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Full text of "Proceedings"

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Internationaler 


Ameríkanisten-Kongress 

Vierzehnte  Tagung 

Stuttgart  1904 


Zweite  Hälfte 


Verlag  von  W.  Kohlhammer 
Berlin  W.  35  Stuttgart 

Derfflingerstrasse  16  Urbanstrasse  14 


Léipzig 

Rossplatz  16 


Druck  von  W.  Kohlhammer  in  Stuttgart. 


EiniíJ'e  Fragmente  mexikanischer 
Bilclerhandschriften. 

Von  Dr.  Walter  L  e  h  m  a  n  n -Berlin. 


In  der  Handschriftenabteilung  der  K.  Bibliothek  zu  Berlin 
befinden  sich,  unter  der  Angabe;  »Mss.  Americana  Nr.  lo,  mexi¬ 
kanische  Hieroglyphen  und  Schriftstücke  aus  der  Capilla  de 
Nuestra  Señora  auf  der  Pyramide  von  Cholula«  einige  Bruch¬ 
stücke  von  Dokumenten,  die  1867  von  einem  Reisenden  namens 
Carl  aus  Neustadt-Eberswalde  erworben  wurden  für  den  Betrag 
von  70  Talern.  Genauere  Feststellungen  über  den  Ursprung 
der  Schriftstücke  liessen  sich  leider  nicht  mehr  machen,  doch 
lässt  sich  für  das  erste  der  fin  folgenden  zu  besprechenden 
Fragmente  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  annehmen,  dass  es 
einstmals  der  grossen  Sammlung  des  Mailänders  Boturini  ange¬ 
hört  hat.  Vielleicht  gilt  dies  auch  für  die  anderen  Stücke.  Bei 
der  Besprechung  der  einzelnen  Dokumente  wird  hierauf  näher 
eingegangen  werden. 

Für  die  gütige  Erlaubnis,  sie  veröffentlichen  zu  dürfen,  bin 
ich  Herrn  Professor  Stern  zu  grossem  Danke  verpflichtet.  Von 
den  9  Fragmenten  scheinen  mir  nur  3  der  Publikation  wert  zu 
sein,  da  die  übrigen  zu  sehr  beschädigt  sind.  Sie  werden  in 
folgender  Reihenfolge  besprochen  werden  : 

I.  eine  Rechnung  über  gelieferte  Naturalien, 

II.  eine  Steuerliste, 

III.  eine  Genealogie. 

Hieran  schliesst  sich  IV.  ein  grösserer  Stammbaum,  welcher  der 
Sammlung  Uhde  angehört,  und  den  veröffentlichen  zu  dürfen 
ich  der  Fiebenswürdigkeit  des  Herrn  Professor  Seler  verdanke. 


X I  \'.  Amerikanisten-Kongress. 


I. 

(S.  Tafel  I.) 

Ein  etwa  25  cm  langes,  20  cm  breites  Blatt  dünnen  x‘\ga\'e- 
papiers,  das  rechts  oben  die  nachträgliche  Seitenzahl  125  be¬ 
sitzt,  offenbar  also  eine  Seite  eines  umfangreicheren  Dokumenten- 
bündels  darstellt.  In  der  Tat  findet  sich  auch  auf  der  Rückseite 
unten  der  Vermerk,  dass  es  aus  einem  Aktenfaszikel  des  Señor 
Cuvas  stammt;  die  Abkürzung  »Leg.  de  Cuvas«  ist  (nach  einem 
andern  Blatt  der  Berliner  Stücke)  »Legajo  del  Señor  Cuvas« 
zu  lesen. 

Die  Vorderseite  des  Blattes  enthält  eine  Rechnung  über 
gelieferte  Naturalien,  über  die  auf  der  Rückseite  eine  Quittung 
in  spanischer  Sprache  ausgestellt  ist. 

Auf  der  Vorderseite  fallen  zunächst  7  Querlinien  auf,  die 
das  Blatt  in  8  Felder  abteilen,  so  dass  sich  die  Eintragungen 
auf  8  Tage  erstrecken.  An  der  rechten  Seite  bemerkt  man 
grössere  Kreise,  welche  die  Tage  bezeichnen  und  die  merk¬ 
würdigerweise  bei  den  ersten  beiden  untersten  Feldern  und  dem 
letzten  obersten  fehlen.  Das  4.  Feld  ist  ohne  Eintragungen,  da 
es  ein  Sonntag  ist.  Am  Rande  steht  ein  Kreis  mit  svastika- 
iihnlicher  Füllung,  der,  eigentlich  vierfeldrig  und  vierfarbig,  den 
Festtag  (il/mitl)^)  bezeichnet.  Demnach  entspricht  die  unterste 
Reihe  einem  Donnerstag. 

Die  Lieferungen  selbst  sind  in  ziemlich  regelmässiger  Reihen¬ 
folge  von  rechts  nach  links  eingetragen  in  dem  Stile  der  Ale¬ 
xander  von  Humboldt’schen  Bilderschriften,^)  der  Poinsett’schen 
Sammlung,^)  des  Codex  Osuna  und  des  Atlas  Goupil-Boban 
und  mit  Wertangaben  versehen,  so  dass  die  Reales,  von  denen 
8  einen  Peso  bilden,  als  Kreise  mit  kleineren  darin  eingezeich¬ 
neten  veranschaulicht  sind.  So  kosten  4  Bund  çacate  '^)  i  Real. 
Die  Darstellung  der  Bündel  ähnelt  denen  im  Lienço  de  Tlaxcala, 
wo  sie  als  Pferdefutter  gezeichnet  sind.’"’) 

’)  Seler,  Ges.  Werke  1,  p.  25S  Abb.  201,  p.  267  Abb.  222,  p.  27S 
Abb.  239,  240,  p.  279  Abb.  243. 

^')  ‘‘’’cler,  Ges.  Werke  1,  p.  252  ft'. 

")  S.  Transactions  of  the  Amer.  Philosophical  Soc.  Philadelplña.  New. 
íier.  XVII,  Part  II  (1892),  Art.  4. 

■•)  çacate  =  iaculi  »Maisslroh«. 

^)  ^  gf  Seler,  Ges.  Werke  1,  x\bb.  19O,  192,  193. 


XIV.  Amerikanisten-Konçress. 


323 


1  Fanega’)  Mais  kostet  3  Renies'-),  20  Tortillas  in  einem 
Körbchen  i  Real“).  In  der  untersten  Reihe,  an  dritter  Stelle, 
findet  sich  eine  Speise,  von  der  3  Stück  i  Real  kosten  und  die 
vielleicht  in  Fett  und  mit  Pieffer  (chilli)  gedämpfte  Tortillas, 
sog.  Fhichiladas,  oder  irgend  eine  andere  Art  gefüllter  Krapfen 
(tañíales)  darstellen  sollen.'’)  9  Fische  "’)  kosten  i  Real,  i  Trut¬ 
hahn,  qnaxolotl,  2  Reales  *’)  ein  Huhn  (cihnatototl)  i  Real.’) 

In  der  obersten  Reihe  sieht  man  ein  geflochtenes  Körbchen 
mit  einer  körnigen,  mehlartigen  Zeichnung  darüber,  das  wohl 
chianipinolli^)  darstellen  soll  und  i  Real  kostet. 

'Ähnlich  der  Bilderschrift  der  Poinsett’schen  Sammlung") 
sind  in  zwei  F'eldern  die  Köpfe  von  Spaniern  gemalt,  die  mit 
Hut,  Bart  und  Stab  (topilli),  als  Zeichen  der  Gewalt,  gezeichnet 
sind.  Sie  stellen  offenbar  Beamte  vor,  vielleicht  den  Majordomo 
und  den  Comanderò. 

Die  Bilderschrift  selbst  zerfällt  in  zwei  Abschnitte:  Zu 
unterst  Eintragungen  für  Donnerstag  bis  Sonntag,  sodann  Lie¬ 
ferungen  für  Montag  bis  Donnerstag. 

Im  einzelnen  verteilen  sich  die  Lieferungen  wie  folgt: 


I.  Donnerstag; 

I  quaxolotl 

40  tortillas 

9  enchiladas 

4  çaeate 

2  Real. 

I  Real 

I  Real 

I  Real 

=  5  Reales 

2.  Freitag: 

I  quaxolotl 

40  tortillas 

4  çaeate 

2  Real. 

I  Real 

I  Real 

=  4  Reales 

3.  Sonnabend: 

I  Fanega  Mais 

9  Fische 

40  tortillas 

S  çaeate 

3  Real. 

I  Real 

I  Real 

2  Real. 

—  7  Reales 

Summa 

16  Reales. 

h  Fanega  ist  ein  spanisches  Hohlmass. 

®)  Vgl.  Seler,  Ges.  Werke  I,  Abb.  244  —  246,  209. 

8)  Ibid.  Abb.  205. 

■’I  Ibid.  Abb.  204. 

®)  Ibid.  Abb.  190,  191,  203. 

®)  Ibid.  Abb.  194,  202. 

''')  Es  scheint  zur  8.  Rubrik  zu  gehören,  nach  dem  Strich  zu  urteilen, 
der  es  mit  der  Summe  von  2  Pesos  und  7  Reales  verbindet. 

®)  chia,  chian  »cierta  semilla  de  que  sacan  azeite«  (ìllolina),  phiolli  »la 
harina  de  mayz  y  chia,  antes  que  la  deslian«  (Molina).  Nach  Seler  (Veröfifentl. 
I>  4  P-  134)  ist  chia  der  Same  der  Salvia  chian  (P.  de  la  Llave),  aus  dem  man 
01  presste,  und  der  gemahlen  und  zu  Suppe  (chiampinolli)  verkocht  wurde.  »In 
den  Hieroglyphen  der  Städtenamen  und  in  den  Bilderschriften  wird  das  Element 
chia  in  der  Regel  durch  eine  weisse  oder  gelbe,  gestrichelte  oder  punktierte  Masse 
zum  Ausdruck  gebracht.« 

®)  Vgl.  Seler,  Ges.  Werke  I,  Abb.  21 1. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


3 -’4 

Die  Gesamtsumme  beträgt  i6  Reales  oder  2  Pesos.  Cher 
diesen  Betrag  ist  ofifenbar  die  auf  der  Rückseite  befindliche 
Quittung  ausgestellt,  die  lautet: 

Recebi  yo  IMiguel  mayordomo  de  ,  Miciahuala  del  señor 
IManuel  de  Olvera  comanderò  deste  pueblo  dos  pesos  de 
oro  desta  pintura,  en  tres  de  noviembre  ....  tres  años. 
Miguel  ante  mi 

mayor  Juan  de  paP 

domo.  comanderò 

»leb,  IMiguel,  Verwalter  von  ]\Iizqìiiyaualla7i,  empfing 
von  Herrn  Manuel  de  Olvera,  Richter  dieses  Dorfes,  2  Pesos 
als  Preis  für  die  (umstehend)  abgemalten  Lebensmittel.«. 
Am  3.  November  des  Jahres  ...  3  (1573?)- 
Miguel,  Verwalter.  Vor  mir 

Juan  de  PaP,  Richter. 

Diese  Quittung  ist  um  so  interessanter,  als  sie  fast  genau 
mit  der  von  Seler  auf  der  Rückseite  von  Nr.  VII  der  Alexander 
von  Humboldtschen  Bilderschriften  gefundenen  übereinstimmt.’) 
Nach  Seler  war  Miguel  ein  für  die  Krone  Spaniens  verantwort¬ 
licher  Beamter  und  seinem  Namen  nach  ein  Indianer.  Das  Dorf 
Mizihuala  ist  richtiger  geschrieben  Mizqiiiymiallan,  »Ort,  wo 
die  Mezquitebäume  im  Kreise  stehen«.-)  Es  liegt  im  Otomi- 
gebiet,  im  Distrikt  Actopa  des  Staates  Hidalgo.  Auf  Blatt  XIII 
der  Humboldtschen  Bilderschriften  unterzeichnet  sich  derselbe 
Miguel  als  Miguel  de  Sane  Juan.^)  Auch  dort  bezahlt  Manuel 
de  Olvera,  und  der  Beamte,  vor  dem  das  Geschäft  erledigt 
wurde,  ist  derselbe  wie  auf  Blatt  VII  der  Humboldtschen  Samm¬ 
lung,  nämlich  Juan  de  Palencia. 

Das  vorliegende  Dokument  scheint  aus  dem  Jahre  1573 
herzurühren,  jedenfalls  nach  1569.  Blatt  VII  Humboldts  stammt 
aus  dem  Jahre  1571,  wo  Manuel  de  Olvera  sich  »comanderò« 
(Richter)  unterschreibt,  Blatt  XIII  aus  dem  Jahre  1569,  wo  der¬ 
selbe  »Corregidor«  (Dorfrichter)  war.'*)  — 

*)  S.  Seler,  Ges.  Werke  1,  p.  255 — 256. 

“)  Gie  Ortshieroglyphe  für  Mizquiyauallan  steht  z.  ll.  Codex  Mendozat 
Ml.  29,  7  (Kingsborough  Md.  1). 

”)  Vgl.  Seler,  Ges.  Werke  I,  p.  281,  Abb.  247. 

■‘)  Ibid.  p.  281. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


325 


Der  zweite  Teil  der  Rechnung  reicht  vcni  Montag  bis 
T)onnerstag.  Der  Montag  ist  wie  die  vorhergehenden  Tage 
behandelt;  bei  den  späteren  geschah  offenbar  aus  Raummangel 
ein  Zusammendrängen  derart,  dass  Dienstag  (rechts)  und  Mitt¬ 
woch  (links)  in  einer  und  derselben  Rubrik  stehen,  nur  in  der 
Mitte  durch  einen  Vertikalstrich  abgeteilt.  Die  entsprechenden 
Tageskreise  sind  daher  auch  durch  eine  orientierende  Bogenlinie 
vom  Montag  gesondert.  Der  Donnerstag,  ohne  Tageskreis, 
nimmt  den  obersten  Teil  des  hier  beschädigten  lilattes  ein,  und 
die  Eintragungen  sind  hier  unvollständig. 

Die  Lieferungen  verteilen  sich  folgendermassen  : 


4- 

.Sonntag  : 

— 

5- 

Montag  ; 

I  Fanega  Mais 

9  Fische 

40  tortillas 

I  çacate 

3  Real. 

I  Real 

I  Real 

I  Real 

=  6  Reales 

6. 

Dienstag  : 

I  quaxolotl 

40  tortillas 

4  çacate 

2  Real. 

I  Real 

I  Real 

=  4  Reales 

7- 

Mittwoch  ; 

I  quaxolotl 

40  tortillas 

9  Fische 

4  çacate 

2  Real. 

(i  Real) 

I  Real 

I  Real 

=  5  Reales 

I  Korb 

8. 

Donnerstag  ; 

9  Fische 

40  tortillas 

chiampinolli 

I  Huhn 

I  Real 

I  Rea)^ 

I  Real 

I  Real 

=r  4  Reales 

Summa  .  .  19  Reales. 

Die  Summe  19  Reales,  oder  2  Pesos  und  3  Reales,  bleibt 
um  4  Reales  zurück  hinter  dem  Preis,  der  über  der  Dienstag 
und  Mittwoch  umfassenden  Rubrik  angegeben  ist.  Ich  kann  dies 
nicht  anders  erklären,  als  dass  die  Einträge  für  Donnerstag  nur 
zum  Teil  erhalten  sind.  — 

Was  den  Ursprung  dieses  Dokumentes  anlangt,  so  kann 
wohl  mit  Sicherheit  gesagt  werden,  dass  es  mit  Blatt  VII  der 
Humboldtschen  und  dem  entsprechenden  der  Poinsettschen  Samm¬ 
lung  zusammengehört  und  einen  Teil  der  Boturinischen  Samm¬ 
lung  bildete,  worüber  dieser  in  seinem  Katalog  des  »Museo 
Indiano«  nachzusehen  ist.^)  Boturini  erwähnt  dort  (§  21,  i)  »tres 
mapas  en  papel  Indiano  como  faxas.  Tratan  de  los  tributos, 
que  pagaba  el  pueblo  de  MizqiiiaJmállan,  y  en  el  se  vén  las 
cifras  numéricas  de  cada  cosa,  que  entregaban  los  \ecinos«. 
Die  »tres  mapas«  sind  demnach  glücklich  erhalten  als  Blatt  VII 


9  §  21,  Nr.  I. 


326 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


und  XllI  der  Humboldtschen  und  I  der  vorliegenden  Sammlung, 
alle  drei  in  der  K.  Bibliothek  zu  Berlin  befindlich. 

II. 

(S.  Tafel  II  und  Ila.) 

Ein  Streifen  dünnen,  gelblichen  Agavepapiers  von  46  cm 
Länge  und  21  cm  Breite,  auf  Vorder-  und  Rückseite  beschrieben. 
Das  ganze  Blatt  ist  in  der  Mitte  gebrochen,  jede  Hälfte  ist  wieder 
durch  eine  Längslinie  geteilt,  so  dass  in  jeder  der  8  Rubriken 
je  5  Personen  verzeichnet  sind,  also  40  Personen  mit  spanischem 
Vor-  und  mexikanischen  Zunamen.  Seitlich  links  ist  allemal  ein 
Kopf  gemalt,  über  dem  die  dem  mexikanischen  Zunamen  ent¬ 
sprechende  Hieroglyphe  steht,  während  rechts  stets  ein  Betrag 
von  2  Reales  pro  Kopf  vermerkt  ist,  der  eine  Abgabe  darstellt, 
weshalb  ich  das  Dokument  als  »Steuerliste«  bezeichnen  möchte. 
Nur  einmal,  Tafel  Ila  (Seite  15),  zweite  Rubrik  von  links  (oben) 
ist  ein  Haus  gemalt,  dessen  Beziehung  mir  nicht  recht  klar  ist. 

Das  Blatt  trägt  auf  der  Vorder-  und  Rückseite  rechts  oben 
die  nachträglichen  Seitenzahlen  14  und  15,  und  es  ist  anzunehmen, 
dass  es  einem  grösseren  Aktenbündel  angehörte.  Die  Abfassung 
ist  wegen  der  spanischen  Vornamen  in  die  spätere  spanische 
Zeit  zu  verlegen;  denn  bis  gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts 
bestand  an  der  Universität  zu  Mexiko  ein  Lehrstuhl  für  das 
Studium  der  einheimischen  Bilderschrift,  dessen  Tätigkeit  sich 
allerdings  nur  auf  die  Entzifferung  von  Titeln  für  Prozesse 
u.  dgl.  m.  beschränkte.^)  Über  den  Ursprung  vermag  ich  nichts 
Bestimmtes  zu  sagen,  aber  es  ist  nicht  unmöglich,  dass  auch 
dies  Stück  der  fast  500  Bilderschriften  umfassenden  Sammlung 
Boturinis  angehört  hat. 

Zu  den  Hieroglyphen  ist  folgendes  zu  bemerken: 

I.  Miguel  Tlaocotl  »der  Betrübte«;  tla-oco-tl  ist  part.  pass, 
auf  tT^)  von  tla-ocoya  »estar  triste«  (Molina).  Die  Hieroglyphe 
zeigt  einen  Menschen  mit  verschränkten  Armen  und  einer  Träne 
unter  dem  Auge.^) 

S.  liuschmann,  Über  die  aztekischen  Ortsnamen,  llerlin  1853,  erste  Ab¬ 
teilung  p.  40  u.  41. 

Einige  Beispiele  des  Particip.  pass,  auf  U  sind  von  mir  im  Ethnol. 
.N'utizblatt  in,  lieft  2  p.  83  zusammengestellt. 

®)  Vgl.  die  Hieroglyphen  für:  Icuo-tlacail,  Icuo-ix  bei  .Seler,  Oes.  Werke 
h  p.  244. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


327 


2.  Pedro  y  noti  »der  Krieger,  Feind«.’)  Dieser  Begriff  ist 
ausgedrückt  durch  Schild  (chivialli)  und  Schwert  (mä-c-qiianitl), 
die  in  Bilderschriften  profanen,  geschichtlichen  Inhalts  allgemein 
als  Symbol  des  Kriegs  zu  finden  sind. 

3.  Alonso  Olli  »Sonnenbewegung«,  ollin  oder  olin  be¬ 
zeichnet  die  rollende  Bewegung  (Wurzel  ol  bedeudet  allgemein 
das  »Runde«),  das  Erdbeben.  Die  Hieroglyphe,  die  sonst 
in  der  Mitte  das  Auge  nebst  einem  Pfeil  (Sonnenstrahl)  und 
seitlich  den  Tag-  und  Nachthimmel  darstellt,  kommt  am  nächsten 
der  Abbildung  des  Sahagunmanuskripts  der  Ifibl.  Laurent.-) 

4.  Pedro  Tzaiihtli  »Webekamm«,  tzmihtli  fehlt  im  Lexi¬ 
kon  des  Molina,  der  nur  das  Verbum  tzmia  »hilar«.  erwähnt; 
es  muss  aber  ein  Gerät  der  Webetechnik  sein.  Eine  Form 
der  Erdgöttin  namens  »13  Blume«  im  Codex  Nuttall  hält  es  mit 
dem  Spinnrocken  zusammen  in  der  Linken  (vgl.  Cod.  Nuttall 
Bl.  19b  oben.) 

5.  Pedro  X iloti  »Mai.skolben«.  xilotl  »magorca  de  mayz 
tierna  y  por  quajar«  (Mol.)  ist  der  junge  Maiskolben,  der  auch 
in  der  Hieroglyphe  schematisch  gezeichnet  und  mit  Narben¬ 
büschen  versehen  ist. 

6.  Paolo  Tecpa  »PAuerstein«  (tecpa-tl).  Die  Hieroglyphe 
zeigt  die  bekannte  Eorm  der  Bilderschriften  ;  ein  ovales  Messer, 
dessen  oberes  Ende  meist  blutrot  gefärbt  ist,  da  das  l'euerstein- 
messer  als  eigentliches  Opfermesser  dazu  diente,  dem  Opfer  das 
Herz  aus  der  Brust  zu  reissen,  um  es  weihend  zur  Gottheit 
emporzuheben. 

7.  Alonso  Ycniuhtli  »P'reund«.  Die  merkwürdige  Hiero¬ 
glyphe  zeigt  vielleicht  den  Thron,  das  Rangabzeichen  des 
P'ürsten,  und  darauf  ein  menschliches  Gesicht.  Es  scheint 
im  Begriffe  »P'reund«  die  Idee  des  »Princeps«  zu  liegen,  dessen 
treffliche  Eigenschaften  ihn  als  Beschützer  des  Volkes  erscheinen 
lassen,  der  die  Last  der  Regierung  auf  dem  Rücken  trägt.  ■^) 

8.  Pedro  Yaotl,  siehe  2. 

9.  Pedro  Tlaçotl  »Kehricht«  ;  tlaçotl  ist  part.  pass,  auf  tl 


Yaotl  ist  auch  ein  Name  l'czcatlipoca's. 

9  S.  Seler,  Tonalamatl  p.  14.  Verschiedene  Varianten  des  Zeichens  olin: 
Ges.  Werke  I,  p.  169 — 171  (bes.  Abbildung  14). 

Vgl.  mama  »auf  dem  Rücken  tragen,  regieren«. 


XIV.  Amerikanisten- Kongres.s. 


328 

und  entspricht  tlaçolli  »Unrat«  im  Namen  der  Erdgottin  Tlaçol- 
teotl.  M  Die  Hieroglyphe  stellt  etwas  Durcheinander¬ 
gewirbeltes,  Zerzaustes  dar,  ähnlich  der  zerzupften  Masse  in  der 
Hieroglyphe  des  Königs  Tlaçol-yao-tsin  von  Uexotla. 

10.  Anton  Matlac  »Zehn«  (viatlac-tli)  ist  in  der 
üblichen  Weise  durch  zwei  Reihen  von  je  5  kleineren  Zahlkreisen 
ausgedrückt. 

11.  Jnlio  Ecatl  »Wind«  (éêcatl).  Die  Hieroglyphe  zeigt 
das  bekannte  Zweite  der  20  Tageszeichen,  den  abbreviierten 
Kopf  des  Windgottes  Qnetzalconatl  mit  dem  rüsselförmig  vor- 
cfestreckten  Mund  und  dem  infolge  des  starken  Blasens  hervor- 
gequollenen  Auge. 

12.  Florencio  Oçoma  »Affe«  (oçoniàtli).  Die  wohl  den 
schwarzen  Brüllaffen  darstellende  Hieroglyphe  erinnert  im  Stil  an 
das  II.  Maya-Tageszeichen  batz,  chuen  im  Cod.  Tro.  Blatt  25*0. 

13.  Francisco  Ouiyauh  »Regen«  (quiaiiitl,  quiyauitl).  Die 
Hieroglyphe  zeigt  die  herabfallenden  Regentropfen. 

14.  Antonio  Coyoti  »Wolf«  zeigt  den  spitzschnauzigen 
mexikanischen  Wolf. 

15.  Siehe  14. 

16.  Siehe  6. 

17.  Domingo  Cuitlapaviyac  »Hintenlang«,  ciiitlapa-niyac 
ist  gebildet  aus:  cuitla-tl  »Exkremente«,^)  pa,  Postposition,  und 
uiyac  =  iieyac  »aufrechtstehend«  (cosa  larga  o  luenga,  Molina), 
part,  von  ueia.  ni  »hacerse  grande«  von  uey  »gross«.  Die 
Hieroglyphe  drückt  dies  aus,  indem  eine  aufrechte  Person  hinter 
dem  Kopf  gezeichnet  ist. 

18.  Diego  Jzcnitepito  »Kleiner  Hund«,  itzcuin-tli  »Hund«  ; 
tepito,  Deminutivendung.  In  der  Hieroglyphe  ist  ein  kläffender 
I  lund  dargestellt. 

19.  20.  Juan  Tochtli  »Kaninchen«.  Die  Hieroglyphe 
zeigt  den  Kopf  des  Tieres«. 

21.  Antonio  Xolo  »Xolotl«.  Xolotl  bezeichnet  allgemein 
die  Gemination  und,  da  Zwillinge  als  Missbildungen  angegeben 
werden,  auch  diese.  Weil  Xolotl  Zwillingsbruder  des  Windgottes 

')  \’gl.  die  verächtlich  machende  Endung  ^ol,  /.  B.  in  cac-çol  »schlechte, 
zerrissene  Sandale". 

'■')  .S.  Seler,  X'eröff.  1,  4  p.  170  Ahh.  109  (p.  173). 

*)  ^8^-  cuiiln-pilU  ».Sohn  des  Hinten«  =  »Schwanz«. 


XIV.  Amerikanist en-Kongress. 


329 


•Qìietzalcoiiath  ist  —  coitati  bedeutet  sowohl  »Schlange«  als 
»Zwilling«  —  ,  so  stellt  die  Hieroglyphe  die  charakteristische 
Schanibinde  dieses  Gottes  dar,  die  an  den  Ecken  abgerundet  ist.^) 

22.  Juan  Onietoch  »2  Kaninchen«.  Ovie-tocJitli  ist  ein 
Datum  des  aus  13  mal  20  Tagen  gebildeten  astrologischen 
Tonalamatl,  weiter  aber  auch  Zeichen  der  l’ulquegötter,  da  das 
Kaninchen  Sinnbild  des  Rausches  war.  Onietochtlixst  daher  auch  die 
technische  Bezeichnung  der  Pulquepriester.  -)  Die  Hieroglyphe 
stellt  den  Kopf  des  Kaninchens  und  darüber  zwei  Tageskreise  dar. 

23.  Antonio  Tlaniaca  »Priester«.  Tlamaca  steht  für  tla- 
inacazqui,  dem  Terminus  teclinicus  für  Priester,  abgeleitet  vom 
Verbum  maca  »geben«.  Die  Priester  hatten  besondere  Haar¬ 
tracht;  das  Haar  fiel  lang  und  wirr  herab,  weswegen  sie  auch 
papaua  (von  papa  »lang  herabfallendes  Haar«)  genannt  wurden. 
In  den  Bilderschriften  ist  ihr  Leib  und  Gesicht  schwarz  gemalt 
mit  einem  roten  Fleck  an  der  Schläfe.  Auch  die  vorliegende 
Hieroglyphe  soll  das  charakteristische  Haar  versinnbildlichen. 

24.  Juan  Miztli  (Mitztli  f).  Wort  und  Hieroglyphe 
sind  nicht  ganz  klar;  miztli  würde  »Katze«  bedeuten. 
Die  Hieroglyphe  konnte  einen  Tierkopf  darstellen,  dann  wäre 
aber  der  lange  P’ortsatz  unverständlich.  Wäre  mitztli  zu  lesen, 
so  könnte  man  an  metztli  denken,  das  »luna,  o  pierna  de  hombre 
■o  de  animal,  o  mes«  (Molina)  bedeutet.  Die  Hieroglyphe  ähnelt 
in  gewisser  Weise  der  Darstellung  eines  Knochendolches,  omití; 
vielleicht  ist  hier  metztli  (mitztli)  in  der  Bedeutung  »Ober¬ 
schenkelknochen«  gebraucht. 

25.  Pedro  Ecatl  s.  ii. 

26.  Pedro  Xilotl  s.  5.  Zwischen  dem  Namen  und  den 
2  Reales  findet  sich  hier  ein  Haus  gemalt,  dessen  Beziehung 
mir  aber,  wie  oben  gesagt,  nicht  klar  ist. 

27.  Juan  Omilquauh  »Knochen-Adler«.  Omití  »Knochen«, 
quauJitli  »Adler«.  Die  Endung  tl,  die  in  Zusammensetzungen 
.abfällt,  ist  bei  omití  in  eigentümlicher  Weise  mit  dem  folgenden 
Wort  verbunden,  welche  Erscheinung  sich  in  gewissen  spanisch¬ 
mexikanischen  Grammatiken  öfters  findet.  •'*) 

*)  Vgl.  xolotl  im  Cod.  l’orgia  13,  22.  Cod.  Borbónicas  26,  16. 

-)  S.  Sahagun  4  cap.  5. 

Vgl.  Mexikan.  Grammatik  von  Vetancurt,  Mexico  1673,  p.  i  teolt  — 
ieotl,  p.  2  telt  —  tetl,  p.  22b  viailt  =  niaitl,  p.  30b  tlacalt  =  ftacatt,  p.  34b  coati 


330 


XiV.  Amerikanisten-Kongress. 


Die  Hieroglyphe  zeigt  einen  Adlerkopf  und  darunter 
einen  Röhrenknochen,  erkenntlich  am  Schaft  und  den  dicken 
Gelenkenden. 

28.  Pedro  Tlapal  »Farbe«  ;  tlapalli  bezeichnet  besonders 
die  rote  Farbe  (vgl.  color  und  span,  colorado).  Die  Hieroglyphe 
zeigt  ein  ovales  Stück  Farbe. 

29.  Thomas  Queçatl  »Ouetzalfeder«  ;  queçatl  gleich  qiietzalli 
»das  aufgerichtete«,  bezeichnet  »pluma  rica,  larga  y  verde« 
(Molina)  des  grünen  Quetzalvogels,  dessen  Schwanzfedern  ein 
kostbarer  Schmuck  und  wichtiger  Handelsartikel  waren.  Die 
Hieroglyphe  zeigt  eine  derartige  Feder. 

30.  Alonso  Ocenlotl  »Jaguar«  ;  ocelotl,  wo  ë  entweder  die 
Länge  des  e  oder  Ausfall  eines  11  bezeichnet.  ^) 

Die  Hieroglyphe  gibt  den  Kopf  des  Raubtieres  mit  den 
dunklen  Flecken  wieder. 

31.  Francisco  Tecpatlayacaqíii-^Vtwtvsidm-Koig&sxchi«-.  tcc- 
patl  »Feuerstein«  ;  tlayacaqui  ist  part.  act.  auf  qui,  yaca,  von  yaca- 
tl  »Nase,  Gesicht«  ist  verbal  gebraucht  »Gesicht  haben«,  tla 
muss  den  Sinn  von  »rot«  haben  und  dürfte  zu  tlatla  »brennen«, 
tla-ni  »hell  werden«  (von  der  Morgenröte) -)  zu  stellen  sein.  Die 
Hieroglyphe  zeigt  den  Feuerstein  und  darunter  das  rot  ange¬ 
malte  Gesicht. 

32.  Juan  Mito  »Kleiner  Pfeil«  ;  mi-tl  »Pfeil«,  to,  Demi¬ 
nutivendung.  Hieroglyphisch  ist  dies  durch  einen  Rohrschaft 
ausgedrückt. 

33.  Pedro  Ocelotl,  s.  30. 

34.  Francisco  Conati  »Schlange«.  Die  Hieroglyphe  stellt 
den  Kopf  des  Tieres  mit  der  gespaltenen  Zunge  dar. 

35.  Francisco  Vcxi  »PTss«  (icxi-tl).  Die  Hieroglyphe 
ist  ohne  weiteres  klar. 

36.  Domingo  Olli,  s.  3. 


=  coati;  übrigens  findet  sich  diese  Verschleifung  aucli  im  klassischen  Mexikanisch: 
z.  H.  al-tepell  »Dorf«  aus  all  -[-  tcpetl  »Wasser,  Berg«,  in  al-(ia  »baden«,  abge¬ 
leitet  von  atl  »Wasser«. 

9  Vgl.  .Seler,  (les.  Werke  I,  p.  239 — 240. 

‘J  Von  t/aul  abgeleitet  ist  auch  'J'läco  »Osten»,  dessen  ältere  Bonn 
lautet,  da  u  und  /  miteinander  wechseln,  indem  meist  p  zu  u  sich  vernüchtigt, 
u  aber  vor  Konsonanten,  besonders  p,  sich  zu  p  erhärtet  resp.  assimiliert  (vgl.. 
xippoualli  «Jahreszählung«  xiuh-poualli). 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


331 


37.  Diego  Ce  aca  »Morgenstern«.  Cë  (een)  acati  »i  Rohr« 
ist  der  bekannte  Name  von  Quetzalconatl  (Tlaiiizcalpanteciith), 
dem  Morgenstern.  Die  Hieroglyphe  zeigt  das  Datum  an  durch 
einen  Rohrschaft,  der  mit  der  Zahl  i  verbunden  ist. 

38.  Francisco  Quiyanh,  s.  13. 

39.  Antonio  Tlilin  »Schwarz«  ;  Z////;/,  »schwarze Farbe« 
Durch  die  Hieroglyphe  ist  ein  schwarzer  Kreis  dargestellt. 

40.  Pedro  Qnanhtli  »Adler«.  Die  Hieroglyphe  zeigt  einen 
Adlerkopf. 


111. 

(S.  Tafel  III.) 

l’2in  45  cm  langer,  64  cm  breiter  Streifen  gelblichen  Agave¬ 
papiers,  stellenweise  beschädigt  und  auf  Leinwand  aufgezogen. 
Auf  ihm  ist  in  bunten  Farben  und  in  weit  sorgfältigerer  Weise  als 
auf  den  vorher  besprochenen  Blättern  ein  Stammbaum  behandelt, 
der  33  Personen,  25  Männer  und  8  Frauen,  umfasst,  und  zwar 
in  6  Generationen.  Offenbar  diente  er  als  Grundlage  zu  einem 
Prozess,  vermutlich  einem  Erbschaftsstreit,  da  auch  in  spanischer 
Zeit  noch  das  alte  mexikanische  Verfahren  beibehalten  wurde, 
den  Gegenstand  von  Streitigkeiten  und  die  darin  verwickelten 
Personen  durch  Bilderschfiften  zum  Ausdruck  zu  bringen.  Eine 
Anzahl  derartiger  Dokumente  ist  uns  erhalten  geblieben,  ')  und 
das  vorliegende  Stück  bildet  eine  wertvolle  Ergänzung,  da  es 
uns  einige  30  Hieroglyphen  mit  beigesetzten  mexikanischen  Na¬ 
men  an  die  Hand  -)  gibt. 

ln  der  obersten  Reihe  ist  das  Paar  gezeichnet,  von  dem 
in  gerader  Linie  i  Sohn,  2  Enkel  und  4  Enkelinnen,  4  Urenkel 
und  I  Urenkelin  und  4  Ururenkel  abstammen.  Die  wechsel¬ 
seitigen  Schwiegerväter  des  Stammpaares  sind  links  und  rechts 
in  ihrem  Hause  sitzend  gemalt,  bei  dem  des  Stammvaters  sind 
noch  4  Söhne  als  Nachkommen  angegeben  ;  ein  seitlich  sitzen¬ 
der  Mann,  der  nach  ausserhalb  in  eine  andere  Familie  geheiratet 

1)  Vgl.  Kohler,  »Das  Recht  der  Azteken«,  Stuttgart  1892,  p.  107  §  67; 
s.  z.  B.  Boban,  Documents  pour  servir  à  l’hist.  de  Mexique  II  Xr.  iio,  112, 
1 16,  1 1 7  ;  III. 

-)  Eine  ganz  kleine,  ungenaue  und  unvollständige  Wiedergabe  dieses  Do¬ 
kumentes  findet  sich  ohne  jede  nähere  Angabe  oder  Erklärung  in  Band  I  von 
»Mexico  à  través  de  los  siglos«  p.  655. 


332 


XIV.  Amerikanisten-Konçress. 


hat,  kann  \ielleicht  als  Bruder  desselben  Schwiegervaters  an¬ 
gesehen  werden,  während  die  rechts  darüber  befindlichen  2  Männer 
in  ihrem  Verwandtschaftsgrade  schwer  zu  bestimmende  Vorfahren 
darstellen  ;  3  der  von  den  Stammeltern  abstammenden  Frauen 
haben  sich  nach  auswärts  in  andere  Häuser  verheiratet,  was  durch 
Fussspuren  angedeutet  ist,  die  die  Verbindungsstriche  begleiten. 
Die  Frauen  sind  in  einer  Art  bittender  Stellung  gezeichnet; 
zwischen  ihnen  und  den  in  ihrem  Haus  sitzenden  Schwieger 
Vätern  ist  jedesmal  die  Hieroglyphe  ihres  Ehemannes  zu  sehen. 

Ausserhalb  all  dieser  Personen  ist  rechts  unten  ein  Mann  mit 
geöffnetem  Munde  gezeichnet,  dessen  Bedeutung  schwer  zusagenist. 

Die  Männer  sitzen  sämtlich  auf  einem  Schemel  Cicpalli), 
mit  einem  über  dem  Nacken  geknoteten  Mantel  (tilnihtli)  be¬ 
kleidet,  während  die  Frauen,  an  dem  in  P'orm  von  zwei  Hörnern 
aufgebürsteten  Haar,  dem  Hemd  (iiipilli)  und  der  Enagua  (ciieitl) 
erkenntlich,  in  kniender  Stellung  sich  befinden. 

Die  Hieroglyphen  sind  meist  über  oder  neben  den  Köpfen 
der  betreffenden  Personen  gemalt,  nur  in  8  Fällen  stehen  sie  auf 
den  Mänteln  der  Männer,  Ich  werde  sie  in  der  durch  die  Ver¬ 
wandtschaftsbeziehungen  bedingten  Reihenfolge  erklären. 

I.  2.  Tlótli  »Sperber«  (»gavilan,  halcón  o  açor«  Molina) 
und  CuJiiiatl  {colmati)  »Schlange«  scheinen  Vorfahren  des 
Vaters  der  Stammhalterin  zu  sein,  obgleich  der  Strich,  der 
sie  mit  dessen  Hause  verbindet,  sie  mehr  als  Descendenten 
charakterisiert.  Die  Hieroglyphe  für  tlótli  lässt  nur  noch  den 
Schwanz  des  Sperbers  erkennen,  während  die  zweite  eine 
Klapperschlange  darstellt. 

3.  Der  Vater  der  Stammhalterin,  dessen  von  der  k'ront 
gezeichnetes  Haus  den  hervorragendsten  Platz  des  ganzen  Blattes 
•einnimmt  und  dessen  Mantel  besonders  kostbar  ist:  Ocelotli 
teciiitli  ayapacatli  »Jaguar,  Fürst,  Ayapacatl«  (ocelotl  tecutli 
ayapacatl).  Durch  die  1  lieroglyphe  ist  uns  der  Name  ocelótli 
erklärt,  ein  Jaguarkopf,  aus  dem  die  Person  mit  ihrem  Kopf 
heraussieht.  Teciiitli  ist  Titel,  Ayapacatli  unklar.  Der  Form 
nach  ist  es  ein  Gentile  und  würde  so  viel  als  »tier  aus  Ayapanco 
•(oder  Ayapani)  bedeuten.') 


')  Vgl.  1  Jiccionaiio  gcográfico-historico  de  las  Indias  orientales  por  .'antonio 
de  ;\lccd  I,  Madrid  1776,  'l'omo  1,  ji.  ßd  :  »  Ata  ['allibo,  Pueblo  y  cabecera  de  Par- 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


333 


4.  Der  Vater  des  Stammhalters:  Name  und  Hieroglyphe 
sind  zerstört.  Vom  Namen  vermag  ich  nur  Toi  .  .  .  noch  eben 
zu  erkennen;  vermutlich  enthielt  er  das  Wort  tol-in  »Binse«. 

5.  Der  vermutliche  Bruder  von  3:  Misciihuahiieyac  »auf¬ 
rechte  Wolkenschlange«.  Die  Hieroglyphe  zeigt  eine  senkrecht 
stehende  Schlange  und  darunter  Wolken,  inixtli  »die  Wolke«, 
conati  »Schlange«,  iieyac  »aufrecht«. 

6.  Die  Frau  von  5,  mit  ihm  durch  Fussspuren  verbunden: 
Qiiauhtzouatl.  quauitl  »Baum«,  tzonatl  ist  im  Lexikon  des 
Molina  nicht  angegeben  und  mir  auch  sonst  nicht  bekannt.  ') 
Die  Hieroglyphe  zeigt  einen  Baum  und  auf  einem  Ast  desselben 
eine  Feder. 

7.  8,  9,  IO  Söhne  von  3: 

7.  Couacuechtli  »Schlangenklapper«.  Die  Hieroglyphe 
ist  dieselbe  wie  bei  2. 

8.  Paçin  »rote  Farbe«,  pa  ist  der  Stamm  von  palli  »rote 
Farbe«,  vgl. /rt'.  nitla  =  »teñir  algo  con  tinta  o  colores  de  tin¬ 
toreros«  (Molina);  çm  —  tzin  ist  Reverenzialendung.  Die  Hiero¬ 
glyphe  zeigt  einen  rot  gemalten  Kreis. 

9.  Tezpa  »Farbenzerreiber«.  teci  »zerreiben«  (»moler  mayz 
o  cosa  semejante  en  piedra«),  pa  wie  in  8. 

Die  Hieroglyphe  zeigt  3  ovale  Steine,  die  offenbar  zum 
Zerreiben  der  Farbmasse  dienten. 

10.  Yscon  »Aughöhle«.  ys  =  ix-tli  »Auge«,  con  Stamm  von 
contiti  »  T opf« .  ■) 

11.  12.  Die  Stammeltern,  Tochter  von  3  und  Sohn  von  4: 

11.  Xiiihtototli  »Türkisvogel«,  gewöhnlich  xhih-tototl  ge¬ 
nannt. 

12.  Nenieloni  »Kasteiungsinstrument«.  Die  Erklärung  des 
Wortes  ist  schwierig.  Ioni  ist  die  vom  Passiv  gebildete  Instru¬ 
mentalendung,  ne  das  allgemeine  Reflexivpronomen,  nie  muss 
also  den  Sinn  von  »stechen«  haben,  und  da  kann  man  an  nii-tl 
»Pfeil«,  nii-ni  »schiessen«  denken,  da  e  und  i  häufig  lautlich 


tido  de  la  Alcaldía  mayor  de  Chaleo,  en  Nueva  espana;  tiene  100  familias  de 
Indios,  y  es  anexo  del  Curato  de  Amecameca,  distante  2  leguas  al  S  de  su  capital«.- 
Etymologisch  zu  tzouatl  gehört  tzoiiia  »enlazar  a  otro«  etc.,  aber  ich 
vermag  dadurch  doch  nicht  die  Hieroglyphe  zu  erklären. 

(com-pilU)  »der  kleine  Topf«,  Xame  der  mexikan.  Königskrone, 


334 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


wechseln.')  7te-inc-lo-7ii  w'àxe  ^\so  »das,  womit  man  sich  sticht«. 
Das  Blutabzapfen  vom  eigenen  Leibe  war  eine  weitverbreitete 
Kultushandlung,  die  mit  Agaveblattspitzen  (iiitztli)  oder  Knochen¬ 
dolchen  (07/iitl)  vollzogen  wurde.  Sie  wurde  7teçoliztli,  7ie-7ieiiepil- 
tequiliztli,  7ie-7iacaz-teq7iiliztli  genannt. 

Die  Hieroglyphe  zeigt  einen  Vogelfuss  (Adlerfu.ss 
mit  spitzem  oberen  Ende.  Man  wird  versucht,  an  einen 
ähnlichen  Adlerfuss,  Cod.  Borgia  64,  zu  denken,  der  das  Symbol 
der  Sünde  dem  Chalchiuhtotolin  hinreicht,  wo  nach  Seler'-)  die 
Idee  vorliegt,  dass  der  Truthahn,  das  ist  das  »kostbare  Nass«, 
das  bei  der  Kasteiung  abgezapfte  Blut,  den  Schmutz  der  Sünde 
wegnehmen  solle. 

Sonst  begegnet  der  Adlerfuss  in  den  Bilderschriften  noch 
als  Abzeichen  der  Göttin  von  XocìiÌ77iilco,  der  Cha7itico,  und 
verwandter  Gestalten,^)  sowie  Adler-  und  Jaguarfuss  als  Symbol 
des  Opfertodes  im  Cod.  Vat.  B.  Blatt  7  unten.  Es  ist  möglich, 
dass  der  Adlerfuss  in  unserer  Hieroglyphe  das  Blutopfer  durch 
Selbstkasteiung  andeuten  soll,  da  der  Adler  das  kriegerische 
Tier  ist  und  quaiiJitli  »Adler«  geradezu  auch  »Krieger«  bedeutet, 
Krieg  und  Opfer  aber  unzertrennliche  Begriffe  sind. 

13.  Sohn  von  ii  und  12:  Yztlapocatzhi  »rauchendes  Blut«. 
yz  Cez)-tli  »Blut«;  poca,  popoca  »rauchen«. 

Die  Hieroglyphe  zeigt  die  ornamental  gehaltenen  Blut¬ 
spritzer,  wie  sie  beim  Opfer  und  bei  Verwundungen  durch 
Pfeile  in  den  Bilderschriften  oft  angetrofifen  werden.  Vgl. 
z.  B.  Cod.  Vat.  B.  Bl.  38  ob.  und  Bl.  37  unten,  wo  das  Blut  aus 
dem  Körper  des  auf  dem  Rücken  liegenden  Opfers  spritzt, 
bezw.  der  abgebrochene  Blütenbaum  dargestellt  ist. 

14.  Tochter  von  13:  XÍ7i)ixavalçÍ7i  »Türkisgesichtsbema¬ 
lung«.  xÍ7{itl  »Türkis«,  xaîia  »bemalen«  (Gesicht).  Die  Hiero¬ 
glyphe  ist  durch  einen  grünen  Streifen  im  Gesicht  der  Frau 
ausgedrückt. 


b  In  den  mexikanischen  Hymnen  Sahaguns  z.  B.  wird  die  Endung  des 
Barticip.  act.  qui  und  ui  in  quell  und  tuetl  verwandelt;  vgl.  i/icyotli  =  uiiotli  »Aus¬ 
strahlung,  Rosette«,  zu  mill  /d’feil«. 

Erläuterungen  zu  Codex  Vaticanos  3773.  Berlin  1902.  S.  272. 

'*)  ^  ßf  Cod.  Borgia  4,  6,  7;  Cod.  Bologna  4,  6;  Cod.  Borbon.  8;  s.  .Seler, 
Cod.  Vat.  B.  p.  34,  48. 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


335 


15.  Mann  \’on  14:  Maçaçin  »Hirsch«  (iiiagatI-\-isin),  hiero- 
"lyphisch  durch  den  Kopf  des  Tieres  veranschaulicht. 

16.  Vater  von  14:  Mocliichhiaçhi  »der  sich  putzt«,  ciii- 
cliiua,  nino  »sich  putzen«. 

Die  Hieroglyphe  zeigt  einen  im  Vergleich  zu  den  andern 
Personen  stutzerhaft  gekleideten  Mann,  der  in  einen  Schwefelkies- 
spiegeH)  blickt.  Es  ist  dies  die  einzige  mir  bekannte  Darstellung 
■eines  wirklichen  Spiegels.  Die  Person  trägt  ausserdem  noch 
einen  Lippenpflock. 

17.  Sohn  von  13:  Tlayecohiiaçin  »der  Kämpfer«,  yecoa 
»kämpfen«.  Die  Hieroglyphe  zeigt  Schild  und  Schwert. 

18.  Tochter  von  17:  Ahanotiuh  »die  ergriffen  wird«  (von 
ana  »fassen«),  ausgedrückt  durch  einen  Arm,  der  nach  der  Frau 
greift. 

19.  Mann  von  18,  Name  und  Hieroglyphe  fast  ganz  zerstört. 

20.  Vater  von  18;  Hieroglyphe  erhalten: 

Schild  mit  Rauchwolken  ;  der  Name  war  also  wohl  Chiinalpopoca 
»> rauchender  Schild«. 

21.  Sohn  \'on  17:  QuanJiqnaçin  »Adlergesicht«  (qnanJitli 
»  Adler« »Stirn«);  Hieroglyphe  zeigt  einen  Adlerkopf. 

22.  TlacencaJinaçin  »reifer  Mais«,  Sohn  von  13.  Tlacen- 
cauhtli  =  tlacencmtalli,  part,  von  tlacencana  »beenden«,  also 
»das  Reifgewordene«.  Die  Hieroglyphe  zeigt  einen  Maiskolben 
mit  Narbenbüschen 

23.  Uictsintecuitli  »Hacke-TVi:;////«,  Sohn  des  vorigen. 
nictli  »coa  para  labrar  o  carvar  la  tierra«.  Die  Hieroglyphe 
zeigt  das  mexikanische  Ackergerät,  von  den  Spaniern  coa,  ver¬ 
derbt  aus  qnauitl  »Holz«,  genannt,  das  an  der  einen  Seite  ver¬ 
breitert  und  winklig  gebogen  war.  Die  Hieroglyphe  entspricht 
denen  anderer  Bilderschriften.'-) 

24.  25,  26.  Söhne  von  23: 

24.  Tepiltzacan.  Die  Hieroglyphe  zeigt  einen  Stock,  der 
aber  mexikanisch  topilli  heisst.  l'ür  Tepiltzacan  weiss  ich 
keine  befriedigende  Erklärung.' ) 


petz-tezcatl ;  petztli  »piedra  de  espejos«,  tezcatl  »Spiegel«. 

Vgl.  z.  B.  Cod.  Magliabecchi  Blatt  67  links  oben,  Blatt  69;  s.  Seler 
Veröff.  I,  4  p.  160  Abbildung  aa.  Ges.  Werke  I,  Abb.  102,  103  und  126. 

Vgl.  pilli  »Sohn«,  tlatzaccan  »alcabo,  alfin  o  a  la  postre«  (Molina). 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


25.  Chiqiiillitsin.  CJiiquilli  fehlt  im  IMolina  ;  es  scheint 
irgend  ein  Insekt  (Schmetterling?)  zu  sein,  obgleich  der  Eindruck 
der  ganzen  Hieroglyphe  eher  der  eines  Vogels  ist.') 

26.  Ysconeçín  »Pupilla«.  ix-cone-tzin.  Die  Hierogl)-phe 
zeigt  ein  Kind  (couetl).  (Vgl.  Abb.  73.) 

27.  Tochter  von  13:  Tzoniiacxoch  »an  der  Spitze  trockene 
Blume«,  eine  Kaktusart,  die  aber  von  Hernandez  nicht  erwähnt 
wird.  Die  Hieroglyphe  zeigt  die  stachlige  Kaktusstaude  mit 
rotem  Blütenbusch  an  der  Spitze. 

28.  29.  Schwestern  von  27: 

28.  Xilosoçin  =  Xilo-xoch-tzin;  xiloxochitl  ist  Carolinea 
princeps,  deren  Blüte  die  Hieroglyphe  darstellt.  Das  ganze  Ge¬ 
wächs  ist  schön  im  Cod.  IMagliabecchi  Z.  B.  Blatt  47  bei 
xocliipilli  zu  sehen. 

29.  ChalcJihilitleiuiacçin  »aufrechte  Edelsteinperlen«,  ciial- 
cJiiuitl  »esmeralda  basta«  (Molina),  elniac  part,  von  eiia  »sich 
erheben«.  Die  Hieroglyphe  zeigt  2  runde  kleinere  und  eine 
grössere  längliche  Steinperle  aufgereiht  auf  einer  Schnur. 

30.  Ciiiateoçin  »weibliche  Gottheit«  (Ciuateotl),  Sohn  von 
28.  Der  Name  bezeichnet  die  Erdgöttin.  Die  Hieroglyphe 
zeigt  einen  weiblichen  Kopf  mit  charakteristischer  Gesichts¬ 
bemalung  und  gleicht  genau  der  des  Ortsnamens  Ciiiuatlan. 
Die  Hieroglyphe  des  Ortes  Ciimateopan  zeigt  im  Cod.  Mendoza 
(Blatt  54,  3)  den  Kopf  der  Erdgöttin  CiiüiacoJmatl  oder  Tonan- 
tzin  auf  einer  Tempelpyramide. •^)  Als  Eigenname  begegnet 
Ciiiuateotzin  z.  B.  auch  in  der  »Monarquia  Indiana«  Torquemadas 
(voi.  I  p.  87,  2)  als  »reina  de  CoJuiatlychanx.. 

31.  Teinayaiíhçin,  Sohn  von  30,  bedeutet  »der  die  Leute 
(te)  zu  Boden  wirft«.  May  ani,  nite  »derribar  a  otro  en  el  suelo« 
(Molina).  Die  Hieroglyphe  zeigt  eine  Anzahl  Steine. 

32.  Qiietzalyaoçiii  »Quetzalkrieger«,  Sohn  von  29.  Die 
Hieroglyphe  stellt  eine  grüne  Ouetzalfeder  dar. 

33.  Yanalxocliçin,  Tochter  von  22,  von  yanalli  »Kreis« 


’)  \’”1.  chiquilitzatzi  .nlar  grandes  gritos«  (Molina). 

S.  auch  Hernandez,  Romae  1651,  p.  68  (cap.  35)  nebst  Alrljildung. 
\'gl.  l’eiiafiel,  Xombres  geográficos  de  Mexico  p.  74. 


XI V-  Anierikanisten-Kongress. 


Lehmann.  liinige  hVajimente  mexikanischer  Bilderhandschrificii. 

Tafel  I 


Rechnung-  über  gelieferte  Naturalien. 


XIV.  Amcrikanisten-Konsfre 


Fragmente  mexikanischer  Iliklerhandschriften 

Tafel  II 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Lehmann,  Einige  Fragmente  me.tikanischer  Biklerhindschriften. 

rafei  II. 


I'afel  lia. 


T;ifel  lia. 


Tafel  II  und  Ila,  Steuerliste  von  4ü  Personen. 


XIV.  y\inerikanisten-Kon: 


í^c  k'ragmcntc  nicxikanisclicr  llildcrhandschriftcn 

Tafcl  111 


'  I? 


Genealogie  von  33  Personen. 


XIV.  Anierikanisten-Kongress. 


Lehmann.  Einige  Er.agmcnte  mexikanischer  Hilclerhandschriftcn. 

Tafel  l\’. 


Genealogie  von  50  Personen. 


XIV.  Amerikaiiisten-Kongress. 


337 


und  Xóchitl  »Blume «d)  Die  Hieroglyphe  .stellt  demgemäss 
eine  Blume  und  darunter  einen  Kreis  dar. 

34.  Tahiiiçiii,  Mann  von  33.  Die  Bedeutung  ist  unklar, 
vielleicht  ist  äui  »fröhlich  sein«  oder  à-ìii  »zanken«  darin  ent¬ 
halten;  doch  sieht  das  Wort  so  aus,  als  wäre  es  eine  Posses¬ 
sivbildung.  Auch  die  flieroglyphe  gibt  keinen  rechten  Anhalt  ; 
sie  zeigt  einen  männlichen  Kopf  mit  2  Streifen  als  Backen¬ 
bemalung  ähnlich  der  Hieroglyphe  30. 

35.  Teîicyoçin,  Vater  von  34.  teueyo  ist  vermutlich  eine 
Verwandtschaftsbezeichnung:  te  »jemandes«,  iieyo,  Abstractum 
von  iiey  »gross«  —  also  etwa  »älterer  Bruder«  ;  toneyo  ist  im 
IMolina  als  »advenedizo  o  estrangero«  angegeben.  Eine  beson¬ 
dere  Hieroglyphe  ist  nicht  gezeichnet. 

36.  Xalteinoc  »herabkommender  Sand«  (Xalli  »Sand«, 
teuioc  part.  von  temo  »herabsteigen«).  Die  Hieroglyphe 
drückt  dies  durch  eine  punktförmige  Zeichnung  aus. 

IV. 

(S.  Tafel  IV). 

Phn  82  cm  langes,  57  cm  breites  Stück  alten  spanischen 
Papiers,  vergilbt,  mehrfach  gefaltet  und  beschmutzt,  unten  rechts 
abgerissen.  Es  gehört  der  im  K.  Museum  für  Völkerkunde 
zu  Berlin  befindlichen  Sammlung  Uhde  an  und  ist  als  Nr.  IVc“- 
3014®'  inventarisiert.  Es  findet  sich  mit  anderen,  gleichfalls  im 
Museum  aufbewahrten  Dokumenten  schon  1857  erwähnt:“)  »en¬ 
fin  5  dessins  enluminés  sur  papier,  paraissant  très  anciens  et 
représentant  la  généalogie  et  les  migrations  du  peuple  des 
Aztèques,  avec  des  figures  de  plantes  et  d’animant  et  quelques 
explications  en  langue  espagnole«.  In  den  Akten  des  Museums 
34/62  findet  sich  unter  Nr.  31  die  Bemerkung:  »Stammbaum  auf 
Papier,  altes  Ms.  Miniatur-  oder  Aquarellmalerei«. 

In  der  Tat  behandelt  das  Blatt  einen  Stammbaum  von 
50  Personen  in  9  Generationen,  wovon  38  Männer,  12  PTauen 
sind.  35  Personen  sind  in  ganzer  Figur  gemalt,  die  übrigen 

fi  Vgl.  Hernandez,  De  Historia  Plantarum  Novae  His.  paniae  (Madrid  1790), 
Tomo  II,  p.  444  aVahvalxochitl«  seu  »flos  orbicularis«. 

')  Vgl.  Catalogue  des  objets  formant  le  Musée  Aztéco-Mexicain  de  Feu 
M.  Charles  Uhde  à  Handschuhsheim  près  Heidelberg,  Paris  1857,  p.  60. 


XIV.  Amerikaiiisten-Kongress. 


O  ^  Ss 

(letzten)  zeigen  nur  die  Köpfe.  1 1  der  männlichen  Personen 
haben  einen  Kopfputz,  aztaxelli  genannt,  der  bei  der  ersten 
und  34.  Person  noch  mit  Quetzalfedern  geschmückt  ist.  Die 
letzteren  beiden  halten  in  der  rechten  Hand  einen  Rlumenstrauss, 
wie  er  ähnlich  im  Lienço  de  Tlaxcalla  zu  sehen  ist  (z.  B.  Bl.  28). 
Auch  ist  diesen  beiden,  die  im  Range  höher  als  die  übrigen 
stehen,  eine  rot-weiss  gestreifte ,  über  der  Stirn  geknotete 
Binde  gemeinsam,  die  ein  Trachtabzeichen  der  Tlaxcalteken 
ist  und  sich  im  Lienço  de  Tlaxcalla  z.  B.  auf  Blatt  25  findet. 

Die  Männer  sitzen  alle  auf  einem  niedrigen  Schemel  (ic palli) 
und  sind  mit  dem  über  dem  Nacken  geknoteten  Mantel  (til- 
inatli)  bekleidet,  während  die  P'rauen  mit  hornartiger  Frisur, 
Hemd  und  Rock  versehen  und  in  kniender  Stellung,  die  Hände 
vorgestreckt,  gezeichnet  sind.  Hieroglyphen  finden  sich  nur 
bei  den  ersten  7,  der  ii.  und  19.  Person.  Von  der  fünften 
Generation  ab  treten  fast  ausschliesslich  spanische  Namen  auf, 
so  dass,  wenn  man  für  jede  Generation  einen  Zeitraum  von 
25  Jahren  ansetzt,  das  Dokument  etwa  in  die  Mitte  des  17.  Jahr¬ 
hunderts  zu  verlegen  wäre. 

Der  Stammhalter  ist  an  die  Spitze  des  ganzen  Blattes  ge¬ 
setzt,  wo  er  in  einem  Hause  gezeichnet  ist,  dessen  Front  nach 
vorn  sieht  wie  bei  der  vierten  Person,  während  die  Häuser 
seiner  übrigen  5  Söhne  in  der  Seitenansicht  gezeichnet  sind. 

Der  Stil  der  Figuren  und  Hieroglyphen  ist  ziemlich  grob  ; 
die  Farben  sind  meist  rot,  gelb  und  gelblich-grün. 

Das  Schema  des  Stammbaumes  ist  folgendes  ; 

Vom  Stammhalter  rühren  6  Söhne  her.  Die  Nachkommen¬ 
schaft  des  ersten  erlischt  mit  3  Kindern  ;  vom  dritten  stammen 
2  Söhne  ab,  von  denen  der  eine  (A.)  7  Kinder,  der  andere  (B.) 
nur  eins  hat.  Von  den  7  Kindern  ist  wieder  je  r  Kind  und 
Enkelkind  angegeben  und  vom  6.  noch  2  Nachkommen  (Ur¬ 
enkel).  Von  dem  Sohne  B.s  stammen  drei  Söhne,  von  dem 
letzten  derselben  noch  ein  Sohn,  von  dem  ersten  dagegen  i  Sohn, 
4  Enkel,  2  Urenkelinnen.  Der  6.  Sohn  des  Stammhalters  end¬ 
lich  hat  1  Sohn,  i  Enkel,  2  Urenkel  und  i  Ururenkcl. 

Die  Personen  eines  Verwandtschaftsgrades  sind  wie  auf 
dem  vorigen  Dokument  in  einer  Höhe  gezeichnet. 

Im  einzelnen  ist  zu  den  Namen  folgendes  zu  bemerken: 

I.  'ilatzcantzin  chichiniecatlaqiien  .  .  Tlatzcan  ist  die 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


339 


Cypresse,  was  duixli  den  steifen  Baum  hieroglyphisch  aus¬ 
gedrückt  ist.  CÍLÍcJiimecatl  ist  ein  Ehrentitel  sowohl  der 
Herrscher  von  Tetzcoco  als  auch  der  Tlaxcalteca  (s.  Seler,  Ges. 
W.  I,  233),  der  hieroglyphisch  durch  Bogen  und  Pfeil  ver¬ 
anschaulicht  ist,  da  die  Chichimeken  die  wilden  Jägerstämme 
der  Vorzeit  sind;’)  das  folgende  Wort,  das  den  Stamm  quen 
(vgl.  qicemitl)  »Kleid«  zu  enthalten  scheint,  vermag  ich  nicht 
recht  zu  erklären.  Vielleicht  ist  chicliiviecatlaqiieu  partizipial 
zu  fassen  (=  chichimccatlaqHe7iqHÍ)^)  »der  das  Abzeichen,  den 
Rang  eines  Chichimecatl  hat.« 

2 — 7  Söhne  von  i : 

2.  XiutJileJiuitzin  »brennendes  Kraut«.  Von  xiiiitl  »yerua« 
(Molina)  und  tleui,  Intransitivum  von  tletl  »P'euer«,  vgl.  tleuia, 
nino  »quemarse,  o  tener  gran  calor«  (Molina).  Die  Pflanze  ist 
von  Hernandez  nicht  angegeben,  vielleicht  ist  sie  identisch  mit  tla- 
.cJiinol-xochitli  Die  Hieroglyphe  stellt  ein  grünes,  fünffach 
gelapptes  Blatt  dar. 

3.  Nequmnetl  ist  eine  Pflanze,  die  zusammen  mit  tzioactli, 
einer  Dornenpflanze,  genannt  wird  ’’)  und  in  dem  Gebirgsland  der 
Chichimeken  wächst,  deren  Königssitz  Neqiianieyocan  »Ort  der 
wilden  Agave«  heisst.'’)  Die  Hieroglyphe  stellt  die  stachlige 
Pflanze  mit  roten  Blüten  dar,  )vohl  eine  Kaktusart. 

4.  Colmati  tlaqniniilolmini.  Colmati  »Schlange«  ;  tlaqni- 
niilolli  »Bündel,  Rückengestell«.  Vgl.  tlaqnimiloa  »el  que  em- 
buelve,  o  lia  algo  en  manta  o  con  manta«  (Molina),  mini  ist 
unverständlich.  Die  leider  beschädigte  Hieroglyphe  (s.  Abb.  93) 
zeigt  ein  Holzgestell  und  darüber  ein  Bündel  nebst  einem  Ouetzal- 
federschmuck.  Der  Begriff  conati  ist  dadurch  nicht  erklärt,  wenn 
nicht  etwa  das,  was  als  zusammengewickeltes  Bündel  erscheint, 
eine  Schlange  darstellen  soll,  deren  Kopf  fehlt. 

b  Ähnliche  Hieroglyphen  vgl.  Seler,  Ges.  Werke  I,  p.  235,  Abbildung 
■57i  0^1  und  Codex  Boturini  Blatt  2,  die  Hieroglyphe  des  6.  der  8  wandernden 
Stämme. 

~)  y-¿'z-tlaqzienqui  »der  sich  in  Blut  kleidet«,  Anales  de  Quauhtitlan. 
Über  tlatzcan,  s.  Hernandez,  Romae  1651,  p.  98,  cap.  80. 

•'*)  S.  Sahagun  10,  29,  §  2;  bei  Molina  ist  neqtiainetl  als  »cierto  árbol  como 
palma«  angegeben.  Über  nequametl  vgl.  Hernandez,  Rerum  Medicarum  Xov. 
Hispaniae  Thesaurus,  Romae  1651,  p.  273. 

^)  S.  Anales  de  Quauhtitlan  (abgedruckt  in  den  Anales  del  Museo  Nacional 
de  Mexico  tomo  III). 


340 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


5.  Yztac  rnaçatzm  »weisser  Hirsch«,  dargestellt  durch  den 
Kopf  dieses  Tieres. 

6.  Qiiiyauhtzin  »Regen«  (qtiiauitl)^  dargestellt  durch  Regen¬ 
tropfen. 

7.  Omacatzin  »2  Rohr«,  ein  Datum,  onte  »zwei«,  acati 
»Rohr«.  Die  Hieroglyphe  zeigt  die  Wasserpflanze  (Typha  lati- 
folia)  mit  dem  Fruchtkolben  und  unten  2  Tageskreise  Oaiacatl 
ist  übrigens  Name  des  Gottes  der  Bankette  und  Festlich¬ 
keiten.  ') 

8 — 10  Kinder  von  2: 

8.  Camiltzin,  vielleicht  der  spanische  Frauenname  Camilla. 

9.  Yztacxociiitl  »weisse  Blume«,  poetischer  Ausdruck  für 
i\Iais,  der  in  den  Hymnen’“^)  yztac  xochitla,  coçauic  xocJiitla 
»weisse  und  gelbe  Blume«  genannt  wird,  entsprechend  dem 
Qui’che  zaki  hai,  kana  lial.  ^')  Bezeichnenderweise  ist  dies  ein 
Frauenname,  da  yztacxociiitl  Name  der  Erdgöttin  ist,  die  durch 
das  Empflingnis  vom  Sonnengott  den  Maisgott  (Cinteotl)  gebiert. 

10.  Tochcuitlapiltzin  »Kaninchenschwanz«,  tochtli  »Ka¬ 
ninchen«,  cuitlapilli  »Schwanz«. 

1 1  und  1 2  Kinder  von  3  : 

11.  Yoloteotl  »Gott  gewordenes  Herz«,  yollotl  »Herz«, 
teotl  »Gott«.  Der  merkwürdige  Name  ist  wohl  eine  Anspielung 
auf  den  geopferten  Krieger,  dessen  Seele  in  das  Reich  des 
Sonnengottes  emgeht,  zu  dem  man  die  Herzen  der  Opfer  weihend 
emporhielt.  Die  Hieroglyphe  zeigt  ein  rotes  Herz  mit  den 
Stümpfen  der  abgehenden  grossen  Gefässe. 

12.  Cohuatzin  Yaoteqiiihua  »Schlange,  Herr  der  Krieger». 
colmati  »Schlange«,  yaotl  »Feind,  Krieger«,  tequi — hua  »Tribut 
habend«. 

13 — 19  Kinder  von  ii: 

13.  Juan  Pantzin  »Fahne«  (panili'). 

14.  Yecatototzin  »aufrechter  Vogel«,  ycca  »grade«,  tototl 
»Vogel«. 

15.  Tzaqualcail  »der  aus  der  Pyramide«,  tzaqnalli  »das 

9  S.  .Seler,  Veröffentl.  I,  4  p.  171. 

S.  .Saliagun,  (’antare.s  que  decian  a  honra  de  los  dioses  en  los  teniplos- 
y  fuera  dellos  IV,  Vers  i  u.  2. 

®)  I’opol  Vuh,  herausg.  von  lîrasseur  de  I>ourl)ourg. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


341 


Verschlossene«  (von  tzaqiia  »verschliessen« )  bedeutet  die  aus 
Steinen  aufgeschichtete  Erdj)yramide. 

16.  CiiicavioviotZDi ;  cuica  »singen«,  fnoinoclitli  »geplatzter 
Mais«  (.^). 

17.  Teoxiiiiitzin  »echter  Türkis«.  teo  bedeutet  in  Zu¬ 
sammensetzungen  so  viel  wie  »eigentlich,  echt«  (vgl.  Teochichi- 
meca  etc.),  xiiiitl  »Türkis«. 

18.  TlatocxocJitziii  »gepflanzte  Blume«.  tlatoctli  »cosa 
enterrada,  plantada  o  sembrada«,  xocJiitl  »Blume«. 

19.  Ckiconquauhtzin  »7.  Adler«,  chicóme  »sieben«,  qnaiihtli 
»Adler«.  Es  ist  ein  Datum.  Die  Hieroglyphe  stellt  nur  einen 
Adlerkopf  dar. 

20 — 25  Kinder  von  13 — 19: 

20.  Luysa. 

21.  Ton  Domingo  »Don  Domingo«. 

22 . ciano. 

23.  Ton  Juan  Mendez. 

24.  TonTetzaiiÌLtzin  »das  wunderbare  Vorzeichen«,  tetzauitl 
»cosa  escandalosa,  o  espantosa,  o  cosa  de  agüero«  (Molina). 
Tetzauhitl  ist  ein  Beiname  Uitzilopochtli' s. 

25.  Toña  Maria  »Doña  Maria«. 

26 — 32  Kinder  von  20 — 25  : 

26.  Ton  Thomas. 

27.  Toña  Susana. 

28.  Toña  Magdalena. 

29.  Toña  Maria. 

30.  Ton  Cesme. 

31.  Toña  Beronica. 

32  und  33  Kinder  von  31: 

32.  Ton  Andres. 

33.  Ton  Juan. 

34.  Sohn  von  12:  Tecpanecatl  Temetztli\  temetztli  »Blei« 
(aus  teil  »Stein«  und  metztli  »Mond«).  Tecpanecatl  »Palast¬ 
mann«  bezeichnet  einen  Rang,  weshalb  die  abgebildete  Person 
reich  geschmückt,  ähnlich  dem  Stammhalter. 

35—37  Kinder  von  34; 

35.  Ton  Bai.  Oçomatzin  y> AñQ<í  {oçamàtli).  Bal  =  Baltasar.^ 

36. 


isio. 


342 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


37.  Ton  Fabiano  Chalchiiihtzin  »grüner  Edelstein«  (chal- 
c  hi?  ti  ti). 

38.  Sohn  von  35  :  Ton  Leonardo  de  Ortiz. 

39 — 42  Söhne  von  38: 

39.  Ton  Francisco  Perez. 

40.  Ton  Mathias  de  San  Miguel. 

41.  Ton  Cleophas. 

42.  Ton  Sebastian  Serano. 

43.  Tochter  von  39:  Toña  Maria  Salumen  (Salome). 

44.  Tochter  von  40;  — 

45.  Ton  Juan  Bautista. 

46.  Quayaumtzin  (Sohn  von  7);  qua-itl  »Stirn«,  y  aititi 
»maiz  moreno  o  negro«,  yaithtli  »Wermut«;  der  Stamm  yaith 
bedeutet  »dunkelfarben«,  vgl.  yapalli  »aus  yap-palli  =  yanJt- 
palli)  »color  negro«  (Molina).  Der  Name  würde  also  so  viel 
als  »dunkle  Stirn«  bedeuten. 

47.  Sohn  des  vorigen:  Yecacohuatzin  »aufrechte  Schlange«). 

48  und  49  Söhne  von  47  : 

48.  Ton  AnaJiuacatl.  Gentile  von  Anaitac,  das  die  Länder 
der  Küste  bezeichnet. 

49.  Ton  Thomas. 

50.  Ton  Blas. 


Sonnenfeste  der  Altniexikaner  und 
der  Moki. 

Von  Dr,  K.  Th.  P r e u s s -Berlin. 


Mit  der  zurückkehrenden  Sonne  kommen  um  die  Zeit  der 
Wintersonnenwende  (Soyálunga,  Pozuainü-Yç.^^  die  Regen  und 
Wachstum  spendenden,  zum  Teil  tiergestaltigen  Katschina-lïé.- 
monen,  die  Ahnengeister,  aus  der  Unterwelt  zu  den  Dörfern  der 
Moki.  Nach  dem  Sommersolstitium  im  Juli  gehen  sie  wieder 
mit  der  Sonne  nach  Westen  in  die  Unterwelt.  Die  Sonnen-  bezw. 
Feuer-  und  Todesgottheit  selbst  unter  verschiedenen  Namen 
{AJiiila,  Bototo  u.  s.  w.)  ist  die  Führerin.  Am  lo.  Jahresfest 
(Xocotl  uetzi)  der  Mexikaner,  nach  der  Sommersonnenwende  und 
dem  zweiten  Zenitstand  der  Sonne  im  August,  wurde  die  Rück¬ 
kehr  des  Feuergottes  Xocotl  mit  den  Toten  ins  unterirdische 
Reich  gefeiert,  und  entsprechend  fand  eine  grosse  Totenfeier  in 
Mexiko  am  17.  Jahresfest  (tititl)  im  Januar  nach  dem  Winter- 
solstitium  statt,  wo  die  mit  der  Brustplatte  des  alten  Feuergottes 
Xiuhtecutli  geschmückte  Erdgöttin  Ilainateciitli  auf  der  Pyramide 
des  Uitzilopochtli,  des  »Sonnen«-  und  Nationalgottes  der  Stadt 
Mexiko,  geopfert  wurde.  Auch  am  folgenden  Jahresfest,  20  Tage 
später,  wurde  am  Fest  des  F’euergottes  Xhihtecutli  der  Toten 
gedacht.  Aus  diesem  Zusammenhang  mit  dem  Sonnenlauf  er¬ 
klärt  es  sich,  dass  das  mexikanische  Totenreich  einerseits  in  der 
Mitte  der  Erde  beim  F’euergott  ist  —  vgl.  die  unter  den  F'üssen 
sich  öffnende  (sipapu)  Unterwelt  der  Moki  — ,  andererseits  sich 
aber  auch  im  Westen  befindet  —  vgl.  Moki  — ,  und  dass  der 
typische  Totenschmuck  bei  Darstellungen  der  vier  Weltgegenden 
dem  Osten  zugeteilt  ist.  Die  Toten  folgen  also  der  Sonne  und 
haben  daher  die  Sternbemalung  um  die  Augen,  die  der  Gott 


344 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


des  Morgensterns  Tlanizcalptmteaitli,  der  Sonnenbegleiter,  an  sich 
trägt.  Daraus  wurde  später  ein  besonderer  Vorzug  für  die  ge¬ 
fallenen  und  geopferten  Krieger  (tonatiuh  iixco  yaìilì)  konstruiert, 
die  vier  Jahre  lang  täglich  die  Sonne  bis  zum  Mittag  begleiten. 
Und  wie  die  Seelen  der  Krieger  später  in  glänzende  Vögel  ein- 
gehen,  so  auch  die  der  andern  Toten  in  schöne  und  hässliche 
Tiere  u.  a.,  je  nach  ihrem  Range.  Das  sind  aber  die  Tiere,  die 
allenthalben  Regen  und  Wärme,  den  Frühling  und  das  Wachs¬ 
tum  bringen,  wie  z.  B.  der  Kolibri,  aus  dessen  Schnabel  der  Gott 
der  Sonnenwärme  Uitzilopoc]itli  schaut.  Die  den  Sommer  geben¬ 
den  Tiere  sind  das  Primäre;  mit  ihnen  verbinden  sich  dann  die 
Seelen  der  Vorfahren,  weil  beide,  die  Tiere  und  die  Seelen,  für 
sich  mit  dem  Laufe  der  Sonne  zu  tun  haben. 


Contributions  of  American  arciieoloo-v 
to  liunian  history. 

By  W.  H.  Holmes,  Wasliington. 


The  importance  of  archeology  to  the  student  of  history 
is  now  fully  recognized.  The  science  is  establishing  its  claims 
to  consideration  more  fully  year  by  year,  especially  since  it 
has  become  allied  with  geology,  which  furnishes  the  necessary 
time  scale,  and  with  paleontology,  which  supplies  the  scale  of 
life.  The  branch  of  inquiry  which  only  a  few  years  ago  dealt 
with  isolated  fragments  of  knowledge,  with  disjointed  portions 
of  the  framework  of  human  history,  now  essays  to  aid  in  buil¬ 
ding  up  the  entire  skeleton  of  that  history,  and,  with  the  aid 
•of  the  allied  sciences  of  ethnology  and  psychology,  in  clothing 
it  with  the  integuments  of  a  living  reality. 

America  is  taking  a  noteworthy  part  in  this  rehabilitation 
of  the  race  and,  fortunately,  is  most  helpful  just  where  the  Old 
World  is  weakest.  In  America  the  past  of  man,  for  the  most 
part  at  least,  connects  directly  with  the  present  and  with  the 
living.  Each  step  backward  along  the  course  of  culture  deve¬ 
lopment  proceeds  from  a  well-established  and  fully  understood 
base,  and  there  is  thus  no  baffling  gap  between  history  and 
prehistory,  as  in  the  Old  World. 

In  America  all  the  steps  of  culture  from  the  highest  to 
the  lowest  within  the  native  range  are  to  be  observed  among 
the  living  peoples,  and  we  are  thus  able  to  avoid  man\’  of  the 
snares  of  speculation  with  respect  to  what  men  have  thought 
and  men  have  done  under  the  greatly  diversified  conditions  of 
primitive  existence. 

In  America  the  conditions  are  simple.  The  antiquities 


346 


XIV.  Amerikanisten-Konçress. 


of  a  region  represent  in  a  large  measure  the  early  history  of 
the  known  peoples  of  that  region.  There  have  not  been  the 
successive  occupations,  the  racial  interminglings,  the  obscuring 
and  obliteration  of  phenomena  that  so  seriously  embarrass  the 
student  of  the  ancient  nations  of  the  Old  World.  The  stone 
age  and  the  red  race  stand  practically  alone  within  the  field 
of  study. 

In  America  the  high-water  mark  of  culture  barely  reached 
the  lower  limit  of  civilization.  In  the  Old  World  the  fuller  re¬ 
presentation  of  man’s  career  is  above  that  limit,  so  that  America 

A 


A.  Range  of  world  culture. 

B.  Range  of  lowest  culture  of  Today. 

C.  Range  of  American  Culture. 

can  be  expected  to  assist,  especially  in  building  up  the  sub¬ 
structure  of  human  history.  It  can  be  expected  to  furnish  a 
fuller  reading  of  the  early  chapters  of  culture  progress  than 
any  other  part  of  the  world. 

'I'he  position  of  aboriginal  America  in  the  field  of  culture 
history  and  the  area  of  that  history  which  American  archeology, 
as  well  as  American  ethnology,  can  be  expected  to  illumine  is 
clearly  indicated  in  the  accompanying  diagram. 

In  this  diagram  the  whole  field  of  human  history  is  re- 
})resented  by  the  five  spaces  which,  beginning  below,  are: 
(i)  'I'he  stage  of  prehuman  development,  through  and  out  of 
which  the  race  arose  ;  (2)  the  average  stage,  in  which  humanity 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


347 


took  definite  shape;  (3)  the  barbarous  stage,  in  which  power¬ 
ful  nations  were  founded  and  systems  of  record  were  develo¬ 
ped;  {4)  the  civilized  stage,  in  which  higher  culture  was  achie¬ 
ved,  and  (5)  the  enlightened  stage,  reached  as  yet  only  by  a 
limited  number  of  nations.  The  idea  of  time  is  not  involved 
in  this  diagram.  The  stages  of  progress  thus  become  a  scale 
on  which  the  cultural  achievements  of  any  race  or  people  in^ 
its  struggle  upward  may  be  laid  down.  It  enables  us  to  show 
just  what  relative  place  is  taken  by  each  race  or  people  and 
just  how  much  and  at  what  points  each  can  contribute  to  the 
history  of  man;  for  human  history  as  written  is  composite,  made 
up  of  the  separate  histories  of  many  peoples  of  all  grades  of 
development  set  together  as  a  mosaic. 

The  fan-shaped  figure  A  in  the  diagram  may  be  taken  to 
express  the  history  of  the  race;  that  is,  the  whole  of  human 
progress  from  the  slender  beginnings  of  the  savage  stage  up 
to  its  greatest  expansion  at  the  present  day.  The  same  figure 
may  stand  with  equal  propriety  for  the  career  of  a  single  peo¬ 
ple  or  nation  that  has  reached  the  highest  limit  of  culture. 
In  the  diagram,  the  beginnings  of  cultural  development  are  re¬ 
presented  at  the  base  of  the  figure  by  a  few  slender  threads 
of  activity.  In  savagery  the'se  threads  multiply  slow'ly  into  a 
considerable  number  and,  with  ever  accelerated  rapidity,  divide 
and  subdivide  in  barbarism  and  civilization,  expanding  with 
marvelous  rapidity  in  the  horizon  of  enlightenment.  While  this 
expanding  figure  may  be  regarded  as  expressing  the  growth  of 
human  culture,  it  may  also  symbolize  the  development  of  the 
race  in  population  and  in  physical  perfection. 

The  figure  indicated  by  B  may  stand  for  the  career  of 
peoples  of  the  lowest  existing  order  of  culture,  such  as  the 
Fuegians  or  Andamanese — peoples  which  can  contribute  to  ge¬ 
neral  history  only  within  a  very  limited  range,  since  their  career 
traverses  only  the  lower  half  of  the  field  of  savagery.  It  is  to 
be  noted,  however,  that  these  lowly  peoples  can  contribute 
much  more  fully  to  the  history  of  this  particular  stage  of  pro¬ 
gress  than  can  any  of  the  nations  that  have  passed  this  stage 
and  have  risen  to  higher  levels. 

The  field  covered  by  the  American  race  is  outlined  in  C. 
Uncertain  and  indefinite  in  the  beginning  stages,  the  traces  being 


348 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


hardly  legible  on  account  of  the  absence  of  written  records 
and  the  insufficiency  of  archeological  research,  it  develops  up¬ 
ward,  stopping  just  short  of  the  level  of  civilization.  Many 
strands  of  culture  had  appeared  and  had  grown  strong,  but 
writing  had  not  been  fully  achieved  and  other  arts  peculiar  to 
civilization  had  not  made  their  appearance.  It  is  within  this 
field  that  Americanists  pursue  their  studies  and  make  their  con¬ 
tributions  to  the  history  of  the  race  and  of  developing  civili¬ 
zation.  Above  this  stage  they  find  nothing  and  below  it  only 
meager  and  uncertain  traces  of  the  beginning  stages  of  human 
culture.  The  archeologist  finds  within  this  limited  American 
field,  however,  extensive  phenomena  relating  to  the  various 
branches  of  barbarian  activity,  especially  to  such  as  leave  their 
traces  in  material  form.  Prominent  among  these  branches  are 
agriculture,  hunting,  fishing,  quarrying,  and  mining.  The  sha¬ 
ping  of  implements  and  utensils,  the  building  arts,  metallurgy, 
sculpture,  ceramics,  the  textile  arts,  the  graphic  arts  and  wri¬ 
ting,  war,  games,  culinary  arts,  religious  arts,  personal  adorn¬ 
ment,  the  decorative  arts,  etc.  These  groups  of  phenomena, 
as  exhibited  in  America,  have  been  the  subject  of  earnest  study 
by  a  large  number  of  scholars  and  already  a  great  body  of 
data  relating  to  them  has  been  collected  and  an  extensive  lite¬ 
rature  is  in  existence.  A  few  of  the  more  instructive  of  these 
groups  may  be  briefly  reviewed. 

Quarrying  and  mining. — Much  of  the  histoiA’  of  the 
activities  concerned  in  the  acquisition  of  the  raw  materials  of 
subsistence  and  the  arts  is  best  studied  among  existing  peoples. 
This  is  especially  true  of  hunting  and  fishing,  the  gathering 
of  wild  fruits  and  grains,  and  agriculture.  But  archeology  alone 
can  be  depended  upon  to  tell  the  story  of  the  industries  con¬ 
cerned  with  developing  the  mineral  resources.  These  activities 
escaped  the  observation  of  the  conquerors  and  colonists  and 
were  discontinued  so  abruptly  that  very  meager  records  of 
their  operation  have  been  preserved.  The  story  of  the  struggles 
of  primitive  man  in  exploiting  the  valleys  and  mountains  and 
in  extracting  the  staple  materials  of  the  stone-age  culture  from 
their  rocky  beds  forms  one  of  the  most  insercsting  and  impor¬ 
tant  chai)ters  in  the  history  of  incipient  cix  ilization.  With  im¬ 
plements  of  stone,  bone,  and  wood  the  aborigines  attacked  the 


XIV.  Amerikanist  en- Kongress. 


349 


massive  strata,  breaking  up  solid  bodies  of  flint,  quartz,  obsi¬ 
dian,  jasper  etc.,  for  the  manufacture  of  implements  and  car¬ 
ving  out  huge  monoliths  from  the  living  rock  for  building  and 
sculpture.  A  study  of  the  American  mines  and  quarries  gives 
us  a  vivid  conception  of  the  strength  and  persistence  oí  the 
forces  that  underlie  human  development,  and  of  the  difficulties 
encountered  by  the  race  in  carrying  culture  upward  through  the 
stone  age  to  the  higher  level  of  the  age  of  metal.  The  sha¬ 
ping  of  the  stone  into  implements  and  utensils  supplemented 
the  work  of  the  quarryman,  and  the  story  of  the  development 
is  clearly  told  in  many  lands.  But  America’s  contribution  to 
the  history  of  this  most  important  branch  of  activity  is  excep¬ 
tionally  full  and  satisfactory. 

Architcct7irc. —  Aboriginal  architecture  in  America  teaches 
the  lessons  of  the  initial  development  of  this  branch  of  culture 
with  exceptional  clearness,  beginning  at  the  lowest  stage  and 
carrying  it  up  to  about  the  stage  of  the  keystone  arch.  The 
present  period  affords  a  wide  range  of  phenomena  representing 
the  elementary  forms  of  building,  and  post-Columbian  chronicles 
give  us  somewhat  meager  glimpses  of  the  higher  development 
that  came  under  the  observation  of  the  Spanish  conquerors, 
whilst  archeologie  remains  supplement  the  lessons  of  the  historic 
period.  We  find  constructions  of  great  variety  and  of  remar¬ 
kable  preservation  in  the  Mississippi  valley,  in  the  Pueblo  coun¬ 
try,  on  the  Mexican  plateau,  in  Yucatan,  Guatemala,  and  Hon¬ 
duras,  and  in  South  America.  By  the  aid  of  these  we  see  how 
the  midden  and  the  earth  mound  develop  into  the  pyramid 
with  its  multiple  stairways  of  cut  stone;  how  the  walls  change 
from  irregularly  placed  stone,  and  clay-covered  wicker  to  mas¬ 
sive  structures  of  accurately  hewn  stone  ;  how  the  chamber 
spaces,  ceiled  at  first  with  weak  timbers  subject  to  quick  decay, 
are  spanned  later  by  the  offset  arch  of  stone.  We  see  sup¬ 
ported  on  this  native  arch  the  concrete  roof,  so  massive  as  to 
defy  the  earthquake  and  support  the  forest  growth  of  successive 
centuries;  we  see  the  multiplication  of  stories,  tier  on  tier;  we 
see  the  spanned  space,  limited  at  first  to  a  few  feet,  increase 
indefinitely  to  the  many-vaulted  roof  supported  by  a  wilder¬ 
ness  of  limestone  columns;  we  see  walls  decorated  within  and 
without  with  symbolic  sculptures,  single  buildings  presenting. 


350 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


thousands  of  square  yards  of  embellished  surface,  and  marvel 
at  lofty  false  fronts  and  roof  crests  that  were  added  to  afford 
space  for  the  exercise  of  the  native  genius  for  decoration. 

These  chapters  in  the  evolution  of  the  building  arts  are 
not  taught  with  equal  clearness  and  fullness  in  any  other  part 
of  the  world.  Besides  the  direct  lessons  which  bear  upon  the 
history  of  the  art  of  architecture,  many  side  lights  are  thrown 
upon  other  branches  of  primitive  culture — mural  decoration, 
sculpture,  and  furnishing,  as  well  as  the  organization  of  society, 
religious  beliefs,  and  systems  of  writing. 

Sculpture. — Sculpture  reached  its  highest  development  in 
Greece,  but  the  stages  through  which  the  art  passed  are  but 
meagerly  recorded  in  the  extant  art  works  of  Hellas.  The 
earlier  steps  are  represented  by  isolated  bits  in  many  places, 
but  the  primitive  phases  of  the  art  are  by  no  means  so  fully 
exhibited  as  in  America.  We  have  there  a  vast  body  of  ma¬ 
terial  covering  every  stage  from  the  very  beginning  of  stone¬ 
shaping  up  to  full  relief  and  realistic  portrayal  of  the  human 
subject.  No  people  known  to  us  has  within  the  culture  range 
of  the  Americans  shown  such  versatility  and  power  with  the 
hammer  and  chisel  ;  none  has  embodied  in  stone  a  mythology 
so  rich  in  imagery,  including  as  it  does  forms  of  men,  beasts, 
monsters,  and  cosmic  phenomena  in  greatest  variety.  The 
archeologist  has  here  spread  out  before  him,  with  the  work  of 
the  living  peoples  to  guide  him,  as  in  an  open  book  the  whole 
story  of  the  evolution  of  sculptural  phenomena  within  the  hori¬ 
zon  of  barbarism. 

Metallurgy .  —  The  working  of  metals  is  among  the  most 
important  activities  of  civilized  man,  und  has  been  a  chief  agency 
in  the  development  of  culture,  as  is  especially  manifest  in  gi¬ 
gantic  forward  steps  of  recent  years.  Although  the  general 
course  of  metallurgie  development  and  the  mutual  relation  of 
its  successive  stages  of  progress  are  well  made  out,  much  remains 
to  be  learned,  and  in  this  direction  America  is  able  to  make 
the  most  valuable  contributions.  We  learn  from  history  some¬ 
thing  of  the  metal  work  of  the  American  aborigines.  Tin,  lead, 
and  iron  were  little  known,  and  the  smelting  of  ores  was  in  its 
infancy,  but  gold,  cojiper,  and  silver  were  extensively  employed 
when  the  Spaniards  arrived,  and  these  metals  were  forged,  fused. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


351 


•cast,  alloyed,  plated,  and  otherwise  handled  with  a  skill  that 
astonished  the  conquerors.  Archeology  verifies  the  statements 
of  historians  and  adds  much  to  our  knowledge  of  the  mani¬ 
pulation  of  metals  and  of  the  forms  produced  in  the  primitive 
stages  of  culture,  not  only  in  regard  of  the  Western  Continent, 
but  for  the  general  history  of  the  subject  at  periods  where  the 
records  in  the  Old  World  are  most  defective. 

Ceramics.  —  Of  art  in  clay  we  may  say  much  the  same 
as  of  sculpture.  No  people  known  to  us  has  furnished  such  a 
vast  body  of  material  for  the  study  of  this  art  from  its  beginnings  up 
to  the  level  of  glaze  and  the  wheel  as  have  the  pre-Columbian 
Americans.  The  clay  took  on  a  multitude  of  forms  in  which 
were  embodied  a  wide  range  of  mythologie  and  esthetic  concepts. 

The  graphic  arts.  —  To  the  history  of  writing  aboriginal 
America  makes  many  contributions,  and  these,  like  the  others 
referred  to,  fall  within  that  part  of  the  history  of  progress 
wherein  Old  World  evidence  is  least  satisfactory.  In  the  Old 
World  we  trace  back  the  history  of  writing  step  by  step  to  a 
point  near  the  beginning  of  the  glyphic  system.  In  the  New 
World  we  pass  back  from  the  lower  margin  of  the  glyphic  to 
the  very  beginning  of  the  graphic,  thus  all  but  completing  the 
history  of  the  evolution  of  the^  recording  arts. 

With  a  knowledge  of  the  present  and  prehistoric  phases 
of  picture  writing,  it  is  easy  to  utilize  and  interpret  the  vast 
body  of  material  in  this  branch  furnished  by  archeology;  but, 
rich  as  is  this  material,  insufficient  light  is  thrown  upon  the 
transition  from  picture  writing  to  phonic  writing,  the  particular 
stage  of  development  in  which  archeologists  find  one  of  the  most 
fascinating  fields  of  research.  The  great  body  of  evidence 
brought  before  the  conquering  Europeans  was  not  appreciated 
by  them,  but  rudely  destroyed,  and  the  remains,  graphic  and 
sculptural,  are  now  being  gathered  together  and  studied  in  the 
most  painstaking  manner  by  our  scholars,  who  hope  almost  against 
hope  to  find  a  key  to  the  problems  of  transition.  Within  the 
cluster  of  graphic  phenomena  which  gave  birth  to  writing,  we 
have  evidence  bearing  upon  other  important  branches.  We 
here  get  glimpses  of  the  history  of  the  calendar;  we  find 
traces  of  the  pictorial  art,  which  had  not  yet  reached  the 
stage  of  light  and  shade,  perspective,  and  portraiture,  and 


XIV.  Amerilianisten-Kongress. 


'ì  ^  ^ 

discover  many  germ  of  embellishment,  both  mythologie  and 
esthetic. 

Although  many  of  the  obscure  problems  arising  in  this 
American  field  have  been  successfully  worked  out,  many  others 
are  still  awaiting  the  attention  of  Americanists  and  will  no  doubt 
yield,  little  by  little,  to  their  persistent  efforts. 

The  more  important  unsolved  problems  of  aboriginal 
America  are  those  of  race  origins,  of  culture  origins,  and  of 
chronology.  These  problems  do  not  relate  so  much  to  parti¬ 
cular  nations  as  to  the  history  of  the  race  as  a  whole;  not  so 
much  to  peculiar  or  local  cultures  as  to  the  origin  and  evolution 
of  the  native  activities;  not  so  much  to  tribal  or  national  chro¬ 
nology  as  to  correlations  of  race  and  culture  history  with  the 
geological  time  scale. 

With  respect  to  race  and  racial  characters  American 
archeology  has  as  yet  little  to  add  what  may  be  learned  from 
studies  of  the  living  peoples.  So  far  as  observed,  the  variations 
in  type  of  fossil  forms  do  not  extend  decidedly  beyond  the 
range  of  variation  observed  among  the  living.  It  has  been  sought 
to  establish  a  paleo-American  type  in  South  America,  but  we 
are  not  certain  that  a  sufficient  comparative  study  of  the  osseous 
remains  of  the  present  peoples  of  the  world  has  been  made 
to  warrant  a  satisfactory  determination.  Conservatism  is  es¬ 
pecially  desirable  in  any  attempt  to  establish  new  racial  types 
or  special  orders  of  culture. 

Regarding  race  origin  it  may  be  said  that  there  is  still 
room  for  speculation.  Opinion  seems,  however,  to  be  settling 
down  to  the  view  that  the  American  race,  as  it  stands  to-day, 
is  not  autochthonous,  but  is  an  offshoot  of  Asiatic  peoples,  ori¬ 
ginally  more  or  less  diverse  in  character  and  arriving  in  America, 
mainly  at  least,  by  the  Bering.  Strait  route,  not  abruptly,  but  in 
the  normal  course  of  race  destribution  from  a  natal  habitat,  the 
migration  continuing  for  untold  centuries.  Americanists  have 
here  a  difficult,  a  perplexing,  but  a  most  fascinating,  field  of 
research. 

To-day,  one  of  the  most  absorbing  questions  encountered 
by  the  student  of  American  archeology  is  that  of  the  origin  of 
the  aboriginal  cultures.  Some  regard  these  cultures  as  autoch¬ 
thonous;  others  have  looked  for  their  source  in  many  different 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


353 


parts  of  the  world.  Although  no  final  conclusion  can  yet  be 
announced,  we  may  assume  that,  along  with  the  incoming  peo¬ 
ples,  all  or  most  of  whom  must  have  been  extremely  primitive 
dwellers  of  the  far  north,  there  came  the  simplest  forms  of  the 
arts  of  hunting,  fishing,  shelter-building,  and  the  preparation  of 
food;  that  from  these  elements,  under  the  influence  of  more 
southerly  environments,  there  arose  in  time  diversified  culture 
groups,  such  as  are  now  under  investigation  in  various  parts  of 
the  continent.  We  can  not  but  admit,  however,  the  plausibility 
of  the  theory  that  seafaring  wanderers  from  other  lands  have 
now  and  then  reached  American  shores,  bringing  with  them  the 
germs  of  distinct  cultures,  and,  further,  that  the  characteristic 
art  phenomena  of  certain  centers  of  progress  are  such  as  to  give 
countenance  to  this  idea.  This  is  a  most  interesting  and  im¬ 
portant  branch  of  archeological  research,  and  one  with  which 
archeologists  must  at  this  stage  particularly  concern  themselves. 

Archeology  furnishes  a  vast  amount  of  interesting  data 
regarding  the  states  of  culture  of  the  American  race,  but  we 
note  that  in  all  the  researches  so  far  conducted  no  traces  of 
culture  phenomena  have  been  found  which  extend  below,  on 
the  one  hand,  or  above,  on  the  other,  the  range  observed  among 
the  living  or  historic  tribes.  ^There  is  nothing  so  unique  that 
it  might  not  belong  to  known  tribes  or  their  immediate  ances¬ 
tors.  It  has  been  sought  to  differentiate  a  paleolithic  culture  and 
period  in  America,  but  without  tangible  résultat.  So  far  as  the 
use  of  the  terms  »paleolithic«  and  »neolithic«  are  concerned 
they  may  both  be  omitted  from  the  nomenclature  of  American 
archeology  without  loss,  if  not  to  possible  advantage.  The 
simplest  forms  of  stone  implements  occur  everywhere  in  as¬ 
sociation  with  the  most  highly  developed  forms,  and  neolithic 
forms  are  reported  from  formations  of  nearly  all  periods  back 
to  the  earliest  that  have  been  observed. 

In  America,  especially  North  America,  we  have  sought  al¬ 
most  in  vain  to  establish  a  definite  chronology  of  man  and 
culture.  Evidence  of  antiquity  is  not  wanting,  but  when  we  try 
to  adjust  the  phenomena  to  the  geological  time  scale  we  meet  with 
indifferent  success.  Hundreds  of  ancient  caves  have  been  sear¬ 
ched,  with  only  negative  results  ;  glacial  gravels  have  been  exa¬ 
mined  with  great  care,  but  the  returns  are  exceedingly  meager  ; 


354 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


river  terraces  and  kitchen-midden  deposits  yield  nothing  of  parti¬ 
cular  value,  and  the  results,  when  viewed  as  a  whole,  instead 
of  enlightening  the  mind,  fill  it  rather  with  confusion.  It  is 
within  the  bounds  of  possibility  that  this  confusion  may  in  a 
measure  be  due  to  the  presence  in  America  of  an  autochtho¬ 
nous  race  element. 

The  contributions  of  American  archeology  in  this  depart¬ 
ment  are  not  to  be  compared  with  those  of  the  Old  World, 
where  definite  chronological  results  are  forthcoming  on  all  hands. 
That  America  may  yet  furnish  contributions  of  importance  in 
this  branch  of  inquiry,  however,  lies  well  within  the  bounds  of 
possibility. 

It  is  thus  seen  that  there  are  in  America  numerous  ques¬ 
tions  awaiting  solution,  and  there  is  vagueness  in  many  places; 
but,  nowithstanding  this,  the  results  of  our  archeological  in¬ 
vestigations  are  on  the  whole  most  gratifying.  Each  year  the 
areas  of  the  uncertain  and  the  unkown  are  being  reduced,  and 
when  the  results  achieved  are  supplemented  by  the  rich  materials 
derived  from  the  study  of  the  living  peoples  they  must  go  far 
toward  illuminating  the  pages  of  the  story  of  humanity  in 
general  which  the  Old  World  has  been  gradually  but  surely 
revealing. 

Viewing  the  whole  field  of  prehistorical  research,  we  are 
struck  by  the  fact  that  the  past  of  man  is  rapidly  disclosing 
itself  to  our  vision,  so  that  presently  we  shall  be  able  to  look 
backward  through  the  biological  and  cultural  vistas  of  his  coming 
and  connect  the  present  with  the  vanishing  point  of  the  human 
perspective  with  an  insight  and  comprehension  little  dreamed  of 
until  now. 


Un  nouveau  clia])itrc  de  l’histoire  des 
flibustiers  des  Antilles 

(les  flibustiers  du  Darien  au  XVIII^  siècle). 

Par  Dr.  Henri  Froidevaux,  Versailles. 


Les  historiens  ne  savent  pas  avec  précision  ce  qui  sont 
'devenus,  dans  la  première  moitié  du  XVIIL  siècle,  les  flibustiers 
•des  Antilles  ;  c’est  le  but  du  présent  travail  de  combler  en 
partie  cette  lacune  de  l’histoire  du  Nouveau-Monde. 

1°  Les  sources  de  ce  travail  sont:  D  un  mémoire  inédit, 
adressé  en  1763  par  Vivant  de  Maissagues  au  ministre  de  la 
Marine  de  France,  le  duc  de  Choiseul-Praslin  ;  2'^  un  »Mémoire 
historique  sur  les  Indes  Braves  et  les  Forbans  françois  du  golfe 
de  Darien«,  publié  en  1743  à , Amsterdam  par  un  anonyme,  un 
officier  de  marine  qui  avait  passé  quelques  années  auparavant 
deux  mois  en  leur  compagnie. 

11°  11  ressort  de  ces  documents  que,  dès  le  XVIF  siècle, 
des  flibustiers  français  avaient  fréquenté  avec  assiduité  les  côtes 
du  golfe  du  Darien,  et  avaient  inspiré  aux  Indiens  qui  les  ha¬ 
bitaient  un  grand  amour  de  la  France.  En  1700,  en  1719,  des 
amnisties  furent  portées  de  la  part  du  gouvernement  français 
aux  flibustiers  établis  au  Darien;  vers  1736 — 1737,  d’Héri- 
court,  »lieutenant  de  Roi  du  Cap  François«,  leur  rendit  visite; 
et  sa  venue  provoqua  dans  tout  le  pays,  chez  les  Indiens  aussi 
bien  que  chez  les  flibustiers,  une  véritable  manifestation  d’en¬ 
thousiasme  en  faveur  de  la  France. 

IIP  Les  mœurs  de  ces  flibustiers,  —  vivant  avec  les 
Indiens  »comme  ne  faisant  qu’un  même  peuple  ou  une  même 
famille«,  —  dissolus  au  dedans,  étaient  parfois  féroces  au  de¬ 
hors.  —  Ils  reconnaissaient  un  être  suprême,  et  n’avaient  pour 
prêtres  que  les  chefs  de  leurs  trois  bandes,  et  un  »premier 


XIV.  Amerikanisten-KongresÄ. 


356 

magistrat«,  tous  librement  désignés  par  eux.  —  L’autorité  de 
ces  chefs  était  d’ailleurs  plus  nominale  que  réelle,  et  sur  leurs 
compagnons  mêmes,  et  sur  les  Bravos.  —  Ces  derniers  sont 
»des  sujets,  et  non  des  amis«  des  flibustiers;  c’est  par  la  pa¬ 
role,  par  la  persuasion  que  s’exerce  surtout  l’autorité  des  chefs 
européens  sur  eux. 

IV'^  L’histoire  d’un  des  chefs  suprêmes  des  flibustiers  du 
Darien,  le  Gascon  Petit  Pierre  (mort  avant  1734)  fournit  une 
preuve  manifeste  de  ces  faits;  il  a  dû  recourir  à  la  ruse  pour 
arrêter,  en  1727,  une  expédition  à  laquelle  il  était  opposé,  et 
il  est  mort  assassiné  par  un  Indien.  Le  chef  n’avait  que  des¬ 
vues  personnelles  et  égoïstes.  Un  de  ses  successeurs,  le  Picard 
Dupuis  (vers  1750)  semble  avoir  été  autre;  il  a  formé  des  pro¬ 
jets  très  considérables,  et,  non  content  de  vouloir  nouer  avec 
la  France,  par  l’intermediaire  de  Saint-Domingue,  des  relations 
commerciales  suivies,  il  semble  avoir  songé  à  rendre  sa  patrie 
maîtresse  de  l’isthme  de  Panama. 

V°  Ce  qui  selon  toute  probabilité,  a  empêché  l’exécution 
de  ce  projet,  c’est  l’entente  franco-espagnole.  Les  Esi)agnols 
avaient  toujours,  en  effet,  conservé  des  prétentions  sur  le  pays 
habité  par  les  Bravos  et  les  flibustiers,  bien  que  leur  autorité 
n’y  existât  absolument  plus.  —  Les  flibustiers  du  Darien  ont 
ravagé  sans  relâche  le  littoral  entre  Porto-Bello  et  Carthagène,. 
et  dévasté  le  district  minier  du  Darien.  Nous  connaissons  de 
manière  certaine  trois  expéditions  dirigées  par  eux  contre  les 
mines  d’or  du  Choco  (la  dernière  est  de  décembre  1727),  une 
contre  celle  de  Carones,  une  contre  Carthagène;  d’autres  incur¬ 
sions  dans  les  mêmes  parages,  signalées  dans  des  actes  récem¬ 
ment  publiés,  leur  doivent  être  sans  doute  attribuées. 

Un  dépouillement  systématique  des  documents  relatifs  à 
l’histoire  de  l’Amérique  Centrale  au  XVIID  siècle,  et  l’étude 
des  archives  espagnoles  permettront  certainement  de  préciser 
cette  histoire  des  flibustiers  du  Darien,  et  de  dire,  —  ce  que 
nous  ignorons  absolument  —  quand  et  comment  ils  finirent. 


Le  Caraïbe  du  Honduras  et  le  Caraïbe 

des  Iles. 

Par  Lucien  Adam,  Rennes. 


L’histoire  des  Caraïbes  de  Saint-Vincent  se  compose  de 
traditions  et  de  quelques  faits  dont  j’emprunte  l’exposé  à  Martins, 
à  Vivien  Saint-Martin,  et  à  Elisée  Reclus. 

»Die  rothen  Caraïben  auf  S.  Vincent  hatten  die  Tradition, 
»dass  ihre  Vorväter  von  den  Ufern  des  Orinoco,  an  Trinidad 
»vorbei,  über  Tabago,  Grenada  und  die  Grenadillen  nach 
»S.  Vincent  gekommen.  Sie  überwanden  die  Eingebornen,  die 
»sie  Galibeis  (.^)  hiessen,  tödteten  die  Männer,  behielten  die 
»W’eiber,  und  aus  dieser  Vermischung  gieng  die  zur  Zeit  von 
»König  Charles  I.  oder  II.  einzige  Bevölkerung  der  Insel  hervor. 
»Die  s.  g.  schwarzen  Caraïben  sind  Abkömmlinge  einer  Ladung 
»Xegersclaven  aus  Benin,  vom  Stamme  Maco,  deren  nach  Barbados 
»bestimmtes  Schifi*  1675  an  der  kleinen  Insel  Bequia,  zwei 
»Meilen  südlich  von  S.  Vincent,  scheiterte.  Young,  Account  of 
»the  Black  Charaibs  in  S.  Vincent.  Lond.  1795  p.  5.«  (Zur  Ethno¬ 
graphie  Amerikas,  zumal  Brasiliens.  Von  Dr.  Carl  Friedrich 
Phil.  V.  Martins.  T.  I,  p.  740.) 

Antérieurement  à  1660,  les  Caraïbes  de  S‘  Vincent  avaient 
été  évangélisés  par  des  missionnaires  français.  A  cette  date,  il 
fut  convenu  entre  l’Angleterre  et  la  France  que  l'accès  de  l’île 
serait  interdit  à  tous  autres  Européens,  et  les  Caraïbes  rouges 
demeurèrent  paisibles  possesseurs  de  leur  »louloumain«  jusqu’à 
l’apparition  des  esclaves  nègres  naufragés.  Il  est  de  tradition 
que  ces  Africains  s’établirent  dans  l’Ile,  y  prirent  femme,  et 
devinrent,  sous  le  nom  de  Caraïbes  noirs,  les  concurrents  des 
Caraïbes  rouges.  Dans  ce  »Struggle  for  the  life«  ceux-ci  auraient 


358 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


été  presque  complètement  anéantis  par  les  métis.  Néanmoins^ 
des  colons  français  survinrent  et  s’arrogèrent  la  propriété  de 
l’île  (.^).  En  1763,  la  France  céda  cette  colonie  à  l’Angleterre, 
la  lui  reprit  en  1779,  et  la  lui  rendit  en  1783,  lors  du  traité  de 
Versailles.  Enfin,  en  1796,  les  Anglais  redevenus  maîtres  de 
Vincent,  voulurent  se  débarasser  des  Caraïbes  de  toutes 
couleurs  qui  étaient  demeurés  libres;  et  au  mépris  d’un  accord 
conclu.  Vingt  ans  auparavant  et  en  vertu  du  quel  la  région 
du  morue  Galou  et  toutes  les  plaines  du  Nord-Est  leur  avaient 
été  réservées,  on  les  traqua  comme  des  bêtes  fauves,  puis  une 
flotte  les  transporta,  au  nombre  de  plus  de  5000,  dans  l’île  de 
Ruattan,  qui  était  alors  déserté. 

»Après  les  premières  difficultés  de  l’exil«  —  dit  M.  Elisée 
Reclus  —  »les  déportés  s’accommodèrent  parfaitement  à  la  terre 
»où  ils  étaient  obligés  de  vivre;  un  grand  nombre  restèrent  à 
»Ruattan  où  ils  se  firent  pêcheurs  et  jardiniers  ;  d’autres  allèrent 
»s’établir  dans  les  îles  occidentales  de  l’archipel,  mais  la  plupart 
»acceptèrent  l’invitation  du  Gouvernement  espagnol  qui  leur 
»offrait  des  terres  sur  la  côte  ferme  du  Honduras,  aux  environs 
»de  Trujillo.  Peu  à  peu,  la  population  dominante,  non  seulement 
»dans  les  îles  de  la  baie,  mais  sur  tout  le  littoral  hondurien  et 
»guatemalesque  et  dans  toute  la  partie  du  Honduras  britannique, 
»est  devenue  celle  des  Caraïbes,  les  descendants  des  bannis  de 
»S^  Vincent.  On  les  évalue  à  une  vingtaine  de  milliers.« 

A  quelle  époque  et  dans  quelles  circonstances,  un  certain 
nombre  de  Caraïbes  établis  dans  les  environs  de  Trujillo  ont-ils 
pris  le  parti  d’emigrer  dans  le  Honduras  britannique.?*  Les 
recherches  que  j’ai  faites  à  ce  sujet  n’ont  point  abouti. 

En  1839,  John  L.  Stephens  a  visité  un  village  caraïbe 
récemment  édifié  à  Punta  Gorda.  »It  consisted  —  dit-il  —  of 
»about  five  hundred  inhabitants.  Their  native  place  was  on  the 
»seacoast,  below  Trujillo,  within  the  government  of  Central 
»America;  and  having  taken  an  active  part  again  Morazan,  when 
»his  party  became  dominant,  they  fled  to  this  place  being  within 
»limits  of  the  British  authority.«  II  se  peut  que  l’exode  des 
Caraïbes  aujourd’hui  établis  sur  les  rives  des  cours  d’eau  portant 
les  noms  de  N.  Stann-Creek  et  de  S.  Stann-Creek  ait  été  de¬ 
terminé  par  un  incident  du  même  ordre. 

(.Juoi<iu’il  en  soit,  les  Caraïbes  de  Stann-creek  sont  issus. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


359 


comme  ceux  de  Trujillo  et  de  Punta  Gorda,  des  Caraïbes  qui 
ont  été  déportés  de  S'^  Vincent  dans  l’île  de  Ruattan. 

Le  regretté  Daniel  Brinton  avait  mentionné  dans  Tiie 
Aniericaii  race  un  fait  linguistique  interessant  »The  Rev'‘  Ale- 
»xander  Henderson,  who  has  composed  a  grammar  and  dictionary 
»of  their  dialect,  gives  them  the  name  Karifs,  a  corruption  of 
»Caribs,  and  is  the  term  by  which  they  call  themselves«. 
M.  Brinton  ne  put  me  fournir  aucune  indication  relativement  à  la 
grammaire  et  au  dictionnaire  composés  par  le  Rev'‘  A.  Henderson. 

Mais  au  cours  de  l’an  dernier,  le  Rev''  James  Williams, 
vicaire  de  Bartika  Grove,  Guyane  anglaise,  se  trouvant  à  Londres, 
eut  l’extrême  obligeance  de  me  communiquer,  en  même  temps 
que  de  précieux  documents  relatifs  à  l’Arrouague  et  à  l’Acavoio, 
la  version  en  Caribe  hondurien  des  Evangiles  de  S*'  Marc  et  de 
S‘  Jean  par  le  Rev*  John  F.  Laughton,  de  Stann-creek  Rectory, 
British  Honduras. 

Dans  une  lettre  qu’il  m’a  adressée  le  7  Mai  dernier, 
M.  James  Williams  cite  textuellement  le  passage  suivant  d’une 
lettre  de  M.  John  P'.  Laughton  portant  la  date  du  24  Mai  1900: 
»I  have  translated  the  four  Gospels,  but  have  up  to  the  present 
»been  able  to  print  only  one,  S*  Mark’s«.  Plspérons  qu’après 
avoir  réussi  à  faire  imprimer  4’évangile  de  S‘  Jean,  le  recteur  de 
Stann-creek  réussira  à  faire  imprimer  les  deux  autres  ! 

M.  J.  Williams  me  donne  aussi,  relativement  au  Rev'  A. 
Henderson,  l’indication  que  voici  »While  in  London,  I  saw  a 
»copy  of  S*  Mattheu’s  Gospel  in  Carib  translated  by  Rev'* 
»Alexander  Henderson  in  1847;  it  is  in  the  possession  of  the 
»Baptist  Missionary  Society,  19  Furnival  Street,  Holborn. 
»I  wrote  at  once  to  the  London  house  of  the  Edinburgh  firm 
»wo  had  published  the  book,  and  received  an  answer  to  the 
»effect  that  inquiries  should  be  made  to  ascertain  whether  another 
»copy  was  still  in  existence.  If  I  cannot  get  a  copy,  I  think 
»I  shall  try  to  have  a  copy  made  from  the  one  at  Holborn. 
If  I  should  do  so,  I  would  lend  it  to  you.« 

Les  documents  mis  à  ma  disposition  suffisent  pour  qu’il 
soit  dès  maintenant  possible  de  comparer  scientifiquement  le 
Caribe  du  Honduras  avec  le  Caraïbe  »de  la  Gardeloupe  et  des 
lies  circonvoisines«  tel  que  le  P.  Raymond  Breton  l’a  fixé  de 
1664  à  1667.  Entre  cette  dernière  date  et  celle  de  1901  plus 


36o 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


de  deux  siècles  se  sont  écoulés  ;  de  1 796  jusqu’à  ce  jour,  les 
Carifs  se  sont  trouvés  en  contact  avec  les  Espagnols  du  Hon¬ 
duras  et  avec  les  Anglais  du  Honduras  britannique,  et  leur 
parler  est  demeuré  foncièrement  Caraïbe. 

Ils  emploient  un  très  petit  nombre  de  vocables  anglais  et  un 
nombre  restreint  de  vocables  espagnols.  Mais  ils  ont  conservé 
l’usage  de  nombreux  vocables  français  dont  leurs  ancêtres  se 
servaient  antérieurement  à  1796,  et  qui  leur  avaient  été  apportés 
par  les  missionnaires  auxquels  la  convention  de  1660  avait 
reservé  le  droit  de  maintenir  »à  leurs  frais  et  dépens,  les  missions 
établies  «dans  les  îles  de  Vincent  et  de  la  Dominique«.  Voici, 
avec  des  exemples,  la  liste  des  mots  français  qui  s’étaient  in¬ 
troduits  dans  le  Caraïbe  de  S‘  Vincent. 

Accuser  :  Agiise-riin,  juger.  Ex.  :  N-agiiscriin,  je  juge.  M-aguse-ti 
iigucliili,  le  père  ne  juge  pas.  Ru-lii-miitii  siuigiibï  gtisc 

I- un  l-irahii,  il  a  donné  tout  jugement  à  son  fils. 

Animal  :  Animalu.  Ex.  :  L-e-r aidera  Jia-uia  JiaracJian  animalii, 

il  resta  avec  lec  animaux  sauvages. 

Apprendre;  Afarende-rwt,  apprendre,  étudier,  comprendre.  Ex.: 
M-afurendenin-iga  ligiya,  celui-ci  ne  l’a  pas  étudiée. 

I I- afiirenderim  t-oiv  l-anigi,  ils  comprennent  dans  leurs 
cœurs.  Furende,  apprenez  ! 

Argent  (!’)  :  Larasîui,  larasoun.  Ex.  ;  Ni  ferì  ni  larasîin,  ni 
pain  ni  argent.  L-un  ichugun  larasoun,  pour  donner  de 
l’argent.  T-agai-larasun,  récipient  de  l’argent,  le  tronc. 
Arranger  ;  Arense-run,  arranger,  préparer.  Ex.  :  Lé  arenscru-ba 
b-enie-ri,  celui  cpii  arrangera  ton  chemin.  N-iding  l-un 
n-arenserun  fulassu,  je  vais  pour  que  je  prépare  la  place. 
Assiette:  Assiyedu  bassin.  Ex.:  Ru-ba-y  li-dan  assiyedu  l-ichugu 
Juan,  mets  dans  un  bassin  la  tête  de  Jean. 

Aviron:  Azvirun-ja,  awirmi-ha  »avironner«,  ramer.  Ex.:  Dan 
arija-ùa  aivirunja  Itéré,  quand  il  les  vit  ramer  avec  peine. 
Dan  atvirunha-ña  ivcn-sangu  ó  darande  burassu,  quand 
ils  eûrent  ramé  vingt-cinq  ou  trente  stades. 

Baptiser:  A-badise-run.  Ex.:  L-abadiserun  Juan,  le  baptême 
de  Jean.  If-iyabui  li-abadisera,  ils  venaient  ils  étaient 
ba¡)tisés.  Mama  llestt  abadisera-guda-ha-bï,  Jésus  ne  les 
bai)tisait  pas.  Dadise-guda-tiu-mutu-n,  je  vous  ai  liajítisés. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress.  ^61 

Barrière:  Bariyeru,  haie,  parc,  jardin.  JAchiga  bariyerii  t-oiu, 
il  y  mit  une  haie.  Li-dan  iia-bai'iyerii-n  vmdiin,  dans  le 
parc  des  moutons.  Lé  fien-lu-bi  aban  bariyerii,  où  il  y 
avait  un  jardin. 

Bâton:  Badun.  Ex.:  Aban  badnn,  un  bâton. 

Bénir:  A-bini-ra.  Ex.:  L-abinira-ña,  il  les  bénit.  Bini-iva-ti 
L-n-rnwy-te  Israel,  le  roi  d’Israël  est  béni. 

Besoin:  Bnsmvain,  bnsuwen,  bnsiven,  a-bnszvcn-rnn,  avoir  besoin, 
\  ouloir.  Ex.  :  Bnsnzvain-ln-nmti  abúreme,  le  maître  en  a 
besoin.  Lé  h-abuszvenriin,  ce  dont  vous  avez  besoin.  Ha 
m-abusnenru-ti-nun  surusié,  ils  n’ont  pas  besoin  de  médecin. 
Dan  li-abuszvenrun  dizvain,  quand  ils  eûrent  besoin  de  vin, 
quand  le  vin  leur  manqua.  Katey  Ji-abuszvenru-bï,  de  quoi 
avez-vous  besoin,  que  voulez-vous  i  Buszven-ti-bn  b-arïdagun, 
veux-tu  être  guéri 

Bourg:  U-burugu.  Ex.:  Hï-ba  li-doun  uburugn,  allez  dans  le 
bourg  ! 

Bourse:  Burusu.  Ex.:  Ti-dan  ha-biumsn-te,  dans  votre  bourse. 

Brasse:  Burassu,  stade.  Ex.:  Wcn-sangu  burassu,  vingt-cinq 
stades. 

Calme  :  Galunia.  Ex.  :  Caluma  zvayri-ti,  un  grand  calme. 
Galuma-ba,  calme-toi  ! 

Cent:  Sang,  sen.  Ex.:  Urna  sang,  trois-cent.  Sang-zuayyasu, 
cent  fois.  Dimi-sen,  un  demi  cent. 

Chandelle  :  Sanudebi,  lampe.  Ex.  :  Giyara-ti  l-icJiugun  samidelu 
t-abu-guifie  gusti,  est-il  possible  qu’il  mette  la  lampe  sous 
le  lit.^ 

Changer  :  A-sansi-ra-gun,  changer,  se  transfigurer,  se  convertir. 
Ex  :  Asansi-ha-ti-üun  larasoun,  ils  changent  l’argent. 
L-asansiragoa,  il  se  transfigura.  H-asansiragun,  ils  changent, 
se  convertissent. 

Charpentier  :  Sarafangiya.  Ex.  :  llama  sarafangiya  lé  t-iraju 
Maria,  n’est-ce  pas  le  charpentier  qui  est  fils  de  Marie.' 

Cliaudière  :  Soudieru.  Ex.  :  L-achibun  soudieru,  le  lavage  des 
chaudières. 

Cher:  Seru-ti.  Ex.:  AssubaJiagulé  lé  seru-ti,  une  huile  parfumée 
qui  était  chère,  d’un  grand  prix. 

Chirurgien:  Surusié,  médecin.  Ex.:  Saragu  surusié,  plusieurs 
médecins.  Voir  le  mot  »Besoin«. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


362 

Cinq;  Sangu,  seng.  Ex.:  Sangii  faì,  cinq  pains;  seng  béna, 
cinq  portes.  Sangai'd  cinquante. 

Commander:  A-giimade-run.  Ex.:  L-agiiinaderiin  Moses,  le 
commandement  de  Moïse.  L-agumaderun-i-%va  Moses, 
[Moïse  nous  a  commandé.  L-agumade-ra-üa ,  il  leur  com¬ 
manda.  Rii-lu-muti  Moses  guinadi.  Moïse  a  donné  la  loi. 
Li-daii  gnniadi-men,  dans  le  commandement.  Guinade-me- 
ti-ñun,  les  gouverneurs. 

Commencer:  A-gîiniese-rnn.  Ex.:  Li-dan  l-agnniesei'un  îibazv, 
dans  le  commencement  du  monde.  L-agumesera,  il  com- 
.  mença. 

Confesser:  A-giutfese-viin.  Ex.:  L-agnnfesera,  il  confessa. 
H-agiinfesei'a  ha-figiio,  confessez  vos  péchés.  M-agim- 
feseriin-hania-ti,  ils  ne  confessèrent  pas,  ne  reconnurent  pas. 

Content:  Gudan,  a-gndan-run,  contentement,  joie,  se  réjouir. 
Ex.:  Gndan-ti,  content.  L-oiv  gudan,  avec  joie.  Li-doun 
i-gudan-i  en  joie.  N-ïgudan,  ma  joie.  H-agudanru-ba, 
vous  vous  réjouirez.  M-agudanrun-ti  Jezii,  Jésus  ne  fut 
pas  content.  Al-agzidanrun-ti-üun,  ils  furent  indignés. 

Couche:  Gusu,  lit.  Ex.:  Bi-gusji-n,  ton  lit.  Voir  le  mot 
»Chandelle«. 

Croix  :  Gurmva,  grua.  Ex.  :  Lu-guruzva-n,  sa  croix.  Baru-bi 
grua,  porte  la  croix  !  Gunnvygua-huniï,  crucifiéz-le  ! 

Demi:  Dinii.  Ex.:  Dinii-sen  irunm,  un  demi  cent  d’années. 
Sang  dinii-sang  urna,  cent  cinquante  trois. 

Dépenser:  Dé f anse.  Ex.:  Défansé-toun  sun  t-ibijin,  ayant 

dépensé  tout  son  bien. 

Devinette:  Dibinasu,  Ex.:  M-adininrehan-ti-bii  dibi- 

nasïi,  tu  ne  dis  plus  de  paraboles. 

Dieu  (bon):  Boudin.  Ex.:  Nn-bondin-te,  mow  ISîqu  \  hu-bondiu-te, 
votre  Dieu.  Ha-bondiu-te  hila-ña,  le  Dieu  des  morts. 

Dimanche:  Diniansu,  le  sabbat.  Ex.:  L-adugun  diniansit  h-oiin 
zvoguri-ùa  mania  zvogiiri-üa  l-un  diniansu,  il  a  fait  le  sabbat 
pour  les  hommes,  non  les  hommes  pour  le  sabbat. 

Dix:  Diisi,  diz.  Ex.:  Diisi  ozvra,  la  dixième  heure  Diz-zvidu, 
dix-huit. 

Douze:  Duszu.  h[x.  :  L-aduùiira  diiszu  l-un  l-unia  lia-nia,  il  en 
établit  douze  pour  être  avec  lui. 

Eglise  (1’):  Ligilisi,  temple,  synagogue.  lèx.:  Ligilisi  to,  ce 


XIV.  Amerikanisten-Kongress.  363 

temple.  Li-doun  ligilisi,  dans  le  temple,  Li-dan  hadigi- 
lisi,  dans  leurs  synagogues. 

Embarasser  (  s’)  ;  Abarase-giin ,  se  mettre  en  peine  de.  Ex.  : 
M-abai'asségîiu-ti  h-ozv  mudiin,  il  ne  se  met  point  en  peine 
des  brebis. 

Epée  ;  Efain.  Ex.  :  H-iyabiii  t-abii  éfain,  vous  êtes  venus  avec 
des  épées. 

Fête;  Fédii.  Ex.:  He-fedii-n  hiiriyu,  la  fête  des  juifs. 

F'ier  (se);  A-fifie-run,  a-fiaiñ,  a-feaiñ,  croire.  Ex.;  B-afmera, 
tu  crois.  Afiña-ti-na,  je  crois.  Lé  ni-afine-ti,  celui  qui  ne 
croit  pas.  Afiaiñdinnia  uganu  buiditi,  croyez  la  bonne 
nouvelle!  Afeaifi-rngu-ba,  crois  seulement! 

Fouet;  Fmvediin.  Ex.;  Dan  adnga-li  fnivednn,  ayant  fait  un 
fouet. 

Franc;  Fni'ango,  franchement.  Ex.;  Aririaga-bï furango,  dis-le 
franchement  ! 

Gagner;  A-ganay  acheter.  Ex.;  L-un  ]i-agaùe7i  fai,  pour  qu’ils 
achètent  du  pain  Fd-agaiie-ja  bùneti  bidiiru,  elles  ache¬ 
tèrent  des  parfums.  Gaiien-boim  katoun  to  zvadnisivernn, 
achète  les  choses  dont  nous  avons  besoin  ! 

Gloire;  Gnloir.  Ex.;  IF-daii  giiloF,  dans  la  gloire. 

Flabit;  Abi,  abii.  Ex.;  Biaina  abi,  deux  habits.  L-aguronn 
l-abii-te,  il  quitta  son  habit,  son  manteau. 

Heure  ;  Ozvra.  Ex.  :  Dan  l-achilernn  siz  ozv7’a,  quand  arriva  la 
sixième  heure. 

Huit:  ]¥idn.  Ex.:  Diz-zvidu,  dix-huit. 

Levain  :  Lebe7ii.  Ex.  :  D7izva7'7idiunia7i  t-nzvy  he-lebeni  Fa7'iseos 
t-7i77ia  lebe7ii  He7’od,  gardez-vous  du  levain  des  Pharisiens 
et  du  levain  de  Hérode. 

Lire  :  A-Fjan,  alu-ga,  a-hiadia.  Ex.  :  Snbiidi  lé  alija-tÍ7i,  que 
celui  qui  lit  comprenne!  M-alijan-tÍ7i  ti-da/i  li-ga7'ada 
Moses,  n’avez-vous  pas  lu  dans  le  livre  de  Moise.?*  B-aluga,. 
lis  !  Aluaha-hn77i07ig  abn7-uJia7ii,  lisez  l’écriture  ! 

Livre;  Libiirn.  Ex.:  Sim  libw'u,  tous  les  livres.  Aba7i  libimn 
assnbahagîilé,  une  livre  d’huile  parfumée. 

Marié:  Alarle',  77iariyé,  amiarié-dnn,  marié,  époux,  mariage,  noce, 
se  marier.  Ex.  :  Aba7i  marié,  un  mariage,  une  noce.  L-uba 
77iarié-ti  t-uma,  parce  qu’il  était  marié  avec  elle,  Alariyé, 
a77iariédu-tl,  le  marié,  l’époux.  Ajai  zvnri  t-a77iariéda 


.304 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


l-uma-ya  aban,  si  une  femme  se  marie  de  nou\eau  avec 
quelqu’un. 

Mesurer  :  A-viisnré-ja.  Ex.  :  L-ow  niisnré lé gozvivati  b-aniisnréja 
l-aniisuréjow-ba-ya,  avec  la  mesure  avec  laquelle  tu  as 
mesuré  il  te  mesurera  aussi. 

Midi  (à)  :  Amidi.  Ex.  :  Aniidi-ariabu,  minuit. 

Mieux,  meilleur:  Si-meyé,  c’est  mieux,  c’est  meilleur.  Ex.: 
Simeyé  l-nn  b-ebelnrnn  li-doun  ibagari  m-ajaguba,  c’est 
meilleur  que  tu  entres  dans  la  vie  sans  fin. 

Mille:  Mila,  mil.  Ex.:  Sangnmiilu,  seng-mil,  cinq  mille. 

Misère  (la)  :  Lamiselu,  a-lamiserun.  Ex.  :  L-uma  lamisehi  avec 
des  misères.  Lamiselu  l-nruma  ubaxv,  à  cause  des  misères 
du  monde.  G-alamiserun  l-izuani,  son  esprit  fut  troublé. 

Morceau:  Mnrnsnn,  morceau,  un  peu,  peu;  aussitôt.  Ex.:  Aban 
miirusmi,  un  morceau.  Mnrnsnn  feii,  morceau  de  pain. 
ISInrnsnn  duna,  un  peu  d’eau.  /  naha  h-nma  Imagn  mn¬ 
rnsnn  dan,  je  suis  avec  vous  pour  peu  de  temps.  Alîirnsnn 
l-asnbndi-rnn-i  Jezîi  nndnja-lan  7ibafn  li-da7i-gniñe,  aussitôt 
Jésus  connut  qu’une  vertu  était  sortie  de  lui.  Mnrnsn-renzv 
l-onnaja-i  sifirasi  li-dan  arabn,  aussitôt  l’Esprit  l’envoya 
dans  le  désert. 

Mouton:  Mndnn,  mouton,  brebis,  agneau.  Ex.:  Ln-mndnn  bondin, 
l’agneau  de  Dieu.  Nn-mndnn  aganba-ba-mnti  n-nmalali , 
mes  moutons  entendent  ma  voix. 

Nation:  Nation.  Ex.:  Syrophenician  ti- nation,  Syrophénicienne 
était  sa  nation. 

Na\iguer:  Naxoigen,  faire  un  voyage.  Ex.:  Wognri  nazvigen-ti 
lé,  l’homme  qui  va  faire  un  voyage. 

Neuf:  Nefn.  Ex.:  Nefn  ozora,  la  neuvième  heure. 

Ni  :  Ni.  Ex.  :  Ni  fcü  ni  larasnn,  ni  pain  ni  argent.  Aha-bn 
marna  bn-bï  Christ  ni  Elias  ni  l-onngnlé,  si  tu  n’es  ¡las 
le  Christ,  ni  hdie  ni  un  prophète. 

()nze:  Unsn.  Ex.:  ll-onn  nnsn,  à  eux  onze,  aux  onze. 

Pain  :  Fcii,  fén.  lix.  :  Atiri-üonn  fcn  h-nma,  combien  de  pains 
avec  vous,  combien  avez-vous  de  pains.!*  lle-fcil  irajn-nnn , 
le  pain  des  enfants.  Eéii  tngnya,  ce  ])ain. 

l'anier:  Faüié,  faniyé.  Ex.:  Dnszn  faîîié,  douze  paniers.  Sed 
faniyé,  sept  paniers. 


XIV.  A merikanisten-Kongress. 


365. 

Pardon:  Fariiduii,  fei'udiin.  T'x.:  d'arudun  l-a>ii  Jîgao,  \e  \)d.YÚ.on 
des  péchés.  Feriidmia-ti  bi-figao,  tes  péchés  sont  pardonnés. 

