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HANDBOUND
AT THE
UNIVERSlTi' OF
TORONTO PRESS
INTERNATIONALE ZEITSCHRIFT
FÜR
ALLGEMEINE
SPRACHWISSENSCHAFT
UNTER MITWIRKUNG DER HERREN
L, Adam in Rennes, G. I. Ascoü in Mailand, F. A. Coelho in Lissabon, 0. Donner
IN Helswgfors, H. L. Fleischer und G. von der Gabelentz in Leipzig, A. S.
Gatschet in Washington, R. Lepsius in Berlin. A. Leskien in Leipzig.
G. Mallery in Washington, F. A. March in Easton, F. VON Miklosich und Fried-
RiCH Müller in Wien, Max Müller in Oxford. G. Opfert in Madras, H. Paul
in Freiburg, A. F. Pott in Halle, W. Radloff in Kasan, L. de Rosny in Paris,
A. H. Sayce in Oxford, W. Scherer und H. Steinthal in Berlin, J. Storm in
Christiania, J. Vinson in Paris, W. D. Whitney in New Haven, W. Wundt in Leipzig
UND ANDERER GELEHRTEN DES IN- UND AUSLANDES
begründet und herausgegeben
F. Techmer.
V. BAND.
MIT TAFELN UND FIGUREN.
Heilbronn, isqo.
GEBR. Henninger
0--
PARIS: F. ViEWEG. NEWYORK: B. Westermann & CO. TURIN: H. Loescher.
BOSTON: CarlSchoenhof.
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6
ßd,5
Papier von Ferd. Flinsch in Leipzig.
INHALT DES V. BANDES.
Pott A. F. : Einleitung in die allgemeine Sprachwissenschaft (Schluß) .
ZUR LITTERATUR der SPRACHENKUNDE AUSTRALIENS 3
Brincker H. : zur sprachen- und Völkerkunde der bantuneger und ver-
wandter STÄMME SÜD WESTAFRIKAS 19
Grunzel J. : ZUR Phonetik der altaischen sprachen. Gesetze ihrer vokal-
UND Konsonantenharmonie 47
Techmer f. : VORWORT zu J. Matthi/E : de vera literarum doctrina . . 84
MaTTHI^ J. : DE LITERIS. I. de VERA LITERARUM DOCTRINA (1586) 90
Kruszewski N. : Prinzipien der sprachentwickelung (Fortsetzung) .... 133
Techmer F. : Beitrag zur Geschichte der franz. und engl. Phonetik und
phonographie I 145
Grasserie R. de la: de la Classification des langues. II. Partie:
CLASSIFICATION DES LANGUES NON-APPARENTEES (Schluß) 296
Kruszewski N. : Prinzipien der sprachentwickelung (Schluß) 339
Thiele J. : Personenregister 371
sachregister 374
ANDENKEN
August Friedrich Pott
GEWIDMET.
Techmer, ztschr. V.
EINLEITUNG IN DIE ALLGEMEINE SPRACHWISSENSCHAFT.
ZUR LI TT ER AT UR DER SPRACHENKUNDE AUSTRALIENS.'
H. Kern, Jahresbericht über die morgenläxd. studiex, 1880, S. i — 12;
1883: MALAIISCHER SPRACHSTAMM UND POLYNESIEN, wic dcSgl. 1881 S. I — Q. Ill
Zenkers bibl. or. i86i, II. 486 ff. dictionnaires des langues de la malaisie
und ebenso S. 192: grammaires; S. 498 Werke in diesen Sprachen und S. 502
Bibelüberss. — Im mithridates I. 584: VI. sCdasiatische oder ostindische
INSELN, sowie vii. sCdseeinseln. Im 27. ANNUAL REPORT (BosTON 1836) befindet
sich S. 134 — 5 ein lo Sprachen umfassender catal. of the books in the lang.
OF north AMERICAN INDIANS PREP. .AND PRINTED UNDER THE PATRONAGE OF THE
AMER. BOARD OF COMMISSIONERS FOR FOREIGN MISSIONS. Dann aber Im 28. RE-
PORT wurden außerdem noch Veröffentlichungen in ig Sprachen erwähnt.
Hierunter unter Nr. 15: bugis at Singapore: the ten commandments. 24 S.
PARABLEs OF N. T. 12 S. Außerdem i6 — 18 Malay; sehr viel Hawaio. Lesson, A.,
LES POLYNESIENS, LEUR ORIGINE, LEURS MIGRATIONS, LEUR L.ANGAGE, OUVRAGE REDIGE
D APRES LE MS. DE L'aUTEUR PAR MaRTINET , IV. PaRIS 1884. In TrUBNERS
RECORD 1885, S. 125: MISCELLANEOUS ESS.'VYS ON SUBJECTS CONNECTED WITH THE
MALAY PENiNSULA AND THE iNDiAN ARCHiPELAGO. ED. BY R. RosT. — In Vor-
bereitung: SKETCH OF THE MODERN LANGUAGES OF OCEANICA , BY R. N. CuST,
AUTHOR OF SlODERN LANGUAGES OF THE E. INd\ ' OF AFRICA ^ CtC. A CATAL. OF
DICT., VOCAB.. GRAMMARS AND ALPHABETS, BY WiLL. MaRSDEN . LoNDON I JGÖ
(s. A. LIT. -ZTG., 1797, Febr. Nr. 571 enthält vielerlei bibliogr. Nachriclitcn. je-
doch nicht bloß unter Beschränkung auf Malaiisch u. s. w. Desgl. das grol.W"
HuMB. Wk. Bd. I, S. XVII— XX und II. S. xvn — xvill. Dazu eine Notiz über
WiLH. VON Humboldts der Ksfl. Berl. Bibl. einverleibte Sammlun"- in seines
' [Mit diesem Beiirag zur littkkatuk dkk si KALiii-.NKrNDi-: avsikai.ikns schließt des Vf. kin-
LEITUNG IN OIE ALLGEMEINE SPRACHW.,. wclciie in den cislen 5 Randen der l. z. veröfTentlicht
worden. Es ist das letzte Werk deS um die Sprach«', so hoch verdienten Forschers. Seinem
Andenken sei dieser Bd. in Dankbarkeit und Verehrung gewidmet. In einem Supplement hier^^u
werde ich ein Lebensbild, eine Sammlung kleinerer Schrifien und UnveröfTentlichtes aus seinem
Nachlaß herausgeben. Ich erlaube mir außerdem auf .die Bemerkungen r. z. I. i und iv. 67 /u
verweisen. Herr Prof. (;. v. n. Gauelentz hat die Freundliclikeit gehabt, die Korrektur mit mir
zu lesen. ]'. T.
^ A. F. Pott.
Bruders Vorrede S. \l ff. Über Ceylon s. diese ztschr. II. 85. wo man hin-
zufüge: siNCH.\LESE GRAMM., CoTTA , 1825 — 6, sowic ebenda und in gleichem
Jahre: a grammak of colloquial singhalese. church missionary's sog.
Das Festland und das über unendlich weite Strecken zerstreute Inselreich
des fünften Weltteils ist zufolge W. v. Humuolut in seinem Kawiwerke nur \-on
einem großen Sprach- und Volksstamm bewohnt mit zwei Hauptabteilungen,
d. h. dem malaiischen (festländisch nur auf Malakka, sonst auf Inseln) und
dem der Südsee (s. Hu.mü. II. 208 ff.) oder polynesischen. Eine gewiß
äußerst sonderbare und schwer zu begreifende Erscheinung : in Betracht der
nicht geringen Schwierigkeit, daß sich auf schwachen Fahrzeugen die dortige
Menschenrasse hätte von Insel zu Insel über teilweise imgeheure Meeresräume
verbreiten müssen. Oder zieht man vor, eine, der ureingesessenen Bevölke-
rung von Menschen erst nachgefolgte Zerschlagung dieses Weltteils und
partikulare Versenkung einzelner Teile von ihm infolge gewaltiger vulka-
nischer Vorgänge vorauszusetzen.'' ""Alle bis jetzt bekannt gewordenen Sprachen
der olivenfarbigen Rasse verraten\ nach Humboldts Versicherung II. 207.
'von dem westlichsten Punkte, Madagaskar, bis zum östlichsten, der Osterinsel.
und von Süden nach Norden bis zum asiatischen Festlande . und im freien
Meere bis zu den Sandwichinseln hin, eine auch bei flüchtiger Vergleichung
unverkennbare Gleichförmigkeit.' — 'Die Südseesprachen an sich und gegen
die asiatischen und amerikanischen' werden besprochen in Bd. III, 1839. § 23.
Aber in § 24 Hilfsmittel für die tongische. neuseeländische und tahitische
Sprache, sowie § 25 Allgemeines Bild ihrer Grammatik.
Noch kommt aber hinzu eine dritte, meist von den Küsten ins Innere
des jeweiligen Eilandes zurückgedrängte schwärzere, negerartige Völkerrasse
mit krausem Wollhaar: Negritos, Papua, Harafurus. die melanesischen
sprachen nach ihrem GRAMM. BAU UND IHRER VERWANDTSCHAFT UNTER SICH UND
MIT DEN MALAIISCH-POLYNESISCHEN SPRR. VON H. C. VON DER GaBELENTZ, I. Abt.
Leipzig 1861 , 2. Abt. 1873. In Bd. Ill der sächs. Ges. der Wiss. 1882 als
Nachtrag von G. v. d. Gabelentz und Bernh. Meyer: beitr. zur Kenntnis der
melanesischen, mikronesischen und papuanischen sprachen. In demselben Ber.
Juli 1885: Prof. G. v. D. Gabelentz. einiges üb. die spr. der nikobaren-insulaner.
Friedr. Müller, außer dessen reise der österr. freg. Novara. ling. t.. 1867
III. Abt. grundr. der sprachw. In Bd. I, 1877. unter: Sprr. der wollhaarigen
Rassen, nach A. Hottentottenrasse (Nama, Buschmänner , unter B. Spr.
der Papüa (Mafor. auf Neu-Guinea . Hierüber Ad. Bernh. Meyer in Sitzungs-
bericht DER ÖSTERR. AK. D. wiss. 1874, S. 2gg ft". Dagegen im II. Bde. 1880
unter: Sprr. der schlichthaarigen Rassen, i. Abt. ""Die Sprr. der austra-
lischen, hyperboreischen und der amerikanischen Rasse', während
in 2. die der malaiischen und hochasiatischen Rasse. — Im journ. of
THE ANTHROP. INST. OF GREAT BRIT. AND IREL. Aug. 1884, S. 3I 43: ON THE
LANGUAGES OF MELANEsiA, BY THE REv. R. H. CoDRiNGTON mit Diskussiou darüber
von Dr. Ty^or, Prof. Keane und Codrington, S. 32 : The object of the pre-
sent paper is to set forth the view that the various tongues of Melanesia
are homogeneous. belong to one stock also trotz der großen Mannigfaltig-
keit in dem Grade, daß mutually unintelligible, selbst zuweilen within very
ZUR LITTERATCR DER SPRACHENKUNDE AUSTRALIENS. i^
Short distances] ; and secondly. that this stock is the same [wirklich?; to which
the other Ocean languages belong: Malayan, Polynesian. the languages of
the islands that connect Melanesia with the Indian Archipelago, and
Malagassy. — Dieser zweite Punkt jedoch wurde in der Verhandlung be-
stritten. Tylor erinnerte an die Verdienste Humboldts, sowie des altern
Gabelextz. Letzterer habe schon, wie nun Codrixgtox, einen fundamentalen
Unterschied zwischen the strictly Melanesian and Malayo-Polynesian languages
nicht angenommen. Inzwischen sei von Georg v. d. Gabelextz und A. B. Meyer
in den (schon oben erwähnten Beitr. von 1882) neuerdings the presence of
at least two organic linguistic elements , a Melanesian or Papuan, and a
Malayo-Polynesian. in the Oceanic world anerkannt. Dazu, selbst sprach-
liche Einheit zugelassen , alsdann doch der nicht aufgehobene Widerspruch
zwischen Anthropologie und Linguistik I — S. schon Forsters reise. Bd. lU.
worüber S. 14 mehr, sowie ausl. Nr. 178, 1848: über die allg. verwaxdt-
SCHAFT der SPRR. DER OZEAXISCHEX SCHWARZEN' i'xEGRITOS . VoU R. G. LaTHAM
voY. OF H. M. s. Fly by Inkes. 313: "Mail kann die Schwarzen der asiatischen
und ozeanischen Inseln unter fünf Abteilungen bringen. — Läßt man die
Andamaninseln aus dem Spiel, so kann man mit Zuversicht sagen, daß keine
Beweise einer von dem Malaiischen fundamental verschiedenen Sprache, was
auch die physischen Verschiedenheiten der einzelnen Stämme sagen mögen,
vorhanden sind, bis man nach Neu-Guinea oder Australien kommt. "* Riedel.
J. G. F., de sluik- ex kroesharige rassex tusschex selebes ex PAPL'A. Ha.\g
1886. Mit Abb. und Karten. — het ev. vax Mattheus ix het alfoersch
xoordelijk deel van celebes , vertaalt door K. G. Herrmaxx, Amst.. 1852.
Moses refo bepon bieda is orxe. gexesis, trad. ex papoue (dial. xoxfore , par
N. RixxooY. Doch, zu geschweigen sogar Bopps Abhandlung über Malaiisch
s. unten S. 7), hat man selbst zwischen Polynesisch und indoeuropäischen
Sprachen verwandtschaftliche Bezüge entdeckt zu haben geglaubt. In Trübxers
record, 1885, S. 126 ist die Rede von einem Vol. III. completing the work :
an accouxt of the polynesian race: its orig. and MIGR.A.TIONS, and the anc.
HisT. of the hawaiian people, to the TIMES of Kamemeha I. In Vol. III: COM-
PARATIVE VOCAB. OF THE POLYNESIAN AND INDO-EUROPEAN LANGUAGES. BV AbRAHAM
Fornaxder, with a pref. by PROF. W. D. Alexander. Wenn aber selbst im
MiTHR. I. 616 ein Anklang des in jenem Sprachgebiete weitverbreiteten Wortes
mate Tod, sterben, töten, mit semitischen und europäischen gleichen Sinns
als nicht zufällig vermutet wird: da befindet man sich doch, wird der Sache
auf den Grund gesehen, in einem gewaltigen Irrtum. Nicht anders als wollte
man dortiges mata, Auge, mit dem griech. ö|Li-,ua zusammenstellen, welches
letztere seinem Etymon nach mit mata nichts zu thvni hat. obschon sein
Suffix laax, allein auch nur dieses, damit nahezu überein lautet. Wie kann
man aber z.B. span. matar, töten, mit obigem mate in etymologischen
Verband bringen, da es doch dem lat. mactare entsprossen, welches, seiner-
seits von mactus (verherrlicht, vgl. magni facere ausgehend, im Lat. ja
auf Schlachten von Opfertieren zur Verherrlichung der Götter beschränkt war"?
Das für mehrere Südseesprachen so auffallende Charakteristikum eines,
die Sprache über die MaKkMi verweichlichenden \'okal Überflusses Ikispicl
6 A. F. I'OTT.
in der saaleztg., Febr. 1885 beruht vielfach auf Ausstofi von Konss.. also
wie man wohl sagen darf, auf einer gewissen Trägheit, bei welcher Auslassung
von schwerer aussprechbaren Mitlauten man den, anderwärts doch, so im
Sanskrit, aufs sorgfältigste gemiedenen Hiatus vorzieht. Man höre nur Half,
im jouRN. OK THK ANTHRopoi,. INST.. Fcbr. 1885, S. 238: It is a hiatus, or
catching of the breath . which shows where an element formerly in use has
disappeared from the language. This element is the Polynesian k, which
is still retained in the dialects of New-Zealand, the Friendly Islands (Tonga),
and some other groups , but has disappeared from those of Samoa , Tahiti
and Hawaii. Thus the original Polynesian ika, fish, becomes in Hawaiian i'a:
aliki or ariki, chief, becomes alii; kai, to eat, becomes 'ai, and so on.
Von den Missionaren sei dergleichen häufig vernachlässigt. So sei ao in eins
zusammengeworfen, obschon bald ao , daylight : bald a'o [für polyn. ako),
to teach ; oder 'ao (statt polyn. kao), to sprout, und demzufolge — .schlecht-
hin verschieden. — Auch das Griechische trug verhältnismäßig nur geringe
Scheu vor Hiaten , als Folge Ausstoßes von Konsonanten wie Jot, Digamma
und Sigma. Zumal angesichts vom Sanskrit, welches dergleichen mit höchst
seltenen Ausnahmen in Wörtern, ja selbst zwischen fast getrennten Wörtern,
duldet. Und wie nun, wenn dies in erwähnter Rücksicht so höchst empfind-
liche Idiom nun doch Silben und Wörter ohne Vokal besäßer Compkrt in
seinen Novellen hat darunter eine mit der Überschrift: ein name ohne selbst-
lauter. Darin wird vom Lebenslaufe eines Mannes erzählt mit dem Familien-
namen Srh, der, wie ja viele deren von dem Volksnamen hergenommen, eig.
so viel als Serbe , nach Weise einiger slawischer Sprachen , es sich in einer
Silbe mehrfach mit dem vibrierenden Zitterlaut r , ohne Zutritt eines andern
Vokals, genügen läßt, wie auch im Skr. mit kurzem (z.B. krt. machend.,
ja langem vokalischen r der Fall. Dieser Srb mußte schon unter Schülern
solcher , in Namen ihrer Art unerhörten Eigentümlichkeit wegen , und später
noch in andern Lagen des Lebens die unerträglichsten Spöttereien erdulden.
Es hielt ihn aber nur wenig hierbei die Freundschaft seines einstigen Mit-
schülers Ezechiel aufrecht, der, des alttestamentischen Namens mit sogar vier
Vokalen ungeachtet, oder vielmehr gerade deshalb, seinerseits mancherlei Ver-
höhnung ausgesetzt war. Erst die Umwandlung des ihm angestammten in
den Namen Giov. Serbino für seine in Italien errungenene Künstlerlaufbahn
vermochte dem Srb endlich Ruhe zu verschaffen. — Wie seltsam doch in den
Sprachen bald diese bald jene auffallende Besonderheit 1
'Von den Inseln Salawatty und W^aigiu vor dem westlichen Ende des
Festlandes von Neu-Guinea ist die erstere durch ihre Sagoausfuhr wichtig.
Die Einwohner dieser Inseln und der nahen Küsten sind Mischlinge aus malai-
ischem Blut und dem Namen nach Muhammedaner; sie leben fast nur vom
Fischfange und pflegen ihre Häuser man vgl. die Pfahlbauten auch in der
Schweiz!] auf einem Pfahlrost zu erbauen. Alle Küstenstämme von der großen
Geelvinkbucht ^nicht nach Goldammern benannt . sondern nach dem Schiffe,
welches dieselbe zuerst entdeckte' bis zu Maisöl (long. 136° Greenw.) reden
beinahe dieselbe Sprache oder können sich doch gegenseitig verständlich machen.
Im Innern Neu-Guineas herrscht dagegen in jedem Distrikt eine andre Mund-
ZUR LITTERATUR DER SPRACHENKUNDE AUSTRALIENS. 7
art bei den papuani sehen Eingebornen oder AI füren, die auf Bergen wohnen,
Ackerbau treiben und Paradiesvögel fangen. Sie werden von den Küsten-
völkern und Inselbewohnern geringschätzig wie Sklaven behandelt. Beide Ele-
mente , Alfuren und muhammedanische Hälbmalaien , finden sich auch auf
Meisol oder Misul , welche Insel fast alle oben aufgezählten Produkte liefert.'
AUSL. 1863, Nr. 35. S. 830.
ÜBER DIE KAwispR. AUF DER INSEL JAVA, ucbst einer Einleitung über die
VERSCHIEDENHEIT DES MENSCHLICHEN SPRACHBAUES UND IHREN EINFLUSS AUF DIE
GEISTIGE ENTWICKELUNG DES MENSCHENGESCHLECHTS. Von VViLHELM VON HuM-
BOLDT. Erster Band, 1836. CCCCXXX und 312 Ss. 4°. Erstes Buch (über
DIE VERBINDUNGEN ZWISCHEN INDIEN UND JAVa) . ZwcitCr Band (FORTSETZUNG
DER KAWISPRACHE, MALAIISCHER SPRACHSTAMM IM ALLG. UND DESSEN WESTLICHER
zweig) 1838, S. XXXIV, einbegriffen das beachtenswerte Vorwort von Ed. Busch-
mann, Fortsetzer des HuMBOLDTSchen Werkes und über den Zusammenhang
der SCHRIFT MIT DER SPRACHE, 97 Ss. mit XI Tafclu. I — 424. Von S. 241 — 257
reichen die v^gl. Worttafeln der malaiischen Sprr. Nämlich aus Malai-
isch, Javanisch, Bugis: dann Madagassisch; auf den Philippinen
Tagalisch. — Hierzu weiter Polynesisch. und zwar Tongisch. Neu-
seeländisch, Tahitisch. Hawaiisch. — Außerdem: aus. in der akad.
DER wiss. gehaltenen Vorlesungen, wie Bilderschrift, die phonetischen Hiero-
glyphen ChAMPOLLIONS. lettre Ä MR. JaCQUET SUR LES ALPHABETS DE LA POLV-
NESiE AsiATiQUE. — Dritter Band (südseessrachen , als östlicher zweig des
MALAIISCHEN sPRACHSTAMMEs) 183g, 1028S. Somit enthält das HuMBOLDTSchc
Werk ungleich mehr als es bloß nach dem bescheidenen, vom Kawi herge-
nommenen Titel zu versprechen scheint. Schon die nur als Einleitung dazu
sich einführende Arbeit: über die Verschiedenheit des menschlichen Sprach-
baues kann mit vollstem Recht für ein selbständiges , und leider von den
Jüngern Sprachforschern, wo überhaupt gekanntes, dann doch weitaus unter
Gebühr beachtetes Werk gelten. Um deswillen . insonderheit auch , um es
weitern Kreisen leichter zugänglich zu machen . habe ich gern der Auffor-
derung vom Buchhändler Calvary nachgegeben, dasselbe in 2 Bänden zuerst
Berlin 1876, und noch einmal 1880 mit Nachträgen herauszugeben und zwar:
mit erläuternden ANMERKUNGEN UND EXKURSEN SOWIE DER EINLEITUNG WiLHELM
VON Humboldt und die Sprachwissenschaft.
Franz Bopp glaubte in einer Abh. der Berliner akad. der wiss.. 1840.
VERWANDTSCHAFT DER MALAIISCH-POLYNESISCHEN SPRACHEN INIIT DEN INDISCH-EURO-
PÄISCHEN, einen derartigen innerlichen Verband erwiesen zu haben. Das darf
man indes unbedenklich als ein verfehltes Unternehmen des großen Forschers
bezeichnen. Einzelne lediglich erst durch Entlehnung ins Malaiische einge-
führte Bestandteile aus dem letztgen. Sprachkreise sind ja natürlich nicht be-
weisfähig; und sonst i.st die Kluft hüben und drüben so weit, daß sie sich
flicht ohne unberechtigte Gewalt ausfüllen läßt. — Was aber die Kawispr.
anbelangt , da ist diese ein von Indien aus nach Java und Bali verpflanztes,
seiner genealogischen Herkunft nach aber dem Sanskrit entsprungenes Idiom.
Kavi ist im Skr. Bezeichnung für "^Dichter', und sind nun in diesem Jüngern
Dichteridiome noch mehrere Denkmäler auf uns oclans/t. So das, dem Indi-
8 A. F. I'oT-r.
sehen .MAHÄiüiÄRAiA iiaehgebildetc Epos bra'i'a- yuddha Bharata - Kampf .
BRATA-juKDA, herausgeg. von A. B. Cohex Stuart, z Voll., Batavia 1860. mit
holl. Übers, und krit. Noten. Kkkn, kawi-studien. arjuna wiwaha. zang l,
NR. II, TEKST EN vERTALiNG, 1 87 1 . Durch Kern insbesondere ist die Kenntnis
vom Kawi erweitert und vervollkommnet. \w Webers ind. stud. , Bd. II,
Friedrich, unters, über die kawisbr. uxu uj;er j^ie sanskrit- und kawi-litt.
AUE der INSEL BALI. Derselbe in tydskriit v(j(jr neerl. indie 1846, VIII und IX
(vgl. AUSL. 1848, Nr. 146) berichtet von Ikili , dieser Java zunächst liegenden
Insel: 'Das Malaiische ist daselbst nur wenig verbreitet. Das Kawi von Bali,
welches von selu- vielen verstanden wird , scheint zum Teil von demjenigen
auf Java abzuweichen, und kommt auch in den neuern Schriften von Bali sehr
häufig vor."* Beachtenswert findet Friedrich die Menge und Reinheit der
Sanskritwerke in dem Kawi von Bali, sowie auch im neuern Balinesischen;
zugleichen haben die Balinesen den Sinn der Sanskritworte viel richtiger be-
wahrt, als die Javanen. Auch haben sich auf dieser Insel alte Hindueinrich-
tungen, welche auf Java durch den Islam verdrängt worden, noch bis jetzt
erhalten. Das Jahr wird zu 420 Tagen gerechnet, und der Tierkreis wird mit
wenig verdorbenen Sanskritnamen [auch solchen, welche erst vom Gricch. her-
rühren?] bezeichnet. Der bedeutendere Einfluß des Hinduismus auf Bali, meint
Fr. , datiere sich erst aus dem Falle des Reiches Madschapahit (also aus dem
14. Jahrh.), aber auffallend sei z. B. Witwenverbrennung und Kasteneinteilung,
die auf Java nie eingeführt worden. Auf Bali komme Brahmanismus und
Buddhismus vor.
van der ChIJS, CATAL. der BIBL. van HET BATAV. GENOOTSCHAP V. K. EN W.,
1864 — 72, enthält im IL Heft malaiische, javanische und Kawihandschriften. —
H. Kern, malaiisch-polyn. und melan. spr. und litteraturen. in Kuhn. wiss.
jahresber., 1881, S. 93. Auch, mit G. v. d. Gabelentz zusammen, I. 30 — 44.
RoORDA van EySINGA, P. f. HANDB. D. LAND- EN VQLKENKUNDE VAN'NEEDERLANDSCH-
iNDiE, 3 Teile in 5 Bden., Amst. 1841 — 50. — In tijdschrift voor indische
TAAL- , LAND- EN VOLKENK. , DEEL XXIX, S. 520 554 VERVOLG VAN BLADZ I CO :
WOORDENLIJST VAN DE TAAL DER LOEBOES, DOOR C. A. VAN OpHUISEN. In DEEL XXX:
BaTAVIA-s'HaGE 1885. HET RAPPORT VAN H. ZwAARDECROON EN C. ChASTELEIJN
BETREFFENDE DE REIS NAAR NIEUW GUINEA IN I 7O5 ONDERNOMEN DOOR JaCOB WeY-
LAND. BIJDRAGEN tot de TAAL-, LAND- EN VQLKENKUNDE VAN NEEDERL. INDIE. UITG.
DOOR HET K. iNSTiTUUT, s'Gravenh. , 1878 — Q. Vou dem berühmten Rciscnden
A. Bastian: Indonesien oder die inseln des malaiischen Archipels. I. die
molukken, Berlin 1884. II. timor und die umlieg. inseln, 1884, III. Sumatra
UND NACHBARSCHAFT, 1886. Außerdem: Inselgruppen in Ozeanien, 1883 und
zur KENNTNIS Hawaiis 1883. Sämtlich mit Tafeln.
Über DE MANDjAN ari und andre malaiische Überlieferungen in verhande-
LINGEN van HET BATAV. GENOTSCH. VAN KÜNSTEN EN WETENSCHAPEN, DEEL XLV.
I. AFLEv. 1885. Habe auch der Inhalt von dieserlei Traditionen für uns nicht
allzuviel Verlockendes, so sei er doch für die Sprachwissenschaft und für die
Kunde von Gewohnheiten des Volkes von großem Belang. Von S. 102 — 140
Wörterverzeichnis. — Von William Marsden, London 1812 , a grammar of
THE MALAYAN lang.. WITH AN INTROD. AND PRAXIS Und A DICT. OF THE IMALAYAN
ZUR I.ITTERATUR DER SI'RACHENKUNDE AUSTRALIENS. Q
LANG. IN TWO PARTS, MAL. AND ENGL. AND ENGL. AND MALAYAN. Sodann GRAMM.
DE LA LANGUE MALAIE, PAR W. MaRSDEN , TRAD. DE l'aNGLAIS PAR C. P. J.
Elout, Harlem 1824, 4° holl. und franz.). Elout. dict. mala:, hole, et
FRANCAIS, 2 VOLS., HaRLEM 1825 6. 4°. RoORDA VAN EySINGA, P. P. MALEIISCH
EN NEEDERL. WOORDENB., 2 Bdc. . BaTAVIA 1824 — 5, 8°. Auch M.ARSDEN, MALEISCH-
NEDERD. WB. HRSG. VON PlJN.APPEL, HaaRLEM 1862 ff. . wie desgleichen MAL.
SPRAAKK., 's GrAVENH. 1866. VON DE W ALL, ONTWERF VAN EEN MAI.AY-WOORDENB.
EN EENE MAL. SPRAAKKUNST , BaTAVIA 1857. WaLL . H. V. D. EN H. N. V. D.
TUUK, MALEISCH- NEDERLANDSCH WB., BaTAVIA 1877 80. Im JOURN. OF THE ROY.
ASIAT. SOC. NEW SERIES I. NR. VIII. ON THE EXISTING DICTIONARIES OF THE
MALAY LANG. BY DR. H. N. VAN DER TuUK. BOUGOURD , Ch. . VOCABULAIRE
FRANCAIS-MALAIS, HaVRE 1856. TuGAULT, A., ELEMENTS DE LA LANGUE MALAISE
ou MALAIE, Paris 1863. — Außerdem sind gramm. barmane et Malaie ent-
halten in dem Darmst. 1835 ersch. Buche von A. A. E. Schleiermacher,
de l'influence de lecriture sur le lang., welches den VoLNEYSchen. wie sein
APERCU DE l'alphabet harmonique pour les langues ASiATiQUES, den Preis des
Inst. Roy. de France davon getragen hatte. Auch ersch. Darmst. 1864, 4°,
XIV und 568 S., als unveränderter Abdruck des von dem Vf. hinterl. Ms.:
DAS HARMON. oder ALLG. ALPH. ZUR TRANSSKR. FREMDER SCHRIFTSYSTEME IN LAT.
SCHRIFT, ZUNÄCHST IN SEINER ANWENDUNG AUF DIE SLAWISCHEN UND SEMITISCHEN
SPRR. So war Schleiermacher ein Vorgänger von Lepsius mit seinem stand.
ALPH. Die Menge verschiedener Schriftarten, zumal auch für ungewöhnlichere
Laute , sind ja begreiflicherweise für den Sprachforscher nicht allein . sondern
mit Rücksicht auf Spracherlernung ein wahres Kreuz. Pliervon liefern schon
die beiden vorhin genannten Sprr. ein genügendes Beispiel. Da bedient sich
also der Barmane im wesentlichen des Pälialphabets, welches dem Sanskrit
sich anschließt. Für das Malaiische hingegen ist, mit gewissen Modifikationen
die arabische Schreibung üblich. — algem. nederd.- maleisch woordenb.,
in de HOF-, VOLKS- EN LAGE TA.AL, DOOR RoORDA VAN EySINGA, 1885. Ich WCiß
nicht, ob zu stände gekommen. Dergleichen Unterschiede (man denke etwa
an das Hoch- und daneben in Norddeutschland das Nieder- oder Platt-
deutsche) finden sich in dreifacher Form auf Java.
Man sehe darüber Humboldts Kawiwerk, erstes Buch, Kapitel 2. Näm-
lich: die eigentümliche 'vornehme Sprache der Javanen'. mit. dem Sanskrit
abgeborgten Wörtern, basa- skr. bhäshäj krama (d. h. nach der Rangord-
nung, eig. Schritt) oder basa-dhalem Hofsprache. Madhya, die mittlere, aber
heißt die zwischen dem Ngoko, der Volkssprache und Krama stehende
Sprechweise des Javanischen. Bei einem Besuche von mir in Amsterdam
brachte der Missionar Gericke, um uns ein besonderes Vergnügen zu bereiten,
eine dorthin von Java mitgebrachte Magd, indem er sie feierlich im Krama
anredete, zum hellsten Lachen.. Nicht viel anders käme heraus, würtle etwa
mit scheinbarem Ernst bei uns eine Küchenmagd von einem jungen Herrn mit
einer höfischen Rede, wie sie etwa in hohen aristokratischen Kreisen einer
Edeldame gegenüber üblich, apostrophiert. Bhäshä, Rede, Sprache, selbst
aber dient zur Bezeichnung verschiedener Sprachformen. So bedeutet es zufolge
PwH. : Verkehrsspr., in der altern Zeit im Gegensatz zur vedischen Spr..
lO
A. F. I'OTT.
in der spätem zum Sanskrit, wie es denn auch für eine Gruppe \'on Präkrit-
sp rächen in Gebrauch ist.
MADAGASCAR . v(jN James Sibrke. Deutschc Ausg. 1881. Darin Kap. vii.
iMfTentümlichkeiten der Malagassysprache. VIII. 184 — igi. Eigentümlichkeiten
nialagassischer Namen. — Tuuk. H. N. v. d. . outlinks of a (;kamm. ok thk
MALAGASSY LANG., LoND. 1 86o, 8". NOTES ON KELICS OK THE SIGN ANFJ GESTURE
LANG. AMONG THE MALAGASSY, 1!Y KEV. JaMES SuiKEE im JOÜ'RN. OF THE ANTHROP.
INST , Nov. 1883. S. 174. Ebenda S. 478: Parker, on the people and lang.
OK MADAGASCAR. Dann in Trüüners coll. (jf simplifikd (;kamm. ed. v.v R. Rost:
A CONCTSE GRAMM. <)F II IE MALAGASSY LANG. UY G. W. PaRKER. VAN DER TüUK,
OUTL. OF A GRAMM. OK JHE MALAGASSY LANG., LoNDON. In TrCKNERS RECORD.
NEW SERIES , VOL. VI, NO. II — 12, 1885, S. IO5, Anz. VOn : A ÄLADAGASCAR
BiBLioGRAPHY, BY THE REV. J. SiüREE. Es bcstcht aus Q2 S. Und enthält the
füll title and particulars of every known publication, whether book, pamphlet.
paper , or magazine or review article. — on all subjects relating to Mada-
gascar and its inliabitants. in the PLnglish, French. German and other European
languages.
javaansche spraakkunst, door Cornets de Groot, l'itg. door Gericke.
LEESEBOEK 'J'O'J' OEKENING IN DE JAV. TAAL DOOR GeRICKE : OP NIEUW UITG. EN VOR-
ZIEN V. WOORDENBOEK D. T. RooKDA. 2 Bde., AmST. 1843. GeRICKE. JAV.-
NEDERD. WOORDENB. VERM. U. VERB. DOOR T. RoORDA, 2 Bdc, AmST. 1 847 62. —
OPMERKINGEN NAAR AANL. VAN EENE TAALKUNDIGE BIJDRAG VAN T. RoORDA DOOR
H. N. V. D. TuuK, Amst. 1864. worin manche Punkte von Taco Roorda's jav.
GRAMM, bestritten werden. — Rigg, J., dict. of the sunda lang, of java.
Bat. 1862. • — • Favre, gramm. javanaise. Paris 1866 und dict. jav.-francais.
ViENNE 1870. — jav. wetten [Rcchtsbüclier in javan. Spr.], 1844 i-^^id jav.
vertellingen, bevatt. de lotgefallen van een kantjil, een reebok EN andere
die:^en UITG. door W. Palmer van den Broek, s'Gravekh. 1878. Auch von
Winter. Romo, een jav. gedicht, Batavia 1847 und Soerak, 1855. Desgl.
in verh. van het Batavjaasch genootschap : javaaxische texte, deel XLIV,
1884, von Vreede, während der erste von Kern. — Abiasa. een javaansch
TOONEELSTUCK (wAJANg) MET EEN HOLLAND VERTAALING EN NOTA DOOR H. C.
HuMME, GrAVENHAJE 1878. DE BOEKEN DES OUDEN VERBONDS [a. TEST. IN DE
jAVAANSCHE TAAL, 3 DEELEN. sGravenhage 1854. — In Kap. 3 dcs Kawiwcrks
behandelte Humboldt den Einfluß des Buddhismus auf Java. Seitdem erschien
ein großes, von der niederl. Regierung veröffentUchtes Werk über dortige
alte, daher rührende Bauten: boro-boudour dans l'ile de java, 2 Vols., mit
einer Menge Abbildungen in GroßfoHo, Leiden 1874. beknopte handleiding.
BY de BEOEFENING van de BALINEESCHE TAAL. DOOR R. VAN-EcK. ZENDELING OP
BALI, 2. DRUK.
REMARKS ON THE SUMATRA von WiLL. Marsden in der archaiol. brit. vi.
124, wo er das Sumatranische mit 12 asiatischen Sprr. vergleicht. Von dems.
HIST. of SUMATRA, LoNDON 181I. 4°. MeDAN . SI-DAOED RADJA . MENANGKA-
bausch-maleische gamenspraken. s'Gravenh. 1872. Meningcabo war ein altes
ZUR LITTERATUR DER SI'RACHENKUNDE AUSTRALIENS. I i
sumatranisches Reich. — abriss einer battaschen Formenlehre im toba-dial.
NACH EINEM DIKTAT VON V. D. TuUK , VERDEUTSCHT DURCH AuG. ScHREIBER.
Barmen. Missionshaus, het schleppingsverhaal , genesis l. . in het b.a.taksch
(eILAND SUMATRA', VERTAALD DOOR H. NeUBRONNER VAN DER TuUK. AmST. 1853.
DIE BATTALÄNDER AUF SUMATRA. UNTERSUCHT UND BESCHR. VON FrANZ JUNGHAHN.
II. VÖLKERKUNDE; Berlin 1847. S. 1 1 : 'Die Battasprache stimmt sehr mit der
niassischen, ja drei Viertel der niassischen Worte scheinen ganz battaisch
zu sein.' S. 9 heißt es aber: 'Die Bewohner der Nias- und der Batainsehi
trifft man als Auswandrer oder Sklaven auch auf Sumatra selbst, besonders
in Padang. an. Die Niasser sind wahrscheinlich battaischen Ursprungs. "" Und
S. 15 : 'Der Körperbau und die Gesichtsbildung der Batta weist auf die hindu-
kaukasische Rasse hin.' wissenschaftliche kultur der battaer ; ihre spräche
UND SCHRIFT S. 254 — 274, mit Bcm. von Ed. Buschmann. Wörterverzeichnis
S. 261 — 66, Vgl. mit Malaiisch. Sundaisch und Javanisch. In letzten beiden
sowohl nach der Bidjara kassar (Alltagssprache) als nach der Höflichkeits-
oder Hormatsprache (bidjara lemmes'. — Das Lampong ist wenig bekannt.
H. N. van der TuUK. LES MANUSCRIPTS LAMPONGS EN POSSESSION DE M. le baron
Sloet van de Belle, Leide 1886. 4°. Von dems. : tobasche spraakkunst.
I.: klankstesel, Amst. 1864. Außerdem von ihm ev. van Johannes in het
TOBAscH 185g. Niederl. Bibelges. Mit fremden Typen eigner Art. Dahinter
Angabe mehrerer Schriften in Javanisch . Malaiisch u. s. w.
Roepstorff, Fr. Ad. de, vocab. of dialects spoken in the nicobar and
ANDAMAN ISLES , WITH A SHORT ACCOUNT OF THE NATIVES. 2. ED.. CaLC. 1875.
114 S. — In ber. DER s.ÄCHs. GES D. wiss., JuH 1885. vou G. V. D. Gabelentz.
EINIGES ÜBER DIE SPR. DER NIKOBARENINSELN.
Oosting, soendasch-nederd. wb.. 3 Bde., Batavia 1879. nederd. -maleisch
EN soendaisch woordenb., verzameld door De Wilde, uitg door T. Roorda.
Amst. 1841. — De Clerq , het maleisch der molukkex . B.atavia 187Ö. —
FoRBEs , ethnol. OF TiMOR-LANT mit Vokab. von Ke Islands und Timor-Lant
(Larat) im journ. of the anthrop. inst., Aug. 1833, S. 8 — 29.
In dem Halleschen missionsber. 1840, findet sich S. 151 dajakisch auf
BORNEo) VGL. MIT MALAIISCH vou Berger ! und voH HuPE ein klciucs \'ok. einer
Menge dajakischer Dialekte, voran des Pulopetas oder Südborneos. vgl. mit
Malaiisch. Buginesisch und Banjeresisch, sowie S. 665 ff. über epigr.. 'pantuns'
geheißene malaiische Gedichte. Gramm, der Pulopetak-Daj akspr.. fürAnf,
Barmen 1856. — H. C. v. d. Gabelentz, gramm. der d.vjakspr.. 1852. —
Hardeland, gr\mm. der dajakischen spr., Amst. 1858. bijhel in het d.\.faksch.
VERTAALD DOOR HaRDELAND , a) OUDE TEST., AmST. Und b) NIEUWE TEST.. bcidC
1858. — Grabowski bezweifelt im ausl. 1883. S. 56 in betreff des Namens
Dajak , daß dieser dem sich selbst Oloh ngadyn , Leute , die stromaufwärts
wohnen, nennenden Stamme aufBorneo vom wackelnden Gange beigelegt sei.
Celebes: Matthes, B. P\. makassaarsche spkaakklnsp. Amst. 1858. Als
unter der Presse befindlich angegeben und also auch wohl erschienen, dessen
MAKASSARSCH-HOLLANDSGH WOORDENB., MET DE JAVAANSCHK EN MALEISCHE VER-
glijking, ongcvecr looo" S. 8°. Von (.Icm.^;. herausg. und ins IIoll. übersetzt:
j 2 A. !•'. Pott.
Makassar 1862; ein Heldengedicht auf den ersten bonischen Fcldzug. in Bugis-
sprache, sowie die kvangklien in 'Boegineesch'. — VV. Joest, das holon-
talo, gloss. u. gramm. skizzk. ein ijeitr. zur kenntnis der sprr. von celebes.
Berlin 1883.
Die Works relating to the Languages of the Philippine Islands sind ver-
zeichnet in Trüknkrs record, Sept. 1868, S. 281; und new series vol. I..
1880, S. 53, gramm. Werke der Sprachen von Bicol, Bisaya, Ibanag.
Iloca, Tampanga, Panayan, Zebu (gedruckt in Manila, das älteste
1736, das jüngste 1878). Überhaupt kann sich diese Inselgruppe berühmen,
schon vom 17. Jahrh. her an spanischen Geistlichen Bearbeiter ihrer Sprachen
gefunden zu haben. S. davon im MniiR. I. 605 — 6, wo sogar erwähnt wird:
dottrina crist. tagalo-spagnuoi.a mit tagulischer und lateinischer Schrift, in
der Druckerei der Dominikaner zu Manilla, 1593. Domingcj de los Santos.
vocAB. de LA lengua tagala, tayabus, auf den Philippinen 1703, Fol. p. Juan
de NoCEDA Y EL PADRE DE S. LuCAR, VOC. DE LA LENGUA TAG. MaNILLA I754.
Fol. Totanes , ARTE DE LA L. TAGALA, Manilla 1850. — Dann Matthaeus
SaNCHEZ, VOC. de LA L. BISAYA. MaNILA I7II. Fol. AlONSO DE MeNTRIDA,
DICC. DE LA L. BISAYA, HILIGUEINA Y HARAYA DE LA ISLA DE PANAY : JuLIAN MaRTIN,
Dicc. Hisp.-BisAY. Fol. 1841. — [Die Ausg. von 1637 410 frcs. , Maison-
neuve]. — Franc. Lopez, arte de la lengua iloca, Manilla, 1617. 4°. —
Diego Bergano, arte de la l. pampanga, Sampaloc , 1736, 4°; schon in
2. Aufl., und von dems., Manilla 1732. Fol., vokab. de pampango en romance.
Y DE RüiNiANCE EN PAMP, wovon ein korrekter Abdruck Manilla 1860. kl. Fol.
343 S.
über die FORMOSANISCHE SPRACHE UND IHRE STELLUNG ZUM MALAIISCHEN
SPRACHST. H. C. V. D. Gabelentz in DMZ. XIII. 59 ff. — Happart, G.. dict. of
THE FAVORLANG DIALECT OF THE FORMOSAN LANG.. WRITTEN IN 165O. TRANSL. BY
W. H. Medhurst, Batavia 1840, kl. 8°. Vgl. mithr. I. 578 ff. ""Taiw^an
[chin. Name f. Formosa] steht in administrativer Beziehung unter der Regie-
rung des Kreises Fokien, Lieukieu hingegen wird als tributärer Staat be-
trachtet: es ist dies aber leerer Schein. Die Inseln erfreuen sich in der That
einer vollkommenen Unabhängigkeit. Die Lieukieu waren früher den Japa-
nesen unterworfen, zu denen sie auch, ihrem Aussehen und ihrer Sprache
nach, gehören. Die Eingebornen Formosas gehören zur malaiischen Rasse. ^
Neumann, gesch. des engl. -chinesischen Krieges, 1846, S. 249.
WESTLICHER ZWEIG: POLYNESISCH.
In W^ilhelmi, manners and customs of the australian natives, Melbourne
1862, S. 42 wird gesagt: The chief difiference of the various tribes consists
in their language and dialects. This, however, causes no great inconvenience
to those Hving on the borders of their territories as each native understands,
at least, the language of the adjoining district, thus. they frequently keep up
their conversations in two different languages , in the same manner as if a
German and Englishman were to talk together , each in his own language,
ZUR LITTERATUR DER SPRACHENKUN'DE AUSTRALIENS. I -^
but both understanding that of the other party. This peculiarit)- frequently
occurs in families intermarrying in the neighbouring tribe, for none of the
members ever think of attempting to speak the language of the other party. —
VOCABULARY OF DIALECTS SPOKEN BY ABORIGINAL NATIVES OF AUSTRALIA, MELBOURNE
1867, mit dem Motto aus Ov. met. ii, 13, bei Gelegenheit der Intercolonial
Exhibition, 1866. — outl. of a gramm.. vocab. axd phraseol. of the aborig.
LANG. OF SOUTH AUSTRALIA [in der Gegend von Adelaide', by Teichelmann,
C. W. Schürmann. Adelaide 1840. Grey, vocab. of the dialects of south-
WESTERN AUSTRALIA, LoNDON 184I. 12°. MoORE, G. F;, DESCRIPTIVE VOCABULARY
OF THE LANG. IN COMMON USE AMONGST THE ABORIGINES OF WESTERN AUSTRALIA;
WITH MEANINGS REGARDING THE HABITS. MANNERS. AND CUSTOMS OF THE NATIVES,
London, 1842. — Im journ. of the anthrop. inst. 1885, S. 344 — 370.
Cameron, on some tribes of NEW WALES. Darin auch ein Vokabular mit An-
gabe der überreichen Bezeichnung für Verwandtschaftsgrade, welche durch
jene mit äußerster Strenge der Rangordnung im Familienstaate auseinander
gehalten werden.
MoSBLECH, VOC. OCEANIEN- FRANCAIS ET FRANC. -OCEAN. DES DIALECTES PARL^S
AUX ILES MARQUISES, SANDWICH. GAMBIER, PaRIS 1843. APERCU DE LA LANGUE
DES ILES MARQUISES ET DE LA LANGUE TAITIENNE, PAR Ed. BuSCHMANN, ACC. d"uN
VOCAB. INEDIT DE LA L. TAIT. PAR LE BARON Gu. DE HuMBOLDT , BeRLIN 1843.
Und dazu im gleichen J. textes marquesans et taitiens. — Dem berühmten
Reisenden und Dichter A. v. Chamisso verdanken wir die Abhandlung: über
DIE hawaiische SPRACHE, LEIPZIG 1837, mit Angabe hawaiischer Druckschriften
S. 2: *^Die Mundarten der Stammessprache', wird bemerkt, "^ welche über die
Inseln des großen Ozeans verbreitet ist, scheinen im allgemeinen von Westen
gegen Osten, vom festen Lande gegen das Innere des Meerbeckens zu. ein-
facher und kinderhafter gleichzeitig in ihrem Bau und in ihrem Laute zu
werden, indem sie mehrere Konsonanten verlieren. Die Missionare haben
schließlich in ihrem Alphabet, neben den fünf einfachen Vokalen, welche sich
verschiedentlich zu Diphthongen verbinden, nur sieben Mitlauter beibehalten,
unter denen der Spiritus asper, das h, gerechnet wird, h, k, 1, m. n. p, w,'
mit jedoch zum Teil schwankender Aussprache. — Mancherlei Notizen sind
ferner zu finden in Gekstäckkrs reisen III. S. 375 daselbst: Beispiel von einer
schönen und poetischen, jedoch größtenteils durch die Missionare ausgerotteten
Mythologie auf diesen Inseln, eine Flutsage. Auf S. 385 — 392 über Bearbei-
tung dortiger Sprr. i. Des Marquesischen durch Greathead. 2. Mortings
Gramm, der Tonga Insulaner, wie er die Bewohner der F'reundschaftsinseln
nennt. 3. Des Neuseeländischen \on Prof. Lee. 4. 'Eigentümlichkeiten
der hawaiischen Spr.\ als Skizze von Andrews im h.^waian spectator vol. I.
Nr. 44, 1838. Für rein hawaiische Wörter, sagte der Missionar Bringham
gleichfalls in einer Skizze, seien nur zwölf Buchstaben nötig, sodaß man für
fremde Eigennamen noch neue hinzufügen müsse. — IV. Australien S. 381.
Bericht von einer Glossogonie daselbst, welche freilich ganz anders aussieht
als die Sage vom Kochen der Sprachen (s. Kohls reisen) bei den Esthen.
Erstercr zufolge nämlich entstammen die Sprachen von einem zänkischen alten
Weibe. Begreiflich: ist doch Sprachverschiedcnhcit ein Hindernis für leichten
14
A. F. FoTT.
friedlichen Verkehr zwischen durch sie geschiedenen Volksstämmen, und führt
dieselbe ja nur zu leicht auch zu böser Befehdung. Als aber jene, vor langen
Jahren gen Osten lebende Frau starb, brach ein großer Jubel aus, und wurde
sie verzehrt. Derart, daß als zuerst gekommen die Rami njerner , sogleich
nach dem Fleischgenuß, deutlich zu reden anfingen. Vermutlich dies, weil
die genannten sich, gleichwie am brodelnden Sprachenkessel h^sthen die ersten
waren, als ältesten und bestredenden Menschenstamm bedünken. Erst nach
ihnen erhielten die andern, mehr östlich wohnenden Volksschaffen vom Innern
der Alten Lunge, Leber u. s. w. , desgleichen ein abweichendes Idiom. Zu-
letzt aber mußten sich die nördlichen mit den Eingeweiden und Überresten
begnügen, wie sich deren Idiome auch wieder mehr von demjenigen der Ramin-
jerner entfernten.
Imjrstkr. rkiskn, 1787, hat uns bereits manche wissenswerten Beobach-
tungen über die Sprachen Ozeaniens hinterlassen, die begreiflicherweise jedoch
mannigfach weiterer Prüfung und Ergänzung gar bedürftig zu erachten sind.
So II. 81: Wörter von Ea-Uwhe (einer der Freundschaftsinseln) zeigten, 'daß
die hiesige Mundart mit der Sprache auf Tahiti und den Sozietätsinseln sehr
nahe verwandt sei." Ferner S. 118 Vgl. 113J: 'Der entscheidendste Beweis
von der Verwandtschaft beider Völker liegt in der Ähnlichkeit ihrer Sprachen.
Die mehrsten Arten von Lebensmitteln, welche beide Inseln miteinander ge-
mein haben, die Glieder des Körpers, kurz die ersten und gewöhnlichsten Be-
grifte wurden auf den Sozietäts- und Freundschaftlichen Inseln durch
ein und dieselben Worte ausgedrückt. Der Dialekt, der auf Tongatabu ge-
redet wird, war so sanfttönend und wohlklingend nicht als zu Tahiti; denn
jene Insulaner haben das F, K und S in ihre Mundart aufgenommen, und
folglich mehr mitlautende Buchstaben als diese. Dagegen wird die hieraus
entstehende Härte dadurch wieder gemildert, daß man hier nicht nur die sanft
fließenden Buchstaben L. M, N. ingleichen die melodischen Selbstlauter E
und I häufig gebraucht, sondern auch in einem gewissen singenden Ton zu
sprechen pflegt." — Dann mit Bezug auf die Sozietätsinseln l. 270. die
dortige Sprache schiene leicht. 'Alle harten und zischenden Konsonanten sind
daraus verbannt, und fast jedes Wort endet mit einem Selbstlauter. Was
dazu erfordert wurde, war bloß ein scharfes Ohr, um die mannigfaltigen Modi-
fikationen der Selbstlauter zu unterscheiden, welche natürlicherweise vorkommen
müssen, in einer Sprache, die auf so wenig Mitlauter eingeschränkt ist. und
die die Unterredung sehr angenehm und wohlklingend machen, wenn man sie
einmal recht gefaßt hat." Dieser Beschreibung nach müßte gedachte Sprache
mit der italienischen rücksichtlich Wohllautes gleichsam wetteifern. — Weiter
II. 270 (vgl. 263): 'Auch die Bewohner der Marquesas gleichen den Ein-
wohnern der Sozietätseilande an Gestalt, Gebräuchen und Sprache mehr denn
irgend ein andres Volk der Südsee. Ihre Sprache war der tahitischen ähn-
licher als andre Südseedialekte; jedoch mit dem Unterschiede, daß sie kein
R aussprechen konnten, S. 252" [das fehlt ja auch im üblichen Chinesischen]. —
S. 286: 'Ihre Sprache lauf der Insel Te Aukia) hatte eine große Ähnlichkeit
mit dem tahitischen Dialekt, außer daß ihre Aussprache härter war und durch
die Gureel g-eschah."
ZUR LITTERATLR DER SPRACHENKUNDE AUSTRALIENS. I ^
In Höfers ztschr. III, 1831. Neuseeländisches. S. 301 — 30g. ""Das
Alphabet besteht aus folgenden Lauten: a e i o u; m p, \v. wh. n, t, r, k,
ng. h: aa ae ai ao au, ee ei ea eo eu. ii ia io iu , 00. uu/ Also doch aus
9 Konsonanten, jedoch bei Mangel von b. d, g, Jot und 1, wogegen der
Vokalreichtum bei weitem v^orherrscht. Williams, W., a dict. of the new
ZEALAXD LANG. AND A CON-CISE GRAMM.. 2. ED.. LoXDÜN 1852. Darüber FORSTER,
REISE II. 146: 'Der neuseeländische Dialekt hat ungemein viel Ähnlichkeit
mit der Sprache auf den Freundschaftlichen Inseln, von denen wir so eben
herkommen.^ — ■ 'Der Dialekt auf Ostereiland', so Forster II. 241 v^gl.
200. 204 *" kommt in vielen Stücken mit dem Neuseeländischen, vornehmlich
in der harten Aussprache und dem Gebrauche der harten Gutturalbuchstaben
überein. In andrer Absicht hat er auch viel Ähnliches mit dem tahitischen
Dialekt.' Die Hallesche ztg. weiß in der dritten Beilage zu Nr. 298. 21. Dez.
1886 (das MUSEUM FÜR vöLKERK. ZU Berlix) ZU berichten: 'Daß wir sogar die
geistigen Eigenschaften der angeblich auf der tiefsten Stufe der Kulturentwicke-
lung stehenden Australneger arg unterschätzt haben, zeige ihre erst seit
einigen Jahren bekannt gewordenen mit Hieroglyphen oder wenigstens mit zur
Verständigung dienenden Zeichen bedeckten Botschaftsstäbe message-sticks ,
welche namentlich bei Berufung von Volksversammlungen die Stelle unsrer
Briefe vertreten. Wie dieser Brauch an die lakedämonischen Skytale wenigstens
erinnert, so stimmt er ganz genau überein mit dem altskandinavischen Bud-
stock, der in Tegxers frithjofssage erwähnt ist und durch den das Volk zur
Königswahl einberuien wird. Das gloss. sviogothicum von Ihre erklärt den-
selben als baculus nuntiatorius quo ad conventus publicos convocabantur cives
veteris Suioniae. — Eines der deuthchsten Beispiele dafür, wie sehr Eile am
Platze ist. bietet die einsam im Großen Ozean gelegene Oster insel. Jeder-
mann hat von jenen gewaltigen, jetzt teilweise im British Museum zu Loxdox
befindlichen Steinbildnissen gehört, die den ersten Besuchern der bloß von
verkommenen, mit Werkzeugen schlecht ausgerüsteten Eingebornen bewohnten
Insel die Zeugen einer entschwundenen hohen Kultur zu sein schienen. Neuern
Datums ist die Entdeckung von hieroglyphenartigen, auf Holzblöcke eingeritzten
Schriftdenkmälern, um deren bisher erst angebahnte Entzifferung sich Professor
Bastiax in Berlix und Dr. Philippi in Saxti.-vgo iChile besonders verdient
gemacht haben. Bedenkt man, daß noch die ältesten unter den heute lebenden
Eingebornen von diesen Schriftzügen und ihrem Inhalt eine dunkle Kenntnis
haben, daß aber die vorige Generation das, was jetzt schon gleich den äg>-p-
tischen Hieroglyphen eine tote Schrift ist, unzweifelhaft lesen und verstehen
konnte, so stehen wir vor einem wirklich unersetzlichen Verluste, dessen 1 rag-
weite sich kaum ermessen läl.H. Die aus der eignen Geistesthätigkeit der
Naturvölker entsprossenen Kulturanfänge sind gegenüber der Kultur höher ent-
wickelter Völker so wenig widerstandsfähig, dal.\ sie schon \or deren Hauch
auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Wenn es nicht jetzt noch gelingt, diese
iMutagsfliegen zu erhaschen, so dürfte es später ganz ge\vil,\ nicht mehr mög-
lich sein.' — Das gilt nun im gleichen, wo nicht in noch großerm Mal.k-,
von der Sprache, deren Verwischen, wo nicht gar gänzliches Erlöschen,
vielerorten bei Naturvölkern einzutreten droht, ja auch von allen religiösen
1 5 A. F. Pott.
und niythisclieii Vorstellungen, deren doch für die Wissenschaft hochwichtige
Kunde zu retten die Missionare sich sollten mehr als gewöhnlich angelegen
sein lassen. ' — Übrigens ist auch Anwendung von symbolischen Bot-
schaften anderwärts zu finden. Das ersieht man aus dem journ. of tuk axthrop.
SOG. OF GKEAT BRIT. AND HiEL., NoV. 18S4. S. 1 69 182, WO G(JLLMER, ON AFRICAN
SYMBOLic MESSAGES. Wie z. B. durch Übersendung von Muscheln cowries, was
kaum etwas andres, als skr. kaparda Cypraea moneta , Federn. Pfeffer, Korn.
Steine, Kohle, Stäbe. Pulver. Kugeln. Rasiermesser u. s. w.
In London erschien hibli-. in kijian, sowie in tahitian, in samoan, in new-
ZEALANI) lang.
Violette, L.. dict. samoa-ikancais-anglais et fran^.-sa.moa-angl. pre-
CEDE DUNE GRAMM. DE LA LANGUE SAMOA , PaRIS iSyQ. BEITRAG ZUR SPRACHE
DER MARSHALLINSELN, VON Franz Hernsheim , Leipzig 1880. S. meine Anz.
DMz. 1881, 506 — 514. — Hernsheim, zu Chamissos radak-vokabularium. dmz.
XXXVI. 168. E. H. Man, on the andamanese im j<jurn. of the anthrop. inst.
OF GREAT BRIT. AND IREL. 1882, S. 69 116 Und 1883, S. 327 434. VOCAB.
OF THE PONAPE DIALECT. WITH A GRAMM. SKETCH, BV REV. LuTHER H. GuLICK im
jouRN. OF THE AMER. OR. SOG. 1872, Art. I. bis S. 109. Pouapc auch Ascension
Island geheißen, ist vielleicht die dritte von Wichtigkeit unter den hohen
oder basaltischen Gruppen der Karolinen oder A\estmikronesischen Eilande.
Eine Ceremonial Lang. (S. io8) ist nur auf die Rangverschiedenheit von Häupt-
lingen anwendbar. And there is what may be called a spiritual dialect.
used only in the pretended Communications from spirits through privileged
priests. Nichts Neues unter der Sonne I —
Es sei hier aber daran erinnert, daß bereits Förster mehr als eine Ahnung
hatte von einer bedeutsamen Abweichung der wollhaarigen Negritos von
der ozeanischen Völkerrasse, nicht bloß im Körperbau, sondern auch in der
Sprache. So berichtet er über die Bewohner der Neuen Hebriden : 'Die
Sprache dieses Volkes war von allen uns bekannten Südseedialekten dermaßen
unterschieden, daß wir auch nicht ein einziges Wort davon verstehen konnten.
Sie lautete ungleich härter, indem das R, S. Ch und andre Konsonanten
sehr häufig darin vorkommen.'' Forster, reise III. 8 (vgl. S. 32), wonach sie
ganz andrer Abkunft sind als die Bewohner der Freundschafts- und Sozietäts-
inseln. Auf der Insel Tanna (im Malai. s. v. a. Erde S. 74) will der Reisende
S. 176 — 7 vermöge völliger Abweichung namentlich in den Zahlwörtern drei
ganz eigne und unter sich verschiedene Sprachen erkannt haben. Das Lied
eines Mannes von der Insel Irromanga war in der Sprache vom Tannesischen
verschieden (S. 136). — Ferner heißt es von den Einwohnern Neukale-
doniens, sie unterschieden sich völlig von allen bekannten Menschenarten. ''Ihre
Sprache iS. 213) hat gar keine Ähnlichkeit mit irgend einer andern, was
' |"Diesem Wunsch, welchen auch der Herausg. im Programm dieser ztschr. I. S. XV
angedeutet, hat Herr Alissionar Brincker seitdem für Südwestafril^a entsprochen; vgl. meine
Bespr. BiBL. 1886 und seinen Art. zur sprachen- und Völkerkunde der bantuneger und ver-
wandter STÄMME SÜDWESTAFRIKAS, I. Z. V. I9. F. T.]
ZUR LITTERATCR DER SPRACHENKUNDE AUSTRALIENS.
17
von Mutmaßungen über ihre Herkunft abschrecken muß.' 'Zwischen den
Neukaledoniern und Neuholländern besteht keine Ähnlichkeit' (S. 245), 'Die
Sprache ist von der in Tanna üblichen verschieden' S. 247). — Vgl. noch
S. 200 — I.
Ich schließe mit einem Artikel von Ed. Dulaurier. des laxgues et de
LA LITT. DE LARCHIPLE DASIE SUR LE RAPPORT POL. ET COMMERC, EXTRAIT DE
LA REVUE DES DEUx MONDES, 1 84 1 . Er ist voU dcs Lobcs von W. V. Humboldt.
Es heißt z. B. von ihm S. g: Cet illustre orientaliste . qui est le plus profond
linguiste dont notre siecle s'honore. joignait ä unesprit de recherche ana-
lytique , porte ä un degre eminent, un fonds inepuisable de connaissances
ethnographiques. Pour lui, letude des langues n'etait qu'un moyen d'arriver
ä une intelligence parfaite des formes de la pensee. Das zwar nicht
allein: jedoch auch keineswegs an letzter Stelle! — Bloße Wörtervergleichung
ohne Eindringen in die grammatischen Formen und deren Verwendung reiche
nicht aus. Vgl. Humboldt, kawi-werk II. 432. Umgekehrt, setze ich hinzu,
würde, worauf wiederholt von mir gedrungen, ein, wie nahe sich auch in
psychisch-physiologischer Hinsicht berührender, grammatischer Typus
für sich allein ungenügend bleiben zu Ermittelung von wahrhaft genealogi-
scher Sprachverwandtschaft. Das fände aber statt, im Falle der Nachweis
nicht zu beschaffen, entweder bloß zeitweise, oder weil überhaupt solche Ver-
wandtschaft auf nichts als einer irrigen Voraussetzung beruhte, — von wesent-
lichem, d. h. etymologisch begründetem Übereinkommen auch im, von ur-
alters ererbten Wortschätze mit möglichst sorgfältigem Ausscheiden von
jeglichem, was der Entlehnung von fremdher verdächtig erschiene. Nehmen
wir z. B. sogleich obiges inepuisable im Vergleich zu deutsch unerschöpf-
lich. Bei sonst völliger Grundverschiedenheit treffen sie doch in einem Punkte,
dem Verneinungswörtchen einträchtig zusammen. Ja in noch mehr. Das b
im Suffix des erstem hängt, indem es vom Anhängsel b-ilis. z. B. in ex-
pugnabilis. dem lat. Fut. als Alöglichkeitstempus abgeborgt worden, so auch,
was unleugbar, mit dem b in unseiTn bi-n, skr. bhavämi (vgl. noch f z. B.
im Konj. fuam' zusammen. Um aber in den et}-mologischen Hergang in
jenen zwei Adjektiven die zu deren ungeschmälertem Verständnis erforder-
liche Einsicht zu gewinnen, wie vielerlei Kenntnisse, die nicht gerade am
Wege liegen . sind dazu vonnöten I. Das franz. Wort enthält lauter lat. Be-
standteile, ist jedoch daraus erst neugeschaffen. Mit Ausnahme aller übrigen
Silben, die der Bildungsform dieses Wortes angehören, macht nur das
eine winzige p u dessen , von der Masse von Zuthaten wie verdeckten und
zwischen ihnen versteckten stofflichen Kern aus. Das Wurzelelement pu
ist aber zunächst in dem partizipialen pütus, gereinigt, auch zu größerer
Steigerung pürus pütus. im Skr. jedoch mit Länge pütas. gänzlich rein,
enthalten, woher dann vermöge des Suffix -eus (vgl. alveus von alvus,
urceus zu orca'.'l puteus. ital. pozzo, franz. puits, der Brunnen, als
'Reines in sich bergend'! Weil nun trinkbares Wasser gemeint ist. riete
man dem blolk^i Sinne nach für puteus auch wohl auf eine Hcrleitung aus
TTOTOC. was sich icdoch wegen pötare von skr. pä verbietet. Weiter setzt
epuiser gleichsam eine Form exputearc. im Sinne von evacuare puteum
Techmer, ztschr. V.
O ZUR IJTTERATUR DER SPRACHENKUNDE AUSTRALIENS.
I ö
voraus und schloß sich diesem in inepuisable das Suffix b-ilis mit Passiv-
Bedeutung, und zwar, wegen Konj. i , mit a vorauf, an. Daß aber von ex-
im Franz. nichts als der Vokal übrig blieb, kann nicht befremden, um so
wenio-er. als ja auch in lat. Kompp. , freilich hier nur vor b, d. g und f
dies "zumeist der Fall ist, weil mit ihm sich der harte Zischer mcht ver-
trägt - Was wäre aber nicht alles, um noch ein zweites Wort zu nennen,
bei exaudientissimae, Neigebaur, d.azien, S. 157 zu berücksichtigen, wenn
man nach den mannigfaltigen Bestandteilen dieser übrigens ja sehr durchsich-
tigen Form von sieben Silben fragt? —
A. F. Pott.
ZUR SPRACHEN. UND VOLKERKUNDE DER BANTÜNEGER
UND VERWANDTER STÄMME S Ü D WESTA F R I K AS . '
Ohne Zweifel werden die vielen verschiedenen und doch so innig unter-
einander verbundenen Dialekte der großen Bant^usprachfamilie bald, der eine
Dialekt für den Augenblick mehr, der andre weniger in den Bereich der
sprachvergleichenden Wissenschaft gezogen werden. Die folgenden Zeilen
bieten dazu vielleicht Anregung: sie sollen nichts mehr sein als vorläufige An-
deutungen. Es wäre jedoch bald an der Zeit, daß ein kompetenter Forscher
die Bant uspr. und ihre Gesetze vollständig und wissenschaftlich darstellte. Da-
mit würde nicht allein der Sprachwissenschaft, sondern auch der Völkerkunde
ein großer Dienst geleistet werden.
Die unsern Gedanken vorschwebende Arbeit erfordert jedoch gründliches
Vertrautsein mit wenigstens einigen Dialekten der Bant u. sowie mit den reli-
giösen und bürgerlichen Gebräuchen und Sitten der verschiedenen Stämme,
dazu einen richtigen Einblick in das Prinzip, das wohl von Urzeiten her thätig
gewesen, die betr. Stämme in die Fesseln der Sinnlichkeit zu schlagen.
Je mehr man sich mit dem Heidentume und mit der Bant usprache be-
schäftigt, desto mehr drängt sich die Thatsache auf. daß nicht allein jetzt,
sondern von Urzeiten her die schwarzen Völker mehr als alle andern den
unsittlichen Zug Hams (gen. IX. 22) förmlich gepflegt, ja zu ihrem Kultus als
solchen Seemacht haben und daß der Phallusdienst bei ihnen seinen Urhecrd
' [Das ]\Is. des Herrn II. Brinckkk, Missionars der Rhein. Miss. -Ges., ist mir freundlichst
durch Herrn Prof. Peciiuel-Lösche übermittelt worden. Der Artikel ergänzt sich mit des Vf.
WdRTERiiUCH UND KURZGEF. GRAMM. DES OTJI-HERERO, welches Werk mit Unterstützung der Beri..
Akademie veröffentlicht und in der hiüI-Iogr. 1S86 von mir ])esprochen wor len ist. Die Trans-
skription des Yf. ent;pricht, soweit ich urteilen kann, der der I. Z. in folgender Weise:
Hrinckkr:
Teciimkk:
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Z, 7; />, A", \\ f^ p b
11g ndj nd n <1 ml) wer<le,;. wie es -clieint, diphihongi-ch mit zu kurzem Übergang bzhw.
N^g N )/' ll\d A',|/', 1ll)b gesprochen und wo ilie Kürztmg des N.osenlauis nich". eintritt, setzt Vf.
.'•"!'. über den be'.r. Buchstaben, also n iii. Wegen der verschiedenen s-I,aute s. noch S. 29 Anm.,
wegen „ 28 Man vgl. F. Mi'i.i.iK^ crindr. hku si'R.\cii\v. I 11. 23S ll". F. T.^
20
H. Bkinckkr.
gehabt, von wo aus sich derselbe in niclit langer Zeit zu andern Völkern ver-
breitete. Derselbe hat einer nicht geringen Anzahl von Wörtern, zum wenigsten
deren Grundformen das Dasein gegeben. — Man ist wohl schwerlich je so recht
auf den Gedanken gekommen, daß unter den Bantu stammen der Phallusdienst
bis heute noch gang und gäbe ist und daß die besonders von den Bant uleuten
fast leidenschaftlich verfertigten und teils als Waffe, teils in etwas andrer Form
als Gängel.stock getragenen sogenannten 'Knopkirri' die richtigen und ursprüng-
lichen Bant^usymbole des Phallus sind. Es liegt hinter diesen Dingen gewiß
mehr als der bloße Gedanke einer Waffe, die man zur Selbstverteidigung
notwendig zur Hand haben muß. Ein Mann trägt den kurzen Knopkirri
(onguinja-onz imbro t nicht bloß als 'Mann' im allgemeinen, sondern als
omu-rumendu (omü-lument u) i. e. als zeugendes Mannwesen und Träger
der Phalluskraft , dessen Symbol diesen als solchen stets und überallhin in
Gestalt des Kirri begleiten muß. Es ist gewiß nicht bedeutungslos, daß die
noch nicht erwachsenen Personen männlichen Geschlechts den Kirri für ge-
wöhnlich nicht tragen dürfen. Bei den Bant u ist also alles auf Sinnlichkeit
gerichtet. Diese ist umsomehr entwickelt, als sie die religiösen und bürger-
lichen Sitten ganz beherrscht. Das innere Wesen derselben könnte man
Bantuismus oder bant uistisches Prinzip nennen. Man erlaube uns
dasselbe noch mit einigen Zügen aus den Sitten der Herero (Ova-herero)
zu veranschaulichen.
In jeder onganda (Kraal, Viehdorf) der Herero findet man in der Hütte
des omuini u onganda Kraalhauptmanns) ein Bündel kleiner Stöckchen,
oz^ohongue genannt. Diese sind bei gewissen Gelegenheiten vom Omuvapu-
Busche gebrochen und mit dem Penis tauri , des onduez u jonganda'
(Kraalstiers) zusammen gebunden und werden nach dem Tode des omuini
u onganda durch ein neues Stöckchen vermehrt und aufs neue durch den Penis
tauri, der bei dieser Gelegenheit geschlachtet wurde, mit den übrigen schon
vorhandenen Stöckchen vereinigt. Jedes Stöckchen ist ein Repräsentant des
männlichen Zeugungsgliedes — als solches nach der Bant uauffassung auch eine
Persönlichkeit — und muß bei allen auf geschlechtliche Dinge Bezug habenden
Zeremonien, überhaupt bei allen religiösen Handlungen durch seine Gegen-
wart den Verstorbenen vertreten, welcher durch dasselbe folg-lich als zeugendes
Prinzip noch immer unter seinen Leuten anwesend ist. Das ganze Bündel
dieser Stöckchen wird dann auch bei jeder feierlichen Gelegenheit an den
okuruo, der heiligen Feuerstelle, niedergelegt: sie erhalten von dem Opfer-
fleische ihren Anteil . indem sie an dasselbe gehalten werden, um zu kosten
(makera .
Ferner findet man bei den Herero noch andre, zu oben erwähntem Prinzip
in innigster Beziehung stehende Stöckchen, von denen das eine ondume,
Dieser o n d ii e z^ u j o n g a n d a , der Kraalstier, ist der Stellvertreter des omuini u o n g a n d a ,
des Kraaleigentümers, und muß beim Tode des letztern sein Leben lassen. Der omuini
u onganda wird auch wohl auf gut Herero onduez u j onganda genannt, denn derselbe ist ja
z. B. bei den Herero auch Eigentümer aller Weiber des betr. Kraals.
ZUR SPRACHEN- UND VÖLKERKUNDE DER BANTUNEGER. 2 I
männliches, das andre otjija'. weibliches, bedeutet. Das Stöckchen ondume
(glatt und hart wird in Verbindung mit dem otjija weich und rauh bei
gewissen Umständen zum Feuerdrillen gebraucht. Ondume Princip. masc.
und otjija (Princip. fem.' werden ebenfalls unter gewissen religiösen Zere-
monien geweiht und dann im Hause des omuini uonganda aufbewahrt.
Die Bedeutung des ondume und otjija liegt nicht sowohl in dem Ge-
brauche, der von ihnen unter Umständen gemacht wird, als in dem Prinzip,
dessen Repräsentanten sie sind . nämlich Einfluß als Symbola membrorum
genitalium masc. et femin. auszuüben , deren Kultur die ganze Zeremonien-
wirtschaft unter den Bant ustämmen bis ins kleinste und unscheinbarste be-
herrscht-
Dem entspricht die Herrschaft des Prinzips und der unbegrenzte Einfluß
desselben in allen bürgerlichen Verhältnissen. Daß auch die Sprache dieser
'Naturmenschen' ein gewisses Gepräge nach der oben geschilderten Seite hin
bekommen hat. ist nicht zu verkennen.
Im allgemeinen tragen die Bant^udialekte den richtig verstandenen Charakter
Hams an sich, nämUch die Tendenz, die allergrößte Schamlosigkeit unter dem
Scheine von Scheu vor geschlechtlichen Dingen und deren lautlichen Aus-
drücken durch doppelsinnige Bezeichnungen, deren wirkliche Bedeutung nur
ein Eingeborner kennt, zu verbergen, gerade wie bei der Gelegenheit, die
GEN. IX. 22 angedeutet wird. Man hat ganz richtig gesagt, daß die Völker,
die äußerlich die größte Scham und Scheu bezüglich des Geschlechts zeigen,
im Grunde genommen die schamlosesten und sittlich tiefstehendsten seien.
Die Behauptung dürfte sich bei aufmerksamer Beobachtung der Sitten der
Bant ustämme bewahrheiten.
Nach diesen Vorbemerkungen gehen wir nun zu näherer Untersuchung
der Bant usprache über, indem wir die beiden bekanntern Dialekte derselben
Otjiherero und Oshindonga iHerero- und Ambosprache , die ohne Zweifel
den Anspruch auf die \^erhältnismäßig größte Ursprünglichkeit und Vollständig-
keit haben, so ausführlich wie möglich behandeln. Wir verweisen dabei auf
unser Wörterbuch und kurzgef. Grammatik, des otji-herero. 1886.
DIE SPRACHE DES BANTUTYPUS.
Der physisch-psychische T)'pus der Bant uneger und verwandten Stämme
schuf sich ein gleich sinnlich gerichtetes Organ in der Sprache. Diese nahm
aus frühern, der Ursprache der konkret-kindlichen Auffassung aller sichtbaren
Dinge angehörigen Sprachformen, gewisse Elemente in sich auf und verwertete
diese zu der Bildung einer Klasse von Wortteilen, welche uns jetzt als Präfi.xe
erscheinen, die von jener Zeit an als Nomina reg., der sinnlich gerichteten
Neigung folgend, eine bant uistischc Neuschöpfung von Begrititen beherrschten.
Die Präfi.xe sind hiernach nicht zugleich mit der Bant uspr. entstanden, sondern
' Otjija steht in der innigsten Hezielning zu otjiza, Organum genit. femin. l>er
Lau: z in otjiza mit semikausaliver Bedeutung untersciieidet den Sinn von otjija dadurch,
daß letzteres sich /.um ondume nur leidend verhalten kann.
22
H. liUINCKKR.
sind Elemente einer ursprünglichen Sprachform . die als solche verschwunden
ist. Diese Elemente sind bei den Bant u in den Präfixen und bei den
Hottentotten in den Schnalzlauten zu suchen.
Wir haben es also in der Bant uspr. mit zwei Elementen zu thun : mit
dem ursprünglichen in den primitiven Formen der Präfixe, und dem aus dem
besondern Bant^uismus entwickelten, bestehend aus ursprünglich einsilbigen,
hernach zu Bezeichnung von Begriffen kombinierten Verbalradices und den
Vokallauten in den zahlreichen Pronomina. Die Präfixe interessieren uns
natürlich an erster Stelle als organische Träger der von ihnen abhängigen
Ncminaladjektiva und Pronomina. Die Verbalsuffi.xe, deren ganz außerordent-
liche Wichtigkeit nicht genug hervorgehoben werden kann, tragen den ganzen
dunkeln Bant ucharakter an sich, welcher sich nicht zu Erklärungen und Ana-
lysierungen herbeiläl.\t und dem es auf etwas zu wenig oder zu viel nicht an-
kommt. In den Suffixen liegt die unwiderstehliche Neigung zu endlosen Um-
schreibungen und Wiederholungen, ohne die nicht geredet werden kann. Der
Gesichtskreis der Bant u ist seit Jahrtausenden derselbe enge und verschlossene
gewesen, wie er noch heute ist. Alles, was sie nicht selbst sehen, hören und
fühlen können, glauben sie nicht; nichtsdestoweniger dünken sie sich über
allen andern Menschen weit erhaben und schelten die letztern als verachtete
Fremdlinge und Dienstpöbel. Ihre eigne Spr. ist für sie das Ideal des
Wohlklangs; alle andern sind nur stotternde und zungenbrechende Sprachen;
ihr Ausdruck für fremde Sprachen sprechen' ist: ma takuma, er spricht
stotternd oder anstoßend.
Im Otjiherero und Oshindonga, wie auch wohl in den meisten andern
Bant udialekten, finden sich 15 Nominalpräfixe, die den ganzen Wortschatz
der Hauptwörter im Sing, und PI. in ebensoviel Klassen umfassen. Es ist
dies eine Eigentümlichkeit, die einzig dasteht und in der Sprachwissenschaft
bisher noch nicht die verdiente Würdigung gefunden zu haben scheint. Man
kennt wohl im allgemeinen die Thatsache , aber nicht genügend den Grund
und das Prinzip dieser so merkwürdigen Nominalpräfixe; daher auch so wenig
Interesse dafür gezeigt worden.
Wir wollen nun zunächst die Nominalpräfixe nach einer gewöhnlichen, frei-
lich willkürlichen Reihenfolge nebst einer kleinen Anzahl von Hauptwörtern
aufführen, um vorderhand die Bildung und Gestaltung derselben zu veranschau-
lichen, und danach (S. 30 ff.) das Prinzip derselben darzulegen suchen. Neben
das Nominalpräfix, wie es die Herero- und Ambosprache (Otjiherero und
Oshindonga-Otjambo ; hat, setzen wir zugleich die aus dem betr. Prä-
fixe hervorgehenden Pronomina.
[ I. Omu-, omu-, Pron. conjugativum u. demonstr. und relat. ngu,
■j (nguka); ^_^
I II. Plur. Ova-, a^-, Pron. conj. v. (j', dem. und rel. mb-. (j-).
Das Nominalpräfix^omu- l und dessen Pluralform ova- ll umfassen aus-
schließlich den Menschen als solchen, wie omu-ndu. Mensch. Pl.,ova-ndu,
Menschen (omü-ntu, a-a-nt^u .; omu-atje, Kind, ova-natje. Kinder
ZUR SPRACHEN- UND VOLKERKUNDE DER BANTUNEGER. 93
'omü-nona. a-a-nona): omu- kaz^eiidu . Frau, ova-kaz endu, Frauen
omü-kiint u . a-a-kiintu , omu-rumendu , Mann, ovarumendu,
Männer (omü- lument u, a-a-lumefit_u); omu-hepundu, Witwe, ova-
hepundu , Witwen, (omü-suilekaz i , aa-suilekaz i) ; omu-herero,
ein Herero , ova-herero. die Herero -Damara omü-shimba . aa-
shimba) u. s. w.
Will man nun weitereBegrifife haben, wie etwa Arbeiter. Seher, Treiber u. s. w.,
insofern die betr. Thätigkeit von einem Wesen, das Mensch, omu-ndu. ist.
ausgeht, dann nimmt man das die Thätigkeit ausdruckende Verbum und setzt
es in die adjektivische Aktivform mit der Termination e in Verbindung mit
omu-, wie oku-ungura, arbeiten, -ungure, adjekt. Aktivform, omu-
ungure, Arbeiter als Mensch] (omü-longi, von oku-longa ; omu-
mune, Seher, ova-mune, die Seher, von oku-muna, sehen (omü-moni,
aa-moni, von oku-mona': omu-hinge. Treiber, ova-hinge, die^
Treiber, von oku-hinga, treiben (omü-xingi. a-a-xingi- von oku-
Xinga) u. s. w.
Man kann auf diese Weise die substantivischen Begriffe mit omu l ganz
bedeutend vermehren, ohne dieselben in einem Wörterbuche aufführen zu
müssen. Nur ist dabei zu bemerken, daß nicht alle attributiven Nomina mit
omü- die Endung e haben. Diese findet man dann natürlich im Wörter-
buche. Die hauptsächlichsten Wörter mit omu- l und dem entsprechend ova- II
betragen ca. 200 — 250.
jiu. Omu- omu - , Fron. conj. u, dem. und rel. mbu. ngu-ka):
liv. Omi- omi'- Fron. conj. vi- (zj-) dem. und rel. mbi- hzj-).
Diese Klasse von Wörtern hat die Eigentümlichkeit . daß das einzelne
Wort im Sing, ebenso behandelt wird, wie ein Nomen der omu- I-Klasse.
aber im Fl. nehmen diese Nomina omi- an, wie omu-ti, Baum, omi-ti.
Bäume (omü-ti, omi-ti); omu-hingo, Sitte, Gebrauch, omi-hingo.
Sitten. Gebräuche (omü-kalo, omi-kalo); omu-huka. Morgen, omi-
huka, die Morgen (o-ngula- 00-ngulal ; omu- inj o, Leben, omi-injo,
die Leben, Seelen (omü- enj o, oomu-enjo); omu-is^e, Rauch, omi-is^e,
Rauchsäulen 'olu-is i, oma-luis i) u. s. w.'
Die omu- lü-Klasse umfaßt ca. 250—300 Nomina: mit absolutem
omi- ca. 50.
/ V. E- (e-). Fron. conj. r- 1- i , dem. und rel. nd- (nd-),
\ \'\ Oma- oma- , Fron. conj. j- :g-), dem. und rel. ng- (ng-).
Diese Klasse hat eine Eigentümlichkeit, die hernach unter den Frinzipicn
näher entwickelt werden soll. Wortformen derselben sind: e-ho, Auge,
ome-ho, eigentlich om- c- ho, Augen e-xo, ome-xo): e-jendo, Grab.
oma-jendo, Gräber (o-mbila. oo-mbila : e-hepero . Bedürftigkeit,
' Der Gebrauch der Präfi.xe im Otjiherero. und Oshiiulonga siiuinit nicht immer übcriin, wie
hchun aus einigen hier unter omu- und omi- aufgeführlcn Wörtern ersichtlich ist. Näheres hier-
über siehe unten bei ilen l'rin/iiiien.
24
H. Brincker.
oma-hcpero, Bedürftigkeiten (oku-xcpai: chi. Erde. Land, oma-hi.
Länder e-vi, omavi); e-hozu, Gras, oma-hozu, Gräser (omü-izj,
oo-muizi e-hua, Wald, Dickicht, oma-hua, Dickichte (e-xua, oma-
Xua) ; e-ke, Hand, oma-ke, Hände oshi-kaxa. ii-kaxa u. s. \v.
Mit e- ca. 260 — 300 Worte; mit absolutem oma- ca. 160.
( VII. O-, n-, m- (o- n-, m-), Pron. conj. i =j [sj-,, dem. und rel.
} ndj- (ndsj-),
[ VIII. Ozo- (0-0-) Pron. conj. z- [z-], dem. und rel. nd- nz-).
Wortformen dieser Klasse sind: o-ngara, Blume, oz o-ngara. Blumen
(o-ngala, o-o-ngala); o-ngava, Rhinozeros, ozo-ngava , Rhinozerosse
(o-inpelele, o-o-ilipelelej ; o-mbuindja, kl. Antilope, oz o-mbuindj a,
kl. Antilopen (oka-pui ndsja, uu -pui ndsja ) : o-ndui. Same, oz o-
ndui, Samen (o-mbuto, 0-0-mbuto i ; o-njose. Stern. oz,o-njose.
Sterne (o-njosi, o-o-njos^i) u. s. w.
Mit o- ca. 700, mit absolutem ozo- ca. 50 Worte: oshi-kuanjama hat
dafür sogar ee-, wie o-di = o-n du Schaf, PI. cedi = oz o-nd u. Schafe.
IX. Otji- (oshi-), Pron. conj. tj- (sh-). dem. und rel. hi- sh-),
X. Ovi- (i-i-). Pron. conj. vi- (j-i, dem. und rel. mbi- (j-j.
Beispiele dieser Klasse sind: otji-herero, die Herero- Damara-) Spr.
(o shi-shimb a) otji-aha. Schüssel, ovi-aha, Schüsseln (e-t_it.i, oma-
t iti); otji-havero, Stuhl, ovi-havero, Stühle (oshi-pundi, ii-pundi)
otji-hende, Baumstumpf, ovi-hende , Baumstümpfe (oshi-s^indi
ii-s^indi); otji-huro, großes Dorf, ovi-huro. große Dörfer (oshi-longo
ii-longo) u. s. w.
Otji- beherrscht ca. 600, absolutes ovi ca. 60 Nomina.
XI. Oru- (olu-), Pron. conj. ru- (lu-J, dem. und r^l. ndu- (lu-),
XII. Otu- (omalu-), Pron. conj. tu- (g-), dem. und rel. s^u- ig-).
Wortformen dieser Klasse sind: oru -ehe, Netzfett, otu-ehe, Stücke
von Netzfett (olu-fu, omalu-fu) ; oru-hango, getrocknetes, in lange
Streifen geschnittenes Fleisch, PI. otu-hango (o-nz ingu, oo-iizjngu);
oru-i, dauernde Wasserquelle, otu-i, Quellen (e-z^ia, omaz^ia): oru-
kumbambura, Wirbelwind, otu-kumbambura, Wirbelwinde (oka-mbija,
uu-mbija); oru-mbo, aus Dornbüschen gemachte Hürde, PL otu-mbo
(e-ng^olo, oma-iig^olo) u. s. w., wo g^ dem stark gutturalen g im Holland,
entspricht (gr. 8;.
Diese Klasse umfaßt ca. 240 — 250, mit absolutem otu- ca. 20 — 30
Nomina.
j Xlll. Oka- (oka-), Pron. conj. k- (k-). dem. und rel. ng- [g-).
Ixiv. Ou- (uu-'i, Pron. conj. u- (u-) dem. und rel. mbu (mbu-. u-).
Beispiele dieser Klasse sind: oka-kambe, Pferd, ou-kambe, Pferde,
(oka-kambe, uu-kambej; oka-tjove. Hartebeest. ou-tjove, Hartebeeste
(e-xumba. oma-xnmba : oka-na. kleines Ding, ou-n a. kl. Dinge
ZUR SPRACHEN"- UND VÖLKERKUNDE DER BAN JUNEGER. 2 5
(oka-nima, uu-nima ; oka-tjauvi, kl. Spinne, ou-tjau vi , kl. Spinnen
(oka-uiuili, uu-uiuiliy; oka-ti, Stock, ou-ti, Stöckchen (oka-ti.
Liu-ti); oka-puka, Tierchen, ou-puka. die Tierchen (oka-jamakuti ,
uu-jamakuti) u. s. w.
Mit oka- ohne die Deminutivform) ca. 120 — 130, mit absolutem ou-
ca. 200 — 250.
Die eigentliche ou-Klasse (außer wenn sie die Pluralform von oka- ist)
hat die Eigentümlichkeit, abstrakte Begriffe, die durch die betr. Adjektive
bezeichnet werden, in sich aufzunehmen, wie ou-hona, Herrschaft (om-ua).
ou-vi, Böses, Häßliches (uu-inai); ou-ua, Schönheit uu-uanaua) u. s. w.
Sollen diese abstrakten Begriffe in der Mehrheit gedacht werden , dann tritt
das oma- VI vor ou-, wie oma-u-hona, Herrschaften, fomiu-ua) ;
oma-u-vi. Böses, Häßlichkeiten (oma-uinai): oma u)ua, Schönheiten
(oma- : U-) uanaua) u. s. w. Die Pronomina zu dieser letzten Form werden
dann ebenfalls von oma- VI hergenommen.
(xv. Oku- (oku-) , Pron. conj. ku- ^ku-), dem. und rel. ngu- (ngu-.
\ ku-) — Oma- VI, Pron. siehe oma- vi.
Oku- ist in unsern. wie auch in fast allen andern Baut udialekten 1. das
Präfixum modi infinitivi mit der Terminatio verbi -a, wie oku-ungura (oku-
longa), arbeiten: oku-z epa (oku-z ipaga), töten, schlachten; oku-
tjita (oku-ninga, thun. schaffen u. s. w. Im wörterbuche ist oku-
als Präfix des Infinitiv weggelassen, die Verbalform aber in diesem Modus,
d. i. mit finalem a aufgeführt.
2. ist oku- Präfix für eine kleine Anzahl Nomina, die dann zur Bildung
der Mehrheit ebenfalls oma- \"i an sich nehmen. Einige wenige behalten
auch dann ku bei, wie oku-ija (oku-ega). Dorn, oma-kuija (oma-
kuejaj, Dornen; oku-ti, Feld. Landesstrich oku-ti), oma-kuti, Landes-
striche, Felder (oma-kuti); oku-tui (oku -tsui) Ohr, omu-tui oma-
kutsüi , Ohren; oku-moho, linker Arm (olu-moxo) , oma-moho
(omalu-moxo linke Arme u. s. w.
Diese Klasse (ohne Infinitiva umiaßt ca. 50 Worte.
Die Infinitivform mit oku- wird als solche auch gleich einem Substan-
tivum behandelt, wie oku-taura, zerbrechen, das Zerbrechen u, s. w. Soll
aber dieser infinitiv-substanti\-ische Begriff verstärkt, erweitert oder numeralisch
vermehrt ausgedrückt werden, dann erleidet die Verbalform eine Verstärkung
resp. Nominalisierung und nimmt darauf das Präfix oma- \l an, wie oku-
taura zerreißen: oma-taur-i ro , intensives, wiederholtes Zerreißen, Zer-
reißungen; oku-jamba, übel nachreden : oma-j amb-ero. übles Nachreden,
Nachredungen, (hingegen oma-jambc — omambo omajambe — . übel
nachredende Worte. Afterreden) u. s. w. Auf diese Weise können fast alle
Verba in solche Verbalnomina verwandelt werden. Der Wortreichtum wird da-
durch bedeutend erhöht. Nach oben gegebenen Beispielen sind die Anfangssilben
aller Nomina durch die Präfixe unabänderlich gegeben. Anders verhält es sich
mit den Formen, die durch die Präfixe beeinflußt, als Adjektiva denselben an-
gehängt, gewissermalkMi ihrer Herrschaft unterstellt werden. Diese lassen sich
2 5 If- IjRINCKER.
schwer, wenn überhaupt je. in grammatische Regeln bringen. Sic müssen
eben aus dem Wörterbuche ersehen werden.
Es ist nun ferner der Mühe wert, sich einmal die äußerst verwickelt aus-
sehende Tabelle aller Pronomina unsrer Dialekte etwas näher anzusehen. Da
zeigt es sich , daß diese geradezu 1 5 mal mehr Pronomina haben als etwa
das Deutsche, Englische. Holländische u. s.w., denn jedes Präfix hat seine
eignen Pronomina und muß. indem es eine gewisse Persönlichkeit repräsentiert,
in den durch dasselbe nominalisieiten Ausdrücken als Persönlichkeitswort an-
gesehen und behandelt werden. Im nächsten Abschnitte werden wir auf diese
Frage, die übrigens hier nur unzureichend beantwortet werden kann, zurück-
kommen.
Die ursprünglichen Primitiva, die zur Bildung der Präfixe, besonders aber
der substantivischen Pronomina mb-a, mb-i, ndj-i, 'nd-je', nd-i,
ng-ame-ami, ng-ae. ng-oe (ich und du), dienten, sind von der aller-
größten Wichtigkeit. Es sind im allgemeinen folgende: mb, nd, ng. nt.
nd . nk. nip, ndj. nz , tj (sh = k-) t . n, v = b, z. Man könnte diese
Primitiva wohl mit Gebeinen vergleichen, an die sich später Sprachfleisch mit
seinem ganzen Organismus angesetzt hat, und zwar teils magerer, teils üppiger,
je nachdem der betreffende Bant ustamm psychisch und physich angelegt und
bedingt war. Diese ursprünglichen Lautungen entsprechen den
Schnalzlauten (clicks) der Hottentotten und Kafirn.
Die Stämme Mittel- und Südafrikas werden nämlich im allgemeinen noch
wahrnehmbare Elemente von der Grundform des ursprünglichen Sprachtypus
gerettet haben und zwar in Formen, die ihren Sprachen als solchen im be-
sondern auch ganz fremd sind, ohne die diese jedoch gar nicht selbständig
sein noch gedacht werden können. Bei genauer Vergleichung aller Idiomata
der für uns hier hauptsächlich in Betracht kommenden Stäiiime treten uns
folgende Hauptpunkte vor Augen :
1 . Die Bant u-, Neger- und Hottentottenstämme haben in ihren Sprachen
etwas Gemeinsames. Dieses Gemeinsame sind in den Bant udialekten die
Präfixe und in denen der roten Stämme die Schnalzlaute. Beide Sprach-
erscheinungen sind die Reste der Urlaute aus der ursprünglichen Grundform
und haben . obschon sie eine große Wandlung erfahren , einen gemeinsamen
Grundsinn. Daher sind
2. die Schnalzlaute nicht später hinzugekommene, etwa aus Armut der
Sprache entstandene, diakritische Laute, zur nähern Bestimmung der durch
die betr. Silben ausgedrückten Begriffe, also nicht Laute, die etwa zu einem
gewissen Konsonanten hinzugethan wurden , um diesen von einem ähnlichen
lautlich zu unterscheiden (vgl. das jetzt gebräuchliche Lautzeichen in der
Namasprache) , sondern sie sind zusammengeschrumpfte Präfixe, die,
mit ihrem vokalischen Auslaute kombiniert, ein älteres und neueres Prinzip
darstellen. Mithin ist der nach der gangbaren Ansicht vermeintliche Schnalz-
laut das ältere, verschrumpfte Lautpräfix, der vokalische Auslaut des Schnalz-
lauts hingegen, der dieses Lautpräfix vervollständigt, ist das neuere P^ntwicke-
lungsprodukt der betr. Sprache.
Wenn nicht alles trüet. hätten wir in diesen Präfixen als Resten der ur-
ZUR SPRACHEN- VXD VOLKERKVNDE DER tANTVNKGER. 2 7
Sprünglichen Grundform völkerpsychologische Rätsel, die. wenn gelöst, manche
andre Rätsel und Dunkelheiten betreffs der Entstehung so vieler und ver-
schiedener Mythologien und Sagen aufzulösen im stände wären. Wir hoffen,
daß sich bald kompetente Sprachforscher an diese interessante Untersuchung
wagen und eine Lösung erzielen werden.
Ist nun diese Ansicht über die Nominalpräfixe in der Bant usprache eine
begründete sie wird unsers Wissens zum erstenmale in dieser Form aufgestellt),
und sind die Schnalzlaute jenen entsprechende Sprachelemente, bzhw. ursprüng-
lich präfixartige Silben der ursprünglichen Grundform." so dürfen wir die Zahl
derselben nicht mehr, wie gewöhnlich geschieht, auf vier (Lingual. Cerebral.
Palatal. Lateral) beschränken, sondern müssen ihnen ein größeres Lautgebiet
einräumen und demnach von Schnalzlautungen reden, deren Zahl sich analog
den Bant upräfi.xen auf ca. 14 — 16 belaufen, mit vier Hauptschnalzlauten.' Die
diesem entsprechenden Laute im San oder der Buschmannsprache sind nur
im Prinzip, nicht aber im hervorgebrachten Laute den Xamaschnalzlauten gleich.
Dasselbe gilt von den im Kafir sich findenden Schnalzlauten.
Das Bant upräfix tji-. shi-. si-, tshi-, wird von einigen Stämmen ki-
gesprochen. welches schon fast ein Schnalzlaut ist, wenigstens eine Übergangs-
form zu einem solchen." Das Kafir oder S'ulu hat, diesem hauptsächlich auf
der Ostküste bemerkbaren Hange folgend, ebenso einige Primitiva in Schnalz-
laute verwandelt, also nicht von den Hottentotten angenommen, sondern in
seinem eignen Idiome erzeugt. ^
Die Bant u haben in allen ihren Dialekten die Neigung das, was sie als
Wohlklang ihrer Sprache ansehen, nicht, wie die Hottentotten vermittelst der
Zunge (die bei letztern eine ungemein große Beweglichkeit besitzt . sondern
vermittelst ihrer, wie eigens dazu gemachten wülstigen Lippen hervorzubringen.
Zu diesen eigenartigen Lautungen gehören die sog. Mediae nasales S. 19):
mb, nd . n d , fit , ng, ng , nk, uip (= mb). niv (= mb . nj . nz = n d .
welche in der Silbenbildung als harmonische Anlauter von größter Wichtigkeit
sind, weil sie die Elemente, bzhw. Überbleibsel der Pi imitivlaute jener ursprüng-
lichen Grundform ausmachen und als solche wiederum den Schnalzlauten ent-
sprechen. Sie sind nun in grammatischer Hinsicht teils selbständige, teils *eupho-
nisch' gebildete Laute, daher bei et}'mologischer Erklärung eines Wortes zuerst
entschieden werden muß, ob der Laut ein Urlaut oder ein '^euphonischer \ d. h.
aus k, t, p. V, z wegen eines vorlautenden Vokals entstandener Laut ist.
Ein zweites Prinzip der Entstehung" der Schnalzlaute, das teils zusammen
' [Vgl. I. z. IV. 117 rechts, wo 24 Arten aufgeführt shul. - F. T.]
- lKs würde für die Phonetik von Belang sein, wenn Vf. sich über das Wesen iler ' l'ber-
gangsform' von dem gewöhnlichen I-aiit zum Schnalzlaute bei Gelegenheit näher aussprechen
möchte. Bei dem erstem von der -Ausatmung abhangigen Laut findet eine Luflverdichtung, bei
dem letztern von der Ausatmung unabhängigen Laut eine Luftverdünnung in der Mundliühle statt.
Den Übergang ki kann ich mir nur so denken, daß an der i- , also der kakumiiialen Stelle
I. z IV. 119) Schluß bewirkt wird, aber weder mii .\imung>druck , nnch n.it S.uigen , \i-,dleicht
bei Kehlkopfschluß, vgl. i. z. III. 37S. !•"• T-j
3 Vgl. das Verbum -ru-ru-ma im Otjihcro und h-luma im Katir , welche beide die
("■ruiulbedeulung von %p.ingcn, auf-pringen, üijer>iiringcn ' laben.
,g II. Hkinckkr.
mit, teils neben dem erstem hergeht ist folgendes. In den Bant udialekten
findet sich eine Eigentümlichkeit, wie sie wohl kaum in andern Sprachen an-
zutreffen sein dürfte, nämlich die. daß gewisse Konsonanten durch enie be-
sondere dentale Aussprache von ihren nächsten Verwandten genau unterschieden
^^'erden und in der Silbenbildung einen ganz andern Sinn geben, als wenn sie
nicht durch die eigenartige Aussprache den Unterscheidungscharakter erhalten.
Da wir in unserm Alphabet keine annähernden Zeichen für solche Laute haben,
hat man sie durch untergesetzte Häkchen von ihren Verwandten unterschieden,
t^ von t, s^ von s, n von n. (z von z). Auf die genaue Kenntnis und gute
Aussprache dieser scharf artikulierten Laute t. s^. n^, (z) (im Oshindonga
auch noch s . s' und f kommt sehr viel an. wie z. B. in mba nänga. ich
fühle mich abgespannt, eig. schleimig müde, und in mba n anga, ich habe 'Ind.)
zugewinkt (zu kommen); in ua ton a, er hat überwunden, und in ua tona,
er hat (Ind.) geschlagen; in oku-putura, etwas im Gehen glückhcherweise
finden, und in oku-putura, die Augen groß aufreißen; in omu-ti, Baum,
Strauch, und omu-tj, ein Verstorbener u. s. w. Wie nur wenige Europäer
die Schnalzlaute richtig sprechen , ebensowenig gelingt es ihnen , die feinen
Nuancen der oben bezeichneten Bant ulaute wie ein Eingeborner hervorzu-
bringen. '
Diese eigenartigen Laute t^ s„ n^ (zj entsprechen ihrem Ursprung nach
ebenfalls den Schnalzlauten; sie sind wie die letztern ursprünglich selbstän-
dige, vielleicht gar präfixartige Laute gewesen, die den Primitivis der be-
kannten Präfixe entsprachen. Bei den Vorvätern der Hottentotten. San
(Buschmännern) und ihrer Stammverwandten sind diese Elemente wohl gleich
bei der gesonderten Entwicklung ihrer Sprache, bei denen der Kafirstämme
erst später in Schnalzlaute verwandelt.
Die ganze Bantuspr. besteht nun aus folgenden wenigen, Silben, deren
bildende Faktoren oben gen. Primitiva waren:
Pronominal -radices i. Pron., verb. u. temp.-radices 2.
m b - a . m b - e , m b - i , m b - o . m b - u
ng-a, ng-e, iig-i. ng-o. ng-u=
(h-a. h-e, h-i. h-o. h-u
Ix-a- X-e- X-i- X-o, X""
n p-a, np-e, rTip-i. nip-o, ihp-u" ( p-a. p-e, p-i, p-o. p-u
ndj-a. ndj-e, ndj-i. ndj-o, ndj-u
(m-a, m-e, m-i. m-o, m-u
It-a. t-e, t-i. t-o, t-u^
Verbal-radices pur. 3. Verb, radices pur. 4.
k-a. k-e. k-i, k-o, k-u
n - a . n - e . n - i . n - o , n - u
ng-a, ng-e, ng-i, ng-o. ng-u
mb-a, mb-e, mb-i, mb-o, mb-u
nd-a, nd-e, nd-i, nd-o, nd-u
ük-a, nk-e, nk-i, nk-o, fik-u
nz-a, nz-e, fiz-i. iiz-o, iiz-u
n^-a. n-e, n-i, n-o. n-u
|r-a, r-e, r-i, r-o, r-u
ll-a, 1-e, 1-i, l-o. 1-u
nip-a, mp-e, mp-i, nip-o, nip-u ^ z-a, z-e, z_-i, z„-o, z_-u
^ [Vgl. meine Bespr. von Brinckers ^vÖRTERB. bibl. 1886. F. T.]
^ [Über die Bedeutung des Punktes unterrichtet uns Vf. leider nicht. F. T.]
/tj-a,
tj-e,
tj-i^
tj-o.
Ish-a,
sh-e,
sh-i
sh-o
k-a.
k-e,
k-i,
k-o,
ij-a,
j-e.
j-i,
j-o.
li-a,
i-e.
i-i ,
i-o,
js-a,
\ s"-a.
s,-e,
s-i,
s,-o .
s.-u
s"-e .
s^-i
s"-o.
s"-u
(t--a,
t-e,
t-i-
t-o,
t-u
(f-a,
f-e.
f-i,
f-o.
f-u
s'-a .
s'-e.
s'-i .
s'-o ,
s"-u
ZVR SPRACHEN- VND VOLKERKUNDE DER BANTUNEGER. 2 g
Pron. und verbal-radices 5. Verbal-radices 6,
tj-u
sh-u
k-u
j-u
i-Li
v-a, v-e. v-i, v-o. v-u
Vorstehende Silben umfassen den ganzen Sprachschatz der Bantuspr.
Diese wurden , je nachdem sie ursprünglich Begriffe , wie Bewegung . Entfer-
nung, Nähe, Höhe, Tiefe u. s. w. in denselben entsprechenden Lautungen ver-
anschaulichen mußten, verdoppelt, oder es wurden solche mit ähnlichen Be-
griffen miteinander kombiniert, wodurch es möglich wurde, mehrere Begriffe
vereint, durch ein Wort auszudrücken. In dieser Verbindung entstanden, und
entstehen noch, außer jenen ursprünglichen Primitivlauten mb , ng, nd. nt,
riip u. s. w.), aus harten Lauten t. r, k, zu. s. w.) weiche, bzhw. diphthon-
gische Laute, wie in tu-tu-ra = ndu ndu-ra. ka-pa = ngamba, ru-ru-ra
= ru ndu-ra u. s. w. Dies geschah und geschieht noch, sobald eine sub-
jektive Anschauung durch die betr. Silbe zum Ausdruck kommen sollte, oder
auch sobald, durch ein Nominalpronomen (Präfix) verbunden, der Mensch die
zu benennenden Gegenstände von seiner Reflexion aus als außer ihm persön-
lich (individuell existierend anerkennen und berücksichtigen mußte.
Von diesem Gesichtspunkte aus betrachten wir nun die Verba . die nach
obiger Charakteristik alle regelmäßige, unbiegsame und vokalreiche sein müssen.
Wer die Urbegriffe oben bezeichneter Silben wüßte, würde freilich dem L'r-
idiome der Bantusprache manches entnehmen können, was jetzt der Sprach-
philosophie verschlossen bleibt. Jedenfalls zeigt uns die Armut des Bant^u-
sprachschatzes (im ganzen ca. 150 Silben), daß diese Sprache nicht dazu an-
gethan sein kann, tiefe Gedanken und philosophische Systeme der gebildetsten
Sprachen auch nur im entferntesten wiederzugeben, daß sie sich andrer Hilfs-
mittel bedienen muß, um die allernotwendigste Deutlichkeit und Verständlich-
keit zu erzielen. Diese treten uns nun in den Vokalsuffixen entgegen, die
lediglich Verlängerung, Verdoppelung, ja oft Verdreifachung der Urradices
sind. Diese Suffixe müssen dienen, um die Beziehungen zu bezeichnen zwischen
Subjekt, Objekt (Pron. conjugativum und Prädikat A'crben . dem Actor und
der Actio, zwischen Causator und Causa, dem. was für oder anstatt jemand
geschieht u. s. w. Sie sind ihrer Natur nach Causativa, Invcrsiva, Transitiva.
Intransitiva, Reciproca , IModi faciendi et patiendi. temporum u. s. w. und
können unter Umständen eine beträchtliche Länge erlangen, wie /.. B. ni dem
Satze: ouo va ton-asan-enene ongombe. sie. sie schlugen einander
wegen des Rindes. Das Verb. pur. ist ton-a. An dasselbe ist das Suthx.
recipr. -as an-a und das Suft". relat. -nene in der Praet.-Form mit Abwertung
' [Über die verschiedenen s- Laute .sclireiljt Vf. in seiner GRAMM. 8: 's wird mit dicker
Zungenspitze ohne Säuseln gesprochen, ... s " [hier wohl besser s" geschrieben] ist scharf und
tark säuselnd, . . . s entspricht dem sclir fein lispelnden s '= .S'^" im (Hjiherero.' F. T.]
TQ II. Bkinckkr.
des finalen -a, gehängt worden, ist somit seiner Natur nach eine aktiv-reci-
prokal-relativ- präteritale Form mit dem wörtlichen Sinne: sie. sie schlugen
einander für, anstatt wegen Rind. Ein Beispiel des Rantuismus möge hier
auch noch in der sog. kausativen Verbalform stehen, wie ami mba pandjar-
is a ond u jandje, ich, ich habe verloren gehen gemacht Schaf mein. Das
Verb, ist pandjar-a, -is a kausatives Suffix mit der Bedeutung, die durch
das Verb, ausgedrückte Handlung verursachen, oder machen, daß so und so
etwas geschieht. Wir geben den Sinn des obigen Satzes einfach mit: ich
habe mein Schaf verloren . was eigentlich nicht ganz logisch ist. Die Bant u
sprechen in obigem Satze, wie überhaupt im allgemeinen, logisch korrekt,
wenn auch für unsre Auffassung oft dunkel.
Daß nun bei einer solchen Fülle der verschiedenartigsten Suffixe (wie man
sie am besten in den betreffenden Tabellen unsers Wörterbuchs ersehen kann)
äußerst wenige Präpositionen sich finden und daß deshalb der Sinn eines längern
Satzes für einen Europäer zweideutig, oft ganz unverständlich werden kann,
liegt nahe genug. Genau genommen gibt es, wenigstens in unsern beiden Dial.
gar keine eigentlichen Präpositionen . sondern an deren Stelle nur einige mit
den Adverbialpronomina m-u, k-u, p-u versehene Substantiva, wie k-om-
banda. oben (eig. am Oberteil), k-ombunda, hinten (Adv. nachher, eig.
am Hinterteil): k-omeho, vorn (an. vor den Augen): k-o ngotue, hinten
(an der Hinterseite, am Rücken): k-ehi. unten an der Erde : p-endje,
draußen (am Ausgange) u. s. w.
Charakteristisch genug ist endlich auch der Umstand, daß unsre Leute,
wie es scheint, durchgängig ihre Vis eloquendi in der x'\nwendung einer Menge
mei.st unübersetzbarer, nichtssagender, ein- und mehrsilbiger Partikeln haben,
eine Eigentümlichkeit, die sich auch den Mischlingen in der Kapkolonie,
wenigstans ihrem Jargon der HoUändischeingebornen mitgeteilt zu haben scheint.
Welch ein Strom von solchen Flickworten fließt da aus dem Munde eines ein-
gebornen Redners ! Ein mit der Sprache Unbekannter denkt Wunders . was
da alles für Gedanken entwickelt worden seien, und doch waren wenigstens
ein Drittel aller ausgesprochenen Worte nur jene dunkeln, zum Überfluß noch
oft wiederholten Partikeln, die zum größten Teil hätten wegbleiben können, ohne
dem Inhalte der Rede zu schaden. Und doch legen die Eingebornen auf den
Gebrauch dieser Partikeln großen Wert.
PRINZIPIEN DER PRÄFIXE, BESONDERS IN IHRER PRIMITIVEN FORM.
Wie wir schon oben angedeutet haben, werden alle Notiones substantivae
in den Bant udialekten in den Rahmen verschiedener, der W^andlung und Ab-
schleifung mehr oder weniger unterworfen gewesener, den innern Sinn unter-
scheidender Klassenpräfixe gestellt, die man auch Nominalpräpositionen nennen
könnte. Diese sind in manchen Dialekten von unbekannten Elementen beein-
flußt, arg verstümmelt, zuweilen ganz und gar unkenntlich geworden. So viel
scheint jedoch bis jetzt angenommen werden zu dürfen, daß die ursprüng-
lichen Elemente , als Grundlaute der Nominalpräpositionen sowie des ganzen
Sprachschatzes, sich in allen Dialekten noch ziemlich unverändert erhalten
ZUR SPRACHEN- l'ND VÖLKERKUNDE UER BANTUNEGER. ßl
haben. Oben S. 26 sind diese Laute aufgeführt worden, wobei erwähnt wurde,
daß diese ihrem Ursprung nach den Schnalzlauten der Hottentotten und Kafirn
zu entsprechen scheinen, welche ihrerseits durch den physisch-psychischen
Charakter derer, die sich ihrer bedienen, bedingt sind.
Omu- I. III. dialektisch om ü-. umü-. "mu-, "m'-.
Angenommen . daß die primitive Benennung bei den Urvorfahren der
Bant.u für Mensch ähnlich wie o-ku-m"ntu. der Du-]\Iensch gewesen sei,
so m.ußte demzufolge die subjektive Benennung o-ngu-m'-nt u, der Ich-
oder Mich-Mensch werden. Einen Er-Mensch kannten die Bant^u ursprüng-
lich nicht, sondern bezeichneten diesen Begriff durch Reflexion von sich selbst,
d. h. vom Ich -Menschen aus. Aus diesen beiden Primitivformen entstanden
nun die neuern, abgekürzten, bzhw. zusammengezogenen Formen, wie ove)
ncru-u (ncfu-vu ri omu-ndu. du, der du seiend Mensch : ouami o-vu-
ngami) ngu mbi m-vi) ri omu-ndu, ich. der ich seiend Mensch = (eje)
ngu- ngu-vu] ri omu-ndu. er. der (er) seiend Mensch (s. den Artikel
omu- du in unserm Wörterbuch. Die Erweichung des objektiv gefaßten k-
zu dem subjektiv begriffenen ng-, die durch den ganzen Bau der Bant^u-
dialekte hindurchgeht, wird aus dieser Primitivform in Verbindung mit den
Vokalen a, u-e, i-o, die in den 3 Personen Sing, ihre Rolle spielen, recht
offenbar. Der Laut k mit seinem objektiv-prädikativen Charakter wird ng-,
sobald der Aussagende das mit k lautlich Gemachte subjekti vieren will. Das-
selbe gilt von dem lokativen p. dem geschlechtlich differenzierenden v = w b),
dem effektiven t, t^ und dem semikausativen z^ mit seinem Verwandten j (p
wird mb = mp . v =^ w = b v%ärd mb = ni v, t t werden nd . n d^ = nt^.
z^ wird n d^ = üz^ und j wird ndj).
Wir begegnen in der Bant^uspr. einem merkwürdigen, erst später ent-
wickelten Charakterzuge , nämlich den in der Sprache durch gewisse Laute
verkörperten Prinzipien des Hermaphroditismus. Es ist daher kein Wunder,
daß die Bant^udialekte keine unterscheidenden Formen für die Geschlechter
haben, weil beide Geschlechter in den Nominalpräpositionen omu- I, III nicht
differenziert sind.
Indem om-u-nd-u (omu-ndu\ Mensch, in andrer Form u-m-nt^-u.
sind die Elemente m, nt^ = nd hermaphroditisch mit u verbunden. Das
Selbstbewußtsein des omu-ndu ergab diesem die Reflexion ng-k- in o-ng-
ame (ami,, der Der-Ich , indem ng-oe ;ng-ove , der Der-Du nur durch
die Notwendigkeit der Anerkennung eines zweiten Geschlechtes durch v als
Differenzierung von m begriffen wurde. Als sich dem Omu-ndu auch die
dritte Person im Nebenmenschen aufdrängte, abstrahierte er auf diese nur von
Ich und Du aus. indem er denselben zum Unterschiede von Ich -Du einer
ganz neuen Klasse von besondern Lebewesen , dem Tier gleichstellte , durch
die P'^orm e-j-e (eje) (vgl. Klasse VI O- Pron. conj. j). aber das Individuum
Er, als im omu -ti. Baum, sich ihm konkret darstellend, subjektiv in sich
begriff; daher in allen Baut udialekten Mensch und Baum und des erstem im
Gedächtnis haftende Acta homogcna, d. h. alle, in der engsten \'erbindung
stehenden , von Menschen ausgegangenen Wirkungen . die auch auf den
2 2 I^- TÜUNCKER.
Menschenerzeuger omuti (Baumarche) übertragen wurden, das gleiche Präfix
mit hermaphroditischer Form haben. Folgende Tabelle möge diesen Gedanken
deutlicher veranschaulichen :
Omu-i. Ou-ami, ng-u mbi ri omu-ndu omu-ua, ng-u mbi ungura,
Ich, der ich bin Mensch guter, der ich arbeite;
., Ove, ng-u-u ri omu-ndu omu-ua, ng-u u ungura,
Du, der du bist Mensch guter, der du arbeitest;
., Eje, ng-u (ngu-e) ri omu-ndu omu-ua, ng-u ungura.
Er, der (er) ist Mensch guter, der arbeitet;
Omu- in als dritte Person
,, Omu-ti, mb-u ri omu-ua, mb-u ungura
Baum, der er ist guter, der er arbeitet.
In der dritten Person des omundu ist in der Reflexivform ng-ue das e
jetzt nicht mehr gebräuchlich, ist aber wahrscheinlich noch nicht lange aus-
gelassen worden. Das u in allen Formen zeigt uns den Bant^ubegriff von
hermaphroditischen und baumgebornen Menschen.
O-v-a- II, dialektisch a-a-, a-b-a, b-a.
Der Charakter v = w deutet in diesem pluralischen Nominalpräfix auf
Unterscheidung und Individualisierung des Menschen in seiner Mehrheit sowohl,
wie auch der sichtbaren Dinge überhaupt (s. ov-i X), faf.^t daher den Menschen
nicht mehr hermaphroditisch, wie in omu-ndu, omu-ti u. s. w. auf, sondern
als geschlechtlich und räumlich difierenziert, daher auch das temporal-lokative
a den geschlechtlich differenzierten Menschen und das instrumentale i den
außer den Menschen sich befindenden, aber mit ihm an der Individualität teil-
nehmenden Dingen der Klassen omi-, otji- und ov-i in il:}rer Selbständig-
keit sprachlich charakterisieren.
Hierbei ergibt sich eine Thatsache , die äußerst wichtig ist, nämlich die,
daß die Grundlaute a, i, o, u (e) in den Nominalpräfixen nicht verwechselt
werden dürfen mit denen gleichen Namens in den Verbalsilben, die in gram-
matischer Beziehung als flexierbar erscheinen, wie z. B. in-ton-a, schlagen
(ohne oku-), me ton-o, ich schlage; tjit-a, thun, me tjit-i, ich thue;
-mun-a, sehen, me mun-u, ich sehe; -ror-a, versuchen, probieren, mo
ror-o, du probierst u. s. w. Die Bant^uspr. hat mithin zwei Arten von
Vokalen, d. i. primitive in den Nominalpräfixen und Pronominal- wie Verbal-
radices (die immer betont sind), und sekundäre in den hinzugetretenen neu-
bantuistischen Verbindungen und besonders in den Suffixen, die daher als
solche tonlos sind.
In manchen Dialekten allitterieren oder attrahieren sich sogar die Grund-
vokale a, i, u in den Präfixen und Pronomina, so im Oshindonga (Otjambo)
wird ova II a-a (aant u anstatt ovandu), ovi- wird ii- (ii-nima st. ovi-
nima), ou- wird uu- (uu-lume st. ou-lume = ou-rume, otu uvu. st.
oto uvu, du hörst u. s. w.). Ähnliches oder gar Gleiches findet sich auch in
den Kafirdialekten.
ZUR SPRACHEN- UND VÖLKERKUNDE DER BANTUNEGER.
33
Omi- IV, dialektisch imi ivi . "mi-.
Das Primitiv'prinzip dieses, die Begriffe von omu- III in der Mehrheit
bezeichnenden Nominalpräfixes möchte folgendes sein. Om-i wäre ohne das
direktive und zahlbestimmende i noch identisch bzhw. homogen mit om-u
I. III. Die Anschauung der Urbantu ging zuerst nur auf das von sich selbst
aus reflektierende Ich Pron. conj. me t-a. t-e und begriff nur sich selbst
individuell in am-i ng-ame). im Ich-ich. Da sich ihm nun das zweite
Ich (Du) im omu-ti, Baume aufdrängte und diese Ich-Scheidung in der Mehr-
heit sich ihm immer mehr vorstellte, lagen alle Dinge, die hernach durch
omi- nominalisiert wurden, in seiner Erinnerung mit omu-ndu in Verbin-
dung (om-). wurden aber durch das zahlbestimmende i geschieden, oder auch
in Nomina mit absolutem omi-, die vom Omu-ndu-Individuum ausgehend
gedacht und sich dem äußern Eindrucke simultan zeigten . zusammengefaßt.
Das Pron. conjugativum von omi- wird z. B. im Otjiherero der Zahl nach
genau geschieden durch v-i gleich dem von ovi- X, im Oshindonga aber
merkwürdigerweise von oz o- VIII (s. dass.;. z-, hergenommen. Die Gefühle
der Stämme in betreff der Klassifikation der Begriffe gehen sehr auseinander,
ein Beweis , wie verschieden sich die Dinge den betr. Leuten im Laufe der
Zeit dargestellt, oder auch wie verschieden sich ihre Auffassungen nach und
nach gestaltet haben, daher auch wohl die vielen mythologischen Verschieden-
heiten in den gedächtnismäßigen Reproduktionen empfangener Eindrücke von
Menschen. Tieren. Dingen und Naturkräften. Omu- personifizierte ursprüng-
lich in dem unter omu- l angedeuteten ego-tuistischen Bantusinne die 3. Pers.
oder Persönlichkeit, omi- hingegen alles, was diese Person differenziert und
numeriert darstellte. Der Laut i wird von hier aus als primitive Lautpotenz
seine Bedeutung auch auf andre Formen gewinnen, z. B. als Präfix zu den
Numeralia determinativa (s. diesen Punkt in unscrm worterb. unter dem
Laut i).
E-V, dialektisch eli. ili. "li. 'ri-. 'di-.
Mit diesem Präfix beginnt nach der gangbaren Aufstellung der Präfixe)
die eigentliche Reihe derjenigen Begriffe, die als außer dem omu-ndu nach
Bant ubegrififen selbständig, d. h. persönlich bestehen. Der Begriff Person ist
für die Bantjii nicht derselbe, wie wir ihn uns gebildet haben. Für sie gibt
es nur lebendige und nicht lebendige, sich bewegende und still
stehende, individuelle und begrifflich kollektive . lange und kurze,
ferne und nahe, örtliche und unörtliche Wesen u. s. w.. die ihre kon-
kreten und ab.strakten Physiognomien den Bantu unter diesen Formen ur-
sprünglich darstellten.
Dieses Präfix hat in der Auffassung der Bant ustämme. je nachdem ihnen
die Dinge, die in diese Klasse fallen sollen, mit der X'cränderung der X'crhält-
nisse verändert vorkamen, eine Wandlung erfahren. Die ursprüngliche Form
scheint e-o-ri = iri-, ili- oder dergleichen gewesen zu sein. In einigen
Dialekten ist r = 1 zu d geworden.
In den Dialekten, die die Vokalattraktion oder Assimilation nicht haben,
i.st das Präfix e- mit dem e, welches die reflexive Vorsilbe ri- bedingt, homogen.
Techmer, ZTSCiii:. V. ;
-, . n. Brincker.
wie z. B. im Otjiherero in m-c ri-zepa. er sich tötet anst. m-a ri-zepa
(m-a z^epa, er tötet). Im Oshindonga ist der reflexive Laut r ver-
schwunden und nur das primitive i geblieben, wie in o-ti i-zjpaga = m-e
ri-z epa jota z^ipaga = m-a z^epa). E wird mithin denjenigen Nominal-
adjektiven als Präfix dienen, die einen gewissen Reflex der augenblicklichen
Veränderung und stetigen Wandlung des Aspektes in dem Auffassungsver-
mögen der Bantja (ova-ndu) unterliegen, die mit der Zeit sich natürlich sehr
vervielfältigt haben, daher nicht mehr ganz genau zu definieren sein möchten.
Diese Begriffe werden als zum Menschen meistens in der innigsten Beziehung
stehend gedacht werden müssen. Sie stellen dar: Charakter, Tugenden, Un-
tugenden, Mittel, wodurch man etwas wahrnimmt und innerlich auffaßt, Teile
des menschlichen Wesens, Seins und Lebens u. s. w. Diese reflexive Rezepti-
bilität bedingt auch den Laut e in der dritten Person, wie e-j-e (eje), der
Er, weil die vermittelst e begriffenen und bezeichneten Dinge dem Menschen
nicht ganz und wesentlich, sondern nur teilweise angehören können. Dies
ist wohl der Grund, warum das in allen andern Präfixen objektiv anlau-
tende o (wie es eigentlich überall sein soUtC; dem reflexiv-susceptiblen e zu
weichen hatte.
Oma- VI, dialektisch 'ma-, "m-.
Die Pluralform von e- hat die Eigentümlichkeit, daß sie nie zwei hetero-
gene Begriffe, deren jeder einer Individualisierung fähig wäre, annimmt, son-
dern nur einander ganz homogene, von denen einer ohne den andern nicht
gedacht werden kann. Diese Begriffe unterhegen keiner individualistischen
Reflexion mehr, sondern stehen in ihrer flüssigen, je nach dem Standpunkte
des Wahrnehmenden sich darstellenden Form einheitlich und wesensgleich da.
Dies möchte auch der Grund sein, warum bei dem infinitivisch-partiellen Präfix
oku- ebenfalls oma- zur Bezeichnung von Begriffen in d^r Mehrzahl und
ebenso zu verbal-substantivischer Nominalbildung verwandt wurde. In beiden
Fällen nimmt man die Effekte und Affekte kollektiv wahr. Die in oma-
begriffene Einheit und W^esensgleichheit verbindet dies Präfix in seiner primi-
tiven Bedeutung aufs innigste mit om-u l, III. ist aber durch das räumlich-
temporale a in eine fihale Stellung zu omu- gesetzt.
O- (o-m-, o-n-). dialektisch "m-, "n- VII.
O kennen wir in unsern Dialekten z. B. als den Laut, der die 3. Person
Sing. (ove. ongoe) direkt der ersten und zweiten (a-i-e) entgegensetzt.
In der gramm. Konstruktion ist dieser Laut oft ein symphonisch-kombinierter,
umgebogener, mithin sekundärer. Die o-Klasse nimmt Begriffe bzhw, Nominal-
adjektive an, deren Anlaute h (i), mb, nd, n d^ . nt^, nz. ndj , s^, s, s
sind. In den meisten Dialekten des mittlem Afrika ist o- als Präfix, oder
auch als Anlaut in den übrigen Präfixen, verschwunden, daher die Nomina
nur noch mit oben genannten Adjektivanlauten vorhanden sind, wie mbundu ,
ndjai, simba, nzambi, mbua. ngombe, was zu der Meinung veranlaßt
hat, als sei das Präfix eigentlich om-, on- u. s. w., daher glaubte man
schreiben zu müssen om-bundu. on-jos,^e om-bua, on-gombe u. s. w.
ZUR SPRACHEN- UND VOLKERKUNDE DER BAXTUNEGER.
35
Diese Ansicht scheint jene wichtigen Bantjalaute , wie sie oben entwickelt
wurden, nicht genug zu berücksichtigen, würde auch logisch bedingen, daß
man die andern Präfixe auch mit folgendem m . n schreiben müßte, wie otjim-.
ov-im. orum. otum u. s. w., was doch wohl kaum Anklang finden würde.
Das Präfix o- ist nur in seiner Singularität ein ganz bestimmt direktiv-
attributives, das eine Wesenheit als solche charakterisiert und demselben nach
unsern Begriffen die dritte Bantjuipersönlichkeit verleiht. Dasselbe nimmt
(Adjektiv-) Begriffe wie Menschen, Vögel, Vieh und gewisse Formen tragende
Gegenstände auf. Erstere sind mit dem Präfix o- als solche persönlich, aber
mit gewissen Attributen, die man am Vieh u. s. w. wahrgenommen, zu denken,
wie o-nganga, der als Mensch Medizinmann ist und als solcher etwas ge-
braucht, was in den Primitiv^begriff \'on o- fällt, oder o-ngoz^u, der als Mensch
ein Zahmer ist u. s. w. Da solche attributive Nomina, denen omu-ndu zu
substituieren ist, verhältnismäßig nur wenig vorkommen, so wird man genötigt
sein, diese als Synonyma aufzufassen und z. B. zu sagen: der onganga trug
in allen Zeiten als Amts- und Professionszeichen die Federn des wilden Perl-
huhnes, das den Namen onganga im besondern trägt, daher auch dieser
Name mit der Zeit auf den Medizinmann überging. Ein ähnliches Prinzip mag
bei allen solchen Worten geherrscht haben.
Diesem Prinzip nach sollte das Präfix o- in der Klassifikation gleich nach
dem omu- I. Ill folgen, denn, wie omundu und omu-ti für die Bant^u in
dem Verhältnis von Vater und Sohn stehen, so stehen alle Nomina mit o- wie
Tiere, Vögel u. s. w.i zu den Bantu (ova-ndu, aant^u) im Verhältnis von
Geschwistern, ja die o-Klasse ist ihnen die dritte Person Kar eEoxr|V, wie ja
auch nach der Mythologie der Herero der Mensch und das Vieh aus dem
Baume (s. omu-mborombonga in unserm Wörterbuch hervorgegangen
sind. Der Herero steht mithin zu seinem Vieh in geschwisterlichem Verhältnis,
kein Wunder, daß er daher dasselbe über alles in der Welt liebt.
Oz^o- Vin, dialektisch o-o-, zj-, iz^i-, i-i-, shi-. olo-.
In oz^o- treten die Begriffe aus dem geschwisterlich-individuellen \'er-
hältnis zu omu- I, III heraus und stellen sich als selbständig wirkende Lebe-
wesen vor. Das semikausative z (in andern Dialekten := sh , t 1 setzt die
wirksamen Äußerungen der Begriffe unter ozo- jedoch noch in die innigste
Beziehung zum Menschen, denn die Primitivbegriffe des oz o- bedurften des
Menschen und waren noch seinem Willen und Geiste unterworfen. Hierin
liegt auch die Bedeutung des semikausativen Verbalsuffi.xes iz a begriffen. Die
oz o-Klasse umfaßte daher meist nur lebendige Wesen, die mit und durch
den Menschen in ihrer Eigenart bestanden , gewissermaßen ihn zum Be-
herrscher hatten: Wir werden nach diesen Gesichtspunkten bei den Stämmen,
die zahmes Vieh besitzen, auch dieses Präfix am vollständigsten bewahrt finden,
wie die Herero, Ambo oz o- o'-o- Ovaherero und OxamboT, die Ba-njai z i-,
Kafirn izi- u. s.w. Die zahlreichen Ba-tjaona (Bctshuanen -Stämme haben
li-, tj-. zuweilen auch nur die adjektivischen Initiale mb. ng. nt . -d,
m . n u. s. w. ohne jegliche Bezeichnung für die Mehrheit, w eil diese Ursprung-
3 6 II- Bkincker.
lieh Bodenbearbeiter ,waren und wahrscheinlich erst später zu Viehbesitz ge-
kommen sein dürften.
Otji- IX, dialektisch oshi-, 'ki-, 'tshi-, 'si-. "dshi-.
Mit dieser Klasse beginnt die Reihe der Präfixe, die Begriffe für leblose
Dinge mit ihren mannigfachen Physiognomien und wandelbaren Gestalten
nominalisicrt. Bei diesen kommt es darauf an, ob ihre äußere Erscheinung
hoch, niedrig, fern, nahe, spitzig, dünn, lang, breit, ruhend, sich bewegend
u. s. w. ist; ob diese Bewegungen frequentative oder nur momentan sich be-
merkbar machende sind. Je nachdem nun diese äußern P>scheinungen sich
dem Fassungsvermögen der Bantj.1 darstellen, werden die Realfiguren durch
die folgenden Präfixe klassifiziert.
Wir werden unter diesem Präfix große, harte, umfangreiche, effektive wie
Werkzeuge, UtensiHen, Gefäße u. s. w.l, durch Alter beinahe nutz- und
leblos gewordene, durch Kraft, Wirkung, NützHchkeit u. s. w. bemerkbare
Dinge antreffen. Der Grundlaut, t j , sh , s. tsh, dsh. k. ist der Faktor einer
ganzen Anzahl von Verbalsilben, die in ihren Primitivbedeutungen jene Attri-
bute und Prädikate zu ihrer Grundlage haben und innerlich mit der Idee des
Präfixes zusammenhängen. Der Primitivlaut i deutet auch in diesem Präfix
auf eine, den leblosen Dingen zuerkannte persönliche Selbständigkeit, dem-
gemäß sie auf den Menschen Bezug und Einfluß haben können , daher auch
einige attributive Nomina als Apposita zu omu-ndu u. s. w. sich finden, wie
omundu otjindändi, böser Mensch, omuätje otjir ängaränga, störriges
Kind u. s. w.
Ovi- X, dialektisch ii-, isi-.
In einigen BantjLidialekten werden die zu dieser Klasse gehörigen Nomina
und Apposita gleich der oz^o- (izj-) Klasse behandelt und gebraucht. In
oshindonga hat der Primitivlaut i das vorlautende o- sich attrahiert. wodurch
der Laut v (= w) stumm gemacht ist. Dieser Laut (der übrigens auch in
den Präfixen, die ihn nicht mehr haben, als vorhanden gedacht werden muß)
erinnert uns hier wieder an das über denselben bei ov-a II Gesagte. Die
primitive Beziehung zwischen ova- II und ovi- könnte in omi- IV einige
Erläuterung finden. In omi- sahen wir die Menschen in ihren verschiedenen
Lebens- und Bewegungsmotiven und Modis sich selbst anschauen und intuitiv
begreifen, so daß die zwischen omu- l, iii stattfindende innige Verwandtschaft
auch auf die Mehrheit und deren Individuen (eine Totalität kannten die Bantja
ursprünglich nicht) übertragen wurde. Diesen Charakter finden wir in v, wie
auch die Pronomina von omi- im Otjiherero folgerichtig und unversehrt den
Hauptlaut v bewahrt haben. Wie wir in ova- ein geschlechtlich differenziertes
a sahen, so haben wir hier in ovi (und omi-) ein geschlechtlich nicht differen-
ziertes i, welches der lautliche Faktor für alle die primitiven Radices ist, deren
Grundbedeutung in dieser Idee wurzelt. Diese Idee der Urbant u , in ova-
geschlechtlich differenzierte und in ovi- geschlechtlich nicht differenzierte
Wesen, Dinge und Begriffe zu denken, beide ova- und ovi- aber aus dem
primitivsten aller nach omu- l, lli folgenden Klassifikationen von Begriffen,
ZUR SrRACIIEN- UND VOLIvEKKUNDE DER BANTLNEOER.
37
dem omi- hervorgehen zu lassen, möchte ein kleiner Beweis für die Behaup-
tung sein, daß wir in der Bant„usprache noch jungfräulichen Boden haben für
eine fruchtbare Erforschung der Gesichtspunkte für die Entstehung des beson-
dern Bant^uheidentums.
Oru- XI, dialektisch olu-, ulu-, 'lu-.
Der Laut r, dialektisch 1, d, deutet auf Primitivbegrifife. denen wie bei
e-. eri- ili, "li, 'di, eine reflexive Grundbedeutung beizulegen ist, die aber
im Gegensatz zu e- durch das geschlechtlich indiiTerenzierte (hermaphrodi-
tische) u der in e-(ri) gekennzeichneten PersönHchkeit mangelt. Wir werden
somit unter or-u, olu-, ulu- Begriffe gruppiert finden, die in ihrem letzten
Grunde keine genau abgegrenzte Definition zulassen, sondern im allgemeinen
Dauer, Bewegung, Länge, Breite, Raum, Dünnes, Zähne und ähnliches be-
zeichnen. Diese Begriffe wurden durch die Reflexion zwischen omu- III und
e- zu Gegenständen , die nicht durch die Idee, wohl aber durch Effekte und
deren Dauer, Bewegung, Länge u. s, w. sich als gegenwärtig, sichtbar, fühl-
bar und begreifbar zeigten, in das Erinnerungsvermögen der Bant„u aufge-
nommen. Ähnliche, sich mit der Zeit neu ergebende Begriffe von Vorgängen
wurden in diese Klasse gebracht, wodurch sich der Wortschatz ^wie in ähn-
lichen Fällen bei den andern Präfixen) nach Umständen bedeutend vermehrte.
Otu- XII.
Merkwürdig ist, daß die meisten Bant^udialekte die Pluralform von oru-.
wie sie im Otjiherero sich durchgängig findet, otu-, nicht haben, ja dieselbe
geflissentlich meiden. Das Oshindonga benutzt dafür oma- vi mit Beibe-
haltung des lu, von olu-, also omalu. Andre Dialekte rechnen die Be-
griffe, deren Singular olu-, ulu, 'lu ist, in die oz^o-, iz^i-Klasse, bzhw.
zu den ihnen in andern Dialekten entsprechenden Formen. Was mag nun wohl
der Grund zu diesen auffallenden Schwankungen sein? —
So weit unsere jetzige Kenntnis der Bant udialekte reicht, haben Otji-
herero, Kifiote am Kongo (eigentl. richtiger Kudngo und Mpongue
(Mpongwe) nördlich vom Kongo das otu-. itu-, 'tu -Präfix.
Es ist in diesen Zeilen schon mehrfach darauf hingewiesen worden . daß
das Begriffs- und Einsichtsvermögen der Bant ugeschlechter im Laufe der Zeit
durch die Umstände bedingt, einer großen Wandlung unterworfen gewesen ist:
daß sich ihnen ferner die lebendigen und leblosen Dinge je nachdem ver-
schieden vorstellten, wodurch das Primitivgefühl der ursprünglichen Überliefe-
rungen verschiedener, mythologisch einflußreicher Sprachreste in ganz ver-
schiedene Bahnen gelenkt wurde. Das otu-, itu-, 'tu -Präfix muß hiernach
als echt angesehen werden, als aus grauer Vorzeit stammend, wohingegen alle
Dialekte solcher Stämme, die dieses Präfix mit andern vertauscht haben, der
neubant^uistischen Zeit angehören, was für uns ein Zeichen entwickeltem \'er-
standes und höherer Kultur ist, anderseits aber auch ein Zeichen von Zer-
trümmerung alter patriarchalischer Zustände und Stämme, hingegen Knech-
tung unter die Herrschaft andrer, mächtigerer Stämme und deren Führer.
Dieser Umstand hat die Verschmelzung mehrerer Dialekte öfters zur Folge gehabt.
38
H. Brincker.
Fragen wir nun nach dem Urprinzip des otu-, so treten uns in demselben
die zwei Charaktere t-u entgegen. Diese stehen aber wahrscheinlich in der
innigsten Beziehung zu dem Fron. conj. pers. I Fl. tu, wir. und den gleich-
lautenden Radices in solchen Verben, wie tu-tu-ra, tu-mba, tu-nga, tu-
ju-ra (tu-u-ra) u. s. w. (s. diese Verba in unscrm würterb.). Dieses t und
das indifferenzierte u gaben den Baut u das Fron, tu . wir, indem sie reflek-
tierend und retrospektierend von omu- lll auf sich selbst ^ nicht individuell-
temporaliter (wie in m-a, m-c, m-o, m-u, er, ich, du, ihn), sondern sub-
jektiv-pcrsonaliter anwandten, was sie in den unter otu- zu klassifizierenden
Begriffen sahen und in der Erinnerung wahrnahmen.
Das Oshindonga u. a. m. hat auch selbst den Charakter der individuellen
Fräsenz m (wie in m^-a, m-e, m-o, m-u) verlassen, und dafür das plurali-
sierende t angenommen, wie in
jOtjihero: m-a ungura, er arbeitet, eig. er (ist) arbeitend,
\ Oshindonga: o-t-a longo, ,,
JOtjih. : m-o ungura, du arbeitest,
lOshind. : o-t-o longo, ,,
fOtjih.: matu ungura, wir arbeiten,
lOshind.: otatu longo, ,,
JOtjih.: mamu ungura, ihr arbeitet,
\Oshind. : otamü longo, ,,
fOtjih.: mave ungura, sie arbeiten,
lOshind.: ota-a (otaja) longo, ,,
Ob nun die Urbant^u das Fron, tu, wir, direkt von dem Nominalpräfix
otu- hernahmen, oder ob dieses durch Reflexion auf jenes diese Form erlangte,
läßt sich schwer entscheiden. Hierbei ist noch anzumerken, daß der Laut t
in dem Fron, subst. et„e, wir, eig. die Wir, ein ganz verschiedener ist von
dem in tu, daher in einem Satze wie ete matu ungura (otsüe' otatu
longo), wir, wir arbeiten, das t in et^e schärfer ausgesprochen ' werden muß
als das t in otu und tu. Einige Dialekte wie Umbundu (Bihe,. Tette,
Ki-kamba u. a. haben otu als Fluralform von oka- Xlll, wovon bei ou xiv
noch näher die Rede sein wird.
Oka- XIII, dialektisch -ka-, x^-.
In Dualla, Mbengu, Fernandia u. a, steht für dieses Fräfix e mit der
Pluralform be-, bi (?) . Der Laut k weist uns hier wieder auf die Urform
von omu-ndu, nämlich o-ku-m-nt^u, subjektiv ausgedrückt o-ng-u-m
flt^u , daher oka- auch das Nominalpräfix appellativi zur Benennung von
Eigennamen geworden ist, wie Ka-ndirikirira, Ka-mbonde u. s. w. Da
die Namen aber meist den kleinen Kindern, je nach den herrschenden Zu-
ständen in Haus und Land, gegeben werden, kann man es wohl begreifen,
daß ka- als eine Deminutivform, entsprechend unserm -chen in Karlchen
dem eigentlichen Namen präfigiert wird und hohe Herren, wie Häuptlinge, es
nicht gerne haben, wenn sie mit Ka- (wie Kamaharero) angeredet werden.
In diesem Falle läßt man Ka- lieber aus.
ZUR SPRACHEN- UND VÖLKERKUNDE DER EANTUNEGER.
39
Oka- wird im allgemeinen gebraucht, um etwas Kleines zu bezeichnen,
wie oka-n^a, Dinglein, oka-ti. Stock. Bäumchen u. s. w. Es kommen jedoch
auch Begriffe mit oka- vor. die keineswegs eine Kleinheit nach unsern Be-
griffen zulassen, wie oka-tjove, Gemse, oka-kambe, Pferd u. s. w. , ferner
auch sogar Abstrakta, wie oka-nje. Haß. oka-njen d,a, Verspottung, eig.
Durchseihung, d.h. durch den JMund . oka-ndue. eine aus den Augen
blickende Wildheit u. s. w.
Nach diesen allgemeinen formellen Bemerkungen würde sich jetzt die
Frage erheben, in welcher Beziehung sich die Urbaijt^u die mit oka- nomi-
nalisierten Begriffe zur reflexiven Ich-Persönlichkeit (durch k) dachten und von
welchen Ansichten sie wohl dabei ausgegangen sein mochten? Dachten sie
sich diese Begriffe etwa in der gewöhnlichen Form gegenüber omu- III und
otji- IX dem verhältnismäßig kleinen Menschen mikrokosmisch gleichstehend,
oder Heßen dieselben ihnen reflexiv-personaliter Ähnlichkeiten mit der differen-
zierten dritten Person durch a in o-k-a-) in concreto erscheinen? Letzteres
möchte der Fall sein, denn unter ok-a kommen meist nur differenzierte Dinge
vor, die ihrer Kleinheit wegen eben mit diesem Präfix ihren Charakter aus-
gedrückt erhalten. Andre, die neben diesen kleinen auch in größerer Form
vorkommen, wie oka-jatu, kl. Sack, von o-ndjatu, Sack; oka-potu.
kl. Blinder, von omu-pot^u, Blinder; oka-ndu, kl. Mensch von omu-ndu.
Mensch u. s. w., stehen eben in doppelter Form aufgeführt und kommen hier
nicht weiter in Betracht. Der ursprüngliche Sinn des oka- ließe sich viel-
leicht mit dem Sinn von Persona minuta geben, von der aus es auf andre
Minutae angewandt wurde, so daß alle Nomina mit diesem Präfix ihren jetzigen
Charakter erhielten.
Ou- XIV, dialektisch uu-, u-. ubu-.
Diese Pluralform von oka- findet von obigem Gesichtspunkte eine an-
nähernde Erklärung ihres Urprinzips. Die Mehrheit von Begriffen, welche im
Sing, durch oka- ihr persönliches Dasein erhalten, erheischt sofort in ihrer
letzten Folgerung das nicht differenzierte u, weil sie eben in der Mehrheit
geschlechtlich nicht differenziert erscheinen; die Form für dieselben mußte
daher ou-, uu-, ubu- sein. Es mag sein, daß andre Bant^u die hier in
Betracht kommenden Dinge nur in sich selbst, d. h. im Pluralis majestaticus
begriffen, sie daher in die otu-, tu -Klasse stellten, somit die Personae
minutae per majestaticum pluralem in rerum pluralitate von oka- aus zu otu-
in das Begriffsvermögen der ovandu fielen, ein Beweis, wie innig oka- uml
otu- mit omu- i, in (u. ova-) in Verbindung gestanden haben müssen und
wie von oka- aus otu- und das Pron. pcrs. I. PL tu entstanden sein mag.
Daß nun in denjenigen Dialekten, die zu oka- die Pluralform otu-. tu-
haben , auch noch außer diesen ein ou-, uu- oder ü-Präfi.x besonders für
Abstrakta sich findet, die in unsern Dialekten mit demselben ou- . uu- Präfix,
das zur Pluralisierung von oka -Begriffen dient, gegeben werden, nötigt uns
anzunehmen, dal,^ es überhaupt zwei verschiedene ou-, uu-. u -Präfixe gibt, näm-
lich eins, das zur Pluralisierung von oka-Nomina dient, und ein andres, das
Abstrakta nominalisiert und als solches ein Unicum plurale ist . aber durch
40 H. Brin'cker.
oma- VI dennoch zum Mehrheitsbegriffe gestaltet werden kann, wie z. B
ou-vi (uu-inai' , Böses, Häßliches: oma-u-vi (oma-u-inai; eig. oma-
ou-vi, Häßlichkeiten, Sünden; ou-runde (uu-lunde), Schlechtigkeit; oma-
u-runde (oma-u-lundc) , Schlechtigkeiten u. s. w.
Einige Dialekte, wie -S'ulu, -Soto, -Tekeza. -Mbenga, Dualla u. a. sagen
statt ou- Uli: ubu, 'bu-, bo = vo, dieselben, die die Pluralform von omu- l :
aba- 'ba- haben. Diese bezeugen nicht allein durch Rückweisung von u
auf omu- I, III und omi- IV einen primitiven Zusammenhang, sondern wohl
rationeller, als unsre Dialekte es thun, diese Klasse von Begriffen als mit der
zweiten ova-, aba-, ba-Klasse durch den dynamischen Charakter v = b
innerlich verwandt, wodurch philologisch bewiesen wird, daß alle Bant^uabstrakta
ursprünglich von menschlichen Persönlichkeiten abstrahiert worden sind, bzhw.
daß man ursprünglich beide zusammen als eins das andre bedingend auffaßte.
Oku- XV. dialektisch uku-, X"0~-
Oku- ist I. Präfixum infinitivi in fast allen Bant udialekten und wird als
solches den Verben vorgesetzt, die in diesem Falle mit der Endung a schließen,
wie oku-man-a beenden, oku-mun-a, sehen, oku-ri-tend-a, sich
schneiden u. s. w. Im wörtkrb. sind die Verba ohne oku-, jedoch als im
Infinit, stehend, aufgeführt; 2. ist oku- Präfix zu einigen wenigen Nomina,
die als solche oma- IV zur Pluralnominalisierung haben.
Oku- führt uns mit seinem subjektiv-persönlichen k und dem nicht diffe-
renzierten u ebenfalls wieder auf die (angenommene Primitivform o-kum-nt,u
zurück, indem diese Form von der i. Person subst. ku-ami = ncr-ami .
ngame aus angesehen, einen weiten, räumlichen Begriff gibt. Das In-
finitivum mit oku- ist ganz unbegrenzt auf weite Strecken von Begriffen an-
wendbar, hat hierdurch etwas mit dem Präfix in oku-rama, Bein, oku-tui,
Ohr, oku-oko, Arm, oku-ti, weites Feld u. s. w. gemein. Jedes dieser
Nomina hat seine Infinität, wenigstens seinen Wirkungskreis für den Raum als
solchen. Der Omu-ndu (Um-t^u) als Pangenerator sah diese Unbeschränkt-
heit des Raumes in und aus sich selbst ohne Rücksicht auf die Verhältnisse
und Umstände und setzte sich selbst als ku-ami = ng-a-mi, ng-ame,
der Ich, oder der, welcher Ich, d. h. der alles ist und von dem alles ist. Der
bant uistische Egoismus, der in dieser Form seinen lautlichen Ausdruck fand,
ist ein späteres Postulat, das an die Stelle religiöser Gefühle und Bedürfnisse
trat. Dieser bedingt zugleich, daß die Bant^u schwer etwas objektiv aufzufassen
im Stande sind, sondern alles und jedes aus sich heraus subjektiv-egoistisch an-
sehen, daher auch lautlich das per se subjektiv -persönliche k-u auf jedes
andre Objekt angewandt, ja selbst, wie z. B. im Oshindonga bis auf die
3. Person Sing, ausgedehnt wird, wie in o-ku-a ti ku'xe, kutja a x^l"
oku-sja ko, er sagte zu seinem Vater, daß er wolle kommen da. Selbst
wenn man im Otjiherero sagt me ku pe, ich dir gebe, so ist das ku jetzt
zwar scheinbar Particula objectivi, ihr Primitivbegriff wurzelt aber in dem
o-ku-ami = o-ngame, o-ngae, der Ich welcher ich, oder mich, daher es
logisch ganz richtig ist, wenn Eingeborne sagen : ich mich sehen, für ich sehe
ZUR SPRACHEN- UND VÖLKERKUNDE DER EANTUNEGER. ^I
es u. s. w. Dies ist eine wichtige sprachliche Seite des noch wenig gekannten
Bant^uismus.
Oku- und omu- sind die Mütter zu den Formen der wenigen Prä-
positionen, die wir in unsern Dialekten haben, indem k-u und m-u einigen
zum Zweck von Präpositionen gebrauchten Nomina mit adverbialischem Cha-
rakter präfigiert wird, wie k'-ombünda, hinten (am Hintern), k'-omeho,
vorn (vor den Augen) , m'-omeho, unmittelbar vorn (in den Augen).
k"-ong6tue, hinten (an der Hinterseite) u. s. w. Eine 3. präpositionsartige
Partikel p-a, p-e, p-i, p-o, p-u stammt wahrscheinlich von einem verloren
gegangenen Präfixe op-. Näheres sieh über diese Partikeln ku, m-u. p-u
und deren Anwendung in der Syntax in unserm wörterb. Daß nun endlich
die wenigen unter oku- vorkommenden Nomina ihre Pluralform durch oma- l\',
der eigentlichen Pluralisierung der Nomina mit e- (e-ri-, e-li. i-li-, di-)
erhalten, legt den Gedanken nahe , daß (außer dem oben bei demselben an-
gedeuteten Prinzip) dasselbe überhaupt zur Vervielfältigung selbständiger Doppel-
begriffe verwandt werden kann, wie z. B. in ovi-ta, Kriegshaufe, Feindschaft,
Krieg: oma-vita, mehrere verschiedene Kriegshaufen, Kriege; ovi-z„ez„e,
Lügen, Falschheit: oma-viz^ez^e , Lügereien u. s. w. Wörter, wie oku-ni,
Frühling, oma-kuni, mehrere Frühlinge, okü-ti, Feld, oma-küti . Länder-
strecken, oku-väre, weite Fläche, oma-kuvdre, weite, ebene Flächen.
Seen, u. s. w. sind als mit der präpositionellen Partikel ku gebildet anzusehen,
die bei der Bildung der Mehrheitsform sich nicht verdrängen läßt.
Nach der Innern Verwandtschaft der dargelegten Prinzipien wären die
1 3 Nominalpräfixe so zu gruppieren :
Klasse IL
/oka-. 'ka-, X'^"
l o k u - . u k u - . ' X o -
{oru-. olu-. ulu-, lu-
otu-
OU-. UU-. u-, ubu. "bu-. bo = vo
lo-.-. -. -,
'oz^o-, 00-, olo-, izi
je-, e-ri-, ili-, eli-, di-
lotji-, oshi-, ki-. dshi-
Klasse I ergibt, daß die Dinge außer dem omu-ndu von den Baut u
hervorgegangen, durch ihn in die Erscheinung getreten sind. Der omu-ndu
(um'-fit u) (Bant^u, Mensch ist der Causator s. generator rcrum. Meta-
physische Kräfte oder gar einen allmächtigen Schöpfer kennt der Baut uisnuis
nicht. Das, was man für 'Gott' als solchen in den Baut udialekten substituiert,
hat nur auf den verschieden überlieferten und aufgefaßten Urahn oder irgend
welchen einstigen groLkn Mann des betr. Stammes Beziehung.
Klasse II zeigt zwar das oka-Präfix obcnanstchend. das wir als den pri-
mitivsten Begriff der reflexiv -subjekti\en Persönlichkeit kciuicn lernten und
deshalb noch als zu Klasse i Qchörcnd anzusehen wäre . da es jedoch seiner
Klasse I.
0 m u -
omü-, umu- mu
oma-.
'ma-. m-
0 m i - ,
mi- (i-i-)
ov-a-
, a-'a- , aba- 'ba-
o-vi-
i-i-, isi-
12 If- Bkincker.
Natur nach zu den übrigen Nominalsuffixen dieser Klasse zu rechnen ist. rnuli
es diese Gruppe eröffnen. Es ergibt sich nun folgendes :
1. Diese Gruppe umfaßt Begriffe, die sich in ihren äußern Erscheinungen
und Wirkungen nach außen nicht in einem Moment festhalten lassen, sondern
die dauernd, bewegend, successiv und progressiv, nicht persönlich individuali-
sierend, sondern verallgemeinernd die Gegenstände in sich als Bilder auf-
nehmen. Diese äußern Formen der Dinge wurden von den Urbant^u wiederum
aus sich heraus subjektiv begriffen und gedacht, als aus ihnen selbst nicht
hervorgegangen. Hieraus geht nun der Bantuismus klar hervor, den man
auf Grund obiger Untersuchung so formulieren könnte: Die Urbantjii nahmen
nichts aus der sichtbaren Welt in die Erinnerung von Begriffen auf, das nicht
als durch den o-ku-m-nt^u (omu-ndu) selbst entstanden, folglich nur für
ihn und seine Ich-Mehrheit da war; das deshalb auch nach seinen Lüsten und
Launen sich zu schicken hat. Auf dieser Idee beruht die Zauberei in ihrem
letzten Grunde , wonach der Mensch die eigenwilligen , widerstrebenden und
gegen ihren Vater sich empörenden Elemente Res filiatae) sich wiederum ge-
neigt und unterthänig machen will.
2. Die Präfixe sind Überreste des Urdialekts und haben mit den Schnalz-
lauten der Hottentottenrasse, der Kafirn und Buschmänner (San)
einen gemeinsamen Ursprung und gemeinsames Prinzip. Die Schnalz-
laute sind jedoch die älteste Form dieses Prinzips und ein besonderes Zeichen
ihres Wesens. Die Urbantjn hingegen , die von vornherein in den wasser-
reichen Ländern Innerafrikas üppig lebten, bedurften, um die sie umgebende
herrliche Natur benennen und sich gegenseitig darüber verständigen zu können,
eines dem entsprechend weichern und harmonischen Sprachapparates. Die
Natur und deren Einflüsse werden jedenfalls viel zur Bildung bzhw. Entwicke-
lung unsrer vielen Dialekte beigetragen haben.
3. Die aus den 15 Nominalpräfixen hervorgehenden vielen Pronomina
unsrer Dialekte haben an zwei Prinzipien teil: an den Sprachteilen des Ur-
dialektes und deren Bedeutung und an den spätem, in unserm Falle baut uisti-
schen Postulaten pantheistisch-atheistischer Weltanschauung, nach welcher alle
Dinge aus dem omu-ndu (um'nt^u) als Pangenerator hervorgingeuv
Das Prinzip des Urdialektes gibt (so auch in den Schnalzlauten) relativ-
reflexive, demonstrative und direktive Begriffe, das spätere bant^uistische Zeit,
Raum, Nähe, Ferne u. s. w., also alles, was das kosmische Prinzip pangene-
ratorisch begriff"lich macht. Beide sind zusammen verbunden in den jetzt
gebräuchlichen Pronomina mit ihren Verhältnissen zu Tempora und Modi, zu
Raum und Ort, zu Personen (Menschen) und Sachen (sekundäre Persönlich-
keiten) u. s. w. Man vgl. die ausführlichen Tabellen aller Pronomina in unserm
wöRTERB., die obigen Gedanken veranschaulichen.
4. Die Unterschiede in der Einteilung von Begriffen bzhw. Nomina und
der jetzt gebräuchlichen Pronomina sind unter den verschiedenen Bant^ustämmen
durch die Verhältnisse entstanden, in die sie durch Verziehen in andre Landes-
teile und Klima gestellt wurden, weil diese Bildung neuer Begriffe bzhw.
Änderung der mitgebrachten erheischten. Die Ackerbau treibenden Stämme
werden gegenüber den nomadisierenden bedeutende Dialektverschiedenheit ent-
ZUR SPRACHEN- UND VOLKERKUNDE DER BANTUNEGER.
43
wickeln. Erstere, weil seßhaft, werden ihren Dialekt durch Präzision und
Markierung" ihres Nominalschatzes vorteilhaft vor dem letzterer auszeichnen.
Bei diesen wird die tierische Lebensweise mehr ausgeprägt sein als bei den
Ackerbau treibenden Stämmen. Dabei ergibt sich der merkwürdige Umstand,
daß die am wenigsten Kultur besitzenden Stämme die vokalreichsten und
durch Vollständigkeit der Formen , besonders der Nominalpräfixe sich aus-
zeichnenden Dialekte haben, wohingegen solche, die ein gewisses Maß von
Kultur besitzen, die An- und Auslautvokale, ja selbst Vokale in der Mitte
eines Wortes, vor allem in den Präfixen ^wie u in omu-, i in oshi- u. s. w.)
auslassen. Hierdurch, und noch mehr durch Umstellung oder Einschiebung
anders artikulierter Konsonanten u. s. w., wird es oft schwer die Einheit der
Bant^udialekte zu erkennen, ja der eine Dialekt wird für den benachbarten
Bruderstamm mit anderm Dialekte geradezu unverständlich. Der Grund für
Umstellung und Abwerfung von Lauten möchte nicht allein in der Tendenz
einer Abkürzung der Sprachteile zu suchen sein, sondern es scheinen dabei
psychisch -dynamische Prinzipien thätig zu sein, die je nach dem Stande der
geistigen und physischen Fähigkeiten der betr. Leute der kosmisch- panthc-
istischen Elemente in den Lauten sich so viel wie möglich zu entledigen suchen.
SPUREN DER ENTSTEHUNG DES B A N T U H E ID E N T U M 8 IN DER SPRACHE.
Im allgemeinen sind die Bant^u jedes Gottesbegriffes in unserm Sinne
bar. Es ist schon gesagt worden, daß das, was man in Ermangelung eines
bessern für Gott als solchen dem Namen nach substituiert hat, nur auf den
mythologischen Urahn des betr. Stammes Bezug hat. Die Bant^u haben zwar
gewisse, oft verwickelte Zeremonien und allerlei Gebräuche, die sie sehr wahr-
scheinlich von deistisch- semitischen Stämmen gelernt haben , von denen sie
aber nichts weiter verstehen, als daß sie den Ova-küru i. e. den Alten
(Ahnen) gelten, oder besser, die sie von den "^Alten' überkommen haben.
Zwischen Herero- Damara-)land und Ovamboland zeigt man das Grab des
3>Iukuru, des apotheosierten Hereroahnen, und auf die Frage an reisende
Ovam.bo (ehe noch Missionare zu ihnen gekommen waren), wo doch wohl
ihr Kalunga (Ovambo-Name für *^Gott') wohne, wiesen sie nach unten und
sagten m'evi, d. h. in der P>de. Das diesen Stämmen gebrachte Christen-
tum hat die eigentümliche Aufgabe erhalten, ihnen erst einen "^Gott' zu ver-
schaffen.
Das Bant^uheidentum muß ein eigenartiges genannt werden, ebenso die
unter ihnen sehr im Schwünge gehende Zauberei. Diese ist noch keineswegs
eine Ars magica, sondern im großen und ganzen ein Venihcum. Das Zaubcr-
mittel ist meistens das sog. ou-anga (PI. omau-änga] = venenum, bei dem
z. B. die Herero auch schwören. Es wird ange^\■andt. sowohl um damit zu
schaden, wie auch Schäden abzuwenden. Das eigentliche oku-rangera ist
z. B. bei den Herero nicht mit zaubern, oku-tjita ou-nganga auch ou-
kango) zu verwechseln. Sie verrichten ihre Zeremonien (rangera', um die
widerstrebenden Naturkräfte, die nach ihren Urbegriffen ja alle aus dem Ur-
^A H. Brinxker.
Vorväter der Baut u hervorgingen, wieder zum Gehorsam zu bringen, oder auch
um sich des geheimen Grauens vor den abgeschiedenen Ovakuru zu entledi-
gen. Zu diesem Zweck müssen Opfer von Vieh und Säften gewisser Sträucher
dienen. SchwerUch haben deisidaimonische Gefühle zu diesen Opfern ge-
trieben , sondern die Not. Da nun diese so viele Arten hat , mußte man
natürlich für alle auch Formen erfinden, um ihrer Herr zu werden. Die be-
gabtem Alten mögen in dieser Richtung vieles eingerichtet haben, was die
Jungen als Heiligtümer überkommen und wofür sie jene als VVohlthäter ver-
ehrten. Aus dieser Verehrung entwickelte sich die Bant„ureligion. wie sie jetzt
noch allgemein unter den Stämmen angetroffen wird.
Der Aufschluß über die Entstehung des Bant„uheidentums oder des
Bant^uismus kann nur aus gründlicher Kenntnis der Bant^uspr. , wenigstens
einer Anzahl ihrer vornehmsten Dialekte gewonnen werden, denn in ihr allein
liegt dasjenige, was es von mythologischen und ethnologischen Andeutungen
in diesem dunkeln Gebiet gibt. Hoffentlich wird bald die Zeit kommen, wo
die Wissenschaft nicht mehr bei diesem wichtigen Gegenstande vorbeigehen
wird. Sie hätte u. a. zunächst folgende Fragen zu beantworten bzhw. zu unter-
suchen : I . ob alle Bantjistämme sich als Baumgeborne betrachten und was
daraus für Folgerungen zu ziehen seien. ' 2. Ob die Bant u nicht doch noch
außer den oben angeführten wichtigere und hellere mythologische Andeutungen
haben, die ihren Ursprung einigermaßen erklären. 3. Ob auf der in obigen
Betrachtungen eingeschlagenen Bahn einiges Licht in die Entstehung des
Bant^uismus gebracht werden kann, und ob sich eine Untersuchung wie die
vorliegende für die Sprachen- und Völkerkunde fruchtbar erweisen wird.
Zur Vollständigkeit muß einiges hier wiederholt werden. Der Baum
(s. omu-mborömbonga in unserm wörterb.) trat, mythologisch betrachtet,
bald an die Stelle des Ur-omu-ndu, daher beide (omu-ndu und omu-ti)
die gleichen Präfixe und Pronomina conjugata haben. Beide wurden Synonyma
in Wurzel (in n-tu und t-i), denn u in nd-u (ii-tu) deutet auf einen herma-
phroditischen, i in t-i auf einen geschlechtlich differenzierten Urbegriff. Der
omu-ndu-'mu-ti , der Menschbaum wurde in der mythologischen Uranschau-
ung vereinigt der Pangenerator aller konkreten und abstrakt aufgefaßten Dinge,
daher die Bildung derselben durch die in omu, (o-ku-mu-) mit seinen Pro-
nomina liegenden pangenerativen Elementen, die gleichen Ursprungs und Alters
sind wie das iBant^u omu-ndu, oder dialektische um-ht_u, om(u)-nt„u
u. s. w. Der rettende Baum, der übertragene Begriff für die Arche des Noah,
war also für die Bantu ursprünglich der primitive Begriff für ein höheres Wesen,
der aber bald im omu-ndu 'Mensch'' unterging, oder vielmehr von diesem
für sich genommen wurde. Dies wurde der Beweggrund für das ideallose
und rohe Heidentum, wie es uns unter den Bant^ustämmen entgegentritt.
Von diesem Gedanken aus weitergehend, sehen wir diese Art Heidentum
eine Selbstsucht entwickeln, die sich in Habsucht und Sinnlichkeit nach außen
^ [Vgl. über die entspr. alte Sage bei den Deutschen und Grieclien A. Kuhn: zlr älte-
sten GESCH. DER IDG. VÖLKER, 1845, S. I und DIE HERABKUNFT DES FEUERS UND D6S GÖTTER-
TRANKS - S. 26, 92. F. T.l
ZUR SPRACHEN- UND AÖLKERKUNDE DER BANTUNEGER. .j.^
hin als ein mächtiger Dämon Herrschaft zu verschaffen wußte. Vor allem
aber ging dieser Geist auf die Machthaber über, die ihre Herrschsucht auf
Kosten andrer zu befriedigen und ihre Macht durch ewigen Raub und Mord
zu vermehren suchten. Hierdurch entstand die Neigung der Bant^u sich Stamm
für Stamm abzuschließen und zu bergen, wo es am besten ging, um da wo
möglich gerade das andern zu thun. dem man doch selbst auswich.
Zum Schluß mögen hier noch einige Sprachproben folgen, in denen der
Bant^uismus Spuren seiner Entstehung zurückgelassen haben dürfte. Das
Verbum oku-ku-pa im Otjiherero z. B., das wir mit "" heiraten' geben und
diesen Sinn jetzt auch im allgemeinen hat, zeigt in seinem Grundbegriffe die
oben dargelegten Elemente k-u, dem die kausativ- lokale Silbe p-a. kon-
jugativisch zu p-u gebogen, angehängt ist. Diese Form kann aber nur von
dem männlichen Teile gebraucht werden , wohingegen vom weiblichen Teile
ku-pua gebraucht werden muß. Der Laut u wurde also hermaphroditisches
Element, a aber als geschlechtlich differenziert bezeichnet. Demnach wäre der
bant uistische Urbegriff dieses Wortes : die Membrana genitalia vereinigen. Den-
selben Sinn hat das für oku-kupa entsprechende Verbum im Oshindonga
und Umbundu: oku-xökana, nur daß dieses mehr auf das Ergebnis der Ver-
bindung (vgl. omu-hoko im Otjiherero) Bezug hat, mit der Nebenbedeu-
tung eines geschlechtserzeugenden Aktes.
Die Alten (Ovaküru) wollten zwar diesen Akt als einen religiösen ange-
sehen haben — dies bezeugen die vielen Gebräuche und Zeremonien, die eine
eigentliche Oru-kupo (omü-xökano), oder die Verbindung zweier ver-
schiedener Geschlechter, erheischt — ; haben es aber nicht auf die Dauer fertig
gebracht, daß die Oru-kopu als heilig und unverbrüchlich gelten muß. Die
Herero z. B. haben schon dadurch , daß sie die erlaubte und unerlaubte ge-
schlechtliche Verbindung (wie oru-vakiro, wörtlich das sich beim Weibe
etwas stehlen in die oru -Klasse setzten, die Profanierung und den Mißbrauch
charakteristisch gemacht. Die A-andonga-Ovambo hingegen betrachten
den Akt (philologisch-ethnologisch betrachtet) in omu-xokano als einen dem
Menschengeschlechte dienenden, der mit omundu und omuti möglicherweise
in innerlichem Z/^sammenhange gestanden haben mag.
Ebenso verhält es sich mit dem Worte für Liebe: oru-s^uvero omu-
Xalo, omü- xoliko). Der Sinn dieses Wortes ist: etwas unter Umständen
gern haben. Der ideale Charakter des Begriffes 'Liebe' liegt nicht darin, son-
dern muß erst hineingedacht werden. Ohne den hinzugedachten idealen Zug
bezieht sich oru-s^uvero, wie omü-xalo, omü-xoliko nur auf geschlecht-
liche Zuneigung des einen oder andern Teiles. Gemüt und Herz gehen
dabei ganz leer aus.
Eheliche Treue, wie überhaupt Treue kennen unsrc Dialekte ursprünglich
nicht, es gibt keinen Ausdruck dafür, auch will es nicht recht glücken, den
Begriff durch Umschreibung zu geben. Ob wohl irgend ein Bant^ustamm ein
ursprüngliches Wort dafür hat? Abstrakta wie Glaube. Hoffnung, Gcrechtig-
Kcuschhcit, Demut, Dankbarkeit, Gehorsam. Herzlichkeit, Biederkeit (Huma-
nität), Zutrauen, Seligkeit, Zuneigung u. s. w. sind ursprünglich in unsern
Dialekten nicht vorhanden. Man hat sich mit einiLrermalkMi anniihcnulen Aus-
AÖ ZUR Sl'RACIIKN- UND VÖLKERPUNDE DER HANTUNEGER.
drücken helfen müssen wie nehmen für glauben oku-kambura. Subst.
ongamburiro); erwarten für hoffen (oku-undja: Subst. oma-undjiro ;
Geradheit für Gerechtigkeit (ou-s^emba,: Gewaschen-. Reinsein für
Keuschheit (ou-kohoke; ; kurz-kriechend fürDemut, demütig (oku-
nuis^a kehi , ous^upi); nötig haben für Dankbarkeit (oku-hepa ;
hören für gehorsam sein (oku-z uva; ; haben ein Herz für Herzlich-
keit (-nomutima); lau sein (wie nicht brennendes Wasser; für bieder
(oku-kara n'oupore); jemand kennen für zutraulich (oku-ritjiua na-)
u. s. w. Alle diese (Bantu-i Ausdrücke zeugen von der Thatsache, daß unser
Volk bei Ausübung der betr. Begriffe nur ja nicht subjektiv leiden und opfern,
aber wohl viel gewinnen möchte. Ein gut Teil unsrer jungen Christen war
allzAisehr geneigt, ein Christentum nach ihrer Weise, d. h. ein bant^ui.stisches
aufkommen zu lassen, als ihnen dasselbe aber in Wirklichkeit nur in Selbst-
verleugnung und Entsagung u. s. w. entgegentrat, traten viele zurück. Es ist
ja wohl in der ganzen Welt nicht anders, dennoch scheint es uns von großer
Wichtigkeit zu sein, den Baut uismus nicht bloß von seiner philologisch-ethno-
logischen Seite kennen zu lernen, sondern auch von derjenigen, die dieses dem
Christentume und dessen Kultur zuwendet.
Zum Schluß erlaube man uns noch eine kurze Bemerkung über den unter
einzelnen Bant^ustämmen angenommenen Namen für 'Gott'. Die feierlichen
Begehungen in memoriam majorumque imaginum, w^ie sie unter den Bant„u-
stämmen häufig mit großen Zeremonien , Opfern , Libationen u. s. w. vor-
kommen , sind wahrscheinlich Erinnerungen an jene unvergeßlichen Magi-
doctores, die in diesen Feierlichkeiten die Stelle der Ahnen (-Götter) erhalten
haben. Der Begriff "Gott' als das höchste, vollkommenste und heiligste
Wesen ist bei den südwestlichen Stämmen Afrikas, zunächst unsern Bant u-
stämmen, nicht vorhanden. An seiner Stelle findet man jene Wohlthäter Kai'
eHoxr|V ; daher die verschiedenen Benennungen und Namen, die man, als man
dieselben mit einiger Ehrfurchtbezeigung nennen hörte, meinte einfach für "^Gott'
annehmen zu können. Die Namen Kalunga mit dem Prädikat Ndjambi der
Ovambo , Nz^ambi der westlichen Kongostämme. 'Suku der Bailunda und
Vambundu in Bihe, Mulungu, Murungu oder Mungu der Stämme auf
der Ostküste, Morimo der Batjaona (Betsuanen) , Umkülunkülu der S'ulu-
Kafirn, Mukuru der Herero u. s. w. sind keineswegs als den Begriff 'Gott'
erschöpfend zu erachten, sondern sind ebenso viele Ortsahnherrn, die zu dem
jeweiligen Urmagicus reformator in der innigsten Beziehung stehen, dessen
Namen die Stammestradition in ihr eigenes Idiom übersetzt hat. So viele
Dialekte es nun in der einen großen Bant^usprachfamilie gibt, so viele Namen
gibt ez folglich auch für 'Gott', was, wenn alle durch Aufnahme in die
Lehren des Christentums in Gebrauch kommen , an Polj^theismus streifen
möchte. Vielleicht hätte man besser gethan. einen biblischen Namen (wie im
Nama durch 'Elob' geschehen zugleich mit der Einführung des Christentums
dem Idiom des betr. Dialektes anzupassen und allgemein anzunehmen.
H. Brincker.
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEN SPRACHEN
GESETZE IHRER VOKAL- UND KONSONANTENHARMONIE.
EINLEITUNG.
Die Doppelnatur des Menschen hat es mit sich gebracht, daß sich die
Wissenschaft vom Menschen nach zwei Richtungen sonderte, von denen die
eine , die Anthropologie , den Menschen als bloßes Zituov , als eine Spezies
Miomo'' seinen körperlichen Eigenschaften nach behandelt, während die andre,
die Ethnologie den Menschen als Ziujov ttoXitikov, als gesellschaftliches Wesen
seinen psychologischen Eigenschaften nach auffaßt. Die Anthropologie gliedert
die ganze Menschheit in Rassen . die Ethnologie in Völkerstämme.
Wie nun die körperlichen Eigenschaften einer bestimmten Rasse bis zu
einem gewissen Grade von den Bedingungen des jeweiligen geographischen
Aufenthalts und in zweiter Linie von Mischungen mit fremden Rassen ab-
hängig und infolgedessen mit ihnen zahlreichen Veränderungen unterworfen
sind, haben wir auch die geistigen Eigenschaften jedes Volksstammes als ein
aus geographischen Bedingungen, körperlichen Eigenschaften und historischen
Thatsachen gebildetes wertvolles Ergebnis zu betrachten. Erwägt man nun,
daß die meisten Völker W'anderungen aus ihren Ursitzen angetreten haben
und daß unter dem Einfluß neuer natürlicher und gesellschaftlicher Bedingungen
die ursprünglichen ethnologischen Eigentümlichkeiten in mannigfacher Weise
verändert wurden , so wird ersichtlich , welche Schwierigkeiten die Ethnologie
zu bewältigen hat, um die ursprüngliche ethnologische Einheit festzustellen und
die vielfachen Wirkungen und Einflüsse, welche sie veränderten, zu sondern.
Um wie viel größer werden diese Schwierigkeiten, wenn der betreftende Volks-
stamm keine historischen Überlieferungen, keine Litteratur und keine Kultur-
denkmäler aufzuweisen hat. In diesem Falle kann nur die Sprache des be-
treffenden Volkes Aufschluß geben, denn sie hat alle geistigen Wandlungen
des Volkes mitgemacht, und wenn auch die einzelnen Phasen nicht geologisch
geschichtet darin zu finden sind, so HU.H sich doch durch \'ergleichungen mit
Schwestersprr. das gemeinsame und daher im allgemeinen ursprimgliclie Gut
ausscheiden und auf frühere Zeiten ein Schlul.^ ziehen. Die Si)r. ist aber unter
allen Menschen der Erde verbreitet, sie ist ilaher auch \"<.Mzü2'lich tieeienet.
^8 Joseph Grunzel.
für eine allgemeine Ethnologie eine Grundlage abzugeben, weshalb denn auch
viele Gelehrte, wie Richard, W. Jones, Schleicher und neuerdings namentlich
Friedrich Müller die Spr. einer allgemeinen ethnologischen Einleitung zu
Grunde gelegt haben. Die Sprachwissenschaft muß daher der Ethnologie
vorarbeiten; sie hat die Sprr. gewissen Sprachstämmen zuzuweisen und durch
Verglcichung innerhalb der Sprachstämme Schlüsse auf die geistige Entwicke-
lung des Volkes zu ermöglichen. Die folgende Arbeit soll zur Lösung dieser
Aufgabe durch eine Untersuchung der noch heute viel umstrittenen Altaisprr.
beitragen.
In anthropologischer Hinsicht gehören die Altai Völker der hochasiatischen
oder mongolischen Rasse an und bilden in ethnologischer und sprachlicher
Beziehung zusammen mit dem uralischen Zweige den uralaltaischen Volks-
und Sprachstamm. Der uralische Zweig zerfällt in zwei Gruppen : die samo-
jedische und die finnische, der altaische Zweig in drei Gruppen: die türkische,
mongolische und tungusische. Bevor wir in die Erörterung der sprachlichen
Eigenheiten der letztern eingehen, wollen wir zunächst die Wohnsitze und
die geographische Verbreitung der drei Gruppen betrachten.
Die zahlreichen Völkerstämme der türkischen Gruppe nehmen gegen-
wärtig ein sehr ausgedehntes Gebiet ein. dessen Mittelpunkt in den drei Cha-
naten von China, Bochara und Chokand liegt, und das von der Mündung der
Lena bis zur Donau einerseits und von der Krim bis nach Indien anderseits
reicht. Es lassen sich ungefähr folgende Stämme als die hauptsächlichsten
hervorheben :
1. Die sibirischen oder die nördlichen Türken im russischen Sibirien,
mit den Jakuten, welche sich an der untern Lena niedergelassen haben, in
einer Gesamtzahl von etwa 200000 Menschen.
2. Die Uiguren, oder vielmehr die Nachkommen der alten Uiguren, an
den Südausläufern des Thien-schan, besonders um die Städte Kaschgar, Chotan,
Jarkand u. s. w. gelagert. Auch die Tarantschi. welche im Ili-Thale in
einer Gesamtzahl von 50000 Ackerbau treiben, werden hierher "gezählt; die
Zahl der Uiguren wird im ganzen auf i Million angegeben.
3. Die Kirgisen, welche die großen Steppen vom kaspischen Meer und
der Wolga bis zum Altai und von der Stadt Omsk bis nach Turkestan hinein
bewohnen. Sie zerfallen in zwei große Abteilungen: die Karakirgisen in
Thien-schan mit den verwandten Kiptschak in Chokand in einer Gesamtzahl
von etwas über eine Million; und die Kasakkirgisen in drei Horden, der
großen, mittlem und kleinen, welche auf dem übrigen Teil der Kirgisensteppe
als Nomaden leben und auf i V2 — 2 Millionen geschätzt werden.
4. Die Özbeg. nach dem Chan der goldenen Horde (13 12 — 1340' be-
nannt, ein Gesamtname für die erbangesessenen und herrschenden Türken in
den drei mittelasiatischen Chanaten , die sich bereits mehr und mehr dem
Ackerbau zuwenden ; ihre Zahl beläuft sich auf 2 Millionen.
5. Die Turkmenen in der Steppe östlich vom kaspischen Meere und
südlich vom Oxus, gefürchtete Nomadenstämme in einer Gesamtzahl von etwas
über I Million.
6. Die iranischen Türken , welche teils aus der Seldschukkenzeit her.
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEN SPRACHEN.
49
teils infolge allmählicher Einwanderung in Persien als Nomaden leben; einem
Stamme derselben gehört das heutige Herrscherhaus in Persien an. Außerdem
wohnt ein Teil noch in den transkaukasischen Provinzen Aserbeidschan und
Masenderan. Nach Vämberys Schätzung beträgt die Zahl der iranischen
Türken zwei Millionen und mit den unter russischer Oberhoheit stehenden
kaukasischen Türken 3 Millionen.
