f^rr.  4.  Ksl  jaHtn'b^  {*äkro-  oder  -öiro-  mit  Sek.- 
Sultix):  la.  accfpiter. 

2.  Hirt  H.    Zur  litauiseh-slaviöchen  Bi^tonung-.    IF.  10,  38-  55. 

a.  Oic  Natur  dt!«  lit.  AkzentrvH  und  die  Quantitäten,  h.  Die 
lit.  Akzentversehii^bunp     c.  Die  Betonung  der  o-Stämme  im  Lit.-Sl. 

-3.  Börneker    E.     Von   der    Vertretung-   iles    Idg.  flu  im   baltiRch-sla' 

visfhen  Sprach/.weig',     IF.   10,  Hf>— l*i*j. 

"Idg",  ^u   ist   im  Balt.  dureh   'au  iiau),   im   Slav.  durch  'u  (ju) 
vertreten  .  «  ,  Id<r.  er  liiu^e^ien  ist  im  Li!,  duri'b  av,  im  Slav»  durch 
^v  vertreten  .  ,  ;  fürs  Le.  hingegen  mitsjs  ninn  wolkl  oder  übel  auch 
die,  Verlretunt'   tv  zulasiien*'. 
4.  Lidön  E.    Ein  battii^ch  slavificbes  AnlautRg'esets!,    Göteborgs  hö^s- 

kolar  Arsskr.  4,     Ootebor^^  Wetterj^T*  n   u.   Kerber.     31  S,     1  Ki\ 

25  iire, 

Anl.  nr-  id-  wird  im  Baltäsi''hen  (z.  B.  li.  ritu  r^czifi  rHu  rai- 
iau:  ae.  ivripan  u  a.;  li-  /j^m  'i/^''*'  <?>itl'  *iU8  tierm.  ir^iYi'  fj*.  irfiY;;) 
und  Slav.  (z.  ß.  sL  rota  'Eid':  ai.  vratdm,  sl.  leska  ""HaNer:  atr.  flesc 
'Gerte')  zu  r-  ^;  der  Lautwandel  ist  wohl  schon  balt.  ob  At>z.  v. 
Zubaty  Listy  (11.  27,  m-C.'J,  Bulie  Izv,  IL  otd,  4,  14%-1499. 

I>.  Ludwig  A*  Das  Verbältniö  der  jw-Fonnen  der  GermaniHchen 
Deklination  7U  denen  di^s  Lettiticben  und  Slaviflcben.  (Sitzb.  d. 
Böhm,  Ges.  d.  W,  La).     Lracr  ßivnäc.     H  S,     0.20  M. 

Das  m-  in  den  -m-Stiffixen  der  Dekhnation  ist  im  Germ,  einer-, 
im  B.S1.  anderseits,  von  einander  unabhängig  aus  urspr.  -bh-  ent- 
standen, weil  'bk'  in  Flexionselementen  wenig:er  üblich  war  al«  *m% 
Ebenso  ijjt  -m-  (mit  Ausn.  des  got,  -mni',  preuss»  -äm-)  in  der  bsl. 
Pronominaideklination  an  Stelle  von  urspr*  sm-  getreten.  Das  ad- 
verb,  Suffix  -ba  im  Got  gehört  z.  Wz.  bhü-  {harduba  'hart  seiend"); 
ähnlichen  Ursprunfi^s  ist  wohl  sl.  -ma  in  rehvia^  mit  derselben  Laut- 
verHnderung  wie  in  den  -m-Kasusünflixen, 

i\.  Brückner  A.  Beiträge  zur  ältesten  Geschichte  der  Slaven  und 
Litauer.     Asl.  Ph,  21»  10-2L 

L  Misaca,  rex  Licicavicorum.    2.  Die  Galin densage. 

B*    SlaTigcli. 

L  Allgemeines. 

1*  V.  Eo2wadowski  J,  Quaestionum  ^rammaticariim  atque  etymo- 

logicarum  series  altera.  Krakau.  15  S.  (aus  Rozpr.  Ak.  23).  0,30  Kr. 
L  S.  Abt  1.  II.  De  instru mentalis  casus  nsu  praedieativo: 
kelL  und  ai.  Parailelen.  III.  Anl.  vr-  wurde  im  Sl.  zu  r-  (vgl  Lid^n 
IX A,  4).  IV.  Etymolo5:tca:  1.  galL  Dnientia  :  poln.  Driveca  'der 
reiösende  Fluös'.  2.  poln^  B{r)zura  \  gab.  Briguios  ds.  3.  sL  zuritt 
{*geur-}  :  go.  gaurjan.  4.  al.  lelejq  :  ai.  Hläydü.  b.  sl.  krintca  'Quelle', 
krinh  krina  *Krug'  :  a.  d.  G riech,  entlehnt,  6.  sl.  motriti  'sehen', 
ii.  matyii  :  arm.  mafn  Tinger*.    7.  sl.  *porpor7i  'Fahne'  :  arm.  pkoi- 


IX    B.  Sla%i8cli. 


pholim  'flattere*.     7.  sL  kroplva  kopHva  'Nessel*  :  kroph   ^siedende» 
Wasser'  u.  A.  Anz.  v.  Zubaty  LF.  27,  67-68. 

2.  Leskien  A.  llnterfluchunjü:en  ubt^r  Betonung-s-  und  QuantitltS' 
verlüiltnisse  io  den  slavi sehen  Sprachen.     AslPb,  21,  321—399, 

L  Das  Verhältnis  der  serbischen  und  slovenischeu  Betonung* 
IL  Verkürzunj,''en  ursprünglich  langror  Silben  vor  gewissen  Sufflira 
im  Serbische iK  IH  Betonung'  und  Quantität  der  serbischen  Nomin*I- 
knnipnsita.  1.  Die  ?-Stänime.  A-  Zusamniensetznnfren  aus  Nom**ii 
und  Nomen,  B.  aus  Fräp.  und  Nonjen,  2.  Die  Mask.,  -o-Stftmme, 
(Bei  rmpositionalkomp.  ergäbt  sich  für  Serb.,  Sloven.,  Russ,  för  -i- 
St.  und  für  Mask.  das  urspr.  Gesetz:  der  Hochton  ruht  auf  dem 
Noinen,  wen«  dieses  steifreud  betont  war,  er  g-eht  auf  die  Prfip.  über, 
wenn  das  Nom.  fallend  betont  war.)  3.  Die  Fem.  -«-Stämnie.  (B*«j 
jeder  Art  von  Betoniin;:'  niuss  die  Wurzel f^ilLie  des  uom.  Bestand- 
teils  kurz  sein.)  Anh.:  Die  sog.  Irnpcrativkomposita.  JV.  Die  Be- 
tonung der  Verbiiidwngen  von  Prttp.  und  Kasus. 

3.  Leskidn  A.     Die  slavische  Lautverhindiing  jV.     IF.  10,  259—262. 

G eieren  Vondrak  (Nr.  4.). 

4.  Vondräk  W,  Zur  Erklärung  dea  aksL  Dat.  Sg.  pqti^  kasH,  IP, 
10,  US^llfl 

Urspr*  -e|  -ai  wurde  eji,  -i»/,  -ei.  achliessl  -*.  Ein  ji  existierte 
nicht  im  K»L^  und  wohl  auch  nicht  im  ürsl 

6.  Mohl  F,  G.  Le  couple  roman  lui  lei  (cech.  mit  fr«.  R^s.).  Silib. 
d*  Böhm.  Ges.  d.  W.  V.  Prag,  Komm.  R  ftivnae,  VI,  124  S. 
§  44,  S,  72:  SL  Gsg%  kogo  aus  urspr,  *qo-ghioH  oder  qo  gfiiot 
(=lat.  qnöitis  aus  *f/uohios,  wie  mäior  aus  mahiöjs),  D«s  Suff. 
-ghios  (urspr.  vielk  -ghio)  war  parallel  ndt  SuflT.  »io  (sL  ^e^o),  thioi, 
-bhiomy  'inio  (sl.  kajno,  tamo,  si^7no)  -miai  {gat. pamma)  u.a.;  ^ghia 
kann  in  ved.  mdhga  vorliegen  (paraJlel  mit  -bhio  in  ved,  (thbhjfal 

6.  Meillet  A.     Vieux  slave  sich,  vbxh.     MSL.  U,  8-9. 

Sich,  vbifh  durch  zweite  Pabiialisaiion  aus  *mkh  *vhchh  (lit» 
visan);  .sicerh^  vhseehh  verbürgt  ein  nach  krajichh  zu  *shrdbcichv 
umgewandeltes  älteres  *sbrdbcrrhb  hrbs-  in  einigen  west^l.  Formen 
vor  e-  i'Lauten  durch  erste  Palatalisation  aus  ^vhch-).  Zu  ^vhch% 
zu  vergleichen  -svo-  su-  in  av.  iM.sva-  caihru.^iki-  pautafifhva-,,  grieclu 
f^^iccoc  FkFoc,  ai,  iHfu-na-  vijtvaüc  ,  Dunkel  bleibt  das  VerliäUnis 
zu  ai.  vihm-, 

7.  Meillet  A.    Slave  zefrtl  pimL     MSL.  11,  14-15. 

Aus  *-jvjfi  *-jefi  (De nom.  von  zelja  *pitja;  j4  aus  j6  oder  jäi 
vgL  Anz.  7|  1*34.  12)  wurde  dnrch  Dissimilation  -ejq  {jeti)  -jati;  dar- 
aus durch  Fonnenassocintion  teils  np/q    eti^  teils  -ajq  -ati- 

8.  Jagic  V.  Beitrüge  zur  slavischen  Syntax.  Zur  Analyse  des  ein- 
fachen Satzes.  1.  Hlllfte.  Denkseh.  d.  4k.  Wien  Bd.  46  C.  Gerolds 
Sohn.    88  S.  4».    5,20  M. 

I.  Kritisch -bibliographische  Übersieh!  der  Arbeiten  zur  slav. 
Syntax.  Der  Satz,  nicht  das  Wort»  als  das  Hauptproblem  der  wis«en* 
sehattlichen  Syntax.  Subjektlose  Siiue.  Das  Subjekt  des  Sat*e* 
(Genii.s,  Numerus  des  Subst,,  Adjektivum,  Numerale).  Vokativ  statt 
des  Nom.  nh  Subjektskasus  (aus  metrischem  Bestreben»  ein  «wei- 
oder  mehrsilbiges  Wort  zu  gewinnen).  11.  Das  Prädikat.  Kongru- 
enz  (Dual;  Plural  bei  Kollektiven;  das  Adjektiv  in  Nominallorni>. 
Der  prädikative  Instrimienial  (mit  modaler  Grundbedeutung).  Kopula. 


I 
I 


I 


IX,  B.  Slaviseh, 


903 


Pftrtizjpia  im  Prädikat  (periphrastisclie  Bildungen).  III.  Verbales 
Prädikat.  Handlun;i^Barten  des  Zeitwnrts  (alliiiähÜge  Vermehrung 
eiiiz<*Iner  GaUunf^eti  iiacli  urspr.  nii-hl   zahlreichen  Mußlern). 

9.  MUeti6  L.  Syntaktische  Fragen  (bul«;.)»  Aus  Ueilise.  Pre^l.  4. 
Sofia.    53  S. 

1.  Der  Satz  ist  eine  mittels  eines  (ausg-edriickten  oder  gedach- 
ten) Zeitworts  ftii8g"ed rückte  Vcirstellung'.  2.  Das  Zeitwort  ist  ein 
Wort,  an  welchem  ein  Zustand  und  ein  (ieg^enütand  ( Fers on»  faaebe) 
ssuni  Ausdruck  konnnt.  Subjekt  ist  ein  Geg^ensrand^  von  vvelchera 
im  Satze  die  Rede  ist;  subtjektlose  Sät'/e  in  rein  ^Tanmiatjscber  Hin- 
sicht ^ibt  es  iiicbt.  Das  Zeitwort  kann  nie  Subjekt  sein,  wie  dies 
bes,  im  Bul^.,  welches  keinen  Inf.  besitzt,  zti  sehen  ist* 

10.  Potabnja  A,  A»  Iz  zapisok  po  russkoj  g^rammatike.  (Zur  rus- 
sisclien  Grammatik).  IH.  Bedeutungswandel  tind  Vertretung-en 
des  Sub,-^tantivs  Hs«--  von  M.  V.  Potebnja.  Ciiarkov  Silberberg, 
VIII,  ms  S.    (>  Rbl. 

Der  urnpr.  konkrete  Charakter  der  Abstrakta  (als  Bezeichnung!  n 
der  Eigensebaft»  der  Handlung).  2,  In  Substantiven  mit  kopulativer 
und  abstrakter  Bedeutung  ist  die  letztere  (Bezeichnung  der  Eigen- 
scbaf!)  die  ältere.  3.  Der  urspr.  Zusammenhang  xw.  dem  späteren 
Subst,  und  Adj.  Substanii visierte  Adjektiva  (und  adjektivische 
Pronomina).  Der  urspr,  substantivische  Charakter  der  Adjektiva. 
4.  Kongruenz  zw.  adjektivischem  und  subsiantivisehein  Attribut  und 
Nomen,  b,  Das  urspr.  Nomen  war  ein  Nomen  agentis;  erst  spater 
entwickelten  sich  Nomina  iostrumenfi,  actionis.  acti,  loci,  temjioris. 
6,  Das  Subst,  als  Attribut.  7,  Inkongruenz  der  Af>position  im  Kasus, 
8.  Bindewort  /.wischen  altributiviscb  verbundenen  Wörtern,  Hen- 
diadys.  9.  Übergang  der  Apposition  in  idnen  Satz.  10.  Die  Stelle 
der  relativen  Attributivsätze  dem  Hauptsatz  gegenüber.  11.  Das 
Substantivum  als  Prädikat.  12.  Subjektlose  Sätze.  —  Beil.:  1.  For- 
melle (syntaktische)  Merkmale  des  konkreten  Charakters  der  Sub* 
,stantivar  verschiedene  Arten  von  Nominalverbindungen  (u.  A.  ab- 
geleitetes Adjektiv  statt  eines  Gen.  u.  dgl.,  Dvandva  u.  A/).  2.  Tau- 
tologie, Verbindung  v(m  Synonymen.  X  Das  grammatische  Geschlecht, 
Bezeichnung  genereller  und  verwandtschaftlicher  Zu  sam  menge  hörig 
keit,  Patronyniika  u,  dgh  Motion  und  analoge  Bildung  V(m  Bezeich- 
nung nicht  belebter  Gegenstände.  Notizen  zu  Brugmanns  Ahh.  in 
Techmers  Zs.  4.  100  f\\  Über  E.  Wolters  "Untersuchungen  zum  Pro 
bleiii  des  gramm.  Geschlechts".  —  Die  vielfach  fragmentarischen  Auf- 
zeichnungen bringen  baupts.  s!av.  Beispiele^  daneben  auch  solche 
au.-^  den  verwandten  Sprachen.  L  II,  Bd.  in  i*.  Aud.  Charkov  1899 
(4,50  RhL);    1.  EinL  über  das  Wort  und   dessen  Geschichte  im  All^, 

11.  Satzteile;  Prädikat,  Attribut.  Die  ^'zweiten*'  Kasus  obl.  (jnädik, 
Akk.,  Gen.,  Dat.  abs.).  Der  Intinitiv.  Der  InstrumentaL  —  Anz. 
von   A.  Vetuebov   RFV.  42,   129-15^,   E.  Wolter   DLzt.  nm,  545  S. 

11.  Holthausen  F.    Engl,  culver  —  russ.  gitlubb  Taube'.  IF.  10,  112. 

12.  Horäk  J.  Zur  Etymologie  des  Komparativstammes  mf/jijhK'  cecb.), 
Listy  til.  26.  116-- 123. 

Belege  für  Wurzel  haftig  werden  konsonantischer  Wurzel  deter* 
niinalive  und  Ableitungssufüxe  So  ist  auch  sL  nthnjhit'  (la,  jjiinis'fer 
usw.)  eine  auf  urspr.  Präsensbildnngen  mit  n-Suftixen,  deren  n 
wurzeihftft   geworden,    zurückgehende   ]knmäre  Komjiaraiivbiblung* 

13.  Eajmevid  N.  K.  Die  richtige  Ableitung  des  Wortes  velovt^kh 
(russ.).     Filol.  Zamötki  (Woronei). 


306  IX.  B.  Slavisch. 

("Durchaus  unwissenschaftlich":  ß.  Brandt). 

14.  Pilevic  J.  P.  O  razrabotkg  geografi^eskoj  nomenklatury  (Be- 
arbeitung der  geograph.  Nomenklatur).  S.-A.  aus  Abh.  der  Mos- 
kauer Arch.  Ges.  13  S.  4«. 

Das  betreffende  Material  sollte  enthalten:  1.  Namen  der  Ge- 
wässer mit  Andeutung  ihrer  Naturbeschaffenheit,  2.  Namen  sonstiger 
natürlichen  und  durch  Menschenhand  zu  stände  gebrachten  örtlichen 
Erscheinungen  mit  Angabe  ihres  topischen  Charakters  und  ihrer 
Eigentümlichkeiten,  3.  vollständiges  Örtsnamenverzeichnis  mit  An- 
gabe der  Lokaleigenschaften. 

15.  Boguslawski  E.  Historya  Slowian  (Geschichte  der  Slaven).  Kra- 
kau-Warschau  VI,  516  S.  " 

"Mit  merkwürdigem  Ge.schick  hat  der  Verf.  alle  kursierenden 
falschen  Etymologien  aufgeklaubt  und  darauf  seine  Phantasien  ge- 
stützt".    Brückner  AslPh.  22,  243. 

16.  Melicb  J.  G.  Volfs  slavische  Forschungen  im  Auslande  (magy.). 
Ethnographia  10,  5. 

Ein  Versuch,  Volf  (Anz.  10,  274)  wider  die  ihm  zuteil  gewor- 
denen Vorwürfe  einer  Tendenziosität  zu  verteidigen. 

17.  Munkdcsi  B.  Die  Anfänge  der  ungarisch-slavischen  ethnischen 
Berührung.     Die  Donauländer  1,  249-259,  329-340,  409-421. 

S.  Anz.  10,  271.  "In  der  Hauptsache,  dass  näml.  die  meisten 
sl.  Lehnwörter  im  Magy.  aus  einer  früheren  Periode  stammen,  also 
vor  der  Landtiame  entlehnt  wurden,  hat  Munkacsi  das  Richtige 
getroffen".  Anz.  v.  VondrAk  V6stn.  sl.  star.  3,  71—74.  [Vgl.  A'sböth 
ÄslPh.  22,  433  -487.] 

18.  Niederle  L.  Zur  Frage  nach  dem  Ursprung  der  Slaven.  Ein 
Nachwort  zu  meiner  Arbeit  "0  pövodu  Slovanft"  (Anz.  8,  310,  13). 
Beil.  zum  Vßstnik  slov.  Star.  2. 

19.  Niederle  L.  Die  Wiege  des  Slavenstammes  (cech.).  Prag.  15  S. 
S.  A.  aus  Slov.  Prehl.  2. 

Die  südöstl.  Grenze  des  ursl.  Gebiets  waren  die  Rarpathen, 
im  Westen  die  Weichsel.  Im  Norden  bildete  die  Abgrenzung  gegen 
die  halt.  Stämme  etwa  das  Pripät-  und  Beresin.ithal  (eig.  lässt  sich 
die  Grenze  nicht  bestimmen  und  ist  vielmehr  ein  Übergangsgebiet 
anzunehmen):  die  östl.  Grenze  lässt  sich  derzeit  nicht  genau  be- 
stimmen, ebensowenig  die  südliche  (dem  schwarzen  Meere  zu).  — 
Anz.  V.  Pogodin  Izv.  II.  otd.  4,  1503—1511.  P.  weist  insbes.  darauf 
hin,  dass  die  Avaren  (russ.  ohr  usw. ;  Ortsnamen)  den  Slaven  bekannt 
waren;  der  Name  Donau  {Dünüy  Don  usw.)  weist  auf  ein  sarmat. 
don  {dan  dun)  Tluss';  die  slav.  Urheimat  war  ein  o:ebirgiges,  sumpf- 
reiches Land,  etwa  wie  Wolynien  (gemeinslav.  Wörter  wie  chhlmh 
gora  l^s-b  u.  ä.).  Die  Urheimat  der  Slaven  war  das  Karpathenland 
(nach  Fileviß,  Sulek  der  nordöstl.  Abhang  der  Karpathen).  Schwer 
ist  heute  zu  sagen,  wohin  die  erste  Verbreitung  der  Slaven  gerichtet 
war.  Wahrscheinlich  haben  sie  frühzeitig  die  baltische  Küste  koloni- 
siert. Auch  westlich  von  der  Weichsel  waren  Slaven  ansässig.  Das 
lit.  Gebiet  zog  sich  auch  östlich  von  den  Slaven  hin  (iranische,  bei 
den  Finnen  fehlende  Wörter  im  Balt).  Es  ist  tVaglich,  ob  die  Ent- 
lehnungen aus  dem  Germ,  im  Slav.  gotischen  Ursprungs  sind  (y  iu 
buky  u.  dgl.  weist  nicht  darauf  hin).  Der  Volksname  Xpuußd  oi  (kon- 
stant.)   erweist    eine    Entlehnung  aus  dem   gerin.  Namen   des  Kar- 


IX.  B.  Shiviiicb. 


307 


patbeiigebir^es  { ^erm.  Haj^hapa,  utich  Braun,  vg-1.  Abt.  II)  noch  vor 
der  Liquideumetatbesis  sowie,  dii^s  lik*bfi  j tarier  westslftv,  Zweijtr  be* 
tpiligt  war,  in  dessen  Spracbe  aro  zu  rav  wurde. 

20.  Niederle  L.  Staroveke  zprAvy  o  zemf^pisu  vyebodnf  Evropy 
se  zretetem  na  zemt*  siovautiki*  (Descriptio  Europae  reL;:iouuni  quae 
ftd  orientem  .spectant  vi^terum  isL-riptorum  Iocih  illuötrata).  Prajä;*. 
RozprHvy  der  Böhm.  Ak.,  L  KL.  Kl.     128  S.   U-x.  8^. 

21.  Wöstberg  F,  IbrAb!nis-ibö-Ja'kübs  ReiBebericht  über  die  S!a- 
wenbuido  a,  d.  J.  965,  Menü  Acad.  St,  Petersburg.  VIII  S^r.  IIT 
1.    IV,  1H3  S,     4  M, 

22.  Leger  L,    Etudes  de  mythologpie  sbivt^    Hev,  de  l'bist*  de  reli^. 

38,  123 --Kia,  39,  1  —  17. 

LcH  divinitöH  inferieuresi  1,  Les  divinites  du  deatin,  2.  Les 
Viliis,  3.  Le8  Rusalkas  (3H).  Svaroir,  Svarojitscb,  Svaraalci.  Stribog'. 
Tri^dav.  Jula.  Kadig:a!jL  Poda^fa.  Pripegabi  (39  L 

23.  Abramovi^  D.  1.  Abbandlun^en  zur  slavteclipu  und  russischen 
Philologie  iti  den  russischen  wiHsensehaftlichen  Journalen  i,  J,  18t*8 
(russ,),     IzF.  IL  otd.  4,  1138—1152, 

24.  Brückner  A.  Slaviscbe  Volkükunde.  Übersieht  periodrseber 
Publikationen  bei  Böhmen^  Bulgaren,  Kleinrussen,  Polen,  Serbo- 
kroaten,  Sfovaken,  Slovenen.     Zsch,  d,  Ver.  f.  Volksk.  9,  213—219. 

25.  Florinekij  T,  D,  Kritisch -bibliographische  Übersicht  der  neue- 
sten Arbeiten  und  Publikationen  zur  Slavistik  (rusB,).    Izv.  Kiew 

39,  März   n  1  —  152.  Sept.  241-27ti. 

26.  Jastrebov  N,  V.  Die  Slavistik  in  slavischen  Zeitschriften  des 
J.  1H98,  A.  Polnische,  B,  böhmische  Zeitschriften  (ruas,).  Izv,  IL 
Otd.  4,  7fi2— 779. 

27.  S'wiatowit,  Hsg,  v.  E.  Majewski,  L  Bd,  Warschau.  VI,  210  S. 
11  Tat',     L80  Rbl, 

Ein  Jahrbuch  für  poln.  und  siav.  prähistorische  Archäologie 
und  Kulturgeschichte. 

2.  Südslawisch, 

28.  Baudouin  de  Courtenay  J,  Süll*  appartenenza  linguistica  ed 
etnogratica  degli  Slavi  del  Friuli.  Vortrag  vom  hist.  Kongresse 
in  Cividale  (5,  Sept.)  Deutsche  Übs.  in  Politik  (Prag).  15.  und 
16.  Dez. 

Vier  versch,  StUnime:  L  Die  Resianer,  ein  sowohl  \'on  den 
Slovenen,  als  von  den  Serben  zu  uiiTeri?cheidender,  mit  fremden 
Elementen  vern*engter  Stamm  (im  Resiathalel  2.  Rerbo-Kroaten  in 
den  Distrikten  (iemona  und  Tarcento,  (eine  Fortsetzung  der  Serbo- 
Kroafen  in  l^trien  und  i^uarnero).  3.  Die  Slaven  des  Distr.  von 
*San  Pietrn  (fbenlalls  im  Grunde  serljo  kroat.,  unter  immer  wachsen- 
dem sloven.  Einfluss).  4.  Slovenen  in  der  LTmg.  von  Castello  del 
Monte,  Prep  Otto  und  Albana  (Distr.  Cividale).  —  Der  Name  Slavi 
wurde  von  deji  Reimern  aus  den  zahlreichen  sl.  Personennamen  auf 
-idarh  gebildet.  —  Vgl.  auch:  S,  Rntar  BeneSka  Slovenija  (Vene- 
zianisches  Slovenenland),  Laibach  Mat.  Slov,,  18HS.;  A.  (Jernv  Im 
Resiathal  (eech.),  Slov.  Prehl.  2,  16-22,  79—85,  113—119, 


30H 


IX-  B.  SUiviseh. 


2?K  Troilo  E.    Gli  Slnvi  nelT  Abmi/.zo  Chietino.  LiifiL-iano  11  S.  (t 
cl.  A^ti  dl  Soc,  Hom*  di  AntlnopoL  fi,  2). 

Kurxer    Berirht    über    die  Grschichto    der    ölftv.    Aii^iedeko^ 
(iiueh  der  iilbaii.  Kolonien  In  Italien}. 

3iX  Jagic  V.     Vorlänfif^^e  I)**ricbte  der  Balkiin-Kriminissioii  11.  Ana. 
di^r  Phil.-hist.  Kl,  d.  Wii^n.  Ak.  No.  2,  S.  7— 4(>. 

Vorberichte    über   diaiektoL    Forecbmii4:en    von    L.  Miletk- 
rjst-Bulgttrien^    M.  Reä«tar,   J*  Arrinza  in  Dttltnalien   und  H.  Hm  1 
Weat-Sürbien. 

31.  Smirnov  L  KurzgfefHsste  Kultur^eschiehie  der  Südslaven  {r 
Ue.  Zap.  Kiizan  7/8,  113—144,   12,  4i»-7H. 

Einleitunf^::    Uberaicbt    der    ^eojiT.    Grundlagen.     Dies    Vor 
Schichte  der  BalkanlialbinseL     Die  Thrako-lllvTier.     Die  röm*  RoI( 
nisation. 

Kirehenslavisfli. 

32.  BMorusBOV  I.    Der   alisolute   Dativ    in    kirchenslavischea^ 
altrussiBchen  LitU*ratnrdenktiiälerii  (rnss.).     UFV.  41,  70  — HO. 

Der  Dat.  abs.  ist  keine  «klavi^clie  Nachahmung  des  Gen,  «b 
der  griecii.  Onpnalo:  1,  man  liHtte  da  eher  einen  Gen*  ab.«,  grwihH 
2.  68   steht   nicht  innner  im  trriech.  Urtexte   ein  Gen.  abs.,   wo  dl 
kchsl.  Text  einen  Dat.  abs.  bietet.    L  Gebrauchsweise  des  Diit  «ib 
alö  Vertreter   des   Neben  na  tze^.     IL  Der  Dat.  abs,    al»  Vertreter  df 
Hauptnatzes    {sthuhcti   ovihrfAi>m   kKoticGn   ö  tiXioc  Luk,  23,  4h  Üs( 
u.  dgl.),   eine  eig.  gramm.  unrichtige  Sprech  weise  in  altruj*^.  Dt* 
miliern,  die  dadurch  ermüglicht  wurde,  duss  der  Dat.  abs.  übeHiattjl 
nur  ksl.,    jncht  rusn,  ist,    ferner  dadnrcli,    dai^s  im  Altrusd.  das  V^« 
biim  tiiiitum  auch  sonst  durch  Fartijiifjialt'ormen  erset/J  wurde  t* 
junma   vzdochnufb    i    rec€^    mladenii/  .sTf-tachidL    i  glaguljuice, 
'/i^-Part.  u.  S.):   es  gibt  Belege  üiit  Vart.   (für  Verb,  tin.),    in  Nou 
iiativtorm  mit  dativischeui  Subj.  —  Belege:  1.  Dat.  abs.  aU  VertfeU 
von  temporalen,  kausalen,  hypothet,,  kön/.essiven  Setzen;  Däl  «b 
mit    temp.t    kaus,,    hypath.  Konjunktionen,    mit  jako;    Dat,  ab^. 
Haui>tH«t'/.     IL  Partizipien  in  Vertretung  des  Verb.  fin. 

33.  Kurbakin  S.  M.     Das  Synodikon   aus  Sofia   in   neuer  HerAO*- 
gäbe    und  Cliarakterlsieriing  (russ;),     ly.v,  IL  Ad.  4,   1014—1030. 

Im  Anscbluss  an  Tb.  L  ös]>enskijs  Ausgabe  in  den  Ixvc'^tlj 
des  russ,  arcb-  Inst,  in  Konstant inopel  ill,  181)7)  und  Popruienkc 
Sinodik  carja  Borisa  (Odei^sa  1HI)!>)  unterbucht  K.  die  Sprache  d« 
I>enUmal8  (Knde  des  14.  Jbts),  lusbes.  dessen  Laute. 

3^1.  EuLbakin  S.  M.    Materialien  zur  Charakteristik    der   milteiba 
gariöchen  Sprache  L  (russO*    Izv.  IL  otd.  4,  8CM3-8^8. 

Sprachanalvse  (fnsbes,  der  lautlichen  Seite)  des  BojanUche 
Evangeiinmö  (Htisch.  aus  dem  12,— 1*.  Jh.  im  Mus.  Rutniancev  i 
Moskau). 

35,  Roeenfeld  A.    Die  Sprache  des  Lektionars  des  Svjatoslav  ä-  i 
J.  107:J  (russ).     RFV.  41,  15i?^BIS. 
Mehr  Kubsismen  als  Ev.  Ostr. 
3(j.  äöepkin  V,  N.     Rastsu^tdentje  o  jassykß  Savvinoj  Knigi.     St-1*< 
tersburg.  Akademie.    XXI,  34^  S.  b^ 

S.  Ana.   11,  237.    Anz.   von   Sobolevgkij   im.  Min,  3:^7  Feb 


IX.  B.  Stavisch. 


301^ 


'399-404,  mit.  Seepkiiis  R*^plik  elnl,  :^^H  Apr.  S9^2~mi;  Poüvkü  Nie- 
iierh'H  Vustii.  4,  44-45;  Vondrak  Asll*h.  21,  1247-255,  mit  Ss.  Heiilik 

37.  Leger  L.  L'  Evang-^Iiaire  sin  von  du  Reims,  dit:  Ti?xt  du  Sacre. 
Ed.  Oics.  en  h4lio«rfHVure,  puld.  sous  les  auspiceü  de  VAc.  Nal.  de 
ReiuiH,  pr6i!.  d"  une  IntrodUL-tion  historiquu.  Paris  —  i*rafnie(Rt*ims, 
Michaud).  Fol.  Ircs.  100^—  (aiiimrelle  300,—).  —  Introduction  A  V 
EWf  Reims,  Michitud.     Fres.  4,  —  . 

Vgl  Francev  Zur  Geschifhte  der  Autis'«iben  des  Evang.  von 
Reims  (rusH.),  Äur,  Min.  MO  Juli  126— -155.  Le^^er  Nntcs  i-ompl^- 
inentairew  sur  U*  Texte  du  Sacre,  lieims  1901,  16  iS.  —  Auz.:  Ja^id 
AslPh.  21,  6:t5-G3i;  (cli.*r  cyrill,  Teil  erst  a.  d.  2.  H.  d.  12,  Jht.H.,  due 
8W.-rus5.,  aul'eiiier  bulg.  Vorlag-e  mitSerbismen  beruhende  Abschrift), 
Pastruek  LFil.  27,  hi."i— 154/ 

38.  Jireeek  K.  und  Jagiö  V.  Die  tyrillische  Inachrirt  vom  J,  9^3. 
AfcilPh.  21,  54a-or>7. 

Bespreciiung-  der  durch  Th.  I.  Uspenskij,  T.  D.  Floriusktj 
niul  L.  Mihrtie  in  lzv>  Russk.  Arch.  Instit  (in  KonKtantinopel)  IV 
(S.-A,  in  Sofia,  20  S.,  ersuli.)  edierten  und  behandelten  Inschrift  und 
dfT  an  wie  sicii  knüpfendi'U  histor.  und  paläogr  Fraö:en.  Dieselbe 
lautet  (mit  Karskij»  Erg^än^un^eu);  r^  fm<;  Üthca  i  Sgna  i  siv^y 
tatjo  Ihiifia  tlz^  Sninoit-h  rahh  bio)zii)li\poffit/aq  pamf^tb  lu}thc]u  i 
bratlu  7i]a  kr%.si{'chh  si(h[h.  si]  itfiena  ii.'ihphslich^v  Nijkola  rabt  b{o)' 
i<f)i\  [Katali]t\  Dal'(y)(t^.  n(tplsa[s4'  st;  rh\  leffj  ot'h  shtro\remv  mir]u 
,SA0  im€li\kta  S],  '\^\.  noch  Mifetie  Bl^.  Pre^i.  V  9.  10,  274-278, 
E-  Karskij  HFV.  42,  231—236,  V.  N.^Zlntarski  Sbnrn.  za  nan 
umotv,  Ifi,  20—40,  T.  D,  Floriunkij  Ctenija  v  I^tor.  ObM.  Nestora 
XIV  2.  73-84. 

3fK  Jagic  V.  Slaviea  der  Laibaeber  Lycealbibliothek.  Sitzb.  d. 
Wiener  Ak.  20,  122-134. 

40.  Jevsöjev  L  Zur  alt «la vischen  Bibelübersetzung'  (russ,).  Bull, 
d.  Petersb,  Ak.  V  10,  355-374. 

3.  Reste  der  verschollenen  ursprünglichen  vollst.  Übers etssung 
der  Profiheten. 

41.  HaiuiDiacki  E.  Zur  älteren  Paraskevalitteratur  der  Grieeben, 
Slaven  und  Runu-inen.     Sitzb.  d.  Ak.   Wien   141,  8.     93  S. 

42  Sobolevskij  A.  I.  Wo  sind  die  Kijewer  ^jbigoli sehen  Fragmente 
geschrieben  worden?  (russ.).     Vesi.  Arch.  i  Istor    10,  29—32. 

Die  Fraf^mente  bat  ein  Pole  in  Polen  gesch rieben  (:  nach  Ver- 
mengung von  ff  i^j  nach  richttgem  Gebrauch  von  ^  b,  nach  der  2. 
Ps.  Sg.  podtLsh  zu  urteilen). 

43.  Speranskij  M.  Zur  Geschichte  der  ylavi sehen  Evangelienüber- 
.Setzung  (.ruäs.).     RFV.  41,  19S-21S». 

Durch  Ä.  Vozkreyenskija  Schritt  Evangelije  ot  Marka  po 
OHnovuym  ö[>iskam  cetyrech  redakeij,  Serg.  Posad  1894,  veranbiivst. 
1,  Day  gegens,  Verhliltnis  der  Teiraevangelien  und  Lektionarien. 

44,  Zivier  E.  Studien  über  den  Kodex  Supraslienj^is.  II.  Kattowit» 
Gebr.  Böhm.     III,  45  S.  8«.     1,50  M. 

Bulgarisch. 
45    Scepkin  V.  N.     Besprechung    von   Lavrovs  Obzor   (Anz.  5,  266) 
(i*uss.).     Sborn.  otd.  russk.  jaz.  Akad.  64,  JO,  20—64. 


310 


IX.  B,  Slavrsuh 


46.  Leskien  A.    Die  Biftonungstypen  des  Verlmniö  im  Butg»rbcb« 

AsiPh.  21,  i^ia 

Darstolluii^  von  5  Diulekttyiirn,    nn  welche   ek-h   vielL  eio  i 
Misi  hty[ais  anreiht 

47.  Stoilov  A.  P.  Reflf-xe  der  althiilgamchen  Aussprache  de»  , 
in  neubulg.  Dialekten  (big.)*    Feriod.  »pia.  XI  4  (58),  666—TT. 

Serbisch-Kroatisch, 

48.  Maretic  T.  Ornniatika  i  sliliKtika  hrvainkofr^  tli  srpsko^a  kti| 
zevno^-  joÄiUa  (Gramm,  und  Stilistik  der  krnat.  oder  serb.  Schrifl 
»prache).    Agram  Kngli  u.  Deiittsi'h.    VI,  700  S,     J>  Kr. 

Anz.  V,  A.  Beliebet.  Mal.  Srp.  t>00,  170-186.  201.  174-W 
l\  A.  Syrku  Irv,  IL  titd.  4.  1511-1515,  Jag-iL-  A»lPh.  22,2^-r 

49.  Boraniö  D.  Übrr  die  retiexivm  Zeitwörter  im  Kromtiach« 
(kroal.).     Rad  Ju^^  Ak.  140,  131-^*244. 

Ühjektives  KeÜexiviim;  Hefl,  bt^i  Zeitwörtern  der  Bewepun 
(klatiii  He  'va^^an*),  der  St'eJensiuatRnde  {(fnjeviti  tte  'sieh  Är^rt^rül 
deti  Wt^rdt'Ui«  {srbiti  se  'Serbe  werden'),  dei?  B»/ nehmen*!  (banUi , 
*wie  ein  Banns  sieh  ^eblirden')  u.  A.;  se  bei  ZeitwörU^rn,  die 
Tiielttreflexiv  jmdt»re  Kasus  als  den  Akk,  regieren;  bei  neutrajff 
Zeitwörti^rn,  ohne  üntersehied  der  Bedeutnn^  {cranti  \ae]  'hlüheii*) 
Reflexivuni  der  Re/jprr>/Jxnt;  lieflexivum  in  yanianjnieii^e*i<*txtear 
wilrtern;  in  Lehnwörtern. 

50.  Musi6  A.  SHtze  mit  dem  Paitiz.  Prät>  Akt.  IL  ini  Kroatische 
(kroat.).     Rad  Ju^  Ak.  140,  59-130. 

Verschiedene  GebrauefiHweisen  des  -/^-Partizips  tauch  des  A4 
jektivs)  als  Prädikat.  In  der  Entwifkeluntf  dertseiben  unterschridil 
M.  H  Phasen:  L  Da>4  Partizip  stand  im  Haujitsatze  als  prüdikatu*< 
Attribut  iin  kensses**,  oder  iiypotlv.  Sinne),  z.  B.  laz  cua  lai  kazuj^ 
'Unwahres  gehört  habend  llnwahres  rede  ich\  2,  Dorh  Siltze  wurde 
zu  Do|)|>elsiüzen,  wobei  das  -/a-Partizip  zum  Prüdikat  des  Nebe 
Bat /.es  wurde;  begünstigt  wunle  der  Proze^H  dadurch,  dass  (wie  dl 
Adjektivnm)  das  -/i^-Part,  im  Hauptsatze  seit  jeht^r  ab  Prädikat  an 
treten  konnte.  3.  Schliesslich  wird  das  Part,  auch  mit  Poruien  de 
Verbi  subst.  verbunden  {akolsam]  laz  ewo,  tako  i  kaztijcni  'wie  icl 
Unwahres  ifehörl  habe,  rede  ieh  auch'). 

51.  Musid  A.    Relativsätze  im  KroatiFchen  (kroat,).  Rad  138,70-111 

Zwei  Kate-^orien  der  Ri*lalivsHtz:  L  das  ReL  bezieht  hU'U  laf, 
ein  Subst.,  2.  auf  ein  korrelatives  Dejiion^tralivprouoiJirn  des  Hanp 
Satzes»  ÜnterBchied  der  individuellen  und  j^enerellen  Indetiiijfl 
(neko  'Jemand*,  aber  ein  einziges  Individuum»  ohne  ne-  'irgend  Je 
niand').  Verschiedene  Arten  di^r  Hebitivsiitze  je  nnch  dem  Proiie 
men,  mteh  der  Satzbedeutung'  (hypothetische^  kausale  u  ä.  Relalif 
Sätze,  nach  der  A^erbaUorm  (:  Konditionnlifs  in  Reialiv^HtÄen) 

52.  Syrku  P,     Der  Krassowa-er  Dialekt  (russ.).     Izv.  IL  old.  4J 

-mo. 

Gesprochen    in    6   Dorfern    des   Komitats   Kr«8s6  Satöreny 
Ungarn  ('mehr  kroatisch  denn  bulgarisch*.  Pastruek  L.  ßl.  ^7, 
58,  Eje6nik  lirvatskoga  ili  srpskoga  jezika  (Anz*  10,  276),  V  2  (19 

S.  161 -2W  (-  könokradka),    4  Kr. 
54.  Pajk  M,    Ein  serbokroat.  Wörterverzeichnis  a.  d»  E.  de»  15,  Jbi 

AslPh,  21,  639^640. 


IX.  B.  Slavisch. 


311 


^ 
^ 


J55.  Zore  L.     Lexikfilisehe  Nachlese  fkroaL).     Rad  ISH,  54-  6£*. 
[56.  Sremac  St.     Ivkova  Slava.  Novdli*.    Belgrad  (Srpska  ktiii.  z.i- 
clruga  55).     li«9  S. 

Novpll^  iiiil  Dialo^t^ii  iai  NiScvnc-Moraver  DM.,  einer  Vber- 
ttgsiimnilart  zum  westbulg    Sehoper  Dialekt.     Mit  gramm,  Einlei- 
\mg  und  GlöHsflr. 

57.  Jiracek  K,    Beiträge    zur    rag'UüaniHuheu    Litteraturgeschichte. 

AslPh,  21.  31)8-542. 

IL  A,:  SlaviHche  Texte   des  1.^.  und  16.  Jh.   ttus   Kafl:iiöa   uud 
Sta^riio  (Nachtr-  zu  ebd.  10,  52  ff,),  mit  Proben  mu]  spraciU.  Charak- 
teristiken, 
5H.  SmiciklaB  T.     Kultus-    uud    Kulturanfftnge    der    Kroaten.     Die 

Douaulilnder  S.  169- 18a 

Slo  venisch. 
69.  Ileöic  F.    Sloveiiita.    AslPh.  21,  199-^12. 

1.  Zwei  Fülle  vnu  Vokalhanaouje  a.  d,  Dtal.  von  St,  Georgen 
a.  d.  Staiuz:  a.  Ab^yiinilationen  wie  bliize  ans  (Aizu  n.  ä. ;  b.  progressiv 
in  bußi  nns  ubiii  \i.  dgl.  *?.  Eijuges  zum  Wortanlauu  Ablall  von 
aus  Frilf.  u-  entstandenen  r-;  ar-  aus  auL  r-.  3.  Ein  Gesehieclits- 
weehsel  im  Plural  (einige»  Getreiclearten  bezeichnende  Fem.  werden 
Nenir.i  4.  Dobrb  —  dvbryj  im  Dial.  von  St.  Georgen. 

60.  Perusek  li.  Bravec  oder  bralec?  Eine  sprachwissenschaftliche 
ünterüucliung  (sin.).  Laibach.  44  S.  0,60  Kr.  (S.-A.  aus  Dom  in 
Svet). 

61.  K.  P-  Sloveniache  Monatsnamen  aus  dem  J.  1466  (sloven.),  Izv, 
Muz.  dru>.  8,  104—105. 

ProiiynicZy  sdsczan^  auseczy  maly  trawen,  ivelikt^  trawen,  bo- 
boticznef,  maly  serpan^  neliky  i^erpartj  poberuch,  Hntognotf^  kozow- 
per  seh  k,  gm  den. 

62.  Saäelj  L  Aus  dem  weisskrainisehen  Wortsehatz  (slov,;  An».  10» 
275).     Dom  in  svet.  12,  158—9,  511—2,  544,  575-6,  640. 

63.  Strekelj  K.  Slovenske  warodne  pesmi.  4.  Laibach  Matica  1898. 
XXIV,  593-^820  S. 

Anz.  10,  275.    Schluss  des  I.  Bds.    (Erzählende  Lieder). 

64.  Zbornik.  Hsg.  von  der  Slovenska  Matica  in  Laibach.  K^d,  L* 
Pintar.  1.     259  S. 

U.  4-:  ^*  Kungic  Beiträge  zur  Gesch.  der  littcr.  Beziehungen 
zwischen  Ceehen  und  Slovenen  (Korrespon denken);  Sloven.  Biblio* 
graphie  für  1898  von  K.  Perutiek. 

3.  Ostslavisch  (Russisch)* 

65.  Budda  E.  Musterprogramm  zur  Geschichte  der  russischen  Sprache 
(russ).     Uc.  Zap.  Kazan  66,  5/6,  177—183. 

Mit  einem  Verzeichnis  der  wichtigsten  Litteratur. 

66.  Saehmatov  A.  A.  Zur  Entstehung  der  russischen  Dialekte  und 
Stämme  (russ.j.     tlL  322  Apr.  324— 3B4, 

§.  kombiniert  die  Ergebnisse  der  Dialektfdogie  mit  historischen 
Nachrichten.     Die    heutigen    Dialektverhaltnisse    sind    das    Resultat 


312  IX.  B.  Slavisch. 

einer  lan<^eu  Entwickelung^  und  geg:en8eitigen  Durchdring-ung  der 
einzelnen  Stämme.    In  der  Vorzeit  zerfiel  das  Russ.  in  3  Gruppen: 
die  nördliche,  mittlere  (hier  die  westl.  und  östl.  Hälfte)  und  südliche 
(mit   einer  nördl.   und   einer  südl.  Unterabteilung).     Der  westliche 
Teil  der  Mittelgruppe  löste  sich  infolge  histor.  Entwickelung  vom 
östl.  los  und  bildete  das  heutige  Weissruss. ;  der  Östl.  Teil  entwickelte 
sich  im  Verein  mit  der  Nordgruppe  zum  heut.  Grossruss.  (doch  hat 
sich  auch   im  Westen  der  nordruss.  Einfluss  auf  einige   weissruss. 
Dialekte  geltend  gemacht,   während  im  Südwesten    wiederum   ein 
Durchdringen   weiss-   und   kleinr.  Dialekte   zu   sehen   ist).     In   der 
Südgruppe  (=  Kleinruss.)   hat  eine  Mischung   zwischen  Elementen 
ihrer  nördlicheren  und  südlicheren  Hälfte  stattgefunden.    Es  macht 
sich  hier  eine  Spaltung  sichtbar,  indem  einige  Ungar.  Dialekte  nord- 
kleinruss.  Merkmale  aufweisen.    Im  äussersten  Westen  ist  auch  poln. 
Einfluss  wahrzunehmen.     Das  altruss.  Kulturzentrum,  Kijew,  wurde 
nicht  bloss  durch  die  südruss.  Poljanen,   sondern    auch    durch   die 
von  den  Varägern  unterstützte  Kriegs-  und  Handelsbewegung  (dem 
Dniepr  entlang)  ausgebildet.    ("Geistreiche  und  kühne  Kombinatio- 
nen, wie  bei  §.  immer":    Polivkas   Anz.  Vöst.  sl.  star.  3,  10).  —  Im 
Anschluss  daran:  E.  Th.  Budde  Entgegnung  an  S.  und  eine  Ana- 
lyse seiner   neuesten  Ansicht   über  die  Bildung  der  russ.  Dialekte, 
ebd.  Sept.  163—177,  mit  Sachmatovs  Replik  ebd.  178—180,  der  Ko- 
lonisation  des  Räsaner  Kreises  und   der  Bedeutung  des  grossruss. 
**a'kan'je"  in  der  ganzen  Frage  gewidmet. 

€7.  Spicyn  A.  A.  Die  Verbreitung  der  alt-russ.  Stämme  nach  Aus- 
weis der  archäologischen  Daten  (russ.).  2M.  Aug.  301—340.  Auch 
Sep.-Abdruck. 

Den  Begräbnistypen  gemäss  zerfielen  die  Russen  im  10.  Jh. 
in  2  Gruppen,  die  nördl.  und  südl.,  im  11.  Jh.  in  3:  die  südwestl, 
nördl.  und  östl. 

68.  Ghalanskij  M.  G.  Aus  Studien  zur  russ.  Sprachgeschichte  (rQS8.X 
Izv.  4,  265-276. 

1.  Die  Anhängsel  -stani  -sta  -sie  -su  {-s).    Belege,  -sta  aus  pa- 

renthet.  stalo,  stalo  byt\  bzw.  vom  verstärkenden  Impt.  8tani{:dati}. 

-sie  iu  einigen  Fällen  aus  jeste^  anderswo  aus  jestb. 

ßd,  Karskij  E.  Th.    Eigentümlichkeiten   der   Schrift   und   Sprache 

der  handschriftlichen  Avraamkas  Chronik  aus  dem  15.  Jht.  (russ.). 

Univ.  Izv.  Vars.  3,  1—44. 

Merkmale  des  Smolensker  Dialekts  des  Schreibers,  sowie  an- 
derer Dialekte  (Einfluss  der  Vorlagen). 

70.  Ljapunov  B.  M.  Izsledovanije  o  jazykö  sinodarnago  spiska 
1-oj  novgorodskoj  letopisi  (Untersuchungen  über  die  Sprache  der 
Synodalhandschrift  der  1.  Nowgoroder  Chronik).  1.  H.  S.  Peters- 
burg Akademie.  VI.  289  S.  lex.  8^.  (Leipzig  Harrassowitz.  2,40  M. 

A.  Einleitung.  Paläographisches,  Textkritisches.  B.  L  1.  Die 
irrationalen  Vokale  h  h.  2.  Fälie  von  t  statt  y  und  h  statt  i.  3.  Ge 
genseitige  Abwechslung  zwischen  ^  und  h.  4.  Verbindungen  Kon- 
sonant +  ^  (oder  h)  -f  Liqu.  -f  Kons.  —  Anz.  v.  Sobolovskij  im. 
Min.  327  Jan.  185-192,  Jagic  AslPh.  22,  255-263. 

71.  NikoFskij  A.  Die  Sprache  der  Ipatischen  Chronik  (russ.).  RFV. 
41,  238-275,  42,  23-110. 

72.  Slovar  russkago  jazyka  (Anz.  11,  279).  II.  H.  8  (6).  za  —  za- 
gracit.    S.  633—952.    60  Kop. 


IX.  B.  Slftvlsch. 


313 


|73.  Sobol8¥6k\]   A-  I.     Cber   Diivernois'    Materialien    (Anz,  7,  170). 

Sborn.  old.  rimsk.  jaz.  Akat!,  (i4  N,  10,  65—72, 
'74.  Enauer  Th.     Über  den  Namen  Russe,  J^ussland  (Vortr.  mii  Ar- 
chäoi,  Kongr.  in  Kijew,  taut  Ben). 

K.  veri)ifKlet  /föi,  Bossija  mit  ai.  Uai^ä  {=  VVoli^a),  in  Eu.i 
(;  r.  ntslo)  Koll  eil)  *ronS'  (av.  EaMa)  stecken.  An  der  Woiga  ist 
auch   die  Wie^i^  der  Slaven  zu  KUehen. 

75.  Ramzeviö  N.  K.  Znm  Worte  I^tjsb  (russO-  Filol.  Zaui&tki,  Wo- 
roni>^,. 

76.  Sejn  P.  V.  Zur  Frage  der  Kunstsprachen  (ruse.).  Ikv.  II.  otd. 
4,  277-300. 

Verschiedene  Arten  der  nbhichtlichen  Spraehenumbildung. 

77.  CistoviÖ  L  A.  liätorija  perevoda  BibÜji  na  ruKskij  jazyk  (Gesch* 
der  russ.  Bibelübersetzung).  2.  Aufl.   S.  Petersburg.  M7  S.  2  Rbl. 

78.  Weismann  A.  IX  Zur  Geschiebte  der  russischen  Grammatik 
(russ.j.     Aur.  Min.  324  Juli  106—127, 

Zur  gramm.  Terminologie:  Diathesis,  Zeitform,  syntakt.  Ter- 
minologie. 

79.  J.  K,  Grota  Werke  (russ.).  IL  St.  Petersburg  Akademie.  XV, 
mi^  S.    3  Rbi. 

^W  Anz.  10,  272.  Philologische  Aufsätze  (1852^1892):  I.  Zum 
russ.  Wörterbueb,  zur  russ.  Grammatik  und  Spraehgeschichte.  IL 
Streitfragen  der  russ.  Orthographie  (russ.  Laute  und  russ.  Schrift). 
Indices. 

Gross  russisch, 

80.  Otissof  N.  foudes  ex peri mentales  d'une  prononciation  msse. 
La  Parole  1,  676—637,  705-71H, 

1.  Action  du  volle  du  palais.  2.  Action  du  thorax.  3.  Action 
des  Cordes  vocalea. 

8L  läachmatov  A.  A.  Materialien  zur  Erforschung  der  grossruBS. 
Dialekte.  VL  (Anz.  11,  242).     Bell  zu  Izv.  IV  1,  1—17. 

82.  Pokrovskij  Th.  Die  Volksmundart  des  Bez.  Tschuchloma,  Gouv. 
Kostroma  (russ.)^     2iv.  Star.  9,  330'-34a 

83.  Sejn  P.  Zur  grossrussischen  Dialektologie  (russ.),  RFV.  41, 
29--70- 

Lautliches,  MorphoIogischesT  Lexikales  aus  Sadovnikovs  Mär- 
ehensaintnlung  aus  dem  Gouv,  Samarsk  (1B84). 

84.  Kulikoirskij  G.  1.  Zum  Wörterbuch  der  oloneckisclien  Lokal- 
mundart (russ.).    Etnogr.  Obozr.  40/41,  346— 35L 

Nachträge  zu  Anz.  11,  243  No.  62. 

85.  Nilolajev.  Mundartliches  Wörter verzeichuis  aus  der  Provinz 
Tobolsk  (rnss.).     Äiv.  Star  9,  4B7— ftl8. 

86.  Smirnov  N.  A,  Wörter  und  Redensarten  der  Diebsprache  aus 
Vs.  Krestevskijs  Roman  "Peterburgskija  truScoby"  (russ.).  Izv.  II 
otd.  4,   1065-1087. 

*7.  Sobolevskij  Ä.  VelikorUBskija  narodnyja  p^sni  (Anz.  10,  282). 
V,  Liebeslieder,  2.  H.  18^9.     3  RbL 


3U 


IX,  B.  SlavlBch 


WeissrUBsfsch, 

88,  Karekij  E.    Matennli*»ii  zur  Dorchtbrschun^  der  weissm», ÜU- 
Jekte,  111  russj.    Beil.  zu  Izv,  IL  otd.  4,  H,  a  u.  4.    69  S. 


1xm| 


Klcinrussisch. 
8a  Florinekij   T.  D.    Eini«:e   Worte   über   die   kifinruss.   S|ir*cl 
(MuiHlart)  und  die  neuesten  Versuche  Ihr  die  Rolle  eine«?  OrgTii 
der  WiH^eu5t'ha^t  und    höheren  Bildung  zu   iM*obern  (ro»».;   AI 
a.  d,  Kijevl janin),     Kijew, 

Geharn i «eh te  Verteidigung'-  der  sprachlichen  und  «!lhn)^cb«ir 
Einheit  der  Groiss-  und  Kleinrussen  (vgL  auch  Vt^>?tii.  Evr  35  l, 
406—41*5;  überhaupt  hat  die  P'rage  njehrere  Kundgebung-en  hervor- 
gern  feil) 

90.  Michal'öuk  K.  Was  ist  KleinruKsisch  oder  Südrusfiisrb?  (nwij. 
Kijev,  Stariua  Aug.  135— 1S*5.  (Forts,  f.).  Auch  als  S.-A,  Kjcv. 
61  S, 

Eine  linguistische  und  historische  Beweisführung,  dans  ifi» 
Kln  eine  selbständige  slav,  Sprache,  keine  rusmsche  Mundart  ist, 

91.  Brocb  O,  Ugorskoje  oareeije  sela  Ubli  (Der  ugroruss.  Dtal.  d«-* 
Dorfes  Ubl\  a  im  Zeinpk'*uer  Kornitate).  S,  Petereburg.  lll  S. 
1  Rbl.  (Leipzig  HarraHsnwitz  l/.^O  Mh 

92.  Broch  0.    Aus  der  un^ari^eheii  SlavenwelL    AslPh.  21,  4S-6L 

Eine  Besprechung  vt)ti  Hnaljukj*  Etnogr.  Materyjah%  in  deurn 
eine  genauere  Lautwidergabc  vennisst  wird,  und  Ruskt  as^lj»  v 
Baccji  (Auz  11,  2't&):  di?  ogrfirusB.  Kolonisten,  die  aus  Zemphn  und 
Saros  nai'h  Bacs-Bodrog  ini  vor  Jh.  übergesiedtdt  siud,  niüii^o  au» 
einem  j^Iavakisch-russischen  Grenzgebiet  stammen. 

93.  Dikarev  M.  KIr.  pal*anytn  (Art  Backwerk)  mod  griech.  it- 

(rUBS.).     Kijev.  Starina  Okt.  ,11—49. 

Der  grieeh.  ir^Xavoc  al«  Opfergabe  für  chthonische  Gotlbdtei 
paVant/^a  (auch  russ.  bün,  A'/*//.4)  als  Totenspende.  Griechische»  ti 
rus».  Volkstraditionen  (insbes.  Bylinen),  nam.  Umwandlungen  griech»! 
Gi:itternamen  in,  A.  Svarof/  :  lauuipoxoc,  Iiti  Aütljpoxoc),  a  in  ;ia/<i^| 
nyät  für  grieiih,  e  teils  durch  Assindlation.  teilt*  durch  Einflu»!^  »le 
l,  wie  klr.  Paituja  B.uETltkwfiaj  lnU  oliva^  Siculus  aus  ^Äaia,  ZiKtAöc  tu  j 

4.  Westslawisch, 

94.  Mikkola  J.  J.     Betonung  utmI  Quantität  in   den   westsla^-ischelll 
Sprachen,     t.  R     Helstnglors  Hagelstam.    99  S» 

1.  Einiges  aus  der  wsL  Lautlehre.  Ursl,  ^  (lach,  q)  =j 
plb,  unbet.  (t^  bet.  g  (j^elt,  qt  UthI,  e  (lach,  i^)  =  kascb.  iq 
t>!),  /f>  (^  poln.  iq),  aber  auch,  vor  weichen  Silben,  l  als  LAog«. 
alö  Kürxe  (im  Anl.  ji-,  hinler  Labialen  i),  wie  ßech.  le  {i)^  4*  (Ahn 
war  es  einmal  auch  im  Akpoln.).  —  Uröl.  b  =  plb.  |/J  (i)  vor  harten 
ii  vor  ursp.  weichen  Kimsonanten;  z.  B.  jjds  ^phxh,  di\n  *ät^nh  {An^ 
nahmen  durch  Assoziation)  Dieses  plb.  idfä  stimmt,  vielleicht  nn 
asufaJligerweise,  mit  Sloven.  c'a  iiberein  (sloven.  a  unter  dehnend« 
Betonung  aus  t,).  Auch  im  Slk.,  Ü.Sorb.  verschiedene  Behandlung 
weise  von  urftl.  ft,  jedoch  von  der  plb.  verschieden,  —  Ur^l  Ur 
Urpoln,  war  hier  ar  (vor  harten)  ir  (vor  weichen  Kons.)  =  poln 
ar,  ir,  ii^   (npoln.  ier  ierz\    kasch,  r/r  (die  Kürze)  6r  (die  Läoge]^ 


IX.  B.  Slftvisch, 


315 


«>  ii\  DuitIi  Koetaniiiiatioii  (in  Fitlleii  wie  zarno  zirnist j/)iiii  auch 
poln,  (selten)  iar^  ka.seh,  (himligerl  lar  iör  entstanden  Ahn],  zu- 
weilen asorb.  er  ciurch  Kontamination  ans  or  (uNurb.  ar]  und  jä\ 
[In  OS.  strorfy  uh.  Htvörti/  =  kasch.  (^vjörti  (aus  ursl.  üetvhri^jtt)  ist 
ör  wie  im  Ka^cb*  die  Länge,)  —  Ursi.  thri:  Belege  der  J^äng'e  im 
Pohl,  {tir,  neben  sonst»  ör),  üsorb,  {6r,  zuw.  t/r  ur),  Plb.  {ör)  — 
Ursl.  (bU  wird  durch  das  Kaseli.  etwas  vom  Poln.  abweichend  und 
nicht  einlieitlicii  wiedergegeben.  In  dem  urpoln*  Wandel  von  tUt 
(mit  ol,  d  n.  A-),  hat  dit'  Hauiitrolle  wohl  der  alte  Akzentwtehsel, 
bzw.  Verschiedenheit  der  Tom |Uali täten  ges(>ielt;  die  Gesetze  sind 
durch  zahlreiehe  Formenassocial Ionen  verdunkelt  worden.  —  UrsL 
torf  toll  feit  im  Poln.  Kaseh.  Plb,  Für  fort  hatte  ursp*  sowohl  das 
Pohl.,  als  fiuth  das  Kascb.  und  Plh.  tarf  (kaseh.  polab.  iart  als  Kürze, 
tört  als  iJlnge;  im  Poln.  nur  mehr  al.s  Arehaismus,  hau|»ts.  in  Eigen- 
namen) neben  irrd  lim  Poln.  verallgenieiner! i  auch  p\h.  brUda^  kseb. 
broda  XI.  s,}.  Ebenso  war  au»  foti  urs|).  tait  (erhaben  in  jdb.  ksch. 
Eigennamen)  neben  spilter  venülgemeinertem  fJot.  Aueb  hier  spiel- 
ten Toni|ualitlits-  und  AkzeniverschicdeTiheiten  sowie  Auf^gleichnn- 
gen  die  Hauptrolle.  Spuren  noeh  anderer  Behandlung  ilhnlieher 
Lautgrnppen.  —  Das  KaHehubisehe  ist  ein  integrierender  Teil 
des  Pnln.;  die  poln,  Dialekte  sind  in  'J  Gruppen  (1  kaseb«^  2.  eigent- 
lieh  poln.)  zu  teilen  Das  Kaseh.  bildet  zugleich  einen  Übergang 
zum  Pol  ab.,  welche;?  mit  dem  Poln.  ein  einheitliches  Sprachgebiet 
{das  Lac  bische)  bildet. 

II.  Die  Betonung  der  wsL  Sprachen,  deren  Quantitilts- 
%'erhalinisse,  die  (soweit  sie  nicht  mit  Rnntraktion  in  Zusannnenhang 
stehen)  v<m  Betonungs Verhältnissen  abbilngen  und  viele  geni einsame 
Züge  aufweisen.  A,  ('echiseh.  B,  Sorbisch;  Wörter,  in  welchen 
der  Ausfall  einer  Silbe  die  urspr.  Akzentsielle  erkennen  Iftsst.  C. 
Polnisch- Pohl  bisch:  h  Polnisch,  5.  Kascliubisch.  In  den 
8Üdl.  Dialekten  liegt  der  Ak/„  auf  der  ersten  SIIIks  in  den  nördk 
ist  er  beweglich.  Ks  gibt  zwei  AkzeniijualitlUen:  die  "scharte'' (etwa 
dem  lit.  fallenden  Ton  entsprechend)  und  die  "leichte'*.  Jeder  ursL 
Vokal  ist  im  Kaseh.  entweder  ''gesteigert"  (in  einigen  Dtal.  diph- 
thongtsiert)  oder  "'inditTerent"  (oft  reduziert,  oder  anceps).  Die  scharfe 
Betouuiig  steht  auf  den  gesteigerten,  dw  leichte  auf  indifl'er.  Vo- 
kalen  (z.  B,  ri^'ba  leicht,  indiff,,  Gpl.  rib  scharf,  ge steig.,  ursl  ryba 
ryb%y  Beschreibung  des  Heisternester  Akzentes.  I.  Simplicia.  a. 
Die  Ultimabetonuug  nur,  wi^nn  der  Vokal  gesteigert  ist.  b.  Endet 
das  Wort  auf  einen  gesteig.  Vokal,  so  kann  der  Akz.  nicht  weiter 
vom  Ende  als  auf  der  Penull.  stehen.  Ebenso  ist  die  Penult.  betont, 
wenn  die  urs()r.  Penultima  oder  Ultima  ihren  Vokal  verloren  hat, 
c.  Ist  die  Endung  zweisilbig,  ist  die  Antepenult.  betont,  11.  Verbum 
mit  Pr?ittx.  ni.  Nomen  ndt  Präfix.  iV.  Prilposition  und  Nomen. 
V.  Nomen  mit  Nom.  komponiert.  VL  Enklise.  3.  Polabiscb.  Der 
Akzent  teils  bezeichnet,  teils  an  den  gesteigerten  Vokalen  zu  er- 
kenm^n.  Polab.  und  Kaseh.,  dem  ursp.  Zustand  der  wsl  Betonung 
am  nächsten  stehend,  ergiinzen  einander  hinsichtlich  der  Betonung 
und  t^^ualität.  I.  Bei  steig,  Ton  ist  der  Akz.  von  der  ült.  um  zwei 
Silbeti  gegen  den  Wortanfang  verschoben;  bei  steig.  Anfangslieto- 
nung  bleibt  die  Stelle  unverändert.  IE  Ist  ein  Wort  ursp.  fallend 
oder  dehnend  betont,  so  steht  der  Akz.  auf  einer  der  Ijeiden  letzten 
Silben:  bei  lallend  betonter  3.  oder  4.  Silben  vom  Finde  rückt  der 
Akzent  auf  die  Penult.  vor;  fallend  bet.  I'enult.  behält  den  Akz., 
ebenso  eine  auf  Vokal  ausgebende  Ult.  in  zweisilb.  Wörtern  im 
Katich.,  während  das  Plb,  in  zweisilli.  Wortern  den  Akzent  von  der 
Penult,  auf  die  Ult.  verschoben  hat.     Eine  dehnend  betonte  Ultima 


Anzeiger  XH  ^  u.  X 


21 


316  IX.  B.  Slavisch. 

behält  den  Akz.  in  zweisilbigen  WÖrteni,  während  er  in  mehrsilb. 
auf  die  Penult.  zurückgezogen  wird.  Auch  eine  dehnend  betonte 
Silbe,  die  nach  dem  jetzigen  Stand  der  Sprache  die  vorletzte  ist, 
bewahrt  den  Akzent.  —  Die  ursp.  steigend  betonten  Wörter  haben 
also,  falls  keine  Analogiewirkung  stattgefunden,  den  Akz.  auf  der 
Anfangssilbe,  die  fallend  und  dehnend  betonten  auf  der  Peoult. 
oder  Ult.  Durch  Analogiew^j-kungen  entwickelte  sich  (z.  T.  im 
Kasch.,  dann  im  Poln.,  Sorb.,  Cech.)  teils  vor  dein  eigentlichen  Hoch- 
ton ein  Gegenton,  teils  wurden  die  Betonungsverschiedenheiten  aus- 
geglichen: und  so  gelangte  das  Öech.  zur  Anfangsbetonung,  das 
Poln.  zur  Penultimabetonung,  während  das  Sorb.  beide  Betonungen 
kombiniert  und  somit  eine  Brücke  zw.  Cech.  und  Poln.  bildet. 

95.  Brückner  A.  Neuere  Arbeiten  über  das  Slaventum  jenseits  der 
Oder  (poln.).     Kwart.  fist.  13,  87—93. 

Über  onomastische  und  historische  Beiträge  für  sorbische  und 
polabische  Länder. 

96.  Kcjtrzynski  W.  0  Slowianach  mieszkajacych  niegdys  mi^dzy 
Renem  a  Lab^,  Sala  i  czesk^  granic^  (Sur  les  plus  anciennes  de- 
meures  des  Slaves  entre  le  Rhin,  TElbe,  la  Saale  et  les  frontie.ses 
de  la  Boheme).  Krakau  Akademie.  142  S.,  7  Karten.  3  Kr.  (= 
Rozpr.  bist.  40  [II  15]  1-142). 

1.  Zwischen  dem  Rhein  und  den  späteren  Grenzen  des  Slaven- 
tums  gibt  es  gegen  800  Ortsnamen  unzweifelhaft  slav.  Unsprungs 
(vornehml.  Namen  auf  -ifZy  -gast,  Winden  Wenden  u.  dgl.),  die  von 
einer  vorgerm.  slav.  Bevölkerung  zeugen.  Historische  Zeugnisse 
dafür.  Slav.  Dörfer.  Bauart.  Cäsars  Suevi  =  Slaven  {u  ist  i).  2. 
Traditionen  der  Germanen  von  ihrem  skandinavischen  Ursprung. 
3.  Geschichte,  4.  Kultur  der  alten  Westslaven.  R^sum^s:  poln. 
Sprawozd.  d.  Ak.  April  6—14,  deutsch  Bullet.  Juli  327—337  (vgl 
Brückner  AslPh.  22,  237  fif.). 

97.  Maje'wski  E.  Staro2ytni  Slowianie  na  ziemiach  dzisiejszej  Ger- 
manii  (Alte  Slaven  auf  heutigem  deutschen  Gebiete).  Warschau 
Wende  u.  K.    58  S.  kl.  S».    0,40  Rbl. 

Öechisch  (und  Slovakisch). 

98.  Dolanskjr  L.  Zur  Aussprache  des  c.  i  und  y  (ßech.).  Cas.  Mus. 
73,  285-322. 

99.  Noväk  K.  Beiträge  zur  altcechischen  Stammbildungslehre  aus 
Hus'  Schriften  (cech.).     LF.  26,  248-61,  365—70,  449—59. 

A.  Nominalsuffixe.     1.  -c-,  2.  -c-,  3.   k-,  4.  -^,  5.  -n-Suffixe. 

100.  Hodura  Q.  Die  Mundart  der  Leitomyschler  Gegend  (cech.). 
Beil.  zu  Vöstn.  okr.  litom. 

101.  LoridJ.  Rozbor  podreci  hornoostravskeho  ve  Slezsku  (Analyse 
der  Ober-Ostrawicer  Rlundart  in  Schlesien).  Rozpravy  der  B.  Akad. 
III  Kl.  VII  1.    Prag.    89  S.  lex  8». 

In  Teschener-Schlesien  wohnen  1.  Lachen  in  der  Nord-Ebene 
um  Freistadt  und  Oderberg,  2.  polnische  Walachen  um  Teschen 
und  Skotschau,  3.  Horalen  an  der  ob.  Olsa  und  Weichsel,  4.  mäh- 
rische Walachen  im  Süd- Westen  (gegen  Osten  bis  nach  Jablankau 
und  Lomna.  gegen  Süden  am  Moravka-Fl.  bis  an  die  ung.  Grenze). 
Loris   beschreibt  die  4.  Mundart,    welche   die   Hauptmerkmale  des 


IX,  B.  Sljuisch, 


317 


.l^aeh.  (pnlii.  Akzent,  \>rlutit  der  Quantitfitsunterschiede,  Erweichung 
ITOn  ne  de  te,  Gleichheit  di^s  Lolc.  u.  Iiist.  Sg:.  Unsc,  X.  in  der  Pro- 

moniinaldekL) aufweist,  aber  für  d  ein  o  hni {=lach,  a).— Anz.  v.  Pol i v 

ka  AöiPh.  22,  lU-116. 

102-  Malovany  J.     Syntax   der  Mundart  von  Cisafov  (in  Mähren; 
ceeh,),     rm^.  Mut.  Mor.  2a  S3-49,  150-G4,  2:20—30,  300— T. 

103.  Hauer  V.    Terminologie  der  sehlesischen  Volksbauten  (cech.). 
i\  Lid  9.  D9— 104. 

104.  Kraus  A.     Fafrnoch  Jaus  d.  wäfenroc].    Vßstn.  L  prof.  7,  1—8. 
1U5.  Novak  K.     Der  Ursprun^^  des  Wortes  hdsnik  'Dichter'  ((^ech). 

V est II,  c.  prt»feHK.  ^,  74—75, 

Ein  Beleg'  bei  Joh.  Hiis,  ^  Im  Anschluss  daran  T.  Hosek  ""Zur 
Bilduii^^   von  Wörtern   niit-ik   ebd    7,  35—41:   Nomina   anf    (k  (un 
richtige  Knnölhiiduni^en  abf?:ereelint't)  sind  nur  Denomrnativaj  nicht 
Deverhativa   (bdunik    bei   Hii8    ein   Sehreib*    oder    Dm ckfe liier    für 
bfisffifttk).  —  Weitere  Bemerkungen  von  Novj^k  ebd.  7,  94— J)8. 

106,  Syrku  R     Zur  Geschichte  des  Gbi^olismus  in  Bühnien.    AslPh. 
21,  169—198. 

107,  Ydclavek  M.     Der  Urt^prnn^'  nnd  Name  der  W^alachen  (eeclu). 
Slion  .Mus.  Spol.  ve  Val.  Meziriei  2. 

V^iclavek  sieht  in  den  Wahtehen  echte  Siaven^  unter  Zustin** 
mung  Florinskijs  Fniv,  Zap.  Kijew  3,  12L  Dazu  Pluskai  ebd,  3.  1  ff, 
(rait  einer  unmöglichen  Etymologie),  VAclavek  ebd.  4,  45  ff,  (Über- 
ßetzun^  eines  rum.  Referats  von  G.  Nether,  worin  die  nrspr.  Wala- 
eben  für  dakisebc  und  i^lav,  Hirten  erklärt  werden). 


108,  Pospecli  J.  K,  Ternnnoloj,^ie  aus  Sebes.  L  Gemeinde,  2.  Klei- 
dun^^     Oas.  Mus,  Spol.  1,  *;ti— 69. 

109,  Spußta  St,  Zur  Terminologie  der  Volkötraeht  und  der  slovakischen 
Stickereien  (slk,),     (.'as.  Mus,  SpoL  1,  53—55. 

110,  Holuby  J,  L.  Über  Personen nainen  im  BossAczer  Thal  (slk,), 
Slov.  Pi.hr.  19,  190—204. 

in.  PodtatraueJcy,  Slovakische  Ortsnamen  (aiphabet.,  Forts,  f.). 
Sborn,  Mu8,  Spol.  3,  1-16. 

112.  Piesne  rudii  slovensk^ho.  (Slovakisehe  Volkslieder).  Hsg, 
von  der  Slk.  Mti9,*Ges.  I.  Lieder  aus  Zlpö,,  hsg.  von  St.  Mi§ik, 
Turcz.  St.  Märten  1898.     143  S. 

Ober-  und  Nieder-Lausitzser bisch  (Sorbisch). 

113.  Muka  E.  LexikaUscbe  Nachträge.  1.  Wörter  aus  den  Grenz- 
mundarten, 2.  aus  den  oberlaus,  Mundarten.  Cas.  Ma(?.  LH  2  (101), 
114-125, 

114.  Radyserb-Wjela  J.  Ein  Kinderglossar,  Cas.  Mae.  LH  2  (101), 
12K-l*tO,  Uli  1  (102),  41-42, 

115.  Kühnel  P,  Slavisehe  Orts-  und  Flurnamen  der  Oberlausitz.  N, 
Laus.  Mag.  66,  209-261,  67,  43-126,  69,  1—48,  257-283,  70,  57— 
99,  71,  241^288,  73,  125-^179,  74,  193—271,  75, 169-223  (Schluss).  — 
Als  S.-A.  (5  Hefte).    Leipzig  Harrassowitz,    8,50  M, 


818  IX.  B.  Slavisch. 

116.  Parosewski  A.  J.  Die  Serben  in  Prenssen  nach  der  Volks- 
zählung V.  J.  1890  (lans.).    Öas.  Ma^.  LH  2  (101),  66—88. 

117.  Hofftnann  L.  Die  Sprache  nnd  Litteratur  der  Wenden.  SammL 
gemeinverst.  Vorträge  14,  818.  Hamburg  Verlagsanstalt.  d9  S 
0,80  M. 

Polabisch. 

118.  ParozewBki  A.  J.  Nachkommen  der  Slaven  in  Hannover  (poln.) 
Wisla  13,  408-15. 

Parczewski  sieht  in  den  585  Personen  mit  "wendischer"  Mutter- 
sprache im  Bez.  Lüchow  Beste  der  Drewänen  und  fordert  zur  Durch- 
forschung ihrer  Sprache  auf.  —  Vgl.  Hirt  und  v.  d.  Knesebeck 
AslPh.  22,  818/9,  wonach  die  Ltichower  "Wenden"  vollständig  ger- 
manisiert sind  und  ihre  frühere  Sprache  nunmehr  in  vereinzelten 
wend.  Bezeichnungen  und  einigen  Familiennamen  Spuren  hinte^ 
lassen  hat.  S.  a.  K.  Andree  Zur  Frage  nach  den  hannoverschen 
Wenden,  Zs.  f.  Volkskunde  10. 

Polnisch  (und  Kaschubisch. 

119.  Soerenaen  A.  Polnische  Grammatik  I.  Leipzig  Haberland. 
256  S.  (Als  Ergänzung:  Grammatisch-alphabetisches  Verzeichnis. 
der  poln.  Verba  mit  Bedeutungsangabe,  Beispielen  und  Nominal- 
ableitungen,  ebd.  1900,  206  S.). 

Neue  Konjugationeneinteilung:  L  Abgeleitete  Verba:  1.  i-,  2.a-. 
3.  u-,  4.  ^-Stämme.  IL  5.  Wurzol-Verba.  IlL  Doppelstämme:  6.  na-' 
^-Stämme,  7.  Stämme  mit  -a-  im  Infin.,  8.  -t-M-St.  IV.  9.  Reste  disr 
athemat.  Flexion.  Im  Verz.:  L  Kosonantisch  und  2.  vokalisch  ausL 
Wurzelstämme  (V.  Kl.),  3.  -nq-/-nSt.  (VI),  4.  St.  mit  -a-  im  Inf.  (Wh 
5.  .^-/-i-St.  (VIII),  6.  -t-St.  (I),  7.  -a-  (II),  8.  -u-  (III),  9.  -^Stämme  (IV), 

120.  Erasnowolski.  Systematyczna  skladnia  (Syntax)  jezyka  pol5- 
kiego.    Warschau  1897. 

121.  Bystroh  J.  Przyczynki  do  skladni  polskiej  (Beitr.  zur  poln. 
Syntax).  II.    Krakau  Selbstverl.    44  S. 

(S.  Aiiz.  3,  105).  Subjektlose  Sätze,  Adverbien,  Wiederholung 
eines  Ausdrucks  oder  der  ganzen  Phrase  in  der  Volkssprache,  Attrak- 
tion u.  A. 

122.  LoriB  J.    S.  ob.  Nr.  101. 

123.  Zawiliiiski  R.  Über  den  Einfluss  des  Slovakischen  auf  die 
poln.    Bergdialekte.       Poln.   Res.:    Sprawozd.    Ak.    Krak.,    1890. 

Apr.  3-4. 

124.  Bystroii  J.  Orthographie  und  Sprache  der  poln.  Gesetzbücher. 
Krakau  Akad.    110  S.    1,50  Kr.  (aus  Rozpr.  II,  13,  111—220). 

Über  4  von  Pieko8i6ski  1895  im  3.  Bd.  des  Arch.  Rom.  praw. 
hsg.  Handschriften  a.  d.  15  Jh.    R68.:  Bullet,  d.  Ak.  162—65. 

125.  Nitsch  K.  Die  Orthographie  und  Sprache  der  '*Kazania  Pa- 
terka"  (poln.).    Prace  fil.  5,  521—585. 

126.  Eapuäciiiski  M.  Wörterverzeichnis  aus  der  Krakauer  Volks- 
mundart (poln.).    Lud.  5,  63—4. 

127.  Lopaciiiski  H.  Lexikalische  Nachträge  a.  d.  16.  Jh.  (poln.). 
Prace  fil.  5.  516-520. 


IX.  B.  SlaviHoh. 


319 


\V2B.  Lopacinskl  H.     Ein  lat.-polniHches  Glossar  a.  ä,  J.  1471.     Res. 


Sprawozd.  Ak. 


Krakaii  Juli  5 
J.     Zbrodnia 


'Verbrechen*  (polnO-     Prace   fil  5, 


129.  Kariowicz 

Zu  brod,  z  brodu  (Verirrung  vou  der  Fahrt,  vom  rechten  Weg). 

130.  MalmowBki  L.     Sprachliche   Miszellen   (poln-)-     Prace   fil,  5, 

P,  uzdrajowisko  (VolJisetymo  logisch  es),  cunoro-ezworo  (auö 
urpolu.  vh'ero).  Eine  Spur  des  altp.  verengten  d  (in  piosnka  pio- 
senka  aus  '^pf-nhuitka).  Ap.  *fö/t^ira''oniicra<:ulus\  Dial.  nks  zgn  aus 
ns  zn,  F.  /opian  "^lopem  :  lit.  Ulpatt.  P.  nica  linke  Kieidijeite*  : 
sl.  nitb,  P.  macochu  aus  jnacecha  durch  andere  Bildungen  auf  ocAö 
hervor  gerufen.  P.  piekny  aus  *pkjcry  {upiekrziic  upiekszin).  F. 
dubiti,  eig.  dobtel  :  ksl  dobeh.  In  sL  kohifa  'Hirschkuh',  wenn  nüt 
rum.  vjiitr  vi'rv.andt,  das  Präf.  ko-,  —  Ein  Denkmal  des  ScSües.-Poln, 
Ä,  d.  17.  .)h,  P.  i^kovycev  (zum  Präf.  ko-).  Fretjuentative  Neubil- 
dungen Zi/htam  zginat\  nfrynarn  ryrynaw  P.  szupienie  aus  lit. 
sziupinys.    Sonstige  lexikal.  (und  etym.)  Beiträge. 

131.  Kurka  A.    Slownikmowy  zlodziejskiej  (Wörterbuch  der  Gauner- 
sprache),    LenibergT  Druck.  Slowo  polskie.     55  S.  16.    0^60  Kr. 

135.  Molinowski  L.    Po  wiese!  iudu  poiskiejo  na  S'l^&ku  (Polnische 
Vülkssagen  aus  Schlesien).    Krakau  Akademie.     78  S. 

Von  Malinowski  1869  in  Teschener  Schlesien  aufgezeichnet,  hsg. 
von  Bvstron.  Die  Mundart  im  Wen.  mit  der  von  Pastrnek  (Auz.  11, 
247)  hkchriebenen  identisch  (LF.  '2*J,  30B). 

133.  Saloni  A.     Das  Volk  in  TrÄeworsk  (poln.).     Wisla  13,  97—112, 

Schiusa  einer  grösseren  Sammlung  Volkstexte  in  Mundart  u. 
dgK,  auch  ein  Glossar. 

134.  Malinowaki  L.    Ein  Denkmal  der  poln.  Sprache  a.  d,  Anf,  d, 
16,  Jh.  (poln,).     Rozprawy  d.  Krakauer  Ak.  H.  Ser.  13,  1-^32. 

Text  des  Denkmals  (ein  Bcichtlmch),  mit  sprachlicher  Analyse. 

135.  Ptasickij  S.  L.     Polnische  Bibliographie  für  1899.     Poln.  Pub 
likationen  zur  Geschichte,   Sprachwissenschaft  und  Litteraturge^ 
schichte.     Izv,  JI,  otd.  4,  1516—1537. 