Payer:  A-fayé-riin.  Ex.:  I.é  atiiba-ti  l-ibiîidm  l-afayérii-%va-ha 
celui  qui  a  moissonné  recevra  son  payement.  Richa-ti- 
ragiiia  l-iin  iv-afayé-jan  l-iiii  Cessar,  est-il  juste  que  nous 
payions  (le  tribut)  à  César  L-uina  saraïuandîi  lé  fayé- 
zva-tl,  avec  les  serviteurs  qui  étaient  payés. 

Perdu,  perdre  :  Feridi,  e-feridi-run.  Ivx.  :  L-irahu  feridi,  enfant 
perdu  Lé  arïdu-tin  l-ibagari  l-eferidirii-bï,  celui  qui  veut 
sauver  sa  vie  la  perdra.  Ajai  l-ef eridira  sahi  l-ubasinuan, 
si  le  sel  perd  sa  saveur.  L-eferidiroiin-nié  l-hvani,  il  perd 
son  âme. 

Place:  Fulassii.  Ex.:  Aba  fulassu  l-abiigiiiva-ti,  une  place 
déserte,  un  lieu  desert.  T-ibiri  fidassi,  diverses  places. 
Wa-fiilassit-n,  notre  lieu,  notre  ville.  L’emprunt  pourrait 
avoir  été  fait  à  l’Anglais. 

Plaisir:  Fiilessi,  grâce.  lâx.  :  Fulessi  l-uagu-n  fulessi,  grâce 
sur  grâce. 

Premier:  Fiirumié.  Ex.:  Katey  fiiriimié  l-on najan,  quel  est  le 
premier  commandement.^  L-iyabni  fnrnmié,  il  arriva 
premier.  Fnrninié  sagadi,  premièrement  l’herbe.  Furinnié- 
wa-rngn  lé  Ji-alngndnn,  Îa  première  chose  venue  que  vous 
demanderez.  Fnrmnié-rugn  katey,  la  première  chose  venue. 

Prier:  Fnrié-gi,  a-fnriye-dnn.  Ex.:  Fnrié-gi-ti-na  h-o%v,  je  prie 
pour  eux.  Furiyeygidinma,  priez  !  L-afurieda  l-un,  il  le 
pria. 

Caraïbe  de  la  Guadeloupe  • —  A-ponrie-ron-ta,  prier. 
Ponrie-ba,  prie  ! 

Prison,  Prisonnier:  Furisun,  Fnrisunné.  Ex.:  Ti-dan  fnrisun, 
fnrisun-rngu,  dans  la  prison.  Aban-fiirisnnné,  un  prisonnier. 

Promettre  :  Fnrumede-jan.  Ex.  :  Fnrnmedejan-i,  ils  lui  promirent. 

Quatre:  Gadnru,  gadrn.  Ex.:  Gadnru  murnsnn,  quatre  mor¬ 
ceaux.  Ligadnru-n  dan  ariabu,  le  quatrième  temps  de 
la  nuit.  Gadrn  zceyn,  quatre  jours. 

Quinze  :  Kinthe.  Ex.  :  Kintlie  bnrassn,  quinze  brasses. 

Rester  :  Rede,  e-raide-rnn.  Ex.  :  Ignni  lé  rede-ti,  la  nourriture 
qui  est  restée.  Rededinnia  ya,  restez  ici  !  Néii  l-eraidera, 
il  resta  là. 

Riche:  Risi.  Ex.:  L-nba  risi-ti,  parce  quii  était  riche.  Saragn 


366 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


ha  risi-ti-fiîin,  plusieurs  qui  étaient  riches.  I-risi-tii,  la 
richesse. 

Roi:  U-rrnvy,  u-rmve.  Ex.:  L-ariüaga  i/ruzcy  t-iin  iraju,  le 
roi  dit  à  sa  fille.  Inihan  ha-rmvy-te  hin'iyii,  voici  le  roi 
des  Juifs.  L-ariüaga  Pilate  l-im:  îirmve-ra-bîi-guia,  Pilate 
lui  dit:  es-tu  roi?  L-ounabï  Hesu:  amuru  ariüagii-bi  l-uagii 
iinnvy-nan,  Jésus  lui  répondit:  toi  tu  l’as  dit,  je  suis  roi. 

Seine:  Seheni,  filet.  Ex.:  Simon  agnra  seheni,  Simon  jettait  la 
seine,  le  filet.  Afadahowi  he-seheni,  ils  raccommodaient 
leurs  filets. 

Sentir:  A-sandi-riin.  Ex.:  T-asandira,  elle  sentit. 

Sept:  Sed,  sedn.  Ex.:  Sed  faniyé,  sept  paniers.  Lé  he-sedii-n, 
ceux  qui  étaient  sept,  les  sept. 

Sermon:  Seriimong.  Ex.:  L-im  n-ichugu-n  sei'umong,  pour  que 
je  donne  sermon,  pour  que  je  prêche. 

Servante,  serviteur  :  Sarawandn.  Ex.  :  Aban  saraivandu,  une 
servante.  Li-sarawandn  fadiri  mziti^  serviteur  du  grand 
prêtre. 

Serviette:  Sarizvedu.  Ex.:  L-aragachonn  t-ozv  sarizvedu,  il  les 
essuya  avec  une  serviette. 

Servir:  E-serizvi-dnn.  Ex.:  L-iyabni  l-nn  l-eserizvidun,  il  est 
venu  pour  servir.  Hiîirn-gn  eserizvida  l-îin,  les  anges  le 
servirent.  T-eserizvida  Martha,  Marthe  servait. 

Six  :  Sisi,  siz.  Ex.  :  Sisi  iruinn,  six  ans.  Siz  ozvra,  six  heures. 

Soudard  :  Sondara.  Ex.  :  Aban  ha-dan-gniüe  sondara,  un  des 
soldats. 

Témoin,  témoigner:  Dininre,  a-dimnre-han,  témoin,  témoignage, 
parole,  témoigner,  parler,  lêx.  :  Kata-me-dngnia  dininre, 
qu’avons-nous  besoin  de  témoins?  Rn-ti-ünn  dimnre,  ils 
rendaient  témoignage.  Dininre  to,  cette  parole.  T^-abnna 
dininre,  il  sème  la  parole.  Heren-gn-ti  dininre  lé,  ces 
paroles  sont  dures.  Adininreha-ti  John  l-nagn,  Jean 
témoigne  sur  lui.  lÀgiya  l-iyabni  l-nn  l-adininrehan,  il 
vint  pour  témoigner.  L-agnmesera  adimnreja,  il  commença 
à  parler. 

Temps  :  Dan,  i-dan-i,  temps,  saison.  lêx.  :  L-achilernn  dan,  le 
temps  arriva,  la  saison  arriva.  T-idani  nriri,  le  temps 
des  figues. 

Trente  :  Darandi,  dar  ande.  Ex.  :  Dar  andi  bur  assn,  trente  brasses. 


XIV  Amerikani-sten-Kongress. 


367 


Vin  (  du)  :  Di-zvain,  di-zvèn.  Ex.  :  Tseri  dizucn,  du  vin  nouveau. 
Vadi  dizvaiii  ha-ma,  il  n’y  a  pas  de  vin  avec  eux,  ils  n’out 
pas  de  vin. 

Vingt:  Ven.  Ex.:  Biania  ven,  deux  vingt,  quarante. 

Voyage:  Wiyeasun.  Ex.:  L-arigi  lu-zviyeasun,  après  son  voyage. 


Liste  des  mots  espagnols  qui  se  sont  introduits  dans  la  langue 

des  Caraïbes. 

Aguja:  Agnsa.  Ex.:  L-agu  agnsa,  l’œil  (le  chas)  de  l’aiguille. 

Ayunar:  Ayunai'a.  Ex.:  Ayunara-ña,  ils  sont  à  jeun. 

Caballo:  Gabayu.  Ex.:  L-irozv  Gabaytt,  le  fils  d’un  cheval, 
poulain. 

Borrico  :  Burigu.  Ex.  :  Dan  l-adarira  Hesu  t-iraha  burigu, 
Jésus  ayant  trouvé  la  fille  d’une  bourrique. 

Camisa:  Gamessa,  étoffe,  linceul.  Ex.:  Iseri  ganiessa,  étofte 
neuve.  T-abii  aban  gamessa  l-uagu,  avec  un  linceul  sur  lui. 

Carta:  Garada.  Ex.:  Aja-ti  Jiioses  l-un  zv-aburudîin  garada. 
Moïse  a  permis  que  nous  écrivions  une  lettre. 

Cielo  :  del'll,  ciel.  Ex.  :  Cielu-giiine,  ciel-guine ,  du  ciel. 

Copa  :  Còpu.  Ex.  :  L-achibun  còpu,  le  lavage  des  coupes. 

Echar  :  Esera.  Ex.  :  L-ariguiñe  l-esera  duna  li-doun  agï-dunouu, 
après  qu’il  eut  versé  de  l’eau  dans  un  vase  à  eau.  H-esera 
agule,  ils  versaient  de  l’huile. 

Espíritu  :  Sifirasi.  Ex.  :  Sifirasi  kaysi  aba  zvaguguzua  t-ararera 
l-uagu-n,  l’Esprit  comme  une  colombe  descendit  sur  lui. 

La  Guerra:  Lagiyeru.  Ex.:  Dan  aganbun  t-uagu  lagiyeru, 
quand  vous  entendrez  (parler)  sur  la  guerre. 

La  Mitad:  Lamida.  Ex.:  Lamida-ñouñ  banana  ugune,  la  barque 
était  au  milieu  de  la  mer.  Lamidan  n-u-ruzvy-te ,  la  moitié 
de  mon  royaume. 

Ü:  0.  Ex.:  Diz-zvidu  ó  zven-sedu,  18  ou  27. 

Padre  :  Fadiri.  Ex.  :  L-ar arama  fadiri  imiti,  le  grand-prêtre 
se  leva. 

Pecado:  Figäo,  figozv.  Ex.:  Ha-gunf esera  ha-figäo,  ils  con¬ 
fessaient  leurs  péchés.  Li-dan  figozv,  dans  le  péché.  Ha- 
ma  ga-figâo-ti-üun,  avec  les  pécheurs. 

Priesa:  Furise.  Ex.:  Aduga-bi  furise,  fais  le  vite! 

Recibir  :  Resibi,  e-resibirun.  Ex.  :  Resibi-lu-muti-na,  celui  qui 


368 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


me  reçoit.  L-eresibirìi-ba,  il  recexTa.  Lé  m-eresibirìiii-ti-bìc 
celui  qui  ne  te  reçoit  pas. 

Sacate:  Sagadi.  Ex.:  L-iiagîi  sagadi  rigili,  sur  l’herbe  verte. 

Saco  :  Sagii.  Ex,  :  L-uba  l-iima-ùoun  sagn  l-anngï  lé  icinigii-ti 
ti-doîin,  parce  que  le  sac  était  avec  lui  il  prenait  ce  qui 
avait  été  mis  dedans. 

Salvar;  A-salbartin,  a-ssabarun.  Ex.:  L-asalbarii-ba,  il  sera 
sauvé.  Vabï  zvogiiri  assabarti-ti,  pas  un  homme  sera  sauvé. 

Sàvana  :  Sozv%vana.  Ex.  :  Soiinvana-riigii ,  dans  la  savane,  dans 
le  désert. 

Seña  :  Seña,  signe,  miracle,  signal.  Ex.  :  M-icIuigîin-bï  seña 
ÎL-oiin  nmUi  lia,  il  ne  sera  pas  donné  de  miracles  à  ces 
gens-là.  L-icJiiga  seña^  il  avait  donné  (comme)  signal. 

Zapato  :  Sabadu.  Ex.  ;  T-agiiriiga  li-sabadîi-n,  les  cordons  de 
ses  souliers. 

Liste  des  mots  anglais  qui  se  sont  introduits  dans  la  langue 

des  Caraïbes. 

Gallon  :  Gahin.  Ex.  :  Ñeñyoiin  sisi  duna-agi  .  .  .  gada-ti  diz- 
zvidu  ó  wen-sédu  galini  aban,  la  étaient  six  urnes  .  .  .  dont 
chacune  tenait  i8  ou  27  gallons. 

INIarket  :  Market,  Magidi.  Ex.  :  Ñeñen  Jerusalem  t-ubadu  market 
Ji-ani  niudìin  aban  duna,  il  y  avait  à  Jerusalem  près  du 
marché  aux  moutons  une  eau,  une  piscine.  Dan  h-iyabui 
magidi-rugu- guiñe ,  quand  ils  viennent  du  marché. 

Right  :  Ridia,  juste,  il  est  juste,  il  est  permis.  Ex.  :  Richa-ban, 
tu  es  juste;  richa-ti,  il  est  juste,  il  est  permis.  Ma-richa- 
ti-iva-raguia  l-un  w-ariñagun,  ne  nous  est-il  pas  permis 
que  nous  disions? 

True:  A-treu-run,  être  fidèle,  adorer.  Ex.:  Lé  zaoguri  l-atreu-ti 
l-un  boudin,  l’homme  qui  est  fidèle  à  Dieu,  l.-atreura ,  il 
adora. 

Well:  Wellu.  h?x.  :  Lu-zcellu-n  Jacob,  le  puits  de  Jacob. 


Cette  triple  liste  fournit  des  indications  phonétiques  très 
démon.stratives,  et  met  en  lumière  ce  fait  significatif,  que  la 
lduf)art  des  vocables  indo-européens  adoptés  par  nos  Caraïbes 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


369 


ont  revêtu,  si  l’on  peut  ainsi  parler,  la  même  livrée  que  les 
vocables  indigènes. 


Indications  phonétiques. 

1°  Une  voyelle,  le  plus  souvent  la  voyelle  ii,  est  intercalée 
dans  les  groupes  gl,  cr,  pl,  pr,  fr  &c. 

Gloire,  giiloir.  Croix,  giirinva.  Premier,  fiiruniié. 
Prison,  fm'isiin.  P'ranc,  fiirango.  Bourg,  n-btiriigii.  Mor¬ 
ceau,  miiriisun.  Sermon,  seruinotig  &c. 

L’église,  ligilisi.  Servir,  e-serivi-dtm.  Perdu,  feridi. 
Carta,  garada.  Servante,  saraivandii.  Charpentier, 

sarafangiya. 

IP  D  se  substitue  à  T,  et  se  maintient. 

a)  Temps,  dan.  Trente,  darande.  Sentir,  a-sandi-riin. 
Rester,  nédc.  Mouton,  inndiui.  Content,  gndan.  Fête, 
fédn.  Assiette,  assyedji  &.c. 

b)  Dimanche,  dimansii.  Demi,  dinii.  Devinette,  dibmasu. 
Chandelle,  samidelu. 

IIP  G  se  substitue  à  C  dur  (K),  et  se  maintient. 

a)  Calme,  gahnna.  Commencer,  a-gnniese-mn.  Commander, 
a-gnniade-run.  Confesser,  a-gnnfese-rnn.  Couche,  gitsn. 
Croix,  gunnvä  &c. 

b)  Gagner,  agañen.  Gloire,  guloir.  Naviguer,  nazuigen. 
\\'°  F  se  sulstitue  à  P,  et  se  maintient. 

a)  Pain,  fèn.  Panier,  faniyé.  Pardon,  faradnn.  Place, 
fulassii.  VrQmÎQv,  fur uniie.  Dépenser,  defansé.  Prison, 
furisun,  Sic. 

b)  Fête,  fédu.  Se  fier,  a-firie-run.  P'ouet,  ftavediin. 

V°  B  se  maintient. 

Baptiser,  a-badise-run.  Besoin,  busuwen.  Bâton,  badun. 
bourse,  bnrusu.  Habit,  abi  Sic. 

VP  N  se  substitue  à  G  doux  (f),  et  se  maintient. 

a)  L’argent,  larasun.  Arranger,  arenserun.  Chirurgien, 
surusié.  Changer,  a-sansi-run. 

b)  Confesser,  a-gunfese-run.  Bourse,  bnrusu.  L’église, 
ligilisi. 

VIP  N  se  substitue  à  CH. 

Chandelle,  samidelu.  Changer,  a-sansi-min.  Cher,  seru-ti. 
Couche,  gusu.  Chaudière,  soudieru.  Riche,  risi  &c. 


24 


370 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


VIII°  r  est  substitué  par  /?,  et  se  maintient. 

a)  Devinette,  dibinasii.  Livre,  liburii.  Levain,  lebcui. 

b)  Aviron,  avininjan  ramer.  Servir,  e-serivi-din. 

IX°  La  voyelle  finale  -e  est  substituée  le  plus  souvent  par  la 
voyelle  -u,  quelquefous  par  la  voyelle  -i. 

Barrière,  barrieru.  Bourse,  Intrusu.  Chandelle,  saniidt'hi. 
Couche,  giLSu.  Chaudière,  soudiei'ii.  Douze,  diiszn.  Fête, 
fedii.  Livre,  libitrii.  Onze,  unsu.  Place,  fiilassii  &c. 
L’église,  ligilisi.  Riche,  risi.  Seine,  seheiii. 

Livrée  Caraïbe. 

F  Dans  le  dialecte  du  Honduras,  comme  dans  celui  de  la 
Guadeloupe,  certains  noms  sont  afiectés  d’un  préfixe  voca- 
lique  U-,  i-. 

U-bnritgu,  bourg.  U-rmvy,  roi.  I-gndan-i,  joie.  I-dan-i, 
temps.  J-risi-iii,  richesse. 

IF  Dans  les  deux  dialectes,  le  nom  à  l’état  possessif  est 
affecté  d’indices  personnels  préfixes,  et  souvent  aussi  de 
particules  qui  lui  sont  suffixées,  notamment  de  -ii. 

Ex.;  iVellii  puits,  lu-zvelliL-n  Jacob,  le  puits  de  Jacob. 
Gusu  lit,  bi-gusH-n  ton  lit.  Guruzva  croix,  lii-guruiva-n 
sa  croix.  Barrieru  parc,  Jia-barrieru-n  inudun,  le  parc 
des  moutons.  Fedii  fête,  he-fedu-n  hiiriyu  la  fête  des  juifs. 
Boudin  Dieu,  nu-bondiu-te  mon  dieu.  U-rinvy  roi,  l-u- 
ruzoy-te  son  roi.  Abii  habit,  lii-abii-te  son  habit. 

IIF  Dans  les  deux  dialectes,  la  plupart  des  thèmes  verbaux 
sont  affectés  du  préfi.xe  a-,  et  des  particules  -guii,  -diiii, 
-run.  La  voyelle  a-  est  parfois  substituée  par  la  voyelle  e-. 

Changer,  a-sansi-ra-gun,  a-saiisi-ruu.  Marier,  a-marie- 
diin.  Baptiser,  a-badise-ruii.  Commencer,  a-guineserun. 
Servir,  e-serivi-duii,  Resibir,  e-resibi-run.  True,  a-treii-ruu 
être  fidèle,  adorer. 

1V°  L’emploi  d’articles  soit  indéterminés  soit  déterminés  étant 
étranger  au  Caraïbe.  »L’argent,  l’église,  la  misère,  la  guerra, 
du  vin«  sont  devenus:  l.arasuii,  ligi/isi.  lainiselu,  lagiyeni. 
dhvain. 

Vocabulaire  comparé  des  deux  dialectes  caraïbes. 

Les  évangiles  de  Marc  et  de  S‘  Jean  traduits  par  le 
Rev’  John  F.  Laughton  ne  contiennent  pas  tous  les  vocables  du 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


3;  I 

parler  des  paroissiens  de  Stann-creek,  et  alors  même  que  j’eusse 
attendu  la  publication  des  évangiles  de  S‘ Mathieu  et  deS'Luc, 
il  est  certain  que  bien  des  elements  de  ce  parler  m’auraient  fait 
défaut.  D’un  autre  côté,  il  est  très  douteux  que,  dans  ses 
Vocabulaires  et  ses  Entretiens,  le  P.  R.  Breton  ait  épuisé  le 
stock  des  Caraïbes  de  la  Guadeloupe.  Si  donc,  dans  le  présent 
Vocabulaire,  la  comparaison  n’a  pas  pu  être  toujours  établie,  il 
ne  s’en  suit  pas  rigoureusement  que  le  lexique  du  Honduras 
diffère  de  celui  de  la  Guadeloupe,  dans  la  mesure  qu’accuseraient 
la  lacunes  actuellement  existantes. 

Au  surplus,  les  concordances  sont  trop  nombreuses  et  trop 
importantes  pour  que  leur  ensemble  ne  contredise  pas  energique- 
ment  l’assertion  ridicule  encore  trop  répandue,  qu’en  Amérique 
il  suffit  de  quarante  années  d’isolement  pour  qu’une  tribu  change 
son  lexique. 

Le  dialecte  de  Stann-creek  est  lexicologiquement  caraïbe, 
nonobstant  les  emprunts  faits  à  trois  langues  indo-européennes. 
On  verra,  dans  les  Observations  faisant  suite  au  Vocabiilaire 
comparé,  qu’au  point  de  vue  grammatical,  ce  dialecte  est 
foncièrement  caraïbe,  encore  bien  que  le  bilinguisme  n’y  existe 
pas,  et  qu’en  ce  qui  concerne  notamment  la  conjugaison  des 
'.verbes,  il  diffère  du  dialecte  de  la  Guadeloupe. 


'I'itulo  (lei  Ilanio  do  Santa  .\iia. 
Ao'osto  14  (le  1565. 

Vorgelegt  \'on  Prof.  Dr.  Karl  .Sapper,  I'iibingen. 


P  o  k  o  n  c  h  Í, 

Yulik  memoria  título  ké  také 
iiajtir  tak  ajhualak  hri  jahual 
také  aj-Santa  Ana,  jun  tijp  chi 
tinamit  chi  molam. 

J.  M  y  J.  Ana,  Joaquin. 

Yená,  ajik  na-ni-jalam  guadi 
título  testamento  yuli,  hruhum 
ix-kajik-i-juj  coré  tzijm  také 
najtir  Padres  ; 

huilik  qui  pinna  chipam  i- 
título  testamento,  ix-tojkik-chó 
chipam  i-jam  yuli  1565  Padre 
Fr.  Juan  de  Torres,  Padre  Do¬ 
mingo  de  Ozcona,  Padre  Fr. 
Francisco  de  Viana,  Padre  Fr. 
Lúeas  Galyego  pet  Padres  také 
chi  tzijm  huilik  kajnok  ca-yuk 
ca-quixkam  joj  jún  tijp  chi  ti¬ 
namit  aj-Santa  Ana  ar  Cham- 
jáh  ar  chalenak  ca  jáhu,  ca-mam 
chi-najtir  chó  kihg  sakom; 


Spanische  Übersetzung 
von  V.  A.  Narciso. 

F5sta  es  la  memoria  titulo 
de  los  antiguos,  principales  y 
demas  señores  de  Santa  Ana, 
barrio  del  pueblo  unido. 

J.  M.  y  J.  Ana,  Joaquin. 

Ahora,  pues  vamos  á  cam¬ 
biar  papel  al  titulo  testamento 
presente,  porque  se  pudrió  el 
papel  en  que  estaba  escrito  anti¬ 
guamente  por  los  Padres. 

Alli  están  las  firmas  en  el 
titulo  testamento  que  fué  prin¬ 
cipiado  en  el  año  de  1565 
(las  firmas  del)  Padre  Juan  de 
Torres,  Padre  Domingo  de 
Ozcona,  Padre  P'r.  P'rancisco  de 
Viana,  Padre  Fr.  Lúeas  Ga¬ 
lyego  los  primeros  Padres,  ya 
dichos  en  la  escritura  que 
quedó  de  nuestros  planos,  de 
nosotros,  un  barrio  del  pueblo, 
de  Santa  Ana  en  Chamá.  De 
alli  x'inieron  nuestros  padres, 
nuestros  abuelos  en  lejano  dia 
claro  ; 


374 


XIV.  Amerikanisten-Kongreís. 


coré  ca-jahii  Padre  Francisco 
de  Viana  ix-kam  huik  chó  ca- 
mam,  ca  jahu  ayii  chi-xilak  aj- 
San  Cristobal  de  Verapaz. 

Ixtil  ké  joj  aj-Santa  Ana,  yuk 
quixkam  Cham-já; 

ar  nak  xu-huan  hri-Pat  i  Hrios, 
Santa  Iglesia  ca-jahu  Padre  P'ran- 
cisco  de  Viana  ; 

ma  atom  ix-hiri  lohn  i-Padre, 
pim  in-quimik  hra  akún  i-tina- 
mit,  kom  chikop  ar  hutz  nihch 
in-hri-tihu  tinamit; 

je  aj  hrú  ix-hri-saj  chó  Padre 
Santa  Iglesia 

xi-kaj-saj  nak  cimiento  ix- 
jojtik; 

nak  Santa  Iglesia  ix-chalik 
inchel  ornamento,  cálix,  casulla, 
incensario,  cruz  magna  ké  joj 
aj-Santa  Ana  Cham-jáh  Chi-chun 
huihg  yuk  quixkam; 

lire  ¡)et  huinak  Cojok,  Quip, 
Chulip,  hri  jaliual  také; 

je  hru-kor  najtir  memoria, 
jenaj  chik  naka-kanam  qui  kor 
huai  ca-jáhu  Padres  sacerdotes 
také  ; 

korik  inchel  ixciuitzijmaj  ; 

xa  je  huó  hri  tzijm  najtir  Fs- 
cribano  Domingo  Kal,  hra-akun 


el  señor  Padre  Francisco  de 
Viana  trajo  á  nuestros  abuelos,, 
nuestros  padres  aquí  entre  los 
demas  de  S.  Cristóbal  de  Vera- 
paz.  (Kajcoj.) 

Son  propios  de  nosotros, 
los  de  Santa  Ana,  los  cerros,, 
los  planes  de  Chama; 

alli  hizo  fabricar  la  casa  de 
Dios,  Santa  Iglesia,  el  señor 
Padre  P'rancisco  de  Viana; 

no  le  gustó  à  ver,  el  Padre,, 
porque  morian  muchos  hijos 
del  pueblo  con  el  x  eneno  de 
los  animales,  moscas,  murcié¬ 
lagos  que  picaban  los  del 
pueblo  ; 

por  eso  dispuso  trasladar  el 
Padre  la  S.  Iglesia. 

se  abandonaron  los  cimien¬ 
tos  ya  levantados; 

de  la  Santa  Iglesia  trajeron 
todos  los  ornamentos,  calix, 
casulla,  incensario,  cruz  magna,, 
que  es  de  nosotros,  los  de 
Santa  Ana,  Chama,  Cliichún, 
nombre  de  los  cerros  los 
planes  ; 

los  primeros  hombres  (eran) 
Cojok,  Quip,  Chuli¡);  (ellos) 
eran  los  señores; 

asi  dice  la  antigua  memoria, 
que  ya  no  hubo  otra  cosa  que 
nos  dejaran  en  sus  palabras 
los  señores  Padres  sacerdotes; 

sus  palabras  todas  las  escri¬ 
bieron  ; 

asi  mismo  las  escribió  anti¬ 
guamente  el  Escribano  I  )omingo 


XIV.  Amerikanisten-Kongre.ìs. 


375 


ajhual  Don  Diego  Sajki  Kal 
hri  jahual  aj-San  Cristóbal. 

Ayú  ajik  na-hrelih  liruk  cula- 
til  ca-yuk  ca-quixkam  joj  aj- 
Santa  Ana. 

Ayú  ajík  ix-chik-quik  chó 
Tujal-jáh,  in-jojtik  chó  chi  rok 
he-jah  Temal  hiiihg  xi-kik  chó 
i  huilik  hui  hru  pat  i-Hrios  Santa 
Iglesia,  Chi-chún  huihg. 

Chi-inchel  ké  yiik  quixkam 
ar  Cham-jah  Chichun  ke  joj  aj- 
Santa  Ana; 

ma  hré-tá-hre  aj-San  Marcos, 
hruhum  najt  chalen ak  také, 

cu  ar  Chi-xa-Akalá, 

hruhúm  Akalá  také  aj-San 
IMarcos,  ix-quimik  huí  ca-jáhu 
Santo  Padre  Fr.  Domingo  de 
Vico,  cu-hré  jenaj  take  hru-mam 
hra  jáhu  aj-San  Marcos  ; 

xi-cansanik  xi-tihuik  Padre  Fr. 
Domingo  de  Vico  aj-Acalá; 

co-hré  chik  Padre  Fr.  Alonso 
de  Bayllo  ix  kamhuik  chó  ké 
aj-San  Marcos; 

pet  xi-huihik  arYax-Capnal  ; 

xi  chalik  ar,  xi-huihik  chik 
Akil; 

xi-chalik  ar  Akil,  xi-chalik  ar; 


Kal,  hijo  del  señor  don  Diego 
Sajkí  Kal,  el  Señor  de  San 
Cristóbal. 

Aquí  están  como  comienzan 
los  linderos  de  los  cerros  de 
los  planes  de  nosotros,  los  de 
Santa  Ana. 

Acpú  pues  comienzan  con  el 
Rio  de  Chixoy  (Sacapulas)  y 
sube  hasta  el  pie  de  otro  rio, 
Temal  nombrado ,  y  pasa 
donde  estaba  la  casa  de  Dios, 
Santa  Iglesia,  (lugar)  llamado 
Chichun. 

Todos  nuestros  cerros  y 
planes  allá  en  Chamá  y  Chichun, 
son  de  nosotros,  los  de  Santa 
Ana  ; 

no  son  de  los  de  San  Marcos, 
porque  muy  lejos  quedaron  ellos, 

allá  en  Chixaakalá, 

porque  son  de  Acalá  ellos, 
los  de  S.  Marcos,  murió  allá 
nuestro  Señor  el  Santo  Padre 
Fr.  Domingo  de  Vico,  siendo 
todavia  los  abuelos  de  los  pa¬ 
dres  de  los  de  San  Marcos; 

mataron,  se  comieron  al  Pa¬ 
dre  Fray  Domingo  de  Vico 
los  de  Acalá  ; 

el  siguiente  Padre  P'ray  Alonso 
de  Ba}dlo  trajo  à  los  de  San 
Marcos  ; 

primero  vivieron  en  Yax 
capnal  ; 

salieron  de  alli,  vivieron  en 
seguida  en  Akil  ; 

salieron  de  Akil,  salieron  de 
alli  ; 


3/6 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


cu-hrc  ajik  na-xi  culik,  ho  kok 
iun  chak  jáh  Cham-jáh  pan  ca- 
yukul  ca-quixkamal  joj  aj-Santa 
Ana. 

Najt  ajik  xi-jijlik  xi-patanik 

ar  xa-culaj  také  aj-San  Marcos  ; 

Máhre-ké-tá  yuk  quixkam,  x- 
hruhiim  najt  ix-quihuan  ix-qui- 
tik  ; 

qui  tik  qui-cohu,  pek,  tilul  ar; 

xaré  ma-hré-ké-ta  yuk  quix¬ 
kam  ; 

ké  joj  aj-Santa  Ana. 

Hruhúm  huilkoj  chik  chi-pam 
korhual  i-Hrios,  joj-chic  cristi¬ 
anos  xa-pam  á-to  huil  xi-yojal 
huilkoj  xa-en-paz,  huilkoj  hui  jé, 
inchei  ca-mam,  ca-jáhu; 

jé  aj-hru  xax-culaj  ar  aj-San 
Marcos. 

Man-qui-sik  pleito  jaruj  ca- 
akiin  qui  ixkún  lire  hri  kamaj 
testamento  memoria  na-hri-kaj- 
nik  pan  in-quikam  také  ca-akún 
ca-mam,  hui  in-kaj  a-huixik  chi- 
pam  ca-yuk  ca-quixkam  aj-San 
Marcos. 

cjui-pajkaj  chi-cpii-guach  aj- 
Santa  Ana  chijiam  i-hrii  nim 
kihg  Santa  Ana  chijiam  jujiin 
chi  jam  santo  laj  tliezmos, 


Cuando  hizieron  esta  salida, 
pasaron  al  otro  lado  del  rio 
Chama  entre  nuestros  cerros, 
nuestros  planes ,  de  nosotros, 
los  de  Santa  Ana. 

Largo  tiempo  pues  descan¬ 
saron  y  habitaron  ; 

alli  recibieron  bien  á  los  de 
S.  IMarcos; 

no  son  de  ellos  pues  los 
cerros,  los  planes  porque  desde 
antes  (vivieron),  hicieron  sus 
siembras; 

cultivaron  cacao ,  pataxte, 
plátano  alli  ; 

no  son  pues  de  ellos  los 
cerros  los  planes; 

son  de  nosotros,  los  de  Santa 
Ana. 

Porque  estamos  ya  bajo  la 
palabra  de  Dios,  nosotros  so¬ 
mos  ya  christianos  por  el  fa¬ 
vor  y  gracia,  estamos  en  paz. 
estamos  bien  así,  todos  nuestros 
abuelos,  nuestros  señores; 

asi  es  que  recibieron  á  los 
de  San  Marcos. 

Para  que  no  busquen  pleito 
nunca  nuestros  hijos,  nuestras 
hijas  es  necesario  el  testamento 
memoria  quede  en  sus  manos 
de  nuestros  hijos,  nuestros 
nietos,  pues  si  quieren  rozar 
en  nuestros  cerros,  nuestros 
planes  los  de  San  Marcos, 
tienen  que  solicitarlo  delante 
de  los  de  Santa  Ana  en  el 
gran  dia  de  Santa  Ana  cada 
año  dando  diezmos,  porque  no 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


377 


hruhúin  ma-hré-ké,  joj  )’uk  quix- 
kam,  aj-Santa  Ana; 

ar  ix-hoj  ajik; 

hrc  aj-San  Marcos  huilik  qui 
yuk  qui  quixkam  ar  Akil,  Vax- 
Capnal,  xi-chalik.  tíruhúin  na- 
hok,  qui  tzajik  qui  ca-tumjik 
hruhiim  aj-tzaj  Lacanlum  maja- 
hok  in-CLilik  i  Padre  Misión  l"r. 
IMelchor,  P'r.  Antonio,  Fr.  Do¬ 
mingo  ; 

hruhùm  co-hré  ix-qui-kanà  ka- 
Uim  nok  ix-ponik  pan  Lacantum 
Padre  Misión  P'r.  Antonio; 

je-aj  hru  chi  maxtá  qui  yuk 
qui  quixkam  aj-San  Marcos  ar 
Cham  jàh,  chi  najtir  cho  kihg 
Sakom, 

hruhüm  xa-kanamaj  také  ar 
junchak  jah  Cham-jàh  jé  aj  lini 
ma  ix-qui  xohu  qui  guadi  take 
aj-Santa  Ana 

hruhúm  huilkoj  chik  chi-pani 
i-hri-korhual  i-Hrios,  o-tohuil 
chi-yojal,  cristianohil  huanoj  ; 

ca-amigos  xa-culá  také  cu- 
hrc  ca-jáhu  Padre  P'r.  Alonso. 

ex-kananik  ké  ar  chipani  cho 
ijyani  yuli  1589, 

Yulik  ajik  hri  culatil  ca-yuk 
ca-quixkam  joj  jún  tijp  chi  mo- 
lam  aj-Santa  Ana  ixtil  korik 
chi  guadi  ca-nini-ajhual  i-IIriosjé 
hiló  chi  guach  Señora  Santa  Ana. 


son  de  ellos,  son  de  nosotros 
los  cerros  los  [ilanes,  de  los 
de  Santa  Ana; 

alli  fué  nuestro  nacimiento; 
los  de  San  Marcos  tienen 
sus  cerros  sus  planes  en  Akil, 
Yax  capnal,  (de  donde)  vinie¬ 
ron,  solo  porque  los  perse- 
guian  y  molestaban  los  terribles 
Lacandones ,  cuando  aun  no 
hablan  venido  los  Padres  Misio- 
neres  P'ray  Melchor,  Fray  An¬ 
tonio,  Fray  Domingo; 

entonces  dejaron  los  pleitos 
cuando  llegó  al  lugar  de  los 
Lacandones  el  Padre  Misionero 
P'ray  Antonio  ; 

asi  es  que  no  tienen  sus  cer¬ 
ros  sus  planes  los  de  San  Mar¬ 
cos  allá  en  Chamá,  desde  an¬ 
tiguo  dia  claro, 

porque  quedaron  ellos  al 
otro  lado  del  Rio  Chama  y  no 
se  enojaron  delante  de  los  de 
Santa  Ana 

porque  estábamos  ya  bajo 
la  palabra  de  Dios,  por  favor 
y  gracia  en  la  christianidad 
ya  formados; 

por  amigos  recibieron  en  paz 
á  nuestro  señor  Padre  P'ray 
Alonso 

lo  dejaron  á  el  allí,  con  ellos, 
en  el  año  de  1589. 

Estos  son  los  linderos  de 
nuestros  cerros,  nuestros  planos 
de  nosotros,  un  barrio  en  la 
reunion,  los  de  Santa  Ana,  que 
es  verdadera  palabra  delante 


XIV.  Amerikanisten-Kongiess. 


Cu  ar  chalenak  chi-Pakiúl  Ca- 
huinik. 

Cahuinik  xi-chalik  najt  yuk 
quixkam  aj  San-Marcos  aj-Co- 
huan  také. 

Yulik  ca-culat  joj  aj-Sant  Ana. 

xi-cul  hui  hrim  i-jah  Tujal  jah 
Cham-já  hui  ; 

xi-helik  ar,  tiklik  Chi-chún  ix- 
huijik  hui  hrí  pat  i-Hrios; 

tiklik  Pan-zós  Simajtok; 

tiklik  chikxilak-jah  Chi-kchop; 

xi-helik  ar,  tiklik  xilak  jah, 
Tzunún ; 

x- helik  ar,  tiklik  chik  Sanap  ; 

ix-chalik  chik  ar,  tiklik  Chi- 
hri-tin-liual  aj-kol; 

xi- helik  ar,  tiklik  xilak  jáh 
Cumal-jáh  ; 

xi-helik  ar,  tiklik  xilak-jah 
Kar-ay  ; 

xi-helik  ar,  tiklik  in-hokik  hui 
jah  Masinil-jah. 

.xi-helik  ar,  tiklik  chi  I  Irel- 
hual  jáh  ; 

xi-helik  ar,  tikilkin  nahg  yuk 
Chihax  ; 

xi-nihclik  ar,  tiklik  hrokhual 
jah  xüák  yuk; 


de  la  Grandeza  de  Dios  y  de¬ 
lante  de  la  de  nuestra  Señora 
S.  Ana. 

Desde  allá  salieron  de  Pakiul 
Cahuinik. 

De  Cahuinik  quedaron  lejos 
los  cerros  los  planes  de  los  de 
San  Alarcos  de  los  de  Coban. 

Estos  son  los  linderos  de 
nosotros,  los  de  S.  Ana; 

donde  se  juntaron  en  con¬ 
fluencia  los  rios  Tujal  y  el 
llamado  Chamá; 

sale  de  alli,  endereza  hacia 
Chichtin,  donde  hicieron  la 
casa  de  Dios  ; 

se  dirije  a  Panzos  Simajtok; 
endereza  en  seguida  dendro 
de  los  rios  Chi-chkop  ; 

sale  de  alli,  endereza  siem¬ 
pre  entre  los  rios  hacia  Tzunun  ; 

sale  de  alli,  se  dirije  en  se¬ 
guida  a  Sanap ; 

vuelve  á  salir  de  alli,  toma 
para  donde  se  bañan  los  pᬠ
jaros  llamados  »Kol«; 

sale  de  alli,  coge  sobre  el 
rio  Cumatjah; 

sale  de  alli,  coge  sobre  el 
rio  Karay; 

sale  de  alli,  coge  y  entra 
en  el  rio  Alasinil-jáh  ; 

sale  de  alli,  coge  a  donde 
nace  el  rio  ; 

salo  de  alli,  llega  á  la  cum¬ 
bre  del  cerro  Chihax; 

vtieKe  á  salir  de  alli,  ende¬ 
reza  a  donde  entra  el  rio  entre 
el  cerro  ; 


i 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


xi-helik  ar,  ix-ni-kam  lirok 
jáh  Salquil; 

tiklik  ajik  chi  hrelhual  jah 
Huajlain  jah  hui  ; 

xi-helik  ar,  tikilkin  Tak-aj-pok  ; 

xi-helik  ar,  tiklik  chi  nahg 
yuk  NakaJ  ; 

xi-helik  ar,  tiklik  chi  nahg 
yuk  Chi-kathual-pom  ; 

xi-helik  ar,  tiklik  hruk  Kijol- 
Ahuaj  ; 

xi-helik  ar,  tiklik  ar  Chi  jul- 
kajk  ; 

xi-helik  ar,  tiklik  chi  Yuthui, 
chi  Yutuyik  yuk; 

xi-helik  ar,  tiklik  chik  chi  jáh 
Chi-akal  ; 

xi-helik  chik  ar  chi  Tukhum- 
hual  jáh; 

ixka-cax- quiñi  hruk  jun  tijp 
chi-molam  aj-San  Felipe. 

xi-helik  ar,  xi-kaná-chik  hrok 
jah  Tujal-jáh  ;  ix-jojtik  cho  tik¬ 
lik  ajik  Sak-hrahuin-jah  ; 

xi-helik  ar,  tiklik  xilak  hrok 
jáh  Quixhual  huihg; 

xi-helik  ar  jenaj-hrok  ix  joj- 
tik  xi-huan  tiklik  Suj-joni-jáh  ; 

xi-helik  ar,  tiklik  Pan-aniak- 
iqui;  ix  hoj  jijlik  ar; 

xi-helik  ar,  tiklik  Pam-Xom- 
jolom-na  ; 

xi-helik  ar,  tiklik  chi  nahg 


sale  de  alii,  coge  aguas  abajo* 
del  rio  Salquil  ; 

toma  entonces  al  lugar  de 
donde  sale  el  rio  llamado  »el 
Tigre«  ; 

sale  de  alii,  fué  á  pasar  a 
Takajpok  ; 

sale  de  alii,  endereza  á  la 
cumbre  del  cerro  Nakaj  ; 

sale  de  ahi,  endereza  á  la 
cumbre  del  cerro  de  »El  In¬ 
censario  «  ; 

sale  de  alli,  endereza  á  Kijol- 
Ahuaj  ; 

sale  de  alli;  coge  para  Chi- 
julkajk  ; 

sale  de  alli,  llega  a  Yut,  cerro 
muy  pegado  á  otro  ; 

sale  de  alli,  toma  á  donde 
está  el  agua  Chiakal  ; 

sale  de  alli,  va  al  »Rio  de 
aguas  extendidas«  ; 

amémonos  con  los  del  bar¬ 
rio  reunido,  los  de  San  Felipe. 

Sale  de  alli,  cogió  otra  vez 
á  la  orilla  del  Rio  Chixoy; 
sube  y  endereza  entonces  á 
Sakrahuinha  ; 

sale  de  alli,  endereza  al  lado 
dentro  del  Rio  Quixhual  ; 

sale  de  alli  y  del  pie  sube 
acabando  de  cerrar  en  el  rio 
Sujjomjah  ; 

sale  de  alli,  endereza  á  Pa- 
namakiqui;  fueron  a  descansar 
alli; 

sale  de  alli,  coge  á  Pamxom- 
jolomna  ; 

sale  de  alli,  coge  á  la  cum- 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


^8o 


yuk  Tupyak,  ix-hoj  niminik  aj- 
joj  guk  chijt  clii  aj-hual  Cojok, 
Quip,  Chulip,  Tok,  Quip;  joj 
guk  chijt  chi  aj-hualak  Juan 
Tok  ca-tzijm,  xi-tzilmaj  inchel 
i-hiiihg  ca-yuk  ca-quixkam  ix- 
til  cashual  hrashual  cho  ca-niam 
ca-jáhú  jun  tijp  chi  molam  Pop, 
Hip,  Kat,  Pat,  hre-akun  hri-ix- 
kun  Santa  Ana  San  Joaquin, 
hui  devoción  také  guk  chijt  chi 
ajhual. 


Yulik  ajik  á  pinnas  Domingo 
■Cojok  Garcia,  Juan  Chulip, 
Pedro  Quej,  Juan- Tok,  Estéban 
Garcia,  Domingo  Aj-Calel  ; 

joj  guk  chijt  chi-ajhual,  guk 
chijt,  ixka-kam  hrii  jah  i-Hrios 
chi-pam  a-tohuil  chi-yojal  hru- 
hiun  ca-jáhu  Padre  P'r.  P'rancisco 
de  Viana,  ayú  ixka-hrak  ca- 
yeham  San  Cristobal  Kajkoj  de 
\Arapaz,  chi  pam  i-jam  yuli  i  565 . 


Z  u  s 

1  luilik  inchel  ornamento,  ca¬ 
pa,  casulla,  calix,  custodia,  in¬ 
chel  malik  ornamento  hre  Santa 
Iglesia  hre  ca-niam  ca-jáhu  hre 
San  Joaquin  i  Santa  Ana;  hui- 
lik  chipam  i  Santa  Iglesia. 


bre  del  cerro  Tupyak,  donde 
hicieron  fiesta  los  siete  pares 
de  señores  Cojok,  Quip,  Chulip, 
Tok,  Quip  ;  somos  siete  pares 
principales  ;  Juan  Tok,  nuestro 
escribano,  escribió  todos  los 
nombres  de  nuestros  cerros  y 
planes  donde  nacieron  nuestros 
hermanos  mayores  y  menores, 
nuestros  abuelos,  nuestros  se¬ 
ñores  del  barrio  reunido.  Pop, 
Hip,  Kal,  Pat,  hijos  é  hijas  de 
Santa  Ana  y  San  Joaquin,  la 
devoción  de  los  siete  pares  de 
señores. 

Estos  son  las  firmas  de  Do¬ 
mingo  Cojok  Garcia,  Juan 
Chulip,  Pedro  Quej,  Juan  Tok. 
Estéban  Garcia,  Domingo  Aj- 
Calel; 

Nosotros  los  siete  pares  de 
señores,  siete  pares  hemos  reci¬ 
bido  el  agua  de  Dios  por  el 
favor  y  gracia  de  nuestro  señor 
Padre  Eray  P'rancisco  de  Viana, 
hallándonos  aqui  en  nuestro 
lugar  San  Cristobal  Cajcoj  de 
Verapaz  en  el  año  de  1565. 


Hay  todos  los  ornamentos: 
cai)a,  casulla,  cálix,  custodia; 
todo  cabal  el  ornamento  de  la 
Santa  Iglesia  de  nuestros  abue¬ 
los  y  señores  de  San  Joaquin 
y  Santa  Ana  ;  está  todo  dentro 
de  la  Santa  Iglesia. 


Xl\’.  Amerikanisten- Kongress. 


381 


Je  huü  ix-ni  kayel  akal  jun- 
chak  jah  Temal; 

curé  nak  hrii  culatil  ca-akal 
najiir  Chirnal-Chizós  ; 

yuná  xa  hré  chik  ca-culat, 
jah  Temal. 

Ix  ka-kayej  joj  hri  jahual  aj- 
Santa  Ana,  hriik  aj-Bak  aj- 
Cohuan ; 

hre  ixka-kayej  manquejhuik 
ca-akún  ca-mam  pan  jáh,  joh- 
kajl  tuxtún  ixka-kam  ; 

yuna,  ma  hré  chik  ké,  hré 
chik  aj-Cohuan,  aj-Bak; 

ma-jap  chik  jé  á-chik-kor, 
chirij  joj  aj-liualak  aj-Sanla  Ana. 


Asi  mismo  henros  vendido 
la  tierra  del  otro  lado  del  rio 
Temal  ; 

mas  allá  de  los  linderos  de 
nuestras  tierras  antiguas  Chimal- 
Chizos  ; 

ahora  solo  es  nuestro  lindero 
et  rio  Temal. 

Hemos  vendido  nosotros  los 
señores  de  S.  Ana  al  Señor 
Bak  de  Coban, 

ya  lo  vendimos  para  que  ya 
no  se  caigan  nuestros  niños 
nuestros  nietos  en  el  rio  ;  cien 
tostones  hemos  recibido; 

ahora  ya  no  es  de  nosotros;, 
es  del  de  Coban,  Señor  Bak  ; 

ninguno  niegue  esta  razón,, 
que  va  en  contra  de  nosotros 
los  principales  de  Santa  Ana_ 


Título  'del  Barrio  (U'  Santa  Ana. 
Agosto  14-  (le  1565. 

Transkribiert  und  übersetzt  von  Prof.  Dr.  Otto  Stoll,  Zürich. 


V  o  r  b  e  m  e  r  k  u  n  g. 

Einem  Wunsche  meines  Freundes,  Prof.  Dr.  K.  Sapper,  ge¬ 
mäss  habe  ich  im  folgenden  den  »Título«  von  San  Cristóbal 
zu  anal^’sieren  versucht.  Da  ausser  der  alten  und  sehr  kurzen 
Grammatik  des  Pokomam  (17.  Jahrhundert)  und  meiner  Gram¬ 
matik  des  Pokonchi  von  Tactic  (1S88)')  keinerlei  sprachanaly- 
tische  Arbeiten  über  das  Pokonchi  vorhanden  sind,  und  da  ferner 
die  Schreibweise  des  Titulo  zahlreiche  Aussprachvarianten 
gegenüber  dem  Dialekt  von  Tactic  aufweist,  hat  es  mir  am 
richtigsten  geschienen,  den  Título  zunächst  in  das  moderne  Po¬ 
konchi  von  Tactic  zu  übertragen,  um  an  der  Hand  meiner  Gram¬ 
matik  und  meines  Wörterbuches  dem  Leser  das  V^erständnis  der 
Wortformen  so  weit  möglich  zu  erleichtern.  Für  die  betreffenden 
W'orte  ist  meine  Grammatik  in  den  P'ussnoten  als  »P.  Gr.«  zitiert. 

Das  Pokonchi  des  Título  unterscheidet  sich  von  der  mo¬ 
dernen  Sprache  von  Tactic  hauptsächlich  durch  folgende  Be¬ 
sonderheiten  ; 

1 .  Durch  eine  ausgiebige  Verwendung  des  vorgeschlagenen  Ji  : 
rii-Jium  »durch«  statt  r-iivi;  xi-Jiel-ic  »er  ging  heraus«  statt  x- 
el-ic  (vgl.  P.  Gr.  S.  17). 

2 .  Durch  die  Schwächung  des  finalen  b  zu  m: 
qiiixcaui  »Ebene«  statt  qiiixcab;  tzijm  »Schrift«  statt  tzijb: 
at-oni  »gut«  statt  at-ob  ;  jam  »Jahr«  statt  Jab. 

Stoll,  O.,  Die  Maya-Sprachen  der  Pokom-Gruppe.  Erster  Teil;  Die 
Sprache  der  Pokonchi-lndianer,  Wien  iSSS. 


3^4 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


3 .  Durch  die  Schwächung  des  initialen  b  zu  v  : 
viiijk  (huigh)  »Name«  statt  •»bijx.}') 

4.  Durch  grössere  lautliche  Vollständigkeit  ein¬ 
zelner,  allerdings  wenig  zahlreicher  Stämme:  vuijc 
(huihg)  »Name«  statt  bij ]  jaJi  »Fluss«  statt  ja;  ajic  statt  aji. 

Dass  c  und  k  nicht  konsequent  verwendet,  sondern  häufig 
verwechselt  werden,  und  dass  ferner  c  und  c,  sowie  k  und  'k 
nicht  auseinandergehalten  werden,  ist  die  Folge  der  Schwierig¬ 
keit  in  der  Notierung  dieser  Laute.  Und  diese  ist  in  zahlreichen 
Fällen  die  Folge  der  Unsicherheit  und  einer  gewissen  inkonse¬ 
quenten  Willkür  in  der  Aussprache,  die  auch  in  den  Inkonse¬ 
quenzen  der  Schreibweise  des  »Título«  zum  Ausdruck  kommt 
und  die  den  Nachweis  der  etymologischen  Zusammenhänge  ein¬ 
zelner  Wortstämme  so  ausserordentlich  erschwert. 

5.  Häufig  entspricht  einem  i  im  Título  in  den  entsprechen¬ 
den  Worten  im  Dialekt  von  Tactic  ein  il]  z.  B.  tijp  =  tiijb 
»Haufe«  ;  ni-jal-ain  =  nu-jal-am  »ich  tausche  aus«;  in-ciiel  —  tin- 
cJiel  »alles«. 

Bemerkung;  An  vielen  Stellen  ist  der  Text  ausserordentlich  unklar  und 
vieldeutig,  da  nicht  bloss  die  Beziehungsworte,  sondern  sogar  die  Personalaffixe 
zu  sparsam  verwendet  sind.  Daher  ist  es  ohne  genaue  Lokalkenntnis  bei  manchen 
.Sätzen  kaum  möglich,  herauszubringen,  was  der  Schreiber  eigentlich  damit  sagen 
wollte.  Als  »pro  memoria«  für  einen  lokalkundigen  Indianer  möchte  der  »Título« 
ausreichend  sein,  für  den  europäischen  Leser  bildet  er  ein  schwer  zu  verstehendes 
und  keineswegs  klassisches  Schriftstück. 

')  In  den  sub  2  und  3  genannten  Eigentümlichkeiten  stimmt  die  Sprache 
des  Título  mit  dem  Pokomam  überein,  vgl.  P.  Gr.  136  ff. 


Vui-1-ic  inemoria-tiliilo  qu-e- 
tak-e  najt-ir  tak  aj-au-al-ak  r-i 
jau-al  tak-e  ?b]-Santa  Ana  jun 
tijj)’)  chi  tinamit  chi  molam. 

')  tijp,  dem  in  meinem  Vokabular 
aus  Tactic  ein  tujb  »Haufe«,  »Schar« 
entspricht  und  das  der  spanische  l'ber- 
setzer  des  »Título«  mit  »barrio«  (Quar¬ 
tier,  Stadtviertel)  wiedergibt,  scheint  am 
ehesten  dem  mexikanischen  calpulli  in 
der  Bedeutung  einer  zusammengehörigen 
.Sippe  zu  entsprechen. 


Dies  ist  der  Besitztitel  der 
alten  Herren,  der  Häuptlinge 
der  Leute  von  Santa  Ana,, 
einem  Ouarlier  des  vereinigten 
1  )orfes. 


XIV.  Amerikanislen-Kongress. 


3^5 


J.  M.  y  S.  Ana.  Joaquin. 

Yuna  aj-ic')  na-ni-jal-am  ") 
\uach  titillo  testamento  vu-l-e 
r-um  ix-k’a-jic  i-jiij  c’ore  tz’ijm 
tak-e  najt-ir  Padres. 

Vui-l-ic  vui  pinna  chi-pam 
\-titnlo  testamento  ix-tojk-ic ') 
ch-o  chi-pam  i-jab  vui-l-i  1565: 
Padre  Fr.  Juan  de  Torres, 
Padre  Domingo  de  Ozcona, 
Padre  Fr.  Franzisco  de  Viana, 
Padre  Fr.  Lúeas  Gallego,  pet“* *) 
Padres-X.dL-ç.  chi  tz’ijni  vui-l-ic 
cajn-ok  ka-yu’k  ka  qu’ixcab  joj 
jun  tijp  chi  tinamit  VySanta- 
Ana  ar  Cham  jaj. 

Ar  chal-en-ak  ka-jau  ka-mam 
chi  najt-ir  ch-o  k’ij  sak-om.-'’) 


*)  ajic,  im  Dialekt  von  Tactic  aji, 
ist  eine  der  vielen  Lokativpartikeln, 
deren  sich  die  Maya-Sprachen  von  Gua¬ 
temala  zur  Niiauzierung  des  Satzinhaltes 
bedienen,  ohne  dass  es  immer  möglich 
wäre,  diese  in  der  Übersetzung  deutlich 
zum  Ausdruck  zu  bringen. 

Das  Personalpräfix  ni  bezeichnet 
die  I.  Pers.  Sing,  und  nicht,  wie  die 
spanische  Übersetzung  lautet,  die  i.  Pers. 
Plur.  Diese  würde  7ia-ka-jal-am  lauten 
müssen. 

Der  Stamm  tojk  fehlt  meinem 
Vokabular,  vgl.  aber  dazu  im  Qu’iché  : 
tok~e  »etwas  abschliessen«  (concluir  algo). 

*)  Vgl.  P.  Gr.  S.  102  u.  103. 

°)  Der  Ausdruck  k’iJ  sakom  »Sonne 
(und)  Licht«  bezieht  sich  auf  die  my¬ 
thischen  Schöpfungs-  und  Wandersagen 
der  Maya-Stämme  Guatemalas,  über  die 
im  Popo!  Vuh  ausführlich  berichtet  wird. 


Jetzt  will  ich  das  Testament 
hier  austauschen , weil  das 
Papier  der  Schrift  der  alten 
Patres  jetzt  verdorben  ist. 

Dies  sind  die  Unterschriften 
in  dem  Testamente,  das  abge¬ 
schlossen  wurde  im  Jahr  1565: 
Padre  Pr.  Juan  de  Torres,  Pa¬ 
dre  Domingo  de  Ozcona,  Padre 
P"r.  Francisco  de  Viana,  Padre 
PT.  Lucas  Gallego,  die  über 
unsere  Berge  und  unsere  Ebenen 
übrig  ist,  von  uns,  einem  Be¬ 
zirke  im  Dorfe  der  Leute  von 
Santa  Ana  dort  in  Chamá. 

Von  dort  sind  gekommen 
unsere  Väter  und  Grossväter  vor 
alters  beim  Aufgang  der  Sonne 
und  dem  Anbruch  des  Lichtes. 


*)  D.  h.  an  Stelle  des  verdorbenen 
Originals  eine  neue  Kopie  setzen. 


XIV.  Ameiikanisten-Kongress. 


386 

C’o-r-e  ka-jau  Padre  Fran¬ 
cisco  de  Idana  ix-c’am-vuic  ch- 
o-ka-main  ka-jau  ayu  chi  xilak 
aj-San  Cristóbal  de  Verapaz. 

Ix-tiH)  k-e-joj  aySanta  Ana 
yu’k  qu’ixcab  Chamja. 

Ar  nak  x-u-ban  ri-pat  \-Dios, 
Santa  Iglesia  ka-jau  Padre 
Francisco  de  ï  Pana. 

Ma-atob  ix-r-il-ou  \-Padre, 
pim  in-quim-ic  r-ac’un  i-tinamit 
c-um  chicop  ar,  u’tz  nijch")  in- 
r-i-liu  tinamit. 


Je  aj-ru  ix-r-i-s-aj  ch-o  Padre 
Santa  Iglesia  xi-kaj-s-aj  nak 
cimiento  ix-jojt-ic. 

q  Der  Stamm  til,  der  hier  im  Sinne 
von  »zugehören«,  »zu  eigen  sein«  vor¬ 
kommt,  ist  mir  nur  aus  dem  Qu’iché 
bekannt,  wo  er  von  Ximenez  mit  der 
Bedeutung  »jemanden  als  HeiTScher  be¬ 
zeichnen«  (señalar  á  uno  para  levan¬ 
tarlo  en  senorio)  aufgefiihrt  wird. 

q  Mir  unbekanntes  Wort,  das  die 
spanische  Übersetzung  durch  »Fleder¬ 
maus«  (murciélago)  wiedergibt.  Im  l’o- 
konchi  von  Tactic  wie  in  andern  Maya- 
Sprachen  (  luatemalasheisst  »Fledermaus« 
indessen  so' tz.  Dagegen  führt  das  hand¬ 
schriftliche  »Cuadro  comparativo  de  las 
lenguas  pertenecientes  à  la  familia 
Maya-Ou’iché«,  allerdings  mit  Frage¬ 
zeichen,  neben  so’ tz  auch  ein  Pokonchi- 
Wort  nitsO  mit  der  Bedeutung  »Fleder¬ 
maus'  auf,  mit  dem  das  nijch  des  Textes 
offenbar  identisch  i't. 


Jetzt  hat  unser  Vater  Pater 
Francisco  de  \"iana  unsere 
Grossväter  und  Väter  hierher 
unter  die  Leute  von  San  Cristó¬ 
bal  in  der  Verapaz  gebracht. 

Uns,  den  Leuten  von  Santa 
Ana,  gehören  die  Berge  und 
Ebenen  von  Chamá. 

Dort  baute  das  Haus  Gottes, 
die  heilige  Kirche,  unser  Vater 
Pater  P'rancisco  de  Viana. 

Nicht  gut  sah  es  der  Pater 
an  (d.  h.  schien  es  dem  Pater), 
zahlreich  (wörtlich:  dicht  ge¬ 
häuft)  starben  die  Kinder  des 
Dorfes  ;  durch  das  Ungeziefer 
dort,  die  Mosquitos  und  die 
Pdedermäuse  (.í^),  wurde  das  olk 
gebissen. 

So  liess  der  Pater  die  heilige 
Kirche  dort  (wieder  )  wegnehmen  ; 
es  verfielen  die  Fundamente, 
die  errichtet  waren. 


XIV.  Amerikani.sten-Konírress. 


3^7 


Nak  Santa  Iglesia  ix-chal- 
ic  in-chel  ornamento,  cálix,  ca¬ 
sulla,  incensario ,  crnz  magna 
l-i-e-jíij  SySanta  A)ia  Chamja 
Chichun  bij  yu’k  qu’ixcab. 


r-e  pet  vuinak  Cojok,  Quip,') 
Chulip  ;  r-i  jau-al  tak-e. 

je  ru-k’or  najt-ir  memoria, 
jen-aj  chic  na-)  (ma.^)  ka-can- 
ani  cpii-k’or-bal  ka-jau  Padres 
Sacerdotes  tak-e;  k’or-ic  in-chel 
ix-qui-tz’ijb-aj. 

xa  je  vuo  ri  tz’ijb  najt-ir  Es¬ 
cribano  Domingo  Kal,  r-ac’un 
aj-VLial  Don  Diego  Sajki  Kal 
ri  jau-al  aj-San  Cristóbal. 

Ayu  aj-ic  na-r-el-ij  r-u’c  c’ul- 
at-iP')  ka-\'u’k  ka-qu’ixcab,  joj 
.aj  Santa  Ana. 

Ayu  aj-ic  ix-chic-vuic  cho 
Tujal-ja,  in  jojt-ic  ch-o  chi-r-ok 
ri  ja  Tentai  bij  x-i-qui-c  ch-o 


b  Da  das  Original  Quip  schreibt, 
ist  es  zweifelhaft,  ob  Cuip  oder  Quip 
zu  lesen  ist. 

-)  Der  offenbar  negative  Sinn  des 
■Satzes  lässt  erkennen,  dass  für  7ia  die 
Negativpartikel  ma  zu  lesen  ist. 

c  ul-at-il  bedeutet  »Nachbar¬ 
schaft«. 


Aus  der  heiligen  Kirche  kam 
aller  Schmuck,  der  Kelch,  das 
Messgewand,  das  Weihrauch¬ 
fass,  das  grosse  Kreuz,  die  uns, 
den  Leuten  von  Santa  Ana 
gehören ,  nach  der  Gegend 
(wörtlich;  den  liergen  und 
Ebenen),  deren  Name  Chama 
Chichun  ist. 

Die  ersten  Menschen  waren 
Cojok,  Quip  (Cuip.Q,  Chulip; 
sie  waren  die  Häuptlinge. 

So  sagt  die  alte  Überlieferung, 
ein  anderer  Bericht  von  unseren 
Vätern,  den  Priestern,  ist  nicht 
übrig  geblieben;  der  Wahrheit 
gemäss  haben  sie  alles  aufge¬ 
zeichnet. 

So  lautet  der  alte  schriftliche 
Bericht  des  (amtlichen)  Schrei¬ 
bers  Domingo  Kal,  des  Sohnes 
des  Häuptlings  D.  Domingo 
Sajki  Kal,  des  Herrn  von  San 
Cristóbal. 

Hier  (folgt)  der  Beginn  der 
Grenze')  unserer  Berge  und 
unserer  Ebenen,  von  uns,  den 
Leuten  von  Santa  Ana. 

Hier  also  beginnt  sie  (d.  h. 
die  Grenze)  am  Tujal-ja  (Chixoy- 
P'luss),  steigt  bis  zu  dem  Fluss 


^)  na-r-cl-ij  r-u  c  c’ul-at-il  ka-yuk 
bedeutet  wörtlich:  es  beginnt  die  Nach¬ 
barschaft  miteinander,  unserer  Berge  etc. 


XIV.  Amerikanisten-Kongre^s. 


388 

i-vui-1-ic  vili  ru  pat  i-Dios  Santa 
Iglesia  Chichun  bij. 

Chi  in-chel  k-e  yu’k  qu’ixcab 
ar  Chamjaj  Chichun  k-e-joj  aj- 
Santa  Ana. 

ma  r-e-taj  r-e  aj-Sa7i  Jllâ^'cos 
r-um  najt  chal-e-nak  tak-e  vuar  ') 
Chi-xa  Akala. 

r-um  Akala  tak-e  aj-SûJi 
Mârcos. 

ix-quim-ic  vui  ka-jau  Santo 
Padi'e  Fr.  Domingo  de  Vico, 
c'o-r-e  jenaj-)  tak-e  ru-mam  r- 
aj-au  a]-Sa7z  Mârcos. 

xi-can-sa-n-ic  V\-\\vw-\c Padre 
/■'r.  Dommgo  de  Vico  aj-Acalá. 

c’o-r-e  chic  Padre  Fr.  Alonso 
deBayllo  ix-c’am-vuic  ch-o-qu-e 
a]-Sa7i  Mârcos. 

pet  xi-vui-jic  ar  Yax-Capnal; 
xi-chal-ic  ar,  xi-vui-jic  chic  Akil  ; 
xi-chal-ic  ar  xYkil,  xi-chal-ic  ar; 


c  o-r-e  aj-ic  na-xi-c’ul-ic  oc- 
ok  jun  chak  ja  Cham-jaj  pan 

h  Im  Original  cv/  ar  eine  mir  nicht 
bekannte  Form. 

Im  (  )riginal  cu-hre  jevaj.  Der 
.Sinn  ist  :  als  allein  noch  die  Grossväter 
und  Väter  der  Leute  von  .San  Märcos, 
nicht  aber  die  heutige  Generation 
lebte. 


namens  Ternal  hinauf  und  führt 
da  vorüber ,  wo  die  heilige 
Kirche  namens  Chichun  steht. 

All  das  gehört  uns,  die  Berge 
und  BLbenen  dort  von  Chama 
Chichun  sind  Eigentum  von  uns, 
den  Leuten  von  Santa  Ana 

Sie  gehören  nicht  den  Leuten 
von  San  Mârcos,  weil  diese 
weit  von  Chixa  Akala  ge¬ 
kommen  sind. 

Denn  von  Akala  stammen 
die  Leute  von  San  Mârcos. 

Dort  starb  unser  h.  Vater 
Pater  Domingo  de  Vico,  als 
noch  die  Grossväter  und  Väter 
der  Leute  von  San  Märcos 
lebten. 

Die  Leute  von  Acalä  töteten 
und  verzehrten  den  Pater  Fr. 
Domingo  de  Vico. 

Erst  jetzt  brachte  der  Pater 
Alonso  de  Bayllo  die  Leute- 
von  San  Märcos  (hierher). 

Zuerst  blieben  sie  dort  in 
Yax-Capnal;  von  dort  zogen 
sie  weg  (wörtlich;  kamen  sie);, 
sie  blieben  dann  in  Akil  ;  dort 
von  Akil  zogen  sie  weg,  von 
dort  kamen  sie. 

Jetzt  kamen  sie  herein  an 
das  eine  Ufer  des  Chamä-Flusses. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


l<a-yu’k-iil  ka-qu’ixcab-al  joj  aj- 
Santa  Ana. 

Najt  aj-ic  xi-jijl-ic  xi-patan- 
ic  ar  xa-c’ul-aj  tak-e  aj-San 
Marcos. 


Ma-r-e-qu-e-ta  yu’k  qu’ixcab, 
xa  r-um  najt  ix-qui-vuan  ix- 
qui-ti’c;  qui-ti’c  quicou,  pec, 
titul  ar; 


xar-e  ma-r-e-qu-e-ta  yu’k 
.qu’ixcab;  ke-e-joj  a.]-Santa-Afta. 

/ 

r-um  VLii-l-koj  chic  chi-pam 
k’or-bal  \-Dios,  joj  chic  cristia¬ 
nos  xa  pam  atou-il  xi-yoj-al  vui- 
1-k’oj  ycA-en-paz,  vui-l-koj  vui 
je,  in-chel  ka-mam,  ka-jau  ;  je- 
aj-ru  xa-x-c’ul-aj  ar  a,]-San 
M áre  os. 

Man  qui-sic  pleito  ja-r-uj  k- 
ac’un  k-ixc’un  r-e-r-i-cam-aj 
testaniento  menioria  naj-ri-caj- 
nic  pan  i  ’  )-qui-k’ab  tak-e  k-ac’un 
ka-mam,  vui  in-caj  avuix-ic  chi- 
pam  ka-yu’k  ka- qu’ixcab  aj- 
San  M áreos,  qui-pajk-aj  chi- 


‘)  Das  Original  hat  irrig  in-qui-kam 
statt  ì-qui-kam. 


3  <"^9 

in  unseren  Bergen  und  hibenen, 
von  uns,  den  Leuten  von  Santa 
Ana. 

Vor  alters  Hessen  sie  sich 
dort  nieder  (wörtlich:  ruhten 
sie  sich  aus)  und  leisteten  die 
Tribute,  und  dort  wurden  die 
Leute  von  San  Márcos  (seil, 
von  uns)  aufgenommen. 

Ihnen  gehören  die  Berge  und 
Ebenen  also  nicht,  nur  weil 
sie  vor  alters  schon  da  sind 
und  ihre  Pflanzungen  von  Kakao, 
Pataxte  und  Bananen  da  ange¬ 
legt  haben  (seil,  könnte  es  den 
Anschein  gewinnen,  als  ob  dies 
Gebiet  ihnen  gehörte). 

Die  Berge  und  Ebenen  ge¬ 
hören  ihnen  also  nicht;  sie  ge¬ 
hören  uns ,  den  Leuten  von 
Santa  Ana. 

Weil  wir  bereits  im  W’orte 
Gottes  und  bereits  Christen 
sind,  leben  wir  auch  in  Gnade 
und  Gottesfurcht;  so  leben  wir 
nun,  alle  unsere  Grossväter  und 
Väter,  und  nur  deshalb  nahmen 
sie  auch  die  Leute  von  San 
Márcos  dort  auf. 

Damit  unsere  Söhne  und 
Töchter  niemals  Streit  anfangen 
(wörtlich:  suchen),  soll  dieses 
Testament  dienen  und  in  den 
Händen  unserer  Söhne  und 
Tochtersöhne  bleiben.  Wenn 
die  Leute  von  San  Márcos  in 


390 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


qui-\  uach  ^-Santa  Aita  clii-pam 
i-ru-nim-k’ij  Santa  Ana  chi-pam 
ju-jun  chi-jab  santo-XdL]  diezmos, 
rum  ma-r-e-qu-e  yu’k  qu’ixcab, 
k-e-joj  ^]-Santa-Ana}') 


ar  ix-oj-as-jic.^) 
r-e  AySan-Mdrcos  vui-l-ic  qui- 
yu’k  qui-qu’ixcab  ar  Akil,  Yax- 
capnal,  xi-chal-ic  r-um  najoc 
qui-tzajic  qui-c’at-am-jic  r-um 
aj-tzaj  Lacantum,  ma-ja-ok  in- 
c’ul-ic  i-Padre  Misión  Fr.  Mel¬ 
chior,  P'r.  Antonio,  Fr.  Do¬ 
mingo. 


r-um  c’o-r-e  ix-qui-c’an-am 
k’at-am  nok  ix-pon-ic  pan  L.a- 
cantum  Padre  Misión  Fr.  An¬ 
tonio. 

je  aj-ru  chi  ma-x-ta  qui-yu’k 

9  Uiis  Original  hat  via-hre-ke,  joj 
yuk  quixcam  aj-Santa  Ana,  was  gar 
keinen  Sinn  gäbe. 

Das  Original  sagt  :  ai'  ix-hoj  ajik, 
was  zweifellos  ein  Schreibfehler  für  as- 
jik  ist,  wie  denn  auch  die  spanische 
l'bersetzung  dem  .Sinne  nach  riclitig 
lautet;  allí  fue  nuestro  nacimiento. 


unsern  Bergen  und  Ebenen  ihre 
Maissaaten  anlegen  wollen, 
sollen  sie  jedes  Jahr  bei  den 
Leuten  von  Santa  Ana  darum' 
einkommen  (wörtlich:  fragen) 
und  am  Festtag  der  h.  Anna 
den  h.  Zehnten  entrichten,  weil 
die  Berge  und  Ebenen  nicht 
ihnen,  (sondern)  uns,  den  Leuten 
von  Santa  Ana,  gehören. 

dort  sind  wir  geboren. 

Was  die  Leute  von  San  Mát¬ 
eos  betrifft,  so  sind  ihre  Berge 
und  Ebenen  dort  in  Akil  und 
Yaxcapnal,  (von  dort)  kamen 
sie,  weil  sie  von  den  schreck¬ 
lichen  Lacandones  verfolgt  und 
geschädigt  wurden,  zu  der  Zeit,, 
als  die  Missionäre  Fr.  Melchor, 
Fr.  Antonio  und  Fr.  Domingo 
noch  nicht  (seil,  zu  den  aj- 
Marcos)  gekommen  waren. 

Daher  Hessen  sie  jetzt  die 
Fehde,  als  der  Pater  Missionär 
P'r.  Antonio  zu  den  Lacandones 
kam. 

Auf  diese  Weise  hatten  die 

’)  Der  Stamm  izaj,  der  den  Formen 
í/í/i-tzaj-ic  und  aj-tzaj  zugrunde  liegt, 
ist  mir  aus  dem  l’okonchi  unbekannt.. 
Er  würde  nach  der  spanischen  Über¬ 
setzung,  an  die  ich  deshalb  die  meinige 
für  diese  Stelle  anlehnen  muss,  etwa 
»verfolgen«,  »schädigen«  bedeuten.  Das- 
ijni-ca-tumjik  des  d'e.xtes  führe  ich  auf 
den  Stamm  c’at  zurück,  der  im  l’okonchi. 
»verbrennen«  bedeutet.  Quic’uiamjic 
würde  daher  auf  das  Niederbrennen  der 
Siedelungen  der  aj-San-Márcos  durch- 
die  Lacandones  zu  beziehen  sein. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


391 


qui  qu’ixcab  iCySaii  Márcos  ar 
Cham-ja,  chi  najt-ir  ch-o  k’ij 
sak-om,  r-um  xa-can-am-aj  tak- 
e  ar  jun-chak  ja  Cham-ja  je-aj- 
ru  ma  ix-qui-xoiC)  qui-vuach 
tak-e  aj-Santa  Ana. 


r-um  vui-l-koj  chic  chi-pam 
i-ri-k’or-al  \-Dios,  otob-il  chi 
yoj-al  cristiano-W  ban-oj. 

KdL,-a}iiigos  xa-c’ul-a  tak-e 
c’o-r-e  ka-jau  Padre  Fr.  Alonso, 
ix-can-an-ic  qu-e  ar  chi-pam 
ch-o  i-jab  vul-e  1589.C 

Vui-l-ic  aj-ic  ri  c’ul-at-il  ka- 
yu’k  ka-qu’ixcab  joj  jun  tijp  chi 
molam  ^ySanta  Ana  ix-til  cor- 
ic  chi-vuach  ka-nim-aj-au-al  i- 
Dios  je  vuo  chi-vuach  Señora 
Santa- Ana. 


q  Dieser  Satz  bietet  mehrfache 
Schwierigkeiten,  die  in  der  höchst  wahr¬ 
scheinlich  ungenauen  Diktion,  sowie  in 
der  mangelhaften  Orthographie  ihren 
Grund  haben.  Das  spanische  Wort 
amigos  scheint  hier  den  Begriff  »Ver¬ 
wandte«,  »Stammesgenossen«  zu  haben. 
Zweifelhaft  ist,  ob  die  Pluralpartikel 
tak-e  zum  Zeitwort  (xa-c  iil-a)  oder  aber 
zu  ka-jau  zu  ziehen  ist.  Letzteres  ist 
die  Auffassung  des  spanischen  Über¬ 
setzers  des  Título,  es  widerspricht  ihr 
aber  das  eingeschobene  core  (cu-hre). 
Tatsächlich  gibt  auch  die  dem  Titulo 
beigegebene  spanische  Übersetzung 
keinen  klaren  Sinn. 


Leute  von  San  Márcos  vor 
alters,  beim  Aufgang  der  Sonne 
und  des  Lichtes,  ihre  lierge 
und  ihre  Ebenen  nicht  dort  in 
Chama;  weil  sie  (aber)  dort 
auf  der  einen  Seite  des  Flusses 
Chama  blieben,  so  wurden  die 
Leute  von  Santa  Ana  nicht 
zornig. 

weil  wir  schon  im  Worte 
Gottes,  in  der  Gnade  und 
(Gottes-)Eurcht  waren  und 
Christen  geworden  waren. 

Unsere  Freunde  nahmen  jetzt 
unsern  Vater  Pater  Fr.  Alonso 
auf  ;  er  weilte  bei  ihnen  dort 
in  jenem  Jahre  1589  (bis  zum 
Jahr  1589.^). 

Dies  sind  die  Grenzen  unserer 
Berge  und  Ebenen,  von  uns, 
einer  Sippe  der  gesamten  Bürger 
von  Santa  Ana;  sie  gehörten 
uns  wahrhaftig  im  Angesicht 
der  Grösse  Gottes  und  ebenso 
vor  dem  Angesicht  der  h.  Anna. 


392 


XIV.  Amerikanisten-Konçi-ess. 


Vu-ar  chal-en-ak  chi  Pakyul 
Cajvuinik.  Cajvuinik  xi-chal-ic 
najt  yu’k  qu’ixcab  ?L]-San  Hî ár¬ 
eos  aj-Coban-tak-e. 


Yui-l-ic  ka-c’ul-at  joj  aj-Santa- 
Ana  ; 

xi-c’ul*)  \ui  r-ib  i-ja  Tujal- 
ja  Cham-ja  vui. 

x-el-ic  ar,  tic-l-ic  Chichun  ix- 
vaii-jic  vui  ri-pat  \-Dios. 

tic-l-ic  Panzos  Simajtok 

tic-l-ic  chic  xilak“)  ja’^)  Chik- 
chop. 

h  Hier  wird,  wie  an  vielen  andern 
Stellen  des  Título,  die  heutzutage  wohl 
ausschliesslich  als  Präfix  des  Perfektum 
gebrauchte  Partikel  xi  offenbar  im  Sinne 
des  Präsens  verwendet. 

xilak  bedeutet  im  Pokonchi  den 
»Zwischenraum»,  setzt  also  zwei  Plüsse 
voraus. 

ja  Cjaj)  ist  der  allgemeine  Aus¬ 
druck  für  »Wasser«,  »P'luss«.  Hier 
handelt  es  sich  indessen  wohl  meist  um 
»P)äche«. 


Von  dort  sind  sie  gekommen 
nach  Pakyul  (und  .^)  Cajvuinik. 
In  Cajvuinik  kamen  weit  weg 
(d.  h.  waren  in  die  I'erne  ge¬ 
rückt)  die  Berge  und  Ebenen 
der  Leute  von  San  Márcos  und 
von  Coban^j. 

Dies  ist  unsere  Grenze, 
von  uns,  den  Leuten  von  Santa 
Ana: 

(von)  wo  die  P'lüsse  Tujal-ja 
und  Chamá  sich  vereinigen,^) 
geht  sie  gerade  auf  Chichun 
zu,  wo  das  Gotteshaus  steht. 

gerade  nach  Panzos  und  Si¬ 
majtok. 

dann  gerade  zwischen  die 
Flüsse  vmn  Chikchop. 


h  Genau  dem  Texte  nach  übersetzt 
wäre  der  Sinn  dieses  Satzes  ein  anderer, 
nämlich;  »in  Cajvuinik  kamen  die  Leute 
von  San  Márcos  und  Coban  weit  von 
den  Bergen  und  Ebenen  weg«.  Wenn 
aber  die  auch  vom  spanischen  Übersetzer 
angenommene  Übersetzung;  »Die  Berge 
und  Ebenen  der  Leute  von  San  Márcos 
und  von  Cuban«  richtig  ist,  so  sollte 
man  im  indianischen  Text  ein  qui-yuk 
ijui-qi/’ixcal)  aj-Sau  Marcos  aj-  Cohan  tak-e 
erwarten.  Wie  an  so  vielen  andern 
Stellen,  entbehrt  auch  hier  der  indiani¬ 
sche  Text  der  nötigen  Präzision. 

Die  indianische  Diktion  erlaubt 
kein  kompliziertes  Satzgefüge,  und  der 
wörtliche  .Sinn  dieses  und  des  folgenden 
.Satzes  ist  daher;  »Hier  vereinigen  sich 
die  Flüsse  Tujal  und  Chama;  dort  geht 
sie  (seil,  c’ul-at  die  »Berührung«, 
»Grenze«)  weg,  indem  sie  gerade  auf 
Chichun  gerichtet  ist,  dort  steht  das 
Gotteshaus«. 


X 1  A  merikanisten-Kongress. 


393 


x-el-ic  ar,  tic-l-ic  xilak  ja 
Tz’unun 

x-el-ic  ar,  tic-l-ic  chic  Sanap 

ix- chal-ic  chic  ar,  ticlic  Chi- 
r-i-tin-bal  aj-kol 

x- el-ic  ar,  ticlic  xilak  ja  Cu- 
mat-ja 

x-el-ic  ar,  ticlic  xilak  ja  Karay 

x-el-ic  ar,  ticlic  in-oqu-ic  v^ui 
ja  Masinil-ja 

x-el-ic  ar,  ticlic  chi  r-el-b-al  ja 

x- el-ic  ar,  tiquilquin’)  (ticlic?) 
i-naj  yu’k  Chijax 

/ 

xi- n-el-ic  ar,  ticlic  r-ok-b-al 
ja  xilak  yu’k 

x-el-ic  ar,  ix-ni-c’am  r-ok  ja 
Salquil 

ticlic  ajic  chi  r-el-bal  ja  Baj- 
lain  vui 

x-el-ic  ar,  tiquilquin  (ticlic?) 
Takajpok 


Die  Form  tiquilquin  {tikilkin  des 
Textes),  die  sichtlich  vom  gleichen 
Stamme  mit  ticlic  (tiklik)  abgeleitet 
und  vermutlich  mit  letzterem  synonym 
ist,  fehlt  meinen  Aufzeichnungen.  Der 
spanische  Übersetzer  des  Título  über¬ 
trägt  sie  mit  »llegar«,  »ir  á  pasar«. 


v'on  dort  läuft  sie  zwischen 
den  Flüssen  (nach  ?)  Tz’unun. 

von  dort  läuft  sie  wieder 

gerade  nach  Sanap 

dort  wendet  sie  wieder  um, 
auf  den  Ort  Chitinbai  ajkol  hin 
(»zum  Badeplatz  der  ajkol) 

\'on  dort  läuft  sie  gerade 

zwischen  die  Flüsse  von  Cu- 
matja 

von  dort  läuft  sie  gerade 

zwischen  die  Flüsse  von  Kara}’. 

von  dort  läuft  sie  weg  und 
geht  gerade  auf  den  Fluss 

Masinil-ja  hin 

von  dort  läuft  sie  gerade  an 
den  Ort  Chirelbal  ja  (»Quelle 
des  Flusses«) 

•von  dort  läuft  sie  gerade 

nach  der  Spitze  des  l^erges 
Chijax 

von  dort  läuft  sie  in  gerader 
Richtung  dahin,  wo  der  Fluss 
zwischen  die  Berge  tritt 

von  dort  läuft  sie  den  Sal- 
quil-Fluss  abwärts 

dann  in  gerader  Richtung 
nach  der  Quelle  des  »  Tiger« - 
Flusses. 

Von  dort  geht  sie  nach  Ta¬ 
kajpok 


3Ç4 


XIV.  Anierikanisten-Kongress. 


x-el-ic  ar,  ticlic  chi  naj  yu’k 
Xakaj 

x-el-ic  ar,  ticlic  chi  naj  yu’k 
Chi-c’at-b-al  pom 

x-el-ic  ar,  ticlic  r-ok  (?)^)  Ki- 
jol-Ahuaj 

x-el-ic  ar,  ticlic  ar  Chi-julkajk 

x-el-ic  ar,  ticlic  chi  Jut  vui, 
chi  jut-uy-ic  yu’k 

x-el-ic  ar,  ticlic  chic  chi  ja 
Chi-aUal  ; 

x-el-ic  chic  ar  chi  Tukhum- 
hual  jah  (Tuc-um-b-al  ja) 

[ix-ka-cax-k-ib  r-u’c  jun  tijp 
chi-mol-am  Si]-Sa?i-Felipe-)] 

*)  Das  Originai  schreibt  hruk,  und 
es  bleibt  hier  infolge  der  mangelhaften 
Orthographie  zweifelhaft,  ob  r-ok  »Fuss« 
oder  r-n’c  »mit«  zu  lesen  ist.  ln 
letzterem  Falle  wäre  der  Sinn  in  einer 
Richtung  mit  dem  Orte  Kijol-Ahuaj. 

Dieser  .Satz  ist  an  dieser  .Stelle 
völlig  unverständlich.  Der  .Stamm  cax 
bedeutet  im  l’okonchi  »lieben«.  Wenn 
aber  der  spanische  Übersetzer  ix-ka-ca.x- 
(jtiini  (-k-ib)  mit  »amémonos«  wiedergibt, 
so  widerspricht  dem  die  Verbalform, 
die  diejenige  des  einfachen  Teinjius 
historicum  ist  und  daher  »wir  haben 
uns  geliebt«  bedeutet. 


von  dort  läuft  sie  in  gerader 
Richtung  nach  dem  Gipfel  des 
Nakaj -Berges 

von  dort  läuft  sie  in  gerader 
Richtung  nach  dem  Gipfel  des 
Berges  Chic’atbal  pom  (»wo 
Kopal  verbrannt  wird«). 

von  dort  läuft  sie  gerade 
nach  dem  Fusse  des  Kijol- 
Ahuaj  (vielleicht  k' ijal  abaj 

»wunderbarer  Stein«) 

von  dort  läuft  sie  gerade 

nach  Chijulkajk  (vielleicht  Chi- 
jul-cajk  »in  der  roten  Höhle«) 
von  dort  führt  sie  gerade 

nach  Jut,  da,  wo  die  Berge 
stark  aneinander  gerückt  sind 
von  dort  läuft  sie  wieder  in 
gerader  Richtung  an  den  Fluss 
C\\\-Ak?i\{chiac' al  »in  derFrde«.^) 
von  dort  läuft  sie  wieder 

an  den  Fluss  Tukhumhual  jah 
(wahrscheinlich  tucuiiiaal  ja 
»Wasserstrudel«  ) 

[wir  haben  mit  einer  Sippe 
der  Gesamtheit  der  Leute  von 
San  Felipe  Freundschaft  ge¬ 
macht]. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


395 


x-el-ic  ar,  xi-can-a  chic  r-ok 
ja  Tujal-ja;  ix-jojt-ic  ch-o  tic-1- 
ic  aj-ic  Sak-rabin-ja  (Sak-hra- 
huin-jah) 

x-el-ic  ar,  ticlic  xilak  ro-k  ja 
Ouixbal  bij 

x-el-ic  ar  jen-aj  r-ok  ix-jojt- 
ic  xi-ban  ticlic  Suj-jom-ja. 

x-el-ic  ar,  tic-l-ic  Pan-amak- 
iqui;  ix-oj-jijl-ic-  ar  ; 

x-el-ic  ar,  ticlic  Pamxoni- 
jolomna. 

x-el-ic  ar,  ticlic  chi  naj  yu’k 
Tupyak,  ix-oj-nim-in-ic  aj-joj 
VLik")  chijt^)  chi  aj-au-al  Cojok, 
Quip,  Chulip,  Tok,  Quip'^j;  joj 

eine  offenbar  irrige  Schreibweise. 
Entweder  ist  zu  lesen  ixoj7iiminiqtiaj  joj, 
oder  das  Präfix  aj  ist  ganz  zu  streichen. 

“)  vttk  für  »sieben«  ist  im  Pokonchi 
ungewöhnlich  und  nur  dadurch  zu  er¬ 
klären,  dass  an  Stelle  des  gewöhnlichen 
Zahlobiektes  ich  (vuk-ub  =  7  Finger) 
ein  anderes  Objekt,  nämlich  chijt,  ge¬ 
zählt  wird. 

Die  Form  chijt  ist  mir  im  Pokonchi 
von  Tactic  nicht  bekannt,  ich  vermute 
aber,  ^dass  sie  der  Form  chicjt  der 
Sprache  von  Tactic  entspricht,  gerade 
wie  das  tijp  des  Título  einem  tiijb  des 
Dialektes  von  Tactic  entspricht.  Chujt 
wird  in  der  heutigen  Sprache  für  »Staude« , 
»Pflanzenschoss«  gebraucht,  was  die 
Übersetzung  »Sprösslinge«,  »Nachkom¬ 
men«  nahelegt. 

■*)  Der  Verfasser  des  Título  scheint 
übersehen  zu  haben,  dass  er  den  Namen 
Qicip  bereits  aufgeführt  hat. 


Von  dort  läuft  sie  weg,  bleibt 
wieder  itn  Tal  des  Tujalja  (Rio 
Chixoy),  erhebt  sich  (wieder) 
und  führt  dann  gerade  nach 
Sak-rabin-ja. 

Von  dort  geht  sie  in  gerader 
Richtung  zwischen  (in.^)  das  Tal 
des»  Qu  ixbal«  genannten  Plusses. 

von  dort  geht  sie  gleich  aus 
dem  Tale  in  die  Höhe  und 
führt  nun  gerade  nach  Sujjom-ja; 

von  dort  geht  sie  in  gerader 
Richtung  nach  Panamakiqui; 
dort  ruhten  wir  aus. 

von  dort  geht  sie  gerade 
nach  Pamxomjolomna. 

von  dort  geht  sie  gerade 
nach  dem  Gipfel  des  Berges 
Tupyak  ;  wir  wurden  gehorsamt’) 
wir,  sieben  Sprösslinge  Q)  aus 

•)  Die  Form  nim-in-ic  entspricht 
einem  nim-an-ic  des  Cakchiquel.  In 
dieser  Sprache  bedeutet  niman  »ge¬ 
horchen«,  eine  Bedeutung,  die  mir  auch 
für  das  niniinic  des  Textes  besser  zu 
passen  scheint,  als  die  Übersetzung 
»donde  hicieron  fiesta«,  die  schon  des¬ 
wegen  irrig  ist,  weil  oj  {iioj  des  Textes), 
nicht  die  3.,  sondern  die  I.  P.  Pliir.  ist. 
—  Der  ganze  Abschnitt  ist  übrigens 
überaus  verworren  und  unklar. 


396 


XIV.  Amerikanisten-Kongi'ess. 


vuk  chijt  (chujt?)  chi  aj-au-al-ak 
Jiian  .Tok  ka-tz’ijb,  xi-tz’ib-aj 
un-chel  i-bij  ka-yu’k  ka-qu’ixcab 
ixtil  k-as-bal  r-as-bal  ch-o-ka- 
mam-ka-jau  juii  tujb  chi-mol-am 
Pop,  Jip  (Hip),  Kat,  Pat,  r-e 
a-c’un  r-i  ix-c’un  Santa  Ana, 
San  Joaqum,  vili  devocioìi  tak-e 
vuk  chijt  chi  aj-au-al. 


Vui-l-ic  aj-ic  á  pimías  Do¬ 
mingo  Cojok  Garcia,  Juan 
Chulip,  Pedro  Que],  Juan  Tok, 
Esteban  Garcia,  Domingo  Aj- 
Cald. 

joj  vuk  chijt  chi-aj-au-al  \  uk 
chijt  ix-ka-cam  ri-ja  i  Dios  chi- 
pam  atob-il  chi-yoj-al  r-um  ka- 
jau  Padre  Fr.  Francisco  de 
Viana,  ayu  ix-ka-lirak^)  ka-ye- 
aui  San  Cristóbal  Cajcoj  de 
I'erapaz,  chi-pam  i-jab  vui-1-é 
I565. 


Zusätze: 

I .  Vui-l-ic  un-chel  ornamento, 
capa,  casulla,  cálix,  custodia, 
un-chel  ma-l-ic  ornamento  r-e 
Santa  Iglesia,  r-e  ka-mani,  ka- 

')  mir  iinl)ekaiinle  und  unversiänd- 
liclie  I''orm. 


den  Häuptlingen  Cojok,  Quip, 
Chulip,  Tok,  Quip;  wir  sind 
sieben  Sprösslinge  der  Häupt¬ 
linge;  Juan  Tok  ist  unser 
Schreiber  ;  er  hat  alle  Namen 
unserer  Berge  und  Ebenen  auf¬ 
gezeichnet,  die  unsere  Heimat 
(wörtlich  ;  Geburtsstätte)  und 
die  Heimat  unserer  Grossväter 
und  unserer  V^äter,  einer  Sippe 
der  gesamten  Pop,  Jip,  Kat, 
Pat,  waren  ;  sie  sind  die  Söhne 
und  Töchter  von  Santa  Ana 
und  San  Joaquin,  welche  die 
sieben  Zweige  der  Häuptlinge 
verehren. 

Hier  sind  die  Unterschriften: 
Domingo  Cojok  García,  Juan 
Chulip,  Pedro  Quej,  Juan  Tok, 
Ivstéban  García,  Domingo  Aj- 
Calel; 

wir,  die  7  .P'amilien  der 
Häuptlinge,  die  7  Familien 
haben  die  Taufe  (wörtlich:  »das 
Wasser  Gottes«)  empfangen 
durch  unsern  Vater  Pater  Fr. 

Francisco  de  Viana,  hier . 

in  unserem  Dorfe  San  Cristó¬ 
bal  Cajcoj  de  Verapaz,  in  diesem 
Jahr  1565. 

Zusätze: 

I .  Der  ganzeKirchenschmuck, 
Chormantel, Messgewand, Kelch, 
das  Allerheiligste,  der  ganze 
\ollständige  Schmuck,  der  der 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


397 


jau  r-e  San  Joaquin  i  Santa 
Ana  vui-l-ic  chi-pam  i  Santa 
Igle.sia. 

2.  Je-vuo  ix-in-c’ay-el ’)  ac’-al 
jun  chak  ja  Temal; 

eure  nak^)  ru-c’ul-at-il  ka- 
ac’al  najt-ir  Chimal  Chizos 

yuna  xa  r-e  chic  ka-c’ul-at  ja 
Temal. 

Ix-ka-c’ay-ej  joj  ri-jau-al  aj- 
Santa  Ana,  r-u’c  aj-Bak  aj- 
Coban  ;  r-e  ix-ka-c’ay-ej  man- 
k’ej-bic  k-ac’un  ka-mam  pan  ja, 
jo-c’al  tuxtun  ix-ka-c’am;  yuna 
ma  r-e  chic  k-e,  r-e  chic  aj- 
Coban  aj-Bak  ; 


ma-jab  chic  je  a-chic'^)  k’or, 
chi-r-ij  joj  aj-au-al-ak  aj  Santa 
Ana. 


')  ix-in-c’ay-el  {ix-ni-kay-el  des 
Textes)  ist  die  i.  P.  Sing,  und  nicht, 
wie  die  spanische  Übersetzung  lautet, 
die  I.  P.  Plur.,  die  allerdings  nach  dem 
Texte  eher  passen  würde. 

-)  mir  unverständlich. 

vermutlich  fehlerhaft  íáv  jettaj  chic 
*ein  anderer«. 


h.  Kirche,  unseren  Grossvätern 
und  Vätern  und  den  Gemeinden 
von  San  Joaquin  und  Santa 
Ana  gehört,  befindet  sich  in 
der  h.  Kirche. 

2.  Ebenso  war  ich  Verkäufer 
des  Landes  auf  der  einen  Seite 
des  Temal-Flusses. 

jenseits  (?)  der  Grenze  unserer 
alten  Ländereien  von  Chimal- 
Chizos. 

Jetzt  ist  nur  noch  der  Temal- 
Fluss  unsere  Grenze. 

Wir,  die  Herren  von  Santa 
Ana,  haben  es  (das  Land)  den 
Herren  von  Bak  und  Coban 
verkauft.  Wir  verkauften  es, 
damit  unsere  Kinder  und  Enkel 
nicht  in  das  Wasser  fallen  sollen, 
und  haben  loo  Tostones  dafür 
erhalten;  jetzt  gehört  es  nicht 
mehr  uns,  es  gehört  bereits  den 
Herren  von  Coban  und  von 
Bak. 

Niemand  soll  nun  etwas  an¬ 
deres  gegen  uns,  die  Herren 
von  Santa  Ana,  atissagen. 


Extracto  del  libro  antiguo  gue  conserya  la  cotradia 

de  Carcha. 

Auszug-  aus  einem  alten  Buch,  welches  die  Carchá-Indianer 

besitzen. 

Von  E.  P.  Dieseldorff-Coban,  República  de  Guatemala. 


A  nuestra  noticia  ha  venido 
una  petición  que  los  indios  del 
pueblo  de  San  Pedro  Carcliá 
presentaron  ante  V.  M.  acerca 
de  unas  tierras  que  llaman 
R  ax  im  a  1  - c li  o  c  h ,  diciendo 
ser  suyas,  pidiendo  que  se  les 
restituyamos;  y  en  contra  po¬ 
sición  de  esta  petición  nos  pre¬ 
sentamos  ante  V.  M.,  haciendo 
de  nuevo  otra  petición  y  decla¬ 
ramos  derecho  y  dominio  que 
tenemos  sobre  dichas  tierras  y 
para  esto  declaramos  una  ley 
que  nuestros  abuelos  tenian  en 
su  gentilidad  y  era  que  si  al¬ 
gún  subdito  pecaba  contra  Sii 
caziqjte  y  Señor,  luego  el  cazi- 
que  le  enviaba  con  un  criado 
sityo  una  señal,  un  Imezo  ó  un 
caracol,  para  que  por  ello 
hedíase  de  ver  que  estaba  cul¬ 
pado  y  que  no  le  era  lícito 
salir  de  su  casa  hasta  que  el 
Cazique  le  condenase.  Luego 


Es  ist  zu  unserer  Kenntnis 
gekommen,  dass  die  Einwohner 
des  benachbarten  Ortes  S.  Pedro 
Carchä  sich  vor  Ew.  Gnaden 
einfanden  wegen  eines  Landes 
Raximal-Choch,  von  dem  sie 
sagen,  es  sei  ihres,  und  bitten, 
dass  man  es  ihnen  zurückgebe; 
dagegen  werden  wir  bei  Pwv. 
Gnaden  vorstellig,  indem  wir 
auch  eine  Bittschrift  machen 
und  Eigentumsrechte  und  Be¬ 
sitz  über  besagtes  Land  bean¬ 
spruchen.  Wir  führen  deshalb 
ein  Gesetz  an,  welches  unsere 
Vorväter  im  Heidentum  hatten, 
nämlich,  wenn  ein  Untertan 
gegen  seinen  Kaziken  und 
Herrn  gesündigt  hatte,  so  sandte 
dieser  ihm  mit  einem  seiner 
Diener  ein  Zeichen,  einen  Kno¬ 
chen  oder  eine  Muschel,  damit 
er  wüsste,  dass  er  angeklagt 
wäre  und  es  ihm  verboten  sei, 
das  Haus  zu  verlassen,  bevor 


400 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


el  delincuente  buscaba  un  abo¬ 
gado,  que  ellos  llamaban  piza- 
dor  del  liuezo  y  a  este  pedían, 
rogaze  al  cazique  por  él,  y  si 
el  abogado  alcanzaba  perdón 
al  delincuente  ante  el  cazique, 
iba  el  abogado  y  pizaba  el 
Imezo  ó  caracol,  que  el  cazique 
le  habia  enviado  en  señal  de 
que  el  cazique  le  perdonaba. 

Estando,  pues,  esta  ley,  suce¬ 
dió  que  el  cazique  Matacbatz 
tuvo  guerra  con  el  cazique 
Coco h na  Zal,  del  pueblo  de 
Carchá,  que  ahora  llaman  de 
San  Pedro  y  estando  el  cazi¬ 
que  Matacbatz  embarrado  é 
inpedido  por  todas  partes  de 
la  guerra,  sucedió  que  tres  in¬ 
dias  se  fueron  al  pueblo  de 
Carchá  por  la  gran  hambre 
y  estando  allá,  el  cazique  de 
Carchá  las  vendió  y  hizo  es¬ 
clavas  y  después  las  dos  délias 
no  parecieron  más,  porque  ó  se 
murieron  ó  las  mataron. 

Después  de  esto,  sucedió 
que  tres  indias,  esclavas  de 
]\latacl3atz  las  cogieron  los 
de  C  a  r  c  h  á,  estando  en  contra 
los  dos  caziques  supra  dichos 
entre  si,  y  asi  se  les  llevaron 
y  entonces  dijo  el  Matacbatz 
y  los  demas  caziques,  sus  sub¬ 
ditos,  que  este  era  el  segundo 
pecado  de  los  de  Carchá. 


der  Kazike  ihn  verurteilt  habe. 
Der  Angeklagte  suchte  sofort 
einen  Rechtsbeistand,  den  sie 
Knochenbrecher  nannten,  und 
diesen  baten  sie,  dass  er  für  sie 
beim  Kaziken  bitten  sollte,  und 
wenn  er  für  den  Angeklagten 

ö  O 

Vergebung  erlangte,  so  nahm 
der  Rechtsbeistand  denKnochen 
oder  die  Muschel  und  zerschlug 
sie,  als  Beweis,  dass  der  Kazike 
ihm  verzieh. 

Während  dieses  Gesetz  galt, 
geschah  es,  dass  der  Kazike 
Matacbatz  (von  Chamelco)  mit 
dem  Kaziken  Cocohna  Zal  des 
Ortes  Carchá,  welchen  sie  jetzt 
San  Pedro  nennen,  Krieg  führte  ; 
und  während  Matacbatz  von 
allen  Seiten  durch  Krieg  beengt 
und  verhindert  war,  geschah  es, 
dass  drei  P'rauen  nach  dem  Ort 
Carchá  gingen  der  grossen 
Hungersnot  wegen,  und  als  sie 
da  waren,  verkaufte  sie  der 
Kazike  von  Carchá  als  Sklaven, 
und  zwei  derselben  verschwan¬ 
den  ;  entweder  starben  sie  oder 
wurden  getötet. 

Nachher  geschah  es,  dass  drei 
Sklavinnen  des  Matacbatz  von 
den  Ikinwohnern  von  Carchá  ge¬ 
fangen  wurden,  während  die 
zwei  erwähnten  Kaziken  im 
Streit  miteinander  waren,  und 
daher  sagte  Matacbatz  und  die 
anderen  ihm  untergebenen  Kazi¬ 
ken,  dass  dies  die  zweite  .Sünde 
der  Carchá-Leute  wäre. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


401 


Otra  vez,  estando  cercados  con 
guerras  los  de  Matacbatz  pol¬ 
los  de  Carcha,  cojieron  otras 
tres  indias  y  no  parecieron 
más.  Otra  vez  mató  el  cazique 
de  Carchá  otro  indio  llamado 
Ah  Mo  tez  estando  cojiendo 
plumas.  Vistos  estos  agravios 
por  el  cazique  Matacbatz 
y  los  demas  sus  subditos  de¬ 
terminaron  enviar  sus  mensajes 
al  cazique  de  Carchá,  envián¬ 
dole  el  liuezo  y  caracol,  para 
qne  se  tubiese  por  culpado  y 
asi  se  juntaron  y  enviaron  tres 
indios,  diciendoles  que  diesen 
al  cazique  de  Carchá,  que 
quien  era  y  en  que  estribava 
y  que  enviase  un  sartal  de 
plata  y  una  corona  de  plata, 
cuatrocientos  hazes  de  plumas 
verdes,  algtina^  piedras  pre¬ 
ciosas  y  plata  en  pago  de  toda 
la  gente  que  habiaii  muerto. 
El  cazique  de  Carchá  no  hizo 
caso  de  los  embajadores,  sino 
les  despidió.  Visto  los  caziques 
esto,  enviaron  la  segunda  vez 
otros  embajadores,  diciendoles 
que  digan  que  habian  de  pa¬ 
gar  las  muertes  de  todos  los 
indios  que  habian  muerto  y  que 
si  dentro  de  siete  dias  no  en¬ 
viaban  la  paga,  que  irian  todos  á 
aquella  tierra  que  tenian,  llamada 
Raximal-choch,  dicha  ar¬ 
riba  y  tomarian  posesión  de 
ella  y  se  las  tomarian  para  sí. 


Ein  anderes  Mal,  als  die  An¬ 
gehörigen  von  Matacbatz  mit 
denen  von  Carchá  im  Krieg 
lagen,  fingen  sie  drei  andere 
Indianerinnen,  welche  nicht  wie¬ 
der  zum  Vorschein  kamen. 
Auch  tötete  der  Kazike  von 
Carchá  einen  Indianer,  genannt 
Ah  Motez,  während  er  Federn 
sammelte.  Angesichts  dieser 
Schäden  entschloss  sich  Matac¬ 
batz  und  seine  Untergebenen, 
ihre  Botschaft  dem  Kaziken  von 
Carchá  zu  senden,  einen  Knochen 
und  eine  Muschel,  damit  er  sich 
für  angeklagt  hielte,  und  sie 
sandten  drei  Indianer  mit  der 
Botschaft,  dass  sie  dem  Kazi¬ 
ken  von  Carchá  sagen  sollten, 
was  er  wäre  und  was  ihm  ein¬ 
fiele,  und  dass  sie  einen  Teller 
und  eine  Krone  aus  Silber  ver¬ 
langten,  400  Bündel  Ouetzal- 
federn,  einige  wertvolle  Steine 
und  Silber  als  Bezahlung  aller 
derer,  welche  sie  getötet  hätten. 
Der  Kazike  von  Carchá  küm¬ 
merte  sich  nicht  um  die  Abge¬ 
sandten  und  entliess  sie.  Als 
dies  die  Kaziken  erfuhren^ 
sandten  sie  ein  zweites  Mal 
andere  Botschafter  mit  der  Be¬ 
stellung,  dass  sie  für  den  Tot¬ 
schlag  aller  Getöteten  zahlen 
müssten,  und  wenn  sie  inner¬ 
halb  7  Tagen  die  Bezahlung 
nicht  sendeten,  so  würden  alle 
nach  jenem  Land  gehen,  welches 
Raximal-Choch  heisst,  oben  er- 


26 


402 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Fueron  los  embajadores  y 
dieron  su  embajada  al  cazique 
de  Carcliá  y  visto  que  no 
enviaba  nada  el  cazique,  fueron 
todos  los  de  Matacbatz  á  la 
tierra  llamada R a xi mal-cho ch 
y  la  pisaron  y  tomaron  posesión 
della.  Entonces  visto  esto  por 
el  cazique  de  Carchá,  dijo  al 
cazique  Matacbatz  por  sus 
mensajeros  que  se  tomasen  la 
tierra  en  que  estaban  ya;  que 
de  que  le  servia  á  él  aquella 
tierra  y  que  habia  de  alcanzar 
en  ella,  y  asi  las  dió  el  cazique 
con  sus  subditos  en  pago  de 
las  muertes  que  hablan  hecho. 
Y  asi  tomaron  posesión  los  de 
C  h  a  m  e  1  c  o  ,  subditos  de  M  a- 
tacbatz  de  la  tierra  en  su 
gentilidad  y  desde  entonces 
hasta  ahora  han  hecho  y  hacen 
sus  milpas  los  de  Cha  me  le  o 
en  aquellas  tierras  y  cojen  allí 
las  plumas  verdes,  sin  que  na¬ 
die  les  haya  dicho  nada,  debe 
de  haber  setenta  años  que  su¬ 
cedió  e.sto  en  la  gentilidad. 
Fechado  1541. 


wähnt  ist,  und  sie  würden  für 
sich  Besitz  davon  nehmen. 

Die  Botschafter  gingen  und 
entledigten  sich  ihrer  Botschaft 
an  den  Kaziken  von  Carcha, 
und  da  der  Kazike  nichts 
sandte,  gingen  alle  die  Unter¬ 
tanen  von  Matacbatz  nach  dem 
Land  Raximal  -  Choch  und 
traten  darauf  und  nahmen  Be¬ 
sitz  davon  Als  der  Kazike 
\  on  Carchá  dies  erfuhr,  Hess  er 
dem  Kaziken  Matacbatz  durch 
seine  Abgesandten  sagen,  dass 
sie  sich  das  Land  nehmen  soll¬ 
ten,  welches  sie  jetzt  hätten, 
denn  für  ihn  hätte  es  keinen 
Zweck,  und  was  hätte  er  davon. 
Und  so  kam  es,  dass  der  Ka¬ 
zike  und  seine  Untertanen  das 
Land  gaben  in  Bezahlung  der 
Getöteten.  Und  so  nahmen  die 
Leute  von  Chamelco,  Unter¬ 
tanen  von  Matacbatz,  Besitz  von 
diesem  Lande  während  des 
Heidentums,  und  seit  jener  Zeit 
haben  sie  ihre  Maisfelder  in 
jenen  Gefilden  gemacht  und  tun 
es  auch  jetzt  noch  und  sammeln 
dort  die  grünen  Federn  (des 
Quetzals),  ohne  dass  ihnen  je¬ 
mals  jemand  etwas  gesagt  hätte. 
Dies  geschah  vor  7o(?)  Jahren, 
das  wäre  im  Jahre  1471. 


Sitten  und  Gebräuche  der  Pokonchi- 

Indianer 

nach  Vicente  A.  Narciso  mitgeteilt  von  Prof.  Dr.  Karl  Sapper,  Tübingen. 


V  o  r  b  e  m  e  r  k  u  n  g. 

Gelegentlich  der  1897  in  Guatemala  abgehaltenen  inter¬ 
nationalen  Ausstellung  trafen  von  unerwarteter  Seite  manche 
wertvolle  Beiträge  zur  Ethnographie  Guatemalas  ein.  Zu  den 
wertvollsten  Mitteilungen  dieser  Art  gehören  die  Estudios  geo¬ 
gráficos,  históricos  y  etnológicos  de  San  Cristóbal  Verapaz, 
verfasst  von  dem  im  genannten  Dorf  angestellten  Schullehrer 
Vicente  A.  Narciso.  Da  diese  Estudios,  die  von  dem  Gran 
Jurado  merkwürdigerweise  nur  mit  einer  bronzenen  Medaille 
ausgezeichnet  wurden,  nicht  veröffentlicht  worden  sind  und 
wegen  ihrer  Weitläufigkeit  und  der  wissenschaftlichen  Unvoll¬ 
kommenheit  der  naturwissenschaftlichen  und  sprachlichen  Auf¬ 
zeichnungen  in  ihrer  jetzigen  P'orm  sich  auch  nicht  für  Ver¬ 
öffentlichung  in  extenso  eignen,  so  habe  ich  aus  dem  Original 
die  wichtigsten  ethnologischen  Nachrichten  herausgezogen 
und  gelegentlich  durch  eigene  Beobachtungen  ergänzt,  während 
mein  verehrter  Ereund ,  Professor  Dr.  Otto  Stoll,  sich 
der  Mühe  unterzogen  hat,  ein  von  Narciso  aufgefundenes  und 
mitgeteiltes  historisches  Pokonchi-MS.  aus  dem  Jahre  1565  zu 
analysieren  und  zu  bearbeiten.  (Dies  MS.  ist  deshalb  von 
Interesse,  weil  es  zeigt,  dass  im  16.  Jahrhundert  das  Gebiet  der 
Pokonchi-Indianer  viel  weiter  nach  Norden  reichte  als  gegen¬ 
wärtig  —  bis  Chamá  — ,  und  dass  damals  die  Lacandonen  viel 
weiter  südlich  wohnten,  als  man  bisher  annehmen  konnte.  Gegen- 
'wärtig  wohnen  in  Chamá  hauptsächlich  Kekchi -Indianer  von 
S.  Marcos,  einem  Stadtviertel  von  Coban.) 


404 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Sitten  und  Gebräuche  der  Pokonchi-Indianer  von  S.  Cristóbal. 

S.  Cristóbal  Verapaz ,  mit  seinem  indianischen  Namen 
Kajcoj  benannt,  ist  der  zweitgrösste  Platz  der  Alta  Verapaz, 
bewohnt  von  einem  Zweige  der  Pokonchi-Indianer  und  von  ver¬ 
hältnismässig  zahlreichen  Ladinos  (Alischlingen  ) ,  die  zumeist 
aber  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  aus  Salamá 
nach  dem  Niedergang  der  einstmals  dort  betriebenen  Coche¬ 
nillezucht  eingewandert  sind. 

Die  Indianer  beschäftigen  sich  in  der  Hauptsache  mit 
Ackerbau;  Jagd  und  Phschfang  sind  sehr  unbedeutend.  Mais 
(Jal)  und  Bohnen  (qiiinak)  liefern  die  Hauptgrundlagen  des 
Lebensunterhalts.  Daneben  kultiviert  man  eine  Reihe  unwich¬ 
tigerer  Nährpflanzen,  Fruchtgewächse,  Gewürzpflanzen  (nament¬ 
lich  spanischen  Pfeffer  ~  i/zzA,  ic]  und  Gespinstpflanzen  (Baum¬ 
wolle  und  Md.g\x&y  =  sajkij),  sowie  in  kleinem  Massstab  auch 

Kaffee  und  Zuckerrohr.  Die  Gespinstpflanzen  sind  der  Aus¬ 
gangspunkt  besonderer  Industrien  geworden:  das  Spinnen  und 
Weben  von  Baumwolle,  stets  von  Weibern  besorgt  mit  alt¬ 
gebräuchlichen  Geräten,  ist  in  den  letzten  Jahren  stark  in  Ab¬ 
gang  gekommen.  Die  Hauptindustrie  des  Dorfes  bildet  dagegen 
die  Verarbeitung  der  Magueyfasern.  Männer  besorgen  die 
Rohgewinnung  der  P'asern  :  die  Magueyblätter  werden  entrindet, 
20  Tage  lang  der  Fermentation  übergeben,  dann  auf  einem 
Galgen  (jojk)  mit  einer  Art  Ruder  (kainjojkJiual)  bearbeitet,  ins 
Wasser  gelegt  und  getrocknet.  P'rauen  besorgen  das  Zwirnen 
und  drehen  Stricke  mittelst  eines  besonderen  Gerätes  (kuyuch^ 
des  baklep  der  Kekchi  -  Indianer).  Fischernetze ,  Tragnetze, 
Hängematten,  Jagd-  und  Säetaschen  etc.  werden  aus  Maguey¬ 
fasern  hergestellt. 

Als  geringere  Industrien  wären  zu  nennen  Korb-  und 
Mattenflechterei,  während  Töpferei  in  S.  Cristóbal  nicht  geübt 
wird,  sondern  Einfuhr  von  Töpfereiprodukten  aus  Salamá  statt¬ 
findet. 

Ein  grosser  Teil  der  Männerwelt  (ca.  1000)  beschäftigt 
sich  mit  Hausierhandel,  bei  dem  die  Reisen  bis  Comitan  (Chia¬ 
pas),  Honduras  und  Salvador,  selbst  Nicaragua  ausgedehnt 
werden.  Die  Reisen  werden  zu  Fuss  ausgeführl,  die  W  aren  in 
Holzgestellen,  kacastes  (majcut(h)  getragen,  die  mittelst  eines 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


405 


Stirnbandes,  Mecapals  (pitan),  und  daran  befestigter  Stricke  (kaj- 
Jidi'u)  auf  dem  Rücken  getragen  werden.  Die  Last  besteht  bei 
der  Ausreise  in  Seilerwaren,  Kaffee  und  Pfeffer,  bei  der  Heim¬ 
reise  aus  Hüten,  Mehl,  Zucker,  Stoffen  und  dergl.  Als  Tausch¬ 
mittel  dient  das  landesübliche  Geld.  Nur  in  S.  Cristobal  selbst 
sind  in  selteneren  Pkillen  noch  Kakaobohnen  als  Kleingeld  im 
Gebrauch,  jedoch  mit  der  IGnschrankung,  dass  die  alten  Be¬ 
zeichnungen  und  Körnermengen  (joJioin-Iu'ijk  =  cinco  de  cacao, 
jnii-kex  =  à\ç.z  de  cacao  und  johjil  =  veinte  de  cacao)  je  nach  dem 
Marktpreis  des  Kakao  auch  einem  verschiedenen  Wert  entsprechen. 

Auf  dem  Donnerstags  und  Sonntags  abgehaltenen  Wochen¬ 
markt  kommen  vor  allem  Lebensmittel  aller  Art  und  heimische 
Industrieprodukte  zum  Verkauf.  Die  Märkte  werden  aber  auch 
von  Ladinohändlern  besucht,  die  europäische  Manufakturwaren 
zum  Verkauf  bringen,^)  sowie  von  indianischen  Händlern  der 
Altos,  die  hauptsächlich  Kartoffeln,  sowie  Wollstoffe  (jerga)  und 
Wolldecken  indianischer  Manufaktur  auf  den  Markt  bringen. 

Die  Kleidung  der  Pokonchi-lndianer  von  S.  Cristóbal 
ist  zumeist  aus  eingeführten  Stoffen  indianischer  Manufaktur  her¬ 
gestellt,  welche  die  Pokonchi-Händler  von  Quezaltenango  und  an¬ 
dern  Orten  bringen.  Als  Schneider  fungieren  für  Männer-  und 
Frauenkleidung  gleicherweise  die  Pokonchi-Männer.  Die  Männer¬ 
tracht  besteht  in  S.  Cristóbal  aus  weisser  Baumwollhose,  Hemd, 
Jergajacke  und  Strohhut,  die  Frauentracht  aus  indigogefärbtem 
blauem  Rock  (aus  Quezaltenango  eingeführt  :  Jinijk),  farbigem, 
meist  rotem  Gürtel  (pas),  leichtem  Oberhemd  (hüipil  =  poiit)  und 
rotwollenen,  langen,  schweren  Zopfbändern  (tupuy,  aus  Comitali 
■eingeführt). 

Die  Wohnung  besteht  aus  Satteldach-  oder  Walmdach¬ 
häusern  mit  Strohdach  und  Stabwänden,  fast  ebenso  wie  bei 
den  benachbarten  Kekchi-Indianern.  'j  Will  jemand  ein  Haus 
bauen,  so  teilt  er  es  einem  oder  zwei  Freunden  mit,  die  die  Mitteilung 
nun  weiter  verbreiten,  und  am  bestimmten  Tag  ist  das  halbe 
Stadtviertel  da  und  baut  in  3  Tagen  das  Haus  auf.  Am  letzten 

Der  Hauptumsatz  in  europäischen  Waren  erfolgt  in  den  von  Europäern 
oder  Mischlingen  geführten  Kaufläden. 

-)  Vgl.  Archiv  für  Anthropologie  X.  F.  Bd.  III  1904  S.  25 — 28.  —  In 
.S.  Cristóbal  selbst  trifft  man  auch  Ziegeldachhäuser  mit  Adobewänden,  wie  sie 
die  Ladinos  zu  bauen  pflegen. 


4o6 


XIV.  Ainerikanisten-Kongress. 


Tag  wird  ein  Fest  gefeiert;  es  werden  Truthähne  geschlachtet 
und  mit  deren  Blut  die  Decke  bestrichen.  Die  Bezahlung  der 
Arbeiten  besteht  in  der  Hälfte  des  gewöhnlichen  Taglohns,  in 
Essen,  Zigarren  und  Schnaps. 

S.  Cristobal  besteht  aus  4  Stadtvierteln  (barrios):  S.  Ana 
(Fest:  26.  Juli),  S.  Sebastian  (Fest:  20.  Januar),  S.  Cristobal 
(Fest:  25.  Juli)  und  S.  Felipe  (Fest:  i.  Mai).  An  der  Spitze 
jedes  Barrio  steht  noch  ein  besonderer  Vorstand  oder  Kazike 
mit  dem  Titel  ,, Sirio“  oder  „Kij-iJiual“  =  Grandeza. 

Vor  jedem  Fest  findet  4  Tage  und  4  Nächte  lang  eine 
Sarabanda  statt.  Dem  Heiligen  selbst  gibt  man  die  obrigkeit¬ 
liche  Erlaubnis  zur  Festfeier  in  die  Hand  und  stellt  vor  ihm 
einen  Teller  auf,  in  den  die  Tänzer  ihre  Gaben  legen.  Vor  der 
Ermita  wird  ein  Rohrportal,  geschmückt,  mit  den  violetten  Tintical- 
blättern,  errichtet^).  Den  Dienst  der  Ermita  übernimmt  der 
Mayordomo  (cJiiìiain)  mit  seinen  Gehilfen  für  ein  Jahr.  Die 
Barriobevölkerung  leistet  Geldbeiträge  und  Arbeit.  Geld  wird 
an  Barriomitglieder  eventuell  bei  loo'^/^  Zinsen  jährlich  aus¬ 
geliehen. 

Zum  Ermitadienst  wie  zum  Gemeindedienst')  sind  die 
Indianer  gerne  bereit  ;  es  besteht  aber  die  Sitte,  dass  Unver¬ 
heiratete  oder  Witwer  ausgeschlossen  bleiben. 

Beim  Feste  müssen  2  Alte  die  Geschichte  der  Cofradia 
berichten  (parlamento  =  molam). 

Den  Gipfel  des  Festes  bilden  die  Bailes  (dramatische 
Maskentänze),  so  namentlich  der  Baile  de  Cortez,  der  die  Er¬ 
oberung  von  Mexico  zum  Gegenstand  hat,  und  der  Baile  de 
Micos,  der  eine  Jagd  zweier  Jäger  auf  6  Affen  darstellt.  Bei 
diesen  Bailes  sind  noch  altindianische  Tanzweisen  gebräuchlich, 
während  die  sonst  gebräuchlichen  indianischen  Tänze  stark  von 
spanischen  beeinflusst  zu  sein  scheinen. 

Die  gebräuchlichen  Musikinstrumente  sind  die  Trommel 
(koj,  zuweilen  noch  nach  altem  Stil  mit  nur  einem  Trommelfell, 

’)  Alinlich  wie  bei  den  Kekc)ii-Indianern.  Bild  im  Archiv  für  Anthro¬ 
pologie  X.  F.  Bd.  III  1904.  Taf.  VI  Fig.  i. 

'■')  Es  werden  zum  Gemeindedienst  in  S.  Cristobal  8  indianische  Regidores 
gewälilt,  während  die  32  Gemeindediener  (Mayores,  Ajkcltiniiin,  je  i  \Voclie  im 
Monat  dienend)  ihre  Nachfolger  .selbst  designieren,  indem  sie  ihnen  am  31.  De¬ 
zember  nachts  ihren  Amtsstock  in  den  Hof  des  Hauses  stellen. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


407 


Öfter  schon  nach  europäischem  Stil  gebaut),  die  Schalmei,  Chi- 
rimia  (=  siiJülH,  eine  Art  Oboe  mit  5  Löchern),  beide  original, 
die  eingeführten  europäischen  Instrumente:  Harfe  ixoj),  Violine, 
Gitarre,  die  5saitige  Bandurria,  die  wie  folgt  gestimmt  wird; 


II 

ÜT, 

1  1 

!  1 

■ 

J - 

-fh\ — ^ — 

VTr 

_ □ 

und  endlich  das  Negerinstrument  Marimba. 

Für  ein  Fest  pflegt  man  2  Ochsen  und  20 — 30  Truthühner 
zu  schlachten.  Die  Küche  bietet  natürlich  alles  Gute,  das  sie 
überhaupt  zu  bieten  vermag.  Die  Bereitung  der  Speisen  unter¬ 
scheidet  sich  im  allgemeinen  kaum  von  der  bei  den  Kekchi- 
Indianern  üblichen^).  Die  wichtigsten  Speisen  und  Getränke  der 
Pokonchi  sind  folgende; 

Sak  ik  —  Truthahn  mit  Mais- Atoll. 

Pul  ik  =  Rindfleisch  in  Brühe  von  Paprika,  Achiote  und 
anderen  Gewürzen. 

Tukuj  =  Kräuter  (Gemüse). 

Pixp  =  Chi  mol. 

Ic  =  Chile,  Paprika. 

Hiiik,  Mukun  =  Tortilla,  Maisfladen. 

I 

ChiqiänqiLej  —  Tallullo. 

Siquil-carn  =  Pepitoria, 

Kor  —  Masa,  Maisteig. 

Hr  am  =  Tamal,  Maisteig  mit  Fleischstücken  in  Blätter  ge¬ 
wickelt  und  gedämpft. 

Poch  =  Tamal  ohne  Fleischstücke. 

Jox  =  Totoposte,  gedörrte  Maisfladen. 

Ouicohu  jah  =  Kakaogetränke  mit  Zusatz  von  Chile  und 
Zucker. 

Hrex-kor  =  Maiswasser. 

Bei  den  Sarabandas  ist  das  begehrteste  Getränk  der 
Branntwein,  der  eine  allgemeine  Trunkenheit  anrichtet  und  die 
Indianer  dadurch  in  so  glückliche  Stimmung  versetzt,  dass  sie 
Gott  für  dieses  grosse  Vergnügen  danken.  Ausserhalb  der  Preste 
sind  aber  die  Indianer  im  allgemeinen  sehr  nüchtern;  ihre  Lieb- 
lingsgetränke  sind:  Kakao,  Kaffee  und  das  billigere  und  darum 


b  Speise  und  Trank  der  Kekchi-Indianer.  Globus  Bd.  8o  S.  25g — 263 


4o8 


XIV.  Amenkanisten-Kongress. 


häufiger  gebräuchliche  Maiswasser,  das  ist  :  warmes  Wasser  mit 
suspendiertem  gemahlenem  Mais.  Auch  auf  Reisen  meiden  die 
Pokonchi-Indianer  (ebenso  wie  die  Kekchi)  kaltes  Wasser,  das 
sie  auch  fürs  Bad  nicht  verwenden;  vielmehr  ist  es  Gebrauch, 
einmal  wöchentlich  im  Temascal,  der  den  meisten  Häusern  zu¬ 
gehörigen  Badehütte  (tuj)  ^),  ein  Dampfbad  zu  nehmen,  wobei 
die  W'urzeln  und  Rinden  der  i  bis  iV«  m  hohen  d  C/uipak<(.- 
Pflanze  als  Seife  dienen. 

Der  Charakter  der  Pokonchi-Indianer  gleicht  durchaus 
dem  der  Nachbarstämme:  sie  sind  zurückhaltend  und  schweig¬ 
sam;  die  Härte  ihrer  Sinnesart  äussert  sich  in  völligem  Mangel 
an  ^Mildtätigkeit  ;  Gastfreundschaft,  Bekannten  gegenüber  hoch¬ 
gehalten,  bleibt  Unbekannten  versagt.  Ein  allgemeines  Miss¬ 
trauen  beseelt  sie  und  lässt  keine  Dankbarkeit  aufkommen,  da 
sie  hinter  jedem  unbezahlten  Dienst  eine  versteckte  Absicht 
vermuten.  Wenn  sie  selbst  irgendeine  Gefälligkeit  zu  erlangen 
wünschen,  so  erkaufen  sie  sie  stets  durch  ein  vorher  gegebenes 
Geschenk,  meist  bestehend  in  Zigarren  und  Schnaps  Indianern 
gegenüber,  Früchten  und  Eiern  Ladinos  gegenüber.  Neben  Miss¬ 
trauen  leitet  auch  vielfach  Furchtsamkeit  ihre  Handlungen,  da¬ 
neben  ein  gut  Teil  Geiz  und  Habsucht,  sowie  ein  kleinlicher 
Sinn,  der  sie  Handel  wie  sonstige  Unternehmungen  niemals  in 
grösserem  Massstab  betreiben  lässt  und  ein  wirtschaftliches  Auf¬ 
blühen  des  Stammes  verhindert.  Und  wo  etwa  der  Mann  küh¬ 
neren  Unternehmungsgeist  zeigen  sollte,  da  hindert  die  Sitte, 
dass  stets  die  Frau  bei  jeder  Art  von  Geschäften  und  Kontrakten 
befragt  werden  muss,  die  freie  Entfaltung  dieser  Regung.  Da¬ 
gegen  ist  bei  ihnen  genossenschaftliches  Handeln  bei  Land¬ 
erwerbungen,  Hausbau,  Festen,  Handelsunternehmungen  ge¬ 
bräuchlich. 

ln  Erfüllung  eingegangener  Verbindlichkeiten  sind  sie  im 
allgemeinen  sehr  zuverlässig;  auch  sind  sie  durchaus  ehrlich, 
sobald  es  sich  um  grössere  Werte  handelt,  während  sie  vielfach 
Kleinigkeiten  stehlen.  Trifft  den  Indianer  Missgeschick  oder 
Unglück,  so  erträgt  er  cs  mit  höchstem  Gleichmut. 

Der  Verkehr  zwischen  Indianern  ist  durch  eine  streng  cin- 
gehaltene  l'Tikelte  geregelt.  Beim  Gehen  auf  der  Strasse  ist 


')  Ahüildung  in  .Stall,  (¡ualemala  (Leipzig  i8S6)  .S  163 


XI\'.  Amerikanisten-Kongress. 


409 


der  Ehrenplatz  vorn,  und  wenn  man  eine  Reihe  von  Indianern 
im  Gänsemarsch  '_)  durch  die  Strassen  ziehen  sieht,  so  weiss 
man  sofort  ihre  gegenseitige  Wertschätzung.  Wie  sich  die 
Indianer  in  diesem  Fall  durch  äusserst  konservativen  Sinn  aus¬ 
zeichnen,  so  auch  in  allen  andern  Hinsichten.  Die  Begrüssungen 
erfolgen  immer  in  stereotyper  Form  und  unter  strenger  Ein¬ 
haltung  des  gebräuchlichen  Zeremoniells. 

Der  Gruss  lautet  zumeist; 

A.  Call'll  já hii ;  cadi  ca-guacìi  jáhiú  (Guten  Tag,  mein 

Herr!  Ist  die  Gesundheit  gut,  mein  Herr. G 

B.  Na-helik  ahne  Ì  nähelik  huin.  (Wie  ist  deine  Ge¬ 

sundheit.^  Gut  ist  die  meinige.) 

A.  Na-helik  huin.  En-tiyox.  (Gut  ist  die  meinige. 

Bezahle  dir’s  Gott  !  ) 

Beim  Abschied  : 

A.  Quin-hoj-pe-chó  Jahn.  (Ich  gehe  nun,  mein  Herr.) 

B.  Cha  hauti  cho,  Jahn;  tiyox  naj  a-guk.  (So  gehe 

denn,  mein  Herr;  Gott  gehe  mit  dir!) 

Die  Regelung  der  Heirat  ist  Sache  der  Eltern  :  Der  Vater 
■des  Jünglings  sucht  für  seinen  Sohn  das  Weib;  er  bringt  dem 
Vater  des  Mädchens  5  Besos,“)  i  Flasche  Schnaps,  ferner  Kakao 
und  ein  Paket  Zigarren;  der  Junge  bringt  eine  Traglast  Holz. 
Wird  das  Geschenk  angenommen,  so  geht  die  Braut  zur  Probe¬ 
zeit  ins  Haus  ihres  Schwiegervaters.  Wirbt  der  Vater  einer 
Indianerin  um  einen  Mann  für  sie,  so  ge’schieht  es  in  gleicher 
Weise,  und  der  Junge  kommt  nun  zur  Probezeit  ins  Haus  des 
Schwiegervaters,  oft  schon  mit  14  Jahren,  kaum  der  Schule  ent¬ 
ronnen.  Die  Probezeit  hat  den  Zweck,  festzustellen,  dass  die 
Braut  imstande  ist,  die  wichtigsten  Hausfrauenpflichten  zu  er¬ 
füllen,  nämlich  i.  das  Hauswesen  zu  besorgen,  besonders  zu 
kochen,  und  2.  fruchtbar  zu  sein.  Erst  nachdem  beide  Bedin¬ 
gungen  zur  Zufriedenheit  erfüllt  sind  und  die  Braut  schwanger 
geworden  ist,  erfolgt  die  endgültige  Heirat,  vor  der  4  oder  5  alte 
Männer  dem  Paar  die  nötigen  Anweisungen  geben.  Ist  die  Probe- 

b  Indianer  gehen  nie  nebeneinander,  sondern  nach  altem  Gebrauch  stets 
hintereinander,  wie  dies  auf  ihren  ursprünglichen  Wegen  gar  nicht  anders  möglich 
gewesen  ist. 

Wert  um  1897  etwa  10  Mark. 


410 


XIV.  Araerikanisten-Kongress. 


zeit  ungünstig  verlaufen,  so  wird  das  Mädchen  ohne  weitere 
Formalitäten  zurückgegeben. 

Sofern  jemand  ohne  Probezeit  geheiratet  hat  und  die  Frau 
unfruchtbar  ist,  wird  sie  verlassen  und  Konkubinat  mit  einer 
anderen  eingegangen.  Auf  Jungfräulichkeit  der  Braut  wird  kein 
Gewicht  gelegt,  wohl  aber  darauf,  dass  sie  sich  nicht  vorher 
prostituiert  habe. 

Es  herrscht  der  Glaube,  dass  Unverheiratete  des  Himmels 
nicht  würdig  seien,  sofern  sie  vor  der  Verheiratung  sterben. 
Witwer  dürfen  sich  nur  wieder  mit  Witwen  verheiraten. 

In  der  Ehe  geht  es  sehr  ruhig  zu;  häusliche  Zwiste  kommen 
fast  nie  vor.  Unverheiratete  Mädchen  geniessen  in  der  Familie 
keine  Wertschätzung,  sondern  werden  als  ziemlich  unnütz  an¬ 
gesehen. 

