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Full text of "Internationale Zeitschrift für allgemeine Sprachwissenschaft"

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HANDBOUND 
AT  THE 


UNIVERSlTi'  OF 
TORONTO  PRESS 


INTERNATIONALE  ZEITSCHRIFT 


FÜR 


ALLGEMEINE 


SPRACHWISSENSCHAFT 


UNTER  MITWIRKUNG  DER  HERREN 

L,  Adam  in  Rennes,  G.  I.  Ascoü  in  Mailand,  F.  A.  Coelho  in  Lissabon,  0.  Donner 
IN  Helswgfors,  H.  L.  Fleischer  und  G.  von  der  Gabelentz  in  Leipzig,  A.  S. 
Gatschet  in  Washington,  R.  Lepsius  in  Berlin.  A.  Leskien  in  Leipzig. 
G.  Mallery  in  Washington,  F.  A.  March  in  Easton,  F.  VON  Miklosich  und  Fried- 
RiCH  Müller  in  Wien,  Max  Müller  in  Oxford.  G.  Opfert  in  Madras,  H.  Paul 
in  Freiburg,  A.  F.  Pott  in  Halle,  W.  Radloff  in  Kasan,  L.  de  Rosny  in  Paris, 
A.  H.  Sayce  in  Oxford,  W.  Scherer  und  H.  Steinthal  in  Berlin,  J.  Storm  in 
Christiania,  J.  Vinson  in  Paris,  W.  D.  Whitney  in  New  Haven,  W.  Wundt  in  Leipzig 

UND  ANDERER  GELEHRTEN  DES  IN-  UND  AUSLANDES 
begründet  und  herausgegeben 


F.  Techmer. 

V.     BAND. 

MIT     TAFELN    UND     FIGUREN. 


Heilbronn,  isqo. 
GEBR.    Henninger 


0-- 


PARIS:    F.  ViEWEG.        NEWYORK:    B.  Westermann  &  CO.         TURIN:    H.  Loescher. 
BOSTON:   CarlSchoenhof. 


? 


6 


ßd,5 


Papier  von  Ferd.  Flinsch  in  Leipzig. 


INHALT    DES   V.    BANDES. 


Pott  A.  F. :   Einleitung  in  die  allgemeine   Sprachwissenschaft    (Schluß) . 

ZUR    LITTERATUR    der    SPRACHENKUNDE    AUSTRALIENS 3 

Brincker  H.  :   zur  sprachen-  und  Völkerkunde  der  bantuneger  und  ver- 
wandter   STÄMME   SÜD  WESTAFRIKAS 19 

Grunzel  J.  :  ZUR  Phonetik  der  altaischen  sprachen.    Gesetze  ihrer  vokal- 

UND  Konsonantenharmonie 47 

Techmer  f.  :   VORWORT  zu  J.  Matthi/E  :    de  vera  literarum  doctrina    .   .  84 

MaTTHI^    J.  :     DE    LITERIS.      I.    de    VERA    LITERARUM    DOCTRINA    (1586) 90 

Kruszewski  N.  :  Prinzipien  der  sprachentwickelung   (Fortsetzung)   ....  133 
Techmer  F.  :   Beitrag  zur  Geschichte  der  franz.  und  engl.  Phonetik  und 

phonographie  I 145 

Grasserie    R.    de  la:     de    la    Classification    des    langues.      II.    Partie: 

CLASSIFICATION    DES    LANGUES    NON-APPARENTEES     (Schluß)        296 

Kruszewski  N.  :    Prinzipien  der  sprachentwickelung   (Schluß) 339 

Thiele  J.  :  Personenregister 371 

sachregister      374 


ANDENKEN 


August    Friedrich   Pott 


GEWIDMET. 


Techmer,  ztschr.  V. 


EINLEITUNG   IN    DIE  ALLGEMEINE  SPRACHWISSENSCHAFT. 

ZUR    LI  TT  ER  AT  UR    DER    SPRACHENKUNDE    AUSTRALIENS.' 


H.  Kern,   Jahresbericht  über  die   morgenläxd.  studiex,    1880,   S.  i  — 12; 

1883:     MALAIISCHER    SPRACHSTAMM    UND    POLYNESIEN,    wic    dcSgl.    1881     S.    I — Q.       Ill 

Zenkers  bibl.  or.  i86i,  II.  486  ff.  dictionnaires  des  langues  de  la  malaisie 
und  ebenso  S.  192:  grammaires;  S.  498  Werke  in  diesen  Sprachen  und  S.  502 
Bibelüberss.  —  Im  mithridates  I.  584:  VI.  sCdasiatische  oder  ostindische 
INSELN,  sowie  vii.  sCdseeinseln.  Im  27.  ANNUAL  REPORT  (BosTON  1836)  befindet 
sich  S.  134 — 5  ein  lo  Sprachen  umfassender  catal.  of  the  books  in  the  lang. 

OF  north  AMERICAN  INDIANS  PREP.  .AND  PRINTED  UNDER  THE  PATRONAGE  OF  THE 
AMER.  BOARD  OF  COMMISSIONERS  FOR  FOREIGN  MISSIONS.  Dann  aber  Im  28.  RE- 
PORT wurden  außerdem  noch  Veröffentlichungen  in  ig  Sprachen  erwähnt. 
Hierunter  unter  Nr.  15:  bugis  at  Singapore:  the  ten  commandments.  24  S. 
PARABLEs  OF  N.  T.    12  S.  Außerdem  i6 — 18  Malay;  sehr  viel  Hawaio.  Lesson,  A., 

LES  POLYNESIENS,    LEUR  ORIGINE,   LEURS  MIGRATIONS,    LEUR  L.ANGAGE,    OUVRAGE  REDIGE 

D  APRES     LE     MS.    DE    L'aUTEUR    PAR    MaRTINET  ,      IV.       PaRIS     1884.     In    TrUBNERS 

RECORD     1885,      S.    125:      MISCELLANEOUS    ESS.'VYS    ON    SUBJECTS    CONNECTED    WITH    THE 

MALAY  PENiNSULA  AND  THE  iNDiAN  ARCHiPELAGO.  ED.  BY  R.  RosT.  —  In  Vor- 
bereitung: SKETCH  OF  THE  MODERN  LANGUAGES  OF  OCEANICA  ,  BY  R.  N.  CuST, 
AUTHOR  OF  SlODERN  LANGUAGES  OF  THE  E.  INd\  '  OF  AFRICA  ^  CtC.  A  CATAL.  OF 
DICT.,     VOCAB..      GRAMMARS     AND     ALPHABETS,     BY    WiLL.     MaRSDEN  .     LoNDON      I  JGÖ 

(s.  A.  LIT. -ZTG.,  1797,  Febr.  Nr.  571  enthält  vielerlei  bibliogr.  Nachriclitcn.  je- 
doch nicht  bloß  unter  Beschränkung  auf  Malaiisch  u.  s.  w.  Desgl.  das  grol.W" 
HuMB.  Wk.  Bd.  I,  S.  XVII— XX  und  II.  S.  xvn — xvill.  Dazu  eine  Notiz  über 
WiLH.  VON  Humboldts  der  Ksfl.    Berl.  Bibl.   einverleibte  Sammlun"-    in   seines 


'  [Mit  diesem  Beiirag  zur  littkkatuk  dkk  si  KALiii-.NKrNDi-:  avsikai.ikns  schließt  des  Vf.  kin- 
LEITUNG  IN  OIE  ALLGEMEINE  SPRACHW.,.  wclciie  in  den  cislen  5  Randen  der  l.  z.  veröfTentlicht 
worden.  Es  ist  das  letzte  Werk  deS  um  die  Sprach«',  so  hoch  verdienten  Forschers.  Seinem 
Andenken  sei  dieser  Bd.  in  Dankbarkeit  und  Verehrung  gewidmet.  In  einem  Supplement  hier^^u 
werde  ich  ein  Lebensbild,  eine  Sammlung  kleinerer  Schrifien  und  UnveröfTentlichtes  aus  seinem 
Nachlaß  herausgeben.  Ich  erlaube  mir  außerdem  auf  .die  Bemerkungen  r.  z.  I.  i  und  iv.  67  /u 
verweisen.  Herr  Prof.  (;.  v.  n.  Gauelentz  hat  die  Freundliclikeit  gehabt,  die  Korrektur  mit  mir 
zu  lesen.  ]'.   T. 


^  A.  F.  Pott. 

Bruders  Vorrede  S.  \l  ff.  Über  Ceylon  s.  diese  ztschr.  II.  85.  wo  man  hin- 
zufüge: siNCH.\LESE  GRAMM.,  CoTTA ,  1825 — 6,  sowic  ebenda  und  in  gleichem 
Jahre:   a  grammak  of  colloquial  singhalese.   church  missionary's  sog. 

Das  Festland  und  das  über  unendlich  weite  Strecken  zerstreute  Inselreich 
des  fünften  Weltteils  ist  zufolge  W.  v.  Humuolut  in  seinem  Kawiwerke  nur  \-on 
einem  großen  Sprach-  und  Volksstamm  bewohnt  mit  zwei  Hauptabteilungen, 
d.  h.  dem  malaiischen  (festländisch  nur  auf  Malakka,  sonst  auf  Inseln)  und 
dem  der  Südsee  (s.  Hu.mü.  II.  208  ff.)  oder  polynesischen.  Eine  gewiß 
äußerst  sonderbare  und  schwer  zu  begreifende  Erscheinung :  in  Betracht  der 
nicht  geringen  Schwierigkeit,  daß  sich  auf  schwachen  Fahrzeugen  die  dortige 
Menschenrasse  hätte  von  Insel  zu  Insel  über  teilweise  imgeheure  Meeresräume 
verbreiten  müssen.  Oder  zieht  man  vor,  eine,  der  ureingesessenen  Bevölke- 
rung von  Menschen  erst  nachgefolgte  Zerschlagung  dieses  Weltteils  und 
partikulare  Versenkung  einzelner  Teile  von  ihm  infolge  gewaltiger  vulka- 
nischer Vorgänge  vorauszusetzen.''  ""Alle  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Sprachen 
der  olivenfarbigen  Rasse  verraten\  nach  Humboldts  Versicherung  II.  207. 
'von  dem  westlichsten  Punkte,  Madagaskar,  bis  zum  östlichsten,  der  Osterinsel. 
und  von  Süden  nach  Norden  bis  zum  asiatischen  Festlande .  und  im  freien 
Meere  bis  zu  den  Sandwichinseln  hin,  eine  auch  bei  flüchtiger  Vergleichung 
unverkennbare  Gleichförmigkeit.'  —  'Die  Südseesprachen  an  sich  und  gegen 
die  asiatischen  und  amerikanischen'  werden  besprochen  in  Bd.  III,  1839.  §  23. 
Aber  in  §  24  Hilfsmittel  für  die  tongische.  neuseeländische  und  tahitische 
Sprache,  sowie  §  25  Allgemeines  Bild  ihrer  Grammatik. 

Noch  kommt  aber  hinzu  eine  dritte,  meist  von  den  Küsten  ins  Innere 
des  jeweiligen  Eilandes  zurückgedrängte  schwärzere,  negerartige  Völkerrasse 
mit  krausem  Wollhaar:   Negritos,   Papua,   Harafurus.     die  melanesischen 

sprachen  nach  ihrem  GRAMM.  BAU  UND  IHRER  VERWANDTSCHAFT  UNTER  SICH  UND 
MIT    DEN    MALAIISCH-POLYNESISCHEN    SPRR.    VON  H.    C.    VON    DER    GaBELENTZ,     I.   Abt. 

Leipzig  1861  ,  2.  Abt.  1873.  In  Bd.  Ill  der  sächs.  Ges.  der  Wiss.  1882  als 
Nachtrag  von  G.  v.  d.  Gabelentz  und  Bernh.  Meyer:  beitr.  zur  Kenntnis  der 
melanesischen,  mikronesischen  und  papuanischen  sprachen.  In  demselben  Ber. 
Juli  1885:  Prof.  G.  v.  D.  Gabelentz.  einiges  üb.  die  spr.  der  nikobaren-insulaner. 
Friedr.  Müller,  außer  dessen  reise  der  österr.  freg.  Novara.  ling.  t..  1867 
III.  Abt.  grundr.  der  sprachw.  In  Bd.  I,  1877.  unter:  Sprr.  der  wollhaarigen 
Rassen,  nach  A.  Hottentottenrasse  (Nama,  Buschmänner  ,  unter  B.  Spr. 
der  Papüa  (Mafor.  auf  Neu-Guinea  .  Hierüber  Ad.  Bernh.  Meyer  in  Sitzungs- 
bericht DER  ÖSTERR.  AK.  D.  wiss.  1874,  S.  2gg  ft".  Dagegen  im  II.  Bde.  1880 
unter:  Sprr.  der  schlichthaarigen  Rassen,  i.  Abt.  ""Die  Sprr.  der  austra- 
lischen, hyperboreischen  und  der  amerikanischen  Rasse',  während 
in  2.  die  der   malaiischen   und   hochasiatischen  Rasse.  —  Im    journ.  of 

THE    ANTHROP.     INST.     OF     GREAT    BRIT.     AND    IREL.    Aug.     1884,     S.    3I 43:     ON    THE 

LANGUAGES  OF  MELANEsiA,  BY  THE  REv.  R.  H.  CoDRiNGTON  mit  Diskussiou  darüber 
von  Dr.  Ty^or,  Prof.  Keane  und  Codrington,  S.  32  :  The  object  of  the  pre- 
sent  paper  is  to  set  forth  the  view  that  the  various  tongues  of  Melanesia 
are  homogeneous.  belong  to  one  stock  also  trotz  der  großen  Mannigfaltig- 
keit in  dem  Grade,    daß  mutually  unintelligible,    selbst   zuweilen   within   very 


ZUR    LITTERATCR    DER    SPRACHENKUNDE   AUSTRALIENS.  i^ 

Short  distances] ;  and  secondly.  that  this  stock  is  the  same  [wirklich?;  to  which 
the  other  Ocean  languages  belong:  Malayan,  Polynesian.  the  languages  of 
the  islands  that  connect  Melanesia  with  the  Indian  Archipelago,  and 
Malagassy.  —  Dieser  zweite  Punkt  jedoch  wurde  in  der  Verhandlung  be- 
stritten. Tylor  erinnerte  an  die  Verdienste  Humboldts,  sowie  des  altern 
Gabelextz.  Letzterer  habe  schon,  wie  nun  Codrixgtox,  einen  fundamentalen 
Unterschied  zwischen  the  strictly  Melanesian  and  Malayo-Polynesian  languages 
nicht  angenommen.  Inzwischen  sei  von  Georg  v.  d.  Gabelextz  und  A.  B.  Meyer 
in  den  (schon  oben  erwähnten  Beitr.  von  1882)  neuerdings  the  presence  of 
at  least  two  organic  linguistic  elements  ,  a  Melanesian  or  Papuan,  and  a 
Malayo-Polynesian.  in  the  Oceanic  world  anerkannt.  Dazu,  selbst  sprach- 
liche Einheit  zugelassen ,  alsdann  doch  der  nicht  aufgehobene  Widerspruch 
zwischen  Anthropologie  und  Linguistik I  —  S.  schon  Forsters  reise.  Bd.  lU. 
worüber  S.    14  mehr,    sowie  ausl.   Nr.    178,    1848:  über  die  allg.  verwaxdt- 

SCHAFT    der    SPRR.     DER    OZEAXISCHEX    SCHWARZEN'     i'xEGRITOS    .        VoU    R.    G.   LaTHAM 

voY.  OF  H.  M.  s.  Fly  by  Inkes.  313:  "Mail  kann  die  Schwarzen  der  asiatischen 
und  ozeanischen  Inseln  unter  fünf  Abteilungen  bringen.  —  Läßt  man  die 
Andamaninseln  aus  dem  Spiel,  so  kann  man  mit  Zuversicht  sagen,  daß  keine 
Beweise  einer  von  dem  Malaiischen  fundamental  verschiedenen  Sprache,  was 
auch  die  physischen  Verschiedenheiten  der  einzelnen  Stämme  sagen  mögen, 
vorhanden  sind,  bis  man  nach  Neu-Guinea  oder  Australien  kommt. "*  Riedel. 
J.  G.  F.,  de  sluik-  ex  kroesharige  rassex  tusschex  selebes  ex  PAPL'A.  Ha.\g 
1886.     Mit  Abb.    und   Karten.  —  het   ev.    vax    Mattheus    ix   het   alfoersch 

xoordelijk  deel  van  celebes  ,  vertaalt  door  K.  G.  Herrmaxx,  Amst..  1852. 
Moses  refo  bepon  bieda  is  orxe.  gexesis,  trad.  ex  papoue  (dial.  xoxfore  ,  par 
N.  RixxooY.     Doch,   zu  geschweigen  sogar  Bopps  Abhandlung  über  Malaiisch 

s.  unten  S.  7),  hat  man  selbst  zwischen  Polynesisch  und  indoeuropäischen 
Sprachen  verwandtschaftliche  Bezüge  entdeckt  zu  haben  geglaubt.  In  Trübxers 
record,  1885,  S.  126  ist  die  Rede  von  einem  Vol.  III.  completing  the  work  : 
an  accouxt  of  the  polynesian  race:  its  orig.  and  MIGR.A.TIONS,  and  the  anc. 
HisT.  of  the  hawaiian  people,  to  the  TIMES  of  Kamemeha  I.    In  Vol.  III:   COM- 

PARATIVE    VOCAB.  OF    THE    POLYNESIAN   AND    INDO-EUROPEAN   LANGUAGES.    BV  AbRAHAM 

Fornaxder,  with  a  pref.  by  PROF.  W.  D.  Alexander.  Wenn  aber  selbst  im 
MiTHR.  I.  616  ein  Anklang  des  in  jenem  Sprachgebiete  weitverbreiteten  Wortes 
mate  Tod,  sterben,  töten,  mit  semitischen  und  europäischen  gleichen  Sinns 
als  nicht  zufällig  vermutet  wird:  da  befindet  man  sich  doch,  wird  der  Sache 
auf  den  Grund  gesehen,  in  einem  gewaltigen  Irrtum.  Nicht  anders  als  wollte 
man  dortiges  mata,  Auge,  mit  dem  griech.  ö|Li-,ua  zusammenstellen,  welches 
letztere  seinem  Etymon  nach  mit  mata  nichts  zu  thvni  hat.  obschon  sein 
Suffix  laax,  allein  auch  nur  dieses,  damit  nahezu  überein  lautet.  Wie  kann 
man  aber  z.B.  span.  matar,  töten,  mit  obigem  mate  in  etymologischen 
Verband  bringen,  da  es  doch  dem  lat.  mactare  entsprossen,  welches,  seiner- 
seits von  mactus  (verherrlicht,  vgl.  magni  facere  ausgehend,  im  Lat.  ja 
auf  Schlachten  von  Opfertieren  zur  Verherrlichung  der  Götter  beschränkt  war"? 
Das  für  mehrere  Südseesprachen  so  auffallende  Charakteristikum  eines, 
die  Sprache  über  die  MaKkMi  verweichlichenden  \'okal  Überflusses    Ikispicl 


6  A.  F.   I'OTT. 

in  der  saaleztg.,  Febr.  1885  beruht  vielfach  auf  Ausstofi  von  Konss..  also 
wie  man  wohl  sagen  darf,  auf  einer  gewissen  Trägheit,  bei  welcher  Auslassung 
von  schwerer  aussprechbaren  Mitlauten  man  den,  anderwärts  doch,  so  im 
Sanskrit,  aufs  sorgfältigste  gemiedenen  Hiatus  vorzieht.  Man  höre  nur  Half, 
im  jouRN.  OK  THK  ANTHRopoi,.  INST..  Fcbr.  1885,  S.  238:  It  is  a  hiatus,  or 
catching  of  the  breath .  which  shows  where  an  element  formerly  in  use  has 
disappeared  from  the  language.  This  element  is  the  Polynesian  k,  which 
is  still  retained  in  the  dialects  of  New-Zealand,  the  Friendly  Islands  (Tonga), 
and  some  other  groups ,  but  has  disappeared  from  those  of  Samoa ,  Tahiti 
and  Hawaii.  Thus  the  original  Polynesian  ika,  fish,  becomes  in  Hawaiian  i'a: 
aliki  or  ariki,  chief,  becomes  alii;  kai,  to  eat,  becomes  'ai,  and  so  on. 
Von  den  Missionaren  sei  dergleichen  häufig  vernachlässigt.  So  sei  ao  in  eins 
zusammengeworfen,  obschon  bald  ao ,  daylight :  bald  a'o  [für  polyn.  ako), 
to  teach ;  oder  'ao  (statt  polyn.  kao),  to  sprout,  und  demzufolge  —  .schlecht- 
hin verschieden.  — Auch  das  Griechische  trug  verhältnismäßig  nur  geringe 
Scheu  vor  Hiaten ,  als  Folge  Ausstoßes  von  Konsonanten  wie  Jot,  Digamma 
und  Sigma.  Zumal  angesichts  vom  Sanskrit,  welches  dergleichen  mit  höchst 
seltenen  Ausnahmen  in  Wörtern,  ja  selbst  zwischen  fast  getrennten  Wörtern, 
duldet.  Und  wie  nun,  wenn  dies  in  erwähnter  Rücksicht  so  höchst  empfind- 
liche Idiom  nun  doch  Silben  und  Wörter  ohne  Vokal  besäßer  Compkrt  in 
seinen  Novellen  hat  darunter  eine  mit  der  Überschrift:  ein  name  ohne  selbst- 
lauter. Darin  wird  vom  Lebenslaufe  eines  Mannes  erzählt  mit  dem  Familien- 
namen Srh,  der,  wie  ja  viele  deren  von  dem  Volksnamen  hergenommen,  eig. 
so  viel  als  Serbe ,  nach  Weise  einiger  slawischer  Sprachen ,  es  sich  in  einer 
Silbe  mehrfach  mit  dem  vibrierenden  Zitterlaut  r ,  ohne  Zutritt  eines  andern 
Vokals,  genügen  läßt,  wie  auch  im  Skr.  mit  kurzem  (z.B.  krt.  machend., 
ja  langem  vokalischen  r  der  Fall.  Dieser  Srb  mußte  schon  unter  Schülern 
solcher ,  in  Namen  ihrer  Art  unerhörten  Eigentümlichkeit  wegen ,  und  später 
noch  in  andern  Lagen  des  Lebens  die  unerträglichsten  Spöttereien  erdulden. 
Es  hielt  ihn  aber  nur  wenig  hierbei  die  Freundschaft  seines  einstigen  Mit- 
schülers Ezechiel  aufrecht,  der,  des  alttestamentischen  Namens  mit  sogar  vier 
Vokalen  ungeachtet,  oder  vielmehr  gerade  deshalb,  seinerseits  mancherlei  Ver- 
höhnung ausgesetzt  war.  Erst  die  Umwandlung  des  ihm  angestammten  in 
den  Namen  Giov.  Serbino  für  seine  in  Italien  errungenene  Künstlerlaufbahn 
vermochte  dem  Srb  endlich  Ruhe  zu  verschaffen.  —  Wie  seltsam  doch  in  den 
Sprachen  bald  diese  bald  jene  auffallende  Besonderheit  1 

'Von  den  Inseln  Salawatty  und  W^aigiu  vor  dem  westlichen  Ende  des 
Festlandes  von  Neu-Guinea  ist  die  erstere  durch  ihre  Sagoausfuhr  wichtig. 
Die  Einwohner  dieser  Inseln  und  der  nahen  Küsten  sind  Mischlinge  aus  malai- 
ischem Blut  und  dem  Namen  nach  Muhammedaner;  sie  leben  fast  nur  vom 
Fischfange  und  pflegen  ihre  Häuser  man  vgl.  die  Pfahlbauten  auch  in  der 
Schweiz!]  auf  einem  Pfahlrost  zu  erbauen.  Alle  Küstenstämme  von  der  großen 
Geelvinkbucht  ^nicht  nach  Goldammern  benannt .  sondern  nach  dem  Schiffe, 
welches  dieselbe  zuerst  entdeckte'  bis  zu  Maisöl  (long.  136°  Greenw.)  reden 
beinahe  dieselbe  Sprache  oder  können  sich  doch  gegenseitig  verständlich  machen. 
Im  Innern  Neu-Guineas  herrscht  dagegen  in  jedem  Distrikt  eine  andre  Mund- 


ZUR    LITTERATUR    DER    SPRACHENKUNDE   AUSTRALIENS.  7 

art  bei  den  papuani  sehen  Eingebornen  oder  AI  füren,  die  auf  Bergen  wohnen, 
Ackerbau  treiben  und  Paradiesvögel  fangen.  Sie  werden  von  den  Küsten- 
völkern und  Inselbewohnern  geringschätzig  wie  Sklaven  behandelt.  Beide  Ele- 
mente ,  Alfuren  und  muhammedanische  Hälbmalaien ,  finden  sich  auch  auf 
Meisol  oder  Misul ,  welche  Insel  fast  alle  oben  aufgezählten  Produkte  liefert.' 
AUSL.    1863,   Nr.  35.   S.   830. 

ÜBER   DIE   KAwispR.  AUF  DER  INSEL  JAVA,    ucbst   einer  Einleitung   über    die 

VERSCHIEDENHEIT  DES  MENSCHLICHEN  SPRACHBAUES  UND  IHREN  EINFLUSS  AUF  DIE 
GEISTIGE     ENTWICKELUNG     DES     MENSCHENGESCHLECHTS.        Von    VViLHELM     VON    HuM- 

BOLDT.     Erster  Band,    1836.   CCCCXXX  und  312   Ss.     4°.     Erstes    Buch   (über 

DIE  VERBINDUNGEN  ZWISCHEN  INDIEN  UND  JAVa)  .  ZwcitCr  Band  (FORTSETZUNG 
DER    KAWISPRACHE,      MALAIISCHER     SPRACHSTAMM     IM    ALLG.     UND    DESSEN    WESTLICHER 

zweig)  1838,  S.  XXXIV,  einbegriffen  das  beachtenswerte  Vorwort  von  Ed.  Busch- 
mann, Fortsetzer  des  HuMBOLDTSchen  Werkes  und  über  den  Zusammenhang 
der  SCHRIFT  MIT  DER  SPRACHE,  97  Ss.  mit  XI  Tafclu.  I — 424.  Von  S.  241 — 257 
reichen  die  v^gl.  Worttafeln  der  malaiischen  Sprr.  Nämlich  aus  Malai- 
isch, Javanisch,  Bugis:  dann  Madagassisch;  auf  den  Philippinen 
Tagalisch.  —  Hierzu  weiter  Polynesisch.  und  zwar  Tongisch.  Neu- 
seeländisch, Tahitisch.  Hawaiisch.  —  Außerdem:  aus.  in  der  akad. 
DER  wiss.  gehaltenen  Vorlesungen,  wie  Bilderschrift,  die  phonetischen  Hiero- 
glyphen ChAMPOLLIONS.      lettre    Ä    MR.    JaCQUET    SUR    LES    ALPHABETS    DE    LA    POLV- 

NESiE  AsiATiQUE.  —  Dritter  Band  (südseessrachen ,  als  östlicher  zweig  des 
MALAIISCHEN  sPRACHSTAMMEs)  183g,  1028S.  Somit  enthält  das  HuMBOLDTSchc 
Werk  ungleich  mehr  als  es  bloß  nach  dem  bescheidenen,  vom  Kawi  herge- 
nommenen Titel  zu  versprechen  scheint.  Schon  die  nur  als  Einleitung  dazu 
sich  einführende  Arbeit:  über  die  Verschiedenheit  des  menschlichen  Sprach- 
baues kann  mit  vollstem  Recht  für  ein  selbständiges ,  und  leider  von  den 
Jüngern  Sprachforschern,  wo  überhaupt  gekanntes,  dann  doch  weitaus  unter 
Gebühr  beachtetes  Werk  gelten.  Um  deswillen .  insonderheit  auch ,  um  es 
weitern  Kreisen  leichter  zugänglich  zu  machen .  habe  ich  gern  der  Auffor- 
derung vom  Buchhändler  Calvary  nachgegeben,  dasselbe  in  2  Bänden  zuerst 
Berlin  1876,   und  noch  einmal  1880  mit  Nachträgen  herauszugeben  und  zwar: 

mit    erläuternden    ANMERKUNGEN    UND    EXKURSEN    SOWIE    DER    EINLEITUNG   WiLHELM 

VON  Humboldt  und  die  Sprachwissenschaft. 

Franz  Bopp  glaubte    in   einer  Abh.   der  Berliner   akad.   der   wiss..    1840. 

VERWANDTSCHAFT  DER  MALAIISCH-POLYNESISCHEN  SPRACHEN  INIIT  DEN  INDISCH-EURO- 
PÄISCHEN, einen  derartigen  innerlichen  Verband  erwiesen  zu  haben.  Das  darf 
man  indes  unbedenklich  als  ein  verfehltes  Unternehmen  des  großen  Forschers 
bezeichnen.  Einzelne  lediglich  erst  durch  Entlehnung  ins  Malaiische  einge- 
führte Bestandteile  aus  dem  letztgen.  Sprachkreise  sind  ja  natürlich  nicht  be- 
weisfähig; und  sonst  i.st  die  Kluft  hüben  und  drüben  so  weit,  daß  sie  sich 
flicht  ohne  unberechtigte  Gewalt  ausfüllen  läßt.  —  Was  aber  die  Kawispr. 
anbelangt ,  da  ist  diese  ein  von  Indien  aus  nach  Java  und  Bali  verpflanztes, 
seiner  genealogischen  Herkunft  nach  aber  dem  Sanskrit  entsprungenes  Idiom. 
Kavi  ist  im  Skr.  Bezeichnung  für  "^Dichter',  und  sind  nun  in  diesem  Jüngern 
Dichteridiome  noch  mehrere  Denkmäler  auf  uns  oclans/t.     So  das,  dem   Indi- 


8  A.  F.  I'oT-r. 

sehen  .MAHÄiüiÄRAiA  iiaehgebildetc  Epos  bra'i'a- yuddha  Bharata  -  Kampf  . 
BRATA-juKDA,  herausgeg.  von  A.  B.  Cohex  Stuart,  z  Voll.,  Batavia  1860.  mit 
holl.  Übers,  und  krit.  Noten.  Kkkn,  kawi-studien.  arjuna  wiwaha.  zang  l, 
NR.  II,  TEKST  EN  vERTALiNG,  1 87 1 .  Durch  Kern  insbesondere  ist  die  Kenntnis 
vom  Kawi  erweitert  und  vervollkommnet.  \w  Webers  ind.  stud.  ,  Bd.  II, 
Friedrich,  unters,  über  die  kawisbr.  uxu  uj;er  j^ie  sanskrit-  und  kawi-litt. 
AUE  der  INSEL  BALI.  Derselbe  in  tydskriit  v(j(jr  neerl.  indie  1846,  VIII  und  IX 
(vgl.  AUSL.  1848,  Nr.  146)  berichtet  von  Ikili  ,  dieser  Java  zunächst  liegenden 
Insel:  'Das  Malaiische  ist  daselbst  nur  wenig  verbreitet.  Das  Kawi  von  Bali, 
welches  von  selu-  vielen  verstanden  wird ,  scheint  zum  Teil  von  demjenigen 
auf  Java  abzuweichen,  und  kommt  auch  in  den  neuern  Schriften  von  Bali  sehr 
häufig  vor."*  Beachtenswert  findet  Friedrich  die  Menge  und  Reinheit  der 
Sanskritwerke  in  dem  Kawi  von  Bali,  sowie  auch  im  neuern  Balinesischen; 
zugleichen  haben  die  Balinesen  den  Sinn  der  Sanskritworte  viel  richtiger  be- 
wahrt, als  die  Javanen.  Auch  haben  sich  auf  dieser  Insel  alte  Hindueinrich- 
tungen, welche  auf  Java  durch  den  Islam  verdrängt  worden,  noch  bis  jetzt 
erhalten.  Das  Jahr  wird  zu  420  Tagen  gerechnet,  und  der  Tierkreis  wird  mit 
wenig  verdorbenen  Sanskritnamen  [auch  solchen,  welche  erst  vom  Gricch.  her- 
rühren?] bezeichnet.  Der  bedeutendere  Einfluß  des  Hinduismus  auf  Bali,  meint 
Fr.  ,  datiere  sich  erst  aus  dem  Falle  des  Reiches  Madschapahit  (also  aus  dem 
14.  Jahrh.),  aber  auffallend  sei  z.  B.  Witwenverbrennung  und  Kasteneinteilung, 
die  auf  Java  nie  eingeführt  worden.  Auf  Bali  komme  Brahmanismus  und 
Buddhismus  vor. 

van  der    ChIJS,    CATAL.     der    BIBL.     van    HET    BATAV.   GENOOTSCHAP  V.   K.    EN  W., 

1864 — 72,  enthält  im  IL  Heft  malaiische,  javanische  und  Kawihandschriften.  — 
H.  Kern,  malaiisch-polyn.  und  melan.  spr.  und  litteraturen.  in  Kuhn.  wiss. 
jahresber.,    1881,   S.  93.     Auch,   mit  G.  v.  d.  Gabelentz  zusammen,  I.  30 — 44. 

RoORDA  van  EySINGA,    P.  f.   HANDB.    D.    LAND-  EN    VQLKENKUNDE  VAN'NEEDERLANDSCH- 

iNDiE,   3  Teile  in  5  Bden.,   Amst.    1841 — 50.    —  In  tijdschrift  voor  indische 

TAAL-  ,     LAND-    EN    VOLKENK.  ,      DEEL    XXIX,      S.    520 554    VERVOLG    VAN    BLADZ     I  CO : 

WOORDENLIJST  VAN  DE  TAAL  DER  LOEBOES,  DOOR  C.  A.  VAN  OpHUISEN.  In  DEEL  XXX: 
BaTAVIA-s'HaGE  1885.  HET  RAPPORT  VAN  H.  ZwAARDECROON  EN  C.  ChASTELEIJN 
BETREFFENDE  DE  REIS  NAAR  NIEUW  GUINEA  IN  I  7O5  ONDERNOMEN  DOOR  JaCOB  WeY- 
LAND.      BIJDRAGEN  tot  de  TAAL-,    LAND-  EN  VQLKENKUNDE    VAN  NEEDERL.    INDIE.    UITG. 

DOOR  HET  K.  iNSTiTUUT,  s'Gravenh. ,  1878 — Q.  Vou  dem  berühmten  Rciscnden 
A.  Bastian:  Indonesien  oder  die  inseln  des  malaiischen  Archipels.  I.  die 
molukken,  Berlin  1884.  II.  timor  und  die  umlieg.  inseln,  1884,  III.  Sumatra 
UND  NACHBARSCHAFT,  1886.  Außerdem:  Inselgruppen  in  Ozeanien,  1883  und 
zur  KENNTNIS  Hawaiis   1883.     Sämtlich  mit  Tafeln. 

Über  DE  MANDjAN  ari  und  andre  malaiische  Überlieferungen  in  verhande- 

LINGEN    van     HET     BATAV.     GENOTSCH.     VAN     KÜNSTEN    EN    WETENSCHAPEN,     DEEL    XLV. 

I.  AFLEv.  1885.  Habe  auch  der  Inhalt  von  dieserlei  Traditionen  für  uns  nicht 
allzuviel  Verlockendes,  so  sei  er  doch  für  die  Sprachwissenschaft  und  für  die 
Kunde  von  Gewohnheiten  des  Volkes  von  großem  Belang.  Von  S.  102 — 140 
Wörterverzeichnis.   —  Von  William  Marsden,    London  1812  ,    a  grammar  of 

THE    MALAYAN    lang..     WITH    AN    INTROD.    AND    PRAXIS    Und    A    DICT.    OF    THE    IMALAYAN 


ZUR    I.ITTERATUR    DER    SI'RACHENKUNDE    AUSTRALIENS.  Q 

LANG.  IN  TWO  PARTS,  MAL.  AND  ENGL.  AND  ENGL.  AND  MALAYAN.  Sodann  GRAMM. 
DE     LA     LANGUE     MALAIE,      PAR     W.    MaRSDEN  ,      TRAD.      DE      l'aNGLAIS      PAR     C.    P.   J. 

Elout,   Harlem   1824,    4°    holl.   und  franz.).     Elout.    dict.   mala:,    hole,   et 

FRANCAIS,    2  VOLS.,    HaRLEM   1825 6.     4°.  RoORDA  VAN  EySINGA,   P.  P.   MALEIISCH 

EN  NEEDERL.  WOORDENB.,  2  Bdc.  .  BaTAVIA  1824  —  5,  8°.  Auch  M.ARSDEN,  MALEISCH- 
NEDERD.     WB.     HRSG.     VON     PlJN.APPEL,     HaaRLEM     1862   ff.  .     wie     desgleichen     MAL. 

SPRAAKK.,  's  GrAVENH.    1866.    VON  DE  W ALL,    ONTWERF  VAN  EEN  MAI.AY-WOORDENB. 

EN     EENE     MAL.     SPRAAKKUNST  ,      BaTAVIA     1857.        WaLL  .     H.   V.   D.     EN    H.   N.   V.    D. 

TUUK,     MALEISCH- NEDERLANDSCH    WB.,    BaTAVIA    1877 80.       Im    JOURN.   OF  THE  ROY. 

ASIAT.     SOC.        NEW     SERIES    I.        NR.    VIII.        ON     THE     EXISTING     DICTIONARIES      OF     THE 

MALAY     LANG.     BY     DR.    H.     N.     VAN     DER    TuUK.     BOUGOURD  ,     Ch.  .     VOCABULAIRE 

FRANCAIS-MALAIS,   HaVRE   1856.   TuGAULT,    A.,    ELEMENTS  DE    LA    LANGUE    MALAISE 

ou  MALAIE,  Paris  1863.  —  Außerdem  sind  gramm.  barmane  et  Malaie  ent- 
halten in  dem  Darmst.  1835  ersch.  Buche  von  A.  A.  E.  Schleiermacher, 
de  l'influence  de  lecriture  sur  le  lang.,  welches  den  VoLNEYSchen.  wie  sein 
APERCU  DE  l'alphabet  harmonique  pour  les  langues  ASiATiQUES,  den  Preis  des 
Inst.  Roy.  de  France  davon  getragen  hatte.  Auch  ersch.  Darmst.  1864,  4°, 
XIV  und  568  S.,    als   unveränderter  Abdruck   des   von    dem  Vf.    hinterl.   Ms.: 

DAS  HARMON.  oder  ALLG.  ALPH.  ZUR  TRANSSKR.  FREMDER  SCHRIFTSYSTEME  IN  LAT. 
SCHRIFT,     ZUNÄCHST     IN    SEINER    ANWENDUNG    AUF     DIE    SLAWISCHEN    UND    SEMITISCHEN 

SPRR.  So  war  Schleiermacher  ein  Vorgänger  von  Lepsius  mit  seinem  stand. 
ALPH.  Die  Menge  verschiedener  Schriftarten,  zumal  auch  für  ungewöhnlichere 
Laute ,  sind  ja  begreiflicherweise  für  den  Sprachforscher  nicht  allein .  sondern 
mit  Rücksicht  auf  Spracherlernung  ein  wahres  Kreuz.  Pliervon  liefern  schon 
die  beiden  vorhin  genannten  Sprr.  ein  genügendes  Beispiel.  Da  bedient  sich 
also  der  Barmane  im  wesentlichen  des  Pälialphabets,  welches  dem  Sanskrit 
sich  anschließt.  Für  das  Malaiische  hingegen  ist,  mit  gewissen  Modifikationen 
die    arabische   Schreibung   üblich.    —  algem.    nederd.- maleisch   woordenb., 

in    de    HOF-,    VOLKS-    EN    LAGE    TA.AL,     DOOR  RoORDA    VAN  EySINGA,     1885.       Ich  WCiß 

nicht,  ob  zu  stände  gekommen.  Dergleichen  Unterschiede  (man  denke  etwa 
an  das  Hoch-  und  daneben  in  Norddeutschland  das  Nieder-  oder  Platt- 
deutsche)   finden  sich  in  dreifacher  Form  auf  Java. 

Man  sehe  darüber  Humboldts  Kawiwerk,  erstes  Buch,  Kapitel  2.  Näm- 
lich: die  eigentümliche  'vornehme  Sprache  der  Javanen'.  mit.  dem  Sanskrit 
abgeborgten  Wörtern,  basa-  skr.  bhäshäj  krama  (d.  h.  nach  der  Rangord- 
nung, eig.  Schritt)  oder  basa-dhalem  Hofsprache.  Madhya,  die  mittlere,  aber 
heißt  die  zwischen  dem  Ngoko,  der  Volkssprache  und  Krama  stehende 
Sprechweise  des  Javanischen.  Bei  einem  Besuche  von  mir  in  Amsterdam 
brachte  der  Missionar  Gericke,  um  uns  ein  besonderes  Vergnügen  zu  bereiten, 
eine  dorthin  von  Java  mitgebrachte  Magd,  indem  er  sie  feierlich  im  Krama 
anredete,  zum  hellsten  Lachen..  Nicht  viel  anders  käme  heraus,  würtle  etwa 
mit  scheinbarem  Ernst  bei  uns  eine  Küchenmagd  von  einem  jungen  Herrn  mit 
einer  höfischen  Rede,  wie  sie  etwa  in  hohen  aristokratischen  Kreisen  einer 
Edeldame  gegenüber  üblich,  apostrophiert.  Bhäshä,  Rede,  Sprache,  selbst 
aber  dient  zur  Bezeichnung  verschiedener  Sprachformen.  So  bedeutet  es  zufolge 
PwH. :   Verkehrsspr.,   in  der  altern  Zeit  im  Gegensatz  zur  vedischen  Spr.. 


lO 


A.  F.  I'OTT. 


in  der  spätem  zum  Sanskrit,  wie  es  denn  auch  für  eine  Gruppe  \'on  Präkrit- 
sp rächen  in  Gebrauch  ist. 

MADAGASCAR .  v(jN  James  Sibrke.  Deutschc  Ausg.  1881.  Darin  Kap.  vii. 
iMfTentümlichkeiten  der  Malagassysprache.  VIII.  184 — igi.  Eigentümlichkeiten 
nialagassischer  Namen.   —  Tuuk.    H.  N.  v.  d.  .    outlinks  of  a  (;kamm.   ok  thk 

MALAGASSY  LANG.,    LoND.    1 86o,     8".    NOTES  ON    KELICS    OK    THE    SIGN    ANFJ    GESTURE 

LANG.    AMONG    THE    MALAGASSY,     1!Y  KEV.    JaMES  SuiKEE    im    JOÜ'RN.    OF    THE    ANTHROP. 

INST  ,  Nov.  1883.  S.  174.  Ebenda  S.  478:  Parker,  on  the  people  and  lang. 
OK  MADAGASCAR.     Dann  in  Trüüners  coll.  (jf  simplifikd  (;kamm.  ed.  v.v  R.  Rost: 

A  CONCTSE    GRAMM.   <)F     II  IE    MALAGASSY    LANG.   UY    G.    W.    PaRKER.   VAN  DER  TüUK, 

OUTL.  OF  A  GRAMM.  OK  JHE  MALAGASSY  LANG.,  LoNDON.  In  TrCKNERS  RECORD. 
NEW    SERIES  ,     VOL.    VI,      NO.     II — 12,      1885,     S.    IO5,      Anz.     VOn  :      A     ÄLADAGASCAR 

BiBLioGRAPHY,  BY  THE  REV.  J.  SiüREE.  Es  bcstcht  aus  Q2  S.  Und  enthält  the 
füll  title  and  particulars  of  every  known  publication,  whether  book,  pamphlet. 
paper ,  or  magazine  or  review  article.  —  on  all  subjects  relating  to  Mada- 
gascar  and  its  inliabitants.  in  the  PLnglish,  French.  German  and  other  European 
languages. 

javaansche   spraakkunst,    door  Cornets  de  Groot,    l'itg.  door  Gericke. 

LEESEBOEK    'J'O'J'    OEKENING    IN    DE    JAV.    TAAL    DOOR   GeRICKE  :     OP  NIEUW  UITG.   EN  VOR- 

ZIEN    V.    WOORDENBOEK    D.     T.   RooKDA.        2    Bde.,    AmST.     1843.     GeRICKE.    JAV.- 

NEDERD.  WOORDENB.   VERM.    U.   VERB.    DOOR  T.    RoORDA,    2   Bdc,   AmST.    1 847 62.   — 

OPMERKINGEN    NAAR    AANL.    VAN    EENE     TAALKUNDIGE     BIJDRAG    VAN    T.    RoORDA    DOOR 

H.  N.  V.  D.  TuuK,  Amst.  1864.  worin  manche  Punkte  von  Taco  Roorda's  jav. 
GRAMM,  bestritten  werden.  —  Rigg,  J.,  dict.  of  the  sunda  lang,  of  java. 
Bat.  1862.  • — •  Favre,  gramm.  javanaise.  Paris  1866  und  dict.  jav.-francais. 
ViENNE  1870.  —  jav.  wetten  [Rcchtsbüclier  in  javan.  Spr.],  1844  i-^^id  jav. 
vertellingen,  bevatt.  de  lotgefallen  van  een  kantjil,  een  reebok  EN  andere 
die:^en  UITG.  door  W.  Palmer  van  den  Broek,  s'Gravekh.  1878.  Auch  von 
Winter.  Romo,  een  jav.  gedicht,  Batavia  1847  und  Soerak,  1855.  Desgl. 
in  verh.  van  het  Batavjaasch  genootschap  :  javaaxische  texte,  deel  XLIV, 
1884,  von  Vreede,   während  der  erste  von  Kern.   —  Abiasa.    een  javaansch 

TOONEELSTUCK  (wAJANg)  MET  EEN  HOLLAND  VERTAALING  EN  NOTA  DOOR  H.  C. 
HuMME,     GrAVENHAJE     1878.   DE    BOEKEN    DES    OUDEN    VERBONDS     [a.    TEST.       IN    DE 

jAVAANSCHE  TAAL,  3  DEELEN.  sGravenhage  1854.  —  In  Kap.  3  dcs  Kawiwcrks 
behandelte  Humboldt  den  Einfluß  des  Buddhismus  auf  Java.  Seitdem  erschien 
ein  großes,  von  der  niederl.  Regierung  veröffentUchtes  Werk  über  dortige 
alte,  daher  rührende  Bauten:  boro-boudour  dans  l'ile  de  java,  2  Vols.,  mit 
einer  Menge  Abbildungen  in  GroßfoHo,  Leiden  1874.     beknopte  handleiding. 

BY  de  BEOEFENING  van  de  BALINEESCHE  TAAL.  DOOR  R.  VAN-EcK.  ZENDELING  OP 
BALI,     2.   DRUK. 

REMARKS  ON  THE  SUMATRA  von  WiLL.  Marsden  in  der  archaiol.  brit.   vi. 
124,   wo  er  das  Sumatranische  mit  12  asiatischen  Sprr.  vergleicht.     Von  dems. 

HIST.    of    SUMATRA,     LoNDON     181I.     4°.    MeDAN  .      SI-DAOED    RADJA  .     MENANGKA- 

bausch-maleische  gamenspraken.   s'Gravenh.    1872.     Meningcabo  war  ein  altes 


ZUR    LITTERATUR    DER    SI'RACHENKUNDE   AUSTRALIENS.  I  i 

sumatranisches  Reich.   —  abriss  einer  battaschen  Formenlehre  im  toba-dial. 

NACH     EINEM      DIKTAT     VON     V.    D.    TuUK ,      VERDEUTSCHT     DURCH     AuG.     ScHREIBER. 

Barmen.   Missionshaus,     het  schleppingsverhaal  ,   genesis  l. .   in  het  b.a.taksch 

(eILAND  SUMATRA',  VERTAALD  DOOR  H.  NeUBRONNER  VAN  DER  TuUK.  AmST.  1853. 
DIE    BATTALÄNDER    AUF    SUMATRA.     UNTERSUCHT    UND    BESCHR.    VON    FrANZ  JUNGHAHN. 