136.  Brückner  A,    Randglossen  zur  kaszubischen  Frage.    AslPh.  21, 
62-78. 

Kasuhubi.Hch  ist  ein  poln.  Dialekt.  "Alles,  was  das  Polnische 
eben  zum  Polnisch en  gemacht  hat,  wiederholt  sich  genau  ebenso 
im  Kasch.".  Prüfung  einxelner  Einwendungen.  Ungleichmäsaige 
Behandlung  von  ursL  tort  ibrt  fhrt  Mt  im  Foln»-Kascli.  Sonstige 
Doppelformen  im  Poln.  Die  erheblichsten  Verschiedenheiten  des 
Kasch.  vom  Poln,  sind  evident  spät  (wie  der  Wandel  von  ki  gi  zu 
4i  dfi).  Bis  zum  15.  Jh.  war  das  Kascli.  im  engsten  Znsamiiienhang 
mit  dem  Poln.  Ethnographisch  und  linguistisch  gab  es  seiner  Zeit 
^inen  einheitlichen  Volksstainmt  die  Lachen;  einzelne  dieser  Lachen 
nannten  sich  Polanen  (und  Wisla  neu),  andere  Lu  ticer,  andere  Mazo- 
wier,  andere  Pomorjaner;  von  ihren  sw.  Nachbarn  schied  sie  vor 
allem  die  Erhaltung  der  Nasalvokale.  x\us  der  Kontfnuitilt  des  lach. 
Sprachgebietes  schied  am  vollständigsten  und   frühesten   das  sog. 


320  IX.  C.  Baltisch. 

Polabische  aus;  doch  zerbröckelte  seit  d.  12.  Jh.  die  lachische  Basis 
durch  deutsche  Einwanderung-  immer  weiter;  auch  die  Kaschitben 
sind  etwa  seit  dem  14.  Jh.  isoliert.  Lexikalische  Übereinstimmungen 
des  Kasch.  und  Altpoln. 

137.  Gol^biowski  H.  Kaschubische  Fischer-  und  Seglerausdrücke 
(poln.).    Roczn.  Towarz.  nauk.  in  Thorn  6,  173—178. 

138.  L^gowski  I.  Die  Slovinzen  im  Kreise  Stolp,  ihre  Litteratur 
und  Sprache.    Balt.  Stud.  3,  139—158. 

139.  Nadmorski.  Die  Slovincen  und  Reste  ihrer  Sprache  (poln.). 
Lud.  5,  320-37. 

Das  Kasch.  hat  sich  nach  Untergang  der  baltischen  Slaven 
an  das  Poln.  angelehnt  und  bildet  heute  einen  seiner  Dialekte,  was 
umso  leichter  war,  als  die  Sprache  der  balt.  Slaven  dem  Poln.  ganz 
nahe  stand.  Die  Sprache  der  Slovincen  (am  Garden-  und  Leba-See) 
steht  vom  Poln.  weiter  ab  als  das  Kaschubische  in  West-Preussen. 
Lexikalische,  lautliche,  morpholog-ische  Unterschiede  (Dual;  Lokal 
ohne  Präp.  S7iiezej  kolberie),  selbständiges  Zahlwörtersystem.  Das 
Gebiet  des  Slov.  war  das  Zentrum  des  kasch.  Gebiets,  ihre  Sprache 
ist  "das  klassische  Kasch."    Sprachdenkmäler  (Proben). 

140.  Ramult  St.  Statystyka  ludnoäci  kaszubskiej  (Statistik  der 
kaschub.  Bevölkerung).  Krakau  Akademie.  290  S.  M.  e.  Karte. 
(Anz.  10,  290.) 

141.  Tetzner  F.  Die  Slowinzen  und  Lebakaschuben.  (Beiträge  zur 
Volks-  und  Völkerk.  8.)    Berlin  Felber.    272  S.    6  M. 

1.  Die  Kaschubei.  2.  Die  Bewohner  der  Kaschubei.  Aus  der 
Gesch.  und  Kulturgesch.  der  Kasch.  4.  Slowinzisches  und  leba-kaschu- 
bisches  Schrifttum  (auch  über  die  Sprache  und  Dialekte).  Anz.  v. 
W.  V.  S.  Lit.  Cbl.  1900  Nr.  34. 

142.  N.  Übersicht  auf  die  Kaschuben  und  ihre  Sprache  bezüglicher 
Arbeiten  a.  d.  J.  1887—99  (poln.).  Roczn.  Towarz.  nauk.  in  Thorn 
(i,  179—196. 

C.  Baltisch. 
1.  Allgemeines. 

1.  Mikkola  J.  Baltische  Etymologien  IL    BB.  25,  73-6. 

8.  Lit.  al-v§nas 'ein  jeder' U.A.:  d.  all.  9.  Lit.  dalgis  'Sense': 
lat.  falx  (aisl.  däUcr  'Mantelnadel',  lit.  dilge  'Nessel*?).  10.  Lit.  dimstis 
(aus  *dimpstis)  'Hof  :  griech.  ödiTebov,  aisl.  topt.  11.  Lit.  laiao 'tRuzi*: 
got.  laikan  (le.  llgo?).  Daneben  lit.  lingiiti  lingotij  r.  Ijagdt ,  p.  ligaö 
(viell.  schon  urspr.  jf- Verlust  vor  n  Infix). 

2.  Johansson  K.  F.    Anlautendes  idg.  b-.    KZ.  36,  342  fF. 

S.  ;^85:  mare  halticum^  Balfia,  Belt  (urspr.  wohl  die  Fluss- 
mündungen und  sumpfigen  Haffe)  :  ksl.  hlato  'Sumpf. 

3.  Kurschat  A.  Die  Verbreitung  des  litauisch-lettischen  Volk- 
stammes.   Mitt.  d.  Lit.  Ges.  24,  534—548. 

Die  jetzigen  und  früheren  Wohnsitze  desselben. 

4.  Jakuäkin  E.  I.  Das  Gewohnheitsrecht  der  russischen  anders- 
sprachigen Völker.  Material  zu  dessen  Bibliographie  (russ.).  Ctenija 
Mosk.  Univ.  190.     IV,  366  S. 

U.  A.  Bibliographie  des  lit.  und  lett.  Folklors.  Anz.  v.  A. 
Maxim  ov  Etnogr.  Obozr.  46,  145. 


IX,  C  Baltibch. 


021 


2.  LltJiuisch. 

5.  Baranovskij  E.  Ä.  Bemerk un^eii  über  die  lit.  Sprndie  uml  das 
Hl.  Wörterbuch  (niss,^  An/.  11,  24^).  Sborii.  otd.  russk.  jaz.  Akad. 
65  Nr.  li    HI,  80  S. 

L  Das  BedürfniB  eJuen  woiiiöglich  alle  MuiKhirten  umtassen- 
den  Wörterbuchs.  Die  frrosHen  lex i knien  rntcrschiede  zw.  einzelnen 
Mnindarten;  ineiapboriseher  Bedeutuii^^swandeL  2.  Di*^  lit.  Ortho* 
grapliie.  Der  Ablaut  iiiid  mit  ibm  Äusamnienbänfirender  Bedeutungs- 
wandel im  Zeitwort.  3.  Die  Akzent-  uml  Intonntiontiverbältniöse 
(vgfl.  BaranDWski  und  W'eber,  OstliLfioisehe  Texte  L  Weimar  1882). 
4.  Silbenzabl  und  d'w  möglichen  Akzent-,  Sillienquantität.s  und  -quali- 
tiltsverblitltnisse  in  Wörtern  versch.  Grösse.  r>.  Durch  Akzentwecbsel 
liediufite  Verändeniu^ien  der  Silbenquantitüt.  *5.  Einzelne  Ziii^e  der 
lit.  Lautlehre,  7.  1!  Mundarten  dey  Gouv.  Kowno  iin  4  Gru|»jien); 
deren  Charakteristik,  8.  Unzulänorliebkeit  der  ruH»,  Scbrilt  für  das 
Litauisi:be. 

6.  Jaunys-  Beschreibung  der  litauisebi'n  Mundarten  von  PonevM 
(russ.):   in  Gukt^vskijs  Pouevezftkij  ujezd,  Kowno  1><98,  S.  87  ff. 

S.  BB.  25,  2612,  26r>,  268.  Für  Anz.  10,  292  Nr.  10  ebd.  264. 
""In  ä^.emaitiiieben  Dialekten  hat  man  Hnen  dreifacbep  (lallenden, 
steifjend -fidlen den,  steigenden)  Silbenakzeni,  mit  dem  der  dreifache 
Akzent  vom  südöHtlicbeii  Livland  seinem  Wesen  nach  ziem  lieb  genau 
übereinzustimmen  scheint"     Endzelin  BB.  25,  268*. 

7.  Radziukina&  J.     Der  Dusia-See  (poln.).    Wisla  13,  81>— % 

llesebreihung  mit  vielen  lit,  Lokalnanien. 

8.  Brensztein  M.  E.  Einige  Äemait.  Sagen  (poln.  ühs.).  Wi.sJa  13, 
348 -f>2 

9.  Dre^inska  A.  (Birnta).  An  der  preusBiscben  Grenze.  Ethno- 
graphische SkiKze  (poln.).     Wisla  i:\  621—630. 

10.  Str  Braiitwerbung  und  Hochzeit  bei  den  Litauern  im  Bez.  Sessiki, 
Kr    Wilkomir,  Gouv.  Kowno  (iett.).     Batss  22  Nr.  2^. 

IL  Tetzner  F.  Quer  durch  Preusaiscb-Littauen.  Aus  allen  Welten 
32,  1%  ff.,  237. 

12.  Tetzner  F.  Verbreitung  der  HtauUcben  Sprache  und  Tracht  in 
Deutschland.     Beil.  z.  Allg.  Ztg.  1898  14. 

13.  Tetzner  F.  Neue  Donalitiana,    AUpreuss.  Monatsschr.  36,  305—10. 

14.  Witort  J.  Spuren  des  matriarchalischen  Systems  in  Litauen 
(poln,).     Wisla  13,  505—511. 

15.  Wolter  E.  Die  Erdengöttin  der  Tschuwaschen  und  Litauer. 
Arch,  für  Heligionsw,  2,  H.  4. 

16.  Mitteilungen  der  Litauisehen  litterarischen  Gesellscliaft  24  (IV 
6}.    Heidelberg  Winter.     S.  498-584. 

U.  A.;  Volkslieder  und  Märchen  ^publ.  von  A,  Janulaitis  u. 
J.  Koneewlez);  Re-^at  Etwas  über  Allitteration  in  der  litauischen 
Sprache  (Belege  aus  Donaleitis  und  Sprüchwörternj;  A.  Kurse  bat 
Die  V*^rbreitung  des  litauisch-lettischen  V^olkslammes;  Prellwjtz'  Be- 
richt über  Bezzen  bergers  Vortrag  über  prltbistoriscbe  Kultur  in 
Litauen ;  P»  i  b  1  i  o  g  r  a  p  h  i  e* 

17.  Zanavikutis  A.  J.    Statistika  lietuviszku  knygu  (Statistique  des 


832  DL  C.  Baltisch. 

livres  lithunniens  imprimös  en  Prasse  de  Tan  1864  jnsqa^i  U  fin 
de  Tan  1896  et  appel  de  la  nation  lith.  adressö  ä  tont  le  rooiide 
civlllsÄ).    Tilsit  1898.    Druck  v.  Mauderode.    96  S.    Kl.  8» 
Anz.  V.  Wolter  2iv.  Stat.  9,  898-899. 

8.  Lettische. 

18.  Sohmidt-Wartenberg  H.     Phonetische  UntersuchuDgen  zun 
lettischen  Akzent.    IF.  10,  117-145. 

"In  einem  Dialektgebiet  des  Lett.,  dessen  Mittelpunkt  wohl  in 
Wolmar  zn  suchen  ist,  existiert  neben  dem  gedehnten  und  gestosse- 
nen  Ton  eine  dritte  Akzentuation,  die  fallende,  die  sich  zumeist 
aus  der  gestossenen  entwickelt  hat,  viell.  auch  original  ist".  Be- 
schreibung versch.  Tonqualitäten  mit  Abb. 

19.  Auning'R.     Giebt  es  im  Lettischen  einen  Artikel?     Protokoll 
d.  70.  Jahresvers.  d.  Lett.  Litt.  Ges.  S.  78—80. 

1.  Artikel  der  Relation  (z.  B.  dod  man  to  naudu  'gib  mir  das 
[in  Rede  stehende]  Geld*.  2.  Der  individualisierende  Art.  (tos  Kungs 
Gott*).  3.  Der  generelle  Art  {t{ihdi  un  jau  ir  tee  kungi  'so  sind 
ja  die  grossen  Herrn*).  4.  Der  pleonastische  Art.  (iiis  fchHigäü 
IHv8  'der  barmherzige  Gott*). 

20.  Walodas  druskas  un  jautajumi  (vgl.  10  X  C  41).    Austr.  15, 
1,  495,  2,  75-6,  394: 

jüons'kaiminsch. 

21.  Mühlenbaoh  R.    Rada  gabals  (lett.).    Austr.  15,  2,  277—8. 

Verschiedene  Bedeutungen  und  Verbindungen  von  rads  (a. 
d.  Russ.  rod  'Geschlecht')-  kritns,  krlts  (wie  rätns,  räts  'tüchtig*, 
eig.  'von  oben  abgeschöpft  {krlt), 

22.  Widfemneek  R.    Über  einige  Wörter  unserer   Schriftsprache 
(lett.).    Austr.  15,  1,  144—8. 

Gegen  überflüssige  Fremdwörter  und  Neubildungen. 

23.  Endzelln  J.    Lettische  Entlehnungen  aus  den  slavischen  Spra- 
chen (russ.).    2iv.  Star.  9,  285—312. 

Historisches  über  die  lett.  alten  Beziehungen  zu  den  Rassen 
{KrSvi  'Russen'  :  r.  Kriviöi),  auch  zu  den  Weissrussen,  und  die  viel 
geringeren  zu  den  Polen.  E.  unterscheidet  1.  allg.  übliche,  2.  eben- 
solche, aber  in  der  Schriftsprache  vermiedene,  3.  mundartliche,  4. 
grenzenmundartliche  Entlehnungen  (besonders  viele  im  Oppel- 
kalner  Kirchspiel,  LivI ,  und  im  Gouv.  Witebsk).  Verzeichnis  der 
Entlehnungen  (nach  den  slav.  Wurzelvokalen  geordnet).  Es  gibt 
deren  bedeutend  weniger  als  im  Lit.  (nach  Brückners  Schrift  zu 
urteilen).  Morphologische  und  syntaktische  Beeinflussung  (für  das 
Lit.  s.  Brückner  159  S.)  ist  im  Lett.  nicht  nachzuweisen.  Nur  im 
Inflantischen  flndet  man  Spuren  einer  innigeren  Beeinflussung:  pala- 
tale  Aussprache  vor  i  e  (vgl.  Brückner  64)  u.  A.  Syntaktische  Beein- 
flussung (abgesehen  von  Infl. :  Bezzenberger  Lett.  Dial.-Stud.  75  f.) 
äussert  sich  erst  in  der  neuesten  Zeit  infolge  des  russ.  Schulunter- 
richtes. 

24.  BehrfiA  L.   Christophorus  Füreccerus  (lett.).    Austr.  15,  2, 253-9, 
334—9. 

Auch  über  seine  Sprache  und  grammat.  Wirksamkeit 


IX.  C.  Baltisch.  323 

25.  Teodora.    100  Jahre  der  lettischen  Journalistik.    Ma^.  f.  Litter. 
1898  No.  1. 

26.  Mühlenbach  K.    Über  Einsammlung  und   Deutung  lettischer 
Sprichwörter  (lett.).    Austr.  15,  1,  64—7. 

27.  Winter  A.  C.    Die  Birke   im  Volksliede   der  Letten.    Arch.  f. 
Religionswiss.  II  1/2. 

28.  Winter  A.  C.    Waisenlieder  der  Letten  und  Esthen  (übs.).  Glo- 
bus 76,  31—5. 

29.  Protokoll  der  70.  Jahresversammlung  der  lettisch-litterarischen 
Gesellschaft,  Riga  den  8.  Dez.  1898.    Mitau.    109  S. 

U.  A.  bibliogr.  Bericht  von  A.  Bemewitz,  G.  Hillner, 

4.  Preussisch. 

30.  Hirt  H.    Zur  Betonung  des  Preussischen.    IF.  10,  86—38. 

Ergänzungen  zu  Berneker. 

31.  Mikkola  J.  J.    Betonung  usw.  (IX  B  N.  94). 

S.  26  f.  werden  einige  Entlehnungen  a.  d.  Poln.  besprochen. 

32.  Mayer  W.    Altpreussische  Bibliographie  f.  d.  Jahr  1898.  Altpr. 
Monatssch.  36,  5/6.    Ds.  f.  d.  Jahr  1899.    Ebd.  37,  5/6. 

Smichov  bei  Prag.  Josef  Zubaty. 


Autorenregister. 


Aall  A.     Det  norske  filosofiske 

Sprog.  VIII  C  41. 
A  a  8  e  n  F.  Pr 0 ver  af  Landsroaalet 

i  Norge?  VIII  C  43. 
—  J.  Norsk  Grammatik.  VmC  37. 
Abeghian  M.    Der  armenische 

VolkHglaube.  m  20. 
AbramovidD.I.  Abhandlungen 

zur  slav.  u.  russ.  Philologie  in 

den    russischen    wissenschaftl. 

Journalen.  IX  B  23. 
Achelis  Th.    Soziologie.  I  111. 

—  Nekrolog  H.  Steinthals  1 143. 

—  Zoroasters      Persönlichkeit 
und  Lehre.  HCl. 

A  d j  a  r  i  a  n  H.  Les  explosives  de 
Tancien  Armenien.  III  3.  —  Ar- 
men. Etymologien.  III  14. 

Adam  J.  On  the  word  ßXocupöc. 
IV  76. 

Akerblom  A.  Bidrag  tili  tolk- 
ningen  af  skaldekvad.  VIII  C  6. 

—  Till  öfverg&ngen  fsv.  Ö^y, 
nsv.  ä.  VIII  C  21. 

AlferovA.  Aus  dem  Leben  der 
Sprache.  I  11. 

Allard  P.  Le  forum  romain. 
VI  196. 

Allen  T.  W.  The  text  of  the 
Iliad.  IV  29.  —  The  ancient  and 
modern  Vulgate  of  Homer.  IV 
30.  —  Aristarchus  and  the  mo- 
dern Vulgate  of  Homer  IV  31. 

Almgren  0.  Ur  Herje&dalens 
folktro.  VIII  C  65. 

d'Alviella.  Ce  que  Tlnde  doit 
k  la  Gr^ce.  II  B  *58.  —  Des 
echanges  philosophiques  etreli- 
gieux  entre  Tlnde  et  l'antiquit^ 
classique.  II  B  *65. 


Ament  W.  Entwicklung  voo 
Sprechen  u.Denken  beim  Kinde. 
I  17. 

Ammon  0.  Anthropologie  1 110. 

AndresenG.  Bericht  über Taci- 
tus  (ezcl.  Germania).   VI  109. 

—  K.  G.  Über  deutsche  Volks- 
etymologie« VIII  D  77. 

An  t  o  1  n  e  r.  De  la  parataxe  et 
de  rhypotaxe  dana  la  langne 
lat.  VI  72. 

AntonibonG.  Supplemente  dl 
lezioni  varianti  ai  libri  de  ]iDgu& 
latina  di  Marco  Terenzio  Var- 
rone.  VI  3. 

d*Arbois  de  Jubainville  E 
La  civilisation  des  Celles  et 
Celle  de  l'^pop^e  homerique. 
VII  2.  —  kt  indoeurop^en  =  cÄ< 
celtique.  VII  9.  —  Fragmente 
d'un  dictionnaire  des  noms  pro- 
pres francs  des  personnes.  VIII 
A  17. 

Arnold  E.  TheGulistan.  II  C38. 

A  s  h  b  V  Th.  Excavations  in  Rome. 
VI  197. 

Ascoli  G.  J.  tcUetitum  'propen- 
sione,  attitudine  dello  spirito'. 
VI  88. 

Audouin  E.  De  Plautinis  ana- 
paestis.  VI  121. 

Auf  recht  Th.  Über  einen  eigen- 
tüml.  Gebrauch  von  ca.  II  B 
*12.  —  Über  Ugra  als  Kommen- 
tator zum  Nirukta.  II  B  ♦26. 
—  Über  S'efa.  II  B  13. 

A  u  n  i  n  g  H.  Gibt  es  im  Lettischen 
einen  Artikel?  IX  C  19. 

Aust  E.  Die  Religion  der  Römer. 
VI  240. 


Autoretires:ister, 


3^ 


I 


I 


I 


Bftbft  Shastri  Pkadake.  Tßit- 

tin>  runnyaka,  U  B  *21.  —  Aita- 

reyärariyakam.  11  B  *23. 
B«  Ire  Ion,  C?ijjrnat  et  Sa  ladin 

Miisef  Lav  i  Meri*i  de  Saiiit-Loiiis. 

VI  2U]. 
Bacher  W,     Der  Diehlor  Jusuf 

Jehüdi   11,    sein   Lob   Mose«,  11 

C  39. 
Bahnson  K.     Etnografien  frem- 

stillet,  1  109. 
Baly  J.     European-Arvfin  roots 

wilh  their  Eu^lish  derivatives, 

I  71. 

B  a  r  a  n  o  V  H  k  i  j  E.  A,     Bcmer- 
kmi^'eii    ül)pr   die   lit.   Sprache    | 
u.  da>  lit.  Wiirterbuch,  IX  C  5.    i 

BartiiA,  Biilh*titj  des  reliyions  1 
de  linde.  II  H  GG.  —  Une  in-  ' 
*>criptioii  cn  caracteres  maiirva,   i 

II  B  80.  *        I 
Barth ülivmae    Chi*.     Arica    XI 

n.  Xll    II  A  1»,  II  C  IS. 

B a u d Oll i II  d  e C 0 II r te ii ay  J. Die 
fcäte  bestlind  ige  Kichtuiig  der 
Spiaehmiiwaiidlun^en  im  Zu- 
sammen hau  ^  mit  der  Anthropo- 
loö'ie,  I  10.  —  Suir  apparteneiiÄa 
hii^uiBtiea  ed  etno^ratiea  degfli 
Shivi  del  Friuli.  IX  B  28, 

BaiinackTh.  KV.  10,  40,  3.  II 
B  *27.  —  Bluijyn,  ein  Sehütis- 
lincf^    der    Ät^vin.    M    B   H16,   — 

1)  Über  das  ved.Wort  paura. 

2)  RV.  10,  40,  3.     3)  Nachträg- 
lichem KU  bhujyu.  II  B  30* 

B e  a  u  d  0 i  n  E.  Lea  ^»Tands  d o- 
niaines  de  TEmpire  romain.  VI 
223. 

B echte)  F.  Ziir  Kenntnis  des 
Eleisehen.  IV  56.  —  Neuegriech. 
Per«onenniimen.  IV  ^B,  —  Der 
Frauennanie  'ArrdTF],  IV  63»  — 
Latina.  VI  50.  | 

Beck  G.     Der  Urmensch,  I  112.   ' 

—  J.  W.     Quisqiiiliae,  VI  35. 

Beckmann  N.  Spr&kpsykolog"i 
oeh  modersm&Isundervisning'. 
I  3, 

de  Beer  T.  H.  en  Ijanrillard 
E.  Woordensehaat»  verklarin^ 
V a  n  w  o  f}  rd  e  n  en  ui  td  ru  k  k  i  n  g  e n . 
VIII  D  45. 

B e h a g h  e !  O.  Der  Gebrauch  der 
Zeittormenim  konjunktivischen   j 
Nebensatz  des  Deutschen,  VIII    ' 
D  62. 


B  e  h  r  fi  II  L.  Christophorus  Fürec- 
cerus.  IX  C  24. 

Beloru*i>iOv  L  Der  absolute 
Dativ  iti  ksl.  und  aruss.  Denk- 
mälern, LX  B  3^. 

B  e  I «  h  e  i  m  J .  I var  Aa i^evj  VIII 
C  47. 

Ben  da  11  C.  Nekroloo"  Q.  Büh- 
ler.s.  I  138, 

Bendixen  B.  E.  Aitertiimer  aus- 
Sendhordiand.  VIII  C  63. 

B  e  n  n  e  t  Ch .  E.  Die  mit  fa  m  7 umn 
11.  t/Hani'  eingeleitett  n  Substan- 
tivyHtze.  Vr  77,  —  Riiythmic 
Aeceut  in  Ancient  [L«aiui  Verse. 
VI  285. 

B^rnrd  V,  Les  Phenieiens  et 
leö  poemes  honveriques.  IV  32. 

Berg  R.  G,  Ärets  valspr/lk.  VIII 
C  33. 

Berger  H.  Die  LehDunrter  der 
tVanzös.  Sprache  aiirhter  Zeit 
VlI!  A  18. 

Berger  Fh.  et  Cagnat  l'i.  Lln- 
scri|>tion  iriliugne  dllenchir 
Abiouin.  VI  Ü24. 

BerneUer  E.  Von  der  Verlre- 
tung  de.s  idg.  ^u  im  balt.-slav. 
S(>r  ach  zweig.  IX  A  3, 

B er  n  e  w  i  t  /  A.  Lettische  Biblio- 
graphie. IX  C  21) 

Bernhard  J,  n.  Pf  all  F.  An- 
lautendes fr=^tir-.  VI  11  D  60. 

B  e  s  n  i  e  r  M  1 1  isc  r i  p  ti  o  n  s  e  t  m  0  n  ii- 
nieniH  de  Lambese  et  des  envi- 
rons.  VI  225. 

B CK zen berger  A.  Prähisto- 
rische Kultur  in  Litauen.  IX 
C  16. 

B h a g u  F .  K a  r  h  1  j a  vi  G u ja n\ ti- 
English  dictionarv.  II  B  ^^55. 

Bier  bäum  F,  J.  Hi^tory  of  the 
English  language.  VIII  D  1. 

B  i r t  TIk  Beit iftge zur  lat  Gramm, 
IV.  Über  den  Laut  wert  des 
Spiritus  //.  VI  14. 

B  i  I:  t  u  e  r  M»  Arm  en.  yw  0  r  'Sauer- 
teig*. III  15. 

B j  ö  r  k  m  a  n  u  E.  Zur  engl  Wort- 
kunde. VIII   D  30. 

Blase  H,  Syntaktische  Beitrttgo 
zur  Kritik  der  (iher)i<'ferung 
in  Caesars  Bellum  Gallieum.  VI 
135. 

Bloch  Tb,  Buddha  worshipped 
by  Indra:  «a  favorite  subject  of 
aneient    ludian    art.    II    B  *77. 


Bm 


Alltorenregister* 


Bloch  et  E.  Le  livre  intitule 
rOulania-i  Tslam.  II  C  2.  —  Cata- 
log-ue  desMss,  niazcl«*en,s.  2 C 29. 

Bloomfieid  M,  The  Atharva- 
veda.  II  B  31. 

B 1  ü  m  ß  e  r  H.  Was  bedeutet  re- 
pluvibare?  VI  94. 

Boef[uet  A,  J,  Principes  de  pho- 
mHic|ue  grreeque.  IV  3. 

B  0  g  o  r  o  d  i  c  k  i j  V.  A.  Kutb  der 
v^l.  Grammatik  der  indoeurop. 
Sprachen.  I  51. 

B  o  g  u  8 1  a  w  8  k  i  E.  Geschichte  der 
Slaveu,  IX  B  15, 

Böh  1 1 i  11  ;!;■  k  0.  Kritiaehe Beiträjje. 
II  B  *6.  —  MiHzellen.  II  B  *7. 
—  NachrHlchUches  zu  RV.  10, 
95,  8.  II  B  *28,  -  Kritische  Bc- 
fiierkuiiöfciK  zu  Hirnnvake^ins 
GrhvaKÜtra.  II  B  *29.  —  Kri- 
tisi  he  Beitrfi^^e  25—32.  M  B  10, 
^  Miszi^lleii.  II  B  IL  -  Ver- 
zeicliiiis  der  hi  den  Berichten 
der  sfichs.  Gesellschaft  der 
Wisseiisch.  be^prochenefi  1) 
Wörter,  2)  Sachen,  3)  SteUeo. 
II  B  12.  —  Über  die  mit 'Erde' 
und  ^tra^end"  zusammengesetz- 
ten Wörter  t\  Berg  im  8k r.  II 
B  14.  —  Zorn  lat.  Geriindiuin 
und  Gerundivum.  VKKJ.  —  Über 
eine  lat.  Iithchrift  auf  einem  in 
Paris  aus^e^riibtmen  kür  bis* 
fihmigen  Getässe.  VI  213. 

Boni  G.  Reiazioiie  nopra  la  aco- 
perta  [der  Forumsinöchril't]  VI 
177. 

Bonnet  M.    domi  habeo  VI  65. 

B  0  r  a  n  i  Ä  I >.  Ü her  die  refl e x i  ven 
Zeitwörter  im  Kroatisehen.  IX 
B  4B, 

Borg^eld  A.  De  outaostneder- 
frankihche  psalmen,  Klank-  en 
voniäleer.  VI II  D  m. 

B  o  r  m  a  n  n  E .  I  > mi  k  m  ä  1  e  r  e  trus- 
kihcher   Schriftsteller.    VI   23&. 

Bnrnecqne  H.  Le  verfl  satur- 
nien.  VI  2(13. 

V.  Borries  E.  Über  die  ältesten 
Strasüburi^er  Familiennamen. 
VIII  D  78. 

B  o  I  s  a  r  i  L.  Zur  Forum  sin  schrillt. 
VI  im. 

Beii-'k  K.  Die  ursprün^L  Be- 
deuiiih-  f!es  KonjunktivK  in 
lat.   NebeiJ^ätzen.    1.  Teil.    VI 


Bouf^hton  W.  The  Aiyma^ 

tion.  I  127. 
Boyer  A.  M.     Slir   quelque«  \i 

werifitionH  de  Tlncic.    II  B  •Ti 
Brandes  E,     To  Breve  fra  iUil 

Verner,  I  144. 

—  G.  Danskheden  i  Sitodcnv] 
land.  VIII  C  51. 

Brate  E.      Guhbe    ock   gum 
VniC25.  —  Medelpad.  Vlllä» 

Braun  Th.  Die  Goten  iL  ih; 
Nachbarn  vor  dem  5.  Jh,  VI 
B  50. 

—  \\\  Die  Mailänder  BUtiterd 
Skeireins.  VIII  B  47. 

B  r  a  u  n  I?  a  r  t  e  n  F .  W  ortf tiguti^J 
lehre  (nach  Caesar  Bellum  g\  " 
cum).  VI  l.'M, 

Breai   M.     Les  commtfoeeineDi 
du  verbe.  1  55.  —  Deux  moi 
grecs  d'orig'ine  semitique.  I 
—    Varia.  I  73.  VI  21.    —  £tr. 
molo^es,    I   74.    75.     —    De 
nouvelles   form  es  eleenne». 
57,  —  affatim,  VI  39.  —  Leti 
snr  le   mot   gauloii*    bratmtdsi 
VI  41.  —  Mots  dori seine  ^rec* 
que  dans  la  loi  des  Xll  tablci 
VI    110.  —  Sur   Torigine  et  la 
date  de  la  loi  osque  de  Bantia« 
VI  227.  —  Inscription  etrusque^ 
tTOUv^e  i\  Carthage,  VI  23*>, 

Brensztein  M.  E.  Einige  ie- 
mait.  Sagen.  IX  C  8. 

B  r  i  e  g  e  r  A.  Lucrez*  AuügÄbe.  VI 
129. 

B  r  i  S8 au  d  J.  Les  coutume^  det 
Arvens  de  rBindou-Koucb.  II 
B  58. 

B  r  i  X  H.  Om  stavelseriroet 
dansk.     VIII  C  53. 

ßroch  O.  Die  ugroruÄS.  DialekliJ 
de»  Dorfes  Ublva  im  Zempiener 
Komitat.  IX  B  91.  —  Au.h  d 
Ungar.  Sla venweit.  IX  B  92. 

Brockelmann  C.  Ein  assyTi 
Lehnwort  im  Armen.  III  l^, 

Brown  K.  Semitic  inflnence 
Helle  nie  mythology.  IV  83. 

Browne  E.  *G.      The   soarce  of 
Dftwiatshah.    II   C  40.    —   Ti 
more  Light  on'ümari-Khawim.^ 
II  C  4L  —  The  Chahär  ÄUqÄlt. 
II  C  42. 

Brückner  W.  Charakteri»til 
der  german.  Elemente  im  Italii 
nißchen.  VIII  A  19. 


< 


Autorenreg-itster. 


32T 


B r  ü  r  k n e r  A.  Die  A ii Ol ngi?  der 
SJjtveii  und  der  Deutschen.  I 
IVA  —  Beitr,  zur  altenteii  G{?- 
seliiihte  d^r  Siavt'n  u.  Litauer. 
IX  At>.  —  Sl/ivisehe  Volkskunde» 
IX  B  24.  —  Neue  Arbeiten  über 
das^Slavetj  tum  jenseits  der  Od  er. 
IX  B  95.  —  Handglossen  zur 
kasHTibischen  Frag:e.  TX  B  I3ß. 

B  r  n  <rni  a  II  n  K.  Griech.  Gram- 
nintik^.  IV  2.  —  Der  Ursprung 
der  Baryt  11  na  ant   -coc,    IV  20. 

—  l '  b  e  j'  d  tMi  T  h  e  H a  n  ni  i*  1  i  n  ;a:na  e. 
latiinie.  VI  95.  —  Der  Ih^sprung 
der  ^enimn,  Kfiniparationssuf- 
fixe  atif  -özan-f  -östa-.  VIII  A 
HX 

B  r  u  n  n  b  o  f  e  r  H.  Dm  Herknnt't 
der  Sanskritarier  uns  Armenien 
«nd  Medien.  1   129.  II  B  5. 

Bticlier  K.  Arbeit  und  Rhvtb- 
mn^2^  I  120. 

B u e  h  II  e  r  M.  Völkerkunde  und 
SeJiiidehiies&iung.  I  208. 

Buek  C,  D.  Brn;imann's  law  and 
the  skr.  rrtfdkL  II  B  n3.  — 
Noten  on  Latin  Orthographv. 
VI  H. 

Bud(h'  E.  Musterpro^rannii  zur 
(4ehchtehte  der  riiss,  Sf»racbe. 
IX  B  6f). 

Bu^o^e  S.  Einiüfe  Zahl  werter 
im  Ly  kl  sehen.  I  91.  —  Beiträge 
zur  vorg-erm,  Lautg'escliieljte. 
VIII  A  G.  —  Det  oldüslandske 
elüptiske  Udtryk  solsehyi^  sdt- 
i<efruvi.  VIII  C  *>.  —  Mythiske 
8ftgn  oni  Halvdaii  S warte  tr^ 
Harald   llaarfagre.    VIJl  C  66, 

ßÜhlerG.  The  sacred  Jaws  of 
the  A  ry  i\  s ,  t  r a  n  s  I  ate  d .  II  B  *42 

—  Um  the  ori^nn  nf  the  Indian 
Brahma  alpliabet.  II  B  *7ö. 

Bnlbrin^i-  K.  D.  Zur  ab-  und 
raeujirl.  Grammatik.    VIII  D    tj. 

—  Alten tJ^I.  Paiatalnndant  vor 
hl  hs  u.  hp.  VIII  D  10.  -  Was 
blsat  sich  aus  dem  Gebrauch 
der  Buchstaben  k  und  c  im 
Matthäusevanfi^elinm  des  Rush- 
worth-Mit.  Ifilgern?  VUl  D  B7. 

Biirekas  V.  (dirdruler  Famiüen- 

namen.  VIII  D  71h 
Burg  Fr.     Held  Vibn.  VIII  C  13. 
B  n  r  k  b  a  r  d  K .  F.    Essays  on  Kas- 

mirl   grammar.  II  B  *50.   II  B 

47 


Bystron  J.  Reitrilgre  zur  polu, 
Syntax.  IX  B  121.  —  Orthogra- 
phie u.  Sprache  der  poln.  Ge- 
setzbücher, IX  B  124, 


Cagnat  H.  L'annec  epigraphi- 
ijue.  VI  J7L  —  Zur  Foninis- 
inschrift.  VT  194. 
I  Caland  W.  Zur  Exegese  nnd 
Kritik  der  rituellen  Sütras.  II 
B  *30,  II  B  32. 

C  a  r  ti  8  P.  Karma ;  storv  <  *f  early 
huddhisin,  II  B  *67,  -  Buddha 
piclures  and  ütatues.  li  B  *79, 

Casartelli  L>  C.  Lidee  du 
peche  chez  les  Indo-Lrauienü, 
II  A  "^S.  —  On  a  Fehle  vi  in- 
seription  Jn  the  Dublin  Museum. 
II  C  30  —  Pehlevi  Nntes  VIL 
II  C  31. 

Caner  P.  Grarnmatk-a  militans 
VI  5. 

CeciL.  Stndi  latini  I.  Xomc  di 
'Roma'  e  le  sorti  del  dittongo 
on.  VI  12.  —  Zur  Forumsiu- 
schriri.  VI  181,  184.  191.  203. 

Ccderschiöld  G.  Om  Kvinno- 
.spr^k.  I  21.  —  ündersökntng 
nt"  folkspräk  och  folkstraditio- 
lUY  i  G«iteb()r«rs  och  Bohus  litn 
under  iret  1897.  VIII  C  34. 

Ch ad w i ek  H.  M.  Studien  in  Old 
English.  VIII  D  4. 

Chalanskij  M.  G.  Aus  Studieo 
zur  ru>»s,  Spraebgescbichle.  IX 
B  68, 

Chandra  Ka  vi  rat  na.  Über- 
setzung der  Charaka  SamhHii. 
TI  B  37. 

C  b  o  I  o  d  u  j  a  k  J,  Ü  her  ein  ige  Ty- 
pen metrischer  Grabinschriften* 
VI   174. 

Cimmino  Fr.  Dal  Poema  Per- 
Biano  Jusule  Zuleicba  di  Mev- 
kna  Abderrahrnan  Giaini.  HC 
43. 

C  i  n  *i  u  i  n  i  A.     Morfologia  latina. 
VI  47.  —  Studi  di  lingua  e  di 
^  grammatica  latina,  VI  48. 

Cistovi^'  I.  A.  Geschichte  der 
ruBs.  Bibelübersetzung^,  IX  B 
77. 

CivitelHG,  Ilauffissodcl  tsiiper- 
lativo  latino,  VI  58, 

Claiiss   M.    B.     Histor,  -  topogr. 


Autorenregister. 


Wörterbuch  des  Elsass.  VIII  D 

85. 
Clement  W.  K.     The   üse   of 

the  Infinitive  in  Silius  Italiens. 

VI  152. 
€ollitz  H.    The  vedic  word  nä- 

vedas.  II  B  33.  —  Sammlung  d. 

griech.  Dialektinschr.  IV  ^. 
Colon  na  F.     Scopert«  di  anti- 

chitA  in  Napoli  dal  1876  a  tutto 

il  1897.  VI  176. 
Comparetti  J.  D.    Zur  Forums- 
inschrift. VI  187.  204. 
C  0  n  w  a y  R.  S.    The  Singular  use 

of  nos,  VI  68.  —  Dialectorum 

italicai*um  exempla  selecta.  VI 

226. 
«Gorssen  P.     Berichte  über  die 

latein.  Bibelübersetzungen.  VI 

155. 
Oortese  G.    Bemerkungen  zur 

Forumsinschrllt.  VI  177. 
-Cosijn  P.  J.    Die  substantivier- 
ten Partizipia  Präs.  des  Urger- 
manischen. VIII  A  11. 
dostanziV.  Zur  Forumsinschrift. 

VI  189. 
Orönert  W.    Zur  griech.  Satz- 

rhythmik.  IV  28. 
C  u  m  0  n  t  F.  Textes  et  monuments 

figur^s   relatifs   aux   mystöres 

de  Mithra.  II  C  3. 
Cust    R.    N.      Nekrolog   Fried. 

Müllers.  I  141. 


van  Daale  J.  H.    Groot   woor- 

denboek  der  ndl.  taal.  XIII  D 

48  a. 
Dahlerup  V.     Hovedpunkter  i 

det  danske  Sprogs  Historie.  VIII 

C  49. 
Dam  kohl  er   E.     Beiträge   zur 

Etymologie   unserer  Pflanzen- 
namen. VIII  D  70. 
Deissmann  A.    Hellenistisches 

Griechisch.  IV  4. 
D  e  i  t  e  r  H.    Bericht  über  Ciceros 

philos.  Schriften.  VI  108. 
Delattre  A.-L.    Leo  cimeti^res 

romains  superposös  de  Cartha- 

ge.  VI  217. 
Deniker  J.    The  races  of  man. 

I  114. 
Denk  J.    Lesefrüchte  (abditare 

usw.).  VI  83. 
Dennison  W.     Some  new   in- 


scriptions  from  PuteoU.  Baiae. 

Misenum  and  Cumae.  VI  211. 

—  On  some  Oscan  inscriptionä. 

VI  280. 
Descheemaecker  St  H.    Tab- 

leaux  svnoptiques  de  la  qaan- 

titö  latine.  VI  268. 
Deussen  P.     Allgemeine  Ge- 
schichte der  Philosophie  1.  Bd. 

2.  Abt.  II  B  70. 
Deuticke  P.    Beriebt  über  Ver- 

gil.  VI  109. 
Dj am  Sunde  Dai.     The  Hindi 

literatnre.  II  54. 
Diehl  E.    De  tn  finali  epigra* 

phica.  VI  17. 
Diels  H.  Elementum.  VI  2b. 
Dieulafoy  M.     Zu  den  Fomnis- 

ausgrabungen.  VI  192. 
Dijkstra  W.  en  Buitenrust 

HettemaF.  Friesch  Woorden- 

boek.  VIII  D  39. 
Dikarev  M.    Klruss.  patany^ 

u.  griech.  ir^avoc.  IX  B  93. 
Dolanskv  L.     Zur  Aussprache 

des  6ec&.  i  und  y.  IX  B  98. 
Dörwald  P.    Zur  griech.  Tem- 
puslehre. IV  22. 
D ottin  G.    :6tude8  de  pbon^d- 

que  irlandaise.  I.  dh^gh.  VII 

12. 
Draheim  H.  Bericht  über  Phae- 

drus  und  Avianus.  VI  108. 
Drossel  H.    Corp.   Inscr.  Lat 

Vol.  XV.    VI  168.    —    Nummi 

Augusci  et  Domitiani  ad  ludos 

saeculares  pertinentes.  VI  169. 
Drcwiiiska  A.     An  der  prenss. 

Grenze.  IX  C  9. 
Driesmans  H.     Das  Keltentnm 

in  der  europ.  Blutmischung.  1 

117. 
D  u  b  o  i  s  J.  A.    Hindu  manners, 

customs  and  ceremonies.  II  B 

61. 
Duff  C.  M.    The  chronologv  of 

India.  II  B  6. 
V.  D  u  h  n  F.    Fundumstände  il 

Fundort   der    Forumsinschrift 

VI  198.  —  Delineazione  di  una 

storia   della   Campania   prero- 

mana.  VI  252. 
D  ü  m  m  1  e  r  E.  Jahresbericht  über 

die  Herausgabe  der  Mon.  Germ. 

Hist.  VI  161.  —  Index  verbo- 

rum  et  rerum  zu  den  EpistoUe 

Karolini  aevi.  VI  164. 


Aiitorenn'S'iü^ter. 


329 


E  a  s  t  m  a  n  C  W.  Die  S vd tax  des 
Dalivs  bei  Notker.  VIÜ  D 
91 

E  d  111 11 11  rl  f*  A.  J.  Ma  jjlimm-Ni- 
kaysi  Sutta  12a  II  B  *44. 

E  g"  ^  e  H  n  ^  J ,  Ü  h  ers  H  z u  n  g  d  es 
S'iitfipurha  ßiTihnmiifi,  fl   B  Sd, 

Ehart  K.  ßehmidluiif^  der  lat. 
Syntax  aiU  Uriiiidlage  der  deut- 
sflieii  Satzlehre    VI  lA. 

Eb  r  i  sTii  an  n  G.     JürL  VIII  B  4L 

—  Beüiiig'e    zurri    iiihd.    Wort- 
tiehatz.  vor  D  G8. 

Eh r l ie li  K,    Quae  sit  Italae,  quae 

dicittir,  verbortiin  teiiacitns,  VI 

156. 
E 1  n  e  11  k  e  l  M     Das  Indofini  tum. 

Vni  D  14. 
Ellis  R.     eques  =  €quof<.   VI  86. 
Endzeliii  *L     Lettische  Entleh- 

nungeii  aus  den  öhiv.  Sprachen. 

IX  C  :>a 

E  n  m  ii  n  n  n  A.  Zur  altgriech. 
Oniinialolngie.  IV  65.  —  Zur 
ForunisitischritL  VI   199. 

Erbieeatiii  C,  Ultila  via|a  s^i 
docfrina  lul  etc.  VIU  B  4!j, 

E  r  d  m  a  K  n  A,  K  e  d  o ;j,-Ö  r e h e  I  ö  r 
undersoknin^en  at  Upplands 
folkniAl  uiider  Ar  1898.  VIII  C 
35. 

E  r  n  ii  u  1 1  E.  Sur  la  ehuio  de 
lyer  final  eii  bieton.  VII  13,  — 
Etyniiilogies  bretrtnnes.  VII  23, 

—  Les  tornies  de  rintinitif  bre- 
ton.  VII  S3. 

Espi-randieu  E  Calendrier  de 
Coiigiiy  (Ain).  VIl  5, 


Fairley  \V.  Moniiinenttim  An- 
cvrHimin.  VI  207. 

Falk  Hj.  IL  Turp  A.  Dansk- 
norskens  syntax.  VIIl  C  38.  — 
Landsmälets  betingpeiser  som 
skriftspro^.  VIII  44. 

Fftlke  R  Buddha,  Mohained, 
Chrjstu8.  11  B  *68, 

F a 8 1 e  r d  i  n  i;-  G.  Zur  Aussprache 
des  Lateinischen.  VI  9. 

Fäv  E.  W.  The  Rig'-Veda  Man- 
tras  in  the  Grhya  Süti^as.  II  B 
34.  —  I^at,  fäü  fänum  et  leurs 
cong^eneres.  VI  23.  —  The  locu- 
tion  hißtias  it  and  the  nt  Suf- 
fixes. VI  t>2.  —  Sonie  Italic 
etviu<:do^ies.  VI  23L 


Fedele  P.     Über  die  Foruinsin- 
I       ßclnift.  VI  178. 
.   Feilberj^  H,  F»     Bidrag  til  eu 
'       Ordhrio^  fiver  jvske  AlmuesraAL 
i       VlII  V  60. 

I    Fennell  0.  A.  M.     Greek  stems 
I       ending  in   i-  and  -cd-  aiid'Api^c, 

IV  13, 
I    F  i  c  k  A.    Anzeigte  von  Kretsch- 
mers  Einleituno^  L  d.  Ge>eluchle 
der   fr  riech.   Sprache.    IV  5.  — 
Altgriech,  **rtsnamen.  TV  GT. 

—  IL    Unehrliche  Leute  hn  alten 
I       Indien.  H  B  63. 

Filevie  J.  B.  Bearbeitung  der 
geogr.  Nomen clatui\    IX  B  14. 

Finck  F.N,  Der  deutsrhe  Sprach- 
br^u  als  Ausdruck  deutscher 
Wehanschauuiig.  VIII  1>  55. 

Flensburg  X.  Zur  Stainmab- 
stuft! rig  der  mit  Xasalsutüx  ge- 
bildeten Präsentia  im  Arischen 
u.  Griechischen,  ü  B  *14. 

Flinders  Petrie.  Keeeiit  m- 
vestigalions  intr*  the  sources 
of  the   greek  Alphabet,    IV  40. 

Florinskij  T.  D.  Kritisch-bib- 
liogr,  Übersicht  der  neuesten 
Arbeiten  zur  Slavistik.  IX  B  25, 
—  Über  die  kleinruss.  Sprache, 
IX  B  89. 

F  1  y  g  a  r  e  N-  An  en  g^ng  det 
nyfunna  fraginentet  av  Söder- 
manna Ingen.  VIII  C  16. 

Fortuna  tov  Ph.  Die  idg.  Liqui- 
den im  Aind.  II  B  *10. 

Foy  W.      Vedische   Beiträge,   II 
B  *3L  —  Beiträge  zur  Erklärung 
der  susisehen  Achaenieuidenin- 
^  sclirilten.  II  C  24. 

France  v.  Zur  Geschiebte  der 
Ausgaben  des  Evangeliars  von 
Reims.  IX  B  37. 

Fr  a  n  c  k  e  n  C.  M.  De  nomine 
lulo.  VI  46. 

Freuden berg er  xM.  Der  Ele* 
pbant  ein  idg.  Ti<*r?  I  76. 

Friftriksson  H.  K,  Volundar- 
kvida  8,  1-2.  VIU  C  7. 

V.  Friesen  V,  Till  tolkningen 
af  Tune-stenen,  VIÜ  C  14. 

Fumi  F.  Gh.  11  participio  atlivo 
del  perfetto  nelle  lingiie  ariane. 
1  61t,  II  B  18. 


G  a  11  ^  e  J,  H.     Verslag  van  de 


880 


Autorenregister. 


voordracht  over  de  vocaalklan- 

ken,  uitgedrukt  door  graphiek 

der  articulatie.  I  82. 
Gamurrini  G.  F.   Paläographie 

der  Fonimsinschrift  VI  177. 
Garbe  R.    Skr.  äkOia  und  ÖXkqc 

'Äther'  bei  Philolaus.  II  B  15. 
Gasquet  A.    Essai  sur  le  culte 

et  les  myst^res  de  Mithra.  II 

C  4. 
G  a  1 1  i  G.    Zar  Fonimsinschrift. 

VI  179. 
Gatti  G.  u.  ComparettiD.  Zur 

Forumsinschrift.  VI  195. 
Gauthiot  B.     A  propos  de  la 

loi  de  Vemer  et  des  effets  du 

ton  indoeuropöen.  I  58. 
Gay  L.  M.    Auglo  French  Words 

in  English.  ^11  D  20. 
G  e  d  d  e  8  W.  D.   On  the  Sequence 

after  ne  prohibitive.  VI  74. 
GehmlichE.  Gefühlsgehalt  der 

Sprache.  I  4. 
Geiger  L.    Ursprung  u.  Ent- 
wicklung d.  menschl.  Sprache 

u.  Vernunft  Bd.  2«.  I  6. 
—  W.     Etymologie   des  Singha- 

lesischen.  II  B  *56.  —  Kleinere 

[iran.]   Dialekte    und    Dialekt- 
gruppen. II  C  45. 
Geiger  W.  und  Kuhn  E.  Grund- 

riss  der  iran.  Philologie.  II  C  5. 
vanGelderH.    Die  rhodischen 

Inschriften.  IV  37. 
G  e  1  d  n  e  r  K.  F.    Vedisch  viddtha. 

II  B  *32. 
Gern 8  8  G.    Bericht  über  Nepos. 

VI  109. 
G  e  r  c  k  e  A.     Zwei  neue  Frag- 
mente der  Epoden  des  Archi- 

lochos.  IV  35. 
Ghirardini  G.    Die  un  nuovo 

gruppo  die  tombe  della  necro- 

poli  atestina.  VI  261. 
GleditschH.    Bericht  über  die 

Erscheinungen  der  griech.  u. 

röra.  Metrik.  VI  262. 
Golebiowski  B.     Kassubische 

Fischer-    u.    Seglerausdrücke. 

IX  B  137. 
GombertA.  Bemerkungen  zum 

deutschen    Wörterbuch.     VIII 

D  64. 
Götz   G.     Corpus  glossariorum 

latinorum.  6.  Bd.  VI  101. 
Götze  A.     Zur  Geschichte  der 

Adjektiva  auf   isch.  VIII  D  72. 


de  la  Grasserie  R.  ^tudes  de 
grammaire  compar^e.  I  43.  - 
De  la  conjugaison  negative 
ainsi  qne  de  rinterrogative  et 
de  la  dubltative.  I  44.  —  Ui 
diverses  fonctioos  des  verbee 
abstraits.  I  45. 

GrävenH.  Italische  Funde  1896. 
VI  172. 

Gray  L.  H.  CertAin  parallel 
developmeots  in  P&li  and  New 
Persian  pbonoioKy.  II  B  44.  n 
C  46. 

Greenoufi^b  J.  B.  Some  ques- 
tions  in  Latin  Btem  formatioo. 
VI  44. 

Gregoire  A.  Sur  Taction  du 
thorax  dans  la  phonatiou.  1 36. 

GriebCh.F.  Enffl.  Wörterbuch» 
vm  D  Iß. 

V.  Grienberger  Th.  Die  a^. 
Runenreihen  und  die  aog.  Hn- 
ban.  Alphabete.  VIII  D  15. 

Grierson  G.  A.  lÄvara-KauU. 
II  B  H9.  —  On  the  Kasmiri 
noun.  II  B  *51.  —  Essays  od 
Kftömin  Krammar.  II  48.  —  On 
the  Ras^Central  gronp  of  Indo- 
Aryan  vernaculars.  li  B  52. 

G  r  i  f  f  i  t  h  T.  H.  Übersetzung  des 
weissen  Yajurveda.  II  B  38. 

Grimm  J.  und  W.  Deuti»cbe6 
Wörterbuch.  VIII  D  63. 

G  r 0  o  m  e  Fr.  H.  Gipsv  folk  tales. 
II  B  57. 

Groos  K.  Die  Spiele  der  Men- 
schen. I  124. 

Grot  J.  K.    Werke.  IX  B  79. 

deGroutarsJ.  Les  Italo-Grecs. 
VI  244. 

Grünwedel  A.  Zur  buddhisti- 
schen Ikonographie.  II  B  81. 

Gruppe  0.  Bericht  über  die 
Litteratur  zur  antiken  Mytholo- 
gie. IV  239. 

de  Gubernatis  A.  Brahmanet 
SävitrI  ou  Torigine  de  la  priere. 
II  B  71. 

Gudeman  A.  Zur  Germania 
des  Tacitus.  VI  85. 

G  u  r  1  i  1 1  L.  Die  Interjektion  'st 
in  Ciceros  Briefen.  VI  139. 

Gustafsson  F.  Romersk  in- 
skriftspoesi.  VI  173. 


Haag  K.     Die  direkte  Methode 


Autorenregiater. 


S81 


I 


der   Mundarten  -  Kartographie. 

I  48, 

—  0.     Die  Latinität  Fredegars, 

VI  1B3. 
Hadady  G,    Die  germau,  Deri- 

vatitin.  VIII  A  13. 
H  le  g  s  l  H  d  t  M .     U p p h a  vet  ti  l  de t 

norski^  folkt^maal.  VIII  C  45.  — 

Gamalt  tron  denn  aal.  VIII  C46. 
H  a  l  b  1 1  e  r  r  F .     A  d d  e n  da  to   th e 

Cretan  Itnimptions.  IV  44. 
Haie  W.  G,  Der  Codex  Ronianus 

des  Catull,  VI  140, 
Halevy  J.     Mt: langes  t^tymolo- 

giques.  1  TT,   —    Sur  quekiues 

points  de  Thistoire  ancjenne  de 

rijide.  II  B  *3.  II  B  T. 
H  a  I  |i  i  n  L.    Zur  Forumginst-hrift. 

VI  200. 
Hall   A.     The  origin  of  the  sur- 

nanip  Chaucer.  VIII  D  2n. 
H  a  n  d  t  W,     Jrihri^hht*richt  über 

indi^clie  Philosophie,  (1894—9T). 

II  B  T2. 

Hardy  E.  Gljiube  und  Brauch 
oder  Brauch  und  Glaube?  I 
107.  —  Der  Grhya-liitns  Pratya- 
varohana  im  Fäli-Kanon,  II  B 
*45.  -  Indische  Rchgiousge- 
sehiehte.  IT  B  *tia  -  Eine  hud- 
dhistitsche  Bearbeitung  der 
Krsiia-Sage.  II  B  45. 

d  t^  H  a  r  1  e  z  C.  L'inöcription 
pehlevki  de  la  croix  de  S.-Tmn*5(. 
II  C  32. 

Harris  M.  A.  A  Glossary  of  the 
West  vSaxon  Gospels.  VIII  D 
36. 

Harris nn  H.  The  origiti  of 
the  siirnamc  C h a  u  c e  r,  VIII 
D  25, 

Hart  J.  M.  Schluttcr's  Old-Engl. 
Etymologien,  VIII  D  1*J. 

H  H  t  z  i  d  a  k  i  8  G.  N.  TTcpl  toö 
Xp6vou  Tqc  Tpoirf|c  toö  M«Kpoü  a 
€ic  T|.  IV  T.  --  Über  die  Laut* 
gnipp*^  VK]  im  Ätti.sehen.  IV  8, 
—  TTepl  xfjc  irpotpopac  Kai  iKuTKh- 
c£UK  TOÖ  T  ^v  ti^  ^PX«W  'E^Xrj- 
vTKi^.  IV  10.  —  PHo^  oder  Hpo^j? 
IV  1],  —  TTepl  ToviKUuv  dvujjiaXiüJv 
^v  ToIc  cuvÖ^TOtc  dvappön  ^fepop- 
p6%  KaTdpa.  IV  21.  —  'Avn6ov 
KUi  dvicov,  IV  77.  —  N^ai  diro- 
ii€iE€ic  i'ttt^p  toö  TX\r|vtc^oö  tC&v 
MaKcfeövuiv.  IV  87. 

Bauer  V,  Terminologie  der 
Anzeiger  XII  ä  n.  3. 


schlesißchen    Volkßbauten.    IX 

B  loa. 

H au  s c h i Id  0,  Die  veretÄrkende 
Zusammensetzung  bei  Eigen- 
schaftswörtern im  Deutschen« 
VIII  D  61. 

Hau üHOU liier  B.  Notes  dV^pi- 
graphie  MiJesienne.  IV  5B, 

H  a  V  e  r  I'  i  e  1  d  F,  On  egitesi  for 
equoü.  VI  87. 

Havel  L-     ^noractttm.  VI  104]. 

H  e  d  i  n  g  e  r  A.  Die  Urhei  mal  der 
Germanen.  VIII  A  33. 

He  i  d  e r  i  c  li  A.  Einführimg  in 
das  Studium  der  got.  Sprache. 
VIII  B  38. 

H  e  i  I  i  g  O.  Die  Ortsnamen  des 
Kaiserstubls.  VIII  D  87. 

Heine  G.  Synonymik  des  neu* 
tcfcitamentbchen  Griecbi.sch.  IV 
64. 

Heisterbergk  B.  ASolmn  Itali- 
cnm.  VI  247. 

Helieniö  F.  B.  R.  Tiie  Pupus 
TorquatianUH  Inscription.  VI 
909. 

HellquistE.  Gm  furnnordiska 
SJimmansiittiiingar  med  kort- 
Hlsüvigt  vcrb  tili  forsta  .'^amman- 
sllttniugsled.  VIII  C  3. 

H  e  l  m  K,  jenfuculnm  Ufsw.  Yl 
B^,  —  Fulgentiut^'AuKgabe.  VI 
158. 

van  H  e  1 1  e n  W.  De  westfriescho 
eigennamen  Jouke  en  ASjouke. 
VIII  D  40.  —  Het  adjectif  guL 
VIII  52.  —  Een  en  ander  over 
eii  naar  aanlmding  van  het 
subst.  sim  '.snoer'.    V^III  D  54, 

Hempl  G.  The  semasiology  of 
iTTiCTapai,  V  erst  eh  n,  itfiderstmid 
usw.  1  78.  —  The  orjgin  of  the 
ruD*\s.  Vm  A  31.  —  pepper. 
picker t  and  kippe f\  VIII  D 
21). 

Hera  u  s  W.  Varia.  VI  103,  — 
Zur  Kritik  und  Erkllirung  der 
Serviiij^scholien.  VI  105,  —  Auj^- 
gabe  der  Appendix  Frobi.  VT 
153.  —  Die  Sprache  de.s  Petro- 
oius  und  die  Glossen.    VI  !54. 

H  e  r  t  e  1  L.  Die  Rennsteige 
und  Reonwege  des  deutschen 
Sprachgebiets.  VJII  D  84. 

HerzogR.  Heisebericht  aus  Kos. 
IV  50. 

Hesselmeyer  secwus,  VI  91, 

22 


Autorenregister. 


H  e  8  8  e  1 8  J.  H.  Memoranda  on 
Mediaeval  Latin.  VI  107. 

Heyne  M.  Das  deutsche  Woh- 
nungswesen. VIII  A  29. 

H  i  d  ^  n  C.  J.  De  casuum  syn- 
taxi  Lucretiana  II.  VI  180.  — 
Minutiae  Lucretianae.  VI  181. 

—  Öfver  tvänne  nybildningar 
hos  Lucretius   VI  182. 

Hillebrandt  A.  Ausgabe  des 
S'AnkhAyana  S'rauta  Sütra.  II 
B  28.  —  Alt-Indien.  II  B  62.  — 
Unterricht  in  Aitindien.  II  B 
65.  —  Mäya.  II  B  77.  -  Ved. 
Mythologie.  2.  Bd.  II  B  79. 

Hiller  v.  Gärtringen  F.  In- 
schriften aus  Rhodos.  VI  48. 

H  i  1 1  n  e  r  G.  Lett.  Bibliographie. 
IX  C  29. 

HinsdaleE.  C.  1)  The  Verbum 
perfectivum  as  a  Substitute  for 
the  Future  Tense.  2)  werdan 
and  wesan.  VIII  A  14. 

Hirschfeld  0.  Der  Name  Ger- 
mani.  VI  84. 

Hirschfeld  0.  und  Lange- 
meister C.  Corpus  Inscr. 
Lat.  Vol.  XIIL  VI  168. 

Hirt  H.     Der  idg.  Ablaut.  I  56. 

—  Akzentstudien  Nr.  11-14.  1 
57.  —  Die  sprachliche  Stellung 
des  Illyrischen.  VI  260.  —  Nach- 
wort zu  Hedingers  Urheimat 
der  Germanen  VIII  A  33.  — 
Zur  litauisch-slav.  Betonung. 
IX  A  2.  —  Zur  Betonung  des 
Preussischen.  IX  C  30. 

H  j  e  I  ni  q  V  i  s  t  Th.  Gös  s&som 
förklenande  personbeteckni^g 
i  svenskan.  VIII  C  27. 

H  0  d  u  r  a  A.  Die  Mundart  der 
Leitomyschler  Gegend.  IX  B 
100. 

Hoev  W.  The  Suvarna.  II  B 
82. 

Hoffmann  Em.  Augustin-Aus- 
gabe. VI  157. 

— -  L.  Die  Sprache  und  Litteratur 
der  Wenden.  IX  B  117. 

—  0.    Etymologien.  I  79. 

H  ö  f  1  e  r  M.  Deutsches  Krank- 
heitsnamenbuch. VIII  D  71. 

V.  Hohentann.  Die  Urheimat 
der  Arier.  I  130. 

H  0 1  d  e  r  A.  Altceltischer  Sprach- 
schatz. VIT  3.  —  Beowulf-Aus- 
gabe2.  VIII  D  31. 


HölscherL.  Uusere Taufhameo. 

VIII  D  80. 
Holthausen  F.    Die  ae.  Waldere 

Bruchstücke.  VIII  D  38.  - 
Asächs.  Elementarbuch.  VIIID 
57.  —  Engl,  culver  —  russ.göluifi, 

IX  B  11.  ^ 

Holuby  J.  L.  Über  Personen- 
namen im  BossAczer  Thal.  IX 
ß  110. 

Hopkins  W.  Economics  of 
primitif  religion.  1 105.  —  Notes 
from  India.  II  B  M.  —  Land- 
tenure  in  Ancient  India.  II  B 
♦62.  —  Greek  art  in  India.  11 
B  83.  —  Ancient  monumenti 
of  the  Deccan.  II  B  84. 

HorÄk  J.  Zur  Etymologie  dn 
Romparaiivstammes  mhnjhi: 
IX  B  12. 

Hörn  P.  Ein  persischer  kulina- 
rischer Dichter.  II  C  47. 

—  W.  Zur  Geschichte  von  oder. 
VIII  D  76. 

Horton-Smith  L.  Establish- 
ment and  Extension  of  the  Law 
of  Thumeysen  and  Havet.  \1 
11. 

H  o  $  e  k  I.  Zur  Bildung  von 
Wörtern  auf  -ik.    IX  B  105. 

Howard  A.A.  MetricalPassages 
in  Suetonius,  VI  150. 

Hübner  E.  Additamenta  nora 
ad  corporis  Vol.  II.  VI  169.  - 
Nouvelle  inscription  metrique 
du  VIII«  si^cle  trouvee  ÄOTi^ 
do.  VI  215. 

Hübsch mannH.  Zur  persischen 
Lautlehre.  II  C  48. 

Hülsen  Chr.  Additamenta  ad 
Acta  fratrum  Arvalium.  VI  169. 
--  Zur  Forumsinschrift.  VI  1^. 

Hü  sing  H.  Altiranische  Mund- 
arten. II  C  25. 


Ihm  M.  Additamenta  ad  corpo- 
ris vol.  IX  et  X.  VI  169.  - 
Lateinische  Papvri.  VII  237. 

Ile§i6  F.    Slovenica.  IX  B  59. 

Imhoof-Blumer  F.  Die  antiken 
Münzen  Nordgriechenlands.  IV 
38. 

Irani  Pahlavi  Texts.  II  C  33. 

Jackson  A.V.W.  Indo-Iranian 
Contributions.   II  A3.  HC  6. 

Jacobi  H.  Ober  das  periphrast. 


Autorenregißter. 


Perfekt  im  Sanskrit.  11  B  ♦!!,  — 
Der  Akzent  im  Mittel  indischen. 
II  ß  *46.  —  Über  da»  Verhält- 
nis ihtr  ijuddhist,  Philosophie 
zum  SaDkhya-Yoga-  II  B  *64. 
Jagic  V,  Beitrüo^e  zur  slav. 
Syntax.  IX  B  K  —  Vorläufige 
Berichte  derBalkatikommissioiK 
IX  B  30,  —  Slavica  der  Lai- 
hacher  Lvcealhihliolhek.  IX  B 

Jahn  A.  Glossarium  sive  Voca- 
bulariuni  ad  Oracula  chaldajca. 
IV  63. 

J a  k o b  s e n  J,  Fferöske  Folke- 
sRgn  og  vKventyr.    VIII  C  11. 

Jaku^kiii  E.  I.  Das  Gewohn- 
heitsrecht der  russisch,  anders, 
spraehi^ren  Volker.  IX  B  4» 

Jama>pii  Pahlnvi  texts.  HC 
35. 

Janulaitis  A.  u.  Koncewicss 
J.  Lit,  Volkslieder  u.  Märchen. 
IX  C  16. 

J  a  s  t  r  e  b  o  v  N ,  V .  D  i  e  Sl  a  vi  sti  k 
in  ühiv.  Zeitäehritten  des  Jahres 
1898.  IX  B  26. 

Jastrow  M*  jr,  The  historical 
study  of  religions  in  univerd- 
ties.^I  96. 

Jauiiy8  Lit.  Mundarten  von  Po- 
nevez.  IX  C  t». 

J  a  y  k  r  i  s  h  ti  a  G  a  u  g  a  d  ä  3 
B  h  a  k  t  a  Correct  form  ol"  Sans- 
krit etc.  words  adopted  in  Gu- 
jaräti,  II  50. 

JellinekM.H.  Zu  Wulfila  Luc, 
1,  10.  \in  B  44. 

J  e  n  s  e  n  J,  M,  Lidt  mere  om 
dekorerede  tornavue.  V*1II  C  48. 
—  Et  VendelhomAls  Lyd-  og 
Formiere.  VIII  C  56. 

—  O.  S.  Biblio^miti  tor  1897.  VIII 
C  1. 

Jesperseu  0.  Fonetik.  I  2J.  — 
Prove  paa  en  dansk  skolelvd- 
skrili.  VIII  C  48.  —  Kr  dansk 
virkt'lig' saa  grimt?  VIII  C  52. 

Jessen  E.  Tilföi  eiser  og  Berig- 
tigelser  til  dansk  etvmologisk 
Ordho^^  VIII  C  54 

Jevsejev  I.  Zur  altstav.  Bibel- 
Überset /.im  er.  IX  B  40. 

Jirecek  K.  Beiträge  zur  ragn- 
sanisehen  Litteraturgeschichte. 
IX  B  57. 

Jireeek  K.  u.  Jagic  V.  Die  cy- 


rilb  Inschrift  vom  J.  993*  IX  B 
38. 

Johansson  K.  F.  Anlauteüdes 
idg.  b,  I  80.  IX  C  2.  ^  TiU 
frägan  oni  det  indiska  kast- 
väseodets Ursprung.  IIB "^63.  — 
Über  aisL  ddr  usw.  VIII  A  20. 

J  o  1  I  y  J.  Skr.  dOhada,  dvai- 
hfdayya.  II  B  16. 

JcinssVu  F.  Island  (Sprog  og 
Litteratur).  VinC2.  —  Sagnet 
om  Harald  hÄrfagre  som  'Do- 
vrefostre.  VIII  C  67. 

—  J.  A'  vlä  og  dreif.  VIII  0  8.— 
LiseruS'Be&m  VIII  C  68. 

Jusli  F.  Zur  Inschrift  von  Be- 
liistan.  II  C  26. 


Kaßßabiüc  TT.  'EtnTp«(pai  4^£ 'Em- 
feaupou  cxETiKal  irp6c   Tf]v  iv  x^^ 
lepip  KaxptUiv,  IV  43. 
I   KÄgi   Ä.    Nekrolog  G.  Bühlers, 
I       I  138. 

I   K a i k o b fi d   A d a  r b Ad   Da s t u r 
X II 8  h  e  r  w  h  u  Tb e  Pahl  vi  Za tid- 
i-Vöhiiman  Yasht.  II  C  H7. 
Kalkar  0,  Ordbog  til  det  teldre 

danske  Spro^.  VIII  C  50. 

Kaluza  M.    Hist^ir.  Grammatik 

der  englischen  Sprache  L  VIII 

ü  2. 

K  a  hl  z  n  i  a  e  k  i  E.  Zur  altern  Pa- 

raskeva litteratur  der  Griechen, 

Slaven  u.  Rumänen.    IX  B  41. 

Kanga    The   Vendidnd    transla- 

ted.   II  C  14. 
K  A  n  h  a  i  V  a  l .  k  I  S  ä  s  t  r  i  V väka- 

rana  Bodh.  II  19. 
Kapadia    Firdnsi    an    accurate 
Bistorian.  II  C  50. 
I   K  a  p  u  s  c  i  ii  s  k  i  M,    Worter  ver- 
I       zeichnis  ans  d.  Krakauer  Volks* 
I       nmndart.  IX  B  126. 
Kariowicz  J.    Zbrodnie  'Ver- 
brechen'. IX  B  129. 
Karskij  E.Th.  Schrift u.  Sprache 
der    handschriftl.    Avraanikas 
Chronik.  IX  B  69.  —  Zur  Durch- 
forschung der  weissruss.  Dia- 
lekte. IX  B  88. 
Karsten   P.    Sahade vas  Wahr- 
sagebuch. II  B  *59. 
Kauffmann  Fr.    Hexe.    VIII  A 
2L  VIII  I)  74.  *-  Germani.  Eine 
ErlHuteriing    zu    Taeitus    Ger- 
mania   Kap.  2.    VIII  A  32,    — 


Äutorenregister. 


Ein  gut  GötterDHine?  VIII  B 
43.  —  Zur  Qiie)I«nkritik  der 
got.  Bi belli berst*tzuii^.  VIII  B 
4n.  —  Zur  (hnitsclien  Altertums- 
künde  aus  Aiilass  di*8  soj;\  Opus 
iuitjcrfeetum.  VIII  B  49. 

De  Kay  C.  Bird  Uods  in  Ancient 
Flnrope.  I   104, 

Keil  fl  Zur  tliessaliseben  Sotai- 
roHinschritt.  IV  53. 

Keller  Denken  u.  Spreeben*  12. 

Keller  0.  u.  Holder  A.  Q,  Ho- 
rati  Fbieei  ripera.  VI  143. 

K  e  n  n  e  <l  y  .1.  The  early  com- 
meree  ot  Babvlon  witli  India 
700-300  B.  C/  II  B  *60. 

Kern  H.  N^nlerbmdscb  aar  uit 
ouder  ar  en  er,  VIII  D  41.  — 
Ontwikkelin«f  van  ar  uit  er  in't 
Nederlandscb.  VlII  D  4L>.  - 
Ktmrs.  VIH  D  53. 

K  (>  t  r  X  y  n  8  k  i  \\\  Sur  les  plus 
Äficiennes  denieure.s  des  Slaves 
entre  le  Rhin»  lEIbe,  la  Saale 
et  ies  front!  er  est  de  la  Bnb^me. 
IX  B  W. 

Kielborn  F,  Ein  unbekanntes 
indiscbes  Metruni,  II  B  90. 

K  j  e  I  Ib  e  r  g  L.  Über  den  Ur- 
sprung des  Asklepiöskultuii.  IV 
85.  —  Über  die  Heimat  des 
AskleploskultUH.  IV  86. 

Kiesow  F.  Zur  Pöycbopbysiolo- 
grie  der  Mundböhle.   1  37. 

ILirstti  J.  Zwei  Zeudalpbabete 
de»  Britiscben  Musmimö.  HC 
15. 

Kieeling  O.  Laulmalende  Wur- 
zeln der  id^.  Spiacben.  I  81. 

Kluge  Fr.  Nominale  Stamoibib 
dungslebre  der  ag'erm.  Dia- 
lekte s*.  VlII  A  12.  -  Etym. 
Wiirterbueb  d.  deulscben  Siir. ". 
VIII  A  Hi  —  Gesi-b lebte  der 
enp^l  Sprarbe.  VlII  D  3.  —  Onns 
mnvermöd.  VIII  D  24.  —  Ahd. 
Meilän  \i.  Paueia    VIIl  D  HH. 

Knauer  Fr.  Nekrolog  G.  Büb- 
lers.  ij.m 

—  Tb,  Über  den  Namen  Jiujisef 
UiLs.HlamL  IX  B  74. 

X  0  e  k  A.  Zur  got.  Laullebre.  VlII 
B  39.  —  Studier  över  iornnor- 
di8k  vokalisalion.  VIII  C  4,  — 
NÄgra  svengka  ety  mologier. 
VinC28.  —  Gm  prepositionen 
ibiandt  VlII  C  56. 


K  o  h  t  H.    Franiande  folk« 
paa  oorsk.  VIII  C  42. 

K  0  e  n  e  u  M.  J .  Woord verklarinjr. 
Vni  D  48. 

K  ö  1 1  i  n  g  G.  EtyinoL  Studien t\m 
deutsche  Flussinamen.    Vllt 

KonpouvHÜTrjc  K.  'EiriTpatpoi 

K(boc  Kai  'EptTpiac.  IV^  61, 
V.  Krti^mer  R,     Ooi   IrestÄfi* 

ords  anvätidnitjg  i  vers. 

C  23. 
K  r  a  s  n  o  w  o  1 H  k  i    Sy  Äiematy 

Kkladnia  ji^^vka  poi^ikte^ix 

B  120. 
Kraus  A.  Fafr$ioch  (a«?^  iCt\ 

rocl  IX  B  104. 
K  r  e  t  s  c  h  m  e  r  P.  Et vmologUcJtei. 

I  82.  IV  72   VI  24.'  —  Afibtre» 

im  Griechischen.  IV  9.  —  EIm 

theraeisehe  Fclöinschrif!,  IV 
Kristennen  M.  Sanileude  K 

ter  i  Sprogudvikling-en*  I  12, 

Nogle    kovedtrit'k    «f   »proj 

ud  vi  kling.  I  13. 
Kühnel  P     Slav.  Om-  u.  Fl 

namen  der  0herlaumi2.    IX 

115. 
K  u  r  b  a  k  i  n  S.  M.  Das  S v n odiki 

au-s  Sofia.  IX  B  33.  — '  Matr 

lien  zur  Charakti^riiitik  der 

telbulg.  Sprache.  IX  B  34. 
K u li  k o  V s k i j    G.  I ,     Zum  \V' 

lerbucb  der  olonccki.schen 

kalmundart,  IX  B  84. 
Kunsie  I.    Beiträge  zur  Gtsi 

der  litterar.  Beziehung  zwi^rh 

Cechen  u.  Sloveneii.    IX  B 
K  u  n  z  e  Ä,  mea  refert.  VI  66, 
Kurka  A.  Wörterbuch  der  Gi 

nerspraebe.  IX  B   131. 
Kur  sc  bat  A.     Die  Verbreitm 

des  llt.-lett.  Volksstamnie^. 

C  3.  IX  C  16, 


L  a  b  i  K  F.  Hlstoire  de  ta  reiigion. 

I  *>7. 
Laclotte  F.  L'harmonie  vocall* 

i\m\  I  30. 
Lakshmi    Narasimba    Som| 

yaji    Ausgabe    des    Taittm| 

Bn'ibmana.  II  B  27. 
Lala   Daipat  Rai    The  Up« 

sbads.   II  B  *40. 
Laneiani  R.  u.  Baddeley 

GL     Über    die    Ausgrabuoji 


Alltorenregister. 


335 


I 


aiil  dem  Forum  RoTnaniim.  VI 

im. 

Lau  d  <r  r  a  f  G.  BeiirUge  zur 
histor,  Syntax  der  lat  Spracho. 
VI  64. 

Laue  G.  M.  A  Lntiy  ^ranunar 
for  Scbool  and  Colleges.  VI  6. 

Lan^  A.  Mytli,  ritiial  and  reli- 
gion-  1  102. 

L  a  1 1  e  s  K.  Di  duti  iscvizioni 
etrusche.  VI  234b.  —  Llscri- 
Äione  anteromana  di  Poggio 
Somniavilla.  VI  235. 

L  a  u  r  i  d  s  e  n  P.  Den  ^ainle  danske 
Landi,by.  VIII  C  57. 

Li a ut e n sa c h  V.  Gramm,  Studien 
zu  den  gTieeb,  Tragi Uern  und 
Komikern.  IV  16, 

Lawtnn  W.  C.  'Fourth  Class 
Condiiionü»/  IX  26. 

L  e  a  s  e  E.  B.  Corrections  of 
Srhtnalz's  Latein.  Syntax»  YI, 
f>3.  —  Contracted  forms  of  the 
Perfitct  in  guintiliaii.  VI  148,  — 
Notes  on  Quintilian.  VI  149. 

Le  Blant  E.  Paleo^^raphie  des 
in8triptionslatinesduIII«öi^cle 
a  la  tin  du  Vllf^.  VI  1*^5. 

Lebretiiu  J,  L*adjectit"  verbal 
latin  en  -nduH.  VI  61. 

Leendertz  jr.  P.  De  naamen 
der  niaanden.  VII  I)  49. 

Leep*n*  A.  Notes  oii  Lewis  and 
Sbort's  Latin-Eng-lish  Lexicon. 
VI  99. 

Lefevre  A.  La  theorie  indo- 
europeennp.  I  128, 

Leg" er  L.  fitudes  de  mythologie 
siave.  IX  ß  22,  —  Evangeliaire 
elavon  ilii  Keim^i.  IX  B  Hl, 

L^gowski  I.  Die  SJovinzen  itn 
Kreise  Stolp,  IX  B  138. 

Leb  m  a  n  n  E.  Zaratbiistra.  HCT. 

—  C,  F.  Krli^ionsgeöchifhtiicbes 
«aus  KaiikaBien  und  Arnmniea. 
III  L 

Leo  F,  Bericht  über  den  The- 
saurus, VI  97. 

L  e  s  k  i  e  n  A,  Untersuchungen 
über  BetnnungS'  u.  Quaiititäts- 
verbilltnisse  in  den  slav.  Spra* 
eben.  IX  B2.  —  Die  slav.  Laut- 
verbind nn^:  ji.  IX  B  3,  —  Die 
Betonungfltvpen  des  Verbums 
im  BuI^-ar/LX  B  46. 

Le  vy  J.  TTeXacfoi.  rV66.  —  Dieux 
fliciliens^.  VI  250. 


Levy  S.  La  doctrine  du  sacriüce 
dans  les  ßräbmanas.  ÜB  *70. 

Ljapunov  B.  M.  Die  Sprache 
der  Synodalbs,  der  1.  Nowgo- 
roder  Chronik.  IX  B  70, 

Liden  K.  Studien  zur  aind.  u* 
vgl.  Sprachgeschichte.  I  83,  — 
Ein  halt, -ölav.  AnlautÄgesetz. 
IX  A  4. 

Lindsay  W.  M.  Lue  uns,  Lucu- 
lentiis!  VI  36.  —  The  codex  Tur- 
nebi  of  Plautns,  VI  112.  —  Plauti 
cod  i  c  i  s  Sen  011  en  s  i  s  I  e  L'  t  i  o  n  t^s .  VI 
113.  —  Some  Plauti ne  Emen- 
dations.  VI  114. 

Ljungstedt  K.  Spr^gets  Ut  I 
14, 

L  o  b  >  i  e  n  M.  Ursprung  der 
Sprache.  1  7. 

Long  0.  I'\  fiuöHens^  quoiiens- 
cumque,  qnoüenhque.  \l  78. 

Lopaci6ski  H.  Lexikal  Nach- 
träge (zam  Polnischen)  aus  dem 

16.  .Jh.  IX  B  127.  -  Ein  lat,- 
puln.  Glossar  a,  d.  J.  147L  IX 
B  128. 

L 0  ri s  J,  Analysi*  der  Ober-Gstra- 
wicer  Mundart  in  Schlesien,  IX 
B  lOI.  IX  B  122 

Loth  J,  Remarques  sur  le  Wort- 
sehatz der  kelt.  Spracheinbeit 
de  M.  Wh,  Stokes.  VII  14,  — 
Additions  et  remarques  au  Die- 
tionarv  of  the  Weish  Langoage 
du  HeV,  D,  Silvan  Evans.   VIT 

17.  —  aff'tcj/s  —  ercoan.  VII 22.  — 
Brodt/r,  broder,  brodorion.  VII 
31.  —  Un  subjonctif  aonsle 
gallois.  VII  32, 

Lö  we  R,  Die  ethnische  u.  sprach- 
liche Gliederung  der  Germa- 
nen. VIII  A  5.  —  Relative  Chro' 
noiogie  dergerman,  Tenuisver- 
Schiebungen,  VIII  A  7. 

LuboviuK  L.  First  introduction 
to  Germ  an  Pbilology.  VIII  A  3, 

Lüders  H,  Zwei  ind.  Etvmolo- 
gien,  11  B  *9, 

Ludwig  A,  1)  Das  VerhJlltnis 
der  w-Formen  der  german.  De- 
klination zu  denen  des  Letti- 
schen u.  Slav,  2)  Die  L  Flur, 
auf  -meen  im  Abd,  VIII  A  9, 
IX  A  5. 

LuftW.  WulfilaoderülÖIa?  VIII 
B  40. 

Luick  K.  Über  die  Entwicklung 


dse 


AiUorenregii^ter. 


von  ae.  it-  T-  u.    liie  Dehnung:   i 
in   offene r  Silbe,    VI  11  D  8.  —   ' 
in>er  die  I)iphthon*2ri<^runj^  von    , 
me  ö.  l  u.  verwandtt^  deutsche 
ErseheinungeiL  VIII  D  9. 


Macdon  eil   A.  A.   Nekrolog  G, 

Bühlers.  l   138. 
Mackensen  L.  De  Verri  Flacei 

libris  ortliographieis.  VI  4. 
Ma^nii!*  H.  Bericht  über  CaMilL 

VI    108. 
M  a  ^  n  n  H  s  o  n    E.     Vifm t^gum    or 

vümqtfum?  VIII  G  9. 
Ma^oun    H.  \V.    Earlv   religrion 

ot'  tht^  Hindus.   11  B^*71. 
M  a  h  ä  d  e  V  a  S  fl  8 1  r  i  iT  berHet'/ti  ng 

von  Aniritu,  Bin  du  u.  Kaivalya 

Upanishad.  II  B  41. 
Majewski  K    Swiatuwit.    IX  B 

27,  —  Alte  Slaven    auf   houti 

(jem  deutschen  Gebiet.  IX  B  97. 
Maindron  M.     L'art  iudien.    II 

B  85, 
Mal  «2: er i    E.     Sul    nome  'ItttHa\ 

VI  21Ga. 
Malinowöki  L.  Sprachliche  Mis- 

zellen  (zur  poln.  Gramm/).    IX 

B  130.  —   Po  In.  VolksHa^ren  aus 

Schlesien.    IX   B   132.    -    Ein 

Denkmal  der  pnln.  Sprache  aus 

dem  Anf.  d.  Iß.  Jhs.  IX  B  134. 
M a  1  o  van  y  X  Syntax  der  Mund- 

art   von   Cisarov   (in  Mtthren). 