Über  die  Glaubensansichten  der  Pokonchi-Indianer 
hat  V.  A.  Narciso  keine  Mitteilungen  zu  machen  vermocht;  es 
ist  aber  wahrscheinlich,  dass  bei  ihnen  ebenso,  wie  bei  den  be¬ 
nachbarten  Kekchi,ü  neben  dem  Christentum  noch  ein  gut  Teil 
des  alten  Heidentums  erhalten  geblieben  ist.  Sicher  ist.  dass 
indianische  Arzte  zuweilen  neben  dem  christlichen  Gott  noch 
die  4  Winde  anrufen. 

Die  Arzte  (Aj-nahoj ,  Aj-i-kom,  Nojonel)  betrachten  sich 
nur  als  Werkzeuge  Gottes,  legen  die  Heilmittel  vor  der  An¬ 
wendung  stets  zu  Phissen  des  Kruzifixes  und  verlangen  von  den 
Kranken  unbedingtes  Vertrauen.  Die  Heilmittel  sind  meist  pflanz¬ 
licher  Natur;  die  Kräuter  müssen  am  frühen  Morgen  gepflückt 
sein.  Gerühmt  werden  die  Heilerfolge  mancher  Pokonchi-Arzte. 
Die  Krankheiten  betrachtet  man  als  l’olgen  von  Sünden  und  Ver¬ 
fehlungen  oder  auch  als  Folgen  von  Verhexungen.  In  letzterem 
P'all  helfen  die  Hexenmeister  (brujos,  Aj-huar)  dadurch, 
dass  sie  vorgeben,  Insekten,  Würmer  und  andere  Dinge  aus  dem 
Kranken  herausgezogen  zu  haben,  worauf  der  Kranke  häufig  die 
Schmerzen  nicht  mehr  verspürt.  Die  I  lexenmeister  sollen  da¬ 
durch  jemanden  verderben  können,  dass  sie  Knochen  ausgegra¬ 
bener  Leichen  hinter  sein  Haus  legen.  Hexenmeister  kommen 

')  Nördliches  Miuelanierika,  ISraunschweig  1897,  .S.  ’67  ff..  Internationales 
Archiv  für  Ethnograjihie  lid.  Vili  .S.  195  ff.,  Archiv  für  Religionswissenschaft  lid.  VII 
•S  453  ff- 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


41  r 

weder  in  den  Himmel  nodi  in  die  Hölle,  sondern  irren  nach 
dem  Tod  auf  der  Erde  umher  als  Xiilaj,  kdeine  Gestalten  mit 
schmutziger  Kleidung,  langem  Haar  und  schwarzer  Hautfarbe^)  an 
Kopf,  Füssen  und  Händen.  Man  glaubt,  dass  diese  Xulaj  das 
Alpdrücken  erzeugen.  Wie  man  sieht,  ist  der  Aberglaube  gross. 
Jeder  Tierschrei  hat  für  den  Pokonchi  eine  bestimmte  Bedeu¬ 
tung  für  Vorhersage. 

Die  Ärzte  sind  gegenwärtig  zumeist  auch  Zauberer 
(Zahori  =  Aj-kiß,  deren  zurzeit  2  oder  3  in  S.  Cristobal  tätig 
sind.  Kommt  jemand  zum  Aj-kij,  so  fragt  dieser  nach  dem 
Begehr.  Er  beugt  seine  Knie  vor  dem  Altar.  Danach  kommt 
er  in  Ekstase  und  nimmt  ein  Säckcken  voll  roter  (oder  auch 
roter,  schwarzer  und  weisser)  Bohnen,  die  er  in  vier  Häufchen 
verteilt;  in  jedes  dieser  Häufchen  legt  er  einen  durchsichtigen  Stein 
von  etwa  5  X  i  cm  Grösse  und  ersieht  dann  aus  einem  fünften,, 
grösseren  durchsichtigen  Stein  (7^/2  ><  5  cm)  die  Zukunft  oder 
den  verlorenen  Gegenstand  und  seinen  iVufenthaltsort  etc.  Als 
Bezahlung  erhält  der  Ai-kij  oder  i  Peso. 

Kranken  gegenüber  sind  die  Indianer  indifferent.  Um 
das  Bett  eines  Sterbenden  tanzt  man  aber  (in  Tucurü  und 
Tamahu)  mit  Marimba-Musik  herum,  um  ihm  auf  seine  grosse 
Reise  zu  helfen.  Einen  Toten  (Caninak)  verehrt  man  aufs 
höchste,  und  Verwandte  wie  Bekannte  beeilen  sich,  der  P'amilie 
des  Verstorbenen  nach  Möglichkeit  Hilfe  zu  bringen.  Die  Ver¬ 
wandten  bezahlen  eine  Anzahl  Klageweiber,  welche  die  Todes¬ 
nachricht  den  Bekannten  in  feststehender  P'orm  singend  vom  Haushof 
aus  mitteilen  und  dieselbe  Klage  (Siquilhual,  s.  Beilage)  auch  beim 
Begräbnis  singen.  Ein  altes  Individuum  trägt  nebst  dem  Weih¬ 
rauchkessel  in  einem  Zweig  die  Seele  des  Verstorbenen,  die  es  später 
in  demselben  Zweig  dem  Erzengel  Michael  unter  Abbrennen  von 
Kerzen  übergibt.  Das  Grab  ist  in  der  Tiefe  durch  eine  seit¬ 
liche  Nische  erweitert,  die  oben  durch  ein  Brett  abgeschlossen  ist; 


Diese  Beschreibung  ist  vielleicht  schuld  an  der  grossen  Antipathie  der 
Pokonchi  gegen  die  Xeger,  die  man  für  Menschenfresser  ansieht.  Am  29.  Juli  1896’ 
haben  die  Indianer  von  Tamahu  4  Neger  erschlagen  und  mehrere  verwundet, 
ohne  dass  es  den  Behörden  gelungen  wäre,  die  Schuldigen  ausfindig  zu  machen,, 
da  niemand  die  Täter  verriet. 

Ein  Mann,  wenn  das  Verstorbene  ein  Weib  war  ;  ein  Weib,  wenn  da.s. 
Verstorbene  ein  Mann  war. 


412 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


in  diese  Nische  schiebt  man  den  Sarg  und  füllt  dann  das  Grab  mit 
Erde  auf.  Am  Sarg  wird  in  der  Gegend  des  Kopfes  ein  Loch 
gelassen,  damit  die  dem  Leib  anhängende  Seele  des  Verstorbenen 
die  gesprochenen  Gebete  höre.  Der  Gebrauch  hat  aufgehört, 
dem  Toten  die  im  Leben  benützten  Werkzeuge  mit  ins  Grab  zu 
g^eben,  aber  es  besteht  noch  der  Glaube,  dass  im  Jenseits  die 
alte  Beschäftigung  weitergeübt  werde.  Das  Grab  wird  sorg¬ 
fältig  gepflegt,  und  die  Angehörigen  vergiessen  beim  Besuch 
'desselben  reichliche  Tränen. 

Von  dem  ehemaligen  astronomischen  Wissen  ist  nicht 
viel  übrig  geblieben.  Jedoch  hat  Narciso  noch  die  Namen  von 
.13  Monaten  feststellen  können. 

1 .  Yax  =  Zeit  der  Rodung  des  ersten  Maisfelds. 

2.  Sak  =  Saat  des  kleinen  Maises  im  Waldgebiet. 

3.  Kchip  =  desgleichen. 

4.  Chanhtnak  =  Erste  Saat  des  grossen  Maises. 

5.  U^iiliit  =  Zweite  Saat  des  grossen  Maises. 

6.  Muiaian  =  Maissaat  im  Dorfe. 

7.  KcJiam  =  Erste  Reinigung. 

8.  Kanasi  =  Reinigung  des  A'íz;¿/rt/-Maises. 

9.  Kaiijalam  —  Bohnenernte. 

10.  Ojl  =  Verfertigung  der  Maisaufbewahrungshäuser. 

11.  Makux  =  Reinigung  schon  urbar  gemachter  Elächen 

für  eine  andere  Saat. 

12.  Tzinkinkijg  =  Maisernte.  Zeit  der  Vögel. 

13.  Kassen  (eine  Palmenart). 

Das  alte  indianische  Jahr  hatte  aus  18  Monaten  zu  20  Tagen 
bestanden  und  bei  der  ersten  Konjunktion  des  Mondes  im  Januar 
begonnen.  Die  altindianische  Woche  besass  13  Tage.  Jeder 
Monatstag  hatte  eine  bestimmte  Bedeutung;  gut,  schlecht  oder 
gleichgültig,  und  bewahrt  dieselbe  auch  heutzutage  noch.  Die 
Monatstage  haben  einen  bestimmten  Namen;  die  Wochentage 
werden  durch  Zahlwörter  gekennzeichnet. 

Tage  der  ersten  Woche: 

I .  Jiui  i  inox  =  Ronron  (ein  Insekt).  Böser  d  ag.  Die  Aj- 

kij  wünschen  ihren  (ìegnern  Idiles. 

')  In  den  Monaten  Januar  bis  März  pllegen  frülimorgens  Tausende  von 
Schwalben  in  mächtiger  .Säule  gemeinsam  aufzusteigen,  um  sich  in  grosser  Höhe  zu 
verteilen,  dann  sich  des  Abends  wieder  zu  sammeln  und  gemeinsam  abzusteigen. 


00 


XIV.  Amerikanisten-Kungress.  4^  S 

2.  Qìliìlim-lc  =  Chile  (Paprika).  Tag  des  Windgottes,  den  man 

bittet,  er  möge  Orkane  und  Gewitter  fernhalten. 

3.  Lri/n-A/v’ü/i?ia/  =Bösev  Tag.  Man  wünscht  den  P'einden  Übles 

und  Krankheiten. 

4.  Quejeni-Kat  —  l'euersbrunst.  Tag,  an  dem  man  das  Ge¬ 

deihen  der  Saatfelder  erbittet. 

5.  Johom-Kaii  =  Gelb.  Tag,  an  dem  man  um  gutes  Leben 

und  Gesundheit  betet. 

6.  Huakim-Keiiiej  =  Zahn.  Böser  Tag.  Man  bittet  um  nichts. 

7.  Guküni-Qiiej  =  Reh.  Man  bittet  Gott  um  Erhaltung  und 

Vermehrung  des  Viehs  und  der  Haustiere. 

8.  Huaxakini-Kanil  =  Eidotter.  IMan  bittet  um  guten  Erfolg 

der  P'elder  und  dessen,  was  zum  Unterhalt  dient. 

9.  Hu e l ej un-Toj  = 'ètr oh.  Böser  Tag.  Wer  an  diesem  Tag  ge¬ 

boren  ist,  wird  unglücklich. 

10.  Lajem-Tzi  —  Hund.  Tag,  an  dem  man  Gott  um  Jagdglück  bittet. 

11.  Junlaj-Huatz —  Die  Priester  wünschen  Tod  oder 

Genesung. 

12.  Camlaj-Hej  —  Qot.  Der  beste  Tag  von  allen.  Man  erbittet 

Glück  für  Reisen,  Gewinn  für  den  Handel  und  alles  son¬ 
stige  Gute,  da  Gott  an  diesem  Tag  alles  gewährt. 

13.  Oxlaj-aj  —  Junger  Mais.  Tag,  an  dem  man  für  die  Familien¬ 

angehörigen  betet. 

Zweite  Woche; 

1.  Jeuaj-ix  =  Wildes  Tier.  Man  bittet  Gott  um  Schutz  in  allen 

Unternehmungen  und  namentlich  um  Schutz  der  Haustiere 
gegen  Angriffe  wilder  Tiere. 

2.  Quihini-Tzikin  —  Vogel.  Guter  Tag,  an  dem  man  Gott  um 

Unterhaltsmittel  bittet. 

3.  =  Bimsstein.  Guter  Tag.  Man  bittet  für  die  Reise 
der  Seelen  der  Verstorbenen. 

4.  Qiiejeni-Noj  =  Weisheit.  Guter  Tag.  Man  bittet  Gott  um 

Wissen  und  Erfolg. 

5.  Johoiii-Tihox  —  Gebet.  Guter  Tag,  an  dem  man  um  religiöses 

Wissen  bittet. 

6.  Hiiakiin-Cojok  =  Gewitter.  Gleichgültiger  Tag.  Man  bittet 

um  guten  Erfolg  der  Saaten. 

.  Guküm-Aj-pujui  =  Jäger.  Man  bittet  Gott  um  Jagdglück,. 
.  Huaxakin-i-niox  =  Ronron  (Beginn  eines  neuen  IMonats).. 


414 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Das  Zahlensystem  der  Pokonchi  ist  wie  das  der  andern 
Stämme  der  Mayafamilie  ein  Zwanzigersystem  und  ist  verhältnis¬ 
mässig  gut  erhalten.  Jedoch  ist  das  Wurzelwort  für  8000  be¬ 
reits  verloren  gegangen  und  wird  durch  iudnak-i-kovi  (=  20  Fane¬ 
gas  20  400)  ausgedrückt.  Das  Spanische  dringt  zur  Zeit 

immer  mehr  in  das  Zahlensystem  ein;  so  dürfte  es  allmählich 
untergehen,  wie  dies  auch  den  alten  Sitten  und  Gebräuchen  trotz 
des  konservativen  Sinns  der  Pokonchi  schliesslich  so  gehen  muss. 
Jedenfalls  sind  wir  dem  einfachen  Schullehrer  in  S.  Cristobal, 
Don  Vicente  A.  Narciso,  grossen  Dank  schuldig  dafür,  dass 
er  uns  mitgeteilt  hat,  was  jetzt  noch  von  alten  Sitten  Gebräuchen 
und  Anschauungen  lebendig  ist. 


Siquil  huál  (Klagegesang)  der  Pokonchi-Indiaiier 

von  S.  Cristobal. 


Nach  V.  A.  Narciso. 


Majordoma 

afuera 


Indianisch:  Ca  -  len  a  -  hué  tut. 

Spanisch:  Buenos  Dias  a  V.  Señora. 


Dueña 

adentro 


— “  \} - i - 1 — 

- 1 - 

— 

■  -  m  Æ 

- 

ca  -  len  tut. 

Buenos  dias  Señora. 


Mayordoma 


-0— 


Clia 

Ayu 


/Tv 


— 

4 

•  J. 

a  -  hué  tut. 
le  digo  señora. 


- 


-H— 


tohu 

de 


hri 

al 


a  -  ìli 
al  -  ma 


nía 


Dueña 


;d.: 

-0- 


A  -  toni 
Bueno 


hor 

que 


/Tv 


tut. 

Señora. 


May  or  doma  - 


Tire  chik  naj  hua-nik  hre  à  -  ni  -  nía 
Otra  vez  el  sue  -  eso  del  al  -  ma  de 


:  i 

- 0 — # — 0 — 0 — 

Fe  -  li  -  j)e  Mo  -  rán  hre  hra-jáhu  nía  -  tor  Mo  -  ran  ; 
Fe  -  li  -  pe  Mo  -  rán  pa  -  dre  de  don  Salvador  Moran 


4i6 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


9— 


xi  ~  he  -  lik  lira 
sa  -  li  -  ó  su 


à  -  ni  -  ma  ;  je  -  naj  hnó  chi  á  -  ni- 
alma  es  -  ta  o  ■  tra  al- 


-0 — #- 


-A —  0 — 


ma  jìin  kchuy  d  huim  ar 
ma  un  àtomo  para  mi,  allá 

— V - y - N- - y - N- 


pa  -  re  nos 
don  -  de  ella 


hui  -  fat, 
est  -  a 


-V - y- - , - 


-¿ziz^zzzÂZZiij: 


Cki  guadi  ca  -  tut  San -ta  Ma  -  ri  -  a  kij  -  i  -  huai 

de-lante  de  nuestra  señora  San  -  ta  Ma  -  ri  -  a  y  de  la  grandeza 


- 

-0 - 


-0 - 0 - 0 - 0 - 0 - 


i  Je  -  sus.  Chi  guadi  ca  -jâhu  San  Lu-cas^  San  Ma¬ 
de  Je  -  sus.  Delante  de  nuestros  padres  San  Lu -cas,  San  Ma- 

- i - -s- - ^ 

— V - N - ^ - -  '■ 

- 2 - , - 0 - 0— - 0. 


:q - 1 — 

-0  — 0 — 


te  -  0, 
te  -  O, 


San 

San 


Mar  -  cos,  An  -  ge  -  les,  San  Mi  -  guel, 
Mar  -  cos,  An  -  ge  -  les,  San  Mi  -  guel, 


□ZZI 

q  = 

—] 

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zzziz 

- y — -—y - 

- 12 - - 

— 0 

- 0 - 0 

— 0 

- 0 

- 0 - 0 - 0 

- -0 

—  -  0 

San  Fe  -  dro  ; 
San  Pe  -  dro; 


)e  -  na] 
es  -  ta 


hiló  chi 
o  -  tra 


a 

al 


:1zzz:j_-zjzzzdizzijz:i:; 

.0 — 0 — 0 — 0 — 0 - 


ni  -  bèl  in 
á  la  tar  -  de 


ha 

la 


ma  -  kd 
enterreran  ; 


-0__ 

ni 


m  -  ma 
ma 

0—K — 


kor 

aviso 


hué 

V. 


tut. 

Señora. 


zìi:  zi?— 


t 


^  p— ZZ‘ - i - 1 - 


lire  prias  to  -  ìiuok  hre  d  -  ni  -  ma 
Que  Dios  favorezca  à  esa  al  -  ma 


tut. 


señora. 


XIV.  Anierikanisten-Kongress. 


417 


Indiaiiiscli  : 

Mayordoma:  Fortsetzung  nacli  Anfangsmelodie. 

lire  chili  naj  hiianik  hre  (hiima  Felijte  Moran 
ra-jaliu  ma  Cristobal  Moran 
hre  hra-akun  ma- Tor  Moran. 

Schluss:  von  an. 

Hre  chill  naj  huanik  lire  (hiima  Fdipe  Moran; 
ca-fut  ti  Ana-g-kal  hre  hri  huajil  ma  Tor  Moran. 

Hre  cliik  naj  huanik  lire  ánima  Felipe  Moran; 
cjitisach  akini  Vicent  Moran lire  hra-jahu  ma-'Tor  Moiroi. 

Hre  cliik  naj  huanik  hre  ánima  Felipe  Mor  (hi  ; 
ix  kun  Macaria  Moran,  hre  lira  jáhn  ma  Tor  Moran. 

(Jnin-hoj-pechó  tut:  Tiijox  naj  aguk. 

Dueña:  Clialian-ti  clw  tut:  Tigox  naj  aguk. 

Spanisch: 

Otra  vez  un  suceso  del  alma  de  Felipe  Moran 
padre  de  don  Cristobai  Moran 
e  hijo  de  Don  Salvador  Moran 

Otra  vez  un  suceso  del  alma  de  Felipe  Moran 

es  su  madre  doña  Ana  Kal,  de  quien  es  esposo  don  Salvador  Moran. 

Otra  vez  un  suceso  del  alma  de  Felipe  Moran 

de  quien  es  hija  Vicente  Moran,  y  su  Padre  don  Salvador  Moran. 

Otra  vez  un  suceso  del  alma  de  Felipe  Moran 
de  quien  es  hija  Macaria  Moran,  y  su  padre  don  S.  M. 

Me  voy  pues  Señora  :  Dios  quede  con  V. 

Anda  á  hacer  Señora  :  Dios  vaya  con  Y. 


27 


Zur  Tracht  der  inexikanisclien 
Indianerinnen. 

Von  Cäcilie  .S  el  e r-Btrlin. 


Unter  den  wenigen  Quellen,  die  un.s  zu  Gebote  stehen,  um 
ein  Bild  mexikanischen  Lebens  vor  unserm  Geiste  erstehen  zu 
lassen,  ist  eine  der  beachtenswertesten  das  gegenwärtige 
Leben  der  Eingeborenen,  dieser  äusserst  konservativen  Rasse, 
die  trotz  jahrhundertelangen  fremden  Einflusses  alte  Sitten  und 
Gewohnheiten  reichlich  bewahrt  hat.  Um  jedoch  nicht  zu  falschen 
Rückschlüssen  zu  gelangen,  gilt  es^  genau  zu  untersuchen,  wie 
weit  spanischer  Einfluss  in  die  Hütten  der  Indianer  eingedrungen 
ist.  Wenn  es  auch  in  manchen  Punkten  nicht  schwierig  ist. 
Fremdes  mit  einiger  Sicherheit  auszuscheiden  —  so  z.  B.  auf 
dem  Gebiete  der  Landwirtschaft  und  der  Nahrungsmittel,  wo 
sich  feststellen  lässt,  was  durch  die  Idroberer  eingeführt  worden 
ist  — ,  so  gilt  es  doch,  auf  anderen  Gebieten  sehr  vorsichtig  zu 
prüfen,  da  Altes  und  Neues  sich  oft  so  innig  miteinander  ver¬ 
schmolzen  haben,  dass  Täuschungen  nur  zu  leicht  sind.  Hier¬ 
her  gehört  unbedingt  die  Kleidung.  Es  kann  natürlich  über¬ 
haupt  nur  die  Weiberkleidung  in  Betracht  kommen,  denn  die 
fast  völlige  Nacktheit  der  Männer  erschien  den  Pluropäern  doch 
allzu  anstössig,  und  mit  dem  Christentume  wurden  ihnen  zu¬ 
gleich  Hemd  und  Hose  aufgezwungen.  Nur  sehr  spärliche  Über¬ 
reste  einer  etwas  selbständigeren  Trachtgestaltung  haben  sich  in 
entfernten  Winkeln  ein  verborgenes  Dasein  gerettet.  Bei  den 
Weibern  jedoch  lag  kein  Grund  vor,  das  Gewand  einer  gewalt¬ 
samen  Änderung  zu  unterwerfen.  Sie  gingen  in  Anbetracht  des 
warmen  Klimas  genügend  verhüllt,  um  allen  Anforderungen 
orientalischer  Schamhaftigkeit  zu  entsprechen.  Es  kommt  hinzu. 


420 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


dass  die  Frauen  überhaupt  stets  zäher  an  ihrer  Art,  sich  zu 
kleiden,  festhalten  als  die  Männer,  was  wir  ja  auch  in  Europa 
reichlich  zu  beobachten  Gelegenheit  haben.  So  finden  wir  denn 
in  sehr  vielen  Gegenden  Mexikos  die  Weiber  mit  dem  breiten 
Hüfttuch  und  dem  Hemde  bekleidet.  Und  wir  haben  oft  genug 
Erscheinungen  vor  uns,  die  wie  lebendig  gewordene  Figuren 


der  alten  Bilderschriften  anmuten,  und 
auf  die  auch  die  Beschreibungen  des  Pater 
Sahagun  recht  gut  passen  (vgl.  Abb.  i). 
Trotzdem  ist  es  nicht  leicht,  sich  eine 
genaue  Vorstellung  davon  zu  machen,  wie 
eine  alte  Mexikanerin  wirklich  ausgesehen 
hat.  Als  mich  vor  einiger  Zeit  Professor 
Boas  in  New  York  fragte  :  Was  ist  an 
der  Tracht  der  heutigen  Mexikanerinnen 
alt,  besonders  an  Mustern,  an  Technik.^ 
konnte  ich  nicht  antworten  und  nahm 
mir  vor,  der  Sache  einmal  etwas  näher 
zu  treten,  um  womöglich  eine  befriedigende 


Antwort  zu  finden.  Ich  habe  dann  lange 


überlegt,  ob  ich  an  die  Arbeit  gehen 


solle,  weil  das  mir  zugängliche  Material 


lediglich  aus  meiner  eignen  kleinen  Samm¬ 
lung  indianischer  Weiberhemden,  einiger 
gestickter  Tücher  und  Rockbinden  be¬ 
stand.  Die  Erwägung  jedoch,  dass  ein¬ 
mal  ein  Anfang  gemacht  werden  müsse. 


gab  mir  Mut,  wenigstens  den  Versuch  zu 


Bibi,  de  la  Académica  de  la  VAgen. 

Historia,  Madrid  fol.  55.  Ibs  galt,  die  Antworten  auf  folgende 


Fragen  zu  finden:  Sind  alte  Muster  vor¬ 


handen.^  Ist  ihr  Alter  nachzuweisen?  Sind  spanische  Muster 
unverändert  übernommen .'  Sind  alte  Techniken  vorhanden?  Eine 
weitere  Frage  betraf  den  Schnitt  der  Kleidung.  Und  da  ihre 
Beantwortung  die  geringsten  Schwierigkeiten  bietet,  mag  sie 
vorweg  erledigt  werden. 


Der  Schnitt  des  mexikanischen  Weibergewandes  scheint  mir 
unzweifelhaft  von  altem  Gepräge  zu  sein,  daher  der  lebhafte 
Eindruck,  dass  die  Gestalten  der  Bilderschriften  leibhaftig  im 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


421 


modernen  Mexiko  umhergehen.  Sie  tragen  das  breite  Hüfttuch, 
da.s  wie  ein  richtiger  Weiberrock  aussieht,  und  das  Hemd,  das  eine 
Art  Poncho  ist,  mit  einem  Loch  zum  Durchstecken  des  Kopfes 
und  Öffnungen  für  die  Arme  (Abb.  3 — 7  Taf.  I  — III).  Der  Varia¬ 
tionen  in  diesen  zwei  einfachen  Kleidungsstücken  gibt  es  aber 
viele.  Bald  reicht  das  Hüfttuch  bis  an  die  Knöchel  herunter, 
bald  ist  es  ganz  kurz;  bald  wird  es  ganz  straff  um  die  Beine 
gewickelt,  denen  nur  durch  ein  paar  grosse  h'alten  vorne  Spiel¬ 
raum  gelassen  wird,  bald  wird  es  in  viele  kleine  Fältchen  ge¬ 


legt  (Michuacan).  Bald  ist  das  Hemd  lang  bis  zu  den  Knöcheln 
(im  Gebirge),  bald  so  kurz,  dass  es  nur  die  Brüste  bedeckt  (an 
der  Küste).  Manchmal  ist  es  so  breit,  dass  es  die  Arme  völlig 
bekleidet  erscheinen  lässt,  und  an  den  Seiten  offen,  dann  wieder 
schmal,  die  Seitennähte  geschlossen  und  der  Arm  nackt.  Es 
gibt  auch  eine  kragenartige  P'orm,  bei  der  eine  Spitze  über  die 
Brust  fällt,  die  andere  über  den  Rücken.  Selbst  das  dritte  Stück 
der  Kleidung,  die  Binde,  die  das  rockartige  Hüfttuch  zusammen¬ 
hält  (Abb.  2),  zeigt  alle  Stufen  von  zwei  Finger  Breite  bis 
zwei  Hand  Breite.  Es  Hessen  sich  noch  mancherlei  Variationen 
anführen,  aber  die  Grundformen  bleiben  sich  fast  immer  gleich 
und  sind  sicher  alt.  Und  doch  gibt  es  auch  hier  allerlei  neue 
Zutaten.  So  z.  B.  finden  wir,  dass  das  Hüfttuch  an  den  beiden 
Schmalseiten  zusammengenäht  ist  und  so  zum  wirklichen  Rock 


422 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


wird.  Das  einfache,  aus  geraden  Teilen  bestehende  Hemd  ist 
in  Cîichiitiiatan  mit  einem  runden  Kragen  versehen,  der  sicher 
spanischen  Ursprungs  ist  (vergi,  auch  Abb.  4).  Die  schönen 
Hemden  der  Mazateca  (Abb.  3)  zeigen  einen  richtigen  vier¬ 
eckigen  Ausschnitt,  desgleichen  die  der  Indianerinnen  von  Palin 
(Guatemala,  Abb.  7).  Der  spanische  Einfluss  auf  die  sonderbare 
Gestaltung  der  Tracht  der  Tehnanerinnen  und  der  Frauen  der 
Golfküste  —  Papantla,  Yucatan  —  ist  selbst  einem  ungeübten 
Beobachter  auf  den  ersten  Blick  deutlich.  —  Üb  wir  nun  aber 
auch  all  die  erwähnten  Verschiedenheiten  —  abgesehen  von  den 
augenfällig  modernen  Zutaten  —  als  alt  ansprechen  können,  ist 
mit  Sicherheit  nur  zu  sagen,  wo  wir  Bilderschriften  zu  Zeugen 
haben.  Doch  möchte  ich  annehmen,  dass  es  immer  mancherlei 
Unterschiede  bei  den  Stämmen  gegeben  hat,  die  schon  in  dem 
Charakter  der  Gegend  begründet  waren,  die  sie  bewohnten; 
Gebirge  oder  Küste,  Waldgegend  oder  Ackerland.  Freilich 
machen  sich  auch  bei  den  Formen,  die  wir  als  alt  sicher  nach- 
weisen  können,  Verschiebungen  geltend.  Den  spitzen,  kragen¬ 
artigen  Schnitt,  das  qnechquemitl,  finden  wir  heutigen  Tages  auf 
das  kleine  Gebiet  der  Huaxteca  Potosina  beschränkt,  während 
er  in  den  Bilderschriften  verschiedener  Gegenden  zu  sehen  ist, 
und  zwar  nicht  etwa  nur  bei  den  Göttinnen  huaxtekischen  Ur¬ 
sprungs. 

Ganz  anders  gestaltet  sich  das  Ergebnis,  sobald  wir  die 
Technik  und  die  Verzierungen  betrachten.  Da  uns  leider  von 
mexikanischen,  yukatekischen,  guatemaltekischen  Geweben  nichts 
erhalten  ist,  so  wissen  wir  über  Weberei,  Stickerei  nicht  \’iel 
und  auch  über  die  Muster  nur,  was  alte  Berichte  erzählen,  oder 
die  Bilderschriften  zeigen.  Während  uns  nun  aber  diese  Quellen 
in  bezug  auf  die  Form  der  Kleidung  die  bereits  erwähnte  Über¬ 
einstimmung  mit  der  modernen  Tracht  der  Indianerin  zeigen, 
lassen  sie  uns  fast  ganz  im  Stich,  sobald  es  sich  um  die  Ver¬ 
zierung  des  Gewandes  handelt.  Zwar  finden  sich  genug  weibliche 
h'iguren  auf  Reliefen  und  in  Bilderschriften.  Da  aber  diese  Dar¬ 
stellungen  zum  grössten  Teil  religiösen  oder  kalendarischen  Inhalt 
haben,  so  sind  Tracht  und  Schmuck  der  Göttinnen  in  Form  und 
Farbe  meist  symbolischer  i\rt  und  verschwinden  zudem  ott  last 
völlig  unter  der  h'ülle  der  Attribute.  Die  einzige  bildliche  Quelle, 
die  mit  voller  Absicht  das  tägliche  Heben  zur  Zeit  Motecuhzomas 


XIV.  Amerikani.sten-Kongre.ss. 


423 


schildert,  der  Codex  Mendoza,  führt  die  Frauen  in  schematisch 
gezeichneten,  einfaclien  weissen  Röcken  und  Hemden  vor,  mit 
einem  kleinen,  farbigen,  viereckigen  Fleck  am  vorderen  Schlüsse 
des  Halsloches  als  einziger  Verzierung,  der  an  jener  Stelle  wahr¬ 
scheinlich  aufgesetzt  wurde,  um  ein  Einreissen  des  Schlitzes  zu 
verhüten. 

Es  wäre  nun  wohl  erlaubt,  anzunehmen,  dass  auch  die  gött¬ 
lichen  Gewänder  uns  Fingerzeige  für  die  Art  der  irdischen  geben 
könnten.  Denn  erstens  sind  doch  Götterdarstellungen  häufig  ein 
Spiegelbild  der  Wirklichkeit,  und  anderseits  wäre  es  nicht  aus¬ 
geschlossen,  dass  die  Frauen  die  göttlichen  Vorbilder  nach¬ 
ahmten  und  etwa  die  Symbole  einer  besonders  verehrten  Göttin, 
wohl  gar  einer  persönlichen  Schutzpatronin,  ihren  Hemden  und 
Hüfttüchern  einwebten  oder  einstickten,  ebenso  wie  sich  der¬ 
gleichen  auf  ihren  Spinnwirteln  und  in  ihren  Spindelnäpfchen 
findet. 

Aber  wenn  wir  das  selbst  annehmen,  so  findet  sich  unter 
den  modernen  Hemden  und  Röcken  keine  Übereinstimmung 
damit,  oder  sie  ist  keine  solche,  dass  sie  uns  zwingt,  eine  Kon¬ 
tinuität  anzunehmen,  da  es  sich  höchstens  um  einfache  Streifung, 
um  regellos  eingestickte  Kreise  oder  Punkte  handelt,  die  überall 
und  jederzeit  Vorkommen  können.  Ich  glaube,  ich  kann  es  mit 
ziemlicher  Bestimmtheit  aussprechen,  dass  sich  unter  den  Ver¬ 
zierungen  der  modernen  mexikanischen  und  guatemaltekischen 
Weiberhemden  (von  diesen  besitzt  P'rau  Konsul  Sapper  in  Stuttgart 
eine  hervorragende  Sammlung)  kein  altes  Muster  findet. 

Was  ist  nun  an  die  Stelle  der  alten  Muster  getreten.^  Da  sich 
ganz  moderne  Muster  nur  dort  finden,  wo  die  Tracht  gar  nichts 
mehr  vom  Alten  aufweist,  also  erstens  in  den  Küstengegenden, 
wo  sich  unter  spanischem  Einfluss  eine  neue  Tracht  heraus¬ 
gebildet  hat,  oder  dort,  wo  von  Tracht  überhaupt  kaum  noch 
die  Rede  sein  kann,  so  lag  es  nahe,  nach  Mustern  zu  suchen, 
die  zur  Zeit  der  Eroberung  modern  waren,  von  den  Spaniern 
mitgebracht  und  dann  entweder  in  den  Klosterschulen  gelehrt 
oder  von  den  Indianerinnen  den  Gewändern  der  Heiligen,  den 
Altardecken  oder  Priesterkleidern  nachgestickt  wurden.  Beim 
Studium  der  Stoffsammlungen  verschiedener  Museen,  beim  Ver¬ 
gleichen  des  vorliegenden  Materials  mit  den  reichen  Abbil¬ 
dungswerken  konnte  ich  aber  nichts  entdecken,  was  dazu  be- 


424 


X.V.  Amerikanisten-Kongress. 


rechtigte,  anzunehmen,  es  habe  eine  direkte  Nachahmung  statt¬ 
gefunden.  Anklänge  waren  überall  vorhanden,  besonders  bei 
den  Hemden  der  Mazateca  (Abb.  3),  die  mit  Vorliebe  die 
Wappentiere  von  Castilla  y  Leon  verwenden:  den  Doppeladler 
und  den  Löwen.  Aber  selbst  hier  war  keine  sklavische  Kopie 
zu  finden.  Ich  glaube  annehmen  zu  müssen,  dass  die  Indiane¬ 
rinnen  zwar  die  alten  Muster  vergessen  haben,  die  neuen  aber 
niemals  einfach  nachgeahmt,  sondern  teils  umgestaltet,  teils  in 
deren  Stil  eigene  erfunden  haben.  Dieser  Prozess  ist  wohl 
wesentlich  dadurch  unterstützt  worden,  dass  sie  nicht  nach  Vor¬ 
lagen,  sondern  aus  dem  Gedächtnis  zu  arbeiten  gewohnt  waren. 

Trotzdem  ich  schon  zu  diesem  Ergebnisse  gekommen  war, 
wollte  ich  doch  nicht  unterlassen,  die  Ansicht  eines  Mannes 
einzuholen,  der  in  den  Stoffen  und  Mustern  vieler  Zeiten  und 
Länder  Bescheid  wusste.  Ich  bat  daher  Herrn  Dr.  Kreutz 
vom  Kunstgewerbemuseum  in  Berlin  um  seine  Unterstützung, 
die  mir  aufs  freundlichste  gewährt  wurde.  Er  unterzog  sich 
der  Mühe,  meine  kleine  Sammlung  durchzusehen,  und  kam  zu 
dem  folgenden  Resultat:  »Die  einzelnen  Arbeiten  scheinen  nach 
gewissen  Motiven  hergestellt,  wie  sie  in  Deutschland,  Italien 
und  Spanien  das  ganze  Mittelalter  hindurch  infolge  grosser  Ein¬ 
fuhr  orientalischer  Seidengewebe  bei  Arbeiten  der  Stickerei 
wirksam  blieben.  Hierhin  gehören  Vögel,  meist  Adler,  Flügel¬ 
pferde  und  Löwen  in  Wappenstellung  zu  beiden  Seiten  des  so¬ 
genannten  Lebensbaumes  (vgl.  Taf.  IV  Abb.  9  italienische 
Stickerei,  mittelalterliche  Arbeit  etwa  aus  dem  14.  Jahrhundert). 
Ähnliche  Motive  kommen  aufden  sogenannten  Abruzzendecken  vor. 

»Von  den  Sachen  der  Indianer  ist  besonders  interessant 
eine  Arbeit  mit  breitem  Bruststück  in  Blau  und  Rot^).  Der 
Halsausschnitt  ist  hier  umgeben  vom  Körper  eines  grossen 
Adlers,  dessen  Kopf  und  1  lals  für  den  Kopf  und  Hals  der 
Trägerin  ausgefallen  ist.  Diese  grossen  Adler  kommen  besonders 
auf  spanischen  Geweben  des  12.  und  13.  Jahrhunderts  \  or. 
Die  kleinen,  gegenübergestellten  Adler  und  Tiere  unter  den 
Flügeln  und  die  Flügelpferde  auf  dem  unteren  Streifen  sind  be¬ 
reits  völlig  nach  eigenem  Gutdünken  stilisiert. 

')  Das  Stück  Abb.  7  stammt  aus  l’alin  in  Guatemala,  am  pazifischen 
Abfall  des  Landes.  Es  ist  eines  der  kurzen,  an  der  Küste  üblichen  Hemdchen 
und  zeigt  ein  sonst  nicht  verwendetes  helles  lîlau. 


(J  ä  c  i  1  i  e  S  e  I  r  r , 
XIV.  Ameiiknnislen-Kongress. 


Zur  i’raclil  der  inc.xikanisclieii  Iiidiaiiei imic-ii. 

Tafel  I. 


Abb.  3.  Krauenhemd  der  Mazateca, 


*\.bb.  4.  Frauenhemd  der  Mazateca.  Staat  Oa.xaca.  Mexico. 


miiiltorlfì 


Cäcilie  Scier,  Zur  'riirclu  ilcr  inc.\ikani->clien  Iiuliaiiei iiiiicii 


XI \'.  Anierikanistcii-Kongrcss. 


'lafel  III 


Abb.  8.  Handtuch.  Cobau,  Guatemala. 


■  -iliu; 


Ciicilie  Seler,  Zur  Truclit  der  mexikanischen  Indianerinnen. 
i\’.  Amerikanisten-Kijngress.  Tafel  IV. 


Abb.  9.  Italienisclie  Stickerei.  Ungefähr  14.  Jahrluindert. 


XI\'.  Amerikanisten-Kongrcis. 


425 


»Sehr  charakteristisch  für  die  eigne  Auffassung  scheinen  auf 
einem  der  Tücher  (Abb.  8  Taf.  Ill)  die  in  Reihen  angeordneten 
Tiere.  Sie  zeigen  gewisse,  in  unserer  Auffassung  humorvolle 
Gestaltungen,  die  in  dieser  Art  in  Spanien  sicher  nicht  \’orkamen.« 

Nach  alledem  darf  man  wohl  sagen,  die  Verzierungen  der 
Hemden,  wie  sie  die  noch  an  ihrer  alten  Tracht  hängenden 
Indianerinnen  \-on  Mexiko  und  Guatemala  zeigen,  sind  etwas 
ihnen  Eigentümliches,  hervorgegangen  aus  importierten  euro¬ 
päischen  Mustern,  die  in  der  Phantasie  und  der  Gestaltungs¬ 
freudigkeit  der  eingeborenen  Frauen  teils  stärkere,  teils  geringere 
Veränderungen  durchgemacht  haben,  wobei  vielleicht  einige  alte 
Motive  Verwendung  gefunden  haben  mögen.  Wie  weit  Um¬ 
formung,  wie  weit  eigene  Erfindung,  wie  weit  Tradition  beteiligt 
ist,  müsste  bei  jedem  Muster  besonders  untersucht  werden.  Und 
zwar  sollten  Hemden,  Handtücher  und  die  Rockbinden  in  Be¬ 
tracht  gezogen  werden.  In  diesen  zuletzt  genannten  Stücken 
scheinen  noch  am  meisten  alte  Motive  bewahrt  zu  sein  in  P'orm 
von  tanzenden  Affen  u.  a.  (Abb.  2,  oben  S.  421.) 

Aber  wer  suchen  helfen  will,  sollte  es  bald  tun,  denn  es 
ist  in  Mexiko  nicht  anders  als  in  Europa  :  je  mehr  Eisenbahnen, 
um  so  mehr  schwinden  die  Volkstrachten,  und  vor  der  euro¬ 
päischen  Kultur  scheint  die  Phantasie  zu  fliehen  und  der  stumpfe 
Nachahmungstrieb  zu  wachsen.  Wo  die  Frauen  heute  noch  aus 
dem  Kopfe  Muster  in  ihre  Hemden  sticken,  in  die  sie  nach 
dem  Gedächtnis  allerlei  ]\Ioti\'e  hineindichten,  da  sticken  sie 
vielleicht  schon  in  wenigen  Jahren  gedankenlos  Lessings  oder 
Uipperheides  Musterbücher  ab. 

Es  bleibt  noch  einiges  wenige  über  die  Technik  zu  sagen. 
Dass  die  alte  Indianerin  genau  so  spann  und  webte  wie  die 
von  heute  —  soweit  sie  es  nicht  vorzieht,  schlechte  P'abrikware 
zu  kaufen  — ,  dass  Spindeln  und  WTbehölzer  sich  gleich  ge¬ 
blieben  sind,  das  wissen  wir  durch  Wort  und  Bild.  Und  natür¬ 
lich  sind  auch  die  Gespinstfasern  dieselben.  Wie  abLr  die 
Bindungen  waren,  wissen  wir  nicht.  Wir  kennen  das  Arbeits¬ 
gerät,  das  im  Nähkörbchen  der  vornehmen  Aztekin  enthalten  war 
ebensowohl,  als  das  der  Frau  geringen  Standes.  Wir  wissen 
aber  nicht,  wie  es  benutzt  wurde.  Ich  glaube,  dass  man  mit 
Sicherheit  sagen  kann:  es  gibt  keine  alte  Technik,  abgesehen 
natürlich  vom  Spinnen  und  Weben.  Alles,  was  wir  heute  finden. 


426 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


ist  europäischer  Art,  vermutlich  auch  die  feinen,  kreppartigen 
Webereien,  die  die  Huave-Yvdiu&n  in  den  Dörfern  der  Nehrung 
des  Isthmus  tragen  (Abb.  6  Taf.  II).  Die  zum  Sticken  benutzten 
Garne  sind  importiert,  aber  zuweilen  im  Lande  gefärbt.  Be¬ 
sonders  an  der  pazifischen  Küste  des  Isthmus  von  Tehuantepec 
blüht  die  Purpurfärberei  mit  dem  Saft  der  Purpurschnecke  (vgl. 
in  Abb.  6  die  dunklen  Längsstreifen).  Aber  da  uns  jegliche 
Nachricht  aus  alter  Zeit  darüber  fehlt,  ist  es  wohl  möglich,  dass 
auch  diese  erst  von  den  Spaniern  erlernt  wurde. 


ri)cr  (lie  letzte  niederländische 
Expedition  nach  Surinam. 

Von  Jonkheer  L.  C.  van  Panhuys,  ’s  Gravenhage. 


Der  obige  Titel,  durch  den  Unterzeichneten  für  den  Vor¬ 
trag,  den  er  die  Ehre  hatte  am  20.  August  1904  vor  dem  Kon¬ 
gress  in  Stuttgart  zu  halten,  gewählt,  dürfte  vielleicht  Veran¬ 
lassung  zu  einer  verkehrten  Auffassung  geben.  —  lis  wurde 
durch  ihn  nämlich  damals  die  dritte  einer  Reihe  von  Forschungs¬ 
expeditionen,  welche  die  Untersuchung  des  noch  gänzlich  unbe¬ 
kannten  Innern  von  Surinam  bezweckten ,  kurz  besprochen. 
Seitdem  ist  aber  eine  vierte  Expedition  seit  langem  bereits  zu 
Ende  gekommen,  und  es  werden  selbst  Pläne,  noch  eine  fünfte 
auszusenden,  ernstlich  erwogen,  was,  falls  diese  Pläne  feste 
Gestalt  erhalten,  ungefähr  um  die  Mitte  des  Jahres  1907  ins 
Werk  gesetzt  werden  würde.  Die  Geschichte  dieser  Expeditionen 
ist  kurz  gefasst  die  folgende. 

Durch  den  seitdem  verstorbenen  Direktor  des  Kolonial¬ 
museums  in  Haarlem,  Ek  W.  vanEeden,  wurde  1896  in  einem, 
in  den  Bulletins  seines  Museums  veröffentlichten  Aufsätze 
»Een  verwaarloosd  erfdeel«^)  ernstlich  daraufhingewiesen,  dass 
der  Beginn  einer  Entwicklung  der  Kolonie  Surinam  eine  wissen¬ 
schaftliche  Untersuchung  sein  müsse.  Auf  einer  jenen  Aufsatz 
begleitenden  Karte  war  angedeutet,  was  für  niederländische 
Forscher  dort  noch  zu  verrichten  sei  :  man  sah  dort  einen  dunklen 
Teil,  »darkest  Surinam«,  ein  Untersuchungsgebiet,  dessen  Grösse 
die  von  ganz  Niederland  übertraf.  Das  Wünschenswerte  einer 
systematischen  wissenschaftlichen  Untersuchung  jener  Teile  der 

P  Bulletin  Koloniaal  Museum  te  Haarlem,  Maart  1896.  Amsterdam. 
J.  H.  de  Bussy. 


XIV.  Amerikanisten-Konçress. 


428 

Kolonie,  die  damals  nicht  oder  nur  sporadisch  von  Europäern 
besucht  worden  waren,  gelangte  1897  in  engerem  Kreise  in  der 
»Vereeniging  voor  Suriname«  zur  Besprechung  und  später  in 
einer  Vorstandsversammlung  der  »Maatschappy  tot  Bevordering 
van  het  Natuurkundig  Onderzoek  der  Nederlandsche  Kolonien«. 

1 899  ward  infolgedessen  von  zwei  Mitgliedern  dieser 
INIaatschappy  Bericht  erstattet  und  der  Vorschlag  gemacht,  sich 
mit  dem  Ersuchen  um  Unterstützung  der  Pläne  an  die  nieder¬ 
ländische  Regierung,  die  »Vereeniging  voor  Surinam«  und  das 
»Kkl.  Nederlandsch  Aardrykskundig  Genootschap«  zu  wenden. 
Einige  Mitglieder  der  drei  genannten  Gesellschaften  arbeiteten, 
nach  dem  dieser  Vorschlag  angenommen  war,  zusammen  einen 
genaueren  Untersuchungsplan  aus.  Dass  das  Interesse  an  der 
Kolonie  Surinam  grösser  wurde,  war  die  direkte  Folge  einer  in 
Surinam  selbst  sorgfältig  vorbereiteten  Ausstellung  von  Produkten 
dieser  Kolonie,  welche  1899  im  Koloniaalmuseum  zu  Haarlem 
ins  Werk  gesetzt  wurde;  die  Überzeugung,  dass  es  Zeit  sei,  die 
Untersuchung  Surinams  in  die  Hand  zu  nehmen,  verbreitete  sich 
in  grösseren  Kreisen. 

Ein  Vorschlag  des  Ministers,  für  eine  erste  Expedition  eine 
Summe  von  20000  Gulden  zur  Verfügung  zu  stellen,  sobald  es 
den  genannten  drei  Gesellschaften  möglich  geworden  wäre,  zu¬ 
sammen  eine  gleiche  Summe  für  diesen  Zweck  zu  beschaffen, 
wurde  ohne  weiteres  gegen  Ende  1900  von  den  Staten  Generaal 
gut  geheissen.  Ihie  drei  Gesellschaften,  welche  inzwischen  aus 
ihrer  Mitte  eine  »Kommission  für  die  wissenschaftliche  Unter¬ 
suchung  Surinams«  ernannt  hatten,  um  dieser  die  weitere  Leitung 
der  Expeditionen  anzuvertrauen,  stellten  je  2000  Gulden  bereit; 
die  noch  fehlenden  14000  Gulden  wurden  anfangs  1901  in 
wenigen  Wochen  seitens  Privater  hergegeben,  während  Ihre 
Majestäten  die  Königin  und  Höchstderen  Mutter  sofort  die  Er¬ 
reichung  des  gesteckten  Zieles  durch  einen  grösseren  pekunären 
Beitrag  zu  fördern  geruhten.  Im  Juni  1901  konnte  die  erste 
Ihxpedition  Niederland  verlassen. 

Die  bisherigen  Untersuchungsexpeditionen,  deren  Kosten 
jedesmal  auf  oben  geschilderte  Weise  zusammengebracht  wurden, 
sind  die  folgenden  : 

I.  die  Copi)ename-Expedition  (Leiter:  R.  L.  A.  Bakhuis) 
\-on  Juli  1901  bis  November  1901  ; 


X I V.  Amerikanisten-Kongress. 


429 


II.  die  Saramacca-Expedition  (Leiter:  A.  J.  van  Stockum) 

von  November  1902  hi.s  Mai  1903; 

III.  die Gonini-Expedition  (Leiter:  A.  F ran.ssen  Ilerderschee) 

von  August  1903  bis  Januar  1904; 

IV.  die  wiederum  durch  A.  b'ranssen  ilerderschee  gelei¬ 

tete  Tapanahony -Expedition  von  Juli  1904  bis  No¬ 
vember  1904. 

Es  gelang  diesen  vier  Expeditionen,  über  ^on  den 

damals  noch  unerforschten  70 der  Überfläche  der  Kolonie 
Licht  zu  verbreiten,  so  dass  nur  noch  2o'V„  des  Gebietes  im 
fernen  und  beinahe  unzugänglichen  Süden  noch  unbekannt  ge¬ 
blieben  sind. 

Es  ist  hier  der  Ort,  kurz  anzudeuten,  infolge  welcher 
Umstände  vor  1900  solch  grosser  Teil  des  Landes  noch  so 
unerforscht  geblieben  ist,  dass  man  in  einer  Entfernung  von 
100  Kilometern  von  der  Seeküste  schon  unbekannte  Strecken 
antraf. 

Lie  Niederländer,  die  sich  seinerzeit  unter  der  Verwaltung 
der  Westindischen  Kompagnie,  unterstützt  durch  das  Vor¬ 
handensein  früherer  Strandlinien  (wo  der  Sandboden  dem  Eusse 
festen  Halt  bot),  “)  in-den  sumpflgen  Küstenstrichen  niederliessen 
und  mit  Aufwendung  von  unsäglicher  Mühe  diese  Moraste  in 
eingedeichtes  Land  verwandelten,  fanden  in  dem  reichen  Ertrage 
dieses  äusserst  fruchtbaren  Landes  und  in  den  hohen  Zucker¬ 
preisen-)  einen  Lohn  ihrer  Arbeit.  Die  weiter  landeinwärts  ge¬ 
legenen  Landstriche  erwiesen  sich  aber  für  Zuckerkultur  ohne 
Verwendung  von  Mist  zu  arm;  dazu  kam,  dass  ziemlich  bald 
nach  der  Errichtung  der  Plantagen  die  von  diesen  weggelaufenen 
afrikanischen  Negersklaven,  die  Buschneger,  ein  Hindernis  für 
Niederlassungen  mehr  nach  dem  Innern  zu  bildeten.  Der  Be¬ 
völkerung  von  Surinam,  die  stets  im  Verhältnis  zur  Grösse  des 
Landes  eine  sehr  geringe  gewesen  ist,  erschien  ein  weiteres 
Vordringen  in  der  Kolonie  nicht  besonders  anziehend.  Das 
ganze  Land,  auch  soweit  es  jetzt  bekannt,  ist  mit  Ausnahme 


De  Stand  van  het  wetenschappelyk  onderzoek  in  Suriname  door  C.  II. 
de  Go  eje.  Tydschrift  van  het  Koninklyk  Xederlandsch  Aardry'kskundig  Ge- 
nootschap.  2de  Serie,  deel  XXII,  Nr.  6,  i.  November  1905,  blz.  I086. 

-)  Geschichte  des  Zuckers  von  Dr.  E.  O.  von  Li  pp  mann.  1S90. 


430 


X 1 V.  Amerikanisten-KonOTess. 


einzelner  schmaler  Savannenstriche  mit  Urwald  bedeckt,  und 
heftige  Malariafieber,  welchen  man  jetzt  durch  eine  richtige 
prophylaktische  Behandlung  mit  Chinin  Vorbeugen  kann ,  ge¬ 
stalteten  den  Aufenthalt  im  Innern  für  den  Europäer  zu  einer 
grossen  Schwierigkeit. 

Auf  einigen  Zugangs  wegen  nach  dem  Innern,  den  Flüssen, 
ist  die  Fahrt  infolge  der  vielen  Stromschnellen  und  Wasserfälle 
nur  möglich  in  einem  »Corjaal«,  einem  aus  einem  ausgehöhlten 
Baumstamm  verfertigten  Fahrzeug,  und  dann  oft  auch  nur  unter 
Beistand  der  ortskundigen  Buschneger.  Diese  wirkten,  soweit 
möglich,  den  üntersuchungsexpeditionen  entgegen,  wie  dies  noch 
1856  der  Geolog  Dr.  Volz  und  1861  eine  niederländisch-fran¬ 
zösische  Kommission  am  Tapanahoni  empfand.  Erst  infolge 
des  Entstehens  der  Goldindustrie  nach  1876  ward  ein  Teil  des 
Innern  besser  bekannt. 

Mit  den  beabsichtigten  Expeditionen  bezweckte  man  in 
erster  Stelle  eine  systematische,  topographische  Untersuchung 
des  Innern  ;  deshalb  wurden  zu  Leitern  derselben  Offiziere  der 
topographischen  Abteilung  der  Kolonialarmee  in  Niederländisch- 
Ostindien  und  Marineoffiziere  gewählt ,  die  sich  mit  der  Art 
und  Weise  derartiger  Aufnahmen  schon  vertraut  gemacht  hatten. 
Man  folgte  einem  anderen  System  als  dem  bisher  in  der  Kolonie 
angewandten.  Nachdem  während  der  Jahre  1861  bis  1879  der 
untere  und  ein  Teil  des  Mittellaufs  der  h'lüsse  kartographisch 
aufgenommen  war,  hatte  man  sich  in  der  Kolonie  der  Haupt¬ 
sache  nach  darauf  beschränkt,  hie  und  da  im  Urwalde  Lichtungen 
zu  schlagen  und  hier  längs  gerader  Linien  zu  messen.  Diese 
Traces,  welche  gleich  einem  Tunnel  den  M'ald  durchkreuzten  und 
in  denen  von  freier  Aussicht  natürlich  keine  Rede  war,  erwiesen 
sich  wohl  von  Nutzen,  um  das  Land  für  die  Goldgräber  zu  er- 
schliessen,  aber  für  die  sj'stematische  Erforschung  desselben  waren 
sie  von  zu  wenig  Gewicht.  Bei  dem  Vorgehen  der  Expeditionen 

')  Vielleicht  war  zumal  der  Aufenthalt  in  den  Diirfern  der  liuschneger  für 
den  Europäer  gefährlich  infolge  des  \’orkonimens  von  mit  Malariakeimen  besetzten 
Muskitos.  R.  H.  Schomburgk  sagt,  dass  er  acht  Jahre  im  Innern  von  (luayana 
reisen  konnte,  ohne  je  unwohl  zu  sein.  Anmerkung  auf  Seite  112  und  1 13  von 
'I'he  discovery  of  the  empire  of  Guiana  by  .Sir  Walter  Raleigh,  Knight.  London, 
Published  for  the  Ilakluyt  Society,  1S47. 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


43' 


wurde  dann  folgende  Methode  der  Erforschung  des  Landes  zu¬ 
grunde  gelegt:  man  fuhr  einen  I^luss  aufwärts  und  nahm  ihn 
Is'artographisch  bis  an  seine  Quellen  auf,  erklomm  dann  einige 
Berggipfel,  um  von  dort  das  Land  zu  übersehen  und  den  Ort 
aller  Terrainerhebungen,  soweit  möglich,  durch  Messungen  fest¬ 
zustellen.  Auf  solche  Weise  wurden  während  der  verschiedenen 
Expeditionen  die  folgenden  Llüsse  kartographisch  aufgenommen  : 
I.  der  Coppellarne,  II.  der  Saram  acca.  III.  der  G  o  ni  ni 
und  IV.  der  Tap  a  nah  o  ni,  alle  mit  ihren  hauptsächlichsten 
Nebenflüssen  und  dem  umliegenden  Bergland  einschliesslich  des 
Quellgebietes. 

Im  August  1901,  also  kurz  nach  dem  Beginn  der  Coppe- 
name-Expedition,  erklommen  deren  Mitglieder  zwei,  noch  keine 
1 50  Kilometer  von  der  Küste  entfernte  Hügel  von  resp.  240 
und  360  Meter  Höhe;  der  gegenseitige  Abstand  derselben  ward 
den  Messungen  als  Basis  zugrunde  gelegt.  Man  erblickte  bei 
dieser  Gelegenheit  ein  noch  gänzlich  unbekanntes  Bergland,  die 
Wil  hei  mina-  und  die  Emma-Bergkette,  mit  Gipfeln  bis 
1160  Meter  hoch.  Während  der  Saramacca-Expedition  wurden 
Messungen  von  dem  1080  Meter  hohen  Hendriktop  der 
Emmakette  aus  vorgenommen,  und  man  peilte  von  dort  das 
bis  dahin  unbekannte  Äsch-van-Wyck-Gebirge;  der  Gonini- 
Expedition  sind  die  ersten  Nachrichten  über  das  Oranje- 
Gebirge  zu  danken  und  der  Tapanahoni-Expedition  die  Auf¬ 
nahme  eines  noch  unbekannten  Teiles  des  T  u  m  u  c  -  H  u  m  a  c- 
Gebirges.  Die  v'erschiedenen  Reihen  Berggipfel  wurden  über 
die  ganze  Kolonie  hin  durch  Triangulation  miteinander  verbunden. 
Zahlreiche  Angaben  geologischer,  zoologischer  und  botanischer 
Art  wurden  gesammelt  ')  und  betrefis  der  Buschneger  und  der 
noch  wenig  oder  gar  nicht  bekannten  Indianerstämme  viele 
Einzelheiten  betreffs  des  Lebens  und  Treibens  derselben  notiert. 
Während  der  dritten  und  vierten  Expedition  wurden  eine  Menge 


*)  Ein  Teil  der  botanischen  Resultate  ist  veröftentlicht  in  ;  An  enume¬ 
ration  of  the  vascular  plants  known  from  Surinam,  together  with  their  distribution 
and  synonymy  by  Dr.  A.  Pulle.  Leiden.  E.  J.  Brill.  1906.  Vocabulare  der 
von  den  O  j  a  n  a  und  den  Trio  gesprochenen  Dialekte  sind  durch  den  Leutnant 
zur  See  C.  H.  de  Goeje,  welcher  die  dritte  und  vierte  Expedition  begleitete, 
gesammelt  und  werden  demnächst  zugleich  mit  den  ethnographischen  Ergebnissen 
seiner  Reisen  im  Int.  Archiv  für  Ethnographie  erscheinen. 


432 


XIV.  Amerikanisten-Konçress. 


ethnographische  Gegenstände,  Angaben  der  Indianer  betreffs 
ihrer  Sprache  und  eine  Sammlung  Abreibungen  von  Orna¬ 
menten  der  Holzschnitzarbeit  der  Buschneger  zusammengebracht. 
Die  umfangreichen  Reiseberichte,  durch  viele  Abbildungen  und 
Karten  erläutert  und  begleitet  von  besonderen  Beilagen  betreffs 
der  astronomischen  Ortsbestimmungen,  der  Untersuchung  der 
Gesteine  und  betreffs  der  Bedeutung  der  Ornamentik  der  Busch¬ 
neger,  finden  sich  in  den  Jahrgängen  1902,  1904  und  1905  der 
Tydschrift  van  het  Koninklyk  Nederlandsch  Aardrykskundig 
Genootschap. 

Zum  Schluss  noch  einige  Bemerkungen  betreffs  der  dritten 
und  vierten  Expedition. 

Ursprünglich  war  es  die  Absicht  der  dritten  Expedition, 
im  Anschluss  an  die  Erforschung  des  Oberlaufs  des  Coppellarne 
und  des  Saramacca  die  Quellen  des  Suriname  aufzusuchen. 
Hiervon  ward  vorläufig  abgesehen,  weil  es  seitens  der  Regierung 
derzeit  als  von  grösserem  Gewicht  erachtet  wurde,  dass  eine  Ex¬ 
pedition  unternommen  würde,  die  sich  von  Nutzen  erweisen 
könnte  für  die  Erforschung  des  Lawagebietes,')  was  dann  ihrer¬ 
seits  in  Verbindung  mit  dem  Bau  einer  Eisenbahn  auch  geschah. 
Daher  bildete  das  Strombecken  des  Gonini  statt  jenes  des 
Suriname  das  Untersuchungsfeld,  und  wurde  die  Expedition 
dahin  von  einem  Bergbauingenieur  der  Regierung  begleitet. 
Nachdem  die  beiden  Hauptarme  jenes  Elusses,  soweit  möglich, 
erforscht  waren,  fuhr  man  den  Lawa  und  den  Litani  hinauf, 
wobei  man  mit  den  Ojanas  ( A  r  u  k  u j  a  n  a  s ,  R  o  u  c  o  u  y  e  n  n  e  s. 
Way  anas  Guayanas)  in  Berührung  kam,  und  Messungen  vor¬ 
genommen  wurden  in  der  Nähe  und  auf  dem  510  Meter  hohen 
Knopaiamoi  (Conopoamuye) -),  der  durch  den  Bericht  von 
Crevaux  bekannt  geworden  ist. 

Die  Tapanahoni-Expedition  stellte  die  Verbindung  her  zwischen 
den  Aufnahmen  der  Saramacca-  und  der  Gonini-Expedition. 
Während  auf  den  früheren  Expeditionen  die  Berührung  mit  den 
Buschnegern  (nämlich  mit  Kr  ornan  tie-  oder  Cor  niant  yn- 

‘)  Rapport  over  de  exploralie  van  het  Lawageliied  door  Prof.  C.  J.  van 
Loon.  ’sGravenhage.  Algemeene  Landsdrukkery.  1904. 

Vermutlich  ein  indianisches  Wort  {^A'nopo  ist  «las  karaibische  Wort  für 
Regen)  und  kein  negerenglischer  .\usdruck  (Ahí>//r-í7-Wí;(;/),  wie  Crevaux  voraus¬ 
setzte. 


XIV.  Amerikanibten-Kongress. 


433 


Buschnegern  '  )  am  Coppellarne,  mit  Beku  Mus  inga  und  Ma- 
tuari  am  Saramacca  und  mit  Bonis  und  Aucanern  am 
Marowyne  und  Lawa)  eine  mehr  zufällige  war,  wurden  während 
der  vierten  Expedition  die  Wohnstätten  des  wichtigen  Stammes 
der  Aucaner-Buschneger  am  Tapanahoni  während  längerer  Zeit 
besucht.  Auch  jetzt  trachteten  die  Buschneger  das  Vordringen 
der  Expedition  so  viel  als  möglich  zu  verhindern.  Die  Erfahrung 
während  der  dritten  Expedition  erwies  sich  für  die  vierte  von 
besonderem  Nutzen,  als  man  am  oberen  Tapanahoni  (Palumeu) 
in  Beriihrung  kam  mit  Ojanas  (Oepo  eroeis),  mit  Aparai- 
Indianern  und  mit  den  beinahe  gänzlich  unbekannten  Trios. 
Die  Aussagen  dieser  Indianer  bestätigten  dasjenige,  was  auf 
Grund  der  früheren  Berichte  von  Schomburgk,  Crevaux  und 
Coudreau  vorausgesetzt  werden  konnte,  nämlich,  dass  das  tiefe 
Innere  von  Guayana  von  Indianern  bewohnt  wird  (eine  grössere 
Anzahl  Stämme,  Familien  u.  s.  w.  wurden  genannt,  so  z.  B.  die 
Saluma,  die  Sikijana,  die  Okomajana,  die  Maipuri  u.  a.),  sowie 
dass  sich  auch  hier  der  Einfluss  der  Buschneger  zeigt  und  sie 
selbst  und  ihre  Handelsartikel  einen  Weg  finden  nach  Brasi- 
lianisch-Guayana  und  nach  dem  Cutari.-)  Betreffs  dieser  letzten 
Tatsache  waren  schon  einzelne  Mitteilungen  bekannt;  so  berich¬ 
tete  Schomburgk:  »Unterlag  es  keinem  Zweifel,  dass  der 
Curimi  oder  Curuwuini  der  Pian  aglio  t  tes  der  C  tiritan  i 
der  M ayopityans  war.  I'ünf  Tage  weiter  waren  die  M e k u r  u s 
oder  M ar un- Neger  Surinams  ihre  nächsten  Nachbarn«.®)  Erst 
als  es  für  die  Expedition  zu  spät  war,  um  noch  davon  profi¬ 
tieren  zu  können,  wurde  durch  einen  Indianer  mitgeteilt  und 
durch  die  Buschneger  bestätigt,  dass  vom  Quellgebiet  des 
Tapanahoni  ein  Weg  besteht  und  begangen  wird  nach  dem 
Curuni  ;  ferner  zeigte  es  sich,  dass  es  die  Buschneger  waren. 


■)  Im  Bericht  über  die  Coppename-Expedition  wird  irrtümlich  von  Coran- 
tyn-Buschnegern  gesprochen. 

-)  Tour  du  Monde,  Tome  XLI,  .Seite  114;  .Supplement  von  Tour  du 
Monde  vom  2.  September  1893,  S-  (Expedition  auf  dem  Trombetas  und  dem 
Cumina)  ;  Voyages  dans  l’Amérique  du  Sud  parle  Dr.  J.  Crevaux,  Paris,  Hachette  &  Cie., 
1883  S.  283. 

Reisen  in  British  Guiana  in  den  Jahren  1840 — 1844,  inr  Auftrag  Sr. 
Majestät  des  Königs  von  Preussen  ausgeführt  von  Richard  Schomburgk.  Leip¬ 
zig  1847,  Band  II  S.  478.  —  „Mehirtts“  kommt  vielleicht  von  „Xegros“. 


434 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


welche  1878  die  Trio  veranlassten,  vor  Crevaux  zu  flüchten,  und 
dass  Schomburgks  Besuch  eines  Dorfes  der  Trio-Indianer  am 
Cutari  einem  Indianer  am  Oberlauf  des  Tapanahoni  von  Hören¬ 
sagen  bekannt  war. 

Als  Merkwürdigkeit  geographischer  Art  sei  im  V orbeigehen 
bemerkt,  dass  es  sich  ergab,  dass  der  obere  Tapanahoni  viel 
weiter  westlich  entspringt,  als  inan  vorausgesetzt  hatte.  Nur 
auf  der  Karte  von  Sanson,  1656,^)  die  vielleicht  auf  von  In¬ 
dianern  erlangten  Berichten  basiert  ist,  findet  sich  der  Lauf  des 
Marowyne  (Tapanahoni)  noch  viel  weiter  westlich  aus¬ 
gedehnt.  Was  die  ethnographischen  Forschungen  betrifft,  so  ist 
es  unter  anderem  von  Belang,  dass  das  Versammlungshaus  sowohl 
bei  den  Oi'ana  am  Titani  wie  bei  den  Trio  noch  von  runder 
Form  ist,  und  dass  Beispiele  des  Baues  runder  Hütten  bei  den 
Trio  sich  erhalten  haben.  Auffallend  ist  es  auch,  dass  die 
Upuruis  und  die  Trio  nicht  weiter  als  bis  vier  zählen  können 
und  dass  alles  darüber  Hinausgehende  »buima«,  d.  i.  viel,  von 
ihnen  genannt  wird.  Die  Küstenkaraïben  von  Surinam  nennen,  wie 
Schreiber  dieses  selbst  bei  Karaiben  am  unteren  Saramacca  und 
am  Marowyne  feststellen  konnte,  »buima«,  d.  i.  viel,  was  über 
zwanzig  hinausgeht  (zwanzig,  d.  i.  oin  Galina,  d.  i.  ein  Mensch, 
nämlich  zehn  Finger  und  zehn  Zehen).  Die  Zählworte  sechs, 
sieben  und  acht  werden  von  den  Küstenkaraïben  ausgedrückt 
mit:  oin  to  buima,  oko  to  buima  und  orowa  to  buima, 
beziehentlich;  »viel  und  eins«,  »viel  und  zwei«  und  »viel  und 
drei«;  das  Zählwort  elf  heisst  bei  ihnen:  oin  bubu  (ein,  zehn). 
Die  Küstenkaraïben  haben  also  im  Erlernen  des  Zählens  den¬ 
selben  Weg  befolgt,  den  die  Trio  nun  erst  begonnen  haben. 
Welches  waren  die  Ursachen  des  Ursprungs  bei  den  Küsten¬ 
karaïben  } 

Für  eine  fünfte  Forschungsexpedition  ist  jetzt  der  folgende 
Plan  ins  Auge  gefasst  :  die  Aufnahme  des  Surinameflusses  süd¬ 
lich  des  vierten  Breitengrades;  die  Bestimmung  der  Lage  des 
Quellgebietes  dieses  Flusses  ;  eine  Untersuchung  des  Landes 
zwischen  der  Wilhelmina-Kette  und  dem  oberen  Corantyn,  sowie 
die  Bestimmung  der  Wasserscheide  zwischen  dem  1 843  von 
Schomburgk  erreichten  Punkte  nahe  dem  Cutari  und  einem  \  on 


)  t'arlie  de  Terre  Ferme  où  sont  Guinane  et  Carihane,  l’aris  1656. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


435 


der  vierten  Expedition  erreichten  zwischen  Paru  und  Palumeu, 
eine  Entfernung  in  gerader  Ionie  von  1 30  Kilometern.  Wird 
man  vielleicht  in  der  nach  manchen  Berichten  dort  vorhandenen 
Savanne,  wenn  diese  in  der  Regenzeit  unter  Wasser  stehen 
dürfte,  den  sagenhaften  See  von  Parima  wiederfinden 

Es  war  dem  Verfasser  der  obigen  Ausführungen  sehr  an¬ 
genehm,  am  Schlüsse  seines  Vortrages  in  Stuttgart  darauf  auf¬ 
merksam  machen  zu  können,  dass  die  dritte  Expedition  (ebenso 
wie  später  die  vierte)  in  gewissem  Sinne  ihren  Anfang  nahm 
bei  dem  am  Marowyne  gelegenen  und  von  den  Indianern  und 
Buschnegern  noch  stets  Kapp  lari  genannten  Orte  Albina. 
Albina  wurde  seinerzeit  durch  den  Württemberger  Kappler 
gegründet,  einen  Mann,  dessen  gründliche  Beschreibung  von 
Surinam  und  der  Natur  dieses  Landes  ein  ausgezeichnetes 
Zeugnis  ist  für  das,  was  deutscher  Fleiss  und  Energie  auch  in 
der  Fremde  vermögen. 

Surinam,  sein  Land,  seine  Natur  usw.  von  August  Kappler.  J.  G.  Cottasche 
Verlagsbuchhandlung.  Stuttgart  1887. 


Nälicrcs  über  die  Ornamente  der 
Naturvölker  Surinams. 

Von  Jonkheer  L.  C.  van  1‘anhuys,  ’s  Gravenhage. 


Wir  meinen  als  bekannt  annehmen  zu  dürfen,  dass  die 
Buschneger  in  Surinam  —  welche  Joest  das  in  jeder  Hinsicht 
bedeutendste  Volk  in  Guayana  nennt  —  einen  reichen  Schatz 
von  noch  sehr  wenig  bekannten  Ornamenten  besitzen,  über  deren 
Bedeutung  gleichfalls  noch  sehr  wenig  veröffentlicht  wurde. 

Von  denjenigen  ihrer  Ornamente,  die  der  Gefahr  ausgesetzt 
sind,  zuerst  zu  verschwinden,  und  deren  Bedeutung  und  Zweck 
vielleicht  am  schwierigsten  zu  enträtseln  sind,  nennen  wir  die 
Tätowierfiguren. 

Über  das  Tätowieren  der  Buschneger  ist  in  der  Literatur 
wenig  zu  finden.  —  Joest  weiht  dem  Tätowieren  nur  einige 
Sätze  auf  den  Seiten  49/50  seines  Buches  »Ethnographisches  und 
Verwandtes«,  und  Kappler  beschränkt  sich  in  seiner  Arbeit 
»Surinam«  Seite  257  auf  acht  Zeilen. 

Mit  Hinsicht  auf  die  Farbe,  womit  die  Figuren  sich  auf 
der  Haut  abzeichnen,  widersprechen  Joest  und  Kappler  sich; 
diese  Undeutlichkeit  wird  von  Crevaux  aufgeklärt,  der  auf 
Seite  3Ò  seiner  »Voyages  dans  l’Amérique  du  Sud«  sagt,  dass 
die  kleinen  Hautwunden  schwarze  Narben  geben,  doch  dass  die 
Narben  der  tieferen  Einschnitte  weiss  auf  der  Haut  hervortreten. 
Herr  Bakhuis  gibt  auf  Seite  35/36  seines  Rapports  über  die 
Coppename-Expedition  einige  kurz  gefasste  Bemerkungen  über 
das  Tätowieren  bei  den  Coratyn-(Kromantie-)Buschnegern. 

Zu  Albina  am  Marowyne  haben  wir  das  Folgende  über  das 
Tätowieren  notieren  können. 

Die  Operation  findet  statt  ohne  irgend  eine  Feierlichkeit 


438 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


und  wird,  soviel  bekannt,  ausschliesslich  von  Frauen  ausgeführt. 
Nachdem  die  kleinen  Einschnitte  zwei  und  zwei  (paarweise)  mit 
einem  Rasiermesser  in  der  zwischen  dem  Daumen  und  dem 
vordersten  Finger  zusammengeknififenen  Haut  gemacht  sind, 
werden  die  blutenden  kleinen  Wunden  mit  dem  in  Holzkohle¬ 
pulver  getauchten  abgeschnittenen  Ende  des  Stammes  einer 
Arumsorte  (taya-wiwiri)  eingerieben. 

Bei  Kindern  von  sieben  Jahren  wird  die  Operation  mit 
zwei  kleinen  Einschnitten  auf  der  Maus  der  Hand  angefangen 
(wahrscheinlich  ist  dies  jedoch  eine  Einimpfung  und  keine  Täto¬ 
wierung).  ■ — ■  Später  werden  die  Eiguren  auf  der  Stirne  und  dem 
Bauche  angebracht,  sobald  diese  Körperteile  genug  entwickelt 
sind,  um  mittelst  dieser  Tätowierung  die  Aufmerk¬ 
samkeit  auf  den  Träger  (die  Trägerin)  zu  lenken,  so  dass 
diese  damit  prunken  kann. 

Im  späteren  Alter  kommen  Wangen,  Kinn,  Arme,  Beine, 
Brust  und  Rücken  an  die  Reihe;  bei  den  Frauen  werden  eben¬ 
falls  Körperteile,  welche  vom  »Pantje«  (Hüftenkleid,  portugiesisch 
panno)  bedeckt  werden,  geschmückt. 

Bei  älteren  Personen  sieht  man  öfters  nur  die  Spuren  der 
Tätowierung;  —  die  jüngeren  lassen  die  Verzierungen  dann  und 
wann  erneuern.  Erkundigt  man  sich  nach  der  Bedeutung  der 
Plguren,  dann  ergibt  sich,  dass  Unsicherheit  darüber  öfters  be¬ 
steht;  —  der  Natur  der  Sache  nach  wird  man  die  Bedeutung 
am  besten  von  den  PTauen  erfahren. 

Der  Buschneger  wird  gewöhnlich  trachten,  seinen  Ausfrager 
mit  den  Worten  »mi  no  sabi«  (ich  weiss  es  nicht)  zu  befriedigen 
oder  aber  die  Einschnitte  den  Körperteilen  nach,  ohne  alsdann 
die  eigentliche  Bedeutung  zu  nennen,  nämlich  als  Stirneinschnitt, 
Phnschnitt  an  der  Seite  des  Auges,  Baucheinschnitt  und  so 
weiter,  zu  bezeichnen. 

Die  folgenden  Figuren  wurden  uns  jedoch  von  Buschnegern 
erklärt. 

Der  »Wajc«,  eine  beliebte  Stirnverzierung,  bedeutet  den 
Schwanz  des  Goninis,  des  Haubenadlers. 

Die  Ananaspflanze  ist  eine  Tätowierfigur,  die  häufig  auf 
dem  Rücken  angebracht  wird. 

Ausserdem  wurden  mehrere  in  unserer  Sammlung  abge¬ 
zeichnete  Tätowierfiguren  als  ein  Beil,  ein  Schloss,  ein  Mann 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


439 


ohne  Kopf,  ein  Skorpion,  ein  Käfer,  eine  menschliche  Figur  und 
ein  Stern  bezeichnet. 

Der  Busclineger  Abroko  erklärte,  dass  eine  der  Figuren 
seinen  Freund  Amona  vorstellte. 

Die  Bedeutung  der  Figuren  »Ngäle«  und  »Tinga«  blieb 
mir  unbekannt. 

Wenn  man  ausser  den  schon  erwähnten  IMitteilungen  im 
Auge  behält,  dass  (und  dies  wird  auch  von  Herrn  Bakhuis  an¬ 
gegeben)  die  Buschneger,  sobald  sie  zum  Christentum  bekehrt 
sind,  das  Tätowieren  aufgeben,  dann  wird  man  einsehen,  dass 
auch  diese  kleine  Unterabteilung  der  Ürnamenterklärung  die 
Aufmerksamkeit  des  Ethnologen  verdient. 

Die  Einwohner  der  Kolonie  (Beamten,'  Mediziner  und 
Missionäre)  können  durch  Beobachtungen  in  dieser  Richtung  der 
Wissenschaft  einen  grossen  Dienst  leisten. 

Es  wird  wohl  nicht  nötig  sein,  auf  die  Bedeutung  hinzu¬ 
weisen,  die  das  Vergleichen  der  Erklärung  der  Tätowierfiguren 
bei  den  Buschnegern  mit  denen  bei  den  Negerstämmen  in  Afrika 
hat;  —  fürwahr,  es  braucht  nicht  ausgeschlossen  zu  sein,  dass 
man  vielleicht  durch  die  Buschneger  Surinams  bis  jetzt  unbe¬ 
kannten  Eigentümlichkeiten  afrikanischer  Ethnologie  auf  die  Spur 
kommen  könnte. 


fber  (len  Gcl)raiiclì  der  Steinaxt  bei 
jetzt  lebenden  Indianern  Südamerikas, 
speziell  Amazoniens. 

Von  Dr.  Emil  A.  Göldi,  Pará  (Brasilien). 


Es  ist  eine  ganze  Reihe  von  Jahren  her,  seit  ich,  kurze 
Zeit  noch  vor  Sturz  des  brasilianischen  Kaiserreiches,  einem  im 
Schosse  der  Geographischen  Gesellschaft  in  Rio  de  Janeiro 
gehaltenen  Vortrage  beizuwohnen  die  glückliche  Gelegenheit 
hatte,  worin  über  den  Verlauf  und  die  Resultate  der  für  alle 
Zeiten  denkwürdigen  Xingü-Erforschung  zum  ersten  Male  vor 
der  Öffentlichkeit  zusammenfassend  berichtet  wurde.  An  dem¬ 
selben  packte  mich  besonders  die  Schilderung,  die  der  Referent 
entwarf  von  einem  Bakairi-Indianer,  der,  obwohl  ein  Glied  der 
Gegenwart,  ein  ethnographisches  Reliktum  insofern  darstellt,  als 
er  heute  noch  die  prähistorische  Steinaxt  schwingt,  um  in  mühe¬ 
vollster  Arbeit  den  für  seine  Zwecke  nötigen  Urwaldriesen  zu 
seinen  Füssen  zu  legen,  so  wie  es  hier  in  der  alten  Welt  unsere 
Vorfahren  zur  Steinzeit  getan.  Der  an  den  Xingü-Quellen  aller 
Berührung  mit  der  Kultur  ferngebliebene  Autochthone  geht  des 
Morgens  hinaus  an  den  auserkorenen  Baum,  mit  seinem  unge¬ 
schlachten  Werkzeug  eine  Arbeit  beginnend,  bei  der  ihn  die 
Mittags-  und  die  scheidende  Abendsonne  antrifft,  ohne  dass  die 
Leistung  mehr  als  einen  winzigen  Bruchteil  des  zu  Leistenden 
darstellt.  Ein  Tag  vergeht  wie  der  andere,  und  nach  Wochen 
noch  schlägt  der  Bakairi  in  derselben  Weise  und  an  demselben 
Baumstamm  —  ein  Wunder  der  Beharrlichkeit  und  Geduld  dar¬ 
stellend  —  Monde  an  eine  Arbeitsleistung  setzend,  die  für 
eine  moderne  nordamerikanische  Stahlaxt  Sache  von  ein  paar 
■Stunden  wäre. 


442 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Das  Bild  dieses  unverdrossenen  Naturvolksohnes,  der 
Monate  unausgesetzter  Arbeit  mit  seiner  primitiven  Steinaxt 
nötig  hat,  um  den  Stamm  zu  fällen,  dessen  er  zu  einem  Kriegs- 
einbauni,  zu  einem  Trocäno  (Alarmtrommel)  bedarf,  hat  mich 
nie  wieder  verlassen  und  schwebte  mir  die  ganzen  Jahre  über 
vor  den  Augen, 

Bei  aller  Bewunderung  für  die  eigenartige  Geduldsprobe 
begannen  bei  mir  gewisse  Zweifel  zu  erwachen,  dass  die  Arbeit 
mit  der  Steinaxt  schliesslich  doch  nicht  ganz  der  obigen  Vor¬ 
stellung  entspreche  und  dass  eventuell  bisher  nicht  beobachtete 
und  nicht  gewürdigte  Faktoren  in  Betracht  kommen  könnten. 
Nicht,  dass  ich  Anstoss  genommen  hätte  an  dem  Zeitverluste 
—  denn  dass  beim  Indianer  durchschnittlich  das  Gefühl  und 
Verständnis  für  den  Wert  der  Zeit  gering  entwickelt  ist,  weiss 
man  ja  — ,  aber  ich  konnte  nicht  umhin,  bei  einem  solchen  Ver¬ 
fahren  das  unbestreitbar  Unpraktische  zu  empfinden,  welches 
um  so  mehr  befremden  muss,  als  den  Naturvölkern  sonst  ein  ge¬ 
wisser  praktischer,  meist  sogar  sehr  hoch  entwickelter  Sinn, 
einfache  Probleme  mit  einfachen  Mitteln  zu  lösen,  innewohnt. 

Ganz  dieselben  Zweifel  stiegen  in  mir  auf  beim  Durch¬ 
lesen  des  in  den  heutigen  Büchern  über  Handhabung  und  Ver¬ 
wendung  der  Steinaxt  in  Europa  in  prähistorischer  Zeit  Gesagten. 
Wenn  z.  B.  in  Hörnes  »Urgeschichte  des  Menschen«  (1892), 
pag.  247  berichtet  wird,  dass  Schastad  in  Dänemark  äusserst 
leicht  Holz  bearbeitete  mit  Feuersteininstrumenten,  Kiefernstämme 
in  kurzer  Zeit  zu  fällen  vermochte,  und  dass  es  ihm  sogar  gelang, 
bloss  mit  Steinwerkzeugen  in  relativ  geringer  Zeit  ein  ganzes 
Häuschen  zu  zimmern,  so  vermag  ich  mir  beim  besten  Willen 
eine  andere  Meinung  nicht  zu  bilden,  als  dass  eben  schliesslich 
die  Steinaxt  in  diesem  Fall  weit  mehr  als  Hammer,  denn  als 
ein  wirkliches  Schneidewerkzeug  funktionierte.  Hörnes  hat  die 
Schlussfolgerung  getan;  »Da  eines  der  letzten  Steinzeitvölker, 
die  Bakairis  am  oberen  Schingii,  tatsächlich  selbst  mit  seinen 
.stumpfkantigen  Dioritäxten  dicke  Baumstämme  fällt  und  alle 
Holzgeräte  dieses  Stammes  sehr  kurze  Hiebspuren  zeigen,  also 
ausschliesslich  mit  solchen  Äxten  zugerichtet  worden  seien,  dürfe 
man  voraussetzen,  dass  auch  die  Dioritäxte  im  europäischen 
Altertum  vielen  Anforderungen  des  täglichen  Lebens  genügten, 
zu  welchen  sie  uns  heute  nicht  mehr  recht  tauglich  scheinen 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


443 


wollen«  (pag.  247).  Wie  es  nun  um  eine  solche  Schlussfolgerung 
bestellt  ist,  werde  ich  zu  zeigen  sofort  die  Gelegenheit  wahr¬ 
nehmen. 

Nachdem  ich  1894  behufs  Gründung  eines  naturhistorischen 
Museums  nach  Pará  berufen  und  die  Verbindung  mit  einer 
ethnographischen  Sektion  beschlossen  worden  war,  hatte  ich  mir 
fest  vorgenommen,  nichts  zu  versäumen,  um  durch  Erkundigungen 
bei  vertrauenswürdigen  Leuten  genaue  Einsicht  zu  bekommen 
über  die  Art  und  Weise  der  Handhabung  der  Steinaxt  bei 
denjenigen  Indianerstämmen  Amazoniens,  die  dieses  Instrument 
noch  führen.  Ich  war  gewiss,  dass  meine  Voraussetzung  sich 
bewahrheiten  würde,  und  tatsächlich  decken  sich  die  umfassenden 
Berichte,  die  ich  von  zwei  Seiten  her  bekommen  habe,  so  völlig, 
dass  ich  das  Problem  heute  für  gelöst  ansehe  und  meiner  Freude 
über  diesen  anscheinend  kleinen,  genau  betrachtet  aber  gewiss 
nicht  unwichtigen  Beitrag  zur  Geschichte  von  Kunst  und  Gewerbe 
der  Steinzeitvölker  alten  und  neuen  Datums  öffentlichen  Ausdruck 
zu  verleihen  wag(^. 

Das  Ergebnis  ist  kurzweg  folgendes:  Die  oberamazonischen 
Indianerstämme,  die  in  beiden  Fällen  in  Betracht  kommen,  leiten 
den  Prozess  des  P'ällens  eines  vorher  ausgewählten  Baumes  da¬ 
durch  ein,  dass  sie  zur  Zeit  der  Saftfülle  in  geringer  Erhebung 
über  dem  Boden  durch  Quetschen  mit  der  Steinaxt  in  ring¬ 
förmiger  Linie  die  Borke  und  Rinde  bis  auf  den  Bast  hinein 
blosslegen  und  entfernen  und  so  den  Effekt  einer  Ligatur  an¬ 
streben,  welche  die  Saftzirkulation  unterbricht  und  das  Verdorren 
und  Absterben  des  Baumes  bezweckt.  Nach  einiger  Zeit,  wenn 
die  gewünschte  Erscheinung  sich  einstellt,  beginnt  nun  erst  die 
eigentliche  Arbeit  des  Fällens. 

An  der  Stelle  desselben  Ringes  wird  mit  der  Steinaxt 
ringsum  eine  mässige  Schicht  der  peripherischen  Holzpartie  zer¬ 
quetscht.  Dann  wird  ein  mit  gewissen  Palmsamen  unterhaltenes 
IMottfeuer  rund  um  den  Baum  herum  angelegt,  das  sorgfältig 
unterhalten  und  überwacht  wird  nach  Dauer  und  Intensität;  denn 
man  bezweckt  dabei  zunächst  absolut  nichts  anderes,  als  i.  die 
Entfernung  des  Quetschmulmes  von  der  voraufgegangenen 
Operation,  2.  das  Ankohlen  einer  mässigen,  neuen,  tiefer  einwärts 
gelegenen  ringförmigen  Holzschicht.  Darauf  wird  das  Feuer 
auseinandergerissen,  und  es  beginnt  die  zweite  Prozedur  des 


444 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Ouetschens  mit  der  Steinaxt,  die  wiederum  in  der  vorigen  Weise 
nachher  durch  die  Wirkung  des  Mottfeuers  abgelöst  wird.  Und 
so  fort,  abwechselnd  Quetschung  und  Ankohlung,  bis  zur  Be¬ 
wältigung  des  Baumriesen.  Die  Operation,  die  allerdings  auch 
so  noch  manchen  Tag  erheischt,  wird  so  geschickt  ausgeführt, 
dass  Stumpf  und  Schnittstelle  des  Baumes  nicht  viel  anders 
aussehen,  als  ob  das  Fällen  mit  der  modernen  Stahlaxt  bewerk¬ 
stelligt  worden  wäre. 

Man  wird  mir  zugestehen  müssen,  dass  diese  Prozedur  einen 
wesentlich  anderen  Anblick  darbietet  als  diejenige,  die  uns 
bisher  aus  den  Büchern  entgegentritt;  i.  die  Steinaxt  wirkt  also 
weniger  als  Schneide-,  denn  als  Ouetschinstrument;  2.  Steinaxt 
und  Feuer  wirken  und  gehören  zusammen,  wenn  auch  alternierend 
(Quetschung  und  Ankohlen),  und  ihrer  vereinten  Kraft  bloss 
fällt  die  Arbeitsleistung  zu,  die  man  leichthin  der  ersteren  allein 
zuzuschreiben  gewohnt  war. 

Die  Lösung  befriedigt  auch  insofern,  als  sie  unseren  guten 
Glauben  an  den  praktischen  Sinn  eines  Naturvolkes  nicht  zu¬ 
schanden  werden  und  den  Indianer  nicht  in  der  stumpfsinnigen 
Rolle  eines  gedankenlos  seine  Kräfte  Vergeudenden  und  sich 
seiner  Hilfsmittel  nicht  bewusst  monatelang  Dreinschlagenden 
verharren  lässt.  Auch  die  Betrachtung  einer  mit  Stiel  versehenen, 
echten  Originalsteinaxt  an  sich  schon  dürfte  übrigens  alsbald 
belehren,  dass  sie  durchwegs  nicht  stark  genug  konstruiert  wäre, 
mm  den  hypothetischen  Anforderungen  im  obigen  Sinne  vollauf 
zu  entsprechen;  die  Tatsache  des  Fällens  von  Hartholzstämmen 
\  ermittelst  der  Steinaxt  rief  naturnotwendig  nach  einer  anderen 
Erklärung  bezüglich  einer  rationellen  Handhabung  dieses  Instru¬ 
mentes,  und  es  wird  mir  stetsfort  ein  Rätsel  bleiben,  wie  man 
in  wissenschaftlichen  Kreisen  nicht  längst  schon  auf  die  Idee 
gekommen  ist,  der  Handhabung  der  Steinaxt  unter  den  noch 
jetzt  Lebenden  einmal  etwas  genauer  nachzuspüren. 

Ich  glaube  nicht  zu  irren,  wenn  ich  annehme,  dass  dieser 
kleine  Beitrag  zur  lùhnographie  Südamerikas  auch  den  Prä¬ 
historikern  willkommen  sein  wird  insofern,  als  er  zu  einer  sorg¬ 
fältigeren  Vergleichung  und  Nachprüfung  bezüglich  der  Steinzeit¬ 
kultur  alter  und  neuer  Welt  anzuregen  vermag. 


Altindianische  Bcgräbnisuriicn  und 
iiicrkw'iirdige  Ton-  und  Steinidolc  aus 
der  Auiazonas-Kcgion. 

Von  IJr.  Emil  A.  Gölcli,  Paiá  (Brasilien). 


I.  Das  neue  Staatsmuseum  für  Naturgeschichte  und  Ethno¬ 
graphie  in  Pará,  das  nun  gerade  auf  das  erste  Dezennium  seiner 
Existenz  zurückblicken  darf,  hat  schon  in  der  Stunde  seiner 
Gründung  die  Nachforschung  und  Sammlung  alles  dessen,  was  an 
Spuren  von  einstigem  Leben  und  Walten  der  Autochthonen  am 
Unterlauf  des  Amazonenstromes  und  zunächst  im  Mündungsgebiet 
übrig  geblieben,  auf  sein  Arbeitsprogramm  geschrieben.  Dabei 
hat  die  praktische  Erfahrung  die  Bestätigung  zu  dem  gebracht, 
was  eigentlich  an  Hand  einer  einfachen  Erwägung  vorauszusehen 
war:  da  dem  zerstörenden  Einfluss  des  tropisch-äquatorialen 
Klimas  auf  die  Dauer  von  dem  gewöhnlichen,  überaus  einfachen 
Alltagsinventar  eines  indianischen  Haushaltes  das  meiste  zum 
Opfer  fällt,  bleibt  die  prähistorische  Forschung  ( —  prähistorisch 
natürlich  im  Sinne,  wie  er  auf  die  neuweltlichen  Verhältnisse  an¬ 
gewendet  werden  muss  — )  im  wesentlichen  auf  das  Lesen  der  in 
Ton  und  Stein  niedergelegten  Urkunden  beschränkt.  Zur  Plastik 
geeignetes  Steinmaterial  w'ar  aber  längs  der  eigentlichen  Rinne 
des  Amazonasbeckens,  wenigstens  in  seinem  untersten  Teile,  sozu¬ 
sagen  gar  nicht  zu  beschaffen  und  was  an  Steinutensilien  heute 
in  dieser  Region  gefunden  wird,  verdient  im  allgemeinen  seiner 
verhältnismässigen  Seltenheit  wegen  in  demselben  Alasse  ver¬ 
mehrte  Beachtung,  als  das  Rohmaterial  aus  entfernten  Gegenden 
herbeigeholt  werden  musste.  So  ergibt  sich  denn  von  selbst, 
dass  die  prähistorische  P'orschung  im  Amazonasgebiet  sich  der 
Hauptsache  nach  deckt  mit  der  PuTorschung  der  keramischen 
Relikte  früherer  Perioden  menschlichen  Werdens  und  Vergehens. 


446 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


2.  Bei  solchem  Bestreben  musste  unser  Museum  bald  die 
Notwendigkeit  und  die  Vorteile  eines  methodischen  Vorgehens 
einsehen  und  schätzen  lernen.  Die  Expeditionen  und  Aus¬ 
grabungen,  die  im  Laufe  der  Jahre  von  diesem  Institute  aus¬ 
gegangen  sind,  gehorchen  einem  wohlüberlegten  Plane,  und  ein 
Blick  auf  die  Karte  genügt,  um  aus  der  Vereinigung  der  Punkte, 
wo  bisher  angesetzt  wurde,  zu  ersehen,  dass  sie  sich  zwanglos 
zu  einer  Frontlinie  zusammenordnen ,  die  zunächst  der  .syste¬ 
matischen  Durchsuchung  des  Litorales  im  Astuarium  des  Ama¬ 
zonenstromes  und  der  Länderstrecken  nord-  und  südwärts  gilt, 

3.  In  einer  ersten  Abhandlung,  die  ich  portugiesisch  im 
Jahre  1900  unter  dem  verdeutschten  Titel  »Archäologische 
Ausgrabungen  im  Jahre  1895  Küstengebiet  von  Brasilianisch- 
Guyana  zwischen  Oyapock  und  Amazonas«  veröffentlichte, 
wurden  die  keramischen  Funde  beschrieben,  welche  in  zwei  künst¬ 
lich  angelegten,  Stiefel  förmigen  Begräbnishöhlen  am  Rio  Gonnany 
gemacht  worden  waren.  Abgesehen  von  der  eigentümlichen 
Anlage  des  Begräbnisschachtes  selbst,  verdient  die  ästhetisch 
entschieden  sehr  hoch  stehende  ornamentale  äussere  Ausstattung 
der  Totenurnen  in  mit  rot  auf  gelb  angelegten  Mäandern, 
Spiralen  und  Treppenmustern  durch  den  originellen  Zug,  der 
aus  ihr  entgegenweht,  besondere  Beachtung. 

4.  Es  sind  nun  in  dem  darauffolgenden  Jahre  1896  an 
gewissen  linksseitigen,  unteren  Tributärgewässern  des  Amazonen¬ 
stromes,  zumal  an  den  Flüssen  Maracá  und  Anauerá-pucú,  so¬ 
dann  auf  den  ihren  respektiven  Mündungen  in  dem  Nordkanal 
vorgelagerten  Inseln,  Ilha  do  Pará  und  anderen  kleineren,  wei¬ 
tere  Nachforschungen  und  Ausgrabungen  angestellt  worden,  die 
nicht  minder  überraschende  und  dankbare  Resultate  lieferten 
und  ein  geradezu  grossartiges  Kontingent  von  eigenartigen 
Begräbnisurnen  zutage  förderten,  dessen  verdiente,  würdige, 
ikonographische  Bearbeitung  erst  jetzt  heranreift.  Ich  kann  der 
hochverehrten  Versammlung  heute  wenigstens  Probeabdrücke 
der  die  zukünftige  Abhandlung  über  diesen  Gegenstand  beglei¬ 
tenden  1 2  Tafeln  vorlegen,  mit  dem  Bemerken,  dass  die  pein¬ 
lichste  Genauigkeit  bei  der  Herstellung  dieser  Tafeln  Patin  ge¬ 
standen  hat. 


X 1 V.  Amerikanisten-Kongiess. 


447 


5.  Gegenüber  dem  Modus  der  Begräbnisanlage,  wie  er 
im  nördlichen  Küstengebiet  von  Gonnany  uns  entgegentrat, 
stossen  wir  hier  an  den  erwähnten  linksseitigen  Tributärflüssen 
auf  einspringende  l'elsnischen  an  steil  abfallenden  Festlands¬ 
hügeln,  Nischen,  die  jedenfalls  durch  menschliches  Zutun  eine 
Erweiterung  und  Vergrösserung  werden  erfahren  haben.  Es 
lässt  sich  ein  verwandtschaftlicher  Zug  in  dieser  Anlage  nicht 
verkennen  im  Vergleiche  zu  den  stiefelförmigen  Schachten  von 
Connany.  Was  die  Urnen  selbst  anbetrifft,  so  ist  ihre  bemerkens¬ 
werteste  Modalität  allerdings  im  Laufe  der  Jahre  erst  durch 
Ferreira  Penna  (beiläufig  gesagt  der  Entdecker  der  betreffenden 
Begräbnisstätten),  dann  durch  Cli.  F.  Hartt  und  Ladislau  Netto, 
jüngst  auch  durch  Professor  Karl  von  den  Steinen  auf  Grund 
\'on  zumeist  sehr  vereinzelten  Materialien  zur  Beschreibung  ge¬ 
langt:  dass  manche  ganz  wesentliche  Punkte  bisher  aber  über¬ 
sehen  wurden,  ist  ebenso  unbestreitbar,  als  eben  auch  begreiflich. 

6.  Unter  den  Urnen  dieser  Provenienz  lassen  sich  hin¬ 
sichtlich  ihrer  P'orm  und  Gestalt  dreierlei  Typen  unterscheiden; 
—  I.  solche,  bei  denen  offenbar  ein  auf  seinem  Holzschemel 
sitzender  Indianer,  in  feierlicher  Audienz-  und  Rats-Tenue,  den 
Vorwurf  gebildet  hat.  Beine  und  Arme  sind  als  hohle  Röhren 
der  Vorderseite  eines  breiteren  Hohlzylinders  eingefügt,  der  den 
Rumpf  repräsentieren  soll,  während  ein  napfartiges  bis  halb¬ 
kugeliges,  zuweilen  an  einen  altrömischen  Centurionenhelm  er¬ 
innerndes,  eventuell  auch  sphinxartiges  Deckelstück  den  Kopf 
vorstellt.  —  II.  solche,  bei  denen  ein  ausserordentlich  plumper  Vier- 
füsser  zu  Modell  gestanden  hat,  hinter  dem  doch  wohl  am  ehesten 
eine  l.andschildkröte  zu  vermuten  sein  dürfte.  Ein  rundes  Loch, 
mit  einem  entsprechenden  Deckel  versehen  und  in  der  Mitte  der 
Rückengegend  angebracht,  bewerkstelligt  den  Zugang  zu  dem 
inneren  Hohlraum.  —  III.  schön  geschwungene  Urnen  mit  runden, 
edlen  Konturlinien,  ohne  weitere  ornamentale  Zutaten,  als  etwa 
Andeutungen  eines  anthropo-  oder  zoomorphen  Gesichtes,  in 
tialbreliefmanier,  an  der  oberen  Halspartie  angebracht. 

7.  Entgegen  den  Darstellungen  aller  früheren  Autoren  hat 
unser  auf  ein  so  umfangreiches  Material,  wie  es  früher  niemals 
beieinander  gewesen,  gestützte  Untersuchung  ergeben,  dass  die 


448 


XIV.  Amerikanisten-Koníiress. 


Urnen  wohl  sämtlich  in  höchst  eigentümlicher,  primitiver  Weise 
bemalt  gewesen  sind  mit  weissen  Mäanderspirallinien  auf  dunklem 
Grunde  an  den  dem  Rumpfe,  den  Extremitäten  und  dem  Hinter¬ 
kopfe  entsprechenden  Partien,  während  beide  Gesichtshälften  gelb 
aufgetragen  wurden  auf  einem  breit  rotkonturierten  Umrissfelde. 

8.  Eine  merkwürdige  Neuheit  bieten  sodann  gewisse  ein¬ 
fache  Tonzylinder,  ohne  jegliche  Extremitätenansätze  oder  an¬ 
dere  ornamentale  Beigaben,  mit  plattem  Deckel,  ähnlich  dem 
Schildkrötentypus.  Es  scheinen  da  Kastenunterschiede  durch¬ 
zublicken,  insofern  als  hier  von  einem  erstklassigen  Begräbnis¬ 
modus  Umgang  genommen  und  zu  einer  möglichst  bescheidenen 
Form  und  Ausstattung  gegriffen  wurde. 

9.  Eine  vorzügliche  Handhabe  zur  ungefähren  Altersbestim¬ 
mung  dieser  Urnen  wurde  geboten  durch  das  Auffinden  einer 
Urne  weiblichen  Geschlechtes,  die  an  den  Armen  und  am  Rück¬ 
grat  zu  Schnüren  und  Halsbändern  angeordnete,  in  Harz  einge¬ 
bettete  echte,  weisse,  blaue  und  grüne  Glasperlen  aufweist  — 
lapidiate  Glasperlen,  die  von  technologischen  I'achkennern  als 
x'enetianischen  Ursprungs  und  identisch  mit  den  von  dorten 
stammenden  Fabrikaten  des  16.  Jahrhunderts  erklärt  worden 
sind.  Man  kann  also  zuversichtlich  diese  Urne  als  postkolumbisch 
bezeichnen  und  ihre  Entstehung  auf  eine  der  Invasion  der  Kon¬ 
quistadoren  lusitanischer  Rasse  nahegerückte  Zeitperiode  verlegen. 

10.  Über  die  Urheber  dieser  Keramik  lassen  sich  bisher 
bloss  Konjekturen  aufstellen.  Mit  dem  Umstande,  dass  wir  aus 
den  Chroniken  aus  der  Fh'oberungszeit  erfahren,  die  Inseln  vor 
den  oben  namhaft  gemachten  I'lüssen  seien  von  dem^Stamme 
der  Tucujüs  besetzt  gehalten  worden,  gewinnen  wir  keine  irgend 
nennenswerte  Förderung  zur  Lösung  dieses  Problems,  denn  wir 
wissen  nichts  über  diese  Tucujüs  —  Wenn  wir  aber  dem  Gefühl 
Ausdruck  verleihen  dürften,  welches  sich  als  Enddestillat  nach 
sorgfältiger  Prüfung  aller  Detalle  immer  wieder  zur  Oberfläche 
emporzudrängen  vermag,  so  sollte  mit  der  Vermutung  nicht  weit 
vom  Ziele  geschossen  sein,  dass  wir  cs  hier,  wenn  nicht  gerade 
mit  einem  Nu-Aruak-Stamme  selbst,  so  doch  eventuell  mit  einer 
Karaïbenhorde  zu  tun  haben  können,  die  auf  dem  bekannten 


X IV.  Amerikanisten-Kongress. 


449 


Wege  der  Kunst-,  Industrie-  und  Sprach -Intiissuszeption  durch 
das  Medium  geraubter  Weiber  bei  den  Nu-Aruak  wissentlich 
oder  unwissentlich  in  die  keramische  Lehre  ging. 

II.  ICrwähnung  verdienen  immerhin  als  Faktoren,  die  be¬ 
rufen  sind,  einiges  zur  Lösung  der  Frage  dienliches  Licht  bei¬ 
zubringen,  die  Lippenpflöcke,  die  an  einzelnen  Kopfdeckelstücken 
(Fig.  44,  Fig.  62  etc.)  deutlich  zur  Darstellung  gelangen,  ferner¬ 
hin  die  Regelmässigkeit,  mit  der  Arm-  und  Beinbinde  an  den 
anthropomorphen  Urnen  auftreten,  —  ein  Umstand,  den  ich 
mich  erinnere,  irgendwo  als  für  einzelne  guyanische  Kara'iben- 
stämme  besonders  charakteristisch  gelesen  zu  haben.  Was  die 
gesamte  Technik  anbelangt,  kann  ich  nicht  umhin,  zwischen 
diesem  Maraeä-Begräbnismodus  und  demjenigen,  den  wir  aus 
der  Literatur  bezüglich  der  altberühmten  Begräbnishöhle  der 
Aturen  am  Orinoko  kennen  ( —  die  Aturen  sind,  wenn  ich 
richtig  berichtet  bin,  ja  auch  noch  nicht  endgültig  hinsichtlich 
ihrer  ethnographischen  Stellung  und  Filiation  untergebracht  — ) 
starke  Anlehnung  und  unverkennbare  verwandtschaftliche  Züge 
herauszufühlen. 


12.  Eine  zweite  Abhandlung,  zu  der  ich  Ihnen  wenigstens 
den  ikonographischen  Teil,  also  eigentlich  wohl  die  Hauptsache 
bei  dergleichen  Dingen,  in  10  gut  ausgeführten  Lichtdrucktafeln 
vorzulegen  die  Ehre  habe,  bezweckt  gewisse  amazonische  Idole 
zu  behandeln. 

Die  erste  Hälfte  der  Abhandlung  befasst  sich  mit  den  in 
den  indianischen  Begräbnisstätten  erloschener  Stämme  auf  der 
Insel  Marajó,  im  Mündungsgebiet  des  Amazonenstromes,  mit 
bedeutungsvoller  Häufigkeit  wiederkehrenden  tönernen  Idolen,, 
von  denen  ich  ein  dem  IMuseum  in  Pará  angehöriges,  wohl¬ 
erhaltenes  Prachtstück  vorzuweisen  vermag  und  zudem  auf  meinen 
ersten  3  Tafeln  zahlreiche  Varianten  abgebildet  sind.  Es  ist 
für  jemanden,  der  auch  nur  einigermassen  mit  indianischer 
Denkungsart  bekannt  ist,  sofort  klar,  dass  diese  Instrumente 
symbolischen  Charakter  besitzen  und  dass  sie  durch  im  Hohl¬ 
raum  freiliegende  Sandkörner  und  Steinpartikel  als  rituelle 
Rasseln  Verwendung  fanden.  Immerhin  war  die  spezielle  Rich- 


29 


450 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


tung  der  Symbolik  bis  auf  die  allerjüngste  Zeit  nicht  sicher 
gestellt  und  wenn  auf  der  einen  Seite  zwar  durch  Ladislau  Netto 
in  Rio  de  Janeiro  vor  manchen  Jahren  auf  ihren  phallischen 
Charakter  hingewiesen  wurde,  so  ist  es  auf  der  anderen  Seite 
wieder  kennzeichnend  genug,  wenn  nüchterne  Forscher  und 
Denker  wie  der  Nordamerikaner  Ch.  F.  Hartt  sich  eines  Urteils 
enthielten  und  die  Bedeutung  dieser  tönernen  Marajöidole  als 
unentschieden  zu  erkennen  gaben. 

Es  fehlte  eben  an  einer  Handhabe  zu  einem  Vergleiche. 

13.  Durch  Dr.  Paul  Ehrenreich  sind  nun,  wenn  ich  nicht 
irre,  vor  einigen  Jahren  zum  ersten  Male  vom  oberen  Araguay, 
von  noch  heute  lebenden  Indianern  solide  Tonfigürchen  mit¬ 
gebracht  und  beschrieben  worden,  die  durchwegs  eine  bloss  mit 
einem  Lendenschiirz  bekleidete  Frau  mit  üppigem  Haarwuchse 
darstellen  und  bisher  als  »Kinderpuppen«  bezeichnet  und  abge¬ 
bildet  wurden.  Als  »Kinderpuppen«  scheinen  sie  auch  im  Kgl. 
Museum  für  Völkerkunde  in  Berlin  zu  figurieren,  wie  ich  aus  den 
Angaben  zu  einem  Holzschnitt  in  einem  neueren  grossen  Werke 
(Bartels  »Das  Weib«)  schliessen  darf. 

14.  Von  diesen  gleichen  Figürchen  und  \’on  derselben 
Provenienz  erhielt  das  Museum  in  Pará  in  den  letzten  Jahren 
von  zwei  verschiedenen  Quellen  her  weiteres,  schönes  Material, 
dessen  Studium  mir  alsbald  das  Irrtümliche  der  bisherigen  Defi¬ 
nition  klar  machte,  mich  einerseits  den  typisch  phallischen, 
androgynen  Charakter  und  andererseits  klar  und  deutlich  die 
enge  Verwandtschaft  erkennen  liess,  die  zwischen  den  massiven 
Lebensfigürchen  der  heutigen  Carajá-lndianer  mit  den  gebrannten, 
hohlen  Tonrasseln  der  ausgestorbenen  Indianer  auf  Marajó  be¬ 
steht.  In  den  letzteren  Hegt  also  nunmehr  ein  modernes  Äqui¬ 
valent  vor,  von  dem  die  Möglichkeit  einer  sicheren,  unanfecht¬ 
baren  Interpretation  tatsächlich  abhing. 

Den  Detailbeweis  hier  erbringen  zu  müssen,  wird  mir  an 
dieser  Stelle  gewiss  erspart  bleiben:  ich  kann  getrost  auf  den 
überzeugenden  Eindruck  rechnen,  den  ein  jeder  aus  der  Wr- 
gleichung  einiger  ausgewählter  Originalien  und  aus  der  Konfron¬ 
tation  der  Tafeln  IXq  V,  VI  mit  den  Tafeln  1,  II,  Ill  ge¬ 
winnen  wird. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


451 


15.  Die  zweite  Hälfte  der  Abhandlung  wird  sich  mit  ge¬ 
wissen,  höchst  merkwürdigen  und  bisher  als  grosse  Seltenheit 
betrachteten  amazonischen  Steinidolen  befassen,  von  denen  be¬ 
reits  einzelne  Typen  durch  José  Verissimo,  Ladislau  Netto, 
Barboza  Rodriguez  und  neuerlich  durch  Pierre  de  l’Iole  du 
Dreneuc  beschrieben  wurden.  Ein  glücklicher  Zufall  und  die 
Liberalität  eines  brasilianischen  Freundes  versetzt  mich  in  die 
angenehme  Lage,  nicht  weniger  als  drei  neue  Typen  dieser 
Gruppe  auf  einmal  bekannt  geben  zu  können. 

16.  Das  erste  Steinidol,  auf  Tafel  VII  in  den  drei  haupt¬ 
sächlichen  Stellungen  und  nahezu  in  natürlicher  Grösse  ersicht¬ 
lich,  und  ausserdem  in  genauen  Gipsabgüssen  hier  vorhanden, 
stellt  eine  kauende,  menschliche  Figur  männlichen  Geschlechtes, 
aber  von  kindlichen  P'ormverhältnissen  und,  namentlich  bezüglich 
des  Mundes,  ins  Ungeheuerliche  v^erzerrten  Gesichtszügen  dar, 
die  von  einem  eidechsenartigen  Reptil  von  hinten  gepackt  und 
festgehalten  wird,  als  handle  es  sich  um  die  Verewigung  des 
]\Iomentes,  in  dem  beim  Kampf  zwischen  Mensch  und  Tier  der 
unbestrittene  Sieg  des  letzteren  zum  Ausdruck  kommt.  V^er- 
schiedene  Argumente  sprechen  dafür,  dass  in  dem  Reptil  ein 
Leguan  (Iguana)  zu  "suchen  ist.  Der  Rücken  des  Tieres  weist 
eine  verhältnismässig  geräumige  Höhlung  auf,  die  durch  P'euer- 
wirkung  geschwärzte  Wände  und  Ränder  zeigt  und  höchst  wahr¬ 
scheinlich  zu  irgendwelchen  rituellen  Räucherungszwecken  ge¬ 
dient  haben  wird. 

Das  Idol  stammt  von  einer  »Suemijü«  genannten  C)rtlich- 
keit,  an  der  rechten  Seite  des  Rio  Trombetas,  unterhalb  der 
Wasserfälle  dieses  an  Katarakten  so  reichen  Flusses  gelegen. 


17.  Das  zweite  steinerne  Idol  auf  Tafel  Vili  in  den  näm¬ 
lichen  Hauptstellungen  ersichtlich  und  ebenfalls  in  Gipsabgüssen 
vorhanden,  bietet  hinsichtlich  seiner  Deutung  anfänglich  etwas 
mehr  Schwierigkeit,  indem  offenbar  eine  gewisse  künstlerische 
Lizenz  bei  dessen  Konfektion  obwaltete,  Lizenz,  die  entweder  in 
der  ungewohnten  Aufgabe  oder  in  den  gegebenen  Gestaltver¬ 
hältnissen  des  Rohmaterials  ihre  Erklärung  finden  dürfte.  Immer¬ 
hin  ergibt  sich  nach  einigem  Studium  mit  Sicherheit,  dass  es 


452 


XIV.  Ameiikanisten-Kongress. 


sich  um  zwei  Raubtiere  in  Kampfstellung  handelt,  in  dem  Augen¬ 
blicke  überrascht,  wo  ihre  beiderseitigen  Gebisse  sich  trefìen 
und  messen.  Etwas  Praxis  in  der  graphischen  Eigenart  der 
südamerikanischen  Indianer  führt  auch  leicht  zu  der  Erkenntnis, 
dass  es  sich  kaum  um  ein  anderes  Raubtier,  als  um  das  Puma 
handeln  konnte,  was  aus  den  • —  tatsächlich  beim  lebenden 
Tiere  bis  über  das  mittlere  Lebensalter  hinaus  immer  noch  er¬ 
sichtlichen  —  dunklen  Flecken  zu  erkennen  ist  und  ausserdem 
durch  die  hohe  Achtung,  die  dieser  Katzenart  erwiesenermassen 
von  den  früheren  Kordillerenindianern,  z.  B.  von  den  peruani¬ 
schen  Inkavölkern  entgegengebracht  wurde,  wahrscheinlich  ge¬ 
macht  wird. 

Auch  dieses  Idol  stammt  vom  Rio  Trombetas,  wo  es  in 
der  Nähe  der  ersten  Stromschnelle  gefunden  wurde. 

18.  Auf  den  P'iguren  23,  23  a,  23b  von  Tafel  IX  gelangt 
ein  drittes  Steinidol  zur  Abbildung  (auch  dies  ist  in  guten  Gips¬ 
abgüssen  hier  vorhanden),  dessen  Deutung  auch  nicht  gerade  so 
auf  den  ersten  Blick  klar  liegt,  obwohl  sie  ernstliche  Schwierig¬ 
keiten  eigentlich  keine  bietet.  Bei  genauerem  Zusehen  erkennt 
man,  dass  eine  abenteuerlich  proportionierte  menschliche  Figur, 
von  kindlichen  Zügen,  von  hinten  her  überlagert  wird  von 
einem  schildkrötenartigen  Reptil,  das  seinen  Kopf  wiederum  in 
der  gewohnten  Triumphatorenpose  auf  den  seines  Opfers  stützt. 
Eigentümlich  ist  aber  an  der  menschlichen  F'igur  die  Stellung 
der  Beine,  die  in  dieser  Verschränkung  unnatürlich  ist,  aber 
sofort  begreiflich  wird,  wenn  man  annimmt,  dass  der  Künstler 
die  Verhältnisse  oder  Beinstellung  beim  ruhenden  Frosch  mit 
hineinzuverwenden  bestrebt  war.  So  wird  in  diesem  Falle  aus 
einer  Zwittergestalt  eine  mystische  Drillingsfigur. 

Dieses,  im  Original  schwärzlich  aussehende  Idol  —  es 
scheint  ebenfalls  dem  F'euer  und  Rauch  ausgesetzt  gewesen  zu 
sein  —  stammt  von  einer  »Terra  prêta«  genannten  Örtlichkeit,, 
am  grossen  See  von  Sallé,  rechtsseitiges  Amazonasufer. 

19.  Sämtliche  drei  Idole  zeigen,  wie  alle  bisher  l)eschrie- 
beneii  von  anderen  Autoren,  das  charakteristische  durchgehende 
Löcherpaar,  dessen  wahrscheinlichster  Zweck  eben  darin  be¬ 
standen  haben  mag,  einer  Schnur  Durchlass  zu  gestatten,  die. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


453 


das  Tragen  bei  Festlichkeiten  und  auf  Wanderungen  sicher 
erlaubte. 


20.  Zurückblickend  auf  die  künstlerische  Idee,  die  allen 
diesen  im  Amazonastale  gefundenen  Steinidolen  vorliegt,  ist  es 
eine  immerwährende  Wiederkehr  eines  Tieres  im  Kampf  mit 
dem  Menschen,  wobei  der  letztere  ausnahmslos  der  unterliegende, 
leidende  Teil  zu  sein  pflegt.  Ich  habe  bei  der  Betrachtung 
dieser  Artefakta  niemals  mich  des  Vergleiches  entwinden  können, 
mit  den  Verhältnissen,  wie  sie  der  mittelalterliche  Hexenglaube 
hier  in  Europa  mit  dem  »Inkubus«  und  dem  »Sukubus«  zu  ver¬ 
binden  pflegte.  Ob  ein  ritueller  Vorgang  zum  plastischen  Aus¬ 
druck  gelangen  sollte?  Jedenfalls  liegt  hier  eine  tiefsinnige 
Naturmystik  vor,  deren  Tragweite  uns  Respekt  einzuflösen  ver¬ 
mag  durch  die  gewaltige  Beredsamkeit,  mit  der  einstige  Ama¬ 
zonaseinwohner  sich  die  menschliche  Hinfälligkeit  und  Schwäche 
im  Kampfe  mit  den  Naturmächten  zu  versinnbildlichen  wusste. 

Diese  Idee  ist  übrigens  keineswegs  etwa  eine  ausschliess- 
iich  amazonische  :  im  Gegenteil,  ich  erkenne  in  ihr  ein  echtes 
Nahuaerbstück,  und  verlege  ihre  Heimat  dorthin,  woher  sie  auch 
die  Schöpfer  der  bekannten  zapotekischen  Monolithe  und  Stein¬ 
säulen  in  Zentralamerika  bekommen  haben  werden. 


Die  Kunst  der  Xiní>ú-ln(lianer. 

Von  Dr.  Herrmann  Meyer,  Leipzig. 


Als  ich  in  den  Jahren  1 896  97  und  1 898/99  zwei  Expeditionen 
in  das  Ouellgebiet  des  Xingii  machte,  kam  es  mir  vor  allem 
darauf  an,  die  geographischen  und  ethnologischen  Untersuchungen 
Karl  von  den  Steinens  fortzusetzen,  die  angrenzenden  Gebiete  zu 
erschliessenund  zu  erkunden,  inwieweit  die  eigentümlichen  ursprüng¬ 
lichen  Kulturverhältnisse,  auf  die  von  den  Steinen  bei  einer  Reihe 
von  stammesfremden,  noch  unberührten  Stämmen  gestossen  war, 
sich  auch  bei  den  von  ihm  noch  nicht  besuchten  Völkerschaften 
dieses  Gebietes  nachweissen  Hessen,  bezw.  welchen  Abweichungen 
im  Kulturzustand  man  dort  begegnen  würde.  Es  gelang  mir,  nament¬ 
lich  auf  meiner  ersten  Expedition  zusammen  mit  Karl  Ranke, 
einen  weiten  Vorstoss  in  das  Gebiet  zwischen  den  Quellflüssen 
des  Kulisehu,  in  dem  von  den  Steinen  seine  Hauptausbeute  hatte, 
und  dem  Kuluene  zu  machen  und  dort  die  beiden  sehr  nahe  ver¬ 
wandten  Stammesgruppen  der  Nabuqua  und  Akuku  in  einer 
Reihe  von  Dörfern  zu  besuchen,  deren  jedes  seine  Eigentümlich¬ 
keiten  hat. 

Diese  von  von  den  Steinen  unter  dem  Namen  Nabuqua 
zusammengefassten  Stämme  gehören  wie  die  Bakairi  zu  den 
Karaiben,  deren  Urheimat  in  dem  Xingügebiet  von  den  Steinen 
festgestellt  hat.  Von  den  5  Hauptdörfern,  2  der  Nabuqua  und 
3  der  Akuku,  konnte  ich  ein  reiches  ethnographisches  und  ethno¬ 
logisches  /Material  mitbringen,  das  über  die  Stellung  dieser 
Stammeshauptgruppe  innerhalb  des  Xingüvolkskreises  guten  Auf¬ 
schluss  zu  geben  geeignet  ist.  Von  den  übrigen  Stämmen  des 
Xingü,  die  ich  besuchen  konnte,  waren  besonders  die  T rumai 
von  Interesse,  weil  diese  von  den  Steinen  nur  auf  der  Wande¬ 
rung  vorübergehend  kennen  lernte,  ohne  sie  in  ihrem  Dorfe 


456 


XIV.  Ameríkanisten-Konírress. 


Studieren  zu  können.  Die  Mutmassung  von  den  Steinens,  dass 
wir  es  in  diesem  Stamme  mit  einem  ganz  eigenartigen  hierher 
verschlagenen  Rudimente  zu  tun  haben,  das  sich  linguistisch  in 
keine  andere  Stammesgruppe  eingliedern  lässt,  bestätigte  sich, 
denn  es  ist  auch  mir  bis  jetzt  nicht  gelungen,  für  das  von  mir 
aufgenommene  reichhaltige  Vokabular  irgendwelchen  Anklang 
zu  finden. 

So  verschieden  die  Stämme  des  Xingü  der  Sprache  nach 
sind,  dass  fast  in  jedem  Dorfe,  mit  Ausnahme  der  Bakairi, 
Nabuqua,  Akuku,  eine  andere  Sprache  gesprochen  wird,  die  das 
Nachbardorf  schon  nicht  mehr  versteht,  so  ist  das  ethnographishe 
Bild  ein  ziemlich  einheitliches.  Es  hat  im  steten  Verkehr  der 
einzelnen  Stämme  zu  einander,  unter  denen  einzelne  besonders 
enge  wirtschaftliche  Beziehungen  bestehen,  ein  Ausgleich  in 
Waffen,  Hausgerät  und  Schmuck  stattgefunden,  der  es  ermöglicht, 
alle  diese  Stämme  einheitlich  als  einem  abgeschlossenen  Kultur¬ 
kreis  zugehörig  zu  behandeln.  Die  gleichen  wirtschaftlichen 
Grundbedingungen  der  ganzen  Lebensführung,  die  wiederum  von 
der  einheitlichen  Anpassung  an  die  gleiche  umgebende  Kultur 
abhängt,  haben  den  ethnographischen  Ausgleich  erleichtert.  Aber 
so  lange  auch  schon  dieser  Prozess  gearbeitet  haben  mag,  es 
gibt  doch  Eigentümlichkeiten,  an  denen  der  einzelne  Stamm 
besonders  festhält  und  die  ihn  vor  anderen  charakterisieren. 

Diese  zeigen  sich  vor  allem  in  der  Art  der  bildlichen 
Darstellung,  in  der  der  Xingüindianer  bei  aller  Piinfachheit  doch 
ganz  bedeutendes  leistet,  im  Verhältnis  zu  den  ihm  zur  Ver¬ 
fügung  stehenden  primitiven  Mitteln  an  Werkzeug  und  Material. 

In  geistvoller  Weise  hat  von  den  Steinen  gerade  diesem  Ge¬ 
biet  ein  seinem  fundamentalen  zweiten  Werke  seine  besondere 
Aufmerksamkeit  zugewendet  und  eingehend  die  verschiedenen 
Arten  der  bildlichen  und  körperlichen  Darstellung  gezeigt  und  vor 
allem  auch  klargelegt,  wie  sich  die  am  Xingii  gebräuchlichsten 
Ornamente  aus  dem  »Bild«  entwickelt  haben.  Ich  will  hier 
zuniichst  kurz  die  verschiedenen  Gebiete,  in  denen  sich  der 
Kunstsinn  des  Xingüindianers  betiitigt,  in  hirinnerung  bringen 
und  das  von  von  den  Steinen  gegebene  Bild  auf  Grund  eigner  An¬ 
schauung  und  nach  meinen  Sammlungen  ergänzen.  Dass  in 
einzelnen  Punkten  das  Bild  sich  etwas  \  erschiebt,  ist  liei  der  reich¬ 
lichen  Erweiterung  des  Bcol)achtungsfeldes  leicht  zu  verstehen. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


457 


Als  Material  bietet  sich  für  die  plastische  Kunst  Holz, 
Stein,  Wachs,  Muscheln,  Lehm  und  Ton;  das  Werkzeug  besteht 
aus  Stein,  geschärften  Muscheln,  Fischzähnen;  Eisen  fehlt  gänzlich. 
Die  Holzschnitzerei  erstreckt  sich  zunächst  auf  die  Schemel 
in  Tiergestalt  (Tafel  1).  Zu  den  Vögeln  (Abb.  i)  und  Jaguaren 
(Abb.  2)  gesellen  sich  aus  meiner  Sammlung  als  neu:  ein  Gürtel¬ 
tier  (Abb.  3),  ein  Rochen  (Abb.  4)  (für  einen  Schemel  gewiss 
ein  eigentümliches  Motiv)  und  ein  kleiner  Affe  (Abb.  5).  Den 
im  allgemeinen  recht  rohen  Darstellungen  von  Vögeln  (Abb.  6) 
und  Fischen  stehen  ein  sehr  sauber  und  gefällig  geschnitzter 
Vogel  (Königsgeier,  Abb.  7)  und  mehrere  Fische  (Madrin- 
chams,  Abb.  8)  der  Bakairi  gegenüber,  sowie  eine  Piranya  (Abb.  9) 
der  Kamayura.  Die  kleinen  Holzanhängsel  der  Schmuckketten, 
in  sehr  schwer  definierbaren  Formen,  wurden  durch  eine  elegante 
kleine  Eidechse  und  durch  einen  aus  einer  Wurzel  geschnittenen 
P'isch  bereichert.  An  Griffen  der  Bejuwender  lieferten  die 
Mehinaku  und  namentlich  die  Bakairi  interessante  Eormen  von 
Vogelköpfen  (Abb.  10  und  ii)  und  Schlangen  (Abb.  12  und  13), 
die  Bakairi  ausserdem  einen  hübschen  P'isch  (Abb.  14).  Die 
Nabuqua  und  Akuku  sind  hierin  wenig  produktiv,  ihre  P'ormen 
sind  steifer  (Abb.  15);  auch  ein  neues  Stück  der  Trumai  ist  diesen 
ähnlich.  Zu  den  Grabwespenmotiven  der  Mandioka-Grabhölzer 
der  Mehinaku  kamen  drei  abweichende  Tierformen  (Abb.  16  bis 
18),  von  denen  eine  als  Joho-Taube  (Abb.  18)  festgestellt  wurde. 
Das  Konventionelle,  für  den  Gegenstand  ein  der  Funktion  nach 
entsprechendes  Tier  zur  Dekoration  zu  verwenden,  haben  die 
Mehinaku  mit  der  Anwendung  des  Vogels  gebrochen.  Unter 
den  zahlreichen  geschnitzten  Kammgriffen  in  Tier-,  namentlich 
Aguti-Gestalt,  ist  im  wesentlichen  eine  abweichende  P'orm  nicht 
zu  nennen. 

Aus  Wachs  sind  einzelne  Vögel,  ein  Wildschwein  model¬ 
liert.  Auch  meine  Sammlung  enthält  einige  Vögefi  namtlich 
Tauben,  von  den  Nabuqua.  In  der  Dekoration  der  ihnen  eigen¬ 
tümlichen  kleinen  Tanzrasseln  mit  Wachsköpfchen  mit  verschie¬ 
denen  Tierfiguren,  leisten  die  Nabuqua  viel  hübsches.  Aus  Stein, 
Harz  und  Muse  hei  Stückchen  sind  eine  Reihe  kleiner,  mehr 
oder  weniger  schwer  zu  deutender  Anhängsel  für  Ketten,  zumeist 
in  Fisch-  und  Vogelform,  geschaften.  —  Ton  und  Lehm  bilden 
das  Material  zu  Tier-  und  menschlichen  I-^iguren,  sowie  für  die 


458 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


in  unendlichem  Formenreichtum  gebildeten  Töpfe  mit  Tier¬ 
motiven.  Namentlich  von  den  Tramai  konnte  ich  noch  eine 
grosse  Reihe  dieser  Tiertöpfe  (Abb.  19  und  20)  mitbringen,  für- 
die  zum  grössten  Teil  die  Motive  der  Wasserfauna  (Wasserassel, 
Abb.  19)  entnommen  sind.  Stereotyp  ist  die  Schildkröte  (Abb.  21  ), 
die  in  allen  Grössen  wiederkehrt,  aber  auch  von  den  übrigen 
ganz  abweichenden  Formen  wurden  mir  mehrere  als  Schild¬ 
kröten  genannt.  In  der  Töpferei  leisten  die  Trumai  noch  am. 
meisten,  allerdings  in  strenger  Anlehnung  an  die  Typen  ihrer  Nach¬ 
barn.  Einen  dem  Rochenschemel  etwa  entsprechenden  Topf 
(Abb.  22)  erhielt  ich  von  den  Kamayura.  Auch  von  den  Me- 
hinaku,  den  Haupttöpfern  des  Xingii,  konnte  ich  neue  Formen, 
liefern,  namentlich  3  Töpfe  (Abb.  23)  mit  eigentümlichen  als 
offene  Henkel  gebildeten  Extremitäten.  —  Gleichfalls  figürliche 
Darstellung  wird  aus  Maisstroh,  Geflecht  aus  Rohr  oder 
Palmstroh  erzielt.  Maiskolben  sind  durch  Einknüpfen  von  Stroh-, 
beinen,  -flügeln  oder  -köpf  in  Vögel  (Abb.  24)  verwandelt  oder 
eigentümlich  dekorativ  umflochten  (Abb.  25).  Aus  Stroh  und 
Baumwolle  sind  menschliche  Figuren  (Abb.  26)  gewickelt,  die 
auch  als  Tanzaufsätze  Verwendung  finden.  Eigentümliche  kleine 
Palmstrohgeflechte,  die  dem  geflochtenen  Strohtanzreifen  ange¬ 
knüpft  werden,  stellen  Kröten  (Abb.  27)  und  bis  jetzt  noch  nicht 
ermittelte  Gestalten,  vielleicht  das  Uluri  (Abb.  28)  dar.  Einen 
sehr  fein  aus  feinem  Bast  geflochtenen  P'isch  (Abb.  29,  das 
Geflecht  ist  nur  angedeutet),  einen  Wels,  lieferten  mir  die  Akuku 
\-on  Kalapalu,  ein  ganz  aus  der  übrigen  Technik  herausfallendes 
Stück,  dessen  Provenienz  mir  unklar  ist  ;  einen  anderen  riesigen 
aus  Maisstroh  in  einen  Holzrahmen  gebundenen  Piranya-Fisch 
(Tafel  II,  Abb.  30),  der  bei  Tänzen  Verwendung  findet,  fand  ich 
in  Arikuanako,  dem  letzten  Akukudorf.  Auch  die  Körbe  stellen 
zum  Teil  Tiergestalten  vor,  indem  die  Flechtstreifen  der  zum. 
Körbeflechten  verwendeten  Buritipalmenblätter  zu  Beinen  oder 
Schwänzen  zusammengeflochten  sind  (Abb.  31).  Aus  P'cllen 
geschnittene  Tierfiguren,  in  der  Form  der  dem  Fell  zugehörigen! 
Tiere,  werden  gleichfalls  beim  Tanz  als  Anhängsel  benützt. 

Ist  somit  die  figürliche  Darstellung  schon  eine  vielseitige, 
so  tritt  der  künstlerische  Sinn  noch  mehr  in  der  Dekoration 
von  Gebrauchs-  und  Ziergegenständen  mit  Ornamenten  zutage, 
auf  die  ich  noch  niiher  eingehe.  Im  Geflecht  werden  Muster 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


459- 


auf  Körben,  Matten,  Fächern,  Stirnreifen  aus  Rohr  oder  Stroh 
erzielt.  Wie  diese  Muster  entstehen,  das  hat  vor  kurzem  Max 
Schmidt  in  einem  Vortrag  der  Berliner  ethnographischen  Gesell¬ 
schaft  sehr  hübsch  gezeigt.  Neben  den  rein  aus  der  Technik 
des  Fleclitens  hervorgehenden  Mustern,  die  die  Geflechts¬ 
ornamente  der  offenen  Raute,  des  Kreuzes  und  des  Punktes 
im  Zentrum  der  sogenannten  Geflechtsvierecke  ergeben,  sind  in 
das  Geflecht  verschiedener  Körbe  durch  anders  gefärbte  Geflechts¬ 
streifen  auch  die  später  zu  behandelnden  N  a  t  u  r  o  r  n  a  m  e  n  t  e,. 
namentlich  aus  Tiermotiven  hervorgegangen,  eingefügt.  Beide, 
sowohl  die  Tier-  wie  die  Flechtornamente,  letztere  selbständig 
ohne  technischen  Zwang,  dienen  zur  Dekoration  der  Tanzrohr- 
Diademe,  an  denen  das  ganze  Gebiet  reich  ist.  Die  gleichen 
Ornamente  zeigen  die  Kämme  im  Fadendurchschuss  der  Zinken. 

