Internationaler
Ameríkanisten-Kongress
Vierzehnte Tagung
Stuttgart 1904
Zweite Hälfte
Verlag von W. Kohlhammer
Berlin W. 35 Stuttgart
Derfflingerstrasse 16 Urbanstrasse 14
Léipzig
Rossplatz 16
Druck von W. Kohlhammer in Stuttgart.
EiniíJ'e Fragmente mexikanischer
Bilclerhandschriften.
Von Dr. Walter L e h m a n n -Berlin.
In der Handschriftenabteilung der K. Bibliothek zu Berlin
befinden sich, unter der Angabe; »Mss. Americana Nr. lo, mexi¬
kanische Hieroglyphen und Schriftstücke aus der Capilla de
Nuestra Señora auf der Pyramide von Cholula« einige Bruch¬
stücke von Dokumenten, die 1867 von einem Reisenden namens
Carl aus Neustadt-Eberswalde erworben wurden für den Betrag
von 70 Talern. Genauere Feststellungen über den Ursprung
der Schriftstücke liessen sich leider nicht mehr machen, doch
lässt sich für das erste der fin folgenden zu besprechenden
Fragmente mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen, dass es
einstmals der grossen Sammlung des Mailänders Boturini ange¬
hört hat. Vielleicht gilt dies auch für die anderen Stücke. Bei
der Besprechung der einzelnen Dokumente wird hierauf näher
eingegangen werden.
Für die gütige Erlaubnis, sie veröffentlichen zu dürfen, bin
ich Herrn Professor Stern zu grossem Danke verpflichtet. Von
den 9 Fragmenten scheinen mir nur 3 der Publikation wert zu
sein, da die übrigen zu sehr beschädigt sind. Sie werden in
folgender Reihenfolge besprochen werden :
I. eine Rechnung über gelieferte Naturalien,
II. eine Steuerliste,
III. eine Genealogie.
Hieran schliesst sich IV. ein grösserer Stammbaum, welcher der
Sammlung Uhde angehört, und den veröffentlichen zu dürfen
ich der Fiebenswürdigkeit des Herrn Professor Seler verdanke.
X I \'. Amerikanisten-Kongress.
I.
(S. Tafel I.)
Ein etwa 25 cm langes, 20 cm breites Blatt dünnen x‘\ga\'e-
papiers, das rechts oben die nachträgliche Seitenzahl 125 be¬
sitzt, offenbar also eine Seite eines umfangreicheren Dokumenten-
bündels darstellt. In der Tat findet sich auch auf der Rückseite
unten der Vermerk, dass es aus einem Aktenfaszikel des Señor
Cuvas stammt; die Abkürzung »Leg. de Cuvas« ist (nach einem
andern Blatt der Berliner Stücke) »Legajo del Señor Cuvas«
zu lesen.
Die Vorderseite des Blattes enthält eine Rechnung über
gelieferte Naturalien, über die auf der Rückseite eine Quittung
in spanischer Sprache ausgestellt ist.
Auf der Vorderseite fallen zunächst 7 Querlinien auf, die
das Blatt in 8 Felder abteilen, so dass sich die Eintragungen
auf 8 Tage erstrecken. An der rechten Seite bemerkt man
grössere Kreise, welche die Tage bezeichnen und die merk¬
würdigerweise bei den ersten beiden untersten Feldern und dem
letzten obersten fehlen. Das 4. Feld ist ohne Eintragungen, da
es ein Sonntag ist. Am Rande steht ein Kreis mit svastika-
iihnlicher Füllung, der, eigentlich vierfeldrig und vierfarbig, den
Festtag (il/mitl)^) bezeichnet. Demnach entspricht die unterste
Reihe einem Donnerstag.
Die Lieferungen selbst sind in ziemlich regelmässiger Reihen¬
folge von rechts nach links eingetragen in dem Stile der Ale¬
xander von Humboldt’schen Bilderschriften,^) der Poinsett’schen
Sammlung,^) des Codex Osuna und des Atlas Goupil-Boban
und mit Wertangaben versehen, so dass die Reales, von denen
8 einen Peso bilden, als Kreise mit kleineren darin eingezeich¬
neten veranschaulicht sind. So kosten 4 Bund çacate '^) i Real.
Die Darstellung der Bündel ähnelt denen im Lienço de Tlaxcala,
wo sie als Pferdefutter gezeichnet sind.’"’)
’) Seler, Ges. Werke 1, p. 25S Abb. 201, p. 267 Abb. 222, p. 27S
Abb. 239, 240, p. 279 Abb. 243.
^') ‘‘’’cler, Ges. Werke 1, p. 252 ft'.
") S. Transactions of the Amer. Philosophical Soc. Philadelplña. New.
íier. XVII, Part II (1892), Art. 4.
■•) çacate = iaculi »Maisslroh«.
^) ^ gf Seler, Ges. Werke 1, x\bb. 19O, 192, 193.
XIV. Amerikanisten-Konçress.
323
1 Fanega’) Mais kostet 3 Renies'-), 20 Tortillas in einem
Körbchen i Real“). In der untersten Reihe, an dritter Stelle,
findet sich eine Speise, von der 3 Stück i Real kosten und die
vielleicht in Fett und mit Pieffer (chilli) gedämpfte Tortillas,
sog. Fhichiladas, oder irgend eine andere Art gefüllter Krapfen
(tañíales) darstellen sollen.'’) 9 Fische "’) kosten i Real, i Trut¬
hahn, qnaxolotl, 2 Reales *’) ein Huhn (cihnatototl) i Real.’)
In der obersten Reihe sieht man ein geflochtenes Körbchen
mit einer körnigen, mehlartigen Zeichnung darüber, das wohl
chianipinolli^) darstellen soll und i Real kostet.
'Ähnlich der Bilderschrift der Poinsett’schen Sammlung")
sind in zwei F'eldern die Köpfe von Spaniern gemalt, die mit
Hut, Bart und Stab (topilli), als Zeichen der Gewalt, gezeichnet
sind. Sie stellen offenbar Beamte vor, vielleicht den Majordomo
und den Comanderò.
Die Bilderschrift selbst zerfällt in zwei Abschnitte: Zu
unterst Eintragungen für Donnerstag bis Sonntag, sodann Lie¬
ferungen für Montag bis Donnerstag.
Im einzelnen verteilen sich die Lieferungen wie folgt:
I. Donnerstag;
I quaxolotl
40 tortillas
9 enchiladas
4 çaeate
2 Real.
I Real
I Real
I Real
= 5 Reales
2. Freitag:
I quaxolotl
40 tortillas
4 çaeate
2 Real.
I Real
I Real
= 4 Reales
3. Sonnabend:
I Fanega Mais
9 Fische
40 tortillas
S çaeate
3 Real.
I Real
I Real
2 Real.
— 7 Reales
Summa
16 Reales.
h Fanega ist ein spanisches Hohlmass.
®) Vgl. Seler, Ges. Werke I, Abb. 244 — 246, 209.
8) Ibid. Abb. 205.
■’I Ibid. Abb. 204.
®) Ibid. Abb. 190, 191, 203.
®) Ibid. Abb. 194, 202.
''') Es scheint zur 8. Rubrik zu gehören, nach dem Strich zu urteilen,
der es mit der Summe von 2 Pesos und 7 Reales verbindet.
®) chia, chian »cierta semilla de que sacan azeite« (ìllolina), phiolli »la
harina de mayz y chia, antes que la deslian« (Molina). Nach Seler (Veröfifentl.
I> 4 P- 134) ist chia der Same der Salvia chian (P. de la Llave), aus dem man
01 presste, und der gemahlen und zu Suppe (chiampinolli) verkocht wurde. »In
den Hieroglyphen der Städtenamen und in den Bilderschriften wird das Element
chia in der Regel durch eine weisse oder gelbe, gestrichelte oder punktierte Masse
zum Ausdruck gebracht.«
®) Vgl. Seler, Ges. Werke I, Abb. 21 1.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
3 -’4
Die Gesamtsumme beträgt i6 Reales oder 2 Pesos. Cher
diesen Betrag ist ofifenbar die auf der Rückseite befindliche
Quittung ausgestellt, die lautet:
Recebi yo IMiguel mayordomo de , Miciahuala del señor
IManuel de Olvera comanderò deste pueblo dos pesos de
oro desta pintura, en tres de noviembre .... tres años.
Miguel ante mi
mayor Juan de paP
domo. comanderò
»leb, IMiguel, Verwalter von ]\Iizqìiiyaualla7i, empfing
von Herrn Manuel de Olvera, Richter dieses Dorfes, 2 Pesos
als Preis für die (umstehend) abgemalten Lebensmittel.«.
Am 3. November des Jahres ... 3 (1573?)-
Miguel, Verwalter. Vor mir
Juan de PaP, Richter.
Diese Quittung ist um so interessanter, als sie fast genau
mit der von Seler auf der Rückseite von Nr. VII der Alexander
von Humboldtschen Bilderschriften gefundenen übereinstimmt.’)
Nach Seler war Miguel ein für die Krone Spaniens verantwort¬
licher Beamter und seinem Namen nach ein Indianer. Das Dorf
Mizihuala ist richtiger geschrieben Mizqiiiymiallan, »Ort, wo
die Mezquitebäume im Kreise stehen«.-) Es liegt im Otomi-
gebiet, im Distrikt Actopa des Staates Hidalgo. Auf Blatt XIII
der Humboldtschen Bilderschriften unterzeichnet sich derselbe
Miguel als Miguel de Sane Juan.^) Auch dort bezahlt Manuel
de Olvera, und der Beamte, vor dem das Geschäft erledigt
wurde, ist derselbe wie auf Blatt VII der Humboldtschen Samm¬
lung, nämlich Juan de Palencia.
Das vorliegende Dokument scheint aus dem Jahre 1573
herzurühren, jedenfalls nach 1569. Blatt VII Humboldts stammt
aus dem Jahre 1571, wo Manuel de Olvera sich »comanderò«
(Richter) unterschreibt, Blatt XIII aus dem Jahre 1569, wo der¬
selbe »Corregidor« (Dorfrichter) war.'*) —
*) S. Seler, Ges. Werke 1, p. 255 — 256.
“) Gie Ortshieroglyphe für Mizquiyauallan steht z. ll. Codex Mendozat
Ml. 29, 7 (Kingsborough Md. 1).
”) Vgl. Seler, Ges. Werke I, p. 281, Abb. 247.
■‘) Ibid. p. 281.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
325
Der zweite Teil der Rechnung reicht vcni Montag bis
T)onnerstag. Der Montag ist wie die vorhergehenden Tage
behandelt; bei den späteren geschah offenbar aus Raummangel
ein Zusammendrängen derart, dass Dienstag (rechts) und Mitt¬
woch (links) in einer und derselben Rubrik stehen, nur in der
Mitte durch einen Vertikalstrich abgeteilt. Die entsprechenden
Tageskreise sind daher auch durch eine orientierende Bogenlinie
vom Montag gesondert. Der Donnerstag, ohne Tageskreis,
nimmt den obersten Teil des hier beschädigten lilattes ein, und
die Eintragungen sind hier unvollständig.
Die Lieferungen verteilen sich folgendermassen :
4-
.Sonntag :
—
5-
Montag ;
I Fanega Mais
9 Fische
40 tortillas
I çacate
3 Real.
I Real
I Real
I Real
= 6 Reales
6.
Dienstag :
I quaxolotl
40 tortillas
4 çacate
2 Real.
I Real
I Real
= 4 Reales
7-
Mittwoch ;
I quaxolotl
40 tortillas
9 Fische
4 çacate
2 Real.
(i Real)
I Real
I Real
= 5 Reales
I Korb
8.
Donnerstag ;
9 Fische
40 tortillas
chiampinolli
I Huhn
I Real
I Rea)^
I Real
I Real
=r 4 Reales
Summa . . 19 Reales.
Die Summe 19 Reales, oder 2 Pesos und 3 Reales, bleibt
um 4 Reales zurück hinter dem Preis, der über der Dienstag
und Mittwoch umfassenden Rubrik angegeben ist. Ich kann dies
nicht anders erklären, als dass die Einträge für Donnerstag nur
zum Teil erhalten sind. —
Was den Ursprung dieses Dokumentes anlangt, so kann
wohl mit Sicherheit gesagt werden, dass es mit Blatt VII der
Humboldtschen und dem entsprechenden der Poinsettschen Samm¬
lung zusammengehört und einen Teil der Boturinischen Samm¬
lung bildete, worüber dieser in seinem Katalog des »Museo
Indiano« nachzusehen ist.^) Boturini erwähnt dort (§ 21, i) »tres
mapas en papel Indiano como faxas. Tratan de los tributos,
que pagaba el pueblo de MizqiiiaJmállan, y en el se vén las
cifras numéricas de cada cosa, que entregaban los \ecinos«.
Die »tres mapas« sind demnach glücklich erhalten als Blatt VII
9 § 21, Nr. I.
326
XIV. Amerikanisten-Kongress.
und XllI der Humboldtschen und I der vorliegenden Sammlung,
alle drei in der K. Bibliothek zu Berlin befindlich.
II.
(S. Tafel II und Ila.)
Ein Streifen dünnen, gelblichen Agavepapiers von 46 cm
Länge und 21 cm Breite, auf Vorder- und Rückseite beschrieben.
Das ganze Blatt ist in der Mitte gebrochen, jede Hälfte ist wieder
durch eine Längslinie geteilt, so dass in jeder der 8 Rubriken
je 5 Personen verzeichnet sind, also 40 Personen mit spanischem
Vor- und mexikanischen Zunamen. Seitlich links ist allemal ein
Kopf gemalt, über dem die dem mexikanischen Zunamen ent¬
sprechende Hieroglyphe steht, während rechts stets ein Betrag
von 2 Reales pro Kopf vermerkt ist, der eine Abgabe darstellt,
weshalb ich das Dokument als »Steuerliste« bezeichnen möchte.
Nur einmal, Tafel Ila (Seite 15), zweite Rubrik von links (oben)
ist ein Haus gemalt, dessen Beziehung mir nicht recht klar ist.
Das Blatt trägt auf der Vorder- und Rückseite rechts oben
die nachträglichen Seitenzahlen 14 und 15, und es ist anzunehmen,
dass es einem grösseren Aktenbündel angehörte. Die Abfassung
ist wegen der spanischen Vornamen in die spätere spanische
Zeit zu verlegen; denn bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts
bestand an der Universität zu Mexiko ein Lehrstuhl für das
Studium der einheimischen Bilderschrift, dessen Tätigkeit sich
allerdings nur auf die Entzifferung von Titeln für Prozesse
u. dgl. m. beschränkte.^) Über den Ursprung vermag ich nichts
Bestimmtes zu sagen, aber es ist nicht unmöglich, dass auch
dies Stück der fast 500 Bilderschriften umfassenden Sammlung
Boturinis angehört hat.
Zu den Hieroglyphen ist folgendes zu bemerken:
I. Miguel Tlaocotl »der Betrübte«; tla-oco-tl ist part. pass,
auf tT^) von tla-ocoya »estar triste« (Molina). Die Hieroglyphe
zeigt einen Menschen mit verschränkten Armen und einer Träne
unter dem Auge.^)
S. liuschmann, Über die aztekischen Ortsnamen, llerlin 1853, erste Ab¬
teilung p. 40 u. 41.
Einige Beispiele des Particip. pass, auf U sind von mir im Ethnol.
.N'utizblatt in, lieft 2 p. 83 zusammengestellt.
®) Vgl. die Hieroglyphen für: Icuo-tlacail, Icuo-ix bei .Seler, Oes. Werke
h p. 244.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
327
2. Pedro y noti »der Krieger, Feind«.’) Dieser Begriff ist
ausgedrückt durch Schild (chivialli) und Schwert (mä-c-qiianitl),
die in Bilderschriften profanen, geschichtlichen Inhalts allgemein
als Symbol des Kriegs zu finden sind.
3. Alonso Olli »Sonnenbewegung«, ollin oder olin be¬
zeichnet die rollende Bewegung (Wurzel ol bedeudet allgemein
das »Runde«), das Erdbeben. Die Hieroglyphe, die sonst
in der Mitte das Auge nebst einem Pfeil (Sonnenstrahl) und
seitlich den Tag- und Nachthimmel darstellt, kommt am nächsten
der Abbildung des Sahagunmanuskripts der Ifibl. Laurent.-)
4. Pedro Tzaiihtli »Webekamm«, tzmihtli fehlt im Lexi¬
kon des Molina, der nur das Verbum tzmia »hilar«. erwähnt;
es muss aber ein Gerät der Webetechnik sein. Eine Form
der Erdgöttin namens »13 Blume« im Codex Nuttall hält es mit
dem Spinnrocken zusammen in der Linken (vgl. Cod. Nuttall
Bl. 19b oben.)
5. Pedro X iloti »Mai.skolben«. xilotl »magorca de mayz
tierna y por quajar« (Mol.) ist der junge Maiskolben, der auch
in der Hieroglyphe schematisch gezeichnet und mit Narben¬
büschen versehen ist.
6. Paolo Tecpa »PAuerstein« (tecpa-tl). Die Hieroglyphe
zeigt die bekannte Eorm der Bilderschriften ; ein ovales Messer,
dessen oberes Ende meist blutrot gefärbt ist, da das l'euerstein-
messer als eigentliches Opfermesser dazu diente, dem Opfer das
Herz aus der Brust zu reissen, um es weihend zur Gottheit
emporzuheben.
7. Alonso Ycniuhtli »P'reund«. Die merkwürdige Hiero¬
glyphe zeigt vielleicht den Thron, das Rangabzeichen des
P'ürsten, und darauf ein menschliches Gesicht. Es scheint
im Begriffe »P'reund« die Idee des »Princeps« zu liegen, dessen
treffliche Eigenschaften ihn als Beschützer des Volkes erscheinen
lassen, der die Last der Regierung auf dem Rücken trägt. ■^)
8. Pedro Yaotl, siehe 2.
9. Pedro Tlaçotl »Kehricht« ; tlaçotl ist part. pass, auf tl
Yaotl ist auch ein Name l'czcatlipoca's.
9 S. Seler, Tonalamatl p. 14. Verschiedene Varianten des Zeichens olin:
Ges. Werke I, p. 169 — 171 (bes. Abbildung 14).
Vgl. mama »auf dem Rücken tragen, regieren«.
XIV. Amerikanisten- Kongres.s.
328
und entspricht tlaçolli »Unrat« im Namen der Erdgottin Tlaçol-
teotl. M Die Hieroglyphe stellt etwas Durcheinander¬
gewirbeltes, Zerzaustes dar, ähnlich der zerzupften Masse in der
Hieroglyphe des Königs Tlaçol-yao-tsin von Uexotla.
10. Anton Matlac »Zehn« (viatlac-tli) ist in der
üblichen Weise durch zwei Reihen von je 5 kleineren Zahlkreisen
ausgedrückt.
11. Jnlio Ecatl »Wind« (éêcatl). Die Hieroglyphe zeigt
das bekannte Zweite der 20 Tageszeichen, den abbreviierten
Kopf des Windgottes Qnetzalconatl mit dem rüsselförmig vor-
cfestreckten Mund und dem infolge des starken Blasens hervor-
gequollenen Auge.
12. Florencio Oçoma »Affe« (oçoniàtli). Die wohl den
schwarzen Brüllaffen darstellende Hieroglyphe erinnert im Stil an
das II. Maya-Tageszeichen batz, chuen im Cod. Tro. Blatt 25*0.
13. Francisco Ouiyauh »Regen« (quiaiiitl, quiyauitl). Die
Hieroglyphe zeigt die herabfallenden Regentropfen.
14. Antonio Coyoti »Wolf« zeigt den spitzschnauzigen
mexikanischen Wolf.
15. Siehe 14.
16. Siehe 6.
17. Domingo Cuitlapaviyac »Hintenlang«, ciiitlapa-niyac
ist gebildet aus: cuitla-tl »Exkremente«,^) pa, Postposition, und
uiyac = iieyac »aufrechtstehend« (cosa larga o luenga, Molina),
part, von ueia. ni »hacerse grande« von uey »gross«. Die
Hieroglyphe drückt dies aus, indem eine aufrechte Person hinter
dem Kopf gezeichnet ist.
18. Diego Jzcnitepito »Kleiner Hund«, itzcuin-tli »Hund« ;
tepito, Deminutivendung. In der Hieroglyphe ist ein kläffender
I lund dargestellt.
19. 20. Juan Tochtli »Kaninchen«. Die Hieroglyphe
zeigt den Kopf des Tieres«.
21. Antonio Xolo »Xolotl«. Xolotl bezeichnet allgemein
die Gemination und, da Zwillinge als Missbildungen angegeben
werden, auch diese. Weil Xolotl Zwillingsbruder des Windgottes
') \’gl. die verächtlich machende Endung ^ol, /. B. in cac-çol »schlechte,
zerrissene Sandale".
'■') .S. Seler, X'eröff. 1, 4 p. 170 Ahh. 109 (p. 173).
*) ^8^- cuiiln-pilU ».Sohn des Hinten« = »Schwanz«.
XIV. Amerikanist en-Kongress.
329
•Qìietzalcoiiath ist — coitati bedeutet sowohl »Schlange« als
»Zwilling« — , so stellt die Hieroglyphe die charakteristische
Schanibinde dieses Gottes dar, die an den Ecken abgerundet ist.^)
22. Juan Onietoch »2 Kaninchen«. Ovie-tocJitli ist ein
Datum des aus 13 mal 20 Tagen gebildeten astrologischen
Tonalamatl, weiter aber auch Zeichen der l’ulquegötter, da das
Kaninchen Sinnbild des Rausches war. Onietochtlixst daher auch die
technische Bezeichnung der Pulquepriester. -) Die Hieroglyphe
stellt den Kopf des Kaninchens und darüber zwei Tageskreise dar.
23. Antonio Tlaniaca »Priester«. Tlamaca steht für tla-
inacazqui, dem Terminus teclinicus für Priester, abgeleitet vom
Verbum maca »geben«. Die Priester hatten besondere Haar¬
tracht; das Haar fiel lang und wirr herab, weswegen sie auch
papaua (von papa »lang herabfallendes Haar«) genannt wurden.
In den Bilderschriften ist ihr Leib und Gesicht schwarz gemalt
mit einem roten Fleck an der Schläfe. Auch die vorliegende
Hieroglyphe soll das charakteristische Haar versinnbildlichen.
24. Juan Miztli (Mitztli f). Wort und Hieroglyphe
sind nicht ganz klar; miztli würde »Katze« bedeuten.
Die Hieroglyphe konnte einen Tierkopf darstellen, dann wäre
aber der lange P’ortsatz unverständlich. Wäre mitztli zu lesen,
so könnte man an metztli denken, das »luna, o pierna de hombre
■o de animal, o mes« (Molina) bedeutet. Die Hieroglyphe ähnelt
in gewisser Weise der Darstellung eines Knochendolches, omití;
vielleicht ist hier metztli (mitztli) in der Bedeutung »Ober¬
schenkelknochen« gebraucht.
25. Pedro Ecatl s. ii.
26. Pedro Xilotl s. 5. Zwischen dem Namen und den
2 Reales findet sich hier ein Haus gemalt, dessen Beziehung
mir aber, wie oben gesagt, nicht klar ist.
27. Juan Omilquauh »Knochen-Adler«. Omití »Knochen«,
quauJitli »Adler«. Die Endung tl, die in Zusammensetzungen
.abfällt, ist bei omití in eigentümlicher Weise mit dem folgenden
Wort verbunden, welche Erscheinung sich in gewissen spanisch¬
mexikanischen Grammatiken öfters findet. •'*)
*) Vgl. xolotl im Cod. l’orgia 13, 22. Cod. Borbónicas 26, 16.
-) S. Sahagun 4 cap. 5.
Vgl. Mexikan. Grammatik von Vetancurt, Mexico 1673, p. i teolt —
ieotl, p. 2 telt — tetl, p. 22b viailt = niaitl, p. 30b tlacalt = ftacatt, p. 34b coati
330
XiV. Amerikanisten-Kongress.
Die Hieroglyphe zeigt einen Adlerkopf und darunter
einen Röhrenknochen, erkenntlich am Schaft und den dicken
Gelenkenden.
28. Pedro Tlapal »Farbe« ; tlapalli bezeichnet besonders
die rote Farbe (vgl. color und span, colorado). Die Hieroglyphe
zeigt ein ovales Stück Farbe.
29. Thomas Queçatl »Ouetzalfeder« ; queçatl gleich qiietzalli
»das aufgerichtete«, bezeichnet »pluma rica, larga y verde«
(Molina) des grünen Quetzalvogels, dessen Schwanzfedern ein
kostbarer Schmuck und wichtiger Handelsartikel waren. Die
Hieroglyphe zeigt eine derartige Feder.
30. Alonso Ocenlotl »Jaguar« ; ocelotl, wo ë entweder die
Länge des e oder Ausfall eines 11 bezeichnet. ^)
Die Hieroglyphe gibt den Kopf des Raubtieres mit den
dunklen Flecken wieder.
31. Francisco Tecpatlayacaqíii-^Vtwtvsidm-Koig&sxchi«-. tcc-
patl »Feuerstein« ; tlayacaqui ist part. act. auf qui, yaca, von yaca-
tl »Nase, Gesicht« ist verbal gebraucht »Gesicht haben«, tla
muss den Sinn von »rot« haben und dürfte zu tlatla »brennen«,
tla-ni »hell werden« (von der Morgenröte) -) zu stellen sein. Die
Hieroglyphe zeigt den Feuerstein und darunter das rot ange¬
malte Gesicht.
32. Juan Mito »Kleiner Pfeil« ; mi-tl »Pfeil«, to, Demi¬
nutivendung. Hieroglyphisch ist dies durch einen Rohrschaft
ausgedrückt.
33. Pedro Ocelotl, s. 30.
34. Francisco Conati »Schlange«. Die Hieroglyphe stellt
den Kopf des Tieres mit der gespaltenen Zunge dar.
35. Francisco Vcxi »PTss« (icxi-tl). Die Hieroglyphe
ist ohne weiteres klar.
36. Domingo Olli, s. 3.
= coati; übrigens findet sich diese Verschleifung aucli im klassischen Mexikanisch:
z. H. al-tepell »Dorf« aus all -[- tcpetl »Wasser, Berg«, in al-(ia »baden«, abge¬
leitet von atl »Wasser«.
9 Vgl. .Seler, (les. Werke I, p. 239 — 240.
‘J Von t/aul abgeleitet ist auch 'J'läco »Osten», dessen ältere Bonn
lautet, da u und / miteinander wechseln, indem meist p zu u sich vernüchtigt,
u aber vor Konsonanten, besonders p, sich zu p erhärtet resp. assimiliert (vgl..
xippoualli «Jahreszählung« xiuh-poualli).
XIV. Amerikanisten-Kongress.
331
37. Diego Ce aca »Morgenstern«. Cë (een) acati »i Rohr«
ist der bekannte Name von Quetzalconatl (Tlaiiizcalpanteciith),
dem Morgenstern. Die Hieroglyphe zeigt das Datum an durch
einen Rohrschaft, der mit der Zahl i verbunden ist.
38. Francisco Quiyanh, s. 13.
39. Antonio Tlilin »Schwarz« ; Z////;/, »schwarze Farbe«
Durch die Hieroglyphe ist ein schwarzer Kreis dargestellt.
40. Pedro Qnanhtli »Adler«. Die Hieroglyphe zeigt einen
Adlerkopf.
111.
(S. Tafel III.)
l’2in 45 cm langer, 64 cm breiter Streifen gelblichen Agave¬
papiers, stellenweise beschädigt und auf Leinwand aufgezogen.
Auf ihm ist in bunten Farben und in weit sorgfältigerer Weise als
auf den vorher besprochenen Blättern ein Stammbaum behandelt,
der 33 Personen, 25 Männer und 8 Frauen, umfasst, und zwar
in 6 Generationen. Offenbar diente er als Grundlage zu einem
Prozess, vermutlich einem Erbschaftsstreit, da auch in spanischer
Zeit noch das alte mexikanische Verfahren beibehalten wurde,
den Gegenstand von Streitigkeiten und die darin verwickelten
Personen durch Bilderschfiften zum Ausdruck zu bringen. Eine
Anzahl derartiger Dokumente ist uns erhalten geblieben, ') und
das vorliegende Stück bildet eine wertvolle Ergänzung, da es
uns einige 30 Hieroglyphen mit beigesetzten mexikanischen Na¬
men an die Hand -) gibt.
ln der obersten Reihe ist das Paar gezeichnet, von dem
in gerader Linie i Sohn, 2 Enkel und 4 Enkelinnen, 4 Urenkel
und I Urenkelin und 4 Ururenkel abstammen. Die wechsel¬
seitigen Schwiegerväter des Stammpaares sind links und rechts
in ihrem Hause sitzend gemalt, bei dem des Stammvaters sind
noch 4 Söhne als Nachkommen angegeben ; ein seitlich sitzen¬
der Mann, der nach ausserhalb in eine andere Familie geheiratet
1) Vgl. Kohler, »Das Recht der Azteken«, Stuttgart 1892, p. 107 § 67;
s. z. B. Boban, Documents pour servir à l’hist. de Mexique II Xr. iio, 112,
1 16, 1 1 7 ; III.
-) Eine ganz kleine, ungenaue und unvollständige Wiedergabe dieses Do¬
kumentes findet sich ohne jede nähere Angabe oder Erklärung in Band I von
»Mexico à través de los siglos« p. 655.
332
XIV. Amerikanisten-Konçress.
hat, kann \ielleicht als Bruder desselben Schwiegervaters an¬
gesehen werden, während die rechts darüber befindlichen 2 Männer
in ihrem Verwandtschaftsgrade schwer zu bestimmende Vorfahren
darstellen ; 3 der von den Stammeltern abstammenden Frauen
haben sich nach auswärts in andere Häuser verheiratet, was durch
Fussspuren angedeutet ist, die die Verbindungsstriche begleiten.
Die Frauen sind in einer Art bittender Stellung gezeichnet;
zwischen ihnen und den in ihrem Haus sitzenden Schwieger
Vätern ist jedesmal die Hieroglyphe ihres Ehemannes zu sehen.
Ausserhalb all dieser Personen ist rechts unten ein Mann mit
geöffnetem Munde gezeichnet, dessen Bedeutung schwer zusagenist.
Die Männer sitzen sämtlich auf einem Schemel Cicpalli),
mit einem über dem Nacken geknoteten Mantel (tilnihtli) be¬
kleidet, während die Frauen, an dem in P'orm von zwei Hörnern
aufgebürsteten Haar, dem Hemd (iiipilli) und der Enagua (ciieitl)
erkenntlich, in kniender Stellung sich befinden.
Die Hieroglyphen sind meist über oder neben den Köpfen
der betreffenden Personen gemalt, nur in 8 Fällen stehen sie auf
den Mänteln der Männer, Ich werde sie in der durch die Ver¬
wandtschaftsbeziehungen bedingten Reihenfolge erklären.
I. 2. Tlótli »Sperber« (»gavilan, halcón o açor« Molina)
und CuJiiiatl {colmati) »Schlange« scheinen Vorfahren des
Vaters der Stammhalterin zu sein, obgleich der Strich, der
sie mit dessen Hause verbindet, sie mehr als Descendenten
charakterisiert. Die Hieroglyphe für tlótli lässt nur noch den
Schwanz des Sperbers erkennen, während die zweite eine
Klapperschlange darstellt.
3. Der Vater der Stammhalterin, dessen von der k'ront
gezeichnetes Haus den hervorragendsten Platz des ganzen Blattes
•einnimmt und dessen Mantel besonders kostbar ist: Ocelotli
teciiitli ayapacatli »Jaguar, Fürst, Ayapacatl« (ocelotl tecutli
ayapacatl). Durch die 1 lieroglyphe ist uns der Name ocelótli
erklärt, ein Jaguarkopf, aus dem die Person mit ihrem Kopf
heraussieht. Teciiitli ist Titel, Ayapacatli unklar. Der Form
nach ist es ein Gentile und würde so viel als »tier aus Ayapanco
•(oder Ayapani) bedeuten.')
') Vgl. 1 Jiccionaiio gcográfico-historico de las Indias orientales por .'antonio
de ;\lccd I, Madrid 1776, 'l'omo 1, ji. ßd : » Ata ['allibo, Pueblo y cabecera de Par-
XIV. Amerikanisten-Kongress.
333
4. Der Vater des Stammhalters: Name und Hieroglyphe
sind zerstört. Vom Namen vermag ich nur Toi . . . noch eben
zu erkennen; vermutlich enthielt er das Wort tol-in »Binse«.
5. Der vermutliche Bruder von 3: Misciihuahiieyac »auf¬
rechte Wolkenschlange«. Die Hieroglyphe zeigt eine senkrecht
stehende Schlange und darunter Wolken, inixtli »die Wolke«,
conati »Schlange«, iieyac »aufrecht«.
6. Die Frau von 5, mit ihm durch Fussspuren verbunden:
Qiiauhtzouatl. quauitl »Baum«, tzonatl ist im Lexikon des
Molina nicht angegeben und mir auch sonst nicht bekannt. ')
Die Hieroglyphe zeigt einen Baum und auf einem Ast desselben
eine Feder.
7. 8, 9, IO Söhne von 3:
7. Couacuechtli »Schlangenklapper«. Die Hieroglyphe
ist dieselbe wie bei 2.
8. Paçin »rote Farbe«, pa ist der Stamm von palli »rote
Farbe«, vgl. /rt'. nitla = »teñir algo con tinta o colores de tin¬
toreros« (Molina); çm — tzin ist Reverenzialendung. Die Hiero¬
glyphe zeigt einen rot gemalten Kreis.
9. Tezpa »Farbenzerreiber«. teci »zerreiben« (»moler mayz
o cosa semejante en piedra«), pa wie in 8.
Die Hieroglyphe zeigt 3 ovale Steine, die offenbar zum
Zerreiben der Farbmasse dienten.
10. Yscon »Aughöhle«. ys = ix-tli »Auge«, con Stamm von
contiti » T opf« . ■)
11. 12. Die Stammeltern, Tochter von 3 und Sohn von 4:
11. Xiiihtototli »Türkisvogel«, gewöhnlich xhih-tototl ge¬
nannt.
12. Nenieloni »Kasteiungsinstrument«. Die Erklärung des
Wortes ist schwierig. Ioni ist die vom Passiv gebildete Instru¬
mentalendung, ne das allgemeine Reflexivpronomen, nie muss
also den Sinn von »stechen« haben, und da kann man an nii-tl
»Pfeil«, nii-ni »schiessen« denken, da e und i häufig lautlich
tido de la Alcaldía mayor de Chaleo, en Nueva espana; tiene 100 familias de
Indios, y es anexo del Curato de Amecameca, distante 2 leguas al S de su capital«.-
Etymologisch zu tzouatl gehört tzoiiia »enlazar a otro« etc., aber ich
vermag dadurch doch nicht die Hieroglyphe zu erklären.
(com-pilU) »der kleine Topf«, Xame der mexikan. Königskrone,
334
XIV. Amerikanisten-Kongress.
wechseln.') 7te-inc-lo-7ii w'àxe ^\so »das, womit man sich sticht«.
Das Blutabzapfen vom eigenen Leibe war eine weitverbreitete
Kultushandlung, die mit Agaveblattspitzen (iiitztli) oder Knochen¬
dolchen (07/iitl) vollzogen wurde. Sie wurde 7teçoliztli, 7ie-7ieiiepil-
tequiliztli, 7ie-7iacaz-teq7iiliztli genannt.
Die Hieroglyphe zeigt einen Vogelfuss (Adlerfu.ss
mit spitzem oberen Ende. Man wird versucht, an einen
ähnlichen Adlerfuss, Cod. Borgia 64, zu denken, der das Symbol
der Sünde dem Chalchiuhtotolin hinreicht, wo nach Seler'-) die
Idee vorliegt, dass der Truthahn, das ist das »kostbare Nass«,
das bei der Kasteiung abgezapfte Blut, den Schmutz der Sünde
wegnehmen solle.
Sonst begegnet der Adlerfuss in den Bilderschriften noch
als Abzeichen der Göttin von XocìiÌ77iilco, der Cha7itico, und
verwandter Gestalten,^) sowie Adler- und Jaguarfuss als Symbol
des Opfertodes im Cod. Vat. B. Blatt 7 unten. Es ist möglich,
dass der Adlerfuss in unserer Hieroglyphe das Blutopfer durch
Selbstkasteiung andeuten soll, da der Adler das kriegerische
Tier ist und quaiiJitli »Adler« geradezu auch »Krieger« bedeutet,
Krieg und Opfer aber unzertrennliche Begriffe sind.
13. Sohn von ii und 12: Yztlapocatzhi »rauchendes Blut«.
yz Cez)-tli »Blut«; poca, popoca »rauchen«.
Die Hieroglyphe zeigt die ornamental gehaltenen Blut¬
spritzer, wie sie beim Opfer und bei Verwundungen durch
Pfeile in den Bilderschriften oft angetrofifen werden. Vgl.
z. B. Cod. Vat. B. Bl. 38 ob. und Bl. 37 unten, wo das Blut aus
dem Körper des auf dem Rücken liegenden Opfers spritzt,
bezw. der abgebrochene Blütenbaum dargestellt ist.
14. Tochter von 13: XÍ7i)ixavalçÍ7i »Türkisgesichtsbema¬
lung«. xÍ7{itl »Türkis«, xaîia »bemalen« (Gesicht). Die Hiero¬
glyphe ist durch einen grünen Streifen im Gesicht der Frau
ausgedrückt.
b In den mexikanischen Hymnen Sahaguns z. B. wird die Endung des
Barticip. act. qui und ui in quell und tuetl verwandelt; vgl. i/icyotli = uiiotli »Aus¬
strahlung, Rosette«, zu mill /d’feil«.
Erläuterungen zu Codex Vaticanos 3773. Berlin 1902. S. 272.
'*) ^ ßf Cod. Borgia 4, 6, 7; Cod. Bologna 4, 6; Cod. Borbon. 8; s. .Seler,
Cod. Vat. B. p. 34, 48.
XIV. Amerikanisten- Kongress.
335
15. Mann \’on 14: Maçaçin »Hirsch« (iiiagatI-\-isin), hiero-
"lyphisch durch den Kopf des Tieres veranschaulicht.
16. Vater von 14: Mocliichhiaçhi »der sich putzt«, ciii-
cliiua, nino »sich putzen«.
Die Hieroglyphe zeigt einen im Vergleich zu den andern
Personen stutzerhaft gekleideten Mann, der in einen Schwefelkies-
spiegeH) blickt. Es ist dies die einzige mir bekannte Darstellung
■eines wirklichen Spiegels. Die Person trägt ausserdem noch
einen Lippenpflock.
17. Sohn von 13: Tlayecohiiaçin »der Kämpfer«, yecoa
»kämpfen«. Die Hieroglyphe zeigt Schild und Schwert.
18. Tochter von 17: Ahanotiuh »die ergriffen wird« (von
ana »fassen«), ausgedrückt durch einen Arm, der nach der Frau
greift.
19. Mann von 18, Name und Hieroglyphe fast ganz zerstört.
20. Vater von 18; Hieroglyphe erhalten:
Schild mit Rauchwolken ; der Name war also wohl Chiinalpopoca
»> rauchender Schild«.
21. Sohn \'on 17: QuanJiqnaçin »Adlergesicht« (qnanJitli
» Adler« »Stirn«); Hieroglyphe zeigt einen Adlerkopf.
22. TlacencaJinaçin »reifer Mais«, Sohn von 13. Tlacen-
cauhtli = tlacencmtalli, part, von tlacencana »beenden«, also
»das Reifgewordene«. Die Hieroglyphe zeigt einen Maiskolben
mit Narbenbüschen
23. Uictsintecuitli »Hacke-TVi:;////«, Sohn des vorigen.
nictli »coa para labrar o carvar la tierra«. Die Hieroglyphe
zeigt das mexikanische Ackergerät, von den Spaniern coa, ver¬
derbt aus qnauitl »Holz«, genannt, das an der einen Seite ver¬
breitert und winklig gebogen war. Die Hieroglyphe entspricht
denen anderer Bilderschriften.'-)
24. 25, 26. Söhne von 23:
24. Tepiltzacan. Die Hieroglyphe zeigt einen Stock, der
aber mexikanisch topilli heisst. l'ür Tepiltzacan weiss ich
keine befriedigende Erklärung.' )
petz-tezcatl ; petztli »piedra de espejos«, tezcatl »Spiegel«.
Vgl. z. B. Cod. Magliabecchi Blatt 67 links oben, Blatt 69; s. Seler
Veröff. I, 4 p. 160 Abbildung aa. Ges. Werke I, Abb. 102, 103 und 126.
Vgl. pilli »Sohn«, tlatzaccan »alcabo, alfin o a la postre« (Molina).
XIV. Amerikanisten-Kongress.
25. Chiqiiillitsin. CJiiquilli fehlt im IMolina ; es scheint
irgend ein Insekt (Schmetterling?) zu sein, obgleich der Eindruck
der ganzen Hieroglyphe eher der eines Vogels ist.')
26. Ysconeçín »Pupilla«. ix-cone-tzin. Die Hierogl)-phe
zeigt ein Kind (couetl). (Vgl. Abb. 73.)
27. Tochter von 13: Tzoniiacxoch »an der Spitze trockene
Blume«, eine Kaktusart, die aber von Hernandez nicht erwähnt
wird. Die Hieroglyphe zeigt die stachlige Kaktusstaude mit
rotem Blütenbusch an der Spitze.
28. 29. Schwestern von 27:
28. Xilosoçin = Xilo-xoch-tzin; xiloxochitl ist Carolinea
princeps, deren Blüte die Hieroglyphe darstellt. Das ganze Ge¬
wächs ist schön im Cod. IMagliabecchi Z. B. Blatt 47 bei
xocliipilli zu sehen.
29. ChalcJihilitleiuiacçin »aufrechte Edelsteinperlen«, ciial-
cJiiuitl »esmeralda basta« (Molina), elniac part, von eiia »sich
erheben«. Die Hieroglyphe zeigt 2 runde kleinere und eine
grössere längliche Steinperle aufgereiht auf einer Schnur.
30. Ciiiateoçin »weibliche Gottheit« (Ciuateotl), Sohn von
28. Der Name bezeichnet die Erdgöttin. Die Hieroglyphe
zeigt einen weiblichen Kopf mit charakteristischer Gesichts¬
bemalung und gleicht genau der des Ortsnamens Ciiiuatlan.
Die Hieroglyphe des Ortes Ciimateopan zeigt im Cod. Mendoza
(Blatt 54, 3) den Kopf der Erdgöttin CiiüiacoJmatl oder Tonan-
tzin auf einer Tempelpyramide. •^) Als Eigenname begegnet
Ciiiuateotzin z. B. auch in der »Monarquia Indiana« Torquemadas
(voi. I p. 87, 2) als »reina de CoJuiatlychanx..
31. Teinayaiíhçin, Sohn von 30, bedeutet »der die Leute
(te) zu Boden wirft«. May ani, nite »derribar a otro en el suelo«
(Molina). Die Hieroglyphe zeigt eine Anzahl Steine.
32. Qiietzalyaoçiii »Quetzalkrieger«, Sohn von 29. Die
Hieroglyphe stellt eine grüne Ouetzalfeder dar.
33. Yanalxocliçin, Tochter von 22, von yanalli »Kreis«
’) \’”1. chiquilitzatzi .nlar grandes gritos« (Molina).
S. auch Hernandez, Romae 1651, p. 68 (cap. 35) nebst Alrljildung.
\'gl. l’eiiafiel, Xombres geográficos de Mexico p. 74.
XI V- Anierikanisten-Kongress.
Lehmann. liinige hVajimente mexikanischer Bilderhandschrificii.
Tafel I
Rechnung- über gelieferte Naturalien.
XIV. Amcrikanisten-Konsfre
Fragmente mexikanischer Iliklerhandschriften
Tafel II
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Lehmann, Einige Fragmente me.tikanischer Biklerhindschriften.
rafei II.
I'afel lia.
T;ifel lia.
Tafel II und Ila, Steuerliste von 4ü Personen.
XIV. y\inerikanisten-Kon:
í^c k'ragmcntc nicxikanisclicr llildcrhandschriftcn
Tafcl 111
' I?
Genealogie von 33 Personen.
XIV. Anierikanisten-Kongress.
Lehmann. Einige Er.agmcnte mexikanischer Hilclerhandschriftcn.
Tafel l\’.
Genealogie von 50 Personen.
XIV. Amerikaiiisten-Kongress.
337
und Xóchitl »Blume «d) Die Hieroglyphe .stellt demgemäss
eine Blume und darunter einen Kreis dar.
34. Tahiiiçiii, Mann von 33. Die Bedeutung ist unklar,
vielleicht ist äui »fröhlich sein« oder à-ìii »zanken« darin ent¬
halten; doch sieht das Wort so aus, als wäre es eine Posses¬
sivbildung. Auch die flieroglyphe gibt keinen rechten Anhalt ;
sie zeigt einen männlichen Kopf mit 2 Streifen als Backen¬
bemalung ähnlich der Hieroglyphe 30.
35. Teîicyoçin, Vater von 34. teueyo ist vermutlich eine
Verwandtschaftsbezeichnung: te »jemandes«, iieyo, Abstractum
von iiey »gross« — also etwa »älterer Bruder« ; toneyo ist im
IMolina als »advenedizo o estrangero« angegeben. Eine beson¬
dere Hieroglyphe ist nicht gezeichnet.
36. Xalteinoc »herabkommender Sand« (Xalli »Sand«,
teuioc part. von temo »herabsteigen«). Die Hieroglyphe
drückt dies durch eine punktförmige Zeichnung aus.
IV.
(S. Tafel IV).
Phn 82 cm langes, 57 cm breites Stück alten spanischen
Papiers, vergilbt, mehrfach gefaltet und beschmutzt, unten rechts
abgerissen. Es gehört der im K. Museum für Völkerkunde
zu Berlin befindlichen Sammlung Uhde an und ist als Nr. IVc“-
3014®' inventarisiert. Es findet sich mit anderen, gleichfalls im
Museum aufbewahrten Dokumenten schon 1857 erwähnt:“) »en¬
fin 5 dessins enluminés sur papier, paraissant très anciens et
représentant la généalogie et les migrations du peuple des
Aztèques, avec des figures de plantes et d’animant et quelques
explications en langue espagnole«. In den Akten des Museums
34/62 findet sich unter Nr. 31 die Bemerkung: »Stammbaum auf
Papier, altes Ms. Miniatur- oder Aquarellmalerei«.
In der Tat behandelt das Blatt einen Stammbaum von
50 Personen in 9 Generationen, wovon 38 Männer, 12 PTauen
sind. 35 Personen sind in ganzer Figur gemalt, die übrigen
fi Vgl. Hernandez, De Historia Plantarum Novae His. paniae (Madrid 1790),
Tomo II, p. 444 aVahvalxochitl« seu »flos orbicularis«.
') Vgl. Catalogue des objets formant le Musée Aztéco-Mexicain de Feu
M. Charles Uhde à Handschuhsheim près Heidelberg, Paris 1857, p. 60.
XIV. Amerikaiiisten-Kongress.
O ^ Ss
(letzten) zeigen nur die Köpfe. 1 1 der männlichen Personen
haben einen Kopfputz, aztaxelli genannt, der bei der ersten
und 34. Person noch mit Quetzalfedern geschmückt ist. Die
letzteren beiden halten in der rechten Hand einen Rlumenstrauss,
wie er ähnlich im Lienço de Tlaxcalla zu sehen ist (z. B. Bl. 28).
Auch ist diesen beiden, die im Range höher als die übrigen
stehen, eine rot-weiss gestreifte , über der Stirn geknotete
Binde gemeinsam, die ein Trachtabzeichen der Tlaxcalteken
ist und sich im Lienço de Tlaxcalla z. B. auf Blatt 25 findet.
Die Männer sitzen alle auf einem niedrigen Schemel (ic palli)
und sind mit dem über dem Nacken geknoteten Mantel (til-
inatli) bekleidet, während die P'rauen mit hornartiger Frisur,
Hemd und Rock versehen und in kniender Stellung, die Hände
vorgestreckt, gezeichnet sind. Hieroglyphen finden sich nur
bei den ersten 7, der ii. und 19. Person. Von der fünften
Generation ab treten fast ausschliesslich spanische Namen auf,
so dass, wenn man für jede Generation einen Zeitraum von
25 Jahren ansetzt, das Dokument etwa in die Mitte des 17. Jahr¬
hunderts zu verlegen wäre.
Der Stammhalter ist an die Spitze des ganzen Blattes ge¬
setzt, wo er in einem Hause gezeichnet ist, dessen Front nach
vorn sieht wie bei der vierten Person, während die Häuser
seiner übrigen 5 Söhne in der Seitenansicht gezeichnet sind.
Der Stil der Figuren und Hieroglyphen ist ziemlich grob ;
die Farben sind meist rot, gelb und gelblich-grün.
Das Schema des Stammbaumes ist folgendes ;
Vom Stammhalter rühren 6 Söhne her. Die Nachkommen¬
schaft des ersten erlischt mit 3 Kindern ; vom dritten stammen
2 Söhne ab, von denen der eine (A.) 7 Kinder, der andere (B.)
nur eins hat. Von den 7 Kindern ist wieder je r Kind und
Enkelkind angegeben und vom 6. noch 2 Nachkommen (Ur¬
enkel). Von dem Sohne B.s stammen drei Söhne, von dem
letzten derselben noch ein Sohn, von dem ersten dagegen i Sohn,
4 Enkel, 2 Urenkelinnen. Der 6. Sohn des Stammhalters end¬
lich hat 1 Sohn, i Enkel, 2 Urenkel und i Ururenkcl.
Die Personen eines Verwandtschaftsgrades sind wie auf
dem vorigen Dokument in einer Höhe gezeichnet.
Im einzelnen ist zu den Namen folgendes zu bemerken:
I. 'ilatzcantzin chichiniecatlaqiien . . Tlatzcan ist die
XIV. Amerikanisten-Kongress.
339
Cypresse, was duixli den steifen Baum hieroglyphisch aus¬
gedrückt ist. CÍLÍcJiimecatl ist ein Ehrentitel sowohl der
Herrscher von Tetzcoco als auch der Tlaxcalteca (s. Seler, Ges.
W. I, 233), der hieroglyphisch durch Bogen und Pfeil ver¬
anschaulicht ist, da die Chichimeken die wilden Jägerstämme
der Vorzeit sind;’) das folgende Wort, das den Stamm quen
(vgl. qicemitl) »Kleid« zu enthalten scheint, vermag ich nicht
recht zu erklären. Vielleicht ist chicliiviecatlaqiieu partizipial
zu fassen (= chichimccatlaqHe7iqHÍ)^) »der das Abzeichen, den
Rang eines Chichimecatl hat.«
2 — 7 Söhne von i :
2. XiutJileJiuitzin »brennendes Kraut«. Von xiiiitl »yerua«
(Molina) und tleui, Intransitivum von tletl »P'euer«, vgl. tleuia,
nino »quemarse, o tener gran calor« (Molina). Die Pflanze ist
von Hernandez nicht angegeben, vielleicht ist sie identisch mit tla-
.cJiinol-xochitli Die Hieroglyphe stellt ein grünes, fünffach
gelapptes Blatt dar.
3. Nequmnetl ist eine Pflanze, die zusammen mit tzioactli,
einer Dornenpflanze, genannt wird ’’) und in dem Gebirgsland der
Chichimeken wächst, deren Königssitz Neqiianieyocan »Ort der
wilden Agave« heisst.'’) Die Hieroglyphe stellt die stachlige
Pflanze mit roten Blüten dar, )vohl eine Kaktusart.
4. Colmati tlaqniniilolmini. Colmati »Schlange« ; tlaqni-
niilolli »Bündel, Rückengestell«. Vgl. tlaqnimiloa »el que em-
buelve, o lia algo en manta o con manta« (Molina), mini ist
unverständlich. Die leider beschädigte Hieroglyphe (s. Abb. 93)
zeigt ein Holzgestell und darüber ein Bündel nebst einem Ouetzal-
federschmuck. Der Begriff conati ist dadurch nicht erklärt, wenn
nicht etwa das, was als zusammengewickeltes Bündel erscheint,
eine Schlange darstellen soll, deren Kopf fehlt.
b Ähnliche Hieroglyphen vgl. Seler, Ges. Werke I, p. 235, Abbildung
■57i 0^1 und Codex Boturini Blatt 2, die Hieroglyphe des 6. der 8 wandernden
Stämme.
~) y-¿'z-tlaqzienqui »der sich in Blut kleidet«, Anales de Quauhtitlan.
Über tlatzcan, s. Hernandez, Romae 1651, p. 98, cap. 80.
•'*) S. Sahagun 10, 29, § 2; bei Molina ist neqtiainetl als »cierto árbol como
palma« angegeben. Über nequametl vgl. Hernandez, Rerum Medicarum Xov.
Hispaniae Thesaurus, Romae 1651, p. 273.
^) S. Anales de Quauhtitlan (abgedruckt in den Anales del Museo Nacional
de Mexico tomo III).
340
XIV. Amerikanisten-Kongress.
5. Yztac rnaçatzm »weisser Hirsch«, dargestellt durch den
Kopf dieses Tieres.
6. Qiiiyauhtzin »Regen« (qtiiauitl)^ dargestellt durch Regen¬
tropfen.
7. Omacatzin »2 Rohr«, ein Datum, onte »zwei«, acati
»Rohr«. Die Hieroglyphe zeigt die Wasserpflanze (Typha lati-
folia) mit dem Fruchtkolben und unten 2 Tageskreise Oaiacatl
ist übrigens Name des Gottes der Bankette und Festlich¬
keiten. ')
8 — 10 Kinder von 2:
8. Camiltzin, vielleicht der spanische Frauenname Camilla.
9. Yztacxociiitl »weisse Blume«, poetischer Ausdruck für
i\Iais, der in den Hymnen’“^) yztac xochitla, coçauic xocJiitla
»weisse und gelbe Blume« genannt wird, entsprechend dem
Qui’che zaki hai, kana lial. ^') Bezeichnenderweise ist dies ein
Frauenname, da yztacxociiitl Name der Erdgöttin ist, die durch
das Empflingnis vom Sonnengott den Maisgott (Cinteotl) gebiert.
10. Tochcuitlapiltzin »Kaninchenschwanz«, tochtli »Ka¬
ninchen«, cuitlapilli »Schwanz«.
1 1 und 1 2 Kinder von 3 :
11. Yoloteotl »Gott gewordenes Herz«, yollotl »Herz«,
teotl »Gott«. Der merkwürdige Name ist wohl eine Anspielung
auf den geopferten Krieger, dessen Seele in das Reich des
Sonnengottes emgeht, zu dem man die Herzen der Opfer weihend
emporhielt. Die Hieroglyphe zeigt ein rotes Herz mit den
Stümpfen der abgehenden grossen Gefässe.
12. Cohuatzin Yaoteqiiihua »Schlange, Herr der Krieger».
colmati »Schlange«, yaotl »Feind, Krieger«, tequi — hua »Tribut
habend«.
13 — 19 Kinder von ii:
13. Juan Pantzin »Fahne« (panili').
14. Yecatototzin »aufrechter Vogel«, ycca »grade«, tototl
»Vogel«.
15. Tzaqualcail »der aus der Pyramide«, tzaqnalli »das
9 S. .Seler, Veröffentl. I, 4 p. 171.
S. .Saliagun, (’antare.s que decian a honra de los dioses en los teniplos-
y fuera dellos IV, Vers i u. 2.
®) I’opol Vuh, herausg. von lîrasseur de I>ourl)ourg.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
341
Verschlossene« (von tzaqiia »verschliessen« ) bedeutet die aus
Steinen aufgeschichtete Erdj)yramide.
16. CiiicavioviotZDi ; cuica »singen«, fnoinoclitli »geplatzter
Mais« (.^).
17. Teoxiiiiitzin »echter Türkis«. teo bedeutet in Zu¬
sammensetzungen so viel wie »eigentlich, echt« (vgl. Teochichi-
meca etc.), xiiiitl »Türkis«.
18. TlatocxocJitziii »gepflanzte Blume«. tlatoctli »cosa
enterrada, plantada o sembrada«, xocJiitl »Blume«.
19. Ckiconquauhtzin »7. Adler«, chicóme »sieben«, qnaiihtli
»Adler«. Es ist ein Datum. Die Hieroglyphe stellt nur einen
Adlerkopf dar.
20 — 25 Kinder von 13 — 19:
20. Luysa.
21. Ton Domingo »Don Domingo«.
22 . ciano.
23. Ton Juan Mendez.
24. TonTetzaiiÌLtzin »das wunderbare Vorzeichen«, tetzauitl
»cosa escandalosa, o espantosa, o cosa de agüero« (Molina).
Tetzauhitl ist ein Beiname Uitzilopochtli' s.
25. Toña Maria »Doña Maria«.
26 — 32 Kinder von 20 — 25 :
26. Ton Thomas.
27. Toña Susana.
28. Toña Magdalena.
29. Toña Maria.
30. Ton Cesme.
31. Toña Beronica.
32 und 33 Kinder von 31:
32. Ton Andres.
33. Ton Juan.
34. Sohn von 12: Tecpanecatl Temetztli\ temetztli »Blei«
(aus teil »Stein« und metztli »Mond«). Tecpanecatl »Palast¬
mann« bezeichnet einen Rang, weshalb die abgebildete Person
reich geschmückt, ähnlich dem Stammhalter.
35—37 Kinder von 34;
35. Ton Bai. Oçomatzin y> AñQ<í {oçamàtli). Bal = Baltasar.^
36.
isio.
342
XIV. Amerikanisten-Kongress.
37. Ton Fabiano Chalchiiihtzin »grüner Edelstein« (chal-
c hi? ti ti).
38. Sohn von 35 : Ton Leonardo de Ortiz.
39 — 42 Söhne von 38:
39. Ton Francisco Perez.
40. Ton Mathias de San Miguel.
41. Ton Cleophas.
42. Ton Sebastian Serano.
43. Tochter von 39: Toña Maria Salumen (Salome).
44. Tochter von 40; —
45. Ton Juan Bautista.
46. Quayaumtzin (Sohn von 7); qua-itl »Stirn«, y aititi
»maiz moreno o negro«, yaithtli »Wermut«; der Stamm yaith
bedeutet »dunkelfarben«, vgl. yapalli »aus yap-palli = yanJt-
palli) »color negro« (Molina). Der Name würde also so viel
als »dunkle Stirn« bedeuten.
47. Sohn des vorigen: Yecacohuatzin »aufrechte Schlange«).
48 und 49 Söhne von 47 :
48. Ton AnaJiuacatl. Gentile von Anaitac, das die Länder
der Küste bezeichnet.
49. Ton Thomas.
50. Ton Blas.
Sonnenfeste der Altniexikaner und
der Moki.
Von Dr, K. Th. P r e u s s -Berlin.
Mit der zurückkehrenden Sonne kommen um die Zeit der
Wintersonnenwende (Soyálunga, Pozuainü-Yç.^^ die Regen und
Wachstum spendenden, zum Teil tiergestaltigen Katschina-lïé.-
monen, die Ahnengeister, aus der Unterwelt zu den Dörfern der
Moki. Nach dem Sommersolstitium im Juli gehen sie wieder
mit der Sonne nach Westen in die Unterwelt. Die Sonnen- bezw.
Feuer- und Todesgottheit selbst unter verschiedenen Namen
{AJiiila, Bototo u. s. w.) ist die Führerin. Am lo. Jahresfest
(Xocotl uetzi) der Mexikaner, nach der Sommersonnenwende und
dem zweiten Zenitstand der Sonne im August, wurde die Rück¬
kehr des Feuergottes Xocotl mit den Toten ins unterirdische
Reich gefeiert, und entsprechend fand eine grosse Totenfeier in
Mexiko am 17. Jahresfest (tititl) im Januar nach dem Winter-
solstitium statt, wo die mit der Brustplatte des alten Feuergottes
Xiuhtecutli geschmückte Erdgöttin Ilainateciitli auf der Pyramide
des Uitzilopochtli, des »Sonnen«- und Nationalgottes der Stadt
Mexiko, geopfert wurde. Auch am folgenden Jahresfest, 20 Tage
später, wurde am Fest des F’euergottes Xhihtecutli der Toten
gedacht. Aus diesem Zusammenhang mit dem Sonnenlauf er¬
klärt es sich, dass das mexikanische Totenreich einerseits in der
Mitte der Erde beim F’euergott ist — vgl. die unter den F'üssen
sich öffnende (sipapu) Unterwelt der Moki — , andererseits sich
aber auch im Westen befindet — vgl. Moki — , und dass der
typische Totenschmuck bei Darstellungen der vier Weltgegenden
dem Osten zugeteilt ist. Die Toten folgen also der Sonne und
haben daher die Sternbemalung um die Augen, die der Gott
344
XIV. Amerikanisten-Kongress.
des Morgensterns Tlanizcalptmteaitli, der Sonnenbegleiter, an sich
trägt. Daraus wurde später ein besonderer Vorzug für die ge¬
fallenen und geopferten Krieger (tonatiuh iixco yaìilì) konstruiert,
die vier Jahre lang täglich die Sonne bis zum Mittag begleiten.
Und wie die Seelen der Krieger später in glänzende Vögel ein-
gehen, so auch die der andern Toten in schöne und hässliche
Tiere u. a., je nach ihrem Range. Das sind aber die Tiere, die
allenthalben Regen und Wärme, den Frühling und das Wachs¬
tum bringen, wie z. B. der Kolibri, aus dessen Schnabel der Gott
der Sonnenwärme Uitzilopoc]itli schaut. Die den Sommer geben¬
den Tiere sind das Primäre; mit ihnen verbinden sich dann die
Seelen der Vorfahren, weil beide, die Tiere und die Seelen, für
sich mit dem Laufe der Sonne zu tun haben.
Contributions of American arciieoloo-v
to liunian history.
By W. H. Holmes, Wasliington.
The importance of archeology to the student of history
is now fully recognized. The science is establishing its claims
to consideration more fully year by year, especially since it
has become allied with geology, which furnishes the necessary
time scale, and with paleontology, which supplies the scale of
life. The branch of inquiry which only a few years ago dealt
with isolated fragments of knowledge, with disjointed portions
of the framework of human history, now essays to aid in buil¬
ding up the entire skeleton of that history, and, with the aid
•of the allied sciences of ethnology and psychology, in clothing
it with the integuments of a living reality.
America is taking a noteworthy part in this rehabilitation
of the race and, fortunately, is most helpful just where the Old
World is weakest. In America the past of man, for the most
part at least, connects directly with the present and with the
living. Each step backward along the course of culture deve¬
lopment proceeds from a well-established and fully understood
base, and there is thus no baffling gap between history and
prehistory, as in the Old World.
In America all the steps of culture from the highest to
the lowest within the native range are to be observed among
the living peoples, and we are thus able to avoid man\’ of the
snares of speculation with respect to what men have thought
and men have done under the greatly diversified conditions of
primitive existence.
In America the conditions are simple. The antiquities
346
XIV. Amerikanisten-Konçress.
of a region represent in a large measure the early history of
the known peoples of that region. There have not been the
successive occupations, the racial interminglings, the obscuring
and obliteration of phenomena that so seriously embarrass the
student of the ancient nations of the Old World. The stone
age and the red race stand practically alone within the field
of study.
In America the high-water mark of culture barely reached
the lower limit of civilization. In the Old World the fuller re¬
presentation of man’s career is above that limit, so that America
A
A. Range of world culture.
B. Range of lowest culture of Today.
C. Range of American Culture.
can be expected to assist, especially in building up the sub¬
structure of human history. It can be expected to furnish a
fuller reading of the early chapters of culture progress than
any other part of the world.
'I'he position of aboriginal America in the field of culture
history and the area of that history which American archeology,
as well as American ethnology, can be expected to illumine is
clearly indicated in the accompanying diagram.
In this diagram the whole field of human history is re-
})resented by the five spaces which, beginning below, are:
(i) 'I'he stage of prehuman development, through and out of
which the race arose ; (2) the average stage, in which humanity
XIV. Amerikanisten-Kongress.
347
took definite shape; (3) the barbarous stage, in which power¬
ful nations were founded and systems of record were develo¬
ped; {4) the civilized stage, in which higher culture was achie¬
ved, and (5) the enlightened stage, reached as yet only by a
limited number of nations. The idea of time is not involved
in this diagram. The stages of progress thus become a scale
on which the cultural achievements of any race or people in^
its struggle upward may be laid down. It enables us to show
just what relative place is taken by each race or people and
just how much and at what points each can contribute to the
history of man; for human history as written is composite, made
up of the separate histories of many peoples of all grades of
development set together as a mosaic.
The fan-shaped figure A in the diagram may be taken to
express the history of the race; that is, the whole of human
progress from the slender beginnings of the savage stage up
to its greatest expansion at the present day. The same figure
may stand with equal propriety for the career of a single peo¬
ple or nation that has reached the highest limit of culture.
In the diagram, the beginnings of cultural development are re¬
presented at the base of the figure by a few slender threads
of activity. In savagery the'se threads multiply slow'ly into a
considerable number and, with ever accelerated rapidity, divide
and subdivide in barbarism and civilization, expanding with
marvelous rapidity in the horizon of enlightenment. While this
expanding figure may be regarded as expressing the growth of
human culture, it may also symbolize the development of the
race in population and in physical perfection.
The figure indicated by B may stand for the career of
peoples of the lowest existing order of culture, such as the
Fuegians or Andamanese — peoples which can contribute to ge¬
neral history only within a very limited range, since their career
traverses only the lower half of the field of savagery. It is to
be noted, however, that these lowly peoples can contribute
much more fully to the history of this particular stage of pro¬
gress than can any of the nations that have passed this stage
and have risen to higher levels.
The field covered by the American race is outlined in C.
Uncertain and indefinite in the beginning stages, the traces being
348
XIV. Amerikanisten-Kongress.
hardly legible on account of the absence of written records
and the insufficiency of archeological research, it develops up¬
ward, stopping just short of the level of civilization. Many
strands of culture had appeared and had grown strong, but
writing had not been fully achieved and other arts peculiar to
civilization had not made their appearance. It is within this
field that Americanists pursue their studies and make their con¬
tributions to the history of the race and of developing civili¬
zation. Above this stage they find nothing and below it only
meager and uncertain traces of the beginning stages of human
culture. The archeologist finds within this limited American
field, however, extensive phenomena relating to the various
branches of barbarian activity, especially to such as leave their
traces in material form. Prominent among these branches are
agriculture, hunting, fishing, quarrying, and mining. The sha¬
ping of implements and utensils, the building arts, metallurgy,
sculpture, ceramics, the textile arts, the graphic arts and wri¬
ting, war, games, culinary arts, religious arts, personal adorn¬
ment, the decorative arts, etc. These groups of phenomena,
as exhibited in America, have been the subject of earnest study
by a large number of scholars and already a great body of
data relating to them has been collected and an extensive lite¬
rature is in existence. A few of the more instructive of these
groups may be briefly reviewed.
Quarrying and mining. — Much of the histoiA’ of the
activities concerned in the acquisition of the raw materials of
subsistence and the arts is best studied among existing peoples.
This is especially true of hunting and fishing, the gathering
of wild fruits and grains, and agriculture. But archeology alone
can be depended upon to tell the story of the industries con¬
cerned with developing the mineral resources. These activities
escaped the observation of the conquerors and colonists and
were discontinued so abruptly that very meager records of
their operation have been preserved. The story of the struggles
of primitive man in exploiting the valleys and mountains and
in extracting the staple materials of the stone-age culture from
their rocky beds forms one of the most insercsting and impor¬
tant chai)ters in the history of incipient cix ilization. With im¬
plements of stone, bone, and wood the aborigines attacked the
XIV. Amerikanist en- Kongress.
349
massive strata, breaking up solid bodies of flint, quartz, obsi¬
dian, jasper etc., for the manufacture of implements and car¬
ving out huge monoliths from the living rock for building and
sculpture. A study of the American mines and quarries gives
us a vivid conception of the strength and persistence oí the
forces that underlie human development, and of the difficulties
encountered by the race in carrying culture upward through the
stone age to the higher level of the age of metal. The sha¬
ping of the stone into implements and utensils supplemented
the work of the quarryman, and the story of the development
is clearly told in many lands. But America’s contribution to
the history of this most important branch of activity is excep¬
tionally full and satisfactory.
Architcct7irc. — Aboriginal architecture in America teaches
the lessons of the initial development of this branch of culture
with exceptional clearness, beginning at the lowest stage and
carrying it up to about the stage of the keystone arch. The
present period affords a wide range of phenomena representing
the elementary forms of building, and post-Columbian chronicles
give us somewhat meager glimpses of the higher development
that came under the observation of the Spanish conquerors,
whilst archeologie remains supplement the lessons of the historic
period. We find constructions of great variety and of remar¬
kable preservation in the Mississippi valley, in the Pueblo coun¬
try, on the Mexican plateau, in Yucatan, Guatemala, and Hon¬
duras, and in South America. By the aid of these we see how
the midden and the earth mound develop into the pyramid
with its multiple stairways of cut stone; how the walls change
from irregularly placed stone, and clay-covered wicker to mas¬
sive structures of accurately hewn stone ; how the chamber
spaces, ceiled at first with weak timbers subject to quick decay,
are spanned later by the offset arch of stone. We see sup¬
ported on this native arch the concrete roof, so massive as to
defy the earthquake and support the forest growth of successive
centuries; we see the multiplication of stories, tier on tier; we
see the spanned space, limited at first to a few feet, increase
indefinitely to the many-vaulted roof supported by a wilder¬
ness of limestone columns; we see walls decorated within and
without with symbolic sculptures, single buildings presenting.
350
XIV. Amerikanisten-Kongress.
thousands of square yards of embellished surface, and marvel
at lofty false fronts and roof crests that were added to afford
space for the exercise of the native genius for decoration.
These chapters in the evolution of the building arts are
not taught with equal clearness and fullness in any other part
of the world. Besides the direct lessons which bear upon the
history of the art of architecture, many side lights are thrown
upon other branches of primitive culture — mural decoration,
sculpture, and furnishing, as well as the organization of society,
religious beliefs, and systems of writing.
Sculpture. — Sculpture reached its highest development in
Greece, but the stages through which the art passed are but
meagerly recorded in the extant art works of Hellas. The
earlier steps are represented by isolated bits in many places,
but the primitive phases of the art are by no means so fully
exhibited as in America. We have there a vast body of ma¬
terial covering every stage from the very beginning of stone¬
shaping up to full relief and realistic portrayal of the human
subject. No people known to us has within the culture range
of the Americans shown such versatility and power with the
hammer and chisel ; none has embodied in stone a mythology
so rich in imagery, including as it does forms of men, beasts,
monsters, and cosmic phenomena in greatest variety. The
archeologist has here spread out before him, with the work of
the living peoples to guide him, as in an open book the whole
story of the evolution of sculptural phenomena within the hori¬
zon of barbarism.
Metallurgy . — The working of metals is among the most
important activities of civilized man, und has been a chief agency
in the development of culture, as is especially manifest in gi¬
gantic forward steps of recent years. Although the general
course of metallurgie development and the mutual relation of
its successive stages of progress are well made out, much remains
to be learned, and in this direction America is able to make
the most valuable contributions. We learn from history some¬
thing of the metal work of the American aborigines. Tin, lead,
and iron were little known, and the smelting of ores was in its
infancy, but gold, cojiper, and silver were extensively employed
when the Spaniards arrived, and these metals were forged, fused.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
351
•cast, alloyed, plated, and otherwise handled with a skill that
astonished the conquerors. Archeology verifies the statements
of historians and adds much to our knowledge of the mani¬
pulation of metals and of the forms produced in the primitive
stages of culture, not only in regard of the Western Continent,
but for the general history of the subject at periods where the
records in the Old World are most defective.
Ceramics. — Of art in clay we may say much the same
as of sculpture. No people known to us has furnished such a
vast body of material for the study of this art from its beginnings up
to the level of glaze and the wheel as have the pre-Columbian
Americans. The clay took on a multitude of forms in which
were embodied a wide range of mythologie and esthetic concepts.
The graphic arts. — To the history of writing aboriginal
America makes many contributions, and these, like the others
referred to, fall within that part of the history of progress
wherein Old World evidence is least satisfactory. In the Old
World we trace back the history of writing step by step to a
point near the beginning of the glyphic system. In the New
World we pass back from the lower margin of the glyphic to
the very beginning of the graphic, thus all but completing the
history of the evolution of the^ recording arts.
With a knowledge of the present and prehistoric phases
of picture writing, it is easy to utilize and interpret the vast
body of material in this branch furnished by archeology; but,
rich as is this material, insufficient light is thrown upon the
transition from picture writing to phonic writing, the particular
stage of development in which archeologists find one of the most
fascinating fields of research. The great body of evidence
brought before the conquering Europeans was not appreciated
by them, but rudely destroyed, and the remains, graphic and
sculptural, are now being gathered together and studied in the
most painstaking manner by our scholars, who hope almost against
hope to find a key to the problems of transition. Within the
cluster of graphic phenomena which gave birth to writing, we
have evidence bearing upon other important branches. We
here get glimpses of the history of the calendar; we find
traces of the pictorial art, which had not yet reached the
stage of light and shade, perspective, and portraiture, and
XIV. Amerilianisten-Kongress.
'ì ^ ^
discover many germ of embellishment, both mythologie and
esthetic.
Although many of the obscure problems arising in this
American field have been successfully worked out, many others
are still awaiting the attention of Americanists and will no doubt
yield, little by little, to their persistent efforts.
The more important unsolved problems of aboriginal
America are those of race origins, of culture origins, and of
chronology. These problems do not relate so much to parti¬
cular nations as to the history of the race as a whole; not so
much to peculiar or local cultures as to the origin and evolution
of the native activities; not so much to tribal or national chro¬
nology as to correlations of race and culture history with the
geological time scale.
With respect to race and racial characters American
archeology has as yet little to add what may be learned from
studies of the living peoples. So far as observed, the variations
in type of fossil forms do not extend decidedly beyond the
range of variation observed among the living. It has been sought
to establish a paleo-American type in South America, but we
are not certain that a sufficient comparative study of the osseous
remains of the present peoples of the world has been made
to warrant a satisfactory determination. Conservatism is es¬
pecially desirable in any attempt to establish new racial types
or special orders of culture.
Regarding race origin it may be said that there is still
room for speculation. Opinion seems, however, to be settling
down to the view that the American race, as it stands to-day,
is not autochthonous, but is an offshoot of Asiatic peoples, ori¬
ginally more or less diverse in character and arriving in America,
mainly at least, by the Bering. Strait route, not abruptly, but in
the normal course of race destribution from a natal habitat, the
migration continuing for untold centuries. Americanists have
here a difficult, a perplexing, but a most fascinating, field of
research.
To-day, one of the most absorbing questions encountered
by the student of American archeology is that of the origin of
the aboriginal cultures. Some regard these cultures as autoch¬
thonous; others have looked for their source in many different
XIV. Amerikanisten-Kongress.
353
parts of the world. Although no final conclusion can yet be
announced, we may assume that, along with the incoming peo¬
ples, all or most of whom must have been extremely primitive
dwellers of the far north, there came the simplest forms of the
arts of hunting, fishing, shelter-building, and the preparation of
food; that from these elements, under the influence of more
southerly environments, there arose in time diversified culture
groups, such as are now under investigation in various parts of
the continent. We can not but admit, however, the plausibility
of the theory that seafaring wanderers from other lands have
now and then reached American shores, bringing with them the
germs of distinct cultures, and, further, that the characteristic
art phenomena of certain centers of progress are such as to give
countenance to this idea. This is a most interesting and im¬
portant branch of archeological research, and one with which
archeologists must at this stage particularly concern themselves.
Archeology furnishes a vast amount of interesting data
regarding the states of culture of the American race, but we
note that in all the researches so far conducted no traces of
culture phenomena have been found which extend below, on
the one hand, or above, on the other, the range observed among
the living or historic tribes. ^There is nothing so unique that
it might not belong to known tribes or their immediate ances¬
tors. It has been sought to differentiate a paleolithic culture and
period in America, but without tangible résultat. So far as the
use of the terms »paleolithic« and »neolithic« are concerned
they may both be omitted from the nomenclature of American
archeology without loss, if not to possible advantage. The
simplest forms of stone implements occur everywhere in as¬
sociation with the most highly developed forms, and neolithic
forms are reported from formations of nearly all periods back
to the earliest that have been observed.
In America, especially North America, we have sought al¬
most in vain to establish a definite chronology of man and
culture. Evidence of antiquity is not wanting, but when we try
to adjust the phenomena to the geological time scale we meet with
indifferent success. Hundreds of ancient caves have been sear¬
ched, with only negative results ; glacial gravels have been exa¬
mined with great care, but the returns are exceedingly meager ;
354
XIV. Amerikanisten-Kongress.
river terraces and kitchen-midden deposits yield nothing of parti¬
cular value, and the results, when viewed as a whole, instead
of enlightening the mind, fill it rather with confusion. It is
within the bounds of possibility that this confusion may in a
measure be due to the presence in America of an autochtho¬
nous race element.
The contributions of American archeology in this depart¬
ment are not to be compared with those of the Old World,
where definite chronological results are forthcoming on all hands.
That America may yet furnish contributions of importance in
this branch of inquiry, however, lies well within the bounds of
possibility.
It is thus seen that there are in America numerous ques¬
tions awaiting solution, and there is vagueness in many places;
but, nowithstanding this, the results of our archeological in¬
vestigations are on the whole most gratifying. Each year the
areas of the uncertain and the unkown are being reduced, and
when the results achieved are supplemented by the rich materials
derived from the study of the living peoples they must go far
toward illuminating the pages of the story of humanity in
general which the Old World has been gradually but surely
revealing.
Viewing the whole field of prehistorical research, we are
struck by the fact that the past of man is rapidly disclosing
itself to our vision, so that presently we shall be able to look
backward through the biological and cultural vistas of his coming
and connect the present with the vanishing point of the human
perspective with an insight and comprehension little dreamed of
until now.
Un nouveau clia])itrc de l’histoire des
flibustiers des Antilles
(les flibustiers du Darien au XVIII^ siècle).
Par Dr. Henri Froidevaux, Versailles.
Les historiens ne savent pas avec précision ce qui sont
'devenus, dans la première moitié du XVIIL siècle, les flibustiers
•des Antilles ; c’est le but du présent travail de combler en
partie cette lacune de l’histoire du Nouveau-Monde.
1° Les sources de ce travail sont: D un mémoire inédit,
adressé en 1763 par Vivant de Maissagues au ministre de la
Marine de France, le duc de Choiseul-Praslin ; 2'^ un »Mémoire
historique sur les Indes Braves et les Forbans françois du golfe
de Darien«, publié en 1743 à , Amsterdam par un anonyme, un
officier de marine qui avait passé quelques années auparavant
deux mois en leur compagnie.
11° 11 ressort de ces documents que, dès le XVIF siècle,
des flibustiers français avaient fréquenté avec assiduité les côtes
du golfe du Darien, et avaient inspiré aux Indiens qui les ha¬
bitaient un grand amour de la France. En 1700, en 1719, des
amnisties furent portées de la part du gouvernement français
aux flibustiers établis au Darien; vers 1736 — 1737, d’Héri-
court, »lieutenant de Roi du Cap François«, leur rendit visite;
et sa venue provoqua dans tout le pays, chez les Indiens aussi
bien que chez les flibustiers, une véritable manifestation d’en¬
thousiasme en faveur de la France.
IIP Les mœurs de ces flibustiers, — vivant avec les
Indiens »comme ne faisant qu’un même peuple ou une même
famille«, — dissolus au dedans, étaient parfois féroces au de¬
hors. — Ils reconnaissaient un être suprême, et n’avaient pour
prêtres que les chefs de leurs trois bandes, et un »premier
XIV. Amerikanisten-KongresÄ.
356
magistrat«, tous librement désignés par eux. — L’autorité de
ces chefs était d’ailleurs plus nominale que réelle, et sur leurs
compagnons mêmes, et sur les Bravos. — Ces derniers sont
»des sujets, et non des amis« des flibustiers; c’est par la pa¬
role, par la persuasion que s’exerce surtout l’autorité des chefs
européens sur eux.
IV'^ L’histoire d’un des chefs suprêmes des flibustiers du
Darien, le Gascon Petit Pierre (mort avant 1734) fournit une
preuve manifeste de ces faits; il a dû recourir à la ruse pour
arrêter, en 1727, une expédition à laquelle il était opposé, et
il est mort assassiné par un Indien. Le chef n’avait que des¬
vues personnelles et égoïstes. Un de ses successeurs, le Picard
Dupuis (vers 1750) semble avoir été autre; il a formé des pro¬
jets très considérables, et, non content de vouloir nouer avec
la France, par l’intermediaire de Saint-Domingue, des relations
commerciales suivies, il semble avoir songé à rendre sa patrie
maîtresse de l’isthme de Panama.
V° Ce qui selon toute probabilité, a empêché l’exécution
de ce projet, c’est l’entente franco-espagnole. Les Esi)agnols
avaient toujours, en effet, conservé des prétentions sur le pays
habité par les Bravos et les flibustiers, bien que leur autorité
n’y existât absolument plus. — Les flibustiers du Darien ont
ravagé sans relâche le littoral entre Porto-Bello et Carthagène,.
et dévasté le district minier du Darien. Nous connaissons de
manière certaine trois expéditions dirigées par eux contre les
mines d’or du Choco (la dernière est de décembre 1727), une
contre celle de Carones, une contre Carthagène; d’autres incur¬
sions dans les mêmes parages, signalées dans des actes récem¬
ment publiés, leur doivent être sans doute attribuées.
Un dépouillement systématique des documents relatifs à
l’histoire de l’Amérique Centrale au XVIID siècle, et l’étude
des archives espagnoles permettront certainement de préciser
cette histoire des flibustiers du Darien, et de dire, — ce que
nous ignorons absolument — quand et comment ils finirent.
Le Caraïbe du Honduras et le Caraïbe
des Iles.
Par Lucien Adam, Rennes.
L’histoire des Caraïbes de Saint-Vincent se compose de
traditions et de quelques faits dont j’emprunte l’exposé à Martins,
à Vivien Saint-Martin, et à Elisée Reclus.
»Die rothen Caraïben auf S. Vincent hatten die Tradition,
»dass ihre Vorväter von den Ufern des Orinoco, an Trinidad
»vorbei, über Tabago, Grenada und die Grenadillen nach
»S. Vincent gekommen. Sie überwanden die Eingebornen, die
»sie Galibeis (.^) hiessen, tödteten die Männer, behielten die
»W’eiber, und aus dieser Vermischung gieng die zur Zeit von
»König Charles I. oder II. einzige Bevölkerung der Insel hervor.
»Die s. g. schwarzen Caraïben sind Abkömmlinge einer Ladung
»Xegersclaven aus Benin, vom Stamme Maco, deren nach Barbados
»bestimmtes Schifi* 1675 an der kleinen Insel Bequia, zwei
»Meilen südlich von S. Vincent, scheiterte. Young, Account of
»the Black Charaibs in S. Vincent. Lond. 1795 p. 5.« (Zur Ethno¬
graphie Amerikas, zumal Brasiliens. Von Dr. Carl Friedrich
Phil. V. Martins. T. I, p. 740.)
Antérieurement à 1660, les Caraïbes de S‘ Vincent avaient
été évangélisés par des missionnaires français. A cette date, il
fut convenu entre l’Angleterre et la France que l'accès de l’île
serait interdit à tous autres Européens, et les Caraïbes rouges
demeurèrent paisibles possesseurs de leur »louloumain« jusqu’à
l’apparition des esclaves nègres naufragés. Il est de tradition
que ces Africains s’établirent dans l’Ile, y prirent femme, et
devinrent, sous le nom de Caraïbes noirs, les concurrents des
Caraïbes rouges. Dans ce »Struggle for the life« ceux-ci auraient
358
XIV. Amerikanisten-Kongress.
été presque complètement anéantis par les métis. Néanmoins^
des colons français survinrent et s’arrogèrent la propriété de
l’île (.^). En 1763, la France céda cette colonie à l’Angleterre,
la lui reprit en 1779, et la lui rendit en 1783, lors du traité de
Versailles. Enfin, en 1796, les Anglais redevenus maîtres de
Vincent, voulurent se débarasser des Caraïbes de toutes
couleurs qui étaient demeurés libres; et au mépris d’un accord
conclu. Vingt ans auparavant et en vertu du quel la région
du morue Galou et toutes les plaines du Nord-Est leur avaient
été réservées, on les traqua comme des bêtes fauves, puis une
flotte les transporta, au nombre de plus de 5000, dans l’île de
Ruattan, qui était alors déserté.
»Après les premières difficultés de l’exil« — dit M. Elisée
Reclus — »les déportés s’accommodèrent parfaitement à la terre
»où ils étaient obligés de vivre; un grand nombre restèrent à
»Ruattan où ils se firent pêcheurs et jardiniers ; d’autres allèrent
»s’établir dans les îles occidentales de l’archipel, mais la plupart
»acceptèrent l’invitation du Gouvernement espagnol qui leur
»offrait des terres sur la côte ferme du Honduras, aux environs
»de Trujillo. Peu à peu, la population dominante, non seulement
»dans les îles de la baie, mais sur tout le littoral hondurien et
»guatemalesque et dans toute la partie du Honduras britannique,
»est devenue celle des Caraïbes, les descendants des bannis de
»S^ Vincent. On les évalue à une vingtaine de milliers.«
A quelle époque et dans quelles circonstances, un certain
nombre de Caraïbes établis dans les environs de Trujillo ont-ils
pris le parti d’emigrer dans le Honduras britannique.?* Les
recherches que j’ai faites à ce sujet n’ont point abouti.
En 1839, John L. Stephens a visité un village caraïbe
récemment édifié à Punta Gorda. »It consisted — dit-il — of
»about five hundred inhabitants. Their native place was on the
»seacoast, below Trujillo, within the government of Central
»America; and having taken an active part again Morazan, when
»his party became dominant, they fled to this place being within
»limits of the British authority.« II se peut que l’exode des
Caraïbes aujourd’hui établis sur les rives des cours d’eau portant
les noms de N. Stann-Creek et de S. Stann-Creek ait été de¬
terminé par un incident du même ordre.
(.Juoi<iu’il en soit, les Caraïbes de Stann-creek sont issus.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
359
comme ceux de Trujillo et de Punta Gorda, des Caraïbes qui
ont été déportés de S'^ Vincent dans l’île de Ruattan.
Le regretté Daniel Brinton avait mentionné dans Tiie
Aniericaii race un fait linguistique interessant »The Rev'‘ Ale-
»xander Henderson, who has composed a grammar and dictionary
»of their dialect, gives them the name Karifs, a corruption of
»Caribs, and is the term by which they call themselves«.
M. Brinton ne put me fournir aucune indication relativement à la
grammaire et au dictionnaire composés par le Rev'‘ A. Henderson.
Mais au cours de l’an dernier, le Rev'' James Williams,
vicaire de Bartika Grove, Guyane anglaise, se trouvant à Londres,
eut l’extrême obligeance de me communiquer, en même temps
que de précieux documents relatifs à l’Arrouague et à l’Acavoio,
la version en Caribe hondurien des Evangiles de S*' Marc et de
S‘ Jean par le Rev* John F. Laughton, de Stann-creek Rectory,
British Honduras.
Dans une lettre qu’il m’a adressée le 7 Mai dernier,
M. James Williams cite textuellement le passage suivant d’une
lettre de M. John P'. Laughton portant la date du 24 Mai 1900:
»I have translated the four Gospels, but have up to the present
»been able to print only one, S* Mark’s«. Plspérons qu’après
avoir réussi à faire imprimer 4’évangile de S‘ Jean, le recteur de
Stann-creek réussira à faire imprimer les deux autres !
M. J. Williams me donne aussi, relativement au Rev' A.
Henderson, l’indication que voici »While in London, I saw a
»copy of S* Mattheu’s Gospel in Carib translated by Rev'*
»Alexander Henderson in 1847; it is in the possession of the
»Baptist Missionary Society, 19 Furnival Street, Holborn.
»I wrote at once to the London house of the Edinburgh firm
»wo had published the book, and received an answer to the
»effect that inquiries should be made to ascertain whether another
»copy was still in existence. If I cannot get a copy, I think
»I shall try to have a copy made from the one at Holborn.
If I should do so, I would lend it to you.«
Les documents mis à ma disposition suffisent pour qu’il
soit dès maintenant possible de comparer scientifiquement le
Caribe du Honduras avec le Caraïbe »de la Gardeloupe et des
lies circonvoisines« tel que le P. Raymond Breton l’a fixé de
1664 à 1667. Entre cette dernière date et celle de 1901 plus
36o
XIV. Amerikanisten-Kongress.
de deux siècles se sont écoulés ; de 1 796 jusqu’à ce jour, les
Carifs se sont trouvés en contact avec les Espagnols du Hon¬
duras et avec les Anglais du Honduras britannique, et leur
parler est demeuré foncièrement Caraïbe.
Ils emploient un très petit nombre de vocables anglais et un
nombre restreint de vocables espagnols. Mais ils ont conservé
l’usage de nombreux vocables français dont leurs ancêtres se
servaient antérieurement à 1796, et qui leur avaient été apportés
par les missionnaires auxquels la convention de 1660 avait
reservé le droit de maintenir »à leurs frais et dépens, les missions
établies «dans les îles de Vincent et de la Dominique«. Voici,
avec des exemples, la liste des mots français qui s’étaient in¬
troduits dans le Caraïbe de S‘ Vincent.
Accuser : Agiise-riin, juger. Ex. : N-agiiscriin, je juge. M-aguse-ti
iigucliili, le père ne juge pas. Ru-lii-miitii siuigiibï gtisc
I- un l-irahii, il a donné tout jugement à son fils.
Animal : Animalu. Ex. : L-e-r aidera Jia-uia JiaracJian animalii,
il resta avec lec animaux sauvages.
Apprendre; Afarende-rwt, apprendre, étudier, comprendre. Ex.:
M-afurendenin-iga ligiya, celui-ci ne l’a pas étudiée.
I I- afiirenderim t-oiv l-anigi, ils comprennent dans leurs
cœurs. Furende, apprenez !
Argent (!’) : Larasîui, larasoun. Ex. ; Ni ferì ni larasîin, ni
pain ni argent. L-un ichugun larasoun, pour donner de
l’argent. T-agai-larasun, récipient de l’argent, le tronc.
Arranger ; Arense-run, arranger, préparer. Ex. : Lé arenscru-ba
b-enie-ri, celui cpii arrangera ton chemin. N-iding l-un
n-arenserun fulassu, je vais pour que je prépare la place.
Assiette: Assiyedu bassin. Ex.: Ru-ba-y li-dan assiyedu l-ichugu
Juan, mets dans un bassin la tête de Jean.
Aviron: Azvirun-ja, awirmi-ha »avironner«, ramer. Ex.: Dan
arija-ùa aivirunja Itéré, quand il les vit ramer avec peine.
Dan atvirunha-ña ivcn-sangu ó darande burassu, quand
ils eûrent ramé vingt-cinq ou trente stades.
Baptiser: A-badise-run. Ex.: L-abadiserun Juan, le baptême
de Jean. If-iyabui li-abadisera, ils venaient ils étaient
ba¡)tisés. Mama llestt abadisera-guda-ha-bï, Jésus ne les
bai)tisait pas. Dadise-guda-tiu-mutu-n, je vous ai liajítisés.
XIV. Amerikanisten-Kongress. ^61
Barrière: Bariyeru, haie, parc, jardin. JAchiga bariyerii t-oiu,
il y mit une haie. Li-dan iia-bai'iyerii-n vmdiin, dans le
parc des moutons. Lé fien-lu-bi aban bariyerii, où il y
avait un jardin.
Bâton: Badun. Ex.: Aban badnn, un bâton.
Bénir: A-bini-ra. Ex.: L-abinira-ña, il les bénit. Bini-iva-ti
L-n-rnwy-te Israel, le roi d’Israël est béni.
Besoin: Bnsmvain, bnsuwen, bnsiven, a-bnszvcn-rnn, avoir besoin,
\ ouloir. Ex. : Bnsnzvain-ln-nmti abúreme, le maître en a
besoin. Lé h-abuszvenriin, ce dont vous avez besoin. Ha
m-abusnenru-ti-nun surusié, ils n’ont pas besoin de médecin.
Dan li-abuszvenrun dizvain, quand ils eûrent besoin de vin,
quand le vin leur manqua. Katey Ji-abuszvenru-bï, de quoi
avez-vous besoin, que voulez-vous i Buszven-ti-bn b-arïdagun,
veux-tu être guéri
Bourg: U-burugu. Ex.: Hï-ba li-doun uburugn, allez dans le
bourg !
Bourse: Burusu. Ex.: Ti-dan ha-biumsn-te, dans votre bourse.
Brasse: Burassu, stade. Ex.: Wcn-sangu burassu, vingt-cinq
stades.
Calme : Galunia. Ex. : Caluma zvayri-ti, un grand calme.
Galuma-ba, calme-toi !
Cent: Sang, sen. Ex.: Urna sang, trois-cent. Sang-zuayyasu,
cent fois. Dimi-sen, un demi cent.
Chandelle : Sanudebi, lampe. Ex. : Giyara-ti l-icJiugun samidelu
t-abu-guifie gusti, est-il possible qu’il mette la lampe sous
le lit.^
Changer : A-sansi-ra-gun, changer, se transfigurer, se convertir.
Ex : Asansi-ha-ti-üun larasoun, ils changent l’argent.
L-asansiragoa, il se transfigura. H-asansiragun, ils changent,
se convertissent.
Charpentier : Sarafangiya. Ex. : llama sarafangiya lé t-iraju
Maria, n’est-ce pas le charpentier qui est fils de Marie.'
Cliaudière : Soudieru. Ex. : L-achibun soudieru, le lavage des
chaudières.
Cher: Seru-ti. Ex.: AssubaJiagulé lé seru-ti, une huile parfumée
qui était chère, d’un grand prix.
Chirurgien: Surusié, médecin. Ex.: Saragu surusié, plusieurs
médecins. Voir le mot »Besoin«.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
362
Cinq; Sangu, seng. Ex.: Sangii faì, cinq pains; seng béna,
cinq portes. Sangai'd cinquante.
Commander: A-giimade-run. Ex.: L-agiiinaderiin Moses, le
commandement de Moïse. L-agumaderun-i-%va Moses,
[Moïse nous a commandé. L-agumade-ra-üa , il leur com¬
manda. Rii-lu-muti Moses guinadi. Moïse a donné la loi.
Li-daii gnniadi-men, dans le commandement. Guinade-me-
ti-ñun, les gouverneurs.
Commencer: A-gîiniese-rnn. Ex.: Li-dan l-agnniesei'un îibazv,
dans le commencement du monde. L-agumesera, il com-
. mença.
Confesser: A-giutfese-viin. Ex.: L-agnnfesera, il confessa.
H-agiinfesei'a ha-figiio, confessez vos péchés. M-agim-
feseriin-hania-ti, ils ne confessèrent pas, ne reconnurent pas.
Content: Gudan, a-gndan-run, contentement, joie, se réjouir.
Ex.: Gndan-ti, content. L-oiv gudan, avec joie. Li-doun
i-gudan-i en joie. N-ïgudan, ma joie. H-agudanru-ba,
vous vous réjouirez. M-agudanrun-ti Jezii, Jésus ne fut
pas content. Al-agzidanrun-ti-üun, ils furent indignés.
Couche: Gusu, lit. Ex.: Bi-gusji-n, ton lit. Voir le mot
»Chandelle«.
Croix : Gurmva, grua. Ex. : Lu-guruzva-n, sa croix. Baru-bi
grua, porte la croix ! Gunnvygua-huniï, crucifiéz-le !
Demi: Dinii. Ex.: Dinii-sen irunm, un demi cent d’années.
Sang dinii-sang urna, cent cinquante trois.
Dépenser: Dé f anse. Ex.: Défansé-toun sun t-ibijin, ayant
dépensé tout son bien.
Devinette: Dibinasu, Ex.: M-adininrehan-ti-bii dibi-
nasïi, tu ne dis plus de paraboles.
Dieu (bon): Boudin. Ex.: Nn-bondin-te, mow ISîqu \ hu-bondiu-te,
votre Dieu. Ha-bondiu-te hila-ña, le Dieu des morts.
Dimanche: Diniansu, le sabbat. Ex.: L-adugun diniansit h-oiin
zvoguri-ùa mania zvogiiri-üa l-un diniansu, il a fait le sabbat
pour les hommes, non les hommes pour le sabbat.
Dix: Diisi, diz. Ex.: Diisi ozvra, la dixième heure Diz-zvidu,
dix-huit.
Douze: Duszu. h[x. : L-aduùiira diiszu l-un l-unia lia-nia, il en
établit douze pour être avec lui.
Eglise (1’): Ligilisi, temple, synagogue. lèx.: Ligilisi to, ce
XIV. Amerikanisten-Kongress. 363
temple. Li-doun ligilisi, dans le temple, Li-dan hadigi-
lisi, dans leurs synagogues.
Embarasser ( s’) ; Abarase-giin , se mettre en peine de. Ex. :
M-abai'asségîiu-ti h-ozv mudiin, il ne se met point en peine
des brebis.
Epée ; Efain. Ex. : H-iyabiii t-abii éfain, vous êtes venus avec
des épées.
Fête; Fédii. Ex.: He-fedii-n hiiriyu, la fête des juifs.
F'ier (se); A-fifie-run, a-fiaiñ, a-feaiñ, croire. Ex.; B-afmera,
tu crois. Afiña-ti-na, je crois. Lé ni-afine-ti, celui qui ne
croit pas. Afiaiñdinnia uganu buiditi, croyez la bonne
nouvelle! Afeaifi-rngu-ba, crois seulement!
Fouet; Fmvediin. Ex.; Dan adnga-li fnivednn, ayant fait un
fouet.
Franc; Fni'ango, franchement. Ex.; Aririaga-bï furango, dis-le
franchement !
Gagner; A-ganay acheter. Ex.; L-un ]i-agaùe7i fai, pour qu’ils
achètent du pain Fd-agaiie-ja bùneti bidiiru, elles ache¬
tèrent des parfums. Gaiien-boim katoun to zvadnisivernn,
achète les choses dont nous avons besoin !
Gloire; Gnloir. Ex.; IF-daii giiloF, dans la gloire.
Flabit; Abi, abii. Ex.; Biaina abi, deux habits. L-aguronn
l-abii-te, il quitta son habit, son manteau.
Heure ; Ozvra. Ex. : Dan l-achilernn siz ozv7’a, quand arriva la
sixième heure.
Huit: ]¥idn. Ex.: Diz-zvidu, dix-huit.
Levain : Lebe7ii. Ex. : D7izva7'7idiunia7i t-nzvy he-lebeni Fa7'iseos
t-7i77ia lebe7ii He7’od, gardez-vous du levain des Pharisiens
et du levain de Hérode.
Lire : A-Fjan, alu-ga, a-hiadia. Ex. : Snbiidi lé alija-tÍ7i, que
celui qui lit comprenne! M-alijan-tÍ7i ti-da/i li-ga7'ada
Moses, n’avez-vous pas lu dans le livre de Moise.?* B-aluga,.
lis ! Aluaha-hn77i07ig abn7-uJia7ii, lisez l’écriture !
Livre; Libiirn. Ex.: Sim libw'u, tous les livres. Aba7i libimn
assnbahagîilé, une livre d’huile parfumée.
Marié: Alarle', 77iariyé, amiarié-dnn, marié, époux, mariage, noce,
se marier. Ex. : Aba7i marié, un mariage, une noce. L-uba
77iarié-ti t-uma, parce qu’il était marié avec elle, Alariyé,
a77iariédu-tl, le marié, l’époux. Ajai zvnri t-a77iariéda
.304
XIV. Amerikanisten-Kongress.
l-uma-ya aban, si une femme se marie de nou\eau avec
quelqu’un.
Mesurer : A-viisnré-ja. Ex. : L-ow niisnré lé gozvivati b-aniisnréja
l-aniisuréjow-ba-ya, avec la mesure avec laquelle tu as
mesuré il te mesurera aussi.
Midi (à) : Amidi. Ex. : Aniidi-ariabu, minuit.
Mieux, meilleur: Si-meyé, c’est mieux, c’est meilleur. Ex.:
Simeyé l-nn b-ebelnrnn li-doun ibagari m-ajaguba, c’est
meilleur que tu entres dans la vie sans fin.
Mille: Mila, mil. Ex.: Sangnmiilu, seng-mil, cinq mille.
Misère (la) : Lamiselu, a-lamiserun. Ex. : L-uma lamisehi avec
des misères. Lamiselu l-nruma ubaxv, à cause des misères
du monde. G-alamiserun l-izuani, son esprit fut troublé.
Morceau: Mnrnsnn, morceau, un peu, peu; aussitôt. Ex.: Aban
miirusmi, un morceau. Mnrnsnn feii, morceau de pain.
ISInrnsnn duna, un peu d’eau. / naha h-nma Imagn mn¬
rnsnn dan, je suis avec vous pour peu de temps. Alîirnsnn
l-asnbndi-rnn-i Jezîi nndnja-lan 7ibafn li-da7i-gniñe, aussitôt
Jésus connut qu’une vertu était sortie de lui. Mnrnsn-renzv
l-onnaja-i sifirasi li-dan arabn, aussitôt l’Esprit l’envoya
dans le désert.
Mouton: Mndnn, mouton, brebis, agneau. Ex.: Ln-mndnn bondin,
l’agneau de Dieu. Nn-mndnn aganba-ba-mnti n-nmalali ,
mes moutons entendent ma voix.
Nation: Nation. Ex.: Syrophenician ti- nation, Syrophénicienne
était sa nation.
Na\iguer: Naxoigen, faire un voyage. Ex.: Wognri nazvigen-ti
lé, l’homme qui va faire un voyage.
Neuf: Nefn. Ex.: Nefn ozora, la neuvième heure.
Ni : Ni. Ex. : Ni fcü ni larasnn, ni pain ni argent. Aha-bn
marna bn-bï Christ ni Elias ni l-onngnlé, si tu n’es ¡las
le Christ, ni hdie ni un prophète.
()nze: Unsn. Ex.: ll-onn nnsn, à eux onze, aux onze.
Pain : Fcii, fén. lix. : Atiri-üonn fcn h-nma, combien de pains
avec vous, combien avez-vous de pains.!* lle-fcil irajn-nnn ,
le pain des enfants. Eéii tngnya, ce ])ain.
l'anier: Faüié, faniyé. Ex.: Dnszn faîîié, douze paniers. Sed
faniyé, sept paniers.
XIV. A merikanisten-Kongress.
365.