IX  B  102. 
M  u  n  ni  a  t  h  a  N  A  t  h  D  a  1 1  n  The 

Wealth   of  India.    II  B  *36.  — 

MiU  kandcvainiräna.   11  B  ♦37. 

—  Vishnn-Purana.  H  B  '^;38. 
de  Manteyer  G.     Linscriptlon 

de  Lanui'ium   h   Rnme.  VI  210. 
Maretie  T.    Grammatik   u,   Sti- 
listik dnr  kroat.  n.  Bcrb.  Schril't- 

aprache.  IX  B  48. 
!^Iargoliouth   I>.  8     The  Syro- 

Annenian  dialect.  III  9- 
Mari  G.    I  trattati  medievali   di 

ritinica  latina,  VI  2&1  —  liitrno 

laiin o    e    terminolofjria    ritnnca 

medievaje.  VI  '2ü7. 
M  a  r  i  a  n  i  I ..  Zur  Forunminsch rift, 

VI   188.   , 
Marr  N.  Über  die  Probleme  der 

armen.  Philolo^^-ie.  HI  2. 
iMarx  F.    Ein  Stück  imabhllnfci- 

ger  Poesie  des  PlautU8.  VI  119. 


60. 

Mau  A.  Die  OHkischen  We^fr 
serinschriften    in  Pompeji.    V 
228. 

M  a  w  r  e  n  b  re  c  h  e  r  B.  Bericht  ij 
SallusL  VI  108.  -  Hiatus  üni 
Verschleit'un^  im  alten  LACeiii. 
VI  2U. 

Maver  W.  Altpreuss.  Biblto^. 
phle  f.  d.  J.  1898.  IX  C  32. 

de  la  Mazeliere  M.    Moines  et 
ascttes  rndiens.  II  B  *H0. 

Me  Kniffht  G.  H.    Inttinl  h- 
Middle  EngILsh.   VI  11   D  la. 

Mead  W.  E.  Colour  in  Old  Eoj 
li«h  Poetry.  VIII  D  22. 

Mead  er  C.  L  Zur  <Te»chichi 
der  {]aL)  Pronomina  demonstj 
tiva.  VI  82. 

Mehüs  C,    Die  Ligurerfmgev  I 
04.  VI  258. 

Meiller  A.     D'un    effet   de  ! 
Cent  d Intensität  I  59.  —  A  ^rn» 
pos  du  ;xroupe  -ns-.  I  ßl.  —  Sar 
quelques  t'aits  de  morphologi«. 
I   62.    —   Une    iinoinalic   ind* 
europ^enne,  grec  äkko,  I  63. 
Sur  les  suttixes  verbaux  secoi 
daires.    I  66.  —   Note^   histofl- 
qties  sur  les  chanofementÄ  di 
quelque.s   explosive«   en   ann( 
nien.  III  3.  —  De  quelques  ni 
ristes   moiiosyüabiques  eii 
nienien.  III  4.  —  Le  irenilifSfi 
de>^    therne.'*    pronominaux 
armenien.  MI  5.   —    Le  geni 
en  -0/  deÄ  noniB  de  pareot^ 
arm.  moderne.  III  6.  —  R( 
ches  sur  la  j^yntaxe  com 
de  Vurm.  IM  7.  —  Etymof 
armeniennes.   IIl  17.  —  hell 
filavica.  IX  A  1.  —  Vieux  slave 
sich,  vbSh.  IX  B  6.   —  Slave  £e- 
WL  pimi  IX  B  7. 

Meister  R.  Zur  griech.  Epigi 
phik  u.  Dialektologie-  IV  42. 
Der  lakon.  Name  OtßäXoc    l 
70. 

M  e  1  i  e  h  J,  G.    V0II0    slav,  F 
schungeii  im  Ausland.  IX  B  l 

Menant  D.     Les  Parüis.  HC 

Merg-uet  H,  Über  tlie  Entwic 
lung-  der  Sprache.  1  15.  VI  4! 

Mering-er  K,  Idg-.  Spracbwissei 
MchatfcS.  I  4tl 

de  Moä8  A.  Quaefitiotiej^  de 


Autoreureg^ister. 


887 


I 


I 

I 


grämmate  Attico   et  trajroeriia 

anlir|iHorc  dialccticae.  IV  33. 
M  e t  h  II  t!  r  R.    Po^tenguum^  post- 

quftmy  ubi,  utj  simulatfiue.   VI 

79. 
Meiisi^l  H.  Bericlit  übür  Caesar* 

VI  109. 
Meyer  E.  A.    Die  Sillje.  I  34, 

—  k.  Coiitributioiis  tolrish  Lexi- 
cof>-r^phy.  VII  18, 

*-  K.  iM-  Kuimlative  Eigerniamen. 

VIII  A  23. 
Miehrircuk  K.     Was  ist  Klein- 

nissisfh?  IX  B  90. 
Michels  V.  MhfL  Elernentnrbuch, 

VIII  D  58. 

M  i  e  fl  f*  1  J .  Mittwoch  =  Wodans- 
tag-.  VIII  1)  75, 

M  i  k  k  o  l  a  J.  J.  Betoiiuüg  und 
QuatititiU  der  wcstslav.  Spra- 
chen. IX  B  94.  IX  C  3L  -  Balt. 
Etymolti^ion.  IX  C  L 

Milaiii  L,  A.  St^pök-relo  con  vasi 
aiitropuidi  di  Caneelli  sutla  mon- 
tagna  di  Cetona.  VI  257. 

Miletie  L.  4SviitaktiecheFrag:eii. 

IX  B  9 

Mills  L.  H.  The  Skr.  equivalentö 

of   Yastia    XLIV.     II  C  16,    — 

Ahlm  HS  The  Ljiw  in   the  Ga- 

tkka.  II  C  17.  —   The  personi- 

ied  Asha.  II  C  18.  —  God  ha» 

110  Opposite.  U   C  19. 
MiSik   St.    Slovak.    Volkslieder. 

IX  B  112. 
Modestov  V.  J.    De  Siculonim 

ori^^ine.  VI  249. 
Modi  A i y fi d g ä r-i-Zarlräii.IlC34. 
Modin  E,  Olvertro  om  de  döde 

i  Herjedak^n.    VÜI  C  70. 
Mohl   F.  0.    Iiitroductiou   ä  la 

chronokigie  du   latin  vulg-aire. 

VI  7.  —    Le  eouple  romati  lui 

lei   IX  B  5. 
Molenaar   A.    M.    Blfiemleziiig' 

uit  het  Wonrdenboek   der  Ne- 

derlandsL-he  laal.  VIII  D  47. 
Moller  H.     Chatti   und   Heösen. 

VIII  A  24.    —    Zum   ^ot.    Epi- 

g-ramnu  VIII  B  48. 
Momnisen  A.  TdKoc  aut  att.  lo- 

schriOen.  IV  78. 

—  Tb.  Eu^ippi  vita  Severini.  VI 
IfiO.  —  Commentaria  ludr»rum 
saecularium  quintorum  et  ^ep- 
timorMni.  Vt  169.  —  Die  ital. 
Kegionen.  VI  213. 


Mornmsen  Tb.  u.  Hirsebfeld 
O.  Jahresbericht  über  d.  Samm- 
lun^^  der  lat.  lusehriften.  VI 
167. 

Monnier-Wil Harns  M.  Vedic 
accent  and  Intonation.  1IB*84. 

MonteMus  O.  Typolog^ten  eller 
titverklintrsläran  tillämpad  p4 
det  menskli|^a  arbetet.  I  121.  — 
Roma  prima  di  Roniolo  e  Remo* 
VI  253. 

Moratti  C.  L'iscristione  osca  di 
Ag-none  e  gJi  indi^^itamenta.  VI 
229. 

Ms^rianCz  L.  S.  On  the  voca- 
bulary  of  the  Bosporus,  the 
proper  uame  ZuupaKoc.  II  C  20. 
—  Sur  la  phonetitiue  du  dia- 
leele  armenien  de  Moueh.  111 
10. 

M  ü  h  1  e  n  b  a  c  fi  K.  Raifa  gabals, 
IXC21,  —  Über  Einsammlung' 
und  Deutung  lett. Sprichwörter, 
IX  C  26. 

Muka  E.  Wörter  aus  den  Gretiz- 
niynd arten  und  den  Oberlaus. 
Mundarten.  JX  B  113. 

Müllen  hol"!  K.  Deuläche  Alter- 
tuinnkunde.  4.  Bd.  2.  Hillfte, 
vni  A  29. 

Muller  H.  C.  Ü her  d  i o  Grüud iin *r 
einer  Zeitschrift  t  allgenuiiue 
Sprachwiüsensehait.  1  40. 

—  J.  W.   Brijn.  VIII  D  51. 

—  S.  Zur  Heimat  der  Volcae. 
VIII  A  36. 

Müller  C.  F.W.  Zu  Plautus.  VI 
115.  —  Zu  Plautuü'  Truculen- 
lUH.  VI  116, 

—  F.  M.  Introduction  to  the  sei- 
ence  ot  reli^lon.  He-issue.  I 
98  —  Beitra^^e  zu  einer  wls- 
senschaftl  Mythologie.  199.  — 
Nekrolog  G.  Bühlers.  I  13^.  — 
Anid  lang'  syne.  1.  2.  Band.  I 
142.  —  Dhamniapada,  transla- 
ted.  II  B  *43.  —  Lectures  on 
the  orifrin  and  growth  of  reli- 
f^ion.  il  B  *72,  —  ßuddha's 
birthplace.  II  B  *81. 

—  G.  H.  Beitrüge  zur  Sprach- 
wiÄsenschaft.  I  52. 

—  H.  J,  Bericht  über  Livius.  VI 
109. 

—  J.  De  litteris  J  et  V  latmis 
quomodo  a  Graecis  in  trans- 
scriptis  Romanorum  nommibua 


Autoreiiregister. 


ezpressae  sint  capita  tria.    VI 
13. 

—  S.  Notice  snr  les  fouilies  fai- 
tes  pour  le  Mus^e  National  de 
Copenhague  pendant  les  an- 
n^es  1893-96.  VIII  C  61. 

M  u  1 V  a  n  y  C.  M.  Coiours  in  Greek. 
IV  75. 

Munk&csi  B.  Die  Anfänge  der 
ungarisch-slav.  ethnischen  Be- 
rührung. IX  B  17. 

Mnushi  Jaw&hir  Singh  The 
Urdü  teacher.  II  B  *5l. 

Marko  M.  Miklosichs  Jugend- 
n.  Lehrjahre.  I  140. 

Mnrray  J.  A.  H.  New  English 
Dictionary.  VIII  D  17. 

—  J.  W.  Dictionary  of  the  Pa- 
than tri  bes.  II  B  55. 

Musid  A.  Sätze  mit  dem  Part. 
Präs.  Akt.  II  im  Kroat  IX  B 
50.  —  Relativsätze  im  Kroat. 
IX  B  51. 


Nagl  J.  W.  Zu  den  zwei  Stufen 
des  Umlautes  von  ahd.  mhd.  a, 
VIII  D  59. 

Napier  A.  S.  On  some  old  eng- 
lish ghost-words.  VIII  D  21.  — 
ae.  3ot(ßl,  jetel  'Zahl*.  VIII  D 
26. 

Närayana  Godabole  Taitti- 
rlya  BrähmHna.  II  B  *20. 

Nazari  0.  Di*  iina  forma  peri- 
frastica  del  perfetto  umbro.  VI 
59. 

V.  Ncgelein  J.  Zur  Sprachge- 
schichte des  Veda.  Verbalsystem 
des  Atharva-Veda.  II  B  *16. 

Nestle  E.    velum.  VI  90. 

Neumann  K.  E.  Die  Lieder  der 
Mönche  und  Nonnen  Gotamo 
Buddhos.  II  43. 

Nicholson  R.  A.  A  Persian  Ms. 
attributed  to  Fakhru'ddln  RäzI. 
II  C  51. 

Nicolais senO.  Archäolog.  Un- 
tersuchungen in  Nordlands  Amt 
1897.  VIII  C  63. 

Nicola vsen  N.  Berichte  über 
Ausgrabungen  1898.  VIII  C  63. 

Nie  der  le  L.  Zur  Frage  nach 
dem  Ursprung  der  Slave.n.  IX 
B  18.  --  Die  Wiege  desSlaven- 
stammes.  IX  B  19.  —  Descrip- 
tio    Europae    regionum    quae 


ad  orientem  spectant  vetemm 

scriptorum  locis  iilustrata.  IX 

B  20. 
Niedermann  M.    EtymoL  Mis- 

Zeilen.  VI  18.  —  Zur  Geschichte 

der  lat.  Wortbildung.  VI  42. 
Nielsen  F.,  Olrik  A.,    Steen- 

strup  J.  C.  H.  R.  DanskNar- 

neskik.  VIII  C  58. 
N  i  k  ol  a  j  e  V     Wörterverzeichnis 

aus  der  Provinz  Tobolsk.    IX 

B  85. 
NikoTskij  A.   Die  Sprache  der 

Ipatischen  Chronik.  IX  B  71. 
Nitsch  K.    Die  Orthographie  il 

Sprache  der  'Kazania  Paterka*. 

IX  B  125. 
Nöldeke   Th.     Die   semitischen 

Sprachen.  I  88. 
Nordlander  J.    Jämtländska 

ortnamn.  Tolkade.    VIII  C  29. 
Noreen  A.    Inledning  tili  mo- 

dersro&lets  formlära.  VIII  C  22. 
NotolIaU.  La  funzione  stilistica 

delle  contfonanze  in  latino.  VI 

80. 
Nov&k  K.    Beiträge   zur  a^ech. 

Starambildungslehre.  IXB99.- 

Der  Ursprung  des  Wortes  bdi- 

nik  'Dichter*.  IX  B  105. 
Nutting  H.  C.     Obligation  as 

expressed  by  the  Subjunctive. 

VI  71. 
N  V  r  0  p  K.   Eufemisme.   15.— 

Kantusse.  VIII  C  48. 


Oberhummer    E.    Makedonien 

u.  die  Makedonier.  IV  88 
Oleott  G.  N.  Some  uupublished 

Inscriptions  from  Rome.  VI  208. 
Oldenberg  H.  Aus  Indien  und 

Iran.  II 4.  —  Die  Litteratur  des 

alten  Indien.  II  8. 
Ol i vier  F.    De  la  voix  chueho- 

t^e  I  35. 
Olrik   A.    Danske    Ridderviser. 

VIII  C  71. 
Olsson  P.  Minnen  fr&n  Herjei- 

dalens  forntid.  VIII  C  62. 
Oltuszewski    W.     Psychologie 

der  Sprache.  I  1. 
Ondrusch  K.     Die  Familienna- 
men in  Neustadt  O.-S.   VIII  D 

81. 
Oppert  J.  Le  calendrier  perse. 

II  C  27. 


Autorenregis 


339 


Orsi  P,    Panta!ic!ii.  Cassibi(e.  VI 

.  251. 

Ortel  H.     The  Jaiminiya   ßrflh- 

mana   versioii   of  tlie  Dlr^ha* 

jihvi  lehrend-  I!  35. 
Ortprer  G.  Zur  iieuorü  Littera- 
^^  rur  üben-  Buddha.  II  74. 
ÖstberfT  H.  O.  Les  voyelles  ve- 

laires  at  ceutuees,  1  31. 
0  H  t  h  o  t  f  H.  Vom  Suppletiv wOBen 

deridn[,  Sprac-hen.  1  54.  —  aivoc, 

dvaivoMai.   IV^  79,  —  Allerhand 

Zauber  etvmoL  beleuchtet   VI 

20. 
Otto  W.  slmuUer.  VI  38,  —  Be- 

spreehuii)?  der  Litterfttur  über 

die  Forurasm?;chrift.  VI  206. 
Ous^sof  N.     Etudes   experiuien- 

tales  d'uue  prononcialifin  riisse« 

!X  B  80. 
O  V &j a Mi k o - K u  1  ik o V s k i j  D.  L 

Svntaktiscl>e  Studien  Nr.  3.     I 

70. 


Pai'haly  W  Die  Variation  im 
Heliaiid  u.  iD  der  as.  Genesis. 
VIII  D  m. 

Padelfi>rd  F.  M.  Cid  Eiiglisb 
musical  terms.  VIII  I>  23. 

P  ä  j  k  M.  Ein  serbokroat.  Wörter- 
vtTxeiebnis  aus  dem  Ende  des 
15.  Jh.s.  IX  B  54. 

Pais  E  Zur  Fi»rum8inschritt.  VI. 
190. 

Pal  an  der  H.  Die  ahd.  Tierna- 
me u.  VIII  D  67. 

TTavTdlTic  M,  Tö  tt^c  UXiiviiJoc 
cpuivfic  feiacot<p»]TiK6v.  IV'  25. 

ParczewBki  Ä.  J.  Die  Serben 
in  Preussen  nach  der  Volks 
Zählung  V.  J.  1890.  IX  B  116.  — 
Nach  kommen  der  Sbiven  in 
Hannover.  IX  B  IIB. 

P  a  r  *^  i  t  e  r  F.  E.  Ausg'abe  des 
Markuiideya  Punina.  II  B  40. 

Parodi  E.  U.  Intorno  alla  for- 
ma« ione  deir  aoristo  siopmatico 
e  del  futuro  ^reco.  IV   17. 

Pascal  C.  Quaestionum  Ennia- 
narum  partieula  IV.  VI  127.  — 
Di2iii>nario  dcir  uso  CiceroniÄ- 
no.  VI  138. 

Patroni  G.  Di  unanuova  orien- 
tazione  dell'  arcbeologia  nel 
piü  recente  movimento  seientifi- 
eo.  VI  166. 


.  P  a  t  r  u  b  Ä  n  y  Spracbwissen - 
Bcbat'tl  Abhandiiin>,^en.     I  146. 

—  Lautlehre  der  Muser  Mund- 
art; der  Mundart  von  Tidis. 
Armen.  -  deutsches  Wörterver- 
zeichnis. Kleine  Mitteilungen. 
DI  II. 

aul  H.  Grundrii^s  der  germau» 
Philologie  2.  VIII  A  1. 
auli  C.  Die  etruskiscben  Fa- 
miliennamen auf  '{>ura.  1^3.  VI 
233.  —  Nekrolog  W.  Deeckes. 
I  139. 

a  u  1  y '  W  i  s  8  o  w  a     Realency  k  lo- 
pfidjc  der  klass.  Altertumswis- 
senscliafL  VI  2, 
e  d  e  rsen  H,  Sprogvidenskabeu. 
139,  ~  Mere  ourLykisk.  190. 

—  Albanesiseh  u.  Armen.  V  1. 

—  Die  Gutturale  im  Alban.  V 
2*  —  Irsk  Lilen^tur.  VII  7. 

e  n  n  e  r  E.  Enluieklun«^  der 
aengl  Tonvokale.  \'MI  D  7. 
erdrizet  P.  InHuriptions  d'A- 
craephiae,  IV  55. 
ernice  A.  Sui  Ceiti  e  la  loro 
imtnigrazione  in  Italia.  VI  259. 
er  not  M.  A  propos  de  rinsertp- 
tion  d'Henrhir-Mettieh.  VI  2ia 
eru.^ek  K,  Bravec  oder  bralec* 
IX  B  60. 

ervov  P.  D.  tllonüemtio  tem- 
jmrnm  im  Latein  verg-liehen 
mit  der  des  Russischen.  VI 
69. 

e  t  e  r  s  e  n  E.  Fund  e  u.  Forschiing 
[zur  Archäologie  von  Sizilien 
u,  Unteritalien).  VI  248.  —  Cae* 
les  Vibeuna  und  Mastarna.  VI 

e  t  e  r  s  o  n  P.    Rigveda  -  Über- 
setzung. II  B  *17.  II  B  22. 
etr  V.  J.     Über    den   Wechsel 
der  Laute  tf  und  l   im  Latein. 
VI  15. 

hillips  C  J.  C.  Plinii  Caecilii 
secundi  epistularum  Über  pri- 
mu8.  VI  U7, 

ick  B.  Die  antiken  Münzen 
Dakiens  u.  Mösiens.  IV  38. 
igorini  L.  Bullcttino  di  Palet- 
noiogia  Italiana.  VI  241. 
inza  G.  Sülle  mura  romane 
attribute  all'  epoca  dei  Ke.  VI 
254. 

i  p  p  i  n g  H.  Über  den  got.  Dat. 
Plur.  nahtam.  VlII  42. 


340 


Äntorenregistor* 


Piiifh**!  H-  Rävftiiavaho  7,  62. 
II  H  ^47. 

PizKi  L  Gli  Studi  Iranici  in  Ita- 
Ifa,  11  C  9. 

riasherg'  O.  ynantiacinor  und 
nuuitisa.  V!  30.  —  dlacere  ^= 
docere.  VI  ^13, 

l^leijel  H.  En  bild  af  svcnska 
bilielspräkets  utvecklin«^.  VIII 
C  17.  —  Olli  Nya  testaiiientet 
pä  fnrnsvenska'  VIII  C  18. 

IM  088  H.  D.-I8  Weili  iu  Natiir- 
uini  V«>lkerkinide.  I   113. 

P  i*  d  t  a  t  r  a  D  ^  k  v  Slovak.  Ort8- 
iinriieii.   IX  B  Hl. 

I*  o  ;,^  o  d  i  11  A.  Neuere  Arbeiten 
über  dit^  Sprache  und  Kultur 
der  Id;r^   I    126. 

PokrovHkij  M.  Glossographi- 
öche»  und  fjin*:!^uiHti8cdies  zum 
Theüaunis  *rlo*»'^arutn  emenda- 
taruiii.  VI  102.  —  Zitate  aus 
Vergil  in  tat.  Glossaren.  VI  145. 

—  Th,  Die  Volksmundart  des 
Bez.  Tsrhucblcnaa.  IX  B  82, 

Ponitow  H.  Didphische  Insehrif- 
ren,  IV  51. 

P 0  ri?  bo  w  i c  3t  E.  Bedeutung*  der 
Synkope  für  d.  Bildung'  ronian. 
Formt'n.  VI   10. 

Po»  p  e  c  h  J.  K.  Terminologie 
aus  Sebes.  IX  B  108. 

Prabodli  l^rakas  Sen  Gupta 
Dictionary  nf  proverbs,  Ben- 
gali and   Englisii.  II  B  5B. 

P  o  s  t  g  a  t  e  J.  P.  opemfiis  and 
operari.  VI  29,  —  On  certain 
M«s.  of  PropeHiu!,'.  VI  ]42. 

Pötebuja  A,  A.  Zur  russ.  Gram* 
matik.  lil.  BedeuUmgt^wandel 
u,  Vertretungen  des  Substan- 
tive^. IX  10. 

Prell  Witz  W.  Lat.  fiaqitium.  I 
M.  VI  33.  -^  Etvmol.  Slisz.-llen. 
IV  73.  VI  32.  —  aettäum.  VI  34. 

Priese  0.  Der  Wortsebatz  des 
Heliand.  VIII  D  91. 

ProKorov  P,  System.  Verzeich- 
nis der  in  Russland  gedruckten 
Bücher  n.  Aufi^ätze  zur  grieeh. 
Philologie.  IV  1. 

Ptasiekii  S.  L.  Pohl.  Bibliogra- 
phie t\  1899.  TX  B  135. 

Pu gli  si -Marino  S.  Sut  nome 
Italia.  VI  246. 

Pulle  L.  Studi  Itabani  dl  Fito- 
lo^jia  Indo-Iranica,  II  A  2. 


R  a  d  V  ß  e  r  b  -W  j  e  I  «i  J.  Em  Kii 

derglobsar.   IX   B   114. 
Radziukinaö  J.  DerDu^a-l 

IX  C  T, 
RajArÄrn  RAra  k  risbn«  Bhn 

vat  The  Upanisbads.   II  B  *. 
RäjkumAr    Tarkaraina   Si 

dent's   «kr.  graminar.  II  B  :ft 
Hama  Sascri  Tailanga   Atnii< 

lananda  Vedanta  Kalpatara.  U 

B  *25. 
H  a  ui  o  r  i  n  o  F.  De  iDscriptiase  ia 

Foro  Romano  reperta.  VI  1^ 
Rj'unprati'tp   SharmA    Engibb- 

Hin<H  dictioiiury.  II  B  »52. 
Raiauh  St.  Statistik  der  kitMub. 

Bevölkerung.  IX  B  140. 
R  a  m  z  e  v  i  e  N.   K.    Die  richtige 

Ableitung  des  Wort e*  r^lor&a^ 

IX  R  13.  —  Zum  Worte   ' 

IX  B  75. 
Rao  ßahadtir  Shankar 

du  rang  Ausgabe  der  Aiharvj- 

Veda  Samhita.   If  B  2f> 
Ratz  c  l   F.     Der  Ur^prun^  dw 

Arier  in  geographiÄcheiu  Lichl 

I  131. 
R  e  c  k  e  n  d  o  r  I'  S.    Zur  allgeroei' 

nen  Syntax.  146,  —  Clier  *tTi 

takti.Hche  Forsch ung.  I  47, 
Regling  A.    Indice«  7:11  r  Eph< 

nieris    epigraphiea    Vol.    Vni 

VI  n;9. 
R  e  g  n  a  u  d  P.  Ori^'ne  da  Un< 
gage  et  la  linguistique  ^-volu 
tionniste.  I  H,  —  Vu  paradoxe 
vediqne.  11  B  *33.  —  Les  my 
tbes  hindou>  des  Vighnas  et' 
des  Rakias.  II  B  75.  —  Sur  le 
jot  initial  dans  les  prindpaux 
dialectes     germaulques.     VTU^ 

A  b. 

R  e  i  c  h  e  1 1  H.  Die  i'e  Stämme.  I 
64.  VI  52.  —  Die  abgeleiteten 
i-  und  t'  Stilmme.  I  65  VI  51. 
—  Das  In  Strumen tal.Huftix  im 
Sing.  VI  53, 

R  e  i  D  a  c  h  Th.    Un  touinle  elerÄ 

F>ar    lea    femme§    de    Tauagra, 
V  54.  —  Du  rocht  um.  VI  40. 
Reinhardt   Die  oratio  obliqUÄ 

bei  Caesar.  VI    137. 
R  e  i  t  z  e  n  s  t  e  i  n  R.   Zwei  neue 
Fragmente  der  Epoden  dei^Ar» 
Chi  loch  08.  IV  34 
R  e  m  V   A.  F.  J*     Skr.  Jana  aw, 
zana.  II  C  21. 


P4&-V 

haryj-  V 


Autoretireg'ister. 


an 


» 


Re^at  Etwas  über  Allitteratioii 
in  *ler  fit.  Sprache.  IX  C  16. 

Rhvs  Davids  T.W.  Dia]o)?ues 
oi  the  Buddha.  11  B  42.  —  EarlT 
commerce  betvveen  Indla  and 
Balivliin.  It  B60,  --  Der  Biid- 
dliisrnnH.  11  B  r»?.  —  The  theory 
of  'ftciur  in  the  Upauishads.  II 
B  68. 

Ribot  Th.  Orij^rhi  of  8pf*ech>  I 
9.  —  Evolutioti    of   speech,     I 

Richte  r  0.  Die  u n echten  Nami- 
nalkompof^ila  den  Aind.  II  B 
"^15.  —  Der  Plural  von  gAw. 
viazdäh-  ahura'.  II  C  22. 

—  W.  Das  fT;-riech.  Verbem  in 
seinen  wichtii;'aten  Erscheinun- 
gen. IV  15. 

Ripley  W.  Z.  The  raccs  of  E\i- 
rope.  I  116. 

R  i  1 1  e  r  e;  H.  Etymol,  Streifzticre 
auf  dem  Gebiete  des  Nieder- 
detttüchen.  VIII  D  6t). 

R  i  1 1  e  r  s  h  a  u  s  A .  Di  e  A  u  sd  r  ii  c ke 
für  Gesieh tsempfinduntren  in 
den  airerm.  Dialekten.  VlII  A 
15. 

Rohl  H.  Bericht  über  Horatius. 
VI  109. 

Rolfe  J.  C.  On  the  construction 
sanuä  ab.  VI  67. 

Rolland  E,  Flore  popnlaire.  I 
85. 

E  o  f<  e  h  e  r  W,  H.  Lexikon  der 
gjieeh.  u.  rom.  Mvthologfie.  VI 

Rose  V.  Vi truv- Ausgrabe.  VT14*j. 

Rosen  fei  d  A.  Die  Sprache  dew 
Lektionars  de«  SvjatosUv.  IX 
B  :35. 

Rondet  L.  Methode  exp^nmen- 
tale  pour  l'fetude  de  Taecent 
!  28. 

Roussel  A.  Cosmolofj^ie  hindoue 
d  apres  le  Bbäö^avata  Purina- 
II  B  *73 

R  0  B  8  8  e  i  o  t  Phonetique  expöri- 
raentale.  I  24.  —  Historiime  des 
applieations  pratiques  de  la 
phonetique  experinienlale.  125, 
—  Swr  la  niarche  de.s  6volu- 
tions  phonetiqneB  d'apr^s  quel- 
ques dialec'te.s  bas-allemands. 
1  29.  —  Xotes  sur  les  evolu- 
tions  phonetiques  [de  Tarnie- 
nienl.  III 3,  —  Les  articulatiouä 


irlandaisea  ^tudiees  k  Taide  du 

pftlai«  artificiel.  VII  6. 
R  o  u  s  s  e  y  Ch.    Sur  Fapprenris- 

Ka^e    de    la    parole    chez    unö 

enfant.  I  19. 
V,  H  o z  w  a  d  o  w  B  k  i  J.   Quaestio- 

niimgraninmticaruni  ntque  ety- 

molo^icarum    serieM    altera.    I 

68.  IX  B  L 
Hye  W.  The  ori^ine  of  the  sur- 

nauie  Chauctr.  VI II  D  25. 


Sabbadini    R.  VirgiUus  —  Ver- 

^  f^ilms.  VI  144. 

S  a  c  h  m  a  i  o  v  A.  A,  Zur  Entste- 
hua;?  der  ru8s.  Dialekte.  IX  B 
66.  —  Materialien  z\ir  Erfor- 
sch un^^  der  g^rosaruss.  Dialekte, 
IX  B  81. 

Saft  Jen  H.  Die  Schwell  formen 
des  VerstYpus  A  in  der  as. 
Biheldiehiun^f.  VIII  D  V^2. 

Sa  1  o  n  i  A.  DaH  Volk  iu  Prze- 
worsk,  IX  B  133 

Sandalg-ian  L  L'idionie  des  in- 
seriptions  eiiiiei formet*  urarti- 
quej^.  III    15*. 

S  a  n  d  f  c  I  d  -  J  e  u  .s  e  n  K  r.  Deno- 
minative verher,  I  67. 

Sanjana   The  Dinkard.    IIC36. 

S  a  t  V  a  V  r  a  t  a  S  ä  ni  a  A  r  a  i  n  i  Ai  ta- 
reva  Brfihiiiana.  II  B  ^22.  II  B 
9a  --   The  Taittirlva  Sanhitd. 

^  B  II  23. 

Sa^elf  L  Aus  dem  weisskram, 
Wortschatz.  IX  B  62. 

Saxen  H.  Nä;^ra  sprükliga  forn- 

^  III innen,  VlII  C  20. 

Scepkin  V.  N.  Razsuzdenije  o 
jazyke  Savvinoj  Kni^i.  IX  B 
36.  —  BeHpreehim«^^  von  La- 
vrov«  Ohzor.  IX  B  45. 

Schatz  J.  Die  Sprache  der  Na- 
men des  ältesten  Saizhurofer 
Verhrüderuug'sbuche.s.  VlII  D* 
89. 

Seh  ermann  L.  Oriental.  Biblio- 
«rraphie.  II  A  *1.  II  A  1. 

Schiebe  Th.  Berieht  über  Cicö- 
ros  Briefe.  VI  109. 

Seh  I  litt  er  O.  Addenda  Lexicis- 
Latinis.  VI  100. 

Schmidt  F.  Zur  Geschichte  de» 
Wortes  gut,  VIII   D  73. 

—  J.  Die  elisehen  Verha  auf  -euo 
und  der  urg^riech,  DekHuations- 


^2 


Autorenregister. 


ab  laut  der  Nomina  auf  -€tjc.  IV 
V2,  —  Das  Zahlwort  fiia,  fa.  IV 
14,  —  IHe  kreti.sclien  Plural- 
nomiiiative  auf -ev  u.  Verwand- 
tes. IV  47 

S  c  K  m  i  d  t  U.  P.  Bericht  über 
Curthis.   VI  109. 

—  0.  E,  Die  neuen  Auso^ra billi- 
gen auf  dem  Forum  in  Rom. 
VI  202. 

S  c  h  m  i  d  t- Wa  r  t  e  n  b  e  r  g  H  Pho- 
iietisrhe  T^iitersuehunfiren  xum 
lett.  Akzent.  JX  C  18. 

Sfhöiie  H.  Versfhräükunp:  von 
Redejrliedern  ira  wiedererzähl- 
ten Dialog.  IV  27. 

S  c  h  r  a  d  e  r  0*  Prehistoric  anti- 
cmitie»  ol"  Ihe  Arvan  peoples. 
I  125. 

ScliTtider  E.  Job.  Kaspar  Zeuss, 
I  145.  —  StPi^'erung  und  Häu- 
fung;- der  AI  litte  ration  in  der 
w*est^''erni,  Dichtung::.  VIII  D  5. 

V,  Sehrrhier  L.  Peter  v.  Bradke. 
1  137.  —  Die  Tiibin^^er  Katba- 
Handschriften.  II  B  *34.  —  Wz. 
du  'ir^'hn'  im  HV.  H  B  36, 

Scbuelvardt  H.  Dansks  iiitiv- 
delwe  paa  tysk.  VJII  C  48. 

S  e  h  n  1  t  B  n  A.  Das  römische 
Afrika.  VI  218. 

Schulze  K.  V,  Zum  Codex  R 
des  Catulk  VI  Hl. 

Seeck  ^K  I>]e  Paeb tbcstimm  un- 
tren eines  rom.  Gutes  in  Afrika. 
VI  220.  —  Zur  Lex  Manciana. 
VI  22L 

Sejn  P.  V.  Zur  Frag'e  der  Kunst- 
sprachen. IX  B  7*1.  —  Zur  ;4:ros8- 
ruHs.  Dialektologie.  IX  B  83. 

Senart  E.  Nekrolog  G.  Bühlers. 
I  138.  —  Notes  d'^pigraphie 
indienne.  II  B  86. 

Siecke  E,  Der  Gott  Rudra  im 
RV.  II  B  *74. 

Sievers  E>  aga.  hnesce,  VIII  D 
27. 

Si  tn  o  n  s  R.  Worte  und  Wort- 
verbindungen in  den  echten 
Schritten  ('vnewulfs.  MII  D 
33.  —  CvüewullB  Wortschatz. 
VIII  D  34, 

Sisum  T:  Die  Fremdwörter  im 
Alvl  VlII  D  66. 

Sitai.itMU  *^  As  tri  The  Upani* 
ßbads.  \l  11  *24.  II  B  29. 

Skeat  W.  W.  Notes  on  Englisb 


Etymology,  VlfJ  D  1^ 
gin  ot  the   Surnanie  Ch 

VIII  D  25.    —   The  etyraologr 
of  noggin,  VIII   D  2H. 

Skutsch  F.  Em,  Praedo.  Almen. 
VI  22.  —  Zur  Wurtzusafnm«i-_ 
Setzung  im  Latein.  VI  iX 
Plautiruini.  VI  IIS,  —  Zur  Ffll 
rumfei nscbrifi.  VI  185. 

Smiciklas  T.  Kultus- u.  Kult« 
anfange  der  Kroaten.  IX  B; 

Smirnov  I.     ICurzgetÄJi»tr  Ku 
turgeschichte    der    Südtüave 

IX  B  31, 

—  N.  A.  Wörter  u.  RedeoMrte 
der  Diebsijprache  aus  Vs.  Kr 
tevskijti  Roman  ^Peterburirsky 
truscoby'.  IX  B  86. 

Smith  G\  C.  M.  Frag-ment  of  i 
Latin  -  German  Glossjirr.  VT 
104. 

—  V,  A-  Kauäatnbl  and  Srliva^ 
II  B  *82. 

Sobolevskij  A.  L   Wo  Kind 

Kiewer  glagol,  Fragnienle  j^ 

schrieben  worden?  IX  B  42. 

injt'r    Duvernois'    MalerialieiLl 

IX  B  73.  —  Vclikoruji^kija  na* 

rodnyja  pesni.  IX  B  H7. 
S  ö  d  e  r  b  e  r  g  b  H    Nägra  ord  om 

Bveiiskt  riksspr&k.  VIII  C  19, 
Söderbkmi  N.     Les    FrÄVAshis,J 

II  0  10. 
S  o  1  m  s  e  n  F,     Dorisch  dfci  ^iiul^i 

wohlan*.  IV  18. 
Sommer  F.   lat.  mlffe.  VI  27. - 

Die     Komparationssuffixe     ial 

Lateinischen.  V^I  57.  —  Derkd.tii 

Sprach tita tum.  VIT  1. 
S  o  n  n  e  n  s  c  h  e  i  n  E.  A.   The  co-J 

dex   Turnebi    of   Plaului?. 

11 L 
Sorensen  A.     Dansk  Rim-Or 

bog.  VIII  C  55. 
S ö  r  e n  s  e  n  A.    Polnische  Gram- 
matik I.  IX  B  iia 
V,  Sowa  R.  Wörterbuch  des  Dia* ^ 

lekts  der  deutnchen  Zigeuaer.f 

II  B  *57. 
S  p  e  n  g  e  I  A.  Zu  den  Fragmenteal 

der  lat.  Tragiker.  VT  124. 
Speranskij  M.   Zur  GeechichieJ 

der  slavischen  EvangeUenäbe^J 

Setzung.  IX  B  43. 
Speyer  J.  S,    Buddhas  Tode»-| 

jähr  naeh  dem  Avad&nn^ataki 

11  B  87, 


Aiuorenreofi^iter. 


34S^ 


Spicyn  A.  A.  t>i*>  Verbreitung 
der  nltrusH.  Stamnn?.  IX  B  *u, 

S  p  u  s  1  »i  Sl  Zur  Termiuologie 
«Jer  Volkütracht  u.  der  islDvak, 
Stickereien.  JX  ß  109. 

Sreuiac  St  Ivkova  Slava,  IX 
B  56, 

V,  S  t  a  e  k  e  l  b  e  r  ^'  R.  Zur  persi- 
schen SagengeBchichte.  II  C 
IL 

Sirthl  J.  M  Zum  Gebrauch  fies 
prHdikaL  Partisiipiiims  im  Grie- 
ebii^dii*n,  IV  i?3.  —  Zum  Sprach- 

fe brauch  des  Thttkvdldes.   IV 
4. 
Steffen  R,    Norske  Btev.    VIII 

C  :W. 
Stein  M.  A.     On   the  tnonetary 

Bvstem  of  Ancient  KaSmIr.    II 

B  88, 
Steinschneider   Ph.     Über 

Sprachkennfnis     und     Sprach- 

künde,  I  3a 
Stengel  W  iittipEacöai  beirtiecciv, 

IV  80. 
Stern  L.  Chr.  tec,  tegach,  ieckaf^ 

teckef,  VII  30. 
Stevenson  W.  H.     The  origin 

of  tiie  jsurname  Chaucer.   VIII 

D  L>r.. 
S 1 5  h  r  A.  Algeljra  der  Gramma- 
tik. I  41. 
Stokes  Wh.  Hibernica.  VII8. — 

Fifty  Irish  Elyinologies.  VII  19. 
Stoilov  A.  P.   Reflexe  der  abg. 

Aussprache  des  y  im  neubulg. 

Dialekten.  iX  B  "47. 
Stolz  Fr.  Über  die  Entwicklung 

der  itlg*  Sprach wissensch alt,  I 

135.  — '  fflörm.  VI  3L 
Sto Wasser  J.  M.   Fortm»e.  VI 

Strachan  J,  Final  Voweh  in  the 
Feliro  Oenguso.  VII  10.  —  OJd 
Irish  ToghnomQu.  VII  20,  — 
0.  Ir.  äil  Vn^I.  -  TheNom. 
PI.  of  Nenter  w-stenis  in  Celtic. 
VIS  25.  —  The  Substantive  Verb 
in  the  Old  Iriüh  Gloöses.  VU 
28-  —  Grammatical  Notes.  VII 
29. 

S  t  r  a  1 1  o  n  A.  W.  History  of 
Greek  Noun  Formation.  IV  19. 

Strekefj  K.  Slovenske  narodne 
prsni,  IX  B  6a 

Su  pe r  Ch.  W,  The  original  hotne 
of  the  Aryaiis.  I  132. 


Sweet  H.  Practical  study  of  lan- 

guages,  I  22, 
S  y  m  ö  n  s  B.    Hct  stamland  der 

Indogermanen.  I   13;i. 
Svrkn  P.   Der  Krassowaer  Dia- 
*lekt.  IX  B  52.  ^  Zur  Geseliiehte 

des    Glagolismus    in    Böhmen* 

IX  B  lOü. 


T  a  m  b  r  o  n  i  F.  Note  Falisiche.  VI 
232. 

Tarn  m  Fr,  Anmärkningar  tili 
'Valda  stvcken  af  sveiiska  för- 
fattare  1526-n32\  Vlli  C  30. 
—  Gm  avlednings^nflelser  hos 
svenska  adjektiv.  VIII  C  31.  — 
Om  ilndelner  hos  adverh  och 
arkaiskt  hildade  prepositions- 
uttrvck  i  sv?^nskan.  VIII  C  32* 

Tawnev  C.  H  Nekrolog  Buh- 
le r.s.  ri38. 

Tay  Cr,  H.  Therelalion  betweeu 
Diagic  and  religion.  I  106. 

Teujple  R.  Ü  A  Theorie  ol" uni- 
versal Grainmar  as  applied  to 
a  Group  of  Savage  Languagea. 
I  42. 

Teodora  100  Jahre  der  lett. 
Journalistik,  IX  C  25, 

Tetzner  F,  Die  Slovinzen  und 
Lebakaschuben^  IX  B  141.  — 
Quer  durch  preuss.  Litauen. 
IX  C  11.  —  Neue  Donalitiana. 
IX  C  13. 

Tha  Do  Oung  A  gramraar  of 
the  Pali  lauguage.  II  B  46. 

Thoburn  W.  L.  The  Fnglisb- 
Urdu  dictionary.  II  B  *TVd. 

Thotnas  A.  De  quelques  noui* 
de  lieux  fran(;ais  d'originegau- 
loise,  VII  24. 

—  R,  Neues  zur  [lat.  j  Bedeutungs- 
lehre. VI  81. 

Thompson  E,  S.  qttidevi  in 
Augustan  Verse.  VI  92. 

T  h  o  m  ö  e  n  V.  Iridoeuropieiske 
Sprog,  I  50-  —  Etudes  Lycien- 
nes.  I  89.  —  Remarques  sur  la 
parentCA  de  la  lauguc  etrusque. 
I  92. 

Thorkelsson  J.  Bemsprkninger 
til  adfikilligeOIdtidsdigte,  VIII 
0  10. 

T  h  o  r  n  t  o  n  D.  M.  The  Parsi^ 
Jaina  and  Sikh.  II  C  12, 


Mi 


Autorenre^ster. 


T  hui  in  C.  De  coniunctivo  Plau- 

tino.  VI  120. 
T  h  u  m  b  A.    Etymologien.  I  86. 

IV  74.    —    Die   griech.   Lehn- 
wörter im  Armen.  III  18. 
ThurneysenR.  Peter v.Bradke. 

I  137.  *—    Der   Kalender   von 

Coligny.  VII  4. 
T  i  e  1  e  C.  P.    Einleitung  in  die 

Religionswissenschaft.    1.  Teil. 

I  100. 
Toi  sc  her  W.  Die  Sprache  der 

Kinder.  1  17. 
Tolman  C.  H.  and  Stevenson 

J.  H.    Herodotus  and  the  Em- 
pires of  the  East.  II  C  28. 
Tom  so  n  A.  I.  Zur  Phonetik  des 

polnisch  -(galizisch-)  armenisch. 

Dialekts.  III  12. 
Torelli  P.    Saggi  su  Fepigrafia 

sepolcrale  latino  della  cittä  di 

Roma.  VI  175. 
To utain  J.    Nouvelles  observa- 

tions    sur   l'inscription   d'Hen- 

chir-Mettich.  VI  222. 
Toynbee  P.    The  origin  of  the 

surname  Chaucer.    VIII  D  25. 
Trautmann  M.    Zu  Cvnewulfs 

Runenstellen.  VIII  D  35. 
T  r  0  i  1  o  E.    Gli  Slavi  neir  Ab- 

ruzzo  Chietino.  IX  B  29. 
Trope a  G.  La  stele  arcaica  del 

Foro    Romano.    VI  205.    —    II 

nome  'Italia*.  VI  245. 
Tsouutas,  Manatt  undDörp- 

f  e  1  d.  The  My  cenaean  Age.  IV84. 


ühlenbeck  C.  C.  Etymol.  Wör- 
terbuch der  aind.  Sprache.  II 
B  *8.  II  B  17.  -  Eber.  VIIIA 
25. 

Usener  H.  Die  Sintflutsagen.  I 
101. 


Väclavek  M.   Der  Ursprung  u. 

der  Name  der  Walachen.    IX 

B  107. 
Vahlen  J.    Bemerkungen  zum 

Ennius.  VI  126. 
Vaidyanada   Sdstri    Ausgabe 

der  Krishna  Yajus  Samhita.  II 

B  24. 
de  la  Vall6e  Poussin  L.  üne 

pratique  des  Tantras.  II  B  73. 
Valma^gi  L.    Un  nuovo  fram- 


mento   di   Ennio?    VI  125.  - 

Ennia  e  Ausonio.  VI  128. 
V  er  dam  J.    Dietsche  verschei- 

denheden.  VIII  D  50. 
Verwijs  E.  en  Verdam  J.  Mid- 

delnederlandsch  Woordenboek. 

VIII  D  46. 

Viereck  P.  Die  Papyruslittera- 
tur  von  den  70iger  Jahren  bis 
1890.  IV  39. 

Vierkandt  A.  Die  wirtschaft- 
lichen Verhältnisse  der  Natur- 
völker. I  123. 

Vinson  J.  Manuel  de  la  langue 
Hindustani.  II  B  53. 

Voith  A.  Sie benbürgisch- Arme- 
nisch. III  13. 

VondrÄk  W.  Zur  Erklärung 
des  aksl.  Dat.  Sg.  pqti,  kosti. 

IX  B  4. 

Vysoky  H.  Zu  den  dodonaei- 
sehen  Orakelinschriften.  IV  52. 


W  a  d  d  e  1 1  A.  On  some  newly 
found  Indo-Grecian  Buddhistic 
sculptures  from  the  Swftt  Val- 
ley. II  B  90. 

Wadstein  E.  Runinskriften  p& 
Forsaringen.  VIII  C  15. 

Wagener  C.  LaCy  lactf  ladt, 
VI  55. 

Wagner  C.  Die  heidnischen  Kul- 
turreligionen u.  der  Fetischis- 
mus. I  103. 

Walker  A.  T.  The  sequence  of 
Tenses  in  Latin.  VI  136. 

Walters  T.  Kapilavastu  in  the 
Buddhist  books.  11  B  *83. 

Waltzing  J.  P.  Lexique  de 
Piaute.  VI  122.  123.  —  A  pro- 
pos  d'une  inscription  latine  dn 
Dieu  Entarabus.  VI  212. 

Watson  E.  W.  velle  as  an  Auxi- 
liary.  VI  70. 

Weber  A.  Indische  Studien. 
18.  Bd.  II  B  *5.  —  Vedische 
Beiträge  7.  Aus  alter  Zeit.  11 
B  *35.  —  Zur  ind.  Religions- 
geschichte. II  B  76. 

—  H.    Plautina.  VI  117. 

W  e  d  e  k  i  n  d  W.  Sprachfehler 
oder  Sprachentwicklung?  VIII 
D  56. 

We  i  s  m  a  n  n  A.  D.  Zur  Geschichte 
der  russ.  Grammatik.  IX  B  7& 

Weissbrodt  E.  De  £  et  Zr  con- 


Autorenregisler. 


845 


sonantiuin  latinarum  mutua  ra- 
tione.  VI   ](j 

Wt*iä^shMupl  H.  Funde  in  Pola 
utid  Umicebuii^.  VI  :?14. 

Wendhmd   P.    Element.  VI  26. 

\Ve  SH  Ti  e  r  P.  AuK;2:abe  von  des»  Ful- 
jieiuius  Expoisitio  seriuoimm 
niJtit|uorum,  VI   159. 

"We  s  t  b  e  r  ^"  F.  Zur  Klärung'  orit^nt, 
Qii(*Hen  üb*^i  Osteuropa.  I  118. 
—  IljiahiinH-ibnJa'kübs  Rmse- 
beiirht  über  die  Slavenlande. 
IX  [^  L>1. 

Wfieeler  B-  I.  Origin  of  ^ram* 
niatit'al  «^euder.  I  53. 

Wide  manu  F.  Die  Aulltn^^cdea 
g-rieolu  Alpbahet^.  IV  41. 

W  i  d  f  e  tu  n  e e  k  K,  Übf^r  einigte 
WÖrl<?r  der  Jett.  Sehritt^p räche. 
IX  V  22. 

Wi^-titröin  E.  Varüel  och  tore- 
bud.  VIII  C  72.  —  Folktro  og 
HHgner.  VIII  C  73, 

V.  VV  i  l am  o w i  t z •  M ue 1 1  en d o rf f 
ü.  G ramm a tischen  au  Benn- 
dorfs  Urkunde  von  Fpheöoö, 
IV  58.  —  TTdcvr|c  und  Mdcvi^c 
IV  71. 

Wilbriind  J.  Über  die  Namen 
Teutonen  und  Teutoburg,  VIII 
A26.  —  Zur  Keltenfrage.  VIII 
A  35, 

Wilhelm  A,  AhattJsehe  Schrift- 
denkmäler. IV  62. 

—  E.    Eranica,  II  C  23. 

Wilke  E.  Deutseiie  Wortkunde. 
VIH  D  65. 

Wiliiianns  \V,  Deutuche  Gram- 
matik iP.  VIII  A  4. 

Wi!^^er  Ij.  Rassen  und  Völker. 
I  115,  —  Her k Unit  und  ürge- 
scliiebte  der  Arier.  I  IM.  — 
Die  Etruöker.  VI  255. 

Wilson  J.  Grammar  and  dietio- 
nary  ot  Western  Panjabi.  IIB 
49.  —  On  the  Gureifii  dialect  of 
Shina.  11  B  51. 

te  Winkel  J.  Bijdragen  tot  de 
Kennis  der  noordnederlandsche 
tonsvallen.  VIII  D  44. 

Winstedt  E,  O.  A  Bodleiau  Ms, 
of  JuvenaL  VI  151. 

Winter  A.  (1  Die  Birke  im  Volks- 
lied iier  Leuen.  IX  C  27.  — 
VVaisenlieder  der  Letten  und 
Esthen.  IX  C  28. 

Winternitz  M.   Nekrolog  G. 


Blihlers,    I  138,  —  Folk-medi- 
eine  in  Anej**nt  Indi«.    II  B*61. 

—  Witehcratt    in    Ancient    In- 
dia,  II  B  n5.  II  B  7S. 

W  i  t  o  r  t  J.  Spuren  des  inatri- 
arc bauschen  Systems  in  Li- 
tauen. IX  C  14.' 

Witte  H.  Neuere  Bpitrao:e  des 
Reiebhlaude«  zur  <>rtsnanien- 
lorschun*;-,  VIII  D  m, 

Wölfflin  E.  laetodortis?  VI  37. 

—  Diplmna  fem,  VI  54  —  Zur 
Latinität  des  Jordanes.  VI  162. 

Wolter  E.  Die  Erdengöttin  der 
Tscbnwascben  u,  Litauer,  IX 
C  15. 

Woltjer  J.  Studia  Lucretiaua* 
VI  133. 

Wood  Fr,  A.  Germanic  etyrao- 
logies.  VIII  A  27,  —  Etvmolo- 
giHches.  VIII  A  28. 

Wrigfht  J.  A  primer  of  the  Go- 
tbir  language -.  VIII  B  37, 

WyldH.  C.  Apparent  Inegu- 
larities  in  EnnliÄh  Guttural 
Sounds.  VIII  D  11.  -  Contri- 
butions  tn  tbe  Hislory  of  the 
Guttural  Sound»  in  Eng'liBb. 
VIII  D  12, 


X  a  n  t  Ii  n  u  d  i  d  1  s  A.  Inscriptions 
Irom  Gortvna,  Lvttoii  usw.  IV 
45, 


Z  a  c  h  e  r  K,  Kritisch-gramm.  Par* 
erya  zu  Aristophaues,  IV  6. 

Z a  n  a  v  i  k  u  t  i  8  A,  J.  8tatistique 
des  Hvres  lithuaniens  imprim^s 
en  Prussi*  de  lan  1864  jusqu'a 
la  fin  de  Fan  189ti  IX  C  17. 

Zawilii'iski  R.  Über  den  Ein- 
üuss  des  Slovakischen  auf  die 
poln.  Bergdialekte.  IX  B  123. 

Zi b e  r  ( S i e b e r)  N.  I.  Abriss  der 
primitiven  Ökonom.  Kultur,  I 
122, 

Z i e b  a rt  h  E,  Zur Überlieferung's- 
ge  seh  lebte  kretisch  er  Inschrif- 
ten, IV  46. 

Ziehen  Tb.  Ideenassoziation  des 
Kindes,  I  20. 

—  L.  eiJCTÖv.  IV  8L 

Ziemer  Zur  deutschen  Sprach- 
wissenschaft. I  136. 

Zimmer  H,    Keltische  Studien 


346 


Autorenregiflter. 


18: 


17.  VII  15.  -  Kelt.  Stud. 
Zur  air.  Grammatik.  VII  26.  — 
Gramm.  Beiträge.  VII  27. 

Zimmermann  A.  Sparen  idg. 
Namengebong  im  Latein.  VI 
4&. 

Zivi  er  E.  Studien  über  den  Ko- 
dex Suprasliensis.  II.  IX  B  44. 

Zore  L.  Lexikalische  Nachlese. 
IX  B  55. 

Znbaty  J.  Die  idg.  Velar-  und 
Palatallaute.  I  60. 

Zünd-Burguet  A.  La  phonö- 


tique  expörimentale  appliqu^e 
k  Tenseignement  des  langues 
Vivantes.  I  26.  —  Applications 
pratiques  de  la  phon^tique  ex- 
pörimentale.  I  27.  —  De  la  pro- 
nonciation  de  Vs  et  du  ch  A.I 
i),  I  33. 

Zupitza  E.  Etymologien.  187. 
VI  19.  VII  16.  —  Über  Dop- 
pelkonsonanz  im  Irischen.  VII 
11. 

—  J.  Cynewulfs  Elene  *.  MII  D 
32. 


Mitteilungen. 


Die  indogermanisch«  Sektion  anf  der  46.  Tersammlang 

deutscher  Philologen  and  Schnlm&nner  in  Strassbnrg  i.  E. 

Tom  1.— 4.  Oktober  190]. 

In  der  ersten  (konstituierenden)  Sitzung  vom  1.  Oktober 
wurden  zu  Vorsitzenden  gewählt  die  Herren  Proff.  Osthoff-Heidel- 
berjr  und  Uübsehmann-Strassburg,  zu  Schriftführern  Prof.  Hern- 
Strassburg  und  der  Unterzeichnete.  Ausserdem  wurde  die  Vor- 
tra«rsordnung  für  die  folgenden  Sitzungen  bestimmt. 

In  der  zweiten  Sitzung  vom  2.  Oktober  sprach  als  erster 
Herr  Prof.  Ost  hoff -Heidelberg  über  den  Hund  im  Indoger- 
manischen. Nach  einer  Erörterung  der  Ablautsverhältnisse  beim 
idg.  Stamm  ^kunon-  und  einer  Kritik  der  bisherigen  Etymologien 
begründet  der  Redner  seine  eigene  Ansicht:  Der  Umstand,  da&s 
der  Hund  bei  den  verschiedensten  idg.  Völkern  seit  alter  Zeit  in 
erster  Linie  als  Viehhüter  diente,  berechtigt  zu  der  Annahme,  da«» 
*kuyon'  =  *pkuuon'  ist  und  eine  Ableitung  vom  Stamme  *p€ku' 
'Vieh'  darstellt.  —  Unser  deutsches  hund  ist  wohl  =  idg.  ^ktin-tö-i 
(Suffix  'tO').  —  Auch  die  einheimischen  slavischen  Bezeiehnun^ren 
gehören  zu  *peku' :  suka  'Hündin'  aus  *pkeu'kä,  phsh  ist  vermutlich 
Kurzform  eines  Kompositums,  etwa  *phso-8tr(vih  'Viehhüter':  das  * 
von  pbsh  ist  derselbe  Laut,  wie  er  z.  B.  im  Imperativ  phci  zu  pekq 
'ich  backe'  vorliegt. 

An  der  Diskussion,  in  der  es  sich  namentlich  um  den  Voka- 
lismus des  lat.  canis  drehte,  den  0.  durch  Einfiuss  von  cafulus  zu 
deuten  sucht,  beteiligte  sich  ausser  dem  Vortragenden  noch  Dr. 
Meltzer. 

Es  folgte  ein  Vortrag  von  Prof.  Thumb-Marburg:  über  grie- 
chische Elemente  in  den  alten  Barbarensprachen  und 
im  Albanesischen: 


Mitteiluntjen. 


34T 


So  gering'  die  Reste  der  allen  kleinas.  Sprachen,  sowie  de» 
Thrak.,  Maked.»  Tllyr.  sind^  so  g-enügen  sie  doch  gerade,  um  da» 
VorhRodensein  ffriech.  Elemente  in  denselben  festzustellen,  s*n  z.  B. 
im  Alt*  und  Jung-Phrygischen  nod  jni  Thrak.  Im  Maked,  scheinen 
mehrere  chrono  lagische  Schichten  von  j^riech.  Lehnwörtern  vorzu- 
kommen, wobei  freilich  die  Unsicherheit  in  der  Fraf^'-e  nach 
der  ethnojj!fraph.  Stellung-  des  Makedonischen  dem  Zweifel  Raum 
Jäsät»  ob  es  sich  um  Entlehnung"  oder  Urverwandtschaft  handelt. 
Für  das  lllyrisehe  beweisen  die  niessapiachen  Inschriften  mit  einigen 
griech,  Wörtern  die  Thatsache  des  griech.  Eintlnsses,  wilhrend  da» 
Venetische  keinen  positiven  Ertra«:  ^ibt.  !>a  nun  aber  das  Alba* 
nesische  die  Fortsetzung'  einer  illyrischen  Mundart  ist,  so  kann  auch 
die  Frage  aufgeworfen  werden,  ob  das  heutige  Alb.  altgriech.  Ele- 
mente enthält.  Eine  genauere  Prüfung  der  griechischen  Bestand- 
teile des  Alb,  führte  zum  Ergebnis^  dass  unter  denselben  Worte 
stecken,  die  in  Folge  ihrer  lautlichen  Form  mindestens  so  alt  wie 
die  lat.  Elemente,  z.  T.  i^ogar  älter  sind,  also  in  altgriech,  Zeit  zu- 
rückweisen. Es  kommen  etwn  25  Wörter  in  Betracht,  von  denen 
etwa  10  Nutzpflanzen,  die  anderen  verschiedene  Kulturbe^'^rifle  oder 
reügiöse  Vorstellungen  bezeichnen.  Bei  einigen  Wörtern,  die  man 
bisher  als  idg,  Erbgut  betrachtete  (z.  B.  drapsn,  djamF),  ist  es  nicht 
ausgeschlossen,  dass  es  sich  um  ganz  a!te  griech.  Entlehnungen 
handelt.  Die  ganze  Frage  wird  vom  Vortragenden  in  einer  beson- 
deren Monographie  behandelt  werden. 

Zu  Bemerkungen  nach  dem  Vortrag  ergriffen  die  Proff.  Su- 
chier  und  Kuhn  das  Wort, 

An  dritter  Stelle  sprach  Prof.  Hoops-Heidelberg  über  prU- 
histor Ischen  Getreidebau  inNordeuropa^  er  verbreitete  sich 
hanptsiichiich  über  das  Alter  der  verschiedenen  Getreidearten.  Für 
Einzelheiten  verweist  H.  auf  sein  Werk  "Botanik  der  Angel- 
sachsen". Eine  Diskussion  über  den  letzten  Vortrag  war  der  vor- 
gerückten Zeit  wegen  unmöglich. 

In  der  3.  Sitzung  (4  Oktober)  behandelte  zunächst  der  Re- 
ferent das  Thema  '''Zur  italischen  Flexion  des  Ind.  praes. 
von  esjte":  Für  die  vom  idg.  F^aradigma  abweichenden  Formen 
sutn  —  sumus  ^  sunt  muss  von  vornherein  eine  solche  Erklärung 
den  meisten  Anspruch  auf  Wahrscheinlichkeit  haben,  die  sie  ala^ 
einzelsprachliche  Neu  Schöpfungen  zu  deuten  versteht  und  zugleich 
mit  den  oskischen  Formen  (1.  Sg.  mm,  3.  PI.  sent)  fertig  sind.  Das 
ist  auf  folgendem  Wege  möglich:  Zu  der  3.  PL  uritah  *sent{i)  wurde 
eine  1.  PI,  *semos  analogisch  geschaffen,  woraus  lautgesetzlich  *so- 
mos  wie  hemo  —  homo  (lat.  unbetont  ftiunus).  In  der  L  Sg.  wird 
uritalisch  aus  idg.  '^esnii  mit  Apokope  des  Schluss-z'  etwa  ein  *esm^ 
*esem  entstanden  gewesen  sein,  dessen  Ausgang  -m  natürlich  der 
Sekundarendung -m  gleich  empfunden  wurde.  Infolgedessen  konnte 
nach  Proportionen  wie  Iniperf.  Hsäm  —  *€sämos  {—  lat-  eram,  em- 
mun)  usw.  die  I.  Sg.  nach  ^hotuos  analogisch  zu  *Äom  umgestaltet 
werden.  Im  Uritalischen  lauteten  also  die  drei  l^ersonen  nunmehr: 
*soni  —  so^nos -- RBnfii)^  und  damit  stimmt  das  oakische  hojii  —  $ent 
Überein.  Im  Lateinischen,  wo  überhaupt  die  uutheraatisehe  En- 
dung -enfui  untergegangen  ist,  wurde  der  o-VoUalisnius  seknndär 
auch  auf  die  3.  PL  übertragen,  also  Hont  =  sunt,  —  An  der  Diskus- 
ßion  nahmen  Teil  die  Herren  Proff.  Hillebrandt,  Osthoft*  und  Dr- 
Meltzer. 

Des  weiteren  sprach  Professor  Horn-Strasaburg  über  Ab- 
laut und  Vr  d  d  h  i.  Die  Analogie  von  Fällen  wie  a w.  särah- :  sarak- : 
m.  .siras-  (statt  *Äjra*-  idg.  *&fr^s-)  'Kopf,  ai.  sthävirä-  :  sthavira-  : 


Anzeiger  XII  2  y.  3. 


23 


548  Mitteilungen. 

sthürä'  'stark',  ai.  (RV.)  öyätUnd- :  aw.  äyao&na-,  al.  (RV.)  märdlkd- : 
mfdikd'  aw.  mdr^zdika-,  griech.  f^Ooc  :  €6oc,  griech.  ffipac  :  ai.  jards- 
u.  a.,  ferner  ai.  (RV.)  sähd-  :  sahd-  'gewaltig',  vähd- :  vahd-  'ziehend*, 
<RV.)  svänd- :  svand-  'Schall',  tärd-  'überwindend' :  tard-  'übersetzend' 
und  andere  Nomina  agentis;  sowie  ai.  (RV.)  ndhu^a-  :  ndhu4<^'  (^0° 
nähtiA-)j  ai.  (RV.)  väpttäd-  :  vdpuäa-  (von  vdpuf-),  ai.  (Br.)  Tnäncufä- : 
(RV.)  Manasd-  (von  mdnas-),  wo  Ablaut  vorliegt,  legt  den  Schluss 
nahe,  dass  Fälle,  wo  keine  Doppelformen  überliefert  sind,  wie  ai. 
<RV.)  äyasd-  'ehern'  (zu  dyas-),  Säradä-  'herbstlich'  (Sardd-),  oder 
(RV.)  väSd'  'gehorsam'  (Adj.)  neben  vdia-  'Wille*  aw.  usah-,  (RV.) 
pärH'd'  'Rippengegend'  neben  pdrSu-  aw.  par'su-  'Rippe,  Seite*,  ai. 
^rjavd-  'Geradheit'  g.  aw.  är^zva- 'JjrutthaV  neben  fjü-  bezw.  »r^zu- 
gleichartig  zu  beurteilen  seien.  Arjavd-  är^zva-  zeigen  Dehnstufe 
in  erster  Silbe  der  zweisilbigen  Basis  neben  solcher  in  der  zweiten 
in  aw.  räz-cr-  (Hirt),  wie  auch  ai.  aM  g.  aw.  ävU  'offenbar'  (Bildung 
wie  griech.  x^P^c  u.  a.  nach  Bartholomae  Grundr.  iran.  Philol.  I,  1, 
143  §  254,  2  gegen  Johansson  KZ.  23,  508  Anm.  1)  zu  ksljavi  griech. 
<ilc6<ivo|Liai  usw.  und  andere.  Die  charakteristische  Bedeutungsver- 
änderung der  ai.  Vrddhi  ist  aber  gewiss  ursprünglich  auch  in  formell 
genau  analogen  litauischen  Bildungen  anzunehmen,  wie  sziaurys 
^Nord',  d.  i.  idg.  *keurio-  eigentlich  'auf  den  Nord  (lat.  Caurus  idg. 
*fcduro-  ahd.  skür)  bezüglich'  oder  in  kiäuras  'durchlöchert'  gegen 
kiürti  griech.  cüpitE,  wennschon  sie  hier  nicht  mehr  empfunden 
wird.  So  ist  auch  ai.  (AV.)  väira-  'feindlich,  Feindschaft*  sichtlich 
eine  sehr  alte  Bildung,  da  von  der  Beziehung  zu  vird-  'Mann'  keine 
Spur  mehr  durchschimmert  (ähnlich  RV.  Häktd-  'Lehrer'  zu  sdkti- 
"Kraff  u.  a.). 

Eine  Durchsicht  des  altiranischen  Materials  hat  noch  einige 
Vrddhibildungen  mehr  ergeben,  als  man  bisher  zusammengestellt 
hatte.  Aber  auch  im  Griechischen  findet  sich  Vrddhi.  Dass  hier 
die  Dehnungen  in  y|v€|LiÖ6ic,  ynnaOöcic  usw.  (Brugmann  Grundr.  %  107 
Anm.  1,  Schulze  Quacst.  ep.  147/8)  nicht  etwa  als  altererbt  in  Be- 
tracht kommen  werden,  hat  Wackernagel  in  seinem  **Dehnungsge- 
setz"  (1889)  gezeigt.  Mit  demselben  Gelehrten  wird  man  ferner 
/|vopdTi  (der  Nachbildung  aus  -i?|viwp  stark  verdächtig  trotz  dor.  dvöp- 
€oc,  Schulze  a.  a.  0.  147  Anm.  3)  u.  a.  als  sekundär  erklären  müs- 
sen. Aber  Vrddhi  zeigen  griech.  xTniicXric  (nur  lexikographisch,  doch 
TimeXdiw  u.  a.  sind  belegt)  neben  xäiiiiac;  ctuj^OXoc  zu  cxö^ia;  fJXcKTpov 
i^XdKTiwp  (zu  ai.  drcati^  also  ^ärktram  *ärktar-)  —  dX^KTuup  'Hahn* 
mag  ganz  davon  zu  trennen  sein;  np^ina  zu  aw.  air-inta-  usw.  (Bar- 
tholomae IF.  7,  60/1)  —  sind  in  diesen  Fällen  Anaptyxen  anzuneh- 
men, die  das  Kürzungsgesetz  paralysierten?  — -;  f^Xioc  aus  ♦cdFcXioc 
vergl.  ai.  Savitdr-^  yjtOcoc  *un verheirateter  junger  Mann',  aus  *f|Fie- 
€Foc,  vergl.  idg.  *euidheuä  'Wittwe'  (etwa  auch  T^XaKdni  neben  lit 
laiiktis  usw.  nach  Bezzenberger;  Basis  elenq?);  fjircipoc  äol.  ätrcppoc 
zu  ai.  dpara-  (Prellwitz) ;  yjTdÖeoc  neben  dyaOöc  got.  göds  usw.  (nach 
Johansson  BB.  13. 115/7  'Gleichgewichts-  oder  Schwebeablaut').  Fer- 
ner Xaiov  (dor.  tö  Xaiov)  genau  =  ai.  lavyam  'was  geschnitten  wer- 
den muss';  hr]ioc  =  ai.  dävyd-  (zu  dunöti);  fjiov  'Speise,  Reisekost' 
nach  Baunack  KZ.  27,  562  aus  *Ff|ciov  zu  Wz.  ves-  'essen',  nach  L. 
Meyer  Handbuch  d.  griech.  Etymologie  1.  603  aus  *fiF€ciov;  diä  'als 
Badegürtel  dienendes  Schaffell'  (L.  Meyer;  sonst  gewöhnlich  'Schaf- 
i^olz'  —  L.  Meyers  strenge  Kontrolle  der  bisher  gänge  und  gäben 
Bodontungen  ist  höchst  dankenswert)  zu  öic  'Schaf,  ai.  ävia-  'zum 
Schafgosi  hiooht  gehörig';  i^vic  etwa  'jährig'  zu  ?voc  'alt'  €voc  'Jahr*. 
Griech.  üjöv  argiv.  UjFeov  'Ei'  (nach  Benfey  Vom  Vogel  herkommend*, 
vgl.  oitüvöc)  lat.  Ovum  np.  xäya  ist,  wenn  man  die  Deutung  annimmt. 


Mitteiluiig-cn, 


349 


I 

I 


Indogermiinisch.  Der  Vrddbi  sinrt  no^-U  manche  Worte  verclüchtig, 
wie  CTr/|Xaiov  (cirifiXuTE  !at.  spHunca) :  crreoc,  ^tnitefeavöc  :  jüOKchv^c,  r\n^h' 
av6c  ;  dniövoc  (Fick  BB.  18,138)  usw,  usw.;  i^öc  ist  dag-egen  Ablaut 
«u  tOc  (itlg'.  Noni.  Siüf^.  "^^iv^s-ns  irriech.  n^c;  Akk.  äi^s-um  in  gf riech« 
ivc  gol.  iun-iza  Hirt  Nr  670;  Gen.  Sin;'',  ^vea  eihs  m  ai*  vasu-  u.sw.; 
eine  völlis^e  Schwuridötufe  vielleicht  in  ai.  s-ü  aw.  A-if-  np.  {h)-u* 
^riech,  h-fv\c  [Brii;jrniann]T  etwa  ursprünglich  Newtr.  Sin^.).  Zu 
KreiöchnnTH  iKZ  31,  454  flfj  lateinisseheii  Vrddhibilduntjen  ver^L 
Solmsens  Stiidieu  zur  lat.  Laut^ench.  82  f\\  iftw.  rtdtnna-  steht  sicher 
nur  g'raphiüch  iiebeo  naoma-^  ^,  Bartholomae  Gruudr.  irau,  Phil.  I, 
1,  157  Nn  33 }>  Auf  Kretschmers  Aufsatz  war  der  Vortra^i^-ende  übri- 
gens ert>t  uiedt^r  ^estossen,  als  er  sich  Hchon  weiböt  seine  griechi- 
schen \>rldhirälle  p:eKaniniclt  hatte.  JedenfVüls  ist  Vrd<1hi  auch  in 
anderen  indo^rernaanihchen  Sprachen  zu  finden,  nur  wird  das  Kür- 
zungrsfi'esetz,  dan  in  einem  gewissen  Umfange  doch  Htlg^emein  aner- 
kannt ist,  viel  Material  heute  unkeniillich  gemacht  halten. 

Einzelne  Bcmerkunjyren  zum  V'ortra^  machten  die  Herren  Pro  ff. 
Osthoft;  Niildeke,  Thuinb  und  Bartholomae. 

Darauf  berichtete  Prof.  Bart  fio  lomae-GiesHen  über  nein  Alt- 
iranisch  e  ti  W  ii  r  t  e r  b u  c  b :  Redner  setzte  die  von  ihm  bei  Verwer- 
tung" und  Anordnung^  des  JlaterialH  befol;=rteo  Prinzipien  auseinander 
und  teilte  verschiedene  neue  Einzelheiteji  mit  {azdya  'Fett'  aus 
*7nzd-  zu  deutsch  miiNt  usw.,  ein  Absolutiv  nsnttcim  ukw.)-  Nach 
dem  \'orlra^  spricht  Prof.  Hübsch  mann  im  Namen  der  Sektion  seine 
Freude  darüber  aus,  driss  die  Wissenschaft  bald  mit  dem  Altirani- 
t^chen  Wörterbuch,  aLs  einem  neuen  .Markstein  in  der  Geschichte  der 
arischen  Philologie  beschenkt  werde.  Weitere  Bemerkuug'en  über 
Einzelnes  machen  ProflT,  I^enmanii  und  NTddeke. 

Ais  Vierter  sprach  Prof.  Leuman n-Strassburg  über  die 
vierte  Prllsensk lasse  im  Sanskrit:  Nach  Behandlung  der  spe- 
ziellen Bedeutung^  dieser  Verbalstllmme  und  Koiistatierunf^  der  That- 
sache,  dass  zu  der  weitaus  grünsten  Anzalil  derselben  Parti cipia 
praet.  pass.  auf  'ita-  vorliegen,  kommt  der  Vortragende  zu  dem 
Ergebnis,  dass  das  Praes.'Sul'fix  -?/fl-  in  i-i-a  aufzulösen  ist  und  deui- 
iiacb  eine  Denominativ- Ableitung  von  ?'-Stiimmen  darstellt.  —  An 
der  Diskussion  beteiligen  sich  Pro  ff,  Hüb.schmann,  Bartholomae, 
Osthoff,  Kuhn  und  der  Referent, 

Der  Leiter  der  Sitzung,  Prof.  Osthoff-Heidelberg,  dankt  den 
Mitgliedern  der  Sektion  und  speziell  den  Vortragenden  tür  ihre 
Mitarbeit.  —  Zum  Schiusse  dankt  Prof.  Bartholomae  den  Vorsitzen- 
den für  ihre  Mühewaltung. 

Sämtliche  Sitzungen  der  idg.  Sektion  waren  gut  besucht,  so- 
wohl von  Indogermani.Hlen  als  auch  von  Seiten  der  Orientalisten, 
klassischen  Philologen,  Romanisten  und  Germanisten. 

Leipzig.  Ferdinand  Sommer. 


Vom  Thesaurns  lingiiae  latinae 

fiind  folgende  Lieferungen  erschienen: 

Vol.  I  Fase.  II:  abmirdun  —  acuo. 
VoL  II  Fase,  I^  an  —  apläda,  adplüda. 
VoL  II  Fase.  II;  aplüdus  —  Ardabur. 


860  MitteUangeiL 

Penonallen.    ' 

Am  4.  Juli  d.  J.  starb  sn  Berlin  der  ordentliche  ProfesMr  der 
Ygl  Sprachwissenschaft  Geh.  Reffiernngsrat  Dr.  Johannes  Schmidt 
mae  ausführliche  Würdigonff  der  .Verdieiiste  Schmidts  um  die  Eni* 
widclnng  der  ide.  Grammatik  wird  später  im  Anseigrer  erscheioeo. 

Prof.  A.  Thumb  an  der  Universität  Freibnrg  un  Breisganiit 
als  ausserordentlicher  Professor  der  vgl.  Sprachwiaseüschaft  an  dfo 
Universität  Marburg  berufen  worden.  —  Frof.  Alftred  Ludwig  an 
der  deutschen  Universität  in  Prag  ist  mit  vollendetem  siebiigitea 
Jahr  in  den  Ruhestand  getreten. 

Prof.  K.  B rüg  mann  an  d^r  Universität  Leipzig  wurde  xqb 
Ehrenmitglied  der  "Budapester  Philologischen  Geseltschaft*  ernannt 


Berlehttgangen^.   . 

Dr.  Zupitsa  hat  sich  in  Berlin  für  idg.,  nicht  fOr  allge- 
meine Sprachwissenschaft  habilitiert,  wie  auf  Grund  der  Zeitui^ 
nachrichten  Anz.  11,  274  mitgeteilt  war..--  Nicht  Prof.  Friedrich 
Stolz,  sondern  der  Mathematiker  Prof.  Otto  Stols  wurde  na 
korrespondierenden  Mitglied  der  Egl.  Akademie  su  München  ernannt 
(IP.  An«.  11,  274). 

Anz.  12  AbteUung  U  A*l  und  l  (S.176  und  191)  lies  L.  Sche^ 
man  statt  Schermann. 


1)  Durch  Versehn  beim  Formieren  des  lotsten  Anseigerheftss 
weggefallen. 


Inhalt. 

Xlt  Band.    5^  Heft. 

Hwriüftn  Hlfl  Süch-  und  Wortregister 


XIL  Band    Anzeiger,     2,  und  3,  Heft 

Bibliugrapbi«^  des  Juiireji  1B99 
Autorenrcg-istcr   .    .     .    ,    ,    . 
Mttteiiimiri'n: 

Dio    iTidog^ermAnische  B^^ktian  auf  ^0»  46,   VtirAaiinnlaiij? 
deutsrhtM-  PI  i  '  '               i  Scluümätini'i'  in  Sir&^Bhnrp  i.  K. 
vom  1, — 1.  ^                              ,'..,,,.,..-., 
Vorn  Thesaurus  «m^un    lutibrto 
IVrüiiiiHlien      ,,,.,♦, 
Berichtig'ungen    , , 

Die    Ithloi^ermatihclif^ii    Forschmi^f^n     ergeheiDCö   is 
Herten  von  un^efilhr  fünf  Bog^en*     Fünf  lleffe  bilden  eincp  Bmi. 

Der    Aiizeljafer    ftlr    inilon^ernmiiisclie    Sprach-    m" 
AltertuitiMkaiBle  ist  hei=mr»dert^  |nurinii*H  mit}  erBchehit  m  «il 

Heften  von  je  Hhjf  Bogen.   I'  '  litein/,elDka«(li^ 

Preia  des  Banfles  en  _;v.t  M.    16. — . 

Alle  iiir  die  lD(10)!^et*maiilMc1t«ii  ForncliunirMi    b*^Hm!trf**a 
nusluipte  loid  Zu  seh  ritt  on  «iivd  scu  rieht  <aii  im  Prof' 
Leii)zi^%  SctiillerHtr.  7.  tnU^r  an  Proft^HSor  Btreitb' 
Langet»HtrH#H8e  4;    dio   für  den  Aii2ei^^r  nur  au  Pk-I    :-?  ti  l  ii  i-.rd 

R#»zeitHloTise\fem|>lare   für   den    AnÄei'^f*r   wnll#>   fjKUi    ntir 
die  \  «MÜimir  Kari  J.  Trübnei 

zf>i('h\  r   «lio  Hcd4iküou  des  An/.< 

Sprach    Liua  Altertnmskundo)  «enden. 

Bei   der  Hedaktion    de«  j\». -.;-.-.;   ^^,k„,    ^,t,i,   *.  i^^^i 
biß  30.  Novombcr  1901   fof^a^ntl^  onßtsxemjliar«  eiug^eg'Äiigeii 

und  zur  B**^|>rc»<jhuiijL^  an|5r*Mio^>ju .>rden  : 

Morris«   E.  P.,  On  Principlus  nud  Method«  in  Latin  *StUIi 

(Charte»  Srrihncr's  $ons,    Nt^vv  York;    Edwnrr'    ^ -«  v    r  - 

Jlorn,  Wilb.,  Beitrage  zur  Geschichte  der  < 

(W.  Gronau,  Berlin),  —  Newton,  H.  C.  Thr  .  ^  ,„.  ..^..... ... 

for  tht5  KtMifnH  of  Vüspasian  and  TItiw  (C(7rnell  Studie«  in  Ctajäla^ 

Philnlo^^yt  No.  XVf,  The  M«cujillan  Com|>Hii\    Vrw   TirrkV   —   Tal 

biöruKj^on»    T»,   Die   {jeu*eins!avigche  1 

Bm'hJiandlun^''^   Upsabi"),    —    Thefeauru 

Collect iou  of  OlddrisU  Glossejs  Seholia  Prose  and  Vtr 

Wbitley  Stttkij)H  and  J^hn  Strachan,   Vol.  L  (ün^ 

Cambridge).   —   Oertel,   Hanns,   Leclure»  on  tbc  Sm<lv  of  Ln 

^ua^u  ^Chtirleü  Scribner^s  Ronp,    New  York:    Fthrard  Arnold,    Lo 

don).  —  Mauthner,  F.,  räche,  11.  B« 

(J.  <;.  OottaWhe  Bucbli  "k,  PN" 

K  hon    der  S|>riuhcii    iN.  Ü 

^  —  rdartinak,  K.,  *Payci 

BunMUuti^stt'brc  (Job..'    /      ^  »rti»,  Lt*jj)/j^^j,  —  iccHtHjit,   iL,  i> 

Frabanff  i  oim.  11.  IVii  'Abdruck  aus  Band  XV  der  Wifi? 

Zritsclirift    zur  Kunde   ut'>   .ijorireubindes).  —  Geiger,    Will 

I  jip.ivanisa  und  Miihävamsa,  die  beiden  Chroniken  der  Insel  r 

(Ä.  Deicbert'öcbe  Verln/  '  t*  ■" '^    G.  Bohmei  Erlan;:^  -^^  ^y 

ilch,  Dr.  Hermann,  1  cht?  Satzbau.  2.  vr 

Auflai|§:e,  IL  Band  (J,  ü.  ^  .  vu.  ..che  Buchb.  Naebl,  .  .v..,^.... , 

hoff,   H,,   Etyuiülo^fiäcbe  Parerga.^^L  Teil  (S,  Hirstel,   Leipi 
Forrer,  H.,    Achnilm* Studien  F  :    Üht^r  Steinzeit- Hoc kergriil 
Acbn>im,   Nftifada  etc,  in  Ober  und   über  «uropAlsche 

rallelfunde  (Karl  J.  Trübner,  Si  -  i. 


Aus  dem  Verlag  von 

Karl  J.  Trübner  in  Strassburg 

mdcccci 

I.  dl^ranimattfflic  iinb  Ic]ci6alif(|ie  3l^er6c. 


Dia-ch  die  meisten  Bttch- 
handlungen  des  In-  und 
Auslandes  zu   beziehen. 


Afghanisch, 

Geiger,  W.,  Die  Sprache  der  Afghanen  (ini  Grundnss  der  iranischen 
Philologie  I.  Band  2.  Ahteüung  S.  201  bis  2m  —  1.  Band  2.  Abteil.: 
Lex.  8^  IV,  535  S.  190L     Ji  27  —), 

B  Albanesisch, 

Mejer,   Gnstav,    Etymologisches    Wörterbuch    der    alhanesischen 

Spraclie    (Sammlung   indogermanischer  Wörterbücher    111,  Band).    B*. 