II.  VÖLKERKUNDE;  Berlin  1847.  S.  1 1 :  'Die  Battasprache  stimmt  sehr  mit  der 
niassischen,  ja  drei  Viertel  der  niassischen  Worte  scheinen  ganz  battaisch 
zu  sein.'  S.  9  heißt  es  aber:  'Die  Bewohner  der  Nias-  und  der  Batainsehi 
trifft  man  als  Auswandrer  oder  Sklaven  auch  auf  Sumatra  selbst,  besonders 
in  Padang.  an.  Die  Niasser  sind  wahrscheinlich  battaischen  Ursprungs. ""  Und 
S.  15  :  'Der  Körperbau  und  die  Gesichtsbildung  der  Batta  weist  auf  die  hindu- 
kaukasische Rasse  hin.'  wissenschaftliche  kultur  der  battaer  ;  ihre  spräche 
UND  SCHRIFT  S.  254 — 274,  mit  Bcm.  von  Ed.  Buschmann.  Wörterverzeichnis 
S.  261 — 66,  Vgl.  mit  Malaiisch.  Sundaisch  und  Javanisch.  In  letzten  beiden 
sowohl  nach  der  Bidjara  kassar  (Alltagssprache)  als  nach  der  Höflichkeits- 
oder Hormatsprache  (bidjara  lemmes'.  —  Das  Lampong  ist  wenig  bekannt. 

H.  N.  van   der    TuUK.     LES    MANUSCRIPTS    LAMPONGS    EN    POSSESSION    DE  M.    le    baron 

Sloet  van  de  Belle,  Leide  1886.  4°.  Von  dems. :  tobasche  spraakkunst. 
I.:  klankstesel,  Amst.  1864.  Außerdem  von  ihm  ev.  van  Johannes  in  het 
TOBAscH  185g.  Niederl.  Bibelges.  Mit  fremden  Typen  eigner  Art.  Dahinter 
Angabe   mehrerer  Schriften  in  Javanisch  .   Malaiisch  u.  s.  w. 

Roepstorff,   Fr.  Ad.   de,    vocab.   of   dialects  spoken  in  the  nicobar  and 

ANDAMAN    ISLES  ,    WITH    A    SHORT    ACCOUNT    OF    THE    NATIVES.     2.   ED..     CaLC.    1875. 

114  S.  —  In  ber.  DER  s.ÄCHs.  GES  D.  wiss.,  JuH  1885.  vou  G.  V.  D.  Gabelentz. 

EINIGES    ÜBER    DIE    SPR.    DER    NIKOBARENINSELN. 

Oosting,  soendasch-nederd.  wb..  3  Bde.,  Batavia  1879.  nederd. -maleisch 
EN  soendaisch  woordenb.,  verzameld  door  De  Wilde,  uitg  door  T.  Roorda. 
Amst.  1841.  —  De  Clerq  ,  het  maleisch  der  molukkex  .  B.atavia  187Ö.  — 
FoRBEs ,  ethnol.  OF  TiMOR-LANT  mit  Vokab.  von  Ke  Islands  und  Timor-Lant 
(Larat)  im  journ.  of  the  anthrop.   inst.,   Aug.  1833,   S.  8 — 29. 

In  dem  Halleschen  missionsber.  1840,  findet  sich  S.  151  dajakisch  auf 
BORNEo)  VGL.  MIT  MALAIISCH  vou  Berger  !  und  voH  HuPE  ein  klciucs  \'ok.  einer 
Menge  dajakischer  Dialekte,  voran  des  Pulopetas  oder  Südborneos.  vgl.  mit 
Malaiisch.  Buginesisch  und  Banjeresisch,  sowie  S.  665  ff.  über  epigr..  'pantuns' 
geheißene  malaiische  Gedichte.  Gramm,  der  Pulopetak-Daj  akspr..  fürAnf, 
Barmen  1856.  —  H.  C.  v.  d.  Gabelentz,  gramm.  der  d.vjakspr..  1852.  — 
Hardeland,  gr\mm.  der  dajakischen  spr.,  Amst.  1858.     bijhel  in  het  d.\.faksch. 

VERTAALD    DOOR    HaRDELAND  ,     a)    OUDE    TEST.,    AmST.    Und    b)    NIEUWE    TEST..     bcidC 

1858.  —  Grabowski  bezweifelt  im  ausl.  1883.  S.  56  in  betreff  des  Namens 
Dajak ,  daß  dieser  dem  sich  selbst  Oloh  ngadyn ,  Leute ,  die  stromaufwärts 
wohnen,  nennenden  Stamme  aufBorneo  vom  wackelnden  Gange  beigelegt  sei. 

Celebes:  Matthes,  B.  P\.  makassaarsche  spkaakklnsp.  Amst.  1858.  Als 
unter  der  Presse  befindlich  angegeben  und  also  auch  wohl  erschienen,   dessen 

MAKASSARSCH-HOLLANDSGH     WOORDENB.,      MET     DE     JAVAANSCHK     EN    MALEISCHE    VER- 

glijking,   ongcvecr   looo"  S.   8°.     Von  (.Icm.^;.  herausg.  und  ins  IIoll.  übersetzt: 


j  2  A.  !•'.  Pott. 

Makassar  1862;  ein  Heldengedicht  auf  den  ersten  bonischen  Fcldzug.  in  Bugis- 
sprache,  sowie  die  kvangklien  in  'Boegineesch'.  —  VV.  Joest,  das  holon- 
talo,  gloss.  u.  gramm.  skizzk.  ein  ijeitr.  zur  kenntnis  der  sprr.  von  celebes. 
Berlin  1883. 

Die  Works  relating  to  the  Languages  of  the  Philippine  Islands  sind  ver- 
zeichnet in  Trüknkrs  record,  Sept.  1868,  S.  281;  und  new  series  vol.  I.. 
1880,  S.  53,  gramm.  Werke  der  Sprachen  von  Bicol,  Bisaya,  Ibanag. 
Iloca,  Tampanga,  Panayan,  Zebu  (gedruckt  in  Manila,  das  älteste 
1736,  das  jüngste  1878).  Überhaupt  kann  sich  diese  Inselgruppe  berühmen, 
schon  vom  17.  Jahrh.  her  an  spanischen  Geistlichen  Bearbeiter  ihrer  Sprachen 
gefunden  zu  haben.  S.  davon  im  MniiR.  I.  605 — 6,  wo  sogar  erwähnt  wird: 
dottrina  crist.  tagalo-spagnuoi.a  mit  tagulischer  und  lateinischer  Schrift,  in 
der  Druckerei  der  Dominikaner  zu  Manilla,  1593.  Domingcj  de  los  Santos. 
vocAB.   de  LA  lengua  tagala,   tayabus,   auf  den  Philippinen  1703,  Fol.     p.  Juan 

de    NoCEDA    Y    EL    PADRE    DE    S.    LuCAR,     VOC.     DE    LA    LENGUA    TAG.       MaNILLA     I754. 

Fol.     Totanes  ,    ARTE  DE   LA   L.    TAGALA,    Manilla   1850.  —  Dann  Matthaeus 

SaNCHEZ,      VOC.     de     LA    L.     BISAYA.       MaNILA    I7II.      Fol.    AlONSO    DE    MeNTRIDA, 

DICC.    DE    LA    L.    BISAYA,     HILIGUEINA  Y  HARAYA  DE  LA  ISLA  DE  PANAY :    JuLIAN  MaRTIN, 

Dicc.  Hisp.-BisAY.  Fol.  1841.  —  [Die  Ausg.  von  1637  410  frcs. ,  Maison- 
neuve].  —  Franc.  Lopez,  arte  de  la  lengua  iloca,  Manilla,  1617.  4°.  — 
Diego  Bergano,  arte  de  la  l.  pampanga,  Sampaloc  ,  1736,  4°;  schon  in 
2.  Aufl.,  und  von  dems.,  Manilla  1732.  Fol.,  vokab.  de  pampango  en  romance. 
Y  DE  RüiNiANCE  EN  PAMP,  wovon  ein  korrekter  Abdruck  Manilla  1860.  kl.  Fol. 
343   S. 

über     die     FORMOSANISCHE      SPRACHE     UND     IHRE     STELLUNG     ZUM     MALAIISCHEN 

SPRACHST.     H.  C.  V.  D.  Gabelentz  in  DMZ.   XIII.    59  ff.   —  Happart,   G..  dict.  of 

THE    FAVORLANG    DIALECT    OF    THE    FORMOSAN    LANG..     WRITTEN    IN     165O.     TRANSL.    BY 

W.  H.  Medhurst,  Batavia  1840,  kl.  8°.  Vgl.  mithr.  I.  578  ff.  ""Taiw^an 
[chin.  Name  f.  Formosa]  steht  in  administrativer  Beziehung  unter  der  Regie- 
rung des  Kreises  Fokien,  Lieukieu  hingegen  wird  als  tributärer  Staat  be- 
trachtet: es  ist  dies  aber  leerer  Schein.  Die  Inseln  erfreuen  sich  in  der  That 
einer  vollkommenen  Unabhängigkeit.  Die  Lieukieu  waren  früher  den  Japa- 
nesen unterworfen,  zu  denen  sie  auch,  ihrem  Aussehen  und  ihrer  Sprache 
nach,  gehören.  Die  Eingebornen  Formosas  gehören  zur  malaiischen  Rasse. ^ 
Neumann,   gesch.  des  engl. -chinesischen  Krieges,    1846,   S.  249. 


WESTLICHER     ZWEIG:    POLYNESISCH. 

In  W^ilhelmi,  manners  and  customs  of  the  australian  natives,  Melbourne 
1862,  S.  42  wird  gesagt:  The  chief  difiference  of  the  various  tribes  consists 
in  their  language  and  dialects.  This,  however,  causes  no  great  inconvenience 
to  those  Hving  on  the  borders  of  their  territories  as  each  native  understands, 
at  least,  the  language  of  the  adjoining  district,  thus.  they  frequently  keep  up 
their  conversations  in  two  different  languages ,  in  the  same  manner  as  if  a 
German  and  Englishman   were    to   talk  together ,    each   in    his  own  language, 


ZUR    LITTERATUR    DER    SPRACHENKUN'DE   AUSTRALIENS.  I  -^ 

but  both  understanding  that  of  the  other  party.  This  peculiarit)-  frequently 
occurs  in  families  intermarrying  in  the  neighbouring  tribe,  for  none  of  the 
members  ever  think  of  attempting  to  speak  the  language  of  the  other  party.  — 

VOCABULARY    OF    DIALECTS    SPOKEN    BY    ABORIGINAL  NATIVES  OF  AUSTRALIA,    MELBOURNE 

1867,  mit  dem  Motto  aus  Ov.  met.  ii,  13,  bei  Gelegenheit  der  Intercolonial 
Exhibition,  1866.  —  outl.  of  a  gramm..  vocab.  axd  phraseol.  of  the  aborig. 
LANG.  OF  SOUTH  AUSTRALIA  [in  der  Gegend  von  Adelaide',  by  Teichelmann, 
C.  W.  Schürmann.   Adelaide   1840.     Grey,   vocab.   of  the  dialects  of  south- 

WESTERN  AUSTRALIA,  LoNDON  184I.  12°.  MoORE,  G.  F;,  DESCRIPTIVE  VOCABULARY 
OF  THE  LANG.  IN  COMMON  USE  AMONGST  THE  ABORIGINES  OF  WESTERN  AUSTRALIA; 
WITH    MEANINGS    REGARDING    THE    HABITS.     MANNERS.     AND    CUSTOMS    OF    THE    NATIVES, 

London,  1842.  —  Im  journ.  of  the  anthrop.  inst.  1885,  S.  344 — 370. 
Cameron,  on  some  tribes  of  NEW  WALES.  Darin  auch  ein  Vokabular  mit  An- 
gabe der  überreichen  Bezeichnung  für  Verwandtschaftsgrade,  welche  durch 
jene  mit  äußerster  Strenge  der  Rangordnung  im  Familienstaate  auseinander 
gehalten  werden. 

MoSBLECH,     VOC.     OCEANIEN- FRANCAIS    ET    FRANC. -OCEAN.    DES    DIALECTES    PARL^S 

AUX    ILES    MARQUISES,     SANDWICH.     GAMBIER,     PaRIS     1843.    APERCU    DE    LA    LANGUE 

DES  ILES  MARQUISES  ET  DE  LA  LANGUE  TAITIENNE,  PAR  Ed.  BuSCHMANN,  ACC.  d"uN 
VOCAB.     INEDIT     DE     LA    L.     TAIT.    PAR    LE    BARON    Gu.     DE    HuMBOLDT ,      BeRLIN     1843. 

Und  dazu  im  gleichen  J.  textes  marquesans  et  taitiens.  —  Dem  berühmten 
Reisenden  und  Dichter  A.  v.  Chamisso  verdanken  wir  die  Abhandlung:  über 
DIE  hawaiische  SPRACHE,  LEIPZIG  1837,  mit  Angabe  hawaiischer  Druckschriften 
S.  2:  *^Die  Mundarten  der  Stammessprache',  wird  bemerkt,  "^ welche  über  die 
Inseln  des  großen  Ozeans  verbreitet  ist,  scheinen  im  allgemeinen  von  Westen 
gegen  Osten,  vom  festen  Lande  gegen  das  Innere  des  Meerbeckens  zu.  ein- 
facher und  kinderhafter  gleichzeitig  in  ihrem  Bau  und  in  ihrem  Laute  zu 
werden,  indem  sie  mehrere  Konsonanten  verlieren.  Die  Missionare  haben 
schließlich  in  ihrem  Alphabet,  neben  den  fünf  einfachen  Vokalen,  welche  sich 
verschiedentlich  zu  Diphthongen  verbinden,  nur  sieben  Mitlauter  beibehalten, 
unter  denen  der  Spiritus  asper,  das  h,  gerechnet  wird,  h,  k,  1,  m.  n.  p,  w,' 
mit  jedoch  zum  Teil  schwankender  Aussprache.  —  Mancherlei  Notizen  sind 
ferner  zu  finden  in  Gekstäckkrs  reisen  III.  S.  375  daselbst:  Beispiel  von  einer 
schönen  und  poetischen,  jedoch  größtenteils  durch  die  Missionare  ausgerotteten 
Mythologie  auf  diesen  Inseln,  eine  Flutsage.  Auf  S.  385  —  392  über  Bearbei- 
tung dortiger  Sprr.  i.  Des  Marquesischen  durch  Greathead.  2.  Mortings 
Gramm,  der  Tonga  Insulaner,  wie  er  die  Bewohner  der  F'reundschaftsinseln 
nennt.  3.  Des  Neuseeländischen  \on  Prof.  Lee.  4.  'Eigentümlichkeiten 
der  hawaiischen  Spr.\  als  Skizze  von  Andrews  im  h.^waian  spectator  vol.  I. 
Nr.  44,  1838.  Für  rein  hawaiische  Wörter,  sagte  der  Missionar  Bringham 
gleichfalls  in  einer  Skizze,  seien  nur  zwölf  Buchstaben  nötig,  sodaß  man  für 
fremde  Eigennamen  noch  neue  hinzufügen  müsse.  —  IV.  Australien  S.  381. 
Bericht  von  einer  Glossogonie  daselbst,  welche  freilich  ganz  anders  aussieht 
als  die  Sage  vom  Kochen  der  Sprachen  (s.  Kohls  reisen)  bei  den  Esthen. 
Erstercr  zufolge  nämlich  entstammen  die  Sprachen  von  einem  zänkischen  alten 
Weibe.     Begreiflich:  ist  doch  Sprachverschiedcnhcit  ein  Hindernis  für  leichten 


14 


A.  F.  FoTT. 


friedlichen  Verkehr  zwischen  durch  sie  geschiedenen  Volksstämmen,  und  führt 
dieselbe  ja  nur  zu  leicht  auch  zu  böser  Befehdung.  Als  aber  jene,  vor  langen 
Jahren  gen  Osten  lebende  Frau  starb,  brach  ein  großer  Jubel  aus,  und  wurde 
sie  verzehrt.  Derart,  daß  als  zuerst  gekommen  die  Rami  njerner ,  sogleich 
nach  dem  Fleischgenuß,  deutlich  zu  reden  anfingen.  Vermutlich  dies,  weil 
die  genannten  sich,  gleichwie  am  brodelnden  Sprachenkessel  h^sthen  die  ersten 
waren,  als  ältesten  und  bestredenden  Menschenstamm  bedünken.  Erst  nach 
ihnen  erhielten  die  andern,  mehr  östlich  wohnenden  Volksschaffen  vom  Innern 
der  Alten  Lunge,  Leber  u.  s.  w.  ,  desgleichen  ein  abweichendes  Idiom.  Zu- 
letzt aber  mußten  sich  die  nördlichen  mit  den  Eingeweiden  und  Überresten 
begnügen,  wie  sich  deren  Idiome  auch  wieder  mehr  von  demjenigen  der  Ramin- 
jerner  entfernten. 

Imjrstkr.  rkiskn,  1787,  hat  uns  bereits  manche  wissenswerten  Beobach- 
tungen über  die  Sprachen  Ozeaniens  hinterlassen,  die  begreiflicherweise  jedoch 
mannigfach  weiterer  Prüfung  und  Ergänzung  gar  bedürftig  zu  erachten  sind. 
So  II.  81:  Wörter  von  Ea-Uwhe  (einer  der  Freundschaftsinseln)  zeigten,  'daß 
die  hiesige  Mundart  mit  der  Sprache  auf  Tahiti  und  den  Sozietätsinseln  sehr 
nahe  verwandt  sei."  Ferner  S.  118  Vgl.  113J:  'Der  entscheidendste  Beweis 
von  der  Verwandtschaft  beider  Völker  liegt  in  der  Ähnlichkeit  ihrer  Sprachen. 
Die  mehrsten  Arten  von  Lebensmitteln,  welche  beide  Inseln  miteinander  ge- 
mein haben,  die  Glieder  des  Körpers,  kurz  die  ersten  und  gewöhnlichsten  Be- 
grifte  wurden  auf  den  Sozietäts-  und  Freundschaftlichen  Inseln  durch 
ein  und  dieselben  Worte  ausgedrückt.  Der  Dialekt,  der  auf  Tongatabu  ge- 
redet wird,  war  so  sanfttönend  und  wohlklingend  nicht  als  zu  Tahiti;  denn 
jene  Insulaner  haben  das  F,  K  und  S  in  ihre  Mundart  aufgenommen,  und 
folglich  mehr  mitlautende  Buchstaben  als  diese.  Dagegen  wird  die  hieraus 
entstehende  Härte  dadurch  wieder  gemildert,  daß  man  hier  nicht  nur  die  sanft 
fließenden  Buchstaben  L.  M,  N.  ingleichen  die  melodischen  Selbstlauter  E 
und  I  häufig  gebraucht,  sondern  auch  in  einem  gewissen  singenden  Ton  zu 
sprechen  pflegt."  —  Dann  mit  Bezug  auf  die  Sozietätsinseln  l.  270.  die 
dortige  Sprache  schiene  leicht.  'Alle  harten  und  zischenden  Konsonanten  sind 
daraus  verbannt,  und  fast  jedes  Wort  endet  mit  einem  Selbstlauter.  Was 
dazu  erfordert  wurde,  war  bloß  ein  scharfes  Ohr,  um  die  mannigfaltigen  Modi- 
fikationen der  Selbstlauter  zu  unterscheiden,  welche  natürlicherweise  vorkommen 
müssen,  in  einer  Sprache,  die  auf  so  wenig  Mitlauter  eingeschränkt  ist.  und 
die  die  Unterredung  sehr  angenehm  und  wohlklingend  machen,  wenn  man  sie 
einmal  recht  gefaßt  hat."  Dieser  Beschreibung  nach  müßte  gedachte  Sprache 
mit  der  italienischen  rücksichtlich  Wohllautes  gleichsam  wetteifern.  —  Weiter 
II.  270  (vgl.  263):  'Auch  die  Bewohner  der  Marquesas  gleichen  den  Ein- 
wohnern der  Sozietätseilande  an  Gestalt,  Gebräuchen  und  Sprache  mehr  denn 
irgend  ein  andres  Volk  der  Südsee.  Ihre  Sprache  war  der  tahitischen  ähn- 
licher als  andre  Südseedialekte;  jedoch  mit  dem  Unterschiede,  daß  sie  kein 
R  aussprechen  konnten,  S.  252"  [das  fehlt  ja  auch  im  üblichen  Chinesischen].  — 
S.  286:  'Ihre  Sprache  lauf  der  Insel  Te  Aukia)  hatte  eine  große  Ähnlichkeit 
mit  dem  tahitischen  Dialekt,  außer  daß  ihre  Aussprache  härter  war  und  durch 
die  Gureel  g-eschah." 


ZUR    LITTERATLR    DER    SPRACHENKUNDE   AUSTRALIENS.  I  ^ 

In  Höfers  ztschr.  III,  1831.  Neuseeländisches.  S.  301  —  30g.  ""Das 
Alphabet  besteht  aus  folgenden  Lauten:  a  e  i  o  u;  m  p,  \v.  wh.  n,  t,  r,  k, 
ng.  h:  aa  ae  ai  ao  au,  ee  ei  ea  eo  eu.  ii  ia  io  iu  ,  00.  uu/  Also  doch  aus 
9  Konsonanten,  jedoch  bei  Mangel  von  b.  d,  g,  Jot  und  1,  wogegen  der 
Vokalreichtum  bei   weitem   v^orherrscht.     Williams,   W.,    a   dict.   of   the  new 

ZEALAXD  LANG.   AND  A  CON-CISE  GRAMM..   2.   ED..    LoXDÜN    1852.  Darüber  FORSTER, 

REISE  II.  146:  'Der  neuseeländische  Dialekt  hat  ungemein  viel  Ähnlichkeit 
mit  der  Sprache  auf  den  Freundschaftlichen  Inseln,  von  denen  wir  so  eben 
herkommen.^  — ■  'Der  Dialekt  auf  Ostereiland',  so  Forster  II.  241  v^gl. 
200.  204  *" kommt  in  vielen  Stücken  mit  dem  Neuseeländischen,  vornehmlich 
in  der  harten  Aussprache  und  dem  Gebrauche  der  harten  Gutturalbuchstaben 
überein.  In  andrer  Absicht  hat  er  auch  viel  Ähnliches  mit  dem  tahitischen 
Dialekt.'  Die  Hallesche  ztg.  weiß  in  der  dritten  Beilage  zu  Nr.  298.  21.  Dez. 
1886  (das  MUSEUM  FÜR  vöLKERK.  ZU  Berlix)  ZU  berichten:  'Daß  wir  sogar  die 
geistigen  Eigenschaften  der  angeblich  auf  der  tiefsten  Stufe  der  Kulturentwicke- 
lung stehenden  Australneger  arg  unterschätzt  haben,  zeige  ihre  erst  seit 
einigen  Jahren  bekannt  gewordenen  mit  Hieroglyphen  oder  wenigstens  mit  zur 
Verständigung  dienenden  Zeichen  bedeckten  Botschaftsstäbe  message-sticks  , 
welche  namentlich  bei  Berufung  von  Volksversammlungen  die  Stelle  unsrer 
Briefe  vertreten.  Wie  dieser  Brauch  an  die  lakedämonischen  Skytale  wenigstens 
erinnert,  so  stimmt  er  ganz  genau  überein  mit  dem  altskandinavischen  Bud- 
stock,  der  in  Tegxers  frithjofssage  erwähnt  ist  und  durch  den  das  Volk  zur 
Königswahl  einberuien  wird.  Das  gloss.  sviogothicum  von  Ihre  erklärt  den- 
selben als  baculus  nuntiatorius  quo  ad  conventus  publicos  convocabantur  cives 
veteris  Suioniae.  —  Eines  der  deuthchsten  Beispiele  dafür,  wie  sehr  Eile  am 
Platze  ist.  bietet  die  einsam  im  Großen  Ozean  gelegene  Oster insel.  Jeder- 
mann hat  von  jenen  gewaltigen,  jetzt  teilweise  im  British  Museum  zu  Loxdox 
befindlichen  Steinbildnissen  gehört,  die  den  ersten  Besuchern  der  bloß  von 
verkommenen,  mit  Werkzeugen  schlecht  ausgerüsteten  Eingebornen  bewohnten 
Insel  die  Zeugen  einer  entschwundenen  hohen  Kultur  zu  sein  schienen.  Neuern 
Datums  ist  die  Entdeckung  von  hieroglyphenartigen,  auf  Holzblöcke  eingeritzten 
Schriftdenkmälern,  um  deren  bisher  erst  angebahnte  Entzifferung  sich  Professor 
Bastiax  in  Berlix  und  Dr.  Philippi  in  Saxti.-vgo  iChile  besonders  verdient 
gemacht  haben.  Bedenkt  man,  daß  noch  die  ältesten  unter  den  heute  lebenden 
Eingebornen  von  diesen  Schriftzügen  und  ihrem  Inhalt  eine  dunkle  Kenntnis 
haben,  daß  aber  die  vorige  Generation  das,  was  jetzt  schon  gleich  den  äg>-p- 
tischen  Hieroglyphen  eine  tote  Schrift  ist,  unzweifelhaft  lesen  und  verstehen 
konnte,  so  stehen  wir  vor  einem  wirklich  unersetzlichen  Verluste,  dessen  1  rag- 
weite sich  kaum  ermessen  läl.H.  Die  aus  der  eignen  Geistesthätigkeit  der 
Naturvölker  entsprossenen  Kulturanfänge  sind  gegenüber  der  Kultur  höher  ent- 
wickelter Völker  so  wenig  widerstandsfähig,  dal.\  sie  schon  \or  deren  Hauch 
auf  Nimmerwiedersehen  verschwinden.  Wenn  es  nicht  jetzt  noch  gelingt,  diese 
iMutagsfliegen  zu  erhaschen,  so  dürfte  es  später  ganz  ge\vil,\  nicht  mehr  mög- 
lich sein.'  —  Das  gilt  nun  im  gleichen,  wo  nicht  in  noch  großerm  Mal.k-, 
von  der  Sprache,  deren  Verwischen,  wo  nicht  gar  gänzliches  Erlöschen, 
vielerorten    bei    Naturvölkern   einzutreten    droht,    ja   auch    von   allen  religiösen 


1 5  A.  F.  Pott. 

und  niythisclieii  Vorstellungen,  deren  doch  für  die  Wissenschaft  hochwichtige 
Kunde  zu  retten  die  Missionare  sich  sollten  mehr  als  gewöhnlich  angelegen 
sein  lassen. '  —  Übrigens  ist  auch  Anwendung  von  symbolischen  Bot- 
schaften anderwärts  zu  finden.   Das  ersieht  man  aus  dem  journ.  of  tuk  axthrop. 

SOG.   OF  GKEAT  BRIT.   AND  HiEL.,    NoV.    18S4.    S.    1 69 182,    WO   G(JLLMER,    ON  AFRICAN 

SYMBOLic  MESSAGES.  Wie  z.  B.  durch  Übersendung  von  Muscheln  cowries,  was 
kaum  etwas  andres,  als  skr.  kaparda  Cypraea  moneta  ,  Federn.  Pfeffer,  Korn. 
Steine,   Kohle,   Stäbe.   Pulver.   Kugeln.   Rasiermesser  u.  s.  w. 

In  London  erschien  hibli-.  in  kijian,  sowie  in  tahitian,   in  samoan,  in  new- 

ZEALANI)    lang. 

Violette,    L..    dict.  samoa-ikancais-anglais  et  fran^.-sa.moa-angl.   pre- 

CEDE    DUNE    GRAMM.    DE    LA    LANGUE    SAMOA  ,    PaRIS    iSyQ.    BEITRAG    ZUR    SPRACHE 

DER  MARSHALLINSELN,  VON  Franz  Hernsheim ,  Leipzig  1880.  S.  meine  Anz. 
DMz.  1881,  506 — 514. — Hernsheim,  zu  Chamissos  radak-vokabularium.  dmz. 
XXXVI.   168.     E.  H.  Man,   on  the  andamanese  im  j<jurn.  of  the  anthrop.  inst. 

OF    GREAT    BRIT.    AND    IREL.     1882,     S.    69 116    Und     1883,     S.   327 434.   VOCAB. 

OF    THE    PONAPE    DIALECT.     WITH    A    GRAMM.    SKETCH,     BV    REV.    LuTHER  H.   GuLICK    im 

jouRN.  OF  THE  AMER.  OR.  SOG.  1872,  Art.  I.  bis  S.  109.  Pouapc  auch  Ascension 
Island  geheißen,  ist  vielleicht  die  dritte  von  Wichtigkeit  unter  den  hohen 
oder  basaltischen  Gruppen  der  Karolinen  oder  A\estmikronesischen  Eilande. 
Eine  Ceremonial  Lang.  (S.  io8)  ist  nur  auf  die  Rangverschiedenheit  von  Häupt- 
lingen anwendbar.  And  there  is  what  may  be  called  a  spiritual  dialect. 
used  only  in  the  pretended  Communications  from  spirits  through  privileged 
priests.     Nichts  Neues  unter  der  Sonne  I   — 

Es  sei  hier  aber  daran  erinnert,  daß  bereits  Förster  mehr  als  eine  Ahnung 
hatte  von  einer  bedeutsamen  Abweichung  der  wollhaarigen  Negritos  von 
der  ozeanischen  Völkerrasse,  nicht  bloß  im  Körperbau,  sondern  auch  in  der 
Sprache.  So  berichtet  er  über  die  Bewohner  der  Neuen  Hebriden :  'Die 
Sprache  dieses  Volkes  war  von  allen  uns  bekannten  Südseedialekten  dermaßen 
unterschieden,  daß  wir  auch  nicht  ein  einziges  Wort  davon  verstehen  konnten. 
Sie  lautete  ungleich  härter,  indem  das  R,  S.  Ch  und  andre  Konsonanten 
sehr  häufig  darin  vorkommen.''  Forster,  reise  III.  8  (vgl.  S.  32),  wonach  sie 
ganz  andrer  Abkunft  sind  als  die  Bewohner  der  Freundschafts-  und  Sozietäts- 
inseln.  Auf  der  Insel  Tanna  (im  Malai.  s.  v.  a.  Erde  S.  74)  will  der  Reisende 
S.  176 — 7  vermöge  völliger  Abweichung  namentlich  in  den  Zahlwörtern  drei 
ganz  eigne  und  unter  sich  verschiedene  Sprachen  erkannt  haben.  Das  Lied 
eines  Mannes  von  der  Insel  Irromanga  war  in  der  Sprache  vom  Tannesischen 
verschieden  (S.  136).  —  Ferner  heißt  es  von  den  Einwohnern  Neukale- 
doniens,  sie  unterschieden  sich  völlig  von  allen  bekannten  Menschenarten.  ''Ihre 
Sprache    iS.    213)    hat    gar   keine   Ähnlichkeit   mit    irgend   einer   andern,    was 


'  |"Diesem  Wunsch,  welchen  auch  der  Herausg.  im  Programm  dieser  ztschr.  I.  S.  XV 
angedeutet,  hat  Herr  Alissionar  Brincker  seitdem  für  Südwestafril^a  entsprochen;  vgl.  meine 
Bespr.  BiBL.  1886  und  seinen  Art.  zur  sprachen-  und  Völkerkunde  der  bantuneger  und  ver- 
wandter   STÄMME   SÜDWESTAFRIKAS,    I.  Z.    V.    I9.  F.  T.] 


ZUR    LITTERATCR   DER    SPRACHENKUNDE   AUSTRALIENS. 


17 


von  Mutmaßungen  über  ihre  Herkunft  abschrecken  muß.'  'Zwischen  den 
Neukaledoniern  und  Neuholländern  besteht  keine  Ähnlichkeit'  (S.  245),  'Die 
Sprache  ist  von  der  in  Tanna  üblichen  verschieden'  S.  247).  —  Vgl.  noch 
S.  200 — I. 

Ich  schließe  mit  einem  Artikel  von  Ed.  Dulaurier.    des    laxgues    et  de 

LA    LITT.    DE     LARCHIPLE     DASIE     SUR     LE     RAPPORT     POL.    ET     COMMERC,     EXTRAIT    DE 

LA  REVUE  DES  DEUx  MONDES,  1 84 1 .  Er  ist  voU  dcs  Lobcs  von  W.  V.  Humboldt. 
Es  heißt  z.  B.  von  ihm  S.  g:  Cet  illustre  orientaliste .  qui  est  le  plus  profond 
linguiste  dont  notre  siecle  s'honore.  joignait  ä  unesprit  de  recherche  ana- 
lytique ,  porte  ä  un  degre  eminent,  un  fonds  inepuisable  de  connaissances 
ethnographiques.  Pour  lui,  letude  des  langues  n'etait  qu'un  moyen  d'arriver 
ä  une  intelligence  parfaite  des  formes  de  la  pensee.  Das  zwar  nicht 
allein:  jedoch  auch  keineswegs  an  letzter  Stelle!  — Bloße  Wörtervergleichung 
ohne  Eindringen  in  die  grammatischen  Formen  und  deren  Verwendung  reiche 
nicht  aus.  Vgl.  Humboldt,  kawi-werk  II.  432.  Umgekehrt,  setze  ich  hinzu, 
würde,  worauf  wiederholt  von  mir  gedrungen,  ein,  wie  nahe  sich  auch  in 
psychisch-physiologischer  Hinsicht  berührender,  grammatischer  Typus 
für  sich  allein  ungenügend  bleiben  zu  Ermittelung  von  wahrhaft  genealogi- 
scher Sprachverwandtschaft.  Das  fände  aber  statt,  im  Falle  der  Nachweis 
nicht  zu  beschaffen,  entweder  bloß  zeitweise,  oder  weil  überhaupt  solche  Ver- 
wandtschaft auf  nichts  als  einer  irrigen  Voraussetzung  beruhte,  —  von  wesent- 
lichem, d.  h.  etymologisch  begründetem  Übereinkommen  auch  im,  von  ur- 
alters  ererbten  Wortschätze  mit  möglichst  sorgfältigem  Ausscheiden  von 
jeglichem,  was  der  Entlehnung  von  fremdher  verdächtig  erschiene.  Nehmen 
wir  z.  B.  sogleich  obiges  inepuisable  im  Vergleich  zu  deutsch  unerschöpf- 
lich. Bei  sonst  völliger  Grundverschiedenheit  treffen  sie  doch  in  einem  Punkte, 
dem  Verneinungswörtchen  einträchtig  zusammen.  Ja  in  noch  mehr.  Das  b 
im  Suffix  des  erstem  hängt,  indem  es  vom  Anhängsel  b-ilis.  z.  B.  in  ex- 
pugnabilis.  dem  lat.  Fut.  als  Alöglichkeitstempus  abgeborgt  worden,  so  auch, 
was  unleugbar,  mit  dem  b  in  unseiTn  bi-n,  skr.  bhavämi  (vgl.  noch  f  z.  B. 
im  Konj.  fuam'  zusammen.  Um  aber  in  den  et}-mologischen  Hergang  in 
jenen  zwei  Adjektiven  die  zu  deren  ungeschmälertem  Verständnis  erforder- 
liche Einsicht  zu  gewinnen,  wie  vielerlei  Kenntnisse,  die  nicht  gerade  am 
Wege  liegen .  sind  dazu  vonnöten  I.  Das  franz.  Wort  enthält  lauter  lat.  Be- 
standteile, ist  jedoch  daraus  erst  neugeschaffen.  Mit  Ausnahme  aller  übrigen 
Silben,  die  der  Bildungsform  dieses  Wortes  angehören,  macht  nur  das 
eine  winzige  p  u  dessen ,  von  der  Masse  von  Zuthaten  wie  verdeckten  und 
zwischen  ihnen  versteckten  stofflichen  Kern  aus.  Das  Wurzelelement  pu 
ist  aber  zunächst  in  dem  partizipialen  pütus,  gereinigt,  auch  zu  größerer 
Steigerung  pürus  pütus.  im  Skr.  jedoch  mit  Länge  pütas.  gänzlich  rein, 
enthalten,  woher  dann  vermöge  des  Suffix  -eus  (vgl.  alveus  von  alvus, 
urceus  zu  orca'.'l  puteus.  ital.  pozzo,  franz.  puits,  der  Brunnen,  als 
'Reines  in  sich  bergend'!  Weil  nun  trinkbares  Wasser  gemeint  ist.  riete 
man  dem  blolk^i  Sinne  nach  für  puteus  auch  wohl  auf  eine  Hcrleitung  aus 
TTOTOC.  was  sich  icdoch  wegen  pötare  von  skr.  pä  verbietet.  Weiter  setzt 
epuiser  gleichsam  eine  Form  exputearc.  im  Sinne  von  evacuare  puteum 

Techmer,  ztschr.  V. 


O  ZUR    IJTTERATUR   DER    SPRACHENKUNDE    AUSTRALIENS. 

I  ö 

voraus  und  schloß  sich  diesem  in  inepuisable  das  Suffix  b-ilis  mit  Passiv- 
Bedeutung,  und  zwar,  wegen  Konj.  i ,  mit  a  vorauf,  an.  Daß  aber  von  ex- 
im  Franz.  nichts  als  der  Vokal  übrig  blieb,  kann  nicht  befremden,  um  so 
wenio-er.  als  ja  auch  in  lat.  Kompp. ,  freilich  hier  nur  vor  b,  d.  g  und  f 
dies  "zumeist  der  Fall  ist,  weil  mit  ihm  sich  der  harte  Zischer  mcht  ver- 
trägt -  Was  wäre  aber  nicht  alles,  um  noch  ein  zweites  Wort  zu  nennen, 
bei  exaudientissimae,  Neigebaur,  d.azien,  S.  157  zu  berücksichtigen,  wenn 
man  nach  den  mannigfaltigen  Bestandteilen  dieser  übrigens  ja  sehr  durchsich- 
tigen Form  von  sieben  Silben  fragt?  — 

A.  F.  Pott. 


ZUR    SPRACHEN.    UND    VOLKERKUNDE    DER    BANTÜNEGER 

UND     VERWANDTER     STÄMME     S  Ü  D  WESTA  F  R  I  K  AS  .  ' 


Ohne  Zweifel  werden  die  vielen  verschiedenen  und  doch  so  innig  unter- 
einander verbundenen  Dialekte  der  großen  Bant^usprachfamilie  bald,  der  eine 
Dialekt  für  den  Augenblick  mehr,  der  andre  weniger  in  den  Bereich  der 
sprachvergleichenden  Wissenschaft  gezogen  werden.  Die  folgenden  Zeilen 
bieten  dazu  vielleicht  Anregung:  sie  sollen  nichts  mehr  sein  als  vorläufige  An- 
deutungen. Es  wäre  jedoch  bald  an  der  Zeit,  daß  ein  kompetenter  Forscher 
die  Bant  uspr.  und  ihre  Gesetze  vollständig  und  wissenschaftlich  darstellte.  Da- 
mit würde  nicht  allein  der  Sprachwissenschaft,  sondern  auch  der  Völkerkunde 
ein  großer  Dienst  geleistet  werden. 

Die  unsern  Gedanken  vorschwebende  Arbeit  erfordert  jedoch  gründliches 
Vertrautsein  mit  wenigstens  einigen  Dialekten  der  Bant  u.  sowie  mit  den  reli- 
giösen und  bürgerlichen  Gebräuchen  und  Sitten  der  verschiedenen  Stämme, 
dazu  einen  richtigen  Einblick  in  das  Prinzip,  das  wohl  von  Urzeiten  her  thätig 
gewesen,   die  betr.   Stämme  in  die  Fesseln  der  Sinnlichkeit  zu  schlagen. 

Je  mehr  man  sich  mit  dem  Heidentume  und  mit  der  Bant  usprache  be- 
schäftigt, desto  mehr  drängt  sich  die  Thatsache  auf.  daß  nicht  allein  jetzt, 
sondern  von  Urzeiten  her  die  schwarzen  Völker  mehr  als  alle  andern  den 
unsittlichen  Zug  Hams  (gen.  IX.  22)  förmlich  gepflegt,  ja  zu  ihrem  Kultus  als 
solchen   Seemacht   haben   und  daß  der  Phallusdienst  bei  ihnen  seinen  Urhecrd 


'  [Das  ]\Is.  des  Herrn  II.  Brinckkk,  Missionars  der  Rhein.  Miss. -Ges.,  ist  mir  freundlichst 
durch  Herrn  Prof.  Peciiuel-Lösche  übermittelt  worden.  Der  Artikel  ergänzt  sich  mit  des  Vf. 
WdRTERiiUCH  UND  KURZGEF.  GRAMM.  DES  OTJI-HERERO,  welches  Werk  mit  Unterstützung  der  Beri.. 
Akademie  veröffentlicht  und  in  der  hiüI-Iogr.  1S86  von  mir  ])esprochen  wor  len  ist.  Die  Trans- 
skription  des  Yf.   ent;pricht,    soweit  ich   urteilen   kann,    der  der  I.  Z.    in  folgender  Weise: 


Hrinckkr: 
Teciimkk: 


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Z,  7;  />,  A",  \\  f^  p  b 
11g  ndj  nd  n  <1  ml)  wer<le,;.  wie  es  -clieint,  diphihongi-ch  mit  zu  kurzem  Übergang  bzhw. 
N^g  N  )/'  ll\d  A',|/',  1ll)b  gesprochen  und  wo  ilie  Kürztmg  des  N.osenlauis  nich".  eintritt,  setzt  Vf. 
.'•"!'.  über  den  be'.r.  Buchstaben,  also  n  iii.  Wegen  der  verschiedenen  s-I,aute  s.  noch  S.  29  Anm., 
wegen    „    28     Man  vgl.  F.  Mi'i.i.iK^  crindr.  hku  si'R.\cii\v.  I    11.  23S  ll".  F.  T.^ 


20 


H.  Bkinckkr. 


gehabt,  von  wo  aus  sich  derselbe  in  niclit  langer  Zeit  zu  andern  Völkern  ver- 
breitete. Derselbe  hat  einer  nicht  geringen  Anzahl  von  Wörtern,  zum  wenigsten 
deren  Grundformen  das  Dasein  gegeben.  —  Man  ist  wohl  schwerlich  je  so  recht 
auf  den  Gedanken  gekommen,  daß  unter  den  Bantu  stammen  der  Phallusdienst 
bis  heute  noch  gang  und  gäbe  ist  und  daß  die  besonders  von  den  Bant  uleuten 
fast  leidenschaftlich  verfertigten  und  teils  als  Waffe,  teils  in  etwas  andrer  Form 
als  Gängel.stock  getragenen  sogenannten  'Knopkirri'  die  richtigen  und  ursprüng- 
lichen Bant^usymbole  des  Phallus  sind.  Es  liegt  hinter  diesen  Dingen  gewiß 
mehr  als  der  bloße  Gedanke  einer  Waffe,  die  man  zur  Selbstverteidigung 
notwendig  zur  Hand  haben  muß.  Ein  Mann  trägt  den  kurzen  Knopkirri 
(onguinja-onz  imbro  t  nicht  bloß  als  'Mann'  im  allgemeinen,  sondern  als 
omu-rumendu  (omü-lument  u)  i.  e.  als  zeugendes  Mannwesen  und  Träger 
der  Phalluskraft ,  dessen  Symbol  diesen  als  solchen  stets  und  überallhin  in 
Gestalt  des  Kirri  begleiten  muß.  Es  ist  gewiß  nicht  bedeutungslos,  daß  die 
noch  nicht  erwachsenen  Personen  männlichen  Geschlechts  den  Kirri  für  ge- 
wöhnlich nicht  tragen  dürfen.  Bei  den  Bant  u  ist  also  alles  auf  Sinnlichkeit 
gerichtet.  Diese  ist  umsomehr  entwickelt,  als  sie  die  religiösen  und  bürger- 
lichen Sitten  ganz  beherrscht.  Das  innere  Wesen  derselben  könnte  man 
Bantuismus  oder  bant  uistisches  Prinzip  nennen.  Man  erlaube  uns 
dasselbe  noch  mit  einigen  Zügen  aus  den  Sitten  der  Herero  (Ova-herero) 
zu  veranschaulichen. 

In  jeder  onganda  (Kraal,  Viehdorf)  der  Herero  findet  man  in  der  Hütte 
des  omuini  u onganda  Kraalhauptmanns)  ein  Bündel  kleiner  Stöckchen, 
oz^ohongue  genannt.  Diese  sind  bei  gewissen  Gelegenheiten  vom  Omuvapu- 
Busche  gebrochen  und  mit  dem  Penis  tauri ,  des  onduez  u  jonganda' 
(Kraalstiers)  zusammen  gebunden  und  werden  nach  dem  Tode  des  omuini 
u onganda  durch  ein  neues  Stöckchen  vermehrt  und  aufs  neue  durch  den  Penis 
tauri,  der  bei  dieser  Gelegenheit  geschlachtet  wurde,  mit  den  übrigen  schon 
vorhandenen  Stöckchen  vereinigt.  Jedes  Stöckchen  ist  ein  Repräsentant  des 
männlichen  Zeugungsgliedes  —  als  solches  nach  der  Bant  uauffassung  auch  eine 
Persönlichkeit  —  und  muß  bei  allen  auf  geschlechtliche  Dinge  Bezug  habenden 
Zeremonien,  überhaupt  bei  allen  religiösen  Handlungen  durch  seine  Gegen- 
wart den  Verstorbenen  vertreten,  welcher  durch  dasselbe  folg-lich  als  zeugendes 
Prinzip  noch  immer  unter  seinen  Leuten  anwesend  ist.  Das  ganze  Bündel 
dieser  Stöckchen  wird  dann  auch  bei  jeder  feierlichen  Gelegenheit  an  den 
okuruo,  der  heiligen  Feuerstelle,  niedergelegt:  sie  erhalten  von  dem  Opfer- 
fleische ihren  Anteil .  indem  sie  an  dasselbe  gehalten  werden,  um  zu  kosten 
(makera  . 

Ferner  findet  man  bei  den  Herero  noch  andre,  zu  oben  erwähntem  Prinzip 
in   innigster   Beziehung  stehende   Stöckchen,    von    denen   das  eine   ondume, 


Dieser  o  n  d  ii  e  z^  u  j  o  n  g  a  n  d  a  ,  der  Kraalstier,  ist  der  Stellvertreter  des  omuini  u  o  n  g  a  n  d  a , 
des  Kraaleigentümers,  und  muß  beim  Tode  des  letztern  sein  Leben  lassen.  Der  omuini 
u onganda  wird  auch  wohl  auf  gut  Herero  onduez  u  j onganda  genannt,  denn  derselbe  ist  ja 
z.  B.  bei  den  Herero   auch  Eigentümer  aller  Weiber  des  betr.  Kraals. 


ZUR    SPRACHEN-    UND    VÖLKERKUNDE    DER    BANTUNEGER.  2  I 

männliches,  das  andre  otjija'.  weibliches,  bedeutet.    Das  Stöckchen  ondume 
(glatt   und  hart     wird    in  Verbindung   mit   dem   otjija     weich   und   rauh    bei 
gewissen  Umständen  zum  Feuerdrillen  gebraucht.     Ondume    Princip.   masc. 
und    otjija   (Princip.  fem.'    werden   ebenfalls   unter   gewissen   religiösen  Zere- 
monien geweiht  und  dann  im  Hause  des  omuini  uonganda  aufbewahrt. 

Die  Bedeutung  des  ondume  und  otjija  liegt  nicht  sowohl  in  dem  Ge- 
brauche, der  von  ihnen  unter  Umständen  gemacht  wird,  als  in  dem  Prinzip, 
dessen  Repräsentanten  sie  sind .  nämlich  Einfluß  als  Symbola  membrorum 
genitalium  masc.  et  femin.  auszuüben ,  deren  Kultur  die  ganze  Zeremonien- 
wirtschaft unter  den  Bant  ustämmen  bis  ins  kleinste  und  unscheinbarste  be- 
herrscht- 

Dem  entspricht  die  Herrschaft  des  Prinzips  und  der  unbegrenzte  Einfluß 
desselben  in  allen  bürgerlichen  Verhältnissen.  Daß  auch  die  Sprache  dieser 
'Naturmenschen'  ein  gewisses  Gepräge  nach  der  oben  geschilderten  Seite  hin 
bekommen  hat.   ist  nicht  zu  verkennen. 

Im  allgemeinen  tragen  die  Bant^udialekte  den  richtig  verstandenen  Charakter 
Hams  an  sich,  nämUch  die  Tendenz,  die  allergrößte  Schamlosigkeit  unter  dem 
Scheine  von  Scheu  vor  geschlechtlichen  Dingen  und  deren  lautlichen  Aus- 
drücken durch  doppelsinnige  Bezeichnungen,  deren  wirkliche  Bedeutung  nur 
ein  Eingeborner  kennt,  zu  verbergen,  gerade  wie  bei  der  Gelegenheit,  die 
GEN.  IX.  22  angedeutet  wird.  Man  hat  ganz  richtig  gesagt,  daß  die  Völker, 
die  äußerlich  die  größte  Scham  und  Scheu  bezüglich  des  Geschlechts  zeigen, 
im  Grunde  genommen  die  schamlosesten  und  sittlich  tiefstehendsten  seien. 
Die  Behauptung  dürfte  sich  bei  aufmerksamer  Beobachtung  der  Sitten  der 
Bant  ustämme  bewahrheiten. 