Pardon: Fariiduii, fei'udiin. T'x.: d'arudun l-a>ii Jîgao, \e \)d.YÚ.on
des péchés. Feriidmia-ti bi-figao, tes péchés sont pardonnés.
Payer: A-fayé-riin. Ex.: I.é atiiba-ti l-ibiîidm l-afayérii-%va-ha
celui qui a moissonné recevra son payement. Richa-ti-
ragiiia l-iin iv-afayé-jan l-iiii Cessar, est-il juste que nous
payions (le tribut) à César L-uina saraïuandîi lé fayé-
zva-tl, avec les serviteurs qui étaient payés.
Perdu, perdre : Feridi, e-feridi-run. Ivx. : L-irahu feridi, enfant
perdu Lé arïdu-tin l-ibagari l-eferidirii-bï, celui qui veut
sauver sa vie la perdra. Ajai l-ef eridira sahi l-ubasinuan,
si le sel perd sa saveur. L-eferidiroiin-nié l-hvani, il perd
son âme.
Place: Fulassii. Ex.: Aba fulassu l-abiigiiiva-ti, une place
déserte, un lieu desert. T-ibiri fidassi, diverses places.
Wa-fiilassit-n, notre lieu, notre ville. L’emprunt pourrait
avoir été fait à l’Anglais.
Plaisir: Fiilessi, grâce. lâx. : Fulessi l-uagu-n fulessi, grâce
sur grâce.
Premier: Fiirumié. Ex.: Katey fiiriimié l-on najan, quel est le
premier commandement.^ L-iyabni fnrnmié, il arriva
premier. Fnrninié sagadi, premièrement l’herbe. Furinnié-
wa-rngn lé Ji-alngndnn, Îa première chose venue que vous
demanderez. Fnrmnié-rugn katey, la première chose venue.
Prier: Fnrié-gi, a-fnriye-dnn. Ex.: Fnrié-gi-ti-na h-o%v, je prie
pour eux. Furiyeygidinma, priez ! L-afurieda l-un, il le
pria.
Caraïbe de la Guadeloupe • — A-ponrie-ron-ta, prier.
Ponrie-ba, prie !
Prison, Prisonnier: Furisun, Fnrisunné. Ex.: Ti-dan fnrisun,
fnrisun-rngu, dans la prison. Aban-fiirisnnné, un prisonnier.
Promettre : Fnrumede-jan. Ex. : Fnrnmedejan-i, ils lui promirent.
Quatre: Gadnru, gadrn. Ex.: Gadnru murnsnn, quatre mor¬
ceaux. Ligadnru-n dan ariabu, le quatrième temps de
la nuit. Gadrn zceyn, quatre jours.
Quinze : Kinthe. Ex. : Kintlie bnrassn, quinze brasses.
Rester : Rede, e-raide-rnn. Ex. : Ignni lé rede-ti, la nourriture
qui est restée. Rededinnia ya, restez ici ! Néii l-eraidera,
il resta là.
Riche: Risi. Ex.: L-nba risi-ti, parce quii était riche. Saragn
366
XIV. Amerikanisten-Kongress.
ha risi-ti-fiîin, plusieurs qui étaient riches. I-risi-tii, la
richesse.
Roi: U-rrnvy, u-rmve. Ex.: L-ariüaga i/ruzcy t-iin iraju, le
roi dit à sa fille. Inihan ha-rmvy-te hin'iyii, voici le roi
des Juifs. L-ariüaga Pilate l-im: îirmve-ra-bîi-guia, Pilate
lui dit: es-tu roi? L-ounabï Hesu: amuru ariüagii-bi l-uagii
iinnvy-nan, Jésus lui répondit: toi tu l’as dit, je suis roi.
Seine: Seheni, filet. Ex.: Simon agnra seheni, Simon jettait la
seine, le filet. Afadahowi he-seheni, ils raccommodaient
leurs filets.
Sentir: A-sandi-riin. Ex.: T-asandira, elle sentit.
Sept: Sed, sedn. Ex.: Sed faniyé, sept paniers. Lé he-sedii-n,
ceux qui étaient sept, les sept.
Sermon: Seriimong. Ex.: L-im n-ichugu-n sei'umong, pour que
je donne sermon, pour que je prêche.
Servante, serviteur : Sarawandn. Ex. : Aban saraivandu, une
servante. Li-sarawandn fadiri mziti^ serviteur du grand
prêtre.
Serviette: Sarizvedu. Ex.: L-aragachonn t-ozv sarizvedu, il les
essuya avec une serviette.
Servir: E-serizvi-dnn. Ex.: L-iyabni l-nn l-eserizvidun, il est
venu pour servir. Hiîirn-gn eserizvida l-îin, les anges le
servirent. T-eserizvida Martha, Marthe servait.
Six : Sisi, siz. Ex. : Sisi iruinn, six ans. Siz ozvra, six heures.
Soudard : Sondara. Ex. : Aban ha-dan-gniüe sondara, un des
soldats.
Témoin, témoigner: Dininre, a-dimnre-han, témoin, témoignage,
parole, témoigner, parler, lêx. : Kata-me-dngnia dininre,
qu’avons-nous besoin de témoins? Rn-ti-ünn dimnre, ils
rendaient témoignage. Dininre to, cette parole. T^-abnna
dininre, il sème la parole. Heren-gn-ti dininre lé, ces
paroles sont dures. Adininreha-ti John l-nagn, Jean
témoigne sur lui. lÀgiya l-iyabni l-nn l-adininrehan, il
vint pour témoigner. L-agnmesera adimnreja, il commença
à parler.
Temps : Dan, i-dan-i, temps, saison. lêx. : L-achilernn dan, le
temps arriva, la saison arriva. T-idani nriri, le temps
des figues.
Trente : Darandi, dar ande. Ex. : Dar andi bur assn, trente brasses.
XIV Amerikani-sten-Kongress.
367
Vin ( du) : Di-zvain, di-zvèn. Ex. : Tseri dizucn, du vin nouveau.
Vadi dizvaiii ha-ma, il n’y a pas de vin avec eux, ils n’out
pas de vin.
Vingt: Ven. Ex.: Biania ven, deux vingt, quarante.
Voyage: Wiyeasun. Ex.: L-arigi lu-zviyeasun, après son voyage.
Liste des mots espagnols qui se sont introduits dans la langue
des Caraïbes.
Aguja: Agnsa. Ex.: L-agu agnsa, l’œil (le chas) de l’aiguille.
Ayunar: Ayunai'a. Ex.: Ayunara-ña, ils sont à jeun.
Caballo: Gabayu. Ex.: L-irozv Gabaytt, le fils d’un cheval,
poulain.
Borrico : Burigu. Ex. : Dan l-adarira Hesu t-iraha burigu,
Jésus ayant trouvé la fille d’une bourrique.
Camisa: Gamessa, étoffe, linceul. Ex.: Iseri ganiessa, étofte
neuve. T-abii aban gamessa l-uagu, avec un linceul sur lui.
Carta: Garada. Ex.: Aja-ti Jiioses l-un zv-aburudîin garada.
Moïse a permis que nous écrivions une lettre.
Cielo : del'll, ciel. Ex. : Cielu-giiine, ciel-guine , du ciel.
Copa : Còpu. Ex. : L-achibun còpu, le lavage des coupes.
Echar : Esera. Ex. : L-ariguiñe l-esera duna li-doun agï-dunouu,
après qu’il eut versé de l’eau dans un vase à eau. H-esera
agule, ils versaient de l’huile.
Espíritu : Sifirasi. Ex. : Sifirasi kaysi aba zvaguguzua t-ararera
l-uagu-n, l’Esprit comme une colombe descendit sur lui.
La Guerra: Lagiyeru. Ex.: Dan aganbun t-uagu lagiyeru,
quand vous entendrez (parler) sur la guerre.
La Mitad: Lamida. Ex.: Lamida-ñouñ banana ugune, la barque
était au milieu de la mer. Lamidan n-u-ruzvy-te , la moitié
de mon royaume.
Ü: 0. Ex.: Diz-zvidu ó zven-sedu, 18 ou 27.
Padre : Fadiri. Ex. : L-ar arama fadiri imiti, le grand-prêtre
se leva.
Pecado: Figäo, figozv. Ex.: Ha-gunf esera ha-figäo, ils con¬
fessaient leurs péchés. Li-dan figozv, dans le péché. Ha-
ma ga-figâo-ti-üun, avec les pécheurs.
Priesa: Furise. Ex.: Aduga-bi furise, fais le vite!
Recibir : Resibi, e-resibirun. Ex. : Resibi-lu-muti-na, celui qui
368
XIV. Amerikanisten-Kongress.
me reçoit. L-eresibirìi-ba, il recexTa. Lé m-eresibirìiii-ti-bìc
celui qui ne te reçoit pas.
Sacate: Sagadi. Ex.: L-iiagîi sagadi rigili, sur l’herbe verte.
Saco : Sagii. Ex, : L-uba l-iima-ùoun sagn l-anngï lé icinigii-ti
ti-doîin, parce que le sac était avec lui il prenait ce qui
avait été mis dedans.
Salvar; A-salbartin, a-ssabarun. Ex.: L-asalbarii-ba, il sera
sauvé. Vabï zvogiiri assabarti-ti, pas un homme sera sauvé.
Sàvana : Sozv%vana. Ex. : Soiinvana-riigii , dans la savane, dans
le désert.
Seña : Seña, signe, miracle, signal. Ex. : M-icIuigîin-bï seña
ÎL-oiin nmUi lia, il ne sera pas donné de miracles à ces
gens-là. L-icJiiga seña^ il avait donné (comme) signal.
Zapato : Sabadu. Ex. ; T-agiiriiga li-sabadîi-n, les cordons de
ses souliers.
Liste des mots anglais qui se sont introduits dans la langue
des Caraïbes.
Gallon : Gahin. Ex. : Ñeñyoiin sisi duna-agi . . . gada-ti diz-
zvidu ó wen-sédu galini aban, la étaient six urnes . . . dont
chacune tenait i8 ou 27 gallons.
INIarket : Market, Magidi. Ex. : Ñeñen Jerusalem t-ubadu market
Ji-ani niudìin aban duna, il y avait à Jerusalem près du
marché aux moutons une eau, une piscine. Dan h-iyabui
magidi-rugu- guiñe , quand ils viennent du marché.
Right : Ridia, juste, il est juste, il est permis. Ex. : Richa-ban,
tu es juste; richa-ti, il est juste, il est permis. Ma-richa-
ti-iva-raguia l-un w-ariñagun, ne nous est-il pas permis
que nous disions?
True: A-treu-run, être fidèle, adorer. Ex.: Lé zaoguri l-atreu-ti
l-un boudin, l’homme qui est fidèle à Dieu, l.-atreura , il
adora.
Well: Wellu. h?x. : Lu-zcellu-n Jacob, le puits de Jacob.
Cette triple liste fournit des indications phonétiques très
démon.stratives, et met en lumière ce fait significatif, que la
lduf)art des vocables indo-européens adoptés par nos Caraïbes
XIV. Amerikanisten-Kongress.
369
ont revêtu, si l’on peut ainsi parler, la même livrée que les
vocables indigènes.
Indications phonétiques.
1° Une voyelle, le plus souvent la voyelle ii, est intercalée
dans les groupes gl, cr, pl, pr, fr &c.
Gloire, giiloir. Croix, giirinva. Premier, fiiruniié.
Prison, fm'isiin. P'ranc, fiirango. Bourg, n-btiriigii. Mor¬
ceau, miiriisun. Sermon, seruinotig &c.
L’église, ligilisi. Servir, e-serivi-dtm. Perdu, feridi.
Carta, garada. Servante, saraivandii. Charpentier,
sarafangiya.
IP D se substitue à T, et se maintient.
a) Temps, dan. Trente, darande. Sentir, a-sandi-riin.
Rester, nédc. Mouton, inndiui. Content, gndan. Fête,
fédn. Assiette, assyedji &.c.
b) Dimanche, dimansii. Demi, dinii. Devinette, dibmasu.
Chandelle, samidelu.
IIP G se substitue à C dur (K), et se maintient.
a) Calme, gahnna. Commencer, a-gnniese-mn. Commander,
a-gnniade-run. Confesser, a-gnnfese-rnn. Couche, gitsn.
Croix, gunnvä &c.
b) Gagner, agañen. Gloire, guloir. Naviguer, nazuigen.
\\'° F se sulstitue à P, et se maintient.
a) Pain, fèn. Panier, faniyé. Pardon, faradnn. Place,
fulassii. VrQmÎQv, fur uniie. Dépenser, defansé. Prison,
furisun, Sic.
b) Fête, fédu. Se fier, a-firie-run. P'ouet, ftavediin.
V° B se maintient.
Baptiser, a-badise-run. Besoin, busuwen. Bâton, badun.
bourse, bnrusu. Habit, abi Sic.
VP N se substitue à G doux (f), et se maintient.
a) L’argent, larasun. Arranger, arenserun. Chirurgien,
surusié. Changer, a-sansi-run.
b) Confesser, a-gunfese-run. Bourse, bnrusu. L’église,
ligilisi.
VIP N se substitue à CH.
Chandelle, samidelu. Changer, a-sansi-min. Cher, seru-ti.
Couche, gusu. Chaudière, soudieru. Riche, risi &c.
24
370
XIV. Amerikanisten-Kongress.
VIII° r est substitué par /?, et se maintient.
a) Devinette, dibinasii. Livre, liburii. Levain, lebcui.
b) Aviron, avininjan ramer. Servir, e-serivi-din.
IX° La voyelle finale -e est substituée le plus souvent par la
voyelle -u, quelquefous par la voyelle -i.
Barrière, barrieru. Bourse, Intrusu. Chandelle, saniidt'hi.
Couche, giLSu. Chaudière, soudiei'ii. Douze, diiszn. Fête,
fedii. Livre, libitrii. Onze, unsu. Place, fiilassii &c.
L’église, ligilisi. Riche, risi. Seine, seheiii.
Livrée Caraïbe.
F Dans le dialecte du Honduras, comme dans celui de la
Guadeloupe, certains noms sont afiectés d’un préfixe voca-
lique U-, i-.
U-bnritgu, bourg. U-rmvy, roi. I-gndan-i, joie. I-dan-i,
temps. J-risi-iii, richesse.
IF Dans les deux dialectes, le nom à l’état possessif est
affecté d’indices personnels préfixes, et souvent aussi de
particules qui lui sont suffixées, notamment de -ii.
Ex.; iVellii puits, lu-zvelliL-n Jacob, le puits de Jacob.
Gusu lit, bi-gusH-n ton lit. Guruzva croix, lii-guruiva-n
sa croix. Barrieru parc, Jia-barrieru-n inudun, le parc
des moutons. Fedii fête, he-fedu-n hiiriyu la fête des juifs.
Boudin Dieu, nu-bondiu-te mon dieu. U-rinvy roi, l-u-
ruzoy-te son roi. Abii habit, lii-abii-te son habit.
IIF Dans les deux dialectes, la plupart des thèmes verbaux
sont affectés du préfi.xe a-, et des particules -guii, -diiii,
-run. La voyelle a- est parfois substituée par la voyelle e-.
Changer, a-sansi-ra-gun, a-saiisi-ruu. Marier, a-marie-
diin. Baptiser, a-badise-ruii. Commencer, a-guineserun.
Servir, e-serivi-duii, Resibir, e-resibi-run. True, a-treii-ruu
être fidèle, adorer.
1V° L’emploi d’articles soit indéterminés soit déterminés étant
étranger au Caraïbe. »L’argent, l’église, la misère, la guerra,
du vin« sont devenus: l.arasuii, ligi/isi. lainiselu, lagiyeni.
dhvain.
Vocabulaire comparé des deux dialectes caraïbes.
Les évangiles de Marc et de S‘ Jean traduits par le
Rev’ John F. Laughton ne contiennent pas tous les vocables du
XIV. Amerikanisten-Kongress.
3; I
parler des paroissiens de Stann-creek, et alors même que j’eusse
attendu la publication des évangiles de S‘ Mathieu et deS'Luc,
il est certain que bien des elements de ce parler m’auraient fait
défaut. D’un autre côté, il est très douteux que, dans ses
Vocabulaires et ses Entretiens, le P. R. Breton ait épuisé le
stock des Caraïbes de la Guadeloupe. Si donc, dans le présent
Vocabulaire, la comparaison n’a pas pu être toujours établie, il
ne s’en suit pas rigoureusement que le lexique du Honduras
diffère de celui de la Guadeloupe, dans la mesure qu’accuseraient
la lacunes actuellement existantes.
Au surplus, les concordances sont trop nombreuses et trop
importantes pour que leur ensemble ne contredise pas energique-
ment l’assertion ridicule encore trop répandue, qu’en Amérique
il suffit de quarante années d’isolement pour qu’une tribu change
son lexique.
Le dialecte de Stann-creek est lexicologiquement caraïbe,
nonobstant les emprunts faits à trois langues indo-européennes.
On verra, dans les Observations faisant suite au Vocabiilaire
comparé, qu’au point de vue grammatical, ce dialecte est
foncièrement caraïbe, encore bien que le bilinguisme n’y existe
pas, et qu’en ce qui concerne notamment la conjugaison des
'.verbes, il diffère du dialecte de la Guadeloupe.
'I'itulo (lei Ilanio do Santa .\iia.
Ao'osto 14 (le 1565.
Vorgelegt \'on Prof. Dr. Karl .Sapper, I'iibingen.
P o k o n c h Í,
Yulik memoria título ké také
iiajtir tak ajhualak hri jahual
také aj-Santa Ana, jun tijp chi
tinamit chi molam.
J. M y J. Ana, Joaquin.
Yená, ajik na-ni-jalam guadi
título testamento yuli, hruhum
ix-kajik-i-juj coré tzijm také
najtir Padres ;
huilik qui pinna chipam i-
título testamento, ix-tojkik-chó
chipam i-jam yuli 1565 Padre
Fr. Juan de Torres, Padre Do¬
mingo de Ozcona, Padre Fr.
Francisco de Viana, Padre Fr.
Lúeas Galyego pet Padres také
chi tzijm huilik kajnok ca-yuk
ca-quixkam joj jún tijp chi ti¬
namit aj-Santa Ana ar Cham-
jáh ar chalenak ca jáhu, ca-mam
chi-najtir chó kihg sakom;
Spanische Übersetzung
von V. A. Narciso.
F5sta es la memoria titulo
de los antiguos, principales y
demas señores de Santa Ana,
barrio del pueblo unido.
J. M. y J. Ana, Joaquin.
Ahora, pues vamos á cam¬
biar papel al titulo testamento
presente, porque se pudrió el
papel en que estaba escrito anti¬
guamente por los Padres.
Alli están las firmas en el
titulo testamento que fué prin¬
cipiado en el año de 1565
(las firmas del) Padre Juan de
Torres, Padre Domingo de
Ozcona, Padre P'r. P'rancisco de
Viana, Padre Fr. Lúeas Ga¬
lyego los primeros Padres, ya
dichos en la escritura que
quedó de nuestros planos, de
nosotros, un barrio del pueblo,
de Santa Ana en Chamá. De
alli x'inieron nuestros padres,
nuestros abuelos en lejano dia
claro ;
374
XIV. Amerikanisten-Kongreís.
coré ca-jahii Padre Francisco
de Viana ix-kam huik chó ca-
mam, ca jahu ayii chi-xilak aj-
San Cristobal de Verapaz.
Ixtil ké joj aj-Santa Ana, yuk
quixkam Cham-já;
ar nak xu-huan hri-Pat i Hrios,
Santa Iglesia ca-jahu Padre P'ran-
cisco de Viana ;
ma atom ix-hiri lohn i-Padre,
pim in-quimik hra akún i-tina-
mit, kom chikop ar hutz nihch
in-hri-tihu tinamit;
je aj hrú ix-hri-saj chó Padre
Santa Iglesia
xi-kaj-saj nak cimiento ix-
jojtik;
nak Santa Iglesia ix-chalik
inchel ornamento, cálix, casulla,
incensario, cruz magna ké joj
aj-Santa Ana Cham-jáh Chi-chun
huihg yuk quixkam;
lire ¡)et huinak Cojok, Quip,
Chulip, hri jaliual také;
je hru-kor najtir memoria,
jenaj chik naka-kanam qui kor
huai ca-jáhu Padres sacerdotes
také ;
korik inchel ixciuitzijmaj ;
xa je huó hri tzijm najtir Fs-
cribano Domingo Kal, hra-akun
el señor Padre Francisco de
Viana trajo á nuestros abuelos,,
nuestros padres aquí entre los
demas de S. Cristóbal de Vera-
paz. (Kajcoj.)
Son propios de nosotros,
los de Santa Ana, los cerros,,
los planes de Chama;
alli hizo fabricar la casa de
Dios, Santa Iglesia, el señor
Padre P'rancisco de Viana;
no le gustó à ver, el Padre,,
porque morian muchos hijos
del pueblo con el x eneno de
los animales, moscas, murcié¬
lagos que picaban los del
pueblo ;
por eso dispuso trasladar el
Padre la S. Iglesia.
se abandonaron los cimien¬
tos ya levantados;
de la Santa Iglesia trajeron
todos los ornamentos, calix,
casulla, incensario, cruz magna,,
que es de nosotros, los de
Santa Ana, Chama, Cliichún,
nombre de los cerros los
planes ;
los primeros hombres (eran)
Cojok, Quip, Chuli¡); (ellos)
eran los señores;
asi dice la antigua memoria,
que ya no hubo otra cosa que
nos dejaran en sus palabras
los señores Padres sacerdotes;
sus palabras todas las escri¬
bieron ;
asi mismo las escribió anti¬
guamente el Escribano I )omingo
XIV. Amerikanisten-Kongre.ìs.
375
ajhual Don Diego Sajki Kal
hri jahual aj-San Cristóbal.
Ayú ajik na-hrelih liruk cula-
til ca-yuk ca-quixkam joj aj-
Santa Ana.
Ayú ajík ix-chik-quik chó
Tujal-jáh, in-jojtik chó chi rok
he-jah Temal hiiihg xi-kik chó
i huilik hui hru pat i-Hrios Santa
Iglesia, Chi-chún huihg.
Chi-inchel ké yiik quixkam
ar Cham-jah Chichun ke joj aj-
Santa Ana;
ma hré-tá-hre aj-San Marcos,
hruhum najt chalen ak také,
cu ar Chi-xa-Akalá,
hruhúm Akalá také aj-San
IMarcos, ix-quimik huí ca-jáhu
Santo Padre Fr. Domingo de
Vico, cu-hré jenaj take hru-mam
hra jáhu aj-San Marcos ;
xi-cansanik xi-tihuik Padre Fr.
Domingo de Vico aj-Acalá;
co-hré chik Padre Fr. Alonso
de Bayllo ix kamhuik chó ké
aj-San Marcos;
pet xi-huihik arYax-Capnal ;
xi chalik ar, xi-huihik chik
Akil;
xi-chalik ar Akil, xi-chalik ar;
Kal, hijo del señor don Diego
Sajkí Kal, el Señor de San
Cristóbal.
Aquí están como comienzan
los linderos de los cerros de
los planes de nosotros, los de
Santa Ana.
Acpú pues comienzan con el
Rio de Chixoy (Sacapulas) y
sube hasta el pie de otro rio,
Temal nombrado , y pasa
donde estaba la casa de Dios,
Santa Iglesia, (lugar) llamado
Chichun.
Todos nuestros cerros y
planes allá en Chamá y Chichun,
son de nosotros, los de Santa
Ana ;
no son de los de San Marcos,
porque muy lejos quedaron ellos,
allá en Chixaakalá,
porque son de Acalá ellos,
los de S. Marcos, murió allá
nuestro Señor el Santo Padre
Fr. Domingo de Vico, siendo
todavia los abuelos de los pa¬
dres de los de San Marcos;
mataron, se comieron al Pa¬
dre Fray Domingo de Vico
los de Acalá ;
el siguiente Padre P'ray Alonso
de Ba}dlo trajo à los de San
Marcos ;
primero vivieron en Yax
capnal ;
salieron de alli, vivieron en
seguida en Akil ;
salieron de Akil, salieron de
alli ;
3/6
XIV. Amerikanisten-Kongress.
cu-hrc ajik na-xi culik, ho kok
iun chak jáh Cham-jáh pan ca-
yukul ca-quixkamal joj aj-Santa
Ana.
Najt ajik xi-jijlik xi-patanik
ar xa-culaj také aj-San Marcos ;
Máhre-ké-tá yuk quixkam, x-
hruhiim najt ix-quihuan ix-qui-
tik ;
qui tik qui-cohu, pek, tilul ar;
xaré ma-hré-ké-ta yuk quix¬
kam ;
ké joj aj-Santa Ana.
Hruhúm huilkoj chik chi-pam
korhual i-Hrios, joj-chic cristi¬
anos xa-pam á-to huil xi-yojal
huilkoj xa-en-paz, huilkoj hui jé,
inchei ca-mam, ca-jáhu;
jé aj-hru xax-culaj ar aj-San
Marcos.
Man-qui-sik pleito jaruj ca-
akiin qui ixkún lire hri kamaj
testamento memoria na-hri-kaj-
nik pan in-quikam také ca-akún
ca-mam, hui in-kaj a-huixik chi-
pam ca-yuk ca-quixkam aj-San
Marcos.
cjui-pajkaj chi-cpii-guach aj-
Santa Ana chijiam i-hrii nim
kihg Santa Ana chijiam jujiin
chi jam santo laj tliezmos,
Cuando hizieron esta salida,
pasaron al otro lado del rio
Chama entre nuestros cerros,
nuestros planes , de nosotros,
los de Santa Ana.
Largo tiempo pues descan¬
saron y habitaron ;
alli recibieron bien á los de
S. IMarcos;
no son de ellos pues los
cerros, los planes porque desde
antes (vivieron), hicieron sus
siembras;
cultivaron cacao , pataxte,
plátano alli ;
no son pues de ellos los
cerros los planes;
son de nosotros, los de Santa
Ana.
Porque estamos ya bajo la
palabra de Dios, nosotros so¬
mos ya christianos por el fa¬
vor y gracia, estamos en paz.
estamos bien así, todos nuestros
abuelos, nuestros señores;
asi es que recibieron á los
de San Marcos.
Para que no busquen pleito
nunca nuestros hijos, nuestras
hijas es necesario el testamento
memoria quede en sus manos
de nuestros hijos, nuestros
nietos, pues si quieren rozar
en nuestros cerros, nuestros
planes los de San Marcos,
tienen que solicitarlo delante
de los de Santa Ana en el
gran dia de Santa Ana cada
año dando diezmos, porque no
XIV. Amerikanisten-Kongress.
377
hruhúin ma-hré-ké, joj )’uk quix-
kam, aj-Santa Ana;
ar ix-hoj ajik;
hrc aj-San Marcos huilik qui
yuk qui quixkam ar Akil, Vax-
Capnal, xi-chalik. tíruhúin na-
hok, qui tzajik qui ca-tumjik
hruhiim aj-tzaj Lacanlum maja-
hok in-CLilik i Padre Misión l"r.
IMelchor, P'r. Antonio, Fr. Do¬
mingo ;
hruhùm co-hré ix-qui-kanà ka-
Uim nok ix-ponik pan Lacantum
Padre Misión P'r. Antonio;
je-aj hru chi maxtá qui yuk
qui quixkam aj-San Marcos ar
Cham jàh, chi najtir cho kihg
Sakom,
hruhüm xa-kanamaj také ar
junchak jah Cham-jàh jé aj lini
ma ix-qui xohu qui guadi take
aj-Santa Ana
hruhúm huilkoj chik chi-pani
i-hri-korhual i-Hrios, o-tohuil
chi-yojal, cristianohil huanoj ;
ca-amigos xa-culá také cu-
hrc ca-jáhu Padre P'r. Alonso.
ex-kananik ké ar chipani cho
ijyani yuli 1589,
Yulik ajik hri culatil ca-yuk
ca-quixkam joj jún tijp chi mo-
lam aj-Santa Ana ixtil korik
chi guadi ca-nini-ajhual i-IIriosjé
hiló chi guach Señora Santa Ana.
son de ellos, son de nosotros
los cerros los [ilanes, de los
de Santa Ana;
alli fué nuestro nacimiento;
los de San Marcos tienen
sus cerros sus planes en Akil,
Yax capnal, (de donde) vinie¬
ron, solo porque los perse-
guian y molestaban los terribles
Lacandones , cuando aun no
hablan venido los Padres Misio-
neres P'ray Melchor, Fray An¬
tonio, Fray Domingo;
entonces dejaron los pleitos
cuando llegó al lugar de los
Lacandones el Padre Misionero
P'ray Antonio ;
asi es que no tienen sus cer¬
ros sus planes los de San Mar¬
cos allá en Chamá, desde an¬
tiguo dia claro,
porque quedaron ellos al
otro lado del Rio Chama y no
se enojaron delante de los de
Santa Ana
porque estábamos ya bajo
la palabra de Dios, por favor
y gracia en la christianidad
ya formados;
por amigos recibieron en paz
á nuestro señor Padre P'ray
Alonso
lo dejaron á el allí, con ellos,
en el año de 1589.
Estos son los linderos de
nuestros cerros, nuestros planos
de nosotros, un barrio en la
reunion, los de Santa Ana, que
es verdadera palabra delante
XIV. Amerikanisten-Kongiess.
Cu ar chalenak chi-Pakiúl Ca-
huinik.
Cahuinik xi-chalik najt yuk
quixkam aj San-Marcos aj-Co-
huan také.
Yulik ca-culat joj aj-Sant Ana.
xi-cul hui hrim i-jah Tujal jah
Cham-já hui ;
xi-helik ar, tiklik Chi-chún ix-
huijik hui hrí pat i-Hrios;
tiklik Pan-zós Simajtok;
tiklik chikxilak-jah Chi-kchop;
xi-helik ar, tiklik xilak jah,
Tzunún ;
x- helik ar, tiklik chik Sanap ;
ix-chalik chik ar, tiklik Chi-
hri-tin-liual aj-kol;
xi- helik ar, tiklik xilak jáh
Cumal-jáh ;
xi-helik ar, tiklik xilak-jah
Kar-ay ;
xi-helik ar, tiklik in-hokik hui
jah Masinil-jah.
.xi-helik ar, tiklik chi I Irel-
hual jáh ;
xi-helik ar, tikilkin nahg yuk
Chihax ;
xi-nihclik ar, tiklik hrokhual
jah xüák yuk;
de la Grandeza de Dios y de¬
lante de la de nuestra Señora
S. Ana.
Desde allá salieron de Pakiul
Cahuinik.
De Cahuinik quedaron lejos
los cerros los planes de los de
San Alarcos de los de Coban.
Estos son los linderos de
nosotros, los de S. Ana;
donde se juntaron en con¬
fluencia los rios Tujal y el
llamado Chamá;
sale de alli, endereza hacia
Chichtin, donde hicieron la
casa de Dios ;
se dirije a Panzos Simajtok;
endereza en seguida dendro
de los rios Chi-chkop ;
sale de alli, endereza siem¬
pre entre los rios hacia Tzunun ;
sale de alli, se dirije en se¬
guida a Sanap ;
vuelve á salir de alli, toma
para donde se bañan los pá¬
jaros llamados »Kol«;
sale de alli, coge sobre el
rio Cumatjah;
sale de alli, coge sobre el
rio Karay;
sale de alli, coge y entra
en el rio Alasinil-jáh ;
sale de alli, coge a donde
nace el rio ;
salo de alli, llega á la cum¬
bre del cerro Chihax;
vtieKe á salir de alli, ende¬
reza a donde entra el rio entre
el cerro ;
i
XIV. Amerikanisten-Kongress.
xi-helik ar, ix-ni-kam lirok
jáh Salquil;
tiklik ajik chi hrelhual jah
Huajlain jah hui ;
xi-helik ar, tikilkin Tak-aj-pok ;
xi-helik ar, tiklik chi nahg
yuk NakaJ ;
xi-helik ar, tiklik chi nahg
yuk Chi-kathual-pom ;
xi-helik ar, tiklik hruk Kijol-
Ahuaj ;
xi-helik ar, tiklik ar Chi jul-
kajk ;
xi-helik ar, tiklik chi Yuthui,
chi Yutuyik yuk;
xi-helik ar, tiklik chik chi jáh
Chi-akal ;
xi-helik chik ar chi Tukhum-
hual jáh;
ixka-cax- quiñi hruk jun tijp
chi-molam aj-San Felipe.
xi-helik ar, xi-kaná-chik hrok
jah Tujal-jáh ; ix-jojtik cho tik¬
lik ajik Sak-hrahuin-jah ;
xi-helik ar, tiklik xilak hrok
jáh Quixhual huihg;
xi-helik ar jenaj-hrok ix joj-
tik xi-huan tiklik Suj-joni-jáh ;
xi-helik ar, tiklik Pan-aniak-
iqui; ix hoj jijlik ar;
xi-helik ar, tiklik Pam-Xom-
jolom-na ;
xi-helik ar, tiklik chi nahg
sale de alii, coge aguas abajo*
del rio Salquil ;
toma entonces al lugar de
donde sale el rio llamado »el
Tigre« ;
sale de alii, fué á pasar a
Takajpok ;
sale de alii, endereza á la
cumbre del cerro Nakaj ;
sale de ahi, endereza á la
cumbre del cerro de »El In¬
censario « ;
sale de alli, endereza á Kijol-
Ahuaj ;
sale de alli; coge para Chi-
julkajk ;
sale de alli, llega a Yut, cerro
muy pegado á otro ;
sale de alli, toma á donde
está el agua Chiakal ;
sale de alli, va al »Rio de
aguas extendidas« ;
amémonos con los del bar¬
rio reunido, los de San Felipe.
Sale de alli, cogió otra vez
á la orilla del Rio Chixoy;
sube y endereza entonces á
Sakrahuinha ;
sale de alli, endereza al lado
dentro del Rio Quixhual ;
sale de alli y del pie sube
acabando de cerrar en el rio
Sujjomjah ;
sale de alli, endereza á Pa-
namakiqui; fueron a descansar
alli;
sale de alli, coge á Pamxom-
jolomna ;
sale de alli, coge á la cum-
XIV. Amerikanisten-Kongress.
^8o
yuk Tupyak, ix-hoj niminik aj-
joj guk chijt clii aj-hual Cojok,
Quip, Chulip, Tok, Quip; joj
guk chijt chi aj-hualak Juan
Tok ca-tzijm, xi-tzilmaj inchel
i-hiiihg ca-yuk ca-quixkam ix-
til cashual hrashual cho ca-niam
ca-jáhú jun tijp chi molam Pop,
Hip, Kat, Pat, hre-akun hri-ix-
kun Santa Ana San Joaquin,
hui devoción také guk chijt chi
ajhual.
Yulik ajik á pinnas Domingo
■Cojok Garcia, Juan Chulip,
Pedro Quej, Juan- Tok, Estéban
Garcia, Domingo Aj-Calel ;
joj guk chijt chi-ajhual, guk
chijt, ixka-kam hrii jah i-Hrios
chi-pam a-tohuil chi-yojal hru-
hiun ca-jáhu Padre P'r. P'rancisco
de Viana, ayú ixka-hrak ca-
yeham San Cristobal Kajkoj de
\Arapaz, chi pam i-jam yuli i 565 .
Z u s
1 luilik inchel ornamento, ca¬
pa, casulla, calix, custodia, in¬
chel malik ornamento hre Santa
Iglesia hre ca-niam ca-jáhu hre
San Joaquin i Santa Ana; hui-
lik chipam i Santa Iglesia.
bre del cerro Tupyak, donde
hicieron fiesta los siete pares
de señores Cojok, Quip, Chulip,
Tok, Quip ; somos siete pares
principales ; Juan Tok, nuestro
escribano, escribió todos los
nombres de nuestros cerros y
planes donde nacieron nuestros
hermanos mayores y menores,
nuestros abuelos, nuestros se¬
ñores del barrio reunido. Pop,
Hip, Kal, Pat, hijos é hijas de
Santa Ana y San Joaquin, la
devoción de los siete pares de
señores.
Estos son las firmas de Do¬
mingo Cojok Garcia, Juan
Chulip, Pedro Quej, Juan Tok.
Estéban Garcia, Domingo Aj-
Calel;
Nosotros los siete pares de
señores, siete pares hemos reci¬
bido el agua de Dios por el
favor y gracia de nuestro señor
Padre Eray P'rancisco de Viana,
hallándonos aqui en nuestro
lugar San Cristobal Cajcoj de
Verapaz en el año de 1565.
Hay todos los ornamentos:
cai)a, casulla, cálix, custodia;
todo cabal el ornamento de la
Santa Iglesia de nuestros abue¬
los y señores de San Joaquin
y Santa Ana ; está todo dentro
de la Santa Iglesia.
Xl\’. Amerikanisten- Kongress.
381
Je huü ix-ni kayel akal jun-
chak jah Temal;
curé nak hrii culatil ca-akal
najiir Chirnal-Chizós ;
yuná xa hré chik ca-culat,
jah Temal.
Ix ka-kayej joj hri jahual aj-
Santa Ana, hriik aj-Bak aj-
Cohuan ;
hre ixka-kayej manquejhuik
ca-akún ca-mam pan jáh, joh-
kajl tuxtún ixka-kam ;
yuna, ma hré chik ké, hré
chik aj-Cohuan, aj-Bak;
ma-jap chik jé á-chik-kor,
chirij joj aj-liualak aj-Sanla Ana.
Asi mismo henros vendido
la tierra del otro lado del rio
Temal ;
mas allá de los linderos de
nuestras tierras antiguas Chimal-
Chizos ;
ahora solo es nuestro lindero
et rio Temal.
Hemos vendido nosotros los
señores de S. Ana al Señor
Bak de Coban,
ya lo vendimos para que ya
no se caigan nuestros niños
nuestros nietos en el rio ; cien
tostones hemos recibido;
ahora ya no es de nosotros;,
es del de Coban, Señor Bak ;
ninguno niegue esta razón,,
que va en contra de nosotros
los principales de Santa Ana_
Título 'del Barrio (U' Santa Ana.
Agosto 14- (le 1565.
Transkribiert und übersetzt von Prof. Dr. Otto Stoll, Zürich.
V o r b e m e r k u n g.
Einem Wunsche meines Freundes, Prof. Dr. K. Sapper, ge¬
mäss habe ich im folgenden den »Título« von San Cristóbal
zu anal^’sieren versucht. Da ausser der alten und sehr kurzen
Grammatik des Pokomam (17. Jahrhundert) und meiner Gram¬
matik des Pokonchi von Tactic (1S88)') keinerlei sprachanaly-
tische Arbeiten über das Pokonchi vorhanden sind, und da ferner
die Schreibweise des Titulo zahlreiche Aussprachvarianten
gegenüber dem Dialekt von Tactic aufweist, hat es mir am
richtigsten geschienen, den Título zunächst in das moderne Po¬
konchi von Tactic zu übertragen, um an der Hand meiner Gram¬
matik und meines Wörterbuches dem Leser das V^erständnis der
Wortformen so weit möglich zu erleichtern. Für die betreffenden
W'orte ist meine Grammatik in den P'ussnoten als »P. Gr.« zitiert.
Das Pokonchi des Título unterscheidet sich von der mo¬
dernen Sprache von Tactic hauptsächlich durch folgende Be¬
sonderheiten ;
1 . Durch eine ausgiebige Verwendung des vorgeschlagenen Ji :
rii-Jium »durch« statt r-iivi; xi-Jiel-ic »er ging heraus« statt x-
el-ic (vgl. P. Gr. S. 17).
2 . Durch die Schwächung des finalen b zu m:
qiiixcaui »Ebene« statt qiiixcab; tzijm »Schrift« statt tzijb:
at-oni »gut« statt at-ob ; jam »Jahr« statt Jab.
Stoll, O., Die Maya-Sprachen der Pokom-Gruppe. Erster Teil; Die
Sprache der Pokonchi-lndianer, Wien iSSS.
3^4
XIV. Amerikanisten-Kongress.
3 . Durch die Schwächung des initialen b zu v :
viiijk (huigh) »Name« statt •»bijx.}')
4. Durch grössere lautliche Vollständigkeit ein¬
zelner, allerdings wenig zahlreicher Stämme: vuijc
(huihg) »Name« statt bij ] jaJi »Fluss« statt ja; ajic statt aji.
Dass c und k nicht konsequent verwendet, sondern häufig
verwechselt werden, und dass ferner c und c, sowie k und 'k
nicht auseinandergehalten werden, ist die Folge der Schwierig¬
keit in der Notierung dieser Laute. Und diese ist in zahlreichen
Fällen die Folge der Unsicherheit und einer gewissen inkonse¬
quenten Willkür in der Aussprache, die auch in den Inkonse¬
quenzen der Schreibweise des »Título« zum Ausdruck kommt
und die den Nachweis der etymologischen Zusammenhänge ein¬
zelner Wortstämme so ausserordentlich erschwert.
5. Häufig entspricht einem i im Título in den entsprechen¬
den Worten im Dialekt von Tactic ein il] z. B. tijp = tiijb
»Haufe« ; ni-jal-ain = nu-jal-am »ich tausche aus«; in-ciiel — tin-
cJiel »alles«.
Bemerkung; An vielen Stellen ist der Text ausserordentlich unklar und
vieldeutig, da nicht bloss die Beziehungsworte, sondern sogar die Personalaffixe
zu sparsam verwendet sind. Daher ist es ohne genaue Lokalkenntnis bei manchen
.Sätzen kaum möglich, herauszubringen, was der Schreiber eigentlich damit sagen
wollte. Als »pro memoria« für einen lokalkundigen Indianer möchte der »Título«
ausreichend sein, für den europäischen Leser bildet er ein schwer zu verstehendes
und keineswegs klassisches Schriftstück.
') In den sub 2 und 3 genannten Eigentümlichkeiten stimmt die Sprache
des Título mit dem Pokomam überein, vgl. P. Gr. 136 ff.
Vui-1-ic inemoria-tiliilo qu-e-
tak-e najt-ir tak aj-au-al-ak r-i
jau-al tak-e ?b]-Santa Ana jun
tijj)’) chi tinamit chi molam.
') tijp, dem in meinem Vokabular
aus Tactic ein tujb »Haufe«, »Schar«
entspricht und das der spanische l'ber-
setzer des »Título« mit »barrio« (Quar¬
tier, Stadtviertel) wiedergibt, scheint am
ehesten dem mexikanischen calpulli in
der Bedeutung einer zusammengehörigen
.Sippe zu entsprechen.
Dies ist der Besitztitel der
alten Herren, der Häuptlinge
der Leute von Santa Ana,,
einem Ouarlier des vereinigten
1 )orfes.
XIV. Amerikanislen-Kongress.
3^5
J. M. y S. Ana. Joaquin.
Yuna aj-ic') na-ni-jal-am ")
\uach titillo testamento vu-l-e
r-um ix-k’a-jic i-jiij c’ore tz’ijm
tak-e najt-ir Padres.
Vui-l-ic vui pinna chi-pam
\-titnlo testamento ix-tojk-ic ')
ch-o chi-pam i-jab vui-l-i 1565:
Padre Fr. Juan de Torres,
Padre Domingo de Ozcona,
Padre Fr. Franzisco de Viana,
Padre Fr. Lúeas Gallego, pet“* *)
Padres-X.dL-ç. chi tz’ijni vui-l-ic
cajn-ok ka-yu’k ka qu’ixcab joj
jun tijp chi tinamit VySanta-
Ana ar Cham jaj.
Ar chal-en-ak ka-jau ka-mam
chi najt-ir ch-o k’ij sak-om.-'’)
*) ajic, im Dialekt von Tactic aji,
ist eine der vielen Lokativpartikeln,
deren sich die Maya-Sprachen von Gua¬
temala zur Niiauzierung des Satzinhaltes
bedienen, ohne dass es immer möglich
wäre, diese in der Übersetzung deutlich
zum Ausdruck zu bringen.
Das Personalpräfix ni bezeichnet
die I. Pers. Sing, und nicht, wie die
spanische Übersetzung lautet, die i. Pers.
Plur. Diese würde 7ia-ka-jal-am lauten
müssen.
Der Stamm tojk fehlt meinem
Vokabular, vgl. aber dazu im Qu’iché :
tok~e »etwas abschliessen« (concluir algo).
*) Vgl. P. Gr. S. 102 u. 103.
°) Der Ausdruck k’iJ sakom »Sonne
(und) Licht« bezieht sich auf die my¬
thischen Schöpfungs- und Wandersagen
der Maya-Stämme Guatemalas, über die
im Popo! Vuh ausführlich berichtet wird.
Jetzt will ich das Testament
hier austauschen , weil das
Papier der Schrift der alten
Patres jetzt verdorben ist.
Dies sind die Unterschriften
in dem Testamente, das abge¬
schlossen wurde im Jahr 1565:
Padre Pr. Juan de Torres, Pa¬
dre Domingo de Ozcona, Padre
P"r. Francisco de Viana, Padre
PT. Lucas Gallego, die über
unsere Berge und unsere Ebenen
übrig ist, von uns, einem Be¬
zirke im Dorfe der Leute von
Santa Ana dort in Chamá.
Von dort sind gekommen
unsere Väter und Grossväter vor
alters beim Aufgang der Sonne
und dem Anbruch des Lichtes.
*) D. h. an Stelle des verdorbenen
Originals eine neue Kopie setzen.
XIV. Ameiikanisten-Kongress.
386
C’o-r-e ka-jau Padre Fran¬
cisco de Idana ix-c’am-vuic ch-
o-ka-main ka-jau ayu chi xilak
aj-San Cristóbal de Verapaz.
Ix-tiH) k-e-joj aySanta Ana
yu’k qu’ixcab Chamja.
Ar nak x-u-ban ri-pat \-Dios,
Santa Iglesia ka-jau Padre
Francisco de ï Pana.
Ma-atob ix-r-il-ou \-Padre,
pim in-quim-ic r-ac’un i-tinamit
c-um chicop ar, u’tz nijch") in-
r-i-liu tinamit.
Je aj-ru ix-r-i-s-aj ch-o Padre
Santa Iglesia xi-kaj-s-aj nak
cimiento ix-jojt-ic.
q Der Stamm til, der hier im Sinne
von »zugehören«, »zu eigen sein« vor¬
kommt, ist mir nur aus dem Qu’iché
bekannt, wo er von Ximenez mit der
Bedeutung »jemanden als HeiTScher be¬
zeichnen« (señalar á uno para levan¬
tarlo en senorio) aufgefiihrt wird.
q Mir unbekanntes Wort, das die
spanische Übersetzung durch »Fleder¬
maus« (murciélago) wiedergibt. Im l’o-
konchi von Tactic wie in andern Maya-
Sprachen ( luatemalasheisst »Fledermaus«
indessen so' tz. Dagegen führt das hand¬
schriftliche »Cuadro comparativo de las
lenguas pertenecientes à la familia
Maya-Ou’iché«, allerdings mit Frage¬
zeichen, neben so’ tz auch ein Pokonchi-
Wort nitsO mit der Bedeutung »Fleder¬
maus' auf, mit dem das nijch des Textes
offenbar identisch i't.
Jetzt hat unser Vater Pater
Francisco de \"iana unsere
Grossväter und Väter hierher
unter die Leute von San Cristó¬
bal in der Verapaz gebracht.
Uns, den Leuten von Santa
Ana, gehören die Berge und
Ebenen von Chamá.
Dort baute das Haus Gottes,
die heilige Kirche, unser Vater
Pater P'rancisco de Viana.
Nicht gut sah es der Pater
an (d. h. schien es dem Pater),
zahlreich (wörtlich: dicht ge¬
häuft) starben die Kinder des
Dorfes ; durch das Ungeziefer
dort, die Mosquitos und die
Pdedermäuse (.í^), wurde das olk
gebissen.
So liess der Pater die heilige
Kirche dort (wieder ) wegnehmen ;
es verfielen die Fundamente,
die errichtet waren.
XIV. Amerikani.sten-Konírress.
3^7
Nak Santa Iglesia ix-chal-
ic in-chel ornamento, cálix, ca¬
sulla, incensario , crnz magna
l-i-e-jíij SySanta A)ia Chamja
Chichun bij yu’k qu’ixcab.
r-e pet vuinak Cojok, Quip,')
Chulip ; r-i jau-al tak-e.
je ru-k’or najt-ir memoria,
jen-aj chic na-) (ma.^) ka-can-
ani cpii-k’or-bal ka-jau Padres
Sacerdotes tak-e; k’or-ic in-chel
ix-qui-tz’ijb-aj.
xa je vuo ri tz’ijb najt-ir Es¬
cribano Domingo Kal, r-ac’un
aj-VLial Don Diego Sajki Kal
ri jau-al aj-San Cristóbal.
Ayu aj-ic na-r-el-ij r-u’c c’ul-
at-iP') ka-\'u’k ka-qu’ixcab, joj
.aj Santa Ana.
Ayu aj-ic ix-chic-vuic cho
Tujal-ja, in jojt-ic ch-o chi-r-ok
ri ja Tentai bij x-i-qui-c ch-o
b Da das Original Quip schreibt,
ist es zweifelhaft, ob Cuip oder Quip
zu lesen ist.
-) Der offenbar negative Sinn des
■Satzes lässt erkennen, dass für 7ia die
Negativpartikel ma zu lesen ist.
c ul-at-il bedeutet »Nachbar¬
schaft«.
Aus der heiligen Kirche kam
aller Schmuck, der Kelch, das
Messgewand, das Weihrauch¬
fass, das grosse Kreuz, die uns,
den Leuten von Santa Ana
gehören , nach der Gegend
(wörtlich; den liergen und
Ebenen), deren Name Chama
Chichun ist.
Die ersten Menschen waren
Cojok, Quip (Cuip.Q, Chulip;
sie waren die Häuptlinge.
So sagt die alte Überlieferung,
ein anderer Bericht von unseren
Vätern, den Priestern, ist nicht
übrig geblieben; der Wahrheit
gemäss haben sie alles aufge¬
zeichnet.
So lautet der alte schriftliche
Bericht des (amtlichen) Schrei¬
bers Domingo Kal, des Sohnes
des Häuptlings D. Domingo
Sajki Kal, des Herrn von San
Cristóbal.
Hier (folgt) der Beginn der
Grenze') unserer Berge und
unserer Ebenen, von uns, den
Leuten von Santa Ana.
Hier also beginnt sie (d. h.
die Grenze) am Tujal-ja (Chixoy-
P'luss), steigt bis zu dem Fluss
^) na-r-cl-ij r-u c c’ul-at-il ka-yuk
bedeutet wörtlich: es beginnt die Nach¬
barschaft miteinander, unserer Berge etc.
XIV. Amerikanisten-Kongre^s.
388
i-vui-1-ic vili ru pat i-Dios Santa
Iglesia Chichun bij.
Chi in-chel k-e yu’k qu’ixcab
ar Chamjaj Chichun k-e-joj aj-
Santa Ana.
ma r-e-taj r-e aj-Sa7i Jllâ^'cos
r-um najt chal-e-nak tak-e vuar ')
Chi-xa Akala.
r-um Akala tak-e aj-SûJi
Mârcos.
ix-quim-ic vui ka-jau Santo
Padi'e Fr. Domingo de Vico,
c'o-r-e jenaj-) tak-e ru-mam r-
aj-au a]-Sa7z Mârcos.
xi-can-sa-n-ic V\-\\vw-\c Padre
/■'r. Dommgo de Vico aj-Acalá.
c’o-r-e chic Padre Fr. Alonso
deBayllo ix-c’am-vuic ch-o-qu-e
a]-Sa7i Mârcos.
pet xi-vui-jic ar Yax-Capnal;
xi-chal-ic ar, xi-vui-jic chic Akil ;
xi-chal-ic ar xYkil, xi-chal-ic ar;
c o-r-e aj-ic na-xi-c’ul-ic oc-
ok jun chak ja Cham-jaj pan
h Im Original cv/ ar eine mir nicht
bekannte Form.
Im ( )riginal cu-hre jevaj. Der
.Sinn ist : als allein noch die Grossväter
und Väter der Leute von .San Märcos,
nicht aber die heutige Generation
lebte.
namens Ternal hinauf und führt
da vorüber , wo die heilige
Kirche namens Chichun steht.
All das gehört uns, die Berge
und BLbenen dort von Chama
Chichun sind Eigentum von uns,
den Leuten von Santa Ana
Sie gehören nicht den Leuten
von San Mârcos, weil diese
weit von Chixa Akala ge¬
kommen sind.
Denn von Akala stammen
die Leute von San Mârcos.
Dort starb unser h. Vater
Pater Domingo de Vico, als
noch die Grossväter und Väter
der Leute von San Märcos
lebten.
Die Leute von Acalä töteten
und verzehrten den Pater Fr.
Domingo de Vico.
Erst jetzt brachte der Pater
Alonso de Bayllo die Leute-
von San Märcos (hierher).
Zuerst blieben sie dort in
Yax-Capnal; von dort zogen
sie weg (wörtlich; kamen sie);,
sie blieben dann in Akil ; dort
von Akil zogen sie weg, von
dort kamen sie.
Jetzt kamen sie herein an
das eine Ufer des Chamä-Flusses.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
l<a-yu’k-iil ka-qu’ixcab-al joj aj-
Santa Ana.
Najt aj-ic xi-jijl-ic xi-patan-
ic ar xa-c’ul-aj tak-e aj-San
Marcos.
Ma-r-e-qu-e-ta yu’k qu’ixcab,
xa r-um najt ix-qui-vuan ix-
qui-ti’c; qui-ti’c quicou, pec,
titul ar;
xar-e ma-r-e-qu-e-ta yu’k
.qu’ixcab; ke-e-joj a.]-Santa-Afta.
/
r-um VLii-l-koj chic chi-pam
k’or-bal \-Dios, joj chic cristia¬
nos xa pam atou-il xi-yoj-al vui-
1-k’oj ycA-en-paz, vui-l-koj vui
je, in-chel ka-mam, ka-jau ; je-
aj-ru xa-x-c’ul-aj ar a,]-San
M áre os.
Man qui-sic pleito ja-r-uj k-
ac’un k-ixc’un r-e-r-i-cam-aj
testaniento menioria naj-ri-caj-
nic pan i ’ )-qui-k’ab tak-e k-ac’un
ka-mam, vui in-caj avuix-ic chi-
pam ka-yu’k ka- qu’ixcab aj-
San M áreos, qui-pajk-aj chi-
‘) Das Original hat irrig in-qui-kam
statt ì-qui-kam.
3 <"^9
in unseren Bergen und hibenen,
von uns, den Leuten von Santa
Ana.
Vor alters Hessen sie sich
dort nieder (wörtlich: ruhten
sie sich aus) und leisteten die
Tribute, und dort wurden die
Leute von San Márcos (seil,
von uns) aufgenommen.
Ihnen gehören die Berge und
Ebenen also nicht, nur weil
sie vor alters schon da sind
und ihre Pflanzungen von Kakao,
Pataxte und Bananen da ange¬
legt haben (seil, könnte es den
Anschein gewinnen, als ob dies
Gebiet ihnen gehörte).
Die Berge und Ebenen ge¬
hören ihnen also nicht; sie ge¬
hören uns , den Leuten von
Santa Ana.
Weil wir bereits im W’orte
Gottes und bereits Christen
sind, leben wir auch in Gnade
und Gottesfurcht; so leben wir
nun, alle unsere Grossväter und
Väter, und nur deshalb nahmen
sie auch die Leute von San
Márcos dort auf.
Damit unsere Söhne und
Töchter niemals Streit anfangen
(wörtlich: suchen), soll dieses
Testament dienen und in den
Händen unserer Söhne und
Tochtersöhne bleiben. Wenn
die Leute von San Márcos in
390
XIV. Amerikanisten-Kongress.
qui-\ uach ^-Santa Aita clii-pam
i-ru-nim-k’ij Santa Ana chi-pam
ju-jun chi-jab santo-XdL] diezmos,
rum ma-r-e-qu-e yu’k qu’ixcab,
k-e-joj ^]-Santa-Ana}')
ar ix-oj-as-jic.^)
r-e AySan-Mdrcos vui-l-ic qui-
yu’k qui-qu’ixcab ar Akil, Yax-
capnal, xi-chal-ic r-um najoc
qui-tzajic qui-c’at-am-jic r-um
aj-tzaj Lacantum, ma-ja-ok in-
c’ul-ic i-Padre Misión Fr. Mel¬
chior, P'r. Antonio, Fr. Do¬
mingo.
r-um c’o-r-e ix-qui-c’an-am
k’at-am nok ix-pon-ic pan L.a-
cantum Padre Misión Fr. An¬
tonio.
je aj-ru chi ma-x-ta qui-yu’k
9 Uiis Original hat via-hre-ke, joj
yuk quixcam aj-Santa Ana, was gar
keinen Sinn gäbe.
Das Original sagt : ai' ix-hoj ajik,
was zweifellos ein Schreibfehler für as-
jik ist, wie denn auch die spanische
l'bersetzung dem .Sinne nach riclitig
lautet; allí fue nuestro nacimiento.
unsern Bergen und Ebenen ihre
Maissaaten anlegen wollen,
sollen sie jedes Jahr bei den
Leuten von Santa Ana darum'
einkommen (wörtlich: fragen)
und am Festtag der h. Anna
den h. Zehnten entrichten, weil
die Berge und Ebenen nicht
ihnen, (sondern) uns, den Leuten
von Santa Ana, gehören.
dort sind wir geboren.
Was die Leute von San Mát¬
eos betrifft, so sind ihre Berge
und Ebenen dort in Akil und
Yaxcapnal, (von dort) kamen
sie, weil sie von den schreck¬
lichen Lacandones verfolgt und
geschädigt wurden, zu der Zeit,,
als die Missionäre Fr. Melchor,
Fr. Antonio und Fr. Domingo
noch nicht (seil, zu den aj-
Marcos) gekommen waren.
Daher Hessen sie jetzt die
Fehde, als der Pater Missionär
P'r. Antonio zu den Lacandones
kam.
Auf diese Weise hatten die
’) Der Stamm izaj, der den Formen
í/í/i-tzaj-ic und aj-tzaj zugrunde liegt,
ist mir aus dem l’okonchi unbekannt..
Er würde nach der spanischen Über¬
setzung, an die ich deshalb die meinige
für diese Stelle anlehnen muss, etwa
»verfolgen«, »schädigen« bedeuten. Das-
ijni-ca-tumjik des d'e.xtes führe ich auf
den Stamm c’at zurück, der im l’okonchi.
»verbrennen« bedeutet. Quic’uiamjic
würde daher auf das Niederbrennen der
Siedelungen der aj-San-Márcos durch-
die Lacandones zu beziehen sein.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
391
qui qu’ixcab iCySaii Márcos ar
Cham-ja, chi najt-ir ch-o k’ij
sak-om, r-um xa-can-am-aj tak-
e ar jun-chak ja Cham-ja je-aj-
ru ma ix-qui-xoiC) qui-vuach
tak-e aj-Santa Ana.
r-um vui-l-koj chic chi-pam
i-ri-k’or-al \-Dios, otob-il chi
yoj-al cristiano-W ban-oj.
KdL,-a}iiigos xa-c’ul-a tak-e
c’o-r-e ka-jau Padre Fr. Alonso,
ix-can-an-ic qu-e ar chi-pam
ch-o i-jab vul-e 1589.C
Vui-l-ic aj-ic ri c’ul-at-il ka-
yu’k ka-qu’ixcab joj jun tijp chi
molam ^ySanta Ana ix-til cor-
ic chi-vuach ka-nim-aj-au-al i-
Dios je vuo chi-vuach Señora
Santa- Ana.
q Dieser Satz bietet mehrfache
Schwierigkeiten, die in der höchst wahr¬
scheinlich ungenauen Diktion, sowie in
der mangelhaften Orthographie ihren
Grund haben. Das spanische Wort
amigos scheint hier den Begriff »Ver¬
wandte«, »Stammesgenossen« zu haben.
Zweifelhaft ist, ob die Pluralpartikel
tak-e zum Zeitwort (xa-c iil-a) oder aber
zu ka-jau zu ziehen ist. Letzteres ist
die Auffassung des spanischen Über¬
setzers des Título, es widerspricht ihr
aber das eingeschobene core (cu-hre).
Tatsächlich gibt auch die dem Titulo
beigegebene spanische Übersetzung
keinen klaren Sinn.
Leute von San Márcos vor
alters, beim Aufgang der Sonne
und des Lichtes, ihre lierge
und ihre Ebenen nicht dort in
Chama; weil sie (aber) dort
auf der einen Seite des Flusses
Chama blieben, so wurden die
Leute von Santa Ana nicht
zornig.
weil wir schon im Worte
Gottes, in der Gnade und
(Gottes-)Eurcht waren und
Christen geworden waren.
Unsere Freunde nahmen jetzt
unsern Vater Pater Fr. Alonso
auf ; er weilte bei ihnen dort
in jenem Jahre 1589 (bis zum
Jahr 1589.^).
Dies sind die Grenzen unserer
Berge und Ebenen, von uns,
einer Sippe der gesamten Bürger
von Santa Ana; sie gehörten
uns wahrhaftig im Angesicht
der Grösse Gottes und ebenso
vor dem Angesicht der h. Anna.
392
XIV. Amerikanisten-Konçi-ess.
Vu-ar chal-en-ak chi Pakyul
Cajvuinik. Cajvuinik xi-chal-ic
najt yu’k qu’ixcab ?L]-San Hî ár¬
eos aj-Coban-tak-e.
Yui-l-ic ka-c’ul-at joj aj-Santa-
Ana ;
xi-c’ul*) \ui r-ib i-ja Tujal-
ja Cham-ja vui.
x-el-ic ar, tic-l-ic Chichun ix-
vaii-jic vui ri-pat \-Dios.
tic-l-ic Panzos Simajtok
tic-l-ic chic xilak“) ja’^) Chik-
chop.
h Hier wird, wie an vielen andern
Stellen des Título, die heutzutage wohl
ausschliesslich als Präfix des Perfektum
gebrauchte Partikel xi offenbar im Sinne
des Präsens verwendet.
xilak bedeutet im Pokonchi den
»Zwischenraum», setzt also zwei Plüsse
voraus.
ja Cjaj) ist der allgemeine Aus¬
druck für »Wasser«, »P'luss«. Hier
handelt es sich indessen wohl meist um
»P)äche«.
Von dort sind sie gekommen
nach Pakyul (und .^) Cajvuinik.
In Cajvuinik kamen weit weg
(d. h. waren in die I'erne ge¬
rückt) die Berge und Ebenen
der Leute von San Márcos und
von Coban^j.
Dies ist unsere Grenze,
von uns, den Leuten von Santa
Ana:
(von) wo die P'lüsse Tujal-ja
und Chamá sich vereinigen,^)
geht sie gerade auf Chichun
zu, wo das Gotteshaus steht.
gerade nach Panzos und Si¬
majtok.
dann gerade zwischen die
Flüsse vmn Chikchop.
h Genau dem Texte nach übersetzt
wäre der Sinn dieses Satzes ein anderer,
nämlich; »in Cajvuinik kamen die Leute
von San Márcos und Coban weit von
den Bergen und Ebenen weg«. Wenn
aber die auch vom spanischen Übersetzer
angenommene Übersetzung; »Die Berge
und Ebenen der Leute von San Márcos
und von Cuban« richtig ist, so sollte
man im indianischen Text ein qui-yuk
ijui-qi/’ixcal) aj-Sau Marcos aj- Cohan tak-e
erwarten. Wie an so vielen andern
Stellen, entbehrt auch hier der indiani¬
sche Text der nötigen Präzision.
Die indianische Diktion erlaubt
kein kompliziertes Satzgefüge, und der
wörtliche .Sinn dieses und des folgenden
.Satzes ist daher; »Hier vereinigen sich
die Flüsse Tujal und Chama; dort geht
sie (seil, c’ul-at die »Berührung«,
»Grenze«) weg, indem sie gerade auf
Chichun gerichtet ist, dort steht das
Gotteshaus«.
X 1 A merikanisten-Kongress.
393
x-el-ic ar, tic-l-ic xilak ja
Tz’unun
x-el-ic ar, tic-l-ic chic Sanap
ix- chal-ic chic ar, ticlic Chi-
r-i-tin-bal aj-kol
x- el-ic ar, ticlic xilak ja Cu-
mat-ja
x-el-ic ar, ticlic xilak ja Karay
x-el-ic ar, ticlic in-oqu-ic v^ui
ja Masinil-ja
x-el-ic ar, ticlic chi r-el-b-al ja
x- el-ic ar, tiquilquin’) (ticlic?)
i-naj yu’k Chijax
/
xi- n-el-ic ar, ticlic r-ok-b-al
ja xilak yu’k
x-el-ic ar, ix-ni-c’am r-ok ja
Salquil
ticlic ajic chi r-el-bal ja Baj-
lain vui
x-el-ic ar, tiquilquin (ticlic?)
Takajpok
Die Form tiquilquin {tikilkin des
Textes), die sichtlich vom gleichen
Stamme mit ticlic (tiklik) abgeleitet
und vermutlich mit letzterem synonym
ist, fehlt meinen Aufzeichnungen. Der
spanische Übersetzer des Título über¬
trägt sie mit »llegar«, »ir á pasar«.
v'on dort läuft sie zwischen
den Flüssen (nach ?) Tz’unun.
von dort läuft sie wieder
gerade nach Sanap
dort wendet sie wieder um,
auf den Ort Chitinbai ajkol hin
(»zum Badeplatz der ajkol)
\'on dort läuft sie gerade
zwischen die Flüsse von Cu-
matja
von dort läuft sie gerade
zwischen die Flüsse von Kara}’.
von dort läuft sie weg und
geht gerade auf den Fluss
Masinil-ja hin
von dort läuft sie gerade an
den Ort Chirelbal ja (»Quelle
des Flusses«)
•von dort läuft sie gerade
nach der Spitze des l^erges
Chijax
von dort läuft sie in gerader
Richtung dahin, wo der Fluss
zwischen die Berge tritt
von dort läuft sie den Sal-
quil-Fluss abwärts
dann in gerader Richtung
nach der Quelle des » Tiger« -
Flusses.
Von dort geht sie nach Ta¬
kajpok
3Ç4
XIV. Anierikanisten-Kongress.
x-el-ic ar, ticlic chi naj yu’k
Xakaj
x-el-ic ar, ticlic chi naj yu’k
Chi-c’at-b-al pom
x-el-ic ar, ticlic r-ok (?)^) Ki-
jol-Ahuaj
x-el-ic ar, ticlic ar Chi-julkajk
x-el-ic ar, ticlic chi Jut vui,
chi jut-uy-ic yu’k
x-el-ic ar, ticlic chic chi ja
Chi-aUal ;
x-el-ic chic ar chi Tukhum-
hual jah (Tuc-um-b-al ja)
[ix-ka-cax-k-ib r-u’c jun tijp
chi-mol-am Si]-Sa?i-Felipe-)]
*) Das Originai schreibt hruk, und
es bleibt hier infolge der mangelhaften
Orthographie zweifelhaft, ob r-ok »Fuss«
oder r-n’c »mit« zu lesen ist. ln
letzterem Falle wäre der Sinn in einer
Richtung mit dem Orte Kijol-Ahuaj.
Dieser .Satz ist an dieser .Stelle
völlig unverständlich. Der .Stamm cax
bedeutet im l’okonchi »lieben«. Wenn
aber der spanische Übersetzer ix-ka-ca.x-
(jtiini (-k-ib) mit »amémonos« wiedergibt,
so widerspricht dem die Verbalform,
die diejenige des einfachen Teinjius
historicum ist und daher »wir haben
uns geliebt« bedeutet.
von dort läuft sie in gerader
Richtung nach dem Gipfel des
Nakaj -Berges
von dort läuft sie in gerader
Richtung nach dem Gipfel des
Berges Chic’atbal pom (»wo
Kopal verbrannt wird«).
von dort läuft sie gerade
nach dem Fusse des Kijol-
Ahuaj (vielleicht k' ijal abaj
»wunderbarer Stein«)
von dort läuft sie gerade
nach Chijulkajk (vielleicht Chi-
jul-cajk »in der roten Höhle«)
von dort führt sie gerade
nach Jut, da, wo die Berge
stark aneinander gerückt sind
von dort läuft sie wieder in
gerader Richtung an den Fluss
C\\\-Ak?i\{chiac' al »in derFrde«.^)
von dort läuft sie wieder
an den Fluss Tukhumhual jah
(wahrscheinlich tucuiiiaal ja
»Wasserstrudel« )
[wir haben mit einer Sippe
der Gesamtheit der Leute von
San Felipe Freundschaft ge¬
macht].
XIV. Amerikanisten-Kongress.
395
x-el-ic ar, xi-can-a chic r-ok
ja Tujal-ja; ix-jojt-ic ch-o tic-1-
ic aj-ic Sak-rabin-ja (Sak-hra-
huin-jah)
x-el-ic ar, ticlic xilak ro-k ja
Ouixbal bij
x-el-ic ar jen-aj r-ok ix-jojt-
ic xi-ban ticlic Suj-jom-ja.
x-el-ic ar, tic-l-ic Pan-amak-
iqui; ix-oj-jijl-ic- ar ;
x-el-ic ar, ticlic Pamxoni-
jolomna.
x-el-ic ar, ticlic chi naj yu’k
Tupyak, ix-oj-nim-in-ic aj-joj
VLik") chijt^) chi aj-au-al Cojok,
Quip, Chulip, Tok, Quip'^j; joj
eine offenbar irrige Schreibweise.
Entweder ist zu lesen ixoj7iiminiqtiaj joj,
oder das Präfix aj ist ganz zu streichen.
“) vttk für »sieben« ist im Pokonchi
ungewöhnlich und nur dadurch zu er¬
klären, dass an Stelle des gewöhnlichen
Zahlobiektes ich (vuk-ub = 7 Finger)
ein anderes Objekt, nämlich chijt, ge¬
zählt wird.
Die Form chijt ist mir im Pokonchi
von Tactic nicht bekannt, ich vermute
aber, ^dass sie der Form chicjt der
Sprache von Tactic entspricht, gerade
wie das tijp des Título einem tiijb des
Dialektes von Tactic entspricht. Chujt
wird in der heutigen Sprache für »Staude« ,
»Pflanzenschoss« gebraucht, was die
Übersetzung »Sprösslinge«, »Nachkom¬
men« nahelegt.
■*) Der Verfasser des Título scheint
übersehen zu haben, dass er den Namen
Qicip bereits aufgeführt hat.
Von dort läuft sie weg, bleibt
wieder itn Tal des Tujalja (Rio
Chixoy), erhebt sich (wieder)
und führt dann gerade nach
Sak-rabin-ja.
Von dort geht sie in gerader
Richtung zwischen (in.^) das Tal
des» Qu ixbal« genannten Plusses.
von dort geht sie gleich aus
dem Tale in die Höhe und
führt nun gerade nach Sujjom-ja;
von dort geht sie in gerader
Richtung nach Panamakiqui;
dort ruhten wir aus.
von dort geht sie gerade
nach Pamxomjolomna.
von dort geht sie gerade
nach dem Gipfel des Berges
Tupyak ; wir wurden gehorsamt’)
wir, sieben Sprösslinge Q) aus
•) Die Form nim-in-ic entspricht
einem nim-an-ic des Cakchiquel. In
dieser Sprache bedeutet niman »ge¬
horchen«, eine Bedeutung, die mir auch
für das niniinic des Textes besser zu
passen scheint, als die Übersetzung
»donde hicieron fiesta«, die schon des¬
wegen irrig ist, weil oj {iioj des Textes),
nicht die 3., sondern die I. P. Pliir. ist.
— Der ganze Abschnitt ist übrigens
überaus verworren und unklar.
396
XIV. Amerikanisten-Kongi'ess.
vuk chijt (chujt?) chi aj-au-al-ak
Jiian .Tok ka-tz’ijb, xi-tz’ib-aj
un-chel i-bij ka-yu’k ka-qu’ixcab
ixtil k-as-bal r-as-bal ch-o-ka-
mam-ka-jau juii tujb chi-mol-am
Pop, Jip (Hip), Kat, Pat, r-e
a-c’un r-i ix-c’un Santa Ana,
San Joaqum, vili devocioìi tak-e
vuk chijt chi aj-au-al.
Vui-l-ic aj-ic á pimías Do¬
mingo Cojok Garcia, Juan
Chulip, Pedro Que], Juan Tok,
Esteban Garcia, Domingo Aj-
Cald.
joj vuk chijt chi-aj-au-al \ uk
chijt ix-ka-cam ri-ja i Dios chi-
pam atob-il chi-yoj-al r-um ka-
jau Padre Fr. Francisco de
Viana, ayu ix-ka-lirak^) ka-ye-
aui San Cristóbal Cajcoj de
I'erapaz, chi-pam i-jab vui-1-é
I565.
Zusätze:
I . Vui-l-ic un-chel ornamento,
capa, casulla, cálix, custodia,
un-chel ma-l-ic ornamento r-e
Santa Iglesia, r-e ka-mani, ka-
') mir iinl)ekaiinle und unversiänd-
liclie I''orm.
den Häuptlingen Cojok, Quip,
Chulip, Tok, Quip; wir sind
sieben Sprösslinge der Häupt¬
linge; Juan Tok ist unser
Schreiber ; er hat alle Namen
unserer Berge und Ebenen auf¬
gezeichnet, die unsere Heimat
(wörtlich ; Geburtsstätte) und
die Heimat unserer Grossväter
und unserer V^äter, einer Sippe
der gesamten Pop, Jip, Kat,
Pat, waren ; sie sind die Söhne
und Töchter von Santa Ana
und San Joaquin, welche die
sieben Zweige der Häuptlinge
verehren.
Hier sind die Unterschriften:
Domingo Cojok García, Juan
Chulip, Pedro Quej, Juan Tok,
Ivstéban García, Domingo Aj-
Calel;
wir, die 7 .P'amilien der
Häuptlinge, die 7 Familien
haben die Taufe (wörtlich: »das
Wasser Gottes«) empfangen
durch unsern Vater Pater Fr.
Francisco de Viana, hier .
in unserem Dorfe San Cristó¬
bal Cajcoj de Verapaz, in diesem
Jahr 1565.
Zusätze:
I . Der ganzeKirchenschmuck,
Chormantel, Messgewand, Kelch,
das Allerheiligste, der ganze
\ollständige Schmuck, der der
XIV. Amerikanisten- Kongress.
397
jau r-e San Joaquin i Santa
Ana vui-l-ic chi-pam i Santa
Igle.sia.
2. Je-vuo ix-in-c’ay-el ’) ac’-al
jun chak ja Temal;
eure nak^) ru-c’ul-at-il ka-
ac’al najt-ir Chimal Chizos
yuna xa r-e chic ka-c’ul-at ja
Temal.
Ix-ka-c’ay-ej joj ri-jau-al aj-
Santa Ana, r-u’c aj-Bak aj-
Coban ; r-e ix-ka-c’ay-ej man-
k’ej-bic k-ac’un ka-mam pan ja,
jo-c’al tuxtun ix-ka-c’am; yuna
ma r-e chic k-e, r-e chic aj-
Coban aj-Bak ;
ma-jab chic je a-chic'^) k’or,
chi-r-ij joj aj-au-al-ak aj Santa
Ana.
') ix-in-c’ay-el {ix-ni-kay-el des
Textes) ist die i. P. Sing, und nicht,
wie die spanische Übersetzung lautet,
die I. P. Plur., die allerdings nach dem
Texte eher passen würde.
-) mir unverständlich.
vermutlich fehlerhaft íáv jettaj chic
*ein anderer«.
h. Kirche, unseren Grossvätern
und Vätern und den Gemeinden
von San Joaquin und Santa
Ana gehört, befindet sich in
der h. Kirche.
2. Ebenso war ich Verkäufer
des Landes auf der einen Seite
des Temal-Flusses.
jenseits (?) der Grenze unserer
alten Ländereien von Chimal-
Chizos.
Jetzt ist nur noch der Temal-
Fluss unsere Grenze.
Wir, die Herren von Santa
Ana, haben es (das Land) den
Herren von Bak und Coban
verkauft. Wir verkauften es,
damit unsere Kinder und Enkel
nicht in das Wasser fallen sollen,
und haben loo Tostones dafür
erhalten; jetzt gehört es nicht
mehr uns, es gehört bereits den
Herren von Coban und von
Bak.
Niemand soll nun etwas an¬
deres gegen uns, die Herren
von Santa Ana, atissagen.
Extracto del libro antiguo gue conserya la cotradia
de Carcha.
Auszug- aus einem alten Buch, welches die Carchá-Indianer
besitzen.
Von E. P. Dieseldorff-Coban, República de Guatemala.
A nuestra noticia ha venido
una petición que los indios del
pueblo de San Pedro Carcliá
presentaron ante V. M. acerca
de unas tierras que llaman
R ax im a 1 - c li o c h , diciendo
ser suyas, pidiendo que se les
restituyamos; y en contra po¬
sición de esta petición nos pre¬
sentamos ante V. M., haciendo
de nuevo otra petición y decla¬
ramos derecho y dominio que
tenemos sobre dichas tierras y
para esto declaramos una ley
que nuestros abuelos tenian en
su gentilidad y era que si al¬
gún subdito pecaba contra Sii
caziqjte y Señor, luego el cazi-
que le enviaba con un criado
sityo una señal, un Imezo ó un
caracol, para que por ello
hedíase de ver que estaba cul¬
pado y que no le era lícito
salir de su casa hasta que el
Cazique le condenase. Luego
Es ist zu unserer Kenntnis
gekommen, dass die Einwohner
des benachbarten Ortes S. Pedro
Carchä sich vor Ew. Gnaden
einfanden wegen eines Landes
Raximal-Choch, von dem sie
sagen, es sei ihres, und bitten,
dass man es ihnen zurückgebe;
dagegen werden wir bei Pwv.
Gnaden vorstellig, indem wir
auch eine Bittschrift machen
und Eigentumsrechte und Be¬
sitz über besagtes Land bean¬
spruchen. Wir führen deshalb
ein Gesetz an, welches unsere
Vorväter im Heidentum hatten,
nämlich, wenn ein Untertan
gegen seinen Kaziken und
Herrn gesündigt hatte, so sandte
dieser ihm mit einem seiner
Diener ein Zeichen, einen Kno¬
chen oder eine Muschel, damit
er wüsste, dass er angeklagt
wäre und es ihm verboten sei,
das Haus zu verlassen, bevor
400
XIV. Amerikanisten-Kongress.
el delincuente buscaba un abo¬
gado, que ellos llamaban piza-
dor del liuezo y a este pedían,
rogaze al cazique por él, y si
el abogado alcanzaba perdón
al delincuente ante el cazique,
iba el abogado y pizaba el
Imezo ó caracol, que el cazique
le habia enviado en señal de
que el cazique le perdonaba.
Estando, pues, esta ley, suce¬
dió que el cazique Matacbatz
tuvo guerra con el cazique
Coco h na Zal, del pueblo de
Carchá, que ahora llaman de
San Pedro y estando el cazi¬
que Matacbatz embarrado é
inpedido por todas partes de
la guerra, sucedió que tres in¬
dias se fueron al pueblo de
Carchá por la gran hambre
y estando allá, el cazique de
Carchá las vendió y hizo es¬
clavas y después las dos délias
no parecieron más, porque ó se
murieron ó las mataron.
Después de esto, sucedió
que tres indias, esclavas de
]\latacl3atz las cogieron los
de C a r c h á, estando en contra
los dos caziques supra dichos
entre si, y asi se les llevaron
y entonces dijo el Matacbatz
y los demas caziques, sus sub¬
ditos, que este era el segundo
pecado de los de Carchá.
der Kazike ihn verurteilt habe.
Der Angeklagte suchte sofort
einen Rechtsbeistand, den sie
Knochenbrecher nannten, und
diesen baten sie, dass er für sie
beim Kaziken bitten sollte, und
wenn er für den Angeklagten
ö O
Vergebung erlangte, so nahm
der Rechtsbeistand denKnochen
oder die Muschel und zerschlug
sie, als Beweis, dass der Kazike
ihm verzieh.
Während dieses Gesetz galt,
geschah es, dass der Kazike
Matacbatz (von Chamelco) mit
dem Kaziken Cocohna Zal des
Ortes Carchá, welchen sie jetzt
San Pedro nennen, Krieg führte ;
und während Matacbatz von
allen Seiten durch Krieg beengt
und verhindert war, geschah es,
dass drei P'rauen nach dem Ort
Carchá gingen der grossen
Hungersnot wegen, und als sie
da waren, verkaufte sie der
Kazike von Carchá als Sklaven,
und zwei derselben verschwan¬
den ; entweder starben sie oder
wurden getötet.
Nachher geschah es, dass drei
Sklavinnen des Matacbatz von
den Ikinwohnern von Carchá ge¬
fangen wurden, während die
zwei erwähnten Kaziken im
Streit miteinander waren, und
daher sagte Matacbatz und die
anderen ihm untergebenen Kazi¬
ken, dass dies die zweite .Sünde
der Carchá-Leute wäre.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
401
Otra vez, estando cercados con
guerras los de Matacbatz pol¬
los de Carcha, cojieron otras
tres indias y no parecieron
más. Otra vez mató el cazique
de Carchá otro indio llamado
Ah Mo tez estando cojiendo
plumas. Vistos estos agravios
por el cazique Matacbatz
y los demas sus subditos de¬
terminaron enviar sus mensajes
al cazique de Carchá, envián¬
dole el liuezo y caracol, para
qne se tubiese por culpado y
asi se juntaron y enviaron tres
indios, diciendoles que diesen
al cazique de Carchá, que
quien era y en que estribava
y que enviase un sartal de
plata y una corona de plata,
cuatrocientos hazes de plumas
verdes, algtina^ piedras pre¬
ciosas y plata en pago de toda
la gente que habiaii muerto.
El cazique de Carchá no hizo
caso de los embajadores, sino
les despidió. Visto los caziques
esto, enviaron la segunda vez
otros embajadores, diciendoles
que digan que habian de pa¬
gar las muertes de todos los
indios que habian muerto y que
si dentro de siete dias no en¬
viaban la paga, que irian todos á
aquella tierra que tenian, llamada
Raximal-choch, dicha ar¬
riba y tomarian posesión de
ella y se las tomarian para sí.
Ein anderes Mal, als die An¬
gehörigen von Matacbatz mit
denen von Carchá im Krieg
lagen, fingen sie drei andere
Indianerinnen, welche nicht wie¬
der zum Vorschein kamen.
Auch tötete der Kazike von
Carchá einen Indianer, genannt
Ah Motez, während er Federn
sammelte. Angesichts dieser
Schäden entschloss sich Matac¬
batz und seine Untergebenen,
ihre Botschaft dem Kaziken von
Carchá zu senden, einen Knochen
und eine Muschel, damit er sich
für angeklagt hielte, und sie
sandten drei Indianer mit der
Botschaft, dass sie dem Kazi¬
ken von Carchá sagen sollten,
was er wäre und was ihm ein¬
fiele, und dass sie einen Teller
und eine Krone aus Silber ver¬
langten, 400 Bündel Ouetzal-
federn, einige wertvolle Steine
und Silber als Bezahlung aller
derer, welche sie getötet hätten.
Der Kazike von Carchá küm¬
merte sich nicht um die Abge¬
sandten und entliess sie. Als
dies die Kaziken erfuhren^
sandten sie ein zweites Mal
andere Botschafter mit der Be¬
stellung, dass sie für den Tot¬
schlag aller Getöteten zahlen
müssten, und wenn sie inner¬
halb 7 Tagen die Bezahlung
nicht sendeten, so würden alle
nach jenem Land gehen, welches
Raximal-Choch heisst, oben er-
26
402
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Fueron los embajadores y
dieron su embajada al cazique
de Carcliá y visto que no
enviaba nada el cazique, fueron
todos los de Matacbatz á la
tierra llamada R a xi mal-cho ch
y la pisaron y tomaron posesión
della. Entonces visto esto por
el cazique de Carchá, dijo al
cazique Matacbatz por sus
mensajeros que se tomasen la
tierra en que estaban ya; que
de que le servia á él aquella
tierra y que habia de alcanzar
en ella, y asi las dió el cazique
con sus subditos en pago de
las muertes que hablan hecho.
Y asi tomaron posesión los de
C h a m e 1 c o , subditos de M a-
tacbatz de la tierra en su
gentilidad y desde entonces
hasta ahora han hecho y hacen
sus milpas los de Cha me le o
en aquellas tierras y cojen allí
las plumas verdes, sin que na¬
die les haya dicho nada, debe
de haber setenta años que su¬
cedió e.sto en la gentilidad.
Fechado 1541.
wähnt ist, und sie würden für
sich Besitz davon nehmen.
Die Botschafter gingen und
entledigten sich ihrer Botschaft
an den Kaziken von Carcha,
und da der Kazike nichts
sandte, gingen alle die Unter¬
tanen von Matacbatz nach dem
Land Raximal - Choch und
traten darauf und nahmen Be¬
sitz davon Als der Kazike
\ on Carchá dies erfuhr, Hess er
dem Kaziken Matacbatz durch
seine Abgesandten sagen, dass
sie sich das Land nehmen soll¬
ten, welches sie jetzt hätten,
denn für ihn hätte es keinen
Zweck, und was hätte er davon.
Und so kam es, dass der Ka¬
zike und seine Untertanen das
Land gaben in Bezahlung der
Getöteten. Und so nahmen die
Leute von Chamelco, Unter¬
tanen von Matacbatz, Besitz von
diesem Lande während des
Heidentums, und seit jener Zeit
haben sie ihre Maisfelder in
jenen Gefilden gemacht und tun
es auch jetzt noch und sammeln
dort die grünen Federn (des
Quetzals), ohne dass ihnen je¬
mals jemand etwas gesagt hätte.
Dies geschah vor 7o(?) Jahren,
das wäre im Jahre 1471.
Sitten und Gebräuche der Pokonchi-
Indianer
nach Vicente A. Narciso mitgeteilt von Prof. Dr. Karl Sapper, Tübingen.
V o r b e m e r k u n g.
Gelegentlich der 1897 in Guatemala abgehaltenen inter¬
nationalen Ausstellung trafen von unerwarteter Seite manche
wertvolle Beiträge zur Ethnographie Guatemalas ein. Zu den
wertvollsten Mitteilungen dieser Art gehören die Estudios geo¬
gráficos, históricos y etnológicos de San Cristóbal Verapaz,
verfasst von dem im genannten Dorf angestellten Schullehrer
Vicente A. Narciso. Da diese Estudios, die von dem Gran
Jurado merkwürdigerweise nur mit einer bronzenen Medaille
ausgezeichnet wurden, nicht veröffentlicht worden sind und
wegen ihrer Weitläufigkeit und der wissenschaftlichen Unvoll¬
kommenheit der naturwissenschaftlichen und sprachlichen Auf¬
zeichnungen in ihrer jetzigen P'orm sich auch nicht für Ver¬
öffentlichung in extenso eignen, so habe ich aus dem Original
die wichtigsten ethnologischen Nachrichten herausgezogen
und gelegentlich durch eigene Beobachtungen ergänzt, während
mein verehrter Ereund , Professor Dr. Otto Stoll, sich
der Mühe unterzogen hat, ein von Narciso aufgefundenes und
mitgeteiltes historisches Pokonchi-MS. aus dem Jahre 1565 zu
analysieren und zu bearbeiten. (Dies MS. ist deshalb von
Interesse, weil es zeigt, dass im 16. Jahrhundert das Gebiet der
Pokonchi-Indianer viel weiter nach Norden reichte als gegen¬
wärtig — bis Chamá — , und dass damals die Lacandonen viel
weiter südlich wohnten, als man bisher annehmen konnte. Gegen-
'wärtig wohnen in Chamá hauptsächlich Kekchi -Indianer von
S. Marcos, einem Stadtviertel von Coban.)
404
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Sitten und Gebräuche der Pokonchi-Indianer von S. Cristóbal.
S. Cristóbal Verapaz , mit seinem indianischen Namen
Kajcoj benannt, ist der zweitgrösste Platz der Alta Verapaz,
bewohnt von einem Zweige der Pokonchi-Indianer und von ver¬
hältnismässig zahlreichen Ladinos (Alischlingen ) , die zumeist
aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Salamá
nach dem Niedergang der einstmals dort betriebenen Coche¬
nillezucht eingewandert sind.
Die Indianer beschäftigen sich in der Hauptsache mit
Ackerbau; Jagd und Phschfang sind sehr unbedeutend. Mais
(Jal) und Bohnen (qiiinak) liefern die Hauptgrundlagen des
Lebensunterhalts. Daneben kultiviert man eine Reihe unwich¬
tigerer Nährpflanzen, Fruchtgewächse, Gewürzpflanzen (nament¬
lich spanischen Pfeffer ~ i/zzA, ic] und Gespinstpflanzen (Baum¬
wolle und Md.g\x&y = sajkij), sowie in kleinem Massstab auch
Kaffee und Zuckerrohr. Die Gespinstpflanzen sind der Aus¬
gangspunkt besonderer Industrien geworden: das Spinnen und
Weben von Baumwolle, stets von Weibern besorgt mit alt¬
gebräuchlichen Geräten, ist in den letzten Jahren stark in Ab¬
gang gekommen. Die Hauptindustrie des Dorfes bildet dagegen
die Verarbeitung der Magueyfasern. Männer besorgen die
Rohgewinnung der P'asern : die Magueyblätter werden entrindet,
20 Tage lang der Fermentation übergeben, dann auf einem
Galgen (jojk) mit einer Art Ruder (kainjojkJiual) bearbeitet, ins
Wasser gelegt und getrocknet. P'rauen besorgen das Zwirnen
und drehen Stricke mittelst eines besonderen Gerätes (kuyuch^
des baklep der Kekchi - Indianer). Fischernetze , Tragnetze,
Hängematten, Jagd- und Säetaschen etc. werden aus Maguey¬
fasern hergestellt.
Als geringere Industrien wären zu nennen Korb- und
Mattenflechterei, während Töpferei in S. Cristóbal nicht geübt
wird, sondern Einfuhr von Töpfereiprodukten aus Salamá statt¬
findet.
Ein grosser Teil der Männerwelt (ca. 1000) beschäftigt
sich mit Hausierhandel, bei dem die Reisen bis Comitan (Chia¬
pas), Honduras und Salvador, selbst Nicaragua ausgedehnt
werden. Die Reisen werden zu Fuss ausgeführl, die W aren in
Holzgestellen, kacastes (majcut(h) getragen, die mittelst eines
XIV. Amerikanisten-Kongress.
405
Stirnbandes, Mecapals (pitan), und daran befestigter Stricke (kaj-
Jidi'u) auf dem Rücken getragen werden. Die Last besteht bei
der Ausreise in Seilerwaren, Kaffee und Pfeffer, bei der Heim¬
reise aus Hüten, Mehl, Zucker, Stoffen und dergl. Als Tausch¬
mittel dient das landesübliche Geld. Nur in S. Cristobal selbst
sind in selteneren Pkillen noch Kakaobohnen als Kleingeld im
Gebrauch, jedoch mit der IGnschrankung, dass die alten Be¬
zeichnungen und Körnermengen (joJioin-Iu'ijk = cinco de cacao,
jnii-kex = à\ç.z de cacao und johjil = veinte de cacao) je nach dem
Marktpreis des Kakao auch einem verschiedenen Wert entsprechen.
Auf dem Donnerstags und Sonntags abgehaltenen Wochen¬
markt kommen vor allem Lebensmittel aller Art und heimische
Industrieprodukte zum Verkauf. Die Märkte werden aber auch
von Ladinohändlern besucht, die europäische Manufakturwaren
zum Verkauf bringen,^) sowie von indianischen Händlern der
Altos, die hauptsächlich Kartoffeln, sowie Wollstoffe (jerga) und
Wolldecken indianischer Manufaktur auf den Markt bringen.
Die Kleidung der Pokonchi-lndianer von S. Cristóbal
ist zumeist aus eingeführten Stoffen indianischer Manufaktur her¬
gestellt, welche die Pokonchi-Händler von Quezaltenango und an¬
dern Orten bringen. Als Schneider fungieren für Männer- und
Frauenkleidung gleicherweise die Pokonchi-Männer. Die Männer¬
tracht besteht in S. Cristóbal aus weisser Baumwollhose, Hemd,
Jergajacke und Strohhut, die Frauentracht aus indigogefärbtem
blauem Rock (aus Quezaltenango eingeführt : Jinijk), farbigem,
meist rotem Gürtel (pas), leichtem Oberhemd (hüipil = poiit) und
rotwollenen, langen, schweren Zopfbändern (tupuy, aus Comitali
■eingeführt).
Die Wohnung besteht aus Satteldach- oder Walmdach¬
häusern mit Strohdach und Stabwänden, fast ebenso wie bei
den benachbarten Kekchi-Indianern. 'j Will jemand ein Haus
bauen, so teilt er es einem oder zwei Freunden mit, die die Mitteilung
nun weiter verbreiten, und am bestimmten Tag ist das halbe
Stadtviertel da und baut in 3 Tagen das Haus auf. Am letzten
Der Hauptumsatz in europäischen Waren erfolgt in den von Europäern
oder Mischlingen geführten Kaufläden.
-) Vgl. Archiv für Anthropologie X. F. Bd. III 1904 S. 25 — 28. — In
.S. Cristóbal selbst trifft man auch Ziegeldachhäuser mit Adobewänden, wie sie
die Ladinos zu bauen pflegen.
4o6
XIV. Ainerikanisten-Kongress.
Tag wird ein Fest gefeiert; es werden Truthähne geschlachtet
und mit deren Blut die Decke bestrichen. Die Bezahlung der
Arbeiten besteht in der Hälfte des gewöhnlichen Taglohns, in
Essen, Zigarren und Schnaps.
S. Cristobal besteht aus 4 Stadtvierteln (barrios): S. Ana
(Fest: 26. Juli), S. Sebastian (Fest: 20. Januar), S. Cristobal
(Fest: 25. Juli) und S. Felipe (Fest: i. Mai). An der Spitze
jedes Barrio steht noch ein besonderer Vorstand oder Kazike
mit dem Titel ,, Sirio“ oder „Kij-iJiual“ = Grandeza.
Vor jedem Fest findet 4 Tage und 4 Nächte lang eine
Sarabanda statt. Dem Heiligen selbst gibt man die obrigkeit¬
liche Erlaubnis zur Festfeier in die Hand und stellt vor ihm
einen Teller auf, in den die Tänzer ihre Gaben legen. Vor der
Ermita wird ein Rohrportal, geschmückt, mit den violetten Tintical-
blättern, errichtet^). Den Dienst der Ermita übernimmt der
Mayordomo (cJiiìiain) mit seinen Gehilfen für ein Jahr. Die
Barriobevölkerung leistet Geldbeiträge und Arbeit. Geld wird
an Barriomitglieder eventuell bei loo'^/^ Zinsen jährlich aus¬
geliehen.
Zum Ermitadienst wie zum Gemeindedienst') sind die
Indianer gerne bereit ; es besteht aber die Sitte, dass Unver¬
heiratete oder Witwer ausgeschlossen bleiben.
Beim Feste müssen 2 Alte die Geschichte der Cofradia
berichten (parlamento = molam).
Den Gipfel des Festes bilden die Bailes (dramatische
Maskentänze), so namentlich der Baile de Cortez, der die Er¬
oberung von Mexico zum Gegenstand hat, und der Baile de
Micos, der eine Jagd zweier Jäger auf 6 Affen darstellt. Bei
diesen Bailes sind noch altindianische Tanzweisen gebräuchlich,
während die sonst gebräuchlichen indianischen Tänze stark von
spanischen beeinflusst zu sein scheinen.
Die gebräuchlichen Musikinstrumente sind die Trommel
(koj, zuweilen noch nach altem Stil mit nur einem Trommelfell,
’) Alinlich wie bei den Kekc)ii-Indianern. Bild im Archiv für Anthro¬
pologie X. F. Bd. III 1904. Taf. VI Fig. i.
'■') Es werden zum Gemeindedienst in S. Cristobal 8 indianische Regidores
gewälilt, während die 32 Gemeindediener (Mayores, Ajkcltiniiin, je i \Voclie im
Monat dienend) ihre Nachfolger .selbst designieren, indem sie ihnen am 31. De¬
zember nachts ihren Amtsstock in den Hof des Hauses stellen.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
407
Öfter schon nach europäischem Stil gebaut), die Schalmei, Chi-
rimia (= siiJülH, eine Art Oboe mit 5 Löchern), beide original,
die eingeführten europäischen Instrumente: Harfe ixoj), Violine,
Gitarre, die 5saitige Bandurria, die wie folgt gestimmt wird;
II
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und endlich das Negerinstrument Marimba.
Für ein Fest pflegt man 2 Ochsen und 20 — 30 Truthühner
zu schlachten. Die Küche bietet natürlich alles Gute, das sie
überhaupt zu bieten vermag. Die Bereitung der Speisen unter¬
scheidet sich im allgemeinen kaum von der bei den Kekchi-
Indianern üblichen^). Die wichtigsten Speisen und Getränke der
Pokonchi sind folgende;
Sak ik — Truthahn mit Mais- Atoll.
Pul ik = Rindfleisch in Brühe von Paprika, Achiote und
anderen Gewürzen.
Tukuj = Kräuter (Gemüse).
Pixp = Chi mol.
Ic = Chile, Paprika.
Hiiik, Mukun = Tortilla, Maisfladen.
I
ChiqiänqiLej — Tallullo.
Siquil-carn = Pepitoria,
Kor — Masa, Maisteig.
Hr am = Tamal, Maisteig mit Fleischstücken in Blätter ge¬
wickelt und gedämpft.
Poch = Tamal ohne Fleischstücke.
Jox = Totoposte, gedörrte Maisfladen.
Ouicohu jah = Kakaogetränke mit Zusatz von Chile und
Zucker.
Hrex-kor = Maiswasser.
Bei den Sarabandas ist das begehrteste Getränk der
Branntwein, der eine allgemeine Trunkenheit anrichtet und die
Indianer dadurch in so glückliche Stimmung versetzt, dass sie
Gott für dieses grosse Vergnügen danken. Ausserhalb der Preste
sind aber die Indianer im allgemeinen sehr nüchtern; ihre Lieb-
lingsgetränke sind: Kakao, Kaffee und das billigere und darum
b Speise und Trank der Kekchi-Indianer. Globus Bd. 8o S. 25g — 263
4o8
XIV. Amenkanisten-Kongress.
häufiger gebräuchliche Maiswasser, das ist : warmes Wasser mit
suspendiertem gemahlenem Mais. Auch auf Reisen meiden die
Pokonchi-Indianer (ebenso wie die Kekchi) kaltes Wasser, das
sie auch fürs Bad nicht verwenden; vielmehr ist es Gebrauch,
einmal wöchentlich im Temascal, der den meisten Häusern zu¬
gehörigen Badehütte (tuj) ^), ein Dampfbad zu nehmen, wobei
die W'urzeln und Rinden der i bis iV« m hohen d C/uipak<(.-
Pflanze als Seife dienen.
Der Charakter der Pokonchi-Indianer gleicht durchaus
dem der Nachbarstämme: sie sind zurückhaltend und schweig¬
sam; die Härte ihrer Sinnesart äussert sich in völligem Mangel
an ^Mildtätigkeit ; Gastfreundschaft, Bekannten gegenüber hoch¬
gehalten, bleibt Unbekannten versagt. Ein allgemeines Miss¬
trauen beseelt sie und lässt keine Dankbarkeit aufkommen, da
sie hinter jedem unbezahlten Dienst eine versteckte Absicht
vermuten. Wenn sie selbst irgendeine Gefälligkeit zu erlangen
wünschen, so erkaufen sie sie stets durch ein vorher gegebenes
Geschenk, meist bestehend in Zigarren und Schnaps Indianern
gegenüber, Früchten und Eiern Ladinos gegenüber. Neben Miss¬
trauen leitet auch vielfach Furchtsamkeit ihre Handlungen, da¬
neben ein gut Teil Geiz und Habsucht, sowie ein kleinlicher
Sinn, der sie Handel wie sonstige Unternehmungen niemals in
grösserem Massstab betreiben lässt und ein wirtschaftliches Auf¬
blühen des Stammes verhindert. Und wo etwa der Mann küh¬
neren Unternehmungsgeist zeigen sollte, da hindert die Sitte,
dass stets die Frau bei jeder Art von Geschäften und Kontrakten
befragt werden muss, die freie Entfaltung dieser Regung. Da¬
gegen ist bei ihnen genossenschaftliches Handeln bei Land¬
erwerbungen, Hausbau, Festen, Handelsunternehmungen ge¬
bräuchlich.
ln Erfüllung eingegangener Verbindlichkeiten sind sie im
allgemeinen sehr zuverlässig; auch sind sie durchaus ehrlich,
sobald es sich um grössere Werte handelt, während sie vielfach
Kleinigkeiten stehlen. Trifft den Indianer Missgeschick oder
Unglück, so erträgt er cs mit höchstem Gleichmut.
Der Verkehr zwischen Indianern ist durch eine streng cin-
gehaltene l'Tikelte geregelt. Beim Gehen auf der Strasse ist
') Ahüildung in .Stall, (¡ualemala (Leipzig i8S6) .S 163
XI\'. Amerikanisten-Kongress.
409
der Ehrenplatz vorn, und wenn man eine Reihe von Indianern
im Gänsemarsch '_) durch die Strassen ziehen sieht, so weiss
man sofort ihre gegenseitige Wertschätzung. Wie sich die
Indianer in diesem Fall durch äusserst konservativen Sinn aus¬
zeichnen, so auch in allen andern Hinsichten. Die Begrüssungen
erfolgen immer in stereotyper Form und unter strenger Ein¬
haltung des gebräuchlichen Zeremoniells.
Der Gruss lautet zumeist;
A. Call'll já hii ; cadi ca-guacìi jáhiú (Guten Tag, mein
Herr! Ist die Gesundheit gut, mein Herr. G
B. Na-helik ahne Ì nähelik huin. (Wie ist deine Ge¬
sundheit.^ Gut ist die meinige.)
A. Na-helik huin. En-tiyox. (Gut ist die meinige.
Bezahle dir’s Gott ! )
Beim Abschied :
A. Quin-hoj-pe-chó Jahn. (Ich gehe nun, mein Herr.)
B. Cha hauti cho, Jahn; tiyox naj a-guk. (So gehe
denn, mein Herr; Gott gehe mit dir!)
Die Regelung der Heirat ist Sache der Eltern : Der Vater
■des Jünglings sucht für seinen Sohn das Weib; er bringt dem
Vater des Mädchens 5 Besos,“) i Flasche Schnaps, ferner Kakao
und ein Paket Zigarren; der Junge bringt eine Traglast Holz.