Na  tur  Ornamente  zeigen  die  vielfach  verwendeten  Kür¬ 
bisse,  Rasseln,  die  Weiberschemel,  Spinnwirtel,  Rückenhölzer  und 
andere  in  mehr  oder  weniger  fein  ausgeführter  Ritzzeichnung  oder  im 
Einbrand,  während  vielfach  dieselben  Ornamente  in  schwarzroter 
Bemalung  auf  Schwirrhölzern,  Tanzstäben  (Besonderheit  der 
Guikuru-Nabuqua),  Grabhölzern  (Mehinaku)  und  Bejuwendern 
wiederkehren.  Neben  den  Ornamenten  sind  noch  nicht  stilisierte 
Tierzeichnungen  oder  Teile  derselben  nicht  selten,  und  die  Ab¬ 
wandlung  in  das  Ornament  ist  oft  noch  deutlich  erkennbar. 
Namentlich  ist  dies  bei  den  Tanzmasken  hervorzuheben,  in  denen 
natürliche  Tierdarstellungen,  Tierembleme  und  Ornamente  oft 
eigentümlich  verquickt  sind.  Die  mannigfache  Gestalt  der  Tanz¬ 
maske,  sowohl  der  Holz-  wie  der  Gewebemaske,  lassen  dies 
Gebiet  besonders  interessant  werden,  namentlich  weil  hier  am 
ehesten  die  Ivigenart  der  einzelnen  Stämme  gewahrt  ist.  Sie 
werden  noch  speziell  unsere  Aufmerksamkeit  in  xA.nspruch  nehmen. 

Über  die  zeichnerischen  Talente  der  Indianer,  die 
von  den  Steinen  zu  einem  höchst  erquicklichen  Aufsatz  V^eran- 
lassung  gaben  und  von  denen  ich  gleichfalls  einige  hübsche 
Portraitproben  in  meinem  Tagebuch  besitze,  sowie  über  die  sehr 
vielgestaltige  körperliche  Bemalung  will  ich  hier  hinweggehen, 
soweit  sie  nicht  speziell  für  die  dekorative  Kunst  der  Gegenstände 
Bedeutung  haben.  — 

Beim  Anlegen  meiner  Sammlungen  bei  den  einzelnen 
Stämmen  habe  ich  in  den  meisten  P'ällen  mir  von  jedem  Gegen- 


46o 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Stand  und  dem  darauf  beflndlichen  Zierrat,  Ornament,  den  ein¬ 
heimischen  Namen  sagen  lassen  und  damit  nicht  nur  das  Voka¬ 
bular  bereichert,  sondern  auch  die  Möglichkeit  erhalten,  einen 
Rückschluss  von  der  Bedeutung  auf  die  Entstehung  des  Orna¬ 
mentes  zu  ziehen.  Nebenher  Hess  ich  mir  aus  einem  nach 
Brehms  Tierleben  zusammengestellten  brasilianisch-zoologischen 
Bilderbuch  die  Namen  der  abgebildeten  Tiere  angeben.  Schon 
hier  traf  ich  aber  auf  erhebliche  Unsicherheiten  in  der  Bestim¬ 
mung,  was  ich  nicht  sowohl  Brehms  Illustrationen  zur  Last  legen 
mochte,  als  der  Schwierigkeit  für  den  Indianer,  sich  in  eine  bild¬ 
liche  Darstellung  nach  unserer  Art  hineinzufinden,  weil  wohl  zu  viele 
dekorative  Momente  von  uns  in  der  Illustration  berücksichtigt 
werden.  Dieselbe  Unsicherheit  zeigte  sich  mir  aber  auch  bei 
der  Präsentierung  der  Abbildungen  aus  von  den  Steinens  Werk. 
Hier  waren  es  namentlich  die  Ornamente,  welche  schon  inner¬ 
halb  eines  Stammes  eine  verschiedene  Deutung  erfuhren.  So 
wurde  von  den  Trumai  das  Uluridreieck  (analog  den  Dreiecken 
Tafel  IV,  Abb.  12)  mit  dem  Fledermausdreieck  (Tafel  IV,  Abb.  2) 
regellos  beide  durcheinander  bald  mit  »olétapai»,  »kupiyanaläf« 
und  »mulützikakös«  bezeichnet.  Was  die  einzelnen  Worte  bedeuten, 
ist  noch  nicht  erwiesen,  denn  die  liguistisch  völlig  isolierte 
Stellung  der  Trumai  erschwert  beim  Mangel  an  jeglichem  Ver¬ 
gleichsmaterial  die  sprachliche  Bestimmung  ungemein,  »mulützi« 
kommt  in  den  Worten  Strohhalm,  Matte  und  anderen  als  Stamm 
vor,  es  ist  also  wahrscheinlich,  dass  es  für  das  Baststrohdreieck, 
das  Uluri,  ein  Wort  darstellt,  welches  das  Material  als  Stamm 
enthält.  Da  sonst  für  Uluri  erhaltene  Wort  ist  »desni  haptü« 
(Frauenkleid),  also  auch  kein  prägnantes  Wort  wie  Uluri,  son¬ 
dern  eine  Umschreibung.  Dies  erklärt  sich  daraus,  dass  ja  die 
Trumai  erst  das  Uluri  von  den  Kamayura  akzeptiert  haben.  Bei 
meinem  Besuch  hatten  nur  die  alten  Weiber  die  stammeseigen¬ 
tümliche  Bastbinde  noch  an,  die  jungen  kokettierten  bereits  in 
der  neu  überkommenen  Kamayuramode.  Fs  ist  daher  auch  be- 
greithch,  dass  das  Uluri  als  Motiv  bei  den  Trumai  nicht  fest¬ 
steht,  da  sie  nicht  unbedingt  in  dem  Dreieck  ein  Uluri  erkennen 
und  anfangen  zu  raten,  wenn  ihnen  ein  Dreieck  zur  Deutung 
vorgclegt  wird.  Die  bei  den  Trumai  l)eobachtete  Unsicherheit 
in  der  Bestimmung  des  (  )rnamentes  zeigte  mir  bereits,  dass 
/"lurchaus  nicht  alle  Stämme  in  demselben  Ornament  dassell)e 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


46  r 

Motiv  erkennen.  Dies  erhärtete  .sich  bei  den  Akuku.  Dort  wurde 
das  von  den  Steinensche  Ulurimuster  stets  mit  »fenigl«  (Piranyazahn) 
bezeichnet,  das  auch  auf  Masken  gern  verwendet  wird  (Tafel  IV, 
Abb.  12).  Die  Bedeutung  als  Uluri  war  gänzlich  unbekannt.  — 
Ihne  grössere  Verbreitung  hat  das  M  e  r  e  s  c  h  u  m  u  s  t  e  r 
(Tafel  II,  Abb.  32),  das  im  ganzen  Gebiet  die  gleiche  Bedeutung 
besitzt.  Die  Annahme  von  den  Steinens,  dass  es  von  den  Auetö 
erfunden  sei,  weil  es  bei  diesen  die  vollkommenste  Ausbildung 
erhalten  hat,  ist  nach  meiner  Erfahrung  durchaus  berechtigt.  Bei 
den  Trumai,  die  künstlerisch  ja  auf  einer  sehr  tiefen  Stufe  stehen, 
war  von  einer  Entwicklung  dieses  Musters  nichts  zu  erkennen.  Ver¬ 
schiedene  gut  ausgeführte  Zeichnungen  von  Mereschumustern  auf 
Kuyen,  wie  sie  Abb.  32  zeigt,  spreche  ich  den  Trumai  nicht  zu. 
Die  engen  Beziehungen  zu  den  Kamayura,  von  denen  sie  wirt¬ 
schaftlich  ganz  abhängig  waren,  werden  auch  manches  Stück 
aus  dieser  hoher  entwickelten  Kultur  zu  den  Trumai  verschleppt 
haben.  Auch  wo  das  Mereschumuster  als  eigene  Arbeit  erscheint, 
ist  es,  namentlich  auf  den  Holzmasken,  wie  häufig  bei  den  Ka¬ 
mayura,  von  einem  äusserst  fadenreichen  Netz  umgeben  (Tafel  IV,, 
Abb.  4).  Dieses  Netz  ist  aber  teilweise  unvollkommen  und  geht 
in  die  bei  den  Trumai  beliebte  Schlangenzeichnung  über.  Bei 
den  Nabuqua  und  mehr  noch  bei  den  Akuku  übervviegt,  wie  bei 
den  Bakairi,  noch  vielfach  das  Motiv  das  Ornament,  sie  sind 
also  viel  weiter  zurück  als  die  stilvolleren  Kulisehustämme.  Das 
Ornament  ist  von  ihnen  noch  nicht  genügend  als  solches  ver¬ 
standen,  das  zeigt  sich  allerorts.  Es  finden  sich  neben  sehr 
primitiven  Ausführungen  wohl  auch  tadellos  stilgerechte  Muster. 
Sehr  hübsch  hatte  namentlich  ein  Yamarikuma  seine  P'ingernägel 
ornamenteil  mit  Ritzmustern  verziert.  Es  ist  dies  aber  der  einzige 
mir  bekannte  Fall  und  wohl  nur  eine  absonderliche  Spielerei 
eines  Einzelnen.  Bei  den  Kuyen  aber  ist  es  sehr  wahrschein¬ 
lich,  dass  ein  grosser  Teil  dieser  Stücke  von  den  Auetö  stammt, 
mit  denen  sie  die  meisten  Beziehungen  haben,  wie  wir  wieder¬ 
holt  in  ihren  Dörfern  Auetö  antrafen  und  auch  von  den  Auetö 
aus  ihr  Gebiet  am  leichtesten  erreichen  konnten.  Die  Nabuqua- 
künstler  gaben  sich  nun  redlich  Mühe,  von  den  Auetö  zu  lernen. 
Wo  ihnen  eine  für  die  Einteilung  geeignete  Fläche  zur  Ver¬ 
fügung  stand,  gelang  es  ihnen  auch,  das  stilisierte  Mereschu¬ 
muster  der  Auetö  korrekt  zu  übertragen,  z.  B.  bei  den  Holz- 


.462 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


masken.  Anders  aber,  wenn  sich  der  Künstler  vor  die  Aufgabe 
•gestellt  sah,  auf  zwei  symmetrisch  unregelmässigen  Flächen  die 
Dekoration  anzubringen.  Dann  passierte  es  ihm  zuweilen,  dass  er 
in  der  Ausnützung  des  Raumes  oft  arg  ins  Gedränge  kam  (Tafel  II, 
Abb.  33),  weil  er  eben  nicht  ornamental-stilistisch  in  seiner  Zeich¬ 
nung  verfuhr,  sondern  Stück  an  Stück  aneinandersetzte.  So 
nahm  unwillkürlich  das  Muster  auf  der  einen  Seite  oft  mehr 
Raum  ein  als  auf  der  anderen.  Im  Gefühl,  eine  symmetrische 
Dekoration  hersteilen  zu  müssen,  suchte  der  Künstler  nun  nach 
•einer  passenden  Korrektur  durch  Ausfüllung  des  auf  der  einen 
Seite  überschüssigen  Raumes  mit  dem  gleichen  Motiv,  liess  sich 
aber  in  seiner  Bedrängnis  die  Gedankenlosigkeit  zu  Schulden 
kommen,  dass  er  das  eigentliche  Motiv  übersah  und  ohne  auf 
Anordnung  des  Netzes  Rücksicht  zu  nehmen,  die  Mereschuraute 
unmittelbar  an  die  Nachbarraute  anschloss,  also  das  Netz  ver- 
gass.  Man  sieht  aus  diesem  Beispiel,  das  sich  oft  wiederholt, 
dass  der  Nabuquakünstler  für  die  ornamenteile  Dekoration  noch 
nicht  weit  genug  im  Urteil  ist.  Wir  dürfen  deshalb  diese  voll¬ 
kommene  Ornamentierung  als  fremd  von  der  Kunst  der  Nabu- 
qua  ausschliessen.  Um  so  interessanter  sind  aber  die  primi¬ 
tiven,  nicht  oder  nur  wenig  stilisierten  Figuren,  an  denen  die 
Nabuqua  und  Akuku  weit  reicher  sind  als  die  Kulisehustämme. 
Die  Fischzeichnung  als  Raute  mit  Kiemenbogen  und  Schwanz 
findet  sich  häufig  (Abb.  34),  namentlich  auf  Rasseln,  daneben  die 
einfache  Netzzeichnung  (Abb.  35),  Masche  an  Masche  gesetzt, 
oder  die  Fischraute  (Abb.  36).  Zuweilen  suchte  nun  der  primi¬ 
tive  Künstler  eine  Verbindung,  konnte  sich  aber  von  dem  Vor¬ 
bild,  dem  Fische  Schwanz  und  Kiemen  zu  geben,  nicht  trennen 
und  setzte  in  einigen  Maschen  des  Netzes  noch  einige  mit  den 
Attributen  ausgestattete  Rauten  (Abb.  37),  gleichsam,  als  wolle 
er  eine  Erklärung  für  die  Kühnheit  seiner  Kombination  geben. 
Die  vielen  unbeholfenen  Versuche  machen  es  auch  wenig  wahr¬ 
scheinlich,  dass  die  einzelne  Mereschuraute  (Abb.  38)  als 
selbständiges  Ornament,  die  sich  häufig  findet,  den  Nabuqua 
und  Akuku  eigen  ist.  Jedenfalls  ist  auch  sie  von  den  Auetö 
•entlehnt,  wo  sie  gleichfalls  häufig  vorkommt,  sowohl  in  der  ein¬ 
fachen  Form  als  auch  mit  den  Rudimenten  der  Netzfäden,  die 
aus  der  Raute  ein  neues  Ornament  (Abb.  39)  machen.  Ein 
-eigenartiges  (  )rnamcnt  entsteht  auch  in  der  Teilung  der  Mcreschu- 


X  [  \'.  Amei  ikanisten-Kongress. 


463 


raute  (Abb.  40),  die  durch  eine  Unterbrechung  des  Mereschii- 
netzornamentes  mitten  durch  die  Raute  durch  den  Rand  des 
■Gegenstandes  oder  eine  Abschlusslinie  entsteht.  Diese  halbe 
Raute  bildet  alsdann  ein  selbständiges  Ornament  (Abb.  41  ),  und 
meist  sind  mehrere  durch  einen  Faden  des  Netzes  verbunden. 
Auch  die  einfache  Fischraute,  durch  Netzfäden  verbunden,  folgt 
diesem  Prozess  und  wird  geteilt,  oft  entweder  zu  gegabelten 
Stäben  (Abb.  42)  oder  zu  einem  Kreuze  (Abb.  43)  mit  Gabelenden. 
Nur  die  offene  Fischraute  kann  ich  im  Gegensatz  zu  den 
Mereschurauten  als  geistiges  Eigentum  der  Nabuqua-Akuku  an¬ 
nehmen,  da,  wie  ich  oben  schon  sagte,  auch  in  der  ursprüng¬ 
lichen  Form  mit  Schwanz  und  Kiemenbogen  sie  häufig  vor¬ 
kommt.  Auch  das  Netz  an  sich  ist  beliebt,  namentlich  die 
parallele  Aufzeichnung  der  Netzfäden,  aber  nicht  in  der  hübschen 
Übereinanderschiebung  (Abb.  44)  der  Auetö  und  Bakairi  ;  das 
Netz  löst  sich  vielmehr  in  konvergierend  gestrichelte  Reihen 
(Abb.  45)  auf.  Sehr  gern  wird  von  den  Nabuqua-Akuku  auch  das 
Zickzack  der  Schlangenlinie  und  eine  die  ganze  Fläche 
(Abb.  46)  überziehende  Tüpfelung  (Abb.  50)  angewendet,  die 
teils  allein,  teils  mit  der  Fisch-  und  Netzraute,  teils  mit  dem 
Schlangenzickzack  zusammen  vorkommt.  Für  die  Etagl-Nabuqua 
ist  ausserdem  eine  schwarz  ausgefüllte  Fischraute  (Abb.  47)  im 
Netz,  sowie  eine  oiTene  Fischraute  mit  Mittelpunkt  eigentümlich, 
für  die  ich  die  Bezeichnung  »asikantivöt«  und  »aseminotepüt« 
erhielt,  deren  Bedeutung  mir  noch  nicht  klar  ist.  Die  Auetö 
haben  eine  schwarze  Mereschuraute  und  die  Bakairi  eine  der 
zweiten  Raute  gleiches  Paku-Fischmuster.  IMöglich,  dass  die 
Etaglrauten  diesen  entsprechen.  Auch  eine  eigenartige  Grup¬ 
pierung  verschiedener,  der  Länge  nach  halbierter,  ausgefüllter 
Fischrauten  (Abb.  48),  die  der  auch  bei  den  Nabuqua  vorkom¬ 
menden  Panzerfischraute  anzugehören  scheinen,  kommt  auf  einer 
Rassel  vor.  Ein  grosses  künstlerisches  Geschick  verrät  die  Grup¬ 
pierung  nicht,  das  spricht  für  die  Nabuqua  als  Erfinder. 

Ein  sehr  merkwürdiges  Ornament,  das  allein  den  Nabu- 
qua-xAkuku  eigen  ist,  erscheint  als  ein  liegendes  »E«,  namentlich 
auf  Tanzrasseln.  Es  ist  dies  das  Rudiment  der  menschlichen 
Figur,  wie  es  deutlich  aus  der  Ritzfigur  auf  einer  Flöte  (Abb.  49) 
und  auf  einigen  Rasseln  (Abb.  5  o)  hervorgeht.  Die  ersten  Zeichnungen 
zeigen  noch  Arme,  Kopf  und  Beine  und  erinnern  in  dieser  Gestalt 


464 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


an  die  im  von  den  Steinenschen  W'erk  abgebildete  Rindenzeichnung- 
(Abb.  51)  und  an  die  Kopfteile  einzelner  Tanzrasseln  (Abb.  52). 
Die  untere  Hälfte  dieser  Figur  fällt  alsdann  ganz  weg.  Wir 
haben  auf  einer  Ku)-e  derartige  Figuren,  »kure«  genannt  (vgl. 
Abb.  34).  Schliesslich,  nachdem  die  Kopflinie  auch  noch  weg¬ 
gefallen  ist,  bleibt  das  liegende  E  übrig.  Namentlich  auf  der 
Flöte  (Abb.  49)  ist  die  ganze  Entwicklung  gut  zu  erkennen,  auch 
die  untere  Partie  der  Abbildung  hat  hier  eine  selbständige  Ent¬ 
wicklung  genommen.  Ganz  ähnlich  ist  eine  Kuyenzeichnung  der 
Etagl,  für  die  ich  den  Namen  »tunduni«  erhielt.  Das  bedeutet 
nach  meinen  Brehms  Aufnahmen  Libelle  oder  Fliege.  —  Auch 
mehrere  kleine  Kreuze,  über  die  Kuyenoberfläche  verteilt,  finden 
sich  auf  einem  Stück  der  Kalapalu  und  analog  auf  einer  Bakairi- 
Kuye.  Es  ist  dies  jedenfalls  ein  Flechtornament.  Die  nach 
von  den  Steinens  Reise  auch  an  den  Kulisehu  gelangenden  flachen 
Körbe  der  Paressi  zeigen  diese  hübschen  Flechtkreuze.  Da 
von  den  Steinen  bei  den  Bakairi  dieses  Ornament  noch  nicht  fand, 
so  ist  es  wahrscheinlich,  dass  es  jetzt  übernommen  wurde,  aber 
noch  wenig  Eingang  gefunden  hat,  wie  die  Seltenheit  des  Musters 
beweist.  —  Als  vereinzelt  auftretende  Motive  sind  die  Gürtel¬ 
tierkrallen,  in  Eorm  zweier  Halbmonde  (Abb.  53)  gegenübergestellt, 
ein  unbekannter  Vogel  (Abb.  54)  und  ein  Alligator  (Abb.  55) 
zu  nennen. 

Im  Anschluss  an  diese  Ornamente  und  Zeichnungen  der 
Nabuqua-Akuku  möchte  ich  hier  noch  gleich  eine  Reihe  von 
Zeichnungen  und  Ornamenten  zeigen,  die  ich  in  der  Festhütte 
des  Trumaidorfes  auf  einer  Reihe  von  Hauspfosten  eingeschnitten 
und  ausgemalt  sah,  ein  grosses  Bilderbuch,  das  von  der  Dar¬ 
stellungsweise  dieses  rätselhaften  Stammes  einen  Begriff  geben 
kann  (Tafel  III i.  Neben  dem  Pakufisch  (i)  und  der  schwarzen  Pi- 
ranya  (2)  steht  eine  Schlange  (3).  Dann  folgen  zwei  Schildkröten 
verschiedener  Art  (4  und  5  ).  Das  nächste  Bild  stellt  einen  Alli¬ 
gator  (6)  dar,  das  folgende  eine  Fledermaus  (7).  Es  folgen  drei 
'fiere  (8 — 10)  mit  dem  gleichen  Namen  »ualatu«,  der  auch  dem 
hier  aus  seinem  Werk  bcigesellten  von  den  Steinenschen  Affen  (11) 
gegeben  wurde,  weshalb  ich  nicht  zögere,  zumal  grosse  Ähnlichkeit 
vorliegt,  alle  drei  für  Affen  anzusprechen.  Die  nächsten  beiden 
Vierfüssler  (12  und  13)  sind  mir  unbekannt,  sie  tragen  den  Namen 
»düasük"  und  »j)a.sküan«.  Das  kleine  Bild  daneben  (14)  stellt 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


■Meyer,  Die  Kunst  der  Xingii-Indianer. 

Tafel  I. 


Figürliche  Darstellungen  der  Xingü-Indianer. 


X  1\'.  Anicrikanisleii-Kíjiigrtss. 


Meyer,  I  )ic  Kunst  der  Xingií-Indianer. 

Tafel  II. 


Flächenornameiite  der  Xingü-Indianer. 


X I V.  Amerikanislcn-Kuiigrcss. 


Meyer,  l)ie  Kunst  der  Xingú-Indianer. 

'I'afel  HI. 


rfostenzeichnungen  der  Trumai. 


Xl V.  Amei'ikanist en- Kongress. 


Meyer,  Die  Kunst  der  Xingú-Indianer. 

'l'afel  I  Y. 


Tanzmasken  der  olreren  Xingú-Indianer. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


465 


einen  AfTen,  einen  A'lakako,  dar;  daran  reihen  sich  zwei  Wesen 
(  I  5  und  16),  die  mir  mit  demselben  Namen  wie  die  von  den  Steinen- 
sche  menschenähnliche  Tokangiraameise  (17),  seine  menschliclie 
Lehmpuppe  (i&)  und  der  von  den  Steinensche  Topf  der  Wasserassel 
(19)  belegt  waren,  mit  »yauiän«.  Die  Natur  dieser  Wesen  ist  mir 
unklar.  Sollte  tatsächlich  damit  ein  Mensch  bezeichnet  werden? 
I  )ie  Wasserassel  braucht  uns  bei  der  Defination  nicht  zu  stören, 
da  wir  ja  gesehen  haben,  wie  unsicher  der  Indianer  im  Definieren 
von  Zeichnungen  und  Ornamenten  ist.  Das  letzte  körperliche 
Wesen  ist  ein  Vogel  (20),  welcher  Art,  ist  unbekannt.  Er  hat  Ähn¬ 
lichkeit  mit  der  Bororozeichnung  des  Kolibri  im  von  den  Steinen- 
schen  Werk.  Die  Bestimmung  der  nun  folgenden  Ornamente 
ist  schwieriger.  Die  ersten  Rauten  (21)  wurden  mit  »bäskepai« 
(Mereschufisch)  bezeichnet.  Die  beiden  nächsten,  »nini«  (22 
und  23)  erinnern  an  die  übereinandergeschobene  Netzzeichnung 
der  Auetö.  Es  folgt  wieder  das  typische  Mereschunetzornament 
(24),  und  auch  die  nächsten  Eiguren  (25 — 27)  sind  Fischrauten. 
Alsdann  kommen  mehrere  Schlangenmotive  (27 — 31),  das  letzte 
mit  roter  Parallelzeichnung  (auf  der  Abbildung  punktiert).  Die 
schlangenartige  Zeichnung  (32)  mit  korrespondierenden,  nach 
aussen  offenen  Bogen  ist  mir  unbekannt,  desgleichen  das  Gitter¬ 
werk  der  nächsten  Figuren  (33  und  34),  der  Tupfen,  »sölt« 
(35  und  37),  und  »paraksö«  (39),  sowie  das  abwechselnde 
schwarzrote  Gitter  »urinahanahät«  (36).  Die  nächste  Zeichnung, 
ebenfalls  Gitter  (38),  stellt  ein  Netz  dar  mit  undefinierbaren 
Tupfen  »tetlesäsko«.  Der  gleiche  diesen  Worten  zugrunde 
liegende  Stamm  »sasko«  findet  sich  auch  bei  den  mehrfachen 
Mereschunetzen  der  Masken  und  bei  den  Netzzeichnungen,  die 
den  Mädchen  als  Schutz  gegen  Menstrualblutungen  auf  die  Flaut 
gemalt  werden.  Da  ich  für  Jaguar  auch  das  Wort  »sa.sko«  erhielt, 
so  glaubte  ich  in  den  Tupfen  Jaguarflecke  zu  erkennen,  doch 
ist  diese  Erklärung  mit  der  Netzdeutung  nicht  gut  zu  vereinigen. 
Die  aufrechte  Tupfleiste  (40)  heisst  »ualala«.  Die  nächste  Zeich¬ 
nung  (41)  trägt  denselben  Namen  wie  der  Vierfüssler  (8),  und 
das  letzte  Zeichen,  ein  Winkel  (42),  wurde  mir  allen  Ernstes  als 
Termite  genannt.  Hoffentlich  gelingt  es  mir  noch,  für  die  un¬ 
bestimmten  Figuren  die  Deutung  zu  finden.  Auffallend  ist,  dass 
die  eigenartigen  Gitterornamente  sich  bei  keinem  der  anderen 
Stämme  in  dieser  Gestalt  wiederfinden,  sie  sind  jedenfalls  von 


XiV.  Amerikanisten-Kongress. 


466 

den  Trumai  aus  ihrer  früheren  unbekannten  Heimat  mitgebracht 
und  haben  sich,  wie  die  Weiberbastrolle,  noch  einige  Zeit  neben 
den  typischen  Xingiiornamenten  erhalten. 

Ich  möchte  nun  auf  ein  Hauptkapitel  der  Xingúkunst  noch 
etwas  eingehen,  das  der  Tanzmaske  (Tafel  IV'),  in  dem  der 
Xingiiindianer  die  meiste  Sorgfalt  in  der  Dekoration  entfaltet.  Das 
Wesen  der  Tanzmaske  hier  genauer  zu  erörtern,  würde  zu  weit 
führen  ;  es  erübrigt  sich  auch  insofern,  als  ^’on  den  Steinen  die  Be¬ 
deutung  dieses  Schmuckes  in  einem  sehr  eingehenden  Kapitel 
klar  beleuchtet  hat.  Deshalb  möchte  ich  von  der  Verwendung 
der  Masken  bei  den  von  mir  besuchten  Stämmen  hier  schweigen 
und  nur  die  Eigentümlichkeiten  der  Trumai-  und  Nabuquamasken 
näher  erörtern. 

Von  den  Trumai  hatte  von  den  Steinen  auf  der  ersten  Reise 
nur  einige  Gewebemasken  bekommen.  Mir  ging  es  gerade  umge¬ 
kehrt.  Ich  konnte  trotz  aller  Gebote  im  Trumaidorf  keine  dieser 
Gewebemasken  auftreiben,  sondern  lediglich  Stroh-  und  Holz¬ 
masken.  Sie  kannten  diese  Gewebemasken  wohl,  als  ich  sie  ihnen 
aus  von  den  Steinens  Werk  zeigte,  sie  nannten  sie  sämtlich  »keáné«, 
die  Piavagewebemasken  der  Bakairi  in  von  den  Steinens  Werk  aber 
mit  dem  Kamayurawort  »koahäa».  Auch  die  Holzmasken  wurden 
erst  auf  meine  Bestellung  gemacht.  Den  armen  Teufeln  schien 
vor  Angst  vor  den  sie  hart  bedrängenden  Erbfeinden,  den  Suyas, 
die  Lust  an  Festlichkeiten  ganz  \'ergangen  zu  sein,  jedoch  nahmen 
sie  sich,  da  ich  mehrere  Tage  bei  ihnen  blieb,  wenigstens 
Zeit  zur  Anfertigung  der  Muster  und  lieferten  halbwegs  brauch¬ 
bares  Material.  Sie  zeigen  alle  den  gleichen  Grundt}'pus  (i) 
und  heissen  »saramukä«.  Ivs  sind  schmale  dünne  Bretter  mit 
ganz  schmaler  Stirnleiste.  Die  kleinen  Augenlöcher  stehen  sehr 
dicht  zusammen  unter  der  Nase,  die  winzig  klein  aus  dem  Stirn¬ 
wulst  hervorragt,  der  Mund  fehlt  ganz.  Alle  Stirnleisten  haben 
ein  schmales  rotes  Mittelfeld.  Dicht  unter  den  Augen  beginnt 
das  eingerahmte  Gesichtsfeld  mit  dersellicn  reichen  Netzzeich¬ 
nung,  die  wir  von  den  Kamayura  her  kennen,  mit  Mereschu, 
Panzerfisch  und  dem  P'ledermausornament  von  den  Steinens  (2), 
über  dessen  anscheinende  Verwechslung  mit  dem  uluri  ich  schon 
sprach.  IGn  h'eld  war  völlig  von  Piranyazahnleisten  umrahmt  (  i). 
Drei  der  Masken  teilte  die  rote  Mittellinie  der  Yakuikatümaske 
der  Auetö.  Dabei  zierte  die  äusseren  Augenwinkel  durchweg 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


467 


dìe  Flügelzeichnung  dieser  Masken;  also  durchweg  Anklänge  an 
die  Nachbarn  bei  aller  Originalität.  Dass  sie  v'on  den  Auetö 
in  den  Masken  mehr  akzeptiert  haben  als  von  den  Kamayura, 
scheint  mir  für  die  Bedeutung  der  Auetö  als  Ursprung  dieser 
Yakuikatumasken  zu  sprechen.  Ausserdem  erhielt  ich  zwei 
Strohmasken  (3),  fast  rechteckige  Kopfhauben  mit  (Juerstab  am 
oberen  Ende,  «urukuké«  genannt.  Auf  dem  Stroh  waren  in 
roter  und  weisser  Farbe  eigentümliche  Rautenzeichen  angebracht, 
die  Fi.sche  darstellen  sollen. 

Bei  ihren  Nachbarn,  den  Kamayura,  fand  ich  die  von 
von  den  Steinen  aufgeführte  Hüvatholzmaske  (4),  aber  ohne  die 
Nasenzeichnung,  ferner  eine  grosse  Anzahl  kleiner  Gewebemasken 
(5)  in  Form  einer  unten  quer  abgeschnittenen  Ellipse.  Sie  ent¬ 
sprechen  in  der  Zeichnung  im  allgemeinen  den  Hüvatgewebemasken 
von  den  Steinens,  doch  fehlt  deren  Augenzeichnung.  Durchweg 
ist  ein  Stirnfeld  abgeteilt  und  stets  trennt  ein  roter  oder  schwarzer 
Mittelstreifen  zwei  Mereschufelder.  Eine  kleine  eigentümliche 
ovale  Maske  (6)  aus  schwarz-weissem  Strohgeflecht  entspricht 
wohl  der  Siebfiltermaske  der  Bakairi.  Ausserdem  traf  ich  noch 
■eine  typische  Auetö-Koahalumaske  an. 

Von  den  Auetö  mask  en  in  meiner  Sammlung  sind  die 
Gewebemasken  »koahalu«  (7)  alle  durch  ein  schwarzes  Stirn¬ 
feld  und  unmittelbar  anschliessende  schwarze  Mittellinie  aus¬ 
gezeichnet,  die  mehrfach  nach  aussen  eine  Schweifung  zeigt, 
der  wir  noch  öfters  begegnen  werden.  Die  Augen-  und  Mund- 
ringe  der  von  den  Steinenschen  Koahalumasken  fehlen,  oder 
die  Augen  sind  nur  aufgemalt.  Mereschumuster  ist  nur  bei 
■einer  verwendet,  dagegen  haben  zwei  Masken  lange  Zickzack¬ 
linien,  die  bekannten  Schlangenzeichen.  Die  gleichen  Schlangen¬ 
zeichen  zeigt  eine  mächtige  und  sehr  akkurate  Maske  »nu- 
turuä«  (8),  das  grosse  hüttenartige  Gebilde,  von  denen  ich 
bei  den  Auetö  fünf  vorfand,  aber  nur  eines  mitzunehmen  in  der 
Lage  war.  von  den  Steinen  erwähnt  diese  Masken  als  »turua«  bei 
den  Kamayura.  Ein  bemaltes  Mittelteil  fand  ich  bei  den  Guikuru- 
Nabuqua  mit  den  typischen  Nabuquamustern,  weshalb  ich  an¬ 
nehme,  dass  sie  auch  dort  heimisch  sein  mag.  Über  die  Be¬ 
deutung  dieser  Maske  ist  mir  nichts  weiter  bekannt.  ^Merkwürdig 
ist  es,  dass  von  den  Steinen  in  seinem  zweiten  Buch  unter  den 
.Sandzeichnungen  ein  Mittelfeld  dieser  ÌMaske  abbildet,  ohne  dass 


468 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


er  es  als  solches  erkennt.  Holzmasken  erhielt  ich  von  den 
Aneto  keine.  —  Auch  bei  den  IMehinaku,  die  ich  allerdings 
nicht  in  ihrem  Dorfe  besuchte,  ging  ich  leer  aus. 

Dagegen  wurde  ich  reichlich  belohnt  bei  meiner  Exkursion 
in  das  Nabuqua-Akukugebiet.  Schon  im  ersten  Nabuqua- 
dorf,  Etagl,  erhielt  ich  19  sehr  schön  ausgeführte  Masken  der 
verschiedensten  Typen.  Zunächst  war  es  eine  Strohmaske  nach 
Art  der  Trumaistrohmasken,  aber  breiter  und  ohne  Bemalung. 
Ferner  erhielt  ich  eine  Maske  aus  Rohrgeflecht  (9),  die  in  ähn¬ 
lichen  Formen  von  den  Steinen  schon  bei  dem  von  ihm  be¬ 
suchten  Nabuquastamme  am  Kulisehu  gesehen  haben  mag.  — 
Auch  eine  glatte  Holzmaske  (10)  in  der  Form  der  Gewebe¬ 
masken  war  vorhanden,  mit  Rohraugenringen  und  mächtigem 
Nasenstrich.  Ob  die  von  den  Steinensche  Auetömaske  dieser  Art 
von  hier  hergekommen  ist,  oder  ob  die  Etagl  sie  von  den 
Auetö  erhalten  haben,  lasse  ich  dahingestellt.  Von  viereckigen 
Holzmasken,  auch  hier  mit  dem  Tupiwort  »yakuikatu«  bezeichnet, 
waren  mehrere  Typen  in  diesem  Gebiet  vertreten.  In  Etagl 
zunächst  gab  es  schmale  Formen  in),  ähnlich  denen  der  Trumai, 
mit  schwarzem  Mittelstreifen  und  Mereschuzeichnung  in  roter 
Umrahmung  und  kleinen  Augenlöchern.  Die  Guikuru  und  Etagl 
hatten  eine  weitere  Form  gemeinsam  (12)  mit  breiter  Nase, 
breiteren  Augen  und  hellem  Grund  und  schwarzem  oder  rotem 
Mittelstreifen.  Die  Hüvatlinie  mehrerer  Stücke  lässt  auch  hier 
deutlich  den  Einfluss  der  Auetö  erkennen.  Die  Hauptform  ( 1 3), 
die  namentlich  den  Akuku  eigen  war,  ist  gross  und  sehr  schwer, 
mit  gewaltigem  Stirnwulst,  die  Augen  mit  Muschelstücken  besetzt, 
der  Mund  mit  Piranyazähnen  in  Wachs  bewehrt.  Die  Stirnwulst 
ist  durchweg  oben  schwarz,  unten  rot;  der  Mittelstreifen  ist 
rot.  Sämtliche  Yakuikatumasken  der  Nabuqua-Akuku  schmückt 
das  Mereschumuster.  Es  ist  namentlich  bei  den  entfernteren 
Stämmen  ein  gewisses  stereotypisches  Muster  üblich,  das  nur 
wenige  kleine  abzweigende  Varietäten  aufweist  und  im  Gegen¬ 
satz  zu  den  Mannigfaltigkeiten  der  Kulisehuformen  entschieden 
auffällt,  weswegen  mir  eine  Entlehnung  der  Holzmaske  von  den 
Auetö  sehr  wahrscheinlich  zu  sein  scheint,  zumal  sie  kein  eigenes 
Wort  für  sie  haben.  Anders  ist  es  mit  den  Gewebemasken  die 
Koambü  genannt  werden.  Auch  sie  tragen  fast  alle  das  Me¬ 
reschumuster,  zeigen  daneben  aber  eine  grosse  Mannigfaltigkeit 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


469 


in  der  Einteilung.  Bereits  in  l'.tagl  fand  ich  eine  Reihe  dieser 
Masken,  von  denen  eine  den  oben  erwähnten  Auetömasken 
gleicht,  zwei  andere  nur  ein  abgetrenntes  rotes  Stirnfeld  tragen, 
im  übrigen  aber  mit  dem  Mereschumuster  geschmückt  sind, 
zwei  weitere  aber  eine  kompliziertere  Einteilung  der  Beider 
aufweisen. 

Je  weiter  wir  hn  Nabuquagebiet  Vordringen,  um  so  kom¬ 
plizierter  (  14)  wird  die  Dekoration  der  Gewebemasken,  desto¬ 
mehr  hat  der  Künstler  in  der  Maske  durch  allerlei  Einien  und 
Flächenabteilung  auszudrücken  gesucht.  Der  nach  aussen  aus¬ 
biegenden  Mittellinie  bezw.  Mittelfeldes  sind  wir  bereits  bei  den 
Aneto  (vgl.  Tafel  II,  Abb,  33)  begegnet.  Es  stellt  dies  nichts 
anderers  vor  als  die  von  den  Nabuqua  bei  bestimmten  Masken¬ 
festen  getragene  Korperbemalung.  Das  Maskenfeld  ist  nicht 
mehr  das  Gesicht  allein,  es  repräsentiert  den  ganzen  Körper,  und 
durch  allerlei  Linien  sucht  der  Künstler  der  Verteilung  einiger  ihm 
besonders  wichtig  erscheinender  Körperteile  gerecht  zu  werden. 
Dabei  verquickt  er  jedoch  zwei  Ideen,  die,  menschliche  Körper¬ 
teile  zum  Ausdruck  zu  bringen,  mit  der  Wiedergabe  speziell 
den  Zweck  der  Maske  charakterisierender  Tierabzeichen,  wie 
dies  in  der  roteir  Mittellinie  des  Jakuvogels  auf  den  Yakuikatu- 
holzmasken  uns  schon  wiederholt  begegnet  ist.  Ich  habe  mir 
bei  den  meisten  Masken  jedes  Feld  und  jede  Linie  bezeichnen 
lassen,  doch  war  mir  die  Deutung  aller  dieser  Worte  bisher 
nicht  möglich.  Wie  weit  diese  Maskenteile  auf  Rechnung  des 
menschlichen  Körpers  oder  auf  Rechnung  des  mit  verewigten 
Tieres  zu  setzen  sind,  lässt  sich  oft  schwer  entscheiden,  zumal 
eben  auch  noch  die  Festbemalung  des  Körpers  eine  grosse 
Rolle  mitspielt,  die  grosse  Verschiedenheiten  aufweist.  Stirn, 
Kopf,  Augen,  Hals,  Brust,  Weichen  und  Nabel  lassen  sich  viel¬ 
fach  nachweisen,  dagegen  fehlt  die  Nase  fast  stets  oder  für  sie 
ist  ein  kleiner  Raum  an  der  obersten  Spitze  des  Maskenfeldes 
abgegrenzt,  was  der  Anordnung  von  Nase  und  Augen  auf  den 
Trumaimasken  entspricht.  Für  den  Nabel  (die  unteren  Kreise 
in  Abb.  14  bis  16  wird  auch)  oft  der  Mund  gesetzt.  Bei  der 
Willkür  der  Verteilung  der  Körperteile  über  das  Feld  darf  uns 
das  nicht  wundern,  ebenso,  wenn  unterhalb  des  Nabels  noch 
der  Kinnbart,  meist  durch  dichtes  Strohgehänge,  dargestellt 
wird.  Eine  namentlich  bei  den  Akuku  häufig  erscheinende 


470 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Zeichnung  ist  die  Abgrenzung  des  dunkelen  Feldes  (  14)  um  die 
Augen  mit  einem  Rohrstreifen.  Jedenfalls  stellt  auch  dieses 
Feld  eine  Festbemalung  dar.  Der  interessanteste  jMaskenort  war 
Arikuanako.  Hier  hatte  die  Kunst  und  Phantasie  in  der  Deko¬ 
ration  der  IMasken  die  grössten  Orgien  gefeiert.  Hier  fanden  sich 
aber  auch  Gegenstücke  zu  der  von  von  den  Steinen  beschrie¬ 
benen  Piavamaske  der  Bakairi,  die  zu  diesen  von  den  Akuku 
gelangt  sein  muss,  weil  diese  Dekoration  den  Bakairi  nicht 
eigentümlich  ist.  Ein  Fisch  (15)  und  ein  Jaguar  (16)  waren  in 
sehr  guter  Wiedergabe  in  der  Mitte  der  Masken  aufgenommen, 
ein  anderer  Fisch  war  nur  in  der  Hälfte  sichtbar. 

Die  ganze  Entwicklung  dieser  Koambümasken  bei  den 
Akuku  scheint  mir  zu  beweisen,  dass  für  die  Gewebemasken 
kein  anderer  Ursprungsort  gesucht  werden  darf  als  eben  die 
Akuku,  denn  es  muss  eine  lange  Durchbildung  der  Formen  vor¬ 
angehen,  um  eine  derartige  gefällige  und  reichhaltige  Gruppie¬ 
rung  zu  erzielen.  Bei  der  Einfachheit  der  Gewebemasken  der 
Auetö  möchte  ich  bezweifeln,  dass  sie,  wie  von  den  Steinen 
meint,  auch  die  Gewebemasken  geschaffen  haben;  ihr  sonst  so 
weit  entwickelter  Kunstsinn  würde  sie  entschieden  auch  nach 
dieser  Richtung  hin  weitergeführt  haben.  Ihnen  bleibt  der  Ruhm 
der  Holzmaske,  die  Gewebemaske  aber  gehört  den  Akuku. 

Durch  die  Kenntnis  der  Nabuqua-Akukugruppe  ist  nach 
meiner  [Meinung  dieser  Kulturkreis  der  oberen  Xingüvölker  als 
abgeschlossen  zu  betrachten,  denn  es  ist  nicht  anzunehmen, 
dass  einzelne  lose  Beziehungen  einiger  Nabuqua-Akukustämme 
am  Kuluene  mit  Stämmen  des  nördlichen  Parallelflusses,  Para- 
nayuba,  zu  denen  nur  eine  mehrwöchentliche  Reise  über  Eand 
führt,  auch  hier  einen  grösseren  ethnographischen  Ausgleich 
hervorgerufen  haben,  zumal  nach  einzelnen  mir  gemachten  Sprach- 
angaben  die  Mehrzahl  dieser  Paranayubastämme  einer  ganz  an¬ 
deren  Sprachgruppe,  der  der  Gesindianer,  anzugehören  scheint, 
deren  einzige  Repräsentanten  am  Xingii  die  gefürchteten  Suya 
sind,  mit  denen  aber  auch  schon  wegen  wiederholter  Feind¬ 
seligkeiten  ein  grösserer  Ausgleich  seitens  ihrer  Nachbarn  nicht 
stattfinden  konnte.  Nach  Westen  reicht  der  Kulturkreis  bis 
zum  Ronuro.  Die  Indianer  an  dessen  linkem  Ufer,  an  dem  wir 
eine  Ansiedlung  antrafen,  ohne  mit  ihnen  selbst  wegen  ihrer 
Scheuheit  in  Verbindung  treten  zu  können,  gehören,  wie  sämt- 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


471 


liehe  dort  entnommene  Gegenstände  zeigen,  einem  ganz  anderen 
Kulturkreis  an,  der  bereits  typische  Tapajozformen  aufweist. 
Auch  die  wenigen  Kayapo-  und  Kayabihorden,  welche  als  Jäger 
die  Kampstrecken  zwischen  den  Quellflüssen  des  Xingii  unsicher 
machen,  aber  scheu  jeder  Begegnung  ausweichen,  stehen  ausser¬ 
halb  des  von  uns  betrachteten  Kulturkreises,  da  keine  Bezieh¬ 
ungen  zwischen  den  Waldindianern  und  diesen  Kampindianern 
bestehen. 

Durch  von  den  Steinens  und  meine  Reisen  ist  für  die  Kunst 
der  Xinguindianer  insofern  ein  Niedergang  eingetreten,  als  sie  im 
Besitz  der  neuen  technischen  Hilfsmittel  —  Messer  und  Axt  — 
nicht  mehr  mit  der  alten  Liebe  und  Genauigkeit  bei  ihrer  Arbeit 
verfahren.  Diese  Erfahrung  konnten  wir  schon  bei  meiner 
zweiten  Expedition  machen  und  wird  auch  späteren  Reisenden 
nicht  erspart  bleiben.  Immerhin  ist  noch  viel  am  Xingu  zu 
holen,  auch  wenn  der  noch  ganz  unbekannte  Paranayuba  nicht 
als  Ziel  ins  Auge  gefasst  wird.  Eine  intensive  Vertiefung  in 
Leben,  Sitten  und  soziale  Verhältnisse  dieser  primitiven  Wald¬ 
indianer  verspricht  noch  interessante  Einblicke  und  reiches 
Material  für  die  Erkenntnis  der  Urgeschichte  der  Menschheit. 


Dii;  Ta])es. 

Von  C.  O.  Ullrich,  Rio  Grande  do  Sul  (Brasilien). 


I. 

Fast  im  Südosten  des  jetzigen  brasilianischen  Staates  Rio 
Grande  do  Sul,  da  wo  heute  sich  schmucke  Gehöfte  deutscher 
und  anderer  Kolonisten  neben  den  meist  primitiven  Hütten  der 
portugiesisch  redenden  Landbevölkerung  erheben,  —  wo  der 
Urwald  von  wohlbebauten  Feldern  und  üppiggrünen  Weiden 
unterbrochen  ist,  dort  lebte  vor  ca.  150  Jahren  das  zahlreiche 
Indianervolk  der  Tapes  (sprich  Taipes). 

Ganz  genaue  Grenzen  ihres  Gebietes  lassen  sich  nicht  an¬ 
geben,  denn  als  einzigen  festen  Anhalt  hätten  wir  nur  die  Scherben¬ 
funde,  die  ja  aber  schliesslich  auf  allen  nicht  kultivierten  Län¬ 
dereien,  wie  z.  B.  auf  allen  der  Viehzucht  dienenden  Campos  und 
in  den  noch  immer  bedeutenden  Urwäldern  auf  immer  oder  lange 
unentdeckt  bleiben. 

Die  historischen  Aufzeichnungen  über  diesen  Punkt  sind 
unzureichend.  Die  Jesuiten  nannten  den  östlich  ihrer  Provinz 
der  Missionen  des  Uruguay  gelegenen  Landstrich  »A  Provincia 
de  Tape«,  d.  h.  die  Provinz  des  Tape. 

Nach  vorhandenen  Dokumenten,  welche  einen  Teil  der 
Exposition  des  brasilianischen  Bevollmächtigten  Visconde  do 
Rio  Branco  ausmachten  und  die  dem  Präsidenten  der  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika  als  Schiedsrichter  im  »Missionsstreit« 
zwischen  Argentinien  und  Brasilien  vorgelegt  wurden,  sind  die 
Grenzen  besagter  Provinz  der  Missionen  in  folgender  Weise  an¬ 
gegeben:  Osten:  der  Rio  Taquary,  Süden:  der  Rio  Jaculiy  und 
Rio  Ibicuhy  etc. 

Wir  hätten  also  für  die  sogenannte  Provincia  de  Tape  als 
Nordgrenze  den  Ibicuhy,  den  Jacuhy  und  jedenfalls  dessen  Fort- 


474 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Setzung,  den  Guahyba.  Als  Ostgrenze  dürfte  die  Lagoa  dos 
Patos  wenigstens  zum  Teil  anzunehmen  sein,  denn  noch  heute 
führen  einzelne  Stellen  des  Ufers  den  Namen  der  Tapes,  z.  Ih 
Ponta  dos  Tapes,  Ilha  dos  Tapes.  Nehmen  wir  an,  dass  die 
sogenannten  »Patos«  wirklich  auch  die  Westufer  der  Lagoa  dos 
Patos  bewohnten,  so  musste  dieses  Volk  ein  friedliches  sein, 
welches  mit  den  Tapes  in  gutem  Einvernehmen  lebte  und  die 
alljährlichen  Wanderungen  derselben  zur  Meeresküste  nicht  störte. 
Für  diese  Wanderungen  sprechen  deutlich  zahlreiche  P'unde  von 
Seemuscheln  und  Knochen  von  Küstenfischen  von  Rio  Grande 
do  Sul,  auf  den  Scherbenstätten  der  Serra  dos  Tapes.  Im 
Süden  und  Westen  mag  die  Grenze  des  Tapesgebietes  nicht 
viel  über  die  Ausläufer  der  Serra  dos  Tapes  hinausgegangen 
sein,  da  ja  die  Campos  im  Süden  Rio  Grandes  von  den  Minu- 
anos  bewohnt  waren.  Das  Zentrum  werden  die  heutige  Serra 
dos  Tapes  und  die  Urwälder  zwischen  dem  Rio  Camaquam  und 
Jacuhy  gewesen  sein. 

In  der  Serra  dos  Tapes  scheint  an  einzelnen  Stellen  die 
Bevölkerungsdichtigkeit  grösser  gewesen  zu  sein,  als  dies  heut¬ 
zutage  der  Fall  ist. 


II. 

Die  Geschichte  hat  uns  fast  nichts  über  die  Tapes  zu 
melden.  Aus  den  wenigen  Aufzeichnungen  geht  aber  hervor, 
dass  sie  Beziehungen  mit  den  Guarany  der  Jesuitenmissionen  am 
Uruguay  unterhielten.  Sie  haben  das  gleiche  Schicksal  mit  jenen 
gehabt.  Sie  gehörten,  wie  gar  manche  andere  Völker,  zu  den 
unglücklichen  Nationen,  welche  dem  Anstürme  bedeutend  weiter 
vorgeschrittener  Eroberer  trotz  tapferster  Gegenwehr  unterliegen 
mussten,  nicht  weil  sie  unfähig  gewesen  wären,  eine  höhere  Stufe 
der  Zivilisation  zu  ersteigen  —  der  Gegenbeweis  wmrde  ja  in 
den  Missionen  geliefert  — ,  sondern  einzig  und  allein,  weil  die 
Mittel  der  Verteidigung  ganz  unzulängliche  waren. 

Bogen,  Pfeile,  Keulen  und  Lanzen,  Schleuder  und  Lasso 
gegen  P'linten,  Säbel,  Panzer  und  Kanonen  waren  zu  ungleiche 
Waffen,  um  mit  denselben  einen  völligen,  dauernden  Sieg  er¬ 
ringen  zu  können.  Die  den  Eroberern  günstigen  klimatischen 
und  topographischen  Verhältnisse  des  Südens  von  Rio  Grande 
do  Sul  besiegelten  und  beschleunigten  vollends  den  Untergang.. 


XIV.  Amerikanisten-Kongre.ss. 


475 


Dazu  gesellte  sich  von  seiten  der  Tapes  ein  besonders  krie¬ 
gerischer  Geist  und  seitens  der  h'roberer  die  Sucht,  die  Indianer 
dem  Vieh  gleich  behandeln  und  zu  Sklaven  machen  zu  wollen. 
Alle  Umstände  trieben  auf  eine  Vernichtung  hin. 

Obwohl  schon  zu  Anfang  der  Kolonisierung  von  Rio  Grande 
do  Sul,  also  vom  Jahre  1737  an,  einzelne  heftige  Kämpfe  vor¬ 
kamen,  weil  die  Tapes  sich  jedenfalls  durch  Gründung  der 
Villa  Rio  Grande  in  ihren  Wanderungen  zur  Meeresküste  behin¬ 
dert  glaubten,  so  war  den  Tapes  dadurch  doch  weiter  kein  Ab¬ 
bruch  getan  und  ihre  eigentlichen  Wohnsitze  unberührt  und 
unbedroht  geblieben.  Erst  im  Jahre  1754  begann  der  unselige 
Kampf,  welcher  zur  Vernichtung  und  Vertreibung  der  durchaus 
tüchtigen  Urbevölkerung  von  Rio  Grande  do  Sul  führte. 

Der  Schlag,  welchen  der  allmächtige  Marquis  Pombal  durch 
seinen  Bruder,  den  General  und  Obergouverneur  von  Brasilien, 
Gomes  Freire  de  Andrade,  Conde  de  Bobadella,  gegen  die  von 
ihm  tödlich  gehassten  Jesuiten^)  und  deren  »Imperium«  führen 
wollte,  traf  vor  allen  Dingen  die  unglücklichen  Indianer,  welche, 
zum  grössten  Teil  katechisiert,  unter  der  Leitung  der  Pater  zu 
grossen  Hoffnungen  in  kultureller  Hinsicht  berechtigten.  In  diesen 
Kampf  wurden  die  Tapes  mit  hineingerissen,  die  auch,  weil  sie 
ihr  Territorium  zunächst  bedroht  sahen,  als  die  ersten  Kämpfer 
ins  PVld  traten. 

Schon  gleich  nach  Beginn  der  Arbeiten  der  spanisch-portu¬ 
giesischen  Grenzkommission  sehen  wir,  1754,  den  Tapeshäupt¬ 
ling  José  Tyarayú,  genannt  Sepé,  an  der  Spitze  einer  Horde 
Indianer  der  Missionen  bei  Santa  Thecla  am  obern  Rio  Negro, 
unweit  der  heutigen  Stadt  Bagé,  der  besagten  Kommission  die 
Einstellung  der  Arbeiten  gebieten  mit  der  stolzen  Bemerkung  : 
»sie  hätten  kein  Recht,  ihnen  (den  Indianern)  das  Land  zu  neh¬ 
men,  welches  sie  allein  von  Gott  und  ihren  Vätern  bekommen 
hätten«  (nach  einer  andern  Version  »von  Gott  und  dem  heiligen 
Michael«  ). 

Die  Kommission,  zu  schwach,  um  Widerstand  leisten  zu 
können,  zog  sich  wieder  zurück,  und  die  Höfe  von  Lissabon 
und  Madrid,  —  oder  besser  nur  ersterer  — ,  beschlossen  den 
Krieg  gegen  das  Reich  der  Jesuiten. 

Im  Norden  Brasiliens  besorgte  das  gleiche  Geschäft  ein  zweiter  Bruder 

Pombais. 


4/6 


XIV.  Amerikanisten-Konçress 


Nicht  lange  nach  Verjagung  der  Grenzkommission  sehen 
wir  den  Tape  Sepé,  welcher  übrigens  Rang  und  Titel  eines 
Alferes  Real  do  Povo  de  São  Miguel  (zu  deutsch:  Königlicher 
Fähnrich  der  Ortschaft  Sankt  Michael)  besass,  mit  einer  Horde 
am  Rio  Pardo  auftauchen,  woselbst  er  am  29.  April  1754  das 
portugiesische  P'ort  Jesus  Maria  überfällt.  Der  Angriff  wird  je¬ 
doch  vom  Kommandanten  Oberstleutnant  Thomas  Luiz  Osorio 
glücklich  abgeschlagen.  Nach  Sepes  Plane  lassen  sich  nun  bei 
einem  Scheinangriffe  dreissig  seiner  Leute  gefangen  nehmen,  um 
einen  neuen  Angriff  im  Fort  selbst  zu  unterstützen.  Der  Plan 
wird  jedoch  entdeckt  und  die  Gefangenen  mit  elf  Mann  Bedek- 
kung  nach  Rio  Grande  eingeschififc. 

Auf  dem  Guahyba  überfallen  sie  die  Wachen  und  töten 
fünf  derselben,  werden  jedoch  nach  langem  Kampfe  besiegt  und 
die  Überlebenden,  fünfzehn  an  der  Zahl,  glücklich  abgeliefert. 
Diese  Gefangenen  wurden  nach  Rio  de  Janeiro  geschickt,  wo 
sie  von  José  Basilio  da  Gama,  dem  Dichter  des  »Uruguay«, 
gesehen  wurden.  Später  brachte  sie  General  Andrade  mit  nach 
Rio  Grande  do  Sul,  wo  er  sie  reich  beschenkt  entliess,  in  der 
Meinung,  auf  diese  Weise  die  Indianer  auf  seine  Seite  zu  bringen. 

Das  Glück  ist  den  Indianern  nochmals  günstig,  als  Andrade 
im  Juli  1754  sich  anschickt,  dem  kombinierten  Angrififsplane 
gemäss  gegen  São  Borja  vorzurücken  und  er  den  Jacuhy  über¬ 
schreitet.  Er  sieht  sich  infolge  Ausbleibens  der  spanischen  Ab¬ 
teilung  und  durch  zweimonatliches  Hochwasser  gezwungen,  einen 
Waffenstillstand  mit  den  vereinigten  Indianerstämmen  zu  schliessen 
und  muss  sich  nach  Viamão  in  die  Gegend  des  heutigen  Porto 
Alegre  zurückzuziehen. 

P'rst  am  16.  Januar  1756  gelingt  es,  beide  Abteilungen  bei 
dem  heutigen  Bagé  fast  an  derselben  Stelle  zu  vereinigen,  an 
welcher  die  Grenzkommission  von  Sepé  verjagt  wurde. 

Andrade  hat  die  gefangenen  Indianer  freigelassen  und  hoftf 
auf  eine  günstige  Verhandlung. 

Nicht  lange  danach  treffen  auch  wirklich  zwei  Kaziken  im 
Lager  ein.  Es  ist  der  uns  bekannte  Tape  Sepé  und  der 
Guaranyhäuptling  Cocambo,  welche  verlangen,  dass  die  Truppen 
zurückgehen  sollen. 

José  B.  da  Gama  hat  diese  Unterhandlung,  welche  nach 
einer  Anmerkung  wörtlich  nach  den  Aufzeichnungen  des  portu- 


XIV  Amerikanisten-Kongress. 


477 


giesischen  Feldtagebuches  wiedergegeben  ist,  ausführlich  be¬ 
handelt.  Der  Portugiese  besteht  darin  auf  seinem  vermeintlichen 
Recht  und  behandelt  die  Indianer  wie  Rebellen,  nachdem  er 
eingesehen,  dass  gütiges  Zureden  und  Geschenke  nicht  wirken. 
Es  ist  rührend,  zu  lesen,  wie  die  Indianer  ihr  gutes  Recht  beredt 
verteidigen  und  alles  aufbieten,  um  den  General  zur  Umkehr  zu 
bewegen. 

Natürlich  sind  beiderseits  alle  Versuche  vergebens.  Die 
Feindseligkeiten  beginnen  schon  wenige  Tage  nachher.  Am 
6.  Februar  1756,  8  Uhr  abends  bei  Mondschein,  kam  es  an  den 
Ufern  des  Rio  Vaccacahy,  unweit  des  heutigen  São  Gabriel,  zu 
einem  blutigen  Gefecht  zwischen  700  Indianern  und  180  Spaniern 
und  120  Portugiesen  unter  Befehl  des  Oberstleutnants  José 
Joaquim  Viana,  dem  der  spanische  Befehlshaber  Andonaegue 
ausdrücklich  befohlen  hatte,  allen  Gefangenen,  die  er  machen 
würde,  den  Hals  abschneiden  zu  lassen.  Man  kann  sich  hieraus 
einen  Begriff  von  dem  Gemetzel  machen  ! 

Sepe,  der  unermüdliche  Tape,  welcher  die  700  Indianer  ') 
anführt,  verrichtet  im  Vereine  mit  einigen  andern  Führern  und 
Getreuen  wahre  Wunder  der  Tapferkeit.  Schon  schwer  ver¬ 
wundet,  wird  er  ^durch  einen  portugiesischen  Dragoner  vom 
Pferde  gestochen  und  von  Viana  durch  einen  Pistolenschuss  in 
die  Brust  getötet. 

Noch  heute  erinnert  der  Name  eines  F'lüsschens  und  einer 
kleinen  Ortschaft  jener  Gegend  an  den  unglücklichen  Tapes¬ 
häuptling  Sepé. 

Am  IO.  Februar  1756  findet  dann  die  sogenannte  Schlacht 
von  Caá-ibaté  oder  Cahybaté  statt,  in  welcher  1400  Indianer  der 
vereinigten  Stämme  getötet  werden.  Die  Spanier  und  Portu¬ 
giesen  haben  nur  3  Tote  und  8  Verwundete!!! 

Man  erbeutet  von  den  Indianern  20  Geschütze  aus  Rohr 
(taquarussü),  mit  Rohleder  überzogen,  Zweipfünder,  die,  wie  es 
scheint,  nicht  in  Tätigkeit  getreten  sind. 

Mit  wieviel  Leuten  die  Tapes  bei  diesen  und  anderen  Ge¬ 
fechten  beteiligt  waren,  ist  nirgends  gesagt.  Wir  finden  aber 
eine  Abteilung  Tapes  ausdrücklich  erwähnt  im  Gedicht  »O  Uru¬ 
guay«  und  dessen  Anmerkungen.  Es  lässt  sich  annehmen,  dass 


q  Vortrab  des  Hauptheeres  unter  Befehl  von  X’icolaü  Languirti. 


4/8 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


ihr  Kontingent  ein  ziemlich  starkes  war.  Sepe  wird  übrigens 
kaum  über  Leute  von  andern  Stämmen  allein  kommandiert  haben  ; 
seine  Horde  hat  jedenfalls  grösstenteils  aus  Tapes  bestanden. 

Nachfolger  Sepés  wurde  ein  gewisser  Pindó,  der  bei  der 
Beschreibung  der  Tapesreiterei  von  Basilio  da  Gama  mit  er¬ 
wähnt  wird. 

Dieser  Pindó  und  seine  Leute  steckten  São  Miguel  in 
Brand,  so  dass  Andrade  nur  rauchende  Trümmerhaufen  vorfand. 
Die  Besatzung  von  S.  Miguel  und  andere  Abteilungen  ver¬ 
schwanden  in  den  Urwäldern;  nur  wenige  von  den  Indianern 
kehrten  in  die  Missionen  zurück  und  unterwarfen  sich  einem 
Regimenté,  das  nicht  nur  materiellen,  sondern  auch  völlig 
moralischen  Untergang  brachte. 

Andrade  und  Pombal,  wie  auch  manche  Geschichtsschreiber 
damaliger  Zeit,  versuchten  diesen  Vernichtungskampf  als  einen 
Befreiungskrieg  für  die  armen  Indianer  vom  Joche  tyrannisch 
regierender,  heuchlerischer  Pfaffen  darzustellen. 

Was  man  da  schreibt  von  Entbehrungen  der  Indianer,  von 
Strafen,  schwerer,  schlecht  gelohnter  Arbeit,  Erziehung  zum  Aber¬ 
glauben  unter  jesuitischer  Herrschaft,  das  trifft  in  noch  viel 
höherem  Masse  zu  unter  dem  Regime  der  »Befreier«. 

Sie  regierten  mit  unumschränkter  Willkür,  waren  dem  In¬ 
dianer  Lehrer  aller  Laster,  demoralisierten  den  Rest  der  Missions¬ 
bevölkerung  also  vollständig,  und  es  wurde  denn  auch  erreicht, 
dass  in  nicht  ganz  150  Jahren  von  den  blühenden  Dörfern  mit 
einer  arbeitsamen  Bevölkerung  von  ca.  30000  angesiedelten  In¬ 
dianern  unter  musterhafter  Leitung  nur  noch  Ruinen  und  ein 
moralisch  total  verkommenes  Häufchen  P'aulenzer  übrig  ge¬ 
blieben  sind. 

Auch  die  Tapes,  welche  ja  nun  von  allen  Seiten  einge¬ 
schlossen  waren,  mussten  in  dem  ungleichen  Kampfe  unterliegen. 

Eine  Zeitlang  mögen  sie  noch  durch  die  schwer  zugäng¬ 
lichen  Urwälder  geschützt  gewesen  sein,  wie  sich  denn  sogar 
einzelne  kleine  Trupps  in  den  Wäldern  nördlich  des  Rio  Cama- 
quam  bis  in  die  70er  Jahre  des  19.  Jahrhunderts  erhalten  haben. 
Es  scheint  aber,  dass  schon  gegen  das  letzte  Viertel  des  18.  Jahr¬ 
hunderts  das  ganze  Volk  aus  seinen  Lebensgewohnheiten  durch 
fortgesetzte  Kämpfe  herausgedrängt  wurde  und  entweder  in  plan¬ 
los  umherziehenden  Banden  gänzlich  verwilderte  oder  —  jedoch 


XI \'.  Amerikanisten-Kongress. 


479 


wohl  nur  zum  kleinsten  Teile  —  sich  da  der  Zivilisation  an¬ 
schloss,  wo  ihm  ein  Kiederlassen  unter  Garantie  voller  Freiheit 
gewährt  wurde.  Mangel  an  Nahrung  und  die  Kugeln  der  euro¬ 
päischen  Kolonisten  werden  dann  zur  raschen  Vernichtung  jener 
umherstreifenden  Horden  beigetragen  haben.  Vielleicht  sind  auch 
grössere  Abteilungen  weiter  in  entlegene  Gegenden  gezogen. 
Von  denen,  welche  sich  der  Zivilisation  zuwandten,  mögen  viele 
in  den  langwierigen  Kriegen  zwischen  Spaniern  und  Portugiesen, 
welche  um  den  Besitz  des  grössten  Teils  von  Rio  Grande  do  Sul 
kämpften,  umgekommen  sein.  Der  Rest  vermischte  sich  schliess¬ 
lich  mit  Nachkommen  der  Eroberer  oder  mit  entlaufenen  Sklaven, 
und  es  entstand  eine  Mischrasse,  welche  heute  das  Proletariat 
der  Landbevölkerung  ausmacht.  Der  echte  Tape  mit  seinen 
Lebensgewohnheiten  ist  gänzlich  verschwunden.  Nachforschungen 
bei  ältesten  Bewohnern  der  Serra  dos  Tapes  haben  ergeben, 
dass  schon  um  das  Jahr  1830  keine  Indianer  mehr  in  der  Zone 
südlich  des  Rio  Camaquam  gesehen  worden  sind,  d.  h.  in  jenen 
Jahren  nahmen  die  Eltern  der  betreffenden  Gewährsleute  Besitz 
von  ihren  Landkonzessionen,  welche  aus  Urwald  bestanden. 

Es  ist  aber  leicht  möglich,  dass  schon  lange  vor  dieser 
Zeit  die  letzten  Tapes  verschwanden,  obwohl  aus  der  Beschaffen¬ 
heit  der  Topfscherben  hervorgeht,  dass  sie  sich  länger  im  Ur- 
walde  der  Serra  dos  Tapes,  als  auf  den  anstossenden  Campos 
gehalten  haben.  Die  ethnographischen  Funde  deuten  überdies 
auch  an  vielen  Orten  der  Serra  dos  Tapes  auf  einen  grösseren 
Zeitraum;  so  fand  man  Topfscherben,  Steinbeile  und  auch  ein¬ 
zelne,  in  der  Form  den  Steinäxten  ähnliche  eiserne  Beile  fuss- 
tief  in  der  Erde  unter  den  Wurzeln  dicker  Palm-  und  Baum¬ 
stumpfen.  Könnte  diese  Tatsache  nicht  auch  zugleich  als  Beweis 
dafür  gelten,  dass  die  ehemaligen  Pflanzungen,  welche  die  Tapes 
gehabt  haben  müssen,  wieder  völlig  mit  Urwald  bewachsen  sind.^ 

Eigentümlich  ist  es,  dass  direkte  Nachkommen  der  Tapes 
(wenigstens  geben  sie  sich  für  solche  aus),  keine  blasse  Ahnung 
von  der  Anfertigung  von  Töpfen  und  Steinbeilen,  sowie  Ver¬ 
wendung  der  letzteren  haben.  Sie  glauben,  wie  auch  viele 
Kolonisten,  diese  Steinbeile  seien  als  »Donnerkeile«  vom  Himmel 
gefallen. 

Schreiber  dieses  kennt  eine  alte  Frau,  deren  Vater  von 
Kolonisten  jenseits  des  Rio  Camaquam  zufällig  gefangen  ge- 


48o 


XIV'.  Amerikanisten-Kongress. 


nommen  wurde.  Er  befand  sich  im  Zustande  völliger  Wildheit 
in  bezug  auf  Kleidung,  Nahrung  u.  s.  w.  Später  verheiratete  er 
sich  mit  einer  Indianerin  aus  einer  angesessenen  Familie.  Dieser 
Indianer  betete  regelmässig  und  zu  gewissen  Stunden  das  »Vater 
Unser«  und  »Ave  Maria«  in  seiner  Sprache,  ein  Beweis,  dass 
er  zu  den  katechisierten  Indianern  gehörte.  Seine  Leiche  ist  in 
der  Kirche  von  São  João  de  Camaquam  beigesetzt.  Eigentüm¬ 
lich  ist  es,  dass  die  Tochter  jenes  Indianers  blaue  Augen  hat. 
Wie  sie  versichert  hat  auch  ihr  Vater  solche  besessen.  Erklär¬ 
lich  ist  die  Sache  nur,  wenn  man  den  Erzählungen  von  den  in¬ 
timen  Beziehungen  der  Väter  Jesu  zu  den  Indianern  Glauben 
schenkt.  Unter  den  Patern  befanden  sich  einige  Deutsche! 
Die  eben  erwähnte  P'rau  gehört  mit  zu  denen,  welche  die  Stein¬ 
beile  für  Donnerkeile  halten. 

Sprache.  —  Rasse. 

Die  Tapes  gehörten  zur  Gruppe  der  sogenannten  Tupy 
und  müssen  daher  die  Lingua  Geral  gesprochen  haben.  Letztere 
war  und  ist  unter  verschiedenen  Namen  bekannt.  In  der  bereits 
zitierten  Exposition  des  Visconde  do  Rio  Branco  heisst  es 
unter  anderem;  »Die  Guaranys  vom  Paraguay  und  die  Tupy 
Brasiliens  sprachen  und  sprechen  sämtlich  die  Sprache  aba  ñeenga, 
d.  i.  Sprache  der  Menschen,  von  den  Portugiesen  Lingua  Geral 
dos  Brazis  —  (zu  deutsch  :  allgemeine  Sprache  der  Brasilier) 
genannt,  heute  jedoch  mehr  unter  dem  Namen  »Guarany  be¬ 
kannt,  eine  Bezeichnung,  welche  die  Jesuiten  in  Paraguay  dieser 
Sprache  gaben.«  — 

In  einem  andern  Werke:  Chorographia  do  Brazil  von 
Dr.  Joaquim  M.  de  Lacerda  ist  die  Tupysprache  mit  »nhehen- 
gatü«  bezeichnet.  Als  Beweise  dafür,  dass  die  Tapes  diese 
Sprache  gesprochen  haben,  dürfte  wohl  gelten  :  die  engen  Be¬ 
ziehungen  derselben  zu  den  Guarany  der  Uruguaymissionen  — 
und  weiter,  gleiche  Benennung  von  Pdüssen  des  Tapegebietes 
und  der  genannten  Missionen.  Es  sind  die  Flüsse  Camaquam 
und  Piratiny.  Dass  die  Sprache  der  Indianer  eine  sehr  reiche 
gewesen  ist,  davon  zeugen  die  in  die  brasilianische  Sprache 
herübergenommenen  Namen  von  Flüssen,  Örtlichkeiten,  Bergen, 
fast  allen  Pflanzen,  sehr  vielen  Vierfüssern,  In.sekten,  Fischen 


u.  s.  w. 


XIV.  Amerikanisten-Kongres«.  ^8  ] 

Ein  Volk  mit  solchem  Sprachreichtum  kann  man  nicht 
ohne  weiteres  als  wild  be/.eichnen. 

Versuchen  wir  nun  etwas  näher  auf  die  Rasseneigentüm¬ 
lichkeiten  der  Tapes  einzugehen.  Die  Xachkommen  derselben 
oder  wenigstens  diejenigen,  welche  sich  als  solche  bezeichnen, 
unterscheiden  sich  von  den  übrigen  Brasilianern  durch  gedrungenen, 
nicht  selten  auch  grossen,  starken  Körperbau,  breites  Gesicht 
mit  vorstehenden  Backenknochen,  einer  eigentümlich  gebogenen, 
nach  unten  hängenden  Nase,  wulstigen  Idppen,  grobes,  schwarzes 
Maar,  wenig  Bart,  funkelnde,  dunkle  Augen  und  eine  kupfer¬ 
braune  bis  schmutziggelbe  Hautfarbe.  Die  helleren  Individuen 
haben  mehr  Ähnlichkeit  mit  Chinesen.  Die  Augenstellung  deutet 
auf  mongolische  Mischung  hin.  Einige  Autoren,  wie  João  von 
Erankenberg  in  seiner  Historia  do  Brazil  vertreten  die  Ansicht, 
dass  in  grauer  Vorzeit  eine  mongolische  Einwanderung  statt¬ 
gefunden  hat.  Welcher  Typus  nun  denjenigen  der  Tapes  dar¬ 
stellt,  lässt  sich  kaum  entscheiden.  Alle  Versuche  Gerippe  zu 
erhalten,  schlugen  fehl  und  so  ist  bis  jetzt  die  einzige  Möglich¬ 
keit  genommen,  genauere  Studien  in  dieser  Richtung  vorzunehmen. 

Religion. 

Leider  sind  uns  keinerlei  Nachrichten  über  Glauben  und 
religiöse  Gebräuche  der  Tapes  erhalten.  Wir  dürfen  aber  wohl 
annehmen,  dass  sie  gleich  andern  Stämmen  die  Sonne  und  den 
Mond  verehrten.  Die  Priester  übten  jedenfalls  unumschränkte 
Gewalt  aus. 

Geschichtliche  Dokumente  weisen  auf  Beziehungen  der 
Tapes  zu  den  Missionen  am  Uruguay  hin  und  ist  darum  anzu¬ 
nehmen,  dass  ein  grosser  Teil  der  Tapes  katechisiert  worden  ist. 

Charakter. 

Wie  schon  bemerkt,  war  ein  Hauptzug  im  Charakter  der 
Tapes  die  Kriegslust,  eine  Erscheinung,  welche  auch  vor  1500 
Jahren  bei  unseren  Vorfahren  im  alten  Germanien  beobachtet 
wurde.  Ereiheits-  und  Vaterlandsliebe  waren  damit  verbunden. 

Ausdauer,  Geduld,  Fleiss  und  eine  gewisse  Kunstliebe  und 
eine  Art  Kunstsinn  erkennen  wir  aus  den  wenigen  Überresten 
ihrer  Geräte,  Pietät  gegen  ihre  Toten  aus  der  sorgfältigen  Be¬ 
stattung  derselben  in  Urnen  und  tönernen  Särgen.  Wir  dürfen 

31 


482 


Xn'.  Amerikanisten-Kongress. 


annehmen,  dass  dieses  Volk  unter  günstigen  Verhältnissen  fähig 
gewesen  wäre,  eine  höhere  Stufe  der  Kultur  zu  erreichen. 

Lebensweise.  —  Beschäftigung. 

Die  Tapes  lebten  (nach  Pinto  Guimarães  i  in  kleineren 
Horden  von  ca.  50  P'amilien,  deren  jede  einem  Kaziken  unter¬ 
stand.  Primitive  Hütten  aus  Holz  oder  Häuten,  vielleicht  auch 
natürliche  Höhlen  mögen  als  Wohnung  gedient  haben. 

Man  darf  wohl  annehmen,  dass  die  Scherbenstätten  iden¬ 
tisch  mit  den  ehemaligen  Wohnplätzen  sind.  Sie  finden  sich 
fast  immer  auf  den  Höhen  der  Hügelketten.  Jedenfalls  hatten 
die  Tapes  wichtige  Gründe,  die  Wohnungen  auf  diese  Weise  an¬ 
zulegen. 

Auf  den  Anhöhen  ist  der  Wald  weniger  von  den  Rohr¬ 
arten  Taquara  und  Cresciuma  durchwachsen,  die  man  mehr,  un¬ 
durchdringliches  Dickicht  bildend,  an  den  Ufern  der  Wasser¬ 
läufe  und  Niederungen  antrifft.  Es  ist  klar,  dass  dies  ein  Hin¬ 
dernis  war.  Vielleicht  sind  auch  Gesundheitsrücksichten 
massgebend  gewesen.  In  den  Tälern  herrscht  ausserdem  ein 
bedeutend  grösserer  Temperaturunterschied,  als  auf  den  Höhen. 

Zu  verkennen  ist  auf  keinen  P'all,  dass  wichtige  Beweg¬ 
gründe  die  Ansiedlung  auf  den  Höhen  veranlasste,  denn  Aus¬ 
nahmen  sind  fast  gar  nicht  zu  verzeichnen. 

Die  Beschäftigung  der  Tapes  musste,  wie  die  aller  andern 
Naturvölker,  eine  vielfältige  sein,  da  sie  sich  Nahrung,  Kleidung, 
Geräte  und  Waffen  selbst  herstellen  mussten  und  wohl  keine 
Idee  von  Arbeitsteilung  hatten. 

Die  Beschaffung  von  Nahrung  ist  für  alle  Menschen  die 
wichtigste  Frage  und  auch  die  Tapes  hatten  bei  der  Armut, 
der  von  ihnen  bewohnten  Wälder  an  essbaren  Früchten  und  bei 
dem  Mangel  grosser  fischreicher  Flüsse,  gewiss  mit  manchen 
Schwierigkeiten  zu  kämpfen. 

Aufgefundene  Knochen  deuten  auf  die  Jagd  kleinerer  Tiere, 
wie  Tatù,  Cutia,  Coati  u.  a.  Knochen  von  Seefischen  (M\'ra- 
guaya  und  Bagre)  beweisen,  dass  alljiihrlich  eine  Abteilung  an 
die  Meeresküste  zog,  um  dem  I'ischfang  obzuliegen. 

Stücke  von  eigentümlichen  Siebtôjhen,  wie  solche  noch 
um  1 870  bei  Indianern  am  Camaquam  bei  Bereitung  einer  ge- 


XIV.  Anierikanisten-Kongress.  4<^3 

wis.sen  Speise  aus  Maiskörnern  benutzt  wurden,  beweisen  den 
Anbau  von  Mais. 

Nach  einigen  Autoren  befassten  sich  die  Patos  mit  der 
Kultur  von  Maniok  und  Baumwolle.  Dies  dürfte  von  Einfluss 
auf  die  Tapes  gewesen  sein.  Die  riesigen  Gefässe  können  zu 
nichts  anderem,  als  zur  Bereitung  des  Maniokmehles  nach  in¬ 
dianischer  Art,  gedient  haben. 

Ob  sie  auch  eine  gewisse  Art  Bohnen,  die  sog.  Tupy- 
bohnen  und  eine  hier  heimische  Kartoffelart  oder  sonstige  Ge¬ 
wächse  kultiviert  haben,  lässt  sich  in  keiner  Weise  bestimmen. 

Die  Pfeifenköpfe  verschiedenster  Gestalt  und  Vollendung 
und  eine  an  gewissen  Stellen  angetroffene  weissblühende  Tabaks¬ 
art  weisen  auf  das  Anpflanzen  von  Tabak  hin. 

Die  zahlreichen  Bienenarten  des  Urwaldes,  von  den  In¬ 
dianern  mit  besonderen  noch  heute  gebräuchlichen  Namen  be¬ 
legt,  lieferten  in  ihren  feinen  Honigsorten  ebenfalls  einen  Beitrag 
zur  Nahrung.  Die  Steinäxte  dienten  vornehmlich  zum  Öffnen 
hohler  Bäume  in  welchen  Bienen  hausten. 

So  berichtet  mir  Herr  Pedro  Bischoff  in  Taquara  do  Mundo 
Novo,  dass  ihm  bekannte  Waldläufer  auf  der  Serra  Geral  oft 
solche  Bäume  antr-afen,  welche  von  Coroados  mittels  Steinäxten 
geöffnet  waren.  Wir  dürfen  annehmen,  dass  die  Tapes  ebenso 
verfuhren. 

Die  Niederlegung  des  Waldes  zur  Anlage  von  Pflanzungen 
geschah  jedenfalls  in  der  Weise,  dass  nur  die  mittelstarken  und 
dünnen  Stämme  gefällt  wurden,  während  die  grösseren  und 
dicksten  Bäume  stehen  blieben,  beim  Roçabrande  verdorrten 
und  später  mit  P'euer  gefällt  wurden,  ein  Vorgehen,  was  man 
heutzutage  noch  bei  manchem  Caboclo  beobachten  kann,  der 
trotz  seiner  guten  Stahlaxt  zu  bequem  ist,  dicke  oder  zu  knorrige 
Bäume  abzuhauen. 

Es  wird  berichtet,  die  Tapes  wären  gute  Reiter  gewesen 
und  hätten  auch  Rindvieh  besessen. 

Dies  Vieh  kann  unmöglich  von  den  Kolonisten  eingeführt 
worden  sein,  denn  als  1737  die  Villa  São  Pedro  durch  Silva 
Paes  angelegt  wurde,  besassen  die  Indianer  schon  grosse  Herden. 

Auch  schon  vorher  traf  eine  Expedition,  welche  einen 
Landweg  von  São  Paulo  nach  der  Colonia  do  Sacramento,  un¬ 
weit  des  heutigen  Montevideo  öffnete,  zahlreiche  Herden  im 


484 


XIV.  Anierikanisten-Kongress. 


Süden  von  Rio  Grande  do  Sul  an,  und  veranlasste  einige  Minua- 
noindianer  zur  Anlage  von  Estancias.  Es  ist  anzunehmen,  dass 
das  Vieh  vom  La  Plata  hergekommen  ist.  Vielleicht  hat  schon 
João  Dias  de  Solis,  welcher  1515  den  »Silberstrom«  entdeckte, 
oder  eine  der  vielen  nachfolgenden  Expeditionen  Vieh  mitge¬ 
bracht,  welches  sich,  dank  eines  günstigen  Klimas  und  aus¬ 
giebiger  Nahrung  ungehindert  und  schnell  vermehrte  und  nach 
und  nach  gen  Norden  verbreitete.  Pferd  und  Rind  bewirkten 
bedeutende  Änderungen  der  Lebensweise  der  Indianer,  also  auch 
der  Tapes. 

Zum  Einfangen  des  Viehes  bedienten  letztere  sich  des 
Lasso  und  der  »bolas«,  d.  s.  Wurfkugeln  aus  Stein  mit  einem 
Leder-  oder  Baststrick  untereinander  verbunden,  eine  eigene 
Erfindung  der  Indianer. 

Die  Tapes,  wie  auch  alle  übrigen  Indianer,  bei  denen  sie 
im  Gebrauch,  bedienten  sich  dieses  Wurfgeschosses,  welches 
übrigens  auch  eine  furchtbare  Waffe  ist,  mit  nur  zwei  gleich¬ 
grossen  gerillten  Steinkugeln. 

Die  Brasilianer  fügten  später  eine  dritte  kleinere  Kugel  an 
einem  kürzeren  Riemen  hinzu,  jedenfalls  um  dadurch  grössere 
Treffsicherheit  und  mehr  Wucht  zu  erzielen. 

Die  Kleidung  der  Tapes  war  eine  dem  Klima  und  den 
Verhältnissen  angemessene,  also  jedenfalls  eine  primitive.  Wir 
dürfen  wohl  annehmen,  dass  sie  sowie  ihre  Nachbarn  Schürze 
aus  Bast,  Tierfellen  oder  l'edern,  vielleicht  auch  die  langen 
Mäntel  aus  Baumwolle,  welche  die  Patos  angefertigt  haben  sollen, 
getragen  haben.  Federn  fanden  jedenfalls  reichliche  Verwendung 
und  mögen  der  amerikanische  Strauss,  der  wilde  Schwan,  die 
Papageien,  Jacüs  u.  a.  das  Material  geliefert  haben. 

Im  Kriege  fehlte  überhaupt  jedes  beengende  oder  belästi¬ 
gende  Kleidungsstück.  Der  Kopf,  der  Hals,  die  Arme  und  die 
Beine  wurden  mit  bunten  Ledern,  gewöhnlich  roten  und  schwarzen, 
geschmückt  (s.  Basilio  da  Gama  »O  Uruguay«);  von  den  Hüften 
fiel  ein  P'ederschurz  nieder.  Den  Hals  zierte  oftmals  eigenartiger 
Schmuck  aus  Krallen  erschlagener  Tiere,  wohl  auch  aus  See¬ 
muscheln  oder  einzelnen  bearbeiteten  Steinchen.  Solcher  Krallen¬ 
schmuck  wurde  zusammen  mit  Resten  von  Federn  an  Gerippen 
in  der  Kolonie  São  Lourenço  von  deutschen  Kolonisten  auf¬ 
gefunden.  Leider  vernichteten  dieselben  alles. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


485 


W’ a  f  fe  n. 

Als  Waffen  führten  die  Tapes  grosse  Imogen  und  Pfeile, 
von  denen  sich  allem  Anscheine  nach  keine  Exemplare  erhalten 
haben;  ferner  Lanzen,  deren  Spitze,  wie  jedenfalls  auch  die  der 
Pfeile,  vergiftet  wurden,  und  schliesslich  die  weithintreffenden 
»bolas«,  welche  schon  weiter  vorn  beschrieben  sind. 

Ob  die  Steinbeile  auch  als  Waffen  gedient  haben,  ist  nicht 
gewiss  ;  man  findet  keinerlei  Aufzeichnungen  darüber. 

Die  Imogen  sollen  aus  zähem  Holze  hergestellt  gewesen 
sein,  die  Pfeile  aus  Lichtrohr  mit  Knochenspitze.  Die  Lanzen 
waren  angespitzte  Stangen  harten  Holzes.  Nur  vereinzelt  mögen 
Spitzen  aus  anderem  Stoff,  wie  z.  B.  aus  Eisen  oder  Stein  ge¬ 
dient  haben.  Eine  eiserne  Spitze  wurde  mit  Steinbeilen  zu¬ 
sammen  in  der  Kolonie  Santo  Antonio  gefunden. 

Das  Eisen  und  seine  Verwendung  haben  sie  jedenfalls  erst 
durch  Zusammentreffen  mit  den  Weissen  kennen  gelernt.  Es 
ist  sehr  wahrscheinlich,  und  einzelne  Geräte  zeugen  für  diese 
Annahme,  dass  sie  jedes  Stück  dieses  Metalls,  dessen  sie  habhaft 
werden  konnten,  in  ihrer  Weise  verarbeiteten. 

'Gefässe  und  Geräte. 

Besondere  Beachtung  verdienen  die  verschiedenartigen  Ge¬ 
fässe,  sowohl  in  bezug  auf  Grösse  und  P'orm,  als  auch  in  Hin¬ 
sicht  auf  die  verschiedenartige  Verzierung. 

Von  den  Geräten  haben  sich  leider  nur  die  aus  Stein  an¬ 
gefertigten  erhalten,  abgesehen  von  einigen  wenigen  eisernen 
Gegenständen. 

Am  häufigsten  trifft  man  noch  die  verschieden  geformten 
Steinbeile,  weniger  die  flachen  Mörser,  Mörserkeulen.  Schleif¬ 
steine  etc.  an. 

Es  fehlen  die  Geräte  zur  Bearbeitung  des  Bodens  und  zur 
P'örderung  des  Tones,  resp.  feiner  Glasurerden.  Sie  müssen  un¬ 
bedingt  aus  Holz  gefertigt  gewesen  sein.  Es  ist  einleuchtend, 
dass  man  ohne  passende  Geräte  nicht  mannstiefe  Löcher  machen 
konnte. 

Solche  Löcher  wurden  an  verschiedenen  Stellen  der  Serra 
dos  Tapes  gefunden  Man  erkennt  auf  den  ersten  Blick,  dass 
sie  von  Menschenhand  hergestellt  sind,  ln  einigen  traf  man 
starke  Bäume,  welche  auf  dem  Grunde  derselben  gewachsen  waren. 


486 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Keramik. 

Die  Anfertigung  der  verschiedenen  Gefässe  und  Geräte 
musste  naturgemäss  eine  Art  Hausindustrie  herausbilden.  In  der 
Keramik  konnte  sich  natürlich  Erfindungsgabe  und  Kunstsinn 
mehr  betätigen  als  in  der  Steinbearbeitung. 

Die  Gefässe  zerfallen  in  drei  scharf  unterschiedene  Arten, 
nämlich  i.  solche,  welche  ganz  glatt  und  einfach  sind,  auch 
keinerlei  Verzierung  aufweisen,  2.  andere,  welche  plastische,  meist 
dachziegelähnliche  Verzierungen  oder  runde  Eindrücke  haben, 
und  3.  endlich  solche,  welche  mittels  feiner  weisslicher  Erde 
»glasiert«  und  auf  dieser  Glasur  mit  bunten  Malereien  ver¬ 
sehen  sind. 

Am  häufigsten  trifft  man  die  gekerbte  Art  an  und  sind 
von  diesen  Gefässen  leichter  Exemplare  erhältlich  als  von  den 
beiden  andern  Typen. 

Alle  Gefässe  haben  gewölbte  Böden,  die  sie  neben  andern 
Merkmalen  von  europäischen  Erzeugnissen  auffällig  unterscheiden. 

Ohne  Töpferscheibe  freihändig  modelliert,  zeigen  die  Ge¬ 
fässe  trotzdem  eine  ziemliche  Regelmässigkeit  in  Eorm  und 
Rundung. 

Das  Material  ist,  je  nach  der  Örtlichkeit,  verschieden  und 
nicht  geschlemmt,  so  dass  es  ziemlich  viel  grobe  Sand-  und 
Kieselkörner  enthält. 

Das  Brennen  wurde  in  Öfen,  welche  aus  rohen  Eeldsteinen 
zusammengesetzt  und  zur  Hälfte  in  die  Erde  eingegraben  waren,, 
in  meist  unzulänglicher  Weise  besorgt.  Selten  trifft  man  besser 
gebrannte  keramische  Objekte  an. 

Solche  Brennöfen  wurden  in  verschiedenen  Teilen  der  Ko¬ 
lonie  Santo  Antonio  und  an  andern  Stellen  angetroffen,  aber 
leider  von  den  Kolonisten  zerstört,  so  dass  eine  Beschreibung 
nicht  möglich  ist. 

Die  meisten  Gefässe  weisen  eine  ziemliche  Stärke  der 
Wandungen  auf,  jedenfalls  des  verwendeten  Materials  und  der 
Anfertigungsweise  wegen. 

East  alle  zeigen  im  Durchschnitt  nur  eine  dünne  gebrannte 
Schicht,  während  das  Innere  roh  ist,  ein  Umstand,  der  gewiss 
sehr  viel  zu  leichtem  Zerbrechen  beitragen  musste. 


XIV.  Amerikanisten-Kongres.s. 


487 


lîei  einzelnen  Gefässen  erkennt  man  deutlich,  da.ss  sie  aus 
einzelnen  Ringen  geformt  wurden;  andere,  welche  diese  Spuren 
nicht  tragen,  wurden  wohl  aus  einem  einzigen  grösseren  Stück 
gearbeitet.  An  manchen  ist  auf  Bildung  des  Randes  besondere 
Sorgfalt  verwendet,  auch  zeigen  sie  eine  charakteristische 
Bauchung;  andere  stellen  einfach  die  Hälfte  einer  grossen  hher- 
schale  dar.  Übrigens  mögen  sehr  verschiedene  h'ormen  ge¬ 
bräuchlich  gewesen  sein.  Aus  den  Scherben  lässt  sich  erkennen, 
dass  Gefässe  mit  mehrfacher  Kehlung  und  Bauchung,  mit  ver¬ 
schieden  geformten  Rändern,  in  den  verschiedensten  Höhen  und 
Weiten  fabriziert  wurden. 

Am  interessantesten  sind  ohne  Zweifel  die  bemalten  Ge¬ 
fässe.  Die  Malerei  befindet  sich  stets  auf  einer  Art  Glasur  \  on 
ca.  I  mm  Dicke  aus  feiner  bläulich-  resp.  rötlich-  oder  gelblich- 
weisser  Erde,  welche  mit  ganz  feinem  Glimmer  vermischt  ist. 
Der  Boden  der  Gefässe  ist  nicht  glasiert,  ebensowenig  die  Innen¬ 
seite.^)  Die  Malerei  ist  meist  mit  roter,  seltener  mit  schwarz¬ 
brauner  Mineralfarbe  ausgeführt. 

Der  scharfe  Unterschied  in  Art  und  Form  der  verschiedenen 
Gefässe  lässt  im  ersten  Moment  auf  gemeinschaftliche  Ansiedlung, 
unter  sich  verschiedener  Stämme,  schliessen,  auch  liesse  sich  an¬ 
nehmen,  dass  ein  vielleicht  höherstehender  Stamm  von  einem 
wilderen,  aber  stärkeren,  vertrieben  wurde.  Hält  man  aber  die 
Tatsache  dagegen,  dass  nördlich  des  Rio  Jacuhy  ebenfalls  drei 
Arten  Gefässe  gefunden  wurden,  darunter  auch  solche  mit  Malerei 
(welche  jedoch  von  der  der  Tapes  abweicht),  und  dass  sogar 
im  Jahre  1849  —  50  die  Herstellung  mehrerer  Arten  von  Ge¬ 
fässen  und  anderen  Dingen  von  Teilnehmern  einer  Expedition 
unter  Anführung  des  Herrn  Alfons  Mabilde  beobachtet  wurde, 
so  zerfällt  obige  Annahme  in  nichts. 

Ausser  der  Herstellung  von  Gefässen  war  auch  die  An¬ 
fertigung  von  Tabakpfeifen,  resp.  Pfeifenköpfen,  eine,  wie  es 
scheint,  von  jung  und  alt  geübte  Beschäftigung,  wenigstens  deutet 
die  ungeschickte  Arbeit  bei  manchen  und  die  sorgfältigere  Aus¬ 
führung  bei  andern  darauf  hin. 

Schwerlich  handelt  es  sich  hier  wohl  um  Exemplare  aus 


9  Einige  wenige  Scherben,  w’ohl  von  flachen  Schüsseln  herrührend,  zeigen 
Malerei  sowohl  an  der  Aussen-  als  auch  an  der  Innenseite. 


488 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


verschiedenen  Perioden,  welche  einen  Entwicklungsgang  dar¬ 
stellen. 

Die  meisten  Köpfe  zeigen  die  Form  eines  abgestumpften 
Kegels,  andere  bilden  mit  dem  Rohr  ein  einziges  zusammen¬ 
hängendes  Ganzes. 

Gänzlich  abweichend  vom  gewöhnlichen  Typus  ist  ein 
Kopf,  welcher  in  einem  Töpfchen  zusammen  mit  mehreren  runden 
Steinen  in  der  Picada  Franceza,  Kolonie  Santo  Antonio,  gefunden 
wurde.  Der  gut  und  gross  gearbeitete  Kopf  zeigt  an  der  Vorder¬ 
seite  eine  Platte  in  P'orm  eines  Schildes,  welche  wohl  dazu  diente, 
die  Pfeife  so  niederzusetzen,  dass  das  Rohr  senkrecht  stand.  Der 
Stiefel  ist  seitlich  flach  und  sehr  breit;  er  zeigt  eine  kleine 
()flhung,  welche  zur  Aufnahme  eines  feinen  Fichtrohrs  gedient 
haben  mag. 

Der  Grösse  und  säubern  Arbeit  wegen  ist  anzunehmen, 
dass  diese  Pfeife  entweder  einem  Häuptlinge  gehörte  oder  dass 
es  eine  jener  sogenannten  »Friedenspfeifen«  war,  wie  sie  in  den 
Versammlungen  reihum  gingen. 

Die  andern  Köpfe  fassen  dagegen  verschwindend  wenig, 
ein  Zeichen,  dass  die  Tapes  entweder  nicht  sehr  leidenschaftliche 
Raucher  waren  oder  aber  ihre  Pfeifchen  öfter  stopften. 

Es  liegt  nahe,  dass  auch  Versuche  in  der  Nachbildung  von 
menschlichen  und  andern  Geschöpfen  gemacht  wurden;  einige 
wenige  Funde  deuten  darauf  hin.  Ein  P'ragment  stellt  eine  Art 
Puppenkopf,  ein  anderes  Objekt  eine  Art  Fisch  dar. 

Von  einem  Kolonisten  wurde  ein  langer  trichterförmiger 
Gegenstand  gefunden,  jedenfalls  eine  jener  tönernen  Trompeten, 
wie  solche  auch  bei  andern  Stämmen  in  Gebrauch  gewesen  sind. 
Der  Finder  verfuhr  damit  wie  fast  alle  andern. 

Malerei. 

In  P'rage  kommen  nur  Malereien  auf  Gefässen  und  Scherben 
von  solchen.  Üb  die  Tapes  auch  Holzmalereien,  wie  die  Co¬ 
roados,  oder  Wandmalereien,  wie  einzelne  Stämme  im  Innern 
von  Matto  Grosso,  ausführten,  ist  nicht  zu  ermitteln. 

Da  es  sehr  schwierig  ist,  ganze  Gefässe  mit  Malerei  zu 
erlangen,  so  hat  es  Schreiber  dieses  unternommen,  von  grösseren 
und  kleineren  Scherben  die  darauf  befindlichen  Zeichnungen  in 
natürlicher  Grösse  und  Farbe  zu  kopieren. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


489 


Es  ist  auf  diese  Weise  gelungen,  eine  Anzahl  teils  ver¬ 
schiedener,  teils  unter  sich  verwandter  Muster  zu  erhalten.  Bei 
einigen  derselben  fällt  uns  die  korrekte  und  systematische,  bei 
manchen  die  an  griechische  Muster  erinnernde  Linienführung  auf, 
während  man  bei  andern  die  geringere  Begabung  des  betreffenden 
Zeichners  sofort  erkennt. 

Die  Malerei  harmoniert  mit  der  Form  der  Gefässe.  So 
ist  z.  B.  in  den  Kehlungen  entweder  ein  breites  Band  oder  ein, 
durch  Bänder  abgegrenztes,  entsprechendes  Muster  anzutrefifen. 

Gewöhnlich  zeigt  jedes  Gefäss  neben  dem  Hauptmuster 
auf  der  Bauchung  ein  oder  zwei  schmälere  Muster  in  der  Keh¬ 
lung  und  auf  der  Randwulst,  voneinander  getrennt  durch  ein 
bis  vier  schmale  Bänder  von  gleicher  oder  verschiedener  Farbe 
oder  ein  breites,  meist  rotes  Band. 

Die  Reihenfolge  ist  also  von  unten  nach  oben  wie  folgt  : 
I.  das  Hauptmuster,  2.  ein  oder  mehrere  schmale  Bänder,  3.  das 
Muster  in  der  Kehlung  resp.  ein  breites  rotes  Band,  4.  das 
Muster  auf  der  Randwulst  und  5.  das  abschliessende  und  nach 
Innen  übergreifende  oberste  Band  von  roter  Farbe. 

Manchmal  ist  das  Hauptmuster  nach  unten  durch  ein  breites 
Band  abgeschlossen.  Bei  manchen  Gefässen  fällt  das  Kehlungs¬ 
muster,  der  Form  wegen,  ganz  fort. 

Die  Hauptmuster  auf  der  Bauchung  der  Gefässe  zerfallen 
in  geradlinige  und  krummlinige. 

Die  geradlinigen  sind  häufiger  und  zeigen  verschiedene 
IMotive. 

Nicht  selten  wechseln  gerad-  und  krummlinige  Muster  in 
der  Weise  ab,  dass  das  Hauptmuster  geradlinig  und  das  dar¬ 
überstehende  Randmuster  krummlinig  ist  ;  manchmal  ist  auch 
das  Gegenteil  der  Fall. 

Ein  beliebtes  Muster  ist  der  Irrgang  (s.  Abb.  9,  16,  19, 
S.  495 — 497).  Man  findet  ihn  dadurch  variiert,  dass  alle  Ecken 
des  Musters  mit  Tupfen  bedeckt  wurden,  wodurch  das  Muster 
ein  ganz  fremdartiges  Aussehen  bekommt  (s.  Abb.  20,  S.  497). 

Muster  aus  fächerartig  geordneten,  regelmässig  wiederholten 
Geraden  verdanken  vielleicht  der  Blattentfaltung  gewisser  Palmen 
ihre  Entstehung  (s.  Abb.  i,  S.  495). 

Von  rechts  nach  links  oder  umgekehrt  laufende  parallele 
Schräglinien,  entweder  durch  je  drei  senkrechte  oder  entgegen- 


490 


XIV.  Amerikanisten-Konçress. 


gesetzt  laufende  Schräglinien  in  gewissen  Abständen  geteilt^ 
bilden  einfache  und  doch  nicht  unschöne  Muster  (s.  Nr.  4  und  5, 
S.  495). 

Manchmal  findet  das  Hauptmuster  gegen  die  Kehlung  seinen 
Abschluss  durch  zwei  schmale  rote  Bänder,  die  Kehlung  selbst 
zeigt  in  regelmässigen  Abständen  runde  Tupfen  und  ist  gegen 
den  oberen  Rand  wieder  durch  zwei  schmale  Bänder  abgeschlossen. 
Der  Rand  zeigt  einfache,  senkrechte  und  schräge  Linien  im 
Wechsel  (s.  Nr.  4). 

Bei  den  Hauptmustern  finden  wir  ferner  die  ziemlich  sy- 
metrischen  Zickzackmuster,  treppenstufenartig  ansteigende  und 
parallel  in  regelmässigen  Abständen  wiederholte  Linien  (s.  Nr.  6 
und  10,  variiert  Nr.  8  und  14). 

Auf  den  Scherben  eines  kleinen  Töpfchens  fand  sich  ein 
anderes,  fiüchtig  gearbeitetes  Zickzackmuster  mit  senkrechter 
Teilung  (s.  Nr.  15  ),  auf  Überresten  eines  grösseren  Gefässes,  eine 
leiterartige  Zeichnung  (s.  Nr.  21,  auch  Nr.  12). 

Die  weniger  angetroffenen  krummlinigen  Hauptmuster  zeigen 
weniger  Abwechslung. 

Bei  manchen  sehen  wir  die  Bogenlinien  durch  je  zwei 
Senkrechte  regelmässig  unterbrochen  (s.  Nr.  2),  während  bei 
andern  Mustern  (s.  Nr.  3  und  1 1)  die  Bogenlinien  fortlaufend  sind 
resp.  beieinander  beginnen. 

Mit  Mustern,  welche  aus  Geraden  und  Krummen  zusammen¬ 
gesetzt  sind,  wurde  nur  ein  kleiner  Scherben  gefunden.  Das 
Fragment  gibt  jedoch  keinerlei  Idee  vom  ganzen  Muster.  Trotz 
stundenlangem  Suchen  war  es  nicht  möglich,  Ergänzungsstücke 
zu  finden  (s.  Abb.  17). 

Der  Scherben  rührt,  nach  Dicke  und  schwacher  Rundung 
zu  urteilen,  von  einem  sehr  grossen  Gefäss  her. 

Die  Kehlungs-  und  Randmuster  sind,  wie  schon  bemerkt,, 
ebenfalls  entweder  einfache  senkrechte  und  schräge  Striche  im 
Wechsel  (s.  Nr.  4)  oder  sich  kreuzende  Schrägstriche,  welche 
ein  oder  zwei  Reihen  verschobener  Quadrate  resp.  Rechtecke 
ergeben  oder  parallele  Zickzacklinien  (s.  Nr.  i,  11,  14,  19  und 
21  )  oder  schliesslich  auch  ganz  unregelmässige  systemlose  Striche 
(s.  Nr.  7). 

Die  krummlinigen  Randmuster  sind  entweder  konzentrisch 
angelegte  Halbkreise,  im  Wechsel  nach  oben  und  unten  geöffnet 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


491 


oder  parallel  laufende  Schlangenlinien,  welche  sich  in  gewissen 
Abständen  mit  mehr  oder  weniger  Gleichmässigkeit  wiederholen 
(s.  Nr.  5,  6  und  10). 

Neben  dem  Bestreben  nach  Systematisierung  und  Erzeugung 
von  Harmonie  der  einzelnen  Cluster  eines  Gefässes  unter  sich, 
wie  auch  ein  Hervorheben  der  einzelnen  Formenteile  des  Ge¬ 
lasses  durch  die  Bemalung,  die  Verwendung  von  Bändern  zur 
Teilung  und  zum  Abschluss  der  Muster  und  schliesslich  die 
Verwendung  mehrerer  Farben  zur  Erzielung  eines  besondern 
Effektes,  zeigen  uns,  dass  auch  ein  noch  in  der  Kindheit  stehen¬ 
des  Volk  imstande  ist,  seine  Kunstideen  zu  haben. 

Die  Malerei  musste,  wie  die  Töpferei  Gemeingut  des  ganzen 
Volkes  sein,  und  so  kam  es,  dass  unter  den  »Künstlern«  viele 
Pfuscher  waren,  wie  sich  aus  einzelnen  der  kopierten  Muster 
deutlich  erkennen  lässt. 

Einige  Arbeiten  erregen  unsere  Aufmerksamkeit  wegen 
zarter  und  systematischer  Linienführung.  Man  muss  bedenken, 
dass  den  Indianern  nur  das  primitivste  Material  zur  Verfügung 
stand. 

Ob  die  Tapes  Pinsel  aus  Haaren  oder  Federn  benutzten 
lässt  sich  nicht  feststellen. 

Zur  Erzeugung  der  P^arben  dienten  verschiedene  farbige 
Steinarten.  Noch  jetzt  werden  solche  Farbsteine  an  Stellen  wo 
Tapes  gehaust  haben,  aufgefunden.  Sie  zeigen  deutliche  Spuren 
der  Abnutzung  und  ein  Reiben  mit  dem  nassen  Finger  erzeugt 
sofort  eine  schone  Farbe. 

Die  meisten  IMalereien  sind  in  Rot  ausgeführt  und  dem¬ 
gemäss  sind  auch  die  meisten  der  aufgefundenen  Farbsteine 
rote.  Man  findet  jedoch  auch  solche,  die  eine  hellgelbe,  eine 
dunkelgelbe  oder  eine  schwarzbraune  Farbe  ergeben. 

Einzelne  Scherben  trifft  man  auch  mit  schwarzbrauner 
Malerei  bedeckt,  manche  rotbemalte  zeigen  dunkle  Bänder. 

Es  ist  zu  beklagen,  dass  in  den  meisten  Fällen  nur  kleinere 
und  oft  übel  zugerichtete  Scherben  und  äusserst  selten  ganze 
Gefässe  mit  Überresten  von  Bemalung  antrifft. 

Das  grosse  ethnographische  Museum  der  Gebrüder  Bar- 
bedo,  welches  auf  der  Ausstellung  des  Staates  Rio  Grande  do 
Sul  zu  Porto  Aiegre  im  P'ebruar  igoi  einen  grossen  Saal  füllte,. 


49- 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


hatte  nur  ein  einziges  und  noch  dazu  sehr  fragmentarisches 
Exemplar  aufzmveisen, 

Es  sei  nebenbei  bemerkt,  dass  die  beschriebenen  Mineral¬ 
farben  jedenfalls  auch  zur  Bemalung  des  Körpers  gedient  haben 
mögen. 


Steinbearbeitung. 

Die  Tapes  leisteten  in  der  Bearbeitung  von  Steinen  sehr 
\iel.  Besondere  Beachtung  verdienen  die  gleichmässig  bear¬ 
beiteten  Kugeln  für  die  »bolas «,  wie  auch  die  selten  gefundenen 
Fragmente  bearbeiteter  Bergkristalle. 

Beile  und  Kugeln  brockten  sie  jedenfalls,  aus  schon  von 
der  Natur  mehr  oder  weniger  nach  ihren  Wünschen  geformten 
Steinen,  welche  sie  wohl  oft  aus  Bächen  und  Flüssen  entnahmen, 
wie  sich  an  manchen  der  gefundenen  Gegenstände  deutlich  er¬ 
kennen  lässt. 

Nach  der  rohen  Vorbereitung  wurden  die  betreffenden 
Objekte  auf  gröberen  und  später  auf  feineren  Steinen  durch 
Hin-  und  Herreiben  geschliffen  und  erhielten  so  nach  und  nach 
die  gewünschte  Form  *). 

Man  findet  häufig,  sowohl  lose  Steine,  als  auch  grössere 
Felsen,  welche  deutliche  Spuren  dieser  Arbeit  aufweisen. 

Manche  Beile  sind  nur  an  der  Schneide,  andere  sorgfältig 
im  ganzen  bearbeitet.  Einige  sind  aus  Gesteinsarten  hergestellt, 
welche  bis  jetzt  in  der  Serra  dos  Tapes  ebenso  wenig  ange¬ 
troffen  wurden,  als  die  grossen  und  schönen  bis  30  cm  langen 
Bergkristalle,  welche  dann  und  wann  zusammen  mit  anderen 
Gegenständen  gefunden  werden.  Es  ist  daher  anzunehmen,  dass 
sie  diese  Steine  aus  dem  Innern  des  Landes  holten  oder  aber, 
bis  jetzt  von  Weissen  nicht  entdeckte  Lager  solcher  Gesteine 
kannten.  Die  Länge  der  Steinbeile  schwankt  zwischen  8  und 
19 Va  cm,  die  Breite  an  der  Schneide  beträgt  5  bis  12  cm.  IDie 


fi  Herr  Bischof!  erzählt  in  seiner  Beschreibung  der  Expedition  des  Henn 
A.  Mabilde  vom  Jahre  1849—50,  dass  ein  Mitglied  der  Expedition  den  Coroados 
bei  Anfertigung  ihrer  Steingeräte  zusah.  Die  Coroados  fertigten  ausser  glatten 
Beilen  auch  solche  mit  Bille  zur  bessern  Befestigung  des  Stieles,  welch  letztere 
Art  hier  bis  jetzt  nicht  gefunden  wurde. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


493 


Schneide  ist  abgerundet,  selten  gerade.  Ein  ()hr  besitzen  sie 
nicht  ^). 

Eine  eigentümliche  Art  von  Geräten  verdient  besondere  hh-\väh- 
nung.  Man  hat  bis  jetzt  angenommen,  dass  es  Streitäxte  gewesen 
sind,  was  Schreiber  dieses  aber  bezweifelt.  Es  sind  völlig  kreis¬ 
runde,  sorgfältig  gearbeitete,  seitlich  konisch  geschliffene  und  im 
Zentrum  durchlöcherte  Steine,  von  welchen  bis  heute  nur  ein 
Fragnient  in  hiesiger  Gegend  gesammelt  werden  konnte  und 
der  Fund  eines  ganzen,  das  der  Finder  leider  zerschlug,  be¬ 
kannt  ist. 

VVohlerhaltene  Exemplare  gleicher  Form,  aber  von  ziem¬ 
licher  Grösse  und  bedeutender  Schwere  befinden  sich  im  bereits 
erwähnten  Museum  Barbéelo  und  in  der  deutschen  Knabenschule 
zu  Porto  Alegre.  Es  ist  unmöglich,  dass  Steine  von  solcher 
Grösse  als  Streitäxte  benutzt  wurden.  Da  die  kleineren  genau 
die  gleiche  Form  haben,  so  werden  sie  auch  gleichen  Zwecken 
gedient  haben,  welchen,  das  bleibt  noch  zu  ergründen.  Läng¬ 
liche  Steine  wurden  zu  Mörserkeulen,  flache  rundliche  zu  Mör¬ 
sern  verarbeitet.  Letztere  waren  kreisrunde,  nach  der  Mitte  zu 
schwach  vertiefte  Steine  aus  hartem,  schwerem  Material.  Die 
Mörserkeulen  wurden  bis  zu  50  cm  Länge  angefertigt. 

Zum  Glätten  der  Innenseite  von  Gefässen  wurden  längliche 
nach  allen  Seiten  abgerundete  Kiesel  benutzt,  welche  teils  schon 
in  dieser  Form  in  den  Flüssen  und  Bächen  Vorkommen,  zum 
Teil  auch  noch  etwas  nachgearbeitet  wurden. 

Auch  Anhängsel  wurden  aus  weicheren  Gesteinsarten  her¬ 
gestellt,  wie  dies  ein  2  cm  langes  doppelt  durchbohrtes  und 
schön  geglättes  Fundstück  beweist. 

Wundern  muss  man  sich,  wie  die  Tapes  es  fertig  brachten 
Kristalle  zu  bearbeiten.  Gegenstände  aus  diesem  Gestein  sind 
selten,  obwohl  man  häufiger  unbearbeitete  Kristalle  antrifft. 
Die  meisten  Sachen  wurden  von  den  Findern  zerschlagen  »um 
zu  sehen,  wie  die  Steine  inwendig  aussehen«. 

Einige  Fragmente  zeigen  rauhen  Schliff,  andere  sehen  aus 
wie  geschnitten  ! 

Welche  Werkzeuge  besassen  die  Tapes  zum  Steinschnei¬ 
den  Nur  durch  irgendeinen  glücklichen  Zufall  könnte  dies 

’)  Die  Beile  wurden  jedenfalls  in  einem  gespaltenen  Stiel  durch  Umwickeln 
mit  Bast  befestigt. 


494 


XIV.  Amerikanisten-Kongi'ess. 


wohl  aufgeklärt  werden.  Ein  in  Kolonie  Santa  Silvana  aufge- 
fundener  Kristall  scheint  als  Signalpfeife  gedient  zu  haben.  Er 
ist  vollständig  erhalten.  Die  fehlende  Membrane  wird  aus  Rohr 
gefertigt  gewesen  sein. 

Schon  mehrfach  berichteten  Kolonisten,  dass  an  verschie¬ 
denen  Stellen  im  Walde  Steine  gefunden  wurden,  auf  denen 
Eiguren  eingehauen  waren. 

An  einer  Stelle  der  Kolonie  Sao  Lourenço  sollen  sogar 
aus  Stein  gehauene  Figuren  vorhanden  sein. 

Ebenda  wurde  von  einer  Jagdgesellschaft  eine  riesige 
Steinplatte  gefunden,  welche  in  der  Mitte  eine  grosse,  an  zwei 
gegenüberliegenden  Seiten  aber  je  drei  schüsselartige  kleinere 
Vertiefungen  aufwies. 

Eine  andere  Jagdgesellschaft  ruhte  auf  einer  grossen  Stein¬ 
platte  aus.  Man  kam  auf  die  Idee,  die  Platte  von  dem  unter¬ 
liegenden  Stein  herabzustossen  und  fand  in  einer  Höhlung  des 
letzteren  eine  grössere  Anzahl  »bolas«,  ungefähr  vierzig  an  der 
Zahl,  welche  die  Jäger  teils  zerschlugen,  teils  mit  nach  Hause 
nahmen. 

Alle  diese  Angaben  der  Kolonisten  müssen  erst  auf  ihre 
Richtigkeit  geprüft  werden. 

Jedenfalls  bietet  sich  für  einen  hier  ansässigen  Sammler 
Gelegenheit  die  Forschung  über  die  Tapes  noch  weiter  zu 
fördern. 

Vor  allem  wäre  es  sehr  wünschenswert,  Gerippe  zu  er¬ 
halten,  von  denen  in  letzter  Zeit  dem  Schreiber  dieser  Zeilen 
berichtet  wurde,  wie  auch  die  obigen  Angaben  der  Kolonisten 
in  bezug  auf  die  bearbeiteten  Steine  zu  untersuchen,  und  wenn 
möglich  die  vorhandenen  Sachen  einer  Sammlung  zu  sichern  und 
so  vor  schliesslicher  Vernichtung  zu  bewahren. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Bruchstücke  bemalter  Tongefässe.  ‘/4  nat.  Gr. 


496 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


lîruchstücke  bemalter  Tongefässe. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


497 


Bruchstücke  bemalter  Tongefässe.  *  4  nat.  Gr. 


498 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


II.  Teil. 

Bemerkungen  über  die  etünograpliisclie  Sammlung. 

Angelegt  von  C.  O.  Ullrich,  Lehrer  zu  Kolonie  Santo  Antonio,  Munizip  Pelotas, 
Staat  Rio  Grande  do  Sul,  Brasilien. 


1.  Abteilung. 

Gefässe  der  Ta  pesili  diane  r. 

(Sammelgebiet;  das  Munizip  Pelotas.) 

Obwohl  erst  im  letzten  Jahre  vorliegende  Sammlung  ein¬ 
verleibt,  ist  doch  dem  bemalten  Topfe  als  Nr.  i  der  erste  und 
wichtigste  Platz  eingeräumt. 

Schon  im  ersten  Teile  dieser  Arbeit,  wurde  darauf  hinge¬ 
wiesen,  wie  selten  gerade  diese  bemalten  Gefässe  sind.  Der 
blinder,  ein  P'ranzose,  trennte  sich  nur  ungern  davon,  um  so  mehr 
als  es  der  einzige  Gegenstand  war,  der  dem  Brande  seines 
Hauses  im  Oktober  1901  nicht  zum  Opfer  fiel.  Er  fand  den 
Topf  1894  beim  Arbeiten  im  Walde,  halb  im  Boden  steckend 
und  umgestürzt.  Ein  Bäumchen  war  durch  den  Boden  gewachsen 
und  es  bedurfte  nicht  geringer  Vorsicht  das  Gefäss  loszube¬ 
kommen.  Die  Malerei  war  noch  sehr  gut  erhalten,  verschwand 
aber  teilweise,  infolge  der  Witterungseinflüsse,  denn  der  P'inder 
hatte  den  Topf  auf  einen  Pfosten  seines  Weinspaliers  gestürzt. 
Erst  Jahre  nachher  nahm  er  ihn  ins  Haus. 

Der  Topf  ist  20  cm  hoch,  hält  an  der  Bauchung  28  cm, 
an  der  Öffnung  23  cm  Durchmesser.  Die  Bemalung  ist  unter 
Nr.  19  auf  S.  497  wiedergegeben. 

Dieselbe  Form  und  auch  Spuren  von  Glasur  aber  keine 
Malerei,  zeigt  ein,  in  Picada  Arroio  do  Padre  ebenfalls  umge¬ 
stürzt  im  Walde  gefundenes  Töpfchen  von  10  cm  Höhe  mit 
20  cm  I  lurchmesser  in  der  Bauchung  und  1 5  cm  Durchmesser 
an  der  f)ffnung.  Der  h'inder  hielt  ihn,  des  Loches  halber,  für 
einen  hohlen  Stein.  Ciefässe  des  gekerbten  l')'pus  enthält  die 
Sammlung  sechs.  Das  grösste,  ein  Toi)f  von  70  cm  Höhe  und 
45  cm  Durchmesser  an  der  Öffnung  wurde  1894  im  Rincào  do 


XIV.  Amerikanisten-Kongre.ss. 


499 


Inferno  von  einer  Mulattin  gefunden,  welche  zu  Hause  Blumen 
hineinpflanzte.  Es  bereitete  einige  Schwierigkeiten  den  Topf 
bis  zu  dem,  zwei  Stunden  entfernten  Hause  des  Sammlers  zu 
bringen  ^). 

Das  Töpfchen  Nr.  4  verdient  besondere  Erwähnung,  weil 
in  demselben  der  schöne  ITeifenkopf  (Nr.  13)  gefunden  wurde. 
Es  hält  in  der  Bauchung  1 5  cm,  an  der  Öffnung  1 3  cm  Durch¬ 
messer  und  ist  12  cm  hoch. 

Töpfchen  Nr.  5  wurde  in  einem  grossen,  total  von  Wurzeln 
einer  riesigen  Figueira  (Waldfeigenbaum)  zersprengten  Topfe 
des  gleichen  Typus  in  der  Hinterpikade  von  Santo  Antonio 
gefunden^).  Um  den  grossen  Topf  fand  sich  eine  Steinsetzung, 
im  kleinen  Topf  ein  Kiesel,  jedenfalls  einer  jener  Glättsteine 
zur  Fabrikation  der  Töpfe.  Über  dem  kleinen  Topf  lag  ein 
Schleif-  und  Farbreibstein  mit  einer  kleinen  Vertiefung  fs.  Nr.  53 
dieser  Sammlung). 

Die  schwach  gekerbte,  7  cm  hohe  und  10  cm  weite  Schale 
Nr.  6  diente  ihrem  Finder  lange  Zeit  als  Salznapf,  den  Indianern 
ehedem  vielleicht  als  Essgeschirr. 

Gleichem  Zweck  mögen  auch  die  Gefässe  Nr.  9  und  10 
gedient  haben.  " 

Alle  eben  erwähnten  Gefässe  zeigen  die  mehr  oder  weniger 
gleiche  plastische  Verzierung,  welche  jedenfalls  mit  Hölzchen, 
vielleicht  auch  mit  den  Fingernägeln  erzeugt  wurde. 

Fine  von  der  eben  angedeuteten,  gänzlich  abweichende 
Verzierung  zeigt  ein,  in  der  Picada  Franceza  der  Colonia  Santo 
Antonio  gefundener  Deckel  (Nr.  ii),  vom  Finder  mit  Flaschen¬ 
lack  wieder  zusammengekittet.  Die  Verzierung  muss  mit  einem 
■kreuzweise  eingeschnittenen  Hölzchen  in  den  Ton  eingedrückt 
worden  sein. 

An  gleicher  Stelle  fand  Schreiber  dieses  bei  einer  Nach¬ 
grabung  noch  einzelne  Bruchstücke  mit  gleicher  Verzierung  und 
die  eigentümliche  P'igur  Nr.  19. 

Der  Deckel  misst  1 7,6  cm  im  Durchmesser  und  ist  mit 
einem  Henkel  versehen. 

Dieser  70  cm  hohe  Topf  ging  leider  durch  Unvorsichtigkeit  eines 
Freundes  in  Stücken.  An  seine  Stelle  trat  der  kleinere  Topf  von  14  cm  Höhe 
•und  17  cm  Durchmesser,  den  ich  am  3.  Aug.  a  c.  erhielt. 

-)  Höhe;  10,5  cm;  Durchmesser;  15  cm. 


500 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Dem  glatten  Typus  gehört  das  lo  cm  hohe  und  13  cm 
weite  Töpfchen  an,  welches  1899  in  Picada  Andrada  gefunden 
wurde.  Es  wird  jedenfalls  als  Koch-  oder  Essgeschirr  gedient 
haben. 

Das  kleine  Töpfchen  Nr.  8  diente  entweder  als  Spielzeug 
oder  zur  Aufbewahrung  von  Pfeilgift.  Höhe  ;  4,4  cm,  Durch¬ 
messer:  5,5  cm. 

Nr.  12  ist  ein  Bruchstück  eines  Siebtopfes,  der  als  Auf¬ 
satz  eines  Kochtopfes  diente.  In  den  Siebtopf  wurde  Mais  ge¬ 
tan,  der  untere  Topf  enthielt  kochendes  Wasser.  Diese  Art 
Töpfe  wurde  noch  in  den  siebziger  Jahren  des  neunzehnten 
Jahrhunderts  von  den  kleinen  Indianerhorden  in  den  Wäldern 
nördlich  des  Rio  Camaquam  zu  obengenanntem  Zwecke  benutzt. 

Pfeifen  köpfe  und  andere  Gegenstände. 

Der  Pfeifenkopf  Nr.  13  ist  schon  im  ersten  Teile  be¬ 
schrieben.  Der  Finder  konnte  sich  nur  gegen  Geschenk  einer 
INIaserpfeife  von  ihm  trennen.  Er  hatte  versucht  daraus  zu 
rauchen  und  wunderte  sich,  was  die  Indianer  für  einen  grossen 
^lund  gehabt  haben  müssen,  denn  es  kam  ihm  nicht  der  Ge¬ 
danke,  dass  dielben  ein  dünnes  Rohr  (taquara)  in  die  kleine 
Öffnung  am  Stiefel  gesteckt  haben  könnten. 

Nr.  15  auf  dem  Gipfel  des  Berges  »Tres  Cerros«  gefunden,, 
zeigt,  dass  Kopf  und  Rohr  aus  einem  Stück  gearbeitet  waren. 
Sogar  an  diesem  Pfeifenkopfe  hat  man  versucht  die  Eindrücke 
der  gekerbten  Töpfe  anzubringen. 

Von  gröberem  Aussehen  ist  der  10  cm  lange,  in  der 
Hinterpikade  der  Kolonie  Santo  Antonio  gefundene  Kopf  ohne 
Stiefel  (Nr.  16).  Ähnliche  wie  dieser  werden  mehr  gefunden. 

Kopf  Nr.  17  in  Kolonie  Santa  Maria  gefunden  ist  völlig 
halbkugelförmig  und  weicht  somit  ganz  von  den  andern  Formen  ab. 
Einen  Stiefel  hat  er,  wie  es  scheint,  nicht  gehabt.  Die  seitliche 
Öffnung  hat  wahrscheinlich  der  Aufnahme  eines  Rohres  gedient. 

Nr.  18  stellt  allem  Anschein  nach  einen  Puppenkopf  vor. 
Trotz  aller  Bemühungen  konnte  der  Rest  nicht  aufgefunden 
werden. 

Nr.  19  soll  die  Nachbildung  eines  1^'isches  sein,  w^ahrschein- 
lich  vom  Verfertiger  mit  aufgeschnittenem  Bauche  gedacht. 

Die  Nr.  20,  21  und  22  dienten  jedenfalls  als  Spielzeug.. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


SOI 


IL  Abteilung. 

Stei  11  gerät  e. 

Die  Nr.  23—40  sind  Steinbeile,  welche  im  ersten  Teile 
bereits  im  allgemeinen  beschrieben  sind. 

Nr.  41  und  42  sind  zwei  jener  »bolas«  mit  welchen  die 
Tapes  so  sicher  zu  trefifen  wussten.  Die  Rille  diente  zur  Be¬ 
festigung  des  Verbindungsriemens. 

Nr.  43  und  44  sind  Mörserkeulen,  Nr.  46  und  47  Steine 
zum  Glätten  der  Innenseite  der  Gefässe. 

Nr.  48.  Eine  Anzahl  runder  Steine,  welche  zusammen 
respektive  an  gleicher  Stelle  wie  jene  Steine,  mit  den  Kristallen 
Nr.  55  und  57  gefunden  wurden  und  jedenfalls  als  Spielzeug 
gedient  haben. 

Nr.  49  ist  das  Bruchstück  eines  jener  kreisrunden  durch¬ 
löcherten  Steine,  sog.  Streitäxte. 

Die  gerillten  Steine  Nr.  50,  51,  52  und  54  haben  jeden¬ 
falls  zum  Glätten  und  Schärfen  der  knöchernen  Pfeilspitzen 
gedient. 

Nr.  53  ist  der  Farbreibstein,  welcher  auf  dem  Töpfchen 
Nr.  5  gefunden  wurde.  Er  zeigt  an  den  Seiten  noch  starke 
Farbspuren.  Die  kleine  Vertiefung  diente  wahrscheinlich  als 
Tuschnapf. 

Die  Nr.  55,  56  und  57  sind  Objekte  aus  Bergkristall.  Das  erste 
scheint  entweder  irgend  ein  Griff  oder  eine  Reibkeule  gewesen 
zu  sein,  Nr.  56  ist  die  schon  im  ersten  Teile  erwähnte  Signal¬ 
pfeife,  Nr.  57  ein  Bruchstück  eines  12  cm  langen  Stäbchens, 
welches  der  L'inder  nach  und  nach  zerschlug,  um  die  Stückchen 
als  Ladung  für  eine  Schleuder  zu  verwenden.  Sämtliche  Kri¬ 
stalle  wurden  in  Kolonie  Santa  Silvana  an  v'erschiedenen  Stellen 
aufgefunden. 

Nr.  58  ist  ein  aus  einer  Art  Speckstein  hergestellter  Hals¬ 
schmuck.  Das  Sternchen  wurde  zusammen  mit  den  tönernen 
Spielsachen  Nr.  20,  21  und  22  in  Kolonie  Baptista  gefunden 
(resp.  an  der  gleichen  Stelle). 

Nr.  59  bis  64  sind  an  verschiedenen  Stellen  aufgefundene 
Farbsteine,  meist  von  roter  Farbe. 


502 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


III.  Abteilung. 

Muscheln. 

Die  Nr.  65 — 67  enthalten  Seemuscheln,  wie  solche  an  ver¬ 
schiedenen  Stellen  der  Serra  dos  Tapes  gefunden  werden  und 
die  wohl  meistens  den  Indianerkindern  als  Spielzeug  vielleicht 
auch  Grossen  als  Halsschmuck  gedient  haben  mögen.  Zu  letzter 
Annahme  wurde  Schreiber  dieses  veranlasst  durch  einen  Muschel¬ 
fund  in  Kolonie  Santo  Antonio.  Die  Muscheln  lagen  in  einem 
Halbkreise,  eine  Tritonenmuschel  bildete  den  Mittelpunkt,  zu 
beiden  Seiten  reihten  sich  in  der  Grösse  (von  der  Mitte  weg) 
abnehmende  Muscheln  anderer  Art  an.  Obwohl  die  Schalen 
keine  Durchbohrungen  zwecks  Aufnahme  eines  Fadens  aufweisen, 
ist  es  dennoch  möglich,  dass  die  Muscheln  einfach  eingeknüpft 
wurden. 

Diese  zahlreichen  Muschelfunde  beweisen  sicher  die  jähr¬ 
lichen  Wanderungen  der  Tapes  zur  Seeküste,  ebenso  wie  die 
unter  68  und  69  rubrizierten  Knochen  von  Seefischen,  welche 
an  der  Küste  von  Rio  Grande  häufig  sind  und  heutzutage  einen 
Handelsartikel  der  Stadt  Rio  Grande  bilden. 

Gefunden  wurden  Knochen  von  Bagre  und  Myraguaya. 

IV.  Abteilung. 

Eiserne  Geräte. 

Dass  die  gefundenen  eisernen  Beile  von  Tapes  gearbeitet 
sind,  unterliegt  keinem  Zweifel,  wenn  man  dieselben  mit  den 
Steinbeilen  vergleicht.  Nr.  70  ist  zusammen  mit  einer  Steinaxt 
am  Südwestabhange  des  Berges  »Tres  Cerros«  gefunden 
worden. 

Nr.  72  wurde  zwischen  Scherben  i  V2  Fuss  tief  unter  den 
Wurzeln  eines  dicken  Palmstumpfen  in  der  Picada  PTanceza  der 
Kolonie  Santo  Antonio  erst  kürzlich  aufgefunden. 

Nr.  71  schliesslich,  ist  allem  Anschein  nach  eine  Lanzen¬ 
spitze,  ob  von  den  Indianern  selbst  verfertigt,  bleibt  dahinge¬ 
stellt;  sie  wurde  jedoch  ebenfalls  mit  einem  Steinbeil  zusammen 
gefunden.  Die  Spitze  hat  nur  einen  mit  Widerhaken  ver¬ 
sehenen  Seitenflügel,  am  untern  Ende  befindet  sich  gleichfalls 
eine  Spitze,  jedenfalls  zur  Anbringung  auf  einer  Stange  dienend. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


503 


Die  Spitze  hat  eine  Länge  von  26  cm  im  ganzen,  der 
Flügel  ist  12,4  cm  lang;  sie  ist  aus  i  cm  starkem  Rundeisen 
gearbeitet  und  ist  einem  Bootshaken  nicht  unähnlich. 

Das  kleine  Beil  Nr.  70  bildet  ein  Trapezoid,  bei  welchem 
die  ganz  verbeulte  Schneide  die  längste  Seite  bildet.  Länge 
ca.  7  cm,  Schneide  7  cm,  hintere  Seite  5  cm. 

Das  andere  Beil  hat  10  cm  Länge,  6  cm  Breite  an  der 
Schneide,  1,6  cm  am  entgegengesetzten  Ende,  welches  noch 
spitzer  gewesen  sein  mag.  Die  Stärke  beider  Beile  beträgt  ca. 
8  mm  ;  sie  besitzen  wie  die  Steinbeile  kein  Ohr. 

Nachstehend  folgt  eine  genaue  Liste  aller  Gegenstände  der 
Sammlung,  nebst  Angabe  des  Fundortes,  des  F'unddatums  und 
des  Namens  des  Finders. 


Verzeichnis, 


Nr. 

korr. 