Nach  diesen  Vorbemerkungen  gehen  wir  nun  zu  näherer  Untersuchung 
der  Bant  usprache  über,  indem  wir  die  beiden  bekanntern  Dialekte  derselben 
Otjiherero  und  Oshindonga  iHerero-  und  Ambosprache  ,  die  ohne  Zweifel 
den  Anspruch  auf  die  \^erhältnismäßig  größte  Ursprünglichkeit  und  Vollständig- 
keit haben,  so  ausführlich  wie  möglich  behandeln.  Wir  verweisen  dabei  auf 
unser  Wörterbuch  und  kurzgef.   Grammatik,  des  otji-herero.    1886. 


DIE    SPRACHE    DES    BANTUTYPUS. 

Der  physisch-psychische  T)'pus  der  Bant  uneger  und  verwandten  Stämme 
schuf  sich  ein  gleich  sinnlich  gerichtetes  Organ  in  der  Sprache.  Diese  nahm 
aus  frühern,  der  Ursprache  der  konkret-kindlichen  Auffassung  aller  sichtbaren 
Dinge  angehörigen  Sprachformen,  gewisse  Elemente  in  sich  auf  und  verwertete 
diese  zu  der  Bildung  einer  Klasse  von  Wortteilen,  welche  uns  jetzt  als  Präfi.xe 
erscheinen,  die  von  jener  Zeit  an  als  Nomina  reg.,  der  sinnlich  gerichteten 
Neigung  folgend,  eine  bant  uistischc  Neuschöpfung  von  Begrititen  beherrschten. 
Die  Präfi.xe  sind  hiernach  nicht  zugleich  mit  der  Bant  uspr.  entstanden,   sondern 


'    Otjija    steht    in    der    innigsten    Hezielning    zu    otjiza,    Organum    genit.    femin.       l>er 
Lau:    z    in    otjiza   mit    semikausaliver  Bedeutung   untersciieidet    den  Sinn  von    otjija    dadurch, 

daß  letzteres  sich   /.um  ondume  nur  leidend    verhalten   kann. 


22 


H.    liUINCKKR. 


sind  Elemente  einer  ursprünglichen  Sprachform  .  die  als  solche  verschwunden 
ist.  Diese  Elemente  sind  bei  den  Bant  u  in  den  Präfixen  und  bei  den 
Hottentotten  in  den  Schnalzlauten  zu  suchen. 

Wir  haben  es  also  in  der  Bant  uspr.  mit  zwei  Elementen  zu  thun :  mit 
dem  ursprünglichen  in  den  primitiven  Formen  der  Präfixe,  und  dem  aus  dem 
besondern  Bant^uismus  entwickelten,  bestehend  aus  ursprünglich  einsilbigen, 
hernach  zu  Bezeichnung  von  Begriffen  kombinierten  Verbalradices  und  den 
Vokallauten  in  den  zahlreichen  Pronomina.  Die  Präfixe  interessieren  uns 
natürlich  an  erster  Stelle  als  organische  Träger  der  von  ihnen  abhängigen 
Ncminaladjektiva  und  Pronomina.  Die  Verbalsuffi.xe,  deren  ganz  außerordent- 
liche Wichtigkeit  nicht  genug  hervorgehoben  werden  kann,  tragen  den  ganzen 
dunkeln  Bant  ucharakter  an  sich,  welcher  sich  nicht  zu  Erklärungen  und  Ana- 
lysierungen herbeiläl.\t  und  dem  es  auf  etwas  zu  wenig  oder  zu  viel  nicht  an- 
kommt. In  den  Suffixen  liegt  die  unwiderstehliche  Neigung  zu  endlosen  Um- 
schreibungen und  Wiederholungen,  ohne  die  nicht  geredet  werden  kann.  Der 
Gesichtskreis  der  Bant  u  ist  seit  Jahrtausenden  derselbe  enge  und  verschlossene 
gewesen,  wie  er  noch  heute  ist.  Alles,  was  sie  nicht  selbst  sehen,  hören  und 
fühlen  können,  glauben  sie  nicht;  nichtsdestoweniger  dünken  sie  sich  über 
allen  andern  Menschen  weit  erhaben  und  schelten  die  letztern  als  verachtete 
Fremdlinge  und  Dienstpöbel.  Ihre  eigne  Spr.  ist  für  sie  das  Ideal  des 
Wohlklangs;  alle  andern  sind  nur  stotternde  und  zungenbrechende  Sprachen; 
ihr  Ausdruck  für  fremde  Sprachen  sprechen'  ist:  ma  takuma,  er  spricht 
stotternd  oder  anstoßend. 

Im  Otjiherero  und  Oshindonga,  wie  auch  wohl  in  den  meisten  andern 
Bant  udialekten,  finden  sich  15  Nominalpräfixe,  die  den  ganzen  Wortschatz 
der  Hauptwörter  im  Sing,  und  PI.  in  ebensoviel  Klassen  umfassen.  Es  ist 
dies  eine  Eigentümlichkeit,  die  einzig  dasteht  und  in  der  Sprachwissenschaft 
bisher  noch  nicht  die  verdiente  Würdigung  gefunden  zu  haben  scheint.  Man 
kennt  wohl  im  allgemeinen  die  Thatsache ,  aber  nicht  genügend  den  Grund 
und  das  Prinzip  dieser  so  merkwürdigen  Nominalpräfixe;  daher  auch  so  wenig 
Interesse  dafür  gezeigt  worden. 

Wir  wollen  nun  zunächst  die  Nominalpräfixe  nach  einer  gewöhnlichen,  frei- 
lich willkürlichen  Reihenfolge  nebst  einer  kleinen  Anzahl  von  Hauptwörtern 
aufführen,  um  vorderhand  die  Bildung  und  Gestaltung  derselben  zu  veranschau- 
lichen, und  danach  (S.  30  ff.)  das  Prinzip  derselben  darzulegen  suchen.  Neben 
das  Nominalpräfix,  wie  es  die  Herero-  und  Ambosprache  (Otjiherero  und 
Oshindonga-Otjambo ;  hat,  setzen  wir  zugleich  die  aus  dem  betr.  Prä- 
fixe hervorgehenden  Pronomina. 

[  I.    Omu-,  omu-,  Pron.   conjugativum    u.    demonstr.  und  relat.  ngu, 
■j         (nguka);       ^_^ 
I II.    Plur.  Ova-,  a^-,  Pron.   conj.   v.   (j',   dem.   und  rel.   mb-.   (j-). 

Das  Nominalpräfix^omu-  l  und  dessen  Pluralform  ova-  ll  umfassen  aus- 
schließlich den  Menschen  als  solchen,  wie  omu-ndu.  Mensch.  Pl.,ova-ndu, 
Menschen    (omü-ntu,    a-a-nt^u    .;    omu-atje,    Kind,    ova-natje.    Kinder 


ZUR    SPRACHEN-    UND    VOLKERKUNDE   DER    BANTUNEGER.  93 

'omü-nona.  a-a-nona):  omu- kaz^eiidu .  Frau,  ova-kaz  endu,  Frauen 
omü-kiint  u  .  a-a-kiintu  ,  omu-rumendu ,  Mann,  ovarumendu, 
Männer  (omü- lument  u,  a-a-lumefit_u);  omu-hepundu,  Witwe,  ova- 
hepundu  ,  Witwen,  (omü-suilekaz  i ,  aa-suilekaz  i)  ;  omu-herero, 
ein  Herero ,  ova-herero.  die  Herero -Damara  omü-shimba .  aa- 
shimba)   u.  s.  w. 

Will  man  nun  weitereBegrifife  haben,  wie  etwa  Arbeiter.  Seher,  Treiber  u.  s.  w., 
insofern  die  betr.  Thätigkeit  von  einem  Wesen,  das  Mensch,  omu-ndu.  ist. 
ausgeht,  dann  nimmt  man  das  die  Thätigkeit  ausdruckende  Verbum  und  setzt 
es  in  die  adjektivische  Aktivform  mit  der  Termination  e  in  Verbindung  mit 
omu-,  wie  oku-ungura,  arbeiten,  -ungure,  adjekt.  Aktivform,  omu- 
ungure,  Arbeiter  als  Mensch]  (omü-longi,  von  oku-longa  ;  omu- 
mune,  Seher,  ova-mune,  die  Seher,  von  oku-muna,  sehen  (omü-moni, 
aa-moni,  von  oku-mona':  omu-hinge.  Treiber,  ova-hinge,  die^ 
Treiber,  von  oku-hinga,  treiben  (omü-xingi.  a-a-xingi-  von  oku- 
Xinga)  u.  s.  w. 

Man  kann  auf  diese  Weise  die  substantivischen  Begriffe  mit  omu  l  ganz 
bedeutend  vermehren,  ohne  dieselben  in  einem  Wörterbuche  aufführen  zu 
müssen.  Nur  ist  dabei  zu  bemerken,  daß  nicht  alle  attributiven  Nomina  mit 
omü-  die  Endung  e  haben.  Diese  findet  man  dann  natürlich  im  Wörter- 
buche.  Die  hauptsächlichsten  Wörter  mit  omu-  l  und  dem  entsprechend  ova-  II 
betragen  ca.   200 — 250. 

jiu.  Omu-     omu  -  ,   Fron.   conj.  u,   dem.   und  rel.  mbu.   ngu-ka): 
liv.  Omi-     omi'-    Fron.   conj.  vi-   (zj-)  dem.   und  rel.   mbi-     hzj-). 

Diese  Klasse  von  Wörtern  hat  die  Eigentümlichkeit .  daß  das  einzelne 
Wort  im  Sing,  ebenso  behandelt  wird,  wie  ein  Nomen  der  omu-  I-Klasse. 
aber  im  Fl.  nehmen  diese  Nomina  omi-  an,  wie  omu-ti,  Baum,  omi-ti. 
Bäume  (omü-ti,  omi-ti);  omu-hingo,  Sitte,  Gebrauch,  omi-hingo. 
Sitten.  Gebräuche  (omü-kalo,  omi-kalo);  omu-huka.  Morgen,  omi- 
huka,  die  Morgen  (o-ngula- 00-ngulal  ;  omu- inj  o,  Leben,  omi-injo, 
die  Leben,  Seelen  (omü- enj  o,  oomu-enjo);  omu-is^e,  Rauch,  omi-is^e, 
Rauchsäulen   'olu-is  i,  oma-luis  i)  u.  s.  w.' 

Die  omu- lü-Klasse  umfaßt  ca.  250—300  Nomina:  mit  absolutem 
omi-  ca.    50. 

/  V.   E-  (e-).   Fron.   conj.   r-     1- i  ,   dem.   und  rel.  nd-  (nd-), 

\  \'\    Oma-    oma-  ,  Fron.  conj.  j-   :g-),   dem.   und  rel.   ng-   (ng-). 

Diese  Klasse  hat  eine  Eigentümlichkeit,  die  hernach  unter  den  Frinzipicn 
näher  entwickelt  werden  soll.  Wortformen  derselben  sind:  e-ho,  Auge, 
ome-ho,  eigentlich  om- c- ho,  Augen  e-xo,  ome-xo):  e-jendo,  Grab. 
oma-jendo,    Gräber    (o-mbila.    oo-mbila    :     e-hepero  .    Bedürftigkeit, 


'  Der  Gebrauch  der  Präfi.xe  im  Otjiherero.  und  Oshiiulonga  siiuinit  nicht  immer  übcriin,  wie 
hchun  aus  einigen  hier  unter  omu-  und  omi-  aufgeführlcn  Wörtern  ersichtlich  ist.  Näheres  hier- 
über siehe   unten  bei   ilen   l'rin/iiiien. 


24 


H.  Brincker. 


oma-hcpero,    Bedürftigkeiten    (oku-xcpai:    chi.   Erde.    Land,    oma-hi. 
Länder      e-vi,    omavi);   e-hozu,    Gras,   oma-hozu,    Gräser   (omü-izj, 
oo-muizi     e-hua,  Wald,  Dickicht,  oma-hua,   Dickichte  (e-xua,   oma- 
Xua)  ;   e-ke,   Hand,   oma-ke,   Hände     oshi-kaxa.   ii-kaxa     u.  s.  \v. 
Mit  e-  ca.  260 — 300  Worte;   mit  absolutem  oma-  ca.    160. 

(  VII.  O-,  n-,   m-  (o-  n-,   m-),   Pron.  conj.  i  =j  [sj-,,   dem.   und  rel. 

}  ndj-   (ndsj-), 

[  VIII.  Ozo-  (0-0-)  Pron.   conj.  z-   [z-],   dem.   und  rel.   nd-     nz-). 

Wortformen  dieser  Klasse  sind:  o-ngara,  Blume,  oz  o-ngara.  Blumen 
(o-ngala,  o-o-ngala);  o-ngava,  Rhinozeros,  ozo-ngava ,  Rhinozerosse 
(o-inpelele,  o-o-ilipelelej  ;  o-mbuindja,  kl.  Antilope,  oz  o-mbuindj  a, 
kl.  Antilopen  (oka-pui  ndsja,  uu -pui  ndsja )  :  o-ndui.  Same,  oz  o- 
ndui,  Samen  (o-mbuto,  0-0-mbuto  i  ;  o-njose.  Stern.  oz,o-njose. 
Sterne   (o-njosi,   o-o-njos^i)    u.  s.  w. 

Mit  o- ca.  700,  mit  absolutem  ozo-  ca.  50  Worte:  oshi-kuanjama  hat 
dafür  sogar  ee-,  wie  o-di  =  o-n  du  Schaf,   PI.  cedi  =  oz  o-nd  u.  Schafe. 

IX.  Otji-   (oshi-),   Pron.   conj.  tj-   (sh-).   dem.   und  rel.  hi-     sh-), 

X.  Ovi-  (i-i-).   Pron.  conj.  vi-  (j-i,   dem.   und  rel.  mbi-   (j-j. 

Beispiele  dieser  Klasse  sind:  otji-herero,   die  Herero-    Damara-)  Spr. 
(o  shi-shimb  a)  otji-aha.  Schüssel,  ovi-aha,  Schüsseln  (e-t_it.i,  oma- 
t  iti);  otji-havero,  Stuhl,  ovi-havero,  Stühle   (oshi-pundi,  ii-pundi) 
otji-hende,     Baumstumpf,     ovi-hende  ,     Baumstümpfe     (oshi-s^indi 
ii-s^indi);  otji-huro,  großes  Dorf,  ovi-huro.  große  Dörfer  (oshi-longo 
ii-longo)  u.  s.  w. 

Otji-  beherrscht  ca.  600,   absolutes  ovi  ca.    60  Nomina. 

XI.  Oru-    (olu-),  Pron.   conj.   ru-  (lu-J,   dem.   und  r^l.   ndu-  (lu-), 
XII.  Otu-   (omalu-),   Pron.  conj.  tu-  (g-),  dem.  und  rel.  s^u-   ig-). 

Wortformen  dieser  Klasse  sind:  oru -ehe,  Netzfett,  otu-ehe,  Stücke 
von  Netzfett  (olu-fu,  omalu-fu)  ;  oru-hango,  getrocknetes,  in  lange 
Streifen  geschnittenes  Fleisch,  PI.  otu-hango  (o-nz  ingu,  oo-iizjngu); 
oru-i,  dauernde  Wasserquelle,  otu-i,  Quellen  (e-z^ia,  omaz^ia):  oru- 
kumbambura,  Wirbelwind,  otu-kumbambura,  Wirbelwinde  (oka-mbija, 
uu-mbija);  oru-mbo,  aus  Dornbüschen  gemachte  Hürde,  PL  otu-mbo 
(e-ng^olo,  oma-iig^olo)  u.  s.  w.,  wo  g^  dem  stark  gutturalen  g  im  Holland, 
entspricht   (gr.  8;. 

Diese  Klasse  umfaßt  ca.  240 — 250,  mit  absolutem  otu-  ca.  20 — 30 
Nomina. 

j Xlll.   Oka-  (oka-),  Pron.  conj.   k-  (k-).   dem.   und  rel.  ng-   [g-). 
Ixiv.   Ou-  (uu-'i,  Pron.  conj.  u-   (u-)   dem.  und  rel.  mbu  (mbu-.   u-). 

Beispiele  dieser  Klasse  sind:  oka-kambe,  Pferd,  ou-kambe,  Pferde, 
(oka-kambe,  uu-kambej;  oka-tjove.  Hartebeest.  ou-tjove,  Hartebeeste 
(e-xumba.     oma-xnmba    :    oka-na.     kleines    Ding,    ou-n  a.    kl.    Dinge 


ZUR    SPRACHEN"-    UND   VÖLKERKUNDE    DER    BAN JUNEGER.  2  5 

(oka-nima,  uu-nima  ;  oka-tjauvi,  kl.  Spinne,  ou-tjau  vi ,  kl.  Spinnen 
(oka-uiuili,  uu-uiuiliy;  oka-ti,  Stock,  ou-ti,  Stöckchen  (oka-ti. 
Liu-ti);  oka-puka,  Tierchen,  ou-puka.  die  Tierchen  (oka-jamakuti , 
uu-jamakuti)  u.  s.  w. 

Mit  oka-  ohne  die  Deminutivform)  ca.  120 — 130,  mit  absolutem  ou- 
ca.   200 — 250. 

Die  eigentliche  ou-Klasse  (außer  wenn  sie  die  Pluralform  von  oka-  ist) 
hat  die  Eigentümlichkeit,  abstrakte  Begriffe,  die  durch  die  betr.  Adjektive 
bezeichnet  werden,  in  sich  aufzunehmen,  wie  ou-hona,  Herrschaft  (om-ua). 
ou-vi,  Böses,  Häßliches  (uu-inai);  ou-ua,  Schönheit  uu-uanaua)  u.  s.  w. 
Sollen  diese  abstrakten  Begriffe  in  der  Mehrheit  gedacht  werden ,  dann  tritt 
das  oma-  VI  vor  ou-,  wie  oma-u-hona,  Herrschaften,  fomiu-ua)  ; 
oma-u-vi.  Böses,  Häßlichkeiten  (oma-uinai):  oma  u)ua,  Schönheiten 
(oma- :  U-)  uanaua)  u.  s.  w.  Die  Pronomina  zu  dieser  letzten  Form  werden 
dann  ebenfalls  von  oma-  VI  hergenommen. 

(xv.   Oku-  (oku-) ,  Pron.  conj.  ku-   ^ku-),  dem.  und  rel.  ngu-  (ngu-. 
\         ku-)  —  Oma-  VI,  Pron.  siehe  oma- vi. 

Oku-  ist  in  unsern.  wie  auch  in  fast  allen  andern  Baut  udialekten  1.  das 
Präfixum  modi  infinitivi  mit  der  Terminatio  verbi  -a,  wie  oku-ungura  (oku- 
longa),  arbeiten:  oku-z  epa  (oku-z  ipaga),  töten,  schlachten;  oku- 
tjita  (oku-ninga,  thun.  schaffen  u.  s.  w.  Im  wörterbuche  ist  oku- 
als  Präfix  des  Infinitiv  weggelassen,  die  Verbalform  aber  in  diesem  Modus, 
d.  i.   mit  finalem  a  aufgeführt. 

2.  ist  oku-  Präfix  für  eine  kleine  Anzahl  Nomina,  die  dann  zur  Bildung 
der  Mehrheit  ebenfalls  oma-  \"i  an  sich  nehmen.  Einige  wenige  behalten 
auch  dann  ku  bei,  wie  oku-ija  (oku-ega).  Dorn,  oma-kuija  (oma- 
kuejaj,  Dornen;  oku-ti,  Feld.  Landesstrich  oku-ti),  oma-kuti,  Landes- 
striche, Felder  (oma-kuti);  oku-tui  (oku -tsui)  Ohr,  omu-tui  oma- 
kutsüi  ,  Ohren;  oku-moho,  linker  Arm  (olu-moxo)  ,  oma-moho 
(omalu-moxo     linke  Arme  u.  s.  w. 

Diese  Klasse  (ohne  Infinitiva    umiaßt  ca.  50  Worte. 

Die  Infinitivform  mit  oku-  wird  als  solche  auch  gleich  einem  Substan- 
tivum  behandelt,  wie  oku-taura,  zerbrechen,  das  Zerbrechen  u,  s.  w.  Soll 
aber  dieser  infinitiv-substanti\-ische  Begriff  verstärkt,  erweitert  oder  numeralisch 
vermehrt  ausgedrückt  werden,  dann  erleidet  die  Verbalform  eine  Verstärkung 
resp.  Nominalisierung  und  nimmt  darauf  das  Präfix  oma-  \l  an,  wie  oku- 
taura  zerreißen:  oma-taur-i  ro ,  intensives,  wiederholtes  Zerreißen,  Zer- 
reißungen; oku-jamba,  übel  nachreden  :  oma-j  amb-ero.  übles  Nachreden, 
Nachredungen,  (hingegen  oma-jambc  —  omambo  omajambe  — .  übel 
nachredende  Worte.  Afterreden)  u.  s.  w.  Auf  diese  Weise  können  fast  alle 
Verba  in  solche  Verbalnomina  verwandelt  werden.  Der  Wortreichtum  wird  da- 
durch bedeutend  erhöht.  Nach  oben  gegebenen  Beispielen  sind  die  Anfangssilben 
aller  Nomina  durch  die  Präfixe  unabänderlich  gegeben.  Anders  verhält  es  sich 
mit  den  Formen,  die  durch  die  Präfixe  beeinflußt,  als  Adjektiva  denselben  an- 
gehängt,  gewissermalkMi  ihrer  Herrschaft  unterstellt  werden.     Diese  lassen  sich 


2  5  If-    IjRINCKER. 

schwer,  wenn  überhaupt  je.  in  grammatische  Regeln  bringen.  Sic  müssen 
eben  aus  dem  Wörterbuche  ersehen  werden. 

Es  ist  nun  ferner  der  Mühe  wert,  sich  einmal  die  äußerst  verwickelt  aus- 
sehende Tabelle  aller  Pronomina  unsrer  Dialekte  etwas  näher  anzusehen.  Da 
zeigt  es  sich ,  daß  diese  geradezu  1 5  mal  mehr  Pronomina  haben  als  etwa 
das  Deutsche,  Englische.  Holländische  u.  s.w.,  denn  jedes  Präfix  hat  seine 
eignen  Pronomina  und  muß.  indem  es  eine  gewisse  Persönlichkeit  repräsentiert, 
in  den  durch  dasselbe  nominalisieiten  Ausdrücken  als  Persönlichkeitswort  an- 
gesehen und  behandelt  werden.  Im  nächsten  Abschnitte  werden  wir  auf  diese 
Frage,  die  übrigens  hier  nur  unzureichend  beantwortet  werden  kann,  zurück- 
kommen. 

Die  ursprünglichen  Primitiva,  die  zur  Bildung  der  Präfixe,  besonders  aber 
der  substantivischen  Pronomina  mb-a,  mb-i,  ndj-i,  'nd-je',  nd-i, 
ng-ame-ami,  ng-ae.  ng-oe  (ich  und  du),  dienten,  sind  von  der  aller- 
größten Wichtigkeit.  Es  sind  im  allgemeinen  folgende:  mb,  nd,  ng.  nt. 
nd  .  nk.  nip,  ndj.  nz  ,  tj  (sh  =  k-)  t  .  n,  v  =  b,  z.  Man  könnte  diese 
Primitiva  wohl  mit  Gebeinen  vergleichen,  an  die  sich  später  Sprachfleisch  mit 
seinem  ganzen  Organismus  angesetzt  hat,  und  zwar  teils  magerer,  teils  üppiger, 
je  nachdem  der  betreffende  Bant  ustamm  psychisch  und  physich  angelegt  und 
bedingt  war.  Diese  ursprünglichen  Lautungen  entsprechen  den 
Schnalzlauten  (clicks)  der  Hottentotten  und  Kafirn. 

Die  Stämme  Mittel-  und  Südafrikas  werden  nämlich  im  allgemeinen  noch 
wahrnehmbare  Elemente  von  der  Grundform  des  ursprünglichen  Sprachtypus 
gerettet  haben  und  zwar  in  Formen,  die  ihren  Sprachen  als  solchen  im  be- 
sondern auch  ganz  fremd  sind,  ohne  die  diese  jedoch  gar  nicht  selbständig 
sein  noch  gedacht  werden  können.  Bei  genauer  Vergleichung  aller  Idiomata 
der  für  uns  hier  hauptsächlich  in  Betracht  kommenden  Stäiiime  treten  uns 
folgende  Hauptpunkte  vor  Augen  : 

1 .  Die  Bant  u-,  Neger-  und  Hottentottenstämme  haben  in  ihren  Sprachen 
etwas  Gemeinsames.  Dieses  Gemeinsame  sind  in  den  Bant  udialekten  die 
Präfixe  und  in  denen  der  roten  Stämme  die  Schnalzlaute.  Beide  Sprach- 
erscheinungen sind  die  Reste  der  Urlaute  aus  der  ursprünglichen  Grundform 
und  haben .  obschon  sie  eine  große  Wandlung  erfahren ,  einen  gemeinsamen 
Grundsinn.     Daher  sind 

2.  die  Schnalzlaute  nicht  später  hinzugekommene,  etwa  aus  Armut  der 
Sprache  entstandene,  diakritische  Laute,  zur  nähern  Bestimmung  der  durch 
die  betr.  Silben  ausgedrückten  Begriffe,  also  nicht  Laute,  die  etwa  zu  einem 
gewissen  Konsonanten  hinzugethan  wurden ,  um  diesen  von  einem  ähnlichen 
lautlich  zu  unterscheiden  (vgl.  das  jetzt  gebräuchliche  Lautzeichen  in  der 
Namasprache)  ,  sondern  sie  sind  zusammengeschrumpfte  Präfixe,  die, 
mit  ihrem  vokalischen  Auslaute  kombiniert,  ein  älteres  und  neueres  Prinzip 
darstellen.  Mithin  ist  der  nach  der  gangbaren  Ansicht  vermeintliche  Schnalz- 
laut das  ältere,  verschrumpfte  Lautpräfix,  der  vokalische  Auslaut  des  Schnalz- 
lauts hingegen,  der  dieses  Lautpräfix  vervollständigt,  ist  das  neuere  P^ntwicke- 
lungsprodukt  der  betr.  Sprache. 

Wenn  nicht  alles  trüet.   hätten  wir  in  diesen  Präfixen  als  Resten  der  ur- 


ZUR    SPRACHEN-    VXD    VOLKERKVNDE    DER    tANTVNKGER.  2  7 

Sprünglichen  Grundform  völkerpsychologische  Rätsel,  die.  wenn  gelöst,  manche 
andre  Rätsel  und  Dunkelheiten  betreffs  der  Entstehung  so  vieler  und  ver- 
schiedener Mythologien  und  Sagen  aufzulösen  im  stände  wären.  Wir  hoffen, 
daß  sich  bald  kompetente  Sprachforscher  an  diese  interessante  Untersuchung 
wagen  und  eine  Lösung  erzielen  werden. 

Ist  nun  diese  Ansicht  über  die  Nominalpräfixe  in  der  Bant  usprache  eine 
begründete  sie  wird  unsers  Wissens  zum  erstenmale  in  dieser  Form  aufgestellt), 
und  sind  die  Schnalzlaute  jenen  entsprechende  Sprachelemente,  bzhw.  ursprüng- 
lich präfixartige  Silben  der  ursprünglichen  Grundform."  so  dürfen  wir  die  Zahl 
derselben  nicht  mehr,  wie  gewöhnlich  geschieht,  auf  vier  (Lingual.  Cerebral. 
Palatal.  Lateral)  beschränken,  sondern  müssen  ihnen  ein  größeres  Lautgebiet 
einräumen  und  demnach  von  Schnalzlautungen  reden,  deren  Zahl  sich  analog 
den  Bant  upräfi.xen  auf  ca.  14 — 16  belaufen,  mit  vier  Hauptschnalzlauten.'  Die 
diesem  entsprechenden  Laute  im  San  oder  der  Buschmannsprache  sind  nur 
im  Prinzip,  nicht  aber  im  hervorgebrachten  Laute  den  Xamaschnalzlauten  gleich. 
Dasselbe  gilt  von  den  im  Kafir  sich  findenden  Schnalzlauten. 

Das  Bant  upräfix  tji-.  shi-.  si-,  tshi-,  wird  von  einigen  Stämmen  ki- 
gesprochen.  welches  schon  fast  ein  Schnalzlaut  ist,  wenigstens  eine  Übergangs- 
form zu  einem  solchen."  Das  Kafir  oder  S'ulu  hat,  diesem  hauptsächlich  auf 
der  Ostküste  bemerkbaren  Hange  folgend,  ebenso  einige  Primitiva  in  Schnalz- 
laute verwandelt,  also  nicht  von  den  Hottentotten  angenommen,  sondern  in 
seinem  eignen  Idiome  erzeugt.  ^ 

Die  Bant  u  haben  in  allen  ihren  Dialekten  die  Neigung  das,  was  sie  als 
Wohlklang  ihrer  Sprache  ansehen,  nicht,  wie  die  Hottentotten  vermittelst  der 
Zunge  (die  bei  letztern  eine  ungemein  große  Beweglichkeit  besitzt  .  sondern 
vermittelst  ihrer,  wie  eigens  dazu  gemachten  wülstigen  Lippen  hervorzubringen. 
Zu  diesen  eigenartigen  Lautungen  gehören  die  sog.  Mediae  nasales  S.  19): 
mb,  nd  .  n  d  ,  fit  ,  ng,  ng  ,  nk,  uip  (=  mb).  niv  (=  mb  .  nj .  nz  =  n  d  . 
welche  in  der  Silbenbildung  als  harmonische  Anlauter  von  größter  Wichtigkeit 
sind,  weil  sie  die  Elemente,  bzhw.  Überbleibsel  der  Pi  imitivlaute  jener  ursprüng- 
lichen Grundform  ausmachen  und  als  solche  wiederum  den  Schnalzlauten  ent- 
sprechen. Sie  sind  nun  in  grammatischer  Hinsicht  teils  selbständige,  teils  *eupho- 
nisch'  gebildete  Laute,  daher  bei  et}'mologischer  Erklärung  eines  Wortes  zuerst 
entschieden  werden  muß,  ob  der  Laut  ein  Urlaut  oder  ein  '^euphonischer \  d.  h. 
aus  k,  t,  p.   V,  z    wegen  eines  vorlautenden  Vokals  entstandener  Laut  ist. 

Ein  zweites  Prinzip  der  Entstehung"  der  Schnalzlaute,  das  teils  zusammen 


'    [Vgl.   I.  z.   IV.   117  rechts,   wo  24  Arten  aufgeführt  shul.  -  F.  T.] 

-  lKs  würde  für  die  Phonetik  von  Belang  sein,  wenn  Vf.  sich  über  das  Wesen  iler  '  l'ber- 
gangsform'  von  dem  gewöhnlichen  I-aiit  zum  Schnalzlaute  bei  Gelegenheit  näher  aussprechen 
möchte.  Bei  dem  erstem  von  der  -Ausatmung  abhangigen  Laut  findet  eine  Luflverdichtung,  bei 
dem  letztern  von  der  Ausatmung  unabhängigen  Laut  eine  Luftverdünnung  in  der  Mundliühle  statt. 
Den  Übergang  ki  kann  ich  mir  nur  so  denken,  daß  an  der  i- ,  also  der  kakumiiialen  Stelle 
I.  z  IV.  119)  Schluß  bewirkt  wird,  aber  weder  mii  .\imung>druck  ,  nnch  n.it  S.uigen ,  \i-,dleicht 
bei  Kehlkopfschluß,   vgl.  i.  z.   III.  37S.  !•"•    T-j 

3   Vgl.  das    Verbum    -ru-ru-ma    im  Otjihcro    und    h-luma    im  Katir ,    welche    beide  die 
("■ruiulbedeulung  von  %p.ingcn,   auf-pringen,   üijer>iiringcn '  laben. 


,g  II.   Hkinckkr. 

mit,  teils  neben  dem  erstem  hergeht  ist  folgendes.  In  den  Bant  udialekten 
findet  sich  eine  Eigentümlichkeit,  wie  sie  wohl  kaum  in  andern  Sprachen  an- 
zutreffen sein  dürfte,  nämlich  die.  daß  gewisse  Konsonanten  durch  enie  be- 
sondere dentale  Aussprache  von  ihren  nächsten  Verwandten  genau  unterschieden 
^^'erden  und  in  der  Silbenbildung  einen  ganz  andern  Sinn  geben,  als  wenn  sie 
nicht  durch  die  eigenartige  Aussprache  den  Unterscheidungscharakter  erhalten. 
Da  wir  in  unserm  Alphabet  keine  annähernden  Zeichen  für  solche  Laute  haben, 
hat  man  sie  durch  untergesetzte  Häkchen  von  ihren  Verwandten  unterschieden, 
t^  von  t,  s^  von  s,  n  von  n.  (z  von  z).  Auf  die  genaue  Kenntnis  und  gute 
Aussprache  dieser  scharf  artikulierten  Laute  t.  s^.  n^,  (z)  (im  Oshindonga 
auch  noch  s  .  s'  und  f  kommt  sehr  viel  an.  wie  z.  B.  in  mba  nänga.  ich 
fühle  mich  abgespannt,  eig.  schleimig  müde,  und  in  mba  n  anga,  ich  habe  'Ind.) 
zugewinkt  (zu  kommen);  in  ua  ton  a,  er  hat  überwunden,  und  in  ua  tona, 
er  hat  (Ind.)  geschlagen;  in  oku-putura,  etwas  im  Gehen  glückhcherweise 
finden,  und  in  oku-putura,  die  Augen  groß  aufreißen;  in  omu-ti,  Baum, 
Strauch,  und  omu-tj,  ein  Verstorbener  u.  s.  w.  Wie  nur  wenige  Europäer 
die  Schnalzlaute  richtig  sprechen ,  ebensowenig  gelingt  es  ihnen ,  die  feinen 
Nuancen  der  oben  bezeichneten  Bant  ulaute  wie  ein  Eingeborner  hervorzu- 
bringen. ' 

Diese  eigenartigen  Laute  t^  s„  n^  (zj  entsprechen  ihrem  Ursprung  nach 
ebenfalls  den  Schnalzlauten;  sie  sind  wie  die  letztern  ursprünglich  selbstän- 
dige, vielleicht  gar  präfixartige  Laute  gewesen,  die  den  Primitivis  der  be- 
kannten Präfixe  entsprachen.  Bei  den  Vorvätern  der  Hottentotten.  San 
(Buschmännern)  und  ihrer  Stammverwandten  sind  diese  Elemente  wohl  gleich 
bei  der  gesonderten  Entwicklung  ihrer  Sprache,  bei  denen  der  Kafirstämme 
erst  später  in  Schnalzlaute  verwandelt. 

Die  ganze  Bantuspr.  besteht  nun  aus  folgenden  wenigen,  Silben,  deren 
bildende  Faktoren  oben  gen.  Primitiva  waren: 

Pronominal -radices  i.  Pron.,  verb.  u.  temp.-radices  2. 


m  b  -  a .    m  b  -  e ,    m  b  -  i ,    m  b  -  o .    m  b  -  u 
ng-a,     ng-e,     iig-i.    ng-o.     ng-u= 


(h-a.     h-e,     h-i.     h-o.      h-u 
Ix-a-     X-e-     X-i-      X-o,     X"" 


n  p-a,    np-e,    rTip-i.    nip-o,    ihp-u"  (    p-a.     p-e,     p-i,     p-o.     p-u 


ndj-a.  ndj-e,  ndj-i.  ndj-o,    ndj-u 


(m-a,    m-e,    m-i.    m-o,    m-u 
It-a.     t-e,     t-i.     t-o,     t-u^ 


Verbal-radices  pur.  3.  Verb,  radices  pur.  4. 

k-a.      k-e.      k-i,      k-o,     k-u 
n  -  a .      n  -  e .     n  -  i .     n  -  o ,    n  -  u 


ng-a,  ng-e,     ng-i,  ng-o.  ng-u 

mb-a,  mb-e,    mb-i,  mb-o,  mb-u 

nd-a,  nd-e,      nd-i,  nd-o,  nd-u 

ük-a,  nk-e,     nk-i,  nk-o,  fik-u 

nz-a,  nz-e,     fiz-i.  iiz-o,  iiz-u 


n^-a.  n-e,  n-i,  n-o.  n-u 
|r-a,  r-e,  r-i,  r-o,  r-u 
ll-a,       1-e,      1-i,      l-o.      1-u 


nip-a,    mp-e,    mp-i,    nip-o,    nip-u   ^   z-a,     z-e,      z_-i,      z„-o,     z_-u 


^    [Vgl.  meine  Bespr.  von  Brinckers  ^vÖRTERB.  bibl.   1886.  F.  T.] 

^    [Über  die  Bedeutung  des  Punktes  unterrichtet  uns  Vf.  leider  nicht.  F.  T.] 


/tj-a, 

tj-e, 

tj-i^ 

tj-o. 

Ish-a, 

sh-e, 

sh-i 

sh-o 

k-a. 

k-e, 

k-i, 

k-o, 

ij-a, 

j-e. 

j-i, 

j-o. 

li-a, 

i-e. 

i-i , 

i-o, 

js-a, 
\  s"-a. 

s,-e, 

s-i, 

s,-o . 

s.-u 

s"-e  . 

s^-i 

s"-o. 

s"-u 

(t--a, 

t-e, 

t-i- 

t-o, 

t-u 

(f-a, 

f-e. 

f-i, 

f-o. 

f-u 

s'-a  . 

s'-e. 

s'-i . 

s'-o  , 

s"-u 

ZVR    SPRACHEN-    VND    VOLKERKUNDE   DER    BANTUNEGER.  2  g 

Pron.  und  verbal-radices  5.  Verbal-radices  6, 

tj-u 

sh-u 

k-u 

j-u 

i-Li 

v-a,     v-e.     v-i,     v-o.     v-u 

Vorstehende  Silben  umfassen  den  ganzen  Sprachschatz  der  Bantuspr. 
Diese  wurden ,  je  nachdem  sie  ursprünglich  Begriffe ,  wie  Bewegung .  Entfer- 
nung, Nähe,  Höhe,  Tiefe  u.  s.  w.  in  denselben  entsprechenden  Lautungen  ver- 
anschaulichen mußten,  verdoppelt,  oder  es  wurden  solche  mit  ähnlichen  Be- 
griffen miteinander  kombiniert,  wodurch  es  möglich  wurde,  mehrere  Begriffe 
vereint,  durch  ein  Wort  auszudrücken.  In  dieser  Verbindung  entstanden,  und 
entstehen  noch,  außer  jenen  ursprünglichen  Primitivlauten  mb  ,  ng,  nd.  nt, 
riip  u.  s.  w.),  aus  harten  Lauten  t.  r,  k,  zu.  s.  w.)  weiche,  bzhw.  diphthon- 
gische Laute,  wie  in  tu-tu-ra  =  ndu  ndu-ra.  ka-pa  =  ngamba,  ru-ru-ra 
=  ru  ndu-ra  u.  s.  w.  Dies  geschah  und  geschieht  noch,  sobald  eine  sub- 
jektive Anschauung  durch  die  betr.  Silbe  zum  Ausdruck  kommen  sollte,  oder 
auch  sobald,  durch  ein  Nominalpronomen  (Präfix)  verbunden,  der  Mensch  die 
zu  benennenden  Gegenstände  von  seiner  Reflexion  aus  als  außer  ihm  persön- 
lich (individuell    existierend  anerkennen  und  berücksichtigen  mußte. 

Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  betrachten  wir  nun  die  Verba .  die  nach 
obiger  Charakteristik  alle  regelmäßige,  unbiegsame  und  vokalreiche  sein  müssen. 
Wer  die  Urbegriffe  oben  bezeichneter  Silben  wüßte,  würde  freilich  dem  L'r- 
idiome  der  Bantusprache  manches  entnehmen  können,  was  jetzt  der  Sprach- 
philosophie verschlossen  bleibt.  Jedenfalls  zeigt  uns  die  Armut  des  Bant^u- 
sprachschatzes  (im  ganzen  ca.  150  Silben),  daß  diese  Sprache  nicht  dazu  an- 
gethan  sein  kann,  tiefe  Gedanken  und  philosophische  Systeme  der  gebildetsten 
Sprachen  auch  nur  im  entferntesten  wiederzugeben,  daß  sie  sich  andrer  Hilfs- 
mittel bedienen  muß,  um  die  allernotwendigste  Deutlichkeit  und  Verständlich- 
keit zu  erzielen.  Diese  treten  uns  nun  in  den  Vokalsuffixen  entgegen,  die 
lediglich  Verlängerung,  Verdoppelung,  ja  oft  Verdreifachung  der  Urradices 
sind.  Diese  Suffixe  müssen  dienen,  um  die  Beziehungen  zu  bezeichnen  zwischen 
Subjekt,  Objekt  (Pron.  conjugativum  und  Prädikat  A'crben  .  dem  Actor  und 
der  Actio,  zwischen  Causator  und  Causa,  dem.  was  für  oder  anstatt  jemand 
geschieht  u.  s.  w.  Sie  sind  ihrer  Natur  nach  Causativa,  Invcrsiva,  Transitiva. 
Intransitiva,  Reciproca ,  IModi  faciendi  et  patiendi.  temporum  u.  s.  w.  und 
können  unter  Umständen  eine  beträchtliche  Länge  erlangen,  wie  /..  B.  ni  dem 
Satze:  ouo  va  ton-asan-enene  ongombe.  sie.  sie  schlugen  einander 
wegen  des  Rindes.  Das  Verb.  pur.  ist  ton-a.  An  dasselbe  ist  das  Suthx. 
recipr.  -as  an-a  und  das  Suft".   relat.   -nene  in  der  Praet.-Form  mit  Abwertung 


'  [Über  die  verschiedenen  s- Laute  .sclireiljt  Vf.  in  seiner  GRAMM.  8:  's  wird  mit  dicker 
Zungenspitze  ohne  Säuseln  gesprochen,  ...  s  "  [hier  wohl  besser  s"  geschrieben]  ist  scharf  und 
tark  säuselnd,   .  .  .   s    entspricht  dem   sclir  fein   lispelnden  s    '=  .S'^"    im  (Hjiherero.'  F.  T.] 


TQ  II.  Bkinckkr. 

des  finalen  -a,  gehängt  worden,  ist  somit  seiner  Natur  nach  eine  aktiv-reci- 
prokal-relativ-  präteritale  Form  mit  dem  wörtlichen  Sinne:  sie.  sie  schlugen 
einander  für,  anstatt  wegen  Rind.  Ein  Beispiel  des  Rantuismus  möge  hier 
auch  noch  in  der  sog.  kausativen  Verbalform  stehen,  wie  ami  mba  pandjar- 
is  a  ond  u  jandje,  ich,  ich  habe  verloren  gehen  gemacht  Schaf  mein.  Das 
Verb,  ist  pandjar-a,  -is  a  kausatives  Suffix  mit  der  Bedeutung,  die  durch 
das  Verb,  ausgedrückte  Handlung  verursachen,  oder  machen,  daß  so  und  so 
etwas  geschieht.  Wir  geben  den  Sinn  des  obigen  Satzes  einfach  mit:  ich 
habe  mein  Schaf  verloren .  was  eigentlich  nicht  ganz  logisch  ist.  Die  Bant  u 
sprechen  in  obigem  Satze,  wie  überhaupt  im  allgemeinen,  logisch  korrekt, 
wenn  auch  für  unsre  Auffassung  oft  dunkel. 

Daß  nun  bei  einer  solchen  Fülle  der  verschiedenartigsten  Suffixe  (wie  man 
sie  am  besten  in  den  betreffenden  Tabellen  unsers  Wörterbuchs  ersehen  kann) 
äußerst  wenige  Präpositionen  sich  finden  und  daß  deshalb  der  Sinn  eines  längern 
Satzes  für  einen  Europäer  zweideutig,  oft  ganz  unverständlich  werden  kann, 
liegt  nahe  genug.  Genau  genommen  gibt  es,  wenigstens  in  unsern  beiden  Dial. 
gar  keine  eigentlichen  Präpositionen .  sondern  an  deren  Stelle  nur  einige  mit 
den  Adverbialpronomina  m-u,  k-u,  p-u  versehene  Substantiva,  wie  k-om- 
banda.  oben  (eig.  am  Oberteil),  k-ombunda,  hinten  (Adv.  nachher,  eig. 
am  Hinterteil):  k-omeho,  vorn  (an.  vor  den  Augen):  k-o ngotue,  hinten 
(an  der  Hinterseite,  am  Rücken):  k-ehi.  unten  an  der  Erde  :  p-endje, 
draußen  (am  Ausgange)  u.  s.  w. 

Charakteristisch  genug  ist  endlich  auch  der  Umstand,  daß  unsre  Leute, 
wie  es  scheint,  durchgängig  ihre  Vis  eloquendi  in  der  x'\nwendung  einer  Menge 
mei.st  unübersetzbarer,  nichtssagender,  ein-  und  mehrsilbiger  Partikeln  haben, 
eine  Eigentümlichkeit,  die  sich  auch  den  Mischlingen  in  der  Kapkolonie, 
wenigstans  ihrem  Jargon  der  HoUändischeingebornen  mitgeteilt  zu  haben  scheint. 
Welch  ein  Strom  von  solchen  Flickworten  fließt  da  aus  dem  Munde  eines  ein- 
gebornen  Redners !  Ein  mit  der  Sprache  Unbekannter  denkt  Wunders .  was 
da  alles  für  Gedanken  entwickelt  worden  seien,  und  doch  waren  wenigstens 
ein  Drittel  aller  ausgesprochenen  Worte  nur  jene  dunkeln,  zum  Überfluß  noch 
oft  wiederholten  Partikeln,  die  zum  größten  Teil  hätten  wegbleiben  können,  ohne 
dem  Inhalte  der  Rede  zu  schaden.  Und  doch  legen  die  Eingebornen  auf  den 
Gebrauch  dieser  Partikeln  großen  Wert. 


PRINZIPIEN     DER     PRÄFIXE,     BESONDERS    IN     IHRER     PRIMITIVEN     FORM. 

Wie  wir  schon  oben  angedeutet  haben,  werden  alle  Notiones  substantivae 
in  den  Bant  udialekten  in  den  Rahmen  verschiedener,  der  W^andlung  und  Ab- 
schleifung  mehr  oder  weniger  unterworfen  gewesener,  den  innern  Sinn  unter- 
scheidender Klassenpräfixe  gestellt,  die  man  auch  Nominalpräpositionen  nennen 
könnte.  Diese  sind  in  manchen  Dialekten  von  unbekannten  Elementen  beein- 
flußt, arg  verstümmelt,  zuweilen  ganz  und  gar  unkenntlich  geworden.  So  viel 
scheint  jedoch  bis  jetzt  angenommen  werden  zu  dürfen,  daß  die  ursprüng- 
lichen Elemente ,  als  Grundlaute  der  Nominalpräpositionen  sowie  des  ganzen 
Sprachschatzes,    sich    in    allen   Dialekten   noch    ziemlich   unverändert   erhalten 


ZUR    SPRACHEN-    l'ND    VÖLKERKUNDE    UER    BANTUNEGER.  ßl 

haben.  Oben  S.  26  sind  diese  Laute  aufgeführt  worden,  wobei  erwähnt  wurde, 
daß  diese  ihrem  Ursprung  nach  den  Schnalzlauten  der  Hottentotten  und  Kafirn 
zu  entsprechen  scheinen,  welche  ihrerseits  durch  den  physisch-psychischen 
Charakter  derer,   die  sich  ihrer  bedienen,   bedingt  sind. 

Omu-  I.   III.   dialektisch  om  ü-.   umü-.   "mu-,   "m'-. 