Wird das Geschenk angenommen, so geht die Braut zur Probe¬
zeit ins Haus ihres Schwiegervaters. Wirbt der Vater einer
Indianerin um einen Mann für sie, so ge’schieht es in gleicher
Weise, und der Junge kommt nun zur Probezeit ins Haus des
Schwiegervaters, oft schon mit 14 Jahren, kaum der Schule ent¬
ronnen. Die Probezeit hat den Zweck, festzustellen, dass die
Braut imstande ist, die wichtigsten Hausfrauenpflichten zu er¬
füllen, nämlich i. das Hauswesen zu besorgen, besonders zu
kochen, und 2. fruchtbar zu sein. Erst nachdem beide Bedin¬
gungen zur Zufriedenheit erfüllt sind und die Braut schwanger
geworden ist, erfolgt die endgültige Heirat, vor der 4 oder 5 alte
Männer dem Paar die nötigen Anweisungen geben. Ist die Probe-
b Indianer gehen nie nebeneinander, sondern nach altem Gebrauch stets
hintereinander, wie dies auf ihren ursprünglichen Wegen gar nicht anders möglich
gewesen ist.
Wert um 1897 etwa 10 Mark.
410
XIV. Araerikanisten-Kongress.
zeit ungünstig verlaufen, so wird das Mädchen ohne weitere
Formalitäten zurückgegeben.
Sofern jemand ohne Probezeit geheiratet hat und die Frau
unfruchtbar ist, wird sie verlassen und Konkubinat mit einer
anderen eingegangen. Auf Jungfräulichkeit der Braut wird kein
Gewicht gelegt, wohl aber darauf, dass sie sich nicht vorher
prostituiert habe.
Es herrscht der Glaube, dass Unverheiratete des Himmels
nicht würdig seien, sofern sie vor der Verheiratung sterben.
Witwer dürfen sich nur wieder mit Witwen verheiraten.
In der Ehe geht es sehr ruhig zu; häusliche Zwiste kommen
fast nie vor. Unverheiratete Mädchen geniessen in der Familie
keine Wertschätzung, sondern werden als ziemlich unnütz an¬
gesehen.
Über die Glaubensansichten der Pokonchi-Indianer
hat V. A. Narciso keine Mitteilungen zu machen vermocht; es
ist aber wahrscheinlich, dass bei ihnen ebenso, wie bei den be¬
nachbarten Kekchi,ü neben dem Christentum noch ein gut Teil
des alten Heidentums erhalten geblieben ist. Sicher ist. dass
indianische Arzte zuweilen neben dem christlichen Gott noch
die 4 Winde anrufen.
Die Arzte (Aj-nahoj , Aj-i-kom, Nojonel) betrachten sich
nur als Werkzeuge Gottes, legen die Heilmittel vor der An¬
wendung stets zu Phissen des Kruzifixes und verlangen von den
Kranken unbedingtes Vertrauen. Die Heilmittel sind meist pflanz¬
licher Natur; die Kräuter müssen am frühen Morgen gepflückt
sein. Gerühmt werden die Heilerfolge mancher Pokonchi-Arzte.
Die Krankheiten betrachtet man als l’olgen von Sünden und Ver¬
fehlungen oder auch als Folgen von Verhexungen. In letzterem
P'all helfen die Hexenmeister (brujos, Aj-huar) dadurch,
dass sie vorgeben, Insekten, Würmer und andere Dinge aus dem
Kranken herausgezogen zu haben, worauf der Kranke häufig die
Schmerzen nicht mehr verspürt. Die I lexenmeister sollen da¬
durch jemanden verderben können, dass sie Knochen ausgegra¬
bener Leichen hinter sein Haus legen. Hexenmeister kommen
') Nördliches Miuelanierika, ISraunschweig 1897, .S. ’67 ff.. Internationales
Archiv für Ethnograjihie lid. Vili .S. 195 ff., Archiv für Religionswissenschaft lid. VII
•S 453 ff-
XIV. Amerikanisten-Kongress.
41 r
weder in den Himmel nodi in die Hölle, sondern irren nach
dem Tod auf der Erde umher als Xiilaj, kdeine Gestalten mit
schmutziger Kleidung, langem Haar und schwarzer Hautfarbe^) an
Kopf, Füssen und Händen. Man glaubt, dass diese Xulaj das
Alpdrücken erzeugen. Wie man sieht, ist der Aberglaube gross.
Jeder Tierschrei hat für den Pokonchi eine bestimmte Bedeu¬
tung für Vorhersage.
Die Ärzte sind gegenwärtig zumeist auch Zauberer
(Zahori = Aj-kiß, deren zurzeit 2 oder 3 in S. Cristobal tätig
sind. Kommt jemand zum Aj-kij, so fragt dieser nach dem
Begehr. Er beugt seine Knie vor dem Altar. Danach kommt
er in Ekstase und nimmt ein Säckcken voll roter (oder auch
roter, schwarzer und weisser) Bohnen, die er in vier Häufchen
verteilt; in jedes dieser Häufchen legt er einen durchsichtigen Stein
von etwa 5 X i cm Grösse und ersieht dann aus einem fünften,,
grösseren durchsichtigen Stein (7^/2 >< 5 cm) die Zukunft oder
den verlorenen Gegenstand und seinen iVufenthaltsort etc. Als
Bezahlung erhält der Ai-kij oder i Peso.
Kranken gegenüber sind die Indianer indifferent. Um
das Bett eines Sterbenden tanzt man aber (in Tucurü und
Tamahu) mit Marimba-Musik herum, um ihm auf seine grosse
Reise zu helfen. Einen Toten (Caninak) verehrt man aufs
höchste, und Verwandte wie Bekannte beeilen sich, der P'amilie
des Verstorbenen nach Möglichkeit Hilfe zu bringen. Die Ver¬
wandten bezahlen eine Anzahl Klageweiber, welche die Todes¬
nachricht den Bekannten in feststehender P'orm singend vom Haushof
aus mitteilen und dieselbe Klage (Siquilhual, s. Beilage) auch beim
Begräbnis singen. Ein altes Individuum trägt nebst dem Weih¬
rauchkessel in einem Zweig die Seele des Verstorbenen, die es später
in demselben Zweig dem Erzengel Michael unter Abbrennen von
Kerzen übergibt. Das Grab ist in der Tiefe durch eine seit¬
liche Nische erweitert, die oben durch ein Brett abgeschlossen ist;
Diese Beschreibung ist vielleicht schuld an der grossen Antipathie der
Pokonchi gegen die Xeger, die man für Menschenfresser ansieht. Am 29. Juli 1896’
haben die Indianer von Tamahu 4 Neger erschlagen und mehrere verwundet,
ohne dass es den Behörden gelungen wäre, die Schuldigen ausfindig zu machen,,
da niemand die Täter verriet.
Ein Mann, wenn das Verstorbene ein Weib war ; ein Weib, wenn da.s.
Verstorbene ein Mann war.
412
XIV. Amerikanisten-Kongress.
in diese Nische schiebt man den Sarg und füllt dann das Grab mit
Erde auf. Am Sarg wird in der Gegend des Kopfes ein Loch
gelassen, damit die dem Leib anhängende Seele des Verstorbenen
die gesprochenen Gebete höre. Der Gebrauch hat aufgehört,
dem Toten die im Leben benützten Werkzeuge mit ins Grab zu
g^eben, aber es besteht noch der Glaube, dass im Jenseits die
alte Beschäftigung weitergeübt werde. Das Grab wird sorg¬
fältig gepflegt, und die Angehörigen vergiessen beim Besuch
'desselben reichliche Tränen.
Von dem ehemaligen astronomischen Wissen ist nicht
viel übrig geblieben. Jedoch hat Narciso noch die Namen von
.13 Monaten feststellen können.
1 . Yax = Zeit der Rodung des ersten Maisfelds.
2. Sak = Saat des kleinen Maises im Waldgebiet.
3. Kchip = desgleichen.
4. Chanhtnak = Erste Saat des grossen Maises.
5. U^iiliit = Zweite Saat des grossen Maises.
6. Muiaian = Maissaat im Dorfe.
7. KcJiam = Erste Reinigung.
8. Kanasi = Reinigung des A'íz;¿/rt/-Maises.
9. Kaiijalam — Bohnenernte.
10. Ojl = Verfertigung der Maisaufbewahrungshäuser.
11. Makux = Reinigung schon urbar gemachter Elächen
für eine andere Saat.
12. Tzinkinkijg = Maisernte. Zeit der Vögel.
13. Kassen (eine Palmenart).
Das alte indianische Jahr hatte aus 18 Monaten zu 20 Tagen
bestanden und bei der ersten Konjunktion des Mondes im Januar
begonnen. Die altindianische Woche besass 13 Tage. Jeder
Monatstag hatte eine bestimmte Bedeutung; gut, schlecht oder
gleichgültig, und bewahrt dieselbe auch heutzutage noch. Die
Monatstage haben einen bestimmten Namen; die Wochentage
werden durch Zahlwörter gekennzeichnet.
Tage der ersten Woche:
I . Jiui i inox = Ronron (ein Insekt). Böser d ag. Die Aj-
kij wünschen ihren (ìegnern Idiles.
') In den Monaten Januar bis März pllegen frülimorgens Tausende von
Schwalben in mächtiger .Säule gemeinsam aufzusteigen, um sich in grosser Höhe zu
verteilen, dann sich des Abends wieder zu sammeln und gemeinsam abzusteigen.
00
XIV. Amerikanisten-Kungress. 4^ S
2. Qìliìlim-lc = Chile (Paprika). Tag des Windgottes, den man
bittet, er möge Orkane und Gewitter fernhalten.
3. Lri/n-A/v’ü/i?ia/ =Bösev Tag. Man wünscht den P'einden Übles
und Krankheiten.
4. Quejeni-Kat — l'euersbrunst. Tag, an dem man das Ge¬
deihen der Saatfelder erbittet.
5. Johom-Kaii = Gelb. Tag, an dem man um gutes Leben
und Gesundheit betet.
6. Huakim-Keiiiej = Zahn. Böser Tag. Man bittet um nichts.
7. Guküni-Qiiej = Reh. Man bittet Gott um Erhaltung und
Vermehrung des Viehs und der Haustiere.
8. Huaxakini-Kanil = Eidotter. IMan bittet um guten Erfolg
der P'elder und dessen, was zum Unterhalt dient.
9. Hu e l ej un-Toj = 'ètr oh. Böser Tag. Wer an diesem Tag ge¬
boren ist, wird unglücklich.
10. Lajem-Tzi — Hund. Tag, an dem man Gott um Jagdglück bittet.
11. Junlaj-Huatz — Die Priester wünschen Tod oder
Genesung.
12. Camlaj-Hej — Qot. Der beste Tag von allen. Man erbittet
Glück für Reisen, Gewinn für den Handel und alles son¬
stige Gute, da Gott an diesem Tag alles gewährt.
13. Oxlaj-aj — Junger Mais. Tag, an dem man für die Familien¬
angehörigen betet.
Zweite Woche;
1. Jeuaj-ix = Wildes Tier. Man bittet Gott um Schutz in allen
Unternehmungen und namentlich um Schutz der Haustiere
gegen Angriffe wilder Tiere.
2. Quihini-Tzikin — Vogel. Guter Tag, an dem man Gott um
Unterhaltsmittel bittet.
3. = Bimsstein. Guter Tag. Man bittet für die Reise
der Seelen der Verstorbenen.
4. Qiiejeni-Noj = Weisheit. Guter Tag. Man bittet Gott um
Wissen und Erfolg.
5. Johoiii-Tihox — Gebet. Guter Tag, an dem man um religiöses
Wissen bittet.
6. Hiiakiin-Cojok = Gewitter. Gleichgültiger Tag. Man bittet
um guten Erfolg der Saaten.
. Guküm-Aj-pujui = Jäger. Man bittet Gott um Jagdglück,.
. Huaxakin-i-niox = Ronron (Beginn eines neuen IMonats)..
414
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Das Zahlensystem der Pokonchi ist wie das der andern
Stämme der Mayafamilie ein Zwanzigersystem und ist verhältnis¬
mässig gut erhalten. Jedoch ist das Wurzelwort für 8000 be¬
reits verloren gegangen und wird durch iudnak-i-kovi (= 20 Fane¬
gas 20 400) ausgedrückt. Das Spanische dringt zur Zeit
immer mehr in das Zahlensystem ein; so dürfte es allmählich
untergehen, wie dies auch den alten Sitten und Gebräuchen trotz
des konservativen Sinns der Pokonchi schliesslich so gehen muss.
Jedenfalls sind wir dem einfachen Schullehrer in S. Cristobal,
Don Vicente A. Narciso, grossen Dank schuldig dafür, dass
er uns mitgeteilt hat, was jetzt noch von alten Sitten Gebräuchen
und Anschauungen lebendig ist.
Siquil huál (Klagegesang) der Pokonchi-Indiaiier
von S. Cristobal.
Nach V. A. Narciso.
Majordoma
afuera
Indianisch: Ca - len a - hué tut.
Spanisch: Buenos Dias a V. Señora.
Dueña
adentro
— “ \} - i - 1 —
- 1 -
—
■ - m Æ
-
ca - len tut.
Buenos dias Señora.
Mayordoma
-0—
Clia
Ayu
/Tv
—
4
• J.
a - hué tut.
le digo señora.
-
-H—
tohu
de
hri
al
a - ìli
al - ma
nía
Dueña
;d.:
-0-
A - toni
Bueno
hor
que
/Tv
tut.
Señora.
May or doma -
Tire chik naj hua-nik hre à - ni - nía
Otra vez el sue - eso del al - ma de
: i
- 0 — # — 0 — 0 —
Fe - li - j)e Mo - rán hre hra-jáhu nía - tor Mo - ran ;
Fe - li - pe Mo - rán pa - dre de don Salvador Moran
4i6
XIV. Amerikanisten-Kongress.
9—
xi ~ he - lik lira
sa - li - ó su
à - ni - ma ; je - naj hnó chi á - ni-
alma es - ta o ■ tra al-
-0 — #-
-A — 0 —
ma jìin kchuy d huim ar
ma un àtomo para mi, allá
— V - y - N- - y - N-
pa - re nos
don - de ella
hui - fat,
est - a
-V - y- - , -
-¿ziz^zzzÂZZiij:
Cki guadi ca - tut San -ta Ma - ri - a kij - i - huai
de-lante de nuestra señora San - ta Ma - ri - a y de la grandeza
-
-0 -
-0 - 0 - 0 - 0 - 0 -
i Je - sus. Chi guadi ca -jâhu San Lu-cas^ San Ma¬
de Je - sus. Delante de nuestros padres San Lu -cas, San Ma-
- i - -s- - ^
— V - N - ^ - - '■
- 2 - , - 0 - 0— - 0.
:q - 1 —
-0 — 0 —
te - 0,
te - O,
San
San
Mar - cos, An - ge - les, San Mi - guel,
Mar - cos, An - ge - les, San Mi - guel,
□ZZI
q =
—]
[==
zzziz
- y — -—y -
- 12 - -
— 0
- 0 - 0
— 0
- 0
- 0 - 0 - 0
- -0
— - 0
San Fe - dro ;
San Pe - dro;
)e - na]
es - ta
hiló chi
o - tra
a
al
:1zzz:j_-zjzzzdizzijz:i:;
.0 — 0 — 0 — 0 — 0 -
ni - bèl in
á la tar - de
ha
la
ma - kd
enterreran ;
-0__
ni
m - ma
ma
0—K —
kor
aviso
hué
V.
tut.
Señora.
zìi: zi?—
t
^ p— ZZ‘ - i - 1 -
lire prias to - ìiuok hre d - ni - ma
Que Dios favorezca à esa al - ma
tut.
señora.
XIV. Anierikanisten-Kongress.
417
Indiaiiiscli :
Mayordoma: Fortsetzung nacli Anfangsmelodie.
lire chili naj hiianik hre (hiima Felijte Moran
ra-jaliu ma Cristobal Moran
hre hra-akun ma- Tor Moran.
Schluss: von an.
Hre chill naj huanik lire (hiima Fdipe Moran;
ca-fut ti Ana-g-kal hre hri huajil ma Tor Moran.
Hre cliik naj huanik lire ánima Felipe Moran;
cjitisach akini Vicent Moran lire hra-jahu ma-'Tor Moiroi.
Hre cliik naj huanik hre ánima Felipe Mor (hi ;
ix kun Macaria Moran, hre lira jáhn ma Tor Moran.
(Jnin-hoj-pechó tut: Tiijox naj aguk.
Dueña: Clialian-ti clw tut: Tigox naj aguk.
Spanisch:
Otra vez un suceso del alma de Felipe Moran
padre de don Cristobai Moran
e hijo de Don Salvador Moran
Otra vez un suceso del alma de Felipe Moran
es su madre doña Ana Kal, de quien es esposo don Salvador Moran.
Otra vez un suceso del alma de Felipe Moran
de quien es hija Vicente Moran, y su Padre don Salvador Moran.
Otra vez un suceso del alma de Felipe Moran
de quien es hija Macaria Moran, y su padre don S. M.
Me voy pues Señora : Dios quede con V.
Anda á hacer Señora : Dios vaya con Y.
27
Zur Tracht der inexikanisclien
Indianerinnen.
Von Cäcilie .S el e r-Btrlin.
Unter den wenigen Quellen, die un.s zu Gebote stehen, um
ein Bild mexikanischen Lebens vor unserm Geiste erstehen zu
lassen, ist eine der beachtenswertesten das gegenwärtige
Leben der Eingeborenen, dieser äusserst konservativen Rasse,
die trotz jahrhundertelangen fremden Einflusses alte Sitten und
Gewohnheiten reichlich bewahrt hat. Um jedoch nicht zu falschen
Rückschlüssen zu gelangen, gilt es^ genau zu untersuchen, wie
weit spanischer Einfluss in die Hütten der Indianer eingedrungen
ist. Wenn es auch in manchen Punkten nicht schwierig ist.
Fremdes mit einiger Sicherheit auszuscheiden — so z. B. auf
dem Gebiete der Landwirtschaft und der Nahrungsmittel, wo
sich feststellen lässt, was durch die Idroberer eingeführt worden
ist — , so gilt es doch, auf anderen Gebieten sehr vorsichtig zu
prüfen, da Altes und Neues sich oft so innig miteinander ver¬
schmolzen haben, dass Täuschungen nur zu leicht sind. Hier¬
her gehört unbedingt die Kleidung. Es kann natürlich über¬
haupt nur die Weiberkleidung in Betracht kommen, denn die
fast völlige Nacktheit der Männer erschien den Pluropäern doch
allzu anstössig, und mit dem Christentume wurden ihnen zu¬
gleich Hemd und Hose aufgezwungen. Nur sehr spärliche Über¬
reste einer etwas selbständigeren Trachtgestaltung haben sich in
entfernten Winkeln ein verborgenes Dasein gerettet. Bei den
Weibern jedoch lag kein Grund vor, das Gewand einer gewalt¬
samen Änderung zu unterwerfen. Sie gingen in Anbetracht des
warmen Klimas genügend verhüllt, um allen Anforderungen
orientalischer Schamhaftigkeit zu entsprechen. Es kommt hinzu.
420
XIV. Amerikanisten- Kongress.
dass die Frauen überhaupt stets zäher an ihrer Art, sich zu
kleiden, festhalten als die Männer, was wir ja auch in Europa
reichlich zu beobachten Gelegenheit haben. So finden wir denn
in sehr vielen Gegenden Mexikos die Weiber mit dem breiten
Hüfttuch und dem Hemde bekleidet. Und wir haben oft genug
Erscheinungen vor uns, die wie lebendig gewordene Figuren
der alten Bilderschriften anmuten, und
auf die auch die Beschreibungen des Pater
Sahagun recht gut passen (vgl. Abb. i).
Trotzdem ist es nicht leicht, sich eine
genaue Vorstellung davon zu machen, wie
eine alte Mexikanerin wirklich ausgesehen
hat. Als mich vor einiger Zeit Professor
Boas in New York fragte : Was ist an
der Tracht der heutigen Mexikanerinnen
alt, besonders an Mustern, an Technik.^
konnte ich nicht antworten und nahm
mir vor, der Sache einmal etwas näher
zu treten, um womöglich eine befriedigende
Antwort zu finden. Ich habe dann lange
überlegt, ob ich an die Arbeit gehen
solle, weil das mir zugängliche Material
lediglich aus meiner eignen kleinen Samm¬
lung indianischer Weiberhemden, einiger
gestickter Tücher und Rockbinden be¬
stand. Die Erwägung jedoch, dass ein¬
mal ein Anfang gemacht werden müsse.
gab mir Mut, wenigstens den Versuch zu
Bibi, de la Académica de la VAgen.
Historia, Madrid fol. 55. Ibs galt, die Antworten auf folgende
Fragen zu finden: Sind alte Muster vor¬
handen.^ Ist ihr Alter nachzuweisen? Sind spanische Muster
unverändert übernommen .' Sind alte Techniken vorhanden? Eine
weitere Frage betraf den Schnitt der Kleidung. Und da ihre
Beantwortung die geringsten Schwierigkeiten bietet, mag sie
vorweg erledigt werden.
Der Schnitt des mexikanischen Weibergewandes scheint mir
unzweifelhaft von altem Gepräge zu sein, daher der lebhafte
Eindruck, dass die Gestalten der Bilderschriften leibhaftig im
XIV. Amerikanisten-Kongress.
421
modernen Mexiko umhergehen. Sie tragen das breite Hüfttuch,
da.s wie ein richtiger Weiberrock aussieht, und das Hemd, das eine
Art Poncho ist, mit einem Loch zum Durchstecken des Kopfes
und Öffnungen für die Arme (Abb. 3 — 7 Taf. I — III). Der Varia¬
tionen in diesen zwei einfachen Kleidungsstücken gibt es aber
viele. Bald reicht das Hüfttuch bis an die Knöchel herunter,
bald ist es ganz kurz; bald wird es ganz straff um die Beine
gewickelt, denen nur durch ein paar grosse h'alten vorne Spiel¬
raum gelassen wird, bald wird es in viele kleine Fältchen ge¬
legt (Michuacan). Bald ist das Hemd lang bis zu den Knöcheln
(im Gebirge), bald so kurz, dass es nur die Brüste bedeckt (an
der Küste). Manchmal ist es so breit, dass es die Arme völlig
bekleidet erscheinen lässt, und an den Seiten offen, dann wieder
schmal, die Seitennähte geschlossen und der Arm nackt. Es
gibt auch eine kragenartige P'orm, bei der eine Spitze über die
Brust fällt, die andere über den Rücken. Selbst das dritte Stück
der Kleidung, die Binde, die das rockartige Hüfttuch zusammen¬
hält (Abb. 2), zeigt alle Stufen von zwei Finger Breite bis
zwei Hand Breite. Es Hessen sich noch mancherlei Variationen
anführen, aber die Grundformen bleiben sich fast immer gleich
und sind sicher alt. Und doch gibt es auch hier allerlei neue
Zutaten. So z. B. finden wir, dass das Hüfttuch an den beiden
Schmalseiten zusammengenäht ist und so zum wirklichen Rock
422
XIV. Amerikanisten-Kongress.
wird. Das einfache, aus geraden Teilen bestehende Hemd ist
in Cîichiitiiatan mit einem runden Kragen versehen, der sicher
spanischen Ursprungs ist (vergi, auch Abb. 4). Die schönen
Hemden der Mazateca (Abb. 3) zeigen einen richtigen vier¬
eckigen Ausschnitt, desgleichen die der Indianerinnen von Palin
(Guatemala, Abb. 7). Der spanische Einfluss auf die sonderbare
Gestaltung der Tracht der Tehnanerinnen und der Frauen der
Golfküste — Papantla, Yucatan — ist selbst einem ungeübten
Beobachter auf den ersten Blick deutlich. — Üb wir nun aber
auch all die erwähnten Verschiedenheiten — abgesehen von den
augenfällig modernen Zutaten — als alt ansprechen können, ist
mit Sicherheit nur zu sagen, wo wir Bilderschriften zu Zeugen
haben. Doch möchte ich annehmen, dass es immer mancherlei
Unterschiede bei den Stämmen gegeben hat, die schon in dem
Charakter der Gegend begründet waren, die sie bewohnten;
Gebirge oder Küste, Waldgegend oder Ackerland. Freilich
machen sich auch bei den Formen, die wir als alt sicher nach-
weisen können, Verschiebungen geltend. Den spitzen, kragen¬
artigen Schnitt, das qnechquemitl, finden wir heutigen Tages auf
das kleine Gebiet der Huaxteca Potosina beschränkt, während
er in den Bilderschriften verschiedener Gegenden zu sehen ist,
und zwar nicht etwa nur bei den Göttinnen huaxtekischen Ur¬
sprungs.
Ganz anders gestaltet sich das Ergebnis, sobald wir die
Technik und die Verzierungen betrachten. Da uns leider von
mexikanischen, yukatekischen, guatemaltekischen Geweben nichts
erhalten ist, so wissen wir über Weberei, Stickerei nicht \’iel
und auch über die Muster nur, was alte Berichte erzählen, oder
die Bilderschriften zeigen. Während uns nun aber diese Quellen
in bezug auf die Form der Kleidung die bereits erwähnte Über¬
einstimmung mit der modernen Tracht der Indianerin zeigen,
lassen sie uns fast ganz im Stich, sobald es sich um die Ver¬
zierung des Gewandes handelt. Zwar finden sich genug weibliche
h'iguren auf Reliefen und in Bilderschriften. Da aber diese Dar¬
stellungen zum grössten Teil religiösen oder kalendarischen Inhalt
haben, so sind Tracht und Schmuck der Göttinnen in Form und
Farbe meist symbolischer i\rt und verschwinden zudem ott last
völlig unter der h'ülle der Attribute. Die einzige bildliche Quelle,
die mit voller Absicht das tägliche Heben zur Zeit Motecuhzomas
XIV. Amerikani.sten-Kongre.ss.
423
schildert, der Codex Mendoza, führt die Frauen in schematisch
gezeichneten, einfaclien weissen Röcken und Hemden vor, mit
einem kleinen, farbigen, viereckigen Fleck am vorderen Schlüsse
des Halsloches als einziger Verzierung, der an jener Stelle wahr¬
scheinlich aufgesetzt wurde, um ein Einreissen des Schlitzes zu
verhüten.
Es wäre nun wohl erlaubt, anzunehmen, dass auch die gött¬
lichen Gewänder uns Fingerzeige für die Art der irdischen geben
könnten. Denn erstens sind doch Götterdarstellungen häufig ein
Spiegelbild der Wirklichkeit, und anderseits wäre es nicht aus¬
geschlossen, dass die Frauen die göttlichen Vorbilder nach¬
ahmten und etwa die Symbole einer besonders verehrten Göttin,
wohl gar einer persönlichen Schutzpatronin, ihren Hemden und
Hüfttüchern einwebten oder einstickten, ebenso wie sich der¬
gleichen auf ihren Spinnwirteln und in ihren Spindelnäpfchen
findet.
Aber wenn wir das selbst annehmen, so findet sich unter
den modernen Hemden und Röcken keine Übereinstimmung
damit, oder sie ist keine solche, dass sie uns zwingt, eine Kon¬
tinuität anzunehmen, da es sich höchstens um einfache Streifung,
um regellos eingestickte Kreise oder Punkte handelt, die überall
und jederzeit Vorkommen können. Ich glaube, ich kann es mit
ziemlicher Bestimmtheit aussprechen, dass sich unter den Ver¬
zierungen der modernen mexikanischen und guatemaltekischen
Weiberhemden (von diesen besitzt P'rau Konsul Sapper in Stuttgart
eine hervorragende Sammlung) kein altes Muster findet.
Was ist nun an die Stelle der alten Muster getreten.^ Da sich
ganz moderne Muster nur dort finden, wo die Tracht gar nichts
mehr vom Alten aufweist, also erstens in den Küstengegenden,
wo sich unter spanischem Einfluss eine neue Tracht heraus¬
gebildet hat, oder dort, wo von Tracht überhaupt kaum noch
die Rede sein kann, so lag es nahe, nach Mustern zu suchen,
die zur Zeit der Eroberung modern waren, von den Spaniern
mitgebracht und dann entweder in den Klosterschulen gelehrt
oder von den Indianerinnen den Gewändern der Heiligen, den
Altardecken oder Priesterkleidern nachgestickt wurden. Beim
Studium der Stoffsammlungen verschiedener Museen, beim Ver¬
gleichen des vorliegenden Materials mit den reichen Abbil¬
dungswerken konnte ich aber nichts entdecken, was dazu be-
424
X.V. Amerikanisten-Kongress.
rechtigte, anzunehmen, es habe eine direkte Nachahmung statt¬
gefunden. Anklänge waren überall vorhanden, besonders bei
den Hemden der Mazateca (Abb. 3), die mit Vorliebe die
Wappentiere von Castilla y Leon verwenden: den Doppeladler
und den Löwen. Aber selbst hier war keine sklavische Kopie
zu finden. Ich glaube annehmen zu müssen, dass die Indiane¬
rinnen zwar die alten Muster vergessen haben, die neuen aber
niemals einfach nachgeahmt, sondern teils umgestaltet, teils in
deren Stil eigene erfunden haben. Dieser Prozess ist wohl
wesentlich dadurch unterstützt worden, dass sie nicht nach Vor¬
lagen, sondern aus dem Gedächtnis zu arbeiten gewohnt waren.
Trotzdem ich schon zu diesem Ergebnisse gekommen war,
wollte ich doch nicht unterlassen, die Ansicht eines Mannes
einzuholen, der in den Stoffen und Mustern vieler Zeiten und
Länder Bescheid wusste. Ich bat daher Herrn Dr. Kreutz
vom Kunstgewerbemuseum in Berlin um seine Unterstützung,
die mir aufs freundlichste gewährt wurde. Er unterzog sich
der Mühe, meine kleine Sammlung durchzusehen, und kam zu
dem folgenden Resultat: »Die einzelnen Arbeiten scheinen nach
gewissen Motiven hergestellt, wie sie in Deutschland, Italien
und Spanien das ganze Mittelalter hindurch infolge grosser Ein¬
fuhr orientalischer Seidengewebe bei Arbeiten der Stickerei
wirksam blieben. Hierhin gehören Vögel, meist Adler, Flügel¬
pferde und Löwen in Wappenstellung zu beiden Seiten des so¬
genannten Lebensbaumes (vgl. Taf. IV Abb. 9 italienische
Stickerei, mittelalterliche Arbeit etwa aus dem 14. Jahrhundert).
Ähnliche Motive kommen aufden sogenannten Abruzzendecken vor.
»Von den Sachen der Indianer ist besonders interessant
eine Arbeit mit breitem Bruststück in Blau und Rot^). Der
Halsausschnitt ist hier umgeben vom Körper eines grossen
Adlers, dessen Kopf und 1 lals für den Kopf und Hals der
Trägerin ausgefallen ist. Diese grossen Adler kommen besonders
auf spanischen Geweben des 12. und 13. Jahrhunderts \ or.
Die kleinen, gegenübergestellten Adler und Tiere unter den
Flügeln und die Flügelpferde auf dem unteren Streifen sind be¬
reits völlig nach eigenem Gutdünken stilisiert.
') Das Stück Abb. 7 stammt aus l’alin in Guatemala, am pazifischen
Abfall des Landes. Es ist eines der kurzen, an der Küste üblichen Hemdchen
und zeigt ein sonst nicht verwendetes helles lîlau.
(J ä c i 1 i e S e I r r ,
XIV. Ameiiknnislen-Kongress.
Zur i’raclil der inc.xikanisclieii Iiidiaiiei imic-ii.
Tafel I.
Abb. 3. Krauenhemd der Mazateca,
*\.bb. 4. Frauenhemd der Mazateca. Staat Oa.xaca. Mexico.
miiiltorlfì
Cäcilie Scier, Zur 'riirclu ilcr inc.\ikani->clien Iiuliaiiei iiiiicii
XI \'. Anierikanistcii-Kongrcss.
'lafel III
Abb. 8. Handtuch. Cobau, Guatemala.
■ -iliu;
Ciicilie Seler, Zur Truclit der mexikanischen Indianerinnen.
i\’. Amerikanisten-Kijngress. Tafel IV.
Abb. 9. Italienisclie Stickerei. Ungefähr 14. Jahrluindert.
XI\'. Amerikanisten-Kongrcis.
425
»Sehr charakteristisch für die eigne Auffassung scheinen auf
einem der Tücher (Abb. 8 Taf. Ill) die in Reihen angeordneten
Tiere. Sie zeigen gewisse, in unserer Auffassung humorvolle
Gestaltungen, die in dieser Art in Spanien sicher nicht \’orkamen.«
Nach alledem darf man wohl sagen, die Verzierungen der
Hemden, wie sie die noch an ihrer alten Tracht hängenden
Indianerinnen \-on Mexiko und Guatemala zeigen, sind etwas
ihnen Eigentümliches, hervorgegangen aus importierten euro¬
päischen Mustern, die in der Phantasie und der Gestaltungs¬
freudigkeit der eingeborenen Frauen teils stärkere, teils geringere
Veränderungen durchgemacht haben, wobei vielleicht einige alte
Motive Verwendung gefunden haben mögen. Wie weit Um¬
formung, wie weit eigene Erfindung, wie weit Tradition beteiligt
ist, müsste bei jedem Muster besonders untersucht werden. Und
zwar sollten Hemden, Handtücher und die Rockbinden in Be¬
tracht gezogen werden. In diesen zuletzt genannten Stücken
scheinen noch am meisten alte Motive bewahrt zu sein in P'orm
von tanzenden Affen u. a. (Abb. 2, oben S. 421.)
Aber wer suchen helfen will, sollte es bald tun, denn es
ist in Mexiko nicht anders als in Europa : je mehr Eisenbahnen,
um so mehr schwinden die Volkstrachten, und vor der euro¬
päischen Kultur scheint die Phantasie zu fliehen und der stumpfe
Nachahmungstrieb zu wachsen. Wo die Frauen heute noch aus
dem Kopfe Muster in ihre Hemden sticken, in die sie nach
dem Gedächtnis allerlei ]\Ioti\'e hineindichten, da sticken sie
vielleicht schon in wenigen Jahren gedankenlos Lessings oder
Uipperheides Musterbücher ab.
Es bleibt noch einiges wenige über die Technik zu sagen.
Dass die alte Indianerin genau so spann und webte wie die
von heute — soweit sie es nicht vorzieht, schlechte P'abrikware
zu kaufen — , dass Spindeln und WTbehölzer sich gleich ge¬
blieben sind, das wissen wir durch Wort und Bild. Und natür¬
lich sind auch die Gespinstfasern dieselben. Wie abLr die
Bindungen waren, wissen wir nicht. Wir kennen das Arbeits¬
gerät, das im Nähkörbchen der vornehmen Aztekin enthalten war
ebensowohl, als das der Frau geringen Standes. Wir wissen
aber nicht, wie es benutzt wurde. Ich glaube, dass man mit
Sicherheit sagen kann: es gibt keine alte Technik, abgesehen
natürlich vom Spinnen und Weben. Alles, was wir heute finden.
426
XIV. Amerikanisten-Kongress.
ist europäischer Art, vermutlich auch die feinen, kreppartigen
Webereien, die die Huave-Yvdiu&n in den Dörfern der Nehrung
des Isthmus tragen (Abb. 6 Taf. II). Die zum Sticken benutzten
Garne sind importiert, aber zuweilen im Lande gefärbt. Be¬
sonders an der pazifischen Küste des Isthmus von Tehuantepec
blüht die Purpurfärberei mit dem Saft der Purpurschnecke (vgl.
in Abb. 6 die dunklen Längsstreifen). Aber da uns jegliche
Nachricht aus alter Zeit darüber fehlt, ist es wohl möglich, dass
auch diese erst von den Spaniern erlernt wurde.
ri)cr (lie letzte niederländische
Expedition nach Surinam.
Von Jonkheer L. C. van Panhuys, ’s Gravenhage.
Der obige Titel, durch den Unterzeichneten für den Vor¬
trag, den er die Ehre hatte am 20. August 1904 vor dem Kon¬
gress in Stuttgart zu halten, gewählt, dürfte vielleicht Veran¬
lassung zu einer verkehrten Auffassung geben. — lis wurde
durch ihn nämlich damals die dritte einer Reihe von Forschungs¬
expeditionen, welche die Untersuchung des noch gänzlich unbe¬
kannten Innern von Surinam bezweckten , kurz besprochen.
Seitdem ist aber eine vierte Expedition seit langem bereits zu
Ende gekommen, und es werden selbst Pläne, noch eine fünfte
auszusenden, ernstlich erwogen, was, falls diese Pläne feste
Gestalt erhalten, ungefähr um die Mitte des Jahres 1907 ins
Werk gesetzt werden würde. Die Geschichte dieser Expeditionen
ist kurz gefasst die folgende.
Durch den seitdem verstorbenen Direktor des Kolonial¬
museums in Haarlem, Ek W. vanEeden, wurde 1896 in einem,
in den Bulletins seines Museums veröffentlichten Aufsätze
»Een verwaarloosd erfdeel«^) ernstlich daraufhingewiesen, dass
der Beginn einer Entwicklung der Kolonie Surinam eine wissen¬
schaftliche Untersuchung sein müsse. Auf einer jenen Aufsatz
begleitenden Karte war angedeutet, was für niederländische
Forscher dort noch zu verrichten sei : man sah dort einen dunklen
Teil, »darkest Surinam«, ein Untersuchungsgebiet, dessen Grösse
die von ganz Niederland übertraf. Das Wünschenswerte einer
systematischen wissenschaftlichen Untersuchung jener Teile der
P Bulletin Koloniaal Museum te Haarlem, Maart 1896. Amsterdam.
J. H. de Bussy.
XIV. Amerikanisten-Konçress.
428
Kolonie, die damals nicht oder nur sporadisch von Europäern
besucht worden waren, gelangte 1897 in engerem Kreise in der
»Vereeniging voor Suriname« zur Besprechung und später in
einer Vorstandsversammlung der »Maatschappy tot Bevordering
van het Natuurkundig Onderzoek der Nederlandsche Kolonien«.
1 899 ward infolgedessen von zwei Mitgliedern dieser
INIaatschappy Bericht erstattet und der Vorschlag gemacht, sich
mit dem Ersuchen um Unterstützung der Pläne an die nieder¬
ländische Regierung, die »Vereeniging voor Surinam« und das
»Kkl. Nederlandsch Aardrykskundig Genootschap« zu wenden.
Einige Mitglieder der drei genannten Gesellschaften arbeiteten,
nach dem dieser Vorschlag angenommen war, zusammen einen
genaueren Untersuchungsplan aus. Dass das Interesse an der
Kolonie Surinam grösser wurde, war die direkte Folge einer in
Surinam selbst sorgfältig vorbereiteten Ausstellung von Produkten
dieser Kolonie, welche 1899 im Koloniaalmuseum zu Haarlem
ins Werk gesetzt wurde; die Überzeugung, dass es Zeit sei, die
Untersuchung Surinams in die Hand zu nehmen, verbreitete sich
in grösseren Kreisen.
Ein Vorschlag des Ministers, für eine erste Expedition eine
Summe von 20000 Gulden zur Verfügung zu stellen, sobald es
den genannten drei Gesellschaften möglich geworden wäre, zu¬
sammen eine gleiche Summe für diesen Zweck zu beschaffen,
wurde ohne weiteres gegen Ende 1900 von den Staten Generaal
gut geheissen. Ihie drei Gesellschaften, welche inzwischen aus
ihrer Mitte eine »Kommission für die wissenschaftliche Unter¬
suchung Surinams« ernannt hatten, um dieser die weitere Leitung
der Expeditionen anzuvertrauen, stellten je 2000 Gulden bereit;
die noch fehlenden 14000 Gulden wurden anfangs 1901 in
wenigen Wochen seitens Privater hergegeben, während Ihre
Majestäten die Königin und Höchstderen Mutter sofort die Er¬
reichung des gesteckten Zieles durch einen grösseren pekunären
Beitrag zu fördern geruhten. Im Juni 1901 konnte die erste
Ihxpedition Niederland verlassen.
Die bisherigen Untersuchungsexpeditionen, deren Kosten
jedesmal auf oben geschilderte Weise zusammengebracht wurden,
sind die folgenden :
I. die Copi)ename-Expedition (Leiter: R. L. A. Bakhuis)
\-on Juli 1901 bis November 1901 ;
X I V. Amerikanisten-Kongress.
429
II. die Saramacca-Expedition (Leiter: A. J. van Stockum)
von November 1902 hi.s Mai 1903;
III. die Gonini-Expedition (Leiter: A. F ran.ssen Ilerderschee)
von August 1903 bis Januar 1904;
IV. die wiederum durch A. b'ranssen ilerderschee gelei¬
tete Tapanahony -Expedition von Juli 1904 bis No¬
vember 1904.
Es gelang diesen vier Expeditionen, über ^on den
damals noch unerforschten 70 der Überfläche der Kolonie
Licht zu verbreiten, so dass nur noch 2o'V„ des Gebietes im
fernen und beinahe unzugänglichen Süden noch unbekannt ge¬
blieben sind.
Es ist hier der Ort, kurz anzudeuten, infolge welcher
Umstände vor 1900 solch grosser Teil des Landes noch so
unerforscht geblieben ist, dass man in einer Entfernung von
100 Kilometern von der Seeküste schon unbekannte Strecken
antraf.
Lie Niederländer, die sich seinerzeit unter der Verwaltung
der Westindischen Kompagnie, unterstützt durch das Vor¬
handensein früherer Strandlinien (wo der Sandboden dem Eusse
festen Halt bot), “) in-den sumpflgen Küstenstrichen niederliessen
und mit Aufwendung von unsäglicher Mühe diese Moraste in
eingedeichtes Land verwandelten, fanden in dem reichen Ertrage
dieses äusserst fruchtbaren Landes und in den hohen Zucker¬
preisen-) einen Lohn ihrer Arbeit. Die weiter landeinwärts ge¬
legenen Landstriche erwiesen sich aber für Zuckerkultur ohne
Verwendung von Mist zu arm; dazu kam, dass ziemlich bald
nach der Errichtung der Plantagen die von diesen weggelaufenen
afrikanischen Negersklaven, die Buschneger, ein Hindernis für
Niederlassungen mehr nach dem Innern zu bildeten. Der Be¬
völkerung von Surinam, die stets im Verhältnis zur Grösse des
Landes eine sehr geringe gewesen ist, erschien ein weiteres
Vordringen in der Kolonie nicht besonders anziehend. Das
ganze Land, auch soweit es jetzt bekannt, ist mit Ausnahme
De Stand van het wetenschappelyk onderzoek in Suriname door C. II.
de Go eje. Tydschrift van het Koninklyk Xederlandsch Aardry'kskundig Ge-
nootschap. 2de Serie, deel XXII, Nr. 6, i. November 1905, blz. I086.
-) Geschichte des Zuckers von Dr. E. O. von Li pp mann. 1S90.
430
X 1 V. Amerikanisten-KonOTess.
einzelner schmaler Savannenstriche mit Urwald bedeckt, und
heftige Malariafieber, welchen man jetzt durch eine richtige
prophylaktische Behandlung mit Chinin Vorbeugen kann , ge¬
stalteten den Aufenthalt im Innern für den Europäer zu einer
grossen Schwierigkeit.
Auf einigen Zugangs wegen nach dem Innern, den Flüssen,
ist die Fahrt infolge der vielen Stromschnellen und Wasserfälle
nur möglich in einem »Corjaal«, einem aus einem ausgehöhlten
Baumstamm verfertigten Fahrzeug, und dann oft auch nur unter
Beistand der ortskundigen Buschneger. Diese wirkten, soweit
möglich, den üntersuchungsexpeditionen entgegen, wie dies noch
1856 der Geolog Dr. Volz und 1861 eine niederländisch-fran¬
zösische Kommission am Tapanahoni empfand. Erst infolge
des Entstehens der Goldindustrie nach 1876 ward ein Teil des
Innern besser bekannt.
Mit den beabsichtigten Expeditionen bezweckte man in
erster Stelle eine systematische, topographische Untersuchung
des Innern ; deshalb wurden zu Leitern derselben Offiziere der
topographischen Abteilung der Kolonialarmee in Niederländisch-
Ostindien und Marineoffiziere gewählt , die sich mit der Art
und Weise derartiger Aufnahmen schon vertraut gemacht hatten.
Man folgte einem anderen System als dem bisher in der Kolonie
angewandten. Nachdem während der Jahre 1861 bis 1879 der
untere und ein Teil des Mittellaufs der h'lüsse kartographisch
aufgenommen war, hatte man sich in der Kolonie der Haupt¬
sache nach darauf beschränkt, hie und da im Urwalde Lichtungen
zu schlagen und hier längs gerader Linien zu messen. Diese
Traces, welche gleich einem Tunnel den M'ald durchkreuzten und
in denen von freier Aussicht natürlich keine Rede war, erwiesen
sich wohl von Nutzen, um das Land für die Goldgräber zu er-
schliessen, aber für die sj'stematische Erforschung desselben waren
sie von zu wenig Gewicht. Bei dem Vorgehen der Expeditionen
') Vielleicht war zumal der Aufenthalt in den Diirfern der liuschneger für
den Europäer gefährlich infolge des \’orkonimens von mit Malariakeimen besetzten
Muskitos. R. H. Schomburgk sagt, dass er acht Jahre im Innern von (luayana
reisen konnte, ohne je unwohl zu sein. Anmerkung auf Seite 112 und 1 13 von
'I'he discovery of the empire of Guiana by .Sir Walter Raleigh, Knight. London,
Published for the Ilakluyt Society, 1S47.
XIV. Amerikanisten- Kongress.
43'
wurde dann folgende Methode der Erforschung des Landes zu¬
grunde gelegt: man fuhr einen I^luss aufwärts und nahm ihn
Is'artographisch bis an seine Quellen auf, erklomm dann einige
Berggipfel, um von dort das Land zu übersehen und den Ort
aller Terrainerhebungen, soweit möglich, durch Messungen fest¬
zustellen. Auf solche Weise wurden während der verschiedenen
Expeditionen die folgenden Llüsse kartographisch aufgenommen :
I. der Coppellarne, II. der Saram acca. III. der G o ni ni
und IV. der Tap a nah o ni, alle mit ihren hauptsächlichsten
Nebenflüssen und dem umliegenden Bergland einschliesslich des
Quellgebietes.
Im August 1901, also kurz nach dem Beginn der Coppe-
name-Expedition, erklommen deren Mitglieder zwei, noch keine
1 50 Kilometer von der Küste entfernte Hügel von resp. 240
und 360 Meter Höhe; der gegenseitige Abstand derselben ward
den Messungen als Basis zugrunde gelegt. Man erblickte bei
dieser Gelegenheit ein noch gänzlich unbekanntes Bergland, die
Wil hei mina- und die Emma-Bergkette, mit Gipfeln bis
1160 Meter hoch. Während der Saramacca-Expedition wurden
Messungen von dem 1080 Meter hohen Hendriktop der
Emmakette aus vorgenommen, und man peilte von dort das
bis dahin unbekannte Äsch-van-Wyck-Gebirge; der Gonini-
Expedition sind die ersten Nachrichten über das Oranje-
Gebirge zu danken und der Tapanahoni-Expedition die Auf¬
nahme eines noch unbekannten Teiles des T u m u c - H u m a c-
Gebirges. Die v'erschiedenen Reihen Berggipfel wurden über
die ganze Kolonie hin durch Triangulation miteinander verbunden.
Zahlreiche Angaben geologischer, zoologischer und botanischer
Art wurden gesammelt ') und betrefis der Buschneger und der
noch wenig oder gar nicht bekannten Indianerstämme viele
Einzelheiten betreffs des Lebens und Treibens derselben notiert.
Während der dritten und vierten Expedition wurden eine Menge
*) Ein Teil der botanischen Resultate ist veröftentlicht in ; An enume¬
ration of the vascular plants known from Surinam, together with their distribution
and synonymy by Dr. A. Pulle. Leiden. E. J. Brill. 1906. Vocabulare der
von den O j a n a und den Trio gesprochenen Dialekte sind durch den Leutnant
zur See C. H. de Goeje, welcher die dritte und vierte Expedition begleitete,
gesammelt und werden demnächst zugleich mit den ethnographischen Ergebnissen
seiner Reisen im Int. Archiv für Ethnographie erscheinen.
432
XIV. Amerikanisten-Konçress.
ethnographische Gegenstände, Angaben der Indianer betreffs
ihrer Sprache und eine Sammlung Abreibungen von Orna¬
menten der Holzschnitzarbeit der Buschneger zusammengebracht.
Die umfangreichen Reiseberichte, durch viele Abbildungen und
Karten erläutert und begleitet von besonderen Beilagen betreffs
der astronomischen Ortsbestimmungen, der Untersuchung der
Gesteine und betreffs der Bedeutung der Ornamentik der Busch¬
neger, finden sich in den Jahrgängen 1902, 1904 und 1905 der
Tydschrift van het Koninklyk Nederlandsch Aardrykskundig
Genootschap.
Zum Schluss noch einige Bemerkungen betreffs der dritten
und vierten Expedition.
Ursprünglich war es die Absicht der dritten Expedition,
im Anschluss an die Erforschung des Oberlaufs des Coppellarne
und des Saramacca die Quellen des Suriname aufzusuchen.
Hiervon ward vorläufig abgesehen, weil es seitens der Regierung
derzeit als von grösserem Gewicht erachtet wurde, dass eine Ex¬
pedition unternommen würde, die sich von Nutzen erweisen
könnte für die Erforschung des Lawagebietes,') was dann ihrer¬
seits in Verbindung mit dem Bau einer Eisenbahn auch geschah.
Daher bildete das Strombecken des Gonini statt jenes des
Suriname das Untersuchungsfeld, und wurde die Expedition
dahin von einem Bergbauingenieur der Regierung begleitet.
Nachdem die beiden Hauptarme jenes Elusses, soweit möglich,
erforscht waren, fuhr man den Lawa und den Litani hinauf,
wobei man mit den Ojanas ( A r u k u j a n a s , R o u c o u y e n n e s.
Way anas Guayanas) in Berührung kam, und Messungen vor¬
genommen wurden in der Nähe und auf dem 510 Meter hohen
Knopaiamoi (Conopoamuye) -), der durch den Bericht von
Crevaux bekannt geworden ist.
Die Tapanahoni-Expedition stellte die Verbindung her zwischen
den Aufnahmen der Saramacca- und der Gonini-Expedition.
Während auf den früheren Expeditionen die Berührung mit den
Buschnegern (nämlich mit Kr ornan tie- oder Cor niant yn-
‘) Rapport over de exploralie van het Lawageliied door Prof. C. J. van
Loon. ’sGravenhage. Algemeene Landsdrukkery. 1904.
Vermutlich ein indianisches Wort {^A'nopo ist «las karaibische Wort für
Regen) und kein negerenglischer .\usdruck (Ahí>//r-í7-Wí;(;/), wie Crevaux voraus¬
setzte.
XIV. Amerikanibten-Kongress.
433
Buschnegern ' ) am Coppellarne, mit Beku Mus inga und Ma-
tuari am Saramacca und mit Bonis und Aucanern am
Marowyne und Lawa) eine mehr zufällige war, wurden während
der vierten Expedition die Wohnstätten des wichtigen Stammes
der Aucaner-Buschneger am Tapanahoni während längerer Zeit
besucht. Auch jetzt trachteten die Buschneger das Vordringen
der Expedition so viel als möglich zu verhindern. Die Erfahrung
während der dritten Expedition erwies sich für die vierte von
besonderem Nutzen, als man am oberen Tapanahoni (Palumeu)
in Beriihrung kam mit Ojanas (Oepo eroeis), mit Aparai-
Indianern und mit den beinahe gänzlich unbekannten Trios.
Die Aussagen dieser Indianer bestätigten dasjenige, was auf
Grund der früheren Berichte von Schomburgk, Crevaux und
Coudreau vorausgesetzt werden konnte, nämlich, dass das tiefe
Innere von Guayana von Indianern bewohnt wird (eine grössere
Anzahl Stämme, Familien u. s. w. wurden genannt, so z. B. die
Saluma, die Sikijana, die Okomajana, die Maipuri u. a.), sowie
dass sich auch hier der Einfluss der Buschneger zeigt und sie
selbst und ihre Handelsartikel einen Weg finden nach Brasi-
lianisch-Guayana und nach dem Cutari.-) Betreffs dieser letzten
Tatsache waren schon einzelne Mitteilungen bekannt; so berich¬
tete Schomburgk: »Unterlag es keinem Zweifel, dass der
Curimi oder Curuwuini der Pian aglio t tes der C tiritan i
der M ayopityans war. I'ünf Tage weiter waren die M e k u r u s
oder M ar un- Neger Surinams ihre nächsten Nachbarn«.®) Erst
als es für die Expedition zu spät war, um noch davon profi¬
tieren zu können, wurde durch einen Indianer mitgeteilt und
durch die Buschneger bestätigt, dass vom Quellgebiet des
Tapanahoni ein Weg besteht und begangen wird nach dem
Curuni ; ferner zeigte es sich, dass es die Buschneger waren.
■) Im Bericht über die Coppename-Expedition wird irrtümlich von Coran-
tyn-Buschnegern gesprochen.
-) Tour du Monde, Tome XLI, .Seite 114; .Supplement von Tour du
Monde vom 2. September 1893, S- (Expedition auf dem Trombetas und dem
Cumina) ; Voyages dans l’Amérique du Sud parle Dr. J. Crevaux, Paris, Hachette & Cie.,
1883 S. 283.
Reisen in British Guiana in den Jahren 1840 — 1844, inr Auftrag Sr.
Majestät des Königs von Preussen ausgeführt von Richard Schomburgk. Leip¬
zig 1847, Band II S. 478. — „Mehirtts“ kommt vielleicht von „Xegros“.
434
XIV. Amerikanisten-Kongress.
welche 1878 die Trio veranlassten, vor Crevaux zu flüchten, und
dass Schomburgks Besuch eines Dorfes der Trio-Indianer am
Cutari einem Indianer am Oberlauf des Tapanahoni von Hören¬
sagen bekannt war.
Als Merkwürdigkeit geographischer Art sei im V orbeigehen
bemerkt, dass es sich ergab, dass der obere Tapanahoni viel
weiter westlich entspringt, als inan vorausgesetzt hatte. Nur
auf der Karte von Sanson, 1656,^) die vielleicht auf von In¬
dianern erlangten Berichten basiert ist, findet sich der Lauf des
Marowyne (Tapanahoni) noch viel weiter westlich aus¬
gedehnt. Was die ethnographischen Forschungen betrifft, so ist
es unter anderem von Belang, dass das Versammlungshaus sowohl
bei den Oi'ana am Titani wie bei den Trio noch von runder
Form ist, und dass Beispiele des Baues runder Hütten bei den
Trio sich erhalten haben. Auffallend ist es auch, dass die
Upuruis und die Trio nicht weiter als bis vier zählen können
und dass alles darüber Hinausgehende »buima«, d. i. viel, von
ihnen genannt wird. Die Küstenkaraïben von Surinam nennen, wie
Schreiber dieses selbst bei Karaiben am unteren Saramacca und
am Marowyne feststellen konnte, »buima«, d. i. viel, was über
zwanzig hinausgeht (zwanzig, d. i. oin Galina, d. i. ein Mensch,
nämlich zehn Finger und zehn Zehen). Die Zählworte sechs,
sieben und acht werden von den Küstenkaraïben ausgedrückt
mit: oin to buima, oko to buima und orowa to buima,
beziehentlich; »viel und eins«, »viel und zwei« und »viel und
drei«; das Zählwort elf heisst bei ihnen: oin bubu (ein, zehn).
Die Küstenkaraïben haben also im Erlernen des Zählens den¬
selben Weg befolgt, den die Trio nun erst begonnen haben.
Welches waren die Ursachen des Ursprungs bei den Küsten¬
karaïben }
Für eine fünfte Forschungsexpedition ist jetzt der folgende
Plan ins Auge gefasst : die Aufnahme des Surinameflusses süd¬
lich des vierten Breitengrades; die Bestimmung der Lage des
Quellgebietes dieses Flusses ; eine Untersuchung des Landes
zwischen der Wilhelmina-Kette und dem oberen Corantyn, sowie
die Bestimmung der Wasserscheide zwischen dem 1 843 von
Schomburgk erreichten Punkte nahe dem Cutari und einem \ on
) t'arlie de Terre Ferme où sont Guinane et Carihane, l’aris 1656.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
435
der vierten Expedition erreichten zwischen Paru und Palumeu,
eine Entfernung in gerader Ionie von 1 30 Kilometern. Wird
man vielleicht in der nach manchen Berichten dort vorhandenen
Savanne, wenn diese in der Regenzeit unter Wasser stehen
dürfte, den sagenhaften See von Parima wiederfinden
Es war dem Verfasser der obigen Ausführungen sehr an¬
genehm, am Schlüsse seines Vortrages in Stuttgart darauf auf¬
merksam machen zu können, dass die dritte Expedition (ebenso
wie später die vierte) in gewissem Sinne ihren Anfang nahm
bei dem am Marowyne gelegenen und von den Indianern und
Buschnegern noch stets Kapp lari genannten Orte Albina.
Albina wurde seinerzeit durch den Württemberger Kappler
gegründet, einen Mann, dessen gründliche Beschreibung von
Surinam und der Natur dieses Landes ein ausgezeichnetes
Zeugnis ist für das, was deutscher Fleiss und Energie auch in
der Fremde vermögen.
Surinam, sein Land, seine Natur usw. von August Kappler. J. G. Cottasche
Verlagsbuchhandlung. Stuttgart 1887.
Nälicrcs über die Ornamente der
Naturvölker Surinams.
Von Jonkheer L. C. van 1‘anhuys, ’s Gravenhage.
Wir meinen als bekannt annehmen zu dürfen, dass die
Buschneger in Surinam — welche Joest das in jeder Hinsicht
bedeutendste Volk in Guayana nennt — einen reichen Schatz
von noch sehr wenig bekannten Ornamenten besitzen, über deren
Bedeutung gleichfalls noch sehr wenig veröffentlicht wurde.
Von denjenigen ihrer Ornamente, die der Gefahr ausgesetzt
sind, zuerst zu verschwinden, und deren Bedeutung und Zweck
vielleicht am schwierigsten zu enträtseln sind, nennen wir die
Tätowierfiguren.
Über das Tätowieren der Buschneger ist in der Literatur
wenig zu finden. — Joest weiht dem Tätowieren nur einige
Sätze auf den Seiten 49/50 seines Buches »Ethnographisches und
Verwandtes«, und Kappler beschränkt sich in seiner Arbeit
»Surinam« Seite 257 auf acht Zeilen.
Mit Hinsicht auf die Farbe, womit die Figuren sich auf
der Haut abzeichnen, widersprechen Joest und Kappler sich;
diese Undeutlichkeit wird von Crevaux aufgeklärt, der auf
Seite 3Ò seiner »Voyages dans l’Amérique du Sud« sagt, dass
die kleinen Hautwunden schwarze Narben geben, doch dass die
Narben der tieferen Einschnitte weiss auf der Haut hervortreten.
Herr Bakhuis gibt auf Seite 35/36 seines Rapports über die
Coppename-Expedition einige kurz gefasste Bemerkungen über
das Tätowieren bei den Coratyn-(Kromantie-)Buschnegern.
Zu Albina am Marowyne haben wir das Folgende über das
Tätowieren notieren können.
Die Operation findet statt ohne irgend eine Feierlichkeit
438
XIV. Amerikanisten-Kongress.
und wird, soviel bekannt, ausschliesslich von Frauen ausgeführt.
Nachdem die kleinen Einschnitte zwei und zwei (paarweise) mit
einem Rasiermesser in der zwischen dem Daumen und dem
vordersten Finger zusammengeknififenen Haut gemacht sind,
werden die blutenden kleinen Wunden mit dem in Holzkohle¬
pulver getauchten abgeschnittenen Ende des Stammes einer
Arumsorte (taya-wiwiri) eingerieben.
Bei Kindern von sieben Jahren wird die Operation mit
zwei kleinen Einschnitten auf der Maus der Hand angefangen
(wahrscheinlich ist dies jedoch eine Einimpfung und keine Täto¬
wierung). ■ — ■ Später werden die Eiguren auf der Stirne und dem
Bauche angebracht, sobald diese Körperteile genug entwickelt
sind, um mittelst dieser Tätowierung die Aufmerk¬
samkeit auf den Träger (die Trägerin) zu lenken, so dass
diese damit prunken kann.
Im späteren Alter kommen Wangen, Kinn, Arme, Beine,
Brust und Rücken an die Reihe; bei den Frauen werden eben¬
falls Körperteile, welche vom »Pantje« (Hüftenkleid, portugiesisch
panno) bedeckt werden, geschmückt.
Bei älteren Personen sieht man öfters nur die Spuren der
Tätowierung; — die jüngeren lassen die Verzierungen dann und
wann erneuern. Erkundigt man sich nach der Bedeutung der
Plguren, dann ergibt sich, dass Unsicherheit darüber öfters be¬
steht; — der Natur der Sache nach wird man die Bedeutung
am besten von den PTauen erfahren.
Der Buschneger wird gewöhnlich trachten, seinen Ausfrager
mit den Worten »mi no sabi« (ich weiss es nicht) zu befriedigen
oder aber die Einschnitte den Körperteilen nach, ohne alsdann
die eigentliche Bedeutung zu nennen, nämlich als Stirneinschnitt,
Phnschnitt an der Seite des Auges, Baucheinschnitt und so
weiter, zu bezeichnen.
Die folgenden Figuren wurden uns jedoch von Buschnegern
erklärt.
Der »Wajc«, eine beliebte Stirnverzierung, bedeutet den
Schwanz des Goninis, des Haubenadlers.
Die Ananaspflanze ist eine Tätowierfigur, die häufig auf
dem Rücken angebracht wird.
Ausserdem wurden mehrere in unserer Sammlung abge¬
zeichnete Tätowierfiguren als ein Beil, ein Schloss, ein Mann
XIV. Amerikanisten-Kongress.
439
ohne Kopf, ein Skorpion, ein Käfer, eine menschliche Figur und
ein Stern bezeichnet.
Der Busclineger Abroko erklärte, dass eine der Figuren
seinen Freund Amona vorstellte.
Die Bedeutung der Figuren »Ngäle« und »Tinga« blieb
mir unbekannt.
Wenn man ausser den schon erwähnten IMitteilungen im
Auge behält, dass (und dies wird auch von Herrn Bakhuis an¬
gegeben) die Buschneger, sobald sie zum Christentum bekehrt
sind, das Tätowieren aufgeben, dann wird man einsehen, dass
auch diese kleine Unterabteilung der Ürnamenterklärung die
Aufmerksamkeit des Ethnologen verdient.
Die Einwohner der Kolonie (Beamten,' Mediziner und
Missionäre) können durch Beobachtungen in dieser Richtung der
Wissenschaft einen grossen Dienst leisten.
Es wird wohl nicht nötig sein, auf die Bedeutung hinzu¬
weisen, die das Vergleichen der Erklärung der Tätowierfiguren
bei den Buschnegern mit denen bei den Negerstämmen in Afrika
hat; — fürwahr, es braucht nicht ausgeschlossen zu sein, dass
man vielleicht durch die Buschneger Surinams bis jetzt unbe¬
kannten Eigentümlichkeiten afrikanischer Ethnologie auf die Spur
kommen könnte.
fber (len Gcl)raiiclì der Steinaxt bei
jetzt lebenden Indianern Südamerikas,
speziell Amazoniens.
Von Dr. Emil A. Göldi, Pará (Brasilien).
Es ist eine ganze Reihe von Jahren her, seit ich, kurze
Zeit noch vor Sturz des brasilianischen Kaiserreiches, einem im
Schosse der Geographischen Gesellschaft in Rio de Janeiro
gehaltenen Vortrage beizuwohnen die glückliche Gelegenheit
hatte, worin über den Verlauf und die Resultate der für alle
Zeiten denkwürdigen Xingü-Erforschung zum ersten Male vor
der Öffentlichkeit zusammenfassend berichtet wurde. An dem¬
selben packte mich besonders die Schilderung, die der Referent
entwarf von einem Bakairi-Indianer, der, obwohl ein Glied der
Gegenwart, ein ethnographisches Reliktum insofern darstellt, als
er heute noch die prähistorische Steinaxt schwingt, um in mühe¬
vollster Arbeit den für seine Zwecke nötigen Urwaldriesen zu
seinen Füssen zu legen, so wie es hier in der alten Welt unsere
Vorfahren zur Steinzeit getan. Der an den Xingü-Quellen aller
Berührung mit der Kultur ferngebliebene Autochthone geht des
Morgens hinaus an den auserkorenen Baum, mit seinem unge¬
schlachten Werkzeug eine Arbeit beginnend, bei der ihn die
Mittags- und die scheidende Abendsonne antrifft, ohne dass die
Leistung mehr als einen winzigen Bruchteil des zu Leistenden
darstellt. Ein Tag vergeht wie der andere, und nach Wochen
noch schlägt der Bakairi in derselben Weise und an demselben
Baumstamm — ein Wunder der Beharrlichkeit und Geduld dar¬
stellend — Monde an eine Arbeitsleistung setzend, die für
eine moderne nordamerikanische Stahlaxt Sache von ein paar
■Stunden wäre.
442
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Das Bild dieses unverdrossenen Naturvolksohnes, der
Monate unausgesetzter Arbeit mit seiner primitiven Steinaxt
nötig hat, um den Stamm zu fällen, dessen er zu einem Kriegs-
einbauni, zu einem Trocäno (Alarmtrommel) bedarf, hat mich
nie wieder verlassen und schwebte mir die ganzen Jahre über
vor den Augen,
Bei aller Bewunderung für die eigenartige Geduldsprobe
begannen bei mir gewisse Zweifel zu erwachen, dass die Arbeit
mit der Steinaxt schliesslich doch nicht ganz der obigen Vor¬
stellung entspreche und dass eventuell bisher nicht beobachtete
und nicht gewürdigte Faktoren in Betracht kommen könnten.
Nicht, dass ich Anstoss genommen hätte an dem Zeitverluste
— denn dass beim Indianer durchschnittlich das Gefühl und
Verständnis für den Wert der Zeit gering entwickelt ist, weiss
man ja — , aber ich konnte nicht umhin, bei einem solchen Ver¬
fahren das unbestreitbar Unpraktische zu empfinden, welches
um so mehr befremden muss, als den Naturvölkern sonst ein ge¬
wisser praktischer, meist sogar sehr hoch entwickelter Sinn,
einfache Probleme mit einfachen Mitteln zu lösen, innewohnt.
Ganz dieselben Zweifel stiegen in mir auf beim Durch¬
lesen des in den heutigen Büchern über Handhabung und Ver¬
wendung der Steinaxt in Europa in prähistorischer Zeit Gesagten.
Wenn z. B. in Hörnes »Urgeschichte des Menschen« (1892),
pag. 247 berichtet wird, dass Schastad in Dänemark äusserst
leicht Holz bearbeitete mit Feuersteininstrumenten, Kiefernstämme
in kurzer Zeit zu fällen vermochte, und dass es ihm sogar gelang,
bloss mit Steinwerkzeugen in relativ geringer Zeit ein ganzes
Häuschen zu zimmern, so vermag ich mir beim besten Willen
eine andere Meinung nicht zu bilden, als dass eben schliesslich
die Steinaxt in diesem Fall weit mehr als Hammer, denn als
ein wirkliches Schneidewerkzeug funktionierte. Hörnes hat die
Schlussfolgerung getan; »Da eines der letzten Steinzeitvölker,
die Bakairis am oberen Schingii, tatsächlich selbst mit seinen
.stumpfkantigen Dioritäxten dicke Baumstämme fällt und alle
Holzgeräte dieses Stammes sehr kurze Hiebspuren zeigen, also
ausschliesslich mit solchen Äxten zugerichtet worden seien, dürfe
man voraussetzen, dass auch die Dioritäxte im europäischen
Altertum vielen Anforderungen des täglichen Lebens genügten,
zu welchen sie uns heute nicht mehr recht tauglich scheinen
XIV. Amerikanisten-Kongress.
443
wollen« (pag. 247). Wie es nun um eine solche Schlussfolgerung
bestellt ist, werde ich zu zeigen sofort die Gelegenheit wahr¬
nehmen.
Nachdem ich 1894 behufs Gründung eines naturhistorischen
Museums nach Pará berufen und die Verbindung mit einer
ethnographischen Sektion beschlossen worden war, hatte ich mir
fest vorgenommen, nichts zu versäumen, um durch Erkundigungen
bei vertrauenswürdigen Leuten genaue Einsicht zu bekommen
über die Art und Weise der Handhabung der Steinaxt bei
denjenigen Indianerstämmen Amazoniens, die dieses Instrument
noch führen. Ich war gewiss, dass meine Voraussetzung sich
bewahrheiten würde, und tatsächlich decken sich die umfassenden
Berichte, die ich von zwei Seiten her bekommen habe, so völlig,
dass ich das Problem heute für gelöst ansehe und meiner Freude
über diesen anscheinend kleinen, genau betrachtet aber gewiss
nicht unwichtigen Beitrag zur Geschichte von Kunst und Gewerbe
der Steinzeitvölker alten und neuen Datums öffentlichen Ausdruck
zu verleihen wag(^.
Das Ergebnis ist kurzweg folgendes: Die oberamazonischen
Indianerstämme, die in beiden Fällen in Betracht kommen, leiten
den Prozess des P'ällens eines vorher ausgewählten Baumes da¬
durch ein, dass sie zur Zeit der Saftfülle in geringer Erhebung
über dem Boden durch Quetschen mit der Steinaxt in ring¬
förmiger Linie die Borke und Rinde bis auf den Bast hinein
blosslegen und entfernen und so den Effekt einer Ligatur an¬
streben, welche die Saftzirkulation unterbricht und das Verdorren
und Absterben des Baumes bezweckt. Nach einiger Zeit, wenn
die gewünschte Erscheinung sich einstellt, beginnt nun erst die
eigentliche Arbeit des Fällens.
An der Stelle desselben Ringes wird mit der Steinaxt
ringsum eine mässige Schicht der peripherischen Holzpartie zer¬
quetscht. Dann wird ein mit gewissen Palmsamen unterhaltenes
IMottfeuer rund um den Baum herum angelegt, das sorgfältig
unterhalten und überwacht wird nach Dauer und Intensität; denn
man bezweckt dabei zunächst absolut nichts anderes, als i. die
Entfernung des Quetschmulmes von der voraufgegangenen
Operation, 2. das Ankohlen einer mässigen, neuen, tiefer einwärts
gelegenen ringförmigen Holzschicht. Darauf wird das Feuer
auseinandergerissen, und es beginnt die zweite Prozedur des
444
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Ouetschens mit der Steinaxt, die wiederum in der vorigen Weise
nachher durch die Wirkung des Mottfeuers abgelöst wird. Und
so fort, abwechselnd Quetschung und Ankohlung, bis zur Be¬
wältigung des Baumriesen. Die Operation, die allerdings auch
so noch manchen Tag erheischt, wird so geschickt ausgeführt,
dass Stumpf und Schnittstelle des Baumes nicht viel anders
aussehen, als ob das Fällen mit der modernen Stahlaxt bewerk¬
stelligt worden wäre.
Man wird mir zugestehen müssen, dass diese Prozedur einen
wesentlich anderen Anblick darbietet als diejenige, die uns
bisher aus den Büchern entgegentritt; i. die Steinaxt wirkt also
weniger als Schneide-, denn als Ouetschinstrument; 2. Steinaxt
und Feuer wirken und gehören zusammen, wenn auch alternierend
(Quetschung und Ankohlen), und ihrer vereinten Kraft bloss
fällt die Arbeitsleistung zu, die man leichthin der ersteren allein
zuzuschreiben gewohnt war.
Die Lösung befriedigt auch insofern, als sie unseren guten
Glauben an den praktischen Sinn eines Naturvolkes nicht zu¬
schanden werden und den Indianer nicht in der stumpfsinnigen
Rolle eines gedankenlos seine Kräfte Vergeudenden und sich
seiner Hilfsmittel nicht bewusst monatelang Dreinschlagenden
verharren lässt. Auch die Betrachtung einer mit Stiel versehenen,
echten Originalsteinaxt an sich schon dürfte übrigens alsbald
belehren, dass sie durchwegs nicht stark genug konstruiert wäre,
mm den hypothetischen Anforderungen im obigen Sinne vollauf
zu entsprechen; die Tatsache des Fällens von Hartholzstämmen
\ ermittelst der Steinaxt rief naturnotwendig nach einer anderen
Erklärung bezüglich einer rationellen Handhabung dieses Instru¬
mentes, und es wird mir stetsfort ein Rätsel bleiben, wie man
in wissenschaftlichen Kreisen nicht längst schon auf die Idee
gekommen ist, der Handhabung der Steinaxt unter den noch
jetzt Lebenden einmal etwas genauer nachzuspüren.
Ich glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, dass dieser
kleine Beitrag zur lùhnographie Südamerikas auch den Prä¬
historikern willkommen sein wird insofern, als er zu einer sorg¬
fältigeren Vergleichung und Nachprüfung bezüglich der Steinzeit¬
kultur alter und neuer Welt anzuregen vermag.
Altindianische Bcgräbnisuriicn und
iiicrkw'iirdige Ton- und Steinidolc aus
der Auiazonas-Kcgion.
Von IJr. Emil A. Gölcli, Paiá (Brasilien).
I. Das neue Staatsmuseum für Naturgeschichte und Ethno¬
graphie in Pará, das nun gerade auf das erste Dezennium seiner
Existenz zurückblicken darf, hat schon in der Stunde seiner
Gründung die Nachforschung und Sammlung alles dessen, was an
Spuren von einstigem Leben und Walten der Autochthonen am
Unterlauf des Amazonenstromes und zunächst im Mündungsgebiet
übrig geblieben, auf sein Arbeitsprogramm geschrieben. Dabei
hat die praktische Erfahrung die Bestätigung zu dem gebracht,
was eigentlich an Hand einer einfachen Erwägung vorauszusehen
war: da dem zerstörenden Einfluss des tropisch-äquatorialen
Klimas auf die Dauer von dem gewöhnlichen, überaus einfachen
Alltagsinventar eines indianischen Haushaltes das meiste zum
Opfer fällt, bleibt die prähistorische Forschung ( — prähistorisch
natürlich im Sinne, wie er auf die neuweltlichen Verhältnisse an¬
gewendet werden muss — ) im wesentlichen auf das Lesen der in
Ton und Stein niedergelegten Urkunden beschränkt. Zur Plastik
geeignetes Steinmaterial w'ar aber längs der eigentlichen Rinne
des Amazonasbeckens, wenigstens in seinem untersten Teile, sozu¬
sagen gar nicht zu beschaffen und was an Steinutensilien heute
in dieser Region gefunden wird, verdient im allgemeinen seiner
verhältnismässigen Seltenheit wegen in demselben Alasse ver¬
mehrte Beachtung, als das Rohmaterial aus entfernten Gegenden
herbeigeholt werden musste. So ergibt sich denn von selbst,
dass die prähistorische P'orschung im Amazonasgebiet sich der
Hauptsache nach deckt mit der PuTorschung der keramischen
Relikte früherer Perioden menschlichen Werdens und Vergehens.
446
XIV. Amerikanisten-Kongress.
2. Bei solchem Bestreben musste unser Museum bald die
Notwendigkeit und die Vorteile eines methodischen Vorgehens
einsehen und schätzen lernen. Die Expeditionen und Aus¬
grabungen, die im Laufe der Jahre von diesem Institute aus¬
gegangen sind, gehorchen einem wohlüberlegten Plane, und ein
Blick auf die Karte genügt, um aus der Vereinigung der Punkte,
wo bisher angesetzt wurde, zu ersehen, dass sie sich zwanglos
zu einer Frontlinie zusammenordnen , die zunächst der .syste¬
matischen Durchsuchung des Litorales im Astuarium des Ama¬
zonenstromes und der Länderstrecken nord- und südwärts gilt,
3. In einer ersten Abhandlung, die ich portugiesisch im
Jahre 1900 unter dem verdeutschten Titel »Archäologische
Ausgrabungen im Jahre 1895 Küstengebiet von Brasilianisch-
Guyana zwischen Oyapock und Amazonas« veröffentlichte,
wurden die keramischen Funde beschrieben, welche in zwei künst¬
lich angelegten, Stiefel förmigen Begräbnishöhlen am Rio Gonnany
gemacht worden waren. Abgesehen von der eigentümlichen
Anlage des Begräbnisschachtes selbst, verdient die ästhetisch
entschieden sehr hoch stehende ornamentale äussere Ausstattung
der Totenurnen in mit rot auf gelb angelegten Mäandern,
Spiralen und Treppenmustern durch den originellen Zug, der
aus ihr entgegenweht, besondere Beachtung.
4. Es sind nun in dem darauffolgenden Jahre 1896 an
gewissen linksseitigen, unteren Tributärgewässern des Amazonen¬
stromes, zumal an den Flüssen Maracá und Anauerá-pucú, so¬
dann auf den ihren respektiven Mündungen in dem Nordkanal
vorgelagerten Inseln, Ilha do Pará und anderen kleineren, wei¬
tere Nachforschungen und Ausgrabungen angestellt worden, die
nicht minder überraschende und dankbare Resultate lieferten
und ein geradezu grossartiges Kontingent von eigenartigen
Begräbnisurnen zutage förderten, dessen verdiente, würdige,
ikonographische Bearbeitung erst jetzt heranreift. Ich kann der
hochverehrten Versammlung heute wenigstens Probeabdrücke
der die zukünftige Abhandlung über diesen Gegenstand beglei¬
tenden 1 2 Tafeln vorlegen, mit dem Bemerken, dass die pein¬
lichste Genauigkeit bei der Herstellung dieser Tafeln Patin ge¬
standen hat.
X 1 V. Amerikanisten-Kongiess.
447
5. Gegenüber dem Modus der Begräbnisanlage, wie er
im nördlichen Küstengebiet von Gonnany uns entgegentrat,
stossen wir hier an den erwähnten linksseitigen Tributärflüssen
auf einspringende l'elsnischen an steil abfallenden Festlands¬
hügeln, Nischen, die jedenfalls durch menschliches Zutun eine
Erweiterung und Vergrösserung werden erfahren haben. Es
lässt sich ein verwandtschaftlicher Zug in dieser Anlage nicht
verkennen im Vergleiche zu den stiefelförmigen Schachten von
Connany. Was die Urnen selbst anbetrifft, so ist ihre bemerkens¬
werteste Modalität allerdings im Laufe der Jahre erst durch
Ferreira Penna (beiläufig gesagt der Entdecker der betreffenden
Begräbnisstätten), dann durch Cli. F. Hartt und Ladislau Netto,
jüngst auch durch Professor Karl von den Steinen auf Grund
\'on zumeist sehr vereinzelten Materialien zur Beschreibung ge¬
langt: dass manche ganz wesentliche Punkte bisher aber über¬
sehen wurden, ist ebenso unbestreitbar, als eben auch begreiflich.
6. Unter den Urnen dieser Provenienz lassen sich hin¬
sichtlich ihrer P'orm und Gestalt dreierlei Typen unterscheiden;
— I. solche, bei denen offenbar ein auf seinem Holzschemel
sitzender Indianer, in feierlicher Audienz- und Rats-Tenue, den
Vorwurf gebildet hat. Beine und Arme sind als hohle Röhren
der Vorderseite eines breiteren Hohlzylinders eingefügt, der den
Rumpf repräsentieren soll, während ein napfartiges bis halb¬
kugeliges, zuweilen an einen altrömischen Centurionenhelm er¬
innerndes, eventuell auch sphinxartiges Deckelstück den Kopf
vorstellt. — II. solche, bei denen ein ausserordentlich plumper Vier-
füsser zu Modell gestanden hat, hinter dem doch wohl am ehesten
eine l.andschildkröte zu vermuten sein dürfte. Ein rundes Loch,
mit einem entsprechenden Deckel versehen und in der Mitte der
Rückengegend angebracht, bewerkstelligt den Zugang zu dem
inneren Hohlraum. — III. schön geschwungene Urnen mit runden,
edlen Konturlinien, ohne weitere ornamentale Zutaten, als etwa
Andeutungen eines anthropo- oder zoomorphen Gesichtes, in
tialbreliefmanier, an der oberen Halspartie angebracht.
7. Entgegen den Darstellungen aller früheren Autoren hat
unser auf ein so umfangreiches Material, wie es früher niemals
beieinander gewesen, gestützte Untersuchung ergeben, dass die
448
XIV. Amerikanisten-Koníiress.
Urnen wohl sämtlich in höchst eigentümlicher, primitiver Weise
bemalt gewesen sind mit weissen Mäanderspirallinien auf dunklem
Grunde an den dem Rumpfe, den Extremitäten und dem Hinter¬
kopfe entsprechenden Partien, während beide Gesichtshälften gelb
aufgetragen wurden auf einem breit rotkonturierten Umrissfelde.
8. Eine merkwürdige Neuheit bieten sodann gewisse ein¬
fache Tonzylinder, ohne jegliche Extremitätenansätze oder an¬
dere ornamentale Beigaben, mit plattem Deckel, ähnlich dem
Schildkrötentypus. Es scheinen da Kastenunterschiede durch¬
zublicken, insofern als hier von einem erstklassigen Begräbnis¬
modus Umgang genommen und zu einer möglichst bescheidenen
Form und Ausstattung gegriffen wurde.
9. Eine vorzügliche Handhabe zur ungefähren Altersbestim¬
mung dieser Urnen wurde geboten durch das Auffinden einer
Urne weiblichen Geschlechtes, die an den Armen und am Rück¬
grat zu Schnüren und Halsbändern angeordnete, in Harz einge¬
bettete echte, weisse, blaue und grüne Glasperlen aufweist —
lapidiate Glasperlen, die von technologischen I'achkennern als
x'enetianischen Ursprungs und identisch mit den von dorten
stammenden Fabrikaten des 16. Jahrhunderts erklärt worden
sind. Man kann also zuversichtlich diese Urne als postkolumbisch
bezeichnen und ihre Entstehung auf eine der Invasion der Kon¬
quistadoren lusitanischer Rasse nahegerückte Zeitperiode verlegen.
10. Über die Urheber dieser Keramik lassen sich bisher
bloss Konjekturen aufstellen. Mit dem Umstande, dass wir aus
den Chroniken aus der Fh'oberungszeit erfahren, die Inseln vor
den oben namhaft gemachten I'lüssen seien von dem^Stamme
der Tucujüs besetzt gehalten worden, gewinnen wir keine irgend
nennenswerte Förderung zur Lösung dieses Problems, denn wir
wissen nichts über diese Tucujüs — Wenn wir aber dem Gefühl
Ausdruck verleihen dürften, welches sich als Enddestillat nach
sorgfältiger Prüfung aller Detalle immer wieder zur Oberfläche
emporzudrängen vermag, so sollte mit der Vermutung nicht weit
vom Ziele geschossen sein, dass wir cs hier, wenn nicht gerade
mit einem Nu-Aruak-Stamme selbst, so doch eventuell mit einer
Karaïbenhorde zu tun haben können, die auf dem bekannten
X IV. Amerikanisten-Kongress.
449
Wege der Kunst-, Industrie- und Sprach -Intiissuszeption durch
das Medium geraubter Weiber bei den Nu-Aruak wissentlich
oder unwissentlich in die keramische Lehre ging.
II. ICrwähnung verdienen immerhin als Faktoren, die be¬
rufen sind, einiges zur Lösung der Frage dienliches Licht bei¬
zubringen, die Lippenpflöcke, die an einzelnen Kopfdeckelstücken
(Fig. 44, Fig. 62 etc.) deutlich zur Darstellung gelangen, ferner¬
hin die Regelmässigkeit, mit der Arm- und Beinbinde an den
anthropomorphen Urnen auftreten, — ein Umstand, den ich
mich erinnere, irgendwo als für einzelne guyanische Kara'iben-
stämme besonders charakteristisch gelesen zu haben. Was die
gesamte Technik anbelangt, kann ich nicht umhin, zwischen
diesem Maraeä-Begräbnismodus und demjenigen, den wir aus
der Literatur bezüglich der altberühmten Begräbnishöhle der
Aturen am Orinoko kennen ( — die Aturen sind, wenn ich
richtig berichtet bin, ja auch noch nicht endgültig hinsichtlich
ihrer ethnographischen Stellung und Filiation untergebracht — )
starke Anlehnung und unverkennbare verwandtschaftliche Züge
herauszufühlen.
12. Eine zweite Abhandlung, zu der ich Ihnen wenigstens
den ikonographischen Teil, also eigentlich wohl die Hauptsache
bei dergleichen Dingen, in 10 gut ausgeführten Lichtdrucktafeln
vorzulegen die Ehre habe, bezweckt gewisse amazonische Idole
zu behandeln.
Die erste Hälfte der Abhandlung befasst sich mit den in
den indianischen Begräbnisstätten erloschener Stämme auf der
Insel Marajó, im Mündungsgebiet des Amazonenstromes, mit
bedeutungsvoller Häufigkeit wiederkehrenden tönernen Idolen,,
von denen ich ein dem IMuseum in Pará angehöriges, wohl¬
erhaltenes Prachtstück vorzuweisen vermag und zudem auf meinen
ersten 3 Tafeln zahlreiche Varianten abgebildet sind. Es ist
für jemanden, der auch nur einigermassen mit indianischer
Denkungsart bekannt ist, sofort klar, dass diese Instrumente
symbolischen Charakter besitzen und dass sie durch im Hohl¬
raum freiliegende Sandkörner und Steinpartikel als rituelle
Rasseln Verwendung fanden. Immerhin war die spezielle Rich-
29
450
XIV. Amerikanisten-Kongress.
tung der Symbolik bis auf die allerjüngste Zeit nicht sicher
gestellt und wenn auf der einen Seite zwar durch Ladislau Netto
in Rio de Janeiro vor manchen Jahren auf ihren phallischen
Charakter hingewiesen wurde, so ist es auf der anderen Seite
wieder kennzeichnend genug, wenn nüchterne Forscher und
Denker wie der Nordamerikaner Ch. F. Hartt sich eines Urteils
enthielten und die Bedeutung dieser tönernen Marajöidole als
unentschieden zu erkennen gaben.
Es fehlte eben an einer Handhabe zu einem Vergleiche.
13. Durch Dr. Paul Ehrenreich sind nun, wenn ich nicht
irre, vor einigen Jahren zum ersten Male vom oberen Araguay,
von noch heute lebenden Indianern solide Tonfigürchen mit¬
gebracht und beschrieben worden, die durchwegs eine bloss mit
einem Lendenschiirz bekleidete Frau mit üppigem Haarwuchse
darstellen und bisher als »Kinderpuppen« bezeichnet und abge¬
bildet wurden. Als »Kinderpuppen« scheinen sie auch im Kgl.
Museum für Völkerkunde in Berlin zu figurieren, wie ich aus den
Angaben zu einem Holzschnitt in einem neueren grossen Werke
(Bartels »Das Weib«) schliessen darf.
14. Von diesen gleichen Figürchen und \’on derselben
Provenienz erhielt das Museum in Pará in den letzten Jahren
von zwei verschiedenen Quellen her weiteres, schönes Material,
dessen Studium mir alsbald das Irrtümliche der bisherigen Defi¬
nition klar machte, mich einerseits den typisch phallischen,
androgynen Charakter und andererseits klar und deutlich die
enge Verwandtschaft erkennen liess, die zwischen den massiven
Lebensfigürchen der heutigen Carajá-lndianer mit den gebrannten,
hohlen Tonrasseln der ausgestorbenen Indianer auf Marajó be¬
steht. In den letzteren Hegt also nunmehr ein modernes Äqui¬
valent vor, von dem die Möglichkeit einer sicheren, unanfecht¬
baren Interpretation tatsächlich abhing.
Den Detailbeweis hier erbringen zu müssen, wird mir an
dieser Stelle gewiss erspart bleiben: ich kann getrost auf den
überzeugenden Eindruck rechnen, den ein jeder aus der Wr-
gleichung einiger ausgewählter Originalien und aus der Konfron¬
tation der Tafeln IXq V, VI mit den Tafeln 1, II, Ill ge¬
winnen wird.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
451
15. Die zweite Hälfte der Abhandlung wird sich mit ge¬
wissen, höchst merkwürdigen und bisher als grosse Seltenheit
betrachteten amazonischen Steinidolen befassen, von denen be¬
reits einzelne Typen durch José Verissimo, Ladislau Netto,
Barboza Rodriguez und neuerlich durch Pierre de l’Iole du
Dreneuc beschrieben wurden. Ein glücklicher Zufall und die
Liberalität eines brasilianischen Freundes versetzt mich in die
angenehme Lage, nicht weniger als drei neue Typen dieser
Gruppe auf einmal bekannt geben zu können.
16. Das erste Steinidol, auf Tafel VII in den drei haupt¬
sächlichen Stellungen und nahezu in natürlicher Grösse ersicht¬
lich, und ausserdem in genauen Gipsabgüssen hier vorhanden,
stellt eine kauende, menschliche Figur männlichen Geschlechtes,
aber von kindlichen P'ormverhältnissen und, namentlich bezüglich
des Mundes, ins Ungeheuerliche v^erzerrten Gesichtszügen dar,
die von einem eidechsenartigen Reptil von hinten gepackt und
festgehalten wird, als handle es sich um die Verewigung des
]\Iomentes, in dem beim Kampf zwischen Mensch und Tier der
unbestrittene Sieg des letzteren zum Ausdruck kommt. V^er-
schiedene Argumente sprechen dafür, dass in dem Reptil ein
Leguan (Iguana) zu "suchen ist. Der Rücken des Tieres weist
eine verhältnismässig geräumige Höhlung auf, die durch P'euer-
wirkung geschwärzte Wände und Ränder zeigt und höchst wahr¬
scheinlich zu irgendwelchen rituellen Räucherungszwecken ge¬
dient haben wird.
Das Idol stammt von einer »Suemijü« genannten C)rtlich-
keit, an der rechten Seite des Rio Trombetas, unterhalb der
Wasserfälle dieses an Katarakten so reichen Flusses gelegen.
17. Das zweite steinerne Idol auf Tafel Vili in den näm¬
lichen Hauptstellungen ersichtlich und ebenfalls in Gipsabgüssen
vorhanden, bietet hinsichtlich seiner Deutung anfänglich etwas
mehr Schwierigkeit, indem offenbar eine gewisse künstlerische
Lizenz bei dessen Konfektion obwaltete, Lizenz, die entweder in
der ungewohnten Aufgabe oder in den gegebenen Gestaltver¬
hältnissen des Rohmaterials ihre Erklärung finden dürfte. Immer¬
hin ergibt sich nach einigem Studium mit Sicherheit, dass es
452
XIV. Ameiikanisten-Kongress.
sich um zwei Raubtiere in Kampfstellung handelt, in dem Augen¬
blicke überrascht, wo ihre beiderseitigen Gebisse sich trefìen
und messen. Etwas Praxis in der graphischen Eigenart der
südamerikanischen Indianer führt auch leicht zu der Erkenntnis,
dass es sich kaum um ein anderes Raubtier, als um das Puma
handeln konnte, was aus den • — tatsächlich beim lebenden
Tiere bis über das mittlere Lebensalter hinaus immer noch er¬
sichtlichen — dunklen Flecken zu erkennen ist und ausserdem
durch die hohe Achtung, die dieser Katzenart erwiesenermassen
von den früheren Kordillerenindianern, z. B. von den peruani¬
schen Inkavölkern entgegengebracht wurde, wahrscheinlich ge¬
macht wird.
Auch dieses Idol stammt vom Rio Trombetas, wo es in
der Nähe der ersten Stromschnelle gefunden wurde.
18. Auf den P'iguren 23, 23 a, 23b von Tafel IX gelangt
ein drittes Steinidol zur Abbildung (auch dies ist in guten Gips¬
abgüssen hier vorhanden), dessen Deutung auch nicht gerade so
auf den ersten Blick klar liegt, obwohl sie ernstliche Schwierig¬
keiten eigentlich keine bietet. Bei genauerem Zusehen erkennt
man, dass eine abenteuerlich proportionierte menschliche Figur,
von kindlichen Zügen, von hinten her überlagert wird von
einem schildkrötenartigen Reptil, das seinen Kopf wiederum in
der gewohnten Triumphatorenpose auf den seines Opfers stützt.
Eigentümlich ist aber an der menschlichen F'igur die Stellung
der Beine, die in dieser Verschränkung unnatürlich ist, aber
sofort begreiflich wird, wenn man annimmt, dass der Künstler
die Verhältnisse oder Beinstellung beim ruhenden Frosch mit
hineinzuverwenden bestrebt war. So wird in diesem Falle aus
einer Zwittergestalt eine mystische Drillingsfigur.
Dieses, im Original schwärzlich aussehende Idol — es
scheint ebenfalls dem F'euer und Rauch ausgesetzt gewesen zu
sein — stammt von einer »Terra prêta« genannten Örtlichkeit,,
am grossen See von Sallé, rechtsseitiges Amazonasufer.
19. Sämtliche drei Idole zeigen, wie alle bisher l)eschrie-
beneii von anderen Autoren, das charakteristische durchgehende
Löcherpaar, dessen wahrscheinlichster Zweck eben darin be¬
standen haben mag, einer Schnur Durchlass zu gestatten, die.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
453
das Tragen bei Festlichkeiten und auf Wanderungen sicher
erlaubte.
20. Zurückblickend auf die künstlerische Idee, die allen
diesen im Amazonastale gefundenen Steinidolen vorliegt, ist es
eine immerwährende Wiederkehr eines Tieres im Kampf mit
dem Menschen, wobei der letztere ausnahmslos der unterliegende,
leidende Teil zu sein pflegt. Ich habe bei der Betrachtung
dieser Artefakta niemals mich des Vergleiches entwinden können,
mit den Verhältnissen, wie sie der mittelalterliche Hexenglaube
hier in Europa mit dem »Inkubus« und dem »Sukubus« zu ver¬
binden pflegte. Ob ein ritueller Vorgang zum plastischen Aus¬
druck gelangen sollte? Jedenfalls liegt hier eine tiefsinnige
Naturmystik vor, deren Tragweite uns Respekt einzuflösen ver¬
mag durch die gewaltige Beredsamkeit, mit der einstige Ama¬
zonaseinwohner sich die menschliche Hinfälligkeit und Schwäche
im Kampfe mit den Naturmächten zu versinnbildlichen wusste.
Diese Idee ist übrigens keineswegs etwa eine ausschliess-
iich amazonische : im Gegenteil, ich erkenne in ihr ein echtes
Nahuaerbstück, und verlege ihre Heimat dorthin, woher sie auch
die Schöpfer der bekannten zapotekischen Monolithe und Stein¬
säulen in Zentralamerika bekommen haben werden.
Die Kunst der Xiní>ú-ln(lianer.
Von Dr. Herrmann Meyer, Leipzig.
Als ich in den Jahren 1 896 97 und 1 898/99 zwei Expeditionen
in das Ouellgebiet des Xingii machte, kam es mir vor allem
darauf an, die geographischen und ethnologischen Untersuchungen
Karl von den Steinens fortzusetzen, die angrenzenden Gebiete zu
erschliessenund zu erkunden, inwieweit die eigentümlichen ursprüng¬
lichen Kulturverhältnisse, auf die von den Steinen bei einer Reihe
von stammesfremden, noch unberührten Stämmen gestossen war,
sich auch bei den von ihm noch nicht besuchten Völkerschaften
dieses Gebietes nachweissen Hessen, bezw. welchen Abweichungen
im Kulturzustand man dort begegnen würde. Es gelang mir, nament¬
lich auf meiner ersten Expedition zusammen mit Karl Ranke,
einen weiten Vorstoss in das Gebiet zwischen den Quellflüssen
des Kulisehu, in dem von den Steinen seine Hauptausbeute hatte,
und dem Kuluene zu machen und dort die beiden sehr nahe ver¬
wandten Stammesgruppen der Nabuqua und Akuku in einer
Reihe von Dörfern zu besuchen, deren jedes seine Eigentümlich¬
keiten hat.
Diese von von den Steinen unter dem Namen Nabuqua
zusammengefassten Stämme gehören wie die Bakairi zu den
Karaiben, deren Urheimat in dem Xingügebiet von den Steinen
festgestellt hat. Von den 5 Hauptdörfern, 2 der Nabuqua und
3 der Akuku, konnte ich ein reiches ethnographisches und ethno¬
logisches /Material mitbringen, das über die Stellung dieser
Stammeshauptgruppe innerhalb des Xingüvolkskreises guten Auf¬
schluss zu geben geeignet ist. Von den übrigen Stämmen des
Xingü, die ich besuchen konnte, waren besonders die T rumai
von Interesse, weil diese von den Steinen nur auf der Wande¬
rung vorübergehend kennen lernte, ohne sie in ihrem Dorfe
456
XIV. Ameríkanisten-Konírress.
Studieren zu können. Die Mutmassung von den Steinens, dass
wir es in diesem Stamme mit einem ganz eigenartigen hierher
verschlagenen Rudimente zu tun haben, das sich linguistisch in
keine andere Stammesgruppe eingliedern lässt, bestätigte sich,
denn es ist auch mir bis jetzt nicht gelungen, für das von mir
aufgenommene reichhaltige Vokabular irgendwelchen Anklang
zu finden.
So verschieden die Stämme des Xingü der Sprache nach
sind, dass fast in jedem Dorfe, mit Ausnahme der Bakairi,
Nabuqua, Akuku, eine andere Sprache gesprochen wird, die das
Nachbardorf schon nicht mehr versteht, so ist das ethnographishe
Bild ein ziemlich einheitliches. Es hat im steten Verkehr der
einzelnen Stämme zu einander, unter denen einzelne besonders
enge wirtschaftliche Beziehungen bestehen, ein Ausgleich in
Waffen, Hausgerät und Schmuck stattgefunden, der es ermöglicht,
alle diese Stämme einheitlich als einem abgeschlossenen Kultur¬
kreis zugehörig zu behandeln. Die gleichen wirtschaftlichen
Grundbedingungen der ganzen Lebensführung, die wiederum von
der einheitlichen Anpassung an die gleiche umgebende Kultur
abhängt, haben den ethnographischen Ausgleich erleichtert. Aber
so lange auch schon dieser Prozess gearbeitet haben mag, es
gibt doch Eigentümlichkeiten, an denen der einzelne Stamm
besonders festhält und die ihn vor anderen charakterisieren.
Diese zeigen sich vor allem in der Art der bildlichen
Darstellung, in der der Xingüindianer bei aller Piinfachheit doch
ganz bedeutendes leistet, im Verhältnis zu den ihm zur Ver¬
fügung stehenden primitiven Mitteln an Werkzeug und Material.
In geistvoller Weise hat von den Steinen gerade diesem Ge¬
biet ein seinem fundamentalen zweiten Werke seine besondere
Aufmerksamkeit zugewendet und eingehend die verschiedenen
Arten der bildlichen und körperlichen Darstellung gezeigt und vor
allem auch klargelegt, wie sich die am Xingii gebräuchlichsten
Ornamente aus dem »Bild« entwickelt haben. Ich will hier
zuniichst kurz die verschiedenen Gebiete, in denen sich der
Kunstsinn des Xingüindianers betiitigt, in hirinnerung bringen
und das von von den Steinen gegebene Bild auf Grund eigner An¬
schauung und nach meinen Sammlungen ergänzen. Dass in
einzelnen Punkten das Bild sich etwas \ erschiebt, ist liei der reich¬
lichen Erweiterung des Bcol)achtungsfeldes leicht zu verstehen.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
457
Als Material bietet sich für die plastische Kunst Holz,
Stein, Wachs, Muscheln, Lehm und Ton; das Werkzeug besteht
aus Stein, geschärften Muscheln, Fischzähnen; Eisen fehlt gänzlich.
Die Holzschnitzerei erstreckt sich zunächst auf die Schemel
in Tiergestalt (Tafel 1). Zu den Vögeln (Abb. i) und Jaguaren
(Abb. 2) gesellen sich aus meiner Sammlung als neu: ein Gürtel¬
tier (Abb. 3), ein Rochen (Abb. 4) (für einen Schemel gewiss
ein eigentümliches Motiv) und ein kleiner Affe (Abb. 5). Den
im allgemeinen recht rohen Darstellungen von Vögeln (Abb. 6)
und Fischen stehen ein sehr sauber und gefällig geschnitzter
Vogel (Königsgeier, Abb. 7) und mehrere Fische (Madrin-
chams, Abb. 8) der Bakairi gegenüber, sowie eine Piranya (Abb. 9)
der Kamayura. Die kleinen Holzanhängsel der Schmuckketten,
in sehr schwer definierbaren Formen, wurden durch eine elegante
kleine Eidechse und durch einen aus einer Wurzel geschnittenen
P'isch bereichert. An Griffen der Bejuwender lieferten die
Mehinaku und namentlich die Bakairi interessante Eormen von
Vogelköpfen (Abb. 10 und ii) und Schlangen (Abb. 12 und 13),
die Bakairi ausserdem einen hübschen P'isch (Abb. 14). Die
Nabuqua und Akuku sind hierin wenig produktiv, ihre P'ormen
sind steifer (Abb. 15); auch ein neues Stück der Trumai ist diesen
ähnlich. Zu den Grabwespenmotiven der Mandioka-Grabhölzer
der Mehinaku kamen drei abweichende Tierformen (Abb. 16 bis
18), von denen eine als Joho-Taube (Abb. 18) festgestellt wurde.
Das Konventionelle, für den Gegenstand ein der Funktion nach
entsprechendes Tier zur Dekoration zu verwenden, haben die
Mehinaku mit der Anwendung des Vogels gebrochen. Unter
den zahlreichen geschnitzten Kammgriffen in Tier-, namentlich
Aguti-Gestalt, ist im wesentlichen eine abweichende P'orm nicht
zu nennen.