7. Die Osmanen in Kleinasien und Europa und die Tataren in der
Dobrudscha. deren Zahl 6 — 7 Millionen nach Vämbery 10 Millionen) betragen
dürfte. Die sämtlichen türkischen Stämme hätten demnach eine Bevölkerungs-
anzahl von etwa 17 Millionen aufzuweisen.
Bezüglich der Dialekte, welche diese Völker sprechen, hat man bereits
mannigfache Einteilungen versucht, doch hat man bis heute keine vollständig
befriedigende zu geben vermocht, weil viele Dialekte bis heute noch unerforscht
geblieben sind. Im folgenden wurde die von Radloff' vorgeschlagene Eintei-
lung angenommen, obwohl sie gleichfalls nicht vollständig befriedigt, doch
beugt sie durch die geographische Bezeichnung der Dialektgruppen Verwir-
rungen vor. Seine Einteilung ist folgende :
I. östliche Dialekte (Altai-Baraba-Abakan-Küärik-. sojonische, karagas-
sische und uigurische Diall.), gesprochen von den unter i. und 2. angeführten
Stämmen ;
II. westliche Diall. (kirgisische, Irtisch-, baschkirische und Wolgadiall.),
gesprochen von den unter 3. angeführten Stämmen:
III. mittelasiatische Diall. (Tarantschi-, Hami-. Aku-, Kaschgar-. Jar-
kand- und dschagataische Diall.', gesprochen von den unter 4. und 5. auf-
gezählten Stämmen :
IV. südliche Diall. (turkmenische, aderbeidschanische, kaukasische ana-
tolische. osmanische Diall.) gesprochen von den unter 6. und 7. angeführten
Stämmen.
Das Vaterland der Mongolen erstreckt sich von Sibirien im Norden bis
zur chinesischen Mauer im Süden, von Daurien und der Mandschurei im Osten
bis zum Altai und Thicn-schan im Westen, doch geht die mongolische Be-
völkerung heute noch weit über dieses Gebiet, bis zum Kökö-nor im Süden,
in Tangut und am Nordrande von Tibet, in der russischen Provinz Tomsk
und in größerer Anzahl noch an dem Baikalsee, Die Zahl der unter chine-
sischer Oberhoheit stehenden Mongolen soll 2 — 3 Millionen betragen. In der
Regel unterscheidet man 3 Zweige der Mongolen:
I. die Ostmongolen, wozu die Chalcha in der Gegend nördlich von
der Gobi, westlich vom Altai und östlich von der Mandschurei, die Schara-
mongolen längs der chinesischen Mauer und die Scharaigol oder Schiraigol in
Tangut und dem nördlichen Tibet gehören.
IL Die Westmongolen, auch Kalmücken. Ölöd . Oirad. Mongol-
Oirad genannt. Das der Bezeichnung Kalmücken zu Grunde liegendes Wort
^Chalimak' ist nur ein Beiname für die Wolgakalmücken. Das Wort 'Oirad'
heißt 'die Nahen, die Verwandten' und es werden besonders folgende vier
' W. Radloff : piioNKTiK DER NÖRDLICHEN rÜRKSPR.'VCHEN, Lku'ZIG 1S82. Einleitung.
Techmer, ztschr. V. 4
eo Joseph Grlnzel
Stämme mit diesem Namen bezeichnet (daher dörbön oirad) : i. die Sungarcn.
2. die Torgod, 3. die Choschod und 4. die Dörböd. Ölöd heißen die unter
chinesischer Oberhoheit stehenden VVestmongolen , welche in der Sungarei,
dem östlichen Teile des Thien-schan, am Südrande der Wüste Gobi, am
Kökö-nor und in der chinesischen Provinz Kan-su leben. Infolge der Aus-
dehnung der russischen Grenzen sind bereits einige Stämme unter russische
Oberhoheit geraten. Ein Teil findet sich noch an der Wolga, um die Stadt
Astrachan herum, welcher seit Beginn des 17. Jahrhunderts aus der Sungarei
hierher auswanderte.
III. Die Buräten oder Nordmongolcn, deren Gebiet im südlichen Teil
des Gouvernement Irkutsk um den Baikalsee herumliegt, und welche in die
transbaikalischen (nishneudinskischcn, tunkinschen u. s. w. und in die cisbaika-
lischcn (chorinschen. selengischen u. s. w.) geteilt werden. Infolge des russi-
schen Einflusses haben die Buräten sich von dem nomadischen Leben mehr
dem Ackerbau zugewandt, auch das Christentum hat man bei ihnen eingeführt.
Getrennt von diesen Hauptstämmen der Mongolen haben die Hasaras und
Aimaks ihre Wohnsitze, welche zwischen Herat und Kabul in Afganistan als
Nomaden leben und wahrscheinlich Überreste aus der Zeit der Mongolenherr-
schaft sind. Ihr Dial. nähert sich dem Kalmückischen.'
Die Tungusen chines. Tung-hu) leben in mehreren Stämmen als Nomaden
in dem Gebiete von der Taimirhalbinsel am Eismeer . östlich vom Jenissei
und der Lena bis zum Ochotskischen und Japanischen Meer. Die Urheimat
aller tungusischer Völker ist das Amurbassin. Die eigentlichen Tungusen zer-
fallen in mehrere Stämme, wie die Tschapogiren an der steinigen Tunguska,
die Orotschonen, Mangren, Dauren. Birar. Golden. Sanagir. Ngatkon. Nigidal
am Amur und seinen Nebenflüssen, die Lamuten am Ochotskischen Meer und
die Schibä im Ili-Thale an der russisch-chinesischen Grenze. Ihre Gesamtzahl
beträgt etwa 80000. Einen besondern Zweig bilden die ]\Iandschu. welche
ursprünglich zwischen dem Amur im Norden und dem Sungari im Westen
wohnten. Mitte des 17. Jahrhunderts aber nach Süden zogen, die chinesische
Mingdynastie stürzten und sich seitdem stark mit Chinesen vermischten. Ob-
wohl sie das erobernde und herrschende Volk sind, ist dennoch ihr Volkstum
und ihre Spr. infolge des chinesischen Einflusses in schnellem Rückgange,
selbst aus der [Mandschurei ist die Spr. nahezu völlig verdrängt worden. Ihre
Zahl dürfte heute über i ^Million betragen.
Wenn man auch heute von der Verwandtschaft der uraltaischen Sprr. im
ganzen überzeugt ist. allerdings nach hartem Kampf her\'orragender Streiter —
man vgl. nur die Schriften von Abel Remusat. Schott, Böhtlixgk u. aa. — .
so ist man doch noch heute nicht völlig einicr darüber, wie weit die Grenzen
dieser Verwandtschaft hinauszurücken sind, und welche Stellung die einzelnen
Glieder dieser Sprachgruppe zu einander einnehmen.
Was den ersten Punkt betriflt, so versuchte bereits Siebold " das Japa-
^ H. C. V. D. GaBELENTZ : über die spräche der HAZARAS rXD .A.IMAKS. ZTSCHR. D. ML.
GES. XX. 326 f., 612 f.
^ SiEBOLD: VERHAXDELIXG OVER DE AAEKOMST DER JAPAXNERS, IX D. VERHAXDELEsGEX V-A-S
LEX. BATAVI AASCH GEXOOTSCHAP.
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEN SPRACHEN. ^ I
nische in eine gewisse venvandtschaftliche Beziehung zum Mandschuischen zu
bringen, und Boller' glaubte den vollständigen Beweis erbracht zu haben,
daß das Japanische eine uralaltaische Spr. sei. Obgleich nun diese Verwandt-
schaft sehr viel Wahrscheinlichkeit für sich hat, so ist sie noch keineswegs be-
wiesen und das wird sie auch nicht sein, solange für die Vergleichung keine
feste Grundlage gewonnen ist, d. h. solange die Sprachgesetze der uraltaischen
Sprr. selbst nicht aufgedeckt sind, daß sie auf das Japanische angewandt
werden können.
Was den andern Punkt betrifft, so hat entgegen den Ansichten v^on Väm-
BERY, Radloff, Schott u. aa. WiNKLER^ es unternommen, das Tungusische in
nähere Beziehung zu den uralischen Sprachen zu bringen und das Mandschu-
ische als eine Art Übergangsdial. zum Japanischen hinzustellen, so daß nach
ihm der ganze Sprachstamm in zwei ungleiche Gruppen : die samojedisch-
finnisch-tungusisch -japanische und die mongolisch -türkische zerfällt. Diese
etwas gewagte Behauptung, welche er durch eine Anzahl von etymologischen
Vergleichungen zu stützen sucht, wurde bereits von Büge^ einfach dadurch
widerlegt , daß den WiNKLERSchen Etymologien die viel näher verwandten
entsprechenden Wörter aus dem Türkischen und Mongolischen hinzugefügt
wurden.
I. DIE VOKALE, IHRE EINTEILUNG UND VERBREITUNG.
Die Vokale sind Laute, welche bei offnem Ansatzrohre hervorgebracht
werden, ohne daß in der Mundhöhle irgend eine Enge oder ein Verschluß
eintritt. Ich verwende also die Benennung Vokale genau in der Bedeutung
von Techmers Mundöfifnern.
Sind die Zunge und Lippen in mittlerer Stellung und wird der Mund am
weitesten geöffnet, so hört man den Vokal a. Als einer der Hauptvokale der
menschlichen Spr. gehört er auch dem ganzen Gebiete der uralalt. Sprr. an,
meist wohl mit einer Neigung zur Hinterzungenreihe (.;).
Wird das Ansatzrohr als ganzes durch größte Hebung des Kehlkopfs und
stärkstes Zurückziehen der Lippen (zu kleinster Lippenlängsöfifnung) verkürzt
bei größtem Vorgang und Hebung der Vorderzunge zu kleinster Ottnung, so
erhält man den Vokal i. Derselbe kommt in unserm ganzen Sprachgebiete
vor, spielt aber eine besondere, näher zu erörternde Rolle.
Bei der Erzeugung des Lautes ;/ wird das Ansatzrohr als ganzes durch
Senkung des Kehlkopfs und Vorschiebung der Lippen (zu kleinster Lippen-
rundöffnunir) verlängfert, wozu erößter Rückeane und Hebuncf der Hinterzunge
' Boi.ler: sitzc.shku. d. jUvAD. I). \v., Wien 1S57, xxiii, S. 393.
^ DK. IL Winki.er: uralaltaische Völker und sprachen, üekhn 18S4. — das iral-
ALTAISCHE UND KEINE C.RUPPEN, BERLIN 1886.
3 E. Büge: über die Stellung des tungusischen zum moncolisch- i-ürkischen , IIaim
1887, (Dissertation).
4*
52
JosKi'H Grunzel.
Auch dieser Vokal ist in allen alt. Sprr.
zu kleinster Rundöfifnung kommt,
vertreten.
Zwischen a und z, ebenso wie zwischen a und //. liegt eine unendliche
Reihe von Vokalabstufungen. Verkürzt man nämlich das Ansatzrohr, wenn
es in der mittlem Stellung des a sich befindet, und verkleinert man nach und
nach die Vorderzungen- und Lippenlängsöffnung, so erhält man die Reihe der
Vorderzungenlippenlängsöffner VzLlö.), von denen in den alt. Sprr. außer
Hinterzungenöffner
Hzö.
Mittel- 1
zungenö. 1 Vorderzungenöffner
. Mzö. '^''-^^•
kleiner
größer
größer
kleiner
/_
(0
i
S
r
'S'
c 1
0:
r
£
E
Crq
n
C:
n
a
Mittlere
Lippen-
Öffner
0
'^1
0
3:
»
O
^1
0: s
• 0:
u
[u.
?/_
i noch das etwa die Mitte der Reihe bildende e vorkommt. Soviel sich aus
den vorliegenden phonetischen Beobachtungen entnehmen läßt, gibt es in
den alt. Spr. kein näher bei i Hegendes e wie in den idg.^
Eine zweite Vokalreihe, von a zu Ji erhält man durch Verlängern des An-
satzrohrs und Verkleinerung der Hinterzungen- und Lippenrundöffnung, daher
Hinterzungenlippenrundöffner ;HzLrö.) genannt. Aus der Reihe der so ent-
standenen Vokalabstufungen hat außer n nur ein näher nach ?/ gelegenes und
daher etwas dumpferes 0 allgemeine Verbreitung in unserm Gebiete.
Außerdem kommen zwei aus je einer Artikulation der beiden genannten
^ Vgl. Radloffs Transskription für die türkischen Dialekte. Ferner J. Schmidt : Gram-
matik DER MONGOLISCHEN SPRACHE, PETERSBURG 183I. S. 2. — H. ZwiCK : GRAMMATIK DER
WESTMON'G. SFR., DoNAUESCHINGEN 1854, S. 5. — A. CASTREX : VERSUCH EINER BURJÄT. SPRACH-
LEHRE, Petersburg 1857, S. 3. — A. Castren: tungusische Sprachlehre, Petersburg 1857,
S. 2. — L. Adam: grammaire de la langue tongouse, Paris 1874, S. 9.
TECHMERS HORIZONTALE. FRONTALE. SAGITTALE V E R AN SC H A U L 1 C H U N G DER LAUTBILDUNG.
,0s palat
,Vel w in „^^^^^^^ -...^^
u u\ ' (äi:
jS j^ '• ' -^^
-Os fn.Hxil)
Alveoli
■-•- ° :iine'.,vel. --— ^-
; pn I . p 0 s t e
ApertMr.min.mae -^- '.paLmeci
rotwnola ^^=3=^
longa. <: ^
Jaler. üT""^^
'^pcslalveol.
54
JOSEI'H GrUNZEL.
Vokalreihen bestehende Reihen vor. Die eine ist die der Vorderzungen-
lippenrundöffner (VzLrö.) mit dem bei kleinster Lippenrundöffnung (wie
bei II] und kleinster Vorderzungcnöffnung' (wie bei i^ gesprochenen n und
dem bei größerer Lippenrundöffnung (wie bei o) und größerer Vorder-
zungcnöffnung (wie bei r) erzeugten o . Diese Vokale dürften ursprünglich
reine Vorderzungenlippenrundöffner gewesen sein , sind aber in der heutigen
Aussprache durch Annäherung an it und o z. T. wohl Mittelzungenlippen-
rundöffner (MzLrö.) geworden' (?/ :? ), ja im Mandschuischen völlig und im
Tungusischen teilweise in die entsprechenden Ilinterzungenlippenrundöffner
übergegangen.
Noch einer Vokalreihe bleibt Erwähnung zu thun, nämlich der der Hinter-
zungenlippenlängsöffner (HzLlö.) z;^ und i^. Der ersterc entsteht durch
Lippenlängsöffnung wie bei /•; und I lintcrzungenöffnung wie bei o ; sein Vor-
kommen ist auf einige burätischc und tungusische Dialekte beschränkt. Der
letztere entsteht durch Lippenlängsöffnung wie bei i und Hinterzungenöffnung
wie bei ?/; er kommt nur in einigen türkischen und mongoHschen Dialekten
vor und ist eine spätere Differenzierung des i. Zwischen den beiden Vokalen
i und u ist wohl noch ein Mittelzungenlippenlängsöffner (MzLlö.) i^ an-
zunehmen, dessen Reihe Techmer zuerst i. z. IV. 113 — 116 systematisch be-
stimmt hat, und worauf wir unten zurückkommen.
Dieser Vokaleinteilung ist das genaue und natürliche System der Mund-
öfifner zu Grunde gelegt, welches Techmer zuerst 1883 i. z. I. 154, 178 und
in erweiterter Übersicht 1888 i. z. IV. 116, 128 veröfifenthcht und auf seiner
hier S. 53 wieder abgedruckten Tafel in den drei Hauptebenen, der horizon-
talen, frontalen und sagittalen veranschaulicht hat. Techmers allgemein pho-
netisches System vereinfacht sich für unser Gebiet zu der auf S. 52" befind-
lichen Übersicht.
^ Vgl. die Transskription von Castren: burjät. Sprachlehre und tungusische sprachl.
ferner A. Bobrovnikow: Grammatik der mongolisch -kalmückischen spräche, Kasan 1849,
S. 8, § 17.
^ Man beachte, daß hier außer a nur 2 Öft'nungsgrade zu unterscheiden sind, welche ich
kurz größere und kleinere nenne, doch in andrer Bedeutung als Techmer, der für die allgemeine
Phonetik 4 Grade unterscheidet : größte, größere, kleinere, kleinste Öffnung. In meiner Übersicht
entspricht also der kleinere Techmers kleinstem Grade. Eine andre Einteilung ist die von
W. Radloff: PHONETIK DER NÖRDLICHEN TÜRKSPRACHEN gegebene, welche sich in folgendem
Schema veranschaulichen läßt:
gutturale
palatale
1
dento-
labio-
dento-
labio-
w^eite . . .
a
0 =.?
ä = £
ö = :?
eng,- . . .
y = C
U
i
ü = u_
Vgl. J. Grunzel: DIE VOKALHARMONIE DER ALTAISCHEX SPRR., WiEN. AKAD. 188S, iiL Diese Ein-
teilung von Radloff krankt aber an unzureichender Analyse der Zungen- und Lippenartikula-
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEN SPRACHEN.
55
II. DIE VOKALHARMONIE.
1. DIE GESETZE DER VOKALHARMONIE.
Den Vokalmechanismus beherrscht im ganzen uralt. Sprachgebiete mehr
oder minder durchgreifend ein strenges Gesetz der Vokalfolge, die sogenannte
Vokalharmonie. Dieselbe beruht auf einer gewissen Anziehungskraft physio-
logisch verwandter Vokale, welche bewirkt, daß in einem Worte die Vokale
einer bestimmten Gruppe und nur diese aufeinander folgen müssen.
Die von mir hier nach Techmers Phonetik neuformulierten Gesetze der
Vokalharmonie lauten : '
1. Auf einen Hzö. darf in einunddemselben Worte nur ein Hzö., auf
einen Vzö. nur ein Vzö. folgen. Der Mzö. a verhält sich wie ein Hzö., wohl
wegen seiner bereits angedeuteten Neigung zur Hz. -Reihe.
2. Auf die beiden HzLrö. o und u dürfen nur dieselben HzLrö. oder der
Mzö. a ibzhw. Hzö. A] folgen; auf die beiden VzLrö. o und ?^_ nur dieselben
VzLrö. oder der VzLlö. e.
3. Auf die beiden HzLlö. ^ und i^ und den Mzö. a (bzhw. Hzö. a) dürfen
nur dieselben Vokale oder der HzLrö. ?/ folgen : auf die beiden VzLlö. e und
i nur dieselben Vokale oder der VzLrö. ?/ .
4. Durch Vergrößerung der Öffnungen differenzierten sich die Vokale 0
und 0 zunächst in der ersten Silbe aus ?/ und ?/_ heraus , verpflanzten sich
durch die immer weiter fortschreitende Assimilation in die folgenden Silben
und können somit nur dann in einer der folgenden Silben erscheinen . wenn
alle vorhergehenden Silben denselben Vokal enthielten.
tionen, deren mannigfache Verbindungen die Arten der Vokale bedingen, und an undeutlichen,
z. T. unrichtigen Benennungen. Radloff selbst hat bereits i. z. I. 483 Techmers System als
trefflich' anerkannt und seine eignen Benennungen durcli dasselbe in folgendem Schema veran-
schaulicht :
guttural palatal
y""~-~-^
a~~^ —
U,-'^'
^-~~-,^ü
Nach Angaben Techmers (vgl. I. z. iv. 128) habe ich sein allgemeines phonetisches System
mit den auf dem engern Sprachgebiet ermöglichten Vereinfachungen auf die alt. Sprr. angewandt
und werde in der folgenden Darstellung auch seine Transskr. verwerten. Ich muß hier nament-
lich die Förderung anerkennen, welche ich in meinen weitern Untersuchungen Techmers Darstel-
lung der Mittelzungenlaute verdanke, die bisher nicht bloß in der hergebracliten Schrift,
sondern auch in der Phonetik arg vernachlässigt worden.
' Vgl. meine frühere Darstellung: niE vokai.harmonie der alt. sprr., NVikn. ak. iSSS.
HI, S. 10 f. Wegen der Abkürzungen vgl. Techmers Übersicht i. z. iv. 12S und die meine
hier S. 52.
56 Joseph Grunzel.
5. Die als Übergangslaute auftretenden Mzü.. mit Ausnahme des a (bzhw.
Hzö. w), sind neutral, können sich also sowohl mit Hzö., als Vzö. verbinden.
6. Die vokalischen Diphthonge und Triphthonge fügen sich gleichfalls
den Gesetzen der Vokalharmonie, und zwar wird ihr Verhalten fast ausnahms-
los durch den mit der verhältnismäßig größern Öffnung gesprochenen Vokal
bestimmt.
Das I. und 5. Gesetz regeln die Zungen-, das 2., 3. und 4. die Lippen-
attraktion, das 6. behandelt Vokalzusammcnsetzungen. Im folgenden wollen
wir die Anwendung dieser Gesetze auf die verschiedenen Sprachen und Dia-
lekte des Altaigebietes verfolgen.
Die östlichen, westlichen und südlichen Dial. des Türkischen weisen fol-
gende 8 Vokale auf:
i i
E
a
?i u^
Nur den mittelasiatischen fehlt das ?\ Das i. und 3. Gesetz gelten aus-
nahmslos, das 2. erfährt in den östlichen Dial. insofern eine Erweiterung, als
auch die beiden kleinern Lippenlängsöffner i und i^ zur Vokalfolge nach den
beiden kleinern Lrö. ?/_ und n zugelassen werden. Die mit größerer Lippen-
rundöffnung hervorgebrachten Vokale 0 und 0 kommen in den meisten Dial.
nur in der 1. Silbe vor, im übrigen gilt das 4. Gesetz. Von neutralen Vokalen
kommt nur in den mittelasiatischen Dial. ein i vor, welches wahrscheinlich ein
Mittelzungenlaut i^ ist, und in den östl. und westl. Dial. ein langes l.
In den mongolischen Dial. finden sich folgende Vokale:
(0 [k) i
[e] e
Die ersten 3 Gesetze der Vokalharmonie erleiden im allgemeinen keine Aus-
nahme. Schwierigkeiten bietet nur ein in einigen burätischen Dial. im nish-
neudinskischen und tunkinischen) auftretender Vokal, welchen Castren^ mit e
und Orlow^ mit y li) transskribiert. Da sich derselbe wie ein HzLlö. verhält^
und Castren ihn als "^breit und dunkel" beschreibt, so dürfte dies der HzLlö.
£ sein, welcher etwa die Mitte der Vokalreihe a — / bildet. Die Vokale :> und
:? dürfen nur dann in einer Silbe auftreten , wenn alle vorhergehenden Silben
denselben Vokal enthielten'*; doch gibt es im Burätischen und Kalmückischen
Fälle, wo das j und 9 der ersten Silbe eine Rückverwandlung in // und ;/
^ A. Castren : vers. einer burjät. sprachl., S. 3.
^ A. OrLOW: GRAMMATIK DER MONGOL.-BURÄT. UMGANGSSPR. , KASAN 1878, S. 2 f.
3 Vgl. Grunzel : die a'okalharmonie, S. 14 f.
■* A. BOBROVNIKOW : GRAMMATIK DER MONG.-KALM. SFR., S. 7, § I3. — O. BÖHTLINGK:
ÜBER DIE SPR. DER JAKUTEN, PETERSBURG 1851, S. I06.
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEN SPRACHEN.
57
erfahren hat. Das i — wahrscheinlich ein Mzö. i^ — ist neutral, doch macht
sich im Burätischen und auch im Kalmückischen eine Spaltung in einen Hzö.
i^ und einen Vzö. i bemerkbar.
Im Tungusischen finden sich folgende Vokale :
i (0 ^
E^ E
a
Das i ist das e der CASTRENSchen Transskription. ' Die ersten 4 Gesetze der
Vokalharmonie gelten ausnahmslos. Auffallend ist nur der Mangel eines Vzö.
.?_, welcher in einen Mzö. 0^ übergegangen zu sein scheint; dagegen entfaltet
der Hzö. o eine sehr starke Lippenattraktion. Der ursprüngliche neutrale Mzö,
/ scheint sich in einen Vzö. i und einen Hzö. ( gespalten zu haben , doch
ist die Spaltung keine durchgehende. Über einen noch geringern Vokalreich-
tum verfügt das Mandschu :
E
a
Die Grammatiker führen unter den Vokalen des Mandschuischen noch ein ö
(nach Gabelentz und Adam"") oder ü (nach Radloff und Sacharoff^) auf. das
aber kein langer Vokal ist, sondern seinem vokalharmonischen Verhalten nach
der HzLrö. « zu sein scheint, während das als neutral angesehene einfache u
der Mzö. u^ sein dürfte. Wir sehen demnach, daß im Mandschuischen beide
VzLrö. in die entsprechenden Mzö. übergegangen sind, ein Vorgang, der sich
auch bereits in der heutigen Ausspr. des Mongolischen und Kalmückischen
zeigt, obzwar die Schrift die Scheidung deutlich aufrecht erhält. "• Die Gesetze
der Vokalharmonie finden dieselbe Anwendung wie in den übrigen tungusischen
Diall., nur bezüglich des i (bzhw. i) ist zu bemerken, daß dasselbe zwar
neutral ist, jedoch die Vokalfolge, besonders in Wörtern mit dem HzLrö. J,
aufhebt.
Vokalische Diphthonge sind in den alt. Sprr. eine verhältnismäßig seltene
und späte Erscheinung, am häufigsten und allgemeinsten sind die mit / zu-
sammengesetzten. Noch seltener kommen vokalische Triphthonge vor, welche
entweder die differenzierte Aussprache eines vokalischen Diphthongs oder
' A. Castren: tingus. sprachl. , S. i. — L. Adam: (-.kammaire de i.a i,. tongovse,
S. 9 § 2. — Grunzel: die vokaliiarmonie, S. 10.
^ H. C. V. D. GAUELENTZ : GRAMMAIRE DE LA LANGUE MANDCllOU . Al.TENP.OlRl'. iSjS. —
L. Adam: grammaire de la langue mandchou, Paris 1873.
3 RaDLOEK: PHONETIK DER NÖRDL. TÜRKSPRR. , S. 57. — J. SACHAROEE : (IKAMMAIIK DER
mandschuischen spr. , Petershurg 1879, und WÖRTERBUCH, Petersuurg 1875, S. 49, §23.
4 Bobrovnikow : GRAMMATIK, S. 8, §17. — Vgl. ferner F. Müi.i.er: grundr. d. sprachw.
II. II. 262 Anm. — F. Techmer : zur i.autschuiet, i. z. iv. 116.
cg JOSEI-H GrUNZEL.
eine Entlehnung aus fremden Sprr. sind. Das vokalharmonische Verhalten
der vok. Diphthonge und Triphthonge bestimmt in der Regel der Vokal mit
verhältnismäßig größter Öffnung, weil er mit größter Stärke gesprochen wer-
den muß.
'2. VOKALHARMONIE UND WORTBILDUNG.
Da die Vokalharmonie, wie eben dargelegt wurde, den Vokalismus eines
ganzen Wortes beherrscht, so drängt sich von selb.st die Frage auf, wie ge-
staltet sich das Verhältnis der Vokalharmonie zur Wortbildung, d. h. erstreckt
sich die Wirksamkeit der vokalharmonischen Gesetze auch auf die zur gram-
matischen Formbildung nötigen Affixe und auf die Wortzusammensetzungen,
und welchen Veränderungen sind in diesem Falle die Affixe unterworfen'.'
Gerade in diesem Verhältnis der Vokalharmonie zur Wortbildung liegt eine
Eigentümlichkeit der uralalt. Sprr. , welche bisher in keinem andern Sprach-
gebiete nachgewiesen wurde, indem nämlich die aus ursprünglichen Stoffwörtern
zu bloßen Formwörtern herabgesunkenen Affixe bei ihrer Anfügung an die
verschiedenen Lautkomplexe nur in ihrem Konsonantismus unverändert bleiben,
in ihrer Vokalisation dagegen sich jedesmal nach den vokalharmonischen Ge-
setzen dem Worte, welchem sie sich anfügen, anbequemen müssen.
Es ist leicht erklärlich, daß diese phonetische Anpassung der Affixe nicht
mit einem Schlage, sondern stufenweise erfolgte; wir können 3 Stufen unter-
scheiden : I . die Affixe sind noch selbständige Worte , wenn sie auch nicht
immer als solche gefühlt werden, und sind daher in ihrer VokaHsation von
dem zugehörigen Worte unabhängig; 2. die Affixe haben sich bereits enger
an das Wort angeschlossen und unterliegen der Zungenattraktion : 3 . die
Affixe verschmelzen mit dem Worte und unterliegen nicht nur der Zungen-,
sondern auch der Lippenattraktion. Eine 4. noch mögliche Stufe wäre die
Anwendung der Gradattraktion' auf die Affixe, welche einen achtfachen Vokal-
wechsel zur Folge haben müßte.
Die historische Entwickelung dieser Stufen läßt sich trotz des Mangels
älterer Sprachdenkmäler durch Vgl. des altern Schriftmongolischen und der
heutigen Diall. genügend erweisen. So lauten im Schriftmongolischen z. B.
die Affixe für den Ablativ ohne jede Rücksicht auf das affigierte Worte -Et)S e^
und für den Instrumental -öet (nach Vokalen) und -jEr (nach Konsonanten).
Im heutigen ostmongolischen und burätischen Dial. werden diese Affixe be-
reits von der Zungenattraktion ergriffen und lauten dem entsprechend -asa
-as, -ESE -ES, -ar -ev. im Kalmückischen aber wirkt auch die Lippen-
attraktion ein und die Affixe erfahren eine vierfache Veränderung -asa, -es e.
-OSO, -OSO, -ar, -et, -or, -or.
Danach lassen sich auch jetzt die einsilbigen und mit einfachen Vokal
versehenen Affixe gruppieren i. in solche, welche keiner Veränderung unter-
hegen, wie z. B. mong. Ablativ -Et^sE, Instrumental -jet, -bEV u. s. w.
Hierher gehören auch die zahlreichen Affixe mit dem Vokal i in denjenigen
54 Anm.
^ Wegen der Tr.insskription der Konsonanten vgl. S. 6S und Techmers Tafel S. 53.
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEN SPRACHEN.
59
Dial., in denen derselbe neutral ist, z. B. dschag. Genetiv -iii.\\, mg. Wsk.
-t -ni^ türk. Lokaladj. -ki. mong. Akk. -gi -yi -z, mand. Gen. -z -ni,
Ablativ -t)Si u. s. w. ; 2. in solche, welche der Zungenattraktion, infolgedessen
einem doppelten Vokalwechsel unterworfen sind. z. B. osm. Plural -Lar -Iev.
Ablativ -dan -dEU. Komparativ -rak -rEk ^ Gerundium -g^an -g^EU, Imperat.
-snn -siLii, uig. Kausativ -dur -djii% mong. Demin. -xan -kEU, Plur. -nar
-iiEr, Gen. -un, -itn -21 -k , Kausativ -gjcl -gjtj, tung. Plur. -sal -seI,
Kontinuativ -d^za -d^E^ Passiv - r// -vii_ u. s. w. ; 3. in solche, welche
der Zungen- und Lippenattraktion unterliegen, also einer vierfachen (oder drei-
fachen) Veränderung ausgesetzt sind, z. B. alt. Plur. -tar -tEr -tor tor,
jak. Dat. -g^cc -g^s -g^o -g^o^-, osm. Kaus. -dur -dur -dir -di^r, kalm.
Instrum. -ar -Er -or -or, mand. verbale Derivativa -la -Ie -lo. -na -he
-no u. s. w. Die Affixe mit einem Diphthong werden gewöhnlich nur zwei-
fach, zuweilen aber auch vierfach verändert, schließen sich also an die ein-
silbigen mit einem einfachen Vokal vollkommen an, z.B. mong. Adj. -tai
-tEi -to i- to i u. s. w. Die zweisilbigen Affixe zeigen, falls die Silben ein
und denselben Vokal enthalten, auch Zungen- und Lippenattraktion, diejenigen
aber, welche verschiedene Vokale haben, unterliegen nur der Zungenattraktion,
z. B. -asa -ese, -oso -oso. jak. Komitativ -tag^ar -tEg^Er -tog^or -to g^o r,
mong. Komitativ -lug^a -hig^E u. s. w.
Bei Zusammensetzungen, welche im alt. Sprachgebiete verhältnismäßig
sehr selten sind, bestimmt gewöhnlich das erste oder bedeutendere Wort die
Vokalfolge. Beispiele alt. aiJan, sechzig = aLti^ -\- on\ ssksEU sechzig
= SEgiz -\- on\ kas. bijtij- voriges Jahr = bir -\- yi^L -\- dir: jak.
oyun übermorgen = :?-}- kun; mand. amargi hintere Seite = ainag^a
-\- crgi\ kalm. Einkiirkii^ schmecken = «w« -f- kiirkii-. apt)SJdbai trage
weg = api^sj -f- odbiii.
3. DAS WESEN DER VOKALHARMONIE.
In ihrem Urzustände enthält jede Sprache eine größere Mannigfaltigkeit
von unbestimmtem Lauten. Erst später, besonders dann, wenn sich das Be-
dürfnis zur schriftlichen Aufzeichnung derselben herausstellt, macht sich die
Ausspr. mehr und mehr von der Individualität los und wird Eigenart eines
Dial. oder einer Spr.. die Laute gewinnen an Bestimmtheit und ordnen sich
in gewissen Reihen. Sieht man sich den Vokalmechanismus der geschriebenen
alt. Sprr. näher an, so kommt man wohl auf die Vermutung, daß ihm die
drei Hauptvokale: a i u zu Grunde liegen, welche aber ursprünglich wohl Mzö.
(bzhw. mit mittlerer LippenstcUung. kleinster Lippenlängs- und -rundölihung :
a i^ u] waren ; denn es läßt sich auf alt. Gebiet der Beweis erbringen, daß
alle übrigen Vokale Bildungen einer weiter vorgeschrittenen Spr. sind.
Die Vzö. E und ;/ , also auch die Scheidung in Hzö. und Vzö., verdanken
ihre Entstehung offenbar erst einer spätem Zeit, eine Ansicht, welche wohl
auch Kellgr^n' hatte, wenn er schrieb: 'Daß die verschiedene Bezeichnung
F. KeLLGREN ; GRUNDZÜGE DER FINNISCHEN SI'R., HekI.IN :847. S. 24 Alim.
6o Joseph Grunzel.
der weichen [Vzö.] und harten [Hzö.J Vokale auch im Anlaut eine spätere
Erfindung ist, zeigt ihre Orthographie; an die Ikichstaben o und u wird das
Zeichen des i gehiingt, das a wiederum ein e durch das Weglassen des einen
seiner Häkchen.'' Freilich haben ohne Zweifel die Mongolen diese Vzö. be-
reits zu der Zeit besessen, als unter Tschingis-chan (1210) die dem Syrischen
nachgebildete uigurische Schrift eingeführt wurde, aber die Art und Weise
ihrer Bezeichnung ist insofern höchst charakteristisch, als sie beweist, daß man
den Vzö. nur eine sekundäre Bedeutung zuwies. Da sie aber Gemeingut
aller alt. Völker sind, muß ihre ICntstehung sehr weit hinaufreichen. Durch
die Absonderung der Vzö. wurden die entspr. Mzö. a und //„ zu Hzö., womit
die Vorbedingung zu einer Zungenattraktion gegeben war.
Noch viel später dürfte sich von dem Vokal u in der ersten Silbe der
Vokal 0 abgeschieden haben, sein Vorkommen blieb lange Zeit auf die erste
Silbe beschränkt; da er aber die Mitte hält zwischen a und //, indem er größere
Öffnung mit Lippenrundung vereinigt, verpflanzte er sich durch die immer
weiter fortschreitende Assimilation in die andern Silben und erreichte durch
die Lippenattraktion in einzelnen Spr., z.B. in den tungusischen , eine die
ganze Vokalisation eines Wortes beherrschende Stellung. Ganz analog ging
die Bildung des sekundären Vzö. o vor sich. Dieselbe Vermutung hat be-
reits Kellgren ' ausgesprochen : 'Daß die Mongolen für o und u nicht \'er-
schiedene Buchstaben haben, deutet entweder an, daß die Laute dieser beiden
Vokale noch jetzt zusammenfallen oder wenigstens in der Zeit zusammenfielen,
aus welcher die Mongolen ihr Alphabet haben. So sind o und u auch im
Finnischen noch nicht auseinander gegangen , denn man hat hier weder das
dumpfe o, z. B. in "^WohT, noch ein reines u. sondern einen Mischlaut, welcher
o und u gleichsam "in nuce" enthält.' Im Türkischen und Mongolischen gibt
es keine Regel für die Aussprache von 0 oder //, selbst im Kalmückischen ist
sie unbestimmt , trotzdem die Unterscheidung zwischen 0 n ^ und 0 21 _ in der
Schrift genau bezeichnet wird. "
Daß der HzLlö. i^ sich von dem entsprechenden Mzö. t erst in histori-
scher Zeit abschied und diesen in die Reihe der Vzö. verdrängte, darüber
kann kein Zweifel herrschen, indem keine Schrift eine Unterscheidung dieser
Vokale wiedergibt, und wir diese Spaltung noch heute sich vollziehen sehen. ^
Im Uigurischen und Schriftmongolischen findet sich keine Spur des HzLlö. ?\
im Burätischen und Tungusischen sind Anfänge einer Scheidung vorhanden,
zur vollen Geltung gelangte sie aber in den beiden äußersten Ausläufern des
Sprachstammes, im Jakutischen und Osmanischen. Auch Böhtlingk, welcher
allen Vokalen gleiches Alter zuerkennt, äußert sich bei Gelegenheit der Be-
sprechung der vokalischen Diphthonge^ folgendermaßen: 'Das i, das im Jaku-
tischen entschieden zu den weichen Vokalen gehört, sehen wir hier in vier
Diphthongen ai, oi, yi, ui) sich mit harten Vokalen verbinden: eine Erschei-
^ Kellgren: grundz. d. finnischen spr., S. 26.
^ Vgl. A. Castren : samojedische Grammatik, Petersburg 1854, S. 47.
3 H. Zwick: gramm. der westmong. spr., S. 5. — Bobrovnikow: gramm., S. 8, § 16.
'< Böhtlingk: über die spr. der Jakuten, S. 103, 109.
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEX SPRACHEN.
6i
niing, welche jedenfalls Beachtung verdient. Dürfte man vielleicht hieraus
schließen, daß i früher, wie im Mongolischen und Finnischen, ein neutraler
Vokal gewesen wäre, aus dem sich später das y entwickelt hätte ?^
Somit würden sich für die Entwicklung des Vokalismus der alt. Sprr.
folsfende vier Perioden ergeben :
Diese Entwickelungsweise der Vokale führt nun auch zu folgenden Sätzen,
welche die Vokalharmonie selbst betreffen. Wir haben 3 Arten von Vokal-
attraktion gefunden: i. die Zungenattraktion (Verwandtschaft nach der Innern
Mundhöhle) , 2 . die Lippenattraktion (Verwandtschaft nach dem Lippenvorhof )
und 3. die Gradattraktion (Verwandtschaft nach dem größern oder kleinern
Öffnungsgrade in der innern Mundhöhle . Radloff' glaubt nun. Maß die
Anwendung der verschiedenen Mittel der Vokalverkettung von gleichem Alter
ist, denn überall, selbst auf der niedrigsten Stufe der Vokalassimilation sehen
wir sowohl volle Attraktion , wie auch Spaltung nach den Stufen der Ver-
engung ^ Gradattraktion j , Labial- [Lippen-] und Palatal- 1 Zungen- Affinität
auftreten. Wenn die Durchführung der Labialattraktion keine so allgemeine
ist, wie die der Palatalattraktion, so hat dies einen anthropophonetischen Grund.'
Die vorangegangenen Untersuchungen jedoch beweisen, daß die Zungenattrak-
tion die erste und grundlegende war, der ganze Sprachstamm dient zum Be-
weise dafür, daß das älteste vokalharmonische Gesetz die Vokalfolge nach Hzö.
und Vzö. regelte, wozu das i^ als neutraler Vokal hinzukam. In einer andern
Richtung wurde der Vokalismus durch die Lippenattraktion ausgeglichen,
welche sich erst in verhältnismäßig später Zeit entwickelte, und zwar kam sie
zur gänzlichen Durchführung wohl erst dann, als die Völker des uralalt. Sprach-
stammes ihre gemeinsamen Ursitze bereits verlassen hatten ; am stärksten bil-
dete sie sich in den tungusischen Diall. und im Magyarischen aus. " Noch
^ RaDLOFF: PHONETIK DER NÖKDL. TÜRKSPR., S. 6l.
~ Daß diese historische Entwickelung auch physiologisch begründet ist, beweist mir folgende
Mitteilung Techmers: ' Die vgl. Phonetik lehrt, daß bei den Mundöffnern die Zungenortikulationen
im allgemeinen energischer und wichtiger sind und durch das Bewegungsgefühl mehr zum Bewußt-
sein kommen als die I.ippenarlikulationen, wenn letztere auch mehr sichtbar siml.'
[Über die ursprüngliche Entwickelung der Laute lassen sich nur \'ermutungen aufstellen, da
die unzulängliche Schriftbezeichnung und mangelhafte Beschreibung der Erzeugungsweise der Laute
uns nicht einmal über die geschichtlichen, viel weniger über die vorgeschiclnlichen \'eränderungen
derselben ein sicheres Urteil gestatten. Die schriftlichen Überlieferungen scheinen freilich darauf hin-
zuweisen, daß die Mannigfaltigkeit der Artikulationsweisen-, -stellen und -grade im Laufe der Zeit im
ganzen stetig zugenommen hat; doch ist dabei nicht zu übersehen, daß man auch allmählich ge-
nauer die Laute unlerscliciden und scliriftlich bezeichnen gelernt hat. Ich habe i. z. \\. 126 die
62
JOSKI'H G RUNZEL.
viel jünger ist die Gradattraktion; sie hat sich überhaupt nirgends ganz, ver-
hältnismäßig am meisten noch im Jakutischen und Osmanischen zur Herrschaft
durchgerungen.
Die folgende Tabelle mag veranschaulichen, bis zu welcher Stufe die
Vokalharmonie in den einzelnen Sprr. des ganzen uralalt. Stammes sich ent-
wickelt hat :
Ungeregelte Attraktion
Zungenattraktion
Zungen- und Lippenattrakt.
Zungen- , Lippen- und Grad-
attraktion
SamqjediscK
Ugrisch ^ _o-
Finnisch
Jakutisch
Was nun den eigentlichen Grund und das Wesen der für die alt. Sprr.
so charakteristischen Vokalharmonie betrifft, so ist man leider bisher über
mehr oder minder wahrscheinliche Vermutungen nicht hinausgekommen. Meist
hat man den psychologischen Charakter dieser Erscheinung mit dem Wesen
selbst verwechselt, wie z. B. Böhtlingk, welcher wegen der 'geringen Überein-
Ansicht ausgesprochen, daß die hörbaren Ausdrucksbewegungen in ihren Anfängen in einem wirren
Durcheinander von Bewegungen der Teile des Sprechorgans bestanden, daß aber bald im Nach-
einander jener Bewegungen der Wechsel von [stimmlosen] Mundschließern zu Öffnern eingetreten sein
müsse. Es bleibt wohl eine offne Frage, ob da zunächst nur mittlere Schließer und Öffner der
Zunge und Lippen, dann auch vordere und hintere, weiter gleichzeitige Verbindungen von Zungen-
und Lippenöffnungen und in welcher Reihenfolge : Hinterzungen- mit Lippenrnnd-, Vorderzungen-
mit Lippenlängs-, Mittelzungen- mit beiden, Vorderzungen- mit Lippenrund-, Hinterzungen- mit
Lippenlängsöffnungen in harmonischen, selten in unharmonischen Graden sich entwickelt haben.
Vgl. wir die einfachsten Empfindungslaute, welche man in gewissem Grade als Überbleibsel ur-
sprünglichen Ausdrucks ansehen darf, so finden wir, daß im allgemeinen der Ausdruck der Über-
raschung größte Mittelzungen- mit entsprechender Lippenöffnung [a] , der des angenehmen Gefühls
kleinste Vorderzungen- mit entspr. Lippenlängsöffnung [i), der des unangenehmen Gefühls kleinste
Hinterzungen- mit entspr. Lippenrundöffnung [tt] zu bedingen pflegt , daß also schon bei den
einfachen Gefühlen der Lust und Unlust gleichzeitige Verbindungen von Zungen- und Lippen-
öffnungen stattfinden. Es ist möglich, aber nicht notwendig, daß das schon ursprünglich so ge-
wesen. Vorstülpen der Lippen als Ausdrucksbewegung der Unlust ist auch bei den Affen zu be-
obachten. ^- ^^
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEN SPRACHEN. 6^
Stimmung- in Grammatik und Wortschatz' an keine engere Verwandtschaft der
alt. Sprr. glaubt und daher meint', 'daß jene strengen Gesetze der Vokal-
harmonie auf einer eigentümlichen Organisation der Sprachorgane aller ural-
altaischen Völker beruhen . und diese nur mit der Zeit , vielleicht durch viel-
fache Berührungen mit Völkern andrer Stämme, wieder aufgehoben werden
können.' Dieser Unterschied im Bau der Sprechorgane bleibt aber noch nach-
zuweisen; er ist auch mehr als unwahrscheinlich, da ja die Befolgung der
vokalharmonischen Gesetze auch für unsre Sprechorgane keine Schwierigkeit
darbietet.
Steinthal äußert folgende Ansicht " : ""Dieses Gesetz der Vokalharmonie]
beruht aber durchaus nicht auf einer Forderung, die allgemein aus der Natur
der menschlichen Spr. flösse. Es liegt in ihm nicht eine weise Selbstbe-
schränkung, sondern geistige Trägheit. Alle vorschreitende Assimilation ist
weniger organisch als die rückschreitende; denn diese ist die Folge der Leben-
digkeit des vorausgreifenden Geistes, jene bekundet bloß die Trägheit der
vom Geiste nicht beherrschten Organe, aber zugleich geistige Schlaffheit.' Da
aber die Kalmücken und Buräten. wie wir später sehen werden, thatsächlich
eine rückschreitende Assimilation besitzen, so dürfte die geistige Trägheit und
Schlaftheit der alt. Völker nicht so groß sein, um daraus die Vokalharmonie
erklären zu können.
LuciEX Adam meint ^, daß erst im Laufe der Zeit, als die ursprünglich
selbständigen Beziehungswörter als bloße Affixe zum Worte geschlagen wurden,
die Vokalharmonie das Bindemittel wurde , welches das bloße Wortassfregat
zu einem von der Wurzelsilbe beherrschten organischen Ganzen umgestaltete.
Eine ähnliche Auffassung teilt Radloff"* auf Grund einer Abhandlung Baudouin
DE Courtenays über den Dial. der Resjaner. worin ausgeführt wird, daß die
Vokalharmonie in den uralalt. Sprr. eine ähnliche Bedeutung für die Wort-
bildung hat, wie der Wortaccent in den idg. Sprr., wekher die zusammen-
gehörigen Silben eines Wortes zusammenhält. ""Es ist das Wesen der Agglu-
tination' fährt Radloff fort, Mas auf das engste mit der Vokalharmonie zu-
sammenhängt. Sobald in einer nebensetzenden Spr. der Agglutinationstrieb
erwacht war, die sich aneinander leimenden Wurzeln zu wirklichen Worten zu
verschmelzen, bedurften sie eines äußerlichen Bindemittels und der gleichmäßigen
Stellung des Ansatzrohrs beim Aussprechen der Wörter, deren Folge die Er-
scheinungen der Vokalharmonie sind. Die Ansatzrohrstellung erlaubt den
Affixen, ihre ursprüngliche Form beizubehalten, und nuancierte nur die Vokale,
den beweglichsten Bestandteil derselben.' Radloffs Anschauung gibt zu fol-
genden Bedenken Veranlassung : Wenn die Vokalharmonie so eng mit der
Agglutination verknüpft ist, wie kommt es da, daß nicht alle agglutinierenden
Sprr. eine Vokalharmonic aufweisen, und selbst solche nicht, welche 'die sich
' BüHTLINGK : ÜliER DIE SI'R. DER JAKUTEN, S. II.
- Steinthai, : Charakteristik der h.\upts.\chuchsten typen des menschi-. sikaciiüaues,
Berlin 1860, S. 180.
3 L. Adam: de i.'harmonie des voyelles dans les lang. ouRALO-ALrAiouES, Paris 1S74.
•♦ RaDLOEE : PHONETIK DER NÖRDL. TÜKKSl'R., S. 2.
5j^ JOSEI'H GrUNZEL.
aneinander leimenden Wurzeln zu wirklichen Wörtern verschmolzen* haben,
wie z.B. das Japanische und Malaiische? Wie kommt es ferner, daß Sprr.
des uralalt. Sprachstammes die morphologische Wirkung fast gänzlich einge-
büßt haben, da sie doch nach Raui-oik darin einen wesentlichen Faktor ihrer
Sprachbildung verlieren mußten, wie z. B. das Samojedische und Ostjakische,
teilweise auch das Mandschuische '.'
Nach den bisherigen ICrgebnissen der Sprachforschung hat wolil die An-
nahme die größte Wahrscheinlichkeit für sich, daß die Vokalharmonic der bei
größerer Bestimmtheit der Laute immer stärker hervortretenden Anziehungs-
kraft der Zungen-, Lippen- und Gradattraktion ihre I^ntstehung verdankt. dal.i
also alle Sprr. die Anlage zu einer Vokalharmonic wohl in sich tragen, diese
Anlage aber nur in den uralalt. Sprr. zu so regelmäßiger Entfaltung gelangt
ist. Auch Lepsius' behauptet, 'daß eine Scheidung zwischen den hintern,
tiefen und hohlen Vokalen a o u und den vordem, hohen und hellen e ö ü i
in allen Sprr. vorhanden ist und sich in mannigfachen Erscheinungen und Ein-
wirkungen manifestiert.*
Der Umlaut in den idg. Sprr. , namentlich wenn die rückschreitende
Assimilation des Kalmückischen in Betracht gezogen wird, scheint eine ver-
wandte Erscheinung zu sein. Jedenfalls wird in den uralalt. Sprr. die Ver-
wertung zur Wortbildung mit zur Entwickelung dieser eigentümlichen Sprach-
erscheinung beigetragen haben: der idg. Accent aber wurde nicht durch die
Vokalharmonie ganz ersetzt, wie Radloff annimmt, denn auch in den uralalt.
Sprr. spielt der Accent eine nicht zu unterschätzende Rolle, welche einer
weitern besondern ünsersuchung wert ist.
III. LAUTWANDEL DER VOKALE.
1. VOKALWECHSEL UND ASSIMILATION, v
Hat einmal die Agglutination die einzelnen Silben eines Wortes in ein
festes Gefüge verwandelt, in welchem nur harmonisch zulässige Vokale sich
beisammen finden, so zeigen die einzelnen Vokale eine ziemlich große Be-
ständigkeit, weil der geringste gegen die Vokalharmonie verstoßende Wechsel
eines Vokals eine Änderung der ganzen Vokalreihe zur Folge haben müßte
und auch die Stammvokale nicht verschont bleiben könnten. Innerhalb ge-
wisser, von den vokalharmonischen Gesetzen vorgeschriebener Grenzen jedoch
ist ein Vokalwechsel möglich und sogar häufig. Demgemäß finden wir hier
auch die eigentümliche Erscheinung, daß am seltensten ein Wechsel zwischen
Hzö. und Vzö. eintritt, häufiger schon der Wechsel zwischen Lrö. und Llö.,
am häufigsten zwischen Vokalen mit größerer und kleinerer Öffnung, eine
übrigens sehr leicht erklärliche Erscheinung, wenn man bedenkt, daß die
Zungenattraktion die Lippenattraktion, und diese die Gradattraktion an Alter.
Verbreitung und Stärke übertrifft.
^ LEPSIUS: über die verschiedenen sprachlaute der ARABER und IHRE UMSCHRIFT, BeRL.
AK. 1861, S. 150.
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEN SPRACHEN. 65
Von einem gesetzmäßigen Wechsel der Vokale innerhalb einzelner Sprr.
oder Dial. ist wenig zu merken, höchstens, daß die westlichen Dial. des
Türkischen statt der e o o^ der übrigen Dial. meist i // und // setzen und das
Jakutische folgende Übergänge zeigt a — jak. i^, e — Ie. o — iio^ o_ — no.
Der Vokalwechsel zwischen Vzö. und Hzö. ist sehr selten. Im Mongo-
lischen kommt er nur in onomatopoetischen Wörtern vor und in solchen, welche
in der i. Silbe ein i^ haben: z. B. xagjir = kEgjir Gekrach; uru = 2iru_
zerbrechen; sj^d an a =^ sj^dEJiE üüstern; ij'k^ira = 2;-/(\zV£ bellen: t^si^-
larg\a = t^sijEvg^E kränkeln. In den tungusischen Sprr. dient dieser Wechsel
häufig zur Unterscheidung der Geschlechter, z. B. mand. ania Vater, evie
Mutter: amx^a Schwiegervater, eiux^e Schwiegermutter; A\aA\a Mann. .\\e.\\e
Frau; amila männlicher Vogel, eihHe weiblicher Vogel; vasi herabsteigen
FÄ'j" 2 hinaufsteigen; tung. atirkan Greis, EtirkEii Greisin.
Innerhalb des Wechsels zwischen Vokalen von verschiedener Lippen-
öffnung und verschiedenem Öffnungsgrade bewegt sich die Vokalassimilation,
auf welche bisher nur Bobrovnikow' für das Kalmückische aufmerksam ge-
macht hat, welche sich aber in allen alt. Sprr. nachweisen läßt. Dieselbe
kann nicht nur vorwärts, sondern auch rückwärts wirken, rückwärts besonders
dann , wenn sich in der i . Silbe ein neutraler Vokal [i] vorfindet. Zu be-
merken ist noch, daß das n und // im Kalmückischen und Burätischen mit
den Vokalen der Nachbarsilben vor- oder rückwärts zu d oder o, assimiliert
wird. Beispiele :
i — 21: mong. sigji hassen = sjigjr, mong. kjjnns?iu Nagel. Klaue =
kalm. xjiinusun\ tung. uinim trinken = ü/ihn;
i = y. mong. d)sijjig^a Halfter = bur. zolö^ d^zolT\ mong. t^sjjio Wolf
= bur. sj/i:), t^s^oiio'.
a — u: mong. amur Ruhe = bur. auiar; mong. öur.ak\ Quelle = bur.
biilnk^\ mong. xabiidar Geschwulst = .\7z<^rt;^rt:r;
a — 0: mong. tog^a zählen = ^.7^^:?; mand. t^sjuian tiefe Tasse = /ij-j ;;/:?;/:
tung. oinkat)Sa Stirn = omkot^so;
i — u : dschag. sipiir fegen = osm. snp7ir\ mong. bilit^suk^ Fingerring
= bultct)Stik^]
i — j : mong. sjjusnji Speichel = sei. s^olosJ\
E — 11: uig. Esur sich berauschen = dschag. usur\ mong. Ebur, iibEr
Busen = bur. EbEV^ nbur; mand. uniEsixun niederwärts = lu/ni s i xuii\
E — J : mong. Ebiir Busen = kalm. obur\ mong. Edit / Tag = bur. .\d.\r:
mong. tEimir Eisen = sei. to mo r\
i — a\ kirg. kjy^a Fels = alt. k^ay^a; mong. t^sjrai Gesicht = tung. sjirai ,
sei. t^s^a7'ai\ mand. sirbas^a ungeduldig sein = sjirbas^a;
j — n: dschag. oi'uii Sitz, Platz == kas. 7iruii\ mong. xjii.a weit = .\;.'/. .' ;
HLciH viel = kalm. j/oir.
i — e: bur. i_rtE früh = EVt e\ mong. t\S Erik^ Truppen = tsjrik^; maml.
xJtEVE Stirnrunzcln = x^EtErE\
' ßoHKOVNMCoW: GUAMMATiK . S. 22 f. Die cloit gegebenen Kegeln sind nicht g.in/ zu-
treffend.
Techmer, ztschr. V. 5
66 JOSEF'H ClKfNZEI..
0 — ti . dschag. HZ Mark = alt. ozon: mong. hukji fest = bur. hyko:
mong. diirÖEU vier = kalm. dorb:)n: mong. Ebug^i-Ji Greis = kalm.
obog^on: mong. ;////.\'^^,/; Farbe = kalm. ^'i^,^\g,^.-
:.>. WEGFALL UND EINFÜGUNG VON VOKALEN.
Die Vokale werden im Innern eines Wortes nicht selten abgeworfen, wenn
dieses jeder Spr. eigne Bestreben , die Worte zu vereinfachen, nicht an einer
gesetzwidrigen Doppclkonsonanz ein Hindernis findet. Dem entgegengesetzten
Zwecke dient die lunfügung von Vokalen, welche dann stattfindet, wenn in
einem Fremdworte oder sonst ein durch morphologische Änderungen verur-
sachter konsonantischer Diphthong in einer den lautharmonischen Gesetzen
entsprechenden Weise aufgelöst werden soll.
Im Türkischen besitzen die mit kleinerer Öffnung gesprochenen Vokale
die größte Beweglichkeit, doch läßt sich besonders mit Zuhilfenahme des
Mongolischen auch der Ausfall andrer Konsonanten feststellen, z. B. mong.
tamag^a Siegel = dschag. tavig^a. Beim Antritt eines vokalisch anlautenden
Affixes verliert die letzte Silbe eines mehrsilbigen Wortes ihren mit kleinerer
Öffnung gesprochenen Vokal, falls die dadurch entstehende Konsonantenver-
bindung lautgesetzlich möglich ist, z. B. osm. bitj-nn Nase. Akkus, btirn-ii:
alt. k^Jgjis. Akk. kj kj-u-, osm. k^ariji Bauch, Akk. k^arn-i^\ kas.
/;;/ rik^ Mütze. Akk. burk^-i. Anderseits dient die Einfügung von Vokalen mit
kleinerer Öffnung dazu, entweder aus fremden Sprr. übernommene W^ortformen
lautgerechter zu machen oder Formbildung zu erleichtern. Beisp. für Fremd-
wörter: russ. cT^Ha Wand = kas. istEUE; russ. Kpecxi, Kreuz = alt. kJrEs:
arab. ^ü Zeit = osm. vakjt\ pers. c>.-w^; richtig = kas. iras\ gr. Xi|uiiv
Hafen = osm. iliinan. Regelmäßig wird die Einfügung eines Vokals dann,
wenn an einen konsonantisch auslautenden Stamm ein kons, anlautendes Affix
tritt; ein solcher Bindevokal findet sich bei den possessiven Pronominalaffixen,
bei der passiven , kausativen , reflexiven und reziproken Weiterbildung des
Zeitworts, beim Gerundium der Vergangenheit und bei der Bildung von Haupt-
wörtern durch einige aus einem Konsonanten bestehenden Affixe, z.B. osm.
Ev Haus, Ev-i-m mein Haus; g,?/_/ Rose, %JiJ-^i,-^'i meine Rose; bak^
sehen, bak-i -l gesehen werden; sjis^ verwirren, sßs^-i^-r verwirrt machen :
SEv lieben, SEV-i^-s^ sich gegenseitig lieben; biiL finden, bnL-ti-p gefunden;
at-i-iii Wurf; g^2il-7i-s^ das Lachen.
Im Mongolischen fällt der Vokal besonders dann häufig aus. wenn ein
vorhergehender Nasen- , Zitter- oder Seitenlaut einen konsonantischen Di-
phthong vermittelt, z. B. mong. xjiriigjin Finger = kalm. xjirgjin: mong.
dorjg^o Dachs = sei. d^rg^O] mong. tariki, taraki Gehirn = bur. tarki ,
tarxi\ sei. d Irg^E Wiege = tung. nish. olgE. Auch im Anlaut fällt der
Vokal zuweilen ab, z. B. mong. anisxa Augenbraue = nish. njitkE:\ nish.
iliigE Filz = chor. higi^ Jisgl: mong. umarta vergessen = viarta. Eine
Einschiebung von Vokalen erfordern nur die mit einem kons. Diphthong oder
einem Seiten- oder Zitterlaut beginnenden Fremdwörter, z. B. russ. xxSöx Brod
= bur. kilizma; russ. ö.ioxa Floh = bur. biiiütxa: bur. orot . or?s Russe.
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEN SPRACHEN.
67
Von den beiden tungusischen Dial. liebt das Mandschuische besonders die
zusammengezogenen zweisilbigen Formen statt der dreisilbigen des eigentlichen
Tungusischen, z. B. tung. araki Branntwein = mand. arki: tung. dorokon
Dachs = mand. D07'g^on\ tung. bugtiti bucklig = mand. buktii: tung. da-
viisnn Salz = mand. napsuii. Da die Fremdwörter des Tungusischen fast
durchweg chinesischen Ursprungs sind und das Chinesische in seinen aus ein-
fachen oder zusammengesetzten oder nasalierten Vokalen bestehenden Wortformen
den tungusischen Lautgesetzen nicht widerstrebt, findet keine Einschiebung
von Vokalen statt. Dagegen werden im IMandschuischen zuweilen kons. Di-
phthonge durch Einschiebung eines Vokals getrennt", z. B. bitx\E Schrift =
bitEX'E: stt.\\E Schachtel = sitEX'E: ais s a sich erheben = ais is a.
IV. DIE KONSONANTEN, IHRE EINTEILUNG UND VERBREITUNG.
Die Konsonanten sind Laute, bei denen in der Mundhöhle eine Enge
oder ein Schluß eintritt , welcher zu einem selbständigen . vom Klange der
Stimme unabhängigen Geräusche Veranlassung gibt. Techmer nennt sie
Mundengeschlußlaute oder kurz Schließer (Schi.) im Gegensatz zu den Mund-
öffnern (Vokalen).
Nach den Artikulationsgraden und -weisen lassen sich die Kon-
sonanten zu nachstehenden Gruppen ordnen :
1. Engelaute (E.) d. h. Konsonanten, bei deren Ausspr. in der Mund-
höhle eine Enge eintritt, so daß der durchziehende Luftstrom an der Hem-
mungsstelle ein Reibungsgeräusch hervorbringt. Hierher gehören in unsern
Sprr. die Konsonanten : .\; 7^ x 7 a\ 7^ s^ j::^ s ^ f r.
2. Schiußlaute S.), d. h. Konsonanten. v\elche durch Schluß in der Mund-
höhle hervorgebracht werden. Es sind dies in unserm Gebiet die Kons. X\ g^
kg k^ g^ T D t dp b.
3. Zitterlaute, bei denen die durch die Zunge hervorgebrachte Hemmung
in der Mundhöhle so geartet ist, daß die Zunge in Zittern versetzt wird. In
diese Gruppe gehört das r.
4. Seitenlaute, bei denen die Zunge in der Mittelebene einen vollstän-
digen Schluß bei seitlicher Enge bewirkt, durch welche die Luft mit Reibungs-
geräusch ausströmt. Dazu gehören l l.
5. Nasenlaute, d. h. Kons., bei deren Ausspr. der Mundkanal vollständig
abgesperrt und der Luftstrom zum Durchziehen durch die Nase gezwungen
wird. Es gehören hierzu n^ n vi.
In einigen burätischen und tungusischen Dial. wird der Engelaut .v durch
einen schwachen Stimmbandengelaut ersetzt, welcher mit // bezeichnet wird
und im Tungusischen auch als Vpkaleinsatz dient.
Die I. und 2. Konsonantenreihe enthält stimmhafte und .stinniilose Kon-
sonanten, d.h. bzhw. solche, bei denen die Stimmbänder mitschwingen und
die Artikulation mit Stimme begleiten und solche, bei welchen die Stimmritze
' Vgl. Sacii.\roi'e : Grammatik, S. 59 \\\\w.
68
JosEi'ii Grcnzel.
weit geöffnet ist.
feststellen :
Aus diesem Gesichtspunkte läßt sich folgende Einteilung
1 . stimmlose : .\\ x ä\ s^ s / : k k k r t p
2. stimmhafte: 7« 7 7» -„ z r; g^ g g> d d h.
Die Artikulationsstcllen in der Mundhöhle ergeben folgende Ein-
teilung :
1 . HinterzungenschlieOer Hzschl.; , bei denen die Enge oder der
Schluß im hintern Teile der Innern Mundhöhle durch Artikulationen der Hinter-
zunge gegen den hintern Gaumen hervorgebracht wird. Zwischen Hinterzunge
und Gaumensegel entstehen : .v^ y^ k^ g^ n^ , zwischen Hinterzunge und
Gaumcnbcinscgcl : .v 7 k g '.vj .
2. Mittelzungenschließer (MzschL' , bei denen die Enge oder der Schluß
im mittlem Teile der Innern Mundhöhle durch Artikulation der Mittelzunge
gegen den mittlem Gaumen hervorgebracht wird. Dazu gehören die Kons. :
K y> f^> g> (^vj.
3. Vorderzungenschließer Vzschl.). bei denen die Enge oder der
Schluß im vordem Teile der innern Mundhöhle durch Artikulation der Vorder-
zunge gegen den vordem Gaumen bewirkt wird. Mit dem Vorderzungen-
rücken gegen die Zahnfortsätze werden hervorgebracht r d l . mit der
Zungenspitze gegen die Zahnfortsätze s z t d r l n. (Eine doppelte
Hemmung, nämlich außer der der Zungenspitze noch eine geringere an der
Mittelzunge findet bei s^ und z^ statt, welche ich Vordermittelzungenschl.
(VzMzschl.) nennen werde.)
4. Lippenschließer (Lschl/ . bei denen die Enge oder der Schluß im
Mundvorhof zwischen der Unterlippe und den Zähnen gebildet wird . wie bei
/ V oder zwischen beiden Lippen, wie bei / b in.
Hieraus ergibt sich folgende Tabelle der Mundschließer (vgl. Techmers
Übersicht i. z. IV. 117 und 116 unten und seine Tafel hier'S. 53).
Eng
el.
Schi
ussl.
Zitterl.
Seitenl.
Nasenl.
Hinterzungen- ,
Gaumensegelschl. .
A'^
y.
K
g<
N^
Gaumenbeinsegelschl. 1
X
7
k
g
Mittelzungenschl
-^>
7,
K
g>
1 Vordermittelzungenschl.
S^
^J
Vorderzungenrückenschl
T
D
L
Zungenspitzenschi
s
1^
t
d
r
l
11
Lippen-
Zahnschi
f
V
Lippenschi
P
b
in
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEX SPRACHEN.
69
Konsonantische Diphthonge weisen die alt. Sprr. folgende auf: f^s /,.y^,
d)C df^, welche im Gegensatz zu den entspr. Lauten in den idg. Sprr. ebenso
wie im Malaiischen aus Vorderzungenlauten entsprungen sind. '
Außerdem kommen in einigen burätischen und tungusischen Dialekten
"^Mouillierungen^ von Konsonanten vor. welche zumeist auf die Einwirkung
der Vokalharmonie zurückzuführen sind, die das i der vorhergehenden Silbe
assimilierte, worauf das i als Halbvokal _;' sich mit der Artikulation der vor-
hergehenden Konsonanten gleichzeitig Verband", z. B. mong. kina hassen =
bur. k-^ana\ mong. nigiil Sünde = bur. Ji]^i,gul: mong. nig^o Wiese = bur.
llyTgO, uogo.
Die Schlußlaute (S.) sind die verbreitetsten Konsonanten der alt. Sprr.,
besonders läßt sich eine Vorliebe für stimmlose S. nicht verkennen. Be-
merkenswert ist in dieser Beziehung die Thatsache, daß das Chinesische nur
stimmlose S. kennt ^, und daß diejenigen Dial. , welche den alt. Typus am
reinsten erhalten haben, die stimmlosen Konsonanten in weit größerer Aus-
dehnung verwenden als die andern.
Seltener vertreten sind die Engelaute (E.;, besonders die stimmhaften.
Aber auch von den stimmlosen sind nur die der Vorderzunge s und s^ im
allgemeinen Gebrauch, der Hze. x vertritt in einzelnen Dial. die Stelle des
entspr. S. k und k^. die Le. f und r scheinen den alt. Sprr. von Haus aus
unbekannt gewesen zu sein.
Die Nasenlaute sind zwar allgemein verbreitet, doch ist ihr Vorkommen
meist nur auf den Inlaut und ganz besonders auf den Auslaut beschränkt, eine
Eigentümlichkeit, welche ehemals noch schärfer hervorgetreten sein mochte
und welche auch dem Chinesischen zukommt.
Die Zitter- und Seitenlaute spielen in den alt. Sprr., ebenso wie im
Japanischen und Chinesischen , eine merkwürdige Rolle. In den alt. Sprr.
kommen sie selten, im Anlaut überhaupt nicht vor. so daß bei fremden Ent-
lehnungen sogar Hilfsvokale vorgesetzt werden, um sie im Anlaut zu ver-
meiden. "* Das Chinesische besitzt nur ein / (kein mit der Zungenspitze ge-
schnurrtes r) , das Japanische nur ein r.
Konsonantische Diphthonge gibt es zwar in jedem Dial.. doch kommen
sie fast nirgends zugleich vor.
Außerdem kommt, wie bereits erwähnt, im Burätischen und Tungusischen
der Stimmbande, h vor, welcher s vertritt und etwas abgeschwächt in einigen
tungusischen Dial. als bloßer Vokaleinsatz auftritt, wo in den übrigen Sprr.
das betr. Wort rein vokalisch anlautet.
V. DIE KONSONANTENHARMONIE UND IHR VERHÄLTNIS ZUR VOKALHARMONIE.
Die Vokalharmonie hat in gewissem Sinne auch eine Konsonantenharmonie
zur Folsre srehabt: die Hzschl. und Vzschl. erfuhren nämlich durch ihre \'er-
' F. Müller : grundr. der si'r.vciiw., Bd. II, u, S. 265.
^ L. Adam : grammaire de la langue tongouse, S. 20, § 29.
3 [In der gegenwärtigen Ausspr., früher (6. — 8. Jh.) und niund.irtlich wohl .lucli stimmhafte,
schwache'; vgl. v. d. CIaiüclentz, chin. gr., iSSi, S. 27, 36. F. T.]
•* Vgl. oben iii. 2. S. 66.
70
Joseph {^Runzel.
bindung mit den beiden großen Vokalgruppen der ilzü. und Vzo. eine Spal-
tung, indem die Konsonanten entweder mehr nach hinten oder mehr nach
vorn gesprochen wurden.
Die Hzschl. werden in Verbindung mit llzö. mit der Hinterzunge gegen
das Gaumensegel, also weiter nach hinten [x^ 7. ^\ ^< , in Verbindung da-
gegen mit Vzö. als Mzschl. (a; 7^ k^ g^ = -v 7. /'„ g^i gesprochen. Be-
sonders bei den S. ist die Scheidung eine deutliche und scharfe, bei den
übrigen Lauten läßt sie sich jedoch nicht immer deutlich verfolgen. Im Tür-
kischen sind die S. geschieden, sonst kommt nur noch der E. .v^ vor, welcher
dialektisch den entspr. S. k^ vertritt. Im Mongolischen ist das k^ vollständig
durch .\; ersetzt, nur die cisbaikalischen Dial. des Burätischen weisen auch in
Verbindung mit Hzö. ein k auf; die Scheidung ist, wie die kalmückische
Schrift beweist, durchgeführt, und war es wohl auch im Burätischen. wo
heute infolge der Berührung mit Russen das /• der cisbaikalischen Dial. und
das .v der transbaikalischen Dial. ohne Unterschied für Hzö. und Vzö. ge-
braucht wird. In den tungusischen Dial. läßt sich eine Scheidung nicht nach-
weisen, dagegen besitzt das Mandschuische für die beiden S. k und g und
den E. .v in der Schrif|: 6 Zeichen, je nachdem dieselben mit Hzö. oder Vzö.
in Verbindung gebracht werden. Ich nehme an, daß die erörterte Scheidung
wenigstens früher in allen alt. Sprr. bestanden hat und befinde mich dadurch
im Gegensatz zu Radlobf, welcher in der schriftlichen Unterscheidung nur
ein "^ graphisches Mittel der Vokalfixierung'' sehen will. Es wäre aber merk-
würdig, warum sich die alt. Sprr. diesen orthographischen Luxus erlauben
sollten, da ja gerade im Kalmückischen und Mandschuischen, wo die Schrift
diese Scheidung wiedergibt, die Vokalbezeichnung eine sehr genaue ist.
Noch einer ähnlichen Konsonantenspaltung bleibt hier Erwähnung zu thun,
nämlich der der Vzschl. in Vorderzungen rücken- und Zungenspitzenschi.,
welche Techmer i. z. IV. 112 f. 117 aufs genauste im System und in seiner
Lautschrift unterschieden hat. Die Spaltung ist ebenfalls durch die Vokal-
harmonie hervorgerufen. In der mandschuischen Schrift werden die Vzs. ver-
schieden bezeichnet, je nachdem sie mit Hzö. oder Vzö. verbunden sind",
und dürften demnach als Vorderzungen rückenlaute r d oder Zungen spitzen-
laute t d gesprochen worden sein. Ob aber diese Scheidung ehemals auch
eine phonetische Grundlage hatte, oder ob dieselbe nur nach Analogie der
Hzschl. in das Alphabet Eingang fand, wenngleich dies dann auch mit den
Lschl. hätte der Fall sein müssen, vermag ich nicht zu entscheiden. Außer-
dem gibt es eine nur phonetische Scheidung der Vzseitenl., indem der eine
mit Zungenrücken gesprochen (/,) und mit Hzö. gebraucht und der andre mit
Zungenspitze hervorgebracht (/) und mit Vzö. verwendet wird. Diese Spal-
tung findet sich in allen türkischen Dial. mit einziger Ausnahme der mittel-
asiatischen und soll auch für das Mongolische Gültigkeit haben. ^
Die Verwandtschaft der Vokalharmonie mit der Konsonantenharmonie ist
^ RADLOFF: PHONETIK D. NÖRDL. TÜRKSPRR., S. I09.
^ Sacharoff: mandschuisch-russ. wörterb., S. 85, § 25.
3 bobrovnikow: grammatik, s. ii, § 29.
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEN SPRACJIEN. y I
eine sehr natürliche, weil die Vokale, welche durch Öffnung des hintern oder
vordem Teiles der Mundhöhle entstehen , sich leichter mit Konsonanten ver-
binden, welche durch Enge oder Schluß an derselben oder einer benachbarten
Stelle entstehen. Daraus folgt auch . daß die Konsonantenharmonie nur eine
Folge der Vokalharmonie sein kann , und da den Hzschl. der weiteste Spiel-
raum gegönnt ist, erklärt es sich auch leicht, daß gerade die Hzschl. bei der
Konsonantenharmonie die wichtigste Rolle spielen. '
VI. VOKALISI ERUNG VON KONSONANTEN.
Aus dem vorliegenden Sprachstoff der alt. Sprr. ergibt sich, daß sich in
der gemeinsamen Urspr. jedes Wortganze aus einer Reihe von offnen, in einem
Konsonanten und einem kurzen Vokal bestehenden Silben aufbaute und mit
dem Vokal der letzten Silbe oder mit den Nasenlauten // oder .v schloß. Da
nun das Wesen der Agglutination jede Art von Dehnung und Einschiebung
von Vokalen ausschließt, so wird es klar, daß die in den uralalt. Sprr, ver-
hältnismäßig selten auftretenden langen Vokale und vokalischen Diphthonge
nur durch Vokalisierung oder Abwerfung eines Konsonanten und Verschmel-
zung der auf diese Weise zusammentreffenden Vokale entstanden sein konnten.
Eine Vergleichung der verschiedenen Sprr. und Dial. zeigt uns die verschie-
denen Stufen der Entwickelung so offenbar , daß die wenigen bisher noch
unaufgeklärten Ausnahmen diese Erklärung nicht umzustoßen vermögen.
Wir finden in dieser Hinsicht 4 Entwickelungsperioden; in der i. findet
sich ein stimml. S. oder E. zwischen 2 0., in der 2. geht der stimml. Kon-
sonant in einen stimmh. über, in der 3. fällt der stimmh. Konsonant aus und
die beiden Vokale schließen sich zu einem Diphth. zusammen, und in der 4.
verschmilzt der Diphth. zu einem langen Vokale. Die von Rauloff" ge-
machte Unterscheidung von geschlossenen und offnen Silben ist keine wesent-
liche, jedenfalls keine von ursprünglicher Bedeutung, weil sich zahlreiche
Spuren nachweisen lassen, daß alle geschlossenen Silben nur durch Abfall des
die 2. Silbe bildenden Vokals entstanden sind: z. B. uig. jct/^'J Feind =
dschag. jagji) = kirg. df^aji = alt. 7/7, yä. Zuweilen wird der durch
Vokalisierung- entstandene lano-e Vokal wieder verkürzt, z. B. im Burätischcn.
' [Die Konsonantenharmonie, d. i. die teilweise Anpassung gewisser Artikulationen von
Schließern an unmittell)ar benachbarte Artikulationen, gleich ob von C)ffnern, welchen Kall Vf.
hier allein ins Auge gefaßt hat, oder von andern Schließern, ist eine weit allgemeinere Erschei-
nung als die Vokalharmonic, d. i. die teilweise Anpassung von Zungen- und Lippenöffnungen und
ihrer ( irade an andre nicht unmittelbar benachbarte ÖfTnungen desselben Wortes , mit denen sie
im allgemeinen erst durch dazwischenliegende Schließer in Verbindung kommen. Die Konsonanten-
harmonie kann ich deshalb nicht mit dem Vf. nur als eine 'Folge der Vokalharmonie' ansehen,
weil erstere sich auch bei Sprr., z. 15. idg., entwickelt hat, denen die letztere g.anz fehlt. (Genauere
Beobachtung zeigt, daß auch die Lippenschi, sich harmonisch scheiden z. !>. die mittlem Lschl.
b p in L rund sohl. /;^ p_^ (oder bu pu) ""^^ '" Lläiigsschl. b_^ p^ (oder /;,• p; in Anpassung
l)zhw. an l.rö. und Llö. (vgl. I. z. IV. 119 unten und 127 f.' F. T.]
- RADLOKF: I'IIONKTIK DER NORDE. l'iRKSrUR. , S. 73.
nz JOSKI'H ORUNZEI..
Aj VOKALISIERUNG VON HINTERZUNGENSCHLUSSLAUTEN.
Die Hzschl. unterliegen am häufigsten der Vokalisierung. Im Mongo-
lischen ist sie geradezu gesetzmäßig, indem das Ostmongolische (Schriftspr.)
die vollen Formen, das Kalmückische meist vok. Diphth.. welche aber in der
Volksspr. bereits wie lange Vokale gesprochen werden", und das Burätische
lange Vokale zeigt, welche zuweilen verkürzt werden." Beispiele: uig. akjr
schwer = osm. agjr = kirg. mir = alt. är ür\ uig. okjil Sohn = dschag.
ogjiL = osm. y?( L = alt. ?7a =: kirg. ;//. : uig. okj'ik Dieb = dschag. ogj'i
= osm. ojiri = jak. iior = alt. ür\ mong. tak Berg = dschag. tag^ = osm.
dag^ = kirg. /«?/ = alt. /?7, /ä; uig. ogjir Herde = dschag. o ju r = jak.
?/ .7 r = alt. ?7 r = koibal. J r; mong. t)SJlagjin Stein = kalm. t^sJlo7in =^
sei. t^s^olü = nish. sjiliiN^\ mong. cP^zJlng^a Halfter = hur. zjlf: mong.
tasig^ur Peitsche = kalm, tasjuj' ^hwr. tasjir\ mong. tiiguhrÄ unreif
= kalm. t:>uk Et == hur. tfijcj:i= tung. tnkai: mong. g^Egjin Stute =
g^Eii = kalm. g^oiin = bur. gji_N ^ = mand. ^^^.7 ; mong. UEgji wandern
= kalm. nju^ = bur, ;/77 = mand. ued: mong. xaligjin Fischotter = tung.
/v?////;^ = mand. xaHtLii; mong. kitiig^a Messer = tung, koto: mong. bii-
diigjin plump = mand. Iuid2in dumm.
B] VOKALISIERUNG VON VORDERZUNGENSCHLUSS- UND -ENGELAUTEN.
Für diese Art von Vokalisierung kommen nur im Türkischen vereinzelte
Beispiele vor, z.B. uig. /^,^/ ankleiden ^ alt. kES. /('^z = dschag. kjj =
osm. gjj ='k2iS. kl\ uig. atkir Hengst. Untier = koib, c?j->?'zr = dschag.
rtzVzr = alt. ärgl\ koib. sot Wort =; alt. j-:? i- = dschag. so z =^ osva. soi
abak. so; soj. kjidrtik^ Schwanz = nordalt. kjizruk^^ ?iS\.. k^inruk^: kü-
riix\ alt. k^ait^si^ Scheere, erklärt sich aus mand. xasaxa.'^^
C) VOKALISIERUNG VON LIPPENSCHLUSS- UND -ENGELAUTEN.
Dieselbe kommt minder häufig vor. am meisten noch im Türkischen
Beispiele: alt. eö^ ev Haus = osm. ej- = dschag. o i = alt. 7i i. ü ; mand.
^ BOBROVNIKOW: GRAMMATIK, S. I 7 f .
^ Es lassen sich folgende Übergänge beobachten :
ag^a = ä ^= a Eg^E = E = e
^^Jl^ ^^ ^^l = ^?' ^= Ü := 11 Egjt_ = Ell^ = 0 71^ = ü = ?^
^^ö'<^ ^^ J = :7 ?/■ g_^E = J :^ J
Zigjl ^ IIU = OU = 7l = 7( 1l,gji, = iljl, = yjt, = ?7 = 11
og^O = j = :? ^ S^^ = J = :?
ig^a ^= ia = a ^= a ig^^ ^ is ^= E = e
igji = in == ?7 = ?/ ?^>?' = in ^=^ ü =^ ii
igt = ii -= 1 z= /.
3 Vgl. RaDLOFF, PHONETIK, S. 73.
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEN SPRACHEN.
73
s EÖ Freude = uig. osm. sex^ lieben = dschag^. S7i t, sii i ^ alt. sii : mong[,
k n b es; 11 n Kind = ks
bar weiter = t^sag^ar
i(\?/_(5£^,//;_« Kind = kalm. k ic k eu ^ hwx . kükoK^, xüxeh: rciong. t^sag^a
VII. DIE ANLAUTSKONSONANTEN.
Bei der Betrachtung der Anlautskonsonanten zeigt sich die merkwürdige
Erscheinung, daß je nordöstlicher ein Dial. in der, vom Eismeer bis zum
-Bosporus sich hinziehenden Kette der alt. Sprr. gelegen, desto ursprünglicher
und einfacher sein Konsonantismus ist. Während z. B. im Uigurischen für
den Anlaut die zweite stimmhafte Reihe der S. und E. vollständig fehlt, hat
sie in den südlichen Dial. des Türkischen, z. B. im Osmanischen, Gleichbe-
rechtigung mit den stimmlosen erlangt.
Für die türkischen Dial. veranschaulicht dies folgende Übersicht der An-
lautskonsonanten (vgl. die wage- und senkrechten Reihen Tab. S. 68, :
I. östliche Dial. (und Uigurisch).
Hzschl. f ~ TT, ^* ~ — — —
l — (7) — — — — —
Mzschl. — — k _ — — _
vziMzscni. s^ — —
Vzschl. s — t
- [r)
[l;
11
Lschl. — ~ P
— —
—
m
Kons. Diphth.
h^ h^r.-
I a. Jakutisch :
Hzschl. X — k
— —
—
—
VzMzschl. s^ — —
— —
—
—
Vzschl. JT — /
d [r)
(/)
;/
Lschl. — — —
b —
—
;;/
Kons. Diphth.
df.
2. westliche Dial.:
Hzschl. 1 ~ " ^^
\ [x] 7 —
[g.) -
—
—
Mzschl. — — k^
VzMzschl. s^ (.^J —
ig: -
—
—
Vzschl. s [z] t
d (r)
(/;
n
Lschl. — — P
b —
—
VI
Kons. Diphth.
r^s t^s^.
3 . mittelasiatische Dial. :
Hzschl. 1 " ~ ^*
\ X 7 —
g< —
—
—
Mzschl. — — k^
g> —
—
—
Die Klammer bedeutet hier, daß der Konson.iiU nur selten oder nur in Fremdwörtern auftritt
74 Joseph Grunzel.
VzMzschl. s„ _____ __
Vzschl. s (s) t d [r] (/) ;/
Lschl. [ ~ '' - — —-- —
l p (} ;;/
Kons. Diphth. t^s^ [d)3^.
4. südliche Dial. :
Hzschl. [ -~ — ^< S< — — —
\ X 7 — — — — —
g>
Mzschl. — — /',
VzMzschl. s^ [s^'i — _ _ _ _
Vzschl. s z i ^ W (^] «
Lschl. / ^ "
\ — — / 0 — — m
Kons. Diphth. t^s [d^s].
Die Dial. des Mongolischen weisen in ihrem Anlautskonsonantismus nur
unbedeutende Unterschiede auf. Bei Vgl. mit den türkischen Anlautskonso-
nanten fällt die allgemeine Verbreitung auf, welche der stimmh. Lschl. /? statt
des stimml. J> im Türkischen genießt. Hier folgt die Übersicht:
Hzschl. [ ^^< — — <^< — — —
Mzschl. — — l'^ g^ — — -
VzMschl. s^ [z^ — — — — —
Vzschl. s [s] t d [r] [l] n
Lschl. — — [p b — — in
Kons. Diphth. t^s t^s^ df d)Z^.
Der tungusische Anlautskonsonantismus lehnt sich augenscheinlich an den
mongolischen an, nur das Mandschuische zeigt eine hauptsächlich durch fremde
Bezeichnung des Sprachschatzes verursachte weitere Fortbildung, namentlich
in Bezug auf die Engelaute. Die Übersichten sind:
1 . für das Tungusische im engern Sinne :
Hzschl. (.\j y kg— — ^^
VzMzschl. s^ ______
Vzschl. s — t d V (/) ;/
Lschl. — — [p] b — — in
Kons. Diphth.: t^s [t^s^] df [df\.
2. für das Mandschuische:
Hzschl. ■( ^^'' ~ ^^ g< — — —
\ — 7 — — — — —
Mzschl. a; — k\ g^ — — -
VzMzschl. jr _______
Vzschl. s [s] t d — (/) n
Lschl. [ f ^ :
\ — — (/) b — — m
Kons. Diphth.: t)S t^s^ df df.
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEN SPRACHEN.
75
Was den Wechsel der Anlautskonsoiianten betrifft , so ist dabei ebenso
wie beim Wechsel von In- und Auslautskonsonanten die Erscheinung bemer-
kenswert, daß sich in den alt. Sprr. in der Regel nur Übergänge zwischen
Konsonanten derselben Artikulationsstelle finden. Die kons. Diphthonge
schließen sich hierbei den Vzschl. an.
In der Reihe der Hzschl. und Mzschl. zeigen sich folgende Übergänge :
nordtürk. k^ = südtürk. g^: türk. k^ = jak. tschuw. x^\ mong. kalm. transbaik.-
bur. X = cisbaik.-bur. k\ mong. x^ = bur.-kalm. g/, tung. k = mand. x^ x^;
mand. ^ = tung. a',, n. Beispiele: dschag. k^omuj^ Silber = jak. komus
^= o?>m. g^omus-, osm.k^aL bleiben = jak. a«/.; mong. /?';^///jr?/;^ Schweiß
= sei. xohso\ mong. x^ada Felsen = sei. xada = nish. kada ^= \.VixV.
k^aya = tung. kadär = mand. x^ana; mong. x^axßli Angelhaken = nish.
gakülJE^ = kalm. g^axjili\ mand. x^asax^a Scheere = tung. kaitji =
mong. xait)Si = dschag. k^ait^s^i = bur. kazs^E^, xais^E\ mand. g^ala
Hand =: tung. N\äla, näla\ mand, g^ElE, fürchten = tung. x^e/e. ueIe;
mong. /'^ ?/_/).? /^_« Kraft ^ bur. kus^Ex^^ xiis^en^=^\x\^. kj(t)S^=]2ik.. ku s
= osm. gjit^s^.
In der Reihe der Vzschl. finden sich folgende Übersäng-e : t
— \d = d,s
Beispiele: uig. tuik^ lebendig == osm. ^zrz= tschuw. t^s^ir'i; mong. tadir-
xai Harz = dabirxai] mong. tart^sa Heuschrecke = t^sart^sa\ tung. tiviani
morgen = mand. /)jr, ZOT «;«/; tung. <fz/^«w Stimme = mand. df^ilgan. Ein
zweiter Übergang geht von den kons. Diphthongen aus: türk. tung. /|i- t<^s^ =
s = i-( mong. t^s t^s^ df df^ = bur. s s^ z r. Beispiele: dschag. t^s^irai
Gesicht = alt. t^sj^rai = kirg. s^irai = jak. sirai = mong. t^sjrai =
bur. s^^arai; mong. t]Sas2in Schnee = bur. sahax/. mong. dfalagjJ ]\xng
= bur. zalü: mong. d^s^ida Spieß = bur. zada\ mong. t^sirg^a Schlitten
= tung. t^s^Ej'ga = bur. i; «r^'-rt; = mand. s^evx^e. Noch eines Überganges
ist zu erwähnen zwischen dem stimmh. E. j und kons. Diphth. und Vzschl. :
j = df , df^ = bur. .0', ^ = jak. tschuw. s. Beispiele: alt. jdl Weg =
koibal. tj 9 L = kirg. d^^o l = jak. smL = tschuw. sj'jl; osm. yz^L Jahr
= mong. d/j^il = bur. .'^^i/; tung. djiluga Halfter = mand. d^zulgjl =
mong. df^ihig^a = bur. z^olJ.
In der Reihe der Lschl. lassen sich folgende Übergänge nachweisen:
,J
\b =\ . Beispiele: alt. pEV geben =: dschag. bir = jak. biEV ==
osm. FEr; alt. pok^o^ stark = jak. bo g^o = abak. nijk.\: maiul. piisa
Buddha =fusa = biisa (chin. p'^usa: ; alt. pOLJt Stahl = kas. /"-'/.^r/ =
mong. tung. ^:7/:7^ = abak. violat: mong. b E/^s^tn Affe =:;///■: f^sj'u. Außer-
dem wechselt der Le. / des Mandschuischen mit dem tungusischen Stimm-
bande, k. welches dialektisch abfällt, z. B. mand.//;/'/; Boden = tung. ZiEtE,
ErE\ mand. fjrjii Spitze. Ende = tung. lurju. jrjii.
t5 Joseph Grunzei.
VIII. DIE INLAUTSKONSONANTFN.
Die Inlautskonsonanten unterscheiden sich von den Anlautskonsonanten inso-
fern, als im Inlaute nicht stimmlose, sondern stimmhafte Schlußlaute wenig-
stens später zur Anwendung kamen. Es erklärt sich dies einfach daraus, daß
durch die Aufeinanderfolge der reinen Silben die anfangs stimml. Konsonanten
im Inlaut zwischen 2 Vokale zu stehen kamen, welche den stimml. Konsonanten
zu einem stimmh. verwandelten, wie z. B. im Japanischen bei zusammen-
gehörigen Worten das zweite, wenn es auf einen Vokal folgt und mit einem
Konsonanten anlautet , im Anlaute den entspr. stimmh. erhält. Auch in der
Formbildung der alt. Sprr. zeigt sich dieses Bestreben deutlich, indem ein
stimml. Konsonant dann, wenn an denselben ein vokalisch anlautendes Affix
tritt, und ein stimml. Anlaut dann, wenn er an einen vokalisch auslautenden
Stamm tritt, zu einem stimmh. wird.'
Die Inlautskonsonanten der türkischen Dial. lassen sich folgendermaßen
übersichtlich zusammenstellen :
I. östliche Dial.:
Hzschl. / — — — ,^< — — —
l 7 — A'<
Mzschl. — — — g^ — — —
VzMzschl. — s — — — — —
Vzschl.
l — ,cr — d r l n
Lschl. — — — b — — m
Kons. Diphth. : t^s^.
I a. Jakutisch:
Hzschl.
{ X — — er __ _
l 7 — iV,
Mzschl. — — i\ g^ _ _ _
Vzschl. •( ~ ~ ~ T ~ t ~
\ s — t d r L n
Lschl, — — — b — — in
Kons. Diphth.: d^z^.
2. westliche Dial.
Hzschl. 1
— —
K
g. —
—
— 7
—
— —
—
h\
Mzschl.
— —
K
g> —
—
~
VzMzschl.
s. (^J
—
—
—
Vzschl. {
s z
t
d r
L
l
n
Lschl.
— —
P
b —
—
VI
Kons. Diphth.
iA-
^ Tabellen und Beispiele in Radloff : PHONETIK, S. 204 f.
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEN SPRACHEN.
77
3. mittelasiatische und südliche Dial.
- — k
'■ {
Hzschl
-v 7 .V
Mzschl. — — k o; _ -_ __
VzMzschl. s^ (2;) — — — — —
Vzschl. [ .- — — — — L
\ s z t d r i n
Lschl. \ ^ "" — — — —
\ — — p 0 — — m
Kons. Diphth. : t^s d^^.
Das Mongolische besitzt folgende Inlautskonsonanten :
Hzschl. [ ''< — - S< — — —
1—7 — — — — i\\
Mzschl. — ~ ^> S> — — —
VzMzschl. .y .cr^; — — — — —
Vzschl. ■( " ~ r 7 ~ ; "
Lschl. \ \ 7
\ — — \P) i^ — — in
Kons. Diphth. t^s t^s d^z df .
Das Tungusische im engern Sinne zeigt folgende Inlautskonsonanten:
Hzschl. — 7 k o- — ^ .V
VzMzschl. s^ ______
Vzschl. s — t d r l n
Lschl. / "" '' _ _ _ _
\ — — / o — — ni
Kons. Diphth.: t^s t^s^ d^z d^z^.
Im Mandschuischen treten folgende Inlautskonsonanten auf:
Hzschl. 1 ^~!lflZZ7
Mzschl. — — K S> — — —
VzMzschl. s^ ______
Vzschl. { , ,
\ s — t d r l n
Lschl. [ ^ "^ 7 7 ~ ~ ~
Kons. Diphth.: t^s^ df^.
In der Reihe der Hzschl. finden folgende Übergänge statt: /• k =^ g g^
= 7; ^< = -y (^')- Beispiele: dschag. t EgjrviEU Mühle ^ osm. d 1:7 irni En\
alt. SEkkir springen = abak. sEgJr = osm. SE7ir\ mong. t^sigjira
atmen = t)sixara\ mand. iig^a regnen = a.\a\ mand. na.xüla Bauch =
Daküla\ tung. bEga Mond = mand. bi7it'- tung. iiukj stumpf = mand.
711 J7J.
78 Joseph Grunzki..
Die Reihe der Vzschl. bietet folgende Übergänge :
^ ^ ./ ^)S ffS^ = (bur.) s s^
\ := (l = df df^ = (bur. kalm.) s z^ = (türk.) j.
Beispiele: jak. atax Fuß = uig. adak = schor. azak ■=^ osm. ajak\
mong. xjidttr g^a Schwanz = soj. kndiiritk = abak. kiiziinik = alt. ku-
jiiriik\ mong. viondo xoi Gründling := bur. mondfJxoi^ vio iizökoi; mong.
datu sich gewöhnen = dasu\ mand. umit^suji Waise = kalm. onit^sjii =
bur. onosj'.N^ = tung. ax ßdfan\ tung. tati lehren = mand. rat^s^z; mand.
E7it)S^EXhtE Ränke schmieden = eh t^s^ f-^ES^ e. Seltener findet sich der Übergang
t = d ^= z [s] = r, z. B. jak. xatiji Birke = soj. kadin = schor. kazi n =
tschuw. xii7'an\ jak. atax Fuß = uig. adak = schor. azak = tschuw.
ii.ra\ mong. k Eg.jiß eJc Vorderteil eines Tieres = IcEgjir Ek\ bur. zJsJ
Ware, Sache = zJri. Häufig ist der Wechsel l l z^ r , z. B. türk. taLa^
dai.a Steppe = uig. tara\ mong. gjiril Mehl = gji/tr; bur. eviiI nüch-
tern = Eliir\ bur. orolÖE Zange = oJojbE.
Die Lschl. haben im Inlaute den Übergang p ^= b =^ i- = vi, z. B. soj.
/e^e Kameel = osm. dEi-E = mong. t evi Eg e)i = mand. tEviEii; kirg.
slpa streicheln = abak. slha = alt. sliiia; mong. tabar Gerätschaften =
kalm. \.a\-ar\ mong. xobiir arm = xovnir: mong. xiibi Anteil, Glück =
tung. kovi\ mong. dabnsiin Salz = tung. darnsiin. In dem scheinbar
gegen die Lautgesetze verstoßenden Übergange g^ g^ [= gi) = "'' 'P) ist w
nicht der Lschl, r, sondern der 'Halbvokal" ;r, z. B. tung. rigi sich erheben
= uivi; tung. tägji Dohle = täwti ; tung. togo Feuer = mand. towj; mong.
arigjin rein = tung. ariwun.
\%. DIE AUSLAUTSKONSONANTEN. '
Wenn schon der Anlautskonsonantismus der alt. Sprr. im Vgl. mit andern
Sprachstämmen ein ziemlich beschränkter ist, so ist es noch ungleich mehr
der des Auslauts. Der wie ein Bergkristall durchsichtige und formenreine Bau
der alt. Sprr. bestätigt die bereits von Sacharoff ^ aufgestellte Behauptung,
daß sich diese Sprr. ursprünglich nur aus 'reinen' Silben aufbauten, d. h. aus
Silben, die nur aus einem Konsonanten und einem Vokal bestehen. Daraus
ergibt sich von selbst, daß diese Sprr. keine Konsonanten im Auslaute dulden
konnten, mit Ausnahme der Nasenl. a^^ und ;/, deren Natur sich am besten
dazu eignete, den vollen Wörtern einen bezeichnenden Abschluß zu geben.
Auch im Japanischen und Malaiischen finden sich außer den Vokalen nur die
beiden Nasenl. als Auslautskonsonanten, ebenso im Chinesischen. Unter den
alt. Sprr. zeigt diese Eigentümlichkeit am deutlichsten und ursprünglichsten
das Mandschuische, weniger das Mongolische ; im Türkischen finden sich nur
Spuren davon, weil die Worte daselbst mehr zusammengeschrumpft sind und
zumeist der mit einem Nasenl. schließende Vokal abgefallen ist.
^ Sacharoff: Grammatik, S. 51.
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEN SPRACHEN. 79
Im Türkischen haben die Auslautskonsonanten folgende Verbreitung:
I a. Jakutisch :
Hzschl. X — k — — — -'^^
Vzschl. s — / - r l n
Lschl. — — p — — — m
1. östliche Dial. :
Hzschl. / ~ ~ * — — .
\ — — — — — — A<
Mzschl. — — k _ — — —
VzMzschl. .f^ — — — — — —
Vzschl. { 7 - / — r l n
Lschl. — — P — — — VI
Kons. Diphth. [t^s^ t^s).
2. westliche Dial. :
l - — k _ — — —
Hzschl. \ (^.) _ : .V.
Mzschl. — — ^ _ _- — —
VzMzschl. s^ — — — — — —
Vzschl. 1 7 - / - r \ 11
Lschl. { ^:^ 7 7 I I 7 7
Kons. Diphth. t^s ^.
3. mittelasiatische Dial. :
{ — — k C< — — —
Hzschl. ' ''^
\ X — — — — —
Mzschl. — — k g. — — —
VzMzschl. s^ [s) _ — — — —
Vzschl. s z t — r l n
Lschl. — — p — — — m
Kons. Diphth. t^s^ df^.
4. südHche Dial. :
Hzschl.
( k
§<
\ X 7 — — — — ^^'<
Mzschl. _ _ /,' o-^ __ _ _
VzMzschl. s\ z — — — — -
i f y
\
Kons. Diphth. t^s^ dy
Lschl. -^ ■"_ _ y, /; _ _ „i
8o Joseph Grunzel.
Das Mongolische besitzt folgende Auslautskonsonanten:
Hzschl. — — k — — — N^
Vzschl. s — / — r l n
Lschl. — — p — — — m
Im Tungusischen sind folgende Auslautskonsonanten vertreten:
Hzschl. — — k — — — N^
Vzschl. — — [t] — r — n
Lschl. — — ' p] — — — 111
Im Mandschuischen aber nur die beiden Nasenl. :
Hzschl. — — — — — — N^
Vzschl. — — — — — — ;/
Während die Übergänge im Inlautskonsonantismus dahin gehen . durch
Verwandlung der stimmlosen Konsonanten in stimmhafte die Ausspr. zwischen
2 Vokalen zu erleichtern , zeigt sich in den Übergängen des Auslautskonso-
nantismus deutlich das Bestreben , teils durch Vokalisierung des auslautenden
Konsonanten, teils durch seine Verwandlung in einen Nasenl. die Lautreihe
dem ursprünglichen Gesetze gemäß herzustellen. Die Anfügung der Nasenl.
an den vokalischen Auslaut eines Wortes ist aber eine anorganische und er-
folgte erst im Laufe der Zeit; dies erhellt aus dem schwankenden Auftreten
derselben, indem sie sowohl untereinander häufig abwechseln, als auch in einem
und demselben Dial. abfallen können. Bereits Böhtlingk ' hat auf die Bedeu-
tung der Nasenl. für den Auslaut hingewiesen und auch Radloff^ gibt zu,
daß 'der Auslautskonsonant n ein späterer Zusatz ist.""
In der Reihe der Hzschl. und Mzschl. läßt sich folgender Übergang nach-
weisen: k k k = y\ =^ 11 = Abfall, z. B. tar. kos^ak Gesang = alt. kj-
z^üN^ = soj. kodjnii] alt. jußok arm = kirg. dfiißok = tar. jn/iEN/^
mong. t)SElEk Holztasse = t^sslEN^: mong. xataN^ fest, ^ hart == xatan^=^
xata; mong. tjgosiin Si'axxh = tog^Dsu; mand. DJJt^saN^Y&si ^ DD^t^s^an:
mand. iiiün ^gisnn Dachs = iiiax\gisu\ mand. bnhikan lauwarm = luiluka.
\ j =i\
In der Reihe der Vzschl. finden sich die Ubergäng-e : t =^ \ . z. B. uig'.
jak. /:>/ satt werden = abak. /:>s = dschag. ty, toi: uig. pot Körper. Ge-
stalt -^ sag. pos = dschag. poi = osm. doz = mand. Iieje; mong. d)ZEt
Kupfer = dfES\ mong. alut über ^ alns. Seltener findet sich im Türki-
sehen der Übergang ;? > = r, /, z. B. uig. koz Auge = kor sehen; uig. kis
Mädchen = dschag. ^?5 = jak. kis= tschuw. kir: dschag. koiniis^ Silber
= jak. komns = tschuw. kiivnil. Häufig wechselt r= /, z. B. alt. tas-
kil Bergkegel = tas^kij'\ mong. kETEgjil Streit = kErEg^ur\ mong.
g uril Mehl = ^^?^/2>; mand. g^ala Arm = mong. g^ar = \.nrk. koL kuL.
^ O. Böhtlingk: kritische Bemerkungen zu Kasembegs Grammatik, Petersburg \\
S. 13 f.
^ RaDLOFF : PHONETIK, S. I92.
ZUR PHONETIK DER ALTAISCHEN SPRACHEN. 8l
Übergänge in der Reihe der Lschl. sind selten, da die Lschl. selbst nicht
häufig auftreten. Als Beispiel läßt sich der Übergang p = vi im Infinitiv des
Burätischen herausziehen, z. B. bur. xogol-nap zerbrechen = nish. ktiktil-
nam\ bur. tulE-uEp heizen = tu lE-UEm.
Abfall von Konsonanten im An- oder Inlaute kommt selten vor, um so
häufiger werden die Auslaute, namentlich, wenn es Nasenlaute sind, abgeworfen.
Ja zuweilen wird sogar die ganze Schlußsilbe abgeworfen; auf diese Weise
sind die zusammengeschrumpften türkischen Wortformen entstanden, z. B.
mong. ku t^sun Kraft = türk. kut^s., gjiJ)S^ ; mong. dabiisjin Salz = mand.
Dapsun = türk. tuz\ mong. bayan reich = türk. baj\ mong. niusun Eis
= türk. bnz.
X. DAS ZUSAMMENTREFFEN VON KONSONANTEN.
Die phonetischen Gesetze der alt. Sprr. schließen im Anlaut eines Wortes
jede Konsonantenverbindung aus. Wird aus einer fremden Spr. ein mit einer
Konsonantenverbindung beginnendes Wort entlehnt , so wird entweder der
erste Konsonant abgeworfen, oder, wenn die betreffende Konsonantenverb, im
Inlaute möglich ist, ein Vokal vorgesetzt oder endlich die beiden Konsonanten
durch einen Vokal getrennt. ' Auch im Auslaute dulden die alt. Sprr. keine
Konsonantenverb., das tungusische gx" dürfte kaum eine Konsonantenverb,
sein; Fremdwörter mit auslautender Konsonantenverb, werden in ähnlicher
Weise behandelt, wie die, welche damit anlauten. ^
Das Zusammentrefifen von Konsonanten ist demnach fast ausschließlich
auf den Inlaut beschränkt, wo es namentlich durch den Antritt kons, anlau-
tender Affixe an kons, auslautende Stämme entsteht. Folgende Konsonanten
könnten in den alt. Sprr. zusammentreffen :
1. stimml. E. und S. + stimml. E. und S.
2. stimmh. E. und S. -f- stimmh. E. und S.
3. Zitter-, Seiten- und Nasenl. -f- E. und S.
(4. E. und S. -f- Zitter-, Seiten- und Nasenl.)
5. Zitter-, Seiten- und Nasenl. + Zitter-, Seiten- und Nasenl.
Die I. 3. und 5. Gruppe sind häufig, die 4. dagegen kommt gar nicht
vor und die 2. ist nur in vereinzelten Verbindungen vertreten.
Die zusammentreffenden Konsonanten suchen sich durch Wechsel des
einen oder beider möglichst zu assimilieren; zumeist wird der S. in den ent-
sprechenden E. oder Nasenl. verwandelt. Beispiele für die Reihe der Hzschl.
und Mzschl.: gd = Nß^ mong. niEgß Eni sich beunruhigen = vtE.\\dEni\
gr = iV^r, mong. tEg^ri Himmel = tExj'i\ vig_^ = 7//.\\, mong. .\\(7vigji/a
zerstückeln = .\\am.\\ala\ lg^ = L\\, mTxxy^. fjlg^? Hammer = /.?/.\;.;; für
die Reihe der Vzschl. : tx == j-.r, mong. datxii sich gewöhnen = dasxu;
di/ = su, bur. 0 ))io d-inp ankleiden = .?;;/.' .v -////; rb = lb. mong. t^sir-
^ Vgl. üben III, 2 .S. 66 und Kahi.hif: piicM.riK, S. 172.
^ A. CZEKANOWSKI, TUNGfSlSCIlKS WliKTKKVEKZEIClINIS, TETERSBURG I878, AK. S. 94.
3 RaDI.OFE: PHONETIK, S. I95.
Tkciimkk, ZT.sCiii;. V. ^
82 JOSKI'H (j RUNZEL.
öitgjd Halfter = t^s^ilbugjil\ vid = vin , mong. s^igjivida liniieren =
s^igjimna\ Id = II, tung. rJda Kohle = Ella, nd = im, tung. nanda
voll = nanna; md =^ mn, tung. girainda Knochen = giranina: für die
Reihe des Lschl. : Ib = /;;/, mong. nilbusun Speichel = nilniusun: rb
= rvi, mong. niirbn quälen = nErntR; bd = vd, tung. abdEfuia Blatt
= avdEfina; bg = vg, tung. abgara gesund = avgara. Beide Kon-
sonanten finden sich verwandelt z. B. in nj ^^ nd^z, mong. xuNja Pfeife =
xandfa; gm = vib, bur. t^SEgiuE Tuch = mong. t^sEN^iUE = t^SEinbE.
Ausfall eines der Konsonanten wird namentlich auf den Zitter- und Seitenl.
r und / häufig angewendet, z. B. iio'rsu Wolle = bur. nfso; bur. orlcE^
verlassen = okE\ mong. viuhiin Eis = viu sun\ mong. t^sag^alsnn
Papier = i^sag^asiui; tung. urgE schwer = mand. ugE\ tung. nilt^sarin
niedrig = ntt)Sarzu; mand. Elbis^E sich waschen -■= sbis e.
XI. PHONETIK UND WORTBEDEUTUNG.
Je ursprünglicher sich eine Spr. erhalten hat, desto inniger gestaltet sich
in ihr der Zusammenhang zwischen der Phonetik und der Bedeutung der
Wörter. Besonders in den uralalt. Sprr., in denen sich die Phonetik so ge-
setzmäßig herausgebildet hat, in denen die stimmlosen Konsonanten die Schnur
bildeten, um die sich der Vokalismus in bestimmten Formen ankristallisierte,
wird die Phonetik häufig dazu verwendet, begriffliche Unterscheidungen her-
beizuführen. Auf diese Erscheinung haben bereits Schott', Böhtlingk^ und
Radloff^ hingewiesen, ohne jedoch die einzelnen Beispiele unter höhern Ge-
sichtspunkten zusammenzufassen. Die lexikalischen Elemente, welche in der
phonetischen Gestaltung eines Wortes sehr häufig ihren Ausdruck finden, sind
nämlich i. die Begriffsverwandtschaft und 2. die Begriffsverstärkung.
Die Verwandtschaft zweier solcher Begriffe, welche voh Natur aus ent-
gegengesetzt, aber verwandt sind, wie z. B. die beiden Geschlechter, dumpfe
und helle Geräusche u. s. w. , werden einander lautlich assimiliert, indem ent-
weder a) die Konsonanten beider Wörter gleich bleiben und nur die Vokale
für jedes Wort zwei entgegengesetzten Reihen entnommen werden — der
häufigste Fall bei dem schwankenden Vokalismus der alt. Sprr. — oder b) die
Vokale beibehalten werden und nur ein oder mehrere Konsonanten eine Ände-
rung erfahren. Beispiele zu a) : türk. ast Unterseite, tist Oberseite; mong.
axa älterer Bruder, Eg^E-t^sj '\^\xvig. eJc E) ältere Schwester; xagjir, kEgjir
Gekrach; sibana, 4; z<5£«£ flüstern; kalm. t^s^jlarg^a, ^^4; zV^r^^ £ kränkeln ;
mand. ama Vater, ethe Mutter; amxa Schwiegervater, eihxe Schwieger-
mutter; xaxa Mann, xexe Frau; aviila männlicher Vogel, eihHe weiblicher
Vogel; vasi herabsteigen, vEsi hinaufsteigen; tung. atirkan Greis, EtirkEU
Greisin. Beispiele zu b): türk. ata Vater, ana Mutter; ag^a älterer Bruder,
^ W. Schott : altajische Studien, S. 45 f.
* Böhtlingk: über die spr. der Jakuten, S. 105.
3 RaDLOFF : PHONETIK, S. 276 f.
ZUR PHONETIK DER ALTAIsCHEN SPRACHEN.
83
apa ältere Schwester; mong. Ebug^Eu Greis, EViEg^En Greisin; viaxjai
Stirn, taxjai Gaumen.
Über die phonetische Assimilation äußert sich Radloff in Übereinstimmung
mit BoHTLiNGK folgendermaßen ' : 'Meiner Ansicht nach sind alle diese Wort-
paare durch Wurzelassimilation (Arradikationj entstanden. Wörter, die ur-
sprünglich eine mehr oder weniger abweichende Form hatten, wurden, da sie
begrift'iich sich sehr nahe standen, mit der Zeit auch lautlich sich nahe ge-
bracht.'' Aber es scheint nicht recht klar zu sein , warum die Spr. erst in
weiterer Entvvickelung die v^erwandten Begriffe assimiliert und nicht gleich zu
Beginn der Sprachbildung sich dieses Bestreben geltend gemacht haben sollte,
wo die Tonmalerei eine so bedeutende Rolle spielte. Man denke nur an die Spr.
der Kinder, welche für verwandte Begriffe verwandte Laute wählt; es dürfte
z. B. kaum bloßer Zufall sein, daß das deutsche oder französische Kind ebenso
wie das chinesische seine Eltern pa-pa und ma-ma nennt. ""
Die Begriffsverstärkung wird durch Wiederholung einer oder mehrerer
Silben erzielt, wobei 3 verschiedene Fälle eintreten können: a! das Wort wird
unverändert wiederholt, b) das Wort wird mit geänderter Vokalisation wieder-
holt , c) das Wort wird mit geändertem Konsonantismus wiederholt. In der
Regel wird die Wiederholung bei W'örtern angewendet, welche eine für das
Auge oder das Ohr wahrnehmbare Erscheinung bezeichnen. Beispiele zu a^ :
kirg. d)S^ibdan-d)Z ibdan schnell; alt. akkir-akkir\3,x\^s-d.vci\ osm. yaras-
javas^ langsam; kirg. d^zilti^n-df^i^ltin blinkend; mong. df^ir-d^zir
Sprudeln des Wassers; g^Ekis-g^Ekis-kiku^ mit dem Kopfe nicken (von
Vögeln;; mand. btisii-hnsu-ag^a-vibi es regnet in Strömen; gilta-gilta
glänzend ; diese Art der Wiederholung wird auch zur Pluralbildung verwendet,
z. B. im Mandschuischen. Beispiele zu b): kirg. s^a xjr-sjtxjtr kreuzweise;
mong. kElEN^-.xala h\ schwankend; «//.y^r-//?/ 5 ^^^ unverhältnismäßig; salbur-
salbar truppenweise; mand. biirii-bara dunkel; kal ar-kilir klirrend;
lEg^dE-lagßa nachschleppend; logjio-lagßa unbeholfen. Beispiele zu c):
Vw^.solkotoi-solpotoi langsam; mong. kEkidEk-s EkidEk untereinander;
tandiir-viujidiir Schreck; mand. g^^ari - viari zerbrochen; kaka-faka
großes Gelächter; viurin-tarin listig.
Eine eigne Form der Silbenwiederholung hat sich im Türkischen und
Mongolischen zur Verstärkung oder Steigerung von Adjektiven erhalten, indem
nämlich nur die erste Silbe mit angehängtem -/> wiederholt und vorgesetzt
wird ; ^ z. B. türk. ap-ak sehr weiß; kap-kara ganz schwarz; sap-sari^ sehr
gelb; mong. ap-arigjni sehr rein; t^sap-t^sag^aii ganz weiß.
' RaDLOI-F : PHONETIK, S. 277.
^ [Vgl. meine Bespr. von Auei. : Gegensinn der urworte, 1884, 1. z. I. 425. F. T.]
3 RaDLOFK : PHONETIK, S. 278. — BOKROVNIKOW: GRAMMATIK, S. 65, § 112.
Reichenberg i. b.
Joseph Grunzel.
VORWORT DES HERAUSGEBERS ZU
JaC. MATTHI/E de VERA LiTERARUM DOCTRINA
Durch Zusammenwirken von Natur- und Sprachforschern ersten Ranges,
besonders in den letzten 50 Jahren, ist die Phonetik in ihrer Mntwickelung zu
einer selbständigen Wissenschaft bedeutend gefördert worden. Ihre Wichtig-
keit für die Sprachw. wie für den Unterricht, namentlich der lebenden Sprr.,
wird mehr und mehr anerkannt. Aus weitern Kreisen drangen sich Mitarbeiter
in Fülle heran und hasten vorwärts, die einen in dieser, die andern in jener
Richtung. Da ist es wohl an der Zeit, auch Rückschau zu halten. Das
habe ich schon seit Jahren gern gepflegt und bei der Gelegenheit Beiträge
ZUR GESCHICHTE DER PHONETIK gesammelt. Da habe ich dann freilich oft ge-
funden, daß z. T. längst festgestellt worden, was man selber zuerst beobachtet
zu haben meinte, anderseits aber neue Anregung zu weitern Untersuchungen
geschöpft. Gleichzeitig habe ich dabei bei andern wie an mir die Erfahrung
gemacht, daß ältere Werke von hervorragender Bedeutung nur wenigen be-
kannt geworden, weil sie schwer zugänglich sind. Ich will hier nur an die
phonetischen Arbeiten von J. MArrni.« (1586), J. P. Bonet (1620), J. Wilkins
(1668) und W. Holder (i668/g) erinnern. Nach dem Programm der i. z. I.
S. XIII sollen in derselben 'außer Originalarbeiten in deutscher, engl., franz.,
Italien., latein. (ganz ausnahmsweise auch in andrer) Spr. . . . Abdrücke oder
Übersetzungen wichtiger, aber schwer zugänglicher Abhandlungen, Auszüge,
Besprechungen . . . geboten werden.' Auf die Wichtigkeit von J. Matthi^
hat nun schon J. Hoffory in seiner Bespr. meiner phonetik, a. f. d. a. u. d. l.
VIII. ige aufmerksam gemacht und jüngst erst schreibt mir G. Michaelis:
'Leider sind die altern Werke, wie J. Matthi^e de literis und P. Bonet sehr
schwer zugänglich und harren noch einer neuen Veröffentlichung, durch welche
gewiß den Wünschen sehr vieler entgegengekommen würde.' So habe ich
mich denn zum Abdruck des i. Buches von Matthl^s Werk, so viel ich
weiß, der ersten beachtenswerten Abh. über allgemeine Phonetik, ent-
schlossen ; von den andern oben gen. Werken gedenke ich in den folgenden
Bänden jedenfalls Teile herauszugeben. Das Exemplar Von Matthi-e hat die
jENAcr Universitätsbibliothek mir freundlich zur Verfügung gestellt, welcher ich
auch hier meinen Dank dafür ausspreche. Die Orthographie des ersten Drucks
ist hier mit all ihren Eigentümhchkeiten beibehalten, auf die Gefahr hin, daß
dabei auch Druckfehler wiederholt werden könnten. Da Vf. keine Korrektur
gelesen, war eine Unzahl von Fehlern stehen geblieben. Eine Nachschrift des
ersten Druckers unterrichtet die Leser, daß er Schwierigkeit gehabt habe, der
eigenartigen Schreibung im Ms. des Vf., namentlich bei den 'Diphthongen' (118)
zu folgen. Statt der liegenden sind hier stehende Lettern, statt f immer s und
die Abkürzungen sowie die Ligaturen sind in den betr. Buchstaben ausgesetzt
worden; die Digramme ae und oe, bzhw. ae und oe wollte der Vf. eigentlich
nur als q gedruckt haben. Die Seitenzahl ist in [ ] dem Texte eingefügt.
Über seine Aufgabe und Methode spricht Matthi^e sich in dem hier
VORWORT ZU J. MaTTHL-E DE VERA LITERARL'M DOCTRINA. 85
nicht abgedruckten Widmungsschreiben aus. Ich halte mich in meinem Bericht
mögHchst an die ihm eigentümhche Ausdrucksweise, z. T. an seine lat. Worte.
Um Laute und Sprr. richtig zu lernen, bedürfe man einer allgemeinen
Lautlehre (doctrina literarum omnibus Unguis communis, an späterer Stelle
literarum physica), welche nach der allen Menschen und Völkern gemein-
samen Natur darzustellen sei. Er habe sich zuerst bei den Schriftstellern um-
gesehen, dann die Natur selbst beobachtet, die beiderseitigen Ergebnisse ver-
glichen und in zweifelhaften Fällen sich einen neuen Weg der Naturbeobach-
tung gesucht, bis es ihm nach seiner Ansicht gelungen, einen Einblick in
die natürliche Bildungsweise der Laute, die ihnen allen zu Grunde liegenden
allgemeinen und besondern organischen Ursachen und ihre natürliche Anordnung
zu bekommen. Wo es ihm im einzelnen nicht gelungen, sagt er es offen.
Im I. Buch, DE VERA LITERARUM DOCTRiXA, auf dcsscn Abdruck ich mich
beschränke, bestimmt AL den Laut litera viva nach seiner hörbaren Wir-
kung (minimus sonus orationis . im Gegensatz zu der Form und dem Namen
des Buchstabens. Er geht dann auf das Sprechorgan (organon corporeum.
quo ratio in homine ad literas formandas utitur; ein und unterscheidet die
entlegenen Teile, die Kehle (guttur^ und die nähern, die Mundhöhle mit der
Nase (os, nasus . Die Kehle vergleicht er mit einer Pfeife non aliter atque cista
ventosa in organo aerem ex follibus haustum fistulis suppeditatj und deutet wohl
die Hemmung (retinendumj und den Kampf (conflictus) an, welchen der Aus-
atmungsstrom hier zu bestehen hat und aus dem die Stimme hen^orgeht. In der
Mundhöhle unterscheidet er weiter mit Aristoteles Artikulationsstellen und
-weisen (tottoi loca und (Txrmaxa figurae): ferner die beweglichen, thätigen
und festen, leidenden Teile partes mobiles s. agentes und fixae s. patientes .
Unter erstem bespricht er den Unterkiefer, der die Mundöffnung rictus oris
erweitere und verengere, das Ansatzrohr der Pfeife fistula) vergrößere und
verkleinere. Die gelöste Zunge sei besser zur Artikulation der Laute (bidpGpuucJic
geeignet, ihre Bewegung habe Arist. TTpo(c)ßoXri , die der Lippen cruuTrXoKn
[oder cru|aßoXiv genannt. M. betont die abwechselnde Bewegung der Zunge
und Lippen, ohne damit die gleichzeitige Wirkung derselben ganz auszu-
schließen. Als feste Teile nennt er weiter den Oberkiefer, den harten] Gaumen
mit den Zähnen, gegen welche letztern sich sowohl die Zunge als die Unter-
lippe bewege; die Oberlippe sei weniger beweglich.
Die natürliche Ordnung der Laute sei die von den Stimmbändern
zu den innern und äußern Artikulationsstellen der Mundhöhle oder umgekehrt.
Die erste Einteilung sei die in Vokale und Konsonanten (genera 123). Mit Recht
kritisiert M. des Aristoteles unzulängliche, leider noch in der neuern Phonetik
oft nachgesprochene Definition der Vokale (xd qpujviievTa i] cpMvi] Kca 6 Xdpu-fS
d(pir|(Ti; , wonach dieselben nur in der Kehle mittels der Stimme erzeugt
würden : Guttur enim et vox causa communis omnium literarum est. \'ox
autcm gutture emissa, nisi certa oris figura formetur. \ocalis non fit . . .
Motus enim lingua; et labii in vocali formanda lenior est . . . Os autem
varie figuram quasi fistulam nuitat. Et nunc latam. nunc angustam. nunc
brevem, nunc longam efficit. Es ist besonders zu beachten, daß M. hier als das
wesentliche, was die Vokale von den übrigen Lauten scheitlet, nicht die
g5 F. Techmer.
Stimme, welche sie ja mit den andern Lauten z. T. gemein hat, noch über-
haupt die Einstellung der Kehle, sondern die verhältnismäßig gelindere Arti-
kulation der Zunge und Lippen, kurz die geringere Mundartikulation
ansieht. Weiter unterscheidet M. den Zungenvokal vom Lippenvokal:
Lingualis est quae, ore diducto et labiis hiantibus, lingua; situ formatur. Mit
3 Stufen : A magno rictu lingua reducta [M. sprach also wohl nicht das
Mittelzungen-, sondern ein Hinterzungen- A] et depressa. E mediocri rictu,
lingua media ad medium palatum subducta [es handelt sich in Wirklichkeit um
den der Mitte zunächstliegenden Teil des Vorderzungenrückens und Gaumens]
et nonnihil porrecta. I minimo rictu, media [?j lingua ad extremum palatum
sublata et extrema ad dentes inferos magis admota , supero labro renidet
angustius . . . Hie labri mentio fit, quae in proxima [E] praetermissa fuit. Die
letztere Bemerkung bezieht sich auf Stellen von Terentianus, welcher wenig-
stens für I eine Lippenartikulation, wohl den mittels des Lachmuskels (Riso-
rius) bewirkten Rückgang mit Längsöffnung, beschreibt, welche M. vernach-
lässigt. Es folgen die Lippenvokale : Vocalis labialis est quai ore et labiis
in orbem contractis et porrectis formatur . . . Hie autem etsi certus etiam est
linguse situs . . . tamen quoniam cum natura labiis contractis tegit, obscurior
est. Et ad eum recte observandum vitreis et pellucidis claustris oris opus esset.
Quare eum doctrina describere et proponere nee facile est et nihil opus est.
Natura enim indocta sua sponte linguam ad sonum aptat [doch nicht immer,
z. B. nicht für fremde Laute]. Quare satis est ex labiis vocalem labialem de-
scribere. Hier ist eine schwache Stelle in der Phonetik des Vf. Für die
Zungenartikulationen der sog. Lippenvokale ist die Beobachtung des Vf. unzu-
länglich, daher die weitere Beschreibung dieser Vokale teils mangelhaft, teils
falsch ausfallen mußte: O pleniore orbe et ore rotundo, labiis paululum por-
rectis profertur [es wird hier offnes und geschlossenes O (magnus et parvus)
geschieden] ... In nostra insuper lingua [danica] et germanica tertia diffe-
rentia et sonus ab utroque diversus est. Qui a Germanis quidem varie [OE
CE 0], a nostris autem fere exprimitur figura 0 [der Unterschied der O- und
0-Laute, die Hinterzungenhebung für die erstem und Vorderzungenhebung für
die andern, hat M. noch nicht erkannt] ... U et Y fiunt orbe contractiore et
labiis magis productis et prominentibus. Auch was die U- und Ü-Laute unter-
scheidet, hat M. nicht gefunden, weil er die durch die Lippenzusammenziehung
versteckte Hinter- und Vorderzungenhebungen nicht zu beobachten verstand.
Er sucht einen Unterschied in dem Lippenöffnungsgrad und meint : U medio-
cri orbe, labiis magis productis formatur . . . Y minimo orbe, labris maxime
prominentibus sonat exilius.\ Der Sonus exilior des Y rührt aber von der
Vorderzungenhebung und Verkleinerung des vordem Ansatzrohrs her.
Vom Konsonanten sagt M. : situ et ictu partis mobilis in ore formatur
. . . majore motu et strepitu quam vocalis. Er kritisiert hier des Arist.
Definition der Konsonanten dqpotva r) f^OuTia xai x^^^H aqpirjcyi) mit der Bemer-
kung: sed id etiam vocalibus commune est. Der Konsonant unterscheidet sich
nach M. vom Vokal hier durch die bedeutendere Mundartikulation und,
wie er wohlweislich hinzufügt, das damit verbundene Geräusch. Der Nasen-
artikulation hatte M. bei den Vokalen nicht gedacht und die nasalen Vokale
VORWORT ZU J. MATTHI/f; DE VERA LITERARUM DOCTRINA. g-j
ganz vernachlässigt. Bei den Konsonanten spricht er nun von der Nasen-
öfiTnung: Atque hie narium major est usus quam in vocaH. Cum enim ictus
hie partis mobihs TrpoßoXiT^ in consonante proferenda, spiritum et vocem
[man beachte den Gegensatz, M. unterscheidet aber bei Spiritus noch nicht
den durch Blaseöfifnung oder Hauchenge getriebenen Atmungsstrom, bzhw. flatus
oder Spiritus asper (vgl. io8)] impediat . . . nasi foramina patentia ori irnposita
. . . vocem repercussam recipiunt, transmittunt et ad aures audientium perferunt.
Die Konsonanten werden ebenfalls in solche der Zunge und der Lippen gesondert,
doch hat M. die Analogie derselben mit den Vokalen nicht weiter verfolgt:
Lingualis ergo consonans est quae . . . instar primarum vocalium linguae situ
et ictu formatur . . . Pulsat autem lingua cum toto corpore, tum in primis
mucrone . . . nunc huc. nunc illuc migrans, certa loca oris occupat et pulsat.
M. beschreibt weiter Zungengaumenkonsonanten : den beweglichen (quae
mucrone ad palatum subducto, sed pendente et mobili formatur: S ... fit
mucrone sibilante . . . ; R ... mucrone tremente' und den festen (quae fit
mucrone palatum tangente : L, N) ; ferner Zungenzahnkonsonanten : den
obern (quae mucrone ad dentes superos applicato et lingua longa formatur: D)
und den untern (quae linguae mucrone ad inferos dentes devoluto (das ist
jedoch nur die Ruhelage der Zungenspitze, welche nicht für die Lautbildung
in Frage kommt] et interiori lingua ad palatum et dentes subducta ac proinde
lingua convexa formatur. Atque hie non solum mucro [quiescit!], sed etiam
interior lingua [dorsum( pulsat et sonos distinguit. Verum hie discrimen ictus et
loci obscurior est. Et mihi ipse nondum hie satisfeci. Wie bei den Vokalen geT
steht M. offen und bescheiden seine Unkenntnis der hintern Zungenstellungen
ein, welche letztern hier freilich die wesentlichen sind. Er begnügt sich, die
Zungenkonsonanten lediglich nach der Stellung der sichtbaren Zungenspitze
zu unterscheiden. Die *^untern', welche wir als Zungenrückenkonsonanten zu
benennen haben, sondert er weiter in innere C, H und äußere J, G. Man
sieht schon an dieser Einteilung, und nicht minder an der Beschreibung dieser
Laute im einzelnen , daß die Beobachtung hier den Vf. ganz im Stich läßt.
Über H bemerkt er: ictu lingua* leniori fit . . . At non solum faucibus et
palato, sed etiam leni genuinorum et palati pulsu formatur . . . Esse autem H
literam, et quidem consonantem l? ab aliis distinctam non est dubium. Habet
enim sonum ab aliis omnibus diversum . . . Spiritus enim commune litcne subjec-
tum et vehiculum est . . . Botest igitur H et spiritus et flatus [? vgl. 112 esse et
dici et nihilominus litera esse. M. erkennt also wohl, daß H sich von den
Konsonanten ganz absondert und die geringere Mundartikulation wie die
Vokale hat. Es ist ihm aber entgangen, da(.^ sich bei H die Glottis verengt
und das Ansatzrohr verschieden , im allgemeinen genau den benachbarten
Vokalen entsprechend, einstellt: //,, /// //„, bzhw. (7^ i^ u^. In der Einteilung der
Zungenkonsonanten folgt M. im wesentlichen Galenls. An Lippe nkonso-
nanten unterscheidet er die Lippenzahn- (labiodentales' : V, F und Lippen-
lippenkons. (labiolabiales) : P wie B nennt er ausnahmsweise conjuga quae
comparem sono similem habet, M solitaria quae compare caret. Den durch-
greifenden Unterschied von stimmhaften und stimmlosen Konsonanten klar
zu stellen, blieb \V. Hdldkr vorbehalten; daß auch M seinen stimmlosen Ge-
88 ^'- Tkchmer.
nossen hat, ahnte Matthle nicht. Man beachte noch des Vf. Begründung
der Lautveränderung hier ii6: Natura enim facihtate delectatur, sein Gesetz
der Harmonie der Laute 122: cjuo pheres in una syllaba concurrunt; eo magis
altera alteri . . . sese accommodat , seine Entgegensetzung von affinitas Hte-
rarum und euphonia 127, von Artikulation und Schall 131: Conatus magis
quam sonus, und die Lautübersicht 132.
Nachdem M. bisher von der allgemeinen Phonetik gehandelt, kritisiert er
im 2. Buch, de DivERs-ii doctrin;« incommodis, die verschiedene Einteilung,
Anordnung, Benennung und schriftliche Bezeichnung der Laute in einzelnen
Spr. und Grammatiken. Von dem Abdruck dieses Teiles sehe ich hier ab, will
jedoch seinen Inhalt kurz andeuten und einige Stellen von weiterm Belang
herausheben. Der wahren natürlichen Lautlehre (literarum physica et gram-
matica naturalis) stellt er die 'sophistischen^ gemachten gegenüber S. 131:
Doctrina cum natura congruens et consentiens et facile intelligitur et intellecta
tcnaciter haeret. Contra vero quae a natura discrepat aut cum ea pugnat
obscura fit, difficilis et insuavis. Im Gegensatz zur hergebrachten griech.-
röm. Reihenfolge der Buchstaben (ordo literarum antiquus) betont er die Vor-
teile der natürlichen Anordnung der Laute (ordo naturalis) nach den Teilen
des Sprechorgans. Er geht dann auf die griech.-röm. Einteilung der
Laute ein S. 136: Primo igitur distinctio hterarum in vocales et consonantes
facta est, quae naturalis et vera est . . . Consonans in semivocalem et mutam
divisa est. Atque hoec distinctio . . . non est sumpta ex causis literarum et
organis naturalibus, quibus literse formantur, sed ex sono . . . Genera . . .
et species consonantium natura distinctas confundit. Den hebr. Gramma-
tikern, welche freilich ihre Laute nach den Organen (guttur, palatum, Hngua,
dentes, labia) ordnen, rechnet M. es als Fehler an, daß sie diese Teile des
Sprechorgans in koordinierten Reihen aufzählen. 155: Causae generales et
communes cum causis specialibus et propriis confunduntur. Guttur enim
primum communis est omnium literarum tam vocalium quam consonantium
causa. Quae spiritum et vocem ori ad literas omnes proferendäs ex pectore
promit et suppeditat, non aliter atque cista ventosa . . . Deinde lingua et
labium inferius certo situ et motu causae sunt speciales et quidem mobiles
et agentes vocalium et consonantium omnium, lingua quidem earum quae
intra dentes, labium vero earum qute extra dentes, formantur. Palatum
autem et dentes rursum speciales causam sunt quietae et patientes voca-
lium et consonantium lingualium. Quare haec distinctio generales et speciales
causas confundit. Ac proinde vitiosa est. Diese Überordnung der Kehle
(Glottis) über die Teile der Mundhöhle bei der Bildung und Anordnung der
Laute ist ein großer Fortschritt in der Geschichte der Phonetik. Erst VV. Holder
hat der nasalen Stelle eine mittlere Stufe in der Rangordnung angewiesen und da-
mit das System wesentlich vervollständigt (eleim. of sp. teilw. A. 1865, S. 10 — 12).
Hierauf handelt M. von der weitern Scheidung der griech. Mutae zu Tenues,
Mediae, Aspiratae; 164: haec distinctio nimis subtilis est. Satis enim
fuisset in simplices ... et compositas aspiratas 0X9 dividere; von dem
wesentlichen Unterschiede der stimmlosen und stimmhaften Laute wußte M.,
wie wir schon oben bei P und B gesehen, noch nichts. Er bespricht dann
VORWORT ZU J. MaTTHI^E DE VERA LITERARUM- DOCTRINA. Sq
den Spiritus asper und lenis. Jot und Vau in ihrem Verhältnis zu i und
u 175: Vitiosa scriptio est, quod duarum vocalium figurae, Jota et Ypsilon,
pro duabus consonantibus Jod et Vav scriptae sint . . . Scriptionem vitiosam
lectionis ambiguitas consecuta est. 177: Ex vitiosa scriptione diphthongus
etiam nata est. Im Anschluß hieran zieht er gegen die hergebrachte Di-
phthongentheorie zu Felde, kommt dabei aber offenbar mit seiner frühern
genetischen Unterscheidung der Laute in Widerspruch. 187: Nam si omnis
vocalis cum omni vocali sonat, omnes vocales etiam consonantes sunt. Hier
gebraucht M. diese Ausdrücke nicht mehr in dem Sinne, wie er sie im
1 . Buch vorwiegend nach den Mundartikulationen bestimmt , sondern in der
altern Bedeutung nach ihrer Stellung und Verrichtung in der Silbe . welche
ja ihrer Etymologie entspricht. Sagt er doch jetzt 188: Verse definitiones
et linguis omnibus communes hse sunt: Vocalis est litera per se sonans.
Consonans est litera cum vocali sonus [sonans?]. Syllaba est vocalis et con-
sonantis sonus conjunctus, cujus loco interdum vocalis fungitur. In diesem
Sinne sagt M. auf derselben Seite oben: Quod si qu»dam tantum vocales
cum aliis sonent ut i et u, divisio literarum [sc. ex positione syllabica sumpta]
non bimembris, sed trimembris fieri deberet: in vocales a e o y, in conso-
nantes s r 1 etc. et ancipites, id est quae et vocales et consonantes sunt,
i et u. Er tadelt mit Unrecht die aus der griech. Phonetik übernommene
Definition der Silbe bei Prisciax: Syllaba est comprehensio literarum con-
sequens sub uno accentu et uno spiritu prolata vgl. die Def. des Schol.
zu DioNvsius Thrax : (TuWriH^ic cTu|Li(piJuvujv iLietd cpujvrievTOC x\ qpuJvnevTiuv, uqp'
eva Tovov Kai ev rrveOiaa dbiadTüTuuc dTO|aevri . Und an all der V^erwirrung ist
nur der Umstand schuld, daß Vf.. wie fast alle Phonetiker, die oberste Einteilung
der Laute nach ihrer Erzeugung an und für sich nicht gehörig von der Ein-
teilung nach ihrer Stellung nebeneinander in der Silbe auseinander gehalten
und die Ausdrücke Vokal und Konsonant jeden zweideutig gebraucht hat.
Zuletzt bespricht M. noch mit einer für manchen Leser \-iclleicht zu großen
Ausführlichkeit die Doctrina diphthongorum et triphthongorum lingual italicai
ex grammatica Scipioxis Lentuli Neapolitani : lingual gallica; ex gr. Joannis
PiLOTi Barrensis, Jo.a.nnis Garneri, Antonii Cavcij, Petri Rami; linguai ger-
manicae ex gr. Alberti CElixgeri. Johaxxis Clajji Hirtzbergensis und kommt
zu dem Schluß, daß in den genannten Sprachen gar keine Diphthongen vor-
kämen. Dem entspricht des Vf. Schreibung lat. u. aa. Wörter. Auch diese
Schwierigkeiten sind zu vermeiden, wenn man nur unter Di-, Tri- . . . Pol\--
phthong die Verbindung von 2, 3 und mehr Lauten, gleich welcher Gattung,
in einer und derselben Silbe versteht, wie ja auch Monophthong ((pSöfTOc) für
den einfachen Laut jeder Gattung in unbeanstandetem Gebrauch ist.
Vergleichen wir schließlich die Ergebnisse des Werkes mit der Phonetik
der Zeitgenossen und früherer Zeit, so finden wir, daß M. sich in den all-
gemeinen phonetischen Betrachtungen hoch über seine Vorgänger erhebt, daß er
aber in der Darstellung der Konsonanten über die der Griechen und ihrer Nach-
ahmer, der Römer und Humanisten, nicht hinaus geht und hier weit hinter
der Genauigkeit der indischen und arabischen Phonetiker zurückbleibt, deren
sorgfaltige Arbeiten er freilich nicht kannte. F. T.
DE LITER IS
LIBRI DUO. QVORUM PRIORE NATIVA PRONUNCIATIO ASSERITUR. POSTERIORE
SOPHISTICA CONFUTATUR. AVTORE
J ACOBO M ATTH I /E
ARHUSIENSI. BASILEiE PER CONRADUM VVALDKIRCH AD LECYTHUM PERNEAM.
CI3I3XIVC.
LIBER PRIMUS
DE VERA LITERARUM DOCTRINA.
Ne qvis igitur tanqvam parva fastidiat
Grammatices elementa. Qvia interiora velut
sacri hujjus adeuntibus apparebit miiltarum
rerum subtilitas. Qvac non modo acuere ingenia
puerilia: sed exercere altissimam qvoqve eru-
ditionem et scientiam possit.
QVINTILIANUS lib. I. cap. c.
DE LITERA.
Litera est minimus sonus orationis human£e. Qvae et Elementum dicitur :
et litera etiam viva dici potest.
Aristoteles in poetica cap. 6. (TTOixeTov ecTii qpuuvn dbiaipeioc, ou näöa
he, d\\' eH f|C TceqpuKe auveui yivecTGai (puuvr|. Kai jap tOuv Bripiujv eiaiv dbiaipeioi
9uuva(. d)v oubejaiav XeYUJ CTTOixeTov. Elementum est vox indjvidua : non omnis
avtem , sed ex qva vox intelligibilis fit. Etenim bestiarum sunt individuae
voces. Qvarum nullam Elementum voco.
Priscianus etiam literam per vocem definit: Litera, inqvit, est minima pars
vocis compositae. Et litera est vox, qvse scribi potest individua. [2]
Litera viva , qvoniam naturalis est , et organis oris naturalibus formatur,
apud omnes homines fere eadem est. Nisi qvatenus natura et consvetudo,
gentium et hominum singulorum, pronunciationem variet.
Literae adjuncta. Literae adjuncta duo sunt: figura et appellatio sev
nomen. Priscian. pag. 5 : propter pronunciationem, et figurae et nomina sunt
facta. Utrumqve avtem adjunctum etiam litera et Elementum dicitur.
Figura. Figura ergo, qvae pingitur et scribitur: primum literje adjunc-
tum, symbolum et imago est. Augustinus de principiis Dialecticae cap. 5.
Litera ipsa cum sit pars minima vocis articulat^e: abutimur tamen hoc voca-
bulo , ut appellemus literam , etiam cum scriptam videmus , qvamvis omnino
tacita sit: neque ulla pars vocis, sed Signum partis vocis appareat. Qvae
qvoniam artificialis est, et ex hominum arbitrio pendet: non solüm pro gen-
tium et lingvarum variarum publica con[3]svetudine: sed etiam pro singulorum
hominum arbitrio interdum variat. Si qva avtem figura, ad sermonem recte
DE VERA LITERARUM DOCTRINA.
QI
scribendum necessaria, in lingva aliqva desideratur: de integro fieri potest et
debet.
Ordo etiam exarandi literarum figuras in arbitrio hominum situs est. Unde
Hebraii et alij ä dextra in sinistram : Graeci et Latini contra ä sinistra in dex-
tram scribunt.
Nomen. Literje adjunctum alterum est'nomen et appellatio. Qvae etiam
pro gentibus et lingvis varia est. Latini enim literas suo tantum sono expri-
munt: ut a, be. Hebrai nominibus appellant : ut aleph, Beth. Sic et Graeci:
ut alpha, Beta. Qvs nomina Chaldaica sunt ex Hebrseis facta. Haec a\tem
nomina tum Hebraea, tum Chaldaea etiam Latinis literis accommodari possunt,
cum opus est: et econtra . Latina nomina Graecis et Hebraeis literis. Pro
novis etiam literis nova nomina excogitari possunt. 4]
Cavsa Literarum Inventar um. Literarum avtem observationem , in-
ventionem et doctrinam necessitas peperit: Cum enim non semper coram col-
loqvendi esset facultas, et absentibus s^pe aliqvid significandum esset: et
posterorum interesset, majjorum res gestas et acta scire: necessariö qvaesitum
est, qvo pacto sermo in materia aliqva, qvae aliö mitti et ad posteros trans-
mitti posset: figuris exprimi et consignari posset
Ratio inventionis Literarum. Cum avtem immensa esset sermonis
humani varietas : ad qvam exprimendam figuris innumeris opus esset: ut ea
varietas ad pavcitatem revocaretur: in illa vocis humanae infinitate. primüm
singulae qvadam voces notatse et distinctae sunt: tum voces in suas partes,
qvas syllabas appellamus, divisae sunt. Syllabae praeterea in sonos minores
sev minimos distributa^. Atqve hie certus et exiguus primorum sonorum in
voce :5: humana numerus repertus est. Qvi certo deinde simplicium figura-
rum numero expressus est. Qvibus postea nomina, docendi cavsa, indita sunt.
Atqve ita literarum Grammatica nata est: ut est apud Platoxem in Philebo.
Ut ergo litera viva, propter scriptam, qvaesita est: ita scripta propter vivam
significandam et exprimendam facta est. ut docet etiam Avgustinls de ordine
üb. 2. cap. 12. Atqve hanc Grammaticam literarum, vel a Deo monstratam,
vel ab homine qvodam divino , qvalis apud iEgyptios Thevtus fuisse fertur,
repertam esse, Plato in Philebo affirmat.
Ratio tradenda; doctrinai Literarum, Ut avtem omnis rei solida
cognitio ex cavsarum cognitione et explicatione pendet: ita et literarum.
Qvare ut ea rectc explicetur et intelligatur: ex cavsis explicanda est. Deinde
ad cavsarum explicationem ars et ordo acccdere debet. Qvi similia conjungit,
et dissimilia disjungit. Ordo enim et Methodus plurimum ad docendi dis- 6]
cendiqve facilitatem facit, et rei cujjusqve Cognitionen! et memoriam adjuvat
et confirmat. oubtv outuuc out eüxpriCTTÖv ouie KaXov lüg n idEic. Nihil
hominibus neqve utilius neqve praistantius ordine. ait Xknoi'hon in Q^cono-
mico. Et Cicero de Oratore: Ordo est, qvi maximc lumen afiert memoria;.
Ha:c avtem utraqve et cavsa et ordo literarum. e.x ipsa natura petenda
sunt. Doctrina enim omnis vera et solida, naturiv tantum obscrvatio et de-
scriptio, et qvasi pictura est, et esse debet. Juvenalis Satj-ra decimaqvarta:
NuiKivam aliud natura, aluul sapiontia svadct.
Ut ergo doctrina literarum rectc instituatur: primum et pra^cipue, de
Q2 jACOltUS MATniLt.
literis nativis agendum est: E^qve ex cav^sis naturalibus describenda,' sunt. Et
ad eas, figurae et nomina accommodanda sunt. Deinde ordo adhibcndus est,
qvem natura monstrare videtur.
Literas avteni hoc modo tradendas esse etiam veteres judicarunt et monu-
erunt: Plato in Cratylo et Theaiteto , brevius quidem, sed rem tarnen digito
qvasi indicavit. [7] Aristotelks, in poetica et de animalibus, plenius pavlo ex-
posuit. Inter Grammaticos, Terkntianus Mavrus et Martianus Capella, id
ex proposito agere conati sunt. Granimatici etiam Hebnei hie laborarunt.
Nostra avtcm memoria Petrus Ramus, Philosophus exccllcns et multarum
reruni diligens investigator: propius ad rem accessit.
Nos igitur Platonis , Aristoteeis et aliorum ve.stigia seqventes, doctrinae
literarum, ex natura ipsa, explicationem aggrediemur. Et qvai in ipsis avto-
ribus latent, minus vulgo observata , eruere et in lucem proferre: et si qvid
in ipsis desiderari videbitur, ex ipsa natura^ observatione , explere conabimur.
Usus doctrinae Literarum recte tradita^. Doctrina avtem literarum
hoc modo tradita, qvoniam naturaHs est, et facile discitur et tenaciter hajret.
Doctrina enim cum natura congruens et consentiens, ab ipsa natura qvasi
arripitur, et mordicus retinetur. [8]
Deinde in ipsis literis, qvid commune, qvid proprium sit ostendit, et
veram literarum originem, pronunciationem, scriptionem, ordinem , et nume-
rum explicat.
Tertio, literarum cognationem et affinitatem: et qvae inde aliqvo modo
pendet, literarum affinium et cognatarum inter se permutationem , in vocum
compositione et derivatione, in declinatione et conjugatione, et reliqvis deri-
vationis speciebus, docet. Qvintilianus libro i. cap. 5. Discat, inqvit, puer,
qvid in literis proprium, qvid commune, qvae cum qvibus cognatio. Nee
miretur cur e scamno fiat scabellum , avt ä pinna qvod est acutum , securis
utrinqve habens aciem, bipennis.
Praeterea, qvoniam omnibus lingvis haec doctrina communis est, qvid lingva;
singulae in literis commune, qvid proprium habeant, ostendit.' Et plurimum.
ad lingvarum variarum literas , et lingvas etiam ipsas , facilius discendas,
confert.
Postremo haec eadem literarum doctrina recte tradita, etiam Methodi Lögicae
illustre exemplum est. Qvod etiam ä pueris intelligi , et una cum ipsis lite-
rarum elementis, [g] havriri potest. ut docet Plato in Philebo et Cratylo.
CAVSA EFFICIENS NATURALIS LITER^E.
Cavsam efficientem literarum appellamus partem corporis, et organon cor-
poreum: qvo ratio in homine, ad literas formandas utitur. Ea ergo duplex
est: Remota et Propinqva.
CAVSA remota.
Guttur. Remota est Guttur. Guttur enim vocem format, quae liters
materia et subjectum est. Vox autem est sonus aeris , qvi in gutture conti-
netur, qvi impetu gutturis impulsus sonat. Guttur enim dum se impetu qvo-
DE VERA LITERARLM DOCTRINA.
93
dam contrahit, aerem inclusum pellit , et vocem edit. Aristoteles de anima
lib. 2. cap. 8. vox, inqvit, est ictus aeris , non respirati , ut tussis, sed ejjus
aeris , qui in arteria est, cujjus fit cum arteria ipsa conflictus. Qvod ex eo
scire licet, qvod fieri neqveat, ut vocem mittat is, qui ducit avt edit spiritum :
Sed is modo [lo] qvi retinet. Etenim eum retinendo movet,
Guttur ergo spiritum et vocern ori , ad literas , qvasi varios sonos , for-
mandas , suppeditat. Non aliter atqve cista ventosa in organo , aerem ex
foUibus havstum, fistulis suppeditat.
CAVSA PROPINQVA.
Os. Propinqva literarum cavsa est, qvae in ipsa voce, qvasi in cera,
varias literarum figuras format. Estqve tum os ipsum. tum qvailibet pars oris.
Os enim vocem ex gutture havstam, in literas format et mutat. Utqve fistula
canendi organon artificiale est: Ita os loqvendi organon naturale est. Utque
fistula ore humano inflata, sonat qvod vult homo : Ita os gutture inflatum,
loqvitur qvod ratio vel affectus dictat.
Aristoteles de partibus animalium lib. 3. cap. 1. Natura, inqvit, parti-
bus communibus ad multa officia utitur. Sic oris qvoqve officium varium est.
Pluribus animalibus communia officia sunt, cibum conficere, spirare, et prai-
sidium atque defensio: Homini avtem proprium loqvi. Unde et homini os
compresfiilsius datum est: tum cibi conficiendi, tum spirandi. tum loqvendi
gratia.
CAVSA os ADJUVANS.
Nasus. Ori additus est et impositus nasus non solum olfaciendi, qvod
ei proprium est, avt spirandi, quod ei cum ore commune est: ne os semper,
trahendi spiritus cavsa deformiter pateret : sed etiam loqvendi gratia. Litera;
enim et sermo, etiam naribus resonant. Unde et ii, qvibus nares minus natura
patent, qvasi per nares loqvi videntur. Qvibus avtem nares pituita, e capite
defluente, oppleta; et obstructa; sunt; iis vox obtusior et obscurior est. Galenls
de fuetus formatione: Qvi de literis, inqvit, scripsere, affirmant spiritum, qvi
c gutture ascendit, interdum ad narium foramina pervenire: interdum aperto
ore efflari. Atque eum modo copiosum et Universum: modo pavcum ac pa\-
latim exire.
PARS ORIS.
Pars etiam qvjclibet oris cavsa literas est, et dici potest. Cum enim
sermo, animi interpres esse deberet. ac proinde literis qvasi [12 articulis: et
sonis variis distingvi: natura singulis oris partibus suum hac in re officium
assignavit: et singulis formam aptam et idoneam, ad eam rem, dedit. Akisto-
TKLKs de poctica, partes etiam tottouc loca appcUat. fpaf^MCtTa. inqvit, bia-
cpfepei oxn|Lia(Ji ToO (JxoinaTOC Kai tottoic, Litenu differunt figuris oris et locis.
PAKS MOllILIS.
Pars oris duplex est: Mobilis et fi.xa. Mobilis figuram oris variani cfficit,
et ccrto motu et situ, literas format. Kt pra^cipuam in literis rorniandis vim
habet, llt pars sev organon agens dici potest.
Q4 jACOltrS MATTlIb-E.
Maxiila inferior. Ea duplex est : Majjor et minor. Majjor est maxilla
inferior, qvae rictum oris diducere et contrahere: et qvasi fistulani oris majjorem
et minorem reddere potcst.
Lingva. Minor magis ctiam figuram oris variat, cstque lingva avt labia.
De lingva [13] Aristoteles de partibus animalium lib. 2. cap. 17. Homo,
inqvit, lingvam solutam, mollem, et latam pra^cipuc habet, ut commoda ad
utrumqve officium sit: hoc est, et ad sapores pcrcipiendos : et literas cxpri-
mendas. Ad literarum enim bidpOpuucTiv cxplanationem, et ad sermonem,
lingva soluta , moUis, et lata accommodatior est. Qvippe qvsc varie contrahi
et extendi possit. Patet hoc in iis, in qvibus non est satis soluta et libera.
Uli enim btesi balbi, et torti fiunt. Qvod vitium literarum defectus est. Et
aves, qvai literas proferre maximc possunt, lingva sunt latiore qvam cetera;.
Et de animo lib. 2. cap. 8. Lingvaj usus, duorum munerum cavsa datus est:
gustatus atque sermonis: Lingvo: motum, literas formantem, Aristoteles rrpo-
ßoXrjv appellat.
Labia. De labiis, Aristoteles lib. 2 de partibus animalium, cap. 16.
Homini, inqvit, moUia carnosa, et qvx separari possunt, labia, data sunt: tum
dentium tuendorum gratia : tum potiori de cav.sa. Nam ad loqvendi facultatem,
hcec qvoqve faciunt. ut enim [14] lingvam ad duplicem actionem idoneam:
sie labra et sermonis et dentium tuendorum cavsa, natura adhibuit. Et idem
labiorum motum CTUfATrXoKiiv conjunctionem appellat. Labiorum avtem inferius
praecipue mobile est, et literas format
Lingvae et labiorum Motus alternus. Hae avtem du?e partes mo-
biles, lingva et labia, mira lege et arte, in literis formandis, alternatim mo-
ventur et qviescunt. Cum enim lingva, in literis formandis, movetur et labo-
rat: labia fere qvieta hiant. Cum avtem labia contra, in literis formandis,
moventur et contrahuntur: lingva minus atqve obscurius movetur, avt fere
qviescit. Qvod diligenter observandum est.
Atqve hinc Aristoteles, ex his duabus partibus earumqve motu alterno,
literas distingvit: De partibus animalium libro 2. cap. 16. Qvod si lingva
talis, et labra lubrica atqve agilia non essent: maxima literarum pars exprimi
non posset. rd )li£V y^p Tf|C Y^uüiTric eicri TrpoßoXai: xct be cruiaßoXai tüjv
[15] xei^Äv. Aliae enim liters lingvae sunt TTpoßoXai, productiones: aliae labio-
rum (Ju)LißoXai, conjunctiones.
PARS FIXA.
Pars fixa, in literis formandis, non tam agit, qvam patitur. Partis enim
mobilis et spiritus ab ea impulsi, motum et impetum tantum excipit et cohibet:
Et pars patiens et adjuvans dici potest.
Maxilla superior. Estqve majjor et minor. Majjor est maxilla superior,
ea inferiori opposita, varie pressum ejjus excipit.
Palatum. Minor variis locis a mobili pellitur: Estqve palatum et dentes.
Palatum testudinis instar, lingvam tegit: et ab ea varie pressa et pulsa, literas
format.
Dentis. Dentes lingvam muri instar, circumvallant , et lingva; mucroni
DK VERA LITERARIM DOCTRTNA.
95
opponuntur. [i6] Cujjus motum et pulsum excipientes, literas formant. De
dentibus Aristoteles, de partib. animal. lib. 3. cap. i. Homo, inqvit, dentes
tot et tales, potissimum locutionis gratia, sortitus est. Ad literas avtem ex-
primendas, plurimum conferunt primi dentes. Haec ille. Dentium avtem
superi, tum lingv?e , tum labio inferiori communes sunt: et motum utriusqve
patiuntur.
DE CAVSIS LITER.I; TESTIMONIA.
Atqve hae cavsae literarum communes sunt. Qvae breviter et eleganter ä
Cicerone et Lactantio descriptae et indicatae sunt.
CicERONis. Cicero de Natura Deorum lib. 2. Ad usum avtem. inqvit,
orationis, incredibile est, nisi diligenter attenderis, qvanta opera machinata
natura sit.
Primum enim a pulmonibus arteria usqve ad os intimum pertinet. Per
qvam vox principium ä mente ducens, percipitur et funditur.
Deinde in ore sita lingva est finita denti[i7]bus. Ea vocem irnmoderate
profusam, fingit et terminat. Qvae sonos vocis distinctos et pressos efficit.
cum et ad dentes, et ad alias partes pellit oris. Itaqve plectri similem lingvam
nostri solent dicere: cordarum dentes: nares cornibus bis, qvi ad nerv'os reso-
nant in cantibus. Haec Cicero.
Lactantii. Lactantius de opificio Dei cap. 10. Oris, inqvit, species et
rictus ex transverso patefactus, qvam utilis , qvam decens sit, enarrari non
potest. Cujjus usus in duobus constat officiis, sumendi victus et eloqvendi.
Lingva intus inclusa : quae vocem motibus suis in verba discernit : et est
interpres animi : Nee tamen sola potest per se, loqvendi munus implere : nisi
acumen suum palato illiserit: nisi adjuta vel offensione dentium. vel com-
pressione labiorum.
Dentes tamen plus conferunt ad loqvendum. Nam et infantes, non ante
incipiunt fari, qvam dentes habuerint: et senes amissis dentibus ita balbutiunt.
ut ad infantiam revoluti denuo esse videantur. Haie Lactant. Ha; ergo cavsa;
naturales literarum sunt. [18]
ORDO literarum NATURALIS.
Ordo literarum naturalis hie esse videtur, ut ä vocis origine, et partibus
et locis oris interioribus, ad exteriora, et a superioribus ad infcriora, pro-
gressio fiat. Atqve hactenus de litera in genere.
Litent divisio et species. Litera est duplex : vocalis et consona. H;uc
divisio litera.', prima, vera, necessaria, et antiqva est: A Grammaticis et Philo-
sophis plerisqve proposita. Plato in Philcbo et Aristotf.lks in arte poctica.
vocalem nominat: sed pro consonantc, ille qvidem mediam et mutam : hie
verö semivocalem et mutam nominat. Tkrentianls hanc partitionem sie pro-
ponit :
KlemeiUa nulos (jikv iiucros docont niaL;i>tii :
Vocalia qiuvdam luiuieraiU, coiiMoiia ()\.vi.lam.
q5 Jacokus Matthi^'e.
DE VOCALI.
Vocalis est litera per sc sonans. Qva,* et Latine sonans dicta est. ut
DioMED. lib. 2. ait. Gnece (piuvfiev. Tkkkntianus sie definit: [ig!
IIa;c reddere vocem, <|voniam valent seorsa
Nullumqve sine illis polis est coire verbum.
Haic certa oris figura qvasi fistula maxime formatur. Aristoteles de
historia animalium lib. 4. cap. 9 xd qpuuvrievia, inqvit, rj qpujvri Kai 6 XdpUT^
d(pir|(Ji. vocales vox et guttur profert. Id avtem non satis est. Guttur cnim
et vox cavsa communis omtiium literarum est. Vox avtem e gutture emissa,
nisi certa oris figura formetur, vocalis non fit.
Aristoteles de poetica cap. 20. vocalem affirmat fieri ävev TTpoö"ßo\fic,
sine ictu. Qvod etiam verum videtur: si Trpo(TßoXr)v ictum et impetum vehe-
mentiorem intelligamus. Motus enim lingva: et labii , in vocali formanda,
lenior est.
Vocalis igitur similis est sono , qvem fistula foraminibus omnibus paten-
tibus sine digitorum applicatione et pulsu edit. Sed fistula formam et figuram,
qvam ab artifice accepit, semper eandem retinet: Et proinde inflata unum et
eundem semper sonum edit. Os avtem varie figuram qvasi fistulam mutat.
Et nunc latam, nunc angustam, nunc [20] brevem, nunc longam efficit. Ac
proinde varios etiam sonos vocalis edit.
Et hi qvidem omnes qvantitate et accentu variant. Priscianus pag. 3.
Natura , inqvit , singulis vocalibus denos sonos avt plures dare potest. Ovod
explicat de qvantitate accentus et aspirationis natura. Et de qvantitate et
accentu verum est. Atqve hinc fit , qvod Hebrjei vocales omnes geminas,
longas et breves, figuris et nominibus distinctas habeant. In qvibus etiam
soni qvaedam diversitas olim fortasse fuit. Graeci tantum duas qvantitate
distinctas habent: Latini nuUas. De qvo Terentianus:
Compendia nostri meliora crediderunt.
Una qvoniam sat habitum notare forma.
Pro temporibus geminum qvx ministret usum.
At magna commoditas esset, si vocales longas et breves, vel figura, vel
nota aliqva, et figurse appendice, distingverentur, in lingvis omnibus: prsesertim
qvarum in loqvendo usus familiaris est: sicut ab Hebrjeis factum est. [21]
VOCALIS LINGVALIS.
Vocalis est duplex: Lingvalis et labialis. Lingvalis est, qvas ore diducto,
et labiis hiantibus, lingvae situ formatur. Qvse et ab oris figura , diducta dici
potest: ut A, E et I.
A magno rictu, lingva reducta et depressa fit: et ex imo ore prodiens,
plenissime sonat. Ut extremus sonus, in cantu cornicis Georgic. i.
Tum cornix pluviam plana vocat improba voce
Et sola in sicca secum spaciatiir arena.
Terentianus operosius ex triplici dififerentia sie eam describit:
DE VERA LITERARUM DOCTRINA. . Q-
A primum locum litera sie ab ore sumit :
Immunia rictu patulo tenere labra :
Lingvamqve, necesse est, ita pendulam reduci,
Nee partibuä ullis aliqvos ferire dentes.
E et I fiunt rictu minore, media lingva ad palatum subducta: et ex-
trema ad dentes inferiores porrecta. [22"
E Mediocri rictu. lingva media, ad medium palatum subducta. et non-
nihil porrecta, qvasi medio ore nascens plenius sonat. üt iEneid. 2.
Degeneremqve Neoptolemum narrare memento.
Terextianus ex duabus dififerentiis eam describit: labri inferi mentione
praetermissa.
E qv3e seqvitur, vocula dissona priori :
Qvia deprimit altum modico tenore rietum.
Et remotos premit hine et hinc molares.
Hujjus vocalis sonus in plerisqve lingvis geminus est: tenuis et crassus.
Tenuis est, ut in vocibus trej , tria. vej ligna. Grsece figura e exprimitur:
Et e vjJiXöv, id est, e tenue appellatur: et semper brevis est. Hujjus sonum
habent fere figurae Latinae ae et oe. ut hodie usitate proferuntur: Jetas,
coelum. qvasi etas, celum. Qvare et per e simplex scribi possent: ut hodie
ä multis scribitur, edo pro aedo, obedio pro ob^edio. felix pro foelix.
Crassus est, qvi ut sonus extremus in ovium balatu sonat: ut in illo
Cratini : [23]
Fatuus velut ovis bse bse dieens, incedit.
Et k nostris figura ae scribitur. ut in trae arbor. lignum. vaei via. Posset
avtem et sie scribi (.\ Graece scribitur figura t], et fJTa dicitur. et semper longa
est. Qvae figura Palamedis dicitur.
Latini unicam figuram habent: sed tamen utrumqve sonum habuerunt.
Diomedes lib. 2. Vocales , inqvit, sunt numero qvidem qvinqve, sed potes-
tate Septem. Nam e brevis est scriptura: pronunciatione avtem longa: con-
ticuere omnes. Haec ille. Ergo primum et alterum e, hie sonat ut r\ Graecum,
et ae nostrum. Cicero 3. de Oratore e plenissimum vocare vidctur: de
CoTTA loqvens : cujjus rusticanam vocem afiectabat Sulpitius: Qvare Cotta
noster, ait, cujjus tu lata illa, Sulpiti, imitaris nonnumqvam : ut Jota literam
toUas : et e plenissimum dicas: non mihi oratores antiqvos. sed messores vi-
deris imitari. Hodie etiam e crassum fere profertur in Latinis vocibus . ante
S. R, L. N, C, G et T aliqvando: ut es, esca. ter, terra, mcl. tellus . en.
nomen, halec, tectum. tegmen, flet docet.
I minimo rictu, media lingva' ad extemum palatum sublata. ubi et nasci
videtur, et ex[24]trema ad dentes inferos magis admota, supero labro renidct
angustius, ut Ecloga 8.
Crcdimus? an ([vi nmanl ipsi sibi somnia lingunt.
Terentianus duplici dififerentia eam describit :
I porrigit icluni genuinos prope ad ipsos.
Minimumcive renidct supero tenus labello.
Hic labri mcntio fit. qvai in proxima pnvtermissa fuit. Et hie rictus
Techmer, ztschr. V. 7
n8 jACOiius Matthi/e.
minimi, et lingvae media; ad palatum extremum sublata.-, differentia praeter
missa est. Quintilianus lib. 9. ait E plcniorem literam esse. I angustiorem.
Inter I et E affinitas est. Unde pro I , E tenue in vocibus Latinis olim
scriptum est. Fab. lib. 1. cap. 5, Qvid? Non E qvoqve I loco fuit.' ut
Menerva, et leber, et magester, pro Minerva, über, magister. Et cap. 12. Here
et heri, sibe et sibi, qvase et qvasi scriptum esse affirmat. Qvod idem Gellius
lib. IG. cap. 14. et Macrohius lib. i. Saturn, cap. 4. repetit. Et hinc du-
plices casus illi sunt, ut febrem et fcbrim, felice vel felici. Sic ae et oe. pro
ai et oi scriptum est. Faüius libro i. cap. 12. Ai syllabam [25] cujjus se-
cundam, nunc E literam ponimus. Et Priscianus pag. 32. pro I, inqvit, E in
diphthongo accipim.us. E qvoqve in I transit , ut miles militis , limes limitis,
judex judicis, vindex vindicis. ut est apud Faüium lib. i. cap. 9. Vocalis lin-
gvalis sie est.
VOCALIS LABIALIS.
Vocalis labialis est, qv?e ore et labiis in orbem contractis et porrectis
formatur. Qva; et contracta dici potest. Hic avtcm etsi certus etiam est
lingvae situs: qvo fere deprimitur: tarnen qvoniam eum natura labiis contractis
tegit : obscurior est. Et ad eum recte observandum vitreis et pellucidis clav-
stris oris opus esset. Qvare eum doctrina describere et proponere nee facile
est, et nihil opus est. Natura enim indocta, sua sponte lingvam ad sonum
aptat. Qvare satis est, ex labiis vocalem labialem describere. Hic avtem
fistula qvasi oris longior et angustior fit. Labialis ergo est, ut o. u, et y.
O pleniore orbe et ore rotundo , labiis pavlulum porrectis profertur. ut
^neid. 2 : [26]
Ultro Asiam magno Pelopejja ad mcenia hello,
Hic sonus in plerisqve lingvis duplex est : nempe parvus et magnus.
Parvus est, qvi ä nostris et Grascis , o figura scribitur , et Graece ö |UiKp6v o
parvum dicitur, et Grjecis semper breve est, ut ord verbum,. öXov totum.
Magnus est, qvi ä nostris exprimitur figura duplicis a, ut aa, in Aar annus.
aar remus. A Gallis hic scribitur ao vel au, vel duplex consona post o, ut
hoste, hospes: A Graecis figura duplicis o, ut uu, qvod oi jueya o magnum
dicitur, et semper longum est, ut oXuj. Qvae figura et in nostram lingvam et
alias assumi posset. Nam geminum a parum recte scribitur. cum sit gemi-
num o. Hic sonus boatus dici posset.
Terentianus Grsecam difierentiam hic proposuit brevis et longse. Qvam
in secunda vocali praeteriit.
Parvam sie describit:
Igituv sonitum veddere cum voles minori,
Retrorsum adactam modice teneto lingvam
Rictu neqve magno, sat erit patere labra.
Magnam sie:
At longior alto tragicum sub oris antro
Molita rotundis acuit sonum labellis.
[27] UU Magnum magnam verborum Graecorum partem terminat.
In lingva Latina, unica figura o parvi utrumque sonum complectitur :
DE VERA LITERARUM DOCTRINA.
99
DioMED. lib. 2. O pro o et uu Graecis similiter ponitur: ut rapti Ganymedis
honores. Haec ille. Primum ergo o in ultima voce, o parvum et breve est:
alterum o magnum et longum.
In nostra insuper lingv-a et Germanica tertia differentia et sonus ab utro-
qve diversus est. Qvi ä Germanis qvidem varie . ä nostris autem fere expri-
mitur figura 0, ut hgr linum, or avris.
U et y fiunt orbe contractiore , et labiis magis productis et promi-
nentibus.
U mediocri orbe, labiis magis productis, formatur: ut JEneid. 5.
Uniim pro multis dal)itur Caput.
Sonus hujjus vocalis est extrema vox in cantu noctucu. ut docet Plavtus.
Apud qvem Men^echmo Peniculus respondet ita:
Me. Egon' dedi? Pe. T\i tu inquam, vin' afferri noctuam
Qvse tu tu usqve dicat tibi. Nam nos jam, nos defessi sumus.
I28] Terentianus obscurius hanc dcscribit :
Et sola sonum redderet ex sua figura,
Productis avtem coeuntibus labellis.
Natura soni pressior meabit.
Cum hac qvinta vocali Latina, sono convenit figura Gra^ca ou. Quam
illi diphthongum appellant. ut docet Terentianus, cum ait:
Groeca diphthongos ou literis nostris vacat :
Sola vocalis qvod u complet hunc satis sonum.
Et AusoNius, de Laconibus, monosyllabo negandi adverbio ou . regi ne-
gantibus :
Üna est in nostris : ijva respondere Lacones,
Litern, et irato Regi placuere negantes.
Qvod si ergo in ou sonus simplex vocalis est : perperam diphthongus
dicta est, et dicitur, aut u Latinum etiam diphthongus erit.
Affinitas est inter o et u. Fab. lib. i. cap. 5. Qvid o atqve u permu-
tatai invicem? ut Hccoba, notrix, culchides et pulyxena scriberentur. Ac ne
in Gnxcis, id tantum notetur, dederont, ac probaveront. Sic öbiZ^euc. qvem
vbvlia fecerunt iEoles, ad Ulissem deductus [29I est. Et cap. g. u quoqve
in o transit, ut ebur eboris, robur roboris, marmur marmoris. Qvod Antonius
Gnipho Ciceronis praeceptor cum eam affinitatem literarum non consideraret :
improbavit. Dcniqve o, teste Plinio apud Priscianum, aliqvot Italia: civitates
non habcbant: sed loco ejjus ponebant u maxime Umbri et Tusci.
Atqve u contra, teste apud eundem Papvriano, multis Italia," populis in
usu non erat, sed utebantur o. Unde Romanorum quoqve vetustissimi. in imiliis
dictionibus ejjus loco, o posuerunt: ut poblicum pro publicum, polcnnn pro
pulcrum, colpam pro culpam.
Y minimo orbe, labris maxime prominentibus. sonat cxilius. ut Georg 3.
Pastor ab .\ni])hryso, vos sylwv aninesiive lycx'i.
Hunc sonum in cantu cuculi avdiri volunt : Qvod et Auisiophanes indi-
care vidctur : cum in avibus ait: Ovando coccvx dixcrit kokku coccw tum
lOO
JaCOBUS MATTHI/t:.
Phoenices omnes, frumenta et hordea, in agris demetunt. At id parum con-
venire videtur. Nisi u Gra,^cum in kokku pro u Latino accipias: avt cuculus
[30] Grascus avt Syrius, aliter qvam noster sonuerit : Noster enim cuculus non
y, sed u plenum sonat: Sed y vocalis magis in cantu galli gallinacei cucu-
rientis exprimi videtur.
Hie avtem sonus in Latinis vocibus avt nuUus fuit, avt qvinta vocali ex-
pressus est. De qva re Terentianus, de tertia Gra;ca ancipiti agens:
Tertiam Roniann lingva, qvam vocanl y, 7ion habet.
Hujjus in locum videtur u snbdita.
Qva; nobis vocem rependit interim vacanlis y.
Qvando communem Latino reddit et Grseco sonum.
Figura y. in Graecis tantum vocibus, usi sunt Latini. Prisciak. pag. 5.
Utimur etiani y Gra,xoruni cavsa nominum. Figura avtem Latina ex Gra^ca
majjori facta est, cavda tantum incurvata. Figura avtem Graeca Y vel u. ä
Palamede inventa, et e.x volatu gruum facta dicitur. Martialis in Xeniis:
Turbabis versus, nee litera tota volabit:
Unam sustuleris si Palamedis avem.
Qvalis avtem figura ea esse debeat. Virgilius ex Philosophia Pvthagora;
Epigrammate eleganti declaravit. [31
Litera Pythagorse discrimine secta bicorni,
Humanse vitJE speciem prseferre videtur.
Nam via virtutis dextrum tenet ardua collem.
Difficilemqve aditum primum spectantibus offert.
Sed requiem praebet fessis in vertice summo.
Molle ostentat iter via lata : sed ultima nieta
Prsecipitat captos, volvitqve per ardua saxa,
Pingenda est ergo non cornibus seqvalibus , et aeqvaliter inflexis. ut Y:
sed cornibus inseqvalibus et dissimilibus : Altero qvidem et dextro, angusto.
erecto et arduo : altero verö sinistro nempe . lato , proclivi , tandemqve prae-
cipiti ut N.
Graeci minus commode v) vpiXöv appellant. NuUa enim vocalis Graeca est.
A qva, per hoc Epitheton, distingvatur.
Affinitas est inter u et y. Cicero in Oratore: Purrhum ait, semper Ennius.
nusqvam Pyrrhum, vi patefecerunt fruges, non phrj^ges, ipsius antiqvi decla-
rant libri. Nee enim Graecam adhibebant literam. Nunc ajunt etiam duas. Et
cum phrygum et cum phrygibus dicendum esset, absurdum erat avt tantum
barbaris casibus Graecam [32] literam adhibere : avt recto casu solum Graece
loqvi ; Tamen et Phryges et Pyrrhum avrium cavsa dicimus. Atqve hactenus
vocalis fuit.
DE CONSONANTE.
Consonans est litera cum vocali sonans. Qvas situ et ictu partis mobilis
in ore formatur. Qvas pars interim dum vocalis prodit, ictum aliqvem edere
potest: eoqve ictu novum sonum vocali addere. Unde et consonans majjore
motu et strepitu qvam vocalis, editur : et qvasi litera composita est.
DE VERA LITERARUM DOCTRINA. lOI
Estqve similis sono, qvi digito ad foramen fistulae avt nervum pulsum
atqve sonantem, appHcato. editur. Parsqve ipsa oris mobilis. hie maxime
digiti avt plectri similis est. Pars avtem fixa cordae.
Imo verö, ut vocalis animae: ita consona corpori similis est. Priscianus
pag. g. Multa est, inqvit differentia inter vocales et consonantes. Tantum
enim fere interest inter vocales et consonantes : qvantum inter animas et Cor-
pora. Anim^e enim per se moventur. ut Philosophis videtur. et corpora
movent: Corpora verö nee per se sine anima [33 moyeri possunt: nee animas
movent: sed ab illis moventur. Vocales similiter et per se moventur ad per-
liciendam syllabam: et consonantes movent secum : consonantes verö sine
vocalibus immobiles sunt.
Plato in Theaeteto, et Aristoteles de historia animalium lib. 4. cap, g.
Consonantem aqpoivov mutam appellat. Qvod sine vocali sonare neqveat. Ut
sonus ex fistulae foramine minori. nullus edi potest : nisi fistula infletur: et
primo qvasi sono impleatur.
Qvod avtem consonans ictu fiat, Aristoteles doeet de poetica cap. 20.
Semivocalis, inqvit, et muta, id est consonans omnis laeid TTpocßoXfic pro-
fertur.
Atqve hie narium majjor est usus, qvam in vocali. Cum enim ictus hie
partis mobilis, in consonante proferenda, spiritum interdum et vocem impediat.
et qvasi intrö repellat, nee libere exire patiatur: nasi foramina patentia ori
imposita, hie usum permagnum habent. lila enim vocem repereussam reci-
piunt, transmittunt, et ad avres avdientium perferunt. Unde et interdum tin-
niunt. Haec vocis in nares reeiprocatio , in aliis consonantibus magis. in aliis
minus sentitur: si qvis, [34] dum eas profert, nares digitis comprimat.
Qvod Grammatici et Rhetores de sono consonantium qvarundam s\-aviori
avt insvaviori prjeeipiunt: id ut ociosum et supervacaneum pra^tere o. Nam et
nimis subtile est, et ad consonas reete docendas et diseendas nihi facit. Et
omnes literae sermonis partes necessariai sunt. Et Latina;. Grasca; et alinä
omnes, suis hominibus aeqve svaviter sonuere olim et sonant hodie.
Grammatici etiam de consonantium qvarundam sono specialiter prajcipiunt.
P2um videlicet pro vario loco dictionis, prineipio, medio et fine, varium esse.
Nempe nunc clariorem et pleniorcm , nunc exiliorem et obscuriorem. nunc
medium vel mediocrem. Sed ea etiam admonitio specialis non est neecssaria.
Satis est semel de ea re generaliter monere. Etsi magis ad s}ilab;i: dictionom
speetet.
Sonus isfitur consonantis tribus de cavsis nonnihil mutatur. Primum enim
pro vocali, cui jungitur, plenius et tcnuius sonat. Sic cum a plcnius sonat
consonans, qvam cum i. Deindc pro loco, qvo cum vocali jungitur. Ante
enim exilius fere, post verö plenius fere sonat. Prisci.\xls pag. 13. Omnis
litcra plus sonat [35] ipsa sese, cum postponitur. qvam cum antepoiiitur.
Postremo pro vario consonantium concursu. Q\^o enim plures concurrunt con-
sonantes: eo magis vis et sonus earum obscuratur.
Qvare ut consonantis cujjusqve sonus rcctius obscrvctur. et ante vocalem,
et post vocalem proferenda est. Atqve ita duplici nomine cxprimenda. Nam
qvod Latini alias post vocakni. ut es. er. alias ante vocakm tantum, ut te.
j Q2 Jacouis Matthi/e.
de, proferunt. id non satis sonuni et vini carum exprimit. Latini ad conso-
nantes proferendas, e vocalem fere adhibent. id in omnibus scqv^emur.
Qvsecunqve avtem litera ante vocalem consonans est: eadem et post
vocalem consonans est.
Consonantis affectus proprius est in metris positionem facerc. Id est:
vocalem prcxcedcntem producere: si cum alia consonantc non liqvescente
jungatur. Liqvescere avtem dicitur consonans, qvx. consonam aliam seqvens
positionem non semper facit.
CONSONANS LINGVALIS.
Consonans avtem, ut et vocalis, duplex est: lingvalis et labialis. Aristot.
de hist. ani[36jmalium lib. 4. cap. g. d'qpuüva, inqvit, f] Y^iJ^Txa Kai xe\\r\ dqpiriCJi.
Mutas, id est, consonantes, lingva et labia proferunt. Sed id etiam v^ocalibus
commune est.
Lingvalis ergo consonans est, qvae ore et labris diductis, instar primarum
vocalium lingvse situ et ictu formatur. Unde et diducta dici potest. Pulsat
avtem lingva cum toto corpore, tum in primis mucrone. Et si motus ling\'?e
diligenter observetur, mucro praecipue laborat: et nunc huc. nunc illuc migrans,
certa loca oris occupat et pulsat. Ovare ex ejjus motu et pulsu. consonantis
lingvalis cavsa et distinctio petenda est.
CONSONANS LINGVOPALATINA.
Lingvalis consonans duplex est, palatina et dentalis. Hanc distinctionem
etiam Galenus tradit, de foetus formatione: Ovi de vocum. inqvit, elementis
praecipiunt: hactenus progrediuntur : ut affirment alias qvidem voces sev literas
fieri, lingva in palati coelum: alias ad dentes sectores impacta. Nam qvod ibi
additur, vel aliorsum inflexa, supervacaneum est. [37]
Palatina est, qvae lingva breviori et concava. mucrone palatum feriente fit.
Et lingvopalatina dici potest. Hie lingva acumen suum palato illidit, ait Lac-
TANTius. Et sonos plane diversos inter se format. Estqve duplex : Mobilis
et fixa.
Lingvopalatina Mobilis. Mobilis est, qvae mucrone ad palatum subducto,
sed pendente et mobili, formatur. Atqve hie Spiritus inter palatum et lingvam
expressus, dentes adversos fortius verberat, ut S et R.