Angenommen .  daß  die  primitive  Benennung  bei  den  Urvorfahren  der 
Bant.u  für  Mensch  ähnlich  wie  o-ku-m"ntu.  der  Du-]\Iensch  gewesen  sei, 
so  m.ußte  demzufolge  die  subjektive  Benennung  o-ngu-m'-nt  u,  der  Ich- 
oder Mich-Mensch  werden.  Einen  Er-Mensch  kannten  die  Bant^u  ursprüng- 
lich nicht,  sondern  bezeichneten  diesen  Begriff  durch  Reflexion  von  sich  selbst, 
d.  h.  vom  Ich -Menschen  aus.  Aus  diesen  beiden  Primitivformen  entstanden 
nun  die  neuern,  abgekürzten,  bzhw.  zusammengezogenen  Formen,  wie  ove) 
ncru-u  (ncfu-vu  ri  omu-ndu.  du,  der  du  seiend  Mensch :  ouami  o-vu- 
ngami)  ngu  mbi  m-vi)  ri  omu-ndu,  ich.  der  ich  seiend  Mensch  =  (eje) 
ngu-  ngu-vu]  ri  omu-ndu.  er.  der  (er)  seiend  Mensch  (s.  den  Artikel 
omu- du  in  unserm  Wörterbuch.  Die  Erweichung  des  objektiv  gefaßten  k- 
zu  dem  subjektiv  begriffenen  ng-,  die  durch  den  ganzen  Bau  der  Bant^u- 
dialekte  hindurchgeht,  wird  aus  dieser  Primitivform  in  Verbindung  mit  den 
Vokalen  a,  u-e,  i-o,  die  in  den  3  Personen  Sing,  ihre  Rolle  spielen,  recht 
offenbar.  Der  Laut  k  mit  seinem  objektiv-prädikativen  Charakter  wird  ng-, 
sobald  der  Aussagende  das  mit  k  lautlich  Gemachte  subjekti vieren  will.  Das- 
selbe gilt  von  dem  lokativen  p.  dem  geschlechtlich  differenzierenden  v  =  w  b), 
dem  effektiven  t,  t^  und  dem  semikausativen  z^  mit  seinem  Verwandten  j  (p 
wird  mb  =  mp  .  v  =^  w  =  b  v%ärd  mb  =  ni  v,  t  t  werden  nd  .  n  d^  =  nt^. 
z^   wird  n  d^  =  üz^  und  j  wird  ndj). 

Wir  begegnen  in  der  Bant^uspr.  einem  merkwürdigen,  erst  später  ent- 
wickelten Charakterzuge ,  nämlich  den  in  der  Sprache  durch  gewisse  Laute 
verkörperten  Prinzipien  des  Hermaphroditismus.  Es  ist  daher  kein  Wunder, 
daß  die  Bant^udialekte  keine  unterscheidenden  Formen  für  die  Geschlechter 
haben,  weil  beide  Geschlechter  in  den  Nominalpräpositionen  omu-  I,  III  nicht 
differenziert  sind. 

Indem  om-u-nd-u  (omu-ndu\  Mensch,  in  andrer  Form  u-m-nt^-u. 
sind  die  Elemente  m,  nt^  =  nd  hermaphroditisch  mit  u  verbunden.  Das 
Selbstbewußtsein  des  omu-ndu  ergab  diesem  die  Reflexion  ng-k-  in  o-ng- 
ame  (ami,,  der  Der-Ich ,  indem  ng-oe  ;ng-ove  ,  der  Der-Du  nur  durch 
die  Notwendigkeit  der  Anerkennung  eines  zweiten  Geschlechtes  durch  v  als 
Differenzierung  von  m  begriffen  wurde.  Als  sich  dem  Omu-ndu  auch  die 
dritte  Person  im  Nebenmenschen  aufdrängte,  abstrahierte  er  auf  diese  nur  von 
Ich  und  Du  aus.  indem  er  denselben  zum  Unterschiede  von  Ich -Du  einer 
ganz  neuen  Klasse  von  besondern  Lebewesen  ,  dem  Tier  gleichstellte ,  durch 
die  P'^orm  e-j-e  (eje)  (vgl.  Klasse  VI  O-  Pron.  conj.  j).  aber  das  Individuum 
Er,  als  im  omu -ti.  Baum,  sich  ihm  konkret  darstellend,  subjektiv  in  sich 
begriff;  daher  in  allen  Baut  udialekten  Mensch  und  Baum  und  des  erstem  im 
Gedächtnis  haftende  Acta  homogcna,  d.  h.  alle,  in  der  engsten  \'erbindung 
stehenden ,     von    Menschen    ausgegangenen    Wirkungen  .     die    auch    auf    den 


2  2  I^-    TÜUNCKER. 

Menschenerzeuger  omuti  (Baumarche)  übertragen  wurden,  das  gleiche  Präfix 
mit  hermaphroditischer  Form  haben.  Folgende  Tabelle  möge  diesen  Gedanken 
deutlicher  veranschaulichen : 

Omu-i.    Ou-ami,   ng-u  mbi  ri  omu-ndu  omu-ua,   ng-u  mbi  ungura, 
Ich,  der       ich  bin    Mensch         guter,  der      ich     arbeite; 

.,         Ove,   ng-u-u  ri   omu-ndu  omu-ua,   ng-u  u   ungura, 
Du,        der  du  bist  Mensch         guter,         der    du  arbeitest; 

.,         Eje,   ng-u   (ngu-e)   ri  omu-ndu  omu-ua,   ng-u  ungura. 
Er,       der  (er)        ist      Mensch  guter,  der     arbeitet; 

Omu-  in  als  dritte  Person 

,,       Omu-ti,   mb-u  ri  omu-ua,    mb-u  ungura 
Baum,       der  er  ist      guter,       der  er  arbeitet. 

In  der  dritten  Person  des  omundu  ist  in  der  Reflexivform  ng-ue  das  e 
jetzt  nicht  mehr  gebräuchlich,  ist  aber  wahrscheinlich  noch  nicht  lange  aus- 
gelassen worden.  Das  u  in  allen  Formen  zeigt  uns  den  Bant^ubegriff  von 
hermaphroditischen  und  baumgebornen  Menschen. 

O-v-a-  II,   dialektisch  a-a-,   a-b-a,     b-a. 

Der  Charakter  v  =  w  deutet  in  diesem  pluralischen  Nominalpräfix  auf 
Unterscheidung  und  Individualisierung  des  Menschen  in  seiner  Mehrheit  sowohl, 
wie  auch  der  sichtbaren  Dinge  überhaupt  (s.  ov-i  X),  faf.^t  daher  den  Menschen 
nicht  mehr  hermaphroditisch,  wie  in  omu-ndu,  omu-ti  u.  s.  w.  auf,  sondern 
als  geschlechtlich  und  räumlich  difierenziert,  daher  auch  das  temporal-lokative 
a  den  geschlechtlich  differenzierten  Menschen  und  das  instrumentale  i  den 
außer  den  Menschen  sich  befindenden,  aber  mit  ihm  an  der  Individualität  teil- 
nehmenden Dingen  der  Klassen  omi-,  otji-  und  ov-i  in  il:}rer  Selbständig- 
keit sprachlich  charakterisieren. 

Hierbei  ergibt  sich  eine  Thatsache ,  die  äußerst  wichtig  ist,  nämlich  die, 
daß  die  Grundlaute  a,  i,  o,  u  (e)  in  den  Nominalpräfixen  nicht  verwechselt 
werden  dürfen  mit  denen  gleichen  Namens  in  den  Verbalsilben,  die  in  gram- 
matischer Beziehung  als  flexierbar  erscheinen,  wie  z.  B.  in-ton-a,  schlagen 
(ohne  oku-),  me  ton-o,  ich  schlage;  tjit-a,  thun,  me  tjit-i,  ich  thue; 
-mun-a,  sehen,  me  mun-u,  ich  sehe;  -ror-a,  versuchen,  probieren,  mo 
ror-o,  du  probierst  u.  s.  w.  Die  Bant^uspr.  hat  mithin  zwei  Arten  von 
Vokalen,  d.  i.  primitive  in  den  Nominalpräfixen  und  Pronominal-  wie  Verbal- 
radices  (die  immer  betont  sind),  und  sekundäre  in  den  hinzugetretenen  neu- 
bantuistischen  Verbindungen  und  besonders  in  den  Suffixen,  die  daher  als 
solche  tonlos  sind. 

In  manchen  Dialekten  allitterieren  oder  attrahieren  sich  sogar  die  Grund- 
vokale a,  i,  u  in  den  Präfixen  und  Pronomina,  so  im  Oshindonga  (Otjambo) 
wird  ova  II  a-a  (aant  u  anstatt  ovandu),  ovi-  wird  ii-  (ii-nima  st.  ovi- 
nima),  ou-  wird  uu-  (uu-lume  st.  ou-lume  =  ou-rume,  otu  uvu.  st. 
oto  uvu,  du  hörst  u.  s.  w.).  Ähnliches  oder  gar  Gleiches  findet  sich  auch  in 
den  Kafirdialekten. 


ZUR    SPRACHEN-    UND    VÖLKERKUNDE    DER   BANTUNEGER. 


33 


Omi-  IV,   dialektisch  imi     ivi    .   "mi-. 

Das  Primitiv'prinzip  dieses,  die  Begriffe  von  omu-  III  in  der  Mehrheit 
bezeichnenden  Nominalpräfixes  möchte  folgendes  sein.  Om-i  wäre  ohne  das 
direktive  und  zahlbestimmende  i  noch  identisch  bzhw.  homogen  mit  om-u 
I.  III.  Die  Anschauung  der  Urbantu  ging  zuerst  nur  auf  das  von  sich  selbst 
aus  reflektierende  Ich  Pron.  conj.  me  t-a.  t-e  und  begriff  nur  sich  selbst 
individuell  in  am-i  ng-ame).  im  Ich-ich.  Da  sich  ihm  nun  das  zweite 
Ich  (Du)  im  omu-ti,  Baume  aufdrängte  und  diese  Ich-Scheidung  in  der  Mehr- 
heit sich  ihm  immer  mehr  vorstellte,  lagen  alle  Dinge,  die  hernach  durch 
omi-  nominalisiert  wurden,  in  seiner  Erinnerung  mit  omu-ndu  in  Verbin- 
dung (om-).  wurden  aber  durch  das  zahlbestimmende  i  geschieden,  oder  auch 
in  Nomina  mit  absolutem  omi-,  die  vom  Omu-ndu-Individuum  ausgehend 
gedacht  und  sich  dem  äußern  Eindrucke  simultan  zeigten .  zusammengefaßt. 
Das  Pron.  conjugativum  von  omi-  wird  z.  B.  im  Otjiherero  der  Zahl  nach 
genau  geschieden  durch  v-i  gleich  dem  von  ovi-  X,  im  Oshindonga  aber 
merkwürdigerweise  von  oz  o-  VIII  (s.  dass.;.  z-,  hergenommen.  Die  Gefühle 
der  Stämme  in  betreff  der  Klassifikation  der  Begriffe  gehen  sehr  auseinander, 
ein  Beweis ,  wie  verschieden  sich  die  Dinge  den  betr.  Leuten  im  Laufe  der 
Zeit  dargestellt,  oder  auch  wie  verschieden  sich  ihre  Auffassungen  nach  und 
nach  gestaltet  haben,  daher  auch  wohl  die  vielen  mythologischen  Verschieden- 
heiten in  den  gedächtnismäßigen  Reproduktionen  empfangener  Eindrücke  von 
Menschen.  Tieren.  Dingen  und  Naturkräften.  Omu-  personifizierte  ursprüng- 
lich in  dem  unter  omu-  l  angedeuteten  ego-tuistischen  Bantusinne  die  3.  Pers. 
oder  Persönlichkeit,  omi-  hingegen  alles,  was  diese  Person  differenziert  und 
numeriert  darstellte.  Der  Laut  i  wird  von  hier  aus  als  primitive  Lautpotenz 
seine  Bedeutung  auch  auf  andre  Formen  gewinnen,  z.  B.  als  Präfix  zu  den 
Numeralia  determinativa  (s.  diesen  Punkt  in  unscrm  worterb.  unter  dem 
Laut  i). 

E-V,   dialektisch  eli.   ili.   "li.   'ri-.   'di-. 

Mit  diesem  Präfix  beginnt  nach  der  gangbaren  Aufstellung  der  Präfixe) 
die  eigentliche  Reihe  derjenigen  Begriffe,  die  als  außer  dem  omu-ndu  nach 
Bant  ubegrififen  selbständig,  d.  h.  persönlich  bestehen.  Der  Begriff  Person  ist 
für  die  Bantjii  nicht  derselbe,  wie  wir  ihn  uns  gebildet  haben.  Für  sie  gibt 
es  nur  lebendige  und  nicht  lebendige,  sich  bewegende  und  still 
stehende,  individuelle  und  begrifflich  kollektive .  lange  und  kurze, 
ferne  und  nahe,  örtliche  und  unörtliche  Wesen  u.  s.  w..  die  ihre  kon- 
kreten und  ab.strakten  Physiognomien  den  Bantu  unter  diesen  Formen  ur- 
sprünglich darstellten. 

Dieses  Präfix  hat  in  der  Auffassung  der  Bant  ustämme.  je  nachdem  ihnen 
die  Dinge,  die  in  diese  Klasse  fallen  sollen,  mit  der  X'cränderung  der  X'crhält- 
nisse  verändert  vorkamen,  eine  Wandlung  erfahren.  Die  ursprüngliche  Form 
scheint  e-o-ri  =  iri-,  ili-  oder  dergleichen  gewesen  zu  sein.  In  einigen 
Dialekten  ist  r  =  1  zu  d  geworden. 

In  den  Dialekten,  die  die  Vokalattraktion  oder  Assimilation  nicht  haben, 
i.st  das  Präfix  e-  mit  dem  e,  welches  die  reflexive  Vorsilbe  ri-  bedingt,  homogen. 

Techmer,  ZTSCiii:.  V.  ; 


-,  .  n.  Brincker. 

wie  z.  B.  im  Otjiherero  in  m-c  ri-zepa.  er  sich  tötet  anst.  m-a  ri-zepa 
(m-a  z^epa,  er  tötet).  Im  Oshindonga  ist  der  reflexive  Laut  r  ver- 
schwunden und  nur  das  primitive  i  geblieben,  wie  in  o-ti  i-zjpaga  =  m-e 
ri-z  epa  jota  z^ipaga  =  m-a  z^epa).  E  wird  mithin  denjenigen  Nominal- 
adjektiven als  Präfix  dienen,  die  einen  gewissen  Reflex  der  augenblicklichen 
Veränderung  und  stetigen  Wandlung  des  Aspektes  in  dem  Auffassungsver- 
mögen der  Bantja  (ova-ndu)  unterliegen,  die  mit  der  Zeit  sich  natürlich  sehr 
vervielfältigt  haben,  daher  nicht  mehr  ganz  genau  zu  definieren  sein  möchten. 
Diese  Begriffe  werden  als  zum  Menschen  meistens  in  der  innigsten  Beziehung 
stehend  gedacht  werden  müssen.  Sie  stellen  dar:  Charakter,  Tugenden,  Un- 
tugenden, Mittel,  wodurch  man  etwas  wahrnimmt  und  innerlich  auffaßt,  Teile 
des  menschlichen  Wesens,  Seins  und  Lebens  u.  s.  w.  Diese  reflexive  Rezepti- 
bilität  bedingt  auch  den  Laut  e  in  der  dritten  Person,  wie  e-j-e  (eje),  der 
Er,  weil  die  vermittelst  e  begriffenen  und  bezeichneten  Dinge  dem  Menschen 
nicht  ganz  und  wesentlich,  sondern  nur  teilweise  angehören  können.  Dies 
ist  wohl  der  Grund,  warum  das  in  allen  andern  Präfixen  objektiv  anlau- 
tende o  (wie  es  eigentlich  überall  sein  soUtC;  dem  reflexiv-susceptiblen  e  zu 
weichen  hatte. 

Oma-  VI,   dialektisch  'ma-,   "m-. 

Die  Pluralform  von  e-  hat  die  Eigentümlichkeit,  daß  sie  nie  zwei  hetero- 
gene Begriffe,  deren  jeder  einer  Individualisierung  fähig  wäre,  annimmt,  son- 
dern nur  einander  ganz  homogene,  von  denen  einer  ohne  den  andern  nicht 
gedacht  werden  kann.  Diese  Begriffe  unterhegen  keiner  individualistischen 
Reflexion  mehr,  sondern  stehen  in  ihrer  flüssigen,  je  nach  dem  Standpunkte 
des  Wahrnehmenden  sich  darstellenden  Form  einheitlich  und  wesensgleich  da. 
Dies  möchte  auch  der  Grund  sein,  warum  bei  dem  infinitivisch-partiellen  Präfix 
oku-  ebenfalls  oma-  zur  Bezeichnung  von  Begriffen  in  d^r  Mehrzahl  und 
ebenso  zu  verbal-substantivischer  Nominalbildung  verwandt  wurde.  In  beiden 
Fällen  nimmt  man  die  Effekte  und  Affekte  kollektiv  wahr.  Die  in  oma- 
begriffene  Einheit  und  W^esensgleichheit  verbindet  dies  Präfix  in  seiner  primi- 
tiven Bedeutung  aufs  innigste  mit  om-u  l,  III.  ist  aber  durch  das  räumlich- 
temporale a  in  eine  fihale  Stellung  zu  omu-  gesetzt. 

O-   (o-m-,   o-n-).   dialektisch  "m-,   "n-  VII. 

O  kennen  wir  in  unsern  Dialekten  z.  B.  als  den  Laut,  der  die  3.  Person 
Sing.  (ove.  ongoe)  direkt  der  ersten  und  zweiten  (a-i-e)  entgegensetzt. 
In  der  gramm.  Konstruktion  ist  dieser  Laut  oft  ein  symphonisch-kombinierter, 
umgebogener,  mithin  sekundärer.  Die  o-Klasse  nimmt  Begriffe  bzhw,  Nominal- 
adjektive an,  deren  Anlaute  h  (i),  mb,  nd,  n  d^ .  nt^,  nz.  ndj ,  s^,  s,  s 
sind.  In  den  meisten  Dialekten  des  mittlem  Afrika  ist  o-  als  Präfix,  oder 
auch  als  Anlaut  in  den  übrigen  Präfixen,  verschwunden,  daher  die  Nomina 
nur  noch  mit  oben  genannten  Adjektivanlauten  vorhanden  sind,  wie  mbundu  , 
ndjai,  simba,  nzambi,  mbua.  ngombe,  was  zu  der  Meinung  veranlaßt 
hat,  als  sei  das  Präfix  eigentlich  om-,  on-  u.  s.  w.,  daher  glaubte  man 
schreiben  zu  müssen  om-bundu.   on-jos,^e  om-bua,   on-gombe  u.  s.  w. 


ZUR    SPRACHEN-    UND   VOLKERKUNDE   DER    BAXTUNEGER. 


35 


Diese  Ansicht  scheint  jene  wichtigen  Bantjalaute ,  wie  sie  oben  entwickelt 
wurden,  nicht  genug  zu  berücksichtigen,  würde  auch  logisch  bedingen,  daß 
man  die  andern  Präfixe  auch  mit  folgendem  m .  n  schreiben  müßte,  wie  otjim-. 
ov-im.   orum.   otum  u.  s.  w.,  was  doch  wohl  kaum  Anklang  finden  würde. 

Das  Präfix  o-  ist  nur  in  seiner  Singularität  ein  ganz  bestimmt  direktiv- 
attributives, das  eine  Wesenheit  als  solche  charakterisiert  und  demselben  nach 
unsern  Begriffen  die  dritte  Bantjuipersönlichkeit  verleiht.  Dasselbe  nimmt 
(Adjektiv-) Begriffe  wie  Menschen,  Vögel,  Vieh  und  gewisse  Formen  tragende 
Gegenstände  auf.  Erstere  sind  mit  dem  Präfix  o-  als  solche  persönlich,  aber 
mit  gewissen  Attributen,  die  man  am  Vieh  u.  s.  w.  wahrgenommen,  zu  denken, 
wie  o-nganga,  der  als  Mensch  Medizinmann  ist  und  als  solcher  etwas  ge- 
braucht, was  in  den  Primitiv^begriff  \'on  o-  fällt,  oder  o-ngoz^u,  der  als  Mensch 
ein  Zahmer  ist  u.  s.  w.  Da  solche  attributive  Nomina,  denen  omu-ndu  zu 
substituieren  ist,  verhältnismäßig  nur  wenig  vorkommen,  so  wird  man  genötigt 
sein,  diese  als  Synonyma  aufzufassen  und  z.  B.  zu  sagen:  der  onganga  trug 
in  allen  Zeiten  als  Amts-  und  Professionszeichen  die  Federn  des  wilden  Perl- 
huhnes, das  den  Namen  onganga  im  besondern  trägt,  daher  auch  dieser 
Name  mit  der  Zeit  auf  den  Medizinmann  überging.  Ein  ähnliches  Prinzip  mag 
bei  allen  solchen  Worten  geherrscht  haben. 

Diesem  Prinzip  nach  sollte  das  Präfix  o-  in  der  Klassifikation  gleich  nach 
dem  omu-  I.  Ill  folgen,  denn,  wie  omundu  und  omu-ti  für  die  Bant^u  in 
dem  Verhältnis  von  Vater  und  Sohn  stehen,  so  stehen  alle  Nomina  mit  o-  wie 
Tiere,  Vögel  u.  s.  w.i  zu  den  Bantu  (ova-ndu,  aant^u)  im  Verhältnis  von 
Geschwistern,  ja  die  o-Klasse  ist  ihnen  die  dritte  Person  Kar  eEoxr|V,  wie  ja 
auch  nach  der  Mythologie  der  Herero  der  Mensch  und  das  Vieh  aus  dem 
Baume  (s.  omu-mborombonga  in  unserm  Wörterbuch  hervorgegangen 
sind.  Der  Herero  steht  mithin  zu  seinem  Vieh  in  geschwisterlichem  Verhältnis, 
kein  Wunder,   daß  er  daher  dasselbe  über  alles  in  der  Welt  liebt. 

Oz^o-  Vin,   dialektisch  o-o-,     zj-,   iz^i-,    i-i-,   shi-.   olo-. 

In  oz^o-  treten  die  Begriffe  aus  dem  geschwisterlich-individuellen  \'er- 
hältnis  zu  omu-  I,  III  heraus  und  stellen  sich  als  selbständig  wirkende  Lebe- 
wesen vor.  Das  semikausative  z  (in  andern  Dialekten  :=  sh ,  t  1  setzt  die 
wirksamen  Äußerungen  der  Begriffe  unter  ozo-  jedoch  noch  in  die  innigste 
Beziehung  zum  Menschen,  denn  die  Primitivbegriffe  des  oz  o-  bedurften  des 
Menschen  und  waren  noch  seinem  Willen  und  Geiste  unterworfen.  Hierin 
liegt  auch  die  Bedeutung  des  semikausativen  Verbalsuffi.xes  iz  a  begriffen.  Die 
oz  o-Klasse  umfaßte  daher  meist  nur  lebendige  Wesen,  die  mit  und  durch 
den  Menschen  in  ihrer  Eigenart  bestanden ,  gewissermaßen  ihn  zum  Be- 
herrscher hatten:  Wir  werden  nach  diesen  Gesichtspunkten  bei  den  Stämmen, 
die  zahmes  Vieh  besitzen,  auch  dieses  Präfix  am  vollständigsten  bewahrt  finden, 
wie  die  Herero,  Ambo  oz  o-  o'-o-  Ovaherero  und  OxamboT,  die  Ba-njai  z  i-, 
Kafirn  izi-  u.  s.w.  Die  zahlreichen  Ba-tjaona  (Bctshuanen -Stämme  haben 
li-,  tj-.  zuweilen  auch  nur  die  adjektivischen  Initiale  mb.  ng.  nt  .  -d, 
m  .   n  u.  s.  w.  ohne  jegliche  Bezeichnung  für  die  Mehrheit,   w  eil  diese  Ursprung- 


3  6  II-  Bkincker. 

lieh  Bodenbearbeiter  ,waren   und  wahrscheinlich  erst  später  zu  Viehbesitz  ge- 
kommen sein  dürften. 

Otji-  IX,  dialektisch  oshi-,   'ki-,   'tshi-,   'si-.   "dshi-. 

Mit  dieser  Klasse  beginnt  die  Reihe  der  Präfixe,  die  Begriffe  für  leblose 
Dinge  mit  ihren  mannigfachen  Physiognomien  und  wandelbaren  Gestalten 
nominalisicrt.  Bei  diesen  kommt  es  darauf  an,  ob  ihre  äußere  Erscheinung 
hoch,  niedrig,  fern,  nahe,  spitzig,  dünn,  lang,  breit,  ruhend,  sich  bewegend 
u.  s.  w.  ist;  ob  diese  Bewegungen  frequentative  oder  nur  momentan  sich  be- 
merkbar machende  sind.  Je  nachdem  nun  diese  äußern  P>scheinungen  sich 
dem  Fassungsvermögen  der  Bantj.1  darstellen,  werden  die  Realfiguren  durch 
die  folgenden  Präfixe  klassifiziert. 

Wir  werden  unter  diesem  Präfix  große,  harte,  umfangreiche,  effektive  wie 
Werkzeuge,  UtensiHen,  Gefäße  u.  s.  w.l,  durch  Alter  beinahe  nutz-  und 
leblos  gewordene,  durch  Kraft,  Wirkung,  NützHchkeit  u.  s.  w.  bemerkbare 
Dinge  antreffen.  Der  Grundlaut,  t j ,  sh  ,  s.  tsh,  dsh.  k.  ist  der  Faktor  einer 
ganzen  Anzahl  von  Verbalsilben,  die  in  ihren  Primitivbedeutungen  jene  Attri- 
bute und  Prädikate  zu  ihrer  Grundlage  haben  und  innerlich  mit  der  Idee  des 
Präfixes  zusammenhängen.  Der  Primitivlaut  i  deutet  auch  in  diesem  Präfix 
auf  eine,  den  leblosen  Dingen  zuerkannte  persönliche  Selbständigkeit,  dem- 
gemäß sie  auf  den  Menschen  Bezug  und  Einfluß  haben  können ,  daher  auch 
einige  attributive  Nomina  als  Apposita  zu  omu-ndu  u.  s.  w.  sich  finden,  wie 
omundu  otjindändi,  böser  Mensch,  omuätje  otjir ängaränga,  störriges 
Kind  u.  s.  w. 

Ovi-  X,   dialektisch  ii-,   isi-. 

In  einigen  BantjLidialekten  werden  die  zu  dieser  Klasse  gehörigen  Nomina 
und  Apposita  gleich  der  oz^o-  (izj-)  Klasse  behandelt  und  gebraucht.  In 
oshindonga  hat  der  Primitivlaut  i  das  vorlautende  o-  sich  attrahiert.  wodurch 
der  Laut  v  (=  w)  stumm  gemacht  ist.  Dieser  Laut  (der  übrigens  auch  in 
den  Präfixen,  die  ihn  nicht  mehr  haben,  als  vorhanden  gedacht  werden  muß) 
erinnert  uns  hier  wieder  an  das  über  denselben  bei  ov-a  II  Gesagte.  Die 
primitive  Beziehung  zwischen  ova-  II  und  ovi-  könnte  in  omi-  IV  einige 
Erläuterung  finden.  In  omi-  sahen  wir  die  Menschen  in  ihren  verschiedenen 
Lebens-  und  Bewegungsmotiven  und  Modis  sich  selbst  anschauen  und  intuitiv 
begreifen,  so  daß  die  zwischen  omu-  l,  iii  stattfindende  innige  Verwandtschaft 
auch  auf  die  Mehrheit  und  deren  Individuen  (eine  Totalität  kannten  die  Bantja 
ursprünglich  nicht)  übertragen  wurde.  Diesen  Charakter  finden  wir  in  v,  wie 
auch  die  Pronomina  von  omi-  im  Otjiherero  folgerichtig  und  unversehrt  den 
Hauptlaut  v  bewahrt  haben.  Wie  wir  in  ova-  ein  geschlechtlich  differenziertes 
a  sahen,  so  haben  wir  hier  in  ovi  (und  omi-)  ein  geschlechtlich  nicht  differen- 
ziertes i,  welches  der  lautliche  Faktor  für  alle  die  primitiven  Radices  ist,  deren 
Grundbedeutung  in  dieser  Idee  wurzelt.  Diese  Idee  der  Urbant  u ,  in  ova- 
geschlechtlich  differenzierte  und  in  ovi-  geschlechtlich  nicht  differenzierte 
Wesen,  Dinge  und  Begriffe  zu  denken,  beide  ova-  und  ovi-  aber  aus  dem 
primitivsten  aller  nach  omu-  l,  lli  folgenden    Klassifikationen   von   Begriffen, 


ZUR    SrRACIIEN-   UND    VOLIvEKKUNDE   DER    BANTLNEOER. 


37 


dem  omi-  hervorgehen  zu  lassen,  möchte  ein  kleiner  Beweis  für  die  Behaup- 
tung sein,  daß  wir  in  der  Bant„usprache  noch  jungfräulichen  Boden  haben  für 
eine  fruchtbare  Erforschung  der  Gesichtspunkte  für  die  Entstehung  des  beson- 
dern Bant^uheidentums. 

Oru-  XI,   dialektisch  olu-,  ulu-,  'lu-. 

Der  Laut  r,  dialektisch  1,  d,  deutet  auf  Primitivbegrifife.  denen  wie  bei 
e-.  eri-  ili,  "li,  'di,  eine  reflexive  Grundbedeutung  beizulegen  ist,  die  aber 
im  Gegensatz  zu  e-  durch  das  geschlechtlich  indiiTerenzierte  (hermaphrodi- 
tische) u  der  in  e-(ri)  gekennzeichneten  PersönHchkeit  mangelt.  Wir  werden 
somit  unter  or-u,  olu-,  ulu-  Begriffe  gruppiert  finden,  die  in  ihrem  letzten 
Grunde  keine  genau  abgegrenzte  Definition  zulassen,  sondern  im  allgemeinen 
Dauer,  Bewegung,  Länge,  Breite,  Raum,  Dünnes,  Zähne  und  ähnliches  be- 
zeichnen. Diese  Begriffe  wurden  durch  die  Reflexion  zwischen  omu-  III  und 
e-  zu  Gegenständen ,  die  nicht  durch  die  Idee,  wohl  aber  durch  Effekte  und 
deren  Dauer,  Bewegung,  Länge  u.  s,  w.  sich  als  gegenwärtig,  sichtbar,  fühl- 
bar und  begreifbar  zeigten,  in  das  Erinnerungsvermögen  der  Bant„u  aufge- 
nommen. Ähnliche,  sich  mit  der  Zeit  neu  ergebende  Begriffe  von  Vorgängen 
wurden  in  diese  Klasse  gebracht,  wodurch  sich  der  Wortschatz  ^wie  in  ähn- 
lichen Fällen  bei  den  andern  Präfixen)  nach  Umständen  bedeutend  vermehrte. 

Otu-  XII. 

Merkwürdig  ist,  daß  die  meisten  Bant^udialekte  die  Pluralform  von  oru-. 
wie  sie  im  Otjiherero  sich  durchgängig  findet,  otu-,  nicht  haben,  ja  dieselbe 
geflissentlich  meiden.  Das  Oshindonga  benutzt  dafür  oma-  vi  mit  Beibe- 
haltung des  lu,  von  olu-,  also  omalu.  Andre  Dialekte  rechnen  die  Be- 
griffe, deren  Singular  olu-,  ulu,  'lu  ist,  in  die  oz^o-,  iz^i-Klasse,  bzhw. 
zu  den  ihnen  in  andern  Dialekten  entsprechenden  Formen.  Was  mag  nun  wohl 
der  Grund  zu  diesen  auffallenden  Schwankungen  sein?  — 

So  weit  unsere  jetzige  Kenntnis  der  Bant  udialekte  reicht,  haben  Otji- 
herero, Kifiote  am  Kongo  (eigentl.  richtiger  Kudngo  und  Mpongue 
(Mpongwe)  nördlich  vom  Kongo  das  otu-.  itu-,   'tu -Präfix. 

Es  ist  in  diesen  Zeilen  schon  mehrfach  darauf  hingewiesen  worden .  daß 
das  Begriffs-  und  Einsichtsvermögen  der  Bant  ugeschlechter  im  Laufe  der  Zeit 
durch  die  Umstände  bedingt,  einer  großen  Wandlung  unterworfen  gewesen  ist: 
daß  sich  ihnen  ferner  die  lebendigen  und  leblosen  Dinge  je  nachdem  ver- 
schieden vorstellten,  wodurch  das  Primitivgefühl  der  ursprünglichen  Überliefe- 
rungen verschiedener,  mythologisch  einflußreicher  Sprachreste  in  ganz  ver- 
schiedene Bahnen  gelenkt  wurde.  Das  otu-,  itu-,  'tu -Präfix  muß  hiernach 
als  echt  angesehen  werden,  als  aus  grauer  Vorzeit  stammend,  wohingegen  alle 
Dialekte  solcher  Stämme,  die  dieses  Präfix  mit  andern  vertauscht  haben,  der 
neubant^uistischen  Zeit  angehören,  was  für  uns  ein  Zeichen  entwickeltem  \'er- 
standes  und  höherer  Kultur  ist,  anderseits  aber  auch  ein  Zeichen  von  Zer- 
trümmerung alter  patriarchalischer  Zustände  und  Stämme,  hingegen  Knech- 
tung unter  die  Herrschaft  andrer,  mächtigerer  Stämme  und  deren  Führer. 
Dieser  Umstand  hat  die  Verschmelzung  mehrerer  Dialekte  öfters  zur  Folge  gehabt. 


38 


H.  Brincker. 


Fragen  wir  nun  nach  dem  Urprinzip  des  otu-,  so  treten  uns  in  demselben 
die  zwei  Charaktere  t-u  entgegen.  Diese  stehen  aber  wahrscheinlich  in  der 
innigsten  Beziehung  zu  dem  Fron.  conj.  pers.  I  Fl.  tu,  wir.  und  den  gleich- 
lautenden Radices  in  solchen  Verben,  wie  tu-tu-ra,  tu-mba,  tu-nga,  tu- 
ju-ra  (tu-u-ra)  u.  s.  w.  (s.  diese  Verba  in  unscrm  würterb.).  Dieses  t  und 
das  indifferenzierte  u  gaben  den  Baut  u  das  Fron,  tu  .  wir,  indem  sie  reflek- 
tierend und  retrospektierend  von  omu-  lll  auf  sich  selbst ^  nicht  individuell- 
temporaliter  (wie  in  m-a,  m-c,  m-o,  m-u,  er,  ich,  du,  ihn),  sondern  sub- 
jektiv-pcrsonaliter  anwandten,  was  sie  in  den  unter  otu-  zu  klassifizierenden 
Begriffen  sahen  und  in  der  Erinnerung  wahrnahmen. 

Das  Oshindonga  u.  a.  m.  hat  auch  selbst  den  Charakter  der  individuellen 
Fräsenz  m  (wie  in  m^-a,  m-e,  m-o,  m-u)  verlassen,  und  dafür  das  plurali- 
sierende  t  angenommen,  wie  in 

jOtjihero:  m-a  ungura,   er  arbeitet,  eig.  er  (ist)  arbeitend, 

\ Oshindonga:    o-t-a  longo,  ,, 

JOtjih. :       m-o  ungura,  du  arbeitest, 

lOshind.  :    o-t-o  longo,  ,, 

fOtjih.:        matu  ungura,   wir  arbeiten, 

lOshind.:    otatu  longo,  ,, 

JOtjih.:        mamu  ungura,   ihr  arbeitet, 

\Oshind.  :    otamü  longo,  ,, 

fOtjih.:       mave  ungura,   sie  arbeiten, 

lOshind.:    ota-a  (otaja)  longo,      ,, 

Ob  nun  die  Urbant^u  das  Fron,  tu,  wir,  direkt  von  dem  Nominalpräfix 
otu-  hernahmen,  oder  ob  dieses  durch  Reflexion  auf  jenes  diese  Form  erlangte, 
läßt  sich  schwer  entscheiden.  Hierbei  ist  noch  anzumerken,  daß  der  Laut  t 
in  dem  Fron,  subst.  et„e,  wir,  eig.  die  Wir,  ein  ganz  verschiedener  ist  von 
dem  in  tu,  daher  in  einem  Satze  wie  ete  matu  ungura  (otsüe'  otatu 
longo),  wir,  wir  arbeiten,  das  t  in  et^e  schärfer  ausgesprochen ' werden  muß 
als  das  t  in  otu  und  tu.  Einige  Dialekte  wie  Umbundu  (Bihe,.  Tette, 
Ki-kamba  u.  a.  haben  otu  als  Fluralform  von  oka- Xlll,  wovon  bei  ou  xiv 
noch  näher  die  Rede  sein  wird. 

Oka-  XIII,   dialektisch  -ka-,   x^-. 

In  Dualla,  Mbengu,  Fernandia  u.  a,  steht  für  dieses  Fräfix  e  mit  der 
Pluralform  be-,  bi  (?) .  Der  Laut  k  weist  uns  hier  wieder  auf  die  Urform 
von  omu-ndu,  nämlich  o-ku-m-nt^u,  subjektiv  ausgedrückt  o-ng-u-m 
flt^u ,  daher  oka-  auch  das  Nominalpräfix  appellativi  zur  Benennung  von 
Eigennamen  geworden  ist,  wie  Ka-ndirikirira,  Ka-mbonde  u.  s.  w.  Da 
die  Namen  aber  meist  den  kleinen  Kindern,  je  nach  den  herrschenden  Zu- 
ständen in  Haus  und  Land,  gegeben  werden,  kann  man  es  wohl  begreifen, 
daß  ka-  als  eine  Deminutivform,  entsprechend  unserm  -chen  in  Karlchen 
dem  eigentlichen  Namen  präfigiert  wird  und  hohe  Herren,  wie  Häuptlinge,  es 
nicht  gerne  haben,  wenn  sie  mit  Ka-  (wie  Kamaharero)  angeredet  werden. 
In  diesem  Falle  läßt  man  Ka-  lieber  aus. 


ZUR    SPRACHEN-    UND    VÖLKERKUNDE   DER   EANTUNEGER. 


39 


Oka-  wird  im  allgemeinen  gebraucht,  um  etwas  Kleines  zu  bezeichnen, 
wie  oka-n^a,  Dinglein,  oka-ti.  Stock.  Bäumchen  u.  s.  w.  Es  kommen  jedoch 
auch  Begriffe  mit  oka-  vor.  die  keineswegs  eine  Kleinheit  nach  unsern  Be- 
griffen zulassen,  wie  oka-tjove,  Gemse,  oka-kambe,  Pferd  u.  s.  w. ,  ferner 
auch  sogar  Abstrakta,  wie  oka-nje.  Haß.  oka-njen  d,a,  Verspottung,  eig. 
Durchseihung,  d.h.  durch  den  JMund .  oka-ndue.  eine  aus  den  Augen 
blickende  Wildheit  u.  s.  w. 

Nach  diesen  allgemeinen  formellen  Bemerkungen  würde  sich  jetzt  die 
Frage  erheben,  in  welcher  Beziehung  sich  die  Urbaijt^u  die  mit  oka-  nomi- 
nalisierten  Begriffe  zur  reflexiven  Ich-Persönlichkeit  (durch  k)  dachten  und  von 
welchen  Ansichten  sie  wohl  dabei  ausgegangen  sein  mochten?  Dachten  sie 
sich  diese  Begriffe  etwa  in  der  gewöhnlichen  Form  gegenüber  omu-  III  und 
otji-  IX  dem  verhältnismäßig  kleinen  Menschen  mikrokosmisch  gleichstehend, 
oder  Heßen  dieselben  ihnen  reflexiv-personaliter  Ähnlichkeiten  mit  der  differen- 
zierten dritten  Person  durch  a  in  o-k-a-)  in  concreto  erscheinen?  Letzteres 
möchte  der  Fall  sein,  denn  unter  ok-a  kommen  meist  nur  differenzierte  Dinge 
vor,  die  ihrer  Kleinheit  wegen  eben  mit  diesem  Präfix  ihren  Charakter  aus- 
gedrückt erhalten.  Andre,  die  neben  diesen  kleinen  auch  in  größerer  Form 
vorkommen,  wie  oka-jatu,  kl.  Sack,  von  o-ndjatu,  Sack;  oka-potu. 
kl.  Blinder,  von  omu-pot^u,  Blinder;  oka-ndu,  kl.  Mensch  von  omu-ndu. 
Mensch  u.  s.  w.,  stehen  eben  in  doppelter  Form  aufgeführt  und  kommen  hier 
nicht  weiter  in  Betracht.  Der  ursprüngliche  Sinn  des  oka-  ließe  sich  viel- 
leicht mit  dem  Sinn  von  Persona  minuta  geben,  von  der  aus  es  auf  andre 
Minutae  angewandt  wurde,  so  daß  alle  Nomina  mit  diesem  Präfix  ihren  jetzigen 
Charakter  erhielten. 

Ou-  XIV,  dialektisch  uu-,   u-.  ubu-. 

Diese  Pluralform  von  oka-  findet  von  obigem  Gesichtspunkte  eine  an- 
nähernde Erklärung  ihres  Urprinzips.  Die  Mehrheit  von  Begriffen,  welche  im 
Sing,  durch  oka-  ihr  persönliches  Dasein  erhalten,  erheischt  sofort  in  ihrer 
letzten  Folgerung  das  nicht  differenzierte  u,  weil  sie  eben  in  der  Mehrheit 
geschlechtlich  nicht  differenziert  erscheinen;  die  Form  für  dieselben  mußte 
daher  ou-,  uu-,  ubu-  sein.  Es  mag  sein,  daß  andre  Bant^u  die  hier  in 
Betracht  kommenden  Dinge  nur  in  sich  selbst,  d.  h.  im  Pluralis  majestaticus 
begriffen,  sie  daher  in  die  otu-,  tu -Klasse  stellten,  somit  die  Personae 
minutae  per  majestaticum  pluralem  in  rerum  pluralitate  von  oka-  aus  zu  otu- 
in  das  Begriffsvermögen  der  ovandu  fielen,  ein  Beweis,  wie  innig  oka-  uml 
otu-  mit  omu-  i,  in  (u.  ova-)  in  Verbindung  gestanden  haben  müssen  und 
wie  von  oka-  aus  otu-  und  das  Pron.  pcrs.  I.  PL  tu    entstanden   sein  mag. 

Daß  nun  in  denjenigen  Dialekten,  die  zu  oka-  die  Pluralform  otu-.  tu- 
haben ,  auch  noch  außer  diesen  ein  ou-,  uu-  oder  ü-Präfi.x  besonders  für 
Abstrakta  sich  findet,  die  in  unsern  Dialekten  mit  demselben  ou- .  uu- Präfix, 
das  zur  Pluralisierung  von  oka -Begriffen  dient,  gegeben  werden,  nötigt  uns 
anzunehmen,  dal,^  es  überhaupt  zwei  verschiedene  ou-,  uu-.  u -Präfixe gibt,  näm- 
lich eins,  das  zur  Pluralisierung  von  oka-Nomina  dient,  und  ein  andres,  das 
Abstrakta   nominalisiert   und    als   solches    ein  Unicum  plurale    ist .    aber  durch 


40  H.  Brin'cker. 

oma-  VI  dennoch  zum  Mehrheitsbegriffe  gestaltet  werden  kann,  wie  z.  B 
ou-vi  (uu-inai' ,  Böses,  Häßliches:  oma-u-vi  (oma-u-inai;  eig.  oma- 
ou-vi,  Häßlichkeiten,  Sünden;  ou-runde  (uu-lunde),  Schlechtigkeit;  oma- 
u-runde   (oma-u-lundc) ,   Schlechtigkeiten  u.  s.  w. 

Einige  Dialekte,  wie  -S'ulu,  -Soto,  -Tekeza.  -Mbenga,  Dualla  u.  a.  sagen 
statt  ou-  Uli:  ubu,  'bu-,  bo  =  vo,  dieselben,  die  die  Pluralform  von  omu-  l : 
aba-  'ba-  haben.  Diese  bezeugen  nicht  allein  durch  Rückweisung  von  u 
auf  omu-  I,  III  und  omi-  IV  einen  primitiven  Zusammenhang,  sondern  wohl 
rationeller,  als  unsre  Dialekte  es  thun,  diese  Klasse  von  Begriffen  als  mit  der 
zweiten  ova-,  aba-,  ba-Klasse  durch  den  dynamischen  Charakter  v  =  b 
innerlich  verwandt,  wodurch  philologisch  bewiesen  wird,  daß  alle  Bant^uabstrakta 
ursprünglich  von  menschlichen  Persönlichkeiten  abstrahiert  worden  sind,  bzhw. 
daß  man  ursprünglich  beide  zusammen  als  eins  das  andre  bedingend  auffaßte. 

Oku-  XV.   dialektisch  uku-,   X"0~- 

Oku-  ist  I.  Präfixum  infinitivi  in  fast  allen  Bant  udialekten  und  wird  als 
solches  den  Verben  vorgesetzt,  die  in  diesem  Falle  mit  der  Endung  a  schließen, 
wie  oku-man-a  beenden,  oku-mun-a,  sehen,  oku-ri-tend-a,  sich 
schneiden  u.  s.  w.  Im  wörtkrb.  sind  die  Verba  ohne  oku-,  jedoch  als  im 
Infinit,  stehend,  aufgeführt;  2.  ist  oku-  Präfix  zu  einigen  wenigen  Nomina, 
die  als  solche  oma-  IV  zur  Pluralnominalisierung  haben. 

Oku-  führt  uns  mit  seinem  subjektiv-persönlichen  k  und  dem  nicht  diffe- 
renzierten u  ebenfalls  wieder  auf  die  (angenommene  Primitivform  o-kum-nt,u 
zurück,  indem  diese  Form  von  der  i.  Person  subst.  ku-ami  =  ncr-ami . 
ngame  aus  angesehen,  einen  weiten,  räumlichen  Begriff  gibt.  Das  In- 
finitivum  mit  oku-  ist  ganz  unbegrenzt  auf  weite  Strecken  von  Begriffen  an- 
wendbar, hat  hierdurch  etwas  mit  dem  Präfix  in  oku-rama,  Bein,  oku-tui, 
Ohr,  oku-oko,  Arm,  oku-ti,  weites  Feld  u.  s.  w.  gemein.  Jedes  dieser 
Nomina  hat  seine  Infinität,  wenigstens  seinen  Wirkungskreis  für  den  Raum  als 
solchen.  Der  Omu-ndu  (Um-t^u)  als  Pangenerator  sah  diese  Unbeschränkt- 
heit  des  Raumes  in  und  aus  sich  selbst  ohne  Rücksicht  auf  die  Verhältnisse 
und  Umstände  und  setzte  sich  selbst  als  ku-ami  =  ng-a-mi,  ng-ame, 
der  Ich,  oder  der,  welcher  Ich,  d.  h.  der  alles  ist  und  von  dem  alles  ist.  Der 
bant  uistische  Egoismus,  der  in  dieser  Form  seinen  lautlichen  Ausdruck  fand, 
ist  ein  späteres  Postulat,  das  an  die  Stelle  religiöser  Gefühle  und  Bedürfnisse 
trat.  Dieser  bedingt  zugleich,  daß  die  Bant^u  schwer  etwas  objektiv  aufzufassen 
im  Stande  sind,  sondern  alles  und  jedes  aus  sich  heraus  subjektiv-egoistisch  an- 
sehen, daher  auch  lautlich  das  per  se  subjektiv -persönliche  k-u  auf  jedes 
andre  Objekt  angewandt,  ja  selbst,  wie  z.  B.  im  Oshindonga  bis  auf  die 
3.  Person  Sing,  ausgedehnt  wird,  wie  in  o-ku-a  ti  ku'xe,  kutja  a  x^l" 
oku-sja  ko,  er  sagte  zu  seinem  Vater,  daß  er  wolle  kommen  da.  Selbst 
wenn  man  im  Otjiherero  sagt  me  ku  pe,  ich  dir  gebe,  so  ist  das  ku  jetzt 
zwar  scheinbar  Particula  objectivi,  ihr  Primitivbegriff  wurzelt  aber  in  dem 
o-ku-ami  =  o-ngame,  o-ngae,  der  Ich  welcher  ich,  oder  mich,  daher  es 
logisch  ganz  richtig  ist,  wenn  Eingeborne  sagen  :   ich  mich  sehen,  für  ich  sehe 


ZUR    SPRACHEN-    UND    VÖLKERKUNDE   DER   EANTUNEGER.  ^I 

es  u.  s.  w.    Dies  ist  eine  wichtige  sprachliche  Seite  des  noch  wenig  gekannten 
Bant^uismus. 