Art 

Fundort 

Finder 

Datum 

I 

Bemalter  Topf 

Col.  St'’  Antonio,  Picada 
dos  Andradas 

J.  Louis  Charleaux 

1894 

2 

Glatter  Topf 

Col.  Sao  Lourenço,  Picada 
Arroio  do  Padre 

Clara  dos  Santos 

1898 

3 

Gekerbter  Topf 

Rincào  do  Inferno 

Rosita  dos  Santos 

1894 

4 

» 

Col.  St”  Antonio,  Pie.  Franceza 

João  Jouglard 

1S93 

5 

» 

»  Hint.  Picada 

James  Douglas 

1889 

6 

Gekerbte  Schale 

»  » 

Julius  Goetzke 

1900 

7 

Glatter  Napf 

»  Pic.  dos  An¬ 

drades 

Madelaine  Comte 

1899 

8 

Glattes  Töpfchen 

Col.  St'’  Helena 

Cap.  LarsTorckelsen 

1888 

9 

Gekerbter  Napf 

Col.  St°  Antonio,  Hint.  Picada 

Albert  Berndt 

16.  IV.  1900 

IO 

Gekerbte  Hache  Schale 

Col.  St'’  Silvana 

Theodor  Hardtke 

1 887 

1 1 

Deckel  mit  Henkel 

Col.  Sto  Antonio,  Pie.  Franceza 

Denis  Capdebosq 

1899 

12 

Bruchstück  v.  Siebtopf 

»  » 

derselbe 

1899 

13 

Pfeifenkopf 

»  » 

Francisco  de  Paula 

1893 

14 

» 

»  Ostgrenze 

Karl  Erbisch 

1899 

15 

» 

Col.  Domingos  Fragata, 
Tres  Cerros 

Joaquim  Cardozo 

1900 

16 

» 

Col.  St'’ Antonio,  Hint.  Picada 

Albert  Wrege 

1900 

17 

» 

Col.  St'*  Maria 

Hermann  Lemke 

1901 

18 

Puppenkopf 

Col.St'’ Antonio,  Mittel-Picada 

Wilhelm  Schubert 

I8S8 

19 

Fisch 

»  Pic.  Franceza 

Ullrich  bei  Capdebosq 

1901 

20 

Ring 

Col.  Baptista 

August  Paap 

1889 

21 

Spielzeug 

» 

derselbe 

1889 

22 

» 

» 

derselbe 

1889 

23 

Steinbeil 

Col.  St'’ Antonio,  Hint.  Picada 

Albert  Berndt 

I8S7 

24 

» 

. 

Karl  Berndt 

1 889 

25 

» 

»  » 

Santougo  Douglas 

1887 

26 

» 

»  » 

Karl  Berndt 

1900 

27 

»  Abhang  des 

»TresCerros« 

Joaquim  Pinheiro 

1900 

28 

)> 

»  Hint.  Picada 

Albert  Berndt 

1901 

29 

Col.  Baptista 

August  Paap 

IS89 

XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


505 


Nr. 

korr. 

Art 

Fundort 

1''  i  11  d  e  r 

Datum 

30 

Steinbeil 

Col.  St'^  Antonio,  Hint.  Ficada 

Albert  Berndt 

1890 

31 

» 

»  » 

derselbe 

1893 

32 

» 

Munizipalkolonie  von  Pelotas 

Johann  Schaefer 

18S4 

33 

» 

Col.  St»  Antonio,  Hint.  Picada 

Karl  Berndt 

1901 

34 

» 

Col.  St*»  Silvana 

Theodor  Hardtke 

1896 

35 

» 

Col.  Sto  Antonio,  Pic.  Franceza 

August  P'ouchy 

1898 

36 

» 

»  » 

Joào  Jouglard 

1898 

.37 

» 

Landstrasse  n.  Pelotas  unweit 

Col.  .Sto  Antonio  am  Arro 
Quilombo 

Ullrich 

1897 

,38 

» 

Col.  Sto  Antonio,  Pic.  Franceza 

Joaquim  Pinheiro 

1899 

39 

» 

Col.  St*»  Silvana 

Theodor  Hardtke 

1883 

40 

» 

Col.  Sto  Antonio,  Hint.  Picada 

Albert  Berndt 

23.  1.  1902 

41 

Bola-Wurf  kugel 

»  Pic.Franceza 

Alfred  Fouchy 

I.  VIU.  19CI 

42 

» 

»  Mittel-Picada 

Ullrich 

25.  XII.  1901 

43 

Mörserkeule 

»  Pic.Franceza 

Denis  Capdebosq 

1898 

44 

» 

»  » 

Emile  Ribes 

1889 

45 

1  Stück  Schiefer  und 

I  Topfstein 

»  Hint.  Picada 

Albert  Berndt 

1901 

46 

Stein  zum  Topfglätten 

Col.  St*»  Silvana 

Theodor  Hardtke 

1893 

47 

» 

Col.  Sto  Antonio,  Hint.  Picada 

J.  Douglas 

1891 

48 

Runde  Steine  (Spiel¬ 
zeug) 

Col.  St*»  Silvana 

Theodor  Hardtke 

1891 

49 

Fragment  einer  sogen. 
Streitaxt 

Col.  Sto  Antonio,  Pie.  Franceza 

Emile  Ribes 

oc 

oc 

50 

Gerillter  Stein 

>>  f> 

derselbe 

1887 

51 

» 

»  Hint.  Picada 

Adolph  .Steinle 

1901 

52 

» 

»  » 

Georg  Douglas 

1901 

53 

Farbreibstein  mit 
Vertiefung 

»  » 

J.  Douglas 

1889 

54 

Gerillter  Stein 

Coi.  St^  Silvana 

Theodor  Hardtke 

1891 

55 

Kristall  (Griff.?) 

« 

derselbe 

1892 

56 

Kristall-Signalpfeife 

» 

Karl  Schild 

1900 

57 

Kristall,  Fragment 
eines  Stäbchens 

» 

Theodor  Hardtke 

1890 

58 

Schmucksteinchen 

Col.  Baptista 

August  Paap 

1895 

59 

Farbsteine 

Col.  Sto  Antonio,  Hint.  Picada 

G.  Douglas 

1900 

60 

» 

»  » 

derselbe 

1901 

61 

» 

Col.  Baptista 

August  Paap 

1899 

•62 

» 

Col.  Morro  Redondo 

Aug.  Flath 

1900 

'63 

Col.  St“  Silvana 

Karl  Schild 

23.  V.  1902 

XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


506 


Xr. 

korr. 

Art 

Fundort 

Finder 

Datum 

64 

Farbsteine 

Col  Sto  Antonio,  pic.  Franceza 

August  Capdebosq 

1900 

65 

Seemuscbeln 

»  Mittel-Picada 

Luise  Schiller 

19.  XI.  1900 

66 

» 

»  Hint.  Picada 

Douglas 

14.  1.  1902 

67  b 

» 

Col.  Baptista 

August  Paap 

1 900 

67 

» 

Col.  Manoel  Dias 

Fried.  Seyffert 

2.  XII.  1901 

68 

Fischknochen 

Col.  Sto  Antonio,  Hint.  Picada 

Douglas 

1901 

69 

Col.  Baptista 

Aug.  Paap 

1900 

70 

Eisernes  Beil 

Col.  Sto  Antonio,  Abhang  des 

Joaquim  Pinheiro 

1900 

»TresCerros« 

71 

Eiserne  Lanzenspitze 

»  Hint.  Picada 

Albert  Berndt 

21.  11.  190E 

72 

Eisernes  Beil 

»  Pic.  Franceza 

Pedro  Jouglard 

1902 

riXT  (las  natüiiiclic'  \'orkoiiiiii('n  von 
Xcpliiit  in  Brasilií'ii. 

Von  H.  von  Ihering,  Rio  Grande  do  Sul  (Brasilien). 


Die  sogenannte  Nephrit-Frage  ist  in  Europa  von  der  Tages¬ 
ordnung  verschwunden,  seit  die  Voraussetzung  von  Fischer,  wo¬ 
nach  Nephrit  in  Europa  anstehend  nicht  gefunden  würde,  sich 
als  irrig  erwiesen  hat.  Entscheidend  waren  in  diesem  Sinne 
schon  die  von  Rudolf  Virchow  auf  dem  Amerikanistenkongress, 
zu  Berlin  erörterten  Trau  besehen  Nephritfunde  von  Jordansmühle 
und  anderen  Örtlichkeiten  in  Schlesien.  Im  Laufe  der  folgenden 
Jahre  wurden  weitere  ähnliche  Funde  gemacht,  welche  kürzlich 
von  Dr.  A.  B.  Meyer  übersichtlich  zusammengestellt  und  dis¬ 
kutiert  wurden.') 

Während  somit  für  Europa  das  natürliche  Vorkommen  von 
Nephrit  und  die  Verwendung  desselben  zu  prähistorischen  Arte¬ 
fakten  ausser  Frage  gestellt  wurde,  blieb  für  Amerika  und  zu¬ 
mal  für  Südamerika  die  Annahme  bestehen,  dass  einheimischer 
Nephrit  und  Jadeit  fehle  und  die  daraus  gefertigten  Altertümer 
aus  Asien  importiert  seien.  Diese  Ansicht  hat  für  Brasilien 
J.  Barbosa  Rodrigues  mit  Geschick  in  seinem  Buche  »O 
Muyraqytä  e  os  Ídolos  symbolicos,  2^  edição  Rio  de  Ja¬ 
neiro  1899«  vertreten.  Auch  in  der  neuen,  erweiterten  Auflage 
dieses  Werkes,  welche  namentlich  durch  die  Zugabe  von  Ab¬ 
bildungen  an  Wert  gewonnen,  hält  Barbosa  Rodrigues  an  dieser 
Auffassung  fest. 

Die  im  folgenden  mitzuteilenden  Tatsachen  haben  nun  auch 
für  Brasilien  die  Sachlage  verändert.  Das  mir  unterstellte  Staats- 

IMeyer,  A.  B.  Zur  Xephritfrage  (Neu-Guinea,  Jordansmühle  u.  a.,  Alpen, 
Bibliographisches).  .Abhandlungen  und  Berichte  des  Königlichen  Zoologischen  und 
Anthropologisch-Ethnographischen  Museums  zu  Dresden.  Bd.  X,  XX.  4.  1903. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


■508 

museum  \on  S.  Paulo  erwarb  im  vorigen  Jahre  eine  schöne 
Suite  von  Nephritäxten  aus  Bahia  und  zugleich  mit  denselben 
«inen  rohen  und  einen  halbbearbeiteten,  als  Schleifstein  ver¬ 
wendeten  Nephritblock.  Diese  Objekte  wurden  von  Herrn 
Christo  V  am  Barreto  bei  Amargosa  im  Staate  Bahia  ge¬ 
sammelt.  Herr  Ch.  Barreto,  welcher  mit  Eifer  der  archäologi¬ 
schen  Explorierung  des  Staates  Bahia  obliegt,  hat  mir  darüber 
folgende  ^Mitteilungen  gemacht.  Während  in  Feira  de  Sant  Anna 
unter  den  gesammelten  Steinäxten  kaum  5  Prozent  aus  Nephrit 
bestanden,  bilden  dieselben  die  überwiegende  Mehrheit  unter 
den  im  Munizip  von  Amargosa  gefundenen  Steinäxten.  Aus 
diesen  und  anderen  ergänzenden  Beobachtungen  geht  hervor, 
dass  Nephritäxte  im  Staate  Bahia  nicht  etwa  gleichmässig  ver¬ 
teilt  Vorkommen,  sondern  dass  ihre  Häufigkeit  in  der  Umgebung 
von  Amargosa  und  Baytinga  eine  rein  lokale  Ivrscheinung  ist. 
Dass  diese  Objekte  in  der  Gegend,  wo  sie  gefunden  werden, 
auch  hergestellt  wurden,  geht  unter  anderem  auch  daraus  her¬ 
vor,  dass  auch  unbearbeitete  Nephritblöcke  in  dieser  Gegend 
angetrofifen  werden.  Ist  daher  auch  das  Gestein  noch  nicht  an¬ 
stehend  nachgewiesen,  so  wird  sich  doch  dieser  Nachweis  ver¬ 
mutlich  leicht  erbringen  lassen,  sobald  ein  erfahrener  Mineraloge 
einmal  dieses  Gebiet  exploriert. 

Indem  ich  für  weiteres  auf  einen  Artikel  von  mir  verweise, 
welcher  in  Band  VI  der  Revista  do  Museu  Paulista  erscheinen 
wird,  möchte  ich  hier  nur  noch  hervorheben,  dass  auch  in 
archäologischer  Beziehung  dieses  Gebiet  eine  gründliche  Er¬ 
forschung  lohnen  würde.  Es  finden  sich  da  in  grösserer  Anzahl 
Grabhügel,  aus  denen  Herr  Barreto  nicht  nur  Nephritäxte  ent¬ 
nahm,  sondern  auch  mancherlei  andere  Objekte,  \on  denen 
namentlich  zwei  Gruppen  von  besonderem  Interesse  sind.  Zu¬ 
nächst  tembetás  oder  Lippenzierrate  aus  blassblaugrünem  Ama- 
zonit  und  einem  ähnlichen  quarzitartigen  Steine  und  ferner  irdene 
Cachimbos  oder  Pfeifenköpfe,  welche  ganz  den  in  Rio  Grande 
do  Sul  vorkommenden  entsprechen.  Ich  habe  hiernach  die  früher 
von  mir  ausgesprochene  Meinung,  wonach  die  Cachimbos  in 
Brasilien  als  postkolumbische  Artefakte  anzusehen  seien,  aufgeben 
müssen.  h>s  ist  aber  bemerkenswert,  dass  diese  Cachimbosfunde 
nicht  an  der  Küste,  sondern  weiter  im  Innern  gemacht  wurden, 
nahe  an  der  zentralen  Camposregion,  dem  sogenannten  Sertão. 


X 1 V,  Amerikanisten-KongvC'S. 


509« 

Ebenso  steht  es  mit  dem  Staate  Paraná,  von  wo  mir  ebenfalls 
P'unde  von  Pfeifenköpfen  im  Innern  des  Landes  neuerdings  be¬ 
kannt  wurden.  Mit  der  Abwesenheit  der  Cachimbos  in  der 
Küstenzone  stehen  im  Einklang  die  Aussagen  der  alten  Schrift¬ 
steller,  welche  übereinstimmend  versichern,  dass  die  Tupis  gerollte 
Blätter,  also  Zigarren,  rauchten.  Wir  haben  uns  hiernach  vorzu¬ 
stellen,  dass  die  Cachimbos  von  Stämmen  herrühren,  welche 
nicht  der  Tupifamilie  angehörten,  d  h.  also  von  Tapuias. 

In  bezug  auf  das  Vorkommen  prähistorischer  Nephritarte¬ 
fakte  haben  wir  in  Brasilien  zwei  Gebiete  zu  unterscheiden,  das 
amazonische  und  das  nordostbrasilianische.  In  ersterem  werden 
keine  aus  Nephrit  hergestellte  Äxte  angetrofifen,  dagegen  jene 
mannigfaltigen  amulettartigen  Zierate  aus  Nephrit,  welche  man 
zumeist  unter  dem  Namen  Muiraquitâ  zusammenfasst,  und  welche 
den  Gegenstand  der  monographischen  Darstellung  von  Barbosa 
Rodrigues  bilden.  Das  zweite  obengenannte  Gebiet  scheint 
wesentlich  auf  die  Staaten  Bahia  und  Espirito  Santo  beschränkt 
zu  sein.  In  letzterem  Staate  kommen  Nephritäxte  selten,  in 
ersterem  häufig  vor,  doch  ist,  wie  schon  oben  bemerkt,  die 
relativ  grosse  Häufigkeit  von  Nephritäxten  bei  Amargosa  als¬ 
eine  mehr  oder  minder  lokale  Erscheinung  anzusehen,  bedingt 
durch  das  natürliche  Vorkommen  von  Nephrit,  sei  es  anstehend,, 
sei  es  in  isolierten,  durch  Verwitterung  freigewordenen  Blöcken. 
Im  südlichen  Brasilien  findet  man  niemals  Nephritobjekte  und 
ebensowenig  im  argentinischen  Pampasgebiete.  In  Bahia  werden 
Muiraquitâs  nicht  gefunden,  und  hat  sich  die  Verwendung  des 
Nephrits  auf  die  Herstellung  polierter  Äxte  beschränkt,  welche 
von  den  kleinsten  Modellen  an  bis  zu  fussgrossen,  2  kg  wiegen¬ 
den  Exemplaren  sich  vorfinden. 

Es  ist  hiernach  klar,  dass  diese  Nephritäxte  ebenso 
wie  die  mit  ihnen  zusammen  vorkommenden  Rohgeschiebe 
dem  natürlichen  Vorkommen  des  Nephrits  ihren  Ursprung  ver¬ 
danken,  nicht  aber  einem  etwaigen  Import  von  weither. 

Es  wird  hiernach  sehr  wahrscheinlich,  dass  auch  im  Ama¬ 
zonasgebiete  das  natürliche  Vorkommen  von  Nephrit  noch  nach¬ 
gewiesen  werden  wird. 

Ich  gebe  im  folgenden  den  Bericht  über  die  mineralische 
Komposition  der  Artefakte  und  Rohgeschiebe  aus  Nephrit, 
welchen  mir  Herr  Dr.  E.  Hussak,  Sektionschef  der  Commissäo- 


510 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


•Geographica  e  Geologica  in  Sào  Paulo  zu  übermitteln  die  Güte 
hatte.  Demselben  liegen  zwei  kleinere  Äxte  und  ein  Rohgeschiebe 
zugrunde,  welche  sich  im  Besitze  des  Herrn  Dr.  O.  Derby, 
Chefs  der  obengenannten  Commissäo  Geographica  in  São  Paulo 
befinden,  sodann  verschiedene  dem  Museu  Paulista  gehörige 
Äxte  nach  Auswahl  des  Herrn  Dr.  Hussak  und  endlich  ein  Roh¬ 
geschiebeblock  von  1600  g  Gewicht,  welchen  mir  Herr  Christovam 
Baretto  schenkte,  und  von  welchem  ich  die  eine  Hälfte  für  das 
Museu  Paulista,  die  andere  für  die  anthropologischen  Museen  in 
Berlin  und  Dresden  bestimmt  habe.  Leider  hat  die  Zersägung 
des  Blockes  bisher  nur  um  ollkommen  gelingen  wollen  infolge 
der  Anwendung  von  Schmirgel,  doch  steht  zu  hoffen,  dass  die 
Verwendung  von  Diamantsägen  zu  dem  gewünschten  Ziele  führen 
wird.  Im  folgenden  gebe  ich  nun  den  Bericht  des  Herrn 
Dr.  Hussak: 

»Die  beiden  untersuchten  Rohnephritgeschiebe  von  über 
Mannsfaustgrösse  zeigten  schon  makroskopisch  einen  Unter¬ 
schied  und  ist  : 

das  erste  Rohgeschiebe  (Dr.  Derbys)  von  hellgrüner  Farbe 
auf  frischem  Bruche  und  von  deutlich  grobkörniger  Struktur, 
mit  zahlreichen  ockerroten  Eisenoxydhydratflocken  besät. 

Das  zweite  Rohnephritstück  aus  dem  Museu  Paulista  gleicht 
im  frischen  Bruche  vollständig  den  Rohnephriten  \’on  Neuseeland 
und  Jordansmühle,  die  ich  aus  eigener  Anschauung  kenne.  Die 
körnige  Struktur  ist  in  diesem  Stücke  nur  zum  kleinsten  Teile 
noch  mit  der  Lupe  nachweisbar;  das  Gemenge  ist  ein  sehr  fein- 
und  verworrenfaseriges.  Eisenhydroxydflecke  sind  fast  ganz 
verschwunden,  und  die  Farbe  ist  eine  \'iel  satter  grüne. 

Das  Steinbeil  Dr.  Derbys  zeigte  auf  frischem  Bruche  eine 
mit  dem  zuerst  erwähnten  körnigen  R  o  h  n  e  p  h  r  i  t  g  e  s  c  h  i  e  b  e 
vollständige  Übereinstimmung  in  der  Struktur. 

Auaser  diesen  erhielt  ich  noch  drei  weitere  kleine  Proben 
von  bearbeiteten  Nephritstücken,  Steinbeilen  aus  der  Sammlung 
des  Museu  Paulista,  die  sehr  schön  den  Jlbergang  von  grünem 
Ncj)hrit  durch  fortschreitende  Zersetzung  (Auslaugung  des  Eisen¬ 
gehaltes)  in  ein  weisses  steatit-  resp.  steinmarkähnliches  Mineral 
zeigen.  Diese  Zersetzungserscheinungen  sind  aber  nur  auf  die 
■Oberfläche  der  Steinbeile,  ca.  i  cm  hinein,  beschränkt. 

Diese  Stücke  sind  hier  als  M.  P.  Nr.  558,  563  und  564  be- 


XI \’.  Amerikanislen-Kongress. 


5II 

zeichiiel.  Nr.  558  ist  ein  ca.  20  cm  langes  schmales  Beil,  das 
zum  Teil  noch  aus  frischem  feinfaserigem,  kantendurchscheinendem 
und  hellgrünem  Nephrit  besteht,  zum  Teil  aus  einer  weissen, 
undurchsichtigen  dichten  Substanz  zusammengesetzt  ist. 

Nr.  563:  kleines  Beil,  ganz  weiss,  in  feinsten  Splittern  nicht 
mehr  kantendurchscheinend,  jedoch  zum  Teil  noch  mit  deutlicher 
körniger  Struktur. 

Nr.  564  :  kleines  weisses,  steinmarkähnliches  Beil  von  dichter 
Struktur,  ohne  jedwede  Faser-  oder  Körnerstruktur. 


Schon  die  makroskopische  Untersuchung  ergab  : 

1.  Übergänge  von  einem  körnigstruierten  Nephrit  in  einen 
feinfaserigen,  verworrenst rahligen. 

2.  Übergänge  dieses  hellgrünen,  faserigen  Nephrits  in  ein 
dichtes  weisses,  steinmarkähnliches  Mineral. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  aller  der  erwähnten 
Varietäten,  sei  es  von  Rohgeschieben  oder  von  Steinbeilen, 
zeigte  eine  vollständige  Übereinstimmung  in  der  mineralischen 
Zusammensetzung,  und  auch  die  chemische  Konstitution  aller 
dieser  ist  eine  gleiche,  den  normalen  Nephriten  anderer  Fund¬ 
orte  entsprechende. 

Am  deutlichsten  ist  die  körnige  Struktur  in  den  zwei 
Stücken  aus  der  Sammlung  Dr.  Derbys  zu  beobachten. 

Dünnschliffe  von  Stücken  des  Steinbeils  erscheinen  wie  aus 
zweierlei  hellgrünen,  im  Schliffe  farblosen  Silikatkörnern  zu¬ 
sammengesetzt,  die  beide  in  dasselbe  feinfaserige,  divergent- 
strahlige  Aggregat  von  Amphibolfasern  umgewandelt  werden, 
von  denen  aber  das  eine  dieser  Umwandlung  widerstandsfähiger 
war  und  noch  in  Körnerform  zurückblieb. 

Trotzdem  konnte  als  ursprüngliches  Mineral  des  Gesteins 
nur  Amphibol  von  sehr  hellgrüner  Farbe  (ein  Aktinolith)  unter 
dem  Mikroskop  nachgewiesen  werden,  auch  in  frischen  Resten 
noch  mit  deutlicher  Spaltbarkeit  und  den  optischen  Eigenschaften 
eines  monoklinen  Amphibols,  und  kein  Pyroxen. 

Die  Konturen  der  einzelnen,  noch  ziemlich  frisch  erhaltenen 
Silikatkörner,  Amphibol  und  Pyroxen  (?),  sind  durch  kranzartig 
angereihte  winzige  graue  Körnchen  (ähnlich  denen  zersetzter 
Pyroxene  in  stark  veränderten,  amphibolitisierten  Diabasen)  mar- 


512 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


kiert,  während  das  Silikatkorn  selbst  in  feinfaserigen,  hellgrünen 
Amphibol  umgewandelt  ist.  Die  Körner  liegen  gleichsam  wie 
in  einer  Grundmasse,  in  einem  verworrenfaserigen  Aggregate 
dünnster  Amphibolnädelchen. 

Akzessorisch  kommen  in  diesen  Nephriten  nicht  selten  ganz 
zu  Eisenhydroxyd  umgewandelte  unregelmässige  Erzkörner  (wohl 
von  Magnesit)  und  auch  rundliche,  frische,  weisse  Körner  von 
Apatit  vor. 

Mit  diesem  körnigstruierten  Nephrit  stimmt  auch  vollständig 
das  über  faustgrosse  Rohgeschiebe  (Derbys)  überein,  nur  dass 
in  selbem  die  faserige  Umwandlung  schon  weiter  fortgeschritten 
ist  und  die  körnige  Struktur  sich  deshalb  mehr  verliert. 

Von  diesem  Nephritgeschiebe  wurde  auch  eine  chemisch¬ 
quantitative  Analyse  ausgeführt,  die  eine  vollständige  Überein¬ 
stimmung  mit  der  der  typischen  Nephrite  anderer  Eundorte  ergab. 

Es  wurde  folgende  Zusammensetzung  gefunden  : 

SÌO2  54,76  ‘^/o 
M2O3  4,08  ,, 

FeO  1,80  ,, 

CaO  14,31  „ 

MgO  21,26  „ 

P2O0  0,40  „ 

H2O  3,72  „ 

100,33  'Vo 

Das  andere  Rohnephritgeschiebe  (Museu  Paulista)  hingegen 
hat  eine  tiefergrüne  Farbe  und  bei  weitem  ausgesprochenere  Faser- 
.  Struktur.  Schon  makroskopisch  gleicht  dieses  Stück  überaus 
den  Neuseelandnephriten,  und  auch  in  der  Mikrostruktur  zeigt 
sich  nur  insofern  ein  Unterschied  von  diesen,  dass  im  brasilia¬ 
nischen  Nephrit  die  Amphibolfäserchen  viel  kleiner  und  zarter 
sind  als  in  denen  von  Neuseeland  und  Jordansmühle. 

h'erner  ist  immer  Apatit  als  akzessorischer  Gemengteil  im 
brasilianischen  Nephrit,  wenn  auch  nicht  als  sehr  häufig,  zu  be¬ 
obachten,  während  hdsenerzkörner  nur  in  den  noch  körnigstruierten 
Gesteinstücken  erscheinen. 

Die  körnige  .Struktur  ist  in  diesem  Geschiebe  fast  gar  nicht 
mehr  sichtbar,  und  nur  vereinzelt  lassen  sich  im  Schliffe  noch 
einzelne  Körnergrenzen  der  total  faserig  umgc wandelten,  amphi- 


XIV.  Amerikanisten-Kongres.s. 


513 


bolitisierten  Silikalkörner  nachweisen.  Ganz  verschwunden  ist 
endlich  jede  körnige  Struktur  in  den  drei  letzterwähnten  Stein¬ 
beilen  (Museu  Paulista),  die  zugleich  eine  Entfärbung  zeigen  und 
Übergänge  reinweisser,  dichter,  kantenundurchscheinender,  stein 
markähnlicher  Nephrite  zeigen.  Diese  bestehen  aus  einem  sehr 
fein-  und  kurzfaserigen  Filz  von  Amphibolfasern,  in  dem  nicht 
selten  noch  Reste  eines  ganz  farblosen  Amphibols  (Tremoliths) 
eingesprengt  liegen. 

Auch  in  diesen  weissen  Nephriten  erscheint  der  Apatit 
wieder  als  akzessorischer  Gemengteil,  während  die  IGsenerze 
ganz  v'erschwunden  sind  und  auch  der  Eisengehalt  der  wohl  ur¬ 
sprünglich  hellgrünen  Amphibolfasern  ganz  ausgelaugt  zu  sein 
scheint. 

Mitunter  erscheinen  hier  auch  die  Amphibolfäserchen  zu 
schönen  sphärolitischen  Gebilden  vereint. 

Von  Resten  eines  Pyroxenminerals  ist  auch  hier  nichts  zu 
sehen.  Um  zu  bestimmen,  ob  diese  weissen  Nephrite  sich  von 
den  grünen  in  der  chemischen  Zusammensetzung  unterscheiden, 
wurde  an  dem  spärlichen  Material  eine  Analyse  ausgeführt, 
die  ergab  : 


SiOj 

57.51  Go 

M2O;  und 

Spuren  P^enO.i  3,11  ,, 

CaO 

14,65  „ 

AlgO 

21,80  ,, 

HiO 

3,39  „ 

Summe 

100,46  "/o 

Hieraus  erfolgt,  dass  bei  der  Bildung  der  weissen  Nephrite 
keine  grössere  Wasseraufnahme  erfolgte,  sondern  nur  eine 
Bleichung  des  Gesteins  durch  P'ortführung  des  Eisengehaltes. 


Von  besonderem  Interesse  ist  dieser  Fundort  der  zahl¬ 
reichen  Nephritartefakte  wegen  der  mitvorkommenden  Roh¬ 
geschiebe,  wodurch  es  als  sehr  wahrscheinlich  erscheint, 
dass  Nephrit  in  der  Nähe  von  Bay  tinga  resp.  A  m  ar  g  o  s  a  im 
krystallinischen  Küstengebirge  Bahias  anstehend  ist. 

Hinsichtlich  der  Bildung  des  Nephrits  neige  ich  mich  nach 


514 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


dem  mikroskopischen  Studium  obiger  brasilianischen  Vorkommen 
der  Ansicht  zu,  dass  der  Nephrit  ein  sekundäres  Mineral  ist, 
eine  sekundäre  Faserhornblende,  ähnlich  wie  die  faserige  Horn¬ 
blende  in  vielen  zersetzten  Diabasen  Gabbros,  Pyroxeniten  und 
anderes  gebildet.  Arzruni  nahm  bekanntlich  für  einzelne  Nephrite 
auch  eine  primäre  Bildung  an,  in  den  brasilianischen  ist  aber 
deutlich  die  Bildung  der  Nephritfasern  aus  einem  grobkörnigen 
Amphibolgemenge  nachweisbar. 

Zweifelhaft  bleibt  es  noch,  ob  auch  ursprünglich  neben 
Amphibol  ein  Pyroxen  den  Hauptgemengteilen  des  Mutter- 
gesteins,  das  zu  Nephrit  umgewandelt  wurde,  zuzurechnen  ist. 

Ferner  erscheint  es,  nach  Traubes  Funden  von  Nephrit  im 
Serpentin  von  Jordansmühle,  auch  als  sehr  wahrscheinlich,  dass 
das  M u 1 1 e r g e s t e i n  des  Nephrits  nur  kleinere  kugelige 
magmatische  Sekretionen  in  einem  0 1  i  v  i  n  g  e  s  t  e  i  n 
oder  Pyroxenit  (Webskyit)  bildete,  und  müsste  bei  der  ge¬ 
planten  Aufsuchung  des  anstehenden  Nephrits  in  Baytinga  be¬ 
sonders  hierauf  Rücksicht  genommen  werden. 

Durch  die  vorliegenden  Untersuchungen  ist  die  archäo¬ 
logische  und  mineralogische  Bedeutung  der  Bahianer  Nephrit¬ 
funde  in  ziemlich  erschöpfender  Weise  klargestellt  worden.  In 
bezug  auf  die  Muirá  quit  äs  stimmen  im  allgemeinen  meine 
Pirfalirungen  mit  jenen  von  Barboza  Rodrigues  überein,  nur 
einige  lirgänzungen  mögen  hier  noch  Platz  finden.  Das  Museu 
Paulista  ist  im  Laufe  der  letzten  Jahre  in  den  Besitz  zweier 
ausgezeichnet  schöner  Muiraquitäs  gelangt,  welche  aus  dem 
Staate  Pará  stammen  und  aus  Steatit  bestehen.  Sie  entsprechen 
ganz  dem  batrachiiformen  Muiracjuita,  welchen  Barboza  Rodri¬ 
gues  (1.  c.  Voi.  I,  T.  Ill,  Abb.  la  — c)  abbildet.  Sie  bestehen  also 
aus  einem  relativ  weichen,  leicht  zu  bearbeitenden  Material. 
Das  gleiche  gilt  für  einen  anderen  Muiracjuitä  des  Museu  Pau¬ 
lista,  welchen  B.  Rodrigues  ebendaselbst,  Band  11,  p.  231 — 234, 
unter  der  Bezeichnung  eines  falschen  Muiraquitcà  abgebildet  und 
beschrieben  hat.  Der  Verfasser  geht  dabei  \on  der  Voraus¬ 
setzung  aus,  dass  es  sich  nicht  um  ein  natürliches  Mineral  handle, 
sondern  um  eine  künstliche,  lackähnliche  Masse.  Hierin  liegt 
jedoch  ein  Irrtum  vor,  indem  nach  Mitteilung  des  Herrn  Dr.  (). 
A.  Derby  das  Artefakt  aus  Jet  besteht,  einem  auch  in  lùiropa 
gern  zur  Herstellung  von  Schmuckgegenständen  verwendeten 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


515 


Mineral,  welches  an  verschiedenen  Stellen  der  brasilianischen 
Küstenzone  angetroffen  wird. 

Es  ergibt  sich  hiernach  für  Brasilien  die  Existenz  von  zwei 
verschiedenen  Gebieten  von  Nephritvorkommnissen,  von  denen 
das  eine  dem  Amazonasgebiete,  namentlich  dem  unteren,  ent¬ 
spricht  und  die  als  Amulette  zum  ümhängen  bestimmten  Muira- 
quitas  liefert,  aber  keine  Nephritäxte,  während  das  zweite,  die 
Staaten  Bahia  und  Espirito  Santo  umfassende  Gebiet  Nephrit- 
axte,  aber  keine  Muiraquitâs  liefert.  Die  grünen  Steine,  welche 
in  demselben  Gebiete  zu  Lippenzieraten  verarbeitet  wurden,  be¬ 
stehen  aus  grünem  Quarzit,  Beryll  und  Amazonit.  Hiermit  wäre 
die  archäologische  Bedeutung  des  Nephrits  mit  Bezug  auf  Brasilien 
scharf  bezeichnet. 


Die  Reste  der  Urbevölkeriine:  (Indios 
bravos)  in  der  kolinnbischen  Westkor- 
dillere  nach  eigenen  Beobachtungen 


Von  Prof.  Dr.  Fritz  Regel,  Würzburg. 


Bei  dem  überaus  reichhaltigen  Inhalt  des  heutigen  Vor¬ 
tragsprogrammes  ist  die  Beschränkung  auf  einige  kurze  Mit¬ 
teilungen  dringend  geboten,  die  mehr  den  Charakter  einer 
Anregung  tragen  sollen  zu  einer  genaueren  Erforschung  der 
Indianer  des  westlichen  Kolumbiens  durch  einen  Fachethnographen. 

Gelegentlich  einer  1896/1897  ausgeführten  geographischen 
F'orschungsreise  in  das  Bergland  von  Antioquia  kam  ich  bei 
-zwei  Vorstössen  nach  demWesten  mit  Resten  der  Urbevölkerung 
in  Berührung,  die  eine  gründlichere  Untersuchung  gewiss  ver¬ 
lohnen  würden,  wenn  ihre  Stammesgenossen  weiter  im  Westen 
{im  Atratogebiet)  in  den  Bereich  dieser  Untersuchung  gezogen 
werden  könnten. 

Zur  Orientierung  sei  bemerkt,  dass  in  der  Republik 
Kolumbien,  einem  Gebiete  von  mehr  als  der  doppelten  Grösse 
Deutschlands  (auch  nach  Abzug  des  nunmehr  selbständig  ge¬ 
wordenen  Staates  Panamá),  nur  gegen  4  Millionen  Menschen 
wohnen,  also  noch  nicht  einmal  die  doppelte  Zahl  der  Bewohner 
des  Königreichs  Württemberg;  v'on  denselben  sollen  50 Weisse 
und  50 '’/o  Farbige  (etwa  40^/0  Indianer  und  10 Neger  und 
Mulatten)  sein,  doch  ist  hierbei  der  Begriff  der  »weissen  Rasse« 
sehr  weit  gefasst,  denn  in  Wirklichkeit  ist  die  Zahl  der  Misch¬ 
linge  von  Weissen  und  Indianern  eine  sehr  grosse. 

Die  meisten  Indianer,  besonders  diejenigen  des  östlichen 
Hochlandes  sind  bekanntlich  längst  zh  ilisiert,  d.  h.  sie  sind 


5i8 


XIV.  .-Xmerikanisten-Kongress. 


Christen  geworden,  sprechen  spanisch  und  haben  einiges  voit 
der  spanischen  Kultur  angenommen.  -»Indios  bravos, wilde 
Indianer,  gibt  es  zurzeit  nur  noch  in  den  ausgedehnten  östlichen 
Niederungen  der  Llanos,  ferner  in  einigen  Teilen  der  Üstkor- 
dillere  (wie  z.  ß.  die  Motilones),  in  der  Sierra  Nevada  de  Santa 
Marta  (die  Arhuacos),  auf  der  Halbinsel  Goajira  (die  Goajiros),, 
sowie  im  Westen  von  Kolumbien.  Nur  von  den  letzteren  habe 
ich  die  am  weitesten  nach  Ü.  vorgeschobenen  Vertreter  aus 
eigener  Anschauung  kennen  gelernt. 

Wie  manchen  von  ihnen,  meine  Damen  und  Herren,  aus 
Vorträgen  und  literarischen  Mitteilungen  bekannt  sein  wird, 
machte  ich  von  Medellin,  der  Hauptstadt  des  Departamento 
Antioquia,  im  Winter  1896/1897  nach  allen  Richtungen  eine 
Anzahl  kleinerer  und  grösserer  Reisen,  um  dieses  Gebiet  von 
der  dreifachen  Grösse  Württembergs  und  einer  Bewohnerzahl 
von  etwa  400000  Seelen  tunlichst  kennen  zu  lernen.  Auf  diesen 
Reisen  kam  ich  im  Oktober  1896  mit  den  bei  Andes  im  SW^ 
von  Antioquia  angesiedelten  Indianern  und  im  November  mit 
zahlreicheren  am  Rio  Sucio  und  seinen  Nebenflüssen  wohnenden 
Indianern  im  SW.  dieser  Departamentos  in  nähere  Berührung. 

Die  Westkordillere  von  Kolumbien  ist  die  direkte  Fort¬ 
setzung  der  Cordillera  occidental  von  Ecuador,  während  die  Cordil¬ 
lera  oriental  des  letzteren  Staates  sich  in  Kolumbien  als  Zentral- 
kordillere  in  das  Bergland  von  Antioquia  auflöst,  und  die 
Ostkordillere  von  Kolumbien  als  ein  ziemlich  selbständiges 
Glied  des  Andensystems  am  sogenannten  Gebirgsknoten  von 
Pasto  sich  von  letzterem  absondert. 

Sobald  man  nun  den  Bereich  der  Zentralkordillere  verlässt 
und  über  den  Cauca  vordringt,  bemerkt  man  eine  zunehmende 
Mischung  von  Weissen  und  Indianern  im  Gesamthabitus  der 
Bewohner,  indem  die  breiten  Schichten  der  weissen  Bevölkerung 
immer  indianerähnlicher  werden  ;  unvermischte  Indianer  jedoch  trilTt 
man,  wie  gesagt,  nur  bei  Andes  im  Südwesten  und  um  Frontino 
im  Nordwesten  von  Antiotjuia. 

I.  Andes  ist  ein  aufblühender  Ort,  die  Hauptstadt  eines 
durch  Goldbergbau  wichtigen  Distriktes.  Hier  sieht  man  sonn¬ 
tags  auf  dem  stark  besuchten  Markte  einzelne  Indianer  mit  3  m 
langen  Blasrohren  ;  am  Hals  tragen  dieselben  Perlenketten,  sowie 
ein  Beutelchen,  um  den  Leib  einen  hübschen,  mit  Perlen  besetzten 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


519 


Gurt,  der  für  gewöhnlich  jedoch  von  dem  übergeworfenen  Tuch¬ 
poncho  verdeckt  wird.  Ich  suchte  diese  Indios  sodann  auch  in  der 
ihnen  von  der  Regierung  angewiesenen,  nach  Jardin  zu  gelegenen 
Reservation  (resguardo)  auf  und  fand  durchweg  sehr  friedfertige, 
harmlose  Leute,  die  etwas  Anbau  von  Mais,  Bananen  u.  s.  w. 
betreiben,  jedoch  dem  Tabak-  und  Branntweingenuss  sehr  frö¬ 
nen  und  an  Zahl  hier  mehr  und  mehr  zurückgehen.  In  der 
Hütte  ihres  Anführers  war  der  Hauptraum  etwas  über  dem  Boden 
erhöht;  über  demselben  befand  sich  noch  ein  Vorratsraum. 
Weiter  nach  Westen,  in  den  Vorbergen  der  Westkordillere,  sah 
ich  keine  Indianer  mehr;  die  letztere  ra-gt  hier  mauerartig  bis 
über  3000  m  Meereshöhe  auf  und  ist  mit  Ausnahme  der  steilsten 
Hänge  mit  üppiger  Vegetation  so  stark  bedeckt,  dass  ich  hier 
während  der  Regenzeit  nicht  über  dieselbe  gelangen  konnte, 
sondern  mich  nach  Süden  zu  über  einen  Nebenast  derselben 
nach  Rio  Sucio  wandte.  Jenseits  dieser  grossartigen  Gebirgs- 
mauer  sitzen  an  den  Quellen  des  Atrato  und  auf  der  Wasser¬ 
scheide  desselben  gegen  Rio  San  Juan  nach  der  Angabe  von 
Perez  die  C h  o  c  o  e  s  - 1  n  d  i  a  n  e  r ,  zu  denen  die  geringen  Reste 
bei  Andes  offenbar  gehören. 

2.  Im  November  lernte  ich  sodann  weitere  Vertreter  der 
Urbevölkerung  in  der  Gegend  von  P'rontino  kennen.  Es  ist 
dies  jener  Bezirk,  in  den  die  Spanier  von  San  Sebastian  her¬ 
kommend,  nach  Überschreitung  der  , Sierra  de  Abibe'  zuerst  ein¬ 
drangen  und  auch  alsbald  eine  Stadt  gründeten,  die  jedoch  bald 
näher  an  den  Cauca,  nach  Antioquia,  verlegt  wurde.  Nach 
diesem  ersten  Stützpunkt  wurde  sodann  das  ganze  Land  benannt, 
dessen  heutige  Hauptstadt  das  lebhaft  aufblühende  Medellin  ist. 
Die  Gegend  um  P'rontino  war,  wie  das  ganze  mittlere  Caucagebiet, 
in  jener  Periode  der  Conquista  stark  von  Indianern  besetzt, 
worauf  die  zahlreichen  Gräberfunde,  sowie  der  Bericht  von  Cieça 
de  Leon  hinweisen,  der  die  Eroberer  Cesar,  Badillo,  J.  Robledo, 
Belalcazar  als  Soldat  begleitet  und  sorgfältige  Aufzeichnungen 
über  seine  langjährigen  Beobachtungen  hinterlassen  hat,  die 
eine  erste  Landeskunde  dieser  Teile  von  Kolumbien  bilden. 
Heute  kommen  die  Wrtreter  der  Urbevölkerung  ostwärts  bis  nach 
Erontino  vom  Rio  Sucio,  Rio  Verde,  Rio  Musinga  u.  s.  w.  ;  am 
Rio  Sucio  abwärts  werden  sie  um  Uabeiba  bereits  zahlreicher 
und  haben  ihr  Hauptgebiet  im  Westen  von  letzterem  Ort  wie 


520 


XIV.  Amerikanisten-Konçress. 


von  Urrao  gegen  den  Atrato  hin  Es  sind  ziemlich  scheue, 
in  kleinen  Gruppen  zusammenlebende  Leute,  die  jenen  von  An¬ 
des  sehr  ähnlich  sind,  jedoch  einen  ursprünglicheren  Eindruck 
machen  (einige  in  Frontino  und  Umgegend  aufgenommene  Typen 
derselben  waren  ausgestellt  ;  das  ihnen  entstammende  ethno¬ 
graphische  Material  wurde  von  mir  der  Ethnographischen  Samm¬ 
lung  in  Jena  übergeben).  Alle  Indianer  verstehen  und  sprechen 
etwas  Spanisch,  haben  jedoch  ihre  Sprache  bewahrt;  Proben 
hat  Dr,  Uribe  Angal  in  seinem  Werke  über  Antioquia  zusammen¬ 
gestellt,  doch  sind  diese  Angaben  noch  sehr  der  Ergänzung 
bedürftig. 

Die  künftige  P'orschung  wird  am  Atrato  einzusetzen  haben, 
dem  besten  Zugangswege  zum  Westen  von  Kolumbien.  Hier 
ist  infolge  der  übermächtigen  Vegetation  erst  wenig  Kultur, 
doch  dürfte  es  nicht  allzu  schwierig  sein,  zu  den  Hauptsitzen 
der  Indianer  vorzudringen,  da  der  Atrato  weit  hinauf  schiffbar 
ist.  Die  Beziehungen  zu  den  Küstenindianern  von  Ivcuador 
einerseits,  zu  denen  des  Isthmus  von  Darien  andererseits  auf¬ 
zuhellen,  wäre  eine  dankbare  Aufgabe  für  einen  künftigen  ethno¬ 
graphischen  Forschungsreisenden. 


Tli('  Meg'alithic  Aijt'  in  lA'iii. 

By  Sir  Clements  Markham,  London. 


j .  Origin  of  Peruvian  civilization  derived  from  the  Tiahuanacn 

builders. 

The  great  builders,  near  Lake  Titicaca,  preceded  the  Incas 
by  many  generations,  and  we  must  look  to  them  for  the  origin 
of  Peruvian  civilization.  Our  information  is  vague  and  limited, 
consisting  of  traditions  preserved  by  the  early  Spanith  writers 
and  the  silent  testimony  of  ruins. 

2.  Earlie-st  indications  of  man  in  S.  America. 

In  seeking  for  the  very  earliest  indications  of  man  in  South 
America,  no  actual  bones  ha\e  been  found  earlier  than  a  time 
when  maize  and  cotton  were  already  cultivated.  Modesto 
Basadre  tells  us  of  an  ancient  mummy  found  in  Tarapaca  in  1874, 
below  the  cìnica  stratum  of  gy'psum  and  sand,  but  it  was 
accompanied  by  cotton  cord  and  wool,  and  maize  cobs.  Its 
age  was  probably  not  greater  than  that  of  the  Tiahuanacn  ruins. 
Yet  there  are  reasons  for  the  belief  that  man,  in  South  America, 
was  coeval  with  some  of  the  extinct  mammals,  for  bone  and 
stone  implements  have  been  found  associated  with  them.  One 
argument  against  the  original  home  of  North  American  glacial 
man  ha\’ing  been  in  the  new  world,  is  based  on  the  fact  that 
there  are  no  anthropoid  apes  ;  but  the  discovery  of  certain 
simian  forms  in  the  American  tertiary  formations  makes  it  pro¬ 
bable  that  anthropoid  forms  once  existed  there.  The  most 
likely  conclusion  appears  to  be  that  the  antiquity  of  man  in 
North  America  is  much  greater  than  the  time  where  the  erosion 
of  the  Niagara  gorge  commenced,  22000  years  ago,  and  that 


522 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


it  reaches  into  a  past  for  which  no  time  measure  has  been 
found.  The  same  conclusion  is  justified  as  regards  South 
America.  Man  seems  to  have  existed  there,  with  some  extinct 
mammals,  before  the  Andes  had  risen  to  their  present  height. 

j.  Agriculture  froin  a  remote  period. 

The  Andean  people  had  made  advances  in  agriculture  and 
in  the  domestication  of  animals  from  a  very  remote  period. 
Maize  had  been  brought  to  a  high  state  of  cultivation,  yielding 
harvests  with  the  largest  known  cobs,  and  of  several  colours. 
This  must  have  the  result  of  careful  and  systematic  cultivation 
during  many  centuries  ;  commencing  at  so  remote  a  time  that, 
I  believe,  it  is  not  even  certainly  known  from  what  wild  plant 
the  original  maize  was  derived.  The  wild  potatoe  is  known. 
It  is  a  small  tube  which  scarcely  increased  in  size  after  a 
century  of  careful  cultivation.  Yet  the  Andean  people,  after 
many  centuries  of  such  cultivation,  produced  excellent  potatoes 
of  many  kinds  for  which  they  had  names.  The  same  may  be 
said  of  the  oca  and  qiiimia  crops,  of  their  cotton  crops,  and 
above  all  of  the  coca  plantations  in  the  montaña.  I  never 
heard  of  wild  coca.  The  agricultural  achievements  of  pre¬ 
historic  Andean  man  are  evidence  of  his  vast  antiquity  as  an 
intelligent  being. 


q.  Domestication  of  animals. 

The  domestication  of  the  llama  and  alpaca  furnishes 
corroborative  evidence  of  the  immense  antiquity  of  the  Andean 
people  as  farmers  and  cultivators.  There  is  no  wild  llama. 
The  hnanacn  is  a  different  animal.  It  must  have  been  many 
centuries  before  the  llama  became  completely  domesticated, 
carrying  burdens,  yielding  its  wool  for  clothing  and  its  flesh  for 
food.  Individuals  are  of  various  colours  as  is  usual  with  do¬ 
mesticated  animals,  while  the  wild  huanacus  have  fleeces  always 
of  the  some  colour.  The  domestication  of  the  alpaca  must 
have  taken  an  equally  long  period,  and  even  greater  skill  and 
care.  'I'here  is  no  wild  alpaca;  and  the  tame  animal  is  de¡)en- 
dent  on  man  for  the  performance  of  almost  all  its  functions. 
It  must  have  taken  ages  to  bring  the  silken  fleeces  to  such 
P'erfection.  Originally  the  alpaca  may  ha\'e  been  derived  from 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


523 


the  wild  vicuña  but  no  two  animals  of  the  same  genus  can  now 
appear  more  different:  —  the  vicuna  wild,  shy,  active  and  graceful  ; 
the  alpaca  weighed  down  with  its  heavy  fleece,  slow  in  its  mo¬ 
tions,  tame,  and  dependent.  Such  changes,  the  results  of  patient 
cultivation  and  watchful  training,  must  have  been  the  work  of 
many  centuries. 


5.  Megalithic  period. 

The  people  had  attained  to  this  stage  of  civilization  when 
the  megalithic  period  saw  the  development  of  a  still  higher 
and  more  completely  organized  system.  The  buildings  at  'I'ia- 
huauacu  indicate,  with  some  certainty,  a  number  of  facts.  The 
first  and  most  important  is  that  there  must  have  been  a  dense 
population  for  working  quarries,  moving  and  placing  the  cyclo- 
peau  monoliths,  and  for  cultivating  and  providing  the  workers 
with  food. 


6.  Whence  the  megalithic  builders  came. 

Whence  came  these  people  who  formed  what  may  be 
called  the  ancient  megalithic  empire?  The  answer  must  be 
sought  for  in  tradition.  The  later  developments  of  the 
language  cannot  help  us.  Their  most  archaic  forms  are  modern 
compared  with  the  speech  of  the  megalithic  builders.  Doubtless 
there  was  a  large  indigenous  population  ;  but  the  civilizing 
appears  to  have  originally  come  from  the  south.  I  are  quite 
in  agreement  with  those  who  hold,  with  the  late  Dr.  Brinton, 
that  »the  culture  of  the  American  race  is  an  indigenous  growth, 
wholly  self-developed,  and  owing  none  of  its  germs  to  any 
other  race«.  There  were  movements  among  the  Andean  tribes, 
gradual  progress  extending  over  vast  periods  of  time,  but  no 
outside  influences  of  any  kind.  As  regards  the  megalithic  em¬ 
pire,  the  regions  to  the  south  of  Peru,  Charcas  and  Tucuman, 
and  countries  far  beyond  the  southern  tropic,  were  the  sources 
of  its  population.  The  traditions  point  in  that  direction.  Cieza 
de  Leon,  the  earliest  writer  to  collect  them,  tells  us  that  their 
leader  came  from  the  south.  Montesinos  records  arrivals  from 
Tucuman,  Santa  Cruz  Salcamayhua  says  that  all  the  nations 
of  Peru  came  from  the  south,  and  settled  in  the  various  regions 
as  they  advanced.  IMolina  has  a  similar  tradition.  I^etanzos 


524 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


makes  the  civilizers  advance  from  the  south.  The  cave  myth, 
which  was  the  family  myth  of  the  Incas  —  the  Paccari-tampu 
(home  of  down)  also  points  to  the  south.  On  this  point  there 
is  practical  unamimity.  The  great  population,  of  the  existence 
of  which  the  Tiahuanacu  buildings  bear  evidence,  represents  a 
series  of  movements  from  the  regions  to  the  south. 

7.  Antiquity  of  the  Tiahuanacu  ruins. 

These  movements,  and  the  civilization  which  followed  ; 
must  date  from  very  remote  times.  It  is  quite  clear  that,  in 
the  days  of  the  Incas,  the  ruins  of  Tiahuanacu  were  very  much 
in  the  same  condition  as  they  are  now.  For  centuries  they  had 
been  a  quarry,  for  less  instructed  and  less  expert  builders. 
Acosta,  who  took  measurements  of  the  stones,  speaks  of  them 
as  the  ruins  of  very  ancient  buildings.  Cieza  de  Leon  mentions 
two  gigantic  statues  which  were  much  weathered  and  showed 
marks  of  great  antiquity.  An  old  schoolfellow  of  Garcilasso 
de  la  Vega,  named  Al  co  basa,  described  the  ruins  as  very 
ancient.  We  arrive  at  the  conclusion  that  the  megalithic  buil¬ 
ders  were  a  people  who  came  from  the  south,  at  a  period  which 
was  very  remote,  even  in  the  time  of  the  Incas. 

8.  Movement  of  monoliths. 

The  remains  of  the  buildings  tell  us  something,  of  the  ad¬ 
vances  that  had  been  made  in  civilization  by  these  very  ancient 
builders.  The  movement  and  the  placing  of  such  enormous 
stones  point  to  an  organized  and  probably  a  despotic  govern¬ 
ment,  to  a  dense  population,  and  consequently  to  large  areas 
under  cultivation,  with  arrangements  for  the  conveyance  of 
supplies  from  \arious  directions.  There  must  have  been  an 
organization  combining  skill  and  intelligence,  with  power  and 
administrative  ability.  The  movement,  from  a  distance,  of  stones 
one  of  which  is  3Ò  foot  long  x  7,  weighing  170  tons,  another 
26  X  16  X  6,  bear  their  testimony  to  this.  Ai)art  from  the 
monoliths  of  ancient  P'gypt,  these  Tiahuanacu  stones  are  the 
largest  in  the  world  that  have  been  used  for  building. 

q.  Jixccllence  of  ivorkmanship. 

The  point  next  in  interest  to  the  great  size  of  the  stones, 
is  the  excellence  of  the  workmanshif).  'I'he  lines  are  accurately 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


525 


straight,  the  angles  square,  the  surface  level.  The  upright 
monoliths  have  mortises  and  projecting  ledges  to  retain  the 
horizontal  slabs  in  their  places  which  completed  the  wall,  as 
Mr.  Squier  suggests.  The  seulptures  are  complicated  and  at  the 
same  time  well  arranged,  and  the  ornamentation  of  serpents  and 
bird  headed  sceptres  is  accurately  designed  and  executed.  All 
this  shows  remarkable  skill  on  the  part  of  the  masons.  Not  less 
striking  are  the  fragments  lying  about,  such  as  the  angle  joints 
of  a  stone  conduit  ;  a  window  of  careful  workmanship,  with 
nine  apertures,  all  in  one  piece,  and  numerous  mouldings  and 
niches.  These  exemples  prove  the  \ery  advanced  stage  which 
the  megalithic  builders  had  reached  in  architectural  art. 

10.  Sculptured  figures. 

The  famous  sculptured  composition  over  the  monolithic 
doorway  shows  this  civilization  in  another  phase,  apart  from 
any  merit  in  the  design.  There  are  three  rows  of  figures,  one 
row  with  heads  of  birds,  two  rows  with  men’s  heads,  all  crow¬ 
ned  and  holding  sceptres,  and  all  kneeling  on  one  knee  to  a 
central  figure  covered  with  emblematic  designs,  over  a  richly 
ornamented  throne.  The  monolithic  doorway  has  been  so  often 
carefully  described  that  it  is  unnecessary  to  enter  into  further 
details.  The  composition  proves  that  these  people  had  great 
ideas,  whieh  they  were  capable  of  recording  by  symbolic  represen¬ 
tation  which  is  as  striking  as  it  is  original. 

II .  Extent  of  the  ancient  empire  shoivn  by  cyclopean  rnins. 

Tiahiianacii  is  a  modern  name.  Here  undoubtedly  was  the 
centre  of  the  megalithic  empire,  and  we  can  only  trace  its  ex¬ 
tent  conjecturally  by  the  appearance  of  the  similar  use  of  im¬ 
mense  stones  in  building.  The  cromlechs  met  with  in  the  des¬ 
cent  from  Umapainpa  to  Charasoni  may  be  referred  to  the 
megalithic  period.  They  are  formed  of  four  slabs  5  foot  high, 
worked  up  and  joined  in  a  way  worthy  of  the  workmanship  at 
Tiahuanacu.  A  fifth  slab  forms  the  roof.  On  a  height  near 
Acora,  on  the  west  side  of  lake  Titicaca,  there  is  another  crom¬ 
lech.  The  cromlechs  are  quite  different  from,  and  much  more 
ancient  than  the  sepulchral  towers  at  Sillnstani  and  other  places 
in  the  basin  of  lake  Titicaca,  called  chnlpas.  These  only  date 
from  the  Inca  period,  though  peculiar  to  the  Colla  people. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


526 

There  are  some  structures  for  defensive  purposes  which 
are  to  be  attributed  to  the  very  early  megalithic  people.  The 
famous  fortress  at  Cuzco,  on  the  SacsaJniaman  hill,  is  the  most 
notable.  It  is  true  that  Garcilasso  de  la  Vega  claims  the 
fortress  for  the  Incas,  and  even  gives  the  names  of  the  buil¬ 
ders  of  three  towers.  But  these  towers  were  subsequent  ad 
ditions  and  have  long  since  disappeared.  The  huge  stones  of 
the  fortress  itself  were  erected  many  centuries  before  the  rise 
of  the  Incas,  in  remote  antiquity.  The  massive  structure  in  the 
Calle  del  Triunfo  at  Cuzco  may  also  be  attributed  to  the  early 
period.  There  are  some  parts  of  the  wonderful  buildings  at 
Ollantay-tampii  which  are  referable  to  megalithic  times,  and 
formed  the  nucleus  of  the  later  Incasial  structures  :  Farther  north, 
in  the  department  of  Ancachs,  a  car\'ed  stone  was  found  by 
Raimondi  which  resembled  those  at  Tiahuanacu.  At  Chavin, 
and  as  for  north  as  Quecap  in  Chachapoyas,  there  are  vast 
edifices  of  great  antiquity. 

Guided  by  the  existence  of  megalithic  ruins,  and  by  tra¬ 
dition,  we  are  led  to  the  tentative  conclusion  that  the  ancient 
empire  extended  its  sway  over  the  Andean  regions  from  Tucu- 
man  to  Chachapoyas,  with  Tiahuanacu  as  its  centre  of  rule  and 
of  thought.  The  old  empire  passed  away,  and  many  centuries 
appear  to  have  intervened  of  which  we  know  next  to  nothing. 
Montesinos  gives  a  long  list  of  rulers  of  an  ,,Aiua?ita‘‘  dynast)'. 
Then  the  Inca  rule  arose.  The  later  civilizers  must  have  deri¬ 
ved  much,  as  an  inheritance,  from  the  great  builders. 

12.  Langiiage. 

The  language  of  the  megalithic  people  would  be  handed 
down,  and  the  so-called  Quichua  and  Aymara  dialects  must  be 
forms  of  it.  With  the  language  came  a  vague  tradition  of  a 
deity  or  a  great  man  having  been  the  origin  of  the  Inca  race, 
on  the  stones  of  lake  Titicaca. 

ly.  T iticaca  my  tli . 

dhis  Titicaca  myth  was  related  by  the  Incas,  in  varied 
forms,  to  the  earl)’  Spanish  writers.  Garcilasso  de  la  Vega  tells 
how  a  Ilian  apjieared  at  Tiahuanacu,  who  divided  the  world 
among  four  kings.  Cieza  de  Leon  relates  the  story  of  a  ver)' 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


52/ 


powerful  man  of  great  stature  who  came  from  the  south,  and 
whose  name  was  Tied  V^iracocha.  l  ie  adds  that  the  great  stones 
at  Tiahuanacu  are  believed  to  belong  to  that  time.  Molina  des¬ 
cribes  the  creation  of  man  at  Tiahuanacu,  and  how  chiefs  were 
sent  forth  by  their  creator,  to  rule  certain  regions.  The  sculp¬ 
tured  composition  on  the  monolithic  doorway  might  well  be 
intended  to  commemorate  this  event.  Be  tan/,  os  tells  us  that 
the  creator,  whose  name  was  Con-Ticci- 1  ^iracoc/ia,  rose  out  of 
the  lake,  and  he  corroborates  Molina’s  story  about  the  despatch 
of  chiefs  to  various  regions.  Salcamayhua  mentions  a  man 
named  Tonapa  who  taught  the  people  with  much  love.  The 
anonymous  Jesuit,  whose  narrative  is  valuable,  also  refers  to  the 
creator  as  ,¡1111  tecsi“  (light  eternal),  and  ,, Viracocha“  (the  \-ast- 
god  of  Pirua).  Montesinos,  Balboa,  Acosta,  and  San¬ 
tillana,  do  not  mention  the  Titicaca  myth. 

i¿f..  Names  of  the  deity. 

The  memory  of  the  megalithic  civilization  was  preser\'ed 
in  the  Titicaca  myth,  and  in  the  names  for  the  deity,  Betanzos, 
who  is  a  very  reliable  authority,  gives  the  name  Con,  which 
Lopez  suggests"  to  be  the  cult  of  the  setting  sun.  The  name 
,,illa“  is  from  ,, Ulani“  (to  shine)  and  may  mean  light.  „Tied“ 
ox  „Tic si“  is  the  base  or  foundation —  »principium  rerum  sine 
principio«  —  according  to  the  anonymous  Jesuit.  „Viracocha“ , 
according  to  the  same  authority,  means  the  »great  god  of  Pirua«, 
and  Montesinos  confirms  him  with  regard  to  1 7/'«“''' being  a 
corruption  of  „Pirua“  a  word  the  first  meaning  of  which  is  a 
granary  or  depository.  The  meaning  of  „cocha“  is  a  lake  or 
expanse  of  water,  and  as  applied  to  the  deity  it  may  be  an 
abyss,  profundity,  or  space.  »Dweller  in  space.«  Viracocha 
was  the  supreme  creator  of  the  universe;  possibly  represented 
in  the  centre  of  the  sculptured  composition  on  the  monolithic 
doorway  at  Tiahuanacu.  The  meaning  of  the  word  has  been 
exhaustively  discussed  ly  Don  Leonardo  Villar  (Lima  i88j). 

I j.  Recapitulation. 

To  recapitulate  —  the  builders  of  the  wonderful  edifices 
at  Tiahuanacu,  which  have  been  in  ruins  during  many  centuries, 
were  far  advanced  in  all  the  arts  connected  with  architecture, 


528 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


and  they  had  ideas  and  beliefs  which  they  recorded  by  means 
of  symbolic  sculpture.  The  movement  of  great  stones  shows 
that  they  had  unlimited  command  of  labour,  pointing  to  a  dense 
population  in  well  organized  communities;  necessitating  large 
supplies  of  food.  Megalithic  remains  in  other  parts  of  Peru  lead 
to  the  conjecture  that  the  Tiahuanacu  builders  ruled  over  a  vast 
empire  at  a  very  remote  time.  That  empire  broke  up  in  the 
course  of  ages,  and  man}'  centuries  elapsed  before  the  rise  of 
the  Incas.  Besides  the  silent  evidence  of  ruins,  the  Incas  pre¬ 
served  the  tradition  embodied  in  the  Titicaca  myths,  and  the 
names  of  the  deity  and  his  attributes,  as  well,  probably,  as  some 
religious  ideas.  These  were  the  only  memories  of  that  far 
distant  civilization. 

i6.  DiffiaUty  fi'om  great  elevation  of  Tiahuanacu. 

There  is  one  great  difficulty  which  needs  elucidation.  It 
appears  strange  that  such  edifices  as  those  of  Tiahuanacu  should 
have  been  erected  on  a  site  where  no  corn  can  ripen,  and  where 
the  climate  is  so  rigorous.  In  latitude  16.22^  S.  Tiahuanacu 
is  4000  m  (12930  f‘)  above  the  level  of  the  sea.  The  country 
cannot  sustain  a  dense  population.  There  are  two  alternatives: 
either  daily  food  must  have  been  brought  from  a  distance,  which 
is  scarcely  credible  for  a  period  of  such  duration,  or  the  country 
was  not  then  at  that  elevation. 

'  //.  Possible  solution. 

There  was  a  state  of  things  in  very  later  geological  times 
when  the  Andes,  in  this  latitude,  had  not  risen  to  such  a  height 
as  it  has  now  attained.  In  the  deserts  of  Tarapaca,  imbedded 
in  the  sides  of  ravines,  there  are  numerous  skeletons  of  gigantic 
ant  eaters,  animals  whose  habitat  is  in  dense  forests.  When 
they  lived,  the  deserts  in  which  their  bones  are  found,  must 
have  been  covered  with  trees,  l'or  such  a  condition  of  things 
the  winds,  coming  from  the  Atlantic,  were  not  wrung  dry  in 
passing  over  the  lofty  peaks  of  the  Andes,  as  is  now  the  case. 
These  winds  must  have  carried  their  moisture  across  the  slowly 
rising  mountains,  and  have  deposited  it  on  the  strip  of  coast 
line  which  is  now  an  arid  desert,  producing  arboreal  vegetation 
and  the  means  of  supporting  the  gigantic  ant  eaters.  As  the 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


529 


mountains  rose,  the  wind  ceased  to  carry  moisture  beyond  them, 
the  coast  forests  disappeared,  and  the  large  animals  perished. 
While  forests  existed  on  the  coast,  the  site  of  Tiahuanacu  was 
two  or  three  thousand  foot  lower  than  it  is  now,  and  maize 
would  ripen  in  the  surrounding  country.  The  buildings,  now 
several  miles  from  the  lake,  were  then  on  its  banks.  If  the 
megalithic  builders  were  flourishing  in  that  distant  epoch,  before 
the  height  of  the  Andean  peaks  had  converted  the  coast  into 
a  desert  ;  then  the  climate  was  much  less  severe  and  corn  could 
ripen  at  their  doors.  If  this  is  deemed  impossible,  the  difficulty 
remains  in  force. 

The  successful  overcoming  of  such  a  difficulty,  must  give 
us  a  still  higher  idea  of  the  civilization  of  the  megalithic  period. 
It  implies  arrangements  for  transit  of  a  complicated  character 
whereby  edifices  at  such  a  height  above  the  sea,  and  a  dense 
population  surrounding  them,  could  regularly  be  supplied  with 
the  products  of  milder  climates.- 

/(if.  Co)ic hiding  I'einarks. 

The  subject  is  one  of  great  interest,  and  will  repay  further 
and  closer  investigation  :  I  w'ould  venture  strongly  to  recommend 
that  the  Andean  phases  of  civilization  should  be  studied  separa¬ 
tely  both  as  regards  different  periods  and  different  races.  Next 
to  the  megalithic  period  would  come  that  of  the  »Amantas« 
and  the  tribes  which  contended  for  mastery  with  the  Incas. 
The  system  established  by  the  Incas  themselves  has  not  yet 
been  exhaustively  treated,  though  the  materials  are  at  our  hands, 
especially  at  the  hands  of  those  who  have  access  to  German 
libraries  and  museums.  Another  field  for  research  of  the  grea¬ 
test  interest  is  included  in  the  language  and  traditions  of  the 
civilized  coast  people  of  Peru,  illustrated  by  the  investigations 
of  Stuebel,  Squier  and  others.  In  this  Peruvian  field  alone 
there  still  remains  a  vast  amount  of  work  to  be  done. 


34 


Fouilles  de  la  mission  scientifique  française  a 
Tiahuanaco.  Ses  recherches  archéologiques  et 
ethnographi(|ues  en  Bolivie,  au  Chili  et  dans  la 
Républi(|ue  Argentine. 

Par  le  comte  G.  de  Cré(jui-Montfort,  Paris. 


Invité  à  faire  partie  du  XIV°  Congrès  International  des 
Américanistes,  j’avais  eu  tout  d’abord  l’intention  de  lui  rendre 
compte  uniquement  des  fouilles  que  la  Mission  Scientifique  a 
effectuées  à  Tiahuanaco.  M.  le  Professeur  von  den  Steinen 
ayant  bien  voulu  me  signaler  l’intérêt  que  présenterait  un  aperçu 
général  des  recherches  ethnographiques  et  archéologic|ues  que 
nous  avons  faites  sur  le  haut-plateau  sud-américain,  et  bien 
qu’un  rapport  très  hâtif  et  sommaire  sur  les  travaux  de  la  Mission 
ait  déjà  été  publié  pour  prendre  date  ')  je  ferai  sui\'re  ma  pré¬ 
sente  communication  sur  Tiahuanaco  d’une  énumération  de  nos 
recherches  concernant  les  peuples  qui,  dans  les  temps  de  la 
préhistoire  sud-américaine,  ont  habité  les  régions  que  nous  avons 
parcourues  ainsi  que  ceux  qui  les  habitent  encore  de  nos  jours. 

Tiahuanaco. 

Tiahuanaco,  reconnue  depuis  longtemps  comme  étant  pour 
l’archéologue  le  lieu  peut-être  le  plus  intéressant  de  tout  le  haut 
pays,  n’avait  jusqu’à  présent  été  l’objet  d’aucune  étude  de  longue 
durée.  Pour  citer  quelques  exemples,  d’Orbigny  n’y  a  séjourné 
que  trois  jours  ;  de  Castelnau,  un  jour,  de  même  que  von 
Tschudi;  enfin  Georges  Scpiier  et  Stübel,  huit  et  neuf  jours. 

’)  Rapport  sur  une  Mis.sion  Scientifique  en  Amérique  du  Sud  par  M.  G. 
de  Créqui  Montfort  et  M.  E.  Sénéchal  de  la  Grange.  (Nouvelles  Archives  des 
Missions  Scientifiques  T.  XII,  p.  Si— 12g),  Paris  1904. 


532 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Dans  sa  très  belle  monographie,  en  collaboration  avec 
M.  Uhle,  A.  Stübel  déclarant  avec  mélancolie  qu’ils  n’avaient 
fait  qu’inventorier  les  ruines  de  Tiahuanaco  et  grouper  les  textes 
de  la  littérature  spéciale  les  concernant,  exprimait  le  désir  de 
voir  une  mission  scientifique  faire  de  Tiahuanaco  l’objet  d’une 
étude  aussi  méthodique  et  complète  que  possible. 

J’avais  assigné  à  notre  Mission  un  programme  trop  vaste 
à  remplir  dans  un  délai  trop  restreint,  pour  qu’elle  pût  concacrer 
à  Tiahuanaco  tout  le  temps  nécessaire  à  cette  étude.  Et  en 
effet,  la  Mission  n’y  séjourna  d’abord  que  du  9  au  i  3  Août  1903. 
Elle  y  constata  une  fois  de  plus  le  vandalisme  inconscient  des 
habitants  qui,  non  contents  de  continuer  l’œuvre  de  destruction 
partielle,  avaient  transformé  le  Cerro  Akkapana  en  carrière  et 
en  utilisaient  les  matériaux  pour  la  construction  de  la  ligne  de 
chemin  de  fer  de  Huaqui  à  La  Paz.  A.  de  Mortillet,  avec  l’aide 
d’autres  membres  de  la  Mission,  n’a  pu  que  prendre  à  nouveau, 
dans  ce  court  espace  de  temps,  un  grand  nombre  de  photo¬ 
graphies  des  différentes  parties  des  ruines  et  dresser  de  celles-ci 
un  plan  général. 

Notre  intervention  auprès  de  M.  le  Général  Pando,  Prési¬ 
dent  de  la  République  de  Bolivie,  et  de  MM.  les  Membres 
du  Gouvernement  Bolivien  ayant  réussi  à  faire  cesser  les  regret¬ 
tables  travaux  de  destruction  auxquels  je  fais  allusion  ci-dessus, 
G.  Courty,  géologue  de  la  Mission  Scientifique  P'rançaise,  se 
vit  confier  la  tâche  de  poursuivre  nos  travaux  à  Tiahuanaco. 

11  y  séjourna  trois  mois  et  demi,  du  3  Septembre  au 
15  Décembre  1903.  Il  disposa,  à  partir  du  25  Sejitembre, 
d’un  piquet  de  force  publique  et  de  nombreux  Indiens.  Erappé 
par  la  maladie,  il  fut  obligé  de  rentrer  précii)itamment  en  France. 

En  dehors  de  nombreux  estampages  qu’il  a  pris  et  de 
jîlusieurs  plans  qu’il  a  levés,  dont  un  (fig.  i)  des  ruines  d’Ak- 
kapana  établi  en  mesurant  les  dimensions  et  les  distances  des 
grands  blocs  de  la  Grande  Enceinte,  G.  Courty  a  effectué  des 
fouilles  importantes:  il  a  pu  ainsi  mettre  à  jour  des  constructions 
jusqu’ici  inconnues,  de  proportions  aussi  grandioses  <|ue  celles 
cpte  nous  connaissions  déjà. 

Je  me  pro])ose  de  fouinir  ici  un  résumé  de  ces  contribu¬ 
tions  nouvelles  à  notre  connaissance  des  fameuses  ruines. 


XIV.  Anierikani-sten-Kongress. 


533 


A.  Fouilles  dans  le  cerro  Ak-Kapana.  Mise  a  jour  d  ime 
cana  I  isa  ti  on  sou  terra  ine. 

Le  monticule  d’Ak-kapana  fut  le  lieu  où  notre  collègue 
entreprit  les  premières  fouilles.  11  y  ouvrit  une  tranchée  verti¬ 
cale  partant  du  pied  du  monticule,  en  direction  Nord-Sud,  et 
où  les  terrassiers  indiens  déblayèrent  une  terre  rougeâtre,  mé¬ 
lange  d’argile  et  de  sable.  Après  de  longues  et  pénibles  re¬ 
cherches,  il  mit  à  jour  une  canalisation  souterraine  à  trois 
gradins.  Celle-ci  a  son  point  de  départ  dans  la  grande  exca¬ 
vation  centrale  située  sur  le  faîte  du  monticule,  excavation  qui, 
d’après  Squier,  a  plus  de  trois  cents  pieds  de  diamètre  et  soi¬ 
xante  pieds  de  profondeur.  Cette  canalisation,  ou  plutôt  ce 
puits,  se  dirige  d’abord  en  profondeur  et  forme  un  angle  droit 
vers  le  côté  Nord  du  monticule  et  d’autres  angles  successifs 
pour  aboutir  au  bas  du  monticule  et  presque  en  face  de  l’angle 
Sud-Est  de  la  Grande  Enceinte.  La  conduite  carrée  en  pierres 
taillées  a  une  coupe  uniforme  de  (J m  par  o  m  70.  Les  pierres 
qui  la  recouvrent  du  côté  Nord  dépassent  un  peu  la  largeur 
de  la  conduite  étant  uniformément  1^115  de  large.  Les  pierres 
de  grès  qui  la  composaient  étaient  réunies  entre  elles  à  l’aide 
de  crampons  en  cuivre  sans  aucun  ciment,,  comme  le  sont  celles 
de  plusieurs  autres  constructions  anciennes  de  Tiahuanaco. 

La  fig.  2  (Table  Ij  montre  l’excavation  pratiquée  par 
G.  Courty. 

Squier  ’)  donne  une  figure  de  l’amorce  d’une  canalisation 
verticale  semblable,  du  Rodadero,  et  qu’il  a  dénommée  »Inca- 
aqueduct«. 

B.  Fouilles  effectuées  en  face  de  la  station  du  chemin  de  fer 
de  Tiahuanaco  a  une  centaine  de  mètres  de  cette  dernière. 

Découverte  de  deux  idoles  monolithes. 

Après  ces  premières  fouilles  dans  le  monticule,  G.  Courty 
songea  à  faire  porter  ailleurs  ses  investigations.  Son  attention 
ayant  été  attirée  par  la  présence  d’une  statue  ou  idole  qui  gisait 
à  terre  au  Sud  du  Cerro  Ak-kapana,  il  fit  fouiller  tout  auprès 
et  découvrit  à  peu  de  profondeur  deux  autres  statues  ou  idoles 
monolithes. 

fi  E.  G.  Squier:  Peru.  Incidents  of  travel  and  exploration  in  the  land  of 
the  Incas,  Londres  1877,  p.  468. 


534 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Elles  étaient  taillées  dans  du  grès  rouge  micacé.  L’une 
d’elles  mesurait  un  peu  plus  de  deux  mètres  et  avait  été  très 
corrodée  par  les  eaux  d’infiltration. 

L’autre,  plus  grande,  atteignant  une  hauteur  de  5  m  72  y 
compris  la  partie  destinée  à  être  enterrée,  se  trouvait  dans  un 
assez  bon  état  de  conservation.  Elle  était  recouverte  de  dessins 
gravés  au  trait,  assez  peu  variés,  qui  se  succédaient  dans  un 
ordre  difierent.  La  hauteur  de  l’idole,  dans  sa  partie  gravée, 
était  de  3^82,  celle  du  pied  non  gravé  de  i  m  qo. 

En  présence  de  Don  Manuel  Vicente  Ballivian,  Président 
de  la  Société  de  Géographie  de  la  Paz,  on  replaça,  au  moyen 
de  crics  et  de  cordes,  les  trois  statues  ou  idoles  dans  la  po¬ 
sition  verticale. 

G.  Courty  a  repris  tous  les  dessins  gravés  sur  la  grande 
idole  Cfig.  3). 

C.  Fouilles  a  l' est  de  la  gi'ande  enceinte  d' Ak-Kapana.  Mise 
a  jour  d'îin  appareil  de  construction  denomine  par  nous  ■»La 
Nouvelle  Enceinte 

Continuant  ses  fouilles  méthodiques  à  l'Est  et  dans  l’axe 
des  alignements,  G.  Courty  rencontra  dans  un  sondage  une 
profondeur  de  trois  mètres  de  terre  de  dénudation  :  La  géologie 
ouvrait  la  voie  à  l’archéologue. 

G.  Courty  fit  porter  là  son  principal  effort  et,  le  28  Oc¬ 
tobre  1903,  il  exhumait  une  partie  de  mur  de  façade  duquel 
émergeaient  quekiues-unes  de  ses  pierres.  Sur  celles-ci,  des  têtes 
humaines  étaient  sculptées  en  rond-bosse  dans  un  trachyte  mé- 
tamori)hisé,  d’aspect  blanchâtre  à  la  cassure.  La  photographie 
fig.  4  (Table  I)  montre  ce  mur,  et  la  fig.  3  (Table  11)  l’une  des 
lierres  a  tête  sculptée  que  notre  collègue  a  rapportée  à  Paris. 
Toutes  les  sculptures  représentaient  des  figures  humaines,  excepté 
une  seule  qui  montre  une  tête  de  saurien. 

h'n  suivant  le  mur  découvert,  les  fouilles  mirent  à  jour  tout 
l’appareil  de  construction,  de  forme  prescjue  carrée,  d’environ  21 
sur  22  m.  La  ßg.  6  (Table  II)  représente  le  mur  du  côté  Est  de  la 
Nouvelle  Enceinte«  (jui,  sur  le  plan  fig.  i,  est  désignée  par  la 
lettre  G.  Idle  est  composée  de  grands  blocs,  enfoncés  verti¬ 
calement  dans  la  terre  comme  ceux  de  la  Grande  Encçinte  déjà 
connue,  taillés  et  polis  au  moyen  d’autres  pierres  probablement 


Legende  ; 


AA  Grande  Enceinte. 

B  Dépression  du  terrain  au  milieu  des  alignements. 

C  Escalier  de  la  Grande  Enceinte  mis  au  jour 
par  les  fouilles  de  la  Mission. 

1)  „Table“  en  pierre  trachytique. 

E  Porte  monolithe  d’Ak-kai)ana. 

P  Idole  décrite  par  Stübel. 

G  „Nouvelle  Enceinte“  mise  à  découvert  par  les 
fouilles  de  la  Mission. 

H  Idole  déterré  par  Courty. 

I  Canal  souterrain  en  pierre. 

KK  Petite  Enceinte  d’Ak-Akapana.  Mur  intérieur, 
à  demi  enterré  avant  les  fouilles  de  la  Mission. 

LL  Mur  extérieur  de  la  même  Enceinte. 


M  Escalier  d’entrée  et  péristlyle  de  la  Petite 
Enceinte. 

N  Fouille  de  G.  Courty  qui  fit  découvrir  l’entrée 
de  la  canalisation  OO. 

()()  Canal  souterrain. 

P  Construction  contenant  trois  autels  (î),  décou¬ 
verte  par  G.  Courty. 

Q  „Mound“  de  Squier. 

ER  Parties  de  murs  de  la  la  Grande  Enceinte,  dé¬ 
terrées  par  G.  Courty. 

S  Mur  et  amorce  d’une  salle  dallée. 

T  Grande  muraille  en  pierre  taillée,  partant  du 
pied  du  Cerro  Ak-kapana. 


Plan  de  la  (Irande  Enceinte  d’ Ak-kapana  et  des  fouilles  de  la  Mi.ssion. 


536 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


gréseuses,  comme  semblent  l’indiquer  des  stries  apparentes.  Ces 
blocs  étaient  fichés  en  terre  à  des  distances  presque  égales  les 
uns  des  autres  et  réunis  entre  eux  par  des  pierres  plus  petites 
parfaitement  bien  équarries  mais  non  cimentées  ni  reliées  en 
aucune  façon.  Les  grands  blocs  étaient  en  grès  de  même  que 
les  pierres  plus  petites  qui  les  réunissaient,  à  l’exception  de 
celles  qui  portaient  les  têtes  en  ronde-bosse  et  qui,  comme  nous 
l’avons  déjà  dit,  étaient  de  trachyte  tendre. 

Dans  les  lignes  des  yeux,  du  nez,  des  oreilles  et  de  la 
bouche  de  ces  sculptures,  on  apercevait  au  moment  de  la  dé¬ 
couverte  une  couleur  ocreuse  rouge  qui  avait  conservé  toute  sa 
fraîcheur.  Les  têtes  représentaient  bien  le  type  indien  à  pom¬ 
mettes  saillantes;  la  partie  frontale  était  ornée  d’un  bandeau. 

G.  CoLirty  a  fait,  au  cours  de  ses  fouilles  à  Tiahuanaco, 
la  découverte  d’une  pièce  très  importante  représentant  une  pe¬ 
tite  tête  de  félin  en  trachyte,  dont  les  cavités  des  yeux  étaient 
remplies  d’une  couleur  bleu  d’outremer,  et  les  creux  des  oreilles 
et  de  la  gueule  d’une  peinture  rouge  assez  vive. 

Cette  découverte  ne  prouverait-elle  pas  que  les  méplats 
des  sculptures  étaient  destinés  à  recevoir  des  couleurs,  ce  que 
semblent  démontrer  aussi  les  peintures  observées  sur  les  têtes 
en  ronde-bosse 

De  ce  chef,  ne  serions-nous  pas  autorisés  à  reconstituer 
en  couleurs  les  ornements  symboliques  de  la  grande  porte 
monolithe  d’ Ak-kapana 

Dans  l’intérieur  de  la  Nouvelle  Enceinte,  à  l’angle  Nord- 
Ouest,  on  trouva  une  statue  ou  idole  (cfr.  plan  fig.  i  H)  d’une 
hauteur  d’environ  O  m  yo  qui  n’avait  cjue  (piatre  doigts  à  l’une 
des  mains.  Celle-ci,  ainsi  que  tous  les  objets  rencontrés  au 
cours  des  fouilles,  a  été  transporté,  par  les  soins  de  G.  Courty, 
dans  une  salle  contigüe  au  jietit  musée  de  Tiahuanaco  et  cjui 
est  dénommée  très  pompeusement  »Le  Palais  de  Justice«. 

Pendant  ces  recherches,  il  se  produisit  à  un  certain  moment 
un  fait  assez  curieux  :  tandis  que  les  Indiens  étaient  occupés  à 
déblayer  la  terre  qui  recouvrait  les  murs  de  la  Nouvelle  Enceinte, 
les  eaux  d’une  pluie  torrentielle  vinrent  inonder  lex  excavations, 
entraînant  les  terres  et  les  cailloux.  G.  Courty,  ejui  venait  de 
découvrir  sous  une  dalle,  à  l’ancien  niveau  du  pied  des  murs, 
un  canal  souterrain  dirigée  vers  le  Nord-Est  (cfr.  plan  fig.  il), 


Fig.  3.  Détails  des  gravures  de  l’idole  découverte  par  G.  Courty.  Echelle 


25 


538 


XIV.  Ainerikanisten-Kongress. 


fit  établir  un  chenal  pour  essayer  de  faire  écouler  par  la  cana¬ 
lisation  l’eau  qui  était  venue  interrompre  le  travail.  Quelle  ne 
fut  pas  sa  surprise  de  voir  disparaître  en  quelques  minutes  plus 
d’une  \ingtaine  de  mètres  cubes  d’eau!  Il  chercha,  d’amont  en 
aval  du  Rio  Huaquira,  l’issue  par  laquelle  se  déversait  l’eau 
boueuse  provenant  des  fouilles,  mais  sans  parvenir  à  découvrir 
la  sortie  des  eaux. 

Aucun  des  auteurs  qui  ont  décrit  les  ruines  de  Tiahuanaco 
ne  parle  de  la  N  oui’ elle  Eneeinte;  il  n’y  a  que  G.  Squier  qui, 
sur  son  plan  des  enceintes  déjà  connues  d’Ak-kapana  ’)  figure 
une  ligne  partant  du  milieu  du  côté  Est  et  formant  aussitôt  un 
angle  droit.  Il  est  probable  que  G.  Squier  avait  vu  apparaître 
sur  le  sol  le  sommet  de  quelques-uns  des  blocs  verticaux  de 
l’enceinte  en  question,  mais  il  a  cru  que  ces  blocs  formaient 
une  sorte  de  péristyle  de  la  Grande  Enceinte.  C’est  donc  aux 
fouilles  de  G.  Courty  que  l’on  doit  la  découverte  de  ce  nouvel 
appareil  de  construction  gigantesque. 

D.  Découverte  tf  un  escalier  du  côté  Est  de  la  Grande  Enceinte. 
Découvertes  de  blocs  gravés.  Eouilles  mettant  a  jour  des  parties 
du  mur  Ouest  de  la  Grande  Enceinte. 

Toujours  à  l’Est,  dans  l’axe  de  alignements  de  Tiahuanaco 
les  fouilles  mirent  à  jour  un  escalier  imposant  de  grandes  di¬ 
mensions,  composé  de  six  marches  d’une  largeur  de  7  >"075, 
taillées  dans  un  grès  rouge.  Une  pierre  formait  à  elle  seule 
les  deux  premières  marches  et  l’entrée  large  de  8hm2. 

Cet  escalier,  représenté  sous  des  vues  différentes  par  les 
fig.  y,  S  et  (J  (Table  III — V),  constitue  la  sortie  de  la  Grande 
Enceinte  faisant  face  à  la  Nouvelle  Enceinte.  Au  pied  de  l’es¬ 
calier  on  trouva  deux  piliers  en  retrait  avec  un  puma  sculpté 
destiné  sans  doute  à  les  couronner.  11  devait  se  trouver  là  un 
modèle  analogue  à  celui  de  la  Porte  des  Pumas  de  1  luanuco  Viejo. 

Ici  l’érosion  s’était  produite  avec  moins  d’intensité  ({u’ail- 
leurs,  car  i  ni  50  seulement  de  terre  recouvrait  ce  grand  escalier. 

I  out  auprès,  on  mit  à  jour  un  bloc  de  trachyte  d’une 
longueur  de  O  ni  77,  d’une  largeur  de  O'nqô  et  d’une  épaisseur 
de  O  ni  I  7  ;  on  distinguait,  sur  l’une  deses  faces,  cpiatre  animaux 


')  l.  c.  p.  276. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


539 


graves  en  méplat,  rappelant  des  pumas.  La  quatrième  partie 
de  la  pierre,  avec  la  figure  de  l’un  de  ces  animaux,  est  repré¬ 
sentée  par  la  fig.  lo.  C’est  un  type  d’animal  allégorique  qui 
revient  plusieurs  fois  dans  l’ornementation  des  blocs  monolithes 
de  Tiahuanaco.  Ce  bloc  sculpté  a  été  déposé  au  »Palais  de 
Justice«. 

G.  Courty  trouva  également  tout  aui)rès  un  fragment  de 
(cfr.  fig.  Il)  taillé  angulairement,  sur  lequel  on  distingue 


la  gravure  de  deux  pumas  placés  dos  à  dos  dans  l’attitude  d’une 
marche  lente.  Cette  pièce  fort  intéressante  est  exposée  au  Palais 
du  Trocadéro  à  Paris. 

Après  ces  fouilles,  G.  Courty  fit  pratiquer  des  excavations 
dans  l’axe  du  grand  escalier,  jusqu’au  côté  Ouest  de  la  Grande 
Paiceinte,  mais  il  ne  rencontra  qu’une  pierre  trachytique  sculptée, 
creusée  en  forme  de  bassin. 

P3n  même  temps  que  ces  fouilles,  d’autres  étaient  exécutées, 
à  l’Est  de  la  Nouvelle  Enceinte,  qui  eurent  pour  résultat  la  dé¬ 
couverte  d’un  grand  mur  (cfr.  plan  fig.  iT)  qui  part  du  pied  du 
monticule  d’Ak-kapana,  en  direction  Nord  ;  malheureusement  les 
circonstances  n’ont  pas  permis  de  poursuivre  les  investigations 
et  de  connaître  son  étendue. 


540 


XIV.  Amerikanisten-Koiiçress. 


Les  fouilles  à  l’Ouest  de  la  Grande  Enceinte  furent  conti¬ 
nuées  et  se  terminèrent  par  la  mise  à  jour  des  deux  parties  de 
son  mur  de  ce  côté.  Elles  sont  désignées  RR  sur  le  plan 
/.  Quelques  auteurs  ont  supposé  que  cet  alignement  n’é¬ 
tait  pas  un  mur  et  qu’il  ne  se  composait  que  de  grands  blocs 
verticaux  isolés.  Les  fouilles  de  G.  Courty  ont  démontré,  au 
contraire,  qu’il  est  analogue  à  ceux  des  trois  enceintes  connues 
maintenant,  c’est-à-dire  qu’il  constitue  un  véritable  mur,  les 

I 


I 


Fig.  II.  Fragment  de  jiierre  gravée  au  trait,  trouvée  à  Ak-kaj)ana.  gr.  nat. 

blocs  verticaux  étant  réunis  par  des  murs  en  pierres  de  dimen¬ 
sions  plus  petites. 

E.  Rouilles  a  l' Ouest  de  la  Grande  Enceinte.  Mise  à  jour  d'une 
petite  construction.  Pierres  sculptées.  Escalier  de  la  Petite 

pMceinte. 

(j.  Courty  fit  porter  ensuite  ses  recherches  à  l’Ouest  des 
alignements  de  la  (jrande  lènceinte,  entre  le  monticule  dénommé 
»mound«  jiar  Squier  (cfr.  plan  fig  i.  Q)  et  la  grande  porte 
monolithe.  11  y  découvrit  trois  petites  pièces  contigües,  d’un 
mètre  carré  environ  (cfr.  plan  Jig.  i ,  P)  qui  sont  très  semblables 
aux  autels  de  certains  jietits  temples  mexicains  dont  une  repro¬ 
duction  e.xiste  au  Musée  d’Etlinographie  de  Paris. 

A  proximité  de  cette  petite  construction  il  y  avait  des 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


541 


murs  de  terre.  Ceu.x-ci,  ainsi  que  les  murs  en  pierre  de  cet 
endroit,  étaient  enduits  de  couleurs  blanche  et  rouge. 

Immédiatement  au  Sud  de  la  petite  construction,  on  déblaya 
l’amorce  d’une  salle  dallée,  substruction  d’un  important  édifice 
(cfr.  plan  fig.  i ,  S). 

A  l’entrée  de  la  construction  on  trouva,  enterrées,  quatre 
pierres  d’un  trachyte  dur,  chacune  de  16  cm  5  x  16  cm  5  x  22  cm  2, 
avec  sculptures  en  méplat  sur  deux  de  leurs  côtés.  Deux  de 
ces  pierres  ont  été  jolacées  au  petit  musée  de  Tiahuanaco  ;  nous 
n’en  possédons  qu’un  exemplaire  que  le  Gouvernement  bolivien 
a  laissé  à  la  Mission  et  qui  est  représenté  par  \2i  fig.  12  (Table  V). 

G.  CoLirty  entreprit  quelques  fouilles  dans  la  Petite  Enceinte 
à  alignements  doubles  (cfr.  plan  fig.  i,  KK,  LL).  Il  mit  à 
jour  certaines  parties  des  alignements  à  moitié  enterrés  et  put 
constater  que  ceux-ci  ne  sont  que  des  murs  analogues  à  ceux 
des  autres  enceintes,  c’est-à-dire  des  murs  en  pierres  taillées, 
interrompus  par  des  blocs  verticaux  de  grandes  dimensions. 

Au  milieu  du  côté  Est  de  cette  Petite  Enceinte,  G.  Courty 
découvrit  un  escalier  de  trois  marches  (cfr.  plan  fig.  i,  M)  qui 
lui  avait  servi  de  moyen  d’accès.  Les  pierres  d’entrée  portaient 
encore  les  traces  d’une  couleur  verte  cuivreuse  dont  elles  avaient 
été  enduites  intentionnellement. 

Entre  les  murs  intérieur  et  extérieur  de  l’enceinte,  notre 
collègue  pratiqua  une  fouille  désignée  N  sur  le  plan  et  qui 
amena  la  découverte  du  canal  souterrain  00  construit  en  pierre 
taillée  et  se  trouvant  à  2  m  de  profondeur  au-dessous  du  sol 
actuel.  La  dimension  de  ce  canal  était  juste  suffisante  pour  per¬ 
mettre  à  un  homme  d’y  passer. 

P'.  Sépultures  appartenaut  au  peuple  qui  a  construit  les  édifices 
de  Tiahuanaco.  Poterie  ornée  des  memes  ornements  que  les 

ruines. 

G.  Courty  a  pu  reconnaître  par  ses  fouilles  deux  nécro¬ 
poles,  l’une  située  auprès  du  cimetière  actuel  du  village  de 
Tiahuanaco,  l’autre  à  proximité  du  Rio  Huaquira  sur  sa  rive 
gauche  à  un  demi  kilomètre  au  Nord-Ouest  de  ce  village.  La 
distance  de  ces  nécropoles  du  groupe  de  ruines  le  plus  proche, 
c’est-à-dire  de  Puma-Punco,  est  d’environ  un  kilomètre. 

Aucun  signe  extérieur  ne  révèle  la  présence  des  sépultures. 


542 


XlV.  Amerikanisten-Kongress. 


dont  notre  collègue  a  fouillé  une  vingtaine.  C’est  par  un  Indien 
qu’il  fut  avisé  de  leur  existence. 

Les  cadavres  sont  enterrés  horizontalement,  différents  en 
cela  du  mode  de  procédé  généralement  employé  autrefois  sur 
le  haut-plateau,  où  l’on  a  toujours  observé  la  position  plus  ou 
moins  verticale  avec  les  jambes  repliées  sur  la  poitrine.  Immé¬ 
diatement  au-dessus  du  cadavre  se  trouve  une  pierre  plate,  de 
ü'^70  à  3m  de  longueur  et  0^40  à  i  de  largeur.  Cette 
pierre  se  trouve  en  général  à  0^40  de  profondeur.  La  distance 
d’une  sépulture  à  l’autre  est  d’environ  0^40  à  0^50;  quelque¬ 
fois  elle  atteint  i  ni. 

Les  ossements  étaient  très  détériorés,  cependant  quelques 
crânes  ont  pu  être  recueillis.  Ils  présentent  des  déformations 
artificielles  ;  quelques-uns  ont  été  trépanés. 

Les  cadavres  étaient  entourés  de  poteries  peintes  et  gravées, 
d’une  confection  très  fine,  d’amulettes,  de  petites  figures  d’ani¬ 
maux  sculptées  en  pierre,  de  topos  et  autres  objets  en  cuivre, 
de  nombreux  objets  en  or  gravé  ou  repoussé,  de  petites  perles 
plates  en  azurite,  de  mortiers  en  porphyre  pétrosiliceux  poli 
etc.  .  .  .  La  poterie  du  cimetière  du  Rio  Iluaquira  était  moins 
fine  que  celle  de  la  nécropole  située  auprès  du  village  moderne 
de  Tiahuanaco. 

Je  donne  ici  (Table  Vlj  la  reproduction  de  deux  vases, 
l’un  peint  {fig.  /J),  l’autre  {fig.  14)  en  poterie  noire,  brillante, 
orné  de  lignes  gravées  au  trait.  Ces  deux  xases  se  trouvaient 
in  situ  dans  des  tombes  d’où  ils  ont  été  retirés  par  G.  Courty. 

Le  puma  du  premier  vase,  peint  en  trois  couleurs,  est  si  analogue 
à  celui  sculpté  sur  la  pierre  fig.  10  (p.  539)  et  sa  tète  ressemble 
tellement  à  une  tête  de  i)uma  qui  orne  la  grande  porte  monolithe 
d’Ak-kapana,  (ju’on  ne  i)eut  douter,  même  un  instant,  (pie  les 
différents  dessins  proviennent  d’artistes  du  même  peuple.  Les 
traits  gravés  sur  le  vase,  fiig.  14,  se  retrouvent  aussi  dans 
l’ornementation  des  ruines.  II  est  donc  évident  que  ce  sont  les 
constructeurs  des  édifices  en  ruines  (jui  sont  enterrés  dans  les 
nécropoles  ci-dessus  mentionnées. 

Conclusion. 

En  outre  d’une  partie  des  objets  recueillis  au  cours  de  ses 
fouilles  (le  Gouvernement  Bolivien  ayant  conservé  l’autre)  la 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


543 


Mission  Scientifique  Française  rai)i)orte  de  ses  études  àTiahuanaco: 
le  plan  des  ruines  avant  les  fouilles  de  G.  Courty,  le  plan  des 
découvertes  de  ce  dernier,  de  nombreux  estampages  et  dessins 
(notamment  des  sculptures  de  la  porte  monolithe  d’Ak-ka¡)ana, 
qui  permettront  d’en  donner  une  reconstitution  dépassant  par 
l’exactitude  ce  que  la  photographie  pourrait  faire),  de  nom¬ 
breuses  photographies  parmi  lesquelles  6i  clichés  i8  x  24  pris 
par  un  professionnel  et  représentant  les  découvertes  de  G.  Courty. 

Tous  ces  documents  paraîtront  dans  les  publications  de  la 
Mission.  Je  n’ai  voulu  donner  ici  qu’un  aperçu  des  travaux 
qu’elle  a  effectués  à  Tiahuanaco  et  dont  les  résultats  principaux 
seront  de  permettre  peut-être  d’établir  que  les  grands  alignements 
de  ce  lieu  ne  sont  que  les  parties  principales  d’un  apjKireil  de 
construction  et  que  les  sculptures  en  méplat  étaient  destinées 
à  être  peintes. 

De  plus,  grâce  à  la  découverte  des  deu.x  nécropoles,  nous 
allons  pouvoir  essayer  de  procéder  à  la  détermination  anthro¬ 
pologique  des  architectes  des  ruines  de  Tiahuanaco,  à  l’étude 
approfondie  de  leurs  industries,  ainsi  qu’à  la  comparaison  de  ce 
peuple  avec  les  autres  peuples  anciens  déjà  connus  de  l’Amérique 
du  Sud. 

Comme  le  dit  M.  Stübel,  on  a  l’impression  d’être  à  Tia¬ 
huanaco  sur  les  ruines  d’une  civilisation  qui  a  marqué  l’apogée 
d’un  peuple  très  doué  et  de  se  trouver  en  présence  d’un  monument 
de  la  période  pré-incasique  du  vieux  Pérou. 

Résumé  des  recherches  archéologiques  &  ethnographiques 
de  la  mission  scientifique  française. 

1°  Archéologie. 

Je  vais  simplement  énumérer  à  cette  place,  en  commençant 
par  le  Nord,  les  principales  fouilles  effectuées  par  les  Membres 
de  la  Mission  dans  les  autres  parties  du  haut-pays. 

Vallées  de  Yura  et  de  Panagua  (N. -O.  de  Pulacayoj. 
Mes  fouilles  personnelles  à  Charcoyo  mirent  à  jour  des  sépultures 
anciennes  d’où  j’ai  retiré  de  nombreux  crânes  et  de  la  poterie 
peinte  d’un  type  tout  à  fait  inconnu.  J’en  donnerai  quelques 
reproductions  dans  ma  deuxième  communication  au  Congrès 
intitulée:  »Fouilles  dans  la  nécropole  préhispanique  de  Calama«, 


544 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


fig.  8,  Ç,  10.  Deux  photographies  (fig.  15  et  16,  Table  VII) 
représentent  l’intérieur  de  tombes  de  la  vallée  du  Cagna. 

Appelé  dans  une  autre  partie  de  la  Bolivie  par  les  soins 
que  m’imposait  la  direction  de  la  Mission,  j’ai  laissé  à  deux 
Français,  établis  momentanément  dans  la  contrée,  les  instructions 
nécessaires  pour  leur  permettre  de  continuer  les  excavations 
que  j’avais  commencées. 

Des  études  d’importantes  ruines  de  villages  préhispaniques, 
des  fouilles  dans  des  sépultures  anciennes  à  Visicza,  Yura, 
Tocarji,  Asnapujio,  Caleria,  une  magnifique  collection  de  la 
poterie  mentionnée  ci-dessus,  de  nombreux  objets  en  or,  en  cuivre 
en  pierre  taillée,  environ  trois  cent  crânes,  enfin  de  nombreuses 
photographies,  tels  sont  les  résultats  de  nos  efforts  réunis  dans 
cette  partie  de  la  Bolivie. 

Tarija.  A.  de  Mortillet  a  recueilli,  en  cet  endroit,  une 
collection  intéressante  d’outils  de  pierre  primitifs. 

Cobrizos,  Colcha  et  Chuquicamata.  G.  Courty,  outre 
une  étude  soigneuse  de  la  géologie  du  Sud-Ouest  de  la  Bolivie, 
a  fait  dans  ces  régions  d’intéressantes  fouilles  de  sépultures 
anciennes  et  y  a  étudié  des  ruines  préhispaniques. 

Calama.  Au  cours  de  ma  communication  au  Congrès 
citée  ci-dessus,  je  vais  décrire  en  détail  les  fouilles  effectuées 
dans  cette  importante  nécropole  préhispanique  par  E.  Sénéchal 
de  la  Grange. 

Jujuy,  J’ai  fait  personnellement  des  excavations  dans  des 
ruines  préhistoriques,  à  l’endroit  appelé  Alto  de  Quintana,  qui 
domine  l’entrée  de  la  Quebrada  de  Ilumahuaca. 

Puna  de  Jujuy.  E.  Boman,  spécialement  chargé  par  moi 
des  recherches  archéologiques  dans  la  ¡)artie  argentine  du  haut- 
plateau,  a  effectué  de  nombreuses  fouilles  dans  des  villages 
anciens.  Il  a  dressé  les  plans  de  ces  villages,  examiné  un  grand 
nombre  de  sépultures  existant  à  l’intérieur  de  grottes  creusées 
par  les  eaux  dans  des  rochers  de  trachyte  tendre,  notamment 
à  Casabindo,  Cochinoca  et  Rinconada.  Des  scpielettes,  des 
crânes,  d’im])ortantes  collections  d’objets  en  bois,  en  cuivre,  en 
or,  en  os,  en  i)ierre  taillée,  enfin  des  ])hotographies,  constituent 
la  récolte  scientifuiue  de  ce  voyage.  Iv  Boman  a  également 
découvert  et  dessiné  des  inscriptions  gravées  sur  des  rochers 


XI Ve  Congrès  des  Amcricanistcs. 


Cré  ([  U  i  -  iM  o  n  I  f  or  t ,  Tinhuanaco. 

Table  I. 


Canalisation  du  Cerro  Ak-kapana  Fig.  4.  -Mur  de  la  Xonvelle  Enceinte  avec  tètes  sculptées  en  rondebossc. 


('rc(jiii-M  oiilfíjrt,  'I'ialuianaco. 

Tal)le  II. 


XlV‘>  Coiigit-s  <Ie.s  Américaiiistes. 


busse,  ayant  fait  partie  de  la  Xouvclle  Jùiceiiile  d’Ak- 

kapana.  Environ  ‘/;i  gr.  nat.  l'ig.  6.  .Mur  de  la  Xouvclle  Enceinte,  côté  Est. 


Xl\’“  ('uiigrès  des  Amçricanisles. 


('  r  é  (|  U  i  -  M  O  11  t  for  t ,  'rialiiianaco 
Talde  NI. 


I''ig.  7.  Escalier  de  la  Grande  Enceinte  d’Ak-kapana. 


XIV«  Congrès  des  Américanisles. 


Cr  é  fj  U  i  -  M  o  n  t  for  t ,  'l’ialiuanaco, 
Table  IV, 


i 


XIV*-“  Coiitjic-s  «les  Ainéricanisles. 


(  !  ré  I)  Il  i  -  M  «)  Il  l  f  ur  l ,  'rinluianacn. 

'l'aille  V. 


l''ig.  9.  Escalier  de  la  Grande  Enceinte  d’Ak-kapana. 


Fig.  12.  Piene  angulaire  sculptée  en  méplat,  d’Ak-kapana. 
Environ  ^11  gr.  nat. 


XlVß  Congrí-s  des  Ajnéricanisles, 


C  r  é  r|  U  i  -  M  o  n  t  f  o  r  t ,  'l’iahuanaco. 

Table  VI. 


I'ig.  13.  Vase  en  terre  cuite  decoré  avec  un  puma,  de  la  nécropole 
de  Tiahuanaco.  Environ  “'/V  gr-  "iit. 


XIV'c  Congrès  des  Amcricanisles. 


e  r  é  U  i  -  M  o  11  I  f  o  r  I ,  'riahiianaco. 

Table  \  II. 


Fig.  i6.  Fouilles  d’une  tombe  de  la  vallée  du  Cagna  (Bolivie). 


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XIVo  Congrès  des  Amcrikanistes. 


C  r  é  4  U  i  -  M  o  n  t  f  o  r  t ,  Tiahuanaco. 

Talde  Vili. 


Fig.  iS.  Rocher  sur  lequel  est  situé  l’ancien  village  fortifié  de  Pucara  de  Rinconada. 


k'ig.  19.  Partie  des  ruines  du  village  fortifié  de  Pucara  de  Rinconada,  avec  un  menhir. 


l.SÍ’- 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


545 


dans  différents  endroits  de  la  Puna  de  Jujuy  ainsi  (jue  des 
fresques  préhispaniques  peintes  sur  les  parois  des  grottes  et 
dans  des  abris  sous  roche. 

Les  ßg.  //;  i8  et  iç  (voir  p.  546  et  Table  Vili)  représentent 
le  plan,  dressé  par  E.  Boman,  de  l’ancien  v  illage  fortifié  de  Pucará 
de  Rinconada,  une  vue  sur  l’inaccesible  plateau  en  trachyte  de 
40  «1  de  hauteur  où  ce  village  est  situé,  et  une  autre  vue 
d’une  partie  des  ruines. 

La  parfaite  ressemblance  des  collections  de  15.  Boman 
provenant  de  cette  partie  de  la  Puna  de  Juju}’  avec  celles  de 
E.  Sénéchal  de  la  Grange  recueillies  à  Calama,  nous  permet 
d’établir  d’une  manière  à  peu  près  certaine  les  limites  géogra¬ 
phiques  du  peuple  qui ,  avant  l’invasion  des  conquérants  espa¬ 
gnols,  habitait  une  grande  partie  du  haut-plateau. 

E.  Boman  a  d’autre  part  réuni  une  magnifique  collection 
de  grandes  haches  de  pierre  autour  des  Salinas  Grandes  et  a 
étudié  les  mines  de  cuivre  de  Gobres  qui,  d’après  lui,  sont 
préhispaniques. 

Enfin,  il  a  effectué  des  fouilles  dans  plusieurs  endroits  de 
de  la  Quebrada  de  Humahuaca. 

Quebrada  del  Toro,  E.  Boman  y  a  fait  l’étude  complète 
de  trois  villages  préhistoriques  d’une  certaine  importance:  j\lorc- 
huasi.  Puerta  de  Tastil  et  Tastil. 

Vallée  de  Lerma.  De  nombreuses  fouilles  et  recherches 
ont  donné  pour  résultat  la  découverte  de  restes,  de  ruines  et 
de  sépultures  qui  paraissent  provenir  de  trois  peuples  distincts. 

Dans  cette  vallée,  P5.  Boman  a  étudié  aussi  très  soigneuse¬ 
ment  des  groupes  de  tumulus  circulaires  disposés  en  rangées 
tout  à  fait  régulières.  Les  fig.  20,  21,  22  et  2j  donnent  :  la 
première,  une  vue  de  la  forme  et  des  dimensions  de  l’un  de  ces 
tumulus,  les  autres  représentent  le  plan  de  chaque  groupe.  Le 
groupe  A  contient  1.047  tumulus,  ß  158  et  C  g 63.  Des  exca¬ 
vations  faites  jusqu’à  i  m  80  de  profondeur  dans  plusieurs  tu¬ 
mulus,  choisis  au  hasard,  ainsi  qu’au  milieu  des  interv^alles,  ont 
prouvé  que  l’on  ne  se  trouve  pas  en  présence  de  tombeaux. 
Au  contraire,  les  fouilles  démontrèrent  que  la  terre  qui  se 
trouvait  au-dessous  des  tumulus  n’avait  jamais  été  remuée,  que 
par  conséquent  ceux-ci  avaient  été  simplement  superposés  au  soL 


546 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Ces  tumulus  ne  sont  donc  pas  des  tombes;  outre  leur 
petite  dimension,  l’absence  absolue  de  morceaux  de  poterie, 


•'ig.  17.  l’ian  (lu  village  furtifui  préhispaniijue  de  l’iicara  de  Rinconada  p’una  de  Jujny) 


Echelle  -  . 

1000 

d’os  OU  d’autres  débris  humains,  prouve  suffisamment  cpfils 
n’ont  pas  été  les  fondements  de  demeures  humaines.  La  seule 
exfilication  ¡)f)ssible,  scmble-t'il,  est  (|uc  ces  »cités  de  tumulus« 


XIV.  A merikanisten-Kongress. 


547 


auraient  servi  dans  de  grandes  cérémonies  ou  dans  les  assem¬ 
blées  d’indiens  :  chaque  tumulus  devenait  peut-être  alors  le  siège 
d’un  individu  ou  d’un  chef  de  famille. 


a 


a  Asj  ect  général  du  tumulus. 

1)  Tumulus  à  une  rangée  de  pierres,  vu  de  dessus, 
c  'rumulus  à  deux  rangées  de  j  ierres,  vu  de  dessus, 
d  Coupe  \erticale  d’un  tumulus. 


It  Ethnographie  moderne. 

Notre  collègue  A.  de  IMortillet  a  réuni,  pour  la  plus  grande 
partie,  une  riche  collection  d’objets  ethnographiques  des  Aymaras 
et  des  Quichuas,  habitants  actuels  du  haut-plateau  bolivien. 
Nous  pouvons  presque  dire  qu’il  n’y  manque  aucun  spécimen  de 
leurs  outils,  de  leur  mobilier,  de  leurs  vêtements  et  de  leurs 


.armes. 


Séries  de  tumulus  de  i’ucarú  de  Levina  (Salta,  Républnjue  Argentine).  Plan  du  groupe  A.  Echelle 


IHrniiPn  de  I  'Enihouc/iit/r  de  ¡a 
(Quebrada  del  Toro  (d  hu.) 


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XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


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A  San  Pedro,  dans  la  province  de  Jujuy,  A.  de  Morl  diet 
li  groupé  une  intéressante  collection  d’objets  ethnographiques  des 
,]\Iatacos  qui  habitent  les  immenses  forêtes  vierges  du  (jran  Chaco. 


///°  Anthropologie  physique. 

Dans  les  différents  endroits 
qu’elle  a  fouillés,  la  Mission 
a  recueilli  près  de  cinq  cents 
ci'cânes  anciens  et  plusieurs  sque¬ 
lettes.  Le  Dr.  A.  Chervin  en 
a  entrepris  l’étude. 

L’anthropométrie  des  In¬ 
diens  vivants  était  réservée  à 
J.  Guillaume  que  nous  nous 
étions  adjoint  à  cet  effet.  Ce 
dernier  a  mensuré,  d’après  la 
méthode  de  A.  Bertillon,  117 


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de  Lerma-Plan  du  groupe  B. 


Echelle 

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Fig-  23- 


Séries  de  Tumulus  de  Bucara  de  Lerma-Plan  du  groupe  C. 
a  Rempart,  b  Fosee,  c  Mur. 


Enchelle 


I 

2000' 


Aymarás,  84  Quichuas,  7  métis  d’indiens  et  de  blancs,  j8  métis 
d’Aymarâs  et  de  Quichuas.  Il  a  également  pris  de  nombreuses 
photographies  métriques  de  ces  Indiens. 


550 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


E.  Boinan  a  mensuré  aussi  36  Indiens  de  Susques ,  dans^ 
la  partie  argentine  de  la  Puna  de  Atacama.  Ces  Indiens  sont 
très  intéressants  parce  qu’ils  sont  peut-être  les  seuls  de  toute  la 
région  de  la  Puna  qui  se  soient  conservés  purs  de  métissage. 
Ils  habitent  les  vallées  les  plus  arides  et  les  moins  accessibles  de 
cette  région  et  se  tiennent  dans  un  isolement  absolu  de  tout 
étranger,  que  ce  soit  un  blanc  ou  un  Indien  d’une  autre  tribu. 
Les  Indiens  de  Susques  ont  conservé  avec  fidélité  les  tra¬ 
ditions  de  leur  religion  païenne,  et  E.  Boman,  qui  est  le  premier 
savant  ayant  pénétré  sur  leur  territoire,  en  a  rapporté  une  inté¬ 
ressante  collection  de  folk-lore  ainsi  que  la  description  de  leurs 
curieuses  cérémonies. 

J’arrête  ici  cette  hâtive  énumération  de  nos  travaux  archéo¬ 
logiques,  ethnographiques  et  anthropologiques,  vous  renvoyant, 
pour  nos  recherches  dans  les  autres  branches  de  la  science  au 
rapport  préliminaire  dont  j’ai  déjà  fait  mention.  Les  résultats 
complets  de  la  Mission  Française  seront  donnés  en  détail  dans 
les  volumes  dont  nous  préparons  en  ce  moment  la  publication. 
Quant  à  nos  collections,  sauf  la  partie  paléontologique  qui 
sera  exposée  au  Muséum  à  la  fin  de  cette  année ,  elles  sont 
réunies,  depuis  le  30  Mai  et  jusqu’au  15  Octobre,  dans  une 
Exposition  au  Palais  du  Trocadéro,  à  Paris. 

Je  tiens  cependant  à  constater  ici,  en  terminant,  une 
fois  de  ¡)lus  et  après  bien  d’autres,  combien  est  féconde,  pour 
l’Américaniste,  l’exploration  méthodique  des  diverses  régions  de 
l’Amérique  du  Sud.  Certes,  au  point  de  vue  artistique,  souvent 
la  besogne  de  l’archéologue  peut  paraître  ingrate,  mais  quelle 
n’est  pas  sa  récompense,  au  point  de  vue  scientifique,  quand  il 
parvient  à  soulever  un  des  replis  du  voile  d’ombre  et  de  mystère" 
qui  enveloppe  la  i)réhistoire  de  l’Amérique  du  Sud. 


lM)iiillcs(lanslanécr()polc])réliisi)aniquo 
(le  Calaiiia.  Les  anciens  Atacainas. 

Par  le  comte  G.  de  Créqui-AIontfort,  Paris. 


Chargé,  de  concert  avec  E.  Sénéchal  de  la  Grange,  par 
le  Gouvernement  Français,  d’organiser  et  de  diriger  une  Mission 
Scientifique  en  Amérique  du  Sud,  nous  avons,  ainsi  que  je  l’ai 
déjà  dit  dans  mon  rapport  préliminaire  adressé  au  Ministre  de 
l’Instruction  Publique  ‘  ),  décidé  de  faire  porter  sur  le  haut- 
plateau  bolivien  le  principal  effort  de  nos  recherches  et  d’y 
étudier,  depuis  le  lac  Titicaca  au  Nord,  jusqu’à  Jujuy  (Argen¬ 
tine)  au  Sud,  l'Jioniiiie  et  son  milieu,  dans  le  présent  et  dans 
le  passé.  Notre  but  était  d’établir  ainsi  un  lien  en  quelque  sorte 
entre  les  nombreuses  études  effectuées,  depuis  longtemps  déjà, 
sur  l’archéologie  péruvienne  et  les  travaux,  plus  modernes, 
parus  sur  la  région  de  la  République  Argentine  dite;  Région 
Calchaquie. 

Le  haut-plateau,  qui  comprend  une  grande  partie  de  la 
Bolivie  et  les  territoires  limitrophes  de  la  République  Argen¬ 
tine  et  du  Chili,  était,  avant  l’étude  que  nous  en  avons  faite, 
presque  inconnu  au  point  de  vue  de  l’ethnographie  et  de  l’ar¬ 
chéologie. 

Son  altitude  varie  entre  3400  et  3800 au-dessus  du 
niveau  de  la  mer.  Il  est  divisé,  par  des  chaînes  de  montagnes 
parallèles  dirigées  du  Nord  au  Sud,  en  larges  bandes  qui  sont 
composées  d’un  terrain  d’alluvion  si  uniformément  plat  que  l’on 
ne  peut  pour  ainsi  dire  y  découvrir  aucune  aspérité. 

')  Rapport  sur  une  Mission  Scientifique  en  Amérique  du  Sud  par  M.  G. 
de  Créqui-Montfort  et  M.  E.  Sénéchal  de  la  Grange  (Xouvelles  Archives  des  Mis¬ 
sions  Scientifiques  t.  XII,  p.  81 — I2ç),  Paris  1904. 


552 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


L’altitude  moyenne  de  ces  chaînes  de  montagnes  au-dessus 
du  haut-plateau  n’est  pas  considérable:  elle  n’atteint  que  12001^1 
environ;  celle  des  pics  les  plus  élevés  est  de  5500  à  65001^1 
au-dessus  du  niveau  de  la  mer,  c’est-à-dire  un  peu  plus  de  2000™ 
au-dessus  du  haut-plateau.  Vers  l’Océan  Pacifique,  l’altitude  de 
celui-ci  diminue  par  échelons  parallèles  à  la  côte. 

Les  rares  ruisseaux  que  l’on  rencontre  sont  souvent  satu¬ 
rés  de  sels.  Leurs  eaux  courantes  s’étalent,  au  milieu  des  di¬ 
verses  plaines,  en  de  grandes  lagunes  saumâtres  dont  la  pro¬ 
fondeur  ne  dépasse  pas  en  général  0™50  à  im  et  qui  n’ont 
pas  d’émissaire  ;  elles  sont  tenues  en  équilibre  par  l’évaporation 
et  peut-être  aussi  par  des  infiltrations  souterraines. 

Il  y  a  très  peu  d’eau  potable  et  les  points  où  l’on  en  re¬ 
contre  sont  souvent  distants  d’une  centaine  de  kilomètres  les 
uns  des  autres. 

Dans  la  région  occidentale,  il  ne  pleut  jamais;  dans  la 
partie  orientale,  on  ne  constate  que  de  violentes  pluies  d’orages, 
rares,  de  courte  durée,  et  seulement  de  Décembre  à  Mars. 

La  végétation  y  est  extrêmement  pauvre.  Le  terrain 
d’alluvion  est  presque  nu  sur  de  grandes  étendues  ;  en  d’autres 
endroits  on  aperçoit  ça  et  là  des  graminées  touffues,  très  sili¬ 
ceuses.  11  n’y  existe  pas  d’arbres.  Les  arbustes  les  plus  grands 
n’atteignent  qu’environ  i  ™  de  hauteur;  se  sont,  pour  la  plupart, 
des  synanthérées  touffues,  noirâtres,  à  petites  feuilles  et  à  ra¬ 
cines  très  fortes  et  très  développées.  On  trouve  communément 
des  cactées  basses,  très  épineuses,  tandis  que  dans  les  mon¬ 
tagnes,  aux  endroits  protégés,  s'élèvent  les  hauts  cactus-cierges 
(Cerens)  qui  constituent  l’unique  bois  de  construction  dont  les 
habitants  actuels  du  haut  plateau  se  servent. 

On  ne  peut  songer  à  faire  de  l’agriculture  (|u’à  l’aide 
d’irrigation  artificielle  et,  même  dans  ce  cas,  le  climat,  très  rude, 
ne  i)ermet  que  la  culture  de  certaines  plantes  particulièrement 
résistantes:  la  quinoa  (Chcnopodiiun  qimioa),  les  fèves  (lieta 
Faba)^  les  i)ommes  de  terre  et  la  luzerne  (Medicago  sativa). 
Les  maïs  n’est  cultivé  tjue  dans  ciuelques  ])etilcs  \allées  très 
abritées  du  vent  i)ar  les  montagnes  et  bien  exposées  aux 
rayons  du  soleil.  Malgré  cela  il  ne  i)eut  y  mûrir. 

A  l’exception  du  chien,  du  cochon  d’Inde  et  peut-être  de 
cjuelques  autres  ))etits  mammilères  et  oiseaux  américains,  le 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


553 


lama  était  le  seul  animal  domestique  des  habitants  du  haut- 
l^lateau  avant  l’invasion  des  conquérants  espagnols.  Plus  tard, 
l’âne  et  le  mouton  y  ont  été  introduits  et  ils  se  sont  assez  bien 
acclimatés.  Les  chevaux,  le  l^étail  et  les  poules  ne  supportent 
pas  le  climat;  les  mulets  résistent  aux  effets  de  l’altitude,  mais 
le  sol  ne  produit  pas  le  fourrage  nécessaire  à  leur  nourriture. 

Iv.  Boman,  membre  de  notre  Mission,  chargé  des  recherches 
archéologiques  de  la  partie  Argentine  du  haut-plateau  et  qui 
connaît  très  bien  les  provinces  andines  de  la  République  Ar¬ 
gentine,  a  réuni  plusieurs  faits  démontrant,  d’après  lui,  qu’il  y 
a  quelques  siècles  le  climat  était  moins  âpre  et  l’eau  plus  abon¬ 
dante  qu’actuellement.  Mes  observations  personnelles  confirment 
cette  opinion.  Il  y  a  dans  les  déserts  de  la  côte  du  Pacifique, 
des  bois  d’une  espèce  à'  Algar  ob  o  (Prosopis),  éteints  et  enterrés 
par  les  sables,  comme  il  est  démontré  par  les  minas  de  leña, 
])rès  des  gisements  de  salpêtre  de  la  Pampa  de  Tamarugal. 
Ces  bois  éteints  sont  encore  une  preuve  du  changement  du 
climat  de  ces  régions  au  cours  des  derniers  siècles. 

L’un  des  résultats  les  plus  intéressants  des  recherches 
archéologiques  de  la  Mission  Scientifique  P'rançaise  a  consisté 
dans  l’étude  des  restes  d’un  peuple  préhispanique  qui  a  habité 
la  pro\'ince  actuelle  chilienne  d’Antofagasta,  la  province  boli¬ 
vienne  de  Lipez,  le  désert  d’Atacama,  les  territoires  argentins 
de  la  Puna  de  Atacama  et  de  la  Puna  de  Jujuy. 

Ces  restes,  grâce  au  climat  tout  à  fait  sec,  ont  été  aussi 
bien  conservés  que  ceux  c|u’on  trouve  dans  les  anciennes  nécro¬ 
poles  du  Pérou.  Beaucoup  de  cadavres  sont  momifiés  naturelle¬ 
ment  ;  les  vêtements  et  sourtout  les  objets  en  bois,  très  nom¬ 
breux,  sont  en  fort  bon  état. 

Je  me  propose  de  donner  ici  un  aperçu  des  fouilles  efiec- 
tuées  par  mon  collègue  E.  Sénéchal  de  la  Grange,  dans  l’im¬ 
portante  nécropole  de  Calama.  C’est  là  en  effect  cpi’à  eu  lieu 
la  récolte  la  plus  abondante  et  la  plus  variée  de  crânes  et 
d’objets  bien  conservés  a}’ant  appartenu  au  peuple  qui  nous 
occupe. 

Calama  (province  chiliene  d’Antofagasta,  environ  27^27' 
latitude  Sud  et  71"  15'  longitude  Ouest  du  méridien  de  Paris), 
est  une  station  de  la  ligne  de  chemin  de  fer  d’Antofagasta  à 
Oruro,  située  à  238  kilomètres  de  cette  première  ville.  Calama 


554 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


étant  à  une  altitude  de  22661«  au-dessus  du  niveau  de  la  meiv 
se  trouve  donc  sur  l’im  des  échelons  du  versant  Ouest  du  haut- 
plateau. 

Le  village  est  situé  au  milieu  d’une  vaste  plaine  d’alluvion 
bornée  de  tous  côtés  par  des  chaînes  de  montagnes  ;  cette  plaine 
est  tout  à  fait  dépourvue  de  végétation  et  couverte,  en  quelques 
endroits,  de  sables  que  le  vent  soulève  et  transporte  d’un  point 
à  un  autre.  Le  Rio  Loa,  dont  l’eau  est  légèrement  salée,  tra¬ 
verse  Calama  et  forme,  au  moyen  de  l’irrigation  artificielle, 
comme  une  oasis  de  quelques  kilomètres  carrés  où  les  habitants 
cultivent  la  luzerne.  La  superficie  de  cette  oasis  tend  à  s’amoin¬ 
drir  par  suite  de  la  diminution  de  l’eau  du  Rio  Loa  et  de  l’en¬ 
vahissement  des  sables  qui,  sous  la  poussée  du  vent,  gagnent 
peu  à  peu  du  terrain  sur  la  partie  cultivée.  On  a  planté  quel¬ 
ques  arbres.  La  végétation  naturelle  ne  présente  que  des  ar¬ 
bustes  touffus,  utilisés  par  les  habitants  pour  renforcer  leurs 
clôtures  constituées  par  des  murs  de  terre. 

En  Janvier  1904,  E.  Sénéchal  de  la  Grange  fut  avisé,  par 
un  habitant  de  Calama,  qu’il  existait  un  ancien  cimetière  non 
loin  de  l’oasis.  11  s’y  rendit  et  trouva,  dans  un  endroit  limité 
d’un  côté  par  une  barranca^)  de  i  1«  50  de  hauteur,  quelques 
crânes  et  ossements  humains  parsemés  sur  le  sol.  On  voyait 
aussi  quelques  os  saillir  de  la  coupe  de  la  barranca.  E.  Séné¬ 
chal  de  la  Grange  effectua  alors,  à  partir  de  celle-ci,  des  fouilles 
méthodiques,  creusant  jusqu’à  une  profondeur  de  i  m  50  sur  une 
surface  de  40  mq. 

11  a  trouvé  environ  cent  squelettes  dont  il  a  recueilli  une 
soixantaine  de  crânes.  Ron  nombre  de  corps  se  trouvaient 
dans  la  position  où  ils  avaient  été  enterrés  ;  leurs  vêtements  et 
leur  mobilier  funéraire  étaient  bien  conservés.  Ils  étaient  tous 
plus  ou  moins  momifiés.  Dans  une  partie  du  terrain  fouillé, 
où  le  sol  parait  avoir  subi  des  mouvements,  les  s(]uelettes  et 
les  objets  avaient  été  déplacés  et  écrasés  par  la  pression  de 
la  terre. 

Ainsi  (ju’on  jiouvait  l’observer  sur  les  cadavres  restés  en 
place,  tous  ont  été  enterrés  avec  les  jambes  re})liées  et  atta- 


')  liarrauca:  designation  en  espagnol  des  coupes  perpendiculaires  dans  le 
terrain  i)ioduites  par  l’action  des  eaux. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


555 


chces  près  de  Ia  poitrine;  les  bras  également  placés  sur  la  poi¬ 
trine,  quelquefois  croisés;  la  tête  inclinée.  Sur  les  cadavres 
bien  conservés,  se  trouvaient  les  vêtements  :  des  ponchos  ou 
des  chemises  sans  manches.  Tous  avaient,  suspendus  au  cou 
ou  pendant  sur  les  épaules,  un  ou  deux  petits  sacs  en  laine, 
rayés  ou  portant  divers  dessins  multicolores  tissés.  Le  tout 
était  enveloppé  dans  une  étoffe  plus  grossière  et  solidement  lié 
au  moyen  de  cordes  en  laine  de  lama.  Le  paquet  ainsi  formé 
et  co'ntenant  parfois,  entre  les  différentes  enveloppes,  des  amu¬ 
lettes  et  autres  objets  de  petites  dimensions,  était  toujours 
placé  verticalement  dans  la  tombe,  la  tête  en  haut. 

Immédiatement  contre  ce  paquet,  mais  en  dehors  des  en¬ 
veloppes,  étaient  disposés  les  objets  plus  considérables,  tels  que 
des  arcs  et  des  pelles  ;  autour^  des  vases  en  terre  cuite  et  des 
calebasses  contenant  encore  des  restes  de  maïs  et  d’autres 
aliments. 

Les  têtes  des  cadavres  se- trouvaient  en  général  à  0^50 
ou  om6o  de  profondeur.  La  distance  d’une  tombe  à  l’autre 
ne  dépassait  pas  om5o.  Parfois  la  même  tombe  contenait  deux 
cadavres  et  même  plus. 

La  nécropole  paraît  occuper  une  grande  étendue.  Il  n’y 
a  aucune  pierre,  ni  pour  recoinrir  les  tombes,  ni  pour  signaler 
leur  emplacement.  Il  existe,  cependant,  au  milieu  de  la  nécro¬ 
pole,  des  restes  de  murs  en  pierre  sèche  qui  forment  un  carré. 
E.  Sénéchal  de  la  Grange  a  trouvé  dans  cette  sorte  d’enceinte 
plusieurs  crânes  et  ossements  humains  à  demi  calcinés  par  le 
feu,  mais  il  est  probable  qu’ils  l’ont  été  à  une  époque  de  beau¬ 
coup  postérieure  à  celle  à  laquelle  appartiennent  les  sépultures. 
Ce  sont  sans  doute  des  os  mis  à  découvert  par  les  érosions  et 
brûlés  après  pour  déblayer  le  terrain. 

Voici,  comme  exemples,  la  description  de  quelques  tombes 
de  la  nécropole  de  Calama  ; 

P  Cadavre  dont  la  chair  et  les  vêtements,  à  l’exception 
de  quelques  lambeaux,  avaient  disparu  par  l’action  du  temps. 
Pourtant  le  tissu  en  laine  de  lama,  qui  lui  servait  d’enveloppe 
extérieure,  était  assez  bien  conservé  de  même  qu’un  sac,  sem¬ 
blable  à  ceux  déjà  mentionnés,  placé  sur  le  dos  et  suspendu 
au  cou  par  une  corde  en  laine.  Le  corps  se  trouvait  incliné 
en  envant;  les  jambes  étaient  légèrement  repliées,  les  bras 


556 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


croisés  sur  la  poitrine.  En  dehors  de  l’enveloppe,  appuyées 
sur  le  devant  du  paquet  funéraire,  se  trouvaient  disposées  les 
manches  en  haut,  une  pelle  en  bois  (fig.  ici)  et  une  autre 
(fig.id)  en  pierre  schistoïde  avec  manche  en  bois,  ainsi  qu’un 
second  exemplaire  de  cette  dernière  catégorie  sans  manche. 
Autour  du  cada\re  étaient  placés  plusieurs  petits  vases  en  terre 
cuite,  un  plat  en  sparterie  (fig.  12)  et  deux  ou  trois  moitiés 
de  calebasses.  Quelques-uns  de  ces  récipients  contenaient  en¬ 
core  du  maïs,  des  graines  d'une  autre  espèce  et  des  matières 
organiques  qui  devaient  être  les  restes  d’aliments  enterrés  avec 
le  mort.  Tout  autour  du  cadavre  se  trouvaient  des  fruits  d’une 
espèce  Ü Algarrobo  (Prosopis). 

lE  Un  cadavre  d’enfant  de  10  à  15  ans  était  en  contact 
immédiat  avec  le  précédent;  ses  jambes  étaient  tout  à  fait  re¬ 
pliées,  sa  position  presque  verticale.  Sur  l’enveloppe  avait  été 
posé  un  petit  arc  encore  muni  de  sa  corde,  différents  morceaux 
de  bois  et  un  carquois  en  cuir  contenant  des  flèches  attachées 
avec  une  cordelette. 

llE  Cadavre  enveloppé  d’abord  dans  une  chemise  sans 
manches  avec  ornements  tissés  et  ensuite  dans  une  enveloppe 
commune  en  tissu  grossier.  Il  portait  deux  petits  sacs  en  laine 
de  couleur,  l’un  sur  la  poitrine,  l’autre  sur  le  dos.  Entre  les 
enveloppes  se  troinait  un  étui  en  bois  .sculj)té  contenant  des 
épines  de  cactus  (fig.  2d—e).^  plié  dans  des  morceaux  d’étofle 
attachés  avec  des  cordes  de  laine.  En  dehors  de  l’eiivelopiie 
funéraire  était  placé  un  instrument  en  bois  ayant  la  forme  d'un 
couteau  (fig.  i  b — Q,  mais  qui  semble  plutôt  avoir  été  emploj’é 
comme  engin  agricole,  car  il  n’est  pas  du  tout  tranchant. 

IV°  Cadavre  momifié,  dans  un  état  de  conservation  par¬ 
faite,  jambes  repliées,  bras  croisés,  tète  inclinée  sur  le  côté. 
Ce  cadavre  était  en\eloppé  dans  une  couverture  noire  en  laine 
tjui  constitue  une  (eu\'re  de  tissage  remarquable,  garnie  d’une 
longue  et  épaisse  toison.  Cette  couverture  était  attachée  à  l’aide 
de  deux  grandes  aiguilles  en  bois  noir.  Avec  ce  corjis  se  trou- 
\ait  une  i)ellc  en  bois  et  une  autre  en  pierre,  analogues  à  celles 
de  la  tombe  N’,  i.  A  côté  de  lui,  il  y  avait  aussi  un  amas 
de  minces  pla(|ues  d  une  substance  (¡ui  parait  être  de  la  viande 
desséchée,  aliment  jusqu’à  nos  jours  très  en  usage  chez  les  Indiens 
du  haut-plateau  et  auquel  ils  donnent  le  nom  de  chalona  ou  charqui. 