Aus Wachs sind einzelne Vögel, ein Wildschwein model¬
liert. Auch meine Sammlung enthält einige Vögefi namtlich
Tauben, von den Nabuqua. In der Dekoration der ihnen eigen¬
tümlichen kleinen Tanzrasseln mit Wachsköpfchen mit verschie¬
denen Tierfiguren, leisten die Nabuqua viel hübsches. Aus Stein,
Harz und Muse hei Stückchen sind eine Reihe kleiner, mehr
oder weniger schwer zu deutender Anhängsel für Ketten, zumeist
in Fisch- und Vogelform, geschaften. — Ton und Lehm bilden
das Material zu Tier- und menschlichen I-^iguren, sowie für die
458
XIV. Amerikanisten-Kongress.
in unendlichem Formenreichtum gebildeten Töpfe mit Tier¬
motiven. Namentlich von den Tramai konnte ich noch eine
grosse Reihe dieser Tiertöpfe (Abb. 19 und 20) mitbringen, für-
die zum grössten Teil die Motive der Wasserfauna (Wasserassel,
Abb. 19) entnommen sind. Stereotyp ist die Schildkröte (Abb. 21 ),
die in allen Grössen wiederkehrt, aber auch von den übrigen
ganz abweichenden Formen wurden mir mehrere als Schild¬
kröten genannt. In der Töpferei leisten die Trumai noch am.
meisten, allerdings in strenger Anlehnung an die Typen ihrer Nach¬
barn. Einen dem Rochenschemel etwa entsprechenden Topf
(Abb. 22) erhielt ich von den Kamayura. Auch von den Me-
hinaku, den Haupttöpfern des Xingii, konnte ich neue Formen,
liefern, namentlich 3 Töpfe (Abb. 23) mit eigentümlichen als
offene Henkel gebildeten Extremitäten. — Gleichfalls figürliche
Darstellung wird aus Maisstroh, Geflecht aus Rohr oder
Palmstroh erzielt. Maiskolben sind durch Einknüpfen von Stroh-,
beinen, -flügeln oder -köpf in Vögel (Abb. 24) verwandelt oder
eigentümlich dekorativ umflochten (Abb. 25). Aus Stroh und
Baumwolle sind menschliche Figuren (Abb. 26) gewickelt, die
auch als Tanzaufsätze Verwendung finden. Eigentümliche kleine
Palmstrohgeflechte, die dem geflochtenen Strohtanzreifen ange¬
knüpft werden, stellen Kröten (Abb. 27) und bis jetzt noch nicht
ermittelte Gestalten, vielleicht das Uluri (Abb. 28) dar. Einen
sehr fein aus feinem Bast geflochtenen P'isch (Abb. 29, das
Geflecht ist nur angedeutet), einen Wels, lieferten mir die Akuku
\-on Kalapalu, ein ganz aus der übrigen Technik herausfallendes
Stück, dessen Provenienz mir unklar ist ; einen anderen riesigen
aus Maisstroh in einen Holzrahmen gebundenen Piranya-Fisch
(Tafel II, Abb. 30), der bei Tänzen Verwendung findet, fand ich
in Arikuanako, dem letzten Akukudorf. Auch die Körbe stellen
zum Teil Tiergestalten vor, indem die Flechtstreifen der zum.
Körbeflechten verwendeten Buritipalmenblätter zu Beinen oder
Schwänzen zusammengeflochten sind (Abb. 31). Aus P'cllen
geschnittene Tierfiguren, in der Form der dem Fell zugehörigen!
Tiere, werden gleichfalls beim Tanz als Anhängsel benützt.
Ist somit die figürliche Darstellung schon eine vielseitige,
so tritt der künstlerische Sinn noch mehr in der Dekoration
von Gebrauchs- und Ziergegenständen mit Ornamenten zutage,
auf die ich noch niiher eingehe. Im Geflecht werden Muster
XIV. Amerikanisten- Kongress.
459-
auf Körben, Matten, Fächern, Stirnreifen aus Rohr oder Stroh
erzielt. Wie diese Muster entstehen, das hat vor kurzem Max
Schmidt in einem Vortrag der Berliner ethnographischen Gesell¬
schaft sehr hübsch gezeigt. Neben den rein aus der Technik
des Fleclitens hervorgehenden Mustern, die die Geflechts¬
ornamente der offenen Raute, des Kreuzes und des Punktes
im Zentrum der sogenannten Geflechtsvierecke ergeben, sind in
das Geflecht verschiedener Körbe durch anders gefärbte Geflechts¬
streifen auch die später zu behandelnden N a t u r o r n a m e n t e,.
namentlich aus Tiermotiven hervorgegangen, eingefügt. Beide,
sowohl die Tier- wie die Flechtornamente, letztere selbständig
ohne technischen Zwang, dienen zur Dekoration der Tanzrohr-
Diademe, an denen das ganze Gebiet reich ist. Die gleichen
Ornamente zeigen die Kämme im Fadendurchschuss der Zinken.
Na tur Ornamente zeigen die vielfach verwendeten Kür¬
bisse, Rasseln, die Weiberschemel, Spinnwirtel, Rückenhölzer und
andere in mehr oder weniger fein ausgeführter Ritzzeichnung oder im
Einbrand, während vielfach dieselben Ornamente in schwarzroter
Bemalung auf Schwirrhölzern, Tanzstäben (Besonderheit der
Guikuru-Nabuqua), Grabhölzern (Mehinaku) und Bejuwendern
wiederkehren. Neben den Ornamenten sind noch nicht stilisierte
Tierzeichnungen oder Teile derselben nicht selten, und die Ab¬
wandlung in das Ornament ist oft noch deutlich erkennbar.
Namentlich ist dies bei den Tanzmasken hervorzuheben, in denen
natürliche Tierdarstellungen, Tierembleme und Ornamente oft
eigentümlich verquickt sind. Die mannigfache Gestalt der Tanz¬
maske, sowohl der Holz- wie der Gewebemaske, lassen dies
Gebiet besonders interessant werden, namentlich weil hier am
ehesten die Ivigenart der einzelnen Stämme gewahrt ist. Sie
werden noch speziell unsere Aufmerksamkeit in xA.nspruch nehmen.
Über die zeichnerischen Talente der Indianer, die
von den Steinen zu einem höchst erquicklichen Aufsatz V^eran-
lassung gaben und von denen ich gleichfalls einige hübsche
Portraitproben in meinem Tagebuch besitze, sowie über die sehr
vielgestaltige körperliche Bemalung will ich hier hinweggehen,
soweit sie nicht speziell für die dekorative Kunst der Gegenstände
Bedeutung haben. —
Beim Anlegen meiner Sammlungen bei den einzelnen
Stämmen habe ich in den meisten P'ällen mir von jedem Gegen-
46o
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Stand und dem darauf beflndlichen Zierrat, Ornament, den ein¬
heimischen Namen sagen lassen und damit nicht nur das Voka¬
bular bereichert, sondern auch die Möglichkeit erhalten, einen
Rückschluss von der Bedeutung auf die Entstehung des Orna¬
mentes zu ziehen. Nebenher Hess ich mir aus einem nach
Brehms Tierleben zusammengestellten brasilianisch-zoologischen
Bilderbuch die Namen der abgebildeten Tiere angeben. Schon
hier traf ich aber auf erhebliche Unsicherheiten in der Bestim¬
mung, was ich nicht sowohl Brehms Illustrationen zur Last legen
mochte, als der Schwierigkeit für den Indianer, sich in eine bild¬
liche Darstellung nach unserer Art hineinzufinden, weil wohl zu viele
dekorative Momente von uns in der Illustration berücksichtigt
werden. Dieselbe Unsicherheit zeigte sich mir aber auch bei
der Präsentierung der Abbildungen aus von den Steinens Werk.
Hier waren es namentlich die Ornamente, welche schon inner¬
halb eines Stammes eine verschiedene Deutung erfuhren. So
wurde von den Trumai das Uluridreieck (analog den Dreiecken
Tafel IV, Abb. 12) mit dem Fledermausdreieck (Tafel IV, Abb. 2)
regellos beide durcheinander bald mit »olétapai», »kupiyanaläf«
und »mulützikakös« bezeichnet. Was die einzelnen Worte bedeuten,
ist noch nicht erwiesen, denn die liguistisch völlig isolierte
Stellung der Trumai erschwert beim Mangel an jeglichem Ver¬
gleichsmaterial die sprachliche Bestimmung ungemein, »mulützi«
kommt in den Worten Strohhalm, Matte und anderen als Stamm
vor, es ist also wahrscheinlich, dass es für das Baststrohdreieck,
das Uluri, ein Wort darstellt, welches das Material als Stamm
enthält. Da sonst für Uluri erhaltene Wort ist »desni haptü«
(Frauenkleid), also auch kein prägnantes Wort wie Uluri, son¬
dern eine Umschreibung. Dies erklärt sich daraus, dass ja die
Trumai erst das Uluri von den Kamayura akzeptiert haben. Bei
meinem Besuch hatten nur die alten Weiber die stammeseigen¬
tümliche Bastbinde noch an, die jungen kokettierten bereits in
der neu überkommenen Kamayuramode. Fs ist daher auch be-
greithch, dass das Uluri als Motiv bei den Trumai nicht fest¬
steht, da sie nicht unbedingt in dem Dreieck ein Uluri erkennen
und anfangen zu raten, wenn ihnen ein Dreieck zur Deutung
vorgclegt wird. Die bei den Trumai l)eobachtete Unsicherheit
in der Bestimmung des ( )rnamentes zeigte mir bereits, dass
/"lurchaus nicht alle Stämme in demselben Ornament dassell)e
XIV. Amerikanisten-Kongress.
46 r
Motiv erkennen. Dies erhärtete .sich bei den Akuku. Dort wurde
das von den Steinensche Ulurimuster stets mit »fenigl« (Piranyazahn)
bezeichnet, das auch auf Masken gern verwendet wird (Tafel IV,
Abb. 12). Die Bedeutung als Uluri war gänzlich unbekannt. —
Ihne grössere Verbreitung hat das M e r e s c h u m u s t e r
(Tafel II, Abb. 32), das im ganzen Gebiet die gleiche Bedeutung
besitzt. Die Annahme von den Steinens, dass es von den Auetö
erfunden sei, weil es bei diesen die vollkommenste Ausbildung
erhalten hat, ist nach meiner Erfahrung durchaus berechtigt. Bei
den Trumai, die künstlerisch ja auf einer sehr tiefen Stufe stehen,
war von einer Entwicklung dieses Musters nichts zu erkennen. Ver¬
schiedene gut ausgeführte Zeichnungen von Mereschumustern auf
Kuyen, wie sie Abb. 32 zeigt, spreche ich den Trumai nicht zu.
Die engen Beziehungen zu den Kamayura, von denen sie wirt¬
schaftlich ganz abhängig waren, werden auch manches Stück
aus dieser hoher entwickelten Kultur zu den Trumai verschleppt
haben. Auch wo das Mereschumuster als eigene Arbeit erscheint,
ist es, namentlich auf den Holzmasken, wie häufig bei den Ka¬
mayura, von einem äusserst fadenreichen Netz umgeben (Tafel IV,,
Abb. 4). Dieses Netz ist aber teilweise unvollkommen und geht
in die bei den Trumai beliebte Schlangenzeichnung über. Bei
den Nabuqua und mehr noch bei den Akuku übervviegt, wie bei
den Bakairi, noch vielfach das Motiv das Ornament, sie sind
also viel weiter zurück als die stilvolleren Kulisehustämme. Das
Ornament ist von ihnen noch nicht genügend als solches ver¬
standen, das zeigt sich allerorts. Es finden sich neben sehr
primitiven Ausführungen wohl auch tadellos stilgerechte Muster.
Sehr hübsch hatte namentlich ein Yamarikuma seine P'ingernägel
ornamenteil mit Ritzmustern verziert. Es ist dies aber der einzige
mir bekannte Fall und wohl nur eine absonderliche Spielerei
eines Einzelnen. Bei den Kuyen aber ist es sehr wahrschein¬
lich, dass ein grosser Teil dieser Stücke von den Auetö stammt,
mit denen sie die meisten Beziehungen haben, wie wir wieder¬
holt in ihren Dörfern Auetö antrafen und auch von den Auetö
aus ihr Gebiet am leichtesten erreichen konnten. Die Nabuqua-
künstler gaben sich nun redlich Mühe, von den Auetö zu lernen.
Wo ihnen eine für die Einteilung geeignete Fläche zur Ver¬
fügung stand, gelang es ihnen auch, das stilisierte Mereschu¬
muster der Auetö korrekt zu übertragen, z. B. bei den Holz-
.462
XIV. Amerikanisten-Kongress.
masken. Anders aber, wenn sich der Künstler vor die Aufgabe
•gestellt sah, auf zwei symmetrisch unregelmässigen Flächen die
Dekoration anzubringen. Dann passierte es ihm zuweilen, dass er
in der Ausnützung des Raumes oft arg ins Gedränge kam (Tafel II,
Abb. 33), weil er eben nicht ornamental-stilistisch in seiner Zeich¬
nung verfuhr, sondern Stück an Stück aneinandersetzte. So
nahm unwillkürlich das Muster auf der einen Seite oft mehr
Raum ein als auf der anderen. Im Gefühl, eine symmetrische
Dekoration hersteilen zu müssen, suchte der Künstler nun nach
•einer passenden Korrektur durch Ausfüllung des auf der einen
Seite überschüssigen Raumes mit dem gleichen Motiv, liess sich
aber in seiner Bedrängnis die Gedankenlosigkeit zu Schulden
kommen, dass er das eigentliche Motiv übersah und ohne auf
Anordnung des Netzes Rücksicht zu nehmen, die Mereschuraute
unmittelbar an die Nachbarraute anschloss, also das Netz ver-
gass. Man sieht aus diesem Beispiel, das sich oft wiederholt,
dass der Nabuquakünstler für die ornamenteile Dekoration noch
nicht weit genug im Urteil ist. Wir dürfen deshalb diese voll¬
kommene Ornamentierung als fremd von der Kunst der Nabu-
qua ausschliessen. Um so interessanter sind aber die primi¬
tiven, nicht oder nur wenig stilisierten Figuren, an denen die
Nabuqua und Akuku weit reicher sind als die Kulisehustämme.
Die Fischzeichnung als Raute mit Kiemenbogen und Schwanz
findet sich häufig (Abb. 34), namentlich auf Rasseln, daneben die
einfache Netzzeichnung (Abb. 35), Masche an Masche gesetzt,
oder die Fischraute (Abb. 36). Zuweilen suchte nun der primi¬
tive Künstler eine Verbindung, konnte sich aber von dem Vor¬
bild, dem Fische Schwanz und Kiemen zu geben, nicht trennen
und setzte in einigen Maschen des Netzes noch einige mit den
Attributen ausgestattete Rauten (Abb. 37), gleichsam, als wolle
er eine Erklärung für die Kühnheit seiner Kombination geben.
Die vielen unbeholfenen Versuche machen es auch wenig wahr¬
scheinlich, dass die einzelne Mereschuraute (Abb. 38) als
selbständiges Ornament, die sich häufig findet, den Nabuqua
und Akuku eigen ist. Jedenfalls ist auch sie von den Auetö
•entlehnt, wo sie gleichfalls häufig vorkommt, sowohl in der ein¬
fachen Form als auch mit den Rudimenten der Netzfäden, die
aus der Raute ein neues Ornament (Abb. 39) machen. Ein
-eigenartiges ( )rnamcnt entsteht auch in der Teilung der Mcreschu-
X [ \'. Amei ikanisten-Kongress.
463
raute (Abb. 40), die durch eine Unterbrechung des Mereschii-
netzornamentes mitten durch die Raute durch den Rand des
■Gegenstandes oder eine Abschlusslinie entsteht. Diese halbe
Raute bildet alsdann ein selbständiges Ornament (Abb. 41 ), und
meist sind mehrere durch einen Faden des Netzes verbunden.
Auch die einfache Fischraute, durch Netzfäden verbunden, folgt
diesem Prozess und wird geteilt, oft entweder zu gegabelten
Stäben (Abb. 42) oder zu einem Kreuze (Abb. 43) mit Gabelenden.
Nur die offene Fischraute kann ich im Gegensatz zu den
Mereschurauten als geistiges Eigentum der Nabuqua-Akuku an¬
nehmen, da, wie ich oben schon sagte, auch in der ursprüng¬
lichen Form mit Schwanz und Kiemenbogen sie häufig vor¬
kommt. Auch das Netz an sich ist beliebt, namentlich die
parallele Aufzeichnung der Netzfäden, aber nicht in der hübschen
Übereinanderschiebung (Abb. 44) der Auetö und Bakairi ; das
Netz löst sich vielmehr in konvergierend gestrichelte Reihen
(Abb. 45) auf. Sehr gern wird von den Nabuqua-Akuku auch das
Zickzack der Schlangenlinie und eine die ganze Fläche
(Abb. 46) überziehende Tüpfelung (Abb. 50) angewendet, die
teils allein, teils mit der Fisch- und Netzraute, teils mit dem
Schlangenzickzack zusammen vorkommt. Für die Etagl-Nabuqua
ist ausserdem eine schwarz ausgefüllte Fischraute (Abb. 47) im
Netz, sowie eine oiTene Fischraute mit Mittelpunkt eigentümlich,
für die ich die Bezeichnung »asikantivöt« und »aseminotepüt«
erhielt, deren Bedeutung mir noch nicht klar ist. Die Auetö
haben eine schwarze Mereschuraute und die Bakairi eine der
zweiten Raute gleiches Paku-Fischmuster. IMöglich, dass die
Etaglrauten diesen entsprechen. Auch eine eigenartige Grup¬
pierung verschiedener, der Länge nach halbierter, ausgefüllter
Fischrauten (Abb. 48), die der auch bei den Nabuqua vorkom¬
menden Panzerfischraute anzugehören scheinen, kommt auf einer
Rassel vor. Ein grosses künstlerisches Geschick verrät die Grup¬
pierung nicht, das spricht für die Nabuqua als Erfinder.
Ein sehr merkwürdiges Ornament, das allein den Nabu-
qua-xAkuku eigen ist, erscheint als ein liegendes »E«, namentlich
auf Tanzrasseln. Es ist dies das Rudiment der menschlichen
Figur, wie es deutlich aus der Ritzfigur auf einer Flöte (Abb. 49)
und auf einigen Rasseln (Abb. 5 o) hervorgeht. Die ersten Zeichnungen
zeigen noch Arme, Kopf und Beine und erinnern in dieser Gestalt
464
XIV. Amerikanisten-Kongress.
an die im von den Steinenschen W'erk abgebildete Rindenzeichnung-
(Abb. 51) und an die Kopfteile einzelner Tanzrasseln (Abb. 52).
Die untere Hälfte dieser Figur fällt alsdann ganz weg. Wir
haben auf einer Ku)-e derartige Figuren, »kure« genannt (vgl.
Abb. 34). Schliesslich, nachdem die Kopflinie auch noch weg¬
gefallen ist, bleibt das liegende E übrig. Namentlich auf der
Flöte (Abb. 49) ist die ganze Entwicklung gut zu erkennen, auch
die untere Partie der Abbildung hat hier eine selbständige Ent¬
wicklung genommen. Ganz ähnlich ist eine Kuyenzeichnung der
Etagl, für die ich den Namen »tunduni« erhielt. Das bedeutet
nach meinen Brehms Aufnahmen Libelle oder Fliege. — Auch
mehrere kleine Kreuze, über die Kuyenoberfläche verteilt, finden
sich auf einem Stück der Kalapalu und analog auf einer Bakairi-
Kuye. Es ist dies jedenfalls ein Flechtornament. Die nach
von den Steinens Reise auch an den Kulisehu gelangenden flachen
Körbe der Paressi zeigen diese hübschen Flechtkreuze. Da
von den Steinen bei den Bakairi dieses Ornament noch nicht fand,
so ist es wahrscheinlich, dass es jetzt übernommen wurde, aber
noch wenig Eingang gefunden hat, wie die Seltenheit des Musters
beweist. — Als vereinzelt auftretende Motive sind die Gürtel¬
tierkrallen, in Eorm zweier Halbmonde (Abb. 53) gegenübergestellt,
ein unbekannter Vogel (Abb. 54) und ein Alligator (Abb. 55)
zu nennen.
Im Anschluss an diese Ornamente und Zeichnungen der
Nabuqua-Akuku möchte ich hier noch gleich eine Reihe von
Zeichnungen und Ornamenten zeigen, die ich in der Festhütte
des Trumaidorfes auf einer Reihe von Hauspfosten eingeschnitten
und ausgemalt sah, ein grosses Bilderbuch, das von der Dar¬
stellungsweise dieses rätselhaften Stammes einen Begriff geben
kann (Tafel III i. Neben dem Pakufisch (i) und der schwarzen Pi-
ranya (2) steht eine Schlange (3). Dann folgen zwei Schildkröten
verschiedener Art (4 und 5 ). Das nächste Bild stellt einen Alli¬
gator (6) dar, das folgende eine Fledermaus (7). Es folgen drei
'fiere (8 — 10) mit dem gleichen Namen »ualatu«, der auch dem
hier aus seinem Werk bcigesellten von den Steinenschen Affen (11)
gegeben wurde, weshalb ich nicht zögere, zumal grosse Ähnlichkeit
vorliegt, alle drei für Affen anzusprechen. Die nächsten beiden
Vierfüssler (12 und 13) sind mir unbekannt, sie tragen den Namen
»düasük" und »j)a.sküan«. Das kleine Bild daneben (14) stellt
XIV. Amerikanisten- Kongress.
■Meyer, Die Kunst der Xingii-Indianer.
Tafel I.
Figürliche Darstellungen der Xingü-Indianer.
X 1\'. Anicrikanisleii-Kíjiigrtss.
Meyer, I )ic Kunst der Xingií-Indianer.
Tafel II.
Flächenornameiite der Xingü-Indianer.
X I V. Amerikanislcn-Kuiigrcss.
Meyer, l)ie Kunst der Xingú-Indianer.
'I'afel HI.
rfostenzeichnungen der Trumai.
Xl V. Amei'ikanist en- Kongress.
Meyer, Die Kunst der Xingú-Indianer.
'l'afel I Y.
Tanzmasken der olreren Xingú-Indianer.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
465
einen AfTen, einen A'lakako, dar; daran reihen sich zwei Wesen
( I 5 und 16), die mir mit demselben Namen wie die von den Steinen-
sche menschenähnliche Tokangiraameise (17), seine menschliclie
Lehmpuppe (i&) und der von den Steinensche Topf der Wasserassel
(19) belegt waren, mit »yauiän«. Die Natur dieser Wesen ist mir
unklar. Sollte tatsächlich damit ein Mensch bezeichnet werden?
I )ie Wasserassel braucht uns bei der Defination nicht zu stören,
da wir ja gesehen haben, wie unsicher der Indianer im Definieren
von Zeichnungen und Ornamenten ist. Das letzte körperliche
Wesen ist ein Vogel (20), welcher Art, ist unbekannt. Er hat Ähn¬
lichkeit mit der Bororozeichnung des Kolibri im von den Steinen-
schen Werk. Die Bestimmung der nun folgenden Ornamente
ist schwieriger. Die ersten Rauten (21) wurden mit »bäskepai«
(Mereschufisch) bezeichnet. Die beiden nächsten, »nini« (22
und 23) erinnern an die übereinandergeschobene Netzzeichnung
der Auetö. Es folgt wieder das typische Mereschunetzornament
(24), und auch die nächsten Eiguren (25 — 27) sind Fischrauten.
Alsdann kommen mehrere Schlangenmotive (27 — 31), das letzte
mit roter Parallelzeichnung (auf der Abbildung punktiert). Die
schlangenartige Zeichnung (32) mit korrespondierenden, nach
aussen offenen Bogen ist mir unbekannt, desgleichen das Gitter¬
werk der nächsten Figuren (33 und 34), der Tupfen, »sölt«
(35 und 37), und »paraksö« (39), sowie das abwechselnde
schwarzrote Gitter »urinahanahät« (36). Die nächste Zeichnung,
ebenfalls Gitter (38), stellt ein Netz dar mit undefinierbaren
Tupfen »tetlesäsko«. Der gleiche diesen Worten zugrunde
liegende Stamm »sasko« findet sich auch bei den mehrfachen
Mereschunetzen der Masken und bei den Netzzeichnungen, die
den Mädchen als Schutz gegen Menstrualblutungen auf die Flaut
gemalt werden. Da ich für Jaguar auch das Wort »sa.sko« erhielt,
so glaubte ich in den Tupfen Jaguarflecke zu erkennen, doch
ist diese Erklärung mit der Netzdeutung nicht gut zu vereinigen.
Die aufrechte Tupfleiste (40) heisst »ualala«. Die nächste Zeich¬
nung (41) trägt denselben Namen wie der Vierfüssler (8), und
das letzte Zeichen, ein Winkel (42), wurde mir allen Ernstes als
Termite genannt. Hoffentlich gelingt es mir noch, für die un¬
bestimmten Figuren die Deutung zu finden. Auffallend ist, dass
die eigenartigen Gitterornamente sich bei keinem der anderen
Stämme in dieser Gestalt wiederfinden, sie sind jedenfalls von
XiV. Amerikanisten-Kongress.
466
den Trumai aus ihrer früheren unbekannten Heimat mitgebracht
und haben sich, wie die Weiberbastrolle, noch einige Zeit neben
den typischen Xingiiornamenten erhalten.
Ich möchte nun auf ein Hauptkapitel der Xingúkunst noch
etwas eingehen, das der Tanzmaske (Tafel IV'), in dem der
Xingiiindianer die meiste Sorgfalt in der Dekoration entfaltet. Das
Wesen der Tanzmaske hier genauer zu erörtern, würde zu weit
führen ; es erübrigt sich auch insofern, als ^’on den Steinen die Be¬
deutung dieses Schmuckes in einem sehr eingehenden Kapitel
klar beleuchtet hat. Deshalb möchte ich von der Verwendung
der Masken bei den von mir besuchten Stämmen hier schweigen
und nur die Eigentümlichkeiten der Trumai- und Nabuquamasken
näher erörtern.
Von den Trumai hatte von den Steinen auf der ersten Reise
nur einige Gewebemasken bekommen. Mir ging es gerade umge¬
kehrt. Ich konnte trotz aller Gebote im Trumaidorf keine dieser
Gewebemasken auftreiben, sondern lediglich Stroh- und Holz¬
masken. Sie kannten diese Gewebemasken wohl, als ich sie ihnen
aus von den Steinens Werk zeigte, sie nannten sie sämtlich »keáné«,
die Piavagewebemasken der Bakairi in von den Steinens Werk aber
mit dem Kamayurawort »koahäa». Auch die Holzmasken wurden
erst auf meine Bestellung gemacht. Den armen Teufeln schien
vor Angst vor den sie hart bedrängenden Erbfeinden, den Suyas,
die Lust an Festlichkeiten ganz \'ergangen zu sein, jedoch nahmen
sie sich, da ich mehrere Tage bei ihnen blieb, wenigstens
Zeit zur Anfertigung der Muster und lieferten halbwegs brauch¬
bares Material. Sie zeigen alle den gleichen Grundt}'pus (i)
und heissen »saramukä«. Ivs sind schmale dünne Bretter mit
ganz schmaler Stirnleiste. Die kleinen Augenlöcher stehen sehr
dicht zusammen unter der Nase, die winzig klein aus dem Stirn¬
wulst hervorragt, der Mund fehlt ganz. Alle Stirnleisten haben
ein schmales rotes Mittelfeld. Dicht unter den Augen beginnt
das eingerahmte Gesichtsfeld mit dersellicn reichen Netzzeich¬
nung, die wir von den Kamayura her kennen, mit Mereschu,
Panzerfisch und dem P'ledermausornament von den Steinens (2),
über dessen anscheinende Verwechslung mit dem uluri ich schon
sprach. IGn h'eld war völlig von Piranyazahnleisten umrahmt ( i).
Drei der Masken teilte die rote Mittellinie der Yakuikatümaske
der Auetö. Dabei zierte die äusseren Augenwinkel durchweg
XIV. Amerikanisten-Kongress.
467
dìe Flügelzeichnung dieser Masken; also durchweg Anklänge an
die Nachbarn bei aller Originalität. Dass sie v'on den Auetö
in den Masken mehr akzeptiert haben als von den Kamayura,
scheint mir für die Bedeutung der Auetö als Ursprung dieser
Yakuikatumasken zu sprechen. Ausserdem erhielt ich zwei
Strohmasken (3), fast rechteckige Kopfhauben mit (Juerstab am
oberen Ende, «urukuké« genannt. Auf dem Stroh waren in
roter und weisser Farbe eigentümliche Rautenzeichen angebracht,
die Fi.sche darstellen sollen.
Bei ihren Nachbarn, den Kamayura, fand ich die von
von den Steinen aufgeführte Hüvatholzmaske (4), aber ohne die
Nasenzeichnung, ferner eine grosse Anzahl kleiner Gewebemasken
(5) in Form einer unten quer abgeschnittenen Ellipse. Sie ent¬
sprechen in der Zeichnung im allgemeinen den Hüvatgewebemasken
von den Steinens, doch fehlt deren Augenzeichnung. Durchweg
ist ein Stirnfeld abgeteilt und stets trennt ein roter oder schwarzer
Mittelstreifen zwei Mereschufelder. Eine kleine eigentümliche
ovale Maske (6) aus schwarz-weissem Strohgeflecht entspricht
wohl der Siebfiltermaske der Bakairi. Ausserdem traf ich noch
■eine typische Auetö-Koahalumaske an.
Von den Auetö mask en in meiner Sammlung sind die
Gewebemasken »koahalu« (7) alle durch ein schwarzes Stirn¬
feld und unmittelbar anschliessende schwarze Mittellinie aus¬
gezeichnet, die mehrfach nach aussen eine Schweifung zeigt,
der wir noch öfters begegnen werden. Die Augen- und Mund-
ringe der von den Steinenschen Koahalumasken fehlen, oder
die Augen sind nur aufgemalt. Mereschumuster ist nur bei
■einer verwendet, dagegen haben zwei Masken lange Zickzack¬
linien, die bekannten Schlangenzeichen. Die gleichen Schlangen¬
zeichen zeigt eine mächtige und sehr akkurate Maske »nu-
turuä« (8), das grosse hüttenartige Gebilde, von denen ich
bei den Auetö fünf vorfand, aber nur eines mitzunehmen in der
Lage war. von den Steinen erwähnt diese Masken als »turua« bei
den Kamayura. Ein bemaltes Mittelteil fand ich bei den Guikuru-
Nabuqua mit den typischen Nabuquamustern, weshalb ich an¬
nehme, dass sie auch dort heimisch sein mag. Über die Be¬
deutung dieser Maske ist mir nichts weiter bekannt. ^Merkwürdig
ist es, dass von den Steinen in seinem zweiten Buch unter den
.Sandzeichnungen ein Mittelfeld dieser ÌMaske abbildet, ohne dass
468
XIV. Amerikanisten-Kongress.
er es als solches erkennt. Holzmasken erhielt ich von den
Aneto keine. — Auch bei den IMehinaku, die ich allerdings
nicht in ihrem Dorfe besuchte, ging ich leer aus.
Dagegen wurde ich reichlich belohnt bei meiner Exkursion
in das Nabuqua-Akukugebiet. Schon im ersten Nabuqua-
dorf, Etagl, erhielt ich 19 sehr schön ausgeführte Masken der
verschiedensten Typen. Zunächst war es eine Strohmaske nach
Art der Trumaistrohmasken, aber breiter und ohne Bemalung.
Ferner erhielt ich eine Maske aus Rohrgeflecht (9), die in ähn¬
lichen Formen von den Steinen schon bei dem von ihm be¬
suchten Nabuquastamme am Kulisehu gesehen haben mag. —
Auch eine glatte Holzmaske (10) in der Form der Gewebe¬
masken war vorhanden, mit Rohraugenringen und mächtigem
Nasenstrich. Ob die von den Steinensche Auetömaske dieser Art
von hier hergekommen ist, oder ob die Etagl sie von den
Auetö erhalten haben, lasse ich dahingestellt. Von viereckigen
Holzmasken, auch hier mit dem Tupiwort »yakuikatu« bezeichnet,
waren mehrere Typen in diesem Gebiet vertreten. In Etagl
zunächst gab es schmale Formen in), ähnlich denen der Trumai,
mit schwarzem Mittelstreifen und Mereschuzeichnung in roter
Umrahmung und kleinen Augenlöchern. Die Guikuru und Etagl
hatten eine weitere Form gemeinsam (12) mit breiter Nase,
breiteren Augen und hellem Grund und schwarzem oder rotem
Mittelstreifen. Die Hüvatlinie mehrerer Stücke lässt auch hier
deutlich den Einfluss der Auetö erkennen. Die Hauptform ( 1 3),
die namentlich den Akuku eigen war, ist gross und sehr schwer,
mit gewaltigem Stirnwulst, die Augen mit Muschelstücken besetzt,
der Mund mit Piranyazähnen in Wachs bewehrt. Die Stirnwulst
ist durchweg oben schwarz, unten rot; der Mittelstreifen ist
rot. Sämtliche Yakuikatumasken der Nabuqua-Akuku schmückt
das Mereschumuster. Es ist namentlich bei den entfernteren
Stämmen ein gewisses stereotypisches Muster üblich, das nur
wenige kleine abzweigende Varietäten aufweist und im Gegen¬
satz zu den Mannigfaltigkeiten der Kulisehuformen entschieden
auffällt, weswegen mir eine Entlehnung der Holzmaske von den
Auetö sehr wahrscheinlich zu sein scheint, zumal sie kein eigenes
Wort für sie haben. Anders ist es mit den Gewebemasken die
Koambü genannt werden. Auch sie tragen fast alle das Me¬
reschumuster, zeigen daneben aber eine grosse Mannigfaltigkeit
XIV. Amerikanisten-Kongress.
469
in der Einteilung. Bereits in l'.tagl fand ich eine Reihe dieser
Masken, von denen eine den oben erwähnten Auetömasken
gleicht, zwei andere nur ein abgetrenntes rotes Stirnfeld tragen,
im übrigen aber mit dem Mereschumuster geschmückt sind,
zwei weitere aber eine kompliziertere Einteilung der Beider
aufweisen.
Je weiter wir hn Nabuquagebiet Vordringen, um so kom¬
plizierter ( 14) wird die Dekoration der Gewebemasken, desto¬
mehr hat der Künstler in der Maske durch allerlei Einien und
Flächenabteilung auszudrücken gesucht. Der nach aussen aus¬
biegenden Mittellinie bezw. Mittelfeldes sind wir bereits bei den
Aneto (vgl. Tafel II, Abb, 33) begegnet. Es stellt dies nichts
anderers vor als die von den Nabuqua bei bestimmten Masken¬
festen getragene Korperbemalung. Das Maskenfeld ist nicht
mehr das Gesicht allein, es repräsentiert den ganzen Körper, und
durch allerlei Linien sucht der Künstler der Verteilung einiger ihm
besonders wichtig erscheinender Körperteile gerecht zu werden.
Dabei verquickt er jedoch zwei Ideen, die, menschliche Körper¬
teile zum Ausdruck zu bringen, mit der Wiedergabe speziell
den Zweck der Maske charakterisierender Tierabzeichen, wie
dies in der roteir Mittellinie des Jakuvogels auf den Yakuikatu-
holzmasken uns schon wiederholt begegnet ist. Ich habe mir
bei den meisten Masken jedes Feld und jede Linie bezeichnen
lassen, doch war mir die Deutung aller dieser Worte bisher
nicht möglich. Wie weit diese Maskenteile auf Rechnung des
menschlichen Körpers oder auf Rechnung des mit verewigten
Tieres zu setzen sind, lässt sich oft schwer entscheiden, zumal
eben auch noch die Festbemalung des Körpers eine grosse
Rolle mitspielt, die grosse Verschiedenheiten aufweist. Stirn,
Kopf, Augen, Hals, Brust, Weichen und Nabel lassen sich viel¬
fach nachweisen, dagegen fehlt die Nase fast stets oder für sie
ist ein kleiner Raum an der obersten Spitze des Maskenfeldes
abgegrenzt, was der Anordnung von Nase und Augen auf den
Trumaimasken entspricht. Für den Nabel (die unteren Kreise
in Abb. 14 bis 16 wird auch) oft der Mund gesetzt. Bei der
Willkür der Verteilung der Körperteile über das Feld darf uns
das nicht wundern, ebenso, wenn unterhalb des Nabels noch
der Kinnbart, meist durch dichtes Strohgehänge, dargestellt
wird. Eine namentlich bei den Akuku häufig erscheinende
470
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Zeichnung ist die Abgrenzung des dunkelen Feldes ( 14) um die
Augen mit einem Rohrstreifen. Jedenfalls stellt auch dieses
Feld eine Festbemalung dar. Der interessanteste jMaskenort war
Arikuanako. Hier hatte die Kunst und Phantasie in der Deko¬
ration der IMasken die grössten Orgien gefeiert. Hier fanden sich
aber auch Gegenstücke zu der von von den Steinen beschrie¬
benen Piavamaske der Bakairi, die zu diesen von den Akuku
gelangt sein muss, weil diese Dekoration den Bakairi nicht
eigentümlich ist. Ein Fisch (15) und ein Jaguar (16) waren in
sehr guter Wiedergabe in der Mitte der Masken aufgenommen,
ein anderer Fisch war nur in der Hälfte sichtbar.
Die ganze Entwicklung dieser Koambümasken bei den
Akuku scheint mir zu beweisen, dass für die Gewebemasken
kein anderer Ursprungsort gesucht werden darf als eben die
Akuku, denn es muss eine lange Durchbildung der Formen vor¬
angehen, um eine derartige gefällige und reichhaltige Gruppie¬
rung zu erzielen. Bei der Einfachheit der Gewebemasken der
Auetö möchte ich bezweifeln, dass sie, wie von den Steinen
meint, auch die Gewebemasken geschaffen haben; ihr sonst so
weit entwickelter Kunstsinn würde sie entschieden auch nach
dieser Richtung hin weitergeführt haben. Ihnen bleibt der Ruhm
der Holzmaske, die Gewebemaske aber gehört den Akuku.
Durch die Kenntnis der Nabuqua-Akukugruppe ist nach
meiner [Meinung dieser Kulturkreis der oberen Xingüvölker als
abgeschlossen zu betrachten, denn es ist nicht anzunehmen,
dass einzelne lose Beziehungen einiger Nabuqua-Akukustämme
am Kuluene mit Stämmen des nördlichen Parallelflusses, Para-
nayuba, zu denen nur eine mehrwöchentliche Reise über Eand
führt, auch hier einen grösseren ethnographischen Ausgleich
hervorgerufen haben, zumal nach einzelnen mir gemachten Sprach-
angaben die Mehrzahl dieser Paranayubastämme einer ganz an¬
deren Sprachgruppe, der der Gesindianer, anzugehören scheint,
deren einzige Repräsentanten am Xingii die gefürchteten Suya
sind, mit denen aber auch schon wegen wiederholter Feind¬
seligkeiten ein grösserer Ausgleich seitens ihrer Nachbarn nicht
stattfinden konnte. Nach Westen reicht der Kulturkreis bis
zum Ronuro. Die Indianer an dessen linkem Ufer, an dem wir
eine Ansiedlung antrafen, ohne mit ihnen selbst wegen ihrer
Scheuheit in Verbindung treten zu können, gehören, wie sämt-
XIV. Amerikanisten-Kongress.
471
liehe dort entnommene Gegenstände zeigen, einem ganz anderen
Kulturkreis an, der bereits typische Tapajozformen aufweist.
Auch die wenigen Kayapo- und Kayabihorden, welche als Jäger
die Kampstrecken zwischen den Quellflüssen des Xingii unsicher
machen, aber scheu jeder Begegnung ausweichen, stehen ausser¬
halb des von uns betrachteten Kulturkreises, da keine Bezieh¬
ungen zwischen den Waldindianern und diesen Kampindianern
bestehen.
Durch von den Steinens und meine Reisen ist für die Kunst
der Xinguindianer insofern ein Niedergang eingetreten, als sie im
Besitz der neuen technischen Hilfsmittel — Messer und Axt —
nicht mehr mit der alten Liebe und Genauigkeit bei ihrer Arbeit
verfahren. Diese Erfahrung konnten wir schon bei meiner
zweiten Expedition machen und wird auch späteren Reisenden
nicht erspart bleiben. Immerhin ist noch viel am Xingu zu
holen, auch wenn der noch ganz unbekannte Paranayuba nicht
als Ziel ins Auge gefasst wird. Eine intensive Vertiefung in
Leben, Sitten und soziale Verhältnisse dieser primitiven Wald¬
indianer verspricht noch interessante Einblicke und reiches
Material für die Erkenntnis der Urgeschichte der Menschheit.
Dii; Ta])es.
Von C. O. Ullrich, Rio Grande do Sul (Brasilien).
I.
Fast im Südosten des jetzigen brasilianischen Staates Rio
Grande do Sul, da wo heute sich schmucke Gehöfte deutscher
und anderer Kolonisten neben den meist primitiven Hütten der
portugiesisch redenden Landbevölkerung erheben, — wo der
Urwald von wohlbebauten Feldern und üppiggrünen Weiden
unterbrochen ist, dort lebte vor ca. 150 Jahren das zahlreiche
Indianervolk der Tapes (sprich Taipes).
Ganz genaue Grenzen ihres Gebietes lassen sich nicht an¬
geben, denn als einzigen festen Anhalt hätten wir nur die Scherben¬
funde, die ja aber schliesslich auf allen nicht kultivierten Län¬
dereien, wie z. B. auf allen der Viehzucht dienenden Campos und
in den noch immer bedeutenden Urwäldern auf immer oder lange
unentdeckt bleiben.
Die historischen Aufzeichnungen über diesen Punkt sind
unzureichend. Die Jesuiten nannten den östlich ihrer Provinz
der Missionen des Uruguay gelegenen Landstrich »A Provincia
de Tape«, d. h. die Provinz des Tape.
Nach vorhandenen Dokumenten, welche einen Teil der
Exposition des brasilianischen Bevollmächtigten Visconde do
Rio Branco ausmachten und die dem Präsidenten der Vereinigten
Staaten von Nordamerika als Schiedsrichter im »Missionsstreit«
zwischen Argentinien und Brasilien vorgelegt wurden, sind die
Grenzen besagter Provinz der Missionen in folgender Weise an¬
gegeben: Osten: der Rio Taquary, Süden: der Rio Jaculiy und
Rio Ibicuhy etc.
Wir hätten also für die sogenannte Provincia de Tape als
Nordgrenze den Ibicuhy, den Jacuhy und jedenfalls dessen Fort-
474
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Setzung, den Guahyba. Als Ostgrenze dürfte die Lagoa dos
Patos wenigstens zum Teil anzunehmen sein, denn noch heute
führen einzelne Stellen des Ufers den Namen der Tapes, z. Ih
Ponta dos Tapes, Ilha dos Tapes. Nehmen wir an, dass die
sogenannten »Patos« wirklich auch die Westufer der Lagoa dos
Patos bewohnten, so musste dieses Volk ein friedliches sein,
welches mit den Tapes in gutem Einvernehmen lebte und die
alljährlichen Wanderungen derselben zur Meeresküste nicht störte.
Für diese Wanderungen sprechen deutlich zahlreiche P'unde von
Seemuscheln und Knochen von Küstenfischen von Rio Grande
do Sul, auf den Scherbenstätten der Serra dos Tapes. Im
Süden und Westen mag die Grenze des Tapesgebietes nicht
viel über die Ausläufer der Serra dos Tapes hinausgegangen
sein, da ja die Campos im Süden Rio Grandes von den Minu-
anos bewohnt waren. Das Zentrum werden die heutige Serra
dos Tapes und die Urwälder zwischen dem Rio Camaquam und
Jacuhy gewesen sein.
In der Serra dos Tapes scheint an einzelnen Stellen die
Bevölkerungsdichtigkeit grösser gewesen zu sein, als dies heut¬
zutage der Fall ist.
II.
Die Geschichte hat uns fast nichts über die Tapes zu
melden. Aus den wenigen Aufzeichnungen geht aber hervor,
dass sie Beziehungen mit den Guarany der Jesuitenmissionen am
Uruguay unterhielten. Sie haben das gleiche Schicksal mit jenen
gehabt. Sie gehörten, wie gar manche andere Völker, zu den
unglücklichen Nationen, welche dem Anstürme bedeutend weiter
vorgeschrittener Eroberer trotz tapferster Gegenwehr unterliegen
mussten, nicht weil sie unfähig gewesen wären, eine höhere Stufe
der Zivilisation zu ersteigen — der Gegenbeweis wmrde ja in
den Missionen geliefert — , sondern einzig und allein, weil die
Mittel der Verteidigung ganz unzulängliche waren.
Bogen, Pfeile, Keulen und Lanzen, Schleuder und Lasso
gegen P'linten, Säbel, Panzer und Kanonen waren zu ungleiche
Waffen, um mit denselben einen völligen, dauernden Sieg er¬
ringen zu können. Die den Eroberern günstigen klimatischen
und topographischen Verhältnisse des Südens von Rio Grande
do Sul besiegelten und beschleunigten vollends den Untergang..
XIV. Amerikanisten-Kongre.ss.
475
Dazu gesellte sich von seiten der Tapes ein besonders krie¬
gerischer Geist und seitens der h'roberer die Sucht, die Indianer
dem Vieh gleich behandeln und zu Sklaven machen zu wollen.
Alle Umstände trieben auf eine Vernichtung hin.
Obwohl schon zu Anfang der Kolonisierung von Rio Grande
do Sul, also vom Jahre 1737 an, einzelne heftige Kämpfe vor¬
kamen, weil die Tapes sich jedenfalls durch Gründung der
Villa Rio Grande in ihren Wanderungen zur Meeresküste behin¬
dert glaubten, so war den Tapes dadurch doch weiter kein Ab¬
bruch getan und ihre eigentlichen Wohnsitze unberührt und
unbedroht geblieben. Erst im Jahre 1754 begann der unselige
Kampf, welcher zur Vernichtung und Vertreibung der durchaus
tüchtigen Urbevölkerung von Rio Grande do Sul führte.
Der Schlag, welchen der allmächtige Marquis Pombal durch
seinen Bruder, den General und Obergouverneur von Brasilien,
Gomes Freire de Andrade, Conde de Bobadella, gegen die von
ihm tödlich gehassten Jesuiten^) und deren »Imperium« führen
wollte, traf vor allen Dingen die unglücklichen Indianer, welche,
zum grössten Teil katechisiert, unter der Leitung der Pater zu
grossen Hoffnungen in kultureller Hinsicht berechtigten. In diesen
Kampf wurden die Tapes mit hineingerissen, die auch, weil sie
ihr Territorium zunächst bedroht sahen, als die ersten Kämpfer
ins PVld traten.
Schon gleich nach Beginn der Arbeiten der spanisch-portu¬
giesischen Grenzkommission sehen wir, 1754, den Tapeshäupt¬
ling José Tyarayú, genannt Sepé, an der Spitze einer Horde
Indianer der Missionen bei Santa Thecla am obern Rio Negro,
unweit der heutigen Stadt Bagé, der besagten Kommission die
Einstellung der Arbeiten gebieten mit der stolzen Bemerkung :
»sie hätten kein Recht, ihnen (den Indianern) das Land zu neh¬
men, welches sie allein von Gott und ihren Vätern bekommen
hätten« (nach einer andern Version »von Gott und dem heiligen
Michael« ).
Die Kommission, zu schwach, um Widerstand leisten zu
können, zog sich wieder zurück, und die Höfe von Lissabon
und Madrid, — oder besser nur ersterer — , beschlossen den
Krieg gegen das Reich der Jesuiten.
Im Norden Brasiliens besorgte das gleiche Geschäft ein zweiter Bruder
Pombais.
4/6
XIV. Amerikanisten-Konçress
Nicht lange nach Verjagung der Grenzkommission sehen
wir den Tape Sepé, welcher übrigens Rang und Titel eines
Alferes Real do Povo de São Miguel (zu deutsch: Königlicher
Fähnrich der Ortschaft Sankt Michael) besass, mit einer Horde
am Rio Pardo auftauchen, woselbst er am 29. April 1754 das
portugiesische P'ort Jesus Maria überfällt. Der Angriff wird je¬
doch vom Kommandanten Oberstleutnant Thomas Luiz Osorio
glücklich abgeschlagen. Nach Sepes Plane lassen sich nun bei
einem Scheinangriffe dreissig seiner Leute gefangen nehmen, um
einen neuen Angriff im Fort selbst zu unterstützen. Der Plan
wird jedoch entdeckt und die Gefangenen mit elf Mann Bedek-
kung nach Rio Grande eingeschififc.
Auf dem Guahyba überfallen sie die Wachen und töten
fünf derselben, werden jedoch nach langem Kampfe besiegt und
die Überlebenden, fünfzehn an der Zahl, glücklich abgeliefert.
Diese Gefangenen wurden nach Rio de Janeiro geschickt, wo
sie von José Basilio da Gama, dem Dichter des »Uruguay«,
gesehen wurden. Später brachte sie General Andrade mit nach
Rio Grande do Sul, wo er sie reich beschenkt entliess, in der
Meinung, auf diese Weise die Indianer auf seine Seite zu bringen.
Das Glück ist den Indianern nochmals günstig, als Andrade
im Juli 1754 sich anschickt, dem kombinierten Angrififsplane
gemäss gegen São Borja vorzurücken und er den Jacuhy über¬
schreitet. Er sieht sich infolge Ausbleibens der spanischen Ab¬
teilung und durch zweimonatliches Hochwasser gezwungen, einen
Waffenstillstand mit den vereinigten Indianerstämmen zu schliessen
und muss sich nach Viamão in die Gegend des heutigen Porto
Alegre zurückzuziehen.
P'rst am 16. Januar 1756 gelingt es, beide Abteilungen bei
dem heutigen Bagé fast an derselben Stelle zu vereinigen, an
welcher die Grenzkommission von Sepé verjagt wurde.
Andrade hat die gefangenen Indianer freigelassen und hoftf
auf eine günstige Verhandlung.
Nicht lange danach treffen auch wirklich zwei Kaziken im
Lager ein. Es ist der uns bekannte Tape Sepé und der
Guaranyhäuptling Cocambo, welche verlangen, dass die Truppen
zurückgehen sollen.
José B. da Gama hat diese Unterhandlung, welche nach
einer Anmerkung wörtlich nach den Aufzeichnungen des portu-
XIV Amerikanisten-Kongress.
477
giesischen Feldtagebuches wiedergegeben ist, ausführlich be¬
handelt. Der Portugiese besteht darin auf seinem vermeintlichen
Recht und behandelt die Indianer wie Rebellen, nachdem er
eingesehen, dass gütiges Zureden und Geschenke nicht wirken.
Es ist rührend, zu lesen, wie die Indianer ihr gutes Recht beredt
verteidigen und alles aufbieten, um den General zur Umkehr zu
bewegen.
Natürlich sind beiderseits alle Versuche vergebens. Die
Feindseligkeiten beginnen schon wenige Tage nachher. Am
6. Februar 1756, 8 Uhr abends bei Mondschein, kam es an den
Ufern des Rio Vaccacahy, unweit des heutigen São Gabriel, zu
einem blutigen Gefecht zwischen 700 Indianern und 180 Spaniern
und 120 Portugiesen unter Befehl des Oberstleutnants José
Joaquim Viana, dem der spanische Befehlshaber Andonaegue
ausdrücklich befohlen hatte, allen Gefangenen, die er machen
würde, den Hals abschneiden zu lassen. Man kann sich hieraus
einen Begriff von dem Gemetzel machen !
Sepe, der unermüdliche Tape, welcher die 700 Indianer ')
anführt, verrichtet im Vereine mit einigen andern Führern und
Getreuen wahre Wunder der Tapferkeit. Schon schwer ver¬
wundet, wird er ^durch einen portugiesischen Dragoner vom
Pferde gestochen und von Viana durch einen Pistolenschuss in
die Brust getötet.
Noch heute erinnert der Name eines F'lüsschens und einer
kleinen Ortschaft jener Gegend an den unglücklichen Tapes¬
häuptling Sepé.
Am IO. Februar 1756 findet dann die sogenannte Schlacht
von Caá-ibaté oder Cahybaté statt, in welcher 1400 Indianer der
vereinigten Stämme getötet werden. Die Spanier und Portu¬
giesen haben nur 3 Tote und 8 Verwundete!!!
Man erbeutet von den Indianern 20 Geschütze aus Rohr
(taquarussü), mit Rohleder überzogen, Zweipfünder, die, wie es
scheint, nicht in Tätigkeit getreten sind.
Mit wieviel Leuten die Tapes bei diesen und anderen Ge¬
fechten beteiligt waren, ist nirgends gesagt. Wir finden aber
eine Abteilung Tapes ausdrücklich erwähnt im Gedicht »O Uru¬
guay« und dessen Anmerkungen. Es lässt sich annehmen, dass
q Vortrab des Hauptheeres unter Befehl von X’icolaü Languirti.
4/8
XIV. Amerikanisten-Kongress.
ihr Kontingent ein ziemlich starkes war. Sepe wird übrigens
kaum über Leute von andern Stämmen allein kommandiert haben ;
seine Horde hat jedenfalls grösstenteils aus Tapes bestanden.
Nachfolger Sepés wurde ein gewisser Pindó, der bei der
Beschreibung der Tapesreiterei von Basilio da Gama mit er¬
wähnt wird.
Dieser Pindó und seine Leute steckten São Miguel in
Brand, so dass Andrade nur rauchende Trümmerhaufen vorfand.
Die Besatzung von S. Miguel und andere Abteilungen ver¬
schwanden in den Urwäldern; nur wenige von den Indianern
kehrten in die Missionen zurück und unterwarfen sich einem
Regimenté, das nicht nur materiellen, sondern auch völlig
moralischen Untergang brachte.
Andrade und Pombal, wie auch manche Geschichtsschreiber
damaliger Zeit, versuchten diesen Vernichtungskampf als einen
Befreiungskrieg für die armen Indianer vom Joche tyrannisch
regierender, heuchlerischer Pfaffen darzustellen.
Was man da schreibt von Entbehrungen der Indianer, von
Strafen, schwerer, schlecht gelohnter Arbeit, Erziehung zum Aber¬
glauben unter jesuitischer Herrschaft, das trifft in noch viel
höherem Masse zu unter dem Regime der »Befreier«.
Sie regierten mit unumschränkter Willkür, waren dem In¬
dianer Lehrer aller Laster, demoralisierten den Rest der Missions¬
bevölkerung also vollständig, und es wurde denn auch erreicht,
dass in nicht ganz 150 Jahren von den blühenden Dörfern mit
einer arbeitsamen Bevölkerung von ca. 30000 angesiedelten In¬
dianern unter musterhafter Leitung nur noch Ruinen und ein
moralisch total verkommenes Häufchen P'aulenzer übrig ge¬
blieben sind.
Auch die Tapes, welche ja nun von allen Seiten einge¬
schlossen waren, mussten in dem ungleichen Kampfe unterliegen.
Eine Zeitlang mögen sie noch durch die schwer zugäng¬
lichen Urwälder geschützt gewesen sein, wie sich denn sogar
einzelne kleine Trupps in den Wäldern nördlich des Rio Cama-
quam bis in die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts erhalten haben.
Es scheint aber, dass schon gegen das letzte Viertel des 18. Jahr¬
hunderts das ganze Volk aus seinen Lebensgewohnheiten durch
fortgesetzte Kämpfe herausgedrängt wurde und entweder in plan¬
los umherziehenden Banden gänzlich verwilderte oder — jedoch
XI \'. Amerikanisten-Kongress.
479
wohl nur zum kleinsten Teile — sich da der Zivilisation an¬
schloss, wo ihm ein Kiederlassen unter Garantie voller Freiheit
gewährt wurde. Mangel an Nahrung und die Kugeln der euro¬
päischen Kolonisten werden dann zur raschen Vernichtung jener
umherstreifenden Horden beigetragen haben. Vielleicht sind auch
grössere Abteilungen weiter in entlegene Gegenden gezogen.
Von denen, welche sich der Zivilisation zuwandten, mögen viele
in den langwierigen Kriegen zwischen Spaniern und Portugiesen,
welche um den Besitz des grössten Teils von Rio Grande do Sul
kämpften, umgekommen sein. Der Rest vermischte sich schliess¬
lich mit Nachkommen der Eroberer oder mit entlaufenen Sklaven,
und es entstand eine Mischrasse, welche heute das Proletariat
der Landbevölkerung ausmacht. Der echte Tape mit seinen
Lebensgewohnheiten ist gänzlich verschwunden. Nachforschungen
bei ältesten Bewohnern der Serra dos Tapes haben ergeben,
dass schon um das Jahr 1830 keine Indianer mehr in der Zone
südlich des Rio Camaquam gesehen worden sind, d. h. in jenen
Jahren nahmen die Eltern der betreffenden Gewährsleute Besitz
von ihren Landkonzessionen, welche aus Urwald bestanden.
Es ist aber leicht möglich, dass schon lange vor dieser
Zeit die letzten Tapes verschwanden, obwohl aus der Beschaffen¬
heit der Topfscherben hervorgeht, dass sie sich länger im Ur-
walde der Serra dos Tapes, als auf den anstossenden Campos
gehalten haben. Die ethnographischen Funde deuten überdies
auch an vielen Orten der Serra dos Tapes auf einen grösseren
Zeitraum; so fand man Topfscherben, Steinbeile und auch ein¬
zelne, in der Form den Steinäxten ähnliche eiserne Beile fuss-
tief in der Erde unter den Wurzeln dicker Palm- und Baum¬
stumpfen. Könnte diese Tatsache nicht auch zugleich als Beweis
dafür gelten, dass die ehemaligen Pflanzungen, welche die Tapes
gehabt haben müssen, wieder völlig mit Urwald bewachsen sind.^
Eigentümlich ist es, dass direkte Nachkommen der Tapes
(wenigstens geben sie sich für solche aus), keine blasse Ahnung
von der Anfertigung von Töpfen und Steinbeilen, sowie Ver¬
wendung der letzteren haben. Sie glauben, wie auch viele
Kolonisten, diese Steinbeile seien als »Donnerkeile« vom Himmel
gefallen.
Schreiber dieses kennt eine alte Frau, deren Vater von
Kolonisten jenseits des Rio Camaquam zufällig gefangen ge-
48o
XIV'. Amerikanisten-Kongress.
nommen wurde. Er befand sich im Zustande völliger Wildheit
in bezug auf Kleidung, Nahrung u. s. w. Später verheiratete er
sich mit einer Indianerin aus einer angesessenen Familie. Dieser
Indianer betete regelmässig und zu gewissen Stunden das »Vater
Unser« und »Ave Maria« in seiner Sprache, ein Beweis, dass
er zu den katechisierten Indianern gehörte. Seine Leiche ist in
der Kirche von São João de Camaquam beigesetzt. Eigentüm¬
lich ist es, dass die Tochter jenes Indianers blaue Augen hat.
Wie sie versichert hat auch ihr Vater solche besessen. Erklär¬
lich ist die Sache nur, wenn man den Erzählungen von den in¬
timen Beziehungen der Väter Jesu zu den Indianern Glauben
schenkt. Unter den Patern befanden sich einige Deutsche!
Die eben erwähnte P'rau gehört mit zu denen, welche die Stein¬
beile für Donnerkeile halten.
Sprache. — Rasse.
Die Tapes gehörten zur Gruppe der sogenannten Tupy
und müssen daher die Lingua Geral gesprochen haben. Letztere
war und ist unter verschiedenen Namen bekannt. In der bereits
zitierten Exposition des Visconde do Rio Branco heisst es
unter anderem; »Die Guaranys vom Paraguay und die Tupy
Brasiliens sprachen und sprechen sämtlich die Sprache aba ñeenga,
d. i. Sprache der Menschen, von den Portugiesen Lingua Geral
dos Brazis — (zu deutsch : allgemeine Sprache der Brasilier)
genannt, heute jedoch mehr unter dem Namen »Guarany be¬
kannt, eine Bezeichnung, welche die Jesuiten in Paraguay dieser
Sprache gaben.« —
In einem andern Werke: Chorographia do Brazil von
Dr. Joaquim M. de Lacerda ist die Tupysprache mit »nhehen-
gatü« bezeichnet. Als Beweise dafür, dass die Tapes diese
Sprache gesprochen haben, dürfte wohl gelten : die engen Be¬
ziehungen derselben zu den Guarany der Uruguaymissionen —
und weiter, gleiche Benennung von Pdüssen des Tapegebietes
und der genannten Missionen. Es sind die Flüsse Camaquam
und Piratiny. Dass die Sprache der Indianer eine sehr reiche
gewesen ist, davon zeugen die in die brasilianische Sprache
herübergenommenen Namen von Flüssen, Örtlichkeiten, Bergen,
fast allen Pflanzen, sehr vielen Vierfüssern, In.sekten, Fischen
u. s. w.
XIV. Amerikanisten-Kongres«. ^8 ]
Ein Volk mit solchem Sprachreichtum kann man nicht
ohne weiteres als wild be/.eichnen.
Versuchen wir nun etwas näher auf die Rasseneigentüm¬
lichkeiten der Tapes einzugehen. Die Xachkommen derselben
oder wenigstens diejenigen, welche sich als solche bezeichnen,
unterscheiden sich von den übrigen Brasilianern durch gedrungenen,
nicht selten auch grossen, starken Körperbau, breites Gesicht
mit vorstehenden Backenknochen, einer eigentümlich gebogenen,
nach unten hängenden Nase, wulstigen Idppen, grobes, schwarzes
Maar, wenig Bart, funkelnde, dunkle Augen und eine kupfer¬
braune bis schmutziggelbe Hautfarbe. Die helleren Individuen
haben mehr Ähnlichkeit mit Chinesen. Die Augenstellung deutet
auf mongolische Mischung hin. Einige Autoren, wie João von
Erankenberg in seiner Historia do Brazil vertreten die Ansicht,
dass in grauer Vorzeit eine mongolische Einwanderung statt¬
gefunden hat. Welcher Typus nun denjenigen der Tapes dar¬
stellt, lässt sich kaum entscheiden. Alle Versuche Gerippe zu
erhalten, schlugen fehl und so ist bis jetzt die einzige Möglich¬
keit genommen, genauere Studien in dieser Richtung vorzunehmen.
Religion.
Leider sind uns keinerlei Nachrichten über Glauben und
religiöse Gebräuche der Tapes erhalten. Wir dürfen aber wohl
annehmen, dass sie gleich andern Stämmen die Sonne und den
Mond verehrten. Die Priester übten jedenfalls unumschränkte
Gewalt aus.
Geschichtliche Dokumente weisen auf Beziehungen der
Tapes zu den Missionen am Uruguay hin und ist darum anzu¬
nehmen, dass ein grosser Teil der Tapes katechisiert worden ist.
Charakter.
Wie schon bemerkt, war ein Hauptzug im Charakter der
Tapes die Kriegslust, eine Erscheinung, welche auch vor 1500
Jahren bei unseren Vorfahren im alten Germanien beobachtet
wurde. Ereiheits- und Vaterlandsliebe waren damit verbunden.
Ausdauer, Geduld, Fleiss und eine gewisse Kunstliebe und
eine Art Kunstsinn erkennen wir aus den wenigen Überresten
ihrer Geräte, Pietät gegen ihre Toten aus der sorgfältigen Be¬
stattung derselben in Urnen und tönernen Särgen. Wir dürfen
31
482
Xn'. Amerikanisten-Kongress.
annehmen, dass dieses Volk unter günstigen Verhältnissen fähig
gewesen wäre, eine höhere Stufe der Kultur zu erreichen.
Lebensweise. — Beschäftigung.
Die Tapes lebten (nach Pinto Guimarães i in kleineren
Horden von ca. 50 P'amilien, deren jede einem Kaziken unter¬
stand. Primitive Hütten aus Holz oder Häuten, vielleicht auch
natürliche Höhlen mögen als Wohnung gedient haben.
Man darf wohl annehmen, dass die Scherbenstätten iden¬
tisch mit den ehemaligen Wohnplätzen sind. Sie finden sich
fast immer auf den Höhen der Hügelketten. Jedenfalls hatten
die Tapes wichtige Gründe, die Wohnungen auf diese Weise an¬
zulegen.
Auf den Anhöhen ist der Wald weniger von den Rohr¬
arten Taquara und Cresciuma durchwachsen, die man mehr, un¬
durchdringliches Dickicht bildend, an den Ufern der Wasser¬
läufe und Niederungen antrifft. Es ist klar, dass dies ein Hin¬
dernis war. Vielleicht sind auch Gesundheitsrücksichten
massgebend gewesen. In den Tälern herrscht ausserdem ein
bedeutend grösserer Temperaturunterschied, als auf den Höhen.
Zu verkennen ist auf keinen P'all, dass wichtige Beweg¬
gründe die Ansiedlung auf den Höhen veranlasste, denn Aus¬
nahmen sind fast gar nicht zu verzeichnen.
Die Beschäftigung der Tapes musste, wie die aller andern
Naturvölker, eine vielfältige sein, da sie sich Nahrung, Kleidung,
Geräte und Waffen selbst herstellen mussten und wohl keine
Idee von Arbeitsteilung hatten.
Die Beschaffung von Nahrung ist für alle Menschen die
wichtigste Frage und auch die Tapes hatten bei der Armut,
der von ihnen bewohnten Wälder an essbaren Früchten und bei
dem Mangel grosser fischreicher Flüsse, gewiss mit manchen
Schwierigkeiten zu kämpfen.
Aufgefundene Knochen deuten auf die Jagd kleinerer Tiere,
wie Tatù, Cutia, Coati u. a. Knochen von Seefischen (M\'ra-
guaya und Bagre) beweisen, dass alljiihrlich eine Abteilung an
die Meeresküste zog, um dem I'ischfang obzuliegen.
Stücke von eigentümlichen Siebtôjhen, wie solche noch
um 1 870 bei Indianern am Camaquam bei Bereitung einer ge-
XIV. Anierikanisten-Kongress. 4<^3
wis.sen Speise aus Maiskörnern benutzt wurden, beweisen den
Anbau von Mais.
Nach einigen Autoren befassten sich die Patos mit der
Kultur von Maniok und Baumwolle. Dies dürfte von Einfluss
auf die Tapes gewesen sein. Die riesigen Gefässe können zu
nichts anderem, als zur Bereitung des Maniokmehles nach in¬
dianischer Art, gedient haben.
Ob sie auch eine gewisse Art Bohnen, die sog. Tupy-
bohnen und eine hier heimische Kartoffelart oder sonstige Ge¬
wächse kultiviert haben, lässt sich in keiner Weise bestimmen.
Die Pfeifenköpfe verschiedenster Gestalt und Vollendung
und eine an gewissen Stellen angetroffene weissblühende Tabaks¬
art weisen auf das Anpflanzen von Tabak hin.
Die zahlreichen Bienenarten des Urwaldes, von den In¬
dianern mit besonderen noch heute gebräuchlichen Namen be¬
legt, lieferten in ihren feinen Honigsorten ebenfalls einen Beitrag
zur Nahrung. Die Steinäxte dienten vornehmlich zum Öffnen
hohler Bäume in welchen Bienen hausten.
So berichtet mir Herr Pedro Bischoff in Taquara do Mundo
Novo, dass ihm bekannte Waldläufer auf der Serra Geral oft
solche Bäume antr-afen, welche von Coroados mittels Steinäxten
geöffnet waren. Wir dürfen annehmen, dass die Tapes ebenso
verfuhren.
Die Niederlegung des Waldes zur Anlage von Pflanzungen
geschah jedenfalls in der Weise, dass nur die mittelstarken und
dünnen Stämme gefällt wurden, während die grösseren und
dicksten Bäume stehen blieben, beim Roçabrande verdorrten
und später mit P'euer gefällt wurden, ein Vorgehen, was man
heutzutage noch bei manchem Caboclo beobachten kann, der
trotz seiner guten Stahlaxt zu bequem ist, dicke oder zu knorrige
Bäume abzuhauen.
Es wird berichtet, die Tapes wären gute Reiter gewesen
und hätten auch Rindvieh besessen.
Dies Vieh kann unmöglich von den Kolonisten eingeführt
worden sein, denn als 1737 die Villa São Pedro durch Silva
Paes angelegt wurde, besassen die Indianer schon grosse Herden.
Auch schon vorher traf eine Expedition, welche einen
Landweg von São Paulo nach der Colonia do Sacramento, un¬
weit des heutigen Montevideo öffnete, zahlreiche Herden im
484
XIV. Anierikanisten-Kongress.
Süden von Rio Grande do Sul an, und veranlasste einige Minua-
noindianer zur Anlage von Estancias. Es ist anzunehmen, dass
das Vieh vom La Plata hergekommen ist. Vielleicht hat schon
João Dias de Solis, welcher 1515 den »Silberstrom« entdeckte,
oder eine der vielen nachfolgenden Expeditionen Vieh mitge¬
bracht, welches sich, dank eines günstigen Klimas und aus¬
giebiger Nahrung ungehindert und schnell vermehrte und nach
und nach gen Norden verbreitete. Pferd und Rind bewirkten
bedeutende Änderungen der Lebensweise der Indianer, also auch
der Tapes.
Zum Einfangen des Viehes bedienten letztere sich des
Lasso und der »bolas«, d. s. Wurfkugeln aus Stein mit einem
Leder- oder Baststrick untereinander verbunden, eine eigene
Erfindung der Indianer.
Die Tapes, wie auch alle übrigen Indianer, bei denen sie
im Gebrauch, bedienten sich dieses Wurfgeschosses, welches
übrigens auch eine furchtbare Waffe ist, mit nur zwei gleich¬
grossen gerillten Steinkugeln.
Die Brasilianer fügten später eine dritte kleinere Kugel an
einem kürzeren Riemen hinzu, jedenfalls um dadurch grössere
Treffsicherheit und mehr Wucht zu erzielen.
Die Kleidung der Tapes war eine dem Klima und den
Verhältnissen angemessene, also jedenfalls eine primitive. Wir
dürfen wohl annehmen, dass sie sowie ihre Nachbarn Schürze
aus Bast, Tierfellen oder l'edern, vielleicht auch die langen
Mäntel aus Baumwolle, welche die Patos angefertigt haben sollen,
getragen haben. Federn fanden jedenfalls reichliche Verwendung
und mögen der amerikanische Strauss, der wilde Schwan, die
Papageien, Jacüs u. a. das Material geliefert haben.
Im Kriege fehlte überhaupt jedes beengende oder belästi¬
gende Kleidungsstück. Der Kopf, der Hals, die Arme und die
Beine wurden mit bunten Ledern, gewöhnlich roten und schwarzen,
geschmückt (s. Basilio da Gama »O Uruguay«); von den Hüften
fiel ein P'ederschurz nieder. Den Hals zierte oftmals eigenartiger
Schmuck aus Krallen erschlagener Tiere, wohl auch aus See¬
muscheln oder einzelnen bearbeiteten Steinchen. Solcher Krallen¬
schmuck wurde zusammen mit Resten von Federn an Gerippen
in der Kolonie São Lourenço von deutschen Kolonisten auf¬
gefunden. Leider vernichteten dieselben alles.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
485
W’ a f fe n.
Als Waffen führten die Tapes grosse Imogen und Pfeile,
von denen sich allem Anscheine nach keine Exemplare erhalten
haben; ferner Lanzen, deren Spitze, wie jedenfalls auch die der
Pfeile, vergiftet wurden, und schliesslich die weithintreffenden
»bolas«, welche schon weiter vorn beschrieben sind.
Ob die Steinbeile auch als Waffen gedient haben, ist nicht
gewiss ; man findet keinerlei Aufzeichnungen darüber.
Die Imogen sollen aus zähem Holze hergestellt gewesen
sein, die Pfeile aus Lichtrohr mit Knochenspitze. Die Lanzen
waren angespitzte Stangen harten Holzes. Nur vereinzelt mögen
Spitzen aus anderem Stoff, wie z. B. aus Eisen oder Stein ge¬
dient haben. Eine eiserne Spitze wurde mit Steinbeilen zu¬
sammen in der Kolonie Santo Antonio gefunden.
Das Eisen und seine Verwendung haben sie jedenfalls erst
durch Zusammentreffen mit den Weissen kennen gelernt. Es
ist sehr wahrscheinlich, und einzelne Geräte zeugen für diese
Annahme, dass sie jedes Stück dieses Metalls, dessen sie habhaft
werden konnten, in ihrer Weise verarbeiteten.
'Gefässe und Geräte.
Besondere Beachtung verdienen die verschiedenartigen Ge¬
fässe, sowohl in bezug auf Grösse und P'orm, als auch in Hin¬
sicht auf die verschiedenartige Verzierung.
Von den Geräten haben sich leider nur die aus Stein an¬
gefertigten erhalten, abgesehen von einigen wenigen eisernen
Gegenständen.
Am häufigsten trifft man noch die verschieden geformten
Steinbeile, weniger die flachen Mörser, Mörserkeulen. Schleif¬
steine etc. an.
Es fehlen die Geräte zur Bearbeitung des Bodens und zur
P'örderung des Tones, resp. feiner Glasurerden. Sie müssen un¬
bedingt aus Holz gefertigt gewesen sein. Es ist einleuchtend,
dass man ohne passende Geräte nicht mannstiefe Löcher machen
konnte.
Solche Löcher wurden an verschiedenen Stellen der Serra
dos Tapes gefunden Man erkennt auf den ersten Blick, dass
sie von Menschenhand hergestellt sind, ln einigen traf man
starke Bäume, welche auf dem Grunde derselben gewachsen waren.
486
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Keramik.
Die Anfertigung der verschiedenen Gefässe und Geräte
musste naturgemäss eine Art Hausindustrie herausbilden. In der
Keramik konnte sich natürlich Erfindungsgabe und Kunstsinn
mehr betätigen als in der Steinbearbeitung.
Die Gefässe zerfallen in drei scharf unterschiedene Arten,
nämlich i. solche, welche ganz glatt und einfach sind, auch
keinerlei Verzierung aufweisen, 2. andere, welche plastische, meist
dachziegelähnliche Verzierungen oder runde Eindrücke haben,
und 3. endlich solche, welche mittels feiner weisslicher Erde
»glasiert« und auf dieser Glasur mit bunten Malereien ver¬
sehen sind.
Am häufigsten trifft man die gekerbte Art an und sind
von diesen Gefässen leichter Exemplare erhältlich als von den
beiden andern Typen.
Alle Gefässe haben gewölbte Böden, die sie neben andern
Merkmalen von europäischen Erzeugnissen auffällig unterscheiden.
Ohne Töpferscheibe freihändig modelliert, zeigen die Ge¬
fässe trotzdem eine ziemliche Regelmässigkeit in Eorm und
Rundung.
Das Material ist, je nach der Örtlichkeit, verschieden und
nicht geschlemmt, so dass es ziemlich viel grobe Sand- und
Kieselkörner enthält.
Das Brennen wurde in Öfen, welche aus rohen Eeldsteinen
zusammengesetzt und zur Hälfte in die Erde eingegraben waren,,
in meist unzulänglicher Weise besorgt. Selten trifft man besser
gebrannte keramische Objekte an.
Solche Brennöfen wurden in verschiedenen Teilen der Ko¬
lonie Santo Antonio und an andern Stellen angetroffen, aber
leider von den Kolonisten zerstört, so dass eine Beschreibung
nicht möglich ist.
Die meisten Gefässe weisen eine ziemliche Stärke der
Wandungen auf, jedenfalls des verwendeten Materials und der
Anfertigungsweise wegen.
East alle zeigen im Durchschnitt nur eine dünne gebrannte
Schicht, während das Innere roh ist, ein Umstand, der gewiss
sehr viel zu leichtem Zerbrechen beitragen musste.
XIV. Amerikanisten-Kongres.s.
487
lîei einzelnen Gefässen erkennt man deutlich, da.ss sie aus
einzelnen Ringen geformt wurden; andere, welche diese Spuren
nicht tragen, wurden wohl aus einem einzigen grösseren Stück
gearbeitet. An manchen ist auf Bildung des Randes besondere
Sorgfalt verwendet, auch zeigen sie eine charakteristische
Bauchung; andere stellen einfach die Hälfte einer grossen hher-
schale dar. Übrigens mögen sehr verschiedene h'ormen ge¬
bräuchlich gewesen sein. Aus den Scherben lässt sich erkennen,
dass Gefässe mit mehrfacher Kehlung und Bauchung, mit ver¬
schieden geformten Rändern, in den verschiedensten Höhen und
Weiten fabriziert wurden.
Am interessantesten sind ohne Zweifel die bemalten Ge¬
fässe. Die Malerei befindet sich stets auf einer Art Glasur \ on
ca. I mm Dicke aus feiner bläulich- resp. rötlich- oder gelblich-
weisser Erde, welche mit ganz feinem Glimmer vermischt ist.
Der Boden der Gefässe ist nicht glasiert, ebensowenig die Innen¬
seite.^) Die Malerei ist meist mit roter, seltener mit schwarz¬
brauner Mineralfarbe ausgeführt.
Der scharfe Unterschied in Art und Form der verschiedenen
Gefässe lässt im ersten Moment auf gemeinschaftliche Ansiedlung,
unter sich verschiedener Stämme, schliessen, auch liesse sich an¬
nehmen, dass ein vielleicht höherstehender Stamm von einem
wilderen, aber stärkeren, vertrieben wurde. Hält man aber die
Tatsache dagegen, dass nördlich des Rio Jacuhy ebenfalls drei
Arten Gefässe gefunden wurden, darunter auch solche mit Malerei
(welche jedoch von der der Tapes abweicht), und dass sogar
im Jahre 1849 — 50 die Herstellung mehrerer Arten von Ge¬
fässen und anderen Dingen von Teilnehmern einer Expedition
unter Anführung des Herrn Alfons Mabilde beobachtet wurde,
so zerfällt obige Annahme in nichts.
Ausser der Herstellung von Gefässen war auch die An¬
fertigung von Tabakpfeifen, resp. Pfeifenköpfen, eine, wie es
scheint, von jung und alt geübte Beschäftigung, wenigstens deutet
die ungeschickte Arbeit bei manchen und die sorgfältigere Aus¬
führung bei andern darauf hin.
Schwerlich handelt es sich hier wohl um Exemplare aus
9 Einige wenige Scherben, w’ohl von flachen Schüsseln herrührend, zeigen
Malerei sowohl an der Aussen- als auch an der Innenseite.
488
XIV. Amerikanisten-Kongress.
verschiedenen Perioden, welche einen Entwicklungsgang dar¬
stellen.
Die meisten Köpfe zeigen die Form eines abgestumpften
Kegels, andere bilden mit dem Rohr ein einziges zusammen¬
hängendes Ganzes.
Gänzlich abweichend vom gewöhnlichen Typus ist ein
Kopf, welcher in einem Töpfchen zusammen mit mehreren runden
Steinen in der Picada Franceza, Kolonie Santo Antonio, gefunden
wurde. Der gut und gross gearbeitete Kopf zeigt an der Vorder¬
seite eine Platte in P'orm eines Schildes, welche wohl dazu diente,
die Pfeife so niederzusetzen, dass das Rohr senkrecht stand. Der
Stiefel ist seitlich flach und sehr breit; er zeigt eine kleine
()flhung, welche zur Aufnahme eines feinen Fichtrohrs gedient
haben mag.
Der Grösse und säubern Arbeit wegen ist anzunehmen,
dass diese Pfeife entweder einem Häuptlinge gehörte oder dass
es eine jener sogenannten »Friedenspfeifen« war, wie sie in den
Versammlungen reihum gingen.
Die andern Köpfe fassen dagegen verschwindend wenig,
ein Zeichen, dass die Tapes entweder nicht sehr leidenschaftliche
Raucher waren oder aber ihre Pfeifchen öfter stopften.
Es liegt nahe, dass auch Versuche in der Nachbildung von
menschlichen und andern Geschöpfen gemacht wurden; einige
wenige Funde deuten darauf hin. Ein P'ragment stellt eine Art
Puppenkopf, ein anderes Objekt eine Art Fisch dar.
Von einem Kolonisten wurde ein langer trichterförmiger
Gegenstand gefunden, jedenfalls eine jener tönernen Trompeten,
wie solche auch bei andern Stämmen in Gebrauch gewesen sind.
Der Finder verfuhr damit wie fast alle andern.
Malerei.
In P'rage kommen nur Malereien auf Gefässen und Scherben
von solchen. Üb die Tapes auch Holzmalereien, wie die Co¬
roados, oder Wandmalereien, wie einzelne Stämme im Innern
von Matto Grosso, ausführten, ist nicht zu ermitteln.
Da es sehr schwierig ist, ganze Gefässe mit Malerei zu
erlangen, so hat es Schreiber dieses unternommen, von grösseren
und kleineren Scherben die darauf befindlichen Zeichnungen in
natürlicher Grösse und Farbe zu kopieren.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
489
Es ist auf diese Weise gelungen, eine Anzahl teils ver¬
schiedener, teils unter sich verwandter Muster zu erhalten. Bei
einigen derselben fällt uns die korrekte und systematische, bei
manchen die an griechische Muster erinnernde Linienführung auf,
während man bei andern die geringere Begabung des betreffenden
Zeichners sofort erkennt.
Die Malerei harmoniert mit der Form der Gefässe. So
ist z. B. in den Kehlungen entweder ein breites Band oder ein,
durch Bänder abgegrenztes, entsprechendes Muster anzutrefifen.
Gewöhnlich zeigt jedes Gefäss neben dem Hauptmuster
auf der Bauchung ein oder zwei schmälere Muster in der Keh¬
lung und auf der Randwulst, voneinander getrennt durch ein
bis vier schmale Bänder von gleicher oder verschiedener Farbe
oder ein breites, meist rotes Band.
Die Reihenfolge ist also von unten nach oben wie folgt :
I. das Hauptmuster, 2. ein oder mehrere schmale Bänder, 3. das
Muster in der Kehlung resp. ein breites rotes Band, 4. das
Muster auf der Randwulst und 5. das abschliessende und nach
Innen übergreifende oberste Band von roter Farbe.
Manchmal ist das Hauptmuster nach unten durch ein breites
Band abgeschlossen. Bei manchen Gefässen fällt das Kehlungs¬
muster, der Form wegen, ganz fort.
Die Hauptmuster auf der Bauchung der Gefässe zerfallen
in geradlinige und krummlinige.
Die geradlinigen sind häufiger und zeigen verschiedene
IMotive.
Nicht selten wechseln gerad- und krummlinige Muster in
der Weise ab, dass das Hauptmuster geradlinig und das dar¬
überstehende Randmuster krummlinig ist ; manchmal ist auch
das Gegenteil der Fall.
Ein beliebtes Muster ist der Irrgang (s. Abb. 9, 16, 19,
S. 495 — 497). Man findet ihn dadurch variiert, dass alle Ecken
des Musters mit Tupfen bedeckt wurden, wodurch das Muster
ein ganz fremdartiges Aussehen bekommt (s. Abb. 20, S. 497).
Muster aus fächerartig geordneten, regelmässig wiederholten
Geraden verdanken vielleicht der Blattentfaltung gewisser Palmen
ihre Entstehung (s. Abb. i, S. 495).
Von rechts nach links oder umgekehrt laufende parallele
Schräglinien, entweder durch je drei senkrechte oder entgegen-
490
XIV. Amerikanisten-Konçress.
gesetzt laufende Schräglinien in gewissen Abständen geteilt^
bilden einfache und doch nicht unschöne Muster (s. Nr. 4 und 5,
S. 495).
Manchmal findet das Hauptmuster gegen die Kehlung seinen
Abschluss durch zwei schmale rote Bänder, die Kehlung selbst
zeigt in regelmässigen Abständen runde Tupfen und ist gegen
den oberen Rand wieder durch zwei schmale Bänder abgeschlossen.
Der Rand zeigt einfache, senkrechte und schräge Linien im
Wechsel (s. Nr. 4).
Bei den Hauptmustern finden wir ferner die ziemlich sy-
metrischen Zickzackmuster, treppenstufenartig ansteigende und
parallel in regelmässigen Abständen wiederholte Linien (s. Nr. 6
und 10, variiert Nr. 8 und 14).
Auf den Scherben eines kleinen Töpfchens fand sich ein
anderes, fiüchtig gearbeitetes Zickzackmuster mit senkrechter
Teilung (s. Nr. 15 ), auf Überresten eines grösseren Gefässes, eine
leiterartige Zeichnung (s. Nr. 21, auch Nr. 12).
Die weniger angetroffenen krummlinigen Hauptmuster zeigen
weniger Abwechslung.
Bei manchen sehen wir die Bogenlinien durch je zwei
Senkrechte regelmässig unterbrochen (s. Nr. 2), während bei
andern Mustern (s. Nr. 3 und 1 1) die Bogenlinien fortlaufend sind
resp. beieinander beginnen.
Mit Mustern, welche aus Geraden und Krummen zusammen¬
gesetzt sind, wurde nur ein kleiner Scherben gefunden. Das
Fragment gibt jedoch keinerlei Idee vom ganzen Muster. Trotz
stundenlangem Suchen war es nicht möglich, Ergänzungsstücke
zu finden (s. Abb. 17).
Der Scherben rührt, nach Dicke und schwacher Rundung
zu urteilen, von einem sehr grossen Gefäss her.
Die Kehlungs- und Randmuster sind, wie schon bemerkt,,
ebenfalls entweder einfache senkrechte und schräge Striche im
Wechsel (s. Nr. 4) oder sich kreuzende Schrägstriche, welche
ein oder zwei Reihen verschobener Quadrate resp. Rechtecke
ergeben oder parallele Zickzacklinien (s. Nr. i, 11, 14, 19 und
21 ) oder schliesslich auch ganz unregelmässige systemlose Striche
(s. Nr. 7).
Die krummlinigen Randmuster sind entweder konzentrisch
angelegte Halbkreise, im Wechsel nach oben und unten geöffnet
XIV. Amerikanisten-Kongress.
491
oder parallel laufende Schlangenlinien, welche sich in gewissen
Abständen mit mehr oder weniger Gleichmässigkeit wiederholen
(s. Nr. 5, 6 und 10).
Neben dem Bestreben nach Systematisierung und Erzeugung
von Harmonie der einzelnen Cluster eines Gefässes unter sich,
wie auch ein Hervorheben der einzelnen Formenteile des Ge¬
lasses durch die Bemalung, die Verwendung von Bändern zur
Teilung und zum Abschluss der Muster und schliesslich die
Verwendung mehrerer Farben zur Erzielung eines besondern
Effektes, zeigen uns, dass auch ein noch in der Kindheit stehen¬
des Volk imstande ist, seine Kunstideen zu haben.
Die Malerei musste, wie die Töpferei Gemeingut des ganzen
Volkes sein, und so kam es, dass unter den »Künstlern« viele
Pfuscher waren, wie sich aus einzelnen der kopierten Muster
deutlich erkennen lässt.
Einige Arbeiten erregen unsere Aufmerksamkeit wegen
zarter und systematischer Linienführung. Man muss bedenken,
dass den Indianern nur das primitivste Material zur Verfügung
stand.
Ob die Tapes Pinsel aus Haaren oder Federn benutzten
lässt sich nicht feststellen.
Zur Erzeugung der P^arben dienten verschiedene farbige
Steinarten. Noch jetzt werden solche Farbsteine an Stellen wo
Tapes gehaust haben, aufgefunden. Sie zeigen deutliche Spuren
der Abnutzung und ein Reiben mit dem nassen Finger erzeugt
sofort eine schone Farbe.
Die meisten IMalereien sind in Rot ausgeführt und dem¬
gemäss sind auch die meisten der aufgefundenen Farbsteine
rote. Man findet jedoch auch solche, die eine hellgelbe, eine
dunkelgelbe oder eine schwarzbraune Farbe ergeben.
Einzelne Scherben trifft man auch mit schwarzbrauner
Malerei bedeckt, manche rotbemalte zeigen dunkle Bänder.
Es ist zu beklagen, dass in den meisten Fällen nur kleinere
und oft übel zugerichtete Scherben und äusserst selten ganze
Gefässe mit Überresten von Bemalung antrifft.
Das grosse ethnographische Museum der Gebrüder Bar-
bedo, welches auf der Ausstellung des Staates Rio Grande do
Sul zu Porto Aiegre im P'ebruar igoi einen grossen Saal füllte,.
49-
XIV. Amerikanisten-Kongress.
hatte nur ein einziges und noch dazu sehr fragmentarisches
Exemplar aufzmveisen,
Es sei nebenbei bemerkt, dass die beschriebenen Mineral¬
farben jedenfalls auch zur Bemalung des Körpers gedient haben
mögen.
Steinbearbeitung.
Die Tapes leisteten in der Bearbeitung von Steinen sehr
\iel. Besondere Beachtung verdienen die gleichmässig bear¬
beiteten Kugeln für die »bolas «, wie auch die selten gefundenen
Fragmente bearbeiteter Bergkristalle.
Beile und Kugeln brockten sie jedenfalls, aus schon von
der Natur mehr oder weniger nach ihren Wünschen geformten
Steinen, welche sie wohl oft aus Bächen und Flüssen entnahmen,
wie sich an manchen der gefundenen Gegenstände deutlich er¬
kennen lässt.
Nach der rohen Vorbereitung wurden die betreffenden
Objekte auf gröberen und später auf feineren Steinen durch
Hin- und Herreiben geschliffen und erhielten so nach und nach
die gewünschte Form *).
Man findet häufig, sowohl lose Steine, als auch grössere
Felsen, welche deutliche Spuren dieser Arbeit aufweisen.
Manche Beile sind nur an der Schneide, andere sorgfältig
im ganzen bearbeitet. Einige sind aus Gesteinsarten hergestellt,
welche bis jetzt in der Serra dos Tapes ebenso wenig ange¬
troffen wurden, als die grossen und schönen bis 30 cm langen
Bergkristalle, welche dann und wann zusammen mit anderen
Gegenständen gefunden werden. Es ist daher anzunehmen, dass
sie diese Steine aus dem Innern des Landes holten oder aber,
bis jetzt von Weissen nicht entdeckte Lager solcher Gesteine
kannten. Die Länge der Steinbeile schwankt zwischen 8 und
19 Va cm, die Breite an der Schneide beträgt 5 bis 12 cm. IDie
fi Herr Bischof! erzählt in seiner Beschreibung der Expedition des Henn
A. Mabilde vom Jahre 1849—50, dass ein Mitglied der Expedition den Coroados
bei Anfertigung ihrer Steingeräte zusah. Die Coroados fertigten ausser glatten
Beilen auch solche mit Bille zur bessern Befestigung des Stieles, welch letztere
Art hier bis jetzt nicht gefunden wurde.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
493
Schneide ist abgerundet, selten gerade. Ein ()hr besitzen sie
nicht ^).
Eine eigentümliche Art von Geräten verdient besondere hh-\väh-
nung. Man hat bis jetzt angenommen, dass es Streitäxte gewesen
sind, was Schreiber dieses aber bezweifelt. Es sind völlig kreis¬
runde, sorgfältig gearbeitete, seitlich konisch geschliffene und im
Zentrum durchlöcherte Steine, von welchen bis heute nur ein
Fragnient in hiesiger Gegend gesammelt werden konnte und
der Fund eines ganzen, das der Finder leider zerschlug, be¬
kannt ist.
VVohlerhaltene Exemplare gleicher Form, aber von ziem¬
licher Grösse und bedeutender Schwere befinden sich im bereits
erwähnten Museum Barbéelo und in der deutschen Knabenschule
zu Porto Alegre. Es ist unmöglich, dass Steine von solcher
Grösse als Streitäxte benutzt wurden. Da die kleineren genau
die gleiche Form haben, so werden sie auch gleichen Zwecken
gedient haben, welchen, das bleibt noch zu ergründen. Läng¬
liche Steine wurden zu Mörserkeulen, flache rundliche zu Mör¬
sern verarbeitet. Letztere waren kreisrunde, nach der Mitte zu
schwach vertiefte Steine aus hartem, schwerem Material. Die
Mörserkeulen wurden bis zu 50 cm Länge angefertigt.
Zum Glätten der Innenseite von Gefässen wurden längliche
nach allen Seiten abgerundete Kiesel benutzt, welche teils schon
in dieser Form in den Flüssen und Bächen Vorkommen, zum
Teil auch noch etwas nachgearbeitet wurden.
Auch Anhängsel wurden aus weicheren Gesteinsarten her¬
gestellt, wie dies ein 2 cm langes doppelt durchbohrtes und
schön geglättes Fundstück beweist.
Wundern muss man sich, wie die Tapes es fertig brachten
Kristalle zu bearbeiten. Gegenstände aus diesem Gestein sind
selten, obwohl man häufiger unbearbeitete Kristalle antrifft.
Die meisten Sachen wurden von den Findern zerschlagen »um
zu sehen, wie die Steine inwendig aussehen«.
Einige Fragmente zeigen rauhen Schliff, andere sehen aus
wie geschnitten !
Welche Werkzeuge besassen die Tapes zum Steinschnei¬
den Nur durch irgendeinen glücklichen Zufall könnte dies
’) Die Beile wurden jedenfalls in einem gespaltenen Stiel durch Umwickeln
mit Bast befestigt.
494
XIV. Amerikanisten-Kongi'ess.
wohl aufgeklärt werden. Ein in Kolonie Santa Silvana aufge-
fundener Kristall scheint als Signalpfeife gedient zu haben. Er
ist vollständig erhalten. Die fehlende Membrane wird aus Rohr
gefertigt gewesen sein.
Schon mehrfach berichteten Kolonisten, dass an verschie¬
denen Stellen im Walde Steine gefunden wurden, auf denen
Eiguren eingehauen waren.
An einer Stelle der Kolonie Sao Lourenço sollen sogar
aus Stein gehauene Figuren vorhanden sein.
Ebenda wurde von einer Jagdgesellschaft eine riesige
Steinplatte gefunden, welche in der Mitte eine grosse, an zwei
gegenüberliegenden Seiten aber je drei schüsselartige kleinere
Vertiefungen aufwies.
Eine andere Jagdgesellschaft ruhte auf einer grossen Stein¬
platte aus. Man kam auf die Idee, die Platte von dem unter¬
liegenden Stein herabzustossen und fand in einer Höhlung des
letzteren eine grössere Anzahl »bolas«, ungefähr vierzig an der
Zahl, welche die Jäger teils zerschlugen, teils mit nach Hause
nahmen.
Alle diese Angaben der Kolonisten müssen erst auf ihre
Richtigkeit geprüft werden.
Jedenfalls bietet sich für einen hier ansässigen Sammler
Gelegenheit die Forschung über die Tapes noch weiter zu
fördern.
Vor allem wäre es sehr wünschenswert, Gerippe zu er¬
halten, von denen in letzter Zeit dem Schreiber dieser Zeilen
berichtet wurde, wie auch die obigen Angaben der Kolonisten
in bezug auf die bearbeiteten Steine zu untersuchen, und wenn
möglich die vorhandenen Sachen einer Sammlung zu sichern und
so vor schliesslicher Vernichtung zu bewahren.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Bruchstücke bemalter Tongefässe. ‘/4 nat. Gr.
496
XIV. Amerikanisten-Kongress.
lîruchstücke bemalter Tongefässe.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
497
Bruchstücke bemalter Tongefässe. * 4 nat. Gr.
498
XIV. Amerikanisten-Kongress.
II. Teil.
Bemerkungen über die etünograpliisclie Sammlung.
Angelegt von C. O. Ullrich, Lehrer zu Kolonie Santo Antonio, Munizip Pelotas,
Staat Rio Grande do Sul, Brasilien.
1. Abteilung.
Gefässe der Ta pesili diane r.
(Sammelgebiet; das Munizip Pelotas.)
Obwohl erst im letzten Jahre vorliegende Sammlung ein¬
verleibt, ist doch dem bemalten Topfe als Nr. i der erste und
wichtigste Platz eingeräumt.
Schon im ersten Teile dieser Arbeit, wurde darauf hinge¬
wiesen, wie selten gerade diese bemalten Gefässe sind. Der
blinder, ein P'ranzose, trennte sich nur ungern davon, um so mehr
als es der einzige Gegenstand war, der dem Brande seines
Hauses im Oktober 1901 nicht zum Opfer fiel. Er fand den
Topf 1894 beim Arbeiten im Walde, halb im Boden steckend
und umgestürzt. Ein Bäumchen war durch den Boden gewachsen
und es bedurfte nicht geringer Vorsicht das Gefäss loszube¬
kommen. Die Malerei war noch sehr gut erhalten, verschwand
aber teilweise, infolge der Witterungseinflüsse, denn der P'inder
hatte den Topf auf einen Pfosten seines Weinspaliers gestürzt.
Erst Jahre nachher nahm er ihn ins Haus.
Der Topf ist 20 cm hoch, hält an der Bauchung 28 cm,
an der Öffnung 23 cm Durchmesser. Die Bemalung ist unter
Nr. 19 auf S. 497 wiedergegeben.
Dieselbe Form und auch Spuren von Glasur aber keine
Malerei, zeigt ein, in Picada Arroio do Padre ebenfalls umge¬
stürzt im Walde gefundenes Töpfchen von 10 cm Höhe mit
20 cm I lurchmesser in der Bauchung und 1 5 cm Durchmesser
an der f)ffnung. Der h'inder hielt ihn, des Loches halber, für
einen hohlen Stein. Ciefässe des gekerbten l')'pus enthält die
Sammlung sechs. Das grösste, ein Toi)f von 70 cm Höhe und
45 cm Durchmesser an der Öffnung wurde 1894 im Rincào do
XIV. Amerikanisten-Kongre.ss.
499
Inferno von einer Mulattin gefunden, welche zu Hause Blumen
hineinpflanzte. Es bereitete einige Schwierigkeiten den Topf
bis zu dem, zwei Stunden entfernten Hause des Sammlers zu
bringen ^).
Das Töpfchen Nr. 4 verdient besondere Erwähnung, weil
in demselben der schöne ITeifenkopf (Nr. 13) gefunden wurde.
Es hält in der Bauchung 1 5 cm, an der Öffnung 1 3 cm Durch¬
messer und ist 12 cm hoch.
Töpfchen Nr. 5 wurde in einem grossen, total von Wurzeln
einer riesigen Figueira (Waldfeigenbaum) zersprengten Topfe
des gleichen Typus in der Hinterpikade von Santo Antonio
gefunden^). Um den grossen Topf fand sich eine Steinsetzung,
im kleinen Topf ein Kiesel, jedenfalls einer jener Glättsteine
zur Fabrikation der Töpfe. Über dem kleinen Topf lag ein
Schleif- und Farbreibstein mit einer kleinen Vertiefung fs. Nr. 53
dieser Sammlung).
Die schwach gekerbte, 7 cm hohe und 10 cm weite Schale
Nr. 6 diente ihrem Finder lange Zeit als Salznapf, den Indianern
ehedem vielleicht als Essgeschirr.
Gleichem Zweck mögen auch die Gefässe Nr. 9 und 10
gedient haben. "
Alle eben erwähnten Gefässe zeigen die mehr oder weniger
gleiche plastische Verzierung, welche jedenfalls mit Hölzchen,
vielleicht auch mit den Fingernägeln erzeugt wurde.
Fine von der eben angedeuteten, gänzlich abweichende
Verzierung zeigt ein, in der Picada Franceza der Colonia Santo
Antonio gefundener Deckel (Nr. ii), vom Finder mit Flaschen¬
lack wieder zusammengekittet. Die Verzierung muss mit einem
■kreuzweise eingeschnittenen Hölzchen in den Ton eingedrückt
worden sein.
An gleicher Stelle fand Schreiber dieses bei einer Nach¬
grabung noch einzelne Bruchstücke mit gleicher Verzierung und
die eigentümliche P'igur Nr. 19.
Der Deckel misst 1 7,6 cm im Durchmesser und ist mit
einem Henkel versehen.
Dieser 70 cm hohe Topf ging leider durch Unvorsichtigkeit eines
Freundes in Stücken. An seine Stelle trat der kleinere Topf von 14 cm Höhe
•und 17 cm Durchmesser, den ich am 3. Aug. a c. erhielt.
-) Höhe; 10,5 cm; Durchmesser; 15 cm.
500
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Dem glatten Typus gehört das lo cm hohe und 13 cm
weite Töpfchen an, welches 1899 in Picada Andrada gefunden
wurde. Es wird jedenfalls als Koch- oder Essgeschirr gedient
haben.
Das kleine Töpfchen Nr. 8 diente entweder als Spielzeug
oder zur Aufbewahrung von Pfeilgift. Höhe ; 4,4 cm, Durch¬
messer: 5,5 cm.
Nr. 12 ist ein Bruchstück eines Siebtopfes, der als Auf¬
satz eines Kochtopfes diente. In den Siebtopf wurde Mais ge¬
tan, der untere Topf enthielt kochendes Wasser. Diese Art
Töpfe wurde noch in den siebziger Jahren des neunzehnten
Jahrhunderts von den kleinen Indianerhorden in den Wäldern
nördlich des Rio Camaquam zu obengenanntem Zwecke benutzt.
Pfeifen köpfe und andere Gegenstände.
Der Pfeifenkopf Nr. 13 ist schon im ersten Teile be¬
schrieben. Der Finder konnte sich nur gegen Geschenk einer
INIaserpfeife von ihm trennen. Er hatte versucht daraus zu
rauchen und wunderte sich, was die Indianer für einen grossen
^lund gehabt haben müssen, denn es kam ihm nicht der Ge¬
danke, dass dielben ein dünnes Rohr (taquara) in die kleine
Öffnung am Stiefel gesteckt haben könnten.
Nr. 15 auf dem Gipfel des Berges »Tres Cerros« gefunden,,
zeigt, dass Kopf und Rohr aus einem Stück gearbeitet waren.
Sogar an diesem Pfeifenkopfe hat man versucht die Eindrücke
der gekerbten Töpfe anzubringen.
Von gröberem Aussehen ist der 10 cm lange, in der
Hinterpikade der Kolonie Santo Antonio gefundene Kopf ohne
Stiefel (Nr. 16). Ähnliche wie dieser werden mehr gefunden.
Kopf Nr. 17 in Kolonie Santa Maria gefunden ist völlig
halbkugelförmig und weicht somit ganz von den andern Formen ab.
Einen Stiefel hat er, wie es scheint, nicht gehabt. Die seitliche
Öffnung hat wahrscheinlich der Aufnahme eines Rohres gedient.
Nr. 18 stellt allem Anschein nach einen Puppenkopf vor.
Trotz aller Bemühungen konnte der Rest nicht aufgefunden
werden.
Nr. 19 soll die Nachbildung eines 1^'isches sein, w^ahrschein-
lich vom Verfertiger mit aufgeschnittenem Bauche gedacht.
Die Nr. 20, 21 und 22 dienten jedenfalls als Spielzeug..
XIV. Amerikanisten-Kongress.
SOI
IL Abteilung.
Stei 11 gerät e.
Die Nr. 23—40 sind Steinbeile, welche im ersten Teile
bereits im allgemeinen beschrieben sind.
Nr. 41 und 42 sind zwei jener »bolas« mit welchen die
Tapes so sicher zu trefifen wussten. Die Rille diente zur Be¬
festigung des Verbindungsriemens.
Nr. 43 und 44 sind Mörserkeulen, Nr. 46 und 47 Steine
zum Glätten der Innenseite der Gefässe.
Nr. 48. Eine Anzahl runder Steine, welche zusammen
respektive an gleicher Stelle wie jene Steine, mit den Kristallen
Nr. 55 und 57 gefunden wurden und jedenfalls als Spielzeug
gedient haben.
Nr. 49 ist das Bruchstück eines jener kreisrunden durch¬
löcherten Steine, sog. Streitäxte.