Oku-  und  omu-  sind  die  Mütter  zu  den  Formen  der  wenigen  Prä- 
positionen, die  wir  in  unsern  Dialekten  haben,  indem  k-u  und  m-u  einigen 
zum  Zweck  von  Präpositionen  gebrauchten  Nomina  mit  adverbialischem  Cha- 
rakter präfigiert  wird,  wie  k'-ombünda,  hinten  (am  Hintern),  k'-omeho, 
vorn  (vor  den  Augen)  ,  m'-omeho,  unmittelbar  vorn  (in  den  Augen). 
k"-ong6tue,  hinten  (an  der  Hinterseite)  u.  s.  w.  Eine  3.  präpositionsartige 
Partikel  p-a,  p-e,  p-i,  p-o,  p-u  stammt  wahrscheinlich  von  einem  verloren 
gegangenen  Präfixe  op-.  Näheres  sieh  über  diese  Partikeln  ku,  m-u.  p-u 
und  deren  Anwendung  in  der  Syntax  in  unserm  wörterb.  Daß  nun  endlich 
die  wenigen  unter  oku-  vorkommenden  Nomina  ihre  Pluralform  durch  oma-  l\', 
der  eigentlichen  Pluralisierung  der  Nomina  mit  e-  (e-ri-,  e-li.  i-li-,  di-) 
erhalten,  legt  den  Gedanken  nahe  ,  daß  (außer  dem  oben  bei  demselben  an- 
gedeuteten Prinzip)  dasselbe  überhaupt  zur  Vervielfältigung  selbständiger  Doppel- 
begriffe verwandt  werden  kann,  wie  z.  B.  in  ovi-ta,  Kriegshaufe,  Feindschaft, 
Krieg:  oma-vita,  mehrere  verschiedene  Kriegshaufen,  Kriege;  ovi-z„ez„e, 
Lügen,  Falschheit:  oma-viz^ez^e ,  Lügereien  u.  s.  w.  Wörter,  wie  oku-ni, 
Frühling,  oma-kuni,  mehrere  Frühlinge,  okü-ti,  Feld,  oma-küti  .  Länder- 
strecken, oku-väre,  weite  Fläche,  oma-kuvdre,  weite,  ebene  Flächen. 
Seen,  u.  s.  w.  sind  als  mit  der  präpositionellen  Partikel  ku  gebildet  anzusehen, 
die  bei  der  Bildung  der  Mehrheitsform  sich  nicht  verdrängen  läßt. 

Nach  der  Innern  Verwandtschaft  der  dargelegten  Prinzipien  wären  die 
1 3  Nominalpräfixe  so  zu  gruppieren : 

Klasse  IL 

/oka-.  'ka-,    X'^" 
l  o  k  u  -  .   u  k  u  - .   '  X  o  - 

{oru-.   olu-.   ulu-,   lu- 
otu- 
OU-.  UU-.  u-,  ubu.  "bu-.  bo  =  vo 
lo-.-.  -.   -, 
'oz^o-,   00-,   olo-,   izi 

je-,   e-ri-,   ili-,   eli-,   di- 
lotji-,   oshi-,  ki-.   dshi- 

Klasse  I  ergibt,  daß  die  Dinge  außer  dem  omu-ndu  von  den  Baut  u 
hervorgegangen,  durch  ihn  in  die  Erscheinung  getreten  sind.  Der  omu-ndu 
(um'-fit  u)  (Bant^u,  Mensch  ist  der  Causator  s.  generator  rcrum.  Meta- 
physische Kräfte  oder  gar  einen  allmächtigen  Schöpfer  kennt  der  Baut  uisnuis 
nicht.  Das,  was  man  für 'Gott'  als  solchen  in  den  Baut  udialekten  substituiert, 
hat  nur  auf  den  verschieden  überlieferten  und  aufgefaßten  Urahn  oder  irgend 
welchen  einstigen  groLkn  Mann  des  betr.  Stammes  Beziehung. 

Klasse  II  zeigt  zwar  das  oka-Präfix  obcnanstchend.  das  wir  als  den  pri- 
mitivsten Begriff  der  reflexiv -subjekti\en  Persönlichkeit  kciuicn  lernten  und 
deshalb  noch  als  zu  Klasse  i  Qchörcnd  anzusehen  wäre .    da   es   jedoch  seiner 


Klasse  I. 

0  m  u  - 

omü-,   umu-  mu 

oma-. 

'ma-.   m- 

0  m  i  - , 

mi-  (i-i-) 

ov-a- 

,   a-'a- ,   aba-  'ba- 

o-vi- 

i-i-,   isi- 

12  If-  Bkincker. 

Natur  nach  zu  den  übrigen  Nominalsuffixen  dieser  Klasse  zu  rechnen  ist.  rnuli 
es  diese  Gruppe  eröffnen.     Es  ergibt  sich  nun  folgendes  : 

1.  Diese  Gruppe  umfaßt  Begriffe,  die  sich  in  ihren  äußern  Erscheinungen 
und  Wirkungen  nach  außen  nicht  in  einem  Moment  festhalten  lassen,  sondern 
die  dauernd,  bewegend,  successiv  und  progressiv,  nicht  persönlich  individuali- 
sierend, sondern  verallgemeinernd  die  Gegenstände  in  sich  als  Bilder  auf- 
nehmen. Diese  äußern  Formen  der  Dinge  wurden  von  den  Urbant^u  wiederum 
aus  sich  heraus  subjektiv  begriffen  und  gedacht,  als  aus  ihnen  selbst  nicht 
hervorgegangen.  Hieraus  geht  nun  der  Bantuismus  klar  hervor,  den  man 
auf  Grund  obiger  Untersuchung  so  formulieren  könnte:  Die  Urbantjii  nahmen 
nichts  aus  der  sichtbaren  Welt  in  die  Erinnerung  von  Begriffen  auf,  das  nicht 
als  durch  den  o-ku-m-nt^u  (omu-ndu)  selbst  entstanden,  folglich  nur  für 
ihn  und  seine  Ich-Mehrheit  da  war;  das  deshalb  auch  nach  seinen  Lüsten  und 
Launen  sich  zu  schicken  hat.  Auf  dieser  Idee  beruht  die  Zauberei  in  ihrem 
letzten  Grunde ,  wonach  der  Mensch  die  eigenwilligen ,  widerstrebenden  und 
gegen  ihren  Vater  sich  empörenden  Elemente  Res  filiatae)  sich  wiederum  ge- 
neigt und  unterthänig  machen  will. 

2.  Die  Präfixe  sind  Überreste  des  Urdialekts  und  haben  mit  den  Schnalz- 
lauten der  Hottentottenrasse,  der  Kafirn  und  Buschmänner  (San) 
einen  gemeinsamen  Ursprung  und  gemeinsames  Prinzip.  Die  Schnalz- 
laute sind  jedoch  die  älteste  Form  dieses  Prinzips  und  ein  besonderes  Zeichen 
ihres  Wesens.  Die  Urbantjn  hingegen ,  die  von  vornherein  in  den  wasser- 
reichen Ländern  Innerafrikas  üppig  lebten,  bedurften,  um  die  sie  umgebende 
herrliche  Natur  benennen  und  sich  gegenseitig  darüber  verständigen  zu  können, 
eines  dem  entsprechend  weichern  und  harmonischen  Sprachapparates.  Die 
Natur  und  deren  Einflüsse  werden  jedenfalls  viel  zur  Bildung  bzhw.  Entwicke- 
lung  unsrer  vielen  Dialekte  beigetragen  haben. 

3.  Die  aus  den  15  Nominalpräfixen  hervorgehenden  vielen  Pronomina 
unsrer  Dialekte  haben  an  zwei  Prinzipien  teil:  an  den  Sprachteilen  des  Ur- 
dialektes  und  deren  Bedeutung  und  an  den  spätem,  in  unserm  Falle  baut  uisti- 
schen  Postulaten  pantheistisch-atheistischer  Weltanschauung,  nach  welcher  alle 
Dinge  aus  dem  omu-ndu   (um'nt^u)   als  Pangenerator  hervorgingeuv 

Das  Prinzip  des  Urdialektes  gibt  (so  auch  in  den  Schnalzlauten)  relativ- 
reflexive, demonstrative  und  direktive  Begriffe,  das  spätere  bant^uistische  Zeit, 
Raum,  Nähe,  Ferne  u.  s.  w.,  also  alles,  was  das  kosmische  Prinzip  pangene- 
ratorisch  begriff"lich  macht.  Beide  sind  zusammen  verbunden  in  den  jetzt 
gebräuchlichen  Pronomina  mit  ihren  Verhältnissen  zu  Tempora  und  Modi,  zu 
Raum  und  Ort,  zu  Personen  (Menschen)  und  Sachen  (sekundäre  Persönlich- 
keiten) u.  s.  w.  Man  vgl.  die  ausführlichen  Tabellen  aller  Pronomina  in  unserm 
wöRTERB.,   die  obigen  Gedanken  veranschaulichen. 

4.  Die  Unterschiede  in  der  Einteilung  von  Begriffen  bzhw.  Nomina  und 
der  jetzt  gebräuchlichen  Pronomina  sind  unter  den  verschiedenen  Bant^ustämmen 
durch  die  Verhältnisse  entstanden,  in  die  sie  durch  Verziehen  in  andre  Landes- 
teile und  Klima  gestellt  wurden,  weil  diese  Bildung  neuer  Begriffe  bzhw. 
Änderung  der  mitgebrachten  erheischten.  Die  Ackerbau  treibenden  Stämme 
werden  gegenüber  den  nomadisierenden  bedeutende  Dialektverschiedenheit  ent- 


ZUR    SPRACHEN-   UND   VOLKERKUNDE    DER    BANTUNEGER. 


43 


wickeln.  Erstere,  weil  seßhaft,  werden  ihren  Dialekt  durch  Präzision  und 
Markierung"  ihres  Nominalschatzes  vorteilhaft  vor  dem  letzterer  auszeichnen. 
Bei  diesen  wird  die  tierische  Lebensweise  mehr  ausgeprägt  sein  als  bei  den 
Ackerbau  treibenden  Stämmen.  Dabei  ergibt  sich  der  merkwürdige  Umstand, 
daß  die  am  wenigsten  Kultur  besitzenden  Stämme  die  vokalreichsten  und 
durch  Vollständigkeit  der  Formen ,  besonders  der  Nominalpräfixe  sich  aus- 
zeichnenden Dialekte  haben,  wohingegen  solche,  die  ein  gewisses  Maß  von 
Kultur  besitzen,  die  An-  und  Auslautvokale,  ja  selbst  Vokale  in  der  Mitte 
eines  Wortes,  vor  allem  in  den  Präfixen  ^wie  u  in  omu-,  i  in  oshi-  u.  s.  w.) 
auslassen.  Hierdurch,  und  noch  mehr  durch  Umstellung  oder  Einschiebung 
anders  artikulierter  Konsonanten  u.  s.  w.,  wird  es  oft  schwer  die  Einheit  der 
Bant^udialekte  zu  erkennen,  ja  der  eine  Dialekt  wird  für  den  benachbarten 
Bruderstamm  mit  anderm  Dialekte  geradezu  unverständlich.  Der  Grund  für 
Umstellung  und  Abwerfung  von  Lauten  möchte  nicht  allein  in  der  Tendenz 
einer  Abkürzung  der  Sprachteile  zu  suchen  sein,  sondern  es  scheinen  dabei 
psychisch -dynamische  Prinzipien  thätig  zu  sein,  die  je  nach  dem  Stande  der 
geistigen  und  physischen  Fähigkeiten  der  betr.  Leute  der  kosmisch- panthc- 
istischen  Elemente  in  den  Lauten  sich  so  viel  wie  möglich  zu  entledigen  suchen. 


SPUREN    DER    ENTSTEHUNG    DES    B  A  N  T  U  H  E  ID  E  N  T  U  M  8    IN    DER    SPRACHE. 

Im  allgemeinen  sind  die  Bant^u  jedes  Gottesbegriffes  in  unserm  Sinne 
bar.  Es  ist  schon  gesagt  worden,  daß  das,  was  man  in  Ermangelung  eines 
bessern  für  Gott  als  solchen  dem  Namen  nach  substituiert  hat,  nur  auf  den 
mythologischen  Urahn  des  betr.  Stammes  Bezug  hat.  Die  Bant^u  haben  zwar 
gewisse,  oft  verwickelte  Zeremonien  und  allerlei  Gebräuche,  die  sie  sehr  wahr- 
scheinlich von  deistisch- semitischen  Stämmen  gelernt  haben ,  von  denen  sie 
aber  nichts  weiter  verstehen,  als  daß  sie  den  Ova-küru  i.  e.  den  Alten 
(Ahnen)  gelten,  oder  besser,  die  sie  von  den  "^Alten'  überkommen  haben. 
Zwischen  Herero- Damara-)land  und  Ovamboland  zeigt  man  das  Grab  des 
3>Iukuru,  des  apotheosierten  Hereroahnen,  und  auf  die  Frage  an  reisende 
Ovam.bo  (ehe  noch  Missionare  zu  ihnen  gekommen  waren),  wo  doch  wohl 
ihr  Kalunga  (Ovambo-Name  für  *^Gott')  wohne,  wiesen  sie  nach  unten  und 
sagten  m'evi,  d.  h.  in  der  P>de.  Das  diesen  Stämmen  gebrachte  Christen- 
tum hat  die  eigentümliche  Aufgabe  erhalten,  ihnen  erst  einen  "^Gott'  zu  ver- 
schaffen. 

Das  Bant^uheidentum  muß  ein  eigenartiges  genannt  werden,  ebenso  die 
unter  ihnen  sehr  im  Schwünge  gehende  Zauberei.  Diese  ist  noch  keineswegs 
eine  Ars  magica,  sondern  im  großen  und  ganzen  ein  Venihcum.  Das  Zaubcr- 
mittel  ist  meistens  das  sog.  ou-anga  (PI.  omau-änga]  =  venenum,  bei  dem 
z.  B.  die  Herero  auch  schwören.  Es  wird  ange^\■andt.  sowohl  um  damit  zu 
schaden,  wie  auch  Schäden  abzuwenden.  Das  eigentliche  oku-rangera  ist 
z.  B.  bei  den  Herero  nicht  mit  zaubern,  oku-tjita  ou-nganga  auch  ou- 
kango)  zu  verwechseln.  Sie  verrichten  ihre  Zeremonien  (rangera',  um  die 
widerstrebenden  Naturkräfte,    die  nach  ihren  Urbegriffen  ja  alle  aus  dem  Ur- 


^A  H.  Brinxker. 

Vorväter  der  Baut  u  hervorgingen,  wieder  zum  Gehorsam  zu  bringen,  oder  auch 
um  sich  des  geheimen  Grauens  vor  den  abgeschiedenen  Ovakuru  zu  entledi- 
gen. Zu  diesem  Zweck  müssen  Opfer  von  Vieh  und  Säften  gewisser  Sträucher 
dienen.  SchwerUch  haben  deisidaimonische  Gefühle  zu  diesen  Opfern  ge- 
trieben ,  sondern  die  Not.  Da  nun  diese  so  viele  Arten  hat ,  mußte  man 
natürlich  für  alle  auch  Formen  erfinden,  um  ihrer  Herr  zu  werden.  Die  be- 
gabtem Alten  mögen  in  dieser  Richtung  vieles  eingerichtet  haben,  was  die 
Jungen  als  Heiligtümer  überkommen  und  wofür  sie  jene  als  VVohlthäter  ver- 
ehrten. Aus  dieser  Verehrung  entwickelte  sich  die  Bant„ureligion.  wie  sie  jetzt 
noch  allgemein  unter  den  Stämmen  angetroffen  wird. 

Der  Aufschluß  über  die  Entstehung  des  Bant„uheidentums  oder  des 
Bant^uismus  kann  nur  aus  gründlicher  Kenntnis  der  Bant^uspr.  ,  wenigstens 
einer  Anzahl  ihrer  vornehmsten  Dialekte  gewonnen  werden,  denn  in  ihr  allein 
liegt  dasjenige,  was  es  von  mythologischen  und  ethnologischen  Andeutungen 
in  diesem  dunkeln  Gebiet  gibt.  Hoffentlich  wird  bald  die  Zeit  kommen,  wo 
die  Wissenschaft  nicht  mehr  bei  diesem  wichtigen  Gegenstande  vorbeigehen 
wird.  Sie  hätte  u.  a.  zunächst  folgende  Fragen  zu  beantworten  bzhw.  zu  unter- 
suchen :  I .  ob  alle  Bantjistämme  sich  als  Baumgeborne  betrachten  und  was 
daraus  für  Folgerungen  zu  ziehen  seien.  '  2.  Ob  die  Bant  u  nicht  doch  noch 
außer  den  oben  angeführten  wichtigere  und  hellere  mythologische  Andeutungen 
haben,  die  ihren  Ursprung  einigermaßen  erklären.  3.  Ob  auf  der  in  obigen 
Betrachtungen  eingeschlagenen  Bahn  einiges  Licht  in  die  Entstehung  des 
Bant^uismus  gebracht  werden  kann,  und  ob  sich  eine  Untersuchung  wie  die 
vorliegende  für  die  Sprachen-  und  Völkerkunde  fruchtbar  erweisen  wird. 

Zur  Vollständigkeit  muß  einiges  hier  wiederholt  werden.  Der  Baum 
(s.  omu-mborömbonga  in  unserm  wörterb.)  trat,  mythologisch  betrachtet, 
bald  an  die  Stelle  des  Ur-omu-ndu,  daher  beide  (omu-ndu  und  omu-ti) 
die  gleichen  Präfixe  und  Pronomina  conjugata  haben.  Beide  wurden  Synonyma 
in  Wurzel  (in  n-tu  und  t-i),  denn  u  in  nd-u  (ii-tu)  deutet  auf  einen  herma- 
phroditischen, i  in  t-i  auf  einen  geschlechtlich  differenzierten  Urbegriff.  Der 
omu-ndu-'mu-ti ,  der  Menschbaum  wurde  in  der  mythologischen  Uranschau- 
ung  vereinigt  der  Pangenerator  aller  konkreten  und  abstrakt  aufgefaßten  Dinge, 
daher  die  Bildung  derselben  durch  die  in  omu,  (o-ku-mu-)  mit  seinen  Pro- 
nomina liegenden  pangenerativen  Elementen,  die  gleichen  Ursprungs  und  Alters 
sind  wie  das  iBant^u  omu-ndu,  oder  dialektische  um-ht_u,  om(u)-nt„u 
u.  s.  w.  Der  rettende  Baum,  der  übertragene  Begriff  für  die  Arche  des  Noah, 
war  also  für  die  Bantu  ursprünglich  der  primitive  Begriff  für  ein  höheres  Wesen, 
der  aber  bald  im  omu-ndu  'Mensch''  unterging,  oder  vielmehr  von  diesem 
für  sich  genommen  wurde.  Dies  wurde  der  Beweggrund  für  das  ideallose 
und  rohe  Heidentum,  wie  es  uns  unter  den  Bant^ustämmen  entgegentritt. 

Von  diesem  Gedanken  aus  weitergehend,  sehen  wir  diese  Art  Heidentum 
eine  Selbstsucht  entwickeln,  die  sich  in  Habsucht  und  Sinnlichkeit  nach  außen 


^  [Vgl.  über  die  entspr.  alte  Sage  bei  den  Deutschen  und  Grieclien  A.  Kuhn:  zlr  älte- 
sten GESCH.  DER  IDG.  VÖLKER,  1845,  S.  I  und  DIE  HERABKUNFT  DES  FEUERS  UND  D6S  GÖTTER- 
TRANKS -  S.  26,   92.  F.   T.l 


ZUR    SPRACHEN-    UND    AÖLKERKUNDE    DER    BANTUNEGER.  .j.^ 

hin  als  ein  mächtiger  Dämon  Herrschaft  zu  verschaffen  wußte.  Vor  allem 
aber  ging  dieser  Geist  auf  die  Machthaber  über,  die  ihre  Herrschsucht  auf 
Kosten  andrer  zu  befriedigen  und  ihre  Macht  durch  ewigen  Raub  und  Mord 
zu  vermehren  suchten.  Hierdurch  entstand  die  Neigung  der  Bant^u  sich  Stamm 
für  Stamm  abzuschließen  und  zu  bergen,  wo  es  am  besten  ging,  um  da  wo 
möglich  gerade  das  andern  zu  thun.   dem  man  doch  selbst  auswich. 

Zum  Schluß  mögen  hier  noch  einige  Sprachproben  folgen,  in  denen  der 
Bant^uismus  Spuren  seiner  Entstehung  zurückgelassen  haben  dürfte.  Das 
Verbum  oku-ku-pa  im  Otjiherero  z.  B.,  das  wir  mit  "" heiraten'  geben  und 
diesen  Sinn  jetzt  auch  im  allgemeinen  hat,  zeigt  in  seinem  Grundbegriffe  die 
oben  dargelegten  Elemente  k-u,  dem  die  kausativ- lokale  Silbe  p-a.  kon- 
jugativisch  zu  p-u  gebogen,  angehängt  ist.  Diese  Form  kann  aber  nur  von 
dem  männlichen  Teile  gebraucht  werden ,  wohingegen  vom  weiblichen  Teile 
ku-pua  gebraucht  werden  muß.  Der  Laut  u  wurde  also  hermaphroditisches 
Element,  a  aber  als  geschlechtlich  differenziert  bezeichnet.  Demnach  wäre  der 
bant  uistische  Urbegriff  dieses  Wortes  :  die  Membrana  genitalia  vereinigen.  Den- 
selben Sinn  hat  das  für  oku-kupa  entsprechende  Verbum  im  Oshindonga 
und  Umbundu:  oku-xökana,  nur  daß  dieses  mehr  auf  das  Ergebnis  der  Ver- 
bindung (vgl.  omu-hoko  im  Otjiherero)  Bezug  hat,  mit  der  Nebenbedeu- 
tung eines  geschlechtserzeugenden  Aktes. 

Die  Alten  (Ovaküru)  wollten  zwar  diesen  Akt  als  einen  religiösen  ange- 
sehen haben  —  dies  bezeugen  die  vielen  Gebräuche  und  Zeremonien,  die  eine 
eigentliche  Oru-kupo  (omü-xökano),  oder  die  Verbindung  zweier  ver- 
schiedener Geschlechter,  erheischt  — ;  haben  es  aber  nicht  auf  die  Dauer  fertig 
gebracht,  daß  die  Oru-kopu  als  heilig  und  unverbrüchlich  gelten  muß.  Die 
Herero  z.  B.  haben  schon  dadurch  ,  daß  sie  die  erlaubte  und  unerlaubte  ge- 
schlechtliche Verbindung  (wie  oru-vakiro,  wörtlich  das  sich  beim  Weibe 
etwas  stehlen  in  die  oru -Klasse  setzten,  die  Profanierung  und  den  Mißbrauch 
charakteristisch  gemacht.  Die  A-andonga-Ovambo  hingegen  betrachten 
den  Akt  (philologisch-ethnologisch  betrachtet)  in  omu-xokano  als  einen  dem 
Menschengeschlechte  dienenden,  der  mit  omundu  und  omuti  möglicherweise 
in  innerlichem  Z/^sammenhange  gestanden  haben  mag. 

Ebenso  verhält  es  sich  mit  dem  Worte  für  Liebe:  oru-s^uvero  omu- 
Xalo,  omü-  xoliko).  Der  Sinn  dieses  Wortes  ist:  etwas  unter  Umständen 
gern  haben.  Der  ideale  Charakter  des  Begriffes 'Liebe'  liegt  nicht  darin,  son- 
dern muß  erst  hineingedacht  werden.  Ohne  den  hinzugedachten  idealen  Zug 
bezieht  sich  oru-s^uvero,  wie  omü-xalo,  omü-xoliko  nur  auf  geschlecht- 
liche Zuneigung  des  einen  oder  andern  Teiles.  Gemüt  und  Herz  gehen 
dabei  ganz  leer  aus. 

Eheliche  Treue,  wie  überhaupt  Treue  kennen  unsrc  Dialekte  ursprünglich 
nicht,  es  gibt  keinen  Ausdruck  dafür,  auch  will  es  nicht  recht  glücken,  den 
Begriff  durch  Umschreibung  zu  geben.  Ob  wohl  irgend  ein  Bant^ustamm  ein 
ursprüngliches  Wort  dafür  hat?  Abstrakta  wie  Glaube.  Hoffnung,  Gcrechtig- 
Kcuschhcit,  Demut,  Dankbarkeit,  Gehorsam.  Herzlichkeit,  Biederkeit  (Huma- 
nität), Zutrauen,  Seligkeit,  Zuneigung  u.  s.  w.  sind  ursprünglich  in  unsern 
Dialekten  nicht  vorhanden.     Man  hat  sich  mit  einiLrermalkMi  anniihcnulen  Aus- 


AÖ  ZUR   Sl'RACIIKN-   UND   VÖLKERPUNDE   DER   HANTUNEGER. 

drücken  helfen  müssen  wie  nehmen  für  glauben  oku-kambura.  Subst. 
ongamburiro);  erwarten  für  hoffen  (oku-undja:  Subst.  oma-undjiro  ; 
Geradheit  für  Gerechtigkeit  (ou-s^emba,:  Gewaschen-.  Reinsein  für 
Keuschheit  (ou-kohoke; ;  kurz-kriechend  fürDemut,  demütig  (oku- 
nuis^a  kehi ,  ous^upi);  nötig  haben  für  Dankbarkeit  (oku-hepa  ; 
hören  für  gehorsam  sein  (oku-z  uva;  ;  haben  ein  Herz  für  Herzlich- 
keit (-nomutima);  lau  sein  (wie  nicht  brennendes  Wasser;  für  bieder 
(oku-kara  n'oupore);  jemand  kennen  für  zutraulich  (oku-ritjiua  na-) 
u.  s.  w.  Alle  diese  (Bantu-i  Ausdrücke  zeugen  von  der  Thatsache,  daß  unser 
Volk  bei  Ausübung  der  betr.  Begriffe  nur  ja  nicht  subjektiv  leiden  und  opfern, 
aber  wohl  viel  gewinnen  möchte.  Ein  gut  Teil  unsrer  jungen  Christen  war 
allzAisehr  geneigt,  ein  Christentum  nach  ihrer  Weise,  d.  h.  ein  bant^ui.stisches 
aufkommen  zu  lassen,  als  ihnen  dasselbe  aber  in  Wirklichkeit  nur  in  Selbst- 
verleugnung und  Entsagung  u.  s.  w.  entgegentrat,  traten  viele  zurück.  Es  ist 
ja  wohl  in  der  ganzen  Welt  nicht  anders,  dennoch  scheint  es  uns  von  großer 
Wichtigkeit  zu  sein,  den  Baut  uismus  nicht  bloß  von  seiner  philologisch-ethno- 
logischen Seite  kennen  zu  lernen,  sondern  auch  von  derjenigen,  die  dieses  dem 
Christentume  und  dessen  Kultur  zuwendet. 

Zum  Schluß  erlaube  man  uns  noch  eine  kurze  Bemerkung  über  den  unter 
einzelnen  Bant^ustämmen  angenommenen  Namen  für  'Gott'.  Die  feierlichen 
Begehungen  in  memoriam  majorumque  imaginum,  w^ie  sie  unter  den  Bant„u- 
stämmen  häufig  mit  großen  Zeremonien ,  Opfern ,  Libationen  u.  s.  w.  vor- 
kommen ,  sind  wahrscheinlich  Erinnerungen  an  jene  unvergeßlichen  Magi- 
doctores,  die  in  diesen  Feierlichkeiten  die  Stelle  der  Ahnen  (-Götter)  erhalten 
haben.  Der  Begriff  "Gott'  als  das  höchste,  vollkommenste  und  heiligste 
Wesen  ist  bei  den  südwestlichen  Stämmen  Afrikas,  zunächst  unsern  Bant  u- 
stämmen,  nicht  vorhanden.  An  seiner  Stelle  findet  man  jene  Wohlthäter  Kai' 
eHoxr|V ;  daher  die  verschiedenen  Benennungen  und  Namen,  die  man,  als  man 
dieselben  mit  einiger  Ehrfurchtbezeigung  nennen  hörte,  meinte  einfach  für  "^Gott' 
annehmen  zu  können.  Die  Namen  Kalunga  mit  dem  Prädikat  Ndjambi  der 
Ovambo  ,  Nz^ambi  der  westlichen  Kongostämme.  'Suku  der  Bailunda  und 
Vambundu  in  Bihe,  Mulungu,  Murungu  oder  Mungu  der  Stämme  auf 
der  Ostküste,  Morimo  der  Batjaona  (Betsuanen) ,  Umkülunkülu  der  S'ulu- 
Kafirn,  Mukuru  der  Herero  u.  s.  w.  sind  keineswegs  als  den  Begriff  'Gott' 
erschöpfend  zu  erachten,  sondern  sind  ebenso  viele  Ortsahnherrn,  die  zu  dem 
jeweiligen  Urmagicus  reformator  in  der  innigsten  Beziehung  stehen,  dessen 
Namen  die  Stammestradition  in  ihr  eigenes  Idiom  übersetzt  hat.  So  viele 
Dialekte  es  nun  in  der  einen  großen  Bant^usprachfamilie  gibt,  so  viele  Namen 
gibt  ez  folglich  auch  für  'Gott',  was,  wenn  alle  durch  Aufnahme  in  die 
Lehren  des  Christentums  in  Gebrauch  kommen ,  an  Polj^theismus  streifen 
möchte.  Vielleicht  hätte  man  besser  gethan.  einen  biblischen  Namen  (wie  im 
Nama  durch  'Elob'  geschehen  zugleich  mit  der  Einführung  des  Christentums 
dem  Idiom  des  betr.   Dialektes  anzupassen  und  allgemein  anzunehmen. 

H.  Brincker. 


ZUR     PHONETIK    DER    ALTAISCHEN    SPRACHEN 

GESETZE    IHRER    VOKAL-    UND    KONSONANTENHARMONIE. 


EINLEITUNG. 

Die  Doppelnatur  des  Menschen  hat  es  mit  sich  gebracht,  daß  sich  die 
Wissenschaft  vom  Menschen  nach  zwei  Richtungen  sonderte,  von  denen  die 
eine ,  die  Anthropologie ,  den  Menschen  als  bloßes  Zituov ,  als  eine  Spezies 
Miomo''  seinen  körperlichen  Eigenschaften  nach  behandelt,  während  die  andre, 
die  Ethnologie  den  Menschen  als  Ziujov  ttoXitikov,  als  gesellschaftliches  Wesen 
seinen  psychologischen  Eigenschaften  nach  auffaßt.  Die  Anthropologie  gliedert 
die   ganze   Menschheit   in  Rassen .    die  Ethnologie  in  Völkerstämme. 

Wie  nun  die  körperlichen  Eigenschaften  einer  bestimmten  Rasse  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  von  den  Bedingungen  des  jeweiligen  geographischen 
Aufenthalts  und  in  zweiter  Linie  von  Mischungen  mit  fremden  Rassen  ab- 
hängig und  infolgedessen  mit  ihnen  zahlreichen  Veränderungen  unterworfen 
sind,  haben  wir  auch  die  geistigen  Eigenschaften  jedes  Volksstammes  als  ein 
aus  geographischen  Bedingungen,  körperlichen  Eigenschaften  und  historischen 
Thatsachen  gebildetes  wertvolles  Ergebnis  zu  betrachten.  Erwägt  man  nun, 
daß  die  meisten  Völker  W'anderungen  aus  ihren  Ursitzen  angetreten  haben 
und  daß  unter  dem  Einfluß  neuer  natürlicher  und  gesellschaftlicher  Bedingungen 
die  ursprünglichen  ethnologischen  Eigentümlichkeiten  in  mannigfacher  Weise 
verändert  wurden ,  so  wird  ersichtlich ,  welche  Schwierigkeiten  die  Ethnologie 
zu  bewältigen  hat,  um  die  ursprüngliche  ethnologische  Einheit  festzustellen  und 
die  vielfachen  Wirkungen  und  Einflüsse,  welche  sie  veränderten,  zu  sondern. 
Um  wie  viel  größer  werden  diese  Schwierigkeiten,  wenn  der  betreftende  Volks- 
stamm keine  historischen  Überlieferungen,  keine  Litteratur  und  keine  Kultur- 
denkmäler aufzuweisen  hat.  In  diesem  Falle  kann  nur  die  Sprache  des  be- 
treffenden Volkes  Aufschluß  geben,  denn  sie  hat  alle  geistigen  Wandlungen 
des  Volkes  mitgemacht,  und  wenn  auch  die  einzelnen  Phasen  nicht  geologisch 
geschichtet  darin  zu  finden  sind,  so  HU.H  sich  doch  durch  \'ergleichungen  mit 
Schwestersprr.  das  gemeinsame  und  daher  im  allgemeinen  ursprimgliclie  Gut 
ausscheiden  und  auf  frühere  Zeiten  ein  Schlul.^  ziehen.  Die  Si)r.  ist  aber  unter 
allen  Menschen   der  Erde    verbreitet,    sie    ist   ilaher    auch  \"<.Mzü2'lich  tieeienet. 


^8  Joseph  Grunzel. 

für  eine  allgemeine  Ethnologie  eine  Grundlage  abzugeben,  weshalb  denn  auch 
viele  Gelehrte,  wie  Richard,  W.  Jones,  Schleicher  und  neuerdings  namentlich 
Friedrich  Müller  die  Spr.  einer  allgemeinen  ethnologischen  Einleitung  zu 
Grunde  gelegt  haben.  Die  Sprachwissenschaft  muß  daher  der  Ethnologie 
vorarbeiten;  sie  hat  die  Sprr.  gewissen  Sprachstämmen  zuzuweisen  und  durch 
Verglcichung  innerhalb  der  Sprachstämme  Schlüsse  auf  die  geistige  Entwicke- 
lung  des  Volkes  zu  ermöglichen.  Die  folgende  Arbeit  soll  zur  Lösung  dieser 
Aufgabe  durch  eine  Untersuchung  der  noch  heute  viel  umstrittenen  Altaisprr. 
beitragen. 

In  anthropologischer  Hinsicht  gehören  die  Altai  Völker  der  hochasiatischen 
oder  mongolischen  Rasse  an  und  bilden  in  ethnologischer  und  sprachlicher 
Beziehung  zusammen  mit  dem  uralischen  Zweige  den  uralaltaischen  Volks- 
und Sprachstamm.  Der  uralische  Zweig  zerfällt  in  zwei  Gruppen :  die  samo- 
jedische  und  die  finnische,  der  altaische  Zweig  in  drei  Gruppen:  die  türkische, 
mongolische  und  tungusische.  Bevor  wir  in  die  Erörterung  der  sprachlichen 
Eigenheiten  der  letztern  eingehen,  wollen  wir  zunächst  die  Wohnsitze  und 
die  geographische  Verbreitung  der  drei  Gruppen  betrachten. 

Die  zahlreichen  Völkerstämme  der  türkischen  Gruppe  nehmen  gegen- 
wärtig ein  sehr  ausgedehntes  Gebiet  ein.  dessen  Mittelpunkt  in  den  drei  Cha- 
naten  von  China,  Bochara  und  Chokand  liegt,  und  das  von  der  Mündung  der 
Lena  bis  zur  Donau  einerseits  und  von  der  Krim  bis  nach  Indien  anderseits 
reicht.  Es  lassen  sich  ungefähr  folgende  Stämme  als  die  hauptsächlichsten 
hervorheben : 

1.  Die  sibirischen  oder  die  nördlichen  Türken  im  russischen  Sibirien, 
mit  den  Jakuten,  welche  sich  an  der  untern  Lena  niedergelassen  haben,  in 
einer  Gesamtzahl  von  etwa  200000  Menschen. 

2.  Die  Uiguren,  oder  vielmehr  die  Nachkommen  der  alten  Uiguren,  an 
den  Südausläufern  des  Thien-schan,  besonders  um  die  Städte  Kaschgar,  Chotan, 
Jarkand  u.  s.  w.  gelagert.  Auch  die  Tarantschi.  welche  im  Ili-Thale  in 
einer  Gesamtzahl  von  50000  Ackerbau  treiben,  werden  hierher  "gezählt;  die 
Zahl  der  Uiguren  wird  im  ganzen  auf  i   Million  angegeben. 

3.  Die  Kirgisen,  welche  die  großen  Steppen  vom  kaspischen  Meer  und 
der  Wolga  bis  zum  Altai  und  von  der  Stadt  Omsk  bis  nach  Turkestan  hinein 
bewohnen.  Sie  zerfallen  in  zwei  große  Abteilungen:  die  Karakirgisen  in 
Thien-schan  mit  den  verwandten  Kiptschak  in  Chokand  in  einer  Gesamtzahl 
von  etwas  über  eine  Million;  und  die  Kasakkirgisen  in  drei  Horden,  der 
großen,  mittlem  und  kleinen,  welche  auf  dem  übrigen  Teil  der  Kirgisensteppe 
als  Nomaden  leben  und  auf  i  V2  —  2  Millionen  geschätzt  werden. 

4.  Die  Özbeg.  nach  dem  Chan  der  goldenen  Horde  (13 12  — 1340'  be- 
nannt, ein  Gesamtname  für  die  erbangesessenen  und  herrschenden  Türken  in 
den  drei  mittelasiatischen  Chanaten ,  die  sich  bereits  mehr  und  mehr  dem 
Ackerbau  zuwenden ;   ihre  Zahl  beläuft  sich  auf  2  Millionen. 

5.  Die  Turkmenen  in  der  Steppe  östlich  vom  kaspischen  Meere  und 
südlich  vom  Oxus,  gefürchtete  Nomadenstämme  in  einer  Gesamtzahl  von  etwas 
über  I   Million. 

6.  Die  iranischen  Türken ,   welche  teils  aus  der  Seldschukkenzeit  her. 


ZUR   PHONETIK  DER  ALTAISCHEN   SPRACHEN. 


49 


teils  infolge  allmählicher  Einwanderung  in  Persien  als  Nomaden  leben;  einem 
Stamme  derselben  gehört  das  heutige  Herrscherhaus  in  Persien  an.  Außerdem 
wohnt  ein  Teil  noch  in  den  transkaukasischen  Provinzen  Aserbeidschan  und 
Masenderan.  Nach  Vämberys  Schätzung  beträgt  die  Zahl  der  iranischen 
Türken  zwei  Millionen  und  mit  den  unter  russischer  Oberhoheit  stehenden 
kaukasischen  Türken  3  Millionen. 

7.  Die  Osmanen  in  Kleinasien  und  Europa  und  die  Tataren  in  der 
Dobrudscha.  deren  Zahl  6 — 7  Millionen  nach  Vämbery  10  Millionen)  betragen 
dürfte.  Die  sämtlichen  türkischen  Stämme  hätten  demnach  eine  Bevölkerungs- 
anzahl von  etwa   17  Millionen  aufzuweisen. 

Bezüglich  der  Dialekte,  welche  diese  Völker  sprechen,  hat  man  bereits 
mannigfache  Einteilungen  versucht,  doch  hat  man  bis  heute  keine  vollständig 
befriedigende  zu  geben  vermocht,  weil  viele  Dialekte  bis  heute  noch  unerforscht 
geblieben  sind.  Im  folgenden  wurde  die  von  Radloff'  vorgeschlagene  Eintei- 
lung angenommen,  obwohl  sie  gleichfalls  nicht  vollständig  befriedigt,  doch 
beugt  sie  durch  die  geographische  Bezeichnung  der  Dialektgruppen  Verwir- 
rungen vor.     Seine  Einteilung  ist  folgende : 

I.  östliche  Dialekte  (Altai-Baraba-Abakan-Küärik-.  sojonische,  karagas- 
sische  und  uigurische  Diall.),  gesprochen  von  den  unter  i.  und  2.  angeführten 
Stämmen ; 

II.  westliche  Diall.  (kirgisische,  Irtisch-,  baschkirische  und  Wolgadiall.), 
gesprochen  von  den  unter  3.  angeführten  Stämmen: 

III.  mittelasiatische  Diall.  (Tarantschi-,  Hami-.  Aku-,  Kaschgar-.  Jar- 
kand-  und  dschagataische  Diall.',  gesprochen  von  den  unter  4.  und  5.  auf- 
gezählten Stämmen : 

IV.  südliche  Diall.  (turkmenische,  aderbeidschanische,  kaukasische  ana- 
tolische.  osmanische  Diall.)  gesprochen  von  den  unter  6.  und  7.  angeführten 
Stämmen. 

Das  Vaterland  der  Mongolen  erstreckt  sich  von  Sibirien  im  Norden  bis 
zur  chinesischen  Mauer  im  Süden,  von  Daurien  und  der  Mandschurei  im  Osten 
bis  zum  Altai  und  Thicn-schan  im  Westen,  doch  geht  die  mongolische  Be- 
völkerung heute  noch  weit  über  dieses  Gebiet,  bis  zum  Kökö-nor  im  Süden, 
in  Tangut  und  am  Nordrande  von  Tibet,  in  der  russischen  Provinz  Tomsk 
und  in  größerer  Anzahl  noch  an  dem  Baikalsee,  Die  Zahl  der  unter  chine- 
sischer Oberhoheit  stehenden  Mongolen  soll  2 — 3  Millionen  betragen.  In  der 
Regel  unterscheidet  man  3  Zweige  der  Mongolen: 

I.  die  Ostmongolen,  wozu  die  Chalcha  in  der  Gegend  nördlich  von 
der  Gobi,  westlich  vom  Altai  und  östlich  von  der  Mandschurei,  die  Schara- 
mongolen  längs  der  chinesischen  Mauer  und  die  Scharaigol  oder  Schiraigol  in 
Tangut  und  dem  nördlichen  Tibet  gehören. 

IL  Die  Westmongolen,  auch  Kalmücken.  Ölöd .  Oirad.  Mongol- 
Oirad  genannt.  Das  der  Bezeichnung  Kalmücken  zu  Grunde  liegendes  Wort 
^Chalimak'  ist  nur  ein  Beiname  für  die  Wolgakalmücken.  Das  Wort  'Oirad' 
heißt  'die  Nahen,    die  Verwandten'   und   es  werden  besonders   folgende  vier 


'   W.  Radloff  :  piioNKTiK  DER  NÖRDLICHEN    rÜRKSPR.'VCHEN,  Lku'ZIG  1S82.     Einleitung. 
Techmer,  ztschr.  V.  4 


eo  Joseph  Grlnzel 

Stämme  mit  diesem  Namen  bezeichnet  (daher  dörbön  oirad) :  i.  die  Sungarcn. 
2.  die  Torgod,  3.  die  Choschod  und  4.  die  Dörböd.  Ölöd  heißen  die  unter 
chinesischer  Oberhoheit  stehenden  VVestmongolen ,  welche  in  der  Sungarei, 
dem  östlichen  Teile  des  Thien-schan,  am  Südrande  der  Wüste  Gobi,  am 
Kökö-nor  und  in  der  chinesischen  Provinz  Kan-su  leben.  Infolge  der  Aus- 
dehnung der  russischen  Grenzen  sind  bereits  einige  Stämme  unter  russische 
Oberhoheit  geraten.  Ein  Teil  findet  sich  noch  an  der  Wolga,  um  die  Stadt 
Astrachan  herum,  welcher  seit  Beginn  des  17.  Jahrhunderts  aus  der  Sungarei 
hierher  auswanderte. 

III.  Die  Buräten  oder  Nordmongolcn,  deren  Gebiet  im  südlichen  Teil 
des  Gouvernement  Irkutsk  um  den  Baikalsee  herumliegt,  und  welche  in  die 
transbaikalischen  (nishneudinskischcn,  tunkinschen  u.  s.  w.  und  in  die  cisbaika- 
lischcn  (chorinschen.  selengischen  u.  s.  w.)  geteilt  werden.  Infolge  des  russi- 
schen Einflusses  haben  die  Buräten  sich  von  dem  nomadischen  Leben  mehr 
dem  Ackerbau  zugewandt,  auch  das  Christentum  hat  man  bei  ihnen  eingeführt. 
Getrennt  von  diesen  Hauptstämmen  der  Mongolen  haben  die  Hasaras  und 
Aimaks  ihre  Wohnsitze,  welche  zwischen  Herat  und  Kabul  in  Afganistan  als 
Nomaden  leben  und  wahrscheinlich  Überreste  aus  der  Zeit  der  Mongolenherr- 
schaft sind.     Ihr  Dial.  nähert  sich  dem  Kalmückischen.' 

Die  Tungusen  chines.  Tung-hu)  leben  in  mehreren  Stämmen  als  Nomaden 
in  dem  Gebiete  von  der  Taimirhalbinsel  am  Eismeer .  östlich  vom  Jenissei 
und  der  Lena  bis  zum  Ochotskischen  und  Japanischen  Meer.  Die  Urheimat 
aller  tungusischer  Völker  ist  das  Amurbassin.  Die  eigentlichen  Tungusen  zer- 
fallen in  mehrere  Stämme,  wie  die  Tschapogiren  an  der  steinigen  Tunguska, 
die  Orotschonen,  Mangren,  Dauren.  Birar.  Golden.  Sanagir.  Ngatkon.  Nigidal 
am  Amur  und  seinen  Nebenflüssen,  die  Lamuten  am  Ochotskischen  Meer  und 
die  Schibä  im  Ili-Thale  an  der  russisch-chinesischen  Grenze.  Ihre  Gesamtzahl 
beträgt  etwa  80000.  Einen  besondern  Zweig  bilden  die  ]\Iandschu.  welche 
ursprünglich  zwischen  dem  Amur  im  Norden  und  dem  Sungari  im  Westen 
wohnten.  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  aber  nach  Süden  zogen,  die  chinesische 
Mingdynastie  stürzten  und  sich  seitdem  stark  mit  Chinesen  vermischten.  Ob- 
wohl sie  das  erobernde  und  herrschende  Volk  sind,  ist  dennoch  ihr  Volkstum 
und  ihre  Spr.  infolge  des  chinesischen  Einflusses  in  schnellem  Rückgange, 
selbst  aus  der  [Mandschurei  ist  die  Spr.  nahezu  völlig  verdrängt  worden.  Ihre 
Zahl  dürfte  heute  über   i   ^Million  betragen. 

Wenn  man  auch  heute  von  der  Verwandtschaft  der  uraltaischen  Sprr.  im 
ganzen  überzeugt  ist.  allerdings  nach  hartem  Kampf  her\'orragender  Streiter  — 
man  vgl.  nur  die  Schriften  von  Abel  Remusat.  Schott,  Böhtlixgk  u.  aa.  — . 
so  ist  man  doch  noch  heute  nicht  völlig  einicr  darüber,  wie  weit  die  Grenzen 
dieser  Verwandtschaft  hinauszurücken  sind,  und  welche  Stellung  die  einzelnen 
Glieder  dieser  Sprachgruppe  zu  einander  einnehmen. 

Was    den   ersten  Punkt   betriflt,    so  versuchte  bereits  Siebold  "  das  Japa- 


^  H.  C.  V.  D.  GaBELENTZ  :  über  die  spräche  der  HAZARAS  rXD  .A.IMAKS.  ZTSCHR.  D.  ML. 
GES.    XX.     326  f.,    612  f. 

^  SiEBOLD:  VERHAXDELIXG  OVER  DE  AAEKOMST  DER  JAPAXNERS,  IX  D.  VERHAXDELEsGEX  V-A-S 
LEX.    BATAVI AASCH   GEXOOTSCHAP. 


ZUR   PHONETIK   DER    ALTAISCHEN    SPRACHEN.  ^  I 

nische  in  eine  gewisse  venvandtschaftliche  Beziehung  zum  Mandschuischen  zu 
bringen,  und  Boller'  glaubte  den  vollständigen  Beweis  erbracht  zu  haben, 
daß  das  Japanische  eine  uralaltaische  Spr.  sei.  Obgleich  nun  diese  Verwandt- 
schaft sehr  viel  Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat,  so  ist  sie  noch  keineswegs  be- 
wiesen und  das  wird  sie  auch  nicht  sein,  solange  für  die  Vergleichung  keine 
feste  Grundlage  gewonnen  ist,  d.  h.  solange  die  Sprachgesetze  der  uraltaischen 
Sprr.  selbst  nicht  aufgedeckt  sind,  daß  sie  auf  das  Japanische  angewandt 
werden  können. 

Was  den  andern  Punkt  betrifft,  so  hat  entgegen  den  Ansichten  v^on  Väm- 
BERY,  Radloff,  Schott  u.  aa.  WiNKLER^  es  unternommen,  das  Tungusische  in 
nähere  Beziehung  zu  den  uralischen  Sprachen  zu  bringen  und  das  Mandschu- 
ische  als  eine  Art  Übergangsdial.  zum  Japanischen  hinzustellen,  so  daß  nach 
ihm  der  ganze  Sprachstamm  in  zwei  ungleiche  Gruppen :  die  samojedisch- 
finnisch-tungusisch -japanische  und  die  mongolisch -türkische  zerfällt.  Diese 
etwas  gewagte  Behauptung,  welche  er  durch  eine  Anzahl  von  etymologischen 
Vergleichungen  zu  stützen  sucht,  wurde  bereits  von  Büge^  einfach  dadurch 
widerlegt ,  daß  den  WiNKLERSchen  Etymologien  die  viel  näher  verwandten 
entsprechenden  Wörter  aus  dem  Türkischen  und  Mongolischen  hinzugefügt 
wurden. 