^  XV,  h2ß  S,  189L  Jl  12  — 

^v  „004  vor]  legten  de.  MikroBich  gewidmete  Buch  rctht  sich  wflrdig  des  Verf. 's  früheren 

^v  Arbeiten  Qher  d»e  Ali>aiiesi!^che  an  nnd  ist  nnlur  den  bis  jetr.t  «rst^hieneifen  Werken  Ul>er 

^H    dienfis  'istierkind   unter  den   ind^r^germaziigehon   SpracheD»  utizweifelhiift   eines  der   be- 

^H   dotilendstcn,  %'itdlcicht  da«  bcdeuteniJste.    Hs  bietest  zutkicliEt  den  Wortschatz  in  einer 

^K  bieber  nicht  erreichten  VoUiständiektiit  nnd  Zuvcrlusgiirkett,  indem  dcrVert,  was  in  den 

^H  bis  jetzt  g;edruiJ:ktc]i  Wörterbflchem,  Grammatiken  und  Texteni  an  äprachmateriitl  vorlag, 

^K  xti»ammea|fetrag'en  und  dieses  Material  auf  «pinen  Reisen  in  der  Türkei,   GHochenland, 

^K  Süditalien   und  HiciliDn  zum  Theil  coatrolliert  und    durch   neues  vermehrt  hat.    deinen 

^H    ety motorischen  Deutungen  füpt  Me^er  aberall  die  wünsch eiiewerthen  Begründungen  und 

^^   Nachweise  hinzn«  nnd  ntan  mnes  die  in  dem  Buche  steckende  Geiste." arbeit  um  90  mthr 

bewundern,  wenn  man  erwilgt,  ww  dürftig  allerraeUt  die  Hülfsmittel  für  die  Baikan- 

sprachen  sind,  mit  denen  der  Verf.  bei  äeinen  Urgpranfsforschun||:cn  tm  arbeiten' hatte/^ 

Literar.  Centralblatt  J892.    Nr.  1. 

Die   lateinischen   Elemente  Im  Albanesiscben    (im  Grundriss 

der  roman.  Philologie   l  Rand  S.  Hai-  bis  821.  —  I.  Band:  Lex.  ß*».  XII, 
I        853  S.  mit  4  Tafeln  und  13  Karten.  1888.    Jt  U  — ). 

W  Armenisch. 

Kaxst.    Dr.   Josef,    Historische    Grammatik    des    Kilikisch- arme- 
I»    ni sehen,  %\  XXllI,  4M  S.  mit  2  Tafeln.  190L  Jl  15  - 

^K  <l3cr  in  Kilikien  outer  der  Herrschaft  der  Riapeniden  (11.  bis  1*.  Jahrh,)  geRproi-bcmj 

^H    armentscihe  Bmlt'kt  ist  von  Bedeutung   für  den  Philoloffen  als  Sprache  einer  volkgtQm' 

^V    liehen  Literatur,  für  den   ^pra«:hff>rscher  aJs  Rindeglied   zwischen  dem   Altarmeimcheii 

^^    dee  5.  .Tahrh.E  und  den  müderncu  armeiiiächen   Dialekten.    Fjeiden  mueste  eine  gram- 

^^     matitiche  Dargteliung  der  Sprache  erwünscht  sein,  uinl  beide  haben  nun  allen  Grund,  die 

ausigezcichncte  Arbeit  Karsts  willkommen  tax  heimsen  und  7m  wünischen,    da^*  der  Verf., 

dem  die  MuniÜcenz  des   Ftlrsten  Hobenlohe-Langciiburj^   den  Druck  der  Grammatik  er- 

müglicht  baLbaid  in  der  Laj;e  Bei^  auch  dos  im  ManoHcript  fertige  mittelarmenische  Würtcr- 

biich  (S.  VIII)  zu  (mblkrieren.   K.  hat  in  seiner  Grammatik  nicht  nur  die  inittelarmemschen 

Formen  durch  die  Mitteilung  reichlichen  und  BorglUltig  belegten  Materialea  feKtgeKtellt, 

sonderu  auch  durch  Ermittelung  der  Lautgesetze   und  Nachweis  der  nach  Änaloj/:ie  er- 

folften  Veränderungen  aun  dem  Altarmenischon  hiKtoriach  erklärt,  wubei  er  es  nie  ver- 

ktüumt  hat,  die  modernen  Dialekte  zur  Vergkichung  und  gegenseitigen  Authellung  heran- 
jtoziehcn.  Hier  eawohl  wie  in  dein  der  Arbeit  lausser  dem  Anhang:  sYtitaklische  Eigen- 
taialichkeiten  S,  3U1 — MJ7)  beiEefebenen  Excurö  über  die  Sprache  der  verschiedenen 
Recensionen  der  sogenannten  vardauachen  Fnbelsammlnngen  S.  416- -l"!-*  liegea  vielviT- 
iprechende  Anfinge  zu  einer  hifttorischon  und  vergleichenden  Grammatik  der  mittel- 
nod  neuarniiniechen  Dialekte  von  .  .  .»  Literariöche»  Centralblatt  löül,  Nr»  12. 

Awestmprache  und  Alipersisch. 

Bartholoraae.  Chr.,  Geschichte  der  Awestasprache  und  des  Ali- 
persischen lim  Grundriss  der  iran.  Philologie  I.  Band  1.  Abteil.  S.  152 
bis  246.  —  l.  Band    L  Abteil.:  Lex.  S\  VllL  332  S.   1901.     JL  17  —). 


VERLAG  Ton  KARL  J.  TRCBNER  in  Strassburg. 


Baltäschi. 

Geiger,  W.,  Die  Sprache  der  Balutschen  (im  Grundriss  der  iranischen 
Philologie  I.  Band  2.  Abteilung  S.  231  bis  248.  —  I.  Band  2.  Abteil.- 
Lex.  8^  IV,  535  S.  1901.    Ul  27  — ). 

Baskisch. 

Gerland,  G.,DieBaskenunddieIberer (im  Grundriss  der  roman. Philologie 
I.  Band  S.  313  bis  334.  —  I.  Band:  Lex.  8«:  XII,  853  S.  1888.    Jf  14  -). 

CaphoUändisch. 

Yiljoen,  Dr.  Wilhelm  Jakob,  Beiträge  zur  Geschichte  der  caphol- 
ländischen  Sprache.  S\  58  S.  1896.  Ul  1  50 

Deutsch. 

Behaghel,  0.,  Geschichte  der  deutschen  Sprache.  Mit  einer  Karte. 
(Sonderabdruck  aus  der  2.  Auflage  von  Pauls  Grundriss  der  german. 
Phüologie).    Lex.  S\  IV,  140  S.    1898.  Ul  4  - 

€ . . . .  Wie  die  bisherigen  Arbeiten  dieses  Gelehrten,  so  zeichnet  sich  auch  diese  neueste 
durch  die  psychologisch-historische  Behandlung  ihres  Gegenstandes  aus ;  sie  kann  sehr 
wohl   als  Typus   der  sprachgeschichtlichen  Darstellung  gelten,  wie  sie   die  wesentlich 

{»sYchologisch  basierte  neuere  Sprachforschung  fordert,  und  veranschaulicht  anrs  glfick- 
icnste  die  von  Paul  aufgestellten  Theorieen.  Wer  sich  mit  den  Problemen  und  der 
ganzen  Disciplin  der  neueren  Sprachwissenschaften  an  einem  bestimmten  Sprachobject 
bekannt  macnen  will,  kann  dies  an  der  Hand  der  Behagherschon  Arbeit  mit  inrem  jedem 
Germanisten  geläufigen  oder  doch  fasslichen  Material  verhältnismässig  mflhelos  er- 
reichen ...»  Zeitschrift  f.  d.  Realschulwesen  XV,  6. 

Ghrammatiken,  Ältere  deutsche,  in  Neudrucken  herausgegeben  von  Dr. 
John  Meier. 

I.  Das  Büchlein  gleichstimmender  Wörter  aber  ungleichs 
Verstandes  des  Hans  Fabritius.  Herausgegeben  von  John 
Meier,    kl.  ^.    XXXXVI,  44  S.     1895.  Ul  2 - 

IL  Die  deutsche  Grammatik  des  Johannes  Clajus.  Nachdem 
ältesten  Druck  von  1578  mit  den  Varianten  der  übrigen  Ausgaben 
herausgegeben  von  Friedrich  Weidling.    kl.  8^.    LXXVII,  i79S. 

1894.  U«  6  - 
III.  Die  deutsche  Grammatik  des  Laurentius  Albertus.  Heraus- 

geireben  von  Karl  MüUer-Fraureuth.    kl.  8^     XXXIV,  160  S. 

1895.  JLb- 

• Lebhaften  Dank  und  weitgehenden  Anteil  verdient  das  Unternehmen  John 

Meiers,   ältere    deutsche    (irammatiken    in   Neudrucken    zu   veröffentlichen Die 

Grammatik  des  Albertus  iät  ein  interessantes  Werk,  das  uns  einen  hfibschen  EinbUek 
in  die  grammatischen  Anschauungen  jener  Zeit  gewährt.  Wir  empfehlen  MtUlers  sorf- 
fältige  und  wertvolle  Arbeit  allseitiger  Beachtung  und  wünschen,  aass  namentlich  na 
die  Schulbibliothekcn  «ich  dieses  für  die  Geschichte  des  Unterrichts  und  der  Sprach 
gleich  wichtige  Werk  nicht  entgehen  lassen.»    Zcitschr.  f.  d.  deutschen  Unterricht  XI,  8. 

(Die  Fortsetzung  dieser  Grammatiken  erscheint  im  Verlage  von  M.  Kiemeyer,  Halle.) 

^in^t,  Srtcbrtf^,  et^moIogiyd^eS  SBottetbud^  bet  beutf(i§en  Bptaiit. 
6.  öcrbeffcrtc  iinb  ftarf  tjctmel^rtc  hinflöge.    2ej.  8^    XXVI,     510  ©.    1899. 

©cl^eftct  ^  8  — ,  in  ^albfxana  geb.  ul  10  - 

Vor  dem  Erscheinen  der  ersten  Auflage  von  Kluges  etymologischem  Wörter- 
buch hat  es  eine  lexikalische  Bearbeitung  der  Et^nnologie  unseres  modernen  Spraet 
Schatzes  nicht  gegeben.  Der  Erfolg  der  innerhalb  des  verflossenen  Jahrzehnts  erschienowB 
vier  Auflagen  und  die  Anerkennung,  welche  dem  Buche  zu  Teil  geworden,  haben  gezei^ 
wie  richtig  der  Gedanke  war,  die  Resultate  der  wissenschaftlichen  Wortforschung  in 
lexikalischer  Darstellung  zusammenzufassen. 

Der  Verfasser  hat  es  sich  zur  Aufgabe  gemacht,  Form  und  Bedeutung  unsM« 
Worte  bis  zu  ihrer  Quelle  zu  verfolgen,  die  Beziehungen  zu  den  klassischen  Spradiea 
in  gleichem  Masse  betonend  wie  das  Verwandtschaftsverhältnis  zu  den  Qbrigen  genna- 


Deutsch  (Fortsetzung), 
Älttflc,  Sricbrittfr  ^ti)jnolDOlfcI>c^  :©örtcrt)Ud)  (Forlselzung). 

niftthen  und  tl**n  romanischpfi  i^prachen;  aucb  die  ?titf*?rDterfn  oricntaliachen,  sowie  die 
kellischi'n  nnd  dt*»  Blaviedn?!!  Sprachfifi  «itid  in  allen  FÄllen  hcrcuijeKoipeii»  wo  die  For- 
schuiiff  eine  VerwoLridlsthafl  feHlKUHtelten  vermag.  Eine  ailjr*'meine  ßinl^itung  hehan* 
deJt   di«  r*  e  e €  h  i c h  f  o    der   d  tui  l  m-  b  e  n    Sprache  in  ihren  Umrisa^'n. 

^  —  9ion  ßutl^tt  Bc8  Sefftng.  6|Jtod&ßefdii{^tli[^e  atuflafee,  3?dtte  ^tiifTage. 
8^  VI,  160  6.  mit  einem  Äärtt^en.  1897.  ®c^cftct  J&  2  5ä,  geb.  u«  S  50 
J^n&alt:  Äirdim^vröttic  mtb  VJotWTptadje,  —  «Wartmiltan  iinb  feine  Äün.^iel.  —  ßuihcr 
unb  bic  bffiaf<:bc  Suiücöc.  —  SdjriTtfitUer  nnb  SiidibiiitftX  —  Sdjiiftfpcad^c  itnb  SUiuiibart  in 
bcr  ödjnjftj.  —  CbcTbeuirditi-  unb  mittdbnafdbcr  ?iJortfdjüt-  —  9lltbirrbeutfdj  mib  ^odjbeutliSj, 
—  Sattln  unb  C^ümanisum*.  —  Obftbcutftt^lanb  unb  btc  Äötöolifen. 

•  E«  mnsfl  mit  allem  Nachdrucke  betont  werd^^n,  da?s  Kluges  SchriTl  eine  »«ehr  khr- 
rtfche  und  fUr  den  grösfercn  Leserkreis,  für  den  lie  bestimmt,  hoiherwtlntschte  ist» 

Dcuteche  Litleralurzeilung  ltt»8.  Xr.  U. 

WilmannB,  W.  (o,  Professor  der  deutschen  Sprache  und  Litteralur  an  der 
ÜniversilÄt  Bonn),  Deutsclie  Grammatik.  Gotiscti,  Alt-,  Mittel-  und 
Neuhochdeutsch, 

I.  Abteilung:  Lautlehre.  Zweite  verbesserte  Auflage.  Gr.  8^  XVI, 
425  S.     1897.  Gelieftet  Ji  8  ~,  in  Hiilbfranz  geh,  ^  10  — 

IL  Abteilung:    Wortbildang,    Zweite  Auflage.     Gr.  8^    XVt,  Uli  S. 

11899.  Geheftet  M  12  öO,  in  Halbfranz  geb.  ai  15  — 

Dai  Wf?Tk  wird  in  vier  Ahleihingen  erichelnen:  Lautlehre,  M'^ortblldnnp.  Flexion» 
Syntax.  Kine  Tilnfte,  die  Oesehichte  dier  dentaehen  Ji^prache^  wird  vieHejcht  folgen. 
«...  Es  int  sehr  erfrenlich,  dass  wir  nnn  ein  Baelii  haben  werden,  welchen  wir  mft 
rulem  Gewtfeon  demjenigen  empfehlen  kftnneu,  det  feicb  in  du«  f^turijum  der 
dentMhen  Sprachpschichte  einarbeiten  will,  ohne  die  Mriglichkeit  zu  haben,  eine  pila 
Vorlenung  Über  den  lache  Grammatik  zu  Itören;  an  Wilmanns  wird  er  hierzu  einen 
^üTe^tä»^ipn,  auf  der  Höhe  der  jct/ipen  Forfihiiinf  stehenden  Führer  finden.  Aber  »ucb 
dem  Stndipreade«,  der  itchon  deutsche  Gramtnatik  gehört  hat.  wird  dae  Ruch  ful« 
DienMe  leij^ten  zur  Wiederholung  und  xur  Ergslnxnng  der  etwa  in  der  Vorlo*ting  xn  kurz 
eekommenon  Partiea.  Jedoch  anch  der  Faclimiinn  darf  die  Grammatik  von  W.  nicht  un- 
berück»iichtigt  Uüsen.  Denn  alle  in  Betracht  kommenden  Fragen  sind  hier  mit  äE^lb«tün- 
digem  Urteil  und  unter  voller  Beherrstchiing  der  Literatur  erörtert.  Und  nicht  scltea 
werden  Scbl(ts-«e  gezogen,   die   von   der    gewöhnlichen    Auflassung   abweichen   und    zum 

»Mindesten  jcur  eingebenden  Erwägung  aniTordern,  ao  dass  niemand  ohne  vielfache  An- 
regung dic*ie  Lnntlehre  aus  der  Hand  legen  wird.  Besondert  reich  an  neuen  AufTusfeungen 
iet  uns  die  Lehre  von  den  Konsonanten  erschienen.  Aber  auch  die  übrigen  Teile,  anler 
dtil«i)  dte  bisher  weniger  oft  in  Grammatiken  dargesteUte  Lehre  vom  Worlaccent  her- 
Torzahelieu  wäre,  verdienen  Beachtung.  ...»     Literarisches  Centralblatt  i^m,  Nr,  *0. 

3ettFf4tift  fär  beutle  3H?»ttforfdjuiig,  bctaiK^fWcben  Don  pttieörirfi  .Qtufle. 
I.  Sonb.  m,  VI,  :I74  3eitcn  mit  knn  mibnm  mn  J^öor  Sech  in  öict)t= 
bind.     1901.  Oicficftct  ^Ä  10  — ,  !ti  ^at6fton,5  gebmibcit  Jt  12  50 

WeViniine.  *ArehiT  für  lateinische  Lexikographie»  i»t  daa  Vorbild,  dem  unsere  Zeit- 
sciirift  nacheifern  wird.  Welche  Aufgaben  die  neuere  WortforAchuug  zn  lü^en  hat,  ist  auf 
dein  gormam.^chen  Spriiehgebkd  durch  groMÄartige  Unternehmungen,  wie  da*i  Grimmsche 

tWijrterbuch,  da^  New  English  Üictionarv.  das  niederlftudi^äche  und  da«  «cbwedit^cho 
Wurterbuch  vt^rttiiscbaulii  ht  und  durch  Hormaim  Pauls  bekannten  Aufsiftti  'iüb^r  dio 
Aufgaben  der  wissenschaftlichen  Lexikographie»  b«fründct  worden.  Auch  di"  Borichte» 
welche  der  OelTentlichkcit  über  difi  Vorbereitungen  des  Theaaurus  lingna^  f^atiuae  tintcr- 
breitet  werden,  zeigen  der  deutaehen  ^pracbforschung,  daaw  wir  jetzt,  wo  da*  Grimmgt  he 

I  Wörterbuch  seinem  Ab^chluct  naht»  für  unser  g»ltebtes  Deutsch  JSielo  und  Aufgaben  der 
Worlföriichung  erweitern  und  vertiefen  mÜÄSfln,  wenn  wir  dem  Thesaurus  linguae  Latinao 
nachütrebeii  wollen. 
Unser  eeue*  unternehmen  will  den  altbewährten  ZeiUchriften  keinen  Abbruch  than, 
auch  nicht  die  Zahl  dur  allgemein  gernianiälidchen  Faihblättcr  vermehren.  E?  will  eine 
Sammelstätte  sein,  in  dem  die  Nachträge  und  Berichtigungen  zu  ansern  grossen  WörlBr- 

tbOchern  eine  Unterkunft  linden  bi»  zu  einer  endgültigen  Aufarbeitung.  Es  will  durch 
Klänmg  über  Wessen  und  Inhalt  der  Wortforschung  die  grossen  Aufgaben  der  Zukunft 
vorbereiten  und  einldttfL  E-«  will  der  Gegenwart  dienen,  inilem  os  durch  erntthafta 
£inxelarbcil  da«  Veratündnia  der  Muttersprache  belebt  tind  vertieft. 

Wir  b^abdchtigcn,  die  Gci^chichte  der  deutseben  Wflrlerbflcher  in  unser«  Bereich 
zu  tiei>en.  wichtige  SpraohqueJIen  neu  ku  drucken  und  t^ammlungen  zum  deutsü^hen 
Wortschatz  unteritubringen.  Aber  wir  wollen  jrugloich  durch  worlgcogriiöhische  und 
wortgei'chichtlicbo  Aufsätze  und  durch  kleinere  Mitteilungen  anregen,  durch  Z«itschriften- 
iohau  allo  deuisch-sprachliche  Arbeit  buchen  und  über  neue  Erschein angen  berichten* 


k 


6 


VERLAG  von  KARL  J.  TRÜBNER  in  Slrawbiur 


Deutsch  (Tortsetzung), 
3titjif)rift  für  bcMtfcftc  SS^ortförfrffung  (Fortsetzung). 

Zugleich  stcvtlen  wir  uiiäerc  ZoiUchrift  in  don  Diontt  d^r  F»ch«aiOi»«i,  iMlia«^ 
iminpr  Raum  fUr  -Limfrairon»  zur  VcrfÜBp^nsf  atclicn:  wfr  wollen  oeD  lißUrt»«ilaf«  tm. 
Gnmmßchen  Wftrlürhuch,  dem  groeMon  W  «nkerscheu  üntemchmen  u.  A.  ^  MltflldblMc 
crofTnr'Ti,  vorhandene  Ldckun  in  Hianim]iin^«>n  zu  Rrgänzcn  odfrr  UnfCTLiai^biltas  n^ii 
zustellen.  Wir  bolTeii^ ctiich  gi'legeiitlich  oiiutdnc Sprachcracheiimngen dufiAKlrtifc WHj 
v^Tausrhaulichon  zu  köTiuen, 

Die  Zeltschrift  lür  deutaeh«?  Wortrorschung  eMchemt  in  Hcflen  von  j«  &  Ol»  I  Blft 
ungefdlir  all«  3  Monate;  vier  Hofle  bililen  einen  Band,     Proi«  d««  BaaiIm  Jt  lÄ— . 

Deutsche  Dialekte, 

Alemanniscli. 


Hemsler^  A,,    Der  alemannische   Consonantismus    in 
von  Baselstadt    %K    XIV,  131  S.     188S. 

Elsässisch. 


der   MaDdxi: 


Lienliart,  Dr.  H,,  Laut-  und  Fl exions lehre  der  Mundart  des  ©li- 
ieren Zornthales  im  Elsass  (Alsatische  Studien,  1.  Heft).  ^,  VUL 
74r  S.     \m\,  Jkt^ 

BCankel,  Br.  W,   Laut-   und   Flexionslehre  der   Mundart  des  Mftnster- 

tlials  im  Elsass.     Ö'»,     54  S.     1886.  -i  1  n 

Martin,  Ernst  und  H,  Lienbart,  Wörterbuch  der  elaäsaiscben  Msod- 
arten.     I.  Band.     Lex.  8**.  XV,  800  S.     1899.     «ü  20  — ,  geb.  JtnUi 

Der  JI.  Band  Isl  in  Vorbereitung, 

Dieses  Wörterbuch  ist  di&  Frucht  jahrulangen  Sammcleifera  und  aDS«tiractar  ■l^ 
tetischaftlicber  Thätipkeit  Ea  koII  nachdem  Vorbild  de«  Schweixeriachen  IdioHbM ^ 
Sprachschatz  der  heutigen  elslisisifichcu  Mundarttm,  soweit  die»«  aich  xuriL;:k  w 
lassen,  znsammeiifajigen  und  nach  dem  ueaenwilrtigen  Stand  der  Spr»chwi»i«r^ 
klkroB^  ÜftbfM  wird  tli«  lilgentümlkliknit  des  elsä^jiiscben  Volkes  in  Sitte  nm4 
wie  sie  ai<,:h  in  Redfinsarlen,  Hprichwürtern,  Volks-  und  Kinderreini«n  ktutd  fibt,  ««  «al 
als  muglitih  znt  Ünr^lL'Uun^  gehraehl   werden. 

Sütterlin,  Dr.  A.,  Laut- und  Flexionslehre  der  Strassburgcr  Mandati 
in  Arnolds  Pfingstmonlag  (Alsatische  Studien,  2.  Heft).  B*,  IX,  JOfl  5. 
1892.  ^  i  Ä 

Schwäbisch. 

Bopp,   Karl,    Der   Vokalismus  des  Schwäbischen   in   der   Mond 
von  Münsingen,    Ein  Reitrag  zur  schwäbischen  Grammatik.    H*. 
1890,  Jl 

Kaulfmaim,  F.,  Geschichte  der  schwäbischen  Mnndarl  im  Miti« 
und  in  der  Neuzeit.  Mil  Textproben  und  einer  GesdncJite  der  Sc 
spräche  in  Schwaben.     8^     XXVIU,  »55  S,     1890.  Jl  \ 

Hier  ist  stum  erstenmal  die  wissonachaftlichi*  Attfgahe  iföDyst,  dj»»   <- 
Mundart  von  den  altf^aten  Zoitcn,  seit  Beginn  der  Denkm&ler  \n.  Jahrh 
Verfasser   int   in   der   tsfinstigen   Lajgü   Küwp«»en,    mil   nniredrncktem,    hui., 
bisher  i^Sinzlicb  unbekanntem  Material  tm  arbeiten  und  bat  Resultate  erzielt,  di«  i 
fracblbar  aln  llberrasehead   sein  werden.    In   etnom  Anhang?   iut    die  Ov*c\dth.\m  n 
heutigen  Schrift  spräche  in  Schwaben  behandelL    Scbwäiiischer  Merktir.  1.  Febr.  11 

Tirolisch. 

Scbatz,  J.»  Die  Mundart  von  Im  st.    Laut- und  Flexionslehre.    Mit 
sthl7.un<c   der   Kaiserlichen   Akademie   der  Wissenschaften   In  Wien 
XllI,   179  S.     1897.  JL\ 

Her  Vorfa^acr  hat  sich  die  Aufgabe  ire»teUi,  diu  Laut-  und  rit'xInn?I»Tir>^  der  1 
art  des  Marktes  Im^t  in  Tirol  in  ihrer  e4?j<i'bicbtlt4ib*>n  I  iFe». 

Der  erste  Abschnitt  behandelt  ttie  Lnnle    di?r  leben- i 

Lante  nach  ihren  nrtikiilatorischen  nnd  akiistiär.'htm  Rt  li  _   ..       .  rbin^ 

mit  anderen    im  Worte   und  Satno    dariteMlellt   werden,    ist    \Uk    erl<r>rd««<rii<  h« 
für    das    Vorstilndiiifl    der    geschichUifhen   Entwickelung  der   ctnzeinco  Laute 


L  Grammatiaclie  und  lexikAlbcho  Werke. 


Deuiscke   Dialekte   (Fortsetzung). 

Schatz,  J.,  Die  Mundart  von  Imat  (Fortsetzung). 

wetche  der  zweite  Abschoitt  auiführltch  und  mit  Zuhilfcnabmo  der  Ini$lcr  Urkunden 
darle^.  Hier  wi«  in  der  Flestionalehrß  «iiid  vor  allem  dk  taulKeHeUtii-htjn  LTranchf^n 
untersucht  worden*  nach  welchen  die  heute  gesprochene  Mundart  «ich  gebildet  hat. 
Zum  crAtenmale  wird  in  diaaetu  ßucho  eine  streni;  wtasen»chaniiche  Bearbeitung  dea 
westlichen  Grenzgebietes  der  bairisch-ÖBlerreichischca  Mundart  in  TUal  gobitieo. 


Deutsche  Standesspracken, 


19CJ0.  öJe^icftet  Jt  2  m,  in  Öclnmonb  gctumbcn  *JE  3  50 

Diceo  Festschrift  zum  Guten bergltibnätim  besteht  der  Hauptaaihe  nach  atm  einem 
Wftrterbudi  aller  Fachausdrucke  des  Druckerei(fewerbe8  in  "wtssenächarih'cher  Hfarbeitung 
auf  Grund  iilterer  Fachwerke  tüornschuch.  Vietor,  Schmatz,  Patpr,  Erneiiti  u.  Jl.);  vorauf 
geht  eine  Einleitung,  worin  d*»r  Einfluas  der  lateinttichen  Gelehrtcnüprache  auf  die  Ent- 
wickelung  der  Druükaräpracbu,  Wandlungen  einzelner  Ausdrücke,  Entatotluagen  und 
Miaideutungcn,  dialektische  Schreibungen  nachgewieseD  werden  und  auf  die  xablrekhen 
humorittischen  z.  T,  derben  Ausdrücke  aufmerksam  gemacht  wird. 

muqt,  Sritbri(ft,  !I:eitHt^«  ©»ubci^^entprar^e.    8*.    Xll,  136  B.     1895. 

imtÜct  Jk  2  50,  geb.  ^  3  50 

^nöait*  1.  llctfr  bic  Stubcntmfpra*«,    Stubnitfu  un&  Witftfr.  —  IrnnTenÜtottet. — 

Äntife  \^\tmtnu.  —  Suffdjirek  »^oologiir.  —  ^tbtiftit't6eotoivifdje  ^lotöftätiflc.  —  Jim  Conn 

ftfl   SNotietlfd].  —  grfln.n&ftfc^e  (iinpüfic.  —   ßJrainmüliidjt  (iiemart,  —  Itrfpniitö  uro  äücr- 

l»reltutia>  —  11.  föücter&ucf)  bet  3tubentm^i?tö(I>*. 

«Beim  Lesen  dieseB  Buchen  fühlt  man  alcli  oft  VOD  einem  Hauche  rri«chen,  fröhttchen 
Studontenlebenfl  berührt,  und  solbet  daa  ansrheinend  80  trocken«  Würterbmch  reizt 
durch  seinen  manchmal  recht  huimorit^tiachen  Inhalt  jcu  einem  herxlicben  Lachen.  E« 
war  in  der  Thal  eine  dankhure,  freilii^h  auch  recht  schwierige  Aufgabe,  das  für  die 
&ltero  Zelt  ao  spirliche  und  vielfach  sehr  versteckte  Material  zu  »ummeln  und  daraua 
in  grossen  Zflgen  eine  negchichle  der  doutschen  Studentenepracke  %w  entwerfen,  die  um 
so  grosseren  Dank  verdient,  als  sie  nicht  nur  der  erste  umfassende  und  auf  wirklichem 
Quellenstudium  beruhende  Versuch  der  Art  ist,  »ondern  auch  mit  grossem  (ieHchii^k  eich 
aur  jenem  Grenzgebiet  zwischen  {populärer  und  streng  wiasentfchaftlicher  Darsteltung 
beweist,  dflif  einzuhalten  nicht  jedem  Gelehrten  gegeben  iüi.  Gerade  auf  diesem  Gebiet 
hat  Bich  Kluge  durch  sein  muäterhuftes  ethnologisches  Wörterbuch  grosse  Verdienste 
erworben;  dengeihen  Weg  beiritt  er  jetzt  mit  gleichem  Erfolg  auch  in  der  vorliegenden 
Schrift,  die  ihre  Entstehung  zuinoist  den  Arbeiten  zu  jenem  anderen  Werke  verdankt,  ,  .» 

Literar,  Centralblalt  1S35.  Nr.  M. 

—  —  Oi  Ottoelf  dl.  Duellen  mtb  :^\jortfcf)o^  bcr  (^auncripradjc  tinb  &er  ber^ 
lucinbtcii  (^eüeimfpracften.  I.  ^nnb:  r)it>ttt3e[fcf)e^  Cuellcnbud).  8^  XVI,  495  @. 
1901.  *^  14  — 

*  .  .  .  Die  wisBensijhaflliche  Bearbeitung  der  deutsehen  Gaunentp räche  iwt  nun  diireh 
den  hierzu  Berufensten  geschehen,  darch  Fr,  Klaget  den  Verfasser  des  in  $  Anflagen 
verbreiteten  Etymologischen  Wörterbuch«  der  deutschen  Sprache,  der  «Dentschen  Stu- 
dentenap räche >,  der  «Vorgeschichte  der  altgerm anlachen  Diaiekto»  mml  ajid^rer  Arb eilen 
auf  sprachforachendem  Gebiete.  So  «ehr  aber  auch  Kl.  über  die  noth wendigen  KenDtnit^sf^, 
das  Material  und  das  gosammte  wissanechaftliche  Hflst^eug  verfd^^l,  wx^-  k^-in  anderer, 
ao  lUBf  doch  auch  Ihm  die  ungeheure  nOthlge  Arbeit  Milh<*  f^i-nw:  '  ihen.     Das 

Ginaelat  auf  zwei  Biinde  berechnet:  L  Rotwel^cheti  Qucll<  nburh   I  i  ■  a  Wörter- 

buch —  da»  erster«  liegt  tiUÄ  in  einem   staltlichon,   sehr  voriM  hm  Um  Bande 

TOr,  Nicht  weniger  als  t&&  Quelleti  wu^j^l^.■  KL  iu  linden,  und  wt?r  *w\t  van  ilie  Sache 
näher  ktlmmert  kann  den  FleiBs  und  auch  At^n  ^pUrs^inn  tien  Vcrf,e  nicht  genug  be- 
wundem, mit  welchem^  er  in  mitunter  fernab  gelegenen  und  oft  h&chijt  j^ellenen  und 
achwer  zuj^änglichen  W^erken  diu  wichtigsten  Beiträge  anf/ufinden  vcimor-hte,  die  zum 
frbssten  Thcile  er«t  schwiertge  kritische  Unterfuchungen  nöthig  machten,  .  ,  ,» 

Da^  ganze  Werk  ist  zweifellos  für  den  Sprachforscher  und  Kulturhisioriker  von 
grosser  Bedeutung,  aber  von  noch  grösserer  Wichtigkeit  für  den  Kriminalisten  und 
namentlich  den  Kriminalpaychologon.  ,  .  , 

Mit  grnsster  Ungeduld  ist  der  zweite  Band,  das  rotweUrhe  W^örlerbuch,  zu  erwarten ; 
«a  wird  sicherlich  den  «Uuellen.  an  Bmlenlung  entsprechen,  und  dann  haben  wir  in  der 
Thal  ein  monumentales  Werk,  düj^.  nht;ertehen  von  scitner  eigenen  Wichtigkeit,  er^t  eine 
Reihe  noth wendiger  Arbeil<*n  möglich  machen  wird,  vor  allem  eine  «P&Y^'^^drvcie  der 
Gouncrspracbe»,  die  in  gewissem  Sinne  eine  .Psychologie  des  Verbrechers*  darstellen  kann.^ 

H.  Gross.     Demische  Litleraturzeitung  IWl  Nr.  21. 


Englmh, 


Kluge,  Friedr.,  Geschichte   der   englischen   Sprache.     Mit  Beiträgen 
von    D.    Behrens   und   E.  Emenkcl  und  mit  einer  Karle.     2,  verbesserte 


Englisch  (Fortsetzung). 
Klage,  Friedr.,  Geschichte  der  enghschen  Sprache  ( Fortsetzung), 

und   vermehrte   Auflage.     (Sonderahfirnck   aus  der  2.  Auüag:e  von  Pan 
Grundriss  der  german.  Philologie)     Lex.  8*».     IV,  236  S,     189^     ul  5 

'  .  .  .  D^r  Geschkhtc  der  euglisL^ben  Sprachn  ist  niH  Recht  ein  erheblicher  Raaci 
nberlasecn  wordnn.  Kltig:«  b««prkht  zqn&chBt  die  Blnvrirkiinfc  fremder  Sprst;h«n, 
namentlich  dee  Bkandinavi^chon  {über  die  Stellung  de*  Frautosischen  in  England  atirj 
«Jic  KlumcnlB,  die  ob  der  lieimiechen  ijprache  jrüpeführt  hat.  handelt  die  beijegebenc  Lr- 
Örtcriing  von  Bebrene  tiinßehtnderii  und  die  Scbrirt spräche  und  ^'«»rfolft  ^Rtin  m 
Einzelnen  dit*  Entwirkt4nnp  der  Laiilp  umi  Flcxinmen  tliirch  die  alt-  n     '  "     >, 

Periode  bis   im  Zeit  Shakejspeore's.    Kluge  *  Arbeit,   welche  die  Rc-  i 

Anriorer  bortutni  v^u^anflii-b  macht  tiiid  mit  einer  FülJe  eigener  Heni 
verdkml  volle  Aiierkeitniing.    Danki'^iiawertb  ist  es,  dnäs  Eincnkel    ■  -  .  l    ,, 

steuert  hat,  welche  bauptaüchlkh  auf  der  Sprache  des  14.  Jahrhmidu  •     I        i 

Ltter.  GentralM  ii?   ^  ^  t^'    Nr   f< 

Kluge,  Fr  .  and  Fred.  Lutz,  E n g  1  i  i? !i  E  t y  m o lo ^ y .  A  select  glossary  senrjui 
as  an  introduction  lo  the  history  of  Eaghsh  language,  8^\  \TII,  234  8. 
1898.  Ji  4  -,  geb.  4  m 

«,  .  .  Die  behandlung  der   einzelnen  artikel  geht  lantgeBchbhllirh  wpit  fibcr  4i*  lr\ 
Skeat  11.  Ä,  fehotone  hinaus,  wie  ja  bei  Klnpe  nicht  ändert  zu 
matiseheif  weniger  gesicherte»  oder  weniper  dtirehsichligcs  \yi  ; 
*s  findet  »ich  in  den  urtikeln,  die  man  hanlig  als  bereit*  hinlAn, 
wohnt  war,  so  viel  de»  neueu  tmd  wertvollen,  daits  kein  ernster   tuchi. 
hehren    können  wird.    Üasa   eine   derartige  gaho   auch   unseren    §ln> 
tein  rnnss^  ist  natürlich.  -  .  »  Au^ ..    .*..   . 

Luick,  K.,    Untersuchungen    zur   englischen    Laulgeschichte.    K* 

XVllI,  nU  S.     18%,  .s  '^  - 

■  Der  Verfasser   hat   «chon   durch  kleinere  Arbeiten  seine  hervorragende   B» 
für  laul|re»chicMbche  Untersuchungen  bewiesen;  durch  diese  neueste  Lfi'^tnfip  i^ 
in  verstärktem  Masüe.  In  vielen  Dingen  «timml  man  ihm  sofort  zu  .  .  ,  V 
dig  an,  daae  Jede  l^eite  von  gediegenem  Wis^isen   nmi    grog^sem  Schar' 
von  neuen  Sehpunkten  aus  behandelt  ist  und  sither«  Ergebnisse  in 
wornien  worden  aind.»  Literariachcs  Cen^r&lblall  lisl*0,  Nr,  i'± 

Franzosisch  und  Provenf^alisch. 

Suchier,  H.,  Die  französische  und  die  proven(;aIische  Sprache  und 
ihre  Mundarten  <iin  Grundriss  der  rornartist  Iien  Philologie  1.  Band 
S.  ö(il  bis  ms  niit  12  Karten.  —  I.  Band:  Lex.  8".  XIl.  853  S.  nut 
4  Tafeln  und  IH  Karten.     18H8.    Jll  U  —\ 


Friesisch. 

Siebs,  Th*,  Geschichte  der  friesischen  Sprache,    2.  verbessert 
stark     vermehrte    Auflage    (im    Grundriss    der    germanischen    Phii 
1.  Band  2,  Aufl,  S.  1152  bis  143H,  — L  Band:  Lex.    f^.  XYI,  1621  a  mü 
einer  Tafel  u.  3  Karten  l&OL     JL  25  — ), 

Germanisch  im  Allgtmeimn^   Ur*  und  Altgennanisch. 

(Siehe  auch  Gotisch,) 

Chmndrks  der  germanischen  Philologie  unter  Mitwirknng  von  K,  von  Amii 
W.  ArwU,  iK  Bthntfhtl,  D.  Behreitif,  Ä,  Bramll,  CK  Bremer,  W.  Bnickii 

E,  Einenkfl,   V.  Gnämmuhson,  II.  Jellinffhaus,  K.  TJi.  von  hiama- Sterne^ 
Kr.    Kalujtd,     Fr.   Kaiiffmajittf   F.   Kluge,  i?,    Koegelf    K,    r,    Li  Nette 
K.    Luick,   J.    A,    Liiuifellf  J.    Meiert    F.  Morfk,  A.    Noreen,  J,  Schipp 
IL   Schuck,  A,  Schultz,  Th.  Siebs,  B  Siecersl  W.  Streitberg,    B,  Sy 

F.  Vogt,  Ph.  Wegenerf  J.  fe  IVinkel^  J,  Wrighi^  heraus;regpben  vd 
Hermann  Paul,  ordentL  Professur  der  deutschen  Pliilologie  an  ik^ 
Universität  Münclien.     Zweite   verbesserte  und  vermehrte   Aiiflage» 

l.  Band,  Lex,  8".  XVI,  1Ö21  S.  mit  einer  Tafel  und  drei  Karlen.  19Ul, 
Broschirt  JL  25  — ,  in  HalMranz  gebunden  -^  2S  — 


Germanisch  (Fortsetzung). 
InmdriaB  der  germanisclieii  Philologie  (Fortsetzung), 
Inhalt:  L  Absctmilt:    Bei^^riff  und  Aufgabe  der  germanischen  Phi- 
lologie.    Von  //.  Paul. 
II.  Äb'^chn.:  Geschichte   der   germanischen  Philologie.     Von 

H  FfiitL 
HI.  Abschn,:  Methoden  lehre.     Von  H.  Paul, 
IV.  Abschn. :  Schriftkundc: 

1,  Fwnen  und  Runen  in  Schriften.    Von  E.  Stevet*B  (mit  einer  Tafel). 

2.  Die  lateinische  Schrift.    Von  W,  Arndt;  iiberarbeitet  von  //.  Bloch* 
V.  Absclin,:  Sprachgeschichte; 

1,  Phonetik.     Von  E.  Siever». 

2,  Vorpeschichle  der  all  germanischen  Dialekte.     Von  K  Kiu^e. 
8.  Geschichte  der  potischen  Spniche.     Von  F.  Klugt. 

4.  Geschichte  der  nordischen  Sprachen.     Von  A.  Noreen. 

5.  Geschichte  der  deutschen  Sprache,    Von  0.  Behaghel  (mit  einer 
Karte), 

ö.  Gesclüchte  der  niederländischen  Sprache.    Von  J.  tt  Winhel 
(mit  einer  Karte), 

7,  Geschichte  der  en^zlischen  Sprache.  Von  F.  Khuje  (mit  einer  Karte). 
Mit  Beiträgen  von  D.  Behren»  und  E,  EtnenktL 

8.  Geschichte  der  friesischen  Sprache.     Von  Th,  Siebs. 
Anhang:  Die  Behandlun;^  der  lebenden  Mundarten: 

1.  Allgemeines.     Von  Ph.   Wet/ener* 

2.  Skandinavische  Mundarten.     Von  J.  A.  Lundell 
8.  Deutsche  und  niederländische  Mundarten.  Von  Fr.  Kauffmmm. 
4.  Englische  Mundarten.     Von  J.  Wright, 

Register, 
Der  IL  Band  enihgUt  di«  LiterHtureBschichlü  nu^  die  Metrik;  der  lU.  Band:  Wirt- 
Schaft,  Reclil,  Kriegawosen,  MfUioloKie^  Sitte.  KaoaL,  HddenAa^c  und  Ethnographie. 
Ein  Prospekt  über  da»  ganze  Werk  iteht  zur  Y<?rrUgTiiiß, 

'Bruckner,  Wilh.,  Die  Sprache  der  Langobarden.  (Quellen  und  Forsch- 
ungen, Heft  LXXV.)  8^  XVI,  H3S  S.  1895.  ^  8  — 
-Kinü  sehr  prüadliche  iiiifl  gcdi(*gi?ne  Arb<>i!,  die  der  Sditile,  aus  d«r  sie  herTorge- 
gangen,  alle  Ehre  macht  C,  Meyer»  Behandlting  der  langobard lachen  Spracbresle  IH77 
hat  schon  l>ei  itirem  Erscheinpn  nicht  penftpt,  \%uA  wo  roiiÄslfi  die  Wiedoraafaohine  des 
Thpma-s  lr>rkcii.  Veralcckle  Mak-rJaUeii  ^vrir^ii  rtuFzusuchi^n.  bei  der  Be»thalTeiiheit  der 
Quellen  waren  recht»wiss<?nBcliaflliche  .^rhiiüEf-tj  »?ben«o  wie  di«  ttalienischo  Sprache 
hfranzu^ichen,  und  dti&  ermittelte  Spra^  hmith  ri;il  muäste  d<?m  Scharfsinn  reithlii-bo 
Cifclesjenheil  bitflüu,  sich  zu  cntralten.  Die  vorließ  ende  Arbeit  er  füllt  ihr«m  Zweck  nuch 
alh?n  .Scitiv-it,  sie  steugt  von  guten  Kenntnissen  und  glttcklicher  VBfwertimg  dorselben  fUjr 
dit  fjrammatik  wio  für  das  Wörterbuch  und  di«^  Naroonkunde.  Viel  unbekanntes  MnleriaJ 
ist  beigebracht  and  richtig  gedeutet;  wenigres  Dunkele  wird  wohl  auch  fernerhin  dunkel 
Mfclhen.»                               Litteralurhlatt  für  gerroan.  ii.  roman.  Philologie  1^95,  Nr.  12, 

Inge,  Friedrich,  Vorgeschichte  der  aUgermanischen  Dialekte. 
Mit  eininii  Anhang:  Geschichte  der  gotischen  Sprache.  (Sonderabdruck 
aus  der  2.  Aullage  von  Pauls  Grundriss  der  german,  Philologie).  Lex.  8**. 
XI  und  S.  8*23-517  und  10  S,  Register.  1897.  Jk  4  50 

•  Mit  Meisterschaft  hat  Klugei  di«  nm-h  schwerer ci  Aufgabe  ^elö«t.  die  «Vorgeschichte 
der  altgi'nnaniKchen  flialokte».  d.h.  d;i©  aus  d*!r  Sprachvergleichung  csrschlossene  ältcäte 
(vorhistoriäL-heii  OeFlnIt  der  gtrraanischeB  Sprache  auf  KK)  Seiten  sn  darzustellen,  dajts 
neben  deo  als  eicher  atu  belrachtendon  Ergebnissen  der  hiiüherigea  Forschmig  auL'h  noch 
»chwcbende  Fragen  und  kiinfUge  Aufgaben  berührt  werden.» 

L.  Tobler,  Litleraturblatt  T  gcrm.  u.  rom.  Philolot^ie  1890  S.  1U5, 

|.^  —  Vergleichendes  Wörterbuch  der  altgermanischen  Sprachen. 

(In  Vorbereitung.) 
loreen,  Adolf,  Abriss  der  urgerrnanischen  Lautlehre,  mit  beson- 
derer Rücksicht  auf  die  nordisclien  Sprachen  zum  Gebrauch  bei  aka- 
demischen Vorlesungen.  Vom  Verfasser  selbst  besorgte  Bearbeitung  nach 
dem  schwedischen  Original.    8»,    XII,  278  S.     1894.  v*  5  — 


Oermanisch  (Fortsetzung), 

Noreen,  Adolf,  Abriss  der  urgermamschen  Lautlehre  (Fortsetzung). 

«Schon  dio  achwedueh«  Ansg&be^  die  vor  mehreren  Jahren  «rechietiefi  Ui.  hat  f& 
diesem  Blaitfl  warme  Anerkennunf  gefunden,  in  noch  höherem  Maäic  verdient  di« 
dentnche  BoarhßUuiig  das  jener  gcapendete  Lob.  Sin  i^t  eine  Uborra^chead  reichh&iti|e. 
Überaichtlich  angeordnete  und  fast  durchweg  amvcrlasalae  DaratelJmif  eine«  der  wich 
tigsien  Kapitel  der  gi^rmaniseheu  ürammatik.»     Lilerariiches  Ccntraiblatt  1894.    Hr.  S5. 

Sievers^  E.,  Gennanisctie  Phonetik  (im  Griindriss  der  germanischen 
Philologie-  2.  Auflage.  L  Band  S.  283  bis  319  mit  einer  Tafel.  —  L  Band 
Lex.  8^  XVI,  1621  S.  mit  einer  Talel  und  3  Karten  1901.    Jl  25  — ). 

Streitberg,  Wüh.,  Zur  germanischen  Sprachgeschichte.  8'.  \% 
116  S.     1892.  «4  2  50 

Wrede,  Ferd„  lieber  die  Sprache  der  Oatgoten  in  Italiea  (Quellen 
und  Forschungen  68.  Heft.)    8^     VD,    208  S.     185*1 .  Jii  ^ 

—  —  Ueber  die  Sprache  der  Wandalen.  Ein  Beitrag  zur  germin, 
Nanten-  und  Dialectforschung.  (Quellen  und  Forschungen  59-  HefL)  $• 
VI,  119  S.     188(5.  ^  3  ^ 

Gotisch. 

Feißt,  Dr.  S.,  Orundriss  der  gotischen  Etymologie  (Sammlung  indo- 
germanischer Wörterbücher,  IL  Band),     S'».    XVI,  167  S.  1888,    .^  5  ~ 

Kluge,  Friedrich^  Geschichte  der  gotischen  Sprache.  Anhang  a 
desselben  Verfassers  Vorgeschichte  der  altgermanischen  Dialekte;  siehe 
Germanisch. 


Grriechisch, 


Solmsen,  Felix, 
lehre.    8**. 
—    —    Etymologische 


Untersuchungen  zur 
LX,  322  S,     190L 

Wörterbuch 


griechischen  Laut- 


u.  Ver3- 

der    griechischen   Sprache, 
(In  Vorbereitnnj.i 

Thnmb,  Dr,  Albert  (a.-o,  Professor  an  der  Universität  Freibarg  l  B,i, 
Handbuch  der  neugriechischen  Volkssprache.  Grammatik.  TexU 
und  Glossar.    S\    XXV,  240  S.  mit  einer  lithogr.  Schrifttafel.     189^. 

Broschirt  v4  6  — ,  in  Leinwand  geb.  ul  7  — 
«Endlich  einmal  eine  hranchbarfl  Griimroatik  der  nougriechischeij  Volkäspraehf^  ein 
Buch,  das  nicht  yanes  aue  allon  möglichen  Formen  zuAammeiiiiQbrauto  Kauderwelteh  in 
Zeitungen  und  Bücher,  »oncierii  die  in  gesetxmäjisi^er  Kntwicklunir  entstanden«  leNodtf« 
Sprache  <ler  Oegrenwart  lehrt E  Th.  hat  es  verstanden^  den  wichtigB(i»n  ^^' — *-  *r  ]«f 
sehr  knappem  Räume  milÄUteilen,   indem  er  eich  auf  die  Verxoiohnung    j  -q 

mll   den    unerilhfhrlichisten  Erklärunfnn  bf^sohrlLnkte;   die   grammaU»ch<'  h-j 

Handbuches  umfasst  nur  121  Seilen;  dann  foI,E;en  gcmeinneugricrhische  unif  .itaJtWd^hc 
Texte  in  Poesie  und  Prosa  {S.  127—104),  endlich  ein  Glowar  tS.  195— 2SiJ).    Hund^rtaiJ 
bin   ich   nach   einem   praktischen  Handbuch   der   neugriechischen  Volks-^p? ti-  he   g^fr^^t 
worden,  and  atota  war  ich  in  Verlegenhoit,  waa  ich  den  Leuten  eig'Ti 
die  gleiche  Verlegenheit   drückte   niith   Jedesinal^   wenn   ich    eine  V 
piethiscbe  Grammatik  hielt  und  den  Zuhörern  zur  Vereinfachung  uri  .l_,  _ 

Unterrichte  etwas  Gedrucktem  in  die  Hand  gehen  wollte.  Wer  die  T^ot  t»o  itu  et|«B»itf 
Haut  gefühlt  hat.  wird  dorn  Verfasser  für  seine  schöne  Arbeit  doppelt  dankbar  jiSd  «td 
gerne  darauf  verzichten,  ihm  einzelne  Unebenheiten  auf^^nmutzon.  Mächte  mu  •och 
eine  hiftcrif  che  Grammatik  des  Neugriechischen,  die  dem  byzantintdchen  Stndienkrtii« 
noch  näher  Hegen  würde,  uns  bald  boschoert  werden!»      Byzant  Zeitschrift  t895  S.» 

^  —  Die  griechische  Sprache  im  Zeitaller  des  Hellenihmu^ 
Beiträge  zur  Geschichte  und  Beurteilung  der  Koivi^.  8^,  VIll,  273  S 
1901.  Ji  T  ^ 

«Habeu  die  seither  von  Thumb  Teröffentlichten  Arbeiten  in  d^m  Tltrrti  V-rfu- 
einen  ebenso  meist erhnften  Kenu€*r  des  Neui^ieehifit-hen    als    m^^-' 
anf  dem  weiten  KeJde  dvs  Orie (tischen  überhaupt  ketiuen  gelehrt. 
B  eleu  eil  tuiig   und  Bewertung  aller   für   die   in   Betractit  komiui.......    ^^   .    . 


L  GrammatiBchi}  unrl  lexikalbr^he  Werke. 


11 


Grkchisch  (Fortsetzung). 

timnb,  Dr.  Alb,,  Die  griechische  Sprache  im  Zeitalter  des  Hellenismus  (Forts.). 

geltend  mnckciidt'Q  Fftktoren  seiiHt  großt-titeils  esakt  xu  neDnendeD  Arheitsergüb- 
nisBr  änchcfaiüü  darzuBtelleUt  d,  h.  positiv  Sicheres  und  hioö  Walirselitsiiilictifa  in 
zweckdienlicher  Weise  «treiig  auseiriainler  zn  halteu  versteht,  so  überrAgeij  die  hier 
£U  beaprcchcodcn  Beiträge  zur  OcacliCcbte  und  Bewrteilang:  der  Koivt|,  wenn  andt^rs 
nach  cincni  bekanntei^  und  als  zutreffend  anerkannten  Ausspruche  der  Wert  wiaaeii- 
«clixiftlicher  Arbeiten  nicht  allein  in  den  R^sul taten  der  Forachung^,  sondern  auch 
in  der  richtigen  Methode,  zu  ihn  eil  zu  gelangen,  besteht,  an  Wohlberatenheit  ujid 
Gfidieg-cnlieit  **o  siemlich  alle  fniheren^  die  gleiche  Materie  berührenden  Unter- 
Biiehnngen.  Findet  diese  VorxQ^Iichkeit  auch  zum  Teil  ihre  natürliche  Erklärung 
in  dem  erwetterteo  Oesiclltailureise  des  vom  Verfasser  durch  rastloses  VorwÜrts- 
Btreben  gewonnenen  höheren  Standpunktes,  so  i^t  sie  doch  anderuteJl»  Dicht  in  letzter 
Limo  aueh  auf  jene  Thumb  e ige ntiim liehe  minutiöse  Vorsicht  zurückxuführeu,  die 
nicht  milder  bei  der  Würdigung  d«^  Einzelericheinungeii  ala  beim  Aufbau  der 
daran»  zn  «chenden  Seh litsfie  geübt  wird.  Unter  allen  üfännern,  die  sich  auf  dieser 
Reiinbfihü  bis  jftKt  gttumraelt  haben,  können  meines  Erachtcni«  nur  Hats^iitaki«  und 
Krurabacher  bei  grilnd liebster  Wort-  und  Sachkenntnii»  einer  gleich  umfangreichen 
Cjuellejiknude  sich  rühraeir;  gebricht  es  aber  an  letÄterer.  so  läßt  sich  eben  eini' 
flolch  lebendige  und  geistvoUt^  Auffass^ung  des  über  zwei  Jahrtausende  umfnssend^^n 
Sprach iirozegÄca  in  seiner  Totalitat,   wie  si«    hier  entgegentritt,  gar  nicht  denken.» 

Koue  philologiÄche  Enadschau  19(>l,  Kr.  5. 

eeler,  Benjamin  I.,  Der  griechische  Kominalaccetit  Mit  Wörter- 
verzeichnis,   8".     U6  S,     1885,  •^  3  5ü 


it,  JiümB  (Rabbiner),  Glossarium  firscco-hebraeiim  oder  der 
griechische  Wörterschatz  der  jüdischen  Mi  drasch  werke,  Eiti  Beitrag  zur 
Keltur-  und  Altertumskunde.    8^    216  S.  189L  JSf  T  — 

Hittitisch 

Tensen,  P.,  Hittiter  und  Armenier.  Mit  10  lithographischen  Schrifttafeln 
und  einer  Uebersichtskarte.     Gr.  8^     XXVI,  255  S.     1898.  J(f  25  -- 

Inhalt:  L  Das  Volk  und  daa  Land  der  Hatio-Hayk\  —  IL  Die  liatisch-arm«- 
niscben  Inschriften.  A.  Liste  der  bekannten  Inschriften.  B.  Transscriptions-  und 
trberactznngaversuche.  —  IIL  Baa  hatiBch-ariiicnische  Schriltnyatem.  A.  Die  Schrift- 
xeiehen  und  ihre  Verwendung.  Mit  einem  Anbang.  B.  Das  iigyptisehe  Vorbild  des 
hatischen  Schriftsysttems.  C.  Falaeoarmeiiiacher  Ursprung  der  hatischen  Schrift 
IV.  Die  Sprache  der  Hatier  and  da»  ArmeniÄChe.  A.  Orammatisches,  B.  Lexika- 
lisches. C.  Der  Lautbestand  der  hatischen  Sprache  im  Verhältnis  zu  dem  des  Indo- 
kgermani sehen  nad  des  Armenischen.  —V.  Zur  hatiich-armenisfchen  Religion.  A.  Hatiache 
Ü^Hterzeichen.  B.  Hatische  Odtternamen.  (1  Hatische  Götter.  D.  Einfluss  des 
^mcht.'u  Cultus  auf  den  der  Hatier.  E.  Die  Religion  der  Hatier  und  die  der 
boonier.  —  VI.  Zur  luitiJoh-anaeni^chen  GeBcliichte.  —  N&chtrtge.     Verzeichniase. 

Indo-arisciL    (S.  auch  Pali,  Prakrit,  Sanskrit,  Singhalesisrh,  Verlisch). 

(jrmndriss  der  Indo-ariBchen  PhUologie  und  Altertumskunde,  unter  Mit- 
wirk an  g  von  A,  Baineit-London,  U.  G.  Bhamlariar-Fima.  M.  Bloom fieUl- 
Baltimore,  J.  Burfje&s-E^mhnT^h,  J.  F.  F/^rNLondoii,  0.  Fr« />^^- Königs- 
berg, i?.  G fr rÄ<?-Tü binden,  W.  (?fi^^(?r-Erlangf^n,  A'  (7rW^ier-Berlin,  (r.  A. 
Öri>r«r>?*-Qilcutta.  A.  Rillebrahdt-V^i^^l'o:^^  H.  Jacobt-Bonrif  J,  Jolh/AVürz- 
burg^  H.  ÄVrt* -Leiden,  £.  A'wAw -München,  E.  L««ma**/i-Strassburg. 
JS.  Liebi€h'BrQ^]au,  H.  LM^^r^-Göttingen,  A,  A.  Macdoneli-Oxiord,  R.  Me- 
rm^er-Graz,  E.  PiscJiel-UhWe,  E.  J.  i?flt/woii-London,  J.  S.  .S)i^//cr-Groningen, 
Jf,  A,  S^£?i«-Calcutta,  Q.  TA ^Aa «/-Allahabad,  A.  Ff «iV Benares,  Sir  i?.  W^iit- 

»Ijondon,  M.  FFiH/cr/^Y^-Prag,  27*.  J^V/cÄar/a^j-Halle.  Begründet  von  Georg 
Bühler,  fortiiesetzt  von  F.  Kielhorn, 

In  diesem  W^erk  soll  zum  crplt^a  Mal  der  Verbuch  Seemacht  werden,  einen  Gesamt- 
überblick über  die  ein^elTien  (lebiete  der  indo-arischen  Fhitologie  und  Altertumekunde  in 
knapper  und  »yetematiscber  Darstellung  7a\  jceben.  Die  Mehrzahl  der  Ge^Rmstände  wird 
damit  überhaupt  zuai  ersten  Mal  eine  ^usammenhiLnEende  abgaruodete  Behandlunf  er- 
fahren; dej^hftlp^  dar!  von  dflm  Work  reirher  Gewian  für  die  Wisaonachaft  Bßlbet  eraolTt 
werdeu.  trotxdem  es  in  erster  Linie  ftJr  Lernende  bestimmt  tat. 

Gegen  dreissiy  Gelehrte  m\%  Deubschland.  Oestorroicb.  England,  Holland,  Indien  und 
Amerika  babea  sich  vereinigt,  um  diese  Aufgabe  zu  13seu,  wobei  eiu  Teil  der  Mit- 
arbeiter ihre  Beiträge  deutach,  die  Übrigen   sio  englisch  abfasAcn  werden. 


12  VERLAG  Ton  KARL  J.  TROBNER  in  StrtMbnr^ 

Indo-arisch  (Fortsetzung). 
GnindrisB  der  indo-arischen  Philologie  und  AltertunBkiinde  (Fortsetznog), 

Besteht  schon  in  der  räumlichen  Entfernung  vieler  Mitarbeiter  eine  grtesere  Schwierig- 
keit als  bei  anderen  ähnlichen  Unternehmungen,  so  schien  es  auch  ipeboten,  die  Unzv* 
träglichkeit  der  meisten  Sammelwerke,  welche  durch  den  unberechenbaren  Abliefenmci. 
termin  der  einzelnen  Beiträge  entsteht,  dadurch  zu  vermeiden,  dass  die  einzelnea 
Abschnitte  gleich  nach  ihrer  Ablieferung  einzeln  gedruckt  und  ausgegeben  werden. 

Der  Subskriptionspreis  des  ganzen  Werkes  beträgt  durchschnittlich  65  Pf.  pro  Druck, 
bogen  von  16  Seiten;  der  Preis  der  einzelnen  Hefte  durchschnittlich  80  Pf.  pro  Druck- 
bogen. Auch  fUr  die  Tafeln  und  Karten  wird  den  Subskribenten  eine  durchschnittliche 
Ermässigung  von  20%  auf  den  Einzelpreis  zugesichert. 

Band  I.    Allgemeines  und  Sprache. 

1.  ♦a)  Georg  Bühler  von  Julius  Jolly.    Mit  einem  Bildnis  Bühler's  in 

Heliogravüre.    Subskr.-Preis  Jk  2. — ,  Einzelpreis  UK  2.&0. 
h)  Geschichte   der   indo-arischen  Philologie   und  Altertumskunde 
von  Ernst  Kuhn. 

2.  Urgeschichte  der  indo-arischen  Sprachen  von  R.  Meringer. 

3.  a)  Die  indischen  Systeme  der  Grammatik,  Phonetik  und  Etymologie 

von  B.  Liehich. 
*b)  Die  indischen  Wörterbücher  (Ko§a)  von  Th.  ZacJiariae.  Subskr.- 
Preis  Jl  2.—,  Einzelpreis  M  2.50. 

4.  Grammatik  der  vedischen  Dialekte  von  A,  A.  Macdonell  (englisch). 
ö.  Grammatik  des  klassischen  Sanskrit  der  Grammatiker,  der  Litte- 

ratur  und  der  Inschriften,   sowie  der  Mischdialekte  (epischer  und 
nordbuddhistischer)  von  ff.  Lüders. 
*6.  Vedische   und   Sanskrit-Syntax  von   J.  S.  Speyer.    Subskr.-Preis 

vÄ  4. — ,  Einzelpreis  Jk  b. — . 
7.  Paligrammatiker,  Paligrammatik  von  0.  Franke. 
♦8.  Grammatik   der   Prakrit  -  Sprachen  von  R.  Pisehel.    Mit   Indices. 

Subskr.-Preis  uK  17.50,  Einzelpreis  Jü  21.50. 
9.  Grammatik  und  Litteratur  des  tertiären  Prakrits  von  Indien  von 
G.  A.  Grierson  (englisch). 
♦10.  Litteratur   und   Sprache   der   Singhalesen  von  Wilh.  Geiger.  Mit 

Indices.  Subskr.-Preis  Jlc  4.—,  Einzelpreis  JH  5. — . 
♦11.  Indische   Paläographie  (mit  17  Tafeln)  von   G.  BÜMer.    Subskr.- 
Preis  JL  15. — ,  Einzelpreis  .^  18.50. 

NB.  Die  mit  ♦  bezeichneten  Hefte  sind  bereits  erschienen. 

Der  II.  Band  enthält  Literatur  und  Geschichte;  der  III.  Band  Religion,  weltliche 
Wissenschaften  und  Kunst.  —  Ein  Prospekt  über  das  ganze  Werk  steht  zur  Verfügung. 

Grierson,  G.  A.,  The  Aryan  Vernaculars  of  Modern  India  and  their 
Literature  (Grundriss  der  indo-arischen  Philologie  und  Altertumskunde 
I.  Band,  9.  Heft).  (In  Vorbereitung.) 

Liebich,  B.,  Die  indischen  Systeme  der  Grammatik,  Phonetik  und 
Etymologie  (Grundriss  der  indo-arischen  Philologie  und  Altertumskunde 
I.  Band,  3.  Heft  a).  •  (In  Vorbereitung.) 

Meringer,  R.,  Urgeschichte  der  indo-arischen  Sprachen  (Grundriss 
der  indo-arischen  Philologie  I.  Band,  2.  Heft).  (In  Vorbereitung.) 

Zachariae,  Th.,  Die  indischen  Wörterbücher  (Koshas)  (Grundriss  der 
indo-arischen  Philologie  und  Altertumskunde  I.  Band,  3.  Heft  b).  Lex. 
8^  40,  IV  S.  1897.  M.  2.50 

Indogermanische  Sprachwissenschaft. 

Brugmann,  Karl  (ord.  Professor  der  indogerm.  Sprachwissenschaft  in  Leipzig 
und  Berthold  Delbrück  (ord.  Professor  des  Sanskrit  und  der  vergl.  Spraclh 
künde  in  Jena),  Grundriss  der  vergleichenden  Grammatik  der 
indogermanischen    Sprachen.      Kurzgefasste   Darstellung    der  Gfe- 


L  Gramm AU»cb0  and  Icxikalisclie  Werk«. 


la 


Indogermanisch  (Fortsetzung). 
Brugmatin  und  Delbrück,  Grundriss  (Fortsetzung). 

schichte  des  Altindischen,  Alliranisclien  (Avestischen  und  Altpersischen). 
Altarmenischen,  Altgriechiscben,  Albanesischen,  Lateinischen,  Uinbrisch- 
Samnili  sehen,  Altiriachen,  Gotischen,  Althochdeutschen,  Litauischen  und 
Altkirchenslavi  sehen. 

l.  Bd.;  Einleitung  und  Laullehre  von  Karl  Brugmann.  Zweite  Be- 
arbeitung.  1.  Hälfte  (§  1— tj94),    Gr.  8**.    XL,  622  S,  1897,     uK  IC  — 

—  —  2.  Hiilfte  (§  6t>5— 1084  und  Woründex  zum  l  Band).  Gr  ^. 
IX  u.  S,  62.H— 1098.     1897,  JL  12  — 

IL  Rd,:  Wortbildungslelife,  (StammbildungS'  und  Flexionslehre)  von 
Karl  Brugmann.  1.  Hälfte,  Vorbemerkungen,  Noininalcomposita. 
RedupUcierJe  Noniinalbildungen.  Nomina  mit  slammbildenden 
Suffixen.     Wurzelnomina.     Gr.  8".     XIV,  4ß2  S.     1888.     JH  12  — 

—  *-  2.  Hälfte,  1.  Lief.:    Zahlwortbildung,   Casushildung  der  Nomina 
<  (Nominaldekünation).  Pronomina.    Gr.  8«.  8H4  S.    189L     JH  10  — 

2.  Hälfte,  2.  (Scliluss-)  Lief.  Gr.  H\  Xll,  592  S,  1892.     Jl  U  — 

Indices   (Wort-,   Sach-   und   Äutorenindex)    von    Karl    Brugmann, 

Gr.  8^     V,  236  S.     1893.  ^  6  — 

El.  Bd.:  Syntax  von  B,  Delbrück.   L  Teil.  Gr.  8*.  VIII,  774  S,  1893. 

Jl  20  — 

IV.  Bd. 2.  Teil,  gr,  8^.  XVII,  5(50  S.  1897.  Jt  15  — 

V.  Bd. 3.   (Schluss-)   Teil   Mit  Indices  zu  den  drei  Teilen  der 

Syntax  von  C.  Cappeller,     Gr.  8**.    XX,  r>06  S.     1900.      ^  15  — 

*.  .  .  Nach  meinem  Erachten  g^nOßt  es,  die  Lesör  dieser  Zeitschrift  auf  tlie  Bodcotunir 
dCH  vorlifgendon  Werkes  aurmerkfrani  gemacht  zu  habi'D,  und  da^&  diese  tine  ausser- 
ordc'ntlicho  iöt,  muss  j<?dor  un  pur  leitfleh  und  bilUe  Ucnkendt'  mit  lyhhafler  Frf?ude  ein- 
gcsti,'hon.  Dajts  noch  gar  manche  Partie  der  Aumelluni;  bedarf,  wci»B  olmohin  je^lur 
Einjiichtiifo;  aiiur  wa?  nach  dem  gegenwärtigen  Standpunkte  des  Wiea^^ns  geboten  werden 
kjinn,  bietet  das  Brngniannscha  Buch  in  voiU^m  Maaaöe.  t>airnm  bcileutct  oa  auch  ein&Ei 
Markctein  in  der  Q^ächichto  der  indDgcnaoLni&ciicn  Spr*übwiss(^nE[7hafL* 

Fr.  Stolx,  Neue  philologucbe  Rundschjiu  1897.    Nr.  3. 

Irugmann,  Kj  Elements  of  the  comparative  grammar  of  the  lodo- 
Germanic  Languages.  A  concise  exposition  of  tlie  history  of  Sanskrit, 
Old  Jranian  (Aveslic  and  Old  Pemani,  Old  Armenian,  Greek,  Latin, 
Ümbro-Samnitic,  Old  Irish,  Gothic,  Old  high-German,  Lithuanian  and  Old 
Church  Slavonic. 

Vol.  I :  Introduction  and  Phonologv.  Translated  frum  the  German  by 
Joseph  Wright,  Ph.  D.    8^  *XX,  562  S.     1888. 

Geb.  in  engl.  Leinwand  oÄ  18  — 

VoL  IL:  Mürphology  (Stem-Form«ition  and  inllexiön.K  Part  I:  Introduction. 

Noun  Compounds.    Reduplicated  nouns,    Fonnative  suflixes.    Rool 

nouns.     Translaled  from  Ihc  German  by   R.  Seymour  Conway, 

M.  A.  and  W.  H.  D.  Rouse,  M.  A.     8«.     XVIIL  49,^  S.     189L 

Geb.  in  engl.  Leinwand  ^16  — 

Vol.  IIL:  Morpbnlopy,  Part  11:  Numerais.  Inflexion  of  nouns  and  pronouns. 

Ti^anslated  by  Ihe  same.     8«.     XII,  4t)2  S.     1892.    Geb.     uK  12  ö€ 

Vol.  IV.:  Morphology,  Part  JH:  Verbs:  Formation  of  the  stem,  and  inflexion 

or  conjugatiun.     Translaled  by  the  same.    8*.    XX,  1U3  S.     1895, 

Geb.    UK  20  - 
Indices  of  the  volumes  1-IV.    8*-    VIII,  250  S.     1895.  Geb.    Ul  8  50 
Der   Rest   dieser   cnglisi  hen   Ausgabe   wt   in   den  Verlag   von   Lemck«  d  BuechtiAr 
(vorma!«  Wri&tßrmnnn  &  Co.)  in  New  York  Übergegangen. 

Brugmann,  K.,  Kurze  vergleichende  Grammatik  der  indoger- 
manischen Sprachen.  Auf  Grund  des  fünfbändigen  Werkes  von 
Brugmann  und  Delbrück  verfasst.  '     (In  Vorbereitung.) 

Da»  ^rosiie  monumvütnle  Wurk  von  K.  Brngmaim  und  B.  Delbrntk  hat  mit 
der  Vfröffeiitlichung  iles  fünften  Bandes  soeben  einen  i^liicklichib'n  AbsthliL^s  i^rreicht. 


Indogermanisch  (FortsetÄung). 

Brugmaim,  K.^  Kurze  vergleichende  Grammatik  etc.  (ForUeizung). 

Dainit   ist   ti(?r   Zeitpuakt  gekoni  ;  ji    Aansu^   uns  diesem    Werk   für 

grösseren  Kreis  von  philulog^iüch  ins  Auge  za  fassea.   Der  eine  rler  l 

Verfftsser  hnt  sioh  bereit  erklart,  ignbe   zu   Qberoehmen.    Die  'Karge     

j?l eichende  Orainmntik»  soll  die  wiclitigsten  Thatsacheu  rles  g^rossen  Werket  üb  Zq« 
svammtuhuiiK  darstellen  unter  beflonderer  BerQckaichtif^uitfc  der  klassischen  Spr»che(^ 
lies  <iermnrjtsf:heu,  det*  SUvisclien  und  deg  Altiiidi^chen  und  dabei  den  Umfaag  ettiet 
Bftnil>*9  von  ungefähr  4f>  Bogen  üieht  iibersch reiten. 

Delbrück,  B,,  Grundfragen  der  Sprachforschung,  Mit  ROcksicbt 
auf  VV.  Wundts  Sprachpsychologie  erörtert  8^  VI,  180  S.  1901,     Jt  4  - 

Hirt,  I>r.  Herman,  Der  indogermanische  Akzent.  S\  XXIQ,  356  S 
1895.  Ul  II  - 

•Keines  jener  Bflcher,  die  man  durch  d&t  Pr&dikat  «abEchlienend»  xu  charakien<i«vQ 
pflegt  ,  .  .  Kein  Buch,  datt  am  Ende  einer  F.ntwickluii§^srethe  steht,  da«  steh  damit  b«. 
pißten  darf,  die  reiche  Ernte  froherer  Forschung  unter  Dach  zu  brinf^i^  Alle«  reinlinib 
zu  sortieren,  zu  klaasifieieren  und  zu  etikettieren.  Vielmehr  ein  Buch,  das  am  AaTiof 
einer  neu  erschlossenen  Bahn  steht,  nicht  selten  unfertie;  und  lückenhaft,  aber  genof  A*% 
Schönen  bietend,  mehr  noch  verheissend.  Gewiss,  hätte  der  Verf.  da*  onv«rtn«*id!Ht 
Nonum  premalur  in  annum  Rlrikle  hetolpt,  so  wäre  ihm  zweifelsohne  xi  '  —  *t 
»L'hMzbare   Fund   geglückt,   hatte    manche    klaffende  Lücke   auagefflUt  "k  n 

Aber  wir  haben  alle  Ursache,  dem  Vert  dankbar  zu  sein,  das«  er  es  nitii  i. 

So  wie  da«  Buch  ist,  darf  man  von  ihm  sagen:  es  ist  daa  rechte  Buch  zur  rnthi.  tj  Z*jt 
So  viel,  fio  unendlich  viel  auch  noch  im  Einzelnen  zu  erledigen  bleibt,  dfe  For8chua|«ii 
Über  die  Grundfragen  sind  immerhin  so  weit  gofi^rdert,  da^s  eine  zusammenfaMeade  aa4 
weiterfahrende  Darstellung  dringendes  Bedürfnis  war.  wenn  die  Erort*  rungen  tlber  Accent^ 
fragen  auf  ein  grosseres  Publikum  rechnen,   wenn  sie  nicht  aus  Mani;o1  an  Verctijtdftii 
und  an  Teilnahme  wieder  ins  Stocken  geraten  sollten.    Die  letzte  iJarstonnuff  äir  in,i,v 
fermanischen   Accentuation  ist   nenn   Jahre   alt;   sie   findet  »ich   im   er-' 
Brufmann  B  Grundriß?,    Will  man  sich  eine  Vor&tdlung  davon  machen,  w»l 
die  Zwischenzeit  unserer  Erkenntnis  gebracht  hat,  so  braucht  man  nur  Hiri  ^  .. 
ju  vergleichen:  wie  viel  Thatsachen,  die  damals  nr^ch  nicht  erkannt,  wie  viel  K 
die   damals   noch  nicht  geahüt!    Dem  Stand   der  Forschung  entspricht   aufa   Li 
Anlage  de»  Werke»:  es  ist  halb  Lehrbuch^  halb  UnterBuchung  ,  .  .> 

Literar.  Central blatt  1S05  Nr  ö) 

vomehodich  in  seinem  Verhältnis 

Wer  die  Sprachfi^rschung   in    ihrer  Arbeit   in   den   letzten  Jahren   verf-'**    ^^*     '  • 
weiss,  dass  die  Ablautsfratre  zu   den  Problemen  gehört,   die  die  Forsch« n 
beechäftigt  haben.    An  StoEle  einer  gesicherten  Erkenntni«,   die  man  v-t 
haben  scliien,   ist  eine  Sturm-  und  Drangperiodo  getreten,    in   der   li      ' 
erscheint,    Brugmanti   forderte   daher   eine   gründliche  Sammlung 
Verfnwser  hat  es  untemomraeti,  die»  in  a  na  gedehntem  M  nasse  zu  bescl 
diff  Wirkung  der   Betonung    auf  den  Abtaut   feslztistelkn,   wobei    ti 
idg.  AHaut  in  der  TImt  im  wesentlichen  durch  die  Hctonung  her\ 
noch  übrig  bleibtt  dürfte  sich  auf  einfache  Weise  durch  andere  Urna 
ao  hoflt  der  Verfasser,   in   diesem  Buche  etne  einwandafreie  Erklärung  de*    tilg.  XalAt,- 
Systems   und  Ablauts    geben   und    die  Sturm-  und  Drangpertode   der   letzten  Jatire  ai. 
s^'hlie^scn  zu  kennen. 

Metfctr  @iifiiat»^  Öffa^SiinbStiiMenimcSprQd^geld^id&teuiit  9?otISlmibt 
L  Sanb.    H**.    VIII  412  e.     1885.         SBiofd^irt  ^  7  — ,  geö,  ..    ^ 

5t  11  Ij  alt:  3ur  3)jrödKicidjldjlc.    E  ^ai  inbflflcrniaitiFc&c  Utoolf»    IL  Tie  i: 
ZprütöfroßC.    111.  Ucbci   Sprndjc  niib  l^itctatur  bcr  »tlbanclciu    IV.  I5as   t^euti^c  dnuaf;  j 
V,  auuftßttttH  '3flt{m?  iitib  bic  Ätaucnfrtiflc  in  Ötiec&eiifanb. 

^Ui^  in?rflletd)cnbnt  SHflrÄcitfunbf.  E  rtoifiorc.  IF.  *Diar<^|«ifavfdmnö  unb  lUiff 
tbiimfrtyifirnfdjaft.  ITE  filcijmjtifdie  SWdrc^cn,  IV.  ^irobifdjc  aitätd>cn.  V.  Stmoc  unb  flfv^e 
VE  Tit  Cucilrn  bf«  Xccamcroiie.  VU.  SftbflotJifdie  aT?ätdjcn.  VltE  Xct  fltfttlcnfänga  l« 
«Cmmcln,    IX.  Ttr  X^atbc  hti  5:ob^3,    X.  iJHt?  ijait  "iiitnfle. 

iinr  flcnntiiiü  bcö  löolf^Ucbr 5.  L  ^nbtfdjc  ^i^icr^dicu,  11  ' 
^joeHf.  IIE  2tiibirit  über  baS  Scfinabertjüpfcl.  E  ßiir  i^itoratur  bcr  örtiü 
icttc  ujvb  Kiclirftropblflf«  Cicb.  :i  Uc&ct  bcn 9iatwrchtaau{)  bcr  Sc^niibcrülivv.:-. 

IL  ^anb.     8°,    VI  380  B.     1893.  SBrofd^irfe  ui  6  — ,  geb.  JL  1  ~ 

^ttbalt:  E  3rani  tßopp.  —  IE  iMcorfl  Gurtlii*.  —  111.  *^caii?rac^c  mib  SBeltf ptai^öL - 
IV,  (Hnifttifc^fö  oiiA  i?IcabPtcn.  —  V.  Xic  ^tuttfprodjebcÄOiiicdjift^eTt.  —  VI.  ^0nbcrf(tl^i>(^ 
Shinbart.  —  VJE  3ur  (Ebncaftcriflif  bcr  inbifdicn  Uitcvatur.  E  mUftcmeinc  (irunbla^fCL 
2.  I^cr  ilicbfl.  3.  «ätibüfa,  —  VII L  3i(;icuucri»bilolortie,  —  IX.  ^otfiUebtt  auft  ^tewast.  - 
X.  ^imsidcdjifd^e  ^t>*ftctt&&Täudjc.  —  XE  i\\it  SBotr&futtbc  brr  ^tlpcnlÄnbcr.  —  XIE  Siiraiiir 
SÖoiItUtcratur.  —  XÜE  Xai  MmbmvcUn  auf  bcr  ^altan^albtnfeE  —  XIV,  ttine  ttct<N* 


—  —  Der  indogermanische  Ablaut, 
zur  Betonung.     8^  VHl,  204  S.     1900. 


I 


Indogermanisch  (Fortsetzung). 

_SKtt|cr,  i^üfia\tf  (^\\ai}&  nnb  <Bt\xb\m  pit  8^racffgcfd]icf)te  :c,  (Fortsetzung). 

Ö€t  lnjaantinifE^cti  iiitetatur.  —  XV.  Stilen  im  aitittelaltfr.  —  XVI.  Xos  ftcuHflc  ©rici^im^ 

ter  ^elopib«n,  —  XVJ[I.  ^ante.  —  XIX.  3lpuiU(ftc  iRdfclactc.  l.  söon  Brin&ifl  itac^  Öcccc. 
2,  Ütcce.  3.  «aiimcro.  4.  Tatcnt.  —  XX.  «ei  bttt  Sttbaaieff  ii  ^ifllicitl,  —  XXL  %'ai  ^uMtSitut 
"bet  Unitjcrfität  in  ©olofltui.  —  ?iRinfrfunflm, 

^tet^obc,  ^Itoblcme,  öit|(^ic^te,  (3n  SÖorbereitung.) 


BrugmBDEi'H  Gmndrifl«  der  vergleich  enden  Grammatik  der  indogerma- 
niächen  Sprachen  gt'dafhL  Die  Melliode  iind  «Jie  Aufgaben  der  indogernianiBL-hcn 
Sprachforscbung.  deren  Kf^nntnis  dieser  beim  Loser  voraussGUt^  sollen  hkr  in  cemoiu- 
Vera  Lüin  dl  icher  Form  dargestellt,  erklürL  und  begründe»!  werden.  Üaa  Buch  will  daxtl 
beitrafen^  dai  Verftftndnia  für  die  Bodoutang  der  jungen  Wissens c hart  hei  allen  auf 
Gymnasieii  philologisch  Geschulten  zu  wecken  und  zu  fördern. 


IxKlogermaTUBche   Forachangen.    Zeitschrift    für    indogermanische 
Sprach-  und  AI  tertomskunde  herausgegeben  von  Karl  Brugmann 
(ord.  Prof.  der  indogemi.  Sprachwissenschaft  in  Leipzig)  und  Wilhelm 
Streitberg    (Prof.  der  indogerm.  Sprachwissenschaft  in  Münster  i.  W.)^ 
iTiil  dem  Beiblatt:  Anzeiger    für    indogermanische  Sprach-  und 
AUerlumskunde,  redigiert  von  Wilhelm  Streitberg. 
L  Band,  1891/92.    X,  54ß  S.  und  IV,  206  S, 
IL      „       1892/93.     IV,  513  S.  und  IV,  223  S. 
IIL      „      1893/9^.     IV,  527  S.,  mit  einer  Tafel  und  IV,  268  S. 
IV.      „       1894  (Festschrift  zum  25  jähr.  Prot-Jub.  Aug.  Leskien's).    VI, 
478  S.,  mit  einer  Tafel  und  einer  Karte  und  IV,  172  S. 
V.      „      1895.     IV,  459  S.  und  IV,  288  S. 
VI.      „      18911    IV.  mo  S.  und  IV.  232  S, 
VTI.      „      189B/97.  IV,  423  S.  und  IV.  270  S. 
VHL      „      1K9R  IV.  350  S.  und  IV,  370  S, 
IX.      „       1898.  IV.  4<12  S.  und  IV,  212  S. 
X.      „       1899.  IV.  286  S.  und  IV,  374  S. 
XI.      „      lyoa  IV,  372  S.  und  IV,  274  S. 
XIL      „      190L    unter  der  Presse, 

Preis  jedes  Bandes  broschirt  Jl  10  — .  in  Halbfranz  geb.  Ul  18  — 
Die  Orlgjnal-Arheilpn  erj^chcinen  in  dun  I n doger maniücben  Forachnn|en; 
die  kritischen  Besprechiiniren,  eine  referierende  Zeitschriften  schau,  eine  auarührlicho 
Bibliographie  eowlf)  Personalmiiteiluugeti  von  allgemeiuerem  lntere«ia  werden  ala  «An- 
xeifer  lür  indogermanische  Sprach-  nnd  Alterin msknnde»  beijjpgehcn. 

Die  Zeitschrift  eracheint  in  Heften  von  5  Bogpn  8".  Fünf  Hefte  bilden  einen 
Band.  Der  Anzeiger  iit  beiondfr»  pa^rinierl  und  erscheint  in  3  Heften,  die  lueaminen 
den  Umfang  von  ungefähr  15  Bogen  haben;  dieäee  Beiblatt  ist  nicht  einzeln  käuflich. 
Zelteelirirt  und  Anzeiger  erhatten  om  Schluss  die  erforderlichen  Regieter. 

Iranisch.  (Siehe  auch  Afghanisch,  Awestasp räche,  Balutschi,  Kurdisch, 
Ossetisch,  Pehlevi,  Pcrsit^ch). 