XIV".  Amerikanisten- Kongress. 


557 


Cadavre  très  bien  conserve  (juant  à  la  chevelure  qui 
montre  parfaitement  la  coilTure  (ßg-  J)  des  anciens  habitants 
de  Calama.  Dans  l’enveloppe,  un  peigne  (fig.  2f)ix  dents  en 
bois  indépendantes,  disposées  entre  deux  pièces  de  bois  atta¬ 
chées  par  une  étroite  lanière  en  cuir  habilement  tressée,  qui  sert 
à  la  fois  à  réunir  les  pièces  en  bois  et  à  retenir  et  séparer  les 
dents.  De  plus,  un  petit  sac  contenant  de  l’ocre  rouge;  enfin 
différentes  amulettes  en  bois  représentant  des  figures  sculptées 
analogues  à  celles  de  l’étui  (ßg.  2d — e). 

Objets  trouvés  dans  les  tombes: 

'  Parmi  les  objets  trouvés  dans  la  nécropole  de  Calama,  les 
pièces  en  bois  attirent  avant  tout  l’attention. 

Pelles,  La  ßg.  la  en  donne  un  exemple.  Elles  sont 
très  nombreuses.  Celle  figurée  a  une  longueur  totale  de  i  ^  lo. 
Par  suite  de  leur  forme  on  pourrait  être  tenté  de  les  prendre 
pour  des  rames,  mais  cette  supposition  est  imposible  étant 
donné  le  grand  éloignement  de  Calama  de  toute  eau  navigable. 

Arcs.  Ils  ne  sont  pas  communs.  Celui  de  la  ßg.  i ß  est 
d’une  longueur  de  0^957.  Les  flèches  trouvées  ont  toutes 
leurs  pointes  en  bois  dur. 

Couteaux.  Pareils  à  celui  dont  la  ßg.  ib,  c,  montre  di¬ 
vers  aspects  ils  existent  en  assez  grand  nombre  ;  quelques-uns 
ne  sont  pas  tranchants  et  d’autres  ont  un  tranchant  plus  ou 
moins  émoussé.  Tous  sont  pointus  et  leur  longueur  varie  de 
O  ni  35  à  0^50.  L’exemplaire  de  la  figure  ci-jointe  conserve 
encore  autour  de  son  manche  une  en\eloppe  en  tissu  de  laine 
de  lama  qui  a  servi  à  rendre  plus  doux  le  contact  avec  la  main. 
Cela  prouve  que  ces  instruments  étaient  employés  pour  un  tra¬ 
vail  dur,  et  j’incline  à  croire  que  ce  sont  plutôt  des  instruments 
d’agriculture  que  des  couteaux  pour  couper.  La  latte  de  bois 
plate  et  longue  (ßg.  i g)  de  0^916,  était  probablement  des¬ 
tinée  à  séparer  les  fils  d’un  métier  à  tisser. 

Crochets.  La  ßg.  ¿f.  montre  un  certain  nombre  de  cu¬ 
rieuses  pièces  en  bois  en  forme  de  V  très  ouvert.  Ces  pièces 
sont  extrêmement  communes  dans  les  tombes  préhistoriques  de 
la  Puna  de  Jujuy  et  de  la  Quebrada  del  Toro  et  sont  souvent 
munies  de  cordes  en  laine  attachées  à  leurs  extrémités.  La 
distance  entre  celles-ci  est  généralement  de  omio  à  o™!/. 


558 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


R.  Lehmami-Nitsche^)  les  appelle  des  »mors  de  lama«,  ce  qui 
me  semble  impossible,  car  le  lama  n’a  jamais  été  monté  ni 
attelé.  E.  Boman  a  vu  ces  crochets  employés  dans  le  ficellage 
des  paquets  funéraires  des  corps  momifiés  et  E.  Sénéchal  de 
la  Grange  donne  une  explication  très  acceptable  de  leur  usage: 
selon  lui,  ils  auraient  remplacé  les  anneaux  de  fer  actuels  pour 
ajuster  les  cordes  avec  lesquelles  on  attachait  les  charges  sia¬ 
le  dos  des  lamas. 

Etuis  en  bois  sculpté  contenant  des  épines  de  cactus.  Ces 
étuis,  perforés  d’une  extrémité  à  l’autre,  sont  remarquables  pal¬ 
le  soin  avec  lequel  on  a  sculpté  les  figures  qui  les  ornent. 
Celui  qui  est  représenté  ici  (fig.  2d  —  e)  a  176  mm  de  longueur. 
Ils  contenaient  toujours  quelques  épines  de  cactus  pointues, 
mais  trop  faibles  pour  avoir  servi  d’épingles  ou  d’aiguilles. 
R.  Lehmann-Nitsche  a  émis  l’hypothèse  que  ces  tubes  pour¬ 
raient  être  des  instruments  de  chirurgie,  des  sortes  de  ventouses. 
La  fig.  2  c  représente  un  autre  de  ces  étuis,  contenant  aussi  des 
épines,  mais  qui  n’est  pas  n-iuni  d’une  figure  sculptée  et  dont 
la  partie  étroite  consiste  en  un  tube  en  os.  Les  épines  que 
renferment  ces  énigmatiques  étuis  étaient  peut-être  des  aiguilles 
à  tatouage.^ 

Tablette  en  bois  dur.  Elle  est  munie  d’un  appendice  sur 
lequel  est  sculptée  une  tête  de  condor  (fig.  2  a).  J.-B.  Ambro- 
setti  '^)  pense  que  ces  tablettes  ont  dû  servir  pour  offrir  certains 
objets  en  sacrifice  aux  dieux,  mais  il  ne  donne  aucun  argument 
en  faveur  de  son  hypothèse.  Il  m’est  impossible,  quant  ;i  moi, 
de  -me  faire  une  opinion  sur  l’emploi  de  ces  tablettes. 

Cloche  eil  bois.  Un  exemplaire,  semlilable  comme  forme 
aux  cloches  en  cuivre  trouvées  dans  les  X^allées  Calcliaquies, 
est  représenté  sous  quatre  faces  différentes  par  la  fig.  5. 

Autres  objets  de  bois.  Des  petits  étuis  et  des  petits  vases, 
des  amulettes,  des  pièces  d’un  emploi  inconnu,  quelquefois  avec 


')  Robert  J -elimann-Xilsclie  :  Catàlogo  de  las  antigüedades  de  la  provincia 
de  Jujuy  conservadas  en  cl  Museo  de  La  Plata  (p.  25,  29  et  38,  Revista  del 
Museo  del  J. a  Plata  t.  XI,  La  Piata  1902. 

-)  /.  c.  i^nge  IO. 

“)  Juan-I).  Ambrosetti  :  Antigüedades  calchac|uies  (page  24).  Anales  de  la 
Sociedad  Cientifica  Argentina,  t.  LUI  et  /,//'.  liuenos-Ayres  1902. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


559 

des  figures  humaines  (fig.  i  e)  ou  autres  sculptures,  des  outils 
de  tisseur,  des  pièces  qui  ont  fait  partie  de  métiers,  etc. 

Objets  en  pierre.  Les  pelles,  dont  une  est  rej^résentée 
par  la  fig.  id,  sont  communes.  La  longueur  totale  de  celle-ci 
avec  son  manche  en  bois  est  de  0^921.  La  pelle  en  pierre 
a  O 208  de  longueur;  elle  est  taillée  dans  une  ¡daque  de  roche 
schistoïde.  G,  Courty  l’a  déterminée  comme  une  roche  érup¬ 
tive  trachytique  contenant  des  cristaux  d’augite  et  des  grains 
d’olivine.  Dans  nos  voyages  à  travers  le  haut-plateau  nous 
n’avons  pas  rencontré  cette  roche  en  place,  et  cependant  les 
pelles  et  les  haches  confectionnées  avec  cette  matière  ne  sont 
pas  rares  dès  la  l’una  de  Jujuy  jusqu’à  Calama  et  Lipez.  K.  lîo- 
man  a  appris  d’un  vieil  Indien  qu’une  ancienne  carrière  de  cette 
roche  existerait  à  Rosario  de  Atacama  (Republique  Argentine). 
Serait-il  possible  que  toutes  ces  pelles  et  toutes  ces  haches 
trouvées  sur  une  aussi  grande  étendue  proviennent  de  cette 
unique  carrière.^  Si  cela  était  \rai,  cette  circonstance  démon¬ 
trerait  l’existence  d’un  commerce  très  actif  entre  les  habitants 
préhistoriques  de  cette  vaste  région. 

On  n’a  pas  trouvé  d’autres  objets  de  pierre  dans  la  né¬ 
cropole  de  Calama.  Les  pointes  de  flèches  en  pierre  siliceuse, 
les  petites  perles  en  azurite  et  en  malachite  si  communes  sur 
tout  le  haut-plateau,  n’y  ont  pas  été  rencontrées. 

Objets  en  os.  La  fig.  2  b,  montre  la  moitié  supérieure 
d’un  topo  ou  agrafe  en  os,  imprégné  d’une  matière  colorante 
verte  et  qui  servait  pour  attacher  le  vêtement  du  cadavre  dé¬ 
signé  sous  le  N”  3.  D’autres  topos  en  os  sculpté  ont  été  égale¬ 
ment  trouvés,  ainsi  que  plusieurs  petits  tubes,  dont  les  uns  au¬ 
raient  été  des  étuis  et  les  autres  des  sifflets.  Des  os  pointus, 
ayant  servi  de  poinçons  ont  été  aussi  rencontrés  à  Calama. 

Poterie.  Toute  la  poterie  de  Calama  est  d’une  confection 
assez  grossière.  La  fig.  6  (hauteur  238^111,  diamètre  de  la 
bouche  160 mm,  diamètre  de  la  panse  239mm)  et  la  fig.  7  (hau¬ 
teur  140  mm^  diamètre  de  la  bouche  165  mm^  diamètre  de  la 
panse  219  mm)  donnent  les  formes  charactéristiques  des  plus 
grands  vases.  On  a  trouvé  également  un  grand  nombre  de  pe¬ 
tites  tasses  en  terre  cuite. 

La  fig.  8  représente  un  petit  vase  (hauteur  I23mm^  diamètre 
de  la  bouche  loomm^  diamètre  de  la  panse  125  mm)  tout  à  fait 


56o 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


de  même  fabrication  et  portant  des  ornements  peints  dans  le 
même  style  que  les  pièces  d’une  nombreuse  collection  réunie 
au  cours  de  nos  fouilles  dans  les  tombes  préhispaniques  de  la 
vallée  du  Cagua.  Les  fig.  ç,  lo  et  ii  que  j’insère  ici  pour 
servir  de  comparaison,  et  le  fait  que  le  vase  de  la  fig.  8  est  le 
seul  de  ce  modèle  trouvé  à  Calama,  démontrent  suffisamment 
que  celui-ci  à  dû  être  acquis  par  les  habitants  de  Calama  de 
ceux  de  la  vallée  du  Cagua,  située  à  350  kilomètres  environ  au 
Nord-Est  de  Calama,  et  appartenant  à  la  région  des  Chichas. 
La  trouvaille  est  d’un  grand  intérêt  et  semble  aussi  indiquer  que 
ces  deux  peuples  étaient  contemporains. 

Sparterie.  Les  fig.  12  et  ij  représentent  un  plat  et  un 
¡■¡etit  panier  en  sparterie  d’un  travail  très  soigné. 

Calebasses .  Dans  les  tombes  de  Calama  on  trouve  un  grand 
nombre  de  calebasses  coupées  par  la  moité  et  servant  de  vases 
ou  quelquefois  de  couvercles  aux  pots  en  terre  cuite.  Beaucoup 
de  ces  calebasses  portent  des  ornements  gravés  très  artistiques. 

Etojfes.  Les  tissus  en  laine  de  lama,  de  vigogne  et  peut-être 
d’alpaca,  rencontrés  dans  les  tombes  de  Calama,  ont  été  con¬ 
fectionnés  avec  assez  d’habileté  et  d’art. 

Le  mais,  les  autres  gì' aine  s,  les  fruits  d  Algarrobo  et  toutes 
les  matières  organiques  que  contiennent  les  vases  du  mobilier 
funéraire  de  Calama  et  qui  sont  dans  un  excellent  état  de  conser¬ 
vation,  offrent  un  intérêt  tout  particulier.  Ces  matières  ont 
été  remises  à  des  spécialistes  pour  être  étudiées  et  déterminées. 
Les  résultats  de  ces  recherches  seront,  comme  les  objets  non 
décrits  ci-dessus,  publiés  dans  l’ouvrage  sur  les  travaux  de  la 
Mission  qui  paraîtra  dans  les  premiers  mois  de  l’année  prochaine. 

Craniologie.  Le  Dr.  Chervin  s’est  chargé  de  l’étude  de 
toute  la  collection  de  crânes  et  de  squelettes  humains  recueillie 
par  la  Mission  dans  les  différentes  parties  du  haut-plateau, 
collection  composée  d’environ  500  spécimens. 

Les  crânes  de  la  nécropole  de  Calama  comprennent  66 
numéros,  dont  la  mensuration  a  donné,  au  Dr.  Chervin,  les 
résultats  sui\  ants  : 

Dolichocé])hales  (indice  céphali([ue  just[u’  à  75)  2 

Mésocépliales  (  »  »  de  75,1  â  79,9)  10 

Brachycéphales  (  »  »  de  80  à  85)  37 

1  lyper-brachycéphales  (  »  »  de  plus  de  85)  17 


XI  Vii  Congrès  des  Américanistes. 


C  r  é  q  U  i  -  M  O  n  t  f  O  r  t ,  Calama. 

Table  I. 


Fig.  I.  Divers  objets  de  la  nécropole  de  Calama:  a  Pelle,  bc  Instrument  en  forme  de 
couteau,  d  Pelle  en  pierre  schistoïde  à  manche  en  bois,  c  Objet  avec  figure  humaine 
sculptée.  /  Arc.  g  Outil  en  forme  de  lame.  Environ  7'*  S'"' 


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XlV«-'  Congrès  des  Américanistes. 


Cré  (J  U  i  -  ,M  oui  for  t ,  Calama. 

Table  II. 


Fig.  2.  Divers  objets  de  la  nécropole  de  Calama  :  o  Petit  plateau  en  bois  sculpté.  l>  Topo 
en  os.  cde  Etuis  contenant  des  épines  de  cactus,  y  Peigne  en  bois.  Environ  -¡^  gr.  nat. 


XI  Ve  Congrès  des  Américanistes, 


(Ji  c q  U i- M  O  n  t  for t ,  Calama. 

Table  III. 


3-  Tête  momifiée  de  la  nécrojrole  de  Calama. 


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XIV«  Congrès  des  Aniéricnnisles. 


C r é q  II  i  -  M  O  n  t  for t ,  ('alama. 

Taille  IV. 


Fig.  4.  Crochets  en  bois,  de  la  nécropole  de  Calama.  Environ  ®/7  gr.  nat. 


XlVo  Congrès  des  Américanistes. 


Créqiii-Monlfort,  Calama. 

Table  V. 


Zi. 


XI Ve  Congres  des  Aniéricanistes. 


Créiiui-Monlfort,  Calaina 
Talde  VI 


Fig.  6.  Vase  eu  terre  cuite,  de  la  nécropole  de  Calama,  Environ  ’/g  gr.  nat. 


Fig.  7.  Vase  en  terre  cuite,  de  la  nécropole  de  Calama.  Environ  Ya  y- 


XlVß  Congrès  des  Américanisles. 


C  ré  q  ui  -  M  o  n  I  fo  r  t ,  Calama. 

Table  VII. 


Fig.  9. 


Fig.  8.  Vase  en  terre  cuite,  de  la  nécropole  de  Calama. 
Environ  '/j  gr.  nat. 


Xi  Ve  Congrès  eles  Américanistes. 


Cré  q  U  i  -  M  on  t  f(jrt ,  Calaina 
Table  VIII. 


Fig.  lo.  Vase  en  terre  cuite,  d’une  ancienne  tombe  de  la  vallée  du  Cagna. 
Environ  '/s  gr.  nat. 


Vases  en  terre  cuite,  d’une  ancienne  tombe  de  la  vallée  du  Cagna. 
Environ  ‘,3  gr.  nat. 


Fig.  II. 


^  S' 


XlVe  Congrès  des  Américanistes. 


Cré  qui  - Montfort,  Caluma 
Table  IX 


Fig.  12.  Flat  en  sparterie,  de  la  nécropole  de  Caluma.  Environ  ‘/s  gr.  nat. 


Fig. 


13- 


Panier  en  sparterie,  de  la  nécropole  de  Caluma. 
Environ  gr.  nat. 


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XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


561 


En  résume,  54  crânes,  soit  8o'’/„,  sont  l)rachycéi)hales. 
Néanmoins  la  présence  de  quelques  crânes  dolichocéphales  dans 
une  même  nécropole  j^réhispanique  est  intéressante  à  signaler. 

De  plus,  sauf  2  crânes,  présentant  l’un  une  déformation 
occipitale  bi-lobée  et  l’autre  une  déformation  en  pain  de  sucre, 
les  64  autres  crânes  ne  présentent  pas  de  déformation  du  type 
dit  Aymara.  IVIais  la  plupart  montre  une  sorte  d’ensellure  bi¬ 
pariétale  très  nette  et  causée  évidemment  par  un  bandeau  contentif 
disposé  en  vue  de  déformer  le  crâne. 

E.  Sénéchal  de  la  Grange  n’a  pas  trouvé  de  ruines 
d’anciennes  habitations  dans  les  environs  de  la  nécropole.  Les 
individus  qui  y  sont  enterré  ont  probablement  habité  l’oasis,  et 
la  culture  a  détruit  les  vestiges  de  leurs  demeures  au  cours  des 
siècles. 

Les  habitants  préhispaniques  de  Calama  ont  été  des  agri¬ 
culteurs  ;  le  grand  nombre  d’outils  de  culture  que  l’on  trouve 
avec  leurs  morts  en  est  une  preuve.  Ils  connaissaient  le  lama 
dont  ils  employaient  la  laine  pour  confectionner  d’assez  bons 
tissus.  Leur  poterie  est  grossière  ;  ils  n’étaient  pas  non  plus 
d’une  très  grande  habileté  dans  les  autres  industries,  exception 
faite  peut-être  pour  la  sculpture  sur  bois.  Ils  ont  vraisemblablement 
entretenu  des  rapports  de  commerce  avec  des  peuples  qui  les 
entouraient  et  en  ont  reçu  de  ce  fait  plusieurs  objets  étrangers, 
mais  en  général,  ils  doivent  être  considérés  comme  ayant  été 
assez  pauvres,  ainsi  que  l’on  peut  en  juger  par  leur  mobilier 
funéraire. 

Il  est  curieux  de  noter  que  E.  Sénéchal  de  la  Grange  n’a 
pas  trouvé  d’objets  en  métal  bien  que  les  mines  de  cuivre  de 
Chuquicamata,  où  G.  Courty,  géologue  de  notre  IMission,  a 
rencontré  des  outils  préhispaniques  tels  que  par  exemple  des 
marteaux  en  pierre,  soient  très  proches  de  Calama. 

L’intérêt  principal  offert  par  la  nécropole  de  Calama 
consiste  en  ce  c]ue  les  restes  qui  y  ont  été  recueillis  sont  tout 
à  fait  identiques  à  ceux  trouvés  par  E.  Boman  au  cours  de  ses 
fouilles  efitectuées  dans  plusieurs  anciennes  nécropoles  de  la 
partie  argentine  du  haut-plateau,  la  Puna  de  Jujuy.  L¿’S  objets 
pi’ovenant  de  ces  deux  endroits  sont  en  effet  tellement  sejnblables 
quii  lien  existe  pas  un  seul  dans  la  collection  de  Calama  qui 
ne  soit  représenté  dans  celle  de  la  Puna  de  Jujuy  par  un  autre 

J 


562 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


coi/iplètonent  pareil.  Il  y  a  cependant  303  kilomètres  à  vol 
d’oiseau  entre  ces  deux  régions.  Dans  la  pro^■ince  bolivienne 
de  Lipez  qui  les  sépare,  G.  Courly  a  trouvé  des  pelles  en  schiste 
semblables  à  celles  de  Calama,  et  bien  qu’il  ne  se  soit  presque 
pas  occupé  de  l’archéologie  de  cette  province,  il  y  a  rencontré 
d’autres  objets  préhispaniques  analogues  à  ceux  de  la  Puna  de 
Jujuy  et  de  Calama. 

On  conserve  au  IMusée  d’Ethnographie  de  Paris  une  petite 
collection  d’objets  de  Chiu-Chiu,  localité  située  près  de  Calama, 
prov^enant  d’un  don  fait  en  1894  par  le  Baron  Albert  de  Dietrich. 
Ces  objets  sont  absolument  semblables  à  ceux  de  nos  collections. 

Dans  la  République  Argentine,  M.  J. -B.  Ambrosetti  et  le 
Dr.  R.  Lehmann-Nitsche  ont  publié  des  descriptions,  mentionnées 
ci-dessus,  des  collections  de  la  Puna  de  Jujuy  exposées  aux 
Musées  de  Buenos-Aires  et  de  La  Plata  et  qui  sont  également 
tout  à  fait  identiques  à  celles  recueillies  par  E.  Boman. 

J’ai  trouvé  moi-même,  au  contraire,  comme  je  l’ai  déjà  dit 
ci-dessus,  au  cours  des  fouilles  que  j’ai  faites  dans  les  vallées  de 
Cagua,  de  Panagua  et  de  Yura,  à  l’Est  de  Pulacayo,  les  restes 
d’une  archéologie  differente. 

Celle  des  Vallées  Calchaquies,  situées  sur  la  limite  Sud  du 
haut-plateau,  diffère  aussi  de  l’archéologie  qui  fait  l’objet  de  la 
présente  communication. 

Les  parties  habitables  duliant-plateaii  et  du  desert  d' Atacama 
ont  donc  ete  vraisemblablemeiit  occupées,  aitx  temps  préhistoriques , 
par  un  seiil  peuple  dont  le  degré  de  civilisation  était  assez 
inférieur  comparativement  aux  fiations  ayant  habité,  à  l' époque 
préhispaniqiie ,  le  Pérou,  la  liiajeiire  partie  de  la  Bolivie  et  la 
région  dite  Calchaquie.  La  répartition  géographique  de  ce 
peuple  aurait  été  a  peu  près  la  suivante',  le  désert  d' Atacama , 
les  provinces  actuelles  d'Antof agasta,  au  Chili,  et  de  Lipez, 
en  Bolivie,  le  Nord  des  territoires  argentins  de  la  Puna 
d' Atacama  et  de  la  Puna  de  Jujuy.  Il  aurait  été  réparti 
entre  le  22"'  et  le  2^“'  latitude  Sud,  de  la  Sierra  de  Cochinoca 
à  L  list  jusqu' à  la  còte  du  Pacifique  à  l'Ouest. 

Je  propose  de  désigner  ce  pciqile  préhistoricpie  sous  le 
nom  ancien  C Atacamas.  M.  Lafone-Quevedo  s’est  déjà  servi  de 
cette  dénomination  dans  ce  sens,  sans  en  donner  une  définition 
précise  cependant. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


5Ö3 


A  quelle  epoque  remontent  les  restes  de  ce  peuple,  que 
Sénéchal  de  la  Grange  et  E.  Boman  ont  exhumés.^  Le 
premier  n’a  trouvé  à  Calama  aucun  objet  signalant  une  époque 
posthispanique,  mais  lé.  I^oman  a  rencontré  à  Cochinoca,  à  Rin¬ 
conada  et  à  Humahuaca,  dans  la  Puna  de  Jujuy,  des  ruines,  des 
tombes,  des  pétroglyphes,  des  fresques  très  interessantes  peintes 
sur  les  parois  de  grottes  et  sur  des  rochers,  et  qui  ont  entre 
eux  un  rapport  tel  que  E.  Boman,  d’après  ses  recherches,  suppose 
qu’ils  proviennent  tous  d’un  même  peuple.  Des  chevaux,  bien 
caractérisés,  qui  figurent  sur  l’une  de  ces  fresques,  démontrent 
que  celle-ci  a  été  peinte  après  l’invasion  des  premiers  conquérants 
espagnols.  E.  Boman  exposera  ses  recherches  et  donnera  son 
opinion  sur  cette  question  dans  la  publication  générale  des 
résultats  scientifiques  de  notre  Mission. 

Les  habitants  actuels  du  haut-plateau  n’ont  conservé  aucune 
tradition  sur  leurs  prédécesseurs  préhistoriques.  Ils  sont  issus 
•des  mélanges  des  jilusieurs  races  d’indiens  différentes  les  unes 
des  autres  qui,  après  la  conquête  espagnole,  ont  maintes  fois 
changé  de  contrée,  mais  qui  ne  descendent  certainement  pas  des 
anciens  Atacavias. 

Nous  devons  supposer,  d’après  moi,  que  ces  Atacavias 
autochthones  ont  occupé  le  haut-plateau  plusiers  siècles  avant 
l’arrivée  des  premiers  Espagnols  et  qu’ils  se  sont  éteints  après 
celle-ci,  dans  un  laps  de  temps  assez  court. 

L’histoire  et  la  linguistique  devraient  nous  donner  quelques 
renseignements  sur  les  Atacavias ,  mais  ni  l  une  ni  l’autre  ne  nous 
en  fournissent  de  plausibles.  Le  territoire  occupé  par  ce  peuple 
est  précisément  tei'ra  incognita  pour  les  chroniqueurs  espagnols. 
La  langue  américaine  que  parlent  encore  les  indigènes  de  toute 
la  région  est  le  quichua,  mais  elle  n’est  pas  autochthone  ;  elle  a 
été  introduite  et  imposée  par  les  Incas  ou  par  les  Espagnols. 
Les  documents  laissés  par  les  missionnaires  catholiques  du  temps 
de  la  conquête  le  démontrent. 

Les  peuples  qui,  au  XVI®  siècle,  ont  habité  autour  de  la 
région  des  Atacavias  sont  ;  les  Chichas  de  la  Bolivie  méridionale, 
les  Omaguacas  de  la  Quebrada  de  Humahuaca  et  des  montagnes 
environnantes,  plusieurs  tribus  des  forêts  vierges  du  Gran  Chaco; 
tribus  appartenant  au  groupe  des  Guayeurus  et  à  d’autres,  d’un 
.degré  de  civilisation  très  inférieur;  enfin  dans  le  Sud,  les  Diaguites 


564 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


des  Vallées  Calchaquies,  sans  parler  des  Araucans  du  territoire' 
chilien  actuel. 

Mais  les  restes  archéologiques  des  Chichas,  des  Omaguacaiy 
et  des  tribus  diaguites  ditïèrent  beaucoup  de  ceux  de  Atacainas . 
Quant  aux  tribus  nomades  du  Chaco,  elles  peuvent  encore  moins 
être  mises  en  parallèle  avec  les  Atacavias.  Il  est  donc  impossible 
de  classer  ceux-ci  parmi  les  peuples  cités;  si  l’on  essayait  de 
les  rapprocher  de  l’un  d’eux,  ce  ne  pourrait  être  que  des  Chichas. 
Les  postes  les  plus  avancés  de  ces  derniers  s’étendaient  jusqu’à 
àloreta,  dans  la  Puna  de  Jujtiy,  selon  un  document  digne  de  for 
datant  de  1566')  dans  lequel  Juan  de  Maticnzo,  conseiller  du 
Tribunal  Supérieur  espagnol  à  Chuqtiisaca,  dénommé  Audiencia 
de  Charcas,  propose  au  roi  d’Espagne  l’établissement  d’uner 
route  commerciale  régulière  de  la  Bolivie  au  Rio  Paraná,  en 
utilisant  l’ancienne  route  militaire  des  Incas.  Matienzo  mentionne 
dans  ce  document  l’existence  des  Indiens  Chichas  aux  environs 
de  l’emplacement  des  postes  qu’il  proposait  d’établir  jusqu’à 
Moreta,  la  localité  ci-dessus  citée,  mais  il  ne  donne  pas  le  nom 
des  Indiens  habitant  à  Casabindo,  le  poste  suivant,  où  il  existe 
des  ruines  importantes  et  de  nombreux  tombeaux  des  anciens 
Atacarías,  ce  qui  semble  indiquer  que  ces  derniers  n’avaient 
pas  de  relations  avec  les  Espagnols.  Les  Chichas  en  question 
n’étaient  probablement  cjue  des  Indiens  détachés  aux  postes  de 
la  route  péruvienne  pour  l’entretenir  en  bon  état  et  se  mettre 
au  service  des  voyageurs. 

Je  ne  pense  pas  que  les  Atacainas  aient  été  des  sujets  de 
l’empire  incasique,  dans  le  strict  sens  du  mot;  mais  il  est  pro¬ 
bable  qu’ils  ont  dû,  de  temps  à  autre,  de  même  que  les  peuples 
des  Vallées  Calchaquies,  payer  tribut  aux  Incas  et  même  se 
voir  imposer  des  traités  j^ar  ces  derniers.  Sir  Clements  àlarkham")* 
d’ailleurs,  qui  fait  autorité  en  la  matière,  ne  comprend  pas  les- 
Atacainas  i)armi  les  peuj)les  qui  faisaient  partie  de  l’empire 
incasique. 

Plusieurs  auteurs  anciens  désignent  les  Changos  comme 

*j  Relaciones  geográficas  de  Indias,  publicadas  por  el  Ministerio  de  Fo¬ 
mento.  Perù.  t.  II,  ]i.  XLIII  ;  Carta  à  S.  M.  del  Oidor  de  Los  Charcas,  Licendiada 
Juan  de  Matienro,  fechada  en  La  Plata  en  1566,  Madrid  18S5. 

Clements  Markham,  dans  les  rrocecdings  of  the  Royal  Geographical 
Society,  Londres  1S71. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


565 


ayant  habite  la  partie  occidentale  d’ Atacama,  et  Philippi  ') 
prétend  ([u’ils  parlaient  anciennement  l’araucan.  C’était  donc 
probablement  une  tribu  chilienne  ou  peut-être  des  individus 
obligés,  par  suite  d’une  extrême  pauvreté  ou  pour  d’autres 
motifs,  de  venir  s’établir  sur  ce  littoral  désert  et  presque  conq)lète- 
ment  dépourwi  de  toutes  ressources. 

Nous  trouvons  encore  aujourd’hui,  sur  le  territoire  de  nos 
anciens  Atacanias ,  les  derniers  restes  d’un  peuple  ayant  des 
mœurs  tout  à  fait  particulières,  des  vêtements  qui  lui  sont 
propres  et  une  langue  complètement  distincte  de  toutes  celles 
de  l’Amérique  du  Sud.  Ce  cont  les  Atacanieüos  qui  se  donnent 
eux-mêmes  le  nom  de  Lican-Aiitai  et  dont  deux  ou  trois  cents 
environ  existent  encore  à  Toconac  et  dans  d’autres  localités  des 
environs  de  San  Pedro  de  Atacama.  Il  en  vivait  aussi  un  petit 
nombre  à  Chiu-Chiu,  il  y  a  prés  d’un  siècle,  mais  là  ils  se  sont 
éteints.  Des  vocabulaires  de  leur  langue,  dénommée  par  eux- 
mêmes  ciinza,  ont  été  publiés  par  von  Tschudi,^)  Moore, San 
Roman  mais  ce  peuple  n’a  pas  été  étudié  au  point  de  vue 
de  l’anthropologie  et  de  l’ethnographie,  et  malheureusement  il 
s’éteindra  peut-être  entièrement  sans  que  ces  études  soient  faites. 

11  se  pourrait  que  ces  Atacameños  soient  les  derniers  sur- 
vuvants  de  nos  anciens  Aiacanias. 


')  R.  A.  Philippi:  Reise  durch  die  Wüste  Atacama,  Halle  i860,  p.  42. 

J  'J-  Tschudi  :  Reisen  d-urch  Süd-Amerika,  Voi.  V,  p.  82  et  suiv. 
T.-H.  Moore  dans  le  Compte-rendu  du  Congrès  International  des  Améri- 
•canistes  1877,  Vol.  11,  p.  44  et  suiv. 

■*)  F. -J.  San  Roman  :  La  lengua  Cunza  de  los  naturales  de  Atacama, 
.Santiago  de  Chile  1890. 


Bericiìt  ül)('r  dir  lìriicbiiisse  meiner 
siìdameiikanischeii  Keiseii. 

Von  Dr.  Max  Uh  le,  Lima. 


In  einem  sehr  liebenswürdigen  Schreiben  vom  7.  März 
dieses  Jahres  hat  mir  der  Präsident  dieses  Kongresses ,  Herr 
Professor  von  den  Steinen,  sein  Bedauern  darüber  ausgesprochen, 
dass  durch  meine  neue  Rückreise  nach  Peru  die  Hoffnung 
verloren  sei,  eine  abgerundete_ Auslassung  über  die  Resultate 
meiner  südamerikanischen  Forschungen  während  der  Stuttgarter 
Sitzung  dieses  Kongresses  zu  hören.  Ich  teile  diese  Gefühle  in 
verstärktem  Masse.  Mir  würde  nichts  angenehmer  gewesen  sein, 
als  vor  dieser  Versammlung  auf  deutschem  Boden  die  Resultate 
davon  vorzulegen,  wozu  ich  im  Dienste  der  in  Berlin  vertretenen 
wissenschaftlichen  Bestrebungen  im  Jahre  1892  zuerst  ausgezogen 
bin.  Auch  wird  es  mir  schwer,  von  Amerika  aus  meine  Resul¬ 
tate  in  englischen  Veröffentlichungen  vorzulegen.  Meine  1898 
abgeschlossene  Monographie  über  Pachacamac,  welche  seit  über 
Jahr  und  Tag  bis  auf  einige  auf  den  Tafeln  fehlende  l’iguren- 
nummern  im  Drucke  abgeschlossen  ist,  erscheint  wegen  der  in 
Philadelphia  vorhandenen  administrativen  Verhältnisse,  noch  lange 
nicht  an  der  Öffentlichkeit.^)  Andere  Publikationen,  über  die 
Resultate  meiner  letzten  Reise  von  1899  —  1901,  erleiden,  wegen 
der  in  Amerika  vorhandenen  Notwendigkeit,  die  deutschen  Manu¬ 
skripte  erst  ins  Englische  zu  übersetzen,  eine  natürliche  Ver¬ 
zögerung.  Die  gütige  Anregung  Ihres  Herrn  Präsidenten  ver- 

Die  Arbeit  ist  inzwischen  erschienen  :  —  r> Pachacamac,  Report  of  the 
William  Pepper,  M.  D.,  LL.  D.,  Peruvian  Expedition  of  i8çó  by  Dr.  Max  Uhle. 
Published  by  the  Department  of  the  University  of  Pennsylvania.  Philadelphia, 
Pa.  1903«.  (Anmerkung  der  Redaktion.) 


568 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


stärkt  jedoch  meinen  Wunsch.  Ihnen  mit  herzlichen  Grüssen  und 
frohen  Wünschen  für  das  Gedeihen  Ihrer  Arbeit,  wenigstens 
schriftlich  eine  allgemeine  Darstellung  der  Hauptresultate  meiner 
südamerikanischen  Forschungen  zu  vergegenwärtigen.  —  Als  ich 
am  14.  November  1892  den  Hafen  von  Antwerpen  nach  Buenos 
Aires  verliess,  brachte  ich  ausser  dem  Fnthusiasmus  für  meine  For¬ 
schungen  zunächst  wenig  mehr  mit,  als  was  mir  durch  die  Kenntnis 
der  Sammlung  Centeno  im  Kgl.  Museum  in  Berlin  klar  feststand, 
die  Kenntnis  der  charakteristischen  Zeichen  der  Kultur  der  Inka, 
welche  diese  auf  den  Eroberungszügen  der  letzten  Jahrhunderte 
vor  dem  Eintreffen  der  Spanier  in  Peru  \  erbreiteten.  Von  meiner 
Tätigkeit  in  den  Tälern  am  östlichen  Abhange  der  Kordilleren 
in  Argentinien,  und  im  Hochlande  der  Provinz  Jujuy  und  dem 
Bolivias  zeugen  die  Sammlungen,  welche  in  das  Kgl.  Museum 
von  Berlin  gelangt  sind.  Auf  meinen  Reisen  konnte  ich  mich 
überall  davon  überzeugen,  dass  die  Kultur  der  Inka  bis  nach 
der  Sierra  von  Cordoba,  und  nach  der  Provinz  Rioja  am  Fusse 
der  Kordilleren  gelangt  war,  und  teils  sprachlich,  teils  in  charak¬ 
teristischen  inkaischen  Objekten,  teils  in  beiden,  Reste  hinter¬ 
lassen  hatte.  Ich  konnte  im  Verlaufe  meiner  Reise,  auch  an 
den  prächtigen  argentinischen  Sammlungen  des  Museums  de  la 
Plata,  überall  beobachten,  dass  den  Phnwirkungen  der  Kultur 
der  Inka  auf  argentinischem  Boden  eine  Reihe  interessanter 
anderer  Kulturen  vorwiegend  einheimischen  Ursprunges  voraus¬ 
gegangen  sein  muss.  Da  aber  meine  blonds,  auch  nach  dem 
Rate  Professor  Bastians,  damals  für  eigene  Ausgrabungen  nicht 
ausreichten,  so  war  es  mir  leider  nicht  vergönnt,  das  gegenseitige 
historische  Verhältnis  jener  anderen  Kulturen  weiter  festzustellen. 

Ich  muss  es  den  massgebenden  Herren  und  Damen  der 
Universitäten  von  Pennsylvanien  und  Kalifornien  Dank  wissen, 
dass  mir  durch  Anvertrauung  einiger  Expeditionen  nach  Peru 
ausreichende  Mittel  zur  Verfügung  gestellt  wurden,  um  auf  perua¬ 
nischem  Boden  eigene  Ausgrabungen  vornehmen  zu  können. 
Zu  solchen  hatte  ich  selbst  stets  den  inneren  Drang  gefühlt, 
denn  nur  durch  die  P'unde  im  Boden  an  Ort  und  Stelle  konnten 
sich  die  zahlreichen  Rätsel  lösen,  welche  die  in  den  mannig¬ 
faltigsten  l'arben  schillernden,  bunt  durcheinander  gewürfelten 
Reste  der  peruanischen  Vorzeit  in  unseren  Museen  bis  in  diese 
Tage  dem  Beschauer  vorlegten. 


XI\’.  Amerikanisten- Kongress. 


569 


Als  ich  ini  Januar  1896  in  Lima  ankam,  unternahm  ich 
•zunächst  kleinere  Ausgrabungen  in  den  Umgebungen.  Ich  er¬ 
fuhr  daraus,  dass  sich  im  Boden  Berus  viele  Arten  von  (ìegen- 
ständen  finden,  die  nie  bisher  in  Museen  gelangt  waren,  \  ielleicht 
weil  sie  recht  wenig  dekorativ  wirkten.  Instinkti\^  zog  es  mich 
dann  nach  dem  nahen  Pachacamac,  dem  berühmten  alten  Ileilig- 
tume,  über  dessen  Geschichte  und  religiösen  Charakter  aus  den 
bis  dahin  bekannten  Darstellungen  nichts  zu  gewinnen  war. 
Gegen  10  Monate  verweilte  ich  bei  dem  Studium  desselben. 
]‘>in  3  m  langer,  2’/2  m  hoher  Plan  der  alten  Stadt  im  Mass¬ 
stab  r  :  500,  der  vierfach  reduziert  für  die  Monographie  über 
Pachacamac  gedruckt  worden  ist,  bildet  eine  der  Früchte  desselben. 

Ich  begann  früh  mit  Ausgrabungen  in  dem  grössten  Gräber¬ 
felde  an  dem  Fusse  eines  Baues,  den  man  für  einen  tempelartigen 
ansehen  konnte.  Die  Ausgrabungen  förderten  allerhand  Gegen¬ 
stände,  an  Töpfen  namentlich  gewöhnliche,  weiss-rot-schwarze, 
die  in  keinem  Museum  vertreten  waren,  zutage.  Die  Diskre¬ 
panz  mit  den  auf  der  ganzen  Fläche  der  Stadt  wahrnehmbaren 
inkaischen  Scherben  war  offenkundig.  Ich  hatte  also  einerseits 
eine  Kultur,  die  nicht  inkaisch  war,  unerwartet  gefunden,  und 
andererseits  mussten  auch  für  die  inkaische  Kultur  Gräberfelder 
vorhanden  sein.  Bald  verlegte  ich  meine  Ausgrabungen  dichter 
an  den  Fuss  des  tempelartigen  Gebäudes,  und  bemerkte  erstaunt, 
dass  das  Gräberfeld  sich  unter  den  Vormauern  des  Tempels  hin¬ 
zog.  In  den  tieferen  Gräbern  fanden  sich  als  leitender  Typus 
Gefässe  von  der  Art  von  P'ig.  VIID)  und  XF^)  und  ähnlich  ab¬ 
weichende  Gewebe,  während  in  einer  höheren,  künstlich  darüber 
gelegenen  Schicht  Gräber  mit  Gefässen  vom  Typus  von  Fig.  XID) 
(weiss-rot-schwarze  Gefässe')  erhalten  waren.  Vor  der  l"ront- 
wand  des  Tempels  lagen  einige  wenige  Gräber,  deren  Inhalt 
inkaisch  war  (Fig.  XIII).  Eine  drei-  bis  \derteilige  Gliederung 
der  Perioden  (Stil  von  Tiahuanaco,  Epigonen,  Periode  der  weiss¬ 
rot-schwarzen  Gefässe,  Inka)  war  damit  festgestellt.  Es  wurde 
der  Ausgangspunkt  meiner  ganzen  folgenden  Auffassung  der 
Entwicklung  altperuanischer  Kulturen. 

■■)  Siehe  ühle,  Pachacamac,  Plate  4,  Fig.  3,  4. 

Ibidem.  Plate  5,  Fig.  1 — 7. 

■*)  Ibidem.  Plate  7,  Fig.  i  — g. 

“)  Ibidem.  Plate  7,  Fig.  10  — ii,  14--17,  19,  20. 


5/0 


XIV.  Amerikaniste n-Kongress. 


Die  Notwendigkeit,  doch  auch  ausgedehntere  Gräberfelder 
der  inkaischeii  Kultur,  die  offenbar  in  den  letzten  Zeiten  in 
Pachacamac  breit  geherrscht  hatte,  zu  finden,  trieb  meine  Aus¬ 
grabungen  vorwärts.  Die  P'olge  davon  war  die  Aufdeckung 
eines  Gräberfeldes  auf  einer  Terrasse  des  anderen  auf  der  Höhe 
gelegenen  Tempels.  Sein  Inhalt  war  fast  rein  inkaisch  und  ge¬ 
hörte  nur  einer  Zeit  an  (Fig.  Xl\^ — XV).'’)  Es  stellte  sich  heraus, 
dass  das  Gräberfeld  die  Leiber  der  dem  inkaischen  Gotte  durch 
Erwürgen  geopferten  WTiber  (vergleiche  den  Kopf  mit  dem 
Würgtiiche,  das  vorn  einen  Knoten  hat,  und  von  hinten  durch 
einen  Knoten  geschlossen  ist,  in  P'ig.  XIV)  barg.  Zugleich  sah 
man  klar,  dass  dies  der  neue  Sonnentempel  der  Inka,  der  andere 
am  Fusse  der  alte  Pachacamactempel  war,  der  durch  vier  Perioden 
bis  in  die  Zeiten  der  Gründung  der  Werke  von  Tiahuanaco  zu¬ 
rückreichte,  und  vieles,  wovon  schon  Garcilaso  gesprochen  hatte, 
fand  dadurch  eine  erwünschte  Erklärung. 

Weitere  Ausgrabungen  vor  dem  Xordwesttore  der  Stadt 
führten  zur  Aufdeckung  eines  neuen  Gräberfeldes ,  in  dem  sich 
an  Töpfen  schwarze  an  der  Küste  allgemein  verbreitete  Typen, 
hellfarbige  lokale  und  eine  Anzahl  inkaischer  Typen,  —  Gegen¬ 
stände  anderer  Art  ähnlich  —  mischten  (Fig.  XVI).')  Der  späte, 
an  die  inkaische  Zeit  angrenzende  Charakter  dieser  Typen  war 
damit  festgenagelt.  Pune  etwa  achttägige  Ausgrabung  in  der 
Umgegend  von  Lambayeque  im  Norden  Perus  führte  mir  dann 
dieselben  schwarzen  Gefässe  mit  inkaischen  gemischt  nochmals 
vor.  Mit  diesem  Ergebnis  von  vier  bis  fünf  kulturellen  Perioden, 
die  in  Pachacamac  aufeinander  folgten,  begab  ich  mich  in  Phila¬ 
delphia  1897  an  die  Niederschrift  meiner  Monographie  über 
Pachacamac. 

Die  prähistorische  h'orschung  auf  dem  euroi)äischen  Boden 
verfolgt  den  Zweck,  die  Entwicklung  der  historischen  Verhältnisse 
vor  dem  Eintritt  der  ihn  bewohnenden  Völker  in  die  Geschichte 
zu  ergründen.  Es  scheint  mir  die  hauptsächlichste  Aufgabe  jeder 
prähistorischen  I'orschung  auf  aussereuro[)äischcm  Boden,  dieses 
Ziel  der  l^'orschung  und  die  dazu  gehörende  Methode  dahin  zu 
übertragen.  In  diesem  Sinne  habe  ich  bei  meinen  archäolo- 

'’j  .Siehe  Uhle,  I’acliacamac.  l’latis  iS,  19. 

')  Ibidem.  l’Iale  13. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


571 


gischen  Untersuchungen  in  Peru  dieses  Ziel  in  den  Vordergrund 
gestellt,  ohne  dass  es  dabei  nötig  gewesen  wäre,  die  Erforschung 
einzelner  Denkmäler  oder  das  innere  Verständnis  einzelner  Kul¬ 
turen  durch  Erklärung  ihrer  Objekte  oder  Erläuterung  ihrer 
Ornamente  zu  vernachlässigen.  Ich  darf  wohl  sagen,  dass  sich 
meine  Weise,  an  jede  von  mir  zu  untersuchende  Gegend  die 
P'rage  nach  kulturellen  Resten  verscliiedener  historischer  Tiefe 
zu  stellen,  als  ungemein  erfolgreich  erwiesen  hat,  so  dass  ich 
wohl  wünschen  möchte,  recht  viele  Kulturdistrikte  des  alten 
Amerika  würden  in  gleicher  Weise  durchforscht.  Das  Bild  der 
prähistorischen  Entwicklung  der  einzelnen  Länder  gewinnt  da¬ 
durch  vor  unserem  Auge  an  Relief  Die  unverständliche  Häufung 
verschiedenster  Reste  ^lus  denselben  Gegenden  gibt  dadurch  einer 
lichten  Ordnung  Raum,  und  wir  vermögen  einen  Dombau  der 
in  sich  zusammenhängenden  prähistorischen  Entwicklung  des 
ganzen  Amerika  aus  vielfach  noch  wirr  nebeneinanderliegenden 
Werkstücken  au fzu führen. 

Meine  beiden  im  Aufträge“  der  Universität  von  Kalifornien 
für  Frau  Phoebe  Hearst  unternommenen  Reisen  1899  —  ^9^1  '-^•''cl 
seit  Ende  1903  dienten  dem  Zweck  das  in  Pachacamac  begründete 
System  peruanischer  Kulturen  weiter  auszubauen.  Zu  dem  Zwecke 
verweilte  ich  etwa  6  Monate  im  Tale  von  Trujillo,  sodann  im 
nahen  Gebirge  in  der  Gegend  von  Huamachuco,  und  verbrachte 
den  Rest  der  früheren  Reise  mit  der  Untersuchung  der  Täler 
von  Chincha,  Pisco  und  Ica  südlich  von  Lima.  Augenblicklich 
verfolge  ich  die  peruanische  Küste  mehr  im  einzelnen.  Die  An¬ 
nahme  liegt  nahe,  dass  die  ältesten  kulturellen  Ansiedelungen 
in  grösster  Nähe  der  Küste  am  häufigsten  sind.  Die  Ausgrabung 
eines  der  zahlreichen  Muschelhügel  an  der  Bai  von  San  h'rancisco, 
mit  der  mich  die  Universität  von  Kalifornien  1902  beauftragte 
(die  Abhandlung  darüber  noch  nicht  gedruckt);  hatte  mich  mit 
diesem  Zweige  der  Forschung  näher  bekannt  gemacht,  und  ob¬ 
wohl  ich  schon  1901  zwei  gewaltige  Muschelhügel  an  der  Mün¬ 
dung  des  Flusses  von  Ica  beobachtet  hatte ,  so  finde  ich  doch 
jetzt  ein  noch  weit  reicheres  Material  in  Peru  an  solchen  vor. 
Soweit  ich  dieselben  bis  jetzt  kenne,  fallen  sie  alle  in  die  von 
mir  hauptsächlich  untersuchte  Periode  prähistorischer  peruanischer 
Kulturen,  geben  aber  bisweilen  Gelegenheit,  frühe  sonst  schwei- 
auffindbare  Formen  derselben  kennen  zu  lernen. 


5/2 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


In  der  Gegend  von  Trujillo  fand  ich  zunächst  in  Chanchan, 
also  Gran  Chimu,  dieselbe  späte  Kultur  schwarzer  Gefässe,  wie 
in  Lambayeque-Pachacamac,  aber  ohne  Beimischung  inkaischer 
Geräte,  wieder.  Damit  war  der  Typus  entschieden,  den  wir  als 
den  der  Chimu,  die  von  den  Inka  besiegt  wurden,  anzusehen 
haben.  Mit  den  gewöhnlich  als  Chimukultur  bezeichneten  feinen 


XVJI.  Gewebstücke  de.s  epigonenartigen  Typus.  Huaca  del  Sol  bei  Trujillo. 

bunten  Gefässen  (wozu  die  Ornamente  Fig.  I,  II,  X^)  gehören) 
hatte  ich  andere  Bestimmungen  vor,  Ich  fand  sie  im  Bereiche 
der  Ruinenstätte  \on  Moche,  wo  zunächst  chimuartige  Gräber, 
andere  mit  älteren  weiss-rot-schwarzen  Gefässen,  und  ein  noch 
älteres  in  einem  mit  Scherben  der  feinen  bunten  Gefässe  durch¬ 
setzten  Boden  zum  Vorschein  kamen.  Am  Fusse  der  Huaca 
de  la  Luna  wurde  ein  prächtiges  Gräberfeld  derselben  Kultur 


'■)  .Siehe  unten  .S  5S3  bis  590. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


573 


erschlossen,  auf  der  I  Iliaca  del  Sol  ein  durchwühltes  Gräberfeld 
geprüft,  das  neben  Resten  der  gleichen  Zeit  tiahuanacoartige 
Typen  (Fig.  IX),®)  epigonenartige,  wie  die  Gewebe  \'on  Fig.  XVII, 
und  andere  schwarze  Gefässe  früher  Zeit,  aber  keine  chimuarligen 
enthielt.  Danach  stand  fest,  dass  die  Kultur  der  feinen  bunten 
Gefässe  der  Einführung  tiahuanacomässiger  Typen  in  das  Tal 
vorausging.  Es  war  die  früheste  bekannte,  nicht  die  letzte 
Kultur  des  Tales,  und  Denkmäler,  die  der  Volksmund  ratlos 
für  solche  der  Inka  erklärte,  hatten  Jahrtausende  gestanden,  ehe 
die  Inka  am  politischen  Himmel  Perus  aufstiegen. 

Die  verhältnismässig  geringe  Entfernung  des  Hochlandes 
von  Huamachuco  lud  mich  in  Trujillo  zum  Besuch  der  dortigen 
Ruinen  ein,  die  vordem  nur  Charles  Wiener  nach  der  bei  ihm 
bekannten  Weise  behandelt  hatte.  Ich  fand  eine  Menge  An¬ 
siedelungen  auf  Berggipfeln,  in  Marca  Huamachuco  eine  grosse 
befestigte  Stadt  auf  einsamen  zum  Himmel  ragenden  Freisen, 
ganz  wie  Garcilaso  die  den  Inka  im  Hochlande  vorausgegangenen 
Siedelungen  beschreibt.  Am  Fusse  des  l'elsens  in  der  Ebene 
liegt  eine  angefangene,  genau  rechteckig  vermessene  Stadt  ohne 
Strassen,  die  auf  die  Inka  zurückgeht,  Viracochabamba.  Die- 
ältesten  Reste  in  der  Gegend  von  Huamachuco  gehen,  soweit 
ich  sie  fand,  bis  in  die  Zeit  der  Epigonen  nach  der  Periode 
von  Tiahuanaco  zurück.  Aus  dieser  Zeit  stammt  auch  die  An¬ 
lage  der  Bergfestung  Marca  Huamachuco.  Dann  entwickelte 
sich  der  Stil  in  der  Richtung  der  weiss-rot-schwarzen  Gefässe 
für  die  Gegend  individuell.  Die  Hauptsache  ist,  dass  ich  nicht 
den  Eindruck  eines  frühen  Eintrittes  der  Gegend  in  die  Kultur 
gewann.  Die  Anlage  von  Siedelungen  auf  Bergen  bezeichnete 
wohl  den  ersten  Schritt  zur  Abstreifung  der  Barbarei,  und  von 
der  relativ^  geringen  historischen  Tiefe  überzeugt,  welche  die 
Kultur  im  Innern  des  nördlichen  Peru  besass,  beschloss  ich  den 
Kreis  meiner  Tätigkeit  zunächst  nach  dem  Süden  zu  übertragen. 

Mich  leitete  der  Gedanke,  von  dem  Chinchatal  aus  über 
Ica  einen  Vorstoss  gegen  Cuzco  hin  zu  unternehmen,  um  die 
im  einzelnen  noch  wenig  bekannten  Quellen  der  inkaischen 
Kultur  auf  dem  Wege  mit  festzustellen.  Die  Ausführung  des 
Planes  wurde  durch  meine  zeitweilige  Rückkehr  nach  San  F'ran- 


')  Siehe  unten  S.  589. 


574 


XIV.  Amerikanisten  Kongress. 


cisko  unterbrochen.  Die  Täler  von  Chincha,  Pisco  und  Ica, 
und  vielleicht  andere  mehr  bilden  ein  grösseres  Gebiet,  in  der 
sich  seit  den  Einwirkungen  des  Stiles  v^on  Tiahuanaco  die  Kultur 
zwar  nicht  bedeutend,  aber  doch  verschieden  von  nördlicheren 
Gebieten  entwickelte.  Diese  Täler  sind  voll  von  den  Resten 
mittlerer  Perioden,  während  solche  der  epigonalen  Kultur  spär¬ 
licher  sind.  In  einem  Grabe  des  Tales  von  Ica  wurde  von  mir 
auch  grüngelblicher  Nephrit  gefunden.  Sehr  merkwürdig  sind 
die  grossen  szepterartigen  Schnitzereien  aus  hervorragenden 
Gräbern,  die  teils  Ruder,  teils  breite  schaufelartige  Geräte  zum 
Urbilde  haben.  Aber  den  interessantesten  Teil  der  Untersuchungen 
im  Tale  von  Ica  bildete  doch  die  Exploration  einiger  Gräber¬ 
felder,  die  eigenartige  bunte  Gefässe,  wovon  einzelne  auch  in 
Berlin  vorhanden  sind,  enthielten.  Meine,  die  vorliegende  be¬ 
gleitende  zweite  Abhandlung  erklärt  die  frühe  Stellung,  die  ich 
ihnen  in  der  kulturellen  Entwicklung  des  alten  Peru  zuweise, 
ihre  Contemporaneität  mit  immensen  alten  Bauten  aus  Lehm¬ 
klumpen,  die  jetzt  zu  Hügeln  verschrumpft  sind,  im  Küstenlande 
von  Pisco  und  Chincha,  und  ihre  historischen  Beziehungen  zu 
anderen  Stilen.  Durch  das  Tal  von  Pisco  v'erläuft  eine  der  be¬ 
deutendsten  Inkastrassen,  die  ich  bis  über  Huaitará  nach  dem 
Hochlande  aufwärts  verfolgte.  Bei  Umay  finden  sich  die  schönsten 
Ruinen  der  Küste  aus  Ziegeln  von  Adobe,  besonders  ein  wunder¬ 
bar  erhaltener  inkaischer  Palast,  der  offenbar  zugleich  als  Station 
bei  den  Reisen  nach  der  Küste  diente  (eine  Ansicht  davon  in 
Harpers  Magazine,  Oktober  1903).  ln  Huaitará  sind,  in  die 
moderne  Kirche  zum  Teil  eingebaut,  die  Reste  eines  alten  Sonnen¬ 
tempels  erhalten.  Die  zum  Teil  xorzüglichen  Steinmauern  sind 
nach  dem  System  der  in  Cuzco  vorhandenen  Bauten  konstruiert. 
Aber  die  schöne  wohlgefügte  Aussenseite  dieser  Bauten  ist  doch 
zum  Teil  Blendwerk.  Die  an  der  Eront  haarscharf  aneinanderge¬ 
passten  Steine  keilen  sich  jeder  nach  innen  zu,  ihre  Zwischenräume 
im  Innern  der  Mauer  sind  durch  Mörtel  und  Steinbrocken  ausgefüllt. 

W’enn  ich  am  Schluss  der  zweiten  Reise  die  bisherigen 
Resultate  überblickte,  so  Hessen  sie  sich  dahin  zusammenfassen  : 

Der  Stil  der  feinen  bunten  Gefässe  von  Ica  und  der  in 
ziemlicher  Verwandtschaft  mit  ihm  stehende  der  schönen  bunten 
Gefässe  \'on  Trujillo  u.  s.  w.  stehen  am  Anfänge  der  uns  bisher 
bekannten  Ihitwicklung  der  peruanischen  Kulturen. 


XIV.  Aineriknnisten-Kongress. 


575 


Dann  tauchte  im  südlichen  Hochlande  der  Stil  der  alten 
Werke  von  Tiahuanaco  archaischen  Charakters  auf.  Seine  Pro¬ 
dukte  verbreiteten  sich  über  den  grössten  Teil  des  alten  Peru, 
nordwärts  mindestens  bis  Trujillo,  und  befruchteten  mit  den  dar¬ 
aus  abgeleiteten  Erzeugnissen,  die  die  ganze  epigonale  Periode 
lullen,  die  ganze  weitere  Ivntwicklung  in  den  verschiedenen 
Teilen  des  Landes.  Die  Träger  dieses  Stiles  waren  offenbar 
die  Aimarä,  deren  Sprache,  obwohl  im  Grunde  der  der  Ketschua 


XVIII.  Scherben  und  Figurenbruchstücke  aus  einem  Muschelhaufen  bei  Ancon. 


verwandt,  in  vieler  Hinsicht  einen  älteren  Habitus  hat  als  die 
letztere.  Wir  wissen  jetzt,  dass  die  Sitze  der  Aimarä  sich  weit 
nach  Norden,  wenigstens  bis  in  die  Gegend  von  Lima  erstreckten, 
und  dass  sie  im  Hochlande  des  südlichen  Peru  den  natürlichen, 
kulturell  zubereiteten  Boden  bildeten,  auf  dem  sich  die  I  lerr- 
schaft  der  Inka  in  ihren  Anfangsstadien  am  leichtesten  ausbreitete. 

Reste  der  epigonalen  Kultur  wurden  von  mir  fast  in  allen 
Teilen  des  Landes  beobachtet.  So  finden  sie  sich  ausser  in  Ica 
und  Pachacamac,  in  Ancon,  Chancay,  Huacho,  Trujillo  (Moche), 
Huamachuco,  im  Tale  von  Casma,  Chavin  de  Huantar. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 

Dann  trat  eine  Gliederung  der  Entwicklung  ein;  Im  Süden 
von  Ica  und  Chincha  ging  eine  neue  Stilart  mit  ziemlich  bunten 
Gefässen  daraus  hervor,  in  zentralen  Teilen  des  Landes  (Pacha- 
camac,  Rimactal,  Chancai)  trat  eine  andere  Stilform  hervor,  am 
leichtesten  charakterisiert  durch  die  weiss-rot-schvvarze  l'arbc 
ihrer  Töpfereien.  Kontemporan  schlossen  wahrscheinlich  im 
Hochlande  die  weiss-rot-schwarzen  Gefässe  von  Recuay  und 
Huaraz,  die  dieser  Art  von  Huamachuco  sicher,  an.  Weiter 


XIX.  Scherben  aus  einem  Muschelhiigel  bei  Ancon. 


nördlich  um  Trujillo  und  nördlich  davon  k’amen  gewisse  schwarze 
Typen  von  Gefässen  zur  Ausbildung.  In  jeder  Gegend  kann 
man  dann  jüngere  und  iUtere  Stile  unterscheiden,  ln  Chancai 
entwickelte  sich  z.  B.  der  bekannte  Typus  weiss  und  schwarzer 
Gefässe  daraus,  im  Norden  der  der  schwarzen  chimuartigen  Ge- 
fässe.  Dann  erst  kam  die  (Jberschwemmung  des  ganzen  Landes 
durch  die  Inka. 

Man  soll  darum  nicht  meinen,  dass  die  einzelnen  Kultur¬ 
distrikte  in  der  Zeit  ihrer  Sonderung  im  grossen  keine  Berüh¬ 
rungen  miteinander  besessen  hätten.  Ivs  gibt  z.  B.  eine  Anzahl. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


577 


Ornamente,  die  einen  gewissermassen  leitenden  Charakter  tragen, 
und  in  denen  sich  getrennte  Stile  gleicher  Zeitstellung  vielfach 
berühren.  An  den  (ieweben  scheint  der  Unterschied  lokaler 
Stile  gleicher  Zeit  vielfach  viel  geringer  als  an  den  Töpfereien, 
und  offenbar  wurden  auch  Gewebe,  zum  Teil  auch  Töpfe,  öfter 
durch  Handel  zwischen  den  Stilgebieten  verschleiipt. 

Das  befremdlichste  einzelne  Resultat  meiner  bisherigen 
Untersuchungen  war  das  gewesen,  dass  die  stilistisch  am  freiesten 
und  in  gewissem  Sinne  am  höchsten  entwickelten  kulturellen 


XX.  Scherben  aus  einem  Muschelhügel  bei  Ancon. 


Formen,  die  der  alten  Gefässe  von  Ica  und  die  alte  Kultur  von 
Trujillo  gerade  am  Anfänge  der  kulturellen  Entwicklung  zu 
stehen  schienen.  Was  sollte  man  dabei  von  den  in  Peru  voraus¬ 
gehenden  Zuständen  denken.^  Je  höher  die  ältesten  anfänglichen 
Kulturen  waren,  desto  länger  musste  der  W^eg  gewesen  sein, 
der  bis  zu  ihrer  Entwicklung  zurückgelegt  wurde,  desto  befremd¬ 
licher  war  es,  dass  von  diesen  Vorstadien  nichts  gefunden  wurde. 
Wollte  man  freilich  einen  anfänglichen  Import  der  Kultur  aus  einem 
anderen  Lande,  z.  B.  das  zentrale  Amerika,  annehmen,  so  wäre 
wenigstens  der  Umstand,  dass  zu  den  höchsten  anfänglichen  Kul- 


5/8 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


turen  die  Vorstadien  in  Peru  selbst  fehlten,  sofort  erklärt  ge¬ 
wesen.  In  den  altperuanischen  Kulturen  hat  es  nie  an  Parallelen 
zu  dem  zentralen  Amerika  gefehlt,  am  wenigsten  in  den  aller¬ 
ältesten  Formen  derselben.  Das  Plateau  der  Huaca  del  Sol  bei 
Moche  besitzt  eine  weitgehende  Ähnlichkeit  zu  den  Unterlagen 
der  Pyramidenbauten  von  Copan  u.  s.  w.,  Tongefasse  in  Form 
von  bärtigen  Greisen  mit  wirbelartigen  Ornamenten  an  den  Ohren 
von  Trujillo  erinnern  an  den  Ouetzalcoatl  der  mexikanischen 
]\Iythen,  der  Fledermausgott  der  alten  Kultur  von  Trujillo  steht 
dem  zentralamerikanischen  in  mehrfacher  Hinsicht  nahe.  Es 
Hessen  sich  noch  eine  ganze  Anzahl  charakteristische,  obwohl 
immer  einzelne  Ähnlichkeiten  vorführen.  Aber  es  ist  noch  keine 
Kultur  beobachtet  worden,  an  welche  sich  die  ältesten  peruanischen 
Formen  in  Mittelamerika  anschliessen  Hesse,  und  gesetzt  den 
Fall,  sie  hätte  existiert,  so  ist  doch  immer  die  Möglichkeit,  dass 
sie  nie  gefunden  wird.  Vielleicht  hat  aber  auch  nie  eine  be¬ 
sondere  Kultur  existiert,  von  welcher  alle  Peru  zur  Kultur  be¬ 
fruchtenden  Keime  in  Mittelamerika  allein  ausgegangen  wären. 
Ein  sehr  vorteilhafter  Weg,  diese  P'orschungen  in  Peru  fortzu¬ 
setzen,  ist  noch  immer  der,  die  Vorstadien  jener  ältesten  Kul¬ 
turen  von  Ica  und  Trujillo  zu  suchen.  Sie  müssen  irgendwo 
existiert  haben,  z.  B.  in  Muschelhügeln.  Deswegen  besonders 
widme  ich  jetzt  einen  grossen  Teil  meines  Augenmerkes  den 
Muschelhügeln.  Das  hügelige  Terrain  bei  Ancon,  aus  welchem 
die  Herren  Reiss  und  Stübel  den  grössten  Teil  ihrer  Gräberfunde 
entnahmen,  ist  aus  den  Tafeln  ihres  Werkes:  Das  Gräberfeld 
von  Ancon,  allgemein  bekannt.  In  ihm  verbergen  sich  gegen 
loo  Muschelhügel  und  Muschelhaufen,  zumeist  sehr  respektabler 
Grösse.  Verschiedene  von  ihnen  wurden  von  mir  angeschnitten. 
Ich  schachtete  einen,  der  an  Grösse  vielleicht  keinem  Muschel¬ 
hügel  der  Vereinigten  Staaten  nachgibt,  in  geräumiger  l^läche 
9,30  Meter  bis  zu  seinem  Boden  aus  und  fand,  dass  seine 
Struktur  nicht  die  mindeste  Verschiedenheit  von  den  mir  aus 
Kalifornien  bekannten  Muschelhügeln  darbot.  Das  Bemerkens¬ 
werteste  ist,  dass  sie  alle  aus  sehr  junger  Zeit,  vielleicht  alle 
aus  der  Periode  der  weiss  und  schwarzen  Gelässe  von  Chancay 
stammen,  obwohl  die  Reste  in  der  Ebene  bis  in  die  epigonale 
Periode  zurückgehen.  Und  doch  bietet  Ancon  auch  einen  im¬ 
mensen  Muschelhügel  von  \  iel  höherem  Alter  dar,  der  aber  nicht 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


579 


in  der  Ikbene  Hegt,  sondern  schwer  erkennbar  den  Bergabhang 
über  der  Ortschaft  deckt.  Aus  ihm  stammen  die  Gefäss-  und 
l'igLirenreste  (Ton)  der  Fig.  XVIII  — XX.  Sie  vergegenwärtigen 
uns  in  Si)uren  eine  alte,  uns  bisher  noch  nicht  l:)ekannte  Kultur, 
die  ich  in  zeitliche  Nähe  der  ältesten  von  Ica  bekannten  Kultur 
stelle.  Auch  in  Chancay  habe  ich  schon  eine  fremdartige  neue 
Kultur  gefunden,  die  offenbar  von  ähnlichem  Alter,  jedenfalls 
aber  früheren  Datums  als  die  Einführung  der  alten  Kultur  von 
Tiahuanaco  ist.  So  dürften  wir  auf  diesem  Wege  noch  ver¬ 
schiedenen  anderen  Erkenntnissen  entgegengehen. 


Aus  nieinoiii  Bt'richt  über  die  Hr^i'huisso 
nioiner  Reise  nach  Südaiiu'rika  1(S99  19111. 

Von  Dr.  Max  Uhle,  Lima. 


Über  die  historische  Stellung  der  feinen  bunten  Gefässe  von 
Ica  unter  den  übrigen  prähistorischen  Resten  von  Peru. 

Unter  den  verschiedenen  Stilen,  die  in  den  Gräbern  des 
Tales  von  Ica  sonst  gefunden  werden,  steht  keiner  mit  dem  der 
feinen  bunten  Gefässe  in  direkter  Verbindung.  Dies  ist  um  so 
merkwürdiger,  als  die  historische  Entwicklung  von  der  Zeit  des 
Eintritts  der  epigonalen  Kultur  (Tochter  der  Kultur  der  Werke 
von  Tiahuanaco)  in  das  Tal  bis  zu  den  Zeiten  der  Inka  an  dem 
Inhalte  der  Gräber  lückenlos  vor  uns  liegt.  Schon  dadurch 
werden  wir  zu  der  Vermutung  gedrängt,  dass  die  Zeit  der  feinen 
bunten  Gefässe  den  anderen  Stilen  vorauslag,  und  dies  wird 
durch  Beweise  anderer  Art  bestätigt. 

Die  frühere  Besprechung  der  hügelartigen  Huacas  de  Al¬ 
varado  und  de  Santa  Rosa  im  Tale  von  Chincha,  und  der  von 
dem  Elusse  zerrissenen  bei  Pisco ,  welche  ausschliesslich  aus 
Eehmklumpen  ohne  irgendwelche  Verwendung  von  Ziegeln  auf¬ 
geführt  sind,  hat  die  umfassendsten  Beweise  für  ihren  uralten 
Ursprung  geliefert  (Material,  Erhaltungszustand,  prähistorisches 
Alter  ihrer  Verschrumpfung  zu  Hügeln,  einzelne  fremdartige 
noch  nirgends  klassifizierbare  Reste  in  ihnen).  Die  Zeit  des  Ur¬ 
sprungs  dieser  Huacas  war  aber  auch  die  der  feinen  bunten  Ge¬ 
fässe  von  Ica.  Der  Beweis  dafür  gründet  sich  auf  drei  Umstände. 
Die  Mauern  in  den  Gräberfeldern,  denen  diese  bunten  Gefässe 
entstammen,  bestehen  aus  derselben  seltenen  Art  von  Eehm¬ 
klumpen,  wie  jene  Huacas  ohne  jede  Verwendung  von  Ziegeln. 
Die  merkwürdig  langen  Schädel,  welche  mit  den  bunten  Gefässen 
gefunden  werden,  sind  ihrer  Art  nach  identisch  mit  denen, 
welche  zwischen  dem  Mauerwerk  der  Huaca  de  Alvarado  zum 


582 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Vorschein  kamen,  während  langdeformierte  Schädel  typisch  an 
der  Küste  sonst  nicht  Vorkommen.  Bei  einer  Ausgrabung,  welche 
im  Innern  der  erwähnten  Huaca  am  Flusse  bei  Pisco  unternommen 
wurde,  wurde  nur  ein  kleiner  Scherbe,  das  einzige  Produkt  der 
ganzen  Ausgrabung,  gefunden.  Seiner  Bemalung  nach  stammt 
er  aber  von  einem  der  feinen  bunten  Gefässe,  welche  im  Tale 
von  Ica  Vorkommen,  und  erhärtet  dadurch  die  Gleichalterigkeit 
dieser  frühzeitlichen  Huacas  mit  jenen  Gefässen. 

Oherflächlich  betrachtet  ist  der  Stil  der  feinen  bunten  Ge¬ 
fässe  von  Ica  (und  verwandten  Gegenden:  Tal  von  Pisco,  Chala? 
U.  s.  w.)  im  alten  Peru  ein  merkwürdig  isolierter.  Sehen  wir  aber 
näher  zu,  so  entdecken  wir  doch  eine  Anzahl  Zusammenhänge  und 
Berührungen  mit  anderen,  die  eine  wenigstens  vorläufig  ziemlich  ge¬ 
naue  Präzision  seines  historischen  Verhältnisses  zu  ihnen  gestattet. 

jMan  sollte  meinen,  dass  die  feinen  bunten  Gefässe  des 
Stiles  von  Trujillo  mit  den  feinen  alten  Gefässen  von  Ica  beinahe 
nichts  gemeinsam  haben.  Sie  sind  ja,  wie  nachgewiesen,  gleich¬ 
falls  sehr  alt,  älter  als  die  Einführung  der  Kultur  von  Tiahuanaco, 
gleichfalls  merkwürdig  isoliert,  gleichfalls  hervorragend  neben 
allem,  was  in  Peru  später  geschaffen  wurde,  durch  die  Grösse 
und  Freiheit  der  stilistischen  Auffassung,  durch  die  lebendige 
Wiedergabe  von  allerhand  Gegenständen  der  Natur.  Aber  mit 
diesen  allgemeinen  Kennzeichen,  die  vielleicht  beide  Stile  in  ge- 
wis.sem  Grade  verbinden,  werden  stilistische  Beziehungen  noch 
in  keiner  Weise  getroffen.  P2s  bestehen  sogar  auch  starke 
Gegensätze.  Die  Formen  der  Gefässe  sind  zum  grossen  Teile 
und  besonders  in  allem  Wesentlichen  verschieden.  Der  südlichere 
von  beiden  Stilen  verwendet  eine  viel  grössere  Zahl,  und  nament¬ 
lich  zumeist  auch  andere  Farben  als  der  nördlichere.  Die  P'arben- 
stimmung  der  Gefässe  des  südlicheren  Stiles  ist  immer  trübe, 
die  des  nördlicheren  fast  immer  heiter.  Im  nördlicheren  Stile 
ist  die  Kunst  der  plastischen  P'ormung  in  ganz  einziger  Art 
ausgebildet,  in  dem  südlicheren  fehlen  selbst  die  geringsten  An¬ 
fänge  dazu.  Die  Kette  der  mythologischen  Ideen,  die  in  den 
Darstellungen  an  Gefässen  zutage  treten,  ist  bei  dem  südlicheren 
.Stile  wesentlich  verschieden  von  der  bei  dem  nördlicheren. 

Trotzdem  bestehen  auch  eine  Anzahl  eklatanter  Beziehungen 
zwischen  beiden  Stilen,  die  unter  Umständen  sogar  den  Schluss 
auf  eine  nahe  und  enge  Verwandtschaft  zwischen  ihnen  zulassen. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


583 


Reiher,  lùiten,  Eidechsen,  Schlangen,  Tintenfische,  Tausend- 
füsse,  Muscheln,  Schnecken,  werden  von  beiden  Stilen  mit  gleicher 
Häufigkeit  wiedergegeben.  Was  die  übrigen  peruanischen  Stile 
als  Gegenstände  der  Darstellung  daneben  bieten,  fällt  in  merk¬ 
würdiger  Weise  dagegen  ab,  und  lässt  jene  beiden  Stile  ge- 
wissermassen  in  einsamer  Höhe  nebeneinander  stehen.  Dabei 


I.  Zeichnung  auf  einem  Gefässe  von  Moche. 


werden  die  Eidechsen  in  beiden  Stilen  aufrecht  parallel  um  das 
Gefäss  stehend  in  merkwürdiger  Weise  gemalt,  vergleiche  Taf.  9, 
Eig.  I  und  oben  Eig.  152  mit  Ruins  of  Moche  Taf.  14,  Eig.  i.^") 
Die  gewöhnliche  Darstellungsweise  des  Tintenfisches  ist  in  beiden 
Stilen  gar  nicht  zu  unterscheiden,  vergleiche  Taf.  10,  Fig.  9  mit 
Ruins  of  Moche  Taf.  14,  Fig.  4.  Der  Tausendfuss  hat  in  beiden 
Stilen  einen  Kopf  an  beiden  Enden,  und  auch  in  dem  nörd- 

Die  Zitate  beziehen  sich  auf  das  noch  unpublizierte  Werk  des  Autors 
über  die  Ruinen  von  Moche.  (Amerk.  d.  Redaktion.) 


584 


XIV.  Amerikanisten-Konçress. 


lieberen  bisweilen,  wie  in  dem  südlicheren  immer,  Ohren,  ver¬ 
gleiche  Fig.  I — II  (Moche),  III  —  IV  (Ica).  Eine  andere  Ähnlich¬ 
keit  zwischen  beiden  Stilen,  die  nur  in  diesen  beiden  vertreten 
ist,  besteht  in  dem  Vorkommen  mythologischer  Tiere,  denen 
neben  dem  wurmartigen  Leibe  noch  ein  menschlicher  von  dem¬ 
selben  Kopfe  ausgehender  Leib  gegeben  ist,  vergleiche  Fig.  II 
(Moche),  III — IV  (Ica).  iJie  Analogie  ist  so  eklatant,  dass  sie 
nur  durch  kulturelle  Beziehungen  zu  erklären  ist.  Eine  häufige 
für  den  nördlichen  Stil  sehr  typische  Form  von  Gefässen  sind 


solche  mit  menschlichen  Figuren  aul  dem  Gefässkörper,  die  auf 
dem  Bauche  hegend,  späherartig  darüber  schauen  (vergleiche 
Ruins  of  Moche,  Taf.  12,  Fig.  io).  Gefässe  mit  gleichartigen 
Darstellungen  waren  uns  bisher  aus  anderen  peruanischen  Stilen 
nicht  bekannt  geworden.  Das  einzig  figürliche  unter  den  feinen 
bunten  Gefässen  von  Ica  ist  jedoch  gerade  von  dieser  Art  (l'ig.  V). 
1  )ieses  Zusammentreffen  wird  darum  gleichfalls  nur  durch  engere 
kulturelle  Beziehungen,  die  zwischen  beiden  Stilen  bestanden, 
erklärt  werden  können. 

Scheinbar  sehr  untergeordnet  als  Element  der  \Trzierung 
ist  eine  Einteilung  von  Bändern  und  h'lächen  in  Vierecke,  die 
mit  Punkten,  bis  zu  zwei  oder  drei  in  jedem,  gemustert  sind.  Dieses 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


5B5 


Verzieruiigselement  besitzt  jedoch  dadurch  eine  tiefere  Bedeutung, 
dass  es  auf  die  Darstellung  von  Gesichtern  mit  Mund  und  Augen 
zurückgeht.  Man  vergleiche  dafür  die  Punkte  der  Halskrause 
des  grossen  Gesichtes  in  h'ig.  Ill  mit  den  Gesichtern  an  den 


III.  Zeichnung  auf  einem  Gefässe  von  Ica. 


IV.  Zeichnung  auf  einem  Gefässe  von  Ica. 


I-^edern  und  Flügelspitzen  bei  h'ig.  VI  und  VII,  den  Gesichtern 
der  an  der  Hauptfigur  hängenden  Figuren  in  Fig.  IV,  und  den 
Gesichtern  in  dem  darmartigen  Leibkanal  des  Wurmes  in  P'ig. 
III,  IV,  auch  verschiedene  Bänder  bei  V.  Dasselbe  seltene  Ver¬ 
zierungselement  wiederholt  sich  an  dem  Gürtel  der  einen  Figur 
von  Fig.  II  (Moche),  ferner  am  Gewand  der  P'igur  in  Ruins  of 


586 


XI V*.  Amerikanisten-Kongress. 


Moche,  Taf.  io,  Fig.  17,  wo  és  als  viele  Gesichter  den  gräss¬ 
lichen  Charakter  der  Gottheit  (Fledermaus)  verdeutlicht.  Bei 
dem  Gefässe  Taf.  13,  Fig.  2,  welches  dieselbe  Gottheit  darstellt, 
sind  selbst  die  Punkte  ausgelassen.  Die  Einteilung  des  Kragens 
in  Vierecke  genügt,  um  dasselbe  Symbol  zu  verdeutlichen. 


Man  könnte  noch  auf  einige  weitere  Ähnlichkeiten  zwischen 
beiden  Stilen  hinweisen,  so  aut  die  in  gehalsten  Tierköpfen, 
welche  von  dem  (iürtel  herabhängende  IFinder  vertreten  (ver¬ 
gleiche  P'ig.  V,  Ica,  mit  Fig.  X,  Taf.  10,  P'ig.  17,  Taf.  13,  Fig.  i 
und  5,  U.  s.  w.  von  Moche),  auf  eine  grosse  Vorliebe  für  Darstel¬ 
lungen  troi)häenartiger  menschlicher  Köjife,  \'ergleiche  P'ig.  111, 
IV,  VI  mit  P'ig.  X  etc.  (Moche),  auf  die  gewöhnliche  P'orm  der 
Messer,  die  dabei  vielfach  zur  Schau  treten.  Auf  diese  in 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


587 


beiden  gleich  uralten  Stilen  vorkoinmenden  Ähnlichkeiten  soll 
nur  deswegen  weniger  Gewicht  gelegt  werden,  weil  sie  vielleicht 
die  gesamte  Kulturrichtung  einer  gewissen  Zeit,  weniger  zwei 
enger  verbundene  Stile  allein  trefifen. 

k3s  ist  interessant  zu  sehen,  dass  ausser  dem  viel  be¬ 
wunderten  Stile  der  alten  Gefässe  von  Trujillo  noch  ein  zweiter, 
der  in  der  Archäologie  des  alten  Peru  von  gleich  grundlegender 
pjedeutung  ist,  mit  dem  Stile  der  alten  Gefässe  von  Ica  in  Be¬ 


vi.  Zeichnung  auf  einem  Gefässe  von  Ica. 


Ziehung  stand,  der  der  alten  Werke  von  Tiahuanaco.  Und  es 
ist  weiter  interessant  zu  sehen,  dass  die  verwandtschaftlichen 
Berührungen  mit  letzterem,  obwohl  gleich  entfernt  wie  die  zu 
dem  ersteren,  vollständig  verschiedenen  Charakter  von  denen 
zu  dem  anderen  Stile  tragen.  So  steht  der  alte  Stil  von  Ica 
gewissermassen  in  der  Schwebe  zwischen  dem  der  Werke  von 
Tiahuanaco  und  dem  von  Trujillo.  Es  muss  späteren  Forschungen 
Vorbehalten  bleiben,  die  Lücken  der  Verbindung  zwischen  beiden 
auszufüllen.  Die  allgemeine  Stellung  des  alten  Stiles  von  Ica 


588 


XIV.  Amerikanisten-Kon^ress. 


zwischen  den  zwei  anderen  erscheint  schon  jetzt  als  eine  völlig 
bestimmte. 

Die  feinen  alten  Gefässe  des  Tales  von  Ica  teilen  mit  den 
zu  dem  Stile  der  Werke  von  Tiahuanaco  gehörigen  die  gleich¬ 
artige  allgemeine  Färbung,  die  völlige  Identität  der  grossen 
Zahl  fein  abschattierter  Farben,  welche  nur  diesen  und  dem  an 
der  Küste  folgenden  epigonalen  Stile  eigen  ist,  die  gleiche 


VII.  Zeichnung  auf  einem  Gefässe  von  I  c  a. 


Neigung  zu  tiefroter  I'ärbung  des  Grundes  um  Zeichnungen  und 
eine  unterschiedslose  Gleichartigkeit  in  der  Anwendung  schwarzer 
Konturen  bei  Zeichnungen.  Am  stärksten  ist  also  die  Ver¬ 
wandtschaft  auf  technischem  Gebiete.  Daneben  stehen  eine 
Anzahl  starker  Ähnlichkeiten  in  der  stilistischen  Behandlung  \  on 
einigen  lunzelheiten.  Man  kann  die  Zeichnung  der  geballten 
Hand  (nur  vier-  oder  fünffingerig  im  Stile  von  Ica,  vergleiche 
I-'ig.  111  IV,  VI — VH,  von  Ica,  und  VIII,  2”)  \on  Pachacamac, 


)  Siehe  Uhle,  l’achacamac.  l’late  4,  Fig.  4. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


589 


IX  von  Moche),  die  des  Fusses  (Fig.  IH,  IV,  VII  und  Vili  —  IX) 
und  die  Hervorhebung  weisser  viereckiger  Nägel  an  l'ingern  und 


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x: 


Zehen  in  beiden  Stilen  als  im  wesentlichen  identisch  ansehen. 
Der  im  alten  Stile  von  Tiahuanaco  gewöhnliche  i\bschluss  feder¬ 
artiger  Verzierungen  durch  weisse  Vierecke  mit  einem  schwarzen 


590 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Punkt  darin  (vergleiche  Fig.  Vili,  2”  )  findet  sich  auch  in  dem 
alten  Stile  von  Ica  (Fig.  V),  Die  Füllung  bandartiger  Körper 
durch  skelettartig  eingezeichnete  Streifen  in  dem  Stile  von  Tia- 
huanaco  (vergleiche  die  Tafeln  zu:  Die  Ruinenstätte  von  Tia- 
huanaco  von  A.  Stübel  und  M.  Uhle,  ferner  z.  B.  Fig.  \dll  und  IX) 
findet  in  der  streifenartigen  Ausfüllung  bandartiger  Körper  im 
alten  Stile  von  Ica  (vergleiche  P'ig.  III — V)  eine  bemerkenswerte, 
offenbar  auf  Verwandtschaft  beruhende  Analogie. 


Welches  war  aber  nun  das  zeitliche  Verhältnis  beider  Stile 
zueinander.^  Bisher  waren  wir  gewohnt,  die  Periode  der  Grün¬ 
dung  der  alten  Werke  von  Tiahuanaco  an  den  Anfang  der  be¬ 
kannten  Entwicklung  peruanischer  Kulturen  zu  stellen.  Fine 
Änderung  in  diesem  Verhältnisse  trat  ein,  als  wir  in  Moche  ge¬ 
nötigt  waren,  ein  Grabfeld  der  alten  Kultur  von  Trujillo  für 
iilter  als  ein  anderes  ähnliches  mit  beigemischten  Typen  des 
Stiles  von  Tiahuanaco  zu  erklären.  Das  Prinzip  der  uranfäng- 
lichen  Stellung  des  letzteren  Stiles  in  der  kulturellen  P'ntwick- 
lung  des  alten  Peru  ist  damit  durchbrochen,  und  es  ist  nur  die 


“)  Siehe  S.  588. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


591 


Frage,  ob  wir  die  Stile,  die  historisch  dem  von  Tiahuanaco 
vorausgegangenen  sind,  auch  finden.  iJer  Stil  der  alten  Gefässe 
von  Ica  kann  dem  der  Gründung  der  Werke  von  Tiahuanaco 
nicht  gefolgt  sein.  Dazu  passt  er  zu  wenig  in  die  stilistische 
Fnitwicklung,  die  seit  dieser  Zeit  im  Tale  von  Ica  zu  verfolgen 
ist,  hinein.  Ausserdem  teilt  er  nicht  die  khgenheit  der  anderen 
aus  dem  der  Werke  von  Tiahuanaco  abgeleiteten  Stile,  eine  ein¬ 
fache  Fortsetzung  der  in  jenem  inhaltlich  gegebenen  Ideen  zu 
bilden.  Man  könnte  ihn  vielleicht  für  kontemporan  damit  halten. 
Noch  wahrscheinlicher  jedoch  ist,  dass  er  ihm  in  der  Zeit 
vorausliegt.  Bei  der  grossen  Verschiedenheit  der  beiden  Stile 
im  geistigen  Inhalte  müssen  wir  uns  mit  zwei  stilistischen  Einzel¬ 
heiten,  also  Beweisen  begnügen.  Oben  haben  wir  gesehen,  dass 
Vierecke  mit  zwei  oder  drei  Punkten  im  Stile  von  Ica  aus  mensch¬ 
lichen  Gesichtern  abgeleitet  sind.  Dasselbe  ist  mit  den  weissen 
Vierecken  mit  einzelnen  Punkten,  welche  den  Abschluss  von 
h'edern  bilden,  der  P'all.  Die  letzteren,  welche  im  Stile  von 
Tiahuanaco  bei  der  Andeutung  von  Federn  ganz  allgemein  üb¬ 
lich  sind,  sind  abgeleitet  aus  solchen  Gesichtern,  welche  im  alten 
Stile  von  Ica  bei  der  Darstellung  von  Vögeln  an  den  linden 
der  h'edern  erscheinen  (vergleiche  I'ig.  VI  und  VII).  Plier  bietet 
also  der  Stil  von  Ica  die  ältere  Stufe  des  Ornamentes  dar. 
Ganz  analog  ist  das  Verhältnis  bei  der  in  beiden  Stilen  vor¬ 
kommenden  Füllung  bandartiger  Körper  mit  Streifen.  Während 
sie  im  Stile  von  Tiahuanaco  einfach  skelettartig,  im  ganzen  aber 
unverständlich  wirkt,  hat  sie  in  dem  von  Ica  die  Bedeutung 
eines  darmartigen  Magens.  In  dem  Magen  sind  die  Menschen¬ 
köpfe  aufgespeichert,  welche  das  Ungetüm  schon  verspeist  hat 
{Fig.  III — IV),  während  andere  teils  noch  trophäenartig  in  der 
Hand  gehalten  oder  provisionsweise  zwischen  die  Dornenfüsse 
des  Tausendfusses  geklemmt  sind  (Püg.  III).  Dieselbe  Vorstellung 
ist  in  den  Bändern,  die  unter  den  Achseln  und  zwischen  den 
Beinen  hervorkommen,  in  Fig.  V  lebendig,  während  sie  bei  dem 
Stirnband  derselben  P'igur  zu  einem  einfachen  Ornament,  immer 
aber  noch  mit  der  Vorstellung  eines  Menschenköpfe  enthaltenden 
Darmes  herabgesunken  ist.  Die  Ausfüllung  bandartiger  Körper 
mit  unverstandenen  Streifen  im  Stile  von  Tiahuanaco  bildet  den 
zweiten  Schritt.  Die  Weise  des  alten  Stiles  von  Ica  bestimmt 
sich  also  auch  hier  als  die  ältere. 


592 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Der  freier  und  höher  entwickelte  Stil  von  Ica  ist  hiernach 
der  ältere,  der  von  Tiahuanaco,  von  ausgeprägt  archaischem 
Typus,  der  jüngere.  Diese  historische  Auffassung  widerspricht 
einer  landläufigen  Vorstellung,  welche  jedoch  zu  korrigieren  ist. 
Denn  der  Archaismus,  der  an  der  Spitze  einer  kulturellen  Ent¬ 
wicklung  steht,  kann  ebensosehr  von  höher  entwickelten  aus¬ 
wärtigen  Kulturen  angeregt  sein.  Ein  solcher  Archaismus,  der 
eine  neue  Eorm  kultureller  Entwicklung  einleitet,  scheint  uns 
der  des  Stiles  von  Tiahuanaco  zu  sein.  Höher  entwickelte  Stile,, 
wie  der  von  Ica,  lagen  ihm  voraus. 

Es  scheint  gut,  daran  noch  eine  weitere  allgemeine  Be¬ 
merkung  anzuschliessen.  Die  stilistische  Entwicklung  der  Kul¬ 
turen  des  alten  Peru,  wie  sie  durch  den  Stil  der  Werke  von 
Tiahuanaco  eingeführt  wurde,  steht  den  alten  mexikanischen  und 
zentralamerikanischen  Kulturen  verhältnismässig  fremd  gegenüber. 
Geringer  erscheint  die  Entfernung  bei  den  alten  Kulturen  von 
Ica  und  Trujillo.  Die  Ereiheit  und  Grösse  der  stilistischen 
Wiedergabe  und  die  lebhafte  Auffassung  von  Objekten  der  Natur 
für  die  Darstellung  bei  den  letzteren  erinnert  vielmehr  an  die 
alten  Kulturen  des  mittleren  Amerika  als  später  Peruanisches, 
die  Darstellung  offener  Blumen,  in  beiden  gewöhnlich,  späteren 
fremd,  desgleichen.  Das  Bauprinzip  der  Huaca  del  Sol  bei  Moche 
steht  dem  der  Pyramidenbauten  von  Copan  viel  näher  als  das 
der  späteren  peruanischen  Tempel.  Bügelflaschen,  in  dem  alten 
Stile  von  Trujillo  in  Masse  vorhanden,  und  Pfeifengefässe,  darin 
beginnend,  finden  sich  auch  unter  den  anscheinend  älteren  Resten 
des  westlichen  Mexiko,  und  die  Ausfuhr  der  Schalen  von  Spon- 
dylus  pictorum ,  die  aus  den  warmen  Meeren  des  zentralen 
Amerika  stammen  und  auch  in  den  Tempeln  von  Copan  aber¬ 
gläubische  Bedeutung  besassen,  nach  Peru  mag  schon  in  jenen 
frühen  Zeiten  peruanischer  Kultur  begonnen  haben.  Wir  sind 
ja  noch  weit  davon  entfernt,  älteste  südamerikanische  Kulturen 
mit  solchen  des  zentralen  Amerika  enger  zusammenzustellen, 
und  es  ist  auch  noch  nicht  absehbar,  wenn  es  wirklich  geschehen 
kann.  Aber  es  ist  sicher  zu  hoffen,  dass  wir  noch  weiter  ge¬ 
langen,  und  i)rähistorische  Untersuchungen  in  Peru  in  diesem 
Sinne  sind  noch  lange  versprechend. 


llic  Peruvian  Astorisins  and  their 
Relation  to  the'  I'vitnal. 

By  Stans  bury  llagar,  Brooklyn. 


When  the  Spaniards  entered  Peru  they  found  that  the 
people  celebrated  certain  festivals  which  were  repeated  annually, 
one  each  month.  These  festivals  differed  little  either  from  year 
to  year,  or  as  observed  in  Cuzco  and  Quito.  There  were  four 
principal  festivals,  the  dates  of  which  were  determined  by  the 
solstices  and  equinoxes,  and  eight  minor  festivals  distributed 
among  the  intervening  months.  It  is  probable  that  when  the 
conquistadores  arrived,  the  dates  of  the  major  festivals  were 
determined  by  landmarks,  some  natural,  some  artificial,  so  distri¬ 
buted  along  the  eastern  horizon  as  to  mark  the  point  of  sunrise 
at  the  equinoxes  and  solstices.  Dr.  Fewkes  tells  us  that  by  a 
similar  system  marking  all  the  months,  the  Pueblo  Indians  of 
New-Mexico  and  Arizona  still  determine  the  dates  of  their 
monthly  festivals  with  remarkably  slight  variation.  Many  of  the 
early  writers  refer  to  columns  used  for  this  purpose  both  at 
Cuzco  and  Quito  ;  but  they  differ  radically  as  to  the  number 
of  these  columns  and  their  location.  Garcilasso  states  that  the 
Cuzco  columns  existed  as  late  as  the  year  1560,  but  no  trace 
of  them  has  been  seen  by  later  travellers.  However,  if  we 
suppose  them  to  have  consisted  partly,  at  least,  of  natural  land¬ 
marks  located  at  some  distance  from  the  city,  the  confusion 
with  respect  to  them  is  not  astonishing,  nor  is  it  strange  they 
have  not  been  found.  Evidently  this  system  of  time  measures 
was  preceded  by  the  simpler  observation  of  the  rising  and 
setting  of  conspicuous  groups  of  stars.  At  first,  primitive  man 
seems  generally  to  have  made  use  of  the  Pleiades  for  this  pur- 


594 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


pose,  because,  as  Mr.  Haliburton  has  shown,  they  were  so  located 
as  to  easily  mark  the  approach  of  the  two  agricultural  seasons, 
the  rainy  and  the  dry.  This  was  certainly  the  basis  of  the 
primitive  calendar  of  Peru.  Later  the  observations  passed  from 
this  single  asterism  to  conspicuous  groups  lying  along  the  course 
of  the  moon,  and  thus  a  lunar  zodiac  was  created.  This  in 
turn  became  solar  when  thought  and  observation  had  sufficiently 
advanced  to  realize  that  the  sun  by  day  passed  over  the  same 
course  as  the  moon  by  night.  The  division  of  the  solar  course 
into  twelve  month  periods  also  implies  an  attempt  to  co-ordinate 
the  solar  and  lunar  years  ;  but  again  when  we  approach  the 
Peruvian  calendar  there  is  great  confusion  and  contradiction. 
The  explanation  which  seems  best  to  reconcile  the  conflicting 
statements  is  that  the  Peruvians  actually  obsetwed  the  equinoxes 
and  solstices  by  means  of  the  landmarks  already  described,  and 
thus  divided  their  year  into  four  seasons,  the  names  of  which 
have  been  recorded.  They  then  subdivided  these  seasons  into 
three  months,  the  first  two  arbitarily  consisting  of  thirty  days, 
the  third  of  the  remaining  period.  They  commenced  at,  or 
immediately  after  sunset  and  continued  for  an  indefinite  time. 
Now,  what  was  the  basis  of  the  ritual  of  these  festivals?  Whenever 
the  date  of  a  festival  is  determined  by  a  direct  reference  to  a 
celestial  body,  we  may  be  certain  that  there  is  an  astronomical 
element  present  in  the  myth  or  legend;  as  well  as  in  the  ritual 
pertaining  to  it.  The  festival  was  originated  to  mark  the  season 
for  some  purpose  important  to  agriculture,  or  some  other  depar¬ 
tement  of  human  labor,  and  the  ritual  seeks  to  induce  conditions 
favorable  to  the  end  towards  which  that  labor  is  directed,  while 
the  myth  personifies  the  natural  forces  involved,  and  allegorizes 
the  part  which  they  play.  The  Peruvians  believed  that  every 
living  thing  upon  earth  —  and  every  object  was  regarded  as 
l)ossessing  spirit  or  life  —  reflected  in  form  and  all  other  characte¬ 
ristics,  the  attributes  of  its  i)rotot}’pe  which  exists  invisilfiy  in 
the  sky.  That  prototy]:)e  they  called  mama  or  mother,  and  if, 
in  a  certain  i)ortion  of  the  sky,  a  stellar  group  was  observed 
to  suggest  the  form  of  some  terrestrial  object,  it  was  explained 
as  due  to  the  predominant  influence  of  the  mama  of  that  object 
in  that  i)ortion  of  the  sky.  h'or  example,  this  idea  may  be 
found  to-day  among  the  Indians  on  the  upiier  waters  of  the 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


595 


Amazon.  They  also  give  to  the  prototype  the  name  of  mother 
and  many  of  their  constellations  are  identical  with  those  of  the 
Peruvians.  In  less  definitive  form  the  same  idea  is  also  found 
among  the  tribes  of  North  America.  In  the  (  )rient  it  is  deve¬ 
loped  in  the  noble  philosophy  of  Plato,  but  attains  its  climax 
in  the  Hindu  doctrine  of  the  Divine  Motherhood;  in  fact,  the 
concept  is  of  world  wide  distribution.  From  this  Peruvian 
system  of  the  mamas,  it  followed  that  the  mama  of  the  llamas, 
for  example,  was  thought  to  control  that  portion  of  the  sky 
where  a  celestial  object-in  this  case  a  dark  spot  in  Milky  Way- 
suggested  the  form  of  the  llama,  and  for  that  reason  was  called 
by  its  name.  The  llama  asterism  was,  therefore,  described 
as  watching  over  and  caring  for  the  welfare  and  increase  of 
its  terrestrial  descendants,  and  petitions  were  adressed  to  it  by 
those  who  stood  in  need  of  its  good  offices  on  behalf  of  their 
flocks.  In  primitive  times  it  was  thought  necessary  to  explain 
to  this  mama  as  exactly  as  possible  by  means  of  pantomine 
the  nature  of  the  desired  boon. 

In  addition  to  its  usual  aspect,  however,  another  element 
operated  to  powerfully  influence  the  location  of  these  mamas. 
Probably  long  before  the  solar  zodiac  had  been  recognized,  the 
concept  of  the  influence  of  the  celestial  prototype  created  a 
tendency  to  attribute  any  seasonal  increase  in  the  importance 
of  a  terrestrial  object  to  the  predominance  of  its  mama  in  the 
portion  of  the  sky  which  was  conspicuous  at  that  time.  For 
example,  the  great  profusion  of  the  conspicuous  and  beautiful 
cantila  flower  (Periphragmos  dependens)  in  Peru  during  the  month 
of  June,  seems  to  have  led  to  the  identification  of  the  Cantua 
asterism  with  another  dark  spot  in  the  Milky  Way,  which  rises 
nearly  at  sunset  during  this  month.  So  seasons  as  well  as 
form  determined  the  position  of  the  Peruvian  asterisms,  and 
from  this  cause  arose  a  series  of  asterisms  which  denoted  sea¬ 
sonal  concepts  when  in  opposition  to  the  position  of  the  sun. 
The  course  of  the  moon  could  not  be  co-ordinated  with  the 
seasonal  changes,  but  gradually  as  the  sun’s  path  along  the 
zodiac  began  to  be  recognized,  and  as  it  became  known  that 
the  orb  was  passing  by  day  through  the  asterism  six  signs 
distant  from  that  which  rose  at  sunset,  a  solar  cult  sprang  up, 
which  modified  the  purely  stellar  system  of  the  mamas  by 


596 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


teaching  that  the  influence  of  these  prototypes  was  greatly 
strengthened  by,  or  even  entirely  due  to  the  near  presence  of 
the  solar  ruler  of  the  sky.  Consistently  with  this  modification, 
there  arose  a  new  series  of  asterisms,  the  mamas  of  which  were 
believed  to  exert  their  strongest  influence  on  earth  when  in 
conjunction  with  the  sun,  instead  of  in  opposition  to  it.  This 
last  stage  had  been  reached  in  Peru  long  before  the  arrival  of 
the  Spaniards,  but  traces  of  the  older  system  remained.  In 
some  cases  it  had  perhaps  been  found  difficult  or  impossible 
to  imagine  amongst  the  stars  in  conjunction  with  the  sun,  an 
object  of  satisfactory  form  to  represent  the  required  seasonal 
concepts,  and  here  the  oppositional  asterism  had  been  retained, 
although,  by  a  kind  of  astronomical  fiction,  it  was  regarded  as 
exerting  its  influence  from  the  jiosition  of  conjunction.  A  change 
of  a  similar  nature  seems  to  be  indicated  in  the  Accadian  and 
other  calendars. 

The  astronomical  myths  and  ritual  naturally  followed  the 
calendar  changes  and  the  festivals  at  first  connected  with  the 
asterism  crossing  the  meridian  at  midnight,  were  transferred  to 
the  opposite  asterism  through  which  the  sun  was  passing  at  the 
time  of  the  celebration,  but  one  trace  of  the  purely  stellar  system 
remained  in  the  begining  of  the  riles  after  sundown. 

Our  knowledge  of  the  Perm  ian  Asterisms  is  derived  from 
three  main  sources,  the  star  chart  of  Salcamayhua,  the  plan  of 
the  city  of  Cuxco  which  was  sup[)osed  to  reflect  the  celestial 
plan,  and  the  lists  of  asterisms  gixen  by  the  early  writers.^) 
These  lists  are  however  rather  brief,  and  few  if  the  stars  and 
constellations  named  are  identified. 

The  commencement  of  the  Peruvian  year  is  involved  in 
the  same  confusion  that  surrounds  the  calendar.  The  prepon¬ 
derance  of  evidence  seems  to  indicate  that  it  began  at  the 
December  solstice  with  the  celebration  of  the  most  important 
(if  the  festivals  known  as  the  CapiicJiay  or  l'estival  of 
the  Beard  ;  or  as  the  Ccapac  Rayini  or  Principal  P'estival. 
During  this  month  the  sun  is  passing  through  our  sign 
of  Capricornus.  The  corresponding  Peruvian  asterism  is 

*)  .See  the  Authors  jiaper  on  the  .Stellar  Chart  of  .Salcaniayhua  Congrès 
(les  Americanistes,  Paris  1900  and  Cuxco,  the  Celestrial  City,  Congrès  des 
Americanistes,  New  York  1902. 


XIV.  Amerikanislen-Kongress. 


597 


called  Nuccii  the  Beard  and  Cayaii  Cachi  lhe  Footprint.  It 
comprises  the  stars  Y.  S.  19  I.  of  Capricorn  and  a  group  of 
fainter  stars  in  the  eastern  i)art  of  that  constellation,  which, 
all  together  form  a  figur  quite  readily  suggesting  its  Peruvian 
names.  Those  names  refer  directly  to  the  widespread  myth  in 
which  the  sun  then  at  the  height  of  his  power,  in  the  southern 
hemisphere,  is  figured  as  Capra,  thé  Bearded  One,  a  man  in 
the  prime  of  life,  who  marks  the  Zenith  of  his  strength  by 
impressing  the  print  of  his  foot  upon  a  rock.  As  the  symbolism 
of  the  myth  is  directly  associated  with  the  sun,  we  find  that 
the  constellation  is  actually  that  through  which  he  is  passing. 
At  this  time  the  sun  was  said  to  turn  to  tread  back  his  steps. 
But  as  it  was  observed  that  at  the  solstices  for  several  days 
he  hardly  moved  either  north  or  south  at  his  rising,  he  was 
regarded  as  resting.  Similarly  on  earth  everyone  was  required 
to  rest  from  labor  during  this  month  and  to  devote  themselves 
to  ceremonial  dances  in  which  the  participants  wore  masks  with 
long  beards  and  processions  in  which  the  upper  orders  who  at 
other  times  wore  sandals,  walked  in  bare  feet  like  the  common 
people. 

In  February,  the  Aquarius  month ,  the  sun  entered  the 
Perm  ian  sign  known  by  the  names ,  J/aiua  Cocha,  iMother 
of  Waters  and  chaqnill  chaca  Eagle  Bridge.  It  was  also 
associated  with  the  aqailla  or  water  jar.  The  water  mother 
was  figured  as  a  sacred  lake  located  in  the  Southern  P'ish 
and  the  Crane,  the  bridge  as  the  narrow  lofty  bridge  of 
sails  which  spanned  the  river  of  death,  like  one  of  the  swaying 
suspension  bridges  of  rope  which  spanned  the  Andean  torrents, 
the  passage  of  which  was  terrifying  and  at  times  really  dange¬ 
rous.  The  asterism  of  this  bridge  is  found  in  the  dark  band 
which  spans  the  Milky  Way,  the  Celestial  River,  in  the  Sails 
and  Keel  of  Argo,  opposite  to  Aquarius.  The  month  of  F'e- 
bruary  marks  the  height  of  the  rainy  season  in  the  Andes  and 
the  rivers  are  in  flood,  so  that  the  power  of  the  ÌMother  of 
Waters  was  then  most  conspicuously  displayed.  The  second 
festival,  held  during  this  month,  was  called  the  Ccapac  Cocha 
or  Ruler  of  the  Waters,  and  consisted  of  a  ceremonial  offering 
to  the  Mother  of  Waters.  After  sunset,  at  a  moment  probably 
fixed  by  the  rising  of  some  star,  a  llama  was  sacrificed  to  Mama 


598 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Cocha  with  a  prayer  to  her,  ever  to  send  her  waters  so  that  they 
might  nurish  the  coming  crops  and  give  food  and  drink  to  her 
suppliants.  The  ashes  of  all  the  burnt  offerings  of  the  previous 
year  were  then  thrown  into  the  sacred  stream  of  the  Huatanay, 
to  be  carried  to  the  bosom  of  the  Mother  of  Waters  in  the  unknown 
East.  They  were  followed  down  stream  as  far  as  the  bridge 
over  the  Sacred  River  at  Ollantaitambo  some  thirty  miles  from 
Cuzco.  The  city  was  supposed  to  be  purified  by  this  ceremony 
just  as  the  rains  of  the  month  purified  the  land  by  carrying  off 
the  decaying  matter.  And  the  sacred  River  was  the  terrestrial 
type  of  the  Milky  Way,  the  Celestial  Stream. 

March,  the  Pisces  month,  seems  to  have  been  represented  by 
two  asterisms  called  the  Terrace  of  the  Granaires  or  the  Doves,  a 
name  of  the  Pleiades.  It  was  figured  as  a  kind  of  net  with  nume¬ 
rous  meshes,  and  also  bore  the  name  of  the  CcuricaiicJia  or  Golden 
Place  the  district  in  which  stood  the  principal  temple  of  Cuzco. 
It  is  imposible  to  determine  whether  it  actually  represented  the 
Pleiades,  which  have  no  obvious  connection  with  this  sign,  or 
merely  referred  to  them  because  of  some  imagined  analogy  or 
relationship.  But  we  may  note  in  passing  that  for  some  un¬ 
explained  reason  the  Pleiades  seem  to  have  been  associated  with 
this  sign  in  the  Orient.  The  other  asterism  is  called  Picliii,  the 
Tie  or  Knot,  by  which  name  the  month  itself  was  also  known. 
Its  most  general  use  was  to  describe  fishes  enclosed  in  a  net  or 
basket,  and  the  myth  describing  the  origin  of  fishes  seems  to 
be  connected  both  with  the  Pleiades  and  with  this  sign. 

On  the  terraces  of  the  Collcampata  the  first  maize  was 
annually  sown  by  the  Inca  during  this  month,  and  that  ruler  is 
then  said  to  have  ceremonially  ploughed  a  furrow  with  a  golden 
plough.  Hence  the  ritual  sems  to  have  typified  the  rebirth  or 
renewal  of  vegetation  after  the  subsidence  of  the  hea\y  rains 
of  the  preceeding  month.  The  details  of  the  typical  fish  myths 
of  America  and  other  continents  reveal  a  s)’mbolism  liased 
upon  that  very  rebirth  or  renewal. 

Aries,  the  April  sign,  was  known  in  Peru  as  Kati(  Quilla 
or  Market  Moon,  and  Qiiilli  Pata  or  Kneeling  Terrace,  both 
names  referring  to  a  group  of  dark  spots  in  the  Southern  Milk}’ 
Way,  e.xtending  from  Centaurus  to  Scorpius.  Then  the  early 
crops  were  harvested  and  borne  home  upon  the  backs  of  the 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


599 


’lamas.  The  festival  was  called  Ayriìnvay  or  that  of  the  axe 
ind  referred  to  the  reai)ing  of  these  crops.  An  important 
sacrifice  of  llamas  also  tock  place  at  this  time,  accompanied  by 
a  petition  for  good  harvest  and  an  offering  of  llama  w'ool. 

Taurus  was  represented  by  the  Pleiades  as  Pirita  or  Colica 
:he  Granaries,  and  by  Tiipa  Taruca  the  Pasturing  Stag,  the 
I  lyades  and  L  and  of  b'  Taurus.  The  pleiades  governed  the  crops 
and  the  harvest  and,  indeed  were  supposed  tho  have  created 
them,  while  the  stag,  which  in  May  made  frequent  incursions 
into  the  grain  fields,  became  the  natural  symbol  of  the  harvest 
feaster.  The  Ayrihway  festival  was  held  during  this  month,  the 
wort  meaning,  a  sack  filled  with  the  harvest.  The  crops,  which 
had  been  previously  reaped,  were  now,  deposited  in  the  grana¬ 
ries,  under  the  presiding  care  of  the  asterism  whose  name  they 
bore,  and  prayers  were  offered  for  their  preservation  therein. 
The  ceremonies  concluded  with  a  harvest  home  festival  in  which 
the  dancers  were  dressed  to  represent  the  tarucas  or  deer. 
Drunkenness,  apparently  tolerated'  at  all  the  festivals,  was  espe¬ 
cially  prevalent  at  this. 

Gemini  was  called  Caniach  Pacha,  Time  of  Creation  from 
Camalli,  I  create,  and  I  Iliaca  Punca  the  Sacred  Gate.  The 
word  Hiiaca  is  probably  derived  from  Hiiaitque,  double,  also 
the  brother  of  a  brother.  The  former  asterism  was  depicted 
as  a  man  and  woman,  evidently  Manco  Ccapac  and  Mama 
Odio,  the  mythical  children  of  the  sun  and  moon  and  the  first 
rulers  of  the  Incas.  This  asterism  probably  represented  the 
stars  Pollux  and  Procyon.  The  sacred  Gate  may  have  been 
framed  by  the  same  stars  between  which  the  sun  passed  as 
trough  a  gate,  or  by  that  gate  or  cave-like  gap  in  the  Milky 
Way  between  Gemini  and  Orion  just  beneath  the  solar  path. 
Both  asterisms  refer  to  the  appearance  of  the  first  Inca  pair 
out  of  the  Pacari  Tampu  or  Cave  of  the  Dawn,  and,  in  earlier 
form,  to  the  creation  of  the  world  at  Tiahuanacu.  June  is  a 
month  peculiarly  favorable  to  the  rearing  of  infants  in  the  region 
of  Cuzco,  and  as  we  shall  see,  the  September  ritual  tended  to 
locate  the  majority  of  the  births  at  this  time.  Whether  this 
was  accident  or  design  is  only  indicated  by  the  nature  of  the 
fact  as  stated.  But  there  was  a  ceremonial  procession  from 
Cuzco  to  Pacari  Tampu  and  back  in  which  the  ruling  Inca  and 


6oo 


XIV.  Amerikanisten-Kongrcss. 


his  wife  participated.  We  are  told  that  it  commemorated  the 
birth  of  the  sun  and  the  journey  of  the  Inca  pair  from  Pacari 
Tampu  to  Cuzco.  The  month  was  called  Iliiauque,  the  two 
brothers,  apparently  again  referring  to  Manco  Ccapac,  but  to 
his  brother  instead  of  his  wife.  Another  name  was  Ilusqui 
the  sandals,  suggesting  the  sacred  Journe)',  The  prayer  besought 
the  celestial  powers  never  to  grow  old. 

The  cancer  asterisms  are  named  Nayracciinapa  or  Nmiiii, 
the  Grindstone  Eyes,  and  Uinaa  Uiniùa  or  Head  Gem.  It  is 
figured  as  a  group  of  seven  .stars  evidently  those  in  the  head 
of  Hydra,  directly  under  Cancer,  The  first  two  names  refer  to 
the  deep  red  and  viridescent  cuttle  fish  eyes  which  were  fre¬ 
quently  substituted  for  the  human  eye  in  mummies,  the  head 
gem,  being  the  emerald,  believed  to  have  marvelous  healing 
properties.  I'he  other  asterism  was  the  Caiitut  Fata  or  Terrace 
of  the  Cantila.  The  Cantua  (Periphragmos  dependens  and  uniflora) 
was  the  sacred  flower  of  the  Incas,  generally  deep  red  in  color, 
and  in  form  suggesting  that  of  the  aquid.  In  June  and  July 
the  fields  around  Cuzco  are  red  with  them.  The  ritual  of  the 
liitip  Rayiiii  or  festival  of  the  sun  included  the  same  solsticial 
resting,  as  in  Dezember,  but  there  was  also  the  Anta  As  ita  a 
or  Copper  Great  Dance  named  from  the  use  of  objects  of  that 
dark  red  metal  by  the  dancers.  At  that  festival  sacred  cakes 
were  eaten  called  cancer.  They  were  made  of  crushed  maize 
reddened  with  the  blood  of  animals,  and  the  participants  in 
the  accompanying  dances  were  dressed  in  suits  of  like  colors. 
In  fact  throughout  these  ceremonials  the  keynote  seems  to  be 
dark  red,  hidden  fire,  the  color  of  the  distant  but  returning  sun. 

Leo  becomes  Chiiqui  ChincJiay  literally  the  Western  Lance, 
referring  to  the  figure  of  a  jiuma  springing  upon  his  prey.  It 
is  formed  by  the  stars  of  l.eo.  Puma  Ccnncu  or  the  Restless 
Puma  refers  to  the  same  asterism  which  is  the  fitting  symbol 
of  the  warrior.  The  ritual  consisted  of  military  balls,  in  which 
the  troops  were  exercised  to  the  accompaniment  of  noisy  music, 
and  songs  of  triumph  were  sung. 

Virgo  was  know  as  Sara  Mama,  the  Maize  Mother  inden- 
tified  als(r  with  Pacha  Mama  or  Mother  Itarth  also  as  Toco 
Cachi,  the  female  symbol,  both  names  referring  to  Si)ica  and 
the  surrounding  stars  of  Virgo.  The  month  festival  was  called 


XIV.  Aiìierikanisten-Kongress. 


6oi 


the  Ccoya  Rayini  or  VVomen’.s  Fcstiv^il  and  wa.s  dedicated  to  the 
Mai/.e  and  the  hhirth  Mother  as  well  as  to  women  in  general, 
who  in  this  month  onl)’,  predominated  in  the  ritual.  All  mar¬ 
riages  throughout  the  country  were  celebrated  at  this  time,  none 
being  legal  during  other  months.  The  women  devoted  their 
time  to  ceremonial  spinning  and  weaving,  and  the  lùirth  Mother 
was  worshipped  with  prayers  to  her  to  ensure  the  fruitfulness 
both  of  mankind  and  of  the  crops. 

Libra  was  entitled  Rainbow,  Lightening,  Sacred  or  Druided 
River  and  the  hArth.  It  was  represented  by  a  group  of  objects 
corresponding  to  these  names,  and  denoting  the  constellation 
Serpens,  with  parts  of  Ophiuchus  Libra,  and  the  Milky  Way. 
The  Cuxco  asterism  was  Munay  Ssetica  the  male  symbol,  refer¬ 
ring  also  probably  to  the  stars  of  Libra.  The  sign  seems  to 
have  typified  the  male  attributes  much  as  the  preceeding  sign 
typified  the  female.  The  corresponding  myth  explains  the  ge¬ 
nesis  of  terrestial  life  by  the  union  of  the  Earth  Mother  with 
Libra,  spirit  of  light,  lightening  and  the  thunderstorm;  and 
the  ritual  of  the  preceeding  month  suggests  an  anology.  At 
this  time  the  wet  season  was  ushered  in  amongst  the  Andes 
with  striking  electric  displays  followed  by  numerous  rainbows 
and  the  rains  began  to  fertilize  the  earth  for  the  coming  harvest. 
The  mi  nth  festival  was  Unia  rayvii,  the  head  festival  referring 
to  the  annual  census  of  the  male  heads  of  families  which  was 
taken  this  month  after  the  marriages  of  August  and  September. 
On  this  number  was  based  the  annual  division  and  assignment 
of  cultivable  lands,  to  the  newly  constituted  families.  There 
was  also  a  ceremonial  purification  by  bathing  at  the  junction 
of  two  streams.  The  Situa  festival  of  the  September  equinox 
opened  the  ceremonies. 

Scorpius  was  the  Peruvian  Mallqiii,  meaning  tree,  meaning 
immortal  and  signifying  a  group  of  stars  in  that  constellation 
near  Libra,  which  present  the  form  of  the  two  objects  named. 
The  other  asterism  was  the  Riniac  Pampa  or  Speaking  Place 
pointing  in  Cuzco  to  a  sacred  district  where  all  laws  were  an¬ 
nounced,  probably  during  this  month.  It  seems  to  refer  to  a 
sacred  mountain  or  hill  as  its  celestial  type  but  the  stars  which 
framed  it  were  probably  the  same  as  those  which  framed  the 
foliage  of  the  Scorpius  Tree.  During  this  month  was  held  the 


602 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Ayauiarca  or  Carrying  of  the  Corpse  in  which  the  mummies  of 
the  dead  were  brought  from  their  sepulchres  and  carried  in 
procession  around  the  city,  in  honor  of  the  spirits,  which  were 
believed  to  re\isit  the  earth  at  this  time. 

Finally  Sagittarius  is  represented  by  its  cast  asterism  Orion, 
as  the  Stairway,  and  by  its  own  western  stars,  with  those  nea¬ 
rest  in  Scorpius,  as  Pinna  Cimpa  the  Drunken  l’urna.  Just  above 
this  last  named  group  is  a  dark  band  in  the  Milky  Way,  dotted 
with  two  spots  of  light  and  presenting  the  form  of  the  long 
tail  of  a  puma.  It  is  impossible  to  say  whether  this  Piiniap 
Ciiupani  or  Puma’s  Tail,  or  the  Drunken  Puma  represents  the 
older  form  of  this  asterism;  but,  as  in  the  Puma  of  Leo,  we 
recur  to  the  warrior  type  in  the  ritual.  The  trials  or  tests  at  the 
initiation  of  the  young  men  to  knighthood,  which  were  held  at 
this  time,  suggest  the  steps  of  the  celestial  Stairway.  The  no¬ 
vices  were  required  to  climb  a  hill  and  to  contest  in  a  footrace 
in  initition  of  a  certain  idol  »which  ran  like  a  puma«.  There 
was  also  a  contest  with  slings  between  two  bands  of  novices 
to  test  their  valor,  and  they  were  exorted  to  live  henceforth  as 
brave  men.  Arms  were  given  to  them  and  they  danced  clothed 
in  puma  skins.  Prayers  were  olTered  that  the  new  knights  might 
be  fortunate  in  war.  But  as  contrasted  with  the  Leo  festival 
this  was  a  ceremony  confined  to  the  nobles  or  leaders  and  to 
those  about  to  be  initiated  as  knights. 

A  comparison  of  the  Peruvian  ritual  with  that  of  Walpi, 
as  described  in  the  valuable  paper  by  Dr.  J.  W.  h'ewkes  in  the 
annual  ceremonies  at  that  pueblo,  reveals  a  correspondence 
too  striking  to  be  accidental,  however  else  we  may  explain  it. 
But  the  similarity  of  the  ritual  of  more  than  one  country  on 
the  eastern  continent  is  little  less  remarkable.  Nevertheless  it 
is  certain  that  this  Peruvian  ritual  has  not  been  introduced  or 
established  since  the  time  of  Columbus.  But  the  purpose  of 
this  paper  was  to  determine  whether  there  was  such  a  ccirres- 
pondcnce  between  the  Peruvian  asterisiiis  and  ritual  as  would 
indicate  and  astronomical  basis  for  the  latter,  and  the  material 
bearing  U[)on  that  i)art  has  now  been  presented. 


Dor  Verfasse'!'  der  llandsclirift  „Arte 
de  la  leiií»'iia  de  los  Indios  Antis  ó 


Von  Karl  von  den  Steinen,  Steglitz. 


Lucien  Adam  hat  im  Jahre  1890  ein  sehr  wertvolles 
Alanuskript  veröffentlicht;  »Arte  de  la  lengua  de  los  Indios 
Antis  ó  Campas«.')  Diese  Indianer  bewohnten  vornehmlich 
das  Gebiet  zwischen  dem  Rio  de  Santa  Ana  und  dem  Apurimac, 
aus  denen  sich  der  Ilauptstrom  des  Ucayali  bildet.  Die  Original- 
handschrift  war  von  Charles  Ledere  in  Toledo  gefunden 
worden,  wie  in  der  Diblioteca  Americana  von  1878  zum  ersten¬ 
mal  berichtet  wurde.  Es  enthält  3  Vokabularien  (2  Fragmente 
und  ein  drittes  von  anderer  Hand  und  auf  anderem  Papier),  eine 
Grammatik,  Sätze  und  eine  Doctrina  Christiana.  Der  Verfasser 
ist  nicht  genannt,  doch  gelangte  Adam,  was  die  Zeit  anlangt, 
zu  dem  Schluss,  dass  wenigstens  der  grammatische  Teil  mit 
Sicherheit  um  das  zweite  Drittel  des  18.  Jahrhunderts  (zwischen 
1733  und  1751)  entstanden  sein  muss;  denn  es  werden  dort  die 
drei  Missionen  von  Sonomoro,  von  Cerro  de  la  Sal  und  von 
Tampianiqui  erwähnt,  von  denen  die  beiden  ersten  um  1751  von 
dem  Indianer  Juan  Santos  zerstört  wurden,  während  die  dritte 
erst  1733  von  dem  P.  Juan  de  la  Marca  gegründet  war. 

h  »Arte  de  la  lengua  de  los  Indios  Antis  ó  Campas.  Varias  pre¬ 
guntas,  advertencias  i  doctrina  cristiana  conforme  al  manuscrito  original  hallado 
en  la  Ciudad  de  Toledo  por  Charles  Leclerc  con  un  Vocabulario  metódico 
i  una  introducción  comparativa  por  Lucien  Adam.«  Bibliothèque  Américaine, 
T.  XIII,  Paris  1890.  —  Das  MS  entspricht  der  Nr.  2105  der  Leclercschen  »Bib¬ 
lioteca  Americana«  ,  Paris  1878  und  der  Nr.  994  der  »Bibliografía  Española  de 
Lenguas  Indígenas  de  América«  von  Conde  de  la  Vinaza,  Madrid  1892. 


6o4 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Nun  findet  sich  in  dem  grossen  Werk  von  Antonio 
Raimondi  »El  Peru«  im  2.  Band  (Lima  1876)  S.  255  in  be¬ 
treff  des  Juan  de  la  Marca  der  Satz:  »Dieser  berühmte  Missionar 
lernte  vollständig  die  Sprache  der  ungläubigen  Antis  oder  Campas, 
von  der  er  eine  Grammatik  und  ein  Vokabular  ver¬ 
fasste.«  Von  diesem  Hinweis,  der  Lucien  Adam  entgangen 
ist,  geleitet,  untersuchte  ich  genauer  die  in  der  Grammatik  ge¬ 
gebenen  Anhaltspunkte  fur  die  Frage,  ob  die  von  Ledere  ge¬ 
fundene  Handschrift  nicht  eben  das  von  Juan  de  la  Marca  ver¬ 
fasste  Werk  über  die  Campasprache  darstellt. 

Es  ergibt  sich,  dass  sich  der  Verfasser  in  der  Konversion 
von  Sonomoro  oder  San  Antonio  anfliielt.  Denn  es  heisst 
S.  16;  »Dieses  Idiom  ist  allgemein  mindestens  bei  den  Männern 
dieser  (hiesigen)  Konversion,  obwohl  es  in  der  \’on  Sonomoro, 
San  Antonio  und  flussabwärts  des  Ene  und  Perene  bis  zum 
Piros  einheimisch  (materno)  ist«.  Er  setzt  der  Konversion,  in 
der  er  sich  also  befindet,  alsdann  die  von  Chavini  und  die 
dritte  von  Cerro  de  la  Sal  mit  dem  Pajonal  gegenüber. 

San  Antonio  de  Catalipango  ist  aber  von  Juan  de  la 
Marca  im  Jahre  1729  begründet,  vgl.  P.  P'r.  José  Amidi, 
Compendio  Histórico,  Paris  1854,  p.  155.  Er  gründete  ausser¬ 
dem,  wie  Adam  bereits  erwähnt,  das  Pueblo  von  Tampianiqui 
in  dem  Pajonal,  das  auf  S.  19  in  einem  Beispiel  genannt  wird. 
Die  erste  von  luicien  Adam  angesetzte  Grenze  von  1733  kann 
also  bestehen  bleiben,  jedenfalls  höchstens  bis  1729  zurück¬ 
geschoben  werden,  und  verträgt  sich  vortrefflich  mit  der  Ver¬ 
fasserschaft  des  Juan  de  la  Marca. 

Die  zweite  Grenze  jedoch  von  1751  würde  nicht  zutreffen, 
da  unser  Missionar  bereits  1735  gestorben  ist,  vgl.  Amich,  p.  157. 
ln  diesem  Jahre  waren  drei  Väter  von  Lima  nach  Sonomoro 
gekommen:  Alonso  del  Espíritu  Santo,  Manoel  Bajo  und  Cristóval 
Pacheco.  Es  wird  besonders  hervorgehoben,  dass  bis  dahin 
Juan  de  la  Marca  mit  einem  Laienbruder,  einem  spanischen  Ge¬ 
nossen  in  San  Antonio  und  San  Tadeo  des  Pajonal  ganz  allein  tätig 
war.  Er  war  also  auch  der  einzige,  den  man  für  diese  Zeit  mit 
dem  Manuskript  in  Beziehung  setzen  kann,  da  die  neu  An¬ 
gekommenen  natiirlich  die  Campasprache  noch  nicht  kannten. 
.\uf  Befehl  der  Obern  reiste  Juan  de  la  Marca  1735  nach  der 
Sierra  ab,  »auf  welcher  Reise  er  s e i n  L e b e n  beendete«. 


XIV.  Amerikanisten-KongresS. 


605 


Auch  was  die  Missionsorte  selbst  betrifft,  erscheint  die 
Adamsche  Grenze  von  1751  zu  weit  entfernt.  Denn  1737,  be¬ 
richtet  Amich  ]).  162/163,  verbrannte  der  Indianer  Ignacio  Torote 
die  Kirche  von  San  Antonio  am  17.  Mcärz  und  tötete  den 
Laienbruder.  Darauf  begal)  er  sich  nach  Sonomoro,  brachte 
dort  die  drei  oben  erwähnten  Missionare  um,  die  Juan  de  la 
Marca  abgelöst  hatten,  und  plünderte  die  Kirche. 

So  folgt  unmittelbar,  dass  das  Manuskript  aus  der  Kon¬ 
version  von  Sonomoro  oder  San  Antonio  zwischen  1733  und 
1737  geschrieben  sein  muss.  Da  Juan  de  la  Marca  tatsächlich 
eine  Grammatik  und  ein  Vokabular  der  Campasprache  verfasst 
hat,  so  darf  man  mit  Bestimmtheit  annehmen,  dass  dies  1734 
oder  1735  geschehen  ist,  und  dass  es  diejenige  ist,  die  Lucien 
Adam  veröffentlicht  hat.  Wenn  er  ferner  im  Jahre  1735  während 
seiner  Reise  einen  unerwarteten  Tod  gefunden  hat,  so  erklärt 
sich  leicht  die  l'atsache,  dass  die  beiden  von  Adam  S.  2  unter 
V  und  VI  beschriebenen  Wörterlisten  nur  Bruchstücke  waren. 
»V.«,  »Vocabulario  de  la  lengua  TVnde«,  f Ande-Spanisch,  pagi¬ 
niert  I — 21)  reicht  von  A  bis  zu  einem  Drittel  von  G;  »VI.« 
ein  Vokabular  Spanisch-Ande  (paginiert  von  S.  21-  36)  beginnt 
bei  einem  Drittel  von  II  und  endigt  bei  dem  Beginn  von  P. 
Diese  beiden  unvollständigen  Vokabularien  würden  Juan  de  la 
Marca  zuzurechnen  sein,  der  infolge  seines  Todes  sie  nicht  voll¬ 
endete. 

Unter  VII  führt  Adam  alsdann  noch  ein  zweites  Spanisch- 
Ande-Vokabular  an  von  34  Blättern,  die  nicht  paginiert  sind, 
und  die,  wie  bereits  erwähnt,  von  einer  anderen  Hand  auf  anderem 
Papier  geschrieben  sind.  Für  die  historische  Analyse  ist  es 
vielleicht  zu  bedauern,  dass  Adam  der  besseren  Übersicht  zuliebe 
die  drei  Vokabularien  in  eins  verschmolzen  hat. 

Ich  glaube,  dass  man  nach  den  vorhergehenden  Ausfüh¬ 
rungen  Juan  de  la  Marca  mit  Bestimmtheit  als  den 
Verfasser  der  wichtigen  Handschrift  bezeichnen  darf. 

Lucien  Adam  selbst  erklärt  sich  brieflich  mit  dieser  Hypo¬ 
these  einverstanden  und  fügt  hinzu,  dass  ihr  auch  das  Aussehen 
des  Manuskripts  nicht  widerspricht. 


Diccionario  Si])il)o. 

Von  Karl  von  den  Steinen,  Steglitz. 


Dem  in  Stuttgart  tagenden  XIV.  Internationalen  Amerika- 
nisten-Kongress  widme  ich  ein  kleines  Buch  unter  dem  Titel  : 
»Diccionario  Sipibo.  (Castellano-Deutsch-Sipibo.  Apuntes 
de  Gramática.  Sipibo-Castellano.)  Abdruck  der  Handschrift 
eines  Franziskaners  mit  Beiträgen  zur  Kenntnis  der  Bano- 
Stämme  am  Ucayali«.  Berlin  1904,  Dietrich  Reimer  (Ernst 
Vohsen). 

Ich  habe  das  Manuskript  im  vorigen  Jahre  von  dem  öster¬ 
reichischen  Naturforscher  und  alten  Amazonasreisenden  Richard 
Payer  erworben.  Dieser  hat  es  1884  auf  der  Reise  nach  Pozuzo 
in  Puerto  Mayro  am  Rio  Palcazu  bei  lo'^  s.  Br.,  dort  wo  der 
Rio  Mayro  und  der  Pozuzofluss  einmünden  und  heute  die 
Dampferfahrt  endigt,  gefunden.  Er  entdeckte  das  Büchlein,  gibt 
er  an,  in  einer  mit  Palmstroh  bedachten  Unterkunftshütte,  wo 
die  zwischen  Chanchamayo  und  dem  Ucayali  verkehrenden 
PTanziskaner  Quartier  machten,  in  einem  Bündel  zurückgelassener 
und  grossenteils  von  Ameisen  zerstörter  Papiere. 

Der  Stamm  der  Sipibo,  Schipibo  oder  Tsipibo  (spanisch 
Chipibos) ,  deren  Sprache  uns  hier  zum  erstenmal  überliefert 
wird,  wohnt  noch  heute  an  den  Ufern  des  Ucayali  auf  dem  7. 
und  8.'^  s.  Br.  Aus  den  Berichten  der  Forschungsreisenden  sei 
angeführt,  dass  sie  1846  zur  Zeit  Castelnaus  in  grosser  Zahl  am 
Rio  Pisqui,  westlich  vom  Ucayali  bis  zur  Kordillere  des  Huallaga 
sesshaft  waren  und  dass  sein  Reisegenosse  Paul  Marcoy  (Laurent 
St.  Cricq)  als  ihre  Grenzen  die  Mündungen  nördlich  des  linken 
Nebenflusses  Cosiabatay  (Cuxhiabatay)  und  südlich  des  rechten 
Nebenflusses  Capucinia  bezeichnet.  Als  südliche  Nachbarn  der 
Sipibo  erschienen  im  Gebiet  der  Pachiteamündung  die  Cunibo. 