I.     DIE    VOKALE,     IHRE    EINTEILUNG    UND     VERBREITUNG. 

Die  Vokale  sind  Laute,  welche  bei  offnem  Ansatzrohre  hervorgebracht 
werden,  ohne  daß  in  der  Mundhöhle  irgend  eine  Enge  oder  ein  Verschluß 
eintritt.  Ich  verwende  also  die  Benennung  Vokale  genau  in  der  Bedeutung 
von  Techmers  Mundöfifnern. 

Sind  die  Zunge  und  Lippen  in  mittlerer  Stellung  und  wird  der  Mund  am 
weitesten  geöffnet,  so  hört  man  den  Vokal  a.  Als  einer  der  Hauptvokale  der 
menschlichen  Spr.  gehört  er  auch  dem  ganzen  Gebiete  der  uralalt.  Sprr.  an, 
meist  wohl  mit  einer  Neigung  zur  Hinterzungenreihe   (.;). 

Wird  das  Ansatzrohr  als  ganzes  durch  größte  Hebung  des  Kehlkopfs  und 
stärkstes  Zurückziehen  der  Lippen  (zu  kleinster  Lippenlängsöfifnung)  verkürzt 
bei  größtem  Vorgang  und  Hebung  der  Vorderzunge  zu  kleinster  Ottnung,  so 
erhält  man  den  Vokal  i.  Derselbe  kommt  in  unserm  ganzen  Sprachgebiete 
vor,   spielt  aber  eine  besondere,   näher  zu  erörternde  Rolle. 

Bei  der  Erzeugung  des  Lautes  ;/  wird  das  Ansatzrohr  als  ganzes  durch 
Senkung  des  Kehlkopfs  und  Vorschiebung  der  Lippen  (zu  kleinster  Lippen- 
rundöffnunir)   verlängfert,  wozu  erößter  Rückeane  und  Hebuncf  der  Hinterzunge 


'   Boi.ler:  sitzc.shku.  d.  jUvAD.   I).   \v.,  Wien   1S57,  xxiii,  S.  393. 

^  DK.  IL  Winki.er:   uralaltaische  Völker  und   sprachen,  üekhn   18S4.  —  das  iral- 

ALTAISCHE    UND    KEINE    C.RUPPEN,    BERLIN    1886. 

3  E.  Büge:  über  die  Stellung  des  tungusischen  zum  moncolisch- i-ürkischen  ,    IIaim 
1887,   (Dissertation). 

4* 


52 


JosKi'H  Grunzel. 

Auch   dieser  Vokal   ist   in  allen  alt.   Sprr. 


zu   kleinster  Rundöfifnung   kommt, 
vertreten. 

Zwischen  a  und  z,  ebenso  wie  zwischen  a  und  //.  liegt  eine  unendliche 
Reihe  von  Vokalabstufungen.  Verkürzt  man  nämlich  das  Ansatzrohr,  wenn 
es  in  der  mittlem  Stellung  des  a  sich  befindet,  und  verkleinert  man  nach  und 
nach  die  Vorderzungen-  und  Lippenlängsöffnung,  so  erhält  man  die  Reihe  der 
Vorderzungenlippenlängsöffner    VzLlö.),   von  denen  in  den  alt.  Sprr.  außer 


Hinterzungenöffner 
Hzö. 

Mittel-    1 
zungenö.  1  Vorderzungenöffner 

.    Mzö.                      '^''-^^• 

kleiner 

größer 

größer 

kleiner 

/_ 

(0 

i 

S 

r 
'S' 

c  1 

0: 

r 

£ 

E 

Crq 

n 
C: 

n 

a 

Mittlere 
Lippen- 
Öffner 

0 

'^1 

0 

3: 
» 
O 

^1 

0:  s 
•   0: 

u 

[u. 

?/_ 

i  noch  das  etwa  die  Mitte  der  Reihe  bildende  e  vorkommt.  Soviel  sich  aus 
den  vorliegenden  phonetischen  Beobachtungen  entnehmen  läßt,  gibt  es  in 
den  alt.   Spr.  kein  näher  bei  i  Hegendes  e  wie  in  den  idg.^ 

Eine  zweite  Vokalreihe,  von  a  zu  Ji  erhält  man  durch  Verlängern  des  An- 
satzrohrs und  Verkleinerung  der  Hinterzungen-  und  Lippenrundöffnung,  daher 
Hinterzungenlippenrundöffner  ;HzLrö.)  genannt.  Aus  der  Reihe  der  so  ent- 
standenen Vokalabstufungen  hat  außer  n  nur  ein  näher  nach  ?/  gelegenes  und 
daher  etwas  dumpferes  0  allgemeine  Verbreitung  in  unserm  Gebiete. 

Außerdem  kommen  zwei  aus  je  einer  Artikulation  der   beiden  genannten 


^  Vgl.  Radloffs  Transskription  für  die  türkischen  Dialekte.  Ferner  J.  Schmidt  :  Gram- 
matik DER  MONGOLISCHEN  SPRACHE,  PETERSBURG  183I.  S.  2.  —  H.  ZwiCK :  GRAMMATIK  DER 
WESTMON'G.  SFR.,  DoNAUESCHINGEN  1854,  S.  5.  —  A.  CASTREX  :  VERSUCH  EINER  BURJÄT.  SPRACH- 
LEHRE, Petersburg  1857,  S.  3.  —  A.  Castren:  tungusische  Sprachlehre,  Petersburg  1857, 
S.  2.  —  L.  Adam:  grammaire  de  la  langue  tongouse,  Paris  1874,  S.  9. 


TECHMERS    HORIZONTALE.    FRONTALE.    SAGITTALE    V  E  R  AN  SC  H  A  U  L  1  C  H  U  N  G    DER    LAUTBILDUNG. 


,0s  palat 
,Vel  w  in    „^^^^^^^  -...^^ 

u       u\    '   (äi: 
jS      j^  '•    '    -^^ 


-Os  fn.Hxil) 


Alveoli 


■-•-   °      :iine'.,vel.      --— ^- 


;  pn I .  p  0  s  t  e 
ApertMr.min.mae      -^-  '.paLmeci 


rotwnola      ^^=3=^ 

longa.         <: ^ 

Jaler.        üT""^^ 


'^pcslalveol. 


54 


JOSEI'H    GrUNZEL. 


Vokalreihen  bestehende  Reihen  vor.  Die  eine  ist  die  der  Vorderzungen- 
lippenrundöffner  (VzLrö.)  mit  dem  bei  kleinster  Lippenrundöffnung  (wie 
bei  II]  und  kleinster  Vorderzungcnöffnung'  (wie  bei  i^  gesprochenen  n  und 
dem  bei  größerer  Lippenrundöffnung  (wie  bei  o)  und  größerer  Vorder- 
zungcnöffnung (wie  bei  r)  erzeugten  o  .  Diese  Vokale  dürften  ursprünglich 
reine  Vorderzungenlippenrundöffner  gewesen  sein ,  sind  aber  in  der  heutigen 
Aussprache  durch  Annäherung  an  it  und  o  z.  T.  wohl  Mittelzungenlippen- 
rundöffner  (MzLrö.)  geworden'  (?/  :? ),  ja  im  Mandschuischen  völlig  und  im 
Tungusischen  teilweise  in  die  entsprechenden  Ilinterzungenlippenrundöffner 
übergegangen. 

Noch  einer  Vokalreihe  bleibt  Erwähnung  zu  thun,  nämlich  der  der  Hinter- 
zungenlippenlängsöffner  (HzLlö.)  z;^  und  i^.  Der  ersterc  entsteht  durch 
Lippenlängsöffnung  wie  bei  /•;  und  I  lintcrzungenöffnung  wie  bei  o ;  sein  Vor- 
kommen ist  auf  einige  burätischc  und  tungusische  Dialekte  beschränkt.  Der 
letztere  entsteht  durch  Lippenlängsöffnung  wie  bei  i  und  Hinterzungenöffnung 
wie  bei  ?/;  er  kommt  nur  in  einigen  türkischen  und  mongoHschen  Dialekten 
vor  und  ist  eine  spätere  Differenzierung  des  i.  Zwischen  den  beiden  Vokalen 
i  und  u  ist  wohl  noch  ein  Mittelzungenlippenlängsöffner  (MzLlö.)  i^  an- 
zunehmen, dessen  Reihe  Techmer  zuerst  i.  z.  IV.  113 — 116  systematisch  be- 
stimmt hat,   und  worauf  wir  unten  zurückkommen. 

Dieser  Vokaleinteilung  ist  das  genaue  und  natürliche  System  der  Mund- 
öfifner  zu  Grunde  gelegt,  welches  Techmer  zuerst  1883  i.  z.  I.  154,  178  und 
in  erweiterter  Übersicht  1888  i.  z.  IV.  116,  128  veröfifenthcht  und  auf  seiner 
hier  S.  53  wieder  abgedruckten  Tafel  in  den  drei  Hauptebenen,  der  horizon- 
talen, frontalen  und  sagittalen  veranschaulicht  hat.  Techmers  allgemein  pho- 
netisches System  vereinfacht  sich  für  unser  Gebiet  zu  der  auf  S.  52"  befind- 
lichen Übersicht. 


^  Vgl.  die  Transskription  von  Castren:  burjät.  Sprachlehre  und  tungusische  sprachl. 
ferner  A.  Bobrovnikow:  Grammatik  der  mongolisch -kalmückischen  spräche,  Kasan  1849, 
S.  8,  §  17. 

^  Man  beachte,  daß  hier  außer  a  nur  2  Öft'nungsgrade  zu  unterscheiden  sind,  welche  ich 
kurz  größere  und  kleinere  nenne,  doch  in  andrer  Bedeutung  als  Techmer,  der  für  die  allgemeine 
Phonetik  4  Grade  unterscheidet :  größte,  größere,  kleinere,  kleinste  Öffnung.  In  meiner  Übersicht 
entspricht  also  der  kleinere  Techmers  kleinstem  Grade.  Eine  andre  Einteilung  ist  die  von 
W.  Radloff:  PHONETIK  DER  NÖRDLICHEN  TÜRKSPRACHEN  gegebene,  welche  sich  in  folgendem 
Schema  veranschaulichen  läßt: 


gutturale 

palatale 

1 

dento- 

labio- 

dento- 

labio- 

w^eite  .  .  . 

a 

0  =.? 

ä  =  £ 

ö  =  :? 

eng,-    .   .   . 

y  =  C 

U 

i 

ü  =  u_ 

Vgl.  J.  Grunzel:  DIE  VOKALHARMONIE  DER  ALTAISCHEX  SPRR.,  WiEN.  AKAD.  188S,  iiL    Diese  Ein- 
teilung von  Radloff    krankt    aber   an    unzureichender  Analyse   der  Zungen-    und  Lippenartikula- 


ZUR   PHONETIK   DER   ALTAISCHEN   SPRACHEN. 


55 


II.    DIE    VOKALHARMONIE. 
1.    DIE    GESETZE    DER    VOKALHARMONIE. 

Den  Vokalmechanismus  beherrscht  im  ganzen  uralt.  Sprachgebiete  mehr 
oder  minder  durchgreifend  ein  strenges  Gesetz  der  Vokalfolge,  die  sogenannte 
Vokalharmonie.  Dieselbe  beruht  auf  einer  gewissen  Anziehungskraft  physio- 
logisch verwandter  Vokale,  welche  bewirkt,  daß  in  einem  Worte  die  Vokale 
einer  bestimmten  Gruppe  und  nur  diese  aufeinander  folgen  müssen. 

Die  von  mir  hier  nach  Techmers  Phonetik  neuformulierten  Gesetze  der 
Vokalharmonie  lauten : ' 

1.  Auf  einen  Hzö.  darf  in  einunddemselben  Worte  nur  ein  Hzö.,  auf 
einen  Vzö.  nur  ein  Vzö.  folgen.  Der  Mzö.  a  verhält  sich  wie  ein  Hzö.,  wohl 
wegen  seiner  bereits  angedeuteten  Neigung  zur  Hz. -Reihe. 

2.  Auf  die  beiden  HzLrö.  o  und  u  dürfen  nur  dieselben  HzLrö.  oder  der 
Mzö.  a  ibzhw.  Hzö.  A]  folgen;  auf  die  beiden  VzLrö.  o  und  ?^_  nur  dieselben 
VzLrö.  oder  der  VzLlö.  e. 

3.  Auf  die  beiden  HzLlö.  ^  und  i^  und  den  Mzö.  a  (bzhw.  Hzö.  a)  dürfen 
nur  dieselben  Vokale  oder  der  HzLrö.  ?/  folgen :  auf  die  beiden  VzLlö.  e  und 
i  nur  dieselben  Vokale  oder  der  VzLrö.  ?/  . 

4.  Durch  Vergrößerung  der  Öffnungen  differenzierten  sich  die  Vokale  0 
und  0  zunächst  in  der  ersten  Silbe  aus  ?/  und  ?/_  heraus ,  verpflanzten  sich 
durch  die  immer  weiter  fortschreitende  Assimilation  in  die  folgenden  Silben 
und  können  somit  nur  dann  in  einer  der  folgenden  Silben  erscheinen .  wenn 
alle  vorhergehenden  Silben  denselben  Vokal  enthielten. 


tionen,  deren  mannigfache  Verbindungen  die  Arten  der  Vokale  bedingen,  und  an  undeutlichen, 
z.  T.  unrichtigen  Benennungen.  Radloff  selbst  hat  bereits  i.  z.  I.  483  Techmers  System  als 
trefflich'  anerkannt  und  seine  eignen  Benennungen  durcli  dasselbe  in  folgendem  Schema  veran- 
schaulicht : 

guttural  palatal 


y""~-~-^ 

a~~^ — 

U,-'^' 

^-~~-,^ü 

Nach  Angaben  Techmers  (vgl.  I.  z.  iv.  128)  habe  ich  sein  allgemeines  phonetisches  System 
mit  den  auf  dem  engern  Sprachgebiet  ermöglichten  Vereinfachungen  auf  die  alt.  Sprr.  angewandt 
und  werde  in  der  folgenden  Darstellung  auch  seine  Transskr.  verwerten.  Ich  muß  hier  nament- 
lich die  Förderung  anerkennen,  welche  ich  in  meinen  weitern  Untersuchungen  Techmers  Darstel- 
lung der  Mittelzungenlaute  verdanke,  die  bisher  nicht  bloß  in  der  hergebracliten  Schrift, 
sondern  auch  in  der  Phonetik  arg  vernachlässigt  worden. 

'  Vgl.  meine  frühere  Darstellung:  niE  vokai.harmonie  der  alt.  sprr.,  NVikn.  ak.  iSSS. 
HI,  S.  10  f.  Wegen  der  Abkürzungen  vgl.  Techmers  Übersicht  i.  z.  iv.  12S  und  die  meine 
hier  S.  52. 


56  Joseph  Grunzel. 

5.  Die  als  Übergangslaute  auftretenden  Mzü..  mit  Ausnahme  des  a  (bzhw. 
Hzö.  w),  sind  neutral,   können  sich  also  sowohl  mit  Hzö.,  als  Vzö.   verbinden. 

6.  Die  vokalischen  Diphthonge  und  Triphthonge  fügen  sich  gleichfalls 
den  Gesetzen  der  Vokalharmonie,  und  zwar  wird  ihr  Verhalten  fast  ausnahms- 
los durch  den  mit  der  verhältnismäßig  größern  Öffnung  gesprochenen  Vokal 
bestimmt. 

Das  I.  und  5.  Gesetz  regeln  die  Zungen-,  das  2.,  3.  und  4.  die  Lippen- 
attraktion, das  6.  behandelt  Vokalzusammcnsetzungen.  Im  folgenden  wollen 
wir  die  Anwendung  dieser  Gesetze  auf  die  verschiedenen  Sprachen  und  Dia- 
lekte des  Altaigebietes  verfolgen. 

Die  östlichen,  westlichen  und  südlichen  Dial.  des  Türkischen  weisen  fol- 
gende 8  Vokale  auf: 

i  i 

E 

a 

?i  u^ 

Nur  den  mittelasiatischen  fehlt  das  ?\  Das  i.  und  3.  Gesetz  gelten  aus- 
nahmslos, das  2.  erfährt  in  den  östlichen  Dial.  insofern  eine  Erweiterung,  als 
auch  die  beiden  kleinern  Lippenlängsöffner  i  und  i^  zur  Vokalfolge  nach  den 
beiden  kleinern  Lrö.  ?/_  und  n  zugelassen  werden.  Die  mit  größerer  Lippen- 
rundöffnung  hervorgebrachten  Vokale  0  und  0  kommen  in  den  meisten  Dial. 
nur  in  der  1.  Silbe  vor,  im  übrigen  gilt  das  4.  Gesetz.  Von  neutralen  Vokalen 
kommt  nur  in  den  mittelasiatischen  Dial.  ein  i  vor,  welches  wahrscheinlich  ein 
Mittelzungenlaut  i^  ist,  und  in  den  östl.  und  westl.  Dial.  ein  langes  l. 
In  den  mongolischen  Dial.  finden  sich  folgende  Vokale: 

(0       [k)       i 

[e]  e 


Die  ersten  3  Gesetze  der  Vokalharmonie  erleiden  im  allgemeinen  keine  Aus- 
nahme. Schwierigkeiten  bietet  nur  ein  in  einigen  burätischen  Dial.  im  nish- 
neudinskischen  und  tunkinischen)  auftretender  Vokal,  welchen  Castren^  mit  e 
und  Orlow^  mit  y  li)  transskribiert.  Da  sich  derselbe  wie  ein  HzLlö.  verhält^ 
und  Castren  ihn  als  "^breit  und  dunkel"  beschreibt,  so  dürfte  dies  der  HzLlö. 
£  sein,  welcher  etwa  die  Mitte  der  Vokalreihe  a — /  bildet.  Die  Vokale  :>  und 
:?  dürfen  nur  dann  in  einer  Silbe  auftreten ,  wenn  alle  vorhergehenden  Silben 
denselben  Vokal  enthielten'*;  doch  gibt  es  im  Burätischen  und  Kalmückischen 
Fälle,    wo  das  j   und  9    der  ersten  Silbe  eine  Rückverwandlung  in   //   und   ;/ 


^  A.  Castren  :  vers.  einer  burjät.  sprachl.,  S.  3. 

^    A.   OrLOW:    GRAMMATIK   DER   MONGOL.-BURÄT.    UMGANGSSPR. ,    KASAN    1878,    S.  2  f. 

3  Vgl.  Grunzel  :  die  a'okalharmonie,  S.  14  f. 

■*    A.  BOBROVNIKOW  :      GRAMMATIK     DER    MONG.-KALM.     SFR.,     S.  7,     §    I3.    —    O.  BÖHTLINGK: 
ÜBER    DIE    SPR.    DER   JAKUTEN,    PETERSBURG    1851,    S.   I06. 


ZUR    PHONETIK   DER    ALTAISCHEN    SPRACHEN. 


57 


erfahren  hat.  Das  i  —  wahrscheinlich  ein  Mzö.  i^  —  ist  neutral,  doch  macht 
sich  im  Burätischen  und  auch  im  Kalmückischen  eine  Spaltung  in  einen  Hzö. 
i^  und  einen  Vzö.   i  bemerkbar. 

Im  Tungusischen  finden  sich  folgende  Vokale  : 

i  (0  ^ 

E^  E 

a 

Das  i  ist  das  e  der  CASTRENSchen  Transskription. '  Die  ersten  4  Gesetze  der 
Vokalharmonie  gelten  ausnahmslos.  Auffallend  ist  nur  der  Mangel  eines  Vzö. 
.?_,  welcher  in  einen  Mzö.  0^  übergegangen  zu  sein  scheint;  dagegen  entfaltet 
der  Hzö.  o  eine  sehr  starke  Lippenattraktion.  Der  ursprüngliche  neutrale  Mzö, 
/  scheint  sich  in  einen  Vzö.  i  und  einen  Hzö.  (  gespalten  zu  haben ,  doch 
ist  die  Spaltung  keine  durchgehende.  Über  einen  noch  geringern  Vokalreich- 
tum verfügt  das  Mandschu : 

E 

a 

Die  Grammatiker  führen  unter  den  Vokalen  des  Mandschuischen  noch  ein  ö 
(nach  Gabelentz  und  Adam"")  oder  ü  (nach  Radloff  und  Sacharoff^)  auf.  das 
aber  kein  langer  Vokal  ist,  sondern  seinem  vokalharmonischen  Verhalten  nach 
der  HzLrö.  «  zu  sein  scheint,  während  das  als  neutral  angesehene  einfache  u 
der  Mzö.  u^  sein  dürfte.  Wir  sehen  demnach,  daß  im  Mandschuischen  beide 
VzLrö.  in  die  entsprechenden  Mzö.  übergegangen  sind,  ein  Vorgang,  der  sich 
auch  bereits  in  der  heutigen  Ausspr.  des  Mongolischen  und  Kalmückischen 
zeigt,  obzwar  die  Schrift  die  Scheidung  deutlich  aufrecht  erhält.  "•  Die  Gesetze 
der  Vokalharmonie  finden  dieselbe  Anwendung  wie  in  den  übrigen  tungusischen 
Diall.,  nur  bezüglich  des  i  (bzhw.  i)  ist  zu  bemerken,  daß  dasselbe  zwar 
neutral  ist,  jedoch  die  Vokalfolge,  besonders  in  Wörtern  mit  dem  HzLrö.  J, 
aufhebt. 

Vokalische  Diphthonge  sind  in  den  alt.  Sprr.  eine  verhältnismäßig  seltene 
und  späte  Erscheinung,  am  häufigsten  und  allgemeinsten  sind  die  mit  /  zu- 
sammengesetzten. Noch  seltener  kommen  vokalische  Triphthonge  vor,  welche 
entweder    die    differenzierte  Aussprache    eines    vokalischen    Diphthongs    oder 


'   A.  Castren:    tingus.  sprachl.  ,  S.  i.  —  L.  Adam:    (-.kammaire  de   i.a    i,.  tongovse, 
S.  9  §  2.  —  Grunzel:  die  vokaliiarmonie,  S.   10. 

^    H.  C.  V.   D.   GAUELENTZ  :     GRAMMAIRE    DE    LA     LANGUE     MANDCllOU  .     Al.TENP.OlRl'.    iSjS.    — 

L.  Adam:  grammaire  de  la  langue  mandchou,  Paris  1873. 

3  RaDLOEK:     PHONETIK   DER    NÖRDL.    TÜRKSPRR.  ,    S.    57.    —    J.    SACHAROEE  :     (IKAMMAIIK    DER 

mandschuischen  spr. ,  Petershurg  1879,  und  WÖRTERBUCH,  Petersuurg  1875,  S.  49,  §23. 

4  Bobrovnikow  :    GRAMMATIK,  S.  8,   §17.  —  Vgl.  ferner  F.  Müi.i.er:  grundr.   d.  sprachw. 
II.  II.   262  Anm.  —  F.  Techmer  :  zur  i.autschuiet,  i.  z.   iv.    116. 


cg  JOSEI-H    GrUNZEL. 

eine  Entlehnung  aus  fremden  Sprr.  sind.  Das  vokalharmonische  Verhalten 
der  vok.  Diphthonge  und  Triphthonge  bestimmt  in  der  Regel  der  Vokal  mit 
verhältnismäßig  größter  Öffnung,  weil  er  mit  größter  Stärke  gesprochen  wer- 
den muß. 

'2.    VOKALHARMONIE    UND    WORTBILDUNG. 

Da  die  Vokalharmonie,  wie  eben  dargelegt  wurde,  den  Vokalismus  eines 
ganzen  Wortes  beherrscht,  so  drängt  sich  von  selb.st  die  Frage  auf,  wie  ge- 
staltet sich  das  Verhältnis  der  Vokalharmonie  zur  Wortbildung,  d.  h.  erstreckt 
sich  die  Wirksamkeit  der  vokalharmonischen  Gesetze  auch  auf  die  zur  gram- 
matischen Formbildung  nötigen  Affixe  und  auf  die  Wortzusammensetzungen, 
und  welchen  Veränderungen  sind  in  diesem  Falle  die  Affixe  unterworfen'.' 
Gerade  in  diesem  Verhältnis  der  Vokalharmonie  zur  Wortbildung  liegt  eine 
Eigentümlichkeit  der  uralalt.  Sprr. ,  welche  bisher  in  keinem  andern  Sprach- 
gebiete nachgewiesen  wurde,  indem  nämlich  die  aus  ursprünglichen  Stoffwörtern 
zu  bloßen  Formwörtern  herabgesunkenen  Affixe  bei  ihrer  Anfügung  an  die 
verschiedenen  Lautkomplexe  nur  in  ihrem  Konsonantismus  unverändert  bleiben, 
in  ihrer  Vokalisation  dagegen  sich  jedesmal  nach  den  vokalharmonischen  Ge- 
setzen dem  Worte,  welchem  sie  sich  anfügen,  anbequemen  müssen. 

Es  ist  leicht  erklärlich,  daß  diese  phonetische  Anpassung  der  Affixe  nicht 
mit  einem  Schlage,  sondern  stufenweise  erfolgte;  wir  können  3  Stufen  unter- 
scheiden :  I .  die  Affixe  sind  noch  selbständige  Worte ,  wenn  sie  auch  nicht 
immer  als  solche  gefühlt  werden,  und  sind  daher  in  ihrer  VokaHsation  von 
dem  zugehörigen  Worte  unabhängig;  2.  die  Affixe  haben  sich  bereits  enger 
an  das  Wort  angeschlossen  und  unterliegen  der  Zungenattraktion :  3 .  die 
Affixe  verschmelzen  mit  dem  Worte  und  unterliegen  nicht  nur  der  Zungen-, 
sondern  auch  der  Lippenattraktion.  Eine  4.  noch  mögliche  Stufe  wäre  die 
Anwendung  der  Gradattraktion'  auf  die  Affixe,  welche  einen  achtfachen  Vokal- 
wechsel zur  Folge  haben  müßte. 

Die  historische  Entwickelung  dieser  Stufen  läßt  sich  trotz  des  Mangels 
älterer  Sprachdenkmäler  durch  Vgl.  des  altern  Schriftmongolischen  und  der 
heutigen  Diall.  genügend  erweisen.  So  lauten  im  Schriftmongolischen  z.  B. 
die  Affixe  für  den  Ablativ  ohne  jede  Rücksicht  auf  das  affigierte  Worte  -Et)S  e^ 
und  für  den  Instrumental  -öet  (nach  Vokalen)  und  -jEr  (nach  Konsonanten). 
Im  heutigen  ostmongolischen  und  burätischen  Dial.  werden  diese  Affixe  be- 
reits von  der  Zungenattraktion  ergriffen  und  lauten  dem  entsprechend  -asa 
-as,  -ESE  -ES,  -ar  -ev.  im  Kalmückischen  aber  wirkt  auch  die  Lippen- 
attraktion ein  und  die  Affixe  erfahren  eine  vierfache  Veränderung  -asa,  -es e. 
-OSO,  -OSO,  -ar,   -et,  -or,   -or. 

Danach  lassen  sich  auch  jetzt  die  einsilbigen  und  mit  einfachen  Vokal 
versehenen  Affixe  gruppieren  i.  in  solche,  welche  keiner  Veränderung  unter- 
hegen,  wie  z.  B.  mong.  Ablativ  -Et^sE,  Instrumental  -jet,  -bEV  u.  s.  w. 
Hierher  gehören  auch  die  zahlreichen  Affixe  mit  dem  Vokal    i  in   denjenigen 


54  Anm. 

^   Wegen  der  Tr.insskription  der  Konsonanten  vgl.  S.  6S  und  Techmers  Tafel  S.  53. 


ZUR    PHONETIK   DER    ALTAISCHEN    SPRACHEN. 


59 


Dial.,  in  denen  derselbe  neutral  ist,  z.  B.  dschag.  Genetiv  -iii.\\,  mg.  Wsk. 
-t  -ni^  türk.  Lokaladj.  -ki.  mong.  Akk.  -gi  -yi  -z,  mand.  Gen.  -z  -ni, 
Ablativ  -t)Si  u.  s.  w.  ;  2.  in  solche,  welche  der  Zungenattraktion,  infolgedessen 
einem  doppelten  Vokalwechsel  unterworfen  sind.  z.  B.  osm.  Plural  -Lar  -Iev. 
Ablativ  -dan  -dEU.  Komparativ  -rak  -rEk ^  Gerundium  -g^an  -g^EU,  Imperat. 
-snn  -siLii,  uig.  Kausativ  -dur  -djii%  mong.  Demin.  -xan  -kEU,  Plur.  -nar 
-iiEr,  Gen.  -un,  -itn  -21  -k  ,  Kausativ  -gjcl  -gjtj,  tung.  Plur.  -sal  -seI, 
Kontinuativ  -d^za  -d^E^  Passiv  -  r//  -vii_  u.  s.  w. ;  3.  in  solche,  welche 
der  Zungen-  und  Lippenattraktion  unterliegen,  also  einer  vierfachen  (oder  drei- 
fachen) Veränderung  ausgesetzt  sind,  z.  B.  alt.  Plur.  -tar  -tEr  -tor  tor, 
jak.  Dat.  -g^cc  -g^s  -g^o  -g^o^-,  osm.  Kaus.  -dur  -dur  -dir  -di^r,  kalm. 
Instrum.  -ar  -Er  -or  -or,  mand.  verbale  Derivativa  -la  -Ie  -lo.  -na  -he 
-no  u.  s.  w.  Die  Affixe  mit  einem  Diphthong  werden  gewöhnlich  nur  zwei- 
fach, zuweilen  aber  auch  vierfach  verändert,  schließen  sich  also  an  die  ein- 
silbigen mit  einem  einfachen  Vokal  vollkommen  an,  z.B.  mong.  Adj.  -tai 
-tEi  -to  i-  to  i  u.  s.  w.  Die  zweisilbigen  Affixe  zeigen,  falls  die  Silben  ein 
und  denselben  Vokal  enthalten,  auch  Zungen-  und  Lippenattraktion,  diejenigen 
aber,  welche  verschiedene  Vokale  haben,  unterliegen  nur  der  Zungenattraktion, 
z.  B.  -asa  -ese,  -oso  -oso.  jak.  Komitativ  -tag^ar  -tEg^Er  -tog^or  -to g^o  r, 
mong.  Komitativ  -lug^a  -hig^E  u.  s.  w. 

Bei  Zusammensetzungen,  welche  im  alt.  Sprachgebiete  verhältnismäßig 
sehr  selten  sind,  bestimmt  gewöhnlich  das  erste  oder  bedeutendere  Wort  die 
Vokalfolge.  Beispiele  alt.  aiJan,  sechzig  =  aLti^  -\-  on\  ssksEU  sechzig 
=  SEgiz  -\-  on\  kas.  bijtij-  voriges  Jahr  =  bir  -\-  yi^L  -\-  dir:  jak. 
oyun  übermorgen  =  :?-}-  kun;  mand.  amargi  hintere  Seite  =  ainag^a 
-\- crgi\  kalm.  Einkiirkii^  schmecken  =  «w«  -f-  kiirkii-.  apt)SJdbai  trage 
weg  =  api^sj  -f-  odbiii. 

3.    DAS    WESEN    DER    VOKALHARMONIE. 

In  ihrem  Urzustände  enthält  jede  Sprache  eine  größere  Mannigfaltigkeit 
von  unbestimmtem  Lauten.  Erst  später,  besonders  dann,  wenn  sich  das  Be- 
dürfnis zur  schriftlichen  Aufzeichnung  derselben  herausstellt,  macht  sich  die 
Ausspr.  mehr  und  mehr  von  der  Individualität  los  und  wird  Eigenart  eines 
Dial.  oder  einer  Spr..  die  Laute  gewinnen  an  Bestimmtheit  und  ordnen  sich 
in  gewissen  Reihen.  Sieht  man  sich  den  Vokalmechanismus  der  geschriebenen 
alt.  Sprr.  näher  an,  so  kommt  man  wohl  auf  die  Vermutung,  daß  ihm  die 
drei  Hauptvokale:  a  i  u  zu  Grunde  liegen,  welche  aber  ursprünglich  wohl  Mzö. 
(bzhw.  mit  mittlerer  LippenstcUung.  kleinster  Lippenlängs-  und  -rundölihung  : 
a  i^  u]  waren ;  denn  es  läßt  sich  auf  alt.  Gebiet  der  Beweis  erbringen,  daß 
alle  übrigen  Vokale  Bildungen  einer  weiter  vorgeschrittenen  Spr.  sind. 

Die  Vzö.  E  und  ;/ ,  also  auch  die  Scheidung  in  Hzö.  und  Vzö.,  verdanken 
ihre  Entstehung  offenbar  erst  einer  spätem  Zeit,  eine  Ansicht,  welche  wohl 
auch  Kellgr^n'  hatte,  wenn  er  schrieb:    'Daß  die  verschiedene  Bezeichnung 


F.    KeLLGREN  ;    GRUNDZÜGE   DER   FINNISCHEN   SI'R.,    HekI.IN    :847.    S.  24    Alim. 


6o  Joseph  Grunzel. 

der  weichen  [Vzö.]  und  harten  [Hzö.J  Vokale  auch  im  Anlaut  eine  spätere 
Erfindung  ist,  zeigt  ihre  Orthographie;  an  die  Ikichstaben  o  und  u  wird  das 
Zeichen  des  i  gehiingt,  das  a  wiederum  ein  e  durch  das  Weglassen  des  einen 
seiner  Häkchen.''  Freilich  haben  ohne  Zweifel  die  Mongolen  diese  Vzö.  be- 
reits zu  der  Zeit  besessen,  als  unter  Tschingis-chan  (1210)  die  dem  Syrischen 
nachgebildete  uigurische  Schrift  eingeführt  wurde,  aber  die  Art  und  Weise 
ihrer  Bezeichnung  ist  insofern  höchst  charakteristisch,  als  sie  beweist,  daß  man 
den  Vzö.  nur  eine  sekundäre  Bedeutung  zuwies.  Da  sie  aber  Gemeingut 
aller  alt.  Völker  sind,  muß  ihre  ICntstehung  sehr  weit  hinaufreichen.  Durch 
die  Absonderung  der  Vzö.  wurden  die  entspr.  Mzö.  a  und  //„  zu  Hzö.,  womit 
die  Vorbedingung  zu  einer  Zungenattraktion  gegeben  war. 

Noch  viel  später  dürfte  sich  von  dem  Vokal  u  in  der  ersten  Silbe  der 
Vokal  0  abgeschieden  haben,  sein  Vorkommen  blieb  lange  Zeit  auf  die  erste 
Silbe  beschränkt;  da  er  aber  die  Mitte  hält  zwischen  a  und  //,  indem  er  größere 
Öffnung  mit  Lippenrundung  vereinigt,  verpflanzte  er  sich  durch  die  immer 
weiter  fortschreitende  Assimilation  in  die  andern  Silben  und  erreichte  durch 
die  Lippenattraktion  in  einzelnen  Spr.,  z.B.  in  den  tungusischen ,  eine  die 
ganze  Vokalisation  eines  Wortes  beherrschende  Stellung.  Ganz  analog  ging 
die  Bildung  des  sekundären  Vzö.  o  vor  sich.  Dieselbe  Vermutung  hat  be- 
reits Kellgren  '  ausgesprochen :  'Daß  die  Mongolen  für  o  und  u  nicht  \'er- 
schiedene  Buchstaben  haben,  deutet  entweder  an,  daß  die  Laute  dieser  beiden 
Vokale  noch  jetzt  zusammenfallen  oder  wenigstens  in  der  Zeit  zusammenfielen, 
aus  welcher  die  Mongolen  ihr  Alphabet  haben.  So  sind  o  und  u  auch  im 
Finnischen  noch  nicht  auseinander  gegangen ,  denn  man  hat  hier  weder  das 
dumpfe  o,  z.  B.  in  "^WohT,  noch  ein  reines  u.  sondern  einen  Mischlaut,  welcher 
o  und  u  gleichsam  "in  nuce"  enthält.'  Im  Türkischen  und  Mongolischen  gibt 
es  keine  Regel  für  die  Aussprache  von  0  oder  //,  selbst  im  Kalmückischen  ist 
sie  unbestimmt ,  trotzdem  die  Unterscheidung  zwischen  0  n  ^  und  0  21  _  in  der 
Schrift  genau  bezeichnet  wird. " 

Daß  der  HzLlö.  i^  sich  von  dem  entsprechenden  Mzö.  t  erst  in  histori- 
scher Zeit  abschied  und  diesen  in  die  Reihe  der  Vzö.  verdrängte,  darüber 
kann  kein  Zweifel  herrschen,  indem  keine  Schrift  eine  Unterscheidung  dieser 
Vokale  wiedergibt,  und  wir  diese  Spaltung  noch  heute  sich  vollziehen  sehen.  ^ 
Im  Uigurischen  und  Schriftmongolischen  findet  sich  keine  Spur  des  HzLlö.  ?\ 
im  Burätischen  und  Tungusischen  sind  Anfänge  einer  Scheidung  vorhanden, 
zur  vollen  Geltung  gelangte  sie  aber  in  den  beiden  äußersten  Ausläufern  des 
Sprachstammes,  im  Jakutischen  und  Osmanischen.  Auch  Böhtlingk,  welcher 
allen  Vokalen  gleiches  Alter  zuerkennt,  äußert  sich  bei  Gelegenheit  der  Be- 
sprechung der  vokalischen  Diphthonge^  folgendermaßen:  'Das  i,  das  im  Jaku- 
tischen entschieden  zu  den  weichen  Vokalen  gehört,  sehen  wir  hier  in  vier 
Diphthongen    ai,   oi,   yi,   ui)   sich  mit  harten  Vokalen  verbinden:  eine  Erschei- 


^  Kellgren:  grundz.  d.  finnischen  spr.,  S.   26. 

^  Vgl.  A.  Castren  :  samojedische  Grammatik,  Petersburg  1854,  S.  47. 

3  H.  Zwick:  gramm.  der  westmong.  spr.,  S.  5.  —  Bobrovnikow:  gramm.,  S.  8,  §  16. 

'<  Böhtlingk:  über  die  spr.  der  Jakuten,  S.  103,   109. 


ZUR    PHONETIK    DER   ALTAISCHEX    SPRACHEN. 


6i 


niing,  welche  jedenfalls  Beachtung  verdient.  Dürfte  man  vielleicht  hieraus 
schließen,  daß  i  früher,  wie  im  Mongolischen  und  Finnischen,  ein  neutraler 
Vokal  gewesen  wäre,   aus  dem  sich  später  das  y  entwickelt  hätte  ?^ 

Somit  würden   sich   für  die  Entwicklung   des  Vokalismus   der   alt.  Sprr. 
folsfende  vier  Perioden  ergeben  : 


Diese  Entwickelungsweise  der  Vokale  führt  nun  auch  zu  folgenden  Sätzen, 
welche  die  Vokalharmonie  selbst  betreffen.  Wir  haben  3  Arten  von  Vokal- 
attraktion gefunden:  i.  die  Zungenattraktion  (Verwandtschaft  nach  der  Innern 
Mundhöhle) ,  2 .  die  Lippenattraktion  (Verwandtschaft  nach  dem  Lippenvorhof ) 
und  3.  die  Gradattraktion  (Verwandtschaft  nach  dem  größern  oder  kleinern 
Öffnungsgrade  in  der  innern  Mundhöhle  .  Radloff'  glaubt  nun.  Maß  die 
Anwendung  der  verschiedenen  Mittel  der  Vokalverkettung  von  gleichem  Alter 
ist,  denn  überall,  selbst  auf  der  niedrigsten  Stufe  der  Vokalassimilation  sehen 
wir  sowohl  volle  Attraktion ,  wie  auch  Spaltung  nach  den  Stufen  der  Ver- 
engung ^ Gradattraktion j ,  Labial-  [Lippen-]  und  Palatal-  1  Zungen-  Affinität 
auftreten.  Wenn  die  Durchführung  der  Labialattraktion  keine  so  allgemeine 
ist,  wie  die  der  Palatalattraktion,  so  hat  dies  einen  anthropophonetischen  Grund.' 
Die  vorangegangenen  Untersuchungen  jedoch  beweisen,  daß  die  Zungenattrak- 
tion die  erste  und  grundlegende  war,  der  ganze  Sprachstamm  dient  zum  Be- 
weise dafür,  daß  das  älteste  vokalharmonische  Gesetz  die  Vokalfolge  nach  Hzö. 
und  Vzö.  regelte,  wozu  das  i^  als  neutraler  Vokal  hinzukam.  In  einer  andern 
Richtung  wurde  der  Vokalismus  durch  die  Lippenattraktion  ausgeglichen, 
welche  sich  erst  in  verhältnismäßig  später  Zeit  entwickelte,  und  zwar  kam  sie 
zur  gänzlichen  Durchführung  wohl  erst  dann,  als  die  Völker  des  uralalt.  Sprach- 
stammes ihre  gemeinsamen  Ursitze  bereits  verlassen  hatten ;  am  stärksten  bil- 
dete  sie    sich    in   den   tungusischen  Diall.   und   im  Magyarischen   aus. "     Noch 


^    RaDLOFF:    PHONETIK   DER    NÖKDL.    TÜRKSPR.,    S.   6l. 

~  Daß  diese  historische  Entwickelung  auch  physiologisch  begründet  ist,  beweist  mir  folgende 
Mitteilung  Techmers:  '  Die  vgl.  Phonetik  lehrt,  daß  bei  den  Mundöffnern  die  Zungenortikulationen 
im  allgemeinen  energischer  und  wichtiger  sind  und  durch  das  Bewegungsgefühl  mehr  zum  Bewußt- 
sein kommen  als  die  I.ippenarlikulationen,   wenn  letztere  auch   mehr  sichtbar  siml.' 

[Über  die  ursprüngliche  Entwickelung  der  Laute  lassen  sich  nur  \'ermutungen  aufstellen,  da 
die  unzulängliche  Schriftbezeichnung  und  mangelhafte  Beschreibung  der  Erzeugungsweise  der  Laute 
uns  nicht  einmal  über  die  geschichtlichen,  viel  weniger  über  die  vorgeschiclnlichen  \'eränderungen 
derselben  ein  sicheres  Urteil  gestatten.  Die  schriftlichen  Überlieferungen  scheinen  freilich  darauf  hin- 
zuweisen, daß  die  Mannigfaltigkeit  der  Artikulationsweisen-,  -stellen  und  -grade  im  Laufe  der  Zeit  im 
ganzen  stetig  zugenommen  hat;  doch  ist  dabei  nicht  zu  übersehen,  daß  man  auch  allmählich  ge- 
nauer die  Laute  unlerscliciden  und  scliriftlich  bezeichnen   gelernt  hat.      Ich  habe  i.  z.  \\.    126  die 


62 


JOSKI'H    G RUNZEL. 


viel  jünger  ist  die  Gradattraktion;  sie  hat  sich  überhaupt  nirgends  ganz,  ver- 
hältnismäßig am  meisten  noch  im  Jakutischen  und  Osmanischen  zur  Herrschaft 
durchgerungen. 

Die  folgende  Tabelle  mag  veranschaulichen,  bis  zu  welcher  Stufe  die 
Vokalharmonie  in  den  einzelnen  Sprr.  des  ganzen  uralalt.  Stammes  sich  ent- 
wickelt hat : 


Ungeregelte  Attraktion 


Zungenattraktion 


Zungen-  und  Lippenattrakt. 


Zungen- ,  Lippen-  und  Grad- 
attraktion 


SamqjediscK 
Ugrisch       ^     _o- 
Finnisch 


Jakutisch 


Was  nun  den  eigentlichen  Grund  und  das  Wesen  der  für  die  alt.  Sprr. 
so  charakteristischen  Vokalharmonie  betrifft,  so  ist  man  leider  bisher  über 
mehr  oder  minder  wahrscheinliche  Vermutungen  nicht  hinausgekommen.  Meist 
hat  man  den  psychologischen  Charakter  dieser  Erscheinung  mit  dem  Wesen 
selbst  verwechselt,   wie  z.  B.  Böhtlingk,  welcher  wegen  der  'geringen  Überein- 


Ansicht  ausgesprochen,  daß  die  hörbaren  Ausdrucksbewegungen  in  ihren  Anfängen  in  einem  wirren 
Durcheinander  von  Bewegungen  der  Teile  des  Sprechorgans  bestanden,  daß  aber  bald  im  Nach- 
einander jener  Bewegungen  der  Wechsel  von  [stimmlosen]  Mundschließern  zu  Öffnern  eingetreten  sein 
müsse.  Es  bleibt  wohl  eine  offne  Frage,  ob  da  zunächst  nur  mittlere  Schließer  und  Öffner  der 
Zunge  und  Lippen,  dann  auch  vordere  und  hintere,  weiter  gleichzeitige  Verbindungen  von  Zungen- 
und  Lippenöffnungen  und  in  welcher  Reihenfolge :  Hinterzungen- mit  Lippenrnnd-,  Vorderzungen- 
mit  Lippenlängs-,  Mittelzungen-  mit  beiden,  Vorderzungen-  mit  Lippenrund-,  Hinterzungen-  mit 
Lippenlängsöffnungen  in  harmonischen,  selten  in  unharmonischen  Graden  sich  entwickelt  haben. 
Vgl.  wir  die  einfachsten  Empfindungslaute,  welche  man  in  gewissem  Grade  als  Überbleibsel  ur- 
sprünglichen Ausdrucks  ansehen  darf,  so  finden  wir,  daß  im  allgemeinen  der  Ausdruck  der  Über- 
raschung größte  Mittelzungen- mit  entsprechender  Lippenöffnung  [a] ,  der  des  angenehmen  Gefühls 
kleinste  Vorderzungen-  mit  entspr.  Lippenlängsöffnung  [i),  der  des  unangenehmen  Gefühls  kleinste 
Hinterzungen-  mit  entspr.  Lippenrundöffnung  [tt]  zu  bedingen  pflegt ,  daß  also  schon  bei  den 
einfachen  Gefühlen  der  Lust  und  Unlust  gleichzeitige  Verbindungen  von  Zungen-  und  Lippen- 
öffnungen stattfinden.  Es  ist  möglich,  aber  nicht  notwendig,  daß  das  schon  ursprünglich  so  ge- 
wesen. Vorstülpen  der  Lippen  als  Ausdrucksbewegung  der  Unlust  ist  auch  bei  den  Affen  zu  be- 
obachten. ^-   ^^ 


ZUR    PHONETIK   DER   ALTAISCHEN    SPRACHEN.  6^ 

Stimmung-  in  Grammatik  und  Wortschatz'  an  keine  engere  Verwandtschaft  der 
alt.  Sprr.  glaubt  und  daher  meint',  'daß  jene  strengen  Gesetze  der  Vokal- 
harmonie auf  einer  eigentümlichen  Organisation  der  Sprachorgane  aller  ural- 
altaischen  Völker  beruhen .  und  diese  nur  mit  der  Zeit ,  vielleicht  durch  viel- 
fache Berührungen  mit  Völkern  andrer  Stämme,  wieder  aufgehoben  werden 
können.'  Dieser  Unterschied  im  Bau  der  Sprechorgane  bleibt  aber  noch  nach- 
zuweisen; er  ist  auch  mehr  als  unwahrscheinlich,  da  ja  die  Befolgung  der 
vokalharmonischen  Gesetze  auch  für  unsre  Sprechorgane  keine  Schwierigkeit 
darbietet. 

Steinthal  äußert  folgende  Ansicht " :  ""Dieses  Gesetz  der  Vokalharmonie] 
beruht  aber  durchaus  nicht  auf  einer  Forderung,  die  allgemein  aus  der  Natur 
der  menschlichen  Spr.  flösse.  Es  liegt  in  ihm  nicht  eine  weise  Selbstbe- 
schränkung,  sondern  geistige  Trägheit.  Alle  vorschreitende  Assimilation  ist 
weniger  organisch  als  die  rückschreitende;  denn  diese  ist  die  Folge  der  Leben- 
digkeit des  vorausgreifenden  Geistes,  jene  bekundet  bloß  die  Trägheit  der 
vom  Geiste  nicht  beherrschten  Organe,  aber  zugleich  geistige  Schlaffheit.'  Da 
aber  die  Kalmücken  und  Buräten.  wie  wir  später  sehen  werden,  thatsächlich 
eine  rückschreitende  Assimilation  besitzen,  so  dürfte  die  geistige  Trägheit  und 
Schlaftheit  der  alt.  Völker  nicht  so  groß  sein,  um  daraus  die  Vokalharmonie 
erklären  zu  können. 