Gmndrisö  der  iranischen  Philologie,  unter  Mitwirkung  von  Cht\  Baiikofonwet 
C.  H.  EM,  K.  F.  Gehhicr,  P.  Honi,  M,  Htlbschmamt,  A,  V.  W.  Jackson, 

^F.  Jitsti ,    TU,    Nölfffküf    C.    Salemann^    Ä.  Sociftf    F.  H.   Weissbach  und 
E.  W.  We^ti  herausgegeben  von  WilK  Geiger  und  Ernst  Kuhn. 
L  Band,  L  Ahteihing.     Lex.  8^     VIIL  332  S.     1901.  uK  17  — 

Inhalt:  Abschnitt  I.     Sprachgeschichte. 
1,  Vorgeschichte  der  iran.  Sprachen  Prof.  Dr.  Chr,  Bartholomae, 
2.  AwesLasprache  und   Allpersisch  Prof.  Dr.  Chr.  BaHhclümae. 
3.  Mittelpersisch  Akademiker  Dr.  C.  Sahmann. 
L  Band,  2.  Abteilung,    Lex.  8^    VI,  535  S.     1901.  ^  27  ^ 

Inhalt:  Abschnitt  I.     (Fortsetzung): 


16  VERLAG  von  KARL  J.  TRÜBNER  in  Strassbnrg. 

Iranisch  (Fortsetzung). 
GmndrisB  der  iranischen  Philologie  (Fortsetzung). 

4.  Neupersische  Schriftsprache  Privatdozent  Dr.  P.  Hom. 

5.  Die  Sprache  der  Afghanen     (  tv^.  ^^  «r  n^^^ 

6.  Die  Sprache  der  Deutschen  {  ^^-  ^^-  ^'  ^«^^• 

7.  Die  Sprache  der  Kurden  Prof.  Dr.  A.  Socin, 

8.  Kleinere  Dialekte  und  Dialektgruppen,  a)  Allgemeines, 
h)  Pämirdialekte,  c)  Kaspische  Dialekte  (Mäzandaräni  etci, 
d)  Dialekte  in  Persien.    Prof.  Dr.  W,  Geiger, 

Register  zu  den  beiden  Abteilungen  des  I.  Bandes. 
Der  II.  Band  enthält  die  Literatur,  Oeschichte  und  Kultur. 
Ein  Prospekt  über  das  ganze  Werk  steht  zur  Verfügung. 


Bartholomae,  Chr.,  Vorgeschichte  der  iranischen  Sprachen  (im 
Grundriss  der  iranischen  Philologie  I.  Band  1.  Abteilung  S.  1  bis  151. 
—  I.  Band  1.  Abteil.:  Lex.  S«.  VIII,  332  S.    1901.    Jk  17  — ). 

Altiranisches  Wörterbuch.  (In  Vorbereitung.) 

Italienisch. 

Baragiola,  Aristide,  Italienische  Grammatik.  Mit  Berücksichtigans  des 
Lateinischen  und  der  romanischen  Schwestersprachen.  8®.  XVII,  240  S. 
1880.  Ul  5  - 

d'Ovidio,  F.,  und  W.  Meyer-Lübke,  Die  italienische  Sprache  fun 
Grundriss  der  romanischen  Philologie  I.  Band  S.  489  bis  560.  —  L  Band: 
Lex.  8^     XII,  ö53  S.  mit  4  Tafeln  und  13  Karten.    1888.     JL  U  — ). 

Italienische  Dialekte. 

Ive,  Antonio,  I  dialetti  ladino-Veneti  delT  Istria.  Con  Sowenzionc 
deir  Imperiale  Accademia  delle  Scienze  di  Vienna.  Gr.  8«.  XXm,  207  S. 
1900.  Ul  5  50 

Schneegans,  H.,  Laute  und  Lautentwickelung  des  sizilianischen 
Dialekts.     Mit  einer  Karte.    8«.    204  S.     1888.  UK  4 - 

Italische    Sprachen.    (S.  auch  Oskisch-Umbrisch.) 

Deecke.  W.,  Die  italischen  Sprachen  (im  Grundriss  der  romanischen 
Philologie.  I.  Band  S.  835  bis  350.  —  I.  Band:  Lex.  8«.  XÜ,  853  S. 
mit  12  Karten.     1888.     Jk  14  — ). 

Die   Falisker.    Eine    geschichtlich-sprachliche   Untersuchung.    Mit 

einer  Karte  und  4  Tafeln.    8».    XVI,  297  S.     1888.  Ui  9  - 

Katalanisch. 

Morel-Fatio,  A.,  Die  katalanische  Sprache  (im  Grundriss  der  rom»- 
nischen  Philologie  I.  Band  S.  669  bis  689.  —  I.  Band:  Lex.  8«.  XII,  8538. 
mit  4  Tafeln  und  13  Karten.     1888.     vÄ  14  — ). 

Keltisch. 

Windisch,  E.,  Die  keltische  Sprache  (im  Grundriss  der  romanischen 
Philologie  I.  Band  S.  283  bis  312.  —  \.  Band:  Lex.  8^  XU,  853  S. mit 4 
Tafeln  und  13  Karten.     1888.     Ji  14  — ). 

Kilikisch   siehe  Armenisch. 


Kttnlisch, 

öcin,  Ä.,  Die  Sprache  der  Kurden  (im  Grandriss  der  iranischen  Philo- 
logie I.  Band.  2.  Abteil  S.  248  bis  286.  ^  L  Band  2.  AbteiL:  Lex,  ^. 
IV,  o9Ö  S.  1901.    Ji  27  — )' 

Lateinisch, 

leyer,  Gustav,  Die  lateinischen  Elemente  im  Albanesischen  (im 
Gmndriss  der  romanischen  Philologie  I.  Band  S.  804  bis  821,  —  I.  Band: 
Lex.  8^  Xll,  853  S.  mit  4  Tafeln  und  13  Karten.  JH  14  —), 
^lleyer-Labke,  W.,  Die  lateinische  Sprache  in  den  romanischen 
Ländern  (im  Grundriss  der  roman,  Philologie  I.  Band  S.  H51  bis  382. 
—  l  Band:  Lex,  8^  XH,  853  S.  mit  4  Tafeln  und  13  Karten,  JK  14  — ), 
»Imseii  Felix,  Studien   zur  lateinischen   Lautgeschicble.    8*  VlI!^ 

2U8  s.  18111.  Ji  b  m 

«Droi  Äufsölre  und  drei  Excursa  bilden  ckn  Inhalt  dor  Schrift:  1.  Der  Waudel  von 
HC'  in  vii  -  und  von  vö-  in  ve-  im  Wortanlänt;  IL  iJer  Wandel  von  tfan  in  co;  III.  Der 
isi'bwand  ihä  v  zwiai-heii  VoL'alen.  Sodann:  ir  Wei leres  zur  ßitdnni;  der  2.  .Sg.  Imp. 
Act,  der  unthcmatipchcn  Vcrbaim  Laiciniachen:  2i  Uer  t'Iur.  InfJ,  PrüM.  und  Am  PräUriUm 
dcit  Verbnm«  «unllcn»  im  Weslgcrmaniiäch^'n;  H)  Rust*  der  in dogermaiii sehen  Flexion 
Ton  dieus  im  Lateinischen  und  Verwandtes.  Sach-  tmd  Wortrep«ter  bildt^n  fJcn  Si-hlwas  . . . 

Die  von  SatdikennlnlH  tmd  Mi^thode  zeugende  Schrift  bedeutet  eint«n  wo4<?iiit liehen 
Fortschritt  auf  dem  viel  ums  triltcnea  Gobiet.»  Literar.  Genlralblatt  1895  Nr,  iQ, 


Litaimch, 

iTiedem arm,  Oskar,  Handbuch  der  litauischen   Sprache.  Grammatik- 
Texte.   Wörlerbuch.     8«.     XVI,  354  S,     1896,  J^  9  — 

Snit  langen  Jahren  scbnn  hat  jeder,  der  VorlcsunKen  über  litauwcbo  Sprache  zu 
halten  feüwungcn  ist,  den  Mangel  eine»  pa«acnden  Handbiieliea  auf«  SchmerzlicliBte  em- 
pfunden. Scbkdehcr'»  ausc^c/.eiihnet.es  Wc^rk  ist  ans  dem  Buchhandel  verschwunden  und 
Kaunn  noch  «rreichbar.  Kurächafs  Grammatik  nicht  für  AnfEncor  ber^chnoi  Daher 
braiu'ht  Wii^demaim,  der  verdiente. Verfoisser  d'fir  scharrjsiBnigr^n  ^lonopaphie  über  dita 
litauiiJLhe  Präteritum,  nicht  den  Vorwarf  ku  fürchten,  aberflüssige  Arbeit  gcthan  za 
.  haben,  äondt'rii  darf  des   [Jankeä  bei  Lehrer  wie  Schüler  gevirtfts  «ein.  .  .    Ein  ausftlhr- 

^B  ,  Hohes  Wörterbuch  macht  den  ßcschlnss,  so  dasB  der  Band  Alles  umfOB^t.  was  der  An- 
^B  Tanger  n5thtg  hat.  Möge  das  Werk  der  litamsehen  Sprache  recht  viele  neno  Frt^unde 
^B        werben.  Literar.  Centrmiblatt  1897,  Nr.  6. 

^Bip—  —  Das  litauische  Präteritum,  Ein  Beitrag  zar  Verbalflexion  der 
^       indogermanischen  Sprachen.   8**    XV,  230  S.    1891.  ^  R  — 

I Leskien,  Ä.,  imd  K.  Bmgmaim^  Litauische  Volkslieder  und  Märchen 
aus  dem   preussischen  und   dem  russischen  Litauen.    8*.    VlIL    5^8  S. 


Inhalt:  1.  Litauisch©  Volksliedt^r  aus  der  Gegend  von  Wilkischken,  gesammelt  von 
A.  Leskien.  2.  Litauische  Lieder,  Märchent  HochzeiUhilterspröchc  aus  öodlewa  nehat 
Beiträ(ft?n  jÄur  Grammatik  ond  zum  Wortschatz  der  godlewischen  Mund- 
art herausgegeben  von  K.  ßrugmann.  3.  Litanifiehc  Märchen,  Übersetzt  von  K.  ßrugmann, 
mit  iVnmerkungen  vom  W.  Wollner. 


Nwderliindisch. 


I 


te  Winkel,  J.,  Geschichte  der  niederländischen  Sprache.  (Sonderab- 
druck aus  der  2.  Atiüage  von  Pauls  Grundriss  der  german,  Philologie), 
Mit  öinpr  Karte.  Lex.  8«.  IV,  150  S.  1898.  ^  5  — 

„,L  tp  Wiriki^l  hat  etiiü  Geschichte  der  iiicdcrläiidiBchen  Spracht'  geliefert,  die 
sehr  Riet'igMft  scheint,  in  t-in  dem  meisten  (icrnianisten  ferncrBtehciiilfis  Gebiet  ein- 
zuftlhrcii :  tH!#onders  ist  die  Eiitwickeluiu^  der  Schriftsprache  ins  Aurc  gefussi,  ihre 
verschiedenen  Dialekt hcslniidtlieile,  die  tJrthoffruiihie.  dcrEiiitluss  fremder  Spntchen. 
Der  er»  m  iura  lache  Abris»  behandelt  zwar  die  Lautlehre  nur  kurz,  geht  abrr  ausser 
auf  die  FlciioH  auch  auf  dii"  Wortbildung  niid  den  Wortschatz   nach  Herkunft  nnd 


Nordmh-germanische  Sprachtih 


Kock,  Axel,  Die  aH-  und  neuschwedische  Accentuierani  unter t^ 
Tücksichligung  der  andern  nordischen  Sprachen*  (Quellen  und  Forsdnn^  ] 
Heft  87.)  8^  Xll,  298  S.  imi.  ^  7  Ü  i 

Noreen  A.,  Geschichte  der  nordischen  Sprachen.  2.  Auflag c  (Soodflw 
abdruck  aus  der  zweiten  Auflage  von  Pauls  Grundris9  der  genaanüdtt 
Philologie.)    Lex,  8^  S.  518—6-^9  und  7  S.  Register.  1898.  Ai^\ 

cNoriteo*^«  Bebaitdlliing  d^n  Nor*lisrh(?ti  kann  als   f^pochr^rnat^bimd   fflr  4i^  »oHk^ 
Studien  be?;eichnßt  werden.    Ztim  ersten  Mal  wird  :      '         "  *  XocAaiim  | 

i;;tigt^b{in,  wulche  lüoht  nur  die  Ljlernturpprachen  b  'i  ^»»  VtaiJb 

des  GemctnnordiBchün  auf  Grundlupo  der   Rumt^iu»  ^  itmm'i  lük 

sttillung^  jKetchnei  sich  durch  ecnauestct»  Eingeben  äuf  zuiUicLc    und   loLniä  üat0i4iiA 
aus  und  lieltTi  etno  FüUe  neuer  Hesultate.j^  Literar,  CenlmltiUtt  UüBfiLf 

Oskisch'  Umbrisch, 

von    Planta,    R.^    Grarnmalik    der   Oskisch-Umbrischen     Dialtl»t 
i.  Band:  Einleitung  und  Lautlehre.  8^   VIII,  600  S.    18t>2.    Ji  Jä-j 
II.  Band:  Formenlehre,  Syntax,  Sammlung  der  Insfhriften  undGioasK,! 


1897. 


.iT». 


Anliang,  Glossar.     8^     XX,  7<i5  S. 

NacJidcm  die  Sprachwi0son«chaft  di<*  OAkiäch-unihritiühcii  Dialekte  l 
licK  abseits  bat  iteg^n  lasaun,  bcrr«rbt  jel/t  auf  dics^^m  Fnrs'fhnnif^ 
«rTrenlich  roRes  Leben.    Fast  ffjeicbi? eilig  sind  fJn^i  grö^  '    !      ' 

mit  der  Lautgcaicbichte  dicker  Mundil rtE>n  heschanigon, 
bcdtiiutendislu    dst*   uns  vorliegend«  Hnch  «"intt«  jungen  ►" 
xunüchsl  einen  pescbiL-bÜicbtiin  UulK'rUiik  über  die  Krffrs.huKj; 
Mundarten,    darauf  wir4  die  «Slelliintf  der  letzteren    im  Krots  der 
und  ihr  Verhältnis  unter   eich  behandelt:   weiter  werden    di«j  D' 
Inschriften I  anfguxahlt  tinil  tharnkioriüiort.    Im  er»t<^n  Kapit-  ' 
Alphabete  der  inschrirten  und  die  orthojfrapbiiiiuheu  Fragen  \,l^< 

dennung,  der  Vocallängci  etc.)   erörtert,    liaranr  folgt   die    Ij*j..  .: ^ 

Bungcn,   dio  sowohl   dem  atattetifch-deeertplivcn  ala   anch   dem  cnlwtcl 
ii eilen  BetraehtungSÄtandpunkt  gertH-hl  wird.  .  .  . 

Wir  behalten  uns  vor,  auT  das  Werk  iiaeh  Erscheinen  d«9  xw«il«n  B«d4c»  •!«• 
ansrührlleber  T-nrüekKu kommen.  Für  jelxt  eei  nur  nneli  bemerklu  daa«  wir  et  mA  mm 
auf  gründlichMtcm  Htuilium  bernbentjen,  duri^haua  soliden  und  In  mnni^hf*n  B<9dMJMpi 
feradfizu  mustcr harten  Arbeit  zu  thun  haben,  die  alt^  ein  die  gpdamnii  "  "  ■]in  FdUdHü 
STttBanunenroädendcH  liandbucb    für  jedcu^   der    9ich    mit    den    atti!  ^ l^Khn  it> 

ichiftift,  unentbehrlieh  sein  wird.  Litürarischos  Ccntr  -^  Jir.  81 


Ossetisch, 


Httbschmann    H.,    Etymologie     und     Lautlehre      der 
(Sainmlung    indogermanischer    Wörterbücher 

.     1H87. 


Sprache. 
\ni!,  151  S. 


OS  se  titelet 
l.    Band)  ^ 


PalL 


Franke,  0.,  Palij^rajiimalik.    (Hrundriss  der  indo-ariscben  Philolofic 
Altertumskunde  L  Band,  7.  Heft,)  -  (In  Vorben^itsnfi 

Pehlevi  (Mittelpersisch). 

Salemann,  C,   Geschichte  der  mittelpersischen  Sprache  (im 
riss  der  iranischen  PhiloloErie  1.  BAUd  1.  Abteil.  S.  249  bis  332-  —  t 
LAbteihmg:     Lex.  8'.     Vlll,  33:f  S.     IDOL     Ji  17  — ). 

Persisch.    (Siehe  auch  Awestasp räche,  Iranisch  und  Pehlevi*) 

Geiger,  W.,  Die  Sprache  der  Afghanen.  Die  Sprache  der  Balutsch^a 
{im  Grundriss  der  iran,  Philologie  I.  Band  2.  Abteil.  S»  201  bis  flfii 
—  I.  Band  2.  Ahleil:  Lex.  8^.  IV,  53Ö  S,  190t     JH  27  — ). 


Persisch  (Fortselzungjv 

I.  Hont,  Paul,  Geschichte  der  neupersischen  Schriftsprache  {im 
Grundriss  der  iranischen  Pliilologie  L  Band  2.  Ahteüimg  S.  1—200.  — 
L  Band  2.  Abteil. :  Lex,  8«.  IV,  bHb  S.    1901,     Ji  27  — ). 

'      Hörn,  Paul,  Grundriss  der  neu  persischen  Etymologie  ( Sammlung  indo- 

r   germanischer  Wörterbücher,  IV.  Band).     8».  XXV,  SMS.  1893.     .^  15  — 
übschmann,  K,  Fersische  Studien.    8«.    28<>  S.     1895,  U«  10  — 

«tlJie  vorliegende  Schrift  x*»rfä3U  in  «wet  Tlieile.)  D«r  erste  Th eil  (bb  S,  lü)  bringt 
eine  st,atHi(  Jie  Anzahl  von  Nut  b  trägen  und  VcrbiiBsenunfott  zu  Hörn 's  Grundnas  der 
tieapersisrhen  Elymoiogie.  Dem  S.  1  fg.  über  dieses  Buch  gefüllten  «turcbati^  aachlicheu 
Ürtbcüe  pflichtet  Ref.  vollkommijn  bui;  trotz  gewisser  ihr  anhaftender  Mingel  ist  Horn's 
Arbeit  von  grc»M''ro  Nutzen  und  wird  anregend  wirken.  ,Ta,  sie  hat  dies  bereit«  geiiian; 
denn  auf  ihr  beruht  zum  gn^ssen  Tbeiie  die  «nouper»bt"he  Lautlehre»,  welche  die  zweite 
HMfte  (Ö,  il3-2G«)  dej  HübMhmann'echen  Buches  füllt  Diese  *  Lautlehre*  ist  ausaer- 
ordentlich  reich  an  hlinzelergeUntHHcn^  ohne  Zweifel  wird  sie  auf  lani^e  Zeit  hinaus  die 
feste  Gruudlago  für  die  fernere  wisseiiichaftliLhc  lirforschung  der  nc^upertiinchon  Sprache 
bilden.  .  .  »  LiterariÄcbee  Centralblatl  ia9&.    Nr.  2a. 


Porttigiesisch. 


^omn,  J<.  Die  portugiesische  Sprache  (Im  Grundriss  der  romanischen 
Philologie  L  Oand  S.  715  bis  803.  —  I,  Band:  Lex.  8**.  XII,  853  S.  mit 
4-  Tafeln  und  \H  Karten.     1888.     Jt  U  —l 

leinhardstoettneT ,  Dr.  Carl  von,  Grammatik  der  portugiesischen 
Sprache  auf  Grundlage  der  Lateinischen  und  Romanischen  Sprach- 
vergleichung bearbeitet    8**.    XVI,  41ß  S.     1878.  Jl  \0  ^ 

Verfaaöt'r  konnte  für  «eine  Arbeit  eigene  und  frcradp  Matenaljen  benulxpu  und 
macht  das  ganzf!  Buch  den  Eindruck  sorgfältiger  Sichtung  und  aiig;ome»6ener  Anordnuitg. 
Der  Veffasfser  kann  &k\\  defthalb  aufriehtiÄCin  Dankorf  und  warmer  Anerkennung  %'oil 
Seilfn  seiner  deutschen  und  ausländischen  Fachgenossen  versichert  hallen. 

Jenaer  Liters turstg.  1876,  81. 

Fraknl 

^iaehel,  K..  Grammatik  der  Pra kr it -Sprachen.  (Grundriss  der  indo- 
ansdwn  Philologie  l  Hand,  8.  Heft.)  Lex.  H\  430  S.  1900.  ^  21  50 

...  R,  Piacbel^  dt'ssen  Prakritütudieu  bis  in  den  Anfang  «einer  wiftseniichaftlichea 
Laiirb»hu  zurückreichen,  hat  in  diesi?r  Pfakrit'<iranimatik  ein  monumentale?  Werk  ge- 
ücbafTyn.  das  in  der  Fülle  dea  mit  Bienenfleisa  gesammelten  und  mit  pcbt  philologischer 
Akribie  vr>rarbüitelen  Materials  in  d^r  g«^RUintcn  grammatischen  Literatur  seines  gleictien 
sucht  JSeinem  wisienüchaftlichen  Charakter  entaprecbend,  nimint  er  in  den  zahlreit  ben 
croä^en  und  kleinen  Fragen  überall  seinen  Standpunkl  mit  entttchlot«»ener  Kritik  ein. 
Ute  l^ülle  des  StoJTefi  niitigte  ihn  zu  knappem  Auadruck^  die  folemik  ist  möglichst  xurtick 

Sedrängt.  Es  gab  Bchon  iiianch*^  trF?miche  Vorfirbeiton^  grammatische  und  lexikalische, 
eneii  ihre  Bedeutung  gewalirt  bleibt,  aber  l*.  hat  alle  Quellen  aelfcifit  für  seine  Xwecko 
durch gearbeitf^l  ,  .  .  llieae  Grammatik  wird  auf  Jahrzehnte  hinaui<  eine  Fundgrube  und 
Orandlage  für  weitere  grammatische  Forschunson  auf  dem  Gt^btete  der  indiäL-ben 
SprachgeBchtchte  sein.»  Literariäches  Centralblatt  1901  Nr.  12. 


Preussisch. 

iBemeker;  Dr.  Erich,  Die  preussische  Sprache.  Texte,  Grammatik, 
etymologisches  Wörterbuch.     8«,     X,  mS  S,     18^  .4  8-^ 

•  .  ,  .  .  Es  war  wirklich  schon  an  der  Zeit,  Nesst^lmann*«  »Sprache  der  alten  Preusgen» 
durch  ein  dem  beuti^en  Stand  der  WisaenBcliaft  mehr  entsprechen ties  Uui-h  /u  ersetzen 
und  Berneker  hat  scme  Aufgabe  im  Gan/:cii  mit  Glück  gelost.  Es  wäre  überOüüi^iäig,  den 
pofli^en  Fortschritt,  welchen  Bernckers  Grammatik  gfstan  Ncflnelmatin  be.ientet.  bes'oiiders 
hervorzuheben:  wir  machen  in  dieser  Beziehung  auf  »eine  Akzentlehre  aufmerksam, 
welcher  e«  gelungen  i^^t,  nach  Fortunatow's  Vorgang  ein  wirklich  unerwartetes  Licht  auf 
daä  Prcus sieche  ?.u  werfen.  .  .  .  .»  Anzeiger  f.  tndogerm»  Sprach-  u.  Altertuniökund©,  VIL  3. 

Rätorofnanii^ch . 

[0«rtner,  T.,  Die  nltoronianischen  Mundarten  (im  Gmndriss  der  ro- 
manisclien  Philologie,  l.  Band.  S.  461  bis  4m  ^  I.  Band:  Lex.  8^  XII, 
853  S.  mit   t  Tafeln  und  13  Karten,     18H8.     Jl  U^}. 


20  VERLAG  von  KARL  J.  TRÜBNEK  in  Strassburg. 

Romanische  Sprachen  (Allgemeines;  siehe  auch  Baskisch,  Fran- 
zösisch^ Italisch,  Katalanisch,  Lateinisch,  Portugiesisch,  Rätoromanisch, 
Rumänisch,  Spanisch). 

Gnindriss  der  romanischen  Philologie,  unter  Mitwirkung  von   G.  Batst, 
Th,  Braga,  H,  Bresslau,  T.  Casini,  J.  Comu,  C.  Decurtins,   W.  Deecke, 
Th.  Gärtner,  M,  Gaster,  G,  Gerland,  F.  Kluge,  Gust.  Meyer,  W.  Meyer- 
Lübke,    C.    Michaelis    de    Vasconcellas,    A.    Morel-Fatio,    Fr.    d'Ovidio, 
A.  Schultz,  W,  Schum,  Ch,  Segbold,  E.  Stengel,  A,  Stimming,  H.  Suchier, 
U,  Tiktin,  A.  TMer,  W,  Windelband,  E.  Windisch  herausgegeben  von 
Gustav  Gröber  (o.  ö.  Professor  der  romanischen  Philologie  an  der  Uni- 
versität Strassburg). 
Erster  Band.  Lex.  8*.  XII,  853  S.  mit  4  Tafehi  und  13  Karten.  1888. 
Broschirt  JH  14  — ,  in  Halbfranz  gebunden  UK  16  — 
Inhalt : 
I.  Einführung  in  die  romanische  Philologie. 

1.  Geschichte  der  romanischen  Philologie  von  G.  Gröber. 

2.  Aufgabe  und  Gliederung  der  romanischen  Philologie 
von  G.  Gröber. 

II.  Anleitung  zur  philologischen  Forschung. 

1.  Die  Quellen  der  romanischen  Philologie: 

A  Die  schriftlichen  Quellen  mit  4  Tafeln  von  W,  Schum. 
B  Die  mündlichen  Quellen  von  G.  Gröber. 

2.  Die  Behandlung  der  Quellen: 

A  Methodik    und    Aufgaben    der    sprachwissenschaftUcheD 

Forschung  von  G.  Gröber. 
B  Methodik  der  philologischen  Forschung  von  A.  ToUer. 
III.  Darstellung  der  romanischen  Philologie. 

1.  Abschnitt:  Romanische  Sprachwissenschaft: 

A  Die  vorromanischen  Volkssprachen  der  romanischen  Länder. 

1.  Keltische  Sprache  von  E.  Windisch. 

2.  Die  Basken  und  die  Iberer  von  G.  Gerland. 

3.  Die  italischen  Sprachen  von  W.  Deecke. 

4.  Die  lateinische  Sprache  in  den  romanischen  Ländern 
von  W.  Meyer. 

5.  Romanen  und  Germanen  in  ihren  Wechselbeziehungen 
von  F.  Kluge. 

6.  Die  arabische  Sprache  in   den  romanischen  Ländern 
von  Chr,  Seybold. 

7.  Die  nichtlateinischen  Elemente  im  Rumänischen  von 
M.  Gaster. 

B  Die  romanischen  Sprachen. 

1.  Ihre  Einteilung  und  äussere  Geschichte  von  G.  Gröber. 

2.  Die  rumänische  Sprache  von  H.  Tiktin. 

3.  Die  rätoromanischen  Mundarten  von  T.  Gärtner. 

4.  Die  italienische  Sprache  von  F.  d*Ovidio  u.  W.  Meyer. 

5.  Die  französische  und  provenzalische  Sprache  und  ihre 
Mundarten  von  H.  Suchier. 

6.  Das  Katalanische  von  A.  Morel-Fatio. 
1.  Die  spanische  Sprache  von  G.  Batst. 

8.  Die  portugiesische  Sprache  von  J.  Comu. 

9.  Die    lateinischen    Elemente    im    Albanesischen    von 
G.  Meyer. 

Nai)ien-,  Sach-  und  Wortverzeichnis. 
Der  IL   Band   enthält   die   romanische   Verslehre,    Literaturgeschichte,   Geschichte» 
Kulturgeschichte,  Kunstgeschichte  und  Wissenschaftsgeschichte. 
Ein  Prospekt  über  das  ganze  Werk  steht  zur  Verfügung. 


Romanisch  (FortsetzimgX 


thuchardt,  Hugo  (Professor  an  der  Universität  Graz),  Romanisches  und 
Keltisches.    Gesammelte  Aufsätze.    8«.     VUI,  408  S.     1886,      Ul  7  50 

g:eb.  ^  8  50 

InhaltBverzRichniRs:  I.  Pompet  und  eeine  Wanilin«cliriften.  —  IL  XlrgÜ  itn 
Mitielall€!r.  —  111.  Boccactio.  —  IV.  Die  Geschkhle  von  den  drei  Rmgen.  —  V.  ArioisL 
—  VI.  Camnens,  —  Vli.  Zu  Cälderons  Jubelfeier.  —  Vlli.  Gopthe  und  Calikron.  —  tX 
G.  G.  Bflli  und  die  rümnische  Satire.  —  X.  Eine  portitpesische  Dorfgeaehichte.  —  XL 
Lorepio  Slecchelti.  —  XIL  Rnim  und  Rhythmu0  im  D<?utsclieii  und  HamaniBchcn*  — 
XIII.  Lt«beimetapbern,  -  XIV.  Das  Frajiz5si«che  im  neuen  Deutschen  Reich.  —  XV- 
Eine  DieMtiftun|.   —   XVL  Franaösiach  und  Englisch.  -  XVIL  KdÜBcbe  Brief«.  --  Aa- 

•Gewährt  dem  Leser  zu  gleicher  Zeit  Gcnuse,  Anrcffuiig  und  Belehriuif  in  einem 
Maasee,  wie  wenig  andere  Bücher:  Anregung  und  Belehruiig  durch  die  grosse  Fülle 
gedankenreichen  InhallLB,  Genus»  durch  die  überaus  anmuLhig  sch5iie  Form,  in  der  dieser 
Inhalt  geboten  wird.»  Lttteraturhiatt  für  gormanlsebe  und  romantsche  Philolofi«. 


i? 


uman 


iscIl 


fiktin,  H..  Die  ry manische  Sprache  (im  Grundriss  der  romanischen 
PhiloloKie  L  Band  S.  4:-i8  bis  4m.  ~  I.  Band:  Lex.  8^  XU,  853  S.  mit 
i  Tafeln  und  13  Karten  1888.     uä£  U  ~). 

Süftslllt^    (Siehe  auch  Indo-arisch     und  Vedisch). 

^appeUer,  Carl  (Professor  des  Sanskrit  an  der  Universität  Jena),  Sanskrit- 
Wörterbuch.  Nach  den  Petershurger  Wörlerbiichem  bearbeitet,  Lex.-8^ 
VIII,  hU  S.     1887.  JL  15  — ,  in  Halbfranz  geb.  -Ä  17  — 

CappeUer'a  äanakrit-W&rterbucli  irerrolgt  einen  doppellen  Zweck:  £«  soll  einerseits 
als  Special  Wörterbuch  2u  Böbtiingk's  Chrestomathie  und  einigen  anderen  wicbtiferen 
Texten  dienen^  namentlich  den  Siebenzig  Liedern  des  Rig-Veda,  äbersetct  von  Geldner 
und  Kaegi,  den  twöir  Hvmnen  des  Rig-Veda,  hrag.  von  W indisch,  den  Tön  Weber 
übersetzten  Stücken  aus  dem  (^atapatha-Br&hmanA  Naia  und  den  Dramen  des  Küidiaa. 
Durfh  Berücksichtigung  dieser  Texte  glaubte  der  Verfasser  dem  wohl  unbestrittenen 
Bedürrnis  eines  nicht  zu  grossen  und  nicht  zu  kleinen  Leicicotia  Tür  die  ersten  Jahre  des 
Sanekrit-ätudiums  Genttge  eu  leisten.  Aber  auch  dem  Vorgeschrittenen  soll  das  Werk 
die  posaen  Petersburger  W&rterbücher,  auf  denen  es:  nach  Form  nnd  Inhalt  durchaus 
beruht,  bis  zu  einem  gewissen  Grade  ersetzen,  dadurch,  dass  ea  aus  denselben  all*  hthg* 
hmr^n  Wurstln  und  primitiven  WSrier  von  ge»(ehtritr  BedemtuHff,  MamentUch  di*  d^t*  tttteren 
^rach«  aHffehSrifftn,  entH&mmtH  hat,  oImo  nicht  nur  eitusH  mrltr  odet  mfnfiet*  tufNUig  ent- 
attmä*nen  ÄnäschmU  an*  dtin  Spra<rh»chatM€  des  SoHäkt-it  bhttt,  a&ttdgm  dient»  nelbat 
te§H4ff9ttn9  in  »«{nen  OrundrlemtnUH  mit  «imr  geuHtstn  methodischen  VolUUlndigkeit  vor- 
»ufUhftit  sucht, 

Hicrdiarrh  soll  insbesondere  dem  verifhiehenden  Sprachfurtcher  das  tOr  seine  Zwecke 
dienliche  Matenat  in  möglichst  bequemer  Weise  an  die  Hand  gegeben  werden,  so  n&mlkb, 
das«  nach  dem  Vorbilde  der  zweiten  Auflage  des  BUhtlingk'schen  Wörterbuchs  der 
alte  Bestandteil  der  Sprachen  durch  den  Accent  auf  den  ersten  Blick  als  solcher  kenntlich 
gemacht  wird.  —  Durch  Weglaseung  der  meisten  nur  von  den  indischen  Lexicographen  und 
Grammatikern  überlieferten  Wdrter.  Wortformen  und  Cönstructionen,  durch  Aussii^hluas 
aller  Citate  und  etymologischeu  Erklärungen^  sowie  durch  grösste  Kürze  des  Ausdrucks 
ist  es  mftglit  h  geworden,  einen  etwa  dreimal  so  starken  Wortschatz  zu  bieten^  als  or 
sich  in  den  ungefähr  ebenso  starken  Glossaren  von  Bopp  and  Benfey  tlndet, 

I A  Sanskrit-EngUsh  Dictionary.    Based  upon  the  SL  Petersburg 

Lexicons.    Ux.-8".    VIU,  672  S.    1891.    Geh,  in  engl.  Leinwand  ^  21— 
Den   auHst'hlvßsslichen  Vertrieb  für  England  und   die  Kolonien  hahen:  Luzac  ft  Co. 
in  London,  für  die  Vereinigten  Staaten:  Ginn  A  Co.  in  Boston  übernommen. 

iLeamann,  K  und  J.,  Etymo logisches   Sanskrit-Wörterbuch  (Samm- 
lung indogermanischer  Wörterbücher,  V-  Band),  {Unter  der  Presse.) 

Lüderg,  H.,  Grammatik  des  klassischen  Sanskrit  der  Grammatiker, 
der  Litleralur  und  der  Inschriften»  sowie  der  Mischdialekte  (epischer  und 
nordbuddhistischer).  ^Grundriss  der  indo-arischen  Philologie  und  Alter- 
tumskunde I.  Band,  5.  Heft.)  (In  Vorbereitung.) 

Speyer.  X  S.,  Vedische  und  Sanskrit-Syntax  (Grnndriss  der  indo- 
arischen Philologie  l  Band,  6.  Heft).  Lex,  8^  96  S.  1896.  vÄ  5  — 


22  VERLAG  Ton  KARL  J.  TRÜBNER  In  8tr— hurg. 

Singhalesisch. 

Geiger,  Wilhelm,  Litteratnr  und  Sprache  der  Singhalesen.  (Gnnd- 
riss  der  indo-arischen  Philologie  I.  Band,   10  Heft)   Lex.  8*.  97  S.  19(Ql 

Ul  5  - 

Spanisch. 

Balet^  O.,  Die  spanische  Sprache  (imGnindrist  der  romanischen  Pliüo- 
lone  L  Band  S.  689  bis  714  —  I.  Band:  Lex.  8^.  XH,  853  S.  mii 
4  Tafehi  und  13  Karten.  1888.    ul  U  —). 

Vedisck. 

Maodonell,  A.  A.,  The  Grammar  of  the  Vedic  Dialecta  (Grondriasder 
indo-arischen  Philologie  I.  Band,  4  Heft).  (In  Vorbereiton^; 

Spejer,  J.  S.,  Vedische  und  Sanskrit-Syntax  (Gmndriss  der  indo- 
arischen  Philologie  I.  Band,  6.  Heft).  Lex.  S«.  96  S.  1896.  uK  5  - 

VoUipÜk. 

Sohachardi,  Hngo,  Auf  Anlass  des  Volapaks.  8<>.  48  S.  1888.    Jk  1- 

—  —  «Weltsprache  und  Weltsprachen.»  An  Gustav  Meyer.  6«. 
54  S.    1894  •*  1  « 


3ben  erschien:   Lex.  8^.   XL,    1048  S.    1901.   Broschirt  Jl  27.—, 
in  Halbfranz  gebunden  tM  30. — : 


REALLEXIKON 


DER 


JDOGEEMAüriSCHEir  ALTEETUMSKUITDE. 


GRÜNDZUGE 

EINER 

KULTUR-  UND  VÖLKERGESCHICHTE 
ALTEÜROPAS 

VON 

O.  SOHRADER. 


STRASSBÜRG, 

VERLAG  VON  KARL  J.  TRÜBNER 

1901. 


Inhalt 

I.  Vorrede p.       VII-XL 

II.  Reallexikon S.        1—1006 

III.  Anhang S.  1007—1048 

1.  Nachträge  und  Berichtigungen    .  .    S.  1008—1026 

2.  Litteraturnachweise S.  1027—1046 

3.  Sprachennachweise  (Abkürzungen)  .    S.  1047 — 1048 


Vorreoe 


Durch  Franz  Bopp  und  die  von  ihm  begründete  V^ergleiclieode 

IGramniatik  ist  festgestellt  worden,  dass  die  niei^ten  Sprachen  Europas, 
i  Dämlich  das  Griechische,  das  Lateinische  mit  seiner  romanischen  Nach- 
kommenschaft, das  KeUisehCj  Germanische,  Litauische,  Slavische  und 
I  Albanesische  zusammen  mit  verschiedenen  asiatischen  Sprachen,  dem 
I  Indischen,  Iranischen  und  Armenischen,  eine  Spracheinheit  in  histo- 
Irischem  Sinne  bilden*  Die  Verwandtschaft  aller  dieser  Sprachen  kann 
lÄtaa  nur  nnter  der  Annahme  verstanden  werden,  dass  sie  von  einer 
[jhBen  allen  zu  Gmode  liegenden  (indogermanischen)  ür sprach  e  ab- 
stammen, die  von  einem  (indogermanischen)  ürvolk  gesprochen 
hvorden  sein  muss,  Die^e  Fonlerung  eines  indogermanischen  Urvolks 
piber  eröflfnet  zugleich  für  die  geschichtliche  und  kultnrgeschicht- 
liehe  Forschung  einen  weiten  Ausblick,  Denn  es  ist  klar,  daes,  wie- 
Ietwa  die  griechische  oder  lateinische  oder  deutsche  Grammatik  nicht 
ohne  Kenntnis  ihrer  indogermanischen  Vorgeschichte  verstanden  werdeni 
; 
z 


[kann,  so  anch  die  Geschichte  der  materiellen  nnd  geistigen  Kultur 
fder  indogermanischen  Völker  uns  erst  dann  vollkommen  deutlich  werden 
Iwirdj  wcim  es  gelingt,  ihre  Wurzeln  in  der  indogeiinanischen  Urzeit 
j  aufzuspüren. 

Für  diejenigen  wissenschaftlichen  Bemühungen,  welche  auf  die 
iLösnng  dieser  Aufgabe  gerichtet  sind,  hat  gich  mehr  und  mehr 
die  Bezeichnung  Indogermanische  Altertumskunde  festgesetzt, 
deren  Forschungsgebiet  also  die  Zeiträume  von  den  ersten  nachweisbaren 
I  Zusammenhängen  der  Indogermanen  big  znm  Anheben  der  ältesten 
historischen  Nachrichten  bei  den  EinzelvOlkern  nmfasst,  und  es  fragt 
.sich  zunächst,  w^elchc  Mittel  der  Wissenschaft  zur  Verfügung  stehn, 
[um  in  Epochen  einzudringen,  aus  denen  naturgemäss  jede  schriftliche 
[Kunde  fehlt.  Diese  Mittel  sind  teils  sprachliche,  teils  sacliliche> 
[oder,,  w^enn  man  lieber  will,  teils  sachliche,  teils  sprachliche.  D^ 
les  aber  zweifellos  die  Sprachwissenschaft  gewesen  ist,  die  sich 
[zuerst  den  hier  gestellten  Aufgaben  widmete,  so  wird  es  gestattet 
Bin,  mit  der  Charakterisierung  ihres  Anteils  an  den  Bestrebungen  der 
iogermanischen  Altertumsknnde  zn  beginnen. 

Indem  die  Vergleichende  Sprachwissenschaft  den  Wortschatz  der 
I  indogermanischen  Ursprache  erschliesst,  gelingt  es  ihr  zugleich  festzu- 


i 


VllI  Vorrede. 

Btelleiiy  welche  Enltarbegrifife  schon  damals  ihre  sprachliche  Ansbildang 
gefunden  hatten.  Aus  zwei  urverwandten  Gleichungen  wie  scrt.  dm-, 
griech.  oT^,  lat.  ovis,  ahd.  ou,  lit.  atois,  altsL  ovlca  und  scrt  ü'rnd,  lat 
Idna,  got.  wulla,  lit.  toilruiy  altsl.  vlüna  lernen  wir,  dass  das  Schaf 
«nd  seine  Wolle  dem  Urrolk  bereits  bekannt  waren,  aus  scrt  däma-f 
griech.  b6^o^,  lat.  domus,  altsl.  domü  und  scrt.  dvä'räu,  griech.  Oupo, 
lat  fores,  got.  daür,  lit.  dürys,  altsl.  dvirl,  dass  man  schon  damah 
Hatten  mitThüren  besass,  aus  einer  Sprachreihe  wie  scrt  rudfärd-^ 
griech.  dpuOpö^,  lat.  rubere  got.  rauds,  ir.  rüad,  altsl.  rudrü  ersehen 
wir,  dass  der  Begriff  des  Rots,  ans  einer  solchen  wie  scrt.  gcdfura-j 
griech.  iKvpöiy  lat.  aoceVt  kom.  hvigeren,  got.  swaihra^  lit.  azeaziüroi, 
altsl.  svekrüf  dass  der  des  SchwiegerverhältnisseSi  aus  eiaer 
solchen  wie  scrt.  devä-^  altlat.  deivos^  altn.  ^foar,  lit  diiwasj  dass  die 
Vorstellung  von  himmlischen  Wesen  sprachliche  Ausbildung  ge- 
funden und  also  in  den  Gedanken-  und  Enlturkreis  der  Urzeit  bereits 
eingetreten  war  u.  s.  w. 

In  der  That  sollte  man  meinen,  dass  Schlussfolgerungen  wie  die 
hier  angeführten  so  klar  und  unmittelbar  überzeugend  seien,  da« 
ein  vernünftiger  Zweifel  an  ihnen  nicht  gestattet  wäre.  Gleichwohl 
sind  in  jüngster  Zeit  zwei  Gelehrte,  G.  E  o  s  s  i  n  n  a  (Z.  des  Verdoi 
für  Volkskunde  VI,  Iff.)  und  P.  Eretschmer  (Einleitung  in  die 
Geschichte  der  griechischen  Sprache  1896,  Cap.  2  und  3)  ziemlich 
gleichzeitig  mit  der  zwar  im  Grunde  auf  der  Verallgemeinerung  eines 
V.  Hehnschen  Gedankenganges  (vgl.  Vf.  V.  Hehn  Ein  Bild  semei 
Lebens  und  seiner  Werke  1891  S.  56fif.)  beruhenden,  aber  in  dieser 
Verallgemeinerung  neuen  Behauptung  hervorgetreten,  dass  alle  de^ 
artigen  Schlüsse,  wie  sie  von  A.  Euhn  (Zur  ältesten  Geschichte  der 
indogermanischen  Völker.  Berlin  1845)  bis  auf  die  Gegenwart  is- 
standslos  gezogen  wurden,  Trugschlüsse  seien,  und  der  vergleichenden 
Sprachforschung  für  die  Ermittlung  der  ursprünglichen  Enlturzustäade 
der  Indogermanen  nahezu  jeglicher  Wert  abzusprechen  sei.  Da  es  sieh 
hierbei  um  Einwendungen  zweier  ebenso  gelehrter  wie  scharfsinniger 
Forscher  handelt,  wird  es  nötig  sein,  sich  ausführlicher  mit  ihnen  ab- 
zufinden. „Wie  alle  Spracherscheinungen'*,  so  lässt  sich  etwa  der 
Gedankengang  P.  Eretschmers  zusammenfassen,  „haben  sich  auch  die 
sogenannten  Eniturwörter  über  das  idg.  Sprachgebiet  wellenförmig  imd 
allmählich  ausgebreitet.  Eine  „  gemeinindogermanische  ^  Gleichung  wie 
scrt  yugdmj  griech.  ZiuTÖv,  lat.  iugum  u.  s.  w.  ,Joch'  ist  in  dieser 
Beziehung  prinzipiell  nicht  anders  zu  beurteilen,  wie  die  Übereil* 
Stimmung  von  scrt.  pippaH^  griech.  Ti^Tiepi,  lat.  piper  u.  s.  w.  ,Pfeffer^, 
die  nachweislich  erst  in  historischer  Zeit  und  durch  historische  To^ 
gänge  zu  Stande  gekommen  ist.  Da  nun  derartige  KultarwOrtv  a 
ganz  verschiedenen  Zeiten,  in  ganz  verschiedener  Ausdehnung  ml 
von   ganz  verschiedenen  Ausgangspunkten  aus   sich  verbreitet  habc^ 


IX 


so  ist  es  unmögliclif  durch  Addition  solcher  Kulturwurterreihcu  ein 
einheitliches  Bild  „iirindogermaiiischer"  Kiilhir  zu  erhalten.  Man  ist 
also  nicht  imstande,  die  Kulturvcrhältni&se  einer  bestimmten  fernen 
Periode  der  Urzeit  zu  ermittela.  Man  muss  daher  damit  aufhören, 
„aus  den  blossen  Wortf^leichungen  Kulturgeschichte  herausdesüllieren 
zu  wollen",  und  kann  dies  umsoinehr,  ^als  uns  die  Reste  attindoger- 
maniseher  Kultur  selbst  durch  die  Prähistorie  in  reicher  Fülle  vor  die 
Augen  gerückt  sind ^,  Ganz  ähnlich  äussert  sich  Kossiuna  a.  a,  0,  S.  5{ 
„liier  (d.  h*  bei  Fälleu  wie  got.  ulbandus  aus  lat.  elephantus)  wissen 
wir  nun,  dass  wir  es  mit  Lehnworten  zu  thun  haben.  Sobald  wir  aber 
zu  älteren  Zeiträumen  hinaufsteigen,  für  das  Germanische  etwa  zu 
dem  Beginn  des  ersten  Jahrtausends  v.  Chr.,  einer  Zeit,  deren  Kultur* 
zustand  durch  die  Archäologie  völlig  klar  gelegt  worden  ist,  so  feblt 
uns  bis  jetzt  jede  Möglichkeit,  Lebnwortc  dieser  Zeit  mit  den  Mitteln 
der  Öpracbforscbuug  als  solche  zu  erkennen.  Wir  kommen  so  zu  der 
(zweiten)  Frage:  Ist  ein  scheinbar  urindogermanisches  Wort  nicht  viel- 
mehr ein  Eigentum  nur  einer  der  idg.  Einzclspracben  und  iu  den 
andern  ein  späteres»  wenn  auch  immer  noch  vorhistorisches  Lehn- 
wort? In  solchem  Falle  cutfällt  natürlich  die  Berechtigung,  es  der  Ur- 
zeit zuzuschreiben/ 

Beide  Gelehrte  stimmen  also  darin  tiberein»  dass  sie  gewisse 
Sprachrciheu,  die  man  bisher  „urverwandt"*  nannte,  als  „Lehn- 
worte'^  bezeichnen,  und  da  sei bstverständ  lieh  eine  kulturhistorisch 
wichtige  Gleichung,  wie  das  oben  genaunte  scrt*  yugd-  —  griech.  Cutöv 
nicht  anders  beurteilt  werden  kann  als  eine  soleber  Bedeutung  ent- 
behrende Reihe  (z.  B.  scrt.  äjämij  armen,  acemj  griech.  a^üj,  lat.  ago, 
ir.  agat  ,agant',  altn.  al'a)^  da  ferner  [nach  Krctschnier  S*  23)  auch 
die  Verbrcituug  lautlicher,  fürmaler  und  syntaktiscber  Neuerungen  nur 
graduell  verscbicden  von  derjenigen  lexikalischer  Übereinstimmungen 
war,  so  kann  man  sagen,  dass  für  Kretschmer  und  Kossiuua  sieh  die 
ganze  idg»  Sprachverwandtschaft  in  eine  uneDdliche  Kette  von  Ent- 
lehnungen auflöst.  In  der  That  lässt  sich  gegen  eine  derartige  Anschauung 
theoretisch  nicht  viel  einwenden,  ja,  sie  muss  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  als  selbstverständlich  bezeichnet  werden.  Denn  wie  sollte  man  sich 
die  Entstehung  einer  Gleichung  wie  scrt.  pac,  griech,  Tteaaui,  lat. 
coquOf  slav»  pekq  filr  , kochen'  oder  scrt,  m%  griech.  Kacrauujj  lat.  guoj^ 
goU  siuJGt  liU  duwii  für  ,nähen'  anders  vorstellen  als  so,  dass  solche 
Wörter  an  einer  bestimmten  Stelle  des  vorhistorischen  Spracbgebiets 
zuerst  aufkamen  und  sieb  von  da  über  das  übrige  Sprachgebiet  durch 
Entlehnung  von  Individuum  zu  lödividuum,  von  Stamm  zu  Stamm  aus- 
breiteten? Die  Hauptfrage  für  die  idg.  Altertumskunde  scheint  mir 
dabei,  worauf  ich  schon  vor  längerer  Zeit  (vgl.  a.  a.  0,  S.  59)  hingewicseu 
habe,  „nicht  die  zu  sein,  ob  hier  Urverwandtschaft  oder  Entlehnung 
vorliegt  ^-  zwei  in  der  That  in  jenen   alten  Zeiten  in  einander  über- 


Vorrede 


gebende  Begriffe  — ,  gondem  ob  wir  uns  die  EntsteboDg  gote 
Gleidniügen  noch  in  einer  Zeit  denken  dürfen^  id  welcher  die  tfl 
Völker  bereits  iu  ihren  hietoriscbeii  WohnsitzcD  augekommen  waren, 
oder  ob  wir  eie  in  eine  Epoche  verlegen  müssen,  in  welcher  die  i% 
Völker  wie  spraeUh'cb  so  räumlich  einander  näher  standen  und  keine 
allophylen  Elemente  sich  zwischen  sie  geschoben  hatten".  Da  nan 
P.  Kretschraer  S.  22  ausdrücklich  Gleichungen  wie  die  oben  genannten 
als  „prähistorische  Teraiiui"  bezeichuet,  und  mit  unzweideutigen 
Worten  zngiebt,  dass  zu  der  Zeit,  da  sie  sieh  verbreiteten,  y. andere 
sprachliche  und  ethnische  Zustände,  eine  andere  geographische 
teilung  der  idg.  Stämme  bestand,  als  sie  uns  im  Beginn  der  GcsehicS 
entgegentritt",  da  femer  auch  Kossinna  lediglich  von  vorhistoriscliea 
Lehnwörtern  sprieht,  so  seheiot  mir  der  ganze  Gegensatz  zwisc^f 
der  bisher  üblichen  Auffassung  und  derjenigen  Kretschmers  und  Kossinnti 
lediglich  auf  ein  Spiel  mit  Worten  oder  hiichfitens  auf  eine  Verschieden- 
hcit  des  Standpunkts  der  Beobachter  hinauszulaufen,  insofern  man  mit 
'dem  Ausdruck  ^Entlehnung'*  mehr  den  Prozess  der  Entstehung  der- 
artiger Gleichungen,  mit  dem  Ausdruck  „Crverwandtschaft"  aber  me 
das  8  c  h  1  i  e ö e  1  i  c  h  e  Ergebnis,  wie  es  sich  von  den  historisch  | 
zeugten  Epochen  aus  darstellt,  ins  Auge  fasst.  In  jedem  Falle  all 
bleibt,  worauf  alles  ankommt,  der  aus  solchen  Gleichungen  sich  er- 
gebende Schluss,  dass  die  von  ihnen  bezeichneten  Gegenst-ilnde  oder 
Begriffe  schon  in  vorhistorisr-her  Zeit  bekannt  oder  lebendig  gewtj 
«ein  müssen,  in  seiner  Bedeutung  unangetastet.  Ob  ich  z,  B*  mit  H. 
(Geogr.  Z.  herausg.  von  A.  Ilcttner  IV,  1898  S.  381)  so  sage:  ^« 
den  historischen  Zeiten  fütirt  uns  die  Spracliwissenschaft  in  die  pit» 
liistorischen  zurück.  Zu  dem  wenig  (?)  sicheren,  was  sie  uns  le 
gehört,  dass  die  Indogermanen  im  Besitz  des  Wagens  wa 
Die  Bezeichnungen  für  seine  einzelnen  Teile  stimmen  bis  ins  kleil 
überein",  oder  ob  ich  mich  mit  Kretschmcr  S.  49  über  dcnsefl 
Gegenstand  so  ausdrücke:  ^Ähnlich  zeugen  die  gemeinindogcnnanischeii 
Wörter,  als  Lehnwörter  betrachtet,  für  alte  Kulturbeziehungcn  zwisc 
den  idg.  Stämmen.  Wenn  sich  die  Bezeichnungen  des  Wagens 
seiner  einzelnen  Teile,  das  Wort  für  ,fahren'  u.  s.  w.  in  fast  allen  ii| 
Sprachen  decken,    so  wird  es  sehr  wahrscheiulich,  dass  sich  die  Er- 


findung: des 


Wagens 


von   einem  Punkte  aus    (woblgemerkt  < 


einer  Zeit,  ,»da  andere  sprachliche  und  ethnische  Zustände,  eine  anq 
geographische  Verteil nng   der   idg,  Stämme    bestand,    als  gie 
Beginn    der  Geschichte   entgegentritt^  s.  o.)    über   das    ganze 
Gebiet  verbreitet  hat",  —  das,  sollte  ich  meinen,  läuft  im  \X^ 
•der  Sache  auf  ein  und  dasselbe  hinaus. 

Allein  im  Grunde  folgert  Kretschmer  die  aogebliebe  UnfähiglS 
'der  Sprachvergleichung  für  kulturhistorische  Zwecke  weniger  aus  dem 
Charakter  der   einzelnen  Gleiehungen,   als  aus  dem  Umstand,   im 


Vorrede. 


XI 


nicht  mögliclj    sei,    durch  Addition   derselben    die   Kulturver» 
lltnisse    einer   bestimmten   fernen    Periode    der   Urzeit    zu   er- 
itteln.    Hierbei  ist  nun  zuvürderst  zu  bemerken,  dasa  genau  dasselbe, 
BIS  hier  von  der  Ersehlieesang  einer  urindogerDianiscben  Kultur  durch 
Urachverwandte    Gleichungen    gesagt    wird,    von    der    Erscliliessung 
ler  ur indogermanischen  Grunds (»raebe  überhaupt  gilt,    „Be- 
nders ist  dabei  zu  betonen '%    sag^  K»  Brugmann  Grund riss  P,  24, 
i^dass    die   von    uns    konstruierten    Grundformen    zusaiiimengenommen 
I  keine  Sprache  ergcbeuj  die  von  einer  einzelnen  geschlossenen  Sprach- 
^fcnossenschaft  in  einem  bestimmten  Zeitpunkt  gesprochen  worden  ist, 
^Biese  Formen  haben  vielmehr  verschiedeneu  Gegenden  und  verschiedenen 
Zeitaltern  angehört.     5t an    kann   sie  xnsammen    nur  iu  dem  Sinn    die 

tj.  Ursprache  nennen,  wie  man  etwa  von  der  „deutschen  Sprache" 
ch  dann  redet,  wenn  man  ihre  ganze  Entwickltmg  in  christlicher 
Zeit  bis  heute  mit  allen  diaiektischen  Verzweigungen  meint.  In  dieser^  im 
Lichte  der  Geschichte  stehenden  Eßtwickkmg  können  wir  für  bestimmte 
Zeitpunkte  und  bestimrate  Gegenden  die  Sprache  fixieren,  z.  B.  für 
ca*  IWOn.  Chr,  die  Sprache  des  sfidw^estUehen  Gebietes  der  Alemannen. 
■Ktr  die  uridg.  Periode  ist  das  unmöglich."  Trotz  dieser  ohne 
^Sweifel  richtigen  Erwägungen  nimmt  Brugujaun  bekanntlich  keinen  An- 
stoßs,  nicht  nur  einzelne  urindogermanische  Grundformen,  sondern  auch 
g^anzc  Paradigmata  derselben  zu  erschliessen.  Welche  Logik  würde  es  nun 
sein,  ein  üerartiges  in  Wirklichkeit  ja  allgemein  geübtes  Verfahren  zwar 
zu  billigen,  es  aber  auf  der  anderen  Seite  zu  tadclu,  wenn  etwa 
ß.  Delbrück  am  Schlüsse  seiner  Abhandlung  über  die  idg.  Ver- 
wand tschal'tsuameu  eine  „Übersicht  ül)er  die  Verwandtschaftsuamen 
der  idg.  Urzeit"  giebt,  oder  J,  Schmidt  in  seiner  Arbeit  über  die 
Urheimat  der  Indogermanen  (S*  22)  die  idg,  Bezeichnungen  der  einzelnen 
Jahreszeiten  zusammenstellt,  um  so  ein  Bild  der  Jabreseinteilang  des 


„indogeroianisehcn 


Grvolks"    oder    „unserer    Urväter"    zu 


Mögen  immerhin  derartige  Zusamraenstellungen,  deren  hypothetischen 
Charakter  ja  niemand  verkennen  wird,  manches  chronologisch  uneben- 
massige  cnthaltcnj  gegenüber  der  Bedeutung  solcher  prähistorischer 
Hilfskonstruktionen  für  das  Vcrstündnis  der  historischen  Zustände 
werden  wir  über  diese  Mängel  unserer  Methode  hinwegsehen,  und  wir 
werden  dies  um  so  leichter  können^  als  wir  allen  Grund  zu  der  An- 
nahme haben,  dass  die  vorhistorische  Knitur-  wie  Sprachentwicklung 
der  Indogermanen  eine  im  ganzen  gleichmässige,  stätigc  und  langsame 
gewesen  sei.  Um  ein  konkretes  Beispiel  zu  gehraachenr  Ich  gebe 
ohne  weiteres  zu,  dass  die  idg.  Gleiebungcn  iär  ,Rind',  ,Wagen', 
,Sch Wiegertochter',  ^Schwiegervater'  sich  zu  verschiedenen  Zeiten  bei 
den  Indogermanen  festgesetzt  haben  können,  verstehe  aber  erstens 
nicht,  inwiefern  hierdurch  etwas  an  der  Erkenntnis  geändert  werden 
sollte,  dass  Rind  und  Wagen  ein  schon  proethnischer  Besitz  der  Indo- 


L 


XII 


Vorrede. 


germaneu  sind,  sowie  dass  in  der  idg.  Familie  das  ScbwiegentAihai 
schon  in  vorhiatorischer  Zeit  ausgebildet  war,  uud  wörde  zweitem 
denjenigen  nicht  einer  Übermässigen  KtUmbeit  beschaldigca,  dei 
_bei  Besprechuiig  iirzcitliciier  Hoc  lizeitsbrü  nebe)  mit  der  MögUt,ü»Qi 
Bcbnete,  dnm  sebon  die  idg.  Scliwiegcrtochter  auf  rinderbe8{uuiiils 
Wagen  in  Am  Hatis  des  Scbwiegervaters  gefahren  sei,  ateo  das  gleiek* 
zeitige  Yorhandcosein  von  Riod  inid  Wagen^  Schwiegertochter  nd 
Schwiegervater  in  der  Urzeit  annähme. 

Wenn  demnach  die  Bedenken  gegen  die  kulturgeschicbtlitli 
Verwertbarkeit  der  Sprachvergleichung,  die  ans  der  Möglichkeit  leit« 
lieher  Verscbiedenheit  der  idg.  Gleichungen  abgeleitet  werden  köontCB, 
zu  denjenigen  überkritischen  Einwänden  gerechuet  werden  küiinei^  & 
KretBchmer  S.  99  als  „in  der  Theorie  unwiderleglich",  y,im  gegcboeo 
Fall  aber  ganz  und  gar  unwahrscheinlich"  bezeichnet,  so  ist  hier  fe  , 
gegen  noch  kurz  die  unleugbare  Thatsache  der  räamlichci 
schiedenheit,  d*  h.  der  vcrscliiedenen  geographisch en  Verbr 
eben  dieser  Gleichungeu  zu  erurtern.  Man  spricht  von  gern  eil 
germanischen  Gleichungen,  an  denen  alle  idg.  Einzelspraclica  tdl 
habeUj  und  von  partiellen  Gleichungen^  bei  denen  dies  nicht  dn 
Fall  istj  die  also  auf  2,  3,  4,  5  n.  8,  \\\  Sprachen  heselirünkt  siruL  Ba 
näherem  Zusehen  zeigt  sich  aber,  dass  im  Grunde  eigentlich  n  n  r  m 
partiellen  CJleiehtingen  f^esprochen  werden  kaun^  da  die  (ibereinsiimiBeirft 
Benennung  eines  KuUurhcgriflfs  in  wirklieh  allen  idg.  Sprachen  a 
den  grössten  Seltenheiten  gehört.  Durch  solche  partiellen  Übo«» 
Stimmungen  werden  nun  die  idg.  Einzelsprachen  in  allen  nur  dc| 
baren  Gruppieriiugen  und  Verhältnissen  mit  einander  verbunden, 
sind  häufig  zwischen  benachbarten  Spraeben,  z.  B,  zwisclien  SUt 
untl  G eniianiseh,  und  zwischen  wahrschciolich  ursprünglich 
nachbartee  Sprachen^  z.  B.  zwischen  Litn-SIavisch  und  Iranisch, 
kehren  aber  in  grosser  Anzahl  auch  zwischen  weit  von  einander] 
trennten  Volkeru  wie  Kelten  und  Indern,  Litauern  nnd  Italikcni 
Kretschmer  Cap.  V)  wieder.  Die  uns  interessrerendc  Frage 
Haben  an  solchen  partiellen  Gleichungen  auch  die  übrigen  idg,  S| 
einstmals  teil  gehabt  und  das  betreffende  Wort  im  Laufe  der  Zdt^ 
loreUi  oder  w^ar  die  Bezeichnung  eines  besümmlen  Kultnrbegriffs 
Anfang  an  auf  einen  grösseren  oder  geringeren  Teil  des  vorhistorisc 
Sprachgebiets  beschränkt?  Offenbar  ist  beides  möglich  nnd  hat  b<! 
stattgefunden.  Was  aber  im  einzelnen  Falle  anzunehmen  ist^  wird 
zwar  zuweilen  mit  einiger  Wabrsebcinlicbkeity  niemals  mit  unfchJharcr 
I  Sicherheit  entscheiden  lasscD.  Die  Sache  läge  anders,  wenn  wir  ober 
die  Art  der  Auflösung  der  idg.  Sprach-  und  Völkergemeinschaft  und 
die  aufs  engste  damit  zusammenhängende  Frage  der  engeren  Vc^ 
wandtschaftsverhältnisse  der  idg.  Völker  besser  unterrichtet  wären, 
wir  es  in  der  That  sind.     So  aber  ist  das  einzig  sichere,  was  wir 


Vorrede. 


XIII 


dieser  Beziehiing  wissen,  immer  Doeh  lediglieh  die  Tliatsache  einer 
t  näheren  Verwaudtsehaft  zwischen  Indern  und  IraDieni  (Ariera),  Litanern 
i  und  Slaven.  Speziell  arische  nnd  lim-slavische  Gleichungen  {z*  B.  scrt. 
i  sotna-  —  aw.  Jiaoma-)  wird  man  daher  nicht  zur  Erschliessung  der  id^. 
I  Urzeit  verwenden  können.  Aber  auch  wo  zwei  nieht  näher  verwandte 
M  Völker,  wie  Slaven  und  Germanen,    oder  Germanen  und  Kelten  naeh- 

weishar  durch  Jahrtausende  lange  Nachbarschaft  mit  einander  ver- 

»bunden  eiud,  wird  man  bei  ansschliesslich  auf  diese  Völker  beschränkten 
Gleichungen  (z.  B.  bei  got.  gulp  =  altsl,  zlato  oder  got,  emarn-  —  ir.  (am), 
/    wenigstens  zunächst,  an  einen  relativ  späten  Kulttiraustauseh  lediglich 
zwischen  diesen  beiden  Völkern  zu  denken  haben.    Alle  übrigen  Glei- 
'      chungen,  gemeinindogermanische  wie  partielle,  wird  man  nach  Lage  der 
Dinge  in  gleicherweise  als  „indogermanisch'^  bezeichnen  müssen  ond 
aus  ihnen  schliessen  dürfen,    dass  der  von    ihnen    bezeichnete  Kultur- 
liegriff  innerhalb  des  vorhistorischen  Sprachgebiets   der  Indogermanen 
grösserer   oder    geringerer    Ausdehnung   seine    sprachliche 
usbildung   gefunden    hatte»     Es  wird  dabei  für  die  Kulturgeschichte 
arauf  ankommen,  alle  etymologisch  übereinstimraenden  Bezeichnungen 
ines  bestimmten   K^dturbegriffs   zusammenzustellen.     Finde  ich  z.  B», 
asß  die  Milch  (s.  d,)  einerseits   übereinstimmend    im  Indischen  und 
Upreussiseheu,  andererBeits  im  Grieehiscben  imd  Lateimöchen,  drittens 
Keltischen  und  Germanischen  u.  s.  w.  benannt  wird,   oder  dasa  für 
en    Begriff  des    Eides   (s.  d.)    urverwandte  Ausdrücke    erstens    im 
dischen,    Griechischen^   und  Italischen,    zweitens  im  Stavischen  und 
rmenischen,    drittens   im   Keltischen    und  Germanischen    bestehn,    so 
werden   derartige   partielle  Gleichungen  zusammengenommen   dem 
,     Vorhandensein  einer  gemeinindogermanisehen  Sprachreihe  gleich- 
^Lkommcn  (s.  auch  die  methodologische  Erörterung  der  idg.  Ziegcnnameii 
^UL.  Kupfer  imd  Ziege).     Einer  besonderen  Erwägung  wird  es    dabei 
Vl>^d^]'f6i^t  wenn  man  ganze  und  grosse  Gruppen  hedeutnngsverwandter 
Übereinstimmungen  (s.  z,  B.  n.  Ackerbau  und  u.  Wald,  Wald  bäume) 

IpMi  bestimmte  Sprachen  beschränkt  findet. 
I  Wenn    aus   dem    bisherigen    hervorgeht,    dass  Glieder   einzelner 

;Wortgleichungen  im  Laufe  der  Zeit  verloren  gegangen  sein  können, 
00  ist  ein  solcher  Verlust  natürlich  auch  bei  ganzen  Gleichungen 
möglich.  Es  geht  also  nicht  an,  ohne  weiteres  aus  dem  Fehlen  der- 
selben für  bestimmte  Begriife  negative  Schlüsse  auf  die  Kidtur  der 
»Urzeit  zu  ziehen.  Eine  so  grosse  Binsenweisheit  dies  ist,  so  schiessen 
doch  andereraeits  kategorische  Behauptungen  wie  die  Kretsehmers 
S.  68:  „Damit  ist  dieses  (nämlich  dass  man  aus  dem  Fehlen  des  west- 
idg.  Namens  des  Salzes  bei  den  IndoiranierD  nicht  schliessen  dürfe, 
dass  diese  das  Salz  nieht  gekannt  hätten)  und  jedes  lexikalische 
argnmentum  ex  silentio  ad  absurdum  geführt"  oder  die  Hirts  (Beilage 
zur  AUg.  Z.  1898  Nr,  51  S.  3):    „Und  dann  ist  aus  dem  Felden  von 


XIV 


Vorrede. 


Worten  llberhaupt  niemals  etwas  zu  erschliessen'*  über 
liiiiatts.  Zunächst  wird  ein  Unterschied  zu  machen  sein,  ob  es  sich  inrf 
Fehlen  von  Gleichungen  fir  eiuen  einzelnen  Begriff  oder  für  gawt^ 
Begriffßkategorien  handelt,  wie  ein  solches  z.  B.  auf  dem 
des  Fischfangs  (s,  d.)  gegenüber  dem  der  Jagdtiere  (s.  u.  J 
auf  dem  der  Schiffahrt  (s,  d.)  gegenüber  dem  des  Wagcnbui 
(s.  u,  Wagen),  auf  dem  der  Blumenzucht  gegenüber  dem  Acker, 
bau  (s.  s.  d.  d,)  u.  s.  w,  beobachtet  werden  kann.  In  allen 
Fällen  würde  es  unmeihodisch  sein,  wenn  man  das  Fehleu  od« 
Armut  der  Terminologie  auf  dem  einen  Gebiet  ge^enttber  ta 
auf  dem  andern  herrschenden  Reichtum  ledig^Iieh  ans  dem  Ai» 
sterben  einst  vorhandener  urverwandter  Gleichungen  erklären 
Aber  auch  bei  dem  Fehlen  urverwandter  Ausdrücke  für  ei  du 
Begriffe  wird  man  immer  die  begleitenden  Umstände  in  Erwl 
ziehn  müssen.  So  nimmt  z.  B,  Delbrück  in  seinen  Verwandtscl 
namen  an,  dass  es  ein  idg.  Wort  für  den  Begriff  der  Ehe  undm' 
solches  für  den  des  Witwers  noch  nicht  gegeben  habe  und  fo 
dies,  ansser  aus  dem  Fehlen  urverwandter  Gleichungen,  in  dem 
Fall  auch  daraus  „dass  in  den  Eiuzclspracben,  welche  sich  auf  tim] 
altertümlichen  Stufe  gehalten  haben,  kein  derartiges  Wort  (wie  ^Ehc^j 
vorbanden  sei",  und  in  dem  anderen  auch  daraus^  ^dass  wir  in^d 
meisten  Einzelsprachen  beobachten,  wie  neben  das  alte  Wort  für  V~ 
ein  jüngeres  Wort  für  Witwer  tritf^»  Ähnlieli  wird  mau  das  F< 
eines  idg,  Wortes  für  Fenster  (s.  d.)  gegenüber  dem  Vorbandei 
eines  solchen  für  Thür  (s,  d.)  auch  deshalb  nicht  für  Zufall  haha 
dürfen,  weil  die  sprachliche  Ausbildung  dieses  Begriffes  in  den  Eiitiel- 
sprachen  Ersehein  inigen  wie  Entlehnung  (z.  B.  lat.  fenestra)  und 
Position  {z.  B.  got.  migadaürd)  aufweist,  'die  jüngeren  KuUurb« 
eigen  zu  sein  pflegen.  Nun  wird  man  zwar  theoretisch  anch  jetzt 
einwenden  können:  „Es  ist  aber  dennoch  möglich,  dass  Wört< 
Ehe,  Witwer,  Fenster  in  der  Grundsprache  vorbanden  waren, 
gingen  und  durch  andere  ersetzt  wurden",  aber  in  praxi  wird 
Sprachforscher,  der  weiss,  dass  es  sieb  in  allen  diesen  Dingen 
um  Schlüsse  von  mathematischer  Sicherheit,  sondern  nur  nm  Wj 
scheinlichkei|tsrcchnungen  bandeln  kann,  über  solche  akadei 
Einwendungen  zur  Tagesordnung  ühergchn.  Für  mich  wenigstens 
bei  diesem  Punkte  die  Sache  so,  dass  wenn  ich  für  einen  alte-i 
liehen  Kulturbegriff  auf  dem  gesamten  idg,  Sprachgebiet  nirj^ 
eine  etymologische  Übereinstimmung  entdecken  kann,  ich  es  xunäcliil 
für  der  Mühe  wert  halte  zu  fragen,  welches  der  Grund  dieser  E^ 
scheinung  sehi  könne. 

Die  eigentlichen  Schwierigkeiten  in  der  Benutzung  der  Ergebt 
der  vergleichenden  Sprachforschung  für  urgeschicbtliche  Zwecke  lii 
demnach  nicht  auf  dem  Boden  der  bisher  erürterten  Möglichkeiten,  ^ 


Vorred 


XV 


tid  vielmehr  ganz  vorwiegeiid  auf  se in asio logischem  Gebiet  za 
chcHj  d.  h.  io  dem  umstand,  dass  die  FeBtstellung  der  iirsprüflglichen 
edeututjg  einer  urverwandten  Spraehreihe  nicht  immer  mit  rein 
raehiichen  Mitteln  m^^glieh  ist.  Auf  diese  Schwierigkeit  hat  bereits 
Hebn  in  den  Knltorpflanzen  nnd  Haustieren  mit  aller  Deutlichkeit 
ingewieseii  und  auch  das  Mittel  zu  ihrer  Beseitigung,  nämlich  die 
otwendigkeit  der  Verbindung  von  Sprach-  und  Sachforschnng, 
ngegeben.  Da  über  diesen  Punkt  unten  ausführlicher  zu  handeln 
B-8ein  wird,  genüge  hier  die  Bemerkung,  dass  es  doch  auch  in  scheinbar 
Hf«rzweifclteo  Fällen  oft  nicht  an  rein  sprachlichen  Kriterien  fehlt,' 
^^elche  eine  Entscheidung  in  diesem  oder  jenem  Sinne  nahe  legen.    So 

»folgt  aus  der  Gleichung  scrt.  d^va-  =  lat.  ^^wimu.s,  w.  natürlich  nicht, 
pass  das  zahme  Pferd  bereits  den  Indogermanen  bekannt  geweseJi 
öcin  müsse.  Bedenkt  man  aber,  dass  neben  dieser  Gleichung  ein  be- 
^»onderer  urverwandter  Ausdruck  für  das  Fohlen,  das  Jutige  des 
^fcferdes  (griech.  irO&Xoq  —  got.  ftila)  liegt,  so  wird,  da  eine  solche  Er» 
ficheinung  bei  wilden  Tieren  kaum  nachweisbar  ist,  der  Ansatz,  dass 
^das  Pferd  schon  in  der  Urzeit  in  ein  gewisses  Verhältnis  zum  Menschen 
^Betreten  war,  näher  als  das  Gegenteil  liegen» 

Es  ist  daher  eine  starke  Übertreibung  des  Richtigen,  wenn 
^  Kossinna,  um  seine  Abneigung  gegen  die  „linguistische  Paläontologie" 
(ein  etwas  anspruchsvoller  Ausdruck,  über  dessen  Berechtigung  man 
J*  streiten  kann)  des  weiteren  zu  begründen,  a,  a.  0.  behauptet,  dass 
jtprir  „nie  mit  einiger  Sicherheit"  feststellen  könnten,  was 
^Kn  Wort  in  der  Drzeit  bedeutet  habe.  Ein  Beispiel  sei  die  ün- 
^Bicherheit  des  eigentlichen  Sinnes  der  Metallnamen  (z.  B.  scrt.  ät^as 
^pder  griech.  xct^"^^*S)  sogar  noch  in  den  ältesten  Litteraturdenkmälern. 
Hbemi  gesetzt  auch  den  Fall,  es  liesae  sieh  die  ursprtlngliche  Bedeutung 
reiner  Gleichung  wie  scrt.  ä^as  —  lat,  aes,  got.  atz  (ob  ,  Kupfer',  ,Erz' 
er  jEisen')  nicht  ermitteln,  so  würde  doch  auch  dann  die  für  die 
dogermanische  Altertumskunde  höchst  bedeutsame  Thatsache  übrig 
leiben,  dass  die  Indogermanen  schon  vor  ihrer  Trennung  wenigstens 
iber  ein  Nut^metall  verfügten. 

Es    handelte  sich    bis  jetzt    um  Kulturbegriife,    für  die  eine  Be- 

lennung  sich  nachweislich  schon  in  vorhistorischer  Zeit  festgesetzt  hat, 

ind  um  die  Schlüsse,  die  sich  hieraus  ziehen  oder  nicht  ziehen  lassen, 

i  näherer  Betrachtung  zeigt  sich  aber,    dass  die  Namengebung 

er  kulturhistorischen  Begriffe  überhaupt,  auch  wenn  diese  sich 

"cht  über    den  Bereich    der  Einzel vülker  hinaus  verfolgen  lilsst,    von 

asserordentlicher  Bedeutung   für  die    kulturhistorische  Erkenntnis  ist. 

Wenn  die  Sprache  vor  die  Aufgabe  gestellt  ist,  einen  neuen  Be- 

iff  zu  bezeichnen,   verfährt  sie  und  ist,    seit  Mensehen  sprechen,    in 

1er  grossen  Mehrheit  der  Fälle  so  verfahren,  dass  sie  eine  an  diesem 

Begriffe    haftende,    dem   Sprechenden    besonders    charakteristisch    er- 


3W 


Vorrede. 


scheinemle  VorstelluDg  herausgreift  und  nach  dieser  den  guaai 
griff'  bezeiebnet.  Das  iilg,  Wort  für  M  o  n  d  (s.  d.)  bedeutet 
wabracbeiiilicb  der  „Messer",  weil  maü  sehoD  in  grauer  Vorxeit 
Bedeuüiüg  der  wechselnden  Pbasen  dieses  Gestirns  aU  Zei 
kannte.  Als  sieb  bei  den  Germaüen  die  neue  Schreibkun^t  verhi 
bexeiehuete  man  das  Schreiben  als  ^Ritzen"  (engl,  u:rite)^  weil 
die  ältesten  Buchstaben  in  Holztäfelcbee  einritzte.  Mit  Recht  bei* 
dabei  Whitney  Leben  und  Wachstum  der  Sprache  S*  144  hervor, 
bei  der  hier  in  Frage  stehenden  Nainengebung  immer  nnd  überall 
Begriff  dem  Ausdruck  vorangehe,  und  es  ist  von  kulturhiistmicie 
Wichtigkeit  hinzuzufllgen,  da8s  nicht  schon  das  Vorhandensein  «iiß 
Erscheinung,  sondern  erst  die  VorBteüung  von  diesem  Vorhan« 
di  h.  eben  ihr  lehendig  gewordener  Begriff  zur  Ausprägung  einer 
Zeichnung  führt.  Wenn  es  in  der  idg.  Ursprache  ein  Wort  füi 
Witwe  (8.  dO»  nicht  aber  für  den  Witwer  gab,  so  liegt  der 
dieser  Thatsaebe  nattlrlieh  nicht  darin,  dass  damals  nur  Fraueo^  (& 
ihre  Männer,  aber  nicht  Manncry  die  ihre  Frauen  verloren  hatten, 
handeo  waren,  sondern  vielmehr  darin,  dass  das  Witwentum 
gesellschaftliche  Einrichtungen  wie  das  Gesetz  de^  Ledigbleibei 
Witw^e  oder  das  ibres  Sterbens  am  Grabe  des  Mannas  zu  Ici 
Vorstellung  gelangt  war,  w^äbrend  der  Mann,  dem  seine  Frau  g 
war,  nach  den  damals  herrschenden  Begriffen  noeh  auf  gleicher 
mit  dem  stand,  der  ein  Kind  oder  auch  ein  Pferd  oder  eine 
▼erloren  hatte.  Erst  als  in  geftihlvollcren  Zeiten  auch  der  Begriff] 
Witwers  in  der  Vorstellung  der  Menschen  lebendig  geworden  war, 
sich  gegenüber  anderen  verwandten  Erscheinimgen  deutlicher  ahg« 
hatte,  drängte  er  nach  einer  sprachlichen  Bezeichnung,  die  di 
meist  durch  Maskuliaisicrung  des  Femininums  (lat.  viduus  :  cidm 
gewonnen  wurde.  ^Jedes  neuerworbene  Teilclien  von  Erkenntnis  and 
Kraft^,  sagt  Whitney  a*  a,  0»  treffend,  „legt  der  Geist  vemiitteb  der 
Sprache  als  sicheren  Besitz  an^  fährt  immer  fort  nach  neuer  Erkeuntmi 
m  streben  und  grössere  Herrschaft  über  seine  Kräfte  zu  gewinnen, 
sichert  den  Gewinn  in  derselben  Weise.  Er  arbeitet  beständig 
der  Oberfläche  der  Sprache,  ändert  und  verbessert  die  in  den  Wi 

I  auBgedrückte  Einteilung   der  Dinge,   lernt  Begriffe,    die    einst  nur 
nähernd  gefasst  und  ungeschickt  gehandhabt  würden,  besser  heben 
presst   neue   Erkenntnis    in   alte  Atisdrücke  —  alles,    im    ganzen 
trachtet,  mit  Hülfe  der  Sprache,  und  doch  in  jedem  einzelnen  Pi 
unabhängig   von    der   Sprache",     Es    ist   dasselbe,    was    ein    an« 

•  Sprachforscher,  Fr.  Rückert,  in  BeiBcm  sclitJnen  Gedicht  an  die 

(so  ausgedrückt  hat: 
i  „Da  ich  aus  dem  Schlaf  erwachte, 

Noch  nicht  wusste,  da^s  ich  dachte, 
Gäbest  Du  mich  selber  mir* 


xvit 


Lies8est  micli  die  Welt  erbeuten,  ^) 

Lehrtest  mich  die  Rätsel  deuten^  1« 

Und  miL4i  spielen  sellist  mit  Dir/  ^' 

Was  hier  von   dem  einzelnen  gesagt  wird,   gilt  auch  von  einetiö 

anzen  Volk  in  geiner  kultnrgcschicbtlichen  Entwicklung. 

Indem  der  Sprachforscher  diesem  vielversehlungenen  Weg  iSt 
Sprache  im  Hinblick  auf  ihren  kulturhistorisch  bedeutsamen  Wortechat* 
prüfend  nachgeht^  gelangt  er  dazu,  die  Vorstellungen  zu  ermitteta, 
welche  der  sprachlichen  Ausbildung  der  Begriffe  zn  Grunde  gelebt 
worden  sind  und  durch  die  Zusammenstellung  und  Vergleichuug  det 
Ideen,  die  für  ein  und  dasselbe  Objekt  den  Benennungsgrund  hergäbet» 
sich  der  Erkenntnis  des  Objekts  selbst  zu  nahern  (vgl  auch  Pott 
ulnare  und  Tigcsimale  Zäblmethode  S,  226  ff.}.  Auf  diesem  Weg^ 
rncn  wir,  dass  der  Eid  (s.  d.)  teils  als  ,Selbstverflnehnng',  teils  a^Is 
Bertihrung^  (sc.  des  Verderben  bringen  oder  verderben  sollenden 
egenstanda)  aufgefasst  wurde,  oder  dass  der  Begriff  des  G  e  I  d  e-s 
.  d.)  in  den  einen  Sprachen  durch  Wörter  fllr  jVieh',  in  den  anderen 
Üurch  solche  ftlr  ,PeIzwerk',  jZeug\  ,Scbmuek  u.  dergl  ausgedrückt 
rde.  Auf  diesem  Wege  ermitteln  wir,  dass  die  Kunst  des  Lesens 
(8.  u.  Schreiben  und  Lesen)  als  ein  ,feierliches  Verkündigen',  als 
,Errateu'  oder  als  ,Samraeln'  (der  Buchstaben)  gedacht  wurde,  Voi*- 
stellungeu,  die  sich  aus  dem  Lesen  der  gebeimnisvollen  Zeichen  d^s 
Losorakels  (s.  n.  Los)  ohne  weiteres  erklären*  Auf  diesem  Wege 
ergiebt  sich,  dass  der  Gedanke  der  Keuschheit  (s*  d.)  auf  sakralem 
Gebiete  wurzelt  (geschlechtlich  rein  für  Kultusizwecke),  oder  dass  der 
der  Freiheit  (s.  u.  Stände)  aus  dem  der  Stammeszngehr)rigkeit  bervor- 
^gegangen  ist.  Das  Mitte!  der  Namcngebung  beruht  in  allen  dieseVi 
allen  auf  den  gewöhnlichsten  Erscheinungen  des  Bedeutungs- 
wandels der  Sprache.  Wenn  das  Schreiben  (engl,  tcrite)  als  ,Eift- 
ritzen*  bezeichnet  wird,  so  findet  hier  zunächst  eine  Einscbränkung 
der  ursprünglichen  Wortbedeutung  durch  das  Hinzutreten  näher  be- 
stimmender Elemente  (Einritzen  zum  Zwecke  der  Mitteilung  an  ändert) 
statt,  wenn  aber  dann  dasselbe  Zeitwort  für  jede  Art  der  schriftliche'n 
Mitteilung  (nicht  bloss  für  das  durch  Einritzen)  gebraucht  wirdj  geht 
die  Einschränkung  dnrch  das  Ausscheiden  determinierender  Elemente 
in  eine  Erweiterung  der  Wortbedeutnog  über.  Eine  andere  Form 
des  Bedeutungswandels  als  dieser  auf  Determination  beruhende  ist  der 
durch  Association  in  der  Weise  erfolgende,  dass  neue  Begriffe  ati 
bereits  vorhandene  angelehnt  werdcp,  sowie  der  auf  einfache  Be?- 
deutuugsübertragung  hinauslaufende,  bei  der  ein  neuer  Kulturbegriff 
einfach  nach  der  Ähnlichkeit  benannt  wird,  die  nach  irgend  einei' 
Seite  zwischen  ihm  und  schon  bekannten  Dingen  stattfindet*  Ein  Bei- 
spiel für  den  ersteren  Spraehvorgaug  ist  die  Ausbildung  der  indischen 
Metallnameni  die  durch  Association  mit  dem  schon  idg.  Namen  des  Kupfeis 

n 


xvm 


Vorrede. 