6o8 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Im  Norden  waren  ihre  Nachbarn  die  Setipo  und  Pano  —  die 
eigentliche  Stammbevölkerung  der  Mission  S  arayacu  (6^35'  s. 
Br.),  von  deren  Gastfreundschaft  die  Reisenden  Smyth  und  Lowe, 
llerndon,  Castelnau,  Marcoy  berichten,  und  die  in  der  ersten 
Hälfte  des  19  Jahrhunderts  die  Hauptstadt  der  peruanischen 
Huallaga-  und  Ucayaliprovinz  war.  Sarayacu  verfiel,  und  neue 
Missionen  in  Callaria  (8'')  und  Cashiboya  (7^)  kamen  nicht  mehr 
auf  die  alte  Höhe. 

Ohne  Zweifel  waren  nun  diese  Setibo,  Pano,  Sipibo,  Cunibo 
nur  Clannamen  eines  und  desselben  sprachlich  und  körperlich 
einheitlichen  Stammes.  Wie  wir  aus  dem  Manuskript  lernen,  ist 
dies  immer  wfiederkehrende  -bo,  das  unnützerweise  noch  mit  einem 
-s  bedacht  wird,  schon  selbst  die  Pluralendung  und  das  Wort 
îCunibo«  muss' wahrscheinlich,  wie  so  viele  andere  indianische 
Stammesnamen,  mit  dem  Ursinn  »Menschen«  angesetzt  werden. 

Am  Ucayali  selbst  werden  ausser  jener  engeren  Gruppe 
noch  mehrere  Mitglieder  derselben  Sprachgruppe  angeführt,  und 
auch  in  Bolivien  und  Brasilien  haben  sich  noch  eine  Reihe 
sprachverwandter  Stämme  gefunden,  die  man  alle  insgemein 
unter  dem  Namen  der  »Pano«  zusammenfasst.  Die  Pano  waren 
ursprünglich  ein  Teil  der  Setibo  und  traten  am  Ende  des  17.  Jahr¬ 
hunderts  mit  den  jesuitischen  Missionaren  am  untern  Huallaga, 
wohin  man  sie  verpflanzte,  in  ein  besonders  nahes  Verhältnis. 
Wenn  man  dann  ihren  Namen  als  den  Allgemeinnamen  zunächst 
für  die  ganze  Sprachgruppe  im  Ucayaligebiet  gebrauchte,  so  war 
den  Missionaren  (Cardüs  1886)  später  auch  keineswegs  unbekannt, 
dass  Stämme  am  Madeira  und  am  Beni  nahverwandte  »Pano- 
sprachen«  redeten.  Linguistisch  ist  die  Gruppe  jedoch  erst  klar 
zusammengefasst  worden  in  einer  kleinen,  dem  Berliner  Amerika- 
nistenkongress  1888  überlieferten,  leider  von  Druckfehlern  wim¬ 
melnden  Arbeit  von  Raoul  de  la  G  ras  se  rie«,  de  la  famille 
linguistique  Pano«,  Compte-rendu,  Berlin  1890,  S.  438,  oder  in 
besonders  erschienenem  Heft,  Paris  1889.  Im  Britischen  Museum 
befindet  sich  das  Manu.skript  eines  Vokabulars  des  Cunibo  von 
der  1  land  des  P.  Buenaventura  Marques  (i8ooj,  nach  dem 
ich  eine  volle  Identität  z  w  i  s  c  h  e  n  C  u  n  i  b  o  und  S  i  p  i  b  o 
feststellen  konnte. 

So  erscheint  hier  unter  der  P'irma  des  Sii)ibo  zum  ersten¬ 
mal  ein  ansehnlicheres  Wörterbuch  des  Pano  vom  Ucayali.  Es 


XIV.  Amerika nisten-Kongress. 


609 

besteht,  von  zwei  Personen  verfasst,  aus  einem  älteren 
Teil  B,  Sipibo-Si)anisch,  und  aus  einem  jüngern  Teil  A,  Spanisch- 
Sipibo  ;  ß  ist  eine  Abschrift.  Zwischen  A  und  H  steht  die 
kurze  Grammatik  und  hinter  B  folgen  Zusätze  zu  A,  wie  auch 
hinter  den  meisten  Ikichstabengruppen  von  A.  Vielleicht  habe 
ich  das  Manuskrii)t  mit  grösserem  Respekt  behandelt,  als  dem 
Leser  lieb  ist.  Ich  hätte  die  alphabetische  Ordnung,  die  zu 
wünschen  übrig  lässt,  in  genauer  Weise  herstellen  können,  wie 
der  Verfasser  selbst  im  Fall  der  Veröffentlichung  hoffentlich 
getan  hätte;  ich  hielt  mich  zu  einer  solchen  Änderung  nicht  be¬ 
rechtigt  und  hätte  den  Charakter  der  Handschrift  völlig  um¬ 
gewandelt.  Diese  Pietät  hat  mich  viele  Arbeit  gekostet,  weil 
die  Hinweise  mit  Nummern  zwischen  A  und  B  sehr  zeitraubend 
waren.  Ich  habe  jedoch  unter  A,  stets  mit  Angabe  der  Nummer, 
alle  Nachträge  und  Zusätze  und  auch  die  Wörter  aus  B  ein¬ 
gereiht,  die  fehlten.  Die  zahlreichen  orthographischen  P'ehler  im 
Spanischen  sind  stehen  geblieben  und  nur  gelegentlich  angemerkt  ; 
der  Leser  mag  also  vertrauen,  dass  sie  dem  Original  angehören. 
Es  ist  eine  Art  verarbeiteter  P'aksimileausgabe  geworden. 


Nachtrag.  Während  der  Drucklegung  des  Compte-rendu 
habe  ich  eine  Pmtdeckung  gemacht,  die  mich  in  nicht  geringe 
Verlegenheit  setzt  und  von  der  ich  mich  nur  freue,  dass  ich  sie 
selbst  gemacht  habe  und  dass  ich  nicht  durch  einen  freundlichen 
Referenten  mit  ihr  überrascht  worden  bin.  Beim  Ordnen  meiner 
Bibliothek  fand  ich  in  dem  ersten  Heft  des  ersten  Jahrgangs 
des  »Boletin  de  la  Sociedad  Geográfica  de  la  Paz,  Bolivia,  1898« 
S.  43  bis  91  zu  meinem  Staunen  und  Schrecken  ein  ausführ¬ 
liches  spanisch-indianisches  Sipibo  oder  Schipibo-Wörterverzeich- 
nis  unter  dem  Titel  :  »Idioma  Schipibo«.  »Vocabulario  del 
Idioma  Schipibo,  del  Ucayali,  cpie  es  el  mismo  que  cl  Pacaguara 
del  Beni  y  Madre  de  Dios.  Este  es  un  dialecto  de  la  lengua 
Pana,  que  es  la  lengua  general  del  Huallaga-,  del  Ucayali  y  de 
sus  afluentes.«  Es  folgen  alsdann  3815  Wörter.  Keine  weitere 
Bemerkung,  kein  Verfasser.  Aber  der  Index  am  Schluss  des 
Boletin  ergibt  den  Namen  des  Autors,  der  kein  geringerer  ist 
als  der  »P'ray  N.  Ar  mentia.  Vice-president  de  la  , Sociedad 
Geográfica‘«. 


30 


6io 


XIV.  Amerikanisten-Kongress, 


Hätte  ich  diese  Veröffentlichung  nicht  nur  besessen,  sondern 
auch  gekannt,  so  würde  ich  den  Abdruck  des  »Diccionario 
Sipibo«  wahrscheinlich  unterlassen,  jedenfalls  aber  in  ganz  anderer 
Form  vorgenomnien  haben.  Die  mühsame  Verarbeitung  der 
beiden  Teile  meiner  Handschrift  wäre  überflüssig  gewesen. 
Armentias  Wörterbuch  ist  erheblich  grösser.  Ich  muss  mich 
damit  trösten,  dass  die  Hauptsprache  des  Ucayali  jetzt  bequemer 
zugänglich  geworden  ist  und  dass  man  nun  von  ihr  auch  ein 
indianisch-spanisches  Wörterbuch  und  die  Apuntes  de  Gramática 
besitzt.  Auch  behalten  die  Kapitel;  »Zur  frühen  Geschichte 
der  Missionen  am  Ucayali «,  »Übersicht  der  Gesamt-Panostämme 
in  Peru,  Bolivien  und  Brasilien«,  »Das  Londoner  Vokabulario 
Cunibo«  als  Spezialstudien  ihren  Wert  und  Nutzen.  Namentlich 
der  letzte  Punkt,  die  wichtige  Identität  des  Sipibo  mit  dem 
Cunibo,  wäre  im  Dunkel  geblieben,  bis  zufällig  ein  Amerikanist 
das  Manuskript  des  Cunibo  im  Britischen  Museum  genauer  vor¬ 
genommen  oder  noch  am  Ucayali  selbst  ein  Reisender  die  Tat¬ 
sache  festgestellt  hätte. 


De  la  lanííiic  Tcliiiclclic. 

Par  Raoul  de  la  Grasserie,  Nantes. 


Le  Tehuelche  appelé  aussi  tsoneka  et  ahonicanka  est  une 
des  langues  de  la  Patagonie  lesquelles  sont  fort  ¡)eu  connues 
et  qu’il  ne  faut  confondre  ni  avec  l'araucan  ou  Auca  qui  api)artient 
au  Chili,  quoiqu’il  s’étende  sur  la  Patagonie  voisine,  ni  avec  les 
langues  fuégiennes  ou  du  moins  la  plupart  d’entre  elles.  Les 
langues  Patagones  proprement  dites  sont  au  Nord  le  Pehuelche 
sur  lequel  nous  avons  déjà  publié  une  monographie  dans  le 
Mémoire  du  Congrès  des  Américanistes  de  Paris  et  au  Sud,  sur 
les  confins  da  la  Terre  de  P"eu,  le  Tehuelche  dont  nous  essayons 
ici  de  rassembler  quelques  documents.  Entre  le  Tehuelche  et 
le  Pehuelche,  ce  dernier  appelé  quelquefois  improprement  Tc- 
huelche  du  Nord,  il  n’y  a  pas  de  parenté  linguistique.  Au 
contraire,  comme  nous  l’établirons,  cette  parenté  semble  exister 
entre  le  Tehuelche  et  l’un  des  idiomes  fuégiens,  l’Ona. 

Les  Tehuelches  occupent  sur  le  territoire  de  la  République 
Argentine  un  espace  limité  au  Sud  par  le  détroit  de  Magellan, 
au  Nord  par  le  Rio  Chico  et  qui  est  traversé  du  Nord  au  Sud 
par  le  Rio  Gallegos,  le  Rio  Coy,  le  Rio  Santa  Cruz  et  le  Rio 
Schehoen  lequel  conflue  avec  le  Rio  Chico  et  va  se  jeter  dans 
le  Rio  Santa  Cruz.  A  l’ouest  s’élèvent  les  Cordillères  des  Andes 
et  se  trouvent  les  lacs  Misterioso,  San  Martin,  Viedma  Argentino. 

Le  but  de  la  présente  étude,  au  milieu  de  la  pénurie  de 
documents  relatifs  à  la  langue  Tehuelche  a  été  de  faire  connaître 
au  Congrès  et  au  public  savant  un  manuscrit  d’Alcide  d’Orbigny 
déposé  à  la  bibliothèque  publique  de  Paris,  fonds  américain 
Nos  25  et  30,  contenant  un  vocabulaire  étendu  du  cette  langue 
et  qui  n’a  pas  encore  été  publié  ;  il  ne  faut  pas  le  confondre 
avec  un  vocabulaire  très  restreint  de  la  même  langue  qui  se 
trouve  dans  la  narration  de  son  voyage  d’exploration  de  1839; 


6i2 


XIV.  Amerikanisten-KongresS. 


le  manuscrit  de  la  Bibliothèque  de  Paris  est  inédit  et  nous 
croyons  rendre  service  à  la  science  en  en  faisant  la  reproduction 
dans  le  présent  travail. 

Nous  avons  voulu  d’un  autre  côté  établir,  ce  qui  n’avait 
pas  été  fait,  la  comparaison  entre  deux  langues  congénères,  le 
Tehuelche,  parmi  les  langues  patagones  et  l’Ona,  parmi  les  langues 
fuégiennes.  Cette  comparaison,  en  ce  qui  concerne  l’Ona,  n’est 
devenu  possible  que  depuis  qu’un  vocabulaire  de  cette  langue 
a  été  publié  par  un  religieux  salesien  de  la  Terre  de  Feu  dans 
un  ouvrage  anonyme  paru  il  y  a  cpielques  années  à  Buenos  Ayres 
sous  ce  titre:  »pequeño  diccionnario  del  idioma  fuegino-ona«, 
contenant  beaucoup  de  mots  de  cette  langue  avec  traduction 
espagnole. 

Un  certain  nombre  de  ces  mots  présentent  une  ressemblance 
véritable.  11  est  fâcheux  qu’il  n’ait  pas  encore  paru  de  grammaire 
ni  de  textes  dans  cette  langue  pour  pouvoir  pousser  plus  loin 
la  comparaison. 

En  ce  qui  concerne  le  Tehuelche,  les  éléments  ont  été 
recueillis  dans  un  certain  nombre  d’ouvrages,  malheureusement 
chacun  d’eux  n’en  a  traité  que  d’une  manière  insuffisante,  se 
contentant  quelquefois  de  renfermer  seulement  quekjues  mots  de 
cette  langue.  Dans  un  numéro  de  la  naturwissensciiaftliclie 
WocJieiisdu'ift,  M.  Robert  Lehmann-Nitsche,  conservateur  du 
Muséum  de  la  Plata  en  a  donné  la  liste  complète  en  rappelant 
entre  autres  les  noms  de  Pigafetta,  Viedma,  Hervas,  l'itz-Roy, 
Cox,  Schmidt,  Musters,  Moreno,  Har  Sierra,  Barbara,  Ramon 
Lista,  Segers,  Haies.  Ramon  Lista  a,  dans  un  de  ses  ouvrages, 
indiqué  l’apparation  successive  de  ces  vocabulaires.  Le  plus 
ancien  est  celui  d’Antonio  Pigafetta  gentilhomme  lombard,  com¬ 
pagnon  de  l’explorateur  austral  Magellan,  il  colligea  seulement 
46  mots  du  dialecte  des  Patagons  de  la  baie  de  Saint  Julien 
dont  10  seulement  sont  réellement  tehuelches  ;  les  autres  ne  sont 
point  reconnaissables.  Le  second  vocabulaire  est  celui  de 
l’explorateur  Antonio  de  Viedma,  il  com¡)rend  135  mots;  quelques 
uns  sont  défigurés,  surtout  les  noms  de  nombre.  Le  troisième 
est  celui  de  d’Oriugny  que  nous  avons  mentionné,  distinct 
d’ailleurs  du  manuscrit  qui  fait  l’objet  de  la  [iresente  communi¬ 
cation.  Vient  ensuite  le  vocabulaire  de  Cox,  mais  il  s’agit  des 
Tehuelches  du  Nord,  Icsijuels  ne  sont  pas  des  Tehuelches;  ce 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


613 


sont  des  Pehiielches  ainsi  que  l’observe  avec  raison  Ramon  Lista. 
Le  cinquième  est  celui  du  voyageur  anglais  Musters  qui  contient 
222  mots  et  17  phrases.  Viennent  ensuite;  un  vocabulaire  de 
79  mots  contenus  dans  le  viaje  al  pais  de  los  Tehiielches  iSyç 
et  un  vocabulaire  de  Moreno  de  624  mots  contenus  dans  le 
Viaje  à  la  Patagonia  de  i8yç.  11  faut  enfin  ajouter  les  ouvrages 
de  Ramon  Lista,  dont  nous  donnons  plus  loin  le  contenu  lin¬ 
guistique,  à  savoir:  1°  una  raza  qui  desaparece:  2°  los  Indios 
Tehuelches,  3°  los  Tehuelches  de  la  Patagonia. 

Nous  publions  dans  la  présente  monographie:  F  le  voca¬ 
bulaire  techuelche,  manuscrit  déposé  à  la  Bibliothèque  nationale 
de  Paris  et  comme  annexes:  2°  les  mots  colligés  par  Ra.mon 
Lista  dans  un  premier  ouvrage,  3°  ceux  colligés  par  le  même 
dans  un  second,  4°  ceux  colligés  par  le  même  dans  un  troisième, 
5°  ceux  trouvés  dans  l’ouvrage  de  Martens  intitulé:  »Beiträge 
zur  Ethnographie  und  Sprachenkunde  Amerikas  und  Brasiliens«  II, 
6°  ceux  publiés  par  Brinton  dans  son  ouvrage:  »studies  in  south 
americaii  native  language«,  7°  ceux  publiés  par  le  même  dans:  »the 
american  race«,  8°  ceux  extraits  de  l’ouvrage  de  Musters,  9°  une 
esquisse  de  la  grammaire  du  Tehuelche,  d’après  Frederic  Müller, 
10°  des  phrases  et  locutions  en  Tehuelche,  11°  une  comparaison 
entre  le  Tehuelche  et  le  Pehuelche  d’après  Milanesi,  12°  un  petit 
vocabulaire  comparatif  du  Tehuelche  et  de  l’Ona,  d’après  le 
vocabulaire  Ona  publié  à  Buenos  Ayres. 

Puissent  ces  documents  réunis  et  dont  le  premier  est  inédit 
contribuer  à  jeter  quelque  lumière  sur  un  idiome  aussi  intéressant 
que  peu  connu  et  éclairer  l’ensemble  des  groupes  linguistiques 
de  la  Patagonie  et  de  la  Terre  de  Feu.  En  ce  qui  concerne 
cette  dernière,  les  trois  groupes,  Ona,  Alikaluf  et  Yahgan 
semblent  irréductibles  entre  eux,  tandis  que  la  langue  Ona  et 
le  Tehuelche  seraient  fortement  apparentes. 


F 

Vocabulaire  Tehuelche  ou  Tsoneka. 

(Extrait  d’un  manuscrit  de  la  Bibliothèque  nationale  de  Paris  —  Langue  d’Amerique- 
Patagons,  Fonds  américain  Nos  ßo  et  25.) 


A 

acoog 

avoir  du  plaisir 

achan 

voler 

actel 

(algarobo)  mimosa 

achea 

marmite 

ahi 

avaler 

achequenat  canet 

génie  du  mal 

ahne 

l’os 

6i4 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


aje 

fleche 

canacananque 

joli 

ajure 

ivresse 

canicha 

parler 

aqueche 

fleur 

canque 

mâcher 

archa 

poulain 

capanca 

les  joues 

atap 

voir,  regarder 

cápele 

cotte  de  mailles  en 

atruca 

jument 

cuir 

atta 

avant 

caper 

scolopendre 

caquen 

adjectif  formant  le 

c 

nombre  20 

caacaha 

ara  patagón  (oiseau) 

carueten 

tonnerre  et  éclair 

caadi 

hommes  blancs,  Eu¬ 

catzea 

selle  du  pays  (recado) 

ropéens 

cett 

argile 

cachama 

grande  foulque 

chaapul 

fourmi 

cachaal 

capricorne  (insecte) 

chaar 

renard  du  Brésil 

cacha 

lombric  des  au¬ 

chaarum 

voleur 

truches 

chai 

pêcher 

each 

adverbe  de  nombre 

chaha 

prends 

qui  accompagne 

challuc 

jaguar 

les  nombres  au- 

chaîna 

poisson 

dessus  de  dix 

chamqui 

poil  du  pubis 

cachachuc 

menstrues 

chamequesen 

nombre  9 

cachelao 

froment 

cham 

non 

cachi 

attraper  à  la  course 

chano 

beaucoup 

cacleiii 

enfant 

chanemucu 

se  rappeler 

cahamúte 

lézards 

chancaya 

2 

cahaqueca 

front 

chanque 

I 

caha 

épaule 

chaquem 

canard 

cahamgui 

bombilla 

chauna 

pierre 

cahacha 

oui 

cheacli 

demander 

cahaemel 

])ayer 

cheamma 

serpent 

cahecliel 

épingle  pour  attacher 

cbel 

vulve  de  la  femme 

la  mante  des 

chelega 

mante  des  femmes 

femmes 

chelesca 

selle  des  femmes 

cahuel  (caballo) 

cheval 

chem 

fesse 

queche 

troupial  commun 

cheme 

main 

(oiseau) 

chezeheix 

didelphys  (mammi 

caja-caja 

vers  à  viande 

fère) 

caja 

perruche 

chi 

oiseau 

cajo 

rive 

chicapenque 

étourneau  militaire 

calaba 

héron  couleur  de 

chichi 

moineau  chingólo 

])lomb 

chichan 

sel  marin 

cameheque 

pourparler 

chichahue 

danser 

camelies 

fils 

chihual 

maigre 

camesa 

¡lommes 

chilepehilep 

grillon 

camic 

m(jrt 

chintique 

bracelets 

camquiaca 

bracelets  des  pieds 

chis 

laine  des  animaux 

canacana 

jolie 

chitena 

sauterelle 

chivona 

pou 

choi 

entendre 

chûch 

poitrine 

chuina 

lune 

chaina 

soleil,  jour 

chuin-quetaqucnquc 

beau  temps 

chuin-quechuneque 

mauvais  temps 

chu 

chair,  viande 

chuita 

ara 

chun 

bottes 

carasquen 

cacique-chef 

cihuenque 

gras 

CO 

bois  qui  soutiennent 
les  maisons  de  cuir 

cochil 

ceinture  qui  attache 
les  cheveux 

cohote 

dormir 

coisco 

cuiller 

colecole 

petit  colin  (oiseau) 

comahi 

boire 

comuque 

bas,  basse 

coneque 

court 

cooquen 

emporter 

coquelgui 

grèbe 

corapecli 

scorpion 

corje 

peindre 

cripa-onpa 

je  n’ai  pas 

corechi 

hydromys  quiya 

cuchin 

mouffette  (mammi¬ 
fère) 

cucha 

cochon 

cuchen 

vent 

cuchaneco 

coté  droit 

cunio 

perdrix  tridactyle 

cuquena 

mouette 

Cliquer 

droit,  droite 

cubóla 

papillon 

curicug 

anneau 

D 

dii 

tête 

diil 

longe 

duhahuel 

testicules 

dahal 

arbre  nommé  cha- 

listen-Kongress. 

K 

echencc 

grand 

eje 

merle 

elleque 

marcher 

etequen 

lève  toi 

G 

gaha 

se  fâcher 

gahun 

chanter 

ganeque 

haut 

gani 

arrête-toi 

ganeguen 

pigeon  à  ailes  tache¬ 

tées 

gano 

tatou  pichi 

game 

tatou  mulet 

gueneque 

haut 

gin 

couteau 

guaranca 

lOOO 

guches 

so  lirai  s 

guilca 

petit  morceau  de  bois 

- 

servant  à  peindre 

guineguil 

oiseaux  de  proie 

gulmenuaye 

pince  pour  épiler 

gutecud 

les  cheveux  divisés 

en  deux  queues 

guter 

les  yeux 

gutz 

cheveux 

gulique 

blanc 

gulisco 

le  soir 

H 

hamar 

cou,  gosier 

hahamer 

cuisse 

hamje 

accoucher 

h  ara 

eau 

hemihue 

pipe  à  fumer 

hiacach 

Indiens  aracaunos 

hiacha 

fumer 

hiacuchi 

froid 

hiaja 

je,  moi 

hianja 

tabac 

hienengui 

je  veux 

ho 

nez 

hoca 

narines 

hohamjel 

accoucheuse 

hoi 

dos 

6i6 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


hoiacha 

pic  (oiseau) 

hoiya 

autruche  ñandú 

honcho 

allons 

huaca 

grande  aigrette  (oi¬ 
seau) 

huacaquena 

araignée 

huacon 

lit 

hiialhua 

près 

hualana 

baleine 

huanichel 

ceinture 

huasna 

chien 

huecha 

mouton 

hueta 

tigre  jaguar 

hui 

maison  de  cuir 

huicra 

loup  rouge 

huilhuil 

crapaud,  grenouille 

huinquet 

tapis  qui  se  met  sous 
la  selle 

hiiipe 

monter  à  cheval 

huit 

courir 

huitt 

ombilic 

huitel 

chat 

huirlo 

condor 

hul  * 

bois 

hynia 

barque 

I 


Icaelem 

fils,  fille 

ichahu 

dire 

ich  am 

otarie 

ichaneje 

acheter 

ichich 

cœur 

ichoyocjue 

faim 

iguinque 

arriver 

ihuote 

être  fatigué 

ijacon 

grand  mère 

ijon 

grand  père 

ije 

mari 

ilhui 

autruche  patue 

imajque 

offrir 

imeja 

neveu,  nièce 

iniquen 

Indiens  patagons  du 
Rio  de  Santa-Cruz 

irea 

vendre 

irichempa 

s’amuser 

iruan 

la  terre 

irrequel 

les  rats 

J 


jauque 

frère 

jchnipues 

les  doigts 

jene 

oreille 

jenal 

boucles  d’oreilles 

jenser 

sourd 

jero 

sang 

jhom 

lèvre 

jhor 

dent 

jhum 

bouche 

ji 

descendre 

jique 

bras 

joa 

chapeau 

johva 

viens 

joua 

rivière  et  surtout  le 

Rio  Negro 

jonalua 

la  mer 

jurgeco 

droit 

jro 

chameau  guanaco 

L 

lam 

eau  de  vie 

lucale 

léger 

M 

macho 

tout  à  l’heure 

mahaguet 

bonjour 

mahuilca 

menton 

mahuilches 

barbe 

maja 

le  feu 

majaa 

toi 

majaa  hieneiigui 

j’aime 

marna 

lumière 

mame(|ue 

duc,  à  ventre  rayé 

manca 

nuit 

mamihuc 

le  poncho  (manteau) 

mapuet 

comment  vous  por¬ 

tez-vous  ? 

maijuet 

bon,  bonne 

mataco 

tatou  à  trois  bandes 

maker 

tisser 

mogohogiien 

viande  rôtie 

mopaanue 

pot  pour  chauffer 

l’eau 

mpesel 

mouillé 

muarie 

arrondi 

XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


617 


N 


na 

(cuf  d’autruche 

nacuna 

femme 

nahescjui 

chat  domestique 

naha 

œuf 

naja 

sein  de  femme 

najel 

apprécier  (juelqu’un 

naquemictiue 

après 

naquen 

jeune 

nema 

le  tien 

ne 

se  coucher 

noria 

perles 

nuaisea 

saule 

nuca 

homme 

noma 

chemin 

0 

oaya 

cormoran 

ocacah 

faire  un  marché 

ocaaquen 

10 

ochel 

chat  à  longs  poils 

onclie 

petit 

oncha 

peu 

ojo 

moins 

oqui 

va 

P 

pahuega 

demain 

pahuen 

ciel 

pana 

phoenicoptère 

panha 

cigogne  baguari 

pataca 

100 

pe 

assieds-toi 

pillet 

biscache  (mammi¬ 

fère) 

poha 

coquilles  bivalves 

pulía 

tortue 

puhio 

poules  et  coqs 

Q 

qucas 

trois 

quecañe 

quatre 

quechan 

jaune 

quechen 

5 

quecherges 

chauve-souris 

quecheonequen 

laid 

quehuca 

7 

quehuina 

mais 

queganeque 

long 

quehyunea 

rouge 

quejoneque 

noir 

(¡uejru 

caracara  (oiseau) 

quelegu 

les  insectes 

quel 

le  pied 

quelinque 

bleu 

quemanenque 

aveugle 

quepuec 

grandes  coquilles  tur- 

binées 

quecelopuecs 

maïs 

quequea-quenohue 

étrier  des  femmes 

quequeanque 

hardi 

quequenque 

monter 

queretepanchue 

bœuf 

quero 

vanneau  armé 

(juerechamque 

boiteux 

qu^sques 

chevêche 

quel 

manger 

quetsancjue 

l’or 

quetameniche 

ichneumon 

quetun 

sœur 

qui 

fd 

quichaha 

je  dis 

quicheoniquen 

laid 

quichu 

étriers 

quihi 

talon 

quilgun 

moustiijue 

quilmalanchel 

médecin 

quilip 

mathe  des  Espagnols 

quimahe 

se  briïler 

quin 

ventre 

quinoche 

plus 

quinquiguin 

sangle  de  la  selle 

quiqueguen 

vieux 

quirureque 

collier 

quisca 

cigale 

R 

romanesiù 

mauvais 

T 

sa 

verge  de  l’homme 

schum 

pluie 

schaoguen 

loin 

5l8  XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


sirichinque 

orfèvre 

sojona 

chaleur 

spanepa 

j’ai 

spanepi 

j’avais 

stji 

éperons  de  bois 

sug 

peau  des  animaux 

sura 

année 

T 

lacha 

corne  de  bœuf 

tasja 

donner 

tachja 

mordre 

tacuhi 

pleurer 

tahamnete 

aigle,  à  ventre  rouge 

tahague 

hamac  en  cuir 

tajan 

chasser 

tamater 

oie  australe 

tan 

le  fer 

tapalec 

boules  de  combat 

lapulec 

lancer  les  boules 

techaga 

gobe-mouches 

tecohes 

blesse 

tejal 

voir 

teta 

le  sien 

teluinequen 

igonane 

tenrec 

demander 

tequis 

coude 

ternache 

semaine 

them 

jambe 

tianique 

punir 

tihi 

le  sable 

tireguin 

cochon  d’Inde 

tirequin 

lemming  du  sud 
(mammifère) 

INIanimifcres. 

mica 

homme 

nacuna 

femme 

caelem 

enfant 

quecherges 

chauve-souris 

chex  chex 

didelphys 

cuchin 

moufTette 

huasna 

chien  sauvage 

huicra 

loup  rouge 

çhaar 

renard  du  Brés 

tjale 

cuivre 

toja 

lui,  elle 

tojan 

se  marier 

tucaya 

puce 

tulail 

tourterelle 

lumie 

s’informer 

tun 

farine 

U 

uneques 

6 

unequecane 

8 

uquetem 

le  coït 

urequegami 

crabe 

uteleganu 

mente  (insecte) 

Y 

ya 

le  mien 

yabich 

phoque  à  trompe 

yacamech 

père 

yama 

mère 

yamaro 

lièvre 

yerunca 

beau-frère 

yeruneuna 

belle-sreur 

yoncc 

Indiens  puelches 

yuca 

bon  marché 

yucanea 

borgne 

y uh uel 

se  battre 

yuhuem 

cerf 

yuilhuana 

montagne 

y  un  a 

petit  caracara  (oi¬ 

seau) 

y U peche 

garapatos  (insectes) 

challue 

jaguar 

hueta 

cagliar 

naesqui 

chat  domestiiiue 

ochel 

chat  à  long  poil 

huitel 

chat 

yabich 

phoipie  à  tromjre 

icham 

otarie 

irreguel 

rats 

tireijuin 

lemming  du  sud 

tireguin 

cochon  d’  Inde 

yamiirq 

mora  de  Patagonie 

XIV.  Ainerikanisten-Kongress. 


619 


yana 

tatou  pichyé 

chacal 

tatou  velu 

ganu 

tatou  petite  mule 

mataco 

tatou  à  trois  bandes 

cucha 

cochons  et  pécaris 

archa 

poulain 

atruca 

jument 

jro 

chameau  guanaco 

yulinem 

cerf 

huecha 

mouton 

querete  panchue 

bœuf 

hualona 

baleine 

Oiseaux. 

chi 

oiseaux 

guineguil 

oiseaux  de  proie 

huirlo 

condor 

tebaltebel 

urubu 

quejra 

caracara 

y  un  a 

petit  caracara 

tahamnete 

aigle  à  ventre  rouge 

quesques 

cheùeche 

mameque 

duc  à  ventre  rayé 

techaga 

gobe-mouches 

eje 

merle 

chique-conenque 

hirondelle 

chichi 

moineau  chingólo 

cahuel-queche 

troupial  commun 

chicapengue 

étourneau  militaire 

hoiacha 

pics 

caacaha 

ara  patagón 

cuja 

perruche 

puhio 

poules,  coqs 

naha 

œufs  de  poule 

cunio 

grand  colin 

cunio 

tridactyle  du  sud 

gannequen 

pigeon  à  ailes  tache¬ 
tées 

tuluil 

tourterelle 

na 

œuf  d’autruche 

ilhui 

autruche  patue 

yaqueche 

autruche  grande 

quero 

vanneau  armé 

panha 

cigogne  boguari 

calaba 

héron  couleur  de 
plomb 

huaca 

grande  aigrette 

cachama 

grande  foulque 

pana 

phœnicoplère 

coquelgui 

grebes 

cuquena 

mouettes 

oaga 

cormoran 

coqueux 

cygne  .à  col  noir 

chaquem 

canards 

tomaten 

oie  australe 

Reptiles. 

puha  poha 

tortue 

cahamute 

lézards 

teluinequen 

iguane 

cheamma 

serpents 

chuilhuil 

crapaud 

chelua 

poissons 

Mollusques. 

cpiepuec 

volutes 

poha 

acéphales  à  coquilles 

Annélides. 

cacha 

lombrics  de  l’au¬ 

truche 

Crustacés. 

urequeganu 

écrevisse 

Arachnides  et  Insectes. 

huacaquena 

araignée 

corapech 

scorpions 

quelegu 

insectes 

caper 

scolopendre 

chivona 

les  poux 

tucaya 

puce 

tachaal 

capricorne 

utetejanu 

manthes 

chilena 

sauterelle 

chilepchilep 

grillons 

quisca 

cigales 

quetameune 

ichneumons 

chaapul 

fourmis 

quilgun 

moustiques 

cajacaja 

vers  à  viande 

cubóla 

papillons 

620 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Anatomie. 


dii 

tête 

gutz 

cheveux 

cahaqueca 

front 

guches 

sourcils 

camches 

cils 

mahuilclies 

barbe 

chamquis 

poil  du  pubis 

guter 

yeux 

ho 

le  nez 

hoca 

narines 

capanca 

les  joues 

jhum 

bouche 

jhom 

lèvres 

jhor 

dents 

diil 

langue 

mahuilca 

menton 

jene 

oreille 

hamar 

cou  et  gosier 

caha 

épaules 

chuch 

poitrine 

naja 

sein  d’une  femme 

quin 

ventre 

huitl 

nombril 

hoi 

clos 

chem 

fesses 

chel 

parties  sexuelles  de 
la  femme 

sa 

verge 

dahahuel 

testicules 

jiilue 

bras 

teipiis 

coude 

cheme 

main 

jehuiques 

les  doigts 

hahamer 

cuisse 

them 

jambe 

quihi 

talon 

(juel 

¡)ied 

jero 

sang 

alme 

os 

chu 

chair 

ichich 

cœur 

cachachac 

menstrues 

sug 

})eau 

tacha 

cornes  de  bœuf 

chis 

laine 

Botanique. 


hul 

bois  en  général 

actel 

mimosa 

nuaisca 

saule 

dahar 

chañar  et  son  fruit 

aqueche 

les  fleurs 

hiacha 

tabac 

camesa 

pommes 

cachelao 

froment 

quecelopuecs 

maïs 

Géologie  et 

Minéralogie. 

channa 

les  pierres 

cett 

argile 

iruan 

terre 

chichan 

sel  marin 

siili 

sable 

quetsaneque 

l’or 

tjale 

le  cuivre 

tan 

le  fer 

yuilhuana 

montagne 

bara 

eau 

maja 

feu 

schan 

pluie 

joua 

rivière 

jouahua 

mer 

carueten 

tonnerre 

mania 

lumière 

cuchen 

le  vent,  le  froid 

chuin  -  (juetachune- 

beau  temps 

(jue 

chuin-quechuneque 

mauvais  temps 

Astronomie. 

chuina 

soleil,  jour 

chuina 

lune 

pahuen 

ciel 

iruan 

terre 

manca 

unit 

sojoura 

chaleur 

hiacuchi 

froid 

Couleurs. 

quehuyuca 

rouge 

quechan 

jaune 

XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


621 


queiinque 

quejonenque 

gulique 


bleu 

noir 

blanc 


Division  du  temps, 

sura  année 

quechuina  mois 

ternache  semaine 

chuina  jour  soleil 

pahiega  demain 

galisco  le  soir 


quilip 

mopoanne 

cahamgui 


chum 

gulmenuaye 


quilcu 


tahague 


mathé  des  Espagnols 
pot  pour  chauffer  de 
l’eau 

bombilla  des  Espag¬ 
nols  pour  prendre 
le  mathé 
bottes 

pince  en  argent  pour 
épiler 

petits  morceaux  de 
bois  pour  peindre 
la  figure 

hamac  pour  coucher 


jenal 

bondes  d’oreilles 

achea 

marmite 

guteend 

ornament  de  deux 

huacan 

lit 

queues  faites  de 

qui 

fil 

cheveux  qui  pen¬ 

mogohoguen 

viande  rôtie 

dent  surles  épaules 

lam 

eau  de  vie 

curieng 

anneau 

tun 

farine 

huanichel 

ceinture 

catjca 

selle  de  cheval 

chelega 

vêtement  qui  enve¬ 

chelesca 

selle  pour  la  femme 

loppe  tout  le  corps 

huinquet 

tapis  qu’on  met  sous 

cahechel 

épingle  à  plaques 

la  selle 

pour  attacher  la 

quinguiguin 

sangle  de  la  selle 

mante 

quichu 

étriers 

quirureque 

collier 

stij 

éperons  en  bois 

chentique 

bracelets 

hui 

maison  en  cuir 

camquiaca 

bracelets  des  pieds 

co 

bois  qui  la  soutient 

cha 

linge  qui  couvre  les 

hynia 

barque 

parties  sexuelles 
de  la  femme 

noma 

chemin 

joa 

chapeau  de  femme 

Parents. 

cochil 

ceinture  qui  attache 

yacamech 

père 

les  cheveux 

yama 

mère 

manuhue 

yioncho 

yerunca 

beau  frère 

noria 

perles 

yerunenca 

belle  sœur 

cápele 

cotte  de  maille  de 

icaelem 

fils,  fille 

cuir 

jonque 

frère 

chuita 

arc 

quetun 

sœur 

aje 

flèche 

ije 

mari 

huaica 

lame 

imeja 

neveux,  nièces 

tapolec 

boules  de  combat 

ijon 

grand  père 

gin 

couteau 

ijacon 

grand  mère 

quila 

un  plat 

hohamjel 

accoucheuse 

coïsco 

cuiller 

achequenat  conet 

génie  du  mal 

hemihue 

pipe  à  fumer 

quilmalanchel 

médecin 

622 


XIV.  Amerikanisten -ÎCongress. 


carasquen 

cacique 

sirichinque 

orfèvre 

caadi 

les  blancs 

hiacach 

Indiens  du  Chili 

yonec 

Indiens  Puelches 

iniquen 

Patagons 

Adjectifs. 

quiquequin 

vieux 

naquen 

jeune 

camie 

mort 

ajure 

ivre 

canacana 

jolie 

canacananque 

joli 

quicheoniquen 

laid 

quecheonequen 

laide 

chaarum 

voleur 

maquet 

bon 

romanesiù 

mauvais 

quemanenque 

aveugle 

yucanea 

borgne 

jenser 

sourd 

querechamque 

boiteux 

cihuenque 

gras 

chihual 

maigre 

ichoyoque 

faim 

puganich 

lourd 

lucate 

léger 

cuquer 

droit 

muaric 

arrondi 

jurjeco 

droit  (côté  droit) 

cuchaneco 

gauche 

queganeqiie 

long 

coneque 

lourd 

goneque 

haut 

quequeonque 

hardi 

echenec 

grand 

ouche 

petit 

comuque 

bas 

ganeque 

haut 

ouclia 

l)eu 

quinf)he 

plus 

ojo 

moins 

chano 

beaucoup 

Nombres  ordinaux. 


chanque 

I 

chancaya 

2 

queas 

3 

quecane 

4 

quechen 

5 

uneques 

6 

quehuca 

7 

unequecaùe 

8 

chamequesen 

9 

ocaaquen 

lO 

chauque  each 

1 1 

chaneaya  each 

12 

queas  each 

•3 

quecaiie  each 

14 

quechen  each 

15 

uneques  each 

16 

quehuca  each 

17 

unequecane  each 

18 

chamequesen  each 

19 

chanque  caquen^) 

20 

chanque  each  ca- 

2  I 

quen 

chancaya  each  ca- 

22 

quen 

queas  caquen 

30 

quecane  caquen 

40 

quechen  caquen 

50 

quechen  caquen 

52 

chancaya 

uneques  caquen 

60 

quehuca  caquen 

70 

uneipiecane  caquen 

80 

chamequesen  caquen 

90 

pataca 

100 

quechen  pataca 

500 

cjuehuca  pataca  quas 

736 

caquen  une(|ues 

g U aran ca 

I  000 

uneques  guaranca 

6  000 

quechen  each  gua- 

1 5  000 

ranca 

pataca  guaranca 

100  000 

chaùque  jiataca  gua- 

200  053 

ranca  (¡ueciien  ca¬ 
quen  guas 


‘)  ?  chuncuyu  caquen  ï  (Note  du  ri^daoleur). 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


tapulec 

jeter  les  boules 

Pronoms, 

yegui 

arrivé 

hiaja 

majaa 

toja 

je 

toi 

il 

yguinque 

oqui 

maja  menenqui 

arriver 

va 

j’aime 

ya 

nema 

teta 

le  mien 

le  tien 

le  sien 

johija 

houcho 

huit 

viens 

allons 

courir 

cahote 

dormir 

Adverbes. 

etequen 

cooquen 

lève-toi 

emporte 

schaeguen 

loin 

imajque 

offrir 

huahua 

près 

tianique 

punir 

atta 

avant 

comahi 

boire 

naquemicque 

cahacha 

après 

oui 

cajo 

quichaha 

rire 
je  dis 

chan 

non 

tachja 

mordre 

irea 

vendre 

Verbes. 

ji 

ichahu 

descendre 

dire 

chaha 

prends 

cboi 

entendre 

quet 

manger 

temec 

demander 

uquetem 

le  coït 

hienengui 

je  veux 

corje 

peindre 

chahetengui 

je  ne  veux  pas 

hamje 

accoucher 

cameheque 

pour  parler 

canque 

mâcher 

tejal 

voir 

elleque 

marcher 

yuhuil 

se  battre 

huippe 

monter  à 

cheval 

pe 

assieds-toi 

chichahue 

danser 

gani 

arrête-toi 

gahun 

chanter 

ne 

se  coucher 

tacuhi 

pleurer 

ihuote 

être  fatigué 

camcha 

parler 

iirichempa 

s’amuser 

cachi 

attraper  à 

la 

course 

gaha 

se  fâcher 

achaa 

voler 

tojan 

se  marier 

tajan 

chasser  à 

la 

chasse 

quimac 

se  brûler 

meker 

tisser 

tumic 

s’informer 

hiacha 

former 

tecoèhet 

blessé 

chal 

pêcher 

napesel 

mouillé 

atap 

regarder 

chanemucu 

se  rappeler 

cahaemel 

payer 

acoog 

avoir  du  plaisir 

inchaneje 

acheter 

spanepa 

j’ai 

ocacah 

faire  un  marché 

spanepi 

j’avais 

tasja 

donner 

eripa  oupa 

je  n’ai  pas 

cheach 

demander 

mahaguet 

bonjour 

ahi 

avaler 

macho 

tout  à  l’heure 

najel 

apprécier 

yuca 

bon  marché 

quequenque 

monter 

¿24 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Le  Parler  des  Indiens. 


chaha 

prends 

quel 

manger 

uquetem 

le  coït 

corje 

prendre 

hijuhuel 

se  battre 

hamje 

accoucher 

conque 

mâcher 

pohieja 

demain 

qulisco 

le  soir 

carni  c 

mort 

elleque 

marcher  a  pied 

huipe 

monter  à  cheval 

huahua 

près 

schaoguen 

loin 

johya 

viens 

mahaguet 

bonjour 

mapuet 

comment  vous  por¬ 
tez-vous  ? 

honcho 

allons 

chichahue 

danser 

gahun 

chanter 

tacahi 

jdeurer 

huit 

courir 

oqui 

va 

comahi 

boire 

ajure 

ivresse 

cahote 

dormir 

etequen 

lève-toi 

pe 

assieds-toi 

gani 

arrête-toi 

comcha 

parler 

cajo 

rire 

cahacha 

oui 

cham 

non 

ganeque 

haut 

comuque 

bas 

onche 

petit 

echenec 

grand 

macho 

tout  à  l’heure 

nana 

cliemin 

ncjria 

jierles 

cooquen 

emporter 

cochi 

attraper 

naica 

lance 

canncana 

joli 

quicheoniquen 

laid 

ne 

se  coucher 

queganeque 

long 

coneque 

court 

temec 

demander 

ihuete 

fatigué 

maja 

toi 

cripa-onpa 

je  n’ai  pas 

nema 

le  tien 

neta 

le  sien 

ssiri  chempa 

s’accuser 

chacrum 

voleur 

achaa 

voler 

caodi 

les  blancs 

hiacach 

chiliens 

ionec 

indiens  des  pampas 

tajan 

chasser 

gaha 

se  fâcher 

maket 

bon 

romanesin 

mauvais 

maja  hienengui 

j’aime 

hiengui 

je  veux 

chactengui 

je  ne  veux  pas 

span epa 

j’ai 

spanepi 

j’avais 

hiaja 

je 

taja 

lui 

ja 

mien 

quichaha 

je  dis 

tojan 

se  marier 

meken 

tisser 

tochje 

mordre 

hiachoi 

fumer 

chai 

pêcher 

ataji 

regarder 

acoüg 

avoir  du  plaisir 

chano 

beaucoup 

(piinohe 

plus 

ojo 

moins 

cahacmel 

payer 

ichaneje 

aclieter 

irea 

vendre 

acacach 

faire  un  marché 

camcIuHiue 

piiurparler 

lam 

eau  de  vie 

l)arem 

baril 

tun 

farine 

XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


quinac 

brûler 

mogohoguen 

viande  rôtie 

tasja 

donner 

tapulec 

jeter  les  boules 

tumie 

s’informer 

chihuenque 

gras 

cheachi 

demander 

chihuul 

maigre 

imajque 

offrir 

schoyoque 

faim 

maja 

toi 

paganich 

lourd 

ahi 

avaler 

lucate 

léger 

canque 

mâcher 

tegal 

voir 

quemanen(iue 

aveugle 

choi 

entendre 

jenser 

sourd 

s  lira 

année 

(pierechanque 

boiteux 

quechuina 

mois 

hiucanca 

banpie 

ternache 

semaine 

tecohet 

blessé 

tianique 

punir 

uncha 

un  peu 

iguinque 

arroser 

sirichenque 

orfèvre 

iegui 

arrivé 

chu 

viande 

atta 

avant 

yuca 

bon  marché 

maquemicque 

après 

chuinquetaquenque 

beau  temps 

quequeanque 

brave 

chuin  quechuneque 

mauvais  temps 

chuita 

arc 

napesel 

mouillé 

aje 

flèche 

quequenque 

monter 

jiyjeco 

côté  droit 

ji 

descendre 

cuchaneco 

côté  gauche 

chenamucu 

se  rappeler 

cuquer 

droit 

qui 

fil 

muaric 

arrondi 

ichahu 

dire 

chanquin  chuina 

jour 

IP 

Vocabulaire  de  la  langue  Tsoneca  ou  Tehuelche. 

(^Extrait  d’un  ouvrage  intitulé  »mis  exploraciones  y  descubrimientos  en  Patagonia 
1877 — 1878«,  par  Ramon  Lista,  Buenos  Ayres  1880.) 


abestruz 

megensh 

bolear 

korigue 

ayer 

uaskenesh 

zorro 

paten 

aguardiente 

goordente 

menton  (barba) 

sheken 

armas  de  fuego 

al  aune 

enfermo 

soyo 

alfiler  de  plata 

azerre 

condor 

oiguele 

bueno 

yenick 

yegua 

jooken 

barro 

set-ken 

pasto 

oote 

boletta 

otre 

leña 

kake 

cerco 

ma  al 

chico 

hamel 

caballo 

cahual 

barba,  bigote 

ashehij 

quillango  (manta) 

kai 

cabello 

honue 

(pieles) 

koyenk 

cuchara 

kooyo 

quinquincho 

anon 

tetera 

konpenk 

espuelas 

wàterenna 

ojo 

otel 

40 


520  XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


oreja 

shaa 

manantial 

chiin 

si 

honoe 

menstruación 

enake 

nariz 

or 

noche 

tersineken 

piedra 

yaten 

olla 

katenuhue 

cuchillo 

paijen 

pintarse  la  cara 

keesh 

riendas 

joum 

pantano 

coyo 

cinturón 

waten 

para  espantar  un 

hualo 

grasa 

ham 

perro 

dedo 

horre 

pescado 

ocen 

boca 

shaham 

pulmones  de  avestruz 

gultak 

pié 

alj 

pipa 

anewe,  kanganaú 

vincha 

coochela 

rio 

koon 

agua 

lehe 

roca,  piedra 

ay,  au 

carne 

yeper 

sal 

jeechem 

pierna 

shes 

sombrero 

koi 

pluma  de  avestruz 

aur 

sangre 

ichau 

brazo 

koolo 

vidrio 

kualu 

amigo 

yenua 

verano 

torr 

hermano 

yegó  goua 

viento 

kosken 

hermana 

shanna 

dormir 

koters 

madre 

yaana 

llorar 

eeshkt 

padre 

yanco 

cantar 

kruorreskel 

mujer  soltera 

guageren 

cuna 

tahal 

mujer  casada 

ishe 

cincha 

quénigue 

cristiano 

kadesh 

puma 

gool 

tabaco 

golkul 

toldo 

kau 

perro 

shamenne 

huevo  de  avestruz 

na 

gato 

peelue 

sol 

kenguenkin 

boleadores  de 

ave- 

shume 

luna 

shégüena 

struz 

indio  tehuelche 

choonke 

boleadores  de 

gua- 

yaschke 

cosa  chica 

ta  lenk 

naco 

fruta 

gal 

otro 

kayuco 

yo 

yà 

comer 

jatiensk 

aguja 

julk 

ven  a  comer 

herrojatiensk 

abuela 

kone 

])aradero 

oiken 

ave 

chehue 

cacique 

corrge 

talon 

ketaé 

escupir 

jeke 

pólvora 

shejien 

estrella 

ker-sor 

rodilla 

tejine 

frió 

setreu 

muerto 

jamienke 

(lecha 

arekechal 

fuego 

yeitke 

Colores. 

guanaco 

ñau,  rou 

negro 

púlnek 

galleta 

galee 

blanco 

ornek 

junco 

corjien 

colorado 

kaajienk 

lanza 

uaiken 

verde 

acantenk 

nielo 

Ierro 

amarillo 

uaintek 

XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


627 


Numeros. 

1 1 

1 2 

choche  caur 

uame  caur 

I 

choche 

13 

kaash  caur 

2 

jauke 

14 

kague  caur 

3 

kaash 

15 

tjen  caur 

4 

kague 

16 

unakash  caur 

5 

tjen 

17 

ooke  caur 

6 

unanakash 

18 

uenakague  caur 

7 

ooke 

19 

jamakerjen  caur 

8 

lienakague 

20 

uameno  kaken 

9 

jamakerjen 

loo 

pataca 

10 

kaken 

1000 

huaranca 

111= 

Extrait  d’un  ouvrage  intitulé  :  »viaje  al  païs  de  los  Tehuelches  ; 
exploración  en  la  Patagonia  Austral«,  ¡)ar  Ramon  Lista,  primera 
parte,  Buenos  Ayres  1879. 


espuelas 

wáteruena 

pierna 

shes 

bolear 

korigue 

pluma  de  avestruz 

aur 

zorro 

paten 

brazo 

koolo 

capa  de  pieles 

kai 

amigo 

yenua 

enfermo 

soyo 

hermano 

yego  goua 

condor 

oiguele 

madre 

yaana 

yegua 

jooken 

padre 

yanko 

pasto 

oote 

muger  soltera 

guagueren 

leña 

kake 

muger  casada 

ije 

chico 

hamel 

cristiano 

kadesh 

barba,  bigote 

aschchij 

tabaco 

golkal 

cabello 

honne 

perro 

shamenee 

cuchera 

kooyo 

gato 

peelue 

tetera 

kompenk 

boleadores  de 

ave- 

shume 

ojo 

otel 

struz 

■oreja 

shaa 

boleadores  de 

gua- 

yaschke 

si 

honne 

naco 

nariz 

or 

otro 

kayuco 

piedra 

yaten 

comer 

jatiensk 

cuchillo 

paijen-jeen 

grande 

chaenk 

riendas 

jaum 

vén  à  comer 

herró  jatiensk 

cinturón 

waten 

dormir 

koters 

grasa 

ham 

llorar 

eeshke 

dedo 

horre 

cantar 

keuorresket 

boca 

shah  am 

cuna 

tahal 

pié 

alj 

cincha 

guénigue 

vincha 

coochele 

fuego 

yeike 

agua 

lehe 

]juma 

gool 

name 

yeper 

toldo 

kau 

628 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


huevo  de  avestruz  na  Indio  choouke 

rol  kenguenkin  cosa  chica  talenk 

luna  sheigüenon 


IV“ 

Vocabulaire 

extrait  de  l’ouvrage  de  Ramon  Lista:  »una  raza  que  disparece^ 
los  Indios  Tehuelches«.  Buenos  Aires  1894. 

(Nous  devons  la  communication  de  cet  ouvrage  à  l’obligeance  de  M.  Robert 
Lehmann-Nitsche,  Chef  de  département  au  Musée  de  la  Plata.) 


A 


ano 

soor 

avutarda 

tamtem 

amansar 

.  kämmen 

arrugado 

kaspat 

afuera 

huaye 

aguja 

jol 

amargo 

k’tjarjn 

agua 

lehe,  amien 

ahora 

masho 

alumbrar 

kenghujesh 

asqueroso 

ehuestek 

alfiler 

azerr 

abuelo 

iboy 

abuela 

koguere 

argentino  (lago) 

charre 

amarillo 

huaítenk 

azul 

halten 

allá 

mone 

agarrar 

kshars 

B 

bostezar 

kompenshek 

bola  (terremoto) 

tápel 

boca 

shom’a  (amudu) 

bigote 

ash ch  i  j 

brazo 

hash 

bota  (calzado) 

chók’rr 

bolear 

korigueshk 

blunco  (color) 

ornek 

c 

codo 

teksh 

carneando 

éekesh 

cerca 

ekel 

cincha 

gueniguene 

corazón 

schéy 

cujeo  (perro) 

chéchuen 

columna  vertébral 

oïj 

clavicula 

hõgúe 

cerebro 

cheter 

cuadrado 

chiluê  tejéi> 

cavidad  del  ojo 

otel  kank’rv 

cuero 

kai 

cisne 

kokne 

corva 

guenken 

celos 

ina'ísh 

collar 

guerroku 

caracol 

kéii 

carbon  de  piedra 

yach’n 

carancho  (ave) 

kharro 

cuidar 

kamarosb 

cicatriz 

oójer 

cielo 

küotsch 

callado 

peshque 

caspa 

jepperr 

colorado 

kapenk 

cabeza 

cli’ter 

cabello 

gohte 

cráneo 

érhue 

ceja 

cashchij 

cortar 

chérshk 

columbre 

karrot 

celeste 

káltenk 

cansado 

huoten 

cantar 

keuorreok 

chueca  (juego) 

zanj 

XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


639 


D 


<lejar 

ikernoshk 

descuerar 

kash-cót 

dedo 

horre 

dientes 

orr 

desplumar 

olmush 

E 

«stribo 

keshon 

enojarse 

ihoten 

exclamación  de  duda  kóch 

espejo 

keyoil 

entrad 

hash’e 

estornudo 

perh’n 

esenpio 

tepn 

entrar 

yashesk 

enterrar 

kájeshk 

frutilla 

chate 

frente 

téuk’n 

frazada  (cobertor) 

shalgue 

flamenco  (ave) 

kapenk 

flecha 

shat 

G 

gracias 

nákel 

gato  domestico 

nashk 

gato  cimarrón 

pel’n 

guanaco 

lailj,  ñau 

grueso 

daúuk 

guanaco  chico 

corho 

golpear 

kájesh 

grasa 

ham 

gaviota  (Larus) 

coken’u 

H 

hombre 

ahí 

hilar 

mékey 

higado 

guaij 

hilo 

té  i 

hembra 

chame,  semoen 

hipo 

ékjsh 

hacha 

pelk 

hermano  menor 

igohu 

hielo 

tharr 

helado 

potharr 

huecos 

orne,  na 

I 


invierno 

she-yay 

J 

juntar 

huauri 

I 

lanza 

huaike 

liar  (envolver) 

kojen 

loro 

kaka 

langosta 

chetue 

lechuza 

hamen 

lunar 

tammene 

lombriz  (de avestruz) 

katur 

lindo 

ktshk 

loca  (en  el  sentido 

bebés 

de  ramera) 

loca  (en  el  sentido 

chop’s 

de  esturdida) 

levántate 

aino 

lèche 

maj 

levantar 

kerosh 

labio 

konken 

llueve 

inashk 

lluvia 

téu 

llorar 

éeshk 

M 

mortero 

euke,  kochene 

murtilla 

potenk 

muñeco 

tapey’on  setehuen 

matambre 

chokel 

mentira 

taroh 

mentiroso 

tarsh  kho 

mucho 

k’jey 

mañana 

nash 

marca  (de  hacienda) 

akerOjen 

mucho 

jeñs 

nions 

tehen 

mariposa 

chélelon 

morder 

shosk 

moroi 

jameshk’t 

mojar 

chajeen 

mandar 

omash 

mujer 

she 

630 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


N 

R 

no 

guigshk,  kom 

retirate 

mishki 

noche 

ténsh 

riendas 

joom,  guérijenue 

niño 

hamel 

recodo  (montura) 

tasske 

nariz 

orr’e 

respirar 

jüje 

nieto 

elkek’n 

riñon 

top 

negro  (color) 

pulnek 

rótula 

tépenc 

nuera 

yermshk 

relincho 

arranshk 

rodilla 

tép’ne 

raspar 

jalon 

O 

raspador 

de  vidrio 

eno,  een 

omoplato 

ak’en 

raspador 

de  piedra 

katu 

redondo 

korteruk 

ojo 

ótel 

oreja 

sháan 

oid 

huá 

s 

otoño 

kepenk 

si 

hohu’a 

pensar 

])intura 

pintarse 

alacrán 

palma  de  la  mano 

pelvis 

pómulo 

pulsera 

punta 

el  pié 

pegadle 

perdido 

pasado  mañana 
palpar 

primo  hermano 

prima  hermana 

perro 

prestar 

padrasto 

])rimavera 

pedir 


que 

querer 

quitar 


joomsh 

ajenne-mok 

keesh’n 

terter 

kagéuk'n 

goj 

kóo 

jentek 

béul 

alh 

kajiien 

uaitshk 

eun’nash 

siachesp 

y-jeu 

jemonshk 

jelenne,  uáchene 

toyut 

ipank 

yesumk 

arma 


sifilis 

soplar 

silbar 

sobrino  carnal 
salmon  (color) 


kalch 

shajon,  shap’n 
shamaishk 
imehj 
pentenk 


solferino  (color)  yoltenk 


T 


O 


ket 

üsh 

sheek 


tarde 

tener 

tripa 

tripa  gorda 
tirar 
talon 
tristeza 
tabaquera 
tatuaje 
trueno 
tocar 
tio  carnal 
toldo,  tienda 
cueros 
tacaara 


una 

usted 


de 


gólek 

elshk 

leé 

choo 

kerten 

terr 

janchen 

pat 

shame 

karrótu 

karrerrek 

i-konóm 

kan 

suruhm 


u 


kachuel 

aue 


XIV.  Anierikanisten-Kongress. 


631 


V 

violeta 

sejervek 

viento 

jushen 

vaca 

choij 

volar 

jen’sh 

vidrio 

kat 

víbora 

chaknuemen 

verano 

zork’n 

vejiga 

teep 

voz 

maye 

viene 

agüe 

viedma  (lago) 

kelt 

Y 

verde  (color) 

jeseltenk 

yugular 

chot 

v° 

V.  Martins  (»Wörtersamnilung  Brasilianischer  Sprachen«. 
Leipzig  1867.) 


Patagón 

(d ’après  O.  Fel. 

Bauza,  écriture  espagnole) 

accipe 

ché 

habenae 

shum 

aqua 

karra 

herba 

otta 

avis 

guerrio 

homo 

nuken 

auris 

shene 

jarulor,  ari 

selbak 

barba 

má 

ignis 

hamonaka 

bibo,  ere 

kara 

infans 

calum 

canto,  are 

kaguen 

labium 

shum 

caput 

guil 

laborare 

ashul 

cincinnus  capillorum 

korgegue 

lacrymo,  are 

jacangui 

cingulum 

cheldá 

lapis 

chana 

clavis 

gunkeraxue 

lingua 

del 

cutis 

zog 

loquor,  i 

heaken 

cymba 

guakemjaro 

luna 

amania 

da  mihi 

mama 

magnus,  a,  urn 

mazi 

dens 

curr 

mala 

capank 

deus 

kakenga 

manus 

ore,  fan 

domus 

cocha 

mantus 

chagua 

dormio,  ire  < 

o-koten 

mater 

yamán 

dux 

agá 

mendacium 

zauen 

edo,  ere 

catonocho 

mulier 

zun  um 

eo,  ire 

alguen 

multus 

azurn 

faux 

omer 

mystax 

machen 

fibula 

kochel  kegutar 

nasus 

00 

frango,  ere 

kaken 

navis 

carro 

frater 

chen 

nix 

maygga 

frenum 

can 

non  amplius 

a-shoko 

frigidus 

azussem 

nux 

apula 

frons 

cauliken 

oculus 

gottel 

fumum  tabaci  ducere 

hangui 

omnis 

keuken 

funiculus  (fil um) 

cacha 

parvus,  a,  urn 

tudem 

glóbulos  cornibus 

pater 

yecamesh 

taurorum  imponere 

korsaken 

pes 

keal 

(»embolar«  :  hisp.) 

pileus 

koja 

632 

XIV.  Amerikanisten-Kongress. 

pluma 

aujar 

volo,  velie 

sekey 

puella 

zunum-kekalum 

I 

cheuquen 

puer 

nukenke-kaleb 

2 

xeukay 

relinquo,  ere 

kut-kut 

3 

keash 

salio,  ire 

aljekuen 

4 

kagaguy 

salto,  are 

andiam 

5 

keytzum 

scribo,  ere 

ore 

6 

wenecash 

sedeo,  ere 

pee 

7 

kuka 

sic,  sane 

chea 

8 

wenekekague 

socius 

kemparkem 

9 

kekaxetzum 

sol 

shwim 

IO 

xaken 

surgo,  ere 

kean 

20 

keukum-xaken 

supra 

zonguen 

30 

ashunu-xaken 

telum  pyrium 

sembak 

60 

kukunu-xaken 

tempus  matutinum 

kenio 

100 

kagunu-xagena 

totum 

chà 

canis 

geguen 

ventus 

koskil 

dasypus 

vriji 

venter 

guim 

rhea  americana 

elue 

vestis 

kakoesen 

cicer  arietinum 

kekuretareguen 

vigilo,  are 

anguenguen 

lentes 

sella 

VI“ 

Dans  son  ouvrage  intitulé  :  studies  in  south  american 
native  languages  M.  Daniel  Brinton,  page  45,  indique  que  le 
Tsoneka  s’appelle  aussi  Hongote,  ce  qui  pourrait  être  une  corrup¬ 
tion  de  ,,Choonke“ ,  et  rélève  un  manuscrit  au  British  Museum  en 
date  de  1789,  contenant  la  liste  suivante  des  mots  de  cette  langue. 


tête 

seyocup 

longues  plumes  des 

diavi 

front 

eyssen 

ailes 

yeux 

can 

I 

pa 

oreilles 

coana  (ijy.  coana) 

2 

sa 

narines 

bacsen 

3 

chalas 

cils 

suman 

4 

bok 

bouche 

zuzin 

5 

ciechs 

dents 

idis 

6 

tesan 

cou 

saislan 

7 

zohs 

bras 

cheslan 

8 

tachs 

mains 

cupa’ches 

9 

teus  (d 

doigts 

gadyocoye 

IO 

o’pen 

ventre 

coaa’ 

canot 

lasabay 

cuisses 

cava’ 

pagaie 

asaup 

jambe 

euyjn 

toute  classe  de  bou- 

coyocuy 

jiied 

pajeasen 

i  tons 

■a  las  conchas« 

chavin  (?) 

chapelet 

amts  (?) 

Un  autre  vocabulaire  d’un  autre  manuscrit  présente  des 
racines  différentes. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress 


633 


Dans  le  môme  ouvrage,  Brinton  combat  l’idée  de  l’Orbigny, 
à  savoir  qu’il  n’y  a  aucune  parenté  entre  le  Tsoneka  ou  Te¬ 


huelche  et  le  Puelche 

et  indique 

les  ressemblances  suivantes 

tirées  de  l’ouvrage  de 

Haie. 

Puelche 

Tehuelche 

étoile 

sxalela 

tsokalela 

arbre 

apa 

opuk 

os 

ohatsk 

ohit 

ll  donne  enfin  la  liste  comparée  de  quelques  mots  dans 
les  langues  de  la  Patagonie  ;  nous  la  reproduisons. 


dialectes 

auteurs 

homme 

femme  soleil 

lune 

I 

patagonien 

Pigafetta 

caley^chem 

2 

Ms.Pir.  Mus.  I 

nuken 

ache 

kora 

aniania 

3 

dto.  II 

nuken 

zunum 

kokaua 

amania 

4 

V.  Martius 

nuken 

zunum 

shuim 

a  mani  a 

5 

d’Orbigny 

nuca 

nacuna 

chuina 

chuina 

6 

tsoneka 

Haie 

kina 

iamo-kanika  apiuyk 

7 

choonke  ou 

Musters 

ahonican 

karken 

gengenko 

showan 

tehuelche 

- 

8 

tehuelhet 

Lista 

kenguenkin 

sheguenon 

9 

puelche 

Haie 

kine 

iamo-kanok  tçiayatoka 

api}(ok 

10 

d’Orbigny 

chia 

iam-kat 

apiucuc 

pioo 

1 1 

hongote 

Ms.  Br.  Mus.  I 

becok 

kekar 

12 

dto.  II 

13 

Tekennika 

Brydges 

won 

kepa 

■  lum 

hannuka 

(orVahgan) 

14 

Alikuluf 

ackinish 

ackhanash  lum 

cuunequa 

dialectes 

auteurs 

feu 

eau 

tête  œil 

oreille 

1 

patagonien 

Pigafetta 

gialeme 

holi 

her  Oter 

sané 

2 

Ms.  Br.  Mus.  I 

jarra 

guil  gosel 

jené 

3 

dto.  Il 

hamonaka 

karra 

guial  gotel 

she  né 

4 

V.  Martius 

hamonaka 

karra 

guil  gottel 

shené 

5 

d’Orbigny 

maja 

ara 

dii  guter 

jené 

6 

tsoneca 

Haie 

hauakok 

iagup 

iagoha  iatelk 

7 

chaankion 

Musters 

yaik 

léy 

kittar  ötl 

tehuelche 

8 

tehuelhet 

Lista 

yeike 

lehe 

ia’œ  otel 

.shaa 

9 

puelche 

Haie 

aui)(ok 

iagop 

iacaa  iateteke 

:  iatsosk 

10 

d’Orbigny 

aquacake 

iagup 

seyocup  iatitco 

iaxyexke 

II 

hongote 

Ms.  Br.  Mus.I 

can 

coana 

12 

dto.  II 

kauikok 

kukhin 

kavak 

kakuk 

13 

Tekennika 

Brydges 

pushaky 

shamea 

lukabe  della 

ufkhea 

(orVahgan) 

14 

alikuluf 

tetal 

chanash 

of’chocka  telkh 

teldil 

634 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


VIP 

Dans  son  ouvrage:  The  arnerican  race,  Daniel  Brinton 
donne  un  vocabulaire  de  quelques  mots  Tehuelclie,  l’un  tiré  de 
IMartius  complété  par  les  listes  de  d’Orbigny,  l’autre  tiré  de 
Musters  complété  par  Ramon  Lista,  en  constatant  qu’il  existe 
des  différences  entre  eux. 

Ces  différences  sont  interessantes  à  constater,  il  devra  en 
être  tenu  compte  lors  des  comparaisons  avec  d’autres  idiomes. 


homme 

nuken 

chonik 

femme 

nakuna 

karken 

soleil 

chuina 

gengenko 

lune 

chuina 

showan 

feu 

maja 

yaik 

eau 

karra 

ley 

tête 

guil  (dii) 

kittar 

œil 

gottel 

g-ötl 

oreille 

shene 

sho  a 

bouche 

shahan 

nez 

oo 

tchal,  or 

langue 

del 

tal 

dent 

curr 

oër,  on'e 

main 

ore,  fan 

tsicc’r 

pied 

keal 

shankence,  alj 

domicile 

cocha 

kou 

Mots  de  nombre. 

1  cheuquen 

2  xeukay 

3  keash 

4  kekaguy 

5  keytzum 

VHP 

Liste  des  mots  Tehuelches  extraits  de  l’ouvrage:  »Unter  den 
Patagoniern  von  der  Magalhaesstrasse  l)is  zum  Rio  Negro«,  par 
Georges  Chaworsh  Musters,  traduit  en  allemand  par  J.  Martin. 

I, ’auteur  désigne  la  langue  Tehuelclie  sous  les  noms  de  langue  Tesoneka  oiv 

Particules. 

ya 


Uionicanka  (homme). 


il 

celui-ci 


ti 

win 

hem 

nanik 


chuche 
houke 
kaash,  aâs 
carge,  kague 
ktsin 


moi 

toi 


ma 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


635 


là  bas 

mavvoori,  mawook, 

mon 

où 

kinik 

quand 

kenoesh 

quoi 

ket 

combien 

kin,  kein,  kerum 

en  haut 

esk 

sous 

peuk,  wumka 

sogleich 

marso 

demain 

nush 

hier 

nush 

après  demain 

eounnush 

vite 

gemmo 

oui 

ahon 

non 

kompsh 

Adjectifs. 

jaloux 

yuaien 

fou 

chops 

rapide 

sourno 

bon 

kety 

mauvais 

terosh 

méchant 

hammersh 

chaud 

yporks 

froid 

kekoosh 

grand 

chaisch 

petit 

talenque 

leger 

höppen 

lourd 

pogelsh 

égal 

hourks 

loin 

éouns 

près 

ekel 

semblable 

wàks 

fatigué 

wotysk 

affamé 

pashlik 

difficile 

wickemi 

dur 

choruk 

mou 

kattn 

prêt 

kâsh 

Substantifs. 


homme 

(indien) 

ahonican 

homme 

(chrétien) 

héchish 

gens 

tchonik 

femme 

mariée 

ttarken 

père 

yank 

mère 

yanna 

femme 

ysher 

fils 

ykallum 

frère 

yten 

sœur 

ystshem 

enfant 

eoquetra 

ami 

gennon 

tête 

kittar 

yeux 

ötl 

nez 

tchal 

langue 

tal 

lèvres 

chum 

dents 

oëc 

mains 

tsicér 

jambe 

noa 

pieds 

shankence 

tente 

kou 

pieux  de  tente 

hô 

peaux  pour  la  couvrir 

wummun 

courroies 

cowan 

manteau 

kai 

lien  de  tête  pour  les 
cheveux 

kotchi 

bottes 

tsuccre 

vêtements 

kakewit 

chapeau 

kor 

tendons 

katj 

lazzo 

laso 

couteau 

paiken 

fusil 

gilwum 

revolver 

gilwinikush 

poudre 

tchampum 

capsule 

kan 

lance 

waike 

pot  (pour  cuire) 

askem 

bouteille 

oëtre 

tonneau,  vaisseau 

barr 

aiguille,  poinçon 

hüllen 

bourse 

hüll 

pipe 

anivee,  conganou 

tabac 

golk 

selle 

tusk 

bride 

huin 

mors 

kankion 

étriers 

keshon 

éperons 

wateren 

636 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


sangle  ventrière 

genig 

œufs 

oom 

courroie  qu’on 

met 

kaligi 

os 

kotsh 

aux  jambes 

des 

moelle 

tcham 

chevaux  comme 

graisse 

am 

entraves 

fouet 

vvakenem 

capitaine 

poisson 

gounok 

o’in 

ceinture 

wati 

mariage 

coyenk 

soleil,  jour 
lune,  nuit 

gengenko 

chowan 

pomme  de  terre  sau¬ 
vages 

appely 

étoiles 

aasksen 

sommeil 

shensk 

année 

tsor 

lime 

kikeriki 

feu 

yaik 

assemblée  du  conseil 

aix 

eau 

léy 

mauvais 

hammersk 

neige 

gél 

navire 

youlel 

vent 

hoschen 

gomme,  résine 

moki 

pluie 

téwa 

cartes 

bersen 

fumée 

nuages 

peaoa 

pawall 

Couleurs. 

nuit 

queyomen 

noir 

chorlo 

bois 

kaki 

blanc 

gohwin 

colline 

yorri 

jaune 

waiken 

lieu 

haik 

vert 

arkum 

pays 

yerroen 

rouge 

kaopen 

fleuve 

koona 

bleu 

kaliken 

rue  1 
route  ( 
poncho 
chair 

nooma 

lecho 

yipper 

brun  soorsh 

bigarré  liogcl 

Verbes. 

pierres 

katch 

s’asseoir 

pespesh 

rocher 

air 

prendre 

korigi 

gazon 

kor,  oet 

être  fatigué 

ywotisk 

bouillon,  thé 

aas  leish 

je  vais 

yschengs 

cheval 

ewoe 

il  va 

wansk 

bœuf 

choi 

il  a 

hell 

brebis 

campan 

prête-moi 

mon 

grand  cerf 

shoen 

écris 

aàkren 

guanaco 

rou 

achète 

amili 

autruche 

mikkeoush 

échange 

(juewarier 

puma 

gol 

je  suis  fatigué 

wastyskiya 

renard 

poltu 

j’ai  faim 

jrashlikya 

putois 

wickster 

j’ai  envie  de  dormir 

yshensk 

tatou 

ano 

tuer 

y  muck 

lièvre 

paaki 

combattre 

ywowesk 

volaille 

peyou 

chancer 

yworrish 

faon 

kooroo 

je  fais  volontiers 

yshorske  ya 

fourrure 

wusumum 

aller  à  cheval 

amcotts,  oin 

<jT 

winki 

courir  à  la  course 

kattern 

XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


637 


envoyer  ou  messager 

wickeni  coëto 

3 

aâs 

babiller 

ayensh 

4 

curge 

je  comprends 

ya  omkes 

5 

ktsin 

je  ne  comprends  pas 

yotonkes 

6 

winikush 

venez 

heroschangs 

7 

auk 

aller  à  la  chasse 

aoukern 

8 

winikarge 

parler 

kinscott 

9 

humana  koutsen 

faire  quelque  chose 

micheten 

10 

kake 

faites 

maki 

1 1 

chuche  kor 

travailler 

trrsk 

12 

houke  kor 

allumer 

kaime 

13 

aas  kor 

remplir 

meshawr 

20 

wommenikaki  kor 

manger 

shehattu 

30 

aäsenikaki 

murs  et 

wéen 

40 

curgekaki 

friser 

charsk 

50 

ktsinkaki 

jouer 

nayensk 

100 

patack 

1000 

huarenca 

Mots  de 

nombre. 

I 

chuche 

2 

houke 

IX“ 

Esquisse  d’une  grammaire  Tehuelche  ou  Tsoneka  d’après  Friedrich 
Müller:  nGriaidriss  der  Sprachivissenschaft«-. 

Il  n’y  a  pas  de  différence  entre  le  singulier  et  le  pluriel. 
Parmi  les  cas  il  n’y  a  d’indices  que  pour  le  génitif  qui  est 
précidé  de  dai  ou  suivi  de  ka'. 

dai  ya-nko,  de  mon  père  ;  kaiil  ka  yepr,  viande  de  cheval. 

L’accusatif  se  marque  par  la  positition,  il  précède  le  verbe; 
au  contraire,  le  nominatif  le  suit 

)(emer  m-ga5(sh-mo?  qui  frappes-tu? 

d-paiken  d-toshko  m-she,  son  couteau  prête  ton  époux. 

Les  cas  locatifs  s’expriment  par  la  suffixation  de  particules 
de  lieu  {ash,  dans  ;  aur,  sur  ;  yen,  sans) 

m-^au-ash  yi-paiken,  dans  ta  tente  (est)  mon  couteau, 
tem-aur  kaid,  sur  le  sol  jette  (cela). 

L’adjectif  peut  suivre  ou  précéder  le  substantif  qu’il  qualifie 

yini  watenk  vaisseau  naufragé, 
wakenk  kénikenkon,  pleine  lune, 
mago  kenikenkon,  nouvelle  lune. 

Il  n’y  a  pas  de  verbe  être.  L’adjectif-attribut  devient  un 
verbe.  Dans  ce  cas  on  y  joint  uk. 

share-uk,  plein;  share-mo  ?  Est-ce  plein?  share-sko,  c’est  plein. 


638 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Le  pronom,  à  la  différence  d’un  substantif  possède  un 
singulier,  un  pluriel  et  un  duel. 


Singulier 

Duel 

Pluriel 

le  p. 

ya 

uk-\va 

ush-wa 

26  p. 

ma 

mek-ma 

mesh-ma 

3®  P- 

da,  hem 

dek-da 

desh-da 

Pronom 

possessif  II 

est  préfixé  au 

substantif 

Singulier 

Duel 

Pluriel 

le  p. 

ya,  yi 

uk 

usb 

26  p. 

ma,  m 

mek 

mesh 

3®  p- 

da,  d 

dek 

desh 

Exemple 

Singulier 

Duel 

Pluriel 

10  p. 

yi-paiken 

uk-paiken 

ush-paiken 

26  p. 

m-paiken 

mek-paiken 

mesh-paiken 

3®  p- 

d-paiken 

dek-paiken 

desh-paiken 

Pronom  possessifs. 

I®  p. 

ya-u-en 

ukwa-u-en 

ushvva-u-en 

26  p. 

ma-u-en 

mekma-u-en 

meshma-u-en 

3®  p- 

da-u-en 

dekda-u-en 

deshda-u-en 

Le  pronom  possessif  peut  aussi  devenir  interrogatif  en 
suffixant  ino. 

ma-mo  ?  est-ce  que  à  toi  ?  ya-shk  c’est  à  moi  ;  ma-shk  c’est  à  toi. 

Le  verbe  se  forme  enjoignant  les  préfixes  possessifs  à  la  racine. 
Tout  substantif,  ou  autre  mot,  en  ajoutant  siiko,  peut  devenir 
un  verbe  positif  et  en  ajoutant  ino  un  verbe  interrogatif. 

yaik-shko,  c’est  du  feu  ;  pesho-shko,  c’est  de  l’argent;  gete-shko,  c’est 
bon  ;  are-shko,  c’est  sec. 

yaik-mo?  est-ce  du  feu?  pesho-mo  ?  est-ce  de  l’argent?  gete-mo  ? 
est-ce  bon  ?  are-mo  ?  est-ce  sec  ? 


Paradigme  de  la  Conjugaison. 


Singulier 

Duel 

Pluriel 

i®  p. 

yi-pâli-shko  (j’ai 

faim)  uk-pâli-shko 

ush-pâli-shko 

26  p. 

m-pâli-shko 

mek-pali-shko 

mesh-pâli-shko 

3“  P- 

d-pâli-shko 

dek-pâli-shko 

desh-pâli-shko 

Interrogatif 

16  p. 

yi-pâli-mo 

uk-pâli-mo 

ush-pâli-mo 

2®  p. 

m-pâli-mo 

mek-pâli-mo 

mesh-pâli-mo 

3®  p- 

d-jiali-mo 

dek-pâli-mo 

desh-pâli-mo 

Verbe:  tgeshko  =  voir. 

1«  p. 

yi-tgeshko 

uk-tgeshko 

ush-tgeshko 

26  p. 

me-tgeshko 

mek-tgeshko 

mesh-tgeshkü 

3®  P- 

de-tgeshko 

dek-lgeshko 

desh-tgeshko 

XIV.  Amerikanisten-Kongress.  ^39 

Le  verbe  négatif  se  forme  en  préposant  govieshkin  govi- 
shkin  et  alors  tombe  le  suffixe  shko. 

Le  pronom  complément  est  suffixé  au  verbe  et  même  le 
pronom  complément 

yi-tyoshko,  j’entends;  yi-m-tyosliko,  je  t’entends;  gomshkin  yi-m- 
yoi,  je  ne  t’endends  pas. 

yi-ké-tseshko,  je  lave  mon  visage  ;  yi-ké-tshenshko,  je  peins  mon 
visage. 

gshaiud,  prends  ;  gshai-yi-kaul-ud,  prends  mon  cheval. 

Mots  de  nombre. 


I 

tshotshe 

IO 

kãken,  geno/ktsen 

2 

warne 

1 1 

tsotshe  kaur  (un  de  plus) 

3 

kâash 

12 

wame-kaur 

4 

kâge 

20 

wamo-no-kãken  warne  geno/ktsen 

5 

(  Molutshe  : 
ktsenon  ■{ 

21 

wamo-  no-kãken  tshotshe-kaur 

\  Ketshu 

40 

kago-no-kãken 

6 

wine-kash  (2  X  3) 

ZOO 

(  Molutshe  : 

7 

kaok 

^  \  Petaka 

8 

wine-kâge  (2  X  4) 

1000 

(  Molutshe: 
warank  < 

9 

yameyktsen 

1  warank  a 

X” 

Phrases  et  locutions  en  Tehuelche. 

(Extrait  de  l’ouvrage  ci-dessus  de  Ramon  Lista  :  Los  Indios  Tehuelches.) 


aulo  mon 

ya  estas  ahi  ? 

aur  kogen 

aten  pluma 

arshi  mate  koshk 

quiero  mucho  mate 

azer  ni  huatek 

se  me  cayó  la  aguja 

côtê  neshk 

tengo  sueño 

cheche-me-ma  ;  cheché-m-má 

tienes  una 

eu  nash  lekesk 

piassado  mañana  córrese 

emeshk  ya  kal’m 

si,  es  mi  hijo 

emesh  coosh 

te  quiero 

gene  omshkesh  ahoniken 

mas  tarde  sobré  tehuelche 

herró  chano 

venid  pues  ;  vamos  pued 

herró  kotén 

vamos  à  dormir 

hare  k’shorre  jash 

el  viento  es  muy  fuerto 

hueneshk  ni  she 

esta  es  mi  mujer 

jénere  a  mot 

quien  viene  ? 

jenere  e  mot 

quien  llego? 

jama  tenshk 

voy  à  ensillar 

jo’uchespk 

tengo  tristeza  ù  piena 

jauke  k’ochon 

dos  congueros 

640 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


jelenue  paima 

komeske  nijats 

keilhemot 

kene-m’iame 

ketesh  k’cahuel  ma 

kenemo  paijen  ma 

kenemo  paijen  ya 

kosmeshuicotes 

kenguejshk  yeike 

kenguejshk  lehe 

kölken  gagiie 

kelmeksh  gagiiey 

komeshk  ni  omk’n 

keu  maurek  ye 

kénemey  ashen 

kapeshk  gueniguén 

kekel  tershk  tenon 

kolsh  m’  tu  jelenne 

kene  kérven  amot 

kenkaik’n  hamelma 

111  kapenshk 

ni  carrhe  jamsh 

mat  giienen  pay 

maitene  mak 

ma  eyot  choche  fosforo 

nash-eshúaenk 

nash-ékeen 

ükarejats 

potarhesk 

patshango 

(juéteksh  erjoshs 

saihueshk’nos  kau 

sorno  oyén 

shui  unk  keüguenkin 

shégiienon  ma  huan 

tash’  me 

teu’sinashpek 

tarjienkleesh 

uénemen  kunkalm 

uaingsh  teush 

uaingsh  teush 

ushjaticspshk 

yashk  ai  téyor 

yam’ishk  cigarro  clioclie 

ya  achrt  lesk 

yoninen  yergiie 

yjatiespshk 


casate  con  un  perro 

no  quiero  comer 

dame  agua 

como  se  llama  ? 

tu  caballo  es  muy  lindo 

donde  esta  tu  cuchillo? 

donde  esta  mi  cuchillo  ? 

no  quiero  dormir 

vislumbre  del  fuego 

vislumbre  del  agua 

arrea  los  caballos 

llevar  caballo  de  tiro 

no  sé  lo  que  es 

dejelo  allá 

cual  es  la  mia? 

esta  apretado  la  cincha? 

la  noche  es  muy  larga 

està  aullando  un  perro 

de  dónde  viene  ? 

cuantos  hijos  tiene  Usted  ? 

trae  agua 

esta  por  morir 

porqué  no  estas  callado? 

hazlo  de  nuevo 

tu  me  das  un  fosforo 

maiiana  me  voy 

ayer  llegaron 

quieres  comer  ? 

esta  helado? 

esta  fresco 

de  qué  te  ries  ? 

hace  calor  en  el  toldo 

ensille  ligero 

dia  de  calma 

luna  nueva 

es  mio 

está  lloviendo 
tomar  mate  amargo 
este  es  tu  hijo? 
comò  està 

comò  està  esta  noche 

estamos  comiendo 

danme  fuego 

yo  te  doy  un  cigarro 

yo  lomo  mate 

no  te  asustes 

estoy  comiendo 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


641 


yhateshk  se  enojó 

-^aten  ekéleshk  se  esta  por  enojar 

zeusk’telgo  muchos  mosquitos 

2° 

Extrait  de  l’ouvrage  de  jNI 

je  vous  remercie 
prêtez  moi  la  pipe 
prenez  mon  cheval 
venez  avec  nuoi,  mon  ami 
venez-vous  à  la  chasse,  dites-le 
moi  ? 

les  gens  sont  à  se  battre 
combien  sont  tombés  ? 
où  allez- vous? 

cuisez  un  peu  de  viande, 
j’ai  faim 

je  comprends  la  langue  in¬ 
dienne 

votre  femme  me  plait 
que  disiez  vous? 
il  pleut  beaucoup  aujourd’hui 
nous  verrons  beaucoup  d’hom¬ 
mes 

venez-vite  ici 
qu’achetez-vous  ? 

XE 

Comparaison  entre  le  Tehuelche  et  une  autre  langue  de  la 
Patagonie,  le  Pehuelche. 

(Extrait  de  l’ouvrage  de  Domenico  Mélanesi  intitulé:  »la  Patagonia,  lingua,  industria, 
costume  e  religione  dei  Patagoni«.  Buenos  Ayres  1898,  page  22.) 

Tehuelche  Pehuelche 


acqua 

le 

iogup 

albero 

kara 

nayca 

animo 

kok 

kanuca 

anitra 

chidh 

cayucou 

ave 

che 

cayawa 

cacico 

kiyan 

chuléla 

campo 

auken 

olhac 

cane 

wascum 

olarsu 

capo 

chete 

yogugu 

carne 

yepur 

pichua 

.  Musters  désigné  ci-dessus. 

mouremi  maki 

mon  aniwee  —  aniweemoyout 
korigi  ya 

heroscheng  gennow 

héros  avukemshaw  kinscottya 

ywowishk  chonik 
kinkeinkerum  yumk 
kinek  nis  chengs 
herosh  yipper  wummi,  pash- 
lik  ya 

omkes  ahoni  canka 

_mu  yshorsks  ysher 
keterum  kam 
chaiske  nush  que  tewa 
woshkaeye  kaisk  yerraen 

gommo  heout  witka 
ket  mamli 


41 


642 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


cespuglio 

kak 

elk 

cielo 

koch 

ausva 

collina 

cherk 

tul  e  eh 

corpo 

akun 

alhil 

donna 

karken 

ijameank 

faccia 

ke 

yapulk 

fanciullo 

abbo 

agalhe 

figlio 

kalan 

agratj 

fiore 

clackal 

augakak 

fuoco 

yayk 

pio 

gamba 

y  ani 

cayukun 

guanaco 

nau 

pechua 

lago 

koy 

kan 

legna 

kak 

apuc 

leone 

gol 

xayna 

lingua 

chai 

gahun 

luna 

krewenun 

thrumana 

mano 

chen 

yekal 

montagna 

gheùt 

atutk 

nube 

paun 

saghue 

nonno 

iskovren 

boya 

osso 

kohn 

uguelj 

pascolo 

kor 

yelu 

pecora 

campu 

ovisa 

pesce 

cooyll 

chel 

pianura 

lakarka 

chaiach 

piedo 

kou 

yatzk 

rana 

con 

asenk 

rio 

woijica 

yuneron 

sangue 

sau 

kunao 

sole 

kerkik 

apiu  kuk 

stelle 

terka 

tjaralelu 

struzzo 

oyo 

goy 

terra 

tem 

athek 

tigre 

kaloun 

keloun 

tuono 

karue 

acathruk 

uomo 

alluni 

pathroy 

vacio 

chay 

threye 

vecchio 

karoun 

latk 

volpe 

putii 

yesclanj 

zia 

epen 

anomanjunken 

zio 

komm 

anamunkia 

XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


f'H3 


Mots  de  nombre. 

Tehuelclie  I’ehuelche 

r.ista  Milanesi 


I 

choche 

chuehi 

chie 

2 

jauk 

kanke 

pech 

3 

kash 

kas 

ghed 

4 

kaghue 

kaghur 

mal 

5 

k’zten 

kutjen 

tuuc 

6 

huenakash 

wanekas 

thru  man 

7 

k’ooke 

kok 

caspach 

8 

huene  kague 

pas 

pusa 

9 

jamaktjen 

kamel  qutjum 

chiba 

10 

ukaken 

kaken 

tjamaski 

1 1 

choche  kaur 

chuchi-cor 

chuchi-chye 

12 

huame  kaur 

wami-cor 

tjanaki-gucla 

13 

kash  kaur 

kas-kor 

pech-tjamaske 

20 

huamenno  koken  wamuka-koken 

pech-ljamaski-chie 

100 

palanca 

pataca 

pataca 

1000 

huaranca 

waranca 

waranca 

Comparaison  entre  le  Tehuelclie  et  l’Ona,  ressemblances  et 
dissemblances  téléologiques  des  deux  langues. 

Il  ne  peut  être  question  de  comparaison  grammaticale, 
puisque  la  grammaire  de  l’Ona  n’est  pas  connue  et  que  celle  du 
Tehuelclie  ne  l’est  que  très  imparfaitement. 

En  ce  qui  concerne  les  affinités  linguistiques  l’auteur 
anonyme  du  lexique  de  l’Ona  s’exprime  ainsi:  — 

»origen  de  los  (^nas  —  Que  los  Fueginos  —  ünas  sean  des¬ 
cendientes  de  los  Tehuelches,  hombres  del  Sur  de  la  Patagonia, 
habitantes  limítrofes  del  Estrecho,  hay  mucha  probabilidad  pues 
tanto  los  unos  como  los  otros  son  de  alta  estatura  y  por  lo 
regular  de  cuerpo  bien  formado,  y  en  el  idioma  como  en  los 
usos  y  costumbres  tienen  también  bastante  analogia.« 

D’autre  part  Daniel  Brinton  s’exprime  ainsi  dans  son 
Américan  race,  page  329. 

»The  tongue  of  the  Onas,  who  are  known  as  the  Yakanna- 
canni  is  apparently  connected  with  the  Tsoneka  or  Patagonian 
which  people  they  also  resemble  in  stature  and  physical  traits.« 

On  peut  consulter  dans  le  même  sens  Dr.  Ilyades,  dans 
Revue  d’Ethnographie,  tome  VI,  nr.  VI,  et  le  chapitre:  l’Ethno¬ 
logie  des  Fuégiens  dans  Iv.  Martial. 


644 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


S 


Enfin  Ramon  Lista  dans  son  ouvrage:  »los  Tehuelches  de  ^ 

la  Patagonia«  s’exprime  ainsi  page  V:  ) 

»Todos  los  Tehuelches  antiguos  Patagones  hablan  el  tzoneka,  j 

y  también  los  Onas  de  la  Tierra  del  Fuego  que  desde  tiempa  ’ 

inmemorial  han  formado  un  pueblo  insular  sin  contacto  alguno  » 

con  sus  hermanos  del  continente,  razón  porque  poseen  un  dialecto  [ 

anticuado  con  ingertos  del  Yahagan,  Alukuluf  y  Guaícuro  lenguaje,.  i 

ese  ultimo  de  los  antiguos  habitantes  de  la  peninsula  de  Brunswick  ■ 

y  tierra  del  rey  Guillermo.« 


Enfin  les  auteurs  de  la  Mission  scientifique  au  cap  Horn 
identifient  les  Onas  avec  les  Yakanacunny,  et  pensent  qu’ils- 
parlent  un  dialecte  très  apparenté  au  patagonien. 


Les  peuples  fuégiens  ' 

comprennent  trois  races  :  celles  de.s 

Onas,  des  Alikulufs 

et  des 

Yahgans.  Ces 

langues  n’ont  aucun 

rapport  entre  elles. 

aussi  qu 

’on  peut  s’en  convaincre  par  l’extrait 

suivant  du  dictionnaire  de 

l’Ona  publié 

par  le  Missionnaire 

Salésien  qui  nous  a 

servi  comme  base  du 

présent  chapitre. 

ona 

gahgem 

olikuluf 

homme 

chon 

oua 

yppa 

femme 

naa 

kipa 

ypuchelis 

téle 

ahaleta 

lamana 

orkuar 

bouche 

karken 

ya 

offtakal 

dent 

ohor 

toun 

scerikte 

main 

chen 

yach 

jteher 

soleil 

kré 

leum 

arelok 

dormir 

mysten 

aka 

cheeksta 

lèvre 

chai 

yatateka 

affiry 

jambe 

toku 

chikam 

kal 

Au  coutume,  entre  les  Onas  et  les  Tehuelches  il  existe 
une  certaine  affinité  relevée  d’abord  ethnologiquement  puis 
linguistic[uement. 

Cependant  cette  dernière  affinité  est  loin  d’être  parfaite, 
h'ile  se  manifeste,  comme  nous  allons  le  voir,  dans  les  mots  de 
nombre  et  surtout  dans  cause  des  différentes  parties  du  corps. 
Ce  sont  des  noms  auxquels  le  sauvage  attache  une  grande 
importance,  des  noms  essentiellement  subjectifs. 

Dans  les  autres  il  existe  une  grande  différence  qui  parait 
au  premier  abord  irréductible  mais  il  ne  faut  pas  oublier  qu’il 
existe  de  grandes  variations  dans  la  manière  d’écrire  les  mots 
tehuelches  et  aussi  de  nombreux  doublets  dialecticjucs.  Il  en 


I 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


645 


Æst  de  mcnic  sans  doute  chez  les  Onas,  le  mot:  Iwis,  par  exemple, 
s’exprime  chez  eux  à  la  fois  par  viiincJie  et  erisku,  chaleur  par 
pot-ken  et  kinon. 

Les  Onas  habitent  la  terre  de  Feu  depuis  la  côte  nord 
au  dessus  du  détroit  de  Magellan,  jusqu’au  cap  Saint  Paul,  l’est 
au  dessus  de  l’Atlantique  et;  jusqu’à  la  pointe  de  la  baie  Inútil, 
■l’est  et  tout  le  centre,  au  nombre  d’un  millier  enxiron.  Il  y  a 
une  inimitié  profonde  entre  eux  et  les  autres  Fuégiens,  à  savoir: 
les  Yahgans  et  le  Alikulofs. 

Ils  comprennent  les  Aoniks  ou  Onas  jiroi^rement  dits  sur  les 
deux  bords  du  détroit  de  Magellan,  et  les  Iluemals  près  des 
baies  de  Skyrings  et  d’Otway,  et  les  Peeschers  au  centre  du 
I  )étroit. 

Mots  où  il  existe  une  ressemblance  entre  le  Tehuelche  et 

rOna. 

Mots  de  nombre. 

Tehuelche  Ona 


chocho,  choche. 

chuche,  cheuquen 

SOS 

jauk,  jauke,  houh 

e,  seeukay 

soki 

kasli,  kaash,  kaas,  aas 

sauke 

kaguce,  kekaguy 

koni-sok 

tzen,  ktzen,  keytzin 

kismerei 

Mots  des 

parties  du  corps. 

pied 

quel 

halye 

menton,  barlie 

shekem 

chey 

OS 

ohue 

ko 

épaule 

caha 

koien 

joue 

copanka 

houken 

main 

cheme 

chen 

poitrine 

chuch 

schior 

entendre 

choi 

your 

langue 

diil 

choil 

nez 

ho,  or 

ol,  olj,  oui 

dos 

hoi 

koyen 

oreille 

jene 

seen 

sourd 

jenser 

yoysen 

sang 

jero 

juar,  wuar 

dent 

jhor 

oor 

bras 

jique 

siquill 

coude 

tequis 

tistr 

yeux 

otal 

oltr 

646 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Autres  mots  d’objets  usuels. 


voler 

ochun 

woeku 

llèche 

aje 

ya,  yau 

fleur 

oqueche 

kospe 

jument 

jooken 

cheyomen 

oiseau 

chi 

chache 

vol 

chichan 

hüchu 

clauser 

chichahue 

kojechen 

laine 

chis 

jos 

emporter 

cooquen 

vehan 

vent 

cachen 

xeurr,  croyen 

blanc 

yelique 

csol 

soir 

golisco 

koyesken 

■lie 

huacon 

chekou 

baleine 

hualana 

chochin 

fils 

ikaelem 

yoklal,  lai 

terre 

iruan 

harw 

rivière 

jona 

jorr 

nuit 

manca 

janken 

femme 

nacuna 

na 

pluie 

SC  hum 

ch  al  un 

sable 

tihi 

toi 

mère 

yana 

mam 

s’asseoir 

pe 

pen 

oiseaii 

chahue 

chachen 

noir 

polnek 

pur 

chanter 

galuen 

yenor 

Voilà  donc  une  cinquante  de  mots  chez  lesquels 
une  ressemblance  frapprante  entre  les  deux  langues, 
remarquable  c’est  qu’ils  se  composent  de  ceux  expri 
parties  du  corps. 

Voici,  au  contraire,  des  mots  où  la  divergence 
complète. 


voir 

atep 

kaiken 

enfant 

cacliem 

lelken 

mort 

camic 

ledi 

parler 

canicha 

yosen 

beaucoup 

chans 

poker 

serpent 

eh  anima 

kelpen 

lune 

chiiina 

kree 

chair 

dui 

yeprr 

dormir 

cohote 

mysten 

il  existe 
Un  fait 
liant  les 

semble 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


boire 

comahi 

cheten 

cheveux 

gutz 

ohal 

cou 

hamar 

chellr 

eau 

hara 

chown 

courir 

huit 

hoscen 

bois 

hul 

vuinche 

C(Eur 

ichich 

toi 

faim 

ichoyaque 

kairay 

The  Chorotes  Indians  in  the  Bolivian 

Chaco. 

By  Count  Eric  von  Rosen,  .Stockholm. 


During  the  Swedish  expedition  to  South  America,  1901  till 
1902,  under  the  leadership  of  Baron  Erland  Nordenskiold,  I  came 
into  contact  with  some  of  the  Indian  tribes  who,  free  and  in¬ 
dependent,  roam  about  in  the  forests  and  deserts  of  El  Gran 
Chaco,  and  who  are  still  in  possession  of  the  larger  portion  of 
this  vast  region.  It  is  true  that  both  the  Bolivian  and  Argentine 
Governments  attempt,  step  by  step,  by  founding  new  settlements 
and  colonies,  to  add  more  territory  to  civilization,  but  the 
difficulties  which  meet  new  settlers  are  frequently  so  great  that 
they  are  obliged  to  desert  their  new  homes  and  return  to  more 
hospitable  parts.  Furthermore,  many  have  succumbed  under 
waterfamine,  fevers,  and  attacks  from  the  numerous  Indian  tribes 
of  the  Chaco. 

From  these  tribes,  who  still  constitute  the  real  population 
of  the  Chaco,  I  had  an  opportunity  of  making  collections  from 
the  Chorotes,  the  Chiriguanos,  the  Tobas,  and  the  Tapietes. 
From  the  Mataco  Indians  Baron  Nordenskiold  had  made  a 
valuable  collection  before  I  joined  the  expedition.  I  will  now 
try  to  give  a  short  description  of  the  first  of  the  aforesaid  tribes, 
namely  the  Chorotes  Indians,  who  are  practically  unaffected  by 
any  civilization,  and  are  therefore  very  suitable  as  a  type  of  a 
nomad  Chaco  people. 

In  the  literature  concerning  the  Chaco,  there  is  not  much 
information  to  be  found  in  regard  to  the  Chorotes.  The  French 
traveller,  M.  Thouar,  has,  in  his  work  »Explorations  dans  l’Amé¬ 
rique  du  Sud«,  given  some  stray  informations  in  regard  to  this 


650 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Indian  tribe,  whom  be  found  on  the  upper  course  of  the  Pil- 
comayo,  but  as  yet  no  complete  description  of  the  Chorotes 
has  been  published,  and  besides  the  collection  which  I  succeeded 
in  making,  and  which  is  now  incorporated  into  the  Swedish 
Ethnographic  Riksmuseum,  there  are  but  a  few  stray  objects 
from  this  tribe  in  European  museums.  Several  expeditions  have, 
however,  come  into  contact  with  these  tribes  of  Indians,  and 
Crevaux  was  murdered  in  1880  by  the  Chorotes  and  the  Tobas, 
who  made  a  common  attack  on  him  ;  and  Ibarreta  became  the 
\  ictim  of  the  Indians  in  1900,  when  he  attempted  to  explore 
the  course  of  the  Pilcomayo  River.  It  has  not  yet  been  ascer¬ 
tained,  for  certain,  which  tribe  committed  the  latter  deed,  but 
it  is  probable  that  it  was  the  Toba  or  the  Tapietes  tribes.  An 
old  Mataco  Chief,  whom  I  asked  if  he  knew  anything  about  the 
fate  of  Ibarreta,  said  that  Ibarreta,  when  he  reached  the  point 
where  the  Pilcomayo  spreads  out  in  great  swamps,  was  taken 
sick  and  was  for  some  time  cared  for  by  the  Tapietes  Indians, 
but  that  they,  when  he  finally  began  to  be  too  much  trouble 
for  them,  murdered  him  while  he  was  asleep. 

The  Chorotes  are  a  rather  tall  people.  By  measurements 
I  have  found  the  average  height  of  the  men  to  be  170  cm., 
and  that  of  the  women  about  152  cm.  Of  course  I  have  not 
been  able  to  make  a  sufficient  number  of  measurements,  and 
therefore  these  figures  must  be  regarded  as  only  approximate. 
The  shape  of  the  cranium  is  dolichocephal,  and  Professor 
Retzius,  who  kindly  undertook  the  description  of  the  skeletons 
and  skulls  which  were  collected  by  the  expedition,  says  that 
none  of  the  Chorotes  craniums  show  signs  of  deformation.  Both 
men  and  women  are  strongly  built,  although  the  chest  seems 
to  be  sunken  and  the  abdomen  rather  large  (PI.  I,  PI.  II,  Fig.  i  ). 
Older  individuals  are  frecjuently  cjuite  fat.  The  hair  is  coarse 
and  jet-black,  eyes  dark  brown  and  skin  chocolate  brown,  con¬ 
siderably  darker  among  older  individuals  than  among  younger. 

Both  se.xes  develoj)  early,  and  girls  (^Pl.  Ill,  Fig.  I  &  2) 
arc  considered  marriageable  at  about  1 3,  the  boys  at  about  1  5 
years  of  age.  Polygamy  only  occurs  among  the  rich  ;  thus  the 
Cazikes  have  ([uite  a  number  of  wives.  Parents  seem  to  cherish 
great  love  for  their  children  (PI.  IV,  P"ig.  i  ),  who,  when  they 
are  small,  are  carried  by  their  mothers  in  a  sling  on  the  back. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


651 

As  a  sign  that  the  boy  has  attained  manhood,  his  ears  are 
pierced,  and  cylindrical  wooden  pegs  are  inserted  in  the  holes. 
Later  on,  these  are  exchanged  for  larger  ones,  and  still  later 
on  for  still  larger,  and  therefore  the  ear-laps  of  older  individuals 
are  frequently  distended  to  enormous  dimensions  (PI.  IV,  P'ig.  2). 
The  same  custom  exists,  according  to  P)r.  Koch,^)  among  the 
Lengua  Indians,  who  live  on  the  Rio  Paraguay,  and  who  have 
more  similarities  to  the  Chorotes  than  any  other  Chaco  tribe. 
This  is  very  remarkable,  since  they  inhabit  entirely  distinct 
territories  and  are  separated  from  each  other  by  nearly  the 
whole  Chaco  with  its  different  tribes  of  Indians,  but  it  is  largely 
accounted  for  by  the  strong  tendency  of  the  Chaco  tribes  to 
roam  about,  and  it  is  probable  that  the  Lenguas  and  Chorotes 
have  formally  been  in  close  touch  with  each  other.  It  is  quite 
certain  that  the  Chorotes  have  of  late  moved  in  a  westerly 
direction,  and  I  found  this  tribe  much  further  west  than  their 
territory  has  hitherto  been  supposed  to  extend.  Besides  the 
aforesaid  ear-pegs,  tatooing  is  considered  a  sign  of  puberty, 
and  individuals  of  both  sexes  are  tatooed,  but  the  ear-pegs  are 
exclusively  reserved  for  the  men.  The  tatooing,  which  is  almost 
entirely  done  on  the  face,  is  of  different  patterns,  and  is  exe¬ 
cuted  by  means  of -cactus  spines,  or  sharp  bone-awls.  The 
pigment  used  is  soot.  Both  men  and  women  are  frequently 
painted.  The  usual  color  is  red  and  is  prepared  from  the  seeds 
of  Caesalpmia  melanocarpa.  For  smearing  on  the  paint,  the 
fin-ray  of  a  Siluroid  is  frequently  used. 

The  men  go  almost  naked  (PI.  V,  Fig.  i).  A  fringed 
leather  belt  or  a  woolen  cloth  worn  round  the  loins  is  the 
usual  dress  (PI.  V,  Fig.  2  &  PI.  VI,  Fig.  i).  In  colder  weather, 
however,  they  wrap  themselves  up  in  large  woolen  mantles, 
frequently  with  interwoven  stripes  of  different  colors.  The 
women  wear  a  light,  usually  blue  cloth,  open  along  one  side, 
and  held  together  at  the  shoulder  with  a  cactus  spine.  Young 
boys  and  girls  always  go  naked.  Although  the  Chorotes  have 
no  great  fancy  for  clothes,  which  is  easily  explained  by  the 
fact  that  they  live  in  an  extremely  warm  and  dry  climate,  they 

q  Koch,  Th.  Die  Lenguas-Indianer  in  Paraguay.  Globus,  LXXVIll,  1900, 
n:is  14  &  15.  —  Also;  Haiotrey.  The  Lengua  Indians  of  the  Paraguayan  Chaco. 
Journ.  Anthr.  Inst.  Gr.  Brit.  &  Ireland.  XX.XI.  1901.  p.  280 — 299. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


652 

are  all  the  more  fond  of  ornaments  of  all  possible  kinds  ;  and 
I  do  not  believe  that  any  Chaco  tribe  can  compete  with  them 
in  this  respect.  But  contrary  to  what  is  the  case  in  Europe, 
among  the  Chorotes  it  seems  that  only  the  men  are  victims 
of  the  fancy  for  ornaments.  If  an  ornament  is  found  on  any 
member  of  the  fair  sex,  it  is  of  the  simplest  nature,  but  I  must, 
alas,  admit  that  this  token  of  the  simplicity  of  the  Chorotes 
women  has  its  origin  in  the  rather  egoistical  disposition  of  the 
men,  which  prevents  them  from  giving  away  any  ornament  which 
can  enhance  their  own  appearance.  Among  the  ornaments  used 
I  may  mention  the  frontal  bands,  of  bird-skin  or  wool,  under 
which  ostrich  plumes  or  other  feathers  are  inserted.  These 
plumes  or  feathers  are  frequently  cut  in  different  patterns  (PI.  II, 
P'ig.  2).  It  was,  however,  impossible  for  me  to  ascertain  whether 
the  different  modes  of  cutting  the  feathers  had  any  symbolic 
meaning  or  not.  P'urthermore ,  network-caps  and  hoods,  fre¬ 
quently  studded  with  car\'ed  pieces  of  shell ,  necklaces,  all  the 
way  up  to  15  meters  long,  consisting  of  strung  discs  of  mollusk 
shell,  necklaces  with  spangles  of  mother-of-pearl  taken  from  river 
mussels ,  bracelets  and  anklets  of  leather  or  down,  and  finger 
rings  made  of  lizard  skin,  d'hese  rings  are  made  in  an  original 
manner.  A  slice  about  2  mm.  thick  is  cut  out  of  the  lizard’s 
tail  at  the  point  where  it  is  of  the  same  thickness  as  the  finger 
which  is  to  bear  the  ring.  After  the  flesh  has  been  poked  out 
of  the  slice,  the  ring  is  ready. 

As  regard  cleanliness ,  the  Chorotes  are  nowhere  near  as 
filthy  as  their  neighbors  the  Matacos  (PI.  VI,  Fig.  2),  but  the 
frequent  scarcity  of  water  in  the  Chaco  causes  the  cleanliness 
of  the  Chorotes  to  be  in  direct  proj^ortion  to  the  existing  water 
supply.  They  devote  special  care  to  the  hair,  but  have  evi¬ 
dently  much  difficulty  in  keeping  it  free  from  vermin,  notwith¬ 
standing  that  they  diligently  comb  it  with  toothed  fish-jaws 
(PI.  XI,  Fig.  ij,  which  have  to  act  as  a  substitute  for  fine-combs. 
Combs  of  wood  (PI.  XIII,  Fig.  1)  and  bamboo-splints  also  occur. 
The  beardgrowth  is  very  slight,  and  all  hairs  on  the  lijis,  chin, 
and  other  parts  of  the  body  are  carefully  pulled  out.  'Phe 
women  wear  the  hair  hanging  loose.  This  is  also  generally 
the  case  with  the  men,  w’ho,  however,  frequently  use  to  bring 
the  hair  together  in  the  back  of  the  neck,  and  wind  it  tight. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


653 


to  a  length  of  about  20  cm.,  so  that  is  forms  a  kind  of  pigtail. 
It  is  also  a  very  common  custom  to  insert  a  lock  of  a  con¬ 
quered  enemy’s  hair,  wound  into  a  pigtail  (IM.  XIII,  Fig.  2), 
under  the  frontal  band. 

The  Chorotes  live  together  in  villages,  and  every  village 
has  its  chieftain,  but  this  chieftain  is  subordinate  to  a  tribe- 
chieftain  in  common  for  all  the  villages.  Chieftainship  is  here¬ 
ditary,  and  the  chieftains  seem  to  be  highly  esteemed  and  to  be 
vested  with  extensive  authority.  Thus,  for  instance,  it  is  only 
necessary  to  get  the  consent  of  the  chieftain  in  order  to  have 
the  members  of  the  tribe  execute  any  work  desired.  As  the 
Chorotes  are  a  nomad-tribe,  their  huts  are  of  very  simple  nature. 
A  few  tree-branches  about  3  meters  long  are  stuck  in  tìie  earth, 
with  the  thick  end  downward,  so  that  they  enclose  a  circle  of 
about  2  meters'  diameter.  The  tops  of  the  branches  are  then 
tied  together,  so  that  a  bee-hive  shaped  frame  is  made  (PI.  VII, 
F'ig.  2),  and  when  this  framework  is  covered  with  palm-leaves 
and  grass,  the  hut  is  finished  (PI.  V,  Fig.  i).  The  opening  of 
the  hut  is  made  so  large  that  a  person  can  pass  through  it  in 
a  crouching  position.  The  huts  are  frequently  built  so  near 
each  other  that  they  can  be  united  by  means  of  a  very  short, 
covered  passage,  and  several  huts  are  sometimes  thus  connected. 
The  Chiriguanos,  who  are  residentiary,  have  much  finer  huts, 
both  as  regards  size  and  construction,  and  for  the  sake  of  com¬ 
parison  I  will  show  a  few  pictures  of  them  (PI.  VIII,  Fig.  i  &  2j. 

In  the  Chorotes  huts  we  do  not  find  many  household 
utensils,  a  few  bowls  of  gourd-rinds  (PI.  XIII,  F'ig.  8),  mortars 
of  palm-wood  with  pestles  of  the  bone-hard  wood  of  Bnlnesia 
Sarmienti,  mussel-shells  used  as  spoons,  and  a  few  roughly  made 
vessels  of  burnt  clay,  are  all  that  we  find.  The  clay  vessels 
lack  ornaments  and  cannot  be  compared  with  the  fine  pottery 
of  the  Chiriguanos.  For  transporting  the  household  utensils  in 
moving,  which  is  one  of  the  duties  of  the  women,  large,  net¬ 
work  bags  are  used,  which  are  made  of  fibres  from  the  Chaguar 
plant  (Bromelia  Serra),  which  is  very  common  in  the  Chaco. 
Small  bags  of  the  same  material  are  generally  carried  by  the 
men,  who  keep  in  them  diverse  small  articles,  such  as  tobacco- 
pipes  and  utensils  for  producing  fire  by  friction.  The  fire- 
utensils  of  the  Chorotes  consist  of  two  sticks  (PI.  XIII,  Fig.  3 


654 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


and  4),  of  different  length,  taken  from  a  certain  species  of 
liana,  of  the  Asclepiadaceæ.  When  fire  is  wanted,  the  smaller 
stick  (Fig.  4),  which  is  generally  only  about  5  cm.  long,  is  in¬ 
serted  in  the  end  of  an  arrow-shaft,  after  which  the  other  stick 
(Fig.  3),  generally  about  three  times  as  long,  in  which  there  are  several 
small  concavities  (and  as  is  usual  in  South  America,  always 
with  a  notch  at  one  side),  is  pressed  firmly  against  the  ground 
with  the  left  foot.  The  first-mentioned  stick  is  now  placed 
upright  in  one  of  the  small  concavities,  after  which  the  arrow- 
shaft  is  dexterously  twirled  between  the  hands  (PI.  IX,  P'ig.  i). 
The  fine  dust  formed  and  caused  to  glow  by  the  friction  of  the 
two  sticks  is  collected  in  the  lateral  notch  and  serves  as  tinder. 
Dry  grass  is  laid  on  the  glowing  tinder-dust  and  is  blowed  into 
a  fiame.  In  this  way  the  Chorotes  make  fire  in  about  30 
seconds. 

The  Chorotes  live  by  hunting  an  fishing  and  by  collecting 
esculent  roots  and  fruits  found  in  the  woods.  The  fruit  of  the 
aforesaid  Chaguar  plant  (Brovielia  Serra)  is  an  especially  im¬ 
portant  article  of  food  with  these  Indians.  I  do  not  believe 
that  the  Chorotes  can  brew  any  intoxicating  drink,  but  their 
neighbors,  the  Chiriguanos  are  experts  in  making  the  alcoholic 
drink,  cJiicJia  (PI.  IX,  P'ig.  2).  The  only  article  of  gratification 
used  by  the  Chorotes  is  doubtless  tobacco,  which  is  smoked 
in  straight  reeds  or  cylindrical,  wooden,  tubes,  resembling  cigar- 
holders  (PI.  XIII,  Fig.  5).  Fish  can  only  be  caught  in  the  larger 
water-courses,  as  for  instance  Rio  Pilcomayo  (PI.  X,  P'ig.  1),  since 
in  the  Chaco  all  small  water-courses  dry  up  in  the  dry  season.  The 
fishing-tackle  used  is  generally  nets  made  of  chaguar  yarn. 
P'ishing  is  also  done  with  hook  an  line,  although  more  seldom. 
Since  the  Chorotes  do  not  use  either  boats  or  canoes,  they  are 
obliged  either  to  wade  or  swim  when  they  set  their  nets,  and 
in  so  doing  they  expose  themselves  to  being  badly  torn  or 
mutilated  by  a  fish  with  sharp  teeth  which  infests  the  larger 
rivers  of  the  Chaco.  This  fish  (a  Serrosalmo ,  called  by  the 
settlers  »palometre«),  frequently  bites  round  pieces  of  flesh 
from  the  bodies  of  the  Indians,  and  many  Indians  carried  large 
scars  after  such  bites  (PI.  IV,  P'ig,  2).  On  the  other  hand,  the 
species  of  alligator,  Caiaian  sclerops  (PI.  X,  I'ig.  2),  which  is 
most  frequent  in  the  Chaco,  seldom  attacks  human  beings. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


655 


In  the  hunt,  the  bow  and  arrow  are  used  exclusively 
(PI.  XI).  The  bow,  which  has  a  length  of  about  17  decimeters, 
is  made  of  a  very  hard  kind  of  wood,  and  is  furnished  with  a 
string  of  twisted  hide.  The  arrows  are  long  and  frequent!)' 
lack  feather  guides.  If  there  are  any,  they  are  only  two,  short 
and  wide,  and  each  consisting  of  half  a  feather  placed  on  edge. 
The  heads  are  of  wood  or  iron  ;  in  the  former  case  they  are 
made  of  some  very  hard  kind  of  wood,  and  frequently  i)rovided 
with  barbs.  In  hunting  smaller  mammals  and  birds,  arrows 
are  used  with  blunt,  club-shaped  heads  of  wood,  which  prevent 
injuring  the  skin  of  the  game,  and  besides,  such  arrows  will 
not  stick  in  the  trunks  or  branches  of  trees  and  thus  be  lost. 
Poisoned  arrows  are  not  used. 

The  bow  and  arrow  are  the  most  important  weapons,  and 
in  order  to  protect  themselves  from  arrows,  the  Chorotes,  when 
on  the  war-path,  wear  a  kind  of  shirt  of  mail  made  of  Chaguar- 
fibre.  These  shirts  are  quite  heavy,  and  are  very  closely  woven, 
or  braided,  and  prevent  arrows  from  entering  the  body.  Similar 
shirts,  althougth  of  much  thinner  qualit)q  are  in  use  among  several 
Chaco  tribes,  but  are  worn  exclusively  as  a  protection  against 
the  cold.  It  is  quite  common  among  all  Chaco  tribes  to  shoot 
fire  into  the  villages  of  the  enemy  by  means  of  burning  arrows. 
Near  a  sugar  plantation  which  we  passed,  two  Indian  tribes 
had  become  enemies  and  shot  at  each  others  villages  all  night 
with  burning  arrows.  Our  expedition  arrived  at  the  plantation 
the  next  day,  and  thus  we  missed  a  \'er)’  fine  spectacle.  In 
hand  to  hand  combats,  the  Chorotes  use  short  clubs  (I'ig.  i) 
of  a  heavy  kind  of  wood,  which  they  know  how  to  handle  with 
great  skill.  The  Chorotes  can,  however,  hardly  be  called  brave, 
since  they  try  to  avoid  fighting  enemies  of  equal  strength.  If, 
howev^er,  they  are  so  numerous  that  there  is  no  doubt  of  vic¬ 
tory,  their  warrior  spirit  is  aroused,  but  they  always  try  first 
to  lull  the  enemy  into  security,  so  as  to  surprise  him  and  win 
an  easy  victor)'.  Thus  the  Chorotes  and  Toba  tribes  had  in 
the  most  friendly  and  peaceful  manner  carried  on  barter  with 
the  Crevaux  expedition,  until,  at  a  preconcerted  sign,  they  took 
out  their  clubs  and  began  the  massacre,  which  ended  in  the 
annihilation  of  the  expedition. 

All  heavy  work  is  done  by  the  women,  while  the  men 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


6;6 


r 


pass  the  time  with  hunting  and  fishing  or  with  playing.  A  common 
game  consists  in  throwing  four  rectangular  wooden  chips  on 
the  ground.  The  chips  are  flat  on  one 
side  and  convex  on  the  other  (PI.  XIII, 

Fig.  6  &  7),  and  the  value  of  the  throw 
depends  on  how  many  chips  lie  with  the 
convex  side  upwards.  The  scores  are 
kept  by  sticking  arrows  in  the  ground 
(PI.  XII,  Fig.  i),  Quite  a  large  number 
of  men  take  part  in  the  game  at  once. 

A  hockeylike  play  (PI.  XII,  Fig.  2)  is  also 
very  common.  The  clubs,  or  bats,  are 
bent  palm-leaf  stalks  and  the  balls  are 
cut  out  of  palm-wood.  The  stakes  are 
generally  necklaces  of  discs  of  mollusk 
shell.  In  Chaco  these  necklaces  are  the 
usual  legal  tender,  and  serve  as  a  kind 
of  unit  of  value  among  the  Chorotes. 

The  musical  talent  is  not  highly  de¬ 
veloped  among  the  Chorotes.  Their  musical 
instruments,  with  the  exception  of  a  kind 
of  magic  drum,  consist  only  of  flutes  of 
bone  and  wood.  On  these  they  can  pro¬ 
duce  four  or  five  different  notes,  but  I  was 
never  able  to  distinguish  any  particular 
melody.  A  kind  of  disc-shaped  whistles 
of  wood  are  carried  as  ornament  on  the 
breast,  and  with  them  they  can  make  ver)’ 
shrill,  far-sounding  notes. 

The  Chorotes  believe  in  spirits,  both 
good  and  bad,  but  the  good  spirits,  who 
are  considered  to  be  harmless,  receive 
very  little  attention,  while  great  respect 
is  shown  to  the  evil  spirits,  since  they 
are  believed  to  cause  sickness  and  other 
misfortunes,  and  in  order  to  scare  away  these  troublesome  spirits, 
magic  dances  are  arranged.  The  men  of  the  tribe  assemble  by 
night  around  a  fire  in  the  village  and  dance  to  a  monotonous 
song.  In  order  to  frighten  the  spirits,  the)’  make  as  much  noise 


Fie.  I. 


XI  Amerikanisten-Kongress. 


Rosen,  C'horoles. 

PI.  I, 


Chorotes  Indian. 


Xl\'.  Amerikanisten-Kongress. 


kosen,  (‘horotes. 

l-l.  II. 


I.  Chorotes  men  and  women. 


2.  Chorotes  Indians  with  ornaments. 


X I\'.  Amerikanisteii-Koiigress. 


l'io  Sun.  r’liorott'S. 

I’l.  Ill 


Chorotes  girls.  2.  Chorotes  girl. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Kosen,  Chorotes. 

PI.  IW 


Cliorotes  mother  with  child.  2.  Chorotes  Indian  with  scar  on  upper  arm  from  bile  of  a  'palometre  fish. 


\  I  \'.  Amei  ikanisten-Kon^resp;. 


Rosen,  (Ihoroles 

I'l.  \'. 


Chovolos  Indian  with  inanlle  alonil  his  hips. 


I 


XI\'.  Amerikrinisten-Kongrcss. 


Rosen,  Chorotes, 
PI.  VI 


Mataco  Indian. 


XIV.  Amerikanisten-K()ii_L;icss. 


Kopien,  VliorolC' . 

li.  Ml. 


I.  Chorotes  woman  comhiiiLT  her  liushand. 


1.  tiiorotc"  hulfrainu.--. 


Xi  V'.'  Anierikanislen-Ron^ress. 


Rosen,  f'liorotes. 

l’l.  Vili. 


I,  2.  Chiriguano  hiU> 


XIV.  Amerikaiiisten-Kongres.s. 


Rosen,  Chorotes. 

1*1.  IX. 


Chorotes  Indian  making  lire  by  friktion.  -■  R'l'nguano  Indians  in  front  of  their  hut.  In  foreground  a  frame  with  ])ellets 

of  die  wed  maize  being  dried  tor  preparation  of  chicha. 


XIV\  A merikanis ten- Kongress. 


Rosen,  ('hnroles. 

IM.  X. 


I.  Rio  Pilcomayo.  —  2.  Alligator.  (Caiman  sclerops.) 


X I V.  A merikani.sten- Kongress. 


Rosen,  Chtjrotes. 

ri.  XI. 


Chorotes  Indian  shooting  with  bow  and  arrow. 


XlV.  Amerikanisten- Kongress. 


Rosen,  ('liorotes. 

l'l.  XII 


1.  t'horotes  Indians  playing  a  game,  marking  scores  witli  arrows. 

2,  Chorotes  boys  playing  a  kind  of  hockey. 


XlV.  Amerikanisten-lvongress. 


Rosen,  Chorotes 
I’l.  XIII 


I.  Wooden  comb.  -  ('*/a).  —  2.  Ennemy’s  hairlock,  a  trophy,  used  as  an  ornament.  -  {-/s). 
3  o.  4.  Fire  utensils.  -  (%).  —  5-  Tobaccopipe.  -  ('/.a).  —  6  o.  7.  Woden  chips  used 
in  a  game.  -  —  8.  Calabashbowl.  -  (V‘>)- 


XIV.  Amerikanisten-Küngress. 


657 


as  possible  with  rattles  and  ma^^ic  drums.  The  rattles  are  made 
of  gourd-rinds,  frequently  carved  with  ornaments,  in  which  are 
placed  stones,  pieces  of  metal,  and  seeds.  In  nearly  all  rattles 
examined  by  me  I  have  found  these  three  articles,  which  are 
probably  supposed  to  have  some  magic  influence.  The  magic 
drums  consist  of  an  earthen  pot  covered  with  skin,  and  the  pot 
is  generally  partly  filled  with  water  to  give  the  desired  tone 
to  the  drum. 

When  a  member  of  the  tribe  dies,  he  is  buried  in  a  grave 
near  the  village,  usually  in  a  sitting  posture,  and  it  is  customary 
to  place  beside  him  a  bowl  of  water  and  a  bowl  of  food,  so 
that  he  will  not  lack  viaticum.  After  the  burial  death-dances 
are  performed  to  protect  the  deceased  from  evil  spirits.  All 
this  goes  to  prove  that  the  Chorotes  believe  in  a  life  after  this. 

Their  neighbors,  the  Chiriguanos,  whose  customs  have  been 
described  by  several  explorers,  believe  that  the  soul  after  death 
goes  to  the  Kingdom  of  the  Great  Spirit,  Tumpá,  where  he  is 
allowed  to  enjoy  all  worldly  pleasures,  only  in  a  magnified 
degree.  But  no  joy  lasts  for  ever.  When  the  spirit  has  lived 
for  some  time  with  Tumpá,  he  is  obliged  to  return  to  the  earth 
and  wander  about  in  the  shape  of  a  fox.  When  the  fox  dies, 
the  spirit  is  transferred  to  a  rat,  and  when  the  rat  at  last  also 
dies,  the  spirit  takes  prossession  af  a  branch  of  an  old  tree  in 
the  forest.  The  tree  at  last  falls  from  old  age,  and  as  the 
branch  slowly  decays,  the  spirit  simultaneously  looses  consciousness, 
and  is  for  ever  dead.  It  is  possible  that  the  Chorotes  have  a 
similar  conception  of  the  life  to  come. 

The  language  of  the  Chorotes  seems  to  differ  essentially 
from  that  of  the  surrounding  Indian  tribes.  I  will  here  give  a 
few  examples. 


Chorotes.  Matacos.  Tobas. 

San .  Kileh  Ichuala  Tahigua. 

Fire .  Hoat.  Eitach  Dolle 

Ear  .  Sitóte  Untjaté  Kanéktelá 

Nose .  Sitnethué  Enhnus  Kadimíck 


The  Chiriguanos  and  Tapietes  speak  Guaraní,  and  most 
of  the  Chaco  tribes  are  able  to  speak  a  little  of  this  language 
which  in  the  Chaco  plays  the  rôle  of  a  kind  of  diplomatic 
language. 


42 


658 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


In  contrast  to  the  Matacos,  the  Chorotes  did  not  appear 
to  be  any  lethargic  or  degenerated  race.  The  contrary  indeed! 
I  had  the  opportunity  of  observing  them  during  their  housework, 
on  their  hunts,  while  playing  games,  and  they  always  seemed 
wide-awake  and  interested. 

As  to  their  future,  it  is  not  probable  that  they  will  form 
any  important  constituent  part  of  the  population  of  the  country 
when  civilization  once  gets  a  firm  foothold  in  this  part  of  Chaco. 
It  is  true  that  Indian-hunters  have  succeeded  in  bringing  Chorotes 
Indians  to  the  sugar  plantations  to  cut  sugar-cane  or  to  serve 
the  white  men  in  some  other  manner,  but  it  has  then  happened 
that  this  tribe,  like  so  many  other  aborigines,  only  adopt  the 
bad  qualities  of  the  white  men,  and  it  is  almost  certain  that, 
through  the  effects  of  alcohol  and  contageous  diseases,  they 
gradually  will  become  extinct. 


Uel)er  die\'eii)reitiiiig  uml  Waiidemiig 
der  Mythen  Irei  den  Naturvölkern  Süd- 


Von  Dr.  Paul  Ehrenreich,  Berlin. 


Ein  gewaltiges  Material  an  Mythen  und  Legenden  nord¬ 
amerikanischer  Völker  ist  während  der  letzten  beiden  Dezennien 
von  amerikanischen  und  deutschen  Forschern  gesammelt  und 
wissenschaftlich  analysiert  worden^  Diese  mühevollen  Arbeiten 
haben  uns  nicht  nur  das  Verständnis  der  Beziehungen  der 
Mythen  zu  den  religiösen  Anschauungen,  den  Geheimbünden 
und  Mysterien  jener  Stämme,  sowie  ihre  Bedeutung  für  Kunst¬ 
formen,  Stil  und  Symbolik  erschlossen,  sondern  uns  auch  einen 
Ivinblick  in  den  Prozess  der  Mythenbildung  selbst  tun  lassen, 
der  von  höchstem  allgemeinen  Interesse  ist.  Wir  wissen  jetzt, 
dass  diese  Traditionen  in  ihrer  gegenwärtigen  Form  das  Re¬ 
sultat  einer  langen  Entwickelungsreihe  sind,  in  der  aus  den  ein¬ 
fachsten  Elementen  der  Naturmythe  nicht  nur  durch  immanente 
psychische  Eaktoren,  sondern  auch  in  weitem  Umfange  durch 
Aufnahme  fremder  Bestandteile  überaus  komplizierte  Gebilde 
entstanden  sind,  deren  spezielle  Ausgestaltung  wiederum  von 
den  allgemeinen  Kulturverhältnissen  des  betreffenden  Stammes 
abhängt.  Die  Aufstellung  ethnologisch  bestimmter  Sagenkreise, 
die  Wanderungen  einzelner  Mythen  und  Mythenelemente  von 
Volk  zu  Volk  und  die  Darstellung  ihrer  wahrscheinlichen  Ver¬ 
breitungswege  sind  weitere  t.rgebnisse  dieser  Studien.  Vor 
allem  aber  ist  nunmehr  auch  die  Brücke  zwischen  den  Iradi- 
tionen  der  alten  und  neuen  Welt  geschlagen  worden.  Wir 
wissen  heute,  dass  seit  alter  Zeit  ein  Austausch  von  Mythen¬ 
elementen  zwischen  Nordasien  und  Nordwestamerika  statt- 


66o 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


gefunden  hat,  die  vielleicht  noch  viel  weiter  herkommen  und 
weiter  reichen,  als  wir  zurzeit  mit  Sicherheit  sagen  können. 

Wenn  Bogoras  in  seiner  lehrreichen  Zusammenstellung  der 
Hauptergebnisse  der  Jesupexpedition  (Am.  Anthr.  N.  S.  IV. 
p.  577  ff.)  als  Grenze  der  alt-  und  neuweltlichen  Mythenkreise 
eine  Linie  annimmt,  die  von  der  unteren  Kolyma  in  Nordost¬ 
sibirien  bis  zur  Gishigabai  zieht,  also  etwa  mit  dem  i6o.  Meri¬ 
dian  zusammenfällt,  so  ist  damit  nur  gesagt,  dass  östlich  davon 
die  Zone  der  spezifisch  amerikanischen  Ideenwelt  beginnt,  nicht 
aber,  dass  die  Einflüsse  aus  dem  weiteren  Asien  hier  Halt 
machen.  Wir  begegnen  solchen  vielmehr  nicht  nur  bei  den 
Nordweststämmen  Amerikas  und  den  Kaliforniern,  wie  schon 
Boas  gezeigt  hat,  sondern  noch  viel  weiter  südlich,  und  wir 
dürfen  sie  daher  auch  noch  jenseits  des  Isthmus  erwarten. 

Zur  Feststellung  dieser  Tatsache  bedarf  es  zunächst  der 
Untersuchung,  ob  sich  auch  für  Südamerika  bestimmte,  den 
einzelnen  ethnographischen  oder  geographischen  Zonen  ent¬ 
sprechende  Mythenkreise  nachweisen  lassen,  die  untereinander 
und  zu  den  nordamerikanischen  in  Beziehung  stehen.  Ergibt 
es  sich  dann,  dass  die  Mythen  der  Nordweststämme,  die  als 
Vermittler  asiatischer  Einflüsse  in  erster  Linie  in  Betracht  kom¬ 
men,  die  meisten  und  deutlichsten  Berührungspunkte  mit  den 
südamerikanischen  aufweisen,  so  ist  damit  wenigstens  die  Wahr¬ 
scheinlichkeit  einer  altweltlichen  Beeinflussung  Südamerikas  dar¬ 
gelegt.  Natürlich  bedürfen  alle  gefundenen  Parallelen  einer 
sorgfältigen  Prüfung,  ob  sie  nicht  etwa  unabhängig  entstan¬ 
dene  Aeusserungen  des  allgemeinen  menschlichen  Elementar¬ 
gedankens  sind. 

Auf  den  ersten  Blick  erscheint  die  Beantwortung  dieser 
Frage  hoffnungslos,  da  in  Südamerika  unsere  Quellen  nur  äusserst 
spärlich  fliessen.  Nur  verschwindend  geringe  Bruchstücke  echter 
indianischer  Tradition  sind  aus  älterer  Zeit  gerettet,  und  nur 
weniges  ist  in  neuerer  Zeit  in  letzter  Stunde  dazu  gekommen. 