Die gerillten Steine Nr. 50, 51, 52 und 54 haben jeden¬
falls zum Glätten und Schärfen der knöchernen Pfeilspitzen
gedient.
Nr. 53 ist der Farbreibstein, welcher auf dem Töpfchen
Nr. 5 gefunden wurde. Er zeigt an den Seiten noch starke
Farbspuren. Die kleine Vertiefung diente wahrscheinlich als
Tuschnapf.
Die Nr. 55, 56 und 57 sind Objekte aus Bergkristall. Das erste
scheint entweder irgend ein Griff oder eine Reibkeule gewesen
zu sein, Nr. 56 ist die schon im ersten Teile erwähnte Signal¬
pfeife, Nr. 57 ein Bruchstück eines 12 cm langen Stäbchens,
welches der L'inder nach und nach zerschlug, um die Stückchen
als Ladung für eine Schleuder zu verwenden. Sämtliche Kri¬
stalle wurden in Kolonie Santa Silvana an v'erschiedenen Stellen
aufgefunden.
Nr. 58 ist ein aus einer Art Speckstein hergestellter Hals¬
schmuck. Das Sternchen wurde zusammen mit den tönernen
Spielsachen Nr. 20, 21 und 22 in Kolonie Baptista gefunden
(resp. an der gleichen Stelle).
Nr. 59 bis 64 sind an verschiedenen Stellen aufgefundene
Farbsteine, meist von roter Farbe.
502
XIV. Amerikanisten-Kongress.
III. Abteilung.
Muscheln.
Die Nr. 65 — 67 enthalten Seemuscheln, wie solche an ver¬
schiedenen Stellen der Serra dos Tapes gefunden werden und
die wohl meistens den Indianerkindern als Spielzeug vielleicht
auch Grossen als Halsschmuck gedient haben mögen. Zu letzter
Annahme wurde Schreiber dieses veranlasst durch einen Muschel¬
fund in Kolonie Santo Antonio. Die Muscheln lagen in einem
Halbkreise, eine Tritonenmuschel bildete den Mittelpunkt, zu
beiden Seiten reihten sich in der Grösse (von der Mitte weg)
abnehmende Muscheln anderer Art an. Obwohl die Schalen
keine Durchbohrungen zwecks Aufnahme eines Fadens aufweisen,
ist es dennoch möglich, dass die Muscheln einfach eingeknüpft
wurden.
Diese zahlreichen Muschelfunde beweisen sicher die jähr¬
lichen Wanderungen der Tapes zur Seeküste, ebenso wie die
unter 68 und 69 rubrizierten Knochen von Seefischen, welche
an der Küste von Rio Grande häufig sind und heutzutage einen
Handelsartikel der Stadt Rio Grande bilden.
Gefunden wurden Knochen von Bagre und Myraguaya.
IV. Abteilung.
Eiserne Geräte.
Dass die gefundenen eisernen Beile von Tapes gearbeitet
sind, unterliegt keinem Zweifel, wenn man dieselben mit den
Steinbeilen vergleicht. Nr. 70 ist zusammen mit einer Steinaxt
am Südwestabhange des Berges »Tres Cerros« gefunden
worden.
Nr. 72 wurde zwischen Scherben i V2 Fuss tief unter den
Wurzeln eines dicken Palmstumpfen in der Picada PTanceza der
Kolonie Santo Antonio erst kürzlich aufgefunden.
Nr. 71 schliesslich, ist allem Anschein nach eine Lanzen¬
spitze, ob von den Indianern selbst verfertigt, bleibt dahinge¬
stellt; sie wurde jedoch ebenfalls mit einem Steinbeil zusammen
gefunden. Die Spitze hat nur einen mit Widerhaken ver¬
sehenen Seitenflügel, am untern Ende befindet sich gleichfalls
eine Spitze, jedenfalls zur Anbringung auf einer Stange dienend.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
503
Die Spitze hat eine Länge von 26 cm im ganzen, der
Flügel ist 12,4 cm lang; sie ist aus i cm starkem Rundeisen
gearbeitet und ist einem Bootshaken nicht unähnlich.
Das kleine Beil Nr. 70 bildet ein Trapezoid, bei welchem
die ganz verbeulte Schneide die längste Seite bildet. Länge
ca. 7 cm, Schneide 7 cm, hintere Seite 5 cm.
Das andere Beil hat 10 cm Länge, 6 cm Breite an der
Schneide, 1,6 cm am entgegengesetzten Ende, welches noch
spitzer gewesen sein mag. Die Stärke beider Beile beträgt ca.
8 mm ; sie besitzen wie die Steinbeile kein Ohr.
Nachstehend folgt eine genaue Liste aller Gegenstände der
Sammlung, nebst Angabe des Fundortes, des F'unddatums und
des Namens des Finders.
Verzeichnis,
Nr.
korr.
Art
Fundort
Finder
Datum
I
Bemalter Topf
Col. St'’ Antonio, Picada
dos Andradas
J. Louis Charleaux
1894
2
Glatter Topf
Col. Sao Lourenço, Picada
Arroio do Padre
Clara dos Santos
1898
3
Gekerbter Topf
Rincào do Inferno
Rosita dos Santos
1894
4
»
Col. St” Antonio, Pie. Franceza
João Jouglard
1S93
5
»
» Hint. Picada
James Douglas
1889
6
Gekerbte Schale
» »
Julius Goetzke
1900
7
Glatter Napf
» Pic. dos An¬
drades
Madelaine Comte
1899
8
Glattes Töpfchen
Col. St'’ Helena
Cap. LarsTorckelsen
1888
9
Gekerbter Napf
Col. St° Antonio, Hint. Picada
Albert Berndt
16. IV. 1900
IO
Gekerbte Hache Schale
Col. St'’ Silvana
Theodor Hardtke
1 887
1 1
Deckel mit Henkel
Col. Sto Antonio, Pie. Franceza
Denis Capdebosq
1899
12
Bruchstück v. Siebtopf
» »
derselbe
1899
13
Pfeifenkopf
» »
Francisco de Paula
1893
14
»
» Ostgrenze
Karl Erbisch
1899
15
»
Col. Domingos Fragata,
Tres Cerros
Joaquim Cardozo
1900
16
»
Col. St'’ Antonio, Hint. Picada
Albert Wrege
1900
17
»
Col. St'* Maria
Hermann Lemke
1901
18
Puppenkopf
Col.St'’ Antonio, Mittel-Picada
Wilhelm Schubert
I8S8
19
Fisch
» Pic. Franceza
Ullrich bei Capdebosq
1901
20
Ring
Col. Baptista
August Paap
1889
21
Spielzeug
»
derselbe
1889
22
»
»
derselbe
1889
23
Steinbeil
Col. St'’ Antonio, Hint. Picada
Albert Berndt
I8S7
24
»
.
Karl Berndt
1 889
25
»
» »
Santougo Douglas
1887
26
»
» »
Karl Berndt
1900
27
» Abhang des
»TresCerros«
Joaquim Pinheiro
1900
28
)>
» Hint. Picada
Albert Berndt
1901
29
Col. Baptista
August Paap
IS89
XIV. Amerikanisten-Kongress.
505
Nr.
korr.
Art
Fundort
1'' i 11 d e r
Datum
30
Steinbeil
Col. St'^ Antonio, Hint. Ficada
Albert Berndt
1890
31
»
» »
derselbe
1893
32
»
Munizipalkolonie von Pelotas
Johann Schaefer
18S4
33
»
Col. St» Antonio, Hint. Picada
Karl Berndt
1901
34
»
Col. St*» Silvana
Theodor Hardtke
1896
35
»
Col. Sto Antonio, Pic. Franceza
August P'ouchy
1898
36
»
» »
Joào Jouglard
1898
.37
»
Landstrasse n. Pelotas unweit
Col. .Sto Antonio am Arro
Quilombo
Ullrich
1897
,38
»
Col. Sto Antonio, Pic. Franceza
Joaquim Pinheiro
1899
39
»
Col. St*» Silvana
Theodor Hardtke
1883
40
»
Col. Sto Antonio, Hint. Picada
Albert Berndt
23. 1. 1902
41
Bola-Wurf kugel
» Pic.Franceza
Alfred Fouchy
I. VIU. 19CI
42
»
» Mittel-Picada
Ullrich
25. XII. 1901
43
Mörserkeule
» Pic.Franceza
Denis Capdebosq
1898
44
»
» »
Emile Ribes
1889
45
1 Stück Schiefer und
I Topfstein
» Hint. Picada
Albert Berndt
1901
46
Stein zum Topfglätten
Col. St*» Silvana
Theodor Hardtke
1893
47
»
Col. Sto Antonio, Hint. Picada
J. Douglas
1891
48
Runde Steine (Spiel¬
zeug)
Col. St*» Silvana
Theodor Hardtke
1891
49
Fragment einer sogen.
Streitaxt
Col. Sto Antonio, Pie. Franceza
Emile Ribes
oc
oc
50
Gerillter Stein
>> f>
derselbe
1887
51
»
» Hint. Picada
Adolph .Steinle
1901
52
»
» »
Georg Douglas
1901
53
Farbreibstein mit
Vertiefung
» »
J. Douglas
1889
54
Gerillter Stein
Coi. St^ Silvana
Theodor Hardtke
1891
55
Kristall (Griff.?)
«
derselbe
1892
56
Kristall-Signalpfeife
»
Karl Schild
1900
57
Kristall, Fragment
eines Stäbchens
»
Theodor Hardtke
1890
58
Schmucksteinchen
Col. Baptista
August Paap
1895
59
Farbsteine
Col. Sto Antonio, Hint. Picada
G. Douglas
1900
60
»
» »
derselbe
1901
61
»
Col. Baptista
August Paap
1899
•62
»
Col. Morro Redondo
Aug. Flath
1900
'63
Col. St“ Silvana
Karl Schild
23. V. 1902
XIV. Amerikanisten-Kongress.
506
Xr.
korr.
Art
Fundort
Finder
Datum
64
Farbsteine
Col Sto Antonio, pic. Franceza
August Capdebosq
1900
65
Seemuscbeln
» Mittel-Picada
Luise Schiller
19. XI. 1900
66
»
» Hint. Picada
Douglas
14. 1. 1902
67 b
»
Col. Baptista
August Paap
1 900
67
»
Col. Manoel Dias
Fried. Seyffert
2. XII. 1901
68
Fischknochen
Col. Sto Antonio, Hint. Picada
Douglas
1901
69
Col. Baptista
Aug. Paap
1900
70
Eisernes Beil
Col. Sto Antonio, Abhang des
Joaquim Pinheiro
1900
»TresCerros«
71
Eiserne Lanzenspitze
» Hint. Picada
Albert Berndt
21. 11. 190E
72
Eisernes Beil
» Pic. Franceza
Pedro Jouglard
1902
riXT (las natüiiiclic' \'orkoiiiiii('n von
Xcpliiit in Brasilií'ii.
Von H. von Ihering, Rio Grande do Sul (Brasilien).
Die sogenannte Nephrit-Frage ist in Europa von der Tages¬
ordnung verschwunden, seit die Voraussetzung von Fischer, wo¬
nach Nephrit in Europa anstehend nicht gefunden würde, sich
als irrig erwiesen hat. Entscheidend waren in diesem Sinne
schon die von Rudolf Virchow auf dem Amerikanistenkongress,
zu Berlin erörterten Trau besehen Nephritfunde von Jordansmühle
und anderen Örtlichkeiten in Schlesien. Im Laufe der folgenden
Jahre wurden weitere ähnliche Funde gemacht, welche kürzlich
von Dr. A. B. Meyer übersichtlich zusammengestellt und dis¬
kutiert wurden.')
Während somit für Europa das natürliche Vorkommen von
Nephrit und die Verwendung desselben zu prähistorischen Arte¬
fakten ausser Frage gestellt wurde, blieb für Amerika und zu¬
mal für Südamerika die Annahme bestehen, dass einheimischer
Nephrit und Jadeit fehle und die daraus gefertigten Altertümer
aus Asien importiert seien. Diese Ansicht hat für Brasilien
J. Barbosa Rodrigues mit Geschick in seinem Buche »O
Muyraqytä e os Ídolos symbolicos, 2^ edição Rio de Ja¬
neiro 1899« vertreten. Auch in der neuen, erweiterten Auflage
dieses Werkes, welche namentlich durch die Zugabe von Ab¬
bildungen an Wert gewonnen, hält Barbosa Rodrigues an dieser
Auffassung fest.
Die im folgenden mitzuteilenden Tatsachen haben nun auch
für Brasilien die Sachlage verändert. Das mir unterstellte Staats-
IMeyer, A. B. Zur Xephritfrage (Neu-Guinea, Jordansmühle u. a., Alpen,
Bibliographisches). .Abhandlungen und Berichte des Königlichen Zoologischen und
Anthropologisch-Ethnographischen Museums zu Dresden. Bd. X, XX. 4. 1903.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
■508
museum \on S. Paulo erwarb im vorigen Jahre eine schöne
Suite von Nephritäxten aus Bahia und zugleich mit denselben
«inen rohen und einen halbbearbeiteten, als Schleifstein ver¬
wendeten Nephritblock. Diese Objekte wurden von Herrn
Christo V am Barreto bei Amargosa im Staate Bahia ge¬
sammelt. Herr Ch. Barreto, welcher mit Eifer der archäologi¬
schen Explorierung des Staates Bahia obliegt, hat mir darüber
folgende ^Mitteilungen gemacht. Während in Feira de Sant Anna
unter den gesammelten Steinäxten kaum 5 Prozent aus Nephrit
bestanden, bilden dieselben die überwiegende Mehrheit unter
den im Munizip von Amargosa gefundenen Steinäxten. Aus
diesen und anderen ergänzenden Beobachtungen geht hervor,
dass Nephritäxte im Staate Bahia nicht etwa gleichmässig ver¬
teilt Vorkommen, sondern dass ihre Häufigkeit in der Umgebung
von Amargosa und Baytinga eine rein lokale Ivrscheinung ist.
Dass diese Objekte in der Gegend, wo sie gefunden werden,
auch hergestellt wurden, geht unter anderem auch daraus her¬
vor, dass auch unbearbeitete Nephritblöcke in dieser Gegend
angetrofifen werden. Ist daher auch das Gestein noch nicht an¬
stehend nachgewiesen, so wird sich doch dieser Nachweis ver¬
mutlich leicht erbringen lassen, sobald ein erfahrener Mineraloge
einmal dieses Gebiet exploriert.
Indem ich für weiteres auf einen Artikel von mir verweise,
welcher in Band VI der Revista do Museu Paulista erscheinen
wird, möchte ich hier nur noch hervorheben, dass auch in
archäologischer Beziehung dieses Gebiet eine gründliche Er¬
forschung lohnen würde. Es finden sich da in grösserer Anzahl
Grabhügel, aus denen Herr Barreto nicht nur Nephritäxte ent¬
nahm, sondern auch mancherlei andere Objekte, \on denen
namentlich zwei Gruppen von besonderem Interesse sind. Zu¬
nächst tembetás oder Lippenzierrate aus blassblaugrünem Ama-
zonit und einem ähnlichen quarzitartigen Steine und ferner irdene
Cachimbos oder Pfeifenköpfe, welche ganz den in Rio Grande
do Sul vorkommenden entsprechen. Ich habe hiernach die früher
von mir ausgesprochene Meinung, wonach die Cachimbos in
Brasilien als postkolumbische Artefakte anzusehen seien, aufgeben
müssen. h>s ist aber bemerkenswert, dass diese Cachimbosfunde
nicht an der Küste, sondern weiter im Innern gemacht wurden,
nahe an der zentralen Camposregion, dem sogenannten Sertão.
X 1 V, Amerikanisten-KongvC'S.
509«
Ebenso steht es mit dem Staate Paraná, von wo mir ebenfalls
P'unde von Pfeifenköpfen im Innern des Landes neuerdings be¬
kannt wurden. Mit der Abwesenheit der Cachimbos in der
Küstenzone stehen im Einklang die Aussagen der alten Schrift¬
steller, welche übereinstimmend versichern, dass die Tupis gerollte
Blätter, also Zigarren, rauchten. Wir haben uns hiernach vorzu¬
stellen, dass die Cachimbos von Stämmen herrühren, welche
nicht der Tupifamilie angehörten, d h. also von Tapuias.
In bezug auf das Vorkommen prähistorischer Nephritarte¬
fakte haben wir in Brasilien zwei Gebiete zu unterscheiden, das
amazonische und das nordostbrasilianische. In ersterem werden
keine aus Nephrit hergestellte Äxte angetrofifen, dagegen jene
mannigfaltigen amulettartigen Zierate aus Nephrit, welche man
zumeist unter dem Namen Muiraquitâ zusammenfasst, und welche
den Gegenstand der monographischen Darstellung von Barbosa
Rodrigues bilden. Das zweite obengenannte Gebiet scheint
wesentlich auf die Staaten Bahia und Espirito Santo beschränkt
zu sein. In letzterem Staate kommen Nephritäxte selten, in
ersterem häufig vor, doch ist, wie schon oben bemerkt, die
relativ grosse Häufigkeit von Nephritäxten bei Amargosa als¬
eine mehr oder minder lokale Erscheinung anzusehen, bedingt
durch das natürliche Vorkommen von Nephrit, sei es anstehend,,
sei es in isolierten, durch Verwitterung freigewordenen Blöcken.
Im südlichen Brasilien findet man niemals Nephritobjekte und
ebensowenig im argentinischen Pampasgebiete. In Bahia werden
Muiraquitâs nicht gefunden, und hat sich die Verwendung des
Nephrits auf die Herstellung polierter Äxte beschränkt, welche
von den kleinsten Modellen an bis zu fussgrossen, 2 kg wiegen¬
den Exemplaren sich vorfinden.
Es ist hiernach klar, dass diese Nephritäxte ebenso
wie die mit ihnen zusammen vorkommenden Rohgeschiebe
dem natürlichen Vorkommen des Nephrits ihren Ursprung ver¬
danken, nicht aber einem etwaigen Import von weither.
Es wird hiernach sehr wahrscheinlich, dass auch im Ama¬
zonasgebiete das natürliche Vorkommen von Nephrit noch nach¬
gewiesen werden wird.
Ich gebe im folgenden den Bericht über die mineralische
Komposition der Artefakte und Rohgeschiebe aus Nephrit,
welchen mir Herr Dr. E. Hussak, Sektionschef der Commissäo-
510
XIV. Amerikanisten-Kongress.
•Geographica e Geologica in Sào Paulo zu übermitteln die Güte
hatte. Demselben liegen zwei kleinere Äxte und ein Rohgeschiebe
zugrunde, welche sich im Besitze des Herrn Dr. O. Derby,
Chefs der obengenannten Commissäo Geographica in São Paulo
befinden, sodann verschiedene dem Museu Paulista gehörige
Äxte nach Auswahl des Herrn Dr. Hussak und endlich ein Roh¬
geschiebeblock von 1600 g Gewicht, welchen mir Herr Christovam
Baretto schenkte, und von welchem ich die eine Hälfte für das
Museu Paulista, die andere für die anthropologischen Museen in
Berlin und Dresden bestimmt habe. Leider hat die Zersägung
des Blockes bisher nur um ollkommen gelingen wollen infolge
der Anwendung von Schmirgel, doch steht zu hoffen, dass die
Verwendung von Diamantsägen zu dem gewünschten Ziele führen
wird. Im folgenden gebe ich nun den Bericht des Herrn
Dr. Hussak:
»Die beiden untersuchten Rohnephritgeschiebe von über
Mannsfaustgrösse zeigten schon makroskopisch einen Unter¬
schied und ist :
das erste Rohgeschiebe (Dr. Derbys) von hellgrüner Farbe
auf frischem Bruche und von deutlich grobkörniger Struktur,
mit zahlreichen ockerroten Eisenoxydhydratflocken besät.
Das zweite Rohnephritstück aus dem Museu Paulista gleicht
im frischen Bruche vollständig den Rohnephriten \’on Neuseeland
und Jordansmühle, die ich aus eigener Anschauung kenne. Die
körnige Struktur ist in diesem Stücke nur zum kleinsten Teile
noch mit der Lupe nachweisbar; das Gemenge ist ein sehr fein-
und verworrenfaseriges. Eisenhydroxydflecke sind fast ganz
verschwunden, und die Farbe ist eine \'iel satter grüne.
Das Steinbeil Dr. Derbys zeigte auf frischem Bruche eine
mit dem zuerst erwähnten körnigen R o h n e p h r i t g e s c h i e b e
vollständige Übereinstimmung in der Struktur.
Auaser diesen erhielt ich noch drei weitere kleine Proben
von bearbeiteten Nephritstücken, Steinbeilen aus der Sammlung
des Museu Paulista, die sehr schön den Jlbergang von grünem
Ncj)hrit durch fortschreitende Zersetzung (Auslaugung des Eisen¬
gehaltes) in ein weisses steatit- resp. steinmarkähnliches Mineral
zeigen. Diese Zersetzungserscheinungen sind aber nur auf die
■Oberfläche der Steinbeile, ca. i cm hinein, beschränkt.
Diese Stücke sind hier als M. P. Nr. 558, 563 und 564 be-
XI \’. Amerikanislen-Kongress.
5II
zeichiiel. Nr. 558 ist ein ca. 20 cm langes schmales Beil, das
zum Teil noch aus frischem feinfaserigem, kantendurchscheinendem
und hellgrünem Nephrit besteht, zum Teil aus einer weissen,
undurchsichtigen dichten Substanz zusammengesetzt ist.
Nr. 563: kleines Beil, ganz weiss, in feinsten Splittern nicht
mehr kantendurchscheinend, jedoch zum Teil noch mit deutlicher
körniger Struktur.
Nr. 564 : kleines weisses, steinmarkähnliches Beil von dichter
Struktur, ohne jedwede Faser- oder Körnerstruktur.
Schon die makroskopische Untersuchung ergab :
1. Übergänge von einem körnigstruierten Nephrit in einen
feinfaserigen, verworrenst rahligen.
2. Übergänge dieses hellgrünen, faserigen Nephrits in ein
dichtes weisses, steinmarkähnliches Mineral.
Die mikroskopische Untersuchung aller der erwähnten
Varietäten, sei es von Rohgeschieben oder von Steinbeilen,
zeigte eine vollständige Übereinstimmung in der mineralischen
Zusammensetzung, und auch die chemische Konstitution aller
dieser ist eine gleiche, den normalen Nephriten anderer Fund¬
orte entsprechende.
Am deutlichsten ist die körnige Struktur in den zwei
Stücken aus der Sammlung Dr. Derbys zu beobachten.
Dünnschliffe von Stücken des Steinbeils erscheinen wie aus
zweierlei hellgrünen, im Schliffe farblosen Silikatkörnern zu¬
sammengesetzt, die beide in dasselbe feinfaserige, divergent-
strahlige Aggregat von Amphibolfasern umgewandelt werden,
von denen aber das eine dieser Umwandlung widerstandsfähiger
war und noch in Körnerform zurückblieb.
Trotzdem konnte als ursprüngliches Mineral des Gesteins
nur Amphibol von sehr hellgrüner Farbe (ein Aktinolith) unter
dem Mikroskop nachgewiesen werden, auch in frischen Resten
noch mit deutlicher Spaltbarkeit und den optischen Eigenschaften
eines monoklinen Amphibols, und kein Pyroxen.
Die Konturen der einzelnen, noch ziemlich frisch erhaltenen
Silikatkörner, Amphibol und Pyroxen (?), sind durch kranzartig
angereihte winzige graue Körnchen (ähnlich denen zersetzter
Pyroxene in stark veränderten, amphibolitisierten Diabasen) mar-
512
XIV. Amerikanisten-Kongress.
kiert, während das Silikatkorn selbst in feinfaserigen, hellgrünen
Amphibol umgewandelt ist. Die Körner liegen gleichsam wie
in einer Grundmasse, in einem verworrenfaserigen Aggregate
dünnster Amphibolnädelchen.
Akzessorisch kommen in diesen Nephriten nicht selten ganz
zu Eisenhydroxyd umgewandelte unregelmässige Erzkörner (wohl
von Magnesit) und auch rundliche, frische, weisse Körner von
Apatit vor.
Mit diesem körnigstruierten Nephrit stimmt auch vollständig
das über faustgrosse Rohgeschiebe (Derbys) überein, nur dass
in selbem die faserige Umwandlung schon weiter fortgeschritten
ist und die körnige Struktur sich deshalb mehr verliert.
Von diesem Nephritgeschiebe wurde auch eine chemisch¬
quantitative Analyse ausgeführt, die eine vollständige Überein¬
stimmung mit der der typischen Nephrite anderer Eundorte ergab.
Es wurde folgende Zusammensetzung gefunden :
SÌO2 54,76 ‘^/o
M2O3 4,08 ,,
FeO 1,80 ,,
CaO 14,31 „
MgO 21,26 „
P2O0 0,40 „
H2O 3,72 „
100,33 'Vo
Das andere Rohnephritgeschiebe (Museu Paulista) hingegen
hat eine tiefergrüne Farbe und bei weitem ausgesprochenere Faser-
. Struktur. Schon makroskopisch gleicht dieses Stück überaus
den Neuseelandnephriten, und auch in der Mikrostruktur zeigt
sich nur insofern ein Unterschied von diesen, dass im brasilia¬
nischen Nephrit die Amphibolfäserchen viel kleiner und zarter
sind als in denen von Neuseeland und Jordansmühle.
h'erner ist immer Apatit als akzessorischer Gemengteil im
brasilianischen Nephrit, wenn auch nicht als sehr häufig, zu be¬
obachten, während hdsenerzkörner nur in den noch körnigstruierten
Gesteinstücken erscheinen.
Die körnige .Struktur ist in diesem Geschiebe fast gar nicht
mehr sichtbar, und nur vereinzelt lassen sich im Schliffe noch
einzelne Körnergrenzen der total faserig umgc wandelten, amphi-
XIV. Amerikanisten-Kongres.s.
513
bolitisierten Silikalkörner nachweisen. Ganz verschwunden ist
endlich jede körnige Struktur in den drei letzterwähnten Stein¬
beilen (Museu Paulista), die zugleich eine Entfärbung zeigen und
Übergänge reinweisser, dichter, kantenundurchscheinender, stein
markähnlicher Nephrite zeigen. Diese bestehen aus einem sehr
fein- und kurzfaserigen Filz von Amphibolfasern, in dem nicht
selten noch Reste eines ganz farblosen Amphibols (Tremoliths)
eingesprengt liegen.
Auch in diesen weissen Nephriten erscheint der Apatit
wieder als akzessorischer Gemengteil, während die IGsenerze
ganz v'erschwunden sind und auch der Eisengehalt der wohl ur¬
sprünglich hellgrünen Amphibolfasern ganz ausgelaugt zu sein
scheint.
Mitunter erscheinen hier auch die Amphibolfäserchen zu
schönen sphärolitischen Gebilden vereint.
Von Resten eines Pyroxenminerals ist auch hier nichts zu
sehen. Um zu bestimmen, ob diese weissen Nephrite sich von
den grünen in der chemischen Zusammensetzung unterscheiden,
wurde an dem spärlichen Material eine Analyse ausgeführt,
die ergab :
SiOj
57.51 Go
M2O; und
Spuren P^enO.i 3,11 ,,
CaO
14,65 „
AlgO
21,80 ,,
HiO
3,39 „
Summe
100,46 "/o
Hieraus erfolgt, dass bei der Bildung der weissen Nephrite
keine grössere Wasseraufnahme erfolgte, sondern nur eine
Bleichung des Gesteins durch P'ortführung des Eisengehaltes.
Von besonderem Interesse ist dieser Fundort der zahl¬
reichen Nephritartefakte wegen der mitvorkommenden Roh¬
geschiebe, wodurch es als sehr wahrscheinlich erscheint,
dass Nephrit in der Nähe von Bay tinga resp. A m ar g o s a im
krystallinischen Küstengebirge Bahias anstehend ist.
Hinsichtlich der Bildung des Nephrits neige ich mich nach
514
XIV. Amerikanisten-Kongress.
dem mikroskopischen Studium obiger brasilianischen Vorkommen
der Ansicht zu, dass der Nephrit ein sekundäres Mineral ist,
eine sekundäre Faserhornblende, ähnlich wie die faserige Horn¬
blende in vielen zersetzten Diabasen Gabbros, Pyroxeniten und
anderes gebildet. Arzruni nahm bekanntlich für einzelne Nephrite
auch eine primäre Bildung an, in den brasilianischen ist aber
deutlich die Bildung der Nephritfasern aus einem grobkörnigen
Amphibolgemenge nachweisbar.
Zweifelhaft bleibt es noch, ob auch ursprünglich neben
Amphibol ein Pyroxen den Hauptgemengteilen des Mutter-
gesteins, das zu Nephrit umgewandelt wurde, zuzurechnen ist.
Ferner erscheint es, nach Traubes Funden von Nephrit im
Serpentin von Jordansmühle, auch als sehr wahrscheinlich, dass
das M u 1 1 e r g e s t e i n des Nephrits nur kleinere kugelige
magmatische Sekretionen in einem 0 1 i v i n g e s t e i n
oder Pyroxenit (Webskyit) bildete, und müsste bei der ge¬
planten Aufsuchung des anstehenden Nephrits in Baytinga be¬
sonders hierauf Rücksicht genommen werden.
Durch die vorliegenden Untersuchungen ist die archäo¬
logische und mineralogische Bedeutung der Bahianer Nephrit¬
funde in ziemlich erschöpfender Weise klargestellt worden. In
bezug auf die Muirá quit äs stimmen im allgemeinen meine
Pirfalirungen mit jenen von Barboza Rodrigues überein, nur
einige lirgänzungen mögen hier noch Platz finden. Das Museu
Paulista ist im Laufe der letzten Jahre in den Besitz zweier
ausgezeichnet schöner Muiraquitäs gelangt, welche aus dem
Staate Pará stammen und aus Steatit bestehen. Sie entsprechen
ganz dem batrachiiformen Muiracjuita, welchen Barboza Rodri¬
gues (1. c. Voi. I, T. Ill, Abb. la — c) abbildet. Sie bestehen also
aus einem relativ weichen, leicht zu bearbeitenden Material.
Das gleiche gilt für einen anderen Muiracjuitä des Museu Pau¬
lista, welchen B. Rodrigues ebendaselbst, Band 11, p. 231 — 234,
unter der Bezeichnung eines falschen Muiraquitcà abgebildet und
beschrieben hat. Der Verfasser geht dabei \on der Voraus¬
setzung aus, dass es sich nicht um ein natürliches Mineral handle,
sondern um eine künstliche, lackähnliche Masse. Hierin liegt
jedoch ein Irrtum vor, indem nach Mitteilung des Herrn Dr. ().
A. Derby das Artefakt aus Jet besteht, einem auch in lùiropa
gern zur Herstellung von Schmuckgegenständen verwendeten
XIV. Amerikanisten-Kongress.
515
Mineral, welches an verschiedenen Stellen der brasilianischen
Küstenzone angetroffen wird.
Es ergibt sich hiernach für Brasilien die Existenz von zwei
verschiedenen Gebieten von Nephritvorkommnissen, von denen
das eine dem Amazonasgebiete, namentlich dem unteren, ent¬
spricht und die als Amulette zum ümhängen bestimmten Muira-
quitas liefert, aber keine Nephritäxte, während das zweite, die
Staaten Bahia und Espirito Santo umfassende Gebiet Nephrit-
axte, aber keine Muiraquitâs liefert. Die grünen Steine, welche
in demselben Gebiete zu Lippenzieraten verarbeitet wurden, be¬
stehen aus grünem Quarzit, Beryll und Amazonit. Hiermit wäre
die archäologische Bedeutung des Nephrits mit Bezug auf Brasilien
scharf bezeichnet.
Die Reste der Urbevölkeriine: (Indios
bravos) in der kolinnbischen Westkor-
dillere nach eigenen Beobachtungen
Von Prof. Dr. Fritz Regel, Würzburg.
Bei dem überaus reichhaltigen Inhalt des heutigen Vor¬
tragsprogrammes ist die Beschränkung auf einige kurze Mit¬
teilungen dringend geboten, die mehr den Charakter einer
Anregung tragen sollen zu einer genaueren Erforschung der
Indianer des westlichen Kolumbiens durch einen Fachethnographen.
Gelegentlich einer 1896/1897 ausgeführten geographischen
F'orschungsreise in das Bergland von Antioquia kam ich bei
-zwei Vorstössen nach demWesten mit Resten der Urbevölkerung
in Berührung, die eine gründlichere Untersuchung gewiss ver¬
lohnen würden, wenn ihre Stammesgenossen weiter im Westen
{im Atratogebiet) in den Bereich dieser Untersuchung gezogen
werden könnten.
Zur Orientierung sei bemerkt, dass in der Republik
Kolumbien, einem Gebiete von mehr als der doppelten Grösse
Deutschlands (auch nach Abzug des nunmehr selbständig ge¬
wordenen Staates Panamá), nur gegen 4 Millionen Menschen
wohnen, also noch nicht einmal die doppelte Zahl der Bewohner
des Königreichs Württemberg; v'on denselben sollen 50 Weisse
und 50 '’/o Farbige (etwa 40^/0 Indianer und 10 Neger und
Mulatten) sein, doch ist hierbei der Begriff der »weissen Rasse«
sehr weit gefasst, denn in Wirklichkeit ist die Zahl der Misch¬
linge von Weissen und Indianern eine sehr grosse.
Die meisten Indianer, besonders diejenigen des östlichen
Hochlandes sind bekanntlich längst zh ilisiert, d. h. sie sind
5i8
XIV. .-Xmerikanisten-Kongress.
Christen geworden, sprechen spanisch und haben einiges voit
der spanischen Kultur angenommen. -»Indios bravos, wilde
Indianer, gibt es zurzeit nur noch in den ausgedehnten östlichen
Niederungen der Llanos, ferner in einigen Teilen der Üstkor-
dillere (wie z. ß. die Motilones), in der Sierra Nevada de Santa
Marta (die Arhuacos), auf der Halbinsel Goajira (die Goajiros),,
sowie im Westen von Kolumbien. Nur von den letzteren habe
ich die am weitesten nach Ü. vorgeschobenen Vertreter aus
eigener Anschauung kennen gelernt.
Wie manchen von ihnen, meine Damen und Herren, aus
Vorträgen und literarischen Mitteilungen bekannt sein wird,
machte ich von Medellin, der Hauptstadt des Departamento
Antioquia, im Winter 1896/1897 nach allen Richtungen eine
Anzahl kleinerer und grösserer Reisen, um dieses Gebiet von
der dreifachen Grösse Württembergs und einer Bewohnerzahl
von etwa 400000 Seelen tunlichst kennen zu lernen. Auf diesen
Reisen kam ich im Oktober 1896 mit den bei Andes im SW^
von Antioquia angesiedelten Indianern und im November mit
zahlreicheren am Rio Sucio und seinen Nebenflüssen wohnenden
Indianern im SW. dieser Departamentos in nähere Berührung.
Die Westkordillere von Kolumbien ist die direkte Fort¬
setzung der Cordillera occidental von Ecuador, während die Cordil¬
lera oriental des letzteren Staates sich in Kolumbien als Zentral-
kordillere in das Bergland von Antioquia auflöst, und die
Ostkordillere von Kolumbien als ein ziemlich selbständiges
Glied des Andensystems am sogenannten Gebirgsknoten von
Pasto sich von letzterem absondert.
Sobald man nun den Bereich der Zentralkordillere verlässt
und über den Cauca vordringt, bemerkt man eine zunehmende
Mischung von Weissen und Indianern im Gesamthabitus der
Bewohner, indem die breiten Schichten der weissen Bevölkerung
immer indianerähnlicher werden ; unvermischte Indianer jedoch trilTt
man, wie gesagt, nur bei Andes im Südwesten und um Frontino
im Nordwesten von Antiotjuia.
I. Andes ist ein aufblühender Ort, die Hauptstadt eines
durch Goldbergbau wichtigen Distriktes. Hier sieht man sonn¬
tags auf dem stark besuchten Markte einzelne Indianer mit 3 m
langen Blasrohren ; am Hals tragen dieselben Perlenketten, sowie
ein Beutelchen, um den Leib einen hübschen, mit Perlen besetzten
XIV. Amerikanisten-Kongress.
519
Gurt, der für gewöhnlich jedoch von dem übergeworfenen Tuch¬
poncho verdeckt wird. Ich suchte diese Indios sodann auch in der
ihnen von der Regierung angewiesenen, nach Jardin zu gelegenen
Reservation (resguardo) auf und fand durchweg sehr friedfertige,
harmlose Leute, die etwas Anbau von Mais, Bananen u. s. w.
betreiben, jedoch dem Tabak- und Branntweingenuss sehr frö¬
nen und an Zahl hier mehr und mehr zurückgehen. In der
Hütte ihres Anführers war der Hauptraum etwas über dem Boden
erhöht; über demselben befand sich noch ein Vorratsraum.
Weiter nach Westen, in den Vorbergen der Westkordillere, sah
ich keine Indianer mehr; die letztere ra-gt hier mauerartig bis
über 3000 m Meereshöhe auf und ist mit Ausnahme der steilsten
Hänge mit üppiger Vegetation so stark bedeckt, dass ich hier
während der Regenzeit nicht über dieselbe gelangen konnte,
sondern mich nach Süden zu über einen Nebenast derselben
nach Rio Sucio wandte. Jenseits dieser grossartigen Gebirgs-
mauer sitzen an den Quellen des Atrato und auf der Wasser¬
scheide desselben gegen Rio San Juan nach der Angabe von
Perez die C h o c o e s - 1 n d i a n e r , zu denen die geringen Reste
bei Andes offenbar gehören.
2. Im November lernte ich sodann weitere Vertreter der
Urbevölkerung in der Gegend von P'rontino kennen. Es ist
dies jener Bezirk, in den die Spanier von San Sebastian her¬
kommend, nach Überschreitung der , Sierra de Abibe' zuerst ein¬
drangen und auch alsbald eine Stadt gründeten, die jedoch bald
näher an den Cauca, nach Antioquia, verlegt wurde. Nach
diesem ersten Stützpunkt wurde sodann das ganze Land benannt,
dessen heutige Hauptstadt das lebhaft aufblühende Medellin ist.
Die Gegend um P'rontino war, wie das ganze mittlere Caucagebiet,
in jener Periode der Conquista stark von Indianern besetzt,
worauf die zahlreichen Gräberfunde, sowie der Bericht von Cieça
de Leon hinweisen, der die Eroberer Cesar, Badillo, J. Robledo,
Belalcazar als Soldat begleitet und sorgfältige Aufzeichnungen
über seine langjährigen Beobachtungen hinterlassen hat, die
eine erste Landeskunde dieser Teile von Kolumbien bilden.
Heute kommen die Wrtreter der Urbevölkerung ostwärts bis nach
Erontino vom Rio Sucio, Rio Verde, Rio Musinga u. s. w. ; am
Rio Sucio abwärts werden sie um Uabeiba bereits zahlreicher
und haben ihr Hauptgebiet im Westen von letzterem Ort wie
520
XIV. Amerikanisten-Konçress.
von Urrao gegen den Atrato hin Es sind ziemlich scheue,
in kleinen Gruppen zusammenlebende Leute, die jenen von An¬
des sehr ähnlich sind, jedoch einen ursprünglicheren Eindruck
machen (einige in Frontino und Umgegend aufgenommene Typen
derselben waren ausgestellt ; das ihnen entstammende ethno¬
graphische Material wurde von mir der Ethnographischen Samm¬
lung in Jena übergeben). Alle Indianer verstehen und sprechen
etwas Spanisch, haben jedoch ihre Sprache bewahrt; Proben
hat Dr, Uribe Angal in seinem Werke über Antioquia zusammen¬
gestellt, doch sind diese Angaben noch sehr der Ergänzung
bedürftig.
Die künftige P'orschung wird am Atrato einzusetzen haben,
dem besten Zugangswege zum Westen von Kolumbien. Hier
ist infolge der übermächtigen Vegetation erst wenig Kultur,
doch dürfte es nicht allzu schwierig sein, zu den Hauptsitzen
der Indianer vorzudringen, da der Atrato weit hinauf schiffbar
ist. Die Beziehungen zu den Küstenindianern von Ivcuador
einerseits, zu denen des Isthmus von Darien andererseits auf¬
zuhellen, wäre eine dankbare Aufgabe für einen künftigen ethno¬
graphischen Forschungsreisenden.
Tli(' Meg'alithic Aijt' in lA'iii.
By Sir Clements Markham, London.
j . Origin of Peruvian civilization derived from the Tiahuanacn
builders.
The great builders, near Lake Titicaca, preceded the Incas
by many generations, and we must look to them for the origin
of Peruvian civilization. Our information is vague and limited,
consisting of traditions preserved by the early Spanith writers
and the silent testimony of ruins.
2. Earlie-st indications of man in S. America.
In seeking for the very earliest indications of man in South
America, no actual bones ha\e been found earlier than a time
when maize and cotton were already cultivated. Modesto
Basadre tells us of an ancient mummy found in Tarapaca in 1874,
below the cìnica stratum of gy'psum and sand, but it was
accompanied by cotton cord and wool, and maize cobs. Its
age was probably not greater than that of the Tiahuanacn ruins.
Yet there are reasons for the belief that man, in South America,
was coeval with some of the extinct mammals, for bone and
stone implements have been found associated with them. One
argument against the original home of North American glacial
man ha\’ing been in the new world, is based on the fact that
there are no anthropoid apes ; but the discovery of certain
simian forms in the American tertiary formations makes it pro¬
bable that anthropoid forms once existed there. The most
likely conclusion appears to be that the antiquity of man in
North America is much greater than the time where the erosion
of the Niagara gorge commenced, 22000 years ago, and that
522
XIV. Amerikanisten- Kongress.
it reaches into a past for which no time measure has been
found. The same conclusion is justified as regards South
America. Man seems to have existed there, with some extinct
mammals, before the Andes had risen to their present height.
j. Agriculture froin a remote period.
The Andean people had made advances in agriculture and
in the domestication of animals from a very remote period.
Maize had been brought to a high state of cultivation, yielding
harvests with the largest known cobs, and of several colours.
This must have the result of careful and systematic cultivation
during many centuries ; commencing at so remote a time that,
I believe, it is not even certainly known from what wild plant
the original maize was derived. The wild potatoe is known.
It is a small tube which scarcely increased in size after a
century of careful cultivation. Yet the Andean people, after
many centuries of such cultivation, produced excellent potatoes
of many kinds for which they had names. The same may be
said of the oca and qiiimia crops, of their cotton crops, and
above all of the coca plantations in the montaña. I never
heard of wild coca. The agricultural achievements of pre¬
historic Andean man are evidence of his vast antiquity as an
intelligent being.
q. Domestication of animals.
The domestication of the llama and alpaca furnishes
corroborative evidence of the immense antiquity of the Andean
people as farmers and cultivators. There is no wild llama.
The hnanacn is a different animal. It must have been many
centuries before the llama became completely domesticated,
carrying burdens, yielding its wool for clothing and its flesh for
food. Individuals are of various colours as is usual with do¬
mesticated animals, while the wild huanacus have fleeces always
of the some colour. The domestication of the alpaca must
have taken an equally long period, and even greater skill and
care. 'I'here is no wild alpaca; and the tame animal is de¡)en-
dent on man for the performance of almost all its functions.
It must have taken ages to bring the silken fleeces to such
P'erfection. Originally the alpaca may ha\'e been derived from
XIV. Amerikanisten-Kongress.
523
the wild vicuña but no two animals of the same genus can now
appear more different: — the vicuna wild, shy, active and graceful ;
the alpaca weighed down with its heavy fleece, slow in its mo¬
tions, tame, and dependent. Such changes, the results of patient
cultivation and watchful training, must have been the work of
many centuries.
5. Megalithic period.
The people had attained to this stage of civilization when
the megalithic period saw the development of a still higher
and more completely organized system. The buildings at 'I'ia-
huauacu indicate, with some certainty, a number of facts. The
first and most important is that there must have been a dense
population for working quarries, moving and placing the cyclo-
peau monoliths, and for cultivating and providing the workers
with food.
6. Whence the megalithic builders came.
Whence came these people who formed what may be
called the ancient megalithic empire? The answer must be
sought for in tradition. The later developments of the
language cannot help us. Their most archaic forms are modern
compared with the speech of the megalithic builders. Doubtless
there was a large indigenous population ; but the civilizing
appears to have originally come from the south. I are quite
in agreement with those who hold, with the late Dr. Brinton,
that »the culture of the American race is an indigenous growth,
wholly self-developed, and owing none of its germs to any
other race«. There were movements among the Andean tribes,
gradual progress extending over vast periods of time, but no
outside influences of any kind. As regards the megalithic em¬
pire, the regions to the south of Peru, Charcas and Tucuman,
and countries far beyond the southern tropic, were the sources
of its population. The traditions point in that direction. Cieza
de Leon, the earliest writer to collect them, tells us that their
leader came from the south. Montesinos records arrivals from
Tucuman, Santa Cruz Salcamayhua says that all the nations
of Peru came from the south, and settled in the various regions
as they advanced. IMolina has a similar tradition. I^etanzos
524
XIV. Amerikanisten-Kongress.
makes the civilizers advance from the south. The cave myth,
which was the family myth of the Incas — the Paccari-tampu
(home of down) also points to the south. On this point there
is practical unamimity. The great population, of the existence
of which the Tiahuanacu buildings bear evidence, represents a
series of movements from the regions to the south.
7. Antiquity of the Tiahuanacu ruins.
These movements, and the civilization which followed ;
must date from very remote times. It is quite clear that, in
the days of the Incas, the ruins of Tiahuanacu were very much
in the same condition as they are now. For centuries they had
been a quarry, for less instructed and less expert builders.
Acosta, who took measurements of the stones, speaks of them
as the ruins of very ancient buildings. Cieza de Leon mentions
two gigantic statues which were much weathered and showed
marks of great antiquity. An old schoolfellow of Garcilasso
de la Vega, named Al co basa, described the ruins as very
ancient. We arrive at the conclusion that the megalithic buil¬
ders were a people who came from the south, at a period which
was very remote, even in the time of the Incas.
8. Movement of monoliths.
The remains of the buildings tell us something, of the ad¬
vances that had been made in civilization by these very ancient
builders. The movement and the placing of such enormous
stones point to an organized and probably a despotic govern¬
ment, to a dense population, and consequently to large areas
under cultivation, with arrangements for the conveyance of
supplies from \arious directions. There must have been an
organization combining skill and intelligence, with power and
administrative ability. The movement, from a distance, of stones
one of which is 3Ò foot long x 7, weighing 170 tons, another
26 X 16 X 6, bear their testimony to this. Ai)art from the
monoliths of ancient P'gypt, these Tiahuanacu stones are the
largest in the world that have been used for building.
q. Jixccllence of ivorkmanship.
The point next in interest to the great size of the stones,
is the excellence of the workmanshif). 'I'he lines are accurately
XIV. Amerikanisten-Kongress.
525
straight, the angles square, the surface level. The upright
monoliths have mortises and projecting ledges to retain the
horizontal slabs in their places which completed the wall, as
Mr. Squier suggests. The seulptures are complicated and at the
same time well arranged, and the ornamentation of serpents and
bird headed sceptres is accurately designed and executed. All
this shows remarkable skill on the part of the masons. Not less
striking are the fragments lying about, such as the angle joints
of a stone conduit ; a window of careful workmanship, with
nine apertures, all in one piece, and numerous mouldings and
niches. These exemples prove the \ery advanced stage which
the megalithic builders had reached in architectural art.
10. Sculptured figures.
The famous sculptured composition over the monolithic
doorway shows this civilization in another phase, apart from
any merit in the design. There are three rows of figures, one
row with heads of birds, two rows with men’s heads, all crow¬
ned and holding sceptres, and all kneeling on one knee to a
central figure covered with emblematic designs, over a richly
ornamented throne. The monolithic doorway has been so often
carefully described that it is unnecessary to enter into further
details. The composition proves that these people had great
ideas, whieh they were capable of recording by symbolic represen¬
tation which is as striking as it is original.
II . Extent of the ancient empire shoivn by cyclopean rnins.
Tiahiianacii is a modern name. Here undoubtedly was the
centre of the megalithic empire, and we can only trace its ex¬
tent conjecturally by the appearance of the similar use of im¬
mense stones in building. The cromlechs met with in the des¬
cent from Umapainpa to Charasoni may be referred to the
megalithic period. They are formed of four slabs 5 foot high,
worked up and joined in a way worthy of the workmanship at
Tiahuanacu. A fifth slab forms the roof. On a height near
Acora, on the west side of lake Titicaca, there is another crom¬
lech. The cromlechs are quite different from, and much more
ancient than the sepulchral towers at Sillnstani and other places
in the basin of lake Titicaca, called chnlpas. These only date
from the Inca period, though peculiar to the Colla people.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
526
There are some structures for defensive purposes which
are to be attributed to the very early megalithic people. The
famous fortress at Cuzco, on the SacsaJniaman hill, is the most
notable. It is true that Garcilasso de la Vega claims the
fortress for the Incas, and even gives the names of the buil¬
ders of three towers. But these towers were subsequent ad
ditions and have long since disappeared. The huge stones of
the fortress itself were erected many centuries before the rise
of the Incas, in remote antiquity. The massive structure in the
Calle del Triunfo at Cuzco may also be attributed to the early
period. There are some parts of the wonderful buildings at
Ollantay-tampii which are referable to megalithic times, and
formed the nucleus of the later Incasial structures : Farther north,
in the department of Ancachs, a car\'ed stone was found by
Raimondi which resembled those at Tiahuanacu. At Chavin,
and as for north as Quecap in Chachapoyas, there are vast
edifices of great antiquity.
Guided by the existence of megalithic ruins, and by tra¬
dition, we are led to the tentative conclusion that the ancient
empire extended its sway over the Andean regions from Tucu-
man to Chachapoyas, with Tiahuanacu as its centre of rule and
of thought. The old empire passed away, and many centuries
appear to have intervened of which we know next to nothing.
Montesinos gives a long list of rulers of an ,,Aiua?ita‘‘ dynast)'.
Then the Inca rule arose. The later civilizers must have deri¬
ved much, as an inheritance, from the great builders.
12. Langiiage.
The language of the megalithic people would be handed
down, and the so-called Quichua and Aymara dialects must be
forms of it. With the language came a vague tradition of a
deity or a great man having been the origin of the Inca race,
on the stones of lake Titicaca.
ly. T iticaca my tli .
dhis Titicaca myth was related by the Incas, in varied
forms, to the earl)’ Spanish writers. Garcilasso de la Vega tells
how a Ilian apjieared at Tiahuanacu, who divided the world
among four kings. Cieza de Leon relates the story of a ver)'
XIV. Amerikanisten-Kongress.
52/
powerful man of great stature who came from the south, and
whose name was Tied V^iracocha. l ie adds that the great stones
at Tiahuanacu are believed to belong to that time. Molina des¬
cribes the creation of man at Tiahuanacu, and how chiefs were
sent forth by their creator, to rule certain regions. The sculp¬
tured composition on the monolithic doorway might well be
intended to commemorate this event. Be tan/, os tells us that
the creator, whose name was Con-Ticci- 1 ^iracoc/ia, rose out of
the lake, and he corroborates Molina’s story about the despatch
of chiefs to various regions. Salcamayhua mentions a man
named Tonapa who taught the people with much love. The
anonymous Jesuit, whose narrative is valuable, also refers to the
creator as ,¡1111 tecsi“ (light eternal), and ,, Viracocha“ (the \-ast-
god of Pirua). Montesinos, Balboa, Acosta, and San¬
tillana, do not mention the Titicaca myth.
i¿f.. Names of the deity.
The memory of the megalithic civilization was preser\'ed
in the Titicaca myth, and in the names for the deity, Betanzos,
who is a very reliable authority, gives the name Con, which
Lopez suggests" to be the cult of the setting sun. The name
,,illa“ is from ,, Ulani“ (to shine) and may mean light. „Tied“
ox „Tic si“ is the base or foundation — »principium rerum sine
principio« — according to the anonymous Jesuit. „Viracocha“ ,
according to the same authority, means the »great god of Pirua«,
and Montesinos confirms him with regard to 1 7/'«“''' being a
corruption of „Pirua“ a word the first meaning of which is a
granary or depository. The meaning of „cocha“ is a lake or
expanse of water, and as applied to the deity it may be an
abyss, profundity, or space. »Dweller in space.« Viracocha
was the supreme creator of the universe; possibly represented
in the centre of the sculptured composition on the monolithic
doorway at Tiahuanacu. The meaning of the word has been
exhaustively discussed ly Don Leonardo Villar (Lima i88j).
I j. Recapitulation.
To recapitulate — the builders of the wonderful edifices
at Tiahuanacu, which have been in ruins during many centuries,
were far advanced in all the arts connected with architecture,
528
XIV. Amerikanisten-Kongress.
and they had ideas and beliefs which they recorded by means
of symbolic sculpture. The movement of great stones shows
that they had unlimited command of labour, pointing to a dense
population in well organized communities; necessitating large
supplies of food. Megalithic remains in other parts of Peru lead
to the conjecture that the Tiahuanacu builders ruled over a vast
empire at a very remote time. That empire broke up in the
course of ages, and man}' centuries elapsed before the rise of
the Incas. Besides the silent evidence of ruins, the Incas pre¬
served the tradition embodied in the Titicaca myths, and the
names of the deity and his attributes, as well, probably, as some
religious ideas. These were the only memories of that far
distant civilization.
i6. DiffiaUty fi'om great elevation of Tiahuanacu.
There is one great difficulty which needs elucidation. It
appears strange that such edifices as those of Tiahuanacu should
have been erected on a site where no corn can ripen, and where
the climate is so rigorous. In latitude 16.22^ S. Tiahuanacu
is 4000 m (12930 f‘) above the level of the sea. The country
cannot sustain a dense population. There are two alternatives:
either daily food must have been brought from a distance, which
is scarcely credible for a period of such duration, or the country
was not then at that elevation.
' //. Possible solution.
There was a state of things in very later geological times
when the Andes, in this latitude, had not risen to such a height
as it has now attained. In the deserts of Tarapaca, imbedded
in the sides of ravines, there are numerous skeletons of gigantic
ant eaters, animals whose habitat is in dense forests. When
they lived, the deserts in which their bones are found, must
have been covered with trees, l'or such a condition of things
the winds, coming from the Atlantic, were not wrung dry in
passing over the lofty peaks of the Andes, as is now the case.
These winds must have carried their moisture across the slowly
rising mountains, and have deposited it on the strip of coast
line which is now an arid desert, producing arboreal vegetation
and the means of supporting the gigantic ant eaters. As the
XIV. Amerikanisten-Kongress.
529
mountains rose, the wind ceased to carry moisture beyond them,
the coast forests disappeared, and the large animals perished.
While forests existed on the coast, the site of Tiahuanacu was
two or three thousand foot lower than it is now, and maize
would ripen in the surrounding country. The buildings, now
several miles from the lake, were then on its banks. If the
megalithic builders were flourishing in that distant epoch, before
the height of the Andean peaks had converted the coast into
a desert ; then the climate was much less severe and corn could
ripen at their doors. If this is deemed impossible, the difficulty
remains in force.
The successful overcoming of such a difficulty, must give
us a still higher idea of the civilization of the megalithic period.
It implies arrangements for transit of a complicated character
whereby edifices at such a height above the sea, and a dense
population surrounding them, could regularly be supplied with
the products of milder climates.-
/(if. Co)ic hiding I'einarks.
The subject is one of great interest, and will repay further
and closer investigation : I w'ould venture strongly to recommend
that the Andean phases of civilization should be studied separa¬
tely both as regards different periods and different races. Next
to the megalithic period would come that of the »Amantas«
and the tribes which contended for mastery with the Incas.
The system established by the Incas themselves has not yet
been exhaustively treated, though the materials are at our hands,
especially at the hands of those who have access to German
libraries and museums. Another field for research of the grea¬
test interest is included in the language and traditions of the
civilized coast people of Peru, illustrated by the investigations
of Stuebel, Squier and others. In this Peruvian field alone
there still remains a vast amount of work to be done.
34
Fouilles de la mission scientifique française a
Tiahuanaco. Ses recherches archéologiques et
ethnographi(|ues en Bolivie, au Chili et dans la
Républi(|ue Argentine.
Par le comte G. de Cré(jui-Montfort, Paris.
Invité à faire partie du XIV° Congrès International des
Américanistes, j’avais eu tout d’abord l’intention de lui rendre
compte uniquement des fouilles que la Mission Scientifique a
effectuées à Tiahuanaco. M. le Professeur von den Steinen
ayant bien voulu me signaler l’intérêt que présenterait un aperçu
général des recherches ethnographiques et archéologic|ues que
nous avons faites sur le haut-plateau sud-américain, et bien
qu’un rapport très hâtif et sommaire sur les travaux de la Mission
ait déjà été publié pour prendre date ') je ferai sui\'re ma pré¬
sente communication sur Tiahuanaco d’une énumération de nos
recherches concernant les peuples qui, dans les temps de la
préhistoire sud-américaine, ont habité les régions que nous avons
parcourues ainsi que ceux qui les habitent encore de nos jours.
Tiahuanaco.
Tiahuanaco, reconnue depuis longtemps comme étant pour
l’archéologue le lieu peut-être le plus intéressant de tout le haut
pays, n’avait jusqu’à présent été l’objet d’aucune étude de longue
durée. Pour citer quelques exemples, d’Orbigny n’y a séjourné
que trois jours ; de Castelnau, un jour, de même que von
Tschudi; enfin Georges Scpiier et Stübel, huit et neuf jours.
’) Rapport sur une Mis.sion Scientifique en Amérique du Sud par M. G.
de Créqui Montfort et M. E. Sénéchal de la Grange. (Nouvelles Archives des
Missions Scientifiques T. XII, p. Si— 12g), Paris 1904.
532
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Dans sa très belle monographie, en collaboration avec
M. Uhle, A. Stübel déclarant avec mélancolie qu’ils n’avaient
fait qu’inventorier les ruines de Tiahuanaco et grouper les textes
de la littérature spéciale les concernant, exprimait le désir de
voir une mission scientifique faire de Tiahuanaco l’objet d’une
étude aussi méthodique et complète que possible.
J’avais assigné à notre Mission un programme trop vaste
à remplir dans un délai trop restreint, pour qu’elle pût concacrer
à Tiahuanaco tout le temps nécessaire à cette étude. Et en
effet, la Mission n’y séjourna d’abord que du 9 au i 3 Août 1903.
Elle y constata une fois de plus le vandalisme inconscient des
habitants qui, non contents de continuer l’œuvre de destruction
partielle, avaient transformé le Cerro Akkapana en carrière et
en utilisaient les matériaux pour la construction de la ligne de
chemin de fer de Huaqui à La Paz. A. de Mortillet, avec l’aide
d’autres membres de la Mission, n’a pu que prendre à nouveau,
dans ce court espace de temps, un grand nombre de photo¬
graphies des différentes parties des ruines et dresser de celles-ci
un plan général.
Notre intervention auprès de M. le Général Pando, Prési¬
dent de la République de Bolivie, et de MM. les Membres
du Gouvernement Bolivien ayant réussi à faire cesser les regret¬
tables travaux de destruction auxquels je fais allusion ci-dessus,
G. Courty, géologue de la Mission Scientifique P'rançaise, se
vit confier la tâche de poursuivre nos travaux à Tiahuanaco.
11 y séjourna trois mois et demi, du 3 Septembre au
15 Décembre 1903. Il disposa, à partir du 25 Sejitembre,
d’un piquet de force publique et de nombreux Indiens. Erappé
par la maladie, il fut obligé de rentrer précii)itamment en France.
En dehors de nombreux estampages qu’il a pris et de
jîlusieurs plans qu’il a levés, dont un (fig. i) des ruines d’Ak-
kapana établi en mesurant les dimensions et les distances des
grands blocs de la Grande Enceinte, G. Courty a effectué des
fouilles importantes: il a pu ainsi mettre à jour des constructions
jusqu’ici inconnues, de proportions aussi grandioses <|ue celles
cpte nous connaissions déjà.
Je me pro])ose de fouinir ici un résumé de ces contribu¬
tions nouvelles à notre connaissance des fameuses ruines.
XIV. Anierikani-sten-Kongress.
533
A. Fouilles dans le cerro Ak-Kapana. Mise a jour d ime
cana I isa ti on sou terra ine.
Le monticule d’Ak-kapana fut le lieu où notre collègue
entreprit les premières fouilles. 11 y ouvrit une tranchée verti¬
cale partant du pied du monticule, en direction Nord-Sud, et
où les terrassiers indiens déblayèrent une terre rougeâtre, mé¬
lange d’argile et de sable. Après de longues et pénibles re¬
cherches, il mit à jour une canalisation souterraine à trois
gradins. Celle-ci a son point de départ dans la grande exca¬
vation centrale située sur le faîte du monticule, excavation qui,
d’après Squier, a plus de trois cents pieds de diamètre et soi¬
xante pieds de profondeur. Cette canalisation, ou plutôt ce
puits, se dirige d’abord en profondeur et forme un angle droit
vers le côté Nord du monticule et d’autres angles successifs
pour aboutir au bas du monticule et presque en face de l’angle
Sud-Est de la Grande Enceinte. La conduite carrée en pierres
taillées a une coupe uniforme de (J m par o m 70. Les pierres
qui la recouvrent du côté Nord dépassent un peu la largeur
de la conduite étant uniformément 1^115 de large. Les pierres
de grès qui la composaient étaient réunies entre elles à l’aide
de crampons en cuivre sans aucun ciment,, comme le sont celles
de plusieurs autres constructions anciennes de Tiahuanaco.
La fig. 2 (Table Ij montre l’excavation pratiquée par
G. Courty.
Squier ’) donne une figure de l’amorce d’une canalisation
verticale semblable, du Rodadero, et qu’il a dénommée »Inca-
aqueduct«.
B. Fouilles effectuées en face de la station du chemin de fer
de Tiahuanaco a une centaine de mètres de cette dernière.
Découverte de deux idoles monolithes.
Après ces premières fouilles dans le monticule, G. Courty
songea à faire porter ailleurs ses investigations. Son attention
ayant été attirée par la présence d’une statue ou idole qui gisait
à terre au Sud du Cerro Ak-kapana, il fit fouiller tout auprès
et découvrit à peu de profondeur deux autres statues ou idoles
monolithes.
fi E. G. Squier: Peru. Incidents of travel and exploration in the land of
the Incas, Londres 1877, p. 468.
534
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Elles étaient taillées dans du grès rouge micacé. L’une
d’elles mesurait un peu plus de deux mètres et avait été très
corrodée par les eaux d’infiltration.
L’autre, plus grande, atteignant une hauteur de 5 m 72 y
compris la partie destinée à être enterrée, se trouvait dans un
assez bon état de conservation. Elle était recouverte de dessins
gravés au trait, assez peu variés, qui se succédaient dans un
ordre difierent. La hauteur de l’idole, dans sa partie gravée,
était de 3^82, celle du pied non gravé de i m qo.
En présence de Don Manuel Vicente Ballivian, Président
de la Société de Géographie de la Paz, on replaça, au moyen
de crics et de cordes, les trois statues ou idoles dans la po¬
sition verticale.
G. Courty a repris tous les dessins gravés sur la grande
idole Cfig. 3).
C. Fouilles a l' est de la gi'ande enceinte d' Ak-Kapana. Mise
a jour d'îin appareil de construction denomine par nous ■»La
Nouvelle Enceinte
Continuant ses fouilles méthodiques à l'Est et dans l’axe
des alignements, G. Courty rencontra dans un sondage une
profondeur de trois mètres de terre de dénudation : La géologie
ouvrait la voie à l’archéologue.
G. Courty fit porter là son principal effort et, le 28 Oc¬
tobre 1903, il exhumait une partie de mur de façade duquel
émergeaient quekiues-unes de ses pierres. Sur celles-ci, des têtes
humaines étaient sculptées en rond-bosse dans un trachyte mé-
tamori)hisé, d’aspect blanchâtre à la cassure. La photographie
fig. 4 (Table I) montre ce mur, et la fig. 3 (Table 11) l’une des
lierres a tête sculptée que notre collègue a rapportée à Paris.
Toutes les sculptures représentaient des figures humaines, excepté
une seule qui montre une tête de saurien.
h'n suivant le mur découvert, les fouilles mirent à jour tout
l’appareil de construction, de forme prescjue carrée, d’environ 21
sur 22 m. La ßg. 6 (Table II) représente le mur du côté Est de la
Nouvelle Enceinte« (jui, sur le plan fig. i, est désignée par la
lettre G. Idle est composée de grands blocs, enfoncés verti¬
calement dans la terre comme ceux de la Grande Encçinte déjà
connue, taillés et polis au moyen d’autres pierres probablement
Legende ;
AA Grande Enceinte.
B Dépression du terrain au milieu des alignements.
C Escalier de la Grande Enceinte mis au jour
par les fouilles de la Mission.
1) „Table“ en pierre trachytique.
E Porte monolithe d’Ak-kai)ana.
P Idole décrite par Stübel.
G „Nouvelle Enceinte“ mise à découvert par les
fouilles de la Mission.
H Idole déterré par Courty.
I Canal souterrain en pierre.
KK Petite Enceinte d’Ak-Akapana. Mur intérieur,
à demi enterré avant les fouilles de la Mission.
LL Mur extérieur de la même Enceinte.
M Escalier d’entrée et péristlyle de la Petite
Enceinte.
N Fouille de G. Courty qui fit découvrir l’entrée
de la canalisation OO.
()() Canal souterrain.
P Construction contenant trois autels (î), décou¬
verte par G. Courty.
Q „Mound“ de Squier.
ER Parties de murs de la la Grande Enceinte, dé¬
terrées par G. Courty.
S Mur et amorce d’une salle dallée.
T Grande muraille en pierre taillée, partant du
pied du Cerro Ak-kapana.
Plan de la (Irande Enceinte d’ Ak-kapana et des fouilles de la Mi.ssion.
536
XIV. Amerikanisten-Kongress.
gréseuses, comme semblent l’indiquer des stries apparentes. Ces
blocs étaient fichés en terre à des distances presque égales les
uns des autres et réunis entre eux par des pierres plus petites
parfaitement bien équarries mais non cimentées ni reliées en
aucune façon. Les grands blocs étaient en grès de même que
les pierres plus petites qui les réunissaient, à l’exception de
celles qui portaient les têtes en ronde-bosse et qui, comme nous
l’avons déjà dit, étaient de trachyte tendre.
Dans les lignes des yeux, du nez, des oreilles et de la
bouche de ces sculptures, on apercevait au moment de la dé¬
couverte une couleur ocreuse rouge qui avait conservé toute sa
fraîcheur. Les têtes représentaient bien le type indien à pom¬
mettes saillantes; la partie frontale était ornée d’un bandeau.
G. CoLirty a fait, au cours de ses fouilles à Tiahuanaco,
la découverte d’une pièce très importante représentant une pe¬
tite tête de félin en trachyte, dont les cavités des yeux étaient
remplies d’une couleur bleu d’outremer, et les creux des oreilles
et de la gueule d’une peinture rouge assez vive.
Cette découverte ne prouverait-elle pas que les méplats
des sculptures étaient destinés à recevoir des couleurs, ce que
semblent démontrer aussi les peintures observées sur les têtes
en ronde-bosse
De ce chef, ne serions-nous pas autorisés à reconstituer
en couleurs les ornements symboliques de la grande porte
monolithe d’ Ak-kapana
Dans l’intérieur de la Nouvelle Enceinte, à l’angle Nord-
Ouest, on trouva une statue ou idole (cfr. plan fig. i H) d’une
hauteur d’environ O m yo qui n’avait cjue (piatre doigts à l’une
des mains. Celle-ci, ainsi que tous les objets rencontrés au
cours des fouilles, a été transporté, par les soins de G. Courty,
dans une salle contigüe au jietit musée de Tiahuanaco et cjui
est dénommée très pompeusement »Le Palais de Justice«.
Pendant ces recherches, il se produisit à un certain moment
un fait assez curieux : tandis que les Indiens étaient occupés à
déblayer la terre qui recouvrait les murs de la Nouvelle Enceinte,
les eaux d’une pluie torrentielle vinrent inonder lex excavations,
entraînant les terres et les cailloux. G. Courty, ejui venait de
découvrir sous une dalle, à l’ancien niveau du pied des murs,
un canal souterrain dirigée vers le Nord-Est (cfr. plan fig. il),
Fig. 3. Détails des gravures de l’idole découverte par G. Courty. Echelle
25
538
XIV. Ainerikanisten-Kongress.
fit établir un chenal pour essayer de faire écouler par la cana¬
lisation l’eau qui était venue interrompre le travail. Quelle ne
fut pas sa surprise de voir disparaître en quelques minutes plus
d’une \ingtaine de mètres cubes d’eau! Il chercha, d’amont en
aval du Rio Huaquira, l’issue par laquelle se déversait l’eau
boueuse provenant des fouilles, mais sans parvenir à découvrir
la sortie des eaux.
Aucun des auteurs qui ont décrit les ruines de Tiahuanaco
ne parle de la N oui’ elle Eneeinte; il n’y a que G. Squier qui,
sur son plan des enceintes déjà connues d’Ak-kapana ’) figure
une ligne partant du milieu du côté Est et formant aussitôt un
angle droit. Il est probable que G. Squier avait vu apparaître
sur le sol le sommet de quelques-uns des blocs verticaux de
l’enceinte en question, mais il a cru que ces blocs formaient
une sorte de péristyle de la Grande Enceinte. C’est donc aux
fouilles de G. Courty que l’on doit la découverte de ce nouvel
appareil de construction gigantesque.
D. Découverte tf un escalier du côté Est de la Grande Enceinte.
Découvertes de blocs gravés. Eouilles mettant a jour des parties
du mur Ouest de la Grande Enceinte.
Toujours à l’Est, dans l’axe de alignements de Tiahuanaco
les fouilles mirent à jour un escalier imposant de grandes di¬
mensions, composé de six marches d’une largeur de 7 >"075,
taillées dans un grès rouge. Une pierre formait à elle seule
les deux premières marches et l’entrée large de 8hm2.
Cet escalier, représenté sous des vues différentes par les
fig. y, S et (J (Table III — V), constitue la sortie de la Grande
Enceinte faisant face à la Nouvelle Enceinte. Au pied de l’es¬
calier on trouva deux piliers en retrait avec un puma sculpté
destiné sans doute à les couronner. 11 devait se trouver là un
modèle analogue à celui de la Porte des Pumas de 1 luanuco Viejo.
Ici l’érosion s’était produite avec moins d’intensité ({u’ail-
leurs, car i ni 50 seulement de terre recouvrait ce grand escalier.
I out auprès, on mit à jour un bloc de trachyte d’une
longueur de O ni 77, d’une largeur de O'nqô et d’une épaisseur
de O ni I 7 ; on distinguait, sur l’une deses faces, cpiatre animaux
') l. c. p. 276.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
539
graves en méplat, rappelant des pumas. La quatrième partie
de la pierre, avec la figure de l’un de ces animaux, est repré¬
sentée par la fig. lo. C’est un type d’animal allégorique qui
revient plusieurs fois dans l’ornementation des blocs monolithes
de Tiahuanaco. Ce bloc sculpté a été déposé au »Palais de
Justice«.
G. Courty trouva également tout aui)rès un fragment de
(cfr. fig. Il) taillé angulairement, sur lequel on distingue
la gravure de deux pumas placés dos à dos dans l’attitude d’une
marche lente. Cette pièce fort intéressante est exposée au Palais
du Trocadéro à Paris.
Après ces fouilles, G. Courty fit pratiquer des excavations
dans l’axe du grand escalier, jusqu’au côté Ouest de la Grande
Paiceinte, mais il ne rencontra qu’une pierre trachytique sculptée,
creusée en forme de bassin.
P3n même temps que ces fouilles, d’autres étaient exécutées,
à l’Est de la Nouvelle Enceinte, qui eurent pour résultat la dé¬
couverte d’un grand mur (cfr. plan fig. iT) qui part du pied du
monticule d’Ak-kapana, en direction Nord ; malheureusement les
circonstances n’ont pas permis de poursuivre les investigations
et de connaître son étendue.
540
XIV. Amerikanisten-Koiiçress.
Les fouilles à l’Ouest de la Grande Enceinte furent conti¬
nuées et se terminèrent par la mise à jour des deux parties de
son mur de ce côté. Elles sont désignées RR sur le plan
/. Quelques auteurs ont supposé que cet alignement n’é¬
tait pas un mur et qu’il ne se composait que de grands blocs
verticaux isolés. Les fouilles de G. Courty ont démontré, au
contraire, qu’il est analogue à ceux des trois enceintes connues
maintenant, c’est-à-dire qu’il constitue un véritable mur, les
I
I
Fig. II. Fragment de jiierre gravée au trait, trouvée à Ak-kaj)ana. gr. nat.
blocs verticaux étant réunis par des murs en pierres de dimen¬
sions plus petites.
E. Rouilles a l' Ouest de la Grande Enceinte. Mise à jour d'une
petite construction. Pierres sculptées. Escalier de la Petite
pMceinte.
(j. Courty fit porter ensuite ses recherches à l’Ouest des
alignements de la (jrande lènceinte, entre le monticule dénommé
»mound« jiar Squier (cfr. plan fig i. Q) et la grande porte
monolithe. 11 y découvrit trois petites pièces contigües, d’un
mètre carré environ (cfr. plan Jig. i , P) qui sont très semblables
aux autels de certains jietits temples mexicains dont une repro¬
duction e.xiste au Musée d’Etlinographie de Paris.
A proximité de cette petite construction il y avait des
XIV. Amerikanisten-Kongress.
541
murs de terre. Ceu.x-ci, ainsi que les murs en pierre de cet
endroit, étaient enduits de couleurs blanche et rouge.
Immédiatement au Sud de la petite construction, on déblaya
l’amorce d’une salle dallée, substruction d’un important édifice
(cfr. plan fig. i , S).
A l’entrée de la construction on trouva, enterrées, quatre
pierres d’un trachyte dur, chacune de 16 cm 5 x 16 cm 5 x 22 cm 2,
avec sculptures en méplat sur deux de leurs côtés. Deux de
ces pierres ont été jolacées au petit musée de Tiahuanaco ; nous
n’en possédons qu’un exemplaire que le Gouvernement bolivien
a laissé à la Mission et qui est représenté par \2i fig. 12 (Table V).
G. CoLirty entreprit quelques fouilles dans la Petite Enceinte
à alignements doubles (cfr. plan fig. i, KK, LL). Il mit à
jour certaines parties des alignements à moitié enterrés et put
constater que ceux-ci ne sont que des murs analogues à ceux
des autres enceintes, c’est-à-dire des murs en pierres taillées,
interrompus par des blocs verticaux de grandes dimensions.
Au milieu du côté Est de cette Petite Enceinte, G. Courty
découvrit un escalier de trois marches (cfr. plan fig. i, M) qui
lui avait servi de moyen d’accès. Les pierres d’entrée portaient
encore les traces d’une couleur verte cuivreuse dont elles avaient
été enduites intentionnellement.
Entre les murs intérieur et extérieur de l’enceinte, notre
collègue pratiqua une fouille désignée N sur le plan et qui
amena la découverte du canal souterrain 00 construit en pierre
taillée et se trouvant à 2 m de profondeur au-dessous du sol
actuel. La dimension de ce canal était juste suffisante pour per¬
mettre à un homme d’y passer.
P'. Sépultures appartenaut au peuple qui a construit les édifices
de Tiahuanaco. Poterie ornée des memes ornements que les
ruines.
G. Courty a pu reconnaître par ses fouilles deux nécro¬
poles, l’une située auprès du cimetière actuel du village de
Tiahuanaco, l’autre à proximité du Rio Huaquira sur sa rive
gauche à un demi kilomètre au Nord-Ouest de ce village. La
distance de ces nécropoles du groupe de ruines le plus proche,
c’est-à-dire de Puma-Punco, est d’environ un kilomètre.
Aucun signe extérieur ne révèle la présence des sépultures.
542
XlV. Amerikanisten-Kongress.
dont notre collègue a fouillé une vingtaine. C’est par un Indien
qu’il fut avisé de leur existence.
Les cadavres sont enterrés horizontalement, différents en
cela du mode de procédé généralement employé autrefois sur
le haut-plateau, où l’on a toujours observé la position plus ou
moins verticale avec les jambes repliées sur la poitrine. Immé¬
diatement au-dessus du cadavre se trouve une pierre plate, de
ü'^70 à 3m de longueur et 0^40 à i de largeur. Cette
pierre se trouve en général à 0^40 de profondeur. La distance
d’une sépulture à l’autre est d’environ 0^40 à 0^50; quelque¬
fois elle atteint i ni.
Les ossements étaient très détériorés, cependant quelques
crânes ont pu être recueillis. Ils présentent des déformations
artificielles ; quelques-uns ont été trépanés.
Les cadavres étaient entourés de poteries peintes et gravées,
d’une confection très fine, d’amulettes, de petites figures d’ani¬
maux sculptées en pierre, de topos et autres objets en cuivre,
de nombreux objets en or gravé ou repoussé, de petites perles
plates en azurite, de mortiers en porphyre pétrosiliceux poli
etc. . . . La poterie du cimetière du Rio Iluaquira était moins
fine que celle de la nécropole située auprès du village moderne
de Tiahuanaco.
Je donne ici (Table Vlj la reproduction de deux vases,
l’un peint {fig. /J), l’autre {fig. 14) en poterie noire, brillante,
orné de lignes gravées au trait. Ces deux xases se trouvaient
in situ dans des tombes d’où ils ont été retirés par G. Courty.
Le puma du premier vase, peint en trois couleurs, est si analogue
à celui sculpté sur la pierre fig. 10 (p. 539) et sa tète ressemble
tellement à une tête de i)uma qui orne la grande porte monolithe
d’Ak-kapana, (ju’on ne i)eut douter, même un instant, (pie les
différents dessins proviennent d’artistes du même peuple. Les
traits gravés sur le vase, fiig. 14, se retrouvent aussi dans
l’ornementation des ruines. II est donc évident que ce sont les
constructeurs des édifices en ruines (jui sont enterrés dans les
nécropoles ci-dessus mentionnées.
Conclusion.
En outre d’une partie des objets recueillis au cours de ses
fouilles (le Gouvernement Bolivien ayant conservé l’autre) la
XIV. Amerikanisten-Kongress.
543
Mission Scientifique Française rai)i)orte de ses études àTiahuanaco:
le plan des ruines avant les fouilles de G. Courty, le plan des
découvertes de ce dernier, de nombreux estampages et dessins
(notamment des sculptures de la porte monolithe d’Ak-ka¡)ana,
qui permettront d’en donner une reconstitution dépassant par
l’exactitude ce que la photographie pourrait faire), de nom¬
breuses photographies parmi lesquelles 6i clichés i8 x 24 pris
par un professionnel et représentant les découvertes de G. Courty.
Tous ces documents paraîtront dans les publications de la
Mission. Je n’ai voulu donner ici qu’un aperçu des travaux
qu’elle a effectués à Tiahuanaco et dont les résultats principaux
seront de permettre peut-être d’établir que les grands alignements
de ce lieu ne sont que les parties principales d’un apjKireil de
construction et que les sculptures en méplat étaient destinées
à être peintes.
De plus, grâce à la découverte des deu.x nécropoles, nous
allons pouvoir essayer de procéder à la détermination anthro¬
pologique des architectes des ruines de Tiahuanaco, à l’étude
approfondie de leurs industries, ainsi qu’à la comparaison de ce
peuple avec les autres peuples anciens déjà connus de l’Amérique
du Sud.
Comme le dit M. Stübel, on a l’impression d’être à Tia¬
huanaco sur les ruines d’une civilisation qui a marqué l’apogée
d’un peuple très doué et de se trouver en présence d’un monument
de la période pré-incasique du vieux Pérou.
Résumé des recherches archéologiques & ethnographiques
de la mission scientifique française.
1° Archéologie.
Je vais simplement énumérer à cette place, en commençant
par le Nord, les principales fouilles effectuées par les Membres
de la Mission dans les autres parties du haut-pays.
Vallées de Yura et de Panagua (N. -O. de Pulacayoj.
Mes fouilles personnelles à Charcoyo mirent à jour des sépultures
anciennes d’où j’ai retiré de nombreux crânes et de la poterie
peinte d’un type tout à fait inconnu. J’en donnerai quelques
reproductions dans ma deuxième communication au Congrès
intitulée: »Fouilles dans la nécropole préhispanique de Calama«,
544
XIV. Amerikanisten-Kongress.
fig. 8, Ç, 10. Deux photographies (fig. 15 et 16, Table VII)
représentent l’intérieur de tombes de la vallée du Cagna.
Appelé dans une autre partie de la Bolivie par les soins
que m’imposait la direction de la Mission, j’ai laissé à deux
Français, établis momentanément dans la contrée, les instructions
nécessaires pour leur permettre de continuer les excavations
que j’avais commencées.
Des études d’importantes ruines de villages préhispaniques,
des fouilles dans des sépultures anciennes à Visicza, Yura,
Tocarji, Asnapujio, Caleria, une magnifique collection de la
poterie mentionnée ci-dessus, de nombreux objets en or, en cuivre
en pierre taillée, environ trois cent crânes, enfin de nombreuses
photographies, tels sont les résultats de nos efforts réunis dans
cette partie de la Bolivie.
Tarija. A. de Mortillet a recueilli, en cet endroit, une
collection intéressante d’outils de pierre primitifs.
Cobrizos, Colcha et Chuquicamata. G. Courty, outre
une étude soigneuse de la géologie du Sud-Ouest de la Bolivie,
a fait dans ces régions d’intéressantes fouilles de sépultures
anciennes et y a étudié des ruines préhispaniques.
Calama. Au cours de ma communication au Congrès
citée ci-dessus, je vais décrire en détail les fouilles effectuées
dans cette importante nécropole préhispanique par E. Sénéchal
de la Grange.
Jujuy, J’ai fait personnellement des excavations dans des
ruines préhistoriques, à l’endroit appelé Alto de Quintana, qui
domine l’entrée de la Quebrada de Ilumahuaca.
Puna de Jujuy. E. Boman, spécialement chargé par moi
des recherches archéologiques dans la ¡)artie argentine du haut-
plateau, a effectué de nombreuses fouilles dans des villages
anciens. Il a dressé les plans de ces villages, examiné un grand
nombre de sépultures existant à l’intérieur de grottes creusées
par les eaux dans des rochers de trachyte tendre, notamment
à Casabindo, Cochinoca et Rinconada. Des scpielettes, des
crânes, d’im])ortantes collections d’objets en bois, en cuivre, en
or, en os, en i)ierre taillée, enfin des ])hotographies, constituent
la récolte scientifuiue de ce voyage. Iv Boman a également
découvert et dessiné des inscriptions gravées sur des rochers
XI Ve Congrès des Amcricanistcs.
Cré ([ U i - iM o n I f or t , Tinhuanaco.
Table I.
Canalisation du Cerro Ak-kapana Fig. 4. -Mur de la Xonvelle Enceinte avec tètes sculptées en rondebossc.
('rc(jiii-M oiilfíjrt, 'I'ialuianaco.
Tal)le II.
XlV‘> Coiigit-s <Ie.s Américaiiistes.
busse, ayant fait partie de la Xouvclle Jùiceiiile d’Ak-
kapana. Environ ‘/;i gr. nat. l'ig. 6. .Mur de la Xouvclle Enceinte, côté Est.
Xl\’“ ('uiigrès des Amçricanisles.
(' r é (| U i - M O 11 t for t , 'rialiiianaco
Talde NI.
I''ig. 7. Escalier de la Grande Enceinte d’Ak-kapana.
XIV« Congrès des Américanisles.
Cr é fj U i - M o n t for t , 'l’ialiuanaco,
Table IV,
i
XIV*-“ Coiitjic-s «les Ainéricanisles.
( ! ré I) Il i - M «) Il l f ur l , 'rinluianacn.
'l'aille V.
l''ig. 9. Escalier de la Grande Enceinte d’Ak-kapana.
Fig. 12. Piene angulaire sculptée en méplat, d’Ak-kapana.
Environ ^11 gr. nat.
XlVß Congrí-s des Ajnéricanisles,
C r é r| U i - M o n t f o r t , 'l’iahuanaco.
Table VI.
I'ig. 13. Vase en terre cuite decoré avec un puma, de la nécropole
de Tiahuanaco. Environ “'/V gr- "iit.
XIV'c Congrès des Amcricanisles.
e r é U i - M o 11 I f o r I , 'riahiianaco.
Table \ II.
Fig. i6. Fouilles d’une tombe de la vallée du Cagna (Bolivie).
' >.■ VT'« V
XIVo Congrès des Amcrikanistes.
C r é 4 U i - M o n t f o r t , Tiahuanaco.
Talde Vili.
Fig. iS. Rocher sur lequel est situé l’ancien village fortifié de Pucara de Rinconada.
k'ig. 19. Partie des ruines du village fortifié de Pucara de Rinconada, avec un menhir.
l.SÍ’-
XIV. Amerikanisten-Kongress.
545
dans différents endroits de la Puna de Jujuy ainsi (jue des
fresques préhispaniques peintes sur les parois des grottes et
dans des abris sous roche.
Les ßg. //; i8 et iç (voir p. 546 et Table Vili) représentent
le plan, dressé par E. Boman, de l’ancien v illage fortifié de Pucará
de Rinconada, une vue sur l’inaccesible plateau en trachyte de
40 «1 de hauteur où ce village est situé, et une autre vue
d’une partie des ruines.
La parfaite ressemblance des collections de 15. Boman
provenant de cette partie de la Puna de Juju}’ avec celles de
E. Sénéchal de la Grange recueillies à Calama, nous permet
d’établir d’une manière à peu près certaine les limites géogra¬
phiques du peuple qui , avant l’invasion des conquérants espa¬
gnols, habitait une grande partie du haut-plateau.
E. Boman a d’autre part réuni une magnifique collection
de grandes haches de pierre autour des Salinas Grandes et a
étudié les mines de cuivre de Gobres qui, d’après lui, sont
préhispaniques.
Enfin, il a effectué des fouilles dans plusieurs endroits de
de la Quebrada de Humahuaca.
Quebrada del Toro, E. Boman y a fait l’étude complète
de trois villages préhistoriques d’une certaine importance: j\lorc-
huasi. Puerta de Tastil et Tastil.
Vallée de Lerma. De nombreuses fouilles et recherches
ont donné pour résultat la découverte de restes, de ruines et
de sépultures qui paraissent provenir de trois peuples distincts.
Dans cette vallée, P5. Boman a étudié aussi très soigneuse¬
ment des groupes de tumulus circulaires disposés en rangées
tout à fait régulières. Les fig. 20, 21, 22 et 2j donnent : la
première, une vue de la forme et des dimensions de l’un de ces
tumulus, les autres représentent le plan de chaque groupe. Le
groupe A contient 1.047 tumulus, ß 158 et C g 63. Des exca¬
vations faites jusqu’à i m 80 de profondeur dans plusieurs tu¬
mulus, choisis au hasard, ainsi qu’au milieu des interv^alles, ont
prouvé que l’on ne se trouve pas en présence de tombeaux.
Au contraire, les fouilles démontrèrent que la terre qui se
trouvait au-dessous des tumulus n’avait jamais été remuée, que
par conséquent ceux-ci avaient été simplement superposés au soL
546
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Ces tumulus ne sont donc pas des tombes; outre leur
petite dimension, l’absence absolue de morceaux de poterie,
•'ig. 17. l’ian (lu village furtifui préhispaniijue de l’iicara de Rinconada p’una de Jujny)
Echelle - .
1000
d’os OU d’autres débris humains, prouve suffisamment cpfils
n’ont pas été les fondements de demeures humaines. La seule
exfilication ¡)f)ssible, scmble-t'il, est (|uc ces »cités de tumulus«
XIV. A merikanisten-Kongress.
547
auraient servi dans de grandes cérémonies ou dans les assem¬
blées d’indiens : chaque tumulus devenait peut-être alors le siège
d’un individu ou d’un chef de famille.
a
a Asj ect général du tumulus.
1) Tumulus à une rangée de pierres, vu de dessus,
c 'rumulus à deux rangées de j ierres, vu de dessus,
d Coupe \erticale d’un tumulus.
It Ethnographie moderne.
Notre collègue A. de IMortillet a réuni, pour la plus grande
partie, une riche collection d’objets ethnographiques des Aymaras
et des Quichuas, habitants actuels du haut-plateau bolivien.
Nous pouvons presque dire qu’il n’y manque aucun spécimen de
leurs outils, de leur mobilier, de leurs vêtements et de leurs
.armes.
Séries de tumulus de i’ucarú de Levina (Salta, Républnjue Argentine). Plan du groupe A. Echelle
IHrniiPn de I 'Enihouc/iit/r de ¡a
(Quebrada del Toro (d hu.)
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XIV. Amerikanisten- Kongress.
549
A San Pedro, dans la province de Jujuy, A. de Morl diet
li groupé une intéressante collection d’objets ethnographiques des
,]\Iatacos qui habitent les immenses forêtes vierges du (jran Chaco.
///° Anthropologie physique.
Dans les différents endroits
qu’elle a fouillés, la Mission
a recueilli près de cinq cents
ci'cânes anciens et plusieurs sque¬
lettes. Le Dr. A. Chervin en
a entrepris l’étude.
L’anthropométrie des In¬
diens vivants était réservée à
J. Guillaume que nous nous
étions adjoint à cet effet. Ce
dernier a mensuré, d’après la
méthode de A. Bertillon, 117
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Fig- 23-
Séries de Tumulus de Bucara de Lerma-Plan du groupe C.
a Rempart, b Fosee, c Mur.
Enchelle
I
2000'
Aymarás, 84 Quichuas, 7 métis d’indiens et de blancs, j8 métis
d’Aymarâs et de Quichuas. Il a également pris de nombreuses
photographies métriques de ces Indiens.
550
XIV. Amerikanisten-Kongress.
E. Boinan a mensuré aussi 36 Indiens de Susques , dans^
la partie argentine de la Puna de Atacama. Ces Indiens sont
très intéressants parce qu’ils sont peut-être les seuls de toute la
région de la Puna qui se soient conservés purs de métissage.
Ils habitent les vallées les plus arides et les moins accessibles de
cette région et se tiennent dans un isolement absolu de tout
étranger, que ce soit un blanc ou un Indien d’une autre tribu.
Les Indiens de Susques ont conservé avec fidélité les tra¬
ditions de leur religion païenne, et E. Boman, qui est le premier
savant ayant pénétré sur leur territoire, en a rapporté une inté¬
ressante collection de folk-lore ainsi que la description de leurs
curieuses cérémonies.
J’arrête ici cette hâtive énumération de nos travaux archéo¬
logiques, ethnographiques et anthropologiques, vous renvoyant,
pour nos recherches dans les autres branches de la science au
rapport préliminaire dont j’ai déjà fait mention. Les résultats
complets de la Mission Française seront donnés en détail dans
les volumes dont nous préparons en ce moment la publication.
Quant à nos collections, sauf la partie paléontologique qui
sera exposée au Muséum à la fin de cette année , elles sont
réunies, depuis le 30 Mai et jusqu’au 15 Octobre, dans une
Exposition au Palais du Trocadéro, à Paris.
Je tiens cependant à constater ici, en terminant, une
fois de ¡)lus et après bien d’autres, combien est féconde, pour
l’Américaniste, l’exploration méthodique des diverses régions de
l’Amérique du Sud. Certes, au point de vue artistique, souvent
la besogne de l’archéologue peut paraître ingrate, mais quelle
n’est pas sa récompense, au point de vue scientifique, quand il
parvient à soulever un des replis du voile d’ombre et de mystère"
qui enveloppe la i)réhistoire de l’Amérique du Sud.
lM)iiillcs(lanslanécr()polc])réliisi)aniquo
(le Calaiiia. Les anciens Atacainas.
Par le comte G. de Créqui-AIontfort, Paris.
Chargé, de concert avec E. Sénéchal de la Grange, par
le Gouvernement Français, d’organiser et de diriger une Mission
Scientifique en Amérique du Sud, nous avons, ainsi que je l’ai
déjà dit dans mon rapport préliminaire adressé au Ministre de
l’Instruction Publique ‘ ), décidé de faire porter sur le haut-
plateau bolivien le principal effort de nos recherches et d’y
étudier, depuis le lac Titicaca au Nord, jusqu’à Jujuy (Argen¬
tine) au Sud, l'Jioniiiie et son milieu, dans le présent et dans
le passé. Notre but était d’établir ainsi un lien en quelque sorte
entre les nombreuses études effectuées, depuis longtemps déjà,
sur l’archéologie péruvienne et les travaux, plus modernes,
parus sur la région de la République Argentine dite; Région
Calchaquie.
Le haut-plateau, qui comprend une grande partie de la
Bolivie et les territoires limitrophes de la République Argen¬
tine et du Chili, était, avant l’étude que nous en avons faite,
presque inconnu au point de vue de l’ethnographie et de l’ar¬
chéologie.
Son altitude varie entre 3400 et 3800 au-dessus du
niveau de la mer. Il est divisé, par des chaînes de montagnes
parallèles dirigées du Nord au Sud, en larges bandes qui sont
composées d’un terrain d’alluvion si uniformément plat que l’on
ne peut pour ainsi dire y découvrir aucune aspérité.
') Rapport sur une Mission Scientifique en Amérique du Sud par M. G.
de Créqui-Montfort et M. E. Sénéchal de la Grange (Xouvelles Archives des Mis¬
sions Scientifiques t. XII, p. 81 — I2ç), Paris 1904.
552
XIV. Amerikanisten-Kongress.
L’altitude moyenne de ces chaînes de montagnes au-dessus
du haut-plateau n’est pas considérable: elle n’atteint que 12001^1
environ; celle des pics les plus élevés est de 5500 à 65001^1
au-dessus du niveau de la mer, c’est-à-dire un peu plus de 2000™
au-dessus du haut-plateau. Vers l’Océan Pacifique, l’altitude de
celui-ci diminue par échelons parallèles à la côte.
Les rares ruisseaux que l’on rencontre sont souvent satu¬
rés de sels. Leurs eaux courantes s’étalent, au milieu des di¬
verses plaines, en de grandes lagunes saumâtres dont la pro¬
fondeur ne dépasse pas en général 0™50 à im et qui n’ont
pas d’émissaire ; elles sont tenues en équilibre par l’évaporation
et peut-être aussi par des infiltrations souterraines.
Il y a très peu d’eau potable et les points où l’on en re¬
contre sont souvent distants d’une centaine de kilomètres les
uns des autres.
Dans la région occidentale, il ne pleut jamais; dans la
partie orientale, on ne constate que de violentes pluies d’orages,
rares, de courte durée, et seulement de Décembre à Mars.
La végétation y est extrêmement pauvre. Le terrain
d’alluvion est presque nu sur de grandes étendues ; en d’autres
endroits on aperçoit ça et là des graminées touffues, très sili¬
ceuses. 11 n’y existe pas d’arbres. Les arbustes les plus grands
n’atteignent qu’environ i ™ de hauteur; se sont, pour la plupart,
des synanthérées touffues, noirâtres, à petites feuilles et à ra¬
cines très fortes et très développées. On trouve communément
des cactées basses, très épineuses, tandis que dans les mon¬
tagnes, aux endroits protégés, s'élèvent les hauts cactus-cierges
(Cerens) qui constituent l’unique bois de construction dont les
habitants actuels du haut plateau se servent.
On ne peut songer à faire de l’agriculture (|u’à l’aide
d’irrigation artificielle et, même dans ce cas, le climat, très rude,
ne i)ermet que la culture de certaines plantes particulièrement
résistantes: la quinoa (Chcnopodiiun qimioa), les fèves (lieta
Faba)^ les i)ommes de terre et la luzerne (Medicago sativa).
Les maïs n’est cultivé tjue dans ciuelques ])etilcs \allées très
abritées du vent i)ar les montagnes et bien exposées aux
rayons du soleil. Malgré cela il ne i)eut y mûrir.
A l’exception du chien, du cochon d’Inde et peut-être de
cjuelques autres ))etits mammilères et oiseaux américains, le
XIV. Amerikanisten-Kongress.
553
lama était le seul animal domestique des habitants du haut-
l^lateau avant l’invasion des conquérants espagnols. Plus tard,
l’âne et le mouton y ont été introduits et ils se sont assez bien
acclimatés. Les chevaux, le l^étail et les poules ne supportent
pas le climat; les mulets résistent aux effets de l’altitude, mais
le sol ne produit pas le fourrage nécessaire à leur nourriture.
Iv. Boman, membre de notre Mission, chargé des recherches
archéologiques de la partie Argentine du haut-plateau et qui
connaît très bien les provinces andines de la République Ar¬
gentine, a réuni plusieurs faits démontrant, d’après lui, qu’il y
a quelques siècles le climat était moins âpre et l’eau plus abon¬
dante qu’actuellement. Mes observations personnelles confirment
cette opinion. Il y a dans les déserts de la côte du Pacifique,
des bois d’une espèce à' Algar ob o (Prosopis), éteints et enterrés
par les sables, comme il est démontré par les minas de leña,
])rès des gisements de salpêtre de la Pampa de Tamarugal.
Ces bois éteints sont encore une preuve du changement du
climat de ces régions au cours des derniers siècles.
L’un des résultats les plus intéressants des recherches
archéologiques de la Mission Scientifique P'rançaise a consisté
dans l’étude des restes d’un peuple préhispanique qui a habité
la pro\'ince actuelle chilienne d’Antofagasta, la province boli¬
vienne de Lipez, le désert d’Atacama, les territoires argentins
de la Puna de Atacama et de la Puna de Jujuy.
Ces restes, grâce au climat tout à fait sec, ont été aussi
bien conservés que ceux c|u’on trouve dans les anciennes nécro¬
poles du Pérou. Beaucoup de cadavres sont momifiés naturelle¬
ment ; les vêtements et sourtout les objets en bois, très nom¬
breux, sont en fort bon état.
Je me propose de donner ici un aperçu des fouilles efiec-
tuées par mon collègue E. Sénéchal de la Grange, dans l’im¬
portante nécropole de Calama. C’est là en effect cpi’à eu lieu
la récolte la plus abondante et la plus variée de crânes et
d’objets bien conservés a}’ant appartenu au peuple qui nous
occupe.
Calama (province chiliene d’Antofagasta, environ 27^27'
latitude Sud et 71" 15' longitude Ouest du méridien de Paris),
est une station de la ligne de chemin de fer d’Antofagasta à
Oruro, située à 238 kilomètres de cette première ville. Calama
554
XIV. Amerikanisten-Kongress.
étant à une altitude de 22661« au-dessus du niveau de la meiv
se trouve donc sur l’im des échelons du versant Ouest du haut-
plateau.
Le village est situé au milieu d’une vaste plaine d’alluvion
bornée de tous côtés par des chaînes de montagnes ; cette plaine
est tout à fait dépourvue de végétation et couverte, en quelques
endroits, de sables que le vent soulève et transporte d’un point
à un autre. Le Rio Loa, dont l’eau est légèrement salée, tra¬
verse Calama et forme, au moyen de l’irrigation artificielle,
comme une oasis de quelques kilomètres carrés où les habitants
cultivent la luzerne. La superficie de cette oasis tend à s’amoin¬
drir par suite de la diminution de l’eau du Rio Loa et de l’en¬
vahissement des sables qui, sous la poussée du vent, gagnent
peu à peu du terrain sur la partie cultivée. On a planté quel¬
ques arbres. La végétation naturelle ne présente que des ar¬
bustes touffus, utilisés par les habitants pour renforcer leurs
clôtures constituées par des murs de terre.
En Janvier 1904, E. Sénéchal de la Grange fut avisé, par
un habitant de Calama, qu’il existait un ancien cimetière non
loin de l’oasis. 11 s’y rendit et trouva, dans un endroit limité
d’un côté par une barranca^) de i 1« 50 de hauteur, quelques
crânes et ossements humains parsemés sur le sol. On voyait
aussi quelques os saillir de la coupe de la barranca. E. Séné¬
chal de la Grange effectua alors, à partir de celle-ci, des fouilles
méthodiques, creusant jusqu’à une profondeur de i m 50 sur une
surface de 40 mq.
11 a trouvé environ cent squelettes dont il a recueilli une
soixantaine de crânes. Ron nombre de corps se trouvaient
dans la position où ils avaient été enterrés ; leurs vêtements et
leur mobilier funéraire étaient bien conservés. Ils étaient tous
plus ou moins momifiés. Dans une partie du terrain fouillé,
où le sol parait avoir subi des mouvements, les s(]uelettes et
les objets avaient été déplacés et écrasés par la pression de
la terre.
Ainsi (ju’on jiouvait l’observer sur les cadavres restés en
place, tous ont été enterrés avec les jambes re})liées et atta-
') liarrauca: designation en espagnol des coupes perpendiculaires dans le
terrain i)ioduites par l’action des eaux.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
555
chces près de Ia poitrine; les bras également placés sur la poi¬
trine, quelquefois croisés; la tête inclinée. Sur les cadavres
bien conservés, se trouvaient les vêtements : des ponchos ou
des chemises sans manches. Tous avaient, suspendus au cou
ou pendant sur les épaules, un ou deux petits sacs en laine,
rayés ou portant divers dessins multicolores tissés. Le tout
était enveloppé dans une étoffe plus grossière et solidement lié
au moyen de cordes en laine de lama. Le paquet ainsi formé
et co'ntenant parfois, entre les différentes enveloppes, des amu¬
lettes et autres objets de petites dimensions, était toujours
placé verticalement dans la tombe, la tête en haut.
Immédiatement contre ce paquet, mais en dehors des en¬
veloppes, étaient disposés les objets plus considérables, tels que
des arcs et des pelles ; autour^ des vases en terre cuite et des
calebasses contenant encore des restes de maïs et d’autres
aliments.
Les têtes des cadavres se- trouvaient en général à 0^50
ou om6o de profondeur. La distance d’une tombe à l’autre
ne dépassait pas om5o. Parfois la même tombe contenait deux
cadavres et même plus.
La nécropole paraît occuper une grande étendue. Il n’y
a aucune pierre, ni pour recoinrir les tombes, ni pour signaler
leur emplacement. Il existe, cependant, au milieu de la nécro¬
pole, des restes de murs en pierre sèche qui forment un carré.
E. Sénéchal de la Grange a trouvé dans cette sorte d’enceinte
plusieurs crânes et ossements humains à demi calcinés par le
feu, mais il est probable qu’ils l’ont été à une époque de beau¬
coup postérieure à celle à laquelle appartiennent les sépultures.
Ce sont sans doute des os mis à découvert par les érosions et
brûlés après pour déblayer le terrain.