S , ES vel SE , fit mucrone sibilante , et rictu oris minore qvam cseterae
lingvales. Ecloga prima:
Sic canibus catulos similes, sie matribus hredos.
Plato in Theseteto : lingva inqvit. in (TiY|ua proferendo, qvasi sibilat. Et
in Cratylo: In S proferendo spiritus vehementior et concitatior est. Et Dio-
NYSios crupiY)Li6v sibilum vel susurrum vocat: Et Capella, S, inqvit, sibilum
facit. verberatls dentibus. ;38j
Terentianüs eam sie describit, cum de S et X agit:
Vicina qvsedam sibila dentibus repressis,
Miscere videntur: tarnen ictus ut priori,
S promptus in ore est: agiturqve pone dentes:
Sic lenis, et unum ciet avribus susurrum.
DE AERA LITERARUM DOCTRINA." IO3
Priscianus Hb. 5. Hanc proximam vocalibus facit. Ovod seqvimur.
Latini olim S subinde geminabant. Qvintilianus lib. i. cap. 12. Ciceronis,
inqvit, temporibus. pavlumqve infrä, fere qvoties litera media vocalium
longarum. vel subjecta longis esset; geminabatur . ut cavssae, cassus, divis-
siones. Qvomodo et ipsum et Vergilium qvoqve scripsisse, manus eorum do-
cent. Atqvi pavlulum superiores: etiam illud qvod nos gemina S dicimus
jussi. una dixerunt jusi.
Hie sibilus in Grsecis qvibusdam vocibus , fortior scribitur initio. Gra;ca
charactere zeta, ut in zopyrus, zephyrus.
De S av'tem, Corvinus Messala Orator, integrum librum scripsit. ut est
apud FabiujNi. Dionysiüs ait, odio ejjus literae u'bdc dcTifMOuc [3g] ä vete-
ribus factas. Unde et Pindarus Idv KißbrjXov appellavit. Et Latini veteres.
Grsecos imitati , in versu elidebant S. Ut apud Ciceroxem, de Natura Deor.
lib. 2.
Torvii' Draco serpit, subter supraqve revolvens.
Et pavlö pöst:
Magnu' leo, tremulam qvatiens e corpore flammam.
Sic in illo Vergilii ^neid. 12. ut vult Priscianus:
Inter se coüsse viro' et decernere ferro.
S , in Etymologia verborum Gra^corum et Latinorum . magnum usum
habet. Est enim fere characteristica generalis, futuri qvidem. in verbis Graicis :
pr^teriti avtem in verbis Latinis , qvae vulgo tertiär conjugationis dicuntur.
Qvod tamen parum hactenus observatum fuit.
Apud Hebra.*os. ha.'C litera qvatuor figuras habet, et totidem nomina.
Ovorum duo avt tria Grreci assumpsere. Sigma enim ex Samech lones
fecere, figura etiam 0, inversa fere tantum ü vel c. Ex Sin vel Sain, Dores
Zdv fecerunt. Herodütus lib. i. OvKcunqve apud Persas nomina vel cor-
pori vel magnificentict sunt similia: illa omnia in eadem 40 terminantur litera:
Ovam Dores San appcUant: loncs Sigma. Ex Sade avtem Zeta factum videtur.
R. ER vel RE, fit mucrone trementc et susurrante, ut Ennius:
Africa terribili tremit horrida terra tumultu.
Plato, lingva, inqvit, in R proferendo, minime immoratur. sed concitatur.
Terentianus de R ait:
\'ihrat tremulis ictibus aridum sonorem.
Qvidam irritati canis exemi^lum hic statuunt : et ita Persius accepit :
Sonat liic de nare canina,
Litera.
Ut ergo S serpentis, sie R canis litera dici potest. Est et similis susurro.
qui in foliis arborum avditur. ICx qvo Vergilius ilicem argutam, pinusqve
loqventes appellat. Qvem susurrum et Avsomls e.xprcssit:
Kst et arundincis modulalio nuisica ripis.
At(ive arjjula suis loqvitur coma pinea ventis.
Incubiiit foliis tjvoties levis Evrus acutis.
lOj. Jacouus Matthi;e.
[41] Ha;c ä balbis, propter imbecillitatem lingva; proferri non potest. Qvo
vitio Demosthenes etiam laboravit.
S in R propter cognationcm facil6 transit: Varro, sexto de ling\'a Latina:
casmenarum , ait, priscum vocabulum , ita natum atqve scriptum est. Alibi
Carmenae ab eadem origine sunt declinata;. Ut in multis verbis, in qvo anti-
qvi dicebant S, postea dicunt R. ut in carmine Saliorum sunt haec. cosavli,
dolosi, Eso. Omnia vero ad patula cocmisse, jam Cusiatii, muses. Ruse.
Dumqve Janus venet, post melios melior, fccdesum faederum, plusima plurima,
asena arena, janitos janitor;
QviNTiLiANUs Hb. I. cap. 5. idem repetivit:Nam ut Valesii. inqvit. et Fusii,
in Valerios Furiosqve venerunt : ita arbos, vapos , labos, etiam et clamos, ac
passes, ajtatis fuerunt.
Atqve etiam illa; commutationes, inde remanserunt. verri versum, cucurri
cursum, uro ussi, gero gessi.
Lingvopalatina Fixa. Fixa est, qvae fit mucrone palatum tangente.
Unde et vox in medio repercussa na'42'ribus et labris extremis resonat. Unde
et clangor vel tinnitus dici potest, ut L et N.
L EL vel LE, interius palatum pulsat et tangit, ut jEneid. 2,
Sibila lambebant lingvis.
Plato. Lingva, inqvit, in L proferendo, öXicrBaivei. prolabitur atqve im-
pingit. Capella: L, inqvit, lingva palatoqve dulcescit.
QviNTiLiANus lib. I. cap. 18. R litera;, qva Demosthenes etiam laboravit,
L succedit. Hujjus sonus mollior est qvam R. Ovem lingva palato innitens,
facile pronunciat. Unde fit , qvod balbi , L pro R dicant. Da puero balbo
versum hunc Martialis pronunciandum:
Rara coronato plavsere theatra Menandro.
Permutato R in L pronunciabit: '
Lala colonato plavsele theatla Menandlo.
R in L mutatur , ut niger nigellus , umbra umbella. Priscianus pagina
vigesima qvarta. Et contra L in R : ut tabula taberna. pag. 23. et in S: ut
vello vulsi. [43].
N, EN vel NE, exterius tangit, et magis tinnit. ^Eneid. 3.
Et Lunam in nimbo nox intempesta tenebat.
Et ^neid. 6.
His Phtedran, Prochrinqve locis, moestamqve Eryphylan.
Litera N, ait Plato, imo ore pronunciatur. Spiritus enim in guttur qvasi
redit repercussus. Qvintilianus lib. 12. Literam tinnientem vocat.
Terentianus etiam hanc ex palato definit : qvartam semivocalem faciens :
Qvartse sonitus fingitur usqve sub palato:
Qvo Spiritus anceps coeat naris et oris.
Capella hic dentes adjunxit. Qvod lingva proxime dentes, palatum tangat.
Apud Gelliuai lib. 19. cap. 14. P. Nigidius. Ciceronis, GiESARis et
Varronis aeqvalis. N qvoddam adulterinum in lingva Latina esse docet.
DE VERA LITERARUM DOCTRINA. ' IO5
Inter literam. inqvit N et G, est alia vis : ut in nomine an^is, et angaria, et
ancorae, et increpat, et ingenuus. In omnibus enim 44] his, non verum N,
sed adulterinum ponitur. Nam N non esse lingva indicio est. Nam si ea
litera esset : lingva palatum tangeret. Haec ille. Ergo N ling\^se et palati est.
In N avtem illo adulterino, dorsum lingvas, palato admotum. vice mucronis
lingvae, palatum tangentis, fungitur.
N transit in L; ut unus uUus nullus, vinum villum. catena catella. bonus
bellus. catinum catillum. Similiter coUega, coUigo, illido. collido. Et in R.
ut corrigo, corrumpo, irrito, Priscianus pag. 24..
R. L, N, immutabiles. Hae avtem tres lingvopalatinae R. L. N. apud
Grsecos et Latinos, in declinatione et conjugatione, fere immutabiles sunt et
dicuntur. Priscianus pag. 15. Hoc qvoqve obser\'andum est: qvod ad com-
parationem aliarum consonantium, qv^ solent mutari vel abjici per casus, im-
mutabiles sunt apud nos tres R. L, N. Per omnes enim casus, eaidem per-
manent, ut Cssar Caesaris, sal salis, flumen fluminis. In verborum qvoqve
praeteritis perfectis illa^ tres rarius mutantur : Verro 45] verri, volo volui, cano
cecini. Atqve hactenus lingvopalatina fuit.
CONSONANS LINGVODENTALIS.
Dentalis est qvse mucrone lingva, ad dentes extenso et applicato, for-
matur. Et lingvodentalis dici potest. Atqve hie bini soni similes et cognati
sunt. Eaqve duplex est: supera et infera. Galenus de foetus formatione.
Lingva, inqvit, ad dentes sectores dictos, impingitur : Idqve maxillee vel
superioris vel inferioris.
Lingvodentalis Supera. Supera est, qva^ mucrone ad dentes superos
applicato et lingva longa formatur. Unde et naribus utitur. Estqve duplex
T et D. Plato, lingva, inqvit, in T et D proferendis, ad dentes compri-
mitur et adha^rcscit.
T, ET vel TE. formatur mucrone superius dentes tangente et pulsante.
Ennius:
O Tite, tute, täte, tibi tanta tyranne tulisti [45]
Terentianus hanc recte definit:
T qvä superis dentibus intima est origo,
Summa satis est ad sonitum ferire lingva.
In hujjus pronunciationc, hodie \-itium est. Ovod vulgö T ante I pro-
fertur ut S. ut in gratia, dentium . vitium , qvasi grasia densium, visium, vel
etiam ut gratsia, dentsium, vitsium. In qvo vitium geminatur. De hac pro-
nunciatione veterum nemo pra^cepit. Sed ex vernacula et populari ling\'a
Italica sumpta videtur. Et ejjus occasio aliqva a Valla primum data est.
Hie sonus apud Hebrajos duplici figura et nomine exprimitur. Hamm
altera, n nomine Tav. Ex ea parum immutata, figura Grivca et Latina T
facta videtur. Ovam Lucianus crucem appcllat. Nomen Hebraicum Gra;ci
rctinent Tav. Altera figura est, U nomine Thet. Hajc etiam figura pavlum
immutata Gra:ca facta est 0 vel 9. Et ex nomine Hebraico Thet, theta
Graicum factum est.
lo6 Jacobus Matthi/e.
T cum S cognationem habet. Unde et in S transit Latine: ut verto versus,
concutio concussus: Hinc etiam tu pro ab et re pro ae [47- est, ait Priscianus.
pag. 18. Et Attici libenter pro S, praesertim gemino, Tav usurpabant: ut
pro ^XwOöa, GdXacTcra, TrXdcrauu, crrmepov , communiter est yXonTa, 6dXaTTa,
irXdTTUJ, Trmepov Attice. unde est Judicium vocalium apud Lucianum. In qvo
sigma accusat Tav: Qvod sigma per Tav, multarum dictionum possessione
dejectus et spoliatus sit.
D, ED vel DE, inferius et strictius superos tangit, mucrone etiam extra
dentes exerto, et Hngva inferos dentes, inferiore parte, leviter tangente Mneid 1 .
Condebat donis opulentum et numine Divse.
Terentianus sie definit :
At portio dentes qvoties suprema lingva;
Pulsaverit imos : modiceqve curva summos,
Tiinc D sonitum perficit, explicatc)ve vocem.
D avtem Qvintiliano mollior est qvam T. Cum T, inqvit, non valuerunt,
in D moUiuntur. Qvo mihi indicare videtur, ipsi T succedere proxime D.
Inter D ergo et T primum, cognatio est. T, [48] inqvit Qvintilianus, cum
D qvaedam cognatio est. Ovare minus mirum est: si in vetustis operibus
urbis nostrae, et celebribus templis, legantur Alexanter, Cassantra.
In compositione avtem D, cum plerisqve praecedentibus, cognationem habet
et permutatur. Mutatur ergo primum in T, ut attinet, attingo: Deinde in N:
ut annuo : Tertio in L, ut allido , alludo : Qvarto in R, ut arrideo, meridies,
pro medidies. Et antiqvissimi pro ad freqventissime ar ponebant ut arvenas,
arventores, arvocatos, arfines, arvolare, arfari, dicimus, pro advenas, adventores,
advocatos, adfines, advolare, adfari : Unde ostenditur recte arcesso dici ab
arcio verbo. Qvod nunc accio dicimus. Qvod est ex ad et cio, compositum.
Ut ait Priscian. lib. i, pag. 27. Postremo in S, ut assidep. Atqve haec
mutatio etiam in derivatione fit: ut svadeo svasi, rado rasi. Atqve hic pro
D, SS duplex est. ut cedo cessi, fodio fossus.
D etiam in Latinis vocibus inseritur hiatus prohibendi cavsa : ut redigo,
redarguo, prodest. Subtrahitur etiam, cum seqvens syllaba ab S, et alia con-
sonante, incipit: ut asto, ascendo, aspiro, aspicio. [49:
Lingvodentalis Infera. Infera est . qvae lingva^ mucrone ad inferos
dentes devoluto, et interiori lingva ad palatum et dentes subducta, ac proinde
lingva convexa formatur. Atqve hic non sokim mucro, sed etiam interior
lingva pulsat, et sonos distingvit. Verum hic discrimen ictus et loci obscu-
rior est. Et mihi ipse nondum hic satisfeci.
Infera interior. Infera duplex est, interior et exterior. Interior est, qvae
lingva palatum interius, et dentes genuinos pulsante fit: ut C et H.
C, CE vel EC. pulsu fortiori fit, ut ^Eneid. 2.
Qvo res cunqve cadent, unum et commune periclum.
Terentianus obscurius hanc literam definit ex dentibus tantum :
Utrumqve latus dentibus applicare lingvam,
\'\0\ C pressius urget : sed hinc hincqve remittit.
Qvo vocis adhcerens sonus, explicetur ore.
DE VERA LITERARVM DOCTRINA. IO7
Terentiaxus hic dentium meminit: sed dentes non definit. Capella id
subtilius interpretatur. C, inqvit, molaribus super extrema ling\^ae appulsis.
exprimitur.
In hac avtem consonante, in literis Latinis incommodum duplex est.
Pleonasmus et Enallage. Primum est pleonasmus figurarum et is antiqvis. pro
unica enim litera triplex figura est, ejjusdem potestatis et soni, C, K, Q.
Qvas CE, KA, Qu appellant. Deinde in C. vocis Enallage est. vulgo enim
hodie ante e et i, profertur ut S. ut cella. cibus qvasi sella, sibus. Qvalis Enal-
lage in T ante i fuit. Et hajc recentior esse videtur. ex Italica forte lingva
etiam sumpta.
Sed contra Grammatici veteres docent: trium literarum sonum eundem
esse : idqve ante qvamvis vocalem. Ac proinde Pleonasmum figurarum et Enal-
lagen soni indicant et reprehendunt.
Terentianus hunc Pleonasmum notat. et sonum eundem semper esse
ndicat. [51]
K perspicuum est, litera qvocl vacare possit.
Et Q similis. Namqve eadem vis in utroqve est.
Qvia qvi locus est primitus unde exoritur C.
Qvascunqve deinceps libeat jugare voces,
Mutare necesse est sonitum qvidem supremum :
Refert nihil, K prior sit, an Q siet, an C.
Et QviNTiLiANUs lib. I. cap. 5. Et K, qvae et ipsa qvorundam nominum
nota est; et Q, cujjus similis effectus speciesqve est: nisi qvod pavlum ä
nostris obliqvatur. Kappa apud Gra^cos, nunc tantum in numero manet. Hoc
eö non omisi , qvod qvidam eam , qyoties a seqvatur , necessariam esse cre-
dunt. Cum sit C litera qvae ad omnes vocales vim suam perferat.
Et cap. 12. Nam K qvidem in verbis nullis utendum puto; nisi qvc-e
significat etiam, ut sola ponatur.
Terentius avtem Scavrus de C et K, contra sentit: ego, inqvit. conten-
derim magis supervacuum esse C. qvam K. Qvoniam K ut apud Gnxcos
satis etiam vim C liter^i.' exprimat. 52
Priscian. pag. 8. de uno trium literarum sono plenius repetit. K enim.
ait , et O , qvamvis figura et nomine videantur habere aliqx'am diftercntiam
cumC: tamen eandem tam in sono vocum, qvam in metro, continent potcs-
tatem. NuUa enim ratio videtur: cur a seqvente, K scribi debcat. Carthago
enim et caput. sive per C, sive per K, scribantur: nullam faciunt. nee in
sono, nee in potestate, ejjusdem consonantis difierentiam.
Et pavlo post: Avtoritas inqvit, tam Varronis. quam iMacri . teste Cen-
soRiNo. nee K nee Q, in numero adhibet literarum.
Ac de O privatim duobus argumentis utitur PRls^i\^l.^: Ovod si. ait, Q
alia litera existimanda est, qvam C: qvod tantum pneponitur u, amittenti vim
litera} : debet G qvoc[ve, cum similiter pnvponitur u. amittenti vim litera;. alia
putari : et alia cum id non facit, dicinuis enim angvis sicuti qvis, et avgur
sicut cur.
Et paulo post: Nisi Q, inqvit. eandem \im habcret. quam C. luuuivam
io8 Jacoeus Matthi>e.
in principiis infinitivorum, vel interrogativorum qvorundam nominum posita,
per aliqvos casus, in illam transiret. ut qvis, cujjus, cuj. 53]
Similiter ä verbis Q habentibus, in qvibusdam participiis in C transfertur:
ut seqvor secutus, loqvor locutus. Ha^c Priscianus. Ovare tres figuraj qvidem
sunt: Sed una est litera, qva^ una etiam figura exprimi posset: nisi usus
obstaret.
Qvod avtem ad luiallagen soni in C attinet, eam etiam sonus ejjus post
vocalcm refutat. Si enim proferas, lac, halec, hie, hoc, huc , idem semper
est sonus consonantis C. Et post e et i idem sonat, qvod post alias. Qvare
etiam ante e et i , idem sonus esse debet, qvi est ante a, o, u. nempe Ke
non Se. Qvod in aHis etiam consonantibus fere fit.
Hebraeis figura hic gemina , cum gemino nomine est. prior D , nomine
Caph. Ex figura inversa C Latinum factum est. Et addita Unea recta, et
forma circulari in triangulärem mutata, figura Grseca K, Ex nomine avtem
Caph, Gr.-Ecum KatTTra est.
Posterior est p, nomine Coph. Hinc ex figura et nomine, pavlulum
mutatis, Latina figura Q vel q, et nomen Qu, prorsus factum est. Q\'am
literam Graeci prsetermisere.
Ad hunc sonum etiam n Chet, et V si ut Cain proferas, referri possunt.
Sonus enim [54] cum Caph et Coph fere congruit. Sed y, etiam olim pro vocali
o vel KM usurpata esse videtur , si qvid in ea re ponderis habet argumentum.
ex ordine literarum Hebraicarum et Latinarum inter se coUato, sumptum.
H, HE vel EH, ictu Hngvae leniori fit, ut Vergil.
— Hic illius arma,
Hic currus fuit, Hoc regnum Dea gentibus esse.
Terentianus :
Nulli dubium est, favcibus emicet qvod ipsis, ^
H litera sive est nota, qvse spiret anhelum,
At non solum favcibus et palato, sed etiam leni genuinorum et palati
pulsu formatur. Et est C, lene. Unde et Hebraii Chet et He gutturales
faciunt.
Esse avtem He literam, et qvidem consonantem. ab aliis distinctam. non
est dubium. Habet enim sonum ab aliis omnibus diversum. Qvi adjectus
vel detractus, significationem vocum mutat. Sic aliud est et significat [55] ö.\xr\,
auTii, abuu. ara, abitus, abeo: Aliud ä|ari , auTii, äbou. hara, habitus, habeo.
nee nisi cum vocali sonat.
Neqve obstat , qvo minus litera sit , qvod dum profertur , spiret. Neqve
enim illa sola spirat , avt spiritus est : Sed aliae etiam omnes literre fere Spi-
rant: Spiritus enim commune literse subjectum et vehiculum est. Et conso-
nantes, qvia impetu qvodam proferuntur, magis et fortius qvam vocales Spi-
rant. Et praecipue hae: S, R, T, D, C, F, B, P. Qvod deprehendi potest :
Si qvis, dum eas profert, manum avt plumam aut lychnum ardentem propius
ori admoveat. Qvare He non sola spirat. Imo aliis lenius spirat. S enim
multo spirat fortius.
Potest igitur H , et spiritus et flatus esse et dici , et nihilominus litera
DE VERA LITERARUM DOCTRINA.
109
esse. Sic S sibilus . R Stridor vel susurrus, L clangor. N tinnitus et alise
aliter dici possunt. Et tarnen literje sunt et consonantes.
Neqve enim obstat, qvo minus litera sit, et qvidem consonans: qvod in
carmine non faciat positionem. Ovod ä Terentiano propositum est:
Sola nee vocalis iisitm, nee tuetur consonce.
frö"] Tempus avt ministrat uUum brevibus usqvam syllabis.
Nam etiam alise consonantes liqvescunt: nihilominus literae consonantes
sunt. Et S olim elidebatur : et tarnen litera consonans est.
Verum qvoniam de hac consonante ejjusqv^e usu, varia sunt Graecorum
et Latinorum judicia: altius ejjus historiam repetam: et ex ipsa ling\'a Sancta
arcescam.
De H apud Hebraeos. Hebraei H inter literas consonantes numerant.
et figura n et nomine He. ä reliqvis consonantibus distingvunt. Qvare et in aliis
ling\is, hie sonus et litera et consonans est. Qvo argumenti genere Priscianus
fere utitur pag. 15. Non mirum est, inqvit, h in ah et vah, interjectionibus.
post vocalem in fine scribi : cum in Syrorum /Eg)'ptiorumqve dictionibus
soleant etiam in fine aspirari vocales.
He avtem Hebreei, ut aliis fere consonantibus, sola, et ante et post vo-
calem utuntur. Et ante qvidem vocalem, semper proferuntur ut: [57"^
b^n hevel, vanitas.
'ibn haläch. ambulare.
Post vocalem alias proferunt, alias non. Qvod an Grammaticorum pla-
citum sit, nescio : Proferunt, qvoties punctulo, qvod mappic appellant. insig-
nitum est: ut
n^ Jah, Deus.
ns^ Gaväh, eminuit.
Non proferunt, qvoties puncto caret, ut
TÖ^ Gala, revelavit.
Sed figura n, olim etiam ante puncta reperta, pro vocali E, scripta fuisse
videtur. Unde Graeca figura, r] vocalis et nomen fJTa Eta, fortasse ä recen-
tioribus Graicis deinde facta est.
De H apud Graecos. Graeci veteres, ut Hebraei, He literam habuerunt.
eamqve figura H, qvae ab Hebraea n non multum abludit, notarunt: et in
versu. inter alias literas scripserunt.
Priscianus lib. i. pag. 28. Graecorum, inq\'it, antiqvissimi. similiter. ut
Latini, in versu H scribebant.
Et pag, 25. Adeo est cognatio S literae cum [58] aspiratione. qvod pro
ea, in qvibusdam dictionibus solebant Boeoti, H scribere , muha pro musa
dicentes.
Terentius qvoqve Scavrus de ürthographia afhrniat II literam esse: et
ä Graecis in versu scriptam. Eaque Atticos notasse hecaton, id est. centum.
Verum rccentiorcs, Simonmdk fortasse avtore . H figuram ad \-ocalem
longam significandam transtulissc videntur. . Deinde H consonantcm e numero
literarum removisse, et ttoiGoc tantum literae fecisse et spiritum crassum nomi-
nasse. Deinde ad hunc spiritum cxpriniendum . figura usi sunt I- . qva: est
I lO ■ JaCOIJUS MATTHIyE.
sinistra pars litcra; II, in diias partes divisae. Q\ae figura supra versum scripta
est. Et postea in C mutata est. Et deinde figuram contrariam i vel D, qvae
esset Spiritus lenis nota, opposuerunt.
Priscianus pag. 28. Nunc avtem, inqvit, H diviscrunt, et dextram ejjus
partem supra literam ponentes, psilen notam habent : qv^am Remnius Pal/KMon
exilem vocat: Gryli.us vero ad Vergilium de accentibus scribens, lenem nomi-
nat. Sinistram avtem contrarias illi aspirationis, dasiam, qvam Gryllus flatilem
vocat. L59]
De usu H apud Graicos. Grajci igitur H solum ante vocalem adhi-
bent. Et plurimum apice exprimunt, ante omnes vocales, abric, eboc, fjXioc,
ibpujc, oboc, ujpa, uioc. Interdum inter consonantem et vocalem, H adhibent:
et tum vel apice etiam exprimunt : ut pobov : In mcdio avtem vocis , si p
praecedat, sie scribunt , TTuppoc. Vel unam consonantis figuram, cuj He in-
clusum sit, scribunt. cujjusmodi tres sunt figurae. de qvibus postea agemus.
nempe 6, x- 9i i-'t öeoc, x^^^j ^>W^-
Verum si Hebra;orum et veterum Grsecorum exemplo, pro apice illo, rur-
sum figura literse He, in Graecam lingvam reciperetur: et figura H vel ]-".[, ut
a figura Simonidis recentiori, H vocalis. distingveretur, vel Latino more H
notaretur, et in versu scriberetur: leni spiritu, ut vocant, prorsus abjecto:
ratio scriptionis verior et expeditior esset: Eoqve compendio , scrupulosa illa
Grammaticorum observatio, de Spirituum ratione. et vocibus aspirandis et
levigandis, ut vocant, tolli posset. [60]
De H apud Latinos. Latini Graecos partim secuti sunt, partim non.
Primum enim veterum Grsecorum et Hebraeorum exemplum secuti sunt. Nam
veterum Graecorum exemplo, H figura literse, in versu scripserunt: commentum
avtem recentiorum de apice duplici, ut minus commodum repudiarunt. Sed
ab illa dubitatione, de H , an litera sit necne , explicare se pon potuerunt.
Et de ea qvaestione varie disputarunt.
De usu H apud Latinos. Qvod avtem ad usum H consonantis attinet:
eam Latini etiam, ante vocalem fere tantum adhibent. Et in Latinis vocibus,
H solum ponunt: ut hamus. herus. hilum, homo, humus, hydra. In Graecis
avtem vocibus, Graecorum consvetudinem seqvuntur: et inter qvatuor conso-
nantes R, T, C, P, et vocalem seqventem, h inserunt: ut Rhodus, thorus,
chorus, Phyllis. Post vocalem in tribus tantum interjectionibus H scribunt,
ah, vah, oh: [61] De ah et vah Priscianus meminit pag. 14. et 15. In ah
inqvit, et vah aspiratio seqvitur vocalem. Qvod mirum non est: Cum in Sy-
rorum, iEgyptiorumqve dictionibus soleant etiam in fine aspirari vocales.
Cicero de Oratore docet, H veteribus Latinis nuUum fere fuisse, nisi in
vocali: suo tamen tempore erupisse contrariam consvetudinem, cui concesserit.
Qvin , ego ipse , ait: cum scirem ita majjores locutos esse: ut nusquam nisi
in vocali aspiratione uterentur: loqvebar sie, ut pulcros, cetegos, triumpos,
Cartaginem dicerem. Aliqvando, idqve serö convicio avrium , cum mihi ex-
torta veritas esset: usum loqvendi populo concessi: scientiam mihi reser\^avi.
Orcinos tamen, Matones, Otones, caepiones, sepulcra, Coronas, lacrymas dici-
mus. Qvia per avrium Judicium semper licet.
DE VERA LITERARUM DOCTRINA. III
Catüllus vero Ciceronis seqv^alis, immodicum illud aspirationis Studium
eleganti carmine notavit, in Arrio:
Chommoda dicebat, si qvando commoda vellet
Dicere, et hinsidias Arrius insidias,
Et cum mirifice sperabat sese esse locutum,
Cum qvantum poterat, dixerat hinsidias.
[62] Credo sie mater, sie über avunculus ejjus,
Sic maternus avus dixerat atqve avia.
Hoc misso in Syriam, reqvierant omnibus avres.
Avdibant eadem hsec leniter et leviter.
Nee sibi post' illa metuebant talia verba,
Cum subito affertur nuncius horribilis :
lonios fluctus postqvam illuc Arrius isset:
Jam non lonios esse, sed hionios.
OviNTiLiANUs idem repetivit. Aspiratione, ait, veteres parcissime usi sunt,
etiam in vocalibus: cum aedos , ircosqv^e dicebant. Diu deinde servatum : ne
consonantibus aspiraretur, ut in Graccis et triumpis. Erupit brevi tempore
nimius usus , ut choronae , chenturiones . praechones , adhuc qvibusdam inscri-
ptionibus maneant. qva de re Catulli nobile Epigramma est.
Terentianus sui temporis Judicium prodidit. bis verbis: 63]
Nulli dubium est : favcibus emicet qvod ipsis
H litera: sive est nota, qvse spiret anhelum.
Qvin hanc etiam Grammatici volunt vacare.
Qvia non adjicit literulis novum sonorem :
Sed Grsecula qvsedam solitse nitella vocis,
Vocalibus apte sed anteposta cunctis,
Hastas, hederas, qvum loqvimur, hister, hospes, hujjus,
Solum patitur qvatuor ante consonanies,
Grsecis qvoties nominibus Latina forma est,
Si qvando Choros, Phyllida, Rhamnum, thyma dico.
His docet Terentianus solas vocales in Latina dictione aspirari. Idemqve
rursus alio loco affirmat :
Una nam spiramen addit omnibus vocalibus,
Hasta qvando et hedera dicis, hister hospes atqve humus,
[64] Qvatuor solis adh^ret consonantium literis,
Inserit si qvando Gra;ca sernio noster nomina,
Qvum choros, Rhamnum, necesse est, Phyllidem, Thymum loqvi.
DiOMEDEs Hb 2. Solas, inqvit. vocales qvidam aspirari existimant.
Priscianus pag. 13. minus aperte id explicat. Aspiratio . inqvit. ante
omnes vocales poni potest. Post consonantes avtem qvatuor tantummodo.
more antiqv'o Graicorum. C, T, P, R, ut habeo, Hkrennius. hyems. homo,
humus, hylas. Chremes, Thraso, Philippus, Pyrrhus. Ha:c ille. l'bi
Priscianus non satis aperte rem explicat. Non enim exprimit. in solis voci-
bus Graecis consonas aspirari. Ut diserte Terentianus ait: Ovamvis voccs
quatuor postremae, exempli cavsa a Prisciano posita:, Graecae sunt.
An H post consonantem apud Gra^cos et Latinos Litera sit?
Verum hie dubitari posse videtur: an h ante vcl po.st vocalem sola, et h post
,65] consonantem, ejjusdem potestatis sint. Hie enim justior cavsa dubitandi et
disputandi Grammaticis esse videtur qvam alias. II enim sola et ante et post
I 1 2 Jacobus Matthi/e.
vocalem, vera litera esse videtur, et sonus ab omnibus aliis literis distinctus:
Qvae etiam sine omni spirandi conatu singulari . ut alia consonantes . leniter
et leviter efiferri possit. H avtem post consonantem. flatus qvidam ping^dor
essem videtur, majjori spirandi conatu et hiatu qvasi. proferendus. Q\i om-
nibus omnino literis, et ipsi etiam h. communis esse potest. Et in literis vcl
omnibus, vel qvibusdam, gentis vel hominis alicujjus spirituosi, natura vel con-
svetudine, fieri potest et solet. Qvod et Pkiscianus indicare videtur. cum ait.
pag. 13. Ideo, inqvit, aspiratio extrinsecus ascribitur vocalibus , ut minimum
sonet. Consonantibus avtem intrinsecus. ut plurimum. Omnis enim litera
sive vox, plus sonat ipsa sese. cum postponitur: qvam cum anteponitur.
Hic Priscianus diserte affirmat : H post consonam , plus sonare , qvam ante
vocalem. Qvare flatus qvidam vehementior et copiosior esse videtur, singu-
lari conatu expressus. Et Catullus non solum communem: sed ^66^ etiam
propriam qvandam in Arrio in loqvendo. spirandi et aspirandi crassius et ping-
vius, consvetudinem reprehendere videtur. Unde et Epigramma suum, voce
Hionios, clavsit. alludens ad verbum hio. Qvod Arrius in aspirando. hiatum
affectaret. ut censet Scaliger lib. 1. cap. 45.
Qvodsi avtem hoc ita est. non recte sonus literre h. et flatus ille ping-
vis et pene vitiosus. eadem figura notari videtur. Nee recte H inter conso-
nantem et vocalem scribi. Atqve hic potius spiritus Graecorum, si figura ali-
qva necessaria esset, adhibendus esset: vel apex aliqvis similis. Qva de re
amplius disqvirendum censeo.
De H in lingva Danica. In nostra avtem ling\'a Danica. aspiratio non
solum ante vocalem: sed etiam post vocalem in fine dictionis monosyllabae
brevis, sonare, et scribenda esse videtur. ut apud Hebraeos, ut ah ego. dah
tunc, duh tu, dih illius.
Imo in omnibus ling\'is et ante et post vocalem sonare .videtur h. in
gemitibus et su^67^spiriis aegrotantium et dolentium. graviterqve anhelantium.
Unde etiam ah vah oh interjectiones Latinae factae sunt. Et litera ipsa etiam
gemitus et suspirium dici potest.
Cognatio H et S. H cum S cognatio est Priscianus pag. 25. Saepe,
inqvit . S pro aspiratione , ponitur . in his dictionibus , qvas ä Graecis sump-
simus: ut semis, sex, septem, se. sal. Nam 7i|ui-. e'E. eTTtd. e, äXc. apud illos
aspirationem habent in principio. Adeo avtem cognatio est S literae cum
aspiratione. qvod pro ea in qvibusdam dictionibus solebant Boeoti. H scribere,
muha pro musa dicentes.
He cum C etiam cognationem habet, ut traho. traxi, vel tracsi . tractus.
veho, vexi vel vecsi, vectus.
Atqve hic etiam intelligi potest H literam esse. Res enim ejjusdem ge-
neris et speciei . inter se tantum permutantur. ut qvantitates, qvalitates, co-
lores, odores. sapores, soni et literae. ^68j
Lingvodentalis Infera exterior. Infera exterior est, qvs ling\'a palatum
extimum, et dentes genuinis vicinos pulsante. et mucrone lingvje inferos
dentes magis premente, fit ut J et G.
J, EJ vel JE. pulsu fortiori fit: ut ^neidos i.
Jam pater /Eneas, et jam Trojjana Juventus.
DE VERA LITERARUM DOCTRINA.
113
Hujjus consonantis magna est cum vocali lingvali ultima, cognatio et
affinitas. Unde et facile haec in illam per Crasin, et illa in hanc per Diasresin
syllaba^ transit: Jacobus trisyllabum: Iäcobus qvadrisyllabum. ßacTiXei, ßacTiXei.
Qvae res Grascis et Latinis, ex parte, imposuit: ut minus hanc consonantem
agnoscerent et ä vocali figura et nomine distingverent.
Esse tarnen consonantem natura ä vocali distinctam non est dubium. Nam
et cum vocali sonat: et ictu ling\^ae formatur, et positionem facit apud Graecos
et Latinos. Ovare et figura ei et nomen, ä figura vocalis et [69' nomine, di-
versa debentur et danda sunt, ut fecimus.
Qvoniam avtem haec consonans ejjusqve usus, non satis hactenus agnitus
est, ejjus historiam etiam altius repetemus, et ab ipsis Hebraeis ordiemur.
DeJ apud Hebraeos. Hebraei, Chaldaei, Syri , Arabes, hanc conso-
nantem figura et nomine , ä vocali distinctam habent. Qvare etiam in aliis
lingvis consonans est: et figuram et nomen proprium habere debet. Eaqve et
ante et post vocalem utuntur.
Ante vocalem ut:
ns^ Japhet, dissyllabum, pulcher.
Hin';' Jehovah, trisyllabum, Jehova,
Post vocalem, ut:
"iSiTSj! Adonäj , trisyllabum. Dominus,
■^iJi Göj, monosyllabum, Gens.
ilbS Galüj, dissylabum, revelatus.
Sed antequam vocales punctis scribi coeperunt: Jod etiam pro vocali E et
I scripta esse ab Hebraeis videtur. Atqve ita et vocalis 70", et consonantis
nota fuisse: ut Elias Levites tradit. Qvod Gra^ci et Latini secuti esse
videntur.
De J apud Graicos. Grasci hujjus consonantis sonum , tantum post
vocalem fere habent. Nam ante vocalem jota semper seorsum per se, ut \o-
calem proferebant: Nee cum seqvente vocali coniungebant, ut:
TttTpoc, lätros, trisyllabum, medicus.
iepeuc, Hiereus, trisyllabum, sacerdos.
lov, lön, dissyllabum, flos, viola.
In Barbaris tamen vel Latinis vocabulis, jota apud Graecos aliqvando hie
consonans est. Sic loubaioc tribus syllabis eifert Lucianus, et omnes Gra;ci.
Sic 'liLcricpGC, 'luKuußoc, qvandoqve trisyllaba sunt. MouXiavöc tetrasyllabum est
ut in illo Epigrammate :
'louXiavöq ßaöiXeü^ t ÜYaGöc, Kpartpöc; t" aixM'F'k-
Verum post vocalem, plerunqve, jota cum vocali prirccdcntc conjungunt.
Qvod veteres ut consonantem proferebant. Cujjus rci [71] locuples testis est
Plutarchus, Qvi (JU|a7T0criaKuJv lib. 9. Ovest. 3. Alpha, inqvit, cum jota avt
ypsilon pra^cedente , syllabam non facit : sed jota avt jpsilon seqvente . et
(TujuqpujvoövTi consonante, utitur, ut AiavTCc. aibeicrGai : aupiov, auXeiv. Ihxic
Plutarchus. Qvod avtem de alpha ait: de t\[;i\ov etiam, omicron, et ypsilon
vocalibus intelligendum est. Jota ergo olim post \dcalcni. cum \-(Kali a. e,
Techmer, ztschk. V. S
j 14 Jacobus Matthi.k.
0, et u, consonabat, et consonans erat. VA qvidem positionem faciebat, alia
consona seqvente, vel in eadem syllaba, ut Traic, KTe\c , toic, vel diversa ut
aivoc, Keivöc, koiXoc, uioc.
Verum hic Grammatici omnes Gra^ci , hactcnus lai).si et hallucinati sunt,
qvi Jota post vocalem, vocalem non consonantem esse putarunt. Ac proinde
hic diphthongum primum feccrunt. Decepti avtem sunt soni vocalis et con-
sonantis similitudine: et figura,- ejjusdeni et nc^minis homonymia. Ilic enim
unä et eadem figura et nomine duaj litera,', admodum diversas, continebantur.
Non aliter atqve nomine arbuscuLx-, et stirps et mulier. artemisia.* et herba et
mulier appellat.e sunt. [72]
De figura J apud Gra^cos. Ad hanc ergo homonymiam toUendam,
figura peculiari et nomine opus est. Verum ut nemo fere hactenus de Jod
consonante, hic qvicqvam suspicatus est: ita neqve de figura avt nomine,
qvisqvam cogitavit.
Grammatici Grseci recentiores, cum viderent , hanc distinctionem vocalis
et consonantis, qvam tamen non satis agnoverunt, necessariam esse: eam punc-
tulis duobus, qvae vocant biaipecJeuuc, qvibus vocalis notatur, moliti sunt: ut
ßacTiXei, ßacriXei.
Sed distinctio per diversas figuras certissima et commodissima esset. Ea
avtem commodissime fieri potest, si pro vocali, figura usitata i vel I scribatur:
et ita appelletur: pro consonante avtem j vel J, qvod est ita cavdatum , et
Jota vel Jod appelletur. Qvorum illud nomen ex hoc factum est. Qvje scri-
ptio etiam Adolpho Melcerko placuit. in commentario, de veteri et recta pro-
nunciatione lingvjE Gra^cai. Is avtem jota . ante vocalem tantum . ut in lou-
baioc et similibus, consonantem esse putavit. [73]
Atqve haec distinctio utilis et necessaria esset iis, qvi veterem pronunciatio-
nem Jota, hic seqvuntur : ut sunt Angli et alii: et diphthongum tolleret.
De J apud Latinos. Latini hujjus consonantis sonum et usum et
ante et post vocalem habent. Sed varium eorum de ea Judicium est.
De J ante vocalem. Primum ante vocalem est, ut jaceo. jecur, jocus,
justus. Qvod ä consvetudine et pronunciatione lingvae Grsecae diversum est.
Hic ergo Grammatici Latini veritatem facile viderunt. Cum enim hic
nihil a Grsecis praescriptum haberent: suo judicio libere usi, mature J hic con-
sonantem esse viderunt et docuerunt.
Priscianus pag. 10. J pro simplici consonante est: Qvando ab ea incipit
syllaba, in principio dictionis posita: subseqvente vocali in eadem syllaba: ut
Juno Jupiter. Et pavlö [74] post: pro simplici qvoqve consonante, in media
dictione invenitur: sed in compositis, ut injuria, adjungo, ejectus, rejice. Ver-
GiLius in Bucolicis:
Tityre pascentes a flumine rejice capellas.
Procelevsmaticum posuit, pro dactjdico. Haec Priscianus. Qvanqvam
Scaliger hic lib. 1. cap. 12. Rejice, in versu Vergilii, non recte per duplex i,
scribi et legi affirmat: sed potius rejce, per j consonantem, vocali abjecta,
legendum esse. Et alium versum pro exemplo substituit. Georg. 3.
Rejice : ne maculis infuscet vellera puUis.
DE VERA LITERARUM DOCTRINA.
115
De J post vocalem. De J post vocalem, varia est ratio : et magis varia
Latinorum opinio. Nam consonans hic, in qvibusdam dictionibus et olim so-
nuit: et hodie etiam sonat: et ä Latinis consonans esse agnoscitur et docetur:
In aliis avtem olim qvidem sonuit : sed hodie non sonat. Et hic pro vocali,
semper fere habita est, exemplo Graecorum. \j^t
De J post vocalem hodie sonante. J ergo consonans. hodie sonat,
partim in medio dictionis, partim in fine. De qva Prisciaxi Judicium av^dia-
mus. Ac primum de J in media dictione.
De J post vocalem in medio dictionis. Primum ergo post vocalem,
consonantem esse et positionem facere fatentur, cum in medio dictionis gemi-
natur. Priscian. pag. 10. J inqvit, pro duplici consonante est: Qvando ab
ea incipit syllaba , post vocalem ante se positam. subseqvente qvoqve vocali
in eadem syllaba: ut majus, pejus, ejus, in qvo loco Antiqvi solebant gemi-
nare eandem j literam: et majjus, pejjus, ejjus scribere. Ovod non aliter pro-
nunciari potest , qvam si cum superiore syllaba prior j , cum seqvente altera
proferatur: ut pejjus, ejjus, majjus, et duo jj pro duabus consonantibus acci-
piebant. Nam qvamvis j sit consonans, in eadem syllaba, geminata, jungi
non posset: [76] Ergo non aliter qvam tellus, mannus proferri debuit. Unde
Pompejji qvoqve genitivum per tria i antiqvi scribebant. Ovoniam duo supe-
riora, loco consonantium accipiebant ut si dicas, Pompejji. Nam tribus iii
junctis, qvalis possit syllaba pronunciari ? Nam postremum i pro vocali acci-
piendum est. Qvod C«sari doctissimo artis Grammaticse placitum fuisse, ä
Victore qvoqve, in arte Grammatica, de syllabis, comprobatur. Et pag. 30.
In Graecis verö qvoties hujjusmodi apud nos fit Dia^resis penultimx äVllabai,
j pro duplice consonante accipitur, ut majja pro mafa et Ajjax dj^ac. Et
pag. 31. oe, est qvando per Dia^resin profertur in Gra^cis nominibus: et Gra^cam
servat scripturam. Pro o enim et j ponitur. Qva^ tamen, sicut supra dictum
est, locum duplicis consonantis obtinet. ut Troja pro xpcj^a. et maja pro laaj'a.
Haec Priscianus. Ergo j etiam post vocalem ejjusdem syllaba; . in medio
dictionis consonans est Prisciano.
Cum Prisciano sentit etiam Fahius lib. i. cap. 5. Sciat qvoqve, inqvit.
CiCERONi placuisse ajjo, Majjaqve geminata j, scribere, Qvod si est, etiam
jungetur, ut consonans.
Et Terentianus qvi sie scribit; [77]
J medio cum locatur hinc et hinc vocalium
Troja sive maja dicas, pejor et jejunium:
Noniinum primas vedemus esse vocales breves:
J tamen sola seqvente, duplum liabere temporis.
Ergo vel loco duamm consonantium fungitur:
Vel gemella si locanda est: ut videtur pluribus:
Bis tibi vocalis eadem pnxibet usum coiison;v;;
Ante vocalem se^ivendo, cum priore syllaba :
Prxdita mox et in sctiventi, jure qvo sit consonans.
De J in fine dictionis. Je post vocalem ejjusdem syllaba:, in fine
dictionis, rarius est apud Latinos, Nempe in civibusdam vocativis sccund;u
declinationis : et voculis qvibusdam, ut hcj apud P(K>tas hujc et cuj. De hoc
ergo j vocativi, sie [jS] agit lib. 7. In vocativo secund;u declinationis: De
1 1 6 Jacobus Mati hI/E.
Pompej et Vultej, inqvit, et Caj et similibus vocativis: qvse j loco consonantis,
ante us habent in nominativo; dubitatur, utrum j extrema pro vocali an pro
consonante sit accipicnda, qvomodo in aliis casibus. Qvod magis, more anti-
qvo, rationabilius esse videtur. Nam solebant illi non soluni in principio, sed
etiam in fine syllabae, ponere j loco consonantis. Idqvc in vetustissimis in-
venies scripturis, qvoties inter duas vocalcs ponitur, ut ejus. Pompej us, Vult-
ejus, cujus. Qvod etiam omnes, qvi de literis curiosius scripserunt, affirmant.
Nee non metra ostendunt, qvod dicimus. l^t regulae ipsius ratio in supradicto
vocativo. Omnis enim vocativus in I desinens, una syllaba minor esse debet
nominativo suo: ut Salustius 6 Salusti, Virgilius 6 Virgh.i, Tkkkntius 6
Terenti. Ergo si Pompejus et Vultej us trisyllaba sunt in nominativo: neccs-
sario in v^ocativo dissyllaba esse debent. Qvod non potest fieri: nisi j loco
consonantis accipiatur.
HcXc Priscianus. Qvibus affirmat et probat Jod in fine ejjusmodi vocati-
vorum, consonantem esse. Idqve duplici ratione: [79 Primum qvia ante in
Nominativo, consonans fuit: Deinde qvia Jod cum pra^cedente vocali, in unam
syllabam coalescere non potest: nisi Jod loco consonantis accipiatur.
Harum posterior ratio, ut de priore nunc nihil dicam, vera solida et
generalis est. Et proinde diligenter observanda j , inqvit, non potest in bis
vocativis cum vocali praecedente , in unam syllabam coalescere, et cum ea
proferri, nisi loco consonantis accipiatur. Concludo ex verbis Prisciani. Ergo
Jod etiam in bis voculis monosyllabis, qvas recitat Priscianus, hej communiter :
apud Poetas, hujc et cuj, consonans est. Sic et in veteri diphthongo Latina
ej, ut partejs, qvejs, Jod consonans fuit. Et omnino consonans erit, qvoties
cum vocali praecedente, in eadem syllaba, profertur.
Atqve hic etiam Scaliger veritatem vidit: qvam tamen ante ä Prisciano
visam et propositam esse non meminerat. Is ergo lib. i. cap. 12. de j sie
aif. Igitur non solum cum incipit ab ea syllaba, ut dixere, , consonans erit:
sed etiam, qvod omisere, qvum terminabit, esse possit. Qvin etiam, seqvente
consona, ut in pronomine hujc : Neqve enim ut hic [80 est consonans; aspi-
ratur enim. Neqve est diphthongus: Et est monosyllabum, Atqve idem j
est, qvod prius fuit in secundo casu hujus: sicut in cuj est, qvod erat in cujus.
Hsc Scaliger. Atqve hactenus Latini non minimum meruere decus, vestigia
Graeca avsi deserere: et veritatem prodere, atqve tueri.
De J post vocalem olim sonante. J post vocalem a, e, o, semper
fere olim apud Latinos, ut et apud Gra^cos sonuit, et consonans erat, sed
exceptis iis syllabis, de qvibus nunc dictum est, in omnibus aliis Latini, Grae-
corum avtoritatem secuti, J vocalem esse putarunt. Ac proinde hic etiam
Graecorum exemplo, diphthongos fecerunt, et eo nomine tres in primis syllabas
appellarunt, ai, ei, oi: Haec enim vetus scriptura fuit.
Deinde in his syllabis scriptura mutata est: et pro ai et oi propter vici-
nitatem vocalis e et i, de qva in i dictum est, ae et oe scriptum est. Pris-
cianus pag. 32 pro i, inqvit, e in diphthongo accipimus.
Praeterea etiam pronunciato mutata est. J enim consonans , difficilioris
pronuiiciationis [81] est. Natura enim facilitate delectatur. Unde Cicero in
Oratore scribit, fuga literse vastioris x, ex axilla, alam, maxilla, malam facta
DE VERA LITERARCM DOCTRINA.
117
esse. Ergo pro ae et oe, e simplex pronunciatum est, et setas, coelum, musae
dictum est. qvasi etas, celum, muse. Et qvamvis pronunciatio vera mutata est:
tarnen scriptura vetus et prava, veteris pronunciationis vestigium. qvalecunqve
permansit.
Ei avtem syllaba, in vocalem simplicem e vel i. et pronunciatione et scri-
ptione mutata est.
Atqve hujjus rei locuples testis est Qvixtilianus. Qvi et consonantis J
veterem pronunciationem Latinam. Graicae similem, et ejjus pronunciationis,
et scriptionis veteris mutationem aperte ostendit Hb; i. cap. 12. Ai . inqvit,
syllabam, cujjus secundam, e nunc ponimus, varie per a et i efferebant: Qvi-
dam semper, ut Grseci. qvidam singulariter tantum: cum in dativum vel geni-
tivum incidissent. Unde pictai vestis et aqvai, Virgilius , amantissimus vetu-
statis, carminibus inseruit. In iisdem plurali numero, e utebantur, hi Sylle,
Galbe. Haec Qvintiliaxus.
De ei avtem syllaba. eodem capite ait. Diutius ^82" duravit, ut ei jun-
gendis, eadem ratione, qv^a Grseci ei, uterentur. Haec ille. Unde diu con-
svetudo mansit, ut pro i longo, ei scriberent Latini, ut passim in Varrone
videre est. Et Fabius eodem loco ostendit et ut parum commodum repre-
hendit. Ea, inqvit, ratio casibus numerisqve discreta est: ut Lucilius praecipit:
Jam puerei venere : e postremum facito atqve i,
Ut puerei plures fiant.
Ac deinceps idem :
Mendacei, fureiqve addes e. cum dare furi jnsseris.
Qvod qvidem cum supervacuum est. qvia i , tam longae qvam brevis
naturam habet: tum incommodum aliqvando: Nam in iis, qvae proximam ab
ultima literam e habunt, et i longa terminabuntur, illam rationem seqventes.
utemur e gemina. Qvalia sunt haec avreei , argenteei et similia. Idqve iis
praecipue, qvi ad lectionem instituentur, etiam impedimento crit. Sicut in
Graecis accidit. adjectione j literae. Qvam non solum dati\-is casibus. in parle
ultima ascribunt: sed qvibusdam ctiam interponunt. [83] ut Xiiiairii. Qvia Et)--
mologia, ex divisione. intcr syllabas facta, desideret eam literam. Ha:c ille.
Verum hie Latini similiter atqve Graeci olim lapsi sunt: Et hodie etiam
in errore versantur. Qv'os primum Gr^ecorum avtoritas in errorem induxit.
Deinde ut Gra^cos, soni similitudo in i vocali et J consonante. et figurae et
Hominis homonymia, decepit. Qvare ad hanc homonymiam toUendam et
distingvendam hie etiam figura peculiari et nomine est opus.
De figura J apud Latin os. Nemo veterum Latinorum luijc conso-
nanti figuram et nomcn dcdit: qvibus a vocali I disting\'eretur. Nisi forte
Clavdius Imperator id fccit. Qvem Svktonius scribit tres literas Romanis im-
peravis.se. Qva; avtem eae fucrint, tacet. Dua: nominantur a Prisciano. di-
gamma et antisigma. Fortassc hujjus etiam consonantis i'igura aliqva et nomcn
factum est.
Scauc.kr lib. I. cap. 40. pro hac consona ^84! ponit figuram hanc ]. Sed
eam usus non freqventavit.
Pktrus Ramus in Grammatica Latina et Scholis Grammaticis, commodio-
1l8 Jacobus Mattiii.i:.
rem f\<^uram , et jam ante usitatam, et cum figura vocalis I cognatam, pro-
ponit. Eam nempe qva hie utimur, j vel J. Eiqve nomen Hebraicum Jod
accommodat. Nos, inqvit, Hebra^orum exemplo Jod appellamus . et figuram
ei tribuimus, qvam in Hispanorum et Francorum sermonc versatam perspexi-
mus. Jam pridem enim Hispanis, nescio qvis dedit. Franciai certe nunc nuper
LuDOvicus Megrktius utcndam proposuit. Hrec ille.
At hanc figuram etiam Gcrmani, Dani et alii, typographi praesertim, du-
dum amplexi sunt, et jam diu usurpant.
Hffic ergo figura, non solum ante vocalem in lingva Latina: ut hactenus
fere factum est: scd etiam post vocalem, tum in Gra^ca , tum Latina lingva,
scribi potest : ut in hoc scripto, ä nobis factum est.
De J in lingva Danica. In lingva nostra Danica praesertim Cim-
[85]brica, haec consonans, admodum freqvens est. Qvare hie etiam ejjus
figurae usus ad rectam et accuratam scriptionem et lectionem admodum utilis
et necessaria est.
Ante vocalem ut jact venatio, jeg qvercus, jaeg ego, jord terra. Et con-
sona praecedente, ut sjeb smegma , Ijer argilla, njes nasus , tja^r pix , dja^rro
avdax, kjaer charus , kjer carrus, kjern granum, hjel integer, hjelm galea,
hjert cor, hjor grex, hjör pastor, gjasr faeces , gjaer saepes, gjern libenter,
gj0re facere, fjel asser, fjer penna, fjor fretum, Fjer Petrus, bjero mons, bjelck
trabs, mjel farina.
Post vocalem, ut maj frondes festae vel verben^, mäj locus palustris,
ejdom possessio, sej lentus , smej faber, lej conducere , lejdreng mercena-
rius, nej non, dej massa, vej ligna, vaej via, fej verrere, beji procus. Atqve
hactenus de Je.
G, EG vel GE, fit pulsu leniori: ut ^neid. lo.
Agnovit longe gemitum piiesaga mali mens.
Terentianus cum C conjungit: et obtusius qvam C, sonare ait: [86]
G porro retrorsum coit : et sonum prioris
Obtusius ipsi prope sufficit palato.
QviNTiLiANUs etiam, cum intermedias non agnosceret, cum c conjunxit,
et ejjus sonum moUiorem et hebetiorem esse dixit. Et ideo Diomedes IIb. 2.
novam consonam esse dixit. Sed cum C conjungi non posse videtur. Nam
illic genuini , hic dentes genuinis vicini lingva pulsantur. Qvare loca pulsus
et ictus distincta sunt. Ac proinde literae etiam dispares.
Cognatio. Cognatio tamen est C cum G, et commutatio, ut Kußepvrjiric,
gubernator, Koßioc, gobios. Qvadringenta, septingenta pro qvadrincenta, sep-
tincenta.
Et G in C transit, ut ago actus, tego tectus , lego lectus, tego texi vel
tecsi, pingo pinxi vel pingsi.
Unde et C pro G et contra, in qvibusdam nominibus propriis, scripta est.
QviNTiLiANUs lib. I. cap. 12. Qvid qvae scribuntur aliter, qvam pronunciantur.
Nam et Cajjus C litera notatur. Nee Cnejjus eam literam, in [87] praenominis
nota, accipit, qvam sonat.
Terentianus eandem cognationem et permutationem exposuit his verbis:
DE VERA LITERARUM DOCTRIxNA. I I Q
Scribimus prKnomen unum et C qvidem prseponimus.
G tarnen sonabit illic : qvando Cneum enuncio,
Asperum qvia vox sonorem interpolat.
Vel priores G Latini nondum ab apice finxerant.
Cajjus praenomen proinde C notatur, G sonat.
Sic amurca, qvse vetuste saepe per C scribitur;
Esse per G proferendam crediderunt plurimi.
Qvando ctjuopYn Grseca vox est, ^au^a origo praferat.
G etiam transit in S, ut spargo sparsi, mergo mersi.
CONSONANS LABIALIS.
Hactenus consonans lingvalis fuit: seqvitur labialis. Labialis est qvae pulsu
[88] et ictu labii inferioris formatur. Etsi enim labium etiam superius non-
nihil moveatur: tarnen inferius praecipue pulsat: Et pulsat non tantum labrum
superius, sed etiam dentes. Qvare hinc praecipue distinctio petenda est. Hase
consonans labialis ergo, os fere clavdit: et labiis contractis, instar posteriorum
vocalium profertur. Unde et naribus magis resonat, et contracta etiam dici
potest. Hujjus avtem minor est natura numerus. Hie enim loca pavciora
distincta sunt: qvibus pulsus variari et distingvi possit. Atqve hinc fit, qvod
homines loqventes avt canentes hiare fere videantur. Qvod plures sint con-
sonantes lingvales, in qvibus os hiat: qvam labiales, in qvibus os clavditur.
Hic etiam soni fere bini similes sunt.
LABIALIS LABIODENTALIS.
Labialis duplex est: labii unius avt utriusqve. Unius est, qv^ labio in-
feriore ad dentes superos applicato, formatur: et labiodentalis dici potest. ut
V et F.
V, EV vel VE , labio inferiore nonnihil [Sgl contracto . et interiore sui
parte levius dentes premente, lenius efflatur, ut iEneid. 5.
Brevil)usqve vadis, fnistraqve vocantem.
Haec consonans magnam etiam , cum secunda vocali contracta u . cogna-
tionem habet. Unde et facilc haec in vocalem per Diajresin syllabaj transit:
et vocalis in hanc per crasin : ut solvit soluit. Unde et ha^c consonans Grarcos
et Romanos magna ex parte fefellit. Nee satis vis ejjus hactenus intellecta
est. Eiqve idem fere qvod Je accidit: Discrimen tamen soni vocalis et con-
sonantis hic manifestius est, qvam in Je fuit. Nam in u vocali, labrum inferius,
dentes nee tangit, nee pulsat. Qvod utrumqve in v consonante fit. Et ha^c
positionem seqvente consona , facit. Qva^ res consonantem esse ostendit ä
vocali natura et sono distinctum. Qvare ei figura et nomen dandum est: ut
fecimus. Usus ejjus in omnibus lingvis est. Sed qvoniam h:uc etiam conso-
nans et ejjus usus non satis hactenus perspectus et explicatus est. nos histo-
riam et doctrinam ejjus altius repetemus. [go]
De V apud Ilebra^^os. Hebraji ergo hanc etiam consonantem ;i \ocali,
figura 1 et nomine vav distinctam habcnt- 0\am et ante et post vocalem
usurpant.
I20 Jacohus Mattiim;.
Ante vocalcm. ut :
^bT valäd, dissyllabum, proles.
^niDT västi, trisyllabum, nomen mulicris.
"lis^ni vchaor, trisyllabum : et lux.
Post vocalem, ut :
iblö schalev, dissyllabum, salvus.
T'S piv, monosyllabum, os ejjus.
Verum ut jod, ita et vav, anteqvam vocales punctis scribi coeperunt, etiam
pro vocali o et u scripta esse ab Hebraiis videtur. ut sentit Elias L];vrn;s.
atqvc ita et vocalis et consonantis nota fuisse. Qvod Grreci et Latini ex parte
secuti forte sunt.
De V apud Graecos. Gra^'ci vav consonantem ante vocalem commu-
niter non proferebant. Sed privatim [91] tantum. Communiter enim ypsilon
seorsum ut vocalem, protulere, ut:
uaXoc, hyalos, trysyllabum.
ueXoc, hyelos, trysyllabum.
.^oles avtem privatim hanc consonantem ante vocalem proferebant. Et
eam figura et nomine, a vocali distinxerunt. Ac figura F vel d usi sunt.
Nomine avtem duplici usi sunt : primo digamma, qvod geminum gamma sonat,
et ex figura sumptum est. Qvae duobus gamma Graecis conjunctis, hoc modo
^ similis est. Altero vero vav, Qvod Hebraicum est: ab Hebraeis sumptum,
et ex sono ipso factum est. Sic ergo scribebant et proferebant : FeXevrjV
velenen, Helenam ; BjnuocpdFujv, XaFoKdFuuv. Demophavon, Lavocavon, ut est
apud Priscianum pagina 11. et 12.
Post vocalem communiter Grzeci omnes ypsilon ut consonantem pro-
ferunt, prsesertim post alpha et epsilon, ubi et positionem consona seqvente,
facit. Nam post omicron, omicron et ypsilon, vocalem u fere sonabant. ut
supra docuimus. Post jota vel ita, ypsilon rarior est, et ut vocalis y, pro-
fertur per Diseresin, ut i'ufH, iynx, iuy^oc, iygmos [92] clamor. De Alpha
Plutarchus testis est. Alpha, inqvit, Jota et Ypsilon, seqvente, et cru|ucpa)-
voOvTi, consonante utitur,
Grammaticae etiam Grsecae scriptores pleriqve de Ypsilon post vocalem,
in eadem syllaba, tradunt, eam proferendam esse, ut v consonantem auXr)
qvasi avla, eupoc qvasi Evrus. Qvod qvid est aliud dicere qvam conso-
nantem esse ■?
Post alpha ergo consonans est et positionem facit, ut:
vaOc, navs, monosyllabum, navis.
auXöc, avlos, dissyllabum, tibia.
auXeiv, avlejn, dissyllabum, tibia canere.
Post epsilon consonans est et positionem facit, ut:
Zeuc, zevs, monosyllabum, Jupiter,
eupoc, Evrus, dissyllabum, Evrus.
eubuu. hevdo, dissyllabum, dormio.
DE VERA LITERARUM DOCTRINA. . J 2 I
Sed Grammatici Graeci hie tarnen vulgo hactenus ypsilon non consonantem
sed voealem esse putarunt. Unde et hic diphthongus facta av, ev. Sed omnes
hic errarunt: soni vocalis et consonantis similitudine,. et figurse ejjusdem et
nominis homonymia decepti. [gs] Ad qvam homonymiam tollendam, figura
cum nomine, consonanti huic propria, necessaria est.
De figura V apud Graecos. Ut nemo hactenus de consonante hic
cogitavit: ita etiam de figura consonantis nemo cogitavit. Grammatici qvidem
Graeci recentiores voealem hic u consonam. qvam tarnen non agnoverunt,
punctis qvae vocant Diaereseos, discernunt; ut aüXoc ; aÜTTVOc. Sed distinctio
per figuram certior et commodior esset.
Ovod commodissime fieri potest: si figura vocalis usitata v, consonanti
tribuatur. et vav more Hebraico et ^olico appelletur. Pro vocali avtem
scribatur figura Latina y, qvse est tantum ypsilon cavdatum. Qva in vocibus
tantum Graecis scribendis, Latini usi sunt: Et nomine yta, vel kybbutz Hebraico
more appelletur, ut d'yXoc, dyTTVOC.
De V apud Latin os. Latini hanc consonantem, et ante et post voealem.
proferunt. Et ante voealem [94; qvidem. consonantem esse, partim confiten-
tur et docent: partim negant avt dubitant.
De V ante voealem, syllabam inchoante. Vav ante voealem, par-
tim syllabam inchoat : partim consonantem seqvitur. Ovando syllabam in-
choat, consonantem esse fatentur : Qvod ab /Eolibus didicere, ut in vadum.
verbum , vis , vola , vultus , servus , navita. Atqve hic Latini qvidam more
.^olum, etiam figuram et nomen huic consonanti tribuerunt.
Priscianüs pag. i.i. v vero loco consonantis posita, eandem prorsus in
Omnibus vim habuit apud Latinos, qvam apud yEoles digamma F. Unde ei
ä plerisqve hoc nomen datur, qvod apud /Eoles habuit olim F digamma, id
est vav, ab ipsius voce profectum: teste Varkone et Didvmo. qvi id ei nomen
esse ostendunt, pro qvo C^sar hanc figuram F scribere voluit. Ovod qxamvis
illi recte visum est: tamen consvetudo superavit. Haec Prisciaxus. Atqve
idem etiam alii tradunt. 95]
Terentianus ita scribit:
Versa vice, si sit prior v, secjvalur ilhi :
Cum dico, viele: contulit I sonum priori.
Ast ipsa nianet tempore, qvo sonabat ante.
Vocalibus hoc et reliqvis pr^dita servat,
Ut vade, veni, vota refer, teneto viiUum,
Unde ^oliis litera fingitur digammos,
Qvce de numero sit magis consonantiiim :
Vocalis in istum mage qvam versa sit usum,
Vav ergo syllabam inchoans Grammaticis Latinis consonans est: sicut
/Eolibus.
De V ante voealem, consonam seqvente. Interdum vav ponitur
inter consonantem qvae syllabam inchoat: et voealem in eadem syllaba se-
qventem. Consonans avtem pra:cedens [961 est fere S, O, vel G. Atqve hic
Q in primis pro C scribcbant olim et hodie etiam scribitur. De \i a\tom v.
varia; opiniones erant. Plcritjve voealem esse putiirunt. Diphthongum tamen
hic non fecerunt.
122 Jacobus Matthi.k.
QviNTiLiANUs lib. 12. cap. lo. Duras , inqvit , et illa consona, syllabas
facit, qvae ad conjungcndas dcmum sibi subiectas vocales, utilis est, alias
supervacua: ut eqvos et eqvum scribimus.
Sic et Terentianus :
Namqve Q praemissa super u, simul mugit sibi,
Syllabam non editiira, ni comes sit tertia
Qvaelibet vocalis, illis hoc et exemplis proba.
Namqve eqvos vel ceqvor, qvestus avt aqvam scribimus.
Et qveo et qverela, qvercus et qvater, Q praedita est.
Sed aliter Priscianus pag. 8. Q vero, ait, propter nihil aliud scribcnda
videtur esse, nisi ut ostendat seqvens u, ante vocalem, in eadem syllaba po-
sitam, perdere vim literai.
Et pag, 22. Est, inqvit, qvando amittit v [97] vim tarn vocalis, qvam
consonantis, ut cum inter Q et aliam vocalem , ponitur ; sicut jam comme-
moravimus, ut qvisqvam. Hoc idem plerumqve patitur, etiam inter G, et ali-
qvam vocalem, ut sangvis. lingva. S qvoqve antecedente v, et seqvente a
vel e, hoc idem saepe fit ut svadeo svavis, svesco svetus. Haec Priscianus. Ubi
qvasi in salebris haerere videtur.
Verum contra Prisciani sententiam, hoc etiam v consonantem esse probat,
primum argumentum cavsae efficientis. Si enim proferas voces eas, qvas recitat
Priscianus : et similes alias, qvisqvam, sangvis, lingva, svadeo, svavis, svesco
svetus : senties labrum inferius dentibus superis admoveri, cum v in iis vocibus
profertur. Deinde aliarum consonantium exemplum suffragatur, Nulla enim
consonans ideo naturam avt genus consonantis mutat. Qvia seqvitur aliam
consonantem in eadem syllaba. Consonantes qvidem, qvo plures in una syllaba
concurrunt, eo magis altera alteri cedit et sese accommodat : Sed nulla tamen
consonantis naturam amittit, Sicut et consonans omnis vocali, qvacum
jungitur, etiam sonum suum [98] accommodat, et pro vocali qvodammodo
mutat: et tamen consonans esse non desinit,
Qvod vero ad hunc locum attinet: Priscianus hoc loco sibi parum con-
stare videtur. Vult enim v in ejjusmodi vocibus v^ocalem esse: et tamen
affirmat eam amittere vim et vocalis et consonantis. Id est, nee vocalem, nee
consonantem esse, Qvae est manifesta contradictio : perinde ac si diceret: Est
vocalis et non est vocalis. Deinde alterum omnino membrum falsum erit.
Nam si litera est, avt vocalis, avt consonans erit. Omnis enim litera avt
vocalis avt consonans est.
Postremo, alibi pag. 3. et 4. affirmat Priscianus, v in ejjusmodi vocibus
qvibusdam sonum habere literse Graecse ypsilon, id est, vocalis, in his dictio-
nibus: Qvae, qvis, pingve, sangvis, lingva. Verum hoc primum ab altero
loco discrepat. Ubi affirmat v amittere vim et vocalis et consonantis. Si
enim sonat, ut ypsilon, jam vocalem sonat : nee vim vocalis amittit. Deinde
hoc ut falsum reprehenditur. Neqve enim vocalem ypsilon, sed consonantem
vav sonat.
Scaliger lib. i. cap, 8, Illud qvoqve, inqvit, [99] falsum erit, qvod veteres
prodidere: v cum post G vel Q, praecedit avt e, avt i, avt ae, Graecae vocalis
y vim obtinere. Neqve enim ullum sonum similem gerit. Si enim ita esset,
DE VERA LITERARVM DOCTRINA. 12.3
Graeci ipsi non tarn laborarent. Haberent enim ad manus , suam literam : et
scriberent KYINT02I: Qvod apud nos est Qvintus. Sed ipsi et scribunt
KOINTOC et pronunciationem illam nuUo modo possunt asseqvi. Ergo hoc
vav etiam contra Priscianum consonans est.
Neqve obstat, qvod vav post Q liqvescat, neqve positionem faciat, ut in
aqva, eqvus, liqvidus, aliqvis. Nam eadem ratione R et L liqvescunt. cum
ponuntur post aliam consonantem ut in patris, Atlas. Neqve tarnen propterea
consonantes non sunt, avt esse desinunt.
De V post vocalem. Vav post vocalem in primis et mediis syllabis
vocum Latinarum freqventius est, et consona seqvente, semper positionem
facit: ut avdio, havrio, Evrus, Evge. In\iltimis rarissimum est: et fere mono-
syllaborum tantum: [loo] ut sunt avt, havd, lavs, fravs, hev, hevs, sev, nev.
De hoc ergo v et Priscianus, et aUi omnes Grammatici, hactenus caecu-
tivere, et in errore versati sunt, ex qvo nemo se exph'care potuit. Priscianus
qvidem cum aliis nonnuUis, de Jod veritatem ex parte olfecit. Sed idem. cum
aliis Omnibus Graecorum opinione et avtoritate fascinatus. de consonante, hoc
loco , nihil videre potuit. Omnes enim hie v'ocalem esse putarunt: et inde
diphthongum au et eu Graecorum more fecerunt.
Hic igitur argumentum Prisciaxi, q\'0 Jod consonantem esse probat: de
vav etiam locum habet: idqve nobis pro avtoritate Prisciaxi erit. Nam utrius-
qve literae et Jod et vav, eadem hic ratio est: et idem qvasi jus Sei et Titii.
Qvo jure Jod consonans est: eodem qvoqve vav. Unde et Prisciaxus pag. g.
eas qvasi ejjusdem naturae literas, conjungit. Et pag. 229. Non mirum est,
inqvit, j consonantem in vocalem transire : cum v qv^oqve idem patiatur. Qvasi
dicat: Qvod ad genus vocalis et consonantis attinet: eadem est utriusqve
literae ratio.
Qvid ergo Prisciaxus de Jod ait? Jod inqvit, [loi] in vocativis Pompej,
Vultej , non potest cum vocali in unam syllabam coalescere: nisi loco con-
sonantis accipiatur. PIa:c Prisciaxus. Concludamus de vav. Ergo vav etiam
post vocalem , non potest cum ea in unam syllabam coalescere : nisi conso-
nantis loco accipiatur. Coalescit avtem. consonans igitur erit.
Qvod igitur alibi ä Prisciaxo scriptum est: vav post vocalem scribi non
posse: animadvertendum est. Fassum est enim pag. 28. vav, inqvit. id est,
digamma, in fine .syllabae inveniri non potest. Unde cum antiqvi AF pro AB
scriberent : mutata est F in B et scriptum AB. Ha:c Prisciaxus parum recte.
Poterat enim a.'qve av vel af, scribi et proferri atqve AB: Sicut scribitur hev,
avt, lavs. Et pag. 13. v, inqvit, consonans ante consonantem poni non po-
test. Ac proinde b pro v consonante scriptum est, in voce Ctxlcbs. Est
enim ca^lebs , qvasi ca^lestium vitam ducens. Ha^c Prisciaxus itidem parum
cavte. Nam potest aeqvc cselevs scribi et proferri, atqve hevs, et Graece ßacri-
Xeuc. Prisciano ergo rectius judicanti, v etiam post vocalem consonans est.
[102] De figuraVapud Latinos. Clavdius C^'ISar. hujjus consonantis
figuram olim proposuit: ab Aeolibus sumptam F vel Ä. ut supra ex Prisc.
dictum est.
Scaliger lib. i. cap. 40. figuram v proponit, sed eam usus non probavit.
124 JaCOBIS M.VITHIyF.,
Petrus Ramus figuram V vcl v proponit. Qvam ex ipso usu sumpsit:
Typographi, ait in scholis, nonnulli tacito consensu, figuram vav consonae,
hanc nempe v, pro digamma illo ^^^olico, induxerunt: et figura videtur aptior
propter affinitatem cum vocali u : et certe jam nobis usitatior. Itaqve qvod
ratio jam pridem svaserit; et usus tacitus approbavit: negligendum non arbi-
tramur. Ha^c ille. Sed hanc figuram ctiam Germani, Dani et alii. pra.'sertim
Typographi usurpant. Sed ante vocalcm tamen. Ha;c avtem figura omni um
commodissima videtur, etiam propter cognationem cum figura Grxca v vav.
Theologus qvidam Gallus , magni nominis, tractatum nuper edidit: de
Franciai linguai pronunciationc. Js in eo tractatu, Pkiri [103] Rami con-
silium lavdat; qvod pro duabus consonantibus, duas novas figuras j et v pro-
posuerit : sed factum nonnihil improbat , qvod v sit figura vocalis Graecai
ypsilon : sed factum etiam Rami probari posse, hinc intelligi potest. Ha^c ergo
hujjus consonantis figura in lingvam Graecam, Latinam, et alias, hteris Latinis
utentes. recte et commode assumi potest: et ante et post vocalem scribi.
De V in lingva Danica. Danica nostra lingv^a, praesertim Cimbrica
multum hac consonante utitur. Ovare et hac figura magnopere indiget.
Vav ante vocalem est, ut vact vigilia excubiae, vaet pondus, ved intelli-
gentia, vid amplus vastus, vod madidus. Et consona pra^cedente, ut svort niger
ater, qvinde mulier, qvol carbo. hvas acutus, hvid albus.
Vav post vocalem. ut avl agricultura, avten vesper, 0~v oculus. Ssepius avtem
est, praecedente consona , ut ravn corvais , [104' rov qvies, raav siligo praeda.
sav succus arborum , säv serra , söv dormire , kov silva , lav societas col-
legium, lav humilis, läv aptare, löv fides , promittere. le'v folium. lov vivere,
näv rodere , navr terebrum, n0~v pugnus tenax, tävs tacitus, tov lana duo,
funis navticus . t\y\d dubium , dav dies , d0v surdus , kw contentio , häv hor-
tus . hav mare , havn portus . höv avla , h0v altus monticulus , collis , hvevs
crabro , javn planus , gäv donum munus , gavn labor commodu^m , vöv peri-
clitari , v0"v tela, v0v texere, favn amplexus, ulna, b0"v flectere, Päv Papa,
mäv ventriculus, etc.
Qvidam praesertim Typographi in lingva Germanica , et nostra, vocalem
et consonantem hanc, disting\amt figuris, v simplicis et vo duplicis.
Itali hodie hujc consonanti libenter praeponunt G, initio dictionum. Jo-
viAKUs de aspiratione lib. i. ubi hanc literam vocalem esse putavit. Ovid?
inqvit, qvod cum litera G apud Latinos, nusqvam jungatur literae vav, ante
vocalem, in prima dictionis syllaba: sed avt in media, ut lang\-eo, aut in ultima
dictionis syllaba. ut ping\^is: eo deventum est: [105] ut omnis Italia non pavcas
qvidem dictiones habeat ä Gva, Gve et Gvi incipientes. Est qvotidie nobis
in ore Gvardia et pro custodia et pro excubiis. Idqve nomen multonmi
etiam oppidorum est. Et Gverra pro bello : et qvod licet Latinum , tamen
corruptum Gvastare pro vastare, et Gvalterius et Gvido et Gvilermus. Qvid
qvod Varius Veronensis, doctus vir, tamen in hoc, ä multitudine non dissen-
tiens , nomini suo . qvod Romanum est (ä Varo enim , sev malis varrio , sit
Varinusi G praeponebat semper. et Gvarinum scribebat. Haec Jovianus.
Cognatio V. V cum H cognata est. Prisciaxus pag. 12. Sciendum,
inqvit, qvod hoc ipsum J^oles qvidem ubiqve loco aspirationis ponebant F
DE VERA LITERARUM DOCTRINA.
125
digamma: efifugientes Spiritus asperitatem. Nos avtem in multis qvidem, non
tarnen in omnibus illos seqvimur. ut cum dicimus vespera, vis, vestis.
Et ante Priscianum Terentianus qvoqve docuerat- hesperum v^esperum,
henetos venetos, effTiav vestam, e<J6fiTa vestem, facta esse. [ro6j
Terentianus :
Nominum multa inchoata liteiis vocalibus
/Eolicus usus vertit, et digammon pr^ficit.
yEolica dialectos avtem mista est Itaire.
Hesperum cum dico Graece, vesperupi cognominat,
'€0Tia SIC vesta facta, vestis eoQi]c, dicitur.
Qvos HoMERUS dixit '€vetou(;, ille venetos avtumat.
V qvoqve vocalibus Grcecis prsponitur,
"€ap est multis in usu, et magis poeticum est.
'Hp enim nativa vox est, ille ver hoc dictitat
Et viola flos nuncupatur, qvem Grseci vocant i'ov.
Donatus qvoqve in locum Andriae Terentianae. Ex ara verbenas hinc
sume: verbenas qvasi herbenas dici annotat.
S qvoqve transit in v, secundum Priscianum ut pasco pavi, qviesco qvievi,
ascisco ascivi. [107]
F, EF vel FE, labro inferiore medio, exteriori sui parte, dentes sectores
arctius premente, per dentes et labij oras, copiose efflatur, ut:
Forsitan et Priami fuerint qvse fata reqviris.
Hanc literani Terentianus, cum primam semivocalem fecisset: sie definit:
Imum superis dentibus deprimens labellum
Spiramine leni : velut hyrta graja vites:
Hanc ore sonabisj: modo qvce locata prima est,
Adversa palati supera premendo parte :
Obstansqve sono, qvem ciet ipsa lingva nitens.
Validum penitus, nescio qvid cogit inire.
Capella, In F, inqvit, dentes labrum inferius deprimunt. Figura F apud
^oles , ut ante dictum est, proxime consonantis v olim fuit: post vero ad
hanc consonam notandam traducta est ä Latinis. ^108^
Priscianus pag. 28. Antiqvi Romanorum, ^i^oles seqventes, loco aspira-
tionis eam ponebant. Habebat avtem haec F litera, hunc sonum, qvem nunc
habet v, loco consonantis posita. Unde antiqvi af pro ab scribere solebant.
Sed qvia non potest vay, id est, digamma in fine syllabai inveniri : ideo
mutata est F in B. sifikim qvoqve pro sibilum, teste Nonio Marcello de doc-
torum indagine, dicebant. Et pag. 7. F vEolicum, qvod apud antiqvissimos
Latinorum eandem vim, quam apud ^.'Eolcs, habuit. luim a\tcm prope sonum
qvem nunc habet F, .significabat P cum aspirationc. Sicut etiam apud \'eteres
Graecos pro 0, TT et H. Unde nunc qvoqve in Gra^cis nominibus, antiqvani
scripturani scrvamus, prt) qp, p et h ponentes . ut Orphe\s. Phacton. Postca
vero in Latinis placuit verbis, pro p et h, f scribi, ut fama, filius, iacio,
Loco avtem digamma v pro consonante. Ovod cognatione soni videbatur
affinis esse digamma, ea litera.
Et pavlo post, f locum cp Gnuci apud nos obtinet. Ovod ostcnditur in bis
maxime dictionibus, qvas a Grnjcis sumpsimus, hoc est, fama, fuga, für. 109]
Item pag. 14. Nos tarnen qvoqve in Latinis dictionibus pro ph f scribere
120 JaCOHUS MaTTHI/Iv.
coepimus, ut filius, fama, fuga nisi qvod est aliqva in pronunciatione ejjus
litcrae differentia f cum sono ph: ut ostendit ipsius palati pulsus, lingvae labio-
rum pag. 8. Hoc tarnen scire debemus, qvod non tarn fixis labris est pro-
nuncianda f qvomodo p et h.
Videntur avteni Gr?eci, qp suum majjori conatu et pleniori spiritu pro-
nunciasse, qvam Latin! F. Qvintilianus lib. i. cap. 5. Gra;ci, inqvit. ita
aspirare haec solent: ut pro Fundanio Cickro, testem, qvi primam ejjus literam
dicere non posset, irridet.
DiOMEDES aliam inter f et qp differentiam facere non videtur: nisi qvod f
in Latina voce, ph in Graeca adhibeatur.
Hebraii hunc sonum vel non habuerunt vel v^av vel pe leni, expresserunt,
ut hodie.
Germani propter cognationem. perperam v pro f scribunt et profcrunt.
LABIOLABIALIS.
Labialis unius labii sie fuit. Seqvitur labii utriusqve. Ea est, qvai labii
utriusqve compressione formatur. Unde et naribus magis [iioj resonat . et
labiolabialis dici potest: Ea duplex est, conjuga et solitaria. Conjuga, qvai
comparem sono similem habet, et in mediis qvasi labiis nascitur: ut P et B.
P, EP vel PE, e mediis labiis arctius compressis erumpit. ut iEneid. 2.
Barbaiico postes avro spoliisqve superbi.
Hanc Terentianus sie describit:
— altera contra
Pellit sonitum de mediis foras labellis.
Hebraei hanc consonantem figura s , et nomine Pe exprimunt. Unde tt
pi Grsecum et p Latinum factum est.
B , EB vel BE , labiis mediis levius compressis , intus qvasi continetur
^neid. 2.
Barbarico postes avro spoliisqve superbi.
Terentianus sie eam describit :
Nam prima per oras etiam labella figit :
Vehit intus agatur sonus.
Hebraei hanc literam figura 2 nomine Beth exprimunt. Unde figura in-
versa B Grseca et Latina figura facta est: et nomen Graecum ^iir Betha.
Graecum avtem ß , ut Latinum B , proferendum est. ut Cr.\tini locus ille , ex
ovium balatu ßf) , ßf) , demonstrat. Graeci vero recentiores, vitiose, pronun-
ciant, ut v consonantem.
Cognatio P. P mutatur in B ut Burrhus pro Pyrrhus. Qvintilianus
lib. I. cap. 5. Sed B qvoqve in locum aliarum dedimus aliqvando. Unde
Byrrhus, pro Pyrrhus est. Haec ille. Et B contra in P mutatur : Sic suppono
est pro subpono. Sic cum in thematis verborum est b, praeteritis fere muta-
tur in P. Priscianus libro 12. Mutatur b in p. seqvente S, ut: scribo scripsi,
nubo nupsi. Sic et in aoristis et praeteritis Graecis. Kpußuu cKpuvjja vel CKpu-
TTCTa, KCKpuTtTtti: Xeißuu eXeupa vel eXemcra, XeXeiTTiai. Priscianus eo loco,
DE VERA LITERARUM DOCTRINA.
127
hujjus mutationis cavsam generalem evphoniam adducit: rectius avtem spe-
cialem et propriam . ex affinitate Hterarum . attulisset: ut primo libro pro-
posuit.
Hinc etiam fit, ut scripta interdum b, tarnen p sonat. Qvintilianxs
libro I. Qvaeri, inqvit, solet in scribendo praepositiones, sonum qvem junctae
efficiunt, an qvem separatae. J12] observ^are conveniat. ut cum dico. obtinuit.
secundam enim b literam ratio poscit, avres magis avdiunt p.
B privatim transit in f , ut officio . sufficio , suffio. Sic brugis pro frugis
olim fuerat. Fab. lib. i. cap. 5. in v ut avfero, in g ut suggero. in h ut
loco QviNTiLiANi citato. Belena pro Helena. Qvod et Prisciaxus pag. 13.
B item ine. ut occurro. succurro : Item in d. unde et apud Fabium est lib. i.
cap. 5. Nee non eadem fecit. ex duello, bellum. Unde duellios qvidam dicere
avsi sunt bellios. Haec ille. Item in r, arripio, surripio. In s, ut jubeo jussi.
M. Solitaria est: qvae compare caret: nempe M.
M, EM vel ME, labiis arctissime, undiqve compressis, et clavsis . intus
mugit, et naribus maxime resonat. ut JEneid. i.
Tanta; molis erat Romanam condere gentem.
Terentianus sie eam describit, cum tertiam semivocalem fecisset :
At tertia clavso qvasi mugit ore.
Et alibi:
Mugit intus abditum et ccecum sonum. [113]
M, alt Capella, labiis imprimitur. Qvintilianus lib. 12. literam mugientem
appellat. Qvid, inqvit, qvod pleraqve nos. illa qvasi mugiente litera clavdi-
mus. Qva nulluni Graece verbum cadit?
Qvintilianus lib. 9. cap. 4. Et illa, inqvit, Censorii Catonis. Die' haue,
aeqve in litera in e moUita. Qvx in veteribus libris reperta, mutare imperiti
solent. et dum librariorum inscitiam insectari volunt, suam confitentur. Atqve
eadem illa litera, qvoties ultima est: et vocalem verbi seqventis ita contingit:
ut in eam transire possit : Etsiamsi scribitur: tarnen parum exprimitur. ut:
Multum ille, etc. Et
Quantum erat.
Adeo ut pene cujjusdam novae literae sonum reddat. Neqv^e enim exi-
mitur, sed obscuratur: et tantum aliqva inter duas vocalcs velut nota est. ne
ipsae coeant,
Qvod verö Qvintilianus ait, M obscurari in carminc, id Priscianus vocat
subtrahi. Priscianus pag. 23. Finalis inqvit, dictionis subtrahitur m. in metro
plerumqve: si ä vocali incipit seqvens dictio, ut: ^14^
Illu' expirantem transfixo pectore flammas.
Plt idem eodcm loco, indicat, id olim non scmpcr factum esse, vctustis-
simi tamen, inqvit. non semper eam subtrahebant. Ennius in 10. Annalium:
Insignita ferc tum niillia militum octo.
Hacc ille. Qvod vero Priscianus citat ex I'.nnio. id ctiam ex Lucrktio
perspici potest lib. i.
Curporum .avgehit numerum, summam-ivc seiivetiir.
128 Jacobus Mattiii/e.
Hebraei ü figuram, nomine Mem, hie habent. Unde |ii Gra,'cum et m Latinum
factum est. Hie avtem observandum est, S ut consonantem principem, ante
omnes solitarias consonantes in una syllaba cfferri posse. Ante trcs palatinas,
ut SRA, SLA SNA et unam labialem M, ut SMA. In reliquis avtem con-
jugis: tantum ante priores, efferri natura posse. ut STA, SCA, SJA, SVA,
SPA. Ante posteriores, D, H, G, F, B, natura efferri non posse. Atqve
hoc in consonis conjugis di.sponendis, ex parte secutus sum. [115''
Cognatio. Sonus M literai , cum sono extremre lingvopalatina.' N, ad-
modum cognatus est, qvare et ejjus naturam imitatur, et in eam facile transit.
Priscianus : M transit in N et maxime d vel t, vel c vel q seqventibus, ut :
tarn tandem, tantum tantundem, idem identidem, num nuncubi : P2t ut Plinio
placet, nunqvis, nunqvam, anceps, pro amceps. Item seqvente f, ut anfractus.
Vocali verö seqvente, intercipit b, labialem proximam. ut ambitus ambesus,
ambustus, ambages, nee non etiam in comburo combustus, idem fit.
Contra N mutatur in M, seqvente m. Unde illud Qvintiliani lib. i. Im-
munis, ait, illud N qvod veritas exigit seqventis syllabae sono victum, m ge-
mina commutatur. Item seqventibus cognatis b vel p, avtoribus Plinio, Papy-
RiANo et Probo, ut imbellis, improbus, ut est apud Priscianum libro primo.
Mutatur et M in B , ut scamnum scabellum. Ne miretur puer, cur e
scamno fiat scabellum, ait Qvintilianus libro i. cap. 5. [ii6l Et B in M transit,
ut summitto, globus, glomus, Priscianus pag. 27.
Mutatur et S in M, et contra: ut rursus , rursum. Priscianus pag. 25,
Atqve hactenus consonans labialis fuit.
DE CONSONANTE GEMINA ET FACTITIA.
Hactenus consonantes simplices et naturales fuere, numero qvindecim.
Qvibus an plures per naturam esse possint: ut Scaliger lib. i. cap. 20. sentire
videtur, nescio. Ego, non esse posse, puto. Atqve hae consonantes ad per-
fectam locutionem et scriptionem necessariae sunt, et sufficiunt., Atqve his
omnia omnino perfecte et aceurate dici et scribi possunt, qvse homo mente
concipit, et ad alios efferre vult.
Praeter has avtem qvsedam consonantium figurse , in lingvis qvibusdam
extant: qvse ab hominibus non necessario factaj videntur: et duos fere sonos
consonantes complectuntur : in qvas resolvi possunt : et scribendi tantum com-
pendia sunt: qvibus facile scrip[ii7]tura et Grammatica carere potesset, nisi usus
eas recepisset et retineret. Imo verö manifesta sunt scripturae vitia et incom-
moda. Una enim figura duas literas complecti scriptionis vitilim, et lectionis
impedimentum est. Hse avtem pro arbitrio hominum varie exeogitari possunt.
Et pro lingvis variis variant.
GEMINA GRiECA ET LA TINA.
Hvjjus generis consonans in lingva Grneca multiplex est : Qvod novum
inventum esse, partim Palamedis, partim Simonidis, partim Epicharmi, Plinius
lib. 7. cap. 56. ostendit.
Duplex, Htec ergo duplex est. Duplex et aspirata. Duplex est, ita
DE VERA LITERARCM POCTRINA.
129
enim appellant. qv.ne S geminum, vel S et aliam consonam complectitur. Et
gemino proinde ictu profertur. Qvod in medio et fine dictionis praecipue
sentitur. Initio enim dictionis. posterior S nempe. simplex tantum fere sonat:
In priori avtem conatus magis qväm sonus liter?e fiiS^ est. Hscc a\1:em non
solum lectionem obscuram et ambiguam : sed etiani deriv-ationis rationem in
declinatione et conjugatione obscuram reddit.
Duplex lingvalis. Hicc duple.x est. Lingvalis et labiolingvalis. Lin-
gvalis est, qvsc gemino lingvae. ictu profertur ut Z et Z.
Z ZfiTtt zeta, in medio dictionis ma.xime duple.x est. Nullam enim vocem
clav^dit. Initio avtem, ut ante dictum est, S simplex valet. Unde ex ZdKUvOoc,
Latini Sagunthum fecerunt. ut ait Priscianus. Et valet vel ss geminum. Sic
enim Latini reddiderunt ut ixaipilM patrisso, txvtiIvj pytisso, }xäla massa. Me-
livT\oc Messentius. [ng]
Plautus in Mkn.i^hmo. Non atticiscat, sed siceliscat, pro diTiKiZiei (JiKe-
\ilei. vel b et (J, ut qppdluj qvasi q)pdbcruu. Unde et characteristica Aoristi
secundi est b, ecppabov. Prior enim geminarum thematis characteristica est.
Dores literarum Metathesi, in oh resolvunt; ut üvpilM (Tupi'crbuj , sie ßdluu
ßdabuu. Unde vado Latinum est. Sic et Medentius dictum est, teste Prisciano:
ut et odor, dTTO to'j olew.
Capella refert Appium Clavdium hanc literam reformidasse, Qvod dum
e.xprimitur: morientis dentes imitetur. Sed magis incommoda cavsa reformi-
danda esse videtur,
Primum enim duai diversse literae, ad duas diversas s}41abas pertinentes.
in una litera confunduntur. Unde expeditius legitur qppdbaai qvam qppdiuj.
Deinde characteristica temporum a the[i2o]mate derivatorum obscuratur.
Sic b characteristica aoristi secundi eqppabov magis apparet in cppdbauu q\am
in cppdZIuj.
Latini Gropcam figuram z et nomen assumpsere : idqve postremo : Qvod
ordo literarum Latinarum ostendit. Qva tantum in Grepcis vocibus usi sunt,
ut zelus, zizania. Qvidam a: Hebrseum compositum esse volunt et valere ts
vel ds et proinde cum z Graeco convenire, sed id in nostra pronunciatione
hodierna parum observatur avt sentitur.
=., ZT Latinis est x, et nomine inver.so ix. Priscianus pag. 4. x novissime
a Latinis assumpta, post omnes ponitur literas. Qvibus Latinio dictiones
egent. Valet CS et GS.
Hujjus potestatem indicat Terentianus, cum de phi dixisset:
Mixtiua secundii; geminum paiat sonuieni.
Ovia C .simnl, et {|va; prior est, jugamli» ni-^uin.
Rotnirsum adactam solidant prenuinti|vc vocom.
Vakko ctiam docet ix valere CS et GS. Qvid similius. inqvit. videtur.
qvam in his est extrema syllaba, crux frux? Qvas qvi av|i2i dit voces. avri-
bus potest discernere nemo. Cum easdem non esse siiniles. ex aliis verbis
intelligamus. Qvod cum sint cruces et fruges: et de his extremis syllabis
cxeniptum sit C, ex altero G; ut ex C et S crux ex G, S frux. Qvod item
apparet, cum est adcuiptum S. Nam lit ununi cruci. altcruni hugi.
TkcHMKK, ZlStlfK. \'. Q
130 jAcni.rs MATTiiT.r.
PRiscrANUs idcm libro primo rcpctivit . x duplex, modo pro CS. modo
pro GS accipitur, ut apcx apicis, grcx grcgis.
Verum hanc literam et Qv-intflianus et Cicero improbarunt. Qvintilianus
Hb. I. Nostrarum litcrarum ultima x, ait. qva tarnen carcrc potuimus: si non
qvaesissemus.
CiCKRo in Oratore. Qvin etiam verba saipc contrahuntur. non usus cav.sa,
sed avrium. Qvomodo enim vester axilla. ala factus est: nisi fifjura litera:
vastioris. Qvam literam etiam e maxillis. e taxillis, vexillo et paxillo. con-
svetudo elegans Latini sermonis evcUit.
Sic igitur Tulijus. Unde intclligimus hac litera non tantum Romanos
carere potuisse ut Qvintilianus sentit: sed etiam voluisse : cum de industria
sie ejjus vastitatem fugerint.
Kt qvidem si justa cavsa fugicndum so[i22]num literam hujjus, veteres
illi principes putavxrunt: multo justiore, figuram ejjuS fugiendam putavissent.
Nam CS et GS distinctius sonos suos exprimunt. Cum enim rex et grex
scribitur, dubium est utrum regs grecs, an recs gregs legendum sit. Qvare,
ut duplex est conjunctio CS et GS : ita duplici charactere, opus fuit.
Sed qvamvis duplex figura facta fuisset, tamen incommodum, qvod in zeta
fuit, hie etiam rediret: Qvod una figura dua^ diverscC litera;, ad duas diversas
syllabas pertinentes, comprehendantur : ut texo pro tecso. Qvod incommo-
dum est iis, qvi ad lectionem instituuntur. Deinde characteristicam casuum et
temporum Grsecorum et Latinarum obscurat. Qvse ex simplicium figurarum
scriptione integra. magis appareret: ut in KoXaKC KoXaKOC, äpTiafc äpTra-foc,
dXüiTTr-iKc dXujTTeKOc. laupiuiiKc |uup|uriKOc, kuXikc kuXikoc, tctiiyc TetiiYoc, TtpoKC
TTpOKOC, cpXoYC q)XoYÖc, kuXukc koXukoc, dviu-fc dvTUYOC. Et in Latinis. fornacs,
fornacis, facs facis, harpags harpagis, fa^cs fa;cis, silecs silicis, codecs codicis,
cornics cornicis, strygs strygis . fornics fornicis , mastigs ^123] mastigis , stygs
stygis , bombycs bombycis , vocs vocis, crucs crucis, frugs frugis, arcs arcis,
phalangs phalangis, conjungs conjugis.
Et in verbis , ut Xefw \e-^Ow l\c{Ou XfeXeYC^oti ; rego regsi , dico dicsi,
duco ducsi, ut ergo Simonides inventione Z, sie Palamedes inventione Z, nul-
luni Grammaticae adjumentum attulit: sed dctrimentum potius.
Labiolingvalis. Labiolingvalis est, qvoc ictu labii et lingva^ formatur,
Estqve una, V.
Y, vj;. valet ps vel bs. Sonat ps ut ai'öionj aiGioTTOC. /Ethiops ^thiopis.
bs ut dpaßc dpaßoc, arabs arabis.
Hanc Latini, ut non necessariam repudiarunt. Nisi qvod Clavdius CjEsar
pro ea antisigma )( dicitur scripsisse. Priscianus lib. i. pag. 25. Pro ij;, in-
qvit, Clavdius C/esar. antisigma, hac figura )( scribi voluit. Sed nuUi avsi
sunt antiqvam scripturam mutare.
Priscianus eodem loco Graecorum inventum nonnihil lavdat. Sed hujjus
compendii eadem est commoditas, qvte duorum superiorum. Et sicut Latini
hac carere potuere : ita et duabus superioribus. Nam et lectio [124 ambigua
est, et incommodum est duas duarum syllabarum literas in unam compingere.
Et characteristica rursum , in casibus et temporibus verborum Graecorum ob-
DE VERA I.ITERARUM DOCTRINA.
scuratur. Ovir in integra scriptione magis perspicua esset, ut ujttc ujttoc,
kukXulittc kukXuuttoc, übpuuTTC, ubpuuTTOC, dpaßc d'paßoc. cpXeßc qpXeßoc, x"^ußc
XüXußoc : et in verbis tutttuu tuttctuü eiuTKJa xeTUTTcrai.
Hiec initio syllabae , s tantum exprimere videtur : Si enim p et s con-
jungere coneris: in p conatus magis. qvam sonus esse, et labia comprimi magis,
qvam sonare videntur : ut in njdXjaoc. psalmus.
Aspirata. Aspirata est. qvop H et aliam lingvalem includit. ut 0, X. 0.
Sed Hre non magis qvam ca?terop. necessarine fuisse videntur. Poterant enim
si opus fuisset, t, k, tt, non aliter atqve p, cum apice scribi. avt post t. k. tt.
figura antiqva h, scribi, ut veteres Gni-ci scripsere. qvam scripturam Latini
retinuerunt. Priscianus pag. 14. Atqve hic etiam locum habent ea, qv^ de h
post consonantem suprä diximus.
0 6fiTa theta, ab Hebrso thet est. ut in T [125] dictum est. Latine
.scribitur th , ut öricraupoc thesaurus. Hac nota in judiciis utebantur Graeci.
Cum enim morti adjudicabant reum, calculo suo inscribebant 0. indicantes eum
esse öavaiujTeov morte afficiendum. Unde Persius Satyr. 4.
Et potis es vitio nigram profigere theta
Et Martialis lib. 7 :
Nosti mortiferum qvjestoriä Castrice signum?
Est operse precium discere Theta novum.
Islandi nostri consonantem compositam peculiarem habent , ut ex Bibliis
Islandica lingva impressis apparet. hac forma p vel /> qvje valet th, ut Islandi
qvidam me docuerunt.
X, XI 5 chi, ut TTi Latine scribitur, CH ut Xiovi] Chione . nobile scortum
apud JuvENALEM. Dc qva ita Martialis:
Digna tuo cur sis, indignaque nomine tlicani.
Candida ei et nigra es, Non es et es Chione.
Sic x^aiuuc chlamj's, xd^uvp chalybs scribitur.
Latini hac figura suum ix exprimunt, unde error e.xtitit scribendi X P S.
Qvod Grae[i26]ci per abbreviationem scribunt X P X. x enim Latinum simile
est Xi Grseco , et p Latinum simile Pil) Grreco. 0\itlam huc referunt n chet
et y chain Hebraicas, qva^ tamen etiam ad C referri possunt.
<t> (pT, phi vel ü. Latine scribitur ph, et sonat ferc f Latinum. P'a scri-
ptura, in vocibus tantum Graecis Latini utuntur. ut Philo.sophia . Philomela,
Sophista. Exceptis pavcis in qvibus f pro qp Gr.'uco scribitur, ut ]-)ro qpnu)]
fama, qpu-fn fiig<i, (PHTOC fagus, cpibp für, |nopqpd Dorice, forma Latiiic. vi sie
in aliis ([vibusdam. Sed dc 9 i)lura in h" dicta sunt. PiNro in C"rat)lo. spi-
ritum vchementiorem et concitalioreni esse ait in l. i|). (p.
iiki'.kaii;a.
Ilebr.ei unam figuram habent consonantis gemin.x, su;v lingv.x propriam.
nempe TU Schin. Qviv puncto in dcxtro cornu posito notatur, ut S simiilex.
puncto in cornu sinistro TD et \alet S et C vel K, ut 2T13 Skem nomen. Ihec
avtem satis commoda est, (|\'od in duas s\ilabas non distrahatur.
Ilanc literam cum i>ronunciare non posscnt Lphrat;ei : cirsi sunt uno die
c[vadraginta duo millia. ut est Judicum 12. I127I.
9*
132
Jacokus Mattiii;e.
Litera nativa simplcx
et necessaria
Vocalis
( I.ingvalis lictus
I.ahialis orl)is
I.in^vopalatina
Consona,
l.iiigvalis ,
Liiigvodentalis
, Labialis )
Labiodentalis.
Labiolabialis.
' Magni A
Mediocris K
Miiiimi I
l'leiiioris ()
Mediocris U
Mininii Y
Mobilis / ^
IR
'•'^•-^ IN
Sunera J
Infcra . . <
Intcrior . . j "
I Exterior . . I J
If
/Conjuga.J
l Solitaria. . M
PRINZIPIEN DER SPRACHENTWICKELUNG.
VII. FAKTOREN VON DESTRUKTIVEM CHARAKTER.
§ 56. Wir wissen schon, daß das Wort, wenn wir es von der äußern
Seite ansehen, aus verschiedenen Teilen besteht. Von der innern Seite können
wir es auch nicht als etwas unteilbares betrachten : gewöhnlich bezeichnet es
irgend eine Vorstellung mit einer bestimmten Nuance oder mit mehreren
solchen Nuancen. Doch sowohl von seiner äußern als auch von seiner innern
Seite bildet das Wort ein gewisses Ganzes. In Rücksicht auf diese Eigen-
schaften des Wortes, können wir uns das Ideal der Sprache folgendermaßen
vorstellen :
1. Jedem Begriffe und jeder von seinen Nuancen wird im allgemeinen
eine gewisse äußerliche, vorzugsweise lautliche Größe entsprechen";
2. Da ein Begriff mit seinen Nuancen ein Ganzes bildet, so muß diese
Einheit auf irgend welche Art zu einem äußern Ausdruck gelangen; die ein-
zelnen morphologischen Teile müssen durch irgend ein Mittel (sozusagen
Zement) in Verbindung miteinander gebracht werden.
§ 57. Wenden wir uns zuerst zu der zweiten Forderung. In jedem
Worte werden wir solch ein Mittel finden, das einzelne morphologische Teile
zu einem Ganzen verbindet; das sind die unbedeutenden phonetischen Kon-
zessionen (Anpassungen) eines morphologischen Teils an seinen Nachbar;
vgl, z. B. pijJ-p\U\it\ (noAniwHTb abfeilen), r:\-d\clkj[ (cAi-iaxb machen , )::ivs-ts)k
(H3iJ03-uHK'L Fuhrmann) , s\-t\cin (ct. tümt. mit diesem) u. a. Wir wissen schon
und dürfen nicht vergessen, daß diese lautlichen Beziehungen rein phonetischer
Herkunft sind : ursprünglich haben sie nichts mit der Mori)hologie zu schaffen
und sind nicht beabsichtigt, um einzelne morphologische Teile zu einem
' [Fortsetzung zu III. 187, wo s^ = S^. Da der Vf. nach längerer Kr.inkheit am 12. Nov. 1SS7
gestorl)en ist — zu früh für die Wissenschaft, der er mit ganzer Hingebung gedient — , hat Herr
Prof. Uai'douin dk Courtenay in Doki-at die Revision freundlich übernommen. F. T.j
- Nicht immer ist diese Größe ein Laut oder ein Lautkoniplex : vgl. solclie Satze, wie ' die
Mutter liebt die Tochter', wo die Akkusativnüance nur durch die Wortstellung bezeichnet wiid.
In den sog. analytischen Sprr. hat diese .Xrt die Nuance des l?cgrifles zu l>czeichnen eine weit
größere Anwendung.
134
N. KkI SZKWSKI.
Ganzen zusaninicnzuschwcißcn. Ferner ist ein solches Bindemittel der Accent
und die mit demselben verknüpften mehr oder weniger bedeutsamen Erschei-
nungen in den Lauten des Wortes; so z. B. in dem \Wovtc />,}r//i-isj/; iicpe-
iiocjiTi. hinübertragen) sind mit der Oxytonierung folgende v^okalische Erschei-
nungen verkniipft: in der ersten Silbe vernimmt man ein unvollkommenes }.
m der zweiten ein noch unvollkf)mmeneres F und in der dritten lautet ein ety-
mologisches o als Mittelvokal .).' ]n den turanischen Sprachen bildet, nach
der Auffassung voii Vrof. Bauix^lin, die Vokalharmonie ein solches Binde-
mittel; nur sie verbindet einzelne, in andern Beziehungen phonetisch unbeweg-
liche morphologische Teile des turanischen Wortes zu einem Ganzen.
§ 58. Gehen wir zu der erstem Forderung zurück. Es versteht sich
von selbst , daß die Sprache zur Befriedigung dieser h'orderung eigentlich für
jeden Begriff und für jede Begriffsnüance einen besondern und nur einen
einzigen Ausdruck haben sollte. Wir können keine entschiedene Abwei-
chung von der zweiten Forderung hervorheben. Wenn nun auch die erste
Forderung ebenso erfüllt würde, hätten wir ein vollständiges allgemeines
und spezielles Entsprechen zwischen einer W'elt von Wörtern und
einer Welt von Vorstellungen, d. h. dasjenige, wonach, wie wir oben ge-
sagt haben, die Sprache ewig strebt. Im vorigen Kapitel sahen wir zahlreiche
Fälle solchen Entsprechens ; aber auch solche Fälle, in denen die äußerlichen
Verschiedenheiten den innern nicht entsprechen. Es ist klar, daß dies in erster
Reihe von der ungleichmäßigen Entwickelu'ng der Wortsysteme ab-
hängt; es können z. B. die Deklinationsformen einer gewissen Sprache ein
vollständiges Entsprechen von innern Verschiedenheiten mit den äußern dar-
bieten, während die gleichzeitigen Konjugationsformen vielleicht noch nicht
Zeit hatten ein so harmonisches System zu bilden, in dem keine bedeutenden
äußerlichen Verschiedenheiten hervortreten, die nicht mit den innern verknüpft
sind. Endlich können die Formen eines Wortes ein weit größeres Entsprechen
darbieten, als die Formen des andern Wortes; vgl. z.B.
AOMT. Haus: do//i dom-a dovi-ii doin-om v-doui\-c
poT-L Mund : rot rt-a rt-u rt-om vo-rt-n .
Nehmen wir aber an, daß die Entwickelung aller Wortsysteme gleichmäßig
ist, daß sie sich pari passu bew egt ; vergessen wir die abweichenden Fälle und
setzen wir voraus, daß die Spr. in ihrer ganzen Ausdehnung im vorliegenden
Falle solch willkommenes Entsprechen der innern Verschiedenheiten mit den
äußern darbietet. Würde solch ein Zustand der Spr. dauerhaft sein? Es
gibt einige P^aktoren, deren Wirkung unabwendbar ist und die die vorausgesetzte
Harmonie früher oder später zerstören müßten. Versuchen wir jetzt uns mit
diesen Faktoren bekannt zu machen.
§ 5g. Phonetische Degeneration. Wir wissen schon, daß die Laute
sich nach bestimmten Gesetzen verbinden, daß die Eigenschaften der vorher-
gehenden Laute am häufigsten von den folgenden Lauten (oder dem Fehlen
solcher) bedingt werden ; bisweilen werden die folgenden Laute aber auch von
den vorhergehenden bedingt. Es wird also ein und derselbe morphologische
' Vgl. O^IEPirt 87, Anmerk. i und Bo(JORODlTZKlj vukale u. s. \v.
TKINZiriEN T)KK SPRACHEN TWICKEI.ING
JD
Teil in Verbindung mit verschiedenen andern morphologischen Teilen nicht
immer eine und dieselbe Gestalt bewahren. So z. B. werden in gewisser Hin-
sicht die Formen :
,i,oMT. Haus : doui dom-a doiii-ii doni-om o-doui\-c
ijo.ii.-i. Wolf: Volk volk-a volk-ii volk-oui o-volk\-e
einen idealen Zustand darbieten. Die morphol. Teile dorn, volk bewahren,
indem sie sich mit den nicht palatalcn Vokalen der Kasussuffixe verbinden,
ihre Laute fast unverändert; indem sie sich eiber mit dem Lokativsuffix, der
in einem Palatalvokale e besteht, verbinden, haben diese morphologischen
Teile im Auslaute einen palatalen Konsonanten: doiii\, rolk\. So lange die
Varietäten doni — doifi\ sich voneinander nur so unbedeutend unterscheiden,
so lange ihr Unterschied von einer rein physiologischen Ursache (nämlich von
der Eigenschaft der folgenden Artikulation) bedingt wird, können wir nicht in
der Deklination unsrer Nomina Wurzel- oder Stammunterschiede feststellen,
die keinen Innern Unterschieden entsprechen. Ein unbedeutender L^nterschied
unsrer Varietäten verhindert nicht nur nicht dieselben im Zusammenhange mit
verschiedenen andern morph. Teilen) eine und dieselbe Vorstellung zu be-
zeichnen, sondern dient sogar als Mittel der Verbindung dieser Varietäten mit
bestimmten Suffixen. Wir wissen aber, daß die Laute sich spontan verwan-
deln können. Die sich unbedeutend unterscheidenden Varietäten können sich
nach und nach zu weit mehr voneinander sich unterscheidenden Varietäten ent-
wickeln . während ihre Funktion dieselbe bleibt. Solche lautliche Varietäten
bieten z. B., bei völliger Abwesenheit irgend welcher innern Verschiedenheiten,
;//^^'- und iiioc^ in Mory [viAgü ich kann) und Moaceuib (w^Ij/zj du kannst ■ , poln.
nog und nodz in noga 'Fuß) und nodze fDat.) u. a. dar.
In den Kapiteln, die der Lautlehre gewidmet sind, haben wir diesen
Faktor genügend erörtert; wir haben gesehen, daß die Lautwandlungen (i)
physisch notwendig und 2) allgemein sind, d. h. von keinen andern
Ursachen als von phonetischen abhängen. Selbst ohne neue Belege können
wir uns also vorstellen . was für ein Chaos die morphologische Degeneration
in dem vorausgesetzten idealen System der Sprache unvermeidlich verbreiten
muß. Nicht selten arbeitet die Sprache ganze Jahrtausende und ist nicht im
stände die von den phonetischen Faktoren hervorgerufenen überflüssigen Unter-
schiede der verwandten Wörter völlig zu vertilgen. Als eins der bedeutend-
sten Beispiele können hier nach Paui, ' die sog. Steigerungs- oder Gunaunter-
schicde dienen, die von der Wortaccentuation noch in der idg. Periode her-
vorgerufen und selbst in den jetzigen Nachkommen der idg. Ursprache noch
nicht vertilgt sind. ~
§ 60. Morphologische Degeneration. Wir haben oben gesehen,
daß es oft sehr schwer ist eine Grenze zwischen einzelnen morphologischen
Teilen zu ziehen. So ist es schwer, um zu dem schon bekannten Bei.^piel
zurückzukehren, eine sichere Grenze zwischen der Wurzel und 'Xcw l'.ndungen
' Vyl. I'KIN/.II'IKN, 104.
- Hinsichtlich der zerslüiciulen Wirkung phunetisciier Ciesetzo vgl. aucli Ostuofk, l).\s
I'IIYSIOI,. T;N1) I'SVCIUU,. MuM. I ^.
136
N. Kruszewski.
folgender Formen zu ziehen: iias-h nosri'j nös\-iij nös\-njn nds\-iijt\e }iös\-ut^
iioiuy uocHuib iiocHT'B iiocHMT. iiocHTc noc/iTT,. Indem wir uns möglichst genau an
die T.autgeschichtc halten, werden wir diese Formen auf solche ursprünglichen
Formen zurückführen , die mehr dem angenommenen idealen Zustand der
Sprache entsprechen würden: nosi-q nosi-si nosi-ti nosi-uiu nosi-tc nosi-nti.
Hier ist es uns ganz gleichgültig, ob diese l'^ormen richtig sind : wir stellen
hier selbst solche Formen nebeneinander, die nur zwei verschiedenen I^pochen
angehören könnten: nosiq und iiosiiiii] aber auch dies ist hier nicht von Be-
lang. Nehmen wir an, daß dies wirkliche und gleichzeitige l''ormen seien. In
allen diesen Formen wird die Idee der Thiitigkeit mit einem und demselben
Lautkomplexe und die Idee verschiedener Personen mit besondern Endungen
bezeichnet. Können wohl diese Formen lange in dieser Gestalt bestehen,
wie wir sie niedergeschrieben haben ? Zuerst bekommt das s , das sich
vor einem palatalen Vokale befindet, eine für das Ohr vernehmliche Palatal-
nüance {iiös\iq iiosjsi . . .) ; der Vokal i wird , weil er sich nach dem Accent
und vor dem Vokale befindet, gekürzt [nös\ia). Diese kleinen Wandlungen,
die nur von rein phonetischen Ursachen bedingt sind , werden anfangs als
sehr nützliches Mittel zum Zusammenschweißen einzelner morphologischer
Teile zu einem Worte dienen können. Aber die Laute verwandeln sich weiter:
der Vokal i wird , indem er immer unvollkommener wird , durch den Kon-
sonanten j ersetzt, welcher mit der Zeit völlig verschwindet; während der
Konsonant s\, dessen Palatalnüance immer zugenommen, zu s degeneriert; wir
erhalten so die Form nosa = uasü nomy. In der Form nosinti verschmilzt
nach und nach der Vokal i mit dem folgenden nasalen Konsonanten zu einem
Laut und es entsteht die Form nos\rü = nös\at iiocinT.. Jetzt kann der Kom-
plex nosi nicht mehr als Wurzel oder Stamm im vorliegenden Wortsysteme
gelten: die Form uasü nomy hat die Wurzel nos iiom, die Form ;/(^.yi^/ iiochtt,
— nos\ iioc'. Der Vokal i kann jetzt als ein untrennbarer Teil der Endung
gelten und die Form hochtg kann schon in die Wurzel hoc- und Endung -iixe
geteilt werden. Ebenso entwickeln sich im Asl. die Lokativendungen -ajC'k
achu, -KY'K icJin^ -T^X'** ncliü^ '^V^ '^''-'^"^t -"X"*^ '^'^^"'- (P'WKa\"k n;^Tk\*'K
CKiH-kYT», paKlv)CT». KOHHjCK) wegen der Formen, in denen der als Wurzel
geltende Komplex mit einem Konsonanten auslautet (z. B. Gen. sing. p-KiG-'W).
Ebenso erhalten wir auf phonetisch - morphologischem Wege aus der lateini-
schen Infinitivendung -re im Franz. vier Endungen: -er, -ir, -oir, -re,
mit einer und derselben Funktion. Die phonetischen Wandlungen geben
also Veranlassung zu einer neuen Verteilung der Laute zwischen
den morphologischen Teilen, d. h. sie rufen den morphologischen
Prozeß hervor, durch welchen eine morphologische Einheit zu
mehreren Varietäten degeneriert, die sich durch ihre Laute unter-
scheiden, aber eine und dieselbe Funktion haben.
§ 6 1 . Es ist eine ebensolche morphologische Degeneration , die in der
Umgruppierung (Perintegration) der morphologischen Elemente
besteht, auch ohne die Veranlassung von selten des phonetischen Wandels
' Ein morphologischer Ersatz der urspr. Form llds\-at, eine Analogie zu der i. Konj.
PRINZIPIEN DER SPRACHENTWICKELUNG.
möglich. Wir haben vorausgesetzt, daß jede Vorstellung und jede Nuance
der Vorstellung ihren äußern Ausdruck finden. Aber die Lautkomplexe,
die diese Vorstellungen und ihre Nuancen bezeichnen, können nicht gleich-
mäßig oft gebraucht werden. Nehmen wir an, daß irgend ein Suffix ver-
hältnismäßig selten gebraucht wird. Es ist klar, daß wir es dann nicht fest
genug im Gedächtnis behalten werden und daß es in unserm Sprachgefühle
mit dem daneben stehenden wurzelhaften Lautkomplex als ein Ganzes gelten
kann. Solches Zusammenlließen des Restes vom ursprünglichen Suffix, eines
d (== idg. dh, gr. B mit der Wurzel / in iijy (idii ich gehe) verursachte eine ge-
wisse Unordnung in der Familie der verwandten Wörter iiAy uiü^ iutii )tti gehen,
AoiiTii dAJt\i kommen ... Es hatte freilich solches Zusammenfließen verschiedene
Ursachen: eine Unbestimmtheit der Nuance, die das Suffix, das von den phone-
tischen Wandlungen auf einen Konsonant reduziert war, der Wurzel mitteilte,
vielleicht auch die Kürze der Wurzel; zu diesen Ursachen aber müssen wir
auch die außerordentliche Seltenheit des Suffixes hinzufügen. Das Verschwinden
des Wortes na.n, [pal Finger) war ebenfalls eine Ursache, daß das ursprüng-
liche Deminutivum najieu,-!. pdl\its sich in das Nichtdeminutivum vervvandelte :
und da wir einerseits die Formen öe3na.iLiil [b\l'päli{J fingerlos) , mecTiiua.ibii'i
[sHs tiipälkj mit sechs Fingern] und anderseits solche wie x.itut [xl\ip Brodi,
x.iiueuT. [.\'l\cb-jfjs Brödlein) haben . so müssen wir es zugeben , daß die zu-
sammengeflossene Form na.icuTj die Harmonie stört.
§ 62. Wenn nun auch jede Vorstellung und jede Vorstellungsnüancc in
der Sprache einen besondern Ausdruck hätten, so müßten doch mit der Zeit
neue Vorstellungen und neue Vorstellungsnüancen entstehen. Wo wir keine
neuen Mittel zum Ausdruck derselben haben, werden wir notwendig unsre
Zuflucht zu dem vorhandenen Sprachstoff" nehmen, uns seiner als einer be-
schreibenden, figürlichen Ausdrucksweise bedienen. So bilden wir solche
Wörter, wie iioahoct, [podnös Theebrett, eig. unter -f tragen), iiaBOsi. [na\oz
Mist, eig. auf -f- führen) u.dgl., die nur ihrem äußern Ansehen nach bizentral
sind, der Bedeutung nach aber sich von den wirklich bizentralen Wörtern hoabost,
[podvöz2,\x{v\\x)^ noAxoAt (/^^/-\w/ Hinzutreten) unterscheiden. Ebenso werden
wir genötigt sein zu solchen Ausdrücken zu greifen, als 'Rost zerfrißt Eisen ,
'der Rauch beißt die Augen' u. dgl. Alles das muß die Harmonie der Ent-
sprechung der Welt von Wörtern und der Welt von Vorstellungen stören.
§ 63. Wortproduktion. Die oben besprochenen zwei Faktoren sind
schon völlig hinreichend, um die vollständigste Harmonie der Sprache zu zer-
stören , selbst bei der Voraussetzung einer völlig gleichmäßigen Entwickelung
der Wortsysteme , und die Sprache ist immer fern von diesem idealen Zu-
stande, den wir oben geschildert haben. Es sind aber noch zwei andre Fak-
toren, die immer im Sprachsystem eine Unordnung verursachen. Wir haben
schon oben bemerkt, daß wir in unsrer Rede die Wörter entweder nach unserm
Gedächtnis reproduzieren, oder von neuem produzieren. Später wer-
den wir uns bemühen die Wortproduktion sowie die Wortreproduktion etwas
näher zu untersuchen. Hier wollen wir nur kurz bemerken, daß wir sehr oft
Formen, die im vorliegenden Momente überflüssig siiul. produzieren. Solche
Formen wie luy ^dü^ HAeTü }d\öt^ ue^y \\cdü, gestatten uns nur eine l'\)rin. niun-
138
N. Kkiüzkuski.
lieh BcAeT'J, i'\id\öt^ zu produzieren. Aber solche Formen, wie poln. Nom. syn,
Dat. synovvi, neben den Nom. brat, Dat. bratu, machen es möglich von dem
Nom. chlop (13auer) Dat. chloptnvi sowie chlopu abzuleiten. Unter diesen
l'^ormen ist die Form chioi-Ui allgemeinoültiL; \\\\^ 'richtig'; die lujrm chlopowi
hört man oft, obgleich sie minder gebräuchlich, sekundär, 'unrichtig' ist.
Wenn also im vorliegenden System auch nur eine zusammentreffende V>-)Xu\
(syn ^= chlop) vorh.anden i.'^t, so ist schon die Möglichkeit der T^ntstehung von
Parallelformen gegeben. Und solche l'arallelformen müssen die Sprachhar-
monie zerstören ; bis zu einer gewissen Zeit werden sie promiscue gebraucht
werden, was einen ÜberHul.^ zur Folge hat; wenn aber endlich die Sprache sie
nicht zu verschiedenen h'unktionen verwendet, so wird eine derselben ver-
schwinden, vergessen werden. Deibei wird das Verschwinden oder Bestehen
völlig von der Priorität und Sekundarität unabhimgig sein , da es von ganz
andern Ursachen abhängt: es kann nämlich die sekundäre Form bleiben (z. B.
chlopowi); dann wird die Regelmäßigkeit des Systems in der Beziehung ge-
stört, insofern uns die Sprachgeschichte die 'Richtigkeit' der Form synowi
chlopu und die 'Unrichtigkeit' der Form chlopowi zeigt. Ebenso produzieren
wir neben den bestehenden Formen aomtj doin Haus, U7, .lOMt v-döni\e^ unter
dem Einfluß solcher F"ormen wie jiicTi l\cs Wald, ut. .ilicy v-l\csü^ eine Parallel-
form U7. AOMy v-dAiiiü; oder neben )LieiZ;uuv, ineiZ^ouc — |ueiZ[ovoc u. dgl. Da die
produzierten Formen immer irgend einem in der Sprache bestehenden Typus
ähnlich sein werden (iiieiZiovoc nach jueiZiuuv , bt. AOMy nach bt, .licy) und da
von zwei Typen , die eine und dieselbe Funktion haben , in der Sprache mit
der Zeit gewöhnlich nur einer zurückbleibt, so können wir daraus .schließen,
daß die Produktion nur eine zeitweise und relative Unordnung in der
Sprache verursacht. '
§ 64. Wortreproduktion. Dieser Faktor wirkt weit mehr destruktiv
als die Wortproduktion. Wir können nicht nur neue Wörter produzieren,
sondern auch einmal schon gehörte Wörter nach unserm Gedächtnis repro-
duzieren, ganz unbewußt, wie weit dieselben mit unserm Sprachsystem harmo-
nieren. Da wir einerseits diejenigen Wörter, welche in einer andern Sprache
oder in einer andern Mundart entstanden, anderseits diejenigen, die in frühern
Epochen unsrer Sprache entstanden, notwendig hören werden, so werden wir
in jeder Sprache immer eine zweifache Aufschichtung finden: eine geogra-
phische, von einer Koexistenzordnung oder Entlehnung, und eine
chronologische, von einer Konsequenzordnung oder Vererbung.
Wörter dieser zwei Schichten werden immer mehr oder minder die Harmonie
des Sprachsystems stören.
§ 65. Die Produkte der geographischen Aufschichtung stören die Sprach-
harmonie nur dann , wenn die entlehnte Form , vermöge ihrer Bedeutung . in
irgend einem System (oder einer Reihe) von einheimischen Formen sich ein-
gewurzelt hat, ungeachtet ihrer äußerlichen Verschiedenheit von den letztern.
Die russ. Sprache besitzt das Suffix -\oz^, das vorzugsweise Nomina actionis
bezeichnet : d\el-Ss (A'^Jiea:'!. Teilung) , grab-ds (rpaöeatt Raub) , kht-ös (KyTeaiT.
^ Ausführlicheres darüber unten.
rUINZII'lEN DER SPKACHENTWICKEIANG.
139
Schniauß . . . Die Wörter pad\-cs iiaAcacx Kasus , i/iiäti-es MaxeiKx Empö-
rung), die kirchenslaw. Ursprungs sind, bieten dasselbe Suffix in einer etwas
andern Form dar, nämlich -i^^; . Schwerlich aber wird es richtig sein von diesen
zwei Wörtern zu behaupten, sie störten die Harmonie : das Wort naj,eacx be-
zeichnet gar kein Nom. actionis und wird nicht als aus der Wurzel päd und
dem Suffixe -es^ zusammengesetzt gefühlt : ebenso wird auch das W' ort MaroKT.
nicht als zusammengesetztes gefühlt. Eine unbestreitbare Störung der Har-
monie bemerken wir aber in der Wortfamilie mit der W^urzel solod süß), in
welcher das Adjektivum in der kirchenslaw. Form cjaaKÜ'i islätkkj süß) sich
eingeschlichen hat, während die verwandten Wörter die russ. Form haben:
co.ioAiiTfc {sHjAd\it\ süß machen), co.io;!;^ [sölhf Malz u. a. Das Wort copoK-^,
söriijc 40, aus lecTö'apdKGVTa) , harmoniert ebenfalls nicht mit den übrigen Glie-
dern der Reihe, die das Suffix -ttsHt\ oder -d\cs\ät haben. Am häufigsten
werden, wie wir es weiter unten sehen werden, die Entlehnungen den sie um-
gebenden Wörtern so angepaßt , daß sie die Sprache bereichern und ihre
Harmonie nur wenig stören; das einzige, was sie von den ursprünglich ein-
heimischen Wörtern verschieden haben , ist die Geschichte ihrer Laute und
die Geschichte der Kombination dieser Laute.
§ 66. Selbst bei der gleichmäßigsten Entwickelung der Formsysteme
werden sich in der Sprache solche Wörter finden, die sich uns fester ins Ge-
dächtnis einprägen und umgekehrt. Es ist augenscheinlich, daß sich solche
Wörter dem Gedächtnis fester einprägen, die man sehr oft ge-
braucht. ' Deshalb bieten stets und in allen Grammatiken gerade die ge-
bräuchlichsten Wörter, wie sein, haben, gehen, essen, thun. Mann.
Auge . . . ich. du, er . . . gut, besser . . . die bedeutendsten Abwei-
chungen und Unregelmäßigkeiten dar : ihre Formen zeichnen sich durch die
größte Altertümlichkeit aus , indem sie sich sehr oft voneinander und auch
von andern Formen , die der Funktion nach mit ihnen verwandt sind , unter-
scheiden. Wie erklärt sich nun das '.' Nur dadurch, daß wir. indem wir solche
Formen oft gebrauchen und deshalb fest im Gedächtnis behalten . dieselben
fast nie produzieren, sondern sie nach unserm Gedächtnisse reproduzieren und
uns gar nicht darum kümmern , daß sie schon seit lange mit den übrigen
Formen unsrer Sprache zu harmonieren aufhörten. Obgleich also z. B. im
Franz. die alte Form der i. Pers. Plural mit der ICndung -omes ;aimomes)
in allen Verben schon seit lange ihren Platz der P^orm mit der iMidung
-ons aimons) überlassen, besteht dennoch die entsprechende Form von
etre (sommes) noch jetzt. Deshalb bilden sich auch vom russ. 11, im gehen)
die Formen von drei verschiedenen Wurzeln: /</, Sid. .\od\ vgl. aller — je
vais — j'irai, epxojaai — f^XBov — ei|Lii . t'xuj — iüyijov — t£iu. \<>i>'>!iiiri
XAt'ösi/J — .lyiiiu! lütss.K, UYaÖoc — d)neivujv — dpicTtoc u. a.
F"erner p r ä g e n s i c h u n s d i e j e n i g e n Wo r t c r f e s t c r i n s G e d a c h t -
n i s e i n , d i e i n R e i h e n ve r b u n d e n sind und besondere Ausdrücke bilden.
Die Leichtigkeit iler Reproduktion gründet sich hier auf die Angrcnzungs-
assoziation. Solche Reihen sind z. 1^. 'uo ,i,i..i'>Mi. oiy ;ito' ///, d\cloni Jtiiiü ./■:/.)
' \'''l I'Aii., ruiN/,., in.
140
N. Kruszewski.
= 'es geschieht ihm recht', wo ein alter Dativ auf-oMi. sich bewahrt hat sjetzt
HO A'f'-iaM'B pii^ d\eläm]\ 'naimcaTbCH ux iryiiuu' rjj/,p\isät''ssa f kuptsv']; = 'sich in
die Kaufniannsgilde aufnehmen hissen', mit dem alten Akkusativ /jetzt bt. Kyn-
\\(i\i'iy f läipisöf) \ pater familias neben dem gewöhnhchen Genitive auf -ae;
die itahenische Benennung des Dreikönigsfestes i tre Re magi, vgl. Nom. PI.
maghi; 'je, soussigne, declare . . .' .statt moi; 'ouic la lecture de
l'arret', wo ouir statt cntendrc; hie und da neben hier u. a. In jeder
Sprache werden wir also einen bedeutenden Teil von Wörtern antreffen , die
von den frühern l'^pochen der Spr. ererbt sind und mit dem Sprachsysteme
der betr. neuern Zeit nicht mehr harmonieren.
VIII. GESCHICHTE DER MORPHOLOGISCHEN ELEMENTE DES WORTES.
§ 67. I'^s ist leicht zu bemerken, daß die h'aktoren , deren zerstörende
Wirkung wir im vorigen Kapitel betrachtet haben, sich gleichwohl als sehr
wohlthätig für die Spr. erweisen. Zerstörend wirken sie nur auf die in ge-
wisser Zeit in der Spr. bestehenden Wortsysteme; aber jene Faktoren, und
sie allein, liefern der Spr. immer einen neuen Stoff, ohne den kein Fortschritt
der Spr., der Struktur und noch viel weniger dem Stoffe oder dem Wort-
schatze nach , denkbar ist. Wir wissen ja , daß die Sprache nie so viel be-
sondere Lautkomplexe hat, als es besondere Vorstellungen und Vorstellungs-
nüancen gibt. Anderseits begegnen wir auf jedem Schritte der Verwandlung
oder dem Verschwinden gewisser Laute aus dem Lautkomplexe; die Ent-
stehung neuer, sekundärer Laute aber findet bei weitem nicht so häufig statt.
Deshalb setzt uns die Vergleichung der lautreichen alten Wörter mit der laut-
lichen Armut ihrer Entwickelungsprodukte in einer neuern Sprache in Er-
staunen . wo morphologische Prozesse jene nicht durch neue Laute bereichert
haben; vgl. lat. venditam, pater, sanitatem und franz. rat, pFJ\ satc
(vente, pere, sante) u. aa. Indessen dehnt sich im Verlauf der Zeit das
Gebiet des zu benennenden allmählich aus. Deshalb ist für das Bestehen und
für den weitern Fortschritt der Spr. ein neuer Stoß" unentbehrlich, und diesen
Stoff liefern die oben geschilderten destruktiven Faktoren der Spr, Dabei ist
es wichtig zu bemerken, daß diese Faktoren meistenteils sehr einig wirken.
So z. B. hat das Russ. ein Verbum oöasaxL [Ab\.-Esdti verpflichten) , der Her-
kunft nach den Verben BHsaTt, oöuasaTb [r\Mzdt\ binden, Abv\Mzät\ umbinden)
verwandt. Die Form oöüsaTt verdankt ihre Herkunft zuerst der phoneti-
schen Degeneration.' Der Wurzellaut r verschwand allmählich unter dem
' Nach den Lauten zu schließen , könnten wir mit eben solchem Recht die Form oöflsaxt
als Entlehmuig aus dem Kirchenslaw. betrachten ; wir betrachten sie aber als eine russ. Form,
gestützt auf solche unbestreitbar russ. Formen, wie oöepiKa, oöoai>, oöojroiKa, oöopoTeHB, oöopoxi.,
oÖLiiafi [Ab\'-,rtkA Umschlag, öbhj: Radfelge, Kreis, j^K^.V^/j'^'^ Überzug, Kouvert, öbh-
rHj[[H^1l{. Werwolf, AbAVÖt Drehung, Wendung, AbvtSHj Gewohnheit, Sitte) u. aa.
PRINZIPIEN DER SPRACHENTWICKELUNG.
141
Einfluß des vorhergehenden b. Diese phonetische Erscheinung war die erste
Ursache der morpholgischen Degeneration, nämlich des Zusammen-
fließens des ursprünglichen Präfixes mit den übrigen Lauten der Wurzel.
Warum haben wir nebeinander die Wörter oÖBHsaxb und oöflsaxt, wobei jenes
eine konkrete und dieses eine abstrakte Bedeutung hat? Wir würden nicht
das Wort 0ÖBa3aTb besitzen, wenn wir nicht mit der Fähigkeit der Produktion
begabt wären . und das Dasein des Wortes oönaaTL können wir nur durch
unsre reproduktive Fähigkeit erklären. Was die verschiedene Bedeutung
jener Verba betrifft, so müssen wir folgendes erwägen. Wir können entweder
nach dem Worte ß;i3aTb ein Wort ouBaiiaTt produzieren, oder wir können das
Wort ou/'i3aTb nach dem Gedächtnis reproduzieren. Je näher die Idee, die
wir ausdrücken wollen, der Idee des Verbum BasaTb (binden) steht, desto
mehr Wahrscheinlichkeit ist zum Erwachen der Ahnlichkeitsassoziation . d.h.
dafür vorhanden, daß wir das Wort nach dem genannten Verbum produ-
zieren, und wir werden es gewiß in der Form o6Ba3aTb produzieren; je mehr
diese Idee von der Idee binden entfernt ist, desto weniger Wahrscheinlichkeit
ist dafür vorhanden, daß in unserm Geiste das Wort Bfl3aTb (binden) entstehe
und folglich desto mehr Wahrscheinlichkeit, daß wir nach dem Gedächtnis
das Wort o6ii3aTb reproduzieren. Nach und nach erlangt also das Ver-
bum oÖBHsaTb eine konkrete und das Verbum oöasaTb eine abstrakte Bedeu-
tung. Der Gebrauch des Verbum o6H3aTb: oÖHsaxb cum instrum. , wie oöba-
3aTb cum instrum., beweist auch zugleich, indem derselbe die Herkunft unsers
Wortes bezeugt, die Beständigkeit der Wortreihen, die sich auf die An-
grenzungsassoziation gründen.
Das Wort oÖH3aTb gehört zu der chronologischen Ablagerung ; aber was
wir von diesem Worte gesagt haben, ist auch auf solche Fälle der geographi-
schen Ablagerung völlig anwendbar, wie das franz. penser denken, welches
aus dem spätlat. pensare entlehnt ist. neben dem ursprünglich franz. peser
wiegen ; dieses Paar, das aus dem entlehnten Worte mit einer ab.strakten Be-
deutung und aus dem einheimischen mit einer konkreten Bedeutung besteht,
finden wir auch in andern romanischen Sprachen; vgl. prov. pensar —
pessar, sp. und port. pensar — pesar, it. pensare — pesare.
§ 68. Jetzt wollen wir der Entstehung der morphologischen Wortteile,
der Wurzeln, der Suffixe und Präfixe näher treten. Im § 4:: haben wir be-
merkt, daß auch in der Sprache die Varietäten entstehende Arten sind. Hier
werden wir uns überzeugen, daß eine völlige Übereinstimmung zwischen den
Quellen gewisser morphologischer Teile und der denselben eignen X'ariicrung
besteht : aus dieser Variierung entstehen die W^ortelemente.
Wurzeln: An Mannigfaltigkeit untl an Reichtum ihrer X'ariicrung über-
trifft, wie wir gezeigt, die Wurzel weit alle übrigen morph. Teile, das Suffix
und das Präfix. Deshalb kann man schon im voraus erwarten , dal.^ wir weit
mehr Quellen von Wurzeln als von Suffixen und Präl'ixen vt^rfinden werden.
Erste Quelle wird die Spaltung einer urspriniglichen W^irzel in zwei oder
mehrere Wenzeln sein, eine Spaltung, ilie durch phonetische Wandlungen her-
vorgerufen ist. Freilich kommt diese Spaltung nicht ohne Teilnahme von
142
N. KKrszKWSKi.
uns schon bekannten produktiven und rei)rodukti\-en Kriiften \'or. Beispiele
solcher Wurzeln im tciKPirf., gg.
§ 6g. An die phonetische Dc\^eneration schließt sich oft die morpho-
logische Degeneration an ; am häufigsten ruft letztere die ersterc hervor. Die
Wurzel spaltet sich und wird durch Laute bereichert, indem sie das Suffix
oder das Präfix absorbiert. Oft entstehen neue Wurzeln nur auf morphologi-
schem Wege, d. h. mittelst einfacher Absorption des Suffixes oder des Prä-
fixes. S. (t'iKi'in., loo, loi. Vgl. solche deutschen Wörter, wie naii und
nach, genesen und nähren, bestellen und bestallen u. aa.. franz.
contraster, rester, arreter, constant, distant, instant, nonob-
stant, die aus dem Zusammenfließen von stare mit verschiedenen Suffixen
entstanden sind.
§ 70. Die Entlehnung bildet in jeder Sprache eine sehr reiche Quelle
von neuen und zwar sehr wichtigen W^urzeln , nämlich solchen, die zur '[Be-
nennung von abstrakten Ideen dienen. Die Sprachen, die sich unter dem be-
ständigen Einfluß irgend welcher nahe verwandten Sprachen entwickelten, wie
z. B. die russ. unter dem Einfluß der kirchenslaw., oder die franz. unter dem
Einfluß der lat., stehen in dieser Hinsicht unter höchst günstigen Bedingungen.
In solchen Fällen hat gewöhnlich ein einheimisches Wort eine mehr konkrete
Bedeutung, während ein entlehntes Wort eine entsprechende, aber bildliche,
mehr abstrakte Bedeutung hat. Der Unterschied in ihrer Bedeutung wird also
eine beständige Beziehung bilden, was, wie wir uns leicht erklären können.
ein Ergebnis der produktiven und reproduktiven Kräfte ist.' Was aber die
äußere Seite eines solchen Paars betrifft, so sind das entlehnte und das ein-
heimische Wort einander mehr oder minder ähnlich , da'sie der Herkunft nach
verwandt sind ; ihre Unterschiede . die aus der Verschiedenheit der Phonetik
(und bisweilen auch der Morphologie) der betr. Sprachen entspringen, werden
auch eine beständige gegenseitige Beziehung bilden (z. B. in den ^einheimischen
russ. Wörtern oro, in den entlehnten ra ; in den einheimischen /s, in den ent-
lehnten sts u. a.). Es bildet sich also eine vollkommene Koinzidenz von innern
Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten mit äußern Ähnlichkeiten und Verschie-
denheiten (russ. Beispiele O^IErKT., 102, franz. ebenda).
§ 71. Obgleich wir schon die entlehnten Wörter betrachtet haben, so
scheint es mir. da sich diese Wörter gewöhnlich des Wohlwollens der Gram-
matiker nicht erfreuen, doch passend, noch einige Worte diesem Gegenstande
zu w'idmen. Es ist bekannt, daß z. B. die franz. Sprache, außer ursprünglich
franz. Wörtern, eine bedeutende Schicht von ursprünglich lat., ursprünglich
ital. , ursprünglich pikard. u. aa. besitzt. Einzelne Wörter einer jeden von
diesen Schichten tragen ein unbestreitbares Gepräge ebenderselben phoneti-
schen Gesetze , und bieten also eine gewisse Einförmigkeit und Regelmäßig-
keit. Wörter irgend einer andern Schicht tragen das Gepräge von andern
phonetischen Gesetzen u. s. w. Können wir aber irgend etwas aufweisen, was
alle diese Wörter zu einer Sprache verbindet? Alle Wörter der Sprache,
welcher Schicht sie auch angehören mögen, tragen Spuren von mehr oder
' Vgl. oben § 67 flie Motivierung der Bedeutungen der Verba oÖBnsaTL und Oüfiaai'B.
rraxzipiEX der spraciientwickeli'N'g.
143
weniger langwierigen echt franz. Prozessen, Spuren einer echt französischen
Umarbeitung. Von welcher Art die Laute eines gewissen Wortes auch sein,
als Ergebnisse welcher Prozesse sie auch erscheinen mögen, so sind sie in
ihrer gegenwärtigen Gestalt den jetzt in der franz. Sprache wirkenden phone-
tischen Gesetzen unterworfen. Dies ist die formelle Seite.
Diese Worte sind aber auch nach ihrer Innern Seite nicht minder franz.:
jedes ursprünglich fremde Wort bedeutet irgend etwas in der franz. Sprache,
es hat seine Funktion, und kein andres Wort kann diese Funktion v^ertreten.
Mit andern Worten : kein entlehntes Wort kann in der Spr. bestehen . wenn
es sich nicht mit seiner äußern und innern Seite dem harmonischen Ganzen
der Spr. angepaßt hat. Wenn nur irgend welche phonetischen Eigenschaften
des Wortes nicht mit den wirklichen, d. h. in bestimmter Zeit in der Sprache
wirkenden phonetischen Gesetzen übereinstimmen, so werden sie durchaus be-
seitigt. Kein Wort kann in der Sprache lange bestehen, wenn in
derselben Sprache ein andres Wort mit ganz gleicher Funktion ge-
bräuchlich ist. Beispiele solcher kirchenslaw. Wörter in der russ. Sprache
OHErKT>, 103.
Der einzige Unterschied von ursprünglich fremden und ursprünglich ein-
heimischen Wörtern reduziert sich, wie schon oben bemerkt ist, auf eine be-
sondere Geschichte ihrer Laute und die Geschichte der Kombination dieser
Laute. O^EPKT>, 103 — 104. Auf Grund des Erwähnten können wir die ent-
lehnten Wörter keineswegs als eine Sprachverderbnis betrachten: ganz
umgekehrt sind wir gezwungen anzuerkennen, daß sie den Wortschatz der Spr.
bereichern, indem sie neue Wurzeln hinzufügen, oder die Variation der be-
stehenden vermehren. Und da eine Spr., die vom Einfluß andrer Sprr. oder
eigner Mundarten völlig unberührt bleiben könnte, ganz undenkbar ist. so ist
die oben untersuchte Schichtung unvermeidlich und deshalb ganz natürlich
und regelrecht.
§ 72. Suffixe: Auf dem Wege der phonetischen Spaltung entstehen
Suffixe selten. Die Ursachen dieser Erscheinung sind uns schon auf Grund
der Charakteristik dieser morphologischen Einheiten bekannt. Von den russ.
Suffixen sind auf diesem Wege augenscheinlich die Suffixe -ik, -itsn ent-
standen. Wie der Wurzel (am häufigsten) die Verwandlung hauptsächlich
ihrer auslautenden Laute droht, so droht beständig dem Suffix, als dem letzten
morphologischen Teil, das Verschwinden von Auslauten. Deshalb ist das
Bestehen des Suffi.xes nur unter der Bedingung eines beständigen Anwuchses
von Lauten in seinem Anfange möglich. Und wirklich bereichert sich das
Suffix beständig durch Laute auf Kosten der Stämme, d. h. am hiuifig.sten"
der vorhergehenden Suffixe. So entwickelte sich im Griech. z. B. das Suffix
UKic : TToXXaKic. Mit dem ursprünglichen -Kic vereinigte sich das a, das \o\w
Stamme abgerissen und aus den silbenbiKlenden Nasalen in tTiKiKic, tvciKic,
bcKUKic, entsprungen ist. Vgl. auch die l^ulung Aoristi -rjv, wo ilcr N'okal n
von der Wurzel abgetrennt ist, oder die Dativendung -tcTcri, wo ilie Gruppe
ecT ursprünglich zum Stamme gelKute u. a. ' Wir sehen also, wie mue Sutlixe
' \'t;1. (>'IKri>"l., 104-10^, 105. Aiini. i; amh l'\ii, i i;i\/iiii' \. i iS.
144
I'RINZiriKN DER SI'RAf'MENTWICKKI.rNG.
entstehen und wie die alten sich ckirch Laute bereichern, die sie von Stämmen
und Wurzehi losreißen. Wenn ein und dasselbe Suffix von verschiedenen
Stämmen verschiedene Laute an sich reißt, so entsteht die Spaltung desselben,
wie wir es an der Lokativendung im Slav. (-iV^'K, -k\"K, -'K)C'K, -'kX"K, -H)("k)
und an der Infinitivendung im Franz. (-er, -ir, -oir, -re) sahen.
Die Entlehnung kann auch eine Quelle von Suffixen bilden. Wir
können auf die russ. Partizipsuffixe -us/stj, -,as/sij, die aus dem Kirchenslaw.
entlehnt sind, hinweisen, oder auf das poln. Suffix -unek (rysunek Zeichnung,
sprawunek etwas Gekauftes;, das aus dem Deutschen (-ung) entlehnt ist.
Auch ganze Wörter verwandeln sich in Suffixe, wie es aus dem russ.
nid/wj {= förmig), franz. -ment (seulement), deutsch, -voll, -lieh (.stilvoll,
lieblich), engl, -ly (lovely) u.a. ersichtlich ist. Aber da diese Erscheinung
zur Geschichte der Wörter gehört, so werden wir sie in diesem Kapitel nicht
untersuchen.
§ 73. Präfi.xe. Diese morphologischen Teile zeichnen sich, wie wir
angedeutet, durch außerordentliche Beständigkeit und Unbeweglichkeit aus.
Betrachten wir die russ. Präfi.xe, so finden wir, daß die ganze Geschichte der-
selben sich auf unbedeutende phonetische Wandlungen reduziert : in der vor-
slaw. Zeit kam die (lautliche) Spaltung iin\- und ivu.-. cü^- und Ck- vor ; da-
rauf sind die Präfixe cx^- und KAi- verschwunden : im Russ. trat ebensolche
äußere Spaltung bo- und a- , co- und c- ein. Auf Grund der russ. Sprache
können wir nichts Sicheres über die Quellen der Präfixe sagen : die wirklich
vorhandenen Präfi.xe sind vor sehr langer Zeit entsi-anden. ihre Verwandtschaft
weist auf ein sehr hohes Alter hin (vgl. OHEPirL, 106). Nach einigen von den
oben angeführten Präfixen kann man schließen, daß sie aus Deutewörtern, aus
nominalen und verbalen Formen entstanden sind, die schon im Altertum auf
die Bedeutung von Partikeln zurückgeführt wurden; vgl. OIEFKI), 106.
§ 74. Überblicken wir alles , was über die Geschichte der morphologi-
schen Elemente hier auseinandergesetzt worden , so bemerken wir , daß sich
die Entstehung dieser Elemente hauptsächlich durch den Prozeß der Umgrup-
pierung (Perintegration) erklärt. Und wirklich, w^enn sich neben der Wurzel
xod (gehen) eine Wurzel naxod (finden) entwickelt, oder neben v\ez (fahren) i\csl
(Ruder) , neben bud (wachen) -bodi' (munter) , neben svp (schütten) -osp (Pocken) ;
wenn sich weiter aus dem Suffi.xe -\"K das Suffix -^)("K entwickelt , oder aus
dem ursprüngl. Suffixe -ka ein russ. Suffi.x -ofstsik, so sehen wir überall, daß
ein Laut oder eine Anzahl von Lauten, die ehemals zu einem gewissen mor-
phologischen Elemente gehörten , zu einem unbestreitbaren Eigentum eines
andern morphol. Elements werden. Was die in der Sprache weit seltner vor-
kommenden Wurzeln betrifft , die ihre Herkunft ausschließlich der phoneti-
schen Spaltung verdanken , wie kos (Haarflechte) -tses (kratzen) , oder skiid
(karg) -stsad (schonen) , so erklären sich auch diese Wurzeln hauptsächlich
durch Prozesse der Umgruppierung, nämlich einer solchen der Gruppen
von physiologischen Arbeiten. Später werden wir sehen, daß auch bei
der Entlehnung gewöhnlich derselbe Prozeß der Umgruppierung stattfindet.
Fortsetzung folgt.;
N. Kruszewskl
BEITRAG ZUR GESCHICHTE
DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHON O GR APHIE.
Es ist dem Herausgeber der i. z. eine Reihe von Arbeiten ;ius dem franz.
und engl. Sprachgebiet zur Besprechung zugegangen, welche, wenngleich im
ganzen verschiedenen Inhalts und auch zu verschiedenen Zwecken geschrieben,
vom PREMIER LIVRE DE LECTURE bis ZU UXIVERSITV LECTURES . in Rücksicht auf
ihre phonetische Seite zu einer Vergleichung untereinander und mit altern
Werken Veranlassung gegeben haben, namentlich mit Wilkins" essav. v^on
welchem der wichtigste Teil hier IV. 33g — 373 neugedruckt worden ist. Die
Aufmerksamkeit, welche jene Arbeiten mir abgewonnen und die sie gewiß
auch in weitern Kreisen der Lehrer und Studierenden der neuern Sprachen
finden werden, hat mich beim Lesen derselben unwillkürlich zu weiterer Um-
schau in der verwandten Litteratur und zu reichlichem Aufzeichnungen angeregt,
welche über den Rahmen einer bibliographischen Besprechung weit hinausge-
wachsen sind und deshalb hier in besonderer Abhandlung mitgeteilt werden.
Z. T. sind sie meinerseits bereits Gegenstand von Vorlesungen und phone-
tischen Untersuchungen gewesen. Über die Geschichte der franz. Phon, habe
ich hier seit ihrem Beginn berichtet, doch keineswegs Vollständigkeit erzielen,
sondern bloß einen für weitere Forschung ausreichenden Gesamtüberblick geben
wollen. In der engl. Phonetik habe ich die neuere Zeit besonders ins
Auge gefaßt, indem ich mir die frühern Jh. für eine spätere Gelegenheit vor-
behalte. Meinen Bericht habe ich getreu nach den Originalen oder doch den
besten mir zugänglichen und dankbar anerkannten Quellen, meist mit dem ur-
sprünglichen Wortlaut und der Schreibung der Phonetiker gegeben, um ihre
Eigenart möglichst zu kennzeichnen. Leider bin ich dabei ganz auf meine
eigne Büchersammlung angewiesen; denn auf anderweitige Förderung meiner
sprachwissenschaftlichen und phonetischen Bethätigung darf ich nicht rechnen.
Den Vorwurf eines einseitigen Sammeins von P^rgebnissen vorwiegend fremder
Forschung und einer Überschätzung der letztern fürchte ich nicht, da ich mich
auf diesem Gebiet durchaus unabhängig von fr. und engl, phonetischen Schulen
weiß, wie auch von der einseitig historischen Richtung, welche seit Jahrzehnten
in Deutschland vorherrscht. Ich darf wohl hoffen, auch mit diesem geschicht-
lichen Rückblick die Sprachwissenschaft und den Sprachunterricht zu fordern,
deren Dienst ich mich ganz gewidmet.
Ich bespreche zuerst Arbeiten über franz. Phonetik und Phonographie von
G. P.\Ris, L. Mkigrkt, J. A. de B.aYi-. de Brosses, V. B.vllu, K. S.\chs. P. Passv.
A. D.VRMESTETKR , H. SucHiKR, RoussELOT ; dann über engl, von K. Sikvirs.
I. PiTM.xN, A. M. Bell, W. R. Evans, H. Sweet. J. A. H. Mirrav: Arbeiten.
'i'KCIlMKR, ZTSCllK. V. 10
II 5 !'• TlXIIMKR.
welche für die Geschichte der Phonetik und Phonographie teils in der That
von Bedeutung sind, teils wenigstens Anspruch darauf zu machen scheinen.
Wer etwa erwartet, sich aus dem dictionnaikk dk l'acadkmie francaise
über die Aussprache der fr. Wörter unterrichten zu können . wird enttäuscht,
wenn er das Werk aufschlägt. ' Der alte Standpunkt, an dem die Akademie
hier mit Zähigkeit festhält, verträgt sich nicht mit den Lehren der neuem
Sprachwissenschaft, welche auf zuverlässige I^'eststellung der Ausspr. und ge-
nauere phonetische Schreibung mehr Gewicht legt, jedenfalls für wissenschaft-
liche Zwecke. Alle diejenigen, und namentlich die Ausländer, welche nicht
in der günstigen Lage sind, jederzeit über die Ausspr. all und jeden Wortes
Belehrung aus dem lebendigen Ouell schöpfen zu können, der ja aller-
dings der beste ist, werden ihre Zuflucht zu den Werken nehmen müssen,
welche das dict. dk l'acad. für die Ausspr. ergänzen. An solchen ICrgän-
zungen fehlt es nicht, sei es in Wörterbüchern, Grammatiken oder in beson-
dern Abhandlungen über die Ausspr. und Schreibung. Leider sind die pho-
netischen Darstellungen z. gr. T. einseitig und unzu\'erlässig, was sich daraus
erklärt , daß es im allgemeinen den Verf. entweder und zwar meist an den
erforderlichen naturwissenschaftlichen oder anderseits z. T. an den not-
wendigen sprachwissenschaftlichen Kenntnissen gefehlt hat. So dürften
denjenigen, welche nicht die Zeit und Gelegenheit gefunden, die betr. meist
schwer zugängliche Litteratur vollständig durchzuarbeiten , vergleichende Be-
sprechungen von hervortretenden phonetischen Erscheinungen wohl nicht
unwillkommen sein.
Ehe ich auf die phonetischen Arbeiten von Paris, Meigret und Baif ein-
gehe , die mir zunächst zur Besprechung vorliegen , glaube ich einige einlei-
tenden Worte über die ersten Quellen zur franz. Ausspr. und Schreibung vor-
ausschicken zu müssen. Die roman. Völker übernahmen mit der Spr. Roms
auch die lat. Buchstaben, welche jedoch für die reicher entwickelten Laute der
I In dem Vorw. zur 7- A. von 1877 liest man S. Vil : Denx grandes diflicnltes restaient encore :
l'une de determiner quelle regle on observerait pour lorthographe, question dejä tres contestee en
1694 entre les novatenrs d'alors et les rigides defenseurs des vieilles formes ; lautrede savoir si
Ton essayerait d'indiquer la bonne prononciation des mots. .Sur les deux points encore la vieille
Academie a pose, des le commencement, des principes qui ont fait loi pour ses successeurs. On
n'apprend pas la prononciation dans un dictionnaire ; on ne ly apprendrait que mal , quelque
peine qu'on se donnät pour la representer aux yeux. I.es signes propres manquent ordinairement
pour l'exprimer, et les signes qu on inventerait pour les remplacer seraient le plus souvent trom-
peurs. La bonne prononciation , c est dans la compagnie des gens bien eleves qu'il faut s y
faconner et s'en faire une habitude. Quant aux etrangers, ils ne l'apprendront qu'en parlant la
langue dont ils veulent se rendre lusage familier avec ceux qui la parlent de naissance et qui la
parlent bien. On a souvent propose, il est vrai, et on proposait deja en 1694, de regier 1 ortho-
graphe sur la prononciation, tout au moins de la rapprocher de la prononciation le plus possible,
d'en faire une sorte de prononciation a l'ceil. Rien de plus seduisant au premier aspect qu'une
pareille idee ; rien de plus chimerique a un serieux examen . . Ici encore lusage fera la loi,
lusage qiii tend toujoitrs a simplifier . . et c'est conformement a cette regle que 1 orthographe
s'est modifiee peu a peu dans les editions successives du DicT..,La prononciation a peu occupe
l'Academie. On ne la trouvera indiquee que dans un petit nombre de cas. L'Academle persiste a
croire , avec ses predecesseurs , que le seul moyen d'apprendre la bonne prononciation est
d'ecouter ceux qui prononcent bien et de s'habituer ä prononcer comme eux l^vgl. unten die
Akademiker Regnier 'S. 182^ Noxjier 1844 und die Kritik von de la Touche S. 179].
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. VND ENGL. PHONETIK UND THONOGRAPHIE. I^-J
roman. Sprachen nicht ausreichten und in den verschiedenen Zeiten und Orten
verschiedenerweise verwendet wurden. Über die Zeit des Mittelalters finden
wir in Ch. Thurots nötiges et extraits des ms. XXII, 1868, eine histoire des
doctrines grammaticales enseignees dans TEurope occidentale, depuis Charle-
MAGNE jusqu"ä la Renaissance ; über die letztere Übergangsperiode belehren
uns die phonetischen Schriften der Humanisten/
Von der lat. Ausspr. und Schreibung " wichen die ital. und span. ver-
1 D. ErASMUS : DE KECTA LAT. GR;ECIQUE SERMONIS PRON. , 1529; J. LiPSIUS: DE RECTA
FRON. LAT. L., 1586 ; J. C. SCALIGER : DE CAUSIS L. LAT., I54O; JOS. ScALIGER : DIATRIBE DE
VARIA LINGUARUM PRON. ; G. J. Vossius : DE ARTE GR.AMM. 1635 ; worin die griech. und lat. Ausspr.
und Schreibung z. T. auch mit der lebender Sprr. verglichen ^vurde.
2 Meine Auffassung der lat. Ausspr. habe ich bereits in meinem Bericht über SeelM-^NNs
Buch: DIE AUSSPR. DES LAT. N.\CH PHYSioL.-HiST. GRUNDSÄTZEN, 1885, I. z. iii. 374 ft'. kurz an-
gedeutet. Danach würde ich die klassische lat. Ausspr. der überlieferten Buchstaben zunächst
folgenderweise mit der Lautschrift der i. z. zu bezeichnen haben:
ABC D E K (i HI K L M N O 1' <) R S T V
a b kiau d c{e) f gi^,, h i{j) ka l in n{y) o[o) p k„ r s t 7({iri-),
wo ich von x, welches ja einen Zweilaut bezeichnete und von Y und z, die von den Römern
nur in griech. Fremd- und Lehnwörtern geschrieben worden, wohl absehen darf. Doch werde
ich auf Y unten S. 150 noch zurückkommen ; über z schreibt Velius Longus, Keils Ausg. der
GRAMM. LAT., 1857 — 80, vii. 50 : z lingua lat. non agnoscit ideoque nee mentio illius umquam fiiit
nisi . . peregrina . . ^Iax. ViCTORiNUS. ars gram., K. vi. 196; De litteris peregrinis v et z
. . Hylas, Zephyras . quae si adsumptae non essent, Hulas l^hoelas hoelasj et sdephenis [s^^epherus
sdephyrus dsephyriis dsephums sdephinis sdephoerus] diceremus. Aus den Darstellungen der Erzeu-
gung der lat. Laute seitens der lat. Grammatiker, namentlich des Terentianus M.\urus, de litteris,
de syllabis, de metris Mitte des 3. Jh. nach Chr. und seines Nachahmers Marius Victorinus
Mitte des 4. Jh. ART. GRAMM., Keils Ausg. vi, wobei ich meine Veranschaulichung i. z. iv. 119 zu
vgl. bitte, will ich für die Öffner her\'orheben : A: größter Kieferwinkel rictus patulus M. 328,
mittlere Stellung der Lippen immunia labra M. , Rückgang der Zunge, doch ohne Berührang der
obern festen Teile der Mundhöhle linguam . . necesse est . . reduci . . nee partibus ullis aliquos ferire
dentes M. 329 , das wäre hinteres A<; die weitern Änderungen des A, besonders im Fr., vorwiegend
zu Vorderzungenöffnem A: ^ : E : f wie in amatus : aime macht das Vorkommen auch eines
natürlichen mittlem a im Lat. imzweifelhaft vgl. Michaelis: über d.\s mittlere a, i. z. ii.
269 ff . . E: kleinerer Kieferwinkel als bei a deprimit altum modice tenore rictimi M. , Lippen-
längsöffnung reductis . . introrsum labiis V. 33 , Vorderzungenhebung (lingua remotos premit hinc
et hinc molares M.). I : kleinster Kieferwinkel 'semicluso ore V.) bei Lippenlängsöffnung minimum
. . renidet supero tenus labello M.) und weiterer Hebung des Vorderzungenrückens porrigit ictimi
genuinos prope ad ipsos M., impressa . . sensim lingua dentibus V. . O : kleinerer Kieferwinkel rictii
neque magno M., rictu tereti V. , Lippennmdöffnung rotundis . . labellis M., productis labiis V. ,
Rückgang der Zunge retrorsus adactam modice tenete linguam M. . U: kleinster Kieferwinkel
bei Vorgang der Lippen productius . . coeuntibus labellis M., productis et coeuntibus labris V.'.
Die hier der kleinsten Lippenrundöffnung natürlicherweise entsprechende gleichzeitige kleinste
Hinterzungenmndöffnung, welche in diesem Fall freilich schwieriger zu beobachten ist, hat meines
Wissens keiner der altern lat. Gramm, angedeutet. Diese Darstellung von den normalen klass.
Öffnern bezieht sich auf die betonten langen Arten, was auch bei o wie bei K, von M. o longior)
und V. e et o biformes 6; besonders bemerkt worden. Von den langen wurden die kurzen in der
klass. lat. Ausspr. z. T. wohl in Nachahmung der griech. Weise TtpocTiuöia juaKpü kcu ßpaxeia)
sorgfältig unterschieden. Die Dauer beherrschte innerhalb gewisser (Irenzen sogar die klass. lat.
Betonung, welche von den lat. Gramm, wohl nicht ganz natürlich nach griech. l'rosodie unter-
schieden wurde : TTpoöujöi'a oteia, ßapeia, irepiaTriuiuevri ; accentiis acutus ' , gravis -V , circumflcxus '^ ;
die Dauer bedingte auch eine verschiedene Stellung der Organe, für die kurzen (offner offenbar eine
mehr mittlere: <>, ut 1:, geminum uocis sonum pro condicione temporis promit . . qui cor-
reptum [ ~ also nicht bloß schliclit kurz hicvi-;, sondern verkürzt, tl. i. im allgenuinen durch den
IG*
lAg T". Tl/IIMKR.
hältnismäßig weniger ab : doch machten sich auch in ihrer Rechtschreibung
bald Mängel fühlbar. Die ersten Änderungsvorschläge für die ital. Schreibung
machte der Vicentiner G. Trissino in einem Briefe an den Papst Clemens VII. :
in derselben Silbe folgenden Schließer abgeschnitten und unvollkommener artikuliert] cnun-
ciat . . nee magno hiatu labra reserabit [mit mäßiger ( )(Tnung| . . longinn autem productis labiis,
rictu tereti [mit kleinerer Kundoffnung] . . sonum tragicum dabit V. . Dem entspricht, was über
den Klang der (Iramm, S1''.k\ n;s Schluß des 4. Jh. bemerkt: li et o aliter sonant produetae,
aliter c o r r e ]) t a e . . !■; ([ u a n d o yi r o d u e i t u r u 1 c i n um e s t a d s o n u m I litterae , ut metus,
quando autem correptum , uicinum est ad sonum diphthongi ut etjuns ; ebenso I'omi'EIL'S (5. Jh.,
K aliter longa ~ , aliter breuis sonat. Diese Unterscheidung der langen und verkürzten Öffner
entspricht vollständig derjenigen, welche wir in der lebenden nördl. und anerkannten
deutschen Ausspr. beobachten. Dazu kämen dann noch die unbetont eti d. h. mit schlaffern
Muskeln gesprochenen Öffner , weiche ähnlich aber doch nicht ganz gleich wie die verkürzten,
von der mittlem Stellung //„ sich verhältnismäßig weniger entfernen. Dementsprechend hätten
wir also 2 Hauptreihen von betonten 7/ // 1 und eine von unbetonten i7/ klass. lat. Öffnern,
dazu die Diphthonge (vgl. die Übersicht S. I45'> unten,:
Vocales longae : Z c ä ö Ü .
correptac : l K ä 0 U .
atonac : l /■: a J U\ diphthongae : ae ai au oe oi
(eu ui;. Von den altern lat. Diphth. oü e'i, ähnlich den mundartl. niederd. Zweilauten, sehe ich hier ab.
Wie nun aber im Deutschen neben der anerkannten Aussprache, mit ihrer qualitativ
unterschiedenen Doppelreihe von langen und verkürzten betonten Öffnern , eine \'olksaussprache
in Mittel- und .Süddeiatschland vorherrscht , welche diese qualitativen Unterschiede je von langen
und verkürzten Öffnern nicht hat , sondern kurze i u u. s. w. (jualitativ genau so wie lange
i u u. s. w., also vollkommen artikuliert: so haben wir uns auch das Verhältnis zwischen der
klass. lat. xmd volkslat. Ausspr. der Öffner vorzustellen : die letztere hatte qualitativ nitr eine
Reihe betonter Öffner, worin kleinere und größere Öffner e und F., o und j unterschieden wurden.
Demnach war die eine betonte Reihe der Vocales lat. vulgares: / e E a 0 0 11: in dieser
Reihe entsprechen vulg. e dem klass. e und 1 , \'ulg. o den klass. ö und ü. Diese Reihe \\airde
nun die Grundlage für den roman. Vokalismus ;vgl. die Entsprechung der senkrechten Reihen
in der Übersicht S. 145* unten). Mit der qualitativen Unterscheidung der verkürzten Öffner verlor
auch die quantitative, die der Dauer in der volkslat. Ausspr. von ihrer Bedeutung und Schärfe, d. h.
die betonten langen Öffner wurden weniger lang, die kurzen weniger kurz, vollkommener ge-
sprochen als im klass. Lat. Dieses Dauerverhältnis findet sich, wie G. Paris in seinen Vorles. 1869
gezeigt (vgl. Storni, thon. stud. ii. 148 imd G. Paris: gramm. hist. de la l. fr., cours trof.
A LA sorb. en 1868, LEc. DouvERT. im Afr., wo alle Laute, Öffner wie Schließer, eine nor-
male Kürze hatten, wie auch z. gr. T. noch im Nfr., namentlich in den östl. Mundarten, wes-
halb die fr. Phonetiker darüber nicht einig werden können, ob Öffner kurz oder lang seien (vgl.
wegen des rein negativen Ergebnisses A. Ricard : syst, de la Quant, syll. et de l'artic. des
SONS GRAVES ET DES AIGUS, 1887. — Prague, Neugebauer(. Damit Stand dann der Wechsel der
Betonung im Zusammenhang, bei der im klass. Lat. wohl die Stärke mehr im Gegensatz zur
Schwäche hervortrat, als die Stimmhöhe zur Tiefe, was auch die durch die griech. Phonetik beein-
flußten lat. Gramm, darüber bemerken mögen. Neben der einen betonten Reihe hatte die Volks-
wie die klass. Ausspr. natürlich eine entsprechende Reihe unbetonter Öffner, welche sich von deni
mittlem Laut // noch weniger entfernten (Ä^ , Ä. . Hieraus ergibt sich, daß die klass. lat. Unter-
scheidung rein sprachwissenschaftlich betrachtet, den Vorzug verdient, weil sie eine größere und da-
bei wohl bestimmte Mannigfaltigkeit von Öffnern den Sprechenden zur Verfügung stellte. Vom Stand-
punkt der Kunst, der deklamierenden Dichtung wie des Gesanges, freilich ist eine Reihe, welche
nur aus vollkommen artikulierten Öffnern besteht wie die volkslat., vorzuziehen, da letztere
mit beliebiger Dauer vorgetragen und gesungen werden können, ohne ihre natürliche Klangfarbe zu
ändern ; während die verkürzten Öffner natürlich nur in ihrem verkürzten Tempo hervorgebracht
werden können und ihre natürliche Eigenart ändern , d. h. mit physischer Notwendigkeit voll-
kommen artikuliert werden müssen, wenn man sie länger hält ^vgl. S. 190. Schon aus dieser
BEITRAG ZVR GESCHICHTE IJER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. l^g
DKLLE LETTERE NUOVAMENTE AGGIUNTE NELLA LINGUA ITAL., I524. Er SChlug V'Or :
für offnere e und o bzhw. e und uu, für die sog. konsonantischen i und u
bzhvv. j und v, für ch schiacciato k (kiamo). für den suono schiacciato von gl
physiologischen Thatsachc , welche bisher nicht gebührend gewürdigt worden, erklärt sich, von
anderm abgesehen, weshalb die germ. Ausspr. mit verkürzten geräuschvollem Offnem, z. B. die
nordd., der Kunst Schwierigkeiten bereitet, während die roman. Sprr., besonders die ital. mit
nur vollkommen artikulierten klangreichern Öffnern bildsamem Sprachstoff bieten. Ich habe
hier nur in Kürze meine Auffassung der klass. und volkslat. Ausspr. andeuten können. Auf die
reiche Litteratur über lat. Ausspr., besonders in Vgl. mit der roman. kann ich in dieser Anm.
kider nicht eingehen. Man vgl. CORSSEN: ausspr., vok. und beton, der l. spr. 1858 f. ;
RiTSCHL : UNSRE AUSSPR. DES L. , RHEIN. MUS. F. PH. N. F. XXX. 481 ff. ; BeNLOEW-WeIL : THEORIE GEN.
DE l'acc. l. 1855; Scholl: de acc. l. 1876; W. Schmitz: beitr. zur l. spr. 1877; Schuchari/T:
VOK. DES VULGÄRL. , 1866 8; Z. F. R. PH. IV. ; BÖHMER: KLANG, NICHT DAUER, ROM. STUD. I.
599. HL 351 ff., 60g ff., IV. 336; TEN BrINK: DAUER UND KLANG, 1879 ; W.FÖRSTER: BESTIM-
MUNG D. L. QUANT. AUS DEM ROM., RHEIN. MUS. F. PHIL. 1878, N. K. 33 S. 29I ; Z. F. R. PH. III. I74.
— SCHICKSALE DES L. ö IM FR., ROM. STUD. HI. 1 74 — 190 ; Thomsen : Über niouill. Kons, im Rom.,
MioL soc. LING. m; Havet: SYLT. juaKpoi Geaei, mem. soc. ling.iv. 21; Thurot: Qeaei, posi-
TioNE, REV. PHILOL. IV. 92; J. ScHMiDT : z. GESCH. DER H)G. VOK. i. 98 ff.; G. PARIS in seiner A.
des Alexis; Ellis: quant. pron. of l. , 1874 u. aa., deren ich z. T. bereits l. z. in. 374 ff. ge-
dacht. Soeben ist weitem Kreisen die Übers, eines von J. Stokm 1876 geh. Vortr. zugänglich ge-
macht: ROM. QUANT., DIE QUANT. DER ROM. VOK. IN IHRER GESCH. ENTW., PHON. STUD. IL I39 — 177,
welche mit seiner Abh. VOY. atones, mem. soc. ling. II. zu vgl. ist. Storm hat sich besonders
eingehend mit der Betonung beschäftigt, wozu er schon von Hause aus durch den Accent seiner
Mutterspr. Veranlassung gehabt. Leider kommt er in dem gen. Vortrag weder für die nfr., noch für
die lat. Betonung zu vollständig befriedigenden Ergebnissen. Schon für die lebende Ausspr. ist die
Untersuchung ja so schwierig, weil hier Stärke, Stimm höhe und Dauer zu innigster Wechsel-
wirkung verbunden in Erscheinung treten und mit den natürlichen , unbewaffneten Sinnen kaum
zergliedert werden können. Um hier von den Fehlern der subjektiven Auffassung frei zu werden,
bedarf es feiner physiologischer Apparate, Messungen und Selbstregistrieningen der betr. Artiku-
lationen des Windrohrs, der Stimmbänder und ihrer zeitlichen Verhältnisse, wozu Ros.\PELLV
einen Anfang gemacht vgl. unten RosAP. und Marev . Schon Schuchardt hatte im LITT, zentr.
7. Juni 1873 ^"f "^li"^ Bedeutung solcher Messungen aufmerksam gemacht. Leider bemerkt Storm
dagegen a. a. O. S. 141 : 'ich habe keinen großen Glauben an solche mechanischen Bestim-
mungen' und weiter oben: Es kommt hier nicht so sehr auf eine absolute mathematische Ge-
nauigkeit, als auf den Ei n dru ck [an!, welchen die Quantität macht.' Die bisheriger Erfahningen
der Phonetik zeigen, wie leicht hier der bloß e Ein druck täuscht. Daß St. sich hier gewisser-
maßen als Gegner der genauen naturwissenschaftlichen Phonetik zeigt, überrascht nicht, insofern er zu
den .Anhängern der neuern engl. Schule gehört; wir dürfen aber nicht vergessen, daß er gleichwohl
die induktive Methode gefördert hat, indem er die lebende Spr. in den \'ordergnmd gestellt.
Man vgl. noch Wölffi.ins arch. f. l. lex. u. gr. i — m. GuriiiKu, u. Snii, und Gk.vek; Kuhns
z'isciiR. xxiL Schuchardt, xxiil Toblek.
Die Entwickelung des U, aus ;/ ist in der Geschichte der Phonetik weder für das Griech.
und Lat. noch für den Übergang vom Lat. zum Franz. oder sonst gebührend aufgeklärt worden.
Noch in der neuesten Darstellung der afr. Gramm, und .\usspr. von .V. IIorning in K. Bartschs
LA LANGUK ET LA IUI'. IR. DEPUis LE i\'- s. ji S(ji AU xiV- s., 1SS7, ."<. 24 finden wir nur eine
Vermutung, anstatt einer lüklärung des Übergangs von // : // : Ce changement est suq^renant,
car dans l'echelle des sons u ne touchc pas a ü [das ist von fr. Schriftstellern vielfach übersehen
worden; vgl. z. I!. Momkre S. 178, de Brosses S. 189]; comnient et quant a-t-il eu lieu? On
a suj^i^ose qu il est du :\ linfluencv- du gallois qui nous offre i evidemment ^irovcnant d'ü ]>our
u indoeurop. et jiuur u dans les mots empnmtes au lat. ; cf. komania 7. 130. Si cctte expli-
cation est justc ich silu- hier nucli keine Erklärung, sondern nur lüe Thatsache iler Entsprechung
von lat. // und fr. //_ und die von Si iirciiAKDT, zrscilR. E. ROM. 1 liu . IV. 142 .Xscoi.i 1. z. iv. 332
bereits früher ausgesprochene Wrnnilung, daß gall. F.iniluß ilen Wandel von // : //_ bedingt; da
150
F. Tkchmkk.
vor i Ij (cljiy zu schreiben und die suoni aspri c dolci von s und z durch
kleinere Änderungen dieser Buchstaben bzhw. s und f. z und q zu unter-
scheiden. Wenn diese Vorschlägfe auch niclit alle ansfenommcn wurden.
drängt sich die Frage auf, warum dieses für 7/ eingetauschte 7/_ nicht auch in dem Franz. des
keltischen Mundes, ebenso wie in seiner gall. Spr., zu i geworden], il faut que le passage du ä
ü ait cu lieu de bonne hcure, vers le 3'" s., ;i unc epoque oü le celt'.que etait encore vivant. Ce
nest la (ju'une hypothese, mais une hypothese vraisemble. Ich will versuchen diesen Wandel
von Jl : ?/_ physiologisch zu erklären, indem ich beweise, daß dieser Übergang durch das Vor-
kommen eines Übergangslautes 7/. im Volkslat. ermöglicht und erleichtert worden.
Es hat hier gewiß nicht eine spmngweise, sondern eine allmähliche Veränderung stattgefunden :
die Lippenrundung ist dieselbe geblieben , die dem Grade nach entsprechende Hinterzungen- ist
zur Vorderzungenöffnung verschoben ; das kann aber (jhne Sprung nur durch die entsprechende
Mittelzungenöffnung geschehen sein. Mittelzungenlaute sind aber bis auf die neueste Phonetik
weder gehörig beobachtet, noch benannt, noch geschrieben worden. Ich habe sie im Gegensatz zu
den mixed vowels von P)Ei,i, hervorgehoben und namentlich auf die Bedeutung hingewiesen, welche
die Mittelzungenöffnungen für die von Beli, nicht richtig bestimmten a-artigen und die unvoll-
kommenen Öffner haben ii. z. i. 151, 157 , aber auch für die Geschichte der \'okalharmon i e
(l. z. IV. 113, 128 . Neben dem größten Mittelzungcnöffner (l ist in der That ein kleinster Mittel-
zungenöffncr für das lat. Lautsystem mit Sicherheit anzunehmen, welcher als mittlerer Öffner zwi-
schen lat. u und i und griech. ?/. beschrieben worden = 7/ ; G. J. Vossius kämpft mit dieser
Schwierigkeit de arte gkamm. i. cap. xii : Inquiritur in numerum vocalium apud Latinos: item
quaedam de genuino eannn apud veteres sono praesertira vocalis v : omnino fatendum , aut V
interdum notam esse diphthongi [graecae oy = 1/] ; aut dicendum, v quandocjue sonum habuisse,
qui ut V [7/. in griech. Fremdwörtern, wohl nicht auch in einzelnen lat. Wörtern^ sonaret ; inter-
dum, qui inter Y et OV intermedius esset . . Sin aliter scripsere, aliter pronunciarunt ^veteres ,
qnod asserere non dubitat Victorinus Hb. i [p. 2460] : dicam eos v extulisse sono medi o inter Grae-
coram Y et eonim oy ; quem cum per neutrum satis exprimi viderent, per oy signare maluerint, a quo
sonus is proprius aberat. Rectius quidem fecissent, si exilem sonum per y, crassiorem per v,
hoc est communem Latinis Graecisque sonum communi nota, at proprium Latinis nota pro-
pria signavissent. Er spricht dann von andern Öffnern als soni . . medii inter duas vocales,
qui eo proprium mereantur nomen ac figuram, zwischen i und w, i und e^, o und u, a und e,
a und o , e und o ; der letztere Zwischenlaut könnte ein <?„-artiger Laut gewesen sein. Im
XXIV. Kapitel spricht V. de literis a Claudio Caes.\re inventis . . Is igitin- , xit v consonantis
figuram assignaret , ab Aeolibus mutuatus est digamma hac figura j; . . At i consonanti figuram
non quaesivit . . Factiim hoc existimat JUL. Sc.'VLIGER lib. i de caus. l. l. cap. 9 quia . . longiori
semper tractu uterentur in pronuntiando, ipsoque in hiatu consisterent [j]. Leider haben solche
Versuche die im lat. Alphabet fehlenden Buchstaben zu ergänzen, keine Anerkennung gefunden.
Am eingehendsten ist diese Frage von K. L. Schneider : ausführe, mit möglichst sorg-
J'ÄLTIGER BENUTZUNG DER VORHANDENEN HILFSMITTEL UND NACH NEUEN UNTERSUCHUNGEN VERBESS.
GRAMM. DER LAT. SPR. 1819 l. 4 ff. behandelt worden: 'Über den 3. Buchstaben des Claudius sind
die Gelehilen verschiedener Meinung gewesen, bis Taylor, .und Seyfert [gr. § 156I . .die Spur des-
selben aufgefunden haben. Manche Wörter hatten nämlich einen Mit telton zwischen dem Vok. i
und u . . und eben für diesen Mittelton führte Claudius einen besondern dem gr. Aspirations-
zeichen 1- ähnlichen Buchstaben ein, also z. B. optpmvs lfbet. Dies geht aus den Worten des Vel.