(scrt.  äi/as  ^  lat.  des)  entstanden  sind :  scrt  hirant/n-  ,Gold\  eigeiil 
jgelbglänzendes'j  rajatd-  ,Silber\  eigeotl*  ^weißagläozeudea',  CV^N^J 
yEisen',  eigentL  ^bläuliches'  sc.  äyaSf  Beispiele  für  die  letztere  Sp 
er&eheiiiUDg  ßind  es,  wenn  auf  germaniüchem  Boden  daa  Bpätere  I 
(s.  dO  nach  dem  früljeren  Bernstein,  oder  bei  den  Griechen  die  i 
Zitrone  (a*  d.j  nach  dem  Holz  der  Zeder  oder  des  WacbbaldcrT 
nannt  wird-  Es  liegt  auf  der  Hand,  Ton  welcher  Bedeutung»  n&menlMj 
in  chronologischer  Be/Jebiing,  auch  derartige  Beobachtungen  für  die] 
Kultnrgeschicbte  werden  könoen.  Und  &o  erweist  sich  deno  dai 
Samte  Gebiet  des  Bedeutungswandels  der  Sprache,  soweit  es  ftic 
kulturhistorische  Begriffe  handelt,  als  eine  noch  lange  nicht  erscl^ 
Fundgrube  sachlicher  und  historischer  Erkenntnis.  Welch  ein 
geschieh tlieher  Entwicklung  liegt  vor  uns  ausgebreitet,  wew  "--  : 
wie  zabireiche  Benennungen  der  Mitgift  (s*  d.)  eines  JJ 
alten  Wörtern  für  den  Kaufpreis  desselben  hervorgeho,  oder 
ältesten  Bezeichnungen  des  Gaptfreunds  (s.  u.  Gas  tf  reu  ndscl 
ursprünglich  den  ,B>ind'  und  ^Fremden'  benannten^  oder  wie 
für  Schlüssel  (s,  d*)  eigentlich  ,Nager,  oder  solche  für  Brflcli 
(f.  d,)  eigentlich  ,Furt'  oder  solche  für  Bogen  (8*u.  Pfeil  und  Bogeq 
eigentlich  ,Eibe'  u*  s.  w.  bedeuteten»  Derartige  Einzel  beobachten 
liegen  in  ungezählten  WürterbUchern  und  anderen  etymologischen 
bciten  in  Hülle  und  Fülle  zerstreut  von  Auf  dem  Boden  dei 
Altertumskunde  allein  können  sie  zu  fruchtbaren  Erkenai 
nissen  Äusammengefasst  und  verarbeitet  werden. 
.,  Nicht   selten   geschieht  es   nun  aber,    dass  die  Sprache  zur* 

.Zeichnung  eines  neuen  Kulturbegriffs  nicht  den  im  Bishengen 
schilderten  Weg  beschreitet,  sondern  dafür  einen  fix  und  fertig  aal 
der  Fremde  entlehnten  Ausdruck  sieb  aneignet.  Wir  kommen  dimil 
zu  dem  Fremdwort  und  seiner  kuHurhiatorischen  Bedeutang,  übe  ^' 
wir  nns  kurz  fassen  können,  da  sie  im  allgemeinen  (auch  von  Kret 
S>  49)  anerkannt  wird.  Nur  Kossinna  erhebt  auch  hier  wieder 
Wendungen:  „Wir  müssen  uns",  sagt  er  S.  5,  „ebensowohl  hütei 
viel  Worte  in  die  Urzeit  hiimufzurüekcD,  als  zu  wenig,  nnd 
.kommen  wir  zu  dem  dritten  sprachgeschiehtlicheß  Bedenken, 
darauf  gründet,  dass  wir  keine  Ahnung  von  dem  Cmfange  des  zt 
los  sehr  grossen  Verlustes  haben,  den  der  ui*zeitliche  Sprache 
innerhalb  jeder  Einzelsprachc  erlitten  hat.  Jede  aus  der  ^ 
geführte,  riüUeicht  recht  unwesentliche  Veränderung  eines  t.^^^,.*., 
konnte  ein  ürwort  zum  Aussterben  bringen  und  ein  Fremdwort 
einfübnjn»  Dieses  Fremdwort  nimmt  dann  der  „linguistische  Paliö 
tologe**  zum  Beweise  einer  Lücke  im  voraufliegenden  KalturL 
während  es  thatsäehlieh  nicht  in  eine  Lücke  getreten  ist,  soii 
heimischeg  Gut  verdrängt  hat.  So  sind  die  Worte  ^Kupfer** 
„Pferd"    spätrömische  Lehnworte.     Pferde  gab   es  aber    als  Hau 


►ei  den  GermaneD  nachweislich  sclioa  in  der  jüngeren  Steinzeit,  und 
das  Kupfer  wurde  ihnen  bereits  am  Ende  der  Steinzeit  bekannt". 
Wenn  mau  dies  liest,  sollte  man  glauben,  dass  derartige  Erwägungen,  wie 
sie  hier  angestellt  werden,  dem  Sprachvergleicher  bis  auf  6,  Kossinna  un- 
bekannt gewesen  seien.  Und  doch  habe  ich  eelb&t  lange  vor  ihm  zu  wieder- 
holten Malen  (vgl,  besonders  Sprachvergleichung  und  Urgeschichte* 
S.  203  ff.  und  meine  Vorrede  zur  VI.  Auflage  von  V.  Hehos  Kulturpflanzen 
p,  XIV  ff*)  ausführlich  über  die  methodische  Verwertung  der  Freoidwörter 
gehandelt  und  dabei  ausdrücklich  gerade  auch  auf  die  von  Kossinna 
angeführten  Schwierigkeiten  hingewiesen.  An  ebendenselben  Stelleu 
habe  ich  aber  auch  gezeigt,  dass  „nicht  alles  ans  der  Sprache  aebliessen 
können"  nicht  heisst  j,nichte  aus  der  Sprache  schlieasen  können",  und 
wenn  Kossinna  doch  selbst  sagt,  dass  ^die  Verändernng**  eines  Gegen- 
Stands  die  EinfÜhrnng  eines  Fremdworts  bedinge,  so  finde  ich  wiederum, 
dass  er  dasselbe  sagt  wie  ich  auch,  Denn  was  ist  Gescbichte  und 
geschichtliches  Lehen  anders  als  „Veränderung"?  Über  eben  diese 
Veränderung  der  Kulturbegriffe  aber  erhalten  wir  durch  das  Fremd- 
wort Aufschluss.  Es  äst  zweifellos  sicher,  dass  die  Eutlehnung  des 
dentschen  Wortes  ^jPferd'^  aus  lat.  parareredtis  (gerade  dieses  Beispiel 
habe  ich  a,  a,  0.  gebrauch t)  nicht  beweist^  dass  die  Deutschen  ihre 
Pferde  von  den  Römern  erhielten.  Es  ist  aber  ebenso  sicher^  dass  sie 
-auf  die  Übernahme  einer  besonderen  Verwendung  des  Pferdes, 
nämlich  der  des  Postpferdes  (s.  u.  Post)  aus  rumisch-romanischem 
Knlturgebiet  hinweist.  Es  ist  in  hohem  Grade  wabrscbeinlieh,  was 
besonders  gegen  die  Schhissfolgerungen  V.  Helms  (s.  u.)  bemerkt  werden 
musste,  dass  die  Entlehnung  von  lat.  murtus  aus  griecb.  ^i}pT0<;  nicht 
beweist,  dass  die  Myrte  selbst  aus  Griechenland  in  Italien  einwanderte, 
wohl  aber  dass  sie  unter  griechischem  Einfiuss  daselbst  angepflanzt, 
verbreitet,  verehrt  wurde.  Es  ist  selbstverständlich,  dass  die  Deutschen 
schon  ehe  sie  ihr  „kaufen"  aus  lat.  caupo  bildeten,  kauften  und  ver- 
laufTten,  and  doch  eröffnet  uns  gerade  diese  Entlehnung  (s,  n,  Kauf- 
mann) ein  so  lebensvolles  Bild  des  römisch -germanischen  Handelsver- 
kehrs,  wie  keine  Ausgrabung  und  kein  Bericht  eines  antiken  Schrift- 
Btellers  es  uns  darbietet. 

Und  so  steht  es  denn  mit  diesem  Einwand  gegen  die  Benutzung 
der  Sprachwissenschaft  für  kulturhistorische  Zwecke  wie  mit  allen 
anderen.  Sie  haben  ihre  Berechtigung  dem  Forscher  gegenüber,  der 
piftgui  Minerva  das  sprachliche  Material  handhabt  und  etwa  aus  Ficks 
'Vergleichendem  Wörterbuch  ein  Bild  der  Urzeit  oder  ans  Saalfelda 
TTensaurus  Italo-graecus  ein  Bild  der  griechisch-römischen  Beziehungen 
gfekonstmieren  wollte.  Sie  verlieren  ihre  Bedeutung  demjenigen  gegen- 
*tlber,  der  sich  wohl  bewusst  ist,  dass  jede  sprachliche  Gleichung,  die 
auf  Urverwandtschaft  ebenso  wie  die  auf  Entlehnung  beruhende,  ehe 
'sie  als  Baustein  benutzt  werden  kann,  einer  sorgfältigen  Prüfung  hin- 


XX 


Vorrtde. 


sichtlich  ihrer  Tra;]:flthigkeit  hedart  Allgemeine  auf  jede  einzeliie 
Tbatsache  passeutle  Regeln  lassen  sieh  hierfür  bei  der  MaDuigfaltigkeit 
der  zu  bedenkenden  Gesichtspunkte  allerdings  schwerlich  anfstcUen, 
Jeder  Fall  hat  gewisserniassen  seine  eigene  Methode.  Über  die  Fria» 
zipien  der  Sprachbeniitzung  für  die  Knlturgeschicbte  wird  man  daher 
immer  streiten  können,  wie  man  seit  lange  mit  Vorliebe  darüber  ge* 
stritten  hat.  In  concreto  zeigt  sich  glücklicher  Weise,  wie  schon  ans 
dem  obigen  hervorgeht,  dass  eine  ÜbereiustimmiiDg,  sobald  man  wenigstens 
nm  Sachen,  nicht  um  Worte  streitet,  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  nicbt 
allzu  schwer  zu  erzielen  ist.  Und  so  stehen  wir  denn,  trotz  der  ^e* 
machten  Einwendungen,  noch  immer  auf  dem  „veralteten**  Standpunkt, 
den  j.  Grinini  einnahm^  dass  wir  in  der  Geschichte  der  Sprache  eine 
der  reichsten  und  lebendigsten  Quellen  kulturhistorischer  Erkenntnis 
erblicken  und  trösten  uns  über  die  Versuche,  auch  an  dieser  Wah^ 
heit  ztt  rütteln,  mit  den  resignationsvoMen  Worten  Goethea: 
„Wenn  sie  den  Stein  der  Weisen  hätten, 
der  Weise  mangelte  dem  Stein".  — 

Über  eins  aber  kann  in  methodologischer  Beziehung  kein  Zwelfd 
sein  —  und  auf  diesen  Punkt  habe  ich,  seitdem  ich  überhaupt  auf 
dem  Gebiete  der  Idg.  Altertumskunde  arbeile,  mit  aller  mir  zu  Gebote 
stellenden  Deutlichkeit  hingewiesen')  — ,  nämlich  dartlber,  dass  diese 
rrlifnng  der  sprachlichen  Thatsachen  in  engster  Füblnng  mit  den  aaf 
idg.  Boden  uns  entgegentretenden  Realien  geschehen  muss. 

Die  Sprachhetrachtung  mnss  von  8ac  hbetracbtung  be- 
begleitet sein.    Diese  führt  nns  zunächst  zu  derjenigen  Wissensclaft, 


1)  Vgl  K.  Brugmann  über  Sprachvergleichung  und  Urgeschichte*  im 
LH.  Centralblatt  1883  Nr.  39:  „Der  Vf.  kommt  zu  dem  Resultat,  dass  di* 
Sprachwissenschaft,  auf  ihre  eigenen  Mittel  angewiesen,  nicht  im  Stande  sei, 
ein  zuverliissi*^eö  Bild  der  vorhistorischen  Kulturzustiinde  zu  entwerfen;  i^le 
müsse  mehr  als  es  bisher  geschehen  sei,  die  archäologische  Paläontologie 
und  Geschichlsforschuii^  zu  Hülfe  nehmen.  Darin  wird  jeder  dem  Vf.  hei- 
stimmen  küunen",  und  Gurt  Wachamuth  Einleitung  in  das  Studium  dertitua 
Geschichte  Leipzig  1^595  S.  320:  „Auf  die  prinzipiellen  Uedenkea,  die  eino 
einseitigen  Verwt^ndung  der  Sprachwissenschaft  zu  derartigen  kul turg'eschicht- 
lichen  Rückschlüssen  entgegen  stehn,  machte  dann  aber  mit  gutem  Grundp 
0*  Schrader  aufmerksam :  besonders  hob  er  verschiedene,  die  ganze  B^ 
trachtungsweise  empfindlich  störende  Möglichkeiten  hervor,  die  im  einzelnen 

zu  um  schränken  schwer  filUt So  riet  Schrader,  mit  der  ßprachUchtai 

Paläontologie  die  archäologische  zu  verbinden  und  glaubte  durch  die^ 
kombinierte  Methode,  die  sowohl  den  indogermanischen  Urschatz  als  dir 
, prähistorischen*  Funde  verwertet,  die  Kultur  der  Urzeit  erschliessen  n 
können,  die  er  als  die  ,steinzeithche*  der  Schweizer  Pfahlbauten  deüm6rt€^ 
Ich  erlaube  mir  auf  diese  beiden,  leicht  zu  vermehrenden  Zeugnisse,  m 
älteres  und  ein  jüngeres,  über  den  wirklichen  Charakter  meiner  Method« 
hinzu  weise  »1  da  man  es  neuerdings  bequem  und  et,  mieli  als  einseitigem 
»Unguistischen  Palftontologen**  hiuznstellen,  wovon  gerade  das  Gegenteil 
richtig  ist« 


Vorrede, 


welche  mit  Hacke  und  Spaten  iii  die  Tiefe  der  Erde  steigt,  um  die 
Zeugen  vorgeschichtlicher  Jalirhunderte,  wenn  nicht  Jahrtausende,  leib- 
haftig  dem  Ange  blossziilegcnj  der  archäologischen  Prähistorie. 
Es  ist  eine  erfreuliche  Thatgache^  da8S  dieser  Forschungszweig  aus 
der  Rolle  des  Asehenbrudels,  die  er  den  philologisch  -  historischen 
Disziplinen  gegenüber  lange  Zeit  gespielt  hat,  sich  durch  die  auf- 
opfernngsvolle  Thätigkeit  hervorragender  Männer  zu  einer  selbständigen 
und  geacliteten  Stellung  mit  eigener  Methode  und  einer  Reihe  ge- 
sicherter Resultate  emporgeschwungen  hat.  Wie  sollte  da  niclit  auch 
die  Indogermanische  Altertumskunde  zur  Aufhellung  der  vorhistorischen 
Kulturverliältnissc  der  idg*  Völker  von  ihren  Ergebnissen  Nutzen  y.ichn, 
die  in  der  That  geeignet  sind,  wie  es  Kossinna  gut  ausdrückt,  den  oft 
„blassen^  sprachlichen  Konstruktionen  die  „blühende  Farbe  der  archäo- 
logischen Realitäten"  zn  verleihn?  Dass  die  Indogermanen  schon  in 
der  Urzeit  sich  darauf  verstanden,  Gefässe  (s.  d.)  zn  formen,  könnten 
wir  allein  aus  der  Sprache  lernen.  Wie  aber  diese  Gefiisse  beschaffen, 
mit  welchen  Verzierungen  sie  gesehmftckt  waren^  ob  man  sie  aus  freier 
Hand  gestaltete,  oder  schon  die  Drehscheibe  (s.  u.  Töpferscheibe)  an- 
zuwenden verstand  u.  s.  w.,  kann  ans  nur  die  Prähistorie  lehren*  Ja 
so  hoch  ist  die  Schätzung  eben  dieser  Wissenschaft  in  neuster  Zeit 
gestiegen,  dass  es  eher  notwendig  erscheint^  vor  einer  Überschätzung 
ihres  Wertes  für  die  Indogermanische  Altertumskunde  zu  warnen,  als 
ihre  von  keinem  Kundigen  mehr  bezweifelte  Bedeutung  ausführlicher 
darzulegen.  W^ir  meinen  hierbei  nicht,  dass  die  wissenschaftliche  Be- 
stimmung und  Ausbeutung  eines  archäologischen  Fundes  kaum  einer 
geringeren  Zahl  von  natürlich  andersiirtigen  Fehlerquellen  wie  irgend 
eine  sprachliche  Gleichung  ausgesetzt  ist,  wir  wollen  hier  nur  auf  zwei, 
der  archäologischen  Prähistorie  ihrer  Natur  nach  anhaftende  Mänge' 
aufmerksam  machen. 

P.  Kretschmer  sagte,  wie  wir  oben  sahen,  wir  sollten  der  Sprach- 
wissenschaft den  Laufpass  geben,  da  ^uus  die  Reste  aitiudogernianischer 
Knitur  selbst  durch  die  Prähistorie  in  reicher  Fülle  vor  die  Augen 
gerückt  seien",  und  dasselbe  ist  die  Meinung  6.  Kossinuas.  Es  fragt 
ßieh  dabei  nur,  was  wir  unter  ^altindogermanischer  Kultur**  verstehen. 
Nach  Boeckh  ist  die  „Kulturentvvicklung  der  Völker"  gleichbedeutend 
mit  der  „geschichtlichen  Bethätigung  des  Geistes  der  Völker",  und 
fast  scheint  es,  als  ob  die  neueren  diese  „B^Jthätigung  des  Geistes  der 
Völker"  nur  in  Töpfen  und  Krügen,  iu  Dolchen  und  Schwertern  u.  s*  w. 
Buchten.  Denn  wie  hoch  man  auch  immer  den  Wert  der  Prälnstorie 
anschlagen  möge,  zweifellos  ist  doch,  was  auch  H*  Hirt  zu  wieder- 
liolten  Malen  richtig  hervorgehoben  hat,  dass  ihre  Erkenntnisse  sich 
auf  verhältnismässig  beschränkte  Teile  der  urzeitlichen  Kulturwelt  be- 
ziehn.  Wenn  auch  gewisse  Ansiedelungen,  wie  namentlich  die  Schweizer 
Pfahlbauten,  ein  ziemlieh  vollständiges  Bild  wenigstens  der  materiellen 


XXII 


Vorrede. 


Kultur  ihrer  Bewohner  geetatten,  so  handelt  es  sieb  doch  in  der  Mehrfa 
der  Fälle  um  vereinzelte  und  versprengte  Fundstücke  oder  um  C 
funde,  d.  h.  um  die  Gaben,  welche  der  unverbrannten  oder  verbrannten 
Leiche  bei  der  Beisetzung  mitgegeben  wurden,  und  die  der  Natur  der 
Sache  nach  einem  beschränkten  Kreis  von  Gegenständen  entstamm^ 
Vor  allem  aber  werden  wir  von  der  Prähistorie  nie  etwas  über 
Familien-,  Staats-  und  Rechtsleben  und  nur  weniges  llber  die  religio 
Anschauungen  der  Urzeit  erfahren  oder  zu  erwarten  haben,  so 
also  die  gesamte  geistige  und  sittliche  Entw^icklung  dea  vor- 
historischen Menschen  auf  diesem  Wege  für  uns  in  Dunkel  gehüllt 
bleibt.  Gerade  hier  greift  die  Sprachvergleichung  ergänzend  ein,  di^ 
mit  ihrem  Licht  alle  Seiten  der  vorhistorischen  Kultur  beleuchtet,  und 
nur  in  diesem,  nicht  in  einem  die  sachliche  Forschung  aussehliessenden 
oder  beschränkenden  Sinne  habe  ich  „Über  den  Gedauken  einer  Kaltur- 
geschichte der  ludogcrmanen  auf  sprachwissenschaftlicher  Grundlage^' 
(Jena  1887)  gesprochen,  den  Kretschmer  (S.  50)  als  ein  ^ünding*^, 
V.  Hehn  freilich,  deui  Kretsebmer  wohl  ein  Stimmrecht  in  die 
Fragen  gestatten  wird,  als  einen  „schönen  Entwurl^  der  der  ErftlUij 
harrt"!)  bezeichnete.  In  der  That  sind  Gleichungen  wie  scrt.  päd* 
griech.  iröang  für  den  Haus-  und  Familienvater,  scrt,  räj-  =  lat. 
für  den  Häuptling  des  StammeSj  aw,  k(Uiuh  =  griech-  nowri  für  die 
Rache  und  ihre  Loskaufung  durch  die  Busse,  scrt.  d^vd-  =  lat, 
lit.  diewa^  für  gewisse  himmelentstanirate  Wesen  prähistorische  Fund 
denen  die  archäologische  Präbistorie  selbst  nichts  ähnliches  an  difi 
Seite  zu  setzen  hat. 

und  noch  ein  zweiter  Nachteil  dieser  letzteren  Disziplin 
sprachlichen  Material  gegenüber  muss  hier  angeschlossen  werden*    Mali 
mag  Gleichungen  wie   die    eben    genannten    für  urverwandt    oder 
uralte  Lehnwörter  ansehn,    eines  ist  doch  sieher,    daas  sie  auf  kalt 
bistorisehe    Zusammenhänge    zwischen    indogermanischen    Völkern 
hinweisen.     Der    archäologißche  Fund  an  und  für  sich  aber  steht, 
"le  ältere  Zeit  er  zurückgeht,  umso  mehr  jenseits  aller  ethnischen  V" 
Mitnisse,  und,  falls  es  nicht  gelingt,   eine  Beziehung  zu  diesen  herzu- 
stellen, auch  jenseits  alles  wirklich  historischen  Interesses« 

Eine  solche  Beziehung  habe  ich  anzubahnen  versucht,  indem 
schon  in  der  ersten  Auflage  von  Sprachvergleichung  und  ürgeschic 
(1883)  den  Kachweis  zu  führen  unternahm,   dass  die   in  den  alte 


1)  V.  Hehn  an  den  Verfasser  am  29.  März  1887 :  „Sie  haben  mir  du 
Ilire  akademiiche  Hede  wiederum  ein  angenehmes  und  wertvolles  Ge3ch 
gemacht.  Sie  entwerfen  darin  den  Grundriss,  das  Fachwerk  einer  künftig 
sprach wissenschafth che n  Kulturgeschichte  und  halten  dem  Forscher  alle  Ge» 
Sichtspunkte  vor,  die  er  bei  diesem  Geschäft  sich  stellen  kann  oder  muss. 
Ein  schöner  Entwurf,  der  der  Erfültung  harrt!  Einzelne  Partien  mnd  Ja 
schon  mehr  oder  minder  ausgeführt,  nicht  am  wenigsten  durch  Sie  selbst*  ILI 


XXllI 

Pfahlbauteu  der  Schweiz  zu  Tage  getretene  Kultur  der  jüngeren  Stein- 
zeit sich  im  Grossen  nnd  Ganzen  mit  derjenigen  Xuliurstufe  deckt, 
I  welche  wir  auf  lingnistißch-historicchem  Weg  als  die  der  ältesten 
enropäischen  Indogermanen  erschliessen  kcinnen.  Es  zeigt  sich,  dass 
die  wichtigsten  Beötandteile  jener  Ültesten  PfahlbautcnkuUnr,  also  z.  B. 
die  daselbst  nachgewiesenen  Hanstiere  oder  Kulturpflauzen  oder  die 
TOD  den  Pfahlbaiiern  geübten  Künste  des  Nähens,  Spinnens,  Webens 
H*  8.  w.  sich  durch  urverwandte  Gleichungen  belegen  lassen,  während 
für  Kultnrgegenstände,  die  bisher  in  der  ältesten  Pfahlbautenzeit  nicht 
nachgewiesen  werden  konnten,  also  %.  B.  für  Esel,  Maultier  und  Katze 
oder  für  den  Roggen  und  Hanf  auch  die  sprachlichen  Belege  in  dem 
Wörtcrschatz  der  europäiseh-indogernianischen  Urzeit  in  der  Kegel 
fermisst  werden  (s.  auch  u.  Kupfer  und  Steinzeit).  Dasselbe  wie 
?on  der  Kultur  der  ältesten  Schweizer  Pfahlbauten  gilt  aber  von  den 
neolithischen  Ansiedluugen  Europas  tiberhaupt,  und  so  gelangen  wir 
auf  diesem  Wege»  auf  dem  ich  unter  den  Archäologen  z.  B,  bei 
M,  Mnch  (Die  Kupferzeit  in  Europa  und  ihr  Verhältnis  zur  Kultur  der 
Indogermanen  IL  Auflage,  Jena  1893),  unter  den  Sprachfarsehern  z.  B, 
bei  W,  Streit b er g^)  und  H.  Hirt^)  Zustimmuug  gefunden  habe,  zu 
einem  doppelten  Ergebnis:  einmal  zu  dem,  dass  die  proethniscben  Zu- 
Bammenhänge  der  Indogermanen  in  die  neolit bische  Zeit  tallent  und 
zweitens  zu  dem,  dass  der  auch  von  allgemeineren  Gesichtspunkten 
AUS  nächstliegenden  Annahme  nichts  im  Wege  steht,  schon  das  neo- 
lithische  Europa  sei  in  weiter  Ausdehnung  von  Indogermanen  bevölkei't 
gewesen^).    Damit  aber  ist  für  den  Linguisten  und  Prähistoriker  eine 


1)  „Eine  Tbatsache  von  grosser  Tragweite,  auf  die  vor  allem  0,  Schrader 
iingewicöeu  hat,  ist,  dass  die  Kultur  der  jüngeren  Steinzeit  überraschende 
Ähulicbkeit  mit  derjenigen  zeigt,  die  wir  aus  sprachlichen  Momenten  ftlr  die 
idg.  Urzeit  erschliessen  können**,  W,  Streitber^  Die  Urheimat  der  Indoger- 
tnanen  Feuilleton  d.  Frankf.  Zeitung  vom  15.  Mär^  1893. 

2)  pDie  gleiche  Kulturstufe  wie  eie  in  den  Schweizer  Pfahlbauten  vor- 
liegt, müssen  nach  Ausweia  der  Sprache  die  Indogermanen»  zum  mindeeteu 
Äie  Europäer,  erreicht  haben*',  H.  Hirt  Geog^r.  Z.  herausg.  von  A.  Hettner  IV, 
1898  S.  374  (s.  auch  u.  Kupfer  und  vgl  die  Anm.  auf  S.  XVIII). 

3)  Zu  dem  gleichen  Resultat  kommt  auf  Grund  allgemeinerer  Er- 
wägTingen   auch   F.  Kretschmer  ß.  57;    doch   tadelt  er  den  Weg,  auf  dem, 

ne  ich  glaube,  dasselbe  allein  beweisbar  ist.  Seine  Einwendungen  lassen 
fich  an  folgenden  zwei  Fällen  zugleich  deutlich  machen  und  —  widerlegen, 
Der  neolit hischen  Kultur  war  die  Ziege  als  Haustier  bekannt,  die  Gans  als 
solches  unbekannt.  Nun,  meint  KrctBchmer^  fehle  gerade  für  die  Ziege 
€in  geraeinindogermanisches  Wort,  während  umgekehrt  für  die  Gans  (scrt. 
hamsd'  =  griech.  xn^  u.  s.  w.)  ein  solches  vorhanden  sei*  Was  nun  aber 
das  erfltere  Beispiel  anbetrifft,  so  sind  für  den  Ziegenbock  so  viele  partielle 
Übereinstimmußgen  in  den  idg.  Sprachen  vorhanden  (s.  u*  Ziege),  dass  mit 
jins  auch  ühlenbeck  Beiträge  XIX^  330  nud  Hirt  in  Hettners  Geogr.  Z.  IV,  379 
das  Vorhandensein  von  Ausdrücken  für  dieses  Tier  in  der  idg,  Ursprache 
iolgeru    (s.   oben   S*  XI  über   die  Verwertung  partieller   Gleichungen).    Im 


XXIV 


Vorrede. 


gemeiesame  etbnographische  Basis  gegeben,    von  weleber   sie  tW 
klärting  der  weiteren   koltnrgeachicbtlichen  Eotwicklung   uuseres 
teils  znsammea  ihren  Ansgangspunkt  nebmen  können. 

Die  Notwendigkeit  eines  Zusammengehens  von  Sprach* 
Sacbforscbung  auf  dem  Boden  der  Idg.  Altertumskunde  ti*itt  mit  be- 
sonderer Deutlichkeit  ferner  bei  den  Versuchen  hervor,  über  die  Genesis 
unserer  Flora  und  Fauna  Liebt  zu  verbreiten,  Yersuebe,  die  die 
Sprachforschung  zu  engen  Berührungen  mit  der  botanischen  und 
soülogi sehen  Paläontologie  führen  mnssten.  Ich  kann  bicr an  dis 
kurz  schon  oben  genannte  Buch  V.  Hebns  Kulturpflanzen  und  Umy 
tiere  in  ihrem  Übergang  ans  Asien  nach  Griechenland  nnd  Italien  so- 
wie in  das  übrige  Europa  (L  Auflage,  Berlin  1S70)  anknüpfen.  Wie 
der  Titel  dieses  Werkes  andentet,  sollte  in  demselben  der  Nachweis 
geführt  werden,  dass  die  wichtigsten  Charakterpflanzen  des  Södcna 
zusammen  mit  einer  Reihe  von  Hanstieren  erst  in  historischer  Zeit 
durch  die  Hand  des  Menschen  aus  dem  Orient,  gcwöhnüeh  wie  Hehn 
annahm,  aus  Syrien  oder  den  Pontusländera,  nach  Europa  verpl 
nnd  hier  weiter  verbreitet  worden  seien.  Was  den  Verfasser  zu  di 
Annahme  einer  grossartigen  Orientalisierung  der  enropäischen  Flora, 
von  der  ich  hier  allein  sprechen  will,  führte,  war,  abgesehen  von 
historischen  Erwägungen,  die  Beobachtung,  dass  die  sprachliche  Ent- 
lehnung auf  dem  Gebiet  der  Kulturpflanzen  eine  sehr  umfangreiche  ist 
Griceh.  Kdvvn  „das  Rohr"  ist  aus  dem  Semitischen  entlehnt,  lat.  murtm 
,die  Myrte*  aus  dem  Griechischen.  Beweist  dies  nicht,  dass  auch  von 
den  beiden  Pflanzen  die  eine  von  den  Semiten  zu  den  Griechen,  die 
andere  von  den  Griechen  zu  den  Romern  kam?  Die  philohigisclie 
Argumentation  Hebns  fand  einstimmigen  Beifall  bei  den  Philologen. 
Seitens  der  Naturforscher  wurden  Bedenken  laut.  So  machte  0,  Heer, 
der  bekannte  Bearbeiter  der  Pflanzen  der  Schweizer  Pfablbanten,  darao! 
aufmerksam,  dass  Myrten-,,  Lorbeer-  nnd  Mastixblätter  schon  in  den 
ältesten  Tuffen  am  Fuss  des  Aetna  entdeckt  worden  seien,  und  dasg 
daher  diese  Pflanzen  nicht  in  historischer  Zeit  in  Italien  eingeftthrt 
worden  sein  könnten.  V.  Hehn  antwortete  in  dem  Vorwort  zur  IL 
Auflage  sehr  kühl :  ^leh  habe  Italien  genommen  wie  es  war,  als  m 
historischer  Zeit  sich  hier  die  erste  höhere  Kultur  entwickelte;  welche 
Pflanzen  es  in  einer  früheren  Erd-Epoche  trug,  ist  mir  gleichgUtig,^,, 
Erst  hätte  Herr  Professor  Heer  aufzeigen  müssen,  dass  von  den  ältesten 
Tuffen    des  Aetna    oder   den    diluvialen  Travertinen  Toskanas  in  der 


zweiten  Falle  aber  übersieht  Kretschmer,  dass  wir  den  archäoIogischeD 
Funden  nicht  allein  die  linguistischen,  sondern  die  linguistisch  historischen 
Ergebnisse  gegenüber  stellen,  nnd  diese  lehren  uns  eben,  dass  die  Qani 
(s.  d.)  in  der  idg.  Urzeit  noch  kein  Haustier  gewesen  sein  kann,  da  Me  « 
auch  in  historischer  Zeit  in  den  ältesten  Epochen  der  Einzelvölker  nod 
nicht  ist. 


Vorrede. 


XXV 


äat  ein  imunterbroehener  vegetativer  ZusamiuenhaDg:  bis  auf  die  Zeit 
gellt,    wo    die   geschichtlichen  Zeugnisse    beginnen.     Kaon    er  diesen 
Nachweis  fahren,  so  will  ich  gern  eioräumen,   dass   mich    meine 
historischen  Mittel  au  diesem  Paukte  falsch  beraten 
haben."     Naturforscher    und  Philologe  hatten    sich   nicht  überzeugt, 
und  doch  gab  und  giebt  es  für  beide  keine  besondere  Wahrheit, 
^L       Als  es  sieh  daher  darum  handelte,  naeli  dem  Tode  V,  Hehns  eine^J 
^leubearbeitung  des  bertlhniten  Buches  zu  veranstalten»  schien  es  uotig^I 
um  diese  uud  andere  Streitfragen,    welche  sich  au  dasselbe  kntipften^l 
wenn  möglich  zu  8cblichtcn>  die  Arbeit  gemeinsam  eitlem  Naturforscher  j 
und  Philologen  zu  übertragen.    Für  den  botanischen  Teil  wurde  Prof* 
A.  Engler,  der  Direktor  des  Berliner  Botanischen  Gartens,  gewonnen.] 
Inilem  ich  auf  die  Ausführungen  dieses  Gelehrten  in  dem  Vorwort  zu  , 
der  Neubearbeitung    des  Hehusehen  Werkes^}  venveise,    bebe  ich  nur] 
hervor,    dass   es   der    beiitigeu    Botanik   allerdings   möglich    ist,    den] 
von  Hehn  vermisstcn  Nachweis    der  vegetativen  KontiDuität   zwischen 
früheren  ncid  der  jetzigen  Erdpoche  im  westlichen  und  südlichen  Eu- 
ropa zu  führen.     Engler    schliesst:    „Wir  sind    daher  berechtigt,    von 
alleu    Pflanzen,    welche   am   Ende    der   Tertiärperidde    oder    in    der 
Interglaeialiieriode  oder  auch   bald   nach    der    Glacialperiode    in  Süd- 
europa  existierten,    anzunehmen,    dass  sie   ohne  Zuthun  des  Menseheu] 
dahin  gelangt  sind".     Dem  Philologen  blieb  es  übrig  zu  zeigen,   dass] 
in  der  That  V.  Hehn   aus   sprachlichen  Kriterien   nicht  selten  zu  viel 
geschlossen    habe,    dass    z.  B,  lat.  nuirtus*   auch    deswegen    aus    dem 
Griechischen    entlehut  sein  könuej    weil  die  Römer  von    den  Griechen 
die  Verehrung  der  Myrte  als   des  Baumes  der  Aphrodite  übernahmen 
Das  Gesamtresultat  Hehns  bleibt  trotzdem  bestehen,    nur  dass  man  in 
recht  vielen  Fällen  nicht  eine  Übertragung  der  Pflanze  selbst  ans  demj 
Orient  nach  Griechenland  oder  aus  Griechenland  nach  Italien,  sondern 
nur  die  ihrer  Kultur  annehmen  moss. 
^K       Wenn  so  bei  den  im  Hehnsehen  Buch  behandelten  Pflauzen  durch 
Tne    gemeinsamen  Überlegungen    des  Botanikers    und  Philologen,    wie 
ich  hoffe,  zuverlässigere  Ergebnisse  gewonnen  worden  sind,  so  steht  die 
gleiche  Aufgabe  auf  zahlreicben  anderen  Gebieten  des  Pflanzenreiches» 
soweit  es  in  den  Dienst  der  idg.  Völker  getreten  ist  oder  Beziehungei] 
zu  ihrer  Kultur  gewonnen  hat,  noch  bevor.     So  werden  von  Hehn  die 
Getreidearten,    die    Pflauzen    des  Gemüsegartens    (mit  Ausnahme   dec 
Cncurbitaceen,  Hülsenfrüchte  nnd  Zwiebelgewächse),  die  techniseh  ver- 
w*ertbaren  Pflanzen  (mit  Ausnahme  des  Flachses  und  Hanfes),  die  Heil- 
und  Zauberkrüuter  n.  9,  w.  entweder  gar  nicht  oder  nur  im  Vorüber- 


1)  V.  Hehn  Kulturpflanzen  nnd  Haustiere^  XL  Auf!,,  neu  herausge- 
geben von  0.  Schrader,  mit  botanischen  Beiträgen  von  A,  Engler.  Berlin 
1B94,  Eine  U.  Auflage  dieser  Neubearbeitung,  die  VH*  des  Buche?,  ist  in 
Vorbereitung. 


sxn 


Vorrede. 


gehen  bebandelt.    Über  die  Ursprünge  und  Verbreitungsgcschichle! 
dieser  Pflanzen  aber  sind  wir  noeh  sebr  wenig   unterrichtet 
also   (ebenso  wie   auf    dem  Gebiete    des  Tierreichs)    noch   ein 
Feld    gemeinsamer  Thätigkeit    ftlr  Natnrforscber    nnd   Philoloj 
öffnet. 

Es  erübrigt,  ein  Wort  über  die  Beziehungen  der  indogenu 
Spracb Wissenschaft  zu  derjenigen  Wissenschaft  zu  sagen,  welche  di| 
Mensehen  selbst,  nicht  als  Mov  tioXitiköv,  als  Kultur  träger,  soiulen 
als  Iwov  in  natiirwisaenscbaftlicbem  Sinne    zu  erforschen    bestrcl 
zw  der  Anthropologie,     Ich  kann   mich  Über  diesen  Puntt 
kürzer  fassen,  als  er  von  P.  Kretscbmcr   in  seiner    oft  genannten 
leitung  in  die  Geschichte  der  griechischen  Sprache  1896  Cap.  n  nS 
ausgezeichneter  anthropologischen  Sachkenntnis   und   in   dem 
Sinne   wie    vorher   von   mir    (SprachvergleicbuDg    und    ürgeÄcl 
Zur  Methodik  und  Kritik  der  linguistiseh-liistorischen  Forschung 
Die  idg.  Sprach-   und  Völker  verwand  tschaft,    und    in    der  Autal 
S,  364  ffO  erschöpfend  und  richtig  bebandelt  worden   ist.    Ala 
tbropologie   sich    der    indogeraianischen    Frage    zuzuwenden 
schien  es  einen  Augenblick,  als  ob  der  ganze  Begriff  des  Ind< 
nentums   vor   ihren  Kassenkonstruktionen,   in    die    er    sich   in 
Weise   einfügen  Hess,    in  sich    zusammenbrechen  werde.     Tod 
das  Gegenteil   der  Fall   gewesen.     Der  Gedanke    einer    idg. 
und  Vulkereinheit  ist  siegreich  ans  allen  Anfechtungen  hervor, 
Kerne  der  anthropologischen  Ilypotbcsen,  auch  nicht  die  auf  du 
schiedcnbeit  des  Baues  des  menschlichen  Schädels  geg^rflndeten^ 
ein  für  die  genealogischen  Verhältnisse  der  Völker  eutscbeideui 
allgemeiu   anerkanntes  Merkmal  ergeben,     „Ein  so   sicheres  F^ 
sagt  Krctschmer  a.  a,  0,  mit  Recht,  „wie  die  idg.  Spracheinheil,' 
so  scharfe  ethnische  Abgrenzung  wie  dieselbe  gegen  die  Nachbar\"vJfl 
erlaubt,    bat  keine   der  anthropologischen  Theorien,    die  sich 
idg.  Sprache    beschäftigeu,    aufzuweisen  vermocht.**     So  nOtzIicl 
fruchtbringend   daher  auch  die   anthropologischen  Untersuehnngi 
die  Naturgeschichte  des  Menschen  sein  mögen,  für  die  Vulkerbm* 
im  allgemeinen    uud  für    die  Indogermainsebe  Altertumskunde    im 
sonderen   haben  sie    bis  jetzt   nur  einen  sekundären  Wert    erlangt 
näheres   u.   Körpe  r  beschaffen  heit   uud   n,   Urheimat  de 
I  n  d  o  g  e  r  m  a  n  c  n). 

Wir  haben  bis  jetzt  gesehen,    dass  die  für   das  Verstau di 
indogermanischen  Sprachverwandtschaft  notwendige  Voraussetzung  eiae 
indogermanischen  ürvolks  zu  der  Frage  führte,  ob  es  nicht  mögUch  i 
wie  die  Sprachentwickluug,  so  auch  die  Ivultarentwicklung  der  Indii 
manen  bis  in  die  Epoche  dieses  ürvolks  zurückzuveribigeu.    Wir 
ferner  gesebn,  welche  Mittel  die  Sprachwissenschaft  selbst  f ör  die  Erffl 
dieser  Aufgabe  darbietet,  Mittel,    die  jedoch  vielfach  nur  datin  xtt 


Vorrede. 


xxvn 


aüfecbtbaren  Ergebnissen  fuLreii  können,  wenn  die  Sprachbetracbtimg 
sich  mit  sorgfältiger  Saehbetimcbtnng  verbindet.  Diese  Saclibetrachtiing 
leitete  uns  zunächst  zu  eine  Reihe  unter  einander  nahverwandter  Dis- 
ziplinen,  welclie  den  Vorzug  mit  einander  gemein  haben,  durch  prä- 
historische  und  paläontologiscbe  Funde  mehr  oder  weniger  direkt  in 
die  Urzeit  hinüberzuftibrenj  andererseits  aber  auch  den  gemeinsameu 
Nachteil  besitzen,  sich  auf  verbältnismässig  beschränkte  Teile  der  ur- 
zeitlichen Kiilturwelt  zu  heziehn.  Die  Indogernmnisclie  Altertnmskunde 
wUrde  daher  bei  der  Rekonstruktion  ihres  Bildes  der  Ui-zeit  tiber  ein 
eebr  lüekenhaftes  Material  verfügen,  wenn  ihr  nicht  noch  ein  anderes 
Mittel  für  ihre  Zwecke  zur  Verfügung  Btände,  das  der  Vergleiehnng 
der  bei  den  idg.  Völkern  historisch  bezeugten  oder  noch  jetzt  lebenden 
Bealien  und  Institutionen. 
K  Diesen  Weg  zu  wandeln  hat  uns  V.  H  e  h  n  gelehrt.  Sein  Aus- 
gangspunkt dabei  ist  ein  doppelter.  Einmal  werden  auf  das  sorgfältigste 
^Be  Nachrichten  gesammelt,  welche  die  Schrittsteller  des  Altertums 
UTid  Mittelalters  uns  über  die  Sitten  und  Gebräuehe  der  europäischen 
Nordvülker,  vor  allem  der  Kelten,  Germanen  und  Slaven  hinterlassen 
haben.  Das  andre  Mal  wird  dieses  tote  Material  belebt  und  veiToll- 
ständigt  durch  die  Erfahrungen,  welche  Hehn  selbst,  durch  ein  für 
ihn  selbst  widerwärtiges,  aber  für  die  Wissenschaft  beilsames  Lebens- 
ßchicksal  in  das  Innere  Kusslands  verschlagen  (vgl  Vf.  V.  Hehn,  ein 
Bild  seines  Lebens  und  seiner  Werke  Berlin  1891  S.  23ff.)i  bei  diesem 
röekstäodigen  Zweige  der  idg.  Völker  weit  gesamtnelt  hatte.  Diese  Be- 
deutung der  Slaven  für  die  Urgeschichte  der  Indogermanen  wird  Hehn 
nicht  müde,  immer  aufs  neue  hervorzuheben.  Vgl.  De  moribus  Ru- 
thenorum  S,  118:  „Sie  (die  Russen)  sind  sehr  alt,  uralt  und  haben 
das  älteste  konservativ  bewahrt  und  geben  es  nicht  auf.  An  ihrer 
jnfi  p  räche,  ihrer  Familien  Verfassung,  ihrer  Religion, 
^tIi ren  Sitten,  ihrem  Aberglauben,  ihrem  Erbrecht 
n.  B,  w,  lässt    sich  das    frühste  Altertum    studieren",    Italien  IL  Anfl. 

S*  236:    7, Die    Slaven bilden    für    den  Kulturbißtoriker    eine 

reiche,  bisher  noch  so  gut  wie  unberührte  Fundgrube  von  Altertümern* 
Selbst  in  den  Gegenden  um  Moskau,  also  im  Herzen  Russlands,  sowie 
in  Kieinrussland  kann  der  aufmerksame,  mit  der  Sprache  bekannte 
Beobachter  tausendmal  an  Homer  und  das  bei  Homer 
geschilderte  Leben  erinnert  werden",  Baltische  Monats- 
schrift Januar  1864:  „Die  Baltische  Monatsschrift  verdient  es  wohl 
(viele  Abonnenten) ;  denn  hat  sie  nicht  auch  in  ihrer  Art  ein 
wichtiges  Amt  zu  verwalten,  ist  sie  nicht  auch,  gleich  ihrer  be 
rühmten  Pariser  Kollegin,  eine  Warte  beider  Welten?  Der  kleinen 
baltischen  nämlich  und  jener  auswärts  liegenden,  ganz  anders  ge- 
arteten, ungeheuer  ausgedehnten  byzantinisch-slavischen  Welt,  die  mit 
eignen    Schriffzeichen    schreibt,    mit    eigenen    Kügelchen    auf   Draht- 


xxvm 


Vorrede 


Stäben  rechnet,  ihre  Grütze  so  kömig  isst,  wie  der  Perser  fieioai  S^ 

und  sich  mit  dem  Vor*  und  Vaternamen  neont,  wie  die  Völker  Ja 
Altertums,  der  Welt  uranfänglicher  Do  r  f  gemeinsckafi, 
stamniartig  wachsender,  dnrch  keio  Prinzip  der  Pw» 
s  n  11  c  h  k  c  i  t  sich  auflösender  Familie*'^  Erst  nachdon  » 
dem  Kulturhistorikcr  auf  dem  schwankenden  Boden  der  Crgeaduck» 
ein  bö<s  jioi  ttou  jtuü  gegeben  ist,  wagt  es  Hehn,  sich  der  gläi 
Knlturwelt  des  klassischen  Altertums  zu  nähcro  und  die  beiden 
anfzu werfen:  Wie  sind  einerseits  Griechen  und  Römer  aus  den  m 
Zeugnissen  noch  vorliegenden  Anfängen  idg.  Kultur  2U  den 
bewunderten  Viilkera  des  Altertums  geworden,  und  andererseits, 
Überreste  der  üi^eit  lassen  sich  auch  bei  ihnen  noch  nachweii 

Die  hier  gcsehilderte  Methode  V.  Hehus,  über  die  Grcnzai 
Überlieferung  vorzudringen,  kann  man  zugleich  als  neu  tmd 
uralt  bezeichnen.  Neu  ist  sie  gegenüber  den  bis  auf  ihn 
rein  sprachlichen  Rekonstruktionen  der  Urzeit,  deren  umfan, 
in  dem  grossen  Werk  des  Genfer  Gelehrten  A,  Pictet  Les  tmpm 
Indocnroiicenues  (1850—63)  vorliegt  Uralt  ist  sie,  wenn  man  bedidEt, 
dass  schon  T hu kydi des  in  der  Einleitung  zu  seinem  Geschieh 
in  der  er  ein  Bild  der  griechischen  Urzeit  za  entwerfca 
nahm,  diesen  Weg  einschlug.  Besonders  charakteristisch  ist  in 
Beziehung  das  V.  Kapitel  des  ersten  Buches,  in  dem  der  G 
Schreiber  zeigt,  dass  im  ältesten  Hellas  fortwährende  Raubztige  z 
den  einzeIncQ  Stämmen  stattfanden,  und  dass  diese  Quelle  des  El 
damals  für  die  Beteiligten  noch  nichts  ehrenrühriges  hatte 
weis  für  diese  Anschauung  findet  er  einmal  darin,  dass  der  gesc 
Zustand  noch  zu  seiner  Zeit  bei  zurückgebliebenen  Stämmen 
Ozolischcn  Lokrern,  den  Ätolern  und  Akarnanen  heri-sche,  dai 
Mal  darin,  dass  man  noch  im  ältesten  Epos  den  angekommenen  Fi 
ling  unbedenklich  frage,  ob  er  vielleicht  ein  Räuber  sei,  der  tt 
Meer  gekommen  wäre»  TToKXd  6*  av,  ftlgt  er  Cap.  VI  hinzu,  Koli 
Ti^  ctTTObeiEeie  tö  TiaXaiöv  'EXXtiviköv  ö^oiörpoTta  Tij/  vOv  ßctp| 
bmiTUJjuevov,  „Auf  viele  andere  Züge  könnte  man  noch  hinwei 
denen  sich  altgriechischer  Brauch  mit  dem  moderner  Barbareai 
deckt** 

Einiges    bleibt   zur  näheren  Charakterisierupg    der   Quellen 
Methoden  dieser  Realien-  und  Institutioneuvergleichang 
merken  (Ibrig,    Bei  der  Benutzung  der  Nachrichten,  welche  nna  G: 
und  Römer  über  die  Nord  Völker  Europas  hinterlassen  haben,  verj 
nicht  eine  Erscheinung  in  Rechnung  zu  steilen,  auf  die  Alexander 
in  einem  feinsinnigen  Programm  Die  Idealisierung  der  Naturvölker 
Nordens  in  der  griechischen  und  römischen  Litteratur  (Frankfu; 
1875)  zuerst  zusammenfassend  hingewiesen  hat,  die  Erscheinung  n. 
dass  die  klassischen  Autoren  in  schroffem  Gegensatz    zu  einem  ta 


Vorrede. 


XXTX 


i 


Tiefe  der  Dinge  steigenden  Forscher  wie  Thukydides  vieltaeh  der 
Meinung  waren^  die  uns  auch  in  neueren  Littcraturepoclien  gelegentlich 
EU  begegnen  pflegt,  dass  Tugend,  Glilek,  Wohlfahrt  allein  in  den  ein- 
facheren Verhältnissen  der  Barbaren  zu  finden  seien,  deren  Zustände 
sie  daher  nicht  selten  in  rosiger  Verklärung  schauten  und  seliildcrtcn. 

Neben  den  antiken  Nachrichten  über  die  Nordyölker  sind  natürlich 
auch,  was  von  V„  Hehn  nicht  immer  geschehen  ist,  ihre  einheimischen 
Quellen  zu  Rate  zu  ziehn,  die  so  relativ  später  Zeit  sie  angehören, 
und  80  sehr  sie  schon  unter  südlichen  Einflüssen  stehen  mögen,  doch 
reiche  Fundgruben  vorhistorischer  Altertümer  enthalten.  Man  denke 
in  dieser  Beziehung  etwa  an  Gesetzgebungen  wie  die  irischen  Brehon- 
gesetze  und  die  ältesten  slavischen  Pravdas,  oder  an  Dichtungen  wie 
den  angelsächsischen  Beowulf  und  den  altsächeischen  Hcliand  u.  e.  w. 

unter  den  Völkern  der  Gegenwart  erweisen  sich  neben  den 
Rassen,  die  Hchn  bei  seinen  obigen  Ausführungen  besonders  im  Auge 
hatte,  für  die  Rekonstruktion  der  Urzeit,  namentlich  auf  dem  Gebiete 
ler  Familie,  der  Sippe  und  des  Stammes,  auch  die  südslavischen 
erhältnisse  von  hervorragender  Wichtigkeit,  die  daher  sowohl  Delbrück 
seiner  Untersuchung  über  die  Verwandtschaftsnamen  wie  auch  der 
unterzeichnete  in  der  zweiten  Auflage  von  Sprachverglciehung  und 
Urgeschichte  (1890)  vielfach  zur  Vergleichung  herangezogen  hat.  Dieser 
Ansicht  schliesst  sich  auch  H*  Hirt  an,   der  in  neuerer  Zeit  Bosnien 


und  die  Herzegowina  selbst   bereist  hat.     „Bei   den  Südslaven  ist  bis 


K;u] 
el 


m  heutigen  Tage  eine  Familien-  und  Wirtschaftsform,  die  zudruga, 
lebendig  geblieben,  die  sicher  in  sehr  alten  Zeiten  wurzelf^  (Jahrb.  t 
Nationalük*  u.  Stat.  IlL  Folge,  XV,  458),  und  „Hier  lebt  vor  allem 
noch  die  Familien-  und  Wirtschaftsform,  die  wir  für  die  Urzeit  voraus- 
setzen dürfen.  Mir  ist  in  diesen  Ländern  das  Bild  jener  Epoche,  das 
ich  durch  Studium  gewonnen  hatte,  erst  lebendig  geworden"  (Heltners 
Geogr,  Z,  IV  Jahrg.  1898  S.  387).  Es  ist  zu  wünschen,  dass  Hirt 
seine  Eeisebeobaehtungen  auf  diesem  Gebiet  bald  der  Öffentlichkeit 
tibergeben  möge.  In  reÜgionsgeschichtticher  Beziehung  haben  sich, 
wie  das  hervorragende  Buch  H.  Useners  Götternamen,  Versuch  einer 
Lehre  von  der  religiösen  Begriffsbikhmg  Bonn  1896  zeigt,  vor  allem 
die  litauischen  Götternaraen  und  Gottesvorstellungen  als  wichtig 
für  das  Verständnis  des  ältesten  idg*  Glaubens  erwiesen  (s,  u.  Reli- 
gion). 

I  Der   charakteristischste  Punkt   der  Hehnschen  Sach vergleichung 

ist  immer  das  Bestreben,  von  den  primitiven  KultuiTerhältnissen  der 
Nord-Indogcrmanen  aus  einen  Aus-  und  Einblick  in  die  Kulturentwick- 
lung des  klassischen  Altertums  zu  erhalten.  Gerade  umgekehrt  ist  der 
Weg,  den  B.  W*  Lei  st  in  seinen  Büchern  Graeco-italische  Rechts- 
geschichte (1884),  Altansches  Jus  gentium  (1889),  Altarisches  Jus 
civile  I  (1892),    Altarisehes    Jus  eivile  II  (1896)    einsehlägtj    um    die 


XXX 


Vorrede, 


vorhistorische  Recb^soj-dnnng  der  Gricclieü  und  Römer  z0  ermitteln 
und  auf  dieser  Gnmdlft^e  das  liistoriaclie  Recht  der  Griechen  und 
vor  allem  das  der  Kölner  zu  verstehen.  Aus  dem  Kreise  der  idg, 
Völker  greift  er  in  dem  ersten  Werk  die  Griechen  und  Römer,  in  dem 
zweiten  die  lud  er  ^  Griechen  und  Römer,  also  beliebige,  d.  h.  nie 
durch  nähere  Verwandtschaft  mit  einander  verbundene,  alj 
sämtlich  schon  bei  Anheben  der  Überlieferoug  auf  verhältnismäa 
hoher  Kulturstufe  steinende  Völker  heraus,  um  durch  eine  Vergleichn 
ihrer  Rechtsordnungen  bis  zu  ihrem  „Stammrecht"  vorzudringen, 
in  dem  letzten  der  genannten  Werke  werden  auch  die  Reehtsbildungen 
der  Nordvölker  vergleichend  herangezogen,  ohne  auf  die  längst  vorher 
feststehenden  Gruudanschauungen  des  Verfassers  noch  einen  maü- 
gebenden  Einfluss  ausüben  zu  köunen.  Meine  Bedenken  gegen  diese 
Forschungs\veise  des  Verfassers,  die  um  so  sicherer  zu  tibertriebeöcu 
Vorstellungen  von  dem  religiösen,  sittlichen  und  rechtlichen  Le 
der  Indogemianen  fuhren  musste,  als  auch  von  den  Ergebnissen 
Sprachforsebung  nicht  selten  ein  unhistorischer  Gebrauch 
wird,  habe  ich  zu  verschiedeneu  Malen  dargelegt  (vgl.  Sprach?e 
und  Urgeschichte*  S.  202,  353  ff.,  Deutsche  Litz.  1893  Nr.  19), 
sehe  jetzt,  dass  ähnliche  Einwendungen  auch  von  anderen  gemaeü 
werden.  So  äussert  vom  juristischen  Standpunkt  R.  Löning  in 
Zeitschrift  für  die  gesamte  Strafrechtsw.  V,  553  ff,:  ^Meist 
gelassen  hat  der  Vf.  dagegen  die  rechtlichen  Anfänge  der  übr 
idg.  Völker,  insbesondere  der  Germanen,  welche  ihm  durch  ihre  weni| 
gefesteten  sakralen  Ordnungen  in  einem  wesentlichen  Gegensalz  za 
Griechen  nud  Italern  stehend  erscheinen.  Dagegen  lässt  sich  zi 
an  sich  nichts  einwenden (?);  doch  ist  andererseits  zu  beachten» 
uns  für  kein  Volk  gerade  die  Urzustände  so  gut  bezeugt  sind,  wiel 
die  Germanen^  und  dass  gerade  von  hier  aus  die  relal 
sichersten  Schlüsse  auf  die  idg*  Rech  tsan  fange  ttbi 
hanpt  und  damit  indirekt  auch  auf  die  der  Graeeo- 
Italiker  gezogen  werden  köunen."  So  bemerkt  E,  Meyer 
Geschichte  des  Altertums  II,  45  von  historischem  Standpunkt, 
die  Untersuchungen  Leists  zwar  im  einzelnen  sehr  viel  richtiges 
wertvolles  enthielten  (womit  auch  wir  durchaus  tibereinstimmen), 
Grundgedanken  aber  sehr  problematisch  seien ;  denn  die  nach  gl 
w  i  0  8  e  n  e  n  Übereinstimmungen  beruhten  weit  mehr 
auf  Gleichheit  der  Ku  1 1  nr  hedingu  ngen  als  auf  ver- 
erbtem Gut.  So  glaubt  0 1  d]e  nb e rg  Die  Religion  des  Veda  S, 
vom  Standpunkt  der  Religionsgeschichte,  dass  Leist  bei  der  Erk 
rang  gewisser  indischer  Hergänge  viel  zu  weit  in  dem  Bestreben 
gehe,  dieselben  nach  scharfen  juristischen  Begriffen 
zu  k 0 n s t r u i e r e n  H.  s.  w.  Gänzlich  ablehnend  gegen  die  Gedanken- 
gänge LeistB  verhält  sich  offenbar  R.  v.  I bering  in  seinem  Werk  Vor- 


Vorrede. 


XXXI 


j^eßchichte  der  IndoeuropäGr  i)  (Leipzig  1894),  in  dem  er,  so  oft  sich 
auch  die  Gelegeoheit  dazu  bietet,  die  Leistschen  ForschuBgeD  —  öfters 
zu  ßeinem  Schaden  —  völlig  ignoriert. 

So  glauben  wir  also,  dass  die  Hehnsche  und  Leistsche  Methode 
lieb  feindlich   einaoder  gegenüberstehen  wie  Feuer   und  Wasser,   and 
■jbe  prinzipielle  Vermittlung  zwischen  ihnen  nicht  denkbar  ist. 

Anderer  Meinung  ist  freihch  P,  v.  Bradke  in  einer  Bespreehung 
des  Leistschen  Jus  civile  I  in  dem  Anzeiger  für  Indogernip  Sprach- 
Uöd  Altertnraskunde  VI,  6  ff.  „Mit  Viktor  Hebns  ,KulturpflanzenV* 
heisst  es  am  Scbhiss,  „bilden  die  Leistischen  Arbeiten  die  Grundlage 
für  die  wissenschaftliche  Erforschung  des  arischen  (indogermanischen) 
Altertums,    Seheinbar  sind  die  beiden  Männer  entgegengesetzte  Wege 

gegangen Doch  widerspricht  sieh  nichts,  beides 

Zusammen  ergiebt  erst  das  rechte  Bild'^.  Ich  glaube^  dass 
eine  irreführendere  Darstellung  des  vorliegenden  Verhältnisses  sich  nicht 
wohl  denken  lässt.  Man  erwäge  aus  vielen  nur  folgende  Punkte!  Nach 
V.  Hehn  hatten  die  Naturgewalten  in  der  Urzeit  noch  keine  menschlich- 
persönliche Gestalt  angenommen,  und  der  Name  Gottes  bedeutete  noch 
Himmel  Nach  Leist  war  schon  in  proetbnischer  Zeit  Dyäus  der 
„schützende  und  strafende  Leiter  der  WcUordnung",  die  „regierende 
Persönlichkeit",  die  „einerseits  vorsorgende,  ernährende,  andererseits  die 
animad vertierende»  strafende  Macht".  Nach  Hehn  beruht  die  idg. 
Familienorganisation  auf  ausgesprochenem  Patriarcbentura.  Leist,  der 
jeden  patriarchalen  Cliarakter  der  ältesten  Familienordnung  ausdrücklich 
leugnet,  geht  von  der  sakralen  GleichsteOung  des  Weibes  mit  dem 
Manne  (der  pdtnl  mit  dem  pdü')  im  idg*  Hauswesen  aus.  Nach  Hehn 
gehen  die  greisen  Eltern  in  der  Urzeit  freiwillig  in  den  Tod  oder 
werden  gewaltsam  erschlagen.  Nach  Leist  gehörte  schon  in  vorge- 
Bchichtlicher  Zeit  die  Ehrung  der  Eltern  zu  den  neun  „der  Gottheit 
entstammenden,  von  weisen  Männern  gesehenen"  Geboten,  durch  die 
das  sittliche  Leben  des  ürvolka  geregelt  war.  Ich  darf  es  dem 
Leser  überlassen^  zu  ermessen,  welcher  Art  das  aus  derartigen  Wider- 
sprüchen zusammengesetzte  Bild  der  idg.  Urzeit  sein  würde'*), 
K^  Gleichwohl  ist  auch  so  den  Leistschen  Werken  ein  bleibender 
^Tert  auf  dem  Gebiete  der  IndogcrraaBischen  Altertumskunde  gesicLiert. 
Dieser  liegt  einmal  in  dem  überaus  reichen  rechtsgeschiebtlichen 
Material,  das  Leist  mit  grosser  Gelehrsamkeit  zusammengetragen  hat, 
das  andre  Mal  darin,  dass  ea  Leist  gewesen  ist,  der  die  vergleichende 


1)  Vgl  im  übrigen  meine  Ansicht  über  dieses  Buch  in  der  Deutschen 
Litz.  189a  Nr.  6, 

2)  Ganz  leise  giebt  Übngens  auch  v.  Bradke  S.  14  ssu,  dass  sieh  „mit 
der  kräftigeren  Einwirkung  besonders  der  nordeuropäischen  Tradition"  auch 
die  (Leistacbe)  Auffassung  des  altarischen  Kultrechta  „mutmaselich  ver- 
schieben* werde. 


xxxn 


Vorrede. 


Kechtswissenschaft  zuerst  auf  den  festen  Boden  des  Indogermaneiit 
beschränkt  hat. 

Dieser  zweite  Punkt  führt  uns  schliesslich  zu  dem  VerbUltuis 
der  Indogermanischen  Altertumskunde  zu  derjenigen  Wissenschaft, 
welche  man  als  Vergleichende  Völkerkunde  zu  bezeichnen 
pflegt,  und  als  deren  Tochter  auch  die  Vergleichende  Recbtswissenschaft 
%u  betrachten  ist.  Indem  diese  die  Rechtsinstitutionen  aller  möglieber 
Völker  des  Erdbodens,  namentlich  auch  die  der  sogenannten  Nator 
Völker,  zum  Gegenstand  ihrer  Betrachtung  machtj  hofft  sie  auf  dem 
Wege  der  Analogie  Belehrung  über  das  Wesen  und  die  Gesehic 
des  Rechts  auch  bei  den  idg.  Völkern  zu  erlangen.  Ob  dieser 
zu  dem  gewünschten  Ziele  ftihren  wird,  wage  ich  nicht  zu  cntÄcbeid 
Hervorheben  aber  möchte  ich,  dass  die  Indogermanische  Alter 
künde  ihm  mit  einem  gewissen  Misstraueu  gegenüber  zu  stehn  alle  ür 
hat.  Einen  interessanten  Beleg  für  die  Gefahren,  welche  ihr  vod 
drohen  können,  bietet  die  Geschichte  der  Tlieorie  des  ßogeDano^ 
M  u  1 1  e  r  r  c  c  h  1 8.  Die  Vergleichende  Rechtswissenschaft  beobachtete, 
dass  bei  zahlreichen  unzivilisierten,  aber  auch  bei  zivilisierteren  Völkern 
des  Erdballs  die  Verwandtschaft  und  der  Erbgang  des  Kindes  nach 
der  Mutter,  nicht  nach  dem  Vater  bestimmt  werde,  und  da  dieser  Zu- 
stand eine  passende  Mittelstufe  zu  bilden  schien  zwischen  der  als  ür 
zustand  der  Menschheit  angenommenen  Promiscnität  der  Geschlechter, 
bei  der  denn  la  recherche  de  paiernitee  zwar  nicht  y,unterRagt**  aber 
unmöglich  war,  und  der  historischen  Vaterfamilie,  so  verfiel  man  auf 
den  Gedimken,  nach  Spuren  einer  mutterrechtlichen  Epoche  aach  bei 
dan  idg.  Volkern  zu  suchen.  In  der  That  glaubte  man  solche  nameat* 
lieh  hei  den  Germanen,  z,  B.  in  der  vielbesprochenen  Stelle  von  Tadtos 
Germania:  sororum  filiis  idem  apud  avunculuvi  qui  apud  pü 
honor,  gefanden  zu  haben;  denn  wo  die  Mutter  der  Ausgangsptl 
der  Verwandtschaft  für  das  Kind  ist,  steht  demselben  der  Mutterbrndfif 
unter  den  männlichen  Verwandten  am  nächsten. 

Dem  gegenüber  habe  ich  schon  im  Jahre  1886  in  einer 
ßprechung  der  Antiquarischen  Briefe  J.  Bachofens,  des  entschiedenst^ 
Vertreters  jener  Mutterrechtstheorie  (Deutsche  Litz.  Nr.  27),  her 
gehoben,  dass  die  in  der  idg.  Ursprache  ansgebitdeten  Verwa 
Bchaftsnamen  auf  das  unzweideutigste  Protest  gegen  die  Anuabme  i 
legen,  dass  die  Indogermanen  im  Zustand  des  Mutterrechts  ge 
hätten.  Seitdem  ist  durch  eine  Reihe  von  Untersuchungen,  für  weld 
ich  ausser  auf  B.  Delbrücks  Idg.  Verwandtschaftsnamen  (Leipzig 
1889)  auch  auf  den  betreffenden  Abschnitt  der  11.  Auflage  meines 
Bnches  „Sprachvergleichung  und  Urgeschichte"  (Jena  1890  S.  533 
verweisen  darf,  die  altindogermanische  Famiüenorduung  derartig 
gestellt  worden,  dass  von  Mutterrecht  auf  idg,  Boden  scblechterd 
keine  Rede  mehr  sein  kann,    Dass  das,  was  man  bei  idg,  Völkern" 


Vorrede» 


xxxni 


Spuren  jenes  Zustands  in  Ansprueh  gcnonimen  hat,  in  befriedigender 
Weise  anders  erklärt  werden  kann,  hat  Delhrüek  in  einem  besonderen 
Aufsatz  (Das  Mntterreeht  bei  deo  Indog:ermancn,  Preasa.  Jahrbllcher 
LXXIX  Heft  1)  gezeigt  (näheres  s.  ii.  M  u  1 1  e  r  r  e  c  h  t).  Derartigen 
Bcstrebnngen  gegenüber  ist  es»  wie  schon  hervorgehoben  wurde,  ein 
nicht  za  nntersehatzendes  Verdienst  B.  W.  Leists,  die  Diskussion  auf 
^historiseh-cohaerenten"  Boden,  d.  h,  eben  auf  idg.  Gebiet  besebriinkt 
zu  haben,  wie  er  denn  auch  mit  uds  die  Herrschaft  des  sog*  Mutter- 
rechta  in  indogermanischer  Vorzeit  leugnet.  Bemerkt  miiss  übrigens 
werden,  dasa  die  ethnologische  Forachung  (vgl  namentlich  Grosse. 
Die  Formen  der  Familie  niid  d.  F*  der  Wirtscbaft  Freiburg  i.  B. 
nnd  Leipzig  1896  S,  9  ff/)  in  neuster  Zeit  zu  wesentlich  anderen  Vor- 
stellungen tlber  Ursache  und  Geschichte  des  MotteiTeehts  wie  früher 
gekommen  ist. 

Grosse  Vorteile  auf  ander  en  Gebieten  erhofft  IL  Hirt  ans 
einer  engen  Verbindung  von  Indogermanischer  Altertumskunde  nnd 
Vergleichender  Ethnologie,  „Bei  nnserer  Anfgabe'^,  sagt  er  in  der 
41.  Sonntagsbeilage  der  Vossischen  Zeitung  1896,  „können  wir  die 
Ethnologie  oder  Völkerkunde  nicht  mehr  entbehren.  Sie  hat  die  mo- 
dernen primitiven  Völker  untersucht  und  bei  ilmen  Zustände  gefunden, 
die  man  als  allgemeine  Entwiekinngsstufen  der  Menschheit 
ansehn  darf.  Das  Ziel  der  Völkerkunde  geht  dahin,  die  noch  jetzt 
vorhandenen  Kylturstufen  der  Menschheit  in  ein  Entwiekliingsystem  zu 
bringen,  dadurch  die  Geschichte  der  Menschheit  zu  ergründen  <  .  ,  , 
Soviel  steht  fest,  dass  nns  die  Völkerkunde  oft  genug  ein  Verständnis 
der  Zustände  im  eignen  Hause  ermöglicht  hat.  F ü r  d ie  E r s ch li e ss u  n g 
der  Urzeit  ist  sie  geradezu  unentbehrlich."  Und  in  den 
Jahrbüchern  für  Nationalökonomie  nnd  Statistik  IIL  Folge,  XV,  463 
heissl  es:  „Die  Anschauimgen  über  die  wirtschaftlichen  Zustände 
der  Indogermanen  haben  sehr  geschwankt.  Die  ältere  Wissenscha  ft  sah  in 
ihnen  ein  ideale?;  Naturvolk,  das  den  Ackerbau  und  die  Viehzucht  kannte. 
V*  Hehn  hat  dieser  Ansicht  den  Todesstoss  versetzt.  Er^  der  russische  Zu- 
stünde lange  vor  Augen  gehabt  hatte,  suchte  das  kulturelle  Niveau  der 

Indogermanen  berabzudrücken In  der  neueren  Zeit    ist  aber 

die  Ethnologie  auf  den  Kampfplatz  der  Geister  getreten,  und  ihre 
Forschungen  mussten  auch  die  Ansichten  über  unsere  Vorzeit  ändern." 
Auch  wir  sind  der  Meinung,  dass  die  Vergleichende  Ethnologie  über 
manche  Institution,  vorausgesetzt,  dass  dieselbe  durch  die  im 
obigen  geschilderten,  auf  idg.  Boden  sieb  darbietenden 
Mittel  als  indogermflniseh  erkannt  worden  ist,  helleres  Liebt  ver- 
breiten kann,  sind  aber  andererseits  der  Meinung,  dass  H.  Hirt  in  der 
Hereint ragnng  wirklicher  oder  vermeintlicher,  von  modernen  Natur- 
völkern abstrahierter  Entwicklungsschemata  in  die  Kulturgeschichte  der 

SchrÄÖer,  BeaUcxIkon.  HI 


XXXIV 


Vorrede. 


Indogcrmanen  öfters  zu  weit  geht*)  (näheres  s»  n.  Ackerbau  und  be- 
aonderd  u.  Yiebzucht),  Die  Hauptsache  wird  imitier  die  Erschliessunf 
des  indogenuaoigeheii  Aliertems  mit  iudogermaoischeu  Mitteln  ^in. 


Was  auf  diesem,  wie  wir  gesehn  haben,  an  Ergebnissen" 
Streitfragen  reichen  Arbeitsgebiet  bis  jetzt  geleistet  worden  ist,  soll  dag 
vorliegende  Reallexikon  der  indogermanischen  Altertums- 
kunde zusammenfassen  und  weiter  ansbaiien. 

Der  feste  Boden  für  die  Anlage  eines  Reallexikons  ist,  wenn  e« 
sich  um  die  Altertumskunde  eines  einzelnen  Volkes  handelt,  in  dca 
historisch  bezeugten  Altertümera  eben  dieses  Volkes  gegeben.  Nil 
so  einfach  lagen  die  Dinge  bei  dem  gegenwärtigen  Werk.  Deno 
ging  natürlich  nicht  an,  bloss  solche  Gegenstände  und  Begriffe  dem 
Wörterbuche  einzuverleiben,  für  welche  die  Herkunft  aus  der  idg,  Ur- 
zeit dem  Verfasser  feststand  oder  festzustehen  schien.  Hätte  doch 
alsdann  häafig  dasjenige  als  schon  bekannt  oder  erwiesen  vorausgesetzt 
werden  müssen,  was  erst  ermittelt  und  erwiesen  werden  sollte,  Gle 
wohl  war  anch  hier  für  die  Auswahl  der  zu  behandelnden  Kul^ 
erscheinuDgen    nach  einem   schon   gegebenen  Ausgangspunkt 


1)  Ein  Beispiel  dafür,  wie  dieser  Gelehrte  anf  dem  genannten  Wege 
zuweilen  in  Widersprncli  mit  seinen  eigenen,  ans  rein  idg.  Verhältnissen  th- 
geieiteten  Tliesen  gerät,  ist  das  folgende.  Die  Vergleichende  Ethnologie 
lehrt  nach  Grosse  a.  a.  O.  S.  36,  dass  mit  dem  Ackerbau»  den  Hirt  im  GegeOi 
ßatz  zu  Hehn  als  die  alte  st  erreichbare  Wirtschaftsform  der  IndogermÄnen 
erweisen  möchte  (vgl.  I.  F.  V.  395  ffO,  der  wirtschaftliche  Schwerpunkt  von 
der  männlichen  auf  die  weibliche  Seite  verlegt  werde.  Thatsächüch  giebt 
es  altidg,  Völker,  z.  B.  die  Germanen,  bei  denen  der  Frau  ein  Anteil 
diesem  Erwerbszweig  zugescbrioben  wird  (vgL  Tac.  Germ,  Cap.  16). 
folg ed essen**,  lehrt  nacb  Hirt  die  Etimologie  weiter,  „finden  wir  bei 
primitiven  GeBellschaften,  die  sich  vorwiegeod  auf  den  Ackerbau  stüueu, 
ein^i  matriarchalische  Famihenform  oder  doch  die  Spuren  einer  eolcheiu* 
Auch  das  scheint  für  die  Germanen  zuzutreflTen,  da  Hirt  die  schon  oben  ge- 
nannte Steile  aus  Tacitus  Germania:  sororum  flliis  etc,  trotz  Delbrück  nur 
als  „Spur  einstig^en  Mutterrechts'*  auffassen  zu  dürfen  glaubt  (a.  a.  O,  S. 
Demgegenüber  spricht  nun  Hirt  an  einem  anderen  Orte  (Hettners  Geo, 
IV,  383}  ganz  in  ELnverstUodnis  mit  uns  die  Ansicht  aus,  dass  die  Indo 

Isnanen  „zweifellos*  Mutterrecht  nnd  Mutterfolge  nicht  gekannt  hätten, 
Bondern  vielmehr  die  Vaterfolge  bei  ihnen  geherrscht  habe.    Demnach  müssten 

lalso  die  Germanen  erst  nach  der  Völkertrennung  mutterrechtliche  Gewohn- 
heiten angenommen^  und  da  Mutterrecht  und  Ackerbau  nach  Hirt  auf  das 
engste  ursächlich  zusammenhängen,  auch  erst  nach  der  VÖlkertrennnng  zuid 
Ackerbau  übergegangen  sein.  So  scheint  mir  also  auf  diesem  Wege  gerade 
das  Gegenteil  von   dem    bewiesen    zu   werden,   was    bewiesen    werden 

r  nämlich  dass  der  Ackerbau  urindogermanisch  sei. 


suchen.  Dieser  liess  sich  in  der  Gesamtbeit  der  auf  alteuropä- 
isehem  Boden  historiscli  bezeugten  Kultiirzustäude  unschwer 
fiodeo.  Auf  diesem  liegt,  wenn  nicht  die  Wurzeln,  so  doch  der 
Scbwerpuukt  der  idg.  Völker,  und  schon  vou  vorhistorisclier  Zeit  au 
tritt  uns  die  Gesittung  der  europäischen  Indogermauen  als  eine  im 
Laufe  der  Zeit  sich  immer  einlieitlicber  gestaltende  Kulturgemeioschaft 
entgegen,  an  der  die  Inder  und  Iraiiier^  unter  dem  Druck  der  sie  um- 
gebenden Kulturen  des  Orients  in  ihrer  idg.  Eigenart  frühzeitig  unter- 
gegangen^ keinen  Teil  mehr  haben.  Auf  diesen  festen  Boden  der 
historisch  bezeugten  Kultur  Alteuropas  stellt  sieh  also 
das  vorUegende  Werk,  löst  dieselbe  unter  geeigneteo  Schlagwörtern 
in  ihre  Grundbegriffe  auf  und  sucht  bei  jedem  demelbeu  zu  ermiltelny 
b  und  in  wie  weit  die  betreffenden  Kulturerscheinungen  indogei-manisch 
oder  uuindogermanisch  sind^  ob  und  in  wie  weit  sie  ein  gemeinsames 
Erbe  der  idg.  Vorzeit  oder  einen  Neuerwerb  der  einzelnen  Völker, 
einen  selbständigen  oder  von  aussen  entlehnten  u.  s,  w%,  darstelleu.    Es 

HSoU  somit  die  Gesamtheit  des  alteuropäisehen  Kulturguts  auf  seine  idg. 

^RproYenienz  hin  geprüft  werden.  Neben  der  Geschichte  des  Rindes 
und  des  Hundes,  die,  wie  gezeigt  wird,  in  die  Urzeit  zurückführt, 
wird  z.  B.  auch  die  des  Esels  und  Maultiers  gegeben,  bei  der 
solches  nicht  der  Fall  ist.  Neben  W  o  1 1  e  und  Flachs  werden  auch 
Baumwolle  und  Seide,  neben  Gerste  und  Hirse  auch  Eoggen 
und  Reis,  neben  Axt  und  Spiess  auch  Helm  und  Panzer  u,  s.  w. 
behandelt  Indisehe  und  iranische  Sprache  und  Kidtur  werden  zur 
Erklärung  der  europäischen  Zustände  überall  herangezogen.  Speziell 
arische  Kulturbegriffe  aber,  wie  etwa  unter  den  Pflanzen  der  Soraa 
oder  unter  den  Getränken  die  Suräj  sind,  dem  Plane  des  Buches  ent- 
sprechend, nicht  als  selbständige  Artikel  in  das  Wörterbuch  aufge- 
nommen worden.  Das  Ganze  ist  ein  Versuch^  einerseits  von  europä- 
ischer Seite  in  das  idg.  Altertum  voraudriogeuj  und  andererseits  von 
diesem  letzteren  aus  Licht  über  die  älteste  Kultiirentwicklung  unseres 
Erdteils  zu  verbreiten.  So  versteht  und  reell t fertigt  sich  der  Unter- 
titel des  vorliegenden  Werkes:  Grund züge  einer  Kultur-  und 
Völkergeschichte  Alte  uro  pas. 

Es  entspricht  dem  Grundgedanken  eines  Realie xikons,  eine  mog- 

Schste  Zergliederung  der  kulturhistorischen  Begriffe 

orzunehmen,  die  dann  wieder  unter  hüliere  Einheiten  zusammengefasst 

-wird.    So  werden    z.  B.  die    einzelnen  Gctreidearteu    und    Ackerbau- 

plianzen    in  besoBderen  Artikeln    behandelt,    die    ihrerseits  wieder    in 

einen  Gesamtartikel  Ackerbau  zusaomienlaufen.    Ebenso  verhalt  sich 

die  gesonderte  Behandlung  der  einzelnen  Waffen  zu  dem  Gesamtartikel 

Waffen,    der    einzelnen  Werkzeuge    zu  dem  Gesamtartikel  Werk- 

zeuge,    der    einzelnen  Verwandtschaftsverhältnisse    zu    dem   Artikel 

amilie,   die  gesonderte  Behandlung  der  einzelnen  Verbrechen  wie 


V 

I 


XXrVT 


YoTrede, 


Diebstahl,    Ehebruch,    Körperverletzung,    Mord,   Köln« 
Raub  XU   dem  Gesamtartikel  Verbrechen  u.  s,  w. 

Doch  ist    dieses  Prinzip    der  Zerglicderuug  Dicht  auf  die 
getrieben  worden»    Vielmehr  ist  in  einer  Anzabl  von   Fällen  tm 
tischen  Gründen,    nämlich  dann,    wenn  die    einzelne  Erscheinnii 
im  Zusammenhang    mit    anderen  ein    grosseres  iDtcresse   crwcc 
können   schien,    eine   ganze  Reihe    von  Gegenständen    unter  ef 
Gattungsnamen  oder  in  einem  Gesamtartikcl  bebandelt  worde 
finden  sieh  z,  B,  die  einzelnen  Edeißteine  u.  Edelsteine,  die  cii 
Singvögel  u.  Singvugel,  die  einzelnen  GartenbÄUpflanzen  a.  GiJ 
bau,  die  einzelnen  Wochentage  u.  Wochen,  s-  w.  besprocheo-J 
diesem  Wege   ist   das    Buch    zwar    an  Verweisnngen,    aber   an 
lesbaren  Artikeln  reicher  und  an  sonst  unvermeidbaren  Wiederhb 
ärmer  geworden. 

In    den    allgemeineren  Artikeln  des  Werkes   wird    natürBd 
Rekonstruktion    eines    einheitlichen    Zustands    auf    dem    betrc 
Gebiete    der    vorhistorischen    Knlturentwicklung    angestrebt,    d| 
wenigstens  in  der  Theorie  —  wird  die  ZnsammeiiBetznng  der  in  i 
allgemeineren  Artikeln  erzielten  Ergebnisse    ein  einbeitliebes  Bik 
indogermanischen   Urzeit  ergeben.    Doch  soll  bemerkt   werden, 
die    Rekonstruktion  vorgesehichtlicher  Zustände^    die    bei    deiü 
baren  Charakter  von  Ausdillcken  wie  Urvolk,  Urzeit,   Ursprache 
etwas  fiktives  behalten  wird,  in  dem  vorliegenden  Werk  weniger  1 
zweck  als  Hilfsmittel  zur  Erklärung  der  geschichtlichei 
hültnisse  sein  soll,    von  denen  es  ausgeh t*     Wie  auf  dem  Gebie 
Grammatik   die  Erschliessung  der  idg.  Ursprache    nicht    dazu 
soll,    idg.  Fabeln    oder  Zaubersprüche    in  ihrer   uridg,  Sprachfo 
ermitteln,  sondern  das  Verständnis  der  geschichtlieh  überlieferten  l 
formen  zu  emiöglichen,  so  erhält  auch  die  Indogermanische  Alt€ 
künde  ihren  eigentlichen  Wert  nicht  dadurch,   dass  sie    die  Gc 
eines   im  Inneren  Asiens  oder  Europas  gedachten  ün'olks    erscl 
sondern  dadurch,    dass    sie  die  Basis  bildet,    auf  der    da«  Verstl 
der  historischen  Kulturen  der  idg  Einzelvölker  möglich  wird. 