Bei  näherer  Betrachtung  zeigt  es  sich  aber,  dass  die  Sache 
keineswegs  so  ungünstig  liegt.  Der  Zufall  hat  es  gefügt,  dass 
in  dem  wenigen,  was  wir  haben,  eine  Anzahl  wichtiger,  beson¬ 
ders  charakteristischer  Vergleichspunkte  enthalten  ist,  die  uns 
gestatten,  manche  P'rage  zu  beantworten  und  andere  zu  wei¬ 
terer  Untersuchung  zu  formulieren. 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


66 1 

Von  dem  vorliegenden  Mythenbestande  ist  ein  Teil  ge¬ 
wissen  ethnologisch  zusammengehörigen  Stammesgruppen  eigen¬ 
tümlich,  während  ein  anderer  bestimmten  geographischen  Pro¬ 
vinzen  mit  verschiedenartigen ,  aber  einander  akkulturierten 
Stämmen  entspricht.  Solche  Gebiete  mythologischer  und  ethno¬ 
logischer  Angleichung  finden  sich  namentlich  im  nördlichen 
Teile  des  Südkontinents,  in  Guayana,  am  Orinoco  und  Rio  Negro, 
sowie  in  Zentralbrasilien  und  Ostbolivia. 

Am  schärfsten  charakterisiert  ist  die  Tradition  der  Tupi- 
Giiarani. 

Von  den  alten  Ost-  oder  Küstentupi  hat  uns  Thévet  in 
seiner  „Cosmographie  universelle“,  Paris  1575,  eine  ziemlich 
vollständige  Kosmogonie  überliefert;  von  den  Westtupi  oder 
Guarayo  besitzen  wir  wichtige  P'ragmente  durch  Car  dus,  „Las 
missiones  Franciscanas  entre  los  infieles  de  Bolivia“,  Barcelona 
1886,  während  die  Südtupi  oder  Guarani  nur  unbedeutende 
Einzelheiten  geliefert  haben.  Dazu  kommen  noch  ansehnliche 
Bruchstücke  der  Stammeslegende  der  Mundruku,  eines  der  sog- 
„unreinen“  Tupistämme  des  mittleren  Tapajoz  nach  den  Auf¬ 
zeichnungen  des  Gonçalvez  Tocantins,  Rev.  trim.  1877,  IV, 
p.  86,  und  Barboza  Rodriguez  in  seiner  „Poranduba“,  Ann. 
d.  bibl.  nat.,  XIV.  2,  Rio  1890. 

Die  Mythe  der  Osttupi  erzählt  von  einer  Reihe  genealo¬ 
gisch  zusammenhängender  Kulturheroen,  die  alle  mehr  oder 
weniger  als  Sonnensöhne  charakterisiert  sind  und  als  über¬ 
menschliche  Wesen  und  mächtige  Zauberer  den  etymologisch 
noch  unklaren  Beinamen  Maire  oder  grosser  Karaiba  führen. 
Der  bedeutendste  derselben  ist  Maire  Monan,  der  eigentliche 
Kulturbringer  und  Lehrer  der  Menschen,  der  aber  später  durch 
seine  Zaubereien  ihren  Unwillen  erregt  und  gezwungen  wird, 
sich  einer  F'euerprobe  zu  unterziehen,  bei  der  er  verbrennt  und 
in  einer  Feuersäule  zum  Himmel  fährt.  Von  seinen  Nachfolgern 
ist  die  interessanteste  Persönlichkeit  Maire  puxi,  der  „Häss¬ 
liche“,  der  anfänglich  im  Dienste  einer  menschlichen  Familie 
allerlei  gute  und  schlimme  Dinge  vollbringt,  um  schliesslich  als 
schönster  der  Menschen  zu  seinem  Vater,  der  Sonne,  ebenfalls 
in  den  Himmel  entrückt  zu  werden.  Er  erzeugt  auf  magische 
Weise  einen  Sohn,  dessen  Mutter  durch  den  Genuss  eines 
Fisches  empfangen  hat.  Dieser  lehrt  die  Menschen  Kultur- 


662 


XIV.  Amerikanisten -Kongress. 


pflanzen  Anden  und  anbauen,  bis  er  später  gleichfalls,  nach  vor¬ 
übergehender  Verwandlung  in  Stein,  zum  Himmel  steigt.  Er 
besitzt  ein  feuriges  Federdiadem,  das  einen  Vorwitzigen,  der 
es  unbefugt  aufsetzt,  verbrennt,  alles  Züge,  die,  durch  die 
Sonnennatur  solcher  Wesen  bedingt,  in  den  meisten  südameri¬ 
kanischen  Mythen  wiederkehren. 

Es  folgt  dann  Maire  Ata,  „der  grosse  Wanderer“,  auch 
Siane  (bei  Thevet  Sominay)  genannt,  den  die  späteren  Chronisten 
auch  als  den  Hauptheros  der  Guarani  anführen  und  mit  dem 
Apostel  S.  Thomas  identifizieren.  Er  zieht  nach  Osten  an  das 
Cabo  frio,  nachdem  er  sein  Weib,  das  guter  Hoffnung  war, 
verstossen  hat.  Die  Frau  gibt  dann  zweien  Söhnen  das  Leben, 
von  denen  einer  aber  dem  Incest  eines  Menschen  sein  Dasein 
verdankt,  und  wird  weiterhin  von  Jaguaren  zerrissen.  Ihre 
Kinder,  von  einem  Jaguarweibe  aufgezogen ,  rächen  ihren  Tod 
und  suchen  den  Vater  auf,  der  aber,  bevor  er  sie  anerkennt, 
gewisse  Proben  von  ihnen  verlangt.  Sie  schiessen  Pfeile  in 
den  Himmel,  die  dort  haften  bleiben,  müssen  Symplegadenfelsen 
passieren  und  endlich  zum  Anhanga,  dem  Totengeist,  in  den 
Hades  hinabsteigen  und  den  Köder  rauben,  mit  dem  dieser  den 
Fisch  Allen  angelt.  Der  jüngere  menschliche  Halbbruder  wird 
dabei  zweimal  in  Stücke  zerrissen,  aber  von  seinem  halbgött¬ 
lichen  Genossen  gerettet  und  geheilt.  Zwischen  beiden  Brüdern, 
deren  Namen  Taincnduare  und  Arikute  übrigens  nicht  in  diesem 
Zusammenhänge,  sondern  an  einer  andern  Stelle  erwähnt  wer¬ 
den,  bricht  später  ein  Streit  aus,  bei  dem  der  eine  eine  Sint¬ 
flut  aus  der  Erde  stampft.  Sie  retten  sich  mit  ihren  P'amilien 
auf  Bäume  und  werden  Stammväter  der  beiden  Hauptgruppen 
der  Osttupi. 

Diese  Form  der  Zwillingssage  bildet  das  charakteristische 
Moment  für  die  Tupimythe.  Sie  ist  bei  den  Guarayo  ebenfalls 
vorhanden,  leider  aber  nicht  in  den  Einzelheiten  bekannt.  Nur 
der  Besuch  bei  dem  Vater  und  die  in  den  Himmel  geschossene 
Pfeilkette,  an  der  die  Brüder  emporklimmen,  werden  erwähnt. 
Die  Symplegaden  kommen  in  einem  andern  Zusammenhänge 
vor,  nämlich  bei  der  Beschreibung  der  Reise  der  Seele  in  die 
Unterwelt,  deren  h'ingang  sie  bilden.  Der  Vater  der  Brüder 
ist  Abaangiii ,  einer  der  vier  Hau])theroen  und  Schöpfer  bezw. 
Bildner  der  Menschen,  dem  Zagiiegitayii  als  Partner  gegenüber- 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


663 


steht.  Beide  trennen  sich ,  indem  jener  als  Stammvater  der 
Guarayo  nach  Westen,  dieser  als  Ahnherr  anderer  Stämme  nach 
Osten  zieht.  Die  noch  ausserdem  für  Weisse  und  Neger  ge¬ 
nannten  Ahnherren  sind  wohl  moderne  Fiktionen  (nach  Cardus). 

Bei  den  Mundruku  hat  die  Zwillingsmythe  eine  Modifi¬ 
kation  insofern  erfahren,  als  hier  nur  von  einem  Sohne  Rairji 
die  Rede  ist,  über  den  sein  Vater  Kam,  der  ihm  nicht  wohl 
will,  allerlei  Plagen  verhängt.  Die  Symplegadenfelsen  sind  da¬ 
bei  durch  fallende  Bäume,  der  P'ischfang  durch  das  Ergreifen 
eines  sich  eingrabenden  Gürteltieres  ersetzt.  Andere  Punzel- 
heiten  berühren  sich  mit  der  in  Bolivia  bei  den  Yurakare  be¬ 
kannten  Fassung  dieser  Sage  und  finden  auch  in  Nordamerika 
interessante  Analogien. 

Im  übrigen  zeigt  sich  die  Beziehung  der  Tupimythe  zu 
der  zentralbrasilianischen  und  bolivianischen  in  der  Geburts¬ 
geschichte  der  Zwillinge,  in  dem ,  was  von  dem  Schicksal  der 
Mutter  und  der  Rolle  der  Jaguare  dabei  gesagt  wird.  Auch 
bis  in  den  peruanischen  Kulturkreis  hinein  lassen  sich  Elemente 
der  Tupimythe  verfolgen.  Von  den  wenigen  bekannten  Lokal¬ 
sagen  der  kleineren  peruanischen  Stämme,  die  ja  sonst  fast  alle 
in  die  Inkatradition  absorbiert  wurden,  zeigen  zwei  eine  auf¬ 
fällige  Aehnlichkeit  mit  Episoden  der  Tupimythe.  So  ver¬ 
einigt  die  Legende  der  Guamachucos  von  dem  Himmelssohne 
Guaniansiri,  der,  von  seinem  Vater  Atagayu  gesandt,  in  die 
Dienste  von  Menschen  tritt,  Züge  der  Maire  Monaii-,  Maire 
Piixi-  und  Aia-Sage.  Der  Heros  schwängert  ein  Weib  und 
wird  zur  Strafe  von  ihren  Brüdern  verbrannt,  wobei  seine  Asche 
zum  Himmel  aufsteigt.  Aus  zwei  Eiern,  die  das  Weib  geboren, 
entspringen  Zwillingsbrüder,  die,  von  einer  alten  Frau  aufge¬ 
zogen,  sich  an  ihren  Verwandten  rächen.  Vgl.  Brühl,  Kulturl. 
d.  a.  Amerik.,  p.  472. 

An  die  Maire  /^?At'/-Sage  erinnert  ferner  die  von  Fran¬ 
cesco  de  Avila  mitgeteilte  Mythe  der  Huarochiri  (wahrschein¬ 
lich  ein  Yunkastamm),  die  die  Abenteuer  ihres  Heros  Coniraya 
Mracocha  zum  Gegenstand  hat.  Auch  er  schwängert  auf 
magische  Weise  durch  eine  Frucht  ein  Weib  und  wird  später 
ebenso  wie  Maire  Puxi  von  dem  Kinde  als  Vater  rekognosziert 
(Markhams  Uebersetzung  in  der  Pubi,  der  Hacluit.  Soc.,  1873, 
p.  121  ff.). 


664 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


Es  liegt  nahe,  die  Westtupi  als  Vermittler  zwischen  den 
peruanischen  und  brasilianischen  Sagenkreisen  anzunehmen, 
doch  ist  zu  beachten,  dass  auch  am  unteren  Amazonas  Sagen¬ 
elemente  Vorkommen,  die  sich  in  Peru  wiederfinden,  wie  z.  B. 
die  später  noch  zu  besprechende  Mythe  von  den  beiden  Zwerg¬ 
papageien,  die  sich  in  Weiber  verwandeln,  um  als  Gattinnen 
von  Männern,  die  allein  einer  Katastrophe  entrannen,  das  Land 
von  neuem  zu  bevölkern. 

Arowakischer  Sagenkreis.  Zwischen  den  Arowaken 
und  ihren  Nachbarn,  besonders  aber  den  Karaiben,  scheint  von 
jeher  ein  weitgehender  Austausch  wie  von  Kultur-  so  auch  von 
Sagenelementen  stattgefunden  zu  haben,  daher  wir  sehr  häufig 
arowakischen  Namen  in  den  Mythen  anderer  Stämme  begegnen. 
Der  interessanteste  derselben  ist  Kainosi,  Taniosi,  von  Kanin 
„Sonne“,  der  bei  den  Karaiben  als  KainusJiini,  Kainosi  und 
Kante,  bei  den  Tupi  als  Tanioi  in  der  Bedeutung  „Ahnherr“, 
„Grossvater“,  bei  den  Karaya  als  Kalfoi  wiederkehrt. 

Wir  sind  bezüglich  des  rein  arowakischen  Materials  auf 
die  Taino-  und  Fragmente  der  Paressi-  und  Ipurina-Mythen  an¬ 
gewiesen,  während  die  Sagen  der  Arowaken,  Guayanas  und  des 
Orinokogebiets  stark  karaibisch  beeinflusst  sind. 

Ein  Charakterzug  der  rein  arowakischen  Mythe  ist  das 
Hervorkommen  der  Menschen  und  aller  sonstigen  Wesen,  Ge¬ 
stirne  u.  dgl.  aus  Höhlen.  Auf  Haiti  verlassen  Sonne  und  Mond 
die  Höhle  zuerst  und  verwandeln  alle  Menschen,  die  sich  un¬ 
vorsichtigerweise  ihren  Strahlen  aussetzen,  in  Steine,  Pflanzen 
oder  auch  Tiere,  bis  endlich  eine  Anpassung  an  diese  Einwir¬ 
kungen  eintritt.  Die  Paressilegende  hat  die  PTdhöhle  gänzlich 
anthropomorphisiert.  Sie  spricht  von  einem  steinernen  WTibe 
Maisd  als  Urmutter,  aus  deren  Schosse  die  Flüsse  und  steinerne 
Menschenwesen  hervorgehen.  Von  diesen  erzeugt  das  erste 
Paar  nicht  nur  Sonne  und  Mond,  Pflanzen  und  Tiere,  sondern 
auch  alle  sonstigen  Kulturgüter,  selbst  die  europäischen  Import¬ 
artikel.  (v.  d.  Steinen,  Naturw.  Centr.br.,  p.  437.) 

Der  erste  Mensch  von  I'leisch  und  Bein,  Uazale,  ist  auf 
magische  Weise  mittels  eines  Haars  der  Maisö  entstanden  und 
hat  noch  fledermausartige  Gestalt,  ein  Moment,  das  ebenfalls 
auf  die  Höhle  hindeutet,  die  zweifellos  hinter  der  Vorstellung 
des  steinernen  Weibes  sich  verbirgt.  Aus  den  Körperteilen  der 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


665 

verbrannten  Kinder  des  Unzale  entstehen  die  wichtigsten  Kultur¬ 
pflanzen  ,  eine  interessante  Parallele  zur  peruanischen  Sage,  in 
der  Pachacaniac  sie  aus  den  zerstückelten  Gliedern  seines  I  lalb- 
bruders  hervorgehen  lässt. 

Die  Mythenfragmente  der  Ipurina  gestatten  noch  keine 
verwertbaren  Vergleiche,  nur  die  bei  allen  festländischen  Aro- 
waken  sich  findende  Sage  vom  Sindbrand  wäre  hier  hervorzu¬ 
heben  (Ehrenreich,  Beiträge  z.  Völkerk.  Bras.,  p.  71). 

Dem  Brande  folgt  in  Guayana  wie  bei  den  Osttupi  noch 
eine  Sintflut.  Die  darüber  vorliegende  Version  der  Arowaken 
gehört  in  eine  Kategorie  mit  der  entsprechenden  Warraumythe 
(Brett,  Legends  and  myth.,  p.  10.  63).  Die  Sage  von  Haiti, 
nach  der  die  Söhne  des  Jaya  aus  Neugierde  die  Kalebasse  mit 
Wasser  umschütten ,  in  der  dieser  die  Gebeine  eines  von  ihm 
getöteten  Sohnes  aufbewahrt,  ist  ihrer  Form  nach  selbständig, 
berührt  sich  aber  in  der  Verwertung  des  Neugierdemotivs  mit 
der  karaibischen  (Akawoio)  Sage  von  Guayana. 

Es  wäre  der  Mühe  wert,  zu  untersuchen,  ob  die  von  Stradelli 
im  Bol.  de  la  Soc.  geogr.  Ital.,  1890,  p.  659  ff.,  798  ff.,  mitge¬ 
teilte  sog.  Juruparimythe  der  Laupéstâmme  nebst  den  darin  ent¬ 
haltenen  eigentümlichen  Gestirnmythen  ursprünglich  arowakisches 
Eigentum  ist.  Die  Mysterien  des  Sonnenheroen  Izi  werden  am 
Uaupé,  Isanna,  Inirida  und  Atabapo  von  untereinander  akkultu- 
rierten  Stämmen  der  Betoya-,  Karaiben-  und  Arowak-P'amilie 
in  ähnlicher  Weise  gefeiert.  Nun  finden  wir  im  fernen  Süd¬ 
westen  bei  den  Ipurina  am  Purus  ein  analoges,  nur  mit  primi¬ 
tiveren  Riten  ausgestattetes  Fest,  das  des  Kamutshi  oder  Ka- 
niatshi^  bei  dem  dieselben  magischen  Schalmeien  wie  bei  den 
Uaupéstâmmen  zur  Verwendung  kommen,  die  offenbar  wiederum 
mit  den  von  Humboldt  erwähnten  Botutotrompeten  des  Gaschi- 
manafestes  am  Atabapo  identisch  sind. 

Pis  liegt  die  Annahme  nahe,  dass  die  der  arowakischen 
Familie  zugehörigen  Tariana  eine  ursprünglich  bei  allen  arowa¬ 
kischen  Stämmen  des  Binnenlandes  verbreitete  Mythe  eines 
Geheimbundes  der  Männer  unter  Aufnahme  fremder  Elemente 
zu  dem  komplizierten  Gebilde  der  gegenwärtigen  Version  weiter 
entwickelt  und  unter  anderen  Stämmen  verbreitet  haben.  Dieser 
Prozess  hat  sich  wohl  ganz  in  derselben  Weise  abgespielt,  wie 
die  Ausbildung  der  Mythen  bei  den  nordwestamerikanischen 


666 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Geheimgesellschaften  und  Schamanenbünden,  denen  die  Jurupari- 
mythe  auch  ihrer  Form  nach  völlig  analog  ist.  Wir  dürfen 
hoffen,  dass  Dr.  Th.  Koch,  der  seit  Jahresfrist  mit  dem  Studium 
der  Uaupestämme  beschäftigt  ist,  zur  Lösung  dieser  ethnologisch 
äusserst  wichtigen  Frage  beitragen  wird. 

Die  karaibischcn  Mythen  erscheinen  fast  überall  stark 
von  den  arowakischen  beeinflusst,  was  wohl  der  von  jeher  bei 
den  Karaiben  üblichen  friedlichen  oder  noch  öfter  gewaltsamen 
Aufnahme  arowakischer  Weiber  in  den  Stamm  zuzuschreiben 
ist.  In  Betracht  kommen  für  unseren  Zweck  nur  die  Mythen 
der  Karaiben  Guayanas  und  Venezuelas,  sowie  die  einen  sehr 
ursprünglichen  Charakter  tragende  Kosmogonie  der  Zentral- 
karaiben  (Bakairi).  Beide  Gruppen  haben  untereinander  keine 
Berührungspunkte,  was  aber  vielleicht  nur  eine  zufällige  Lücke 
in  der  Ueberlieferung  beweist.  So  vermisst  man  bei  den  Ba¬ 
kairi  die  im  Norden  so  bedeutungsvolle  Flutsage.  In  Guayana 
wird  die  Flut  in  eine  eigentümliche  Verbindung  mit  der  Sage 
von  dem  Erwerb  der  Kulturpflanzen  gebracht.  Diese  wachsen 
an  den  Aesten  eines  Weltbaums,  von  wo  sie  zunächst  von 
Tieren  geholt  werden,  bis  ein  Heros  {Sign  der  Akawoio,  Ta- 
viosi  der  Karabisi)  ihn  fällen  lässt.  Aus  seinem  Stumpf  quillt 
später  eine  Wasserflut,  nachdem  ein  neugieriger  Affe  den  Deckel 
der  Oeffnung  gelüftet  hatte,  also  ein  Zug,  der  an  die  Taioo- 
mythe  vom  Oefifnen  der  Kalebasse  des  Jaya  erinnert.  Auch 
die  Arowaken  Guyanas  haben  eine  etwas  modifizierte,  man 
möchte  sagen  abgeschwächte  Form  der  Weltbaummythe  (Brett, 
Legends,  p.  7;  Im  Thurn,  a.  a.  O.,  p.  376). 

Die  von  Humboldt  mitgeteilte  tamanakische  Sage  berichtet 
nichts  über  die  hmtstehung  der  Flut,  ebensowenig  etwas  vom 
Weltbaum.  Das  Brüderpaar  A  mali  vaca  und  Vo  chi  rettet 
von  Osten  kommend  die  Menschen  und  bringt  die  Erde  in  ihren 
gegenwärtigen  Zustand,  worauf  sich  beide  dahin  zurückbegeben, 
von  wo  sie  gekommen,  d.  h.  in  das  Land  der  Weissen.  Dieses 
Moment  hat  eine  interessante  Parallele  in  der  Warraulegcnde 
von  Aboré ^  der,  um  der  froschgestaltigen  Woivte  oder  Woivta/i, 
deren  Sklave  er  ist,  zu  entfliehen,  in  einem  Kanoe  den  Ozean 
überschreitet  und  ins  Land  der  Weissen  gelangt,  von  wo 
er  noch  bis  auf  die  jüngste  Zeit  seinem  Volke  alle  Arten 
Kulturgüter  sendet,  eine  hTzählung,  die  sich  ihren  P'inzel- 


XIV.  Amerikanislen-Kongress. 

heiten  nach  als  deutliche  Mondniythe  erweist  (Brett ,  Legends, 
p.  76). 

Aus  Guayana  ist  eine  Bruder-  bezw.  Zwillingsmythe  nicht 
bekannt,  desto  bedeutsamer  tritt  solche  bei  den  Zentralkaraiben, 
den  Bakairi,  hervor,  wo  sie  den  Hauptinhalt  der  ganzen  Kosmo- 
gonie  liefert.  Die  Zwillinge  Keri  und  Kante  aus  dem  Ge- 
schlechte  des  KaniitsJiini,  der  seinerseits  wohl  mit  dem  Kamutshi 
der  Ipurina  und  dem  Kamosi  der  Arowaken  Guayanas  identisch 
ist,  sind  hier  die  eigentlichen  Kulturbringer.  Die  arowakischen 
Namen  der  Hauptpersonen  der  Sage  weisen  auf  ihre  wahre 
Herkunft  hin,  ebenso  wie  auf  ihre  Rolle  als  Sonnen-  und  JVTond- 
heroen.  Merkwürdigerweise  sind  aber  die  Namen  beider  Brüder 
vertauscht.  Keri,  der  arowakische  Mond,  ist  der  Herr  der 
Sonne,  Kante,  der  arowakische  Sonnenheros,  ist  Herr  des 
Mondes  und  gleichzeitig  der  schwächere  und  dümmere  von 
beiden.  Dieses  eigentümliche  Verhältnis  Hesse  sich  dadurch 
erklären,  dass  der  arowakische  Stamm,  der  die  Bakairi  beein¬ 
flusst  hat  oder  von  dem  diese  die  Sage  einfach  übernahmen, 
tatsächlich  den  Mond  Keri  als  das  bedeutendere  Wesen  an¬ 
sahen,  wodurch  sich  für  die  Bakairi  dessen  Identifizierung  mit 
ihrem  eigenen  Tshitshi  „Sonne“  von  selbst  ergab.  Diese  höhere 
Bewertung  des  Mondes  ist  bei  den  Naturvölkern  durchaus  keine 
seltene  Erscheinung  und  wird  z.  B.  auch  von  den  Osttupi  aus¬ 
drücklich  von  Thévet  erwähnt. 

Die  Zwillingssage  der  Bakairi  ist  dadurch  wesentlich  von 
der  der  Tupi  verschieden,  dass  ihr  das  Moment  der  Reise  zum 
Vater  und  der  Ableistung  der  Proben  vollständig  fehlt.  Sie 
stimmt  dagegen  mit  ihr  überein  in  der  Geburtsgeschichte,  na¬ 
mentlich  in  allem,  was  die  Mutter  betrifft.  Diese  fällt  auch 
hier  einem  Jaguar  zum  Opfer,  während  die  Kinder,  ihrem  Leibe 
entnommen,  von  Jaguaren  aufgezogen  werden.  Denselben  Zug 
enthält  die  Mythe  der  Yurakaré  (Barboza  Rodriguez,  Poranduba, 
p.  252),  wo  aber,  wie  bei  den  Mundruku,  nur  von  einem  Knaben 
Tiri  die  Rede  ist,  der  sich  später  erst  selbst  einen  Bruder  oder 
Sohn  Karn  aus  einem  Zehennagel  schafft.  Dass  die  Namen 
Tiri  und  Karti  entstellte  Formen  von  Keri  und  Kante  sind,  lässt 
sich  zwar  nicht  beweisen,  ist  aber  immerhin  sehr  wahrscheinlich. 
Auch  vom  geographischen  Standpunkte  aus  wäre  gegen  eine  Ent¬ 
lehnung  dieser  Sage  von  den  Zentralkaraiben  nichts  einzuwenden. 


668 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Ein  gemeinsamer  Zug  aller  karaibischen  Schöpfungslegenden 
scheint  die  Herkunft  des  Volkes  aus  einem  H  i  m  m  e  1  s  1  a  n  de 
zu  sein,  von  dem  aus  die  Erde  zufällig  entdeckt  wird.  Ein 
Jagdtier,  von  einem  Jäger  verfolgt,  bricht  in  ein  Loch  ein,  das 
diesem  einen  Blick  auf  die  untere  irdische  Welt  eröffnet.  Dieses 
Moment  ist  in  Guayana,  wo  es  sich  auch  bei  den  Warrau  findet, 
am  meisten  ausgebildet.  Bei  den  Bakairi  ist  es  wenigstens  an¬ 
gedeutet,  da  auch  hier  die  Urheimat  im  Himmel  liegt  und  ein 
Tapir  durch  ein  Loch  fällt,  von  dem  aus  Keri  und  Karne  die 
Erde  beobachten  ;  während  aber  Makusi  und  Warrau  an  einer 
Schlingpflanze  zur  Erde  gelangen,  geschieht  dies  in  der  Bakairi- 
sage  einfach  dadurch,  dass  Himmel  und  Erde  ihre  Plätze  tau¬ 
schen  (v.  d.  Steinen,  a.  a.  O.,  p.  376). 

Das  Herablassen  vom  Himmel  ist  ein  in  der  ganzen  Welt 
sich  wiederholender  Zug,  der  keine  Schlüsse  auf  Mythen¬ 
zusammenhänge  zulässt,  ist  aber  manchmal  mit  besonderen 
Umständen  verknüpft,  deren  wir  bei  der  Karayasage  zu  ge¬ 
denken  haben. 

Von  den  Mythen  der  G^snationen  ist  zurzeit  nur  die  Elut- 
und  Ahnensage  der  Kaingangs  bekannt,  über  die  Lucien  Adam 
in  den  Comptes  rendus  des  Am.  Kongr.,  Paris  1900,  p.  319  ff., 
berichtet.  Sie  hat  in  Südamerika  keine  Analogie,  enthält  aber 
eine  an  nordwestamerikanische  Sagen  erinnernde  Erzählung  von 
der  Herabholung  des  P^euers  durch  einen  Heros  in  Vogelgestalt. 

Karayamythen.  Dieses  in  ethnologischer  Beziehung  so 
eigenartig  dastehende,  von  seinen  Nachbarn  scharf  geschiedene 
Volk  zeigt  auch  in  seinen  Ueberlieferungen  Besonderheiten,  die 
auf  eine  Phnwanderung  aus  weiter  P'erne  von  Norden  her  hin¬ 
deuten.  Von  der  eigentlichen  Kosmogonie  und  Ahnensage 
kennen  wir  leider  nur  sehr  geringe  Bruchstücke,  die  aber 
mancherlei  Interessantes  bieten.  Brüderpaare  spielen  darin  zwar 
eine  Rolle,  doch  ist  nicht  ersichtlich,  inwieweit  sie  dem  spezi¬ 
fischen  Zwillingspaar  entsprechen. 

Acltester  Stammvater  ist  Kabbi^  der,  in  der  Unterwelt 
hausend,  zufällig  die  P'rde  durch  eine  Gcffnung  entdeckt  und 
sie  durch  seine  Leute  erkunden  lässt.  Pan  Teil  des  Volkes 
wandert  auf  die  Oberwelt  aus,  während  Kabbi  selbst  mit  dem 
anderen  zurückbleibt.  Plr  vermag  nämlich  wegen  seines  zu 
grossen  Körperumfangs  das  Loch  nicht  zu  passieren.  Dieses 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


669 


eigentümliche  Hindernis  ist  ein  in  ganz  Amerika  verbreitetes 
mythisches  Moment.  So  wird  in  der  Warrausage  die  I  limmels- 
öfifnung,  aus  der  die  Menschen  niedersteigen,  durch  eine 
Schwangere  verstopft.  Wenn  bei  den  Yurakaré  Tiri  absiclitlich 
das  Loch  schliesst,  um  die  Zahl  der  hervorkommenden  Men¬ 
schen  zu  beschränken  oder,  nach  anderer  Version,  „weil  jemand 
kam,  der  Herr  sein  wollte“  (Müller,  Urrel.,  p.  269),  so  liegt 
darin  offenbar  eine  spätere,  vielleicht  auf  Missverständnis  des 
Berichterstatters  beruhende  Modifikation  der  Sage  vor.  In  Nord¬ 
amerika  sind  die  bekanntesten  Versionen  die  der  Mandans 
(nach  Catlin)  und  Apachen.  Wahrscheinlich  kommt  dies  Moment 
überall  vor,  wo  überhaupt  von  einem  Auf-  oder  Absteigen  der 
Menschen  durch  ein  Loch  die  Rede  ist,  und  sein  Fehlen  be¬ 
weist  nur  Ungenauigkeit  der  Ueberlieferung. 

Der  Schwerpunkt  des  Karayamaterials  liegt  in  den  Märchen¬ 
elementen,  aus  denen  sich  deutliche  Beziehungen  zu  den  Stäm¬ 
men  nördlich  vom  Amazonas  ergeben,  während  andere,  wie  wir 
sehen  werden,  weit  über  den  südamerikanischen  Kontinent  hinaus¬ 
reichen.  Die  Erzählung  von  den  beiden  Zwergpapageien,  die 
nach  Vernichtung  des  Stammes  sich  in  Mädchen  verwandeln, 
um  die  Gattinnen  der  beiden  Ueberlebenden  und  Mütter  einer 
neuen  Generation  zu  werden  (Ehrenreich,  Beiträge,  p.  40),  stimmt 
überein  mit  der  von  Barboza  Rodriguez  am  Rio  Jamunda  er¬ 
haltenen  Sage,  die  dort  einer  anderen,  nämlich  der  vom  Wasser¬ 
dämon  Paitunare^  unorganisch  eingefügt  ist  (vergi,  auch  Her¬ 
bert  Smith,  Brazil  Amazons  and  Coast,  p.  583).  Die  Papageien¬ 
mythe  kommt  auch  in  Peru,  und  zwar  in  Verbindung  mit  der 
Flutsage  vor  (Andree,  Flutsagen,  p.  118). 

Das  erwähnte  PaiUmar em'à.xcVç.xi  selbst  hat  fast  ganz  den¬ 
selben  Inhalt  wie  die  Karayasage  vom  Jacaré  und  den  streit¬ 
baren  Weibern  (Ehrenreich,  Beiträge,  p.  41),  die  offenbar  eine 
der  weitverbreiteten  Amazonensagen  ist,  deren  einheimischen 
Ursprung  Humboldt,  Martius,  Schomburgk  u.  a.  mit  Un¬ 
recht  bezweifelt  haben.  Auch  Brett  teilt  eine  ähnliche  Mythe 
von  einem  Karaibenstamm,  den  Worisiana  (Wapishiana?)  mit 
(Legends  and  mythes,  p.  180),  eine  weitere  bildet  einen  inte¬ 
grierenden  Bestandteil  der  Juruparimythe  der  Uaupéstâmme. 
Wahrscheinlich  ist  die  Amazonensage  überhaupt  nordkaraibischen 
Ursprungs  und  den  Karaya  jedenfalls  von  Norden  her  über- 


6/0 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


mittelt,  da  sie  südlich  vom  Amazonas  sonst  in  einheimischer 
Tradition  nicht  vorkommt.  Die  durch  die  spanischen  Kon¬ 
quistadoren  am  Laplata  in  der  zweiten  Hälfte  des  i6.  Jahr¬ 
hunderts  verbreitete  Erzählung  von  Amazonen  im  Quellgebiete 
des  Paraguay  ist  nur  die  missverstandene  Auslegung  des  alten 
Orellanaschen  Berichts.  Der  Charakter  dieser  Mythe  ist  ein 
durchaus  explanatorischer.  Sie  erscheint  erfunden  zur  Erklä¬ 
rung  alter  sozialer  Einrichtungen,  indem  sie  den  Gegensatz  der 
im  Männerbund  und  seinen  Mysterien  vertretenen  Genossen¬ 
schaft  zu  der  Gesamtheit  der  nicht  eingeweihten  Erauen  zum 
Ausdruck  bringt.  Die  von  diesen  ausgehende  Reaktion  wird 
benützt,  um  die  Institution  des  Männerbundes  zu  legitimieren. 

Das  Gesamtbild  der  ethnographischen  Verteilung  des  bisher 
vorliegenden  Mythenmaterials  gestaltet  sich  hiernach  folgender- 
massen  : 

Am  selbständigsten  erscheint  der  Tupi-  und  arowakische 
Mythenkreis,  insofern  sie  am  wenigsten  fremde  Elemente  auf¬ 
genommen  haben,  dagegen  am  meisten  abgegeben  haben.  Leider 
lassen  sich  die  arowakischen  Mythen  nicht  kontinuierlich  über 
die  ungeheuren  Länderstrecken  hin  verfolgen,  die  arowakische 
Stämme  im  Laufe  der  Jahrhunderte  vom  Antillenmeer  bis  zum 
Paraguay  hin  durchzogen  haben,  aber  die  Uebereinstimmungen 
gerade  bei  den  entlegensten  Gliedern  dieser  Gruppe,  den  Taino 
und  den  Paressi,  beweisen  die  ursprüngliche  Punheit  der  Tra¬ 
dition  und  lassen  die  Auffindung  der  verbindenden  Zwischen¬ 
glieder  erwarten. 

Zwischen  Tupi  und  Arowaken  scheinen  keine  Berührungs¬ 
punkte  zu  bestehen,  wenn  wir  nicht  die  allerdings  noch  un¬ 
sichere  Gleichung  Kamosi  und  J'anioi  als  solchen  betrachten 
wollen.  Punige  auffallende  Züge  hat  die  Tupisage  mit  der 
peruanischen  gemein  und  hat  zusammen  mit  der  arowakischen 
die  karaibische  beeinflusst.  Die  arowakische  Punwirkung  auf 
diese  ist  jedoch  weitaus  die  stärkste,  eine  PTscheinung,  die 
überall  wiederkehrt,  wo  Arowaken  und  Karaiben  sich  berühren, 
auf  den  Antillen  sowohl  wie  in  Guayana  und  in  Zentralbrasilien. 

Die  Tradition  der  Karaya  scheint  mit  der  der  benachbarten 
Stämme  keine  Beziehung  zu  haben,  ein  desto  innigerer  Zu¬ 
sammenhang  besteht  mit  den  Sagen  des  mittleren  Amazonas¬ 
gebiets  und  Guayana,  aus  welchen  Gegenden  die  Karaya  wohl 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


671 


selbst  erst  eingevvandert  sind.  Doch  ist  zu  berücksichtigen, 
dass  sie  in  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  noch  viel  weiter 
südlich  sassen  als  heute,  da  I.ery  sie  als  die  nördlichen  Nach¬ 
barn  der  Tupinamba,  aber  in  Sprache  und  Sitte  von  diesen 
verschieden  erwähnt.  Eine  Beeinflussung  seitens  der  Tupi  von 
Süden  her  wäre  daher  bei  ihnen  nicht  ausgeschlossen,  so  dass 
z.  B.  der  Name  des  Heros  Kaböi  direkt  auf  den  Tantoi  der 
Guarani  zurückgeführt  werden  müsste. 

Die  wichtigsten  Akkulturationszentren,  in  denen  allophyle 
Stämme  in  enger  Berührung  miteinander  nicht  nur  materielle 
Kulturgüter,  sondern  auch  Geistesprodukte,  Traditionen  und 
Mythenelemente  austauschten,  sind  folgende: 

1.  Guayana  und  das  untere  Orinocogebiet,  wo  Arowaken, 
Karaiben,  Tupi  und  Warrau  sich  berühren. 

2.  Das  des  mittleren  Rio  Negro,  den  Uaupe  und  die  süd¬ 
westlichen  Orinocozuflüsse  mit  umfassend ,  wo  sich  Betoya- 
stämme  (Tucanos,  Dessana  u.  a.)  den  Arowaken  (Tarianna)  und 
Karaiben  (Arekuna)  und  anderen  “noch  unklarer  Stellung  zu¬ 
gesellen. 

3.  Im  zentralen  Teile  Südamerikas  das  Quellgebiet  des 
Xingu  und  Paranatinga,  in  dem  auch  ein  Gesstamm,  die  Suyá, 
sowie  ein  vielleicht  den  Chacostämmen  verwandtes  Volk  die 
Trumai  mit  Karaiben,  Arowaken  und  Tupi  in  Akkulturation 
getreten  ist.  Hier  ist  indessen  nur  die  Mythe  eines  Stammes 
der  Bakairi  bekannt  und  es  bliebe  zu  untersuchen  ,  inwieweit 
die  übrigen  daran  Anteil  haben. 

Jedenfalls  reichen  von  hier  aus  Beziehungen  in  das  öst¬ 
liche  Bolivien  hinüber,  die  wohl  durch  Tupistämme  vermittelt 
sind.  Sie  treten  besonders  bei  den  Yurakaré  hervor.  W'ahr- 
scheinlich  ist  auch  das  ganze  ostbolivianische  Tiefland  als  ein 
solches  Austauschgebiet  zu  betrachten ,  das  die  Nationen  der 
Guarayo  und  Chiriguano  (Tupi),  der  Mojo  und  Baurê  (Aro¬ 
waken),  die  Chiquitos,  die  Yurakaré  und  einige  nicht  klassi¬ 
fizierbare  umfasst. 

lieber  Mythen  der  Stämme  des  Chaco  und  des  südlichsten 
Teils  von  Amerika  lässt  sich  noch  nichts  bestimmtes  sagen. 
Sicher  ist  nur,  dass  sowohl  die  Guaikurugruppe  wie  die  Arau- 
kanen  mannigfache  Einflüsse  aus  dem  peruanischen  Kulturkreise 
aufgenommen  haben.  Uebrigens  zeigen  die  in  neuerer  Zeit  ge- 


6/2 


XlV.  Amerikanisten-Kongress. 


sammelten  araukanischen  Märchen  und  Legenden  eine  auffallend 
grosse  Zahl  europäischer,  namentlich  auch,  wie  die  Untersuch¬ 
ungen  von  Lenz  und  Lehmann  Nitzsche  gezeigt  haben,  ger¬ 
manische  Elemente,  so  dass  vergleichende  Studien  hier  Vor¬ 
sicht  erfordern. 

Betrachten  wir  nun  die  Mythenelemente,  die  zum  nörd¬ 
lichen  Kontinent  und  auf  die  östliche  Hemisphäre  hinüber 
reichen,  so  müssen  wir  von  vorn  herein  auf  viele  allgemeine 
Analogien  gefasst  sein.  Diese  wurzeln  teils  im  allgemein 
menschlichen  Elementargedanken ,  teils  ergeben  sie  sich  von 
selbst  aus  der  Gleichheit  derjenigen  Naturvorgänge,  die  der 
Bildung  besonders  der  kosmogonischen  Mythen  überall  zugrunde 
liegen.  So  tragen  überall  die  an  Sonne  und  Mond  und  ihr 
gegenseitiges  Verhalten  anknüpfenden  Mythen  oft  bis  in  die 
Einzelheiten  denselben  Charakter.  Immer  wieder  hören  wir  von 
einem  Verschlungen  werden  des  Sonnenheroen,  von  seinem  Ein¬ 
tritt  in  die  Unterwelt  durch  das  Tor  der  Symplegaden,  von  der 
Verstümmelung  und  Befleckung  des  Mondes  u.  s.  w.  Ebenso 
ähneln  sich  die  Sternmythen  und  die  Eabeln,  die  zur  Erklärung 
gewisser  körperlicher  Eigentümlichkeiten  der  Tiere  dienen,  die 
nur  durch  den  Charakter  der  betreffenden  Eauna  modifiziert  sind. 
Grösser  sind  schon  die  Differenzen  bei  den  meteorologischen 
Vorgängen  und  Erscheinungen,  da  diese  von  den  einzelnen 
Völkern  sehr  verschieden  aufgefasst  und  bewertet  werden.  Bei 
den  primitiven  südamerikanischen  Stämmen  kommen  sie  für  die 
Mythenbildung  nicht  in  Betracht,  während  sie  in  Nordamerika 
wie  in  der  arischen  Welt  den  Hauptinhalt  der  Mythologie  bilden. 
Um  innigere  Zusammenhänge  bei  solchen  Naturmythen  oder 
deren  Ableitung  aus  einer  gemeinsamen  Quelle  zu  beweisen,  be¬ 
darf  es  der  Uebereinstimmung  in  so  speziellen  Zügen,  dass  die 
innere  Unwahrscheinlichkeit  einer  unabhängigen  Entstehung  evi¬ 
dent  ist. 

Eine  Reihe  solcher  auffallender  Analogien,  oder  vielmehr 
geradezu  Homologien  bietet  uns  die  Zwillingssage,  deren 
einzelne  Züge  namentlich  in  den  nordamerikanischen  Sagen 
von  „dem  Besuche  im  Himmel“  immer  wieder  kehren.  Am 
bekanntesten  sind  die  entsprechenden  Mythen  der  Bilchula, 
Quakiutl,  Nutka  und  Shushwap  an  der  Nordwestküste,  der  Maidu 
in  Kalifornien,  sowie  der  Crow  und  Kioway  des  Präriegebiets. 


XrV.  Amerikanisten- Kongress. 


Ö73 


Es  wird  in  der  Regel  erzählt,  wie  zwei  Brüder,  manchmal  die 
Kulturheroen  selbst,  zum  Himmel  aufsteigen  meist  an  einer 
Pfeilkette  emporkletternd,  um  die  Tochter  des  Himmelhäupt¬ 
lings  zu  heiraten.  Dieser  sucht  sich  zunächst  ihrer  zu  entledigen, 
indem  er  gewisse  Proben  von  ihnen  verlangt.  Sie  müssen  auf 
einem  stacheligen  Sitz  oder  heissen  Steinplatten  sich  niederlassen, 
Keile  aus  gespaltenen  Baumstämmen  herausschlagen,  wobei  sie 
Gefahr  laufen,  eingeklemmt  zu  werden  (Symplegadenmotiv)  und 
endlich  gewisse  Tiere,  besonders  Fische,  fangen.  Die  Analogie 
mit  der  teilweis  um  mehrere  Jahrhunderte  älteren  Tupimythen 
ist  schlagend  und  schwerlich  zufällig.  Gerade  die  Varianten 
sind  besonders  beweiskräftig.  Die  zusammenschlagenden  Felsen 
sind  in  Nordamerika  durch  zusammenklappende  Baumstämme 
ersetzt,  bei  den  Prärieindianern  durch  fallende  Bäume,  von 
denen  aber  auch  die  Mundrukumythe  berichtet.  Spezifisch 
nordamerikanische  Varianten  des  Symplegadenmotivs  sind  die  im 
Süden  fehlenden  Vorstellungen  von  der  auf  und  zuschnappenden 
Haustür,  dem  Adlerschnabel,  und“  der  mit  Zähnen  bewehrten 
Vagina  der  himmlischen  Jungfrau  i)  (Boas,  Sagen  24.  30.  66). 
Der  Stachelsitz  ist  in  der  Mundrukumythe  durch  einen  stach- 
lichen  Palmbaum  ersetzt,  den  Rairu  erklettern  muss,  bei  den 
Osttupi  wird  er  nicht  erwähnt,  wohl  aber  in  dem  araukanischen 
Märchen  von  Latrapai  (Lenz,  Estud.  Arancanos  p.  256).  Wo 
dieser  Zug  jedoch  dem  Uebersetzer  unverständlich  geblieben 
ist,  dort  erscheint  auch  die  Prüfung  durch  das  Baumfällen  mit 
Keilen  wieder,  ist  aber  offenbar  missverstanden  oder  den  India¬ 
nern  in  seiner  eigentlichen  Bedeutung  nicht  mehr  klar,  da  das 
eventuelle  Zerdrücktwerden  des  Arbeitenden  unbeachtet  bleibt. 
Diese  missverständliche  Abweichung  auf  der  einen  Seite  bei 
Hervorhebung  des  echt  nordamerikanischen  Stachelspitzes  auf 
der  anderen  deutet  auf  einen  direkten  Import  dieser  Sage  in 
neuerer  Zeit  hin,  wozu  der  lebhafte  Schiffverkehr  an  der  pazi¬ 
fischen  Küste  reichliche  Gelegenheit  bietet.  Eine  interessante 
Analogie  dazu  würden  die  Grimmschen  Märchen  bilden,  die 
natürlich  unter  Vermittelung  europäischer  Immigranten  in  auf¬ 
fallender  Zahl  in  den  araukanischen  Sagenschatz  aufgenom¬ 
men  sind. 


*)  Nach  Bogotas  kommt  dieses  Motiv  auch  in  Sibirien  vor.  A.  a.  O. 

43 


6/4 


XIV.  Amerikanisten-Koiigress» 


Die  in  Nordamerika  sehr  V'erbreitete  Sage  von  der  Frau, 
die  einen  vorübergehend  menschliche  Gestalt  annehmenden  Hund 
heiratet  und  Hunde  zur  Welt  bringt,  mit  denen  sie  in  der  Wild¬ 
nis  lebt,  bis  ihr  und  ihren  Kindern  die  Rückkehr  gestattet  wird, 
scheint  sporadisch  auch  im  Süden  vorzukommen.  So  finden 
wir  sie,  nicht  ganz  vollständig  überliefert,  bei  den  Mundruku 
(n.  Gonçalvez  Tocantins)  und  in  modifizierter  Form  mit  Um¬ 
kehrung  der  Motive  als  Einleitung  in  die  Juruparisage.  Hier 
wird  ein  Weib  in  den  Vogelstamm  der  Jacami  aufgenommen 
und  gibt  menschlichen  Kindern  das  Leben,  die  jene  Vögel 
töten ,  um  dann  in  der  Heimat  der  Mutter  mächtige  Zauberer 
zu  werden.  Ihren  Einzelheiten  nach  ist  diese  Mythe  zweifellos 
eine  Sternmythe,  wie  vielleicht  die  Hundesage  auch. 

Als  Beispiele  der  Wiederholung  ganz  abstruser  Ideen  an 
weit  entlegenen  Punkten  Amerikas,  die  keinesfalls  unabhängig 
entstanden  sein  können,  seien  noch  zwei  merkwürdige  Parallelen 
angeführt.  Eine  Schelmenfabel  der  Bakairi,  in  der  der  Ameisen¬ 
bär  mit  dem  Jaguar  heimlich  die  Exkremente  vertauscht  und  sich 
dann  über  ihn,  als  habe  er  Ameisen  gefressen,  lustig  macht,  findet, 
so  eigenartig  und  weit  hergeholt  das  Hauptmotiv  auch  sein  mag, 
ihr  genaues  Gegenstück  bei  den  Navaho  Nordamerikas,  wo  der 
listige  Coyote  einem  Bären  oder  Riesen  denselben  Streich  spielt 
und  zwar  durch  Auswechseln  des  Erbrochenen ,  was  in  beiden 
Fällen  mit  geschlossenen  Augen  geschieht. 

Eine  andere  wunderliche  Vorstellung  der  Nordamerikaner, 
dass  nämlich  die  Menschen  früher  Sinnes-  und  Geschlechtsorgane 
an  anderen  Körperstellen  trugen,  bis  der  Kulturheros  sie  ihnen 
zurecht  setzte,  findet  ihre  Parallele  in  der  Yurakarésage,  wo  Tiri 
den  Menschen  die  Augen,  die  ihnen  früher  an  der  Brust  sassen, 
an  die  jetzige  Stelle  rückt. 

In  Anbetracht  des  Umstandes,  dass  unser  südamerikani¬ 
sches  Material  nicht  methodisch  gesammelt  ist,  sondern  nur  aus 
systemlos  und  zufällig  zusammengelesenen  Bruchstücken  besteht, 
ist  die  Häufigkeit  der  Anklänge  an  die  Sagenwelt  des  fernen 
Nordwestens  nur  um  so  auffallender.  Besteht  hier,  wie  es  wahr¬ 
scheinlich  ist,  ein  direkter  Zusammenhang,  so  muss  die  Ver¬ 
breitungslinie  in  nordsüdlicher  Richtung  an  der  pazifischen  Seite 
gesucht  werden ,  die  vermutlich  über  Yukatan  die  Inseln  des 
Antillenmeers  erreichte.  In  das  östliche  Nordamerika  jenseits 


XIV.  Amerikanisten -RongresSi 


675 

der  Felsengebirge  gelangten  nur  Ausläufer,  die  nach  Süden  hin 
keine  Fortsetzung  erkennen  lassen. 

Jenseits  des  Isthmus  stehen  dagegen  gerade  die  weiten 
Gebiete  östlich  der  Anden  in  mythologischer  Beziehung  den 
nordwestamerikanischen  näher  als  die  der  andinen  Kulturländer 
selbst,  haben  aber  mit  diesen  deutliche  Berührungspunkte,  wie 
die  Tupielemente  in  der  peruanischen  Sage  beweisen.  Daneben 
muss  aber  noch  eine  weitere  unmittelbar  der  pazifischen  Küste 
folgende  Verbreitungslinie  angenommen  werden,  die  in  den 
Mythen  der  Yunka  und  Araukaner  Spuren  hinterlassen  hat.  Die 
Verhältnisse  liegen  also  im  andinen  Gebiet  sehr  kompliziert  und 
lassen  kaum  weitere  Aufklärung  erwarten,  da  wir  über  die  Volks¬ 
tradition  der  einzelnen  Hauptstämme  des  Inkareichs  vor  ihrer 
künstlichen  Assimilation  durch  die  peruanische  Kultur  allzuwenig 
wissen.  Einzelne  zufällig  überlieferte  Sagen,  wie  die  von  Coni- 
raya  Viracocha  erleuchten  gleichsam  blitzartig  dunkle  Perioden 
uralter  Völkerbeziehungen,  die  nicht  nur  bis  an  die  Ostküste 
Südamerikas,  sondern  sogar  bis  in-  die  indische  Kulturwelt  hin¬ 
überreichen,  denn  ihre  am  genauesten  entsprechende  Parallele 
findet  sich  nicht  auf  amerikanischem  Boden,  sondern  in  Hinter¬ 
indien  (Siam  und  Laos).  Vgl.  Bastian,  Völker  des  östlichen 
Asiens  I,  p.  354. 

Dies  führt  uns  nun  auf  die  Frage  der  altweltlichen  Sagen¬ 
elemente  in  Amerika.  In  verhältnissmässig  grosser  Zahl  hat  sie 
Boas  bei  den  nordwestamerikanischen  Stämmen  nachgewiesen, 
und  die  Jesupexpedition  hat  die  nordostasiatischen  Mythen  in 
enge  Verbindung  mit  den  benachbarten  amerikanischen  gebracht, 
so  dass  wenigstens  über  die  Behringstrasse  her  ein  Import  und 
Austausch  erfolgt  sein  muss.  Jedenfalls  kommt  aber  daneben 
auch  der  direkte  durch  Meeresströmungen  gegebene  Seeweg 
von  Japan  nach  dem  südlichen  Teil  des  heutigen  Brit.  Kolum¬ 
bien  in  Betracht ,  der  wie  wir  wissen  oft  genug  unfreiwillige 
Berührungen  von  Asiaten  und  Amerikanern  vermittelt  hat. 

Demgemäss  sind  auch  die  spezifisch  japanischen  Elemente 
für  die  Gestaltung  der  neuweltlichen  Mythen  besonders  bedeut¬ 
sam  geworden. 

Wie  gross  der  Einfluss  des  so  reichen  Sagenschatzes  und 
der  phantastischen  Shintomythologie  Japans  hierbei  gewesen 
ist,  sei  nur  an  zwei  willkürlich  herausgegriffenen  Beispielen  dar- 


676 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


gelegt,  die  darauf  hindeuten,  dass  eine  eingehendere  Prüfung 
und  Vergleichung  uns  noch  manche  Ueberraschung  bereiten  wird. 

Nach  der  Erzählung  des  altjapanischen  Geschichtswerkes 
Kojiki  stieg  Okuninushi,  der  Urenkel  des  die  Unterwelt  be¬ 
herrschenden  Bruders  der  Amaterasu  Susanowo ,  zu  diesem 
hinab,  um  ihn  um  Rat  und  Hilfe  gegen  seine  Brüder  zu  bitten. 
Diese  hatten  ihm  wegen  seiner  Werbung  um  eine  schöne  Prin¬ 
zessin  nach  dem  Leben  getrachtet,  indem  sie  glühenden  Felsen 
auf  ihn  rollten  und  ihn  in  einen  gespaltenen  Baum  nach  Her¬ 
ausschlagen  der  Keile  einklemmen  Hessen.  Er  entkam  allen 
Anschlägen  mit  Hilfe  seiner  Mutter,  der  Sonnengöttin.  Um  den 
Ahnen  günstig  zu  stimmen,  vermählt  er  sich  vorher  mit  dessen 
Tochter.  Der  erzürnte  Susanowo  unterwirft  ihn  verschiedenen 
Prüfungen.  Er  sperrt  ihn  in  der  ersten  Nacht  in  die  „Schlangen¬ 
kammer“,  in  der  zweiten  in  einen  Raum  mit  giftigem  Gewürm 
und  schiesst  drittens  einen  Pfeil  in  ein  Dorngebüsch,  das  er 
anzündet,  als  sein  Urenkel  ihn  auf  sein  Geheiss  suchen  will. 
Wir  haben  hier  also  die  wohlbekannten  Züge  der  amerikani¬ 
schen  Sage  beieinander,  die  Probe  der  Baumkeile  und  des 
heissen  Steins  der  nordwestlichen  Mythe  vom  Besuch  im 
Himmel,  ebenso  den  heissen  Stein  und  die  Schreckenskammern 
der  Quichesage  von  dem  Aufenthalt  der  beiden  Brüder  in 
der  Unterwelt  Xibalba,  das  brennende  Dickicht  mit  der  Rettung 
im  Erdloch ,  von  dem  die  Mundruku  Mythe  erzählt ,  dagegen 
fehlt  das  in  Asien  überhaupt  noch  nicht  nachgewiesene  Ele¬ 
ment  der  Pfeilkette. 

Weitere  wichtige  Beziehungen  zur  japanischen  bezw.  nord¬ 
ostasiatischen  Sage  sind  in  der  universell  verbreiteten,  neuer¬ 
dings  auch  in  Amerika  nachgewiesenen  Märchen  von  der  sog. 
„magischen  P'lucht“  enthalten.  Ihre  unzähligen  fast  über  die 
ganze  Erde,  ausser  Afrika,  zerstreuten  Versionen  stimmen  alle 
darin  überein,  dass  eine  oder  mehrere  Personen  in  die  Gewalt 
eines  Dämon  oder  Ungeheuers  gelangen,  diesem  entfliehen  und 
dem  Verfolger  Gegenstände  hinwerfen,  die  sich  in  Hindernisse 
verwandeln  für  ihn.  Eine  besonders  reiche  Ausbildung  hat  die 
Sage  in  Indien  erfahren,  von  wo  aus  sie  sich  wahrscheinlich 
in  die  nordasiatische,  europäische  und  polynesische  Märchen¬ 
welt  PHngang  gefunden  hat  (vgl.  Tawneys  Nachweise  in  seiner 
Uebersetzung  des  Kathasarit  sagara  I.,  p.  368).  Einen  eigen- 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


677 


artigen  Charakter  trägt  sie  im  Nordosten  Asiens  zunächst  in 
Japan,  dann  in  Ostsibirien  bei  Tschuktschen  und  Jukagiren 
(n.  Bogoras).  Diese  Version  hat  nun  auch  in  Amerika  ihren 
Einzug  gehalten  und  eine  Reihe  selbständiger  Varianten  erzeugt, 
von  denen  einige  aber  wesentliche  Züge  verdreht  oder  miss¬ 
verstanden  wiedergeben.  Bezüglich  der  nordwestamerikanischen 
und  Eskimoversion  hat  sich  Boas  bereits  eingehend  geäussert 
Jndian.  Sagen,  p.  352).  Aus  dem  Osten  Nordamerikas  ist  sie 
nur  in  entstellter  Eorm  bei  den  Nenenot  in  Labrador  bekannt. 
In  Zentralamerika  ist  sie  noch  nicht  nachgewiesen,  in  Südame¬ 
rika  dagegen  erscheint  sie  an  drei  Stellen  und  zwar  erstens 
unvollständig  in  der  peruanischen  Conirayamythe,  wo  der  Gott 
vor  der  Gattin  des  Pachacamac  flieht,  deren  Töchter  er  entehrt 
hatte,  zweitens  in  einer  vonBarboza  Rodriguez  (Poranduba 
p.  250)  mitgeteilten  Sage  der  Mundruku,  die  einen  echt  nordwest¬ 
amerikanischen  Zug  enthält,  und  endlich  drittens,  in  allen  Teilen 
vollständig,  in  einer  von  mir  aufgezeichneten  Karayasage  von 
den  Pirarucufischen,  die  sich  in  ^Menschengestalt  der  Weiber 
eines  Dorfes  bemächtigen,  indem  sie  die  Gestalt  ihrer  Gatten 
annehmen  (Beitr.  z.  Völkerk.,  Bras.  p.  41).  Eine  der  Frauen 
entflieht  ihrem  Pseudogatten  und  wirft  unterwegs  Asche,  Sand 
und  Kohlen  hinter  sich,  aus  denen  Hindernisse  entstehen,  die 
den  Verfolger  zwingen  abzulassen. 

Allen  diesen  amerikanischen  Fluchtsagen  ist  nun  ein  Motiv 
gemeinsam,  das  auch  als  selbständige  Erzählung  weit  verbreitet 
oder  mit  anderen  Sagen  von  einer  Tötung  von  Ungeheuern 
verquickt  ist.  Der  betreffende  Dämon  lässt  sich  nämlich  von 
seinem  Gaste  das  Ungeziefer  absuchen  oder  auch  nur  den  Kopf 
kratzen,  die  Haare  kämmen  u.  dergl.  Anstatt  der  Läuse  finden 
sich  dann  Frösche,  Schlangen  (in  Nordwestamerika),  Fisch¬ 
stacheln  (b.  Karaya),  Biberhaare  (Nenenot),  in  den  entsprechen¬ 
den  asiatischen  Versionen  Käferschilder  (Korjäken  n.  Bogoras), 
Skolopender  (n.  Japan).  In  den  letztgenannten  Fällen  fehlt  die 
sich  anschliessende  Flucht  ebenso  wie  in  der  Yurakarémythe, 
wo  von  Ameisen  die  Rede  ist.  Auf  Samoa  kommen,  wie  in 
Japan,  das  Parasiten-  und  das  Fluchtmotiv  in  zwei  verschiedenen 
Erzählungen  vor.  In  einigen  Fällen  ist  es  übrigens  der  Dämon 
selbst,  der  die  Untersuchung  vornimmt  oder  beide  Teile  be¬ 
dienen  sich  gegenseitig  (Zuñimythe).  An  dem  gemeinsamen 


678 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Ursprung  aller  dieser  Mythen  ist  solchen  Uebereinstimmungen 
gegenüber  nicht  zu  zweifeln,  zumal  diese  sich  auch  auf  ganz 
nebensächliche  Momente  erstrecken.  So  findet  sich  die  Zu¬ 
mutung,  die  gefundenen  Parasiten  zu  essen  und  die  listige  Um¬ 
gehung  dieses  Verlangens  nicht  nur  in  der  japanischen  Sage, 
sondern  auch  bei  den  Bil^ula  und  Yurakaré,  in  anderem  Zu¬ 
sammenhänge  aber  auch  in  polynesischen  Mythen.  Woher  die 
Sage  stammt,  welches  ihre  Grundform  und  tiefere  Bedeutung 
ist,  bliebe  zu  untersuchen.  Abschliessendes  lässt  sich  zur  Zeit 
noch  nicht  darüber  sagen.  Es  liegt  indessen  nahe,  Japan  als 
den  Ausgangspunkt  der  kombinierten  Parasiten-  und  Flucht¬ 
mythe  anzunehmen,  nachdem  wir  uns  von  dem  engen  Zusammen¬ 
hang  der  dortigen  Sage  von  dem  Besuch  in  der  Unterwelt  mit 
der  amerikanischen  vom  Besuch  im  Himmel  und  den  damit  ver¬ 
bundenen  Prüfungen  überzeugt  haben.  In  der  Tat  weist  nun 
auch  Japan  für  diese  Kombination  die  älteste  Fassung  auf,  die 
uns  das  alte  aus  dem  achten  Jahrhundert  stammende  Werk 
Nihongi  überliefert  hat.  Es  wird  dort  erzählt,  wie  Isanagi 
seine  verstorbene  Gattin  Isanami  aus  der  Unterwelt  heraufholen 
will.  Als  sie  sich  weigert,  ihm  zu  folgen,  macht  er  I.icht  durch 
anzünden  eines  Kammes  und  sieht  statt  seiner  Frau  einen  ver¬ 
wesenden,  mit  Maden  bedeckten  Leichnam.  Er  äussert  seinen 
Abscheu,  worauf  ihn  der  Geist  lanamis  durch  Furien  verfolgen 
lässt,  die  er  sich  durch  Wegwerfen  seines  Kammes  und  seines 
Kopfschmuckes  vom  Leibe  hält.  Aus  jenem  entstehen  Trauben, 
aus  diesem  Bambussprossen,  um  die  die  Verfolgerinnen  sich 
streiten.  In  einer  anderen  Version  sieht  er  „acht  Arten  Donner¬ 
götter“  an  Kopf  und  Leibe  seiner  Frau  haften,  die  sich  dann 
auf  ihn  stürzen  (vergi,  die  Uebersetzung  von  l'lorenz  im  Supp), 
der  Mitteil.  d.  d.  Ges.  in  Tokio  1903). 

Die  ganze  Handlung  spielt  sich  also  ebenso  wie  die  Oku- 
ninushisage  in  der  U  n  t  e  r  w  e  1 1  ab.  Die  betreffenden  Dämonen 
gehören  also  dem  Totenreiche  an,  und  solche  werden  bei  den 
meisten  Völkern  als  mit  Unrat  bedeckte,  auch  schlangenhaarige 
W'esen  aufgefasst  (wie  Charon,  die  Gorgonen  und  PYinnyen), 
Vorstellungen,  die  sich  wiederum  leicht  mit  der  des  maden¬ 
bedeckten  Kadavers  assoziieren  oder  dadurch  hervorgerufen  sind. 
Auch  unsere  Sage  bringt  die  höllischen  Geister  mit  dem  Unge¬ 
ziefer  in  Verbindung  und  der  Teufel  ist  der  h'liegengott,  „der 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


679 


Herr  der  Ratten  und  der  Mäuse  u.  s.  w.“.  Die  Donnergötter 
der  japanischen  Mythe  gehören  in  denselben  Ideenkreis,  da  nach 
dortigem  Volksglauben  der  Gewitterregen  das  Ungeziefer  erzeugt. 
Endlich  seien  die  namentlich  in  Amerika  und  Polynesien  weit 
verbreiteten  Sagen  erwähnt,  in  denen  schädliche  Tiere,  Moskitos 
und  dergl.  aus  der  Asche  eines  verbrannten  Dämons  oder  Men¬ 
schenfressers  entstehen.  Plin  interessantes  Beispiel  dieser  Art 
ist  die  Ualriepisode  der  Juruparimythe. 

Das  Wegwerfen  von  Gegenständen  wie  Kämmen  und  dergl., 
sowie  das  Aufliäufen  von  Sandhügeln,  um  Geistern  den  Weg  zu 
verlegen,  ist  ein  noch  jetzt  im  nordöstlichen  Asien  geübter  scha- 
manistischer  Brauch  bei  Leichenzeremonien  (n.  Bogoras,  Am. 
Anthr.  N.  S.  IV,  1902,  p.  626).  Es  ist  demnach  wohl  in  Ost¬ 
asien  die  fast  universell  verbreitete  Eluchtmythe  mit  Vorstel¬ 
lungen,  die  sich  an  magisch  nekromantische  Praktiken  an- 
schliessen,  verknüpft  und  in  dieser  Eorm  schon  in  sehr  früher 
Zeit  nach  Amerika  importiert  worden,  wo  die  nordwestlichen 
Stämme  sie  in  ihrem  Sinne  modifiziert  und  weiter  verbreitet 
haben  ^).  Nur  an  der  pazifischen  Küste  wird  der  Kamm  noch 
als  Abwehrmittel  angeführt. 

Dasselbe  Karayamärchen  von  den  Pirarucus  enthält  als 
Episode  auch  das  in  zahlreichen  altweltlichen  Parallelen  sich 
wiederfindende  Element  der  „Trugheilung“.  Die  fliehende  Frau, 
die  ein  schön  bemaltes  Kind  bei  sich  hat,  wird  von  einem 
Jaguar  gestellt,  der  sich  von  ihr  ebenso  verschönern  lassen  will. 
Er  folgt  ihrem  listigen  Rate,  sich  in  einer  Erdgrube  dem  F'euer 
aussetzen  zu  lassen  und  findet  so  seinen  Tod.  Genau  das  gleiche 
erzählt  und  zwar  mit  denselben  Worten,  wie  ich  sie  aufzeichnete, 
die  von  Boas  mitgeteilte  Sage  der  Kutenay  am  Kolumbiastrom 
(Verh.  d.  Beri,  anthr.  Ges.  1891).  Die  interessantesten  Paral¬ 
lelen  aus  altweltlichen  Mythenkreisen  sind  die  Tötung  des  Königs 
Pelias  durch  seine  Töchter  auf  den  Rat  der  Medea,  sowie  die 
Verbrennung  eines  indischen  Königs  durch  seine  ungetreue  Ge¬ 
mahlin  in  dem  Zehn-Prinzen-Roman  des  Dandin.  Eine  genauere 
Untersuchung  über  Verbreitung  und  Wesen  dieses  Märchenstofifs 

9  Namentlich  verbindet  sich  die  „magische  Flucht“  gern  mit  den  in  Nord¬ 
amerika  reich  ausgebildeten  Oger-  oder  Kannibalenmythen,  die  zum  Teil  selb¬ 
ständig  sind,  zum  Teil  aber  ebenfalls  auffällige  Parallelen  zu  den  ostsibirischen 
zeigen. 


68o 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


von  dem  sich  in  allen  Sagenkreisen  Spuren  finden,  namentlich 
da,  wo  es  sich  um  die  Tötung  von  Ungeheuern,  Hexen  und 
dergl.  handelt,  ist  dringend  zu  wünschen. 

Auf  Beziehungen  zur  polynesischen  Mythe  deutet  das  Frag¬ 
ment  der  Karayasage,  nach  der  die  Sonne  zu  langsamerem  Lauf 
gezwungen  wird,  indem  der  Heros  ihr  ein  Bein  abschneidet. 
Eine  zweite  südamerikanische  Parallele  zu  dieser  bekannten  Epi¬ 
sode  des  Mauimythus  enthält  die  tamanakeische  Sage  von  Amali- 
vaca,  der  seinen  Töchtern,  natürlich  ebenfalls  Sonnenwesen  wie 
er,  ein  Bein  bricht,  damit  sie  nach  Ablaufen  der  Flut  unter 
den  Menschen  bleiben  und  für  deren  Fortpflanzung  sorgen. 
Diese  Version  würde  indes  auch  für  eine  unabhängige  Entstehung 
der  ganzen  mythischen  Idee  auf  südamerikanischem  Boden 
sprechen  können. 

Wenn  diese  Mitteilungen  die  Erkenntnis  befestigen  sollten, 
dass  auch  das  Studium  der  südamerikanischen  Legenden  reiche 
Erüchte  für  die  vergleichende  Mythologie  verspricht  und  für 
die  Erage  nach  der  Beeinflussung  der  neuen  Welt  durch  die 
alte  wegen  der  längeren  und  strengeren  Isolieruug  des  südlichen 
Kontinents  von  fundamentaler  Bedeutung  ist,  so  ist  damit  ihr 
Zweck  erfüllt.  Die  Untersuchung  hat  mehr  Eragen  gestellt  als 
gelöst,  mehr  Wahrscheinlichkeitsschlüsse,  als  gesicherte  Er¬ 
gebnisse  gebracht,  aber  sie  hat  doch  einige  der  Hauptprobleme 
formuliert  und  weiteren  Forschungen  die  Wege  gewiesen.  Auch 
auf  ethnologischem  Gebiet  ist  in  Südamerika  die  Periode  der 
Pionierarbeit,  des  blossen  Sammelns  von  Museumsobjekten  und 
Wörterlisten  zu  Ende.  Es  bedarf  zielbewusster  methodischer 
Erforschung  auch  des  geistigen  Lebens  der  Aboriginer  nach 
dem  Vorbilde  der  grossartigen  Arbeiten  in  Nordamerika,  die 
jetzt,  wo  der  Handel  und  die  Kolonisation  in  bisher  völlig  un¬ 
zugängliche  Gebiete  dringen  und  damit  neue  Gelegenheit  für 
Berührungen  mit  den  Eingeborenen  schaffen,  nicht  länger  auf¬ 
zuschieben  ist. 


Europäische  Märchen  unter  den  argen¬ 
tinischen  Arankanern. 

Von  Dr.  Robert  Lehman  n -Nitsc  he,  La  Plata. 


Nachdem  die  zünftige  Philologie  den  Wert  exakter  Auf¬ 
nahmen  der  heute  noch  lebenden  primitiven  Sprachen  anschei¬ 
nend  vollkommen  verkennt  und  speziell  in  Südamerika  ein  un¬ 
ersetzliches  Material  durch  das  unaufhaltsame  Aussterben  der 
Eingeborenen  verloren  geht,  ohne  dass  sich,  bis  auf  wenige 
aufzuzählende  Ausnahmen,  die  Fachphilologen  darum  küm¬ 
merten,  wäre  es  für  den  Vortragenden  eine  unverzeihliche 
Unterlassungssünde  gewesen ,  nicht  seinerseits  in  seinem  be¬ 
schränkten  Wirkungskreise  im  Weichbilde  der  Stadt  La  Plata 
sprachliches  Material  zu  Papier  zu  bringen,  obwohl  ihm  der¬ 
artige  Studien  seiner  Vorbildung  nach  fernliegen.  Im  Laufe 
der  Zeit  konnte  er  eine  grössere  Anzahl  (gegen  70)  araukani- 
scher  Texte  aufzeichnen,  welche  die  von  Rudolf  Lenz  in  San¬ 
tiago  de  Chile  zusammengebrachte  grossartige  Sammlung  von 
chilenisch-araukanischen  Texten  nun  für  Argentinien  komplet¬ 
tieren. 

Das  vom  Vortragenden  gesammelte  Material  gliedert  sich 
in  selbständige  psychische  Schöpfungen  der  betreffenden  Leute 
(Erzählungen  über  Episoden  aus  ihrem  Leben,  über  Sitten  und 
Gebräuche  ihres  Volkes  und  dessen  trauriges  Schicksal  etc.) 
und  in  Lieder  und  Märchen  in  mehr  oder  weniger  fest¬ 
geprägter  Form.  Von  den  Märchen  und  Tierfabeln  ist  der 
grösste  Teil  ohne  nachweisbaren  europäischen  Einfluss.  In 
einigen  erscheinen  Anklänge  an  solchen,  was  man  aber  zwanglos 


682 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


als  Konvergenzerscheinung  auffassen  kann.  So  tritt  z.  B.  in 
einer  Tierfabel  der  Fuchs  auf,  der  durch  List  den  Jaguar  mit 
der  Axt  erschlägt  und  sich  dessen  Fell  abzieht  und  umnimmt, 
um  damit  zu  paradieren  und  die  Hunde  (seine  Feinde)  in 
Schrecken  zu  setzen.  In  Europa  ist  dieser  Gedanke  in  der 
Geschichte  vom  Esel  in  der  Löwenhaut  allgemein  bekannt. 

Ein  kleiner  Teil  der  Texte  ist  aber  unzweifelhaft  euro¬ 
päisch.  Rudolf  Lenz  hat  solche  bereits  veröffentlicht.  Vor¬ 
tragender  kann  auch  derartige  vorlegen ,  welche  für  Deutsch¬ 
land  ,  dem  Lande ,  wo  der  diesmalige  Amerikanistenkongress 
stattfindet,  von  besonderem  Interesse  sein  dürften,  und  wo  ja 
durch  die  klassische  Sammlung  der  Gebrüder  Grimm  gerade 
die  deutschen  Märchen  das  Gemeingut  aller  geworden  sind. 

Eine  spezielle  Kommentierung  der  folgenden  Sagen, 
welche  hiermit  zum  ersten  Male,  und  zwar  in  deutscher  Ueber- 
setzung,  erscheinen,  und  ihre  Vergleichung  mit  den  in  Europa 
und  sonst  in  der  Welt  vorkommenden  Parallelen  ist  nicht  er¬ 
folgt.  Vortragendem  ist  dies  mangels  literarischer  Hilfsmittel 
in  Argentinien  unmöglich  gewesen.  Aber  ein  jeder  kennt  doch 
die  bekannten  europäischen  Fassungen  und  wird  mit  Genuss 
selber  die  eigenartigen  Veränderungen,  Verstümmelungen,  Ver¬ 
schmelzungen  aus  verschiedenen  Elementen  und  lokalen  Assi¬ 
milierungen  herausfinden.  Vortragender  möchte  eben  für  ver¬ 
gleichende  mythologische  Studien  einen  Beitrag  aus  Südamerika 
liefern  und  wenigstens  diesen  Teil  seines  Materials  nicht  mehr 
länger  hintanhalten,  zumal  da  der  Zeitpunkt  der  Veröffent¬ 
lichung  seiner  sämtlichen  araukanischen  Texte  nebst  Ueber- 
setzung  vorläufig  nicht  abzusehen  ist. 

Ob  Nr.  I  und  2  europäisch  sind,  resp.  inwieweit,  lasse 
ich  dahingestellt.  Immerhin  mögen  sie  hier  mit  Platz  finden. 
Nr.  I  klingt  an  die  bekannte  Erzählung  von  Heinrich  dem  Welfen 
und  seinem  Löwen,  Nr.  2  an  arabisch- europäische  Märchen. 
Nr.  3  ist  die  Geschichte  vom  Hasen  und  Swinegel,  nur  mit 
anderen  Tieren.  Nr.  4  findet  sich  in  anderer  l'assung  auch  bei 
I.enz,  P^studios  Araucanos,  VI,  Nr.  7,  p.  200  ff-,  Araukanische 
Märchen  Nr.  1 1  ,  und  niemand  zweifelt  wohl  am  europäischen 
Ursprung.  Nr.  5  und  6  sind  unsere  Märchen  vom  Hänsel  und 
Gretel,  resp.  den  Bremer  Stadtmusikanten  in  zum  Teil  lächer¬ 
licher  Uebereinstimmung. 


XIV,  Amerikanisten-Kongress. 


683 


I. 

Eine  Geschichte  vom  Tiger  und  einem  Menschen. 

Einmal  wurde  ein  Indianer  von  den  Christen  gefangen 
genommen.  Er  entkam  aber  und  irrte  dann  lange  Zeit  allein 
in  der  grossen  Wüste  umher.  Beinahe  wäre  er  vor  Hunger 
gestorben.  Einmal  nun  traf  er  den  Tiger,  und  der  arme  Teufel 
glaubte  schon,  der  würde  ihn  zerreissen.  Vor  Furcht  fing  er 
an  zu  zittern  und  kniete  nieder,  um  zu  Gott  und  dem  Tiger 
zu  beten.  Der  Tiger  spitzte  die  Ohren,  setzte  sich  dann  neben 
ihn  hin  und  weinte.  Der  Indianer  ging  also  seinen  Weg  weiter, 
und  der  Tiger  tat  ihm  nichts.  Er  folgte  dem  Indianer,  aber 
eine  Weile  später  ging  er  voran  und  trennte  sich  dann  von 
seinem  Gefährten,  Als  er  weiterhin  Strausse  antraf,  erjagte  er 
sofort  einen  und  kehrte  um  zu  seinem  Gefährten,  der  fast  tot 
vor  Hunger  war.  Kaum-  noch  konnte  er  zu  Fusse  gehen.  Da 
er  aber  schon  wusste,  dass  der  Tiger  ihm  nichts  tun  würde, 
fasste  er  Mut  und  machte  sich  von  neuem  auf  den  Weg.  Da 
sah  er  das  blutbedeckte  Maul  des  Tigers  und  ging  diesem  nach. 
Und  als  er  ankam ,  sah  er  den  Strauss  und  trank  dessen  Blut. 

So  entging  der  Indianer  dem  Hungertode  durch  die  Hilfe 
des  Tigers.  Noch  sehr  viele  Tage  begleitete  ihn  der  Tiger; 
erst  als  sie  Menschen  antrafen,  trennte  er  sich  von  seinem  Ge¬ 
fährten.  So  konnte  dieser  in  sein  Land  und  zu  seinem  alten 
Heim  zurückkehren. 


II. 

Die  Geschichte  von  der  alten  Hexe. 

Es  war  einmal  eine  alte  Hexe,  die  wohnte  auf  ihrem 
Alten-Hexenberge.  Da  konnten  die  Leute  nicht  vorübergehen, 
denn  die  Alte  hatte  einen  grossen  Sack.  Darin  gingen  alle  zu¬ 
grunde,  welche  nach  oben  auf  den  Berg  blickten. 

Es  war  nun  einmal  ein  kleiner  Christ,  der  sagte: 

»Ich  will  zu  der  alten  Hexe  ihrem  Berge  gehen  und  nicht 
nach  oben  sehen,  wenn  sie  mich  ruft.« 

Er  machte  sich  also  auf,  sattelte  sich  eine  Ziege  statt 
eines  Pferdes  und  kam  zu  dem  Berge,  wo  die  alte  Hexe  war. 
Die  sagte  zu  ihm: 


684 


XIV,  Amerikanisten-Kongress. 


»Kleiner  Christ,  komm  doch  herauf  zu  mir!« 

Der  aber  sah  nicht  nach  oben. 

»Sieh  doch  hierher,  kleiner  Christ!«  rief  wiederum  die 
Hexe,  aber  er  tat  es  nicht,  sondern  entgegnete  ihr; 

»Sieh  doch  du  nach  unten.  Alte!« 

Die  aber  blickte  nicht  nach  unten ,  sondern  rief  ihm 
wieder  zu: 

»Sieh  nach  oben,  kleiner  Christ!« 

Der  aber  blickte  nicht  nach  oben,  sondern  sagte; 

»Blick  du  hierher  nach  unten.« 

Da  blickte  die  Alte  nach  unten  und  stürzte  plötzlich  her¬ 
unter,  ganz  tief  in  die  Erde  hinein,  so  dass  nur  das  eine  Bein 
herausguckte.  Da  zog  sie  der  kleine  Christ  mit  dem  Sattelgurt 
heraus,  band  daran  einen  grossen  geflochtenen  Lasso  und  stieg 
zu  Pferde. 

Die  alte  Hexe  aber  hatte  einen  Kopf  von  Eisen.  Der 
kleine  Christ  aber  zog  ihr  die  Zunge  heraus  und  band  sie  an 
seinen  Sattelriemen  fest.  So  kam  er  zu  Hause  an. 

Da  liess  ihn  der  König  rufen,  und  er  ging  hin. 

»Wie  hast  du  das  fertig  gebracht ,  um  die  alte  Hexe  zu 
töten?«  fragte  der  König. 

»Ich  tötete  sie,  weil  Gott  es  so  wollte,«  antwortete  der 
kleine  Christ. 

Da  sagte  zu  ihm  der  König: 

»Es  gibt  einen  wilden  Stier  mit  goldenen  Hörnern,  wenn 
du  den  tötest,  gebe  ich  dir  meine  Tochter  zur  Erau.« 

»’s  ist  recht,«  erwiderte  der  kleine  Christ  und  machte  sich 
auf,  sattelte  seine  kleine  Ziege  wie  ein  Pferd,  band  an  den 
Sattelriemen  seinen  grossen  geflochtenen  Lasso  und  ritt  los. 
Und  wie  er  ankam,  rief  er: 

»Wo  ist  der  Stier  mit  den  goldenen  Hörnern?« 

»Hier  gerade  vorn!«  erhielt  er  zur  Antwort. 

PT  ritt  also  drauf  los  und  traf  ihn  gerade,  wie  er  die  Erde 
stampfte.  Die  Hörner  glänzten  ihm  nur  so  von  Gold.  Und 
wie  er  den  Mann  witterte,  kam  er  direkt  auf  ihn  zu.  Dieser 
aber  zog  plötzlich  seinen  grossen  geflochtenen  l.asso  und  fing 
ihn  damit.  Dann  stieg  er  von  seinem  Pferde,  der  kleinen  Ziege. 
Diese  aber  blieb  fest  stehen  wie  ein  Pfahl.  Dann  erwürgte  er 


XIV.  Amerikanislen-Kongress.  685 

den  Stier  und  tötete  ihn,  schnitt  ihm  die  Horner  und  die  Zunge 
ab  und  nahm  das  alles  mit  zum  König. 

Da  gab  ihm  der  König  seine  Tochter  zur  Frau  und  ausser¬ 
dem  einen  Ring. 

»Mit  diesem  Ring  kannst  du  verlangen ,  was  du  willst,« 
sagte  zu  ihm  der  König.  Er  aber  sprach: 

»Ring!  Möge  sich  ein  grosses  Haus  bilden,  für  mich  zum 
Wohnen  !« 

Da  bildete  sich  ein  grosses  Haus,  und  dorthin  brachte  er 
seine  Frau.  In  der  Nähe  aber  wohnte  ein  Neger.  Der  verliebte 
sich  in  die  Frau  des  kleinen  Christen.  Und  wie  der  einmal 
schlief,  zog  er  ihm  den  Ring  vom  Finger.  Dann  aber  sagte  er: 

»Ring!  Durch  deine  Wunderkraft  bringe  mich  an  die 
andere  Seite  dieses  Sees  mit  dieser  Frau!« 

Da  war  er  auch  schon  auf  der  andern  Seite  des  Sees. 

Wie  der  kleine  Christ  aber  aufwachte ,  hatte  er  keinen 
Ring  mehr.  Da  rief  er  den  Hund'  und  die  Ratte: 

»Ihr  werdet  euch  jetzt  auf  die  andere  Seite  des  Sees  be¬ 
geben  !« 

Da  setzte  sich  die  Ratte  dem  Hund  aufs  Ohr  [und  der 
Hund  schwamm  los];  mitten  im  See  ruhten  sie  aus,  dann  ging 
es  weiter,  bis  sie  auf  die  andere  Seite  kamen,  wo  sich  der  Neger 
aufhielt.  Da  sprach  der  Hund: 

»Vorwärts,  Ratte,  du  bist  kleiner  als  ich!« 

Da  machte  sich  die  Ratte  auf.  Der  alte  Neger  und  die 
Frau  schliefen  aber  gerade.  So  traf  ihn  die  Ratte,  huschte 
leise  hinein  und  zog  ihm  den  Ring  ab. 

> Dieser  Neger  soll  vier  Tage  schlafen,  Ring!«  sagte  die 
Ratte  und  lief  wieder  zurück.  Wie  sie  aber  an  das  Ufer  des 
Sees  kam,  sprach  sie: 

»Sofort  wollen  wir  am  Hause  des  kleinen  Christen  an¬ 
kommen,  Ring!« 

Und  sofort  kamen  sie  an  und  brachten  auch  die  Frau  des 
kleinen  Christen  mit. 

»Ich  befehle  jetzt,  dass  der  König  seine  Tochter  wieder 
zurücknimmt!«  sagte  der  kleine  Christ.  »Wenn  er  das  nicht 
will,  werde  ich  alle  töten  lassen!« 

Da  nahm  der  König  seine  Tochter  wieder  zurück. 


686 


Xl\\  Amerikanistea-Kongrèss. 


So  kam  der  kleine  Christ  wieder  zu  seinem  Ringe.  Dem 
Hund  und  der  Ratte  aber  schenkte  er  ein  grosses  Haus,  um 
darin  zu  wohnen.  Er  hatte  mehr  Macht  als  der  König  und 
war  Herr  über  das  Land. 


III. 

Die  Geschichte  vom  Fuchs  und  vom  Frosch. 

(Hase  îind  Sivinegel.} 

Der  Fuchs  und  der  Frosch  sprachen  einmal  zu  einander: 

»Wir  wollen  spielen,«  sagten  sie.  »Uebermorgen  wollen 
wir  spielen.« 

Da  sprach  der  Frosch: 

»Ich  will  meine  Freunde  einladen.« 

»Ich  will  auch  meine  Freunde  einladen,«  antwortete  der 
Fuchs. 

Sie  kamen  also  zusammen. 

»Was  wollen  wir  zuerst  spielen?«  fragte  der  Frosch  den 
Fuchs. 

»Irgend  was  wollen  wir  spielen,«  antwortete  der,  »du  sollst 
angeben  was.« 

Da  sagte  der  Frosch  : 

»Wir  wollen  Ball  spielen.« 

»Du  wirst  nicht  gewinnen,«  entgegnete  der  Fuchs. 

Der  Frosch  aber  sagte; 

»Ich  werde  dich  bald  herumspringen  lassen,«  und  kräm- 
pelte  sich  die  Aermel  auf.  Dann  frug  er  den  Fuchs: 

»Worum  wollen  wir  spielen,  verdammter  Fuchs,  Gross¬ 
maul?« 

Da  antwortete  der  Fuchs; 

»Um  irgend  etwas  wollen  wir  spielen.« 

Da  sagte  der  h'rosch  : 

»Gut,  um  irgend  etwas  wollen  wir  spielen.« 

Da  entgegnete  der  Fuchs  : 

»Ich  werde  um  ein  gesatteltes  Pferd  spielen,«  sagte  er. 

»Nun  wollen  wir  also  spielen,«  sagte  der  Frosch.  »Los, 
Freunde,«  sagte  er  zu  seiner  Partei.  »Spielt  um  Dinge,  die 
etwas  wert  sind,  wir  werden  nicht  verlieren,  bald  sollen  die 
verdammten  Füchse  verlieren.« 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


687 


Da  frug  der  Fuchs  den  Frosch  : 

»Nun,  hast  du  Mitspieler  gefunden?« 

»Gewiss,«  antwortete  der. 

Sie  spielten  also  und  der  Fuchs  verlor.  Als  er  nun  vei - 
loren  hatte,  frug  er  wiederum  den  Frosch; 

»Was  wollen  wir  jetzt  nun  spielen?« 

»Sag  du  selber,  was  du  willst.« 

Da  sagte  der  Fuchs; 

»Morgen  wollen  wir  von  neuem  spielen.« 

Am  andern  Morgen  also  kamen  sie  wieder  zusammen. 

»Nun  wollen  wir  wieder  spielen,«  sagte  der  Fuchs  zum 
Frosch.  Der  aber  antwortete: 

»Wie  du  willst.  Welche  Klasse  von  Spielen  wollen  wir 
jetzt  spielen?« 

»Wir  wollen  Wettlaufen,«  sagte  der  Fuchs,  und  der  Frosch 
antwortete: 

»Gut!  Um  welches  Pferd  wirst  du  spielen?« 

»Um  meinen  dunkelbraunen  Pony,  nur  um  diesen,«  ant¬ 
wortete  der  Fuchs.  Dann  frug  er  den  Frosch; 

»Und  um  welches  Pferd  wirst  du  spielen?« 

»Ich  um  meinen  hellbraunen  Pony,«  antwortete  der. 

Dann  sagte  der  Fuchs  zum  Frosch; 

»Du  wirst  ja  doch  nicht  im  Wettlaufen  gewinnen!« 

»Und  du  auch  nicht,«  entgegnete  er  dem  Fuchs.  »Du 
am  allerwenigsten  wirst  gewinnen,  Freundchen,  verdammter 
Fuchs,  Falschspieler!« 

Da  entgegnete  dieser  : 

»Du  wirst  am  allerwenigsten  gewinnen,  Freundchen  Frosch.« 

Sie  machten  sich  also  auf  den  Weg,  und  unterwegs  frug 
der  Fuchs  den  Frosch; 

»Wieviel  Strecken  sollen  es  sein  ?« 

Der  Frosch  aber  antwortete; 

»Vier  !« 

Nun  kamen  sie  zum  Zielstrich  und  Hessen  den  Einsatz  zurück. 

»Hier  wollen  wir  alle  Wertgegenstände  zurücklassen,«  sagte 
der  Frosch  zu  dem  Fuchs,  »denn  du  bist  ein  falscher  Spieler.« 

»Na  ja,«  sagte  der  Fuchs,  und  sie  liefen  aus.  Und  als  sie 
schon  eine  Strecke  zurückgelegt  hatten,  fragte  der  Fuchs  ; 


688 


XíV.  Amerikanisten-Kongress. 


)AVo  kommt  denn  mein  Freund  Frosch?« 

Da  schrie  dieser  aber  schon; 

»Hier  bin  ich,  Freund  Fuchs.« 

Da  lief  der  Fuchs  wieder  eine  Strecke.  Und  als  er  wieder 
am  Ziele  vorbeikam,  frug  er  von  neuem: 

»Wo  kommst  du,  Freund  Frosch?« 

Da  schrie  aber  schon  der  Frosch,  um  eine  Strecke  voraus; 

»Hier  bin  ich  schon  wieder,  verdammter  Fuchs.« 

Der  Fuchs  aber  peitschte  sein  Pferd,  legte  wieder  eine 
Strecke  zurück  und  rief  von  neuem  ; 

»Wo  kommst  du,  Freund  Frosch?« 

Und  wiederum  eine  Länge  voraus  quakte  der  Frosch  : 

»Hier,  hier  komme  ich.« 

Der  Fuchs  aber  galoppierte  von  neuem,  und  als  er  wiederum 
beinahe  beim  Zielstrich  ankam,  rief  er  wieder; 

»Wo  kommt  denn  der  verdammte  Frosch?  Hierher  will 
ich  ihn  rufen.  Wo  kommst  du  denn,  Freundchen  Frosch?«  rief 
er  wieder,  als  er  beinahe  beim  Zielstrich  war. 

»Hier  bin  ich,  verdammter  Fuchs,«  antwortete  der. 

Da  peitschte  dieser  von  neuem  sein  Pferd.  Der  Frosch 
aber  rief  schon  als  erster  am  Zielstrich: 

»Woher  kommst  du  denn,  Freundchen  Fuchs?«  als  dieser 
am  Zielstrich  endlich  ankam. 

Auf  diese  Weise  wurde  der  Fuchs  besiegt. 

IV.  . 

Die  Geschichte  vom  Hund  und  der  Ratte. 

P?s  waren  einmal  ein  Hund  und  eine  Ratte.  Da  frug  man 
die  Ratte: 

»Warum  durchlöcherst  du  das  Haus  der  Christen?« 

Die  Ratte  antwortete  ; 

»Weil  mich  die  Katze  tötet.  Deswegen  durchlöchere  ich 
das  Haus  der  Christen.« 

[Da  frug  man  die  Katze; 

»Warum  tötest  du  die  Ratte?« 

Die  Katze  antwortete;] 

»Weil  mich  der  Knüppel  prügelt.  Deswegen  töte  ich  die  Ratte.  « 

Da  frug  man  den  Knüppel; 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


689 


«Warum  prügelst  du  die  Katze,  Freund  Knüppel?« 

Der  Knüppel  antwortete  : 

»Weil  mich  sonst  das  Feuer  brennt.  Deswegen  prügle  ich 
feste  drauf  los.« 

Da  frug  man  das  h'euer: 

»Warum  brennst  du  den  Knüppel?« 

Das  Feuer  antwortete; 

»Weil  mich  sonst  das  Wasser  löscht.  [Deswegen  brenne 
ich  den  Knüppel.« 

Da  frug  man  das  Wasser: 

»Warum  löschest  du  das  Feuer?«] 

Das  Wasser  antwortete: 

»Weil  mich  der  Ochse,  die  Kuh,  das  Pferd,  das  Schaf, 
weil  mich  alles  trinkt.  Deswegen  lösche  ich  das  F'euer.« 

Da  frug  man  den  Ochsen: 

»Warum  trinkst  du  das  Wasser?« 

Der  Ochse  antwortete  : 

»Weil  mich  das  Messer  schneidet.  Deswegen  trinke  ich 
das  Wasser.« 

Da  frug  man  das  Messer; 

»Warum  schneidest  du  den  Ochsen?« 

Das  Messer  antwortete: 

»Weil  mich  der  Stein  abschleift.  Deswegen  schneide  ich 
den  Ochsen.« 

Da  frug  man  den  Stein; 

»Warum  schleifst  du  das  Messer  ab?« 

Der  Stein  antwortete  ; 

»Weil  mich  die  Sonne  erhitzt.  Deswegen  schleife  ich  das 
Messer  ab.« 

Da  frug  man  die  Sonne: 

»Warum  erhitzest  du  den  Stein?« 

Die  Sonne  antwortete: 

»Weil  mich  die  Wolke  bedeckt.  Deswegen  erhitze  ich  den 
Stein.« 

Da  frug  man  die  Wolke: 

»Warum  bedeckst  du  die  Sonne?« 

Die  Wolke  antwortete  : 

'»Weil  mich  der  Wind  dahinfegt.  Deswegen  bedecke  ich 
die  Sonne.« 


44 


690 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


Da  frug  man  den  Wind  : 

»Warum  fegst  du  die  Wolke  dahin?« 

Der  Wind  antwortete; 

»Weil  die  Wolke  regnen  lässt.  Deswegen  fege  ich  sie  dahin.« 

Da  frug  man  den  Regen: 

»Warum  regnest  du?« 

Der  Regen  antwortete: 

»Gott  befiehlt’s  mir.  Deswegen  regne  ich.  Ich  selber 
regiere  mich  nicht.  Gott  regiert  den  Regen,  deswegen  regnet 
es,  weht  der  Wind,  fällt  der  Schnee  und  ziehen  die  Wolken. 
Alles  dies  befiehlt  Gott.  Wir  allein  regieren  nicht.  Es  gibt 
eben  einen,  der  uns  regiert!« 


V. 

Die  Geschichte  von  der  Alten  mit  ihrem  Manne. 

(Hänsel  und  Gretel). 

Es  war  einmal  ein  altes  Ehepaar,  das  war  sehr  geizig.  Die 
hatten  zwei  Söhne.  Einmal  nun  sagten  sie  zueinander:  „Wegen 
denen  können  wir  nicht  gut  leben.  Besser  wäre  es,  wenn  wir 
sie  mitten  in  den  Wald  führten!“  Und  die  Erau  fuhr  fort: 
„Morgen  ganz  früh  stehst  du  auf,  Alter,  und  wir  führen  die 
zwei  Rangen  in  den  Wald!“  —  Am  andern  Morgen  also  standen 
sie  auf  und  gingen  fort.  Und  als  sie  mitten  in  den  dichten 
Wald  gekommen  waren,  sagte  die  Frau;  „Hier  wollen  wir  sie 
lassen,“  und  versteckten  sie.  So  blieben  die  beiden  Brüder 
hilflos  zurück.  Die  Alten  aber,  nachdem  sie  ihre  Kinder  zurück¬ 
gelassen  hatten,  gingen  fort,  sehr  zufrieden. 

„Wo  sind  unsere  Eltern  hingegangen,  Bruder?“  fragten 
sie  einander  und  fingen  an  zu  weinen.  Nun  brach  auch  die 
Nacht  herein  und  mitten  im  Walde  mussten  sie  bleiben.  Gegen 
Morgen  aber  erblickten  sie  von  weitem  ein  kleines  Licht.  Da 
sagten  sie  zu  einander:  „Vorwärts,  Freundchen,  diesem  kleinen 
Lichte  wollen  wir  nachgehen!“  und  folgten  ihm.  Das  Licht 
aber  wanderte  und  als  der  Morgen  graute,  konnten  sie’s  nicht 
mehr  sehen.  Und  als  es  Tag  wurde,  standen  sie  auch  schon 
vor  ihrem  Hause.  Als  sie  nun  so  ankamen,  sahen  sie  ihre 
l'dtern.  „Da  kommen  sie  ja  wieder,  gerad’  da  vorn,  die  beiden 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


691 


Rangen,“  rief  die  Frau.  „Was  fangen  wir  bloss  mit  ihnen  an?“ 
fragten  sie  sich  gegenseitig.  „Morgen  ganz  früh,  wollen  wir 
sie  nochmals  fortführen,  aber  viel  weiter,  damit  sie  nicht  wieder 
zurück  können!“ 

Wie  es  nun  Nacht  wurde,  legten  sich  alle  schlafen.  Da 
hörte  der  ältere  Bruder,  wie  die  Mutter  sagte:  „Alter,  morgen 
früh  gehen  wir  und  bringen  sie  viel  weiter  fort.  Dann  lassen 
wir  sie  dort,  damit  sie  nicht  wieder  zurückkommen!“  „Gut,“ 
antwortete  der  Vater.  Am  andern  Morgen  aber  stand  der 
Junge  auf  und  nahm  viel  Maiskörner  mit.  Die  streute  er  auf 
den  Weg.  Das  war  das  Merkzeichen,  denn  er  wusste  ja,  dass 
die  Alten  sie  wieder  in  dem  grossen  Walde  verstecken  würden. 

Nachdem  sie  also  von  den  Eltern  zum  zweiten  Male,  aber 
viel  weiter  zurückgelassen  waren,  kehrten  sie  wieder  zurück, 
denn  die  Maiskörner  zeigten  ihnen  den  Weg.  Und  am  andern 
Tage  früh  kamen  sie  wieder  zu  Hause  an.  „Ihr  zwei  Rangen 
was  machen  wir  mit  euch?“  sagten  die  Eltern.  Die  Mutter 
aber  gab  ihnen  zu  essen  und  sie  assen  gut.  Am  andern  Morgen 
früh  aber  gingen  sie  viel  weiter  fort  und  nahmen  ihre  beiden 
Kinder  wieder  mit.  Diesmal  aber  blieben  die  zwei  hilflos  zu¬ 
rück.  Nachdem  sie  viel  herumgeirrt  waren,  kamen  sie  zu  einem 
kleinen  Häuschen.  Dort  lebte  ein  altes  Ehepaar.  „Ach,  ihr 
lieben  Kinder,  was  macht  ihr  denn  hier?“  rief  die  Alte.  „Wir 
irren  hilflos  umher,  so  kamen  wir  hierher,“  antworten  die  beiden 
Brüder.  Da  nun  die  beiden  Alten  kein  einziges  Kind  hatten, 
freuten  sie  sich  sehr.  „Ach  ihr  armen  Kinder!“  sagten  sie. 
„Wir  selber  haben  keine  Kinder,  aber  Gott  hat  uns  geholfen 
und  hat  uns  euch  hierher  geschickt.“  Da  behandelten  sie  die 
beiden  Brüder  als  ihre  eigenen  Kinder  und  kauften  ihnen  alles, 
Schuhe,  Hüte  und  Stiefel.  „Ach,  meine  lieben  Söhne,“  nannte 
sie  die  Alte  und  freute  sich ,  die  beiden  aber  nannten  sie 
Mama.  „Wir  haben  Glück  gehabt,  Bruder,  dass  wir  eine  so 
gute  Mutter  gefunden  haben!“  sagte  einer  zum  andern. 

Eines  Tages  nun  baten  sie  ihre  Pflegemutter  :  „Erlaube 
uns  auf  die  Jagd  zu  gehen,  wir  wollen  die  kleinen  Vögel  hier 
herum  jagen!“  „Gut,  geht  nur  ruhig,  meine  Kinder!“  antwor¬ 
tete  die  Alte.  Da  sattelten  sie  ihre  Pferde  und  ritten  fort. 
Wie  sie  nun  zu  einem  kleinen  Hügel  kamen,  ritten  sie  hinauf 
und  erblickten  von  oben  in  der  Ferne  ein  kleines  Haus.  Da 


692 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


sagte  der  ältere:  „Grad  da  vorn  ist  ein  kleines  Haus,  Bruder. 
Es  scheint  das  Haus  unserer  richtigen  Eltern  zu  sein!“  Da 
gingen  sie  hin  und  sahen  ihre  Eltern.  Da  rief  die  Alte:  „Da 
kommen  ja  die  beiden  Rangen  an.“  Wie  sie  ankamen,  sagten 
sie:  „Grüss  Gott,  Mutter!“  „Grüss  Gott,  Jungens!“  antwortete 
diese  und  tat,  als  ob  sie  weinte.  „Ihr  werdet  jetzt  hier  bleiben!“ 
Die  beiden  Brüder  wollten  aber  nicht.  „Wir  wissen  nicht, 
warum  wir  hier  bleiben  sollen,  denn  eines  schönen  Tages  werdet 
ihr  uns  wieder  hilflos  in  dem  Walde  zurücklassen!“  —  Die 
Mutter  wollte  sie  aber  nicht  wieder  fortlassen.  „Bleibt  doch 
bei  uns  Kinder,“  bat  sie.  „Wir  wollen  nicht,“  antworteten  die 
beiden  Brüder. 

Als  am  andern  Morgen  aber  die  andere  Erau  sah,  dass 
ihre  Pflegekinder  nicht  zurückgekommen  waren,  ging  sie  dem 
Wege  nach  und  nahm  ihren  grossen  schwarzen  Hund  mit,  der 
war  sehr  böse.  Und  wie  sie  das  Haus  der  eigentlichen  Mutter 
erblickte,  ging  sie  weiter  und  kam  dort  an.  „Grüss  Gott,“ 
sagte  sie,  als  sie  ankam.  „Was  wollt  ihr  denn  hier,  dass  ihr 
hierher  gekommen  seid?“  frug  sie  die  andere  Alte.  „Ich  will 
meine  beiden  Kinder  holen!“  antwortete  sie.  „Welche  denn?“ 
„Diese  zwei  hier!“  antwortete  jene,  „kommt  schnell  wieder  mit, 
liebe  Kinder!“  —  Da  wurde  die  eigentliche  Mutter  der  beiden 
Knaben  sehr  böse,  und  hetzte  den  Hund  auf  sie:  „P^ass,  fass!“ 
Der  Hund  jagte  sie,  sie  aber  lief  fort  und  flüchtete  sich  in  das 
Haus.  Die  beiden  Knaben  aber  nahmen  sie  nun  aufs  Pferd 
und  brachten  sie  nach  Hause.  Dort  erzog  sie  die  beiden  und 
diese  dachten  nicht  mehr  an  ihre  Eltern. 

VI. 

Die  Geschichte  vom  Esel,  dem  Schwein,  der  Katze 
und  dem  alten  Hahn. 

(Die  Bremer  Stadtmus ikanteti). 

Es  war  einmal  ein  alter  Esel,  der  war  gar  sehr  alt.  Da 
sagte  einmal  sein  Herr:  „Verdammter  Esel,  du  taugst  zu  gar 
nichts  mehr,  morgen  früh  werde  ich  dich  schlachten.“  Das 
hörte  der  alte  P.sel.  Da  machte  er  sich  aus  dem  Staube  und 
wanderte  in  ein  anderes  T.and.  Schon  war  er  einen  Tag  ge- 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


693 


wandert,  da  kam  er  zu  einem  Mause.  Hier  traf  er  das  Schwein. 
„Wohin  gehst  du,  Freund?“  frug  das  Schwein.  „Weit  weg, 
mein  Freund,  auf  der  Frde  zu  reisen.“  „Ach,  du  Glücklicher,“ 
sagte  das  Schwein.  „Gehst  du  nicht  auch  fort,  Freund?“  frug 
der  Esel.  „Wie  kann  ich  fort,  morgen  früh  will  man  mich 
schlachten!“  „Sei  doch  nicht  so  dumm,  Freundchen,“  ent- 
gegnete  der  Esel,  „was  wirst  du  dich  morgen  tot  machen  lassen, 
lauf  schnell  weg,  wandern  wir  beide  zusammen  !“  Da  gingen 
sie  beide  fort.  Als  sie  einen  Tag  gewandert  waren,  trafen  sie 
die  Katze.  „Grüss  Gott,  Freund  Katze,“  sagte  der  Esel.  „Grüss 
Gott,“  antwortete  die  Katze.  „Was  machst  du  denn  hier,  wa¬ 
rum  bist  du  denn  so  traurig,  Freund?“  frug  der  Esel.  „Ich  bin 
traurig,  denn  ich  bin  sehr  verdriesslich  ;  schon  vier  Tage  habe 
ich  nichts  gegessen.“  „Gehen  wir  zusammen  als  Kameraden 
und  reisen  auf  der  Erde!“  schlug  der  Esel  vor.  „Gut!“  er¬ 
widerte  die  Katze.  Sie  wanderten  also  weiter.  Die  Katze  aber 
setzte  sich  dem  Esel  auf  den  Rücken.  Als  sie  so  weiter  zogen, 
trafen  sie  den  alten  Hahn.  Es  “waren  auch  viele  Hennen  da, 
aber  der  alte  Hahn  war  weit  weg  von  ihnen.  Der  Esel  sagte  ; 
„Grüss  Gott,  Freund  Hahn!“  „Grüss  Gott,“  antwortete  der. 
„Warum  bist  du  so  traurig,  mein  Freund?“  frug  der  Esel. 
„Morgen  will  mich  mein  Herr  schlachten,  hat  er  mir  gesagt, 
deshalb  bin  ich  traurig.“  „Vorwärts  Freund,  da  steig  auf  meinen 
Rücken,  wir  hier  sind  auf  der  Reise,  wandern  auch  wir  zu¬ 
sammen  als  Kameraden.“  „Gut,“  sagte  der  alte  Hahn,  und  es 
ging  weiter.  Da  kamen  sie  nachts  zu  einem  einsamen  Hause. 
Dort  fand  sich  zu  essen  und  sie  assen.  Ein  Weilchen  später 
kam  brüllend  der  Tiger.  Es  war  der  Herr  des  Hauses.  Da 
sagte  der  Esel  :  „Kameraden,  da  vorne  kommt  ein  Mensch,  der 
spricht  sehr  laut.  Es  ist  wohl  der  Herr  des  Hauses.“  Es  war 
aber  der  Tiger.  Da  sagte  der  Esel  zu  dem  Schwein  ;  „Du  bleibst 
drin  im  Hause  neben  der  Tür.  Wenn  er  hereinkommt,  er¬ 
schreckst  du  ihn  durch  dein  Grunzen.  Und  die  Katze  stellt 
sich  mitten  auf  die  Schwelle.  Wenn  er  hereinkommt,  zerkratzst 
du  ihm  die  Rippen.  Du  Hahn  zerpickst  ihm  den  Kopf.  Ich 
selber  stelle  mich  auf  die  Seite  an  die  Tür.  Wenn  er  herein¬ 
kommt,  schlage  ich  nach  ihm  aus  und  furze  ihn  an.“  Richtig 
kam  der  Tiger  an.  Da  grunzte  ihn  das  Schwein  an:  „or,  or, 
or,“  als  er  herein  wollte.  Der  Esel  schlug  nach  ihm  aus.  Die 


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XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


Katze  zerkratzte  ihm  die  Rippen.  Der  Hahn  pickte  ihm  auf 
den  Kopf.  Da  machte  der  arme  Tiger  kehrt  und  sagte  zu 
seiner  Frau;  „Frau,  als  ich  in  das  Haus  herein  wollte,  griffen 
sie  mich  von  innen  her  an.  Ich  weiss  nicht,  was  für  Leute  es 
sind.  Aber  es  scheinen  Menschen  zu  sein.  Einer  hatte  einen 
Prügel,  ein  anderer  einen  Pfriemen,  ein  anderer  ein  Messer. 
Ein  anderer  sagte  zu  mir  „or  or  or“,  als  ich  herein  wollte.“ 
„Oh,  da  gehen  wir  lieber  nicht  ins  Haus,“  sagte  die  alte  Tigerin. 
Sie  gingen  also  nicht  herein  und  bauten  sich  anderswo  eins. 
Da  waren  also  jene  Herren  des  Hauses  viele  Jahre  lang  und 
blieben  darin  wohnen. 

So  verdankte  das  Schwein  dem  Esel  sein  Leben.  Der 
Hahn  und  die  Katze  bedankten  sich  aber  sehr  bei  ihm,  weil  sie 
ordentliche  Leute  geworden  waren. 


A  European  Custom  of  Pagan  times 
brought  over  to  America 

(Halloween  at  Chicago). 

By  Jonkheer  L.  C.  van  Panhuys,  s’Gravenhage. 

(Ein  europäischer  Gebrauch  aus  heidnischen  Zeiten  nach 
Amerika  gebracht  [Abend  vor  Allerheiligen  in  Chicago]). 


Those  of  the  Americanists  who,  at  the  close  of  the  Con¬ 
gress  of  New  York  in  1902,  made  the  most  interesting  trip, 
which  was  graciously  offered  to  them  by  the  American  Museum 
of  Natural  History,  to  various  cities  in  the  United  States,  and 
arrived  the  31th  of  October  at  Chicago,  may  like  the  narrator, 
in  the  evening  of  that  day,  have  been  struck  by  a  festivity, 
called  Halloween,  which  took  place  especially  among  young 
people,  and  was  commented  and  spoken  of  in  the  news  papers 
of  the  town. 

„We  will  meet  on  Halloween 

„That  night  when  the  spooks  and  ghosts  are  seen 
„Be  sure  you  arrive  a  half  hour  before  eight 
„For  the  spirits  grow  lively  before  very  late  .  .  .  ete. 

So  ran  the  invitation  of  the  girls  basket  ball  master  for 
three  schools,  in  a  news  paper.  In  another  paper  we  were 
told  how  apples  and  nuts ,  perhaps  with  a  ring  cake ,  had  to 
be  the  „menu“  for  the  evening,  how  Halloween  was  a  maiden 
festival  and  in  which  way  the  girls  could  try  to  get  an  insight 
in  the  character  of  their  intended. 

In  the  neighbourhood  of  the  Hôtel  de  Prado  groups  of 
children  walked  round  with  Venetian  lanters  and  a  young  child 
with  a  sly  face  came  with  a  toy  at  my  window,  to  play  ghost. 


696 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


I  duly  returned  that  attention  by  hiding  myself  much  terrified 
to  her  great  delight  behind  an  easy  chair.  — 

So  we  meet  in  America  with  a  curious  custom  ,  sprung, 
as  we  may  see  by  comparison  with  the  same  custom  in  Europe, 
from  the  old  pagan  belief,  —  which  was  later  on  tolerated  or 
slightly  changed  by  the  Church,  —  that  during  that  night  the 
souls  of  the  dead  are  walking  round  (the  souls  from  Purgatory) 
and  that  eatables,  eaten  by  the  living,  will  put  the  ghosts  into 
a  cheerful  mood. 

Much  information  is  given  about  the  custom  in  England 
in  Observations  on  the  popular  Antiquities  of  Great-Britain  by 
John  Brand,  revised  by  Ellis,  new  Edition,  voi  I,  1883,  in  the 
chapter  Allhallow  Eden,  vulgarly  Halle  ’een ,  pag.  377-396. 
On  pag.  389  the  origin  of  Druidism  is  pleaded. 

G.  F.  Northall,  in  English  Folk-rhymes,  Collection  of  tra¬ 
ditional  verses  relating  to  places  and  persons,  customs,  super¬ 
stitions,  London,  1892,  says  a  bout  the  word  halloiveen  that  it 
derives  from  the  Saxon  haligan,  holy,  and  gives  a  rhyme  about 
the  custom  in  Shropshire. 

In  the  Netherlands  the  custom  is,  as  far  as  I  know,  out 
of  use;  in  Flanders  they  may  still  bake  the  „zieltjes  koekjes“ 
(cakes  for  the  little  souls)  and,  as  many  souls  will  be  delivered 
from  Purgatory  as  cakes  will  have  been  eaten  with  religious 
sense  and  prayer. 

The  Gaules,  on  All  Souls  day,  the  first  of  November, 
covered  tables  with  eatables  in  order  that  the  souls  of  the 
dead  might  partake  of  the  same.  Bose  and  Bonnemère  assure 
us  that  even  untili  now  the  Bretons  earnestly  believe  that  in 
that  night  the  souls  of  relations  and  friends  do  enter  their 
house.  In  Schraders  Reallexikon  der  Indogermanischen  Alter¬ 
tumskunde,  1901,  is  mentioned,  sub  Ahnencultus,  that  still  to 
this  time  in  Tyrol  milk  is  put  on  the  table  on  All  Saints  day 
and  oil  is  put  in  the  lamp  to  dress  the  wound  of  the  poor 
souls  from  Purgatory  (Meyer,  Deutsche  Volkskunde,  S.  275) 
and  to  refresh  them. 

In  my  lecture  I  will  explain  shortly  that  is  was  probably 
by  the  Phiglish,  and  not  by  the  old  Dutchmen,  that  the  custum 
was  brought  over  from  lùirope  to  the  United  States.  P'or  those 
who  are  interested  not  only  in  the  spreading  but  also  in  the 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


697 


arising  of  Thought  in  différent  places  on  earth,  I  will  conclude 
with  the  following  extract  from  the  Journal  de  la  société  des 
Américanistes  de  Paris,  Nouvelle  Série,  Tome  I,  no  i,  PTudes 
sur  les  Indiens  de  la  région  de  Riobamba,  par  le  Dr.  Rivet, 
pag.  76; 

„Les  Indiens,  au  siècle  des  Incas,  offraient  aux  morts  des  liqueurs  et  des 
„aliments,  pour  que  ceux-ci  puissent  boire  et  manger.  Leurs  descendants 
„ont  conservé  cette  coutume.  Le  jour  des  Morts,  ils  s’asseoient  au  milieu 
„de  l’église,  une  bouteille  de  chicha  ou  d’aguardiente  devant  eux;  autour 
„d’eux ,  de  petits  pains  qu’ils  arrosent  consciencieusement.  Ils  donnent  à 
„manger  aux  âmes,  tout  en  priant  pour  elles:  offrande  et  prière,  paganisme 
„et  christianisme !‘‘ 

May  the  Chicago  children  keep  long  their  interesting 
and  innocent  feast,  a  token  of  the  folk  poetry  of  former  ages. 


To  our  sketch  as  it  was  read  at  Stuttgart  we  have  to 
add  a  few  facts  for  the  Proceedings  of  the  Congress.  Only  a 
few,  our  subject  leading  too  quickly  from  American  Folklore 
into  the  dominion  of  Pmropean  History  of  Civilisation.  That 
the  mentioned  customs  were  brought  over  to  Chicago  by  colo¬ 
nists  of  Celtic  blood  is  proved  by  the  same  customs  still  exi¬ 
sting  in  Celtic  countries.  Compare  f.  i.  the  Halloween  customs 
given  by  PC  J.  Guthrie  (Old  Scottish  Customs,  London  dan 
Glasgow,  Hamilton,  Adams  and  Co,  1885)  as:  an  insight  in 
futurity,  burning  nuts,  cutting  an  apple,  perhaps  also  :  dipping 
the  shirt  sleeve  and  pricking  the  egg  etc.  The  feasts  on  the 
evening  of  October  31st  and  on  November  ist  were  one  and  the 
same,  as  will  be  explained  at  the  end. 

As  origin  of  the  festivity  we  find  back  the  feast  of  the 
sun  god;  Combined  with  the  ground  idea  of  Fear  for  the  spirits 
of  the  dead.  The  connexion  between  these  two  ideas  is  shown 
in  the  following  quotation.  Prof.  Rhys  writes;  „Halloween 
night  was  the  Saturnalia  of  all  that  was  hideous  and  uncanny 
in  the  world  of  spirits.  It  had  been  fixed  at  the  time  of  all 
others  when  the  sun  god,  whose  power  had  been  gradually 
falling  off  since  the  great  feast  associated  with  him  on  the  first 
of  August,  succumbed  to  his  enemies,  the  powers  of  darkness 
and  of  winter.  It  was  their  first  hour  of  triumph  after  an 
intreval  of  subjection,  and  the  popular  imagination  pictured 


698 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


them  stalking  abroad  with  more  than  ordinary  insolence  and 
aggressivenes^) 

The  idea  of  eating  cakes  for  the  souls  was  there  fore  no 
other  than  putting  the  spirits^)  by  an  offering  into  a  cheerful 
mood.  Guthrie,  1.  c.  pag.  66  gives  some  more  explanation 
about  the  feast  of  the  Sun.  All  fires,  save  those  of  the  Druids 
were  extinguished  from  whose  altars  alone  the  holy  fire  had 
to  be  purchased.  The  bon  fires  (bon  means  bone)  of  Hallo¬ 
ween  bleeze  were  surrounded  in  Scotland  with  a  circular  trench, 
symbolical  of  the  Sun. 

In  the  different  names  we  find  also  an  explanation.  The 
first  of  November,  still  called  New- Years  day  on  the  island  of 
Man ,  was  the  new  years  day  on  the  beginning  of  the  winter 
half  year  among  Fins,  Scottish,  Danes,  Swedish,  Britons  and 
Germans®);  and  called  Calaci  gaeaf,  i.  e.  the  Calends  of  winter, 
by  the  Welsh  and  Manx,  Samkanach  and  Sainhem,  the  feast 
of  the  sun,  by  Scottsih  and  Irish'^).  Hollaiitide  (Hallow-tide) 
was  the  English  name  in  Manx.  In  Whitby  and  Cleveland  the 
Halloween  evening  is  called  according  to  the  surviving  custom 
Nut  crack  night.  A  rhyme  in  Cleveland  says: 

Nutty  crack  Neet  Ah  mount  forget 
Near  neets  afvoar  Mart’  mas  day 
We  hav’  a  feast  o’  happles  an’  nuts 
An  how  we  krack  away!®). 

As  happened  with  many  others  the  heathen  feast  of 
November  i  st  was  proclaimed  by  the  clergy  to  be  a  Christian 
one.  The  heathen  ideas  associated  with  it  were  altered  into 
a  feast  to  the  memory  of  the  souls  of  the  Saints  of  the  Chri- 


9  Rhys.  Celtic  Folklore.  Welsh  and  Manx,  Oxford  1901,  pag.  226, 

*)  Spirits  of  relatives  suppose  were  considered  as  a  rule  benevolent,  but 
gave  trouble  and  caused  sickness  when  not  propitiated;  anyhow  a  spirit,  even 
of  a  departed  household  dead  became  a  stranger,  who  is,  in  the  belief  of  all 
primitive  people,  synonymous  with  an  enemy. 

*)  Finn  Magnusen.  Den  Förste  November  en  Ilistorik-Kalendarisk  Under- 
sogelse.  Tidskrift  for  Nordisk  OIdkyndighed.  2  bind.  Kjöbenhavn  1829,  trans¬ 
lated  by  Jhr.  M.  Hottema  D.  C.  L.,  Leeuwarden,  Fr.  Schierbeck,  1835,  pag.  2, 
*)  Rhys,  1.  c.  pag.  316,  317  etc. 

*)  County  Folklore  Voi.  II.  Published  by  the  Folklore  Society,  London 
1901.  Examples  collected  by  Mrs.  Gutch.,  pag.  266. 


XIV.  Amerikanisten- Kongress. 


699 


stian  Church.  The  people  kept  the  custom  to  remember  on 
the  ist  November  their  dead  relatives,  but  gave  up  the  heathen 
idea  of  fear  for  the  dead.  To  leave  room  for  a  feast  to  the 
memory  of  All  Saints  as  well  as  to  the  memory  of  dead  rela¬ 
tives,  an  All  Souls  day  is  held  in  several  countries  on  the 
2  à  November.  With  great  care  and  foresight  the  Fathers  of 
the  Church  succeeded  in  purifying  those  feasts  from  all 
heathen  reminiscenses^).  Of  course  no  obstacle  was  made  against 
the  continuance  of  old  customs  when  they  were  no  longer 
associated  with  anti-christian  ideas. 

The  old  custom  of  beginning  a  feast  the  evening  before, 
called  in  English  wake  (in  Dutch  also  wake,  pronounce  wauke), 
in  Latin  vigilia,  was  interdicted  by  the  Concilium  of  Autisio- 
dorum  (Auxerre)  in  586.  This  interdiction  seems  to  have  had 
little  or  no  influence  in  Celtic  Countries  from  where  the  Hallo¬ 
ween  evening  has  been  brought  over  on  American  soil. 


9  Beugnot.  Histoire  de  la  destruction  du  Paganisme  en  Occident.  Paris 
Firmin,  Didot  Frères,  1835,  Tome  II,  Livre  XII.  —  Buddingh.  Verhandeling 
over  het  Westland,  Leyden,  1844,  Bis.  377  —  379,  398 — 399. 


Inhaltsangabe 


Seite 

Organisations-Komitee  . .  V 

Programm  der  Tagung . VII 

Verzeichnis  der  Delegierten . VII 

Mitgliederverzeichnis . X 

Konstituierende  Sitzung .  XXIII 

Eröffnungssitzung .  XXV 


Prof.  E.  T.  H  a  m  y,  Paris  :  Le  Centenaire  du  retour  eii  Europe  d'  Alexandre 

de  Htimbold  et  d'Aimé  Goujand  de  Bonpland  (j  Août  1804)  .  XXXV 

Prof.  Dr.  K  a  p  f  f,  Stuttgart  ;  Anteil  der  Württemberger  an  der 


Kolonisation  Amerikas  .  .  .  ." .  XLVIll 

Zweite  Sitzung .  LVIl 

Dritte  Sitzung .  LX 

Vierte  Sitzung .  LXI 

Fünfte  Sitzung .  LXIX 

Sechste  Sitzung .  LXXI 

Siebente  Sitzung .  LXXI II 

Geschäftssitzung  des  Vor>tands  und  Beirats .  LXXIV 

Achte  Sitzung .  LXXVI 

Allgemeine  Geschäflssitzung . LXXVIII 

Neunte  Sitzung .  LXXXI 

Festliche  Veranstaltungen  und  Ausflüge . LXXXII 

Liste  der  dem  Kongresse  überreichten  Druckwerke . LXXXVI 

W.  Ruge,  Leipzig;  Ein  Globus  von  Gemma  Erisius .  3 


Dr.  August  Wolkenhauer,  Göttingen:  kVar  die  magnetische  Deklination 

vor  Kolumbus  erster  Reise  nach  Amerika  tatsächlich  unbekannt  ?  .  .  1 1 

Prof.  Jos.  Fischer  S.  J.,  Feldkirch:  Die  kartographische  Darstellung  der 

Entdeckungen  der  Normannen  in  Amerika . 31 

Prof.  Dr.  E.  F  r  a  a  s,  Stuttgart  ;  Vergleichung  der  amerikanischen  und  euro¬ 
päischen  Juraformation . 41 

Prof.  Dr.  Hans  Meyer,  Leipzig  ;  Die  Vorzeit  des  Menschen  im  äquatorialen 

Andengebiet . 47 

Dr.  Iwan  Bloch,  Berlin:  Der  Ursprung  der  Syphilis  (Morbus  americanus)  57 
Ad.  J.  Bandelier,  New-York;  Über  Trepanieren  unter  den  heutigen  In¬ 
dianern  Bolivias . 81 

Prof.  Dr.  Yngvar  N i e  1  s e n,  Christiania:  Die  ältesten  Verbindungen  zwischen 

Norwegen  und  Amerika . 9I 


702 


XIV.  Amerikanisten-Kongress, 


Seite 

(f)  Hjalmar  Stolpe,  Stockholm:  über  die  Forschungsergebnisse  der  s  chive - 

dischen  Gronland-Expedition  vom  'Jahre  iSçç.  (Mit  6  Tafeln)  .  .  lOi 

Dr.  William  Thalbitzer,  Kopenhagen;  Eskimo  Dialects  and  Wanderings  107 
Waldemar  Jochelson,  St.  Petersburg  ;  Cd/er  asiatische  und  amerikanische 

Elemente  in  den  Mythen  der  Koriaken . 119 

Waldemar  Bogo  ras,  Moskau:  Religious  ideas  of  primitive  man,  from 

Chukchee  material . 129 

Hofrat  Leo  Sternberg,  St.  Petersburg:  Bemerkungen  über  Beziehungen 

zwischen  der  Morphologie  der  giljakischen  und  amerikanischen  Sprachen  137 
Prof.  Franz  Boas,  New-York;  Der  Einfluss  der  sozialen  Gliederung  der 

Kwakiutl  auf  deren  Kultur . 141 

Rev.  Charles  Warren  Currier,  Washington  D.  C.  ;  Indian  languages  in 

the  united  states . 149 

Comte  H.  de  Charencey,  Paris:  Sur  les  idiomes  de  la  Famille  Chichimeque  159 
Prof.  Léon  Lejeal,  Paris:  Les  Memoriales  de  Fray  Toribio  Motolinia  .  193 

Dr.  Ed.  de  J  o  n  g  h  e,  Santbergen  ;  Thévet  Mexicaniste . 223 

Prof.  Dr.  Eduard  Seler,  Steglitz:  Das  Grünsteinidol  des  Stuttgarter  Museums. 

(Mit  5  Tafeln) . 241 

Prof.  Dr.  Eduard  Seler,  Steglitz:  Die  Altertümer  von  Castillo  de  Teayo. 

(Mit  18  Tafeln) . 263 

Dr.  Hermann  Strebei,  Hamburg:  Ornamente  auf  Tongefässen  aus  Alt- 

Mexiko  . 305 

Dr.  Nicolás  Léon,  Méxiko:  Der  Haupttempel  Tépari  Yâcata  der  vorhispa¬ 
nischen  Tarasken  -während  der  Epoche  der  Eroberung,  (Mit  4  Tafeln)  309 
Dr.  Walter  Lehmann,  Berlin;  Einige  Fragmente  mexikanischer  Bilderhand¬ 
schriften.  (Mit  4  Tafeln) . 321 

Dr.  K.  Th.  Pr  eu  SS,  Berlin;  Sonnenfeste  der  Altmexikaner  und  der  Moki  343 

W.H.  Holmes,  Washington  D.  C.  :  Contributions  of  American  archeology 

to  human  history . 345 

Dr.  Henri  Froidevaux,  Versailles:  Un  nouveau  chapitre  de  !  histoire  des 

flibustiers  des  Antilles . 355 

Lucien  Adam,  Rennes:  Le  Caraïbe  du  Honduras  et  le  Caraïbe  des  Iles  .  357 

Prof.  Dr.  Karl  Sapper,  Tübingen:  Titulo  del  Barrio  de  Santa  Ana. 

Agosto  14  de  ijós . 373 

Prof.  Dr.  Otto  Stoll,  Zurich;  Transskription  und  Übersetzung  des  vorigen  383 
Erwin  P.  Dieseldorf,  Coban:  Extracto  del  libro  antiguo  gue  conserva  la 

cofradía  de  Carchá . 399 

Prof.  Dr.  Karl  Sapper,  Tübingen  :  Sitten  und  Gebräuche  der  Pokonchi-Indianei'  403 

Caecilie  Seler,  Steglitz:  Zur  Tracht  der  mexikanischen  Indianerinnen.  (Mit 

4  Tafeln) . 4I9 

Jonkheer  L.  C.  van  Panhuy’s,  Haag;  Über  die  letzte  niederländische  Ex¬ 
pedition  nach  Surinam . 427 

Jonkheer  L.  C.  van  Panhuy’s,  Haag:  Näheres  über  die  Ornamente  der 

Naturvölker  Surinams . 437 

J't.  Emil  A.  G  ö  1  d  i,  Pará  :  Über  den  Gebrauch  der  Steinaxt  bei  jetzt  lebenden 

Indianern  Südamerikas,  speziell  Amazoniens . 441 


XIV.  Amerikanisten-Kongress. 


703 


Seite 

Dr.  Emil  A.  G  ö  1  d  i,  Pará  ;  Allhuiianische  Begrãbnisnrnen  und  merkiv'ùrdige 

Ton-  und  Steinidole  aus  der  Amazonas-Region . 445 

Dr.  IleiTmann  Mayer,  Leipzig  ;  Die  Kunst  der  Xingü- Indianer.  (Mit4Tafeln)  455 
C.  O.  L' 11  ri  eil,  Sto.  Antonio,  Rio  Grande  do  Sul;  Die  Tapes  ....  473 

11.  von  Ihering,  Sfio  Paulo  :  Über  das  natürliehe  Vorkoynmen  von  Nephrit 

in  Brasilien . 5°7 

Prof.  Dr.  Fritz  Regel,  Würzburg:  Die  Reste  der  Urbevölkerung  (Indos  bravos) 
in  der  kolumbischen  IVestkordillere  nach  eigenen  Beobachtungen  im 

Jahre  iSgò . 517 

Sir  Clements  Markham,  London:  The  Megalithic  Age  in  Berte  .  .  .  $21 

Comte  de  Créqui- Montfort,  Paris:  Fouilles  de  la  mission  scientifique 
firançaise  a  Tiahuanaco.  Ses  recherches  archéologiques  et  ethnographiques 
en  Bolivie.^  au  Chili  et  dans  la  République  Argentine.  (Mit  8  Tafeln)  531 
Comte  de  Créqui  - Montfort,  Paris  :  Fouilles  dans  la  nécropole  préhispanique 

de  Calama.  Les  anciens  Atacamas.  (Mit  9  Tafeln) . 551 

Dr.  Max  Uhi e,  Lima;  Bericht  über  die  Ergebnisse  meiner  südamerikanischen 

Reisen .  567 

Dr.  Max  U  h  1  e,  Lima  :  Aus  meinem  Bericht  über  die  Ergebtiisse  meiner  Reise 

nach  Südamerika  1899 — 190I . 581 

Stansbury  H  a  g  a  r,  Brooklyn:  The  Peruvian  Asterisms  and  their  Relation  to 

the  Ritual . 593 

Prof.  Dr.  Karl  von  den  Steinen,  Steglitz:  Der  Verfasser  der  Handschrift 

)>Arte  de  la  lengua  de  los  Indios  Antis  ó  Campas« . 603 

Prof.  Dr.  Karl  von  den  Steinen,  Steglitz:  Diccionario  Sipibo  ....  607 

Raoul  de  la  Grasserie,  Nantes:  De  la  langue  Tehuelche . 61 1 

Graf  Eric  V o  n  R o s e n,  Stockholm:  Die  Chorotes  des  bolivianischen  Chacos. 

(Mit  13  Tafeln) . 649 

Dr.  Paul  Ehrenreich,  Berlin:  Verbreitung  und  Wanderung  südamerikanischer 

Märchen . 659 

Dr.  Robert  Lehmann-Nitsche,  La  Plata  :  Europäische  Märchen  unter  den 

argenCuiischen  Araukanern . 681 

Jonkheer  L.  C.  van  Panhuy’s,  Haag:  A  European  Castoni  of  Pagan  times 

brought  over  to  America.  (Ilallovueen  at  Chicago) . 695 


Berichtigungen. 


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XLII  Zeile  33  von  oben  lies  statt  était;  était. 

XLV  Zeile  14  von  unten  lies  statt  révolution:  révolution. 

L  Zeile  II  von  oben  lies  statt  1586:  1536. 

LIV  Zeile  6  von  oben  lies  statt  ans  :  aus. 

LXIX  Zeile  22  von  oben  lies  statt  vergegenwärtigten  :  vertretenen 
LXVIII  Zeile  14  von  unten  lies  statt  Nauatl  ;  Nahuatl. 

LXIX  Zeile  l  von  unten  ergänze;  (nebst  Tafel  I — IX). 

LXIX  Zeile  3  von  unten  ergänze:  (nebst  Tafel  I  —  Vlllj. 

519  Zeile  9  von  unten  lies  statt  Ciega:  Ciega. 

524  Zeile  4  von  oben  lies  statt  unamimity:  unanimity. 

527  Zeile  14  und  15  lies  statt  .Santillana:  Santillan. 

528  Zeile  I  von  unten  lies  statt  ant  eaters;  ant-eaters. 

538  Zeile  2i  von  oben  lies  statt  de;  des. 

555  Zeile  I  von  unten  lies  statt  ínvant  ;  avant. 

557  Zeile  II  von  unten  lies  statt  Cela:  Cela. 

560  Zeile  15  von  oben  lies  statt  moité  ;  moitié. 

595  Zeile  IO  von  oben  lies  statt  -  -  : - . 

596  Zeile  27  von  oben  lies  statt  if:  of. 

599  Zeile  3  von  oben  lies  statt  tock  :  took. 

61 1  Zeile  4  von  unten  lies  statt  du:  de. 

613  Zeile  15  von  oben  lies  statt  de  Martens;  de  Martius. 

613  Zeile  29  von  oben  lies  statt  Alikaluf  ;  Alakaluf. 

622  Spalte  2  Zeile  5  von  oben  lies  statt  Puelches:  Pehuelches. 

633  Zeile  3  von  oben  lies  statt  Puelche  ;  Pehuelche. 


Ebenso  ibid.  Zeile  5. 

Seite  644  Zeile  7  von  oben  lies  statt  Alukuluf  ;  Alakaluf. 
Seite  644  Zeile  14  von  oben  lies  statt  Alikalufs:  Alakalufs. 
Seite  644  Zeile  4  von  unten  lies  statt  parait  ;  paraît. 

Seite  646  Zeile  14  von  unten  lies  statt,  frapprante  ;  frappante. 
Seite  702  Zeile  1 1  von  unten  lies  statt  gue  :  que. 

Seite  703  Zeile  3  von  oben  lies  statt  Mayer  ;  Meyer. 


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