Long. p. 2235 unleugbar hervor p. 2235 [Keil vii. 75]: scio sermonem et decori servire et aurium
voluptati, unde fit ut saepe aliud scribamus, aliud enuntiemus, sicut supra locutiis suni de
viro et virtute , ubi i scribitur et paene [!] u enunciatur, unde T. Claud. novam quandam litteram
excogitavlt similem ei notae quam pro aspiratione Graeci ponunt, per quam scriberentiir eae voces
quae neque secundum exilitatem i litterae neque secundum pinguitudinem litterae u sonarent, ut in
viro et virtute ..in diesen Wörtern treffen 2 Buchstaben des Claudius zusammen, das J zur
Bezeichnung des Konsonanten v und das i zur Bezeichnung des gedachten Mitteltons : jiiR..'ltRTvs
. . Wichtig ist hierbei, daß auch andre der alten Grammatiker dieselben Wörter vir und virtus
als Beispiel für den Mittelton anführen.' Nachdem ScHN. dann bemerkt, daß nach Terentianus
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIIv UND PHONOCRAPHIE. 1 5 I
SO hat sich die ital. Schreibung doch mehr und mehr zu einer phonetischen
entwickelt vgl. i. z. iv. 216). Schon früher hatte Nebrixa für die span. Schrei-
bung j und V für konsonantische i und u. sowie 11 für den Laut l_ und n
AIairus u. aa. die klassischen lat. Öffner im ganzen und wesentlichen ebenso gesprochen
worden als gegenwärtig, er meint natürlich, in der anerkannten nordd. Ausspr., geht er auf
die Abweichung im einzelnen und die mannigfaltigen Übergänge der Vok. ineinander näher ein,
z. B. von e zu o : 'Besonders war dieses o slatt e nach einem vorhergehenden v häufig . . voster
st. v est er . . vor t ex . . v ert ex [dieser Wr.ndel erklärt sich wohl ans der durch den vorhergehenden
Lippenengelaut bedingten Labialisierung des e , der Übergangslaut dürfte demnach ein Oj- oder
^-artiger Öffner gewesen sein ; über die Verwechslung von ö iTnd ä sagt ScHN. 56 : 'Bei der unge-
nauen Ausspr. des ae als ä war natürlich, daß es auch mit dem gleichfalls ungenau gesprochenen
oe, d.h. ö, verwechselt wurde, .coelum. .caelum. .coena. .caena']. .Umgekehrt war in einigen Wör-
tern früher e gebräuchlich gewesen, welche nachher o bekamen, .hemo st. homo vgl. nemo aus
^nehomo *neomo *neomo]. .Beisp., besonders der Name des Virgil, berechtigen zu der Ver-
mutung, daß es einen Mittelton zwischen e und i gegeben hat, zumal da man zuweilen auf einem
und demselben Denkmal dasselbe Wort oder dieselbe Endigung bald mit e, bald mit i geschrieben
findet . . es gab für viele Wörter einen förmlichen Mittelton zwischen e 'u'^ und i . . Bei den alten
Grammatikern geschieht dieses Mitteltons oft Erwähnung .. Schon Quintil. i, 4, 7 gedenkt des-
selben für optimus. .folgendermaßen : medius est qiiidam u et i litterae so nus. .Zur Bestätigung
und Erweiterung dieser Nachricht dienen folgende Stellen : Prisc. p. 539; i et u vocales quando
mediae sunt alternos inter se sonos videntur confundere , teste Donat . . p. 1735: hae i u,
mediae dicuntiir quia in quibusdum dictionibus expressum sonum non habent, i ut vir, u ut
optumus . . Serg. p. 1827. . non enim possumus dicere vir producta i, nee optiunus producta u [es
waren also diese mittlem, z.T. verkürzte, unvollkommene Öffner ; unde etiam mediae
diciintiir . . Vel. Eong. 'Ketl vii. 49 . . : i . . littera interdum exilis est, interdum pinguis . . ut jara
in ambiguitatem cadat utrum per i quaedam debeant dici an per u, ut est optumus, maxumus, in
quibus annotandum an tiquum sermonem plenioris soni fuisse et, ut ait Cicero, rusticanum,
atque illis fere placuisse per u talia scribere et enuntiare. .Et concedamus talia nomina per u scri-
bere iis qui antiquoram voluntates sequuntur ne tarnen sie enuntient quo modo scribant . .
id. 54: quibus dam litteris deficimus ([uas tarnen sonus cnuntiationis arcessit ut cum
<licimus virtutem et viram . . fere ad aures perigrinam litteram nämlich ein y [vielmehr ein ?/„;
invenies.,In mehreren dieser Stellen heißt es ausdrücklich, daß jener Mittelton der Laut des gr. u
gewesen sei. .Wenn jedoch dieser Mittelton dem gr. u vollko mmen entsprochen hätte, so würde
QiiNTll.. 12, 10, 27 wohl nicht behaupten dürfen, daß letzteres bloß in gr. Wörtern gehört
werde, imd Cl.audius hätte kein besonderes Zeichen für denselben einzuführen brauchen, sondern
das y der gr. auch auf dgl. lat. AVörter übertragen können. Feinere Kenner also, zu denen
auch Veliüs Longus gehört zu haben scheint . .p. 2219 [S. 36 wird dagegen von Terentiants
Mairus [K. vi. 336] angeführt: u Lat.. .quae vicem nobis rependit Interim vacantis u quando com-
munem Latino reddit et Graeco sonum, welche Bemerkung sich nicht auf echt lat., sondern nur
auf gr. Fremdwörter zu beziehen braucht; , vernahmen ohne Zweifel immer noch einen Unter-
schied zwischen beiden Lauten, der jedoch den Ohren der meisten entging oder ihnen so unbe-
deutend erschien , daß sie denselben nicht in .\nschlag brachten [die Beobacht\mg der Zungcn-
stellung, bei diesen von den meisten lat. Gramm, mit Recht als mittlere mediae bezeichneten
ÖiTnorn. im allgemeinen wohl Mittelzungenöffnung, hätte den Unterschied von den benachbarten
Öffnern siclier aufgeklärt .. daß jener Mittelton allerdings einen bedeutenden Umfang hatte,
folgt schon daraus, daß (i.aidivs einen besondern Buchstaben dafür nötig erachtete. .-Je mehr
übrigens nach und nach tue Schreibart sich bestimmter festgestellt, desto mehr scheint auch in
der klass. Ausspr. jener Mittelton an Umfang verloren zu haben.' Diese Bemerkung von der r>eein-
flussung der .\usspr. durch die Schreibung ist sehr zu beachten. Das Zeichen i gleichsam das
verkürzte unvollkommene 11 war in gewissem Sinne symbolisch ; ich habe unabhängig von Gl.Arnus
und in an<lcrin Sinne als Zeichen für sonst nicht durch besondere Buchstaben bezeichnete stimm-
hafte Offmr (las Klassenzeichen // als Zeichen für die unvollkommenen stimmhaften l^flner //,\
entsprechend dem liergebrachten Klassenzeichen h für die gehauchten (»lYner, in meiner i'lioN. I.
152
F. Tkchmkr.
für .V vorgeschlagen. J. P. BoNi.r hat dann in seinem ebenso wertvollen
als seltenen Buch : keductkjn de la lktras v aktk paka ensenar a hap.lar los
MUDOS, 1620 die span. Laute, ihre Bezeichnung und Benennung eingehend
44) 45) 71 ) später I. /.. iv. 113, 116 genauer für Mittclziingenöffner // als Ciesamtzeichen für
ai a.} a3 a4 bei mittlerer Lippenstellung, i^ i' E^ /K bei J.ippcnlängsöffnung und jt 0 9 .)
bei Lippenmndöffnung verwendet. Vgl. Ki:isk;s vorl. i'iiKK L. spraciiw. , A. v. Haasi;,
C. V. Hagen S. 72 ff.
Auch Skki.MANN ist auf diese l-Vage eingegangen ; er hat sie leider keineswegs in einer dem Titel
.seines Buches entsprechenden Weise gefördert. In seinem Vokalsystem finden wir nichts von Mittel-
zungenöffnung gesagt, während er doch für sein Konsonantensystem eine mediopalatale .\rtikulations-
stellc annimmt vgl. meine Bcspr. i. /.. ni. 376 . Folgendes scheint mir das Ergebnis meines Rück-
blicks auf die obigen Angaben der lat. (iranim. vom physiologischen Standpunkt zu sein: Zwischen
dem lat. Vorderzungenöffner / und dem lat. Ilinterzungenöffner 11 sowie dem griech. Vorder-
zungenlippennmdöiTner ?/, wurde in der lat. .\usspr. von den sachkundigsten Gramm, ein ci;:jen-
artiger mittlerer Öffner medius sonus unterschieden, aber leider nicht in der Schriftspr. aner-
kannt, wenn auch von Clai nirs symbolisch durch l bezeichnet. Dieser mittlere Laut kann nur ein
Mittelzungenöffner y/„ gewesen sein und nicht etwa ein Hinterzungcnlippenlängsöffner 7 , welcher
letztere zwar mit KkrSTEN und Lepsius als physiologisch möglich in einem theoretischen Üffncrsystem
aufgeführt werden kann, aber meines Wissens in lebe nd e r .\uss])r. noch nicht sicher beobachtet
worden ist. Für diesen Mittelzungenöffner ist jedenfalls der i. d. h. kleinste Üffnungsgrad anzu-
nehmen ; welche Lippenöffnung dabei stattgefunden, ob mittlere a] , welches wohl der gewöhnliche
Fall, oder Lippenrundöffnung ?/ , wie es wohl für vir virtus anzunehmen, oder Lippenlängsöffnung 7^,
wofür keine der angeführten Beisp. zu sprechen scheinen, läßt sich natürlich nicht mehr mit
Sicherheit feststellen. Auch nicht die Artikulationsweise der andern angedeuteten mittlem Öffner;
am wahrscheinlichsten noch vom 2. Grade wie O^ , das dem 0, in dem 2. Grade entsprechen
würde wie // dem //. im i. Grade. Solche Mittelzungenöffner müssen jedenfalls in dem Über-
gange von lat. // zu fr. ;/. und lat. O -iw fr. fl _ in Erscheinung getreten sein vgl. die Übersicht
S. 145« unten, die volkslat. Öffner,.
Mit den Mittelzungenöffnern stehen die Mittelzungenschließer, wie bereits l. z. iv. 113, 12S
angedeutet, in engem Zusammenhang : physiologisch, weil sie an derselben Artikulationsstelle her-
vorgebracht werden und sprachgeschichtlich, weil auch sie die Übergangslaute ^ bei der allmählichen
V'erschiebung von Hinterzungen- zu Vorderzungenlauten sind. Dieselbe Artikulationsanpassung liegt
der Konsonanten- wie der Vo k a 1 h a r m o n i e zu Grande. Die alten lat. Gramm, erkennen nur
e i n Paar Hinterzungenschlußlaute k g an; vom 7. Jh. an finden wir Beweise dafür, daß diese sich
unter gewissen Umständen, namentlich vor Vorderzungenöffnern in Vorderzungenschließer, sog. ge-
quetschte Zweilaute und weiter in einfache zischende Laute verwandelt haben. Wer nicht für Annahme
von Sprüngen und Zufälligkeiten in dieser im ganzen so regelmäßigen Lautentwickelung ist, wird die
Vermittehmg durch Mittelzungenschlußlaute zugeben müssen. Solche sind nun freilich von den alten
lat. Gramm, weder beobachtet, noch benannt, noch geschrieben , auch in neuerer Phonetik nur
von wenigen anerkannt worden. Sie kommen gleichwohl allgemein in den lebenden Spr. vor
und sind deshalb auch für die lat. Ausspr. anzunehmen. Nicht an diesen natürlichen Lauten, sondern
an der genauem Unterscheidung derselben durch die Gramm, und Phonetiker hat es hier also gefehlt.
Größere Sicherheit haben hier erst die Selbstregistrierangen der Zungenartikulationen, besonders
mittels der Methode gebracht, welche ich die stomatoskopische genannt habe. Danach wird
z.B. k in der Nachbarschaft von a(bzhw. A«; am Gamnensegel als /^^, in der von Öffnern der ?,'-Reihe
hinten am Gaumenbein als k , der z -Reihe an der Mitte des gesamten Gaumens erzeugt, so
z. B. in der nordd. Ausspr. als k^ , etwas mehr nach vorn in der fr. Ausspr. als k^. Die Grenze
zwischen den K- und T -Lauten ist die Mitte des harten Gaumens k = ^. • An dieser Stelle
tritt bei Verschiebung nach vom ein Wandel der Schlußlaute zu den sog. gequetschten f^s^ und ts
und weiter zu den bequemem einfachen Zischlauten 5 und S ein S. 145^; vgl. unten Volnev 1819 .
Über die Angaben der lat. Gramm, geben iins auch hier wieder Vossirs und Schneider
eingehenden Bericht. Sie gehen von den Buchstaben aus. c sei aus griech. f entstanden imd
habe in altern Zeiten sowohl den stimmhaften als den stimmlosen Hinterzungenlaut bezeichnet,
BEITRAG ZVR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND l'HONOGRAPHIE. I^^
untersucht. Die 171 3 gegründete span. Ak. veröffentlichte 1726 die i. A.
ihres diccionario de la lengua castellana mit einem discorso proemial
DE LA ORTHOGRAPHiA I. LXI — LXXXIV. Auch die span. Schrift ist später in phone-
welche beiden derzeit in der Ansspr. weniger scharf unterschieden worden seien als später. Als
Erfinder des G, d. h. des c mit einem Nebenstrich sei von Plutarch Spurius Carvilius genannt,
welcher um 231 v. Chr. eine Schreibschule gegründet Corssen meint, daß Sp. Carv. nur zuerst
den Buchstaben G durch seinen Unterricht verbreitet habe; . Die Buchstaben K ursprünglich Kappa
und Q Koppa 9 seien zwar in der Regel bzhw. vor a und u verwendet worden, doch mit dem-
selben Werte wie c , w^elcher Buchstabe vor allen Öffnern gebraucht worden. Offenbar haben
ursprünglich K ka = k ^, 'i hu = k , c immer jeden k-Laut, außer ka k,i auch ki ■=■ k^
bzhw. k und beim Übergänge zur romanischen Ausspr. k bezeichnet. Max. Victorinus K. \\,
195: quotiens a sequitur, par k . . kaput, quotiens u, per q. Terentianus M.^uru-; hält freilich K
und Q für überflüssige Buchstaben neben c ; gleicher Ansicht scheint auch Marius Victorinus zu
sein; letzterer gibt jedoch für K und q zu, Keils Ausg. vi. 34 i ff . : quarum utramque exprimi
faucibus [in der hintern Mundhöhle zwischen den Gaumenbogen^, alteram distento [bei weiter: aj,
alteram producto rictu [bei vorgestülpter Mundöffnung: u] manifestum est. Leider wird in den
alten Angaben die Zungenartikulationsstelle weder für k noch q noch c irgendwo genauer unter-
schieden. Schneider bemerkt zu c l. 241: 'Bedeutender ist die Verwandtschaft des c mit t,
auch abgesehen von dem wichtigen . . Falle , wo diese beiden Buchstaben einem i , dem noch
ein Vokal folgt, vorhergehen. .Quint. i, ix, 5: cum c ac similiter g non valuerunt i. e. panmi
valide pronunciantur; in t et d molliuntur. .Attius oder Accius. .Seit geraumen Zeiten wird c vor
den Vokalen und Diphthongen e i y k eu ce wie z [/.y] ausgesprochen. . Im Altertum selbst aber ist,
mit Ausnahme des einzigen . . Falls ci mit folg. Vok.^, keine Spur von dieser Ausspr. nachzit-
weisen, sondern im Gegenteil geht aus einer Menge von Umständen hervor, daß damals in allen
andern Fällen c den Laut unser s k gehabt." Die namentlich für -cius und -tius anerkannte
Verwandtschaft beweist doch wohl, daß in diesem Fall nicht ein Hinter-, sondern Mittelzungen-
schlußlaut, wenn nicht ein noch weiter bis k vorgeschobener, gewesen. Seelm.-\nn sucht die
'Übergangsfähigkeit' von lat. c zu t durch 'physiologisch -genetische' Ähnlichkeit zu erklären,
indem er ein Zungen rücken-t [7] annimmt, dessen Allgemeinheit er jedoch für die lat. Ausspr.
nicht erwiesen hat. In lebenden Spr., welche für unser Urteil an erster Stelle maßgebend sind,
wechseln Vorderzungenrück en- und Spitzenschließer nicht bloß beliebig in derselben Spr.
und Mundart, sondern sogar bei demselben einzelnen Sprecher. Auch Seelm. bemerkt 321 : 'Das c
vor i und e ist erst später in der lat.-roman. Übergangsperiode spontan zu einem gingivalen
Zischlaut verschoben: die lat. Gramm, wissen von einem Übertritt des c : z noch nichts, wenn
derselbe auch schon im gleichzeitigen Vulgär dialekt sporadisch hervorgetreten sein mag.' 335 :
' So gewiß nun freilich ist , daß von den frühesten Zeiten der Republik an bis in den Beginn
des Mittelalters hinein die Römer ihr c allenthalben, sowohl vor den dunkeln Vok. [Hinterzimgen-
öffnern] A o v av ae ok , als auch vor den hellen [Vorderzungenöffnern] l E \.\ , wie k
sprachen, so wenig würde man bei all den Argumenten zu dem Schluß berechtigt sein, daß dieses
k in all den gen. Fällen ein ganz gleiches gewesen sei . . Physiologisch ist es bei der verschie-
denen Artikulation bzhw. Zungenstellung der folgenden Vok. schon an und für sich annehmbar,
daß das akustisch überall ziemlich gleiche ['.'j k genetisch je nach der Art dieser Vok. seine .\rti-
kulationsstelle bald mehr vorn im Gaumen , bald mehr hinterwärts gehabt habe . . Ks ist das
genau mit dem k, was wir sprechen, der Fall, und analog variiert die Ausspr. desselben Lautes
im Neuroman, und Fngl. .. Die ganz verschiedenartige roman. Kntwickelung des lat. k je nach
dieser Stellung der hellen oder dunkeln Vok. macht die physiologisch oben begründete .\nnahme
von der Verschiedenheit der lüldungsstelle des k schon im Lat. zur Gewißheit.' Ich freue mich
in dieser Auffassung der lat. k- Laute mit dem Vf. bis zu einer gewissen Grenze in tboreinstini-
mimg zu befinden, bedaure aber, daß er nur grob vorderes und hinteres k unterscheidet. Für
unrichtig halte ich nach meinen stomatoskopischen Beobachtungen die daran geschlossene Behaup-
tung 336: 'Im Gegensatz zum Deutschen, dessen vorderes k gewöhnlich prävclar [richtiger: an
dem mittlem Gaumen, vgl. i. /.. Bd. i. Tab. iv. 6, Bd. iv. 119 gebildet auftritt, und in i'ber-
einstimmung mit dem fast 'remclnrnnian. l'.ildungscharakter haben wir zweifelsohne [Y; das vor-
154
F. TEtllMKK.
tischem Sinne geändert worden. Vgl. oKTüCkAFiA della i.kngua castkllana,
COMPUESTA PüR LA URAL ACADEMIA ESPANOLA, 3"^ IMPRESION, I763 p, 3: Sicndo
propriamente la escritura una iniagcn de las palabras , como cstas lo son de
dero lat. K oder <: vielmehr als ijostjialatal [Vj, das hintere als ursprunglich mehr mediopalatal,
späterhin mehr jiräpalatal zu bezeichnen.' ficrade das Umgekehrte wäre hier richtiger : vor a und
Hinterzixngenöffnern die Ilinterzungenschlußlaute , vor VorderzungenöfTnern die Mittel- bzhw.
Vorderzungenschlußlaute. Dasselbe gilt für <;; auch c und wohl mit ihm der benachbarte nasale
vSchlußlaut N ist mit Mittelzunge gesprochen worden = A' . \gl. SriiMihiu 1. 272 und 315 ff.
über die Schreibung singnum und das von Nigidus bei (Iki.i.iis xi.x , 14, 7 mit den Worten:
inter literam n et g est alia uis , ut in nomine anguis . . non verum n, sed adulterinum
ponitur , anerkannte N adulterinum. Diese sehr beachtenswerte lat. Schreibung deutet an , daß
weder g vor n, noch n vor g, sondern daß beide gleichzeitig d. h. ein nasales c; , genauer der
nasale M i tt el/.ungenschlußlaut ^ ^= a' bereits zu jener Zeit gesprochen worden, viel-
leicht erst nach a' U. Die vollständige Harmonie der nasalen und benachbarten oralen
Schlußlaute ist ja eine bekannte Erscheimmg S. 145'',. Die weitere volkslat. und roman. Ent-
wickelung hat dann allmählich bis zu dem neuesten \'orderzungenschlußlaut .\\ z. B. im fr. signc
= St:V, geführt, mit welchen wir uns weiter zu beschäftigen haben werden.
Derselbe physiol. Vorgang, welchen wir eben für die ATundsch 1 ieß er mit in derselben
Silbe folgendem nasalen Mundschließer bereits für die lat. , wenigstens für die volkslat. Ausspr.
erschlossen, nämlich die vollständige Aniiassung der betr. Mundartikulati<in und das gleichzeitige
Vorwegnehmen der Nasenöffnung zu einem neuen einfachen Laut i gn ; F" A^ : £' ^^^ A''„
(wohl schon in dem spätem Volkslat. : A'. , ist als natürlich und bequem auch für die Mund-
öffner mit folgendem nasalen Mundschlicßer jedenfalls für die spätere volkslat. .\usspr. im galli-
sehen Munde anzunehmen , also allgemein a • ;/ : (7^ ■! // (H ^ erst im ;\franz. ; dem offensten
nasalen Offner (7^ folgten dann die offnern E , im Nfr. 0^0 , mundartlich im Xfr. auch klei-
nere und kleinste Offner. Doch nicht bloß die Vgl. mit lebender Ausspr. und physiologische
Erwägung, sondern auch Angaben der lat. Gramm, weisen auf solche Nasalierung schon im Lat. hin,
z. B. über eine dunkle, unvollkommene Ausspr. des M, die Schreibung durch den ersten Teil dieses
Buchstaben N (Verrius Flaccus bei Schneider i. 304,1 oder durch einen Strich über dem vor-
aufgehendem Öffner, multü st. multum ; vgl. auch die Worte des Marius VlcroRisus, Keils Ausg.
VI. 16 6 ff. : clari in studiis uiri . . omnes fere aiunt inter M et N lltteras mediam vocem, quae
non abhoreat ab utraque littera, sed neutrum proprie exprimat. Es ist nicht gestattet, hiermit
Seelmann einen 'Zwitteidaut ' 'mit gleichzeitigem losen Lippenverschluß " imd 'dentalem n -Ver-
schluß' anzunehmen , welcher physiologisch als unbestimmt artikuliert zu betrachten sein würde
(vgl. I. Z. IV. 126 und höchstens im Lautübergange der lebenden Spr. vorkommen könnte.
Eine entsprechende Erleichterung der Ausspr. liegt auch in dem Übergang von gehauchten
lind in derselben Silbe folgenden stimmhaften Offnern zu einfachen Stimmöffnern // // : //.
Sie hat bereits im Lat. begonnen. Wir lesen bei M. Victor. 2X : 'cum asperitas vetus illa
paulatim ad elegantioris vitae sermonisque limam perpoHta sit , vos quoque has voces sine h
secundum consuetudinem nostri saeculi scribite (Schneider 184. Diese Erleichtening ist in der
volkslat. Ausspr. nach den Inschriften zu urteilen schon vor der Zeit des h. Augustin (4. Jh. und für
W^örter lat. Ursprungs in den rom. Spr. ganz durchgeführt, im Fr. bis auf Wörter germ. Ursprungs.
Alis dieser vorläufigen Anm. wird sich gezeigt haben , daß nicht in den überlieferten lat.
Buchstaben, von denen man bisher meist ausgegangen, ohne ihre Lautwerte gehörig zu bestimmen,
die Anlage der Artikulationsbasis (vgl. S. 145^*, zu finden, welche sich in dem rom., besonders der fr.
Spr. entwickelt hat ; sondern in der gesprochenen lat. Spr. und Volksspr. Nachdem ich hier einen
kurzen Rückblick auf das lat. Lautsystem mehr im ganzen gethan , werde ich in der Folge mein
Augenmerk vorwiegend auf die gegenwärtig gesprochenen fr. Laute und vorzüglich auf die
physiologischen Thatsachen richten , im Gegensatz zu der herrschenden einseitigen historischen
Forschungsweise , welche von Buchstaben mit nicht bestimmtem phonetischen Wer,te , also von
unbekannten Größen oder vielleicht gar von je nach der Auffassung des Forschers wechselnden,
unerwiesenen L-rlauten, ausgeht.
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER PRANZ. UNC ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
d:>
los pensamiementos, parece que las letras y los sonidos debieran tener entre
si la mas perfecta correspondencia. Die neuern phonetischen Grundsätze wur-
den 1815 durchgeführt. Während die ital. und span. Schreibung sich so in
vorwiegend phonetischem Sinne entwickelt haben, ist die nordfranz. keines-
wegs zu solchem Ziele gelangt,, obwohl es auch ihr nicht an beachtenswerten
Verbesserungsvorschlägen in dieser Richtung gefehlt hat.
ALTFRANZOSISCHE ZEIT.
Die Schreibung des Altfranzösischen war in ihren Anfängen, im 9. bis
13. Jh. wesentlich phonetisch, demnach nicht bloß je nach den Mundarten,
sondern auch nach den Auffassungen der einzelnen Schreibenden verschieden.
Die damalige franz. Ausspr. hatte eine Anzahl von Lauten mit der lat. gemein,
wie a e i p b t d 1 r, andre hatte sie neu entwickelt, wie das unvollkommene
e, die sog. mouillierten 1 n, die Zweilaute g c in Mss., bisweilen z] = ts .
ch = ^' j- ,, j = </ rr , von welchen letztern die anlautenden Schließer im 13. Jh.
verschwanden. Zur Bezeichnung der neuen fr. Laute verwendete man die vor-
handenen lat. Buchstaben entweder einzeln, woher es kam, daß die einzelnen
Buchstaben z. T. bald diesen, bald jenen Laut bezeichneten ; oder in Verbindung
mit andern, so daß auch Monophthonge durch Digramme bezeichnet wurden.
Man behielt überflüssig scheinende lat. Buchstaben bei : k q , das c wurde vor
o u r 1 wie im Lat. gesprochen; es war vor a zu ch , vor e i im allg. zu
§ = /j- geworden. Z. T. entsprechend g: vor e i a wurde g zu d.-:., aber
nicht zu ds. Das 1 mouille wurde entweder doppelt oder mit dem Neben-
buchstaben i oder einfach 1 geschrieben ; u voy. und cons. wie i voy. und
cons. wurden noch nicht, jedenfalls nicht nach festen Regeln, unterschieden;
statt i wurde häufig y geschrieben. Trotz all dieser Cbelstände war die fr.
Schreibung im 11. und 12. Jh. doch noch v^erhältnismäßig einfach, weil sie im
Grunde phonetisch war.
Die Darstellungen der afr. Phonetik haben bisher besonders an der S. 1 54 ge-
rügten Einseitigkeit gelitten, daß sie afr. Buchstaben wieder auf lat. lUich-
staben zurückführten, ohne gebührend auf die Bestimmung der Laute und auf
die lebende fr. Ausspr. Rücksicht zu nehmen. Um so willkommener mul3 des-
halb allen denen, welche sich für fr. Phonetik interessieren, die Übersicht sein,
tableau sommaire de la prononciation du fr. au xr' et au XIII'" siecle. welche
G. Paris 1887 veröffentlichte in
V-XTKAnS DK LA CHANSON DK RoLAND KT DK LA VIK DK SAINT LoL'IS l'AR JkAN
DK J()INVILI-K; PUBLIKS AVEC INTRODUCTIONS , NOTES ET GLOSSAIRES COMPLETS,
Paris, Hachkttk & c"-., 12°, 342. 2 fr. 50.'
' Zum bcssL-rn \'crstäntlnis des in der l'olgc über die Betonung l'-einerktcn, will ich ciniijc
Hauptergebnisse aus des Vf. für die fr. Thonetik bedeutungsvollen i'ni dk sur le kui.e üe i.'ac cent
LAT. DANS LA i.ANGUE ER.. 1862, hervorheben. 10: Les mots lat. qui p.issercnt h la premicre
epoque dans 1 all ein and prirent une forme g e r ni a n i ([ u e . et les mots fr. qui forment les
deux tiers de la 1. angl. n empechent jias cette langiie d etre une 1. gernianiiiue. (."est (jue dans
les deux cas les ( lermains ont detruit laccentuation lat. et Uli ont substitue la leur, qui a change
j -5 ]•'. Tkciimkk.
P. erklärt zunächst seine Transskr. , welche im Satz leider nicht ganz
folgerecht und fehlerfrei durchgeführt worden. Voy. : e . . e feminin dans de . .
6 . . o fernie ou long sot , cote) . . ö . . o ouvert ou bref (sötte, porte' . .
u . . ou fr. . . ü . . u fr. . . ä . . a nasal, an . . ö . . e nasal, in. L'u dans
les dipht. se prononce comnie ou tres faible \ji ;/] . . Cons. \ . . mouillee. s
[später .s, auch s; ich lasse hier s setzen] . . eh. J • • y dans yeu.x, i dans
pied . . [j i] n . . n mouillee . . z [später 1 auch z : ich lasse hier z setzen
Les voy. sont au nombre de neuf : a e e e i (') ö u (ou) ü ecrit u commc
en fr. mod.) . . L'accent tonique, comme en fr. mod., est toujours sur la
derniere syllabe . . Les dipht. sont au nombre de 10: 5 oü la seconde vo)-.
est i \i\ : ai ei 6i o\ ui , 3 ou la seconde voy. est u [2/] : eu ou 6u ; une ou
la premiere voy. est i: ie ; une oü la premiere voy. est u: ue. II y a 2 tripht. :
completement la physionomie du mot qu ils empnintaient. II n'cn a pas ete ainsi pour les langiics
romanes, l'accent a persist^ et a et^ l'anneau commun qui les a reliees entre elles et au
lat. 1'. unterscheidet den accent tonique, als die gewöhnliche Betonung des Wortes für sich,
und a. oratoire ou phraseologique , die je nach dem Sinn im Satz und der Stimmung des Spre-
chenden wechselnde Betonung; leider ohne weitere physiologische Erörterung des Begriffs 'Accent'
und gibt dann folgendes Gesetz für die gegenwärtige fr. Betonung des Wortes für sich, für
den accent tonique : I^'accent est toujours en fr. sur la derniere syllable des mots a terminaison
masculine , sur la penultieme des mots a terminaison feminine. Er gedenkt der Verschiedenheit
der Ansichten von Tu. de Beze (hier S. 174;, J. Terion de Linguae call, origine eiusque cum
GRAECA COGNATIONE , i555, Welcher die gewöhnliche Wort- und die wechselnde Satzbetonung
verwirrte^ , d'Olivet 'S. 183) über den fr. Accent imd erklärt dieselbe durch folgende That-
sachen : il faut qu'cn fr. Taccent soit bien faiblement marque . .: eile [la 1. fr.] a supprime le
plus possible le chant de sa prononc. au point qu'on a pu poser en regle que 'pour bien parier
il ne faut avoir d'accent ' . . Cet affaiblissement de l'acc. doit avoir ete en croissant depuis l'ori-
gine de la langue, car de nos jours il est beaucoup plus avance dans les classes polies et lettrees
qua dans le peuple. P. geht dann auf die Geschichte der fr. Betonung ein und gibt S. 28 folg.
Gesetz: L'acc. lat. persiste dans la 1. fr., c'est-a-dire que la syllabe des mots fr. sur laquelle
porte l'acc. principal, autrement dit la derniere syllabe sonore, est la meme que celle qui a l'aigu I]
en lat. . . l'aigu lat. est toujours sur la penultieme quand eile est longue,' et quand eile est
breve sur l'antepenultieme. P. spricht dann von dem Gegensatz des lat. klassischen und volks-
tümlichen Systeme p r o s o d i q u e 29 : la 1 . p o p u 1 a i r e continuant a lui donner l'accent tonique
pour base, tandis que la 1. savante le fondait, a l'imitation des Grecs, uniquement sur la quantite
[148]. Aus dem letzten Gesetz ergebe sich que la derniere ou les deux dernieres syllabes de chaque
mot lat. manquent au mot fr. correspondant, ou ne sont representees que par un e muet. Z. B.
1. anima : afr. dneme, gespr. anme, nfr. ame S. 26. Im Gegensatz zur fr. volkstümlichen Wort-
bildung: la formation savante, . . quand eile a afiaire a un mot lat. proparoxyton, trans-
porte dans le mot fr. la penultieme non accentuec . . les mots formes par les savants ont subi la regle
commune [d. h. jene erstgen.], et on a eu ainsi des mots formes contrairement aux lois de la 1.
fr. [so entstanden die Doppelformen, doubl ets wie: freie et fragile] . . Le moment ou le senti-
ment de l'accentuation lat. se perd tout a fait clot en France la premiere periode de la 1. ; la
seconde se marque par l'introduction dun certain nombre de mots savants : on peut fixer appro-
ximativement cette epoque au commencement du XII^" s. Im 5. Kap. handelt P. de 1 influence de
l'acc. sur la nature des voyelles. Ein weiteres Gesetz für die unbetonten Oftner ist 102 : Les
voy. qui precedent la syllable accentuee persistent ou se changent en e muet vgl. A. D.A.RME-
STETER : LA PROTONIQUE EN FR., ROMANIA V. 140 ; das für die der betonten Silbe folgenden
Öffner ist bereits oben angeführt. Wegen der betonten Öffner verweist P. auf seinen Lehrer
DiEZ, dem er das Buch gewidmet, Gramm. I. 133 — 160. Im 6. Kap. spricht P. du role de lacc.
dans la v ersif icati on fr. anknüpfend an Scoppa: traite de la toksie rr. RAn-ORTKE
A LA r. FR. und QuiCHER.vr : iraite de versification fr.
BEITRAG ZUR GESCHICHTK DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGR.\PHIE.
157
ieu et ueu . . Devant les nasales, l'a et l'e seuls sont susceptibles de nasa-
lisation; l'a est nasalise partout, l'e ne Test pas quand il suit un i . . tient.
Die einzelnen afr. Laute führt P. nun nicht bloß auf die entsprechenden lat.
zurück, wovon ich wohl im ganzen absehen darf, sondern bringt sie auch mit
der gegenwärtigen fr. Ausspr. in Beziehung, was ich hier im einzelnen her-
vorheben möchte, ich bitte dabei die Übersicht S. 145''' zu vgl.: a se pron.
toujours ouvert [a] . . e se pron. comme notre e feminin la oü nous le pron.
[n^] . . II n est Jamals tonique, sauf si on veut dans les monosyllabes . . e . .
se pron. comme aujourdhui [e]. e se pron. originairement comme en dans
moyen (fr. mod. in \_e^]) ; dans le Roland . . il avait dejä pris la pron. de Tä
[a^ . . e . . se pron. comme aujourd'hui [^j . . i . . se pron. comme aujourd"hui
[i] . . 6 se pron. comme notre o bref [p]. A la tonique, il provient de Tö en-
trave . . A Tatone, il provient de au . . öi . . se pron. ä peu pres comme
nous pron. oi en grec [ji] . . ö se pron. soit comme notre o long [o\ soit
comme notre ou [n: vgl. die Beschreibung des o bei Meigret S. 163 ff. j . . Cet
6 provient a la tonique de 5, ü libre ou entrave: en fr. mod. l'ö . ü libre
donne eu [o_ bzhw. 0., welche beiden bereits Dubois 1531 als einfache Laute
unterscheidet S. 162] (fleur, gueule . .\, l'ö, ü entrave donne ou [li itour,
sourde . .); cette distinction se trouvant en lat. et se retrouvant en fr. mod.
a du, semble-t-il, exister dans le fr. intermediaire (dautant plus qu'elle corre-
spond ä Celle de e, 1 libre et entrave); cependant le Roland et beaucoup d'autres
textes ne distinguent pas les deux voy. ä l'assonance oü ä la rime [sollte das
o, welches im Nfr. :> 0 geworden, nicht der Mittelzungenlaut o^ und das andre o,
welches im Nfr. 71 geworden, nicht 21^ gewesen sein, welche beiden 0^ und u^ ich
bereits 152 für die volkslat. Ausspr. angedeutet? ich halte es nicht für unwahr-
scheinlich, daß neben o^ u^ auch schon der Nachbarlaut o_ wie sicher // in afr.
Mundarten gesprochen worden (vgl. des Vf. weitere Bemerkungen zu ue ] . . L'u
se pron. comme aujourd'hui ü ji^. A la tonique et a l'atone. il provient de
tout ü lat. . libre ou entrave (jusque) [dieser Wandel würde sich durch die
kelt. Neigung erklären, u in der Richtung nach i zu verwandeln, was nur auf
dem Übergange durch ;/ : // möglich ist; nur bleibt, wie S. 149 gesagt, die
Frage, warum // nicht weiter im Fr. wie im Kelt. zu i geworden^ , de u sui\i
immediatement d"e, i (furent. fut, fussent) [hier erklärt sich // ph\'siologisch
als Umlaut durch die Vereinigung der Vorderzungenöffnung von c bzhw. / und
der Lippenrundöffnung von //[. ue. Cette dipht., comme ie, a du commenccr
par avoir laccent sur la premiere voy. (nüefi [dem würde nur die it. Betonung
nuovo nicht entsprechen] ; aujourd'hui, eile a pris le son de cu bref [.' J (neuf
ou long [o] (peut) ; ä l'epoque du Roland, eile devait avoir une pron. inter-
mediaire. Vf. würde uns verbunden haben, wenn uns über die Art dieser
mittlem Lautung seine Ansicht nicht vorenthalten hätte: er bemerkt nur noch,
daß es lat. betontem ö entspreche, dem kein Vorderzungen- oder nasaler
Schließer folge; ö mit folgendem Vorderzungenschließer werde dagegen zu uei:
ui puis; man darf hier also wohl an den Mittclzungenöftncr .' als Vermittler
zu 0 oder o wie an ii zu it denken (vgl. die Übersicht S 143' .
P. führt dann die cons. in der Ausspr. des 11. Jh. vor 21: b p dt
g c V f w s z .s z j h [?] 1 1 r ni n n und bemerkt zum \'erh;iltnis
j -g F. Techmf.r.
der afr. Buchstaben und ihrer Ausspr. : c . . tantot c dur [/J, tantot ts . . g
tantöt g dur [g^ , tantot ds. Dies wäre eine recht harmonische Übereinstim-
mung der Entvvickelung des g mit der des c ; leider läßt sich die Ausspr. d::
für das Nordfr. wohl nicht nachweisen, wie auch Hornixg in seiner afr. Gramm,
bemerkt: ^il ne semble pas que sur le territoire de la 1. d'o'il g soit devenu
nulle part dz. Dans une serie de dialectes lorrains et wallons il se pron.
encore dj^ womit auch der engl. Übergang gj g i nj dz z. B. in giant,
gentle zu vgl. ist. Übrigens spricht auch P. in der Folge nicht weiter von dz.
Er fährt fort: s tantot dure, tantot z; I . . ccrite il ou ill . fi . . gn ou ng [wie
bereits im Lat. 154]; J est note i . . w . . note u; h jointe au c . . ts . . qu . .
c . . ts ts dz sont rendues par les caracteres uniques c ou 5 dans limpression)
et z, g et j, par le groupe graphique ch (notons que .s et z n'existent pas
ä l'etat isole) [die betr. Zweilauter /„jr_ dr:^ wurden erst im 13. Jh. zu s_ z \
sie haben sich als Zweilauter noch in lothr. und wall. Mundarten erhalten, wie
nach HoRNiNo eben bemerkt], g dur n'existe que devant a o u. Le groupe
gu est d'origine exclusivemcnt germ. w . . iw statt gu ist noch in östl. fr.,
lothr. und wall. Mundarten erhalten: wadc (guarder)]. Le g se pron. comme
aujourd'hui [also g^ g^ g^ g^ . . Le c dur est notee par c devant a o u [/\ /- ]
et devant e i par qu [kj\ quand ce groupe qu existe dcjä en lat. . . Le v . .
n'est pas distinct de u . . w . . est notee u et n'existe qu'apres q. g: eile
se pron. comme u dans le fr. mod. . . quietude, aiguille [// bzhw. w ;/■ : vgl.
Ballu unten]. Elle ne se pron. apres q que devant a (quanty. autrement
eile est muette . . Apres g eile se pron. devant a (guarder) et sans doute
aussi devant e (guerre) et i (guident) . .j, qui a la valeur du j all. et it.. est
ecrite partout . . eile est ä peine distincte de Telement i des dipht. ai ei . .
l bzhw. J]. h . . n'existe qu'a Tinitiale (sauf dans ahan) . . se pron. comme l'h
allem. . . eile est de provenance germ. [h = //^ = a^ / ?/J l'h lat. n'ayant pas
laisse de traces. L . . fort peu de temps apres le Roland, eile a commence
ä se vocaliser en u devant une cons. [lI] . . 1 mouillee . . se pron. comme 1"! it.
(gli) [l]. Elle provient d'une fusion de l'l avec une palatale pr^cedente 'soleil)
und suivante (merveille) . . L'r se pron. comme aujourd'hui [P. meint wohl
mit der Zungenspitze r, nicht das gegenwärtig sich mehr und mehr verbrei-
tende Zäpfchen-rj s. Passy] . . m . . n se pron. comme aujourd'hui, si ce n'est
que, devant une cons., eile n est pas absorbee dans la voy. qui la precede et
quelle rend nasale [chämpel et non chäpel . . sänglent et non säglet; von
dieser afr. Ausspr., die wohl schon in der lat. Volksspr. vorbereitet war (S. 154).
finden sich noch Spuren in lothr. Mundarten] . . n mouillee . . se pron. comme
aujourd'hui [a^_ 154] . . ts est ecrit dans notre texte par un seul caractere. c devant
ei, g (la cedille n est pas dans les mss.) devant a ou o , z devant les cons.
et ä la fin des mots . . II provient: de c initial ou medial apuye devant e i
(cent . . dolce . . [es wurde k^J -. k] =^ r] : ts-. ts vor dem 7. Jh., noch be-
vor rom. betontes a zu e wurde, carus: cherj), de t mediale appuye . . suivi
de i en hiatus (. . force . .) ; ä la finale il provient de d, t plus s . . piez
. . sainz . .) et de c appuye suivi d'e, i (dolz) . . ts . . [tj^] note . . ch . .
se pron. comme tch dans tcheque, ou le c ital. devant e i; il s'est plus
tard [13. Jh.] affaibli en s [s^]. II provient de tout c initial ou medial appuye
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. VND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRArHIE.
159
suivi de a et d"i en hiatus precede de p sache) . . dz d^z^^ est note . . par
g devant e i, par j devant a o u . . se pron. comme dj dans djinn . . ou Tit.
g devant e i; il s'est plus tard [13. Jh.] afifaibli en z [.er 1. II provient: de
tout j lat. initial (gesir . .; ; de d initial suivi de e i en hiatus jusque . .; ;
. . de i en hiatus precede de b (sage), de v, de n (estrange . .) ; de g initial
ou appuNe precedant e i a (gent, geste . . larges]. Wir erhalten hier im
ganzen einen Überblick über die afr. Ausspr., namentlich des 11. Jh., welcher
allerdings für die Zwecke des Unterrichts im Afr., wie auch die Schreibung
der Texte vom Vf. uniformiert worden : Je n"ai pas " voulu embarrasser cette
etude en y melant les difficiles questions de variations dialectales; j ai
ramene autant que possible , . les formes a Celles du fran^. propre, de
maniere que tout mot de l'anc. franc. apparüt clairement comme inter-
mediaire entre le lat. et le frang. moderne [s. die Übersicht .S. 145^^
Für die wissenschaftliche Vgl. mit der mundartlichen Ausspr. der folg. Jh.. wie
besonders der lebenden, würde natürlich die Darstellung der afr. mundartlichen
Ausspr. noch willkommener sein, welche wir wohl in dem vom Vf. in Aus-
sicht gestellten manuel de l'anc. fr. II. gramm. sommaire erwarten dürfen. In
dem Kap. über die Versbildung bemerkt P. S. 88: Uoreille etait aussi severe
que delicate pour Ihomophonie des voy. qui portaient l'assonance; aussi
l'assonance est-elle le principal Instrument de la critique pour etudier le son
des voy. de Tanc. fr. Es assonieren:
die Diphthonge : eu ou öu 6i öi ui äj ai (= e) bzhw. mit
den einf. Öffnern: e 6 ö 6 ö u ä e;
ein Beweis für die UnvoUkommenheit der unbetonten i [f. und ü ;//). Das
ebenso wertvolle wie wohlfeile Büchlein wird gewiß nicht bloß in Frankreich,
sondern auch außerhalb weite Verbreitung finden.
Schon in der 2. Hälfte des 12. Jh. sieht man hier eine Art überlieferter
Schreibung sich herausbilden, während die Ausspr. sich natürlich nach gewissen
Lautgesetzen weiter veränderte: die Diphth. ai ei wurden zu offnem /:. oi zu
of OE iia. au eau zu o o\ es entwickelten sich weitere Nascm'okale. das s ver-
stummte an gewissen Stellen der Wörter; trotzdem wurde die alte Schreibung
beibehalten. Ende des 13. Jh. kam dazu eine gelehrte Beeinflussung der Spr.
und Schreibung, welche im 14, Jh. ' ganz überhand nahm. Nicht bloß wurde
der Wörtervorrat mit griech.-lat. Wörtern überfüllt, sondern auch die Schrei-
bung des ererbten Wortschatzes zum gr. T. mit überflüssigen Buchstaben aus
oft ganz verkehrten etymologischen Gründen überladen, wie in hui ct. aultre,
doigt, ohne feste Grundsätze, ganz nach der Willkür der Schreiber und später
auch der Drucker. Diese Art Etymographie finden wir dann weiter in den
Handschriften und Drucken des 15. u. f. Jh." Man vgl. z. B. die Schreibung
' Für das 14. Jh., welches verhältnismäßijf wonis^cr untersucht wttrtlen, ist zu erwähnen
Mktzke: diai,. der isi.k de er. im 13. u. 14. jii., Herr, arcii. 64 und 65; Knaier: heitragk
ZUR KENNTN. ])ER EU. STR. XIV. JH., JAIIRH. V. K. f. E. Sl'K., X. 3 iT. und ZIK A1-K. I.AlTI.l- HKE,
I.EII'Z. PROGR., 1876. l"me l'Ortsetzunfj dieser l'nters. wäre selir willkommen.
2 Das 14. und 15. Jh. /eijjen weder in der l.itter.itur noch in der Spr. einen bestinnnten Cha-
rakter, sondern einen Übergang, vor allem im Lautsystem, aus Mittelzungenöflfnern und olTnen
Zweilauten S. 157 entwickeln sich die ü-artigen Laute und bahnen die ^7 0 //-Reihe gewisser-
maßen als \'erniittelunir /.wischen der a 0 U- und ü i' /-Reihe an. Oie Zahl der nasalen OlTner
1 5o F. Techmer.
von JüiNviLLK. F"roissart. Phil. dkGommines. Rabklais. Mar(jt'; dagegen die von
Montaigne. ' Solcher zum gr. T. ganz verkehrten Schreibung gegenüber erhoben
sich namentlich im i6. Jh. eine Reihe namhafter fr. Grammatiker und Phonetiker.^
wächst, oi wird zu oe : ilE . Die gequetschten Zweilaute d Z t S ^ ts werden zu einfachen
zischenden Engelauten z S S. Die phonetische Schreibung wird diesem Lautwechsel nicht
gerecht; an Stelle der Phonographie tritt die Etymographie. Der bisher vorwiegend natürlich ent-
wickelte volkstümliche Wortschatz mischt sich mehr und mehr mit gelehrtem Ausdruck und
Fremdwörtern. Man hat diese Zeit des Übergangs als mittelfranzösische bezeichnen wollen, was
freilich nicht in der Bedeutung gelten kann, wie beim Mittelengl. und Mittelhochdeutschen.
' E. Raoux schreibt in seiner orthographe ratK)NNEU.e ou ecriture thonetique, 1865,
JoiNVii.i.E Ende des 13. Jh. , Froissart (Ende des 14., und besonders Pll. DE CoMMlNES (15. Jh.
die Schuld zu , daß die hergebrachte fr. Schrift, so mit unnützen Buchstaben überlastet worden.
Im 16. Jh. folgten R.\I!ELAis und Marot mehr oder weniger derselben Richtung. S. 24 : Commines
etait etranger . . il etait flamand comme son devancier Froiss.\rt , et il avait beaucoup voyage a
l'etranger. .11 ecrivait particulierement en vue des etrangers, et pour etre plus facilement compris
d'eux. .il ecrivait adventure , dict , faict . . c'est le desir d'universaliser ses ecrits qui nous a valu
une orthographe encore si surchargee de lettres inutiles.
2 DiDOT teilt uns mit, daß MONTAIGNE in einem Exemplar der 5. A. seiner ESSAIS, 1588,
Weisungen für den Abdruck geschrieben : On voit qu'il voulait quon imprimät son livre d'une
maniere plus conforme a la prononciation. .Le ms. original depose a la Bibl. de Bordeaux..
est ecrit dans le meme Systeme: la suppression des doubles lettres inutiles et. .pour conformer
1 ecriture a la pron.
3 Über ihre Werke berichten im allgemeinen Ch. Thurot , DE LA prononciation fr.\N(;.
DEPUIS 1.E COMMENCEMENT DU XVIE SIEGLE, DAPRES LES TEMOIGNAGES DES GRAMMAIRIENS I. 1881;
II. 1883 s. unten ; in weniger eingehender, z. T. recht oberflächlicher Weise J. Tell, les gram-
MAIRIENS FRANC. DEPUIS l'oRIGINE DE hA. GRAMMAIRE EN FRANCE JUSQUAUX DERNIERES CEUVRES
connues, 1874; Über die fr. Schreibung überhaupt namentlich A. F. Didot : observations sur
l'oRTHOGRAPHE. .fr. SUIVIE d'une HISTOIRE de L.A reforme ORTHOGR. DEPUIS LE I5E S. JUSQU'Ä NOS
JOURS, 2. ed. 1868 und A. Darmesteter: la question de la reforme orthogr.. 1888, welche
Schrift unten besprochen wird. Im besondern über die Grammatiker des i6. Jh., schreibt aus-
führlicher, aber ohne das rechte Verständnis für die phonetische Seite, Ch.-L. Livet : L.\
GRAMM. FRANC, ET LES GRAMMAIRIENS DU xviE SIEGLE, 1859. Weitere Ergänzungen findet man in
Ellis, early ENGL PRON., iSögfif. , WO die franz. Ausspr. der verschiedenen Jh. mit der gleich-
zeitigen engl, nach den Grammatiken der Zeit vgl. wird, und in einer Reihe von besondem
deutschen Abhh., meist in Programmen und Dissertationen von verschiedenem Wert. Zu vgl.
sind noch F. Genins Einleitung zu seiner Ausgabe von J. Palsgraye: l'esclarcissement de
LA LANGUE FRANCOVSE [ISSO; 1852 ; VARIATIONS DU LANGAGE FRANC. ; DE LA PRONONCIATION
DU VIEÜX FRANC., REV. DES DEUX-MONDES, 15 juillet, 1855 ; E. LiTTRE : HISTOIRE DE LA L.ANGUE
FRANg. , 7. A. 1878 ; F. Talrert : de la prononc. de la voy. u AU xviE s., LETTRE A M. A. Darme-
steter, 1876; DE LA prononc. EN FRANCE AU XYI^ S. ET DU LIVRE DE THUROT. .DE LA PRON.
FR. I. PARTIE : LES VOY., 1887, E. Stengel berichtet über einige ältere fr. Grammatiken, welche
auch schon J. Matthl^, de literis, erwähnt, beitr. zur gesch. der rom. philol. in d., 1886,
vgl. i. z. IV. 320, v. 89 und dessen Abb.: die ältesten Anleitungsschriften zur Erlernung
DER FR. SPR. 1879, ztschr. f. nfr. spr. UND LITT., sowic Seine Bespr. von Meigrets trette,
PHON. STUD. II. 118. DaRMESTETER-HATZFELD : LE XYI^ S. EN FR., 1883 ,Vgl. I. Z. I.437undY. 1888 .
Thurot, welcher den vollständigsten Bericht über die Gesch. der fr. Phon., freilich mehr vom
Standpunkt der Buchstaben aus geschrieben hat, nennt als erste 2 Arbeiten aus dem J. 1521 :
P. FaBRI : LE SECONI) LIURE DE VRAYE RETHORIQUE Und A. B.\RCLEY : HERE BEGYNNETH THE IN-
TRODUCTORY TO WRYTE , AND To PRONOUNCE FRENCHE ; Über die letztere berichtet Ellis 803.
Ich hebe daraus die Buchstaben des Alphabets mit ihren franz. Namen und teilweise Angabe der
Ausspr. her\^or : abcdefghi [vowel and consonant] klmnopqrstv [vow. and cons.l
X y z; bzhw. : a boy coy doy e af goy asshe ü [double i i ? i. e. vow. and cons., vgL das nächstfolg.
Alph.j ka el am an 00 poy cu aar ees toy v yeux ygregois zedes..h is no lettre, but a note of
FEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. fXD ENGL. PHONET'K T"ND PHONOGRAPHIE. i5i
XVI. JAHRHUNDERT.
Unsre besondere Beachtung verdient Jacobi Syluii ambiani in lixguam
GALLICAM ISAGUJGE, UNA CUM EJUSDEM GRAMMATICA LATINOGALLICA EX HEBR.EIS,
GR^CIS ET LATINIS AUTHORIEUS . . EX OFFICIXA RoB. StEPHAXI, I53I. J. DuBOIS
fisperacj'on. .vowels. .a e i o u . . y is a greke vowell. .j and v. .consonantis. .in frenche joiier. .
vanter. .A dyptonge is a ioynynge to gj^ther of II vowels kepyng eche of them his strength in
one seif syllable : of them be IUI, that is to say, au eu ei [nicht unterschieden von ay in dirayi
oy..beau deux diray toy..in engl. . .strawe. .fewe. .say. .boy. .a. .in fr., .aues. .engl., .can. .c. .
somt}'me . . s . . francois . .somtyme. .k. .cause, .e for the moste parte is soundyd almost lyke a. .
commencement [es ist hier wohl nur das e vor n gemeint, also wohl schon damals fr. en = an a]
..g..]yke n and g as compaigon. .yf a consonant folowe 1 immedy^tly, than I shall be sounded
as u, as loyalment. .11 double in myddes of a worde must be sounded with hole and füll voyce,
as fille [Ij oder vielmehr 7:.]..y hath the sounde of this letter i.
Ellis, welcher in seiner early engl. pron. durch eingehende Vgl. die Geschichte der fr.
Phon, sehr willkommenerweise ergänzt, erwähnt im Anschluß an Barcley 226, 814 ff. the l.\m-
beth FRAGMENT ON FRENCH PRONUNCIATION, 1528, reprinted by Mr. Maitland. Das fr. Alphabet
ist nach dem fr.\gm. :
a b c d e [f] g h i k 1 m n o p q r s t v x z
aa be ce d[e] e effe g[e] hache ij kaa eile eme enne 00 pe qu erre esse te ou ex zedes. .
Voelles a e i o u. Toultes aultres letres sont cosonätes. .Diptongues . . ai, aider III sillebes . . au
aucun III.. ie meillieur V. . eu eureux IUI . . ou ouir III.. a ought to be pronounced. .all openly.
e a lytell hyer..where the englyshe man soundeth his a. i more hyer than e..o in the
roundenesse of the lyppes. u . . not you [welche für Engländer bestimmte Warnung darauf schließen
läßt, daß u damals im engl. Alphabet wie yoii JU gesprochen wurde", .g somtj-me is pronounced
by i [5], as bourgois.
Im J. 1529 veröffentlichte G. Tory: champ fleury auquel est contenc lart et science
DE LA deue et vraye PROPORTION DES LETTRES ATTIQUES. T. empfiehlt den Gebrauch der franz.
Spr. statt der lat. und macht auf die Notwendigkeit der Bearbeitung franz. Grammatiken auf-
merksam.
Die erste (Jrammatik der franz. Spr. veröffentlichte der Engländer J. l'.\LSGR.\\E: LESCLAR-
cissKMENT DE L.A. LANGUE FRANCOYSE, 1530 nach der neuen Ausg. von F. Genin, 1852, berichte
ich hier. S. 2: The soundyng of a..is like as the Italians soundo a..If m or n followe nexte
after a in a frenche worde, all in one syllable, than a shall be sounded lyke this diphthong au,
and some thyng in the noose [A^^ mander . S. 3: e in the frenche tong hath thre dyverse
soundes, for somtyme they sounde hym lyke as we do..in these wordes 'a beere, a beest'..If
m or n followe nexte after e all in one syllable, than e shall be sounded lyke an italian a and
some thyngc in the noose. .[(•?_; emblcr. .l'ut if c be the last letter. .havynge his accent upon the
same e , . . than shall he . . be sounded after the most generali [?J soundyng of c.bonte. Kocht
wunderlich ist die Darstellung und Bezeichnung der Nasaliening. Sehr undeutlich ist die Be-
schreibung des unvollkommenen e almost lyke an o and very moche in the noose [? . S. 6:
The soundyng of i . . is lyke as the Italians sounde i..whiche is almost as we sounde e in these
wordes 'a bee a flic.a fee a reward'. S. 7: u. .in the soundynge of this vowel they ditTerre
both from the latine tong and from us. u. .shall be sounded like as we sounde ew in these wordes
in (iiir tong: rewe an herbe. S. 8; ille..they use to sounde an i shortly and confusely bctwcne
the last 1 and tlie vowel folowing \/j oder vielmehr /. bailler[ . . gne . . tlie reder shall soundo
an i shortly and confusely betwene the n and tlie vowel folowing IIJ udor A' niign<>n . S. 12:
Ai In the frenche tong is sounded lyke as we sounde ay in. .rayne. . ei. .lyke as ho is with us
in tliese wordes obey. .grey. . ol . . somtyme . . lyke oy in . .boyo . . somtyme they soundo the
i of oy almost lyke an a. S. 15: ou . . lyke as the Italians soundo this vowell u. .Xußerdeni
werden noch als Diphth. aufgeführt au eu ui : au. .lyke. .in . .dawe. . ou in the frenche tong hath
two ilyverse soundynges. . like .a dewe, a shrowe, a fewe, and somtyme like..trewe, glew..that
TlXU.MKU, ZT-iClIl;. V. II
IÖ2 !'• Tkchmkr.
ist 1478 in Amikns geboren, studierte in Paris, wo er später als Professor der
Medizin wirkte; er starb 1555. Seine Lautbezeichnung ist nach Livkt 5 folg.:
e . . avec un son plein . . ame 'amatus) . . e . . avec un son muet . . aimes . .
ama . . bone . . bona . . e . . avec un son mixte 'unpassende Benennung, wie
voc. mi.xtae bei Amman, surd. loq., und iiiixed bei Bi.ll und seiner Schule]
. . aimes (amate) . . c^ . . avec le son de l's . . AlenCon . . c'' . . avec le son
de ch . . c^eval (caballus) . . g" . . avec le son presque de gua ^ g, ^ , ,' . .
g- . . avec le son de . . i- [r ] a . . gambe . . g"* • • avec le son de s . .
lig^'ons (legamus) s' . . s muette . . mais'tre (magister . . eü" cest eü mais
d'un son plus sourd, comme c^eCfr meü"rt. cor moritur. D. unterscheidet hier
bereits eü wie in fleuve fluvius) von eü" vor r. Er zählt 7 Diphth, : ai ei
oi oy eu ou [Ital. u Palsgr.] , führt den Apostroph zuerst ein und regelt
dessen Gebrauch. D. vergleicht sorgsam die franz. mit den entspr. lat. Wörtern
und Lauten und wir finden bei ihm die ersten Anläufe zu franz. Lautgesetzen;
er ist also der erste historische Phonetiker.'
Unter den fr. Phonetikern nimmt Louis Meigret eine hervorragende
Stelle ein. Er veröffentlichte zunächst: traite touchant le commun usage de
l'eSCRITURE FRANCOISE . . : AUQUEL est DEBATTU des FAULTES et ABUS EN LA VRAVE
ET ANCiENNE puissANCE DES LETREs, 1542, 2. A. 1545. Der Inhalt dieses Buches
ist nach Livet S. 51 folgender: Chap. i. Des causes de faulse escriture
avec leur bläme . . Analyse . . definition des sons ou ""choses sensibles
ä Touie' . . Voix naturelle . . artificielle: ""les voix sont les elemens de la
prononciation et les letres les marques ou notes des elemens. . Puisque
les letres ne sont qu'images de voix. l'escriture devra estre d"autant de letres
que la prononciation requiert de voix; si eile se treuve autre. eile est faulse,
abusive et damnable . . Une escriture peult estre corrompeue en troys manieres,
qui sont: diminution. ou superfluite [faict], ou Usurpation d'une letre pour
une autre [c en francoys].'
Ch. IL Des lettres et de leurs puissances: Voyelles principales
a e i o v . . intermediaires: autre est le son de e dans bonne et dans bonte,
autre encore dans mes. tes . . estre. beste . . et ai de maistre.
is to say like as the Italians somide eu. S. 19 ch..is sounded. . lyke as sh..a shaarc.no wise
. .likc.a chaare. Also = S^, nicht mehr ts. S. 56 ft". werden Proben seiner phonetischen
Transskription gegeben ; sie beginnen :
A la tres haiilte et excellente majeste des princes , a la tres honnoree magniticence des
alatrehdiitoeeuzsellantomajestedeprfnsos, alatresovnnoreomanifisansode-
nobles, circumspection de clercz et bonne Industrie du peuple francoys. .
nobles, sirkevnspesiövndeclerzeetbovnindeustriedevpevplofraunsoas..
P.s Darstellung ermangelt im ganzen der nötigen physiologischen Klarheit , so daß wir
weder über die franz., noch die engl. Ausspr. des 16. Jh. sichere Auskunft daraus schöpfen
können. Beachtenswert sind die reichlichen Regeln über die franz. Satzp h on etik. Im übrigen
hat P. sich Theod. v. CIazas griech. Grammatik zum Vorbild genommen.
I Erwähnen will ich nur G. DU Wes; an introductorie for to lerne to rede, to pro-
NOUNCE AND TO SPEKE FRENCH TREWLY, 1532 ('? neu herausg. von F. Genin 1852, welcher seine
Bedeutung überschätzt; und E. Dolet : les accents de la langue francoyse, 1540; — LA
PUNCTUATION DE LA L.A.NGUE FRANCOYSE, 154$.
lililTRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
163
Ch. III. Des diphthonges: ai . . hair . . au. cest ao qu'il faut ecrire . .
aotant . . oy . . royal. on entend . . l'o et Ti . . roy . . oe.
Ch. IV. Des consonantes, 9 . . s, superflu lemploi du k et du q . . j
cons. . . g doux: . . g . . place devant n pour servir d'andoucissement . . point
crochu mis au-dessus de n 11 = .v . . 1 meme signe \ = l . . meilleur.
Ch. V. De l'apostrophe.'
Dann erschien le menteur . . aueq vne escriture q'adraxt a la proba-
cioN francoeze: e les rezons, 1548: hierauf defenses de L. M. touchaxt
SON ORTHOGRAPHIE FRANCOEZE, CONTRE LP:S CENSÜRES ^ CALÖNIES DE GlaOMALIS
DU VeZELET E de SES ADHERANS, 1550. LA REPONSE DE L. M. A l'aPOLOJIE
DE J. Pelletier. 1550 und sein hier eingehender zu besprechendes Hauptwerk :
LE TRETTE DE LA GRAMMERE FRANQOEZE. NACH DER EINZIGEN PaRISER
AUSG. (1550) NEU HERAUSG. VON W. FüRSTER, SAMMLUNG FRANZ. N'EUDRUCKE
herausg. V. K. Vollmüller. — Heilbronn, Henninger, 1888, 12°, XXX.
211. M. 3.80.
In seinem V^orwort würdigt Förster in anerkennender Weise die Bedeu-
tung Meigrets für die franz. Phonetik besonders Satzphonetik) . Rechtschrei-
bung und Grammatik überhaupt; beschreibt seine Lebensverhältnisse und
Werke und gedenkt seiner Gegner und Nachfolger. Daß M. als geborner
LvoNer sich dem Einfluß seiner Mundart nicht ganz entzogen . ist ihm nicht
gar zu sehr zu verargen, da das ja auch heute noch an Sprachgelehrten zu
rügen wäre , welche man als hervorragende Phonetiker rühmt. Förster vgl.
AI.s TRETTE mit den gen. Vorarbeiten von Palsgrave 11530], Dubois 'is^i\
DU Wes (1532].
Aus der Vorrede von M. will ich über die Schreibung hervorheben
S. 4 [Original 3): Car come l'ecritture ne foot qe la vray' imaje de la paroUe.
a bone r(.'zon on leftimera faof 0 abuziue, fi eile ne luy qt conforme par \n
affemblemont de h^ttres conuenantes ao batimont d^' vo(^s . . je m'eftbr^e de
degharjer notr" ecritture dq l^ttres fupQrflües, q la r(;'ndre lizable suiuant l'uzaje
de la prola<;ion. Man vgl. damit, was er S. 12 (g) bemerkt: Ny ne fey
pourqoQ la plume do(;ue porter en fon ecritture plus grande reueron^' a l'anti-
qite, qe ne luy fot la lang' qn fa pronongia^ion. Unter den einfachen Lauten
nennt M. folgende Öffner (vo^s) S. 21 (15):
J a o ouu(,'rt e clos i Latin o ouuort ou clos u )• Gn.'C
I n /■: (■ i j u II i j)
\ car vrrt perir il tort tour du
Man beachte, dal.\ I\L nur eine Art o ouvert anerkennt gemäß seiner
Mundart, in welcher geschlossenem o 11 fr. ou) oder o (fr. eu' entsprechen.
Von einem einfachen <>-Laut spricht M. freilich gar nicht: cu beschreibt er
■ Ks verdient erwrihnt zu werden, daß M.s TUAIIE dem Kngl. j. Hart zu foltj. Abh. An-
regung gegeben: AN oKTiioc.RAi'niE, conteyning tue due order and keascin, howe to write
■<>R I'AINTE TIHMAGE oe MANNES VOICE, MOST I.IKE TO TUE I.IFE OR NATURE, 1569, worin IIaRT
bemerkt; the sight of a trcatisc sct forth in print in I'aris, ,\. 1545. by a worthy nian..named
I.. Meigret of Lyon, touching the aiiuse of the writing of the Krench tongue . whose reasons
and argumenta I An here befure partly use vgl. Ki.i.lS, E. E. l'RON. 35. 794 .
I l'
104
F. Tkchmer.
vielmehr noch als Zwcilaut S. 12 (g) : e clos frt c^ncores vn" aotre diphthong' auec
u, come on cur, peu, veu, eureus, worunter sowohl der betr. offne j \or r als
der entspr. geschlossene 6» -Laut zusammen begriffen sind, welche Dunois
S. 162 schon auseinanderhielt. Auch sagt M. hier nichts von einem dritten e.
DuBois hatte doch bereits 3 e-Lautc unterschieden: amatus amc (voce magis
exerta), ama aimes (exiliter et voce propemodo muta , amate aimes (medio modo).
In seinem TKArn': iouchant le commun usagk uf. i/ksckitlrk fr., 1543 schrieb
M. : Nous auons cest e commun ([uc nous diuisons en masculin et femenin.
comme en bonne et bonte : et que nous dcuons appcUer e clos : en semblablc
aussi auons nous ung e ouuert masculin. et femenin. duquel la prononciation
est entre a et e, que i'appelle e ouuert, comme cjui requiert vnc prolation
plus ouuerte que l'e commun , ainsi que nous voyons en mes . . Nous pro-
non^ons en etre, bete e ouuert masculin, et en bonnet . . semblablement. nous
pronon^ons Te femenin. Diese Darstellung i.st nicht ganz klar. Es wurden
jedenfalls schon in der fr. Ausspr. des 16. Jh. 3 Arten von e-Lauten unter-
schieden , welche man sich gewöhnt hat e ouvert , ferme , feminin (weniger
passend muet, vgl. unten Thurot) zu nennen. Für das eine fehlt eine besondere
Bezeichnung im M. sehen System ; es geschah gewiß aus Rücksicht auf die
hergebrachte Schreibung, daß er in der schriftlichen Unterscheidung nicht so
weit ging als in der der gesprochenen Laute. Das gilt in noch höherm
Maße für die o-Laute. M. schreibt in seinem traitf: von 1845: ie treuue
[Vo] en la langue fr. estre quelquefois prononce ouuert. comme en cor, corps,
corne, mort, et quelquefois clos, comme en tonner . . tondre . . Et a ce que
ie puis cognoistre nous ne trouuons ceste diuersite de prononciation quauecq' r.
Car deuant les autres consonantes il me semble qu'il se prononce tousiours
clos. Und in seiner reponse a l'apolojie de J. Pelletier, 1550, 7: \e^ Fran-
^OQS ont de/ vocables ambigües qi n ont ne To ouuort toi qe nou' le pronon-
gons en trop . . mort . . : ne parelement l"ou clous toi qe npu' le dizons on
prou, dous. Diese Bemerkungen zeigen, daß M. nxht sicher geschlossenes o
und u unterschied. Diese Unsicherheit scheint aber im 16. Jh'. nicht bloß
mundartlich gewesen zu sein (vgl. Thurot l. 240 f.). Im 17. Jh. dagegen
unterscheiden du Val (1604) und namentlich Port-Royal (1660) bzhw. o petit.
o grand oder o ferme, o ouvert (unten 177, 179). Zu y Gr^c bemerkt M.
trette II (8): je ne f^s point de differ^ng' ^ntre l'i, e. y Grec . . come payant.
Über das Nacheinander von Öffnern sagt M. 11 (8) weiter: la diphthong*
^t de tolle nature q'^lle reqiert la prolation on vne m^me fyllabe df*" deu'
voy^Ues qi la compozet . . ^ qelles ne forjet point la vn tiers son . . ai (ay)
. . payant . . ao . . aotant . . ei . . vein . . eu . . eur, peu . . ie . . prier . . oi (oy.
. . royal . . 00 . . moc^ . . uq . . muf;t . . ui \v\y) . . puy . . Voola donques on
fomme toutes 1q' diphthonges qe j'ey pu decouurir on notre lange juques ao
nombre de {eze ; q tro^s [vom Vf. in den Errata selbst verbessert : qatre] tri-
phthonges : qi fönt [dipht. :] ai ao [au] aou ^aout] (ji ea ei [teindrel e^w ya
yo ye yo yu 00 [eto^t] oy [royal] uo [mu^t] uy [nuyt] ; [tripht. :] eao [veao
yeu ueyl [yao]. Bei dieser Mannigfaltigkeit muß man wohl an mundartliche
Ausspr. denken; eine nationale, eine Schriftspr. würde nie eine solche Ver-
schiedenheit anerkennen.
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER P'RAXZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. i5r
Bei den Schließern unterscheidet INI. die verschiedene Ausspr. von c
und g , je nachdem sie vor a o u [k und g oder vor e i stehen [( und j].
i6 (12]: M^s pour aotant qe le c . fonant ^n f, fero^t diffizil" a otter de Tecrit-
ture ^?, : . . je kiy ey balle vne cüe a la mode d^s Hefpanols . le tenant par
§e moyen pour vne fa^on de f . . Oant ao eh. je luy done la m^me cüe qant
il sone e^n f moUe [s_] come ^heual . . b. p. ph, f, u consonante: ^ntre
1^'qelles, ph q f ne fönt gieres dififer^ntes : ny ne fe trouuera pas ph fort fr^-
quQnt ^n la pronongiagion, finon ^n Tintorjocgion phi. Ao regard de Tu con-
fonante, eil' aoroot bien bezoin d"otre diuerfifiee [;/' bzhw. ;V] . . d. t. (^ th
afpire qi ne nous qt pas fort ne^effore: car le feul t ^t fuffizant a la pronon-
^iagion. La lange FrangoQze de vrey ne f^t pas grande prof(;ffion de con-
fonantes afpirees . . f. z 0 gh . . h^ntre l^'qf^Ues f ?t la plus f^rme: le z, plus
rare, 0 qazi come vne demie pronongiagion de f ^n notre lange: m^s ch [gh
q vne prolagion graffe . . fanfon, zizanie, ^hanson . . 1. m, n, r . . qant a 1
(,' n , il y peut auoor qn la pronon^ia^ion Fr. qelqe diuersite . toute t^Ue qe
de f forme q gh mol . . j'ey auize . . de doner tant feulement une line courbe
a 1 : 0 demprunter d(;s Efpanols leur li moll". a la qelle il' donet vn tr^t plus
long qe l'aotr. qn la coronant d'une liiie coughee. 20 (15 : Conoeffez donq
meffieurs qe mon ecritture n'et pas ff;tte de ma feule fantazie , ^ qe je Tey
pourfuyuy felon l'ancien' q fimpl' obf^ruagion dq lettres. M. gibt hiernach
eine Übersicht der Schließer S. 21 (15), welchen in der Lautschrift der i. z.
je die darunter stehenden entsprechen dürften:
/ b be p pe f ef ph phi u cons. c ca Lat. k ca Gn^'C. ou kappa q qu
'^^^ / / (/>) "■ ^' ^'. K..> k. ^:
fg ga ch cha aspire d de t te th the aspire f 5 s es z zod gh ghe
(1 ^1 1 ol moUe m em n on n qh molle r qr i ji cons. x es ks gs ix
(/ /,_ [/J j in n A\ [nj) r z^ [ks gz)
Von diesen Bezeichnungen der besondern fr. Schließer wären auszuscheiden
ph ch th, welche fremde Lautungen bezeichnen, x, welches eine überflüssige
und unpassende Andeutung zweier aufeinanderfolgender Laute ist , gh , mit
welchem Digramm nur ein Laut geschrieben wird, endlich die Stellvertreter für
k (q , c, insofern M. die 3 Buchstaben nicht etwa bzhw. zur Bezeichnung von
k^ = k,i , /^ = /•„ , k\ oder >{\ = ki verwendet, was sich für sprachwissenschaft-
liche, aber nicht für die praktischen Zwecke empfehlen würde) und fiu' s ^i,^ f .
Der Buchstabe y, welcher für i im Offnersystem überflüssig ist. hätte ent-
sprechend dem u cons. mit dem Werte von j ) im SchlicI.krsN'stem aufgeführt
werden können. Man erkennt auch hier, wie sehr auch M. noch auf die her-
gebrachte Schreibung Rücksicht genommen, eigentlich mehr als die Grund-
sätze phonetischer Schreibung gestatten. Forstkr ist also ganz berechtigt,
M. als 'Pfadfinder^ zu den 'vorsichtigen, an das l^estchende anknüpfenden
gemäßigten Reformatoren' zu zählen (Seite V f.).
Von den Lauten geht M. zur Silbe über, syllabe. M. bestimmt sie 21
(16) mit Pkiscian als : vne prolagion d'un" ou de pluzieurs vo(,\s affomblces fous
\\\ möme ac^^ent. Dabei kc^nnit er auf die Aspiration zu sprechen, welche er
1 56 I' • Techmer.
von den Lauten ausgeschlossen: Tafpira^ion nV;t pas voos. Von der Silbe
zum Wort , dicgion , la moindre parti' (,'ntier' c; ent(;ndible d'un langaje bäty
d'ordre; und weiter zur Sprache, langaje ou orozon. paroUes ordonees de forte,
q'olles rondet vn fons conuenabl" v pr;rf(;t. Kr behandelt dann die verschiedenen
Redeteile, auch diese in durchaus selbständiger Weise, welche ihn vor Pals-
GRAVK auszeichnet, von den Artikeln bis zu den Empfindungswörtern. Zu
den letztern als natürlichen unmittelbaren Ausdrücken der Leidenschaften be-
merkt er 17g (132): M(/s come ft;' paffions fo(Jt comunes a toutes na^ions. o
qe la seule nature los onjc/ndre fans aocun difcours, il auiont q'oUes fönt pn/cje
toutes vnes a tou' peuples, o langes: tout einsi qe k^'S soupirs, o pleintes.
fans form de paroUe. Ganz besondere Beachtung, namentlich für die Ge-
schichte der Phonetik, verdient das dann folgende Kapitel: Dos acgons. ou
tons dos fyllabes et dic^ions. M. zeigt sich für die Erforschung der Sprech-
melodie, wohl wieder mehr seiner LvoNcr Mundart als der franz Ausspr. des
16. Jh., als würdiger Vorarbeiter von J. Steele (prosodia rationalis, 2. ed. 1779),
Merkel (anthrophonik, 1856), Ellis (accent and emphasis, Lond. philol. sog.,
1873 — 4). Nicht bloß die Romanisten, sondern die Sprachforscher überhaupt
müssen dem Herausg. und Verleger für diesen Neudruck Dank wissen. In
Aussicht gestellt werden noch in derselben Sammlung: J. Svluii ambiani ix
LINGUAM GALLICAM ISAGUUGE (1531) Und GRAMMAIRE DE P. DE LA RaM^E (1572).
Es würde sich empfehlen, solchen Abdrucken, welche eine eigenartige Schrei-
bung haben, ein ausreichendes photolithographisches Faksimile beizugeben,
damit der Leser sich ein richtiges Bild von den besondern Buchstaben und
Zeichen des Originals machen könne.
Gegen die Schreibweise von M. wurden mehrere Stimmen laut, worüber
LivET 117 ff. berichtet. Zuerst war Guillaume des Autels dagegen auf-
P"etreten in seinem traite touchant l'ancien orthographe francois . . contre
L orthographe des Meigretistes , par Glaumalis de Vezelet , 1548; M. v'er-
teidigte sich in der oben genannten Schrift defenses , 1550, worauf G. des
AuT. in seiner REPLiQUE aux furieuses defenses de L. M., 1550 erwiderte. Ich
will aus letzterer eine Stelle über die verschiedenen e hervorheben : Tu n'ignores
pas, Meigret, que nostre e ha trois diverses puissances. selon l'une desquelles
tu le nommes ouvert et luy donnes un crochet ; selon Tautre, tu Tappelles
clos; selon la tierce , dont tu te tais en ton prologue, il est communement
appelle femenin, et ä ce dernier . . tu devois plutost donner une note de
difiference [die franz. Rechtschreibung hat sich vielmehr für die Bezeichnung
der e ouverts, freilich nicht aller, und des e ferme, aber keineswegs für die
des e 'feminin' entschieden; wohl nach dem Grundsatz der Sparsamkeit, da
letzteres am häufigsten zu schreiben sein dürfte, worüber die franz. Lautstatistik
zu entscheiden hätte; G. des Aut. gibt als Beisp. für die 3 e das Wort defere^
Quant au tiers , ce nom de feminin, m'ha tousjours semble impertinent, et
pour ce j'ay accoutume de lappeller imparfait, pource qu'il ne semble avoir
que le demy son de l'e. Hier wird in der franz. Phonetik der betr. unvoll-
kommene mit dem Buchstaben e geschriebene Laut wohl zum erstenmal phy-
siologisch richtig bezeichnet. Die Benennung "^ unvollkommene' Laute, hat sich
in neuerer Zeit auch in der deutschen Phonetik einsfebürgert. Bell und seine
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK VND PHONOGRAPHIE. 167
Nachahmer haben dafür die unpassende Benennung wide einführen wollen.
Nicht ohne Grund wendet sich G. des Aut. gegen die übergroße Mannig-
faltigkeit von M.s Diphthongen: je te dy donc qu'il n"y ha point de diphthongue
en ces mots ayant. payant, royal et loyal, mais seulement une contraction . .
Je luy demande si la diphth. fr. eu, en ces mots jeu et feu . garde le son
entier de Vw! [G. des Aut. scheint also eu schon nicht mehr als Diphth..
sondern wohl einen einfachen Offner ö . wenigstens annähernd, gesprochen zu
haben; vgl. Dueois S. 162.J Je luy demande oü est le son non entier, mais demy
ou encore moins [also nicht einmal imparfait], de la en la diphth. de sa nou-
velle forge aor [Aut. scheint dafür schon den einfachen Offner :? gesprochen
zu haben oü est le son de li au preterit indicatif davoir, qu'il escrit par la
diphth. ei? II ne faut donc pas que les voyelles gardent aux diphth. leurs
son propre et entier, mais bien qu'elles servent toutes deux, soit en leur son
propre ou en un autre v^oisin, ä faute de lettres plus idoines. Wir dürfen
also wohl annehmen . daß in den von M. aufgestellten Diphth. die einzelnen
Offner mundartlich wohl noch gesprochen, aber mehr oder weniger unvoll-
kommen waren, so daß sich die Diphth. einfachen Öffnern näherten, ähnlich
wie z. B. in der neuengl. Ausspr. der langen Offner und wie es schon in afr.
und alat. Diphth. war (\^gl. S. 145'*]. Über c und g bemerkt Aut. noch: nostre
regle frang. est seure. certaine et sans exception. que le c et le g devant l'e
et l'i sont prononcez selon la force que leur nom mesme nous foit entendre.
Auch Jacques Pelletier aus le Mans, principal de coUege, hatte sich in
seiner apologie ä L. M. Lionnois, 1549, bei aller Anerkennung des Gedankens
einer Änderung der franz. Schreibung in phonetischem Sinne, gegen einzelne
Lautauffassungen von M. ausgesprochen. Mit Aut. unterscheidet er 3 e-Laute.
von welchen er das unvollkommene durchstrichen schreibt, das offne wie M.
mit einem Häkchen versieht e. Namentlich wendet sich P. gegen M.s Dar-
stellung der Diphth., gegen ao : il teüt autant valu mettre un o simple I —
Zu eu : di-moi donc, je te prie, M., qui te pourra consentir que Ion doive
prononcer cue, hurte par u tout nud, au lieu de queue et heurte par diphth.?
[wohl Monophth. o bzhw. .?"!.. qui t'accordera qu'on doive prononcer troup.
noutres . . par diphth. ou, au Heu de trop, notres . .? Au contraire. ä qui
as-tu oui dire coleur, doleur par le meme o simple que tu appelle o ouverf.'
J'ai pris garde quelqufeois ä ccla , et ai trouve que c'est le vice de ccrtains
pays, comme de la Gaule Narbonnoise, Lionnoise et quelques cndroits de
r Aquitaine . . Je tc prie. M.. n'epousons point si affectueusement la prolation
de nos pays . . n')- a cndroit oü Ion parle pur fran9ois fors lä oü est la Cour.
Im folgenden Jahre veröffentlichte J. P. : dl\L(>(;vk de L'oRTHooRArE t. tronun-
cLvcioN ERANgoijSE , I.A. 1550, 2. A. 1555. In diesciii Dialog läl.U P. Tu.
DE Beze als Verteidiger der gebräuchlichen Rechtschreibung auftreten; ich
hebe folgende Sätze von de Bezk aus Live rs Auszügen 140 ff. hcr\or: Si nous
voulions unir et conformcr l'ccriturc de toutes les langues , il ne nous seroit
non plus possible que daccordcr les mcu-urs et natures des nations enscmble.
. . Si nous \oulions toujours donner nouvellc ecriture ä la nouvellc pronon-
ciation, ce seroit ä tous coups ä recommcnccr. Iluii gegenüber redet dann
Dauron deriVnderung der Schreibung das Wort: er erörtert die Beziehungen
l58 ^' ■ Teciimkr.
zwischen Schreibung und Ausspr. und bestimmt beide begrifflich. Er unter-
scheidet mit Des Autkls und Pelletier 3 e-Laute, wie sie im Worte fermete
zu finden seien; er empfiehlt 1 mouille = Ih und gn = nh, wie im Provenz.
zu schreiben : anstatt durch s, die Länge der Silbe durch einen Accent zu be-
zeichnen und alle Buchstaben wegzulassen, welche nicht auszusprechen sind.
Als Probe der Schreibung von Pelletier gebe ich einen Ausschnitt aus der
Darstellung von Dauron, indem ich statt des in der Druckerei nicht vorhan-
denen durchstrichencn e den Buchstaben für den unvollkommenen Mittel-
zungenöffner H. wie er in der Lautschrift der i. z. im Gebrauch ist, setzen
lasse: il restii meintiinant a parier du la l^tm courantii des fran^oos: laquehi.
einsi que disoc^'t dHbozH . nn frt point du distinccion antni la consonantH u
et la voyqIh u . . TccriturH sh repandit du telH sortii parmi les frangoQS, e
füt si bien exc^rccH du toutns manienis du g'ans qu'an nuUu autrn nacion qIh
UH füt onquHS si ordineni. P. hat die Kürze in einigen Wörtern mit dem
accent grave, die Länge mit dem aigu bezeichnet. '
P. de LA RaMEE : gramere, 1562; GRAMMAIRE DE P. DE LA R. , LECTEUR
DU ROY EN l'universite DE Paris , 1572'. R. ist in CuTH (VermandoiSy 15 15
geboren; er veröffentlichte eine (jrammatica gr.bca und 1559 eine lat. Gramm.
RUDiMENTA GRAMMATic.^:. lu sciucr Schrcibung gibt er den alten Buchstaben
z. gr. T. neue Werte und führt auch neue Zeichen ein; einige Kap. seiner
Gr, sind auf der einen Seite in gewöhnlicher, auf der gegenüberstehenden in
seiner veränderten Weise gedruckt. La Prosodie et l'Orthographe sont repan-
dues dans toute lagramm. . . Letre, cest ung son indivisible [besser hatte
Meigret les sons ou choses sensibles ä l'ouie . . et letres . . ou notes unter-
schieden] . . La prosodie et orthographe des letres est prise de leur puis-
sance . . Entre les voyelles. les unes se proferent la bouche plus ouverte,
les autres la bouche plus serree et plus arrondie vgl. die Übersicht 145";
statt des Vf. a und e mit verlängertem Aufstrich für die hergebrachten fr.
Digramme au und eulasse ich hier tu und oe setzen] . .
Voyelles: a uj(^e eoeio hu
amant uutel rose chante enfer oere issir obole «tre uzurr
Consonnes: s g z r 1 1^ m n i^
salut goz(j CLUzcer rir<^ lave dal et mon non §ampai|^
j V f h t d k
Jamals vostre francoys la halle tater dedans kak^ter
g b p
gerre barbe pape
Diphthongues : ai q\v ei ie ice oe oi ui
paiant gapeuj peino miel lice moe coin puis.
Man beachte, ie und ice erscheinen bei R. zuerst als Diphth. Offen und ge-
schlossen werden hier durch besondere Buchstaben unterschieden uu und o, für o^
^\■ird ein neuer Buchstabe eingeführt. An Satzzeichen schreibt R. : souspir /,
I
^ In diese Zeit fallen auch die von J. ^Iatthle gen. franz. Grammatiken i.z. v. 89 von:
J. PiLLOT, J. Garmer, A. C.-mxhie: grammatica gallica, 1570, und F. de la Ramee.
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK VND PHONOGR.\PHIE. J 69
demipose (poinct moyen • . pose poinct haut ' . periode i'poinct bas) .
Es folgt eine kleine Probe seiner Schreibung : uukuns filozofes de grand? ujto-
rite / separcjt . . ses troes espeses . . Döt il fuut koklurro • ko tHt se • ki et onet^ '
k^ sela memo soet utÜQ . '
Jean Antoine de Baif: psaultier. metrische bearbeit. der psalmen
mit einleitung; anmerkungen uxd eixem wörterverzeichnis zum ersten-
MAL herausg. von E. H. Groth, Heileronn, Henninger. 1888, Sammlung
FRANZ. NEUDRUCKE VON K. VoLLMÖLLER, Q. 1 2 °. _ XV, lOQ. M. 2.
J. B. ist in Venedig als der Sohn eines franz. Gesandten und einer
Venezianerin geboren. Er lebte in jener Zeit des Kampfes zwischen Katho-
liken und Protestanten und stand auf der Seite der erstem. Die Kalvinisten
sangen die Psalmen, welche Marot und Th. de Beze für sie übersetzt. J. B.
schrieb seinerseits 3 Psalnienbearbeitungen , en intention de seruir aux bons
catholiques; sie sind als Hss. hinterblieben und befinden sich auf der Bibl. Nat.
zu Paris. Die erste Bearbeitung bis Psalm 68 ist 1567 — 69 geschrieben mit
Angabe des für jeden Psalm gebrauchten Versmaßes. Weniger Philolog als
Musiker, war er bemüht das Versmaß nach der Dauer der Silben in die fr.
Dichtung einzuführen :
Dans un nouveau sentier moy premier je passe,
Ou^Tant a vos Frangois \\n passage inconnu.
F> gewann Karl IX. für seine Bestrebungen und gründete eine Art Academie
ou compagnie de poesie et musique , an welcher der Hof wie auch Ronsard
und andre Schriftsteller der Zeit teilnahmen. Ahnliche Neigungen, litterarische
Gesellschaften zu bilden, haben dann später zur Gründung des Vereins der
Precieuses, welche zur Vereinfachung der Spr. und Schreibung nicht unwesent-
lich beigetragen, und der Academie frangaise geführt. B. bedient sich in
seiner Psalmenbearbeitung phonetischer Schreibung, welche er in seinen etrenes
' LiVET berichtet ferner 270 IT. über die gramm. Arbeiten von J. I'illot: galliae Linguae
iNSTiTUTiO; 1550; J. Garnier: institutio g.\llicae lingu.\e ad usum juventutis germ., 1558;
A. M.viHiEU, N.vnr de Chartres : deuis de l.\ langue francovse, 1559. Nach diesem Bericht
haben sie wenig zur Aufkläning der franz. Phonetik xind Förderung der Schreibung beigetragen.
PiLLOT empfahl das Trema, um die Trennung zweier Offner zu bezeichnen, de cette maniere: I.1
veüe , la queüe , niine , pais patria ; er unterscheidet ebenfalls e masculin . . felicite : il serait
mieux nomme e latin[?]; — et l'e feminin. ,fort\ine. Ce dernier est soumis a 1 apostrophe et a la
synalephe . . II y a une troisieme sorte de qui tient le milieu entre a et e comme ;v des I.atins,
ay des Frangais. .Le g a trois sons .commc i consonne j devant e, i..geniir.. ; comme g alle-
mand . . gland . . dune facon particulicre . . compagnon '.v . CiARNIKR ist mehr beachtenswert
wegen seiner Behandlung der einzelnen Redeteile.
TiUROT erwähnt aus dieser Zeit Konsard: ahhrege de lart poeiiijue vrancois , 1565.
l her Rons, berichtet DiDOT oiss. 121 : Sans lopposition de ses amis, il cut accepte volontiers
en grande partie les reformes de Me;igret ; mais il se borne pour le moment h l'expulsion de
1 y etymologique, a la suppression des cons. superflues, teile que le double cc . . .\ ladoption de
1 accent aigu . . et au remplacement du pli par un f. II reclame de nouveaux signes pour i et u
cons. j et V pour 11 mouille, gn et ch et la restitutitui de k et z , <iuii demande de remettre
en leur premier honneur. II s'exprime ainsi : ' Javois delibere, lecteur. suiure en lorthographc de
nion liure la plus grand part des raisons de 1,. Miigkei', hommc de sain et parfait iugemenf
<iui a le premier ose desiller les yeux, ytowr voir Tabus de notre escriture . sans I aduertissement
<le mes amis. ]ihis studieiix de non renom (|ue de 1;\ verite.
IJO
F. Tkchmkk.
DK POEZiK FKANsoKZK AN vKRs MEZUKES , 1574- begründet: Ami Ickteur, sans
Tegzakte ecriture konforme au parier an tous U-z elemans d'iselui , l(.'tre pour
son, ou voeiel ou konsonant, l'art d<^s vors mezures ne se peut regier ni bien
treler; e pour se ne t'ebai ni rejote, mos suporte la nouveaute. Er gibt da-
selbst eine weitere Erklärung seiner Schreibung, welche wohl in dieser neuen
Ausg. hätte mit abgedruckt werden können. Eür die Vok. folgt Bai'f Ramek
(S. i68). Er schreibt für au eine Art liegendes Omega, hier tu, für eu ein e mit
verlängertem Aufstrich, hier oe, für ou h; das unvollkommene e ohne Neben-
zeichen, g in lige mit einem nach unten verlängerten K, gagne mit i\. Ich
lasse als Probe den 23. Psalm folgen und bemerke, daß in dieser Psalmen-
bearbeitung die eben angedeutete Schreibung nicht ganz durchgeführt ist.
z. B. nicht für eu und e.
SEQME XXIII.
Qdc Tetra'kuülc d'iuJnikeÄ du majcur Dimctres diferans rebrizes iio nka danses.
Je suis du trKpeuu du Seil^eur:
Mon patr il et, il me garde.
Donk flute de rien n'ar«^ plus,
De söfrete lui me gardant.
Dedan paturajes Qrbeus
K8cher me f^t an sa horde,
Qprfjs de la dukslant' euu
A meme le kl^r abreuvo(,'r.
Mon äme repujze par lui :
Töjjars de sa grase dase
Konduit me men' au pais plat
Le dro(^t chemin a sa bonte.
E kand al^r il me futdrof^t
Dans une vallee d'onbre
Muurt^le, ne m'an s«siro^.
De mal je n'ai-<.' jam(js peur.
Thurot macht darauf aufmerksam
Tu (^s a ma garda veiiant :
Ton ffjrme bäton m'aseure.
J't,' par ta haltete konfuurt
Ki m'ujt' e defand de danjer.
Da table, feras m'apreter
Charjee par tat de vivres,
Vo^r' an la prezanse meme
De m^s anemis ep^rdus.
E d uile de rare parfum
0(jindras ma tet arrazee :
E plein le hanap df bon vin
Tenir tu feras devant mo(^.
Ta grande klemans e bonte
Tandi ke Yivr(.' me gardra :
Fuis dan le pal^s du Seil|eur
Ureus ajami^s demarrt;'.
daß Baif der Dauer der Silben z. T.
Gewalt angethan, was nicht ausbleiben konnte, da das Fr. verhältnismäßig
wenige Längen hat (vgl. de Beze S. 174). Leider ist der Herausgeber nicht
gebührend auf die phonetische Seite der Psalmenbearbeitung eingegangen. '
I Die Leser werden einen ausreichenden Schlüssel für die Schreibung vermissen; es wird
ihnen deshalb nicht unwillkommen sein hier zu finden, was Didot, obs. 199 f. über die Schrei-
bung von Baif bringt: Dans son Systeme de Torthographe il est plus novateur que Ramüs, au-
quel il n'emprimte que ses lettres avec cedille c 1 n. II distingue trois e: bref ^muet , long
(ouvert , qu'il figure par e avec cedille, et commun ferme represente par un e avec une apo-
strophe. Partant du principe que chaque son devrait etre represente par im signe particulier , il
substitue aux diphthonges ou triphthongues oeu , ou , eu et au et eau de nouveaux caracteres in-
ventes par lui. Le premier est un e dont le trait se prolonge . .; le second ressemble au a grec ;
le troisieme n'est que la lettre a, modifiee de meme fagon que l'e dans le cas precedent. Le c dur
est remplace par le k, et les cons. h muet, q et x sont proscrites comme inutiles. II . . remplace
HKITKAG ZVK GESCHICHTE DER E'RANZ TND ENOI,. PHONETIK UND PHONOGRArHIE JJJ
Von hervorragender Bedeutung sind noch die Schriften des Robert
EsTiENNK und seines Sohnes Henri. Robert hat sich besonders verdient ge-
macht durch sein dictionarium seu latinae Linguae Thesaurus . . cum gallica
FERE interpretatione , I53I, in welchem im Anschkiß an das Latein, der
franz. Wortschatz und die franz. Redeweisen zuerst in solcher Vollständigkeit
vorgeführt worden. Dieses Werk ist dann die Grundlage für alle folgenden
größern fr. Wörterbücher geblieben : dictionnaire francois-lat. von Rob. Est.,
1539; vermehrt von J. Thiekrv 1572, Nicot 1584, Cotgrave 161 i und 1650.
partout em, en par an. II supprime . . les lettres donbles qiii ne sc prononcent pas ; mais, pour les
syllabes finales, il est moins phonographe que Ramus, et sans faire, comme lui, disparaitre la
marqne du pluriel, il se borne ä remplacer Te muet final par une apostrophe, lorsque le mot suivant
conimence par une yoy. . . II ecrit dun seul mot les adverbes composes de plusieurs membres, mais
exprimant une seule idee . . sans(^sse . . A la fin de sa preface, il promet au lecteur un avkrtisemant
TANT SVR LA PRONONSIASION FRANSO^ZE KE SUR l'art METRIK, qui na point pani. Als Gegner
solcher orthographischen Neuerungen und Anhänger der alten Ausspr. bekennt sich E. Pasquier,
der PARiser Advokat, in seinen lettres Ä m. Rami s , 1572; als Neuerer H. Rambavd : la de-
CLARATION DES ABUS QUE l'oN COMMET EN ESCRIUANT KT LE MOYEN DE LES EÜITER ET REl'RE-
SKNTER NAYUEMENT LES PAROLES : CE QUE lAMAIS KOMME n'A FAICT, I578. RAMB. War VCD Ge-
burt Provenzale, seine Ausspr. mundartlich. Er war Lehrer in Marseille und machte den ^'or-
schlag einer einfachem Schreibung, nicht bloß im Dienste des Elementarunterrichts, sondern auch
der ungeschulten Volksklassen. Ce que ie desire bien fort, a fin que tous, iusqucs aux laboureurs,
bergiers et porchiers, puissent clairement voir escrire, puisque tous en ont besoing . . En lescri-
ture se doit trouuer tout ce qui la bouche a prononce, et rien de plus: autrement est fausse, et
trompe les lecteurs et auditeurs.
Cl. de Saint-I>ien : de pronunciatione lingu-T, gallic.k, 1580. Aus dem Bericht von
LiVET APPENDICE 500 ff. will ich hervorheben: i voyelle comme ee anglais dans beede ; u voyelle
comme u ecossais dans gud good, . . Lorsque deux 11 suivent une des 4 diphth. ai ei oi ui , iis
se prononcent en touchant le palais non avcc la pointe , mais avec le milieu dos ante-
rieur] de la langue, ce qui donne a ces lettres un son mouille : tailler . . Exceptez : anguille
. . ville et leurs derives, ou 1 se prononce du bout de la langiie . . Dans le corps des mots, gn
se prononce en frangais comme gn Italien dans signore . . Le volume est tennine par quelque
dialogiies ou l'atiteur place en regard, dans quatre colonnes, d'abord lorthographe ancienne. puis
Celle des röfonnateurs, sans nommer ceux-ci , enfin la sienne propre et la prononciation. Ei.i.is
erwähnt 227 von demselben Vf. : THE FRENCH liitelton. a most easie, perkect and Afisc^iAPE
WAY to learne THE FRENCH TONGUE, SET FOORTH BY Cl. Hoi.yband, 1609, und eine frühere Ausg.
von 1566, S. 838. Aus diesem Buch führt Ellis folgende Stelle 830 an: when two 11 follow ai
ei oi, or ui, they be pronounced wilh the flat of the tonguc [diese Beschreibung ist vorsichtiger
als oben die mit . . milieu de la langue' , touching smoothly the roofe of the mouth . . Hkewise
the Italian pronouncing voglio , duoglio ; for they do not sound them with the end, but with
the f1at of the tongue. Bisher hatte man noch nicht gebührend die Artikulationen der Zungen-
s]iitze und des Vorderzungenrück e n s unterschieden. Im .\nschluR an diese für die Zeit sehr
beachtenswerte physiologische Bemerkung von S.-Likn will ich noch line Stelle aus 1'. Ekondei.i. :
IHK FRENCH GARDEN . . BEING AN INSTRUCTION FOR THE AITAVNING VNTO THE KNuWl.EDGK oF
HIE FRENCH TONGi'E, 1605 anführen: We pronounce gn , almost [nicht ganz as Englishmen do
sound minion ; so melting g and touching the roofe of the mouth with the flat of the tongue,
we say mignon, compagnon. l\i,l is verweist dabei auf IIolvb. 198. Iber die Ausspr. des fr.
u sagt Kkond.: v is smindid witlidut anv lulp n{ tln.' tongue [doch mit Hilfe drr Ndrderzungen-
hebuiig, welclie freilicli hei (kr kleinsten I .iiipeniuiuiiit'lnung nicht leicht sichtbar ist . but ioyning
iif the Ups as if yiiu wnuld wltistle; und IhMN'i;.: W'Iu-re \nu nuist take paine to jironounce nur v
iitlierwise then in Lnglish ; for we do tliinke that wlien Englislimen do jirofer v, they say you :
and for (|, we >iip])ose tliey say kiou. Letztem liiphtli. erkennt ja aucli Wll.KlNS als die engl.
Aussjir. seiner Zeit an im ('■egensatz /w W'Ai i is vgl. 1. /.. w. 347 .
17-
¥. Tkchmkr.
Leider ist die Schreibung von Roü. Est. nicht sorgfältig und folgerecht durch-
Sfeführt worden, namentlich tritt eine leidige Unsicherheit im Gebrauch der
Acccntzeichen. des i und j. u und v. i und y. der Cedille, des Apostrophs,
des Zeichens " für Abkürzung und Nasalierung (\^gl. 154) u. aa. hervor.
Von rh<;xRi EsTiENNES Schriften sind hier zu nennen: -jkAicTit de la cdx-
I'URMITE DU LANGAGE ERAN^-OIS AUEC EE GKEC, I569 I. cd. 1565); DEUX DIA-
LOGUES DU NOUUEAU LANGAOE FRAN^OIS ITALEANIZE,. ET AUTREMENT DESGUIZE. PRIN-
CIPALEMENT ENTRE LES COURTISANS DE CE TEMPS, I578. — PRfMET DU LIURE INTI-
TULE DE LA PRECELLENCE DU LANGAGE FRAN^OIS, I579: HVPOMNESES DE GAL-
LICA LINGUA PEREGRINIS EAM DISCENTIBUS NECESSARLE : QU^DAM VERO IPSIS ETIAM
GALLis MULTUM PROFUTUR/E, 1582. In den Hvp. gibt H. E. nach dem Bericht
von LivET 338 ff. einen Traite des lettres. Orthographe et prononciation.
Voyelles: . . a est generalement bref . . quelquefois long . . Cette distinction
de breves et de longues sert a distinguer certains mots : tels pate de chien.
paste de farine [hier ist vielleicht auch der Anfang einer Unterscheidung durch
Zungcnstellung bzhw. .?: und ä oder vielleicht mit Rückgang der Zunge Ä
. . e masculin . . dont le son est clair et plein . . verite [e\ . . Cet e masculin
a un autre son dans acces . . belle . . v^er . . feste [fj . . L'e masculin a
un autre son encore. qui tient ä la fois de l'e et surtout de Ta . . on le troux'e
surtout avant m . comme femme [also gewiß größter Vorderzungenöffner ^i]
. . et avant n. comme dent \a] . . une derniere sorte de e masc. est le des
mots, comme chien [äJ. Le feminin a le son plus sourd que le masc: il
s'arrete pour ainsi dire au gosier [man vgl. die Darstellung des engl, unvoll-
kommenen Mittelzungenöffners h^ als guttural bei Wilkixs l z. IV. 346, 353, 362].
quand l'autre va jusqu'aux dents . . marque [Mittelzungenöffner //^ . . marque
[V^orderzungenöffner c] . . Ces noms d"e masc. et de fem. sont venus de la
rime [physiologische Benennungen wären namentlich der hier zu \ieldei>tigen
masc. vorzuziehen]. En general . . la syllabe qui precede e fem. est plus longue
que Celle qui precede l'e masc. . . coste [^'j . . coste [o] . . Nous prononcons
l'o comme les Latins . . nous ajoutons un n et disons occasion [j»^: leider wird
nichts über eine Änderung der Ausspr.. die Nasalierung des o in letzterm
Fall bemerkt] . . o . . remplace souvent chez nous la diphth. au des Lat. : ainsi
or de aurum . . Pol de Paulus [:>] . . Autrefois o se redoublait, par ex. dans
roole, quand il etait long . . il vaut mieux comme on a commence ä le faire,
le marquer d'une sorte d'accent . . Le son de Tu nous est particulier parmi
les nations modernes. '
H. Est. meint die Diphth. genauer unterscheiden zu müssen, als es in
Reimen geschehe: ai . . La prononciation doit distinguer pain. vain de pin.
vin et donner un son plus ouvert aux premiers, quoique Ton puisse, par
licence, faire rimer ensemble les uns et les autres H. E. unterscheidet hier
wohl F^ von ^\] . . au . . II ne faut donc pas prononcer de la meme maniere
I LiVET merkt an ; I.es Piemontais et les Ecossais ont le son w comme nous [vgl. oben
S. 171 Eroxdell und St.-Lien] ; en Allemagne et en Boheme ce son existe aussi ; les Allemands
1 ont marque par ne . . pnis par ü; les Bohemes le marqiient par ly grec accentne , y • • y se
prononce comme i . . ly entre deux voyelles a le son de denx i i . . loyal, loi-ial vgl. S. 149 .
FKITRAG ZIR GESCHICHTE 1 ER FRANZ. VND ENGL. I HONETIK UND THONOGRAPHIE. ij-^
maus ou maux et mots. clont la rime confond les deux sons \p und o] . . ei
. . dans beaucoup de mots oü se trouv^e la diphth. ei, l"i ne sentend pas, et
na dautre effet que de rendre long le qui precede: tels sont peine. veine . .
eu . . il peut naitre une confusion facheuse de cette ressemblance d"ortho-
graphe: j'ay peu, en effet, peut traduire a la fois potui et habeo parum. Meme
remarque pour seur. meur. H. Est. scheint hier in der Ausspr. des Digramms
eu einen Diphthong '?1 peu = parum und einen Monophthong u] peu = potui
(l'u seul est entendu zu sondern; ganz zuverlässig ist seine Angabe für den
Diphth. freilich nicht, beschreibt er doch auch ou als Diphth. und bemerkt:
cette diphth. a le meme son en frangais qu'en grec. Man sprach also wohl
schon seiner Zeit ou = ii und eu in peu. parum = ^ , in peu. potui = ?/_.
Vor Schluß des i6. Jh. ist noch der wichtigen Arbeit von Th. de Beze
zu gedenken: de francic^ Linguae recta pronuxciatione, 1584; neu herausg.
von A. ToBLER 1868. Beze hatte schon früher eine Arbeit über griech. Pho-
netik bei R. Stephanus erscheinen lassen : alphabetum GR.tcuM. addita sunt
Th. Bez.e scholia in quibus de germaxa gr. lixgu.e pron. disseritur. 1554.
In seiner fr. Phon, beschreibt er nur ein fr. a, sono in radice [vgl. lat. a, S. 147]
linguae solis faucibus formato , ore hiante , clare et sonore a Francis eiTertur.
Ähnlich wie H. Est. unterscheidet er e clausum . . altere, e apertum . . estre, e
fo^mineum propter imbecillam "schon G. des Autels sagte Mmparfaite'j et vix
sonoram vocem . . amie; mutata quidem pronunciatione, sed eadem manente
scriptura . . coalescens . . e in eandem syllabam cum m . . vel n in an (annus)
et en in] diversa est scriptura. pronuntiatio vero recta vel eadem, vel tenuis-
simi discriminis et quod vix auribus percipi possit [a. bzhw. ^J . . u . . veluti
sibilo constrictis labris efflato . . sonus autem illius proxime ad tenui-
tatem i vocalis accedit [die Rundung der Lippen wird für u richtig ange-
geben . die Vorderzungenhebung wird nur durch die hörbare Wirkung als
teils i-artigen Lauts angedeutet . . In harum . . dictionum initiis aspiratio pro-
nunciatur : . . ha . . hennir . . he . . hibon . . hors . . ho . . hou . . heurt
. . hurler [die Anordnung der Hauchlaute . . nach den folgenden stimmhaften
Mundöfifnern ist sehr beachtenswert. B. deutet damit die Arten der gehauchten
Mundöffner er /. c i j o 11 0 u an , ich weiß nicht , ob mit Wissen
cccccccc-c
und Willen] . . 1: Post i . . moUem quendam sonum . . proxime accedentem
ad sonum syllabae li cum proxima vocali coalescentis quem Itali quidem
per gl scribunt . . Hispani vero per duplex 11 . . fiUe [/. ] m . . s)-llabam . .
finiens . . pronuntiatur ut n . . ita ut non modo non labia non occludantur,
sed etiam linguae mucro dentium radicem non feriat . . cjuasi dimi-
diato sono [sc. diphthongo. cf. p. 154^ . . mucrone vidclicet linguae minime
illiso superiorum dentium radici . . quo vitio intcr Eranct^s laborant ctianmuni
hodie Normanni . . n . . saepe sonum iiucndam edit mollem admodum. Italis quo-
que et I lispanis familiärem, quem illi t|uidem ut et Eranci per gn . isti vero per
n sui)erinducta lineola signatum scribunt . . n . . gagner [.vi. De diphthongis
. . in unis neutra vocalis auditur, sed tertius quidem sonus e\ utraquc conllatus
[monophthongus , in aliis vero utraque profertur, sed in unicam syllabam coiens
diphth.': ai . . mixtus . . sonus is videlicet quem c apcrto attribuimus mai.stre
[/•;; . . au et ao . . alitcr prc^nunciatur quam scribitur, sie nimirum ut vel
174
V. Tkciimkr.
parum vcl nihil admoduni diffcrat ab o . . vaux j . . eu. In hac diphth. neutra
vocalis distincte. sed sonus ([uidam ex c et u 'afr. cu : o] temperatus auditur,
quem et Graecis et Latiiiis ignotuni vix liceat ulla descriptione peregrinis ex-
prinierc doch, durch Angabe der einzehien Artikulationen, welche den Laut
bilden, namentlich der Zunge und der Li[)pen : zwei Arten dieses r^ -Lautes
unterscheidet B. nicht ; er stellt die Beispiele peu paucum) und seur (soror)
auf gleiche Stufe und bemerkt nur. dali letzteres sich \'on seur (securus) unter-
scheide; dieses werde besser mit u geschrieben; . . oi = oai et diphth. ai pro
e aperto, ut loi [^a] . . ou. In hac diphth. neque o sonoram neque u exile.
sed mixtus ex utroquc sonus auditur quo . . Romani vero suum u vocale. ut
et nunc Germani. efferebant j;/] . . ie . . ui le }/■:. ii i]. B. unterscheidet duo
tempora, longum . . breve . . tres tonos . . acutum, gravem, circumflexum
■-. . Illud autem certo di.xerim, sie concurrere in Francia lingua ton um acutum
cum tempore longo, ut nulla syllaba producatur quae itidem non attoUatur.
nee attollatur ulla quae non itidem acuatur. ac proinde sit eadem syllaba acuta
quae producta, et eadem gravis quae correpta. Sed tonus vocis inten-
tionem, tempus productionem vocalis indicat . . lila producta in Francica lingua
etiam in monosyllabis animadvertitur . quae est propria vis accentus circum-
flexi. Diese einfachen Verhältnisse von Stimmhöhe, Stärke und Dauer passen
wohl zu den normalen ph)-siologischen der allgemeinen Phonetik, leider aber
nicht zu denen, die Meigret für das i6. und die neuern Phonetiker für das
i8. und 19. Jh. beschreiben. Sunt autem hoc loco mihi admonendi peregrini.
paucissimas esse Ion gas syUabas in Francica lingua prae innumerali
brevium multitudine ideshalb empfiehlt es sich, die langen und nur diese zu be-
zeichnen; bei Bespr. von Baif S. 170 ist bereits erwähnt worden, daß die fr.
Ausspr. sich aus diesem Grunde wenig für das Versmaß nach der Dauer eignet .'
Wie DE Beze S. 167 als Vertreter der hergebrachten Schreibung angeführt worden,
so stellt er hier in recht eingehender Weise die anerkannte fr. Ausspr. seiner
Zeit dar, im Gegensatz zur mundartlichen, welche Meigret zu sehr in den
Vordergrund gestellt hatte. Beide, die anerkannt normale wie die mundart-
liche Ausspr. haben ihre Berechtigung und Wichtigkeit, jene mehr für den
Unterricht, diese mehr für die Sprachwissenschaft.
Wir sind ans Ende des 16. Jh. gelangt. Die Besprechung der eigenartigen
Werke von Meigret und Baif hat mir Veranlassung gegeben, die Leser durch
die z. gr. T. recht unwegsam und labyrinthisch erscheinenden Pfade der leider
noch zu wenig angebahnten fr. Phonetik und Phonographie jener Übergangs-
I Von O. DE LANOUE: DICTIONNAIRE des RIMES FRANCOISES . . l'oRTHOGR.\PHE FRANC.,
1596, und seiner Bedeutung für die Kenntnis der fr. Ausspr. der Zeit, bemerkt Thurot S. xliv :
II n'a ete public ni avant ni depuis un traite de prononciation qui puisse a cet egard etre com-
pare a. son ouvrage. On doit accorder ä son temoignage la plus grande confiance. Son ortho-
graphe est rapprochee a la prononciation. Hiernach verdiente dieses Werk vor allem einen
Neudruck. Didot schreibt darüber S. 222: L'auteur est un neographe modere, 'je sgay, dit il,
qu'il semblera a beaucoup trop audacieuse entreprise de blasmer ce que la plus part trouuent
bon . . L'escriture est une Image de la parole, comme la peinture des corps visibles . . ceux qui
donnent aux lettres la mesme vertu que nous leur attribuons en nostre alphabeth chose qui tient
semblable rang pour rintelligence de ce qui est escrit, que fait la veue pour les pourtraits , s ils
lisoyent un mot poitr l'autre, ils seroyent a bon droit reprehensibles.'
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
/ D
zeit zu führen. Vielleicht ist mancher ermüdet unterwegs geblieben. Die-
jenigen, welche nicht die Mühe gescheut, mir bisher zu folgen, werden, so
hoffe ich, durch den Überblick auf S. 145^^ entschädigt werden, welcher sich
uns schon an diesem Grenzpunkte bietet: vieles, was früher im einzelnen ver-
worren und unklar erschien, fügt sich jetzt bereits mehr einheitlich und orga-
nisch zu einem Ganzen. Und der Überblick wird sich noch klarer gestalten,
wenn wir erst so weit gekommen sind, die Vergangenheit mit der Gegen-
wart vergleichen zu können. Denn wie das Spätere durch das Frühere erklärt
wird, so wirft auch das Gegenwärtige sein helleres Licht auf das Vergangene
zurück, was in der neuern Sprachw. noch immer nicht genügend gewürdigt
wird, jedenfalls hat es noch nicht zu folgerichtiger Anwendung der induktiven
Methode geführt. Es bewährt sich letztere Weise, hier und auch für die Ge-
schichte der engl. Phonetik, wie wir sehen werden. Für die fr. Phonetik hat
ähnliches bereits Genin in einem Briefe an Littre de la pron. du vieux fr.,
1855 angedeutet, mit dessen phonetischen Auffassungen ich im übrigen nur
wenig übereinstimmen kann. ' Vielleicht finde ich die Zeit später auf die altfr.
Ausspr. näher einzugehen, zu deren Feststellung uns freilich keine solchen An-
gaben von Grammatikern der Zeit zu Gebote stehen wie im 16. Jh.: vor der
Hand hat G. Paris' tableau sommaire de la prononciation du fran^. au XF
et au Xlir s. uns einen im ganzen recht klaren Einblick in einen und zwar den
wesentlichsten Teil der afr. Phonetik gewährt. Seine Lautübersicht paßt treff-
lich zu derjenigen, welche sich uns aus eingehendem Studium der Geschichte
der fr. Phonetik vom Beginn des 16. Jh. bis zur Gegenwart ergibt: es stellt
sich bei der Vgl. der Lautübersichten der aufeinanderfolgenden Jh. zwar nicht
volle Übereinstimmung im einzelnen, aber doch der ganzen Anlage des Laut-
systems, der Artikulationsbasis unzweifelhaft heraus. Den Überblick zunächst
der fr. Laute des 16., in {. .' auch der erst in den folgenden Jhh.. unter-
• Genin sagt S. 347 : Voulez-vous que je vous dise ina pensee tout entiere? 11 n y a jamais eu
et il n'y aura jamais d'orthographe exacte , parce que le point de depart du Systeme ne peut se
trouver dans la nature [WiLKiNS hat in seinem kssav das Gegenteil bewiesen , et sera necessairement
pris dans la Convention. Or , la Convention, chacun la fait a sa guise . . Ainsi , toute notation
n'est qu'approximative et laisse a deviner [leider hat G. seine Neigung zur Divination auf unserm
Gebiet nicht gehörig gezügeltj. Je sais parfaitement, je suis le premier a declarer que le vieux
frang. tient au frang. moderne par une multitude de rapports; mais je place ces rapport
dans le langage parle, et je rejette la plupart des differences dans la valeur des deux systemes
de notation, des deux orthogra])hes. Oui, je pose en fait qii'un Franc, du temps de l'llli.liM'K-
AiGUSTK, ressuscite et haranguant sur une de nos places publiques, seroit compris plus facilement,
sans comparaison, qu'on ne comprend a la lecture un ecvivain de la meme eiKuiue . . mes hypo-
theses, mes systemes . . rapprochant le langage de nos peres de notre langage. concluent ;\ la
tradition ini nt err o mpu e , a lunite du i^arler; tandis que votre maniere ile vuir pose en
jnnncipe la dissemblance et presque la contradiction du leur au notre. G. gedenkt im .\nschluU
daran des Unterschiedes der höhern und niedern Ausspr.: Getto double prünt)nciation la
familiere et la declamee], qui remonte h l'origine de la langue fr., s'est maintonue jusipi'au
XVIII'" s. ; meme eile subsiste encore , mais eile tenil de jour en jour a s elTacer et a disparaitre.
J'attribue cela a l'influence du theatre [von noch größerm lünlluß ist hier wohl die .^chule . oii
la pron. severe regne exclusivement , et d'oü eile s'est repamhie, au prejudice de la pron. fami-
liere . . et ]iar 1^ s'est nivelee la Separation entre les deux styles . . Notre versi fication
moderne garde la trace de ce detail de l'art ancien Iman vgl. für die fr. X'erslehre die Dar-
stellungen von r>AiK S. 169, d'Oi.ui'.i' S. 1S3. Tassv uiul i'.Aii.r weiter unten.
Ij5 ^- Tj.'llMtK.
schiedenen Laute habe ich auf S. 145' namentlich nach Meigret und Baik dar-
gestellt, unter Berücksichtigung auch der Darstellung der übrigen fr. Phone-
tiker dieses Jh. besonders des so zuverlässigen Beze. Leider fehlt den letztern
die rechte phj'siologische Auffassungsweise, wie auch ihren Berichterstattern
Thurot, Livet und Didot. Um auch in dem Überblick möglichst treu das
eigene Wesen der fr. Phonetik zum Ausdruck zu bringen , habe ich die
physiologischen Benennungen nicht nach meiner Weise setzen lassen, sondern
in der Hauptsache wörtlich den fr. phonetischen Darstellungen selbst entlehnt:
G. DES AUTELS ,1550), Cl. DE ST. LiEN (1580), DE LA RaMEE 168, PoRT-RoVAL
(1660 S. 178), auch MoLiERE '1670 S. 178;, Boixdin (1709 S. 186), de Brosses
(1765 S. 188) u. aa., worauf ich auch im weitern Verlauf noch aufmerksam
machen werde.
Ich habe in meiner phoxeiik l. 2 gezeigt, dal.< Aristoteles der erste war.
welcher die naturwissenschaftliche Methode vergleichender Beobachtung auf
die Lautlehre angewandt. Die wahre Grundlage zu einer allgemeinen
Phonetik hat aber erst der Däne J. Matthle mit seiner Schrift de vera
LiTERARUM DocTRiNA s. LiTERARUM PHYsicA, 1586, geschafifen, wclche hier \'. 90 ff.
neugedruckt worden. Seine P'orschungsweise war ganz im Sinne des Aristo-
teles, auf den er, wie auf Galen, mit Vorliebe zurückgreift ; dieselbe Methode,
welche dann auch bald von Galilei und Bacox auf dem Gebiet der Natur-
wissenschaft gepflegt und empfohlen wurde.' Matthl^^ hatte freilich reichlichem
Stoff zur Vgl. als Aristoteles: ihm standen nicht bloß die Ergebnisse der
lautlichen Untersuchungen der Griechen, sondern die der Römer, Semiten,
Humanisten und Grammatiker des i6. Jh., auch der franz. dieser Zeit zur
Verfügung (vgl. i. z. V. 89).^
Doch w'enden wir unsre Blicke wieder nach Frankreich zurück. Die ein-
ander z. T. so widersprechenden Ergebnisse der fr. Grammatiker und die
erfolglose Bethätigung fr. Phonographiker scheinen den Gelehrten in F'rank-
reich diesen Teil der Sprachw. in der Folgezeit etwas verleidet zu haben. Die
ACADEMiE fr. entschied sich in der i. A. seines dict. 1694 für etymologische
Schreibung- und hat seitdem in dieser Richtung bestimmend gewirkt. Die
Etymographie triumphierte über die Phonographie.
1 Vgl. W. WhEWF.LL: HISTORY OF THE INDUCTIVE SCIENCES, 1857 lind ON THE PHILO-
SOPHY OF DISCOVERY, 1860: ARISTOTLE i8, GALILEO I16, BaCON I25.
2 Übrigens ist Matthi^ nicht der erste Skandinavier, welcher in der Geschichte der Pho-
netik unsre Aufmerksamkeit in besonderm Maße in Anspruch nimmt. Schon aus dem Mittelalter,
dem 12. Jh., früher als bei den andern abendländischen Völkern, haben wir isländische Abhh. von
Bedeutung für die Phonetik und Phonographik vgl. EDDA Snorra Sturlusonar. edda Snorronis
Stuklaei. t. I. coxtinens : tract.^tus philologicos et additamenta ex cod. ms. 1852, I — 249,
SAMFUND 1884 — 86; Bj. M. Olsen: den tredje og fj^erde gram. afh. i Snorres edda. 1884;
V. Dahlerup und F. Jönsson : den f0rste og anden gram. afh. i Snorres f:dd.\ , 1886;
E. Mogk: der sog. 2. gram, tractat der Snorra-edda, Habilitationsschrift und ztschr. f.
D. PHILO!.. , 1889. Ich werde vielleicht bald Gelegenheit haben, darüber eingehender zu berichten.
Auch in der Gegenwart wird die Phonetik nirgends mehr gepflegt als in den skandinavischen
Ländern. Von der Universität Upsala ist diese Wissenschaft wohl zuerst mit als Lehrfach für
sich anerkannt worden vgl. Lundell: die Phonetik als Universitätsfach, phon. stud. i. 121.
HEITRAG ZIR GESCHICHTE DER KRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
177
XVII. JAHRHUNDERT.
Nur wenige fr. Werke des 17. Jh. geben zu einem Berichte in der Ge-
schichte der Phonetik Veranlassung. '
PORT-ROYAL (ArNAüLD ET LaNCELOT : GRAMMAIRE GENERALE ET RAISONXEE
CONTEXANT LES FONDEMEMS DE l'aRT DE PARLER, EXPLIQUES DUX'E MAXIERE CLAIRE
ET xaturelle. 1660. Ich berichte nach der A. von A. Baillv 1846.
I Erwähnung verdienen : DU Val : LESCHOLE ER. roUR Al'PRENDRE .\ BIEN PARLER ET
ECRIRE, 1604.
ROB. POISSON : .\LFABET NOUVEAU DE LA VREE ET PURE ORTOGRAEE FRANSOIZE ET MODELE
sus ISELUI. EN FORME DE DixiONERE, 1609. P. deutet unter jedem Buchstaben des Alphabets
dessen phonetischen Wert in Versen an, nebst Beisp. ; ich gebe als Probe ch in eher = S,,
wofür er ein neues Zeichen einführt:
Che, nouvelle inventee aet propre et nescsere
Pour fere eher, choisir, charite, chiche, chois.
Car ch a un son totalement contrere ;
Preuve: echo, cheur, et chorde, echolier, echosois.
Et. Si.mon : la vrave et ancienne orthogr.\phe fr.a.ncoise restauree, 1609. S. hat
eine zu große Vorliebe für die Verdoppelung der Buchstaben.
Fr. M. Mersenne : Harmonie universelle, 1636 — 7, 11. 6^ traite de l.\ voix et des
CH.VNTS. 70 traite de LA NATURE DES SONS.
Cl. f. DE VaUGELAS : remarques SUR LA LANGUE FR.-VNCOISE, 1647. AVEC DES NOTES
DE Patru et Thom. Corneille, 1738, wonach ich berichte. V. ist um 1585 in Ch.\mberi ge-
boren. Seine Bemerkungen beziehen sich mehr auf die fr. Spr. im allgemeinen . gelegentlich
aber auch auf die Ausspr. und Schreibung. Er ist ein Gegner der übertreibenden Et)mographie.
^lit Horaz betont er in dem Vorwort den Usus: l'usage que chacun reconnoit pour le Maitre
et le Souverain des I.angues Vivantes . . Le bon usage . . cest la fagon de parier de la plus
saine partie la Cour, conformement a la fagon decrire de la plus saine partie des Auteurs
du temps. Soweit urteilt V. sehr vorsichtig. Wo man über den guten Gebrauch im Zweifel
sei, habe die Analogie zu entscheiden: 1' Analogie n'est autre chose quun usage particulier,
quen cas pareil on infere dun usage general qni est dejä etabli ; ou bien encore , c est une
ressemblance ou une conformite qui se trouve aux choses deja etablies. Bei solchen Ent-
scheidungen ging V. freilich oft fehl , weil ihm ganz die geschichtliche Kenntnis der fr. Spr.
mangelte ; über den Ursprung und die Entwickelung der letztern hatte er recht verkehrte An-
sichten; so leitete er z.B. das Fr. vom Gallischen ab. Statt sich in bedenklichen Fällen in
der Geschichte der Spr. Rat zu holen, wendet er .sich an die Frauen imd meint in. r. ni: Que
dans les doutes de la Langue il vaut mieux pour l'ordinaire consulter les femmes et ceux qui
n'ont point etudie, que ceux qui sont bien savans en la I>. Grecque et en la Lat. In der Ausspr.
urteilte er oft nach willkürlichen Gründen, z. B. nach der plus grande douceur . . notre langue
aime la douceur de la pron. . . Doch scheint er nachsichtig übler Gewöhnung gegenüber, 1. rem.
XIX: il y a une maxime generale en matiere de cacophonie, ou de niauvais son, que Ic.n
choses qui se disent ordinairement , n'offensent jamais l'oreille parce qu eile y est toute accou-
tumee. Er gibt der .ausspr. des Umgangs, en discours familicr et dans les rxiclies , den Vorzug
vor der altern Ausspr., wie sie im öffentlichen Vortrag und in der Dichtung angewendet werde.
Als Beispiel seiner Weise will ich noch den Anfang der rem. cx anführen: Quand la diphth. oi
doit etre pron. comme eile est ecrite, ou bien en ai: .V la cour on pron. beaucoup de mots
ecrits avec la diphth. oi , comme s ils etoient ecrits avec la diphth. ai . parce (jue cette dcrniere
est incomparablement plus douce et plus delicate. A mpn gre cest une des beautez de notre 1..,
a l'ouir parier, ([ue la pron. d'ai , pour oi : je faisais. Im allgemeinen scheint V. nach iii. K.
ccccxvu. sich weniger von der geschriebenen Sjir. in seinem L'rteil bestimmen zu Ixssen als von
der gesprochenen Spr., fagon qui est quanil on parle, car 1 ecriture n est ipi une image de la
Tkchmkk, ztsluk. V. '2
178
F. Tkciimkr.
I. Teil. Kap. i. Des lettres comme sons et preniierement des voyelles.
Sie werden unterschieden Selon les diverses ouvertures de la bouche. welchen
zutreffenden Ausdruck wir auch bei Molikkk unten auf dieser Seite finden und in
parole et la copie de Toriginal ; de sortc (jnc 1 usage so prcnd , non pas de ce que 1 on ecrit,
mais de ce (jue Ion prononce en parlant. TiiiROT sagt I. ix : Lhistoire de la gram. fr. est
partagee par la pnblication des kk.m. jjk Vaug. '1547, en deux pe.Lodes. Für die Geächichte
der fr. Phonetik hat V. solche Bedeutung keinesfalls, wie es in der Einteilung von THrRnis
Werk angedeutet Hegt. Ich habe deshalb im Altfr. wie im Nfr. die Einteilung nach Jhh. vor-
gezogen [vgl. unten TiiUROT:.
L. Clin ri.ET : essay ))'ine parfaite grammaire de i.a i.angie francoise, 1659. Im
2. T. befindet sich ein traite nv. ea i'RON. et de i.'ortuogr. Ist in zahlreichen Aufl. erschienen
\ind scheint die Schreibung der i. A. des dict. de i.'ac. fr. beeinflußt zu haben.
A. BoDEAU DE SOMAIZE : EE GRAND DICTIONNAIRE DES I'RETIEUSES , 1661. Grundsatz der
letztern war : que Ion diminueroit tous les mots et que Ton en österoit toutes les lettres super-
flues. Eine große Zahl ihrer Änderungen sind von der AC. FR. anerkannt worden. Die unleug-
bare Bedeutimg der prec. für die fr. Spr. und Schreibung hat Moeiere ebenso unterschätzt wie
die der Lautiermethode von Cordemoy und Port-Rovai,. Zu erwähnen ist, daß die PREC. zu
Verbreitung des Zäpfchen-r anstatt des Zungenspitzen -r, welches Cordemoy und Mm.ii'.RE allein
beschreiben, beigetragen haben vgl. die Übersicht S. 145*).
P. RICHELET: DICT.IONNAIRE DE RIMES DANS UN NOUVEL ORDRE, 1667. LA VERSIFICATION
FR., 1671. — NOUVEAU DiCTiON., 1693. R. bemerkt in der letztgen. A. : on s'est eforce de
faciliter, autant qu on piit 1 exprimer , la pron. des mots, qui ne se peiit pourtant bien jamais
aprendre qu'on ne les entende pron. de vive voix.
Cordemoy membre de I'ac. fr. : discours physique [I] de la farole, 1668. MoLiiiRE hat
diesem Buch den Stoff zu der bekannten 6. Sz. des 2. Aktes im Bourgeois gentilhomme 1670
entlehnt. Die in Frage kommende Stelle lautet bei Cord. : Si . . on ouvre la bouche autant qu'on
la peut ouvrir en criant, on ne sauroit former qu'une voix en a. Que si 1 on ouvre un peu moins
la bouche, en avancant la mächoire den bas vers celle den haut, on formera une autre
voix terminee en e. Et si 1 on approche encore im peu davantage les mächoires l'une de lautre,
sans toutefois que les dents se touchent, on formera une troisieme voix en i. Mais si, au con-
traire, on vient a ouvrir les mächoires , et a rapprocher en meme temps les levres par les deux
coins, le haut et le bas, sans neanmoins les fermer tout-a-fait , on formera une voix en o. Si
l'on rapproche les dents . . et . . allonge [?] les deux levres, sans les joindre tout-a-fait, on fonnera
une voix en u . . I^a lettre f se prononce quand on Joint la levre de dessous aux dents de
dessus. Et la lettre r en portent le b out de la langue jusqu au haut du palais , de maniere
qu'etant frolee par 1 air qui sort . . eile lui cede et revient souvent au meme endroit. Man be-
achte die Zusätze bei Moliere, der als Schauspieler jedenfalls die sichtbaren Artikulationen .1. z.
I. 110, in. 394, IV. 267, V. 61;, vielleicht auch die für die rechte Artikulation so wichtige Ope-
rationsbasis zu beobachten Veranlassung hatte: et ecartant les deux coins de la boiiche vers
les oreilles , a e i und l'ouverture de la bouche fait justement comme un petit rond qui
represente un o; ferner: la voix u se forme en allongeant les deux levres en dehors . . comme
si vous faisiez la moue. Der Zusatz en dehors enthält eine wesentliche Berichtigung, denn en
allongeant les deux levres en dedans, oder wie Mol. sagt, en ecartant les deux coins de la
bouche vers les oreilles, on formera les voyelles e, i, welche man also allongees nennen könnte,
im Gegensatz zu den ouvertures rondes. Man vgl. Galeoti Martii de homine libri duo
CUM ANNOTATIONIBUS Georgii MeruL:« cap. de literis , welches Buch im 15. Jh. wohl bekannt
war und sowohl von Cord., wie von Mol. benutzt zxi sein scheint; darin findet sich auch der
Ausdruck ore rotiindo loqui. Die Unzulänglichkeit der Belsserungsversuche von MoL. beweist, daß
ihm das rechte Verständnis für die Phonetik fehlte ; er hätte sonst nicht , wo es sich um Dar-
stellung der Erzeugungsweise der Öffner handelte die Reihe a o u [//j nach der fr. Buchstaben-
folge, sondern die Reihe a o ou [u] nach der natürlichen Eautfolge vorgeführt. ^\rs non habet
osorem nisi ignorantem. Plätte er die Einsicht in das Wesen und die Bedeutung der Lautier-
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
179
der Übersicht S. 145^ verwerten vgl. Aristoteles: c^x^MOtta. J. Matthew:: motus
linguae et labii lenior (i. z. V. 85) und Wilkixs : apert sounds (i. z. IV. 346)]:
a. e ouvert, e muet, e ferme, bzhw. im Worte nettete , i, o 'ouvert. 6 ferme
in cotte und coste] . u, prononce ou 11 . comme faisoient les Latins et comme
fönt encore les Italiens et les Espagnols, a un son tres-difterent de l'u, comme
le pronongoient les Grecs. et comme le prononcent encore les Frangois u\.
Eu. comme il est dans feu, peu , fait encore un son simple 0 . Bei den
Consonnes Kap. 2 wird von einer application particuliere de quelqu'une
des parties de la bouche (Aristoteles: TTpoc- und (JuußoXai. Matthi.e:
majore motu et strepitu. Wilkins: closed sounds; die neuern fr. Phonetiker
verwenden dafür articulations im engern Sinne, welche Benennung ich in
der fr. Übersicht, S. 145'', verwende gesprochen, also im Gegensatz zu den
oben bei den voy. gen. ouvertures de la bouche: diese oberste Einteilung
der Laute ist klarer ausgesprochen als bei Matthli; (hier V. 85 f., 96. 100).
aber weniger ausgeführt als bei Wilkins IV. 346, 35 1;. 11 in fille wird dem
span. 11 und dem ital. gl. ; n liquide dem span. n und dem ital. gn gleich-
gestellt; jeder von beiden Lauten also als einfach betrachtet: x .\ . Kap. 3
die Silbe. Kap. 4 der Accent. Kap. 5 die Buchstaben, lettres considerees
comme Caracteres: man beachte die Reihenfolge: zuerst die Lautwerte,
dann die Lautzeichen: II aurait fallu observer quatre choses pour les mettre
en leur perfection: 1° que toute figure marquät quelque son. c"est-ä-dire
qu'on n'ecrivit rien qui ne se pronongät; 2° que tout son füt marque par une
figure. c'est-ä-dire, qu'on ne pronongat rien qui ne füt ecrit; 3° que chaque
methode gehabt, Avie etwa die Gelehrten von Port-Royai. vor ihm, so würde er dieselbe gewiß
gefördert haben, statt sie der Schule zu verleiden; er würde wie ein Jh. später D. Garrick und
Lord MoNBODDO Joshua Steele gegenüber gethan, die Phonetiker eher in ihren mühsamen, doch
nützlichen Untersuchungen ermuntert als sie zum Gegenstand des Spottes gemacht haben. Auch
in seiner \'erspottung der Precieuses hat er ja die Kenner der fr. I.itteratur nicht mehr als Lacher
auf seiner Seite. Man beachte bei Cordemoy das Bestreben die Erzeugung der Laute fest-
zustellen.
L. de i/Esclache: les veritables regles de l'ortooraee fr.\nceze, 1868.
Lartigaut : les progres de LA veritakle ortografe, 1669. Das Buch ist für die Ikur-
teiiung der Ausspr. am Hofe Ludwigs xr\'. von besonderm Wert.
Gilles Menage: observ.vtions sur la langue francoise, 1672. Seine Schreibvmg n.Hhert
sich der Ausspr., doch nicht genug, um phonetisch genannt werden zu können.
J. Hlndret; l'art de bien prononcer et de bien parler LA L. fr., 16S7, mit treulichen
Vorbemerkungen über Ausspr.
DE LA Touche: l'art de bien parler fran^ois , 1696. Nach TurKOi' protest.int refugie
en Angleterre, donna des legons franc. au duc de Glocester , fils de la reine .\nnk. Tm rot
führt folgende Stelle aus seiner Kritik der i. .\. des dict.de l'ac, 1694, in Betreff der Ausspr.
.nn S. XXI : on a et^ fort suqjris de voir qu ils ont negligc un article si important, sans quoi leur
iiicr. ne peut etre que fort defectueux. II ne sagissoit pas, comme ils le iiretendent. de donner
des regles aux etrangers seulement. La plupart des Fran^-. en ont autant besoin qu eux dans une
infmite de mots, et nos savans academiciens sont une bonne preuve que les plus habiles memes
nc s'accordent pas toujours en ce point l.i. II est \xvi\ qu'ils sont donne (pielques regles sur cer-
t.iines lettres ; mais c est si peu clc chose qu'on nen est g\iere plus eclaire. et on demeure gene-
ralement dans le meme cmbarras oü Ion etoit auparavant. Man vgl. "H" ^r. IL- niw il.m Wirwnrt
der letzten A. des dict. oben S. 146.
l8o !■• TliCHMKR.
figure ne marquat qu'un son. ou simple ou double: car ce n"est pas contre la
perfection de Tecriture qu'il y ait des lettres doubles puisqu'elles la facilitent
en abregeant [diese Verwendung einfacher Buchstaben für mehrere aufeinander-
folgende Laute würde den ersten Grundsätzen phonetischer Schreibung wider-
sprechen]; 4° quun meme son nc füt point marque par differentes figures.
[Bei diesen Grundsätzen, welche bis auf die eben angedeutete, nicht zu billi-
gende Ausnahme streng phonetisch sind, können die \'(f. la diversite qui
se trouve entre la pron. et l'ecriture nur als einen mangelhaften Zustand
betrachten, welcher freilich schwer zu ändern seii . . Ouelques-uns se sont ima-
gine qu'ils pourraient corriger ce defaut . . il ne faut pas s'imaginer qu'il soit
facile de faire changer ä toute une nation tant de caracteres auxquels eile est
accoutumee depuis longtemps, puisque Tempereur Claudius ne put pas meme venir
ä bout d'en introdroire un (vgl. S. 150U Im 6. Kap. D'une nouvelle maniere
pour apprendre ä lire facilement en toutes sortes de langues. II semble
donc que la voie la plus naturelle, comme quelques gens d'esprit ' Tont deja
remarque, serait que ceux qui montrent ä lire, n'apprissent d'abord aux enfants
ä connaitre leurs lettres que par le nom de leur prononc. . . Qu'on ne leur
nommat aussi les cons. que par leur son naturel. Die Vf(. haben also jeden-
falls das Verdienst die Lautiermethode, wenn auch nicht überhaupt, doch in
Frankreich zuerst empfohlen zu haben. Lancelot hat später noch veröffent-
licht: BREUE INSTRUCTION SUR LES REGLES DE LA POESIE FR., 1 663 .
Die ersten Bemühungen der ac. fr. um die fr. Schreibung kann man be-
urteilen nach den cahiers de remarques sur l'orthographe fr. pour estre
examinez par chacun de MESS. DE LAC, 1673. d'Olivet Sagt in seiner hist.
DE l'ac. II., die Ak. habe festgehalten an der ancienne maniere d'ecrire , qui
marque l'analogie et l'etymologie des mots , au lieu de se conformer ä
la nouvelle . qui supprime ou qui remplace par des accens la pluspart des
lettres inutiles pour la pron. . . A legard de Torthogr., coijime en tout qui
concerne la langue, jamais l'Ac. ne pretendit rien innover, den affecter.
Louis DE CoURCILLON, ABBE DE DaNGEAU: ESSAIS DE GRAMMAIRE, 1 694
1722. D. ist 1643 in Paris geboren. Remedes aus defauts de la vieille orto-
grafe : J'ai mis au comancemant de chaque ligne les sons simples qu'il s'agit
de signifier, j'ai ajoute pour ex. a chacun de ces sons simples un mot fran-
sois ou se trouve le son simple; et ä la fin de la ligne j'ai mis le caractere
dont on peut se servir pour l'exprimer.
Eu come dans feu . . Les imprimeurs poüront avoir des caracteres, ou
ces deux letres seront acolees . . J'ai remarque . . que cete voyele (eu) a
quelquefois un son ouvert , come dans bonheur . . ; alors on poüra se servir
de l'accent grave sur l'e, en cete sorte bonheur . . E feminin, come dans
porte ; e ouvert , come dans apres ; e ferme come dans bonte . . Pour les
voyeles nazales, ou esclavones . on les distinguera des voy. simples dont
eles approchent le plus . . par une petite ligne au dessus . . an come dans le
I V. ICKELSAMER : TEUTSCHE GRAMMATICA , I.A. 153I, 2. A. von J. PeTREIUS 1537, 3- A.
von Kohler 1881 ; Bonet : reduct. de las i.etras y arte para ensenar a haülar los
MUDOS, 1620.
BEITRAG ZUR r.ESCHICHTE DER FRANZ. VND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. igl
mot danser, ä; en come dans bien, e ; in come dans ingrat f [der letzte nasale
Öffner ist nicht allgemein anerkannt worden, vgl. z. B. Duclos S. 183" . on
come dans bonte, d ; un come dans comun, if . . Pour prononcer chacun
des sons des simples consones, il n'y a qu"a joindre la pron. dun e feminin a la
cons . . be . . pe . . ve . . fe . . me . . de . . te . . gue . . ke . . ne . . ze . . se . .
je . . Le caractere c ne servira plus qu'a marquer la letre siflante que ous
exprimons presantemant par ch, come dans chariot . . le . . re . . 11 ou 1
mouillee come dans . . fiUe ; gne ou n mouillee come dans vigne . . je marque
ces deus cons. mouillees par de petites lignes qui les trav^ersent . . on
poüra se servir pour 11 mouillee de deus 11 acolees . . pour exprimer le son de l'n
mouillee, . . de In avec un trait dessus. come s'en servent les Espagnols qui
la noment n con tilde . . he aspiration come dans hazard . . Come je ne crois
pas qu'il soit necessaire de marquer quand la voyele est breve, on marquera
seulement celes qui sont longues, par les chevrons ' ausquels on est acou-
tume . . On poüroit regier que les letres qui ne se prononcent jamais come
le b de plomb ne s'ccrivissent jamais; et pour celes qui varient. on poüroit
regier qu'on metroit un point sous la letre qui ne se prononce pas . . Ceux
qui savent lire presantement trouveront peu de changemant dans nos caracteres :
et ceus qui ne savent pas lire poüront en moins dun mois aprandre la valeur
de tous nos caracteres et lire sans faire de fautes . . II ne faut pas croire que
le public soit enemi de tous ces changemans. N"a-t-on pas re^u . . les j cons.
et les V cons.? N'y a-t-il pas un grand nombre de gens eclaires qui ont
retranche les s qui ne se prononcent pas , et qui ont admis les accents ^ )
pour marquer la longueur des silabes? L'Acad. ele-meme, si atachee aux
anciens usages, n'a-t-ele pas amploye ces chevrons en quelques ocasions? . .
faisons de notre cote ce que nous poürons, et laissons faire au tams: il fera
le reste. D. unterschied als cons. fortes: pftsk.. und als faibles:
b V d z g . .
Die Ergebnisse der fr. Phon, im 17. Jh. sind hiernach nicht sehr bedeu-
tend. Die Gelehrten von Port-Royal haben die oberste Unterscheidung der
voy. und cons. nach den Artikulationen des Mundes (ouvertures de la bouche.
application particuliere de quelqu'une des parties de la bouche) klarer gestellt
und der Lautiermethode das Wort geredet. Molukk hat für die Vorderzungen-
üffncr e i die Längsöffnung der Lippen ecartant les deux coins de la bouche
vers les oreilles) im Gegensatz zur Rundöffnung (rond) bei o u unterschieden ;
Dangeau das fr. Digramm eu nicht bloß als einfachen Offner anerkannt, son-
dern bereits genauer einen son ferme in feu und ouvert in bonhcur unter-
schieden, auch in seiner Schreibung; 1 und n mouille hat er wie PoKr-R. als
einfache Schließer beschrieben und als solche bezeichnet. Sein nasales f diüfen
wir wohl nicht zu den anerkannten Lauten rechnen ; seine Schreibung der
nasalen Öffner mit " hat in phonetischer Transskr. Nachahmung gefunden.
In der Übersicht der fr. Laute S. I45"' ist also für das 17. Jh. kein Laut als
neu unterschieden zu verzeichnen.
Die Phonetik fand im 17. Jh. ihre Hauptpflcgestatte in l'ngland. Über
die engl. Phonetiker jenes Jh. hat Im.lis in kakia' knci.. i-kon. 30 — 46, 007 —
1039 den vollständigsten und zuverlässigsten Pcricht gegeben. X'mi den drei
1 82 I*". Techmf.r.
Hauptwerken der Zeit über Phonetik, von Wallis (1653). Wilkins (1668,,
Holder (1669) ist das erste in vielen Auflagen erschienen, Wilkixs' essay hier
IV. 339 ff. z.T. wieder herausgegeben worden, Holdkrs 7;lkments ov spkech
sollen in einem der nächsten Bde. der i. z. vollständig neugedruckt werden,
wie auch weiter die wichtigsten und schwer zugänglichen engl, phonetischen
Abh. des 18. Jh. Indem ich auf Wilkixs" besonders für die Phonographie
bedeutendes Werk verweise , will ich eine Nachahmung desselben aus der fr.
Phonographie des 18. Jh. besprechen, deren Wert derzeit überschätzt worden
ist. So wird es z. B. in der encvclopedie mi^thouk^ue, orammaire et littera-
TURE, 1782 in Fragen der Artikulation, Orthographie (von Beauz^e), P^tymologie
(Turgot) u. a. als Hauptquelle betrachtet und auch J. Tele, der freilich nicht
maßgebend ist. nennt de Brosses S. 104 notre celebre linguiste und sein hier
zu besprechendes Werk ein ceuvre capitale en linguistique ; der vorsichtigere
Thurot schweigt über ihn ganz und hat gewiß seine guten Gründe dafür. Da
aber anderseits sein gen. Werk so hoch gestellt worden, Turgot nennt es
curieux et instructif, so mag es in diesem Beitrag zur Geschichte der Pho-
netik und Phonographie als Kuriosum eingehender besprochen werden, de Brosses
ist -übrigens der einzige Franzose, soviel ich weiß, welcher sich mit der Bil-
dung einer Artikulationsschrift bemüht hat; freilich nur mit einer Nachbil-
dung , denn den Gedanken einer Artikulationsschrift und phonetischen Kurz-
schrift hat Wilkixs bereits ein Jh. vor ihm verwirklicht und dessen essav
sowie die Bemühungen von Leibxiz wegen einer vera characteristica sind,
wie sich aus unsrer Vergleichung ergeben wird, de Brosses wohl nicht unbe-
kannt geblieben.
XVIII. JAHRHUNDERT.
Bevor ich auf das Werk von de Brosses eingehe, will ich' über die frühern
fr. Grammatiker bzhw. Phonetiker des 18. Jh. kurz berichten. ' .
I L'abbe Regnier Desmarets (secretaire I'Erpetuel de i.'ac. fr., : traite de la gramm.
FR., 1705. R. verteidigt den Standpunkt des dict. de l'ac. gegen die Änderangsversuche, wie gegen
die Kritik von de i.a Touche 'vgl. oben S. 179' n. aa. in etwas engherziger Weise. Er sagt:
Oii en seroit-on dans chaque langiie , s'il falloit reformer les elements sur la difficiüte que les
enfants auroient ä bien retenir la valeur . . c'est aiix enfants a apprendre a lire conime leurs
peres et leurs grands-peres ont appris. Quant aux estrangers, pourquoy veut-on que la la fr.
fasse a leur egard ce que nulle langue ne fait ni ne doit faire, ä l'egard de ceux a qui eile est
estrangere? . . C'est ä ceux qui sont estrangers dans un pays a se conformer aux loix et aux
coustiimes du pays.
J. L. DE Grim.\rest: traite du rfxttatif , 1707. — fclaircissemens sur les principes
de la l. fr., i712.
Claude Buffier: orammaire francoise 1709.— avec ux traite de la pron. des e et
un abrege des reoles de la poesie fr., i7i4.
I>'abbe G[trard]: l'ortografe fran'coise Sans equivoques et dans ses principes natu-
RELS, I716.
Ch. Irenee Castel, abbe de st. -Pierre ;geb. in der Normandie 1658 : discours pour
perfectionner l'ortografe, mem. de Trevoux, 1724. — PROJET pour perfectiönner l'orto-
grafe des langues d'europe, 1730.
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. VXD ENGL. PHONETIK IND PHONOGRAPHIE. 183
Dodart: voix de l'hümme, Paris, acad. sc. 1700 S. 244: i7o6 S. 136:
1707 S. 66. D. wies nach, daß im Sprechinstrument die Luftröhre nur als
Windrohr wirke und daß ihre Erzitterungen nicht, wie man früher ange-
P. Restaut geb. in Beauvais 1696 : principes generaux et raisonnes de la gr. fr.,
AVEC DES OBSERVATIONS SUR l'oRTHOGRAPHE , LES ACCENTS, LA PONCTUATION ET LA PRON. ; ET
UN ABREGE DES REGLES DE LA VERSIFICATION FR., 1730, 2. ed. 1767. R. Unterscheidet ä i u
brefs et longs ; independamment de la quantite, i et u sont susceptibles dune modification aigne
ou grave [im Gegensatz zu Boindin S. 185 ; aigue und grave soll wohl hoch und tief sein"?].
L. Du Mas, inventeur du bureau tjpographique : LA bibliotheque des enfans, ou les
PREMIERS ELEMENS DES LETTRES, 4 vol. 1733 Vgl. unten RoLLiN . Der IV. Bd. 133 ff. handelt von
der Ausspr.
L'abbe d'Olivet sägt in seinem traite de la prosodie fr., i. A. 1736, über die Accent-
frage : Th. de Beze, le seul de nos Frang. qui paroisse l'avoir examinee, la decide hardiment
. . Mais cette pretendue Regle, a la prendre sans restriction est ^^siblement fausse. Pour y trouver
du \Tai, il faut la reduire ä ceci: Que pour Tordinaire, si nous haussous la voix, c'est sur une
syllabe longi.ie ; et si nous la baissons, cest sur une breve ..pour bien parier fr., il
ne faut point avoir d'accent . . a l'accent oratoire a regier notre prononciation . . Une
prononciation variee pour obeir a des syllabes materielles, sera-t-elle plus melodieuse qu'une
pron. variee pour obeir aux mouvemens de lame? Unter accent versteht O. "^inflexion de la
voix', unter 'quantite' la duree des syllabes, il y en a . . de longues, et de breves, raais
relativement . . Outre cela, nous avons notre syll. fem., plus breve. que la plus breve
des masc. Je veux dire celle ou entre Te muet. Man vgl. hiermit die Auffassung der neuern
fr. Phonetiker, z. B. Mende unten. d'Alembert schreibt über d"Ol. : d'Ol. s'est trompe sur la
quantite de quelques syllabes qu'il pronongait a la maniere de sa provlnce. d'Ol. ist in Salins
geboren.
Pol TIERS : TRAITE DE l"oRTHOGR.\PHE EN FORME DE DICTIONNAIRE , 1739, N. ED. CORRIGEE
PAK RE-STAUT, 1752, 1785. .
Antonini: principes de la gram. fr. prat. et rais., 1753.
cli. p. duclos: remarques sur la grammaire generale de port-roval, 1754. ich be-
richte nach der Ausg. von Bailly, 1846. D. ist zwar in der Bretagne 1704 geboren, ging aber
früiizeitig nach PARIS, um dort seine Stiidien zu machen; er wurde Mitglied der Ak. D. bemerkt
zu den ouvertures de la bouche S. 8: MM. de P.-R. n'ont pas marque toutes les voyeles quils
pouvoient aisement reconnoitre dans notre langue : il» nont rien dit des nasales . . Nous avons . .
4 nasales qui se trouvent dans ban , bien, bon, bnm . . Plusieurs grammairiens admetent un i
nasal, encore le bornent-ils a la silabe initiale et negative . . come ingrat . .; mais cest un son
provincial qui n'est d'itsage ni a la cour, ni a la Vile. II est vrai que l'i nasal sest introduit
au Teatre, mais il n'en est pas moins vicieus . . pourquoi n"admetroit-on pas deus a. Tun
grave et l'autre aigu , come dans pate . . et päte [Boindin S. 186] . . et deus eu , come dans
jeunc . . et jeiine [Dangeau S. 180]? L'aigu et le gi-ave diferent par le son, independament de
Icur ([uantite [man vgl. meine Bemerkimgen S. 183 und 186 zu Restaut und Bolndin , welchem
])U( los hier und weiter fast wörtlich nachspricht.] . . Nous prononcions autrefois [z. B. zur Zeit
von Meigret] beaucoup plus de diftongiies qu aujourd'hui . . j'avois . . Frangois . . javes . .
Frances . . Des qu un mot est quelque tems en usagc chez le peuple des gens du monde , la
prononciation s'en amolit . . Cete nonchalance dans la pron.. qui n'est pas incompatiblc
avec 1 impatience de s'exprimer, nous fait alterer jusqu'a la nature des mots . . Une pron. s ou-
te nue et une prosodie fixe et distincte doivent se conser\-er particulierement chcz des
peuples qui sont obliges de traiter publiquement des matieres . . II faut rcmarciuer que l'i, lu et 1 ou
sont susceptibles de differente quantite come toutes les autres voyeles, mais non pas de modification
plus ou moins grave; ce qui pouroit les faire nomer pctites voyeles par oposition aux grandes a,
e ouvert, o, eu [ouverts ; im (Gegensatz zu o eu petits; genauer ist, wie S. 1S6 zu erörtern, statt
der zwei vier (Irade der Öffnung zu unterscheiden], qui, independament de la (luantite. peuvcnt etre
aigues, graves et nasales. Über die Schließer sagt D. S. 15 : II faudrait joindre au c le k et le q
pour repondre exactcuunt au son (hi cajipa ursprünglich /',, = l'^ et du coph ursprünglich
i84
V. Ti;<HMKR.
geben, bei der Stimmerzeugiing das Wesentliche seien. Er nahm an, daß
die Verschiedenheit der Stimme namentlich durch die Erweiterungen und Ver-
engungen der Stimmritze bedingt und die Schwingungen der Stimmbänder nur
/'„ = k , parco (|ue ce c s'emploic pour s dovant l'c et 1 i . . Alors le ce deviendrait inutile
dans notre alphabct [c könnte in phonetischer Schreibung für /'/ = k bzhw. k^ verwertet
werden] . . le c [oder der überflüssige Buchstabe x oder 9?] . . servirait ä rendre le son du ch.qui na
point de caractere [vgl. Dangeau S. 181] . . Le g est . . plus ou moins fort [d. h. hier wohl mehr
oder weniger rückwärts artikuliert, wie bzhw. in bague und guidej . . On emprunterait du grec
le gamma y pour le g faible [von beiden, g fort et faible '^^ ^^ unterscheidet D. ^ = 7 cons.] . . de
s .rte qu'on ecrirait gomme, f^iide, anje . . Je ne dois pas dissimuler que d'habiles grammairiens, en
admettant la differcnce sensibledes diffi^rents sons du g et du q, pensent quelle ne
vient que des voyelles auxquelles ils s'unisscnt; ce quc je ne crois pas [hier beweist
nicht das Glauben, sondern die Feststellung der Zungenartikulationen ; solche eigne Beobachtungen
hat D. hier nicht angestellt ; DucLOS zeigt sich in dieser Frage der g k nicht als genauer Beobachter
und jene leider nicht genannten habiles grami^airiens vgl. VoLNKY 1819 unten haben voll-
kommen Recht, welche verschiedene Arten von stimmhaften wie stimmlosen Zungenrückenschluß-
lauten je nach den benachbarten Hinter- und Vorderzungenöffnern unterscheiden ; ich glaube des-
halb berechtigt zu sein, in der Übersicht der Articulations orales closes S. 145a bzhw. ^,/\ £" k g'J^^
oder ^'^k^ (der lebenden Ausspr. vmd den Angaben jener habiles grammairiens entsprechend je
nach den Stellen iOrganes passifs : voile du palais, pal. p ost erieur , moyen, anterieur
aufführen zu dürfen.] . . Nous avons 3 sons mouilles: 2 forts et un faible. Les 2 forts sont le
gn dans regne, le ill dans paille ; le mouille faible . . dans . . paien [^J . . II est aise d"observer
q\ie les enfants et ceux dont la prononc. est faible et lache , disent paie pour paille , versaies
pour Versailles [vgl. Fromant unten S. 185 über die P.\Riser Ausspr.] . . Pour eviter tout equi-
voque , il faudrait introduire dans notre alph. le lambda X comme signe du mouille fort. Ex.
paXe, versaXe, fiXe [aJ. Le mouille faible serait marque par y . . X renverse . . Ex. payen j
. . On se servirait du ii des Espagnols pour le mouille de regne [a'J . . Au reste, ce ne sont ici
que de simples \'ues, car il ny aurait qu'une compagnie litteraire qui put avoir l'autorite necessaire
pour fixer les caracteres dune langue. . . II peut bien se trouver encore quelques sons mixtes,
sensibles a une oreille delicate et exercee, mais ils ne sont ni assez fixes, ni assez de-
termines pour etre comptes . . A l'egard de l'e muet qui . . se fait nei^essairement sentir a
l'oreille, quoiqu'il ne s'ecrive pas, lorsqu'il y a plusieurs cons. de suite qui se prononcent,
il ne differe des autres qiie par la rapidite avec laquelle il passe . . c'est une difference de
duree [aber auch infolge der zii großen Verkürzung ein Unterschied der Artikulationen, der unvoll-
kommenen im Gegensatz zur vollkommenen; imparfaite sagt schon G. des Autels S. 166 sehr
sachgemäß] . . Tout grammairien qui n'est pas ne dans la capitale, ou qui n'y a pas ete eleve
des l'enfance [auf letzteres glaubt Vf. wohl Anspruch machen zu dürfen] devrait s'abstenir de parier
des sons de la langue . . J'en parlais un jour ä M. du Märsais , qui , nayant pas totalement
perdu l'accent de sa province [du M. war in Marseille 1676 geb.; vgl. imten du ^M. 1782]. fixt
assez frappe de mes idees, pour m'engager a lui donner l'etat des sons de notre langue, tels que je
les avais observes. J'en ai fait depuls la matiere de mes premieres remarques sur cette GRAMM.
. . je m'etais borne a des observations en marge . . D. handelt dann von der Silbe: II faut
distinguer la syllabe reelle et physique, de la syllabe d'usage . . celle qui, dans nos vers, n'est
comptee que pour une, quoique l'oreille soit reellement et physiquement frappee de plusieurs sons.
Weiter von denDiphth. : quoique l'on ecrive loi . . avec un o, on n'entend que le son ou [//],
comme si Ton ecrivait loue . . Quant aux accents, le grave et l'aigii suffiraient . . A l'egard de
la quantite, le circonflexe ne se mettrait que sur le longues decidees. Beachtenswert sind
auch seine weitern Bemerkungen über die Schreibung S. 32 ff., um so mehr als er der Hauptheraus-
geber des DiCT. DE l'ac. gewesen : Les caracteres . . l'usage qu'en faisaient nos anciens . . Ils
peignaient leurs sons . . L'intelligence ne ferait eile pas pour la langue ecrite ce
qu'elle fait pour la langue parlee . . champ de campus . . chant de cantus . . son, sonus
. . son, suus . . L'usage, dit-on, est le maitre de la langue . . l'usage est le maitre de la langue
parlee . . Mais il n'est pas ainsi de lecriture . . On peut donc entreprendre de corriger
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. tND ENGL. I'HONETIK UND PHONCGRAPHIE. lg;
begleitende Erscheinungen seien (1700 S. 252). In der Ergänzung 1706 stellte
D. seine Theorie der voix de fausset und 1707 seine Theorie des Pfeifens dar,
wobei er mit der glotte vocale eine glotte linguale und labiale vergleicht.
Nach seiner einseitigen Auffassung war das Stimmorgan vor allem eine Art
Flötenpfeife ; der später vorgezogene und im allgemeinen, namentlich für die
Unterstimme besser passende Vgl. mit der Zungenpfeife kam für ihn erst
an zweiter Stelle in Frage.
Nie. BOINDIN: REMARQUES SüR LES SONS DE L.A. L.-\NGUE betreffs DaXGEAUS
eben erschienene essais]. — preservatif coxtre la grammaire du P. Buffier,
1709 u. ä. kritische Bemerk., welche nach dem Tode des 1676 in Paris geb.
Vf. in seinen (euvres 1753 erschienen. Ich berichte über B. nach Michaelis:
über DIE ANORDNUNG DER VOK., HeRRIGS ARCH. LXVI. 87:
B. spricht im Eingange von solchen Öffnern, deren Ausspr. noch nicht
genügend bestimmt sei, tels que le son moyen '?" entre Tc ferme et l'e ouvert
des mots differer, succeder . . entre l'o et l'ou de la premiere voyelle des
l'usage, dn moins par degres . . Apres avoir determine tons les sons dune langiie ce qnil y
aurait de plus avantageux serait que chaque son eüt son caractere qui ne put etre employe que
pour le son auquel il aurait ete destine . . Les deux langues dont les livres sont les plus recherches,
la fr. et l'angl., sont Celles dont l'orthogr. est la plus vicieuse . . Je dois bien connaitre l'orthogr.
du DICT. DE l'ac, dont j'ai ete, en qualite de secretaire , le principal editeur. Im ganzen
sind diese Bemerkungen von D. sachgemäß: indem der formgewandte Sekretär der Ak. die für
ihre Zeit vortreffliche Gramm, der Gelehrten von P.-R. bespricht und dabei geschickt die besten
Darstellungen der fr. Phonetik, namentlich von Boindin und Dangeau verwertet, leider ohne
seine Quellen gebührend zu nennen, hat er eine den damaligen Standpunkt der fr.
Phonetik wohl kennzeichnende Arbeit geleistet, ohne freilich dieselbe durch Ergebnisse
eigner Untersuchungen wesentlich zu fördern. Ich habe es für meine Pflicht gehalten, in diesem
heitr. zi;r GESCH. der fr. PHON, seine Bemerk, niedriger zu stellen, weil er zu der leider nicht
seltenen Gattung von Phonetikern gehört, welche sich auf Kosten bescheidener Vorarbeiter be-
reichern, ohne ihre (luellen anzugeben. Wir werden solchen z. T. vielgepriesenen Nachahmern
noch öfter in der Folge begegnen.
Im Anschluß an DucLos ist zu nennen: L'abbe Fkomant, kkki.e.xions sir i.es fondements
DE e'aRT de PARI.ER OU SUPPLEMENT Ä LA GR. GEN. ET RAIS., I756 hcraUSg. VOn BaILLV 1S46.
In der Unterscheidung der fr. Öffner weicht er von Duci.os und Boindin für i u ou und für i
nasal ab ; letzteres hält er für bon usage und auch bei i u ou sondert er je zwei Abarten grave et
aigu, statt long et bref, welche Dauergrade für diese ouvertures jiKis petites in der fr. Ausspr.
wohl das einzig unterschiedene sind. Man vgl. dabei jedoch den in seiner .Mlgemeinheit nicht
unbedenklichen Satz von DE Beze S. 174: Eadem syllaba acuta quae producta, eadem gravis
([uae correpta. Mit Dangeau imterscheidet Fr. cons. fortes et faibles und nennt ebenfalls y
mouille faible, que le peuple de Paris substitue au mouille fort de ill, en pronon^ant non-
chalamment versayes pour Versailles. Letztere bet[ueincre .\usspr. des sog. 1 mouille hat
seitdem mehr und mehr Anerkennung gefunden, l'ntcr dem Accent sjiricht er von der Pause
und führt ilarüber eine Stelle von DlDERor dem llerausg. der großen encncl. vgl. den Artikel
l'.NCVCLop. : V an: Le repos de la voix ilans le discours , et les signes de la ponctuation
dans l'ecriture, sc correspondent toujours so sollte es in einer iihonetischen Schrift allerdings
sein; s. den Art. l'onctuation von Beafzee in der kncmi.oi'. . IIakdoiin: kemakijies diverses
SUR LA PRON. ET SUR l'oRTHOGR. 1757; — DISSERTATION SIR LES VOY. ET SIK LES CONS., 1 760.
]5oUILI.ETTE: TRAITE de SONS DE LA L. FR, ET DES CARACTERES (Jll LES REPRESENTENT , I760.
DdlCllKT: IKIMII'ES GENERAIX 11 KAISoNNES DE l'oR rilOGRAPI I E FK., A\ FC DES KFNL\R<jrES
SUR LA PKON., 1762. deWaii.i.v: pkinitpes generavx ET 1' Auricii.iFKs , 1763. Demandre:
DICITON. HE I.KI.Oir ITON TR , I7()9.
i86
F. Teciimer.
Modifications:
a i g u e .
S
rave,
a
ä
e
e
eu
eü
o
6
diftongues loi. fois . . [/i] entre l'c ouvert long et la ouvert long de la derniere
voyelle des diftongues bois, mois [^]. Er erwähnt ferner Offner, welche nur
gewissen Mundarten eigen sind, tels que l'i pur nazal [vgl. Dangkau S. i8i
und DucLos S. 183] et l'ou pur nazal de Normandie; Te ferme nazal et Tu
pur nazal de Languedoc etc. Abgesehen von diesen Öffnern unterscheidet
nun Vf. 6 voyellcs petites [d. h. mit verhältnismäßig kleinerm Kieferwinkel]
. . savoir c. i. u. ou des mots ne , si, tu. cou et les deux e muets de
fais-je et je fais . . qui nc sont ä proprement parier, que le son de la voyelle
eu [?]. plus ou moins affoibli. Es handelt sich nur um verschiedene Grade
der UnvoUkommenheit der betr. Offnerabart // bis zum Lautübergang. Daneben
12 voyelles grandes d. h. mit verhältnismäßig größerm Kieferwinkel]. 11
y en a 4 qui . . sont par elles-memcs susceptibles de 3 differentes modifica-
tions; savoir d'une modification aigue, d'une modification grave et dune modi-
fication nazale:
n a z a 1 e
an tache , täche . tanche ;
en teile , tete , teinte :
eun jeune . jeüne . jeun;
on cotte, cöte , conte.
Zu den Diphthongen bemerkt Vf.: des deux voyelles dont nos vraies dif-
tongues sont composees. la premiere est toujours une de ces petites voyelles
[i ü^ u] . . et la derniere . . une des grandes [?]. Die Gründe, welche Vf. vor-
führt, um die Thatsache zu erklären, daß die Vokale mit kleinerm Kieferwinkel
im Fr. in der Regel nicht nasal werden, sind nicht zutreffend. Das Vorkommen
solcher voy. petites nasales in fr. Mundarten hätte den Vf. in diesem Punkte
vorsichtiger machen müssen. Auch scheint er in der Unterscheidung von
Abarten z. B. bei den e muets, bei dem son moyen en,tre l'e ferme et
1 e ouvert des mots differer , succeder zu weit zu gehen und das Wesen der
modifications aigue et grave nicht physiologisch ergründet zu haben . da die
in den betr. Reihen aufgeführten Offner nach den Beisp. zu urteilen nicht
vollständig homogen, sondern vielmehr nur nach der Dauer geordnet zu sein
scheinen, w'elche letztere ja in der fr. Ausspr. nicht das Wesen der Öffner zu'
beeinflussen pflegt und die bei den sog. halblangen schwer zu bestimmen ist.
Unter diesem Vorbehalt ist seine Zergliederung und Anordnung der
Öffner die genauste, welche bis dahin veröffentlicht worden. Namentlich
ist seine Einteilung nach dem Öffnungsgrade (ouverture de la bouche, Port-
Royal; in voy. grandes und petites sehr zutreffend, doch hätten wie e ferme auch
die mit annähernd entsprechendem Kieferwinkel her\'orgebrachten 0 und o zu
den petites und nicht als 6 und eü zu den grandes gerechnet werden sollen.
Über die Erzeugungsweise des a und ä in tache und tache im 18. Jh. können
war nach den bisherigen Darstellungen nicht sicher urteilen . jedenfalls haben
sie einen größern Öffnungsgrad gehabt als die übrigen fr. grandes, wie
i u ou einen kleinern als e ferme. Vf. hätte also genauer 4 Grade: plus
petites, petites, grandes, plus grandes unterscheiden sollen, wie ich es in
der Lautübersicht S. 145" durchgeführt.
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 187
Ferrein: FORMATION DE LA voix DE l'homme, Paris ac. SC. I74I- 4og. In
dieser Abh. las F. über die Ergebnisse seiner Untersuchungen mit ausge-
schnittenem Kehlkopf. Die durch die Glottis ausströmende Luft errege
Schwingungen der seitlichen Bänder, ähnlich wie bei den Saiten von musikali-
schen Instrumenten. Ces rubans, que je nommerai dans la suite cordes
vocales, peuvent donc etre compares aux doubles cordes isochrones du cla-
vecin : la glotte n'en est que Fintervalle . . l'action de la potrine et du poumon
fait loffice des doigts et des touches qui elevent le sautereau (vgl. Gebelix
u. 1776). An einer andern Stelle vgl. F. den Ausatmungsstrom mit einem
Geigenbogen. Cest ainsi qu'une corde plie sous l'archet. Vgl. Maxdls Unter-
scheidung von son glottique [pur] und voix [pharyngienne, Havets von voy.
nasale und Edwards" von voix [?] buccale unten ig. Jh.
Charles de Brosses : traite de la Formation mechanique des langues
et des principes physiques de l etymologie. 2 vol. i765.
Wir lesen in seinem Discours preliminaire S. XXlll: Ce que Lkirxiz de-
mandoit, on täche de le faire ici . . On ne s'occupe pas, ainsi que l'ont fait
quelques grammairiens, a fabriquer par art une langue factice, qui, par l'usage
universel qu'on en pourroit faire, tant verbalement que par ecrit, tiendroit,
dans le commerce et dans les connoissances de toutes les nations . le mcme
lieu que l'algebre tient dans les sciences numerales ; projet qu'on ne peut
esperer de faire jamais adopter aux hommes dans la pratique. On se borne
ä montrer ici, que ce fond de langage universel existe en effet. Au lieu de
perdre de tems ä essayer, sans fruit, ce que Tart pourroit faire, on y met
ä decouvert ce qu'a fait la nature . . On y decrit d'abord l'organe de la voix
humaine . . les differences et les proprietes de chaque articulation . . On
donne une formule d'ecriture organique tres-simple, dont chaque element
correspond juste ä chaque organe et ä son mouvement propre; formule qui
na dautre usage que de servir de glossometre pour mesurer le degre de
comparaison entre les langages, et verifier la justesse des etjmiologies et deri-
vations. Tout ceci est le technique de la chose. fatiguant et ennuycux pour
le Iccteur; mais indispensable, puisqu'il decrit les Operations de la nature . .
On prouve que tout est primitivement fonde sur l'imitation des objets ex-
terieurs, tant par les sons vocaux que par les figuros ecrites: que l'impossi-
bilitc de faire parvenir ä l'ouie, par un bruit imitatif, les objets de la vue,
a force d'avoir recours ä un autre genre d'imitation susceptible de tombcr
sous cet autre sens, et donne naissance a recriture. On suit les dittcrcns
ordres, gradations et developpemens de ce nou\el art. depuis l'ccriturc pri-
mitive en figures . jusqu'aux caracteres alphabetiques. On montrc que
les ordres et les suites sont du meme genre dans 1 ecriture . commc dans la
parole, en ce que la nature a de meme servi de guide. en donnant les prin-
cipcs et les developpemens, par de semblables procedes d'imitation d'approxi-
mation et de comparaison, jusqua ce qu'enfin l'homme ait totalcment change
le sy.steme de l'ecriture, en s'attachant ä peindre. non les objets extcrieurs
comme ci-devant, mais les mouvements de chacun des organes vocaux, par
Tinvcntion d'un aiphabet. On rcmarciue comment s'est faite cctto admirable
l38 ^'- TK( HMER.
reunion des deux sens de la vue et de Touie, qui assujettit les objets de Tun
et de l'autre sous un meme point. B. hat soweit Recht, daß er sich nicht
weiter mit Versuchen eines kkal chakactek und einer Weltsprache bemüht: er
hätte aber auch all das Gute, was er den Werken von Wii.kins und Lkibniz
dankt, gebührend im einzelnen anerkennen sollen. Es ist die Aufgabe der
Geschichte der Wissenschaft, solche Versäumnisse nachzutragen. Dem zu
kühnen Fluge der Phantasie des geistreichen Vf. kam ich hier leider nicht
weiter auf das Gebiet des Ursprungs, der weitern lintwickelung der Spr. und der
Etymologie folgen; ich muß mich auf den Inhalt seines Werkes beschränken,
welcher die Phonetik und Phonographie betrifft. Bk. stammte aus Burgund.
Br. handelt im iii. Kap. des l. Bandes de Torgane de la voix et de
l'operation de chacune des parties qui le composent. Dicouverte de
l'alphabet et nombre des articulations de la voix. Methode de figurer chaque
articulation par un caractere. S. 103: Ce qu'il y a de plus admirable. ä mon
gre, dans Fart de Tecriture, c"e.st-ä-dire dans la plus belle invention de I'esprit
humain, n'est pas tant d'avoir figure des caracteres pour representer les arti-
culations de la voix, qua d'avoir s^u discerner la v^ariete des mouvemens
qui forment une parole , et distinguer chaque articulation simple.
108: La voyelle est le son conduit dans le canal de la parole . . Les
consonnes sont les articulations de ce meme son [Br. beschränkt
also, nach der noch jetzt in Frankreich üblichen W^eise. den Begriff articulation
auf die den stimmhaften Luftstrom hemmenden Bewegungen der Teile des
Sprechinstruments nur zu Enge und Schluß]. . . L'instrument general de la
voix doit etre considere comme un tuyau long qui s'etend depuis le fond de
la gorge jusqu'au bord exterieur des levres. Ce tuyau est susceptible detre
resserre idoch nur innerhalb der Öffnungsgrade (bouche ouverte, sagt auch
Br. weiter unten), nicht bis zu einer Enge, welche Geräusch erzeugt] selon
un diametre plus grand ou moindre, d'etre etendu ou racourci selon une
longueur plus grande ou moindre . . On remarque communement 7 divisions
plus marquees du son simple, ou 7 etats du tuyau quon apelle voyelles: a r|
e i o K u [man vgl, Wilkins' Hauptöffner i. z. IV. 355, welche in ähnlicher
Weise mit Aushilfe der griech. Buchstaben bezeichnet worden]. 114: La veri-
table Image de la voix, conforme ä celle de la bouche ouverte [I], est un
entonnoir flexible dont on diminue ä volonte les deux diametres . . en sorte
que a est le plus grand entonnoir, et u est le plus petit. Offenbar urteilt Br.
hier einseitig äußerlich nach der Lippenöffnung, welche in der fr. Ausspr.
allerdings wohl artikuliert ist, und vernachlässigt den durch die Hinter-, Mittel-
und Vorderzungenrückenhebungen verschieden gestalteten innern Raum der
Mundhöhle; im Gegensatz zur engl. Ausspr., in welcher die Lippenartikulation
verhältnismäßig unvollkommener ist, was Bell und seine Schule verleitet hat.
ebenso einseitig nur die Zungenartikulationen als die wesentlichen anzu-
sehen. Während Boixdin und seine Nachahmer nur 2 Offnungsgrade grand und
petit unterschieden, nimmt Br. hier deren gar 7 an, von a als le plus grand bis u
als le plus petit. Das rechte Maß liegt in der Mitte ; ich glaube, daß 4 Grade
nicht bloß für das fr., sondern auch für das allgemeine phonetische ()ftner-
system ausreichend sind: plus grand, grand, petit, plus petit, wie sie auch
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
189
in der Lautübersicht S. 145^ vermerkt worden. Daß auch die Reihenfolge der
Öffner bei Br. weder nach der Erzeugung noch nach der hörbaren Wirkung
eine natürliche ist, haben die spätem Beobachtungen von Hellwag und nament-
lich die Experimente von Willis bewiesen. 116: Le nez . . doit etre regarde
comme un second tuyau ä l'instrument . . Cet organe a sa consonne i'B.
nennt wunderlicherweise se sifflement nazal und die Nase son organe propre
117, 125, 128, was selbst seine Verehrer nicht gebilligt haben" : il a meme . .
savoyelle: an, in, on etc. ou son simple qui luiest propre. Indem Br.
hier das Nasenrohr, welches beim Sprechinstrument nur die Rolle eines meist ab-
geschlossenen Nebenrohrs spielt, mit dem Mundrohr, dem eigentlichen Laut-
rohr ganz gleichstellt, gerät er hier mit sich selbst in offenbaren Widerspruch :
En ce sens on doit dire qu'il y a reellement deux voyelles ; ceHes de la bouche
et Celle du nez: cependant, quoique la voyelle soit susceptible d'une difference
effective selon le tuyau par lequel Fair est conduit [auch für die nasalen Öffner
muß der Luftstrom durch das Mundrohr; sonst würden sie nicht zu Lauten,
sondern blieben bei Ausschluß des Lautrohrs nur unartikulierte Brummstimme" ,
je ne laisserai pas de la considerer comme unique, tant que je ne la regarderai
que comme l'air sortant d'un Instrument [die Einheit aller Öffner wird in der
That nur durch das Mundrohr hergestellt]. On peut nommer chaque lettre
ou consonne du nom de son organe propre ce qui la rendra reconnoissablc
il toutes les nations de la terre , sous quelque caractere que l'on la figure . .
chaque organe peut donner son mouvement propre d'une maniere douce.
moyenne, rüde [d. h. entsprechend bzhw. den größern. mittlem und geringern
Hemmungen , welche der Luftstrom an erster Stelle durch die Stimmbänder
erfährt; wonach die weitern Hemmungen im Ansatzrohr sich einrichten". . .
La langue . . est en effet le plus flexible de tous , et celui qui se trou\e
place au milieu de l'instrument . . Mais aucun, pas meme la langue . ne peut
se passer des poumons, qui sont les soufflets de cette espece d'orgue vocal
der Vgl, mit der Orgel ist im ganzen passender als der zu einseitige mit einer
Flötenpfeife Dodart S. 185) oder mit einem Saiteninstrument ^Ferrkin S. 187 ;
Gebelin spricht sogar von Tasten: vgl. unten Edwards (1877)', qui poussent
l'air resserre et rendu [moins ou] plus fort dans le canal etroit du larinx. Cest
du larinx et des poumons que vient Tintensite et le volume [la hauteur de
la voix, le fort et le faible de l'intonation, qu'il ne faut pas confondre avec le
fort et le faible de l'articulation. Diese übrigens sehr beachtenswerte Dar-
stellung leidet an zwei Grundfehlern, gegen welche ich hier um so mehr Stel-
lung nehmen muß, als sie sich in der fr. Phonetik bis zur Gegenwart erhalten
haben, wie die ganze betr. Litteratur, aber auch schon ein einfacher \'gl. der
phonetischen Grundbegriffe in der encvclopedie methodkjue ;I782) und dem
DicT. DE l'acad. ER. (1879) bcwcist. Der eine Fehler ist die einseitige, zu
enggefaßte Bestimmung des Begriffes Artikulation als gleichbedeutend mit con-
sonne, im Gegensatz zu voi.x als gleichbedeutend mit vo>-elle; und der zweite
F"ehler die bereits gerügte Gleichstellung des Mundrohrs und Nasenrohrs für
die Lautbildung: während doch in Wirklichkeit ersteres das eigentliche Laut-
rohr und letzteres nur ein teilweise zur Aushilfe angesetztes Nebenrohr ist.