Voici, comme exemples, la description de quelques tombes
de la nécropole de Calama ;
P Cadavre dont la chair et les vêtements, à l’exception
de quelques lambeaux, avaient disparu par l’action du temps.
Pourtant le tissu en laine de lama, qui lui servait d’enveloppe
extérieure, était assez bien conservé de même qu’un sac, sem¬
blable à ceux déjà mentionnés, placé sur le dos et suspendu
au cou par une corde en laine. Le corps se trouvait incliné
en envant; les jambes étaient légèrement repliées, les bras
556
XIV. Amerikanisten-Kongress.
croisés sur la poitrine. En dehors de l’enveloppe, appuyées
sur le devant du paquet funéraire, se trouvaient disposées les
manches en haut, une pelle en bois (fig. ici) et une autre
(fig.id) en pierre schistoïde avec manche en bois, ainsi qu’un
second exemplaire de cette dernière catégorie sans manche.
Autour du cada\re étaient placés plusieurs petits vases en terre
cuite, un plat en sparterie (fig. 12) et deux ou trois moitiés
de calebasses. Quelques-uns de ces récipients contenaient en¬
core du maïs, des graines d'une autre espèce et des matières
organiques qui devaient être les restes d’aliments enterrés avec
le mort. Tout autour du cadavre se trouvaient des fruits d’une
espèce Ü Algarrobo (Prosopis).
lE Un cadavre d’enfant de 10 à 15 ans était en contact
immédiat avec le précédent; ses jambes étaient tout à fait re¬
pliées, sa position presque verticale. Sur l’enveloppe avait été
posé un petit arc encore muni de sa corde, différents morceaux
de bois et un carquois en cuir contenant des flèches attachées
avec une cordelette.
llE Cadavre enveloppé d’abord dans une chemise sans
manches avec ornements tissés et ensuite dans une enveloppe
commune en tissu grossier. Il portait deux petits sacs en laine
de couleur, l’un sur la poitrine, l’autre sur le dos. Entre les
enveloppes se troinait un étui en bois .sculj)té contenant des
épines de cactus (fig. 2d—e).^ plié dans des morceaux d’étofle
attachés avec des cordes de laine. En dehors de l’eiivelopiie
funéraire était placé un instrument en bois ayant la forme d'un
couteau (fig. i b — Q, mais qui semble plutôt avoir été emploj’é
comme engin agricole, car il n’est pas du tout tranchant.
IV° Cadavre momifié, dans un état de conservation par¬
faite, jambes repliées, bras croisés, tète inclinée sur le côté.
Ce cadavre était en\eloppé dans une couverture noire en laine
tjui constitue une (eu\'re de tissage remarquable, garnie d’une
longue et épaisse toison. Cette couverture était attachée à l’aide
de deux grandes aiguilles en bois noir. Avec ce corjis se trou-
\ait une i)ellc en bois et une autre en pierre, analogues à celles
de la tombe N’, i. A côté de lui, il y avait aussi un amas
de minces pla(|ues d une substance (¡ui parait être de la viande
desséchée, aliment jusqu’à nos jours très en usage chez les Indiens
du haut-plateau et auquel ils donnent le nom de chalona ou charqui.
XIV". Amerikanisten- Kongress.
557
Cadavre très bien conserve (juant à la chevelure qui
montre parfaitement la coilTure (ßg- J) des anciens habitants
de Calama. Dans l’enveloppe, un peigne (fig. 2f)ix dents en
bois indépendantes, disposées entre deux pièces de bois atta¬
chées par une étroite lanière en cuir habilement tressée, qui sert
à la fois à réunir les pièces en bois et à retenir et séparer les
dents. De plus, un petit sac contenant de l’ocre rouge; enfin
différentes amulettes en bois représentant des figures sculptées
analogues à celles de l’étui (ßg. 2d — e).
Objets trouvés dans les tombes:
' Parmi les objets trouvés dans la nécropole de Calama, les
pièces en bois attirent avant tout l’attention.
Pelles, La ßg. la en donne un exemple. Elles sont
très nombreuses. Celle figurée a une longueur totale de i ^ lo.
Par suite de leur forme on pourrait être tenté de les prendre
pour des rames, mais cette supposition est imposible étant
donné le grand éloignement de Calama de toute eau navigable.
Arcs. Ils ne sont pas communs. Celui de la ßg. i ß est
d’une longueur de 0^957. Les flèches trouvées ont toutes
leurs pointes en bois dur.
Couteaux. Pareils à celui dont la ßg. ib, c, montre di¬
vers aspects ils existent en assez grand nombre ; quelques-uns
ne sont pas tranchants et d’autres ont un tranchant plus ou
moins émoussé. Tous sont pointus et leur longueur varie de
O ni 35 à 0^50. L’exemplaire de la figure ci-jointe conserve
encore autour de son manche une en\eloppe en tissu de laine
de lama qui a servi à rendre plus doux le contact avec la main.
Cela prouve que ces instruments étaient employés pour un tra¬
vail dur, et j’incline à croire que ce sont plutôt des instruments
d’agriculture que des couteaux pour couper. La latte de bois
plate et longue (ßg. i g) de 0^916, était probablement des¬
tinée à séparer les fils d’un métier à tisser.
Crochets. La ßg. ¿f. montre un certain nombre de cu¬
rieuses pièces en bois en forme de V très ouvert. Ces pièces
sont extrêmement communes dans les tombes préhistoriques de
la Puna de Jujuy et de la Quebrada del Toro et sont souvent
munies de cordes en laine attachées à leurs extrémités. La
distance entre celles-ci est généralement de omio à o™!/.
558
XIV. Amerikanisten-Kongress.
R. Lehmami-Nitsche^) les appelle des »mors de lama«, ce qui
me semble impossible, car le lama n’a jamais été monté ni
attelé. E. Boman a vu ces crochets employés dans le ficellage
des paquets funéraires des corps momifiés et E. Sénéchal de
la Grange donne une explication très acceptable de leur usage:
selon lui, ils auraient remplacé les anneaux de fer actuels pour
ajuster les cordes avec lesquelles on attachait les charges sia¬
le dos des lamas.
Etuis en bois sculpté contenant des épines de cactus. Ces
étuis, perforés d’une extrémité à l’autre, sont remarquables pal¬
le soin avec lequel on a sculpté les figures qui les ornent.
Celui qui est représenté ici (fig. 2d — e) a 176 mm de longueur.
Ils contenaient toujours quelques épines de cactus pointues,
mais trop faibles pour avoir servi d’épingles ou d’aiguilles.
R. Lehmann-Nitsche a émis l’hypothèse que ces tubes pour¬
raient être des instruments de chirurgie, des sortes de ventouses.
La fig. 2 c représente un autre de ces étuis, contenant aussi des
épines, mais qui n’est pas n-iuni d’une figure sculptée et dont
la partie étroite consiste en un tube en os. Les épines que
renferment ces énigmatiques étuis étaient peut-être des aiguilles
à tatouage.^
Tablette en bois dur. Elle est munie d’un appendice sur
lequel est sculptée une tête de condor (fig. 2 a). J.-B. Ambro-
setti '^) pense que ces tablettes ont dû servir pour offrir certains
objets en sacrifice aux dieux, mais il ne donne aucun argument
en faveur de son hypothèse. Il m’est impossible, quant ;i moi,
de -me faire une opinion sur l’emploi de ces tablettes.
Cloche eil bois. Un exemplaire, semlilable comme forme
aux cloches en cuivre trouvées dans les X^allées Calcliaquies,
est représenté sous quatre faces différentes par la fig. 5.
Autres objets de bois. Des petits étuis et des petits vases,
des amulettes, des pièces d’un emploi inconnu, quelquefois avec
') Robert J -elimann-Xilsclie : Catàlogo de las antigüedades de la provincia
de Jujuy conservadas en cl Museo de La Plata (p. 25, 29 et 38, Revista del
Museo del J. a Plata t. XI, La Piata 1902.
-) /. c. i^nge IO.
“) Juan-I). Ambrosetti : Antigüedades calchac|uies (page 24). Anales de la
Sociedad Cientifica Argentina, t. LUI et /,//'. liuenos-Ayres 1902.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
559
des figures humaines (fig. i e) ou autres sculptures, des outils
de tisseur, des pièces qui ont fait partie de métiers, etc.
Objets en pierre. Les pelles, dont une est rej^résentée
par la fig. id, sont communes. La longueur totale de celle-ci
avec son manche en bois est de 0^921. La pelle en pierre
a O 208 de longueur; elle est taillée dans une ¡daque de roche
schistoïde. G, Courty l’a déterminée comme une roche érup¬
tive trachytique contenant des cristaux d’augite et des grains
d’olivine. Dans nos voyages à travers le haut-plateau nous
n’avons pas rencontré cette roche en place, et cependant les
pelles et les haches confectionnées avec cette matière ne sont
pas rares dès la l’una de Jujuy jusqu’à Calama et Lipez. K. lîo-
man a appris d’un vieil Indien qu’une ancienne carrière de cette
roche existerait à Rosario de Atacama (Republique Argentine).
Serait-il possible que toutes ces pelles et toutes ces haches
trouvées sur une aussi grande étendue proviennent de cette
unique carrière.^ Si cela était \rai, cette circonstance démon¬
trerait l’existence d’un commerce très actif entre les habitants
préhistoriques de cette vaste région.
On n’a pas trouvé d’autres objets de pierre dans la né¬
cropole de Calama. Les pointes de flèches en pierre siliceuse,
les petites perles en azurite et en malachite si communes sur
tout le haut-plateau, n’y ont pas été rencontrées.
Objets en os. La fig. 2 b, montre la moitié supérieure
d’un topo ou agrafe en os, imprégné d’une matière colorante
verte et qui servait pour attacher le vêtement du cadavre dé¬
signé sous le N” 3. D’autres topos en os sculpté ont été égale¬
ment trouvés, ainsi que plusieurs petits tubes, dont les uns au¬
raient été des étuis et les autres des sifflets. Des os pointus,
ayant servi de poinçons ont été aussi rencontrés à Calama.
Poterie. Toute la poterie de Calama est d’une confection
assez grossière. La fig. 6 (hauteur 238^111, diamètre de la
bouche 160 mm, diamètre de la panse 239mm) et la fig. 7 (hau¬
teur 140 mm^ diamètre de la bouche 165 mm^ diamètre de la
panse 219 mm) donnent les formes charactéristiques des plus
grands vases. On a trouvé également un grand nombre de pe¬
tites tasses en terre cuite.
La fig. 8 représente un petit vase (hauteur I23mm^ diamètre
de la bouche loomm^ diamètre de la panse 125 mm) tout à fait
56o
XIV. Amerikanisten-Kongress.
de même fabrication et portant des ornements peints dans le
même style que les pièces d’une nombreuse collection réunie
au cours de nos fouilles dans les tombes préhispaniques de la
vallée du Cagua. Les fig. ç, lo et ii que j’insère ici pour
servir de comparaison, et le fait que le vase de la fig. 8 est le
seul de ce modèle trouvé à Calama, démontrent suffisamment
que celui-ci à dû être acquis par les habitants de Calama de
ceux de la vallée du Cagua, située à 350 kilomètres environ au
Nord-Est de Calama, et appartenant à la région des Chichas.
La trouvaille est d’un grand intérêt et semble aussi indiquer que
ces deux peuples étaient contemporains.
Sparterie. Les fig. 12 et ij représentent un plat et un
¡■¡etit panier en sparterie d’un travail très soigné.
Calebasses . Dans les tombes de Calama on trouve un grand
nombre de calebasses coupées par la moité et servant de vases
ou quelquefois de couvercles aux pots en terre cuite. Beaucoup
de ces calebasses portent des ornements gravés très artistiques.
Etojfes. Les tissus en laine de lama, de vigogne et peut-être
d’alpaca, rencontrés dans les tombes de Calama, ont été con¬
fectionnés avec assez d’habileté et d’art.
Le mais, les autres gì' aine s, les fruits d Algarrobo et toutes
les matières organiques que contiennent les vases du mobilier
funéraire de Calama et qui sont dans un excellent état de conser¬
vation, offrent un intérêt tout particulier. Ces matières ont
été remises à des spécialistes pour être étudiées et déterminées.
Les résultats de ces recherches seront, comme les objets non
décrits ci-dessus, publiés dans l’ouvrage sur les travaux de la
Mission qui paraîtra dans les premiers mois de l’année prochaine.
Craniologie. Le Dr. Chervin s’est chargé de l’étude de
toute la collection de crânes et de squelettes humains recueillie
par la Mission dans les différentes parties du haut-plateau,
collection composée d’environ 500 spécimens.
Les crânes de la nécropole de Calama comprennent 66
numéros, dont la mensuration a donné, au Dr. Chervin, les
résultats sui\ ants :
Dolichocé])hales (indice céphali([ue just[u’ à 75) 2
Mésocépliales ( » » de 75,1 â 79,9) 10
Brachycéphales ( » » de 80 à 85) 37
1 lyper-brachycéphales ( » » de plus de 85) 17
XI Vii Congrès des Américanistes.
C r é q U i - M O n t f O r t , Calama.
Table I.
Fig. I. Divers objets de la nécropole de Calama: a Pelle, bc Instrument en forme de
couteau, d Pelle en pierre schistoïde à manche en bois, c Objet avec figure humaine
sculptée. / Arc. g Outil en forme de lame. Environ 7'* S'"'
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XlV«-' Congrès des Américanistes.
Cré (J U i - ,M oui for t , Calama.
Table II.
Fig. 2. Divers objets de la nécropole de Calama : o Petit plateau en bois sculpté. l> Topo
en os. cde Etuis contenant des épines de cactus, y Peigne en bois. Environ -¡^ gr. nat.
XI Ve Congrès des Américanistes,
(Ji c q U i- M O n t for t , Calama.
Table III.
3- Tête momifiée de la nécrojrole de Calama.
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XIV« Congrès des Aniéricnnisles.
C r é q II i - M O n t for t , ('alama.
Taille IV.
Fig. 4. Crochets en bois, de la nécropole de Calama. Environ ®/7 gr. nat.
XlVo Congrès des Américanistes.
Créqiii-Monlfort, Calama.
Table V.
Zi.
XI Ve Congres des Aniéricanistes.
Créiiui-Monlfort, Calaina
Talde VI
Fig. 6. Vase eu terre cuite, de la nécropole de Calama, Environ ’/g gr. nat.
Fig. 7. Vase en terre cuite, de la nécropole de Calama. Environ Ya y-
XlVß Congrès des Américanisles.
C ré q ui - M o n I fo r t , Calama.
Table VII.
Fig. 9.
Fig. 8. Vase en terre cuite, de la nécropole de Calama.
Environ '/j gr. nat.
Xi Ve Congrès eles Américanistes.
Cré q U i - M on t f(jrt , Calaina
Table VIII.
Fig. lo. Vase en terre cuite, d’une ancienne tombe de la vallée du Cagna.
Environ '/s gr. nat.
Vases en terre cuite, d’une ancienne tombe de la vallée du Cagna.
Environ ‘,3 gr. nat.
Fig. II.
^ S'
XlVe Congrès des Américanistes.
Cré qui - Montfort, Caluma
Table IX
Fig. 12. Flat en sparterie, de la nécropole de Caluma. Environ ‘/s gr. nat.
Fig.
13-
Panier en sparterie, de la nécropole de Caluma.
Environ gr. nat.
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XIV. Amerikanisten-Kongress.
561
En résume, 54 crânes, soit 8o'’/„, sont l)rachycéi)hales.
Néanmoins la présence de quelques crânes dolichocéphales dans
une même nécropole j^réhispanique est intéressante à signaler.
De plus, sauf 2 crânes, présentant l’un une déformation
occipitale bi-lobée et l’autre une déformation en pain de sucre,
les 64 autres crânes ne présentent pas de déformation du type
dit Aymara. IVIais la plupart montre une sorte d’ensellure bi¬
pariétale très nette et causée évidemment par un bandeau contentif
disposé en vue de déformer le crâne.
E. Sénéchal de la Grange n’a pas trouvé de ruines
d’anciennes habitations dans les environs de la nécropole. Les
individus qui y sont enterré ont probablement habité l’oasis, et
la culture a détruit les vestiges de leurs demeures au cours des
siècles.
Les habitants préhispaniques de Calama ont été des agri¬
culteurs ; le grand nombre d’outils de culture que l’on trouve
avec leurs morts en est une preuve. Ils connaissaient le lama
dont ils employaient la laine pour confectionner d’assez bons
tissus. Leur poterie est grossière ; ils n’étaient pas non plus
d’une très grande habileté dans les autres industries, exception
faite peut-être pour la sculpture sur bois. Ils ont vraisemblablement
entretenu des rapports de commerce avec des peuples qui les
entouraient et en ont reçu de ce fait plusieurs objets étrangers,
mais en général, ils doivent être considérés comme ayant été
assez pauvres, ainsi que l’on peut en juger par leur mobilier
funéraire.
Il est curieux de noter que E. Sénéchal de la Grange n’a
pas trouvé d’objets en métal bien que les mines de cuivre de
Chuquicamata, où G. Courty, géologue de notre IMission, a
rencontré des outils préhispaniques tels que par exemple des
marteaux en pierre, soient très proches de Calama.
L’intérêt principal offert par la nécropole de Calama
consiste en ce c]ue les restes qui y ont été recueillis sont tout
à fait identiques à ceux trouvés par E. Boman au cours de ses
fouilles efitectuées dans plusieurs anciennes nécropoles de la
partie argentine du haut-plateau, la Puna de Jujuy. L¿’S objets
pi’ovenant de ces deux endroits sont en effet tellement sejnblables
quii lien existe pas un seul dans la collection de Calama qui
ne soit représenté dans celle de la Puna de Jujuy par un autre
J
562
XIV. Amerikanisten-Kongress.
coi/iplètonent pareil. Il y a cependant 303 kilomètres à vol
d’oiseau entre ces deux régions. Dans la pro^■ince bolivienne
de Lipez qui les sépare, G. Courly a trouvé des pelles en schiste
semblables à celles de Calama, et bien qu’il ne se soit presque
pas occupé de l’archéologie de cette province, il y a rencontré
d’autres objets préhispaniques analogues à ceux de la Puna de
Jujuy et de Calama.
On conserve au IMusée d’Ethnographie de Paris une petite
collection d’objets de Chiu-Chiu, localité située près de Calama,
prov^enant d’un don fait en 1894 par le Baron Albert de Dietrich.
Ces objets sont absolument semblables à ceux de nos collections.
Dans la République Argentine, M. J. -B. Ambrosetti et le
Dr. R. Lehmann-Nitsche ont publié des descriptions, mentionnées
ci-dessus, des collections de la Puna de Jujuy exposées aux
Musées de Buenos-Aires et de La Plata et qui sont également
tout à fait identiques à celles recueillies par E. Boman.
J’ai trouvé moi-même, au contraire, comme je l’ai déjà dit
ci-dessus, au cours des fouilles que j’ai faites dans les vallées de
Cagua, de Panagua et de Yura, à l’Est de Pulacayo, les restes
d’une archéologie differente.
Celle des Vallées Calchaquies, situées sur la limite Sud du
haut-plateau, diffère aussi de l’archéologie qui fait l’objet de la
présente communication.
Les parties habitables duliant-plateaii et du desert d' Atacama
ont donc ete vraisemblablemeiit occupées, aitx temps préhistoriques ,
par un seiil peuple dont le degré de civilisation était assez
inférieur comparativement aux fiations ayant habité, à l' époque
préhispaniqiie , le Pérou, la liiajeiire partie de la Bolivie et la
région dite Calchaquie. La répartition géographique de ce
peuple aurait été a peu près la suivante', le désert d' Atacama ,
les provinces actuelles d'Antof agasta, au Chili, et de Lipez,
en Bolivie, le Nord des territoires argentins de la Puna
d' Atacama et de la Puna de Jujuy. Il aurait été réparti
entre le 22"' et le 2^“' latitude Sud, de la Sierra de Cochinoca
à L list jusqu' à la còte du Pacifique à l'Ouest.
Je propose de désigner ce pciqile préhistoricpie sous le
nom ancien C Atacamas. M. Lafone-Quevedo s’est déjà servi de
cette dénomination dans ce sens, sans en donner une définition
précise cependant.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
5Ö3
A quelle epoque remontent les restes de ce peuple, que
Sénéchal de la Grange et E. Boman ont exhumés.^ Le
premier n’a trouvé à Calama aucun objet signalant une époque
posthispanique, mais lé. I^oman a rencontré à Cochinoca, à Rin¬
conada et à Humahuaca, dans la Puna de Jujuy, des ruines, des
tombes, des pétroglyphes, des fresques très interessantes peintes
sur les parois de grottes et sur des rochers, et qui ont entre
eux un rapport tel que E. Boman, d’après ses recherches, suppose
qu’ils proviennent tous d’un même peuple. Des chevaux, bien
caractérisés, qui figurent sur l’une de ces fresques, démontrent
que celle-ci a été peinte après l’invasion des premiers conquérants
espagnols. E. Boman exposera ses recherches et donnera son
opinion sur cette question dans la publication générale des
résultats scientifiques de notre Mission.
Les habitants actuels du haut-plateau n’ont conservé aucune
tradition sur leurs prédécesseurs préhistoriques. Ils sont issus
•des mélanges des jilusieurs races d’indiens différentes les unes
des autres qui, après la conquête espagnole, ont maintes fois
changé de contrée, mais qui ne descendent certainement pas des
anciens Atacavias.
Nous devons supposer, d’après moi, que ces Atacavias
autochthones ont occupé le haut-plateau plusiers siècles avant
l’arrivée des premiers Espagnols et qu’ils se sont éteints après
celle-ci, dans un laps de temps assez court.
L’histoire et la linguistique devraient nous donner quelques
renseignements sur les Atacavias , mais ni l une ni l’autre ne nous
en fournissent de plausibles. Le territoire occupé par ce peuple
est précisément tei'ra incognita pour les chroniqueurs espagnols.
La langue américaine que parlent encore les indigènes de toute
la région est le quichua, mais elle n’est pas autochthone ; elle a
été introduite et imposée par les Incas ou par les Espagnols.
Les documents laissés par les missionnaires catholiques du temps
de la conquête le démontrent.
Les peuples qui, au XVI® siècle, ont habité autour de la
région des Atacavias sont ; les Chichas de la Bolivie méridionale,
les Omaguacas de la Quebrada de Humahuaca et des montagnes
environnantes, plusieurs tribus des forêts vierges du Gran Chaco;
tribus appartenant au groupe des Guayeurus et à d’autres, d’un
.degré de civilisation très inférieur; enfin dans le Sud, les Diaguites
564
XIV. Amerikanisten-Kongress.
des Vallées Calchaquies, sans parler des Araucans du territoire'
chilien actuel.
Mais les restes archéologiques des Chichas, des Omaguacaiy
et des tribus diaguites ditïèrent beaucoup de ceux de Atacainas .
Quant aux tribus nomades du Chaco, elles peuvent encore moins
être mises en parallèle avec les Atacavias. Il est donc impossible
de classer ceux-ci parmi les peuples cités; si l’on essayait de
les rapprocher de l’un d’eux, ce ne pourrait être que des Chichas.
Les postes les plus avancés de ces derniers s’étendaient jusqu’à
àloreta, dans la Puna de Jujtiy, selon un document digne de for
datant de 1566') dans lequel Juan de Maticnzo, conseiller du
Tribunal Supérieur espagnol à Chuqtiisaca, dénommé Audiencia
de Charcas, propose au roi d’Espagne l’établissement d’uner
route commerciale régulière de la Bolivie au Rio Paraná, en
utilisant l’ancienne route militaire des Incas. Matienzo mentionne
dans ce document l’existence des Indiens Chichas aux environs
de l’emplacement des postes qu’il proposait d’établir jusqu’à
Moreta, la localité ci-dessus citée, mais il ne donne pas le nom
des Indiens habitant à Casabindo, le poste suivant, où il existe
des ruines importantes et de nombreux tombeaux des anciens
Atacarías, ce qui semble indiquer que ces derniers n’avaient
pas de relations avec les Espagnols. Les Chichas en question
n’étaient probablement cjue des Indiens détachés aux postes de
la route péruvienne pour l’entretenir en bon état et se mettre
au service des voyageurs.
Je ne pense pas que les Atacainas aient été des sujets de
l’empire incasique, dans le strict sens du mot; mais il est pro¬
bable qu’ils ont dû, de temps à autre, de même que les peuples
des Vallées Calchaquies, payer tribut aux Incas et même se
voir imposer des traités j^ar ces derniers. Sir Clements àlarkham")*
d’ailleurs, qui fait autorité en la matière, ne comprend pas les-
Atacainas i)armi les peuj)les qui faisaient partie de l’empire
incasique.
Plusieurs auteurs anciens désignent les Changos comme
*j Relaciones geográficas de Indias, publicadas por el Ministerio de Fo¬
mento. Perù. t. II, ]i. XLIII ; Carta à S. M. del Oidor de Los Charcas, Licendiada
Juan de Matienro, fechada en La Plata en 1566, Madrid 18S5.
Clements Markham, dans les rrocecdings of the Royal Geographical
Society, Londres 1S71.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
565
ayant habite la partie occidentale d’ Atacama, et Philippi ')
prétend ([u’ils parlaient anciennement l’araucan. C’était donc
probablement une tribu chilienne ou peut-être des individus
obligés, par suite d’une extrême pauvreté ou pour d’autres
motifs, de venir s’établir sur ce littoral désert et presque conq)lète-
ment dépourwi de toutes ressources.
Nous trouvons encore aujourd’hui, sur le territoire de nos
anciens Atacanias , les derniers restes d’un peuple ayant des
mœurs tout à fait particulières, des vêtements qui lui sont
propres et une langue complètement distincte de toutes celles
de l’Amérique du Sud. Ce cont les Atacanieüos qui se donnent
eux-mêmes le nom de Lican-Aiitai et dont deux ou trois cents
environ existent encore à Toconac et dans d’autres localités des
environs de San Pedro de Atacama. Il en vivait aussi un petit
nombre à Chiu-Chiu, il y a prés d’un siècle, mais là ils se sont
éteints. Des vocabulaires de leur langue, dénommée par eux-
mêmes ciinza, ont été publiés par von Tschudi,^) Moore, San
Roman mais ce peuple n’a pas été étudié au point de vue
de l’anthropologie et de l’ethnographie, et malheureusement il
s’éteindra peut-être entièrement sans que ces études soient faites.
11 se pourrait que ces Atacameños soient les derniers sur-
vuvants de nos anciens Aiacanias.
') R. A. Philippi: Reise durch die Wüste Atacama, Halle i860, p. 42.
J 'J- Tschudi : Reisen d-urch Süd-Amerika, Voi. V, p. 82 et suiv.
T.-H. Moore dans le Compte-rendu du Congrès International des Améri-
•canistes 1877, Vol. 11, p. 44 et suiv.
■*) F. -J. San Roman : La lengua Cunza de los naturales de Atacama,
.Santiago de Chile 1890.
Bericiìt ül)('r dir lìriicbiiisse meiner
siìdameiikanischeii Keiseii.
Von Dr. Max Uh le, Lima.
In einem sehr liebenswürdigen Schreiben vom 7. März
dieses Jahres hat mir der Präsident dieses Kongresses , Herr
Professor von den Steinen, sein Bedauern darüber ausgesprochen,
dass durch meine neue Rückreise nach Peru die Hoffnung
verloren sei, eine abgerundete_ Auslassung über die Resultate
meiner südamerikanischen Forschungen während der Stuttgarter
Sitzung dieses Kongresses zu hören. Ich teile diese Gefühle in
verstärktem Masse. Mir würde nichts angenehmer gewesen sein,
als vor dieser Versammlung auf deutschem Boden die Resultate
davon vorzulegen, wozu ich im Dienste der in Berlin vertretenen
wissenschaftlichen Bestrebungen im Jahre 1892 zuerst ausgezogen
bin. Auch wird es mir schwer, von Amerika aus meine Resul¬
tate in englischen Veröffentlichungen vorzulegen. Meine 1898
abgeschlossene Monographie über Pachacamac, welche seit über
Jahr und Tag bis auf einige auf den Tafeln fehlende l’iguren-
nummern im Drucke abgeschlossen ist, erscheint wegen der in
Philadelphia vorhandenen administrativen Verhältnisse, noch lange
nicht an der Öffentlichkeit.^) Andere Publikationen, über die
Resultate meiner letzten Reise von 1899 — 1901, erleiden, wegen
der in Amerika vorhandenen Notwendigkeit, die deutschen Manu¬
skripte erst ins Englische zu übersetzen, eine natürliche Ver¬
zögerung. Die gütige Anregung Ihres Herrn Präsidenten ver-
Die Arbeit ist inzwischen erschienen : — r> Pachacamac, Report of the
William Pepper, M. D., LL. D., Peruvian Expedition of i8çó by Dr. Max Uhle.
Published by the Department of the University of Pennsylvania. Philadelphia,
Pa. 1903«. (Anmerkung der Redaktion.)
568
XIV. Amerikanisten-Kongress.
stärkt jedoch meinen Wunsch. Ihnen mit herzlichen Grüssen und
frohen Wünschen für das Gedeihen Ihrer Arbeit, wenigstens
schriftlich eine allgemeine Darstellung der Hauptresultate meiner
südamerikanischen Forschungen zu vergegenwärtigen. — Als ich
am 14. November 1892 den Hafen von Antwerpen nach Buenos
Aires verliess, brachte ich ausser dem Fnthusiasmus für meine For¬
schungen zunächst wenig mehr mit, als was mir durch die Kenntnis
der Sammlung Centeno im Kgl. Museum in Berlin klar feststand,
die Kenntnis der charakteristischen Zeichen der Kultur der Inka,
welche diese auf den Eroberungszügen der letzten Jahrhunderte
vor dem Eintreffen der Spanier in Peru \ erbreiteten. Von meiner
Tätigkeit in den Tälern am östlichen Abhange der Kordilleren
in Argentinien, und im Hochlande der Provinz Jujuy und dem
Bolivias zeugen die Sammlungen, welche in das Kgl. Museum
von Berlin gelangt sind. Auf meinen Reisen konnte ich mich
überall davon überzeugen, dass die Kultur der Inka bis nach
der Sierra von Cordoba, und nach der Provinz Rioja am Fusse
der Kordilleren gelangt war, und teils sprachlich, teils in charak¬
teristischen inkaischen Objekten, teils in beiden, Reste hinter¬
lassen hatte. Ich konnte im Verlaufe meiner Reise, auch an
den prächtigen argentinischen Sammlungen des Museums de la
Plata, überall beobachten, dass den Phnwirkungen der Kultur
der Inka auf argentinischem Boden eine Reihe interessanter
anderer Kulturen vorwiegend einheimischen Ursprunges voraus¬
gegangen sein muss. Da aber meine blonds, auch nach dem
Rate Professor Bastians, damals für eigene Ausgrabungen nicht
ausreichten, so war es mir leider nicht vergönnt, das gegenseitige
historische Verhältnis jener anderen Kulturen weiter festzustellen.
Ich muss es den massgebenden Herren und Damen der
Universitäten von Pennsylvanien und Kalifornien Dank wissen,
dass mir durch Anvertrauung einiger Expeditionen nach Peru
ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt wurden, um auf perua¬
nischem Boden eigene Ausgrabungen vornehmen zu können.
Zu solchen hatte ich selbst stets den inneren Drang gefühlt,
denn nur durch die P'unde im Boden an Ort und Stelle konnten
sich die zahlreichen Rätsel lösen, welche die in den mannig¬
faltigsten l'arben schillernden, bunt durcheinander gewürfelten
Reste der peruanischen Vorzeit in unseren Museen bis in diese
Tage dem Beschauer vorlegten.
XI\’. Amerikanisten- Kongress.
569
Als ich ini Januar 1896 in Lima ankam, unternahm ich
•zunächst kleinere Ausgrabungen in den Umgebungen. Ich er¬
fuhr daraus, dass sich im Boden Berus viele Arten von (ìegen-
ständen finden, die nie bisher in Museen gelangt waren, \ ielleicht
weil sie recht wenig dekorativ wirkten. Instinkti\^ zog es mich
dann nach dem nahen Pachacamac, dem berühmten alten Ileilig-
tume, über dessen Geschichte und religiösen Charakter aus den
bis dahin bekannten Darstellungen nichts zu gewinnen war.
Gegen 10 Monate verweilte ich bei dem Studium desselben.
]‘>in 3 m langer, 2’/2 m hoher Plan der alten Stadt im Mass¬
stab r : 500, der vierfach reduziert für die Monographie über
Pachacamac gedruckt worden ist, bildet eine der Früchte desselben.
Ich begann früh mit Ausgrabungen in dem grössten Gräber¬
felde an dem Fusse eines Baues, den man für einen tempelartigen
ansehen konnte. Die Ausgrabungen förderten allerhand Gegen¬
stände, an Töpfen namentlich gewöhnliche, weiss-rot-schwarze,
die in keinem Museum vertreten waren, zutage. Die Diskre¬
panz mit den auf der ganzen Fläche der Stadt wahrnehmbaren
inkaischen Scherben war offenkundig. Ich hatte also einerseits
eine Kultur, die nicht inkaisch war, unerwartet gefunden, und
andererseits mussten auch für die inkaische Kultur Gräberfelder
vorhanden sein. Bald verlegte ich meine Ausgrabungen dichter
an den Fuss des tempelartigen Gebäudes, und bemerkte erstaunt,
dass das Gräberfeld sich unter den Vormauern des Tempels hin¬
zog. In den tieferen Gräbern fanden sich als leitender Typus
Gefässe von der Art von P'ig. VIID) und XF^) und ähnlich ab¬
weichende Gewebe, während in einer höheren, künstlich darüber
gelegenen Schicht Gräber mit Gefässen vom Typus von Fig. XID)
(weiss-rot-schwarze Gefässe') erhalten waren. Vor der l"ront-
wand des Tempels lagen einige wenige Gräber, deren Inhalt
inkaisch war (Fig. XIII). Eine drei- bis \derteilige Gliederung
der Perioden (Stil von Tiahuanaco, Epigonen, Periode der weiss¬
rot-schwarzen Gefässe, Inka) war damit festgestellt. Es wurde
der Ausgangspunkt meiner ganzen folgenden Auffassung der
Entwicklung altperuanischer Kulturen.
■■) Siehe ühle, Pachacamac, Plate 4, Fig. 3, 4.
Ibidem. Plate 5, Fig. 1 — 7.
■*) Ibidem. Plate 7, Fig. i — g.
“) Ibidem. Plate 7, Fig. 10 — ii, 14--17, 19, 20.
5/0
XIV. Amerikaniste n-Kongress.
Die Notwendigkeit, doch auch ausgedehntere Gräberfelder
der inkaischeii Kultur, die offenbar in den letzten Zeiten in
Pachacamac breit geherrscht hatte, zu finden, trieb meine Aus¬
grabungen vorwärts. Die P'olge davon war die Aufdeckung
eines Gräberfeldes auf einer Terrasse des anderen auf der Höhe
gelegenen Tempels. Sein Inhalt war fast rein inkaisch und ge¬
hörte nur einer Zeit an (Fig. Xl\^ — XV).'’) Es stellte sich heraus,
dass das Gräberfeld die Leiber der dem inkaischen Gotte durch
Erwürgen geopferten WTiber (vergleiche den Kopf mit dem
Würgtiiche, das vorn einen Knoten hat, und von hinten durch
einen Knoten geschlossen ist, in P'ig. XIV) barg. Zugleich sah
man klar, dass dies der neue Sonnentempel der Inka, der andere
am Fusse der alte Pachacamactempel war, der durch vier Perioden
bis in die Zeiten der Gründung der Werke von Tiahuanaco zu¬
rückreichte, und vieles, wovon schon Garcilaso gesprochen hatte,
fand dadurch eine erwünschte Erklärung.
Weitere Ausgrabungen vor dem Xordwesttore der Stadt
führten zur Aufdeckung eines neuen Gräberfeldes , in dem sich
an Töpfen schwarze an der Küste allgemein verbreitete Typen,
hellfarbige lokale und eine Anzahl inkaischer Typen, — Gegen¬
stände anderer Art ähnlich — mischten (Fig. XVI).') Der späte,
an die inkaische Zeit angrenzende Charakter dieser Typen war
damit festgenagelt. Pune etwa achttägige Ausgrabung in der
Umgegend von Lambayeque im Norden Perus führte mir dann
dieselben schwarzen Gefässe mit inkaischen gemischt nochmals
vor. Mit diesem Ergebnis von vier bis fünf kulturellen Perioden,
die in Pachacamac aufeinander folgten, begab ich mich in Phila¬
delphia 1897 an die Niederschrift meiner Monographie über
Pachacamac.
Die prähistorische h'orschung auf dem euroi)äischen Boden
verfolgt den Zweck, die Entwicklung der historischen Verhältnisse
vor dem Eintritt der ihn bewohnenden Völker in die Geschichte
zu ergründen. Es scheint mir die hauptsächlichste Aufgabe jeder
prähistorischen I'orschung auf aussereuro[)äischcm Boden, dieses
Ziel der l^'orschung und die dazu gehörende Methode dahin zu
übertragen. In diesem Sinne habe ich bei meinen archäolo-
'’j .Siehe Uhle, I’acliacamac. l’latis iS, 19.
') Ibidem. l’Iale 13.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
571
gischen Untersuchungen in Peru dieses Ziel in den Vordergrund
gestellt, ohne dass es dabei nötig gewesen wäre, die Erforschung
einzelner Denkmäler oder das innere Verständnis einzelner Kul¬
turen durch Erklärung ihrer Objekte oder Erläuterung ihrer
Ornamente zu vernachlässigen. Ich darf wohl sagen, dass sich
meine Weise, an jede von mir zu untersuchende Gegend die
P'rage nach kulturellen Resten verscliiedener historischer Tiefe
zu stellen, als ungemein erfolgreich erwiesen hat, so dass ich
wohl wünschen möchte, recht viele Kulturdistrikte des alten
Amerika würden in gleicher Weise durchforscht. Das Bild der
prähistorischen Entwicklung der einzelnen Länder gewinnt da¬
durch vor unserem Auge an Relief Die unverständliche Häufung
verschiedenster Reste ^lus denselben Gegenden gibt dadurch einer
lichten Ordnung Raum, und wir vermögen einen Dombau der
in sich zusammenhängenden prähistorischen Entwicklung des
ganzen Amerika aus vielfach noch wirr nebeneinanderliegenden
Werkstücken au fzu führen.
Meine beiden im Aufträge“ der Universität von Kalifornien
für Frau Phoebe Hearst unternommenen Reisen 1899 — ^9^1 '-^•''cl
seit Ende 1903 dienten dem Zweck das in Pachacamac begründete
System peruanischer Kulturen weiter auszubauen. Zu dem Zwecke
verweilte ich etwa 6 Monate im Tale von Trujillo, sodann im
nahen Gebirge in der Gegend von Huamachuco, und verbrachte
den Rest der früheren Reise mit der Untersuchung der Täler
von Chincha, Pisco und Ica südlich von Lima. Augenblicklich
verfolge ich die peruanische Küste mehr im einzelnen. Die An¬
nahme liegt nahe, dass die ältesten kulturellen Ansiedelungen
in grösster Nähe der Küste am häufigsten sind. Die Ausgrabung
eines der zahlreichen Muschelhügel an der Bai von San h'rancisco,
mit der mich die Universität von Kalifornien 1902 beauftragte
(die Abhandlung darüber noch nicht gedruckt); hatte mich mit
diesem Zweige der Forschung näher bekannt gemacht, und ob¬
wohl ich schon 1901 zwei gewaltige Muschelhügel an der Mün¬
dung des Flusses von Ica beobachtet hatte , so finde ich doch
jetzt ein noch weit reicheres Material in Peru an solchen vor.
Soweit ich dieselben bis jetzt kenne, fallen sie alle in die von
mir hauptsächlich untersuchte Periode prähistorischer peruanischer
Kulturen, geben aber bisweilen Gelegenheit, frühe sonst schwei-
auffindbare Formen derselben kennen zu lernen.
5/2
XIV. Amerikanisten-Kongress.
In der Gegend von Trujillo fand ich zunächst in Chanchan,
also Gran Chimu, dieselbe späte Kultur schwarzer Gefässe, wie
in Lambayeque-Pachacamac, aber ohne Beimischung inkaischer
Geräte, wieder. Damit war der Typus entschieden, den wir als
den der Chimu, die von den Inka besiegt wurden, anzusehen
haben. Mit den gewöhnlich als Chimukultur bezeichneten feinen
XVJI. Gewebstücke de.s epigonenartigen Typus. Huaca del Sol bei Trujillo.
bunten Gefässen (wozu die Ornamente Fig. I, II, X^) gehören)
hatte ich andere Bestimmungen vor, Ich fand sie im Bereiche
der Ruinenstätte \on Moche, wo zunächst chimuartige Gräber,
andere mit älteren weiss-rot-schwarzen Gefässen, und ein noch
älteres in einem mit Scherben der feinen bunten Gefässe durch¬
setzten Boden zum Vorschein kamen. Am Fusse der Huaca
de la Luna wurde ein prächtiges Gräberfeld derselben Kultur
'■) .Siehe unten .S 5S3 bis 590.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
573
erschlossen, auf der I Iliaca del Sol ein durchwühltes Gräberfeld
geprüft, das neben Resten der gleichen Zeit tiahuanacoartige
Typen (Fig. IX),®) epigonenartige, wie die Gewebe \'on Fig. XVII,
und andere schwarze Gefässe früher Zeit, aber keine chimuarligen
enthielt. Danach stand fest, dass die Kultur der feinen bunten
Gefässe der Einführung tiahuanacomässiger Typen in das Tal
vorausging. Es war die früheste bekannte, nicht die letzte
Kultur des Tales, und Denkmäler, die der Volksmund ratlos
für solche der Inka erklärte, hatten Jahrtausende gestanden, ehe
die Inka am politischen Himmel Perus aufstiegen.
Die verhältnismässig geringe Entfernung des Hochlandes
von Huamachuco lud mich in Trujillo zum Besuch der dortigen
Ruinen ein, die vordem nur Charles Wiener nach der bei ihm
bekannten Weise behandelt hatte. Ich fand eine Menge An¬
siedelungen auf Berggipfeln, in Marca Huamachuco eine grosse
befestigte Stadt auf einsamen zum Himmel ragenden Freisen,
ganz wie Garcilaso die den Inka im Hochlande vorausgegangenen
Siedelungen beschreibt. Am Fusse des l'elsens in der Ebene
liegt eine angefangene, genau rechteckig vermessene Stadt ohne
Strassen, die auf die Inka zurückgeht, Viracochabamba. Die-
ältesten Reste in der Gegend von Huamachuco gehen, soweit
ich sie fand, bis in die Zeit der Epigonen nach der Periode
von Tiahuanaco zurück. Aus dieser Zeit stammt auch die An¬
lage der Bergfestung Marca Huamachuco. Dann entwickelte
sich der Stil in der Richtung der weiss-rot-schwarzen Gefässe
für die Gegend individuell. Die Hauptsache ist, dass ich nicht
den Eindruck eines frühen Eintrittes der Gegend in die Kultur
gewann. Die Anlage von Siedelungen auf Bergen bezeichnete
wohl den ersten Schritt zur Abstreifung der Barbarei, und von
der relativ^ geringen historischen Tiefe überzeugt, welche die
Kultur im Innern des nördlichen Peru besass, beschloss ich den
Kreis meiner Tätigkeit zunächst nach dem Süden zu übertragen.
Mich leitete der Gedanke, von dem Chinchatal aus über
Ica einen Vorstoss gegen Cuzco hin zu unternehmen, um die
im einzelnen noch wenig bekannten Quellen der inkaischen
Kultur auf dem Wege mit festzustellen. Die Ausführung des
Planes wurde durch meine zeitweilige Rückkehr nach San F'ran-
') Siehe unten S. 589.
574
XIV. Amerikanisten Kongress.
cisko unterbrochen. Die Täler von Chincha, Pisco und Ica,
und vielleicht andere mehr bilden ein grösseres Gebiet, in der
sich seit den Einwirkungen des Stiles v^on Tiahuanaco die Kultur
zwar nicht bedeutend, aber doch verschieden von nördlicheren
Gebieten entwickelte. Diese Täler sind voll von den Resten
mittlerer Perioden, während solche der epigonalen Kultur spär¬
licher sind. In einem Grabe des Tales von Ica wurde von mir
auch grüngelblicher Nephrit gefunden. Sehr merkwürdig sind
die grossen szepterartigen Schnitzereien aus hervorragenden
Gräbern, die teils Ruder, teils breite schaufelartige Geräte zum
Urbilde haben. Aber den interessantesten Teil der Untersuchungen
im Tale von Ica bildete doch die Exploration einiger Gräber¬
felder, die eigenartige bunte Gefässe, wovon einzelne auch in
Berlin vorhanden sind, enthielten. Meine, die vorliegende be¬
gleitende zweite Abhandlung erklärt die frühe Stellung, die ich
ihnen in der kulturellen Entwicklung des alten Peru zuweise,
ihre Contemporaneität mit immensen alten Bauten aus Lehm¬
klumpen, die jetzt zu Hügeln verschrumpft sind, im Küstenlande
von Pisco und Chincha, und ihre historischen Beziehungen zu
anderen Stilen. Durch das Tal von Pisco v'erläuft eine der be¬
deutendsten Inkastrassen, die ich bis über Huaitará nach dem
Hochlande aufwärts verfolgte. Bei Umay finden sich die schönsten
Ruinen der Küste aus Ziegeln von Adobe, besonders ein wunder¬
bar erhaltener inkaischer Palast, der offenbar zugleich als Station
bei den Reisen nach der Küste diente (eine Ansicht davon in
Harpers Magazine, Oktober 1903). ln Huaitará sind, in die
moderne Kirche zum Teil eingebaut, die Reste eines alten Sonnen¬
tempels erhalten. Die zum Teil xorzüglichen Steinmauern sind
nach dem System der in Cuzco vorhandenen Bauten konstruiert.
Aber die schöne wohlgefügte Aussenseite dieser Bauten ist doch
zum Teil Blendwerk. Die an der Eront haarscharf aneinanderge¬
passten Steine keilen sich jeder nach innen zu, ihre Zwischenräume
im Innern der Mauer sind durch Mörtel und Steinbrocken ausgefüllt.
W’enn ich am Schluss der zweiten Reise die bisherigen
Resultate überblickte, so Hessen sie sich dahin zusammenfassen :
Der Stil der feinen bunten Gefässe von Ica und der in
ziemlicher Verwandtschaft mit ihm stehende der schönen bunten
Gefässe \'on Trujillo u. s. w. stehen am Anfänge der uns bisher
bekannten Ihitwicklung der peruanischen Kulturen.
XIV. Aineriknnisten-Kongress.
575
Dann tauchte im südlichen Hochlande der Stil der alten
Werke von Tiahuanaco archaischen Charakters auf. Seine Pro¬
dukte verbreiteten sich über den grössten Teil des alten Peru,
nordwärts mindestens bis Trujillo, und befruchteten mit den dar¬
aus abgeleiteten Erzeugnissen, die die ganze epigonale Periode
lullen, die ganze weitere Ivntwicklung in den verschiedenen
Teilen des Landes. Die Träger dieses Stiles waren offenbar
die Aimarä, deren Sprache, obwohl im Grunde der der Ketschua
XVIII. Scherben und Figurenbruchstücke aus einem Muschelhaufen bei Ancon.
verwandt, in vieler Hinsicht einen älteren Habitus hat als die
letztere. Wir wissen jetzt, dass die Sitze der Aimarä sich weit
nach Norden, wenigstens bis in die Gegend von Lima erstreckten,
und dass sie im Hochlande des südlichen Peru den natürlichen,
kulturell zubereiteten Boden bildeten, auf dem sich die I lerr-
schaft der Inka in ihren Anfangsstadien am leichtesten ausbreitete.
Reste der epigonalen Kultur wurden von mir fast in allen
Teilen des Landes beobachtet. So finden sie sich ausser in Ica
und Pachacamac, in Ancon, Chancay, Huacho, Trujillo (Moche),
Huamachuco, im Tale von Casma, Chavin de Huantar.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Dann trat eine Gliederung der Entwicklung ein; Im Süden
von Ica und Chincha ging eine neue Stilart mit ziemlich bunten
Gefässen daraus hervor, in zentralen Teilen des Landes (Pacha-
camac, Rimactal, Chancai) trat eine andere Stilform hervor, am
leichtesten charakterisiert durch die weiss-rot-schvvarze l'arbc
ihrer Töpfereien. Kontemporan schlossen wahrscheinlich im
Hochlande die weiss-rot-schwarzen Gefässe von Recuay und
Huaraz, die dieser Art von Huamachuco sicher, an. Weiter
XIX. Scherben aus einem Muschelhiigel bei Ancon.
nördlich um Trujillo und nördlich davon k’amen gewisse schwarze
Typen von Gefässen zur Ausbildung. In jeder Gegend kann
man dann jüngere und iUtere Stile unterscheiden, ln Chancai
entwickelte sich z. B. der bekannte Typus weiss und schwarzer
Gefässe daraus, im Norden der der schwarzen chimuartigen Ge-
fässe. Dann erst kam die (Jberschwemmung des ganzen Landes
durch die Inka.
Man soll darum nicht meinen, dass die einzelnen Kultur¬
distrikte in der Zeit ihrer Sonderung im grossen keine Berüh¬
rungen miteinander besessen hätten. Ivs gibt z. B. eine Anzahl.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
577
Ornamente, die einen gewissermassen leitenden Charakter tragen,
und in denen sich getrennte Stile gleicher Zeitstellung vielfach
berühren. An den (ieweben scheint der Unterschied lokaler
Stile gleicher Zeit vielfach viel geringer als an den Töpfereien,
und offenbar wurden auch Gewebe, zum Teil auch Töpfe, öfter
durch Handel zwischen den Stilgebieten verschleiipt.
Das befremdlichste einzelne Resultat meiner bisherigen
Untersuchungen war das gewesen, dass die stilistisch am freiesten
und in gewissem Sinne am höchsten entwickelten kulturellen
XX. Scherben aus einem Muschelhügel bei Ancon.
Formen, die der alten Gefässe von Ica und die alte Kultur von
Trujillo gerade am Anfänge der kulturellen Entwicklung zu
stehen schienen. Was sollte man dabei von den in Peru voraus¬
gehenden Zuständen denken.^ Je höher die ältesten anfänglichen
Kulturen waren, desto länger musste der W^eg gewesen sein,
der bis zu ihrer Entwicklung zurückgelegt wurde, desto befremd¬
licher war es, dass von diesen Vorstadien nichts gefunden wurde.
Wollte man freilich einen anfänglichen Import der Kultur aus einem
anderen Lande, z. B. das zentrale Amerika, annehmen, so wäre
wenigstens der Umstand, dass zu den höchsten anfänglichen Kul-
5/8
XIV. Amerikanisten-Kongress.
turen die Vorstadien in Peru selbst fehlten, sofort erklärt ge¬
wesen. In den altperuanischen Kulturen hat es nie an Parallelen
zu dem zentralen Amerika gefehlt, am wenigsten in den aller¬
ältesten Formen derselben. Das Plateau der Huaca del Sol bei
Moche besitzt eine weitgehende Ähnlichkeit zu den Unterlagen
der Pyramidenbauten von Copan u. s. w., Tongefasse in Form
von bärtigen Greisen mit wirbelartigen Ornamenten an den Ohren
von Trujillo erinnern an den Ouetzalcoatl der mexikanischen
]\Iythen, der Fledermausgott der alten Kultur von Trujillo steht
dem zentralamerikanischen in mehrfacher Hinsicht nahe. Es
Hessen sich noch eine ganze Anzahl charakteristische, obwohl
immer einzelne Ähnlichkeiten vorführen. Aber es ist noch keine
Kultur beobachtet worden, an welche sich die ältesten peruanischen
Formen in Mittelamerika anschliessen Hesse, und gesetzt den
Fall, sie hätte existiert, so ist doch immer die Möglichkeit, dass
sie nie gefunden wird. Vielleicht hat aber auch nie eine be¬
sondere Kultur existiert, von welcher alle Peru zur Kultur be¬
fruchtenden Keime in Mittelamerika allein ausgegangen wären.
Ein sehr vorteilhafter Weg, diese P'orschungen in Peru fortzu¬
setzen, ist noch immer der, die Vorstadien jener ältesten Kul¬
turen von Ica und Trujillo zu suchen. Sie müssen irgendwo
existiert haben, z. B. in Muschelhügeln. Deswegen besonders
widme ich jetzt einen grossen Teil meines Augenmerkes den
Muschelhügeln. Das hügelige Terrain bei Ancon, aus welchem
die Herren Reiss und Stübel den grössten Teil ihrer Gräberfunde
entnahmen, ist aus den Tafeln ihres Werkes: Das Gräberfeld
von Ancon, allgemein bekannt. In ihm verbergen sich gegen
loo Muschelhügel und Muschelhaufen, zumeist sehr respektabler
Grösse. Verschiedene von ihnen wurden von mir angeschnitten.
Ich schachtete einen, der an Grösse vielleicht keinem Muschel¬
hügel der Vereinigten Staaten nachgibt, in geräumiger l^läche
9,30 Meter bis zu seinem Boden aus und fand, dass seine
Struktur nicht die mindeste Verschiedenheit von den mir aus
Kalifornien bekannten Muschelhügeln darbot. Das Bemerkens¬
werteste ist, dass sie alle aus sehr junger Zeit, vielleicht alle
aus der Periode der weiss und schwarzen Gelässe von Chancay
stammen, obwohl die Reste in der Ebene bis in die epigonale
Periode zurückgehen. Und doch bietet Ancon auch einen im¬
mensen Muschelhügel von \ iel höherem Alter dar, der aber nicht
XIV. Amerikanisten-Kongress.
579
in der Ikbene Hegt, sondern schwer erkennbar den Bergabhang
über der Ortschaft deckt. Aus ihm stammen die Gefäss- und
l'igLirenreste (Ton) der Fig. XVIII — XX. Sie vergegenwärtigen
uns in Si)uren eine alte, uns bisher noch nicht l:)ekannte Kultur,
die ich in zeitliche Nähe der ältesten von Ica bekannten Kultur
stelle. Auch in Chancay habe ich schon eine fremdartige neue
Kultur gefunden, die offenbar von ähnlichem Alter, jedenfalls
aber früheren Datums als die Einführung der alten Kultur von
Tiahuanaco ist. So dürften wir auf diesem Wege noch ver¬
schiedenen anderen Erkenntnissen entgegengehen.
Aus nieinoiii Bt'richt über die Hr^i'huisso
nioiner Reise nach Südaiiu'rika 1(S99 19111.
Von Dr. Max Uhle, Lima.
Über die historische Stellung der feinen bunten Gefässe von
Ica unter den übrigen prähistorischen Resten von Peru.
Unter den verschiedenen Stilen, die in den Gräbern des
Tales von Ica sonst gefunden werden, steht keiner mit dem der
feinen bunten Gefässe in direkter Verbindung. Dies ist um so
merkwürdiger, als die historische Entwicklung von der Zeit des
Eintritts der epigonalen Kultur (Tochter der Kultur der Werke
von Tiahuanaco) in das Tal bis zu den Zeiten der Inka an dem
Inhalte der Gräber lückenlos vor uns liegt. Schon dadurch
werden wir zu der Vermutung gedrängt, dass die Zeit der feinen
bunten Gefässe den anderen Stilen vorauslag, und dies wird
durch Beweise anderer Art bestätigt.
Die frühere Besprechung der hügelartigen Huacas de Al¬
varado und de Santa Rosa im Tale von Chincha, und der von
dem Elusse zerrissenen bei Pisco , welche ausschliesslich aus
Eehmklumpen ohne irgendwelche Verwendung von Ziegeln auf¬
geführt sind, hat die umfassendsten Beweise für ihren uralten
Ursprung geliefert (Material, Erhaltungszustand, prähistorisches
Alter ihrer Verschrumpfung zu Hügeln, einzelne fremdartige
noch nirgends klassifizierbare Reste in ihnen). Die Zeit des Ur¬
sprungs dieser Huacas war aber auch die der feinen bunten Ge¬
fässe von Ica. Der Beweis dafür gründet sich auf drei Umstände.
Die Mauern in den Gräberfeldern, denen diese bunten Gefässe
entstammen, bestehen aus derselben seltenen Art von Eehm¬
klumpen, wie jene Huacas ohne jede Verwendung von Ziegeln.
Die merkwürdig langen Schädel, welche mit den bunten Gefässen
gefunden werden, sind ihrer Art nach identisch mit denen,
welche zwischen dem Mauerwerk der Huaca de Alvarado zum
582
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Vorschein kamen, während langdeformierte Schädel typisch an
der Küste sonst nicht Vorkommen. Bei einer Ausgrabung, welche
im Innern der erwähnten Huaca am Flusse bei Pisco unternommen
wurde, wurde nur ein kleiner Scherbe, das einzige Produkt der
ganzen Ausgrabung, gefunden. Seiner Bemalung nach stammt
er aber von einem der feinen bunten Gefässe, welche im Tale
von Ica Vorkommen, und erhärtet dadurch die Gleichalterigkeit
dieser frühzeitlichen Huacas mit jenen Gefässen.
Oherflächlich betrachtet ist der Stil der feinen bunten Ge¬
fässe von Ica (und verwandten Gegenden: Tal von Pisco, Chala?
U. s. w.) im alten Peru ein merkwürdig isolierter. Sehen wir aber
näher zu, so entdecken wir doch eine Anzahl Zusammenhänge und
Berührungen mit anderen, die eine wenigstens vorläufig ziemlich ge¬
naue Präzision seines historischen Verhältnisses zu ihnen gestattet.
jMan sollte meinen, dass die feinen bunten Gefässe des
Stiles von Trujillo mit den feinen alten Gefässen von Ica beinahe
nichts gemeinsam haben. Sie sind ja, wie nachgewiesen, gleich¬
falls sehr alt, älter als die Einführung der Kultur von Tiahuanaco,
gleichfalls merkwürdig isoliert, gleichfalls hervorragend neben
allem, was in Peru später geschaffen wurde, durch die Grösse
und Freiheit der stilistischen Auffassung, durch die lebendige
Wiedergabe von allerhand Gegenständen der Natur. Aber mit
diesen allgemeinen Kennzeichen, die vielleicht beide Stile in ge-
wis.sem Grade verbinden, werden stilistische Beziehungen noch
in keiner Weise getroffen. P2s bestehen sogar auch starke
Gegensätze. Die Formen der Gefässe sind zum grossen Teile
und besonders in allem Wesentlichen verschieden. Der südlichere
von beiden Stilen verwendet eine viel grössere Zahl, und nament¬
lich zumeist auch andere Farben als der nördlichere. Die P'arben-
stimmung der Gefässe des südlicheren Stiles ist immer trübe,
die des nördlicheren fast immer heiter. Im nördlicheren Stile
ist die Kunst der plastischen P'ormung in ganz einziger Art
ausgebildet, in dem südlicheren fehlen selbst die geringsten An¬
fänge dazu. Die Kette der mythologischen Ideen, die in den
Darstellungen an Gefässen zutage treten, ist bei dem südlicheren
.Stile wesentlich verschieden von der bei dem nördlicheren.
Trotzdem bestehen auch eine Anzahl eklatanter Beziehungen
zwischen beiden Stilen, die unter Umständen sogar den Schluss
auf eine nahe und enge Verwandtschaft zwischen ihnen zulassen.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
583
Reiher, lùiten, Eidechsen, Schlangen, Tintenfische, Tausend-
füsse, Muscheln, Schnecken, werden von beiden Stilen mit gleicher
Häufigkeit wiedergegeben. Was die übrigen peruanischen Stile
als Gegenstände der Darstellung daneben bieten, fällt in merk¬
würdiger Weise dagegen ab, und lässt jene beiden Stile ge-
wissermassen in einsamer Höhe nebeneinander stehen. Dabei
I. Zeichnung auf einem Gefässe von Moche.
werden die Eidechsen in beiden Stilen aufrecht parallel um das
Gefäss stehend in merkwürdiger Weise gemalt, vergleiche Taf. 9,
Eig. I und oben Eig. 152 mit Ruins of Moche Taf. 14, Eig. i.^")
Die gewöhnliche Darstellungsweise des Tintenfisches ist in beiden
Stilen gar nicht zu unterscheiden, vergleiche Taf. 10, Fig. 9 mit
Ruins of Moche Taf. 14, Fig. 4. Der Tausendfuss hat in beiden
Stilen einen Kopf an beiden Enden, und auch in dem nörd-
Die Zitate beziehen sich auf das noch unpublizierte Werk des Autors
über die Ruinen von Moche. (Amerk. d. Redaktion.)
584
XIV. Amerikanisten-Konçress.
lieberen bisweilen, wie in dem südlicheren immer, Ohren, ver¬
gleiche Fig. I — II (Moche), III — IV (Ica). Eine andere Ähnlich¬
keit zwischen beiden Stilen, die nur in diesen beiden vertreten
ist, besteht in dem Vorkommen mythologischer Tiere, denen
neben dem wurmartigen Leibe noch ein menschlicher von dem¬
selben Kopfe ausgehender Leib gegeben ist, vergleiche Fig. II
(Moche), III — IV (Ica). iJie Analogie ist so eklatant, dass sie
nur durch kulturelle Beziehungen zu erklären ist. Eine häufige
für den nördlichen Stil sehr typische Form von Gefässen sind
solche mit menschlichen Figuren aul dem Gefässkörper, die auf
dem Bauche hegend, späherartig darüber schauen (vergleiche
Ruins of Moche, Taf. 12, Fig. io). Gefässe mit gleichartigen
Darstellungen waren uns bisher aus anderen peruanischen Stilen
nicht bekannt geworden. Das einzig figürliche unter den feinen
bunten Gefässen von Ica ist jedoch gerade von dieser Art (l'ig. V).
1 )ieses Zusammentreffen wird darum gleichfalls nur durch engere
kulturelle Beziehungen, die zwischen beiden Stilen bestanden,
erklärt werden können.
Scheinbar sehr untergeordnet als Element der \Trzierung
ist eine Einteilung von Bändern und h'lächen in Vierecke, die
mit Punkten, bis zu zwei oder drei in jedem, gemustert sind. Dieses
XIV. Amerikanisten-Kongress.
5B5
Verzieruiigselement besitzt jedoch dadurch eine tiefere Bedeutung,
dass es auf die Darstellung von Gesichtern mit Mund und Augen
zurückgeht. Man vergleiche dafür die Punkte der Halskrause
des grossen Gesichtes in h'ig. Ill mit den Gesichtern an den
III. Zeichnung auf einem Gefässe von Ica.
IV. Zeichnung auf einem Gefässe von Ica.
I-^edern und Flügelspitzen bei h'ig. VI und VII, den Gesichtern
der an der Hauptfigur hängenden Figuren in Fig. IV, und den
Gesichtern in dem darmartigen Leibkanal des Wurmes in P'ig.
III, IV, auch verschiedene Bänder bei V. Dasselbe seltene Ver¬
zierungselement wiederholt sich an dem Gürtel der einen Figur
von Fig. II (Moche), ferner am Gewand der P'igur in Ruins of
586
XI V*. Amerikanisten-Kongress.
Moche, Taf. io, Fig. 17, wo és als viele Gesichter den gräss¬
lichen Charakter der Gottheit (Fledermaus) verdeutlicht. Bei
dem Gefässe Taf. 13, Fig. 2, welches dieselbe Gottheit darstellt,
sind selbst die Punkte ausgelassen. Die Einteilung des Kragens
in Vierecke genügt, um dasselbe Symbol zu verdeutlichen.
Man könnte noch auf einige weitere Ähnlichkeiten zwischen
beiden Stilen hinweisen, so aut die in gehalsten Tierköpfen,
welche von dem (iürtel herabhängende IFinder vertreten (ver¬
gleiche P'ig. V, Ica, mit Fig. X, Taf. 10, P'ig. 17, Taf. 13, Fig. i
und 5, U. s. w. von Moche), auf eine grosse Vorliebe für Darstel¬
lungen troi)häenartiger menschlicher Köjife, \'ergleiche P'ig. 111,
IV, VI mit P'ig. X etc. (Moche), auf die gewöhnliche P'orm der
Messer, die dabei vielfach zur Schau treten. Auf diese in
XIV. Amerikanisten-Kongress.
587
beiden gleich uralten Stilen vorkoinmenden Ähnlichkeiten soll
nur deswegen weniger Gewicht gelegt werden, weil sie vielleicht
die gesamte Kulturrichtung einer gewissen Zeit, weniger zwei
enger verbundene Stile allein trefifen.
k3s ist interessant zu sehen, dass ausser dem viel be¬
wunderten Stile der alten Gefässe von Trujillo noch ein zweiter,
der in der Archäologie des alten Peru von gleich grundlegender
pjedeutung ist, mit dem Stile der alten Gefässe von Ica in Be¬
vi. Zeichnung auf einem Gefässe von Ica.
Ziehung stand, der der alten Werke von Tiahuanaco. Und es
ist weiter interessant zu sehen, dass die verwandtschaftlichen
Berührungen mit letzterem, obwohl gleich entfernt wie die zu
dem ersteren, vollständig verschiedenen Charakter von denen
zu dem anderen Stile tragen. So steht der alte Stil von Ica
gewissermassen in der Schwebe zwischen dem der Werke von
Tiahuanaco und dem von Trujillo. Es muss späteren Forschungen
Vorbehalten bleiben, die Lücken der Verbindung zwischen beiden
auszufüllen. Die allgemeine Stellung des alten Stiles von Ica
588
XIV. Amerikanisten-Kon^ress.
zwischen den zwei anderen erscheint schon jetzt als eine völlig
bestimmte.
Die feinen alten Gefässe des Tales von Ica teilen mit den
zu dem Stile der Werke von Tiahuanaco gehörigen die gleich¬
artige allgemeine Färbung, die völlige Identität der grossen
Zahl fein abschattierter Farben, welche nur diesen und dem an
der Küste folgenden epigonalen Stile eigen ist, die gleiche
VII. Zeichnung auf einem Gefässe von I c a.
Neigung zu tiefroter I'ärbung des Grundes um Zeichnungen und
eine unterschiedslose Gleichartigkeit in der Anwendung schwarzer
Konturen bei Zeichnungen. Am stärksten ist also die Ver¬
wandtschaft auf technischem Gebiete. Daneben stehen eine
Anzahl starker Ähnlichkeiten in der stilistischen Behandlung \ on
einigen lunzelheiten. Man kann die Zeichnung der geballten
Hand (nur vier- oder fünffingerig im Stile von Ica, vergleiche
I-'ig. 111 IV, VI — VH, von Ica, und VIII, 2”) \on Pachacamac,
) Siehe Uhle, l’achacamac. l’late 4, Fig. 4.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
589
IX von Moche), die des Fusses (Fig. IH, IV, VII und Vili — IX)
und die Hervorhebung weisser viereckiger Nägel an l'ingern und
O
Tz:
I
Ú
&
£
O
tù
s
Ò
G
O
I
(D
O
H
G
G
u
:G
I
a>
ÎÎ
0)
O
x:
Zehen in beiden Stilen als im wesentlichen identisch ansehen.
Der im alten Stile von Tiahuanaco gewöhnliche i\bschluss feder¬
artiger Verzierungen durch weisse Vierecke mit einem schwarzen
590
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Punkt darin (vergleiche Fig. Vili, 2” ) findet sich auch in dem
alten Stile von Ica (Fig. V), Die Füllung bandartiger Körper
durch skelettartig eingezeichnete Streifen in dem Stile von Tia-
huanaco (vergleiche die Tafeln zu: Die Ruinenstätte von Tia-
huanaco von A. Stübel und M. Uhle, ferner z. B. Fig. \dll und IX)
findet in der streifenartigen Ausfüllung bandartiger Körper im
alten Stile von Ica (vergleiche P'ig. III — V) eine bemerkenswerte,
offenbar auf Verwandtschaft beruhende Analogie.
Welches war aber nun das zeitliche Verhältnis beider Stile
zueinander.^ Bisher waren wir gewohnt, die Periode der Grün¬
dung der alten Werke von Tiahuanaco an den Anfang der be¬
kannten Entwicklung peruanischer Kulturen zu stellen. Fine
Änderung in diesem Verhältnisse trat ein, als wir in Moche ge¬
nötigt waren, ein Grabfeld der alten Kultur von Trujillo für
iilter als ein anderes ähnliches mit beigemischten Typen des
Stiles von Tiahuanaco zu erklären. Das Prinzip der uranfäng-
lichen Stellung des letzteren Stiles in der kulturellen P'ntwick-
lung des alten Peru ist damit durchbrochen, und es ist nur die
“) Siehe S. 588.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
591
Frage, ob wir die Stile, die historisch dem von Tiahuanaco
vorausgegangenen sind, auch finden. iJer Stil der alten Gefässe
von Ica kann dem der Gründung der Werke von Tiahuanaco
nicht gefolgt sein. Dazu passt er zu wenig in die stilistische
Fnitwicklung, die seit dieser Zeit im Tale von Ica zu verfolgen
ist, hinein. Ausserdem teilt er nicht die khgenheit der anderen
aus dem der Werke von Tiahuanaco abgeleiteten Stile, eine ein¬
fache Fortsetzung der in jenem inhaltlich gegebenen Ideen zu
bilden. Man könnte ihn vielleicht für kontemporan damit halten.
Noch wahrscheinlicher jedoch ist, dass er ihm in der Zeit
vorausliegt. Bei der grossen Verschiedenheit der beiden Stile
im geistigen Inhalte müssen wir uns mit zwei stilistischen Einzel¬
heiten, also Beweisen begnügen. Oben haben wir gesehen, dass
Vierecke mit zwei oder drei Punkten im Stile von Ica aus mensch¬
lichen Gesichtern abgeleitet sind. Dasselbe ist mit den weissen
Vierecken mit einzelnen Punkten, welche den Abschluss von
h'edern bilden, der P'all. Die letzteren, welche im Stile von
Tiahuanaco bei der Andeutung von Federn ganz allgemein üb¬
lich sind, sind abgeleitet aus solchen Gesichtern, welche im alten
Stile von Ica bei der Darstellung von Vögeln an den linden
der h'edern erscheinen (vergleiche I'ig. VI und VII). Plier bietet
also der Stil von Ica die ältere Stufe des Ornamentes dar.
Ganz analog ist das Verhältnis bei der in beiden Stilen vor¬
kommenden Füllung bandartiger Körper mit Streifen. Während
sie im Stile von Tiahuanaco einfach skelettartig, im ganzen aber
unverständlich wirkt, hat sie in dem von Ica die Bedeutung
eines darmartigen Magens. In dem Magen sind die Menschen¬
köpfe aufgespeichert, welche das Ungetüm schon verspeist hat
{Fig. III — IV), während andere teils noch trophäenartig in der
Hand gehalten oder provisionsweise zwischen die Dornenfüsse
des Tausendfusses geklemmt sind (Püg. III). Dieselbe Vorstellung
ist in den Bändern, die unter den Achseln und zwischen den
Beinen hervorkommen, in Fig. V lebendig, während sie bei dem
Stirnband derselben P'igur zu einem einfachen Ornament, immer
aber noch mit der Vorstellung eines Menschenköpfe enthaltenden
Darmes herabgesunken ist. Die Ausfüllung bandartiger Körper
mit unverstandenen Streifen im Stile von Tiahuanaco bildet den
zweiten Schritt. Die Weise des alten Stiles von Ica bestimmt
sich also auch hier als die ältere.
592
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Der freier und höher entwickelte Stil von Ica ist hiernach
der ältere, der von Tiahuanaco, von ausgeprägt archaischem
Typus, der jüngere. Diese historische Auffassung widerspricht
einer landläufigen Vorstellung, welche jedoch zu korrigieren ist.
Denn der Archaismus, der an der Spitze einer kulturellen Ent¬
wicklung steht, kann ebensosehr von höher entwickelten aus¬
wärtigen Kulturen angeregt sein. Ein solcher Archaismus, der
eine neue Eorm kultureller Entwicklung einleitet, scheint uns
der des Stiles von Tiahuanaco zu sein. Höher entwickelte Stile,,
wie der von Ica, lagen ihm voraus.
Es scheint gut, daran noch eine weitere allgemeine Be¬
merkung anzuschliessen. Die stilistische Entwicklung der Kul¬
turen des alten Peru, wie sie durch den Stil der Werke von
Tiahuanaco eingeführt wurde, steht den alten mexikanischen und
zentralamerikanischen Kulturen verhältnismässig fremd gegenüber.
Geringer erscheint die Entfernung bei den alten Kulturen von
Ica und Trujillo. Die Ereiheit und Grösse der stilistischen
Wiedergabe und die lebhafte Auffassung von Objekten der Natur
für die Darstellung bei den letzteren erinnert vielmehr an die
alten Kulturen des mittleren Amerika als später Peruanisches,
die Darstellung offener Blumen, in beiden gewöhnlich, späteren
fremd, desgleichen. Das Bauprinzip der Huaca del Sol bei Moche
steht dem der Pyramidenbauten von Copan viel näher als das
der späteren peruanischen Tempel. Bügelflaschen, in dem alten
Stile von Trujillo in Masse vorhanden, und Pfeifengefässe, darin
beginnend, finden sich auch unter den anscheinend älteren Resten
des westlichen Mexiko, und die Ausfuhr der Schalen von Spon-
dylus pictorum , die aus den warmen Meeren des zentralen
Amerika stammen und auch in den Tempeln von Copan aber¬
gläubische Bedeutung besassen, nach Peru mag schon in jenen
frühen Zeiten peruanischer Kultur begonnen haben. Wir sind
ja noch weit davon entfernt, älteste südamerikanische Kulturen
mit solchen des zentralen Amerika enger zusammenzustellen,
und es ist auch noch nicht absehbar, wenn es wirklich geschehen
kann. Aber es ist sicher zu hoffen, dass wir noch weiter ge¬
langen, und i)rähistorische Untersuchungen in Peru in diesem
Sinne sind noch lange versprechend.
llic Peruvian Astorisins and their
Relation to the' I'vitnal.
By Stans bury llagar, Brooklyn.
When the Spaniards entered Peru they found that the
people celebrated certain festivals which were repeated annually,
one each month. These festivals differed little either from year
to year, or as observed in Cuzco and Quito. There were four
principal festivals, the dates of which were determined by the
solstices and equinoxes, and eight minor festivals distributed
among the intervening months. It is probable that when the
conquistadores arrived, the dates of the major festivals were
determined by landmarks, some natural, some artificial, so distri¬
buted along the eastern horizon as to mark the point of sunrise
at the equinoxes and solstices. Dr. Fewkes tells us that by a
similar system marking all the months, the Pueblo Indians of
New-Mexico and Arizona still determine the dates of their
monthly festivals with remarkably slight variation. Many of the
early writers refer to columns used for this purpose both at
Cuzco and Quito ; but they differ radically as to the number
of these columns and their location. Garcilasso states that the
Cuzco columns existed as late as the year 1560, but no trace
of them has been seen by later travellers. However, if we
suppose them to have consisted partly, at least, of natural land¬
marks located at some distance from the city, the confusion
with respect to them is not astonishing, nor is it strange they
have not been found. Evidently this system of time measures
was preceded by the simpler observation of the rising and
setting of conspicuous groups of stars. At first, primitive man
seems generally to have made use of the Pleiades for this pur-
594
XIV. Amerikanisten-Kongress.
pose, because, as Mr. Haliburton has shown, they were so located
as to easily mark the approach of the two agricultural seasons,
the rainy and the dry. This was certainly the basis of the
primitive calendar of Peru. Later the observations passed from
this single asterism to conspicuous groups lying along the course
of the moon, and thus a lunar zodiac was created. This in
turn became solar when thought and observation had sufficiently
advanced to realize that the sun by day passed over the same
course as the moon by night. The division of the solar course
into twelve month periods also implies an attempt to co-ordinate
the solar and lunar years ; but again when we approach the
Peruvian calendar there is great confusion and contradiction.
The explanation which seems best to reconcile the conflicting
statements is that the Peruvians actually obsetwed the equinoxes
and solstices by means of the landmarks already described, and
thus divided their year into four seasons, the names of which
have been recorded. They then subdivided these seasons into
three months, the first two arbitarily consisting of thirty days,
the third of the remaining period. They commenced at, or
immediately after sunset and continued for an indefinite time.
Now, what was the basis of the ritual of these festivals? Whenever
the date of a festival is determined by a direct reference to a
celestial body, we may be certain that there is an astronomical
element present in the myth or legend; as well as in the ritual
pertaining to it. The festival was originated to mark the season
for some purpose important to agriculture, or some other depar¬
tement of human labor, and the ritual seeks to induce conditions
favorable to the end towards which that labor is directed, while
the myth personifies the natural forces involved, and allegorizes
the part which they play. The Peruvians believed that every
living thing upon earth — and every object was regarded as
l)ossessing spirit or life — reflected in form and all other characte¬
ristics, the attributes of its i)rotot}’pe which exists invisilfiy in
the sky. That prototy]:)e they called mama or mother, and if,
in a certain i)ortion of the sky, a stellar group was observed
to suggest the form of some terrestrial object, it was explained
as due to the predominant influence of the mama of that object
in that i)ortion of the sky. h'or example, this idea may be
found to-day among the Indians on the upiier waters of the
XIV. Amerikanisten-Kongress.
595
Amazon. They also give to the prototype the name of mother
and many of their constellations are identical with those of the
Peruvians. In less definitive form the same idea is also found
among the tribes of North America. In the ( )rient it is deve¬
loped in the noble philosophy of Plato, but attains its climax
in the Hindu doctrine of the Divine Motherhood; in fact, the
concept is of world wide distribution. From this Peruvian
system of the mamas, it followed that the mama of the llamas,
for example, was thought to control that portion of the sky
where a celestial object-in this case a dark spot in Milky Way-
suggested the form of the llama, and for that reason was called
by its name. The llama asterism was, therefore, described
as watching over and caring for the welfare and increase of
its terrestrial descendants, and petitions were adressed to it by
those who stood in need of its good offices on behalf of their
flocks. In primitive times it was thought necessary to explain
to this mama as exactly as possible by means of pantomine
the nature of the desired boon.
In addition to its usual aspect, however, another element
operated to powerfully influence the location of these mamas.
Probably long before the solar zodiac had been recognized, the
concept of the influence of the celestial prototype created a
tendency to attribute any seasonal increase in the importance
of a terrestrial object to the predominance of its mama in the
portion of the sky which was conspicuous at that time. For
example, the great profusion of the conspicuous and beautiful
cantila flower (Periphragmos dependens) in Peru during the month
of June, seems to have led to the identification of the Cantua
asterism with another dark spot in the Milky Way, which rises
nearly at sunset during this month. So seasons as well as
form determined the position of the Peruvian asterisms, and
from this cause arose a series of asterisms which denoted sea¬
sonal concepts when in opposition to the position of the sun.
The course of the moon could not be co-ordinated with the
seasonal changes, but gradually as the sun’s path along the
zodiac began to be recognized, and as it became known that
the orb was passing by day through the asterism six signs
distant from that which rose at sunset, a solar cult sprang up,
which modified the purely stellar system of the mamas by
596
XIV. Amerikanisten-Kongress.
teaching that the influence of these prototypes was greatly
strengthened by, or even entirely due to the near presence of
the solar ruler of the sky. Consistently with this modification,
there arose a new series of asterisms, the mamas of which were
believed to exert their strongest influence on earth when in
conjunction with the sun, instead of in opposition to it. This
last stage had been reached in Peru long before the arrival of
the Spaniards, but traces of the older system remained. In
some cases it had perhaps been found difficult or impossible
to imagine amongst the stars in conjunction with the sun, an
object of satisfactory form to represent the required seasonal
concepts, and here the oppositional asterism had been retained,
although, by a kind of astronomical fiction, it was regarded as
exerting its influence from the jiosition of conjunction. A change
of a similar nature seems to be indicated in the Accadian and
other calendars.
The astronomical myths and ritual naturally followed the
calendar changes and the festivals at first connected with the
asterism crossing the meridian at midnight, were transferred to
the opposite asterism through which the sun was passing at the
time of the celebration, but one trace of the purely stellar system
remained in the begining of the riles after sundown.
Our knowledge of the Perm ian Asterisms is derived from
three main sources, the star chart of Salcamayhua, the plan of
the city of Cuxco which was sup[)osed to reflect the celestial
plan, and the lists of asterisms gixen by the early writers.^)
These lists are however rather brief, and few if the stars and
constellations named are identified.
The commencement of the Peruvian year is involved in
the same confusion that surrounds the calendar. The prepon¬
derance of evidence seems to indicate that it began at the
December solstice with the celebration of the most important
(if the festivals known as the CapiicJiay or l'estival of
the Beard ; or as the Ccapac Rayini or Principal P'estival.
During this month the sun is passing through our sign
of Capricornus. The corresponding Peruvian asterism is
*) .See the Authors jiaper on the .Stellar Chart of .Salcaniayhua Congrès
(les Americanistes, Paris 1900 and Cuxco, the Celestrial City, Congrès des
Americanistes, New York 1902.
XIV. Amerikanislen-Kongress.
597
called Nuccii the Beard and Cayaii Cachi lhe Footprint. It
comprises the stars Y. S. 19 I. of Capricorn and a group of
fainter stars in the eastern i)art of that constellation, which,
all together form a figur quite readily suggesting its Peruvian
names. Those names refer directly to the widespread myth in
which the sun then at the height of his power, in the southern
hemisphere, is figured as Capra, thé Bearded One, a man in
the prime of life, who marks the Zenith of his strength by
impressing the print of his foot upon a rock. As the symbolism
of the myth is directly associated with the sun, we find that
the constellation is actually that through which he is passing.
At this time the sun was said to turn to tread back his steps.
But as it was observed that at the solstices for several days
he hardly moved either north or south at his rising, he was
regarded as resting. Similarly on earth everyone was required
to rest from labor during this month and to devote themselves
to ceremonial dances in which the participants wore masks with
long beards and processions in which the upper orders who at
other times wore sandals, walked in bare feet like the common
people.
In February, the Aquarius month , the sun entered the
Perm ian sign known by the names , J/aiua Cocha, iMother
of Waters and chaqnill chaca Eagle Bridge. It was also
associated with the aqailla or water jar. The water mother
was figured as a sacred lake located in the Southern P'ish
and the Crane, the bridge as the narrow lofty bridge of
sails which spanned the river of death, like one of the swaying
suspension bridges of rope which spanned the Andean torrents,
the passage of which was terrifying and at times really dange¬
rous. The asterism of this bridge is found in the dark band
which spans the Milky Way, the Celestial River, in the Sails
and Keel of Argo, opposite to Aquarius. The month of F'e-
bruary marks the height of the rainy season in the Andes and
the rivers are in flood, so that the power of the ÌMother of
Waters was then most conspicuously displayed. The second
festival, held during this month, was called the Ccapac Cocha
or Ruler of the Waters, and consisted of a ceremonial offering
to the Mother of Waters. After sunset, at a moment probably
fixed by the rising of some star, a llama was sacrificed to Mama
598
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Cocha with a prayer to her, ever to send her waters so that they
might nurish the coming crops and give food and drink to her
suppliants. The ashes of all the burnt offerings of the previous
year were then thrown into the sacred stream of the Huatanay,
to be carried to the bosom of the Mother of Waters in the unknown
East. They were followed down stream as far as the bridge
over the Sacred River at Ollantaitambo some thirty miles from
Cuzco. The city was supposed to be purified by this ceremony
just as the rains of the month purified the land by carrying off
the decaying matter. And the sacred River was the terrestrial
type of the Milky Way, the Celestial Stream.
March, the Pisces month, seems to have been represented by
two asterisms called the Terrace of the Granaires or the Doves, a
name of the Pleiades. It was figured as a kind of net with nume¬
rous meshes, and also bore the name of the CcuricaiicJia or Golden
Place the district in which stood the principal temple of Cuzco.
It is imposible to determine whether it actually represented the
Pleiades, which have no obvious connection with this sign, or
merely referred to them because of some imagined analogy or
relationship. But we may note in passing that for some un¬
explained reason the Pleiades seem to have been associated with
this sign in the Orient. The other asterism is called Picliii, the
Tie or Knot, by which name the month itself was also known.
Its most general use was to describe fishes enclosed in a net or
basket, and the myth describing the origin of fishes seems to
be connected both with the Pleiades and with this sign.
On the terraces of the Collcampata the first maize was
annually sown by the Inca during this month, and that ruler is
then said to have ceremonially ploughed a furrow with a golden
plough. Hence the ritual sems to have typified the rebirth or
renewal of vegetation after the subsidence of the hea\y rains
of the preceeding month. The details of the typical fish myths
of America and other continents reveal a s)’mbolism liased
upon that very rebirth or renewal.
Aries, the April sign, was known in Peru as Kati( Quilla
or Market Moon, and Qiiilli Pata or Kneeling Terrace, both
names referring to a group of dark spots in the Southern Milk}’
Way, e.xtending from Centaurus to Scorpius. Then the early
crops were harvested and borne home upon the backs of the
XIV. Amerikanisten-Kongress.
599
’lamas. The festival was called Ayriìnvay or that of the axe
ind referred to the reai)ing of these crops. An important
sacrifice of llamas also tock place at this time, accompanied by
a petition for good harvest and an offering of llama w'ool.
Taurus was represented by the Pleiades as Pirita or Colica
:he Granaries, and by Tiipa Taruca the Pasturing Stag, the
I lyades and L and of b' Taurus. The pleiades governed the crops
and the harvest and, indeed were supposed tho have created
them, while the stag, which in May made frequent incursions
into the grain fields, became the natural symbol of the harvest
feaster. The Ayrihway festival was held during this month, the
wort meaning, a sack filled with the harvest. The crops, which
had been previously reaped, were now, deposited in the grana¬
ries, under the presiding care of the asterism whose name they
bore, and prayers were offered for their preservation therein.
The ceremonies concluded with a harvest home festival in which
the dancers were dressed to represent the tarucas or deer.
Drunkenness, apparently tolerated' at all the festivals, was espe¬
cially prevalent at this.
Gemini was called Caniach Pacha, Time of Creation from
Camalli, I create, and I Iliaca Punca the Sacred Gate. The
word Hiiaca is probably derived from Hiiaitque, double, also
the brother of a brother. The former asterism was depicted
as a man and woman, evidently Manco Ccapac and Mama
Odio, the mythical children of the sun and moon and the first
rulers of the Incas. This asterism probably represented the
stars Pollux and Procyon. The sacred Gate may have been
framed by the same stars between which the sun passed as
trough a gate, or by that gate or cave-like gap in the Milky
Way between Gemini and Orion just beneath the solar path.
Both asterisms refer to the appearance of the first Inca pair
out of the Pacari Tampu or Cave of the Dawn, and, in earlier
form, to the creation of the world at Tiahuanacu. June is a
month peculiarly favorable to the rearing of infants in the region
of Cuzco, and as we shall see, the September ritual tended to
locate the majority of the births at this time. Whether this
was accident or design is only indicated by the nature of the
fact as stated. But there was a ceremonial procession from
Cuzco to Pacari Tampu and back in which the ruling Inca and
6oo
XIV. Amerikanisten-Kongrcss.
his wife participated. We are told that it commemorated the
birth of the sun and the journey of the Inca pair from Pacari
Tampu to Cuzco. The month was called Iliiauque, the two
brothers, apparently again referring to Manco Ccapac, but to
his brother instead of his wife. Another name was Ilusqui
the sandals, suggesting the sacred Journe)', The prayer besought
the celestial powers never to grow old.
The cancer asterisms are named Nayracciinapa or Nmiiii,
the Grindstone Eyes, and Uinaa Uiniùa or Head Gem. It is
figured as a group of seven .stars evidently those in the head
of Hydra, directly under Cancer, The first two names refer to
the deep red and viridescent cuttle fish eyes which were fre¬
quently substituted for the human eye in mummies, the head
gem, being the emerald, believed to have marvelous healing
properties. I'he other asterism was the Caiitut Fata or Terrace
of the Cantila. The Cantua (Periphragmos dependens and uniflora)
was the sacred flower of the Incas, generally deep red in color,
and in form suggesting that of the aquid. In June and July
the fields around Cuzco are red with them. The ritual of the
liitip Rayiiii or festival of the sun included the same solsticial
resting, as in Dezember, but there was also the Anta As ita a
or Copper Great Dance named from the use of objects of that
dark red metal by the dancers. At that festival sacred cakes
were eaten called cancer. They were made of crushed maize
reddened with the blood of animals, and the participants in
the accompanying dances were dressed in suits of like colors.
In fact throughout these ceremonials the keynote seems to be
dark red, hidden fire, the color of the distant but returning sun.
Leo becomes Chiiqui ChincJiay literally the Western Lance,
referring to the figure of a jiuma springing upon his prey. It
is formed by the stars of l.eo. Puma Ccnncu or the Restless
Puma refers to the same asterism which is the fitting symbol
of the warrior. The ritual consisted of military balls, in which
the troops were exercised to the accompaniment of noisy music,
and songs of triumph were sung.
Virgo was know as Sara Mama, the Maize Mother inden-
tified als(r with Pacha Mama or Mother Itarth also as Toco
Cachi, the female symbol, both names referring to Si)ica and
the surrounding stars of Virgo. The month festival was called
XIV. Aiìierikanisten-Kongress.
6oi
the Ccoya Rayini or VVomen’.s Fcstiv^il and wa.s dedicated to the
Mai/.e and the hhirth Mother as well as to women in general,
who in this month onl)’, predominated in the ritual. All mar¬
riages throughout the country were celebrated at this time, none
being legal during other months. The women devoted their
time to ceremonial spinning and weaving, and the lùirth Mother
was worshipped with prayers to her to ensure the fruitfulness
both of mankind and of the crops.
Libra was entitled Rainbow, Lightening, Sacred or Druided
River and the hArth. It was represented by a group of objects
corresponding to these names, and denoting the constellation
Serpens, with parts of Ophiuchus Libra, and the Milky Way.
The Cuxco asterism was Munay Ssetica the male symbol, refer¬
ring also probably to the stars of Libra. The sign seems to
have typified the male attributes much as the preceeding sign
typified the female. The corresponding myth explains the ge¬
nesis of terrestial life by the union of the Earth Mother with
Libra, spirit of light, lightening and the thunderstorm; and
the ritual of the preceeding month suggests an anology. At
this time the wet season was ushered in amongst the Andes
with striking electric displays followed by numerous rainbows
and the rains began to fertilize the earth for the coming harvest.
The mi nth festival was Unia rayvii, the head festival referring
to the annual census of the male heads of families which was
taken this month after the marriages of August and September.
On this number was based the annual division and assignment
of cultivable lands, to the newly constituted families. There
was also a ceremonial purification by bathing at the junction
of two streams. The Situa festival of the September equinox
opened the ceremonies.
Scorpius was the Peruvian Mallqiii, meaning tree, meaning
immortal and signifying a group of stars in that constellation
near Libra, which present the form of the two objects named.
The other asterism was the Riniac Pampa or Speaking Place
pointing in Cuzco to a sacred district where all laws were an¬
nounced, probably during this month. It seems to refer to a
sacred mountain or hill as its celestial type but the stars which
framed it were probably the same as those which framed the
foliage of the Scorpius Tree. During this month was held the
602
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Ayauiarca or Carrying of the Corpse in which the mummies of
the dead were brought from their sepulchres and carried in
procession around the city, in honor of the spirits, which were
believed to re\isit the earth at this time.
Finally Sagittarius is represented by its cast asterism Orion,
as the Stairway, and by its own western stars, with those nea¬
rest in Scorpius, as Pinna Cimpa the Drunken l’urna. Just above
this last named group is a dark band in the Milky Way, dotted
with two spots of light and presenting the form of the long
tail of a puma. It is impossible to say whether this Piiniap
Ciiupani or Puma’s Tail, or the Drunken Puma represents the
older form of this asterism; but, as in the Puma of Leo, we
recur to the warrior type in the ritual. The trials or tests at the
initiation of the young men to knighthood, which were held at
this time, suggest the steps of the celestial Stairway. The no¬
vices were required to climb a hill and to contest in a footrace
in initition of a certain idol »which ran like a puma«. There
was also a contest with slings between two bands of novices
to test their valor, and they were exorted to live henceforth as
brave men. Arms were given to them and they danced clothed
in puma skins. Prayers were olTered that the new knights might
be fortunate in war. But as contrasted with the Leo festival
this was a ceremony confined to the nobles or leaders and to
those about to be initiated as knights.
A comparison of the Peruvian ritual with that of Walpi,
as described in the valuable paper by Dr. J. W. h'ewkes in the
annual ceremonies at that pueblo, reveals a correspondence
too striking to be accidental, however else we may explain it.
But the similarity of the ritual of more than one country on
the eastern continent is little less remarkable. Nevertheless it
is certain that this Peruvian ritual has not been introduced or
established since the time of Columbus. But the purpose of
this paper was to determine whether there was such a ccirres-
pondcnce between the Peruvian asterisiiis and ritual as would
indicate and astronomical basis for the latter, and the material
bearing U[)on that i)art has now been presented.
Dor Verfasse'!' der llandsclirift „Arte
de la leiií»'iia de los Indios Antis ó
Von Karl von den Steinen, Steglitz.
Lucien Adam hat im Jahre 1890 ein sehr wertvolles
Alanuskript veröffentlicht; »Arte de la lengua de los Indios
Antis ó Campas«.') Diese Indianer bewohnten vornehmlich
das Gebiet zwischen dem Rio de Santa Ana und dem Apurimac,
aus denen sich der Ilauptstrom des Ucayali bildet. Die Original-
handschrift war von Charles Ledere in Toledo gefunden
worden, wie in der Diblioteca Americana von 1878 zum ersten¬
mal berichtet wurde. Es enthält 3 Vokabularien (2 Fragmente
und ein drittes von anderer Hand und auf anderem Papier), eine
Grammatik, Sätze und eine Doctrina Christiana. Der Verfasser
ist nicht genannt, doch gelangte Adam, was die Zeit anlangt,
zu dem Schluss, dass wenigstens der grammatische Teil mit
Sicherheit um das zweite Drittel des 18. Jahrhunderts (zwischen
1733 und 1751) entstanden sein muss; denn es werden dort die
drei Missionen von Sonomoro, von Cerro de la Sal und von
Tampianiqui erwähnt, von denen die beiden ersten um 1751 von
dem Indianer Juan Santos zerstört wurden, während die dritte
erst 1733 von dem P. Juan de la Marca gegründet war.
h »Arte de la lengua de los Indios Antis ó Campas. Varias pre¬
guntas, advertencias i doctrina cristiana conforme al manuscrito original hallado
en la Ciudad de Toledo por Charles Leclerc con un Vocabulario metódico
i una introducción comparativa por Lucien Adam.« Bibliothèque Américaine,
T. XIII, Paris 1890. — Das MS entspricht der Nr. 2105 der Leclercschen »Bib¬
lioteca Americana« , Paris 1878 und der Nr. 994 der »Bibliografía Española de
Lenguas Indígenas de América« von Conde de la Vinaza, Madrid 1892.
6o4
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Nun findet sich in dem grossen Werk von Antonio
Raimondi »El Peru« im 2. Band (Lima 1876) S. 255 in be¬
treff des Juan de la Marca der Satz: »Dieser berühmte Missionar
lernte vollständig die Sprache der ungläubigen Antis oder Campas,
von der er eine Grammatik und ein Vokabular ver¬
fasste.« Von diesem Hinweis, der Lucien Adam entgangen
ist, geleitet, untersuchte ich genauer die in der Grammatik ge¬
gebenen Anhaltspunkte fur die Frage, ob die von Ledere ge¬
fundene Handschrift nicht eben das von Juan de la Marca ver¬
fasste Werk über die Campasprache darstellt.
Es ergibt sich, dass sich der Verfasser in der Konversion
von Sonomoro oder San Antonio anfliielt. Denn es heisst
S. 16; »Dieses Idiom ist allgemein mindestens bei den Männern
dieser (hiesigen) Konversion, obwohl es in der \’on Sonomoro,
San Antonio und flussabwärts des Ene und Perene bis zum
Piros einheimisch (materno) ist«. Er setzt der Konversion, in
der er sich also befindet, alsdann die von Chavini und die
dritte von Cerro de la Sal mit dem Pajonal gegenüber.
San Antonio de Catalipango ist aber von Juan de la
Marca im Jahre 1729 begründet, vgl. P. P'r. José Amidi,
Compendio Histórico, Paris 1854, p. 155. Er gründete ausser¬
dem, wie Adam bereits erwähnt, das Pueblo von Tampianiqui
in dem Pajonal, das auf S. 19 in einem Beispiel genannt wird.
Die erste von luicien Adam angesetzte Grenze von 1733 kann
also bestehen bleiben, jedenfalls höchstens bis 1729 zurück¬
geschoben werden, und verträgt sich vortrefflich mit der Ver¬
fasserschaft des Juan de la Marca.
Die zweite Grenze jedoch von 1751 würde nicht zutreffen,
da unser Missionar bereits 1735 gestorben ist, vgl. Amich, p. 157.
ln diesem Jahre waren drei Väter von Lima nach Sonomoro
gekommen: Alonso del Espíritu Santo, Manoel Bajo und Cristóval
Pacheco. Es wird besonders hervorgehoben, dass bis dahin
Juan de la Marca mit einem Laienbruder, einem spanischen Ge¬
nossen in San Antonio und San Tadeo des Pajonal ganz allein tätig
war. Er war also auch der einzige, den man für diese Zeit mit
dem Manuskript in Beziehung setzen kann, da die neu An¬
gekommenen natiirlich die Campasprache noch nicht kannten.
.\uf Befehl der Obern reiste Juan de la Marca 1735 nach der
Sierra ab, »auf welcher Reise er s e i n L e b e n beendete«.
XIV. Amerikanisten-KongresS.
605
Auch was die Missionsorte selbst betrifft, erscheint die
Adamsche Grenze von 1751 zu weit entfernt. Denn 1737, be¬
richtet Amich ]). 162/163, verbrannte der Indianer Ignacio Torote
die Kirche von San Antonio am 17. Mcärz und tötete den
Laienbruder. Darauf begal) er sich nach Sonomoro, brachte
dort die drei oben erwähnten Missionare um, die Juan de la
Marca abgelöst hatten, und plünderte die Kirche.
So folgt unmittelbar, dass das Manuskript aus der Kon¬
version von Sonomoro oder San Antonio zwischen 1733 und
1737 geschrieben sein muss. Da Juan de la Marca tatsächlich
eine Grammatik und ein Vokabular der Campasprache verfasst
hat, so darf man mit Bestimmtheit annehmen, dass dies 1734
oder 1735 geschehen ist, und dass es diejenige ist, die Lucien
Adam veröffentlicht hat. Wenn er ferner im Jahre 1735 während
seiner Reise einen unerwarteten Tod gefunden hat, so erklärt
sich leicht die l'atsache, dass die beiden von Adam S. 2 unter
V und VI beschriebenen Wörterlisten nur Bruchstücke waren.
»V.«, »Vocabulario de la lengua TVnde«, f Ande-Spanisch, pagi¬
niert I — 21) reicht von A bis zu einem Drittel von G; »VI.«
ein Vokabular Spanisch-Ande (paginiert von S. 21- 36) beginnt
bei einem Drittel von II und endigt bei dem Beginn von P.
Diese beiden unvollständigen Vokabularien würden Juan de la
Marca zuzurechnen sein, der infolge seines Todes sie nicht voll¬
endete.
Unter VII führt Adam alsdann noch ein zweites Spanisch-
Ande-Vokabular an von 34 Blättern, die nicht paginiert sind,
und die, wie bereits erwähnt, von einer anderen Hand auf anderem
Papier geschrieben sind. Für die historische Analyse ist es
vielleicht zu bedauern, dass Adam der besseren Übersicht zuliebe
die drei Vokabularien in eins verschmolzen hat.
Ich glaube, dass man nach den vorhergehenden Ausfüh¬
rungen Juan de la Marca mit Bestimmtheit als den
Verfasser der wichtigen Handschrift bezeichnen darf.
Lucien Adam selbst erklärt sich brieflich mit dieser Hypo¬
these einverstanden und fügt hinzu, dass ihr auch das Aussehen
des Manuskripts nicht widerspricht.
Diccionario Si])il)o.
Von Karl von den Steinen, Steglitz.
Dem in Stuttgart tagenden XIV. Internationalen Amerika-
nisten-Kongress widme ich ein kleines Buch unter dem Titel :
»Diccionario Sipibo. (Castellano-Deutsch-Sipibo. Apuntes
de Gramática. Sipibo-Castellano.) Abdruck der Handschrift
eines Franziskaners mit Beiträgen zur Kenntnis der Bano-
Stämme am Ucayali«. Berlin 1904, Dietrich Reimer (Ernst
Vohsen).
Ich habe das Manuskript im vorigen Jahre von dem öster¬
reichischen Naturforscher und alten Amazonasreisenden Richard
Payer erworben. Dieser hat es 1884 auf der Reise nach Pozuzo
in Puerto Mayro am Rio Palcazu bei lo'^ s. Br., dort wo der
Rio Mayro und der Pozuzofluss einmünden und heute die
Dampferfahrt endigt, gefunden. Er entdeckte das Büchlein, gibt
er an, in einer mit Palmstroh bedachten Unterkunftshütte, wo
die zwischen Chanchamayo und dem Ucayali verkehrenden
PTanziskaner Quartier machten, in einem Bündel zurückgelassener
und grossenteils von Ameisen zerstörter Papiere.
Der Stamm der Sipibo, Schipibo oder Tsipibo (spanisch
Chipibos) , deren Sprache uns hier zum erstenmal überliefert
wird, wohnt noch heute an den Ufern des Ucayali auf dem 7.
und 8.'^ s. Br. Aus den Berichten der Forschungsreisenden sei
angeführt, dass sie 1846 zur Zeit Castelnaus in grosser Zahl am
Rio Pisqui, westlich vom Ucayali bis zur Kordillere des Huallaga
sesshaft waren und dass sein Reisegenosse Paul Marcoy (Laurent
St. Cricq) als ihre Grenzen die Mündungen nördlich des linken
Nebenflusses Cosiabatay (Cuxhiabatay) und südlich des rechten
Nebenflusses Capucinia bezeichnet. Als südliche Nachbarn der
Sipibo erschienen im Gebiet der Pachiteamündung die Cunibo.
6o8
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Im Norden waren ihre Nachbarn die Setipo und Pano — die
eigentliche Stammbevölkerung der Mission S arayacu (6^35' s.
Br.), von deren Gastfreundschaft die Reisenden Smyth und Lowe,
llerndon, Castelnau, Marcoy berichten, und die in der ersten
Hälfte des 19 Jahrhunderts die Hauptstadt der peruanischen
Huallaga- und Ucayaliprovinz war. Sarayacu verfiel, und neue
Missionen in Callaria (8'') und Cashiboya (7^) kamen nicht mehr
auf die alte Höhe.