LuciEX  Adam  meint ^,  daß  erst  im  Laufe  der  Zeit,  als  die  ursprünglich 
selbständigen  Beziehungswörter  als  bloße  Affixe  zum  Worte  geschlagen  wurden, 
die  Vokalharmonie  das  Bindemittel  wurde ,  welches  das  bloße  Wortassfregat 
zu  einem  von  der  Wurzelsilbe  beherrschten  organischen  Ganzen  umgestaltete. 
Eine  ähnliche  Auffassung  teilt  Radloff"*  auf  Grund  einer  Abhandlung  Baudouin 
DE  Courtenays  über  den  Dial.  der  Resjaner.  worin  ausgeführt  wird,  daß  die 
Vokalharmonie  in  den  uralalt.  Sprr.  eine  ähnliche  Bedeutung  für  die  Wort- 
bildung hat,  wie  der  Wortaccent  in  den  idg.  Sprr.,  wekher  die  zusammen- 
gehörigen Silben  eines  Wortes  zusammenhält.  ""Es  ist  das  Wesen  der  Agglu- 
tination' fährt  Radloff  fort,  Mas  auf  das  engste  mit  der  Vokalharmonie  zu- 
sammenhängt. Sobald  in  einer  nebensetzenden  Spr.  der  Agglutinationstrieb 
erwacht  war,  die  sich  aneinander  leimenden  Wurzeln  zu  wirklichen  Worten  zu 
verschmelzen,  bedurften  sie  eines  äußerlichen  Bindemittels  und  der  gleichmäßigen 
Stellung  des  Ansatzrohrs  beim  Aussprechen  der  Wörter,  deren  Folge  die  Er- 
scheinungen der  Vokalharmonie  sind.  Die  Ansatzrohrstellung  erlaubt  den 
Affixen,  ihre  ursprüngliche  Form  beizubehalten,  und  nuancierte  nur  die  Vokale, 
den  beweglichsten  Bestandteil  derselben.'  Radloffs  Anschauung  gibt  zu  fol- 
genden Bedenken  Veranlassung :  Wenn  die  Vokalharmonie  so  eng  mit  der 
Agglutination  verknüpft  ist,  wie  kommt  es  da,  daß  nicht  alle  agglutinierenden 
Sprr.  eine  Vokalharmonic  aufweisen,   und  selbst  solche  nicht,  welche  'die  sich 


'     BüHTLINGK  :    ÜliER    DIE    SI'R.    DER   JAKUTEN,    S.   II. 

-  Steinthai, :  Charakteristik  der  h.\upts.\chuchsten  typen  des  menschi-.  sikaciiüaues, 
Berlin  1860,  S.  180. 

3  L.  Adam:  de  i.'harmonie  des  voyelles  dans  les  lang.  ouRALO-ALrAiouES,  Paris  1S74. 

•♦    RaDLOEE  :    PHONETIK    DER    NÖRDL.    TÜKKSl'R.,    S.   2. 


5j^  JOSEI'H    GrUNZEL. 

aneinander  leimenden  Wurzeln  zu  wirklichen  Wörtern  verschmolzen*  haben, 
wie  z.B.  das  Japanische  und  Malaiische?  Wie  kommt  es  ferner,  daß  Sprr. 
des  uralalt.  Sprachstammes  die  morphologische  Wirkung  fast  gänzlich  einge- 
büßt haben,  da  sie  doch  nach  Raui-oik  darin  einen  wesentlichen  Faktor  ihrer 
Sprachbildung  verlieren  mußten,  wie  z.  B.  das  Samojedische  und  Ostjakische, 
teilweise  auch  das  Mandschuische '.' 

Nach  den  bisherigen  ICrgebnissen  der  Sprachforschung  hat  wolil  die  An- 
nahme die  größte  Wahrscheinlichkeit  für  sich,  daß  die  Vokalharmonic  der  bei 
größerer  Bestimmtheit  der  Laute  immer  stärker  hervortretenden  Anziehungs- 
kraft der  Zungen-,  Lippen-  und  Gradattraktion  ihre  I^ntstehung  verdankt.  dal.i 
also  alle  Sprr.  die  Anlage  zu  einer  Vokalharmonic  wohl  in  sich  tragen,  diese 
Anlage  aber  nur  in  den  uralalt.  Sprr.  zu  so  regelmäßiger  Entfaltung  gelangt 
ist.  Auch  Lepsius'  behauptet,  'daß  eine  Scheidung  zwischen  den  hintern, 
tiefen  und  hohlen  Vokalen  a  o  u  und  den  vordem,  hohen  und  hellen  e  ö  ü  i 
in  allen  Sprr.  vorhanden  ist  und  sich  in  mannigfachen  Erscheinungen  und  Ein- 
wirkungen manifestiert.* 

Der  Umlaut  in  den  idg.  Sprr. ,  namentlich  wenn  die  rückschreitende 
Assimilation  des  Kalmückischen  in  Betracht  gezogen  wird,  scheint  eine  ver- 
wandte Erscheinung  zu  sein.  Jedenfalls  wird  in  den  uralalt.  Sprr.  die  Ver- 
wertung zur  Wortbildung  mit  zur  Entwickelung  dieser  eigentümlichen  Sprach- 
erscheinung beigetragen  haben:  der  idg.  Accent  aber  wurde  nicht  durch  die 
Vokalharmonie  ganz  ersetzt,  wie  Radloff  annimmt,  denn  auch  in  den  uralalt. 
Sprr.  spielt  der  Accent  eine  nicht  zu  unterschätzende  Rolle,  welche  einer 
weitern  besondern  ünsersuchung  wert  ist. 


III.    LAUTWANDEL    DER    VOKALE. 
1.    VOKALWECHSEL    UND    ASSIMILATION,     v 

Hat  einmal  die  Agglutination  die  einzelnen  Silben  eines  Wortes  in  ein 
festes  Gefüge  verwandelt,  in  welchem  nur  harmonisch  zulässige  Vokale  sich 
beisammen  finden,  so  zeigen  die  einzelnen  Vokale  eine  ziemlich  große  Be- 
ständigkeit, weil  der  geringste  gegen  die  Vokalharmonie  verstoßende  Wechsel 
eines  Vokals  eine  Änderung  der  ganzen  Vokalreihe  zur  Folge  haben  müßte 
und  auch  die  Stammvokale  nicht  verschont  bleiben  könnten.  Innerhalb  ge- 
wisser, von  den  vokalharmonischen  Gesetzen  vorgeschriebener  Grenzen  jedoch 
ist  ein  Vokalwechsel  möglich  und  sogar  häufig.  Demgemäß  finden  wir  hier 
auch  die  eigentümliche  Erscheinung,  daß  am  seltensten  ein  Wechsel  zwischen 
Hzö.  und  Vzö.  eintritt,  häufiger  schon  der  Wechsel  zwischen  Lrö.  und  Llö., 
am  häufigsten  zwischen  Vokalen  mit  größerer  und  kleinerer  Öffnung,  eine 
übrigens  sehr  leicht  erklärliche  Erscheinung,  wenn  man  bedenkt,  daß  die 
Zungenattraktion  die  Lippenattraktion,  und  diese  die  Gradattraktion  an  Alter. 
Verbreitung  und  Stärke  übertrifft. 


^    LEPSIUS:    über   die   verschiedenen    sprachlaute   der  ARABER  und    IHRE  UMSCHRIFT,  BeRL. 
AK.    1861,    S.     150. 


ZUR    PHONETIK   DER    ALTAISCHEN    SPRACHEN.  65 

Von  einem  gesetzmäßigen  Wechsel  der  Vokale  innerhalb  einzelner  Sprr. 
oder  Dial.  ist  wenig  zu  merken,  höchstens,  daß  die  westlichen  Dial.  des 
Türkischen  statt  der  e  o  o^  der  übrigen  Dial.  meist  i  //  und  //  setzen  und  das 
Jakutische  folgende  Übergänge  zeigt  a  — jak.  i^,  e — Ie.  o  —  iio^  o_  —  no. 
Der  Vokalwechsel  zwischen  Vzö.  und  Hzö.  ist  sehr  selten.  Im  Mongo- 
lischen kommt  er  nur  in  onomatopoetischen  Wörtern  vor  und  in  solchen,  welche 
in  der  i.  Silbe  ein  i^  haben:  z.  B.  xagjir  =  kEgjir  Gekrach;  uru  =  2iru_ 
zerbrechen;  sj^d an a  =^  sj^dEJiE  üüstern;  ij'k^ira  =  2;-/(\zV£  bellen:  t^si^- 
larg\a  =  t^sijEvg^E  kränkeln.  In  den  tungusischen  Sprr.  dient  dieser  Wechsel 
häufig  zur  Unterscheidung  der  Geschlechter,  z.  B.  mand.  ania  Vater,  evie 
Mutter:  amx^a  Schwiegervater,  eiux^e  Schwiegermutter;  A\aA\a  Mann.  .\\e.\\e 
Frau;  amila  männlicher  Vogel,  eihHe  weiblicher  Vogel;  vasi  herabsteigen 
FÄ'j" 2  hinaufsteigen;   tung.  atirkan  Greis,   EtirkEii  Greisin. 

Innerhalb  des  Wechsels  zwischen  Vokalen  von  verschiedener  Lippen- 
öffnung und  verschiedenem  Öffnungsgrade  bewegt  sich  die  Vokalassimilation, 
auf  welche  bisher  nur  Bobrovnikow'  für  das  Kalmückische  aufmerksam  ge- 
macht hat,  welche  sich  aber  in  allen  alt.  Sprr.  nachweisen  läßt.  Dieselbe 
kann  nicht  nur  vorwärts,  sondern  auch  rückwärts  wirken,  rückwärts  besonders 
dann ,  wenn  sich  in  der  i .  Silbe  ein  neutraler  Vokal  [i]  vorfindet.  Zu  be- 
merken ist  noch,  daß  das  n  und  //  im  Kalmückischen  und  Burätischen  mit 
den  Vokalen  der  Nachbarsilben  vor-  oder  rückwärts  zu  d  oder  o,  assimiliert 
wird.  Beispiele : 
i  —  21:    mong.   sigji    hassen  =  sjigjr,    mong.    kjjnns?iu   Nagel.    Klaue  = 

kalm.  xjiinusun\  tung.  uinim  trinken  =  ü/ihn; 
i  =  y.    mong.  d)sijjig^a  Halfter  =  bur.  zolö^  d^zolT\    mong.  t^sjjio  Wolf 

=  bur.   sj/i:),  t^s^oiio'. 
a  —  u:    mong.    amur  Ruhe  =  bur.    auiar;    mong.    öur.ak\    Quelle  =  bur. 

biilnk^\  mong.  xabiidar  Geschwulst  =  .\7z<^rt;^rt:r; 
a  —  0:    mong.   tog^a  zählen  =  ^.7^^:?;    mand.  t^sjuian  tiefe  Tasse  = /ij-j ;;/:?;/: 

tung.  oinkat)Sa  Stirn  =  omkot^so; 
i  —  u  :   dschag.  sipiir  fegen  =  osm.   snp7ir\    mong.  bilit^suk^  Fingerring 

=  bultct)Stik^] 
i  —  j  :  mong.  sjjusnji  Speichel  =  sei.  s^olosJ\ 
E  —  11:    uig.  Esur  sich  berauschen  =  dschag.   usur\    mong.    Ebur,    iibEr 

Busen  =  bur.  EbEV^  nbur;  mand.  uniEsixun  niederwärts  =  lu/ni s i xuii\ 
E  —  J  :  mong.  Ebiir  Busen  =  kalm.  obur\  mong.  Edit /  Tag  =  bur.  .\d.\r: 

mong.  tEimir  Eisen  =  sei.  to  mo  r\ 
i  —  a\  kirg.  kjy^a  Fels  =  alt.  k^ay^a;  mong.  t^sjrai  Gesicht  =  tung.  sjirai , 

sei.   t^s^a7'ai\   mand.  sirbas^a  ungeduldig  sein  =  sjirbas^a; 
j  —  n:   dschag.  oi'uii   Sitz,    Platz  ==  kas.  7iruii\   mong.  xjii.a  weit  =  .\;.'/. .' ; 

HLciH  viel  =  kalm.  j/oir. 
i  —  e:    bur.  i_rtE  früh  =  EVt e\    mong.    t\S Erik^  Truppen  =  tsjrik^;    maml. 

xJtEVE  Stirnrunzcln  =  x^EtErE\ 

'    ßoHKOVNMCoW:    GUAMMATiK .    S.  22  f.     Die    cloit    gegebenen  Kegeln    sind    nicht  g.in/  zu- 
treffend. 

Techmer,  ztschr.  V.  5 


66  JOSEF'H    ClKfNZEI.. 

0  — ti  .  dschag.  HZ  Mark  =  alt.  ozon:  mong.  hukji  fest  =  bur.  hyko: 
mong.  diirÖEU  vier  =  kalm.  dorb:)n:  mong.  Ebug^i-Ji  Greis  =  kalm. 
obog^on:   mong.   ;////.\'^^,/;  Farbe  =  kalm.   ^'i^,^\g,^.- 

:.>.    WEGFALL     UND    EINFÜGUNG    VON     VOKALEN. 

Die  Vokale  werden  im  Innern  eines  Wortes  nicht  selten  abgeworfen,  wenn 
dieses  jeder  Spr.  eigne  Bestreben ,  die  Worte  zu  vereinfachen,  nicht  an  einer 
gesetzwidrigen  Doppclkonsonanz  ein  Hindernis  findet.  Dem  entgegengesetzten 
Zwecke  dient  die  lunfügung  von  Vokalen,  welche  dann  stattfindet,  wenn  in 
einem  Fremdworte  oder  sonst  ein  durch  morphologische  Änderungen  verur- 
sachter konsonantischer  Diphthong  in  einer  den  lautharmonischen  Gesetzen 
entsprechenden  Weise  aufgelöst  werden  soll. 

Im  Türkischen  besitzen  die  mit  kleinerer  Öffnung  gesprochenen  Vokale 
die  größte  Beweglichkeit,  doch  läßt  sich  besonders  mit  Zuhilfenahme  des 
Mongolischen  auch  der  Ausfall  andrer  Konsonanten  feststellen,  z.  B.  mong. 
tamag^a  Siegel  =  dschag.  tavig^a.  Beim  Antritt  eines  vokalisch  anlautenden 
Affixes  verliert  die  letzte  Silbe  eines  mehrsilbigen  Wortes  ihren  mit  kleinerer 
Öffnung  gesprochenen  Vokal,  falls  die  dadurch  entstehende  Konsonantenver- 
bindung lautgesetzlich  möglich  ist,  z.  B.  osm.  bitj-nn  Nase.  Akkus,  btirn-ii: 
alt.  k^Jgjis.  Akk.  kj  kj-u-,  osm.  k^ariji  Bauch,  Akk.  k^arn-i^\  kas. 
/;;/  rik^  Mütze.  Akk.  burk^-i.  Anderseits  dient  die  Einfügung  von  Vokalen  mit 
kleinerer  Öffnung  dazu,  entweder  aus  fremden  Sprr.  übernommene  W^ortformen 
lautgerechter  zu  machen  oder  Formbildung  zu  erleichtern.  Beisp.  für  Fremd- 
wörter: russ.  cT^Ha  Wand  =  kas.  istEUE;  russ.  Kpecxi,  Kreuz  =  alt.  kJrEs: 
arab.  ^ü  Zeit  =  osm.  vakjt\  pers.  c>.-w^;  richtig  =  kas.  iras\  gr.  Xi|uiiv 
Hafen  =  osm.  iliinan.  Regelmäßig  wird  die  Einfügung  eines  Vokals  dann, 
wenn  an  einen  konsonantisch  auslautenden  Stamm  ein  kons,  anlautendes  Affix 
tritt;  ein  solcher  Bindevokal  findet  sich  bei  den  possessiven  Pronominalaffixen, 
bei  der  passiven ,  kausativen ,  reflexiven  und  reziproken  Weiterbildung  des 
Zeitworts,  beim  Gerundium  der  Vergangenheit  und  bei  der  Bildung  von  Haupt- 
wörtern durch  einige  aus  einem  Konsonanten  bestehenden  Affixe,  z.B.  osm. 
Ev  Haus,  Ev-i-m  mein  Haus;  g,?/_/  Rose,  %JiJ-^i,-^'i  meine  Rose;  bak^ 
sehen,  bak-i  -l  gesehen  werden;  sjis^  verwirren,  sßs^-i^-r  verwirrt  machen : 
SEv  lieben,  SEV-i^-s^  sich  gegenseitig  lieben;  biiL  finden,  bnL-ti-p  gefunden; 
at-i-iii  Wurf;  g^2il-7i-s^    das  Lachen. 

Im  Mongolischen  fällt  der  Vokal  besonders  dann  häufig  aus.  wenn  ein 
vorhergehender  Nasen- ,  Zitter-  oder  Seitenlaut  einen  konsonantischen  Di- 
phthong vermittelt,  z.  B.  mong.  xjiriigjin  Finger  =  kalm.  xjirgjin:  mong. 
dorjg^o  Dachs  =  sei.  d^rg^O]  mong.  tariki,  taraki  Gehirn  =  bur.  tarki , 
tarxi\  sei.  d  Irg^E  Wiege  =  tung.  nish.  olgE.  Auch  im  Anlaut  fällt  der 
Vokal  zuweilen  ab,  z.  B.  mong.  anisxa  Augenbraue  =  nish.  njitkE:\  nish. 
iliigE  Filz  =  chor.  higi^  Jisgl:  mong.  umarta  vergessen  =  viarta.  Eine 
Einschiebung  von  Vokalen  erfordern  nur  die  mit  einem  kons.  Diphthong  oder 
einem  Seiten-  oder  Zitterlaut  beginnenden  Fremdwörter,  z.  B.  russ.  xxSöx  Brod 
=  bur.  kilizma;    russ.   ö.ioxa  Floh  =  bur.  biiiütxa:  bur.  orot .  or?s  Russe. 


ZUR    PHONETIK   DER   ALTAISCHEN    SPRACHEN. 


67 


Von  den  beiden  tungusischen  Dial.  liebt  das  Mandschuische  besonders  die 
zusammengezogenen  zweisilbigen  Formen  statt  der  dreisilbigen  des  eigentlichen 
Tungusischen,  z.  B.  tung.  araki  Branntwein  =  mand.  arki:  tung.  dorokon 
Dachs  =  mand.  D07'g^on\  tung.  bugtiti  bucklig  =  mand.  buktii:  tung.  da- 
viisnn  Salz  =  mand.  napsuii.  Da  die  Fremdwörter  des  Tungusischen  fast 
durchweg  chinesischen  Ursprungs  sind  und  das  Chinesische  in  seinen  aus  ein- 
fachen oder  zusammengesetzten  oder  nasalierten  Vokalen  bestehenden  Wortformen 
den  tungusischen  Lautgesetzen  nicht  widerstrebt,  findet  keine  Einschiebung 
von  Vokalen  statt.  Dagegen  werden  im  IMandschuischen  zuweilen  kons.  Di- 
phthonge durch  Einschiebung  eines  Vokals  getrennt",  z.  B.  bitx\E  Schrift  = 
bitEX'E:  stt.\\E  Schachtel  =  sitEX'E:  ais  s  a  sich  erheben  =  ais  is  a. 


IV.    DIE    KONSONANTEN,     IHRE    EINTEILUNG    UND    VERBREITUNG. 

Die  Konsonanten  sind  Laute,  bei  denen  in  der  Mundhöhle  eine  Enge 
oder  ein  Schluß  eintritt ,  welcher  zu  einem  selbständigen .  vom  Klange  der 
Stimme  unabhängigen  Geräusche  Veranlassung  gibt.  Techmer  nennt  sie 
Mundengeschlußlaute  oder  kurz  Schließer  (Schi.)  im  Gegensatz  zu  den  Mund- 
öffnern  (Vokalen). 

Nach  den  Artikulationsgraden  und  -weisen  lassen  sich  die  Kon- 
sonanten zu  nachstehenden  Gruppen  ordnen : 

1.  Engelaute  (E.)  d.  h.  Konsonanten,  bei  deren  Ausspr.  in  der  Mund- 
höhle eine  Enge  eintritt,  so  daß  der  durchziehende  Luftstrom  an  der  Hem- 
mungsstelle ein  Reibungsgeräusch  hervorbringt.  Hierher  gehören  in  unsern 
Sprr.   die  Konsonanten :     .\;     7^     x     7    a\     7^     s^     j::^     s     ^    f    r. 

2.  Schiußlaute  S.),  d.  h.  Konsonanten.  v\elche  durch  Schluß  in  der  Mund- 
höhle hervorgebracht  werden.  Es  sind  dies  in  unserm  Gebiet  die  Kons.  X\  g^ 
kg     k^    g^     T     D     t     dp     b. 

3.  Zitterlaute,  bei  denen  die  durch  die  Zunge  hervorgebrachte  Hemmung 
in  der  Mundhöhle  so  geartet  ist,  daß  die  Zunge  in  Zittern  versetzt  wird.  In 
diese  Gruppe  gehört  das  r. 

4.  Seitenlaute,  bei  denen  die  Zunge  in  der  Mittelebene  einen  vollstän- 
digen Schluß  bei  seitlicher  Enge  bewirkt,  durch  welche  die  Luft  mit  Reibungs- 
geräusch ausströmt.     Dazu  gehören     l     l. 

5.  Nasenlaute,  d.  h.  Kons.,  bei  deren  Ausspr.  der  Mundkanal  vollständig 
abgesperrt  und  der  Luftstrom  zum  Durchziehen  durch  die  Nase  gezwungen 
wird.     Es  gehören  hierzu     n^     n     vi. 

In  einigen  burätischen  und  tungusischen  Dial.  wird  der  Engelaut  .v  durch 
einen  schwachen  Stimmbandengelaut  ersetzt,  welcher  mit  //  bezeichnet  wird 
und  im  Tungusischen  auch  als  Vpkaleinsatz  dient. 

Die  I.  und  2.  Konsonantenreihe  enthält  stimmhafte  und  .stinniilose  Kon- 
sonanten, d.h.  bzhw.  solche,  bei  denen  die  Stimmbänder  mitschwingen  und 
die  Artikulation  mit  Stimme  begleiten  und  solche,   bei  welchen  die  Stimmritze 


'   Vgl.  Sacii.\roi'e  :  Grammatik,  S.  59  \\\\w. 


68 


JosEi'ii  Grcnzel. 


weit  geöffnet  ist. 
feststellen : 


Aus   diesem   Gesichtspunkte  läßt   sich  folgende  Einteilung 


1 .  stimmlose :      .\\     x    ä\     s^     s    / :       k      k     k      r    t    p 

2.  stimmhafte:    7«     7     7»     -„     z     r;       g^    g    g>     d    d   h. 

Die  Artikulationsstcllen  in  der  Mundhöhle  ergeben  folgende  Ein- 
teilung : 

1 .  HinterzungenschlieOer  Hzschl.;  ,  bei  denen  die  Enge  oder  der 
Schluß  im  hintern  Teile  der  Innern  Mundhöhle  durch  Artikulationen  der  Hinter- 
zunge gegen  den  hintern  Gaumen  hervorgebracht  wird.  Zwischen  Hinterzunge 
und  Gaumensegel  entstehen :  .v^  y^  k^  g^  n^  ,  zwischen  Hinterzunge  und 
Gaumcnbcinscgcl :     .v     7    k    g     '.vj . 

2.  Mittelzungenschließer  (MzschL' ,  bei  denen  die  Enge  oder  der  Schluß 
im  mittlem  Teile  der  Innern  Mundhöhle  durch  Artikulation  der  Mittelzunge 
gegen  den  mittlem  Gaumen  hervorgebracht  wird.  Dazu  gehören  die  Kons. : 
K    y>    f^>    g>     (^vj. 

3.  Vorderzungenschließer  Vzschl.).  bei  denen  die  Enge  oder  der 
Schluß  im  vordem  Teile  der  innern  Mundhöhle  durch  Artikulation  der  Vorder- 
zunge gegen  den  vordem  Gaumen  bewirkt  wird.  Mit  dem  Vorderzungen- 
rücken  gegen  die  Zahnfortsätze  werden  hervorgebracht  r  d  l  .  mit  der 
Zungenspitze  gegen  die  Zahnfortsätze  s  z  t  d  r  l  n.  (Eine  doppelte 
Hemmung,  nämlich  außer  der  der  Zungenspitze  noch  eine  geringere  an  der 
Mittelzunge  findet  bei  s^  und  z^  statt,  welche  ich  Vordermittelzungenschl. 
(VzMzschl.)   nennen  werde.) 

4.  Lippenschließer  (Lschl/ .  bei  denen  die  Enge  oder  der  Schluß  im 
Mundvorhof  zwischen  der  Unterlippe  und  den  Zähnen  gebildet  wird .  wie  bei 
/     V     oder  zwischen  beiden  Lippen,  wie  bei    /     b     in. 

Hieraus  ergibt  sich  folgende  Tabelle  der  Mundschließer  (vgl.  Techmers 
Übersicht  i.  z.  IV.    117  und   116  unten  und  seine  Tafel  hier'S.  53). 


Eng 

el. 

Schi 

ussl. 

Zitterl. 

Seitenl. 

Nasenl. 

Hinterzungen-  , 

Gaumensegelschl.     . 

A'^ 

y. 

K 

g< 

N^ 

Gaumenbeinsegelschl.  1 

X 

7 

k 

g 

Mittelzungenschl 

-^> 

7, 

K 

g> 

1  Vordermittelzungenschl. 

S^ 

^J 

Vorderzungenrückenschl 

T 

D 

L 

Zungenspitzenschi 

s 

1^ 

t 

d 

r 

l 

11 

Lippen- 

Zahnschi 

f 

V 

Lippenschi 

P 

b 

in 

ZUR   PHONETIK   DER   ALTAISCHEX   SPRACHEN. 


69 


Konsonantische  Diphthonge  weisen  die  alt.  Sprr.  folgende  auf:  f^s  /,.y^, 
d)C  df^,  welche  im  Gegensatz  zu  den  entspr.  Lauten  in  den  idg.  Sprr.  ebenso 
wie  im  Malaiischen  aus  Vorderzungenlauten  entsprungen  sind.  ' 

Außerdem  kommen  in  einigen  burätischen  und  tungusischen  Dialekten 
"^Mouillierungen^  von  Konsonanten  vor.  welche  zumeist  auf  die  Einwirkung 
der  Vokalharmonie  zurückzuführen  sind,  die  das  i  der  vorhergehenden  Silbe 
assimilierte,  worauf  das  i  als  Halbvokal  _;'  sich  mit  der  Artikulation  der  vor- 
hergehenden Konsonanten  gleichzeitig  Verband",  z.  B.  mong.  kina  hassen  = 
bur.  k-^ana\  mong.  nigiil  Sünde  =  bur.  Ji]^i,gul:  mong.  nig^o  Wiese  =  bur. 

llyTgO,     uogo. 

Die  Schlußlaute  (S.)  sind  die  verbreitetsten  Konsonanten  der  alt.  Sprr., 
besonders  läßt  sich  eine  Vorliebe  für  stimmlose  S.  nicht  verkennen.  Be- 
merkenswert ist  in  dieser  Beziehung  die  Thatsache,  daß  das  Chinesische  nur 
stimmlose  S.  kennt  ^,  und  daß  diejenigen  Dial. ,  welche  den  alt.  Typus  am 
reinsten  erhalten  haben,  die  stimmlosen  Konsonanten  in  weit  größerer  Aus- 
dehnung verwenden  als  die  andern. 

Seltener  vertreten  sind  die  Engelaute  (E.;,  besonders  die  stimmhaften. 
Aber  auch  von  den  stimmlosen  sind  nur  die  der  Vorderzunge  s  und  s^  im 
allgemeinen  Gebrauch,  der  Hze.  x  vertritt  in  einzelnen  Dial.  die  Stelle  des 
entspr.  S.  k  und  k^.  die  Le.  f  und  r  scheinen  den  alt.  Sprr.  von  Haus  aus 
unbekannt  gewesen  zu  sein. 

Die  Nasenlaute  sind  zwar  allgemein  verbreitet,  doch  ist  ihr  Vorkommen 
meist  nur  auf  den  Inlaut  und  ganz  besonders  auf  den  Auslaut  beschränkt,  eine 
Eigentümlichkeit,  welche  ehemals  noch  schärfer  hervorgetreten  sein  mochte 
und  welche  auch  dem  Chinesischen  zukommt. 

Die  Zitter-  und  Seitenlaute  spielen  in  den  alt.  Sprr.,  ebenso  wie  im 
Japanischen  und  Chinesischen ,  eine  merkwürdige  Rolle.  In  den  alt.  Sprr. 
kommen  sie  selten,  im  Anlaut  überhaupt  nicht  vor.  so  daß  bei  fremden  Ent- 
lehnungen sogar  Hilfsvokale  vorgesetzt  werden,  um  sie  im  Anlaut  zu  ver- 
meiden. "*  Das  Chinesische  besitzt  nur  ein  /  (kein  mit  der  Zungenspitze  ge- 
schnurrtes  r) ,  das  Japanische  nur  ein  r. 

Konsonantische  Diphthonge  gibt  es  zwar  in  jedem  Dial..  doch  kommen 
sie  fast  nirgends  zugleich  vor. 

Außerdem  kommt,  wie  bereits  erwähnt,  im  Burätischen  und  Tungusischen 
der  Stimmbande,  h  vor,  welcher  s  vertritt  und  etwas  abgeschwächt  in  einigen 
tungusischen  Dial.  als  bloßer  Vokaleinsatz  auftritt,  wo  in  den  übrigen  Sprr. 
das  betr.   Wort  rein  vokalisch  anlautet. 

V.   DIE   KONSONANTENHARMONIE  UND  IHR  VERHÄLTNIS   ZUR  VOKALHARMONIE. 

Die  Vokalharmonie  hat  in  gewissem  Sinne  auch  eine  Konsonantenharmonie 
zur  Folsre  srehabt:  die  Hzschl.   und  Vzschl.   erfuhren  nämlich  durch  ihre  \'er- 


'   F.  Müller  :  grundr.  der  si'r.vciiw.,  Bd.  II,  u,  S.  265. 
^  L.  Adam  :  grammaire  de  la  langue  tongouse,  S.  20,  §  29. 

3    [In  der  gegenwärtigen  Ausspr.,  früher  (6. — 8.  Jh.)   und  niund.irtlich  wohl  .lucli  stimmhafte, 
schwache';  vgl.  v.  d.  CIaiüclentz,  chin.  gr.,   iSSi,  S.  27,   36.  F.  T.] 

•*   Vgl.  oben  iii.   2.  S.  66. 


70 


Joseph  {^Runzel. 


bindung  mit  den  beiden  großen  Vokalgruppen  der  ilzü.  und  Vzo.  eine  Spal- 
tung, indem  die  Konsonanten  entweder  mehr  nach  hinten  oder  mehr  nach 
vorn  gesprochen  wurden. 

Die  Hzschl.  werden  in  Verbindung  mit  llzö.  mit  der  Hinterzunge  gegen 
das  Gaumensegel,  also  weiter  nach  hinten  [x^  7.  ^\  ^<  ,  in  Verbindung  da- 
gegen mit  Vzö.  als  Mzschl.  (a;  7^  k^  g^  =  -v  7.  /'„  g^i  gesprochen.  Be- 
sonders bei  den  S.  ist  die  Scheidung  eine  deutliche  und  scharfe,  bei  den 
übrigen  Lauten  läßt  sie  sich  jedoch  nicht  immer  deutlich  verfolgen.  Im  Tür- 
kischen sind  die  S.  geschieden,  sonst  kommt  nur  noch  der  E.  .v^  vor,  welcher 
dialektisch  den  entspr.  S.  k^  vertritt.  Im  Mongolischen  ist  das  k^  vollständig 
durch  .\;  ersetzt,  nur  die  cisbaikalischen  Dial.  des  Burätischen  weisen  auch  in 
Verbindung  mit  Hzö.  ein  k  auf;  die  Scheidung  ist,  wie  die  kalmückische 
Schrift  beweist,  durchgeführt,  und  war  es  wohl  auch  im  Burätischen.  wo 
heute  infolge  der  Berührung  mit  Russen  das  /•  der  cisbaikalischen  Dial.  und 
das  .v  der  transbaikalischen  Dial.  ohne  Unterschied  für  Hzö.  und  Vzö.  ge- 
braucht wird.  In  den  tungusischen  Dial.  läßt  sich  eine  Scheidung  nicht  nach- 
weisen, dagegen  besitzt  das  Mandschuische  für  die  beiden  S.  k  und  g  und 
den  E.  .v  in  der  Schrif|:  6  Zeichen,  je  nachdem  dieselben  mit  Hzö.  oder  Vzö. 
in  Verbindung  gebracht  werden.  Ich  nehme  an,  daß  die  erörterte  Scheidung 
wenigstens  früher  in  allen  alt.  Sprr.  bestanden  hat  und  befinde  mich  dadurch 
im  Gegensatz  zu  Radlobf,  welcher  in  der  schriftlichen  Unterscheidung  nur 
ein  "^ graphisches  Mittel  der  Vokalfixierung''  sehen  will.  Es  wäre  aber  merk- 
würdig, warum  sich  die  alt.  Sprr.  diesen  orthographischen  Luxus  erlauben 
sollten,  da  ja  gerade  im  Kalmückischen  und  Mandschuischen,  wo  die  Schrift 
diese  Scheidung  wiedergibt,   die  Vokalbezeichnung  eine  sehr  genaue  ist. 

Noch  einer  ähnlichen  Konsonantenspaltung  bleibt  hier  Erwähnung  zu  thun, 
nämlich  der  der  Vzschl.  in  Vorderzungen  rücken-  und  Zungenspitzenschi., 
welche  Techmer  i.  z.  IV.  112  f.  117  aufs  genauste  im  System  und  in  seiner 
Lautschrift  unterschieden  hat.  Die  Spaltung  ist  ebenfalls  durch  die  Vokal- 
harmonie hervorgerufen.  In  der  mandschuischen  Schrift  werden  die  Vzs.  ver- 
schieden bezeichnet,  je  nachdem  sie  mit  Hzö.  oder  Vzö.  verbunden  sind", 
und  dürften  demnach  als  Vorderzungen  rückenlaute  r  d  oder  Zungen  spitzen- 
laute t  d  gesprochen  worden  sein.  Ob  aber  diese  Scheidung  ehemals  auch 
eine  phonetische  Grundlage  hatte,  oder  ob  dieselbe  nur  nach  Analogie  der 
Hzschl.  in  das  Alphabet  Eingang  fand,  wenngleich  dies  dann  auch  mit  den 
Lschl.  hätte  der  Fall  sein  müssen,  vermag  ich  nicht  zu  entscheiden.  Außer- 
dem gibt  es  eine  nur  phonetische  Scheidung  der  Vzseitenl.,  indem  der  eine 
mit  Zungenrücken  gesprochen  (/,)  und  mit  Hzö.  gebraucht  und  der  andre  mit 
Zungenspitze  hervorgebracht  (/)  und  mit  Vzö.  verwendet  wird.  Diese  Spal- 
tung findet  sich  in  allen  türkischen  Dial.  mit  einziger  Ausnahme  der  mittel- 
asiatischen und  soll  auch  für  das  Mongolische  Gültigkeit  haben.  ^ 

Die  Verwandtschaft  der  Vokalharmonie  mit  der  Konsonantenharmonie  ist 


^     RADLOFF:    PHONETIK   D.    NÖRDL.    TÜRKSPRR.,    S.   I09. 

^  Sacharoff:  mandschuisch-russ.  wörterb.,  S.  85,  §  25. 
3  bobrovnikow:  grammatik,  s.  ii,  §  29. 


ZUR    PHONETIK   DER    ALTAISCHEN    SPRACJIEN.  y  I 

eine  sehr  natürliche,  weil  die  Vokale,  welche  durch  Öffnung  des  hintern  oder 
vordem  Teiles  der  Mundhöhle  entstehen ,  sich  leichter  mit  Konsonanten  ver- 
binden, welche  durch  Enge  oder  Schluß  an  derselben  oder  einer  benachbarten 
Stelle  entstehen.  Daraus  folgt  auch .  daß  die  Konsonantenharmonie  nur  eine 
Folge  der  Vokalharmonie  sein  kann  ,  und  da  den  Hzschl.  der  weiteste  Spiel- 
raum gegönnt  ist,  erklärt  es  sich  auch  leicht,  daß  gerade  die  Hzschl.  bei  der 
Konsonantenharmonie  die  wichtigste  Rolle  spielen. ' 


VI.    VOKALISI  ERUNG    VON    KONSONANTEN. 

Aus  dem  vorliegenden  Sprachstoff  der  alt.  Sprr.  ergibt  sich,  daß  sich  in 
der  gemeinsamen  Urspr.  jedes  Wortganze  aus  einer  Reihe  von  offnen,  in  einem 
Konsonanten  und  einem  kurzen  Vokal  bestehenden  Silben  aufbaute  und  mit 
dem  Vokal  der  letzten  Silbe  oder  mit  den  Nasenlauten  //  oder  .v  schloß.  Da 
nun  das  Wesen  der  Agglutination  jede  Art  von  Dehnung  und  Einschiebung 
von  Vokalen  ausschließt,  so  wird  es  klar,  daß  die  in  den  uralalt.  Sprr,  ver- 
hältnismäßig selten  auftretenden  langen  Vokale  und  vokalischen  Diphthonge 
nur  durch  Vokalisierung  oder  Abwerfung  eines  Konsonanten  und  Verschmel- 
zung der  auf  diese  Weise  zusammentreffenden  Vokale  entstanden  sein  konnten. 
Eine  Vergleichung  der  verschiedenen  Sprr.  und  Dial.  zeigt  uns  die  verschie- 
denen Stufen  der  Entwickelung  so  offenbar ,  daß  die  wenigen  bisher  noch 
unaufgeklärten  Ausnahmen  diese  Erklärung  nicht  umzustoßen  vermögen. 

Wir  finden  in  dieser  Hinsicht  4  Entwickelungsperioden;  in  der  i.  findet 
sich  ein  stimml.  S.  oder  E.  zwischen  2  0.,  in  der  2.  geht  der  stimml.  Kon- 
sonant in  einen  stimmh.  über,  in  der  3.  fällt  der  stimmh.  Konsonant  aus  und 
die  beiden  Vokale  schließen  sich  zu  einem  Diphth.  zusammen,  und  in  der  4. 
verschmilzt  der  Diphth.  zu  einem  langen  Vokale.  Die  von  Rauloff"  ge- 
machte Unterscheidung  von  geschlossenen  und  offnen  Silben  ist  keine  wesent- 
liche, jedenfalls  keine  von  ursprünglicher  Bedeutung,  weil  sich  zahlreiche 
Spuren  nachweisen  lassen,  daß  alle  geschlossenen  Silben  nur  durch  Abfall  des 
die  2.  Silbe  bildenden  Vokals  entstanden  sind:  z.  B.  uig.  jct/^'J  Feind  = 
dschag.  jagji)  =  kirg.  df^aji  =  alt.  7/7,  yä.  Zuweilen  wird  der  durch 
Vokalisierung-  entstandene  lano-e  Vokal  wieder  verkürzt,   z.  B.  im  Burätischcn. 


'  [Die  Konsonantenharmonie,  d.  i.  die  teilweise  Anpassung  gewisser  Artikulationen  von 
Schließern  an  unmittell)ar  benachbarte  Artikulationen,  gleich  ob  von  C)ffnern,  welchen  Kall  Vf. 
hier  allein  ins  Auge  gefaßt  hat,  oder  von  andern  Schließern,  ist  eine  weit  allgemeinere  Erschei- 
nung als  die  Vokalharmonic,  d.  i.  die  teilweise  Anpassung  von  Zungen-  und  Lippenöffnungen  und 
ihrer  ( irade  an  andre  nicht  unmittelbar  benachbarte  ÖfTnungen  desselben  Wortes  ,  mit  denen  sie 
im  allgemeinen  erst  durch  dazwischenliegende  Schließer  in  Verbindung  kommen.  Die  Konsonanten- 
harmonie kann  ich  deshalb  nicht  mit  dem  Vf.  nur  als  eine  'Folge  der  Vokalharmonie'  ansehen, 
weil  erstere  sich  auch  bei  Sprr.,  z.  15.  idg.,  entwickelt  hat,  denen  die  letztere  g.anz  fehlt.  (Genauere 
Beobachtung  zeigt,  daß  auch  die  Lippenschi,  sich  harmonisch  scheiden  z.  !>.  die  mittlem  Lschl. 
b  p  in  L  rund  sohl.  /;^  p_^  (oder  bu  pu)  ""^^  '"  Lläiigsschl.  b_^  p^  (oder  /;,•  p;  in  Anpassung 
l)zhw.  an    l.rö.    und  Llö.   (vgl.   I.  z.  IV.   119  unten  und   127  f.'  F.  T.] 

-    RADLOKF:    I'IIONKTIK    DER    NORDE.     l'iRKSrUR. ,    S.   73. 


nz  JOSKI'H    ORUNZEI.. 


Aj    VOKALISIERUNG    VON    HINTERZUNGENSCHLUSSLAUTEN. 

Die  Hzschl.  unterliegen  am  häufigsten  der  Vokalisierung.  Im  Mongo- 
lischen ist  sie  geradezu  gesetzmäßig,  indem  das  Ostmongolische  (Schriftspr.) 
die  vollen  Formen,  das  Kalmückische  meist  vok.  Diphth..  welche  aber  in  der 
Volksspr.  bereits  wie  lange  Vokale  gesprochen  werden",  und  das  Burätische 
lange  Vokale  zeigt,  welche  zuweilen  verkürzt  werden."  Beispiele:  uig.  akjr 
schwer  =  osm.  agjr  =  kirg.  mir  =  alt.  är  ür\  uig.  okjil  Sohn  =  dschag. 
ogjiL  =  osm.  y?( L  =  alt.  ?7a  =:  kirg.  ;//. :  uig.  okj'ik  Dieb  =  dschag.  ogj'i 
=  osm.  ojiri  =  jak.  iior  =  alt.  ür\  mong.  tak  Berg  =  dschag.  tag^  =  osm. 
dag^  =  kirg.  /«?/  =  alt.  /?7,  /ä;  uig.  ogjir  Herde  =  dschag.  o  ju  r  =  jak. 
?/ .7  r  =  alt.  ?7  r  =  koibal.  J  r;  mong.  t)SJlagjin  Stein  =  kalm.  t^sJlo7in  =^ 
sei.  t^s^olü  =  nish.  sjiliiN^\  mong.  cP^zJlng^a  Halfter  =  hur.  zjlf:  mong. 
tasig^ur  Peitsche  =  kalm,  tasjuj'  ^hwr.  tasjir\  mong.  tiiguhrÄ  unreif 
=  kalm.  t:>uk Et  ==  hur.  tfijcj:i=  tung.  tnkai:  mong.  g^Egjin  Stute  = 
g^Eii  =  kalm.  g^oiin  =  bur.  gji_N ^  =  mand.  ^^^.7  ;  mong.  UEgji  wandern 
=  kalm.  nju^  =  bur,  ;/77  =  mand.  ued:  mong.  xaligjin  Fischotter  =  tung. 
/v?////;^  =  mand.  xaHtLii;  mong.  kitiig^a  Messer  =  tung,  koto:  mong.  bii- 
diigjin  plump  =  mand.  Iuid2in  dumm. 


B]     VOKALISIERUNG    VON    VORDERZUNGENSCHLUSS-    UND    -ENGELAUTEN. 

Für  diese  Art  von  Vokalisierung  kommen  nur  im  Türkischen  vereinzelte 
Beispiele  vor,  z.B.  uig.  /^,^/  ankleiden  ^  alt.  kES.  /('^z  =  dschag.  kjj  = 
osm.  gjj  ='k2iS.  kl\  uig.  atkir  Hengst.  Untier  =  koib,  c?j->?'zr  =  dschag. 
rtzVzr  =  alt.  ärgl\  koib.  sot  Wort  =;  alt.  j-:?  i- =  dschag.  so  z  =^  osva.  soi 
abak.  so;  soj.  kjidrtik^  Schwanz  =  nordalt.  kjizruk^^  ?iS\..  k^inruk^:  kü- 
riix\  alt.   k^ait^si^  Scheere,   erklärt  sich  aus  mand.  xasaxa.'^^ 

C)    VOKALISIERUNG    VON    LIPPENSCHLUSS-    UND    -ENGELAUTEN. 

Dieselbe  kommt   minder  häufig  vor.    am   meisten   noch    im  Türkischen 
Beispiele:    alt.  eö^  ev  Haus  =  osm.  ej-  =  dschag.  o  i  =  alt.  7i  i.    ü  ;    mand. 


^    BOBROVNIKOW:    GRAMMATIK,    S.    I  7  f . 

^   Es  lassen  sich  folgende  Übergänge  beobachten  : 

ag^a  =  ä  ^=  a         Eg^E  =  E  =  e 

^^Jl^  ^^  ^^l  =  ^?'  ^=  Ü  :=  11  Egjt_  =  Ell^  =  0  71^  =  ü    =  ?^ 

^^ö'<^  ^^  J    =  :7  ?/■  g_^E  =  J    :^  J 

Zigjl  ^  IIU  =  OU  =  7l  =  7(  1l,gji,  =  iljl,  =  yjt,  =  ?7    =  11 

og^O   =                           j  =  :?          ^  S^^  =  J  =  :? 

ig^a  ^=  ia  =             a  ^=  a         ig^^   ^  is  ^=              E  =  e 

igji  =  in  ==             ?7  =  ?/          ?^>?'  =  in  ^=^              ü  =^  ii 

igt  =  ii  -=  1  z=  /. 

3    Vgl.    RaDLOFF,    PHONETIK,    S.   73. 


ZUR    PHONETIK   DER   ALTAISCHEN   SPRACHEN. 


73 


s EÖ  Freude  =  uig.  osm.  sex^  lieben  =  dschag^.  S7i  t,   sii  i  ^  alt.  sii  :    mong[, 
k  n  b  es;  11  n  Kind  =  ks 
bar  weiter  =  t^sag^ar 


i(\?/_(5£^,//;_«  Kind  =  kalm.  k ic  k eu  ^  hwx .  kükoK^,  xüxeh:  rciong.  t^sag^a 


VII.     DIE     ANLAUTSKONSONANTEN. 

Bei  der  Betrachtung  der  Anlautskonsonanten  zeigt  sich  die  merkwürdige 
Erscheinung,  daß  je  nordöstlicher  ein  Dial.  in  der,  vom  Eismeer  bis  zum 
-Bosporus  sich  hinziehenden  Kette  der  alt.  Sprr.  gelegen,  desto  ursprünglicher 
und  einfacher  sein  Konsonantismus  ist.  Während  z.  B.  im  Uigurischen  für 
den  Anlaut  die  zweite  stimmhafte  Reihe  der  S.  und  E.  vollständig  fehlt,  hat 
sie  in  den  südlichen  Dial.  des  Türkischen,  z.  B.  im  Osmanischen,  Gleichbe- 
rechtigung mit  den  stimmlosen  erlangt. 

Für  die  türkischen  Dial.  veranschaulicht  dies  folgende  Übersicht  der  An- 
lautskonsonanten  (vgl.   die  wage-  und  senkrechten  Reihen  Tab.  S.  68,  : 

I.   östliche  Dial.  (und  Uigurisch). 

Hzschl.      f     ~     TT,  ^*      ~      —     —     — 

l     —     (7)     —     —     —     —     — 
Mzschl.  —     —     k       _     —     —     _ 


vziMzscni.         s^      —     — 
Vzschl.             s        —     t 

-     [r) 

[l; 

11 

Lschl.               —     ~    P 

—     — 

— 

m 

Kons.  Diphth. 

h^    h^r.- 

I  a.     Jakutisch  : 

Hzschl.            X      —     k 

—     — 

— 

— 

VzMzschl.        s^      —     — 

—     — 

— 

— 

Vzschl.             JT       —     / 

d       [r) 

(/) 

;/ 

Lschl.              —     —     — 

b       — 

— 

;;/ 

Kons.  Diphth. 

df. 

2.  westliche  Dial.: 

Hzschl.      1      ~     "     ^^ 

\      [x]     7       — 

[g.)     - 

— 

— 

Mzschl.            —     —     k^ 
VzMzschl.       s^      (.^J     — 

ig:  - 

— 

— 

Vzschl.            s       [z]      t 

d      (r) 

(/; 

n 

Lschl.              —     —    P 

b       — 

— 

VI 

Kons.  Diphth. 

r^s    t^s^. 