Im  allgemeinen  begnügt  sich  das  Werk  damit,  das  erste 
treten    einer  Kulturerscheinung    festzustellen    und    ihre    weitet 
schichte  den  Altertumskunden  der  idg.  Einzelvölker  zu  überlassen, 
die    das   Reallexikon    eine    Einleitung    und    Ergänzung    sein    mfl 
Diesen  Einzelwissenschaften  fallt  also  eine  doppelte  Aufgabe  zu, 
sie   der  Idg.  Altertumskunde  einmal  einen  wichtigen  Teil    des 
(s.  0.)    zur  Zusammenstellung    des  Bildes   der   idg.  Urzeit  znzufQ 
das  andre  Mal  auf  der  so  geschaffenen  Grundlage  die  kulturgesebichthci 
Weiterentwicklung  der  einzelnen  idg.  Völker  darzustellen  haben.  Se 
ml  bleibt  hier  freilich  noch  zu  thun  übrig,  uml  mir  wenl    ^      ^  ist  biabd 
nur  eine  solche  vom  Geist  der  Idg.  Altertumsknnde  ■    aCL 


Vorrede. 


KKKVLI 


rebte  Darstellung   der  SoDdereütwicklimg  eines   idg.  Volkes  bekannt 

i worden.  Es  sind  Iwan  7.  Müllers  in  2.  Auflage  vorliegend©  Grie- 
ische  Privataltertümer. 
Der  Charakter  der  in  einem  Reallexikon  der  Idg.  Altertumskunde 
behandelnden  Fragen  bringt  es  mit  sieh,  dass  in  dasselhe  ausser  den 
fentlichen  Kultnrgegenständen  und  -begriffen  auch  solcbe  Erschei- 
ngen  aufgenommen  werden  mussten,  welche,  ohne  selbst  Knltnr« 
jMscheinungen  zu  sein,  doch  für  die  Knlturentwiekkng,  die  ursprüng- 
^Bhe  Verbreitung,  die  Wanderungen  der  idg.  Völker  unseres  Erdteils 
^m.  8*  w,  irgendwie  von  Bedeutung  sind  oder  zu  sein  seheiuen.  Dies 
Pjgilt  besondere  von  den  Tieren  und  Pflanzen,  also  auch  den  wilden, 
lezOglich  nicht  dümestizierten  oder  nicht  kultivierten,  die  in  ihren 
rvorstecbenderen  Ersebeinungen  vollständig  behandelt  worden  sind. 
ber  auch  für  die  Frage  der  Urheimat  wichtige  Begriffe  wie  Meer, 
luhnee  und  Eis  u.  a.  oder  für  die  Zeitteilung  und  die  Religions- 
Bchauungen  wesentliche  Erscheinungen  wie  Sonne  und  Mond, 
Find  und  Sterne  haben  Aufnahtiie  gefunden.  Endlich  ist  unter 
öigneten  Schlagwörtern  auch  Über  die  auf  die  idg.  Volker  bezflg- 
phen  anthropologischen  Untersuchungen  (s,  u»  Körperbeschaffen- 
»it  der  Indogermanen)  nnd  über  die  Frage  der  Urheimat  selbst" 
richtet  worden,  über  die  man  sich  nach  allem,  was  in  den  letzten 
Jahren  darüber  gesagt  worden  ist,  gegenwärtig  w^ohl  mit  einiger  Zu- 
^ursiebt  äussern  darf* 

B  Für  die  Auswahl  der  in  diesem  Reallexikon  behandelten 
kulturhistorischen  Begriffe  selbst  läsest  sich  eine  auf  alle  ein- 
zelnen Fälle  passende  Regel  nicht  autstellcn.  Im  Grossen  und  Ganzen 
kann  man  sagen,  dass  als  selbständige  Artikel  solche  KuUurerscheinungcn 
Äöfgenoramen  worden  sind,  welche  für  das  historische  Alteuropa,  dieses 
etwa  bis  zu  seiner  Christianisierung  gerechnet^  eine  über  das  einzelne 
Volk  hinausgehende,  allgemeinere  Bedeutung  erlangt  haben.  An  manche 
Kategorien,  z.  B.  an  die  auch  kulturhistorisch  hoch  bedeutsame  sprach- 
liche Ausbildung  der  ethischen  Begriffe  habe  ich  mich  nach  Mass- 
gabe der  vorhandenen  Vorarbeiten  noch  nicht  oder  nur  ausnahmsweis 
(s*  2.  B,  u.  Keuschheit)  herangewagt^). 


B  1)  Bemerkenswert  isl,  dass  die  Bedeutung  der  SpracljwisBenschaft  für 
derartig'^  Untersuchungen  auch  Fr,  Nietzsches  scharfes  Auge  erkannte. 
In  einer  Anmerkung  zur  erälen  Abhandlung  der  Genealogie  der  Moral 
^Leipzig  1895  S.  338)  sagt  er:  „Ich  nehme  die  Gelegenheit  wahr^  welche 
diese  Abhandlung  mir  gicbt,  um  einen  Wunsch  öffentlich  und  förmlich  aus- 
zudrücken, der  von  mir  bisher  nnr  in  gelegenüicheni  GcBpräche  mit  Gelehrten 
geäussert  worden  ist:  dass  nämlich  irgend  eine  philosophische  Fakultät  sich 
durch  eine  Reihe  akademischer  Preisaussehreibtitigen  um  die  Förderung 
m  oral  hi  stör  lach  er  Studien  verdient  machen  möge;  —  vielleicht  dient 
dieses  Buch  daau^  einen  kräftigen  Anstoss  gerade  in  solcher  Richtung  za 
^eben.    In  Hinsicht   auf  eine  Möglichkeit    dieser  Art   sei  die    nachstehende 


XXXVIII 


Vorrede. 


Über  die  Methodej  die  diesen  Dntersuchangen  zu  Groudc  lie;*, 
brauche  ich  naeb  den  obigen  Aiisführiingen  nichts  mebr  ansagen,  Sst 
liegt  in  der  Vereinigung  von  Sprach-  und  Sachvergleichung, 
ist  eine  müssige  Frage,  ob  dieser  oder  jener  der  Hauptanteü 
Die  Sachlage  ist  eben  ganz  einfach  die,  das»  auf  den  einen  Gel 
mehr  Bpraehliehe,  auf  den  anderen  mehr  Bachliche  Kriterien 
bringend  und  entscheidend  sein  werden.  Naeh  jeder  von  beides 
dürfte  aber  noch  cino  Bemerkung  am  Platze  sein* 

In  ßprachwissenschaf tlicher  Hinsicht    soll  hier   zum 
Mal  der   kulturhistorische  Wortschatz    der    aliidg.  Spn 
Ganzes   sachlich    und    übersichtlich    geordnet    und    sprachlich 
werden.     Dabei  wird    sieb    zeigen,    dass  die  Stimme    unseres 
trotz   der   mehr  als  60jährigen  Arbeit,    die  seit  Potts  Etj-mol 
Forschungen   geleistet  worden  ist,    noch   immer    eine  verbal 
nicht  allzu  grosse  ist    Indessen  dürfte  die  Hoffonng  nicht  an 
sein,  dass  gerade  der  hier  eingeschlagene  Weg,  die  Terminol 
einzelnen  Kulturcrscheinungen  als  Ganzes  und  unter  gacblicben  & 
punkten    zu  betrachten,    zur  Aufhellung   manches  bisher    d 
Standteils  derselben  führen  wird;    denn  je  besser  wir    die  Di 
Begriflfe,  um  die  es  sich  handelt,  verstehen  lernen,  umso  bi 
wir   auch    die  Wörter  verstehn^   die  sie    bezeichnen.      Es 
vielfach    auch    noch    gänzlich    unerklärte  Benennungen    der   ei 
Kulturerscheinungen    als  Material    (Vit  die   zukünftige    For^chi 
gehen  worden*     Dass  dabei  eine  Vollständigkeit  nicht   erreicht 
konnte,    wird  derjenige   zu  entschuldigen  wissen,    der    sieh   vei 
wärtigt,   wie   mühevoll    die   Zusammenbringung  einer    solcbeu 
historischen  Synonymik  der  idg.  Sprachen  ist,  für  die  es  fast  völ 
zusammenfassenden  Vorarbeiten  fehlt 

Grössere  Schwierigkeiten  aber  noch  als  die  sprachwissensch; 
Seite  des  Buches  hat  mir  auf  dem  Gebiete  der  Sachvergleich 
Aitsbeutimg    der    archäologisch-prähistorischen    Forsehu 
macht.     Zwar    darf  ich  sagen^    dass  ich    mich    redlieh  bemOht 
meine  Anschaungen   und  Kenntnisse  auf  diesem  Gebiete  durch 
und    Lektüre,  soweit   es    Mitte!   und    Zeit    gestatteten,    zu    v 
und  auszudehnen,    Allein   ich   verkenne    doch   nicht,    dass    die 
ständige  Verwertung    der  Funde,    namentlich   in    knnstgeschieh 
Beziehung^  einen  Grad  von  Begabung  und  Schulung  fordert,  üh 
ich  leider  nicht   verfüge.   Indessen  kam  es  für  mich  glücklicher  Wefl 
auf  diese   mebr  kunstgesehicbtlicbe  Seite    der  PrähiBtorie  weniger  u 

Frage  in  Vorschlag  gebracht;  sie  verdient  ebenso  die  Aufmerksamkcil  dfl 
Philologen  und  Historiker  als  die  der  eigen tlicheu  Philosophie-GeJehrtea  ra 
Beruf:  „Welche  Fi  ngerzeige  ^ieht  die  Sprach  Wissenschaft,  iai 
besondere  die  etymologische  Forschung^  für  die  EDtwtckluagfl 
geschichte  der  moralischen  Bogriffe  ab**. 


XXXIX 


Die  im  Mittelpunkt  meiner  Betrachtutig  steheode  Frage  war  vielmelir 
die:  In  welcher  der  von  den  Präliistorikem  uuterschiedeneii  Epochen 
tritt  dieser  oder  jener  Kulturbe^riff  zuerst  in  UDserem  Erdteil  aufV 
Diese  Frage  habe  ich  bei  der  Dorchuuisteniug  unserer  Museen  und 
Sammlungen  voruehmlich  im  Auge  gehabt  und  ihre  Beantwortung 
anter  der  sachkundigen  und  liebenswördigen  Leitung  von  Mänuern  wie 
M.  Much  in  Wien,  S-  Müller  in  Kopenhagen,  A,  Goetze  in  Berlin, 

■  Herrn  Heierli  in  Zürich  vielfach  gefunden.  ■ 

Es   ist  ein    grosses    und  weitverzweigtes  Arbeitsgebiet  mit  einer 
kaum  übersehbaren  Fülle  sprachlicher  und  sachlicher  Litteratur,  auf 

■  dem  sich  die  vorliegenden  Untersuchungen  bewegen,  und  ich  bin  in  unserer 
spezialisierenden  Zeit  auf  den  Einwand  gefasst,  dass  der  Plan  des  Buches 

•  die  Vereinigung  mehrerer  Arbeiter  empfohlen  hätte.  Thatsächlicli  habe 
ich  diesen  Gedanken  längere  Zeit  erwogen,  ihn  aber  aufgegeben,  je 
mehr  ich  sah,  wie  derartige  gegenwärtig  auf  der  Tagesordnung  stehende 

I  genossenschaftliche  UnternehmuBgen,  bei  hervorragendem  Wert  im 
einzelnen,  doch  allzu  oft  an  den  stärksten  Widersprüchen  in  den 
grundlegenden  Anschauungen  leiden  und  leiden  müssen.  Ich  habe  daher 
selbst  auf  die  Gefahr  häutigerer  Irrtümer  im  einzelnen  hin  an  dem  Vor- 
teil  einheitlicher  Durchführung  des  Werkes  festgehalten.  Dass  ich  mir 
dabei  bewusst  bin,  zuweilen  noch  kaum  mehr  als  Rubriken  geboten 
zu  haben,  die  erst  von  der  zukünftigen  Forschung  auszufüllen  sein 
werden,  brauche  ich  nicht  zu  versichern.  Die  auf  unserem  Forsch  ungs- 
ft   gebiete  bisher  geleistete  Arbeit  kann  man  mit  einem   grossen  Neubau 

■  Tergleichen,  dessen  Fundamente  gelegt  siudj  dessen  Plan  entworfen  ist. 
An  zahlreichen  Stellen  ist  das  Werk  rüstig  emporgediehcD.  Oft  aber 
stockt  die  Arbeit*  denn  der  Bau  gebort  nicht  zu  den  offiziellen  Bauten. 

ISo  ist  es  vielfach  noch  Stückwerk,  das  hier  geboten  wird.  ■ 

Auf  der  ander en  Seite  sind  es  aber  nun  bald  25  Jahre,  dass  ich  f 
mich,  durch  V*  Hebns  Kulturpflanzen  dazu  angeregt,   zuerst  den  hier 
bebandelten  Fragen  zugewandt  habe   (Sprachwissenschaft  und  Kultur- 
geschichte Im  ueuen  Reich  1877  S.  361  tT.}.     Seitdem  habe  ich  durch 
B   eigene  Arbeiten    und  durch    die  Neuherausgabe    der  linguistisch-histo- 

■  rischen  Schriften  V.  Hehua  in  fortdauernder  Fühlung  mit  den  Pro- 
blemen der  Idg.  Altertumskunde  gestanden.  Als  daher  von  dem  um  di ' 
idg.  Sprachwissenschaft  so  hoch  verdienten  Herrn  Verleger  der  Wunsch 
nach  einem  zusaramcDfassenden  Werk  über  die  Idg.  Altertumskunde 
ausgesprochen  wurde,  glaubte  ieh  das  Recht  und  die  Pflicht  zu  haben, 
mich  dieser  Aufgabe  zu  unterziehn  und  lege  ihre  Erfüllung  in  diesem 
seit  lange  von  mir  geplanten  Reallcxikon  der  Indogermanischen  Alter- 
tumskunde der  Üffentlichkeit  hiermit  vor. 

h  Zu  wärmstem  Dank  bin  ich  Herrn  Prof.  F.  Kluge  in  Freiburg  i.  B. 

verpflichtetj  der  das  Unternehmen  von  Anfang  bis  zu  Ende  durch  Rat 

,     tind  That  unterstützt  bat.    Wie  dieserj  hat  auch  Herr  Prof.  Cappeller 


I 


XL  Vorrede. 

* 

in  Jena  die  grosse  Güte  gehabt,  eine  Korrektur  des  Werke 
und    mich  dnreh    eine  Reihe  von  Winken,   namentlich  auf 
und  litauischem  Gebiet,  zu  fördern.    Herr  Kollege  Dr.  Hilg 
Jena   hat   freundlichst  die  einheitliche  Umschreibung  des  s 
Wortschatzes  im  Auge  gehabt 

Der  Druck  des  Buches  hat  nahezu  zwei  Jahre  in  Am 
nonunen,  so  dass  eine  Reihe  von  Nachträgen  notwe 
wünschenswert  geworden  ist,  die  ich  nicht  zu  übersehen  bil 

Jena,  den  18.  Januar  1901. 

O.  Schrader. 


\uszug  aus  dem  Verlagskatalog 
^on  Karl  J.  Trübner  in  Strassburg 

mdcccci 


Durch  die  meisten  Buch- 
handlungen des  In-  und 
Auslandes    zu   beziehen. 


m,  tun  bogt  rmaiiifrijc  ^prari)UiifTnifcfiiift 
unb  5lltcrtimi0lnmbc*    ?tnstmcmc  Xiiigiiiftift. 


iH74. 


.fietnuiög,  mn  Otto  Heller.  8«.  VII,  134  iS. 


Von  Seiten  der  i^prache  wird  darin  pjn  fiesiimlbild  von  dem  altepturi  CuHurlcben 
>ler  kultiBclien  Släiume  entworfen,  wie  o^ti  skb  aus  dum  Rafaraen  deü  indo-gennanischen 
Altcrthums  nbhebt,  und  in  mnronlhigpr,  von  Kmetvollrn  und  sfelehrlen  Ab »chwei fangen  reidi 
durchzogener  Darätcllunf!  vorgeführt;  L  dt>r  Menach  an  »ich;  II.  die  Natur  ausser  ihm; 
m.  «eine  KinHcbtuugen;  JV.  scnne  Bcgii-irTe,  wozu  «in  Anbang  über  elüäefi.  Lokalnamen 
kämmt.  LilernriRchet)  Centralbiftit. 

Diiü  keKiftcbcn  ßrjf  Tv  aind  «in  popa]är-w1i«ien»chiiftlie:bei  ßneb  im  beatett  und  ninng 
7,a}Ms\f;t*n  Sinn.  ZeilÄchrift  für  Gymnii«ialwefteij,    XXVHl.  Hd.  n.  H^rt. 

emeker,   Dr,   Erich,    Die    prenssische    Sprache.     Toxli\    Grammalik, 
etymologisches  VViirterhuch.     ^.     X.  3:^4  ?^.     1HJ)6.  .4K  8  — 

.  ,  ,  .  .  Kn  war  wirklich  »cbori  an  der  Zeit,  IS^oeselmann  s  *S?prache  der  alton  Pr«^u«ieR> 
durch  cid  dem  hi-^uti^en  ^?tand  der  Wbuctiscbaft  mohr  eritsprecheutiei^  Bnrb  zu  erä^tzen 
nod  Bernfktir  hat  sein«  AufiEab«  im  Ganzen  mit  Glück  jrclftsi  F.»  wärR  Ülirrntssii:,  den 
prosBcn  Korlscbritt,  web'beün  Bprneker»  (irarnTTiatik  gogen  Ne^sclmanii  bfdetitet,  bi'sonder« 
hervorzuheben :  wir  machen  in  dieser  ttezifhiiiig  auf  seine  Ak/eivtlf^hre  aurmerk^am. 
web'ber  e«  geluni^en  ist,  nach  Fortuiiatow's  Vorfranii;  ein  wirklich  unerwartetes  Lii-bt  ani 
da«  Preij8si«che  zu  wprfen,  .  ,  .  , 

Anzeif«r  f.  indofcrm.  Sprach-  u.  Altertomskuiide.    VII.  Band  ü.  Heft. 

—  —  Slavische    Chrestomathie    mit    Glossaren. 


■  *—  —  Hit'hr  aiH'h: 


I 


S\     ra.   25    Bogen. 
1  Unter  der  Presse.) 
i>rtinKitow,  Vurh^Äungeii, 

Brugmann,  Karl  (nrd.  F'rofessor  der  indogorm.  Sprarh Wissenschaft  in  Leipzig) 
und  Berthold  Delbrück  (i>rd,  Prdfessor  des  Sanskrit  nnd  df  r  vergl.  S|>rach' 
künde  in  Jena),  Griindriss  der  vergleichenden  Grammatik  der 
i nd ogerm an  isrhen  Sprarhen,  Kurzgefassie  DarstfllunK  der  Ge- 
schiclite  des  Altindiselien,  Altiranit^chen  (Avestischen  nnd  Altpersischen), 
Altarmenischen.  Altgriechischen,  Alhanesisthen,  Latein i?^cheiL  Umhrisch- 
Samn! tischen,  Altirisichen,  Gotischen,  Althc^chdeutschenf  Litauischen  und 
A 1 1  k  i  rc  h  en  sl  a  v  iscli  e  n . 

I.  Bd.:  Kinleitnng  nnd  Lautlehre  vnn  Karl  nrugmann.    Zweite  Be- 
arbeititnK.    L  Hälfte   S  l—mH   Gr,  8«.    XL.  622  S.  IH97.     ^i  16  ^ 

—  —  2.  Nalfle  (^  miä— 1084  und  Wortindex   zum    1.  Rand).     Gr.   H«. 
IX  u    S    *i2H-^10J»8.     IH^tT.  Ji  12  — 

Die  beiden  Hälften  des  1.  Bandes  zusammen  in  einen  Band 

in  Halbfranz  geb.  ^31  — 
IL  Bd.:  Wortbildungslehrc.     (Stamrnbildungs-  um!  Flexionslehre)  von 

Karl  Brujiinarin.    L  Hälfh*.  Vorbemerkungen.  Norninalcomposila. 

Reduplicirle     Kominalbildungen        Nomina     mit     slammbildenden 

Suffixen.     Wurzelnomina.     gr.  H^.     XIV,   4^2  S.     1H8H.      .v*  12  -- 
2.  Hälfte,   1.  Lief.:  Zahhvortbildung,  Casusbildung  der  Nomina 

(Nominahleklination).  Pronomina,   gr.  H\    38i  S,     189L     ^  Hl  -^ 

—  —  2.  Hälfte,  2,  (Schluss-)  Lief.  gr.  8^  Xlf,  592  S.    1892.     ^  U  — 
Die  drei  Teile  des  \h  Bandes  zusammen  in  einen  Band 

in  llalbtranz  geb.  J^  40  — 
Indices    (Wort-.    Sach-    und    Aulorenindex)    von     Karl    B  rüg  mann, 
gr.  H\    V.  2m  S.     1893.  Jl  ß  — ,  in  Halbfranz  geb.  *ä  8  50 


VEELAGSKATALOtl  ton  KARL  S,  TRCBNKH  U»  SlnMÄlittri. 


Brugmann  u. 
HL  U±: 

IV.  Bd, 

V,  BiJ. 


Deibrückv  ^Jriindriss  (Forlselzungi: 

Synlax  von  \l  Delbrück.    1,  Teil,  gr  H^.    VIH,  774 

M  20  — ,  in  Hfilhfranx  geh, 
—  —  2.  Teil,  gr,  8».  XVII.  bm  >..  181*7. 

Ji  15  — ,  in  Jlttllifraifix   |C**I>, 
8,  (SchluBs-)  Teü:  Siitzlehrc.     Mit   Imlices   zu 


ml 

2). 


Teilen  der 


den  u 


L%^:4>| 


St*  1 


t^ynlax  von  C.  Capp^ller.     gr,  8«,    XX,   TiOtl 

^  15  — ,  in  Hiilbfranz  geb.  J 

Preis  des  ganzen  Werke«,  5  Bäncie  und  lüiüces, 

prhertet  .4  J20  — ,  in  [Ialhfr?inz  ?^K,  JL 

«,  .  -  Nach  meinem  Kra<'ht<»n  ic^ntl|{t  *^h.,  dlp  L«r*rr  dkscr  /  '<* 

de»  vorli#'ir«'Tulen  M^•rku^  aufmcrkHUm   {j«miithl  7M  h&hvu,    i.  "in» 

ordoridiciie    isl,   rnus?   jeiicT  un|iarl(Mi;<ch  iimi  hitliir  Dfnkfti  i 
cesteh«>n.     DaiA  noch  gtur  manche   Partie  der  Aunielltm^    i 
räflisk'ibiigc>;  abor  wa«  tiiu-h  dem  je**s:cnwiir!i?on  Sl^ndpunkt** 
kRDit,  bietel  das  Bnit'nitiiiu'sche  Buih  in  vi  !' 
Markfett^ii)  in  der  Gosi-hichta  drr  incioperrni 

Fr.  Sloiat,    s  Nr.  1 

Bmgmaim^   K..    Kurze   Y&rgleicliende  Grammalik    der    indogermt 
ni schien   Sfjrarlu'n.     Auf  Grund  des  fünfbändigen  Werkes   von 
itiBnn  und  Delbrück   verfassl.     gr.  8".    ca.   U)  Bogen.     <In   Vurberrilit 

Das  Krntise  moniitiH'rifiil^«  Wrrk  vnti  K,  Brugmann  utnl  h.  O **  Ibr  ü  «^ k  hat  mW  i 
VerÖHenllii-hiiiiigf  df'^  Etlnnf^n  ßandt*?  aoebeii  cinfn  p1ückhrh<*n  Ab^^fhlu*-'«  rrrf^if ht      Haa«  I 
ist  der  Zeitpunkt  pt-kommfu,   viuen  Aastu^  auH  diestm  W^rk  für  r.fnfn    fr* -'•»•f*tii  }krm\ 
von  pliikdogti-ch  C*i^iHldeM'fii  irt^  Aiiff  zu  fasson.     PtT  ^^^  i 

beri»H  orklurt,  ilirse  Arifprtbf  3^11  Übern'dinn^n.     h\v  »Ku  ^»k» 

die  wirlitig>tcn  TbaUncbfn  dvm  ßrtiSMiMi  Werkon  im  /n  in1«r  1 

»ondi^rcr  B'^rllcki^iihtiifuji^  dir  klaKBlsiheii  J?prÄchi?n,  dt»  In  fjnjiu,-*  hci*.    tlr^   r'lÄviÄkÄil 
itnd  dr»  Ajlitidtsrheti  und  dubt-i  df*ri  Umfang  otnos  ßandc«  v^w  nniretlibr  40  Bofcn  bükIt 
ObcrtM'hi-rilcn. 

— ^  -^  Biehf^  {nicb;  ForMi-htirifitui,  ludoifermimiachi*. 

Hieb*'  :nidi:  l.PHkimi  u.  Bnigmiuui,  I.itaui«t'he  Vnlk»Üi'di*r 

Biililer\H  (tntndria.^  der  indo  arwebca  l'bilalogte  siebe:  W,  CtHeotJiJ.  Kliil» 

Cappeller,  Carl  (Professor  des  Sanskrit  an  der  Universität  Jrnn),  Sditükrlj 
Würterbuclh  Nach  den  IVlersburger  Wörterburbern  bearbeitet.  Lcx-^ 
Vm.  ;H1  S.     IKH7.  ul   15  — .  in  Halbfian/.  geb.  ^  17 

(^.  a  p  p  1"  1 1 1' r  si  ^«Liiakrit^Wi^rlcrbiic-h  v^erfolKt  etmui   ! 
a!s  SptH'iaIwriticfbiicli  »n  IMhlliimk?«  Chre*tom«t)ii 

Texten  di«jnt'n,  niimnntiicb  den  Sif'ttetiii^:  Li<?der»  di?*   1    ,  '"'llli 
und  Kar  gl.  drii  /.widf  trynmPi»  d«**  Ki^-\%Hla.  brcf.  vuti  VV  indii^ohi,   den  v«t*  W#l»tiQ 
Uberxriirteu  ^Hbki  11  auh  di'ui  (^.aläpatha-Hi-iihntuuiL  Nalu  und  den  Dramen  det  KAJIi 

Dunb   BcfückfiiL'ihtiKiiin^   dir^rr  Toxlc   glaubt'*    der    YcrfiiM-'"-  1   '"    '^  -^  J    «mü»-  .»no 

Bedürfnis  nintiH  nirht  s««  irrnsaL'n  tinid  nirht  zu  klritK^n  Li-xi  ' 

Saii»krit':!>li]dium!!  GenilK'*  rn  Ifhlmx.    Abnr  itinb  iU^m  V^m  I( 

di«  fr^ftfien  IVtcrftburiEfr  Wrjrk'rbUtker,    auf  dßtivn   <-    im    li   1  1«    -niiii-iw 

beruht,  biÄ  zu  i'incin  ifpwissi»n  (tradi*  erset/<*u.  doiluri  li     1  ,-    .  .  ri  <mJU  htUf- 

burwn  WmrsttM  und  primitii'^H  Wl^rttr  n^n  ffeniek^ttfr  fi        r  v  d^p-  4tl^r§m 

Spracht  0ng«küHgtn^   gntnitmmtn  A«l,    aUo  nicht   :  Tmf^iHjß  pai» 

itlamdtHtn   AußtckmHt   «»*«    titm   Spraeh»^ktitMt    **•  4i»mm    t$Btt 

totführen  Kurht, 

Uiurdurt'h  {«oU  insb«sond«r<!i  dem  ewr^Mcktnätn  SfiracKformrhtr  diis  fOt  »«in«  ZWfli 

dieitLiriiC  Mal<*rial  tu  tnitglif^hh^t  brM|iipni*»r  Wt^i***  nn  di»-  Hjm.l  r*L'i  Im  n  w.  r.if n    nr,  tiAmlick, 
da**  nach  dtm  Vorbilde   dt-r  /weitf«  Autitise  di'*  l-  '  *f 

alt»  B^etandtiMl  der  Sprarbc  durch  don  Anpnt  auf  d»  :  b 

ffomttibt  wird.  —  Ihiroh  W>gla««ii]nt  der  miMtileti  nur  \'m,  ,j.  ,  ^ 

iiramniatiki'rn  übcrlipfprtpn  Wörlfr.  Worlfornit'n  und  Coiv 
aller  Cilate  und  «tyrnolngiacbmi  Erkltirnntf^'n^   M>xvii"  durch  , 

i*l  es  moflich   geword^^n»  pincn  etwa  dreimal  no  nlii^rkiHi  W-nr-i  uui/    yu   turt* n,   *\\*  *-i 
sich  in  den  ungefähr  ebenso  starken  Glossaren  von  Bopp  und  Benfey  findot 

A  Sanskrit-English  Dictionarv-     Based  lipon  Üie  St.  Pelensbwf 

Lexicons.    Lex.-S».    VIII,  «72  S.    18J)l/Geb.  in  engl.  Leinwand  -4  21  — 
Don   aaaschtieailicbeu  Vortrifsb  für  England   und  die  Kolonian   babitn:    Lu«ac  4  O. 
in  Lundon,  für  die  Vereinigten  Staaten:  Ginn  &  Co.  in  Boaton  überuommatu 

—  —  siehe  aueh :  Pracaadapandava  u.  Vamaaa  unter:  IV.  Orientalwch^  PhRolofl^ 


le  Courtenay,  J.  Baudauin.  Versuch  piner  Theorie  phonetischer 
Alternationen.  Ein  Capilel  aus  der  Psychophont-lik.  8».  V,  124  S, 
1895.  Ji  -i"  — 

I Del  brück,  B.,  Gryndfragi^n  der  Sprachfürschuii;!:.     Mit  Rüfljsicht  auf 
W.  Wundts  Spraclipsyohölogie  erörtert.    8".    VII.  180  S.    19ÖL     M  4  — 
Inhrilt:  I,  Kapitel:  t.  KinleÜiing,  2.  Vprgldchuiig  Her  Hf^ri>»rl'«chei»  \mÄ  tlt*r  Wmidt- 
*ihen  F'sVk'Kalode,  3.  Dft^  sipmohtithi?  MateriaL  ~    II.  Kapiloh  Die  (icbt^rJcnspra«  he.  — 
tu.    Kajfitel :    uor    Trsprung    <it'r    Lnuisprurhe,    —    IV,    Kaivitcl;    Dit    LautwiiihkL 
V    Kapitel:    Wur/oln,   Zu-amnicnsetKuni^.    —   VL  KojJilf^l:   WorUiften  un<l    Wortfomn'D» 
Kasus,    Hi'Utivurii.  —   VIL  Kaniteh    Dtr   Satz    und    siufif   tiHeiU^runir-  —   VJIi  KüfitLrl: 
,        Der  Bt?d(»uhiii(EtiwaiidiL''l.  Hüok^fiii^k.  —  LÜeraturanipaLben.  —  Index, 
p^  —  siehe  auch:  Brugmunn,  KurK  \xw\  H.  lleHnfUcki  Grundnss, 
FauBt,  Adolfe   Z  «i  v    i  n  d  <>  «£ i»  r ni  a  n  i  s *•  h  u  n    A  ii  jr  in  e  n  l  h  1 1  d  h  n  g.     K".     12  S. 
1877.     iDiSHert  f  uK   1   — 

^^ ftivhe  aiu'h:  VT.  Kln^sisrhr  Pliilnlijgle. 
Feist,  Dr,  S^  Grundriss   der  gotiscJien  Etvmologie  {Samnihnig  indo- 
germanischer Wiirterhücher,  IL  Band).     8«.     \S\,  lfJ7  S.  1888.     .^  5  - 

Forrer,  R.,  Achmim-St  udien  L:  Ober  Slein7,eit-Hockergräber  zu  Achmim. 

Naqada  etc.   in  Oher-Ägypten    und   über  Paralklfunde,     Mit  zahlreichen 
Abbildungen    im    Text    und    t   Tafeln    io    Lichtdruck.     8".     57   S,    UWl. 

^/t  4  — 

Die  Hihrift  ist  für  Prtthistoriljer  und  SpraihfoMdicr  besomierf  deshalb  mten'sit^anl, 
w*il  «10  mit  dem  Natbwf'is  »chliesKt,  »do!«.  ZusairiTnrtihangfÄ  der  «*ur<>päisrh-nertlilhi*cheo 
Horkfri«tUi'  mii  der  apyplipch-iieoüthisfhftiK  mit  dem  Nachwuis  der  b<iidpr«t't(s  Briok'h- 
arlißen  Kultur  nnd  der  bpider*L'il6  parüTU'l  gehenden  Fwndr,  cndlirfi  mit  di;n»  Nuchweii 
«incK  Hofkervolkos.  wetrhcs,  während  ein  «ixl  der-folbcii  Epoclip  anftuttehoiid,  nnd  im 
B^fritzc  diT  vün  den  Sprat-hforsrhern  den  Indiog<*rma«rn  zuges^hricbinHin  Slfin-Knpfpr- 
kiifttir,  jieme  Pioniere  ebenso  nach  Bahylonien.  Lybien  und  Indien,  wie  nach  Apyfd'*" 
und  Nortliirrika,  ita4'!i  1  ngrarn,  Ifaljfn.  Spanien  und  iS^arilenropa  ausi^andte.» 

Inhal t-vi'rÄ*MebnJ»  biöhc:  V.  Aeeryptolojrie. 

forschungen,    Indogermanische.      Zeitschrift    für    i  n  d  *i  g  e  r  m  ü  n  i  s  c  h  e 

S  p  r  a  e  ti  -  11  n  d  All  e  r  t  n  \ n  s  k  ii  n  d  e  hera nsfiej^eben  von   Karl  li  r  u  j^  m  a  n  n 

und   Wilhelm    Streilberg,    init    dem   Beiblatt;    Anzeiger   für    indo- 

~  ir manische     Spracli-     und      Allerlumskundo^     redigieil     v«>n 

rilhelni    Streit  her  g. 

L  Hand,   1891/^92.     X,  r>4(J  S.  und  IV.  2t)«  S. 
If.       ,,       1892/im.     IV,  filB  S    und  IV,  223  S. 
ni.       „       1H9:V94.     IV,  527  S..  uut  emer  Tafel  und  tV,  2tJH  S. 
IV.       ,^       189 1  (Festschrift  zum  2nj'ihr  Prf»f.-Jub- Aug.  LeskienVl    VI» 
47H  S..  mit  einer  Tafel  und  einer  Karte  und  IV,  172  S, 
V.       „       1895.     IV,  459  S,  und  IV,  2HH  S. 
VI.       ,,       I89l>.     IV,  'm\  S.  und  IV,  282  S. 
Vll,       „       IH9B;97.     IV,  42:i  S.  imd  !V,  270  S. 
VIIL       ,.       1898      IV,  .850  S,  und  IV,  :i70  S. 
IX.       ,,       1898.     IV,  4^>2  S.  und  IV,  212  S. 
X.       ,.       1899.     iV,  28fi  S.  nnt\  IV.  'M^  S. 
XI.       „       IBtHl.     IV,  372  S.  und  IV,  27t  S, 

(Bd.  XII  unter  der  Presse.) 
Preis  jedes  Randes  hroschirl  *Ä  16  — ,  in  lialhfranz  L^eb.  .m   18  *— 

Die    Orijpnal -Arbeiten    ersrhetwen    in    den    Indngermani Heben    Forsr hunitöi»; 
kriti^iben    Elewprechunjüen.    eine    referierend«*    Zeil-chrineiischou,    eine    ausrtlhrtic*be 
bliograLphie  so%vie  IVraonnlnnUnlnngen  von  allgeiiM>in'-refri  Interes^n  werdffi  öU  *An- 
"«cieer  für  indojrer  mani '■rhe  Sprach-  und  A  1 1  er(  ti  m^knnd  t' ♦  beiKegeben. 

iHe  Zeilschrifl  er^eheltit  in  HeUf^n  von  '\  R<igeTi  H«.  fönt  HefU'  bilde«  pin«'n 
Band.  Der  Anxfltji^er  ist  besonders  paipiniert  und  iTsrlieint  in  8  Herion,  dio  zu»Qiiinien 
den  Umfanif  von  ani^eflibr  t5  Hogen  Haben  \  idiese*  Beiblatt  i?ft  nicht  rin^Hn  katillich. 
Zeilichrift  nnd  Anzeijjer  erhaUen  am  Schlu^s  dte  rrfnrderlkhen  Regisler. 

'Fortunatow, Philipp  F.  (Prof.  an  der  UniversiUÜ  Moskaus  Vo  rlesu  n;»  en  übe  r 

die    Laullelire   der   al t)*lavisehen   (altkircKenslavischen)   Sprache. 

Deutsch  von  Ur.  Erich  Ilerneker.    8^:    ca.  18  Rogen,     i In  Vorbereitung.) 

'iindrUs  der  indo-arUctien  rhn«l<i|fie  siehe  IV.  Mnentalisclie  Philoln^e. 

(rnndriii«!  ^w  iranischen   PhiJnloijie   srehe   IW  (»rieJitallHdie    Philobigie, 


10         YERLAGSKATALOG  Ton  KARL  J.  TaÜBS£R  im 

ffirt,  Dr.  Hermaa,  Der  indogermanische  Akzent.  8*.  XXHI,  3d6  S. 
1895.  ^  9  — 

«Keines  jener  BQcher.  die  man  durch  das  Prädikat  «abscUiesüeiMl»  zn  charaktcnsKren 
pflegt  .  .  .  Kein  Bach,  das  am  Ende  einer  Entwicklonfsreihe  steht  das  sich  damit  be- 
gnflfen  darf,  die  reiche  £mte  früherer  Forschnng  nnter  Dach  ra  briMii.  Alles  r«ialich 
zo  sortiereOt  zu  klassificieren  and  za  etikettieren.  Vielmehr  ein  Bach,  das  aa  Anfang 
einer  nea  erschlossenen  Bahn  steht  nicht  selten  anfertif  and  Iflckenhaft  aber  ff^osf  dm 
Schienen  bietend,  mehr  noch  Terheissend.  Gewies,  bitte  der  Verl  das  onTeraMidliche 
Nonam  premator  in  annom  strikte  befolgt  «o  wir«  ihm  zweifelsohne  noch  maadier 
scb&tzbare  Fond  eeglflckt.  bitte  manche  klaffende  Lflcke  ansgefllUt  werden  k&nnen. 
Aber  wir  haben  alle  Ursache,  dem  Verf.  dankbar  za  sein,  dass  er  es  nicht  pcthan  bat 
So  wie  das  Bach  ist  darf  man  von  ihm  sagen :  es  ist  das  rechte  Bach  zor  rechten  Zeit 
So  viel,  so  anendlich  viel  auch  noch  im  Einzelnen  zu  erledigen  bleibt  die  Forschongen 
Ober  die  Gmndfragen  sind  immerhin  so  weit  gefordert  dass  eine  rnsammmfassende  nad 
weiterfahrende  Darstellung  dringendes  Bedürfois  war.  wenn  die  ErOrterongen  fiber  Accent- 
fräsen  anf  ein  gHVsseres  Pablikam  rechnen,  wenn  sie  nicht  aas  Mangel  an  Verständnis 
and  an  Teilnahme  wieder  ins  Stocken  geraten  sollten.  Die  letzte  Darstellang  der  indo- 
germanischen Accentuation  ist  neun  Jahre  alt;  sie  findet  sich  im  ersten  Band  tob 
Brannann's  Grondri»«.  Will  man  sich  eine  Vorstellnng  daron  machen,  welchen  Zawacltf 
die  Zwischenzeit  unserer  Fj-kenntnis  gebracht  bat  so  braucht  man  nur  Hirt's  Bach  damit 
za  vergleichen:  wie  viel  Thatsacben,  die  damals  noch  nicht  erkannt  wie  riel  Probleme, 
die  damals  noch  nicht  geahnt !  Dem  Stand  der  Forschung  entspricht  anfs  Beste  die 
Anlage  des  Werkes:  es  ist  halb  Lehrbuch,  halb  Untersuchung  ...» 

Literar.  CentralblaU  1895  Nr.  40. 

Der  indogermanische  Ablaut  vomehinlich  in  seinem  Verhältnis 

zur  Betonung.    8«.    YDI,  224  S.     1900.  uJ  5  50 

Wer  die  Sprachforschung  in  ihrer  Arbeit  in  den  letzten  Jahren  verfolgt  hat.  der  wei«5. 
dass  die  Ablautsfrage  zu  den  Problemen  gehört,  die  die  Forschung  am  meisten  beschiftift 
haben.  An  Stelle  einer  gesicherten  Erkenntnis,  die  man  vor  20  Jahren  za  haben  glaubte, 
ist  eine  Sturm-  und  Drangperiode  getreten^  in  der  nichts  mehr  haltbar  erscheint 
Bi'agmann  forderte  daher  eine  gründliche  Sammlung  des  Materials.  Der  Verfa^i^^er 
hat  es  ontemommen.  dies  in  ausgedehntem  Maasse  zu  beschaffen,  und  zanächst  die 
Wirkong  der  Betonung  auf  den  Ablaut  festzustellen,  wobei  sich  zeigte,  dass  der  idg.  Ab- 
laut in  der  That  im  wesentlichen  durch  die  Betonung  henrorgemfen  ist  W^as  noch  flbrif 
bleibt  dürfte  sich  auf  einfache  Weise  durch  andere  Ursachen  erklären,  and  so  bolTt 
der  Verfasser,  in  diesem  Buche  eine  einwandsfreie  Erklärung  des  idg.  Vokalsystem^ 
und  Ablauts  geben  und  die  Sturm-  und  Drangperiode  der  letzten  Jahre  abschliessen 
za  können. 

Hom,Paiil,Grundriss  der  neupersischen  Etymologie  (Sammlung  indo- 
germanischer Wörterbücher,  IV.  Band).  8*.  XXV,  384  S.  1893.    ul  15  — 

siehe  auch:  IV.  Orientalische  Philologie. 

Hübschmann,  H..  Et  ymologieund  Lautlehre  der  ossetischen  Sprache 
(Sammlung  indogermanischer  Wörterbücher,  I.  Band)  8**.  VIII,  151  S.  1887. 

Jt  4  — 

Persische  Studien.    H\    286  S.     1895.  Jü  10  - 

(Die  vorliegende  Schrift  zerfällt  in  zwei  Teile.)  Der  erste  Teil  (bis  S.  112)  bringt 
oine  stattliche  Anzahl  von  Nachträgen  und  Verbesserungen  zu  Hom's  Grundriss  der 
neupersiKchon  Etymologie.  Dem  S.  1  Tg.  Aber  dieses  Buch  gefällten  durchaus  sachlichen 
Urteile  pflicht*-!  Ref.  vollkommen  bei;  trotz  gewisser  ihr  anhaftender  Mängel  ist  Hom's 
Arbeit  von  grossem  Nutzen  und  wird  anregend  wirken.  Ja,  sie  hat  dies  bereits  gethan: 
denn  auf  ihr  beruht  zum  grossen  Teile  die  «nenpersische  Lautlehre»,  welche  die  zweite 
Hälfte  (S.  113—268)  des  Habschraann'schen  Buches  füllt.  Diese  «Lautlehre»  ist  aus<(er- 
ordcntlich  reich  an  Einzelergebnissen,  ohne  Zweifel  wird  sie  auf  lange  Zeit  hinaus  die 
feste  Grundlage  fflr  die  fernere  wissenschaftliche  Erforschung  der  neupersischen  Sprache 
bilden.  Es  ist  von  Interesse,  Ilübschmann's  Arbeit  mit  den  Publicationen  Darmestcter^ 
zu  vergleichen,  der  (von  Hom's  Buch  abgesehen)  wohl  am  meisten  vorgearbeitet  haben 
dürfte,  lleberrasrhen  uns  hier  oft  glänzende  Combinationen  und  geistvolle  Einfälle,  so 
erfreut  uns  doch  die  sichere  Handhabung  einer  festen  wissenschaftlichen  Methode.  Be- 
sonders hervorheben  möchte  Hef.  die  ausgiebige  Heranziehung  der  Dialekte,  wie  Baluci  und 
Afghanisch,  und  vor  Allem  die  häufige  Bezugnahme  auf  die  Form  der  persischen  Lehn- 
worter in  benachbarten  Sprachen,  wie  Syrisch  und  Armenisch.  Die  letztere  hat  dem  Verf. 
sehr  interessante  Beobachtungen  über  die  Chronologie  der  einzelnen  Lautumgcstaitnngen 
(Vgl.  u.  a.  S.  154,  179,  191)  ermöglicht.  Damit  hat  er  (und  dies  ist  vielleicht  das  Haupt- 
verdienst unseres  Buches)  die  Grundlagen  für  eine  geschichtliche  Betrachtung  der 
persischen  Sprache  und  ihrer  Eutwickelung  geschaffen.  Selbstverständlich  wurde  auch 
die  Form  der  persischen  Namen  bei  griechisch-römischen  Autoren  in  gebührender  Weise 
berücksichtigt.  Literarisches  Centralblatt  1895  Nr.  23. 

siehe  auch:  IV.  Orientalische  Philologie. 

Karst,    Dr.    Josef,    Historische    Grammatik    des    Kilikisch-Arme- 

nischen.    8^     XXin,  4U  S.  mit  2  Tafeln.     1901.  UK  15  - 

«Der  in  Kilikien  unter  der  Herrschaft  der  Runeniden  dl.  bis  14.  Jahrb.)  gesprochene 

armenische  Dialekt  ist  von  Bedeutung   für  den  Philologen  als  Sprache  einer  Volkstum- 


Kax8tBrJoselHi&lomfheGraminaUkdesKilikiscli-Armeniödii;n(Forlsetzuiig), 

I  li*  hen  Liternhir,  für  den  SpraehroTSi'hcT  ab  Bindoglied  zwischen  dem  Altarmeni^h«!! 
di'm  b.  Jahrhvt'  und  diTi  fiiuderaen  armeiiiaeheii  Dialektßa.  B^idtin  miieste  eine  fram- 
roatiFthe  Darsfeliunjr  der  bprarhe  erwünsrhl  *iein,  und  beide  bftbeD  mm  allen  Oranä,  die 
au*pe/<*ichiiete  Arbeit  KarsU  willkommen  zu  heifiB«!!  und  zu  wünarhcn.  daas  der  Verf.^ 
dem  die  Maniüeenic  des  Fürsten  Hohenlohe-Lamgenburg  den  Dnirk  der  Grammatik  er* 
miiglichl  bat,  halii  in  der  Lage  aei,  auch  das  im  Manuseript  fertige  mitto|armeni»che  Wörter- 
buch fi^.  Villi  zu  fmhltrien-n.  K,  httl  in  seiner  flramnmlik  nicht  nur  di^  mittelarmenisehftn 
Form^'n  durch  die  Miltoiluni;  reichlichen  und  r«r>rjffältig  belegten  Materialci'  fe^tgeMeUt, 
sondern  auch  durch  KrniiUeliing  4cr  Lanlgesctxe  und  Nachweis  der  nach  Aualojjfio  er* 
folgten  Vera iid eräugen  aus  dem  Allarmcnisiben  historisch  erklärt,  wobei  er  es  nie  ver- 
^ätinit  haL  dii^  modernen  Dialekte  /.ur  Verjuleichung  und  gegenseitiircn  AnfheMung  heran« 
xuziehen.  Hier  sowohl  wie  in  dem  4er  Arbfit  (aufeer  dem  Anhang:  synlakltscht'  Eigen- 
tümlichkeiten S,  H91— i07>  beijreg«b«neu  F.xeiir»  über  die  Sprache  der  vorschiedeaen 
Receneiunen  Jer  (^ogenannU'n  VardanRchen  Fabelsammlungen  S.  Ilö — W*  liegen  vielvßr- 
«preehende  Anfänge  /n  einer  hiatorisihen  und  vergleicheiideti  CirammaÜk  4er  mittet' 
und  n eu armen  ix- hp'n  IHulekte  vor.  ,  ,  ,•  Literarische*  Ccntr&lblati  1901  Nr.  t3. 

Äcüer,  Otto,  fietjc:  Sactnelfter,  ftcltifc^e  Sriefe. 

Kluge,  Friedrich^  Vorgeschichte  der  altgermanischen  Dialekte. 
Zwcüe  Auflage.  Mit  einem  Antiiinp:  Geschichte  der  gotischen  Sprache. 
(Sondcrabdriick  aus  der  zweiten  Auflage  von  Pauls  Grundriss  der 
germanischen  Philologie).  Lex.  H".  XI  und  S.  323—517  und  10  S,  Register. 
i89a  ^  4  50 

4  Mit  M<iisler!<L-hart  hat  Kluge  die  Tiocb  ichwerere  Aufgabe  gelAst^  «lie  «Vorgeschichte 
der  altgermAdii^chen  Däalt^kle»^  d.  h,  die  aui^  der  Sprachvergleichnng  ert^t  blossen«  ältefte 
(vorbislfiriscbes  Gestalt  der  germanJ$:Llien  i?i>rachc  auf  Itn^i  Seiten  *o  dar/.ustetltiu,  dasti 
neben  iletj  al^  Hicber  zu  betrachtenden  Krgebuissen  der  bij-hcri^ien  Fnr«srbinig  auch  no4;^h 
schwebende  Fragen  und  künflige  Aufgaben  berülirt  werden.» 

L.  ToWer,  Litt«  raturblall  f.  perm.  u.  rotn,  Philologie  lfi90,  S.  Iflö. 

I«€l^arraga,  L.  B a s k i s c h e  Fl ü  c  h  h  r  von  1571  (Neues  Testament,  Kalender 
und  Abcj  im  genauen  Abdruck  herausgegeben  von  Th.  Linschmanri  und 
H.  Schuchardt  Mit  Unterslijtzung^  der  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften 
zu  Wien.     Ifi".     87  Bogen.     1900.  !n  Ganzieinwand  geh.  JL  2b  — 

Die  wichtigsten  und  umfanpcicbatcn  baskiiehen  Sprachdenkmäler  werden  hier  f.nm 
ersten  Male  nach  wissermchaf Hüben  Gnuideätieen  verJmeiit licht.  Eine  ausTfibrlichc  Ein- 
lei hmg  i>^l  beigegelom. 

[lieskien,  A..  und  K.  Brugmaim.  Litauische  Volkslieder  und  Märchen 
I  aus  «lein  prcussischen  und  dem  russischen  Litauen.  H^.  VIll,  578  S. 
I        1882.  vÄ  10  — 

1  InhaH:  1.  Litaui>n^he  Volk^iktler  an*  dtr  Oegend  von  Wilkischken^  |eflBmmelt  vmi 

A.  Leskicn.  a.  Litauische  Lieder,  Märchen,,  HoehüeilMbittefPprüche  auj»  Ge^lewa  nehat 
l         Heilträgen  rui  r*irammatik  nnd  rum  Wortpchotz  der  godlewiarhen  Mundart  lierautgefebeti 

von  K.  Brugmunn.  3.  Litauinche  Manhen,  ül>eri«et5tt  von  K.  Brtigmann,  mit  Anmerkiingen 
I  von  W,  Wollncr. 

^in  ach  mann,  Th.  siehe:  Lci^arraga,  BaskiHche  Bücher. 

^'SRt^tTf  {^u^aUf  (^ffaijö  unb  ^twbtcn  f^ux  <Sprflrf)öefrfjld)te  unii  SJolfei* 

\       Iwitbe 

t.  ^anb,     8^     VIII,  412  (B,    1885.         bxoWn  Jil  -,  ßcb,  ^  8  - 

;vttöatt:   3uTr   ^pradig« f djiditc.     L   ta«  liiöcnifrinantidjc  UrcDlf.    IL  t>\t  ctr«*ftic^c 
3piatlj|rdflf.     1IL  Ueb«  'Sjjradic  unl>   fiilcrtttur  ber  ?tt&aflckTr.    IV.  Ta*  öeutiflc  G*rie<tjii(i» 
V.  Gonitanthi  3atbav  unD  6tc  Blcttenfraflt  in  ©vtrtijcntaiTb. 
I  3iir  Ktr^lf  irtjenbcn  ffiiirdjf nf  unbc.    L  JVomorc.    IL  SRätdtenfoddmng  unb  ÄtUer- 

ttium4njifienfd)aft.  111.  ?leftt|ptti(öc  gjfäittofn.  IV,  ÄraDiidK  Üllirtdjen.  V,  flmcr  uitb  ^tJ4c, 
VL  Dit  Citrtlen  öfe  ^ecümerone.  Vil.  SübfloBifdif  9Wdr(l>cn.  VllI,  Ter  THattcitfdrtgfr  üon 
jOameln.     IX.  I^er  i^atljir  btl  tobeS.    X.  Slip  uott  Wintlc, 

ßiir  Vicnntnif^  be^  «  oitsi liebe*.  1.  ::\nbtrd)f  ©lerwlm.  IL  ^tw^xitMl^t  Bofff- 
tjoefif.  IIL  Stiibim  ilber  baö  CdjnobftlJiipM.  L  Bur  CitcTamr  bcv  ^Ätiöberöilpff l.  2.  %\tx^ 
Uftc  unb  incbritTüphlge«  iiieb.  3,  Ikber  bm  ginturcinttarte  bf*  Si^nübftüüpffl*.  —  ^Hntnerfunöm. 

IL  gSflitt).    8°.    VI,  380  a.    1893.  hrofdjirt  Jl  6  ^,  getx  *,Ä  7  — 

C^lnlittlt:  I,  ;Vrati^  öopp.  —  IL  Öcetß  üuttlu*.  IIL  !lHcltfpra*iic  unb  ^eltfpiadjeit.  -^ 
IV.  UtniSHfdjcl  {lue  «ifflüpleii.  —  V.  Tie  «usfprad»«  be^  QiricdiifdiCB.  —  VI.  Don  bcr  fdilfuf^en 
lINuitbütE.  —  VIL  Bwf  ßtiüratterifiit  bcr  iub Milien  iJttcrotiir.  L  SlIlAaucinc  C^nuiblagtn. 
2.  Iifsr  ^cbd.  3.  »fiUbüfä.  —  Vl!l.  ^^ifleimcrpIjiloloflTc,  —  LX.  ^olf^ltebcr  u«iJ  '•^Jicmoitt-  — 
X.  ^\tvi%%\t^iW  öodiidtatiTÖud)?.  —  XI,  3uf  lööir^funbe  bcr  lÄtpentönbri.  —  Xll.  rtittnifdje 
«otföüteTatur  XIIL  Xas  Mciu&eimckii  ü«f  bet  ©alfflutiatHirFfL  -  XIV.  ^xwt  ti*efdti£^tc 
ber  bijsantiitiidjciT  ijttt'ratur.  —  XV,  »Utjen  im  UJMtlcloller,  —  XVL  "Das  tjeutiaf  QJricdjm^ 
lonb.  —  XV IL  Wrkd|if(fti?  iMcikmDmfnte.  L  t<on  florfu  iiüdj  ?Uüen.  i  mijen.  X  r^m  Vnnbe 
bcT  *4JeIopibcu.  —  XVIIL  Bautf.  —  XIX,  ^ipulifthc  McikiOflc.  L  «Jon  örinbifi  ntdt  Üftte. 
2.  flec«.  3,  Miillmecö,  4.  lartttt.  -  XX.  Sei  ben  «Ibanekn  :5taUciife.  -  XXI.  lal  Oubi^Öurn 
htt  Uttiboffität  tn  ©oloftua.  —  ftnmcrruuflcn. 


*0lencr,  ©wftoUr  Sffauo  unb  ^hxbien  5ur  (^^rodjßcfcfjidjtc  unb  ^olUtmtiZ  igortil 

*K!<    kann    gewiss   nnr   willkoramen  «oin,   Frapen,   die  j<»den  G«.!i-il'1*^lrn    ijir 
Kdlltea,    von   berurener   i^^Ah"  eini^ni   Wfiitfren    LeT*erkfei«i   avinrinrt 
Und  pemde  *iie  vrtrli<?p<?rule  Sammlung  vprhtmlet  in  e:Hlck)icbar  \*» 
Slrcnifr^  mit  gemein fai»filich«r  Darstellonif  in  fesisdndem   und  vorin;....,       ^   ... 

LitcrarisctieB  t^entrAlbimtt. 

♦Du«  GanzD  zeijft  von  einer  brwttni'^T'rn^wOrfltfpn  Bf)r«;pnh<?"it  and  ist  dahri  m  ein« 
so  gHftvoUpn   und  f«i*selndßn  ?      •  :         u  ir  überzcur'  -  neoA 

Buch  werde  sich  bni  allen,  wfl'  U«'n  und  1  offf»i 

baTCTidfn  (^harakti'r  iMnr*i  Volk-  ,  ifdi»  Freut». 1 

ÜcuUche  LiUiralar  Zviluns:- 

iDcr  t.  Band  ist  «us  dem  Vcrlug  von  Hobort  llppenheim  in  ßcrlin  in  dtMi  mcinifcria 
CLber{eg!aii|:eiL> 

—   El  ymologi?<ches   Wörterbuch    der    albanesisohen    Sprachi 
(Sammlung  indogcrmaniarher  Wftrterbiiclier.     IIK  Band  )    H**     XV^  52B  Sj 
1891.  ^  12 

l>na  vr»rli«i;pndo,  Mikloskb  gMiritlmete  Bn'h  mht  sieb   wärdifr  d«*  Vrrrf  >  rrtihei 
Arbeilen  über  das  Albanesiaebe  an  und  inl  unter  4"*n  bf»  j*»tKt  er^hlenenen  Werken  Hb 
die!<ieB    «Stiöfkind    unter    dir^n    indajjcrnianischen    ''■" —   >       .    nnzweHrflban   eine«   der  I 
deutendüten.   vielleicht   dai*   bedeutendste.     ¥a   \<  ust  den  Wort*LlmU  in  «sin« 

bisher  nicht  erreii  hlt*n  VollHtiindigkcit  und  Zunri  Jiidem  der  Wrf     wi'^  in  4a 

bi«  jflzt  t^4^<]roikten  Wiirterbüchern,  ('irnmnnalikrri  un  I  r.xt'-n  an  Sprn 
xttsammeuiif^lras^on  und  diesi'^  Material  auf  s*iine«  Reiai-n  in  df-r  Tür 
Sfidilali^n   und   Sicilicn  zum  Theil  <  ontrollierl  und  dnrrh  lumcs  verin  _ 

etymoloj^isetken  Dculnng«'n  fügt  Mf'y*T  üboTiill  die  wühpi!  hen^wertlum  Bt^rUtiduii^en  i 
NacbweiJ^f»  hinzu,  und  man  mtih?  die  in  i!"'m  Hn>he  ftGcketide  G^'i^tei^arb*^*!!  um  -jo  n\ftt 
bewundern,    wenn   man  erwBLgL   wie    dUrHitf  allermLdsl   die  llQlfHmtttid  fdr  die*  B^lka 
6praM;h«n   Mnd,   mit   denen  der  Verf.  bui  seinen  iTspmnitsforsi  hunü^n  r.n  arbeiten  b*lU 

Lilcror  r.enlfalblalt  iSVi  Nr  J. 


—  Dil-  lateimsrbiMi  Elemente  im  .UhrturäiHc-lieii  sii-be: 
l*hiloIitfri<'  unter  VI  IL  Jiorannisfhe  Pbihilo^ip. 


GniQdns)^   der  romgii 


Müller,  F.  Max.  lieber  die  Resiillate  der  Spracli wissenachafl.  Vom 
lesting,  jie hallen  am  2H,  Mai  tH72  an  der  kais,  Universilät  zu  Slra^^sburgj 
a,  unveränderte  AutL     8^     32  S.   1872.  M 

Der  Inhalt  die^^er  AntritUr«-!"    i^*    '"^   Vi"'"*"-i^-?imkeit  der  Fachminner  '^    '^  -'"^^ 
Sie  enthält  dum  Zwecke  einer  \  'njirefhend,  eine  Zusan 

der  wichlipsti'ü  ReBuUate   der  SwisRenschaft,   in    d«mi    ! 

in  welchem  Max  Müller   s-u   put  /n   ->  of  it"ii  v*r-[.  ni.     In  all  Me{ni>n  vi   " 
nngcii  wird  dieaes  Thema  durchir«*fÜhrL,  nach  der  Seile  der  Philologii'  i> 
b^tfinalogie,  in  Mylboloifie  und  Ethnologie,  nach  der  Seile  der  (lü^ehieht 
den  drei  Gebieten  d«T  Kultur^  der  Ui'chu-  und  HeUgionsgeadiicbt«,  endUih  m  Hin 


auf  die  Naturwi^sensctiaften. 


Literar,  OntralblalU 


ajehe  aucb:  IL  Theologie,  Relijrioa» Wissenschaft  und  Philosophie. 

Noreen,  Adoll^  A  b  r  i  s  s  der  n  r p  e r m  a  n  i  s  r  h e  n  L  a n  1 1 1*  h r  e ,  mit  besondere 
Hücksiclif  nnf  die  nnrdisclien  Sprachen  zum  fTebraueh  bei  akademiscben 
VorlestingeiL     Vom    Verfasser    selbst    besorgte    Bearbeitung    nach    dem^ 
scbwedisehen  OriginaL     8*,     X\h  278  S.     181^.  ^  5  — 

«Selion  dif    t^cbwedische  Aufgabe,    di«    vör    mehreren  Jahren   ersrh^   ■        '' 
diesem   Blatte   warme   An»-rkeuniin|f    gefnndon.     In    noth   hiiherem   M 
deut^-1'b**  Bearbeitang  dai«  jener  (feppetidcte  Lob.    Sie  ifct  eine  Überra?.'  i 
üb*  r  Lugreordncte    und    fasl    durchweg   jtuverlasKijfC  Daritelluug  i'iuv-  ih» 

tif  I    der    urermaniiscben    (irammatik.      Die    nmfangrei(  ben    und    sorgi 

Lit  'in   sind  bej^nodf-rT»  daiikenawerL   man   wird  kaum  eine  Stell-*  von  i 

B»  nnisrien,     Au^fülirliche    Worlreg^JÄler    erhuheti    die    Uranchbarkeil,     Seh^ 

di'  he  (iranunutik  in  Braunen  Sanunlunj;  und  die  ncwhirhle  der  alUiordf.-iChai 

S[F  '  '    i'iIbi  Gruniiri*??,  beide*  Mri^terlci^luneerj,  liaben  da>i  irrasfte  Tal  etil  Noree 

für  du-  Bt'wklttfrun)^  spröder  StoJTmnKsen  gez'^ipt,    llb'selbe  Bedrahung;  bewährt  sirb  aud 
in   dem    neuen  Werke,    Es   zerfällt   in   xwei  uroKse  Al^üchnitU',  «lie  Sonanlen  und 
tonaraten    über*chrieben    sind.    Jednm  dleaer  Teile  greht  (.dn  kurzer  L'eb«rldi<"V    "»'  '■ 
idsr.  Lautiitand  voraus,  der  mit  Hülfe  de*  Indi»t  hen.  de«  Griecbisi-hen  und  de*  I 
erHchlast^en  wird.    Dann    folgen  die  tir^ermanischen  Laut^e^otze.     Ufm  Uc^^  it  1 

jedesmal   ein    amfäufi^liebcs  Kapitel,    das    die  .Spuren  idf.  Lautgesetze   im  li^-rTuaniti  nen  | 
verfdigt  *  .  »  . 

Ref.  bemerkt  noch,  da.85  <lie  urgerm.  Lantlcbre  ein  in  hohem  Grade  emprehleiif<wert«#J 
Bncb  ist,  dem  ein  volter  Erfolg  im  Tuteretiee  der  germanisihen  Grammatik   lebhaft  g« 
wUn^chl  wercfen  mni<ft.  .  .  .*  Tdterarii^chesi  Centralblatt  iKül.     Nr.  Hö< 


Stehe  arich:  VlI.  Oennanische  Pbik>b»#rie. 


thofl^  Herm.^  Znr  Geschichte  des  Perferts  im  Indogermanischen 

mit    besonderer    Rücksicht    auf    Griechisch     und    Lateinisch.     8^.     X, 

S.     1884  JH  U  -- 

fi*^r    y>  \^u\ii^.tiTfAche   Autor   hat    dea   Freunden   Bnifmmiin  und  F*aul  ein  FreQndft- 

b^  mfX,   das    uns    den  AtiteU   dieser  Trias  an  dem  TTniHihwan^e  in  der  bis- 

L  httingswoisp    ühcr  dt«'  Sprache  in  die  trinuerang  rafl  .  ,  .  ,  .    Auch  die 

lert  die  so  zahlmchfi)  PcrffrctprobJera «er,  deckt  Überall  nca<*  Gpsicht*pankte 

int  ':  prjüctsen  Formttliruufen  unkliu-er  Ergcfaetuuti^etJ.  ^i'lzt  niAiieh«'ixk  Dügma 

dit'  Skensis    «Mitpegon    mni  bfinpl   auch  nichl  xnm  Wenigsti-n  {;ndgülLiy:i'!  tr- 

lr*ii^iin-rn  von  Problemen,  Literari^ehc»  Centrafblatt  18H5  Nr  7. 

n   Planta,    R.,    Grammatik    der    oskiseh-iunbrischen    Dialekte. 

L  Rand:  Einleitung  nnd  Lautlehre.    H^.    VIIL  600  S,  im2.     Jl  15  — 

II  Rand:  Formenlehre,  Syntax,  Sammlung  der  Inschriften  und  Glossen, 

Anhang,  Glossar.     8^.     XX,  im  S.     1897.  Jl  20  — 

?tf»^^"bd*-nT  die  Sprachwi8si*n.8rhafl  dj*-  oskisrh-umbri^cben  Dialekte  linder«)  Zeit  ziem- 

)ich  ',it    lifjpr>n    )a«s<*n,    horrschl   )eti?t   atif  diesfr^m  For»chttiif#gel*iet  wieder  ein 

«r^r  Lehfn,    Fasl  jpl<»ii-hz<i  ilip  !*ind  drei  gr(V»H«Te  Arbeiten  CTäsebiencn,  die  sich 

mil  -chtchte  dici^er  Mundarli-n  be^chärtijien.     ItavoR  f-^t  dff  uiijfii's.  ndstiT  und 

bedeutciiJilc    das   mu-t   vnrlif^ende  Kiicb  «Mne«   j  -  » 

miich»!  einen  ge$cbichUicben  r*?birhliek  über  >\  i 

)landftrten;    darauT   wird    die  Slrdlnng  der  letelrt  ,  t 

und  ihr  Verhä]Uiii<;    unli?r  siich  bidiundelt;   weiler    werdeu  die  Oejikiiiiüt^r  ihattpUüchULb 

tß»chrtfteni  aufgezähli  nnd  <  lifiräklerisierL     Im  ersten  Kapitel  der  Lautlehre  werden  die 

Alphabete  der  Inj^chriften  und  die  ortbographip-chen  Fragen  i  Bejteiebnung  d^'r  Consononten- 

deiuiung.    der  Vo<"a)lö.nge  et*\,i    erftrlerL     Daraur    folgt   die   Darstellmii;    der  Laater^chei- 

nung'n    die  *nwohl  dem   flalistisih-des^cripliveo   alt   onch   d^  m   enlwickehmgfgcst'hichl- 

lifh  "    ^^  '-■    ■  ■  tandpunkl  gerecht  wird.  .  .  , 

*s   vor,   auf  das  Werk   nach  Erürheinen  de*  «weiten  Bande«  etwas 
tu  i  /ukorattien.     Für  jelft  aei  nur  noch  bemerkt,  da?!*  nir  e«  mit  einer 

lüf  l:  idtnm  berabfnden,   durchaus  «ob'den  und  in  r  i 

fer.k'1  rt  Arbeit  zw  Ibiin  haben,  die  ah  ein  die  ^e^^amir 

?u«tiäiirn  M,iiiilbu>b    für    Jetten,    d^r   «ich   mit  den  alrn  • 

Mhjriipt    UK.  ütb.  hrlirh  <trn  wir.i.  Literarjscties  Cenlralbla.U  lfeä;t  Mr.  10. 

Jamialtmg  indogermanischer  Wörterbücher: 

L  Bülmchmannj  H t  Et vmologie  und  Lautlehre  der  ossetischen 

Sprache.     H^     Vllf,  151  S,     1887.  uH  4 — 

IL  Feist,  Dt\   S.f   Grundriss   der    gotischen  Etymologie.     B^ 

XVI,   ir»7  S.     IH88.  *4«t  5  — 

IL  Meiner,     Gutäav^    Etymologisches     Wörterbuch    der   alba- 

nesischen  Sprache.     H**.     XV,  526  S.     I89L  Jl  12  — 

V,  Horfif  Faul,  Grundriss  der  nenpersischen  Etymologie.    8^ 

XXV,  :iH*i  S.     iHilH.  .^  15  — 

Schrftder,  Dt,  Otto  fProfessor  an  der  Universität  Jena),  Reallexikon  der 
indogermanischen  Altertumskunde,  Grundzüiue  einer  Kultur-  und 
Mkergeschichle  Alteuropas.     Lex,  K^     XL.  1048  S.     1901 

Geheftet  Ji  21  — ,  in  Halbfranz  gebunden  ^30  — 

•:>tbrader5  grosaes  nnd  verdicnstlliche-  Heallexikon^  dessen  er^te  Abteilung  in  dieser 
Wo^'h^Ti-r  lirtft  Xr,  2%  Sp.  714—717  angezeigt  ist.  liegt  nunmehr  abgeschlo-»een  vor  und 
bil»  '  ^  ild    kur*en^    bald    urarangrci.'hen    Artikeln    ein  reichhaltige«,    wfdd- 

tff  ;  it:  de«  ^erschiedeiiarttj^üten  \Vi*seiii  über  dii»  Urxeit  der  Indogermanpji 

ftd' M       ..    ,,.;  ih^n  Kullorjcualand.    Nur  di*?  langjährige  UefchiirtitMin^' Tinf   Ini  hier 

inbetraciit    kumm«!nden    Fragen   au*   der    fiesehichlc    und    Sprarbkuu  f  hdifU- 

wiBci^nsi  haH.  Tier-.  Pflanzen-  iiud  Warenltinde  bat  den  Vvrf.  vor  hin-  nvabrt 

„Ufj  :i.„     .1.  II     ji,    allen   dieaen  Richtungen  xuverlÄs^ig«.    d*'m   jes/.^,.     ....tul  der 

\Vi  -^'cheude    Belehrnng    /u    erteilen.      Die    Irrtümer,    in    welche    diese 

Fiir  ^^»«ruidTTteTi  H<»<rieh  i\'p-r  f\n?f*\^^n  het**if igten  Diütiplinen  und  durch 

dir  :^  "^  vrfaJlen  war,   ftnrl  dorcb  die 

di'i:  ,ng  iiller  Zengi'H  7ttni  frosten 

Tr- i  i  '  -  -  :i n t w *"* rt n ri  2-  \^^- i b <■■  t i .  w  i --•  man 

h'i  eirifff«    \V"i-M  ir-.' ■.\ '  i;  ■,  .   T;:t;-';i'hi'."lii'.M  -'i' 

VAJkwrgmppe    befa-^^L    di  Ht  hmuik, 

llatten  und  vnr  aJium  ihr  .  i-rten  Torlif- 

ÜTepraclie.  aber  durrhau-  .i  LKiikiti^ikr  liinlerla*.sca  hat 

Tttter  den  lahlreichei  n,  wf^lrhe  diese  2W*»ite  Abteilung  de«  Werke* 

darbtetel^    sei    nur    auf    f  .^    ■  .      ^   ,  ,ur    hingewie^^eo:    Name.    Pferd,    Recht, 

Sehfeibeu  und  Lea^n  (beide  BejrritTe  d*'r  Frzeit  freind\  Schmuck  (neb«t  Amultii)! 

äeg4"l,  Seide,  Sippe  mebf't  dem  in  der  1.  Abteilung  stehenden  Mhe,  mit  intereüisantcr 

**     »reclioitf   der  sozialen   Za«tände    wie  sie  hie  und  da,    x.  B.   bei  Afghanen  and  SQd- 

ticb   erhalten  haben).     Der   Abschnitt    Kclfgion«  an  den    tich    auch   Opfer, 


Schrader,  Dr.  Otto,  Reallcxikon  der  indogermanischen  Altertumskunde.  fFurts.! 

Prieator.  Ti?mp«*l  aasrhlirpsen,  ist  deshalb  bcsofiders  Ii!«eti8wert,  wdiI  Her  «iti«r  <l«r 
crstf^ii  VtTsucln»  vorliegt»  fiie  ä{tiireii  «ier  indof^ennaniachen  Uiretlgion  bei  A^o  ttord- 
«wopSLiNchen,  d&m  blinlTuss  morgen tändi^cber  Pnc^^lerretigtoncn  noch  nicbt  aufgesf^bt^h 
Völkern  niLOh/iiwcisdi.  ♦  .  ,• 

Berlifier  phitulagiBchn  WochetiEihrin  1901  Nr  44.     Mniti) 

Schnch&rdt,  Hugo  (Professor  äh  der  Oniversitfit  Graz).  Romanisches  und 
Keltisches.     Gesammelte  Aufsätze.     8*.     \'I1I,  4()8  S.     1886,     .Ä  1  ni] 

geb.  Jl  H  'i\ 
lohalttovorzeichnii^ä:     L    Primpoi    und   aeint'    Wumlinacliriftoii,    —  IL  Virgil  inj 


V.  Ari.' 


aeint' 
Mitlelallor,  —  IIL  Borrarcio.  —  IV,  Di«    Ocsrhic-bte   vrm    deti  drt*i  Ritis; 
^  VL  Ciimoens.  —  VIL  Zu    Calderoni*   JiihplTeipr.  —  Vlll.  Tionlhe  n 
G.  G.  Belli    mid  die    rümische    Satin*.    —    X.  Kirie   porttigiosir^clu*    D 
Loren/o   Slpccheltt.  —   XQ.  Reim    und    Rhythmus  im  I)imt«rhpn   u'        l 
XIll.  LieN^smeiaphcrn,  —  XIV.  Das    F ran ziUi sehr   im    ntstien    Df^uUilieti  U*',iciL  —  XV. 
F:ine  Di<>z«iiirtanf;.  —  XVL  Frafi7.a%«isih   nnd  Enfli#rh.  —  XVIL  Kelliache   Briefe-  —  Au- 
morknnireiii. 

«Gewniirt    d^m  Le*fT   zn    floicbor  Zeit   Geau»,   Amt^gung  und  B^^kbrung  in  hinein 
^taajcse,   wie    w^nig   ander*?   Bücher;   Anrejfiin^   und  Ealf'hrun^   •iunh   dir-   jrnt^p  Fn!I,. 
gedankpnreii'hL'u  Inhalts^  Genoss  «iarnh  die  überaus  anmuthfj; 
Inbalt  geboten  wird.*  Littf^raturblalt  für  gtTmnni&c-bi'  ui« 

«PftÄ  Bui-h  bildet  eine  wcrtbvoÜi?  Beroichcrunf  der  Essay-L 
»lieber  Form  der  Sprftcbe  and  beredter»  sprach eewaHiger  Dar8t«iiiung.r 

Wocbenathrift  fßr  klassiscbe  PhiloIo|ie, 

iDiesefi  Werk  di?»  berObmlen  Romauisten  wird  von  Anton  Sc  hö  ob  ach  (U«ber 
L(^seu  nnd  Bildung:,  4.  Autl.)  in  Avt  kleinen  Auawahl  dc^  Beeten  anffefOhrt,  wae  dir 
dputache  Liüeralur  an  Prosawerken  ljif*lt=^l.> 

Ji  1  -- 

(Diese  bniden  Werke  SchnchardlV  sind  aas  de^  Verlag  von  Robert  Oppenheim  tu 
Berlin  io  den  nie  inigen  Übergegangen.) 


Auf  Anlass  des  Volapöks.    8*».    48  S.    1888. 


—  «Weltsprache 
54  S.     1894. 


und    Wellsprachen.  *      An    Gustav 


Meyer.    8* 

J(  1  40 


—  —  *<ielu*  auch;  Leit;arraga^  Baskisi^Ui*  Büiiher. 

SieckOf  Dr.  Emat  (Professor  am  Lessing-Gymnasium  in  Berlin),  Die  Liebes- 
geschichte  des  Himmels,  Untersuchungen  zur  indogermanischen 
Sagenkunde.     8».     132  S.     1892.  Jl  3  50 

Inbalt:  I,  Orplieua  und  Kurydice.  II.  Das  Märrhen  von  der  weissen  nnd  dw 
«chwarzen  Brattt  111,  ächw^anenftage  und  Vcr'wandtes,  IV«  Freyr  Frevja  und  Gerdba. 
V.  Idnna,  Skadi.  VL  Dio  Bedeutung  der  Zahl  neun  in  den  Mythen.'  VIK  Dai  f"  ' 
von  TirdHwid. 

Simonyi,  Sigmund  (Professor  an  der  liniversitäl  Budapest),  Die  ungarisG 
Sprache.     Geschichte  und  Grammatik,     8**,     ca.  HI1  Bogen. 

(In  Vorbereitufl 

Solmaen,  Felix,  Studien  zur  lateinischen  Lautgeschichte.  H*^:  VÖl, 
208  S.     189L  ^  bS 

•  Drei  AnfrtliUe  und  drei  Exciirse   biMon  den  Inhal l  der  Scbrilt:   L  Der  Wattdol' 
VC'  in  To-  und  von  vo-  in  ve-  im  Wortanlaml :   tl.  Der  Wandel  von  que-  in  t'o;   Rt 
Schwund  dei  v  zwischen  Voralen.     Sodann:  1.  Weitere*  zur  Bildung  der  2.  S^.  Im^j-I 
iler  linthematisrhen  Verba  im  Lat<'änis«-ht?n;  2.  Der  Plur.  Ind,  Präs,  ond  >^  ■     "- 
de«  Vcrhufijs    «wollen»    im  Westgerraanirtfheni  3.  Restf  der   indogennam 
von  ilieua  im  Lateinischen  und  Verwandle*.  Sach- nnd  Wortregister  bilden  -i 

Die  von  Sachkennlni^    nnd    Mithode   i^engende   Sebrift    bedeutet  eiiien  wt::at:uUi< 
Fortachritt  auf  dem  vielamstriUenrn  Gebiet,*  Literar.  C^entralblatt  1895  Nr.  " 

Untersuchungen    zur    griechischen    Laut-    und    Verslehre, 

8^     LX,  m2  S.     19t  11.  u«  8  — 

Streitberg^    Wilheloi.    Die    indogermanische    Sprachwisse  ii  seh  aH| 
Ihre  Methode,  Probleme,  Geschichte,  <ln  Vorher  ei  tun^P 

Das  Werk  ial  für  weitere  Kreide  hereehnot  und  jsugk'icb  als  eine  Art  Vorsehale  au 
IVrnsrmann's  Grnndriaa  der  ver  je  1  eich  enden  Grammatik  der  indogerma- 
iir-<  hi<ii  gfiracben  gedacht  Die  ^lethode  nnd  die  Aufgaben  der  indogeriDanifcbeD 
-i  !  M  liforschiing,  der^n  Kenntnif  dieser  beim  Leser  vorausÄ^etjct,  follen  hier  in  gemeiii* 
V  T-1  indlicber  Form  darj^eistellt,  erklürl  und  begründet  werden.  Paa  Bach  will  dl 
beitragen,  da^  Verständnis  fQr  die  Bi'doulang  der  Jungen  Witf<i»n^chart  bei  allen 
unseren  Gymnasien  philologisch  Ges-cluillfn  fu  wecken  und  zu  fordern. 


reilberg,  WiHielin,  Zur  germanischen   Sprachgeschichte.    8*.     VI, 

üß  S,     1892  ^  2  50 

—  ^ielie  auch:  Forschun^fcn,  In<loieentiÄnis<?he. 

tterlin,  L.,  Zur  Geschichte  der  Verba  denominativa  im  Alt- 
griechischen.  Erster  Teil.  Die  Verba  denominativa  auf  —  dtu  —  im 
Poü*.  H«.  128  S.  1891.  Jl  3  — 
«iehe  aach:  VU.  Gerinanische  Philologie*, 

nrnb.  Dt  Albert.  Handbuch  der  neugriechischen  Volkssprache. 
Gjrammalik.  Texlo  und  Glossar.   8*'   XXV,  240  S.  mit  einer  lithogr.  Schrift- 

flbl     1895.  Broschirl  ^  ö  — ,  in  Leinwand  geb.  JL  7  — 

*  «Endnch  eininal  cmo  bmuehbare  Granimatilc  Her  TlftJ?riprhi'eph«'n  VAlVs-^prnt'hp.  ein 
eil,  da^  flicht  jenoji  auis  allvu  möglichen  Forni  T  '    1   r 

Z^ttun^en  anrt  ßQrher.  sontlern  die  in  ge^Hzmii- 

Sprache    Jer   r*»>|feiiwarl    t'hrti    Th.  hol  *•«  vpr  ji 

»fhr  kna].ii»otii  Haumr>    mit/iitoilt^n,   iiidt'm  er  sieh  aui    die  WrieiL-lyiung  d',r  Täi^l-acheii 

mit    ilr»    iim'nlbfhrliiiiislrn  l- rklüronpeT»    hepcihrankte:    die    grammaiiirrbc  Ableitung   dfs 

Hamlbi]chf>  umf »«'>((  nur  1^4  Seiten:    dftnQ   folpeii  gemeinneaKrieihifcbe  and  dialekli«che 

Texte  in  Pot>sie  und  Pri.»a  (Ö.  127—19»),  <*ndlkh  i'ia  GloB*ar  {S.  195— 5lit9).    Hundertnniil 

hin    ich    oach    «ineni    praktJKtheti    Mandbui  b    dor   DeugrlechiiM?h«ri  Volkfti^prache  ^eTraft 

V,  r.P.|«ri    iipi^  gti4a  war  ith  in  Verlefenheil,  wa«  irh  den  Leaten  eigentlich  nennen  sollte; 

bf  Verlegenheit    drückte    mich    iedeFmai.    wenn    irh  eine  VorIe*aiif   über   neu- 

hie  Grummalik  liielt  und  den  ZuhOrern  2ur  Yereifir»i'hun|r  und  Erteiehieruug;  des 

St»  etwa*  Geilnirkte*  in  die  Hand  pfbcn  wolIU',    Wer  die  Not   so  an  eijjenster 

iiihlt  hat,  wiril  dem  V*-rfajsaer  für  i^eiae  ifbüiic  Arbeil  doppell  dankbar  sein  und 

.rauf    verde hton,    ihm    einzeln«'  Unebtipheiten    {lufxumuUon.     Mikhlo    uun    auch 

na*    historlscHe   Grammatik    des  Neuffriechiseheti,   die  dem  byzantinir^elieii  Stadien- 

loreic«  iioeh  näher  Hegen  wQjde,  ima  bsld  beftcheert  werden!» 

K.  K.  (Byzantiutaehc  Zeitächriri  Ib^ä,  S.  StO). 

—  Die  griechische  Sprache  im  Zeitalter  des  Hellenismus. 
Beiträge  zur  Geschichte  und  Beurteilung  der  koiv/|.  8".  VIII,  273  S. 
1901.  Jil  -^ 

-^Die  interessant  und  anregend  giiaehriebene  .Schrin  besehlftigt  iich  mil  der  griechiKchen 
KOtvr),   J^rer  Herkunn  und  ihren  SehiH^kfalen,  auf  Grund  des  in  neuerer  Zeit  »o  gewaltig 

fwachäenen  M«teriaJ*  und  der  vielfach  bahnbrechenden  Korsehungen  von  HatzidakU 
E*  sind  seeha  Abschnitte;    BeExifl   und    Cnirang    der    KOlVl^;  der    önterKang   der 
Dialekte;  die  Rente  der  nilen  Dialekte  in  d«'T  KOlvfj;  der  Kinllns*  niebtg^riecbiachftr 
Vftlkjer;  dtalektisehe  DilTeren/ierung  der  KOlVl^  (SteMunp  der  bibliaeben  Gräeit«!);  Ursprung 
ni*d  We^en  der  KOlvf).     Ref.  «ieht   nirgend!*  Anlas.«   tu  prinefpiellem  Wideraprnch,     Die 
.'•<  der  KOlVt^  werden   richtig   im    attbchen  Zeitalter   gebracht;   dtfisi?  der  attische 
ii*'  Grundlajfe  bildiU  und  daneben  nur  noch  das  Jonitiche  in  crhcblicheni  Ma^c 
-..  :.  ;..i.  ht  kommt    wird  (fegen  KfetÄH'hni«r|  sehr  gut  amsgerührt.     .* 

Literarisrhea  CenlralMatl  IWII  Nr.  2*. 