Was gerade die fr. Phonetiker zu letzterer verkehrter Gleichstellung verleitet
igo
F. Techmek.
zu haben scheint . ist der Umstand , daß in ihrer , wie ja auch in mehreren
andern Spr. das Ansatzrohr nicht bloß bei einigen Mundschließern x n vi.
sondern auch bei einigen Mundöfifnern .1^ f.^ 0^ <?^ mit seiner Resonanz be-
teiligt ist, aber doch nur bei einem verhältnismäßig geringern Teil des Laut-
systems, während die Mundhöhle bei allen Lauten ohne Ausnahme durch
ihre Artikulationen beteiligt sein muß.
Die für die systematische Bestimmung der Laute vorwiegende Bedeutung
der Artikulationen des Mundrohrs hat sich mir bei Bearbeitung meiner phon.
aus einer dynamischen Betrachtung der Laute von selbst ergeben, unab-
hängig von Matthli-: ; Holder und Wilkins , deren Werke mir leider erst
später zugänglich geworden. Die gesamten elementaren Bewegungen der Teile
des Sprechorgans, genauer ihre Abweichungen entweder v'on der Lage voll-
ständiger, physiologischer oder verhältnismäßiger, phonetischer Ruhe zum Zweck
geghederten Ausdrucks, habe ich unter dem Begriff Artikulationen zusammen-
gefaßt, sowohl die treibenden des Windrohrs (vgl. S. 192 Kingsleys Fig. 1 a .
welche man hier von den andern elementaren Bewegungen abzusondern gewöhnt
ist, als auch die hemmenden der Stimmbänder Fig. i c) und des gesamten
Ansatzrohrs. Ich dächte die lautliche Einheit, die ursächliche forenetische und
zweckliche (akustische) ist in der That nicht zu bezweifeln. Aus dem Wettkampfe
der treibenden und hemmenden artikulatorischen Kräfte gehen nun die
Lraute hervor, welche letztern nur dann vollkommen artikuliert sind, wenn jene
Kräfte eine gewisse Zeit im Gleichgewicht sind. Dieses Gleichgewicht länger zu
erhalten, erfordert einen größern Aufwand der artikulatorischen Kräfte, woraus
es sich mit Notwendigkeit ergibt, daß natürlicherweise die langen Laute stets
vollkommen, d. h. mit straffern Muskeln, die verkürzten unvollkommen, d. h.
mit schlaffern Muskeln und von der phonetischen Ruhelage weniger abweichenden
Stellungen artikuliert werden. Laute wie die sog. long wide. vowels sind also
nichts als unnatürliche Annahmen , welche in sich selbst einen Widerspruch
enthalten, insofern nur der Begriff von wide physiologisch richtig gestellt wird,
(vgl. unten Bell) . Die gesamte Reihe der artikulatorischen Kräfte tritt zum Kampf
an , sobald nur ein Teil alarmiert wird : zeitlich genau genommen zuerst die
treibenden des Windrohrs, welche den Laut vorläufig im einzelnen quan-
titativ, der Stärke nach, aber in keiner Weise systematisch bestimmen. Ihnen
treten die hemmenden entgegen, an unterster Stelle die der Stimmbänder,
w^elche den Laut nur im allgemeinen, seinen stimmhaften oder stimmlosen
Klassencharakter bedingen. Ferner die hemmenden Kräfte des Ansatzrohrs, im
weitern Sinne des Wortes, zunächst die Nasenrohrs, die den Laut auch nicht
anders als im allgemeinen, seinen nasalen Ordnungscharakter bedingen, je nach-
dem sie die Nasenklappe öffnen Fig. i de) und dem Laut damit seine nasale Re-
sonanz mitteilen, oder ganz zuschließen, welches beim Sprechen der gewöhnliche
Fall ist und als solcher einer besondern Benennung und Bezeichnung nach dem
Grundsatz der Sparsamkeit nicht bedarf, wenn auch eine energische und ohne die
Kontrolle des Ohres schwierig zu erlernende Artikulation dabei stattfindet. Alle
bisher gen. Artikulationen bringen aber noch keinen Laut hervor, weder jede
für sich, noch auch gleichzeitig miteinander vereint. Bleibt nämlich der
Mund in vollständiger Ruhe geschlossen, so entsteht kein Laut, wenn
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. VND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
191
man bei mittlerer Öffnung der Stimmbänder und des Nasemvegs einatmet (;,-),
oder ausatmet '; -'• Auch nicht, wenn man bei weiter geöffneten Stimm-
bändern (Blaseöffnung ) kräftiger durch die offne Nase {-] schnauft '•.-),
oder bei verengten Stimmbändern (Hauchenge , ) durch die offne Xase haucht
(•;-), oder bei zur Unterstimme (sie bedarf als der gewöhnliche Fall keiner be-
sondern Benennung und Bezeichnung oder Oberstimme ( - ) einander ge-
näherten Stimmbändern durch die Xase brummt ,-,', oder bei fest ge-
schlossenen Stimmbändern (Stimmbandschluß q ) durch die offne Xase hustet
,^ J. Endlich wird auch nicht ein Laut entstehen, wenn bei jeder der gen.
Einstellungen der Stimmbänder gleichzeitig der Xasenweg verengt ,^) oder
geschlossen wird. Erst wenn die Teile der Mundhöhle aus ihrer voll-
ständigen Ruhelage heraustreten, wenn die Artikulationen derselben sich
mit in den Kampf einstellen, wird ein Laut hervorgebracht und zwar, wenn
die Mundhöhle im ganzen geöffnet wird, die Gattung der Öffner (ouvertures
de la bouche, wie die Gelehrten von Port-Royal sie treffend nennen, vgl. die
Übersicht S. 145"^); wenn die Mundhöhle an irgend einem Teile bis zur Er-
zeugung eines Geräusches verengt oder geschlossen wird, die Gattung der
Schließer (applications particulieres de quelqu'une de ses parties. Port-R.,
oder articulations im engern Sinne nach den spätem fr. Phonetikern , mit ver-
schiedenen Arten, je nach den besondern Mundartikulationsstellen, wobei sowohl
die ruhenden (passifs) als thätigen Teile organes actifs) in Betracht kommen.
So wird z. B. aus dem unartikulierten Brummen bei größter Öffnung des Mundes
und der Nase a und bei gleichzeitigem Nasenschluß a (den Taubstummen
gelingt zuerst ein a bei mittlerer natürlicher Nasenöffnung (Fig. i de) ; es be-
darf bei ihnen wegen des zur Nachahmung mangelnden Gehörs einer beson-
dern artikulatorischen Schulung, um das reine a bei Nasenschluß zu sprechen,
was auch dem Uneingeweihten beweist, daß letzterer eine zu erlernende Arti-
kulation ist). Bei Stimme, Mundschluß und gleichzeitiger Nasenöffnung ent-
stehen bzhw. o-^ d^ ^.= -'^^ 11 ^'i ', bei gleichzeitigem Nasenschluß g d b. Aus
dem Hauchen durch die offne Nase wird bei größter Mundöffnung der Laut
a . welcher meines Wissens bisher noch nicht, z. B. für fr. han, hanter,
bestimmt worden ist (vgl. die Übersicht oben Mitte) ; unter sonst gleichen Be-
dingungen bei Nasenschluß a^. h, griech. h, später v und < , bezeichnet, streng
I Vgl. Whitneys Kritik dos skr. .Vnusvära im Gegensatz zu Bergaic.nk und I.. IIavet,
mi':m. de LA soc. DE LING. II. 37, 74, 192 und unten IIavet. Die beiden fr. Spnichforscher be-
trachten daselbst Anusv. als resonnance nasale succedant a la prononc. dune voy. 32 , un Cle-
ment sui generis 33 , un element distinct (35). bzhw. une quasi-voyelle prcscjue purement nasale
. . en tant qu'on le considere comme son distinct et quon le rcpresente par un signe special.
Wogegen WiUTNKV mit bessern Gründen bemerkt S. 194: Je ne puis admcttre comme certain que
la resonnance nasale soit c'est-.a-dire en aucune maniere plus que la resonnance [? 1 articulation]
glottale independante des consonnes ou des voyelles auxquelles eile communique ordinairemcnt
un caractere nasal . et soit ainsi capable detro employee isolement , comme un element phomi-
ticiue independant. l'ar la nature meme des choses, eile ne peut se produire Ul. h. in der lautlich
artikulierten Spr., wohl aber als Hrummstimmel sans une certaine position des organes de la bouche:
il faut qu'ils soient fermes ou plus ou moins ouverts, et cette position lui donne ncccssairc-
ment un caractere articule, soit de consonne, soit de v<iyclle. Leider kann ich die historische
Auffassung der Artilailation im allgemeinen wie die der Silbe, welche Wir. später in seinem .\nf-
satz ON ARlTKULATliiN dargestellt h.it, nicht teilen, wie ich 1. z, I. loS, 16S ausgeführt.
ig:
V. Tkchmkr.
systematisch betrachtet, nicht einen Laut, sondern eine Artikulation der Stimm-
bänder, die Hauchenge -; erst der folgende Buchstabe deutet in der herge-
brachten Schreibung die Mundartikulationen an. welche die betr. gehauchten
Laute, zumeist gehauchte Offner, in letzter Instanz systcmati.sch bestimmen.
Derselbe Hauch wird bei Nasenöffnung und Mundschluß zu .v ;/ jh u. s. w.:
doch ich will die Beisp. nicht überhäufen. Schon Holukk hat in seinen kle.mknts
i66g, 2. Abdr. 1865 S. 12 gezeigt, wie man durch solche Verbindung aller
Artikulationen zu einem vollständigen System der physiologisch möglichen
Laute eelansfen kann.
Fig. I.
A Windrohr, C Stimmbänder, DE Nasenklappe, D Gaumensegel, E Zäpfchen, F Schlund.
Ich glaube hier den Beweis geführt zu haben, daß die Mundhöhle das
eigentliche Lautrohr ist, welche den systematischen Charakter des Lautes,
zwar zeitlich an letzter Stelle, doch endgültig nach Gattung und Art bestimmt.
Doch sind die treibenden Bewegungen im Windrohr an zeitlich erster Stelle zur
Erzeugung des Lautes notwendig; die hemmenden Bewegungen der Stimm-
bänder werden dann namentlich für die hörbare Wirkung von Wichtigkeit,
während die Nasenhöhle nur zeitweise gewissermaßen zur Aushilfe als Neben-
rohr mitwirkt. Wäre letztere ständig an der Lautung beteiligt, wie es z. B. bei
Verstümmelung des Gaumensegels (Fig. 2 von Kingslev, S. 193) vorkommt,
so würde sie die Spr. im ganzen undeutlicher machen. Diese Erwägungen haben
mich überzeugt, daß für eine Einteilung der Laute nach ihrer Erzeugungs-
weise die Mundartikulationsgrade als höchste und letzte Instanz gelten müssen,
und ich habe darum Öffner und Schließer, anstatt der hergebrachten,
aber mehrdeutig^en Benennunsfen Vokale und Konsonanten unterschieden.
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
193
Letztere sind ja nichts mehr als wörtliche Übersetzungen der Ausdrücke der
gr. Gramm. cpuJViievTa und (Tu)Li(pujva, welche teils nach der Stellung der Laute
in der (TuWaß/i, teils nach der hörbaren Wirkung unterschieden wurden. An eine
Benennung der Laute nach ihrer Erzeugung, welche für die neuere Sprach-
wissenschaft in erster Linie in Frage kommt, dachten die gr. Namengeber
gerade am wenigsten. Diese althergebrachten Namen würden deshalb in streng
phonetischen Darstellungen am besten nur für die Unterschiede der Stelle in
der Silbe weiter verwertet, wie ich es bereits in meiner phoxetik l. 80 vor-
geschlagen ; im genetischen Lautsystem sind sachgemäßere Benennungen not-
wendig, wenn die alte Verwirrung in der Phonetik nicht ewig weiter vererbt
werden soll (vgl. Volney S. 205K
Fig. 2. Verstümmelung des Gaumensegels [k^
Die übrigen phonetischen Erörterungen von Brosses sind eines Berichtes
im einzelnen nicht wert; sie sind nicht auf der Höhe, zu welcher bereits im
17. Jh. die ältere engl. Schule diese Wissenschaft erhoben. Br. hätte sich
schon aus Wilkins' essay über diesen Gegenstand besser unterrichten können,
hat er ihm es doch offenbar in dem phonographischen Teile nachgeahmt,
aufweichen ich jetzt näher eingehen will. Kap. v. De l'alphabet organique
et universel l. 177: Maniere de figurer la voyelle . . si nous voulons. sur
les observations quo je vicns de faire, fabriquer les caracteres radicaux d'un
aiphabet primitif applicable a toutes les langues de l'univers, on y pourra
figurer la voix ordinairc ou franche par une ligne droite . . [ 1 1: la voix sonore
et nazale oü Ic cours de l'air est courbe formant un angle aigu. lorsqu'aprcs
etre montc par la trachce - artcre il dcscend par les narines, ainsi . . [ ^ ] et
la voix sourde ou c muet qui mcritc peu qu'on s'y arretc, ne faisant pres-
qu'aucun cfifet, par une simple ligne plus courtc . . [|; man beachte, daß |
voix Stimme und |N voix nasale Brummstimme nur Artikulationen , keine
Laute sind, | aber einen wenngleich unvollkommenen Laut bezeichnet //].
Si la ligne droite a un petit trait [Nebenlinie im rechten Winkel) au milieu,
plus haut ou plus bas, tout en haut ou tout en bas. ainsi . . \\ i L a \ //_|,
cette section designcra la longucur dans laquelle on tient . . le tu\au : eile
montrcra que le son se donne au milieu , un peu plus haut ou un peu plus
bas, tout en haut ou tout en bas . . La fig. . . [ J ] , diffcrcnciee da par la
division marquce ä gauche, au lieu de Tetre a droite, est l'aspiration h
Techmer, ztschk. V.
13
jgj F. Techmer.
[//,j == a ] profondc et gutturale, complement du bas . . On aura de cette
Sorte par une clcf presque uniforme toutes les voyelles possibles [sonores
et aspirees] de tous les pcuples de l'univers qui les varient ä l'infini [leider
finden sich alle wirklichen Offner der verschiedenen Sprr. — um von den phy-
siologisch möglichen hier ganz abzusehen -— keineswegs bloß in jener z. T.
unnatürlichen Reihe des Vf.]. Si la vf)yelle est d'un . . son allonge qui paroit
la rcdoubler . . il faut allonger la scction transversalemcnt de cotc et d'autre
de la ligne verticale . . [ 1 ^7 -|- J T /? -■- ö_\. S'il y a veritable di-
phtongue . ., il faut figurer aussi deux fois le caractere voyelle. i8o: Con-
sonnes de l'alphabet organique. Die Organe, nicht bloß die thätigen, sondern
auch die leidenden bunt durcheinander, leider auch hier die des Mund (Laut) -
rohrs in gleicher Reihe wie des Nasenrohrs, bezeichnet Br. durch symbolische
Bilder, z. B. levre -^^-, dent |_| (vgl. Swekts revised vis. sp.), palais [ante-
rieur] '"n, langue [bout] '^, gorge (für c k qu) O, nez (/ ; die Artikulations-
weisen durch Nebenzeichen, z. B. frole de langue analogue ä r /wwva^ sififle du
nez ['?] analogue ä s ^ ; die stimmhaften Schließer durch einen Punkt rechts IJ.
die stimmlosen durch einen Punkt links \_\ ; doch leider nicht alles in folge-
rechter Weise. In der Ausführung dieser symbolischen Bezeichnung im ein-
zelnen offenbart sich recht seine phonetische Unkenntnis und Mangel eigner
Beobachtung. i8i : Vous voyez que cette tablature a quelque chose de l'ecri-
ture figuree et hieroglyphique , en ce que j'y represente chaque articulation
par une grossiere image de Torganc qui Ta produit . . Le but d'un tel aiphabet
n'est pas de servir a l'usage ordinaire dans lequel il ne setablira Jamals. Mais
je le propose ici ä ceux qui voudront s'adonner aux recherches d'etymologie
comme un Instrument tres-propre ä les verifier. Quiconque v^oudra verifier si
une derivation est juste, na qu'ä ecrire avec les caracteres ci-dessus le deri-
vant et le derive, par oü il verra si on emploie pour Tun. et pour l'autre le
meme ordre dans le mouvement des organes. Cest apres l'identite de signi-
fication, la meilleure preuve que l'on puisse avoir que deux mots viennent
d'une meme source; et quand l'identite de signification sy trouve jointe, la
preuve est demonstrative . . On peut aussi se servir utilement de Talphabet
organique pour comparer les diverses langues. Wenn diese Methode der
organischen Schriftvergleichung, als Maß etymologischer Verwandtschaft,
worauf Br. und seine Verehrer besondern Wert gelegt haben , sich in seinen
eignen Etymologien gerade nicht wohl bewährt hat, so liegt die Schuld weniger
an der Idee der Artikulationsschrift, welche ja an sich vorzüglich ist, als an
der fehlerhaften Ausführung derselben durch Br. Freilich auch die Artikula-
tionsschrift , welche Wilkins ein Jh. früher veröffentlicht , ist nicht ganz voll-
kommen (vgl. Wilkins Natural Character i. z. IV. 368 links).
Br. hat, wie Wilkins, selbst erkannt, daß die obige Artikulationsbilder-
schrift zu mühsam ist, wenn sie getreu sein soll: er bietet deshalb sogleich eine
autrc tablature decriture organique. Br. sagt 189: La premiere tablature avait
quelque chose d 'hieroglyphique en ce que chaque figure de lettre y re-
presente l'organe qui les articule. Ce seroit un grand avantage, si cette pein-
ture pouvoit etre assez ressemblante . . j'abandonne cet avantage en faveur de
l'extreme simplicite de la methode et de la facile expedition d'ecriture
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
195
courante (vgl. Wilkins Regulär, Simple Character i. z. IV. 368 rechts),
S. 184: Voici une seconde tablature d' aiphabet organique. la plus simple,
la plus methodique et la plus expeditive, ce me semble, que l'on puisse
imaginer [Bescheidenheit ist nur eine Tugend der wahren '^Erfinder'] . . je
figure les muettes par une ligne droit [ I ] : les liquides par une ligne courbee
ä son extremite inferieure [? superieure nach Tafel VI : [ 1 ] . . si la lettre est
douce . . point ä droite [Iv, par un point ä gauche, si eile est rüde [ •! ]
. . La ligne droite perpendiculaire represente la lettre levre [ ! ] : oblique de
45 degres penchant a droite par son sommet, la lettre dent [/1: obHque pen-
chant ä gauche par son sommet, la lettre gorge 'Hinter- bzhw. Mittelzungen-
schließer \ ] . La ligne courbe perpendiculaire represente la lettre langue ['\ ]■
inclinee ä droite, la lettre palais [/»], inclinee a gauche, la lettre nez [? s soll ja
sifflement nazal sein ! A]. Je ne change rien aux figures voyelles. J'en forme
les traits plus longs et plus delies que ceux des consonnes, et je place
chacune d'elles au-dessus de sa consonne, pour representer les points masso-
rettes, et former une sorte d'ecriture syUabique [vgl. den silbigen Simple
Character von Wilkins i. z. IV. 368 rechts] . . e muet est marque par le meme
trait voyel plus court et incline a droite par son sommet [/ ; muette allongee
eu =/] : de meme incline a gauche, il marque Taspiration gutturale h
[ ] . . Cette seconde tablature-cy etant SN'llabique, la division marquee ä droite
dans le trait voyel peint la voix finale dans la syllabe; marquee ä gauche,
eile peint la voix initiale dans la syllabe; des deux cotes eile peint la voix
intermediaire dans la syllabe entre deux consonnes [as J , sa L , sac i, wie
auch in Wilkins' Regulär, Simple Character]. Verschiedene Artikulationsweise
wird auch in dieser ecriture courante durch einen verschieden gestellten Punkt •
angedeutet. Bei polyphthongischen Schließern werden die Buchstaben für die
folgenden Schließer in kleinerer Form unter den großen Buchstaben des
ersten gesetzt. Ich bitte diese Schreibung nicht bloß mit der frühern von
Wii.KiNS zu vgl., sondern auch mit der spätem von Pitman, welche hier unter
englischer Phonographie besprochen wird. Br.' erstere Schrift ist also eine
Artikulationsbilderschrift, wie Wilkins' Natural Character, die andre eine
Zeichenschrift wie Wilkins' Regulär, Simple Character, welche von der Laut-
zur Silbenschrift strebt; Pitmans Phonography (Short hand ist im Grunde eine
Silbenschrift, welche in den weitern Abkürzungen zur Wort- und Satzschrift
strebt. Br. vgl. PI. Vll den Anfang des Vaterunsers in lat.. ital . span., fr.
Übersetzung; es darf nicht überraschen, dal.^ die betr. Transskriptionen in
der Mutterspr. und den Tochterspr. auch nach seiner zweiten Weise fast ganz
übereinstimmen. Leider läßt sich diese Übersicht im Druck nicht wieder-
geben ; ich schreibe die von Br. angedeutete Ausspr. der fr. L'bersetzung in
die Lautschrift der i. /.. um: pcrh iiotrh ki c /. t\ i'ios sa^ktific snit ti\
ii(\ riciiir to^ renjii. Dies kann aber in Wirklichkeit nicht seine natürliche
Ausspr., jedenfalls nach den Angaben der Grammatiker des iS. Jh. nicht die
seiner Zeit gewesen sein; seine Schreibung ist gewiß durch die hergebrachte
Orthographie und mehr noch tue Rücksicht auf die Ktj'mologie, welche
für ihn die Hauptsache war, beeinfluI.U worden. Das ist z.B. unzweifel-
haft im Worte cieux. In Wirklichkeit dürfte die Stelle seiner Zeit wohl
13*
igö
F. Techmer.
folgendermaßen gelautet haben: pEvno^tx kiEZEjio^ sajetifiesiiatojiol'
viEiitoj'^N^
Einer der Hauptvertreter der allg. Sprachwissenschaft oder vielmehr der
Grammaire generale war derzeit N. Beauzee (geb. 1717 in Verdun) : gram-
MAIRE GltNitRALE OU EXPOSITION RAISONNEE DES ELEMENTS NECESSAIRES DU LANGAGE,
POUR SERVIR DE FONDEMENT Ä l'EtUDE DE TOUTES LES LANGUES , 2 VoU. I767.
Ch. I. p. 6 : Je conscrvcrai . . le nom gcncral de sons aux Clements de la
Parole representes par les Icttres ; et j'appellerai specialement voix et articula-
tions [im engern Sinne] les deux sortes de sons representes par les voyellcs
et par les consonnes. Les voix variables [Boindin voy. grandes] . . chacune
d'elles peut etrc orale ou nasale, et . . chaque orale peut etre grave ou aigüe.
Une voix variable est nasale, lorsque lair qui en est la matiere sort en partie
par l'ouverture de la bouche [was de Brosses, wie wir gesehen, nicht ge-
bührend berücksichtigte] et en partie par le nez. P. lo: Les voix constantcs
[Boindin voy. petites]. Sein System der fr. Offner, welches im wesentlichen
mit dem von Boindin oben S. i86 übereinstimmt, gibt Beauzee p. i i :
.2 \
I OJ {
Voix
retentissantes
Drale
\ grave
\ aigüe
nasale an
grave . . e .
f. I orale \
\
\ n
asale
päte
pate
plante
tete
tette
teinte
bäte
bäti
labiales
eu
l
grav(
orale \ aigüe . . eu
' muette . e
nasale eun
i grave . . 6
\ aigüe . . o- . . cote
ale ön . . conte
II ... sujet
ou . . soumis
orale
jeuneur
jeunesse
je
jeun
cote
Ch. III. Des articulations et des lettres consonnes. P. 52: Les arti-
culations orales muettes sont Celles qui naissent d'une interception totale
de lair sonore . . Les artic. or. sifflantes sont Celles qui naissent d'une inter-
ception imparfaite de Tair sonore. 58: Les artic. variables sont Celles dont
l'explosion se fait avec differents degres de force. Beauzee meint hier die
Unterschiede der stimmhaften und stimmlosen Schließer. Die neueste fr.
Phonetik verallgemeinert diese Unterscheidung auf alle Schließer (vgl. unten
Ballu S. 228), so daß im neuesten System auch m n [man vermißt in B.s
Schließersystem ^v] 1 [/.] r [rj variables würden. Das Klassenzeichen h für
die gehauchten Offner (ouvertures aspirees) wäre besser dem Öffnersystem
unten angefügt. Dem h würden für die stimmhaften Öffner (ouvertures
phoniques) unser Klassenzeichen // entsprechen. Beide würden variables in
anderm Sinne sein d. h. nach den verschiedenen Mundöffnungen verschieden.
Sein System der fr. Schließer gibt Vf. p. 71 :
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. 1">"D ENGL. PHONETIK IND PHONOGRAPHIE. igy
Articulations
constantes vari
ables
foibles
fortes
1)
nasale m mort
IS
c:
( muettes b baquet
orales •'
[ sifflantes v vendre
p paquet
f fendre
nasale n nord
/ dentales d dorne
t tome
a
o
v -
.s
orales ■
Sfutturales er sfalle
muettes •' '^ " "
n loi
\ liquides J
[t roi
C dentales z zele
sifflantes
\ palatales j japon
k calle
s scele
ch chapon
aspi
ree
h heros
Court de Gebelin: histoire naturelle de la parole ou pr^cis de
l'oRIGINE du LANGAGE et de LA GRAMMAIRE UNIVERSELLE, I776.
Ch. I. Comme l'orgue, l'instrument vocal a des souflets, une caisse, des
tuyaux , des touches. Es werden die einzelnen Teile des Sprechinstruments
beschrieben und z. T. durch eine für die Zeit hervorragend schöne kolorierte
Tafel von Gauthier Dagoty dem Vater veranschaulicht. S. 72 : Nous appelle-
rons touches, les parties de Tinstrument vocal quon presse pour en tirer de
pareilles modifications de la voix: . . p et b . , touche labiale, t et d . .
touche dentale, n et m . . touche nasale, r et 1 . . touche linguale, k et
g . . touche gutturale, s et z . . touche sifflante. ch et g . . touche chuin-
tante. Für ch empfiehlt Vf. hier wie in seinem Buch sur l'origine du langage
ET DE l'ecriture ciu liegendes c (n, vgl. unten A. M. Bells Grundsymbol
für die Schließer). Der 2. Teil des vorliegenden Werkes handelt von der
Schrift im besondern, ihrem Nutzen, Ursprung u. s. w. Was die touches de
l'instrument vocal betrifit, so hinkt hier der im übrigen ja nicht unangemessene
Vgl. mit der Orgel. Hat man die Tasten der Sprechorgel nicht vielmehr da
zu suchen , von wo die Bewegung ihren Ausgang nimmt ; ich meine in den
Artikulationszentren; diese meine Auffassung habe ich in meiner phoneiik I.
215 angedeutet.
Ich will zur Ergänzung aus der ENCvcLOPtoiE mäthodique , gramm.\ire et
LiTTfiRATURE, 1782 — 86, h\ wclchcr durch Diderot. duMarsais und Beaiz^e
der Standpunkt der fr. Phonetik und Phonographie der Zeit dargestellt wird,
Auszüge zunächst aus dem Tablcau methodique pour la Grammaire. und unter
dem Text' aus den Artikeln Voix, Articulation , Accent, Consonne geben.
' BEAUZEE bemerkt in der encycl. unter voix zu eu : I.es Icvrcs formcnt autour de la
bouche une espece de ccrcle pour produire eu. Leider beschreibt er auch noch nicht die gleich-
zeitige Vorderzungenrückenöffnung. Nachdem er von Dangeau opuscules svr la lanuue Fran-
chise, 1722 (oben S. 180), ges.igt : II demontre que les voix nasales sont de verltables sons simples et
inarticules [ouvertures], während die nasalen Offner in Wirklichkeit einfache, aber artikulierte L.aute
igS
F. Tkchmkk.
Die folgende Übersicht bitte ich mit der von Wilkins i. z. IV. 343 f. und
meiner i. /. il. 228 zu vgl.
Tableau mcthodique pour la grammaire: Nous avons . . le plus
sind, führt V>. eine Kritik seiner OK. c;kn. von TiiiKi;Ai;i.T , mkm. dk l'ac. r. dk prusse 1771,
440 an : Sans doute les Voix e i u oix ne sont jamais nasales dans l'usage actuel de la langiie
fr.: mais s'ensuit-il de la que ces memes voix ne puisscnt jamais le devenir , oii qu'ellcs ne le
soient pas d^ja dans quelque autre langiie? Demgegenüber gibt B. zu: chaque idiome a sur cet
objet son Systeme particulier. Gegen dk Bkzes Accentgesetz wird für die neuere fr. Ausspr. be-
merkt : il est cependant certain que ce sont ordinairement les voix gravcs <jui sont longues , et
les voix aigues qiii sont brevcs.
Unter ARTICULATION lesen wir: On a coutumc de dirc (jue lis articnlations sont des
modifications de la voix , produites par le mouvement subit et instantane des (juelqu'unes des
parties mobiles de l'organe. Mais cette notion est si vagxie qu'il est indispensable de la
developper davantage , afin d'y mettrc , s'il est possible , plus de precision : on verra d'ailleurs,
par le developpement meme , cju'ellc n'est pas assez generale pour convenir a toutes les
especes . . le mouvement cn soi n'est point du rcssort de l'ouie . . le mouvement des par-
ties mobiles de l'organe est . . la cause physique [physiologique] de ce qui fait l'essence
de l'articul ation . . 1 'i n t er cep t i on de la voix est l'effet immediat. B. scheint sich mit
dieser Erweiterung des Begriffs Artikulation bis zu einem gewissem Grade meiner oben .S. 190
angedeuteten Bestimmung desselben zu nähern; auch rechnet er dann die Aspiration zu den
Articulations und unterscheidet artic. organiques , artic. aspiree , wobei freilich zu erinnern ist,
daß die Aspiration, die Hauchenge auch durch Teile des Sprechorgans, nämlich die Stimmbänder,
hervorgebracht wird; B. scheint also die Benennung organes hier nur auf die Teile des Ansatz-
rohrs zu beschränken , welche Beschränkung seiner Erweiterung des Begriffs Artic. widerspricht.
Die articulations organiques sondert B. weiter in labiales, linguales, nasales. Letztere wieder
in labiale nasale m, linguale nasale n. In seiner Kritik hat Thiebault hiergegen bemerkt: B.
a tort de leur donner le nom de- nasales; ce sont precisement les deux seules artic. auxquelles
ce nom convient le moins, si les artic. doivent tirer leur denomination de l'organe qui intercepte
l'air avant l'explosion. Die Lautarten sind allerdings nach den Organen der Mundhöhle zu be-
nennen (labiale und lingiiale; , wo aber auch die gleichzeitige Nasenartikuliition , welche ja die
Lautordnungen bedingt , angegeben werden muß z. B. Nasenöffnung ^ , die von der Ruhelage
des Gaumensegels abweicht, ist neben dem Hauptnamen der Beiname nasale berechtigt; B. sagt
c'est une denomination universellement regue; der beim Sprechen gewöhnliche- Fall des Nasen-
schlusses bedarf, wie gesagt, keiner besondern Benennung und Bezeichnung. Wo endlich auch
die gleichzeitige Stimmbandartikulation, welche die Lautklassen bedingt, anzugeben ist, z.B.
Stimmbandenge t' > da muß sogar eine dritte Benennung hinzukommen (a. aspiree). So ver-
langt es eine genaue systematische Benennung, welche alle diejenigen gleichzeitigen Artikulationen
angeben muß, welche man nicht ohne weiteres voraussetzen kann. Übrigens kritisiert B. betreffs
der Nasenartikulation den von ihm sonst überschätzten Brosses: L'application que M. Le president
DE Br. en a faite a l'articulation s, ne paroit pas avoir fait fortune ; et j'avoue que je nai jamais
pu concevoir que ce soit, comme il le dit, un coule rüde le long des narlnes. Les articulations
orales sont celles dont l'explosion se fait en entier par l'ouverture de la bouche , saus que le
mechanisme de la prononciation renvoye par le nez aucune partie sensible de l'air sonore. Si Ion
excepte les deux [es gab im Franz. mehr als die beiden m n , B. übersieht A' (vgl. schon
Dange.'V'ü o. S. 181 und die Übersicht S. I45''^] articulations nasales m et n, toutes les autres arti-
culations organiques sont orales, parce qu'il n'y a point une troisieme issue [weil beim Sprechen der
Mund der gewöhnliche Ausgang ist, so kann man sich die Benennung orale sparen, indem
man sie immer voraussetzt, wo nicht nasale genannt werden]. Die articulations orales unter-
scheidet B. auch hier weiter nach den Artikulationsgraden und -weisen in muettes ^interception
totale) , sifflantes (interception imparfaite) liquides . . qiii naissent d'un mouvement . . libre;
independant ' de tout point d'appui dans l'interieur de la bouche , oü la langue alors semble en
quelque Sorte nager. C'est peut-etre de la que vient a ces art. le nom de liquides . . r est
l'effet d'im tremoussement . vif et reitere de la langiie . . Certaines gens qui ont le filet de la
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGR.A.PHIE. IQg
grand interet d approfondir la nature du langage. d'en etudier le mechanisme,
d'en reconnoitre les principes fondamentaux et les regles essentielles. On a
tache dans ce Dict. de les developper d'une maniere lumiiieuse. de les discuter
avec exactitude, et de les apprecier avec justesse.
langue beaucoup trop court [?] . . fönt entendre une explosion gutturale, qui sopere vers la
racine de la langue d. h. bei gehobener Hinterzunge als dem organe actif erzittert das Zäpf-
chen , luette als organe passif] . . les enfants an contraire . . en elevent d'abord la pointe
vers les dents superieures et ne vont pas phis lein . . J'appelle palatales celles dont le sifflement
s'execute dans l'interieur de la bouche, entre le milieu de la langne et le palais, vers leqiiel eile
s'eleve un peu a cet effet. Teiles sont les deux articulations sifflantes j , eh. B. übersieht hier
neben den geringem Mittelzungenhebungen die gleichzeitigen und wesentlichern Vorderzungen-
artikulationen dieser beiden aus den sogen, gequetschten Zweilauten d^ß^ K^ r. entstandenen
einfachen Zischer Z^ S ■ Als stimmhaften und stimmlosen Laut unterscheidet B. artic. variables,
une faible et une forte dans chaque paire , b und p, v und f u. s. w. Er hätte sich über die
wesentlichen Unterschiede dieser Lautklassen bei Holder und Wii.kins unterrichten können und
für seine grammaire generale verwerten sollen. Mit Recht betrachtete duMarsais wie wir unten
S. 203 sehen werden, h als signe d'aspiration . . ne marquant aucun son particulier analogue au
son des autres consonnes. Nach dieser Grundauffassung von duMarsais, meint nun B., Ton pourroit
dire, par ex., que nos 5 labiales m b p v f ne marquent aucun son ['.'] . . elles ne doivent etre
considerees que comme les signes de certaines mouvements des levres. In der That gibt es
Sprech laute wie p (nicht so die andern 4 eben gen.), welchen gerade während des Gleich-
frewichts der treibenden und hemmenden artikulatorischen Kräfte , das den Laut erzengt , keine
hörbare Wirkung entspricht, die genetisch also, nicht gemäß den Bewegungen, sondern ge-
mäß den Stellungen der Organe bezeichnet werden müssen. Hier macht B. nun Ausflüchte,
vom Gebiet der Erzeugung der Laute mechanisme qui les produit zu dem der hörbaren Wirkung
effet; : Mais ce mechanisme n'est point ce qui constltue la nature des sons [vergessen wir nicht
die erste Bestimmung von B. : Je conserverai . . le nom general de sons aux elements de la
parole representes par les lettres et j'appellerai specialement voix et articulations, les deux sortes
de sons representes par les voyelles et par les consonnes; mag nun auch B. zunächst bei sons
der Etymologie gemäß (wie wir bei deutschen 'Lauten', d.h. 'lauten' Bewegimgen an Seh all-
laute gedacht haben, seine weitern Darstellungen haben ihn notwendiger-, vielleicht ungewollter-
weise die Sprech laute in den Vordergrund stellen lassen, namentlich bei seiner einseitigen Dar-
stellung der Artikulationen als Hemmungen (interceptions imparfaites] , ja Unterbrechungen des stimm-
haften Luftstroms (interc. totales de l'air sonore); er sollte jetzt also nicht den gespiochenen
Laut wieder als unwesentlich fallen lassen], puisqu'il n'est point du ressort de louie ; ce n'en est
que la cause physique [physiologique] , et c'est dans les cffets de cette cause qull faut chercher
l'analogie. Für die Nachahmung und Regehmg der Laute kommt die hörbare Wirkung allerdings
in erster Reihe in Betracht ; für die sprachwissenschaftliche' Untersuchung und systematische Be-
stimmung vielmehr die Erzeugung ; letztere bestimmt den Laut durch die elementaren Bewegungen
(ider vielmehr Stellungen der Teile des Sprechorgans; wir sind noch weit entfernt tiavon die
Schalllaute, ob Klang- oder Geräitschlaute, in ihre Elemente zu zerlegen und noch weniger sie aus
diesen zusammenzusetzen. Ich kann also nicht der letztern Behauptimg von ü. beistimmen: Or
l'aspiration est un objet de l'ouie tres-analogue aux sons representes par les .autres consonnes; c est,
comme eux, une explosion [?] reellement distinctive des voix, quoi»|u"elle suppose une cause
physi(iue tres- differente. Wir sehen der Buchstabe h ist die Klippe, an der B.s phonetisches
System scheitert, wie wir es noch oft in der weitern (Jeschichte der l'honetik zu bemerken haben
werden. Naclulcm I'.. noch hinzugefügt, daß er hier nur das Systeme des artic, fran?. dar-
stellen wolle, und seine /ulhicht zu einem das Wesen der Sache keineswegs besser aufklärenden
Vgl., mit den Klängen der Flöte und den sie begleitenden (Jeräuschen genommen, nach dem
Vorgang von IIarduin (vgl. S. 185 , schließt er: j ai appuye volontiers sur cet objet, afin de
rendre plus sensible la dilTerence reelle des voix simples et des articulations et de montror en
ineinc Uinps , iiar un exenq)K- frniipaiU , \:\ maniere lente dont procede l'esprit hnmain dans scs
20O ^- Techmer.
Point de vüe gcneral. Grammaire.
I. Division. Parole prononce ou ccrite.
Voix. Mechanisme de la parole.
decouvertes [wir können hier in Rücksicht auf die l'lrgelinisse der Arbeiten von Matthi/F., Holder,
WiLKiNS wohl hinzufügen : und in der weitern Verwertung der gemachten Entdeckungen]. Cette
derniere consideration, de la Icnteur naturelle des progres, de l'esprit humain, est la seule reponse
que je ferai et que je puisse faire h. M. Thiebault : mais en lui avouant 1 impuissance oü je suis de le
satisfaire, je rapporterai ses difficultös, afin dY'veiller li-dessus lattention des lecteurs; peut-etre
cela produira-t-il quelque jour les connoissances qui nous manquent, et que desireroit le savant acca-
demicien. 'En accordant a M. B., dit-il [TlllEHAULT a. a. O.460], les principes, qu'il a poses [was ich
hier leider nicht habe thun können] . . il reste encore bien des difficultcs a lever et bien des points ä
eclaircir. Unc autre chosc aussi peu discutee et qui meriteroit bien de l'etre c'est la difference qu'il y
a entre la maniere dont l'air est rendu sonore dans le chant, et la maniere dont il Test dans la parole.
Peut-etre qu'il faut attendrc, pour etre suffisament instniit sur ces objets, qu'ils soient discutes et
approfondis par un habile homme, anatomiste toiit a la fois et grammairien : ses recherches et
ses decouvertes seroient , par les avantages qui pourroient en resulter , aussi satisfaisantes pour
le public que pour lui-meme.' Den Unterschied der Stimme beim Singen und Sprechen hat
die neuere Phonetik aufgeklärt ; dagegen sind die Ansprüche an den Phonetiker , welcher seine
Wissenschaft gebührend vertreten soll, seit Thiebault gewachsen: es genügt nicht mehr die gram-
matische mit der anatomischen Vorbildung zu verbinden; es handelt sich jetzt danmi, überhaupt
sprachwissenschaftliches und naturwissenschaftliches Können und Wissen in weiterm Umfange zu
vereinigen. So lange die sog. Phonetiker nur eine Seite ihrer Wissenschaft pflegen , können sie
sich nur als Laien betrachten, welche, wenn sie sich an die Grundfragen heranwagen, die Wissen-
schaft eher verkümmern als fördern, um so mehr, wenn ihre Ansichten weitere Verbreitung finden,
was dadurch sehr erleichtert wird , daß sie selbstverständlich geringere Anforderungen an die
Vorbildimg ihrer Leser stellen (vgl. meine Besprechungen von Sievers' Phonetik i. z. ili. 377
und der BELLschen Schule weiter unten). Hoffentlich wird ein zukünftiger Geschichtsschreiber
der Phonetik den Standpunkt dieser Wissenschaft in der 2. Hälfte unsers Jh. nicht deshalb nach
der Darstellung der Kehlkopf- und Nasenartikulationen in Bells visible Speech oder nach den
experimentellen Versuchen und der Systematik in Sievers' PHONETIK beurteilen, weil beide Werke
wohl die am meisten gepriesenen sind. An dem Eingange jedes Hörsaals für Phonetik sollte die
warnende Inschrift stehen : Ou&eiq dqpuöiKO^ ei0iTU). Was man nach der naturwissenschaftlichen
Seite auf dem Gymnasium versäumt, sollte man wenigstens an der Universität nachholen (vgl.
über diese Vorbedingungen duMarsais S. 202.
In seiner Auffassung der Schreibung zeigt sich B. von de Brosses abhängig, wie es letzterer
von WiLKiNS gewesen (Thiebault sagt in seiner Kritik a. a. O. 518 von Beauzee und de Brosses:
les deux auteurs se sont . . rencontres pour ce qui concerne l'analogie). Unter lettres
schreibt Br. : Huit voyelles suffisent pour representer les huit voix fondamentales usitees dans
notre langue . . En y ajoutant un signe de nasalite , comme pourroit etre notre accent circon-
flexe ('■), dont les deux pointes designeroient les deux issues de la voix; et un signe de longueur (~ ) ;
on auroit tout ce qu'il faut pour representer toutes les variations des voix fondamentales : la
voyelle en eflfet qui n'auroit pas le signe de nasalite , representeröit par lä meme une voix orale ;
et Celle qui n'auroit pas le signe de longueur et de gravite, representeröit un son bref et aigu
[es fallen nicht immer long und grave , bref und aigu zusammen ; leider sind die Begriffe grave
und aigu gar nicht physiologisch bestimmt worden]. Pour ce qui est des consonnes, il est
certain que nous devrions en avoir dix sept, pour representer les dix sept articulations usitees dans
notre langue . . Au moyen de cet appareil , on ne verroit plus trois voix differentes representees
par la meme voyelle . . e . . une voix simple representee par l'union de deux voyelles comme
eu dans feu, ou dans fou . . ai pour e dans j'aimai, pour e dans faisons, pour e dans maitre etc. : on
ne verroit plus les consonnes m et n devenir auxiliaires pour la representation des voix nasales,
puisqu'un signe sur la voyelle produiroit cet effet : nous ne serions plus dans le cas de representer
l'articulation linguale sifflante forte par la combination equivoque des deux lettres ch . . II etait
pourtant assez simple de suivre l'ordre de la generation des sons elementaires [o. S. 199 sah Vf. die
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. IND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 201
I. Elements de la parole.
Voix. Voyelle: a e i y o au eau eu u.
Articulation. Mouille.
g^ntration leider als unwesentlich an, ina Vgl. zum effet!]: les voyelles seroient a la tete, et les
cons. viendroient ensuite ; les diverses distinctions . . auroient servi a las arranger par classes
chacune dans leurs especes . . il y auroit pu avoir quelque utilite a donner aux lettres dune meme
classe une forme analog ue et distinguee de la forme commune aux lettres d'une autre classe :
l'analogie doit avoir les memes efTets dans l'ecriture que dans la prononciation ; eile facilite lin-
telligence du langage . . Ainsi , Ton pourroit ne forraer les voy. par ex. que de traits arrondis
et garder les traits droits pour les seules cons. . . meler un trait arrondi avec un droit pour la
cons. aspiree [die gerade Linie würde hier also sachgemäß die Hauchenge, das Rundzeichen die
Mundöffnung anzeigen; nur müßten soviel Rundzeichen als Öffner sein i'vgl. de Beze S. 173]
. . en tenant dans ime Situation verticale tous ces traits droits pour les cons. orales, on pour-
roit commencer les nasales par un trait droit horizontal . . Je n'insistemi pas d'avantage sur
la justification d'un Systeme, que je ne presente ici que comme un essai sur la maniere d'envisager
Tobject dont il s'agit et nullement comme un projet a executer . . Video meliora proboque,
deteriora sequor. Besseres als das, was Beauzee hier nur andeutet, haben WiLKiNS und de
Brosses ausgeführt (vgl. i. z. iv. 368 und v. 1931.
Sein Gesichtspunkt scheint nicht ganz derselbe in seiner Darstellung der Orthographie
zu sein : on donne egalement le nom d'orthographe ä tous les systemes d'ecriture que differents
auteurs ont publies et on dit lorthogr. de DuBois, de Meigret , de Pelletier, de R.\mus, de
Rambaud, de Lesclache, de Lartigaut, de l'abbe de s. Pierre, de duMarsais, de Duclos,
de Voltaire etc. ; pour designer les systemes particuliers que ces ecrivains ont publies ou suivis
. . Aussi n'honore-t-on point du nom orth. la maniere d'ecrire des gens non instruits . . Les pro-
ductions de la voix, ne pouvant etre que du ressort de l'ouie [die alte Einseitigkeit], ne peuvent
pareillement etre representees par aucune des choses qui ressortissent au tribunal des autres sens,
:\ moins dune Convention . . c'est l'usage qui doit l'autoriser et la faire connoitre . . l'usao'e
national . . verba volant . . scripta manent . . Si l'orth. est moins sujette que la voix ä subir
des changements . . eile devient par la meme depositaire et temoin de l'anciennc prononc. des
mots; eile facilite ainsi la connoissance des etymologies. Doch nur für den Fall, daß früher die
Schreibung wirklich phonetisch gewesen, was für die franz. Schreibimg in der Zeit der Renais-
sance jedenfalls nicht der Fall war. B. verweist schließlich auf den Artikel Etymologie von
Turgot, welcher im Sinne von de Brosses geschrieben ist.
duMarsais handelt von dem ACCENT in seinen mannigfaltigen Bedeutimgen in dei gespro-
chenen und geschriebenen Spr. : A. dune langue etrangere, national, d'un patois, dune syllabe :
aigu, grave, circonflexe (duree longiic, breve, intervalles, ponctuation, aspiration, esprit nule, doux ;
ton pathetique : dans l'intcrrogation, l'admiration, Tironie, les passions. Be.\uzee unterscheide :
r f nietrique ...
,, . ( prosodique . f musical / aigii
I H'gique { . \ [ tonique l , ,
Accent { ^, . . [ rationnel I discursif ' grave
t pathetique ) -^^
l circonflexe.
In allen dem fehlt die gebührende physiologische Unterscheidimg, namentlich von Stinim-
hdhe und Stärke, welche doch für den fr. Accent besonders in Frage kommen. DU>L be-
spricht die neben den Buchstaben bei den Griechen, Römern, Hebräern (Massoreten) und den
Franzosen gebrauchten Zeichen: nos peres nous ont transmis trois sons differents, qu'ils ecrlvoicnt
par la meme lettre e . . e ouvert . . e ferme . . e muet . . Ces trois sons differents se trouvont
dans ce seul mot : fermcte . . encore cn d'autres mots, comme nettcte, evequc. severe, rcpeche etc.
. . 11 y a bicn de l'apparcnce que cc n'est quinsensiblement que l'e a eu les 3 sons ditl'erents
[ich habe S. 148 und 145» gezeigt, daß sie wohl bereits alle drei im Volkslat. vorhanden waren,
ebenso wie o ouvert und ferme]. . . On se sert de 1 accent aigu pour marijuer le son de l'e
ferme, bonte . . On emploic l'accent grave sur l'e ouvert . . s'il est simplement ouvert, il mene . .;
s'il est tres-ouvert , on le maniue d'un circonllexe meme . . II seroit :\ souhaiter que Ion intro-
duise un accent perpendiculaire , c|ul tomberoit sur l'e mitoyen [•.'] et qui ne soroit ni gravo ni
2 02 F- Techmer.
Consonne. Nasale. Nasalite : m n. Liquide: 1 r. Labiale: b p v f. Linguale:
dtgkqczsj. Gutturale. Sifflantc. Muct . . Lettres . . Caractere . .
Alphabet.
aigu. [Das letzte Zeichen dürfte sich wohl nicht einbürgern, eher der circonfiexe als Zeichen der
Vertiefung des Klanges oder der verhältnismäßig mehr rückwärts bewirkten Zungenartiknlation.]
On met anssi cet acccnt sur le votre . . maitre . . donnät etc. oü la voyelle est longiie . . L'usage
n'a point encore etabli de mettre nn accent sur le ouvert quand cet c est suivi d'une consonne
avec laquelle il nc ne fait ([uune syllabe , . mer . . On ne met pas non plus d'accent sur l'e
qui pr6ccde l'r de l'infinitif . . aimer.
Über CONSONNE schreibt duM. : Nous marchons . . nous voyons . . , nous entendons, nous
parlons, sans avoir aucune connoissance des causes physiques ni des parties internes de nous-
memes qua nous mettons en ceuvre pour ccs differentes Operations . . mais . . si Ton veut agir
avec lumiere et connoitre les fondements des sciences et des arts . . on doit ac-
qu^Tir les connoissances physiques qui sont la base de ces sciences et de ces arts . . Mon
dessein n'est pas d'cntrer ici . . dans le detail de la formation de chaque lettre particuliere , de
peur de m'exposer aux railleries de Madame Joukdain et ä celle de NicOLE (voy. le Bourgeois
c;entilhomme de Moliere [vgl. S. 178]). Mais . . la mechanique de la voix est un sujet interessant
. . qui d'ailleurs fera entendre plus aisement la difference quil y a entre la consonne et la voyelle.
DuM. gibt eine Übersicht der Teile des Sprechorgans: poumons , trachee , larynx, glotte , epi-
glotte, Cordes vocales, palais, dents , levres, langue, narines . . Les poumons sont ä cet egard
ce que les soufflets sont a l'orgue . . l'air pousse par les poumons et qui sort par la trachee-
artere , regoit dans son passage differentes modifications et divers tremoussements , soit par la
Situation il est rendu sonore par la seule Situation [axf)]ua Aristoteles] oü se trouvent les
organes de la bouche . . c'est ce qui se passe dans les instniments a vent, tels que Torgue)
soit par Taction des autres organes de la parole (cette action donne a Tair sonore une agita-
tion et un tremoussement momentane propre ä faire entendre teile ou teile consonne . . s'agit-il
d'expliquer la voyelle, on aura recours a une comparaison tire de quelque Instrument a vent
. . Tont son qui ne resulte que d'une Situation d'organe, sans exiger aucun battement, ni mouve-
raent aux parties de la bouche . . un tel son est une voyelle [auch bei den Öffnern findet Be-
wegung der Zunge und Lippen statt; es kommt also bei der Unterscheidung auf die Grade der
Hemmimgen in der Mundhöhle an]. Ainsi a ä e e i o 6 u ou eu et 1^ foible e muet et les
nazales an, en etc. . . II nen est pas de meme de la consonne . . eile est l'effet dune action
passagere [die Dauerunterschiede sind nicht das Wesentliche], dun tremoussement, ou d'un mouve-
ment momentane . . de quelque organe de la parole comme de la langue , des levres etc. . .
je crois pouvoir comparer la consonne a Teffet que produit . . le marteau sur lenclume. [Diese
Vgl. erinnert an die altern von Al. Hume: of the Orthographie and congruitie of the
BRiT.'VN tongue , 1617: A voual is the symbol of a sound maed without the tuiches [iTpo(;ßoXai
Aristoteles] of the mouth. A consonant is a letter symbolizing a sound articulat that is broaken with
the tuiches of the mouth. The instnmients of the mouth, quherbe the vocal soundes be broaken,
be in mmiber seven . . Of these, thre be, as it wer, hammeres stryking, and the rest stiddies,
kepping the strakes of the hammeres. The hammeres are the nether . . lip , the top of the
tongue, and the middle tongue. The stiddies the overlip . the out ward teeth , the inward teeth,
and the roofe of the mouth . . The tuich befoer the voual is be lifting the hammer af the stiddies ;
as da . . and behind , be sti7king the hammer on the stiddie ; as ad . . the difference is in the
hardnes and softnes of the tuich; as may be seen in . . ta end da. In den oben S. 176
erwähnten noch altern isländischen phonetischen Abhh. aus dem 12. Jh. vergleicht Snorri die
Spr. mit den Klängen der Symphonie im 2. gramm. Trakt., übersetzt von E. MoGH a. a. O.
S. 37: 'Der Mund und die Zimge sind der Spielplatz der Worte. Auf diesem Plane sind die
Buchstaben aufgerichtet , die die ganze Spr. ausmachen , und es greift die Spr. bald diesen bald
jenen Buchstaben heraus (um sie zusammenwirken zu lassen, gerade so als wären es Saiten oder
die befestigten Tasten in der Symphonie.' Die Lauttabelle ist durch eine Fig. (II) veran-
schaulicht: 'wie die Linien (d. i. Saiten) den Vokalen, so gleichen die Tasten den Konsonanten.
Konsonanten stehen sowohl vor als hinter jeder Vokal- Linie, und sie ergänzen die Sprache durch
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAVHIE. 20j
II. Combinaison de ces Elements.
Syllabe. Diphthongue': auriculaire. oculaire. Triphthongue.
Baillement. Hiatus. Elision . . Prosodie: quantite. accent (apre, circonflexe,
grave, prosodique'.
ihr Znsammentreffen mit diesen, je nachdem sie vor oder nach dem Vokal stehen . . sie sind hier
auf dem Felde gerade so gesetzt, wie die Tasten in der Symphonie, imd man muß sie reißen
oder stoßen, und dadurch die Liniensaiten schwingen lassen, und man bekommt so den Ton,
welchen man gehabt haben will . . die einen nämlich tönen, wenn du sie zu dir ziehst, die andern,
wenn du sie von dir stößt.'] . . L'union . . d'une consonne avec ime voyelle ne peut se faire que
par ime meme emission de voix ; cette union est äppelee Articulation. [Diese Fassung des Be-
griffs Artikulation weicht wesentlich von der von Beauzee ab ; sie ist wohl zu beachten und ich
bedaure, daß sie mir nicht bekannt war, als ich die Geschichte des Wortes Artikulation und die
geschichtliche Auffassung derselben von Whitney l. z. i. 107 besprach] . . La syllable est un
son ou simple ou compose, prononce par une seule impulsion de voix [richtiger: expulsion d'air.
Di'M. spricht dann von einem son foible, welcher dem aiislautenden Konsonanten folge und
wohl von e muet excite a dessein zu unterscheiden sei z. B. bei et belle]. Sil y a dans
un mot plusieurs consonants de suite, il faut toujours supposer entre chaque consonne cet
e foible et fort bref; il est comme le son que l'on distingue entre chaque coup de marteau,
quand il y en a plusieurs qui se suivent d'aussi pres qu'il est possible. Ces reflexions fönt voir
que l'e muet foible est dans toutes les langues. [Freilich nicht in allen so ausgeprägt wie im
Franz.; es handelt sich hier z. T. nicht um Laute, sondern um unwillkürliche Lautüber-
gänge, welche in den meisten Sprr. schneller bewirkt werden, als im Franz., worüber unten
mehr; im Franz. werden nämlich nicht bloß die Öffner mit Ausnahme des e imparfait, sondern
auch die Schließer im einzelnen vollkommener artikuliert als z. B. im Engl, und Deutschen, wes-
halb die Lautübergänge im Franz. mehr hervortreten.] C'est relativement a chacun de ces organes,
(|ue dans toutes les langues on divise les lettres en certaines classes [also nicht wie bei Be.auzee
in erster Reihe nach der hörbaren Wirkung] . . Quelques -unes peuvent etre dans I'une et dans
lautres de ces classes, lorsque divers organes concurrent ä leur formation [dieser Hinweis auf
gleichzeitiges Zusammenwirken der Organe zu einem und demselben Laut ist sehr beachtens-
wert; schon J. Matthi/e hatte sie angedeutet, l. z. V. 84; besser aber und in mehr systema-
tischer Weise W. Holder. duM. unterscheidet nun folgende Organklassen: i° labiales: b p
V f m; 2° linguales d t n 1 r; 3° palatales g j c fort ou k ou q, le mouille fort ille et le raouille
foible ye ; 4° dentales s . . z ch [gehörte wohl richtiger zu j unter 3°; besser wären beide, ch
und j = j>\ imd S von den Lauten mit nur einer Mundartikulation abgesondert, weil sie 2 gleich-
zeitige Zungenartikulationen haben, eine der Vorder- und eine der Mittelzunge] ; 5° nasales m n gn ;
6° gutturales; c'est le nom qu'on donne a Celles qui sont prononcees avec une aspiration
forte, . . ache aspiree . . n o u s n e L a r t i c u 1 o n s q u a v e c les v o y c 1 1 e s , le heros , la
hauteur 'vgl. de Beze S. 173 . Articuler bedeutet also für DuM. zur S il be n e i nh ei t ver-
binden; von den Orammatikern , welche über das Wesen der Aspiration nicht einig werden
können , sagt er : ils doivent se permettre reciproquement de Tappeler ou consonne ou signe
d'aspir.ation, selon le point de vüe qui les affecte le plus [ich verstehe danmter, wie bemerkt, ein
Kl,assenzcichen für die gehauchten Öffner vgl. S. 192, 14$^^] Dl'M. deutet dann die verschiedene
Operationsbasis 'maniere particuliere de faire agir les organes» an, je nach dem
\'<ilk, Stamm, Kliina imd der Oewöhnung: Les Allemands ne ]ieuvent pas distinguer le z d'avec
le s . . ils ont de la peine ;i prononcer les 1 mouilles ; ils disent file au lieu de ftUc. Ces l
niduilles sont aussi fort dilficiles b. prononcer pour les personnes nees a l'AKis: elles les changent
eil iMi mouille foible et disent versayes au lieu de N'kksaili.ES. Les llamands ont bien de la
piiiu- a prononcer la consonne j. Für den son mouille foible, ([ui paroit tenir de la voyelle et
(!<■ la consonne j 7 ) , nimmt m M. une classe h. part in der l'bersicht S. 145", articul.ations demi-
ouvertes an, in welche dann auch wohl fr. ou und u im .Anlaut von Diphth. z»i rechnen wären:
/' lind ;/ . Hierauf siirieht i>uM. von den Namen der consonnes, der Lautiermethode der o.RAM.
GEN. DE l'.-i\.: Cette maniere eonsiste a nommer les consonnes par le son propre . . en njoutant
seulement ;i ee sun priipri- ccliii de le mint . . be . . fe . . en sorte quepcicr c'est lire. Cette
204
F. Techmek.
III. Parole ccrite.
Ecriture: chinoise, des Egyptiens . . Tachygraphie. Signes. Brachygraphie.
Polygraphie . .
IV. Lecture. Lire. Abecedairc . . S)'llabairc.
II. Division. Parties d'oraison etc.
Blicken wir auf die phonetischen und phonographischen Ergebnisse des
18. Jh. zurück, .so finden wir hier die ersten physiologischen Unter-
suchungen des Stimmorgans von Doi^akt und Fkkkf.in, welche allerdings nicht
zu endgültigen Ergebnissen, sondern nur zu einseitigen Vergleichen geführt
haben. Die genaueste Zergliederung der Öffner lieferte Boinoin im Anschluß
an Dangeau, doch ging Boi.mji.n teils in der Unterscheidung zu weit, indem
er Qualität (grave et aigu) und Quantität (long et bref) z. T. verwechselte d. h.
Öffner in gleichen Reihen unterschied, welche wohl der Dauer, aber nicht
dem Klange und der Erzeugungsweise nach verschieden waren ; es ist das die
alte bekannte Schwierigkeit (vgl. über Dauer und Klang die Entwickelung
der fr. aus den lat. Öffnern S. i^^'^, 148). Teils ging er in der Teilung nicht weit
genug, so sprach er nur von 2 Öfihungsgraden : grand und petit, während
mt-thode a ete renouvelee de nos jours par MM. DE I.AfNAY pcrc et fils . . les mouvements que
M. Dumas s'est donnes pendant sa vie pour etablir son bureau typographique, ont aiissi beaucoup
contribue a faire connoitre cette denomination ; en sorte quelle est aujourdhui pratiquee , meme
dans les petites ecoles. Seinen Standpunkt in der Frage der Schreibung spricht duMarsais in fol-
genden Worten aus: la prononciation . . est le seul but de 1' orthograph e. Elle ne doit
que peindre la parole, qui est son original ; eile ne doit point . . s'obstiner ä le peindre ä present
tel qu'il etoit il y a plusieurs annees . . Je ne cherche que le fait. D'ailleurs je respecte TU sage
.". je m'y conforme malgre la reflexion sage du celebre prote de PoiTlERS et de M. Rest.a.ut,
qui nous disent qu'il est toujours louable en fait d'orthographe de quitter une mauvaise habitude
pour en contracter une meilleure . . traite de l'orth. . . 1752 p. 635. Und das ist ja wohl seit
Vaugelas, remarques sur LA LANGUE FR., 1647 die in Frankreich herrschende Ansicht gewesen.
Wie Dangeau unterscheidet duM. consonnes foibles et fortes b p etc. mit Ausnahme von m n etc.
1 r . . von letztern, welche auch Beauzee als constantes bezeichnet S. 197, bemerkt DuM.
alles peuvent se Her avec chaque espece de consonnes, soit avec les foibles soit avec les fortes,
Sans apporter aucune alteration a ces lettres [aber wohl : a leurs sons] . . Je ne pretends pas
dire que ces quatre cons. soient immuables; elles se changent souvent, surtout entre elles : je
dis seulement qu'elles peuvent preceder ou suivre indifferement ou une lettre foible ou une forte.
D. h. in der anerkannten Orthographie bleibt der Buchstabe derselbe, auch wenn der stimmhafte
Laut stimmlos wird. Daß auch diese Laute im Fr. stimmlos gesprochen werden können, ist erst
in der neusten fr. Phonetik anerkannt worden (vgl. unten Ballu S. 228 .
Über das Alphabet sagt duM. nach kurzer Einleitung über den hörbaren und sichtbaren
Ausdruck, Hieroglyphen, Symbole und Buchstaben : Pour nous, nous n'avons pas d'Alph. qui nous
soit propre, il en est de meme des Italiens, des espagnoles et de quelques autres de nos voisins
[anglois] : Nous avons tous adopte l'alph. des romains . . d'abord nos peres ont ecrit con-
fonnement a leur prononciation [vgl. S. 155 ff.] Tancienne prononciation ayant ete fixee dans
les livres . . apres meme que la prononciation avoit change : les yeux s'etoient accoutumes a
une maniere d'ecrire differente de la maniere de prononcer. DuM. würde nicht gegen die Ein-
führung eines neuen Alph. frang. sein, compose d'autant de caracteres particuliers qu"il y a de
sons differents dans notre langue . . Le nouvel Alph. dont je parle ne detmiroit rien . . cet Alph.
rendroit l'Orthogr. plus facile, la prononc. plus aisee a apprendre.
VICQ-D'AZYR: MEMOIRE SUR LA VOIX, 1779.
J.-B. MONTMIGNON: SYSTEME DE FRON. FIGUREE , .APPLICABLE A TOUTES LES LANGUES
ET EXECUTE SUR LES LANGUES FRANg. ET ANGL., I785.
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
205
DE Brosses gar 7 Grade zählte. Der letztere war jedenfalls der geistvollste
Schriftsteller über Phonetik und Phonographie in diesem Jh., leider aber dabei
einer der schlechtesten Beobachter. Hätte Wilkixs nicht seinen essav ein Jh.
vor ihm durch die Royal Soc. veröffentlicht, so würden die phonographischen
Versuche von de Br. , welche wir jetzt nur als Nachahmungen betrachten
können, hervorragend dastehen ; in Frankreich sind es wohl die ersten , viel-
leicht die einzigen Versuche einer Artikulationsschrift. Die Darstellungen
von DucLOs, Beauzee, duMarsais haben gewiß zur Verbreitung und Klärung
der phonetischen Kenntnisse in weitern Kreisen . aber kaum zur Vertiefung
derselben beigetragen. Jedenfalls zeigen ihre Erörterungen der Grundbegriffe
der Phonetik : son, articulation, voyelle, consonne, accent u. aa. nicht gerade
tieferes physiologisches Verständnis.
XIX, JAHRHUNDERT.!
C.-F. VOLNEY: LALFABET EUROPEEN APPLIQUE AUX LANGUES ASIATIQUES, 1819.
Ch. I. Definitions et Principes. Über seine Vorgänger urteilt Vf. streng,
z. T. auch ungerecht (z. B. S. 4 über Wallis, 5 über Amman, 28 über Kem-
pelen). Von Beauzee sagt er 62: B. . ., parmi nos modernes, passe pour
avoir le mieux etudic cette question [des voy.J . . mais je bläme et rejette
comme inutiles et embrouilles ses classements de voy. en constantes ou
variables, retentissantes ou graves, labiales, orales, aigucs etc. Tout cela n'est
bon qu ä embarrasser Tesprit. Bei Regnier Desmarets , charge par l'acad.
d'etablir une grammaire officielle comme le dict., rügt er S. 64 le peu de pro-
fondeur de la doctrine encore dominante. A ce sujet je ne puis m'empecher
de remarqucr que Ics innovations ne sont jamais le fruit des lumicres ou de la
sagesse des corporations, mais au contraire cclui de la hardiessc des individus.
qui, libres dans leur marche, donnent lessor ä leur Imagination et vont ä la
decouverte en tirailleurs. S. 13: Rien n'est dcfini . . les Latins, dont nous sommes
les echos, comme ils furent les cchos des Grccs ^vgl. o. S. 193], ont trouvc plus
commode dimiter la garrulitc de leurs maitres, que d'ctudier l'opcration
de la nature en son propre instrument. Diese letztere Methode, wel-
cher Vf. mit Recht den Vorzug gibt, ist freilich bisher von nur wenigen For-
schern geübt worden vgl. Ackermann S. 210). S. 12 hatte V. bemerkt: Le
son musical |de la voix] est forme dans et par Tan che de la glotte. Le son
voyelle sc forme dans et par les cavites de la bouche et du nez. Kr ge-
' GeORGK CUVIER: I.E^ONS D'ANATOMIE COMPARKK, IV. ORGANES DE LA VOIX 1S05; 2. cd.
1836 — 46. Der Vf. hat der vgl. Anatomie des Stimmorgans besondere Aufmerksamkeit gewidmet,
wie niemand bisher seit Fabricius.
iKi:. DOMERGUE: LA PRONONCIATION FRANgOISE, I.AN V; 2. KU. 1S06.
DUTROCHET: ESSAI SUR UNK NOUVELLE THEORIE DE LA VOIX. MEM. DE LAC. D. SC.
1806. Das mcnschl. Stimmorgan sei wie ein Hörn. Der M. thyreo-arytaenoideus mit den Stimm-
bändern sei für den S.inger und Sprecher, was der M. orbicularis oris für den Hornbläser.
J. 1'.. BIOT: TKAITE Dl. PltVSIQUE EXPERIMENTALE ET MATUKMATIQVE, 4 voll.. 1816. .\«s
dem II. Bde. ist hier Kap. I.x — xiil : Des Instnimens a vent . . Organes de rOuio et de la Voix
von Belang. Nach BioT wirkt das Stimmorgan wie eine Zungenpfeife.
2o6 F. Techmer.
denkt dann der divers degres d'ouverture de la bouche et d'ccartement des
deux levres. S. 15: II y a deiix classes de consonncs; l'une celle des con-
sonnes oü Ic contact est parfaitcmcnt clos; lautre ccllc des consonnes oii le
contact laissc echapper de Tair . . T-a consDiine est le contact plus on moins
complet de certaines parties de la bouche. 21; 11 doit Ctre de principe
general et constant que chaque voy., cha(|ue cons. ait pour signc represcntif
unc seule et memc lettre appropriee, invariable, et qu'une lettre ainsi appro-
priec ne puisse jamais servir a figurer un autre modele . . 24: Aussi les
methodcs alfabetiqucs de notre r^urope sont-elles de vraies caricatures . . quant
au fran^ais et a Tanglais, c'est le coniblc du desordre.
Ch. II. Les Voyelles usitecs en Eurupe. Vf. beginnt S. 30 mit a, als
voyelle ouverte, eile nous offre le moyen de passer de proche en proche des
plus ouvertes aux plus scrrees. Ich ziehe in meiner Übersicht S. 145''
vor die ouvcrtures plus grandes bis zu den ouvertures plus petitcs und im
Gegensatz dazu die articulations demi-ouvertes, serrces (contact moins com-
plet) und closes (contact complet) zu unterscheiden. V. sondert 2 Unter-
arten des a : a clair ou bref , a profond ou long ; ebenso für o , aber auch
für ou. S. 40: Pour prononcer oü dans les mots roux . . boue etc., les levres
s'avancent davantage en se resserrant commc pour faire la moue vgl. S. 178
CoRDEMOY und Muli IRK', tandis que cela n'a pas lieu dans les mots cou, clou,
chou. Es handelt sich hier wohl nicht um zwei qualitativ verschiedene Arten
des franz. ou, sondern nur um mehr oder minder starke Artikulation derselben
Art. Zu i wird S. 55 bemerkt: la voyelle i, suivie d'une autre voyelle,
usurpe quelquefois le röle de consonne fd. h. eines Mitlauts (Symphons)
nach der Stellung in der Silbe], sans pourtant le devenir. Certainement i ne
saurait change de nature [nach der Erzeugungsweise und der akustischen Wir-
kung] : etant un son [Klanglaut] , il ne peut en meme temps etre un contact
[Mundschließer]. Man sieht auch V. kämpft hier, ohne ihrer' Herr zu werden,
mit den Schwierigkeiten, welche aus der Vieldeutigkeit der Wörter voy. und
cons. hervorgehen : voy. = Klanglaute, Mundöffner, Silbengipfel oder Haupt-
laut (Phon); cons. = Geräuschlaut, Mundschheßer , Mitlaut (vgl. hier oben
S. 193). S. 41 : eu clair . , ouvert [peur] . . eu dans eux . . On se trompe
lorsque Ton croit cette voy. plus longue que la precedente . . sa vraie diffe-
rence est d'etre plus profonde, plus creuse [la bouche forme unc plus grande
cavite, sur-tout vers son fond]. S. 68 : Presque aucune voyelle anglaise n'a
un caractere decide, et un son parfaitement semblable aux voy. du continent
. . il y a . . une tendance singuliere ä les cumuler, c"est-ä-dire ä former des
diphthongues des voy. multipliees. Ein Offnersystem hat V. nicht aufgestellt.
Auf seiner i. Taf. S. 33 gegenüber gibt er 19 Vokale in einer Reihe und
daneben designation, exemples en fran§., angl, allem., letztere leider z. T. ver-
kehrt. Die Benennungen sind nach derErzeugungs weise (prononciation),
der Nasenartikulation: [oral pur]-nazal; dem Öffnungsgrade: ouvert -[ferme],
grand-petit; dann nach der hörbaren Wirkung (sensation ä loreille) : clair-
profond; nach der Dauer: long-brcf; und der größern oder geringern Voll-
kommenheit der Artikulation: masculin-feminin. Doch all diese und ähnliche
Benennungen etwas bunt durcheinander und ohne gebührende naturwissen-
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 207
schaftliche Bestimmung der Begriffe. Bei der heilern und tiefern, bzhw. offnem
und hohlern Ausspr. der verschiedenen Völker macht V. folgende für die
Völkerkunde wichtige Bemerkung S. 37: La cause de cette difference natio-
nale ne serait-elle pas quc l'habitant de l'Italie, vivant sous un ciel tempere,
meme chaud, a pris Thabitude de respirer largement . . tandis que la race
anglo - sa.xonne , ayant toujours vecu sous un ciel humide et froid. a du . .
prendre par consequent l'habitude de prononcer du fond de la bouche en ser-
rant les levres [dies gilt noch weit mehr von den- Skandinaviern]. Cest ä de
telles causes physiques [vgl. unten Marey S. 222] que sont ducs bien des
habitudes nationales: dans le cas present , les FVang. qui tiennent le
milieu de toute maniere entre les deux peuples dont je parle en sont une
autre preuve.
Ch. III. Detail des Consonnes. S. 72: Je ränge d'abord les signes
des cons. par familles ou natures d'organes, et commengant par les levres,
je procede de proche en proche, jusqu'aux cons. du fond de la bouche . .
[also nicht etwa weiter zu Nasen-, Schlund- und Kehlkopfartikulation]. La
premiere classe ou famille [? espece] provient des deux levres, qui par trois
degres de contact [V. hätte hier wohl vielmehr der gleichzeitigen Nasen-
und bzhw. der Kehlkopfartikulationen, welche die Unterschiede von m b p
bedingen, gedenken sollen] fönt entendre ma, be, po . . La seconde . . de la
levre inferieure avec le tranchant des dents incisives superieures : ve, fi . . La
troisieme de la pointe de la langue en contact avec la paroi Interieure des
dents incisives superieures [ou avec les alveoles] : da, te u. s. w. S. 85 über fr.
ja und che: les deux dentiers sont rapproches, la langue nc les touchc point
par sa pointe, mais bien par ses deux cötes, en se relevant vers son milieu,
pour serrer plus ou moins les bords du palais [V. übersieht neben der
Mittelzungenhebung die wesentlichere Artikulation der Vorderzunge. 89 : La
langue demeurant dans la position de ja et de che [nach Abzug der von V.
übersehenen Vorderzungenartikulation] , si au Heu de laisser passer l'air sifflant
qui caracterise ccs deux cons., on coUe la langue au palais, ce contact
[complet] produit deux autres cons., l'une forte . . ke . . dans question . .;
l'autre douce . . gue . ., c'cst ce qu'ils appclent Ic g mouille . .; dans ga.
go, le g est dur . . pourquoi cette nouvelle inconscciuence? . . eile a sa cause
dans la nature meine des organes, qui cprouvent de la difficulte a pron. sur
e et sur i le g comme il Test sur a et sur o . . les voy. e et i comportent
un resserrement , un applatissemcnt [richtiger Vorgang mit Längsöffnung] de
la langue , qui nc s'accommodcnt point avec la cons. ga . . Dans le mouille
. . gue , gui , la langue portce quarrement en avant , forme son contact avec
la partie anterieure et moyenne du palais \^-^ bzhw. ■,'■ ] . . dans Ic g dur. ga.
go, gou , eile se retirc c^uarrement en arriere et se relevant vers sa racine
[et sa partie posterieure], eile forme son contact avec le palais ä la racine du
volle [et ä sa partie posterieure]. De la deux sensations de contact et deux
classes de cons. distinctes ä Toreille \o-^ bzhw. ^J L'on n'a pcut-etre jamais bien
remarque ces differences, mais clles n'en sont pas moins positixcs . . c'est la
faute de l'alphabet qui n'a point etabli le g particulier . . il aurrait fallu quc
dans cet etat dur, les lettres ga et ca eussent un signe particulier pour les
2o8 F- Techmer.
distingucr de que et de kc, et encore plus de ge. C'est a quoi j ai eu egard
dans mon aiphabet europeen asiatique , et par suite les etymologistes en
sentiront toute rutilite. Über die Benennung mouille, welche die fr. Gram-
matiker nicht ganz passend dem mit Vorderzungenrücken hervorgebrachten
seitlichen /- und weiter den Vorder/Aingenrückenschließern derselben i-Stelle
gegeben, sagt V.: ils ont prefere le mot mouille, sans doute parce qu'il leur
a semble, que dans lle, la langue en se detachant du palais, se faisait reelle-
ment sentir commc mouillcc de salive . . remarquez que dans tous ces
etats He, gue, ke, la langue serre le palais [antericur] et ne s'en detache qu'en
formant nccessairement la voy. i qui leur donne im caracterc commun; tandis
que dans ga, go, ca, co, le contact a quelque chose de rond , qui amene
comme nccessairement les voy. . . a, o [V. hätte fr. nocli ou hinzufügen und
ka = k^ und /?'„ = /i'^ unterscheiden sollen, von diesen beiden ist nur letzteres
rund; er verweist doch schon selbst auf Ouintilians Unterscheidung von k
und q] . . ce mechanisme est si vrai que je le retrouve dans toutes les
langues. V. gedenkt dann der it. Ausspr. (ca) tchc tchi (co) und der
deutschen ca tse tsi co etc., wie der engl.: mouillant tantöt c cape . . [k] ne
le mouillant pas commc dans cook [/'^ , c vor a in calm ist /'J ou en le pro-
non^ant s commc dans gity (city) . Dieser Anfang einer genauem Unter-
scheidung der Hinter-, Mittel- und Vorderzungenschließer im Zusammenhang
mit den sich daran schließenden gequetschten Zweilauten und den Zischern
(chuintantes, siffliantes) verdient besondere Hervorhebung in der Geschichte der
Phonetik. Im ganzen unterscheidet V. 14 Klassen und 32 Nummern auf
Tab. II. S. 108 gegenüber. Die Anordnung ist nach Weise der alten arabi-
schen Phonetiker nur in umgekehrter Richtung. Auf die feinere altarab. Ein-
teilung der Schließer nach den Artikulationsstellen die Aufmerksamkeit größerer
Kreise gelenkt zu haben, ist das Hauptverdienst dieser Arbeit von V. ; leider
verstand er es nicht damit die im Abendland mittlerweile entwickelte Syste-
matik der Offner unter Berücksichtigung der fortgeschrittenen Kenntnisse der
Anatomie und Physiologie des Sprechorgans zu vereinigen. Im IV. Kapitel
L. DUBROCA: TRATTE DE LA TRONONCIATION DES CONSONNES ET DES VOYELLES FINALES
DES MOTS FRAN^AIS , DANS LEUR RAPPORT AVEC LES CONSONNES ET LES VOYELLES INITULES DES
MOTS SUIVANS ; SITYI DE LA PROSODIE DE LA LANGUE FR., 1824.
FeL. SAVART: LA VOIX HUMAINE, ANN. DE CHIM. ET DE PHYS. XXX., 1825. La production
de la voix est analogiie a celle du son dans les tuyaux de fliite . . La seitle difference notable
qu'il y ait entre un tuyau a bouche membraneux et le tuyau vocal consiste dans le mode d'em-
bouchure, qui, pour ce dernier, est analogue a un appeau d'oiseleur [Lockpfeife] a bords
superieurs rentrants.
MARLE: APPEL AUX FRAN^AIS. REFORME ORTHOGRAPHIQUE. 4. ED. 1829. DOMERGUE
renverse tout pour tout reconstruire sur de nouveles bases [oben S. 205]. duMarsais se borne
a retrancher les doubles consonnes [oben S. 204. Der Vf. will die Vorzüge beider vereinigen].
II faut, en un mot, que les changements propozes ou ä propozer soient toujours tellement com-
bines , que les personnes qui veront pour la premiere fois l'ecriture qui en est le fruit puissent
la Hre sans heziter et sans avoir bezoin d'explication prealable [vgl. Dangeau S. 181]. 10 Jahre
später wollte M. eine rein phonetische Schrift einführen : MANUEL de la diagraphie qui simplifie
l'etude de LA langue, 1839. Trois jours suffisent pour connaitre et exercer la diagraphie. Elle
est un gnide incessant de la bonne prononciation . . Elle fait reflechir les enfants ; eile exerce
leur jugement et feconde leur intelligence. Der Erfolg war groß, aber nicht von Dauer.
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 20g
handelt Vf. von den arab. Lauten und Schriftzeichen im besondern, mit Be-
nutzung der arab. Grammatik von S. de Sacy ,p. 117 ff.), sowie des Systems
von Khalil '141 ff.). Von dem von Sacy 1813 veröffentlichten wichtigen Ms.
über die Ausspr. der arab. Laute spricht V. nicht. Im V. Kap. werden die
arab. Schließer besprochen und transskribierte Textproben gegeben. Erwähnt
werden schließlich noch die indischen Aspiraten und die chinesischen *^Töne'.
P. 213 ff. berichtet V. über Konferenzen in Paris (Dez. 1802 bis Mai 1803),
welche den Zweck hatten eine Transskription mittels lat. Buchstaben zu Um-
schreibung der arab. Namen des geograph. Atlas der ägyptischen Expedition
festzustellen. Teil nahmen außer Volxev : Monge. Bertholet, Lanxles, S. de
Sacy, Caussin, Lacroix, Baudeuf, Marcel, Mich. Abeyd. Zu Grunde gelegt
wurde Volneys simplification des laxgues orientales von 1795. Die Haupt-
sache war für V. : ein Alphabet zu schaffen, welches nicht bloß für die Schreibung
der europäischen, sondern auch der asiatischen Sprr. ausreichen sollte. V.
hat zur Verwirklichung des Gedankens nicht bloß eingehende Studien gemacht,
sondern auch weite Reisen unternommen und einen jährlichen Preis von 1 200 fr.
ausgesetzt, der freilich in der Folge nicht immer im Sinne des Begründers
vergeben worden. V. sagt selbst in seiner Bestimmung über seine Absichten :
qui sont de propager et encourager tout travail tendant a donner suite et
execution ä ma methode de transcrire les langues asiatiques en lettres euro-
peennes regulierement organisees. Vgl. Erdan: congres lixgltstique p. 150
und Prologue . Destutt de Tracy unten S. 256, sowie de Briere : histoire
DU PRIX FONDE PAR LE CO.MTE DE VoLNEY POUR LA TRANSCRIPTIOX UNIVER-
SELLE DES LANGUES, 1833.
Deleau (der Jüngere) : nouvelles recherches physiologiques sur les Ele-
ments DE LA PAROLE. MEM. Lu Ä l'acad. DES SC. 1830, besonders v'eröffentlicht
1838. Vf. leitete mittels eines durch die Nase in den Schlund eingeführten
künstlichen Windrohrs einen Luftstrom in die Mundhöhle und erzeugte so
ohne die Ausatmung und den Kehlkopf Laute, welche denen der natürlichen
Sprache ähnlich waren; freilich nur stimmlose d. i. geblasene. Durch Ein-
schaltung einer Zungenpfeife hätte D. auch künstliche Stimme erzeugen können.
Er sagt p. 5 ff. : je me mis ä parier k haute voix, le courant d'air etabli par
le nez etant dans toute sa force. A l'instant deux paroles se firent entendre
d'une maniere si distincte et si pure, que les personnes qui assistaient ä l'ex-
pcrience crurent entendre deux individus qui repetaicnt les memes phrascs.
11 est donc bien constate, par cette experience que le larynx n"cst pour rien
dans la formation de la parole aphonique [die Stimmbäntlcr artikulieren auch
bei stimmlosen Lauten'.
Cagniard-Latour (der P^rfindcr der Sirene): mi;m. si r le son que
l'oN PRODUIT en SIFFLANT .\VEC LA EOUCHE , JOURN. DE PHYSIOL. DE M.\GENDIK.
1830, X. 170. L INSTITUT 1837, V. 394 und ann. d. sc. nat. 1837, II. SI-'.R.
VII. 180, VIII. 319. Beobachtung des Luftdrucks im Windrohr bei einem
F. MAGENDIE: l'RECIS ELEMENTAIRE DE PHYSIOT.OGIK , 3. V.U. 1833. 2 VOM.. TOME I.
279 — 320 voix, womit die betr. Abschnitte in den Physiologien von I.onget, Gerdy und Becl.\rI)
zu vgl. sind.
'I'echmek, ztschr. V. '4
2 lO ^'- TliCHMKR.
lebenden Menschen mit Luftröhrenfistel. Die Wassersäule stieg auf 945 mm.,
wenn er seinen Namen laut rief, bei Singstimme von mittlerer Höhe
auf 160 mm., bei gleicher Stärke und größerer Höhe auf 200 mm., beim
Flüstern auf 30 mm. voix iiumaini:, l'ins'itiut, 1838, n" 244. \\\ letzterer
Schrift erwähnt Vf. p. 284, daß er ziemlich deutlich das Spiel verschiedener
Teile des Kehlkopfs mit Hilfe eines kleinen hinten im Munde schräg ge-
haltenen und hell erleuchteten Spiegels gesehen. Leider gab er dieser inter-
essanten Beobachtung keine weitere Folge [vgl. unten Baitaillii; S. 215. Manul
S. 218]. In seiner Schrift sur la pression ä laquelle l'air contenu dans la
trachee-artere se trouve soumise pendant lacte de la phonation. comptes rend.
Ac. sc, 1837, IV. p. 201, hat Cagn.-Lat. den Luftdruck beim Sprechen mittels
eines manometrischen Apparats gemessen, welcher in eine Öffnung der
Luftröhre unterhalb der Stimmritze eingeführte wurde.
Paul Ackermann.- kssai sur l Analyse phvsiquk des langues, ou de la
FORMATION KT DK k'usack d'un alphaket Mi^ri'HODiQUE , 1838. A. hat von dcn
Versuchen Kenntnis genommen, die fr. Phonetik und Phonographie zu einer
Wissenschaft zu gestalten, von Meigret, Cordkmov. de Brosses, Gebelin u. aa.,
welche er in seiner Bibliographie namhaft macht. S. VllI: Pour affermir
et pousser la science , il faut observer la production des sons [diesen
fruchtbaren Gedanken habe in Frankreich zuerst Cordemoy verwirklicht]; ana-
lyser ceux du plus grand nombre de langues possible ; rechercher dans l'ortho-
graphe l'histoire de la Variation des mots : en un mot. joindre la
methode historique ä la methode experimentale . unir aux connaissances
grammaticales une Observation systematique dont la physiologie soit la base
Die hervorragende Arbeit des Vf. verdient in der Geschichte der fr. Phonetik
ganz besondere Beachtung. Chap. I. Serait-il possible de former . . un
aiphabet dont les lettres fussent au langage articule ce qu'en musique les
notes sont au chanf? Oui . . je vais l'essayer. Ch. ii. Des organes phone-
tiques. L'ouie et Tappareil phonateur sont les deux instrumens neces-
saires . . L'un est agent actif, l'autre agent passif; mais leur action est
reciproque. Chap. V. Des timbres modificateurs ou accessoires : i. Timbre
doux . . Cette modification se fait au moyen du larynx, dont la sonorite
vient se meler au son sec de la buccale nue. 2. Timbre nasale. 3. Timbre
mouille. II se forme autour et au bout [dos anterieur] de la langue . . ä peu
pres ä la hauteur de la lettre i . . Dans le langage de la Normandie il y a
un t mouille [/' = k\ vgl. die Übers. S. 145^^ patois] a la place du q . . Paquet,
manque se prononcent ä peu pres: patiet. mantie . , Dans le fr. de certaines
parties de la Franche-Comte . . d mouille, exemple guetter (prononcez dietter
Sophie DupuiS: traite de la prononciation ou nouvelle prosodie francaise, 1836.
Über die Quantität lesen wir in der Introdiiction : la quantite n'est souvent qu'un point imper-
ceptible dans la pron., et d'ailleurs quelle que soit l'augmentation d'une syll., eile ne determine
pas phts la nuance des sons . . que la duree en musique ne determine Tintervalle d'une note
a une autre. Auf S. xxiii wird gefragt: Ne se pourrait-il que notre Systeme des longues et des
breves se füt introduit en France a la renaissance des lettres? vgl. Baif S. 169 f.,. Ferner
S. xxxviii: Si Ton voulait trop appuyer sur ces memes repos ou ne mettre aucun ontomberait
dans une affectation ridicule et une monotonie fatia:ante.
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 211
on fondant l'i avec le d [o^^g'} . . t mouille devant l'e et Tu. paquet. eure,
vaincu (patiet. tiure, vaintiu). (Vgl. Volney S. 207). 4. Timbre emphatique.
5. Timbres mixtes. Chap. VII. De la quantite [des syllabes fraiig.' : la breve equi-
vaut ä . . f d'une longue, et la moyenne ä |. Man beachte diese genaue Angabe
der verhältnismäßigen Dauer der fr. langen, mittellangen und kurzen Öffner
6:5:4; die fr. vollkommen artikulierten kurzen Offner sind also nach Maß
und Zahl mehr als halblang, die verkürzten unvollkommenen deutschen und
engl. Öffner sind weit weniger als halblang. Da die Verhältniszahlen für lang
(6) und kurz (4) so nahe aneinander liegen, ist es wohl erklärlich, daß die
Unterscheidung von diesen beiden Dauerverhältnissen den fr. Grammatikern
schon große Schwierigkeit bereitet hat ; und daß die Unterscheidung von einer
3. mittlem Stufe, welche nicht genau halblang genannt worden, recht zweifel-
hafte Ergebnisse geliefert hat (vgl. d'Olivet S. 183 und Sachs-Laxgenscheidt
S. 244ff.l. Chap. VIII. De Taccent. Diese Beschreibung der fr. Betonung ist
die beste, welche ich in der betr. Litteratur überhaupt gefunden. A. unter-
scheidet appui (force und modulation musicale. Dans le frangais ces deux
accens peuvent etre reunis, mais ils se trouvent plus souvent separes. Nach
der Darstellung des Vf. , welche ich nach meinen eignen Beobachtungen ganz
bestätigen kann, haben in re^/w/ble, carr/V-re, lumz^re, blasphematrwi- die mit
liegenden Buchstaben gedruckten Silben die Modulation, treu entsprechend der
ursprünglichen lat. Stimmhebung, acutus, aigu / (vgl. oben S. 148 und
G. Paris S. 156), c'est un chantonnement leger, un peu aigu qui s'unit ä la
syllabe. In denselben Wörtern hat je die erste Silbe Stärke, appui (mais sans
modulation) . Letzteres ist eine im Fr. entwickelte Neuerung, welche an die ger-
manische Weise erinnert (vgl. Paris S. 155). Disons en deux mots quelle est
dans le frang. la place de l'accent: toutes les fois qu'un mot commence par
une cons. ou par une h dite aspiree, il y a ou il peut )- avoir un appui . .
sur la premiere syllabe. Quand la premiere syllabe du mot est une voy.,
quelquefois le mot est depourvu d'accent grave ' d'appui : s'il le prend c'est
sur la seconde syllabe, z. B. s'evanou//, wo va stärker und tiefer. // höher
und schwächer gesprochen wird. Von der Modulation sagt A. weiter: Selon
qu'un substantif est isole ou final, ou dans le corps de la phrase. cet
accent est plus ou moins sensible; il Test bcaucoup a la tui d'une phrase ou
d'un membre de phrase. ou lorsque le mot est isole, ou lorsqu'il y a sur lui
une Suspension; il s'cfface un peu dans le corps de la phrase. a moins quc
le mot n'y soit soumis a quelque Intention oratoire . . Tous les sub-
stantifs monosyllabiques commengant par une cons. prennent ä la fois laccent
grave et laccent aigu. Dans les substantifs ou adjectifs de deux syllabes.
commengant par une voy., les deu.x accens se placent sur la seconde .syllabe.
Für die Orthographie sind dem Vf. folgende Grundsätze ma(.^gebend: La
langue ecritc doit etre autant que possible la representation de la langue
parlce . . l'orthographe doit se regier, non sur la prononciation familiere,
mais sur la . . pron. soutenue.'
' Anerkennung verdient auch des \ f. Mitarbeit .in dem voCAiai.AlKl-: DE I.A I.. IR. EXTR.
DU DICT. DE L'AC. PAU M. Cu. NoDMsK . . KT M. .\CKEKMANN . AVEC T.KS ErVM. , I.A PRONONC. ET
2 12 F. Tkciimek.
SeGOND: MK-MfJlKK SLK I.A PAK(JLK. ARc:}I. GKN. UE MKD. 1847, 4- ^^^- '• ^^^ •
Segond bemerkt S. 350 zu h: Le tuyau vocal ne peut donner ä Taspiratioa
que la forme des voyelles a, e, i, o, u etc. . . 'Vgl. schon dk Bkze oben
UN voc. GKOGR., 1844. In der Introduction nccessairc gedenkt Nouikk der etymologischen
Schreibung des DICT. DE l'ac S. im: cette orthograjihe, tout-ä-fait d^nuee de raison ortho-
graphique , prevalut aux yeux de I'ac. KR. Dann spricht er de la prononc, ([ui est certaine-
mcnt la plus arbritraire de toutes les sciences de Thomnie, la plus difficiles ä formuler, celle qui
se refuse le plus irrestiblement ä une demonstration ecrite . . L'orthographie . . est une inethode
tout a fait distincte de 1 ' orth ophon ie. . . Sil en est quelques-unes langucsj qui offrent, jusqu'ä
un certain point, cctte hcurcuse appropriation du signe (-crit au signe vocal, ce n'est certainement
pas la langue fr., dans. la<|uelle IIonorat Ramdaud [vgl. S. 171] comptait dejJi, en 1578, 43 ele-
ments d'^criturc. ICncore faut-il rabattre de ceux-ci les signes composes [d. h. einzelne Buch-
staben für ZweilauteJ comme le x, les signes doubles, comme l'y et le k, les signes (::quivoques,
comme le c sifflant qui est un s et le s doux qui est un z, les signes nuls ['!], comme l'h, hiero-
glyphe insignifiant d'une valeur inconnue [die Ausspr. des h mit Hauchenge findet sich allerdings
nicht mehr in der natürlichen, wohl aber noch in der künstlichen Sprechweise ; in der natürlichen
Ausspr. deutet h nur z. T. eine Unterbrechung der Stimme mit neuem leisen Einsatz derselben
an]. Et, au contraire , faudrait-il aj outer , pour etre complet, au calcul d'H. Rambaud , 4 ou 5
Clements de pron. dont il n'a pas tenu comptc , mais cpion trouverait dans nos dialectes . . La
bonne pron. s'apprend dans le commerce oral des personnes bien elevees qui parient bien, et il
n'y a d'autre moyen de l'apprendre [die gute Ausspr. werde nicht durch die Schreibung erlernt ;
man hört hier das Mitglied de l'.\c. kk., vgl. S. 146; vom Landmann bemerkt N. weiter] . . il
l'apprendra cent fois mieux du prone, si son eure est convenablement lettre, ou au barreau,
si par hasard son avocat parle fr. II l'apprendra au theätre, dans les cercles, dans les nies.
II ne Tapprendra pas dans les livres. Pour l'etranger . .? mais s'est-on jamais flatte de donner
aux etrangers une notion exacte de notre pron. par la cacographie miserable dont on se sert
pour la representer? . . la valeur virtuelle de la lettre ne saurait etre definie que par des Com-
munications verbales, par l'usage de la conversation , par l'exercice medite de la parole ; parce
qu'ils prononcent autrement que nous plus de la moitie de nos voy., plus de la moitie de nos
articulations [c'est-a-dire serrees et closes], Depuis qu'on invente tant de belles choses dont la
plupart sont dejä inventees, comment n'a-t-on pas invente encore un Instrument qui laisserait fort
en arriere toutes les decouvertes de tous les siecles, sans excepter l'imprimerie : une phonopee de la
voix humaine 'voila deja son nom\ qui rendrait, sous les 75 ou 80 touches de son merv'eilleux
clavier [vgl. o. 197], toutes les vocalites simples ou consonnantes des langues . . ce navum Organum
aurait plus de portee que celui de Bacon [176]. Dieses novum Organum, welches bei N. nur ein
Gedanke und Traum war, ist seitdem verwirklicht worden. Über den von Scott 1857 erfundenen
Phonoautographen vgl. c. rend. de l'ac. sc. lii. 108 haben berichtet: E. L. Scott: phono-
AUTOGRAPHE ET FIXATION GRAPHIQUE DE LA VOIX, COSMOS, 1859, XIV. 3I4 20 ; MOIGNO, COSMOS,
XV. 677, XX. 658; ATHEN. 1859, II. 433; PiSKO : DIE NEUERN APPAR. DER AKUSTIK, 1865. Wohl
durch den Phonoautographen, der eine Art künstlichen Ohres ist, angeregt, erfand Phil. Reis
das Telephon, jahresber. des phys. Vereins zu Frankfurt 1860 — 61: 'Es gelang mir . . einen
Apparat zu erfinden, vermittelst dessen ich die Funktion der Gehörwerkzeuge klar und anschau-
lich machen kann ; auch können mit demselben Töne aller Art durch den galvanischen Strom
in beliebiger Entfernung reproduziert werden.' Das letztere ist also das Neue an der Erfindung.
Grah. Bell , Sohn von A. M. Bell, hat das Verdienst das Telephon von Reis zu dem Apparat
umgestaltet zu haben, welcher sich in der Praxis nun schon seit Jahren bewährt hat. Mit Scotts
Phonoautographen hängt, noch mehr als das Telephon, J. A. Edisons Phonograph zusammen,
über den ich in meiner Phonetik berichtet. Derselbe hat sich nicht in dem Maße für die wissen-
schaftliche Phonetik bedeutsam erwiesen, als Nodier u. aa. erwartet. Edison selbst spricht sich
in electrical WORLD, 12. nov. 1887 über die Unvollkommenheit des Apparats, namentlich der Zinn-
folie als Schreibmaterials, aus und scheint dem zukünftigen Geschlecht die Vervollkommnung desselben
zu überlassen. Seitdem ist der Phonograph von Tainter, welcher 1885 an Stelle des Zinn- einen
Wachszylinder setzte, imd dann auch vom Erfinder Edison selbst verbessert worden und stehen
augenblicklich zwei .Apparate derart in der PARiser Ausstellung , worüber in Ch. Richets rev.
BEITRAC; ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETHC UND PHONOGRAPHIE. 2I3
S. 173, auch i45'1. L'espece de sifflement qui caracterise l'h. depend d'un
etat particulier des levres de la glotte; celles-ci. au lieu de s'ecarter comme
pour l'expiration ordinaire, se rapprochent de maniere a ce que l'air puisse les
sciENTiF. unterm 6. Juli 1889 von R. Chandos eingehend berichtet worden. Ch. geht bei dieser
Gelegenheit auf eine für die Geschichte der Phonographie nicht unwichtige allgemeinere Frage ein,
nämlich wer als Erfinder eines Apparates anzusehen sei. S. 2 : Au point scientifique, ce qui Importe, ce
n'est ni l'idee premiere, sans realisation experimentale, . . ni meme le perfectionnement pratique,
qui rend un appareil commode et u.suel, comme le perfectionnement apporte par M. Tainter ; ce
qui constitue la decouverte, c'est la realisation experimentale, meme sous une forme rudimentaire,
dun phenomene. Ce nest donc pas sans motif que le public rapporte a Edision Tinvention du
phonographe. Ich teile für den Phonographen ganz die Ansicht von Ch. in Bezug auf die Ver-
dienste von Edison und Tainter ; aus denselben hier angeführten Gründen halte ich aber auch.
unter Anerkennung der frühern Verdienste von L. Scott, Reis für den wahren Erfinder des Tele-
phons und G. Bell nur für den praktischen Vervollkommner. Ch. hat Eoisons neuen Phono-
graphen in rev. scient. unter dem 4. Mai 1889 beschrieben. Von Tainters Graphophone schreibt
er S. 3: Tous les sons peuvent etre reproduits: les paroles, les bruits , les sonorites musicales.
Et la reproduction est d\ine fidelite saisissante ; le timbre de la voix de chaque indi\-idu est facile
a reconnaitre . . les sons musicaux , quoique exactement reproduits , nont pas un timbre tres
agreable . . ; il y a, dans le son reproduit, quelque chose de chevrotant, de nasillard, d aigre . .
Des maintenant, la parole, sinon le chant, est parfaitement reproduite. Über die Anwendung des
Phonogramms für Weiterverbreitung von öffentlichen Reden sagt Ch. : 1 inscription phonographique
de ces discours rendra la reproduction imprimee plus rapide. Au lieu d'un stenographe , on
aura un phonographe ; et une fois le phonogramme obtenu, les ouvriers compositeurs pourront s en
servir pour donner rapidement et exactement tout le texte des discours. Weniger von praktischem,
als vielleicht wissenschaftlichem W'ert sind die Retroreprodiiktionen der Spr. mit dem Apparat.
4 : A ce propos, nous signalons une experience curieuse et simple : c'est de reproduire les sons a
lenvers. Tes paroles sont alors absolument incomprehensibles . . on distingue encore assez bien
quelle est la personne qui parle. On peut meme dire si les sons prononces ainsi sont en franc.
oix en allem. Das erklärt sich daraus, daß die Elemente dieselben bleiben, die Klänge und Ge-
räusche , die Öffner und Schließer und Übergänge , die Silbenhaupt- und Mitlaute , nur alles in
umgekehrter Reihenfolge; der Anlaut wird zum Auslaut u. s. \v. Jüngst ist von Gueroult der
Vorschlag einer Vereinigung von Phonographie und Photographie der Par. ac. des sc. vorge-
tragen worden, wodurch nicht bloß die hörbaren, sondern gleichzeitig die sichtbaren Ausdrucks-
bewegungen des Schauspielers als Phonophotogramm fixiert werden sollen. In der That das wäre
die letzte Aufgabe unsrer Wissenschaft. Doch ich kehre noch einmal zu Nodifr zurück. Er
schreibt weiter in dem voc. S. vi : Cependant un dictionnaire de pron. est en grande partie . .
la malheureuse application de cette idee inexecutable , qu'il faut releguer aux nombre des chi-
meres scientifiques avec la pierre philosophale . . ün traitk dk pron , ajipuye sur un aiphabet
philosophique oü toutes les valeurs positives de notre prolation fr. seraient presentees par des
signes propres, eclairci par des analogies et des comparaisons empruntees a nos langues con-
generes . . serait donc, selon moi le monument le plus utile et le plus imposant que Ihomme
eut Jamals eleve a sa parole . . j'ai du renoncer a des tables de prononc. inexecutables , me
rapprocher de la routine commune. Ich bitte mit meinem bescheidenen Versuch derart auf der
Übersicht S. 145=^ fürlieb zu nehmen, wo die Schreibung freilich international ist; Vorschläge
zu einer der hergebrachten nationalen fr. Schreibung angepaßten Schrift habe ich am Schluß
gemacht. Aus der orthographe figiirec du voc. von Non. will ich noch als Probe her\-orhebcn die
Schreibung glou-arc für gloire ou-a dipht. . Mit \'(U,ni:v oben S. 207 spricht er von g, c
mouille in GuiLi.AUME, QuiNTiLiEN : On voit quo Icur contact avec les memes voy. produit sur
elles les memes metamorphoses. Die Hauptarbeit am vocAü. hat wohl Ackermann gemacht;
N. sagt selbst von A. : ([ui en est l'autcur plus que nmi. Wir dürfen uns darüber nicht grämen,
denn A. war ein tüchtigerer Phonetiker als N., ja man kann wohl sagen, daß A. von keinem fr.
Phonetiker übertroften worden ist. Von N. ist noch zu nennen; NOTIONS El.EMENTAlRES DE l.A
LINGUISITQUE, OU IIISI'. AHRKGKE DE LA PAROLE ET DE LKCUl IT KK . POI"R SERVIR p'lNSTRUCTION
A l'alpiiahei-, a i.a ckamm. et au niCT.. 1834.
2 14 !"■ TlXHMKK.
travcrscr sans les mcttrc en Vibration, mais cn produisant uii sifflemcnt ana-
loguc ä cclui quc nous observerons plus bas, dans la forniation des consonnes
s. ch, f, th. Im ARcii. gi;;n. u. mi';i;. xvi. 347, 1848, unterscheidet S. 3 ver-
schiedene Arten von nasonnement. ^\\< i,\ voix insimr \ ioikk, arch. f.F.x.
DE utD. 1848. 2. Ser. xvii.
Adr. r^ELINE: DICnONNAIRE DK LA I'RONONCIATION DE LA LANGUE FRAN^.;
INDIQUEE AU M(JYKN DK CARACTfcRES PH0NV:TI(JES , PRliCltDli d'uX MEMOIRE SUR LA
REKÜRME DE l'aLPHAUET, 185I. MtVrHODE POUR APPRKNDRE Ä LIRE PAR LE SYSTEME
PHONETiQUK, 1854. F. ist 1 793 in Paris geb. und 1863 gest. Schon 1848
hatte er ein mem(mrk dk la nkckssitk d'un ALPiiAbi/r rationnkl et phonktiquk
drucken lassen. In dem Vorwort zum dict. S. 26 sagt F. : II fallait . . recon-
naitre et distinguer les differents sons en usage dans la languc fran§. . . je
dus demander la Cooperation d'hommes instruits . . La parole se compose du
son, du bruit, du temps, tu ton, de l'accent |appui] . . Les voy. sont des
sons . . Le bruit resulte d'explosions, de sifflements ou de roulements . . Tel
est le caractere des cons. 30: On constata definitivcmcnt 15 voycUcs bien
distinctes dans Talphabet de la 1. fr. [in folgender nicht natürlicher Reihe: a
a an e e e (sourd) eu (nicht zwei Arten) i in o 6 on u ou un] . . On se
demanda ensuite s'il ne serait pas bon de donner la description de la forme
que prend Tinstrument vocal pour produire les diverses voyelles; mais ce travail
fut juge trop difficile ä realiser d'une maniere satisfaisante. Das zeigt . daß
die gelehrten Herren keine rechten Phonetiker waren. Wenn er weiter be-
merkt: nous fümes convaincus que ces demonstrations, fort inutiles pour les
nationaux, ne sont d'aucun secours pour les etrangers, so irrt er sich ebenso
sehr wie die Vf. des dict. de lag. (oben S. 146]. Was die unterschiedenen
Schließer betrifft, im ganzen 20 in folgender Reihe: pe be me te de ne ke
gue gne le ille ye fe ve we se ze che je re, so gingen die Meinungen der
Kommission über 1 mouille auseinander. Ein Mitglied erkläre dasselbe für
= y in Bayeux; Vf. = ly; die Mehrheit war der Ansicht, daß dasselbe ein
eigner und einfacher Laut sei (l). 2 Mitglieder (Jomard und de Saulcv.
wollten 2 que et 2 gue bzhw. vor a o u und e i unterscheiden; die andern
meinten: cette modification n'etant pas facultative, mais forcee [?J. ne peut
constituer une seconde cons. distincte (34) [es dürfte schwer sein, zwischen
unwillkürlichen Modifikationen und willkürlichen Artikulationen die
Grenze zu ziehen]. 36: Pour la liaison entre la lettre qui termine un mot et
Celle qui commence le mot suivant, on decida, apres quelque hesitation, que
lorsque cette liaison , devra etre faite , la consonne finale qui Texprime sera
ecrite, et ne le sera pas quand on ne devra point la faire sentir . . II n y avait
plus besoin d'un signe pour indiquer l'aspiration [? nach meinen Beobach-
tungen werden die anlautenden Offner der in Frage kommenden Wörter, die
ja meist germ. Ursprungs sind, wie la hache, in der pron. soutenu noch, aber
Jos. DE MalVIN CAZAL: I'RONONCIATION DE LA LANGUE FRANC. AU I9. SIEGLE, TANT
DANS LE LANGAGE SOUTENU QVE DANS LA CONVERSATION, 1847. Das mehr uuifangs- als inhalts-
reiche Werk hat den VoLNEYschen Preis gewonnen und ist auf Staatskosten gedrackt worden,
ein Band von 500 Seiten mit etwa 1500 Regeln nnd Tausenden von Ausnahmen!
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 2 I 5
schwächer als im Deutschen gehaucht gesprochen, also h = hache , in der
pron. famihere mit leisem Einsatz (h = ache). 37: Pour les voyelles. divisees
en aigues et en graves [das Wesen dieser letztern Unterscheidung wird auch
hier nicht weiter erörtert, nur wird bemerkt: cette variete fut jugee independante
du temps], ecrire Taigue sans accent et la grave avec un accent circonflexe . .
Pour l'e sourd, j'ai adopte l'epsilon. Zu dem 'e muet' wird p. 47 bemerkt:
dans le langage soutenu, on fait sentir le plus souvent les e muets places au
milieu des mots . . dans la conversation ordinaire, la prononciation de cette
lettre aurait un caractere d'affection. Quant aux 4 nasales, j'y remplace le n
par un trait sous la voyelle. g = gn, 1_ = ill, h = ch '>J. Das dict. von
Felixe gilt noch heute als eins der zuverlässigten für die fr. Ausspr. der
Gegenwart. Über den guten Brauch sagt Fel. : Ce qui m'a determine. c est
Tusage le plus general, celui de la bonne compagnie, qui devait prevaloir [der
war freilich fraglich, vgl. Thurot S. 236^. Seine Methode pour apprexdre ä
LIRE soll stufenweise von rein phonetischer Schrift zur Orthographie des dict.
de LAC ad. führen.
Pierre Kersten (Belgier) : essai sur l'activite du principe pensant con-
SIDERE DAXS L INSTITUTION DU LANGAGE II. PARTIE: DU LANGAGE PAR SIGNES FUGITIFS
OU DU LANGAGE EN ACTION. LIVRE I. DES ELEMENTS DU LANGAGE PAR SIGNES PHO-
NETIQUES OU DU LAXGAGE PARLE, 1853. Nachdem Vf. in den ersten Kap. vom
Schall, Hörorgan, von musikalischen Instrumenten gehandelt, bespricht er die
menschliche Stimme, die Teile des Stimmorgans und ihre Verrichtungen. Er
kommt hierauf zu den Öffnern. Für die Einstellungen der ^lundhöhle zu
Öffnern unterscheidet er zunächst 3 Weisen nach den Einstellungen der Lippen
und Zunge (vgl. Cordemov und Moliere o. S. 178). S. 216 : i. Nous allongeons
le canal en avangant les levres, pendnnt que la langue en augmente la
cavite . . 2. Nous raccourcissons le canal en retirant les levres, comme nous
le faisons en riant, pendant que nous le retrecissons ä Tinterieur au moyen
Alex. Erdan: congres lingltstique. les revolutioxnaires de la-k-c, 1S54 vgl.
u. S. 257,.
a gn e l : oliskkvations sur la pron. et le langage rustique des environs de^p.a.ris, 1s55.
Casimir HenricY: traite de la reforme de i/orthographe, trihune des linguistes
I. 1858 59. GRAMERE FRANSEZE D'APRES LA REFORME ORTOGRAFIQE. DICT. LA CHATRF, 1S56.
F. LHUILLIER: KSSAI d'uN ALPHABET RATIONNF.L, 1859.
Ch. Battaille: nouvelles recherches sur la Phonation, 1861. Vf. \\:\r /unächst
Anatom und dann Gesanglchrer, ein Schüler von M. Garcia, dessen laryngoskopische Methode
er bei seinen Untersuchungen über die Stimme verwertet hat und dessen Ergebnisse er im wesent-
lichen bestätigt. Die Knorpel , Bänder und Muskeln des Kehlkopfs und die Verrichtungen der-
selben bei der Stimmbildung in den beiden Registern werden, leider mit vielen unnützen W ieder-
holungen, beschrieben und nebst dem autolaryngoskopischcn Verfahren auf 7 Tafeln veranschau-
licht. S. 52 werden das tiefere und höhere Register namentlich in folgender Weise unterschieden.
Registre de postrine: Les ligaments vocaux vibrent dans toute leur etendue . . I. ouverture
de la glotte est rectiligne. Registre de fausset: I.a region sous-glottique des ligaments vocaux
cesse de prendre une part directe .\ la generation du son et les vibrations n'existent plus efficace-
ment que dans la region ventriculaire et dans le bord libre de ces momcs ligaments . . I, ouver-
ture de la glotte prend une forme plus ou moins elliptique. 87: I.o vestibule de la glotte est
plus large dans les sons graves . . les sons de poitrine , plus etmit dans les sons aigus . . les
sons de fausset man vgl. später Mandi. S. 219 .
2 I 6 !•"• TlXirMKK.
de la langue. 3. Nous allongeons Ic canal avcc Ics levres . pendant quc la
langue en diminuc la cavitc, cn s'avan^ant contrc l'arcade dentaire inferieure
et en s'elcvant v^ers la voute du palais . . en ces modifications contraires , la
Proportion doit etre exacte . . La Classification des voy. etablie et calculee
d'apres celle des modifications organiques, est, je pense, un fait nouveau dans
la sciencc. Vf. würde diesen Anspruch wohl nicht erhoben haben, hätte er
die physiologische Darstellung der Offner von Hkllwag (1781) , die physika-
lischen Experimente von Willis (1832) und Bkückks unters, übkr dik lauib.
UND DAS NATüRL. SYST. DKR SPRACHL., 1849 g:ekannt (vgl. auch Passys Ansprüche
unten S. 24g]. K. weiß nichts vom Rück- und Aufgang der Zunge in ver-
schiedenen Graden, wie sie von Holder 166g angedeutet und von Hkllwag
richtig beschrieben wurde. K. betrachtet a mit Recht als Grundlage oder
Mittelpunkt seines Systems. Es werde hervorgebracht mit Stimme, Hebung
des weichen Gaumens und Ruhelage der Zunge und Lippen. Von a aus gehen
im System des Vf. 3 Reihen aus entsprechend den oben gen. 3 Einstellungs-
weisen des Mundkanals mit je 4 Graden, bzhw. voy. :
1. graves-sourdes: . . a f 6 ö o ou
2. eclatantes-aigues . . <{ e e e i
3. douces-flütees .... I eu eü eu u
Zur 3. Weise bemerkt K. 244: on peut demandcr si cette modilication n'est
pas non plus susceptible de deux modes ä Interieur , comme la premiere . et
si, pendant que l'instrument se raccourcit [d. h. im Lippenvorhof], il ne peut
pas s'elargir, au Heu de se retrecir [in der Innern Mundhöhle, durch Rückgang
der Zunge]. II est clair, qu'en repondant affirm.ativement a cette question, on
admettrait l'existence d'une quatrieme cchelle phonetique . . Pour resoudre
VAi'SSE: PAROLE, COMPLEM. DE l'encycl. MODERNE, 1862, xt. Derselbe hatte bereits
1853 veröffentlicht: Parole consideree au Point de vue de i.a Physiologie et de la
GRAMMAIRE.
P. BURGGRAFF: PRINCIPES DE GRAMMAIRE GENERALE OU EXPOSITION RAISONNEE DES
ELEMENTS DU LANGAGE, 1S63.
BerNH. JULLIEN: DE l'oRTHOGRAPHE ET DES SYSTEMES NEOGRAPHIQUES (COURS SUPERIEUR
DE GRAMMAIRE I. 44 52,. DE LA NECESSITE DE QUELQUES REFORMES DANS l'oRTHOGR. FR.,
REV. DE l'iNSTR. PUüL. 1864.
Ich nenne hier auch des Schweizers Ed. RaOUX: orthograph^ rationnelle ou ecri-
TURE phonetique, MOYEN D'uNIVERSALISER RAPIDEMENT LA LECTURE, L ECRITURE, LA BONNE PRO-
NONCIATION ET L'oRTHOGRAPHE ET DE REDUIRE CONSIDERABLEMENT LE PRIX DES JOURNAUX ET
DES LIVRES, AVEC DES APPLICATIONS DE LA PHONOGRAPHIE AUX LANGUES ETRANGERES , 1865.
SUPPLEMENT A l'oRTHOGRAPHE RATIONNELLE , OU REFORME GRAPHIQUE SANS NOUVEAUX SIGNES,
1866. — Das erstgen. Buch verdient in Rücksicht auf die graphische Seite, weniger wegen
seines phonetischen Inhalts, hier Ei-wähnung. Seine Grundsätze sind nach S. 166: Un seul signe
simple pour chaque son simple , des signes modifies pour des sons modifies ;vgl. Port-Royal
S. 179). Dabei beachtet er la regle symetrique des boucles pour representer le son doux
(vgl. Ramus S. 168,. Aus seinem aiphabet phonogr aphique S. 273 hebe ich folgende
Neuerungen heraus: oben geschlossenes Omega: ci = ou in chou , e = eu in heureiix, { mit
Schleife; = ill in volaille, j ohne Punkt und ohne Schleife, = ch in chou, n ,'mit Schleife = gn
in agneau. Diese nimmt er jedoch in dem Supplement wieder zurück und mit Recht schon in
Rücksicht auf die Druckerei. Am passendsten scheint mir von diesen neuen Vorschlägen j ohne
Punkt für stimmloses gr. ch, im Gegensatz zu j ffür den entsprechenden stimmhaften Laut,. R.
war presidant du comite santral de la Soc. neografique suisse et etranjere. Vgl. u. S. 260.
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 2 I 7
cette difficulte, il ne s'agit que d'interroger de nouveau la nature. \T. findet
diese Einstellung der von ihm wohl ganz theoretisch aufgestellten 4. Reihe
schwierig und die Klangfarbe unangenehm. Aussi ne croyons-nous pas que
les voy. de cette classe soient usitees dans aucun idiome. Lepsius hat bald
darauf in seiner Abh. über arab. spräche. 1861, S. 102, 180 das Vorkommen
von Öffnern dieser Reihe, wenigsten von unvollkommen gebildeten Abarten
derselben, nachweisen wollen, spricht jedoch im stand, alph. S. 57 richtiger
von Mittelzungenöfifnern (middle tongue) : wenn L.- dabei aber von middle of
the hard roof spricht, so ist das unrichtig, denn das ist die Stelle für die
i-Reihe. K.s Darstellung der nasalen Laute weicht von den altern ab. be-
friedigt aber keineswegs. Nasale Konsonanten erkennt er nicht an, die von
andern so benannten Konsonanten nennt er muettes interieures; die nasalen
Öffner nennt er sonderbarerweise pharyngo-stomatiques und meint, es könnten
überhaupt von diesen nicht mehr als die in der gegenwärtigen franz. Ausspr.
anerkannten vorkommen. Veritable ['!] voy eile nasale ist für ihn die Brumm-
stimme, welche ich 191, 221 als eine unartikuHerte Artikulationsverbindung be-
schrieben, während ich voyelle als Mundöfifner bestimme. S. 258: Dans la
conversation familicre, nous nous en servons quelquefois ä la place de la parole
[articulee]. II nous arrive en effet d'affirmer, de nier, d'interroger , d'avertir.
de reprendre, d'admirer, etc. ä l'aide de la voyelle nasale exclusivement et
Sans ouvrir la bouche. On peut dire que c'est au moyen de notes que nous
parlons alors. Das heißt wir deuten unsre Gedanken dabei durch die Ver-
schiedenheit der Stimmhöhe gewöhnlich mit Hilfe von sichtbaren Ausdrucks-
bewegungen an. Über sein System sagt er 259: Un seul tableau synoptique
reunirait de grands avantages. Mais il aurait Tinconvenient d'etre trop com-
plique [e'm einheitliches System sollte aber stets das Ziel des Phonetikers
sein; die des Vf. sind alle einseitig]. J'offrirai donc plusieurs tableaux selon
les differentes manieres dont les voyelles peuvent etre envisagees . . :
1. D apres les modifications du corps de tuyau de l'organe vocal die oben
angegebenen Reihen gemäß den Stellungen der Lippen und Zunge .
2. D'apres Touverture de la bouche [p. 264 von a als Mittelpunkt in
3 Reihen: a 6 ö o ou ; a c e e i; eü eü eu u unter gleichem, nicht rechtem
II i
Winkel Y. Die Reihe e e e i mit Rückgang und Längsöfifnungen der Lippen
im
(la bouche s'etend en largeur . . eile finit par ressembler a une fente hori-
Ki). FOURNIE: i'iivsioi.oGiK DE i.A voix KT DE LA PAROLE, iS66. 1 )cr Vf. behandelt
in diesem 8i6 S. starken liande die Phonetik im weitern Sinne des Wortes, mit großem l-'leiß
lind in sehr ausführlicher Weise. Die Arbeiten seiner Vorgänger hat er benutzt, soweit sie ihm
bei seiner beschränkten Sprachkenntnis zugänglich waren. Viele wichtige Vorarbeiten hat er des-
halb nicht gekannt, deutsche, englische u. s. w. , von arab. und indischen ganz abgesehen, und
infolge dessen sein eignes \erdienst in der (losch, der i'honetik z.T. überschätzt. Neue dc-
danken und Beobachtungen von ]5edeutung habe ich in dem Ihich nicht gefunden , obgleich ich
mich die Mühe nicht habe verdrießen lassen, es ganz und sorgfältig durchzuarbeiten, ich erkenne
gern an , nicht ohne Nutzen. Erwähnung verdient , daß 1". einer der ersten in Frankreich ge-
wesen, welche den Kehlkopfspiegel für die I'honetik verwandt: KTUnii PR.vriouK SUR LE LARYNOo-
scoii;, 1S63 (vgl. BataII.LE S. 215 unten .
PICOT: TAHI.EAU PIIONETIQVE . ., KK\ . DK l.ING. VI.
211
F. Teciimer.
zontale ^ouvertures allongees cn dcdans. vgl. meine Übersicht S. 145"] .
die andern mit Vorgang und Rundöffnungen. Rote gezeichnete Lippenöffnungen
entsprechen den voy. fortes (besser grandes, B<jindin o. S. 186] des Vf. : a e 6 eü
und die äußern Öffner nennt er faiblcs (besser petites, BoindiN; ; zwischen
beiden seine moyennes, welche Ik-ncnnung bei K. mehrdeutig ist, insofern
sie 2 Grade bezeichnet] . .
3. D'aprcs l'action du voile palatin.
4. Tableau des voy. en sons Continus et progressifs a 6 6 o ou ; a e c
e i; a cü eu cu u mit den betreffenden Mundöffnungen; also tableau 2 zerlegt
unter Berücksichtigung von tableau i . Die folgenden Teile des Werkes geben
hier zu einem Bericht nicht Veranlassung. Auf obiges Werk stützt sich
P. BuRGGRAFF fS. 21 6 untcn) .
L. MaNDL: TRAITli PRATIQUE DES MALADIES ])U I. ARVNX ET DU PHARYNX.
1872. S. 1—87 Anatomie, 88—199 Laryngoscopie . 200—374 Physiologie.
375_8oo Pathologie et thcrapeutique ,, 801—812 Bibliographie. Der Haupt-
gegenstand des Werkes ist die Pathologie; doch sind auch die übrigen Teile
so sorgfältig bearbeitet, daß wir dieselben hier nicht übergehen möchten. Vf.
unterscheidet S. 253 son glottique. den bloßen Stimmbandklang, von voix.
den im Schlundkopf Fig. i f, hier 192) modifizierten Stimmbandklang. Ich
halte die Auffassung für richtiger, nach welcher der Klang der schwingenden
Stimmbänder für sich einfach Stimme, derselbe mit Resonanz im Schlundkopf
bei Nasenschluß und ruhig geschlossenem Munde Schlundkopfstimme ; mit
Resonanz des Schlundkopfs und des Nasenrohrs ohne Artikulationen der Mund-
höhle Nasenstimme; endlich im Gegensatz zur letztern Mundstimme vgl.
Edward S. 235), genannt wird. Später p. 311 .spricht Vf. jedoch auch
von der cavite pharyngo-buccole. Beachtenswert ist seine Bemerkung auf
p. 254: 11 s'etablit . . une lutte entre les agents [inspirateurs; qui veulent re-
tenir lair et ceux qui le chassent [agents exspirateurs" . lutte etablie dans
l'interet de la production de la voix iwie auch für alle andern' phonetischen
L. QUICHERAT: TRAITE DE VERSIFICATION FR., OU SONT EXPOSEES LES A'ARIATIONS SUC-
CESSIVES DES REGLES DE NOTRE POESIE ET LES FONCTIONS DE l'aCCENT TOXIQUE DANS LES VERS
PR_ — PETIT TR.-^ITE DE VERSIFICATION FR. 4^ ED. 1869. P. 76: Les vers fr., comme ceux de
toutes les langiies modernes, exigent certains temps forts, ou, ce qui est la meme chose, cer-
taines accents 'das Wesen dieser 'accents' ist leider nicht physiologisch bestimmt; vgl. weiteres
über Q. im Vgl. mit Ballu S. 232).
COUDEREAU: ESSAI DE CLASSIFICATION DES BRUITS ARTICL'LES, BULL. DE LA SOG. D'aN-
THROPOL. y].\\ 1875.
P. JOZON: DES PRINCIPES DE LECRITURE PHONETHIUE ET DES MOVENS DARRIVER A UNE
ORTHOGR. R.A.TIONELLE ET A UNE ECRITURE UNIVERSELLE, 1877. Über die Anordnung der Laute
spricht sich Vf. S. 67 aus: Nous comprenons que le physiolgiste, qui etiidie avant tout les
causes de production des sons, les classe d'apres ces causes. Mais pour le grammairien,
l'effet produit est tout . . [vgl. Bealzee S. 199]. Les differences d'impression se sentent par-
faitement, quoiqu'elles soient parfois difficiles a detinir. EUes offrent donc une base solide [?] de
Classification. Diese einseitige Auffassung erlvlärt sich durch eine Bemerkung S. 72 Anm. i : De
plus amples developpements sur cette matiere [Erzeugung der Laute] , d ailleurs fort interessante,
m'entraineraient dans des discussions physiologiques pour lesquelles je serais peu competant.
Seine ecriture imiverselle ist nicht streng phonetisch; sie nimmt Rücksicht auf die Etjmologie
imd Grammatik.
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER KRANZ. UND ENGL. I HONETIK UND PHONCGRAPHIE. 21 Q
Erscheinungen., et que, par cette raison, nous avons in de la fatigue de la
VOIX DAXS SES RAPPORTS AVEC LE MODE DE RESPIRATION: AC. SC. marS 1855. GAZ.
MED. DE Paris, 1855, p. 244. 275, 294^ appelee lutte vocale. Passender wäre
hier die Bezeichnung lutte respiratoire. Unter lutte vocale wäre ein ganz
andrer Kampf zu verstehen , nämlich zwischen den die Ausatmungskraft trei-
benden Kräften des Windrohrs und den hemmenden des Kehlkopfs vgl. schon
Matthi.e I. z. V. 85 und hier igo). Von der Flüsterstimme (chuchotement
sagt Vf. S. 262 : les levres vocales ne vibrent pas; rorifice glottique est ouvert
Fig. 91) ou presente les divers degres d'occlusion. Da die gen. Fig. 91 in
neuern, namentlich physiologischen Handbüchern nach Maxdl als Typus der
Flüsterstimme wiederholt abgebildet worden, so sehe ich mich hier zu einer
kritischen Bemerkung veranlaßt. Bei Flüsterstimme findet weder Öffnung,
noch vollständiger Schluß der Stimmritze statt: nur die Bänderritze ist ge-
schlossen, die Knorpelritze ist offen, d.i. bei natürlichem, leisem Flüstern
(vgl. IV. S. 119 Mitte )); bei künstlichem, gezwamgen starkem Flüstern,
w^ie es auf der Bühne geübt wird, werden durch die übergroße Stärke des Luft-
drucks (vgl. Cagniard-Latour o. S. 20g f.) die Bänder mehr oder minder au.s-
einander getrieben, wie es grade Fig. 91 des Vf. zeigt. Seine Abbildungen
der Stimmritze bei Brust- und Kopfstimme, Fig. 97 — 99 und 100 kann ich
nach meinen Untersuchungen ganz bestätigen. P. 312: Un certain nombre de
mammiferes et d'oiseaux, et probablement encore d'autres animaux. possedent
une voix articulee; mais eile est pour ainsi dire rudimentaire.
L. Havet: veröffentlichte 1872 den bereits S. 191 erwähnten Artikel: sur
LA XATURE PHVSIOLOGIQUE DES NASALES ET DES L. MEM. SOC. LING. II. 74 80
und gab darin ein besonderes Interesse, ich kann leider nicht sagen, ein tieferes
Verständnis für die physiologische Seite der Phonetik kund. '
I Zunächst der Titel. Was versteht H. unter natiire physio logique der in Frage kom-
menden Laiiterscheimingen ? Nach seiner Untersuchung wohl die Erzeugungsweise, welche er
zergliedert, nicht die hörbare Wirkung; denn er läßt sich auf eine Untersuchung der Schall-
schwingungen , der Geräusche oder Klänge , und der darin enthaltenen Toiltone , wie wir eine
solche Helmholtz verdanken, garnicht ein. Wir haben uns also hier auf die Gliedening der
elementaren Bewegimgen der Teile des Sprechorgans zu beschränken , welche die betr. Laut-
erscheinungen hervorbringen. Er nennt von letztern zuerst die nasales. Was versteht er daranter ?
Die elementaren Bewegungen der Xasenklappe S. 192 Fig. i DE oder bloß die XasenötTnungen
oder die gleichzeitige Verbindung derselben mit Stimmbandartikulationen , die Nasen- oder
Brummstimme , oder die gleichzeitige Verbindung der Nasen-, Stimmband- und Mundartikula-
tionen, die Nasenlaute, ob nasale Mundöffner oder nasale Mundschließer? Der Schluß kann an
allen Stellen des Mundes eintreten: A% A'^ A"^ a; .V_ A' /l VI vgl. die Übersicht S. 145". H.
schreibt mm p. 76 : Quant \ la resonnance nasale, ce nest (|u'un Heilaut, qu'un son accessoire qui
accompagne la consonne, mais ne la constitiie pas, et qu'on pout comparer a la resonnance acces-
soire du b. Dans ap-pa la consonne est pure de tout melange, dans ab-ba eile est accompagnee
d'une resonnance instantanee du larynx [aussi du pharjnx et de la bouche cf. Mandi, p. 21S.
Edwards p. 235 ff.l, dans am-ma dune resonnance continuc du lannx et du nez. Sehen wir von
den verschiedenen möglichen Einstellungen der Stimmbänder für p ab und betrachten ihn der
Einfachheit halber und negativ als stimmlos, so ist der Unterschied der 3 Laute folgender: p
stimmlos, Nasenschluß, Lippenschluß; b stimmhaft ,■ Nasenschluß , Lippenschluß: m stimmhaft,
NasenöfTnung , Lippenschluß. Wie ich S. 190 gezeigt bildet weder die reine Stimme Hir sich,
noch die Stimme mit Nascnöflnung Nasen- oder Bnnnmstimme einen Laut, dieser wird erst durch
Hinzutritt der Mundartikulaticm bestimmt. Die resonnance nasale ist .also ohne die Mund.irtiku-
2 20 !'• Tf.chmkr.
In der Folge ist II. in der That der I'h)-siologie naher getreten: er arbeitete
1875 mit RosAPELLY im Laboratorium von Marev zusammen. Die Ergeb-
nisse sind von Rosapbu.i.y, insckiption dks mcjlvkmkxt.s phoniViiqlks. tkavaux du
lation weder Laut noch I'eilaut, sondern eine an sich unartikulierte Erscheinung, die N'asenstimme.
Der l'iRKlNEsche I51ählaut ist wirklich ein Laut , sofern er durch artikulierten Mundschluß be-
stimmt ist ; nicht aber z. !>. die Schlundstimme , welche bei in Ruhe zugemachtem Munde und
Nasenschluß hervorgebracht wird. Die Dauer des Lauts wird bestimmt durch die Zeit, während
welcher die betr. treibenden und hemmenden artikulatorischen Kräfte im Oleichgewicht gehalten
werden. Jeder Laut, der C)ffner wie der Schließer, kann lang un<l kurz vollkommen, aber auch
verkürzt unvollkommen, wie auch stark und stärker vollkommen, oder endlich zu schwach, unvoll-
kommen artikuliert werden. Die Dauer, Stärke, wie auch bei stimmhaften, die Stimmhühe be-
dingen den Laut als einzelnen, bestimmen aber nicht seine Stelle im Lautsystem. La consonne
veritable [d. h. N . . n m\ varie dnns chaque groupe , parce qu'elle est produite par la cloture
de la bouche en un point variable ; la resonnance est relativement constante [das wäre nur bei
der unartikulierten Nasenstimme ^ wirklich der Fall] , parce quelle a toujours Heu de la meme
maniere dans les cavites nasales [das ist nicht der P'all, wenn gleichzeitig eine bestimmte Mund-
artikulation stattfindet, wo der Nasen- und Mundraum, und wenn auch nur ein kleinster Teil des
letztern, zusammenwirken]. A la verite, eile n'est pas rigourcusement constante [!] , et roreille
peut distinguer certaines nuances de son entre la rl-sonnance du m et Celle du n, par ex., ce qui
tient simplement a ce que la resonnance fundamentale , celle du nez [oben sollte sie ja nur ein
Beilaut, son accessoire sein] est accompagnee dune resonnance secondaire et qui varie dans
la bouche diversement disposee [diese letztere vom ^'f. ganz mißverständlich sekundär gen. Er-
scheinung bestimmt in Wirklichkeit erst den Laut nach Gattung und Art endgültig]. Cette reson-
nance nasale constante ['.'], deduction faite de son fälble Supplement [?] de resonnance buccale, est
l'anusvära theorique [d. h. eine von gewissen indischen Grammatikern theoretisch angenommene
Erscheinung, welche aber in der wirklichen Spr. für sich nicht vorgekommen, jedenfalls kein
Laut gewesen] ; et ainsi s'explique que suivant les prätigakhya lanusvära soit contenu dans toutes
les nasales [als mit den wesentlichem Mundartikulationen verbundene Nebenerscheinung]. Elle
est aisee a produire ; ce n'est autre chose que le son vocalique [phonique] obscur que 1 on fait
entendre quand on fredonne la bouche fermee [bei der Nasenstimme , fredonnement , ist der
Mund allerdings geschlossen, aber, was wohl zu beachten, in vollständiger physiologischer Ruhe,
ohne Artikulation irgend welchen Mundteils] , et qui se colore de teintes differentes quand varie
le point de cloture de la bouche [genauer, wenn statt des in der Ruhelage geschlossenen Mundes
an bestimmten Stellen desselben artikulatorischer Schluß eintritt]. Chaque variete de cette reson-
nance est une sorte de voyelle [leider hat H. nicht den Begriff voyelle definiert ; verstände er
darunter Mundöffner, so widerspräche er sich selber; er meint damit hier, wie es nach dem fol-
genden scheint , nur einen Silbenhauptlaut] et peut former syllabe , par ex. la variete linguale
alveolaire (dite dentale) dans l'angl. mutton, qui se prononce motUo . Je represente comme
M. Lepsius les voyelles issues de consonnes [man beachte die Zweideutigkeit der Begriffe voyelle
und consonne , bald im Sinne ihrer Erzeugungsweise , bald in dem ihrer Stellung in der Silbe !]
par la consonne accompagnee d'un petit zero. H. spricht dann p. 78 von den Nasenlauten,
welche hervorgebracht werden , quand la racine de la langue et le voile du palais se rappro-
chent jusquau contact, au meme point oü se produit le k de cou ou le g de goüt [bei natürlicher
Ausspr. werden k und g vor 7( als k g an der Grenze zwischen Gaumensegel und Gaumenbein
hervorgebracht]. On ne peut produire un k dont le point d'articulation soit plus profond, parce
qu'au delä du point velaire ordinaire le voile ne peut arriver assez bas pour toucher la langiie,
sans cesser en meme temps de fermer la cavite nasale [in Wirklichkeit hat das k_^ , welches man
neben dem hintern a hervorbringt, eine noch mehr nach hinten gelegene Schlußstelle , wie ich
durch stomatoskopische Bilder i. z. L Taf. iv. 4 nachgewiesen, hier findet der Schluß am Gaumen-
segel statt. H. scheint zu verkennen, daß für die Mundartikulationen nicht das Gaumensegel,
sondern in diesem Fall die Hinterzunge , richtiger die Gaumenzungenmuskeln , als der vorwie-
gend thätige, den Laut bestimmende Teil anzusehen sind]. Mais on peut produire un x ou un y
plus profonds que le x £illemand de ach, que le x et le y ^'^ grec moderne devant un a ou un o
[bei deutschem ach-I^aut berührt der Hinterzungenrücken das Gaumensegel weiter rückwärts als bei
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. VND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 22 1
LABORATOiRE DE M. Marey , 1876, II. lOQ ff. beschrieben. Die Anregung ging
von der soc. de ling. aus. Eine Deputation der letztern. unter Leitung ihres
Vorsitzenden Vaisse (vgl. S. 21Ö unten fragte bei Marev Anfang 1875 vor,
allen andern ch-Laiiten , vgl. i. z. I. Taf. iv. ij ; en effet , pour le x et -f il .suffit que le volle
se rapproche de la langiie [umgekehrt ist es, wie eben bemerkt, richtiger : la langue se rapproche
du volle] sans la toucher , de sorte que le nez ne cesse pas d etre clos. On peut aussi produire
un n plus profond que le ri de Dank [der nasale Schlußlaut in Dank ist der allerhinterste,
wenigstens unter den natürlichen Schlußlauten], parce que la formation des nasales exige justement
labaissement du volle et Touverture du nez. Ce n velaire extreme a ete decrit par M. Brücke
. . Cest dans la formation du n velaire extreme que la resonnance du nez est la plus pure; la
cavite buccale y est minima , et meme , on peut le dire , y est reduite a zero [•?] , de sorte que
la resonnance buccale s'annule [selbst wenn die Mundresonanz , der Mundhall bei natürlicher
Mundartikulation vollständig verschwinden könnte , so würde immer noch die Zungenartikulation
bleiben müssen und diese ist das Wesentliche für die Erzeugung und Bestimmung der Erscheinung].
Dautre part , le bruit consonantique , produit par le contact subit du volle extreme et de la
langue extreme, est insensible [von der hörbaren Wirkung haben wir von vornherein abgesehen ;
o-ibt es doch gesprochene Laute, welchen genau genommen gar kein Schalllaut, sondern vielmehr
eine Schallunterbrechung entspricht ; in jedem Fall wird die Berührung , wenn nicht vom Ohre,
so doch vom Muskelgefühl als wesentliche Artikulation deutlich unterschieden] , parce qu'ici lair
est iniercepte a l'entree meme de la bouche et ne s'est pas encore engage . . On peut donc dire
que le son irs de Brücke n'a rien de buccal [soll son hier der Sprechlaut oder der Schalllaut
sein? der Sprechlaut hat wohl etwas vom Munde, den hintersten Zungenschluß, welchen H.
keineswegs zu nichts machen kann], et de plus on doit en considerer bien plutot la resonnance
vocalique que le bruit consonantique [schon wieder ist zweifelhaft, in welchem Sinne
resonnance vocalique im Gegensatz zu bniit consonantique aufzufassen ist ; wir sollen hier wohl
Klang- und Geräuschlaut verstehen ; es handelt sich hier aber für uns an erster Stelle um den
Schluß, nicht um das Geräusch]; en un mot la definition la plus exacte de ce son est: une
quasi-voyelle presque purement nasale. [Ich bedaure in den Worten quasi-voyelle presque pure-
ment nasale keine genaue , noch weniger die genauste Bestimmung zu finden und denke , diese
Definition wird keine Anhänger unter den Phonetikern gefunden haben ; wie rein nasal auch immer
der Laut klingen mag, unartikulierte Nasenstimme ist es nicht ;'vgl. Kersten S. 217 ; er bleibt
ein nasaler Mundschließer, wird also nicht im entferntesten eine voy., wenn man anders unter
voy. einen stimmhaften MundöfTner versteht, wie es doch gewöhnlich geschieht. Wir haben es,
wie gesagt, hier, wo es sich um die nature phy siol ogique des nasales handeln sollte, in
erster Reihe mit der Bildungsweise , und nicht mit dem Schall und der Stellung in der Silbe zu
thun]. Te crois que cette quasi-voyelle nasale . . n'est autre chose que lanusvära du sanskrit.
Diese Beziehung auf die besondere skr. Phonetik ist von Whitney, mem. soc. ling. n. 194 richtig
gestellt worden, wie ich bereits oben S. 191 bemerkt. Bergaigne widerlegt W. keineswegs mit
Anfühningen wie: regle I. 20 du RiG-VEDA-PRÄTigÄKHYA, qui indique pareillement le nez seul
comme organe sthäna; de lanusvära. Sthäna bedeutet ja nur ein passives Organ bei den Indern,
das aktive nannten sie karaiia. Man darf diese beiden Rollen in der Phonetik nicht verwechseln
vgl. unten die Kritik, welche Bell an seinem Schüler Sweet wegen der 'teeth' geübt: The
teeth, like the hard palatc, are only passively employed UNiv. lect. 60 . Die Rolle der Zähne ist
ja unzweifelhaft ; schwieriger ist die Entscheidung beim Gaumensegel. Ohne anatomische Ein-
sicht darf man hier nicht urteilen man vgl. Fig. i , S. 192 wo die betr. Teile und Muskeln an-
gedeutet sind,. Die Nasenhöhle im engern Sinne des Wortes ist, wenn man von den für den
hörbaren Ausdruck nicht in Betracht kommenden Verändeningen der äußern Nasenöffnungen durch
die Nascnmuskel absieht, an und für sich immer nur ein nihendes Organ ; wäre also nie als Laut-
rohr verwendbar. Nun pflegt man in der Phonetik den Schlundkopf mit seinen Verrichtungen
nicht als selbständiges Organ, sondern seine drei Teile, den Kehlkopf-, Nasen- und Mundtei! \m
Zusammenhange mit den in diesen Benennungen angedeuteten für das Sprechen wichtigern ( »rganen
zu betrachten. Die Muskeln des weichen (Jaumens Gaumenheber, Ciaumenspanner . Zäpfchcn-
heber\ die .Antagonisten der Gaumenschlundkopf- und Gaumenzungenmuskeln, welche letztem bzhw.
den hintern und vordem 15o<jen und zwischen ihnen gewissermaßen den hintern \orhof der
222 ■ ^- TIlCHMKR.
ob sich die phonetischen Bewegungen nicht mittels der von ihm konstruierten
Registrierapparate autographisch darstellen ließen.' Es hatten ja bereits
Arloing und Caklkt die x'erschiedenen Bewegungen beim Schlucken. Touss.mxt
Mundhöhle bilden, stehen zwar nicht mit der .Nasenhöhle im engern Sinne, wohl aber mit dem
phonetisch dazu gerechneten Nasenteil des Schlundkopfs, wie auch dem Mund- und mittelbar auch
dem Kehlkopfteil des Schlundkopfs in Beziehung. Diese (iaumenmuskeln bethätigen sich vor-
wiegend bei Schluß des Nasenteils des Schlundkopfs und damit nicht unmittelbar , wie BELL in
seinem visible srEECH es ganz verkehrt dargestellt , sondern nur mittelbar bei Schluß der
Nasenhöhle im engern Sinne; sie beteili;/en sich aber auch an der Hebung des Kehlkopfs
luul Verklcinening des Kchlkopfteils , wie auch an der Hebung der Hinterzunge und Ver-
kleinerung des hintern Vorhofs der Mundhöhle; freilich auch nur mittelbar, denn die wahren
Heber des Kehlkopfs sind die zusammenhängenden Oaumen-Schlund-Kehlkopfmuskeln und die
Heber der Hinterzunge sind die Claumenzungenmuskcln. Ich deute hier diese anatomischen Einzel-
heiten, welche ich \. z. I. ausführlich nach Luschka und I'.\ssav.\nt dargestellt, nur deshalb an,
lun zu zeigen , wie vorsichtig man beim Gaumensegel die Frage behandeln muß , ob es thätiges
oder leidendes Organ sei. Für die Hebung des Gaumensegels sind die Gaumenmuskeln vorwie-
gend thätig, für die Senkung leidend; die größere Öffnung der Nasenklappe wird durch Zusammen-
ziehung der Gaumenzungenmuskeln bewirkt, wobei die Hinterzunge nach unten festgehalten bleibt,
gleichwohl dem Zug der Gaumenzungenmuskel nach oben und hinten ein wenig folgt , was den
Übergang 2^ : .E^, a^: A^, 0: 0 ^. 7t ^ : 0^ in der nfr. Zeit erklärt vgl. die Übersicht S. 145'* .
Für die Hebung der Hinterzunge sind, wie bemerkt, Avieder die Gaumenzungenmuskeln vorwiegend
thätig, sie bedürfen aber in diesem Fall der Mitwirkung ihrer Antagonisten, der Gaumenmuskeln.
Ich habe mich jedoch hier nur mit der physiologischen Seite der Frage beschäftigen
wollen, um die Begriffe von Artikixlation und Laut, Mundöffner und -Schließer klar zu stellen.
II.WET geht dann zu den nasalen Mundöffnern über: le voile du palais ferme le nez pendant la
prononciation de la . . Si des le commencement on Tabaisse a moitie [die Grade der Öffnung
können verschieden sein; jedenfalls darf a moitie nicht etwa Enge r<i bedeuten, denn dann würden
nicht nasale , sondern genäselte Laute entstehen , welche mundartlich wohl vorkommen , aber
meines Wissens in keiner Spr. anerkannt sind], la bouche et le nez sont egalement ouverts. On
obtient ainsi . . une voyelle anunäsika, c est-a-dire une voyelle nasale comme les sons frang.
ä e ö eil dans en bien on un. Es folgen die 1-I>aute 79; Le 1, comme les nasales, peut etre
prononce en differents points de la bouche [nicht an den mittlem und hintern Stellen, wohl aber
mit gleichzeitiger Vorder- oder Hinterzungenrückenöffnung // /,,] ; les principales varietes sont le
1 alveolaire, le 1_ 'cerebral' [/], le 1 palatal ou mouillej l' [/. ] . . la seule resonnance est celle de
la bouche . . Les lo des differents organes , comme les Uo, peuvent se fredonner sans difficulte.
En resume, les nasales et les 1 sont des consonnes instantanees, des arets tout [?] comme p ou t ;
mais ces arrets consonantiques sont accompagnes dune resonnance vocalique [?] qui n'en constitue
pas la partie essentielle et qui seule est continue. Hiermit könnte ich mehr einverstanden sein,
als mit dem frühern und dem was noch folgt : Cette resonnance peut etre detachee de lelement
consonantique [in der natürlich gesprochenen Spr. ist die von H. aufgestellte Trennung von den
betr. Mundartikulationen niemals möglich] ; eile constitue alors une voyelle [d. h. hier wohl Silben-
haiiptlaut , Phon , nicht etwa Mundöffner] , peut etre chantee , et forme des syllabes et des di-
phthongues.
' Der Verdienste von MAREY um die graphische Darstellung physiologischer Bewegungen
habe ich bereits in meiner thon. gedacht und dort von seinen Werken: nr mouvement d.^ns
LES FONCTiONS DE LA YiE , 1868, Und MACHINE .^iNiNL^LE, 1878 angeführt. Mir sind seitdem
durch die Gefälligkeit von M. Gh. Richet, dir. de la rev. scientifique, 2 in letzterer veröffent-
lichter Vorträge zugegangen, welche für die wissenschaftliche Methode im allgemeinen wie die
graphische besonders von Bedeutung sind und die Aufmerksamkeit weiterer Kreise , auch der
Sprachforscher, verdienen: 1886 3 juillet : Lies lois de la mecanique en Biologie. iLECONS
d'ouverture, COLLEGE DE FRANCE.) De tous les phenomenes que presentent les etres vivants,
les plus intelligibles sont ceux qui se rattachent aux lois generales de la nature, ceux dont l'etude
comporte des mesures precises, ceux enfin que nous pouvons reproduire, meme en dehors
de Tetre vivant, au moyen d'appareils [vgl. die Versuche von Kempelen, Kratzenstein, Willis,
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
223
die beim Kauen registriert. Rosapellv übernahm die Experimente unter Lei-
tung von Marev und mit dem Beistand von Havet. Es galt die artikulatori-
schen Bewegungen im Windrohr, Kehlkopf, die des Gaumensegels, der
Helmholtz, König u. s. w., über welche ich in meiner phon. und i. z. I. eingehend berichtet].
. . Assigner aux phenomenes physiques et mecaniques la part qui leur re\-ient dans les fonctions
de la vie, c'est supprimer beaucoup d'hypotheses imaginees autrefois . . Dans le Systeme muscu-
laire , l'elasticite joue un role . . important. Dans la respiration, son action alterne avec celle
des muscles poiir mettre en mouvement l'air qui entre dans le poumon et en sort toiir ä tour . .
I.a conception si belle de la conservation de Tenergie, de son unite sous de fomies
diverses , de ses transformations . . est appelee a modifier beaucoup la maniere dont nous con-
cevons l'harmonie des fonctions de la vie . . Tons les chercheurs s'entraident ; les decou-
vcrtes de chacun profitent a. toits . . Pour decouvrir nn nouveau fait, ne faut-il pas creer des
conditions nouvelles qui rendent appparent ce qui echappait a nos sens? Ainsi . . Galilee
. . usa dun artifice poitr rendre perceptible a l'oeil ce qui lui echappait dans les conditions natu-
relles . . Dans le mecanisme de la locomotion . . l'artifice consiste . . a substituer a l'oeil im
appareil plus sensible . . par une serie d'images ph o tograph iques prises en des temps tres
Courts et a des intervalles egaux, on obtient l'expression des attitiides et des positions succes-
sives . . c'est-a-dire la connaissance complete de ses mouvements. D'autre part, iine meme
methode expcrimentale s'applique a lanalyse de phenomenes tres varies. M. empfiehlt sorg-
fältige Vorbereitung der Beobachtung, er spricht sogar didee precongue, deutet aber auch nach-
traglich an , quelles precautions on peut prendre contre soi-meme quand on craint de se laisser
influencer dans l'obsers'ation par ime idee precongue , jedenfalls meint er que robser\-ation est
bien plus fructueuse quand le chercheur sait d'avance ce quil doit trouver . . La biologie peiit
donc aussi proceder par la methode synthetique. Doch erkennt M. auch den Wert der In-
duktion an S. 4: La methode inductive est susceptible d'applications tres nombreuses en biologie
. . La conception dune harmonie necessaire entre la forme du muscle et sa fonction m a fait es-
primer le meme phenomene par une autre formule . . j y ai reconnu l'adaptation de sa forme aux
n'iuvelles conditions. IM. spricht weiter von der force specifique des muscles, ihrer force ela-
stique. 8: La force contractile des elements actifs est entravee par la resistance croissante des
Clements elastiques . . La force elastique des elements musculaires ne doit pas seulement etre con-
sideree comme tendant a les raccourcir quand ils ont ete allongees, mais aussi comme tendant a
les allonger quand ils ont ete raccourcis . . M. erwähnt weiter die Schwingungen in Folge des
Kampfes der lebendigen Kräfte : rien n'est plus frequent dans les phenomenes de la vie que ces
actes vibratoires nes du conflit de deux forces, dont lune est intermittente et l'autre con-
tinue . . und schließt: la force musculairc , quand eile entre cn lutte avec les autres forces,
teile que la pesanteur, l'inertie des masses , la resistance des milieux , suit exactement les lois
generales de la mecanique. Solches sind die allgemeinen dynamischen Grundsätze, welche
ich meinerseits von der Biologie auf die Sprachphysiologie in\ besondern in meiner Phonetik
1880 und weiter in dieser Zeitschrift angewandt habe.
In einem Vortrag, welchen M. in einer Sitzung der Assoc. fr. pour lavancement des sc. in
Nancy gehalten und kev. schcntu-. 27 nov. 1886 veröffentlicht imter : etude de la locomotion
ANIMALE PAR LA c H R o N o - p H o i' o G R A I' H I E, geht er von der Bedeutmig der organischen Be-
wegungen aus: Le mouvement est un attribut essentiel de la vie . . I-e poumon s'cmplit d'air
et se vide tour ä tour . . Les muscles vibrent continuellement sous l'action des nerfs motcnrs . .
Outre ces mouvements Interieurs ou organiques . . il cn est d'autres, tout exterieurs . . ce
sont les mouvements de la vie de relation . . Le role du physiologiste est d'imagincr toutes
sortes d'artifices pour rendre saisissables ces divers mouvements . . il n y a (|u une maniere satis-
faisante de l'exprimer, c'est d'cn donner la figure ou Icxprcssion graphiiiue. Dans les cas
les plus simples, le mouvement transmis a ccrtains apjiareils sincrit de lui -meme sur un
]iapier qui se deroule d'un mouvement uniforme. Ön obtient ainsi une courbe dont les sinuositcs
cxpriment les changement de direction ou de vitcsse, c est-?i-dire toutes les phases du mouve-
jnent. J'ai longuement decrit la constniction et l'emploi des a]i]iareils inscriptcurs dans
un ouvrage intitule : LA METHODE GRAPiiinUE, 18S5 , 2"M^,n. M. beschreibt dann das chrono-
]ihotographisc]ie Wrfahren, die Bewegungen zu zergliedern, dessen (iedanken zuerst der Astronom
224
F. Techmkk.
Zunge und Lippen sich selbst schreiben zu lassen. Für Verzeichnung des
Luftverbrauchs wurde der MARKvsche Pneumograph verwendet. Betreffs des
Kehlkopfs schreibt Ros. p. 115: En inscrivant les vibrations du larynx, on
doit . . s'attendre ä ne trouver quc des vibrations correspondant ä un son
simple [dem reinen Stimmklang], malgre la complexite du son que l'oreille
per^oit quand eile entend une voyelle oder auch einen stimmhaften Kon-
sonanten, je nach ihrer Veränderung durch die Artikuhitioncn des Ansatzrohrs .
Un Probleme assez analoguc a celui (jue nous poursuivons ;i ete resolu dans
ces dernieres annecs par MM. Counu et Mkrcadikr; il sagissait pour cux
d'inscrire les vibrations d'un instrument a Taidc d'un style frottant sur un
cylindre enfume . . II fallait chercher une methode plus commode . . Un in-
strument construit sur les indications de M. M. Dkprks et capablc de fournir
jusqu ä 600 signaux per scconde . . parut a M. Marky devoir repondre aux
besoins de Texperience. Cest un signal electrique . . dans lequel un st>'le
d'une extreme legerete est actionne par un electro-aimant. II s'agissait d'em-
ployer les vibrations du larynx a produire des clötures et ruptures alternatives
du courant electrique charge d'actionner ce signal . . L'instrument est assez
sensible pour donner dans la limite d'une octave le nombre des vibrations
executees par le larynx lorsqu'on chante . . En maintenant, pendant qu"on
Jansen gehabt und das der amerikanische Photograph Muybridge zuerst wirklich zur Ausführung
gebracht. M. veranschaulicht den Thoto-chronographe, appareil produisant sur une meme plaque
une Serie de photographies a des intervalles de temps egaux entre eux . . le disque fenetre qui
sert pour la chrono-photographie acquiert graduellement une vitesse de rotation qui peut etre ex-
tremement grande . . T>e disque passe devant la glace photographique a quelques millim. de
distance . . Cette maniere de determiner Tordre de succession des mouvements . . se rattache a
la stroboscopie , que les physiciens employent pour analyser optiquement le.s mouvements
periodiques. Elle permet de disposer dans leur ordre normal les Images correspondant a
une longue serie d'attitudes. Dieses stroboskopische Verfahren ist von Harless , Mechanismus
DER STIMMBILDUNG, Wagners HANDBUCH 1853, S. 626, 673 und Örtel zwt Beobachtung der
Schwingungen der Stimmbänder verwertet worden, worüber ich in meiner phon. I. 24 und i. z.
I. 128 berichtet. Eine Verwendung der Augenblicksphotographiett zur Veranschaulichung der
Lautübergänge, welche wir ihrer zu großen Geschwindigkeit wegen sonst nicht verfolgen können,
habe ich I. Z. iv. 125 angedeutet. M. verspricht dieser Beobachtungsweise eine große Zukunft
687: La science n'existe que par la precision ; eile a constamment besoin de mesures exactes
. . on determine aussi avec une grande exactitude la valeur statique des forces de la nature . .
Certains phenomenes dynamiques sont egalement susceptibles de mesures rigoureuses . .
Mais quand la grandeur ä mesurer change sans cesse, quand la vitesse et la complexite de ses
variations defient l'observation la plus attentive, la science est forcee de s'arreter. Cest alors
que les hypotheses se donnent librement carriere; que les opinions se heurtent et que les dis-
cussions s'eternissent. Mais qu'une methode nouvelle apparaisse , qui permette de mesurer
rigoureusement ce qui echappait a nos sens , aussitqt la science reprend sa marche assuree.
Aus dieser beachtenswerten Darstellung des bedeutendsten fr. Physiologen der Gegenwart ergibt
sich auch für die phonetischen Bewegimgen, wie notwendig die Zergliederung der einzelnen Be-
wegungen und ihre graphische Darstellung, wie wichtig z. B. für die verwickelte Erscheinung der
Betoming, in der sich Stärke, Stimmhöhe und Dauer verquicken. Maß und Zahl sind (vgl. oben
S. 149. Ich hoffe, daß dieser Seitenblick auf die fortschreitende Ven'ollkommnung der biologi-
schen und physiolgischen Forschung die Leser überzeugen wird, daß die Sprachforscher, beson-
ders die Phonetiker wohl daran thun , diesen Fortschritten mit aufmerksamen Auge zu folgen.
Über die Bedeutung der Induktion für die Sprachforschung habe ich mich i. z. iv. 200 aus-
gesprochen.
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
225
parle, Tappareil interrupteur au devant du larynx on recueille sur un cylindre
tournant une serie de petits groupes de vibrations dont chacune indique l'in-
stant oü a ete emis un son larynge et mesure la duree de remission de
ce son [et sa hauten r\ Die Bewegungen des Gaumensegels registrierte R.
mittels eines in die Nase eingeführten Schlauchs , in welchem die Luft ver-
dichtet wurde, sobald durch die offne Nasenklappe der Luftstrom zur Nase
ausströmte; mit dem Schlauch war ein tambour ä levier inscripteur in Ver-
bindung gesetzt. Was die Verzeichnung der Artikulationen der Mundhöhle
betrifft, so gedenkt R. zunächst der stomatoskopischen ^Methode: On
peut, ä ce sujet, signaler un ingenieux procede experimental . . pour deter-
miner les dififerents points de contact qui s'etablissent entre la langue et les
parois buccales 'dans larticulation des consonnes . . lauteur a obtenu des
localisations tres exactes de ces contacts et les a representes par des figures
[man vgl. i. z. iil. 225 Kingsley's illustratioxs of the articul.ations of the
TONGUE und meine phonetik l. 30; diese Methode ist leider noch nicht
recht von fr. Phonetikern verwertet worden ; ich habe unten die Ergeb-
nisse eigner stomatoskopischer Untersuchungen der Ausspr. von M. Belouin
gelegentlich angedeutet]. Nous avons dit comment on peut localis er avec
une precision süffisante les points oü la langue s'applique soit ä l'arcade den-
taire, soit ä la voüte du palais. La methode des enduits colores donne sur
ce point des renseignements precieux: mais pour estimer Tintensite des
pressions de la langue contre les parois buccales. pour en mesurer la duree,
les roulements et les rapports de succession' avec les actes de la parole,
i) faut recourir ä Temploi de la methode graphique et recueillir les traces
de la langue concurremment avec ceux que nous possedons dejä. Jusqu'ici
nous n'avons pas encore reussi dans nos explorations. Une voüte palatine
moulee ä la cire et reproduite par la galvanoplastie nous semble une base
solide sur laquelle on pourra appliquer deux ou plusieurs explorateurs [für all-
gemein phonetische Zwecke würden 7 kaum reichen; man denke nur an die
verschiedenen Hinter-, Mittel- und Vorderzungenstellen. welche schon Volney
festgestellt (vgl. oben S. 207)]; la pression de la langue sur ces explorateurs
provoquera des signaux. Des tubes ä air ou des fils electriques transmcttront
ces mouvements aux st^'les charges de les inscrire. Bien que la realisation
complete de Tinscription de la parole soit peut-etre pour longtemps ajournee,
nous avons voulu indiquer des aujourd'hui les resultats que donnent nos
Premiers essais, parce que ces resultats, ainsi quon va le voir, eclairent deja
beaucoup le mecanisme de Tarticulation de certains sons.
i Auf die zeitlichen \'erhältnisse geht R. .in amlrer Stelle noch einmal mit folgentlen
Worten ein: La nature des actes phoncticjues , la localisation anatomique des contacts et, dans
certaines limites, la caracterisation objectivc des differents actes du langage, sont dt'j.\ bien connues ;
mais il est un autre i^oint dont letude est beaucoup plus dificile, nous voulons parier des rela-
tions chron o logiques de ces actes, c'cst-.\-dirc de Icurs rapports de succession ou de
synchronisme. L'extreme ra]iidite avec latiuelle ces actes se succedent, autant ([ue la com-
plication des manieres dont ils sc combinent , re'ndent fort difficilc .\ jviger cette partie du
mecanisme de la parole. — C'est h. letude de ces rapports de succession que nous nous sommos
attache particulierement.
Techmer, ztäciik. V. 15
22t !'• TtCHMEK.
Die traccs simultanes des mouvements des levres, du larynx et du
volle du palais sind für die Worte appa abba anima von Grltznkr in seiner
PHYSioL. DER sTiMMK UND spR. S. 200 abgedruckt worden. Havkt bemerkt
noch : Dans la prononciation du yama de p dans apma . . le voile du palais
s'ouvrc avant l'acte labial qui signalc Icmission dans la consonne m. In dem
Streben nach möglichst genauer Zergliederung der Laute habe ich nach dem
Vorgange der indischen Grammatiker und neuern Phonetiker wie Purkink u. aa.
früher in meiner phonktik 1880 solche phonetischen l^rscheinungen als Nasen-
klapplaute unterschieden; ich habe mich seitdem überzeugt, daß wir es hier
nicht mit Lauten, sondern mit Lautübergängen zu thun haben und daß
es überflüssig ist, solche natürlichen Lautübergänge noch besonders im Laut-
system in Betracht zu ziehen und zu bezeichnen , welche sich aus den Stel-
lungen für den vorhergehenden und nachfolgenden Laut von selbst ergeben
(vgl. I. z. IV. II i). Das darf uns jedoch nicht hindern, den Wert der von
RosAPELLY verwerteten Methode für Feststellung der zeitlichen Verhält-
nisse der einzelnen Artikulationen in ihrem Neben- und Nacheinander voll
anzuerkennen. Mögen dieselben nur recht viel von Phonetikern verwendet
werden, namentlich zur sichern Feststellung der fr. Betonung (vgl. meine Be-
sprechung ähnlicher Sprachbilder mittels des Glossographen von Gentilli (1882)
I. z. I. 170 und des HENSENSchen Sprachzeichners i. z. iv. 22S, 325'.
Ich schließe hieran Havets wertvollen Bericht: observations phonetiques
d"uN PROFESSEUR AVEUGLE, M^M. sog. LING., 1873, II. 218 21. I. SUR LA DOUBLE
VALEUR DE QUELQUES CONSONNES FRANC, (r 1 W W y . II. SUR QUELQUES ARTICU-
LATIONS EMPLOVEES EN DEHORS DU LANGAGE PROPREMENT DIT. LcS dcUX COm-
munications suivantes ont ete redigees d apres les idees contenues dans un ms.
de 26 pages, intitule essai d'alphabet universel et dicte par lauteur aveugle,
M. V. Ballu, professeur de musique, en 1868. H. hebt an seinem Vf. her-
vor: la finesse de son oreille, l'exactitude de ses observations' la precision de
sa pensee. Dessen Hauptaufgabe sei die Zergliederung der Laute, welche er
jeden einzelnen bezeichnet und zwar par une de nos lettres affectee d'un chiffre
auxiliaire, combinaison que lauteur ne considere en aucune fagon comme une
notation definitive . . il a suivi la methode a priori; c'est-ä-dire quil a de-
termine non pas comment se produit tel son de teile langue, mais quels sons
on peut produire par les differentes positions donnees aux organs vocaux,
que ces sons d'ailleurs soient ou non reellement employes. Das dürfte sich,
nach den Ergebnissen zu urteilen, doch wohl nur auf die schließliche Dar-
stellung seines Systems beziehen; ich bin überzeugt, daß B. zu solchen Er-
gebnissen zunächst nur auf induktivem Wege gelangt sein kann. Die Erfinder
belieben bisweilen diese Umkehrung ihrer Methode (vgl. meine Besprechung
von Newtons Methode i. z. IV. 200 und von Marey oben S. 223). Vf. geht
als Musiker natürlich von der akustischen Unterscheidung aus: consonnes . .
sourdes [aphones, vgl. die Übersicht S. 145""] (k t p ch s fi et . . sonores
[phoniques] fg d b j z v) [kein fr. Phonetiker hat bisher die stimmlosen
Schließer so vollständig zergliedert als B. ; ich ziehe jedoch die unzweideutigen
Benennungen aphones und phoniques vor, die letztern, phoniques, brauchen
der Kürze halber nicht besonders benannt und bezeichnet zu werden . Dans
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 227
la production des sourdes la consonne est un simple bruit au sens quon donne
ä ce mot en acoustique. Dans la production des sonores au contraire le
bruit consonantique est accompagne d'un son musical, qui est la voix
proprement dite et qui est engendre par la Vibration de l'air situe dans le
larynx. Quand les cordes vocales sont ecartees la voix manque et la
consonne est sourde : quand les cordes vocales se rapprochent la voix se
fait entendre et la consonne est sonore . . la distinction . . se presente aussi
en frang. pour les Miquides^ r 1 et pour les 3 cons. issues directement de
nos voy. ou u et i . . w \v y . . oui . . huile . . bien [H. hat für die stimm-
losen Abarten leider keine besondere Bezeichnung durchgeführt, sie wird ja
auch nicht in der franz. Schreibung anerkannt ; ich bezeichne sie im Gegen-
satz zu den stimmhaften ;' / if ;k J mit den betr. stehenden Buchstaben r 1
w w j. Die Anerkennung dieser letztern stimmlosen Laute für die gegen-
wärtige fr. Ausspr. ist wohl zu beachten; die fr. Phonetiker des vor. Jh. wollten,
wie wir gesehen, noch nichts davon wissen (vgl. oben duMarsais S. 204^].
Le frang:. normal tel qu'on le prononce aujourd'hui ä Paris ne possede abso-
lument aucune dipht. [B. faßt hier offenbar dipht. im engern Sinne als die
Aufeinanderfolge zweier voy. (über voy., cons. und syll. spricht B. sich in
seiner folgenden Abh. aus) in derselben Silbe; ich ziehe mit Wilkixs die
weitere Bestimmung von zwei in derselben Silbe aufeinanderfolgenden Lauten
vor (vgl. IV. 361). Doch sagt B. weiter: Dans une prononciation rapide et
negligee il nous arrive de faire une dipht. de deux voyelles ä deux syllabes
distinctes: phaeton. il nest pas ici, qui est-ce, etc., wozu ich bemerken muß,
daß ich auch oui nuit bien von gebildeten PARisern diphth. d. h. mit an-
lautendem unvollkommenen ü />_ z statt ;r j!\ j habe sprechen hören, also
/// niii biEj, diese Ausspr. scheint jetzt freilich seltener zu werden]. Quand
Tune des 5 cons. r 1 w w y est precedee dune cons. sonore, eile est egale-
ment sonore . . peindre, sigle, baragouine, buis, Gien. Quand au contraire
l'une de ces 5 cons. est precedee d'une sourde, eile est sourde, ex. peintre.
cycle, fouine, puis, chien [quand r 1 y sont places dev'ant une sourde ils dc-
viennent encore sourds : artiste. alto, feuilfter (ill parisien = y) ; w et w ne se
rencontrent jamais dans cette position] . . isolees nous les entendons toujours
sonores. A la fin dun mot, immediament apres une cons. sourde. et en cvi-
tant de les faire suivre d'un *^e muet', spreche man kah (quatre, sik\ fcycle' ,
pak\w pakw^ pak], zu welcher Behauptung von B. Hav. bemerkt: Pour w w
et y j'ai eprouve quelque difficulte, ces sons n etant terminaux dans aucun mot
reel de la langue . . M. B. fait observer que toutes les cons. sourdes dont il
s'agit ici pouvant etre soutenues aussi longtemps qu'on le veut. on
peut ä condition de prononcer lentement faire survenir la sonore [auf ähnliche
Wandlung von stimmhaften zu stimmlosen Lauten hat Bkll für die engl. Ausspr.
aufmerksam gemacht] . . Cf. pour un phenomene analogue dans la pronon-
ciation de Tallcmand Kräuter, ztschr. f. vgl. sprachf. XXI. 5g — 60. Wenn
Hav. weiter anmerkt: Dans un ouvrage recent Happkl, imf. stkacmlaltk, 1872)
l'i (cons.) prccede d'une sourde est Icgitimcmcnt traitc comme identitiuc au ch
allcmand de ich; ainsi pour les mots fran^\ pitie, huissicr , ficr et les mots
angl. tubc. few p. 55. so kann ich dem. wenigstens für die deutsche Ausspr..
>5*
s f r 1 r y \v \v
et
z V r 1 r y w \\-)
S f X 1 I, j w \v_
und
z V r l /._ j ir ;/'
. vgl. die
228 F. Tkchmer.
leider nicht beistimmen , denn der ich -Laut .\„ wird mit Mittel-, der fr. und
engl. j-Laut mit Vorderzungenrückcnenge , letztere an dem mittlem harten
Gaumen hervorgebracht . . Je pense qu'on trouvcrait aussi deux varictes de
la cons. r (1 dit mouille) dans les patois franqais oü eile peut etre precedee
d'une autrc cons. fje vois dans 1 mouille non jjas un groupe forme de 1 -\- y,
mais unc cons. laterale palatale simple a)'ant le mcme modc d'articulation
que l'ordinaire [schon nach den frühern Jieobachtungen mit Vorderzungen-
rücken, .statt Zungenspitze l^ l , vgl. bereits Meigrki und st. Lien S. 165 und
171] et le meme point d'articulation que y. Observation analogue pour n
mouille [.v n]). On doit entendre . . un 1 sourd dans le guernesiais cUai
(clef). II resulte de ce qui precede que le frang. a
12 cons. sourdes (k t p ch
les 12 sonores correspondantes g d b j
[nach der Schreibung der i. z.
articulations aphones k t p s^
articulations phoniques g d b z^
Übersicht 145"']. A ces 12 paires de cons. conjuguees il faut joindre 3 cons.
nasales n m et n' (gn) [« in iv ], qui, si je ne me trompe, sont partout sonores
[schon Holder hat, wie Wilkins, essay i. z. IV. 358, auf die stimmlosen Nasen-
schließer aufmerksam gemacht; vgl. unten Passy S. 254 und über die stimm-
losen NasenschHeßer im Engl, auch Bell; für die allgemeine Phonetik ist
also auch die stimmlose Reihe : a\ iV n^ n^ .\\ .v 11 in anzuerkennen'. Si.
comme on doit le faire, on ajoute ä cette liste une 13*= paire de cons. con-
juguees, k' et g' (dans qui, gui) [man vgl. hier Havet : l unite linguistique
EUROP. LA QUESTION DES DEUX K ARIOEUROP. Und SUR LES PALATALES SKR., MEM.
SOG. LiNG. IL 261 und 348, namentlich 354; die fr. k und g in qui und
guide werden nicht an der i- Stelle, also Mitte des harten Gaumens als k^ g.
sondern mehr der Mitte des gesamten Gaumens zu. als k\ g^,; die deutschen
k und g in Kiel und Giel werden gerade in der Mitte des gesamten Gaumens mit
Mittelzunge hervorgebracht; Vf. hätte für wissenschaftliche Zweke der allge-
meinen Phonetik dem gegenüber noch die bereits angedeuteten /\ und^^ an der
hintersten Zungenstelle und all diesen Schlußlauten die entsprechenden Enge-
und Nasenlaute x 7 n yv hinzufügen können, zumal die verschiedenen a' 7 in
fr. Mundarten vorkommen vgl. S. 282 f. und die Übersicht S. 145'^ an den betr.
Stellen J], on arrivera ä un total de 2g cons. frang. Si pour tenir compte des
dialectes et des habitudes personnelles on distingue le double r lingual du double r
uvulaire [vgl. die Übersicht S. 145'', wo das stimmlose (rj nachzutragen ist],
ce sera 31 au lieu de 2g. Es werden dann entsprechende stimmlose in kel-
tischer, engl, und deutscher Spr. vgl., z. T. in nicht zutreffender Weise. Der
II. Teil enthält kurze Bemerkungen über die Ausspr. bei Einatmung -^■■: arti-
culations inverses . , on peut avec M. B. representer tous ces sons inverses
par les signes des sons ordinaires correspondants renverses . . le t inverse
exprime ledoute [t^]; le t' inverse palatal, dans lequel la po inte de la langue
touche le milieu de la voüte du palais [genauer: du palais dur / ^] , exprime
la surprise , et on s'en sert quelquefois pour exciter les chevaux ; notre voy.
u inverse :ou plus exactement sans doute la consonne sourde w inverse [w_^])
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRA^NZ. UND E^'GL. PHONETIK UND PHOXOGRAPHIE. 2 2g
est le baiser ordinaire et notre ou inverse 'ou plutot w sourde inverse [w^])
est le gros baiser de nourrice : f inverse [/^] exprime la surprise et aussi une
satisfaction de gourmet . . La voix nasale avec la bouche fermee [■—] exprime
un Olli douteux. Falls hier bei ruhig geschlossenem Munde keine bestimmte
Mundartikulation statt findet, hätten wir es hier also nicht mehr mit einem
artikulierten Laut zu thun. wie bereits früher S. 190 f. nachgewiesen. Es ist
diese kurze Abh. von Ballu eine der beachtenswertesten und eigenartigsten
Arbeiten über die neueste fr. Phonetik und wertvoller nach meiner Ansicht
als spätere Darstellungen dieses Gegenstandes, welche letztern z. T. ebenso
weitschweifig als unselbständig sind ; man sieht, Ballu hat selbst und mit ge-
schärftem Gehör beobachtet . ist unabhängig von der Schreibung und \on
phonetischen Schulen.
Ballu hat soeben veröffentlicht: observatioxs sur les Elements musicaux
DE LA LANGUE FRAXCAISE. PHON. STUD. II. ig5, 303, wclchc ich liicr nicht über-
gehen möchte, wenn ich mich auch mit den Ergebnissen dieser letztern
Abhandlung z. T. weniger einverstanden erklären kann. II importe de fixer
les idees sur le sens des mots voyelles, consonnes, syllabes. La voy. est
un son [Laut] qu'on peut prolonger ä volonte et qui conserv^e pendant toute
sa duree la meme physionomie pour l'oreille, c"est-ä-dire quil est homogene;
de plus, il peut etre chante [ist also stimmhaft] tout en conservant son carac-
tere et ne presente pas de bruits [ist frei von Geräuschen , somit ein Klang-
laut] alterant sensiblement sa purete de son; ex. a — o — u. La cons. au
contraire n'a qu'une duree tres breve et le son est modifie ä chaque instant
de cette faible duree . . Dans la cons., il est necessaire de distinguer 3 phases:
1° le son [bruit] modifie pendant que les organes de la parole viennent prendre
la Position propre ä la cons. ; c'est l'arrivee. 2° un temps de repos [? d'equi-
libre; dieses Gleichgewicht erfordert aber, wie wir S. 190 gesehen, bei voll-
kommen artikulierten Lauten einen gewissen Kraftaufwand . also gerade das
Gegenteil von repos] aussi long qu'on le veut [es können also auch damit die
cons. als ganze beliebig lang gehalten werden: wo bleibt dann aber die
Scheidegrenze, die Vf. zwischen voy. und cons. annimmt?]: c'est la tenue.
3° le son [bruit] modifie pendant que les organes de la parole quittent cette
Position pour en prendre une autre; c'est la detente . . Dans Philippe ment,
Tm ne fait entendre que la detente; dans Jacob moins, m n est reconnaissable
que par la tenue, voix nasale qui est la meme pour m, n et gn [das war
oben S. 219 f{. auch die Auffassung von Havet, der gegenüber ich schon be-
merkt, daß die voix nasale (Nasenstimme nur ein und dieselbe unartikulierte
Erscheinung bleibt, so lange keine Mundartikulationen hinzutreten; daß sie
aber zu verschiedenen artikulierten Lauten wird,, sobald Mundarttkulationen
wie bei m n u. s. w. sich damit verbinden] . . P3n fran§. nous avons 12 cons.
proprement dites: q p t — g b d — gn m n — w (oui) u (huit) y (yacht).
8 autres cons. fönt entendre un bruit qui peut ctrc tres brcf et pourtant tres
reconnaissable, ou qui peut etre prolonge u volonte comme le son vocal des
voy.; de plus homogene [letzteres widerspricht offenbar der obigen Abgren-
zung von voy. und cons.] ccs demi-cons. sont ch i s: j \' z: r 1: elles
pourront ä l'occasion serxir ile voy. Das soll wohl nur bedeuten, dal.^ jene
230
F. Teciimer.
Laute Silbenhauptlaute sein können. Hiernach müßten wir annehmen, daß B.
die Laute an erster Stelle weder nach der Erzeugungsweise (ob Mundöffner
oder -Schließer), noch nach der hörbaren Wirkung (ob Klang- oder Geräusch-
laute] , sondern einseitig nach der Dauer bzhw. nach der durch die Dauer be-
dingten Fähigkeit, Silbenhauptlaute zu werden, unterscheiden will. Andeutungen
.solcher systematischen Überschätzung der Dauer fnidcn wir schon in frühern
Werken z. B. von Bkll. Formation de la syllabe ; louie aimc des temps egaux
ou dans des rapports simples de duree ; les syllabes presentent et marquent
cette egalite ou cc rapport simple de duree . . La division des phrases en
mots et en lettres pour fceil . . n'est qu'artificielle . . car plusieurs mots sou-
vent se prononcent comme s'il n'y en avait qu'un . . Certaines cons. ne peu-
vent pas etre [richtiger ne sont pasl prononcees seuls sans etre accompagnees
dune voy. ; mais I'oreille pergoit des syllabes dont eile peut regulariser ou
proportionner la duree . . cest lä ce qui constitue vraiment le rhythme du
langage [B. betont auch für den Rhythmus zu einseitig die Dauer, es tritt
doch dabei in erster Linie die Stärke mit in Funktion";. Les voy. sont gene-
ralement [aber nicht immer, z.B. nicht im Fr. das e imparfait , im Nordd.
und Engl, die verkürzten Offner (vgl. S. 148); nach den verkürzten Offnern
werden die folgenden Schließer derselben Silbe in der Regel lang, was in der
Schreibung durch Verdoppelung angedeutet zu werden pflegtl la partie longue
de la syll. et les cons., on l'a vu , tres breves, marquent la Separation entre
les voy. . . Quand . . plusieurs voy. se suivent sans cons., pour marquer la
division, cette division doit etre indiquee par un renforcement brusque du son
(contraction du diaphragme [d. h. durch einen neuen Exspirationsstoß] ou
meme par une legere Interruption du son entre les voy. [bloße Abschwächung
genügt unter Umständen] . . Quand la voy. est seule la syll. est nue ex. :
a, ou ; quand eile commence par une cons. . . eile est . . ouverte : ta, ma;
quand eile commence et finit par une cons., eile est . . fermee ä deux bords,
patte . . Souvent . . il s'en produit une seconde . . facile ä prononcer; eile
se fond pour ainsi dire avec la cons. et la voy. qui suit et prend le nom de
liquide, ex. prix. . . La Separation entre 2 syll., entre 2 voy. peut etre com-
posee de I , 2 , 3 , 4 et jusqu'ä 5 cons. ex.: i afin , 2 apres, 3 la gloire,
4 pour Strasbourg, 5 exploit . . on chantera : e-xploi, pou-rstrasbour [das ist
aber nur künstlich, anders beim natürlichen Sprechen; der Musiker darf nicht
die künstlichen Änderungen der gesungenen auf die natürlich gesprochene
Spr. übertragen] . . Liaison de mot . . gran-thomme ; mais souvent aussi, on
profite de la faculte de transformer en voy. les 8 cons. (signalees plus haut),
pour eviter la trop grande accumulation: AU'magne. Ici 1 est reellement voy.
et a, tres bref, prend le role de cons. dans la syllabe, au lieu de A-U'magne
[B. verteilt hisr die Rollen in der Silbe in seltsamer Weise, er vernachlässigt
die Schallstärke und überschätzt auch hier wieder einseitig die Bedeutung der
Dauer; das erste a in AU'magne steht jedenfalls im Silbengipfel, wird es aber
sehr kurz, vielleicht mundartlich, nicht in der anerkannten fr. Ausspr., ver-
kürzt und unvollkommen artikuliert, so tritt 1 mit in den Silbengipfel und wird
um so stärker und länger artikuliert ; verschwindet bei nachlässiger Ausspr.
der Anlaut a ganz, so übernimmt 1 allein die Rolle des Silbenhauptlauts : das-
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND rHONOGR.\PHIE. 23 I
selbe gilt für das folgende es-tropie\ Es-tropie: s est veritablement la voy.
et la partie longue prolongeable de la syllabe . . Les cons. proprement dites
peuvent meme etre employees de cette maniere. La tenue marquee par un
silence tient Heu de voy.: op-position [hier, wo B. seine Überschätzung der
Dauer offenbar auf die Spitze treibt, erkennt man recht, wie wenig dieselbe
berechtigt ist; ich habe schon früher Gelegenheit gehabt, zu bemerken, daß
sogar der Schallunterbrechung der Höhenpunkt der lautlichen Artikulation
zeitlich entsprechen kann; an der Silbenscheide kann diese Schallunterbre-
chung wohl länger gehalten werden; innerhalb der Silbe wird sie bei natür-
lichem Sprechen im allgemeinen kurz sein (vgl. i. z. ii. 323. 327). Was B.
von deutschen Diphth. 'reunion de 2 voy.) z. B. au in Baum bemerkt: la
premiere est beaucoup plus breve que la seconde, ist nicht zutreffend: das ä
ist zwar in der anerkannten Ausspr. verkürzt, bleibt aber im Silbengipfel;
auch 71 ist verkürzt und außerdem noch unbetont, infolgedessen noch unvoll-
kommener als ä: äfu] . . II existe en fr, des syll. fortes et des syll. faibles;
des syll. longues et des syll. breves. On appelle syll. forte celle sur la-
quelle la voix appuie d'avantage, tandis que la longue est celle qui a une plus
grande duree, souvent meme eile est separee de la syll. suivante par un si-
lence plus ou moins long. Nach diesen Vorbemerkungen geht B. dann auf
sein System des fr. Versmaßes, besonders des vers alexandrin ein. welches
er bereits in seinem essai de prosodie nouvelle dargestellt (vgl. auch seine
METHODE DE LECTURE, 1874). Er dcutct sciuc Auffassuug jetzt nur kurz an; II y
aura donc dans le Systeme que j'expose. les vers ä 3 et ä 4 pieds. Chaque
pied pourra renfermer au plus 4 syll. breves, ou plus simplement, 4 breves.