Ohne Zweifel waren nun diese Setibo, Pano, Sipibo, Cunibo
nur Clannamen eines und desselben sprachlich und körperlich
einheitlichen Stammes. Wie wir aus dem Manuskript lernen, ist
dies immer wfiederkehrende -bo, das unnützerweise noch mit einem
-s bedacht wird, schon selbst die Pluralendung und das Wort
îCunibo« muss' wahrscheinlich, wie so viele andere indianische
Stammesnamen, mit dem Ursinn »Menschen« angesetzt werden.
Am Ucayali selbst werden ausser jener engeren Gruppe
noch mehrere Mitglieder derselben Sprachgruppe angeführt, und
auch in Bolivien und Brasilien haben sich noch eine Reihe
sprachverwandter Stämme gefunden, die man alle insgemein
unter dem Namen der »Pano« zusammenfasst. Die Pano waren
ursprünglich ein Teil der Setibo und traten am Ende des 17. Jahr¬
hunderts mit den jesuitischen Missionaren am untern Huallaga,
wohin man sie verpflanzte, in ein besonders nahes Verhältnis.
Wenn man dann ihren Namen als den Allgemeinnamen zunächst
für die ganze Sprachgruppe im Ucayaligebiet gebrauchte, so war
den Missionaren (Cardüs 1886) später auch keineswegs unbekannt,
dass Stämme am Madeira und am Beni nahverwandte »Pano-
sprachen« redeten. Linguistisch ist die Gruppe jedoch erst klar
zusammengefasst worden in einer kleinen, dem Berliner Amerika-
nistenkongress 1888 überlieferten, leider von Druckfehlern wim¬
melnden Arbeit von Raoul de la G ras se rie«, de la famille
linguistique Pano«, Compte-rendu, Berlin 1890, S. 438, oder in
besonders erschienenem Heft, Paris 1889. Im Britischen Museum
befindet sich das Manu.skript eines Vokabulars des Cunibo von
der 1 land des P. Buenaventura Marques (i8ooj, nach dem
ich eine volle Identität z w i s c h e n C u n i b o und S i p i b o
feststellen konnte.
So erscheint hier unter der P'irma des Sii)ibo zum ersten¬
mal ein ansehnlicheres Wörterbuch des Pano vom Ucayali. Es
XIV. Amerika nisten-Kongress.
609
besteht, von zwei Personen verfasst, aus einem älteren
Teil B, Sipibo-Si)anisch, und aus einem jüngern Teil A, Spanisch-
Sipibo ; ß ist eine Abschrift. Zwischen A und H steht die
kurze Grammatik und hinter B folgen Zusätze zu A, wie auch
hinter den meisten Ikichstabengruppen von A. Vielleicht habe
ich das Manuskrii)t mit grösserem Respekt behandelt, als dem
Leser lieb ist. Ich hätte die alphabetische Ordnung, die zu
wünschen übrig lässt, in genauer Weise herstellen können, wie
der Verfasser selbst im Fall der Veröffentlichung hoffentlich
getan hätte; ich hielt mich zu einer solchen Änderung nicht be¬
rechtigt und hätte den Charakter der Handschrift völlig um¬
gewandelt. Diese Pietät hat mich viele Arbeit gekostet, weil
die Hinweise mit Nummern zwischen A und B sehr zeitraubend
waren. Ich habe jedoch unter A, stets mit Angabe der Nummer,
alle Nachträge und Zusätze und auch die Wörter aus B ein¬
gereiht, die fehlten. Die zahlreichen orthographischen P'ehler im
Spanischen sind stehen geblieben und nur gelegentlich angemerkt ;
der Leser mag also vertrauen, dass sie dem Original angehören.
Es ist eine Art verarbeiteter P'aksimileausgabe geworden.
Nachtrag. Während der Drucklegung des Compte-rendu
habe ich eine Pmtdeckung gemacht, die mich in nicht geringe
Verlegenheit setzt und von der ich mich nur freue, dass ich sie
selbst gemacht habe und dass ich nicht durch einen freundlichen
Referenten mit ihr überrascht worden bin. Beim Ordnen meiner
Bibliothek fand ich in dem ersten Heft des ersten Jahrgangs
des »Boletin de la Sociedad Geográfica de la Paz, Bolivia, 1898«
S. 43 bis 91 zu meinem Staunen und Schrecken ein ausführ¬
liches spanisch-indianisches Sipibo oder Schipibo-Wörterverzeich-
nis unter dem Titel : »Idioma Schipibo«. »Vocabulario del
Idioma Schipibo, del Ucayali, cpie es el mismo que cl Pacaguara
del Beni y Madre de Dios. Este es un dialecto de la lengua
Pana, que es la lengua general del Huallaga-, del Ucayali y de
sus afluentes.« Es folgen alsdann 3815 Wörter. Keine weitere
Bemerkung, kein Verfasser. Aber der Index am Schluss des
Boletin ergibt den Namen des Autors, der kein geringerer ist
als der »P'ray N. Ar mentia. Vice-president de la , Sociedad
Geográfica‘«.
30
6io
XIV. Amerikanisten-Kongress,
Hätte ich diese Veröffentlichung nicht nur besessen, sondern
auch gekannt, so würde ich den Abdruck des »Diccionario
Sipibo« wahrscheinlich unterlassen, jedenfalls aber in ganz anderer
Form vorgenomnien haben. Die mühsame Verarbeitung der
beiden Teile meiner Handschrift wäre überflüssig gewesen.
Armentias Wörterbuch ist erheblich grösser. Ich muss mich
damit trösten, dass die Hauptsprache des Ucayali jetzt bequemer
zugänglich geworden ist und dass man nun von ihr auch ein
indianisch-spanisches Wörterbuch und die Apuntes de Gramática
besitzt. Auch behalten die Kapitel; »Zur frühen Geschichte
der Missionen am Ucayali «, »Übersicht der Gesamt-Panostämme
in Peru, Bolivien und Brasilien«, »Das Londoner Vokabulario
Cunibo« als Spezialstudien ihren Wert und Nutzen. Namentlich
der letzte Punkt, die wichtige Identität des Sipibo mit dem
Cunibo, wäre im Dunkel geblieben, bis zufällig ein Amerikanist
das Manuskript des Cunibo im Britischen Museum genauer vor¬
genommen oder noch am Ucayali selbst ein Reisender die Tat¬
sache festgestellt hätte.
De la lanííiic Tcliiiclclic.
Par Raoul de la Grasserie, Nantes.
Le Tehuelche appelé aussi tsoneka et ahonicanka est une
des langues de la Patagonie lesquelles sont fort ¡)eu connues
et qu’il ne faut confondre ni avec l'araucan ou Auca qui api)artient
au Chili, quoiqu’il s’étende sur la Patagonie voisine, ni avec les
langues fuégiennes ou du moins la plupart d’entre elles. Les
langues Patagones proprement dites sont au Nord le Pehuelche
sur lequel nous avons déjà publié une monographie dans le
Mémoire du Congrès des Américanistes de Paris et au Sud, sur
les confins da la Terre de P"eu, le Tehuelche dont nous essayons
ici de rassembler quelques documents. Entre le Tehuelche et
le Pehuelche, ce dernier appelé quelquefois improprement Tc-
huelche du Nord, il n’y a pas de parenté linguistique. Au
contraire, comme nous l’établirons, cette parenté semble exister
entre le Tehuelche et l’un des idiomes fuégiens, l’Ona.
Les Tehuelches occupent sur le territoire de la République
Argentine un espace limité au Sud par le détroit de Magellan,
au Nord par le Rio Chico et qui est traversé du Nord au Sud
par le Rio Gallegos, le Rio Coy, le Rio Santa Cruz et le Rio
Schehoen lequel conflue avec le Rio Chico et va se jeter dans
le Rio Santa Cruz. A l’ouest s’élèvent les Cordillères des Andes
et se trouvent les lacs Misterioso, San Martin, Viedma Argentino.
Le but de la présente étude, au milieu de la pénurie de
documents relatifs à la langue Tehuelche a été de faire connaître
au Congrès et au public savant un manuscrit d’Alcide d’Orbigny
déposé à la bibliothèque publique de Paris, fonds américain
Nos 25 et 30, contenant un vocabulaire étendu du cette langue
et qui n’a pas encore été publié ; il ne faut pas le confondre
avec un vocabulaire très restreint de la même langue qui se
trouve dans la narration de son voyage d’exploration de 1839;
6i2
XIV. Amerikanisten-KongresS.
le manuscrit de la Bibliothèque de Paris est inédit et nous
croyons rendre service à la science en en faisant la reproduction
dans le présent travail.
Nous avons voulu d’un autre côté établir, ce qui n’avait
pas été fait, la comparaison entre deux langues congénères, le
Tehuelche, parmi les langues patagones et l’Ona, parmi les langues
fuégiennes. Cette comparaison, en ce qui concerne l’Ona, n’est
devenu possible que depuis qu’un vocabulaire de cette langue
a été publié par un religieux salesien de la Terre de Feu dans
un ouvrage anonyme paru il y a cpielques années à Buenos Ayres
sous ce titre: »pequeño diccionnario del idioma fuegino-ona«,
contenant beaucoup de mots de cette langue avec traduction
espagnole.
Un certain nombre de ces mots présentent une ressemblance
véritable. 11 est fâcheux qu’il n’ait pas encore paru de grammaire
ni de textes dans cette langue pour pouvoir pousser plus loin
la comparaison.
En ce qui concerne le Tehuelche, les éléments ont été
recueillis dans un certain nombre d’ouvrages, malheureusement
chacun d’eux n’en a traité que d’une manière insuffisante, se
contentant quelquefois de renfermer seulement quekjues mots de
cette langue. Dans un numéro de la naturwissensciiaftliclie
WocJieiisdu'ift, M. Robert Lehmann-Nitsche, conservateur du
Muséum de la Plata en a donné la liste complète en rappelant
entre autres les noms de Pigafetta, Viedma, Hervas, l'itz-Roy,
Cox, Schmidt, Musters, Moreno, Har Sierra, Barbara, Ramon
Lista, Segers, Haies. Ramon Lista a, dans un de ses ouvrages,
indiqué l’apparation successive de ces vocabulaires. Le plus
ancien est celui d’Antonio Pigafetta gentilhomme lombard, com¬
pagnon de l’explorateur austral Magellan, il colligea seulement
46 mots du dialecte des Patagons de la baie de Saint Julien
dont 10 seulement sont réellement tehuelches ; les autres ne sont
point reconnaissables. Le second vocabulaire est celui de
l’explorateur Antonio de Viedma, il com¡)rend 135 mots; quelques
uns sont défigurés, surtout les noms de nombre. Le troisième
est celui de d’Oriugny que nous avons mentionné, distinct
d’ailleurs du manuscrit qui fait l’objet de la [iresente communi¬
cation. Vient ensuite le vocabulaire de Cox, mais il s’agit des
Tehuelches du Nord, Icsijuels ne sont pas des Tehuelches; ce
XIV. Amerikanisten-Kongress.
613
sont des Pehiielches ainsi que l’observe avec raison Ramon Lista.
Le cinquième est celui du voyageur anglais Musters qui contient
222 mots et 17 phrases. Viennent ensuite; un vocabulaire de
79 mots contenus dans le viaje al pais de los Tehiielches iSyç
et un vocabulaire de Moreno de 624 mots contenus dans le
Viaje à la Patagonia de i8yç. 11 faut enfin ajouter les ouvrages
de Ramon Lista, dont nous donnons plus loin le contenu lin¬
guistique, à savoir: 1° una raza qui desaparece: 2° los Indios
Tehuelches, 3° los Tehuelches de la Patagonia.
Nous publions dans la présente monographie: F le voca¬
bulaire techuelche, manuscrit déposé à la Bibliothèque nationale
de Paris et comme annexes: 2° les mots colligés par Ra.mon
Lista dans un premier ouvrage, 3° ceux colligés par le même
dans un second, 4° ceux colligés par le même dans un troisième,
5° ceux trouvés dans l’ouvrage de Martens intitulé: »Beiträge
zur Ethnographie und Sprachenkunde Amerikas und Brasiliens« II,
6° ceux publiés par Brinton dans son ouvrage: »studies in south
americaii native language«, 7° ceux publiés par le même dans: »the
american race«, 8° ceux extraits de l’ouvrage de Musters, 9° une
esquisse de la grammaire du Tehuelche, d’après Frederic Müller,
10° des phrases et locutions en Tehuelche, 11° une comparaison
entre le Tehuelche et le Pehuelche d’après Milanesi, 12° un petit
vocabulaire comparatif du Tehuelche et de l’Ona, d’après le
vocabulaire Ona publié à Buenos Ayres.
Puissent ces documents réunis et dont le premier est inédit
contribuer à jeter quelque lumière sur un idiome aussi intéressant
que peu connu et éclairer l’ensemble des groupes linguistiques
de la Patagonie et de la Terre de Feu. En ce qui concerne
cette dernière, les trois groupes, Ona, Alikaluf et Yahgan
semblent irréductibles entre eux, tandis que la langue Ona et
le Tehuelche seraient fortement apparentes.
F
Vocabulaire Tehuelche ou Tsoneka.
(Extrait d’un manuscrit de la Bibliothèque nationale de Paris — Langue d’Amerique-
Patagons, Fonds américain Nos ßo et 25.)
A
acoog
avoir du plaisir
achan
voler
actel
(algarobo) mimosa
achea
marmite
ahi
avaler
achequenat canet
génie du mal
ahne
l’os
6i4
XIV. Amerikanisten-Kongress.
aje
fleche
canacananque
joli
ajure
ivresse
canicha
parler
aqueche
fleur
canque
mâcher
archa
poulain
capanca
les joues
atap
voir, regarder
cápele
cotte de mailles en
atruca
jument
cuir
atta
avant
caper
scolopendre
caquen
adjectif formant le
c
nombre 20
caacaha
ara patagón (oiseau)
carueten
tonnerre et éclair
caadi
hommes blancs, Eu¬
catzea
selle du pays (recado)
ropéens
cett
argile
cachama
grande foulque
chaapul
fourmi
cachaal
capricorne (insecte)
chaar
renard du Brésil
cacha
lombric des au¬
chaarum
voleur
truches
chai
pêcher
each
adverbe de nombre
chaha
prends
qui accompagne
challuc
jaguar
les nombres au-
chaîna
poisson
dessus de dix
chamqui
poil du pubis
cachachuc
menstrues
chamequesen
nombre 9
cachelao
froment
cham
non
cachi
attraper à la course
chano
beaucoup
cacleiii
enfant
chanemucu
se rappeler
cahamúte
lézards
chancaya
2
cahaqueca
front
chanque
I
caha
épaule
chaquem
canard
cahamgui
bombilla
chauna
pierre
cahacha
oui
cheacli
demander
cahaemel
])ayer
cheamma
serpent
cahecliel
épingle pour attacher
cbel
vulve de la femme
la mante des
chelega
mante des femmes
femmes
chelesca
selle des femmes
cahuel (caballo)
cheval
chem
fesse
queche
troupial commun
cheme
main
(oiseau)
chezeheix
didelphys (mammi
caja-caja
vers à viande
fère)
caja
perruche
chi
oiseau
cajo
rive
chicapenque
étourneau militaire
calaba
héron couleur de
chichi
moineau chingólo
])lomb
chichan
sel marin
cameheque
pourparler
chichahue
danser
camelies
fils
chihual
maigre
camesa
¡lommes
chilepehilep
grillon
camic
m(jrt
chintique
bracelets
camquiaca
bracelets des pieds
chis
laine des animaux
canacana
jolie
chitena
sauterelle
chivona
pou
choi
entendre
chûch
poitrine
chuina
lune
chaina
soleil, jour
chuin-quetaqucnquc
beau temps
chuin-quechuneque
mauvais temps
chu
chair, viande
chuita
ara
chun
bottes
carasquen
cacique-chef
cihuenque
gras
CO
bois qui soutiennent
les maisons de cuir
cochil
ceinture qui attache
les cheveux
cohote
dormir
coisco
cuiller
colecole
petit colin (oiseau)
comahi
boire
comuque
bas, basse
coneque
court
cooquen
emporter
coquelgui
grèbe
corapecli
scorpion
corje
peindre
cripa-onpa
je n’ai pas
corechi
hydromys quiya
cuchin
mouffette (mammi¬
fère)
cucha
cochon
cuchen
vent
cuchaneco
coté droit
cunio
perdrix tridactyle
cuquena
mouette
Cliquer
droit, droite
cubóla
papillon
curicug
anneau
D
dii
tête
diil
longe
duhahuel
testicules
dahal
arbre nommé cha-
listen-Kongress.
K
echencc
grand
eje
merle
elleque
marcher
etequen
lève toi
G
gaha
se fâcher
gahun
chanter
ganeque
haut
gani
arrête-toi
ganeguen
pigeon à ailes tache¬
tées
gano
tatou pichi
game
tatou mulet
gueneque
haut
gin
couteau
guaranca
lOOO
guches
so lirai s
guilca
petit morceau de bois
-
servant à peindre
guineguil
oiseaux de proie
gulmenuaye
pince pour épiler
gutecud
les cheveux divisés
en deux queues
guter
les yeux
gutz
cheveux
gulique
blanc
gulisco
le soir
H
hamar
cou, gosier
hahamer
cuisse
hamje
accoucher
h ara
eau
hemihue
pipe à fumer
hiacach
Indiens aracaunos
hiacha
fumer
hiacuchi
froid
hiaja
je, moi
hianja
tabac
hienengui
je veux
ho
nez
hoca
narines
hohamjel
accoucheuse
hoi
dos
6i6
XIV. Amerikanisten-Kongress.
hoiacha
pic (oiseau)
hoiya
autruche ñandú
honcho
allons
huaca
grande aigrette (oi¬
seau)
huacaquena
araignée
huacon
lit
hiialhua
près
hualana
baleine
huanichel
ceinture
huasna
chien
huecha
mouton
hueta
tigre jaguar
hui
maison de cuir
huicra
loup rouge
huilhuil
crapaud, grenouille
huinquet
tapis qui se met sous
la selle
hiiipe
monter à cheval
huit
courir
huitt
ombilic
huitel
chat
huirlo
condor
hul *
bois
hynia
barque
I
Icaelem
fils, fille
ichahu
dire
ich am
otarie
ichaneje
acheter
ichich
cœur
ichoyocjue
faim
iguinque
arriver
ihuote
être fatigué
ijacon
grand mère
ijon
grand père
ije
mari
ilhui
autruche patue
imajque
offrir
imeja
neveu, nièce
iniquen
Indiens patagons du
Rio de Santa-Cruz
irea
vendre
irichempa
s’amuser
iruan
la terre
irrequel
les rats
J
jauque
frère
jchnipues
les doigts
jene
oreille
jenal
boucles d’oreilles
jenser
sourd
jero
sang
jhom
lèvre
jhor
dent
jhum
bouche
ji
descendre
jique
bras
joa
chapeau
johva
viens
joua
rivière et surtout le
Rio Negro
jonalua
la mer
jurgeco
droit
jro
chameau guanaco
L
lam
eau de vie
lucale
léger
M
macho
tout à l’heure
mahaguet
bonjour
mahuilca
menton
mahuilches
barbe
maja
le feu
majaa
toi
majaa hieneiigui
j’aime
marna
lumière
mame(|ue
duc, à ventre rayé
manca
nuit
mamihuc
le poncho (manteau)
mapuet
comment vous por¬
tez-vous ?
maijuet
bon, bonne
mataco
tatou à trois bandes
maker
tisser
mogohogiien
viande rôtie
mopaanue
pot pour chauffer
l’eau
mpesel
mouillé
muarie
arrondi
XIV. Amerikanisten-Kongress.
617
N
na
(cuf d’autruche
nacuna
femme
nahescjui
chat domestique
naha
œuf
naja
sein de femme
najel
apprécier (juelqu’un
naquemictiue
après
naquen
jeune
nema
le tien
ne
se coucher
noria
perles
nuaisea
saule
nuca
homme
noma
chemin
0
oaya
cormoran
ocacah
faire un marché
ocaaquen
10
ochel
chat à longs poils
onclie
petit
oncha
peu
ojo
moins
oqui
va
P
pahuega
demain
pahuen
ciel
pana
phoenicoptère
panha
cigogne baguari
pataca
100
pe
assieds-toi
pillet
biscache (mammi¬
fère)
poha
coquilles bivalves
pulía
tortue
puhio
poules et coqs
Q
qucas
trois
quecañe
quatre
quechan
jaune
quechen
5
quecherges
chauve-souris
quecheonequen
laid
quehuca
7
quehuina
mais
queganeque
long
quehyunea
rouge
quejoneque
noir
(¡uejru
caracara (oiseau)
quelegu
les insectes
quel
le pied
quelinque
bleu
quemanenque
aveugle
quepuec
grandes coquilles tur-
binées
quecelopuecs
maïs
quequea-quenohue
étrier des femmes
quequeanque
hardi
quequenque
monter
queretepanchue
bœuf
quero
vanneau armé
(juerechamque
boiteux
qu^sques
chevêche
quel
manger
quetsancjue
l’or
quetameniche
ichneumon
quetun
sœur
qui
fd
quichaha
je dis
quicheoniquen
laid
quichu
étriers
quihi
talon
quilgun
moustiijue
quilmalanchel
médecin
quilip
mathe des Espagnols
quimahe
se briïler
quin
ventre
quinoche
plus
quinquiguin
sangle de la selle
quiqueguen
vieux
quirureque
collier
quisca
cigale
R
romanesiù
mauvais
T
sa
verge de l’homme
schum
pluie
schaoguen
loin
5l8 XIV. Amerikanisten-Kongress.
sirichinque
orfèvre
sojona
chaleur
spanepa
j’ai
spanepi
j’avais
stji
éperons de bois
sug
peau des animaux
sura
année
T
lacha
corne de bœuf
tasja
donner
tachja
mordre
tacuhi
pleurer
tahamnete
aigle, à ventre rouge
tahague
hamac en cuir
tajan
chasser
tamater
oie australe
tan
le fer
tapalec
boules de combat
lapulec
lancer les boules
techaga
gobe-mouches
tecohes
blesse
tejal
voir
teta
le sien
teluinequen
igonane
tenrec
demander
tequis
coude
ternache
semaine
them
jambe
tianique
punir
tihi
le sable
tireguin
cochon d’Inde
tirequin
lemming du sud
(mammifère)
INIanimifcres.
mica
homme
nacuna
femme
caelem
enfant
quecherges
chauve-souris
chex chex
didelphys
cuchin
moufTette
huasna
chien sauvage
huicra
loup rouge
çhaar
renard du Brés
tjale
cuivre
toja
lui, elle
tojan
se marier
tucaya
puce
tulail
tourterelle
lumie
s’informer
tun
farine
U
uneques
6
unequecane
8
uquetem
le coït
urequegami
crabe
uteleganu
mente (insecte)
Y
ya
le mien
yabich
phoque à trompe
yacamech
père
yama
mère
yamaro
lièvre
yerunca
beau-frère
yeruneuna
belle-sreur
yoncc
Indiens puelches
yuca
bon marché
yucanea
borgne
y uh uel
se battre
yuhuem
cerf
yuilhuana
montagne
y un a
petit caracara (oi¬
seau)
y U peche
garapatos (insectes)
challue
jaguar
hueta
cagliar
naesqui
chat domestiiiue
ochel
chat à long poil
huitel
chat
yabich
phoipie à tromjre
icham
otarie
irreguel
rats
tireijuin
lemming du sud
tireguin
cochon d’ Inde
yamiirq
mora de Patagonie
XIV. Ainerikanisten-Kongress.
619
yana
tatou pichyé
chacal
tatou velu
ganu
tatou petite mule
mataco
tatou à trois bandes
cucha
cochons et pécaris
archa
poulain
atruca
jument
jro
chameau guanaco
yulinem
cerf
huecha
mouton
querete panchue
bœuf
hualona
baleine
Oiseaux.
chi
oiseaux
guineguil
oiseaux de proie
huirlo
condor
tebaltebel
urubu
quejra
caracara
y un a
petit caracara
tahamnete
aigle à ventre rouge
quesques
cheùeche
mameque
duc à ventre rayé
techaga
gobe-mouches
eje
merle
chique-conenque
hirondelle
chichi
moineau chingólo
cahuel-queche
troupial commun
chicapengue
étourneau militaire
hoiacha
pics
caacaha
ara patagón
cuja
perruche
puhio
poules, coqs
naha
œufs de poule
cunio
grand colin
cunio
tridactyle du sud
gannequen
pigeon à ailes tache¬
tées
tuluil
tourterelle
na
œuf d’autruche
ilhui
autruche patue
yaqueche
autruche grande
quero
vanneau armé
panha
cigogne boguari
calaba
héron couleur de
plomb
huaca
grande aigrette
cachama
grande foulque
pana
phœnicoplère
coquelgui
grebes
cuquena
mouettes
oaga
cormoran
coqueux
cygne .à col noir
chaquem
canards
tomaten
oie australe
Reptiles.
puha poha
tortue
cahamute
lézards
teluinequen
iguane
cheamma
serpents
chuilhuil
crapaud
chelua
poissons
Mollusques.
cpiepuec
volutes
poha
acéphales à coquilles
Annélides.
cacha
lombrics de l’au¬
truche
Crustacés.
urequeganu
écrevisse
Arachnides et Insectes.
huacaquena
araignée
corapech
scorpions
quelegu
insectes
caper
scolopendre
chivona
les poux
tucaya
puce
tachaal
capricorne
utetejanu
manthes
chilena
sauterelle
chilepchilep
grillons
quisca
cigales
quetameune
ichneumons
chaapul
fourmis
quilgun
moustiques
cajacaja
vers à viande
cubóla
papillons
620
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Anatomie.
dii
tête
gutz
cheveux
cahaqueca
front
guches
sourcils
camches
cils
mahuilclies
barbe
chamquis
poil du pubis
guter
yeux
ho
le nez
hoca
narines
capanca
les joues
jhum
bouche
jhom
lèvres
jhor
dents
diil
langue
mahuilca
menton
jene
oreille
hamar
cou et gosier
caha
épaules
chuch
poitrine
naja
sein d’une femme
quin
ventre
huitl
nombril
hoi
clos
chem
fesses
chel
parties sexuelles de
la femme
sa
verge
dahahuel
testicules
jiilue
bras
teipiis
coude
cheme
main
jehuiques
les doigts
hahamer
cuisse
them
jambe
quihi
talon
(juel
¡)ied
jero
sang
alme
os
chu
chair
ichich
cœur
cachachac
menstrues
sug
})eau
tacha
cornes de bœuf
chis
laine
Botanique.
hul
bois en général
actel
mimosa
nuaisca
saule
dahar
chañar et son fruit
aqueche
les fleurs
hiacha
tabac
camesa
pommes
cachelao
froment
quecelopuecs
maïs
Géologie et
Minéralogie.
channa
les pierres
cett
argile
iruan
terre
chichan
sel marin
siili
sable
quetsaneque
l’or
tjale
le cuivre
tan
le fer
yuilhuana
montagne
bara
eau
maja
feu
schan
pluie
joua
rivière
jouahua
mer
carueten
tonnerre
mania
lumière
cuchen
le vent, le froid
chuin - (juetachune-
beau temps
(jue
chuin-quechuneque
mauvais temps
Astronomie.
chuina
soleil, jour
chuina
lune
pahuen
ciel
iruan
terre
manca
unit
sojoura
chaleur
hiacuchi
froid
Couleurs.
quehuyuca
rouge
quechan
jaune
XIV. Amerikanisten-Kongress.
621
queiinque
quejonenque
gulique
bleu
noir
blanc
Division du temps,
sura année
quechuina mois
ternache semaine
chuina jour soleil
pahiega demain
galisco le soir
quilip
mopoanne
cahamgui
chum
gulmenuaye
quilcu
tahague
mathé des Espagnols
pot pour chauffer de
l’eau
bombilla des Espag¬
nols pour prendre
le mathé
bottes
pince en argent pour
épiler
petits morceaux de
bois pour peindre
la figure
hamac pour coucher
jenal
bondes d’oreilles
achea
marmite
guteend
ornament de deux
huacan
lit
queues faites de
qui
fil
cheveux qui pen¬
mogohoguen
viande rôtie
dent surles épaules
lam
eau de vie
curieng
anneau
tun
farine
huanichel
ceinture
catjca
selle de cheval
chelega
vêtement qui enve¬
chelesca
selle pour la femme
loppe tout le corps
huinquet
tapis qu’on met sous
cahechel
épingle à plaques
la selle
pour attacher la
quinguiguin
sangle de la selle
mante
quichu
étriers
quirureque
collier
stij
éperons en bois
chentique
bracelets
hui
maison en cuir
camquiaca
bracelets des pieds
co
bois qui la soutient
cha
linge qui couvre les
hynia
barque
parties sexuelles
de la femme
noma
chemin
joa
chapeau de femme
Parents.
cochil
ceinture qui attache
yacamech
père
les cheveux
yama
mère
manuhue
yioncho
yerunca
beau frère
noria
perles
yerunenca
belle sœur
cápele
cotte de maille de
icaelem
fils, fille
cuir
jonque
frère
chuita
arc
quetun
sœur
aje
flèche
ije
mari
huaica
lame
imeja
neveux, nièces
tapolec
boules de combat
ijon
grand père
gin
couteau
ijacon
grand mère
quila
un plat
hohamjel
accoucheuse
coïsco
cuiller
achequenat conet
génie du mal
hemihue
pipe à fumer
quilmalanchel
médecin
622
XIV. Amerikanisten -ÎCongress.
carasquen
cacique
sirichinque
orfèvre
caadi
les blancs
hiacach
Indiens du Chili
yonec
Indiens Puelches
iniquen
Patagons
Adjectifs.
quiquequin
vieux
naquen
jeune
camie
mort
ajure
ivre
canacana
jolie
canacananque
joli
quicheoniquen
laid
quecheonequen
laide
chaarum
voleur
maquet
bon
romanesiù
mauvais
quemanenque
aveugle
yucanea
borgne
jenser
sourd
querechamque
boiteux
cihuenque
gras
chihual
maigre
ichoyoque
faim
puganich
lourd
lucate
léger
cuquer
droit
muaric
arrondi
jurjeco
droit (côté droit)
cuchaneco
gauche
queganeqiie
long
coneque
lourd
goneque
haut
quequeonque
hardi
echenec
grand
ouche
petit
comuque
bas
ganeque
haut
ouclia
l)eu
quinf)he
plus
ojo
moins
chano
beaucoup
Nombres ordinaux.
chanque
I
chancaya
2
queas
3
quecane
4
quechen
5
uneques
6
quehuca
7
unequecaùe
8
chamequesen
9
ocaaquen
lO
chauque each
1 1
chaneaya each
12
queas each
•3
quecaiie each
14
quechen each
15
uneques each
16
quehuca each
17
unequecane each
18
chamequesen each
19
chanque caquen^)
20
chanque each ca-
2 I
quen
chancaya each ca-
22
quen
queas caquen
30
quecane caquen
40
quechen caquen
50
quechen caquen
52
chancaya
uneques caquen
60
quehuca caquen
70
uneipiecane caquen
80
chamequesen caquen
90
pataca
100
quechen pataca
500
cjuehuca pataca quas
736
caquen une(|ues
g U aran ca
I 000
uneques guaranca
6 000
quechen each gua-
1 5 000
ranca
pataca guaranca
100 000
chaùque jiataca gua-
200 053
ranca (¡ueciien ca¬
quen guas
‘) ? chuncuyu caquen ï (Note du ri^daoleur).
XIV. Amerikanisten-Kongress.
tapulec
jeter les boules
Pronoms,
yegui
arrivé
hiaja
majaa
toja
je
toi
il
yguinque
oqui
maja menenqui
arriver
va
j’aime
ya
nema
teta
le mien
le tien
le sien
johija
houcho
huit
viens
allons
courir
cahote
dormir
Adverbes.
etequen
cooquen
lève-toi
emporte
schaeguen
loin
imajque
offrir
huahua
près
tianique
punir
atta
avant
comahi
boire
naquemicque
cahacha
après
oui
cajo
quichaha
rire
je dis
chan
non
tachja
mordre
irea
vendre
Verbes.
ji
ichahu
descendre
dire
chaha
prends
cboi
entendre
quet
manger
temec
demander
uquetem
le coït
hienengui
je veux
corje
peindre
chahetengui
je ne veux pas
hamje
accoucher
cameheque
pour parler
canque
mâcher
tejal
voir
elleque
marcher
yuhuil
se battre
huippe
monter à
cheval
pe
assieds-toi
chichahue
danser
gani
arrête-toi
gahun
chanter
ne
se coucher
tacuhi
pleurer
ihuote
être fatigué
camcha
parler
iirichempa
s’amuser
cachi
attraper à
la
course
gaha
se fâcher
achaa
voler
tojan
se marier
tajan
chasser à
la
chasse
quimac
se brûler
meker
tisser
tumic
s’informer
hiacha
former
tecoèhet
blessé
chal
pêcher
napesel
mouillé
atap
regarder
chanemucu
se rappeler
cahaemel
payer
acoog
avoir du plaisir
inchaneje
acheter
spanepa
j’ai
ocacah
faire un marché
spanepi
j’avais
tasja
donner
eripa oupa
je n’ai pas
cheach
demander
mahaguet
bonjour
ahi
avaler
macho
tout à l’heure
najel
apprécier
yuca
bon marché
quequenque
monter
¿24
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Le Parler des Indiens.
chaha
prends
quel
manger
uquetem
le coït
corje
prendre
hijuhuel
se battre
hamje
accoucher
conque
mâcher
pohieja
demain
qulisco
le soir
carni c
mort
elleque
marcher a pied
huipe
monter à cheval
huahua
près
schaoguen
loin
johya
viens
mahaguet
bonjour
mapuet
comment vous por¬
tez-vous ?
honcho
allons
chichahue
danser
gahun
chanter
tacahi
jdeurer
huit
courir
oqui
va
comahi
boire
ajure
ivresse
cahote
dormir
etequen
lève-toi
pe
assieds-toi
gani
arrête-toi
comcha
parler
cajo
rire
cahacha
oui
cham
non
ganeque
haut
comuque
bas
onche
petit
echenec
grand
macho
tout à l’heure
nana
cliemin
ncjria
jierles
cooquen
emporter
cochi
attraper
naica
lance
canncana
joli
quicheoniquen
laid
ne
se coucher
queganeque
long
coneque
court
temec
demander
ihuete
fatigué
maja
toi
cripa-onpa
je n’ai pas
nema
le tien
neta
le sien
ssiri chempa
s’accuser
chacrum
voleur
achaa
voler
caodi
les blancs
hiacach
chiliens
ionec
indiens des pampas
tajan
chasser
gaha
se fâcher
maket
bon
romanesin
mauvais
maja hienengui
j’aime
hiengui
je veux
chactengui
je ne veux pas
span epa
j’ai
spanepi
j’avais
hiaja
je
taja
lui
ja
mien
quichaha
je dis
tojan
se marier
meken
tisser
tochje
mordre
hiachoi
fumer
chai
pêcher
ataji
regarder
acoüg
avoir du plaisir
chano
beaucoup
(piinohe
plus
ojo
moins
cahacmel
payer
ichaneje
aclieter
irea
vendre
acacach
faire un marché
camcIuHiue
piiurparler
lam
eau de vie
l)arem
baril
tun
farine
XIV. Amerikanisten- Kongress.
quinac
brûler
mogohoguen
viande rôtie
tasja
donner
tapulec
jeter les boules
tumie
s’informer
chihuenque
gras
cheachi
demander
chihuul
maigre
imajque
offrir
schoyoque
faim
maja
toi
paganich
lourd
ahi
avaler
lucate
léger
canque
mâcher
tegal
voir
quemanen(iue
aveugle
choi
entendre
jenser
sourd
s lira
année
(pierechanque
boiteux
quechuina
mois
hiucanca
banpie
ternache
semaine
tecohet
blessé
tianique
punir
uncha
un peu
iguinque
arroser
sirichenque
orfèvre
iegui
arrivé
chu
viande
atta
avant
yuca
bon marché
maquemicque
après
chuinquetaquenque
beau temps
quequeanque
brave
chuin quechuneque
mauvais temps
chuita
arc
napesel
mouillé
aje
flèche
quequenque
monter
jiyjeco
côté droit
ji
descendre
cuchaneco
côté gauche
chenamucu
se rappeler
cuquer
droit
qui
fil
muaric
arrondi
ichahu
dire
chanquin chuina
jour
IP
Vocabulaire de la langue Tsoneca ou Tehuelche.
(^Extrait d’un ouvrage intitulé »mis exploraciones y descubrimientos en Patagonia
1877 — 1878«, par Ramon Lista, Buenos Ayres 1880.)
abestruz
megensh
bolear
korigue
ayer
uaskenesh
zorro
paten
aguardiente
goordente
menton (barba)
sheken
armas de fuego
al aune
enfermo
soyo
alfiler de plata
azerre
condor
oiguele
bueno
yenick
yegua
jooken
barro
set-ken
pasto
oote
boletta
otre
leña
kake
cerco
ma al
chico
hamel
caballo
cahual
barba, bigote
ashehij
quillango (manta)
kai
cabello
honue
(pieles)
koyenk
cuchara
kooyo
quinquincho
anon
tetera
konpenk
espuelas
wàterenna
ojo
otel
40
520 XIV. Amerikanisten-Kongress.
oreja
shaa
manantial
chiin
si
honoe
menstruación
enake
nariz
or
noche
tersineken
piedra
yaten
olla
katenuhue
cuchillo
paijen
pintarse la cara
keesh
riendas
joum
pantano
coyo
cinturón
waten
para espantar un
hualo
grasa
ham
perro
dedo
horre
pescado
ocen
boca
shaham
pulmones de avestruz
gultak
pié
alj
pipa
anewe, kanganaú
vincha
coochela
rio
koon
agua
lehe
roca, piedra
ay, au
carne
yeper
sal
jeechem
pierna
shes
sombrero
koi
pluma de avestruz
aur
sangre
ichau
brazo
koolo
vidrio
kualu
amigo
yenua
verano
torr
hermano
yegó goua
viento
kosken
hermana
shanna
dormir
koters
madre
yaana
llorar
eeshkt
padre
yanco
cantar
kruorreskel
mujer soltera
guageren
cuna
tahal
mujer casada
ishe
cincha
quénigue
cristiano
kadesh
puma
gool
tabaco
golkul
toldo
kau
perro
shamenne
huevo de avestruz
na
gato
peelue
sol
kenguenkin
boleadores de
ave-
shume
luna
shégüena
struz
indio tehuelche
choonke
boleadores de
gua-
yaschke
cosa chica
ta lenk
naco
fruta
gal
otro
kayuco
yo
yà
comer
jatiensk
aguja
julk
ven a comer
herrojatiensk
abuela
kone
])aradero
oiken
ave
chehue
cacique
corrge
talon
ketaé
escupir
jeke
pólvora
shejien
estrella
ker-sor
rodilla
tejine
frió
setreu
muerto
jamienke
(lecha
arekechal
fuego
yeitke
Colores.
guanaco
ñau, rou
negro
púlnek
galleta
galee
blanco
ornek
junco
corjien
colorado
kaajienk
lanza
uaiken
verde
acantenk
nielo
Ierro
amarillo
uaintek
XIV. Amerikanisten-Kongress.
627
Numeros.
1 1
1 2
choche caur
uame caur
I
choche
13
kaash caur
2
jauke
14
kague caur
3
kaash
15
tjen caur
4
kague
16
unakash caur
5
tjen
17
ooke caur
6
unanakash
18
uenakague caur
7
ooke
19
jamakerjen caur
8
lienakague
20
uameno kaken
9
jamakerjen
loo
pataca
10
kaken
1000
huaranca
111=
Extrait d’un ouvrage intitulé : »viaje al païs de los Tehuelches ;
exploración en la Patagonia Austral«, ¡)ar Ramon Lista, primera
parte, Buenos Ayres 1879.
espuelas
wáteruena
pierna
shes
bolear
korigue
pluma de avestruz
aur
zorro
paten
brazo
koolo
capa de pieles
kai
amigo
yenua
enfermo
soyo
hermano
yego goua
condor
oiguele
madre
yaana
yegua
jooken
padre
yanko
pasto
oote
muger soltera
guagueren
leña
kake
muger casada
ije
chico
hamel
cristiano
kadesh
barba, bigote
aschchij
tabaco
golkal
cabello
honne
perro
shamenee
cuchera
kooyo
gato
peelue
tetera
kompenk
boleadores de
ave-
shume
ojo
otel
struz
■oreja
shaa
boleadores de
gua-
yaschke
si
honne
naco
nariz
or
otro
kayuco
piedra
yaten
comer
jatiensk
cuchillo
paijen-jeen
grande
chaenk
riendas
jaum
vén à comer
herró jatiensk
cinturón
waten
dormir
koters
grasa
ham
llorar
eeshke
dedo
horre
cantar
keuorresket
boca
shah am
cuna
tahal
pié
alj
cincha
guénigue
vincha
coochele
fuego
yeike
agua
lehe
]juma
gool
name
yeper
toldo
kau
628
XIV. Amerikanisten-Kongress.
huevo de avestruz na Indio choouke
rol kenguenkin cosa chica talenk
luna sheigüenon
IV“
Vocabulaire
extrait de l’ouvrage de Ramon Lista: »una raza que disparece^
los Indios Tehuelches«. Buenos Aires 1894.
(Nous devons la communication de cet ouvrage à l’obligeance de M. Robert
Lehmann-Nitsche, Chef de département au Musée de la Plata.)
A
ano
soor
avutarda
tamtem
amansar
. kämmen
arrugado
kaspat
afuera
huaye
aguja
jol
amargo
k’tjarjn
agua
lehe, amien
ahora
masho
alumbrar
kenghujesh
asqueroso
ehuestek
alfiler
azerr
abuelo
iboy
abuela
koguere
argentino (lago)
charre
amarillo
huaítenk
azul
halten
allá
mone
agarrar
kshars
B
bostezar
kompenshek
bola (terremoto)
tápel
boca
shom’a (amudu)
bigote
ash ch i j
brazo
hash
bota (calzado)
chók’rr
bolear
korigueshk
blunco (color)
ornek
c
codo
teksh
carneando
éekesh
cerca
ekel
cincha
gueniguene
corazón
schéy
cujeo (perro)
chéchuen
columna vertébral
oïj
clavicula
hõgúe
cerebro
cheter
cuadrado
chiluê tejéi>
cavidad del ojo
otel kank’rv
cuero
kai
cisne
kokne
corva
guenken
celos
ina'ísh
collar
guerroku
caracol
kéii
carbon de piedra
yach’n
carancho (ave)
kharro
cuidar
kamarosb
cicatriz
oójer
cielo
küotsch
callado
peshque
caspa
jepperr
colorado
kapenk
cabeza
cli’ter
cabello
gohte
cráneo
érhue
ceja
cashchij
cortar
chérshk
columbre
karrot
celeste
káltenk
cansado
huoten
cantar
keuorreok
chueca (juego)
zanj
XIV. Amerikanisten-Kongress.
639
D
<lejar
ikernoshk
descuerar
kash-cót
dedo
horre
dientes
orr
desplumar
olmush
E
«stribo
keshon
enojarse
ihoten
exclamación de duda kóch
espejo
keyoil
entrad
hash’e
estornudo
perh’n
esenpio
tepn
entrar
yashesk
enterrar
kájeshk
frutilla
chate
frente
téuk’n
frazada (cobertor)
shalgue
flamenco (ave)
kapenk
flecha
shat
G
gracias
nákel
gato domestico
nashk
gato cimarrón
pel’n
guanaco
lailj, ñau
grueso
daúuk
guanaco chico
corho
golpear
kájesh
grasa
ham
gaviota (Larus)
coken’u
H
hombre
ahí
hilar
mékey
higado
guaij
hilo
té i
hembra
chame, semoen
hipo
ékjsh
hacha
pelk
hermano menor
igohu
hielo
tharr
helado
potharr
huecos
orne, na
I
invierno
she-yay
J
juntar
huauri
I
lanza
huaike
liar (envolver)
kojen
loro
kaka
langosta
chetue
lechuza
hamen
lunar
tammene
lombriz (de avestruz)
katur
lindo
ktshk
loca (en el sentido
bebés
de ramera)
loca (en el sentido
chop’s
de esturdida)
levántate
aino
lèche
maj
levantar
kerosh
labio
konken
llueve
inashk
lluvia
téu
llorar
éeshk
M
mortero
euke, kochene
murtilla
potenk
muñeco
tapey’on setehuen
matambre
chokel
mentira
taroh
mentiroso
tarsh kho
mucho
k’jey
mañana
nash
marca (de hacienda)
akerOjen
mucho
jeñs
nions
tehen
mariposa
chélelon
morder
shosk
moroi
jameshk’t
mojar
chajeen
mandar
omash
mujer
she
630
XIV. Amerikanisten-Kongress.
N
R
no
guigshk, kom
retirate
mishki
noche
ténsh
riendas
joom, guérijenue
niño
hamel
recodo (montura)
tasske
nariz
orr’e
respirar
jüje
nieto
elkek’n
riñon
top
negro (color)
pulnek
rótula
tépenc
nuera
yermshk
relincho
arranshk
rodilla
tép’ne
raspar
jalon
O
raspador
de vidrio
eno, een
omoplato
ak’en
raspador
de piedra
katu
redondo
korteruk
ojo
ótel
oreja
sháan
oid
huá
s
otoño
kepenk
si
hohu’a
pensar
])intura
pintarse
alacrán
palma de la mano
pelvis
pómulo
pulsera
punta
el pié
pegadle
perdido
pasado mañana
palpar
primo hermano
prima hermana
perro
prestar
padrasto
])rimavera
pedir
que
querer
quitar
joomsh
ajenne-mok
keesh’n
terter
kagéuk'n
goj
kóo
jentek
béul
alh
kajiien
uaitshk
eun’nash
siachesp
y-jeu
jemonshk
jelenne, uáchene
toyut
ipank
yesumk
arma
sifilis
soplar
silbar
sobrino carnal
salmon (color)
kalch
shajon, shap’n
shamaishk
imehj
pentenk
solferino (color) yoltenk
T
O
ket
üsh
sheek
tarde
tener
tripa
tripa gorda
tirar
talon
tristeza
tabaquera
tatuaje
trueno
tocar
tio carnal
toldo, tienda
cueros
tacaara
una
usted
de
gólek
elshk
leé
choo
kerten
terr
janchen
pat
shame
karrótu
karrerrek
i-konóm
kan
suruhm
u
kachuel
aue
XIV. Anierikanisten-Kongress.
631
V
violeta
sejervek
viento
jushen
vaca
choij
volar
jen’sh
vidrio
kat
víbora
chaknuemen
verano
zork’n
vejiga
teep
voz
maye
viene
agüe
viedma (lago)
kelt
Y
verde (color)
jeseltenk
yugular
chot
v°
V. Martins (»Wörtersamnilung Brasilianischer Sprachen«.
Leipzig 1867.)
Patagón
(d ’après O. Fel.
Bauza, écriture espagnole)
accipe
ché
habenae
shum
aqua
karra
herba
otta
avis
guerrio
homo
nuken
auris
shene
jarulor, ari
selbak
barba
má
ignis
hamonaka
bibo, ere
kara
infans
calum
canto, are
kaguen
labium
shum
caput
guil
laborare
ashul
cincinnus capillorum
korgegue
lacrymo, are
jacangui
cingulum
cheldá
lapis
chana
clavis
gunkeraxue
lingua
del
cutis
zog
loquor, i
heaken
cymba
guakemjaro
luna
amania
da mihi
mama
magnus, a, urn
mazi
dens
curr
mala
capank
deus
kakenga
manus
ore, fan
domus
cocha
mantus
chagua
dormio, ire <
o-koten
mater
yamán
dux
agá
mendacium
zauen
edo, ere
catonocho
mulier
zun um
eo, ire
alguen
multus
azurn
faux
omer
mystax
machen
fibula
kochel kegutar
nasus
00
frango, ere
kaken
navis
carro
frater
chen
nix
maygga
frenum
can
non amplius
a-shoko
frigidus
azussem
nux
apula
frons
cauliken
oculus
gottel
fumum tabaci ducere
hangui
omnis
keuken
funiculus (fil um)
cacha
parvus, a, urn
tudem
glóbulos cornibus
pater
yecamesh
taurorum imponere
korsaken
pes
keal
(»embolar« : hisp.)
pileus
koja
632
XIV. Amerikanisten-Kongress.
pluma
aujar
volo, velie
sekey
puella
zunum-kekalum
I
cheuquen
puer
nukenke-kaleb
2
xeukay
relinquo, ere
kut-kut
3
keash
salio, ire
aljekuen
4
kagaguy
salto, are
andiam
5
keytzum
scribo, ere
ore
6
wenecash
sedeo, ere
pee
7
kuka
sic, sane
chea
8
wenekekague
socius
kemparkem
9
kekaxetzum
sol
shwim
IO
xaken
surgo, ere
kean
20
keukum-xaken
supra
zonguen
30
ashunu-xaken
telum pyrium
sembak
60
kukunu-xaken
tempus matutinum
kenio
100
kagunu-xagena
totum
chà
canis
geguen
ventus
koskil
dasypus
vriji
venter
guim
rhea americana
elue
vestis
kakoesen
cicer arietinum
kekuretareguen
vigilo, are
anguenguen
lentes
sella
VI“
Dans son ouvrage intitulé : studies in south american
native languages M. Daniel Brinton, page 45, indique que le
Tsoneka s’appelle aussi Hongote, ce qui pourrait être une corrup¬
tion de ,,Choonke“ , et rélève un manuscrit au British Museum en
date de 1789, contenant la liste suivante des mots de cette langue.
tête
seyocup
longues plumes des
diavi
front
eyssen
ailes
yeux
can
I
pa
oreilles
coana (ijy. coana)
2
sa
narines
bacsen
3
chalas
cils
suman
4
bok
bouche
zuzin
5
ciechs
dents
idis
6
tesan
cou
saislan
7
zohs
bras
cheslan
8
tachs
mains
cupa’ches
9
teus (d
doigts
gadyocoye
IO
o’pen
ventre
coaa’
canot
lasabay
cuisses
cava’
pagaie
asaup
jambe
euyjn
toute classe de bou-
coyocuy
jiied
pajeasen
i tons
■a las conchas«
chavin (?)
chapelet
amts (?)
Un autre vocabulaire d’un autre manuscrit présente des
racines différentes.
XIV. Amerikanisten-Kongress
633
Dans le môme ouvrage, Brinton combat l’idée de l’Orbigny,
à savoir qu’il n’y a aucune parenté entre le Tsoneka ou Te¬
huelche et le Puelche
et indique
les ressemblances suivantes
tirées de l’ouvrage de
Haie.
Puelche
Tehuelche
étoile
sxalela
tsokalela
arbre
apa
opuk
os
ohatsk
ohit
ll donne enfin la liste comparée de quelques mots dans
les langues de la Patagonie ; nous la reproduisons.
dialectes
auteurs
homme
femme soleil
lune
I
patagonien
Pigafetta
caley^chem
2
Ms.Pir. Mus. I
nuken
ache
kora
aniania
3
dto. II
nuken
zunum
kokaua
amania
4
V. Martius
nuken
zunum
shuim
a mani a
5
d’Orbigny
nuca
nacuna
chuina
chuina
6
tsoneka
Haie
kina
iamo-kanika apiuyk
7
choonke ou
Musters
ahonican
karken
gengenko
showan
tehuelche
-
8
tehuelhet
Lista
kenguenkin
sheguenon
9
puelche
Haie
kine
iamo-kanok tçiayatoka
api}(ok
10
d’Orbigny
chia
iam-kat
apiucuc
pioo
1 1
hongote
Ms. Br. Mus. I
becok
kekar
12
dto. II
13
Tekennika
Brydges
won
kepa
■ lum
hannuka
(orVahgan)
14
Alikuluf
ackinish
ackhanash lum
cuunequa
dialectes
auteurs
feu
eau
tête œil
oreille
1
patagonien
Pigafetta
gialeme
holi
her Oter
sané
2
Ms. Br. Mus. I
jarra
guil gosel
jené
3
dto. Il
hamonaka
karra
guial gotel
she né
4
V. Martius
hamonaka
karra
guil gottel
shené
5
d’Orbigny
maja
ara
dii guter
jené
6
tsoneca
Haie
hauakok
iagup
iagoha iatelk
7
chaankion
Musters
yaik
léy
kittar ötl
tehuelche
8
tehuelhet
Lista
yeike
lehe
ia’œ otel
.shaa
9
puelche
Haie
aui)(ok
iagop
iacaa iateteke
: iatsosk
10
d’Orbigny
aquacake
iagup
seyocup iatitco
iaxyexke
II
hongote
Ms. Br. Mus.I
can
coana
12
dto. II
kauikok
kukhin
kavak
kakuk
13
Tekennika
Brydges
pushaky
shamea
lukabe della
ufkhea
(orVahgan)
14
alikuluf
tetal
chanash
of’chocka telkh
teldil
634
XIV. Amerikanisten-Kongress.
VIP
Dans son ouvrage: The arnerican race, Daniel Brinton
donne un vocabulaire de quelques mots Tehuelclie, l’un tiré de
IMartius complété par les listes de d’Orbigny, l’autre tiré de
Musters complété par Ramon Lista, en constatant qu’il existe
des différences entre eux.
Ces différences sont interessantes à constater, il devra en
être tenu compte lors des comparaisons avec d’autres idiomes.
homme
nuken
chonik
femme
nakuna
karken
soleil
chuina
gengenko
lune
chuina
showan
feu
maja
yaik
eau
karra
ley
tête
guil (dii)
kittar
œil
gottel
g-ötl
oreille
shene
sho a
bouche
shahan
nez
oo
tchal, or
langue
del
tal
dent
curr
oër, on'e
main
ore, fan
tsicc’r
pied
keal
shankence, alj
domicile
cocha
kou
Mots de nombre.
1 cheuquen
2 xeukay
3 keash
4 kekaguy
5 keytzum
VHP
Liste des mots Tehuelches extraits de l’ouvrage: »Unter den
Patagoniern von der Magalhaesstrasse l)is zum Rio Negro«, par
Georges Chaworsh Musters, traduit en allemand par J. Martin.
I, ’auteur désigne la langue Tehuelclie sous les noms de langue Tesoneka oiv
Particules.
ya
Uionicanka (homme).
il
celui-ci
ti
win
hem
nanik
chuche
houke
kaash, aâs
carge, kague
ktsin
moi
toi
ma
XIV. Amerikanisten-Kongress.
635
là bas
mavvoori, mawook,
mon
où
kinik
quand
kenoesh
quoi
ket
combien
kin, kein, kerum
en haut
esk
sous
peuk, wumka
sogleich
marso
demain
nush
hier
nush
après demain
eounnush
vite
gemmo
oui
ahon
non
kompsh
Adjectifs.
jaloux
yuaien
fou
chops
rapide
sourno
bon
kety
mauvais
terosh
méchant
hammersh
chaud
yporks
froid
kekoosh
grand
chaisch
petit
talenque
leger
höppen
lourd
pogelsh
égal
hourks
loin
éouns
près
ekel
semblable
wàks
fatigué
wotysk
affamé
pashlik
difficile
wickemi
dur
choruk
mou
kattn
prêt
kâsh
Substantifs.
homme
(indien)
ahonican
homme
(chrétien)
héchish
gens
tchonik
femme
mariée
ttarken
père
yank
mère
yanna
femme
ysher
fils
ykallum
frère
yten
sœur
ystshem
enfant
eoquetra
ami
gennon
tête
kittar
yeux
ötl
nez
tchal
langue
tal
lèvres
chum
dents
oëc
mains
tsicér
jambe
noa
pieds
shankence
tente
kou
pieux de tente
hô
peaux pour la couvrir
wummun
courroies
cowan
manteau
kai
lien de tête pour les
cheveux
kotchi
bottes
tsuccre
vêtements
kakewit
chapeau
kor
tendons
katj
lazzo
laso
couteau
paiken
fusil
gilwum
revolver
gilwinikush
poudre
tchampum
capsule
kan
lance
waike
pot (pour cuire)
askem
bouteille
oëtre
tonneau, vaisseau
barr
aiguille, poinçon
hüllen
bourse
hüll
pipe
anivee, conganou
tabac
golk
selle
tusk
bride
huin
mors
kankion
étriers
keshon
éperons
wateren
636
XIV. Amerikanisten-Kongress.
sangle ventrière
genig
œufs
oom
courroie qu’on
met
kaligi
os
kotsh
aux jambes
des
moelle
tcham
chevaux comme
graisse
am
entraves
fouet
vvakenem
capitaine
poisson
gounok
o’in
ceinture
wati
mariage
coyenk
soleil, jour
lune, nuit
gengenko
chowan
pomme de terre sau¬
vages
appely
étoiles
aasksen
sommeil
shensk
année
tsor
lime
kikeriki
feu
yaik
assemblée du conseil
aix
eau
léy
mauvais
hammersk
neige
gél
navire
youlel
vent
hoschen
gomme, résine
moki
pluie
téwa
cartes
bersen
fumée
nuages
peaoa
pawall
Couleurs.
nuit
queyomen
noir
chorlo
bois
kaki
blanc
gohwin
colline
yorri
jaune
waiken
lieu
haik
vert
arkum
pays
yerroen
rouge
kaopen
fleuve
koona
bleu
kaliken
rue 1
route (
poncho
chair
nooma
lecho
yipper
brun soorsh
bigarré liogcl
Verbes.
pierres
katch
s’asseoir
pespesh
rocher
air
prendre
korigi
gazon
kor, oet
être fatigué
ywotisk
bouillon, thé
aas leish
je vais
yschengs
cheval
ewoe
il va
wansk
bœuf
choi
il a
hell
brebis
campan
prête-moi
mon
grand cerf
shoen
écris
aàkren
guanaco
rou
achète
amili
autruche
mikkeoush
échange
(juewarier
puma
gol
je suis fatigué
wastyskiya
renard
poltu
j’ai faim
jrashlikya
putois
wickster
j’ai envie de dormir
yshensk
tatou
ano
tuer
y muck
lièvre
paaki
combattre
ywowesk
volaille
peyou
chancer
yworrish
faon
kooroo
je fais volontiers
yshorske ya
fourrure
wusumum
aller à cheval
amcotts, oin
<jT
winki
courir à la course
kattern
XIV. Amerikanisten-Kongress.
637
envoyer ou messager
wickeni coëto
3
aâs
babiller
ayensh
4
curge
je comprends
ya omkes
5
ktsin
je ne comprends pas
yotonkes
6
winikush
venez
heroschangs
7
auk
aller à la chasse
aoukern
8
winikarge
parler
kinscott
9
humana koutsen
faire quelque chose
micheten
10
kake
faites
maki
1 1
chuche kor
travailler
trrsk
12
houke kor
allumer
kaime
13
aas kor
remplir
meshawr
20
wommenikaki kor
manger
shehattu
30
aäsenikaki
murs et
wéen
40
curgekaki
friser
charsk
50
ktsinkaki
jouer
nayensk
100
patack
1000
huarenca
Mots de
nombre.
I
chuche
2
houke
IX“
Esquisse d’une grammaire Tehuelche ou Tsoneka d’après Friedrich
Müller: nGriaidriss der Sprachivissenschaft«-.
Il n’y a pas de différence entre le singulier et le pluriel.
Parmi les cas il n’y a d’indices que pour le génitif qui est
précidé de dai ou suivi de ka'.
dai ya-nko, de mon père ; kaiil ka yepr, viande de cheval.
L’accusatif se marque par la positition, il précède le verbe;
au contraire, le nominatif le suit
)(emer m-ga5(sh-mo? qui frappes-tu?
d-paiken d-toshko m-she, son couteau prête ton époux.
Les cas locatifs s’expriment par la suffixation de particules
de lieu {ash, dans ; aur, sur ; yen, sans)
m-^au-ash yi-paiken, dans ta tente (est) mon couteau,
tem-aur kaid, sur le sol jette (cela).
L’adjectif peut suivre ou précéder le substantif qu’il qualifie
yini watenk vaisseau naufragé,
wakenk kénikenkon, pleine lune,
mago kenikenkon, nouvelle lune.
Il n’y a pas de verbe être. L’adjectif-attribut devient un
verbe. Dans ce cas on y joint uk.
share-uk, plein; share-mo ? Est-ce plein? share-sko, c’est plein.
638
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Le pronom, à la différence d’un substantif possède un
singulier, un pluriel et un duel.
Singulier
Duel
Pluriel
le p.
ya
uk-\va
ush-wa
26 p.
ma
mek-ma
mesh-ma
3® P-
da, hem
dek-da
desh-da
Pronom
possessif II
est préfixé au
substantif
Singulier
Duel
Pluriel
le p.
ya, yi
uk
usb
26 p.
ma, m
mek
mesh
3® p-
da, d
dek
desh
Exemple
Singulier
Duel
Pluriel
10 p.
yi-paiken
uk-paiken
ush-paiken
26 p.
m-paiken
mek-paiken
mesh-paiken
3® p-
d-paiken
dek-paiken
desh-paiken
Pronom possessifs.
I® p.
ya-u-en
ukwa-u-en
ushvva-u-en
26 p.
ma-u-en
mekma-u-en
meshma-u-en
3® p-
da-u-en
dekda-u-en
deshda-u-en
Le pronom possessif peut aussi devenir interrogatif en
suffixant ino.
ma-mo ? est-ce que à toi ? ya-shk c’est à moi ; ma-shk c’est à toi.
Le verbe se forme enjoignant les préfixes possessifs à la racine.
Tout substantif, ou autre mot, en ajoutant siiko, peut devenir
un verbe positif et en ajoutant ino un verbe interrogatif.
yaik-shko, c’est du feu ; pesho-shko, c’est de l’argent; gete-shko, c’est
bon ; are-shko, c’est sec.
yaik-mo? est-ce du feu? pesho-mo ? est-ce de l’argent? gete-mo ?
est-ce bon ? are-mo ? est-ce sec ?
Paradigme de la Conjugaison.
Singulier
Duel
Pluriel
i® p.
yi-pâli-shko (j’ai
faim) uk-pâli-shko
ush-pâli-shko
26 p.
m-pâli-shko
mek-pali-shko
mesh-pâli-shko
3“ P-
d-pâli-shko
dek-pâli-shko
desh-pâli-shko
Interrogatif
16 p.
yi-pâli-mo
uk-pâli-mo
ush-pâli-mo
2® p.
m-pâli-mo
mek-pâli-mo
mesh-pâli-mo
3® p-
d-jiali-mo
dek-pâli-mo
desh-pâli-mo
Verbe: tgeshko = voir.
1« p.
yi-tgeshko
uk-tgeshko
ush-tgeshko
26 p.
me-tgeshko
mek-tgeshko
mesh-tgeshkü
3® P-
de-tgeshko
dek-lgeshko
desh-tgeshko
XIV. Amerikanisten-Kongress. ^39
Le verbe négatif se forme en préposant govieshkin govi-
shkin et alors tombe le suffixe shko.
Le pronom complément est suffixé au verbe et même le
pronom complément
yi-tyoshko, j’entends; yi-m-tyosliko, je t’entends; gomshkin yi-m-
yoi, je ne t’endends pas.
yi-ké-tseshko, je lave mon visage ; yi-ké-tshenshko, je peins mon
visage.
gshaiud, prends ; gshai-yi-kaul-ud, prends mon cheval.
Mots de nombre.
I
tshotshe
IO
kãken, geno/ktsen
2
warne
1 1
tsotshe kaur (un de plus)
3
kâash
12
wame-kaur
4
kâge
20
wamo-no-kãken warne geno/ktsen
5
( Molutshe :
ktsenon ■{
21
wamo- no-kãken tshotshe-kaur
\ Ketshu
40
kago-no-kãken
6
wine-kash (2 X 3)
ZOO
( Molutshe :
7
kaok
^ \ Petaka
8
wine-kâge (2 X 4)
1000
( Molutshe:
warank <
9
yameyktsen
1 warank a
X”
Phrases et locutions en Tehuelche.
(Extrait de l’ouvrage ci-dessus de Ramon Lista : Los Indios Tehuelches.)
aulo mon
ya estas ahi ?
aur kogen
aten pluma
arshi mate koshk
quiero mucho mate
azer ni huatek
se me cayó la aguja
côtê neshk
tengo sueño
cheche-me-ma ; cheché-m-má
tienes una
eu nash lekesk
piassado mañana córrese
emeshk ya kal’m
si, es mi hijo
emesh coosh
te quiero
gene omshkesh ahoniken
mas tarde sobré tehuelche
herró chano
venid pues ; vamos pued
herró kotén
vamos à dormir
hare k’shorre jash
el viento es muy fuerto
hueneshk ni she
esta es mi mujer
jénere a mot
quien viene ?
jenere e mot
quien llego?
jama tenshk
voy à ensillar
jo’uchespk
tengo tristeza ù piena
jauke k’ochon
dos congueros
640
XIV. Amerikanisten-Kongress.
jelenue paima
komeske nijats
keilhemot
kene-m’iame
ketesh k’cahuel ma
kenemo paijen ma
kenemo paijen ya
kosmeshuicotes
kenguejshk yeike
kenguejshk lehe
kölken gagiie
kelmeksh gagiiey
komeshk ni omk’n
keu maurek ye
kénemey ashen
kapeshk gueniguén
kekel tershk tenon
kolsh m’ tu jelenne
kene kérven amot
kenkaik’n hamelma
111 kapenshk
ni carrhe jamsh
mat giienen pay
maitene mak
ma eyot choche fosforo
nash-eshúaenk
nash-ékeen
ükarejats
potarhesk
patshango
(juéteksh erjoshs
saihueshk’nos kau
sorno oyén
shui unk keüguenkin
shégiienon ma huan
tash’ me
teu’sinashpek
tarjienkleesh
uénemen kunkalm
uaingsh teush
uaingsh teush
ushjaticspshk
yashk ai téyor
yam’ishk cigarro clioclie
ya achrt lesk
yoninen yergiie
yjatiespshk
casate con un perro
no quiero comer
dame agua
como se llama ?
tu caballo es muy lindo
donde esta tu cuchillo?
donde esta mi cuchillo ?
no quiero dormir
vislumbre del fuego
vislumbre del agua
arrea los caballos
llevar caballo de tiro
no sé lo que es
dejelo allá
cual es la mia?
esta apretado la cincha?
la noche es muy larga
està aullando un perro
de dónde viene ?
cuantos hijos tiene Usted ?
trae agua
esta por morir
porqué no estas callado?
hazlo de nuevo
tu me das un fosforo
maiiana me voy
ayer llegaron
quieres comer ?
esta helado?
esta fresco
de qué te ries ?
hace calor en el toldo
ensille ligero
dia de calma
luna nueva
es mio
está lloviendo
tomar mate amargo
este es tu hijo?
comò està
comò està esta noche
estamos comiendo
danme fuego
yo te doy un cigarro
yo lomo mate
no te asustes
estoy comiendo
XIV. Amerikanisten-Kongress.
641
yhateshk se enojó
-^aten ekéleshk se esta por enojar
zeusk’telgo muchos mosquitos
2°
Extrait de l’ouvrage de jNI
je vous remercie
prêtez moi la pipe
prenez mon cheval
venez avec nuoi, mon ami
venez-vous à la chasse, dites-le
moi ?
les gens sont à se battre
combien sont tombés ?
où allez- vous?
cuisez un peu de viande,
j’ai faim
je comprends la langue in¬
dienne
votre femme me plait
que disiez vous?
il pleut beaucoup aujourd’hui
nous verrons beaucoup d’hom¬
mes
venez-vite ici
qu’achetez-vous ?
XE
Comparaison entre le Tehuelche et une autre langue de la
Patagonie, le Pehuelche.
(Extrait de l’ouvrage de Domenico Mélanesi intitulé: »la Patagonia, lingua, industria,
costume e religione dei Patagoni«. Buenos Ayres 1898, page 22.)
Tehuelche Pehuelche
acqua
le
iogup
albero
kara
nayca
animo
kok
kanuca
anitra
chidh
cayucou
ave
che
cayawa
cacico
kiyan
chuléla
campo
auken
olhac
cane
wascum
olarsu
capo
chete
yogugu
carne
yepur
pichua
. Musters désigné ci-dessus.
mouremi maki
mon aniwee — aniweemoyout
korigi ya
heroscheng gennow
héros avukemshaw kinscottya
ywowishk chonik
kinkeinkerum yumk
kinek nis chengs
herosh yipper wummi, pash-
lik ya
omkes ahoni canka
_mu yshorsks ysher
keterum kam
chaiske nush que tewa
woshkaeye kaisk yerraen
gommo heout witka
ket mamli
41
642
XIV. Amerikanisten-Kongress.
cespuglio
kak
elk
cielo
koch
ausva
collina
cherk
tul e eh
corpo
akun
alhil
donna
karken
ijameank
faccia
ke
yapulk
fanciullo
abbo
agalhe
figlio
kalan
agratj
fiore
clackal
augakak
fuoco
yayk
pio
gamba
y ani
cayukun
guanaco
nau
pechua
lago
koy
kan
legna
kak
apuc
leone
gol
xayna
lingua
chai
gahun
luna
krewenun
thrumana
mano
chen
yekal
montagna
gheùt
atutk
nube
paun
saghue
nonno
iskovren
boya
osso
kohn
uguelj
pascolo
kor
yelu
pecora
campu
ovisa
pesce
cooyll
chel
pianura
lakarka
chaiach
piedo
kou
yatzk
rana
con
asenk
rio
woijica
yuneron
sangue
sau
kunao
sole
kerkik
apiu kuk
stelle
terka
tjaralelu
struzzo
oyo
goy
terra
tem
athek
tigre
kaloun
keloun
tuono
karue
acathruk
uomo
alluni
pathroy
vacio
chay
threye
vecchio
karoun
latk
volpe
putii
yesclanj
zia
epen
anomanjunken
zio
komm
anamunkia
XIV. Amerikanisten-Kongress.
f'H3
Mots de nombre.
Tehuelclie I’ehuelche
r.ista Milanesi
I
choche
chuehi
chie
2
jauk
kanke
pech
3
kash
kas
ghed
4
kaghue
kaghur
mal
5
k’zten
kutjen
tuuc
6
huenakash
wanekas
thru man
7
k’ooke
kok
caspach
8
huene kague
pas
pusa
9
jamaktjen
kamel qutjum
chiba
10
ukaken
kaken
tjamaski
1 1
choche kaur
chuchi-cor
chuchi-chye
12
huame kaur
wami-cor
tjanaki-gucla
13
kash kaur
kas-kor
pech-tjamaske
20
huamenno koken wamuka-koken
pech-ljamaski-chie
100
palanca
pataca
pataca
1000
huaranca
waranca
waranca
Comparaison entre le Tehuelclie et l’Ona, ressemblances et
dissemblances téléologiques des deux langues.
Il ne peut être question de comparaison grammaticale,
puisque la grammaire de l’Ona n’est pas connue et que celle du
Tehuelclie ne l’est que très imparfaitement.
En ce qui concerne les affinités linguistiques l’auteur
anonyme du lexique de l’Ona s’exprime ainsi: —
»origen de los (^nas — Que los Fueginos — ünas sean des¬
cendientes de los Tehuelches, hombres del Sur de la Patagonia,
habitantes limítrofes del Estrecho, hay mucha probabilidad pues
tanto los unos como los otros son de alta estatura y por lo
regular de cuerpo bien formado, y en el idioma como en los
usos y costumbres tienen también bastante analogia.«
D’autre part Daniel Brinton s’exprime ainsi dans son
Américan race, page 329.
»The tongue of the Onas, who are known as the Yakanna-
canni is apparently connected with the Tsoneka or Patagonian
which people they also resemble in stature and physical traits.«
On peut consulter dans le même sens Dr. Ilyades, dans
Revue d’Ethnographie, tome VI, nr. VI, et le chapitre: l’Ethno¬
logie des Fuégiens dans Iv. Martial.
644
XIV. Amerikanisten-Kongress.
S
Enfin Ramon Lista dans son ouvrage: »los Tehuelches de ^
la Patagonia« s’exprime ainsi page V: )
»Todos los Tehuelches antiguos Patagones hablan el tzoneka, j
y también los Onas de la Tierra del Fuego que desde tiempa ’
inmemorial han formado un pueblo insular sin contacto alguno »
con sus hermanos del continente, razón porque poseen un dialecto [
anticuado con ingertos del Yahagan, Alukuluf y Guaícuro lenguaje,. i
ese ultimo de los antiguos habitantes de la peninsula de Brunswick ■
y tierra del rey Guillermo.«
Enfin les auteurs de la Mission scientifique au cap Horn
identifient les Onas avec les Yakanacunny, et pensent qu’ils-
parlent un dialecte très apparenté au patagonien.
Les peuples fuégiens '
comprennent trois races : celles de.s
Onas, des Alikulufs
et des
Yahgans. Ces
langues n’ont aucun
rapport entre elles.
aussi qu
’on peut s’en convaincre par l’extrait
suivant du dictionnaire de
l’Ona publié
par le Missionnaire
Salésien qui nous a
servi comme base du
présent chapitre.
ona
gahgem
olikuluf
homme
chon
oua
yppa
femme
naa
kipa
ypuchelis
téle
ahaleta
lamana
orkuar
bouche
karken
ya
offtakal
dent
ohor
toun
scerikte
main
chen
yach
jteher
soleil
kré
leum
arelok
dormir
mysten
aka
cheeksta
lèvre
chai
yatateka
affiry
jambe
toku
chikam
kal
Au coutume, entre les Onas et les Tehuelches il existe
une certaine affinité relevée d’abord ethnologiquement puis
linguistic[uement.
Cependant cette dernière affinité est loin d’être parfaite,
h'ile se manifeste, comme nous allons le voir, dans les mots de
nombre et surtout dans cause des différentes parties du corps.
Ce sont des noms auxquels le sauvage attache une grande
importance, des noms essentiellement subjectifs.
Dans les autres il existe une grande différence qui parait
au premier abord irréductible mais il ne faut pas oublier qu’il
existe de grandes variations dans la manière d’écrire les mots
tehuelches et aussi de nombreux doublets dialecticjucs. Il en
I
XIV. Amerikanisten-Kongress.
645
Æst de mcnic sans doute chez les Onas, le mot: Iwis, par exemple,
s’exprime chez eux à la fois par viiincJie et erisku, chaleur par
pot-ken et kinon.
Les Onas habitent la terre de Feu depuis la côte nord
au dessus du détroit de Magellan, jusqu’au cap Saint Paul, l’est
au dessus de l’Atlantique et; jusqu’à la pointe de la baie Inútil,
■l’est et tout le centre, au nombre d’un millier enxiron. Il y a
une inimitié profonde entre eux et les autres Fuégiens, à savoir:
les Yahgans et le Alikulofs.
Ils comprennent les Aoniks ou Onas jiroi^rement dits sur les
deux bords du détroit de Magellan, et les Iluemals près des
baies de Skyrings et d’Otway, et les Peeschers au centre du
I )étroit.
Mots où il existe une ressemblance entre le Tehuelche et
rOna.
Mots de nombre.
Tehuelche Ona
chocho, choche.
chuche, cheuquen
SOS
jauk, jauke, houh
e, seeukay
soki
kasli, kaash, kaas, aas
sauke
kaguce, kekaguy
koni-sok
tzen, ktzen, keytzin
kismerei
Mots des
parties du corps.
pied
quel
halye
menton, barlie
shekem
chey
OS
ohue
ko
épaule
caha
koien
joue
copanka
houken
main
cheme
chen
poitrine
chuch
schior
entendre
choi
your
langue
diil
choil
nez
ho, or
ol, olj, oui
dos
hoi
koyen
oreille
jene
seen
sourd
jenser
yoysen
sang
jero
juar, wuar
dent
jhor
oor
bras
jique
siquill
coude
tequis
tistr
yeux
otal
oltr
646
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Autres mots d’objets usuels.
voler
ochun
woeku
llèche
aje
ya, yau
fleur
oqueche
kospe
jument
jooken
cheyomen
oiseau
chi
chache
vol
chichan
hüchu
clauser
chichahue
kojechen
laine
chis
jos
emporter
cooquen
vehan
vent
cachen
xeurr, croyen
blanc
yelique
csol
soir
golisco
koyesken
■lie
huacon
chekou
baleine
hualana
chochin
fils
ikaelem
yoklal, lai
terre
iruan
harw
rivière
jona
jorr
nuit
manca
janken
femme
nacuna
na
pluie
SC hum
ch al un
sable
tihi
toi
mère
yana
mam
s’asseoir
pe
pen
oiseaii
chahue
chachen
noir
polnek
pur
chanter
galuen
yenor
Voilà donc une cinquante de mots chez lesquels
une ressemblance frapprante entre les deux langues,
remarquable c’est qu’ils se composent de ceux expri
parties du corps.
Voici, au contraire, des mots où la divergence
complète.
voir
atep
kaiken
enfant
cacliem
lelken
mort
camic
ledi
parler
canicha
yosen
beaucoup
chans
poker
serpent
eh anima
kelpen
lune
chiiina
kree
chair
dui
yeprr
dormir
cohote
mysten
il existe
Un fait
liant les
semble
XIV. Amerikanisten-Kongress.
boire
comahi
cheten
cheveux
gutz
ohal
cou
hamar
chellr
eau
hara
chown
courir
huit
hoscen
bois
hul
vuinche
C(Eur
ichich
toi
faim
ichoyaque
kairay
The Chorotes Indians in the Bolivian
Chaco.
By Count Eric von Rosen, .Stockholm.
During the Swedish expedition to South America, 1901 till
1902, under the leadership of Baron Erland Nordenskiold, I came
into contact with some of the Indian tribes who, free and in¬
dependent, roam about in the forests and deserts of El Gran
Chaco, and who are still in possession of the larger portion of
this vast region. It is true that both the Bolivian and Argentine
Governments attempt, step by step, by founding new settlements
and colonies, to add more territory to civilization, but the
difficulties which meet new settlers are frequently so great that
they are obliged to desert their new homes and return to more
hospitable parts. Furthermore, many have succumbed under
waterfamine, fevers, and attacks from the numerous Indian tribes
of the Chaco.
From these tribes, who still constitute the real population
of the Chaco, I had an opportunity of making collections from
the Chorotes, the Chiriguanos, the Tobas, and the Tapietes.
From the Mataco Indians Baron Nordenskiold had made a
valuable collection before I joined the expedition. I will now
try to give a short description of the first of the aforesaid tribes,
namely the Chorotes Indians, who are practically unaffected by
any civilization, and are therefore very suitable as a type of a
nomad Chaco people.
In the literature concerning the Chaco, there is not much
information to be found in regard to the Chorotes. The French
traveller, M. Thouar, has, in his work »Explorations dans l’Amé¬
rique du Sud«, given some stray informations in regard to this
650
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Indian tribe, whom be found on the upper course of the Pil-
comayo, but as yet no complete description of the Chorotes
has been published, and besides the collection which I succeeded
in making, and which is now incorporated into the Swedish
Ethnographic Riksmuseum, there are but a few stray objects
from this tribe in European museums. Several expeditions have,
however, come into contact with these tribes of Indians, and
Crevaux was murdered in 1880 by the Chorotes and the Tobas,
who made a common attack on him ; and Ibarreta became the
\ ictim of the Indians in 1900, when he attempted to explore
the course of the Pilcomayo River. It has not yet been ascer¬
tained, for certain, which tribe committed the latter deed, but
it is probable that it was the Toba or the Tapietes tribes. An
old Mataco Chief, whom I asked if he knew anything about the
fate of Ibarreta, said that Ibarreta, when he reached the point
where the Pilcomayo spreads out in great swamps, was taken
sick and was for some time cared for by the Tapietes Indians,
but that they, when he finally began to be too much trouble
for them, murdered him while he was asleep.
The Chorotes are a rather tall people. By measurements
I have found the average height of the men to be 170 cm.,
and that of the women about 152 cm. Of course I have not
been able to make a sufficient number of measurements, and
therefore these figures must be regarded as only approximate.
The shape of the cranium is dolichocephal, and Professor
Retzius, who kindly undertook the description of the skeletons
and skulls which were collected by the expedition, says that
none of the Chorotes craniums show signs of deformation. Both
men and women are strongly built, although the chest seems
to be sunken and the abdomen rather large (PI. I, PI. II, Fig. i ).
Older individuals are frecjuently cjuite fat. The hair is coarse
and jet-black, eyes dark brown and skin chocolate brown, con¬
siderably darker among older individuals than among younger.
Both se.xes develoj) early, and girls (^Pl. Ill, Fig. I & 2)
arc considered marriageable at about 1 3, the boys at about 1 5
years of age. Polygamy only occurs among the rich ; thus the
Cazikes have ([uite a number of wives. Parents seem to cherish
great love for their children (PI. IV, P"ig. i ), who, when they
are small, are carried by their mothers in a sling on the back.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
651
As a sign that the boy has attained manhood, his ears are
pierced, and cylindrical wooden pegs are inserted in the holes.
Later on, these are exchanged for larger ones, and still later
on for still larger, and therefore the ear-laps of older individuals
are frequently distended to enormous dimensions (PI. IV, P'ig. 2).
The same custom exists, according to P)r. Koch,^) among the
Lengua Indians, who live on the Rio Paraguay, and who have
more similarities to the Chorotes than any other Chaco tribe.
This is very remarkable, since they inhabit entirely distinct
territories and are separated from each other by nearly the
whole Chaco with its different tribes of Indians, but it is largely
accounted for by the strong tendency of the Chaco tribes to
roam about, and it is probable that the Lenguas and Chorotes
have formally been in close touch with each other. It is quite
certain that the Chorotes have of late moved in a westerly
direction, and I found this tribe much further west than their
territory has hitherto been supposed to extend. Besides the
aforesaid ear-pegs, tatooing is considered a sign of puberty,
and individuals of both sexes are tatooed, but the ear-pegs are
exclusively reserved for the men. The tatooing, which is almost
entirely done on the face, is of different patterns, and is exe¬
cuted by means of -cactus spines, or sharp bone-awls. The
pigment used is soot. Both men and women are frequently
painted. The usual color is red and is prepared from the seeds
of Caesalpmia melanocarpa. For smearing on the paint, the
fin-ray of a Siluroid is frequently used.
The men go almost naked (PI. V, Fig. i). A fringed
leather belt or a woolen cloth worn round the loins is the
usual dress (PI. V, Fig. 2 & PI. VI, Fig. i). In colder weather,
however, they wrap themselves up in large woolen mantles,
frequently with interwoven stripes of different colors. The
women wear a light, usually blue cloth, open along one side,
and held together at the shoulder with a cactus spine. Young
boys and girls always go naked. Although the Chorotes have
no great fancy for clothes, which is easily explained by the
fact that they live in an extremely warm and dry climate, they
q Koch, Th. Die Lenguas-Indianer in Paraguay. Globus, LXXVIll, 1900,
n:is 14 & 15. — Also; Haiotrey. The Lengua Indians of the Paraguayan Chaco.
Journ. Anthr. Inst. Gr. Brit. & Ireland. XX.XI. 1901. p. 280 — 299.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
652
are all the more fond of ornaments of all possible kinds ; and
I do not believe that any Chaco tribe can compete with them
in this respect. But contrary to what is the case in Europe,
among the Chorotes it seems that only the men are victims
of the fancy for ornaments. If an ornament is found on any
member of the fair sex, it is of the simplest nature, but I must,
alas, admit that this token of the simplicity of the Chorotes
women has its origin in the rather egoistical disposition of the
men, which prevents them from giving away any ornament which
can enhance their own appearance. Among the ornaments used
I may mention the frontal bands, of bird-skin or wool, under
which ostrich plumes or other feathers are inserted. These
plumes or feathers are frequently cut in different patterns (PI. II,
P'ig. 2). It was, however, impossible for me to ascertain whether
the different modes of cutting the feathers had any symbolic
meaning or not. P'urthermore , network-caps and hoods, fre¬
quently studded with car\'ed pieces of shell , necklaces, all the
way up to 15 meters long, consisting of strung discs of mollusk
shell, necklaces with spangles of mother-of-pearl taken from river
mussels , bracelets and anklets of leather or down, and finger
rings made of lizard skin, d'hese rings are made in an original
manner. A slice about 2 mm. thick is cut out of the lizard’s
tail at the point where it is of the same thickness as the finger
which is to bear the ring. After the flesh has been poked out
of the slice, the ring is ready.
As regard cleanliness , the Chorotes are nowhere near as
filthy as their neighbors the Matacos (PI. VI, Fig. 2), but the
frequent scarcity of water in the Chaco causes the cleanliness
of the Chorotes to be in direct proj^ortion to the existing water
supply. They devote special care to the hair, but have evi¬
dently much difficulty in keeping it free from vermin, notwith¬
standing that they diligently comb it with toothed fish-jaws
(PI. XI, Fig. ij, which have to act as a substitute for fine-combs.
Combs of wood (PI. XIII, Fig. 1) and bamboo-splints also occur.
The beardgrowth is very slight, and all hairs on the lijis, chin,
and other parts of the body are carefully pulled out. 'Phe
women wear the hair hanging loose. This is also generally
the case with the men, w’ho, however, frequently use to bring
the hair together in the back of the neck, and wind it tight.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
653
to a length of about 20 cm., so that is forms a kind of pigtail.
It is also a very common custom to insert a lock of a con¬
quered enemy’s hair, wound into a pigtail (IM. XIII, Fig. 2),
under the frontal band.
The Chorotes live together in villages, and every village
has its chieftain, but this chieftain is subordinate to a tribe-
chieftain in common for all the villages. Chieftainship is here¬
ditary, and the chieftains seem to be highly esteemed and to be
vested with extensive authority. Thus, for instance, it is only
necessary to get the consent of the chieftain in order to have
the members of the tribe execute any work desired. As the
Chorotes are a nomad-tribe, their huts are of very simple nature.
A few tree-branches about 3 meters long are stuck in tìie earth,
with the thick end downward, so that they enclose a circle of
about 2 meters' diameter. The tops of the branches are then
tied together, so that a bee-hive shaped frame is made (PI. VII,
F'ig. 2), and when this framework is covered with palm-leaves
and grass, the hut is finished (PI. V, Fig. i). The opening of
the hut is made so large that a person can pass through it in
a crouching position. The huts are frequently built so near
each other that they can be united by means of a very short,
covered passage, and several huts are sometimes thus connected.
The Chiriguanos, who are residentiary, have much finer huts,
both as regards size and construction, and for the sake of com¬
parison I will show a few pictures of them (PI. VIII, Fig. i & 2j.
In the Chorotes huts we do not find many household
utensils, a few bowls of gourd-rinds (PI. XIII, F'ig. 8), mortars
of palm-wood with pestles of the bone-hard wood of Bnlnesia
Sarmienti, mussel-shells used as spoons, and a few roughly made
vessels of burnt clay, are all that we find. The clay vessels
lack ornaments and cannot be compared with the fine pottery
of the Chiriguanos. For transporting the household utensils in
moving, which is one of the duties of the women, large, net¬
work bags are used, which are made of fibres from the Chaguar
plant (Bromelia Serra), which is very common in the Chaco.
Small bags of the same material are generally carried by the
men, who keep in them diverse small articles, such as tobacco-
pipes and utensils for producing fire by friction. The fire-
utensils of the Chorotes consist of two sticks (PI. XIII, Fig. 3
654
XIV. Amerikanisten-Kongress.
and 4), of different length, taken from a certain species of
liana, of the Asclepiadaceæ. When fire is wanted, the smaller
stick (Fig. 4), which is generally only about 5 cm. long, is in¬
serted in the end of an arrow-shaft, after which the other stick
(Fig. 3), generally about three times as long, in which there are several
small concavities (and as is usual in South America, always
with a notch at one side), is pressed firmly against the ground
with the left foot. The first-mentioned stick is now placed
upright in one of the small concavities, after which the arrow-
shaft is dexterously twirled between the hands (PI. IX, P'ig. i).
The fine dust formed and caused to glow by the friction of the
two sticks is collected in the lateral notch and serves as tinder.
Dry grass is laid on the glowing tinder-dust and is blowed into
a fiame. In this way the Chorotes make fire in about 30
seconds.
The Chorotes live by hunting an fishing and by collecting
esculent roots and fruits found in the woods. The fruit of the
aforesaid Chaguar plant (Brovielia Serra) is an especially im¬
portant article of food with these Indians. I do not believe
that the Chorotes can brew any intoxicating drink, but their
neighbors, the Chiriguanos are experts in making the alcoholic
drink, cJiicJia (PI. IX, P'ig. 2). The only article of gratification
used by the Chorotes is doubtless tobacco, which is smoked
in straight reeds or cylindrical, wooden, tubes, resembling cigar-
holders (PI. XIII, Fig. 5). Fish can only be caught in the larger
water-courses, as for instance Rio Pilcomayo (PI. X, P'ig. 1), since
in the Chaco all small water-courses dry up in the dry season. The
fishing-tackle used is generally nets made of chaguar yarn.
P'ishing is also done with hook an line, although more seldom.
Since the Chorotes do not use either boats or canoes, they are
obliged either to wade or swim when they set their nets, and
in so doing they expose themselves to being badly torn or
mutilated by a fish with sharp teeth which infests the larger
rivers of the Chaco. This fish (a Serrosalmo , called by the
settlers »palometre«), frequently bites round pieces of flesh
from the bodies of the Indians, and many Indians carried large
scars after such bites (PI. IV, P'ig, 2). On the other hand, the
species of alligator, Caiaian sclerops (PI. X, I'ig. 2), which is
most frequent in the Chaco, seldom attacks human beings.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
655
In the hunt, the bow and arrow are used exclusively
(PI. XI). The bow, which has a length of about 17 decimeters,
is made of a very hard kind of wood, and is furnished with a
string of twisted hide. The arrows are long and frequent!)'
lack feather guides. If there are any, they are only two, short
and wide, and each consisting of half a feather placed on edge.
The heads are of wood or iron ; in the former case they are
made of some very hard kind of wood, and frequently i)rovided
with barbs. In hunting smaller mammals and birds, arrows
are used with blunt, club-shaped heads of wood, which prevent
injuring the skin of the game, and besides, such arrows will
not stick in the trunks or branches of trees and thus be lost.
Poisoned arrows are not used.
The bow and arrow are the most important weapons, and
in order to protect themselves from arrows, the Chorotes, when
on the war-path, wear a kind of shirt of mail made of Chaguar-
fibre. These shirts are quite heavy, and are very closely woven,
or braided, and prevent arrows from entering the body. Similar
shirts, althougth of much thinner qualit)q are in use among several
Chaco tribes, but are worn exclusively as a protection against
the cold. It is quite common among all Chaco tribes to shoot
fire into the villages of the enemy by means of burning arrows.
Near a sugar plantation which we passed, two Indian tribes
had become enemies and shot at each others villages all night
with burning arrows. Our expedition arrived at the plantation
the next day, and thus we missed a \'er)’ fine spectacle. In
hand to hand combats, the Chorotes use short clubs (I'ig. i)
of a heavy kind of wood, which they know how to handle with
great skill. The Chorotes can, however, hardly be called brave,
since they try to avoid fighting enemies of equal strength. If,
howev^er, they are so numerous that there is no doubt of vic¬
tory, their warrior spirit is aroused, but they always try first
to lull the enemy into security, so as to surprise him and win
an easy victor)'. Thus the Chorotes and Toba tribes had in
the most friendly and peaceful manner carried on barter with
the Crevaux expedition, until, at a preconcerted sign, they took
out their clubs and began the massacre, which ended in the
annihilation of the expedition.
All heavy work is done by the women, while the men
XIV. Amerikanisten-Kongress.
6;6
r
pass the time with hunting and fishing or with playing. A common
game consists in throwing four rectangular wooden chips on
the ground. The chips are flat on one
side and convex on the other (PI. XIII,
Fig. 6 & 7), and the value of the throw
depends on how many chips lie with the
convex side upwards. The scores are
kept by sticking arrows in the ground
(PI. XII, Fig. i), Quite a large number
of men take part in the game at once.
A hockeylike play (PI. XII, Fig. 2) is also
very common. The clubs, or bats, are
bent palm-leaf stalks and the balls are
cut out of palm-wood. The stakes are
generally necklaces of discs of mollusk
shell. In Chaco these necklaces are the
usual legal tender, and serve as a kind
of unit of value among the Chorotes.
The musical talent is not highly de¬
veloped among the Chorotes. Their musical
instruments, with the exception of a kind
of magic drum, consist only of flutes of
bone and wood. On these they can pro¬
duce four or five different notes, but I was
never able to distinguish any particular
melody. A kind of disc-shaped whistles
of wood are carried as ornament on the
breast, and with them they can make ver)’
shrill, far-sounding notes.
The Chorotes believe in spirits, both
good and bad, but the good spirits, who
are considered to be harmless, receive
very little attention, while great respect
is shown to the evil spirits, since they
are believed to cause sickness and other
misfortunes, and in order to scare away these troublesome spirits,
magic dances are arranged. The men of the tribe assemble by
night around a fire in the village and dance to a monotonous
song. In order to frighten the spirits, the)’ make as much noise
Fie. I.
XI Amerikanisten-Kongress.
Rosen, C'horoles.
PI. I,
Chorotes Indian.
Xl\'. Amerikanisten-Kongress.
kosen, (‘horotes.
l-l. II.
I. Chorotes men and women.
2. Chorotes Indians with ornaments.
X I\'. Amerikanisteii-Koiigress.
l'io Sun. r’liorott'S.
I’l. Ill
Chorotes girls. 2. Chorotes girl.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Kosen, Chorotes.
PI. IW
Cliorotes mother with child. 2. Chorotes Indian with scar on upper arm from bile of a 'palometre fish.
\ I \'. Amei ikanisten-Kon^resp;.
Rosen, (Ihoroles
I'l. \'.
Chovolos Indian with inanlle alonil his hips.
I
XI\'. Amerikrinisten-Kongrcss.
Rosen, Chorotes,
PI. VI
Mataco Indian.
XIV. Amerikanisten-K()ii_L;icss.
Kopien, VliorolC' .
li. Ml.
I. Chorotes woman comhiiiLT her liushand.
1. tiiorotc" hulfrainu.--.
Xi V'.' Anierikanislen-Ron^ress.
Rosen, f'liorotes.
l’l. Vili.
I, 2. Chiriguano hiU>
XIV. Amerikaiiisten-Kongres.s.
Rosen, Chorotes.
1*1. IX.
Chorotes Indian making lire by friktion. -■ R'l'nguano Indians in front of their hut. In foreground a frame with ])ellets
of die wed maize being dried tor preparation of chicha.
XIV\ A merikanis ten- Kongress.
Rosen, ('hnroles.
IM. X.
I. Rio Pilcomayo. — 2. Alligator. (Caiman sclerops.)
X I V. A merikani.sten- Kongress.
Rosen, Chtjrotes.
ri. XI.
Chorotes Indian shooting with bow and arrow.
XlV. Amerikanisten- Kongress.
Rosen, ('liorotes.
l'l. XII
1. t'horotes Indians playing a game, marking scores witli arrows.
2, Chorotes boys playing a kind of hockey.
XlV. Amerikanisten-lvongress.
Rosen, Chorotes
I’l. XIII
I. Wooden comb. - ('*/a). — 2. Ennemy’s hairlock, a trophy, used as an ornament. - {-/s).
3 o. 4. Fire utensils. - (%). — 5- Tobaccopipe. - ('/.a). — 6 o. 7. Woden chips used
in a game. - — 8. Calabashbowl. - (V‘>)-
XIV. Amerikanisten-Küngress.
657
as possible with rattles and ma^^ic drums. The rattles are made
of gourd-rinds, frequently carved with ornaments, in which are
placed stones, pieces of metal, and seeds. In nearly all rattles
examined by me I have found these three articles, which are
probably supposed to have some magic influence. The magic
drums consist of an earthen pot covered with skin, and the pot
is generally partly filled with water to give the desired tone
to the drum.
When a member of the tribe dies, he is buried in a grave
near the village, usually in a sitting posture, and it is customary
to place beside him a bowl of water and a bowl of food, so
that he will not lack viaticum. After the burial death-dances
are performed to protect the deceased from evil spirits. All
this goes to prove that the Chorotes believe in a life after this.
Their neighbors, the Chiriguanos, whose customs have been
described by several explorers, believe that the soul after death
goes to the Kingdom of the Great Spirit, Tumpá, where he is
allowed to enjoy all worldly pleasures, only in a magnified
degree. But no joy lasts for ever. When the spirit has lived
for some time with Tumpá, he is obliged to return to the earth
and wander about in the shape of a fox. When the fox dies,
the spirit is transferred to a rat, and when the rat at last also
dies, the spirit takes prossession af a branch of an old tree in
the forest. The tree at last falls from old age, and as the
branch slowly decays, the spirit simultaneously looses consciousness,
and is for ever dead. It is possible that the Chorotes have a
similar conception of the life to come.
The language of the Chorotes seems to differ essentially
from that of the surrounding Indian tribes. I will here give a
few examples.
Chorotes. Matacos. Tobas.
San . Kileh Ichuala Tahigua.
Fire . Hoat. Eitach Dolle
Ear . Sitóte Untjaté Kanéktelá
Nose . Sitnethué Enhnus Kadimíck
The Chiriguanos and Tapietes speak Guaraní, and most
of the Chaco tribes are able to speak a little of this language
which in the Chaco plays the rôle of a kind of diplomatic
language.
42
658
XIV. Amerikanisten-Kongress.
In contrast to the Matacos, the Chorotes did not appear
to be any lethargic or degenerated race. The contrary indeed!
I had the opportunity of observing them during their housework,
on their hunts, while playing games, and they always seemed
wide-awake and interested.
As to their future, it is not probable that they will form
any important constituent part of the population of the country
when civilization once gets a firm foothold in this part of Chaco.
It is true that Indian-hunters have succeeded in bringing Chorotes
Indians to the sugar plantations to cut sugar-cane or to serve
the white men in some other manner, but it has then happened
that this tribe, like so many other aborigines, only adopt the
bad qualities of the white men, and it is almost certain that,
through the effects of alcohol and contageous diseases, they
gradually will become extinct.
Uel)er die\'eii)reitiiiig uml Waiidemiig
der Mythen Irei den Naturvölkern Süd-
Von Dr. Paul Ehrenreich, Berlin.
Ein gewaltiges Material an Mythen und Legenden nord¬
amerikanischer Völker ist während der letzten beiden Dezennien
von amerikanischen und deutschen Forschern gesammelt und
wissenschaftlich analysiert worden^ Diese mühevollen Arbeiten
haben uns nicht nur das Verständnis der Beziehungen der
Mythen zu den religiösen Anschauungen, den Geheimbünden
und Mysterien jener Stämme, sowie ihre Bedeutung für Kunst¬
formen, Stil und Symbolik erschlossen, sondern uns auch einen
Ivinblick in den Prozess der Mythenbildung selbst tun lassen,
der von höchstem allgemeinen Interesse ist. Wir wissen jetzt,
dass diese Traditionen in ihrer gegenwärtigen Form das Re¬
sultat einer langen Entwickelungsreihe sind, in der aus den ein¬
fachsten Elementen der Naturmythe nicht nur durch immanente
psychische Eaktoren, sondern auch in weitem Umfange durch
Aufnahme fremder Bestandteile überaus komplizierte Gebilde
entstanden sind, deren spezielle Ausgestaltung wiederum von
den allgemeinen Kulturverhältnissen des betreffenden Stammes
abhängt. Die Aufstellung ethnologisch bestimmter Sagenkreise,
die Wanderungen einzelner Mythen und Mythenelemente von
Volk zu Volk und die Darstellung ihrer wahrscheinlichen Ver¬
breitungswege sind weitere t.rgebnisse dieser Studien. Vor
allem aber ist nunmehr auch die Brücke zwischen den Iradi-
tionen der alten und neuen Welt geschlagen worden. Wir
wissen heute, dass seit alter Zeit ein Austausch von Mythen¬
elementen zwischen Nordasien und Nordwestamerika statt-
66o
XIV. Amerikanisten-Kongress.
gefunden hat, die vielleicht noch viel weiter herkommen und
weiter reichen, als wir zurzeit mit Sicherheit sagen können.
Wenn Bogoras in seiner lehrreichen Zusammenstellung der
Hauptergebnisse der Jesupexpedition (Am. Anthr. N. S. IV.
p. 577 ff.) als Grenze der alt- und neuweltlichen Mythenkreise
eine Linie annimmt, die von der unteren Kolyma in Nordost¬
sibirien bis zur Gishigabai zieht, also etwa mit dem i6o. Meri¬
dian zusammenfällt, so ist damit nur gesagt, dass östlich davon
die Zone der spezifisch amerikanischen Ideenwelt beginnt, nicht
aber, dass die Einflüsse aus dem weiteren Asien hier Halt
machen. Wir begegnen solchen vielmehr nicht nur bei den
Nordweststämmen Amerikas und den Kaliforniern, wie schon
Boas gezeigt hat, sondern noch viel weiter südlich, und wir
dürfen sie daher auch noch jenseits des Isthmus erwarten.
Zur Feststellung dieser Tatsache bedarf es zunächst der
Untersuchung, ob sich auch für Südamerika bestimmte, den
einzelnen ethnographischen oder geographischen Zonen ent¬
sprechende Mythenkreise nachweisen lassen, die untereinander
und zu den nordamerikanischen in Beziehung stehen. Ergibt
es sich dann, dass die Mythen der Nordweststämme, die als
Vermittler asiatischer Einflüsse in erster Linie in Betracht kom¬
men, die meisten und deutlichsten Berührungspunkte mit den
südamerikanischen aufweisen, so ist damit wenigstens die Wahr¬
scheinlichkeit einer altweltlichen Beeinflussung Südamerikas dar¬
gelegt. Natürlich bedürfen alle gefundenen Parallelen einer
sorgfältigen Prüfung, ob sie nicht etwa unabhängig entstan¬
dene Aeusserungen des allgemeinen menschlichen Elementar¬
gedankens sind.
Auf den ersten Blick erscheint die Beantwortung dieser
Frage hoffnungslos, da in Südamerika unsere Quellen nur äusserst
spärlich fliessen. Nur verschwindend geringe Bruchstücke echter
indianischer Tradition sind aus älterer Zeit gerettet, und nur
weniges ist in neuerer Zeit in letzter Stunde dazu gekommen.
Bei näherer Betrachtung zeigt es sich aber, dass die Sache
keineswegs so ungünstig liegt. Der Zufall hat es gefügt, dass
in dem wenigen, was wir haben, eine Anzahl wichtiger, beson¬
ders charakteristischer Vergleichspunkte enthalten ist, die uns
gestatten, manche P'rage zu beantworten und andere zu wei¬
terer Untersuchung zu formulieren.