I^maim,  Oskar^  Das  litauische  F  r  ä  t  e  r  i  t  u  m ,  Ein  Bei  trag  zu  r  Verbal-* 
Hpion  der  indogermanischen  Sprachen.    8**.    XV,  230  S.    1891.     <A  ß  — 

i^  Handbuch  der  litauischen  Sprache.  Grammatik.  Texte.  Wörter- 

bucii.   H*.  XVI,  351  s.    mm.  jn  d  — 

S«it  langen  iahreu  schon  hat  jeder  der  Vorh'biunj!t?n  über  litatii-^Ldie  Sprache  zti 
halten  gezwungen  ist,  den  Mangel  f*ine^  jia*üenden  Handbuche*  aufs  S«  hmerzlichpte 
«mpfnndea.  Schltdcher's  aiiagr'/eirhnetcR  V^erk  ist  au»  dem  Buchhandel  verschwunden 
ond  kaum  noth  erreichbar,  Kuraclial's  firammalik  nit  hl  für  Anfänger  berechncL  Daher 
braucht  Wiedemann.  der  verdiente  Verfasser  der  Rcharf^innigen  Monographie  über  daa 
litaui.-**  he  Präteritum,  nicht  den  Vorwurf  zu  fürcbten,  nberllüsaige  Arbeit  gethan  jtu 
Itaben,  soudern  darf  des  Danke»  bei  Leturer  w^ie  SchQler  pwis»  sein.  .  .  Ein  ausTühr- 
Uchci  Wörterbuch  macht  dfo  Peachlu^^  ao  dasa  der  Band  Alte*  umfasibt,  was  der  An- 
niilig   bal.    Möge    da*  Werk   der   hlaninchen  Sprache  recht  viele  neue  Freunde 

Literar.  Central  hl  att  1897  Nr.  6. 


IV.  €»tinit<ilifd)r  piiüologic. 


Bacher,  Dr.  Wilh.  < Profi- s so r  an   der   Landes-RÄlibiüerschule  zu  Bu« 
n  i  e  A  g  a d  ji  der  B  a b  y  I  o n  i  s  c h c n  A m o r a  e r    Kin  Beitrag  xur  Gf 
der   Agada   and  zur  Einleitung   in    den   Babylonischca  Tulmud.    jr. 
XVI,  If)!  S.     lH7a  *A  4  ^ 

Für  Alhv  welche  siib  mit  tlc»r  T Jltrfrfttnr-  iijjtl  Ciilt»trg<'*rliit'hl«*  fl<*r  Jtid^n  vom  Ri^ib 
de«  drillen  nnclu'hmtlit  hen  Jnhrlmf>fIorl«  bi»  /.»m  Kndr  et*»*  Alt<*rthtt»n*i  h**wrk4A^ 
Wölkn,  iet  Rarher»  iScIirift  **in  nrietiltu'hrHf  h***^  H^ltfBiriflh'L    Thcolnf   Litt^rAlufrtjE  tici » 

Mon  v'CT|rleuhf>  auch  dip  Rc/cumIoii  im  Litrntrisrhpn  f>tttrnU»Jittt  ltJ79.  Nr.  U. 

%\t  9lgab(i  htx  lanitöiUii. 

I.  SBanb:    5*0«   ,^itllH    bi^    *Hfi6a,     SBon  3ü    »ot    bid    ISö   nail  ».  1 1 

IL  SSonb:    ^ton    iribo«  %Qh  bid  jum*  5Ibfc^lu6  bft  ^tfdjna*     ii:Ub 
220  aadt)  bn  Qctoöl)iU.  antreten.)  Ho.  VÜI,  578  S.    18si>, 

I.  39atib:  t\mn  "JlDfc^Iuft  bcr  ^ifc^na  bii  ,^uni  lobe  3ac^anfltt#. 

ü    ©anb:  Tic  8cf?ükr  3odjQtmni.  (Sit.  8^  VI,  545  6.   18*^.. 

III.  ^anb:   ^ie   lehttn  'ämovätt   be^  t}fitignt  i^anbr#.     (Ülom  ^nFanft  M 

4,  big  ,5itm  ^nfaiifl  beä  5,  3a^T^j  *^r.  8^  XIT,  Soa  6.   1809.   ^  12  - 

—  —  Rib('Islellenrej!:istor  zur  Agada  der  Tannailtin  und  Amo 
ffier.  Nebst  einem  Anban^':  Nam(m-Regislt?r  ;!Ur  Agada  der  babylofiiscböi 
Amoräer.     8«.     VllL  M  S.     iSK}2. 


» 


—  —  Abrabam  Ibn  Esra  als  Grammatiker*    Ein  Beilrajr  zur  Geacl 
der  ITpbraiscIien  Sprachwissenschaft,     8".     192  S.     1882.  Jk 

—  —  Die  Ftibelexejiese  der  jttdisclien  ßeli(;Lons|ihi losoplum  dti 
Mittelalters  vor  Maimiini.     gr.  8^     VHL  ibk\  S.     1892.  Ji  i  ^ 

Varianten  zu  Abrabani  Ibn  Esra'i*  Pcnlateuch-Coinmcntar  an*  dea 

Cod.  nambridfre.  Nr,  kl.    8^.    IV,  108  S.    1894   (In  hrbr.  Sprache,)     jK  a  - 

DieBibelexe;;esi'MosesMaimuni*ß.  8**.  XVM7ßS   1807     ^  i- 

Fin  bebrflisch-persisches  Wörterbuch  aus  dem  vierzeh 

Jabrhinidi^rt     (Soriderausgabe    aus    dem    Jabrf*fliericht     der    Li 
Habbincrscbule    tax    Budapest    für    das    Sctuiljahr    1899,U)<10..     8», 

136  +  7B  s,    nm. 

ftteht»  auch :  SaMf«  AiJhoriüUHn. 

Baines,  A.,  Indian  Etlmograpliy  (Grundriss  der  indo-ariHcht*n  Pbi 

und  Alt«  rtuuiskunde  IL  Band,  5.  HefL)  (In  Vorbertnl 

Bartholomae,  Chr.,  Alt  iranisch  es  Wörterbuch,  i  Unter  der  Pri 

Vortrc.Nehichtc*  der  irauj^cbcn  iSpnu'liea.  —  Awestasjirnche  imd  ABpi 

Sielie;  ünmüri««  der  IrnaLschcii  l'biloloine. 


rr.  OmnUlhAU  PUlölofie. 


It 


Jey,  Theodor,  Vedica  und  Verwandlt^s.  kL  8°.  177  S,  1H77,     uU  6 — 

Inhalt:  1,  ri  Mn*it'hiiel  in  den  Vttrlcn  sowol  den  kar/i'n  aJs  langriin  Vokal.  II.  Hiff- 
veda  X  I7lf,  ^  Atharvovflda  XVIII.  1.8.  IIL  Nedtyam»  m^diphlha.  IV.  Ui  Hi^eda  Vfl. 
4l.iJ  mar_.cratür  oder  m»:,  rrator  in  der  ^amhilä  xu  Ifm-n?  V.  Ist  Hi^Evcdu  III.  53,19 
«pandant-'  oder  ^yandane,  Kigveda  iV^.  3,20  äi^paiidarnüno  oder  ksyandamünn  zu  leisflD? 
VI.  Wie  kam  der  VL'rfü«i^er  der  IsUmi  Värttica  zu  Piunni  VIL  8,ti7  daxu,  eine  Wurzel 
spAt;  niil  laiigf'm  ä  aiuuiiehmeii ?  VII.  i;^vanin  oder  (.vanf.  VIII.  jajhjhhatlM  Higve^a. 
V.  h2A  JX.  Zebv  TeA^tüv,  X.  Karhara  o<U-t  Karvara  gell  eckt»  seh  eckig,  Indonfer- 
manische  Dt  7.  eich  nun  ir  dor  #lem  BehtTrachcr  der  Todlen  gehöri|ren  Hiind«>.  iX.  Wahrung 
nieineä  FU-cble»  1  I>etrelTojid  die  Knideckung  der  ursprüiigUchfH  Stelle  des  Aecenta  im 
Indnfermani^i-hen).    Index. 

Prof.  Th.  Ht'nffly  hau  jnsl  pabliflhed,  ander  Iho  lille  Vcilii:a  nnti  VcrwandLe«  &  aencs 
nf  pape^^  mainly  of  tk  luimtier  of  very  niee  and  siibtlp  qtioatioui«  of  verbal  i:riiU'i)^m  and 
eJcpi:inaUriii  of  «linTcrent  tcniM^  in  Ihe  Veda«  and  exhibiliiati;  fiülv  tlie  auth<>r»  profnund 
tearning  and  (ritii  üI  armneti.  Academy  5lo.  üi67,  Juni  lü^  lia77- 

Bhandarkar»  R.  G.»    The    Path    of    Devotion    or    IHiaktimärga,    the 

tVaistiavat   Siiiva,   J^Akla   and  Saura  Sects.     (Grundrias  der  indo- 
ariscben  Pbilülogie  und  Altertumskunde  111.  Band,  *i.  Heft). 
(In  Vürbereityng.j 

Bloomiield, M.,  The  Alharvaveda  and  the  Gupalha-Brähniana  (Grund- 
riss  der  indu-ariscben  Fhjloloj;ie  und  Alterlumskiinde  IL  Band^  Heft  Ib). 
Lex,     H«,     IV,  128  S,  und  8  S.  Indkes.     1899.  vÄ  6  40 

Brockelmann,  Carl,  Das  VerbäUniss  vi>n  Ibn-EUAtirs  Kfi.mil  FiU 
Ta'nb  znTabarisAbbitrErmsulWalmulük.  fDiss.)  80,    ö8S.    1890 

Mim 

Das  Buch  von  der  Erkenntnias  der  Walirheit  oder  der  Ursache  aller 

Ursachen.     Aus   dem   syiiseben    Gnindtext    ins    Deulsfbe  iiberselzt    von 

Karl  Kayser,  Liceolial  der  Theologie  und  Pastor.     M^  XXill,  :-i67  S. 

189H.     iNur  in  2(1)  Exeniplaren  gedruckt.)  J(  15  — 

Bühler^  Creorg,  Indiscbe  Paläograpbie  von  circa  Ji50  a.  Cbr.  —  circa 
1300  p,  Chr.  (Grundrias  der  mdo-ariscbea  Pbilologie  und  Allerliimsktmde 
I.  Band  11.  Hefl).  Lex.  8*.  IV,  %  S,  mit  17  lilbogr.  Tafeln  in  besonderer 
Mappe.     189fi  JL  18  50 

»Die  indUchc  Paliographie  war  bis  jetzt  nichl  zusammenhängend  bearbeitet 
Für  eine  »öUhe  Aufgabe  war  wohl  niemand  mehr  befähigt  ab  Hofratb  B.  in  Wi^n 
B'«.  Palaopraphie  kann  gewisserniaäMen  eiiif*  Art  KuIlUTg«9cbi(  hl()  genatint  wertl*m.    SU- 
Ist  Überall«  reich  an  Beblirunf  üb«r  d!ie  vcrsrhiodenBlon  Fragen  der  indischen  Altertumi»- 
kunde.     Namentlich   isl   j^ie  von   im t^i  haltbarem  WeHh  ftla  ein  KepTtorium  der  an  ver- 

»p  »(^hiedeiion  SU'ilen  z^'rstreuten  indi^ehen  Inerhrifteri,* 
l  Deutsche  Littorataricitung  1897  Nr.  ti. 

On  tbeOriyin  of  the  Indian  Brahma  Alphabet.    Second  revised 

Edition  of  Indian  Sludies  No.  IH.  To gelber  witb  Iwo  Appendifes,  on  the 
Origin  of  the  Kbarostlii  Alpliabel  and  of  the  su-called  Lelter-Numerals 
of  Ibe  Brabmi,     Wilh  tbree  plat^-s.    Gr.  8*.    Xlll,  124  S,    1HB8.     ^  5  — 

—  —  Xekrolojr  mit  Bildnis  niehe  Jolly,  Julius. 

BiugeBB^  J,j  Architecture,  Sciilpture  and  Painling  in  India  (Grund- 
riss  der  indo-arischen  Philologie  und  Alterlumskunde  Hl,  Band,  IL  Heft). 

(In  Vorbereitung.) 

Gappelier,  Carl  (Professor  des  Sanskrit  an  der  Cniversität  Jena),  Sanskril- 
Wortcrbuch,  nach  den  Petersbur^rer  Wörterbücbern  bearbeitet  Lex.-8^ 
VUl,  Ui  S.     1887.  Broscbirt  Jt,  lö  -^,  in  Halbfranz  geb,  *iE  17  — 

lAnkUiidii^uiig  ^irke;  HL  liidogerm.  äprachwifeon&chaftg 

A  Sanskril'English  Dictionary.     Based  upon  the  St.  Petersburg 

Lexicons.    Lex.  8».    VIll,  G72  S.    189L      Oeb.  in  engl.  Leinwand  Jl  21  — 
D«i  ausachliessljrhen  Vertrieb  für  England  and  die  Knlonitm  haben:  Laxac  ^  Co, 
in  London,  für  diu  Vereinigtt^n  Staaten  ;  Ginn  &  Co.  in  Bobtoa  Übernommen. 

»lebe  auch:  Pratundapandava  und  Vamanas  Stilre^eln. 

Catalog-  der  UniTersitäts-  und  Landesbibliothek  in  Btraasburg  s.  Katalog. 


J.  TRUBNEH  fo  Sti 


Brugmann  u.  Delbrück.  rTtunrffiss  (b'ortsetxung): 

IIL  U±:  Svnlax  von  R  Delbrück.    L  Teil.  gr.  8^   VHi.  774  S.  189 

Ji  20  — ,  in  Halbfranz  geb.  Jti  23  — 

IV.  Bd, -2.  Teil,  gr,  8«.  XVII,  bm  S.  1897. 

^  15  — ,  in  Halbfranz  geb.  ^  IH  — 

V.  Bd.  —  —  3.  (Schluss-)  Teilt  Satzlebre.    Mit  Indices  zu  den  drei 

Teilen  der  Syntax  von  C.  Ca  pi»  oll  er,     gr  8^   XX,  (WB  S.     190(). 

^  15  — ,  in  Halbfranz  geb,  ^  18  — 
Preis  des  ganzen  Werkes.  5  Bände  und  Indices. 

geheftet  Ji  120  —,  in  Halbfranz  geb.  Ji  138  50 
*.  .  .  Nach  nieififtm  Krarhlen  (;cnflg:t  es,  diu  Lc^r  ilioaer  Z&it^chntl  ttnt  di-  r    "  iff 

dos  vorlicgondpn  Wf'rkc'!*  aufmiritBam   gcmai-ht  zu  bubeii,    und   rlaji^   ilii^sr'  r 

ordenllk'tt»    ist,  Tnut*s  jt'ilf^r  unparlrii^ich  und  billig  Donkt^ndp   mit   lebhiin»'r 
Keatühcn.     Dft«s   noch   gar   manche    t'arlic   der   Aiiriiellunp    bmiarf,   weiss   "1 
Einsirbtiiri' ;  aber  was  narh  dem  p^-icitwiiHlften  ^Landpunkte  des  Wi^ä<eiis  f*:\" 
kann,  Jüiotpt  das  Brnpmann'&che  ßuch  in  vollpm  Maasse.     Darum  bodeutel  t     -.u.l. 
Markelein  in  der  G^scKtchle  der  jndwgormanischen  Sprachwi»eciiKi'hafUp 

Fr  Stolz,  Neue  philologische  Hundsrhaa  ISBT,     Nr.  S. 

Brugmann,  K.,  Kur2e  vergleichende  Grammatik  der  indogerma- 
nischtMi  Sprarhen.  Auf  Grund  des  fünfbändigen  Werkes  von  Brup- 
mann  und  Delbrück   verfassL     gr.  H°.    ca.   K*  Bugen,     tjn  Vorbereilung.i 

Do*  gros.^c  monnmt'ntak  Werk  von  K.  Hnigmann  und  Fl  DelbrÜek  hat  mil  der 
yerftfTenflieliung  de^  IÜnfl«?n  Bande*i  soeben  einen  glücklichen  AbsehluB«  erreicht.  Dami! 
ist  der  Zeitpunkt  gekrtmmcu»  em«n  Amziii^  auü  diesem  Werk  fflr  einen  grosseren  Kreb 
von  philriJoirisch  (lebildcten  ins  Auge  zu  fassen.  Der  eine  der  beiden  Yerfo*scr  hat  «ich 
bereit  erklärt,  dies-e  Aufgabe  zu  tlliernebmen.  Die  < Kurze  vergtleiehcnddi  Gramnialik»  ««II 
die  wicbtii^Ättin  Tbatiiuchen  dos  grDawen  Werkes  im  Znsamnienhnng  darBtellen  unter  he- 
Bonderer  Berlleksiehtigung  der  klat^sisebeo  Sprachen,  de»  iM<rraaniüichen<  de*  l^lavischen 
und  de*  Allindischen  und  dabei  den  L'mfang  «ine.H  ßandep  von  unfefähr  W  Bogen  nicht 
aberöchreilen. 

siehe  juicli:  Fordchuiigeii,  Iudo|[rerinani«che. 

—  —  Hiebe  iiiich;  LeMkien  y.  Brii^iann.  titauiBche  \'olk8lle(ier, 

Bühler's  (lritndn8.s  der  Jiido-ariHchcii  l*hiii>ki;rie  aiebc:  IV.  tiricutal.  Philologie. 

G appeller,  Carl  (Professor  des  Sanskrit  an  der  Universitfit  Jena),  SanskriU 
Wt)  r  t  e  r  b  u  e  b.  Nach  den  Petersburger  Wörterbüchern  bearbeitet.  Lex,*8«, 
VIIL  541  S.     1H87.  Ji  15  — ,  in  Halbfranz  geb.  vÄ  17  — 

Cappcller  s  öaüBkrit'Wörterbnrh  verfölgrl  fiuen  di^ppelton  Zweck;  E*  soH  etineraeiU 
als  SpciMftJwiJrterbueh  zu  l^ühl]  injjik  s  Chreiitamalhie  und  einigen  andere«  wichtigeren 
Texten  dienen,  nanienllirh  den  Sifbuuzig  Liedern  de«  RigVeda,  ilbersetit  voiiOeldnef 
nnd  Kaegi.  dpn  zwölf  Hymnen  de»  Rig-Veda.  hrsg,  von  Windis^eb,  den  von  W^ber 
überi^t'l/.teu  Slüeken  aus  dem  t^latupatha-Brühroana  Naia  und  d^n  Dramen  de?  Külidiliaa. 
Durch  RorüeksiL'htipunj;  dieser  Texte  ^tnubt»^  iler  Verfüt'üjer  dem  wnbl  unbe>-tritlerien 
Bedarfnitf^  eines  nicht  zu  grossen  und  nicht  7U  kleinen  Lexicnna  für  die  ersten  Jahr**  des 
San9kni-^>ludiumJH  Genüge  ku  lei--len.  Aber  awi'h  dem  Vorgeschrittenen  soll  dos  Werk 
die  grossen  I^otersburger  Wilrterbücher,  auf  demm  cm  mich  Form  nnd  Inhalt  durchun^ 
^enibl.  bis  zu  einem  gewiesen  tira de  ersetzen,  dadurch,  da^n  es  ana  denHelben  tttit  hmUsh 
hären  Wurstln  unH  primitirgn  Wörter  tun  fftairfierttr  B*d«utuMß,  n^mtutUrk  die  dar  älteren 
Spracht  aHffehünfftnf  tutn^mmtü  ttmt,  aUu  m'eht  if«tr  ein^n  mehr  oder  minder  :ii*f*itl(ff  ff«(N 
«iandenen  AvftuchmUt  «»i##  dem  Spracknrkaite  dt/n  SattelHt  hittft,  sondern  dimen  0ttb»t 
*t!§HifffHfHf  II*  seinen  GruhdelemtHtrn  mit  einer  gttriitnen  mtihvdiitehen  Voilstfindfifieit  rvr- 
tufüfireH  sucht. 

Hit^rdoreb  iioll  in»ibei«ondere  dem  ^tr$leirhend«n  Sftraehfürurher  da»  für  seine  Zwecke 
dienlicbr  Material  in  mOglicbtit  b+upieiner  Wei*e  nu  die  Hand  gegeben  werden,  so  nilmltch. 
dcLss  finch  de«!  V»irbilde  der  zweiten  Auflage  tüva  Boht lingk's<  hen  Wortertmrhs  der 
nite  BehEtinrJl<iJ  d>r  i^prache  durch  den  Accenl  auf  den  er?lon  PHck  nli*  solcher  kenntlich 
gr  mjichl  wird.  —  Durch  Wegla^snng  der  meisten  nur  von  den  iiadifo^hen  Lexicopraphen  und 
Grajrninatikern  überlieferten  Wörter,  Worlformen  und  Constfuclionen,  durch  AuiMichltts» 
aller  Citate  und  elYinologitichen  Krklilrungen,  üowie  durch  grbsfite  Kürze  des  Auadrocka 
ist  es  möglich  geworden,  einen  elwa  dreimal  so  »^Larken  Wortaichat?,  xu  bieten,  ala  er 
Illieb  in  den  ungurBikr  ebeniso  starken  Glossaren  von  ßopp  und  Benfoy  findtsL 

A  Sanskrit-English  Dictionary.     Based  upon  Üic  St,  Peiersburg 

Lexicoes.   Lex.-8^    Vlll.  572  S.    1891.   Geb.  in  engl.  Leinwand  *Ji  21  — 

Den  au s»cih lies« liehen  Vertrieb  für  England  nnd  die  Kolonien  hnben:  Luzuc  &  Co, 
in  London,  für  die  Vereinigten  Staaten:  Ginn  läfc  Co.  in  Boäiton  iLbernommen. 

—  —  siehe  auch :  Pracandupfmdava  ii.  ^'ainana  unter:  IV.  Orieataliaclie  Pbilologtc 


de  Courtenay,  J.  Baudouin.    Versiirh    t-iner    Theorie    phonetischer 
AUernalionen,     Ein  (liipUel    aus    clor   Psychopbjnelik.     H":     V,  124  S, 

Delbrück,  B.,  Grund  (ragen  der  Spraehforschun^f,  Mit  Rüik^iichl  auf 
W  Wundl's  Sprachpsychologie  erörtert.  H^.  VIL  IHO  S.  190L  Ji  V  — 
InhaU:  I.  KajiKet;  J.  tirili^itiing,  2.  VßrgliMchung  der  H<*rbiirr.H^'hen  uml  der  Wnndt- 
jicheti  Psyiholotfii!,  \\.  \\vl^  spracMidie  MaLerial.  —  IL  Kanitrl:  Dif*  cit'benknstpröth*?.  — 
IlL  Kapiteh  Der  Treprung  dor  Lanls^prache.  —  IV,  Kni'itcl  Dtr  Laulvti-anilel.  - 
V,  Kiipitet:  Wurzphh  Zu-^unimi'nBfjUung.  —  VI.  IKapilch  Wortarten  ami  \Vortronnt?n, 
K»su«,  UelativufiK  —  VTL  Kanitel:  E>er  Satz  und  ».eine  r.ljpfkniinr.  —  VUL  Kapital; 
D*r  B«)deutiini;awaiidp|,  Bili^kblick.  —  IJteraturan^uhen.  —  Index, 

—  —  »it'ho  iiüfb:  Brillen  lim  n,  Knrl,  tind  H.  Dt^lliriiclt,  Grninirws. 

Faust,  Adolf.    Zur    ifido^i^rmaiiisf  lien    Augmentbildung 
1877.     iPtssert.) 


8^     %%  S, 
^  1    — 
—  —  siehe  aufli:  VI.  KlasijiEtrlit'  Philologie, 

Feiste  Dr.  S..  Grundriss  der  gotischen  Ktymologie  {Sammlung  indo- 
germanischer Wörterhücher,  H.  Band).    8*».    XVL  lf>7  S.  188H.     .4k  h  — 

FoTTer,  R,,  Achmim-Sl  ndien  I.:  Über  Steinxeil-Uockergffibt^r  zu  AchmiiDp 
Naqada  elc.  in  Ober-Äj;yplen  und  iiber  Parallelfunde.  Mit  zahlreichen 
Abbildungen   im    Text    und    1  Tafeln    in    Lichtdruck.     8**,     57   S.    1901, 

^■d  4  — 

Die  Schrift  IM  frtr  PräbislnrikiT  und  Sprachrorj^dipr  besonders  deshalb  ifiit^rt's^ant^ 
«eil  «i(*  rnil  di-ni  NarhwPi*  «ehtiestit,  «des  Zu«amnieaban£CE  drr  eiirvtpJlim-h-ni'fdtthHchen 
Hock*?r*iUi'  mil  der  äjjrypri-ih-nirililhi-ichr'n,  mit  dem  Nachweis  der  beifler^cit*  gleiih- 
ttrti^n  Knltur  und  itt?t  t)yidrr;^<'itK  porüllel  ^E^bendfü  Funde,  «'milicb  mit  dcrr»  Nachwei» 
««if»P9  Hwkprvolko-,  wchbts,  withr'nd  ei?i  und  dorsplben  Epoche  aiiftHUchend,  iiiid  im 
Be«tlze  diT  von  ^en  Sprachrorsrhern  den  Indogermarn-n  ziipe^rhri*'beiien  iistein-Knpfer- 
kultiir,  -ciijp  Pioniere  rbonr^n  PMuh  Rabylonien,  Lybien  und  Indien,  wie*  nach  Ägypten 
ood  Norriafrika,  rin<'b  rtijfarn,  ItaitfMK  SpiiTtieti  und  Nordeuro|>a  au^f^andte,« 

Inbalt^viT/cifbnia  *iehe:  V.  Afpyplologit». 

Forschungen,  Indogermanische.  Zeitschrift  für  indogermanische 
S  p  i-  it  r  h  -  ij  11  d  A  U  !:■  r  t  n  ( n  fi  k  «  n  d  (^  1  ieraiisgej^eben  von  Karl  B  r  u  ji;  m  a  o  n 
und  Wilhelm  Slreitberf.  Jiiil  dem  Beiblatt:  Anzeiger  fiir  indo- 
l^ernianische  Sprach-  und  Altertumskunde,  redigiert  von 
VNTilhelin   Slreitberf. 

1.  Band.   1891^^2^     X.  iriiy  S.  und  IV.  20G  S. 
U.       ..       im-ZMH.     IV,  :>i:4  S.  und  IV,  22H  S. 

III.  „       l«i>B9i.     IV.  527  S..  mit  einer  Taftl  und  IV.  2<i8  S. 

IV.  ,.       189 1  (Festschnft  zum  2.">jahr.  Prof.-Jub.  Aug.  LoskienVV    VI, 
4^78  S.,  jmt  einer  Tafel  und  einer  Karte  und  IV,  172  S. 

V.  ,.  m\h.  IV.  im  S.  und  IV,  2H8  S. 
VI,  ,.  18H<1  IV,  m)  S,  und  l\%  232  S. 
VIL  ,.  1H*T(;,97.  IV,  i2n  S.  und  IV.  270  S. 
Vin.  .,  I8i»8  IV,  nm  S.  und  IV.  .H7Ü  s, 
IX.  „  IHHH.  IV.  U)2  S.  und  IV,  212  S, 
X.  ,.  mni  IV.  2m  S,  und  IV.  H74  S. 
XI,       ..       191X1     IV,  B72  S.  und  iV,  27i  S. 

(Bd.  XII  unter  der  Presse,) ' 

Preis  jedes  Bandes  broschirt  ^Ä  16  — .  in  Halldranz  j^eb,  Ui  18  — 

Die    Original- Arbeiten    er'^stheiMen    in   den    Indfi*erniiariis*'hen    Forschungen; 

dt«   kriti»i'hen    BesprechunpeD.    eine    rereriTf'nde    ZeU^cbriüen.^L'bau,    eine    anssrahrliclie 

Bibliographio  f-ovvie  FVrflcmaSnM'tieiJnnirefi  von  »IfijemeiiiierMii  Interei^sie  w('rd«*n  qIr  «Ati- 

aeicer  für  i  ndogemi  ani^r  he  Sprach-  mtmI  A  Ucrtum^kmide»  beigegeben. 

Die  Zt?it*chrift  erscheint  in  Hrlt-ni  \nn  5  Bogen  ^.  Fünf  Ik'fte  bi)ii<Ti  f»inon 
Bund.  Der  Anieiper  irit  bf'sonderj«  pagritiierl  uiid  er^rbfint  in  H  Heften .  die  zusammen 
Aen  VmfAmg  von  untrefStir  U\  Bogen  haben  ;  iliiiset  BeildaU  ist  nicht  einzeln  kiäullich. 
Z^tf^rhirift  und  An^'iger  «►rhulten  »ni  ^tldnss  die  erforderlichen  Reffi«ter. 

Fortunatow,  Philipp  F.  ( Fr« jf.  im  der  IJn i  vcr^^itäl  Moskau ),  V  o  r  1  e  s u  n  g  e  n  ü b e  r 

die    Lautlehre    der    al  tsl,4  vi  sc  he  n   (altkirchensJaviscben)   Sprache. 

Deutsch  von  Ih.  Ern  h  Bern«^ker.    8^    ca.  18  Bngrn      dn  Vorhert'itung.) 

Irtindri»»  der  iüdo -arischen  Philutogie  »iebc  IV.  tJrit^ntalmche  Phihduri^ir^ 

GnindriAft  der  iruiii*«cheii   Plnlolotfic  siehe   IV.  t>riciitali«che    Philtdorrir. 


90 


VICRLAGSKATALOO  fon  KARL  J.  TKOaNKÜ  In 


GrundrisB  der  indo-ariBchen  Philologie  etc.  (ForlijeUungK 

2,  Kpi^c  lic  Liticratüi    und    Klassisrhc  UiiU^mUir     imsthl 
Piiclik  und  der  Melrik)  vun  N.  Jacahi. 

B,  Qtudk'n  dt'r  indischen  Geschifhle, 

a)  Litte rarisclic  Werke  und  Insclinften  von    f\  Min 
H)  Indian  <:oins  (mit  h  Tafelii)  by  E,  J,  Bapsan  (en^li 
Preis  JL  b  — ,  Einzelpreis  ^^  (K— .     lodices  ilaxo 
4  (ieo^trajihie  von  M.  A.  Stein. 
5.  Elhnoy;raphie  wn  A.  Buint9  (englisch)- 

r.    n        ,   I*     ,  ;  von  ./.  JoUi/  und  bir  k.   Ir<«*f  [efifui 

*H.  Rt'Cht  und  Sitte  (einschliesslich  der  einheimischen  Lilie 
J,  i/ö%.    Su!>skr,-Preis    Ji  6,50,    Einzelpreis    *^   8 
dazu  m  4. 

9.  Fiditisilie  Geschichte  bis  zur  muhainmedaniüchefi  Enabi 

J.  F.  F/*f^f  lenjjlischL 

Band  IlL     Reliyfion,  weltliche  Wissenschaften   und  Ku 

L  *a)  Vedic  Mytholaj»y  by  A.  A,  Macdt/neU  (englisch).    Sa 

^ä  7.50,  Einzelpreis  ^Ä  9. — .     Indiens  dazu  70  ^J 

b)  Epische  MythoU»srie  vtm  M,  Wit%temitz. 

*2,  RitUril-Litlemtur,  Vedische  Opfer  und  Zauber  von  A. 

Subskr-Preis  .Ä  8.  — ,  Einzelpreis  .^9.50. 

3.  Vedanta  und  Mimamsa  von  G,  Thifkiut. 
♦4  Sanjkhya  und  Yo^^n  von  li.  Gar^e.    Subskr^-Prels  ui  2 

preis  Ji  )l' — .     Indiees  ilazu  20   ^j, 
5.  Nyaya  und  Vaisesika  von  A.  fVtiM  (enplisrln. 
B.  Vaisnavas,  Saivas,  Sauras,  fianapatftii,  Skändas^  Saktos 

Bha ndarkar  ( en tj li s c h ) . 
7.  Jüina  vim  E.  Leumann. 
♦8.  Manual  of  Indian  Ouddhism  by  //.  Kerti  (englisch).  Su 

vÄ  h.iiA\  Einzelpreis  JL  1 ,—,     Indices  dazu  liO    ^f. 
♦9.  Aftlronomie,  Aslrologi«*  und  Malbematik  von  Q.  Thikamäl 

t*reis  Ji  :-i.ö(»,  Einzelpreis  .vi  4  — . 
*H).  Äledizin  von  */.  Jo//f/.    Mit  Indices,    Subskr. -Preis  mM  6 
preis  ,M  1 ,—. 

11.  Ililiiende  Kunst  (mit  Illustrationen f  von  J.  Bur^tM  (en, 

12.  Musik. 

GnmdriBs  der  iranischen  Philologie,  unter  Mitwirkung  von  Chr.  Btti 
a  IL  EM,  K,  !\  Gfhtnff\  1\  Hörn,  A    V,  W.  Jackson,  F  Ju^ti, 
Th.  Nöldfke,   C.  Sahmmnu  A    Socin.   F   H    WHssbach   und  E. 
herausge{(eben  von  Wilh.  Geiger  unri  Ernst   Kuhn. 

\    Band  L  Abteilung.     Lex.  H^  Ylll,  -^^^  S.     190L     OL  17J 
L      „       2.  „  Lex.  H".  VI,  bm  S.  11>0L     Ji  27.—- 

IL      ,.       L  bis  L  Lieferung  &  ^  8, — ,  Schlusslieferung  unter  i 

InhaJt: 
I.  Band. 

AbBchfiitt  L     S  präzis  gesell  teilt  e. 

L  Vorgeschitbte  der  iran.  Sprachen  Prof.  Dr.  Chr, 
Abi.       2.  Aweslasprache   und  Altpersisrh  Prot    Dr.   Chr. 
;J.  Miüelpersiscb  Akademiker  Dr.  C.  Salemann. 

4.  Neu  persische  Schriftsprache  Prof.  Dr.  P.  Hom, 

5.  Die  übritien  modernen  Sprachen  und  Dialrkle. 
A.  Afvänisch    \    »,     -   i^.      «r    ^^  * 


«.Abt. 


B.  Bai  frei  / 

C.  Kurdisch  Prof.  Dr.  A.  Socin, 
l).  Kleinere  Dialekte  und  DiRlektgruppen  aX 

b)  Pamirdialektej  c)  Kaspische  Dialekle  ( 
etc.),  d)  Dialekte  in  Persien.         Prof,  Dt, 


Onindrias  der  iranischen  Philologie  f Fortsetzung). 

11  Band. 
Abschnitt  U.     Litteratur, 

1.  Awestalittpraliir  Prof.  Dr.  K.  F.  GMntf\ 

2.  Die  aUpersischen  Inschnflen  l>i\  F.  H.   W^iBsinteh, 
H.  Die  Pahlavilitleralur  Dr.  E\  W.  U'eM. 

Mit  einem  Anhang'  über  die  iieupersische  Litleralur  der  ParsL 

4.  Da5  iran.  Nationalepos  Prof,  Dr,  Th,  Nöldeke. 

5.  Nea persische  Litleralur  Prof.  Dr  C,  iL  Etki. 

Abschnitt  [IL     Geschichte  und  Kultur 

1.  Geographie  von  Iran  ProL  Dr.   W.  Geiger. 

2>  Geschichte  Irans  \<m  den  ältesten  Zeiten  bis  zum  Ausgang 

der  Säsäniden  Prof.   Dr,  F.  Justi. 
Ü,  Geschichte  Irans  in  islamitischer  Zeit  Prof-  Dr.  P.  Uorn, 
I-.  Narhweisnng  ein^r  Auswahl  vi)n  Karten  für  die  geographischen 
und   gesrhichl liehen   Teile    des   Orundrisiies.     Von  F.  JusfL 
Tl.  Die  iranisclie  Religion  Prof.  Dr.  A.  V,  W.  Jackson, 

Geschichte  der  iranischen  Philologie.    Prof.  ür.  E.  Kuhn. 
Anhang:  Die  usselj<?c!ie  Sprache  Dr.  W,  Miller. 

Heer,  F.  Justus,  Die  historischen  und  geographischen  Quellen  in 
Jäqill^  jreoijraphischem  WörterhuriL    8^    JV,  112  S.    1898.  Ji  3  — 

Uebrandt.  Allred»  [Indische]  Fiilual-Litteratur  Vedische  Opfer  und 
Zaaher    iGrundriss    der   indo-arischen    Philologie    lU.  Band«    2,   Heft). 

Le3t.-w*.    m\  s.   \mi.  Ji^  m 

Holtimann,  Adoll,  Airni  nach  den  V'orstelluogen  des  MaliÄbhtrata.  8*. 
M  S.     1878.  Jt  1  -^ 

—  Arjnna.      Em    Iteitrag    zur   Hccnnslniclion   des    Mahabhärala,      S*». 
A9  S.     1H79.  -Ä  1  60 

fein,  ^«iiL  l^if  ^enfiDÖTbiflfeiten  Sc^ilfj  iomofp'i  be4  ^ffien  tnjii 
!petfien  <15li>— IriTO^  ^lus  brni  Oriflinaltert  ^um  ciftea  *Dlöte  ii&erfeSt  unb 
mit  I^Tläatetungeii  ucrfcöen,     f(.  H^     lö*J  <5.     18^U.  Jl  8  — 

—  —  Grnndriss  der  neupersischen  Klymologie  (Sammlung  indo- 
ferraanischer  Wtirlerbiicher,  IV.  Bandk  H".  XXV,  384  S.   189H.    ^  15  — 

Zahlen  im  Srhahnäme.  iSonderabdi tick  aus  der  Strasshnrger  F*esU 
schrift  znr  UV  Versantmlung  deiitsrher  i*hilologen  und  Schulmänner 
herausgegeben  von  dev  Philosophischen  Fakulliit  der  Kaiser- Wilhelms- 
LTuversitiiti      Lex.  ^\     18  S.     IWL  Ji  —.80. 

—  Ge5chit"hte  der  neuprr!*iHeberi  S^hriftspraf lie.  —   Gc'^cUiclit*'  Irans  in  isla- 
mitineher  Zeit.    Siehe:  linnidriMH  der  irunischtJ«  PhiUdogie, 

HfibBChmajm,  R,  Persische  Studien.     8°.     288  S.     1895.  j|  JO  — 

lDh«Lll;  t.  Reitrügc  zu  Hnni'^  (inimlfi»;«  der  ncuper^it^chpn  Etymologie. 
S,  Ne»ap*?riisch«'  L^iiUehns 

—  Etymologie  und  Lautlehre  der  ossetischen  Sprache.   iSamm- 
long  indogerm.  Wörterhücher.  \    Band.)  8«».  VIII,  151  S.  1«87.      Jl  4  -^ 

Armen iaca.    (Scmderahdruck    ;tns   der   Strassbwrger   Festschrift    zur 

\&,  Vensainmlung  deutscher  Phüologen   oivd  Schulmänner  herau.sge geben 
von  der  philosophischen  Kakutlät  der  Kaiser-WdhelniS'rniversilät).   Lex  8°. 

12  S,     UK>1.  Ji  —.50. 

HntLDr.  Georg.  Die  li  hei  ii>c he  Version  der  Na  ihsargikapräya^- cit ti- 
k  ad  härm  äs.  Buddhistisclie  Sühnregeln  aus  dem  Pratimokshasülram. 
Mit  kritischen  Anmerkungen  herausgegeben,  überselÄt  und  mit  der  Päli- 
ond  einer  chinesischen  Fassung,  sowie  mk  dem  Suttavibhanga  verglichen. 
(Diss.j  8«.  öl  S.  1891.  ^  2  — 


28 


VERLAGSKATALOO  \an  KAJ?L  J.  TRÜBNEK  in  Sl?»»il'ttr^ 


Hath,  Br.  0eorg,  Oeschicble  des  Buddhismus  in  der  Moii|>oltL 
dem  Tibetisrlien  des  Jigs-med  nam-mkX  herausgegeben,  Ober^vlst  \ 
erislukTt. 

L  Teil:  Vorrede,  Text,  kritische  Anmerkungen,  gr.  Ä*.  X,  S96:? 


II.  Teil:  öeherseizung. 
4:i<i  S,     lH9f5. 


Nachträge  zum   ersten  Teil.     gr.  tP. 


^mi 


^m 


Jai*k»on,  A.  V.  \V.,    Dlv   ininischi'   Kelijtr»f>n  siehe:    Gnindriwi    der  in 
PliiloloiriL'. 

Jacobi,  H-,   Epische   Liüorafur   Indiens.  —    Klassisrhe   Littrrilwl 
Indien»  tMnschhpssltrh  der  Poetik  und  der  Metrik  (Grundniis  dr» 
ariarhen  Philologie  imd  Alterturnakunde  IL  Band,  2*  Hrft  «^  «nd  K 

(In  Vofbi*r«*Ua 

Jensea,  P.,  Hittiler  und  Arrrn  fiii-r.     Mil  10  lilliographisehen  SchnÜljÄ^i  1 
und  einnr  Ühi^rsiilitskarle.     Gr.  H",     .XXVI,  255  S,     J8i*8.  ,4  Ä - 

Tu  halt:  I.  Das  Volk  uml  <lß*  Laml  der  llaUo-liAvIi.  —  11.   t'i«  littli»eh-«rmf«»-^J 
luMhrirNn,    Ai  l>ir.l<'  il-vr  hvkiiiiuti-n  ln*cliriftnn.     Bi  Trnnsskrip' -  ■  -     '■"  '  *  ' 
vcTKiK  h*',  UI,  tfrui*  hansdi'annfiiiHrhM  Sr hnftKywli*ni.     A)   [*i 

VtTwr  iirluoj^.     MiL    tiiirm   Aiihiimir.    h*  Uaa   asypUsrho  Vorbi 
systi^in*»,     C>   l'alni'fiarTOeiüsiilior   Ur^proiic   der   linfititKiMi    Stl 
d<T   llalifr  und   d«*  Arm<nf>irlnv    Ai  (iranimiitf!»rhof4.     H)  Lvw 
hrstiind    dir   liulJHtium    .Spföidu«    im   VcrbriUnr*    zu    Hrm    des    Irk 
ArmoJiJMrhi'u,    —    V.    Zur    buti»i'li-iirnit<ni>irh('ii    Hidtj'ion.      Ai 
H1   HatJ-i'lu-   (löttcnwuniti,     Ci    Hnttsdir  (;i.tl«r.    Oi  l-liiilhi^w     i 
di'Ti   fjor  Hatier     H)  Ihr'   Rolfgimm    diT   HatWT    mid    r^i"    d"'r  Arjn» 
arnu'tii^tdii'ri  rursrhichlt'.  —  Niir1driy«<.    VerK^jirhrjiMf. 

JoUy,  Jaliiis^  Rerht  undSitle  [in  hidienj  einsrfdiesslich  der  rinhtfimr^s- 
l.iMeiattir  i(irnndiiss  der  indo-arisrhen  Philolojiie  und  Altert uniakil 
n.  Band,  H.  Hefi).     Lex.-8".     \m  S.  und  6  S,  Indices.      iH9(y         Ji 

•  I>pr  V*'rrus»t'r  bk'lPt  uiie  da»  m  einer  Uehernirhl  ülx'r  die  itcKaninitr  indi^rh^  Hg 
ttwl   SiUiMig« -Hl  hiclii»^    vfTBrbdtiHe    ri-ift*   KHräcTii»»   *t*iiii'r  eijeiu-ii    wie    d^^f   Mdfufl 
Un1<'rsui'hiiji4ir''ii   in  eiirr-r  tits  d«htn    nnerrirdii-htcn  YollMtiindigkril.     Nj»eh   M&A»f»bv  ^m^ 
Jolly  «  bi**hi*H^i'n  lirilriigi^ii  zur  TlH'ortr  und  Hc^tK  bichti;  dt*  indJDrhfn  Ri'rhU  durO*  Sü 
Hedeulemlt'«    i-rwurtriii.    DtinniKh   imI   man   üborraÄebl   /»   »eben,    luil    wi*     r-r..--^r  s^ 
?t«indi(rki*H  und  ykbcrbcK  im  UHheil  4iv  i^aiuf^  woiUrbiehtie«^  Matenc  .  .  .  t| 

gobrarbt  wird.»  Lifernr.  Cent  mihi«  tt 

—  —  Georg  Bühl ei.    Mil  einem  fiildnis  Hühler'i*  in  nr-lirjtcraviire  rlt 
der   indo-arisrheii    Phil<»loj[ie    und   Alterlinnskunde    I.   Band^    1,   ii 
Lex.-8*».     23  S.     IHM**  Ji  '^  '^ 

Medizin    (in    lndien|   (tirundnss   der   mdo-ariscliuö  Philologie 

Allertumykunde  Hl.  B«nd,  Itl  Heft),    Lex.-8«,    IV,  140  S.     19tH.      OC  " 

Jally,  J»,  a nd  Sir  K-  West,   S o  (  i  <»  l  o  g  y .   e  l  a  n s ,   c a s  t  e s ,    t  o ii  s  I  i  t u  l tW 
oi    villa^es    and    lowns,    forms    of    ijovernment    aod    adminU- 
t r a 1 1 n n .  —  F c o n o nii c s ,  t e n u r e s ,  e o m m e r c e  ii n d  b a n k i n g: .  I < 
crafls    (Grundnss    der    indo-arisrhen    Philologie    und    Allrrliin 
n.  Band.  B.  nnd  7.  Heft).  iln   VorLej^,iiF 

Jiiati,  F.,  Gfschichte  IrunH  vrm  dtni  JilteMten  Zeiten  \m  jirnii  Au»jyrang  ün  s^kj- 
nideri  Hiebe :  GriiUilnsR  der  iraniseben  Phtlulogie, 

Karst,  Dr.  Josef,  Historische  Grammatik  des  Kil  ikisch-Aru 
n (sehen,    «".    XXUl.  iU  S.  mit  2  Tafeln.     19()L  Ji  IS 

Katalog  der  kaiserlichen  Universitäts-  und  Landesbibliolhek   in  Strass 
Arahisehe  Literatur.     (Verfasst  von  Dr.  Julius  Eutiog.]     4*, 
111  is,     1877.  ^ 

Fetat^chrtR  zur  iOOjfthr.  Jtibclfeifr  der  Kbt^rbiud^Kmrli^UniTtirttiifLl  xa  TQbiii(vn. 

Katalog  der  kaiserlichen  DniversilUts-  und  Landesbihliothek   in  Strussi] 
Orientalische     Handschriften.     Theil    I:     Hehräisehe,    arabii 
persische  und  türkische  Handschriften,  bearbeitet  von  Dr.  S,  Landaai 
4^    iV,  75  S.  iSHL  Jk  5J 


nr.  Orieutalbche  PHilnkifie. 


Kautzsch,  E.,  und  A.  Socin,  Die  AeehlheiC  ^er  moabi  Li  sehen  Alter- 
thiimer,  geprüft.     Mit  2  Tafeln.     8**.     YIII,  1*11  S.     1876.  OL  ^  — 

Nach  dj?ni  fast  erostimniijft'n  ürtoil  atlL^^r  KritjkfT  und  Sac-hveratäudigc'n  (Ndldekß, 
l>*TiLsche  Riindsrhaii,  Mär?  mHi;  Sprenift'r,  Acadpmy.  ManU  M,  187«;  Ch.  rj^-rmon t - 
Giinnc^au,  Revu«»  erltique  U  mar«  1S75;  .Icnacr  Literatiirteilatu^  Nr.  l,'»,  lH7ii  elc.  «U:.) 
i«i  es  den  beiden  VorfiiKsern  pelunpeji,  den  Rcweis  /u  liofi^ni,  da**  di*'  in  Berlin  befind* 
licKuti  moabil iM'hoii  AJhTlümHr  modern*?  P ä  I  s e  h  u  n  ir f  n  situ],  Jedetifalln  büdpt  das 
Bach  den  wirbligsten  aller  bisbfr  crichü'nenfn  Hiitrüjr«'  xiir  Lösnnf  dieser  SlreHrragi; 
and  besitzt   bloib»^ndfti  W«?rt   durcb  die  darin  behndlichon   t?itig<*hfndi*n  rnlfrciichungen 

'  aJttDptamt-ntlirbD  fM»_*rhii  htu,  Hellgion  und  Arrhaolo^i», 

i«p,  K»rl,  siehe:  Biicli  von  der  ErkeiintniHs  der  Wiihrheit 

Kern,  H.,  Manual  of  Indian  HudilfuMii  (Gnindriss  der  indo-iiriächeti 
Philologie  imd  Altertumskundt;  ll[.  Unml  8.  ilefl).  Lex.  8«.  i:^  S.  und 
12  S.  Indiens.     18%.  .//  7  m 

.  ,  ,  ,  »V^  i«t   K*»rTi   jfidunjjpiu  M'tn»'  AHfiEMhi'  mit   pro^^-i^ni  («<.»«chk"k  zn  UHt^u.    Di^n 

SL'rad«'  in  d<T  biiili.lhti'tisrlu'n  Fnr.^clnm^'  dof  Neuzeit  «icb  anmeldenden  scbMIi»  lnni  Folirfn 
«rr  I»a!iernng  dnrrb  vin*'  dii^  viTsihJfdrni.'n  Arheitrn  einiiniltT  nah*T  brtnjtendr  TbfLltgk'Mt 
eiitf>«grnzuwir)((Mi.  itit  «*iu  i^rriäJ^OÄ  Verdii^nsl  de»?  vorliejEcnrlen  Mauiial,  Aft.*  durum,  im 
RaJümef)  dl**  •Grundrisse«*  aucb  so  aug^'f^phrn.  ^rjni'  vnllp  h?ti!=iteii/l«rrtM  Idipinjf  bat. 

LilcTiir.  Ci'utrrtlhinU   IHy?  Nr,  «, 

[ielliom,  F.,  The  Sources  of  Indian  llislory:  Lilerature  and  In- 
scripliona  (Grundriss  dor  indo-aiischen  Phihdo^rie  und  Alt('rUnnskunde 
11,  Band,  H.  Heft  aL  Hn  Vm  bereit ung,) 

Kulm,  Ernst,  Gesrhichle  der  indu-arischen  l*hti«>lni;ie  nnd  Aller- 
lumsknnde  (Griindriss  der  indrj-arischen  Philologie  und  Allerlninskunde 
L  Band,  1-  !lefl),  (In  Vorhereitung.) 

—  Oe^i'hlebte  der  irniiisL-beii  PhiUdcif^ie  nielie:  üriindrisH  di^r  irainsrhen 
PhUitlijffie. 

tagarde,  Paul  de,  «iehe:  Clenieiiti«  Rommit  Rec^jfcnitionea  f^yrhice.  —  Evan- 
gelien, die  vier.  —  Femer  unter  VI,  Klass.  Philologie,  Neidateini  >*caligeri 
Poentata. 

ttjindanrr«  Dr.  S.,  siehe:  KiUalaii  der  K.Univ.-  u.  Lande»hthliütbek  in  StrasshuriKr: 
Orientali.Hfhe  HsnidHuhnt'ti'iu 

Leitmann,  £.,  Jaina  (Grundriss  der  indo-arischen  Philologie  nnd  Aller- 
tumskunde  II l.  Rand,  7.  Heftt.  (In  Vorbfreilimg.) 

—  Cbersicht  über  die  Avashyaka-Li  tcratu  r  mit  Exeerpten  aas  der 
Silanka-Handscbrift  und  eiuer  photoffraphiscben  Heproduktiou  derselben 
sowie  mit  einer  Pratika- Liste  zum  Viseshavasyakabbashya.  Gross- Folio. 
Etwa  12  Bogen  Text  und  3ö  Tafeln  in  Lichtdruck,      (önter  der  Presse.) 

Liebich,  B,.  Die  indischen  Systeme  der  Gramtnatik,  Phonetik  und 
*l  tymologie  (Grwndrisb  der  indo-ansrhen  Philohigie  nnd  AU  erturn  Sekunde 
L  Rand.  B,  lieft  aL  (In  VorhereiUmj;.) 

,      Lüders,  H.,   Grammatik   des   klassisclien  Sanskrit   der  Graraniatiker, 
I  der  Litterat ur  und  der  Insehriften,  sowie  der  Misehdialekle  i epischer  und 

nordhuddtüstiscber).  (Griindriss  der  iodo-arischen  Philologie  imd  Alter- 
tümskunde L  Band,  ö.  HeJt.i  (In  Vorhereitung.) 

MacdoneU,  A.  A,,  Vedic  Mylhology   (Gnindnss  der  indo-arischen   Philo- 
logie  und    Altertumskunde   ITL  Band,    L  Heft  a).     Lex.  H",     177  S,   und 
^    H  S.  Indices.     18R7.  Jt  9  70 

^B-  —  The  Gra miliar  of  thc  Vedic  Dialects  ^Grundriss  der  indo-arischen 
^m     Philologie  und  Alterlumsktinde  L  Rand,  i.  Hefl).  ijn  Vorbereilüng.) 

^Rieri]l||«r,  R.,   Vorgeschichte   der   indo-arischen   Sprachen   iGrund- 
[  riSB  der  iBdo-arischen  Philologie  und  Alterhimskunde  L  Band.  2.  Heft. 

'  lln  Vorbereitimg.) 

Miller,  W.,  Die  oBsetiscbe  Sprache  siehe:  Gnmdris.^  der  iranlMrben  Philologie. 


M  VERLAGSKATALOG  to«  KARL  J.  TRCBNER  In  8tyM»b« 


Koldeke,  Theodor,   Das   iranische  Nationalepos.     Bcsonderef 
aus  dem  Grondriss  der  iranischen  Philologie.    8**,    82  S.     1896. 

l>äi*i    iiifUf    vorlif''if('rnli'  Mt^ft  d«»!-  irtiiHKchcn  Gnm  "     '  »hfC  3 

ia5  d.  Hl,»  briiigl  xunEU'hft  th-n  Absihlnss  ilir  m»i!-l  N'44»lt« 

Sehahiiamu.    Wer  e«  boini  Lr^?»'»!  «los  t^rston,  in»   ^i  ii«tt  Bau 

hiiürTi^n  Thr'ilp.H  nwh  iiirht  gmicrkl  bat,  dm  wird  jmUI  .  icn,  di«»  1»] 

t'iitf  wis(K»ll^chüftli^•bp   Ht\idiärti|(unf  mit  der  cpitfc^hen  fin   AJI^f»«'' 

mit   iter   äUcrvn  F^pik   einos  Emz^lrotk«»  nicht   möglitli  i  imii    nirht  i 
«tclluiif  dD!4  iraniitehcu  Nütionulcpo»  grQndlirh  durohirt'arl 
höt    8io  Rtfllt   »ich   wtWi(t  rif»bL'ü   die  **benfaUa   tief  in 

!ichli<?¥( »enden  l'Mk»rj'iit:KiineH*n  Compnreth«  iU>er  ilns  Hnri  !    - 

Niddrke,    sidttwl   an    pÄrallflor»    atiis    dvm    iillirrtci'hifirht'H  ti   «oi 
volks^lhümlkdcji  Fpr-n  n »führt,  wird  j*'ilfnn  <  lu>?iM  hrn  um 
erwünscht  und  anfpifend  sfiiu                                               LrH'rar    i  .•niraHHiill  10 

—  —  flher  einige  Edessenisch«*  Miirly rt^rjikten.    (Sondp-rab 
der  Strasse bur^er  Peslschrifl   zur   4ß,  Vfrsarnmhmg    dtiutsrber 
und  Seh uhn anner    heraiis|;eg«^berj    von   dfr  Philosophischen  FnkullAtl 
Kaiser-Wdhehris-Universiiat)     Lex.  ^^     10  S,     1901.  Jl  — 1 

Pfiinirsti  Dr.  Artliur,  Djih  Sittin  Nii»Äta  mehe:  Huttik  Ntpätsj. 

Pißchel,  R.,    t;rammatik    der   Prakrit-S|» rächen    (Gnindriss   di*r  ir^ 
arischen  Philologie    und  AMertumskunde    L  Band,   H.  Heft).     XI it 

Lex.  H\    -430  S.     m%X  J 

t.  .  ,  R.  I^isfhpl,   desKuti  Prukrilültidii'n  his  in  drn  Anftintfr  »Hrü^r   \*.t'-*-ti*eht    _ 
t.nnrhahn  /urflckrekhpn.   bat   in   ilicHi??  rrakrit-tiruninintik  ein   m*'i  ^  Wn 

ttehßfTen^  da»*  tri  der  FftlU"  d(?»  mit  Bionenfldtfi»  üeKaninielten  und  m 
Akribio  vcrarhHtetcTi  Matprittl»  in  der  goftmtjlnn  ^rammjiJi-^thrn  LH' 
FucliL    Seinem  wi«^oiinchurtlkht'n  Charakti'r  fTril3*firf«'ti<'nil,  nimmt  < 
grnspen    und    klfinon   Kragen    iltierall    svinen  Slumlpurtkl    nnil    t-nt-^-  i 
Die  FUtb^  tb'H  stofTe*  nrilifle  ihn  iSQ  knappem  Aui*druL'k.  tli     ' 
^edrüns^t,     Ir*  güb  Mtbon  roamhe  IrfjTlichp  Vorrtrheilfn^    _ 
denen  ilin^  Hedeiitünjf   p'wübrt   bloitit,   aber  P.  hat  tiHv  y:y 
darcb^carbtMtet  .  .  ,     DieHe  Hrämniatik  wird  auf  dabr^elmlt   L 
Gnindlnire    für    weitere    grammitihehe    For»c!iiini;en    auf    de». 
Spraehite»=fhic)vlc  sein,»  LiterariRchen  < 

Pracandapäiidava.     Hin  Drama   des  HAjacekhara.     Zum   ersten 
herfuii^gegehen  von  Carl  Cappeller.     H^,     oi)  S.     1885.  «41 J 

K&pBOn^  £.  J.,  Indian  Coins  [witli  f»  plates].  (Grttndriss  der  indo-ana 
rhdologfie  und  Allerlumsknnde  IL  Hand.  Heft  'ä  b.)  Lex.  8»  52  & 
t  S.  Indiees.     181)8.  ^6*1 

R&vanavaha  oder  Seiubundlja,     Pnikrit  und  Deutsch   herausgegebtm  voa 
.s  i  e  }i  f r  I  e  d    G o  1  d  k ♦•  h  ni  i  d  L      M i t    einem    Wortintlex    von    Paul    G « 
srhmidt  un<J  dem  Derausweber.     Erste  Lieferunir.     Text   und  WorliH 
enthaUend.    1^    XXIV,    1114?.     1HH0.  —  Zweite  Liefennjir:  Übirrsctl 
4».     136  S.     ISU,  (Ui 

SabbAg,  MihÄ'tl»  Grammatik  der  arabi^ciicn  L'in;ian;,'ssprachl 
S  y  r  i«  *  n  u  n  d  A  e  ^  \  p  t  e  n .  Na  c  h  der  M  iin  cl  mer  Handschrift  he  ra  Us  j^<*^ 
vnn   H.  TfiiM  hecke.     H^     X,  80  S,      IHHfi.  Jl 

Sa^dP&j  Muslicheddin,  Aphorismen  und  Sinngedichte.    Zum  ersten  I 
tieraus|]:e{:eben  und  übersetzt    von    Dr.   W.  Bacher.     Mit    Beiträgen 
Ih^ifjraphie  Sa'di's,     Mit  Subvenlion  des  Autors   durch    die  KaiserL 
demie  der  Wissenschaften  m  Wien.    H^    LXXIV,  20J1  S.    187».  Ji  ß 

Der  Verfajstier  bietet  im  vdrsitt'hend<m  WV^rke  den  KrtMindcti  p+'f><f»iih**T  I  ftf^rmtui  M 
erslrn  Male   in   deutscher  iinetrisi-hwr)  Bearbniltiug   die   Ai  II^ 

setAiin^  piirallel  läuft  der  iVtext^  der,  seb**n  wir  vtm  der 
(Tube  der  LJesummlwerke  des  Itichtor*  ab,  jetzt  tum  ers=ri        i 
iiervnrjtebL     tn  der  vorani^eitchiektrn  Biu^raphie  erhüllen  %vh 
ein  fnrbfmreithpfc  Rild    von    dem   wechwelvfdlei»  Leben    dieses*  \i 
tj sieben  Poe«io  der  l^er^er  Literar    > 

Sttle mannt  <^"-7  MiüelpersiMeli.    »Siehe:  Orundriss  de?  iraniaehen  Philologie, 

Scherman,  Dr.  LuciEui,    Philosophische   Hymnen    aus   der  Rip- 

A  tharva-Veda-Satihitti  verglichen  mit  den  Philosophemen  der  älteren 

Upanishad's.     8^.     Vit,  %  S.     1887. 


.Seyliold.  Chr.,  Die  imibisfho  SpHK-lie  in  den  romaniHchen  Ländern,  Siebe: 
'Orandriss  der  mroanisit"h<m  Pliilologrie  unter  VIIT,  Roman.  Philologie, 

SiUnka  Riebe i  Leumann,  E. 

Soein,  A.,  Die  kurdiache  Sprai'he  siehe :  Gmndriaa  der  iraniÄehen  Philolögie*,j 

^  —  siehe  auch :  Kautznch  u.  Socin. 

Speyer,  J.  S-,  Vedische  und  Sanskrit -Syntax  (CSrundriss  der  mdo- 
arischen  Philologie  und  Alterlumskunde  L  Band,  6,  Heft).  Lex.  8**,  96  S. 
und  5  S.  Indices,     18%.  ^  5  25 

8^     V, 

^  3  — 


Stwkelberg,  Reinh., 

9^  S.      l.SHfi. 


Beiträge    zur  Syntax   des?  Ossetischen. 


m 


SUin,  M.  A..    Indische  Geographie   i Grund riss  der   indo-arisrhen  Piiilü- 
lüjlie  und  Altertumskunde  IL  Band,  4  Heft.)  (In  Vorbereitung,) 

gutta  Nipftta,  Das,    Eine  Sammlung  von  Gesprächen^  welche  zu  den  kano- 

■ pischen  Kiichern  der  Buddhisten  gehört.    Aus  der  englischen  Uebersetzung 

*n  Prof.  V.  Fausboll  in  Kopenhagen.    iSacred  books  of  the  East,  vol. 

)     Ins  Deutsche    iiljertragen    von    Dr.  Arthur    Pfungst.     L  Lief.     H**. 

X.  80  S.     IKsa  JK  1  50 

!  Tbibftut,  G,,  Astronomie,  Astrologie  nnd  Mathematik  in  Indien 
,  iGrundriss  der  ind€>-ari sehen  Philologie  und  Altertumskunde  III.  Band, 
b^,  Hefti,     Lex.  8«>      !T,  H2  S      1899,  JÜ  i  — 


Vedanla   und   Mimamsa   iGrundriss 
nä  Altertumskunde  iü.  Band,  3.  Heft). 


de 


indo-arischen  Philologie 
(In  Vorbereitung.) 


barbeeke  siehe:  SabbiV^  Arah.  iirammutik. 

;  Tiitiiia  Sfttr&,  Das  Ritual  des  Atbarvaveda.    Aus  dem  Sanskrit  llber- 

l^ietzt   und   mit  Anmerkungen  versehen   von  Dr.    Rieh,   Garbe.    8^.    V^ 

H^^^  ^^     1^^^'  ^  4  — 

Twnanas  Stilregeln,  t>earheitel  von  Carl  C appeller.    Lex.  8*.    Xll,  38  S* 

lH8iK  Ji  i  oO 

Tenis,  A.,  Nyäya  and  Vaiseshika  (Grtmdriss  der  indo-arischen  Philologie 
und  Altertumskunde  HL  Band»  5.  Heft).  (In  Vorbereitung.) 

Wf*i«sbaeh,  l\  U.,  Die  altpersi8dieri  Inschriften  siehe  :  Grnudriss  der  irsmischen 

Philoloirie* 
West,  E.  W.,  Pahlavi-Literature  siehe:  Ürandris»  der  iranischen  Philologie. 
West,  8ir  R^  siehe:  Jidly  und  West. 

WintemitZf  M,,  Epische  M  y  Ih o I  o g  i e  Indiens  (Grund riss  der  indo-arischen 
Philologie  und  Altertumskunde  111,  Band,  1.  Heft  b).       (In  Vorbereitung,) 

Zachariae^  Theodor,   Die   indischen  Wrtrlerbijcher   (Kosa)   (Grundriss 
.der   indo-arisrben    Philologie   und    Altertuinskunde   L    Rand.    B.   Heft   b). 


e^^^H 


V.  Hc0iiptolO0ic. 


fol.  äO  S.  anii  Sl '. 


Wl 


Bümichen,   Prot   r>r.  Johaimes,  Baugeschichte    des   Denderiltii 
und    Hi^sclireiliunji    der    einzelnen    Teile     des    Bauwcrkf 
den  an  seinen  Mauern  befmd liehen  Inschriften,    kl. 
Lnschriflen  nehst  2  Plänen.     1H77. 

Af'iryploJogcri  in  dt-r  VprftlTeTitlirhnTip  imbckflnn^T  ii 
■cHen  Altertums.    h»t   auh  durch  rii^***  ti«»««-  Pu^'lik 
dienst  um  die  von  ihm  mit  Lit«b<*  ;     '  i 
d*ir  Arbnit,  um  wdchün  aich  ein«- 

Texte  iilf!  erkliirenrTf^  oiirr  nn»lop;i    l  i  i. 

auf  ««'intT  lf.*tilpij  -Ti  IJci.-sr  nut  ^r-^-'-^Ti  MüImti   ' 

HäTidf-'jr  dfvr  Aus^  lnirhl>i^rülinUf»n  Teti^Hdi?  v 

wtdchf    t'JiH'    voll-!  liii]|f»nt!    Baiuiirkunde    ontor    A 

ZimmffT,  Tre|j[K'ii  uLt,  ile*  Tfiiippls  r-nthulten, 

I'rof-  llrmtsft»  in  d^n  riftttiiigi''r  gel,  Anziiifr«   *öiii  88.   Hin  1 

Die    Oasen    der    libyschen  Wüste,     Ihre   alten    Namen   und 

Lage,  ihre    vorzii^dichsten  Frzeugninj^e    und   die   in    ihren    Temp**ln   vf*^ 
ehrten  GottheÜeti.  nach  den  Berichten  der  ägyptischem    DeTi 
19   TaFeln    tueroptyphisther    Inschriften    und    hitdiicher  Dar 
Äuttigraphie  des  Verfassers,     f.     VI,  'M  ^.     1H7H, 

l>ir  V^-rfai^^'r   gic^ht    lÜo  Lriüiiiijf  eincu»  »ihwlorigr«  gi*ogri*nliiK**biffu  BäUi 
vn||KlFLii4i|r  grL»!urnfMi  isU    All^-  Bp&t<»ren  Arlicitni  flbvr  di»?  Tteöt  h;  ^  ■     ■^'-  '     '' 
der  f>o«f"jii  wrrdeii  tin  it.'n  wichtige  Arbi'jt  und  die  in  ilir  ni«'d 
kntlpTiMi  httben.  li,  l'.ljvr'«  im  Litff.  * 

lieber    die  Tempel    und    G ruber    im    allen    Ägypten    und  ihr» 

Bildwerke  nnd  Inseliriften.     Vorlesung,  gehalten   am  1&.  November 
in  der  kaisert.  Universität  zu  Strassburg.     8<*.     32  S.     1872.        Ut 

M.  Dtimich'^ii   h'^sunif   li>rt   nettTneiit    ponr   iJn^lnirMon  d«  |nihHr  urip  foulr  i 
rouriuitBil  dans  la  sciefit:«.  Rinriic  tTtii 

—  —  Zur  Erinnerung  an  Richard  Lejisius.   8* 


23  S, 

188i 

.    .M  fV 

$^ 

8*». 

Faaelma,  Aug.,    AI täj^yp tische  Kalenderstudien. 
IK7:1 

Forrer,  R.,  Actimim-Sliidien  I.:  Ijber  Steinzeil-HoekerifrÄber  zu  Acin 
Na^ada  etc.  in  Otjer-Ae^^ypten  ttnd  über  europaisctie  Para II eirunde, 
zaiilreic  lien  Abbildungen  im  Text  und   i  Tafeln  in  Lichtdruck.    -H*. 
1901.  Ji 

tntiJiH:   Enib'ttuiif;.        Die   lirül»t<rriddi)r   von  \aqadu,    liaJta«,   Plf  Kab    Hr^b 
El    Ac'tirnhii    und    die    ib'rlincr    Hock<'rTOUTiiifn.    —    Icbcr    ii^yptimh«*    n» 
Horkerbrstattuiig.  —  IH»?  'IVttt'nbeipubeii   di^t  «tryptifr  Ih-h  lloi  krr  iintl  ihr 
Parallolen.  —  Upber    Auftreten,   Kultur    und    Vi»^^^ilwi^dt'l)    dci    llockrr, 
/i'ichTiiB  liiT  hit^r  erwilhnli'U  Fnn»!ortc  von  llrtckerjffäbiTii. 

Laiith,   Prof,  Dr.  Jos.,    Ägyptische   Ctironi^Iojjie,    busierl    a«f   die 
ständige  Redie  der  Epochen  seit  Bvtcs-Menes  bis  Hadrian-Antonin  darcK 
3   volle   Solhisperioden  =  4880  Jahre.     Autographiert.     8«.     \1,  210^ 
5  Tafeln,     1877.  ul  l€ 

—   —  Mf>ses-nosarsyphos    Sali'   Ilus   Levitcs-A'Haran    frater    Zipho 
Dahariah  cnnjux  Miriani-Bellct  soror  Klisheba-Hlizebat  fratria.    Ex  mo 
raenfü  infenoris  Aegypti  per  ipsum  Mose  abhiiic  annos  MMMCD 
nunc  prirntim  in  Ittcem  produxit  Franc.  Jos,  Laiith.  Cum  dunhu4 
et  uno  photüjrramniale.      P.  lithüjir,     248  S.     1879. 


Scllirallf,  Friedrich,  Zur  ältesten  Baugeschichte  der  Moschee  des 
*Amr    m  Alt -Kairo.     {t?<*nderalx!ru€k    aus  der  Strassburger  Festschrift 

Kur  4^.  Versammlung  deutscher  Phdolcigen  und  Schulrnänner  heraus- 
egeben  von  der  Phdosoi>hischen  Fakultiit  der  Kaiser-Winielms-üniver- 
sitäti    Lex.  H^     s  S.     IIHIL  uM.  —  m 

Spiegelberg,  WÜhelm  <  Privatdozent  der  Ägyptologie  an  der  Universität 
Slrassburg),  Rechnunjren  aus  der  Zeit  Setisl.  (ca,  lH5ü  v.  Chr  >  mit 
anderen  Rechnungen  des  neuen  Reiches  herausgegeben  und  erklärt. 
2  Bände  folio.     1896.  JL  70  — 

lühjLtr.  d<fs  TextbandtK  iVIU,  100  8/i    L  fietfi^hichte  d<*r  rapyri  Rolliiu    U.  AcoB«ere 

"■^ffcnhpit    diT    Handsehririon.     ilL  UnUtTiiriB  um!  Lokal inUTiing  th't  Handschriflen. 

r*alftfographie    diT    Papyri    F{nlliri.     V.  Charakter  und   lidittlt  der  ilerhnunfen. 

*r»*»t?ung  der  llethn«iig<''n.    Vll.  Komnn?ular.    VIlI.  Anbajiir,  mlhaUcnd  tinft  thro- 

jolopisrh  gfjordtiete  Liste  voa  Namen  ägyp^^*^^^^'^  Krtü|i:»-  und  Handei&j^chjfff  uod  »mein 

IPtreuturif   d«r    <:*rwiLhnLen  CorKhe    der    ägyptbchPTt  Gt^rhichte.    VMie  .studi«  tber  das 

Vrrl^orhAltni«    von    (lold,    Silber  und  KiipftT^    in    weither  fiifibcä^oiidorc  dit»  allm&htifhc 

jilwfftiirig   dr«   Silber«    im    Pharaonunreich  xifTornmääeif  nachfewic4»en  ist,  bildest  de« 

jclitui«  der  Arbt'it. 

Der  Tiifidband  ^mit  4H  Tareliij    f^tvIbELlt   di>   bi-iij-beitelen  Papyri  in  Atrloi^raphiir  und 
Liihlttnick  n<*bst  elnf?r  hiorojtlyphiscbi'n  Umsrhrirt  der  sämtüirbfn  Texte. 

ilVa*{!    die    von  Hrn.  Ploylt-    scbon  iHftH   sehr   uiivoUkomineii  horau«gogfbcnen  und 

jrklärtvu    R^rbnungen    dor    Papyri  Hollin   der   Hitiliotbccfuo    tmtioiialf?  m  Paris  in  vcr- 

MCirUir  Form  und  iu  inuf^r  i\*^m  hculigt^u  Standpunkt  der  Ügyptologiti^chcn  W'is.Hcuscbftft 

chi^ndc^n  VVfi«f  1    ■  '     ..  (Irdt-n,  erschien  öihnn  lange  als  ein  Bi^dürfnts,    Aach 

für  dir*  NoviMii'  ''!i»"j  ilor  Hibl.  ArcliaeoL  i^ociety  ein*?  Arbeit  ttb er  einen 

Pii|>yri  Rollin.    '  r  Ahnungen  i  intrerfitht  dit^  tieVeiUi  gedruckt  in  einem 

lifilen  Heftt»  der  l'r»>ctt dui^i  dieser  not^t-llMhart  er-^chcimn  wird.  Herr  Dr.  »Spiced- 

kf    cis    sich    aber   zur  Anfjiabt'    irtfmarbt,    hjimMifhf  tiiM'hniiugt'n  ilteser  Papyri  in 

IT  Weifte  herauHZUgcben  und  /.u  koinmtM»(i<'nn.    Ütih<-i  ist  ik'mriclbfn  di*'  .  .  ,  Ver- 

|dlung  durch  würdige  Ansütatlnng  /u  Hilft'  geknmmcn ,  ,  .  K»n  Verdit^nnt  hut 

|trgi*1herg   erworben,   dacss  er  den  von  I'leyte  falnch  Rn-nefcr-chcix^rk»  gcJc«(jn*5U 
iBAtii^n    als   den  Tulmi'>  I  Hu-aa-ehepur-ka,   an   einer  andern  Stelle  al»  den  Arno- 
k>pMi  II  erkannte,  uni!  dn^^  er  i'iuf  Reihe   igyijtiif^cher  Wörter  teib  neu»    teils  prüüRiAer 
'litirnintt?  .  _  .»  Litenirisches  Cenlruiblall  189«  Kr  11. 

Arbeiter    und  A  r  b  e  i  t  e r  h  e  vv e g u  n  g    im  Pha raouenreich  unter  den 

Bümessiden  (ca.  \M%y — I  HX*  v.  Chr.).  Eine  kuUur^esrhichtlirhe  Skizze. 
^      8^     IV,  25  S.     Mit  1  Tafel  und  2  Abbildungen.     1B95.         J8  l  -- 

Wr^  Oie  Ägyptische  Sammlung  des  Miiseum-Ateermanno-Westreenia- 
tiutn  im  Haag.     Hrsg,  u.  erläutert.     4*».     29  S.     Mit  5  Tafeln.     IHyO. 

^  6  — 

Die  Novelle  im  alten  Acgyplen.     Ein  lilterar-bistoriscJier  Essay. 
KL  8»,     IV,  53  S.     1898.  JH  i  — 

Der   Name   des    Phoenix.     (Sonderabdruck    aus    dt^r   Strassburger 

Festschrift  zur  Üx  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner 
Jieraiisgegeben  von  der  Philosophischen  Fakultät  der  Kaiser- Wilhelms- 
^niversitäl.)    Lejt.  8^    4  S.     ItlOl.  Jif  —  50 


Verl^  von  KAEL  J.  TßOByElt  in  Sfartts^tia^. 


Soeben  erschien: 


BD  i  n  ß  t  ü  a. 


JAHRBUCH  DER  GELEHRTEN  WEI.T 

HERAUSGEGEBEN 

VUM 

Dr,  K.  TRÜBNER. 

ELFTER  JAURGANG. 

1901—1902. 

MIT  DEM  BILDNIS  VON   08GAR    MONTELIUS,    ItADlBRT    VOJC  JOli    LISCti^Qi 

IN  MÜNCHEN. 

ttf*.  83  ßofeit^  Preis  in  llalbperfaineiit  febnnden  M-  i2.— 


Dieses  Jahrbuch  aieUt  sich  die  Auffubi^  aulhciiitii^ho  AtiT^cblQ«*»  zu  9^*«m  I 
die  Organisation  nml  4aB  wiÄscnsr  ha  fluche  Personal  aller  Uiii?pr  ■*    *  -    * --  *v-;t,  i 
aller   leihnisi-hen   und  tandwirUchartlkhon   Hoch*chuk*a,   fern*  r 

ichnriljoho   Institute:    BibHatht'keti,  Arthive,   an  htic  logische    unl  iWfl« 

Mo»«eii.    SternwarUfii,    gülehrio    Geisel Ischaftm    etr.      Bin    vnil- 
ca.  S3  500  Namun    ermöglicht   tüs,    die   Adresse   und   das  Amt   Jc><] 
reaUustellen.    Di&  intensiven  internationalen  Bezichung»>D  auf  v,i 
haben   dai  Jahrbuch  hervor  gerufen   und    ihm  bereili  ein«  weite  Vtrbreitufi^  ^eitii«! 
Der  HerauBfeber  int  seincrsnila  bcmiht.  na   mit  jedem  Jahr  voncländifeir  jn  gmUiÜm^ 


M  otnmsefl 


L-V.  Jahrg.  berauÄgefr  von  Dr.  R,  Knkul»  und  K.  Trübuer :  VL  und  VIk  ^oii  K. ' 
Vlll.  um!  IX.  \fm  Dr.  K.  Trübner  und  Dr.  F.  Menüt;  X.  von  Dr.  K.  TrUhit#t. 

1.  Jahr^iinsr  1891-1892.     16^.  VI,  359  S.  geb<  M,  i-^ 

Beftchrankl  »kh  miT  dne  ^iisajnmon«te]|un£  des  tcbfeudnn  Pftr»öii«l»  4at  1 
univcrsitälen  iW  Welt. 

n.  Jahrgiuigr  181)2^1898.     Mit  dem  Rüdnia  Theodor 
radiert  von  W.  Krauskopf.    Ifi«.  Vf,  827  S. 
Im  [L  Jahrgßi9g[  wnrdt»  die  A"'"  i  -     I   -  Rh,  i,.  .    in 
nischen^   tiorJirzUicben   und   landwir' 
AOUftÜEre  gelehrte  htMiero  An-itjilten, 

für   die  gelehrte  Welt  von  Interessfr  -.nm,  miu  jhh^p  i  ,aiiini 
Qbflr  Cio«chichle,  Verlnssang,  ()rgriJLrii>iiiition,  linan/irlii?  \ih\' 
tnelatca  Angaben,  dto  einer  jährtiehen  V<?räüdcruTtg  ui*  ht  > 
die  historiftrhen,   sind  unl^r  VerweiBUng  nnf  Band  U  in  rt*'i>  >i«. 
gelaaseo.   ebenao   wnrdt"   in   den   j^päteron  Jahrgüngen  verfahren; 
iJ--IX  ai4ch  für  dh  Hanürstr  dtn  X.  Bande«  ro«    Wmrt, 

in,  Jnhrifritife^  189^—1894.    Mit  dem  Hildms  L.  Pasleur's,  radiert  < 

H.  Manesi^e.     1<^\  XVI,  81il  S.  geb.  M.  7.^ 

IV.  JnhrfraiiK'  1894 — 1895.  Mit  tiern  Bildnis  I^cird  Kelvin 's,  radiert  ^ 

Hubert  Heikomcr.     \^K  XVI,  mm  S.  geb.  AL  K- 

W  .Julirs-miüT  lH9ä— lH9tK  Mit  dem  Rildnis  G- V.  SchiÄparelli's^  mdi^ 

von  Orestt!  Silvet^tri.     im.  XIX,  989  S.  geb.  M,  H> 

TL  Jalir^iiii?  189t»— 1897.  Mit  dem  Bildnis  M.  J.  de  Goeje's,  radiert 

Tlu'iY'si'  Scliwartze.    ll>.  XXIV,  1082  S.  geb.  XI,  d.i 

VH,  Jalir^mni?  1897—1898.  Mit  dem  Bildnis  Fridtjaf  Nansen '$, 

xm\  JoIl  Nordhajien.  16o.  XXIV,  UHO  S.  geb.  M.  ia< 

Tin.  .Iiihrgiinjr  189H-1899     Mit    dem    Bildnis   von   F.  F.  Marien*. 
diert  von  ioh.  Lindner,    IG".  XXIV,  115.'>  S.  geb.  M.  10.- 

IX»  Jahrfcnnr  1899— 19t¥i.     Mit  iJom    Bddnr»  von  Charleä  W.  Elic 
radiert  von  .U>h.  Lindnen     ItJ*».     XXXII,  1200  S,  geb.  M.  IC 

X.  JahrriiMff  I9iHI— 1901.  .\Iti  d»?m  Bildnis  von  Wilh.  Conrad  Rönle« 
r^idiprt  von  Job,  IJndnei,     ItK     XXVIII,  12M  S.  geli.  M.  111. 

Prell  dar  JaürDäirot  1-X  {■!««  i.  83.-)  aiir  ■.  60.-. 
lYw  in  de?]  Jahrgritiift-n  It  — XI  i' ntii allen «n  BiMni»§e  i Kupfer- fiadtcrun£«ii<  kft 
anth  einzeln  im  pLii^i'-rfürmal  27X'^3  cm  bezogen  werden,    l'reta  pro  BluH  &L  ä.— . 


Vekt.au  Vi.v  KARL  J.  TRÜBNER   »v  Fim^d 

Sot'l- .,  ..  vhienen  rtic  folgenden  \,..-- 
STRASSBURGER    FESTSCHRIFT    ZUR '  ^TLV! 

T   Phil 


} 

k; 


ili 


MICHAELIS,    ADOLF,    STRASSBUPri^«^' 

Festßfabe   lür  die  archclolui^ische 

^  «nlung  deutscher  PI 

M  ten    von   dem    Kiin 

der    Kinser-WilhclmS'Unjvcrsiiat. 

Abbildungen. 

FNOFRBRr^^~ACHMI»l  -  STUDIEN  t:    ÜBF» 
**      zeit 'Hockergräber  zu  Achmim,  Naqada  k 

n    und      "  '      "' 

iif^n  AI'!- 


FORRER,  R„  ZUR   UR-  UND  FRÜHGES* 

Hlsa^s  Lcithringcn.  Nebst  vor*  und  irin_ 
Fundtatel  mit  192  Abbildungen  m  Licht- 
druck.. Cr,  4*.  46  ^  T-  vt  mit  T:\r  '  - 
druck  6:1  X  85  cm. 

JOLLY,  JULIUS,  MEDICIN  (IN  INDIENJ.    ORUNDRISS 

der    Jndo  -  nrischen    Pf"  und    AllirrtUT' 

in.  Biind  U).  HelL     Lt  140  S, 


KEIL,  BRUNO,  ANONYMUS  ARGENTINKNSIS.  FRA( 

nn^nle   xur  Geschichtf^   des   Perjkl 
'  "f'  nt    Sirnssburger   Papyrus,     h;..,..,  ^  ^-,. 
tcrt.    Mit   zwei   Tafeln   in    Lichtdruck. 
.^  AI,  341  S/-  ,  .  M. 

DIE  ALTEN  MATRIKELN  DER  UNIVERSITÄT  STRJ 

bürg  1(>21  bis  11^^^.    Bearbeitet  von  Gustav  C,  Kii4*^ 
Dritter  Band:  P  und  Ortsr 

untl  Akten  der  Sl  issburg  lü 

\  11,  557  b, 

MINOR,  J,  NEUHOCHDEUTSCHE  METRIK,  EIN  HAI 

buch.    Zweite  iimticarhcitctt'    n^^i--      -*^    vi\; 


MINERVA.   JAHRBUCH  DER  GELEHRTEN  WEL^ 

Herausgegeben  von  Dr.  K.  TrObner^    T  ' 
1901  —  1902.     Mit  dem  Bildnis   von  O 
Stockholm;    radirt  von  Johann  Lindner   tn  Mü 

th'^       S!'    Roj/rn       Gebunden  \T 


UolverstUMBuchilrvekerel  voii  OmI  6«org1  tn  Ö<i