On devra toujours placer une forte au commencement de chaque temps,
cest-ä-dire, a ce qu'on appelle en musique la partie forte du temps, et parti-
culierement aux temps forts de la mesure. Les longues se placent sourtout
ä ce memes temps forts et parties fortes du temps, particulierement aux fins
de phrases . . La rime devra toujours etre une forte . . La longue. suivant
les circonstances, vaut 2, 3, ou 4 breves. Une longue est, on peut dire,
toujours forte [das ist physische Notwendigkeit, welche sich, wie ich S, iqo
nachgewiesen, aus dem Gesetz des Gleichgewichts der artikulatorischen Kräfte
ergibt] . . II est vrai et dejä reconnu que l'accent (la forte) se pose sur la
derniere syll. du mot [isolej . . Cela donne une grande clarte ä notre langue,
en indiquant la fin du mot et tenant licu pour loreille du blanc de l'ccriture
et meme des ponctuations richtiger hörte hier auf der letzten Silbe Acker-
mann statt force: modulation. chantonnement aigu, auf andern Silben jedoch
größere Stärke (appui, force), je nach dem Sinne des Satzes und der Stim-
mung des Sprechenden (vgl. S. 156 und 211), worüber nur Selbstregistrierung
nach der von Rosapelly S. 224 beschriebenen Weise mit überzeugender Sicher-
heit entscheiden wird] . . Un ensemble de regles et de notation est nccessaire;
les voici: 1° les 2 formes ordinaires de rhcmistichc sont 2 dact\-les ou un
trochee et un plein [hier gesteht B. ein deplaccment de l'accent zu].
2° Dans une enumeration de mots ä 2 s\ll.. lacccnt peut portcr sur la pre-
miere au lieu de la derniere. surtout en prose. Schliel.Uich gibt B. ein Resume
des objections faites ä l'auteur du nouveau Systeme de versification. Man habe
!32
F. Techmer.
ihm vorgeworfen, daß er eine Umwälzung plane, wie sie schon im i6. Jh.
vergeblich versucht worden (vgl. Baif S. 169. dOlivet S. 183 ; er werde die
Dichter nie für seine Weise gewinnen. Der gegenwartige fr. Versbau erscheint
in der That als künstlich, mehr der Ausspr. früherer Jh. als des gegenwärtigen
entsprechend. Das hat gewiß die Kühnheit des Musikers herausgefordert. B.
sagt etwas zu zuversichtlich; Place au confluent des deux arts, la musique et
la poesie, je suis bien pose pour obscrver Tun et l'autre et donner aux poetes
et aux musiciens des renseignements dont ils peuvent profiter sans crainte
d'erreur. Wie die Dichter sich dem gegenüber verhalten werden, ist abzu-
warten; sie pflegen sich nicht ihren Pegasos von Fremden zäumen zu lassen.
Was seine phonetischen Andeutungen betrifft, so sind sie ja auch hier z. T.
recht eigenartig und um so mehr beachtenswert, als jetzt in der Phonetik die
Einseitigkeit und das Einerlei der Schule sich so breit macht. Doch dürfte
seine Unterscheidung von voy. und cons. , nur nach der Dauer der Laute in
der Silbe, bei den Phonetikern wohl nicht Anerkennung finden (über das fr.
Versmaß sind außer den gen. fr. Werken von Baif (o. S. 169), d Olivet (o.;S. 183),
OuiCHKRAT (o. S. 218) noch zu vgl. Tobler: vom fr. VERSBAU "", 1883, welcher
namentlich die Ausspr. des e imparfait, den Hiatus und Reim in eingehender
Weise behandelt, und Lubarsch: abriss der fr. versl. 1879, — über deklam.\-
TION UND RHYTHMUS DER FR. VERSE, HER. V. KoSCHWITZ 1888).
Es dürfte hier von Interesse sein, mit Ballus Verslehre einige Stellen aus
dem oben S. 218 erwähnten petit traite de vershtcatiox fr. von L. Quicherat
zu vgl. S. 4: Les vers fr. different de la prose en 3 points: 1° Ils ont un
nombre limite et regulier de syllabes; 2° Ils se terminent par la rime,
c'est-ä-dire par une consonnance pareille qui se trouve ä la fin de deux vers
au moins; 3° Ils nadmettent pas l'hiatus, c"est-ä-dire la rencontre de deux
voy. dont Tune finit un mot et l'autre commence le suivant [an andrer Stelle
nennt O. es bäillement].
Gardez qu'une voyelle, ä courir trop hätee,
Ne soit dune voyelle en son chemin heurtee.' Boileau .
1 1 : La cesure d"un vers est Tendroit oü il est coupe.
'Que toujours dans vos vers le sens, conpant les mots,
Suspende rhemistiche, en raarque le repos. ' Boileau,.
12: On appelle accent tonique. ou syllabe d'appui [.' cf. Ackermanx
oben S. 211] la syll. d"un mot poUysyllabe sur laquelle la voix s'eleve . . en
fr. il se trouve toujours en la derniere syll. quand eile nest pas muette [soldat,
h[c)^ wo h den betonten Silbenhauptlaut und [c] den etwa folgenden Silben-
nebenlaut bedeute] et sur Tavant -derniere . ., quand la derniere est muette
[guerre, h\c)h^ . . La cesure doit toujours tomber sur une syll. accentuee.
18: On distingue . . la rime masculine [bonte, sante; n-'[c), h[c) et la
rime feminine [belle, rebelle; h'{c]h^, h[c]h^. . la rime riche [paisible,
risible; chc, chc\ . . la rime süffisante offre une ressemblance de son [des
Silbenhauptlauts] , mais non d'articulation [des anlautenden Nebenlauts : soupir,
desir hc^ hc\ . . double rime . . entre les deux syll. finales [insense, pense:
HCH\c), hch'[c] ; im allgemeinen werden also die fr. Reime von dem letzten
betonten Silbenhauptlaut der Verszeilen beherrscht]. 30: Deux syll. dont
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 233
Tune est longue et Tautre brev^e, forment une rime qui afifecte desagreable-
ment Toreille . . cette consonnance que j'oserais dire imparfaite [äme,
femme . . trone, couronnej. 39: L'e muet, terminantun mot et suivi d'une
voy. . ne compte pour rien dans la mesure du vers . . La poesie ne fait en
cela que se conformer ä la pron. de la prose. 76 : Du nombre. de la cadence,
du rhytbme: Le nombre est une succession de syll. . . L'ensemble des
nombres dun vers en forme la cadence, le rhythme. II y a . . des syll.
sonores et des syll. sourdes, accentuees et non accentuees, des temps
forts et des temps faibles. Les vers fr., comme ceux de toutes las
langues modernes, exigent certains temps forts ou , ce qui est la
meme chose , certains accents . . cette harmonie . . on en ignore generale-
ment la source . . Le rhythme est sensible dans tous les vers. La mobilite
des deux accents que nous pouvons appeler secondaires fait eviter la
monotonie . . Nous avons dejä indique deux accents necessaire au vers
alexandrin , celui de l'hemistiche et celui de la rime. Man vermißt leider
auch hier eine genauere Scheidung von Stärke (temps forts et faibles) und
Stimmhöhe (elevation de la voix\
Nachträglich wird mir noch Ballus Methode de lecture avec proxonx.
FiGUREE. 1874, zugänglich. Der Vf hegt hohe Erwartungen von dem Erfolg
des Büchleins p. 3 : il doit permettre aux eleves d'apprendre ä lire apres quel-
ques jours d'etude seulement. Er will darauf halten a ne donner que des
notions phonetiques trcs exactes und erwähnt deshalb neben den von ihm in
seinem Alphabet unten bezeichneten Lauten noch weitere Abarten p. 5 : r et
y , dans le midi de la France , sont articules avec la partie moyenne ^le dos
anterieur] de la langue, c'est-ä-dire moins avec la pointe . . k et g ont aussi
une Variete distincte, plus articulee de la pointe [du dos anterieur. vgl. Volxey
o. S. 207] de la langue: c'est cette variete que nous employons generalement
devant i, e: marquis, marki, guitare, gitar . . Plusieurs avant moi ont essaye
de figurer exactement la pron. du fr. et de faire adopter leur Systeme; ils ont
echoue tous plus ou moins . . ; mais les idees qu'ils ont exprimees fönt leur
chemin dans beaucoup de bons esprits. Je ne sais si je reussirai mieux. Sein
Alphabet ist mit der darunter in Worten angedeuteten Ausspr. :
Voy.: a a a" e e ['?] e e e i i" 06
[Mots:] lä bas, dans les pres. venez, je le vcux. si.x pains fort beaux
Voy. : o' ü u' ü
[Mots:] feront plus d"un jour.
Cons. : k P t g b d m n n" r 1 )' u
[Mots:"! com pa tir; gam ba der; mais n'i gno ror le yacht huit jours.
Cons.: w h f s j v z
[Mots:] oui, part ; chers fran ^ais, je vous aimc.
Von seinen phonetischen Texten gebe ich als Probe das Vaterunser p. 1 5 :
Notre Per ki ed-z 6 sye, ke votre no' swa saktific: ke \'otrc ren' arriv;
ke votre volo'te swa fet sur la ter kom 6 syel ; donc nu-z ojurdui notre pi'
kotidyi'; pardonc[e] nü nö-z ofa's kom nu pardono'-z a sc ki niV-z] o'-t ofan"[a"-se;
c ne nü lese pa suko'ber a la ta"taz[s]ion', mc dclivrc nü du mal. l'si swa-t il.
234 ^- Techmkr.
H. MiLNE Edwards: lecons sur la phvsioi.ugik et l'anatomie cümparee
UE 1,'hOMME et des ANIMAUX, T. XII. KONCTIONS DE RELATION: OUIE , VUE,
VOIX, 1876 77 (cf. T. 11: RESI'IRATION, 1857).
Seit G. CuviERS oben S. 205 gen. Werk ist der Gegenstand der vgl.
Physiologie und Anatomie von keinem Forscher mit solcher Vollständigkeit
und Vollendung behandelt. Ich darf hier freilich nur über einige Teile des
XII. l^andcs berichten. Vf. erwähnt die Versuche von Dei.eau (o, S. 20g) und
dazu einen Krankheitsfall, in welchem ein Mann durch eine Öffnung der Luft-
röhre atmete, nachdem seine Stimmritze vollständig verschlossen war. Gleich-
J. GAVARET: ACCJUSTIQVE BIOLOGIQLK. I'JIKNOMK.VKS I'HVSIfJlliS DE I,A PHONATION ET UE
i.'AUDirioN, 1877.
LÖWENBERG: GAZ. D. HOPIT., 1878, No. 75, 76 unterscheidet nasillement als reso-
nance nasale exageree und nasonnement als Sprechen ohne Resonanz der Nasenhöhle, la reso-
nance nasale faisant defaut, in pathologischen Fällen z. B. bei Geschwülsten, welche den Durch-
gang durch den nasalen Teil des Schlundkopfs hemmen (vgl. Segond S. 214 .
BOUDET DE PARIS: ETÜDE DE LA VOIX ARTICULEE, 1880 (Ch. ii;. Des applications du
telephone et du microphone a la physiologie et a la clinique.
Ch. T hur CT: DE LA PRONONCIATION IRANC. DEPUIS LE COMMENCEMENT DU XVIE SIEGLE
irAPRES LES TEMOIGNAGES DES GRAMMAIRIENS, L 188I ", II. 1883. 1° dem VorWOrt ZU der I.A.
seines großen fr.-d. Wörterb. 'vgl. hier S. 239 sagte Sachs S. vhi : 'Eine Geschichte der fr.
Ausspr. ist noch zu schreiben.' Th. hat sich an diese Aufgabe mit Hingebung gemacht, unter
Beschränkung freilich auf die nfr. Zeit. Ihm hat die Litteratur in einer Fülle zu Gebote gestanden,
über welche wohl vielleicht keiner seiner Nachfolger auf diesem Gebiet so wieder verfügen wird.
Th. hat nur an solche Quellen sich gehalten, aus denen er unmittelbar schöpfen konnte:
grammaires, traites de prononciation , d'orthographe et de versification , dictionnaires. Er gibt
eine zum Nachschlagen sehr nützliche alphabetische Liste der Vff. mit der Jahreszahl ihrer wich-
tigsten Veröffentlichungen , welche letztern weiter in der Einleitung in ihrer Zeitfolge kurz be-
sprochen werden. Die Geschichte der fr. Grammatik im allgemeinen teilt Th. in 2 Abschnitte,
den ersten seit 1520, den zweiten seit Vaugelas' remarques 1647 • Ich habe bereits S. 178,
wo ich über Vaug. berichtet, bemerkt, daß derselbe eine solche Bedeutuög für die Geschichte
der fr. Phonetik keineswegs beanspruchen kann, und ich habe deshalb meinerseits diese Ge-
schichte nach den Jhh. dargestellt. Über die Bedeutung der fr. Spr. in fremden Ländern schreibt
Th. XIX : On sait quen 1783 l'Academie de Berlin mit au concours les 3 questions suivantes:
'Qu'est-ce qui a rendu la langue fr. universelle? Pourquoi merite-t-elle cette prerogative ? Est-il
a presumer quelle la conser\-e"?' . . Rivarol remporta le prix par un disours autrefois celebre, oü
l'on rencontre quelques verites au milieu d'une multitude dassertions hasardees, fausses ou meme
pueriles, xx. Richelieu institua en 1635 l'Academie 'pour etablir des regles certaines de la
langue fr.' . . A l'exemple de Vaugelas [1647] . . les grammairiens s'efforcerent a constater le
bon usage. Vaug. a touche dans ses remarques ä un certain nombres de points de prononciation.
La grammaire de Chifflet (1659 [oben S. I78(J;, destinee, il est vrai , surtout ä des etrangers,
contient un traite tres developpe sur la matiere. Les observations dont les rem. de Vaugelas
ont ete le sujet ou le modele, surtout Celles de Menage 1672 [o. S. 179]', donnent beaucoup de
renseignements sur la pron. . . Les reformes orthographiques proposees par LEsclache 1668
[o. S. 179]) . . RiCHELET . . son dictionnaire [0. S. 178] . . HiNDRET (1687 [o. S. 179] a com-
pose un traite en forme sur la pron., oü le sujet est traite assez completement. Dangeau T694
[o. S. 180]), Boindin vers 1709 [o. S. 185J , ont les premiers analyse avec rigueur les sons de
la langue. Les remarques de Th. Corneille (1687 [o. S. 177)] sur Vaugelas, les grammaires,
justement estimees en leur temps, de DE LA Touche (1696 [o. S. 179]), de Regnier '1705 [o. S. 182])
et de BuFFiER (1709 [auf ders. S.]) suppleent, en ce qui concerne la pron., a l'insuffisance du
DICT. DE l'ac, dont les 2 premieres ed. (1694, 1718 [o. S. 146, 176, 179, 182]' ne peuvent
nous instruire a ce sujet; l'orthographe est etj'mologique, et on ne trouve qiie des indications
rares et insuffisantes siir la maniere dont les mots doivent etre prononces . .
BEITRAG ZVR GESCHICHTE DER FRANZ. VND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
OD
wohl lernte derselbe gewisse Wörter, unabhängig von der Atmung, wohl nach
Art der Schnalzlaute, und ohne Stimme, sprechen. Auf Grund dieser beiden
Beobachtungen glaubt Edw. eine voix buccale annehmen zu müssen S. 488:
Les travaux dont cette partie de la gramm. est l'objet deviennent de plus en plus nombreux
au XVIIIe siecle. Pour nenumerer que les auteurs les plus importants, duMas 1733 [o. S. 183]',
d'Olivet (1736 [ebenda], les 3^ et 4^ ed. 1740, 1762] du DICT. DE l'ac. , duM.'^rsais ;i75i
[o. S. 201]), Antonini (1753 [o. S. 183], Harduin '1757 [S. 185]:, Boulliette '1760 [ebenda];,
De Wailly (1765 [ebenda], Dem andre 1769 [ebenda];, Domergue 1805 [o. S. 205], permettent
de se faire une idee assez complete, et, ce semble , generalement exacte de la pron. du fr. au
xvilie siecle.
La pron. , teile quelle est attestee par les auteurs de la fin du dernier siecle , est , ä bien
peu de chose pres, Celle de notre temps. Dans la 6«" ed. du dict. de lag. 1835 , l'Ac. a
ajoute un tres grand nombre de remarques sur la pron., qu'elle a conser^^ees, avec rectifications,
dans la 7^ ed. '1878 [o. S. 146]). Feline (1851 [o. S. 214]) fournit un complement fort utile aux
indications de l'Ac. M. Littre a figure la pron. a tous les mots de son dict. [es sind jedoch
Littres Angaben über die Ausspr. nicht so zuverlässig wie seine Darstellung der Geschichte der
fr. Wörter; die von ihm angedeutete nfr. Ausspr. ist z. T. veraltet]. On ne saurait dissimuler
que l'usage present a ete peu etudie dans notre siecle [doch mehr als Th., nach seinem Bericht
zu urteilen, angesehen; er erwähnt im 19. Jh. S. Lxxxvi f. außer der AC. nur Domergue, Dupuis
'o. S. 210), Malvin-Cazal S. 214) und Feline S. 214; und vernachlässigt leider ganz die Be-
arbeitung der fr. Phonetik von naturwissenschaftlicher Seite, welche ich in meinem Beitrag vor-
wiegend ins Auge gefaßt habe]. La science grammaticale du fr. comme langue vivante a
evidemment faibli ; eile est peu cultivee et peu estimee ; eile n'est consideree que comme une
portion de l'enseignement elementaire , ou eile a ete introduite vers le milieu du xviiF s. . .
Rollin, en 1726 'tr.\ite des etudes, livre ii. . . eh. i, art. i reclama en faveur de Tenseignement
des regles de la gr. fr. au debut des etudes, parce que les principes de la gr. fr. 'servi-
ront aussi pour l'intelligence du latin et du grec [zum Lat. bemerkt Rollin im besondern L. i,
§ vi: dont l'intelligence leur deviendra bien plus facile par letude qu'ils auront faite de la gram,
fr. : car les principes de ces 2 langues sont communs en bien des choses. Die von Tu. ange-
führte Stelle lautet im Original weiter: et paraitront beaucoup moins difficiles et moins rebutant,
puisqu'il ne s'agira presque que de leur faire ranger dans un certain ordre des choses
qu'ils savent deja, quoique confiisement. (Das ist ein trefflicher Wink für die Methode des
Sprachunterrichts überhaupt , die vom Bekannten zum Unbekannten übergeht und aus dem Ver-
worrenen Ordnung, aus dem Unbewußten Bewußtes entwickelt; auch RoLLlNs fernere Bemerkungen
über Ausspr. und Schreibung verdienen hier wohl imsre Beachtung! . . II est meme necessaire
que le maitre etudie avec attention les differents defauts de langage ou de pron. qui sont par-
ticuliers a chaque pro\änce, et quelquefois meme aux villes qui se piquent de politesse [er meint
wohl Paris] pour les faire cviter aux cnfants , ou pour les corriger. (Jn ne peut dire combien
ces Premiers soins leur epargneront de peine dans un age plus avance . . L'orthogr. est assez
ordinairement ignoree ou negligee , et quelquefois meme par les plus savants . . L'usage , . .
contre lequel la raison meme perd ses droits , est la ]iremiere regle quil faut consulter pour
l'orthogr. . . Aussi a-t-on vu cchouer des le commencemcnt Icntreprise de ceux tjui ont voulu
malgr(^ l'usage reformer notre orthogr. . . Faut-il toujours conservcr dans les mots de notre 1.
certaines lettres, ou qui sont dun usage tres ancien, ou qui montrent qu'ils tirent leur origine du
grec ou du lat., tels que sont: thresor . . bapteme . . temps . . debte . . estre . . rapport? . .
Je crois que dans ces sortes de mots chacun peut user de la libertc (jue l'usage meme nous
laisse . . II faut donc f]uo la ]iarnle ecrite soit 1' Image de la parole pron. .\ls g\iter
Pädagog vernachlässigt Roll, auch den ersten Leseunterricht hier nicht. Kr hebt die
Erfolge einer derzeit von duMas vgl. o. S. 1S3 neueingeführten Lescwcise her\-or , nach wel-
cher die Kinder auf einer Buchstabentafel ,1c bureau' t yp ographique die Buchstaben aus
wohl geordneten und bezeichneten Fächern zu Wörtern zusammensetzen lernten , ähnlich wie es
die Setzer in der Druckerei machen. Tu. handelt dann weiter S. i.xxxvii : de l'usage normal.
II est natural que Paris, qui etait le siege du gouvernement , ait fait . pour ie langage, la loi ;\
236 F. Techmkr.
Je crois donc ncccssairc d'insi.stcr sur Ic fait de lexistence dune voix buccale,
independante de la voix laryngienne. Das ist gegen die sonst allerseits an-
genommene Dcfmition der voix vox Stimme, als des Klanges, welcher durch
la provincc , moins cxclusivcment au xvi'" s. , sans contestatlon au x\ir" et xvnF s. et que dans
la capitale memc la cour alt partagiJ la suprcmatlc avec la magistrature au xvie s., l'ait eue
scule au xvil^ et l'ait de nouvcau partagc-e avec la societe parislenne au xviii'' s. . . Fai'.ri
[o. S. 160] semble reconnaitre une languc frangaise commune sup<^'rieure aux partlcu-
larites provinciales . . 'comme communement fönt tous nos vulgaires parolaulx, comme trop
picart, trop normant , trop breton , etc. barbariscnt cn leur accent.' — Konsaud . . ne meprise
pas les patois que dans ses pr^occupations erudites, il assimilait aux dialectes grecs : 'le parier
de la cour . . est quelques fois tre^-maimais' [o. S. 169]. II. Estikn.ne — comme il etait naturel,
chez les protestants — donnait a l'usagc du parlement la pr^-eminence sur celui de la cour
[o. S. 172. Ebenso Beze S. 173. Richelieu und Louis xiv. hätten dann wieder einen UmschwTing
zu Gunsten des Hofes bewirkt, wie die rem. von Vaugelas u. aa. gezeigt o. S. 177,. Auch die
Ak. hätte dann ihren Einfluß geltend gemacht bis zu Ende des 18. Jh.] . . Depuis la revolution de
1789 et surtout depuis celle de 1848, il est fort difficile de determiner ce qu'il faut entendre par
le bon usage, particulierement cn matiere de pron. Feline dit (46; : 'Ce qui m'a determine, c'est
l'usage le plus general, celui de la bonne compagnie . .' Ce mot avait un sens precis du
temps du premier Empire et meme de la Restauration. La revolution de 1830 a di\-isd pro-
fond6raent la bonne compagnie et depuis 1848 la bonne compagnie a ete noyee dans le flot
croissant de la popuIation parisienne . . il ne pcut pas se former un usage commun qui
s crve de type.
Nach obiger Einleitung handelt Tu.: de la pron. fr. depuis le comraencement du
xvip s. [vgl. die Übersicht hier 145^]. Voyelles: L'a et Vo etaient et sont encore, quant a la
qualite, susceptible de deux modifications : ils sont aigus, patte, hotte, ou graves, päte,
hote [in einer Anm. dazu schreibt Tu. : L'eu peut etre egalement aigu, comme dans peur [?] ; grave,
comme dans goutteux ["/] ; leider gibt Th. keine genauere Erklärung von aigu und grave; sollen sie
sich auf die hellere und tiefere Klangfarbe beziehen oder bestimmte Unterschiede der Stellung
der Teile der Mundhöhle, etwa Vor- und Rückgang der Zunge, andeuten, wie ouvert imd ferme
einen großen und kleinen Kieferwinkel benennen?] On sait qu'il y a 3 e, le ouvert, le
ferme et l'e qu'on appelle muet, et qiie nous appellerons feminin [e mu,et ist nicht sachgemäß
benannt; passender als e feminin ist die Benenmmg von G. des Autels: e imparfait]. La
et l'o aigus etaient generalement brefs, la et 1 o graves etaient generalement longs cette con-
nexion entre la qualite et la quantite des 2 voy. nie fait preferer les denominations d aigu et de
grave a Celles d'ouvert et de ferme que Dangeau employait deja [o. S. 180] . . et que les gram-
mairlens preferent aujourd'hui. Le ouvert et l'e ferme me paraissent sensiblement distincts en
qualite [d. h. akustisch und genetisch], le premier de la et de l'o aigus; le second, de 1 ä
et de l'o graves; et la quantite n'est nullement liee a la qualite pour l'e, comme eile lest
pour l'a, l'o et l'eu. In der qualitativen d. i. systematischen Bestimmung und Benennung der Laute
(vor allem nach der Erzeugungsweise : Stellung der Zunge — vor- und rückwärts — imd der Lippen
sollte man überhaupt und namentlich im Fr., von der Quantität, sei sie Dauer oder Stärke, absehen.
L'accent tonlque [d. h.'? vgl. PARIS S. 156, AckermanN S. 211 und Ballu S. 230 IT.] porte
siTr la voy. finale des mots qui ne sont pas temiines par un e feminin, ou sur la voj'. penultieme
des mots termines par un e feminin . . L'e fem. est la seule voy. finale qui soit atone [und was
noch wesentlicher ist, derart verkürzt, daß H^ unvollkommen artikuliert wird, wie auch z il //_
in Zweilauten, s. die Übersicht S. 145^] . . Des [autres] voy. atones, les unes sont protoniques
. tenir ; les autres sont anterieures a la protonique . . retenir.
Les consonnes, ä savoir, c, g, 5 (le son figure ainsi ne differe pas de Is ; mais nous le
conservons sous cette forme, ä cause de l'etymologie [die Rücksicht auf die Etj'mologie hat leider
zur Folge, daß die Schreibung von Th. keine streng phonetische ist]', s, z, ch, j, t, d, p, b,
f, V, 1, r, n, m, Ih (1 mouilleei, nh (n mouillee) [auch hier ist weder die Benennung mouillee
sachgemäß, noch die Schreibung mit einem nachgestellten h — von Hauchenge kann hier doch
nicht die Rede sein — (vgl. Volney S. 208 ], ont une action decisive sur la qualite et la quantite
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGR.\PHIE.
237
die Stimmbänder erzeugt wird. Die erste und maßgebende Definition, welche
hierüber gegeben ist, die von Aristoteles, lautet hist. axim. : Tiepi be cpuüvfic
Tujv Ziqjuuv üjb' e'x^i" cpwjvii Ktti ipocpoc e'xepov ecrti . . qpujvei uev ouv oubevi
de la voy. qui les precede [wie auch umgekehrt die Offner, je nachdem sie Vorder- oder Hinter-
zungenöffner sind, die Artikulation der Schließer bedingen vgl. Volney S. 207,]. La modification
que l'a, l'e, l'i, l'o et l'u regoivent de In et de l'm doit etre consideree ä part [vgl. o. S. 154, 222I.
Die phonetische Analyse des Vf., sowie seine Benennung und Lautschrift, ist demnach nicht
genau genug; seine im übrigen so sorgfältige historische Darstellung leidet darunter sehr. Die
letztere bedürfte der Neubearbeitung durch einen physiologisch geschulten Phonetiker , um so
eher als das Werk bereits schwer zugänglich geworden ist. Aus letzterm Grunde habe ich auch
die Hauptergebnisse Thurots hier ausführlicher wiedergegeben.
R. KcENIG: quelques experiences d'acoustique, 1882. Von den Ergebnissen der sorg-
fältigen Untersuchungen, welche K. im Anschluß an Helmholtz über die Analyse der Klang-
und Geräuschlaute und ihre Synthese mit vervollkommneten Apparaten angestellt, habe ich in
meiner Phonetik iind i. z. I. eingehenden Bericht gegeben, worauf ich hier verweise. Besonders
möchte ich auf seine charakteristischen manometrischen Flammenbilder der verschiedenen
Klang- und Geräuschlaute aufmerksam machen , die ich dort nach den Originalen habe drucken
lassen ; leider ist deren physikalische Zerlegung noch nicht soweit gediehen , daß sie in der
Sprachw. oder im Sprachunterricht verwertet werden könnten.
J. B ERGO NIE: PHENOMENES PHYSIQUES DE LA PHONATION, 1883. Der Vf. tritt von der
naturwissenschaftlichen Seite an das Gebiet der Phonetik heran. Er berichtet nicht über Ergeb-
nisse eigner, sondern andrer Untersuchungen. Beachtenswert ist der Abschnitt: Procedes divers
employes pour etudier les mouvements vibratoires du larynx 29 ff.l und überhaupt die Darstellung
der graphischen Methoden, welche man ersonnen, um die phonetischen Erscheinungen zu
analysieren (vgl. Marey und Rosapelly oben S. 220 . Willkommen ist auch der Index biblio-
graphique 129 — 137), worin der Phonetiker manche Quellenangabe finden dürfte, die er noch
nicht gekannt.
J. LEFORT: ETUDE EXPER. SUR LA PRODUCTION des VOYELLES DANS LA PAROLE CHU-
ciiotee, c. r. de l'ac. des sc, 23 avr. 1883. L. hat wie Kratzenstein und Willis mit Ansatz-
rohren Versuche gemacht , deren Hohlraum und Öffnung er änderte ; er erhielt so eine Öffnern
ähnliche Klasse , wie sie bei der Flüsterstimme erzeugt werden : si , apres avoir ferme roriftce
snperieur de la cavite , on l'ouvre graduellement , on forme egalement des series de ces raemes
bruits caract eristiques des voy., dont les notes de capacite varient par demi-tons ä
mesure que l'ouvertiire s'agrandit. L. will dadurch die Richtigkeit einer Regel seiner Gesang-
methode beweisen, qui ordonne d'augmenter l'ouverture de la bouche, lorsque les sons suivent
une marche ascendante. On arrive , par ce moyen , a ^mettre toutes les voy. pures dans toute
l'etendue de l'echelle vocale . . II resulte de cette nouvelle [?] theorie que les voy. ne sont pas
des timbres, comme on Tenseigne generalcment, et qu'elles sont les notes de hauteurs differentes
d'un meme instrament , l'instrument de la parole , completement distinct de l'instnmient vocal.
Mit dieser Trennung des Instrument de la parole und vocal , welcher wir schon bei Eow.vrds
S. 233 ff. begegnet, wo sie jedenfalls besser begründet, wenn auch nicht erwiesen wurde, wie mit
jener von der in der Wissenschaft durch Helmholtz eingeführten Definition, wie es scheint, ab-
weichenden Auffassung von timbre, kann man nicht einverstanden sein. Daß durch die Einstel-
lung des Ansatzrohrs bei verschiedenen Stimmhöhen eine Kompensation bewirkt wird , um die
erfordete Klangfarbe des Öffners möglichst vollkommen zu erzielen, ist eine vor des \{. Veröffent-
lichung bekannte Thatsache ; ebenso, daß. diese Kompensation beim Sprechen weniger notwendig
ist als beim Singen , weil sich bei ersterm mit der Stimme mehr Geräusch verbindet , welches
zur systematischen Charaktcrisienmg der Laute wesentlich beiträgt vgl. Helmholtz , tonempk.S
P. PIERSON: METRiQUE N.vi'URELLE DU LANG.VGE, 1883. In dem I. Teil macht P. einen
Versuch, a ctablir a priori une theorie des metres basee. sur letude de la perception. Bei seiner
Analyse de la perception metri<|ue hat er leider verabsäumt die Ergebnisse der neuern physio-
logischen Psychologie zu verwerten, u. partie. Metrique naturelle appliquee au langage frang.
Mit Recht betont P. hier die lebende Spr. als 15eobachtungsgegenstand. La 1. frang. traversc
238
F. Tkcmmer.
Tujv aXXujv laopiuiv oubtv tt\)iv tuj cpäpuTTi ''• c. Xdpu-ffi • Ini Munde kann
nur von Mundgeräuschen, höchstens von Mundhallen, aber nicht von einer,
von der durch die Stimmbänder hervorgebrachten reinen Stimme unabhängigen
Mundstimme die Rede sein, wobei wir von dem Klange des Pfeifens ab-
sehen. Mundstimme hätte nur im Gegensatz zur Nasenstimme einen Sinn;
sie würde aber stets den Klang der Stimmbänder und die Resonanz des
Schlundkopfs mit voraussetzen, auch durch eine Mundartikulation lautlich be-
stimmt sein müssen. Vf. berichtet über die verschiedenen Theorien der
Stimme und kommt zu dem wohlbegründeten Schluß 517: Notre appareil
vocal ne serait donc comparable ä aucun des Instruments d'acoustique dont
les musiciens fönt usage, mais participerait aux proprietes de plusieurs de
ces machines. II tiendrait ä la fois des instruments ä vent, dont le vibra-
teur est une an che et des instruments ä cordes, tout cn differant des uns
et des autres sous divers rapports. 530: La voix serait donc en realite le
resultat d'actions fort variees et fort complexes; mais, en derniere analyse,
sa tonalite dependrait essentiellement de la longeur, de l'epaisseur, de la den-
site et du degre de tension des levres vocales , comme si l'organe phonateur
etait un instrument ä cordes, ainsi que le supposait Fekrkix [hier S. 187].
Über das Ans atz röhr des menschlichen Sprechorgans (tuyau sonore ou
porte-voix) sagt Vf. 538: il agit comme resonnateur . . comme vibrateur
comme obstructeur . . la voix teile qu'elle arrive dans l'atmosphere doit
etre un compose de sons buccaux ou aphoniques [also nicht phoniques ; wie
palit dies nur zu des Vf. obiger Bestimmung der voix buccale?] et de sons
laryngiens. Die von Wheatstone 1838 und Helmholtz 1858 ff. aufgestellte
Theorie, daß das Ansatzrohr bei den Öffnern als Resonator wirke, wird vom
Vf. bemängelt. S. 560: Je rencontre des difficultes qui me fönt douter de
l'exactitude de cette theorie et qui me portent ä adopter, pour l'explication
des effets acoustiques dont nous cherchons la cause , une, autre hypothese.
562: Le son accompagnateur carateristique soit de la voyelle a, soit de
en effet, en ce moment, une periode tres interessante . ., l'accent d'intensite et Taccent de
tonalite peuvent . . se deplacer suivant les exigences de l'expression . . II en resulte une
grande variete. P. zergliedert den Satz (phrase) in Satzabschnitte segments', welche durch
Schallpausen (cesures) natürlich getrennt werden; ferner die Schallsilbe ohne freilich an
die schwierige Frage der Silbenscheide heranzutreten, in Klanglaute sons timbres, und Geräusch-
laute (bruits) und unterscheidet Schallstärke intensite , -höhe tonalite , -dauer (duree. Die
Verhältnisse der letztern werden besonders behandelt und an fr. Beispielen erläutert ; wobei die
musikalische Notenschrift zu Hilfe genommen wird. Dieser Teil ist in meinen Augen der
wertvollste der Arbeit, weil hier die Ergebnisse wirklicher Beobachtungen an der eignen
Spr. gegeben werden, während P. sonst zu aprioristisch verfährt. Freilich ist er auch hier zu
vorschnellen Verallgemeinemngen geneigt,- z.B. 164: Les lois de la metrique sont vraies inde-
pendamment de toute langiie particuliere , la meme combinaison metrique produit le meme effet
dans tous les idiomes de la terre. Von einem induktiven Beweise dieser letztern Behauptung habe
ich in dem Buch leider nichts gefunden. Zur Dauer der fr. Silbe bemerkt P. 201: La 1. fr.,
en effet, n'a encore ete dotee daucune veritable prosodie, ni d'aucun dictionnaire dans lequel la
quantite naturelle de chaque syllabe se trouverait indiquee. Seul M. Sachs, dans un dict. fr. -allem,
a fait un effort louable dans ce sens (vgl. Sachs hier S. 239). Wir haben gesehen, daß für fr.
Metrik unter den neuern fr. Phonetikern an erster Stelle Ackermann (o. S. 211) zu berücksich-
tigen ist, an zweiter Stelle auch Ballu (S. 232 , letzterer, wie auch Pierson, nicht ohne Kritik
(vgl. noch Passy unten S. 247, G. Paris S. 289 .
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
239
toute autre voy., par cela qu'il est fixe pour une meme voy. quelle que soit
la tonalite de celle-ci, n'est probablement pas un harmonique de la note
fondamentale qui varie, mais un son accessoire engendre d'une autre
maniere et assez faible pour ne pas masquer ou troubler notablement le son
laryngien, tout en etant apte a en modifier le timbre et ä y imprimer le carac-
tere de la voy. correspondante. Vf. beruft sich dabei auf die Versuche von
Deleau mit einem im Munde auf dem Nasenwege künstlich erzeugten Luft-
strom und Donders' Beobachtungen von geflüsterten Öffnern. In beiden Fällen
wurden Mundgeräusche erzeugt, um so mehr, je geringer der Öffnungsgrad
der Mundöffner war ; die Reibungsgeräusche dürften aber für die stimmhaften
Mundöffner, bei denen der Atmungsstrom in der Stimmritze mehr gehemmt
wird, kaum merklich und jedenfalls nicht wesentlich sein. Ich kann deshalb
der Ansicht des Vf. nicht ganz beipflichten, daß für die Öffner die Mundhöhle
mehr als vibrateur denn als resonnateur, mehr als selbstschwingend denn als
widerhallend wirke ; das Ergebnis in der Luft wird freilich in beiden Fällen
eine Schwingung sein müssen (563). Ich stimme aber mit dem Vf. überein.
wenn er S. 565 meint: Nous sommes encore loin d'etre fixes sur la valeur
de l'explication des phenomenes physiologiques de la vocalisation au moyen de
la theorie acoustique du timbre admise aujourd'hui par la plupart des physi-
ciens . . Dans les sciences, il est toujours facheux de croire comprendre ce
qu'en realite on ne sait pas [vgl. Marey oben S. 224 über die wissenschaft-
liche Methode]. 566: Le röle de la voix aphonique [contradictio in adjecto" ou
voix [?] buccale est plus manifeste dans la production des sons appeles con-
sonnes. 583: Les linguistes qui s'appliquent ä decouvrir les transforma-
tions successives que les memes mots ont pu subir en passant de peuple ä
peuple ne saurait donner trop d'attention a l'etude des tendances physio-
logiques par suite desquelles tel son se substitue plus ou moins facilcment a
tel autre. Ces savants commencent ä entrevoir quelques unes des lois de
ces evolutions . . dans beaucoup de circonstances elles sont une conscquence
de cette tendance ä 1 economie dont les effets sont manifestes dans les petites
choses aussi bien que dans les grandcs productions de la nature orgauisatrice.
In einem trefflichen Rcsume faßt Vf. seine Untersuchungen über die Ph}-sio-
logie der Stimme und Spr. S. 590 — 594 zusammen. Es ist leider zu umfäng-
lich um es hier wiederzugeben. Ich stimme darin K. bei, daß die Artikula-
tionen der Mundhöhle die wesentlichsten zur Bestimmung der Laute, auch der
stimmhaften Öffner sind; kann aber nicht zugeben, daß sie beim natür-
lichen Sprechen von den Einstellungen der Stimmbänder je unabhängig sein
könnten ; anders ist es in künstlichen E.xperimenten und in Krankhcitszuständon.
wo sie außer Zusammenhang mit den Artikulationen der Stimmbänder gestellt
werden können.
Eine hervortretende Stellung nimmt in der Geschichte der fr. Phonetik
und Phonographie ein internationales Werk ein : dictionnaire ENcvcLoptuiQUE
FRAN^'AIS-ALLEMANl) ET ALL.- FR. DONNANT POUR LES DEL'X LANGUES I,A NOMEXCL.V-
TURE COMPLETE d'aPRES LES DICT. DE l'aC, DE LlTTRE, DE GklMM ET DE SaNDERS
. . l'inDICATION de l'eTYMOLOGU':, des synonymes . . ; les LOCL'TIOXS KAMILIERES,
DIALECTIQUES, PRüVINCIALES, PROVERIUALES j LA PRÜNONCL\TION EXACTE DE CHAQUE
2AO F- Techmer.
MOT, FIGUKEK PAR M. G, L A NGEN SC H EI DT , IJAPRKS LE SYSTEME PHONETIQUE DE
LA METHODE ToUSSAINT- LaNGENSCHEIDT. REDIGli , EN UTILISANT DK NOMBRELX
MAT^RIAUX FOURNIS PAR M. B. ScHMITZ PAR C. V ILLATTE ET C. SaCHS. ED.
COMPL. I. FR. ALL. 6'' ti). STliRtoTYPE, REVUE ET CORRIG^E. BeRLIN, LaNGEN-
scHEiDT, 1887. Imp. 8°. XXIV, 1630 (VIII). M. 28.
Das Werk ist Littr6 gewidmet, dessen dict. gleichzeitig mit dem vor-
liegenden vollendet wurde. Das SACHssche Wb. will nicht mit dem von hvrrRt
betreffs der Geschichte der fr. Wörter wetteifern ; es übertrifft dasselbe aber
bei weitem nach der phonetischen und phonographischen Seite.'
' In dem Vorwort zur i.A. 1866 — 73 sagt Sachs: 'Der fr.-d. Teil enthält l. eine voll-
ständige Aussprachebezeichnung. Für die Notwendigkeit einer solchen dürfte am besten die
Thatsache sprechen, daß die Franzosen in ihren namhaftem Wb. (z. B. Littre, Landais . ., die
Ausspr. vollständig bringen nnd diesen Gegenstand außerdem in einer großen Anzahl von Spczial-
werken . . behandeln. Diese letztern sind teils zu schwer zugänglich, teils nicht übersichtlich
genug . . (vgl. MuRET: arciiiv f. neuere sprr. xl. 406 ff.) . . Die kaum glaublichen Schwierig-
keiten, welche sich Prof. Langenscheidt 'der diesen Teil der Arbeit, als seine Spezialität, über-
nommen hatte) bei Ausfühnmg des Gedankens einer genauen nnd vollständigen Aussprache-
bezeichmmg entgegenstellten, lassen es sehr begreiflich erscheinen, daß eine derartige Leistung
in Deutschland früher nicht unternommen wurde . . Während der 6 Jahre, welche er der Aus-
spracheangabe für die Zwecke dieses Lex. widmete, wurden allwöchentlich mit hierorts wohnenden
Gelehrten fr. Nationalität Konferenzen abgehalten, in denen L. nach und nach jedes einen Titel-
kopf bildende fr. Wort nach der von ihm vorher figurierten Aussprachebezeichnung vorsprach.
Die bei diesem Vorlesen zu Tage tretenden Differenzen fanden dabei sorgfältigste Besprechung
und Erledigung . . Als Apparat zu allen diesen Angaben ist das phonetische System von
TOUSSAINT-L ANGENSCHEIDT adoptiert worden . . Den Vorwurf zu großer Genauigkeit
und Subtilität in Angabe der Ausspr. glauben wir zurückweisen zu können [doch wohl nicht so
ganz, wie wir weiter unten sehen werden] . . Was die wichtigsten phonetischen Unterschiede des
style soutenu (st. s.) von dem style familier 'f.) betrifft, so sind diese überall angegeben, wo eine
Veranlassung dazu vorlag ; desgleichen hier und da PARiser Eigenarten . . Für die Silbeneinteilung
ist bei Angabe der Ausspr. aus guten Gründen das Prinzip festgehalten, daß am Anfang einer
Silbe soviele Konsonanten zusammengesprochen werden, als sich ohne zu ^roße Schwierigkeiten
zusammen sprechen lassen , ohne einen derselben zu trüben. Z. B. a-ctuel , a-djoint etc. [über
diese 'Schwierigkeiten' sind nun freilich die Ansichten der Völker, wie der Einzelnen sehr ver-
schieden, vgl. Ballu S. 230 f.]. Hierdurch erhält der vorangehende, silbenschließende Vokal für
eine deutsche Zunge erst seine richtige Geltung [d. h. die eines im allgemeinen vollkommenen
Öffners, nicht etwa eines verkürzten, abgesehen von den wenigen Ausnahmen der ouvertures im-
parfaites, s. die Übersicht S. 145'''] • • Für die orthogr. Zerlegung . . hat die obige im allg.
nach dem Vorgange von Littre angenommene — phon. Silbenteilung selbstverständlich keine
Geltimg." Zur fr. Betommg wird dann als Regel hingestellt: 'Die letzte Sprechsilbe ist betont',
leider aber nicht unterschieden, ob diese Betonung in Hebung der Stimmhöhe oder der Stärke
besteht, worin doch die fr. und deutsche Spr. nicht übereinstimmen und worüber die Auffassungen
der fr. Phonetiker ganz auseinander gehen (vgl. Ackermann S. 211 im Gegensatz zu Ballu
S. 231). Natürlich beschränkt sich das Wb. hier auf die 'Betommg' des einzelnen Wortes;
eine andre 'Betonung' erhält das Wort im Satze. Die Bindung der Wörter wird xxii. 4 näher
erörtert. Als Mitarbeiter werden hier noch G. Büchmann, van Dalen, K. A. F. Mahn, Pari-
selle (Berlin) und Georg (Basel) namhaft gemacht. In der 4. A. ist in den Titelwörtern auf
die Neuenmg der 7. A. des DiCT. de l'ac. (1878; Rücksicht genommen. Die 6. A. des vorl.
Wb. enthält vielfältige kleinere Besserungen. S. xiii f. werden die Quellen angegeben: allge-
meine Lex., Werke über Etymologie und Grammatik, Verslehre u. s. w., und namentlich auch
Ausspr., Aveniger als bei Thurot (o. S. 234 ff.) für die ältere, mehr für die gegenwärtige Ausspr.
Besondere Beachtung verdient hier die 'spezielle Erläuterang aller vorkonmienden Aus-
sprach ez eich en' S. xviii : 'Allgemeine Grundsätze:
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
241
Blicken wir auf das ganze Werk, auf welches ich im einzelnen hier leider
nicht weiter eingehen kann, so tritt die verhältnismäßige Vollständigkeit der
Angaben der nfr. Ausspr. hers^or, welche ich in dem Maße in keinem andern
A Deutsche Buchstaben . . stellen die aiich im Hochdeutschen vorhandenen fr. Laute dar
[was sich in einen Wb., das besonders für Deutsche bearbeitet ist, wohl empfiehlt, nicht aber
für allgemeinere internationale Zwecke , wo nur lat. Buchstaben angewandt werden sollten , mit
artikulatorischen Nebenzeich enl.
B Lat. Buchstaben oder lat. Zeichen . . bezeichnen Laute, für welche die d. Schriftspr.
keine oder keine besondern Zeichen hat . . die Nasenlaute [nasalen MundöfTner] sind in kursiver
Schrift mit darunter stehendem ^ ähnlich einem n dargestellt . .
C Kleinere Schrift . . für ganz schwache, sehr kurze und wenig hervortretende Laute.'
Als allgemeine Aussprachezeichen waren S. xv angegeben:
"-' Kürzezeichen . . balb '^'i^ 58t(b ;i)b[b Öülb ©Otter gÜUe ; all diese Öffner sind in der
anerkannten nordd. Ausspr. verkürzt, d. i. unvollkommen; wenn nun in der gegenüberstehenden
fr. Übersetzung als voy. breves die Öffner in fr. läc timide dot , welche nur kurz und dabei
vollkommen sind, mit demselben Zeichen bezeichnet werden, so wird das Kürzezeichen hier zwei-
deutig verwendet und verleitet Norddeutsche die so bezeichneten fr. vollkommenen kurzen Öffner
unvollkommen, verkürzt zu sprechen ; das einfachste wäre in Zukunft die Kürze bei den betr. fr.
Öffnern gar nicht besonders zu bezeichnen, sondern nur die Länge .
" Längezeichen, . . Xäbel ebet SUie [ö^ne SlJiene 2c()ne iöu()ne].
' Betonungszeichen [als lat. Zeichen 'acutus bezeichnet es höhere Stimme vgl. o. S. 147)
und insofern dürfte es für die letzte Sprechsilbe des einzelnen fr. Wortes passend sein ; doch
sind Deutsche aufmerksam zu machen, daß sie hier nicht größere Stärke damit verbinden ,ini
vorl. Wb. wird gesagt: 'nicht so schwer als im Deutschen', vgl. 0. S. 150, 211, 231 ].
- Trennungsstrich [dieser Silbentrenner ist leicht mit dem Längezeichen zu verwechseln ;
man sollte ihn senkrecht stellen 1 ; ich verwende dafür den Winkel oben • , welcher den Nieder-
und Aufgang der Stärke andeuten soll] . .
_ Bindungszeichen, ' der Endkonsonant wird nur im style soutenu und auch hier nur dann
mit dem folgenden Worte gebunden, wenn i. keine Pause zulässig, 2. kein Mißlaut [d. h. '.'] ent-
steht. In der Umgangsspr. unterbleibt die Bindung.' . .
II Scheidungszeichen) i. nach einem Endkons.: 'darf nicht mit dem folgenden Worte
verbunden werden'; 2. vor einem Worte: 'vor ihm wird weder apostrophiert noch gebunden'
[nach dem Grundsatz der Sparsamkeit würde ein senkrechter Strich 1 sowohl als 'Trennungs-
strich , als auch als 'Scheidungszeichen' dienen können; man könnte sogar bei folgerechter An-
wendung dieses Trenners das Bindungszeichen ^ sparen, jedenfalls in wissenschaftlicher phone-
tischer Schreibung I.
'^ (Bogen; über 2 Vok. deutet an, daß beide schnell hintereinander, wie eine Silbe, also
mit einer Ausströmung der Stimme derart auszusprechen sind, daß der 2. Vok. stärker hervortritt
als der i.: 33eriio n 'ich ziehe hier das senkrechte Legatozeichen ..,.. vor, weil es in der
Dnickcrei weniger Schwierigkeit bereitet ; ich benutze es nicht bloß für die diphtongues ouvertes
z. B. h{l und t)E ^1 sondern auch für die diphtongues demi-ouvertes ;/'|Z und J\E ^ und closes-etroites
z. B. t\^S , wie im Altfr. , (vgl. die Übersicht 145^; , doch nur wo es zu größerer Deutlichkeit
nötig scheint, die einsilbige Bindung der betr. Zweilautc besonders zu bezeichnen].
Apostroph; bezeichnet ein ganz kurzes schwaches 0 [dafür würde doch nach dem obigen
Grundsatz unter C die kleinere Schreibung des 0 ausreichen; das 'e presque nul dans la pron. :
fenetre' bedarf wohl keiner Bezeichnung, wenn man im allgemeinen vorbemerkt, gleichsam als
Schlüssel für die fr. Ausspr. überhaupt, daß der Übergang zwischen fr. Schließern länger,
ihre Artikulation im einzelnen vollkommener ausgeprägt ist als in andern S)irachon z. B. im
Deutschen .
S. will; Außer den . . aufgeführten allgemeinen Zeichen wcrilen in liiesem Wb. über-
haupt folg. 40 Lautzeichen zur genauen Darstellung der fr. .\usspr. verwandt, die Längen,
Kürzen und Zusammensetzungen der Laute nicht mitgezählt . .'
Techmer, ztschk. V. 16
242
ToUSSAINT
F. Techmer.
-Langenscheidtsche franz. lautzeichen im vgl. mit den deutschen.
A vokallaute.
Beispiele
deutsche
französische
Hörbare
■Wirkung
Erzeugungsweise
Transskr.
der I. Z.
n
ae
ja
(I
{"
.(?
©a^nc [? ä]
<Ba\i [? ä]
(See
Sweater . . nicht
. . benn
eijre [e]
Serd)e [?
äf)rc
»ibel
nicht . . SSitte
5Jita8ma
Son
nicht . . 3{0§
■nicht vorhanden
2öne [? 5]
nicht.. 2:bnncf)en
2ijitnd)en [? j]
nicht vorhanden
§Ut
nicht . . flutte
§üte [•? ü]
nicht . . .gtiitte
äme [^ ;? J
combat
ma [^]
femme
vague
tendre
cntrer
beurree
aimer
ete
reine
Corday
bei [e]
faire
terrain
verdure
feindre
faim
vive
vif
militaire
bien
nötre
rosee
mönt'logue
moi [u,a]
objet
analogue
encore
tombe
ton
jeune
veut
hc«reu.\"
me
S(?maine
oeuf [:?_]
beurree
pleurent
humble
un
voüte
fou
fournir
fouet
deluge
regu
du
buis
tief
hoch, hell
ungetrübt
tonlos
tonlos
hörbarer als
fast stumm
hinten im Munde , über der
Zungenwurzel
im Vorderteil des Gaumens
(ä) [Ä]
(ä)
\ teilwei
se durch die Nase
dermittlereTeil |? vord. Rücken
der Zunge] . . gegen den Vor-
dergaumen . . Mundwinkel . .
auseinander
beinahe in der Mundstellung des
a ausgesprochenes e . . halb-
offen [?1
I weiter hinten als bei e . . Mund
<■ mehr geöffnet
l [teilweise durch die Nase] weite,
I bequeme Öffnung des Mundes
I Mundwinkel breit auseinander
I gezogen, in die Backen hinein ..
zu unterscheiden von ü mit
nach vorn zugespitztem Munde
die . . zugespitzten Lippen
> schließen sich bis auf eine
runde . . Öffnung
[/>| nicht 0^
{ [teilweise durch die Nase]
, Zwischenlaut [zwischen Kons.]
) entsteht von selbst .. oft
1 gar nicht angedeutet
"> Mittellaut zwischen o und ä
ohne Trübung
tonlos
ohne Trübung
tonlos
j ['? :? und £•]
nach vorn zugespitzter Mund,
als wolle man pfeifen
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGR APHIE.
!43
Toussaint-Laxgexscheidtsche franz. lautzeichen im vgl. mit den deutschen.
B KONSONANTEN.
Dauer
weich,
gelind
[stimm-
haft]
hart,
scharf
[stimm-
los]
Beispiele
französische
Hörbare
■Wirkung
Erzeugungsweise
Transskr.
der I. Z.
6
24
25 b
26
27 g
29 to
30
3X f
32
33 9
34
36-
(
in
u
Bt
BP
33a§ bonbon
Va^ [■?/"] ! peuple
Xorf siid
lorf ['? /] 1 tante
Satte ['? k J I comme \k ]
®iel [? ^ ] guide [^J
fiiet [? /^ ^]
luatlen
fallen
§afen
93!affen
in den Fremdw.
SOienfcf)
Sianb
langsames \ ;^^. , ,
I (Jnnen der vorhe
, ,, / geschloss. Lippen
schnelles '
langsamesl Zurückziehen der
Zunge von den Ober-
zähnen [Zahnwur-
zeln!
schnelles
langsames^ Zurückz. des Zäpf-
chens [weichen Gau-
■on d. Zungen-
[Hinterzunge]
, ,, f mens] von d. Zungen-
schnelles J ,,,„„61 [—
3aör
feft
qui [kj\
vivre
fifre
ruse
russe
löge . .
Journal
chiche
rare
bailler
bataille
besogner?iV
egal
'-[Mittel- bzhw. Vorderzungenr.]
langsames"! Durchpressen der
[ Luft . . die Ober-
schnelles
erlippe
langsames
/zahne berühren die
Unte
1 Du
rchpressen der
Luft
deutlicher hör-
bar . . als das
deutsche
halb verschwin-
dend
splendide -
schnelles 1
langsames"!
\ Durchpressen der
, ,, f Luft
schnelles I
r grasseye . . mit Zäpfchen
mit Zungenspitze
json mouille im Inlaut, 16. Jh. . .
I 1, [Z.J . . im disc. sout. und
' mitunter auf dem Theater
son mouille im Auslaut
n mouille
in beiden Sprachen ganz gleich
ß mit folg. t . . nicht seht
n und p . . nicht schp
A) /
d
V ^
^< ^.
K< K
[g.) g^
V
f
[z] z
[5] s
s^
[r;
i\
[r]
r
[L
^.]
Ij L
j]y
W
/
[N.l
A^
[1]
/
[m]
m
[n]
n
s/
s^/>
. . h ist in der fr. Ausspr. als überall stumm zu betrachten fam., doch nicht
im st. s. und auf dem Theater ; vgl. P.vssy unten S. 253] . . h asjiiree hat nur
Bedeutung insofern , als es keine Bindung mit vorhergehenden Wörtern zuläßt und
keinen Apostroph vor sicli duldet; la harjie . . les harpes Jin dieser gewöhn-
lichen Ausspr. ist h also ein Silbentrenner ^ ].
16*
//
>44
F. Techmer.
Werke gefunden; vor allem aber die Genauigkeit der Zergliederung der fr. Laute
und ihrer Schreibung. Bei den betonten Öffnern ist sie freilich zu genau.
Die halblangfen sind nach folg. S. unten zweifelhafte Fälle, sie unter-
Nach der Übersicht der Lautzeichen folgt S. .\xi eine ' Skala der Vokallaute nach der
großem oder geringem Öffnung der Kehle [soll wohl des hintern Mundvorhofs sein, vgl. S. 22l]
und Mundhöhle [hier sind genauer Hinter-, Mittel-, Vorderzungenrückon- und Lippenöffnung mit
den verschiedenen Formen, den Kund- und Längsöffnungen zu unterscheiden^ :
allmähliche
Erweiterung
a
(I .
, (I
a <)
a JT -^ o
o . . *" -^ ". . c
ä i)
ä: U
e ü
allmähliche
Verengerung
i die Lippen breit
auseinander
Skala der Vokallaute nach der Llöhe der Stimmlage [? des Mundhalls oder charakteristi-
schen Eigentons, vgl. unten S. 294] der Laute untereinander :
a/
In den Zusätzen und Bemerkungen zu der eben gegebenen Erläutenrag der Ausspr. finden wir
'i. Histo risches: Meigret . . Honorat Ramb.\ud [auf die historische Seite der fr. Wörter
und Laute geht das Wb. überhaupt nicht ein] . . 2. PARiser Eigenheiten: Der ungebildete
PARlser . . kürzt gern die Wörter , wie in not' , quat' statt notre , quatre [Übergang durch ?/:?/r
k^tx\ . . v'la, m'sieu, ben, pis, c't, qu', que für voila, monsieur, bien, puis, cet, que, quel . .
deusse, ceuisse , alorce etc. statt deux , ceux, alors etc.; er bindet oft falsch, wie avec zun, il
a-t-achete etc. 3. Stummes e (von uns in der Ausspr. gar nicht angedeutet; . . Das tonlose e
ist stumm . . ; doch wird es stets [? vor Schließern] im Verse und, besonders im Affekte . . auch
mitunter in Prosa hörbar.', Es wird dabei auf Chifflet 'o. S. 178 , d'Olivet S. 1S3 und
und LiTTRE HIST. I. 267 Bezug genommen.
DIE AUSSPR. DES FR. UNBETONTEN E IM woRT.\USLAUT hat A. Mende 1889 eingehender be-
handelt; ich will die Ergebnisse bei dieser Gelegenheit kurz andeuten. ]\L untersucht zuerst das
tonlose e in den einsilbigen Wörtern vom 9. — 16. Jh., das e vor Vok. und Kons. Er geht
dabei von dem Grundsatz aus, welchen G. Paris in seiner Ausg. des Alexis bereits ausgesprochen,
^ daß man im Mittelalter gemeinlich schrieb, wie man sprach"; anders im 14. Jh.: 'da schrieb
man nicht mehr natürlich, nicht mehr wie man redete' vgl. hier S. 155, 159 , zumal wenn man
Verse schmiedete'. Ce qui jadis etait un cri de I'dme instinctivement faconne par une harmonie
naturelle n'etait plus qu'un froid assemblage de lignes et de stances peniblement assujetties aux
regles conventionnelles de l'ecole , sagt Scheler ceuvres de Froiss.\rt, poesies I. M. kommt
S. 30 zu dem Ergebnis, daß, im Altfranz, die Kürzungen allgemein waren und sich in Texten aus
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
=45
scheiden sich weder in ihrer Erzeugungsweise, noch in ihrem Klange (Quahtät),
noch auch mit ausreichender Sicherheit in ihrer Dauer i^Quantität), noch in
ihrer Stelle (Rolle) in der Silbe, noch endlich in ihrer Bedeutung von den
allen Dialekten ohne Ausnahme nachweisen lassen.^ Wo das unvollkommene e gesprochen
worden, sei es dem nfr. eu ähnlich gewesen; es reime ceux mit je und man finde 'ce le , und
je oft geschrieben ceu und leu, jeu ieu.' M. behandelt weiter die Ausspr. des unvollkommenen e
vom i6. — 19. Jh. imter Benutzung namentlich von Thurots PjiON. FR. depuis le 16. s. Es wird
hier zuerst die pikardische Ausspr. jü mü tu u. s. w. nach G. ToRY (1529) erwähnt, ferner die
Schreibung jeo ceo nach B.\rcley ,1521', die Ausspr. von OUDIN 1633 als deu ceu queu, in
der Umgangsspr. : on oste l'e entierement . . il faut attacher la consonante de la particule avec
le mot precedent : il ny ac trois jours. 3. Die gegenwärtige Ausspr. des imbetonten e in den
einsilbigen Wörtern. M. führt dann eine Stelle von G. Paris Vorw. zum Index zu Thurots pron.
FR. an: Xous continuons a suivre mecaniquement des regles fondees sur une pron. disparue . .
nos poetes fönt des vers fr., comme les poetes de la Renaissance faisaient des vers lat. ; femer
die Anweisung von Lubarsch für das Lesen von fr. Versen : 'Man liest nicht, wie man spricht ;'
im Gegensatz zu Lesaint traite de pron. 14: Dans la poesie lue ou declamee , la pron. est
tout a fait la meme que dans la prose [?]. Beaucoup d'etrangers croient que Te muet dans la
lecture et dans la poesie doit partout se prononcer eu. Gest une erreur. Diese Ansicht sprechen
auch Passy, Leveque und Ballu in Viet. phon. stud. aus. M. hat nun früher während seines
Aufenthalts in Paris selbst im Theater, in Vorlesungen und in der Kirche Beobachtungen ange-
stellt und ist schon damals für die einsilbigen Wörter mit unvollkommenen e zu folg. Ergebnis
gekommen S. 61 : les personnes qul sans doute connaissent les meilleures regles sur la pron.
des vers ne les observent pas rigoureusement . . Les monosyllabes . . se pron. comme dans la
conversation. M. fügt jetzt hinzu: 'Wo das e ausgesprochen wird, tönt es, wie im Altfr., wie
das erste eu von heureux' [?]. Ln Rückblick auf die ältere Ausspr. bemerkt I\L noch über das
enklitische und proklitische Verhalten der betr. einsilbigen Wörter S. 82: 'daß schon im li. Jh.
me le se te ce je gerade so wie heutzutage enklitisch gebraucht worden . . Über das pro-
klitische Verhalten dieser Wörter bis zum 16. Jh. lassen sich nur Vermutimgen aufstellen; von
da an aber ist der ziemlich regelmäßige proklische Gebrauch nachweisbar.' Im 11. Teil unter-
sucht M. das unbetonte e im Auslaut mehrsilbiger Wörter in der Ausspr. vom 9. — 16. Jh.,
vom 16. — 19. Jh. und in der Gegenwart, worüber S. 107 Regeln aufgestellt werden, welche sich
Zinn großem Teil 'durch die ganze Geschichte der fr. Ausspr. hindurch verfolgen lassen.' Die
neuern Abweichungen führt M. 'auf den Einfluß des principe de la moindre action' zurück ygl.
o. S. 239:.
Nach diesem Exkurs über das so vielbesprochene unvollkommene e kehre ich zu dem DICT.
eng. zurück. Da werden weiter erörtert die Bindung, das 1 mouille, h u. a. S. xxill folgt eine
Abkürzung der obigen Übersicht für Franzosen: clef de la pron. figuree, wo mir als Druck-
fehler ü statt ü in buis aufgefallen. In der Schlußbemerkung der Verlagshandlung hinten
S. III — VIII, welche 'nur für lecteurs intimes einer geringen Anzahl von Ex. beigefügt' worden,
die aber für die Geschichte der fr. Phonetik beachtenswert ist, lesen wir S. in : 'Für den Fach-
mann und Kritiker, . . wird es nicht ohne Interesse sein , einen Blick — so zu sagen — hinter
die Goulissen werfen und sich aus der folgenden Darlegung ein urteil darüber bilden zu können,
wie und in welchem Geiste bei Herstellung dieses Werkes verfahren ^v1lrde . . Nicht geringe
Schwierigkeit machte die Angabe der Quantität der fr. Vok., da es hierfür an jedem brauchbaren
Anhalt fehlte . . Es wurden über alle im Fr. zwischen Vok. und folgende Kons, mögliche Laut-
verbindungen je 6 Beispiele gesammelt . . im ganzen für etwa 1000 . . verschiedene Kombina-
tionen. Die so gesammelten Beispiele haben nun gebildete Franzosen aus den verschiedensten
Gegenden Frankreichs einer aus mindestens 3 Deutschen bestehenden \'ersammlung vorgelesen . .
Von Franzosen hatten u.a. die Güte nacheinander vorzulesen: II. Prof. P.\risei.i.e Nordfr.',
DE Belloc (Südfr.), Dr. Gauthiot. Von den Deutschen haben u. a. gestimmt II. Prof. D. van
Dalen , Dr. MuRET, Geheimrat N.\ui!ERT, der Unterzeichnete 'Verleger] . . Mit wenigen .\us-
nahmen herrschte in allen Fällen Einstimmigkeit darüber, ob eine Silbe lang oder kurz sei. Wo
die Stimmen auseinandergingen, adojitierte man die halbe Länge als Regel.' Hiernach ist also
246 F. Techmer.
entspr. kurzen, aber im Fr. vollkommenen Öffnern. Es bleiben also bloß die
langen und kurzen betonten Offner, von welchen die letztern als die häufigem
Sparsamkeit halber nicht besonders benannt und bezeichnet zu werden brauchen,
wenn es die langen sind. Das ergäbe nicht bloß eine wesentliche Verein-
fachung des Öffnersystems und seiner lienennung und Schreibung, sondern
bewahrte auch die Nationen, welf^he verkürzte d. i. unvollkommene Öffner
sprechen, vor Mißverständnis des Kürzezeichens für die kurzen vollkommenen
fr. Öffner. Die im System als 'halboffne' aufgeführten e-Laute sind weder
für eine besondere Spr., noch für die Phonetik überhaupt, allgemein anerkannt
worden. Besser wäre also davon abgesehen. Auch der Apostroph ' könnte
erspart werden, weil er nur einen der fr. Ausspr. im allg. natürlichen Laut-
übergang zwischen Schließern bezeichnen soll. Über die unvollkommenen
unbetonten Öffner habe ich schon bemerkt, daß an Stelle von . u treten muß.
so daß wir die unvollkommene Öffnerreihe i ii it_ und //, bekommen. Für die
Schließer auf der andern Seite sind g und f in ihre Abarten g^ g^ g^ g^
und /% k^ k^ k^ für wissenschaftliche, für die praktischen Zwecke des fr.-d.
Wb. zum mindesten in g g.^ und k k^ zu unterscheiden, weil fr. g.^ und k^
erheblich weiter nach vorn, mit dem Zungenrücken zwischen der Mitte des
ganzen und der Mitte des harten Gaumens hervorgebracht werden. Durch Be-
rücksichtigung dieser Vereinfachung bei den Öffnern und der Erweiterung bei
den Schließern bei einem neuen Satz des Wb. würde dasselbe dem erstrebten
Ziele der Vollkommenheit gewiß ein gutes Stück näher kommen ; die Phono-
graphie desselben würde einfacher und zugleich genauer werden.
P. PaSSY: PREMIER LIVRE DE LECTURE (METHODE PHONETIQUE). PaRIS,
FiRMIN-DiDOT, 1884, 16°, 32. fr. 0.20. LE FRANCAIS PARLE. MORCEAUX
CHOISIS A LUSAGE DES ETRANGERS AVEC LA PRONONCIATION FIGUREE. HeILBROXN.
Henninger, 1886, 12°, XII, 115. M. 1.80. 2"" ed. 1889, 12, VIII, 122. —
KURZE DARSTELLUNG DES FR. LAUTSYSTEMS, ViETORS PHONET. STUD. I. l8 40.
115 — 130, 225 256. LES SONS DU FRANSAIS. LEUR FORMACION", LEUR COM-
BINAIZON, LEUR REPREZANTACION , 2^ ED. PaRIS , FiRMIN-DiDOT , 1S89.
12°, 196. I fr. 50,^
die Unterscheidung von lang und kurz als ein sicheres , die von halblang als ein zweifelhaftes
Ergebnis dieser Abstimmung zu betrachten. Bei Druckkorrektur der Ausspracheangabe -waren
N. Charles Toüssaint imd in der Regel noch ein Hörer fr. Nationalität behilflich.
' Das erstgen. Büchlein ist mit PixMAXschen Typen gedmckt, über die ich weiter unten zu
sprechen haben werde. Ich bin grundsätzlich gegen den Gebrauch von neuen Buchstaben, schon
für sprachwissenschaftliche und phonetische Zwecke, weil sie nicht bloß den Schreibenden, son-
dern auch namentlich der Druckerei Schwierigkeiten bereiten. Um so entschiedener muß ich
mich gegen die Verwendung derselben im ersten Leseunterricht aussprechen. Pitm.'X.ns Phono-
graphy ist eine Eigentümlichkeit seines InstitiTts geblieben vind es dürfte Passy wohl nicht ge-
lingen, ihm weitere internationale Verbreitung zu verschaffen. Das Premier liyre de legt, führt
die Kleinen iinmittelbar an die Buchstaben und Laute ; es soll zunächst die Laute einzeln, ohne
ersichtliche Ordnung und Rücksicht auf Leichtigkeit oder natürliche Verwandtschaft, und dann in
Silben lesen lehren, ohne Beziehung auf Wort und Satz. Freilich bemerkt P. : Si le maitre est
assez habile poiir se servir dela methode des mots [jeder Lehrer sollte diese Fähigkeit haben;
vgl. Radloff I. z. I. 367 und meine Abh. 11. 157] en meme temps que de Tanalyse des sons,
las progres des eleves seront encore plus rapides que sil se contente de faire epeler et lire les
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
!47
In seinem Buch sons du frans, p. 4 spricht P. sich anspruchsloser aus. als
hier S. 24g unten: Mon trav'ail est . . avant tout un travail de vulgarizacion et les
lingüistes y chercheront vainement des decouvertes interessantes et des apersus
p
b
f V
m
w
y
k
g
r
part
barre
fin vin
mon
Olli
siiie
car
gare
rare
/
b
/ y
;//
"■ (n)
1 "'. (".) k^ ^
<?■<>
r X r^ r.
d
n
1 j
s
z
c
7,
A a
doux
nom
lavd pierre
casse
case
chant
Jean
päte pal
d
11
l (l) j
Ü^i
S
t^
S^
z^
A .E
mots [P. hat sich über diese Weise in seinem Buche lTnstruction prdiaire aux et.\ts-unis
weiter ausgesprochen] . . Les voy. nasales . . doivent etre traitees comme des voy. simples. Leider
hat er sie hier je mit 2 Buchstaben geschrieben.
Eine ^-iel nützlichere Arbeit desselben Vf. ist le FRANg. parle. Sie ist auf Anregung von
Franke verfaßt, dessen phrases de tous les jours iv. 212 besprochen und mittlerweile in 2. A.
von Jespersen herausg. worden [vgl. iv. 233]. P. sagt S. V : J'ai essaye de reproduire autant
que possible , la prononciation usuelle des Frangais du nord. Je nai pu toujours reussir ä
echapper a larbitraire, lorsqu'il s'agissait de choisir entre deux prononciations egalement habi-
tuelles ; en ce qui concerne laccent tonique, notamment, ou pourra relever dans mon travail bien
des inconsequences . . Voici la liste des caracteres phonetiques avec leur valeur [die Transskrip-
tionen der I. z. setze ich in 3. Reihe zur Vgl. darunter]:
N h t
enseignement hure tout
A-. (Nj h:H^)t
ce e i 0
päte patte renne ete lime corjis
E e i 0
cone je jeu tout pur tant teint ton brun
\o ^^ o. ^^ ^^. '^^ £^ o^ o^
Man vermißt hier J, z. B. in peur. Die Länge der Öffner bezeichnet P. durch einen Punkt ' ;
warum nicht durch den altanerkannten Strich ( ~;? Es werden dann die obigen Laute mit ihren
equivalens approximatifs in verschiedenen germ. Sprr. Engl., Deutsch, Holl., Island., Dan.,
Schwed.) vgl., wo freilich die Gleichwertigkeit oder Annäherung z. T. recht gering ist, nament-
lich für die kurzen, aber vollkommenen und die germ. verkürzten d. h. unvollkommenen Öffner
vgl. o. S. 148 und 241 ff.;. Z. B. : y \\v\ zi.] . . allem, quer [;re] . . N Lv.] . . angl. sing. all.
singen \n^ . . a [^ rt] . . angl. fat \M\ . . all. Mann [rt] . . o \0\ . . angl. bore [J,>)] . . all.
noch {j\ . . 9. [künstliche betonte Ausspr. cE , natürliche unbetonte jV] . . angl. but [ä] . . all.
bocke \o\- Freilich sagt P. schon selber S. ix: ce ne sont la que des a peu pres; pour une
explication detaillee des sons voy. le Supplement aux phrases de m. Franke. Statt auf Fr. zu
verweisen, hätte Vf. die Unterschiede der verkürzten germ. und der kurzen fr. Öffner an dieser
Stelle eingehend für die I>ehrer des Auslands klarstellen sollen, weil letztere z. gr. T. gerade
hier mit einer Schwierigkeit zu kämpfen haben, welche nicht einmal die meist empfohlenen Pho-
netiker überwunden haben. Frankes Zergliederang der fr. Laute ist in manchen Punkten ge-
nauer, z. B. iinterscheidet er oe in leur, auch die stimmlosen 1 und r (vgl. meine Besprechung
derselben iv. 212'. Über die Betonung sagt Passy : Laccent tonique, qui dans les langiies
germaniques , tombe sur la syllabe radicale [vgl. Paris S. 155; Passy hätte hinzufügen sollen:
avec plus de force] , tombe [avec un accent musical , une elevation de voix , vgl. AcKERM.\NN
S. 211] toujours sur la derniere syllabe dun mot fr. pris isolement; il est du reste peu marque'.
. . Dans les textes, j'ai reuni par des traits dunion les mots qu'on ne doit pas accentuer isolement :
il faut donc elever la voix sur la derniere syllabe de chaque groupe, mais avec moins de force [!]
que dans les langues germ. Diese Bemerkungen sind für den Ausländer viel zu allgemein ge-
halten; letzterer vermißt eine scharfe Unterscheidung von Stärke und Stimmhühe / hoch und
schwach, ' tief land stark im Fr. verbunden), welche Elemente der Betonung sich in der fr. Aus-
sprache jedenfalls nach ganz andern Gesetzen regeln als z. B. in der deutschen. Auch sind des
Vf. Andeutungen über das fr. Versmaß nicht befriedigend. Die Ausspr. der fr. Verse ist vielmehr
eine mehr künstliche , altertümliche , im Gegensatz zur lebende , welche P. darstellt. Was die
Wahl der Texte betrilTt , so ist P. mehr seiner persönlichen Neigung gefolgt, ohne Rücksicht
2_^8 F- Techmer.
siantifiques nouvaus. Über seine Schreibung bemerkt er 6: j'ai cru devoir
me servir . . de la transcripsion internacionale adoptee par l'Associacion fone-
tique. P. gibt auf p. 1 1 eine alphabetisch geordnete Liste seiner Buchstaben
darauf zu nehmen, ob auch der Inhalt vorwiegend fr. und von allgemeinem Interesse sei. Ich
will zur Veranschaulichung seiner Methode eine I'robe aus seiner Instruction I'UIMAIRK ai.x
KTATS- UNIS geben :
Orthographe usuelle (34). l'ron onciati on figuree Lautschrift der I. Z.
L'ecole publique americaine P- 35 • le k 0 1 pu' b U k\^ aillC-
est nne institution eminemment 1-ekol-pübiik amerikien at- ;'//■ py ii Etil 11 K Stitu -
populaire, a la fois nationale ün-estitusjö [? cstitüsjö] eniinamü ^^^ C initiam a pO pJl -
et localc. popülai-r, a-la-fwa nasjonal i^i^,^ alafua uasioual
'^-l^'^^^-- elok,a-l.
Jeder Lehrer der fr. Spr. sollte das I5uch lesen; wenn es auch nicht An.spnich daraufmacht,
in jedem Fall die normale Ausspr. darzustellen, so bringt sie doch die Ausspr. eines gebildeten
Franzosen , der sich viel um fr. I'honetik und Phonographie bemüht und den jeder gewiß gern
zum Lehrer dafür haben möchte.
Die 2. A. ist wesentlich verbessert. Ihre Schreibung ist der von der Association phonetique
des professevirs de langues Vivantes angenommenen vgl. S. 258 f. angepaßt, um deren Begründung
und Organ, UE maitre phonet., P. sich verdient gemacht hat und deren Grundsätze ich l. z. iii. 408
besprochen. Es findet sich in dieser Schreibung nun auch 'ce ouvert' für peur ; statt ü in pur y,
statt p in je jetzt besser 3, statt y in buis q (wird beim Schreiben wohl leicht mit y verwechselt
■werden), statt c in champ f (statt dieses bereits aus der Mode gekommenen Buchstabens, welcher
in der Form f leicht mit f verwechselt wird, wäre wohl das in fr. Drackereien gebräuchlichere 5
vorzuziehen, welches letztere an das hergebrachte fr. Digramm ch erinnern würde,; statt (')
Zeichen der Länge (:) (was wohl kaum als Besserung aufgefaßt werden kann . P. hat auch einen
Versuch gemacht die Betonung genauer zu bezeichnen, bemerkt aber schon selbst über seine
Zeichen: ces signes sont absolument insuffisants. Er gibt seine eigne natürliche Ausspr., etwas
normalisiert, jetzt auch verschiedene Stufen der Ausspr.: langage familier de la conversation,
pron. de plus en plus soignee, devenant tout a. fait litteraire. Auch die Texte sind z. T. andre
gew'orden.
In der Einleitung zu der Darstellung des fr. laitsyst. bemerkt P. mit Recht, daß es
noch an einer 'völlig befriedigenden" Einzeldarstellung des fr. Lautsystems fehlte. Er erklärt
das zunächst daraus, 'daß die fr. Sprachforscher sich bisher fast ausschließlich mit geschicht-
licher Phonetik beschäftigt haben'; das war wohl in der einseitigen Richtung ihrer Vorbildung
begründet, wie bereits frühere fr. Phonetiker anerkannt (vgl. S. 200, 210 . Die fr. Naturforscher
auf der andern Seite, welche ihre Arbeit der Phonetik zugewandt, dürften wohl deshalb die Auf-
gabe nicht erfüllt haben, weil ihnen die nötigen sprachwissenschaftlichen Vorkenntnisse gemangelt.
"Wo sich aber z. B. der Sprachforscher L. Havet einmal mit dem Physiologen Rosapelly (vgl.
o. S. 220), ein andermal mit dem blinden Musiker Ballu ;S. 226) zusammengethan, da sind durch
das Zusammenwirken dieser vereinten ganz verschieden vorgebildeten Kräfte recht beachtenswerte
Ergebnisse erzielt worden, w-elche leider nur vereinzelt geblieben. Ich bin auf derartige Arbeiten
vorzugsweise eingegangen , weil sie wohl mit das beste sind , was die neuere fr. Phonetik ge-
leistet hat. '
Passy geht in der DARSTELLUNG DES FR. lautsyst. von der verschiedenen Sprechweise
aus, des Einzelnen, der Familie, des Ortes, des Volkes. Er sagt: 'Der Dialekt, den ich schildre,
ist das Fr., wie ich es jetzt spreche; aber dieses ist nicht immer meine natürliche Ausspr. — in
meinem einheimischen 'gebildetenj Dialekt sind die Laute n' und r ganz unbekannt ; der Laut h
kommt nur in einigen Ausrufungen vor — , sondern eine z. T. natürlich erlernte, z.T. durch
Schulung aufgedrungene, z. T. durch eigne Wahl angenommene Ausspr. . . Es wird sich zeigen,
daß meine 'nationale Ausspr.' nur wenig von der gebildeten PARiser Ausspr. (womit ich die künst-
liche Bühnenausspr. bezeichne) abweicht.' Vergessen wir also nicht: die Ausspr., welche P. hier
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRAXZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
249
und Zeichen (caracteres) nebst Beisp. (mots) und weiter seine Benennungen, welche
letztern ich mit den von mir auf der Übers. S. 145'' und 292 gemäß der Geschichte
der fr. Phonetik zusammengestellten vgl. s. S. 258 f.^ . Die voyeles bestimmt
darstellt , ist keine natürlich entwickelte , auch nicht eine durch einheitliche Schulung gebildete,
sondern eine aus verschiedenen heimischen Elementen gemischte und von fremden wohl nicht
ganz unbeeinflußt gebliebene ; sie bleibt die eines Einzelnen.
Im I. Teil behandelt P. die Sprachlaute und zwar zuerst dje 'Vokale'; in den allgemeinen
Vorbemerkungen dazu sagt er S. 22 : 'Im ganzen folge ich dem System Bells [das scheint nach
dem folgenden gar nicht so]; nur in den folgenden Einzelheiten weiche ich davon ab, um mich
ViETOR oder Western zu nähern [vgl. meine Besprech. der letztern n. 375, in. 388'. Erstens
ist , wie auch Sweet anerkennt , das Schema ziemlich ungenau . . Dann scheint mir , wie den
meisten deutschen Phonetikern, die Zungenlage für a und a,i wirklich die tiefste von allen zu sein,
nicht auf derselben wagerechten Linie wie die für ä zu stehen . . ich halte es also für notw^endig
. . Zwischenstufen einzuschieben. Meine wichtigste Änderung aber beruht auf einer Verschieden-
heit der Anschauung bezüglich der genmdeten Vok. Ich glaube nicht , daß es richtig sei , eine
Reihe ungerundeter Vokale als normal anzugeben, dann als regelmäßige Andemng derselben eine
Reihe gerundeter. Vielmehr scheint mir jeder Zungenstellung eine besondere Lippen- und
Wangen- [? diese von der neuern engl. Schule erfundene Wangenstellung wird in der Geschichte
der Phonetik wohl keine Anerkennung finden ; sie ist eine unwillkürliche Mitbewegiing zu den
Lippenartikulationen im Lippenvorhof] Stellung als normal gegenüberzustehen. Diese normale
Lippenstellung ist im allgemeinen so : für hintere V. : Rundung , stärker für die hohen als für
die niedern ; für gemischte [? mittlere] : Neutrallage ; für vordere : spaltförmige Öffnung , eben-
falls für die hohen stärker als für die niedern . . die normale Lippenstellung . . ist . . für a-Lage
im Fr. neutral . . Eine Spr., die starke Lippenthätigkeit besitzt, wie das Fr., wird dann 2 Reihen
vorderer V. haben , eine normale und eine gemndete . . Nach dieser Theorie ist im Fr. die
die Normalöffnung der Lippen für jede Zinigenstellung ungefähr folgende natürliche Größe , an
mir selbst beobachtet / S. 24 finden wir die Lippen-Rund-, Mittel- xmd Längsöffnungen und
folg. Vokalschema:
hintere gemischte vordere
1 ^u)
In einer Anmerkung bemerkt P. : 'Man darf ja nicht glauben, ich gebe mein Vokalschema
als eine Neuigkeit aus . . Nur ist, so viel ich weiß, keiner auf den Gedanken geraten, das ganze
\'okalschema auf diese Korrespondenz der Zungen- und Lippenstellungcn zu gründen. P. zeigt
hier eine große Unkenntnis der Geschichte der Phonetik; er scheint überhaupt nur von Bei.i. und
seiner Schule Avissen zu wollen, nicht aber etwa von solchen deutschen .Arbeiten, welche die
Wissenschaft der Phonetik auf p h y s i o 1 o g i s c h e m Gmnde aufzubauen sich bemühten . Jene ' Korre-
spondenz der Zungen- und Lippenstellungen' ist nach meiner Auffassung die Gnmdvoraussetznng der
Systeme von IIei.iavag (1781;, Brücke 1849 , I^eisius (1855) u. aa., namentlich auch von Kerstkn
o. S. 216) gewesen, welcher letztere schon ähnliche unberechtigte Ansprüche erhoben
wie P. Zu den letztern physiologischen .\rbeiten darf ich wohl auch die meinigen zählen. Hätte
P. auch nur oberflächlich in diese hineingeschaut, so würde er die Darstellung und .Anordnung der
Öffner nach den entsprechenden Zungen- und Lippen-Rund- und LängsöfTmingen schon in meiner
PHON., 1880 I. 42 ff. gefunden haben; ausführlicher i. z. I. 150 IT., 154, 17S; ferner daselbst
156 fT. im wesentlichen dieselben F.inwcndungen gegen Hki.i.s Schema, weiter auf meiner Taf. IM.
250 F- TlXIIMKR.
P. als sons, also zunächst akustisch, dann aber zugleich nach ihrer Erzeugungs-
weise als modificacions de la vois im Munde (bouche) . selon qu'on l'ouvre plus
ou moins grande, selon la pozicion de la langue ou des levres, ets. Die consones
7 — 13 die Lippcnnind- und -längsöffnungcn, ich denke, mehr naturgemäß, und endlich in meiner
VERANSCHAULICHUNG DER LAUTHILDUNG, 1885, S. 6, I. z. 11. 167 , IV. 119 im ganzen dieselbe
schematische Veranschaulichung der Öffner, aber nicht bloß nach den Zungen-, sondern auch,
was für das Fr. nicht minder wichtig ist, zugleich nach den Lippenstellungen, dazu in einer
Abbildung der betr. Teile des Sprechorgans selbst. Für die Geschichte der Phonetik , ihrer
Systeme und Veranschaulichungen sind also die Daten der PASSYschen Arbeiten auch mit denen
seiner Vorgänger in der allgemeinen Phonetik zu vgl.
Über die 'betonten Mundvokale' wird dann von P. bemerkt, daß im allgemeinen die 'fr.
Vok. an den äußersten Stelhmgen des Mimdraums gebildet werden. Dies gibt natürlich eine
außerordentlich klare, einfache und deutliche Ausspr. Noch merkwürdiger ist es, daß alle unsre
betonten Vok. eng [:>] d. h. mit gespannten Muskeln [deutsch a in Vater, fr. a in patte und pate
werden mit gespannten Muskeln, aber keineswegs eng, wenigstens nach deutscher Auffassung des
Wortes, hervorgebracht] ausgesprochen werden. — Ich kann nicht verstehen, wamm gerade der
Begriff von 'narrow' und 'wide' so heftig in Deutschland angegriffen wird. Mir scheint im Bell-
SwEETschen System nichts einleuchtender zu sein.' Die norddeutschen Phonetiker, zu welchen
auch ich mich zähle , und die den hier angedeuteten Unterschied von vollkommen — P. sagt
richtig mit gespannten Muskeln — und unvollkommen — mit schlaffen Muskeln — artikulierten
Lauten von Hause aus kennen, haben wohl nicht diese Unterscheidung, sondern die wechselnde
und z. gr. T. unrichtige Benennung imd Begriffsbestimmung bemängelt. Die verfehlten VergL,
welche P. oben in seinem FRANg. PARLE zwischen solchen engl, und nordd. unvollk. und fr. vollk.
Offnern angestellt, zeigen, daß ihm selbst der betr. Unterschied derzeit nicht recht physiologisch
klar geworden; das geht übrigens einigen mittel- und süddeutschen Phonetikern ebenso, wie sich
im weitern zeigen wird. Doch sagt P. jetzt S. 25 hingegen sehr richtig: 'Die [fr.] Laute ä oe ö
sind also nicht mit den d. Lauten in wenn, können, kommen identisch. Daß gelegentlich
weites e ö o statt engem ä oe ö vorkommt, ist unleugbar, aber diese Ausspr. ist wenigstens für
mich befremdend und zerstört die Einfachheit [einheitliche Vollkommenheit der Artikulation] , ja
Starrheit des fr. Lautsystems. In einigen Dialekten unterbleibt die VercT^gung der Vok. , dann
werden die engen i e ä von den Lauten in engl, pit pet pat vertreten. Diese Ausspr. habe ich
in der Pikardie gehört [vgl. auch Horning unten S. 282 über / ji ostfr. Mundarten] . .
u : kurz in tout . . lang in pour . . d. . . gut [//].
o : kurz in faux . . lang in cote . . d. . . Sohn [o].
0 : kurz in trop . . lang in fort [j].
ä : Ob dieser Laut wirklich im Landesfr. vorkommt , bin ich nicht sicher. Ich kenne ihn nur
im Ausraf des Mismuts und der Be[Ver-?]wimderung in meiner Familie . . Ich neige jedoch
zu dem Glauben, daß ä hier fr. ist, weil es nichts anders ist als ein mit schwacher Run-
dung gesprochener Ausmf ä, und weil Rundung der Lippen und Wangen ja natürlicher Aus-
drack des Mismuts ist [Solche Änderungen der anerkannten Laute durch Neigung zur Rund-
öffnung der Lippen [a] bei mismutiger, wie zur Längsöffnung bei froher Stimmung vgl. i. z.
I. 110, V. 62), welche allgemein menschliche Erscheinungen sind, würde ich in dem Laut-
system einer besondern, wie hier der fr. Spr. nicht berücksichtigen ; sie sind aber außerhalb
des Systems wohl zu beachten].
a : kurz in pas . . lang in päte . . Dem Ohr klingt es dem d. a in Vater sehr ähnlich [aber
doch nicht ganz gleich, die Abweichung zur Tiefe wird durch geringen Rückgang der Zunge
bedingt , dem auch wohl ohne Mismut die in der Regel entsprechende Lippenrundöffnung
sich beigesellt: A bzhw. .4].
ä : kurz in rat . . lang in rare . . Wie mir scheint, mit derselben Zungenlage wie d. a [in
welchem Worte?] gebildet, nur mit gespannten Muskeln [es gibt auch d. a, wie ich bereits
eben bemerkt, mit gespannten Muskeln, z. B. a in Vater, im Gegensatz zu dem verkürzten
unvollkommenen a in Gevatter ; die Öffnung ist im verkürzten ä weniger weit, im vollkommenen
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONCGRAPHIE.
251
bestimmt er als bruits, welche durch den Atmungsstrom auf dem Wege durch
den Mund oder die Nase hervorgebracht werden . als frapemans oder frote-
mans. Die cons. unterscheidet er weiter nach der Einstellung der Stimmritze
a weiter, man sieht aus diesem Beisp., wie wenig bei den Öffnern mit größerer Öffnung
die engl. Benennungen narrow und wide passend sind ; nach meinen Beobachtungen ist der
a-Laut in rat ^\.
: kurz in net . . lang in tete . . der einzige fr. Vok.. der in gleicher Stellung ebensowohl
lang als kurz sein kann [was versteht P. hier unter Stellung? wenn Stellung der Sprechorgane,
wanmi hat er dann bei den übrigen kurzen und langen Öffnern nicht von verschiedener Stel-
lung gesprochen? Er bemerkte doch im allgemeinen mit Recht, daß alle — lange wie
kurze — betonten Öffner mit gespannten Muskeln gesprochen werden] . . die Lippen fangen
an sich spaltförmig zu öffnen [£ , einen Anfang einer Lippenlängsöffnung kann man auch
schon bei dem vorigen Laute ^ wahrnehmen],
e ". immer kurz . . in fee . . d. . . See.
i : kurz in lime, lang in abime . . d. . . nie.
oe : kurz in seul, lang in coeur [fehlt im 1).]
ö : kurz in peu, lang in Meuse . . d. . . schön.
ü : kurz in nu, lang in pur . . d. . . lüge [schon S. 23 hatte P. vorbemerkt: 'ich meinerseits
merke keinen wesentlichen Unterschied zwischen ü-ö-Leuten im Deutschen, Dan. und Franz.'
Genaue stomatoskopische Untersuchungen haben mich eines andern belehrt: bei dem d. ü ö
ist die Zungenartikulation verhältnismäßig unvollkommener als bei den fr. ?/_ 0 ].
Es geschieht bisweilen, daß Wörter zwischen a und ä, zwischen o und ö, zwischen ce und
ö schwanken: dies rührt von Dialektvermischung her . . Im allgemeinen jedoch sind die Vokal-
werte ziemlich scharf geschieden und keineswegs, wie fremde ]auch einheimische] Phonetiker noch
vielfach angeben, von der Quantität abhängig."
'Nasalvok. Daß jeder Vok., ja jeder Mundlaut nasaliert werden kann, ist bekannt . .
Im jetzigen Fr. werden 4 nasalierte Vok. gebraucht, sämtlich niedere d. h. offne Vok. . ., ö,
kurz in ton, lang in ronde ; {\ kurz in rang, lang in ränge; ;j kurz in bain, lang in pinte; oe, [ö]
kurz in un, lang in humble.' [Zu den nasalen Öffnern macht P. folgende berichtigende Bemer-
kung: 'Die Nuance des nasalen Vok. ist meist etwas tiefer als die des oralen. Vielleicht ist die
Zunge weniger gespannt (halb-' wide", weil die Muskelthätigkeit auf das Gaumensegel konzentriert
ist." P. zeigt sich hier nicht genügend mit dem Mechanismus des Gaumensegels vertraut: Die
Muskelthätigkeit am Gaumensegel ist größer bei den mit gehobenen Segel gesprochenen rein
oralen Öffnern als bei den mit gesenktem Segel gesprochenen nasalen Öffnern. Diese Senkung
ist freilich nicht die der Ruhelage, sondern eine willkürliche Öffnung, eine Artikulation. Mit dem
artikulatorischen Herabziehen des weichen Gaumens hängt ein gewisser Rückgang der Zunge zu-
sammen, wie sich aus der anatomischen und physiologischen Analyse der Mundhöhle ergibt l. z.
I. 135 ff. 140 ff., hier S. 221J. Diesen Rückgang habe ich auch thatsächlich in fr. Munde be-
obachtet, so daß ich die betr. nasalen Öffner genauer: .1^^ t\^ z:^^ (\ ^ schreiben müßte. Da
man aber diesen geringen Rückgang der Zunge als unwesentliche und unwillkürliche Mitbewegung
beim Herabziehen des weichen Gaumens ansehen kann, so darf man das für die Praxis jedenfalls
unnötige Zeichen des Rückgangs ;- weglassen und .1^ c^ y;^ ()^ schreiben, wie es auch in der
Übersicht S. 145^ geschehen. Vgl. Suchier unten S. 277].
'Unbetonte Vok. Alle die bisher gen. Vok. können ebensowohl in betonter als in
unbetonter Silbe vorkommen. Es gibt aber auch solche, die nur unbetont vorkommen: sie
entsprechen dem deutschen 0 in (Sabe . . nur sind sie, bei der schwachen Betonung des Fr.,
von den betonten lange nicht so streng geschieden. Wie das Schema zeigt, neigen die zu 'ge-
mischter' Lage [richtiger zu mittlerer Lage ; auch in diesem Punkte stimmt die Veranschaulichung
des Vf. zu meiner im Gegensatz zu Bell und seiner Schule wie zu Vietors frühcrm Schema,
PHON. I 18]; dazu sind sie mit nur halbgespannter Zunge zu sprechen . . Auch die Lippenthätig-
keit [wie die Gesamtheit der Artikulationen im Windrohr wie in der Stimmritze und im Ansatz-
rohr, namentlicli im Lautrohr] ist niclit so kräftig , wie bei den betonten . . Beisp. der 3 Laute
sind: o in joli . . e in niaison . . <; in je. [Abgesehen von den unbetonten Öffnern in Diplith.
252
F. Teciimek.
in vocaliques und souflecs. 15: II y a encor un troisicmc etat de la glote,
intermediaire, pour ainsi dire. entre Ic soufle et la vois. Quand les cordes
vocales sont asscz raprochees . . . il se produit un bruit particulier apele
// 21 i vgl. die Übersicht S. HS'') »nd von mundartlicher und schneller lässiger Ausspr., in
welcher vortonige Öffner der mittlem Lage zustreben vgl. i. z. I. 465 hat man im Fr. nur den
letzten der 3 vom Vf. gen. Öffner z. 1'.. in je als einen wirklich unvollkommenen, mittlem, //
anerkannt und mit Recht ; die beiden andern von I'. gen. stets unbetonten Öffner sind nicht
unvollkommen und bedürfen deshalb für die anerkannte Ausspr. keiner systematischen Sonderung
von den übrigen vollkommenen Öffnern; sagt doch auch l*. selbst 27: 'Akustisch ist o kaum von
ö . . zu unterscheiden; e scheint zwischen e und ä zu liegen und ist oft halblang. Und H. 28
Anm. 2: 'Ich bin erst kürzlich zur Erkennung der fr. imbetonten Vok. gekommen.' Es würde
sich also empfehlen, in l'.s System von der Schreibung ö und e ganz abzusehen und dafür ein-
facher nur 0 und ä zu verwenden. P. beschreibt dann den 'Neutral vokal', den Mittel- und
'Schwerpunkt des fr. Schemas', leider nicht mit hinreichender physiologischer Bestimmtheit: er
spricht von 'schwacher Rundung' [welche ich nur bei energisch und isoliert, betont gesprochenem
je beobachtet, das ja nicht natürlich ist, ich habe es in der Übersicht S. 145^ in Klammern ge-
setzt i'ffi] imd von schwacher Nasalicrung , die doch wohl nur in nachlässiger und mundartlicher
Sprechweise vorkommt. In der That handelt es sich um die Lage der Organe, welche ich, im
Gegensatz zur Lage vollständiger Ruhe (Inertia physiologica, die relative Indifferentia phonetica
genannt habe, welche für die fr. Artikulation im allgemeinen mehr nach vorn, für die engl, mehr
nach hinten, für die deutsche an mittlerer Stelle liegt (vgl. meine veransciiall. dkr lautiui,-
DUNG 7, 18 .
Die allgemeine Anordnung der 'Konsonanten' S. 29 bietet nichts Neues: P. hat die schon
bei den altindischen Grammatikern gebräuchliche Teilung nach der Bildungsweise und Bildungs-
stelle (sthäna) beibehalten und mit Recht, doch hätte er die mehrdeutigen Benennungen der Bil-
dungsstellen: Gutturale, Palatale, Linguale besser vermieden. Die 'nur als Vertreter andrer Laute'
vorkommenden Schließer setzt er in Klammern. 'Die fr. stimmlosen Verschlußlaute
werden im allgemeinen nicht, wie im D., im Anlaut aspiriert, ja, ich glaube, während des Ver-
schlusses findet auch ein Verschluß des Kehlkopfes statt — so vermutet Jespersen . . Als Däne
darf er über Verschluß des Kehlkopfs wohl mit mehr Sicherheit als irgend ein andrer reden. —
Folgt ein Vokal, so geschieht der Übergang immittelbar, ohne Gleitlaut. v [Infolge der hier von
Jespersen angedeuteten 'Vermutung', welche freilich um so mehr ins Gewicht fällt, als J. von
Hause aus ein geübtes Ohr gerade für Kehlkopfschluß vor andern nichtdäriischen Phonetikern
voraus hat, habe ich Gelegenheit genommen, noch einmal die Ausspr. der fr. stimmlosen Schluß-
laute mit dem HÜTERschen Hörrohr an M. Belouin zu untersuchen, aber keine Spur von Klapp-
laut im Kehlkopf gehört. M. B. erklärte mir, er habe auch kein Muskelgefühl irgend einer
Kehlkopfartikulation während des Mundschlusses. Es beginnen hiernach also nach den Schluß-
lauten die fr. stimmhaften Öffner mit leisem Einsatz , wie es ja auch im Anlaut von solchen fr.
Öffnern geschieht , also nicht mit Kehlkopfschluß , welchen ich auch deshalb gar nicht in der
Übersicht S. 145^ anerkannt habe, von unartikulierten hörbaren Ausdrucksbewegiingen, wie Ballu
sie trefflich zergliedert S. 228 f.), habe ich da natürlich abgesehen]. . . Die stimmhaften sind
immer ganz stimmhaft, sowohl bei der Bildung als bei der Losung des Verschlusses . . Die hin-
tern . . Verschlußlaute g und k, wie in gout . . cas . ., sind nicht sehr weit hinten [d. h. nur
etwas weniger nach hinten als z. B. im Deutschen] gebildet, aber der Ort des Verschlusses ver-
schiebt sich je nach dem folg. Laut [vgl. Volney S. 207]. . . Am tiefsten sind sie wohl vor a
[das habe ich mittels der stomatoskopischen Methode sicher festgestellt l. z. I. Tab. iv. i, 4;
im Gegensatz zu Seelmann (vgl. o. S. 153) u. aa.] . . Vor e i ü und hauptsächlich j werden sie
fast palatal [d. h. zu £-^ k^ , aber nicht etwa ganz palatal zu ^ k = D T , welche Laute
ich auch für das Volkslat. wie für fr. Patois in der Übersicht S. 145^ angedeutet; es wären also
für wissenschaftliche Zwecke auch im Fr. genauer P"^ k ^ S ^ S>^> '^" unterscheiden ; die
letztern sind erst von Volney o. S. 207 anerkannt worden]. Eigentliche Palatale verwendet die
Landesspr. nicht, wohl aber werden sehr häufig tj und dj in der vulgären Ausspr. für k und g
vor vordem Vok. gebraucht [vgl. schon Ackerm.\nn o. S. 210]; oft, vielleicht gewöhnlich mit
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
253
chuche (h . P. vernachlässigt bei der Flüsterstimme die Öffnung der Knorpel-
ritze (vgl. IV. 119 -, ; . Die Hauchenge beschreibt P. p. 32 als fricative gutu-
rale (h) . . ne peut exister qu'a letat de consone souflee. Den Unterschied
einem Nachschlag von j und q [d )Z r )5 ] . . Die mit der Zungenspitze (und dem Zungenblatt
[vgl. I. z. IV. 346 Anm. 2J gebildeten Verschlußlaute d t. Im Fr. ist ihre Bildung dental [ge-
nauer alveolar, allerdings mit mehr als im Deutschen nach vom gestreckter Zunge ; vgl. Fig. 3.
Die Fig. veranschaulicht Hebung der Zungenspitze bis an die Oberzähne und in natürlichem Zu-
sammenhange damit Hebung des der Spitze zunächst liegenden und davon unnötig geschiedenen
Teiles des Vorderzungenrückens an die Alveolen; das wesentliche ist, daß sich die Zungenspitze
aus ihrer Ruhelage an den Unterzähnen zu Schluß emporhebt imd dieser Schluß sich auf die Alve-
olen erstreckt, im Gegensatz zur rein dentalen Artikulation] . . sie werden nur vor vordem Vok.
und j von einer palatalen Hebung der Zunge begleitet [also Neigung zur sog. Mouillierang d. h.
mäßiger Vorderzungenrückenhebung , annähernd Avie in slaw. Sprr.], vor gerundeten gerundet . .
Die fr. Reibelaute werden alle mit 'enger' d.h. stark gespannter Artikulation gebildet, was
der Ausspr. der Vok. entspricht . . Der Laut h ist wohl fast nach Belieben unter die Reibelaute
zu setzen oder als Kollektivzeichen der 'stimmlosen [genauer: gehauchten] Vok.' anzusehen, da
er ja aus einer ganz leisen Reibung im Kehlkopf entsteht und dann durch die Mundresonanz
modifiziert wird [im streng wissenschaftlichen System, wo dem 'Belieben ' nicht Siiielraum gestattet
werden darf, ist die letztere Auffassung die richtige und deshalb habe ich die betr. I.autklasse in
der Übersicht S. 145^ unter ouvertures aspirees angedeutet]. Übrigens k.inn dieser Laut kaum
noch als der fr. Spr. angehörig angesehen werden. Die PARlser wenigstens gebrauchen ihn
selten . . In meiner natürlichen Ausspr. finde ich h besonders in den Ausnifungen aha oho . .
hä' . .; ferner in hura, was aber wohl mehr engl, als fr. ist . .; in der Normandic und einigen
andern Gegenden ist es regelmäßig hörbar, aber dies wird eher als gebildeter I'rovinzi.alismus
angesehen. . . Ich nehme hier an, daß die .Vusspr. mit h die richtige ist. . . Gutturale d.h.
richtiger: postpartale Reibelaute haben im Fr. kein anerkanntes Dasein. . . 'Doch kommen die
artic. serrees velaires, postlinguales, medidlinguales, antclinguales in fr. Mundarten vor, worüber
unten S. 2S2 weiteres. Sie sind in der tbersicht S. 145:' mit einem , in nachgetragen, aber
254
F. Tkchmer.
von gehauchten aspirees] und geblasenen soufleesj Lauten übersieht er (vgl.
IV. 119 <_■ und V ). Von dem Geräusch der cons. bemerkt P. 15: ce bruit
peut se produire de diverses manieres: i^ Le passaje de Fair est complete-
Icider aus Ver.schcn um eine senkrechte Reihe zu weit nach rechts gesetzt worden , was ich zu
verbessern bitte.] Der palatale Reibelaut j, vor und nach stimmlosem 5, . . ist nur schwach kon-
sonantisch und wird von einigen als unsilbiges i angesehen Lbzhw. j Z j] . . In meiner Ausspr. ist
er deutlich konsonantisch . . bien . . pied . . feuilleter = fechte (vielleicht richtiger foejgte . . Die
lingualen richtiger : präpalatalenj Reibelaute sind die sog. Zischlaute z s z s . . Die Physiologie der
Zischlaute ist, wie bekannt, schwierig . . Bei i s nähert sich die Zungenspitze dem Vorderteil des
harten Gaumens und den Alveolen, aber auch ein Teil des Zungenblatts nähert sich dem harten
Gaumen [letztere Mitbewegung ist ganz unwesentlich]; auch die übrige Vorderzunge wird etwas
gehoben, aber dies ist nicht wesentlich [in Wirklichkeit wird, wie ich auch noch kürzlich an fr.
Zunge stomatoskopisch nachgeprüft, die Mittelzunge etwas gehoben und dies ist wenigstens
insofern wesentlich, als ohne diese gleichzeitige Mittelzungenhebung statt der chuintantes Gkuelin
o. S. 167) z^ s^ die sifflantes Z S gesprochen würden]. Bei ^ S dagegen ist die Zungenspitze fest
gegen die Unterzähne gepreßt, das Zungenblatt streckt sich längst der Oberzähne und der Alveolen ;
die übrige Vorder[bzhw. Mittel-]zunge wird nicht gehoben . . ich glaube aber fest, diese Artiku-
lationsweise ist nicht die einzige in Frankreich gewöhnliche [es können statt s^ 5 auch die ent-
sprechenden Vorderzungenrücken-Mittelzungcnengclaute /^^ 5 und statt /f .S die Zungenspitzenenge-
laute 5 s her\-orgebracht werden ; die hörbare Wirkung bleibt bzhw. der Art nach dieselbe] . .
Die labiodentalen Reibelaute v f . . vln . . fin. Der bilabialen Reibelaute besitzt das Fr. zwei:
ein y mit starker, etwas spaltförmiger [?] Lippenenge und leichter Hebung der Vorderzunge, und
ein w mit noch stärkerer [als wo? als bei y? dann müßte y auch vorgestülpte Lippenmndung
haben, wie ich meinerseits sie immer beobachtet] vorgestülpter Lippennmdung und starker Hebung
der Hinterzunge. Beide sind gewöhnlich stimmhaft, nur nach stimmlosen stimmlos: . . buis . .
puits . . ouate . . quoi. [Es handelt sich also um die von B.\llu-Havet schon besser darge-
stellten L^bergangslaute ;r W, 'mit Lippenrund-, nicht 'spaltförmiger' Llppenlängsöffnung; und
}V VV] . . Noch mehr als bei j ist es bei w ixnd hauptsächlich bei y fraglich , ob man nicht
eher konsonantisch fungierende Vok. ü und u als eigentliche Reibelaute hat ; dagegen streitet
aber die Thatsache, daß diese Laute auch stimmlos nicht nur deutlich hörbar, sondern wortbildend
und sinnunterscheidend sind . . sol . . sua . . ; toit . . tiia . . Dabei ist wenigstens bei y weder
die Zungenhebung noch die Lippenrundung so stark [!] als bei ü." [Die Artikulationsgrade
der Mundhöhle, welche die Gattungen der Laute bestimmen, brauchen innerhalb einer und der-
selben Gattung durchaus nicht vollständig gleicher räumlicher Größe, noch weniger gleich stark
zu sein. Genauere Messungen der Grade der Öffnung wie der Enge, unmittelbar für die Lippen
und mittels stomatoskopisch er Bilder für die Zunge, haben gezeigt, daß das räumliche Maß
des betr. Grades innerhalb gewisser Grenzen, nicht bloß je nach der Artikulationsstärke, sich
ändern kann, ohne eine andre Gattung zu bedingen. Die phonetische Wissenschaft hat bis jetzt
kein räumliches Maß festgestellt, welches als Grenze zwischen Öffnung und Enge gelten könnte ;
man hat sich begnügen müssen , die Unterscheidung der Gattungen der Mundöffner und Mund-
engelaute nach der hörbaren Wirkung zu bestimmen, derart, daß die Gattiing der letztern da
beginnt, wo durch die Mundartikulation für sich ein Geräusch erzeugt würd. Da jedoch die
Grenze zwischen Öffnung und Enge weder räumlich durch Punkte, Linien oder Flächen, noch
mit dem Gehör , wenigstens ohne Mikrophon , scharf bestimmt werden kann , so hat man ein
Übergangsgebiet von Halboffnem (demi- oder kürzer mi-ouvertes (vgl. die Übersichten S. 145^ und
292) angenommen, in welches solche Laute gestellt werden, bei denen das natürliche Gehör im
Zweifel ist, ob sie zu den Mundöffnern oder Mundengelauten gehören. Auch von den Mundenge-
lauten zu den Mundschlußlauten findet ja ein allmählicher Übergang statt , doch ist die Gattung
der letzten natürlich begrenzt, abgesehen von der Stärke des Schlusses. Nach meinen Beobach-
tungen werden in der fr. Normalausspr. außer dem e imparfait lÄ, , noch die unvollkommenen
Öffner t il Ü, daneben auch die stimmhaften, bzhw. stimmlosen Halböffner J U' W-, j W W^
mit beginnendem Geräusch, gesprochen, letztere gewöhnlich in der Umgangsspr. Die Schwierigkeit
der Frage, ob diese letztern Übergangslaute diphthongische sind oder nicht, wird bei Passv wie
BEITR,.\G ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHOXOGRAPHIE.
^DD
raant ferme . . explozive . . 2° . . nazale . . 3° . . laterale . . 4° . .
roulee . . 5° Le passage de l'air est simplemant retreci . . fricative. Das
seine Unterscheidung der Laute dapres leur mode de formacion; es folgt
bei Ballu o. S. 227 ff.' u. aa. durch die mangelhafte Bestimmung der Begriffe Vokale , Kon-
sonanten ob Klang- oder Geräuschlaute, Öffner oder Schließer, Silbenhaupt- oder Nebenlaute)
und die zu eng gefaßte Definition der Diphthonge unnütz vergrößert. Ein gewisser Fortschritt
in dieser Frage ist jedoch in Passys letztbesprochener Arbeit LES SONS du fransais nicht zu
verkennen]. 34: Die Zitterlaute . . Am besten hat wohl Trautmann erklärt, wie die
Mode das Zäpfchen -r '1] nach und nach statt des Zungen -r eingeführt hat . . doch wird
r immer noch theoretisch als klangvoller vorgezogen , von Sängern immer , von Schauspielern
oft gebraucht . . Es ist schwer zu sagen , ob 1 oder r als mustergültig anzunehmen ist ;
jedenfalls darf man r schreiben und wohl einem jeden frei stellen , nach Belieben auszu-
sprechen . . [Passy schreibt an Beyer 's. dessen unten besprochene fr. phon. 166 : 'Im Con-
gres d'instituteurs, im Sept. 1887, welchem 2400 Schullehrer aus allen Gegenden Frankreichs bei-
wohnten, war die Herrschaft des Zungen-r unangegriffen. 'j Das r . . ist in der Regel stimmhaft,
wird aber nach und vor stimmlosen mehr oder weniger stimmlos . . Übrigens ist . . Endungs-r
sehr schwach . . und unterbleibt meist in der Umgangsspr. . . Die Seitenlaute . . das mit der
Zungenspitze gebildete 1 in long . . dental . . nur vor höhern vordem Vok. und j , am meisten
zwischen i und j wie in pilier, tritt . . palatale Hebung ein, jedoch ohne daß der Verschluß selbst
davon beeinflußt wäre . . Verlust des Stimmtons tritt in denselben Fällen wie bei r ein . . peuple
= pöpl^ . . pöp . . Der palatale Seitenlaut Ij [l.] , das sog. 1 mouille, kann kaum noch als fr.
Laut gelten . . Die natürliche Ausspr. der PARlser wenigstens ist immer fij . . Die Nasalen.
Das Fr. hat 3 Nasalen [articiilations closes nasales .V ;/ ;// in der L'bersicht S. 145^] , obgleich
ihm das r\ [.V<] fehlt; statt dessen haben wir einen palatalen Laut, welchen wir durch n [.vj
bezeichnen. Alle 3 Nasalen sind in der Regel stimmhaft, werden nur ausnahmsweise stimmlos
vor imd nach stimmlosen oder im Auslaut nach Kons. N_ n m] . . Das palatale ri, in der ge-
wöhnlichen Orthographie gn geschrieben, hat verschiedene Ausspr. . . i. ziemlich hinteres, an
der Grenze des harten und weichen Gaumens [? 'von Storm. beschrieben' . . 2. eigentlich pala-
tales li , am harten Gaumen 'an seiner Mitte A'. , welches ich auch stomatoskopisch bestimmt]
gebildet, ['mustergiltig'] . . 3. nasaliertes j [j^, 'nachlässige Ausspr.'] . . 4. nj mit schwach
palatalisiertem n, wie immer vor j Hj , 'die den Gebildeten geläufigste Ausspr.'? . . Auch Schnalz-
laute bei geschlossenem Kehlkopf [.' werden in Ausrafen und zum Treiben der Tiere ver-
wendet.'
Hierauf behandelt P. im 11. Teil das Sprachgefüge. Für die Artikulationsbasis bemerkt
er, daß die Ausatmung schwach und einförmig, die Artikulation scharf, rein und kräftig sei.
Natürlich wird das Gesetz vom Gleichgewicht der treibenden Kräfte des Windrohrs und der hem-
menden der Stimmbänder und des Ansatzrohrs im Fr. vollkommen gewahrt vgl. S. 190 . Auf
die folgenden Abschnitte über Schallstärke, Klangfülle, .Vtmungsstärke, Silbenbildung, Nachdnick,
Dauer, Tonhöhe ; Verbindung der Laute, Gleitlaute 'den festen Einsatz oder Kehlkopfverschluß-
laut; den gehauchten Einsatz oder h und den leisen Ansatz; letzterer ist im Fr. die Regel' \
Bindung, Sandhi will ich nicht weiter eingehen; sie befriedigen weniger als der i. Teil. Im
III. Teil ' Proben . . in phonetischer Umschrift [links ; rechts die gewöhnliche Orthographie . . :
ein zwangloses Gespräch, ein höheres Prosastück und ein Gedicht.'
So nützlich diese Darstellung der fr. Ausspr. von P. für die Lehrer des Fr. ist, so darf sie
doch nicht von denselben in ihrer Anwendung auf den Unterricht überschätzt werden. In Nach-
ahmung von Sweet hat P. der schnellern und bequemern Aussprache des Umgangs weitern Spiel-
raum eingeräumt, als im Unterricht gestattet ist. In der Schule muß vorwiegend die höhere,
feierlichere z. T. noch altertümlichere Ausspr. gepflegt werden, ohne natürlich die weitere der
gegenwärtigen Umgangsspr. zu vernachlässigen, welche bei weitemi natürlichen Gebrauch im Ge-
spräch sich übrigens von selbst ergibt. Vgl. meinen Bericht über KoscuwiTZ unten S. 270 und
Ch. Leveque ;d"Oisy), Viet. phon. stud. I. 157: des enci.itkjues en fr. k PROPOS des der-
NIERS ESSAIS DE REPRESENTATIONS PHON. ET SURTOVT DE CEUX DE M. P. PaSSY. Les principcs qui
m'ont guide dans cctte etudc sc trouvent en grande ]iartie dej:\ indiques dans une Etudc sur
256 F. 'Tkchmer.
p. 16 die d'aprcs la partic de la bouche ;I , ou a lieu la fermeture ou le re-
trecissement . . 5 classes: 1° cons. labiales , . 2" c. linguales . . 3'' c.
palatales . . 4"" c. veleres . . 5" c. guturales. formees en raprochant deus
raccentuation pubÜL-e cn 1880. 165: M. I'ASSY a, du moins pour les besoins des profcsseurs de
fr. \ r^tranger, plac(j l'cchelon infcrieur du langage familier un peu plus bas, ce qui l'amene ä
admettre d'une part des combinaisons un peu forcees (jui ne sont tamilieres qu'ä certains districts
linguistiques sp^cialement prepares aux difficult(^s de pron. , ou bien meme i figurer des choses
qui ne se trouvent pas dans la langue commune \ tous les Fr. et qui ne se rencontrent que dans
certains patois comme kat pour katr , vot pour votr , not pour notr , ptset pour pöt-aetr, i-rkona.-
pour il-rokonre, st-om pour sa-t om. La chose est ordinaire h Paris sans doute . . c'est de la
couleur locale par consequent Mais pouvons-nous aller jusque-lJi? 273: Comme dans les cas
analogues de consonnes semblables \ reunir par la pron. [loi d'adaptation] , je dois rejeter
pour lY'Cole a l'^tranger ces notations familieres qui mettcnt cn p6ril le sens des formes gram-
maticales [vgl. Darmesteter unten S. 268] et dont la longueur est difficile ä bien apprecier
pour les etrangers, au moins en moyenne et surtout quand ils doivent etre instniits en masse,
comme c'est le cas dans les ecoles des grandes villes. 274: La loi de dissimilation n'est
pas, a mon avis, appliquee avec la rigueur necessaire pour l'enscignement . . Les enclitiques
sont par trop effaces dans leur formes . . La liaison n'est pas indlquee dans des cas oü eile
me paraitrait necessaire.
Wenn ich oben P.s Versuchen , die phonetische Schreibung im ersten Unterricht zu ver-
werten, nicht billigen konnte, so muß ich hier am Schluß seinem Bemühen Anerkennung zollen,
die hergebrachte fr. Schreibung einfacher in phonetischem Sinne zu gestalten. Es hat jüngst
folg. Wortlaut einer Petition an die AC. FR. in der REVUE critique gestanden, 27 mai 18S9,
p. 419: Petition ad ress(5e a MM. les membres de I'ac. fr. en vue d'une simplication
de l'orthogr. : 'Messieurs, I'ac. fr. gouverne l'orthogr. de notre langue. Sans que ses arrets
aient de sanction, ils servent de regle commune aiix imprimeurs. C'est donc ä I'ac. que doit
s'adresser une petition ayant pour objet une simplification de l'orthogr. Pour y faire droit, d'ail-
leurs, I'ac. n'a qu'a continuer son oeuvre. La simplification, eile l'a poursuivie, continüment depuis
l'origine. II y a peu d'annees, eile supprimait encore des signes inutiles, le trait d'union de tres-
bon, la seconde h de diphthongue. Le public, a ce moment, a snivi avec discipline. Ce que
I'ac. fera dans le meme sens sera toujours ratifie par la pratique universelle. Les soussignes fönt
appel aux traditions reformatrices de I'ac. pour solliciter d'elle un nouveau perfectionnement. Elle
seule peut en formuler la regle et la mesure. Voici des exemples des questions qu'on lui demande
de trancher: 1° Question des suppressions d'accents muets (oü, la, gite, qii'il füt . De la, pour
les typog^aphes, l'economie possible de quatre caracteres a faire fondre dans chaque corps ä, ü,
1, li) ; 2° question des suppressions d'autres signes muets (trait d'union dans peut-etre , h dans
rythme, 1 dans le fils , o dans faon); questions du dedonblement (honneur par n simple, comme
honorer) et de la Substitution d'une lettre ä deux (f pour ph des mots grecs , comme deja dans
frenesie, fantaisie, faisan). De lä, pour qui ecrit, une possibilite d economic detemp.^; pour qui
imprime, une economic possible d'espace et d'argent ; 3° question de l'uniformite idixieme ecrit
comme dizaine, dix comme la vis, les pluriels genoux, etaux comme les pluriels fous, landaus .
De la, pour quiconque etudie la langue, une economic possible d'efforts. Ce qui inspire la pre-
sente petition n'est pas une idee abstraite. Les soussignes, au contraire, croient pouvoir invoquer
des interets reels. Ils invoquent d'abord un interet trop souvent meconnu , et qu'on a le droit
d'appeler national. Car , pour la France, il n'est pas indifferent que son idiome soit aise ou
malalse a apprendre. En en retouchant l'orthogr., I'ac. le rendra plus rapidement assimilable
pour nos concitoyens bretons ou basques, pour nos sujets et proteges des pays musulmans , enfin
pour tant d'etrangers clients ou amis, soit de l'Etat francais, soit du genie frangais. Ensuite, ils
invoquent I'interet individuel des personnes peu lettrees, ä qui I'ac. peut faciliter I'acces de la
culture , et tout particuHerement , I'interet des enfants. Mille difficultes gratuites peuvent leur
etre epargnees par une declsion de I'ac, et il depend d'elle d'alleger d'un lourd fardeau la popu-
lation enfantine tout entiere et ses maitres. Ce sont lä sans doute des consid^rations serieuses.
Les soussignes les soumettent respectueusement aux reflexions de I'ac. , et en tirent l'espoir que
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHON OGRAPHIE. 957
organes de la gorje, p. ex. les cordes vocales. come (h). Leider wird gutu-
rales und gorje ebenso wie unter 3° palatales in weiterm, mehrdeutigem Sinne
gebraucht ; dabei übersieht P. , daß gorje nicht eine partie de la bouche ist,
nach welchen er doch die cons. p. 16 klassifizieren wollte. In der wissen-
schaftlichen Systematik sollten die Mundartikulationen besonders gestellt und
nicht als gleichwertig mit denen des Kehlkopfs und der Nase behandelt werden.
lenr requete sera entendue." Toute correspondance concernant" la petition doit etre adressee ä
M.Paul Passy , 6, nie Labordere. Neuilly-sur-seine. Seine. Man vgl. Ch. Roussey : de
LA reforme de l'oRT. RAPPORT PREZANTE AU H^ CONGR. DES INSTITUTEURS AU NOM DE LA SOG.
DE REF. ORT. ; ferner LA Touche S. 179, Regnier S. 182, Nodier S. 212, Volney S. 209 und
Destutt de Tracy's Bemerkungen zum VoLNEYschen Preise: 'Pour une langue comme pour
mille, la difficulte consiste a bien saisir toutes les modifications appreciables de la voix humaine,
et a les representer chacune toujours par un caractere convenablc qui lui soit propre, et qui ne
serve jamais a une autre. Or, si le probleme etait bien resolu pour une seule langue, il le serait
par cela meme pour toutes [?] , sauf le besoin d'ajouter un petit nombre d'autres caracteres , a
mesure qu'il se trouverait dans les differentes langues quelques articulations et quelques voix qui
ne seraient pas en usage dans celle qui aurait servi de premier type. Or, cela ne serait ni bien
frequent ni bien difficile. Par toutes ces raisons, je pense que pour remplir les intentions du testa-
teur, quand meme , contre mon opinion , il n'aurait eu d'autre desir que celui de faciliter l'etude
des langues orientales, il faudrait commencer par demander aux concurrents pour le prix , de
composer un aiphabet bien complet pour une seule langue quelconque ; or, comme nous sommes
Frangais, je serais d'avis de commencer par la langue frangaise ; car, il n'y a que les nationaux,
et encore pas tous, qui sont de justes appreciateurs des nuances fines qui distinguent les diiferentes
articulations de voix qui composent les sons de leur langue. On mettrait donc pour le moment
hors de concours les etrangers, ou plutot on pourrait les exhorter a faire pour leur propre langue
le meme travail que nous sur la notre. [Vgl. JozoN, principes de l'ecrit. phon. p. 15 f.] Le
concurrent fr., par ex . . prendrait les . . premiers numeros de l'echelle arithmetique , puis il
dirait : i represente le son a dans le mot patte ; 2 . . a dans . . päte [ein mittleres a wird hier
nicht anerkannt] ; 3 . . e dans la derniere syllable du mot fermete ; 4 le son e dans . . succes ;
5 le son eu faible de la seconde syll. de . . fermete ; 6 le son eu fort du mot feu [das sog.
offne ce in peur wird nicht unterschieden] . . Alors . . il serait temps de s'occuper de la forma-
tion des caracteres qui devraient prendre la place des chiffres. Ce dernier point serait plutot
encore du ressort des ecrivains et des imprimeurs. Nicht ohne Beistand eines mit der Geschichte
der fr. Phonetik und Phonographie vertrauten Physiologen. Diese Stelle ist aus der Hs. von
D. de Tracy angeführt, wie sie von A. Erdan, les revolutionaires de l'a-e-c, 1854, 16S ff.,
z. T. anders als von JozoN, veröffentlicht worden. In Erdans Werk lesen wir u. a. p. 79 f. :
Les phonographes . . ont imprime des vers fr. suivant le Systeme de la reforme . . Voici un ex. :
A M. Laisne, imprimeur ä Peronne.
LE BONSOIR . .
Dans l'ar des ver s'e toi qi fu mon metre.
Je t'efase sans te randre jalou :*
Si le seul fnii qe pour nou Dieu fi netrc
Sont de chanson, se frui sont ase dou.
Dan no refrin qe le pase renese,
L'illuzion nou randra son miroir.
Mon vicil ami, qan pour nou le jour besc,
Soucton-nouz un gc bonsoir.
Berangek.
' C'cst dans son iniprimcric quo je fiis mis cn aj^iircntissage ; nayant ]i u ]^arvonir h
m'enscigncr 1' ort h ogr aph c , il me fit jirendrc gout :i la iiocsic , me donna des lc(,-ons de
versification et corrigea mes premiers essais.
(Note de Beranger.)
Techmkr, ztschk. V. '7
2^8
F. Techmer.
P. spricht dann p. 1 7 von den Abarten , welche durch gleichzeitige Verbin-
dung zweier Mundartikulationen entstehen : on peut retrecir ou fermer le pas-
saje de l'air en deus poins a la fois . . labiovclcres . . labiopalatales. Hier
Mots
part
pas
bout
qui (populaire)
ich (Alemand)
dent
then (Anglais)
de
tete
tiens
maison
de
faux
gros
hasard
ni
yole
pied
j nazallze
gai (pop.)
car
long
peuple
1 mouille
mot
ritme
ni
ret'nu
enseignement
einseign"-tu
LISTE DES SONS DU FR. d' APRES P. PaSSY p. II
Denominations
de P. P.
Denominations
du Systeme de p. 145a
I ) ^- patois
■5 N
CK "O
u
Systeme simplifie de p. 292.
I ) - patois
ouverte palatale
ouverte velere
ouverte nazale
(emission d. vois)
labiale cxplos. vocal.
velere[?] expl.souflee
velere [?] retrecie s.
ling. dant. cxpl. v.
interdantale v.
mifermee palatale
miouverte palatale
mifermee palat. naz.
inacsantuee palatale
mifermee
voy. neutre
dantilab. retrecie s.
velere explosive v.
guturale fricative
voy. fermee palatale
fricative palatale v.
fricative palatale s.
fricat. palat. v. naz.
velere [?] explos. v.
velere explosive s.
laterale
laterale s.
laterale mouillee
bilabiale nazale
bilabiale nazale s.
linguale dentale naz.
linguale dent. naz. s.
palatale naz.
palatale naz. s.
ouv. anterieurc i)lus grande
ouv. posterieurc plus grande
ouv. poster. plus grande nas.
(voix ouverte)
close labiale
close antelinguale dorsale aph.
ser. mediolinguale aph.
(ante-, postüng., vel.l
close alveolaire
(ser. dentale)
ouv. anterieure petite
ouv. anterieure grande
ouv. anter. grande nas.
(ouv. anter. imparf. [?] gr.)
ouv. imparfaite moyenne
ser. labiodentale aph.
close velaire
ouv. aspirees
ouv. anterieure plus petite
demi-ouv. antelinguale
(ser. ante-, postling., vel.)
(demi-ouv. antelinguale aph.)
(demi-ouv. antelinguale nas.)
dose antelinguale dorsale
close velaire aph.
laterale alveolaire
(laterale alveolaire aph.)
laterale antelinguale dorsale
later. anteling. dors. aph.
nasale labiale
(nasale labiale aph.)
nasale alveolaire
(nasale alveolaire aph.)
nasale antelinguale dors.
(nasale antelinguale dors. aph.)
A
A^
b
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(m)
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N
(n)
ouv. antepalatale plus gr.
ouv. postpal. plus gr.
ouv. postpal. plus gr. nas.
close labiale
cl.medio-,(ante)pal. dors. aph.
(serree medio-, postpal., vel
aph.)
cl. alveolaire
(ser. dentale)
ouv. antepal. petite
ouv. antepal. grande
ouv. antepal. gr. nas.
(ouv. antepal. imparf. [?] gr.)
ouv. imparf. moyenne
ser. labiodentale aph.
cl. velaire
ouv. aspirees
ouv. antepal. plus pet.
mi-ouv. antepal. allongee
(ser. medio-, postpal., vel.)
(mi-ouv. antepal. aph.)
(mi-ouv. antepal. nas.)
cl. medio-(ante)pal. dors.
cl. vel. aph.
laterale alveol.
(laterale alv. aph.)
laterale antepal. dors.
(laterale antepal. dors. aph.
nasale labiale
(nasale labiale aph.)
nasale alveol.
(nasale alveol. aph.)
nasale antepal. dors.
(nasale antep. dors. aph.)
a
a
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ii
.£> I
BEITRAG ZIR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGR.'iPHIE.
259
wären auch die 5^- artigen Engelaute zu erwähnen gewesen, bei welchen mit
der Vorderzunge (s) die Mittelzunge - zugleich artikuliert: also als antemedio-
linguales. Über k (g) als cons. velere wird p. 20 bemerkt: On peut former cete
sing (Angl.)
pot
tort
all (Angl.)
on
comant
oeil
im
peu
pas
wagen (Alem.)
rond (r lingual)
poutre (r lingual)
rond (r velere)
poutre (r velere)
si
champ
tas
thin (Angl.)
tout
buis
puis
vent
ach (Alem.)
pur
oui
pouah
zele
joue
velere naz.
mifermee velere
miouverte velere
[?1
mifermee naz.
inacsant. miferm. v.
miouv. pal. arond.
miouv. pal. ar. naz.
mifermee pal. arond.
bilabiale explosive s.
velere explosive v.
roulee linguale
roulee linguale s.
roulee velere
roulee velere s.
linguale postdant. s.
ling. prepal. [?] alv. s.
ling. dantale expl. s.
interdantale s.
voy. fermee velere
fricat. palat. arond.
fricat. palat. arond. s.
dantilabiale v.
velere retrecie s.
voy. fermee pal. ar.
fricative velere (?]
fricative vel. [?] s.
linguale postdant v.
ling. prepal. [?] alv.
(coup de glote)
(cons. inverse)
(claquemant de 1.)
(acsant prinsipal)
(acsant segondaire)
(marque delongueur)
(absance de vois)
(ton montant)
(ton desscndant)
(t. desscnd. et mont.)
(t. mont. et dcssend.)
(cle haute)
(cle basse)
(nasale mediolinguale)
ouv. posterieure petite
ouv. posterieure grande
ouv. posterieure plus grande
ouv. posterieure nas.
(ouv. poster imparf. [?] gr.)
ouv. ant. arrondie grande
ouv. ant. arrondie nas.
ouv. ant. arrondie petite
close labiale aph.
close velaire
vibrante alveolaire
(vibrante alveolaire aph.)
vibrante velaire
(vibrante velaire aph.)
ser. alveolaire aph.
ser. antemediolinguale aph.
close alveolaire aph.
(ser. dentale aph.)
ouv. post. plus petite
demi-ouv. anteling. arrond.
(demi-ouv. anteling. arr. aph.)
labiodentale
(velaire aph.)
ouv. ant. arr. plus petite
demi-ouv. postling. arr.
(demi-ouv. postling. arr. aph.)
ser. alveolaire
ser. antemediolinguale
(ä glotte close)
(inspiree)
(clappement)
plus forte
forte
longue
[aphone]
plus haute
ptuii basse
plus basse et plus haute
plus haute et plus basse
clcf haute
clcf basse
(a-J
0
0
A
0
p
r
(r;
''<
s
/
II
ji'
(w)
r
/(
;r
fw)
(caracteres
romains)
r T
ouv. postpal. pet.
ouv. postpal. gr.
ouv. postpal. pet. nas.
(ouv. postpal. imparf. (?) gr.)
ouv. antepal. arr. gr.
ouv. antepal. arr. nas.
ouv. antepal. arr. pet.
cl. labiale aph.
cl. velaire
vibrante alveol.
(vibr. alveol. aph.)
(vibr. velaire)
(vibr. vel. aph.)
ser. alveol. aph.
ser. antemediopal. aph.
cl. alveol. aph.
(ser. dentale aph.)
ouv. postpal. pl. pet.
mi-ouv. antepal, arr.
(mi-ouv. antepal. arr. aph.)
ser. labiodent.
(ser. vel. aph.>
ouv. antepal. arr. pl. pet.
mi-ouv. postpal. arr.
(mi-ouv. postpal. arr. aph.)
ser. alveol.
ser. antemediopal.
(ä glotte close)
longue
aphone
voi.v plus basse et forte
["1
K
ce
w
ce
P
g
r
(r)
r
s
s
t
21
\y\
(w)
[q]
(caract.
romains)
25o ^- Teciimf.r.
cons. plus ou moins en ariere . . Devant (e), (e), (i), j, surtout. cle est formce
sur la limite du palais mou et du palais dur. In der That vor diesen Öffnern weit
mehr nach vorn, zwischen der Mitte des ganzen und der Mitte des harten Gaumens
Möge Passys Gesuch (o. S. 256; bei der AC. I'k. mehr Herücksichtigiinfj finden, als die frühem
Vorschläge von Bossuet, Corneille, Choisy, l'abb^ Girard , de Wailly , FRANgois de Neuf-
CHÄTEAU, Destutt DE Tracy, Daunou, ST. Beuve, Lmtre u. aa. Mitglieder der ac. gefunden,
welche für eine Änderung der fr. Schreibung gewesen. Für diese hat sich namentlich A. FIRMIN-
DIDOT bethätigt. Seine ORSERV. SUR l'ortogr. er., 1868, habe ich im Anfange S. 160 erwähnt
und die reichhaltige Sammlung gewissenhaft verwertet. Erst nachträglich erhalte ich seine
remarques sur LA REFORME DE l'oRTOGR. FR. ADRESSEES A M. Eu. KaOUX [vgl. O. S. 2l6] . .
EN REPONSE AU PROGRAME OFiciEL DU COMITK CENTRAL, 1872. Denselben waren vorausgegangen :
OBSERVACIONS DE A. F. DiDOT SUR L'ECRrr LNTITULE : PROGRAME OFICIEL DE LA NOUVELE ORTOGR.
ADOPTEE EN 1870 PAR LE COMITE SANTRAL DE LA SOC. NEOGRAFIQUE SUISSE ET ETRANGERE ET
PAR PLUZIEURS NEOGRAFES DE LA BELGIQUE ET DE LA FR. 2. ED. PARIS, 187I. DiDOT verhält
sich nach seiner langen Erfahrung dem programe ofictel gegenüber recht zurückhaltend, wie er
selbst schreibt p. 2 in Rücksicht auf seine posicion eccepcionele d'imprimeur de I'ac. fr. Er ist
für maßvolle Neuerung, aber gegen jedes principe radical , wie es z. B. Marle (s. o. S. 208)
seinerzeit, nicht ohne Erfolg, Andkieux, dem secretaire pcrjietuel de l'Ac. gegenüber vertreten.
D. geht auf die Sätze des PROGR. im einzelnen ein. Supression de l'h muete . . de lettres doubles
. . Remplacement du tr6ma sur l'e par l'ac^ant grave et par le trema sur l'u qui pr^cede l'e . .
aigüe . . ' Pour l'e il ne devrait pas etre remplac^ exclusivemant par l'acgant grave, . . mais aussi
par l'acijant aigu . . poeme . . goeland.' 50: L'Institut genevois ajoute encore les simplificacions
suivantes aux propositions du progr. ok.: . . Emploi plus fr^quant de lacgant grave ou aigu pour
distingiier les heterofones . . Emploi du trema pour distinguer l'u muet, come ubiqüite et equite
etc., et de l'acgant grave lorsque l'u doit se prononcer ou , come eqüacion, equateur etc. [diese
Vorliebe für die hergebrachten Zeichen ' ' " e e ü ü ist wohl zu beachten; vgl. meinen ver-
einfachten Vorschlag u. S. 292]. 'Onne saurait qu'aplaudir a ces perfeccionemants, qui ne modi-
fient meme pas la figure des mots.' D. gibt dann folgende Probe der von ihm für die neue A.
des DICT. DE l'ac. vorzuschlagenden Schreibung im Vgl. zu derjenigen der i. und 5. A. p. 53:
Proposicion en projet. ' On ne saurait trop deplorer que l'Ac. fr. qui etait ' maitresse d'ecrire les
mots de notre langue sans s'ecarter, come il lui a plu de le faire, de l'ortbgrafe nacionale,
teile qu'elle se montre dans nos vieux diccionaires , nos anciens manuscrits et meme nos
anciens auteurs, poetes et prosateurs des xv^ et XVK siecles, ait cni devoir partager cet injuste
dedain et n'ait pas su resister aux pretancions des savants qui ont voulu revetir notre langue
fr. ä la romaine et a la grecque. Par ce sisteme , j'oserais dire cette faiblesse, se sont con-
siderablemant acrues les dificultes dont se plaignent les etrangers; elles degoütent les
paysans qu'elles detournent de l'etude et eloignent les enfants des ecoles.' . . On ne saurait croire
combien sont natureles les modificacions aportees a l'ortografie dont j'ose ofrir un specimen dans
cet ecrit. J'en juge par l'example des ouvriers compositeurs qui s'y habituent facilemant. D.
bezieht sich auf einen Article de M. de ST. BEUVE de l'Ac. fr. insere au moniteur offic. du
2 mars 1868 au sujet des observ. sur l'ortogr. fr. par m. A. F. Didot . .: 'Notre langue fr.
vient en tres-grande partie du lat. . . c'est du lat. vulgaire parle par le peuple et graduellement
altere, que sont sortis, apres des siecles de tätonnement, les differents dialectes pro\'inciaux dont
etait celui de l'Ile-de-Fr., lequel a fini par se subordonner et par supplanter les autres ; lui seul
est devenu la langue , les autres sont restes ou redevenus des patois . . D'apres les modernes
historiens philologues , les transformations du lat. vulg. ne seraient point a proprement parier,
des alterations : ce seraient plutot des developpements . . des etats successifs soumis a des lois
naturelles . . sous cette premiere forme lentement progressive et naturelle tous les mots qui vien-
nent du lat. . . ont ete . . fagonnes a nos gosiers, par des siecles entiers de pron. et d'usage
. . A ce vieux fonds de la 1. fr. il y a peu a reformer pour l'orthogr. . . L'usage a donc
amene et produit par ce vieux fonds domestique la forme qui , ce semble , est definitive. La
difficulte est surtout pour les mots savants et d'origine plus recente, Importes ä partir du xvie s.,
depuis la Renaissance . . ce ne saurait etre ä la maniere du peuple et, comme cela s'est passe
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 26 1
k\ g^, ja mundartlich sogar an der Mitte des harten Gaumens : k^ g = r z> (vgl.
Ackermann S. 210 und meine Übersichten S. 145* und 292). Die Benennung
velere ist hier also ebenso mehrdeutig und unpassend verwendet, wie oben pala-
ponr le premier fonds ancien de mots lat., par une usure lente et continuelle, qua la simplificarion
devra s'operer. L'histoire des tentatives faites depuis le xvi<= s. pour la simplificarion de Torthogr.
nous est presentee fort au complet par M. Didot . . Corneille, apres Rons.\rd, apporte a son
tour son autonte en cette question de la reforme de l'orthogr. -dans ledition qu"il donna en 1664
de son theätre rewi et corrige , il mit en tete im Avertissement oü il exposait ses raisons ä
l'appui de certaines innovations qu'il avait cni devoir hasarder, afin surtout, disait-il, de faciliter
la pron. de notre langue aux etrangers . . Dans la preparation de ce premier DICT. [de l'ac. fr.]
et dans les Cahiers qni en ont ete conser\-es , on a les idees de Bossuet qui sont fort sages et
fort saines. II est pour une reforme moderee . . Le xvie s. avait ete hardi ; le xviie ^tait re-
devenu timide . . le XYiil^ reprit la hardiesse, et Torthogr. . . s'en ressentit . . Notre xixe s. a
presente sur cette question de l'orthogr. . . le spectacle des disposirions diverses . . il a eu des
exemples d'audace et de radicalisme absolu , temoin M. Marle [o. S. 208]; une Opposition ou
resistance soi-disant traditionnelle , temoin Nodier [o. S. 211 f.] . . un eclectisme progressif . .
temoin le DICT. DE l'ac. de 1835.' ST. B. schließt in einem P. S. : L'Ac. est dans la bonne voie.
Doch sind in der 7. A. des dict. von 1877 die Vorschläge von Didot leider nicht befolgt worden
vgl. o. -S. 146,. D. führt noch folgende Stelle von Descartes , ceuvres de Cousin vii. 404,
an: 'Sil faut que je dise mon opinion , je crois que si Ton suivoit exactement la pron., cela
apporteroit beaucoup plus de commodite aux etrangers pour apprendre notre langue que l'ambi-
guite de quelques equivoques ne donneroit d'incommodite a eux et a nous. C'est, ajoute-t-il, en
parlant qu'on compose les langues plutot qu'en ecrivant [vgl. Vaugelas o. S. 178J.
F. BEYER; das LAUTSYSTEM DES NEUFRANZ., 1887. 8°, VHI, IO4. — FRANZ. PHONETIK
FÜR LEHRER UND STUDIERENDE, 1888. 8°, XIV, 186. KÖTHEN, O. SCHULZE.
Die erstere Schrift ist Sweet gewidmet. Der l. Teil derselben bringt nichts Neues 'zur
Aussprachereform'. Der 11. Teil behandelt die Laute des Neufr. B. geht da zunächst von der
akustischen Lauteinteilung von Sievers in Sonore und Geräuschlaute aus ; sie werde ' wie in
andern Spr. so auch im Fr. [sollte wohl heißen : 'wie in andern Lautsystemen , so auch in dem
des Vf.'] durchkreuzt von derjenigen nach den Artikulationsstellen', wonach zunächst labiale, pala-
tale, gutturale zu unterscheiden seien. Über die Mehrdeutigkeit der Ausdrücke Sonore, Palatale,
Gutturale habe ich mich schon wiederholt ausgesprochen. Zu solchen bereits von andern ge-
brauchten Ausdrücken fügt B. ebenso unpassende neue hinzu wie 35 'die (Guttural- Nasalvok.'. Er
gedenkt dann des Vokalsystems von Bell, wie des handbook of PHON, von Sweet und unter-
scheidet 'in möglichst getreuem Anschluß' daran, folg. Vok. : l. hintere 'gutturale, back, 2. vor-
dere i'palatale, front, 3. gemischte guttiiral-palatale, mixed, 'bei welchen die Zunge eine mittlere
Stellung einnimmt [das wäre richtig, wenn B. meinte, daß die Zunge mit ihrem mittlem Rücken
artikuliert; es wird aber falsch, wenn er mit Bell, vis. speech erklärt:], indem sich sowohl die
liinterzunge wie die Vorderzunge mit der Zungenspitze hebt, wie der Vok. in fr. me . . engl,
crr . . Glaube.' Es folgt die weitere viel erörterte und noch, mehr mißverstandene Unterschei-
dung von 'engen und weiten Vok.' narrow, wide) ohne ausreichende Erklärang, und von 'genin-
deten Vok.' rounded , darauf die 'BELL-SwEETsche Vokaltafel'. Die Beschreibung der einzelnen
Öffner beginnt mit i in fini , welches nach der Ansicht von 15. mit der 'Mittelzungc', statt dem
Vorderzungenrücken , gebildet werde. Hier werden auch die spaltförmige MundölTnung und die
auseinandergezogenen Mundwinkel nicht übersehen, welche im Fr. recht energischen Lippenlängs-
öffnungen (im Gegensatz zu den Lippenriindöffnungen; das engl. Vokalsystem nicht anerkennt. F)s
folgen das enge e in bebe, das breite ä in fetc, ü in une, (i in peu, 'tii Jow-frünt-narrow-round(
. . ein Laut, der im Fr. als selbständiger reiner Mund- A'okal nicht existiert' [er ist längst aner-
kannt z. B. in peur vgl. Dangeau .S. iSo), wenn auch noch nicht von Passy in der l. A. seines
FR. parle] . . Dies sind die engen . . Die weiten sind spärlich und zwar nur durch einen ver-
treten . . in seul, hannov. Götter . . Doch scheint der zur Vgl. mit angezogene d. Laut eine
Mittelstellung zwischen eng und weit einzunehmen [der betr. fr. Laut ist vollkommen und kurz
artikuliert und nicht /.u verwechseln mit dem d. verkürzten und daher unvollkommenen L.autj . .
2t2
F. Techmer.
tale und guturale, es fehlt die genauere anatomische Grundlage (vgl. unten S. 285).
Die voy. werden als veleres, palatales und als intermediaires voy. mixtes,
ferner nach der Zungenöffnung in ouvertes. miouvertes, mifermees,
u . . croüte . . die hintere l'artie . . [der Zunge] hebt sich nach dem weichen Gaumen empor
[genauer zur Grenze zwischen weichem Gaumen und Gaumenbein] . . Lippen vorgeschoben
(gerundet) . . das enge o . . prone . . Die 3. Stufe (0 low-back-narrow-round . .; existiert im Fr.
nicht [doch, z. B. in or ; dieser Laut ist bereits im Afr. (vgL Passy o. S. 156; und für das Nfr.
seit dem 16. Jh. (vgL Ramek o. S. 168) anerkannt worden]. Ein weiter Gutturalvok. der Unter-
stufe ist das lange ä . . pate . . ä [mit geringer Rundung ä\ wird jedoch nur in einigen Provinzen
und nur vom niedern Volke gesprochen ('ich hörte es im Marnedepartement Rkims und Um-
gegend, CnÄLONS s. M., Ei'ERNAV imd im Loiret auf dem flachen Lande', . . Ein 2. fr. a ist
das . . in madame , patte . . Y.<, macht den Eindmck schwacher Palatalisienmg . . Die beiden
a-Laute . . lassen sich nicht ohne Schwierigkeit und nur als Modifikationen der Normalhöhestel-
lungen der Zunge in das allgemeine Vokalschema einfügen . . aber selbst unter dieser Modifi-
kation scheinen mir streng genommen die fr. a-Laute ins BELLsche Vokalschema nicht wohl ein-
geteilt werden zu können . . Man wird also wohl für diese a-Laute eine besondere Artikulations-
form ansetzen müssen, welche im BEi.Lschen System nicht vorgesehen ist und welche der Ruhe-
[der offnen Mittel-]lage sehr nahe kommt. Dieser Vorschlag ist bereits von A. Western, engl.
LAUTE, p. 4 [vgl. meine Bespr. von Westerns Anpassung der neuern engl, an die deutsche An-
ordnung der Öffner I. z. III. 389] gemacht worden. Wenn derselbe praktisch hier noch nicht zur
Ausfühntng gelangt, so geschieht dies einesteils, nm das traditionelle [!] Schema des Vokalsystems,
das mich sonst so wohl befriedigt (s. jedoch über a die Anm.), ohne zwingenden Grund [?] nicht
zu stören), andernteils, weil die Setzung dieser 4. a-Reihe noch auf Schwierigkeiten stößt, da all
die verschiedenen a-Artikulationen in derselben ihre Stelle finden müßten [ich sehe hier keine
Schwierigkeit ; vgl. meine Übersicht der fr. Öffner S. 145*] . . der ä-Laut . . kann . . wegen der
straffen Anspannung der artikulierenden Teile kaum 'wide' genannt werden . . wenn irgendwo
in Bells System , so ist hier eine schwache Seite. Die Theorie der a -Artikulation bedarf einer
Revision.' Als 'gemischte Vok.' werden 'das ganz schwach ö-haltige [?J o in homme' und 'das
enge [?] mittlere (mid-mixed-narrow) gewöhnlich kurz erscheinende e Bezeichnung a in que'
genannt und letzteres ganz verkehrt als eng beschrieben , wohl in Anpassung an die sonstigen
'engen' d. h. vollkommenen Öffner im Fr.; dieser Laut hat aber schon seit Jhh. eine Ausnahme
gebildet; als voy. imparfaite ist er schon im 16. Jh. von G. des Autels (o. S. 166, anerkannt
worden. Es folgen die sog. '(Guttural-)Nasalvok.' 55 : 'So werden die fr. ä ö etc. in der Regel
mit tieferer velarer Senkung gebildet als die entsprechenden südd. (fränk., bair., alem., [jeden-
falls wird die nasale Öffnung größer gemacht, als sie in der physiologischen Ruhe ist; es findet
also eine nasale Artikulation statt] . . Nach Bell und Storm (p. 36; gehört zur Erzeugung der
Nasalvok. noch eine besondere gutturale Engenbildung [?] zwischen Zungenrücken und Gaumen-
segel, indem die Hinterzunge sich nach letzterm hinwölbt . . Die Frage ist nicht leicht zu ent-
scheiden und bedarf noch genauerer Untersuchung . . jene Bewegung scheint nicht vom Spre-
chenden willkürlich hervorgerufen zu sein, sondern ist wohl eine natürliche Folge der tiefen
Senkung des Velum.' Diese unwillkürliche Hebung der Hinterzunge bei Herabziehen des weichen
Gaumens habe ich S. 222 physiologisch erklärt. In dem auf S. 60 bestimmten System sind sämt-
liche unter 'wide' angegebenen fr. Öffner falsch bestimmt, ebenso unrichtig e auf der andern
Seite als narrow ; letztere Seite inarrow) ist in der ü- und u-Reihe unvollständig. Mit der Frage
der 'Diphthonge' streift B. auch die damit zusammenhängende: ob 'Vokal' oder 'Konsonant'.
Diese Begriffe bestimmt er leider nicht, sie bleiben bei ihm vieldeutig, i in i'ambe sei stimm-
haft, in pion stimmlos; es sei i qualitativ nicht dasselbe. Qualität ist ein weiter Begriff; es
ändert sich in der That nur die Stellung der Stimmbänder, nicht die der Mundhöhle. Und jetzt
kommt B. an die fiir die Systematik der Phonetik wichtige Frage, an der er recht arglos vor-
übergeht, weil er die Geschichte dieser Wissenschaft nicht genügend kennt: was bestimmt an
letzter Stelle endgültig den Charakter der Gattung der Laute, ob Vok. oder Kons.; die Stellung
der Stimmbänder oder die der Mundhöhle? Ich meine die letztere, wenigstens in Rücksicht auf
die Hervorbringlang; ein andres ist dann die akustische Wirkung, welche B. anfänglich mit
i
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRAXZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
263
fermees unterschieden, welche letztere Benennung leider bereits für die cons.
mit verwertet worden, in P.s Lautsystem also zweideutig wird : ferner die voy.
nach der Lippenöffnung arondies und ecartees en fante. Von den voy.
SiEVERS in den Vordergnmd stellt und ein drittes die Stellung (Funktion, in der Silbe. All das
ist vom Vf. nicht gebührend unterschieden. Doch diese Frage habe ich bereits oben S. 192
eingehend erörtert. Bei den Nasalen wendet sich B. gegen die oben S. 219 besprochene Dar-
stellung von Havet ; leider nicht von der richtigen Seite. H.sagt 80: En resume : les nasales
. . sont . . des arrets tout comme p ou t, und darin hat er soweit Recht als m und n ebenfalls
Mundschlußlaute sind; der Unterschied liegt nur in der Nasenartikulation, durch letztere wird aber
die Gattung und Art nicht bestimmt, sondern nur dxirch die Mundhöhle ; m und n sind also nasale
Mundschlußlaute. B. sagt also ganz verkehrt S. 64: "^Das Spezifische derselben ist demnach der
Nasenton, nicht der Verschluß' und 65: 'Das Spezifische der Verschluß Explosiv,laute fehlt also
den Nasalen." Das 'Spezifische' ist eben der Mundschluß der betr. Stelle. Die Explosion ist
unwesentlich ; sie kann bei Schlußlauten im Ausland ganz unterbleiben. Die Explosion gehört
den Lautübergängen zu; die Stellungen sind das Wesentliche, weil bei ihnen das Gleich-
gewicht der artikulatorischen Kräfte statt findet, welches zu einem wohlartikulierten notwendig
ist. Das 'palative n " in bagne artikuliert die Zunge nicht 'mit der mittlem Partie am Mittel-
gaumen', sondern genauer mit dem Vorderzungenrücken an der Mitte des harten Gaumens. S. 76
behauptet B., daß die fr. Tenuis z. B. p 'durch die weit geöffnete Stimmritze' her%'orgebracht
werde ; das hat er wohl nicht physiologisch festgestellt. Passy vermvitet jetzt mit Jespersen
gleichzeitigen Stimmbandschluß. In Wirklichkeit tritt nach dem Mundschluß unmittelbar, ohne
Stimmbandöffnung oder Hauchenge oder Kehlkopfschluß, leiser Ansatz des folgenden stimmhaften
Öffners ein, wie ja auch sonst im Fr. vgl. S. 252;. Der Versuch einer Erklärung der stärkern
und schwächern Lippenartikulation bzhw. bei p und b S. 78 ist verfehlt. Dieser Unterschied
ergibt sich in jedem Fall aus dem Gleichgewicht der treibenden und hemmenden Kräfte, wie ich
in meiner phon. nachgewiesen, B. nennt 79 die Artikulationsintensität ein 'sekundäres !Moment';
es ist zeitlich jedenfalls das 'primäre' Element, welches aber den Laut nur im einzelnen, nicht
seinen systematischen Charakter bestimmt ; ' auf der Mitwirkung oder dem Fehlen des Stimmtons
beruht' an zweiter Stelle die Bestimmung des Klassencharakters. S. 81 lesen wir: ' Die Artikula-
tionsstellen von ki ke ke ka ko kö ku ergäben eine kontinuierlich nach hinten verschobene Reihe.
Eine ansprechende Beobachtung [nämlich von Trautmann vgl. Volney o. S. 207 ; sie entspricht
leider nicht stomatoskopischen Ergebnissen l. z. I, Taf. iv, 4 — 6=^. B. fragt dabei: 'Ist diese Ver-
schiebung aus einem Ausgleichungsbedürfnis verschiedenartiger Artikulationen zu erklären.' Er
findet die Antwort auf seine Frage in Grutnzels Darstellung der Vokal- und Konsonantenharmonie
I. z. V. 55, 69 und meiner Andeutung der Artikulationsharmonie iv , 128. Vom Kehlkopf-
schlußlaut wird 83 behauptet: 'Im Fr. kommt derselbe nur vor in nach vorn isolierten Wör-
tern, die mit einem Vokal oder h anlauten, gleichviel ob mit stummem oder sog. aspiriertem . .
Die an den Stimmbändern her\'orgebrachte Kehlkopfspirans kennt das Neufr. nicht mehr. Der
Stimmbänderverschlußlaut schwindet im Zusammenhang der Rede.' Die Bemerkungen über Kehl-
kopfschluß sind leider nicht zutreffend. Öffner mit Stimmbandschluß //q : (7^^ . . ^^^ . . 7/y,
wie sie in der deutschen Ausspr. gewöhnlich sind , kommen im Fr. nur ausnahmsweise vor ,vgl.
oben S. 252); der Kehlkopfschluß gehört also im Fr. überhaupt nicht zu den anerkannten Arti-
kulationen. 84: 'Lateral-, Velar- und Faukalschlußlaute sind kombinatorischer sekundärer Bildung
imd treten als selbständige Sprachlaute nicht auf [sie sind eben Lautübergänge wie die Explosionen,
welche B. oben fälschlich als das wesentliche der Schlußlaute ansah. In dem Versuch auf S. 89
die fr. Zischlaute s s zu unterscheiden bringt B. die Artikulationen der Zungenspitze und des
Vorderzungenrückens nicht zur Klarheit; es soll hier, wie bei Sweet und P.\SSY ,0. S. 253 das
Zimgenblatt blade alle Schwierigkeit lösen. Schließlich gesteht er: für s z , welche in der
Tabelle der Kons. 95 als Zungensaumlaute vorgeführt werden : 'Eine genaue physiologische Ana-
lyse dieser Laute ist schwierig . . Die exakte j)hysiülogische Erklärung dieses eigentümlich zu-
sammengesetzten' . . Zischgeräusches dürfte noch immer Gegenstand ]ih(>netischer Erörteningcn
bleiben.' Nicht bloß das Zischgeräusch, vielmehr die Zungenartikulationen sind bei diesen L.iuten
zusammengesetzt, eine Vorder- und eine Mittel/.ungencnge. In den Nachträgen lesen wir S. 102:
204
F. Techmer.
normales sondert P. im Fr. als anormales les voy. palatales arondies oe
0 y [\\], endlich die voy. inacsantuees . . eles sc raprochent toutes des pozi_
cions intcrmediaires et . , se pron. avec la langue moins tandue . . aussi sont-
' Ansatzrohr und Lautrohr sind in dieser Schrift proniiscuc gebraucht worden, doch vorzugs-
weise der letztere Ausdruck , den ich von Trautmann herübergenommen habe und für besser
halte. Ansatzrohr im eigentlichen Sinne des Wortes ist streng genommen nur die Nasenhöhle.'
Über den Begriff dieser beiden Wörter ist nicht so willkürlich zu verfügen , wie es hier von B.
geschehen. Man muß sich nach dem wissenschaftlichen S]5rachgebrauch richten. Der Ausdruck
Ansatzrohr ist von den Naturforschern auf alle Teile des Sprechorgans oberhalb der Stimm-
bänder übertragen worden, weil sie samt und sonders den Klang der Stimme ähnlich ändern,
wie bei einer Zungenpfeife die angesetzte Röhre die Klänge der Zunge. Es ist passender die
Nasenhöhle Nasen- oder Nebenrohr zu nennen. Da aber nur die Artikulationen der Mundhöhle
den Laut der Gattung und Art nach endgültig bestimmen und ohne die Mundartikulationen keine
Laute hervorgebracht werden, selbst nicht durch gleichzeitige Verbindung von Kehlkopf- und
Nasenartikulationen , so gebrauche ich auch wohl für die Mundhöhle den Ausdruck Lautrohr,
natürlich im engem Sinne (vgl. S. 192 . Wir haben es hier mit der Arbeit eines Anfängers zu
thim , welchem noch die nötigen anatomischem wie physiologischen Vorkenntnisse fehlen , der
nicht gehörig mit der Geschichte der Phonetik vertraut, im Fahrwasser der Bkli. -SwEETschen
Schule seine ersten Schwimmversuche macht, namentlich was die Systematik betrifft, und der,
wenn er auch zuweilen von physiologischer Erkläning spricht , nie eine rechte physiologische
Beobachtung dazu angestellt zu haben scheint.
Wir kommen jetzt zu B.s franz. Phonetik. Der Vf. hat sich mittlerweile auch etwas in
deutschen Arbeiten umgesehen,- welche die Phonetik mehr naturwissenschaftlich behandeln. Seine
Darstellung des Sprechorgans und der Teile, wie der elementaren Bewegungen derselben aus der
absoluten (physiologischen) und relativen phonetischen; Ruhelage, der treibenden und hemmenden
Kräfte (nur die Hemmungen nennt er einseitig mit Sievers Artikulationen und des Lautes , als
des Ergebnisses des Kampfes der treibenden und hemmenden Kräfte , alles dies ist hier mehr
naturgemäß und läßt einen Fortschritt in dem phonetischen Verständnis des Vf. erkennen. In
der Systematik ist leider die alte Verwirmng geblieben. Er beginnt wieder mit akustischer Unter-
scheidung S. 5^ Ihrem Klangcharakter nach teilen wir . . die Sprachlaute ein in:
I. Stimmjtonlaute (nur zuweilen stimmlos erscheinend, [also doch z. T'. stimmlose Stimm (ton -
laute, der alte Widerspruch!]
II. Geräuschlaute: a) stimmlose; b; stimmhafte . . Neben der Jüngern) Einteilung der Sprach-
laute nach ihrer Klangbeschaffenheit geht die althergebrachte in Vokale und Konsonanten einher,
die z. T. [!] mit der sub 12 erwähnten [von stimmhaften und stimmlosen Lauteuj zusammenfällt
und aus praktischen Gründen auch hier beibehalten werden soll. Vokal nennt man den im Schall-
raum des Lautrohrs ohne Erzeugung eines hörbaren Geräusches veränderten Stimmton Lalso einen
stimmhaften Mundöffner]. Hier ist die Stimme wesentlich; die Gestaltung derselben in der Mund-
höhle kommt erst in zweiter Linie [nach meiner 0. S. 190 ff. erörterten Ansicht ist die Gestaltung
der Mundhöhle auch hier das die Gattung und Art des Lautes endgiiltig Bestimmende , also das
Wesentliche]. Ein Konsonant hingegen ist ein durch gewisse Hemmungen im Lautrohr [also nach
der Auffassung von B. nicht etwa in dem Kehlkopf] gebildeter Schall. Hier ist die Mitwirkung
der Stimme unwesentlich [nicht mehr und nicht minder als im ersten Fall ; in einem einheitlichen
genetischen Systeme ist man nicht berechtigt das Maß zu ändern , mit dem man die Laute ver-
gleicht und bestimmt] ; Hauptsache ist die lautbildende Thätigkeit des Mundes [also doch nicht
die Artikulationen der Stimmbänder , auch nicht die der Nasenklappe ; die Artikulationen der
Mundhöhle nehme auch ich als das Maß für die Laute an , aber das gemeinschaftliche Maß für
alle Laute. Ich frage nun, wo bleiben die Laute, welche mit verengten und ganz geschlossenen
Stimmbändern bzhw. bei offnem und geschlossenem Munde gebildet werden? Im System des Vf.
haben sie kein Unterkommen gefunden ; sie spielen zwar in der fr. Phonetik keine große Rolle,
aber doch in andern Spr. Für die Öffner werden leider noch nach den Zungenartikulationen,
bei welchen statt vordem Zungensaums' besser Vorderzungenrücken, statt Zungen\M.irzel Hinter-
zunge gesagt wäre (i. z. iv. 119 , die Benennungen, palatale, gutturale und gemischte weiterge-
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 265
eles moins distinctes. Ich unterscheide in der Übersicht 145^ weniger ouver-
tures imparfaites als P. Über seinen son transitoire h oder (a bemerkt P.
64: ce son n'est pas toujour vocalique; . . sa valeur speciale est determinee
führt, 6: 'bei den gemischten Vokalen vermittelt die Zunge zwischen beiden Stellungen, indem
sowohl deren Hinter- als Vorderteil mit der Zungenspitze ["?] sich hebt , während der Zungen-
rücken, also mittlere Oberflächenteil, zuweilen eine leichte Einsenkung bildet [also nicht mehr
im allgemeinen! Ich habe diese Einsenkung bei gehobener Spitze nur in pathologischen Fällen,
wie bei vordem Zahnlücken und besonders an magern Zungen beobachtet , auch Passy schreibt
dem Vf. 162: 'Ihre "leichte Senkung in der Mitte" finde ich nicht.' Worauf B. erwidert 163:
'Die leichte Senkung der Mittelzunge bei Mittelvok. dürfte \-ielleicht auf einem Irrtum beruhen;'
sagen wir vielmehr auf kritiklosem Nachsprechen dessen , was Bell in vis. SP. gesagt.] Als
4. Artikulationsart endlich kommt hinzu die der a-Laute, welche eine eigne Stellung einnehmen,
da sie zu keiner der vorigen Reihen passen. Die Zunge liegt ziemlich platt im Munde und hebt
sich entweder nicht (wie bei sog. reinem a in fr. ame, it. padre , bühnend. Name;, oder nur
wenig (wie beim hellen fr. ä in madame) aus der Ruhelage heraus.' Das a in padre und Name
ist ein Mittelzungenöffner a\ hätte B. die 'gemischten' Öffner richtig bestimmt, so würde er
erkannt haben, daß sie mit den mittlem a-Lauten in eine und dieselbe Reihe gehören, a in
äme zeigt eine geringe Verschiebung der Zunge nach hinten, bisweilen mit entsprechender Lippen-
mndung A, a in madame einen geringen Vorgang der Zunge M- Die Lippenöffnungen werden jetzt
in spaltförmlge und runde geschieden. Das 'Vokalsystem' S. 10 ist Avesentlich gebessert: a ist
richtiger gestellt, a wird jetzt als 'weit', früher unrichtig als eng bestimmt. Man erkennt an diesem
Wechseln, wie wenig der Vf. über weit und eng im Klaren war. Im Konsonantensystem ist die
Unterscheidung von 'Zungensaumlauten' jetzt mit Recht in Wegfall gekommen, leider dafür die
für das System ganz zwecklose Sonderung von momentanen und Dauerlauten eingeführt. Die
Dauer der Laute und Lautübergänge kommen erst für die Synthese in Frage.
Nach diesen allgemeinern Erörterungen folgt die Analyse der fr. Laute, re in peur, welches
in dem Lautsystem 1887 S. 49 fehlte, wird hier ergänzt S. 17; ebenso wird o in homme jetzt
richtiger bestimmt. Für a in ame wird hier bemerkt, daß es etwas [wohl nur akustisch] tiefer
sei als a in engl, father und d. Vater; für a in madame wird hervorgehoben: 'etwas weiteres
Zurücktreten und strafferes Anliegen der Lippen . ., die sich sogar leicht spaltförmig r.u erweitern
beginnen.' Als 'gemischte Vokale' werden hier außer a mit Unrecht wohl in Nachahmung von
Passy vgl. S. 252, 258 f.) die Laute q. o in comment und raison aufgeführt, doch zugegeben : ' Laut-
lich berührt sich der Vok. [q] sehr nahe mit o . . Auch hier [für ^] kann sich die Praxis, je nach
Ermessen mit e oder ce begnügen.' o wird jetzt als 'nur leicht gentndet' beschrieben das gilt
freilich nur für künstlich isoliertes (.E, nicht für das natürliche H^ ) und dafür, wie auch für andre
unbetonte Öffner, eine weitere 'Abschwächung zugegeben: 'Dies erinnert allerdings lebhaft an
die abgestuften Formen der unbetonten Vok. im Deutschen und besonders Engl.' [vgl. hier S. 148].
24: 'Von der Aufstellung einer besondern fr. Vokaltafel . . ist aus Rücksicht auf die gerade in
dieser Frage bereits so zahlreichen Kontroversen abgesehen worden'. Eine zu zarte Rücksicht I
Es ließe sich allerdings in keiner Weise mit dem BELLschen System die Artikulation der Lippen
verbinden, welche B. S. 25 für das fr. Öffnersysteiji so beschreibt: Im allgemeinen straff, ener-
gisch wie die der Zunge. Bei den hintern Vok. mäßige ^'orstülpung der Lippen und Rundung
. . Bei den vordem spaltförmlge Erweiterung der MundötTner . . Neutralität der Lippen bei a.'
5. 31 handelt B. von den 'sog. diphthongischen Verbindungen' ; er verwendet ^ als Zeichen für
die unsilbigc Funktion' bei u ü i_^ und wägt die Stimmen gegeneinander, welche hier für Kons.
(Bali.u, Havet, P.\ssy) und welche für Vok. Lange, Kühn, Schäfer) sind ; er stimmt natürlich
mit Passy, zumal auch Swekt sich handb. 122 für konsonantische Verbindung ausgesprochen.
Nach meinen Beobachtungen ist die ältere Ausspr. als diphtongues ouvcrtcs vgl. die Übersicht
S. 145'') noch heute bei gebildeten l'ARisern zu hören , u // / • daneben aber auch die neuere
Ausspr. als diphtongues demi-ouvcrtcs, namentlich in der bequemern Umgangsspr.. wo die articu-
lations demi-ouvcrtcs unter Umständen dann sogar stimmlos werden. Für den Schulunterricht ist
wohl für den Anfang die ältere Ausspr. zu empfehlen. Die fr. stimmlosen Schlußlaute schreibt
B. jetzt S. -^i p', t', k' , d.h. als Laute mit gleichzeitigem Kchlkopfschluß . welchen letztern
2 06 F. Techmer.
par la pozicion des organes avant sa formacion ^et apres I]. 76: Bien entandu,
noLis neglijerons absolumant les sons tranzitoires. Während P. oben bei der
Bestimmung der Begriffe voyele und consone die hörbare Wirkung und die
Jespersen nur vcrimitct, den ich aber bei bestem Willen nicht habe heraushören können vgl. o. S. 252 .
Die größere Artikulationsstärke dieser Laute und die geringere der stimmhaften wird hier erklärt
'infolge der beträchtlichen Hemmung des Luftstroms in der zum Tönen verengten Stimmritze ' ; für
die stimmlosen hat B. aber Kehlkopfschluß , also vollständige Hemmung des Ausatmungsstroms
angenommen. Wie verträgt sich da seine Erklärung mit dem Gesetz des Gleichgewichts der
treibenden und hemmenden Kräfte? s werde mit gesenkter, nicht wie nordd. [?] mit gehobener
Zungenspitze gesprochen. Anders Passy, welcher o. S. 254 eine Hebung der Spitze beschreibt.
Das W^esentliche ist, daß neben einer Vorderzungenenge gleichzeitig eine geringere Hebung der
Mittclzungc stattfindet, gleichgültig, ob die Spitze oder der Vorderzungenrücken artikuliert; bei
meinen Beobachtungen war es bei S^ die Spitze, bei 5 dagegen der Vorderzungenrücken. S. 43
ist B. im Zweifel wegen der Artikulationsstelle des son mouill^ n , 'die nicht weiter zurückliegt,
als an der Grenze zwischen hartem und weichem Gaumen. Vielleicht liegt dieselbe noch etwas
weiter nach vorn.' In Wirklichkeit liegt sie an der Mitte des harten Gaumens, an der Stelle des
fr. i, ein wenig mehr nach vorn als für deutsches i, wie ich mich durch stomatoskopische Unter-
suchungen überzeugt. Gemäß ihrer Artikulationsbasis neigen die fr. Zungenartikulationen ja über-
haupt mehr nach vorn. S. 44 handelt B. von den ^Gleitlauten'; leider imterscheidet er hier nicht
gebührend zwischen Ubergangslauten und Lautübergängen , ebenso wenig wie seine englischen
Vorgänger bei dem glide. In der li. Abteilung wird die Synthese der fr. I-aute dargestellt. Es
folgen phonetisch geschriebene Texte ; ich lasse als Probe eine Stelle von L. Havet, rev. CRrr.
10. Oct. 1887 p. 251 abdracken, sowohl des Inhalts als der Schreibung wegen:
lä-fonetik deskriptiv ä-pur-sä dopscervasjö dirrekt le-Iä.g ozo[".' u]rdwi-vivä.t e-säk-fonetist etüdi
ävä-tu le-sö d-sä-lä.g mätcerncel: iljä-tät-ä-fi"e.r pur-bjaT -konse.tr lez-idjo'.m le-plü-kläsik , kil-
ce-for-nätünicl ka-le-lä.g'z egzotik e-le-pätwä rsest-provizwärmä ä-lärj£erplä. o.r, letüd de-lä.g
da-gräd-kültü.r ködwi-tu-drwa ä-de-preoküpasj5 dordiro)-prätik : iljä-lä-ksestjö de-metod däsjeiimä,
e-iljä-lä-ksestjö dlortogräf. läglze, lälmä, 1 a^frässe söt-ässerie ä-de-milje delte.v eträze , o-pwse"-
d-vü dlä-pronösjasjö kom-opwse'-d-vü dlä-sae"täks u-dü-vokäbülse.r ; la-mse.t Vol-da-lä.g dwä-dö-
s3-tni.r o-kurä de-trävo dü-fonetisjoe", e-l-mjö srae kil-füt-oe^pö fonetisjae" Iwi-mas.m. do.t(r3 -pä.r,
kikök ?e-tä-swä-pö Ite^gwist te-soke pär-läpsürdite dez-ortogräf än-üzä.z ^dä-le-divre.r-peji; o.r,
£el-ae-sürtu-sokät pur-lafonetisjte" , ki-lä-sä-mjö-k prerson pär-lä-teori , e-pur-la-mae.t'ro-da-lä.g,
döt-Kl-äträ .V tu-le-zu.r lä-prätik. da-sort kiljä, e-kil-dwät-j-ävwä.r, oe"-ljffi"-etrwa ät'ra^-sae-trwa-
so.z, lä-fonetik deskripti.v, lässerimä de-lä.g, lä-reform ortogräfik. vwälä komät-il-egzist ün-zcen-
ekol ki-purswi de-vi(.)ze(z) än-äpärä.s distse'i'kit, mcez-ä-reälite solidoe.r. 3el-k5sidse|.)r lä-fonetik
deskripti.v kom-oe"n-obz3e detüd sa-süfizä t) ä-lwi-mDe.m , e-sel-rovädik pur-sel , vizävi dlä fonetik-
istorik , lä-m3s{.)m se^depädä.s ka-lä-zeogräfi ä-tuzu.r-ü ä-legär da listwä.r. ä-mgem-tä , cel-
K^trodwi dä-lässeiimä de-lä.g ün-nnvcel-metod (lä-metod fonetik; , e-sel-reklä .m ävaec-ärdoe.r lä-
reform do-lortogräf de-div£ers-lä.g.
Über den Sprachunterricht vgl. meine Bespr. von Breal iv. 187: comment on apprend
les langues etrangeres, 1886 und H. Derenbourg IV. 209; auch G. Compayre: hist. crit.
DES DOCTR. DE l'educ. en FR. DEPUis LE xviE s., 5E ED. 1885. Blicken wir auf Beyers Buch
zurück , so zeigt sich, daß der allgemeinere phonetische Teil recht wenig befriedigt , namentlich
die Systematik; wertvoller ist die besondere fr. Phonetik: wie P. Passy, betont jedoch auch B.
hier zu sehr die Umgangsausspr. ; in der Schule ist aber, wie gesagt, vor allem erst die feier-
liche Ausspr. zu lehren; die bequemere stellt sich ja bei weitenn Gebrauch schon von selbst ein.
Ich bin in diesem beitr. z. Gesch. der fr. phon., in welchem ich mich stets bemüht mit glei-
chem Maße zu messen , auf die obigen Arbeiten von Beyer , wie von P. Passy , näher einge-
gangen, damit, sich die Leser selbst ein richtiges Urteil darüber bilden können. Es scheint mir
nämlich, als hätten Beyer und Passy ihre Bedeutung für die fr. Phon, gegenseitig überschätzt.
Die Gegenseitigkeit in der wissenschaftlichen W'ertschätzung wirkt ja gewissermaßen wie ein
Linsensystem, nach der einen Richtung vergrößernd (wie bei Beyer und Passy), von entgegenge-
setzter Seite verkleinernd. W^er die Geschichte einer Wissenschaft schreibt, darf sich weder von
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHDE. 267
Erzeugungsweise nicht streng auseinander hielt, will er. wenigstens in der
Theorie, die voy. und den son silabique sorgfältig geschieden wissen 51:
Le son qui, dans une silabe, a le plus d'intansite. sapele son silabique . .
II nous faut donc distinguer avec soin. en teorie, la foncsion silabique de la
qualite de voy. Die dann folgende Synthese befriedigt weniger als die obige
Analyse, das liegt an der^mangelnden Klarheit über das Wesen der fr. Betonung.
Das Beste hat darüber, wie wir oben S. 210 gesehen, Ackermann ge-
schrieben , zu dessen Darstellung auch die Bemerkung von J. Passy paßt,
welche der Bruder p. 58 anführt: Lorsquon veut apuyer sur un mot . . 'la
plus grand forse est transportee sur une silabe autre que la derniere — souvant
la premiere, souvant la plus importante du mot.' Die letzte Silbe ist in der
Regel schwächer, aber höher.
Die Grundsätze der obigen Darstellung von P. P. könnten denen, die nur
in der Geschichte der fr. Phonetik Erfahrung haben, hier als neu erscheinen.
In Wirklichkeit beruhen sie im wesentlichen auf Verwertung der Ergebnisse
engl, und deutscher Phonetiker , wie sich aus meinem II. Beitrag zur gesch.
DER ENGL. PHONETIK Und einem in Aussicht genommenen III. Beitrag zur
GESCH. der DEUTSCHEN PHONETIK wcitcr ergeben wird. P.s Übertragung dieser
auf fremdem Boden gewachsenen Früchte auf das Gebiet der fr. Phonetik und
Phonographie verdient gleichwohl alle Beachtung seitens seiner Landsleute ;
doch werden letztere wohl daran thun, auch unmittelbar aus solchen Quellen
zu schöpfen, wo die Ausdrücke gutturale, palatale. linguale u. s. w. nicht mehr
eine so zweifelhafte Rolle spielen, wie in der altern Phonetik voyelles: aigues,
graves, masculines, feminine, muette und consonnes: douces, fortes; mouillees:
sowie die Ausdrücke metaplasmes des sons, permutation, apherese. syncope,
apocope , prosthese , epenthese, paragoge. methathese u. s. w. All solche
zweideutigen Termini technici werden in der Phonetik mehr und mehr vor den
genauem physiologischen Erklärungen. Bestimmungen und Benennungen ver-
schwinden müssen. ' P.s letztbesprochenes Werk ist mir leider erst bei Ab-
schluß dieses Druckes zugänglich geworden, so daß ich die Benennungen und
Bezeichnungen seiner Liste p. 11 nicht früher berücksichtigen konnte. In
engem Zusammenhang mit den Arbeiten von P. stehen die eines Deutschen,
F. Beyer, über welche ich S. 261 ff. unten berichte.
ArSENE DaRMESTETER: LA QUESTION DE LA R^FORME ORTHOGRAPHIQÜE.
MEM. ET DOCUM. SCOL. PUBLIES PAR LE MUS. PEDAG. 73. PaRIS . DeLAGR.WE,
Hachette, 1888. — 8°, 24.
Nach D. gibt es in der heutigen fr. Ausspr. folgende voy. pures: . . a
ferme dans pate . . a ouvert dans le pas [diese Benennungen passen für die
fr. a- Laute weniger als für die fr. e-, o-, ö-Laute: nicht der Offnungsgrad.
den gegenseitigen Lobesüberhebungen innerhalb der Schulen, noch von den Bemängelungen einer
entgegengesetzten Partei beeinflussen lassen.