XIV. Amerikanisten-Kongress.
66 1
Von dem vorliegenden Mythenbestande ist ein Teil ge¬
wissen ethnologisch zusammengehörigen Stammesgruppen eigen¬
tümlich, während ein anderer bestimmten geographischen Pro¬
vinzen mit verschiedenartigen , aber einander akkulturierten
Stämmen entspricht. Solche Gebiete mythologischer und ethno¬
logischer Angleichung finden sich namentlich im nördlichen
Teile des Südkontinents, in Guayana, am Orinoco und Rio Negro,
sowie in Zentralbrasilien und Ostbolivia.
Am schärfsten charakterisiert ist die Tradition der Tupi-
Giiarani.
Von den alten Ost- oder Küstentupi hat uns Thévet in
seiner „Cosmographie universelle“, Paris 1575, eine ziemlich
vollständige Kosmogonie überliefert; von den Westtupi oder
Guarayo besitzen wir wichtige P'ragmente durch Car dus, „Las
missiones Franciscanas entre los infieles de Bolivia“, Barcelona
1886, während die Südtupi oder Guarani nur unbedeutende
Einzelheiten geliefert haben. Dazu kommen noch ansehnliche
Bruchstücke der Stammeslegende der Mundruku, eines der sog-
„unreinen“ Tupistämme des mittleren Tapajoz nach den Auf¬
zeichnungen des Gonçalvez Tocantins, Rev. trim. 1877, IV,
p. 86, und Barboza Rodriguez in seiner „Poranduba“, Ann.
d. bibl. nat., XIV. 2, Rio 1890.
Die Mythe der Osttupi erzählt von einer Reihe genealo¬
gisch zusammenhängender Kulturheroen, die alle mehr oder
weniger als Sonnensöhne charakterisiert sind und als über¬
menschliche Wesen und mächtige Zauberer den etymologisch
noch unklaren Beinamen Maire oder grosser Karaiba führen.
Der bedeutendste derselben ist Maire Monan, der eigentliche
Kulturbringer und Lehrer der Menschen, der aber später durch
seine Zaubereien ihren Unwillen erregt und gezwungen wird,
sich einer F'euerprobe zu unterziehen, bei der er verbrennt und
in einer Feuersäule zum Himmel fährt. Von seinen Nachfolgern
ist die interessanteste Persönlichkeit Maire puxi, der „Häss¬
liche“, der anfänglich im Dienste einer menschlichen Familie
allerlei gute und schlimme Dinge vollbringt, um schliesslich als
schönster der Menschen zu seinem Vater, der Sonne, ebenfalls
in den Himmel entrückt zu werden. Er erzeugt auf magische
Weise einen Sohn, dessen Mutter durch den Genuss eines
Fisches empfangen hat. Dieser lehrt die Menschen Kultur-
662
XIV. Amerikanisten -Kongress.
pflanzen Anden und anbauen, bis er später gleichfalls, nach vor¬
übergehender Verwandlung in Stein, zum Himmel steigt. Er
besitzt ein feuriges Federdiadem, das einen Vorwitzigen, der
es unbefugt aufsetzt, verbrennt, alles Züge, die, durch die
Sonnennatur solcher Wesen bedingt, in den meisten südameri¬
kanischen Mythen wiederkehren.
Es folgt dann Maire Ata, „der grosse Wanderer“, auch
Siane (bei Thevet Sominay) genannt, den die späteren Chronisten
auch als den Hauptheros der Guarani anführen und mit dem
Apostel S. Thomas identifizieren. Er zieht nach Osten an das
Cabo frio, nachdem er sein Weib, das guter Hoffnung war,
verstossen hat. Die Frau gibt dann zweien Söhnen das Leben,
von denen einer aber dem Incest eines Menschen sein Dasein
verdankt, und wird weiterhin von Jaguaren zerrissen. Ihre
Kinder, von einem Jaguarweibe aufgezogen , rächen ihren Tod
und suchen den Vater auf, der aber, bevor er sie anerkennt,
gewisse Proben von ihnen verlangt. Sie schiessen Pfeile in
den Himmel, die dort haften bleiben, müssen Symplegadenfelsen
passieren und endlich zum Anhanga, dem Totengeist, in den
Hades hinabsteigen und den Köder rauben, mit dem dieser den
Fisch Allen angelt. Der jüngere menschliche Halbbruder wird
dabei zweimal in Stücke zerrissen, aber von seinem halbgött¬
lichen Genossen gerettet und geheilt. Zwischen beiden Brüdern,
deren Namen Taincnduare und Arikute übrigens nicht in diesem
Zusammenhänge, sondern an einer andern Stelle erwähnt wer¬
den, bricht später ein Streit aus, bei dem der eine eine Sint¬
flut aus der Erde stampft. Sie retten sich mit ihren P'amilien
auf Bäume und werden Stammväter der beiden Hauptgruppen
der Osttupi.
Diese Form der Zwillingssage bildet das charakteristische
Moment für die Tupimythe. Sie ist bei den Guarayo ebenfalls
vorhanden, leider aber nicht in den Einzelheiten bekannt. Nur
der Besuch bei dem Vater und die in den Himmel geschossene
Pfeilkette, an der die Brüder emporklimmen, werden erwähnt.
Die Symplegaden kommen in einem andern Zusammenhänge
vor, nämlich bei der Beschreibung der Reise der Seele in die
Unterwelt, deren h'ingang sie bilden. Der Vater der Brüder
ist Abaangiii , einer der vier Hau])theroen und Schöpfer bezw.
Bildner der Menschen, dem Zagiiegitayii als Partner gegenüber-
XIV. Amerikanisten-Kongress.
663
steht. Beide trennen sich , indem jener als Stammvater der
Guarayo nach Westen, dieser als Ahnherr anderer Stämme nach
Osten zieht. Die noch ausserdem für Weisse und Neger ge¬
nannten Ahnherren sind wohl moderne Fiktionen (nach Cardus).
Bei den Mundruku hat die Zwillingsmythe eine Modifi¬
kation insofern erfahren, als hier nur von einem Sohne Rairji
die Rede ist, über den sein Vater Kam, der ihm nicht wohl
will, allerlei Plagen verhängt. Die Symplegadenfelsen sind da¬
bei durch fallende Bäume, der P'ischfang durch das Ergreifen
eines sich eingrabenden Gürteltieres ersetzt. Andere Punzel-
heiten berühren sich mit der in Bolivia bei den Yurakare be¬
kannten Fassung dieser Sage und finden auch in Nordamerika
interessante Analogien.
Im übrigen zeigt sich die Beziehung der Tupimythe zu
der zentralbrasilianischen und bolivianischen in der Geburts¬
geschichte der Zwillinge, in dem , was von dem Schicksal der
Mutter und der Rolle der Jaguare dabei gesagt wird. Auch
bis in den peruanischen Kulturkreis hinein lassen sich Elemente
der Tupimythe verfolgen. Von den wenigen bekannten Lokal¬
sagen der kleineren peruanischen Stämme, die ja sonst fast alle
in die Inkatradition absorbiert wurden, zeigen zwei eine auf¬
fällige Aehnlichkeit mit Episoden der Tupimythe. So ver¬
einigt die Legende der Guamachucos von dem Himmelssohne
Guaniansiri, der, von seinem Vater Atagayu gesandt, in die
Dienste von Menschen tritt, Züge der Maire Monaii-, Maire
Piixi- und Aia-Sage. Der Heros schwängert ein Weib und
wird zur Strafe von ihren Brüdern verbrannt, wobei seine Asche
zum Himmel aufsteigt. Aus zwei Eiern, die das Weib geboren,
entspringen Zwillingsbrüder, die, von einer alten Frau aufge¬
zogen, sich an ihren Verwandten rächen. Vgl. Brühl, Kulturl.
d. a. Amerik., p. 472.
An die Maire /^?At'/-Sage erinnert ferner die von Fran¬
cesco de Avila mitgeteilte Mythe der Huarochiri (wahrschein¬
lich ein Yunkastamm), die die Abenteuer ihres Heros Coniraya
Mracocha zum Gegenstand hat. Auch er schwängert auf
magische Weise durch eine Frucht ein Weib und wird später
ebenso wie Maire Puxi von dem Kinde als Vater rekognosziert
(Markhams Uebersetzung in der Pubi, der Hacluit. Soc., 1873,
p. 121 ff.).
664
XIV. Amerikanisten- Kongress.
Es liegt nahe, die Westtupi als Vermittler zwischen den
peruanischen und brasilianischen Sagenkreisen anzunehmen,
doch ist zu beachten, dass auch am unteren Amazonas Sagen¬
elemente Vorkommen, die sich in Peru wiederfinden, wie z. B.
die später noch zu besprechende Mythe von den beiden Zwerg¬
papageien, die sich in Weiber verwandeln, um als Gattinnen
von Männern, die allein einer Katastrophe entrannen, das Land
von neuem zu bevölkern.
Arowakischer Sagenkreis. Zwischen den Arowaken
und ihren Nachbarn, besonders aber den Karaiben, scheint von
jeher ein weitgehender Austausch wie von Kultur- so auch von
Sagenelementen stattgefunden zu haben, daher wir sehr häufig
arowakischen Namen in den Mythen anderer Stämme begegnen.
Der interessanteste derselben ist Kainosi, Taniosi, von Kanin
„Sonne“, der bei den Karaiben als KainusJiini, Kainosi und
Kante, bei den Tupi als Tanioi in der Bedeutung „Ahnherr“,
„Grossvater“, bei den Karaya als Kalfoi wiederkehrt.
Wir sind bezüglich des rein arowakischen Materials auf
die Taino- und Fragmente der Paressi- und Ipurina-Mythen an¬
gewiesen, während die Sagen der Arowaken, Guayanas und des
Orinokogebiets stark karaibisch beeinflusst sind.
Ein Charakterzug der rein arowakischen Mythe ist das
Hervorkommen der Menschen und aller sonstigen Wesen, Ge¬
stirne u. dgl. aus Höhlen. Auf Haiti verlassen Sonne und Mond
die Höhle zuerst und verwandeln alle Menschen, die sich un¬
vorsichtigerweise ihren Strahlen aussetzen, in Steine, Pflanzen
oder auch Tiere, bis endlich eine Anpassung an diese Einwir¬
kungen eintritt. Die Paressilegende hat die PTdhöhle gänzlich
anthropomorphisiert. Sie spricht von einem steinernen WTibe
Maisd als Urmutter, aus deren Schosse die Flüsse und steinerne
Menschenwesen hervorgehen. Von diesen erzeugt das erste
Paar nicht nur Sonne und Mond, Pflanzen und Tiere, sondern
auch alle sonstigen Kulturgüter, selbst die europäischen Import¬
artikel. (v. d. Steinen, Naturw. Centr.br., p. 437.)
Der erste Mensch von I'leisch und Bein, Uazale, ist auf
magische Weise mittels eines Haars der Maisö entstanden und
hat noch fledermausartige Gestalt, ein Moment, das ebenfalls
auf die Höhle hindeutet, die zweifellos hinter der Vorstellung
des steinernen Weibes sich verbirgt. Aus den Körperteilen der
XIV. Amerikanisten- Kongress.
665
verbrannten Kinder des Unzale entstehen die wichtigsten Kultur¬
pflanzen , eine interessante Parallele zur peruanischen Sage, in
der Pachacaniac sie aus den zerstückelten Gliedern seines I lalb-
bruders hervorgehen lässt.
Die Mythenfragmente der Ipurina gestatten noch keine
verwertbaren Vergleiche, nur die bei allen festländischen Aro-
waken sich findende Sage vom Sindbrand wäre hier hervorzu¬
heben (Ehrenreich, Beiträge z. Völkerk. Bras., p. 71).
Dem Brande folgt in Guayana wie bei den Osttupi noch
eine Sintflut. Die darüber vorliegende Version der Arowaken
gehört in eine Kategorie mit der entsprechenden Warraumythe
(Brett, Legends and myth., p. 10. 63). Die Sage von Haiti,
nach der die Söhne des Jaya aus Neugierde die Kalebasse mit
Wasser umschütten , in der dieser die Gebeine eines von ihm
getöteten Sohnes aufbewahrt, ist ihrer Form nach selbständig,
berührt sich aber in der Verwertung des Neugierdemotivs mit
der karaibischen (Akawoio) Sage von Guayana.
Es wäre der Mühe wert, zu untersuchen, ob die von Stradelli
im Bol. de la Soc. geogr. Ital., 1890, p. 659 ff., 798 ff., mitge¬
teilte sog. Juruparimythe der Laupéstâmme nebst den darin ent¬
haltenen eigentümlichen Gestirnmythen ursprünglich arowakisches
Eigentum ist. Die Mysterien des Sonnenheroen Izi werden am
Uaupé, Isanna, Inirida und Atabapo von untereinander akkultu-
rierten Stämmen der Betoya-, Karaiben- und Arowak-P'amilie
in ähnlicher Weise gefeiert. Nun finden wir im fernen Süd¬
westen bei den Ipurina am Purus ein analoges, nur mit primi¬
tiveren Riten ausgestattetes Fest, das des Kamutshi oder Ka-
niatshi^ bei dem dieselben magischen Schalmeien wie bei den
Uaupéstâmmen zur Verwendung kommen, die offenbar wiederum
mit den von Humboldt erwähnten Botutotrompeten des Gaschi-
manafestes am Atabapo identisch sind.
Pis liegt die Annahme nahe, dass die der arowakischen
Familie zugehörigen Tariana eine ursprünglich bei allen arowa¬
kischen Stämmen des Binnenlandes verbreitete Mythe eines
Geheimbundes der Männer unter Aufnahme fremder Elemente
zu dem komplizierten Gebilde der gegenwärtigen Version weiter
entwickelt und unter anderen Stämmen verbreitet haben. Dieser
Prozess hat sich wohl ganz in derselben Weise abgespielt, wie
die Ausbildung der Mythen bei den nordwestamerikanischen
666
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Geheimgesellschaften und Schamanenbünden, denen die Jurupari-
mythe auch ihrer Form nach völlig analog ist. Wir dürfen
hoffen, dass Dr. Th. Koch, der seit Jahresfrist mit dem Studium
der Uaupestämme beschäftigt ist, zur Lösung dieser ethnologisch
äusserst wichtigen Frage beitragen wird.
Die karaibischcn Mythen erscheinen fast überall stark
von den arowakischen beeinflusst, was wohl der von jeher bei
den Karaiben üblichen friedlichen oder noch öfter gewaltsamen
Aufnahme arowakischer Weiber in den Stamm zuzuschreiben
ist. In Betracht kommen für unseren Zweck nur die Mythen
der Karaiben Guayanas und Venezuelas, sowie die einen sehr
ursprünglichen Charakter tragende Kosmogonie der Zentral-
karaiben (Bakairi). Beide Gruppen haben untereinander keine
Berührungspunkte, was aber vielleicht nur eine zufällige Lücke
in der Ueberlieferung beweist. So vermisst man bei den Ba¬
kairi die im Norden so bedeutungsvolle Flutsage. In Guayana
wird die Flut in eine eigentümliche Verbindung mit der Sage
von dem Erwerb der Kulturpflanzen gebracht. Diese wachsen
an den Aesten eines Weltbaums, von wo sie zunächst von
Tieren geholt werden, bis ein Heros {Sign der Akawoio, Ta-
viosi der Karabisi) ihn fällen lässt. Aus seinem Stumpf quillt
später eine Wasserflut, nachdem ein neugieriger Affe den Deckel
der Oeffnung gelüftet hatte, also ein Zug, der an die Taioo-
mythe vom Oefifnen der Kalebasse des Jaya erinnert. Auch
die Arowaken Guyanas haben eine etwas modifizierte, man
möchte sagen abgeschwächte Form der Weltbaummythe (Brett,
Legends, p. 7; Im Thurn, a. a. O., p. 376).
Die von Humboldt mitgeteilte tamanakische Sage berichtet
nichts über die hmtstehung der Flut, ebensowenig etwas vom
Weltbaum. Das Brüderpaar A mali vaca und Vo chi rettet
von Osten kommend die Menschen und bringt die Erde in ihren
gegenwärtigen Zustand, worauf sich beide dahin zurückbegeben,
von wo sie gekommen, d. h. in das Land der Weissen. Dieses
Moment hat eine interessante Parallele in der Warraulegcnde
von Aboré ^ der, um der froschgestaltigen Woivte oder Woivta/i,
deren Sklave er ist, zu entfliehen, in einem Kanoe den Ozean
überschreitet und ins Land der Weissen gelangt, von wo
er noch bis auf die jüngste Zeit seinem Volke alle Arten
Kulturgüter sendet, eine hTzählung, die sich ihren P'inzel-
XIV. Amerikanislen-Kongress.
heiten nach als deutliche Mondniythe erweist (Brett , Legends,
p. 76).
Aus Guayana ist eine Bruder- bezw. Zwillingsmythe nicht
bekannt, desto bedeutsamer tritt solche bei den Zentralkaraiben,
den Bakairi, hervor, wo sie den Hauptinhalt der ganzen Kosmo-
gonie liefert. Die Zwillinge Keri und Kante aus dem Ge-
schlechte des KaniitsJiini, der seinerseits wohl mit dem Kamutshi
der Ipurina und dem Kamosi der Arowaken Guayanas identisch
ist, sind hier die eigentlichen Kulturbringer. Die arowakischen
Namen der Hauptpersonen der Sage weisen auf ihre wahre
Herkunft hin, ebenso wie auf ihre Rolle als Sonnen- und JVTond-
heroen. Merkwürdigerweise sind aber die Namen beider Brüder
vertauscht. Keri, der arowakische Mond, ist der Herr der
Sonne, Kante, der arowakische Sonnenheros, ist Herr des
Mondes und gleichzeitig der schwächere und dümmere von
beiden. Dieses eigentümliche Verhältnis Hesse sich dadurch
erklären, dass der arowakische Stamm, der die Bakairi beein¬
flusst hat oder von dem diese die Sage einfach übernahmen,
tatsächlich den Mond Keri als das bedeutendere Wesen an¬
sahen, wodurch sich für die Bakairi dessen Identifizierung mit
ihrem eigenen Tshitshi „Sonne“ von selbst ergab. Diese höhere
Bewertung des Mondes ist bei den Naturvölkern durchaus keine
seltene Erscheinung und wird z. B. auch von den Osttupi aus¬
drücklich von Thévet erwähnt.
Die Zwillingssage der Bakairi ist dadurch wesentlich von
der der Tupi verschieden, dass ihr das Moment der Reise zum
Vater und der Ableistung der Proben vollständig fehlt. Sie
stimmt dagegen mit ihr überein in der Geburtsgeschichte, na¬
mentlich in allem, was die Mutter betrifft. Diese fällt auch
hier einem Jaguar zum Opfer, während die Kinder, ihrem Leibe
entnommen, von Jaguaren aufgezogen werden. Denselben Zug
enthält die Mythe der Yurakaré (Barboza Rodriguez, Poranduba,
p. 252), wo aber, wie bei den Mundruku, nur von einem Knaben
Tiri die Rede ist, der sich später erst selbst einen Bruder oder
Sohn Karn aus einem Zehennagel schafft. Dass die Namen
Tiri und Karti entstellte Formen von Keri und Kante sind, lässt
sich zwar nicht beweisen, ist aber immerhin sehr wahrscheinlich.
Auch vom geographischen Standpunkte aus wäre gegen eine Ent¬
lehnung dieser Sage von den Zentralkaraiben nichts einzuwenden.
668
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Ein gemeinsamer Zug aller karaibischen Schöpfungslegenden
scheint die Herkunft des Volkes aus einem H i m m e 1 s 1 a n de
zu sein, von dem aus die Erde zufällig entdeckt wird. Ein
Jagdtier, von einem Jäger verfolgt, bricht in ein Loch ein, das
diesem einen Blick auf die untere irdische Welt eröffnet. Dieses
Moment ist in Guayana, wo es sich auch bei den Warrau findet,
am meisten ausgebildet. Bei den Bakairi ist es wenigstens an¬
gedeutet, da auch hier die Urheimat im Himmel liegt und ein
Tapir durch ein Loch fällt, von dem aus Keri und Karne die
Erde beobachten ; während aber Makusi und Warrau an einer
Schlingpflanze zur Erde gelangen, geschieht dies in der Bakairi-
sage einfach dadurch, dass Himmel und Erde ihre Plätze tau¬
schen (v. d. Steinen, a. a. O., p. 376).
Das Herablassen vom Himmel ist ein in der ganzen Welt
sich wiederholender Zug, der keine Schlüsse auf Mythen¬
zusammenhänge zulässt, ist aber manchmal mit besonderen
Umständen verknüpft, deren wir bei der Karayasage zu ge¬
denken haben.
Von den Mythen der G^snationen ist zurzeit nur die Elut-
und Ahnensage der Kaingangs bekannt, über die Lucien Adam
in den Comptes rendus des Am. Kongr., Paris 1900, p. 319 ff.,
berichtet. Sie hat in Südamerika keine Analogie, enthält aber
eine an nordwestamerikanische Sagen erinnernde Erzählung von
der Herabholung des P^euers durch einen Heros in Vogelgestalt.
Karayamythen. Dieses in ethnologischer Beziehung so
eigenartig dastehende, von seinen Nachbarn scharf geschiedene
Volk zeigt auch in seinen Ueberlieferungen Besonderheiten, die
auf eine Phnwanderung aus weiter P'erne von Norden her hin¬
deuten. Von der eigentlichen Kosmogonie und Ahnensage
kennen wir leider nur sehr geringe Bruchstücke, die aber
mancherlei Interessantes bieten. Brüderpaare spielen darin zwar
eine Rolle, doch ist nicht ersichtlich, inwieweit sie dem spezi¬
fischen Zwillingspaar entsprechen.
Acltester Stammvater ist Kabbi^ der, in der Unterwelt
hausend, zufällig die P'rde durch eine Gcffnung entdeckt und
sie durch seine Leute erkunden lässt. Pan Teil des Volkes
wandert auf die Oberwelt aus, während Kabbi selbst mit dem
anderen zurückbleibt. Plr vermag nämlich wegen seines zu
grossen Körperumfangs das Loch nicht zu passieren. Dieses
XIV. Amerikanisten- Kongress.
669
eigentümliche Hindernis ist ein in ganz Amerika verbreitetes
mythisches Moment. So wird in der Warrausage die I limmels-
öfifnung, aus der die Menschen niedersteigen, durch eine
Schwangere verstopft. Wenn bei den Yurakaré Tiri absiclitlich
das Loch schliesst, um die Zahl der hervorkommenden Men¬
schen zu beschränken oder, nach anderer Version, „weil jemand
kam, der Herr sein wollte“ (Müller, Urrel., p. 269), so liegt
darin offenbar eine spätere, vielleicht auf Missverständnis des
Berichterstatters beruhende Modifikation der Sage vor. In Nord¬
amerika sind die bekanntesten Versionen die der Mandans
(nach Catlin) und Apachen. Wahrscheinlich kommt dies Moment
überall vor, wo überhaupt von einem Auf- oder Absteigen der
Menschen durch ein Loch die Rede ist, und sein Fehlen be¬
weist nur Ungenauigkeit der Ueberlieferung.
Der Schwerpunkt des Karayamaterials liegt in den Märchen¬
elementen, aus denen sich deutliche Beziehungen zu den Stäm¬
men nördlich vom Amazonas ergeben, während andere, wie wir
sehen werden, weit über den südamerikanischen Kontinent hinaus¬
reichen. Die Erzählung von den beiden Zwergpapageien, die
nach Vernichtung des Stammes sich in Mädchen verwandeln,
um die Gattinnen der beiden Ueberlebenden und Mütter einer
neuen Generation zu werden (Ehrenreich, Beiträge, p. 40), stimmt
überein mit der von Barboza Rodriguez am Rio Jamunda er¬
haltenen Sage, die dort einer anderen, nämlich der vom Wasser¬
dämon Paitunare^ unorganisch eingefügt ist (vergi, auch Her¬
bert Smith, Brazil Amazons and Coast, p. 583). Die Papageien¬
mythe kommt auch in Peru, und zwar in Verbindung mit der
Flutsage vor (Andree, Flutsagen, p. 118).
Das erwähnte PaiUmar em'à.xcVç.xi selbst hat fast ganz den¬
selben Inhalt wie die Karayasage vom Jacaré und den streit¬
baren Weibern (Ehrenreich, Beiträge, p. 41), die offenbar eine
der weitverbreiteten Amazonensagen ist, deren einheimischen
Ursprung Humboldt, Martius, Schomburgk u. a. mit Un¬
recht bezweifelt haben. Auch Brett teilt eine ähnliche Mythe
von einem Karaibenstamm, den Worisiana (Wapishiana?) mit
(Legends and mythes, p. 180), eine weitere bildet einen inte¬
grierenden Bestandteil der Juruparimythe der Uaupéstâmme.
Wahrscheinlich ist die Amazonensage überhaupt nordkaraibischen
Ursprungs und den Karaya jedenfalls von Norden her über-
6/0
XIV. Amerikanisten-Kongress.
mittelt, da sie südlich vom Amazonas sonst in einheimischer
Tradition nicht vorkommt. Die durch die spanischen Kon¬
quistadoren am Laplata in der zweiten Hälfte des i6. Jahr¬
hunderts verbreitete Erzählung von Amazonen im Quellgebiete
des Paraguay ist nur die missverstandene Auslegung des alten
Orellanaschen Berichts. Der Charakter dieser Mythe ist ein
durchaus explanatorischer. Sie erscheint erfunden zur Erklä¬
rung alter sozialer Einrichtungen, indem sie den Gegensatz der
im Männerbund und seinen Mysterien vertretenen Genossen¬
schaft zu der Gesamtheit der nicht eingeweihten Erauen zum
Ausdruck bringt. Die von diesen ausgehende Reaktion wird
benützt, um die Institution des Männerbundes zu legitimieren.
Das Gesamtbild der ethnographischen Verteilung des bisher
vorliegenden Mythenmaterials gestaltet sich hiernach folgender-
massen :
Am selbständigsten erscheint der Tupi- und arowakische
Mythenkreis, insofern sie am wenigsten fremde Elemente auf¬
genommen haben, dagegen am meisten abgegeben haben. Leider
lassen sich die arowakischen Mythen nicht kontinuierlich über
die ungeheuren Länderstrecken hin verfolgen, die arowakische
Stämme im Laufe der Jahrhunderte vom Antillenmeer bis zum
Paraguay hin durchzogen haben, aber die Uebereinstimmungen
gerade bei den entlegensten Gliedern dieser Gruppe, den Taino
und den Paressi, beweisen die ursprüngliche Punheit der Tra¬
dition und lassen die Auffindung der verbindenden Zwischen¬
glieder erwarten.
Zwischen Tupi und Arowaken scheinen keine Berührungs¬
punkte zu bestehen, wenn wir nicht die allerdings noch un¬
sichere Gleichung Kamosi und J'anioi als solchen betrachten
wollen. Punige auffallende Züge hat die Tupisage mit der
peruanischen gemein und hat zusammen mit der arowakischen
die karaibische beeinflusst. Die arowakische Punwirkung auf
diese ist jedoch weitaus die stärkste, eine PTscheinung, die
überall wiederkehrt, wo Arowaken und Karaiben sich berühren,
auf den Antillen sowohl wie in Guayana und in Zentralbrasilien.
Die Tradition der Karaya scheint mit der der benachbarten
Stämme keine Beziehung zu haben, ein desto innigerer Zu¬
sammenhang besteht mit den Sagen des mittleren Amazonas¬
gebiets und Guayana, aus welchen Gegenden die Karaya wohl
XIV. Amerikanisten-Kongress.
671
selbst erst eingevvandert sind. Doch ist zu berücksichtigen,
dass sie in der Mitte des 16. Jahrhunderts noch viel weiter
südlich sassen als heute, da I.ery sie als die nördlichen Nach¬
barn der Tupinamba, aber in Sprache und Sitte von diesen
verschieden erwähnt. Eine Beeinflussung seitens der Tupi von
Süden her wäre daher bei ihnen nicht ausgeschlossen, so dass
z. B. der Name des Heros Kaböi direkt auf den Tantoi der
Guarani zurückgeführt werden müsste.
Die wichtigsten Akkulturationszentren, in denen allophyle
Stämme in enger Berührung miteinander nicht nur materielle
Kulturgüter, sondern auch Geistesprodukte, Traditionen und
Mythenelemente austauschten, sind folgende:
1. Guayana und das untere Orinocogebiet, wo Arowaken,
Karaiben, Tupi und Warrau sich berühren.
2. Das des mittleren Rio Negro, den Uaupe und die süd¬
westlichen Orinocozuflüsse mit umfassend , wo sich Betoya-
stämme (Tucanos, Dessana u. a.) den Arowaken (Tarianna) und
Karaiben (Arekuna) und anderen “noch unklarer Stellung zu¬
gesellen.
3. Im zentralen Teile Südamerikas das Quellgebiet des
Xingu und Paranatinga, in dem auch ein Gesstamm, die Suyá,
sowie ein vielleicht den Chacostämmen verwandtes Volk die
Trumai mit Karaiben, Arowaken und Tupi in Akkulturation
getreten ist. Hier ist indessen nur die Mythe eines Stammes
der Bakairi bekannt und es bliebe zu untersuchen , inwieweit
die übrigen daran Anteil haben.
Jedenfalls reichen von hier aus Beziehungen in das öst¬
liche Bolivien hinüber, die wohl durch Tupistämme vermittelt
sind. Sie treten besonders bei den Yurakaré hervor. W'ahr-
scheinlich ist auch das ganze ostbolivianische Tiefland als ein
solches Austauschgebiet zu betrachten , das die Nationen der
Guarayo und Chiriguano (Tupi), der Mojo und Baurê (Aro¬
waken), die Chiquitos, die Yurakaré und einige nicht klassi¬
fizierbare umfasst.
lieber Mythen der Stämme des Chaco und des südlichsten
Teils von Amerika lässt sich noch nichts bestimmtes sagen.
Sicher ist nur, dass sowohl die Guaikurugruppe wie die Arau-
kanen mannigfache Einflüsse aus dem peruanischen Kulturkreise
aufgenommen haben. Uebrigens zeigen die in neuerer Zeit ge-
6/2
XlV. Amerikanisten-Kongress.
sammelten araukanischen Märchen und Legenden eine auffallend
grosse Zahl europäischer, namentlich auch, wie die Untersuch¬
ungen von Lenz und Lehmann Nitzsche gezeigt haben, ger¬
manische Elemente, so dass vergleichende Studien hier Vor¬
sicht erfordern.
Betrachten wir nun die Mythenelemente, die zum nörd¬
lichen Kontinent und auf die östliche Hemisphäre hinüber
reichen, so müssen wir von vorn herein auf viele allgemeine
Analogien gefasst sein. Diese wurzeln teils im allgemein
menschlichen Elementargedanken , teils ergeben sie sich von
selbst aus der Gleichheit derjenigen Naturvorgänge, die der
Bildung besonders der kosmogonischen Mythen überall zugrunde
liegen. So tragen überall die an Sonne und Mond und ihr
gegenseitiges Verhalten anknüpfenden Mythen oft bis in die
Einzelheiten denselben Charakter. Immer wieder hören wir von
einem Verschlungen werden des Sonnenheroen, von seinem Ein¬
tritt in die Unterwelt durch das Tor der Symplegaden, von der
Verstümmelung und Befleckung des Mondes u. s. w. Ebenso
ähneln sich die Sternmythen und die Eabeln, die zur Erklärung
gewisser körperlicher Eigentümlichkeiten der Tiere dienen, die
nur durch den Charakter der betreffenden Eauna modifiziert sind.
Grösser sind schon die Differenzen bei den meteorologischen
Vorgängen und Erscheinungen, da diese von den einzelnen
Völkern sehr verschieden aufgefasst und bewertet werden. Bei
den primitiven südamerikanischen Stämmen kommen sie für die
Mythenbildung nicht in Betracht, während sie in Nordamerika
wie in der arischen Welt den Hauptinhalt der Mythologie bilden.
Um innigere Zusammenhänge bei solchen Naturmythen oder
deren Ableitung aus einer gemeinsamen Quelle zu beweisen, be¬
darf es der Uebereinstimmung in so speziellen Zügen, dass die
innere Unwahrscheinlichkeit einer unabhängigen Entstehung evi¬
dent ist.
Eine Reihe solcher auffallender Analogien, oder vielmehr
geradezu Homologien bietet uns die Zwillingssage, deren
einzelne Züge namentlich in den nordamerikanischen Sagen
von „dem Besuche im Himmel“ immer wieder kehren. Am
bekanntesten sind die entsprechenden Mythen der Bilchula,
Quakiutl, Nutka und Shushwap an der Nordwestküste, der Maidu
in Kalifornien, sowie der Crow und Kioway des Präriegebiets.
XrV. Amerikanisten- Kongress.
Ö73
Es wird in der Regel erzählt, wie zwei Brüder, manchmal die
Kulturheroen selbst, zum Himmel aufsteigen meist an einer
Pfeilkette emporkletternd, um die Tochter des Himmelhäupt¬
lings zu heiraten. Dieser sucht sich zunächst ihrer zu entledigen,
indem er gewisse Proben von ihnen verlangt. Sie müssen auf
einem stacheligen Sitz oder heissen Steinplatten sich niederlassen,
Keile aus gespaltenen Baumstämmen herausschlagen, wobei sie
Gefahr laufen, eingeklemmt zu werden (Symplegadenmotiv) und
endlich gewisse Tiere, besonders Fische, fangen. Die Analogie
mit der teilweis um mehrere Jahrhunderte älteren Tupimythen
ist schlagend und schwerlich zufällig. Gerade die Varianten
sind besonders beweiskräftig. Die zusammenschlagenden Felsen
sind in Nordamerika durch zusammenklappende Baumstämme
ersetzt, bei den Prärieindianern durch fallende Bäume, von
denen aber auch die Mundrukumythe berichtet. Spezifisch
nordamerikanische Varianten des Symplegadenmotivs sind die im
Süden fehlenden Vorstellungen von der auf und zuschnappenden
Haustür, dem Adlerschnabel, und“ der mit Zähnen bewehrten
Vagina der himmlischen Jungfrau i) (Boas, Sagen 24. 30. 66).
Der Stachelsitz ist in der Mundrukumythe durch einen stach-
lichen Palmbaum ersetzt, den Rairu erklettern muss, bei den
Osttupi wird er nicht erwähnt, wohl aber in dem araukanischen
Märchen von Latrapai (Lenz, Estud. Arancanos p. 256). Wo
dieser Zug jedoch dem Uebersetzer unverständlich geblieben
ist, dort erscheint auch die Prüfung durch das Baumfällen mit
Keilen wieder, ist aber offenbar missverstanden oder den India¬
nern in seiner eigentlichen Bedeutung nicht mehr klar, da das
eventuelle Zerdrücktwerden des Arbeitenden unbeachtet bleibt.
Diese missverständliche Abweichung auf der einen Seite bei
Hervorhebung des echt nordamerikanischen Stachelspitzes auf
der anderen deutet auf einen direkten Import dieser Sage in
neuerer Zeit hin, wozu der lebhafte Schiffverkehr an der pazi¬
fischen Küste reichliche Gelegenheit bietet. Eine interessante
Analogie dazu würden die Grimmschen Märchen bilden, die
natürlich unter Vermittelung europäischer Immigranten in auf¬
fallender Zahl in den araukanischen Sagenschatz aufgenom¬
men sind.
*) Nach Bogotas kommt dieses Motiv auch in Sibirien vor. A. a. O.
43
6/4
XIV. Amerikanisten-Koiigress»
Die in Nordamerika sehr V'erbreitete Sage von der Frau,
die einen vorübergehend menschliche Gestalt annehmenden Hund
heiratet und Hunde zur Welt bringt, mit denen sie in der Wild¬
nis lebt, bis ihr und ihren Kindern die Rückkehr gestattet wird,
scheint sporadisch auch im Süden vorzukommen. So finden
wir sie, nicht ganz vollständig überliefert, bei den Mundruku
(n. Gonçalvez Tocantins) und in modifizierter Form mit Um¬
kehrung der Motive als Einleitung in die Juruparisage. Hier
wird ein Weib in den Vogelstamm der Jacami aufgenommen
und gibt menschlichen Kindern das Leben, die jene Vögel
töten , um dann in der Heimat der Mutter mächtige Zauberer
zu werden. Ihren Einzelheiten nach ist diese Mythe zweifellos
eine Sternmythe, wie vielleicht die Hundesage auch.
Als Beispiele der Wiederholung ganz abstruser Ideen an
weit entlegenen Punkten Amerikas, die keinesfalls unabhängig
entstanden sein können, seien noch zwei merkwürdige Parallelen
angeführt. Eine Schelmenfabel der Bakairi, in der der Ameisen¬
bär mit dem Jaguar heimlich die Exkremente vertauscht und sich
dann über ihn, als habe er Ameisen gefressen, lustig macht, findet,
so eigenartig und weit hergeholt das Hauptmotiv auch sein mag,
ihr genaues Gegenstück bei den Navaho Nordamerikas, wo der
listige Coyote einem Bären oder Riesen denselben Streich spielt
und zwar durch Auswechseln des Erbrochenen , was in beiden
Fällen mit geschlossenen Augen geschieht.
Eine andere wunderliche Vorstellung der Nordamerikaner,
dass nämlich die Menschen früher Sinnes- und Geschlechtsorgane
an anderen Körperstellen trugen, bis der Kulturheros sie ihnen
zurecht setzte, findet ihre Parallele in der Yurakarésage, wo Tiri
den Menschen die Augen, die ihnen früher an der Brust sassen,
an die jetzige Stelle rückt.
In Anbetracht des Umstandes, dass unser südamerikani¬
sches Material nicht methodisch gesammelt ist, sondern nur aus
systemlos und zufällig zusammengelesenen Bruchstücken besteht,
ist die Häufigkeit der Anklänge an die Sagenwelt des fernen
Nordwestens nur um so auffallender. Besteht hier, wie es wahr¬
scheinlich ist, ein direkter Zusammenhang, so muss die Ver¬
breitungslinie in nordsüdlicher Richtung an der pazifischen Seite
gesucht werden , die vermutlich über Yukatan die Inseln des
Antillenmeers erreichte. In das östliche Nordamerika jenseits
XIV. Amerikanisten -RongresSi
675
der Felsengebirge gelangten nur Ausläufer, die nach Süden hin
keine Fortsetzung erkennen lassen.
Jenseits des Isthmus stehen dagegen gerade die weiten
Gebiete östlich der Anden in mythologischer Beziehung den
nordwestamerikanischen näher als die der andinen Kulturländer
selbst, haben aber mit diesen deutliche Berührungspunkte, wie
die Tupielemente in der peruanischen Sage beweisen. Daneben
muss aber noch eine weitere unmittelbar der pazifischen Küste
folgende Verbreitungslinie angenommen werden, die in den
Mythen der Yunka und Araukaner Spuren hinterlassen hat. Die
Verhältnisse liegen also im andinen Gebiet sehr kompliziert und
lassen kaum weitere Aufklärung erwarten, da wir über die Volks¬
tradition der einzelnen Hauptstämme des Inkareichs vor ihrer
künstlichen Assimilation durch die peruanische Kultur allzuwenig
wissen. Einzelne zufällig überlieferte Sagen, wie die von Coni-
raya Viracocha erleuchten gleichsam blitzartig dunkle Perioden
uralter Völkerbeziehungen, die nicht nur bis an die Ostküste
Südamerikas, sondern sogar bis in- die indische Kulturwelt hin¬
überreichen, denn ihre am genauesten entsprechende Parallele
findet sich nicht auf amerikanischem Boden, sondern in Hinter¬
indien (Siam und Laos). Vgl. Bastian, Völker des östlichen
Asiens I, p. 354.
Dies führt uns nun auf die Frage der altweltlichen Sagen¬
elemente in Amerika. In verhältnissmässig grosser Zahl hat sie
Boas bei den nordwestamerikanischen Stämmen nachgewiesen,
und die Jesupexpedition hat die nordostasiatischen Mythen in
enge Verbindung mit den benachbarten amerikanischen gebracht,
so dass wenigstens über die Behringstrasse her ein Import und
Austausch erfolgt sein muss. Jedenfalls kommt aber daneben
auch der direkte durch Meeresströmungen gegebene Seeweg
von Japan nach dem südlichen Teil des heutigen Brit. Kolum¬
bien in Betracht , der wie wir wissen oft genug unfreiwillige
Berührungen von Asiaten und Amerikanern vermittelt hat.
Demgemäss sind auch die spezifisch japanischen Elemente
für die Gestaltung der neuweltlichen Mythen besonders bedeut¬
sam geworden.
Wie gross der Einfluss des so reichen Sagenschatzes und
der phantastischen Shintomythologie Japans hierbei gewesen
ist, sei nur an zwei willkürlich herausgegriffenen Beispielen dar-
676
XIV. Amerikanisten-Kongress.
gelegt, die darauf hindeuten, dass eine eingehendere Prüfung
und Vergleichung uns noch manche Ueberraschung bereiten wird.
Nach der Erzählung des altjapanischen Geschichtswerkes
Kojiki stieg Okuninushi, der Urenkel des die Unterwelt be¬
herrschenden Bruders der Amaterasu Susanowo , zu diesem
hinab, um ihn um Rat und Hilfe gegen seine Brüder zu bitten.
Diese hatten ihm wegen seiner Werbung um eine schöne Prin¬
zessin nach dem Leben getrachtet, indem sie glühenden Felsen
auf ihn rollten und ihn in einen gespaltenen Baum nach Her¬
ausschlagen der Keile einklemmen Hessen. Er entkam allen
Anschlägen mit Hilfe seiner Mutter, der Sonnengöttin. Um den
Ahnen günstig zu stimmen, vermählt er sich vorher mit dessen
Tochter. Der erzürnte Susanowo unterwirft ihn verschiedenen
Prüfungen. Er sperrt ihn in der ersten Nacht in die „Schlangen¬
kammer“, in der zweiten in einen Raum mit giftigem Gewürm
und schiesst drittens einen Pfeil in ein Dorngebüsch, das er
anzündet, als sein Urenkel ihn auf sein Geheiss suchen will.
Wir haben hier also die wohlbekannten Züge der amerikani¬
schen Sage beieinander, die Probe der Baumkeile und des
heissen Steins der nordwestlichen Mythe vom Besuch im
Himmel, ebenso den heissen Stein und die Schreckenskammern
der Quichesage von dem Aufenthalt der beiden Brüder in
der Unterwelt Xibalba, das brennende Dickicht mit der Rettung
im Erdloch , von dem die Mundruku Mythe erzählt , dagegen
fehlt das in Asien überhaupt noch nicht nachgewiesene Ele¬
ment der Pfeilkette.
Weitere wichtige Beziehungen zur japanischen bezw. nord¬
ostasiatischen Sage sind in der universell verbreiteten, neuer¬
dings auch in Amerika nachgewiesenen Märchen von der sog.
„magischen P'lucht“ enthalten. Ihre unzähligen fast über die
ganze Erde, ausser Afrika, zerstreuten Versionen stimmen alle
darin überein, dass eine oder mehrere Personen in die Gewalt
eines Dämon oder Ungeheuers gelangen, diesem entfliehen und
dem Verfolger Gegenstände hinwerfen, die sich in Hindernisse
verwandeln für ihn. Eine besonders reiche Ausbildung hat die
Sage in Indien erfahren, von wo aus sie sich wahrscheinlich
in die nordasiatische, europäische und polynesische Märchen¬
welt PHngang gefunden hat (vgl. Tawneys Nachweise in seiner
Uebersetzung des Kathasarit sagara I., p. 368). Einen eigen-
XIV. Amerikanisten-Kongress.
677
artigen Charakter trägt sie im Nordosten Asiens zunächst in
Japan, dann in Ostsibirien bei Tschuktschen und Jukagiren
(n. Bogoras). Diese Version hat nun auch in Amerika ihren
Einzug gehalten und eine Reihe selbständiger Varianten erzeugt,
von denen einige aber wesentliche Züge verdreht oder miss¬
verstanden wiedergeben. Bezüglich der nordwestamerikanischen
und Eskimoversion hat sich Boas bereits eingehend geäussert
Jndian. Sagen, p. 352). Aus dem Osten Nordamerikas ist sie
nur in entstellter Eorm bei den Nenenot in Labrador bekannt.
In Zentralamerika ist sie noch nicht nachgewiesen, in Südame¬
rika dagegen erscheint sie an drei Stellen und zwar erstens
unvollständig in der peruanischen Conirayamythe, wo der Gott
vor der Gattin des Pachacamac flieht, deren Töchter er entehrt
hatte, zweitens in einer vonBarboza Rodriguez (Poranduba
p. 250) mitgeteilten Sage der Mundruku, die einen echt nordwest¬
amerikanischen Zug enthält, und endlich drittens, in allen Teilen
vollständig, in einer von mir aufgezeichneten Karayasage von
den Pirarucufischen, die sich in ^Menschengestalt der Weiber
eines Dorfes bemächtigen, indem sie die Gestalt ihrer Gatten
annehmen (Beitr. z. Völkerk., Bras. p. 41). Eine der Frauen
entflieht ihrem Pseudogatten und wirft unterwegs Asche, Sand
und Kohlen hinter sich, aus denen Hindernisse entstehen, die
den Verfolger zwingen abzulassen.
Allen diesen amerikanischen Fluchtsagen ist nun ein Motiv
gemeinsam, das auch als selbständige Erzählung weit verbreitet
oder mit anderen Sagen von einer Tötung von Ungeheuern
verquickt ist. Der betreffende Dämon lässt sich nämlich von
seinem Gaste das Ungeziefer absuchen oder auch nur den Kopf
kratzen, die Haare kämmen u. dergl. Anstatt der Läuse finden
sich dann Frösche, Schlangen (in Nordwestamerika), Fisch¬
stacheln (b. Karaya), Biberhaare (Nenenot), in den entsprechen¬
den asiatischen Versionen Käferschilder (Korjäken n. Bogoras),
Skolopender (n. Japan). In den letztgenannten Fällen fehlt die
sich anschliessende Flucht ebenso wie in der Yurakarémythe,
wo von Ameisen die Rede ist. Auf Samoa kommen, wie in
Japan, das Parasiten- und das Fluchtmotiv in zwei verschiedenen
Erzählungen vor. In einigen Fällen ist es übrigens der Dämon
selbst, der die Untersuchung vornimmt oder beide Teile be¬
dienen sich gegenseitig (Zuñimythe). An dem gemeinsamen
678
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Ursprung aller dieser Mythen ist solchen Uebereinstimmungen
gegenüber nicht zu zweifeln, zumal diese sich auch auf ganz
nebensächliche Momente erstrecken. So findet sich die Zu¬
mutung, die gefundenen Parasiten zu essen und die listige Um¬
gehung dieses Verlangens nicht nur in der japanischen Sage,
sondern auch bei den Bil^ula und Yurakaré, in anderem Zu¬
sammenhänge aber auch in polynesischen Mythen. Woher die
Sage stammt, welches ihre Grundform und tiefere Bedeutung
ist, bliebe zu untersuchen. Abschliessendes lässt sich zur Zeit
noch nicht darüber sagen. Es liegt indessen nahe, Japan als
den Ausgangspunkt der kombinierten Parasiten- und Flucht¬
mythe anzunehmen, nachdem wir uns von dem engen Zusammen¬
hang der dortigen Sage von dem Besuch in der Unterwelt mit
der amerikanischen vom Besuch im Himmel und den damit ver¬
bundenen Prüfungen überzeugt haben. In der Tat weist nun
auch Japan für diese Kombination die älteste Fassung auf, die
uns das alte aus dem achten Jahrhundert stammende Werk
Nihongi überliefert hat. Es wird dort erzählt, wie Isanagi
seine verstorbene Gattin Isanami aus der Unterwelt heraufholen
will. Als sie sich weigert, ihm zu folgen, macht er I.icht durch
anzünden eines Kammes und sieht statt seiner Frau einen ver¬
wesenden, mit Maden bedeckten Leichnam. Er äussert seinen
Abscheu, worauf ihn der Geist lanamis durch Furien verfolgen
lässt, die er sich durch Wegwerfen seines Kammes und seines
Kopfschmuckes vom Leibe hält. Aus jenem entstehen Trauben,
aus diesem Bambussprossen, um die die Verfolgerinnen sich
streiten. In einer anderen Version sieht er „acht Arten Donner¬
götter“ an Kopf und Leibe seiner Frau haften, die sich dann
auf ihn stürzen (vergi, die Uebersetzung von l'lorenz im Supp),
der Mitteil. d. d. Ges. in Tokio 1903).
Die ganze Handlung spielt sich also ebenso wie die Oku-
ninushisage in der U n t e r w e 1 1 ab. Die betreffenden Dämonen
gehören also dem Totenreiche an, und solche werden bei den
meisten Völkern als mit Unrat bedeckte, auch schlangenhaarige
W'esen aufgefasst (wie Charon, die Gorgonen und PYinnyen),
Vorstellungen, die sich wiederum leicht mit der des maden¬
bedeckten Kadavers assoziieren oder dadurch hervorgerufen sind.
Auch unsere Sage bringt die höllischen Geister mit dem Unge¬
ziefer in Verbindung und der Teufel ist der h'liegengott, „der
XIV. Amerikanisten- Kongress.
679
Herr der Ratten und der Mäuse u. s. w.“. Die Donnergötter
der japanischen Mythe gehören in denselben Ideenkreis, da nach
dortigem Volksglauben der Gewitterregen das Ungeziefer erzeugt.
Endlich seien die namentlich in Amerika und Polynesien weit
verbreiteten Sagen erwähnt, in denen schädliche Tiere, Moskitos
und dergl. aus der Asche eines verbrannten Dämons oder Men¬
schenfressers entstehen. Plin interessantes Beispiel dieser Art
ist die Ualriepisode der Juruparimythe.
Das Wegwerfen von Gegenständen wie Kämmen und dergl.,
sowie das Aufliäufen von Sandhügeln, um Geistern den Weg zu
verlegen, ist ein noch jetzt im nordöstlichen Asien geübter scha-
manistischer Brauch bei Leichenzeremonien (n. Bogoras, Am.
Anthr. N. S. IV, 1902, p. 626). Es ist demnach wohl in Ost¬
asien die fast universell verbreitete Eluchtmythe mit Vorstel¬
lungen, die sich an magisch nekromantische Praktiken an-
schliessen, verknüpft und in dieser Eorm schon in sehr früher
Zeit nach Amerika importiert worden, wo die nordwestlichen
Stämme sie in ihrem Sinne modifiziert und weiter verbreitet
haben ^). Nur an der pazifischen Küste wird der Kamm noch
als Abwehrmittel angeführt.
Dasselbe Karayamärchen von den Pirarucus enthält als
Episode auch das in zahlreichen altweltlichen Parallelen sich
wiederfindende Element der „Trugheilung“. Die fliehende Frau,
die ein schön bemaltes Kind bei sich hat, wird von einem
Jaguar gestellt, der sich von ihr ebenso verschönern lassen will.
Er folgt ihrem listigen Rate, sich in einer Erdgrube dem F'euer
aussetzen zu lassen und findet so seinen Tod. Genau das gleiche
erzählt und zwar mit denselben Worten, wie ich sie aufzeichnete,
die von Boas mitgeteilte Sage der Kutenay am Kolumbiastrom
(Verh. d. Beri, anthr. Ges. 1891). Die interessantesten Paral¬
lelen aus altweltlichen Mythenkreisen sind die Tötung des Königs
Pelias durch seine Töchter auf den Rat der Medea, sowie die
Verbrennung eines indischen Königs durch seine ungetreue Ge¬
mahlin in dem Zehn-Prinzen-Roman des Dandin. Eine genauere
Untersuchung über Verbreitung und Wesen dieses Märchenstofifs
9 Namentlich verbindet sich die „magische Flucht“ gern mit den in Nord¬
amerika reich ausgebildeten Oger- oder Kannibalenmythen, die zum Teil selb¬
ständig sind, zum Teil aber ebenfalls auffällige Parallelen zu den ostsibirischen
zeigen.
68o
XIV. Amerikanisten-Kongress.
von dem sich in allen Sagenkreisen Spuren finden, namentlich
da, wo es sich um die Tötung von Ungeheuern, Hexen und
dergl. handelt, ist dringend zu wünschen.
Auf Beziehungen zur polynesischen Mythe deutet das Frag¬
ment der Karayasage, nach der die Sonne zu langsamerem Lauf
gezwungen wird, indem der Heros ihr ein Bein abschneidet.
Eine zweite südamerikanische Parallele zu dieser bekannten Epi¬
sode des Mauimythus enthält die tamanakeische Sage von Amali-
vaca, der seinen Töchtern, natürlich ebenfalls Sonnenwesen wie
er, ein Bein bricht, damit sie nach Ablaufen der Flut unter
den Menschen bleiben und für deren Fortpflanzung sorgen.
Diese Version würde indes auch für eine unabhängige Entstehung
der ganzen mythischen Idee auf südamerikanischem Boden
sprechen können.
Wenn diese Mitteilungen die Erkenntnis befestigen sollten,
dass auch das Studium der südamerikanischen Legenden reiche
Erüchte für die vergleichende Mythologie verspricht und für
die Erage nach der Beeinflussung der neuen Welt durch die
alte wegen der längeren und strengeren Isolieruug des südlichen
Kontinents von fundamentaler Bedeutung ist, so ist damit ihr
Zweck erfüllt. Die Untersuchung hat mehr Eragen gestellt als
gelöst, mehr Wahrscheinlichkeitsschlüsse, als gesicherte Er¬
gebnisse gebracht, aber sie hat doch einige der Hauptprobleme
formuliert und weiteren Forschungen die Wege gewiesen. Auch
auf ethnologischem Gebiet ist in Südamerika die Periode der
Pionierarbeit, des blossen Sammelns von Museumsobjekten und
Wörterlisten zu Ende. Es bedarf zielbewusster methodischer
Erforschung auch des geistigen Lebens der Aboriginer nach
dem Vorbilde der grossartigen Arbeiten in Nordamerika, die
jetzt, wo der Handel und die Kolonisation in bisher völlig un¬
zugängliche Gebiete dringen und damit neue Gelegenheit für
Berührungen mit den Eingeborenen schaffen, nicht länger auf¬
zuschieben ist.
Europäische Märchen unter den argen¬
tinischen Arankanern.
Von Dr. Robert Lehman n -Nitsc he, La Plata.
Nachdem die zünftige Philologie den Wert exakter Auf¬
nahmen der heute noch lebenden primitiven Sprachen anschei¬
nend vollkommen verkennt und speziell in Südamerika ein un¬
ersetzliches Material durch das unaufhaltsame Aussterben der
Eingeborenen verloren geht, ohne dass sich, bis auf wenige
aufzuzählende Ausnahmen, die Fachphilologen darum küm¬
merten, wäre es für den Vortragenden eine unverzeihliche
Unterlassungssünde gewesen , nicht seinerseits in seinem be¬
schränkten Wirkungskreise im Weichbilde der Stadt La Plata
sprachliches Material zu Papier zu bringen, obwohl ihm der¬
artige Studien seiner Vorbildung nach fernliegen. Im Laufe
der Zeit konnte er eine grössere Anzahl (gegen 70) araukani-
scher Texte aufzeichnen, welche die von Rudolf Lenz in San¬
tiago de Chile zusammengebrachte grossartige Sammlung von
chilenisch-araukanischen Texten nun für Argentinien komplet¬
tieren.
Das vom Vortragenden gesammelte Material gliedert sich
in selbständige psychische Schöpfungen der betreffenden Leute
(Erzählungen über Episoden aus ihrem Leben, über Sitten und
Gebräuche ihres Volkes und dessen trauriges Schicksal etc.)
und in Lieder und Märchen in mehr oder weniger fest¬
geprägter Form. Von den Märchen und Tierfabeln ist der
grösste Teil ohne nachweisbaren europäischen Einfluss. In
einigen erscheinen Anklänge an solchen, was man aber zwanglos
682
XIV. Amerikanisten-Kongress.
als Konvergenzerscheinung auffassen kann. So tritt z. B. in
einer Tierfabel der Fuchs auf, der durch List den Jaguar mit
der Axt erschlägt und sich dessen Fell abzieht und umnimmt,
um damit zu paradieren und die Hunde (seine Feinde) in
Schrecken zu setzen. In Europa ist dieser Gedanke in der
Geschichte vom Esel in der Löwenhaut allgemein bekannt.
Ein kleiner Teil der Texte ist aber unzweifelhaft euro¬
päisch. Rudolf Lenz hat solche bereits veröffentlicht. Vor¬
tragender kann auch derartige vorlegen , welche für Deutsch¬
land , dem Lande , wo der diesmalige Amerikanistenkongress
stattfindet, von besonderem Interesse sein dürften, und wo ja
durch die klassische Sammlung der Gebrüder Grimm gerade
die deutschen Märchen das Gemeingut aller geworden sind.
Eine spezielle Kommentierung der folgenden Sagen,
welche hiermit zum ersten Male, und zwar in deutscher Ueber-
setzung, erscheinen, und ihre Vergleichung mit den in Europa
und sonst in der Welt vorkommenden Parallelen ist nicht er¬
folgt. Vortragendem ist dies mangels literarischer Hilfsmittel
in Argentinien unmöglich gewesen. Aber ein jeder kennt doch
die bekannten europäischen Fassungen und wird mit Genuss
selber die eigenartigen Veränderungen, Verstümmelungen, Ver¬
schmelzungen aus verschiedenen Elementen und lokalen Assi¬
milierungen herausfinden. Vortragender möchte eben für ver¬
gleichende mythologische Studien einen Beitrag aus Südamerika
liefern und wenigstens diesen Teil seines Materials nicht mehr
länger hintanhalten, zumal da der Zeitpunkt der Veröffent¬
lichung seiner sämtlichen araukanischen Texte nebst Ueber-
setzung vorläufig nicht abzusehen ist.
Ob Nr. I und 2 europäisch sind, resp. inwieweit, lasse
ich dahingestellt. Immerhin mögen sie hier mit Platz finden.
Nr. I klingt an die bekannte Erzählung von Heinrich dem Welfen
und seinem Löwen, Nr. 2 an arabisch- europäische Märchen.
Nr. 3 ist die Geschichte vom Hasen und Swinegel, nur mit
anderen Tieren. Nr. 4 findet sich in anderer l'assung auch bei
I.enz, P^studios Araucanos, VI, Nr. 7, p. 200 ff-, Araukanische
Märchen Nr. 1 1 , und niemand zweifelt wohl am europäischen
Ursprung. Nr. 5 und 6 sind unsere Märchen vom Hänsel und
Gretel, resp. den Bremer Stadtmusikanten in zum Teil lächer¬
licher Uebereinstimmung.
XIV, Amerikanisten-Kongress.
683
I.
Eine Geschichte vom Tiger und einem Menschen.
Einmal wurde ein Indianer von den Christen gefangen
genommen. Er entkam aber und irrte dann lange Zeit allein
in der grossen Wüste umher. Beinahe wäre er vor Hunger
gestorben. Einmal nun traf er den Tiger, und der arme Teufel
glaubte schon, der würde ihn zerreissen. Vor Furcht fing er
an zu zittern und kniete nieder, um zu Gott und dem Tiger
zu beten. Der Tiger spitzte die Ohren, setzte sich dann neben
ihn hin und weinte. Der Indianer ging also seinen Weg weiter,
und der Tiger tat ihm nichts. Er folgte dem Indianer, aber
eine Weile später ging er voran und trennte sich dann von
seinem Gefährten, Als er weiterhin Strausse antraf, erjagte er
sofort einen und kehrte um zu seinem Gefährten, der fast tot
vor Hunger war. Kaum- noch konnte er zu Fusse gehen. Da
er aber schon wusste, dass der Tiger ihm nichts tun würde,
fasste er Mut und machte sich von neuem auf den Weg. Da
sah er das blutbedeckte Maul des Tigers und ging diesem nach.
Und als er ankam , sah er den Strauss und trank dessen Blut.
So entging der Indianer dem Hungertode durch die Hilfe
des Tigers. Noch sehr viele Tage begleitete ihn der Tiger;
erst als sie Menschen antrafen, trennte er sich von seinem Ge¬
fährten. So konnte dieser in sein Land und zu seinem alten
Heim zurückkehren.
II.
Die Geschichte von der alten Hexe.
Es war einmal eine alte Hexe, die wohnte auf ihrem
Alten-Hexenberge. Da konnten die Leute nicht vorübergehen,
denn die Alte hatte einen grossen Sack. Darin gingen alle zu¬
grunde, welche nach oben auf den Berg blickten.
Es war nun einmal ein kleiner Christ, der sagte:
»Ich will zu der alten Hexe ihrem Berge gehen und nicht
nach oben sehen, wenn sie mich ruft.«
Er machte sich also auf, sattelte sich eine Ziege statt
eines Pferdes und kam zu dem Berge, wo die alte Hexe war.
Die sagte zu ihm:
684
XIV, Amerikanisten-Kongress.
»Kleiner Christ, komm doch herauf zu mir!«
Der aber sah nicht nach oben.
»Sieh doch hierher, kleiner Christ!« rief wiederum die
Hexe, aber er tat es nicht, sondern entgegnete ihr;
»Sieh doch du nach unten. Alte!«
Die aber blickte nicht nach unten , sondern rief ihm
wieder zu:
»Sieh nach oben, kleiner Christ!«
Der aber blickte nicht nach oben, sondern sagte;
»Blick du hierher nach unten.«
Da blickte die Alte nach unten und stürzte plötzlich her¬
unter, ganz tief in die Erde hinein, so dass nur das eine Bein
herausguckte. Da zog sie der kleine Christ mit dem Sattelgurt
heraus, band daran einen grossen geflochtenen Lasso und stieg
zu Pferde.
Die alte Hexe aber hatte einen Kopf von Eisen. Der
kleine Christ aber zog ihr die Zunge heraus und band sie an
seinen Sattelriemen fest. So kam er zu Hause an.
Da liess ihn der König rufen, und er ging hin.
»Wie hast du das fertig gebracht , um die alte Hexe zu
töten?« fragte der König.
»Ich tötete sie, weil Gott es so wollte,« antwortete der
kleine Christ.
Da sagte zu ihm der König:
»Es gibt einen wilden Stier mit goldenen Hörnern, wenn
du den tötest, gebe ich dir meine Tochter zur Erau.«
»’s ist recht,« erwiderte der kleine Christ und machte sich
auf, sattelte seine kleine Ziege wie ein Pferd, band an den
Sattelriemen seinen grossen geflochtenen Lasso und ritt los.
Und wie er ankam, rief er:
»Wo ist der Stier mit den goldenen Hörnern?«
»Hier gerade vorn!« erhielt er zur Antwort.
PT ritt also drauf los und traf ihn gerade, wie er die Erde
stampfte. Die Hörner glänzten ihm nur so von Gold. Und
wie er den Mann witterte, kam er direkt auf ihn zu. Dieser
aber zog plötzlich seinen grossen geflochtenen l.asso und fing
ihn damit. Dann stieg er von seinem Pferde, der kleinen Ziege.
Diese aber blieb fest stehen wie ein Pfahl. Dann erwürgte er
XIV. Amerikanislen-Kongress. 685
den Stier und tötete ihn, schnitt ihm die Horner und die Zunge
ab und nahm das alles mit zum König.
Da gab ihm der König seine Tochter zur Frau und ausser¬
dem einen Ring.
»Mit diesem Ring kannst du verlangen , was du willst,«
sagte zu ihm der König. Er aber sprach:
»Ring! Möge sich ein grosses Haus bilden, für mich zum
Wohnen !«
Da bildete sich ein grosses Haus, und dorthin brachte er
seine Frau. In der Nähe aber wohnte ein Neger. Der verliebte
sich in die Frau des kleinen Christen. Und wie der einmal
schlief, zog er ihm den Ring vom Finger. Dann aber sagte er:
»Ring! Durch deine Wunderkraft bringe mich an die
andere Seite dieses Sees mit dieser Frau!«
Da war er auch schon auf der andern Seite des Sees.
Wie der kleine Christ aber aufwachte , hatte er keinen
Ring mehr. Da rief er den Hund' und die Ratte:
»Ihr werdet euch jetzt auf die andere Seite des Sees be¬
geben !«
Da setzte sich die Ratte dem Hund aufs Ohr [und der
Hund schwamm los]; mitten im See ruhten sie aus, dann ging
es weiter, bis sie auf die andere Seite kamen, wo sich der Neger
aufhielt. Da sprach der Hund:
»Vorwärts, Ratte, du bist kleiner als ich!«
Da machte sich die Ratte auf. Der alte Neger und die
Frau schliefen aber gerade. So traf ihn die Ratte, huschte
leise hinein und zog ihm den Ring ab.
> Dieser Neger soll vier Tage schlafen, Ring!« sagte die
Ratte und lief wieder zurück. Wie sie aber an das Ufer des
Sees kam, sprach sie:
»Sofort wollen wir am Hause des kleinen Christen an¬
kommen, Ring!«
Und sofort kamen sie an und brachten auch die Frau des
kleinen Christen mit.
»Ich befehle jetzt, dass der König seine Tochter wieder
zurücknimmt!« sagte der kleine Christ. »Wenn er das nicht
will, werde ich alle töten lassen!«
Da nahm der König seine Tochter wieder zurück.
686
Xl\\ Amerikanistea-Kongrèss.
So kam der kleine Christ wieder zu seinem Ringe. Dem
Hund und der Ratte aber schenkte er ein grosses Haus, um
darin zu wohnen. Er hatte mehr Macht als der König und
war Herr über das Land.
III.
Die Geschichte vom Fuchs und vom Frosch.
(Hase îind Sivinegel.}
Der Fuchs und der Frosch sprachen einmal zu einander:
»Wir wollen spielen,« sagten sie. »Uebermorgen wollen
wir spielen.«
Da sprach der Frosch:
»Ich will meine Freunde einladen.«
»Ich will auch meine Freunde einladen,« antwortete der
Fuchs.
Sie kamen also zusammen.
»Was wollen wir zuerst spielen?« fragte der Frosch den
Fuchs.
»Irgend was wollen wir spielen,« antwortete der, »du sollst
angeben was.«
Da sagte der Frosch :
»Wir wollen Ball spielen.«
»Du wirst nicht gewinnen,« entgegnete der Fuchs.
Der Frosch aber sagte;
»Ich werde dich bald herumspringen lassen,« und kräm-
pelte sich die Aermel auf. Dann frug er den Fuchs:
»Worum wollen wir spielen, verdammter Fuchs, Gross¬
maul?«
Da antwortete der Fuchs;
»Um irgend etwas wollen wir spielen.«
Da sagte der h'rosch :
»Gut, um irgend etwas wollen wir spielen.«
Da entgegnete der Fuchs :
»Ich werde um ein gesatteltes Pferd spielen,« sagte er.
»Nun wollen wir also spielen,« sagte der Frosch. »Los,
Freunde,« sagte er zu seiner Partei. »Spielt um Dinge, die
etwas wert sind, wir werden nicht verlieren, bald sollen die
verdammten Füchse verlieren.«
XIV. Amerikanisten- Kongress.
687
Da frug der Fuchs den Frosch :
»Nun, hast du Mitspieler gefunden?«
»Gewiss,« antwortete der.
Sie spielten also und der Fuchs verlor. Als er nun vei -
loren hatte, frug er wiederum den Frosch;
»Was wollen wir jetzt nun spielen?«
»Sag du selber, was du willst.«
Da sagte der Fuchs;
»Morgen wollen wir von neuem spielen.«
Am andern Morgen also kamen sie wieder zusammen.
»Nun wollen wir wieder spielen,« sagte der Fuchs zum
Frosch. Der aber antwortete:
»Wie du willst. Welche Klasse von Spielen wollen wir
jetzt spielen?«
»Wir wollen Wettlaufen,« sagte der Fuchs, und der Frosch
antwortete:
»Gut! Um welches Pferd wirst du spielen?«
»Um meinen dunkelbraunen Pony, nur um diesen,« ant¬
wortete der Fuchs. Dann frug er den Frosch;
»Und um welches Pferd wirst du spielen?«
»Ich um meinen hellbraunen Pony,« antwortete der.
Dann sagte der Fuchs zum Frosch;
»Du wirst ja doch nicht im Wettlaufen gewinnen!«
»Und du auch nicht,« entgegnete er dem Fuchs. »Du
am allerwenigsten wirst gewinnen, Freundchen, verdammter
Fuchs, Falschspieler!«
Da entgegnete dieser :
»Du wirst am allerwenigsten gewinnen, Freundchen Frosch.«
Sie machten sich also auf den Weg, und unterwegs frug
der Fuchs den Frosch;
»Wieviel Strecken sollen es sein ?«
Der Frosch aber antwortete;
»Vier !«
Nun kamen sie zum Zielstrich und Hessen den Einsatz zurück.
»Hier wollen wir alle Wertgegenstände zurücklassen,« sagte
der Frosch zu dem Fuchs, »denn du bist ein falscher Spieler.«
»Na ja,« sagte der Fuchs, und sie liefen aus. Und als sie
schon eine Strecke zurückgelegt hatten, fragte der Fuchs ;
688
XíV. Amerikanisten-Kongress.
)AVo kommt denn mein Freund Frosch?«
Da schrie dieser aber schon;
»Hier bin ich, Freund Fuchs.«
Da lief der Fuchs wieder eine Strecke. Und als er wieder
am Ziele vorbeikam, frug er von neuem:
»Wo kommst du, Freund Frosch?«
Da schrie aber schon der Frosch, um eine Strecke voraus;
»Hier bin ich schon wieder, verdammter Fuchs.«
Der Fuchs aber peitschte sein Pferd, legte wieder eine
Strecke zurück und rief von neuem ;
»Wo kommst du, Freund Frosch?«
Und wiederum eine Länge voraus quakte der Frosch :
»Hier, hier komme ich.«
Der Fuchs aber galoppierte von neuem, und als er wiederum
beinahe beim Zielstrich ankam, rief er wieder;
»Wo kommt denn der verdammte Frosch? Hierher will
ich ihn rufen. Wo kommst du denn, Freundchen Frosch?« rief
er wieder, als er beinahe beim Zielstrich war.
»Hier bin ich, verdammter Fuchs,« antwortete der.
Da peitschte dieser von neuem sein Pferd. Der Frosch
aber rief schon als erster am Zielstrich:
»Woher kommst du denn, Freundchen Fuchs?« als dieser
am Zielstrich endlich ankam.
Auf diese Weise wurde der Fuchs besiegt.
IV. .
Die Geschichte vom Hund und der Ratte.
P?s waren einmal ein Hund und eine Ratte. Da frug man
die Ratte:
»Warum durchlöcherst du das Haus der Christen?«
Die Ratte antwortete ;
»Weil mich die Katze tötet. Deswegen durchlöchere ich
das Haus der Christen.«
[Da frug man die Katze;
»Warum tötest du die Ratte?«
Die Katze antwortete;]
»Weil mich der Knüppel prügelt. Deswegen töte ich die Ratte. «
Da frug man den Knüppel;
XIV. Amerikanisten- Kongress.
689
«Warum prügelst du die Katze, Freund Knüppel?«
Der Knüppel antwortete :
»Weil mich sonst das Feuer brennt. Deswegen prügle ich
feste drauf los.«
Da frug man das h'euer:
»Warum brennst du den Knüppel?«
Das Feuer antwortete;
»Weil mich sonst das Wasser löscht. [Deswegen brenne
ich den Knüppel.«
Da frug man das Wasser:
»Warum löschest du das Feuer?«]
Das Wasser antwortete:
»Weil mich der Ochse, die Kuh, das Pferd, das Schaf,
weil mich alles trinkt. Deswegen lösche ich das F'euer.«
Da frug man den Ochsen:
»Warum trinkst du das Wasser?«
Der Ochse antwortete :
»Weil mich das Messer schneidet. Deswegen trinke ich
das Wasser.«
Da frug man das Messer;
»Warum schneidest du den Ochsen?«
Das Messer antwortete:
»Weil mich der Stein abschleift. Deswegen schneide ich
den Ochsen.«
Da frug man den Stein;
»Warum schleifst du das Messer ab?«
Der Stein antwortete ;
»Weil mich die Sonne erhitzt. Deswegen schleife ich das
Messer ab.«
Da frug man die Sonne:
»Warum erhitzest du den Stein?«
Die Sonne antwortete:
»Weil mich die Wolke bedeckt. Deswegen erhitze ich den
Stein.«
Da frug man die Wolke:
»Warum bedeckst du die Sonne?«
Die Wolke antwortete :
'»Weil mich der Wind dahinfegt. Deswegen bedecke ich
die Sonne.«
44
690
XIV. Amerikanisten-Kongress.
Da frug man den Wind :
»Warum fegst du die Wolke dahin?«
Der Wind antwortete;
»Weil die Wolke regnen lässt. Deswegen fege ich sie dahin.«
Da frug man den Regen:
»Warum regnest du?«
Der Regen antwortete:
»Gott befiehlt’s mir. Deswegen regne ich. Ich selber
regiere mich nicht. Gott regiert den Regen, deswegen regnet
es, weht der Wind, fällt der Schnee und ziehen die Wolken.
Alles dies befiehlt Gott. Wir allein regieren nicht. Es gibt
eben einen, der uns regiert!«
V.
Die Geschichte von der Alten mit ihrem Manne.
(Hänsel und Gretel).
Es war einmal ein altes Ehepaar, das war sehr geizig. Die
hatten zwei Söhne. Einmal nun sagten sie zueinander: „Wegen
denen können wir nicht gut leben. Besser wäre es, wenn wir
sie mitten in den Wald führten!“ Und die Erau fuhr fort:
„Morgen ganz früh stehst du auf, Alter, und wir führen die
zwei Rangen in den Wald!“ — Am andern Morgen also standen
sie auf und gingen fort. Und als sie mitten in den dichten
Wald gekommen waren, sagte die Frau; „Hier wollen wir sie
lassen,“ und versteckten sie. So blieben die beiden Brüder
hilflos zurück. Die Alten aber, nachdem sie ihre Kinder zurück¬
gelassen hatten, gingen fort, sehr zufrieden.
„Wo sind unsere Eltern hingegangen, Bruder?“ fragten
sie einander und fingen an zu weinen. Nun brach auch die
Nacht herein und mitten im Walde mussten sie bleiben. Gegen
Morgen aber erblickten sie von weitem ein kleines Licht. Da
sagten sie zu einander: „Vorwärts, Freundchen, diesem kleinen
Lichte wollen wir nachgehen!“ und folgten ihm. Das Licht
aber wanderte und als der Morgen graute, konnten sie’s nicht
mehr sehen. Und als es Tag wurde, standen sie auch schon
vor ihrem Hause. Als sie nun so ankamen, sahen sie ihre
l'dtern. „Da kommen sie ja wieder, gerad’ da vorn, die beiden
XIV. Amerikanisten-Kongress.
691
Rangen,“ rief die Frau. „Was fangen wir bloss mit ihnen an?“
fragten sie sich gegenseitig. „Morgen ganz früh, wollen wir
sie nochmals fortführen, aber viel weiter, damit sie nicht wieder
zurück können!“
Wie es nun Nacht wurde, legten sich alle schlafen. Da
hörte der ältere Bruder, wie die Mutter sagte: „Alter, morgen
früh gehen wir und bringen sie viel weiter fort. Dann lassen
wir sie dort, damit sie nicht wieder zurückkommen!“ „Gut,“
antwortete der Vater. Am andern Morgen aber stand der
Junge auf und nahm viel Maiskörner mit. Die streute er auf
den Weg. Das war das Merkzeichen, denn er wusste ja, dass
die Alten sie wieder in dem grossen Walde verstecken würden.
Nachdem sie also von den Eltern zum zweiten Male, aber
viel weiter zurückgelassen waren, kehrten sie wieder zurück,
denn die Maiskörner zeigten ihnen den Weg. Und am andern
Tage früh kamen sie wieder zu Hause an. „Ihr zwei Rangen
was machen wir mit euch?“ sagten die Eltern. Die Mutter
aber gab ihnen zu essen und sie assen gut. Am andern Morgen
früh aber gingen sie viel weiter fort und nahmen ihre beiden
Kinder wieder mit. Diesmal aber blieben die zwei hilflos zu¬
rück. Nachdem sie viel herumgeirrt waren, kamen sie zu einem
kleinen Häuschen. Dort lebte ein altes Ehepaar. „Ach, ihr
lieben Kinder, was macht ihr denn hier?“ rief die Alte. „Wir
irren hilflos umher, so kamen wir hierher,“ antworten die beiden
Brüder. Da nun die beiden Alten kein einziges Kind hatten,
freuten sie sich sehr. „Ach ihr armen Kinder!“ sagten sie.
„Wir selber haben keine Kinder, aber Gott hat uns geholfen
und hat uns euch hierher geschickt.“ Da behandelten sie die
beiden Brüder als ihre eigenen Kinder und kauften ihnen alles,
Schuhe, Hüte und Stiefel. „Ach, meine lieben Söhne,“ nannte
sie die Alte und freute sich , die beiden aber nannten sie
Mama. „Wir haben Glück gehabt, Bruder, dass wir eine so
gute Mutter gefunden haben!“ sagte einer zum andern.
Eines Tages nun baten sie ihre Pflegemutter : „Erlaube
uns auf die Jagd zu gehen, wir wollen die kleinen Vögel hier
herum jagen!“ „Gut, geht nur ruhig, meine Kinder!“ antwor¬
tete die Alte. Da sattelten sie ihre Pferde und ritten fort.
Wie sie nun zu einem kleinen Hügel kamen, ritten sie hinauf
und erblickten von oben in der Ferne ein kleines Haus. Da
692
XIV. Amerikanisten-Kongress.
sagte der ältere: „Grad da vorn ist ein kleines Haus, Bruder.
Es scheint das Haus unserer richtigen Eltern zu sein!“ Da
gingen sie hin und sahen ihre Eltern. Da rief die Alte: „Da
kommen ja die beiden Rangen an.“ Wie sie ankamen, sagten
sie: „Grüss Gott, Mutter!“ „Grüss Gott, Jungens!“ antwortete
diese und tat, als ob sie weinte. „Ihr werdet jetzt hier bleiben!“
Die beiden Brüder wollten aber nicht. „Wir wissen nicht,
warum wir hier bleiben sollen, denn eines schönen Tages werdet
ihr uns wieder hilflos in dem Walde zurücklassen!“ — Die
Mutter wollte sie aber nicht wieder fortlassen. „Bleibt doch
bei uns Kinder,“ bat sie. „Wir wollen nicht,“ antworteten die
beiden Brüder.
Als am andern Morgen aber die andere Erau sah, dass
ihre Pflegekinder nicht zurückgekommen waren, ging sie dem
Wege nach und nahm ihren grossen schwarzen Hund mit, der
war sehr böse. Und wie sie das Haus der eigentlichen Mutter
erblickte, ging sie weiter und kam dort an. „Grüss Gott,“
sagte sie, als sie ankam. „Was wollt ihr denn hier, dass ihr
hierher gekommen seid?“ frug sie die andere Alte. „Ich will
meine beiden Kinder holen!“ antwortete sie. „Welche denn?“
„Diese zwei hier!“ antwortete jene, „kommt schnell wieder mit,
liebe Kinder!“ — Da wurde die eigentliche Mutter der beiden
Knaben sehr böse, und hetzte den Hund auf sie: „P^ass, fass!“
Der Hund jagte sie, sie aber lief fort und flüchtete sich in das
Haus. Die beiden Knaben aber nahmen sie nun aufs Pferd
und brachten sie nach Hause. Dort erzog sie die beiden und
diese dachten nicht mehr an ihre Eltern.
VI.
Die Geschichte vom Esel, dem Schwein, der Katze
und dem alten Hahn.
(Die Bremer Stadtmus ikanteti).
Es war einmal ein alter Esel, der war gar sehr alt. Da
sagte einmal sein Herr: „Verdammter Esel, du taugst zu gar
nichts mehr, morgen früh werde ich dich schlachten.“ Das
hörte der alte P.sel. Da machte er sich aus dem Staube und
wanderte in ein anderes T.and. Schon war er einen Tag ge-
XIV. Amerikanisten- Kongress.
693
wandert, da kam er zu einem Mause. Hier traf er das Schwein.
„Wohin gehst du, Freund?“ frug das Schwein. „Weit weg,
mein Freund, auf der Frde zu reisen.“ „Ach, du Glücklicher,“
sagte das Schwein. „Gehst du nicht auch fort, Freund?“ frug
der Esel. „Wie kann ich fort, morgen früh will man mich
schlachten!“ „Sei doch nicht so dumm, Freundchen,“ ent-
gegnete der Esel, „was wirst du dich morgen tot machen lassen,
lauf schnell weg, wandern wir beide zusammen !“ Da gingen
sie beide fort. Als sie einen Tag gewandert waren, trafen sie
die Katze. „Grüss Gott, Freund Katze,“ sagte der Esel. „Grüss
Gott,“ antwortete die Katze. „Was machst du denn hier, wa¬
rum bist du denn so traurig, Freund?“ frug der Esel. „Ich bin
traurig, denn ich bin sehr verdriesslich ; schon vier Tage habe
ich nichts gegessen.“ „Gehen wir zusammen als Kameraden
und reisen auf der Erde!“ schlug der Esel vor. „Gut!“ er¬
widerte die Katze. Sie wanderten also weiter. Die Katze aber
setzte sich dem Esel auf den Rücken. Als sie so weiter zogen,
trafen sie den alten Hahn. Es “waren auch viele Hennen da,
aber der alte Hahn war weit weg von ihnen. Der Esel sagte ;
„Grüss Gott, Freund Hahn!“ „Grüss Gott,“ antwortete der.
„Warum bist du so traurig, mein Freund?“ frug der Esel.
„Morgen will mich mein Herr schlachten, hat er mir gesagt,
deshalb bin ich traurig.“ „Vorwärts Freund, da steig auf meinen
Rücken, wir hier sind auf der Reise, wandern auch wir zu¬
sammen als Kameraden.“ „Gut,“ sagte der alte Hahn, und es
ging weiter. Da kamen sie nachts zu einem einsamen Hause.
Dort fand sich zu essen und sie assen. Ein Weilchen später
kam brüllend der Tiger. Es war der Herr des Hauses. Da
sagte der Esel : „Kameraden, da vorne kommt ein Mensch, der
spricht sehr laut. Es ist wohl der Herr des Hauses.“ Es war
aber der Tiger. Da sagte der Esel zu dem Schwein ; „Du bleibst
drin im Hause neben der Tür. Wenn er hereinkommt, er¬
schreckst du ihn durch dein Grunzen. Und die Katze stellt
sich mitten auf die Schwelle. Wenn er hereinkommt, zerkratzst
du ihm die Rippen. Du Hahn zerpickst ihm den Kopf. Ich
selber stelle mich auf die Seite an die Tür. Wenn er herein¬
kommt, schlage ich nach ihm aus und furze ihn an.“ Richtig
kam der Tiger an. Da grunzte ihn das Schwein an: „or, or,
or,“ als er herein wollte. Der Esel schlug nach ihm aus. Die
694
XIV. Amerikanisten- Kongress.
Katze zerkratzte ihm die Rippen. Der Hahn pickte ihm auf
den Kopf. Da machte der arme Tiger kehrt und sagte zu
seiner Frau; „Frau, als ich in das Haus herein wollte, griffen
sie mich von innen her an. Ich weiss nicht, was für Leute es
sind. Aber es scheinen Menschen zu sein. Einer hatte einen
Prügel, ein anderer einen Pfriemen, ein anderer ein Messer.
Ein anderer sagte zu mir „or or or“, als ich herein wollte.“
„Oh, da gehen wir lieber nicht ins Haus,“ sagte die alte Tigerin.
Sie gingen also nicht herein und bauten sich anderswo eins.
Da waren also jene Herren des Hauses viele Jahre lang und
blieben darin wohnen.
So verdankte das Schwein dem Esel sein Leben. Der
Hahn und die Katze bedankten sich aber sehr bei ihm, weil sie
ordentliche Leute geworden waren.
A European Custom of Pagan times
brought over to America
(Halloween at Chicago).
By Jonkheer L. C. van Panhuys, s’Gravenhage.
(Ein europäischer Gebrauch aus heidnischen Zeiten nach
Amerika gebracht [Abend vor Allerheiligen in Chicago]).
Those of the Americanists who, at the close of the Con¬
gress of New York in 1902, made the most interesting trip,
which was graciously offered to them by the American Museum
of Natural History, to various cities in the United States, and
arrived the 31th of October at Chicago, may like the narrator,
in the evening of that day, have been struck by a festivity,
called Halloween, which took place especially among young
people, and was commented and spoken of in the news papers
of the town.
„We will meet on Halloween
„That night when the spooks and ghosts are seen
„Be sure you arrive a half hour before eight
„For the spirits grow lively before very late . . . ete.
So ran the invitation of the girls basket ball master for
three schools, in a news paper. In another paper we were
told how apples and nuts , perhaps with a ring cake , had to
be the „menu“ for the evening, how Halloween was a maiden
festival and in which way the girls could try to get an insight
in the character of their intended.
In the neighbourhood of the Hôtel de Prado groups of
children walked round with Venetian lanters and a young child
with a sly face came with a toy at my window, to play ghost.
696
XIV. Amerikanisten- Kongress.
I duly returned that attention by hiding myself much terrified
to her great delight behind an easy chair. —
So we meet in America with a curious custom , sprung,
as we may see by comparison with the same custom in Europe,
from the old pagan belief, — which was later on tolerated or
slightly changed by the Church, — that during that night the
souls of the dead are walking round (the souls from Purgatory)
and that eatables, eaten by the living, will put the ghosts into
a cheerful mood.
Much information is given about the custom in England
in Observations on the popular Antiquities of Great-Britain by
John Brand, revised by Ellis, new Edition, voi I, 1883, in the
chapter Allhallow Eden, vulgarly Halle ’een , pag. 377-396.
On pag. 389 the origin of Druidism is pleaded.
G. F. Northall, in English Folk-rhymes, Collection of tra¬
ditional verses relating to places and persons, customs, super¬
stitions, London, 1892, says a bout the word halloiveen that it
derives from the Saxon haligan, holy, and gives a rhyme about
the custom in Shropshire.
In the Netherlands the custom is, as far as I know, out
of use; in Flanders they may still bake the „zieltjes koekjes“
(cakes for the little souls) and, as many souls will be delivered
from Purgatory as cakes will have been eaten with religious
sense and prayer.
The Gaules, on All Souls day, the first of November,
covered tables with eatables in order that the souls of the
dead might partake of the same. Bose and Bonnemère assure
us that even untili now the Bretons earnestly believe that in
that night the souls of relations and friends do enter their
house. In Schraders Reallexikon der Indogermanischen Alter¬
tumskunde, 1901, is mentioned, sub Ahnencultus, that still to
this time in Tyrol milk is put on the table on All Saints day
and oil is put in the lamp to dress the wound of the poor
souls from Purgatory (Meyer, Deutsche Volkskunde, S. 275)
and to refresh them.
In my lecture I will explain shortly that is was probably
by the Phiglish, and not by the old Dutchmen, that the custum
was brought over from lùirope to the United States. P'or those
who are interested not only in the spreading but also in the
XIV. Amerikanisten-Kongress.
697
arising of Thought in différent places on earth, I will conclude
with the following extract from the Journal de la société des
Américanistes de Paris, Nouvelle Série, Tome I, no i, PTudes
sur les Indiens de la région de Riobamba, par le Dr. Rivet,
pag. 76;
„Les Indiens, au siècle des Incas, offraient aux morts des liqueurs et des
„aliments, pour que ceux-ci puissent boire et manger. Leurs descendants
„ont conservé cette coutume. Le jour des Morts, ils s’asseoient au milieu
„de l’église, une bouteille de chicha ou d’aguardiente devant eux; autour
„d’eux , de petits pains qu’ils arrosent consciencieusement. Ils donnent à
„manger aux âmes, tout en priant pour elles: offrande et prière, paganisme
„et christianisme !‘‘
May the Chicago children keep long their interesting
and innocent feast, a token of the folk poetry of former ages.
To our sketch as it was read at Stuttgart we have to
add a few facts for the Proceedings of the Congress. Only a
few, our subject leading too quickly from American Folklore
into the dominion of Pmropean History of Civilisation. That
the mentioned customs were brought over to Chicago by colo¬
nists of Celtic blood is proved by the same customs still exi¬
sting in Celtic countries. Compare f. i. the Halloween customs
given by PC J. Guthrie (Old Scottish Customs, London dan
Glasgow, Hamilton, Adams and Co, 1885) as: an insight in
futurity, burning nuts, cutting an apple, perhaps also : dipping
the shirt sleeve and pricking the egg etc. The feasts on the
evening of October 31st and on November ist were one and the
same, as will be explained at the end.
As origin of the festivity we find back the feast of the
sun god; Combined with the ground idea of Fear for the spirits
of the dead. The connexion between these two ideas is shown
in the following quotation. Prof. Rhys writes; „Halloween
night was the Saturnalia of all that was hideous and uncanny
in the world of spirits. It had been fixed at the time of all
others when the sun god, whose power had been gradually
falling off since the great feast associated with him on the first
of August, succumbed to his enemies, the powers of darkness
and of winter. It was their first hour of triumph after an
intreval of subjection, and the popular imagination pictured
698
XIV. Amerikanisten-Kongress.
them stalking abroad with more than ordinary insolence and
aggressivenes^)
The idea of eating cakes for the souls was there fore no
other than putting the spirits^) by an offering into a cheerful
mood. Guthrie, 1. c. pag. 66 gives some more explanation
about the feast of the Sun. All fires, save those of the Druids
were extinguished from whose altars alone the holy fire had
to be purchased. The bon fires (bon means bone) of Hallo¬
ween bleeze were surrounded in Scotland with a circular trench,
symbolical of the Sun.
In the different names we find also an explanation. The
first of November, still called New- Years day on the island of
Man , was the new years day on the beginning of the winter
half year among Fins, Scottish, Danes, Swedish, Britons and
Germans®); and called Calaci gaeaf, i. e. the Calends of winter,
by the Welsh and Manx, Samkanach and Sainhem, the feast
of the sun, by Scottsih and Irish'^). Hollaiitide (Hallow-tide)
was the English name in Manx. In Whitby and Cleveland the
Halloween evening is called according to the surviving custom
Nut crack night. A rhyme in Cleveland says:
Nutty crack Neet Ah mount forget
Near neets afvoar Mart’ mas day
We hav’ a feast o’ happles an’ nuts
An how we krack away!®).
As happened with many others the heathen feast of
November i st was proclaimed by the clergy to be a Christian
one. The heathen ideas associated with it were altered into
a feast to the memory of the souls of the Saints of the Chri-
9 Rhys. Celtic Folklore. Welsh and Manx, Oxford 1901, pag. 226,
*) Spirits of relatives suppose were considered as a rule benevolent, but
gave trouble and caused sickness when not propitiated; anyhow a spirit, even
of a departed household dead became a stranger, who is, in the belief of all
primitive people, synonymous with an enemy.
*) Finn Magnusen. Den Förste November en Ilistorik-Kalendarisk Under-
sogelse. Tidskrift for Nordisk OIdkyndighed. 2 bind. Kjöbenhavn 1829, trans¬
lated by Jhr. M. Hottema D. C. L., Leeuwarden, Fr. Schierbeck, 1835, pag. 2,
*) Rhys, 1. c. pag. 316, 317 etc.
*) County Folklore Voi. II. Published by the Folklore Society, London
1901. Examples collected by Mrs. Gutch., pag. 266.
XIV. Amerikanisten- Kongress.
699
stian Church. The people kept the custom to remember on
the ist November their dead relatives, but gave up the heathen
idea of fear for the dead. To leave room for a feast to the
memory of All Saints as well as to the memory of dead rela¬
tives, an All Souls day is held in several countries on the
2 à November. With great care and foresight the Fathers of
the Church succeeded in purifying those feasts from all
heathen reminiscenses^). Of course no obstacle was made against
the continuance of old customs when they were no longer
associated with anti-christian ideas.
The old custom of beginning a feast the evening before,
called in English wake (in Dutch also wake, pronounce wauke),
in Latin vigilia, was interdicted by the Concilium of Autisio-
dorum (Auxerre) in 586. This interdiction seems to have had
little or no influence in Celtic Countries from where the Hallo¬
ween evening has been brought over on American soil.
9 Beugnot. Histoire de la destruction du Paganisme en Occident. Paris
Firmin, Didot Frères, 1835, Tome II, Livre XII. — Buddingh. Verhandeling
over het Westland, Leyden, 1844, Bis. 377 — 379, 398 — 399.
Inhaltsangabe
Seite
Organisations-Komitee . . V
Programm der Tagung . VII
Verzeichnis der Delegierten . VII
Mitgliederverzeichnis . X
Konstituierende Sitzung . XXIII
Eröffnungssitzung . XXV
Prof. E. T. H a m y, Paris : Le Centenaire du retour eii Europe d' Alexandre
de Htimbold et d'Aimé Goujand de Bonpland (j Août 1804) . XXXV
Prof. Dr. K a p f f, Stuttgart ; Anteil der Württemberger an der
Kolonisation Amerikas . . . ." . XLVIll
Zweite Sitzung . LVIl
Dritte Sitzung . LX
Vierte Sitzung . LXI
Fünfte Sitzung . LXIX
Sechste Sitzung . LXXI
Siebente Sitzung . LXXI II
Geschäftssitzung des Vor>tands und Beirats . LXXIV
Achte Sitzung . LXXVI
Allgemeine Geschäflssitzung . LXXVIII
Neunte Sitzung . LXXXI
Festliche Veranstaltungen und Ausflüge . LXXXII
Liste der dem Kongresse überreichten Druckwerke . LXXXVI
W. Ruge, Leipzig; Ein Globus von Gemma Erisius . 3
Dr. August Wolkenhauer, Göttingen: kVar die magnetische Deklination
vor Kolumbus erster Reise nach Amerika tatsächlich unbekannt ? . . 1 1
Prof. Jos. Fischer S. J., Feldkirch: Die kartographische Darstellung der
Entdeckungen der Normannen in Amerika . 31
Prof. Dr. E. F r a a s, Stuttgart ; Vergleichung der amerikanischen und euro¬
päischen Juraformation . 41
Prof. Dr. Hans Meyer, Leipzig ; Die Vorzeit des Menschen im äquatorialen
Andengebiet . 47
Dr. Iwan Bloch, Berlin: Der Ursprung der Syphilis (Morbus americanus) 57
Ad. J. Bandelier, New-York; Über Trepanieren unter den heutigen In¬
dianern Bolivias . 81
Prof. Dr. Yngvar N i e 1 s e n, Christiania: Die ältesten Verbindungen zwischen
Norwegen und Amerika . 9I
702
XIV. Amerikanisten-Kongress,
Seite
(f) Hjalmar Stolpe, Stockholm: über die Forschungsergebnisse der s chive -
dischen Gronland-Expedition vom 'Jahre iSçç. (Mit 6 Tafeln) . . lOi
Dr. William Thalbitzer, Kopenhagen; Eskimo Dialects and Wanderings 107
Waldemar Jochelson, St. Petersburg ; Cd/er asiatische und amerikanische
Elemente in den Mythen der Koriaken . 119
Waldemar Bogo ras, Moskau: Religious ideas of primitive man, from
Chukchee material . 129
Hofrat Leo Sternberg, St. Petersburg: Bemerkungen über Beziehungen
zwischen der Morphologie der giljakischen und amerikanischen Sprachen 137
Prof. Franz Boas, New-York; Der Einfluss der sozialen Gliederung der
Kwakiutl auf deren Kultur . 141
Rev. Charles Warren Currier, Washington D. C. ; Indian languages in
the united states . 149
Comte H. de Charencey, Paris: Sur les idiomes de la Famille Chichimeque 159
Prof. Léon Lejeal, Paris: Les Memoriales de Fray Toribio Motolinia . 193
Dr. Ed. de J o n g h e, Santbergen ; Thévet Mexicaniste . 223
Prof. Dr. Eduard Seler, Steglitz: Das Grünsteinidol des Stuttgarter Museums.
(Mit 5 Tafeln) . 241
Prof. Dr. Eduard Seler, Steglitz: Die Altertümer von Castillo de Teayo.
(Mit 18 Tafeln) . 263
Dr. Hermann Strebei, Hamburg: Ornamente auf Tongefässen aus Alt-
Mexiko . 305
Dr. Nicolás Léon, Méxiko: Der Haupttempel Tépari Yâcata der vorhispa¬
nischen Tarasken -während der Epoche der Eroberung, (Mit 4 Tafeln) 309
Dr. Walter Lehmann, Berlin; Einige Fragmente mexikanischer Bilderhand¬
schriften. (Mit 4 Tafeln) . 321
Dr. K. Th. Pr eu SS, Berlin; Sonnenfeste der Altmexikaner und der Moki 343
W.H. Holmes, Washington D. C. : Contributions of American archeology
to human history . 345
Dr. Henri Froidevaux, Versailles: Un nouveau chapitre de ! histoire des
flibustiers des Antilles . 355
Lucien Adam, Rennes: Le Caraïbe du Honduras et le Caraïbe des Iles . 357
Prof. Dr. Karl Sapper, Tübingen: Titulo del Barrio de Santa Ana.
Agosto 14 de ijós . 373
Prof. Dr. Otto Stoll, Zurich; Transskription und Übersetzung des vorigen 383
Erwin P. Dieseldorf, Coban: Extracto del libro antiguo gue conserva la
cofradía de Carchá . 399
Prof. Dr. Karl Sapper, Tübingen : Sitten und Gebräuche der Pokonchi-Indianei' 403
Caecilie Seler, Steglitz: Zur Tracht der mexikanischen Indianerinnen. (Mit
4 Tafeln) . 4I9
Jonkheer L. C. van Panhuy’s, Haag; Über die letzte niederländische Ex¬
pedition nach Surinam . 427
Jonkheer L. C. van Panhuy’s, Haag: Näheres über die Ornamente der
Naturvölker Surinams . 437
J't. Emil A. G ö 1 d i, Pará : Über den Gebrauch der Steinaxt bei jetzt lebenden
Indianern Südamerikas, speziell Amazoniens . 441
XIV. Amerikanisten-Kongress.
703
Seite
Dr. Emil A. G ö 1 d i, Pará ; Allhuiianische Begrãbnisnrnen und merkiv'ùrdige
Ton- und Steinidole aus der Amazonas-Region . 445
Dr. IleiTmann Mayer, Leipzig ; Die Kunst der Xingü- Indianer. (Mit4Tafeln) 455
C. O. L' 11 ri eil, Sto. Antonio, Rio Grande do Sul; Die Tapes .... 473
11. von Ihering, Sfio Paulo : Über das natürliehe Vorkoynmen von Nephrit
in Brasilien . 5°7
Prof. Dr. Fritz Regel, Würzburg: Die Reste der Urbevölkerung (Indos bravos)
in der kolumbischen IVestkordillere nach eigenen Beobachtungen im
Jahre iSgò . 517
Sir Clements Markham, London: The Megalithic Age in Berte . . . $21
Comte de Créqui- Montfort, Paris: Fouilles de la mission scientifique
firançaise a Tiahuanaco. Ses recherches archéologiques et ethnographiques
en Bolivie.^ au Chili et dans la République Argentine. (Mit 8 Tafeln) 531
Comte de Créqui - Montfort, Paris : Fouilles dans la nécropole préhispanique
de Calama. Les anciens Atacamas. (Mit 9 Tafeln) . 551
Dr. Max Uhi e, Lima; Bericht über die Ergebnisse meiner südamerikanischen
Reisen . 567
Dr. Max U h 1 e, Lima : Aus meinem Bericht über die Ergebtiisse meiner Reise
nach Südamerika 1899 — 190I . 581
Stansbury H a g a r, Brooklyn: The Peruvian Asterisms and their Relation to
the Ritual . 593
Prof. Dr. Karl von den Steinen, Steglitz: Der Verfasser der Handschrift
)>Arte de la lengua de los Indios Antis ó Campas« . 603
Prof. Dr. Karl von den Steinen, Steglitz: Diccionario Sipibo .... 607
Raoul de la Grasserie, Nantes: De la langue Tehuelche . 61 1
Graf Eric V o n R o s e n, Stockholm: Die Chorotes des bolivianischen Chacos.
(Mit 13 Tafeln) . 649
Dr. Paul Ehrenreich, Berlin: Verbreitung und Wanderung südamerikanischer
Märchen . 659
Dr. Robert Lehmann-Nitsche, La Plata : Europäische Märchen unter den
argenCuiischen Araukanern . 681
Jonkheer L. C. van Panhuy’s, Haag: A European Castoni of Pagan times
brought over to America. (Ilallovueen at Chicago) . 695
Berichtigungen.
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XLII Zeile 33 von oben lies statt était; était.
XLV Zeile 14 von unten lies statt révolution: révolution.
L Zeile II von oben lies statt 1586: 1536.
LIV Zeile 6 von oben lies statt ans : aus.
LXIX Zeile 22 von oben lies statt vergegenwärtigten : vertretenen
LXVIII Zeile 14 von unten lies statt Nauatl ; Nahuatl.
LXIX Zeile l von unten ergänze; (nebst Tafel I — IX).
LXIX Zeile 3 von unten ergänze: (nebst Tafel I — Vlllj.
519 Zeile 9 von unten lies statt Ciega: Ciega.
524 Zeile 4 von oben lies statt unamimity: unanimity.
527 Zeile 14 und 15 lies statt .Santillana: Santillan.
528 Zeile I von unten lies statt ant eaters; ant-eaters.
538 Zeile 2i von oben lies statt de; des.
555 Zeile I von unten lies statt ínvant ; avant.
557 Zeile II von unten lies statt Cela: Cela.
560 Zeile 15 von oben lies statt moité ; moitié.
595 Zeile IO von oben lies statt - - : - .
596 Zeile 27 von oben lies statt if: of.
599 Zeile 3 von oben lies statt tock : took.
61 1 Zeile 4 von unten lies statt du: de.
613 Zeile 15 von oben lies statt de Martens; de Martius.
613 Zeile 29 von oben lies statt Alikaluf ; Alakaluf.
622 Spalte 2 Zeile 5 von oben lies statt Puelches: Pehuelches.
633 Zeile 3 von oben lies statt Puelche ; Pehuelche.
Ebenso ibid. Zeile 5.
Seite 644 Zeile 7 von oben lies statt Alukuluf ; Alakaluf.
Seite 644 Zeile 14 von oben lies statt Alikalufs: Alakalufs.
Seite 644 Zeile 4 von unten lies statt parait ; paraît.
Seite 646 Zeile 14 von unten lies statt, frapprante ; frappante.
Seite 702 Zeile 1 1 von unten lies statt gue : que.
Seite 703 Zeile 3 von oben lies statt Mayer ; Meyer.
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