' Ich bemerke das namentlich im Gegensatz zu E. KouRClEZ (PREClS DE PHONET. KR. ov
EXPOSE DES LOIS QUI REGISSENT I,A TRANSFORMATION DES MOTS LAT. EN FR., PaRIS, Kt.lXCKSlECK,
tSSg, 12°, 122; 2 fr. 50', welcher die physiologische Seite mißachtet und p. v schreibt: il n'etait
pas moins rationnel d'adopter ccrtains tennes techniques desormais consacres.
,^g F. Techmer.
sondern der Rück- und Vorgang der Zunge oder, nach der hörbaren Wirkung,
die Tiefe und Höhe des innern Mundhalls sind hier das Unterscheidendcj . .
e ouvert dans cessc , e demi-ouvert dans mais . . [die Unterscheidung dieser
Zwischenstufe demi-ouvert, welcher wir bereits bei einzelnen andern Phone-
tikern o. S. i86, 196, 216, 233 begegnet, scheint im fr. System nicht be-
rechtigt] e ferme dans the . . i o ouvert dans port, o ferme dans pot . . eu
ouvert dans peur . . eu tres ouvert [? so nur bei künstlicher Vereinzelung der
Silbe mit dem sonst natürlich unvollkommen gesprochenen Offher: ce bzhw. //]
et tres bref dans de . . eu ferme dans peut . . ou . . u . . Voy. nasales . .
an . . moyen . . on . . un . . Cons. labiales: b p f v ou cons. 'dans oui ,
u cons. (dans lui; . . dentales: d t s z . . palatales g k i cons. (. . yeu.x . .
pied), 1 mouillee. n mouillee (gn) ch j . . l'aspiration . . liquides: 1 r m n.
Nach dieser Analyse geht D. auf die Geschichte der Schreibung der fr. Laute
ein, aufweiche Darstellung (wie auf sein und Hatzfelds XVl^ siegle) ich schon
oben S. 160 Bezug genommen. Er schildert die Anfänge phonetischer Schrei-
bung im Altfr., die Etymographie in den ersten Jhh. des Neufr., die phono-
graphischen Reformversuche, endlich die Entscheidung der orthographischen
Frage durch die .\c. fr. i i : L'ecole etymologique avait triomphe, au mepris
du hon sens ; car eile partait d un principe errone . . Que dirait-on d'un auteur
qui s amuserait ä donner en note l'etymologie de tous les mots dont il se sert?
. . En face, l'ecole phonetique dresse son drapeau : un signe pour chaque
son. un son pour chaque signe. N'est-ce pas lä l'ideal? Oui, pour le
linguiste ou le physiologiste, qui veut faire l'analyse scientifique des sons
emis par la bouche humaine. Mais ne songez pas ä transporter dans l'usage
courant des procedes de laboratoire. Eine genauere phonetische Schrei-
bung, welche z. B. w . . sourde de poire von w . . sonore de boire (vgl.
Ballu, S. 228, 233. wo diese beiden Laute freilich in der Schreibung auch
nicht auseinander gehalten werden) : die Dauerunterschiede' long, moyen, bref
(vo-1. Ackermann o. S. 211); die verschiedenen Arten der k-Laute von car bis qui
(vgl. VoLNEV o. S. 207) unterscheide, sei in der Anwendung für das gewöhn-
liche Leben unmöglich. Es könne sich also nicht um Einführung einer voll-
kommen phonetischen Schreibung, sondern nur um Vereinfachung der her-
gebrachten handeln, im Interesse einer orthographischen, sprachHchen und
nationalen Einheit, um eine allmähliche vorsichtige Angleichung an die ge-
sprochene Spr. d'apres un Systeme fortement etabli. 15 : Cette langue parlee
a sa grammaire propre differente de la grammaire ecrite, et on a pu la faire
(E. KOSCHWITZ, NEUER. FORMENLEHRE, NACH IHREM LAUTSTANDE DARGESTELLT, 1888
[vgl. unten S. 270^) . . C'est notre devoir de defendre ce tresor national
contre les alterations . . et si nous touchons a la langue ecrite, de ne porter
sur eile qu'une main legere et discrete. D. macht nun seinerseits Vorschläge
zur Vereinfachung der hergebrachten Orthographie in sehr bescheidenem Um-
fange , wie ja auch die ac. fr. dergleichen in den spätem Ausg. ihres Wb.
bereits zugelassen, vgl. das Gesuch von Passy o. S. 256. 17 : Les simplifications
que nous etudions ici ne doivent pas se faire toutes ä la fois, mais s' eche-
lonner sur un espace de temps plus ou moins considerable. L'academie a le
temps devant eile ; eile a aussi l'autorite . . eile pourra poursuivre dans son
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGLI PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 269
DiCT., d'editions en editions. l'ceuvre de simplification. 22: Resumons . . Les
simplifications pratiques sont Celles qui consistent ä remplacer
le th . . ch (= k) . . ph y x (sifflant simple seh et sh g chuintant
par t c f i s ch j
s douce ce oeu en
z eu an ;
ä supprimer, dans l'interieur des mots, la premiere des lettres doubles ou des
groupes de cons. qui ne se prononcent pas, ä laisser tomber l'h muette. Leider
läßt D. hier noch zwei Buchstaben für einen Laut zu z, B. bei den nasalen
Öffnern (an u, s. w.j, bei eu ou; bei ch. Auch macht er keine Vorschläge
zur Vereinfachung der Accentzeichen. Diese sind namentlich zur Unterschei-
dung der verschiedenen e- a- o-Laute hergebracht und könnten da nur durch
neue Buchstaben ersetzt werden, welche wohl nicht allgemeine Annahme finden
würden. Von Bezeichnung der quantitativen Unterschiede, der Dauer, wie der
Stärke und Stimmhöhe, dürfte für gewöhnhchen Gebrauch abgesehen und nur
die qualitativen Unterschiede der Artikulationen der Mundhöhle sollten durch
Accente weiter bezeichnet werden , aber einheitlich , folgerecht und sparsam.
Es könnte z. B. der Gravis \ . wie in der Transskr. der i. z, ,, , als Zeichen
einer verhältnismäßig mehr zurückliegenden Zungenartikulation und
der dadurch bedingten tie fern Klangfarbe, (von Boindin S. 186 durch grave,
von VoLNEY S. 206 durch creux und profond angedeutet), z. gr. T. auch gleich-
zeitig der Länge (vgl. Duclos S. 184) verwertet werden für:
e in pere ä in päte ö in tot im Gegensatz zu :
e in the ä in patte o in port.
i und das häufigste e (imparfait) bedürften keiner weitern Bezeichnung, wohl
aber das Hinterzungen-ü im Gegensatz zum Vorderzungen-ü oder u' . Schwieriger
wird es sein, die hergebrachten Di- und Trigramme:
ou eu an on en cun und ch durch je einen Buchstaben, etwa
ü ce (oeufs) ä ö e of und 9 zu verdrängen. Letztern empfahl
der treffliche Dangeau oben S. 180; Raoux zog nach S. 216 j vor. im Gegen-
satz zu j , welches für den entsprechenden stimmhaften Laut hergebracht ist.
Vgl. meinen vereinfachten Vorschlag unten S. 292. Schließlich spricht D. von
der üblen Rückwirkung einer verkehrten Schreibung auf die Ausspr. und be-
tont die Vorteile, welche eine solche Vereinfachung der hergebrachten Schrei-
bung in phonetischem Sinne für den fr. LTnterricht im Vaterlande wie in der
Fremde haben würde.
A. D. ist am 16. Nov. 1888, zu früh für die Wissenschaft, gestorben. Er
hat sich nicht bloß um die fr., sondern auch um die allgemeine Sprachw. in
vielseitiger Weise verdient gemacht. Zunächst nach der geschichtlichen Seite;
dann hat er sich auch in der Sprachpsjchologie bcthätigt und sich bemüht
die Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Forschung in der Sprachw. zu ver-
werten und die naturwissenschaftliche Methode darauf anzuwenden . mehr in
Schleichers Sinne. Ich habe seine frühern Arbeiten genannt und seine letzten
in meinen Bibliographien eingehend besprochen. Auch des dictionnaire
GENERAL DE LA L. iK. luibc ich gcdaclit . wclchcm er mit IIatzkeld seit einer
270 F- Teciimer.
Reihe von Jahren seine Hauptarbeit gewidmet und das demnächst erscheinen
soll. Ein wohlwollender Nekrolog von G. Paris ist im Bulletin de la sog.
DK LiNG. NO. 33 (VII. i), -188g p. XXXVII — XLV veröffentlicht worden. Ich hebe
daraus hervor p. XU: Tandis que beaucoup de philologues ne sinteressent
qu'aux langues mortes et ne se sentent pour ainsi dire a leur aise que devant
le cadavre, un scapcl et un microscopc en main, il avait Ic goüt et le sens
du vivant. Son csprit philosophique lui faisait parfaitement comprendre
Fidentite des phenomenes des epoques passces et de ceux de l'epoque presente
[vgl. o. S. 185 G^'nin] , et il trouvait au.x .seconds lavantage de pouvoir etre
observes directement dans icur jeu complcxe et changeant. II ne percevait
pas moins nettement revolution constante du langage , faite d'imitation et
de creation et la solidarite qui rattache indissolublemcnt ce qui a ete, ce qui
est et ce qui sera. Profondement verse dans les etudes phonetiques, c'est
cependant l'histoire des idees qu'il cherchait surtout dans Thistoire des mots . .
je n'ai voulu, que mettre en reHef ce qu'on peut appeler la physionomie
scientifique de notre ami, qui fut un philologue crudit, un phoncticicn profond.
et peut-etre avant tout un psychologue.
E. KOSCHWITZ: NEUFR. FORMENLEHRE NACH IHREM LAUTSTANDE DARGESTELLT,
Oppeln, E. Franck, 1888. — 8°, viii, 34.
Wir sahen, P. Passy vertritt in seinem fr. parle die Richtung, den sprach-
lichen Unterricht auf phonetischer Grundlage aufzubauen (o. S. 255); im Gegen-
satz dazu hielt es A. Darmesteter für eine Pflicht, die langue ecrite, ce
tresor national, innerhalb gewisser allmählich zu beschränkender Grenzen gegen
Änderungen zu verteidigen (o. S. 268). Dieser Gegensatz tritt noch mehr
außerhalb Frankreichs im fr. Unterricht her\^or. K. scheint einen andern
Standpunkt einzunehmen; auf die Gefahr hin, es beiden Seiten nicht ganz
zu Dank zu machen, will er hier eine erste Probe geben, 'wie die bald ge-
wünschte, bald gefürchtete phonetische Grammatik der Zukunft beschaffen sein
wird', nimmt jedoch eine milde Beurteilung für das Buch in Anspruch. Mas
den Schwächen eines ersten Versuchs natürlich nicht entsfaneen ist." Es soll
helfen, klarere Ansichten von dem Verhältnis zwischen Laut und Schrift inner-
halb der neufr. Spr. zu verbreiten und damit die Empfänglichkeit für histo-
rische Erklärungen und deren Verständnis zu befördern. Manchem, der sich
mit der Untersuchung neufr. Patois beschäftigt, dürfte es auch heb sein,
die vorhandenen Flexionsreste der Schriftsprache denen der Volksmundart
gegenüber stellen zu können." Das Buch verdient hiernach in Rücksicht schon
auf den fr. Sprachunterricht, und mehr noch auf die fr. Sprachwissen-
schaft als Vorstufe zum Studium der Geschichte der fr. Spr. und der Mund-
arten, unsre besondere Aufmerksamkeit. Zunächst die Erklärung seiner Schrift-
zeichen S. 5 f.:
i. Vokale.
u geschlossenes . . tout [u].
o geschlossenes . . cöne [0].
o offnes . . fort [0].
a hohes . . grappe [^].
u
BEITRAG ZLR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 2~l
[a] tiefes . . pas [äme .;; beide, 'hohes' und ^tiefes', oder vorderes und hinteres
a, sollten in der Transskr. unterschieden, nur zweifelhaftes mittleres a a
geschrieben werden].
q offnes . . succes [£] . . q langes offnes . . etre [ä].
e geschlossenes . . ete [r"!.
i geschlossenes . . finir \z].
geschlossenes . . rue [ti].
ce geschlossenes . . jeu [o].
oe, offnes . . coeur [:?].
e dumpfes . . zwischen ce und oe, liegend [?] . . je [ce bzhw. //].
i^ halbkonsonantisches i . . yole [i J] .
u halbkonsonantisches u . . bivouac [u ;f1.
i'i halbkonsonantisches ü . . suis [//_ ir].
6 nasales offnes [? v^gl. o. S. 222] o: on [oJ\.
ä nasales tiefes a, mit Neigung nach ö: an [a^.
e nasales offnes e . . main [eJ .
oe nasales offnes [vgl. wegen der Hinterzungenhebung o. S. 222] oe . . brun [r?^ 1.
2. Konsonanten.
k (vor e, i; und c [K. will hier wohl einen vordem Zungenschließer l\ \-on
dem hintern l\ unterscheiden; vgl. Volney o. S. 207] stimmloser (nicht
aspirierter) Gaumenverschlußlaut; camp, care.
g stimmhafter . . Gaumenverschlußlaut: fagot Lhier wären dem k^ und l\ ent-
sprechend auch mindestens 2 Abarten zu unterscheiden o-^ g^ garde guide].
X mit Enge zwischen Zungenrücken und mittlerm Gaumen [genauer : mittlerm
harten Gaumen] gebildeter stimmloser Reibelaut, ähnlich ch in deutschem
ich : y in grasseyement [? stimmhaft j] , ill in feuilleton [j ; während ch in
ich = x^; hier ist des Vf. Unterscheidung schon für die normale Ausspr.
und mehr noch wäre sie für fr. Mundarten unzureichend; vgl. unten S. 282"!.
s zwischen Zungenrücken, vordem [mittlem] Gaumen und Alveolen gebil-
deter stimmloser Reibelaut: ch in chaleur [s^ oder i-J.
z dem s entsprechender stimmhafter Reibelaut, j in joli [z^ oder s'J.
t stimmloser (nicht aspirierter) linguidentaler Verschlußlaut: tour [f].
d stimmhafter . . linguidentaler Verschlußlaut: douer [d].
s stimmloser, zwischen Zungenblatt [Vorderzungenrücken] und Hinterwand
der Oberzähne [und den obern Zahnwurzeln] gebildeter Reibelaut: son [s;
auch der entsprechende Zungenspitzenlaut s kommt in der fr. Ausspr. vorl.
z dem s entsprechender stimmhafter Reibelaut: cousin z bzhw. c.
1 mit Verschluß zwischen Zungenspitze und Alveolen gebildeter Seitenlaut:
livre [/].
r alveolarer und uvularer Zittcrlaut: routine [r ;-/.
p stimmloser (nicht aspirierter) bilabialer Verschlußlaut: peau [/>\
b stimmhafter . . bilabialer Verschlußlaut: beau [/' .
f mit Enge zwischen Oberzähnen und Unterlippe gebildeter stimmloser Reibe-
laut: fois [/].
v dem f entsprechender stimmhafter Reibelaut: voir r].
ü mediopalatales [antepalatales. s. die artic. nas. antclinguale Ubers. S. 145*]
272
F. Techmek.
erweichtes i^^ {^i = ng in deutschem singen) [= iV "1 ; ignorant [.v ; das fr. a'
wird an der Mitte des harten Gaumens mit Vorderzungcnrücken , das
deutsche a'^ an der Mitte des gesamten Gaumens mit Mittelzungenrücken
hervorgebracht .
n dentaler (mit t-d- Verschluß gebildeter) nasaler Dauerlaut: nourrir [w] .
m bilabialer (mit p-b-Verschluß gebildeter) nasaler Dauerlaut: mou m],
X =ks: exclure [überflüssig].
3. Hilfszeichen.
Ein Bogen _ bedeutet, daß nebeneinander stehende Vok. diphthongisch zu
sprechen sind ai [rt'j/J.
' vor anlautenden Vok. bedeutet, daß vor denselben keine Elision oder
Bindung stattfindet [ ■ ].
Bindestrich vor Kons, (-z, -t, -r etc.; drückt aus, daß der betr. Kons,
nur im Falle von Bindung als Anlaut der nächsten Silbe hörbar ist ['.er 7 V, . .
über einem Vok. ist Zeichen einer . . Länge [ ~ ! . .
Ein Apostroph ist für sog. stummes e gesetzt ['! vgl. meine Bemerkung
zu Toussaint-Langenscheidts Apostroph S. 241] . .
4. Bemerkungen.
Die befolgte Transskr. mußte schon wegen Typenmangel darauf ver-
zichten , ein vollkommenes Bild der Ausspr. anzustreben 1 folgerechter Ge-
brauch von vorhandenen artikulatorischen Nebenzeichen hätte die Transskr.
vervollkommnet] . . Die Schwierigkeit die 3 verschiedenen Längen mit Sicher-
heit zu unterscheiden, darf als bekannt vorausgesetzt werden [vgl. oben
Ackermann S. 211 und S. 244 f. Langenscheidts halblang]. Ferner unterblieb
die Unterscheidung zwischen hohem und tiefem a . . wegen der Unbestimmt-
heit ihrer Ansetzung bei den fr. Orthoepisten. Als tiefes a äme [a] ist jedoch
jedes entschieden lange (ä) aufzufassen, als hohes [grappe ^] jedes vor mehr-
facher Konsonanz befindliche. Freies und durch einfache stimmhafte Kon-
sonanz gedecktes a ist zumeist tief; durch einfache stimmlose Konsonanz ge-
decktes a ist zumeist hoch [wo die Ausspr. zweifelhaft ist, mag man mittleres
a, wo sie sicher 'hoch' oder 'tief' ist, bzhw. .^ oder a schreiben] . . Stimm-
loses 1 und r, m, n wurden nicht besonders bezeichnet [l r m n, aber auch n ]
. . Auch die Fälle wo u und i^ nach stimmlosen Kons, zu stimmlosen Gleitern
werden, mußten unbeachtet bleiben [w j, auch wj . . Als eine Inkonsequenz wird
man vielleicht c neben k, und x für ks tadeln . . Die fr. Bindungsgesetze werden
als bekannt vorausgesetzt . . Auch die Tonhöhe und Tonstärke (Accent) wer-
den nicht bezeichnet. Die Tonhöhe nicht , weil für ihre Bestimmung noch
jede Voruntersuchung fehlt [vgl. jedoch Ackermann für den Hochton oben
S. 211, mit dessen Ergebnissen die meinigen im wesentlichen übereinstimmen],
die Tonstärke (Hauptton, Nebenton und Tonlosigkeit) nicht, weil für die beiden
schwächern Accente die Gesetze ihrer Anwendung noch nicht genügend erkannt
sind, über die Stellung des Hauptaccents im Worte und des Satzaccents aber
nirgends Zweifel entstehen kann [vgl. Ackermann auch für den Tiefton; der
letztere könnte, wo erforderlich, durch den Apostroph " angedeutet werden;
den regelmäßigen Hochton durch umgekehrten Ap. ' zu bezeichnen kann man
sich allerdings sparen] . . Die hervorgehobenen Mängel unsrer Transskr. werden
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGR.\PHIE.
15
somit durch die vorauszusetzende Kenntnis einiger Ausspracheregeln z. T. wieder
behoben. Die übrigen beruhen, soweit nicht Typenmangel den Ausschlag gab,
entweder auf dem gegenwärtigen ungenügenden Zustande der wissenschaftlichen
Erforschung des fr. Lautstandes, oder auf der Unmöglichkeit, eine vollständige
Genauigkeit da zu erreichen, wo es sich nicht um Angabe der Ausspr. eines
Individuums handelt . . In der Disposition haben wir uns soweit als mög-
lich, natürlich unter Weglassung alles überflüssigen Ballastes, an Lückings
Schulgrammatik angeschlossen." Von Lückings fr. Gr. f. den schülgebr. ist
mir mittlerweile eine 2. verb. A. von 1889 zur Bespr. zugegangen. Ich kann
darauf jedoch an dieser Stelle nicht weiter eingehen. K. hat leider unter-
lassen uns hier zu sagen, wie er sich die Verwertung seiner Formlehre im
Unterricht gedacht hat, welche Stellung er nach dieser Seite den Jung-
phonographikern und der altern Schule gegenüber einnimmt (man vgl. jedoch
die Besprechung von P. Passy littbl. f. germ. und rom. philol. 1889, nr. 3
und die weitere Auseinandersetzung zwischen ihm und Koschwitz daselbst Nr. 5).
Während erstere einzelne Sprechweise in den Vordergrund stellen, be-
tonen K. die 'Normalausspr.' und Darmesteter die Schriftspr. Diesen
drei verschiedenen Richtungen gegenüber, glaube ich einen mittlem Stand-
punkt vertreten zu müssen: man lehre im ersten fr. Unterricht zunächst die
Normalausspr., z. T. doch etwas genauer, als sie von K. geschrieben wird,
was ja mündlich keine Schwierigkeiten bietet: man berücksichtige im weitern
Verlauf auch die Umgangsau sspr. Der Unterricht in der Normal- wie
Umgangsausspr. hat auf natürlichem Wege zu geschehen, d, h. vom Munde
der Lehrenden zum Ohr und den Sprechorganen der Lernenden; die phone-
tische Transskription sollte dabei nicht mit den Schülern gebraucht werden,
sondern den Lehrern für sich vorbehalten bleiben; für letztere wird das vor-
liegende Buch von K., wie die frühern Arbeiten von Passy, von großem
Nutzen sein. Nachdem die Ausspr. gehörig eingeübt und gefestigt worden,
verbinde man mit dem gesprochenen Wort das Wortbild der hergebrachten
Schriftspr. Die behutsame Erklärung der Abweichungen von Schriftspr.
und Ausspr. gemäß der Stufe des Unterrichts erfordert seitens der Lehrenden
Erfahrung im Unterricht und eingehende Kenntnis der Geschichte der fr.
Spr., wofür SucHiER unten S. 273 ff. zu vgl. ist. Die Sachverständigen stimmen
jetzt wohl alle in dem Wunsch überein, daß diese leidigen Abweichungen all-
mählich nach festen Grundsätzen verringert \\erden mögen, was in Frankreich
ja vorwiegend in der Hand der ac. fr. liegt.
H. SUCHIER: DIE FRANZ. UND PROV. SPR. UND IHRE MUNDARTEN. GrÖBERS
GRUNDRISS DER ROM. PHILOL. I. 56 1 — 668. StRASSBURG, TrÜBNER, 1888.
Diese Arbeit nimmt nicht nur in der Sammlung, in welcher sie erschienen,
sondern auch in der Geschichte der fr. Sprachw. und Phonetik im besondern
eine hervortretende Stelle ein. S. behandelt i. die Sprachgrenze, 2. die
lautliche Entwickclung der Schriftsprr. A; bis ins 12. Jh. a) betonte Vok.
. . *^In der Entwickclung der betr. Vok. sind eine Zeit lang die Spr. Frank-
reichs zusammen gegangen . . Diese Veränderungen sind von ten Brink [vgl.
o. S. 149] auf eine Dehnung der kurzen bet. Xcik. in freier Silbe zurückgeführt
Teciimek, ztschk. V. iS
274
F. Techmkr.
worden, auf die auch die Umwandlungen der spätlat. Metrik hindeuten. Die
•Dehnung der Vok. in freier Silbe brachte für a keine wesentliche Klang-
änderung mit sich. Freies u^ (lat. ü und freies i^ (lat. i) gingen, weil die
für einen kur/xn Zeitraum verwendete Kraft nunmehr für einen längern aus-
reichen mußte (nach Cankllos Erklärung), durch Herabsetzung ihrer Artiku-
lation in ö und e über [in der Erklärung der Zeichen des grundr. finden wir
S. X: 'Punkt unter den Vokalzeichen bedeutet den geschlossenen, ^ den offnen
Klang des bezeichneten Lauts', vgl. o. S. 145-' und 148 . o^ und e^ (auch lat. ae)
bekamen bei der Dehnung zweigipflichen Accent d. h. sie wurden Zweilaute]
(öö , ee) , der die Vertiefung [Vertiefung in akustischem Sinne würde nicht
für e^: e zutreffen; das Genieinsame ist hier die Verkleinerung des Öffnungs-
grades] des betonten Teiles (00, e e) und die Entwicklung der Diphth. ie
und üo zur Folge hatte, ie verlegte den Accent auf das vollere ?] e. ebenso
uo, nachdem [?] der 2. Teil des Diphth. im Fr. ziemlich durchgehends . . zu
e [^J abgeschwächt worden war (ue [uh^\ es ist wohl nicht wahrscheinlich,
daß der 2. Teil des Diphth., nachdem er einmal zu jV 'abgeschwächt', wieder
im Schall 'voller^ geworden und den Accent erhalten haben sollte]). Ein
Unterschied bestand aber auch in Bezug auf die Ausspr. seines ersten Bestand-
teils, der in einem Teile Nordfrankreichs mit o wechselt poet, puet, potest),
also wie o [wohl eher wie der kleine gerundete Mittelzungenöffner 0^ , dessen
Vorkommen schon für die lat. Ausspr. anzunehmen (vgl. o. S. 150): auch
für das Afr. spricht G. Paris von pron. intermediaire, vgl. o. S. 157^ im Süden
aber, und so auch im Lothr., den Laut ü hatte [früher war das wohl der . .
kleinste Mittelzungenöffner ?/j vgl. die Übersicht 145"']. Unabhängig von der
Dehnung der Tonvok. hat die Diphthongierung von o^ und e^ vor mouillierten
Lauten stattgefunden . . Auch darin gingen die Spr. Frankreichs zusammen,
daß sie gedecktes 1 und ü, die wohl von Anfang an offne [d. i. verkürzte,
vgl. o. S. 148] Ausspr. gehabt haben, zu e und o werden ließen. Endlich
haben sie das lat. ü , wenn es betont war [auch hier wohl durch den entspr.
Mittelzungenöffner u^] vgl. o. S. 150] in ü umgelautet . . Anderseits gibt es
zwei Gebiete heutiger Volksmundarten, die ungeachtet ihrer sprachl. Zugehörig-
keit zu Fr. das lat ü wie ü ["? u oder 11^ aussprechen, beide hart an der
Grenze des deutschen Sprachgebietes . . Beisp. : aus Lüttich rivnou (revenu) ,
pierdou (perdu) . . Ascoli u. aa. vor ihm haben den Übergang des ü in ü
auf eine kelt. Eigenheit zurückführen wollen, da auch im Kelt. ü zu ü und
und sogar weiter bis zu i vorgeschritten ist [vgl. o. S. 149, 157] . . Was
sonst von Einflüssen des Kelt. auf die Lautgestaltung des Roman, angesetzt
worden ist, hat im ganzen geringe Sicherheit [vgl. meine Bespr. von Windisch
IV. 331] . . Ich schließe hier gleich andre Fälle des Umlauts an . . Von den
fr. Lautveränderungen schicke ich diejenigen voran, die auch das Mittel-
rhonische teilt, au ist . . im Fr. und Mittelrhön. . . zu o^u, vor Kons, zu o
geworden, z. B. causa mrh. chosa fr. chose. ä (lat. ä, ä in freier Silbe) ist
im Fr. vor m und n zu ai geworden : panem pain . . Vorhergehendes pala-
tales c oder y verhindert den Lautübergang : canem . . chien . , Sodann ließen
der Norden und das Mittelrhön, e in ei und parallel ö in ou übergehen . .
Ein paar Jhh. später sind dann die Bestandteile der Diphth. ei und ou dissi-
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
275
miliert worden zu oi und eu . . oi ist in Paris erst im 13., eu wahrscheinlich
schon im 12. Jh. durchgeführt worden. Diese Diphthongierungen sind bereits
spezifisch fr. Ebenso die Tonerhöhung des ä . . Der Wandel stellte sich zu-
erst hinter Palatalen ein . . nasum zu nes . . Im Altfr. hat die Nasalierung
einen noch größern Umfang gehabt als gegenwärtig . . Über die Frage, wann
jene Lockerung [Öffnung] des Gaumensegels eingetreten ist, gehen die Mei-
nungen zur Zeit noch auseinander . . So zögere ich nicht. Diez Recht zu geben,
der die Nasalierung des o schon für das g. Jh. ansetzt I. 448). Ich glaube,
daß sämtliche Vok. zugleich von der Nasalierung ergriffen wurden . . Die
Nasalierung vertiefte den Klang der Vok. o^, a, e^, e derart, daß o mit o ,
daß e mit e^ [a mit .4, n mit 0] vor Nasalen identisch wurden; daher afr.
respo nt respondet, some sauma sagma, e^nz intus vvas S. hier im allgemeinen
sehr richtig akustisch als Vertiefung benennt, habe ich o. S. 222 auf seine gene-
tische Ursache, auf unwillkürliche Hinterzungenhebung und -rückgang zu-
rückgeführt; es stimmen hier also die durch geschichtliche Induktion gewonnenen
Ergebnisse mit den physiologischen überein] . ß) Unbetonte Vok. Der Ab-
fall der Endvok. hing nach Darmesteters Formulierung (romania V. 140', mit
dem Ausfall der vortonigen Vok. zusammen. Es fielen ab oder aus u o e i
(nicht a), sobald sie unmittelbar hinter der betonten oder nebentonigen Silbe
standen und für die Ausspr. nicht absolut notwendig waren : ämbuläre . . ambler
. . Nach ScHUCHARDT (zTSCHR. F. ROM. PHIL. IV. 142) hängt die Abschwächung
und der Ausfall der unbet. Vok. mit der Diphthongierung der bet. derart zu-
sammen, daß beides von derselben Ursache bewirkt worden ist, nämlich von
einer Verstärkung der betr. Silbe , welche zweigipfliche [? eine und dieselbe
Silbe kann nie 2 Gipfel haben; es ist ja das Wesen der Silbe, daß sie nur
durch einen einheitlichen Atmungsdruck erzeugt wird] Betonung erhielt
und von der gleichzeitigen Abschwächung der unbet. Silbe, die auf das ge-
ringste Maß der Betonung herabsank . . Unbet. i wurde e im Fr. . . unbet.
a wurde e [h^; Such, spricht dann von der 'Verstummung des dumpfen e']. .
f) Konsonanten . . Gleichsetzung von intervokalem di und j . . von g und
j, wenn auf jenes e oder i folgte, und die Assibilierung des in diesem Falle
j oder g entsprechenden Lautes y, der mit di- gleichstehend zu dy, dzy, dz
wurde, diurnum . . jorn, jam . . ja, gentem . . gent . . Wie dy zu dzy, so
wurde ty'- zu tsy"- . . puteum . . puiz . . Indem ich in Bezug auf die Ent-
wickelung der Kons, die Ansicht V. Thomsens für die plausibelste halte [vgl.
o. S. 149], setze ich für die vorlitterarische Zeit mehrere mouillierte Kons, an,
die aus verschiedenen lat. Quellen hervorgegangen sind und in der spätem
Überlieferung uns nur noch spurenweise entgegentreten [auch in der nfr. Ausspr.
gibt es mehr Schließer mit gleichzeitiger Hebung des Vorderzungenrückens an
der i-Stelle, als die Schrift anerkennt, vgl. Passv o. S. 253]. Das auf Strichen
Lothringens und Languedocs erhalten gebliebene mouillierte s [also wohl mit
gleichzeitiger Vorderzungenrückenhebung = s\\ darf als § [mit gleichzeitiger
Mittclzungenhebung, s} angesetzt werden ? die gleichzeitigen Vorderzungen-
rücken- und Mittelzungenhebungen bedingen freilich verschiedene Laute] : es wird,
wo es nicht phonetische Umwandlungen erfahren hat. als s gesprochen. ICs
entspringt aus lat. ssi\ aus sce, sei, sti*- und x . . Das mouillierte t ist ge-
iS-
lyö
F. Techmer.
wohnlich aus et hervorgegangen . . factum . . fait . . Von den Zwischenstufen,
die von verschiedenen Gelehrten angesetzt werden, um den Übergang des
lat. et in die rom. Laute zu erklären, .scheint mir Thomsens mouilliertes oder
jotiertes t't' die größte Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. Doch hat
ScHUCHARDT für eine abweichende Ansicht 'die Zwischenstufen xt, "ftj gewich-
tige Gründe vorgebracht (ztschr. IV. 146), so daß die Frage für noch unent-
schieden gelten muß . . 1 mouille ist aus 1 -j- y . . entstanden . . n mouille
entspricht n -f y . . Die Assibilierung des c vor e und i ist bekanntlich auf
dem gesamten rom. Sprachgebiet mit Ausnahme Sardiniens eingetreten. Die
ältesten inschriftl. Zeugni.sse tauchen gegen ICnde des 6. Jh. auf . . so zeigen
die Mundarten überall an Stelle des assibilierten c denselben Laut wie an Stelle
des (weit früher) assibilierten t : dieser Laut ist im äul.^ersten Norden t.s , im
übrigen Frankreich ts. Die Grenze der beiden Laute geht durch die Departe-
ments der Oise und Aisne; z.B. caelum pik. chiel, norm. Schriftspr. ciel . .
Bei intervok. ti und c aber hat das y eine ganz andre Wirkung gehabt als bei
intervok. ci: dort ist nach der Assibilierung (tsy) y dadurch hinter ts ge-
schwunden, daß es sich an ts assimilierte, d. h. die Quantität vermehrte, ohne
die Organstellung zu modifizieren (faciat fatsyat fatssat fattsat fr. facet). Ich
bemerke noch, daß die aus ci entsprungene Gruppe ts eine Zeit lang weiter
hinten gesprochen sein muß (etwa ts [ky\\ = 7.|5 ?]) als die aus ti entstandene,
daß also mit ts in beiden Fällen keineswegs vollkommene identische Laute
bezeichnet werden sollen [hier wäre also eine genauere phonetische Schrei-
bung notwendig, vgl. die Übersicht 145'']. Auch an Stelle des intervok. ci
spricht der pik. Teil des Nordens ts (fachet) , und in diesem einen Falle könnte
das Pik. einen ursprünglich über ganz Frankreich verbreiteten Laut bewahrt
haben. In allen übrigen Fällen aber ist das pik. ts als Vergröberung von ts
anzusehen . . Der Laut tV hat nach der Erweichung der Intervokalen überall
die Mouillierung eingebüßt und wurde . . im Fr. zu s vereinfacht . . das Fr.
hat erst im 13. Jh., zuerst in Lothr., den t-Vorschlag aufgegeben . . Den Laut
b f ungefähr engl, weiches th'] hat das Fr. in der i. Hälfte des 12. Jh. all-
mählich verloren und zwar sowohl im Inlaut als auch im Auslaut, wo es wahr-
scheinlich stimmlose Ausspr. (0) hatte [ich habe diese Laute 5^ s^ in der
Übersicht S. 145'' als mundartliche in Klammern gesetzt; dem entsprechend
auch z s in dem vereinfachten fr. System S. 292]. . . Eine für die mundart-
liche Gestaltung Frs. sehr wichtige Verwandlung hat c vor a erlitten, indem es
auf einem breiten Gürtel . . palatal wurde . . In Frankreich ist aus c' all-
mählich der Laut ts entwickelt worden, der mundartlich bis heute erhalten ist
. , Beisp. : cantat . . fr. chantet . . Die Lautgruppe tV wurde zwischen Vok.
stimmhaft . . Es entsprach daher zu der Zeit der intervok. Erweichung lat. c
und lat. ti zunächst dV: placere platVere pladVere . . Dieser Laut dV verlor
im Fr. den Vorschlag d' und z erfuhr die gewöhnliche Auflösung der mouil-
lierten Laute (pla-z'-ier pla-is-ir . .) . . b) Veränderungen im 12. Jh. . .
Im Fr. ist . . der Diphth. ai, der bereits vorher zu e^i geworden war, wie die
Assonanzen ausweisen, zu e^ kontrahiert . . Auflösung des 1 durchgeführt . .
B. Übersicht der Laute des 12. Jh. . . der franz. [vgl. G. Paris oben
S. 156 fr.].
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UNT) PHONOGRAPHIE.
■t t
Selbstlaute: o o ä a e e e e i ü ue ie ei dumpfes e (aus unbet.
o a i). Von Nasenvok. sind hier nur diejenigen aufgeführt, welche besondere
Laissen bilden . . von Diphth. ebenfalls . . Es existieren noch ^was manche
leugnen) die Nasalvok. o" \ \x .
Mitlaute: Verschlußlaute
Reibelaute
velares
palatales
dentales
labiales
stimml.
stimmh.
stimml.
stimmh.
C
g
ts
dz
1 t
d
s e
z b
P
b
f
V
Nasale Zitterl. Halbvok.
\
n
m
\\ oder u ü
Hierzu mouilliertes 1 und n. Ferner h . . Der Laut o wird gern mit u aus-
gedrückt, das also doppelte Funktion hat [vielleicht auch die der gerundeten
Mittelzungenlaute o^ it^ mit andeutet, s. die Übersicht 145^". Für ue wird
entsprechend oe geschrieben Vgl. o. S. 157 über o_ ti' . . Für den Laut b
wird gewöhnlich d, zuweilen auch das engl, th geschrieben (veüthe). Im Aus-
laut tritt auch t dafür ein, welches vielleicht den Laut 9 bedeuten soll . . Die
Schwächung der Vok. unbet. Endungen zu (dumpfen e kennt nur das Fr.
Auch besitzt nur dieses den von den Franken importierten Laut h . den das
Lat. schon in der ältesten rom. Zeit eingebüßt hatte : vgl. fr. herde fränk.
hirda. fr. hache fränk. hapja [und o. S. 154]. C) Die Entwickelung der
fr. Laute seit dem 13. Jh. fvgl. o. S. 155] . . Wie ou in eu, so ging ei
in oi über, jedoch erst im 13. Jh. . . oi nimmt schon im 13. Jh. die Ausspr.
oe , oe an. . . ts dz ts dz (chanter, joir, cent, doze) verlieren den t- oder d-
Vorschlag . . Der Diphth. ue wird zu oe kontrahiert . . Während des 14. und
15. Jh. "s. o. S. 159] sind hauptsächlich 4 durchgreifende Lautwandlungen ein-
getreten , die das Altfr. mehr und mehr der modernen Sprachform genähert
haben. Altes ie ist zu e geworden . . Dumpfes e im An- und Inlaut ver-
stummt vor folg. Vok. : cheveleüre . . a verstummt ähnlich vor bet. Vok. . .
aoust augustum . . Das dumpfe e verstummt ferner, wo ihm ein voller Vok.
oder Diphth. vorausgeht, z. B. prai(e rie . . Hinter Kons, verstummte e in
der vulg. Spr. seit dem 16. Jh. : p(e tite. in der gebildeten erst später . . Die
wichtigsten Veränderungen, welche das 16. Jh. [o. S. 161 ff.l erlebte, sind die
Umgestaltungen der Diphth. au, oi, ai . . Im 16. Jh. vereinfachte die Spr. des
Pöbels und des Hofes den Diphth. [oi oe_ oc^' zu e^ in einer Anzahl von
Worten und Formen . . Fran^ois . . das Voltaire iZaikk 173:! auch in die
Schreibung einführte, die die ac. erst 1835 anerkannte (connaitre ... In
allen übrigen Fällen ist der Diphth. o e zu o a jetzt ua geworden . . Die
Nasalvok. ü" (un) und f (in) nahmen wahrscheinlich im lo. Jh. eine etwas
geöffnete Ausspr. (oeT und e) an, die im 17. Jh. noch weiter geöffnet wurden.
Das gleiche gilt für ö_ [Vf. sagte oben sehr richtig: 'Die Nasalierung vertiefte den
Klang der Vok. ^ was bei yr^und trotz der Lippenerweiterung bei .\ durch unwill-
kürlichen Rückgang der Zunge bedingt worden ; ich habe noch in der gegen-
wärtigen fr. Ausspr. c\ als petite nasale beobachtet. Dadurch flössen die ehe-
maligen Laute eun und un, ain und in in der Ausspr. zusammen. Seitdem besitzt
278
F. Techmkr.
die fr. Spr. [Normalausspr.j nur die 4 Nasalvok. (\ ö^ ä oe^ [genauer o __ e^ a^ oJ\
. . Die Verwandlung des 1 mouillc; in y und das Verstummen des sog.
h aspiree fällt ins 18. Jh. . . jenes gehörte im 17. Jh. der niedern PARiser
Spr. an, welche allem Wehren und Warnen der Gramm, zum Trotz in den
wichtigsten Umwälzungen, die mit dem 16. Jh. die gebildete Ausspr. erfahren
hat, tonangebend gewesen ist . . Vf. wird im Verlag von Niemever in Halle
erscheinen lassen : die lautentwickelung der fr. spr. von der romanisierung
GALLIENS BIS ZUR GEGENWART [nach der hier gegebenen trefflichen Übersicht
dürfen wir davon gewiß weitere Förderung für die fr. Phonetik erwarten].
D) Die lebende fr. Spr. . . Selbstlaute:
u o ö^ [*? o^ o^ ^ ^ ^t ^c ^c e i ü
nous dos rond encore vent pate patte mais faim aime mari nature
oe ce ce
c c
eux un leur
Mitlaute: Verschlußlaute Reibelaute Nasale Zitterl. Halbvok.
velares
palatales
dentales
labiales
stimml .
stimmh .
stimml .
stimmh.
k
g
y
j
t
d
s s
z z
n
r 1
P
b
f
v
m
u u
Hierzu mouilliertes n [a^J. Stimmlos sind n m i u ü r 1 . z. B. in picnic
schisme tien toit puis pre clou . . Abgesehen von dem leisen Vokaleinsatz
, . sind es besonders folgende Punkte, welche bei der Ausspr. des heutigen
Fr. dem Deutschen Schwierigkeit machen: das Verstummen des dumpfen e,
die Quantität der Vok., die Quantität der Kons., die Betonung, die Melodie,
das Tempo, die Bindung [vgl. o. S. 244 ff. meine Bespr. der Toussaint-Laxgen-
scHEiDTSchen Bezeichnung. Wie Langenscheidt setzt S. für die Öffner außer
langer und kurzer halblange, ja noch mehr, überlange Dauer an. Über die
'Betonung' bemerkt Vf. 591 nach Pierson (s. o. S. 237 : 'Die fr. Spr. läßt,
und zwar schon seit dem 16. Jh., die Tonhöhe und Tonstärke am Satzschlusse
p-ern auseinanderfallen, so daß der stärkste Accent auf die letzte Silbe, der
höchste Ton der Sprachmelodie auf die vorletzte Silbe fällt' [ich habe be-
reits bei Pierson, S. 237, wie bei Ballu S. 231 und Passy S. 247 bemerkt,
daß Ackermann die Betonung anders und richtiger dargestellt (o. S. 211:].
3. Lautliche Entwickelung der Mundarten.' Über letztere unterrichtet
uns die neugegründete Ztschr. für fr. Mundarten, deren Bericht ich mir hier
zum Schluß vorbehalten habe.
REVUE DES PATOIS GALLO-ROMANS. RECUEIL TRIMESTRIEL PUBLIE PAR J. GiLLIERON
. . ET L ABBE RoussELOT. Nos I — 8. — Paris, Champion ; Neuchatel, Attinger
1887—8.
Rousselot: introduction a l'etude des PATOIS I. I — 22. R. geht I. von
der Entwickelung der Spr. und Laute im allgemeinen aus. P. i : Les sons
parcourent avec une vitesse inegale la carriere de leurs transformations . ici
s'arretant ä une etape, plus loin ä une autre, lä atteignant la limite extreme
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
279
de leiir vie, ailleurs restant presque immobiles ä leur point de depart, ailleurs
encore occupant les points intermediaires de leur developpement. Aussi l'ob-
servateur attentif qui traverse nos campagnes et qui en etudie les patois,
voit-il reparaitre ä ses yeux tout le travail qui s'est accompli au sein du gallo-
roman depuis pres de deux mille ans . . Dans les patois . . le mode de trans-
mission est uniquement la tradition orale . . rien n'entrave Tevolution naturelle
de la langue. Lenfant reproduit le parier qu'il entend avec lexactitude que
comportent limperfection de son oreille et la paresse de ses organes.
II. Systeme graphique. P. 4: Que l'on respecte l'orthographie histo-
rique d'une langue litteraire, cela se con^oit , . [vgl. o. Darmesteter S. 268]
Mais . . il est necessaire que la graphie des patois soit une image fidele de la
prononciation, c"est-ä-dire qu'elle soit phonetique . . il n'est point necessaire
de figurer rigoureusement tous les sons individuels; il suffit de les classer et
de donner ä chaque categorie, ä chaque espece bien determinee un signe special
. . Nous distinguons;
1° Les simples resonnances , que nous figurons de la maniere suivante :
Reson. pharyngiennes [man vermißt eine genauere Bestimmung dieses Begriffs;
es handelt sich wohl namentlich um Schlundstimme; vgl. oben Mandl S. 218;
die Bewegungen in und am Schlundkopf sind wesentlich für die verschiedenen
Stimmregister, wie ich in meiner phox. I. 24 f. gezeigt, sie sind aber nur
unwillkürliche Mitbewegungen bei den verschiedenen Lauten, welche mit den
wesentlichen Artikulationen des Kehlkopfs, der Nase und der Mundhöhle aus-
reichend bezeichnet sind (vgl. o. S. 221 f )'| ; ^ . . Reson. nasales fortes : " . .
Reson. nasales faibles : " . ,
2° Les sons, que nous representons par des lettres et des signes dia-
critiques. Nous subdivisons les sons en 4 classes [hier werden leider die
Artikulationen der Mundhöhle nicht gebührend von denen der Stimmbänder
und der Nase auseinander gehalten].
A) Les sons fondamentaux,
1° Consonnes: b d f / [handschriftliches S^ g dur) h (aspiration forte)
j k 1 m n p r J [handschriftliches j] (s dure) t v z. Nous y ajoutons: Ch
(ch fr. [im Original mit eingefügtem kleinem h , welches letztere ich hier rechts
unten setzen lassen muß ; alle solche neugebildeten Buchstaben bereiten Schwie-
rigkeiten und sollten ganz vermieden werden]) 1 (l mouillee n n mouillce,
gn fr.) c" (ch dur allemand) ^ (ch doux allemand) x {x voisinc du c" n' (n
gutturale) r' ;r grasseyee) s th dur angl.) z th doux angl.) r [r interdentale'
t„ (t angl.) r" (r fortement roulee).
Signes diacritiques des cons.: marque une cons. mouillee; " une
fricative ; ' une gutturale; une cons. dont le point d'articulation est avance
vers les dents ; une cons. dont le point darticulation est rcculc (leider sind
diese Nebenzeichen in der betr. Bedeutung weder hergebracht noch symbolisch,
sondern ganz willkürlich und infolgedessen ebenso leicht zu verwechseln, als
schwer zu behalten].
2° Resonnan tes : 1 n r.
00c
3° Semi-voyelles: y (y fr. dans yeux); w (w angl.); w (u dans nuit).
28o ^- Techmer.
4" Voyelles: a e i o u « [ou fr.) ce eu fr. e' 'e muet fr. dans me).
Signes diacritiques des voy. . . brcvcs: . . longues: ' . . ouvertes
. . fermces : ' . . nasales: ^ . . demi -nasales : " . . toniqucs: , . . Une voy.
depourvue de signes diacr. est une voy. indeterminee. Une voy. sans un
signe de quantite est une voy. dune duree niojenne. Une voy. sans le signe
ou ' est une voy. moyenne.
B) Les sons intermediaires sont ceux qui se placent entre les sons
fondamentaux . . Nous les representons par deux lettres superposees marquant
les deux limites extremes entre lesquelles ils evoluent (ex. ä ;i v'' k^ etc.).
[Hiernach könnte man annehmen, daß in der Phonographie von R. die Buch-
staben (lettres) die Grundlaute (sons fondamentaux) gewissermaßen als Grenz-
punkte (limites extremes) bezeichnen sollen, während die größere Masse der
sich zwischen den Grenzpunkten stetig entwickelnden Laute (sons intermediaires'
durch zwei übereinandergestcllte Buchstaben anzudeuten wären: diese Schrei-
bung dürfte bei folgerechter Durchführung des Grund.satzes sehr schwierig
und für gewöhnliche Druckereien unausführbar werden. In der Lautschrift der
I, z. sollen die Buchstaben mit ihren symbolischen Nebenzeichen weitere Laut-
gebiete bezeichnen, nur die Grenzpunkte, wo sich diese Gebiete berühren
und durch welche die Laute in ihrer geschichtlichen Entwickelung nur hin-
durchgehen , wären , und zwar sehr selten . durch übereinandergesetzte Buch-
staben zu bezeichnen z. B. k^].
C) Les sons pleins sont figures par nos caracteres ordinaires (a . . k).
Dl Les sons incomplets sont ceux qui n'ont pas encore acquis toute
leur plenitude, ou qui sont en train de disparaitre. 11s sont notes avec des
caracteres plus petits (e . . h etc.) . . oü nous avons besoin de marquer plu-
sieurs degres [!] dans Tevolution d'un son intermediaire . .. nous employons
de petits chiffres (ex. ä' ä"" . . etc.) [mit der Verwendun^g der Ziffern muß
man sehr sparsam verfahren, da sie in keiner Weise symbolisch sind: die
WALKERSche Bezifferung hat sich nicht bewährt]. On voit: 1° Oue nous emprun-
tons a l'alphabet et aux usages typographiques fr. la plupart [! de nos signes.
2° Oue nous conservons ä ces signes la valeur qu'ils ont en fr. [diese beiden
guten Grundsätze ließen sich wohl noch folgerechter verwirklichen ; vgl. meinen
Versuch unten S. 292] . . 3° Que chaque signe a toujours la meme valeur wohl
zu beachten, bloß in derselben Stellung; am besten würde dasselbe Zeichen
nur in einer Stelle und immer in derselben Bedeutung gebraucht, um Ver-
wechselung zu vermeiden! et que chaque son est toujours represente par le
meme signe . . 4° Que chaque son est figure par un seul caractere . . 5° Enfin
que nous n'employons aucun signe qui ne serve ä figurer la pron. Nous ne
laisons donc usage ni de l'apostrophe, ni du trait-d'union.
III. Analyse des sons.
1° Resonnances et sons incomplets . . ^ represente une reson. qui se
produit dans la gorge [? hier haben wir es wohl mit den oben gen. reson.
pharyngiennes zu thun (vgl. Mandl o. S. 218, Edwards 237)] et qu'aucune
lettre ne saurait rendre. II me semblait entendre . . rien de determine 'wenn
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 28 1
nur die Artikulationen physiologisch festgestellt sind, werden sich auch geeignete
artikulatorische Nebenzeichen finden, sie zu bezeichnen] . . La resonnance nasale
s'entend apres Ti dans plusieurs regions du midi . . vl'^ (vin). Je Tai entendue
de la bouche d'un normand apres m dans Ö'rn (hemme) 'es handelt sich hier
wohl bzhw. um z^ und n^^, von letzterm spricht auch P.4.ssy o. S. 252: über
unartikulierte nasale Resonanz s. o. S. 190 ff. 21 gl. Les sons incomplets mar-
quent une seconde etape dans la genese des sons. ou un avant-dernier degre
dans leur disparition . . dans ky ^y. il arrive que k- et ^ s"affaiblissent telle-
ment qu'ils deviennent presque meconnaissables. On sent bien qu'il y a quelque
chose de plus que y. Mais on ne devinerait pas quoi, si l'on navait recours
aux patois voisins. Ainsi, dans les environs des Pau, mön-:?ye't (mongette.
haricot) ne devient clair que si on le compare avec les formes mön^e't et
mönye't appartenant ä des patois voisins, qui nous indiquent : lune, le point
de depart; l'autre, le point d'arriyee de l'evolution phonetique [den Übergang
würde ich durch ^ bezeichnen (vgl. die Übersicht 145''. wo der Laut schon
für Volkslat. angenommen wird ; ich habe ihn auch für fr. Patois in Klammern
gesetzt), dieser Laut fehlt in R.s Schreibung].
2° Consonnes . . fondamentales . . Les personnes incapables de
pron. 1 et n remplacent ces deux cons. par ly et ny . . la langue est coUee
au palais. Mais, eile touche sur toute sa largeur Tavec le dos anterieur' pour
1^ et n , par les bords [la pointe] seulement pour ly et ny. On peut s"en assurer
en badigeonnant le palais [besser die Zunge] avec un melange de farine et d'eau
gomee [und mit chinesischer Tusche] : les points de contact s'impriment sur
la langue [bzhw. an dem Gaumen, vgl. o. S. 225] . . Le h all. est forme par
un courant d air qui passe par la bouche largement ouverte ; il semble venir
de pleine poitrine [R. übersieht die Hauchenge der Stimmbänder IV. iig ^ ].
Le h que l'on entend en Fr., particulierement en Saintonge, se produit dans
la gorge [la bouche . . ouverte, vgl. die Übersicht S. 145=' ouvertures aspirees;
s z beschreibt R. als produits entre le dos de la langue et le palais; sie
können auch mit der Spitze hervorgebracht werden. S. 5 schreibt R. : c'' (ch
dur all.), ^ (ch doux all., " une fricative, wo die nicht physiologischen Benen-
nungen dur und doux doch wohl aphone und phonique. also verschiedene
Stimmbandstellungen bedeuten sollen; S. 8 sagt er dann aber: (f. entre la
partie moyenne de la langue et la region d'articulation du k suivi de i. Dem
fr. k vor i würde der vordere Zungenrückenschlul.Uaut /; und der stimmhafte
Engelaut 7,; dem deutschen k vor i die Mittelzungenschließer k\ 7^ entsprechen.
R. fährt fort; c", entre la racine de la langue et la volle du palais ilieu de
Tarticulation du k suivi de a. o' . Pour pron. s et z [s, ^,] il faut donc
avancer la pointe de la langue entre les dents et faire effort ccnnnic pour
produire s et z. De mcme pour pron. ^ et c''. il faut placcr la langue comme
pour faire entcndre ki et ka . . c^ et ^ se rencontrcnt frctiuemmcnt dans lEst.
[Der stimmlose, dem ka entsprechende Zungenwurzelgaumensegelengelaut würde
.\;, der dem /'„ oder /■„ entsprechende Hinterzungengaumcnbeincngelaut x sein:
oben unterschied R. c als dur und { als doux, hier bzhw. als Mittelzungen-
und Zungcnwur/.cllaut. wenn ich ihn recht verstehe. R.s Analyse ist hier
offenbar nicht ausreichend, nicht einmal für die fr. Mundarten . . c^*" est un c""
282 I*- Teciimer.
modifie par Ic rapprochement des Icvres.' Cons. intermediaires . . Dans la
pron. du v^ les deux lettres [l^vres] sont rapprochces comme pour le b : mais
la fermeture est incomplete comme pour le v [fJ. Articulations cor-
I A. HORNING (zur KUNDE D. NEUWALLONISCHEN, GrÖHERS ZTSCHR. LX. 480 — 496, — ZUR
KUNDE DER ROM. UIALEKTE DER VOGESEN UND LOTHRINGENS, 497 — 5 12} gedenkt der für die
fr. Mundarten sehr beachtenswerten postdcntalen Engelaute. 480 : 'x entspricht nach i dem
deutschen ch in ich, nach a und o dem deutschen ch in ach, doch.' ]I. scheint hienach nur
2 Abarten des x z« unterscheiden. In den fk. stvd. v. 4, die ostfr. grenzdialekte zwischen
Metz und Belfort, Heilhronn , Henninger, 1887 ;8o, 122 S. 5 geht H. auf diese wie über-
haitpt auf die ostfranz. Laute und die Schreibung derselben näher ein. Ich hebe daraus her-
vor : 'a bezeichnet reines, zwischen q und c liegendes [also mittleres] a . . i^ offen nordd. bitter,,
an e anschließend [also ein verkürzter unvollkommener Öffner, welcher in der fr. anerkannten
Ausspr. nicht vorkommt und keineswegs mit den fr. offnen e imd q in eine Reihe zu stellen ist, da
letztere nicht verkürzt , sondern vollkommen artikuliert werden : Z] . . ä 1" 5 sind die Nasalvok.
ffr. an, in, on) [also wohl W_ E_ oj . . u ist fr. ou, u ist fr. u mur , u^ immer kurz, also ver-
kürztes unvollkommenes ü (analog i) , welches in der fr. anerkannten Ausspr. nicht vorkommt],
steht in der Mitte zwischen o und u . . oe klingt geschlossen fr. jeu , ce^ offen fr. peur;, g dumpf
(fr. chemin . . Kleine ', " bezeichnen tonlose, schwach nachklingende i- und u- (fr. ou- Laute
[i ?/] : y entspricht dem deutschen y in Jahr [7'] . . x bezeichnet einen Laut, der noch tiefer [?]
ist als ch im deutschen ach, etwa x^ von Brücke; h ist der diesem x entsprechende sanfte Laut
(gewöhnlich irrtümlich mit h bezeichnet ; es ist vielmehr ein y , dessen Artikulationsstelle mög-
lichst weit hinten liegt) [man sollte es also für besondere fr. phonetische Lautbezeichnung durch
y mit einem symbolischen Nebenzeichen andeuten, s. u. S. 292]. x" entspricht deutschem ch in
ich [lalls die betr. ostfr. Mundarten im allgemeinen die fr. Operationsbasis haben, worüber
H. leider nichts bemerkt, so müßte der fr. Engelaut etwas mehr nach vorn artikuliert werden
als der d. ich-Laut, der fr. als X, , der d. als . . .v,] • • IJ klingt wie n vor gutturalem g c k
[doch wohl nicht ganz wie n ; die verschiedene Schreibung von n l-n , deutet wohl einen nasalen
Zungenrücken Schließer iV, an] . . j ist fr. j, s^ fr. ch in champ, . . c klingt durchweg wie fr.
c in camp, g wie fr. g in gargon [folgerecht hätte H. die postdentalen Schlußlaute hier ebenso
wohl genauer unterscheiden sollen als oben die bespr. Engelaute x x"]- 57 • ^^ einem Teile
des Gebietes , in dem die u-Laute zu i werden , werden sämtliche ce-Laute zu e . , Es scheint
dies aber ein lautphysiologisches Gesetz zu sein , daß nicht bloß für gewisse roman. Dialekte,
sondern auch für deutsche . . ja für alle Sprr. Giltigkeit hat'. 59: 'In dem ganzen Gebiet wird
c ausnahmslos vor a (au) zu ts^ resp. s^ . . vereinzelten Übergang von s^ zu x stellte ich fest für
Inf. §xt^ (kaufen). . . Der beliebte Laut x greift immer weiter um sich . . Nach Vok. und vor
e , i wird c in dem ganzen Gebiet zu h resp. j . . Im Auslaut verdichtet sich h zw x, ] zn s^
. . G, I wird zu dj , resp. j vor allen Vok. . . In einer Reihe von Orten wird anlautendes j . .
zu ;i '. 74: 't wird zu c vor i resp. y in ci (tilius , Linde [hier haben wir wohl ein vorderstes
k oder mindestens k^ anzunehmen] . . tj wird (ähnlich wie c) zu h , resp. j , im Auslaut zu x
resp. s^ , überall, wo es sich gemeinfr. zu is entwickelt.' 81: 'Welches ist nun das histor. Ver-
hältnis von X ('') "nd s^ (j)? Apfelstedt . . meint, daß s^ der ältere, x der jüngere Laut sei.
G. Paris teilt diese Ansicht rom. x. 607 . . Dabei muß auch auf das Wallonische Rücksicht
genommen werden, das jenen x-Laut ebenfalls kennt und dessen X'Gebiet mit dem lothr.
X- Gebiet räumlich zusammenhängt . . Der Ansicht Apfelstedts steht diejenige von
Adam u. aa. gegenüber, die eine Schwächung (adoucissement) von urspr. x z" späterm s^ annehmen
. . Auf ein hohes Alter des x läßt aitch noch folgende Erwäg^ing schließen. Es ist wahrschein-
lich , daß in einem Worte wie musca , das zu mo^x' A^iirde , x sich entwickelte , bevor ca zu ts^
wurde, also auf der Stiife scj oder sty. [H. gedenkt hier des span. x '^''^^ führt eine Stelle von
Schuchardt, ztschr. V. 315 an: 'Das jieuspan. x> altspan. s^ darf man nicht als ein Beisp. von
Stellenvertauschung anführen; s^ ist ein guttural-dentaler [genauer wohl medio-antepalataler]
Laut , dessen Natur freilich noch nicht vollständig aufgehellt ist ; indem die dentale [alveolare]
Enge gelöst wird, bleibt der gutturale [mediopalatale] Reibelaut übrig' [die mittlere Enge, welche
bei J weiter ist, müßte bei X noch enger werden. H. bemerkt dazu:] 'Wahrscheinlich ist es
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. VND ENGL. PHONETIK VND PHONO GRAPHIE. 283
respondant au ch et au g fr. Dans un grand nombre de pat. des artic.
complexes correspondent au ch et au g fr. On distingue presque toujours :
d'abord un element dental qui est t ou t. d ou d [wohl 7\ oder t\ d_ oder d'',
mir, daß x schon altspan. war . ., wie neulothr. s^ eine Abschwächung von altlothr. x ist. Immerhin
mag ein Unterschied angenommen werden zwischen der Artikulation des heutigen span. x und der
des altem.' H. wies, wie wir eben gesehen, auf die wallonischen X'Laute hin. Über diese hat
WiLMOTTE dann eingehender gehandelt.
WILMOTTE untersucht die Artikulationsstellen der postdentalen Engelaute in seiner PHO-
NETIQUE WALLONE REV. I. 25 ; er beschreibt als particularite l'existence dune serie de sons,
partant de laspiree simple pour aboutir a la plus palatale des spirantes. J'ai distingue trois
degres differents , qui constituent : 1° l'aspiree [?] prepalatale , dans laquelle le mouillement est
presque nul : c ' ; 2° Taspiree medio-palatale : c^; 30 l'aspiree post-palatale c 3. Ailleurs la spi-
rante est devenue une labio-dentale dans certains mots. In rev. ii. 38 ff., les Varietes du son
c fy ], geht W. auch auf die von Rousselot angedeutete Unterscheidung von c dur und c doux
ein: Nature du son: Comme Tobserve Sievers . . [ch = JJ,] est ordinairement supradental, c'est-
ä-dire que la pointe de la langue vient frapper l'alveole des dents superieures, pour parfaire son
emission. II existe pourtant une variete du . . [ch], dans laquelle la pointe de la langue est in-
clinee ; il suffit alors d'un leger renflement du milieu de cet organe pour conduire ä un autre son,
quasi-palatal [?], appartenant deja a la categorie des spirantes et qui a ete represente de diverses
manieres : x, xh, h, x et recemment c 5. [Die ersten genauem Unterscheidungen dieser post-
dentalen Engelaute, welche die Griechen durch x bezeichneten, verdanken wir den arab. Gramm.
(vgl. S. DE Sacy: de l.*. pron. des lettres arabes, extr. du ms. AS. no. 260, 1813 ; später
wurde in der deutschen Phonetik der ach- und ich-Laut gesondert, namentlich mit Rücksicht auf
die Schweizer Mundarten. Brücke unterschied in seinen GRUNDZ. (1856 S. 48 f. die stimmlosen
X' X^ X^ ^^^ die stimmhaften y' y^ y3. Ich habe dann in meiner PHON. II. .\TL. Tab. iv. die
stimmlosen Arten Xg, .\'u Xi durch stomatoskopische Bilder veranschaulicht und die stimmhaften
mit 7 bezeichnet, entsprechend dem lat. j, femer l. z. I. Tab. iv A'a A'u A'i ,V sowie die
stimmhaften J^ J 7 J bzhw. als lingiiovelaris, linguopal. post., linguopal. med., linguopal. ant.
dors. benannt, welche Namen ich nun in der Übersicht 145a ins Fr. übertragen habe, weil ich
in der fr. phon. Litteratur bis dahin keine physiologischen Benennungen für die Abarten dieser
Zungenrückenengelaute vorfand. Veranlassung gab hier dazu erst die Berücksichtigung der Patois.
Sehen wir, was W. weiter darüber schreibt:] (T est-il uniforme, ou bien est-il susceptible de
modifications , determinees par la topographie ou les autres accidents physiques? Le but de
cette courte etude est precisement d'etablir la multiplicite des sons c [d. h. jetzt auch für die
fr. Phonetik ; für arab. , deutsche und die allgemeine physiologische Phonetik waren die betr.
Abarten schon vor der Arbeit des Vf. genauer unterschieden], multiplicite qui porte a la fois sur
leur nature organique et sur leur emission. Je distingue c ' c == c 3 et pour chacun de ces sons
j'admets la subdi^asion en c^ et 9" , suivant que la cons. , dite mouill^e, est dure ou douce [?].
Je ne sais si ces mots de dure et douce rendent exactement la nuance de timbre que j'ai cru
percevoir dans certains villages de la province de Liege . . Je compte rassembler bientot des
notes plus abondantes et plus precises et revenir, mieux outill^ [!], sur ce point dülicat de mon
etude [ob es W. besser als den Physiologen und Akustikern gelingen wird die 'Klangfarbe', die
hörbare Wirkung dieser von den benachbarten Öffnern besonders beeinflußten Laute zu analysieren,
bleibt fraglich; es empfiehlt sich auch hier vielmehr den physiologischen Ursachen nachzuforschen,
wenigstens für sprachwissenschaftliche Zwecke; dabei wird sich dann ohne Zweifel herausstellen,
daß es sich hier vor allem bzhw. um stimmlose (aphones, genauer geblasene, soufflees, also
nicht aspirees, wie W. oben angibt; und anderseits um stimmhafte Laute handelt]. Je passe
maintenant aux varietes du son c. La premiere cT' correspond \ peu pres [aber nicht ganz;
hier kommt es auf Genauigkeit an] h. la description sommaire [I] que jai donnee au debut. Le
leger renflement de la langue , quittant la position plus indifferente qu'elle occupe dans l'emis-
sion du . . 'ch = S^, bei diesem Laut ist die Zungenspitze, bei ."^ der vorderste Zungenrücken,
zur Enge und gleichzeitig die Mittelzunge etwas gehoben], suffit a la produire. C'est donc
a peu pres [aber doch wieder nicht ganz] le -ich germanique. Ce qui la distingue, k mon sens,
284
F. Techmer.
vgl. Ackermann o. S. 2I0|. puis un elcment palatal quil est souvent fort diffi-
cilc de determiner . . La comparaison entre difierents patois est souvent neces-
saire pour cette analyse delicate [es handelt sich bei dem element palatal.
welches den Schlußlauten r n entsprechen soll, wohl um die Vorderzungen-
de celui-ci, c'est precisement un caractere ind^cis, quelle doit i la proximit<i dautres sons, plus
voisins des dentales [in der That ist das fr. mundartliche c ein vorderer Zungenrückenlaut, entweder
X. oder .V,, der deutsche ich-Laut ein Mittclzungenlaut A'„ , ch = JT, oder i; sind Vorderzungen-
laute mit gleichzeitiger Mittelzungenhebung, wobei im allgemeinen noch zu beachten ist, daß so-
wohl für die Öffner als für die Enge- und Schlußlaute gemäß der nationalen (Jperationsbasis die
fr. Zunge mehr nach vom strebt als die deutsche, wohl auch in den fr. Mundarten;. J ai souvent
inscrit dans mes notes 'h dental' [der betr. Laut wird weder mit Ilauchenge h = \ noch an den
Zähnen hen'orgebracht vgl. die Tafel l. z. iv, 119 ; es ist also sowohl der Buchstabe h als die Benen-
nung dental unrichtig] tout en me rendant compte de Timpropriete formelle de ce term«, parce que
je n'en trouvais pas de plus adequat dans la terminologie de notre science [d. h. soweit W. da-
von Kenntnis genommen; er benift sich soviel ich sehe, nur auf Sievers' grundzüge, Horning :
ZTSCHR. F. ROM. PHIL. IX. DIE OSTFR. GRENZDIAL. ZWISCHEN MeTZ UND BeLFORT und GiLLIERON :
PETIT ATLAS PHONET. DU VALAIS ROMAN, (vgl. unten S. 288,. A LiEGE et dans un certain nombre
de lieux voisins le son est assez mouille , et il se rapproche encore du . . [ch] , qu'une cmission
defectueuse fait parfois entendre ä sa place, surtout dans les finales en ig . Au contraire, si Ion
se dirige vers le nord-ouest de la province , il se modifie aux depens de sa nature palatale , ce
qui m'a conduit a ecrire dans cette rev. I. p. 26 que le mouillement y etait 'presque nul'. Je
trouve aujourd'hui la caracteristique peu precise, d'autant pfus que, teile quelle, eile con\-iendrait
plutot ä (T^, a condition de la completer. Dans c"^ , la valeur palatale est en effet presque
total ement supprimee, tandis que la valeur aspirative [?] a gagne d'autant. Comme le ich allem.,
c" se rapproche au plus haut point de r cerebral sourd . . Je trouve dans mes papiers une nota-
tion plus expressive que scientifique pour le rendre : h surmontee de r^ et l'indication tres precise [!1
qu il s'agit dun son peu palatal , forme par le soulevement de la partie mediane de la langue,
tandis que la pointe de celle-ci est tout a fait abaissee et que le souffle [mais non pas Taspiration] ,
expire directement de la gorge avec effort, escalade en l'ebranlant, non sans une resonnance assez
rüde, l'obstacle naturel dont jai essaye de determiner la position [durch all das wird man über
das Wesen des betr. Lautes leider nicht genügend aufgeklärt ; eine einfache stomatoskopische Be-
obachtung hätte die Artikulation der Zunge und die Stelle am Gaumen genau festgestellt]. Reste,
dans une region plus septentrionale, le son que je transcris ainsi : (fs, son tres guttural, que j'assi-
milerais volontiers a la medio-palatale de Lundell (pregutturale de Sievers,, si celle-ci ne de-
signait particulierement le ach germanique, dont c 3 n'a pas tout ä fait l'äprete, et dont 9 3 sur-
tout me parait differer : 1° par Taccentuatioö plus discrete ; 2° par la nature des voy. auxquelles
il est, de preference, associe [auf die Zungenstellungen dieser benachbarten Öffner kommt es vor
allem an]. Car c^^, 5^2 et 5^3, comme je Tai indique, n'apparaissent guere que dans leur com-
binaison phonetique avec les sons 1 (e) , ö (o) , ce" et ä la finale. Apres ä , f , o , ?< , ü, ou
bien entre deux voy., il ne subsiste qu'une simple aspiration plus ou moins forte, mais peu
nuancee et presque entierenient soustraite a la palatalisation. Cest a peine si un leger renflement
de la langue vers le fond de la bouche trahit la nature primitive de ce son . . Je designe simple-
ment par c ce son qui est nettement palatal , comme la cons. finale de täc , kd c , büc , etc.
[in diesen 3 Wörtern dürfte im ersten A% von X^ in den beiden andern zu sondern sein], mais en
differe en ce que la langue s'allonge davantage vers les regions dentales, ce qui amene une de-
pression a la partie mediane et un elargissement du canal par lequel s'echappe le souffle ; la
resultante est un son assourdi , presque toujours associe ä une des voy. o , m, u et ayant les
dehors d'une simple aspiration. Mais il suffit de franchir , a Tonest , une certaine limite, sur la-
quelle j'insisterai bientot, pour mieux saisir la valeur de ce c sourd. Nous le voyons alors, presque
sans transition, passer au son . . [ch] , aussi bien que ce c final dont j'ai indique 3 varietes , et
peut-etre avec une nettete plus grande . . Au lieu daboutir a . . [ch] j , le son lat. qui engendre
ailleurs c peut atteindre,- par une autre voie, une extremite bien differente de l'echelle consonan-
tique. A Othee, on dit: bif . . La labiodentale est, d'ailleurs , peu nette . . Mais jai constate
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOORAPHIE.
■^OD
rückenengelaute s z = ä\ 7 und im ganzen um die Zweilaute TjS_ Dj^z^ , t^^s"
d^\Z_, /|5 d)Z. und die einfachen s^ 5„ s s]. Resonnantes. Les cons. resonnantes
sonnent sans les secours daucune voy. Ex. : pr.n (prune).
3° Voy eile s . . la quantite (si eile est longue ou breve) . . le timbre
de .visu que le simple abaissement de la machoire superieure [der Oberkiefer ist ja unbeweglich
am Schädel befestigt; es soll wohl elevation de la machoire inferieure heißen], sans aucune par-
ticipation de la levre inferieure, transforme aisement ce g"', le plus 'dental' de tous les 9 , en
une labio-dentale embryonnaire, que j'ai d'ailleurs retrouvee ä Hermalle dans des mots comme
büc f a un moindre degre, tandis qua LiXHE, je constatais la meme propension a annihiler toutes
les finales . . En poursuivant mes observations vers l'ouest, je nai pas tarde ä rencontrer le son
. . [chl. Jai eprouve une vraie satisfaction lorsque la brave femme que jinterrogeais, en emet-
tant un son indefini [?] , qui n'etait ni . . [ch] , ni c , dans krecT^h et tec"ch m'a pennis de saisir
sur le vii la naissance de cette singuliere transformation. Produit sans le concours des levres, ä Taide
d'une forte propulsion de la langue, projetee contre le sommet des dents inferieures [was doch noch
mit als Ruhelage der Zungenspitze aufzufassen ist, so daß wohl das Vorderzungenrücken-5; erzeugt
wurde ; ich habe bereits öfter wiederholt, daß die Vorderzungenrücken- und die entspr. Zimgenspitzen-
laute nicht bloß in derselben Spr. und Mundart, sondern auch bei demselben Einzelnen wechseln
können] ce . . [ch = ^S^] differe organiquement du . . [ch = 5;,] fr. ; il est plus palatal et moins sifflant.
L'effet auditif est, d'ailleurs, a peu pres semblable. Le ]exi buccal, d'ou il resulte, parait identique ä
celui qui conduit aujourd'hui a la pron. chef, chäl des formes liegeoises, :^yef, 4yäl. W.s Be-
nennungen palatal, guttural, mouille , aspire sind zu unbestimmt, um zu genauer Feststellung des
Wesens der betr. Engelaute auszureichen. Es bedarf hier vor allem anatomischer Unterscheidung
der Teile, i. des thätigen Organs, der Z\mge : der Wurzel, Hinter-, Mittel-, Vorderzunge, des
vordersten Zungenrückens und der Spitze; 2. des leidenden Organs: des Gaumensegels mit
dem Zäpfchen (velar, uvmlar), des Gaumenbeins 'postpalatal', des Mittelgaumens {als ganzen, gegen-
über der Mittelzunge , mediopalatal) , des Vordergaumens (an der i-Stelle , antepalatal) , des vor-
dersten Gaumens (dicht hinter den Zahnwurzeln , postalveolar , der Zahn\vurzeln (alveolar , der
Oberzähne (dental). Das stomatoskopische Verfahren ennöglicht sichere und genaue Bestimmungen
des Artikulationsgrades und der Stellen. Leider sind weder die phonetischen Darstellungen von
HoRNiNG noch die von Wilmotte deutlich genug, um hier danach fr. mundartliche Beisp. für
die artic. serr6es velaires post-, medio-, antcpalatales in der Übersicht S. 292 zu bestimmen. Hier
bleibt also noch eine Lücke in der fr. Phonetik auszufüllen. Ohne physiologische Schulung geht
das freilich nicht.
Eingehender hatte die Zungenrückenengelaute der am 2. Sept. 1888 verstorbene und um die
Phonetik und Phonographie , auch die fr., verdiente J.F.KRÄUTER untersucht. Wir lesen
von ihm ZTSCHR. F. NFR. spr. , 1880, II. 23: STIMMLOSE ANTEPALATALE UND MEDIO-[pOSt-]PALA-
TALE REIBELAUTE IM NFR. Man nimmt allgemein an, der Franzose abgesehen von Lothringen
[v!--l. HoRNiNG oben S. 280]) besitze in seiner Spr. keinen unserm cii ähnlichen Laut . . Ich will
kein sonderliches Gewicht darauf legen, daß der unsilbige Vokal in GN (vigne , ligne) auslautend
vor Pausen und Stimmlosen bisweilen zu stimmlosem antepalatalem je (= CH in ich, echt [' Zeichen
des nach vorn geschobenen Ortes]) wird und daß SwEET (PHON. 125) sogar fi, ix' fiir fille ge-
hört haben will ; schwerlich wird dies irgendjemand für mustergültig ansehen wollen. Aber in andern
Fällen treten die Palatalen regelmäßig ein. W^enn wir [Deutschen] flüstern, ersetzen wir die
Stimme durch einen gutturalen (im Kehlkopf, nicht etwa am CJaumcn gebildeten Reibelaut . .
in y^a^ (= geflüstert /a) spielt ein leiseres Hauchen genau die Rolle der Stimme in /a . . Anders
verhält es sich mit dem silbigen i . . In der Flüsterspr. bilden wir kein i, , welches mit einiger
Übung leicht hervorzubringen ist, sondern . . machen [genauer: lassen aus Bequemlichkeit] die
Stimmritze weit auf und erzeugen einfach zwischen vorderm Zungenrücken und Vordergaumen
ein Luftgeräusch, das antepalatale x' und zwar wie in ich, echt mit [gleichzeitiger] i-Stellung der
Mundhöhle (also ein i-haltiges \] [vgl. meine phonetik ll. Tab. iv. 3]. R. v. R.XUMER (gf.s. spr.
SCHR., 1863, S. 165) ist der erste, welcher diese auffallende Thatsache bemerkt . . Genau das-
selbe wie in Deutschland finden wir in l'Vankr. : in der l""lüstorspr. wird das silbige i durch x'
ersetzt, ohne daß illc Leute sich ilieser W-rtauschuntr bewußt werden. Noch mehr. Als ' I de
285 F. Techmer.
(si eile est ouverte [grave] , fermee [aigue]) . . De la sont nees les denomi-
nations d'e ouvert et d'e ferme. Si nous poussions l'analyse plus loin,
noLis distinguerions une troisieme sorte d'e [? es würde zu weit führen, diese
Unterscheidung fortzusetzen] intermediairc entre les deux premiers: cest le
moyen. Cette distinction vulgaire pour l'e, s'applique aussi aux autres voy.,
sauf ä e' qui correspond a la position neutre que prend la bouchc quand eile
se ferme [?] et passe ä l'etat de repos [? R. unterscheidet hier nicht gebührend
die Lage vollständiger Ruhe (Inertia physiologica mit ruhigem Schluß des
Mundes) und die relativer Ruhe (Indiffcrentia phonetica mit mittlerer Ofifnung) ;
die letztere findet bei e imparfait statt| . . la qualite si eile est pure [orale]
ou nasale) . . la tonalite (si eile est tonique ou atone) . . Le timbre des voy.
varie suivant les regions . . si Ton est reduit aux ressources d'un seul pat.,
on peut ncanmoins , en joignant ä l'etude [acoustique] des sons [avec le
secours de Toreille] lobservation [physiologique] des mouvements de la bouche,
arriver ä des resultats certains . . mais il y a le danger de confondre deux
Flüsterspr.' ist ihnen das x' volll^ommen geläufig; als 'deutsches CH wird es ihnen zur Unmög-
lichkeit . . Wir haben also die psychologisch höchst merkwürdige Thatsache , daß ein Laut als
vermeintlicher [!] Vokal ganz leicht gebildet wird, unter dem Namen [!] eines Konsonanten aber
völlig versagt [die fr. Zunge ist an die betr. Zungenrückenenge nur in gewissen Verbindungen
gewöhnt ; sie kann sie ohne besondere Artikulationsübung nicht in beliebiger Verbindung hervor-
bringen wie die deutsche Zimge] . . Stimmlose palatale Reibelaute kennt der Fr. nicht bloß beim
Flüstern , sondern auch in lauter Spr. : er setzt sie im Affekt gern , statt der Vok. i y u vor
Pausen fwamm ich y d. h. eine Verbindung von u und i, statt ü schreibe, habe ich in meinen
"i2 Sätzen über wiss. Schreib." auseinandergesetzt ; vgl. . . Frommanns d. mund.arten vii. 305'];
dies ist am auffälligsten auf der Bühne und zwar vom Theätre frangais bis zu den Pro\-inzial-
Schauspielhäusern herab, i z. B. in r ani (renie), r ey'iii (rejouit), wird zu antepal. stimml. x' mit
i-Stclhmg der Mundhöhle (also zu i-haltigeni x' ; y z. B. in pär dy fperdu), egy aigu; zu x'y, d. h.
zu antepal., y-haltigem x' ; u, z. B. in epy (epoux), es'u (echoue zu xu, d. h. zu medio-Lpost-]pal.
u-haltigem x. Wollte man diese x' x'y und xu tönend sprechen, so würd^ ein gleichzeitiges Zu-
sammenklingen eines Vok. und eines Kons, eintreten; bei x', von i und i-haltigem x", also ein j' ;
bei x' von y und x'y, also ein j'y: bei xu von u und xu , also ein ju . . Schon A. Ellis (phil.
soc. 1873/4, 139 ff.) hat auf diese pathetischen x, xy" und xu aufmerksam gemacht.' Schließlich
berührt K. die Frage: Warum bloß die den Kons, am nächsten stehenden . . Vok. i y u diese
Behandlung erleiden und nicht auch die übrigen.' Diese den Engelauten nächstverwandten Offner
hat bereits Donders genauer, auch bei Flüsterstimme, untersucht (zur Klangfarbe der yok.,
POGG. ANN. 1864, CXXIII, 527 f. imd ÜBER DIE NAT. DER VOK., ARCH. F. DIE HOLL. BEITR. J. N._
1857, I. 6: 'Eine Definition der Vok. zu geben, hat große Schwierigkeit . . Grenzen zwischen
solchen Vok. imd andern tönenden Lauten, deren Geräusch deutlicher selbständig bleibt, existieren
dann aber nicht [für das Gehör]. Genetisch wußte ich auch keinen scharfen Unterschied nach-
zuweisen . . Auch in der holl. Spr. spielen diese Halbvok. eine wichtige Rolle und vermitteln
den Übergang.' Aus dieser akustischen und genetischen Verwandtschaft erklärt sich der Über-
gang von den betr. Öffnern zu den entspr. Halböffnern und Engelauten ; doch dürfen wir wohl
nur die Halböffner für die normale Ausspr., die entspr. Zungenrückenengelaute bloß für die mund-
artliche und Umgangsspr. anerkennen (vgl. 254 und die Übersicht S. 292). Kräuter hat seine
sorgfältigen Untersuchungen mundartlicher Ausspr. später fortgesetzt und Aufzeichnungen über die
Ergebnisse hinterlassen, welche mir zur Einsicht übersandt worden, die aber leider nicht druck-
fertig sind. Es scheint mir wünschenswert, daß eine Sammlung von Kräuters kleinern Schriften
veröffentlicht würde. A. ODINs phonol. des patois du canton de vaud habe ich i. z. iv. 273 f.
bespr. O. bezeichnet einen 'son correspondant au ch allem, dans ich' mit h, die 'interdentales'
mit 3 und g. Ich habe aus seinem Munde als Beisp. für letztere beide die mundartl. Schweiz.
Wörter d^ z e (fr. onze) und pas ä ffr. pate^ gehört und in die Übersicht S. 292 aufgenommen.
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER PRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
287
Clements differents: la quantite et le timbre . . Je ne tiendrai compte ici que
des mouvements de la langue et ceux des levres. L'explorateur que j'emploie
est tout simplement le doigt [der reicht allerdings nicht für alle Fälle aus' .
R. unterscheidet nach den Lippen- und Zungenöfifnungen 3 Reihen von Öffnern
ä . . /< , ä . . i, de . . u' . . 14 : Pour ä, la langue . . s'avance . . pour ä, la
1. se retire vers le fond de la bouche. En partant de a et en relevant succes-
sivement la langue vers le palais [anterieur]. on produit e e e i i . . En par-
tant de ä: ö 6 ü ü (la langue se releve un peu [c',est-ä-dire : graduellement
en arriere] . .
Fermeture sfraduelle des levres:
^ ä 5
• • • • o.
• • ■ .//°
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Nasalite . . Le fr. litteraire possede 4 voy. nas. . . Ce sont. ä^ : a^fä"
(enfant); e : pe^ (pain) . .; 6^: bö^ (bon) . . ; ce" (jeun). R. fügt hinzu: On
peut se convaincre ainsi [d. h. indem on applique son doigt sur la langue]
. . que la nasale fr. oe"^, par ex., est bien un ce et non un ce'" [ich fürchte,
bei dem Experiment des Vf. ist der tastende Finger nicht weit genug nach hinten
gebracht, um den Rückgang und die leise Hebung der Hinterzunge zu fühlen,
welche ich bei allen von mir geprüften fr. nasalen Öffnern beobachtet habe.
Durch die Zungenrückbewegung wird der Klang jedenfalls vertieft (vgl. o. Suchier
S. 277)]. Ä Paris, ä est remplace par a"' . . Les pat. offrent une grande variete
de nas. . . comme e^ ; be" (bien) dans le Nord ; e" : rme" (remis; . Somme . .
\ : lä'pf (lapin), Normandie . . ü est trcs frequcnt dans le Midi . . Ouelque-
fois la nasalisation est si faible que, pour la constater surcment. on est oblige
de se servir d'un petit miroir, que Ton place sons le ncz . . Tonalite. Dans
les mots ou les groupes de mots, il y a une [ou plusieursj syllabe qui est
mise en relief par la pron. . . Nous marquons la place, mais non la nature de
l'accent [auf das Wesen der Betonung, ob Stimmhöhe oder Stärke, kommt es
für die fr. Spr. und Mundarten ja besonders an ; vgl. oben Ackermann S. 2 1 i
gegen Ballu S. 230, Pierson S. 238, Passy S. 257]. Nous reservons cette question
delicate . . Les semi-voy. : y w w existent dans le fr., comme dans les pat.
. . Dans le Nord-Ouest, le Centre et dans le Canada, k et g devant e i u et
et quclquefois devant a [^] , se sont amollis [cf. Volnev o. S. 207] et sont
accompagnes d un y : kyöer (le coäur) . . Au Canada, d et t ont eu le meme
.sort : dyürir (Duret) [es handelt sich hier um /• ^<,'- = y /' , welche Laute R..
288 ^- TlXHMER.
wie bereits bemerkt, niclit transskribiert] . . La voy. conscr\'e sa valeur sylla-
bique. La semi-voy. ne forme avec la voy. suivante qu'unc .syll.
Die Herausgeber der rkv. des I'atois haben den i. Jahrgang ihrem Lehrer
G. Paris gewidmet, welcher sich um die fr. Sprach w, , namentlich ihre ge-
schichtliche Seite in Frankreich vor allen verdient gemacht hat. Von dem-
selben ist im II. Jahrg. der rev. i6i — 175 veröffentlicht:
LES P.AKLEKS VVl TRANCE, LECTURE EM'rE Ä I.A Rl^UNKJX DES SOClfiTf^,S SAVANTES
LE . . 26. MAI 1888. Der Vortrag ninmit namentlich auf die geschichtliche
Entwickching der fr. Spr. und Mundarten Rücksicht und würde darüber be-
reits in der Einleitung zur afr. Zeit o. S. 155 berichtet worden sein, hätte ich
derzeit schon den Vortrag gelesen. P. sagt p. 167 : Le latin importe en Gaule
et substitue comme langue nationale au celtique s'est peu ä peu dififerencie,
des Pyrenees et des Vosges ä l'Ocean, de teile fa^on que, si le developpemcnt
naturel n'avait pas ete entrave par des actions politiques et litteraires, il n"y
aurait sans doute pas aujourd'hui deux communes qui parleraient exactement
le meme lat. De bonne heure toutefois, . . il s'est forme des centres d'in-
fluence qui ont assimile autour d'eux les parlers de la region voisine, en effa-
§ant de plus en plus Ics petites differences qui auraient empeche de s'entendre.
Le plus puissant de ces centres a ete naturellement Paris , oü etait le foyer
principal de la vie nationale ; il a constamment agi des le moyen-äge, il con-
tinue d'agir sans cesse: par les relations devenues bien plus faciles et plus
necessaires, par Tecole, par le livre, par le Journal, le frangais litteraire,
qui est en somme la langue de Paris maintenue autant que possible a un
etat archaique et perpetuellement accrue dans son vocabulaire par des emprunts
faits au lat., au grec et ä d'autres langues, gagne chaque jour du terrain
sur les anciens parlers locaux et regionaux, reduits au rang de patois. Cest
la un fait qu'on peut regretter ä certains points de vue, maisqui a d'immenses
avantages pour la civilisation et pour l'unite nationale.' P. 168: II existe
ä l'Ecole des Hautes-Etudes une Conference pratique specialement consacree
ä l'etude de nos patois , dirigee par l'homme qui en a vraiment inaugure en
France letude scientifique, M. Gillieron . . Si on veut pousser la compa-
raison plus loin . . on doit . . avoir recours a la methode que M. Gillieron
applique constamment dans ses Conferences et dont il a public un specimen
dans son petit atlas phonetique du valais roman. Etant donnee une region,
on choisit un certain nombre de traits , dont on constate et dont on marque
sur de petites cartes speciales la repartition respective dans les differents lieux
habites de la region. i6g: Les pat, presentent ä l'etude des sons, des formes,
des mots, des phrases . . Les sons doivent etre decrits avec une grande fidelite,
quitte a etre exprimes par des signes conventionnels quelconques; pour les de-
crire, il peut suffire de prendre pour base la pron. regue en fr. de chaque
voy. et de chaque cons. . . [einen Vorschlag derart habe ich auf S. 290 ff.
versucht]. II est du plus haut interet de retrouver, quand on le peut, les etapes
successives qu'ont parcourues, ä travers tant de siecles, les sons, les formes
. . en se transmettant de bouche en bouche jusqu aux levres de nos paysans.
On voit alors les differences en apparence les plus inconciliables s'effacer dans
des rapprochements successifs, et on comprend que la nature ne fait pas
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 289
plus de sauts dans le temps que dans l'espace. Des documents du
moyen age nous rapprochent du lat.. mais du lat. vulg.. non du lat. class. . .
les voy. de notre lat. de College ne ressemblent en rien a. celles du lat. class.,
oü la quantite dominait dans la pron. . ni ä celles du lat. vulg.. oü c'etait
laccent tonique i meint Vf. damit Hebung der Stimme oder der Stärke?].
Dans le lat. parle, qui se continue dans les idiomes rom., la quantite des voy.
s'etait transformee en qualite ou en timbre [die verkürzten Öffner hatten be-
reits in der klass. lat. Ausspr. eine andre Stellung der Organe und Klang-
farbe als die mit denselben Buchstaben geschriebenen langen] , de teile sorte
qu'au lieu des 5 voy., tantot longues et tantöt breves du lat. class. : a e i o u
on en avait 8: ääeeoöiu (ou et non ü, comme nous pronongons ä
tort , et que les sons, par consequent, ne repondaient plus aux caracteres. Te
et l'i, par ex., s'etant fondus en e, lo et Tu [? ü] en ö. Laccent. qui mettait
entre les voy. , au moins ä l'origine [wohl nur theoretisch bei den Grammatikern
und künstlich in Nachahmung der griech. Weisel , une difference surtout
musicale, y mettait, en lat. vulg., surtout une difference d'intensite [welche
Stärke wohl ursprünglich in natürlicher Weise mit der Stimmhöhe verbunden
auftrat, aber in der weitern Entwickelung zum Nfr. sich von der Stimmhöhe
getrennt und in andrer Silbe, mehr nach germanischer Art. Platz gegriffen
hat] , et la voy. accentuee avait deja commence ä detruire ou ä affaiblir ses
voisines, comme eile a continue sans reläche ä le faire. Ich habe diese Dar-
stellung mit großer Genugthuung gelesen, insofern sie in Betreff der Qualität und
Dauer der Öffner mit den Ergebnissen übereinstimmt, zu denen ich o. S. 147 ff.
nach eingehendem Studium der lat. Grammatiker und physiologischen Be-
trachtungen gelangt; doch bedaure ich, in Betreff der Betonung, ob Stimm-
höhe oder Stärke, die Auffassung des Vf. weder für die lat. noch die fr. Ausspr.
teilen zu können, worüber ich o. S. 147 klass. lat.), 148 volkslat.^ , 155
germ.), 156 (afr.), 166, 174 ;nfr. 16. Jh.), 183, 201 (18. Jh.), 211 (Acker-
mann), 231 (Ballu) , 238 ;Pierson), 247 (Passy) zu vgl. bitte. Ich bin über-
zeugt, daß in der lat. Betonung ursprünglich die Stärke vorherrschend ge-
wesen, doch in natürlichem physiologischem Verhältnis verbunden mit der
Stimmhöhe ; nur mit einseitiger Berücksichtigung der letztern konnten die lat.
Gramm., in Nachahmung der griech. Prosodie, ihre Betonung nach der Stimm-
höhe: acutus u. s. w. bestimmen. Im PV. hat sich dann allmählich die Stimm-
höhe auf der im Lat. betonten Silbe vorgedrängt; für letztere gelten die Ge-
setze, welche G. Paris in seiner i^tude sur le role de laccent lat. dans la
L. fr. aufgestellt (vgl. o. S. 155 f). Neben dieser musikalischen Betonung hat
sich dann, unabhängig von der lat. Betonung, auf andern Silben eine Hebung
der Stärke verbunden mit Senkung der Stimme entwickelt, welche Neben-
betonung zuerst und am besten von Ackermann oben S. 211 besclirieben
worden.
Am Schluß seines Vortrags spricht P. von der germanischen und kelti-
schen Beeinflussung der fr. Spr. und Mundarten. Auf solchen lunfluß ist
auch Wühl der Wandel der lat. Betonung zurückzuführen , worüber vielleicht
die weitere Erforschung der fr. lebenden Mundarten Aufklärung bringen dürfte,
wenn sie auf die verschiedenen I<^lcmente der Betonung gebührend Rücksicht
Techmer. ztsciir. V. 19
2go
F. Teciimer.
nehmen wollte. Die in Paris eben behufs l->forschung der paklers de france
begründete Gesellschaft ist vor allen berufen nicht bloß die Kenntnis der
Mundarten, sondern überhaupt die fr. Sprachw., besonders die fr. Phonetik und
Phonographie zu fördern.
Ich möchte am Schluß dieses ueitkacs , gewissermaßen als Ergebnis
meines Rückblicks auf die Geschichte der fr. Phonetik, einen einfachem Vor-
schlag zur Benennung und Bezeichnung der fr., einschließlich der mund-
artlichen Laute mir erlauben, in der Hoffnung, daß er weitere Untersuchungen
auf diesem Gebiet erleichtern dürfte. Ich bitte dafür folgendes zu beachten.
Zunächst für die Anordnung und Benennung : Die Grade der Mundartiku-
lationen sind in dem Überblicks. 292 oben in wagerechter Reihe geordnet:
ouvertes, mi-ouvertes, fermees (serrees, closes u. s. w.); die Stellen der Mund-
artikulationen rechts in senkrechter Reihe: uvulaires. velaircs, post-, medio-'.
antepalatales (dorsales), antemcdiopalatales, alvcolaires, linguodentales, labio-
dentales, labiales. Was die untergeordneten Stimmbandartikulationen be-
trifft , so sind die hier nicht benannten phoniqucs links , die aphones rechts
gestellt. Endlich nach den Nasenartikulationen .stehen die nicht benannten
orales links und die nasales rechts.
Die im fr. im allgemeinen vollkommenen Offner lassen sich unter Vor-
aussetzung der Kenntnis der vollständigen Harmonie ihrer Zungen- und
Lippenöffnungen in einfacher Weise genügend benennen und bezeichnen. Sie
sind in 3 natürlichen Reihen angeordnet, welche von mittlerm a ausstrahlen :
ouvertes po.stpalatales, antepalatales, antepalatales arrondies mit je 4 Graden:
plus grandes, grandes, petites, plus petites, daneben die ouvertes imparfaites in
kleinsten Buchst, (wie auch die mi-ouvertes und fermees imparfaites) . Die lat.
Minuskeln in liegender Form werden verw^andt, wo sie ihren phonet. Wert
im Fr. nicht wesentlich verändert haben, also : a b d f g Ji i k l vi n o p r
s t 7', in welcher Reihe der für die /-Stelle antepalatales) charakteri-
stische Punkt ' zu beachten ist. e bleibt in der hergebrachten Schreibung
ohne Nebenzeichen, wenn e imparfait (le) ; es wird e geschrieben, wenn die
Zunge mehr nach vorn (pre) ; ^, wenn sie verhältnismäßig mehr nach hinten
artikuliert (pres) . Diesem seit Jahrhunderten eingeführten fr. Brauch gemäß
sollte man die gen. 3 Nebenzeichen nunmehr in folgerechter Weise in allen
Fallen verwenden, wo die hergebrachten lat. Buchstaben eine genauere Bestim-
mung der im Fr. veränderten Zungenartikulation erfordern: also wie verhältnis-
mäßig mehr vorderes c und hinteres e (neben indifferentem e). so vorderes d
und hinteres ä (neben mittlerm a) , ferner hinteres 0, hinteres /> (bzhw. ouverte
I Die Stelle der artic. m e d i o palatales gibt zu einer Anmerk. Veranlassung. Ich habe bereits
oben wiederholt auf die Verschiedenheit der fr. und deutschen Ar tikul ation s b asis hingewiesen,
nach welcher die fr. Zunge mehr nach vorn strebt, als die deutsche, z. B. in fr. qui im Vgl. mit
d. Kiel (207, 210, 228, 243, 246, 252). Das d. k wird hier an dem Mittelgaumen, das fr. mehr
nach vorn, auf dem Übergang zur Vordergaumenstelle (' ), doch nicht an der fr. i-Stelle (') erzeugt.
Ich habe bisher , um bei der internationalen Vgl. Verwechselungen vorzubeugen , die betr. fr.
Laute zu den antelinguales gezählt (Übersicht S. 145*). Wo es sich nur um fr. Phonetik handelt,
darf man diese Übergangslaute 'intermediairesi wohl noch zu den mediopalatales rechnen [k ] zur
Unterscheidung von den antepalatales der fr. i-Stelle [k' fr. Übersicht S. 292;.
KEITKAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAP HIE.
291
postpartale arrondie petite et plus petite) ; in der hergebrachten fr. Schrei-
bung wird letzteres unpassend mit 2 Buchstaben ou bezeichnet, während der
Buchstabe u ohne Nebenzeichen im Fr. für die ouvxrte antepalatale arrondie
plus petite geschrieben wird, ungeachtet daß sich für den betr. gerundeten lat.
Hinterzungenöffner, wohl durch keltischen Einfluß, die Zungenartikulation all-
mählich auf dem Übergänge durch Mittelzungenöffnung zur Vorderzungen-
öffnung verschoben hat. Es ist notwendig diese Verschiebung bis zur i-Stelle
(antepalatale) durch den Punkt [ti] unzweideutig im Gegensatz zum postpalatalen
in) zu bezeichnen. Wie sich also in der fr. Ausspr. neben dem gerundeten
Hinterzungenöffner h der dem i der Zungenlage nach entsprechende gerun-
dete Vorderzungenöffner tc entwickelt hat, so auch neben dem o ein dem 6-
der Zungenlage nach entsprechender gerundeter Vorderzungenöffner ae. welcher
unpassend eu geschrieben wird, während der daneben gebräuchliche zusammen-
gesetzte Buchstabe ce (oeufsj in einem Bilde die Lippenrundung von o und
Vorderzungenöffnung von e symbolisch andeutet; hinteres 'ie (ouv. antepalatale
arrondie grande) ist von dem vordem a' (ouv. antepal. arrondie petite) wieder
durch den grave {e entsprechend) zu unterscheiden. Als ouverte antepal. arrondie
plus grande bestimmen die fr. Phonetiker z. T. das e imparfait, wenn es künst-
licherweise betont gesprochen wird. Außer den ouvertes orales haben sich im
Fr. die ouvertes nasales entwickelt; die Öffnung der Nasenklappe bedarf einer
symbolischen Bezeichnung : das Zeichen " hat wohl die meiste Anerkennung
gefunden: a e o oe . Für die ouvertes aspirees mag der Einfachheit wegen
und dem Gebrauch gemäß als Klassenzeichen h geschrieben werden. Für die
mi-ouverte postpartale z. B. in oui ist neben den unpassenden zwei Buchstaben
ou auch w in Fremdwörtern (wagon) im Gebrauch, welcher letztere eindeutige
Buchstabe vorzuziehen ist; für die mi-ouverte antepal. allongee z. B. in yeux
wird der Buchstabe y verwendet; da derselbe in der hergebrachten Schreibung
zweideutig ist, bedarf er eine Bezeichnung, die der antepalatalen Stelle durch
den Punkt, also 7'; ebenso bedarf die mi-ouverte antepal. arrondie z. B. in
nuit des Punktes, also zv . Neben der mi-ouverte j'' kommen in fr. Mund-
arten entsprechende Zungenrückenengelaute an verschiedenen Stellen vor:
serrees medio(ante)palatale /', postpartale j', ' velaire y. Ihnen entsprechen
die Zungcnrückenschließer g g g g\ k' k' k }c. Neben der stimmlosen serree
alveolaire s hat sich in der fr. Ausspr. der entsprechende stimmhafte Laut
entwickelt z. B. in zele, welcher bereits in der hergebrachten fr. Schrift z. T.
mit z passend geschrieben wird. Im Fr. haben sich 2 dem .v und z ent-
sprechende Engelaute mit gleichzeitiger Mittelzungenartikulation entwickelt
iz. B. in chuintante, jeu), welche letztem im Gegensatz zur Vordcrzungenartiku-
lation der s z eines Zeichens bedürfen, wofür wir wieder ^ verwenden können,
also / z. In fr. Mundarten kommen auch linijuodentalc .v- .cr-Laute vor. deren im
' Für die phonetische SchreÜMinir der fr. Mundarten d.irf u n be / ei e hn et e s i/ ent-
sprechend y und k behufs genauerer Unterscheidung der Abarten ohne Einführung eines neuen
Zeichens (etwa ) wohl mit verwertet werden , da hier die Zweideutigkeit des Huchstabes 1/ in
in der hergebrachten fr. Schrift nicht zu Mißverständnis Veranlassung geben dürfte. Im übrigen
betrachte ich mit G. I'aris (o. S. 288) es als einen (".nindsatz für fr. mundartliche Schreibung:
de prendre pour base la pron. rc^uc en fr.
19*
292
F. Tecumer.
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BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE.
293
LA MELODIE, LHARMONIE ET LA MESURE DE XOTRE PERE . . d'aPRES BaLLU.
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Notre pere qui etes aux cieux ; que votre nom soit sanc - ti - fie ; qne votre regne
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ar-rive; que votre sainte vo-lon-te soit faite sur laterrecommeau ciel. Donnez-nous
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au-jour d'hui notre pain quo -ti-dien. Par-don-nez-nous nos of-fenses comme nous
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PROBE DER VEREINFACHTEN FR. PHONETISCHEN SCHREIBUNG VON F. T.
notvpe'r k'icdzbs''a' k^votr^no' s^'asd' k' tif^i'\ k'^votr'' ren -
ariv ; k " v 0 tr'^ s e tv oH o t c s^^ afe t s 71' r l d t c' r koinbs^l'l\ doiic nhz-
bz iird"'iiiotr'' pc kotid'c \ piT['rdoi!i'n!tub.7.ofds ko)inih-
pa r do II d rjas(V k' in h z 0 tofd s c ; c 11 ' 11 h l c s ip a -
Sil' kd bcrälätd ^ tcis'd , in c d il V v r c n u d n' in d l . c si s^Ui^ t iL
!94
F. Techmer.
Verhältnis zu s ^ mehr vordere Zungenartikulation mit ' zu bezeichnen ist.
also / /. Wo neben dem Buchstaben der stimmhaften Art keiner für die
entspr. stimmlose Art hergebracht ist, kann derselbe Buchstabe stehend ge-
setzt werden z. B. w y r 1 m n. All diese und weitere Minzelheiten erklären
sich wohl von selbst durch einen Blick auf die Übers. S. 292 mit ihren Beispielen.
Die regelmäßige Erhöhung der Stimme (in Verbindung mit Schwächung) auf
dem letzten vollkommenen Öffner eines für sich gesprochenen Wortes oder
Satzabschnitts bedarf keiner besondern Bezeichnung, wohl aber die Senkung
der Stimme (mit im Fr. damit verbundener Hebung der Stärke , wofür der
Apostroph ' dienen kann. Wenn für Zwecke vgl. Sprachw\ das Bedürfnis
eintritt, bei den Vorderzungenlauten die Artikulationen des Vorderzungen-
rückens von denen der Spitze je an denselben Stellen zu unterscheiden, mögen
für erstere die entspr. Kapitälchen , für letztere die gewöhnlichen Minuskeln
und, wo erforderlich, als Zeichen der Länge *, der unvollkommenen Kürze
gebraucht werden.
Ich habe hier die verhältnismäßig mehr vordere und hintere
Zungenartikulation hervorheben müssen, weil sie in der bisherigen Schrei-
bung nicht immer die folgerichtige Berücksichtigung gefunden, welche sie
erfordern. Sie bedingen im allgemeinen gleichzeitig bzhw. eine höhere und tiefere
Klangfarbe (d. h. höhern und tiefern charakteristischen Eigenton, w^elcher nicht
mit der veränderlichen Stimmhöhe verwechselt werden darf, so daß auch die
Zeichen des nach vorn (rechts) geneigten aigu ' und des nach hinten 'links)
geneigten grave ^ ganz symbolisch sind. Die Benennungen offen (ouverte)
und geschlossen (fermee) sollten lieber für die Unterscheidung der Gattungen
als ganzen, an Stelle der mehrdeutigen voyelles und consonnes, vorbehalten
bleiben und nicht noch zur Bezeichnung von Unterarten von Öffnern dienen.
Den Phonetikern gegenüber, welche bei den Namen ouverte und fermee und
ihren Bezeichnungen namentlich an einen großen und kleinen Kieferwinkel
denken, und die, wie nicht bloß die altern Grammatiker, sondern auch neuere
Forscher (vgl. Thurot o. S. 236, Darmesteter S. 267, Suchier S. 274% diese
Benennungen mit dem akustischen grave und aigue verwechseln, ist zu be-
merken, daß der Kiefenvinkel im Vgl. zur Zungenartikulation verhältnismäßig-
unwesentlich ist; wovon sich jeder überzeugen kann, indem er das ganze Laut-
I Bei Abschluß des Dracks erhalte ich noch J. Ferrette: trete d ekrituR fonetik . .
TRÜÄziEM ed. 1889. L'Ecriture Phonetiqite est ici presentee non come une orthographe natio-
nale ä adopter , mais come Imstrament indispensable de la Phonetique, science du langage au
point de w^e de ses sons, qin sont ia base materiele de son Systeme grammatical. F. verwendet
die lat. Buchstaben mit dem \Yerte, welchen sie im Lat. bereits gehabt, bzhw. im Nfr. ange-
nommen. Vwaiel: wvert: a, mwaien: e a; o, ferme : i u [tu] w [tout]. L aksat egu mark loe
so ferme de mwaienz e oe' 6. Auch hier wird ferme leider zweideutig gebraucht. L aksa gräv
edik loe So nazal daz a e oe 6 . . Lee so köson e dezinie par 6e trema da ä i ii w. Diese Ver-
wendung des ' und " entspricht nicht dem fr. Herkommen ; die Länge bezeichnet F. passender
durch *. ä nennt F. egzaktoema 1 kotrer d un aspirasio , kce 1 gozie fet atadr aprez un koson
6 komäsma de mo nn sinTifiät de cifr, onze e uhlan. Es handelt sich hier nur , um den Silben-
trenner " . Die koson werden in gutural : j [jeu] c [chuintante] g k h, medial: z s d t n 1 r,
labial: -v f b p m unterschieden, v."0 gutural und medial zu vieldeutig sind.
BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER FRANZ. UND ENGL. PHONETIK UND PHONOGRAPHIE. 295
System bei beliebigem Kieferwinkel. auch bei vollständig geschlossenen Zähnen
durchspricht.
Zur Veranschaulichung des vereinfachten fr. Lautsystems habe ich auf
S. 292 Beispiele in entsprechender Anordnung der Übersicht unten beigefügt und
S. 293 unten als Probe meine Transskr. des Vaterunsers abdrucken lassen, zu-
sammen mit der musikalischen Schreibung, welche Ballu im letzten Heft der phon.
STUD. II. 308 f. soeben veröffentlicht hat. Im Gegensatz zu letzterer muß ich
bemerken, daß ich am Schluß der Satzabschnitte mit Ackermanx regelmäßig
eine Hebung der Stimmhöhe und damit verbundene Schwächung beobachtet
habe . welche daher keiner Bezeichnung bedarf; dagegen in andern hervor-
gehobenen Silben eine Vertiefung der Stimme gleichzeitig verbunden mit
mäßiger Hebung der Stärke . welche von mir hier durch den Apostroph '
bezeichnet worden. Ballu meint p. 303 que le discours parle, declame est
soumis aux regles ordinaires de la melodie, de Tharmonie et meme de la
mesure, ce qui paraitra peu croyable au premier abord ä quelques personnes.
Dieser künstlerischen Auffassung gegenüber habe ich meinerseits versucht, in
einfacherer Weise die mehr eintönige natürliche Ausspr. des Vaterunsers dar-
zustellen.
Es ist hier für die vereinfachte fr. phonetische Schreibung ein Grund-
satz folgerecht bis ins einzelne durchgeführt, der auch in der herge-
brachten fr. Schreibung im ganzen vorherrschend geworden: wo zu einem
Laut sich Lippen- und Zungenartikulation gleichzeitig in harmo-
nischen Graden verbinden, wie bei allen fr. ouvertes und mi-
ouvertes, da bezeichnet der Hauptbuchstabe die äußerlich sicht-
bare Lippenartikulation : der Nebenbuchstabe (wie e hinter o in ce)
und die Nebenzeichen ' ' ' deuten die z. T. erst von den Phonetikern
allmählich sicherer bestimmte Zungenartikulation des Lautes an.
Ich betrachte diese von mir vorgeschlagene phonetische Schreibung nur als
eine Ausgleichung zwischen den Vorrechten der überlieferten fr. Schreibung
und den Forderungen der fr. Phonetiker, soweit diese durch physiologische
Beobachtung begründet sind.
Schließlich möchte ich die Leser bitten, in der Übersicht 145'' die vibrante
uvulaire aph. (rj zu ergänzen, ebenda die Doppclreihe [7 x) in die nächste
Reihe nach Hnks zu rücken, S. 176 in der drittletzten Zeile des Textes ihres
(anstatt seines) und S. 185 unten Harduin zu lesen, überhaupt für etwaige
weitere Versehen Nachsicht zu gewähren, da die so verschiedene Schreibung der
Quellen dem Setzer Schwierigkeiten bereitete und der Vf. selbst durch ein
Augenleiden verhindert wurde, die Korrektur in gewohnter Weise durchzu-
führen. Zu besondcrm Danke bin ich den Herren Belouix und J. Thiele ver-
pflichtet, welche mit mir eine Korrektur gelesen und von denen ersterer sich
mir zu den physiologischen Untersuchungen der fr. Ausspr. gefällig zur Ver-
fügung gestellt und letzterer das Namenverzeichnis geschrieben hat.
Leipzig.
F. Tech ME R.
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES
II. PARTIE; CLASSIFICATION DES LANGUES NON-APPARENTEES.'
Sans cettc ctudc la lingnistiquc aurait un doniaine bicn limitc. car la
plupart des langues sont irreductibles runc a lautre et forment des familles
distinctes , dans lesquelles las racines des mots n'ont rien de commun entre
elles. Mais ces langues etrangeres les unes aux autres au point de vue de la
parente presentent en les groupant avec choix des ressemblances frappantes
dans leur formes, dans leur type general, Icurs caracteres; de la les etudes de
grammaire comparee proprement dite.
Les unes de ces ressemblances sont d'ordre phonetique, les autres d'ordre
morphologique, les autres, les plus nombreuses, d'ordre purement psychique.
Cest d'aprcs elles que les langues se classifient dans Tun ou Tautre de ces
ordres. Deux langues peuvent se trouver tres semblables au point de vue
psychique, et differer beaucoup l'une de l'autre au point de vue morphologique.
II n'y a de Classification veritable, c'est-ä-dire valable de tous cotes que dans
les langues apparentees; dans les autres, les classifications sont nombreuses,
se croisent en sens divers, ce ne sont que des classifications subjectives.
Cette partie de la linguistique consistant dans les ressemblances et les
difTerences des langues s'analyse donc en definitive en Classification des
langues.
Cette Classification a beaucoup preoccupe les linguistes, et jusqu'a pre-
sent une seule a prevalu, celle qui ne s'appuie que sur la morphologie, ab-
straction faite de la phonetique et de la psychique , et qui meme dans la
morphologie ne tient compte que d'un seul procede, du procede du mot vide.
Sur les variations d'emploi de ce procede ou sur sa preterition on a di-
vise toutes les langues en isolantes, agglutinantes et flexionnelles. Ce Systeme
de Classification est exact, comme toutes les classifications artificielles. si on ne
lui donne que sa valeur d'artificielle, mais est inexact en ce qu'on pretend
que cette Classification est naturelle. Elle correspond ä ce qu'etait en bota-
nique le Systeme de Linke qui classifiait uniquement d" apres le nombre des
petales de la fleur. D'ailleurs eile ne pechait pas seulement parce quelle ne
prenait pour terme de comparaison que le mot vide auxiliaire, en excluant
tout le reste , mais encore en ce que Fecole qui l'avait adoptee n'a jamais pu
definir ce que c'est que la flexion et dire si celle-ci consistait dans la modi-
fication vocalique de la racine, ou dans celle de la syllabe thematique, ou
I Cf. I. z. IV. 387.
DE LA CLASSIFICATION DLS LANGUES.
297
dans Celle de la desinence, ou dans la soudure de ces trois parties ou des
desinences entre elles; enfin Tecart qui existe entre Tisolement et Tagglutlna-
tion est immensement plus grand que celui qui separe l'agglutination sans flexion
de lagglutination avec flexion, de teile sorte que la division tripartite aurait
du ceder en tout cas la place ä une division binaire suivie dans un de ces
termes d'une subdivision. Neanmoins cette Classification regne encore aujourdhui,
quelqu'etroite qu'elle soit, sous Tinfluence des philologues classiques et des
orientalistes qui la trouvent süffisante pour eux.
A cote on a bien essaye d'elever une Classification psychique qui distingue
les langues formelles des langues non- formelles. Cette distinction juste
a subi une fausse direction, et a donne une definition inexacte des mots
formel et non-formel. D'ailleurs, comme nous le verrons, la psychique ä
eile seule fournit d'autres ciassifications ä cöte de celle-lä.
Nous essaierons de faire cette Classification ici successivement ä tous les
points de vue; nous verrons par lä combien etroite est celle ayant cours en
langues isolantes, agglutinantes et flexionnelles. Mais n'oublions
pas que nous ne donnons ces ciassifications successives que comme artificielles
et subjectives; en effet une langue, apres s'etre trouvee jointe ä teile autre
ä tel point de vue de Classification, s'en trouvera profondement separee et
eloignde ä tel autre point de vue. On peut les comparer ä Celles que ferait
le botaniste successivement d'apres le mode de developpement de l'embryon,
d'apres la forme de la racine, d'apres les organes sexuels de la plante, d'apres
sa foliation.
A cote et au-dessus de cette Classification subjcctive resultat de la com-
paraison des langues partie ä partie, piece ä piece, sans regarder Tensemble,
existe-t-il une Classification objective reelle, se fondant sur l'ensemble
des caracteres , sur la resultantc generale et prise ä tous les points de vue ä
la fois?
D'abord en botanique et en Zoologie, une teile Classification objective,
veritablement naturelle, existe-t-elle? II semble que oui. Elle se fonderait sur
le grand principe de la Subordination des caracteres. Une difference
entre deux plantes ou deux animaux trouvee a un seul point de vue, au point
de vue sexuel , par exemple , entrainerait par une concordance restee myste-
rieuse des differences entre les memes etres ä des points de vue tout ditfe-
rents ou dans de tout autres organes; c'est ainsi que les differences sexuelles
ont leur influence sur les organes vitaux de nutrition ou de relation qui n'ont
absolument rien de sexuel.
Cette Classification , cn supposant qu'cUc soit bien prouvee \-raie . fera
conclure les DARWiNistes a une Classification plus intime cncorc doiU la prc-
miere ne scrait cjue la trace, a une Classification genealogique. Leurs adver-
saires rcjctteront cette conclusion, et reconnaitront seulement qu'il existe un
air de famille entre des plantes non-apparentees. et de simples affinitcs de
ressemblancc.
En linguistique nous croyons que cette Classification objective existe aussi
et qu'ellc est fondee sur la Subordination des caracteres. Deux langues
qui ne concordent qu"a un point de vue, si ce point de vue est principal
298
R. DE 1,A GkASSKRIK
pour cux, si Icur caiactere conimun est saillant. prolongcnt leur harmonie
jusqu'ä d'autres point de vue , jusque dans Ics classifications dordre different.
Les langues ouralicnnes et les langues altaiques ont un point commun.
point phonetique, Tharmonie vocalique; si leur ressemblance se bornait a
cela, leur Classification cn un groupc resterait purement artificielle et partielle;
mais ä ce caractcrc dominant viennent s'en subordonner d'autres qui corro-
borent le rapport. Ainsi les deux groupes de langues sont agglutinants . et
ils sont enveloppants. Ces caracteres, Tun morphologique, l'autre psychique.
viennent se subordonner au caractere phonetique , et fönt qu'on peut etablir
un famille objcctive ouralo-altaique . laquelle n'existe pourtant pas gcnea-
logiquemcnt.
Quelle est la consequence de cette Classification objective et naturelle,
quoique non-genealogique? Ici il y a doute, comme cn botanique. II est
possible que ce ne soit que la tracc d'une . parente gcnealogique dont les
preuves sont perdues , et que cct air de famille soit reellement l'indice d'une
famille veritable que la disparition de nombreux intermediaires cmpechc de
retrouver. Qui soup^onnerait ä premiere vue . en prenant au hasard un
mot frangais et un mot de meme sens allemand ou russe , que ces trois
langues appartiennent a une souche commune? Beaucoup de langues qui sem-
blent aujourd'hui irrcductibles se reduiront peut-etre un jour facilement entre
elles. Mais une teile interpretation ncst qu'une hypothese. Si eile ctait veri-
fiee, et il n'est pas besoin pour qu'elle soit vraie que toutes les langues aient
une origine commune, ce qui est une tout autre question . l'etude de la
linguistique gagnerait beaucoup en interet et en valeur scientifique. De ce
cote nous travaillons, sans savoir ä quel resultat nous pouvons aboutir. et con-
fiants dans l'ordre savant de la nature.
Nous divisons la presente partie en : 1° Classification partielle et
subjective des langues non-apparentees , 2° Classification integrale
et objective de ces langues.
Dans la premiere de ces divisions nous prcparons les elements de la
seconde, lorsque nous rencontrons sur notre chemin le concours des classifica-
tions partielles.
TITRE 1: CLASSIFICATION PARTIELLE SUBJECTIVE DES LANGUES NON-APPARENTEES.
La Classification dift'ere, suivant qu'on se place 1° au point de vue pho-
netique, 2° ou au point de vue psychologique. 3° ou au point de vue
morphologique.
CHAPITRE 1: CLASSIFICATION PUREMENT PHONETIQUE.
Les langues se classifient ainsi: 1° au point de vue du mot isole, 2° au
point de vue des mots reunis, 3° au point de vue, de l'accent.
A. AU POINT DE VUE DU MOT ISOLE.
1° Les langues donnent la preference aux voyelles en eliminant les con-
sonnes, ou aux consonnes en eliminant des voyelles. ou elles preferent employer
alternativement d'une maniere ä peu pres egale les voyelles et les consonnes.
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES.
299
Les plus diverses eliminent les consonnes, ä mesure que s'avance levo-
lution; on peut citer les langues polynesiennes; le point de depart sous ce
rapport est la langue maori , le point darrivee la langue taitienne . oü on
obtient des accumulations de huit ou dix voyelles. Ces langues, loin de
craindre l'hiatus, y trouvent une harmonie speciale.
Le frangais , dans sa formation du latin , a suivi la meme marche , sous
l'influence, il est vrai. de l'accent. Mais les consonnes eliminees. les voyelles
mises en presence. sont entrees en combinaison. doü une tendance ä une
abreviation.
Une consequence indirecte de ce Systeme a ete de conduire du poly-
syllabisme au monosyllabisme.
Dautres langues, au contraire, eliminent les voyelles et ne conservent
que les consonnes qu'elles accumulent. Cest ainsi qu'ont opere. ici l'arabe
et les langues semitiques, la l'allemand moderne. Dans les premieres les
voyelles ne se marquent meme pas dans Tecriture . ce qui est une preuve
de leur Subordination, elles nimportent pas pour le sens radical du mot et
souvent les consonnes ne sont appuyees que par un son vocalique presque
muet, le son du schevva ou e muet. Dans l'allemand cet e muet joue
un role preponderant: il figure dans presque toutes les desinences, et on ne
prononce souvent une voyelle que quand il n y a pas possibilite de prononcer
sans eile les consonnes.
A cote de cette Subordination des voyelles il faut remarquer dans ces
langues la polarisation de la fonction des voyelles et de celle des consonnes.
Dans les langues semitiques les consonnes forment la racine, les voyelles sont
un moyen de derivation. de determination et de relation; dans l'allemand les
voyelles radicales sont seules claires, Celles des desinences sobscurcissent le
plus possible et disparaissent pour ne laisser que des consonnes et des repos ;
quant aux voyelles radicales. elles servent, comme dans les langues semitiques
non au sens principal, mais aux nuances de sens.
Un phenomene du meme genre apparait dans les langues ä harmonie
vocalique oü certains mots se composent de consonnes seules, pretes ä recevoir
entre elles toutes sortes de voyelles; nous en parlerons en peu plus loin.
Enfin d'autres langues, les africaines. par e.xemple, les monosyllabiques
de TAsie, conservent l'equilibre entre les voyelles et les consonnes, chaque
syllabe se composant presque uniformement d'une consonne suivie d'une
voyelle.
Ce n'est pas seulemcnt entre voyelles et consonnes que .sopcre ce choix,
mais aussi entre les differentes consonnes, produitcs par les memes organcs.
Cest ainsi que teile langue choisit les tcnucs, l'autrc les aspirees, lautre
les sonores; mais cc choi.x se fait plutot et est caractcristique dans les langues
apparentees.
2° Certaines langues sont monosyllabiques: dautres sont diss\ilabiqucs.
cVautres trisyllabiques dans la composition de leurs racines.
A ce sujet certains linguistes n'admettent comme primitif que le mono-
syllabisme; les syllabes qui dcpassent seraient des mots vides agglutiiics. dont
Torigine a ete pcrdue de \ue: l'analjse du sanscrit. du nahiiatl semble con-
300 K. })K lA Grasserie.
firmer cette opinion, mais dautrcs langues, l'arabc, le japonais etc. y resi-
stent energiquement; rien ncst moins certain que ce monosyllabisme primitif.
Nous croyons plutot que chaquc languc a fait unc selection entre ces trois
nombres de syllabes. Ce n'est pas d'ailleurs la syllabe qui est Tunitc primi-
tive et naturelle; cest Ic mot.
3" Certaines langues ont une tendance a maintcnir la Separation entre
les phonemes qui se rencontrent : d'autres au contrairc, en operent une com-
binaison, ou un rapprochement ; d'autres eliminent un de ces phonemes.
En taitien, par la suppression des consonnes intermediaires, quatre ou
cinq voyelles se rencontrent, elles continuent de se prononcer separement sans
se nuire.
En fran^ais pour la meme cause le meme contact de voyelles se produit;
alors tantot on eliminc Tunc de ces voyelles , tantot on les combine par la
contraction.
Deux consonnes se rencontrent par suite de Telimination de voyelles;
dans certaines langues ces consonnes rapprochees se conservent intactes, ä
moins que l'une ne soit une tenue, l'autre une sonore du meme ordre, auquel
cas elles s'accommodent; dans d'autres langues elles se fondent ensemble pour
former une diphtongue consonne, ou l'une d'elles s'climine.
Tantot l'action est de l'antecedent sur le subsequent, tantot du subsequent
sur l'antecedent.
B. AU POINT DE VUE DES MOTS REUNIS.
Lorsque deux mots ou plusieurs, soit pleins, soit vides, se reunissent dans
la composition, la derivation ou la flexion, ils agissent plus ou moins
puissamment Tun sur l'autre, suivant les langues.
Cette action qui vient tantot du mot antecedent, tantot du mot subsequent.
s'exerce soit ä l'endroit du contact immediat, soit ä distance.
A l'endroit du contact immediat, les deux mots se soudent ensemble par
le phoneme initial de Fun et le final de l'autre qui se combinent. ou par l'eli-
sion de la syllabe initiale de Tun ou de la syllabe finale de l'autre. Ce
dernier procede constitue l'emboitement ; il est d'une extreme importance en
lexiologie. Le premier constitue le principe meme de la declinaison des
langues flexionnelles.
L'action ä distance a Heu, si eile est regressive, par l'umlaut, si eile
est directe et progressive, par l'harmonie vocalique. Elle vient d'une
tendance de la langue ä repeter le meme son; de cette tendance purement
physiologique, il est fait, comme nous le verrons, un emploi psychologique.
D'autres langues, au contraire, le frangais par exemple, evitent avec le plus
grand soin, en prose, le retour du meme son.
C. AU POINT DE VUE DE L'ACCENT.
Enfin les langues se classifient phonetiquement d'apres le röle de l'accent.
Dans les langues isolantes l'accent est lexiologique, fait varier'la significa-
tion radicale des mots; dans d'autres, comme dans les indo-germaniques , il
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES. 3OI
sert ä unir deux mots, le mot vide et le mot plein, et ä etablir leur hie-
rarchie; dans dautres il passe de cette derniere fonction ä celle de confondre
ces deux mots et de creer un nouveau langage par la contraction du mot
vide et du mot plein en un mot tout entier abstrait; c'est ce qui a lieu en
frangais.
CHAPITRE 2: CLASSIFICATION PUREMENT P S YCHO LO Gl QUE .
Nous avons dejä fait et explique cette Classification ailleurs ; il ne nous
reste plus qua la formuler ici de nouveau a sa place principale.
Au point de vue psychologique les langues sont: i° formelles ou non-
formelles, 2° concretes ou abstraites, 3° subjectives ou objectives.
Les langues non- formelles sont Celles ou la distinction complete n'est
pas nee 1° entre les differentes parties du discours , 2° entre les divers con-
cepts accessoires de determination, 3° entre les divers concepts de relation.
Par exemple, le seul cas est encore le genitif qui fait fonction de tous les
autres; le substantif fait fonction de verbes.
Les langues concretes sont Celles ou Ton individualise les etres ou les
actions ou les relations , ces dernieres en les confondant entre elles ou avec
les etres, ou les qualites en les confondant avec les etres eux-memes. Ouand
TAlgonquin dit : mon frere, ton frere , et ne peut dire : le frere, il est
concret puisqu'il ne peut exprimer ici 1 etre sans son pronom possessif : quand
le Keshua exprime le pronom sujet et le pronom regime par un seul mot indi-
visible, il est concret parce qu'il individualise le groupe de relations. Du
reste nous avons indique les divers degres du concretisme.
Les langues subjectives sont Celles qui ne peuvent exprimer les rela-
tions et autres determinations que par ou sur le pronom. ce mot onto-
logique subjectif.
Nous retrouverons tout ä Theure cette Classification aux points oü eile se
croise avec la Classification morphologique ; nous attendons ce moment pour
ne pas nous repeter. Cet ordre aura pour avantage de rendre la Classification
plus vivante, en la surprenant dans sa complexite et dans ses subordinations.
ce qui touche ä une Classification naturelle.
CHAPITRE 3: CLASSIFICATION MORPHOLOGIQUE,
C'est Celle qui s'applique non plus d apres le mot matcricl seul sans rap-
port avec une idee, non plus d apres fidee sans rapport avec le mot. mais
d'apres Texpression de fidce par le mot, qui est la morphologie mcme.
L'expression morphologique est plus ou moins parfaitc, suivant qu'oUe
incarne davantage ou moins la jicnscc dans la parole: si la parole est encore
impuissante ä produire toute cette cxi)ression. il faudra pour ainsi dire quo
la pensee s'aide davantage , qu'elle fasse, outre son travail propre, une partie
de celui qui incombait aux mots: la langue sera par la memo qu'elle est plus
imparfaite, plus psychologique. Par exemple si les relations ne sex-
priment que par Tordre des mots dans la phrase. bien j)lus si la qualite de
substantif ou de verbe du mcme mot ne sc ilccide que ti'aprcs cot ordre, il
ß02 R- J^E i.A Grasserie.
faudra que Tesprit, pour comprendrc ou se faire comprendre, fasse un plus
grand effbrt et se complique lui-meme en proportion de la simplicitc exces-
sive de la grammaire. Au contraire, si la langue est parvenue ä rendre di-
rectement par un son chaque relation , chaque nuance de pensee, lesprit
ainsi puissamment aide pensera pour ainsi dire mccaniquemcnt et sans con-
tention ; le perfectionnement du mot et de la phrasc lui sera dun continuel
secours, et memc il cn sera feconde, car si la pensee cree les mots, les mots
aussi reagissent et creent de la pensee. Quelquefois l'etat du langagc est
intermediaire , la pensee n'a pas encore une traduction fidcle et souple dans
chaque son directement, mais eile Tobtient dcjä dans l'agencement des mots.
leur reunion, leur action recfproque; la langue n'est plus simplement psycho-
logique, eile n'est pas encore phonetique, eile est mo rph ologique.
II faut donc distingucr i" les langues chez lesquelles la pensee reste en-
core en partie au dedans de l'esprit, oü l'expression est plus psychologique
que phonetique, n'obtient qu'un commencement de realisation; ce sont
Celles oü la grammaire ne consiste que dans le choix de dififerentes racines
ou dans Vordre a donner ä ces racines; 2° les langues chez lesquelles la pensee sort
entierement de l'esprit pour entrer dans la parole et exprime les rapports
d'idees par un rapport adequat de mots agissant et reagissant les uns sur les
autres de teile sorte que Tun exprime lidee principale, lautre Tidee acces-
soire , ou determinante , ou de relation, mais avec cette imperfection sub-
sistante que l'expression ne realise point entre le principal et laccessoire
cette Proportion qui est dans la pensee ; ce sont les langues ä Systeme de
mots vides; 3° les langues oü la pensee non-seulement passe en entier de
l'esprit dans le langage, mais y passe avec les proportions que les idees
avaient entre elles dans l'esprit, les principales s'exprimant desormais par
des racines, les accessoires non par d'autres racines subordonnees, mais pas
de simples phonemes, par des modifications de sons; ce sont les
langues ä expression phonetique.
Chacune de ces trois classes se subdivise d'abord en langues concretes
ou abstraites, puis en langues subjectives et objectives, enfin en
langues formelles et non-formelles, suivant la division psychologique
precedente ; et d'autre cote, en langues ä soudure ou sans soudure, em-
boitantes ou non-emboitantes, ä harmonie ou sans harmonie voca-
lique, suivant la division phonetique ci-dessus.
SECTION 1: LANGUES A EXPRESSION IMPARFAITE, OU LANGUES PSYCHOLOGIQUES.
L'imperfection d'expression de ces langues s'applique aussi bien quand il
s'agit de lexiologie que quand il s'agit de determination ou de relation, et
pour celle-ci, que la relation soit de mot ä mot, ou de mot ä proposition, ou
de proposition ä proposition, eile est generale.
D'autre cote , eile afifecte non seulement l'expression des pensees ou des
logismes, mais aussi celle des simples idees.
Les langues psychologiques ou ä expression imparfaite sont concretes
ou abstraites.
DE LA CLASSIFICATION DES LAN'GUES. ^03
§ I. LANGUES PSYCHOLOGIQUES CON'CRETES.
Les langues psychologiques concretes sont celles oü soit les idees acces-
soires, soit les relations entre les idees s'expriment d'abord par des racines
differentes, puis par l'ordre different de la meme racine . mais ordre
toujours enveloppant qui imite l'unite de racine.
Dans le premier de ces cas la langue n'est pas formelle; cest le lexique
qui par ses productions variees tient lieu de grammaire, un seul mot forme la
phrase ; un seul mot exprime deux ou plusieurs relations ; une seule racine ex-
prime la relation et Tidee principale. Dans le second la langue est plus formelle,
sans l'etre cependant completement, car la meme racine est substantif et verbe
suivant les cas ; enfin la langue devient formelle en ce sens que tel mot ne
fait plus fonction que de substantif ou de verbe , mais sa relation avec les
autres mots continue ä etre exprimee par la seule position , position enve-
loppante.
A. LANGUES PSYCHOLOGIQUES CONCRETES NON-KORMELLES.
Ce caractere de non-formel existe soit dans les relations ä l'interieur de
la proposition, soit dans les relations entre propositions differentes.
a dans les relations, les determinations et les idees dans l'interieur
de la meme proposition. Ce sont celles qui expriment l'idee de l'objet in-
dividuellement ou de la pensee individuellement par un seul mot, quelque
soit le nombre d'idees accessoires qui modifient l'idee principale , ou d"idees
qui composent la pensee.
Le sauvage , en effet, ne pense point separement les mots de la pro-
position; sa premiere phrase se condense dans une interjection; c'est par
cette partie du discours qu'on passe du cri ä la parole. L' interjection est
l'expression concrete prehistorique de la pensee.
Teile fut la premiere pensee , de la meme nature aussi fut ja premiere
idee ; le sauvage pense l'individu, homme ou chose. et non l'espece ni le
genre, il ne generalise point, il nanalyse point non plus: beaucoup de
langues expriment les diverses especes de ebene, et non le ebene en
general, abstrait. De meme il ne separe point l'etre de ses qualites,
ni de ses defauts; il congoit lobjet en entier tel qu'il le voit. Non seule-
ment un ebene blanc est une espece, sans aucun rapport avec le genre
ebene, mais un cheval blanc, qui n'est blanc qu'accidentellcmcnt. n'a pour
lui aucun rapport avec un cheval. L'algonquin et l'iroquois mettcnt trcs bicn
cet etat en lumicre, mais ils l'cxprimcnt par un concretisme moins fort que
nous allons tout a riieurc racontcr.
Des exemples frappants de concretisme de ce genre sc rencontrcnt dans
les noms de parente; nous renvoyons sur ce point a notre grammaire de la
langue timucua qui en offre des exemples tres curieu.x. Dans certaincs
langues australiennes, il existe des noms diffcrents pour les i". j"\ 3". 4''.
10^, 12" enfants employant chacun une racine differente.
Va\ bisaya, il en est de meme pour l'idee verbale: cette langue exprime
quarante manieres de manger , et n'a pas de termc ptnir l'idee generique de
mansfer.
304
R. DE LA Grasserie.
En ce qui conccrne les idces acccssoires de dctermination, Ic genre et le
nombre s'expriment par la mcme racine que le concept ontologique principal.
mais changent enticrement cette racine.
Dans la langue de Viti les nombres 2, 3, 4 etc. s'expriment avec l'objet
nombre par une racine unique.
Dans l'ordre des relations le sujet et le complement direct quand ils
sont des pronoms s'expriment par une racine unique. Nous renvoyons sur
ce point ä notre travail sur la conjugaison objective.
Cette expression concrete est tantot de la pcnsee entiere (cas de l'inter-
jection) , tantot de plusieurs idces acccssoires l'une de l'autre (cas ci-dessus
dctaille; : tantot d'une seule idee principale individualisee : tel ebene indi-
V i d u e 1.
D'un autre cote eile s'applique aux substantifs et est alors objective.
ou eile ne s'applique qu'aux pronoms et est alors subjective.
D'ou i" langues psychologiques concretes non-formelles objectives,
2° les memes subjectives.
Ces dernieres appellent un moment d'attcntion.
Beaucoup de langues marquent leurs relations par un changement de
racine du pronom seul. Ce changement ne consiste souvent qu'en une
simple modification, ce qui le relie aux sy.stemes suiv^ants. mais souvent aussi
est un changement absolu, suivant que le pronom est ou predicatif ou
possessif ou objectif.
b) dans les relations entre deux propositions. De meme que le carac-
tere non-formel de la langue consistait tout ä l'heure a rendre plusieurs
idees soit principales, soit l'une de determination ou de relation, par un mot
unique, ici le meme caractere consiste ä rendre plusieurs propositions
par une seule, en reduisant l'une d'elles ä l'etat d'un seul mot avec ou sans
ses dependances de mots.
Dans ce procede non-formel, en ce qui concerne la proposition. le carac-
tere formel du mot lui-meme s'efface quelquefois.
Ce caractere non-formel est a plusieurs degres.
Le degre le plus faible consiste a employer l'infinitif ou le participe au
lieu du subjonctif ou du pronom relatif pour unir deux propositions. Le
latin s'en sert lorsqu'un infinitif avec ses regimes est sujet ou complement
et lorsque le participe avec ses regimes remplace le verbe avec un pronom
relatif. Au lieu de dire : je veux que tu viennes, on dit: je veux toi
venir: au lieu de dire: celui qui vainc les ennemis . on dit : le vainque ur
des ennemis.
Un degre plus intense est celui oü la proposition ainsi unifiee classe
tous ses Clements comme la proposition concrete formelle dans un ordre en-
veloppant. Tel est le Systeme du mandchou. Nous av^ons dejä cite des
exemples frappants de ce mode. II en resulte des phrases condensees en une
proposition unique d'une longueur indefinie si, comme cela a lieu dans cette
langue, chaque proposition incidente fondue dans la proposition principale avait
d'abord fondu en elle-meme d'autres propositions incidentes et avait classe
les mots de condensation eux-memes dans un ordre involutif.
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES.
305
Est-il possible de pousser le concretisme non-formel de propo-
sition ä proposition plus avant encore ? Oui; en efFet, les langues dravi-
diennes ne se sont pas contentees dans ce but de rendre declinable le mode im-
personnel du verbe pour qu'il puisse entrainer alors toute sa proposition dans
une autre et Ty perdre ; eile a permis de rendre declinable meme son mode
personnel, ce qui entraine dans la seconde proposition une premiere pro-
position avec son sujet en tete subordonne comme le reste?
Tel est le summ um de la reduction de la phrase en une seule pro-
position; or, cette reduction detruit la forme de la phrase, de meme que
la reduction de la proportion en un seul mot detruit la forme de la pro-
position.
B. LANGUES PSYCHOLOGIQUES CONCRETES FORMELLES.
Ces langues sont Celles oü la pensee ne s'exprime plus tout entiere par
un seul mot interjectif, oü l'idee, quelles que soient les idees accessoires qui
s'y rattachent et les relations qu'elle ait, ne s'exprime plus toujours par un
seul mot avec celles-ci; en un mot oü la pensee et les idees s'articulent. II
y a un mot par idee.
Mais de meme que les idees desormais distinctes entrent Tune dans lautre,
s'enveloppent, de meme les mots. Nous ne sommes plus en face d'un bloc,
mais d'un conglomerat fortement cimente.
Puis ce conglomerat se relache, on aper^oit peu ä peu des fissures , et
bientot Fenveloppement qui se faisait par le mot ne se fait plus que par la
proposition.
Les langues sont-elles toutes alors formelles au meme degre? Non; dans
les unes, le substantif et le verbe restent indistincts ou ne se distinguent que
par leur position ou par la forme du pronom qui les accompagne; dans les
autres, cette differenciation est deja faite , et ce n'est plus que la relation qui
depend de cette position. Neanmoins nous ne ferons pas de cela Tobjet d'une
subdivision pour ne pas nuire a la clarte. Toutes ces langues sont formelles,
au moins en ce qu'elles distinguent une idee d'une autre idee contigue.
De meme , en ce qui concerne les relations , ces langues sont plus ou
moins formelles; elles sont toujours formelles, en ce qu'elles distinguent lidee
de relations de celle de substance , mais elles sont d'abord non-formellcs , en
ce qu'elles rcduisent toutes les idees de relation a l'idee de relation
genitive.
Enfin , en ce qui concerne les idees de determination, les unes de ces
langues sont plus formelles, en ce que les unes distinguent tous les temps,
tous les nombres, toutes les voix, tandis que los autres sculemcnt quck[ue.s-
uncs de ces categorics.
Une languc pcut ctrc formelle a un plus haut degrc en cc qwi concerne la de-
termination, et a un moindre en cc cjui concerne la relation: et reciproquement.
Toutes les langues concrctes, formelles a un degrc plus ou moins elcve,
peuvent etre objectives ou subjectives, et dans chacune de ces categorics,
jouir d'un degre plus ou moins fort de concretisme, et ce concretisme, plus ou
TKciiMiiK, ZTScnu. V. 20
3o6
K. DK rw\ Grasskrie.
moins intense peut porter sur les idccs ou sur la pensce enticre ou sur les
groupes de pensees.
Ce concretisme peut etre plus ou moins intense ä plusieurs points de vue:
1° II est necessaire ou facultatif.
2'' II est plus ou moins comprehens if.
3" U est plus ou moins energique dans son enveloppement. Dans ce
dcrnier cas il se complique d'clcment phonetique.
4° II est matcricl ou intcllcctuel.
5'' II existc dans les relations de mot a mot. de mot a proposi-
tion, de proposition ;i proposition, ou dans la composition et le
derivation lexiologique.
Nous allons etudier successivement le concretisme subjectif et le
concretisme objectif ä ces difierents degres.
Le plus ancien est le concretisme subjectif, c'est-a-dire marque par
le pronom. II n'est jamais purement intellectuel et nexiste pas dans les
rapports de propositions.
a) langues psychologiques concretes formelles subjectives. Le con-
cretisme se gradue ici : Ce sont celles qui n emploient ä Texpression de l'idee,
de sa dctermination ou de sa relation, principalement que des pronoms, ou
ne fait porter cette expression que sur les pronoms, ces mots ontologiques
subjectifs.
Dans ce cas le concretisme est ä differents degres et se gradue ainsi difife-
remment ä plusieurs points de vue.
i" au point de vue de sa necessite. Toutes les idees s'expriment
par des mots dififerents, mais elles doivent etre representees dans la phrase,
pleonastiquement , s'il le faut, par des pronoms. L'Algonquin ne peut dire :
frere, mais seulement : mon frere ou ton frere; le ■ Nahwatl ne peut
dire: ni-ka, je mange, mais seulement: je mange ' — quelqu'un —
quelqu'e chose, ni-te-tla-ka.
Quand il ne doit pas y avoir actuellement de pronom dans lidee, on met
generalement dans l'expression celui de la 3^ personne, ou un indetermine.
D'oü cette consequence singuliere que ce pronom de la 3^ personne finit par
faire corps avec le substantif, qu'on ne peut plus Ten detacher, et que si le
sens exige un pronom de la i^''" ou de la 2", on ne peut plus que le super-
poser a celui de la 3^. Ce Systeme existe en cree, en nahwatl, et pour la
superpositio'n signalee, dans Farrouague. Enfin, en frangais meme, Littre
(histoire de LA LANGUE FRANCAiSE , pagc 149) cn sigualc un curieux exemple;
il explique ainsi l'origine du mot tante qu'il decompose ta-ante = t-ante
= tua amita. Pourquoi ici cette prefixation? Le dialecte wallon lui en
fournit Texplication; ou y trouve : mon fr e, maseüre pour dire: frere,
sceur. Je sais que la prefixation de la 2^ personne semble moins naturelle
que Celle de la i'^'^^, mais eile Test autant que celle de la 3^, de plus le mot
Sans possessif n'entraine-t-il pas l'idee inexprimee du possessif de la premiere
personne'? On dit: papa, et non : mon papa. Quand il s'agit de la 2^, au
contraire, le possessif exprime devient necessaire. On a du donc dire: ante
pour soi , t'ante pour l'interlocuteur, puis lanalogie a etendu le mot tante
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES.
307
pour une raison phonetique, parce que ce mot commence par une con-
sonne et se trouve ainsi mieux arme pour la lutte des mots dans la phrase ;
c'est du concretisme hysterogene, atavique et indirect, je sais aussi qu'on
a conteste cette origine. Mais l'analogie des langues arrouague et guarani
plaide en sa faveur; il y a la du plus pur concretisme: l'idee abstraite du
mot frere, du mot tante se congoit difficilement.
Tel est ä ce point de vue, le degre de necessite. le plus fort degre du
concretisme pronominal.
Dans un plus grand nombre de langues la necessite est moins grande,
cependant on n'arrive pas encore a pouvoir se passer du pronom toutes les
fois qu'il y a dans la proposition un substantif exprimant la meme idee, et ce
pronom doit se confondre encore le plus possible avec le mot qu'il qualifie.
C'est ce qui arrive dans Texpression du genitif par certains peuples. Par
exemple, au Heu de dire: le chapeau de Pierre, on devra dire: Pierre
son-chapeau, ou plus exactement Pierre lui-chapeau, representant dans
la relation genitive: Pierre, dune maniere phonetique. par le pronom: lui.
et n' exprimant la relation genitive de lui, vis-ä-vis de chapeau que par
la Situation syntactique.
Le troisieme degre tres affaibli c'est celui des langues qui n'expriment le
pronom synthetiquement avec le substantif ou le verbe dans la relation pre-
dicative, possessive ou objective, que lorsqu'il n'existe pas par ailleurs dans
la proposition un substantif exprimant la meme idee. C'est ainsi que la con-
jugaison objective, c'est-a-dire celle qui enferme avec le verbe le pronom sujet
et les pronoms objets peut les envelopper dans tous les cas ou bien seulement
lorsqu'ils ne fönt pas double emploi av^ec un substantif. A ce second degre
la plupart des langues possedent une conjugaison objective. C'est ainsi encore
que la plupart des langues agglutinantes possedent une conjugaison de sub-
stantif qui consiste ä lui affixer les pronoms possessifs abrcgos . tandisque le
substantif au genitif reste parfaitement distinct de celui qui le regit. L'hcbreu,
le hongrois ont ä ce compte, mais ä ce degre afitaibli seulement. une riche
conjugaison objective.
2° au point de vue de sa comprehension. La conjugaison objective
est le principal siege du concretisme pronominal ou subjectif, c'est-a-
dire de l'union aussi intime que possible de ce concept ontologique avec un
autre concept verbal auquel il se rapporte.
Mais ce concretisme peut afifecter tous les pronoms de la proposition ou
quelques-uns seulement, laissant echapper les autres. C'est ce que nous a\'ons
explique en detail dans notre travail sur la conjugaison objective.
Lorsqu'il est au degre le plus comprehensif, ce concretisme englobe dans
le meme mot le pronom sujet, celui regime direct. ceux regimes indirects : mais
il se degarnit peu a peu , et les langues indo-germaniques n'agglutinent plus
au verbe que le pronom sujet seul. Dans cette marche vers lanaKtisme et
l'abstraction il y a plusieurs etapes, de la la conjugaison holophrastiquc . la
polysynthetique , l'objective alternante. lorsque c'est tantot le sujet
tantot l'objet qui est chasse du conglomerat, et enhn la s)nthetique qui ne
retient plus que le sujet.
20*
3o8
R. DE LA Grasserie.
3° au point de vue de son cnergie. C'est ici que le phonetisme entre
en jeu et prete son concours. La reunion dans un seul mot du pronom et
du mot qu'il determine peut ne consister qu'en simple juxtaposition; mais cette
juxtaposition peut au contact des deux mots ctre rendue plus intime par une
soudure. Cette soudure est d'abord puremcnt euphonique si le pronom prefixe
finit par une voyelle et que le verbe commence aussi par une voyelle, il y aura
elision de l'une d'elles. C'est ce qui arrive. en arrouague. en basque. Mais
une fusion plus cnergiquc, et qui parxient ä rendre los Clements primitifs me-
connaissables, s'operc non entre le verbe et Tun des pronoms , mais entre le
pronom objet et le pronom sujet. Leurs voyelles sc contractent, et quoique
ces petits mots aient peu d'etendue. quelqucfois une syllabe entiere disparait,
et on a peine a retrouver la trace de Tun de ces pronoms. C'est ce qui
arrive surtout en mordwin, en esquimau, et en iroquois.
Dans la synthcse du pronom possessif avec le substantif, la fusion est
moins energique parce qu'il n'y a qu'un pronom ä la fois.
4° au point de vue purement materiel ou purement intellectuel.
ou ä la fois materiel et intellectuel. L'holophrasisme , la polysynthese
realisees dans certaines langues par le pronom personnel ne sont que l'image
afifaiblie du Systeme d'expression concrete et non-formelle qui confond
plusieurs idees en une seule. Les mots sont desormais dififerents, mais ten-
dent a se reunir et a se confondre ; de meme les idees. Pourtant les idees et
les mots ne se suivent pas toujours exactement. En un mot la polysynthese
peut s'operer ä la fois entre les mots et aussi entre les idees. ou entre
les mots seuls, ou entre les idees seules.
Nous avons vu ce qu'est la polysynthese entre les mots; eile est
materielle, eile consiste ä les agglutiner Tun ä l'autre avec ou sans emboite-
ment, et ä marquer leur relation respective et la relation des idees qu'ils re-
presentent par leur Situation dans le conglomerat, y plagant toujours le premier
suivant les langues le pronom sujet ou le pronom objet. La place dans un
meme mot , plus l'ordre respectif convenu , voilä en quoi consiste tout le
Systeme.
Mais qu'est-ce que la polysynthese dans les idees, la polysynthese-
intellectuelle? Elle consiste d'abord toujours dans l'ordre, l'ordre non plus
des Clements dans un meme mot, mais des mots dans une meme proposition ;
cependant l'idee d'ordre ne suffit pas, car eile n'a en elle-meme rien de syn-
thetique et n'imite point le concretisme non-formel primitif. Ce qui l'imitera,
ce sera l'enveloppement des idees l'une par l'autre, ce qui simule leur fusion
intime; par exemple, la langue coupe en deux le verbe, et entre ses syl-
labes insere les pronoms, sujet, regime direct et regime indirect, de maniere ä
ne faire du tout qu'un seul mot : l'allemand moderne coupera aussi en deux son
verbe prepositionnel , mettra la racine verbale au commencement de la pre-
position, puis la fera suivre du sujet et des regimes, enfin terminera par la pro-
position verbale detachee: s'il se sert d'un verbe auxiliaire, il inserera tous
les complements entre cet auxiliaire et le verbe attributif. D'autres fois la
proposition n'est plus enveloppee dans le verbe, mais tous les pronoms regimes
sont englobes entre le sujet et le verbe, de teile sorte que la pensee reste
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES.
309
comme en suspens jusqu'ä la fin de la proposition et qu'on ne peut penser
celle-ci qu'entiere. II n'y a pas un ordre inversif dans ce procede, Tinversion
n'est qu'apparente, il y a en realite ordre involutif. enveloppement.
La polysynthese intellectuelle consiste donc en ce que l'ordre des
mots qui indique les relations est un ordre enveloppant, tandisque la poly-
synthese materielle consiste en ce que l'ordre des mots qui indique les
relations reunit ces mots dans le meme mot.
Mais la polysynthese peut etre double, ä lä fois materielle et intellec-
tuelle ; dans ce cas l'ordre involutif que nous avons Signale dans la proposition
s'opere dans le mot . le verbe et tous les pronoms sujet et regimes sont reunis
dans un conglomerat, et dans ce conglomerat tous les pronoms regimes sont
enveloppes entre le pronom-sujet et le verbe.
Dans la polysynthese purement materielle, au contraire, le pronom regime
n'etant plus tenu entre le pronom sujet et le verbe tend ä s'echapper du
conglomerat.
Nous verrons que la polysynthese purement intellectuelle qui existe pour
les pronoms en fran^ais dans ces expressions : je te le dis; je vous les
donne, est bien plus frequente dans le concretisme objectif ci-apres decrit.
5° au point de vue de la nature des concepts ä exprimer. Nous
savons que les concepts ä exprimer sont ceux des idees elles-memes, ou de
leur determination , ou de leurs relations, et que ces dernieres se subdivisent
en relation de mot ä mot, de mot ä proposition, ou de proposition ä pro-
position.
Les idees ä exprimer le sont au moyen de la composition et de la deri-
vation, ce qui ne concerne pas les mots subjectifs. les pronoms. mais plutot
les mots objectifs.
II en est de meme des idees de determination et de Celles de relation
de proposition ä proposition.
Ce sont les relations de mot ä mot et Celles de proposition qui sont
surtout exprimees par les pronoms, et dans le Systeme que nous etudions en
ce moment, par la place donnee ä ceux-ci.
bj langues psychologiques concretes formelles objectives. Ces langues
n'emploient pour exprimer les idees de relation et de determination les pro-
noms que lorsqu'ils n'y a pas dans la proposition de substantif exprimant la
meme idee. EUes pratiquent d'ailleurs dans l'expression des relations. des
determinations et des idees les memes degres de concretisme que ceux que
nous avons decrits dans les langues subjectives. et se placent au.x memes diffe-
rents points de vue. Nous devons parcourir une seconde fois cette serie.
1° au point de vue de la necessite. La conjugaison holophrastique
ne renferme pas toujours seulement des pronoms , les substantifs etant laisses
en dehors: quelquefois eile englobe les substantifs eux-mcmes. ce quelle fait
de deux manieres, ou bien en ouvrant la racine verbale, et en }' inserant les
regimes consistant en substantifs ou en vcrbes emploj'cs substantivement, c'est-
ä-dire a l'infinitif, ou bien en reunissant sujet. verbe et regimes dans le meine
mot, et en inserant les substantifs regimes entre le sujet et le verbe. ou en
•ijO R. DE i.A Grasserie.
cas de postposition entre le verbe et le sujet. Ce double procede est aussi
employe dans les langues objectives pour les pronoms-regimes.
Quelquefois une teile inclusion du substantif regime n'est plus que facul-
tative et il est loisible de l'exprimer analytiquement en le rempla^ant dans le
conglomerat par un pronom. C'est ce qui a Heu en nahwatl.
A cote de ce concretisme du substantif ayant trait a la relation de mot
a proposition, s'en rencontre un autre, obligatoire aussi. relatif au.x relations
de mot a mot. Nous voulons parier des dctcrminants numcraux et posses-
sifs. Le principe de ces dctcrminants ccst (^uun nrnt de nombre ou un pro-
nom possessif ne peuvent pas s'appliquer analytiquement ni meme synthe-
tiquement ä un substantif individuel; ils doivcnt s'appliquer .synthetiquement
ä un substantif generique. Pourquoi? C'est parce que la synthcse avec un
mot qui se deplace de la synthese pour y etre remplace par un autre mot
est une synthcse faible ; celle-ci est bien plus energique quand eile a Heu tou-
jours avec le meme mot; on prend alors dans l'esprit l'habitude de confondre
l'expression totale, et on simule ainsi le concretisme primitif, le concre-
tisme non-formel oü chaque rapport s'individualisait dans une nouvelle racine.
Un autre concretisme dans la relation de mot a mot consiste ä rendre le
genitif en preposant le nom determinant au nom determine, et en les reunis-
sant dans un meme mot.
2° au point de vue de la comprehension. Ici les distinctions sont
moins utiles que dans les langues subjectives.
Dans la conjugaison objective on n'englobe quelquefois qu'un des regimes,
d'autres fois, on les englobe tous.
Les degres de comprehension s'observent ici surtout dans la com-
position et la derivation.
La composition peut etre bornee ä deux Clements, c'est-ä-dire ä deux
substantifs ; au contraire, eile peut s'etendre a un grand nombre ; le mot dejä
compose se compose avec un autre, et ainsi jusqua l'infini.
Mais c'est surtout la derivation qui peut etre ä l'infini et former ainsi un
phenomene curieux quon peut observer dans l'esquimau, et que nous avons
decrit ailleurs. Cette derivation est en realiteune demi-composition, puisque
les autres adformants n'ont pas perdu leur sens et ne sont pas des mots
vides. Il n'y a derivation qu'en ce sens qu'ils ne s'emploient pas separement.
La composition ä l'infini, la derivation ä l'infini, appartiennent au Systeme
des langues psychologiques, tandis que la composition finie, la derivation finie,
appartiennent au Systeme ci-apres decrit des langues ä mots vides, des langues
morphologiques.
Qu' est ce qui distingue donc essentiellement ces deux systemes?
Cest que dans Fun la composition est asyntactique et que la relation
entre les mots composants ne derive que de leur union et de leur Situation
reciproque, dans Fautre eile est syntactique, il y a reunion, mais non expres-
sion de la relation par l'ordre. Quant ä la derivation , dans l'une eile est
fondee sur la perte d'emploi separe d'un des elements composants, dans
l'autre sur la perte du sens propre de cet element, ce qui est bien difte-
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES.
311
rent. C'est cette distinction qui permet ä la premiere detre ä Tinfini et qui
restreint la seconde.
3° au point de vue de son energie. Cest surtout dans la lexiologie
que le Systeme concret formel applique au substantif parcourt des degres
denergie tres differents, en prenant le secours de la phonetique.
Les langues concretes non-formelles expriment par exemple le substantif
et l'adjectif qui s y rapporte par une seule et meme racine . de meme le
verbe et ladverbe; a leur imitation, et cest lä le degre de concretisme le
plus energique, certaines langues concretes entr'ouvrent le substantif et entre
ses syllabes inserent ladjectif, entr'ouvrent le verbe et entre ses syllabes in-
serent ladverbe; de meme dans la composition, un des mots composants s'in-
sere entre les syllabes de l'autre.
Dans cette Insertion , les mots ne restent pas entiers, le mot insere perd
souvent une de ses syllabes.
L'iroquois nous fournit des exemples frappants de ce procede. Ikhas
signifie port er; kenonsen-has pour kenonsen -ikhas signifie porter la
maison. Kenraken signifie: etre blanc ; kihnaraken pour ken-ohna-
raken, la peau blanche; waketies := abandonner; wa-kanonson-ties
pour waka-kenonson-ties = abandonner une maison.
L'energie est aussi forte , quoique l'enveloppement et Teffet intellectuel
soient moindres, lorsque Tun des mots ne s'ouvre plus pour envelopper lautre,
mais qu'ils se suivent, Tun de ces mots subissant l'apocope et par lä l'emboite-
ment. C'est ainsi qu'en lenape se forment les mots: pi-lape, celibataire
de pilsit, chaste et lenape, homme. quitagischgook. serpent qui craint
le jour, de: quitamen -|- guischgu -{- achgook.
La derivation se fait avec la meme energie que la composition au moyen
de cette encapsulation, et c'est l'esquimau qui en presente les modeles les p*lus
complets ; chaque mot perd la moitie de lui-meme, et ce qui est curieux c'est
que souvent c'est la partie suffixale, sans signification propre, qui seule de-
meure. On cite souvent le mot aulisariartorasuarpok = il s'est häte
d'aller pecher, derive de: aulisarpok -\- peartorpok + pim esuarpok.
La derivation et la composition sans emboitement et par simple synthese
forment un degre de sj^nthese moins energique. Les deux mots sont encore
etroitement unis , le substantif avec le substantif ou l'adjectif. le verbe avec
l'adverbe ou le complcmcnt direct. Voilä pour la composition. Les Cherokess
disent par un scul mot: culestula. je me lave la tete, tacasula, je me lave
les mains, tatseyasula, je lave les mains d'un autre : takungkela. je lave
mes hardes. L'Algonquin comprend aussi l'adxerbc et le complcmcnt direct
dans le verbe, mais emploie le mo\en de la derivation.
Voici. en effet, pour la derivation .s\nthctiquc sans emboitement. L'Algon-
quin dit : natipevv, il va chercher de l'eau, awat ipew, il charroie de l'eau,
nipahipew, il meurt par l'eau; mustuswcgin, cuir de bceuf; moswegin,
peau d'original etc. Nous avons decrit ailleurs ces procedes.
4" au point de vue du caractcre matcriel ou intellectuel, ou ä
la fois materiel et intellectuel. Nous avons e.xplique en cjuoi consistent
ces caractcres.
7 12 K. DE T.A Grasserie.
Dans les pronoms la synthcse a presque toujours un caractere materiel ou
matericl et intcUectuel ä la fois , c'est-ä-dire est synthetique enveloppante ou
developpante.
Au contraire , le plus souv^ent dans la rclation de mot ä proposition , la
polysynthese des substantifs est purciucnt intellcctuelle, c'est-k-dire que les
substantifs sont scpares les uns des autrcs et du vcrbe, et simulent par leur
ordre enveloppant seulement l'union d'etat d'holophrasisme non-formcl.
II s'agit ici des propositions oü cliaque mot a un ordre obligatoire servant
a exprimer la relation , et oü cet ordre est enveloppant. Tel est le cas de
la langue allemande qui, il est vrai, y Joint un Systeme de mots vides tout
ä fait surabondant. Dans cette proposition , comme nous l'avons explique,
tantot le verbe est coupe en deux, soit entre sa racine et sa preposition, soit
entre sa racine et son auxiliaire. et tous ses complements inseres dans cet
intervalle, tantot il reste entier et rcjete a la fin, et c'est alors entre le sujet
et le verbe que l'intercalation se fait.
La meme tournure existe dans les langues altaiques , mais eile s'y com-
plique dans la phrase d'un concretisme non-formel que nous avons dejä
dccrit.
5" au point de vue de l'application qui en est faite aux idees
principales, ou a Celles de determination ou ä celle de relation.
Ce Systeme s'applique ä la formation des idees elles-memes dans la com-
position et la derivation polysynthetiques, aux divers concepts de determination
dans les determinants numeraux et possessifs, aux relations de mot ä pro-
position dans la conjugaison objective polysynthetique et applicable aux verbes
et dans les langues ä tournure enveloppante, quoiquanalytique.
Quant aux relations de proposition ä proposition, nous avons vu que son
expression concrete est non-formelle.
§ 2: LANGUES PSYCHOLOGIQUES ABSTRAITES.
Ici les subdivisions que nous avons faites dans le precedent paragraphe
nexistent plus. Ces langues sont Celles qui exprlment la relation psycho-
logiquement par lordre seul des mots, mais un ordre ä la fois separant mate-
riellement chaque mot et les separant aussi intellectuellement en plagant le de-
termine avant le determinant, le verbe avant le complement. le complement
direct avant le complement indirect, le sujet avant le verbe. La langue est
ainsi ä la fois analytique et developpante.
II reste cependant dans cette evolution quelques traces de distinction. Le
pronom, ce mot subjectif, reste bien plus longtemps fidele ä la Synthese que
le substantif, et quand il lui devient infidele comme en fran^ais, il est
pleonastique et laisse aupres du verbe une trace de lui-meme. Bien plus dans
les expressions frangaises, telles que: je te le donne, le pronom seul a con-
serve une veritable polysynthese.
II ne peut etre question pour ces langues dapocope et d'emboitement,
puisque precisement tous les mots sont separes.
Mais les langues psychologiques analytiques sont a leur tour formelles
ou non.
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES.
313
A : LANGUES ANALYTIQUES NON-FORMELLES.
Dans les langues analytiques non-formelles le meme mot est a la fois
substantif, verbe, adverbe, adjectif, suivant la position dans la proposition;
cela arrive tres souv'ent en chinois. La position seule non seulement dis-
tingue les relations . mais aussi decide ä quelle partie du discours appartient
tel mot.
B: LANGUES ANALYTIQUES FORMELLES.
Ce sont Celles oü tel verbe n est que verbe, tel substantif que substantif;
alors Vordre des mots ne marque plus que la relation. Cest le procede de
plusieurs langues monosyllabiques.
Un tel Systeme existe rarement sans melange; pourtant le patois creole
l'emploie ä peu pres pur: moi aimer toi; c'est aussi celui que prefere le
parier enfantin.
Les langues oceaniennes , les semitiques et les chamitiques et toutes les
langues derivees dites analytiques, les neo-latines, les neo-indiennes etc. l'em-
ploient aussi, mais mele au Systeme des mots vides preposes. Cet analytisme
developpant d'une nature particuliere forme un Systeme hybride et tres re-
marquable qui fait face ä celui de l'allemand moderne lequel mcle le meme
Systeme de mots vides mais le mele au Systeme concret enveloppant.
Nous y reviendrons un peu plus loin.
L'analytisme developpant n'est pas toujours parfait. En chinois, par
exemple, il est loin d'etre tel. II y existe un melange d'analytisme develop-
pant et de concretisme intellectuel enveloppant qui vient compliquer la nais-
sance du Systeme du procede d'expression par les mots vides.
En chinois le determinant precede le determine, ce qui rentre dans le
Systeme enveloppant, mais le complement suit les x'erbes. ce qui est de l'ana-
lytisme.
L'analytisme est beaucoup plus complct en annamite. Dans cette langue
l'adjectif suit le substantif qu'il qualifie ; le genitif suit le mot determine;
l'accusatif et le datif suivent le verbe. La formule analytique et dcveloppante
est donc complete.
Mais aussitöt ce point d'analytisme atteint. on quitte le .systcme psycho-
logique de l'exprcssion pour entrer dans celui morphologique proprcment dit.
dans le Systeme des mots vides. Les langues monosj'Uabiques dans Icur
etat ancien rendent presque toutes les relations et les categories grammati-
cales par la regle de position; dans leur etat plus recent cette regle ne
leur suffit plus, et elles tendent a une expression plus realisee par le langage
meme, c'est-ä-dire par des mots speciaux a ce destines.
Cest ce qui rend l'analytisme psychologique tres difticile a obser\cr: il
n'existe presque jamais pur.
Ce ne sont pas les langues isolantes seules qui presentent le Systeme ana-
lytique , mais ce sont elles qui a un certain moment le presentent au plus
grand degre de purete. Les langues oceaniennes, les chamitiques et les semi-
tiques ne le fournissent cjuc melange au s\'stcnie du mot \ide ilcj.i developiie.
314
R. DE i.A Grasserie.
Sans doute, autrefois ce dcrnicr Systeme n'y etait pas encore ne. mais on ne
retrouve de cet etat anterieur que de simples traces. En hebreu, rien ne
distingue l'accusatif du nominatif, si ce n'est la position ; en arabe il s'en
distingue au contraire par une modification phonique.
Enfin les langues deriv^es , par exemple les neo-latines , arrivent a un
Systeme analytique tres complet, mais par regression, apres avoir passe par le
Systeme du mot vide, lorsque celui-ci s'est efiace peu a peu ou a change de
caractere, mais sans intention d' abandonner celui-ci, et seulement pour le cor-
roborer. Voici comment. En frangais, par exemple, en ce qui concerne les
cas, les desinences sont effacees, la flexion du genitif, entre autres, disparait;
ce cas ne s'exprime plus que par la position: Hotel-Dieu, Villekoi ; de
meme l'accusatif ne se distingue du nominatif, lorsque la distinction: li rois,
le roi disparait, que par la position. Cette regression est remarquable, mais
comme tous les reculs , eile n'est pas definitive , eile n'est pas complete ; eile
repondait bien sans doutc au besoin d'abstraction qui augmente ä mesure que
Tevolution s'avance. mais eile contrariait le besoin d'expression plus parfaite.
plus phonetique , besoin que levolution augmente aussi. Ce dernier besoin
non satisfait cherche d'autres moyens; mais il lui fallait par celui qu'il
trouverait ne pas defaire la conquete d'analytisme que la distinction de la
desinence lui avait donnee, et qui s'etait realisee par l'ordre developpant de la
proposition ; enfin il fallait non creer des mots nouveaux, ce ä quoi les langues
sont impuissantes , eile ne creent rien. elles transforment seulement , mais en
trouver d'appropries dont on put detourner le sens et la fonction. C'est alors
que la preposition qui ne marquait auparavant qu'un rapport materiel et locatif
cumula cette fonction avec celle de marquer un rapport intellectuel et logique.
C'est ce procede qui a fait le caractere de la langue frangaise et lui a procure
de marquer ses categories grammaticales ä la fois par l'ordre des mots et par
Temploi de mots vides. Ce n'est pas historiquement sans difficulte que ces
deux systemes sont venus s'appuyer Tun ä l'autre. L'emploi du nouveau mot
vide semble avoir d'abord pour resultat de rendre libre l'ordre synthetique;
de lä les nombreuses inversions de la langue ancienne; mais Tesprit danalyse
developpante a pris le dessus , et c'est ä son heureuse alliance avec le mot
vide que nous devons la clarte de la langue frangaise. Cependant celle-ci a
du sacrifier dans ce processus une qualite essentielle, celle de langue ab-
solument formelle. Tandis que le latin distinguait avec soin les relations
purement materielles et locatives, des relations logiques, en exprimant les pre-
mieres par des prepositions et les autres par des desinences . le frangais dut
les confondre en donnant a la preposition le double emploi ; par exemple d e
a un sens bien different dans ces expressions; le livre de Pierre, je viens
d e Paris : tel est le point d'imperfection grammaticale de la langue frangaise.
SECTION 2: LANGUES A EXPRESSION SÜFFISANTE, OU LANGUES
MORPHOLOGIQUES, OU "a MOTS VIDES.
Les langues psychologiques peuvent tres bien rendre toutes les pensees,
mais celles-ci doivent beaucoup alors ä leurs propres forces, et peu aux mots
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES.
315
en eux-memes ; ce n'est pas dans de telles langues que les mots eveillent les
idees. A mesure que le mot prend plus d'importance, de variete, de flexibilite
et de mouvement, ä mesure la pensee fait moins d'efifort, s'appuie sur quel-
que chose de materiel, et le moment viendra oü cet instrument, le mot, ayant
pris une grande force, pourra reagir sur la pensee, et ä son tour linspirer.
II est tres curieux d'observer comment le Systeme du mot vide vient a
naitre dans le Systeme psychologique analytique, developpant ou enveloppant,
mais surtout developpant; nous en avons dejä montre quelques exemples. La
Position seule donnant la relation entre les mots, mais naturellement seulement
la relation logique, comment exprime-t-on par exemple la relation locative:
dessus, dessous, dans etc.? Ces mots sont abstraits et les mots abstraits
n'existaient pas encore. Mais si le mot: dans n'existait pas: le mot: maison,
interieur existait; quand on pensera: dans le ciel, ou ciel dans, il
suffira de dire: interieur ciel, ou ciel interieur, suivant que l'ordre est
developpant ou enveloppant ; le mot: interieur, maison fonctionnera tantot
comme mot de substance, lorsqu'il conservera cette signification , tantot
comme mot de relation, quand il signifiera: dans.
Puis un tel mot perdra sa signification de substance et ne gardera que
sa signification relative; on ne le traduira plus jamais par: d'interieur ou
maison, ce sera un mot vide.
Mais ce mot vide viendra bientot ä se subordonner materiellement au mot
plein qu'il relie ä un verbe, il s y agglutinera. De lä 1 etat qu'on appelle Ictat
agglutinant.
Cette Union ne semble pas encore assez etroite ; il faut que le mot de
relation ne fasse qu'un avec le mot de substance qu'il relie ; on y parviendra
de plusieurs fagons: i° en etablissant une soudure au point de contact des
deux mots, 2° en operant une Fusion entre les divers mots vides qui con-
courent a determiner un mcme mot plein, 3° en faisant agir phonetiquement
le mot vide et le mot plein Tun sur Tautre, ailleurs qu"au point de contact;
c'est ce qui se realise par Tharmonie vocalique, quand c'est le mot plein
qui agit sur le mot vide; par Tumlaut quand c'est le mot vide qui agit sur
le mot plein.
C'est ainsi que se fait la transition du Systeme psychologique a celui des
mots vides.
Les langues ä mots vides sont: 1° formelles ou non-formelles.
2° subjectives ou objectives, 3° abstraites ou concretes. 4'' inva-
riables ou ä variations phonetiques. Cette division correspond a celle
que nous avons trouvee dans les langues psychologiques.
De ces classes, celle qui domine toutes les autres est celle c^ui distinguc
les langues formelles des langues non-formelles.
Premiere classe. Langues a mots vides, formelles ou non-
formelles. Nous avons vu que les cas ou relations se diviscnt en relations
concretes puremcnt locatives, et relations abstraites et logitjues:
quoique dans Tevolution rexprcssi(Mi des uncs dcrixc sou\cnt de celle des autres,
il y a entre eux une grande distancc.
He bien, il y a des langues trcs nonibrcuses (\\\\ ne distinguent pas Tun
3i6
R. DE I.A (i RASSERIE.
de l'autre ces deux ordres de rclations , ou qui , cc qui revient au meme, ne
possedent expressibles par des mots vides quc des relations locatives; les
autres se rendent par la seule position. De telles langues ne sont donc pas
formelles sous le rapport de Texpression par le Systeme que nous etudions en
ce moment; alles ne possedent qu'embryonnairement et partiellement la faculte
d'cxprimer les relations de mot a proposition par des mots vides. De ce
nombre sont les langues du Caucase du Nord et les langues ouralo-altaiques,
du moins dans leur etat primitif.
II en est de meme, si de Texpression des relations nous passons ä celles
des determinations. Certaines langues ont des expressions par mots vides pour
les temps subjectifs, mais n en ont pas pour les objectifs, ou reciproquement,
et sont alors obligees d'appliquer Tcxpression des unes ä celle des autres. II
y a par conscquent une certaine confusion. le Systeme n'est pas encore deve-
loppe suffisamment, il est encore non-formel.
Les langues ä mots vides de non- formelles peuvent arriver ä un point
ou elles sont formelles ä demi, point interessant et qui a ete peu observe.
Lorsque l'expression des cas abstraits se differencie par exemple de celle
des cas concrets et locatifs, chacun de ces cas abstraits ne se differencie
point encore de l'autre par Temploi d'un mot vide distinct; la langue n'est
pas encore formelle a ce point. Un seul mot vide exprime tous les cas
logiques, et tous ces cas logiques eux-memes se confondent en un seul, en
cas genitif; bien plus, le cas genitif. cet embryon des autres cas logiques,
se confond lui-meme avec la relation de l'adjectif au substantif, et avec celle
de pronom relatif ou substantif. D'oü une relation logique unique tra-
duite par un mot vide unique. Cc mot vide unique a ete recherche par
nous dans une etude speciale sur: la Categorie des Cas ä laquelle nous
renvoyons. Nous devons dire seulement que ce point intermediaire entre letat
formel et l'etat non-formel, oü les cas logiques se distinguent des cas locatifs,
mais se confondent entre eux dans un seul cas, le cas genitif, est mis en
pleine lumiere dans la langue algonquine par l'obviatif et le surobviatif.
Ce Systeme touche au non-formel en ce qu'il remplace la relation de mot
ä proposition par la relation plus simple et rudimentaire de mot ä mot.
Enfin des langues a mots vides absolument formelles sont les langues
indo-germaniques; elles distinguent par Temploi de mots vides differents les
cas locatifs des cas logiques; bien plus, elles discernent par le meme moyen
les cas logiques les uns des autres. Mais c'est d'une autre maniere surtout
qu'elles sont formelles au plus haut point et qu'a ce titre elles prennent un
caractere particulier. Voici comment.
Si nous observons une langue ouralienne dans son etat actuel. le hongrois,
nous verrons qu"elle distingue i° les cas locatifs par des postpositions nom-
breuses, 2° le genitif par une autre postposition , 3° le datif aussi par
une autre postposition: de meme l'ablatif. Au contraire. en obser\^ant une
langue indo-germanique non derivee , le sanscrit ou le grec . par exemple,
nous trouvons que les cas locatifs se distinguent essentiellement des cas lo-
giques par leur position, le cas locatif s" exprime par la preposition qui se place
avant le substantif; le cas logique, au contraire, quel qu il soit, se place apres
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES.
le substantif et s'exprime par la postposition. Cette distinction fondamentale
fait de ces langues des langues formelles par excellence parmi celles ä mots
vides.
Mais les langues indo-germaniques derivees viennent detruire cette qua-
lite et fönt retour ä un Systeme moins formel; elles reunissent dabord a la
meme place, avant le substantif, le cas locatif et les cas logiques. puis elles les
expriment par les memes mots vides , les prepositions fonctionnant ä la fois
aux cas locatifs et aux cas logiques.
Deuxieme classe. Langues ä mots vides objectifs et langues
ä mots vides subjectifs. Nous avons condamne comme insuffisamment
comprehensive la distinction adoptee comme generale et unique des langues
en langues isolantes, agglutinantes et flexionnelles : nous l'avons condamnee
aussi sous d'autres rapports , comme ne presentant pas entre ses termes une
distance egale, et comme substituant une division tripartite ä une division
bipartite avec subdivision qui eüt ete plus logique. et comme etant impuis-
sante ä definir, sans divergence entre les grammairiens, le mot meme de
flexion. En efifet, on entend par celle-ci tantöt la soudure au point de con-
tact, tantot la fusion entre les differents mots vides. tantot l'action a distance
de la voyelle du mot vide sur celle du mot plein. tantot l'action inverse.
De cette definition flottante de la flexion et de l'autre cote de l'impor-
tance caracteristique de celle-ci ressort suivant nous que la flexion elle-meme
a ete mal comprise. Cest cette definition essentielle que nous voulons etablir
ici et qui nous guidera ensuite dans notre distinction entre les langues sub-
jectives et les langues objectives.
La flexion ne difiere pas de Tagglutination en ce que Tunion est plus
etroite, plus intime, entre le mot plein et le mot vide, ni entre les difterents
mots vides , car il existe des flexions avec simple soudure sans modification
d'aucun des deux ou des trois mots , et au contraire il existe des agglutina-
tions oü le mot plein agit puissamment sur le mot vide. celles des langues a
harmonie vocalique; c'est pour Tavoir mcconnu qu'on a decrit, comme sil
etait superficiel. un caractere tres profond.
Ce qui distingue la flexion de Tagglutination cest que dans l'aggluti-
nation le mot vide qui sert ä exprimer la relation est de nature objec-
tive, c'est un substantif devenu postposition, substantif lourd, long et le
plus souvent consonnantique qui pourra bien recevoir Taction phonique du
mot plein auquel il est Joint, mais ne pourra pas esperer d'action sur lui. Par
exemple, dans les langues ouraliennes les prepositions sont d'anciens substan-
tifs, des mots ontologiques objectifs: Vel, avec. a d'abord signific :
compagnon, pääl: sur, xient de: pää; tcte.
Nous verrons un peu plus loin que les caracteres se subordonnent, que
phonctiquement par leur nature Substantive, objective, ces mots ont eu assez
ä faire de se vider de sens, quelquefois de se vider de son , qu'ils n"ont pu
ni se fondre entre eux, ni se faire absorbcr par le mot plein. ni a plus forte
raison penetrer en lui et le modifier.
Dans les langues indo-germaniques, au contraire, le mot \ide qui cx-
primc la relation n'est pas d'origine objective, substanti\e. mais bien dori-
3i8
K. DE LA GkASSKKIE.
gine subjective, pronominale. Le pronom, nous lavons dcmontre. est la
conccption subjcctive de Tctre, le mot ontologique subjectif. Toutes
Ics fois que les relations seront exprimces par lui ou sur lui comme mot vide,
ia langue ä mot vide sera a expression subjective. Lorigine des flexions
aryaques est bien connue; le nominatif, Taccusatif, le genitif, meme le datif
et l'ablatif )• tienncnt leurs indices de pronoms personnels agglutines au mot
plein , sinon directcment, comme lavaient affirme Bopp et Schlkfcher, au
moins indirectement , comme ayant avec les pronoms et les suffixes de deri-
vation une meme origine adverbiale.
Les langues indo-germaniques primitives emploient ainsi les mots vides
subjectifs pour exprimer les cas, les nombres, les genres, toutes les relations
et les detcrminations, et aussi pour former les mots, elles y puisent, en efifet.
leurs elements de derivation primaire et secondaire; la plupart des suffixes
derivant sont, comme les flexions, des elements pronominaux.
Les langues indo-germaniques sont aussi subjectives, mais d'une autre
maniere. Nous savons que chez elles les desinences disparaissent et sont rem-
placees par des prepositions remplissant une double fonction. La preposition
est un mot d'origine le plus souvent Substantive, il semble donc que lexpression
pronominale, subjective ait disparu. II n'en est rien ccpendant. Lexpression
se fait par une preposition qui avait pris deja en latin peu ä peu un sens ab-
strait, logique. et ce qui est plus essentiel, le rapport se marque sur un
pronom.
En effet. larticle nest qu'un pronom de la 3'' personne qui a pris pour
fonction de determiner le substantif predicativement ; or ce n est plus en fran-
§ais le substantif qui prend la marque du cas, du nombre , du genre. mais
bien larticle. Dans la prononciation le genre et le nombre de ces mots: la
rose, le rosier, etle cas de ceux-ci : au rosier. du rosier. des rosiers,
ne se marque que par l'article, c"est-ä-dire par le pronom, c"est-a-dire
par le mot ontologique subjectif.
C'est ce qui fait que les langues indo-germaniques, comme flexionnelles,
ont une position tout ä fait ä part; nous examinerons un peu plus loin les
consequences phoniques de la flexion. Parmi ces langues les primitives sont
subjectives concretes; les derivees sont subjectives abstraites,
comme nous allons Tetablir.
Troisieme classe. Langues ä mots vides, concretes ou ab-
straites. En quoi consistent, dans la sphere ou nous sommes, le concre-
tisme et l'abstraction?
Dans le Systeme des langues psychologiques le concretisme est
materiel ou intellectuel ou les deux ä la fois, il est materiel quand les
mots en rapport sont unis ensemble en un seul mot plus ou moins etroite-
ment, il est intellectuel quand ils ne sont pas reunis, mais sont dans un ordre
respectif enveloppant, de sorte qu'on ne puisse avoir lidee dun objet que
quand la phrase ou le membre de phrase qui la contient est termine ; il est
ä la fois materiel et intellectuel quand les mots sont reunis et le sont dans
un ordre enveloppant.
II en est de meme ici, seulement il faut remplacer les deux mots pleins,
DE LA CLA SSIFICATIOX DES LANGUES.
319
parunmot plein et un mot vide. Ainsi il y a concretisme materiel
quand le mot plein et le mot vide sont agglutines, peu importe dans quel
ordre, concretisme intellectuel quand ils sont separes mais ranges le
mot vide apres le mot plein, concretisme a la fois materiel et intel-
lectuel quand les deux mots sont agglutines et que dans le conglomerat le
mot plein precede le mot vide.
Par contre. il y a abstraction materielle quand Tagglutination manque,
a condition toutefois que le mot vide se soit dejä vide de sens, abstraction
intellectuelle quand les deux mot etant agglutines le mot vide precede
le mot plein, enfin abstraction ä la fois materielle et intellectuelle
quand le mot vide detache precede le mot plein.
Appliquons ce principe de Classification ä quelques langues.
Les langues dites agglutinantes . comme les langues ouralo-altaiques et
les dravidiennes. sont des langues ä mots vides concretes materiellement
et intellectuellement. car 1' ordre y est enveloppant. le mot vide etant apres
le mot plein, et il y a compression des deux mots en un seul, il y a Syn-
these. Quant ä cette synthese, eile peut etre plus ou moins energique. cest
ce que nous reverrons tout ä l'heure.
Les langues monosyllabiques oü le mot vide commence ä poindre et est
generalement une preposition non-agglutinee, comme le chinois, appartiennent
au groupe concret intellectuellement, mais non materiellement.
Les langues oü le mot vide se prefixe au mot plein, par exemple Ihebreu
oü il en est ainsi au moins pour les cas logiques. et les langues chamitiques,
sont concretes materiellement, mais non intellectuellement. car la Syn-
these y est developpante.
Celles oü le mot vide est detache du mot plein substantif et precede
celui-ci sont abstraites materiellement et intellectuellement ä la fois.
De ce nombre sont dun cöte les langues oceaniennes, dautre cöte les
langues neo-latines. EUes different cependant les unes des autres profonde-
ment ä un autre point de vue, en ce que les premieres sont objectives,
faisant tomber la relation sur un mot objectif : le substantif. et les autres, au
contraire, subjectives, faisant tomber la relation sur un mot subjectif,
l'article derive du pronom.
Sont abstraites seulement materiellement Celles que nous venons de
decrire comme concretes seulement intellectuellement.
Sont abstraites seulement intellectuellement Celles que nous venons
de decrire comme concretes seulement materiellement.
Le summun de l'abstraction est donc l'abstraction a la fois mate-
rielle par Synthese et intellectuelle par ordre developpant. Si cette
abstraction complete se coniplique dun caractere subjectif lidealisation
atteint tout a fait le point culminant.
Cest ce qui a Heu en fran^ais. par exemple. et il ne manque ii cette
langue pour atteindre la perfection sous ce rapport que d'avoir evite de devenir
non-formelle. defaut dans lequel eile est tombee en confondant les relations
locatives et les relations logiques dans leur expression par un seul et
meme mot.
■2 20 ^- ^^ ^'^ Grasserie.
La langue frangaise a atteint cette expression trcs abstraite, differemment
dans les cas du substantif et dans les temps du verbe, dans les premiers par
remploi de l'article qui procura Texpression pcriphrastique des cas,
dans le second par les verbes auxiliaires abstraits : C-tre et avoir qui
procurent Texpression pcriphrastique des temps.
Cest que dans Temploi de ces moyens la langue frangaise , et du reste
les autres langues nco-latines, ont double les mots vides, et comme chaquc mot
vide signifie unc relation ab.straite, le modifier ä son tour et le dcterminer par
un autre mot vide, c'est multiplicr Tabstrait par l'abstrait. Les articles
fran^ais composes, du, au, des, aux reunissent en eftet des mots vides,
avant de s'appliquer au nom ; dans: j'aur-ai eu, il y a en realite trois
mots vides.
Cest ainsi que s'exalte Tabstraction analytique. Le concretisme
synthetique emploie, de son cote, d'autres moyens pour se renforcer. Nous
allons examiner ces moyens dans la classe suivante.
Quatrieme classe. Langues a mots vides phonetiquement in-
variables en agissant les uns sur les autres et sur le mot plein.
Ici il faut distinguer entre les mots vides subjectifs et les mots vides
objectifs, car leurs modes de proccder sont tout autres.
a) dans les mots vides objectifs. Ces mots pcuvent ou suivre ou
preceder le mot plein. Cest dans ce dernier cas surtout qu'ils sont inter-
essants a etudier.
1° mots precedant le mot plein. Le mot vide objectif precedant le
mot plein peut en rester entierement separe, comme dans les langues chamitiques.
Dans les langues semitiques il entre dans une union plus etroite avec le mot
plein, afifecte celui-ci par la modification de la premiere consonne et s'y soude
ainsi energiquement. Lui-meme dans cette union perd söuvent sa voyelle
finale.
Mais d'autres langues operent un rapprochement qui va jusqu'a Tinterca-
lation du prefixe dans l'interieur du mot plein; c'est ainsi que dans les langues
malaises et tagales souvent le verbe ou le substantif entr'ouvrent leurs syllabes
et laissent penetrer le prefixe qui devient ainsi un infixe. Cet infixe se
modifie lui-meme, mais n'a pas la force de modifier le mot plein auquel il
est infixe.
2° mots vides suivant le mot plein. Le mot vide alors peut rester
invariable et separe du mot plein, c'est le cas de la preposition; dans ce cas il
n'exerce ni ne subit aucune influence, ou bien il s'y agglutine avec d'autres
mots vides, et alors conserve encore souvent son invariabilit6.
Mais souvent aussi, sans action toujours ni sur le mot plein , ni sur les
autres mots vides, il subit l'influence du mot plein, apres s'etre vide de sens
se vide de son et regoit au Heu de sa propre voyelle la voyelle du mot plein
ou tout au moins accommode la sienne ä celle-ci. Cest le cas bien connu
de l'harmonie vocalique; nous n'avons pas ä la decrire ici.
b) dans les mots vides* subjectifs. Ici encore le mot vide peut pre-
ceder ou suivre le mot plein.
1° mots vides precedant le mot plein. Ces mots vides ne s'agglutinent
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES. ^2 1
pas au mot plein. et par consequent aucune modification phonique ne se pro-
duit, mais ils s'agglutinent souvent entre eux, et alors une fusion souvent
s'opere dont nous avons cite ces exemples: du pour de le. des pour de
les, au pour a le. aux pour ä les.
2° mots vides suivant le mot plein. Ces mots vides consistant en
pronoms peuvent rester separes du mot plein. mais cela arrive rarement: car
etant tres courts, souvent composes d'une seule voyelle . ils s'agglutinent tres
facilement.
Une fois agglutines. ils entrent vite en combinaison entre eux. et exer-
cent sur le mot plein lui-meme une grande influence phonetique qui sert ä
s'en rapprocher d'avantage et a rendre la synthese plus en plus energique.
D'abord il s'opere une soudure entre le mot plein et le mot vide: la
voyelle tbematique finale du premier se contracte avec celle initiale ou unique
du second. Mais l'action devient bientöt beaucoup plus active du mot vide
sur le mot plein.
Le mot vide tend ä faire entrer sa voyelle dans l'interieur du mot plein.
soit en enchässant la voyelle de celui-ci, soit en s"y juxtaposant, soit en se
Tassimilant ou se Taccommodant. De lä une serie de phenomenes connus sous
les noms d'epenthese, d'infection vocalique et surtout d'umlaut, ou
periphonie, qui forment les degres de penetration du mot vide dans le
mot plein.
Cest ä cette penetration que des linguistes out applique bien impropre-
ment le mot de flexi on.
Tels sont les diverses classifications des langues a expression morpho-
logique. Chacune de ces classifications prises ä part ne peut naturellement
etre qu'artificielle.
II nous reste ä examiner i° si en decouvrant que ces classifications sont
subordonnees les unes aux autres, nous narriverons pas a une Classification
plus generale quant au point de vue. et par consequent plus naturelle. 2° com-
ment on est j^asse sine-saltu du sy.steme morphologique au Systeme ci-
apres, ä celui d'expression purement phonetique.
1 ° Les classifications ci-dessus se dominent l'une Tautre. et si nous n" avons
pas voulu tout de suite expliquer cette Subordination, c est parce que nous ne
voulions pas compliquer Texpose par des subdivisions trop nombreuses.
La Classification la plus comprehensive est celle en langues non- formelles
et en langues-formelles, les divisions autres que la suivante ne sont guere
que des subdivisions des langues formelles.
La division en langues subjectives et en langues objectives cadre
presque avec la precedente. Les langues subjectives sont presque toutes for-
melles; les objectives, presque toutes non -formelles: cependant nous avons
Signale une exception pour les langues nco-latines.
La division en concretes et abstraitcs au.x diffcrents degres croise, au con-
traire, celle en subjectives et objectives, mais lui est subordonnee de teile
Sorte qu'il y a des langues ;i mots vides subjcctives-concretes Celles
ä flexions) et subjectives -abstraitcs (cellcs a articles) et objectives -concretes
(agglutinantes) et objectives-abstraites (a prepositions),
TeCHMER, ZTSCIIK. V. 21
322
R. DE I.A GrASSKRIE.
Enfin la division cn langues ä mots vieles variables et langues a mots
vides invariables cadre en grandc partie avec la precedente.
Le frangais est une langue ä mots vides demi -formelle subjective
abstraite, sans influenae phonetique du mot vide sur le mot plein.
2" La transition s'est faitc du Systeme morphologique au Systeme dcx-
pression phoneti([uc ainsi qu'il suit.
En allemand moderne le pluriel du mot: mann, se marque par la de-
sinence, par le debris de mot vide: er; d'oü "^mann-er; mais la desinence
agit phonetiquement sur le mot plein pour s'assimiler sa voyelle, d'oü
männ-er; le Systeme est ici morphologique, avec la synthcse energique operee
par l'influence du mot vide sur le mot plein au moyen de Tu miaut.
En anglais la desinence: er s'est perdue, il ne reste plus que la racine
modifiee par le mot vide quand il existait, et qui est restee teile quand le
mot vide a disparu. Cest ainsi que le pluriel de man est men, Ce pluriel
ne differe plus du singulier que par la voyelle radicale.
Ce pluriel n'appartient plus au Systeme morphologique oü la determina-
tion et la relation sexpriment par des mots vides. mais au Systeme suivant,
au Systeme d'expression phonetique dans lequel elles s'expriment directement
par une modification phonique de la racine.
Mais beaucoup de langues, restant dans l'etat de transition dun .Systeme
ä l'autre, dans certains mots retiennent le mot vdde qui a donne naissance ä la
modification phonique, dans d'autres Teliminent. Ce.st ainsi que 1" allemand
ä cote de mann er oppose ä mann (systeme morphologique avec tendance
au phonetisme) presente väter oppose ä vater, Systeme franchement d'ex-
pression phonetique.
SECTION 3: LANGUES A EXPRESSION PARFAITE ET PROP,ORTIO NNELLE, OU
LANGUES A EXPRESSION PUREMENT PHONETIQUE.
Dans le premier Systeme, le psy chologique. nous avons vu quelle in-
feriorite quant ä Texpression avait la relation , la determination , vis-a-vis de
l'idee principale. Tandis que celle-ci possedait son mot, la relation, la deter-
mination n'avaient pas le leur; il leur fallait s'exprimer comme elles le pou-
vaient par le meme mot que l'idee principale , et quand celle-ci ne le per-
mettait pas, par Vordre seul des mots appartenant ä cette derniere.
Dans le second Systeme, le morphologique, l'idee de relation, de determi-
nation, obtient un mot ä son service, il est vrai que ce mot eile l'emprunte
aux idees principales, mais eile ne le leur rend pas, eile le detourne defini-
tivement, le fagonne ä son usage, l'evide tellement qu'il perd souv'ent son
sens primitif; bien plus, apres l'avoir tenu sous la Subordination d'un mot
plein, eile Ten detache, le met en tete de la proposition, en vedette. en fait
le conducteur de la phrase et arrive ainsi a faire passer le mot de rela-
tion avant le mot de substance lui-meme. Le mot grammatical. le mot formel,
a acquis ainsi une force egale au mot du lexique , au mot ontologique ou
verbal, d'oü une grande abstraction.
Mais cette abstraction, si eile est exageree, contient par cela meme une
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES.
imperfection: il ne faut pas que l'idee de relation soit egale ä l'idee de
substance; la perfection linguistique consiste ä lui donner pour ainsi dire
representation proportioneile dans le discours. Plus exactement. la
relation n'etant pas distincte des objets en relation ne devrait pas s'exprimer
par un mot autre que le mot de ceux-ci, mais devrait modifier ce mot. comme
eile en modifie, en determine lidee.
Cest cette expression proportionelle de Tidee de relation que realise com-
pletement le Systeme que nous allons decrire.
II consiste ä modifier phonetiquement un phoneme du mot exprimant la
substance, une consonne, le plus souvent une voyelle. pour exprimer une de-
termination de nombre, de genre. de temps, de mode, ou une relation quel-
conque de ce mot ä un autre mot ou ä une proposition.
II consiste aussi ä accorder la voyelle ou un phoneme d'un mot en rela-
tion avec un phoneme correspondant du mot en relation.
II consiste enfin ä repeter une lettre ou une syllabe du mot en relation
dominant sur le mot en relation domine.
De ces trois moyens le premier s'applique surtout a la lexiologie, le
second surtout directement ä la relation, le troisieme directement ä la deter-
mination et indirectement ä la relation aussi.
Ces trois procedes se resolvent en un seul qui les comprend tous et qui
consiste ä exprimer les idees derivees, ou Celles determinantes. ou Celles de
relation par un element phonique introduit dans le mot sur lequel il s'agit
dexprimer ces idees.
Cette expression peut etre plus ou moins formelle suivant quelle
s'applique ä toutes les modifications d'idees ou seulement ä quelques -unes
d'entre elles: cest ainsi que souvent on ne forme de la sorte que le genitif
qui tient lieu ensuite de tous les autres cas.
Elle peut etre subjecti ve ou objective suivant qu'elle s'applique au mot
subjectif seul, au pronom, ou par lui seul, ou aussi au substantif.
Elle est concrete ou abstraite. c'est-ä-dire intellectuelle plus ou
moins synthetique, suivant que l'element phonetique modificateur est inscrc
au commencement, ä la fin ou au milieu du mot plein.
Nous ne ferons pas ressortir ici en premiere ligne ces divisions en : ob-
jectif et subjectif, en formel et non-formel qui ont moins d'importance
au point oü nous sommes arrive; nous ne ferons que les mcntionncr au für
et ä mesure que leur application se presentera. Notre division principale
sera celle des procedes ci-dessus enonces.
§ I : PKOCEDE DK LA MODIFICATIÜX PIX PHONKMK RADICAL DU MOT PLEIN ET SOX
APPLICATION PRINCIPALE X. LA LEXIOLOGIE.
Cest ce procede qui fait la grande origina.lite des langucs semitiques, et
qui les rend rcfractaires a toute Classification actuellcment reconnue. soit celle
en langucs agglutinantes, isolantcs ou floxionnelles, soit celle en langues poly-
synthetiques et analytiques : il s'agit ici d'un Systeme absolument ditterent.
21*
324
K. VK i.A Grasserie.
Mais ce procede ne leur appartient point cxclusivcmcnt et il prend aussi
naissance, quoique tardivement, parmi les langues indo-germaniques.
Enfin lorsqu'il se contonne dans un seul mot . le pronom , ce procede
devient presque general.
II faut distinguer dans les langues qui exprimcnt leurs categories gramma-
ticales par mutation radicale phonique, Celles qui le fönt sur les pronoms, ou
langues subjectives, et Celles qui le fönt sur les substantifs, ou langues
objectives. II faudrait distinguer aussi parmi ces dernieres, Celles qui modi-
fient leur phoneme radical sous l'influence primitive dune voyelle du mot
vide deja annexe. et celles qui ne le modifient dabord quc sous l'influence
de l'accent, lequel accent est ne de la necessite de souder la syllabe du mot
vide a cclle du mot plein en donnent la preeminence ä ce dernier, mais cette
distinction utile dans l'etude du procede morphologique Test beaucoup moins
dans Celle du procede phonetique oü les facteurs de l'evolution ont deja
disparu.
CLASSE I : LANGUES A MUTATION PHONIQUE SUBJECTIVE.
Ces langues sont tres nombreuses et tres anciennes. II faut remonter a
l'epoque oü toutes les relations et meme la distinction des parties du discours
se marquent par le pronom seul. Si ce pronom a une forme unique comment
distinguera-t-on le substantif du verbe? On peut, il est vrai, le faire, tantot
en prefixant, tantot en suffixant le pronom; mais ce moyen ne fut guere
adopte. On varia la voyelle radicale du pronom personnel suivant qu'il
s'attacha possessivement au mot considere comme substantif, ou predicative-
ment au meme mot considere comme verbe. On ne s'arreta meme pas lä,
le pronom prit une troisieme Variation vocalique, lorsqu'il fut employe comme
complement. II ne s'agissait plus de distinguer alors les differentes parties du
discours, mais de les relier par le seul mot susceptible de porter les relations,
par le pronom.
Ce Systeme etait l'imitation d'un Systeme precedent d'une autre nature,
que nous avons decrit, qui regna aussi dans les pronoms. et qui consistait ä
changer la racine meme du pronom suivant les relations diverses marquees sur
lui. On peut citer le nahwatl qui donne au pronom personnel quatre formes:
1*^'^*' personne: ne, ni, no, nech, au pluriel: te. ti , to, tech; 2^ per-
sonne: te, ti, mo, mitz, pluriel, amehuau, au, amo, amech. Ce sont
les formes absolue, predicative, possessive et objective.
Le chiquitos, le sahaptin, le tchinuk. la plupart des langues americaines
et beaucoup dautres n'en possedent que trois ou deux.
Le latin, le fran^ais lui-meme, possedent cette declinaison toute particu-
liere, le latin dit tu et te, ego et me; le frangais, tu et toi, je et moi;
Tallemand ich et mich, du et dich en employant un Systeme qui parait
singulier au milieu du procede general usite dans ces langues de declinaison
par mots vides ou d'absence de declinaison.
II y aurait sur cette declinaison speciale survivant dans le pronom per-
sonnel de curieuses observations ä faire.
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES.
J^D
Remarquons seulement quelle est subjective puisq'elle ne se marque que
sur le pronom. Cest ce mot qui le premier est entre dans Tevolution gram-
maticale et cest aussi celui qui a consen^e et nous permet encore dapercevoir
l'etat primitif.
CLASSE 2 : LAXGUES Ä MUTATION PHONIQUE OEJECTIVE.
Ici les categories grammaticales se marquent sur les substantifs, mots
objectifs.
Le Systeme s'emploie principalement dans certains groupes de langues pour
la lexiologie. dans certains autres pour la determination ; son emploi pour
la relation est beaucoup plus rare.
D'autre cote. nous avons dejä montre que le Systeme d'expression phone-
tique a sa racine dans le Systeme du mot vide, que cest Tinfluence de celui-ci
disparu ensuite qui y a donne naissance; er, ce mot vide disparu pouvait ou
preceder ou suivre le mot.
Dans d' autres langues, l'influence dun mot vide preexistant ne se ren-
contre pas, ou ne peut etre bien demontree. ou n"a existe que pour quelques
mots, et l'analogie la etendue ensuite aux autres pres desquels il ne setait
jamais place de mots vides.
Enfin dans d'autres cas, le mot vide n'a pas agi par son influence phone-
tique pour ouvrir le Systeme d'expression par le phoneme, mais il a ete la cause
d'une production de Taccent dans le mot radical et cette production d'accent
y a cause une apophonie.
Quelquefois, la racine seule par sa propre force et sans raison exterieure
dcterminante s'est transformee phonetiquement par une force de developpe-
ment interne.
Pour ne pas multiplier les subdivisions et ne pas demembrer l'ensemble
des structures naturelles, nous divisons cette classe en trois genres dont cha-
cun reunit plusieurs de ces caracteres.
Premier genre. Systeme des langues indo-germaniques. Deux
phenomenes phonetiques s"}- produisent ayant pour but ou pour rcsultat d" ex-
primer quelques-unes des categories grammaticales , celles de determination,
quelquefois Celles de dcrivation, peu ou point Celles de relation, ce sont Tum-
laut et r ab laut, autrement dit la periphonie et fapophonie.
a) lumlaut, ou periphonie. L'umlaut qui opere un peu differemment
sous les noms dcpenthcse et d'infection vocalique est le proccdc le
plus visible de ce genre; c'est lui qui a abouti en anglais ä distinguer le
pluriel du singulier par Ic changement interne de a en e dans man, men.
II provient evidemment de Taction de la voyclle de la dcsinence sur la
voyelle de la racine: cet efifet persistant quand la dcsinence disparait ensuite.
l'expression purement phonctique du pluriel se trouve crece.
Tant que la desinence na pas disparu le Systeme n'est point phonctique.
il reste morphologiq ue avec cette soudure, cet embiMtement special resul-
tant de laction de \"0)'ellc sur vo}'elle, mais la desinence disparue. le jiroccde
purement phonctique est incontestable. Les Anglais. en disant; man et men
326
R. DE LA Grasserif..
ont la Sensation que la transformation de la en e est lindice du pluriel; ils
ne peuvent pas et ne doivent pas en parlant faire de l'etymologie; il y a
donc bien un nouveau Systeme cree.
Cet umlaut ne distingue pas seulenient le pluriel du singulier, mais aussi
le genitif du nominatif dans Tirlandais. II s'etend quelquefois aux verbes pour
difierencier une i)ersonne de lautre, mais generalement il se cantonne dans
les noms.
Tres souvent il est un instrument de lexiologie il fonctionne comme tel
en allemand, oü la derivation secondaire ou primaire entraine un umlaut
dans la racine, de meme qu'en sanscrit eile y entraine un ab laut.
b) l'ablaut, ou apophonie. Ce phenomene linguistique domine dans
certaines langues la derivation, et la grammaire du verbe. Elle vicnt comme
nous l'avons dit de Tadjonction du mot vide, non de sa voyelle, mais de son
influenae syllabique, en ce que son adjonction eveille laccent, et que celui-ci
a son tour renforce la voyelle radicale.
Tant que le mot vide suffixe est attache au mot plein, on peut dire que
le procede reste morphologique ; en effet le temps est alors marque par le mot
vide lequel se soude seulement plus energiquement au mot plein par 1" effet de
Taccent et de l'ablaut; mais souvent le mot vide, apres avoir produit cet
effet, s'use, se detache, et alors la modification vocalique radicale marque seule
les temps.
Cest ainsi que dans le sanscrit bodh-a-ti, il s'apergoit, se tire de la
racine bud = bwdh, au moyen du suffixe du duratif a, lequel eveille dans
budh un accent lequel renforce budh en le gunant en bawd = b6dh; le
suffixe vide persistant, le procede est encore morphologique, mais quand I'Ang-
lais dit: I sing, I sang, il voit l'expression du present et du parfait dans les
voyelles radicales i et a.
L'ablaut a forme non seulement la determination du temps dans les
verbes, mais une grande partie de la lexiologie de derivation.
Ici nous ne cherchons pas ä expliquer la nature intime de lablaut: apo-
phonie ou guna et vriddhi , ou suivant les neo-grammairiens etats normal et
flechi ; cette explication nous entrainerait trop loin et serait d'ailleurs hors
de notre sujet. Quel que soit le parti qu'on prenne dans cette quereile . il
faut reconnaitre ä Tapophonie pour cause et pour effet un renforcement.
Soit qu'il s'agisse de la modification radicale nee de i" umlaut, soit de
Celle nee de Tablaut, cest toujours linfluence dun suffixe, non d\m pre-
fixe qui fut la cause generatrice.
D'un autre cote, c'est dans la categorie de determination qu'elle appa-
rait degagee de tout element morphologique.
c) la reduplication phonique. Ces langues emploient un procede
tout ä fait independant de la morphologie , meme dans sa naissance , tout ä
fait independant aussi des mots qui precedent ou suivent; c'est celui du re-
doublement.
Le redoublement si naturel qu'on le rencontre ä tous pas dans le langage
des enfants a un caractere intensif qui se rend bien directement par la repeti-
tion du son. II consiste i° dans celui d'une syllabe entiere initiale ou finale,
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES. 327
2° dans celui du mot entier. 3° dans celui dune voyelle, 4° dans celui d'une
consonne.
Le redoublement. par Tinterpretation de lintensif, peut signifier 1° la repe-
tition d'une action, 2° le pluriel, 3° la perfection de raction.
En langues indo-germaniques, il ne signifie que la perfection de Taction
et est consonnantique,
Souvent pour exprimer le pluriel, en irob-saho par exemple, on rac-
courcit la racine . en supprimant sa derniere voyelle. Souvent , au contraire,
comme en hebreu, en chaldeen et surtout en assyrien, on etend la racine
par une voyelle paragogique pour exprimer la determination et ainsi indirecte-
ment Tetat construit'et le genitif sur le nom determine.
Ces procedes rentrent dans le meme ordre d'idees que le redoublement et
on pourrait en faire un groupe, celui qui se caracterise par la croissance et la
decroissance de la racine, par son extension et sa retraction. Mais il nappar-
tient pas aux langues indo-germaniques.
Deuxieme genre. Systeme des langues chamitiques , des langues
nubiennes, des langues celtiques.
A) des langues chamitiques. Ces langues, le herbere surtout. ex-
priment la categorie du nombre par des variations vocaliques.
Ces variations affectent soit la voyelle initiale seule, par exemple. am rar
vieillard, pluriel imraren: argaz homme, pluriel irgaz-en; idh. la unit,
pluriel adhan, soit comme en kabyle cette voyelle et les suiv^antes ä la fois:
amchich, le chat, pluriel imchach; abarer le renard. pluriel ibourar.
Quelle est la cause de cette mutation? Est-elle completement spontanee
ou provient eile de Tinfluence de la voyelle d'un affixe depuis disparu '!
La meme mutation a lieu dans les verbes de l'irab-saho pour marquer
les differents temps et joue un role tout a fait analogue ä celui de Tablaut
dans les langues indo-germaniques.
II faut remarquer que cest de preference la voyelle initiale de la racine
qui est modifiee , que la derniere ne lest point, si les autres ne le sont pas.
Nous en concluons que tandis que lumlaut et l'ablaut proviennent de
Tinfluence, au moyen de voyelle ou d'accent, d'un suffixe. la Variation vocalique
des langues chamitiques doit provenir de Tinfluence de la voyelle d"un prefixe
se portant d'abord sur la voyelle initiale puis se repandant sur toutes les
autres, Nous ne pouvons cependant en apporter de preuves. Mais Tanalogie
du groupe celtique confirme cette opinion.
B) des langues nubiennes. Le but est cncore ici de marquer Ic
nombre, mais ce nest pas la voyelle initiale de la racine, c'cst la consonne
initiale qui est afifectee.
Dans la langue poul. au pluriel le p initial sc changc en f, le g. en k. le
b en V, le d en r, dans les noms anthropiciues, et a l'inverse le p en b. le k
en g dans les noms mctanthropiques, de sorte tjue cette mutation est indice
a la fois du genre et du nombre.
Ici se pose la meme question t[uc plus haut: ces mutations sont-elles
spontanees, ou se produisent-elles sous linnuencc d'un aftixc'.' Dans ce ilernier
cas l'affi.xe doit etre un prefixe. car c'est la consonne initiale iiui est affcctee.
328
R. DE I.A GrASSüRIE.
Nous repondrons de la mcnie manicre et la preuvc directe qui nous manque
va nous ctre fournie tout ä Ihcure.
C) des langucs celtiques. Ces langues presentent une particulation
bi'en remarquable, au moins dans leur elat moderne. Kn celto-breton , par
exemple, la consonne initiale varie suivant ([ue le niot est masculin ou feminin,
pluriel ou singulier, precede dun prononi possessif masculin ou feminin.
Ce procede est curieu.x et en lui-meme, et par son origine, et parce que
cette origine explique celle du procede analogue de la langue poul. La
mutation consonnantique initiale qui dans la Sensation actuelle des Celtes est in-
dice du masculin et du feminin, par exemple, ne marque cependant point directe-
ment le genre. En voici Texplication bien connue d'ailleurs; le pronom pos-
ses.sif, Tarticle, etaient d'abord reunis avec le substantif syntheti(juement dans un
seul mot, la consonne initiale du substantif se trouvait ainsi enfermee entre
deux voyelles, celle qui la suivait dans le nom dune part et dautre part la
finale du mot precedent ainsi agglutine; or, c'est une regle phonetique et
purement phonetique de la langue celtique, que la consonne entre deux
voyelles s'adoucit ou s'aspire. mais en tout cas se transforme, tandis qu'elle
teste invariable, si eile peut s'appuyer sur une autre consonne. La consonne
enclavee reste donc invariable ou se transforme suivant que le mot precedent
agglutine finissait par une consonne ou une v^oyelle ; or. il finissait frequem-
ment par Tun ou l'autre de ces phonemes suivant quil etait masculin ou
feminin. Plus tard Tagglutination se defit. le mot precedent se separa, mais il
avait laisse sa trace sur la consonne initiale du substantif.
L'analogie nous fait conclure que le meme phenomene a du se produire
consonnantiquement aussi dans la langue poul et peut etre aussi vocalique-
ment dans la langue berbere.
Le dialecte sarde presente un phenomene phonetique- du meme genre.
Troisieme genre. Systeme des langues semitiques. Langues diverses.
A) Systeme semitique. Cest ici que le procede est plus remar-
quable, il sert 1° principalement ä la lexiologie , 2° ä l'expression de nom-
breux concepts de determination , 3° rarement ä l'expression de la relation.
II se produit tantot dans la syllabe finale, tantöt dans la mediane, tantot dans
l'initiale, tantot dans les trois ä la fois. Enfin quelquefois on peut trouver
des traces de son origine dans Tinfluence d'un mot vide encore existant ou
disparu, mais souvent cette trace fait defaut et surtout dans la lexiologie il
faut reconnaitre que le Systeme versionnel du semitisme semble etre ne de lui-
meme.
a) emploi du Systeme ä la determination. Larabe forme dune
maniere remarquable son pluriel dit interne. Le pluriel externe s'exprime
par Suffixe , et ce suffixe est la voyelle : u. Souvent ce pluriel externe met
echo ä l'interieur de la racine, c'est ä dire un second: u. II y a alors pluriel
interne et externe ä la fois; mais souvent aussi Tu de la desinence tombe. et
le pluriel interne en u reste seul. II est difficile de ne pas voir ici une
evolution pareille ä celle qui consiste dans Tumlaut et s'applique aux langues
germaniques.
Le temps futur a aussi pour desinence un u. cet u met un echo sur la
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES.
329
derniere consonne radicale, qui porte aussi un u qatab, ecrire, aqtubu
j'ecrirai: souvent comme en hebreu. Tu externe sapocope. et il ne reste plus
que Tu ou o interne, au Heu de aqtubu, aqtob. Nous voyons encore ici la
meme evolution.
Souvent ce n est plus la desinence qui influe, mais le prefixe ; quand k
qataba on prefixe ista, le verbe devient non: istaqataba, mais istaqtaba,
supprimant le premier a radical: la encore regne une regle phonetique mise
en oeuvre par une prefixation.
Mais le plus souvent les aspects du verbe se marquent directement par
une modification d'un phoneme radical qui semble spontanee.
Cette modification consiste en 1° un redoublement consonnantique,,
2° une Variation vocalique, 3° un prolongement ou un resserrement
de la racine. Le redoublement consonnantique est tres frequent qataba. en
arabe, devient: qattaba; qutaba devient quttaba.
La Variation vocalique Fest encore plus, qotala devient qätala. qutala,
et dans la conjugaison la premiere consonne radicale porte tantöt un a, tantöt
un u, tantöt un i, il en est de meme de la seconde.
Souvent les deux variations se combinent; on a alors qattala. quttila
quttal, qottel etc.
Enfin ä ces expressions internes viennent se joindre tout ä fait independam-
ment cette fois les expressions externes, d'oü aqtala, inqatala. istaqtala:
quelquefois un de phonemes externes penetre ä l'interieur de la racine, iq-
ta-tala, uq-tu-tila.
Enfin le prolongement ou le resserrement de la racine sert a la determi-
nation des substantifs. En hebreu le substantif determine par le genitif qui
suit s' abrege; däbhär la parole, suivi d'un nom en relation genitive devient
debhar par un e muet; au pluriel debharim devient debhre. Au con-
traire en ethiopien la determination par un genitif allonge la forme du mot
determine; par exemple s ahart devient saharta.
L'allongement consiste dans l'addition d'un a paragogique . il remplace
l'article et s'emploie en arameen: melek, malkä.
b) emploi ä la relation. Les langues semitiques emploient rarement
leur Systeme versionnel si remarquable ä l'expression de la relation et nous nc
rencontrons ce procede que quand il s'agit de la relation genitive. nous venons
de le decrire, et nous avons vu que ce n'est au fond qu'un moj'cn d'expression
de la determination, que ces langues dans letat construit nexpriment pas
directement le genitif, mais seulement indircctement et dans le nom dominant,
en considerant cclui-ci comme determine.
Dans la relation, les Semites emploient tantöt comme en hcbrcu . la
suffixation d'elements pronominaux, ce qui les fait entrer dans le groupe des
langues ä mots vides subjectifs, le plus souvent des prepositions pre-
posees ou prefixees, ce qui les classe alors parmi les langues a mots vides
objectifs.
c) emploi lexiologique. Dans l'expression de la relation les langues
semitiques emploient surtout les mots vides, dans celle de la determination
elles les emploient concurremment a\ec les procedes phonetiques. mais [lour
330
R. DK i.A Grasserie.
exprimer la lexiologie, elles emploient principalement ceux-ci sans cependant
exclure le suffixe et le prefixe.
Voici des exemples de ces modifications de phoncmes.
1° reduplication consonnantique. Cette rcduplication semploic pour ex-
primer le nom d'agent.
2° Variation vocalique. M. pRto^Ric Müller cite les dix formes suivantes
1° qatlon, 2°qitl, 3° qutl, 4°qatal, 5''qital, 6° qatäl, 7'^'qatil,
8° qatül, 9° qätel, 10° qätal, chacunc de ces formes indique une nuance
de sens, et une derivation particulicre.
A la reduplication consonnantique et ä la Variation vocalique contenues
dans les dix formules preccdcntcs se joignent les suffixes et affixes, de manicre
a dünner aux langues semitiques la derivation la plus riche quon puisse
imaginer. Ce mode de derivation a pour avantage de ne pas imposer aux
mots derives une longueur exagcree.
La Variation hebraique est plus riche que Tarabe , en ce que le son : u
s'y dedouble en u et o et le son i en e et i, et en ce que les nouvelles voyelles
o et e peuvent etre longues ou breves.
Langues diverses. Nous relevons sous ce titre le Systeme du baure pour
former le futur. II consiste ä changer une ou plusieurs des voyelles radi-
cales en a.
Exemples: ninico je mange, ninica je mangerai, noocho je charge,
naacho je chargerai , nomo je porte, nama je porterai.
L'algonquin suit un Systeme du meme genre qu'on nomme le change-
ment, et qui consiste au subjonctif ä renforcer et developper une des voyelles
radicales.
§ 2 : PROCEDE DE l'aCCORD d'uN PHONEME d'uN RADICAL AVEC UN PHONEME
SYMETRIQUEMENT PLACE SUR UN AUTRE RADICAL. '
Ce procede domine dans une famille tres importante et tres unie de
langues, la famille cafre, dans la famille des langues du Nord du Caucase,
dans plusieurs langues nubiennes et autres: eile consiste en formes tres
curieuses et peu connues.
II dififere essentiellement de celui que nous venons de decrire en ce que
ce n est plus la Variation du phoneme qui est en jeu ici, mais bien son accord.
sa repetition, son echo, ce qui constitue une application d'une sorte de rime
ä la prose et a la grammaire.
Par la definition meme de l'accord, le procede doit s"appliquer naturelle-
ment surtout ä Texpression de la relation, mais eile part de la relation de
mot ä mot laquelle est si voisine de la determination pour s'etendre de la ä
la relation de mot ä proposition.
Cet accord phonetique se fait ou sur les mots subjectifs sur les pro-
noms, ou sur les mots objectifs, sur les noms.
Premiere classe. Langues ä accord phonetique subjectif. Laccord
subjectif peut etre plus ou moins formel selon qu'il sert seulement ä ex-
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES. -^ ^ I
primer le rapport genitif et adjectif. ou en outre le rapport du sujet au
verbe ou meme celui du verbe a ses complements ; d'autre cote il peut etre
complet dans ses termes ou defectif dans Tun d'eux lorsque le premier est
sous-entendu et le second seul exprime.
11 y a coincidence entre ces deux divisions, d"oü les deux groupes naturels
suivants: i° le groupe des langues du Caucase. 2° le groupe des langues
bantou.
Dans un troisieme groupe, laccord subjectif est purement intellectuel. ou
n'est materiel que par accident. Cet accord s'applique dailleurs seulement k
la relation adjective . et hypothetiquement dans un cas ä la relation genitive.
II s'agit du groupe indo-germanique oü Tadjectif et quelquefois le verbe
s'accordent en genre, en nombre et en cas avec son substantif. Mais dans
tous les cas cest indirectement et par rintermediaire de la determination du
genre et du nombre que les relations y sont exprimees.
Premier groupe. Langues de la famille bantou. Cest ici que
le phenomene est le plus complet et qu'il faut l'etudier surtout. Le Systeme
de l'accord est absolument formel et sapplique ä toutes les relations, cepen-
dant par Tintermediaire de la relation genitive; les deux ou plus nombreux
termes en sont tous exprimes; enfin l'accord n'est pas seulement intellectuel,
mais aussi materiel et consonnant.
Nous prendrons pour type la langue cafre.
Dans cette langue le pronom de la troisieme personne se Joint en fonc-
tion d'apposition predicative ä tout substantif; ce pronom a des racines tres
variees; chacune de ces racines indique non ä quel genre subjectif, mais ä
quel genre objectif, ä quel classement appartient le substantif auquel il se
prefixe et aussi quel en est le nombre.
Lorsque ce substantif est suivi d'un autre substantif au genitif ou dun
adjectif qualificatif. on prefixe a ceux-ci le prefixe du premier. ou l'abre-
viation de ce prefixe.
Ouand le verbe apparait ä son tour dans la proposition, ce verbe se pre-
fixe en qualite de sujet 1° le pronom article du substantif sujet exprime dcja
pleonastiquement et analytiquement. 2° le pronom article du substantif objct
exprime une seconde fois en dehors. Comme les racines des pronoms sont
nombreuses, on reconnait par la forme de Celles affi.xees aux verbes si dies
se rattachent ä Tun ou ä Tautre des deux substantifs; quant a savoir si chacun
des pronoms affixes est sujet ou complement, on l'apprend par la place respec-
tive qu'il occupe dans le conglomerat, ce qui fait que les langues de ce groupe
appartiennent au Systeme psychologique de l'ordre syntactique , en meme
temps quau Systeme phonetique de l'e.xpression par l'accord.
Voici les exemples. Aba-ntu b-om-hluba = b-a-um-hlaba = les
hommes de la terre = les hommes qui la tcrre. Le premier pronom aba
prefixe comme article ä ntu homme se prefixe une seconde fois au substantif
genitif sous la forme abrcgee: b. II est suivi sous cette derniere forme du
pronom relatif: aqui, puis de um, article propre au deuxicmc substantif.
ama-hushe uku-tya kwawo = les chcvau.x leur nourriturc. Le mot
kwawo = leur. se decompose ainsi kw-a-wo: k\v rclic le pronom possessif
332
R. DE i.A Grasserik.
au gcnitif ä tya, substantif dominant, cn reproduisant son article uku abrege;
a est une particule de relation; wo est l'abreviation de ama, article prefixe
ä hashe, et indique que la nourriture est celle des chevaux.
Um-tu o-n-obu-lumko = um-tu-a-u-na ubu-lumko = Ihomme
sage = rhomme qui-lui-avec-la-sagesse ; a est le pronom relatif; u est
l'article abrege d'um-prefix a tu, et qu'on met devant le second substantif
pour etablir l'accord; na = avec: ubu est l'article propre du second sub-
stantif.
Um-tu u-y a-wadela ama-zvvi a-mi = Ihomme meprise mes paroles
qui-moi. Le conglomerat verbal ü-y-a-wodela comprend le pronom, sujet
par sa place, u, puis le pronom, objet parce qu'il occupe la seconde place:
ya; le sujet um-tu et le complement ama-zwi sont dans la proposition ä
un cas absolu, c'est-a-dire que rien indique sur eux qu'ils sont sujet ou regime;
mais d'apres la concordance pronominale, u ne peut se rapporter qu'a um,
article de tu, et ya ne peut se rapporter qu'a ama article de zwi, et comme
u et ya sont sujet et regime d'apres leur place, ils fönt par leur accord de
tu un sujet et de zwi un regime.
Ce Systeme est parti de la relation genitive qui en s'etendant peu k peu
est parvenue ä exprimer toutes les autres relations; ou peut dire ici que le
verbe est, pour ainsi dire, au genitif vis-ä-vis de son sujet, tandis que dans
la plupart des langues appartenant a d'autres systemes et non-formelles c'est
le sujet, au contraire, qui est genitif par rapport au verbe. Cest par l'inter-
mediaire du genre et du nombre que les relations se marquent, et non directe-
ment. Chaque substantif re§oit un article de forme tout ä fait differente sui-
vant qu'il est de tel ou tel genre, de tel ou tel nombre, et les genres sont
tres nombreux. Comme c'est cet article qui est reproduit devant le substantif
domine, ou qui est incorpore dans le verbe, c'est gräce aux nombreuses formes
indiquant le genre qu'il rend reconnaissable ä quel substantif, ce qui lui serait
impossible s'il avait voulu exprimer directem.ent la relation.
Deuxieme groupe. Langages du nord du Caucase. Dans ces
langues , l'expression phonetique est moins etendue en ce qu'elle est impuis-
sante ä exprimer le regime, eile n'exprime pas non plus le genitif, mais eile
exprime le nominatif, et le possessif du pronom.
D'un autre cöte , l'accord existe bien . mais il est defectif : le pronom-
article est sous-entendu sur le nom dominant et n'est exprime que par le
pronom possessif ou sur le verbe domine.
Mais, comme dans le Systeme precedent, c'est par l'intermediaire du genre
et du nombre que se marquent ainsi les relations.
Voici des exemples. w-äh = le visage (d'un homme) : d-äh = le visage
d'une femme = v-äh = le visage d'un animal, en langue hürkane.
w-olu l'amour (pour un homme); j-olu = l'amour (pour une femme);
b-olu = l'amour (pour une chosej en langue aware. Ici c'est le substantif
regi par un autre ä l'accusatif, et non plus au genitif, qui est mis ainsi en
relation.
tsheera-u = riche (en parlant d'un homme): tsheera-r (en parlant de
plusieurs) tshu-b-uri = le cheval est; niun-d-uri = la femme est.
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES.
33S
Troisieme groupe. Langues indo-germaniques. Les langues
indo-germaniques etablissent l'accord en genre et en nombre entre le sub-
stantif et ladjectif, entre le substantif et le pronom possessif, entre le sub-
stantif Sujet et le verbe et quelquefois entre le complement direct et le verbe.
Cependant quand il s'agit du sujet et du verbe l'accord n'a lieu le plus souvent
qu'en genre et en nombre. Cet accord qui ne vise directement que le genre
et le nombre marque indirectement les relations.
Cest par Tintermediaire des pronoms.
Mais ä la difference des groupes precedents, celui-ci ne fait reposer Tex-
pression frequente de la relation que sur une base intellectuelle non sur une
materielle et directement phonetique, c'est-ä-dire que ladjectif, par exemple,
doit avoir le meme genre, le meme nombre, le meme cas que le substantif
auquel il se rapporte , mais que ce genre , ce nombre , ce cas , peuvent etre
exprimes d'une maniere morphologiquement differente sur le substantif et sur
l'adjectif, ce qui empeche l'accord de son. En effet souvent l'adjectif suit la
declinaison dite pronominale distincte sur bien des points dans ses formes
de la declinaison dite nominale.
Mais au fond et en remontant ä l'origine on doit reconnaitre que cette
divergence n'est qu'hysterogene et incomplete. En effet les diverses formes
de declinaisons nominales ne sont nees que peu ä peu lors de la fusion de la
voyelle thematique avec la voyelle desinentielle ; elles ont du n'en former
d'abord qu'une seule, puis l'adjectif n'a pas toujours et partout suivi une de-
clinaison distincte, la pronominale, le latin en est un exemple, et enfin la
declinaison pronominale elle-meme a revetu souvent la forme de celle nomi-
nale. Le principe primordial fut donc un accord ä la fois materiel et intel-
lectuel de son et de categorie grammaticale , ce qui ramene aux systcmes
precedents.
On pourrait douter que c'est bien sur les pronoms et par eux que l'accord
s'etablit si l'on s'en tenait ä Fetat actuel du langage, mais un peu d'etymologie
suffit pour le demontrer. Dans cette preposition Petrus amat qu'il faut ana-
lyser ainsi: Petru-s ama-t l'accord en nombre s'etablit par l's qui correspond
au t; or ces deux phonemes sont originairement des pronoms personnels; il
en est de meme dans Petru-s bonu-s oü l'accord du son coincide a celui
du sens.
Dans les langues slaves, le parfait du verbe ä l'indicatif n'etant etymo-
logiquement qu'un participe parfait s'accorde meme en genre avec le sujet :
Dans le frangais, c'est souvent , lorsque le verbe se compose dun parti-
cipe passe et du verbe: avoir. avec le complement direct que le verbe
s'accorde et non avec le sujet.
Deuxieme classe. Langues ä accord phonetique objectif. Ici le
pronom, ou l'article qui en derive, ne servent plus a porter et a transmettre
l'accord , celui-ci s'etablit directement de substantif a substantif ou de sub-
stantif a adjcctif, c'est-a-dire entre mots objectifs.
Mais l'expression est moins etendue. eile ne peut etre que qualificatix'c ou
genitive en fait de relation. n'cxprinic d'aillcurs ni Ic gciire ni Ic iniinbre et
,,j^ R. DK i.A Grasserik.
existe dans un trcs pctit nombrc de langucs. Voici dans lesqucUes et com-
ment eile fonctionne.
Ces langucs forment deux groupes, dans Ics unes les mots en relation
s'accordent phonetiquement par la finale du premier, dans les autres par son
initiale; de la deux systemes dalliteration.
A) Reproduction sur le mot domine de l'initiale du mot dominant.
Ce Systeme est cclui du woloff et du bari; dans la prcmicre de ces langues
l'initiale du mot dominant se mct a la fin, dans la seconde, il sc met au
commencement du mot domine.
a) reproduction de l'initiale du mot dominant ä la fin du mot
domine.
Cette reproduction est analytique.
Elle constitue une simple concordance de sons, non de sens.
Elle peut se reproduire plusieurs fois.
Dans ce cas, eile suit le substantif domine, mais precede le pronom relatif
ou demonstratif domine.
Voici les exemples qui fournit le woloff.
Suf_s_u wow sa = la terre dessechee; le substantif suf detache son
initiale s et la prepose au relatif u, et la postpose a la adjectif wow.
Gui-gu-u enagat ga, le chameau vieux.
Mer u-m Yalla ma; la colcre de Dieu ; l'm initial de mer se reproduit
deux fois; ici il se postpose partout.
Dans certains cas, la consonne initiale du mot dominant est reproduite
par une consonne differente; mais cela tient a des degenerescences ou ä des
analogies phonetiques qua nous ne pouvous expliquer ici.
b) reproduction de l'initiale du mot dominant au commence-
ment du mot domine.
Cest le cas du bari.
Lonatser li-o, frere mon, niote ni-o, mere ma: lonatser il-ol,
frere tien.
B) Reproduction sur le mot domine de la finale du mot dominant.
Cette reproduction est aussi purement phonetique et n'etablit point d'accord
prealable de genre ni de nombre ; on ne le rencontre que dans la langue
poul. Cest une veritable rime.
Voici des exemples: le mot hod signifie rouge; Th initial varie suivant
un Systeme particulier au poul selon qu'on est au singulier ou au pluriel
Systeme dont nous n'avons pas ä nous occuper ici; mais en outre. cet adjectif
prend pour terminaison celle du substantif auquel il se rapporte.
nddo godiou-do = personne rouge; poutiou ngodiou ngou =
cheval rouge; ndiarlo mbode-ho = jument rouge; deftere hod-ere =
livre rouge; dodowgol bode-wal = ceinture rouge.
Ce Systeme est tres singulier, absolument et directement phonetique.
Tels sont les divers procedes de Texpression des idees et des categories
grammaticales directement par les phonemes; son application aux pronoms.
aux mots subjectifs, a partout precede son application aux substantifs ; c'est ce
DE LA CLASSIFICATION DES LANGüES.
333
que nous avions dejä remarque dans les autres procedes, le psychologique et
le morphologique.
Mais des systemes phonetiques. lequel est le plus parfait. celui qui repose
sur l'accord ou celui qui repose sur la Variation vocalique? Nous considerons
ce dernier comme beaucoup superieur parce qu'il est plus simple . reduisant
deux expressions necessaires ä l'accord en une seule, et aussi parce qu'il etablit
la proportionnalite exacte entre l'idee principale et les concepts accessoires.
Cest ce dernier point qui fait aussi sa superiorite sur le procede psychologique,
et sur celui du mot vide.
En efifet il semble bien que ce soit une expression qui s'approche de
pres de l'ideal, celle qui polarise les phonemes de teile sorte que les con-
sonnes et quelquefois les voyelles longues : ä et u representent les idees prin-
cipales, et comme celles-ci. restent invariables, tandis que les voyelles breves ou
intermediaires representent les concepts accessoires. La racine se composant
de trois consonnes et chaque consonne portant une voyelle, lorsqu'on a une
nuance de sens ou un concept grammatical ä exprimer il suffit de mettre au
dessus d'une des trois consonnes une voyelle a ce destinee ; si on veut exprimer
en meme temps deux autres nuances , on place deux autres voyelles sur les
deux autres consonnes radicales. Veut-on faire de nouvelles variations. on
a encore ä sa disposition trois nouvelles places sur les consonnes, et on peut
varier autant qu'il y a de voyelles et de combinaisons de voyelles possibles.
Si Ton ajoute qu'il y a aussi quelques consonnes serviles la representation de
chaque nuance est bien proportionnee a son importance. L'emploi du mot
vide n'est qu'un moyen grossier en comparaison. Bien plus, c'est un moyen
incommode; il faudra ajouter autant de mots vides qu'il y a de nuances ä
exprimer, d'oü une longueur interminable . dcfaut des langues agglutinantes
tres logiques d'ailleurs ; ou pour parer ä ce defaut il faudra fondre les mots
vides les uns dans les autres, ce qui les rend meconnaissables. et tire la con-
science actuelle du mecanisme du langage, defaut des langues flexionnelles.
Ici au contraire, 1' expression parfaitement proportionnee est brove et complete.
Nous avons fait des diverses langues une Classification partielle, par con-
sequent artificielle; ne pourrait-on pas la faire totale et naturelle dans l'etaL
actuel de la science?
TITRE 2: ESSAI DE CLASSIFICATION TOTALE, NATURELLE ET
OBJECTIVE DES LANGUES N O N - A PP A R E N TE E S.
En Zoologie et en botaniquc la Classification, dartificielle plus ou iiK^ins
parfaite qu'elle est, peut devenir naturelle, au mo\en du principe predoniinant
de Subordination des caractcres. II en est de mcme en linguistiquc.
Une langue classee de teile manicre au point de vue psjxhologique , de
teile autre au point de vue phonctiquc. de teile autre cnfin au point de vue
morphologique, peut avoir un air de famille tres marque avec une autre langue
classee du meme cote au premier de ces deux points de vue. mais qui en
differc a tous les autres, et l'air de famille peut etre tcl que ces deu.x langues
semblent bien faire partie de la mcme classe; c'est qu'alors le cote psycho-
336
R. DE I.A GrASSKRIE.
logique est predominant et determinant tandis que les deux autres nont dans
les deux dites langues qu'une importance petite. Cest une application du
principe de la predominance respective des caracteres.
Cependant dans ces deux langues, en general. les ressemblances psycho-
logiques frappantes trouveront un echo, une correspondance mysterieuse dans
des coincidences morphologiques et phoniques pcut-ctre secondaires. mais
tout a fait caractcristiqucs. Cest une application du principe de la Subordi-
nation des caracteres.
A la lumiere de ces deux principes nous pouvous essayer de faire une
Classification naturelle de quelques-unes des langues non-apparentees.
Tout un groupe de langues a un caractcre psychologique bien marque,
c'est-a-dire que rexpression y est plutot dans la pensee encore que dans les
formes grammaticales , et que cette pensee est concrete. Ce caractere se
manifeste morphologiquement par Vordre enveloppant des mots qui marque
seul les relations et phonetiquement par l'encapsulation des mots par apocope
et aphercze et psychiquement par Tholophrasisme et la polysynthese lesquels
donnent Heu, entre autres phenomenes, a la conjugaison objective. Ce sont
non toutes les langues americaines, comme on l'avait cru tout d'abord ä tort,
mais une grande partie de ces langues , Celles de la famille de Tesquimau et
le basque. Cependant chacun de ces groupes s'attache ä un procede un peu
different; tandis que la conjugaison objective est commune ä tous, il s'agit
particulierement dans les langues americaines, de la composition, dans les
langues esquimaudes. de la derivation ä l'infini.
Un autre groupe de langues a pour caractere commun dominant celui
phonetique d'expression des relations par l'accord des phonemes des pro-
noms. Cest le groupe bantou. A ce point de vue le groupe des langues
du Caucase se tient de bien pres ; le procede y est aussi phonetique et sub-
jectif, mais le genre exprime et qui sert de vehicule a la relation y est sub-
jectif et non objectif. De lä deux groupes bien distincts, mais qui ont en
commun l'accord phonetique subjectif.
Les langues woloff et nubiennes se caracterisent aussi phonetiquement
•et par Taccord, mais par l'accord des mots objectifs.
Un autre groupe se forme d'apres un caractere phonetique dominant, cest
le groupe semitique et chamitique; mais ici l'expression des relations est bien
par la Variation vocalique de la racine; les langues semitiques ont entre elles
un lien plus fort, le lien genealogique ; peut-etre les chamitiques et les semi-
tiques ont elles aussi entre elles ce lien; en tout cas elles en ont un certain,
celui que nous venons d'indiquer. Le caractere de Variation vocalique a pour
substratum necessaire la composition triconsonnantique de la racine qui forme
un caractere subordonne.
Les langues ouraliennes, altaiques et samoyedes ne sont pas apparentees
etymologiquement; cependant on aper^oit entre chacun de ces groupes un air
de famille qui resulte de l'harmonie vocalique qui leur est commune, harmonie
qui , il est vrai , s'est developpee inegalement et tardivement . mais dont les
germes etaient communs. Le substratum de cette harmonie vocalique est
Tagglutination ä Tinfini du mot vide, laquelle rendait necessaire un lien
DE LA CLASSIFICATION DES LANGUES.
337
puissant qui put relier tous ces mots vides au mot plein; ici le caractere agglu-
tinant est donc un charactere subordonne commun : enfin psychiquement . la
tournure est dans toutes ces langues enveloppante. et ce caractere est encore
subordonne.
Les langues dites monosyllabiques, quoique non-apparentees etymologique-
ment, forment cependant uiie famille naturelle; leur caractere dominant est
phonetique; il s'agit de la Variation de sens de chaque mot au moyen de
l'accent; cette Variation a pour substratum et pour cause le monosyllabisme
meme des racines, qui empeche celles-ci de suffire lexiologiquement; psycho-
logiquement le caractere commun est developpant; morphologiquement il est
l'absence de mots vides et Texpression par Fordre seul. Tous ces caracteres
sont subordonnes les uns aux autres et se rencontrent dans les memes langues.
Les langues des negres africains sont tres nombreuses et forment des
langues etymologiquement irreductibles ; mais elles ont de commun une riebe
vocalisation et cependant une repartition egale de la syllabe entre la consonne
et la voyelle, ce qui rend ces langues tres harmonieuses et leur donne une
ressemblance exterieure qui fait contraste avec la racine consonnantique du
semitisme.
Les langues oceaniennes forment trois familles dont deux seulement sont
apparentees , celle polynesienne , celle malaisienne . celle mclanesienne. On
peut en former un groupe qu'on peut appeler celui des langues sub-
jectives. En effet le pronom y joue un role preponderant , y renferme ce
nombre si riebe que nous trouvons seulement sporadiquement ailleurs. et qui
va jusqu'au quatriel, presente l'inclusif et l'exclusif, et Joint au verbe les parti-
cules de direction qui sont tout ä fait subjectives, enfin les nombreuses parti-
cules qui remplissent ces langues ont souvent la meme origine. Comme
caracteres subordonnes communs, on y trouve les particules preposees , lana-
lytisme, l'ordre developpant et au point de vue phonetique la tendance au
rejet des consonnes et ä l'accumulation des voyelles sans elision. Le caractere
subjectif est si frappant dans ces langues qu'il y a developpe un article . ce
derive du pronom, pour se joindre au substantif. et que cet article non seule-
ment se prepose au nom, mais se prepose aussi a l'adjectif dans certaines
langues, celle de lifu par exemplc : ka-loi. bon; ka-ngazo. mauxais.
D'autre cote le lifu ne posscde pas de conjugaison du substantif. le pronom
possessif s'y exprime analytiquement, excepte a la premicrc personne oü il s'ag-
glutine: im la main, imeng ma main. C'est que la i'^''"' personne est subjective
concrcte a un bien plus fort degrc que les deux autres. De la la conjugaison
Substantive s'etend dans d'autres langues aux autres personncs.
Les langues indo-germaniques enfin si cllcs n'etaient apparentees gcnea-
logiquement formeraient encore un groupe naturcl . ce qui resultcrait de ce
que Tcxpression des relations s'y fonde sur la flexion. c'est-a-dire sur l'agglu-
tination d'un pronom, c'est-a-dire dun mot subjectif. par lä mCme \iKalique
et pur, qui etant tel sc fond avcc les autres mots \-idcs et a\cc le mot plcin
lui-meme.
II e.xistc d'autres groupes naturcls; mnis navons \oulu donner que des
exemples.
Tkchmhu, zrsciiK. V. 22
338
Die I,A CLASSIFICATION DES I.ANGUES.
Que faut-il conclure de cette Classification naturelle cette fois? Qu'elle
est etymologique et genealogique? Elle ne parait certainement pas l'etre en
l'etat actuel; mais nous avons perclu beaucoup d'intermediaires pour la rechcrche
des origines communes. L'air de famille que nous constatons et qui dans
certains cas est evident n'est-il pas le dernier vestige des preuves maintenant
perducs d"une jiarente veritable? Les ressemblances frappantes sont-elles
r<euvre du hasard, ou proviennent-elles toujours de descendance commune,
directemcnt ou par atavisme '! Nul ne peut que conclure hypothetiquement.
Si Tinstinct est un gnide sür, nous croyons qu'il y a, dans bien des cas au
moins, une parente cachee qui se tient sous la Classification naturelle, autre-
ment cette Classification ne serait qu'un mirage, qu'une logique du hasard.
qu'unc apparencc subjcctive; or de tels dcsaccords entre Ic subjectif et l'objectif,
entre ce qui nous parait et ce qui est se rencontre rarement. D'ailleurs, il
n'est pas defendu meme a la science rigoureuse de se servir de Tinstinct
comme d'un chercheur, souvent trouveur de verites, pourvu quon ne pre-
sente pas cette intuition comme une constatation.
Nous avons termine notre Classification des langues , la seule , croyons-
nous, qu'il soit encore possible de faire actuellement. Nous n'examinerons pas,
avant de finir, Celles qui ont ete presentees avant la notre, cela nous entrai-
nerait beaucoup trop loin. Observons seulement que, quelle que soit la haute
valeur des savants qui les ont ecrites, elles presentent Tun ou lautre de ces
defauts, ou celui de n'etre faites qu a un seul point de vue en negligeant tous
les autres, ou celui plus grave encore peut-etre de meler les resultats de ces
diverses vues, comme si Ton s'etait place ä un seul; ce qui fausse la Classi-
fication d'une maniere absolue. Cest ainsi que la division de toutes les
langues seulement en isolantes, agglutinantes et flexi onnelles, en
outre de ses autres inconvenients, a celui principal de nadmettre que le point
de vue morphologique et d'exclure le psychologiqu e et au point de vue
morphologique de ne pas embrasser tout son horizon, mais de se restreindre
a un coin de celui-ci, au mode d'expression par les mots vides. Cest ainsi,
d'un autre cote , que M. Steinthal l'eminent linguiste et psychologue, qui a
penetre si avant dans l'etude psychique du langage, dans sa Classification non-
seulement ne s'est place qu'au point de vue psychologique seul, ecartant
au moins en apparence le morphologique, mais en outre a mele aux Cle-
ments psychologiques formant la base de son Systeme quelques elements mor-
phologiques , par exemple l'agglutination et la flexion , ce qui ne peut que
le fausser par une confusion.
La Classification, resultat d'inductions nombreuses et prises dans tous les
sens, doit regarder de tous cotes , quoiqu'elle ne le puisse quelquefois que
successivement, c'est ainsi que nous 1' avons comprise et que nous avons essaye
de la formuler.
Rennes.
R. DE LA Grasserie.
PRINZIPIEN DER SPRACHENTWICKELUNG.
IX. SYNTHESE DER MORPHOLOGISCHEN TEILE ZUM WORTE UND DER
WÖRTER ZUR SPRACHE.
§ 75. Zur Erleichterung der Darstellung haben wir erst die Faktoren be-
schrieben, die das Wortsystem zerstören, ehe wir das Wortsystem selbst
untersuchten. Jetzt wollen wir uns zu diesem Systeme wenden. Wir haben
schon gesehen, daß in Hunderten von Wörtern dieselben oder ähnliche mor-
phologische Elemente sich wiederholen; deshalb entstehen in der Sprache
mehr oder weniger zahlreiche Familien von Wörtern, die ihrer Wurzel , dem
Suffixe oder Präfixe nach verwandt sind. Es ist von selbst ersichtlich, daß
die Wörter einer Spr. mit gewissen Gleichförmigkeiten ihres Stofies auch
Gleichförmigkeiten ihres Baues aufweisen." In der Spr. können wir immer
gewisse Typen von Wörtern und den Zusammenhang zwischen ein-
zelnen Typen, mit andern Worten , gewisse Strukturfamilien oder Typen-
systeme vorfinden. Anderseits bietet uns das Gebiet des zu Benennenden,
die Welt der Vorstellungen eine Anzahl von allgemeinen Kategorien dar. wie
Gegenstand, Eigenschaft, Wirkung u. s.w. Jede dieser Kategorien hat ihre
mehr oder weniger ausgedehnte Familie. Die Vorstellungen von wirkenden
Gegenständen, von Gegenständen, die eine Wirkung von andern erleiden, von
Gegenständen, die andern als Werkzeug dienen u. s. w., bilden eine Familie
oder ein System von Vorstellungen. Die Vorstellungen von tiandlungen der
Gegenwart, der Vergangenheit und der Zukunft, von augenblicklichen und
lange dauernden Handlungen u. s. w. bilden ein andres System.
Die Spr. würde nicht dem Zweck entsprechen, dem sie dient, wenn den
erwähnten Systemen von Vorstellungen nicht Sj'steme von Wörtern mit
größerer oder geringerer Genauigkeit entsprächen. Die hervorragendsten
Systeme, deren einzelne Glieder im innigsten Zusammenhange miteinander
stehen, sind seit lange entdeckt und als Deklinations- und Konjugations-
systeme beschrieben. Zu diesen zwei Systemen fügen einige Grammatiker
^ [Fortsetzung zu v. 144, wo ,?, ^ .v . F. T.]
" Daß wir die Wort typen von den Wortern seihst getrennt im llediiclUnis behalten
können und dnß wir eine allgemeine Vorstellung von einer gewissen Wortkategorie haben, eine
Vorstellung , die eine Anzahl von Silben mit einer bestimmten Endung und Accentuation bildet,
dafür können wir, unter anderm, Belege in den Störungen der Spr. linden. Es ist z. H. bekannt,
daß die Apliatiker. indem sie Verse vergessen, sich der .Xn/nhl der Silben und des Reimes
erinnern.
22*
340
N. Kruszewski.
noch ein drittes hinzu, das System der Komparation der Adjektiva.
Aber die erwähnten Systeme sind durchaus nicht die einzigen der Spr. Alles
das, was in den Grammatiken unter dem allgemeinen Namen der 'Wortbildung'
bekannt ist, bietet uns noch eine Menge von andern Systemen dar, von solchen
freilich, die aus der unübersehbaren Menge von Wörtern der Spr. nicht so
stark hervorragen, als daß sie schon bei oberflächlicher Beobachtung bemerkt
werden könnten.
§ 76. Wenn die Deklinations- und Konjugationssysteme schon gleich in
der Anfangszeit der Grammatik bemerkt wurden, so geschah dies, wie schon
oben erwähnt, hauptsächlich deshalb, weil ihre einzelnen Glieder in engstem
Zusammenhange miteinander stellen. Deshalb wollen wir dieselben auch zu-
erst ins Auge fassen. Betrachten wir die Deklination des Wortes volk (bo.;ik7>
Wolf] . Alle Kasusformen dieses Wortes bilden insofern ein harmonisches System,
als sie alle dieselben oder fast dieselben wurzelhaften Lautkomplexc haben.
Die Geschichte lehrt uns aber, daß diese Harmonie gar nicht eine ursprüng-
liche ist: im Altslow. finden wir neben dem Stamme ka'KK den Stamm ka'KH;
in dem dem Russ. nächstv-erwandten Kleinruss. den Lautkomplex wwk neben
roiyts\\ endlich bewahrte uns selbst das Russ. solche Überbleibsel wie dniz\jä.
VA luz\äx (ÄpysLa Nom. PI. von dnik Apyri. Freund, no .iiys/axx Lok. PI. von luk
jiyri. Wiese) . Alle diese und viele andre Thatsachen zwingen uns für die ältere
Epoche des Russ. solche Formen zuzulassen, die der altslaw. Form 0 ba'KH'S
ähnlich sind. W^em verdanken wir also die Harmonie in der jetzigen Dekli-
nation unsers Wortes? Nur der schöpferischen Kraft der Spr., d. h. unsrer
Fähigkeit Wörter zu produzieren. Wenn wir eine Form brauchen, die
ein Glied irgend eines Systems bildet, so können wir sie unbewußt und augen-
blicklich von dem Stamme bilden, den uns das Gedächtnis am besten be-
wahrt [volk-] , nach dem Typus, den wir uns unbewußt von einer Menge mit
der erforderlichen Form gleichartiger Formen abstrahiert haben (o . . e:
A vSlkC-E 0 BO.iKi, wie a döiU\.E 0 aom^, a l\es\^ 0 jiici u. aa.).'^ Vgl. die ana-
logen Fälle z. B. in der ital. Deklination, wo für vico, luogo Nom. PL vichi,
luoghi produziert wird; manche Substantiva aber haben noch alte Formen neben
neuen: mendici, sarcofagi neben mendichi. sarcofaghi. Ebenso wur-
den die altfr, amons. amez (=amämus, amätis) von den nach dem Vor-
bilde von andern Formen produzierten aimons, aimez verdrängt; in manchen
Verben bestehen noch die Verschiedenheiten, die durch die lat. Accentuation
verursacht sind: je tiens f= teneo), nous tenons [= tenemus), je
meurs, nous mourons u. aa.
§ 77. Hier entsteht nun die Frage, welche Stämme wir uns besser ein-
prägen; wenn in einem Systeme zwei Stämme iz. B. volk- und volts-) ent-
^ Es ist von selbst ersichtlich, wenn sich die Deklination des Wortes volk und ähnlicher
Wörter schon eingebürgert hat, so können wir ebenso wenig beweisen, daß wir im vorliegenden
Falle die Form a vÖlk M produziert haben, als daß wir sie reproduziert haben. Aber,
wenn man überall etwa o vÖltSM spricht, so p ro du zieren diejenigen, die A f'^/z^jy^ sprechen,
durchaus diese Form, wenn sie dieselbe nicht schon von andern gehört haben. Ich bitte den
Leser diese Klausel in allen den Fällen zu berücksichtigen, wo hier über die Produktion und
Reproduktion die Rede ist.
PRINZIPIEN DER SPRACHENTWICKELUKG.
341
Springen, was entscheidet dann den Sieg- eines derselben 'z. B. voW ? Es ist.
wie es scheint, am natürhchsten den entscheidenden Umstand in dem oft-
maligen Gebrauche des betreffenden Stammes zu suchen: wie viel Formen
mit diesem Stamme das System besitzt und wie oft jede dieser Formen ver-
hältnismäßig gebraucht wird. Nichts desto weniger bin ich geneigt zu glauben,
daß eine sorgfältigere Untersuchung irgend eine neue Nebenursache entdecken
könnte. Einige Thatsachen können zu der Annahme führen, daß solche Uni-
formierung der Systeme, mittels der Produktion gleichartiger Formen statt
der vererbten ungleichartigen, im Zusammenhange mit den phonetischen Eigen-
schaften der Spr. steht; es ist wahrscheinlich, daß die Auswahl eines von
beiden Stämmen nicht nur dadurch bestimmt wird, dass einer von diesen Stämmen
sich besser einprägt, sondern auch durch den größern oder geringern Hang
der Spr. zu diesen oder jenen Lauten. Wenigstens, indem wir die produzierten
Formen betrachten, können wir in denselben oft gewisse lautliche Ein-
förmigkeiten beobachten. Betrachten wir die ehemals ungleichartige russ.
Deklination der Stämme mit den auslautenden Hinterzungenlauten, X', g. x
[volk Bo.iKT, Wolf, diix Äyx'L Geist, iga nro Joch . . .), so sehen wir, daß die
Spr. sich für die Hinterzungenlaute entschied. Solches Resultat können
wir leicht dem häufigen Gebrauche des Stammes mit den Hinterzungenlauten
zuschreiben, d. h. dem Umstände, daß das System weit mehr Formen mit
den Hinterzungenlauten besaß, als Formen, in denen wir ts . z. s oder ähn-
liche Laute zulassen müssen. Wenden wir uns aber zur Konjugation. Das
in der Schriftspr. nicht uniformierte p\^kü^ p\^tsös . . . b\H^rlr.gü^ b\H^rl'EzJ)s
(neKy . neyeiut ich backe, du backst, öepery, öepeatemt ich bewahre, du be-
wahrst uniformiert die Volksspr. in p\^Ek\ös ^ b\Hj\.Eg\ös . . ., d. h. im Interesse
derselben Hinterzungenlaute. Wir haben aber keinen Grund anzunehmen,
daß auch in dem Systeme der Konjugation die Formen mit den Hinterzungen-
lauten öfter vorkommen, als wir es in der Deklination zulassen. Wenn man
sich darauf nicht stützen kann, daß es solcher Formen (in dem Präsenssysteme]
nur zwei [p\^kü^ p\.F.küt neKy, neKyTi,) und mit ts^ vier [p\.Etsös ne^emh,
p\.Kts6t iieyeTT,, p\Aitsövi neueM-B, p\A-:ts6t\.-E neuexe] gibt, so wäre es sonderbar
zuzugeben, daß in der russ. Spr. die i. Sg. und 3. PI., im Kleinruss. aber
(in Wolhynien' die andern Formen öfter vorkommen. Und doch uniformiert
letztere Mundart, welche die Deklination mit den auslautenden Hinterzungen-
lauten noch nicht uniformiert hat (Nom. roifk, Lok. o röirtsj u. s. w. das
System einer ähnlichen Konjugation, gerade der russ. Spr. zuwider, nicht im
Interesse der Hinterzungenlaute: f.'Etsu, p^yEtsJtt\, mözjt, )nözjit\.^
§ 78. Wovon auch der Sieg des einen oder des andern Stammes ab-
hängen mag (der Sieg, von welchem die Uniformierung des Systems bedingt
wird), so kann doch das Faktum selbst, daß in der Spr. immer Uniformierung
der Systeme vor sich geht, keinem Zweifel unterliegen. " In der Spr. werden
wir beständig dreierlei Arten von Systemen vorfinden:
^ Eine vollkommene .\nalogie dieser kleinruss. Vereinfachung bieten s-inskr. pdcämi,
tyäjämi «.an. dar. Vgl. auch slowen. und serb. pecem, peces, pece.
* Die Produktion der Formen ist in der Wissenschaft unter dem Namen der Analogie
bekannt. Die Gedanken, die hier über das Verhältnis dieser Analogie zu den phonetischen Vor-
342
N. Kruszewski.
1. nicht uniformierte Systeme, wie poln. nog-a Fuß), nog-i, nodz-e.
nog-(;i , w nodz-e.
2. solche Systeme, die sich auf dem Wege der Uniformierung befinden,
wie griech. lueiZiuuv, iLieiZovoc neben )ieiZ;ouc u.s. w., wo neben den neuen Formen
die alten (wenn auch nicht von denselben Personen, so doch in derselben Spr.
oder Mundart) gebraucht werden. Es ist klar, daß in solchen Fällen nicht
neue, sondern alte Formen der Vergessenheit Preis gegeben werden: die
neue Form }JLeilovoc kann produziert und reproduziert werden, während
die alte |ueiZ;ouc nur reproduziert werden kann.
3. vollständig uniformierte Systeme, wie die russ. Deklin. des Wortes ro//c.
Man kann sagen, daß in der Deklination und Konjugation solcher Sprr..
wie die russ., die Fälle, Personen und Zahlen mittels der Endungen bezeichnen,
sich das Streben nach der F^ntwickclung eines Stammes bei verschiedenartigen
Endungen offenbart, was wir graphisch folgendermaßen darstellen können: j
Dagegen in Sprr., wie die franz., wo die Schattierungen des Hauptgedankens
hauptsächlich mittels der Präfixe bezeichnet werden, können wir das Schema
der Deklination und Konjugation folgendermaßen darstellen : j
Zur Veranschaulichung des erwähnten Strebens in der russ. Flexion mögen
die oben angeführten Beispiele genügen. Wenden wir uns zur franz. Flexion,
so finden wir auch zahlreiche Beisp. , die unsre Meinung bestätigen: fast die
ganze Deklination paßt zum oben an 2. Stelle angeführten Schema. Nur als
Rudiment, dabei größtenteils nur als orthographisches Überbleibsel wird das
s des Plurals bewahrt. Nicht minder lehrreich ist auch die Konjugation. So
haben z. B. von den 6 Formen des Präsens der am meisten Leben bekun-
denden I. Konjugation^ 4 (je chante, tu chantes, il chante, ils chantent
denselben Stamm, indem sie sich beim Sprechen nur durch die die Personen
bezeichnenden Präfixe unterscheiden. Spuren früherer Endungen haben wir in
der Form von orthographischen Rudimenten, von Buchstaben, die man wohl
am Ende des Wortes schreibt, aber nur ausnahmsweise ausspricht. Doch die
Sprache geht weiter: indem sie wo möglich die überflüssigen Verschiedenheiten
der Formen in der Schrift vernichtet und die Orthographie uniformiert, erstrebt
sie auch in der Schrift dasselbe Ziel , welches sie in der Ausspr. fast erreicht
hat. Dies erklärt uns, warum in der wichtigsten ersten Konjugation die Form
der 3. Sg. das t am Ende verloren und statt der alten Schreibart il parlet
sich il parle (vgl. je parle) eingebürgert hat. Dies erklärt uns, weshalb
wir jetzt statt der alten Schreibart je croi, je voi, je tien — je crois. je
vois, je tiens (vgl. tu crois . .) haben. Ebenso erklärt sich die jetzige
Schreibart je fus, je sois, j'eus u. s. w., oder nous fümes (vgl. vous
gangen auseinandergesetzt sind , sind von mir zuerst in der Form einer einfachen Vermutung in
dem kleinen Aufsatze über die Analogie und Volksetymologie (russkij filologiceskij vest-
NiK^, 1879, No. 3) ausgesprochen: 'Die Bestimmung der wechselseitigen Beziehung zwischen der
Assimilation (Analogie) und der phonetischen Entwickelung , als zwei Faktoren der Spr., ist eine
sehr schwierige Frage und erfordert eine besondere Untersuchung. Es scheint, als ob die Rolle
der Lautgesetze hauptsächlich in der Fabrikation des grammatischen und lexikalischen Stoffes be-
stände, die Rolle der Assimilation aber in dem Aufl^auen des Wörterbuches und der Grammatik
aus diesem Stoffe.'
^ Die I. fr. Konj. umfaßt 3620 Verba, während die 3 andern nur zusammen 440 umfassen.
PRINZIPIEN DER SPRACHENTWICKELUNG.
343
fütes, wo der Accent circonflexe sich etymologisch aus altfranz. vous fustes
erklärt; . Man muß nicht außer Acht lassen, daß falls die beständige Gegen-
wirkung des Buches und der Schule nicht vorhanden wäre, solche Uniformie-
rung der Orthographie noch viel weiter vor sich gehen würde, da ein jeder,
der grammatisch nicht geschult ist. unbewußt bestrebt sein wird gleichlautende
Formen gleichartig zu schreiben.
§ 79. Die Gleichartigkeit eines gewissen Systems .ist nicht etwas Ursprüng-
liches und Beständiges: wir haben schon gesehen, daß das System, welches
jetzt ganz gleichartig und harmonisch ist. nicht immer ein solches war; und
aus dem oben Auseinandergesetzten wissen wir, daß seine Gleichartigkeit nicht
ewig dauert, daß es sich früher oder später in ein System mit zwei oder
mehreren Zweigen verwandeln kann. Wenn nun die Gleichartigkeit eines
Systems das Ergebnis einer lange oder kurze Zeit währenden Arbeit der Spr.
ist, was bedingt dann diese Arbeit selbst ? Es ist klar, daß zur Produktion,
z. B. der Form p\Mk\ös (du backst, statt ne'iemt) die Erinnerung an den Wort-
typus (. . . -i^^) und die Wortteile [p\ck-, -[6s] und das Gefühl der Ähnlich-
keit der Form, die wir produzieren, mit ihren Verwandten, sowohl der Haupt-
vorstellung nach {J)\^kü ich backe, p\Mküt sie backen u. s. w. , als auch der
Schattierung nach [v\Md\ös BeAemt du führst. ui\ös iiAeiiih du gehst u. s. w. ,
erforderlich ist. Wenn alle diese Wörter nicht durch die Ahnlichkeitsassociation
zu einer Familie verbunden wären und wenn wir uns ihrer nicht erinnern
könnten, so würde die Produktion der Form p\.-Ek\ös unmöglich sein. Da das
Gefühl der Ähnlichkeit der Wörter untereinander das Behalten dieser Wörter
im Gedächtnis als etwas notwendiges voraussetzt, so haben wir das Recht zu
sagen, daß die Uniformierung der Systeme sich auf das Gesetz der
Ahnlichkeitsassociation gründet. In jeder Gruppe von Wörtern, die
ihrer Herkunft nach verwandt sind, werden wir nahe und entfernte Verwandte
vorfinden ; vgl. Gold — vergolden — Gulden , gedeihen — gediehen —
gediegen, franz. je viens — Fut. viendrai statt des zu erwartenden ven-
drai, eine Form, die an vendre erinnern würde. Wenn in allen diesen
Fällen einer bedeutenden innern Ähnlichkeit eine bedeutende äußere Ähnlichkeit
und einer minder bedeutenden innern Ähnlichkeit eine minder bedeutende
äußere Ähnlichkeit entspricht, so erklärt es sich nur durch Teilnahme der pro-
duktiven Kraft.
§ 80. Oben haben wir Beisp. von nicht uniformierten Systemen ange-
führt. Solche Systeme werden wir in jeder Spr. in Menge finden. Es ist
freilich schwer die Frage zu beantworten, warum z. 1^. das Russ. solche De-
klination wie iiAgä Hora uniformiert hat, während sie im Poln. noch nicht uni-
formiert ist. Wenn wir aber die abweichenden Formen in \erschiedcncn Sprr.
betrachten, so muß uns auch hier eine gewisse Einförmigkeit in die Augen
fallen : i . Wir werden solche nicht uniformierten Sy.steme finden . die sich
durch größte Unbeweglichkeit auszeichnen : ihre allgemeine Eigenschaft be-
.steht darin, daß die sie bildenden Wörter [vermöge ihrer Bedeutung' zu den
gebräuchlichsten gehören. 2. Einige abweichende Formen werden die allge-
meine Eigenschaft besitzen, daß sie unter ähnlichen Bedingungen x'orkommen:
344
N. Krvszewski.
in Versen, Sprichwörtern, in der Form von Partikeln, in besondern Redens-
arten, die z. T. auch als zusammengesetzte Partikeln gelten können, u. dgl.
Es ist klar, damit eine Form, die zu irgend einem System gehört, haupt-
sächlich reproduziert werde, ist es nötig, daß dieselbe als Separatform fest
in unserm Gedächtnis haften bleibe. Und das ist nur dann möglich , wenn
sie sehr oft gebraucht wird', d. h. wenn sie mittels einer besonders festen An-
grenzungsassociation mit dem Gegenstande, den sie bezeichnet, ver-
bunden ist, oder wenn sie ein Glied einer beständigen Wortreihe (der Redens-
art, des Verses, des Sprichworts u. dgl.; bildet, d.h. wenn sie mittels der
so innigen Angrenzungsassociation mit andern Worten verbunden ist. Wir
haben schon oben Beisp. angeführt, die, wie ich hoffe, wohl ausreichen um
zu überzeugen, daß die besonders gebräuchlichen Wörter in allen Sprr.
sehr oft unregelmäßige Systeme darstellen^, und daß wir in verschiedenen
Wortreihen oft abweichende, veraltete Formen vorfinden. Es ist selbstver-
ständlich , daß die Systeme der am meisten gebräuchlichen Wörter nicht die
Fähigkeit eingebüßt haben sich mittels der Produktion zu erneuern; dieser
Vorgang aber rückt in solchen Wörtern im Vergleich mit andern Systemen
von Wörtern sehr langsam vorwärts. Als ein Beisp. der Produktion in einem
sehr unregelmäßigen System können wir auf das franz. Imp. etais hinweisen,
das von etre nach dem Vorbilde mettais neben mettre abgeleitet ist und
das altfranz. (vor dem 14. Jh. gebr.) j'ere, tu eres, il ert . . . ersetzte:
dann auf das deutsche mehrest, die mehrsten statt meist, die meisten,
vom Komparative mehr produziert, oder auf solch einen originellen Versuch
das dem Stamme nach unregelmäßige System zu regeln, als kleinruss. idu
isöw, serb. idem isao (vgl. Hyv,Ai lUi^ATv). Als Beisp. der dem Stamme
nach abweichenden Formen in den beständigen Wortreihen kann das russ.
j'H^ liiZ{äx (bo JL-ysaxt) dienen, das in Volksliedern vorkommt, neben dem
regelrechten v litgäx bi> iiyraxt auf den Wiesen), oder das poln. na czele
(= an der Spitze, alter Lokativ von czolo Stirn) neben dem jetzigen Lokativ
na czole u. dgl. Wir sehen also, daß alles altein der Spr. sich hauptsäch-
lich auf die Reproduktion, auf Angrenzungsassoziationen gründet, während
alles neue sich auf die Produktion, auf Ähnlichkeitsassociationen stützt. Der
Vorgang der Sprachentwickelung kann von diesem Standpunkte aus als ein
ewiger Kampf der fortschreitenden Kraft, die sich auf Ahnlich-
keitsassoziationen stützt, und der erhaltenden Kraft, die sich auf
Angrenzungsassociationen stützt, dargestellt werden.
^ Vgl. Paul, prinz., 127.
^ Vgl. noch die Verba auf -mi in verschiedenen Sprr. ; sie bezeichnen die gewöhnlichsten
Handlungen; oder solche Wörter, wie poln. pani (Frau), ein Wort, welches seine Endung be-
wahrt hat, ungeachtet dessen, daß die minder gebräuchliche Form z.B. lani (l6. Jh., Hirsch-
kuh) in der jetzigen Spr. sich in lania verwandelt hat, die andern Femininen (auf -al ähnlicher
ist; die in der franz. Konjugation am häufigsten gebräuchliche Endung -atis gab -ez, die in
alle Verba eingedrungen ist; aber die am häufigsten gebräuchlichen Formen dites, faites,
et es haben die frühere Form bewahrt, ^'on solchen Formen kann man im allgemeinen sagen,
daß sie der geringsten morphologischen und der größten phonetischen Ent-
artung unterworfen sind.
PRINZIPIEN DER SPRACHENTWICKELUNG.
345
§ Si. Bis jetzt haben wir die Vereinfachung der Systeme nur dem
Stamme nach betrachtet; aber die gewonnenen Ergebnisse können auch auf
alles folgende angewandt werden. Während ein Wolf immer im Russ. mit dem
Lautkomplexe volk bezeichnet wird, oder das Backen mit dem Lautkomplexe
p\ek und dem ihm zunächst verwandten p\ets^ wobei die Spr. den letztern zu
beseitigen strebt, wird irgend eine Schattierung der Hauptvorstellung, z. B. die
Mehrzahl, am häufigsten sehr verschiedenartig bezeichnet, und dabei sind die
Laute oder Lautkomplexe, die dieselbe bezeichnen, einander oft ganz unähn-
lich und nicht verwandt. Alles dies dürften wir schon von vornherein erwarten,
wenn wir uns nur das Wesen des idg. Suffixes und die Vermehrungsart dieses
morphologischen Elementes klar vorstellen könnten. Nehmen wir z. B. die
verschiedenen Suffixe, die in der russ. Spr. zur Bezeichnung der Mehrzahl
verwendet werden ; haben sie eine verschiedene Bedeutung ? Nicht im minde-
sten : sie bezeichnen alle die Mehrheit. W^as bewirkt aber, daß in einem
Falle dieses Suffix, im andern ein andres vorkommt :' Zunächst bewirkt dies
die Kategorie des betreffenden Wortes, sein Bau oder das System, zu welchem
es gehört. So werden z. B. den Substantiven gewisse Mehrzahlsuffixe eigen
sein . den Verben dagegen andre. In einigen Fällen wird das Suffix durch
den Stammauslaut, also phonetisch bestimmt.
§ 82. Weshalb nun gebrauchen Avir diese W^örter mit diesen äußerlich
verschiedenen, aber innerlich gleichen Suffixen ? Wir haben kein Recht eine
beständige Reproduktion aller solcher Formen anzunehmen. Es ist selbstver-
ständlich , daß wir solche Formen auch
produzieren, aber wir produzieren sie
nach verschiedenen Mustern. Wäh-
rend jede Vorstellung in unserm Geiste
nur mit irgend einem mehr oder weniger
bestimmten Lautkomplexe verbunden ist,
hat eine Schattierung der V^orstellung
(z. B. die Mehrzahl) gar nicht solch einen
eignen beständigen Ausdruck. Wegen
des Vorkommens von mehreren Suffixen
für eine und dieselbe Funktion und des
allgemeinen und abstrakten Charakters der
h\niktion selbst bewahrt uns unser Ge-
dächtnis parallele Systeme von Mustern',
wie nebenstehendes. Müssen wir einen
Instr. von dem Worte UAgä (iiora Fuß) bil-
den, so ruft die formelle Gleichheit dieses
Wortes mit dem Worte nika u. aa. in unserm Geiste das zweite, nicht aber
das erste Muster hervor und wir bilden die Form UAgößi iioroiol. Je schwächer
in unserm Gedächtnisse irgend welche von solchen parallelen Mustern ein-
geprägt sind , desto weniger wahrscheinlich ist es , dal.^ wir nach denselben
BO.iK-t Wolf pyKa Hand;
Sg.
Xom.
volk (Oj nik-a
Gen.
. . . .-a . . .-i
Dat.
....-!/ . . .-.E
Akk.
. . .-a . . .-u
PI.
Instr.
Lok.
Noni.
.... -Olli . . . -ojii
,'-... .-./;
. . .-/
Gen.
Dat.
. . . .-0/ ;0'
. . . -(r/ii
Instr.
. . .-a))ii
Lok.
. . .-ax
' Wir ziehen hier nicht die Verschiedenheit der Accenlualion der angeführten IJeispielo in
Betracht.
346
N. KRUhZKWSKI.
unsre Formen bilden, d. h. desto mehr wahrscheinlich ist es, daß sich in
der betreffenden Wortkategorie eine Einförmigkeit betreffs des Suffixes einfinden
wird. Hier also geht der Kampf zwischen der Produkti on nach verschie-
denen Typen vor sich. Und in der Spr. können wir sehr oft die allmäh-
liche Verminderung der Formenzahl bemerken. So wurde z. B. das franz. -ons
= dem lat. -amus zur einzigen Endung der i. PI., während die andern drei
Endungen, -emus. -imus, -imus, verloren gegangen sind. Darum wurde
auch -ax (ax^t) die einzige Endung Lokat. Plur. im Russ. (altslaw. -a)C'i^.
-k\-K, -'KX"K, -'IvY'K, -H\"k); vgl. auch einige gemeinsame Formen in den oben
angeführten Mustern. Solche Verminderung der Formenzahl könnte zur voll-
ständigen Vereinfachung der Flexion führen, wenn nicht auf dem schon uns
bekannten Wege sich neue Suffixe entwickeln würden.
§ 83. Da bei solcher Vereinfachung der Fle.xion gewisse Suffixe andern
ihren Platz überlassen, so entsteht die Präge, welche von diesen Suffixen die
größte Lebensfähigkeit zeigen. Augenscheinlich diejenigen, die wir besser im
Gedächtnis behalten. Aber welche Suffixe bewahrt uns unser Gedächtnis
besser auf? Bei den Stämmen konnten wir nur eine Bedingung der bessern
Einprägung anführen , den häufigen Gebrauch. Gewiß spielt auch hier der
häufige Gebrauch die Hauptrolle : aber es gibt noch andre Bedingungen , die
es bedeutend erleichtern ein Suffix im Gedächtnis zu behalten. Je voll-
lautender und je ausdrücklicher das Suffix ist, desto besser haftet es in
unserm Gedächtnis. Wenigstens sehen wir in der Geschichte verschiedener
Sprachen, daß sich grade solche Suffixe in der Spr. befestigen. Nomina wie
Schön-heit, mit dem volllautendern Suffixe, verdrängen solche wie Schön-e.
Außerdem hat das Suffix desto mehr Wahrscheinlichkeit, sich bei gewissen
Stämmen zu befestigen, je mehr es denselben entspricht. ' So sind z. B.
die altpoln. Formen w bodze, w wilce . . . (Lokative Sg. von bog Gott,
wilk Wolf) durch die Formen w bogu, w wilku ersetzt, 'd. h. diese Stämme
wurden mit dem Suffixe -u verbunden; und solche Form wie- w wilku hatte
mehr Aussicht aufbewahrt zu werden, als w wilce, da sie den andern Formen
(mit k im Auslaute) mehr ähnelt; vgl. auch lausitz. wjelku, bohu (neben
bozy), duchu, tschech. vlku, vlkovi , bohu , duchu, slowen. volku , bogu.
du hu, serb. vuku, bogu, duhu. Die Sprachelemente: Artikulationen.
Laute, morphologische Teile, Wörter, Redensarten, entstehen nicht in einem
Exemplare; die Spr. schaßt sie in ganzen Reihen. Ein Element, das am
meisten zu der Umgebung paßt, am meisten seiner Bestimmung entspricht,
das die meisten Lebenskeime in sich birgt, verdrängt seine Nebenbuhler und
befestigt sich in der Spr.
§ 84. Wir haben schon oben erwähnt, daß die Deklination und Kon-
jugation nur die festern und darum hervorragendem Systeme der Spr. sind.
Aber das will nicht sagen, daß die andern Systeme etwa minder wichtig sind,
weil sie von den Grammatikern nicht als Systeme anerkannt worden. Wer
grammatisch ungeschult ist und von dem Vorkommen der Deklination und
Konjugation nichts weiß, bedient sich ihrer nicht schlechter (vielleicht sogar
^ Hier gestatte ich mir einen Gedanken Prof. Baudouins zu benutzen.
PRINZIPIEN IJER SPRACHENTWICKELING.
347
besser), als die grammatisch geschulten. Ebenso bedienen wir alle uns auch
der Systeme, die in der Grammatik unbemerkt geblieben. Es ist leicht zu
bemerken, daß eine ganze Anzahl von Wörtern nach einem und demselben
Typus gebildet ist. Ganze Reihen von Wörtern , die in gewisser Beziehung
der Bedeutung nach ahnlich sind, bieten uns auch eine gewisse äußerliche
Ähnlichkeit, wie beiderseits, diesseits, jenseits; dritthalb, vierthalb
u. aa. ; lat. Adjektiva ferreus, ligneus . . . oder anserinus, caninus.
Bei einer jeden solchen Reihe finden wir wohl eine mehr oder minder be-
deutende Anzahl von Ausnahmen: das ist aber nicht von Belang. Solche
Reihen können nicht zufällig sein: sie wären nicht möglich, wenn wir nicht
gewisse Wörter nach dem Vorbilde andrer, der Bedeutung oder auch den
Lauten nach ähnlichen, produzierten.
§ 85. Die Formen aber, die ihrem Baue und ihrer Bedeutung nach ähn-
lich sind, sind noch darin ähnlich, daß sie eine ähnliche Verwandtschaft
haben Beisp. in der russ. Bearbeitung S. 121). Es versteht sich von selbst,
daß jede Wortkategorie in mehr oder minder bestimmter Beziehung nicht nur
zu einer bestimmten , sondern zu mehreren Kategorien steht ; deshalb , aller
Abweichungen ungeachtet, bildet die Spr. ein harmonisches Ganzes.
§ 86. Infolge des häufigen Gebrauchs wurzeln viele Typen so fest in der
Spr. ein, daß in der Kraft ihres Zusammenhängens dieselben weder den De-
klinations- noch Konjugationsformen nachstehen. Auch hier überzeugen wir uns.
daß nicht nur die Reproduktion, sondern auch die Produktion als eine Kraft
erscheinen kann . die eine absolute Vereinfachung der Systeme von stamm-
verwandten Wörtern hindern kann, da wir die Möglichkeit haben Wörter von
einer und derselben Wurzel nach zwei verschiedenen Mustern zu bilden. Doch
können wir behaupten, daß in der Spr. alles, was sich auf die Produktion
gründet, das Streben nach einem wohlgebildeten System offenbart. Wenn die
Produktion sich als ein Hindernis zur absoluten Vereinfachung der der Wurzel
nach verwandten Wörter zeigt, so trägt sie auch dann in die Spr. eine Ord-
nung hinein, aber nur eine verhältnismäßige Ordnung.
§ 87. Also nur das, was sich auf die Reproduktion gründet, nur die
Formen , die wir als besondere Formen im Gedächtnis behalten — an und
für sich, oder als Glieder einer Reihe, stehen außerhalb des vorherrschenden
Sprachsystems. Aber wir wissen schon, daß die am meisten unregelmäßigen
Systeme von sehr gebräuchlichen Wörtern nicht vor der Uniformierung auf
dem Wege der Produktion bewahrt sind : die Formen aber , die als Glieder
einer Reihe reproduziert werden . emanzipieren sich alimählich von ihren
Systemen, indem sie die Zeichen ihrer äußerlichen und inncrn Ähnlichkeit mit
ihren frühern Verwandten nach und nach verlieren, und erlangen eine Selb-
ständigkeit. Und als selbständige Wörter, Partikeln oder Termini (i-tre-re-
magi), stören sie ebensowenig die Harmonie der Spr., gleich den übrigen
selbständigen Wörtern, die wir nach dem Gedächtnis reproduzieren.
§ 88. Wörter, die vermöge der .Ähnlichkeit ihrer l*\inktion \z. B. die
Präpositionen] eine P'amilic , oder vermöge ihrer Angrenzung iz. B. die
Numeralia) eine Reihe bilden, erlangen allmählich mittels der Produktion auch
einige äulk-rlich ähnliche Kennzeichen. So haben sich z. B. die i^oln. Prä-
348
N. Kkuszkwski.
Positionen, poln. und russ. Adverbia, franz. Partikeln, als eine abgeschlossene
Familie bildend, lautlich ausgeglichen. Ein gleiches Streben nach der Assi-
milation offenbaren auch die Glieder einer Reihe. So verwandelte sich das
Wort *pinque unter dem Einfluß des quattuor in quinque, hvidvor
unter dem Einfluß des fimf in fidvor; vgl. auch oktuu und enTCt (Tab. heracl.):
d\ev\Hj\ UeBflTb) statt n\ev\Hj\ fiieBATh") in allen slawischen Sprachen; vgl. auch
das lit. devyni; altaische 6 alty — 7 jetti. 8 segis — y togus, 60
alton — 70 jettön, 80 segizön — go toguzon u. aa.
X. DIE GESCHICHTE DER WÖRTER.
§ 89. Schwerlich können wir in der äußern Geschichte der Wörter eine
allgemeinere Thatsache aufweisen, als die allmähliche lautliche Verarmung
derselben. Fast in einem jeden Worte werden wir Beweise dieser Thatsache
antreffen. Wir wollen einige alte Wörter mit den ihnen entsprechenden neuen
vergleichen :
Lnt.
Franz.
Lat.
Franz.
accaptare
acheter
computare
conter
adjutare
aider
constare
coüter
auscultare
ecouter
duodecim
douze
benedicere
benir
ministerium
metier
calefacere
chauffer
sacramentum
serment
collocare
coucher
suspicionem
soupgon
Als ähnliches Beispiel kann asl. CAk^a (Thräne) im Vergleich zu poln. Iza
und laus, za dienen. Die erwähnte Erscheinung wird uns völlig begreiflich
sein, wenn wir uns nur erinnern, daß größtenteils der Wortauslaut dem Ver-
schwinden unterworfen ist, daß die langen Vokale im Verlauf der Zeit sich
kürzen, die kurzen verschwinden, infolgedessen schwer aussprechbare Konso-
nantengruppen entstehen, die allmählich durch einfache Konsonanten ersetzt
werden, u. dgl. Es versteht sich von selbst, daß wir hier nur von solchen
Wörtern sprechen, die als Erbgut von einer Generation zur andern übergehen,
indem man sie immer reproduziert und niemals durch die Produktion
erneuert. Freilich kann man Thatsachen anführen, die mit dem soeben
erörterten scheinbar im Widerspruch stehen : es gibt Wörter, in denen sekun-
däre Laute auf rein phonetischem Wege entstanden sind, z. B. franz. gendre.
lat. sumpsi, franz. je tiens. Mag aber die Zahl solcher Fälle auch bedeutend
sein, so ist sie doch sehr gering im Vergleich mit denjenigen, in welchen die
primären Laute verschwanden : romanische Wörter sind überhaupt kürzer, als
die ihnen entsprechenden lat., trotz der Diphthongierung einiger Vokale und
der Entstehung zahlreicher sekundärer Konsonanten ; ebenso sind russ. Wörter
kürzer als die altslaw. , trotz der Entwickelung der 'voUlautigen" Gruppen
(oro, olo).
§ 90. Mögen uns die Wörter mit lautlicher Zu- und Abnahme auf den
ersten Blick auch sehr widersprechend erscheinen, so haben sie doch mit-
einander viel Gemeinsames. Ihre erste und wesentlichste Eigenschaft ist. daß
PRINZIPIEN DER SPRACHENTWICKELUNG.
349
sowohl jene als diese solche Formen sind, die wir immer reproduzieren
und nie durch die Produktion erneuern. Außerdem streben sie allmählich
dahin, so leicht sprechbar wie möglich zu werden und die einfachste und
vollkommenste anthropophonische Organisation zu gewinnen. Freilich
kann die Form , indem sie sich in lautlicher Hinsicht vereinfacht . sich auf
solchen Mittelstufen befinden, die anthropophonisch minder vollkommen sind,
als die vorhergehenden Stufen. Um richtiger die Cbergangsformen zu be-
greifen, muß man achthaben, daß sich die Form auf zweierlei Weise ver-
einfachen kann, durch Erleichterung der Arbeit und durch Verkür-
zung der Zeit, durch Vereinfachung der simultanen Artikulationsreihe und
durch Verminderung der Zahl der successiven Artikulationen. Die Form poln.
trzcina bietet uns nur Verkürzung der Zeit dar: sie besteht aus 6 Lauten,
während die entsprechende primäre Form (*trüstinä) aus 8 Lauten besteht,
wobei man in Betracht ziehen muß, daß die primäre Form zwei lange Vokale
hat. Die Form nözdr\i (H03;i,pii) im Vergleich mit ^ nosri bietet uns den um-
gekehrten Fall dar : die Erweiterung der Zeit und die Erleichterung der Arbeit.
Im allgemeinen werden die reproduzierten Wörter anthropophonisch vollkom-
mener und einfacher sein als die produzierten', mag dies von Lautabnahme
(metier — ministerium, prudens — providens u. a.), oder Lautzunahme
(sumpsi — sumsi u. a.) abhängen. Manchmal werden die Wörter, die wir
immerfort reproduzieren, anthropophonisch vollkommener durch Laut ver-
tauschen, oder durch das Lautversetzen.
Ein ähnliches Streben nach einer anthropophonisch einfachem und voll-
kommenem Organisation — mittels Lautabnahme, Lautzunahme und Lautver-
tauschen oder Lautversetzen — äußert sich in den Fremdwörtern, die von
der Produktion deshalb frei sind, weil ihr morphologischer Bestand unver-
ständlich ist; z. B. das franz. orphelin aus orphaninus. öpqpavoc u. ä. Ein
solches Wort wie poln. zazdrosV (Neid; ist seinem morphologischen Baue
nach fast ebenso unbegreiflich, wie jedes beliebige Fremdwort. Einstmal, als
das Wort *zazros'c' lautete, konnte man seine morphologischen Teile ;za-t-
zr -f- osV in-vidia) fühlen; aber nach und nach vereinigte sich das Wort
als ganzes in ein so festes Paar mit dem Gegenstande, daß man seinen mor-
phologischen Bestand vergaß, und die leichter aussprechbare Gruppe zaz-
dros'c' mehr Aussicht auf Beständigkeit bekam. Jetzt, nachdem der Laut d
sich schließlich in dem Worte befestigt, kann man den morphologischen Bestand
des letztern schon nicht mehr fühlen. Also überzeugen wir uns, daß die laut-
lichen Vorgänge zu Ergebnissen führen können , die viel wichtiger sind , als
die anthropophonische Vollkommenheit des Wortes: die Vorgänge des
Verschwindens (serment) , des Vcrtauschens [prölhp, npo.iyöb statt
prörup\ Eisloch) und der P'rschcinung neuer Laute (zazdros'c') ver-
ursachen das Verdunkeln der ursprünglichen Herkunft und des
ursprünglichen Bestandes des Wortes — wenn wir es vom Gesichts-
punkte der Geschichte — ^, oder sie verursachen das Wortzusanim en-
wachsen — wenn wir es vom Gesichtspunkte der Morphologie betrachten.
' Vgl. solche öfters bewußt prml u / iertou Wörter, wie d cii ;\ t i o i\ ;il i s o r . inconsti-
tutionellement, desassociation u. ;i.
3 50
N. Kruszewski.
§ gi. Wie ist aber solch eine Verdunkelung der Herkunft und des Be-
standes des Wortes möglich ? Um auf diese Frage zu antworten, müssen wir
den Benennungsvorgang selbst betrachten. Wir wollen hier natürlich nicht von
der ursprünglichen vorgeschichtlichen Herkunft der Wörter sprechen, sondern
nur Wörter ins Auge fassen, die unter den Augen der Geschichte entstehen. Be-
trachten wir X. B. das russ. Wort v\^slö (oecjio Ruder). Seine Verwandtschaft
mit dem Vcrbum i-\.ky.ü (nesy ich führe) ist augenscheinlich, obgleich man sie
schon nicht mehr fühlt. Der Gegenstand ist nach einer seiner Eigenschaften
genannt. Was würde derjenige thun, dem das Wort i-\.-ksIö (uec.io) unbe-
kannt wäre? Wahrscheinlich würde er sagen: ein Gegenstand aus Holz, läng-
lich , dessen eine Hälfte dünn und rund und die andre etwas breiter und
flach ist; er dient zum Rudern. Wir wählen die letzte Eigenschaft aus, die
uns als wichtigste erscheint, wir nehmen das schon bestehende Wort, das
etwas verwandtes mit dieser Eigenschaft hat [\\M'/.ü Be.jy), und machen aus
diesem Worte den Namen für unsern Gegenstand. Also ist ursprünglich jeder
Name des Gegenstandes ein Teil seiner Beschreibung, der die Stelle
einer ganzen Beschreibung vertritt. Wir werden uns hier nicht darüber ver-
breiten, daß diese Möglichkeit der Stellvertretung eine der größten Vorzüge
der Spr. ist. Aber solch eine Benennung wie v\yEslö wird ursprünglich keine
eigentliche Benennung des Gegenstandes sein, da sie dem Gegenstande nur
wegen seiner Ähnlichkeit mit irgend etwas schon benanntem beigelegt ist.
und eine unvollständige Benennung, da sie nur eine hervorragende Eigen-
schaft des Gegenstandes betont. Allmählich aber, infolge des langen Ge-
brauches, verbindet sich das Wort zu einem so unzertrennlichen Paar mit der
Vorstellung des Gegenstandes, daß es ihr eignes und vollständiges Zeichen
wird und die Fähigkeit bekommt, in unserm Geiste jedesmal die Vorstellung
des Gegenstandes mit allen seinen Eigenschaften hervorzurufen; wenn
also unsre Wörter ihren Ursprung den Ähnlichkeitsassociationen ver-
danken, verdanken sie ihre Bedeutung den Angr enzungsasso-
ciationen. ' Es ist also begreiflich, daß, je länger das Wort gebraucht wird,
desto weniger braucht es die Spuren seiner Herkunft und seines morphologi-
schen Bestandes zu bewahren. Wie unnötisf dies für die Wortbedeutung ist.
' Man muß hier zweierlei bemerken:
1. Es ist selbstverständlich, daß die Bedeutung des Wortes, das eine ganze Familie von
Stammverwandten hat, z.B. Vld\Hjt (bhottx er siehtj, sich auf Ähnlich kei tsassociationen
gründet, aber die ganze Familie (die Wurzel vidj verdankt dennoch ihre Bedeutung den An -
grenzungs associationen.
2. Wie ich bereits gesagt, verdanken alle Wörter ihre Bedeutung den Angrenzungsassocia-
tionen überhaupt, weil das Wort seine Bedeutung nicht nur von seiner Association mit dem
Gegen Stande, den es bezeichnet, bekommt, sondern auch von seiner Association mit
den Wörtern, mit welchen es in betreffendem Falle verbunden vorkommt. Dabei
kann dieses oder jenes Moment vorherrschen. Solches Wort wie Wolf verdankt seine Bedeutung
dem, daß man immer ein gewisses Tier so nennt. Dem Worte Aussich t wird schon die Bedeu-
tung teilweise durch die Glieder der Reihe verliehen: 'er verbaute mir die Aussicht' (den
Blick ins Freie); 'die Bucht gewährt eine der schönsten Aussichten'; 'wir haben Aussicht
auf eine gute Ernte'. Das Wort Strauß bekommt seine Bedeutung nur von der Reihe : 'mit einem
schönen Strauß in der Hand'; 'wir finden den Strauß nur in Afrika' ; 'er hatte mit ihm einen
harten Strauß'. Vgl. auch das franz. niEr^ das verschiedener Herkunft und Schreibung ist.
PRINZIPIEN DER SPRACHENTWICKELUNG. 35 I
kann man daraus ersehen, daß die Herkunft des Wortes der Aufmerksamkeit
auch da entschlüpft, wo der Wortbau ganz durchsichtig ist. Außerdem sind
die Spuren der Herkunft oft nicht wünschenswert, da sie nur eine und dabei
vielleicht nicht hauptsächliche Eigenschaft des Gegenstandes hervorheben. Hier
ist auch zu erwähnen, daß ein Wort alle ursprünglichen Wurzellaute einbüßen
kann, ohne seine Bedeutung zu verlieren: z. B. engl, uncle aus lat. av 4-
unculus oder neugr. mati aus ött -\- .uatiov. Die scherzhafte Etymologie des
franz. rat von mus durch Vermittlung des ratus und muratus ist also der
Idee nach nicht so absurd, wie es im ersten Augenblicke scheinen kann.
Aus dem oben gesagten überzeugten wir uns, daß allein der Gebrauch
des Wortes die Verdunkelung seiner Herkunft und sein Zusammenwachsen ver-
ursacht. Das Verschwinden von Spuren der Herkunft des Wortes und sein
Zusammenwachsen ermöglichen verschiedene phonetische Veränderungen: und
diese ihrerseits dienen zu noch stärkerm Zusammenwachsen und zu Vereinsamung
des Wortes, zu noch leichterer Ablösung desselben von seinen frühern Venvandten.
§ Q2. Wir unterlassen es jetzt einstweilen die weitere Geschichte des
Wortes zu verfolgen, um einige Fragen zu betrachten, die bereits im vorher-
gehenden Paragraphen berührt sind. Wir haben gesehen , daß der Vorgang
der Benennung sich auf die Substitution gründet. Es ist hier nicht der
Ort zu erforschen . was die Substitution ist und was für eine Wichtigkeit sie
hat. Wir wollen hier nur andeuten, daß, wo es sich um Zeichen handelt, in
der gewöhnlichen Sprache, in der Taubstummenspr. , in der Schrift, in der
Arithmetik und Algebra, überall die Substitution, die Vertretung des Ganzen
durch einen gewissen Teil oder Auszug, die Hauptrolle spielt. Ohne diese
Substitution wären weder einfachste noch zusammengesetzte Funktionen unsers
Geistes möglich. Eine ausführliche Auseinandersetzung dieses Gegenstandes
hat Taine gegeben. '
§ 93. Wählen wir diese oder jene Eigenschaft des Gegenstandes zufällig,
wenn wir ihn zum erstenmal benennen? Zu verschiedenen Zeiten und an ver-
schiedenen Orten können die Sprechenden ein und dasselbe Ding ungefähr
ähnlich betrachten . eine und dieselbe Eigenschaft des Dinges hervorheben.
Die Spr. stellt uns anschauliche Belege dar, daß ein und dasselbe Ding von
verschiedenen Völkern oder von verschiedenen Generationen eines Volkes auf
einerlei Art und Weise benannt wurde (vgl. die russ. Bearbeitung S. 131 f.).
§ Q4. Jeder Gegenstand erhält also seinen Namen von irgend einer seiner
Eigenschaften. Aber es gibt Gegenstände, deren Bestimmung es ist. sich ewig
zu verwandeln. Da die Bedeutung des Wortes von seinem Gebrauche und
keineswegs allein von seiner ursprünglichen Herkunft bestimmt wird, so ver-
verwandcln sich die Wörter nach ihren eignen, phonetischen und morphologi-
schen Gesetzen, die mit der Geschichte des Benannten nichts gemein haben :
das Wort kann abwechselnd als Zeichen für die endlose Reihe der sich im
Verlaufe der Zeit verwandelnden Dinge dienen. So ist das poln. Wort
st 61 (Tisch), mit welchem ursprünglich die Streu bei der Opferung benannt
' H. Taine, de i/intki.i.igence, Paris 1S70, T. i, IUI. i. Die .\naloyien in der Geschichte
des Wortes, des Gedankens und der Schrift behandle icli in meiner Abh. : Zagovory, KAKU
VIDU RUSSKOJ NARODNOJ POEZII in VARSAVSKIJA l'MVERSITETSKIJA IZVtSTIJA , No. 3, 1S76, 8. IJ
352
X. Kkuszewski.
worden (vgl. skr. pra-stara-j, ein vortreffliclies Zeichen nicht nur für eine
Menge von verschiedenen Hausgeräten, die jetzt zu bestimmtem Gebrauche
dienen (koexistierende FamiHe von Gegenstanden , sondern es diente auch im
Verlaufe von Jahrhunderten als eben solches Zeichen für ganze Reihen von
Vorgängern dieser Gegenstände (successive Reihe von Gegenständen). Skr.
Wurzel pic^ bedeutet ursprünglich 'stechen', 'etwas mit einem spitzen Werk-
zeuge ausarbeiten', dann 'sticken': pecas-käri. vgl. acu pingere; endlich
bedeutet pic^ämi 'zieren'. Lat. pingo bedeutet 'malen' und gemeinslaw. pisac'
(poln.j, auch 'schreiben'. Und welche Mittel etwas mit Zeichen darzustellen
man auch in der Zukunft erfinden möge, jedem kann pisac' als Namen dienen:
so werden vermutlich noch lange -graphie und -graph, die von der Wurzel
mit der ursprünglichen Bedeutung 'ausmeißeln' stammen, zur Benennung aller
in der Zukunft zu erfindenden Mittel des Schreibens und l^eschreibens dienen.
Da die Benennungen unsrer erhabensten Gefühle und zusammengesetzten
Vorstellungen der Innen- und Außenwelt der etymologischen Analyse ebenso
wie die übrigen Wörter unterliegen, so ist es venständlich, daß die erwähnte
Eigenschaft der Wörter für den Kulturforscher von höch.ster Wichtigkeit sein
muß. Die Spr. hat ihre eigne Archeologie. Die lebende Chronik der
Wörter erreicht jene entfernten Epochen des Altertums, wo der Mensch noch
nicht seine Geschichte schrieb; diese Chronik berichtet uns solche Thatsachen
der Innern Menschengeschichte , die durch keine Nachgrabungen aufgedeckt
und auf keinem Papyrus gelesen werden können; sie kann uns die Geschichte
des Menschengeistes erzählen. '
§ 95. Wir haben aber auch solche Gegenstände, deren Wandlungen selbst
während der längsten Zeiträume so unbedeutend sind , daß wir kaum fähig
sind dieselben zu bemerken. Das sind u. a. die Tiere und Pflanzen. Wenden
wir uns zu Benennungen dieser Gegenstände, so sehen wir, daß der größte
Teil derselben — ich meine die Benennungen der allbekannten Organismen —
sich vor allem durch außerordentliche Beständigkeit unterscheiden. Betrachten
wir diese Benennungen in der jetzigen Spr., so werden wir finden, daß ein
jedes von solchen Wörtern den Gegenständen einer genau bestimmten Gattung
als Name dient; z. B. Kuh, Eiche. Wenn wir diese Wörter geschichtlich
betrachten , so finden wir , daß sie größtenteils dieselben Gegenstände auch
früher bedeuteten. Deshalb zeigt sich oft ein hohes Alter bei solchen Wörtern.
Die andre Eigenschaft dieser Wörter besteht darin, daß sie keine Verwandte
haben: ihre Herkunft oder Etymologie wird nicht nur nicht empfunden, son-
dern sie ist selbst der Wissenschaft unbekannt. Es ist klar, daß je bestän-
diger und bestimmter eine Vorstellung des Gegenstandes ist, in ein desto
festeres Paar muß sie sich mit dem betreffenden Namen verbinden. Diese
Eigentümlichkeit bewirkte erstens, daß solches Wort seine Verwandten ver-
^ Vgl. W. Scherer, zur gesch. der d. .spr. - 1878, 453: 'Der Wurzelvorrat unsrer Spr.
gleicht einem alten verblaßten Ms. , von dem wir Enthüllung der wunderbarsten Geheimnisse
erwarten dürfen, falls nur einst die richtige Tinktur sich findet, welche die vieltausendjährige
Schrift erhellt ... Ist nicht vor 34 Jahren schon von Pott wie der erste, so der zweite Schritt
gethan, indem er von den Wurzeln Präpositionen ablöste, welche er als einfachem Wurzeln vor-
gefügt betrachtete?'
i
PRINZIPIEN DER SPRACHENTWICKELUNG.
353
lor , indem es die Banden der Ähnlichkeit mit diesen Verw'andten zerriß und
jetzt ganz einzeln dasteht; zweitens, hinderte sie die Spr. die Bedeutung-
so eines Wortes durch Anwendung auf irgend welche andre Gegenstände
zu erweitern. Deshalb sind die Benennungen solcher Gegenstände fast immer
beständig und inkonnotativ, d. h. besitzen die Eigenschaften, die für Ter-
mini technici unvermeidlich sind. Die Spr. entwickelt folglich eine natür-
liche Terminologie, die an Vollkommenheit der künstlichen Terminologie
der Wissenschaft nicht nur nicht nachsteht, sondern sie sogar übertrifft; sie
ist bei weitem vollkommener, als die Benennungen, welche unter dem Ein-
fluß eines sonderbaren Patriotismus verschiedene Völker aus dem eignen
Sprachstoffe zusammenschweißen, indem sie griech., lat. und überhaupt aus-
ländische Wurzeln sorgfältig vermeiden.
§ g6. Jetzt wollen wir ein paar Worte den Entlehnungen widmen, die
auch für Termini sui generis gelten können. Wir haben schon gesagt, daß
das Verwischen der Spuren der Herkunft und des morphologischen Bestandes
des Wortes demselben gestattet, sich von seinen Verwandten abzusondern, seiner
Bedeutung zu beschränken und sich in einen wirklichen Namen des Gegen-
standes zu verwandeln. Die Entlehnungen sind in dieser Hinsicht sehr lehr-
reich. Wir wissen schon, daß jedes Wort in der eignen Spr. zahlreiche Ver-
bindungen hat: es ist immer ein Glied gewisser Familien ähnlicher Wörter
und gewisser Reihen von Wörtern, die man zusammen gebraucht. Wenn wir
ein Wort entlehnen, so reißen wir es, so zu sagen, aus dem heimatlichen
Sprachsysteme heraus und verpflanzen es in einen fremden Boden ohne seine
Verwandten und seine Begleitung. Und da eben diese Verwandten und diese
Begleitung dem Worte seine Bedeutung verleihen, so finden wir im allgemeinen
in den entlehnten Wörtern eine Beschränkung der Bedeutung. So be-
zeichnet z. B. das poln. W(,^zel, verwandt mit wi;izac' (binden^, wi(^zy (Bande),
überhaupt 'Knoten''; die russ. Spr. hat das Wort in der Form rt'v/^iy/ / Beiue.ib
entlehnt, aber Beiisejir, hat schon eine weit beschränktere Bedeutung; 'Mono-
gramm.'
Was ist die Ursache dieser Erscheinung? Augenscheinlich besteht sie
darin , daß das Wort nur in einer seiner Bedeutungen , aber nicht mit allen
übrigen entlehnt ist, d. h. es ist nur in einer Reihe von Wörtern oder Vor-
stellungen) entlehnt, aber nicht in allen Reihen, deren Glied es sein konnte.
Die Wörter, welche weder Verwandte noch verschiedene Bedeutungen haben,
beschränken natürlich ihre Bedeutung nicht, selbst wenn sie entlehnt sind.
Es ist zu beachten , daß die morphologischen Teile des entlehnten Wortes
immer vollkommen zusammengewachsen sind. Die Ursachen dieser Erschei-
nung sind von selbst ersichtlich , und wir wollen uns nicht darüber umständ-
lich verbreiten.
§ 97. Hier wird es aber am Platze sein einige Bemerkungen über den
Vorgang zu machen, welcher unter dem Namen Volksetymologie bekannt ist.
Worin die sog. 'Volksetymologie' besteht, versuchte ich in der schon erwähnten
Abh. im russkij filologickskij vi;stnik (§ 78) zu zeigen ; hier werde ich
mich nur mit einigen Bemerkungen begnügen . die dem erwähnten l^Mtragc
'riXU.MKK, ZTSCHK, V. -^
354
N. Kiu'szEWSKr.
zur Ergänzung und Berichtigung dienen können. Dem Vorgange, der unter
dem Namen Volksetymologie bekannt ist, unterliegen folgende Arten von
Wörtern: i. ausländische, 2. einheimische, deren Wurzeln für das Volk un-
verständlich geworden sind und nicht mehr empfunden werden, 3. in seltenen
Fällen auch solche einheimische, deren Wurzel und morphologischen Bestand
man noch herausfühlen kann. Vor allem verdient Aufmerksamkeit, daß die Volks-
etymologie diejenigen Wörter nicht berührt, die zu solchen Systemen, wie
Deklination und Konjugation gehören; sie berührt nur einzeln dastehende
Wörter, d.h. solche, die hauptsächlich reproduziert werden. Betrachten
wir zuerst die eben genannte i. und 2. Art. Denken wir uns, daß wir zum
erstenmal solches Wort, wie russ. k\H^rAs\in oder mii,rA\\cj hören. Der Perzep-
tionsvorgang ist keineswegs rein leidender Vorgang. Wenn eine gewisse Anzahl
von Menschen einen und denselben Gegenstand anschauen, so ist es noch nicht
notwendig, daß sie alle auch wirklich den Gegenstand in derselben Weise sehen ;
wenn aber ein jeder etwas andres sieht, so geschieht es nur deshalb, daß das, was
der Einzelne perzipiert, irgend etwas aus dem Inhalte seines Geistes nach den
Gesetzen der Ideenassociation erregt und mit diesem etwas unbewußt ver-
schmilzt. ^ Dasselbe ist auch in unserm Falle möglich. Wenn in unsrer An-
wesenheit ein unbekanntes Wort ausgesprochen wird, so können wir es nicht
genau so perzipieren, wie es ausgesprochen wurde; wir können irgend einen
von den uns aus unsrer Spr. schon bekannten Lautkomplexen hören, der dem
eben ausgesprochenen ähnlich ist. " Dies ist besonders bei Perzeption \'on
Wörtern einer ganz fremden Spr. leicht zu sehen: meistens sind wir nicht im
stände das eben ausgesprochene fremde W^ort zu wiederholen. ^ Es ist also
die Genauigkeit der Perzeption solcher Wörter wie k-J/j-AsJii . viH/Av\ej nicht
vollständig sicher gestellt. Aber setzen wir voraus, daß wir das W'ort genau
perzipiert haben. Was kann bei der Reproduktion desselben geschehen? Den
neuen Lautkomplex zu reproduzieren haben wir uns noch nicht gewöhnt; des-
halb werden wir ihn bald in einer, bald in andrer Form reproduzieren. Einer
ähnlichen Mannigfaltigkeit der Reproduktion solch eines V/ortes werden wir
auch bei andern begegnen. Deshalb finden wir oft solche Wörter in mehreren
^ Und da dieser Inhalt bei verschiedenen Einzelnen verscliieden sein kann, so muß sich das
in der Umwandlung des Wortes wiederspiegeln. So z. B. verwandelt sich das den Kleinrussen
und Polen unverständliche Wort ekonom in okomon, da im Poln. sowie im Kleinruss. das
Subst. mit der Endung -mon gewöhnlicher ist (vgl. auch oko Auge; ekonom bedeutet Auf-
seher). Aber ein Pole aus Posen verändert dasselbe Wort in okoman, da ihm viele deutsche
Wörter mit der Endung -man bekannt sind.
^ Es ist sehr lehrreich die Verwandlung der unverständlichen Wörter bei Kindern zu be-
oljachten. So z. B. hörte ein poln. Kind zum erstenmale das Wort wagon (Eisenbahnwagen).
Obgleich nun das Wort ganz deutlich ausgesprochen war, wiederholte das Kind es in der Form
wogon, indem es einen ihm weit gewöhnlichem Lautkomplex aus dem ihm schon bekannten Worte
ogon (Schwanz) substituierte. Ebenso verwandelte dasselbe Kind den russ. Eigennamen hÖS\t\h
(KoCTa) in ^f?^';/;« unter dem Einfluß des Wortes gosö (Gast). Beide Wörter sind in dieser
Form in seiner Spr. geblieben. Es ist schwer zu entscheiden, inwieweit man solche Erscheinung
mit der Ungenauigkeit der Perzeption und inwieweit mit der Ungenauigkeit der Reproduktion
erklären solle. Es sind wahrscheinlich beide Faktoren wirksam.
3 Vgl. Paul, Prinzipien. S. 41, 60 und 120 Anmerkung.
l'RINZIPIEN DER SPRACHENTWICKELING.
J3?
einander mehr oder weniger ähnlichen Exemplaren. So z. B. ist das Wort
vespertilio dem ItaUener, der für "Abend' das Wort sera hat, unverständ-
lich und wird der 'Volksetymologie' preisgegeben: neben der regelrechten Form
vespertilio haben wir noch vispistrello, vipistrello , pipistrello. Aber
es können nicht alle Exemplare in der Spr. dauernd zusammen bleiben; es
bleibt gewöhnlich nur ein Exemplar, die andern verschwinden. Bei diesem
Kampf ums Dasein hat das Exemplar mit einem in, der bestimmten Spr. weit
gewöhnlichem Lautkomplex mehr Aussicht auf gesicherten Bestand, als das
mit einem ungewöhnlichem Lautkomplex. Ein Lautkomplex, der irgend eine
Bedeutung hat, hat mehr Aussicht auf Bestand, als ein Lautkomplex ohne
irgend welche Bedeutung. Noch mehr Aussicht auf Dauer wird solch ein
Lautkomplex haben, zwischen dessen Bedeutung und dem Gegenstande selbst
irgend ein Zusammenhang herausgefühlt werden kann.
Die Fälle der Volksetymologie in Wörtern, deren morphologische Bestand-
teile man herausfühlen kann, sind weit geringer. Es folgen ein paar Beispiele
solcher Art. Altfranz, toutes voies, vgl. it. tuttavia, wird durch das Wort
toutefois ersetzt. Altpoln. modrzei'i (Lärchenbaum, von modry blau wird
durch das Wort modrzew' (vgl. drzewo Baum) ersetzt. Es müssen für
solche Verwandlungen besondere Bedingungen vorhanden sein: es ist not-
wendig, daß die Spr. solches V/ort besitze, das mit seinen Lauten an das der
Volksetymologie unterworfene Wort erinnern, wohl auch mit ihm irgend einen
Zusammenhang von selten der Bedeutung haben könnte. Wenn die oben be-
sprochenen Verwandlungen durch die Ahnlich keitsassociationen der ver-
wandelten Wörter mit andern hervorgerufen sind, so gibt es auch solche Ver-
wandlungen, die durch die An grenz ungsassociationen hervorgerufen sind.
Man kann keine feste Grenze ziehen zwischen der 'Volksetymologie', be-
sonders derjenigen Art, welche von Karlowicz' 'Assonation' genannt worden
ist, und dem schon oben (^ go) erwähnten Streben der Wörter, die durch
Produktion .nicht erneuert werden, einen vollkommenem und der betreffenden
Spr. mehr entsprechenden Bau zu erlangen. Ob der neue Komplex seiner
Wurzel nach irgend einen Zusammenhang mit der Wortbedeutung haben wird .
das ist reiner Zufall. Wir haben kein Recht, ein Streben der Spr. anzunehmen,
die unverständlichen Wörter auf irgend welche Wurzeln zurückzuführen"'; und
zwar erstens deswegen, da dieser Anschauung zahlreiche Fälle der Assonation
widersprechen, in welchen wir gar keine Anpassung an irgend welche Wurzeln be-
obachten ; zweitens haben wir schon cresehcn, dal.^ das Wort die Erhaltung \on
Spuren seiner Herkunft entbehren kann; deshalb hat jede Spr. eine Menge von
Wörtern, die ihrer Herkunft nach dem Volke ganz unverständlich sind, und
diese letzte Eigenschaft hindert sie nicht nur nicht, sondern im Gegenteil hilft
denselben vorzügliche Zeichen für die betreftenden Gegenstände zu sein.
§ g8. Nach diesen Abschweifungen wollen wir zu der Geschichte des
Wortes zurückkehren, die wir im § gi verlassen haben. W'ir haben schon ge-
sehen, daß, wenn wir einen Namen für einen neuen Gegenstand brauchen,
' ^g'- J- Kari-owicz, slowokud i.udowy, Kr.\ku\v 1S78, S. 16.
^ Vgl. K. F. AnDRESEN, über deutsche VOI.KSETYMOI.Or.lE, llElI.llKONN 1S76. .S. 2.
356
N. Kruszewski.
wir denselben von einem Worte ableiten, welches irgend etwas diesem Gegen-
stande ähnliches bezeichnet. Aber nicht immer verfahren wir so. Den Gegen-
stand, der keinen eignen Namen hat, benennen wir oft mit dem Namen eines
andern Gegenstandes, indem wir uns dabei ebenfalls auf eine gewisse
Ähnlichkeit stützen. Dabei gebrauchen wir keine Ableitung, sondern
wenden das Wort schlechthin an, gebrauchen es in ('er neuen übertragenen
Bedeutung. Die Möglichkeit, daß das Wort die Spuren seiner Herkunft ver-
liere, erleichtert bedeutend solche Anwendung des Wortes. So z. B. das seiner
Herkunft nach ganz für den Franzosen unverständliche coup (aus griech.
KoXacpoc vermittelst des lat. colaphus) kann eine Menge von verschiedenen
Bedeutungen haben: Schlag, Stoß, Streich, Hieb, Stich, Schnitt, Wurf, Schuß,
Tritt, Zug, Strich, Trunk. Wir können von einer Sache sagen, daß sie
geht. Indem wir ein Wort anwenden, wenden wir auch seine gewöhnlichen
Begleiter mit ihm an : die Sache geht langsam und schnell , bleibt stehen,
nimmt eine schlimme Wendung, geht einen krummen Weg, geht
zu weit u. dgl. Gehen kann nicht nur ein Mensch oder ein Tier, sondern
auch ein bloßer Gegenstand, z. B. ein Nagel u. dgl.; gehen kann das Licht,
die Wärme und Kälte, der Winter, der Krieg, das Gerücht u. dgl. Deshalb
finden wir oft in großen Wörterbüchern unter gewissen Wörtern eine solche
Menge von verschiedenen Bedeutungen.
§ gg. Was muß mit dem Worte bei solch einer ungeheuren Ausdehnung
seiner Bedeutung geschehen? Das Gesetz der umgekehrten Beziehung zwischen
dem Umfange und dem Inhalte muß auch hier seine Kraft ofifenbaren: je
ausgedehnter der Gebrauch des Wortes ist, desto geringern Inhalt
wird dasselbe enthalten. Da das Wort ein Glied von zahlreichen und
verschiedenartigen Reihen bildet , keine beständige und bestimmte Färbung
hat und jedesmal den Anstrich seiner neuen Begleitung annimmt, so kann
es in der Spr. nicht fest sein. Und wirklich, das Wörterbuch zeigt uns,
daß z. B. das Franz. vom Lat. solche einfachen Wörter, wie agere (agir ist
ein gelehrtes W^ort) , audire, cadere, capere, dare, edere, ferre,
gerere, stare, os, parvus , magnus u. ä. , nicht ererbt hat. Von
diesen einfachen Wörtern haben wir, nach den uns schon bekannten Ursachen,
nur einige Splitter, wie j'irai oder ester en jugement, ouie la lecture
de l'arrct u. aa. Doch die Ableitungen von diesen Wörtern, die mit den
die Bedeutung beschränkenden Präfixen und Suffixen zusammengesetzt sind,
bestehen weiter fort: dechoir, echoir (cadere), concevoir, decevoir,
percevoir, recevoir (capere), donner u. aa. Das Wort chef=caput^
ist vom Worte tete = testa fast verdrängt und in der Volksspr. wird auch
das letztere von den Wörtern boule und trogne verdrängt. Viele Wörter
verwandeln sich in Suffixe, indem sie ihre Form bewahren; vgl. franz. -fier =
ficare, -ment=mente, engl, -ly u. aa.
§ loo. Da die Spr. nie so viele Wörter hat, noch haben kann, als für
die Benennung von einer Ungeheuern, stetig veränderlichen und sich vermeh-
renden Menge von Vorstellungen nötig sind, so muß sie immer zur Ableitung
^ Wegen der verschiedenen Bedeutungen dieses Wortes vgl. A. Fuchs, die rom. srRR. S. 195 f.
PRINZIPIEN DER SPRACHENTWICKELVNG.
357
und zu der schon besprochenen Ausdehnung der Bedeutung einiger Wörter
ihre Zuflucht nehmen. Immer muß ein gewisser Procentsatz von Wörtern aus
der Spr. verschwinden. Aus welchen Quellen wird diese Abnahme ergänzt?
Wir haben schon früher gesehen, daß in der Spr. die Arbeit der phonetischen
und morphologischen Kräfte, welche den vorhandenen Sprachstoff verschieden-
artig gestalten und vermehren, nie rastet, daß unser Gedächtnis nicht nur den
Stoff uns zu erhalten strebt , der während Jahrhunderte durch innere Arbeit
unsrer eignen Spr. erworben ist, sondern auch den Stoff, der uns aus den
fremden Sprachsystemen zufällig zugetragen ist. Mittels der phonetischen Ent-
artung bekommt die Spr. aus einer Wurzel mehrere Wurzeln: es ist schwer
zu erraten, daß z. B. Hemd und Himmel derselben Herkunft sind (von hamön\
oder daß Bahre, Eimer und Zuber irgend etwas gemeinsames haben (vgl.
ein -bar, zwi-bar). Wenn durch dieselbe phonetische Entartung ein Wort
in den Lauten verarmt, so kommt die Ableitung zu Hilfe : von kürzern Wör-
tern werden längere, an Lauten reichere abgeleitet, die mit der phonetischen
Entartung länger kämpfen können. Deshalb werden z. B. ursprüngliche De-
minutiva fabula, oculus u. aa. zu Nicht-Deminutiven. Deshalb finden wir
oft längere Wörter, quiescere, noscere, nasci . . ., ohne die entsprechenden
kurzen, '^quiere\ 'noere'', ""nai' u. s. w. Von einem Worte wird eine ganze
Menge abgeleitet; vgl. z. B. roman. Ableitungen von casa. ' Das Wort, das
eine sehr ausgedehnte und darum unbestimmte Bedeutung hat, wird durch
sein Synonym ersetzt, für das aus irgend welchem Grunde zur Ausdehnung
seiner Bedeutung die Zeit noch nicht gekommen war ; oft wird in solchen Fällen
das Ganze durch seinen Teil ersetzt, z. B. poln. Ich eigentl. Stirn^ statt
gtowa (Kopf, feu = focus statt ignis; die Gattung wird durch die
Art ersetzt, z.B. jeu=jocus .statt ludus u. dgl.
§ loi. Wenn wir uns auch nur eine annähernde \'orstellung davon bilden
wollten, wie die Wörter der verschiedenen Kategorien entstehen, müßten wir
zuerst die Frage aufstellen, inwieweit die in den Grammatiken gemeingültige
Klassifikation der Wörter, die schon mehr als zwei Jahrtausende besteht, richtig
sei. Aber diese schwierige und verwickelte Frage kann in diesem kurzen Ab-
riß nicht Platz finden. Daß die allgemeingiltige Wörtereinteilung einer strengen
Kritik gegenüber nicht bestehen kann, dafür werden dem Leser Belege im
XI. Kapitel des schon öfter erwähnten Buches von Paul geboten. Hier wollen
wir nur bemerken, daß eine richtigere Einteilung eine solche wäre in bezeich-
nende Redeteile, Nomen und Verbum, und nicht bezeichnende Redeteile, Hilfs-
teile oder Partikeln von verschiedenen Klassen : Partikeln erster Klasse würden
z. B. Adverbia sein , deren bezeichnendes Element noch sehr bedeutend ist,
dann Partikeln zweiter Klasse, z.B. Präpositionen, die minder bezeichnend
sind, u. s. w. bis zu den Partikeln, wie russ. /o (ro und griech. fe, Partikeln,
die nur Hilfsteilchen und in keiner Weise bezeichnend sind , auch aller Selb-
ständigkeit entbehren. Und nun sehen wir in der Geschichte der Spr.. daß
eine bezeichnende Kategorie sich gewöhnlich aus einer andern be-
zeichnenden entwickelt, die Partikeln aber aus den Splittern von
^ A. Fuchs, die romanischen sprachen, S. 154.
ßcg N.Kkuszewski.
Systemen bezeichnender Wörter entstehen; und zwar Partikeln der
tiefer stehenden Klassen aus den Partikeln höherer Klassen.
§ I02. Wenden wir uns zuerst zumVerbum. Womit ersetzte das Franz.
das schon bcdeutungsleerc Verbum ire/ Ks ersetzte es durch Verba . die
eine weit bestimmtere Bedeutung und einen weit beschränktem Gebrauch
hatten: adnare (aller) und vadere (je vais). Für eine ähnliche Vorstel-
lung gebrauchte das Franz. auch ad-rip-are (arriver), oder vielmehr nach
den bestehenden und weit gewöhnlichem Typen von Verben hat die Spr, ein
neues Verbum von einem Nomen abgeleitet. Das Verbum edcre ersetzte
das Franz. mit dem bedeutungsvollem manducare manger). Wenn irgend
welche neuen Verba entstehen, so sind sie meistenteils Denominativa. ' Da
das Verbal- und das Nominalsystem sich gegenseitig berühren und das erstere
einige Kategorien eines verbalnominalcn Übergangscharakters hat. z. B. Infinitiv
und Partizipium "", so ist es gar nicht wunderbar, daß aus dem Verbalsysteme
nach und nach Nomina entspringen:
da-re do-num
don-are, donn-cr dona-lio , dona-tion
. . . lioner (vgl. emotioner neben emotion).
Wer kann dafür bürgen, daß die sogen, unabgeleiteten Verba, wie K(ß-Xi,
\iic-!f\ u. aa., nicht auf demselben Wege entstanden sind? Dieselbe PVage
kann man auch in Bezug auf Substantive stellen. So ist z. B., dank Brug-
MANNS Forschungen, die partizipiale Herkunft solch eines alten Substantivums,
wie ved. danta, öbouc, dens, Zahn, nicht mehr zweifelhaft. Es gibt auch
keine unüberschreitbare Grenze zwischen den Substantiven und Adjektiven.
Es verwandeln sich Adjektive in Substantive. Ebenso können Adjektive aus
Substantiven entstehen ; vgl. die Adjektiva aus den Zusammensetzungen, wie
pobobdKTuXoc (im Zusammenhang mit der Herkunft steht die Eigenschaft solcher
Wörter, wie pobobdKTuXoc u. ä., daß sie zwei und nicht drei Endungen haben);
vgl. auch Redensarten wie es ist schade, er ist schuld^ und überhaupt das
Schwanken in der deutschen Orthographie, ob Wörter mit großen Anfangs-
buchstaben zu schreiben sind (Subst.) oder mit kleinen (Adj.). Noch minder
sind bestimmte Grenzen zwischen den Substantiven mit verschiedener Funktion
möglich.^ Was die Pronomina betrifft, so entstehen dieselben, wenn man nach
solchen, wie sanskr. ätmä, lat. nemo, cuncti, lit. pats, franz. on, deutsch
man urteilen darf, zum Teil aus den bezeichnungsvollen Substantiven und
Adjektiven. ^
' Ich untersuchte 252 der gebräuchlichsten Verba in der franz. Umgangsspr. Unter den-
selben fanden sich 78 neue Verben, nämlich: abgeleitete von franz., lat., germ., kelt. und griech.
Nomina — 46; zusammengesetzte mit Suffixen und Präfixen aus den franz., lat. und germ. Ele-
menten 25 ; unbekannter Herkunft 6 und ein schallnachahmendes Verbum.
^ Verschiedene Gerundiva bilden die Brücke zwischen dem Verbum und den Partikeln.
3 Vgl. Paul, pkinzip., 205.
4 Vgl. Brugmanns Arbeiten in Studien zur griech. und lat. Grammatik und B. Lindxers
ALTINDISCHE NOMINALBILDUNG, JeNA 1879.
5 [Daneben dürften doch wohl auch einige Fürwörter weniger hoher, wenn auch sehr alter
Herkunft sein, als Überbleibsel jener Deutelautungen, die ursprünglicli c'ie hinweisende Gebärde
begleiteten, F. T.]
PRINZIPIEN DER SPRACHENTWICKELUNG.
359
§ 103. Wir sehen also, daß die Spr. nicht in Verlegenheit ist. für neue
Wörter einen Stoff herauszufinden. Unser Gedächtnis bewahrt uns allgemeine
Worttypen und die schöpferische Kraft der Ableitung verwandelt eine Kategorie
von Wörtern in eine andre, Haben wir ein Verbum, so können wir nach dem Sub-
stantivtypus ein Substantivum bilden und umgekehrt. Nach den vorhandenen
allgemeinen Worttypen ver^vandeln sich ganze Redensarten in Wörter. Eine
freie Wortverbindung verwandelt sich nach und nach in eine unbewegliche.
Wird das Wort aus morphologischen Teilen oder aus ganzen Wörtern zu-
sammengesetzt, so bleibt der Vorgang der Zusammensetzung in jedem Falle
ein und derselbe : einzelne Glieder verlieren ihre Selbständigkeit und verwachsen
miteinander vollständig. Nach und nach verwandeln sich unbewegliche Zu-
sammensetzungen in unteilbare Wörter; während man im Provcnz. vos dir ai
sowie dir vos ai sagen konnte, kann man im Franz. i^je] vous nur dirai sagen.
Verschiedene phonetische Vorgänge begünstigen immer solche Verschmelzung.
So z. B. kann man in malade weder das ursprüngliche male aptus, noch
in mechant — minus cadentem. in ennui — in odio est mihi) u.dgl.
erkennen.
§ 104. Die Partikeln entwickeln sich aus den Deutewörter, wie wir schon
im § 73 zum Teil besprochen haben. Vgl. pas = passus, point = punctum,
goutte = gutta, rien = rem, chez = casa, or = hora. Sie können
auch aus den Zusammensetzungen der Deutewörter oder der Partikeln entspringen,
z. B. heute (= hiu tagu), poln. wbrew (= w 'in"* -j- brew 'Augenbraune\
Svider'), span. quiza (vielleicht), lat. quare u. a. ; devant = de -f- ab -]-
ante, dans = de + intus, vgl. auch aujourd'hui, welches diurnum
und ho die enthält. Wir finden solche zusammengesetzte Partikeln auf ver-
schiedenen Stufen des Zusammenwachsens : in der Gestalt von unbeweglichen
Reihen oder in der Gestalt einer ganz zusammengewachsenen Partikel, z. B. de-
vant. Minder bedeutungsvolle Partikeln entwickeln sich aus bedeutungs-
vollem, wie schon oben bemerkt.
§ 105. Ich stellte mir jedoch hier gar nicht die Aufgabe einen, wenn
auch nur ganz bescheidenen, Abriß der Geschichte von grammatischen Kate-
eorien zu geben : indem ich aber diesen wichtigen Gegenstand berührte, mulHc
ich mich auf einige knappe Andeutungen beschränken , welche für meinen
gegenwärtigen Zweck ausreichend sein dürften. Der Leser kann sich daraus
überzeugen , daß die Geschichte der Wortkategorien in der Umgruppierung
derselben besteht : eine Kategorie entwickelt sich aus der andern.
Schließlich kann man noch die Frage aufstellen, ob etwa wirklich ganz
neue Wörter entstehen können? Zur Entstehung eines neuen Wortes ist
es nicht ausreichend, daß jemand es erdichtet: wir wissen schon, daß das
Wort an und für sich keine Bedeutung haben kann : seine Bedeutung gibt
ihm entweder sein Gebrauch (Angrenzungsassociationen mit den betreffenden
Gegenständen) oder seine Verwandten (Ähnlichkcitsassociationen mit den andern
Wörtern) . Weder dies noch jenes ist bei dem wirklich neuen Worte möglich :
deshalb werden andre solches Wort sich in der Regel nicht aneignen und aller
Wahrscheinlichkeit nach wird es der Erfinder selbst bald vergessen. In ver-
schiedenen Jargonen entstehen neue Wörter, sie bestätigen aber nur das eben
360
PRINZIPIF.N DER SPRACHEN TWICKELING.
erörterte. Nur solche Lautkomplexe, wie tss, brr u. ä. können für originelle
gelten und Chancen zur Existenz haben, aber nur deswegen, weil sie. als
schallnachahmende Komplexe, mit den betreffenden Dingen durch Ähnlich-
keitsassociat Ionen verbunden sind. Wir finden also auch in der Spr, die
Bestätigung des Axioms : ex nihilo nil fit.
S C H L U S S.
I. Die Spr. verwandelt sich vermöge der Zusammengesetztheit und Un-
bestimmtheit ihrer Elemente : der Artikulationen, der Laute, der morphologi-
schen Glieder und der Wörter.
II. Die Grenzenlosigkeit dieser Wandelbarkcit erklärt sich durch den sym-
bolischen Charakter des Wortes.
III. Die Sprachelemente: Artikulationen. Laute, morphologische Teile und
Wörter, verwandeln sich nicht nur, sondern sie verschwinden auch ganz. Des-
halb schafft die Spr. ewig einen neuen Stoff mittels der Umgruppierung des
alten.
IV. Die Associationsgesetze sind ebenso wichtig für das Verständnis der
psychischen als auch der sprachlichen Erscheinungen.
1. Diese Gesetze verwandeln die unendliche Menge der Wörter in ein
harmonisches Ganze. Dank der Ähnlichkeitsassociationen bilden die Wörter
eine Menge koordinierter Systeme oder Familien; die Angrenzungsassociationen
stellen sie in Reihen auf.
2. Nur diese Gesetze ermöglichen den Bestand der Spr.: ohne AhnHch-
keitsassociation ist die Produktion des Wortes, ohne Angrenzungsassociation
seine Reproduktion unmöglich.
3. Die Ahnlichkeitsassociation bedingt die Herkunft des Wortes, und die
Angrenzungsassociation gibt ihm seine Bedeutung.
V. Indem sich die Spr. ent\vickelt, strebt sie nach einer vollkommenen
allgemeinen und besondern Entsprechung der Welt von Wörtern zur Welt \-on
Vorstellungen.
N. Kruszewskl
ALPHABETISCHES VERZEICHNIS DER VERFASSER.
(Die Jahreszahl der S. 145 — 295 besprochenen Werke steht in Klammern.)
Abel 83.
Abel-Remusat 50.
Abeyd 209.
Abiasa 10.
Ackermann (1838)
205. 210. 213. 232.
236. 238. 240. 247.
252. 261. 267. 268.
272. 278. 283. 287.
289. 294.
Adam 57. 63. 6g. 282.
Agnel (1855) 215.
D'Alembert 183.
Alexander, W. D. 5.
Amman 162. 205.
Andresen 355.
Andrew 13.
Andrieux 260.
Antonini (1753) 183.
235-
Antonius Gnipho 99.
Apfelstedt 282.
Aristophanes 99.
Aristoteles 85. 86. 90.
92. 93. 94. 95. 96-
loi. 102. 176. 179.
202. 237.
Arloing 222.
Arrius in. 112.
Ascoli 274.
Augustinus 90. 154.
Ausonius 99. 103.
des Autels (1550) i66.
167. 168. 176. 184.
236. 262.
Bacon 176. 212.
Baif (1574) 145. 146.
169. 170. 174. 175.
176. 210. 232.
Bailly {1846) 177.183.
ßallu (1868) 145. 158.
175. 196. 204. 226.
229. 231. 232. 233.
236. 238. 240. 245.
252. 254. 255. 265.
268. 278. 287. 289.
294.
Barcley (1521) 160.
161. 245.
Bartsch (1887) 149.
' Bastian 8. 15.
Battaille (1861) 210.
215. 217.
Baudeuf 209.
Baudouin de Cour-
tenay 63. 133. 134.
346-
Beauzee (1767) 182.
185. 196. 197. 198.
201. 205.
Beclard 209.
Bell, A. M. 145. 150.
162. 166. 188. 190.
197. 200. 221. 222.
228. 230. 249. 250.
251. 261. 262. 264.
265.
Bell, Graham 212.
Belloc 245.
Belouin 225. 252. 295.
Benloew-Weil (1855)
149.
Beranger 257.
Bergaigne (1883) 221.
237-
Bertholet 209.
St. Beuve 260.
Beyer 255. 261. 263.
264. 265. 266. 267.
Beze , de (1584) 156.
167. 169. 170. 173.
174. 176. 183.
Bergano, Diego 12.
Berger 11.
Biot (1816) 205.
Bobrovnikow 54. 56.
65. 70. 72. 83.
Bodeau de Somaize
(1661) 178.
Boindin (1709) 176.
183. 185. 188. 196.
204. 218. 234. 269.
Boller 51.
Bonet (1620) 84. 152.
180.
Bopp 5. 318.
Bossuet 260. 261.
Boudet (1880) 234.
Bougourd 9.
Bouillette (1760) 185.
235-
Bourciez (1889) 267.
Böhmer 149.
Böhtlingk 50. 56. 60.
62. 63. 80. 82. 83.
Breal (1886) 266.
de Briere 209.
Brinckei 19. 21. 28.
29. 30. 31. 33. 40.
41. 42. 44. 46.
Bringham 13.
ten Brink (1879) 149.
273-
Brosses, de (1765)
145. 149. 176. 182.
187. 188. 189. 193.
194. 196. 20Q. 203.
205. 210.
Brücke (1849) 216.
221. 249. 282. 283.
Buffier (1709) 182.
185. 234.
Burggraff (1863) 216.
Buschmann 7. 11. 13.
Büchmann 240.
Büge si.
Cagniard -Latour
(1830) 209. 219.
Calvary 7.
Cameron 13.
Canello 274.
Carlet 222,
Castren 52. 54. 56.
Cato Censorius 127.
CatuUus III. 112.
Cauchie (1570) 168.
Caussin 209.
Cazal (1847) 214. 235.
Caesar 104.
Censorinus 107.
Chami.sso, A.v. 13. 16.
Champollion 7.
Chandos 213.
Cliasteleijn 8.
Chifllct (1659) 178.
234. 244.
Chijs, van der 8.
Choisy (1696) a6o.
Chremes iii.
Cicero 91. 97-90. 100.
103. 104. 115. 116.
126. 130. 15T.
Clajjus 89.
Claudius 117. 129.
150. 152. 180.
Claudius Caesar 123.
130.
Clerc, de 11.
Commines 160.
Compayre (1885) 266.
Compert 6.
Cordemoy (1668) 178.
179, 206. 210.
Cordington 4. 5.
Corneille {1687) 177.
260. 261.
Cornii 224.
Corssen (1858) 149.
Cotgrave (1611) 171.
Cotta 4. 97.
Coudereau(i875)2i8.
Courcillon(i694) i8o.
Cratinus 97. 126.
Cust 3.
Cuvier (1805) 205. 234.
Czekanowski 81.
Dagoty 197.
Dahlerup (1886) 176.
van Dalen 240. 245.
Dangeau (1722) i8i.
183. 184. 185. 186.
197. 204. 208. 234.
236. 261. 269.
Darmesteter (1888)
145. 156. 160. 256.
267. 268. 269. 270.
273. 275. 279. 294.
Daunou 260.
Dauron 167. 168.
Doleau (1838) 209.
234. 239.
Deniandrc (1769) 185.
Dcmosthenes 104.
Deronbourg 266.
Doscartcs 261.
. l")esmarcts(t7os) 182.
Diderot 185. 197.
Didot (1868) 160. 169.
170. 174. 176. ai6.
260.
Diez 156. 275.
Diomedes97.99. in.
118.
Dionysius 102. 103.
Dodart (1700) 183.
189. 204.
Domergue (1806)205.
208. 235.
Domingo de los San-
tos 12.
Donatius 151.
Donders 239. 286.
Douchet (1762) _i85.
Dubois (1531) 157.
161. 162. 163. 164.
167. 201.
Dubroca (1824) 208.
Duclos 181. 183. 184.
185. 186. 201. 205.
269.
Dulaurier 17.
Dumas (1733) 183.
204. 235.
Dupuis (1836) 210.
235-
Dutrochet (1806) 205.
Eck 10.
Edison 212. 213.
Edwall 9.
Edwards (1876) 189.
219. 234. 237. aSo.
Ellis (1S74) 149. 160.
161. 166. 171. iSi.
286.
Elout 9.
Encyclopidie 1782—
86) 197.
Ennius 100. 103. 105.
137.
Epicharmus laS.
Erasinus (1539) 147.
Erdan (1833) 309.
3«5- 257.
Erondell (1605) 171.
Evans 145. 146.
Esclache (i868) 179.
Esticnnc, H. (1569)
171. 17a. 236.
Estienne , R. (1531)
171. 17a.
362
PERSONENREGISTER.
Eysinga.RooiIra van
8. 9.
Fabiiis 98. 99. 115.
117. 127.
Fabri (1521) 160.236.
Fabricius 205.
Favre 10.
Feline(i8si) 214.23s f.
Ferrein (1741) 187.
189. 204. 238.
Ferrette (1889J 294.
Flaccus 154.
Forbes 11.
Fornander 5.
Forster 5. 14. 15. 16.
Fournie (1866) 217.
Förster 149. 163. 165.
Fran9ois de Neuf-
chäteau 260.
Franke 247.
Fromant (1756) 184.
185.
Frommann 286.
Friedrich 8.
Fundanius 126.
Fuchs 356. 357.
Gabclentz , G. v. d.
3. 4. 5. 8. n.
Gabelentz , H. C. v.
d. 4. 5. II. 12. 50.
57-
Galenus 87. 93. 103.
176.
Galilei 176. 223.
Garcia 215.
Garnier (1558) 89.168.
169.
Garrick 179.
Gauthiot 245.
Gavaret (1877) 234.
Gebelin de (i??^)
167. 187. 189. 197.
210. 254.
Gellius 98. 104. 154.
Genin (1852) 160. 161 .
175. 185. 270.
Gentilli (1882) 226.
Georg 240.
Gerdy 209.
Gericke 9. 10.
Gerstäcker 13.
Gillieron (1887-8)
278. 284. 288.
Girard(i7i6) 182. 260.
Glaomalis 163. 166.
Gollmer 16.
Grasserie, de la 33S.
Greathead 13.
Grey 13.
Grimarest (1709) 182.
Grimm 239.
Groot 10.
Groth 169.
Gröber (1888) 273.
Grunzel 47 ff. 54. 56.
57- 263.
Grützner ?26.
Gryllus 110.
Gueroult (1889) 213.
Gulick 16.
Haie 6.
Harn 19. 21.
Happel (1872) 227.
Happart 12.
Hardeland 11.
Harduin (1757) 185.
199.
Harless 224.
Hatzfcld 268. 269.
Havet (1872)149. 187.
191. 219. 220. 222.
223. 226. 227. 228.
229. 248. 254. 263.
265. 266.
HelKvag (1781) 189.
216. 249.
Helmholtz (1858) 219.
223. 237. 238.
Henricy (1858—59)
215.
Hensen 226.
Herennius in.
Hernsheim i6.
Herodotus 103.
Herrmann, K. G. 5.
Hieronymus 330. 331.
Hindret (1687) 179.
234-
Hoffory 84.
Holder (1669) 84. 87.
182. 190. 192. 199.
200. 203. 216. 228.
Holyband 171.
Horaz 177.
Horning (1887) 149.
158. 250. 282. 284.
285.
Höfer 15.
Humboldt, W. v. 3.
4. 7. 9. 10. 13- 17-
Hume, Al.(i6i7) 202.
Humme, H. C. 10.
von Hupe 11.
Hüter 252.
Ihre 15.
Jacquet 7.
Jespersen 247. 253.
263. 266.
Joest W. 12.
Joinville 160.
Jomard 214.
Jones W. 48.
Jonsson (1886) 176.
Jozon (1877) 218. 257.
Jullien (1864) 216.
Junghahn 11.
Juvenalis 91.
Karlowicz 355.
Keane 4.
^^Ceil 147. 150. 151.
Kellgren 59. 60.
Kempelen 205. 222.
Kern 3. 8. 10.
Kersten (1853) 152.
215. 216. 217. 221.
249.
Khalil 209.
Kingslcy 190. 225.
Knaucr 158.
Kohl 13.
Koschwitz (1888)232.
255. 268. 270. 273.
Köhler 180.
König (1882) 223. 237.
Kratzenstein 222.237.
Kräuter (1880) 227.
285. 286.
Kruszewski 133 ff-
339- 340.
Kuhn 8. 44.
Kühn 265.
Lacroix 209.
Lactantius 95. 102.
Lancelot 180.
Landais 240.
Lange 265.
Längenscheidt 240.
278.
Langles 209.
Lanoue de (1596) 174.
Lartigaut (1669) 179.
201.
Latham 5.
de Launay 204.
Lee 13.
Lefort (1883) 237.
Leibniz 182. 187. 188.
Lentulus , Scipio 89.
Lepsius (1855) 9. 64.
152. 102. 220. 249.
Lesaint 245.
Lesson 3.
Lesclache (1668) 17g.
201. 234.
Leveque 245. 253.
Levites Elias 113. 120.
Lhuillier (1859) 215.
St. Lien (1580) 171.
176. 228.
Lipsius (1586) 147.
Littre 160. 175. 235.
239. 240. 244. 260.
306.
Livet 160. 162. 167.
169. 171. 172. 176.
Longet 209.
Lopez 12.
Löwenberg (1S78)
234-
Lubarsch (1879) 232.
245-
Lucar, Padre de S.12.
Lucianus 105. 106.
113.
Lucilius 117.
Lucretius 127.
Lundell 176. 284.
Luschka 222.
Lücking (1889) 273.
SfLacrobius 98.
Magendie (1833) 209.
Mahn 240.
Maitland 161.
Man 16.
Mandl (1872)187. 210.
215. 218. 219. 279.
280.
Marcel 209.
Marcellus , Nonius
125.
Marcus 107.
Marey (1886) 207. 220.
221. 222. 223. 224.
226. 237. 239.
Marie (1829) 208. 260.
261.
Marot 160. 169.
du Marsais (1751)
184. 197. 199. 200.
201. 203. 205. 208.
227. 235.
Marsden 3. 8. 9. 10.
Martialis 100. 104.
131.
Martianus C.-ipella
92. 102. 104. 106.
125. 127. 129.
Martin 12.
Martinet 3.
Martius 178.
Mathieu (1359) i^-
Mattheus 5.
Matthiae J. 84. 85.
90. 160. 168. 176.
179. 190. 200. 203.
219.
Medan 10.
Medentius 129.
Medhurst 12.
Megretius 118. '
Meigret (i55o> I45-
146. 157. 162. 163.
164. 165. 166. 167:
168. 169. 174. 176.
183. 201. 210. 228.
244.
Melcerkus 114.
Menage (1672) 179.
234.
Mende 244.
Mentrida 12.
Mercadier 224.
Merkel (1856) 166.
Mersenne (1636) 177.
Merula, G. 178.
Messala 103.
Meyer, Bernh. 4. 5.
Michaelis 84.147.183.
Mithridates 3.
Mogk (1889) 176. 202.
Moliere (1670) 149.
176. 178. 181. 206.
213-
Monboddo 179.
Monge 209.
Montaigne 160.
Montmignon (1785)
204.
Moore G. 13.
Morting 13.
Mosblech 13.
Muret 240. 245.
Murray 145. 146.
MuyVjridge 224.
Müller, Fricdr. 4. 19.
48. 57. 69. 330.
Naubert 245.
Nebrixa 151.
Neigebauer 18.
Neugebauer 148.
Neumann 12.
Nigidius 104. 154.
Newton 226.
Nicot (1584) 171.
Nigidius 154.
Noah 44.
Nodicr (1844) 146.
211. 2X2. 213. 257.
261.
Noceda 12.
Novakovie 162.
Odin 286.
d'Olivet (1736) 156.
175. 180. 183. 211.
232. 244.
Oosting II.
Ophuisen, CA. van 8.
Orlow 56.
üslen (1884) 176.
Osthoff 135.
Oudin (1633) 245.
Ölinger 89.
Ortel 224.
Palamedes 97. 100.
128. 130.
Palmer, W. van d.
Broek 10.
Palsgrave (1330) 160.
161. 163. 166.
Papyrianus 99. 128.
Paris, G. (1868) 145.
146. 148. 149. 135.
136. 157. 159- 175.
211. 244. 248. 270.
274. 276. 282. 288.
289.
Pariselle 240. 245.
Parker 10.
Pasquier (1572) 171.
Passavant 222.
Passy, J. 267.
Passy, P. 145. 158.
175. 216. 228. 243.
243. 246. 247. 248.
249. 250. 251. 232.
253. 254. 235. 256-
237. 258. 263. 264.
263. 266. 267. 268.
270. 273. 275. 278.
281. 287. 289.
Patru 177.
Paul 135. 139- 344.
334- 357-
PERSONENREGISTER.
363
Pechuel-Lösche 19.
Pelletier (1530) 164.
167. 168. 201.
Peniculus 99.
Perion 156.
Persius 103. 131.
Petreius (1537) iSo.
Philippe 229.
Philipp! 15.
Philippus III.
Picot 217.
Pierre, abbe de St.
(1724) 182. 201.
Pierson (1883) 237.
238. 278. 287. 289.
Pijnappel 9.
Piloti 9. 168. 169.
Pindarus 103.
Pitman 145. 146. 195.
246.
Plato 91. 92. loi. 102.
104. 105. 131.
Plautus 99.
Plinius 99. 128.
Plutarchus 113. 120.
Poisson (1609) 177.
Poitiers (1752J 183.
204.
Pompeius 148.
Port-Royal 164. 176.
177. 178. 181. 186.
Pott X. 3. 18.
Priscian 89. 90. 96.
98. 99. 100. loi. 103.
104. 105. 106. 107.
108. log. III. 112.
114. 115. 116. 117.
120. 121. 122. 123.
125. 126. 128. 129.
130. 131. 151. 165.
Probus 128.
Purkine 220. 226.
Pyrrhus i 11.
l'j-thagoras 100.
Q,uintilianus 90. 92.
98. 103. 104. ic6-
III. 116. 117. 118.
122. 126. 127. 128.
130. 151. 208.
(Juicherat (1869) 156.
218. 232.
Rabelais 160.
Radioff 49. 51. 54.
55. 57. 61. 63. 64.
70. 71. 72. 80. 81.
82. 83. 246.
Rambaud (1578) 171.
201. 212. 244.
Ramus 89. 92. 117.
124. 170. 171. 201.
262.
Raoux (1865J 160. 216.
260. 269.
Raumer (1863) 165.
285.
Regnier (1705) 146.
182. 205. 234. 257.
Reis 212.
Remnius Palaemon
HO.
Restaut (1752) 183.
204.
Rosapelli 149.
Ricard {1887) 148.
Richard 48.
Richelet {1667) 178.
234-
Richelieu 234. 236.
Riebet 212. 222.
Riedel 5.
Rigg 10.
Rinnooy 5.
Ritschi 149.
Roepstorff 11.
Rollin {1726) 235.
Roorda 10. 11.
Ronsard (1565) 169.
236. 261.
Rosapelli (1876) 143.
220. 223. 224. 225.
226. 231. 237. 248.
Rost 3. 10.
Rousselot (1887—8)
145. 278. 280. 283.
Roussey 257.
Sacharoff57. 67. 70.
78.
Sachs-Langen-
scheidt 145. 211.
234. 238. 240.
Sacy de (1813) 209.
283.
Salustius 116.
Sanchez 12.
Sanders 239.
de Saulcy 214.
Savart (1825) 208.
Scaliger 112. 114. 117.
122. 128, 147. 150.
Schäfer 265.
Scheler 244.
Scherer 352.
Schleicher 48. 269.
318.
Schleiermacher 9.
Schmidt, J. 52. 149.
Schmitz, W. {1877)
149.
Schneider (1819) 150.
151. 154.
Schott 50. 51. 82.
Scholl (1876) 149.
Schreiber 11.
Schuchardt (1866—8)
149. 275. 276. 282.
Schürmann 13.
Scoppa 156.
Scott (1859) 212.
Seelmann (1885) 147.
152. 154. 252.
Segond (1847) 212.
234.
Serbino, Giov. 6.
Sergius 151.
Servius 148.
Seyfert 150.
Sibree 10.
Siebold 50.
Sievers 145. 146. 200.
261. 263. 264. 283.
284.
Simon (1609) 177.
Simonides iio. 128.
130.
Snorri 202.
Steele ^1779) 166. 179.
Steinthal 63. 338.
Stengel 160.
Storm 148. 149. 262.
Stuart Cohen 8.
Suchier 145. 251. 273.
275. 287. 294.
Suetonius 117.
Sulpitius 97.
Sweet 145. 146. 194.
221. 249. 250. 255.
261. 264. 265. 285.
Sylvius (1531)161.166.
Tainter 212. 213.
Talbert (1870) 160.
Taylor 150.
Techmer 3. 16. 19.
27. 28. 29. 44. 51-
S3- 54- 55- 57- 61.
62. 67. 68. 70. 71.
83. 84. 85. 86. 87.
88. 89. 133. 14s ff-
186. ige. 191. 192.
193. 223. 224. 237.
246. 247. 284. 286.
290. 291. 293. 294.
293.
Teichelmann 13.
Teil (1874) 160. 182.
Terentianus 86. 95.
96. 97. 98. 99. 100.
102. 1041 105. 106.
107. 108. 109. III.
115. 118. 121. 125.
126. 129. 147. 150-
151.
Thiebault (1771) 198.
200.
Thierry (1372) 171.
Thomsen 149. 275.
Thraso iii.
Thurot (1881) 147.
149. 160. 164. 169.
170. 174. 176. 178.
182. 213. 234. 235.
237. 240, 245. 294.
Tobler (1883) 173.232.
Tory (1529) 161. 245.
de la Touche (1696)
146. 179. 182. 234.
237-
Toussaint 222. 240.
242. 243. 246. 272.
278.
D. deTracy 209. 257.
260.
Trautmann 233. 263.
264.
Trissino (1324) 148.
Tschingis-Chan 60.
Tugault, A. 9.
Tullius 130.
Turgot 182. 201.
Tuuk, H. N. V. d.
9. 10. II.
Tylor 4. 5.
Vaisse (1862) 216.221.
du Val (1604) 164.
Vambery 49. 51.
Varius 124.
Varro 104. 107.
Vaugclas (1647) 177.
178. 204. 234. 261.
Velins Longus (1857I
147. 150. 131.
Vicq-d'Azyr (1779)
204.
Victorinus 147. 150.
154-
Vietor 115. 243. 249.
251. 255.
Villatte 240.
Violette, 16.
Virgilius loo. 103. 108.
HO. 114. I 16. 117
151.
Vollmöller 163. 169.
Volney (1819) 9. 184.
193. 205. 209. 211.
223. 233. 236. 237.
232. 237. 263. 268.
269. 271. 287.
Voltaire 201. 277.
Vossius (1635) 147.
130.
Vreede 10.
"Wagner 224.
Wailly, de (1765) 185.
233. 260.
Walker 280.
Wall, H. V. d. 9.
Wallis(i633)i7i. 182.
203.
Weber 8.
Western 249. 262.
Weyland, J. 8.
Wheatstone (1838)
238.
Whewell (1837) 176.
Whitney 191. 221.
Wilde II.
Wilhelm! 12.
Wilkins 145. 171. 172.
173. 179. 182. 188.
190. 193. 194. 195.
198. 199. 200. 20t.
■ 203. 227. 228.
Willis (1832) 189. 216.
222. 237.
Wilmotte 283. 283.
Windisch 274.
Williams 13.
Winklcr 31.
Winter 10.
Xenophon 01.
Zenker 3.
Zwaardccroon 8.
Zwick 60.
SACH REGISTER.
Abla'.it 326.
Accent 179. 180. 201. 232. 233.' 236.
269. 278.
Akudialekt 49.
Alphabet organiciuc et universel 193.
Altaivölker 48.
Ansatzrohr des Sprechorgans 238. 264.
Archäologie der Spr. 352.
Artikel, Begriff 318.
Artikulation, Begriff der A. 178. 189.
190. 191. 192. 198. 199. 200. 203.
220. 221. 222. 223. 224. 282. 283.
— der Lippen 265.
— der Mundhöhle 225. 239.
Artikulationssbasis 255.
— Schrift 194. 19s.
— stellen 263. 283. 284. 285.
— weisen 195. 215. 216.217. 218. 249 fi.
Assonation 355.
Assoziationsgesetze 360. Angrenzungs-
assoziation 344. 347. 360. Ahnlich-
keitsassoziation 344. 347. 360.
Aussprache, Bezeichnung 240.
— , Geschichte der fr. 234 ff.
— , Quellen zur fr. 147 — 155.
— der fr. Laute 214. 215. 247. 248.
— des altfr. n. G.Paris 156 — 159. 171.
— , frz., des XVII. Jh. nach Touche 179.
— der fr. Verse 247.
Australneger 15.
Bali 8.
Bantuisraus 20. 30. 41. 42. 43. 44, 45.
Bant^uneger 19.
BantnUsprache 21. 28. 29.
Baschkirischer Dialekt 49.
Battasprache 10. 11.
Betonung im Latein 149.
— im Altfr. 155. 156. 157.
— im Fr. des xvi. Jh. 166.
— , Regel der fr. 240. 247. 278. 287.
Bhasha 9.
Buräten 50. Burätisch 57.
Chalimak 49.
Dajaksprache 11.
Diphthonge im Fr. des xvi. Jh. 172.
173. — im Fr. des xvii. Jh. 186.
Diphthongentheorie 89.
Diphthongierungen 274. 275.
Dschagataischer Dialekt 49.
Engelaute 67. 283. 284. 285. 286.
Entlehnung 353.
Flammenbildcrmanometer 237.
Flexion 342. 345. 346.
Flüsterstimme 219.
Formosasprache 12.
Geräuschlautc 264.
Gleitlaute 266.
Glossogonie 13. 14.
Gottesbegriff der Bant„u 46.
Graphophon 213.
Hamitischc Sprr., System der 327.
Hamidiaickt 49.
Hawaische Sprachen 13.
Hcrero, Sitten der 20. 21.
Irtischer Dialekt 49.
Jakuten 48.
Jarkanddialekt 49.
Kafir 27.
Kalmücken 50.
Karagassischer Dialekt 4g.
Karakirgisen 48.
Kasahkirgisen 48.
Kaschgardial. 49.
Kaukasischer Dialekt 49.
Kawi 4. 7. 8. 9. 17.
Kehlkopfschlußlaut 263.
Kiptschak 48.
Kirgisen 48. 49.
Knopkirri 20.
Konsonanten, Begriff 86. 87. 89. 100.
229. 250. 251- 256. 262. 263. 264.
266. 267.
— , Einteilung und Verbreitung 67.
88. 89. 100. 132. 207. 226. 227.
228.
— , Wesen loi.
— harmonie, Gesetze der 47. 71.
— ihr Verb, zur Vokalharm. 69. 70.
— Übergänge 75. 80.
— verbindung8i. 82. 12S. 129. 130. 131.
Krama 9.
Larapong 11.
Latein. Ausspr. 147 — 155.
Lautbildung, Techmers Veranschau-
lichung dcrs. 53. 90. 180 ff. 189.
190. 191. 192.
Laiitkomplexc 136.
^ehre, die natürliche 88.
— , die sophist. 88.
— Ordnung, die natürl. 85. 88. 89. 95.
— Organe 88. 92. 93. 94. 189. 190. 191.
192.
— Schrift der klass. lat. Ausspr. 147.
148. 149.
— der volkslat. Ausspr. 148. 149.
— nach RoussELOT 279. 280.
— System , Darstellung des fr. 248.
249. 279. 280. 281. 290. 291. 292.
293. 294.
— , das fr. des xiv. und xv. Jh. 159.
160.
— Veränderungen 274. 275. 276. 277.
278.
— Verbindung 134. 135.
— Wandel 64 ff. 136. 277.
— zeichen , fr. nach TouSs.-Langex-
SCHEIDT 241. 242. 243.
Laute, Begriff, Einteilung etc. 88. 89.
90. 199. 200. 207. 208. 279. 280.
— , Dauer ders. 230. 231.
— , Erze,ugungsvveise 236.
— , die fr. nach Passy 258. 259.
— , Analyse der fr. 265. 267. 268.
— , neufr. 261. 262.
Lautiermethode in Frankreich 180.
ÜVLadagascar 10.
Malagassysprache 10.
Malaiisch 7. 8.
Mandschu 50.
Mittelzungenlaute im Lat. 150. 151.
152. 153. 154.
Mongolen 49. 50. Mongolischer Dia-
lekt 56.
Mundöffner, der fr. in der Ausspr.
des XVI. Jh. 163. 164. 165.
— , d. fr. in d. A. d. xvii.Jh. 185. 186.
— , die latein. 147. 148. 149.
— , Techmers M. 51. 52. 53. 54.
— , Zergliederung und Anordnung
ders. 186.
Mundschließer , die fr. M. in der
Ausspr. des xi. Jh. nach G. Paris
151. 158. 159.
— , die fr. JSL in der A. des xvi. Jh.
165.
SACHREGISTER.
36;
Nasenlaute 67. 219. 220. 221. 222
223. 224. 251. 255. 262. 278. 287.
— im Latein 154.
Xasalierung 275. 277.
Xeuseeländerdialekt 15.
Ngako 9.
Niassprache 11.
Nubische Sprr., System ders. 327. 328.
Oirad 49.
Orthographie, die fr. nach Didot
260. 261.
— Reform 181. 182. 268. 269. 270.
Oshindonga 21. 23. 28. 33. 34. 36. 37.
38. 40. 45.
Osmanen 49. Osmanischer Dial. 49.
Ostereiland-Dialekt 15,
Otjiherero 21. 23. 33. 34. 36. 37. 38.
40. 45.
Öffner, die nasalen 197.
— , System der fr., 196. 244. 245. 246.
263. 286. 290. 291.
Ölöd so.
Özbeg 48.
Partikeln 359.
Pathologie der Spr. 218. 219.
Patois, Entwickelung der 278 ff.
Perintegration der Sprachelem. 144.
Perzeptionsvorgang 354.
Phalluadienst 20.
Philippinensprachen 12.
Phonetik, Grundbegriffe 205.
— , die altfr. 153. 156. 157. 158. 159.
160.
— , die der altaischen Sprr. 47 ff. 82. 83.
— , allgemeine 84ff. 205 ff. 290—294.
— , fr. 145 ff. 161— 192.
— , engl 14s ff. 181. 182.
— , russ. 340 ff.
— , neuwallon. 282. 283. 284.
Phonetische Degeneration 134. 135.
337-
— Konzessionen (Anpassungen) 133.
— Schreibung; (des A. de Baif) 169.
170. 171. 216. 258. 259. 260. 268.
270. 271. 282. 290. 291.
— Wandlungen 136.
Phonograph 212.
Phonographie, fr. und engl. 145 ff.
213. 216.
Phonographische Darstell. d.Vok. 193.
— DarstcU. d. Kons. 194.
Polynesien 12. 13.
l'ronomina, Entstehung 358.
Reduplikation 326. 327.
Satzzergliederung 238.
Schallsilbe 238.
Schließer, die arab. 209.
— . die fr. 197. 226. 227. 263. 264.
265. 266.
Schlundkopfstimme 218.
Schnalzlaute 26. 27. 42. Entstehung
der 27. 28.
Schreibung der Laute 200. 201. 212.
— -, die altfr. 155.
— der fr. Laute des xvi. Jh. 162. 163.
166. 167 (ihre Fehler und Miß-
brauche) 168. 172. 173.
— , fr. S. 147 ff.
— , die Italien. 147. 148. 149. 150.
— , die span. 151. 152. 153. 154. 155.
Schriftarten 9.
— zeichen, phonet. 270. 271. 272. 273.
Seitenlaute 67. 255.
Semitische Sprr., System ders. 328.
329. 33°-
Silbe, Definition 89.
— , Entstehung und Bildung der S.
230. 231.
Sojonischer Dialekt 49.
Sprache, Begriff 133. 187. 188. 202.
Sprachausgleichung 347. 348.
— bau 7.
— elemente 22. 133. 141. 202. 203. 204.
209. 2IO. 264. 346. 360.
-^entwickelung 133. 177. 288. 289. 305"
338 ff. 344-
— erlernung 85.
—gefüge im Fr. 255.
— harmonie 347.
— künde 3.
— laute, Einteilung 264. 265.
— Organe und ihre Thätigkeit 188.
i8g. 190. 191. 192.
— Veränderungen 136. 137. 138. 139.
— vergleichung 19. 305. 306. 322. 323.
— Wissenschaft 3. 7. 19. 48. 305 ff.
Sprachen, die einsilbigen 337. Ver-
wandtschaft 4, 5. 7. 17. System d.
idg. Sprr. 51. Altaische Sprr. 47 ff.
Dialekte der türk. Gruppe 49.
Sprachenbildung 305. 306. 307. 309.
310. 311. 312. 3x8. 319. 320- 321.
— einteilung 305 ff. 330.
Sprechorgan 85. 92. 93. 94. 197. 264.
Stimme, Begriff 218. 236. 237. 238.
Stimmbildung 215.
Sirmatra 10. 11.
Südseesprachen 4. 5.
Tarantschi 48.
— dialekt 49.
Tartaren 49.
Tongatabudialekt 14.
Tungusen 50.
Turkmenen 48.
I Türken, die sibirischen 48.
I — , die iranischen 48.
' Turkmenischer Dialekt 49.
i
' Uiguren 48.
j Umlaut 64. 325. 326.
Universalalphabet 209.
Unterricht, der neusprachl. 273.
Verbum, Entstehung etc. 358.
Versbau 232.
Versmaß 169. 231. 232.
Vokalisierung von Konson. 71.
Vokalattraktion 61.
—begriff 85. 89. 96. 229. 250. 262.
263. 264. 266. 267.
— einfügung 66.
— erzeugung beim Sprechen 237.
— harmonie 47. 54. 55. 56. 59. 134.
— reihen 51. 52. 54.
— Unterscheidung im Fr. des .\Yii. Jh.
178.
— Wandel im Lat. 151.
— Wechsel 64. 65.
— Wegfall 66.
Vokale, Einteilung etc. 51 ff. 96. 262.
263. 264.
— , die betonten 273. 274. 275.
— , die unbetonten 251. 252. 275. 276.
— Im Altfr. 156. 157.
— im Fr. des xvi. Jh. 161. 172. 173.
— im Pr. des xvii. Jh. 178. 179.
Volksetymologie 353. 354.
'Wolgadialekt 49.
Wortbedeutung 82. 350. 351. 356.
— bildung .58. 135. 136. 345. 346. 356.
357- 359- 360-
— entlehnung 142. 143.
— etymologie 351. 352. 353.
— funktion 143.
— kategorien 357. 358.
—Produktion 137. 138. 344. 345. 347.
— reproduktion 138. 139. 345. 347. 354.
— Systeme, Entwickelung 134. 339.
340—348.
— teile 153, morpholog. Wortt. 141. 142.
— ^Ursprung 350.
— Verwandtschaft 347. 356.
— wurzeln 141. 142.
Wörterklassifikation 357.
Zittcrlaute 67. 255.
Leipzig.
J. Thiele.
Nachschrift des Hcrausgeb-crs.
Der Herausgeber bedauert, daß er durch ein Augenlciiieu verhindert worden, diesem Hände
eine liibllographic beizugeben. Sollte er die i. z. nicht weiter in tler bisherigen Weise fortzu-
znsetzen im stände sein, so holTt er wenigstens in zwanglosen Heften l^ibliographien in kürzerer
Fassung und weitere Beiträge zur Geschichte der l'honetik verölTentliehen zu kiinnen.
Druck von Breitkopf & Hartel in Leipzig.
o
P Internationale Zeitschrift
3 für allgemeine Sprach-
ig Wissenschaft
Bd. 5
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