3 .  mittelasiatische  Dial.  : 

Hzschl.      1     "     ~     ^* 
\      X        7        — 

g<     — 

— 

— 

Mzschl.            —     —     k^ 

g>     — 

— 

— 

Die  Klammer  bedeutet  hier,  daß  der  Konson.iiU  nur  selten  oder  nur  in  Fremdwörtern  auftritt 


74  Joseph  Grunzel. 

VzMzschl.  s„      _____  __ 

Vzschl.  s        (s)     t       d       [r]      (/)  ;/ 

Lschl.        [  ~     ''       -     —     —--  — 

l p  (} ;;/ 

Kons.  Diphth.     t^s^     [d)3^. 
4.  südliche  Dial. : 

Hzschl.      [  -~     —     ^<     S<      —     —  — 

\  X        7        —      —      —      —  — 


g> 


Mzschl.  —     —     /', 

VzMzschl.       s^      [s^'i     —     _     _     _     _ 

Vzschl.  s       z       i       ^       W     (^]     « 

Lschl.        /     ^       " 

\     —     —    /       0       —     —     m 

Kons.  Diphth.     t^s     [d^s]. 
Die  Dial.   des  Mongolischen  weisen   in  ihrem  Anlautskonsonantismus  nur 
unbedeutende  Unterschiede  auf.     Bei  Vgl.  mit  den  türkischen  Anlautskonso- 
nanten fällt  die  allgemeine  Verbreitung  auf,   welche  der  stimmh.  Lschl.  /?  statt 
des  stimml.  J>  im  Türkischen  genießt.     Hier  folgt  die  Übersicht: 

Hzschl.      [      ^^<      —     —    <^<      —     —     — 

Mzschl.  —     —     l'^     g^      —     —     - 

VzMschl.  s^      [z^     —     —     —     —     — 

Vzschl.  s       [s]     t       d      [r]     [l]     n 

Lschl.  —     —     [p     b       —    —     in 

Kons.  Diphth.     t^s     t^s^     df     d)Z^. 

Der  tungusische  Anlautskonsonantismus  lehnt  sich  augenscheinlich  an  den 

mongolischen  an,   nur  das  Mandschuische  zeigt  eine  hauptsächlich  durch  fremde 

Bezeichnung   des  Sprachschatzes  verursachte  weitere  Fortbildung,    namentlich 

in  Bezug  auf  die  Engelaute.     Die  Übersichten  sind: 

1 .  für  das  Tungusische  im  engern  Sinne : 

Hzschl.  (.\j      y       kg—     —     ^^ 

VzMzschl.        s^       ______ 

Vzschl.  s       —     t       d      V      (/)      ;/ 

Lschl.  —     —     [p]     b       —     —     in 

Kons.   Diphth.:     t^s     [t^s^]     df     [df\. 

2.  für  das  Mandschuische: 

Hzschl.      ■(  ^^''  ~     ^^     g<      —     —     — 

\  —  7        —      —      —      —      — 

Mzschl.  a;  —     k\     g^      —     —     - 

VzMzschl.  jr  _______ 

Vzschl.  s  [s]     t       d      —     (/)     n 

Lschl.    [  f    ^    : 

\      —     —     (/)     b       —     —     m 
Kons.  Diphth.:     t)S     t^s^     df    df. 


ZUR    PHONETIK   DER    ALTAISCHEN    SPRACHEN. 


75 


Was  den  Wechsel  der  Anlautskonsoiianten  betrifft ,  so  ist  dabei  ebenso 
wie  beim  Wechsel  von  In-  und  Auslautskonsonanten  die  Erscheinung  bemer- 
kenswert, daß  sich  in  den  alt.  Sprr.  in  der  Regel  nur  Übergänge  zwischen 
Konsonanten  derselben  Artikulationsstelle  finden.  Die  kons.  Diphthonge 
schließen  sich  hierbei  den  Vzschl.  an. 

In  der  Reihe  der  Hzschl.  und  Mzschl.  zeigen  sich  folgende  Übergänge : 
nordtürk.  k^  =  südtürk.  g^:  türk.  k^  =  jak.  tschuw.  x^\  mong.  kalm.  transbaik.- 
bur.  X  =  cisbaik.-bur.  k\  mong.  x^  =  bur.-kalm.  g/,  tung.  k  =  mand.  x^  x^; 
mand.  ^  =  tung.  a',,  n.  Beispiele:  dschag.  k^omuj^  Silber  =  jak.  komus 
^=  o?>m.  g^omus-,  osm.k^aL  bleiben  =  jak.  a«/.;  mong. /?';^///jr?/;^  Schweiß 
=  sei.  xohso\  mong.  x^ada  Felsen  =  sei.  xada  =  nish.  kada  ^=  \.VixV. 
k^aya  =  tung.  kadär  =  mand.  x^ana;  mong.  x^axßli  Angelhaken  =  nish. 
gakülJE^  =  kalm.  g^axjili\  mand.  x^asax^a  Scheere  =  tung.  kaitji  = 
mong.  xait)Si  =  dschag.  k^ait^s^i  =  bur.  kazs^E^,  xais^E\  mand.  g^ala 
Hand  =:  tung.  N\äla,  näla\  mand,  g^ElE,  fürchten  =  tung.  x^e/e.  ueIe; 
mong.  /'^  ?/_/).? /^_«  Kraft  ^  bur.  kus^Ex^^  xiis^en^=^\x\^.  kj(t)S^=]2ik..  ku  s 
=  osm.  gjit^s^. 


In  der  Reihe  der  Vzschl.  finden  sich  folgende  Übersäng-e :  t 


—  \d  =  d,s 


Beispiele:  uig.  tuik^  lebendig  ==  osm.  ^zrz=  tschuw.  t^s^ir'i;  mong.  tadir- 
xai  Harz  =  dabirxai]  mong.  tart^sa  Heuschrecke  =  t^sart^sa\  tung.  tiviani 
morgen  =  mand.  /)jr,  ZOT «;«/;  tung.  <fz/^«w  Stimme  =  mand.  df^ilgan.  Ein 
zweiter  Übergang  geht  von  den  kons.  Diphthongen  aus:  türk.  tung.  /|i-  t<^s^  = 
s  =  i-(  mong.  t^s  t^s^  df  df^  =  bur.  s  s^  z  r.  Beispiele:  dschag.  t^s^irai 
Gesicht  =  alt.  t^sj^rai  =  kirg.  s^irai  =  jak.  sirai  =  mong.  t^sjrai  = 
bur.  s^^arai;  mong.  t]Sas2in  Schnee  =  bur.  sahax/.  mong.  dfalagjJ  ]\xng 
=  bur.  zalü:  mong.  d^s^ida  Spieß  =  bur.  zada\  mong.  t^sirg^a  Schlitten 
=  tung.  t^s^Ej'ga  =  bur.  i;  «r^'-rt;  =  mand.  s^evx^e.  Noch  eines  Überganges 
ist  zu  erwähnen  zwischen  dem  stimmh.  E.  j  und  kons.  Diphth.  und  Vzschl.  : 
j  =  df  ,  df^  =  bur.  .0',  ^  =  jak.  tschuw.  s.  Beispiele:  alt.  jdl  Weg  = 
koibal.  tj 9 L  =  kirg.  d^^o l  =  jak.  smL  =  tschuw.  sj'jl;  osm.  yz^L  Jahr 
=  mong.  d/j^il  =  bur.  .'^^i/;  tung.  djiluga  Halfter  =  mand.  d^zulgjl  = 
mong.   df^ihig^a  =  bur.   z^olJ. 

In    der   Reihe    der  Lschl.    lassen    sich    folgende    Übergänge    nachweisen: 

,J 

\b  =\      .      Beispiele:    alt.  pEV  geben   =:   dschag.    bir  =  jak.  biEV  == 

osm.  FEr;  alt.  pok^o^  stark  =  jak.  bo g^o  =  abak.  nijk.\:  maiul.  piisa 
Buddha  =fusa  =  biisa  (chin.  p'^usa:  ;  alt.  pOLJt  Stahl  =  kas. /"-'/.^r/  = 
mong.  tung.  ^:7/:7^  =  abak.  violat:  mong.  b E/^s^tn  Affe  =:;///■: f^sj'u.  Außer- 
dem wechselt  der  Le.  /  des  Mandschuischen  mit  dem  tungusischen  Stimm- 
bande, k.  welches  dialektisch  abfällt,  z.  B.  mand.//;/'/;  Boden  =  tung.  ZiEtE, 
ErE\  mand.  fjrjii  Spitze.   Ende  =  tung.  lurju.  jrjii. 


t5  Joseph  Grunzei. 


VIII.     DIE     INLAUTSKONSONANTFN. 

Die  Inlautskonsonanten  unterscheiden  sich  von  den  Anlautskonsonanten  inso- 
fern, als  im  Inlaute  nicht  stimmlose,  sondern  stimmhafte  Schlußlaute  wenig- 
stens später  zur  Anwendung  kamen.  Es  erklärt  sich  dies  einfach  daraus,  daß 
durch  die  Aufeinanderfolge  der  reinen  Silben  die  anfangs  stimml.  Konsonanten 
im  Inlaut  zwischen  2  Vokale  zu  stehen  kamen,  welche  den  stimml.  Konsonanten 
zu  einem  stimmh.  verwandelten,  wie  z.  B.  im  Japanischen  bei  zusammen- 
gehörigen Worten  das  zweite,  wenn  es  auf  einen  Vokal  folgt  und  mit  einem 
Konsonanten  anlautet ,  im  Anlaute  den  entspr.  stimmh.  erhält.  Auch  in  der 
Formbildung  der  alt.  Sprr.  zeigt  sich  dieses  Bestreben  deutlich,  indem  ein 
stimml.  Konsonant  dann,  wenn  an  denselben  ein  vokalisch  anlautendes  Affix 
tritt,  und  ein  stimml.  Anlaut  dann,  wenn  er  an  einen  vokalisch  auslautenden 
Stamm  tritt,   zu  einem  stimmh.  wird.' 

Die  Inlautskonsonanten  der  türkischen  Dial.  lassen  sich  folgendermaßen 
übersichtlich  zusammenstellen : 

I.  östliche  Dial.: 

Hzschl.      /      —     —     —    ,^<      —     —     — 

l        7  —        A'< 

Mzschl.  —     —     —    g^      —     —     — 

VzMzschl.        —    s       —     —     —     —     — 


Vzschl. 


l      —     ,cr       —     d       r       l       n 


Lschl.  —     —     —     b       —     —     m 

Kons.   Diphth. :     t^s^. 


I  a.    Jakutisch: 

Hzschl. 


{  X  —  —  er  __  _ 

l  7  —  iV, 

Mzschl.  —  —  i\  g^  _  _  _ 

Vzschl.      •(  ~  ~  ~  T  ~  t  ~ 

\  s  —  t  d  r  L  n 

Lschl,  —  —  —  b  —  —  in 

Kons.  Diphth.:  d^z^. 


2.  westliche  Dial. 


Hzschl.     1 

—     — 

K 

g.    — 

— 

—      7 

— 

—    — 

— 

h\ 

Mzschl. 

—      — 

K 

g>     — 

— 

~ 

VzMzschl. 

s.         (^J 

— 

— 

— 

Vzschl.      { 

s       z 

t 

d      r 

L 
l 

n 

Lschl. 

—     — 

P 

b       — 

— 

VI 

Kons.  Diphth. 

iA- 

^  Tabellen  und  Beispiele  in  Radloff  :   PHONETIK,   S.   204  f. 


ZUR    PHONETIK   DER    ALTAISCHEN    SPRACHEN. 


77 


3.  mittelasiatische  und  südliche  Dial. 

-     —     k 


'■  { 


Hzschl 

-v         7         .V 

Mzschl.  —     —     k        o;       _      -_      __ 

VzMzschl.        s^      (2;)     —     —     —     —     — 

Vzschl.      [     .-     —     —     —     —     L 

\      s       z       t       d       r       i       n 

Lschl.        \     ^       ""      —  —     —     — 

\      —      —    p       0       —     —     m 
Kons.  Diphth. :     t^s     d^^. 

Das  Mongolische  besitzt  folgende  Inlautskonsonanten : 

Hzschl.     [     ''<     —     -     S<     —     —     — 

1—7        —      —      —      —      i\\ 

Mzschl.  —     ~     ^>     S>     —     —     — 

VzMzschl.        .y        .cr^;     —     —     —     —     — 

Vzschl.  ■(  "  ~  r  7  ~  ;    " 

Lschl.        \  \      7 

\      —     —    \P)     i^       —     —     in 

Kons.  Diphth.     t^s     t^s     d^z     df . 

Das  Tungusische  im  engern  Sinne  zeigt  folgende  Inlautskonsonanten: 
Hzschl.  —     7       k       o-       —     ^     .V 

VzMzschl.       s^      ______ 

Vzschl.  s       —     t       d       r       l       n 

Lschl.        /      ""     ''      _  _     _     _ 

\      —     —    /       o       —     —     ni 
Kons.  Diphth.:    t^s    t^s^     d^z     d^z^. 

Im  Mandschuischen  treten  folgende  Inlautskonsonanten  auf: 

Hzschl.      1     ^~!lflZZ7 

Mzschl.  —     —    K     S>      —     —     — 

VzMzschl.       s^      ______ 

Vzschl.      {  ,  , 

\      s       —     t        d      r       l       n 

Lschl.       [     ^      "^      7    7     ~     ~     ~ 
Kons.  Diphth.:     t^s^     df^. 

In  der  Reihe  der  Hzschl.  finden  folgende  Übergänge  statt:  /•  k  =^  g  g^ 
=  7;  ^<  = -y  (^')-  Beispiele:  dschag.  t EgjrviEU  Mühle  ^  osm.  d  1:7 irni En\ 
alt.  SEkkir  springen  =  abak.  sEgJr  =  osm.  SE7ir\  mong.  t^sigjira 
atmen  =  t)sixara\  mand.  iig^a  regnen  =  a.\a\  mand.  na.xüla  Bauch  = 
Daküla\   tung.  bEga  Mond  =  mand.  bi7it'-    tung.  iiukj   stumpf  =  mand. 

711 J7J. 


78  Joseph  Grunzki.. 

Die  Reihe  der  Vzschl.  bietet  folgende  Übergänge : 

^  ^  ./  ^)S  ffS^  =   (bur.)  s  s^ 

\  :=  (l  =  df  df^  =  (bur.  kalm.)  s  z^  =  (türk.)   j. 

Beispiele:  jak.  atax  Fuß  =  uig.  adak  =  schor.  azak  ■=^  osm.  ajak\ 
mong.  xjidttr g^a  Schwanz  =  soj.  kndiiritk  =  abak.  kiiziinik  =  alt.  ku- 
jiiriik\  mong.  viondo xoi  Gründling  :=  bur.  mondfJxoi^  vio iizökoi;  mong. 
datu  sich  gewöhnen  =  dasu\  mand.  umit^suji  Waise  =  kalm.  onit^sjii  = 
bur.  onosj'.N^  =  tung.  ax ßdfan\  tung.  tati  lehren  =  mand.  rat^s^z;  mand. 
E7it)S^EXhtE  Ränke  schmieden  =  eh t^s^  f-^ES^ e.  Seltener  findet  sich  der  Übergang 
t  =  d  ^=  z  [s]  =  r,  z.  B.  jak.  xatiji  Birke  =  soj.  kadin  =  schor.  kazi  n  = 
tschuw.  xii7'an\  jak.  atax  Fuß  =  uig.  adak  =  schor.  azak  =  tschuw. 
ii.ra\  mong.  k Eg.jiß eJc  Vorderteil  eines  Tieres  =  IcEgjir Ek\  bur.  zJsJ 
Ware,  Sache  =  zJri.  Häufig  ist  der  Wechsel  l  l  z^  r ,  z.  B.  türk.  taLa^ 
dai.a  Steppe  =  uig.  tara\  mong.  gjiril  Mehl  =  gji/tr;  bur.  eviiI  nüch- 
tern =  Eliir\  bur.  orolÖE  Zange  =  oJojbE. 

Die  Lschl.  haben  im  Inlaute  den  Übergang  p  ^=  b  =^  i-  =  vi,  z.  B.  soj. 
/e^e  Kameel  =  osm.  dEi-E  =  mong.  t evi Eg e)i  =  mand.  tEviEii;  kirg. 
slpa  streicheln  =  abak.  slha  =  alt.  sliiia;  mong.  tabar  Gerätschaften  = 
kalm.  \.a\-ar\  mong.  xobiir  arm  =  xovnir:  mong.  xiibi  Anteil,  Glück  = 
tung.  kovi\  mong.  dabnsiin  Salz  =  tung.  darnsiin.  In  dem  scheinbar 
gegen  die  Lautgesetze  verstoßenden  Übergange  g^  g^  [=  gi)  =  "''  'P)  ist  w 
nicht  der  Lschl,  r,  sondern  der  'Halbvokal"  ;r,  z.  B.  tung.  rigi  sich  erheben 
=  uivi;  tung.  tägji  Dohle  =  täwti ;  tung.  togo  Feuer  =  mand.  towj;  mong. 
arigjin  rein  =  tung.  ariwun. 


\%.     DIE    AUSLAUTSKONSONANTEN.     ' 

Wenn  schon  der  Anlautskonsonantismus  der  alt.  Sprr.  im  Vgl.  mit  andern 
Sprachstämmen  ein  ziemlich  beschränkter  ist,  so  ist  es  noch  ungleich  mehr 
der  des  Auslauts.  Der  wie  ein  Bergkristall  durchsichtige  und  formenreine  Bau 
der  alt.  Sprr.  bestätigt  die  bereits  von  Sacharoff  ^  aufgestellte  Behauptung, 
daß  sich  diese  Sprr.  ursprünglich  nur  aus  'reinen'  Silben  aufbauten,  d.  h.  aus 
Silben,  die  nur  aus  einem  Konsonanten  und  einem  Vokal  bestehen.  Daraus 
ergibt  sich  von  selbst,  daß  diese  Sprr.  keine  Konsonanten  im  Auslaute  dulden 
konnten,  mit  Ausnahme  der  Nasenl.  a^^  und  ;/,  deren  Natur  sich  am  besten 
dazu  eignete,  den  vollen  Wörtern  einen  bezeichnenden  Abschluß  zu  geben. 
Auch  im  Japanischen  und  Malaiischen  finden  sich  außer  den  Vokalen  nur  die 
beiden  Nasenl.  als  Auslautskonsonanten,  ebenso  im  Chinesischen.  Unter  den 
alt.  Sprr.  zeigt  diese  Eigentümlichkeit  am  deutlichsten  und  ursprünglichsten 
das  Mandschuische,  weniger  das  Mongolische ;  im  Türkischen  finden  sich  nur 
Spuren  davon,  weil  die  Worte  daselbst  mehr  zusammengeschrumpft  sind  und 
zumeist  der  mit  einem  Nasenl.  schließende  Vokal  abgefallen  ist. 


^   Sacharoff:  Grammatik,  S.  51. 


ZUR    PHONETIK   DER   ALTAISCHEN    SPRACHEN.  79 

Im  Türkischen  haben  die  Auslautskonsonanten  folgende  Verbreitung: 

I  a.   Jakutisch : 

Hzschl.  X      —     k       —     —     —     -'^^ 

Vzschl.  s       —     /        -     r       l       n 

Lschl.  —     —    p       —     —    —     m 

1.  östliche  Dial. : 

Hzschl.      /  ~  ~  *  —  —  . 

\  —  —  —  —  —  —  A< 

Mzschl.  —  —  k  _  —  —  — 

VzMzschl.  .f^  —  —  —  —  —  — 

Vzschl.      {      7     -     /        —     r       l       n 

Lschl.  —     —    P       —    —     —     VI 

Kons.  Diphth.     [t^s^     t^s). 

2.  westliche  Dial.  : 

l      -     —     k       _     —     —     — 
Hzschl.     \      (^.)     _     : .V. 

Mzschl.  —     —    ^      _     _-     —     — 

VzMzschl.       s^     —    —    —    —     —    — 

Vzschl.     1      7     -     /       -     r       \       11 

Lschl.    {  ^:^  7  7  I  I  7  7 

Kons.  Diphth.     t^s ^. 

3.  mittelasiatische  Dial. : 

{      —     —     k       C<      —     —     — 
Hzschl.  '       ''^ 

\      X      —     —     —     —     — 

Mzschl.  —    —     k      g.     —  —  — 

VzMzschl.        s^      [s)     _     —     —  —  — 

Vzschl.  s      z       t       —     r  l  n 

Lschl.  —     —    p       —     —  —  m 

Kons.  Diphth.     t^s^    df^. 


4.   südHche  Dial.  : 

Hzschl. 


( k 


§< 


\      X       7       —     —     —     —     ^^'< 
Mzschl.  _     _     /,'       o-^      __     _     _ 

VzMzschl.       s\      z       —     —     —     —     - 


i   f     y 

\ 

Kons.  Diphth.     t^s^     dy 


Lschl.  -^         ■"_         _        y,  /;  _         _         „i 


8o  Joseph  Grunzel. 

Das  Mongolische  besitzt  folgende  Auslautskonsonanten: 
Hzschl.  —     —     k       —     —     —     N^ 

Vzschl.  s       —     /        —     r       l       n 

Lschl.  —     —    p       —     —     —     m 

Im    Tungusischen  sind  folgende  Auslautskonsonanten  vertreten: 
Hzschl.  —     —     k       —     —     —     N^ 

Vzschl.  —     —     [t]     —     r       —     n 

Lschl.  —     —     '  p]    —     —     —     111 

Im  Mandschuischen  aber  nur  die  beiden  Nasenl. : 

Hzschl.  —     —     —     —     —     —     N^ 

Vzschl.  —     —     —     —     —     —     ;/ 

Während  die  Übergänge  im  Inlautskonsonantismus  dahin  gehen .  durch 
Verwandlung  der  stimmlosen  Konsonanten  in  stimmhafte  die  Ausspr.  zwischen 
2  Vokalen  zu  erleichtern ,  zeigt  sich  in  den  Übergängen  des  Auslautskonso- 
nantismus deutlich  das  Bestreben ,  teils  durch  Vokalisierung  des  auslautenden 
Konsonanten,  teils  durch  seine  Verwandlung  in  einen  Nasenl.  die  Lautreihe 
dem  ursprünglichen  Gesetze  gemäß  herzustellen.  Die  Anfügung  der  Nasenl. 
an  den  vokalischen  Auslaut  eines  Wortes  ist  aber  eine  anorganische  und  er- 
folgte erst  im  Laufe  der  Zeit;  dies  erhellt  aus  dem  schwankenden  Auftreten 
derselben,  indem  sie  sowohl  untereinander  häufig  abwechseln,  als  auch  in  einem 
und  demselben  Dial.  abfallen  können.  Bereits  Böhtlingk  '  hat  auf  die  Bedeu- 
tung der  Nasenl.  für  den  Auslaut  hingewiesen  und  auch  Radloff^  gibt  zu, 
daß  'der  Auslautskonsonant  n  ein  späterer  Zusatz  ist."" 

In  der  Reihe  der  Hzschl.  und  Mzschl.  läßt  sich  folgender  Übergang  nach- 
weisen: k  k  k  =  y\  =^  11  =  Abfall,  z.  B.  tar.  kos^ak  Gesang  =  alt.  kj- 
z^üN^  =  soj.  kodjnii]  alt.  jußok  arm  =  kirg.  dfiißok  =  tar.  jn/iEN/^ 
mong.  t)SElEk  Holztasse  =  t^sslEN^:  mong.  xataN^  fest,  ^  hart  ==  xatan^=^ 
xata;  mong.  tjgosiin  Si'axxh  =  tog^Dsu;  mand.  DJJt^saN^Y&si  ^  DD^t^s^an: 
mand.  iiiün ^gisnn  Dachs  =  iiiax\gisu\  mand.  bnhikan  lauwarm  =  luiluka. 

\  j  =i\ 
In  der  Reihe  der  Vzschl.  finden  sich  die  Ubergäng-e  :  t  =^  \  .  z.  B.  uig'. 

jak.  /:>/  satt  werden  =  abak.  /:>s  =  dschag.  ty,  toi:  uig.  pot  Körper.  Ge- 
stalt -^  sag.  pos  =  dschag.  poi  =  osm.  doz  =  mand.  Iieje;  mong.  d)ZEt 
Kupfer  =  dfES\  mong.   alut  über  ^  alns.     Seltener  findet  sich  im  Türki- 

sehen    der   Übergang  ;?  >  =  r,   /,   z.  B.  uig.  koz  Auge  =  kor  sehen;   uig.  kis 

Mädchen  =  dschag.  ^?5  =  jak.  kis=  tschuw.  kir:  dschag.  koiniis^  Silber 
=  jak.  komns  =  tschuw.  kiivnil.  Häufig  wechselt  r=  /,  z.  B.  alt.  tas- 
kil  Bergkegel  =  tas^kij'\  mong.  kETEgjil  Streit  =  kErEg^ur\  mong. 
g  uril  Mehl  =  ^^?^/2>;  mand.  g^ala  Arm  =  mong.  g^ar  =  \.nrk.  koL  kuL. 


^   O.  Böhtlingk:  kritische  Bemerkungen  zu  Kasembegs  Grammatik,  Petersburg  \\ 
S.  13  f. 

^    RaDLOFF  :    PHONETIK,    S.     I92. 


ZUR    PHONETIK   DER    ALTAISCHEN    SPRACHEN.  8l 

Übergänge  in  der  Reihe  der  Lschl.  sind  selten,  da  die  Lschl.  selbst  nicht 
häufig  auftreten.  Als  Beispiel  läßt  sich  der  Übergang  p  =  vi  im  Infinitiv  des 
Burätischen  herausziehen,  z.  B.  bur.  xogol-nap  zerbrechen  =  nish.  ktiktil- 
nam\  bur.  tulE-uEp  heizen  =  tu  lE-UEm. 

Abfall  von  Konsonanten  im  An-  oder  Inlaute  kommt  selten  vor,  um  so 
häufiger  werden  die  Auslaute,  namentlich,  wenn  es  Nasenlaute  sind,  abgeworfen. 
Ja  zuweilen  wird  sogar  die  ganze  Schlußsilbe  abgeworfen;  auf  diese  Weise 
sind  die  zusammengeschrumpften  türkischen  Wortformen  entstanden,  z.  B. 
mong.  ku  t^sun  Kraft  =  türk.  kut^s.,  gjiJ)S^  ;  mong.  dabiisjin  Salz  =  mand. 
Dapsun  =  türk.  tuz\  mong.  bayan  reich  =  türk.  baj\  mong.  niusun  Eis 
=  türk.  bnz. 


X.     DAS     ZUSAMMENTREFFEN    VON     KONSONANTEN. 

Die  phonetischen  Gesetze  der  alt.  Sprr.  schließen  im  Anlaut  eines  Wortes 
jede  Konsonantenverbindung  aus.  Wird  aus  einer  fremden  Spr.  ein  mit  einer 
Konsonantenverbindung  beginnendes  Wort  entlehnt ,  so  wird  entweder  der 
erste  Konsonant  abgeworfen,  oder,  wenn  die  betreffende  Konsonantenverb,  im 
Inlaute  möglich  ist,  ein  Vokal  vorgesetzt  oder  endlich  die  beiden  Konsonanten 
durch  einen  Vokal  getrennt. '  Auch  im  Auslaute  dulden  die  alt.  Sprr.  keine 
Konsonantenverb.,  das  tungusische  gx"  dürfte  kaum  eine  Konsonantenverb, 
sein;  Fremdwörter  mit  auslautender  Konsonantenverb,  werden  in  ähnlicher 
Weise  behandelt,  wie  die,  welche  damit  anlauten.  ^ 

Das  Zusammentrefifen  von  Konsonanten  ist  demnach  fast  ausschließlich 
auf  den  Inlaut  beschränkt,  wo  es  namentlich  durch  den  Antritt  kons,  anlau- 
tender Affixe  an  kons,  auslautende  Stämme  entsteht.  Folgende  Konsonanten 
könnten  in  den  alt.   Sprr.   zusammentreffen : 

1.  stimml.   E.  und  S.   +  stimml.   E.   und  S. 

2.  stimmh.  E.  und  S.  -f-  stimmh.  E.  und  S. 

3.  Zitter-,   Seiten-  und  Nasenl.   -f-  E.   und  S. 
(4.  E.  und  S.  -f-  Zitter-,  Seiten-  und  Nasenl.) 

5.  Zitter-,  Seiten-  und  Nasenl.  +  Zitter-,  Seiten-  und  Nasenl. 

Die  I.  3.  und  5.  Gruppe  sind  häufig,  die  4.  dagegen  kommt  gar  nicht 
vor  und  die  2.  ist  nur  in  vereinzelten  Verbindungen  vertreten. 

Die  zusammentreffenden  Konsonanten  suchen  sich  durch  Wechsel  des 
einen  oder  beider  möglichst  zu  assimilieren;  zumeist  wird  der  S.  in  den  ent- 
sprechenden E.  oder  Nasenl.  verwandelt.  Beispiele  für  die  Reihe  der  Hzschl. 
und  Mzschl.:  gd  =  Nß^  mong.  niEgß Eni  sich  beunruhigen  =  vtE.\\dEni\ 
gr  =  iV^r,  mong.  tEg^ri  Himmel  =  tExj'i\  vig_^  =  7//.\\,  mong.  .\\(7vigji/a 
zerstückeln  =  .\\am.\\ala\  lg^  =  L\\,  mTxxy^.  fjlg^?  Hammer  = /.?/.\;.;;  für 
die  Reihe  der  Vzschl. :  tx  ==  j-.r,  mong.  datxii  sich  gewöhnen  =  dasxu; 
di/  =  su,  bur.   0  ))io  d-inp  ankleiden  =  .?;;/.' .v -////;    rb  =  lb.   mong.   t^sir- 

^    Vgl.  üben  III,   2  .S.  66  und  Kahi.hif:   piicM.riK,   S.    172. 

^    A.    CZEKANOWSKI,    TUNGfSlSCIlKS    WliKTKKVEKZEIClINIS,    TETERSBURG    I878,    AK.    S.    94. 
3    RaDI.OFE:    PHONETIK,    S.    I95. 
Tkciimkk,  ZT.sCiii;.   V.  ^ 


82  JOSKI'H    (j RUNZEL. 

öitgjd  Halfter  =  t^s^ilbugjil\  vid  =  vin ,  mong.  s^igjivida  liniieren  = 
s^igjimna\  Id  =  II,  tung.  rJda  Kohle  =  Ella,  nd  =  im,  tung.  nanda 
voll  =  nanna;  md  =^  mn,  tung.  girainda  Knochen  =  giranina:  für  die 
Reihe  des  Lschl. :  Ib  =  /;;/,  mong.  nilbusun  Speichel  =  nilniusun:  rb 
=  rvi,  mong.  niirbn  quälen  =  nErntR;  bd  =  vd,  tung.  abdEfuia  Blatt 
=  avdEfina;  bg  =  vg,  tung.  abgara  gesund  =  avgara.  Beide  Kon- 
sonanten finden  sich  verwandelt  z.  B.  in  nj  ^^  nd^z,  mong.  xuNja  Pfeife  = 
xandfa;  gm  =  vib,  bur.  t^SEgiuE  Tuch  =  mong.  t^sEN^iUE  =  t^SEinbE. 
Ausfall  eines  der  Konsonanten  wird  namentlich  auf  den  Zitter-  und  Seitenl. 
r  und  /  häufig  angewendet,  z.  B.  iio'rsu  Wolle  =  bur.  nfso;  bur.  orlcE^ 
verlassen  =  okE\  mong.  viuhiin  Eis  =  viu  sun\  mong.  t^sag^alsnn 
Papier  =  i^sag^asiui;  tung.  urgE  schwer  =  mand.  ugE\  tung.  nilt^sarin 
niedrig  =  ntt)Sarzu;   mand.  Elbis^E  sich  waschen  -■=  sbis  e. 


XI.    PHONETIK    UND    WORTBEDEUTUNG. 

Je  ursprünglicher  sich  eine  Spr.  erhalten  hat,  desto  inniger  gestaltet  sich 
in  ihr  der  Zusammenhang  zwischen  der  Phonetik  und  der  Bedeutung  der 
Wörter.  Besonders  in  den  uralalt.  Sprr.,  in  denen  sich  die  Phonetik  so  ge- 
setzmäßig herausgebildet  hat,  in  denen  die  stimmlosen  Konsonanten  die  Schnur 
bildeten,  um  die  sich  der  Vokalismus  in  bestimmten  Formen  ankristallisierte, 
wird  die  Phonetik  häufig  dazu  verwendet,  begriffliche  Unterscheidungen  her- 
beizuführen. Auf  diese  Erscheinung  haben  bereits  Schott',  Böhtlingk^  und 
Radloff^  hingewiesen,  ohne  jedoch  die  einzelnen  Beispiele  unter  höhern  Ge- 
sichtspunkten zusammenzufassen.  Die  lexikalischen  Elemente,  welche  in  der 
phonetischen  Gestaltung  eines  Wortes  sehr  häufig  ihren  Ausdruck  finden,  sind 
nämlich   i.  die  Begriffsverwandtschaft  und  2.  die  Begriffsverstärkung. 

Die  Verwandtschaft  zweier  solcher  Begriffe,  welche  voh  Natur  aus  ent- 
gegengesetzt, aber  verwandt  sind,  wie  z.  B.  die  beiden  Geschlechter,  dumpfe 
und  helle  Geräusche  u.  s.  w. ,  werden  einander  lautlich  assimiliert,  indem  ent- 
weder a)  die  Konsonanten  beider  Wörter  gleich  bleiben  und  nur  die  Vokale 
für  jedes  Wort  zwei  entgegengesetzten  Reihen  entnommen  werden  —  der 
häufigste  Fall  bei  dem  schwankenden  Vokalismus  der  alt.  Sprr.  —  oder  b)  die 
Vokale  beibehalten  werden  und  nur  ein  oder  mehrere  Konsonanten  eine  Ände- 
rung erfahren.  Beispiele  zu  a)  :  türk.  ast  Unterseite,  tist  Oberseite;  mong. 
axa  älterer  Bruder,  Eg^E-t^sj  '\^\xvig.  eJc E)  ältere  Schwester;  xagjir,  kEgjir 
Gekrach;  sibana,  4; z<5£«£  flüstern;  kalm.  t^s^jlarg^a,  ^^4; zV^r^^ £  kränkeln ; 
mand.  ama  Vater,  ethe  Mutter;  amxa  Schwiegervater,  eihxe  Schwieger- 
mutter; xaxa  Mann,  xexe  Frau;  aviila  männlicher  Vogel,  eihHe  weiblicher 
Vogel;  vasi  herabsteigen,  vEsi  hinaufsteigen;  tung.  atirkan  Greis,  EtirkEU 
Greisin.     Beispiele  zu  b):  türk.  ata  Vater,   ana  Mutter;   ag^a  älterer  Bruder, 


^   W.  Schott  :  altajische  Studien,  S.  45  f. 

*   Böhtlingk:  über  die  spr.  der  Jakuten,  S.  105. 

3    RaDLOFF  :    PHONETIK,    S.     276  f. 


ZUR    PHONETIK   DER    ALTAIsCHEN    SPRACHEN. 


83 


apa  ältere  Schwester;  mong.  Ebug^Eu  Greis,  EViEg^En  Greisin;  viaxjai 
Stirn,  taxjai  Gaumen. 

Über  die  phonetische  Assimilation  äußert  sich  Radloff  in  Übereinstimmung 
mit  BoHTLiNGK  folgendermaßen ' :  'Meiner  Ansicht  nach  sind  alle  diese  Wort- 
paare durch  Wurzelassimilation  (Arradikationj  entstanden.  Wörter,  die  ur- 
sprünglich eine  mehr  oder  weniger  abweichende  Form  hatten,  wurden,  da  sie 
begrift'iich  sich  sehr  nahe  standen,  mit  der  Zeit  auch  lautlich  sich  nahe  ge- 
bracht.'' Aber  es  scheint  nicht  recht  klar  zu  sein ,  warum  die  Spr.  erst  in 
weiterer  Entvvickelung  die  v^erwandten  Begriffe  assimiliert  und  nicht  gleich  zu 
Beginn  der  Sprachbildung  sich  dieses  Bestreben  geltend  gemacht  haben  sollte, 
wo  die  Tonmalerei  eine  so  bedeutende  Rolle  spielte.  Man  denke  nur  an  die  Spr. 
der  Kinder,  welche  für  verwandte  Begriffe  verwandte  Laute  wählt;  es  dürfte 
z.  B.  kaum  bloßer  Zufall  sein,  daß  das  deutsche  oder  französische  Kind  ebenso 
wie  das  chinesische  seine  Eltern  pa-pa  und  ma-ma  nennt. "" 

Die  Begriffsverstärkung  wird  durch  Wiederholung  einer  oder  mehrerer 
Silben  erzielt,  wobei  3  verschiedene  Fälle  eintreten  können:  a!  das  Wort  wird 
unverändert  wiederholt,  b)  das  Wort  wird  mit  geänderter  Vokalisation  wieder- 
holt ,  c)  das  Wort  wird  mit  geändertem  Konsonantismus  wiederholt.  In  der 
Regel  wird  die  Wiederholung  bei  W'örtern  angewendet,  welche  eine  für  das 
Auge  oder  das  Ohr  wahrnehmbare  Erscheinung  bezeichnen.  Beispiele  zu  a^ : 
kirg.  d)S^ibdan-d)Z  ibdan  schnell;  alt.  akkir-akkir\3,x\^s-d.vci\  osm.  yaras- 
javas^  langsam;  kirg.  d^zilti^n-df^i^ltin  blinkend;  mong.  df^ir-d^zir 
Sprudeln  des  Wassers;  g^Ekis-g^Ekis-kiku^  mit  dem  Kopfe  nicken  (von 
Vögeln;;  mand.  btisii-hnsu-ag^a-vibi  es  regnet  in  Strömen;  gilta-gilta 
glänzend ;  diese  Art  der  Wiederholung  wird  auch  zur  Pluralbildung  verwendet, 
z.  B.  im  Mandschuischen.  Beispiele  zu  b):  kirg.  s^a xjr-sjtxjtr  kreuzweise; 
mong.  kElEN^-.xala h\  schwankend;  «//.y^r-//?/  5 ^^^ unverhältnismäßig;  salbur- 
salbar  truppenweise;  mand.  biirii-bara  dunkel;  kal ar-kilir  klirrend; 
lEg^dE-lagßa  nachschleppend;  logjio-lagßa  unbeholfen.  Beispiele  zu  c): 
Vw^.solkotoi-solpotoi  langsam;  mong.  kEkidEk-s EkidEk  untereinander; 
tandiir-viujidiir  Schreck;  mand.  g^^ari -  viari  zerbrochen;  kaka-faka 
großes  Gelächter;   viurin-tarin  listig. 

Eine  eigne  Form  der  Silbenwiederholung  hat  sich  im  Türkischen  und 
Mongolischen  zur  Verstärkung  oder  Steigerung  von  Adjektiven  erhalten,  indem 
nämlich  nur  die  erste  Silbe  mit  angehängtem  -/>  wiederholt  und  vorgesetzt 
wird ;  ^  z.  B.  türk.  ap-ak  sehr  weiß;  kap-kara  ganz  schwarz;  sap-sari^  sehr 
gelb;  mong.  ap-arigjni  sehr  rein;   t^sap-t^sag^aii  ganz  weiß. 


'    RaDLOI-F  :    PHONETIK,    S.  277. 

^   [Vgl.  meine  Bespr.  von  Auei.  :  Gegensinn  der  urworte,   1884,  1.  z.  I.  425.        F.  T.] 

3    RaDLOFK  :    PHONETIK,    S.   278.    —   BOKROVNIKOW:    GRAMMATIK,    S.    65,    §    112. 

Reichenberg  i.   b. 

Joseph  Grunzel. 


VORWORT     DES     HERAUSGEBERS     ZU 

JaC.    MATTHI/E    de    VERA    LiTERARUM    DOCTRINA 


Durch  Zusammenwirken  von  Natur-  und  Sprachforschern  ersten  Ranges, 
besonders  in  den  letzten  50  Jahren,  ist  die  Phonetik  in  ihrer  Mntwickelung  zu 
einer  selbständigen  Wissenschaft  bedeutend  gefördert  worden.  Ihre  Wichtig- 
keit für  die  Sprachw.  wie  für  den  Unterricht,  namentlich  der  lebenden  Sprr., 
wird  mehr  und  mehr  anerkannt.  Aus  weitern  Kreisen  drangen  sich  Mitarbeiter 
in  Fülle  heran  und  hasten  vorwärts,  die  einen  in  dieser,  die  andern  in  jener 
Richtung.  Da  ist  es  wohl  an  der  Zeit,  auch  Rückschau  zu  halten.  Das 
habe  ich  schon  seit  Jahren  gern  gepflegt  und  bei  der  Gelegenheit  Beiträge 
ZUR  GESCHICHTE  DER  PHONETIK  gesammelt.  Da  habe  ich  dann  freilich  oft  ge- 
funden, daß  z.  T.  längst  festgestellt  worden,  was  man  selber  zuerst  beobachtet 
zu  haben  meinte,  anderseits  aber  neue  Anregung  zu  weitern  Untersuchungen 
geschöpft.  Gleichzeitig  habe  ich  dabei  bei  andern  wie  an  mir  die  Erfahrung 
gemacht,  daß  ältere  Werke  von  hervorragender  Bedeutung  nur  wenigen  be- 
kannt geworden,  weil  sie  schwer  zugänglich  sind.  Ich  will  hier  nur  an  die 
phonetischen  Arbeiten  von  J.  MArrni.«  (1586),  J.  P.  Bonet  (1620),  J.  Wilkins 
(1668)  und  W.  Holder  (i668/g)  erinnern.  Nach  dem  Programm  der  i.  z.  I. 
S.  XIII  sollen  in  derselben  'außer  Originalarbeiten  in  deutscher,  engl.,  franz., 
Italien.,  latein.  (ganz  ausnahmsweise  auch  in  andrer)  Spr.  .  .  .  Abdrücke  oder 
Übersetzungen  wichtiger,  aber  schwer  zugänglicher  Abhandlungen,  Auszüge, 
Besprechungen  .  .  .  geboten  werden.'  Auf  die  Wichtigkeit  von  J.  Matthi^ 
hat  nun  schon  J.  Hoffory  in  seiner  Bespr.  meiner  phonetik,  a.  f.  d.  a.  u.  d.  l. 
VIII.  ige  aufmerksam  gemacht  und  jüngst  erst  schreibt  mir  G.  Michaelis: 
'Leider  sind  die  altern  Werke,  wie  J.  Matthi^e  de  literis  und  P.  Bonet  sehr 
schwer  zugänglich  und  harren  noch  einer  neuen  Veröffentlichung,  durch  welche 
gewiß  den  Wünschen  sehr  vieler  entgegengekommen  würde.'  So  habe  ich 
mich  denn  zum  Abdruck  des  i.  Buches  von  Matthl^s  Werk,  so  viel  ich 
weiß,  der  ersten  beachtenswerten  Abh.  über  allgemeine  Phonetik,  ent- 
schlossen ;  von  den  andern  oben  gen.  Werken  gedenke  ich  in  den  folgenden 
Bänden  jedenfalls  Teile  herauszugeben.  Das  Exemplar  Von  Matthi-e  hat  die 
jENAcr  Universitätsbibliothek  mir  freundlich  zur  Verfügung  gestellt,  welcher  ich 
auch  hier  meinen  Dank  dafür  ausspreche.  Die  Orthographie  des  ersten  Drucks 
ist  hier  mit  all  ihren  Eigentümhchkeiten  beibehalten,  auf  die  Gefahr  hin,  daß 
dabei  auch  Druckfehler  wiederholt  werden  könnten.  Da  Vf.  keine  Korrektur 
gelesen,  war  eine  Unzahl  von  Fehlern  stehen  geblieben.  Eine  Nachschrift  des 
ersten  Druckers  unterrichtet  die  Leser,  daß  er  Schwierigkeit  gehabt  habe,  der 
eigenartigen  Schreibung  im  Ms.  des  Vf.,  namentlich  bei  den  'Diphthongen'  (118) 
zu  folgen.  Statt  der  liegenden  sind  hier  stehende  Lettern,  statt  f  immer  s  und 
die  Abkürzungen  sowie  die  Ligaturen  sind  in  den  betr.  Buchstaben  ausgesetzt 
worden;  die  Digramme  ae  und  oe,  bzhw.  ae  und  oe  wollte  der  Vf.  eigentlich 
nur  als  q  gedruckt  haben.     Die  Seitenzahl  ist  in   [  ]  dem  Texte  eingefügt. 

Über  seine  Aufgabe   und   Methode   spricht   Matthi^e   sich  in   dem  hier 


VORWORT    ZU    J.    MaTTHL-E   DE    VERA    LITERARL'M    DOCTRINA.  85 

nicht  abgedruckten  Widmungsschreiben  aus.  Ich  halte  mich  in  meinem  Bericht 
mögHchst  an  die  ihm  eigentümhche  Ausdrucksweise,  z.  T.  an  seine  lat.  Worte. 
Um  Laute  und  Sprr.  richtig  zu  lernen,  bedürfe  man  einer  allgemeinen 
Lautlehre  (doctrina  literarum  omnibus  Unguis  communis,  an  späterer  Stelle 
literarum  physica),  welche  nach  der  allen  Menschen  und  Völkern  gemein- 
samen Natur  darzustellen  sei.  Er  habe  sich  zuerst  bei  den  Schriftstellern  um- 
gesehen, dann  die  Natur  selbst  beobachtet,  die  beiderseitigen  Ergebnisse  ver- 
glichen und  in  zweifelhaften  Fällen  sich  einen  neuen  Weg  der  Naturbeobach- 
tung gesucht,  bis  es  ihm  nach  seiner  Ansicht  gelungen,  einen  Einblick  in 
die  natürliche  Bildungsweise  der  Laute,  die  ihnen  allen  zu  Grunde  liegenden 
allgemeinen  und  besondern  organischen  Ursachen  und  ihre  natürliche  Anordnung 
zu  bekommen.    Wo  es  ihm  im  einzelnen  nicht  gelungen,   sagt  er  es  offen. 

Im  I.  Buch,  DE  VERA  LITERARUM  DOCTRiXA,  auf  dcsscn  Abdruck  ich  mich 
beschränke,  bestimmt  AL  den  Laut  litera  viva  nach  seiner  hörbaren  Wir- 
kung (minimus  sonus  orationis  .  im  Gegensatz  zu  der  Form  und  dem  Namen 
des  Buchstabens.  Er  geht  dann  auf  das  Sprechorgan  (organon  corporeum. 
quo  ratio  in  homine  ad  literas  formandas  utitur;  ein  und  unterscheidet  die 
entlegenen  Teile,  die  Kehle  (guttur^  und  die  nähern,  die  Mundhöhle  mit  der 
Nase  (os,  nasus  .  Die  Kehle  vergleicht  er  mit  einer  Pfeife  non  aliter  atque  cista 
ventosa  in  organo  aerem  ex  follibus  haustum  fistulis  suppeditatj  und  deutet  wohl 
die  Hemmung  (retinendumj  und  den  Kampf  (conflictus)  an,  welchen  der  Aus- 
atmungsstrom hier  zu  bestehen  hat  und  aus  dem  die  Stimme  hen^orgeht.  In  der 
Mundhöhle  unterscheidet  er  weiter  mit  Aristoteles  Artikulationsstellen  und 
-weisen  (tottoi  loca  und  (Txrmaxa  figurae):  ferner  die  beweglichen,  thätigen 
und  festen,  leidenden  Teile  partes  mobiles  s.  agentes  und  fixae  s.  patientes  . 
Unter  erstem  bespricht  er  den  Unterkiefer,  der  die  Mundöffnung  rictus  oris 
erweitere  und  verengere,  das  Ansatzrohr  der  Pfeife  fistula)  vergrößere  und 
verkleinere.  Die  gelöste  Zunge  sei  besser  zur  Artikulation  der  Laute  (bidpGpuucJic 
geeignet,  ihre  Bewegung  habe  Arist.  TTpo(c)ßoXri ,  die  der  Lippen  cruuTrXoKn 
[oder  cru|aßoXiv  genannt.  M.  betont  die  abwechselnde  Bewegung  der  Zunge 
und  Lippen,  ohne  damit  die  gleichzeitige  Wirkung  derselben  ganz  auszu- 
schließen. Als  feste  Teile  nennt  er  weiter  den  Oberkiefer,  den  harten]  Gaumen 
mit  den  Zähnen,  gegen  welche  letztern  sich  sowohl  die  Zunge  als  die  Unter- 
lippe bewege;  die  Oberlippe  sei  weniger  beweglich. 

Die  natürliche  Ordnung  der  Laute  sei  die  von  den  Stimmbändern 
zu  den  innern  und  äußern  Artikulationsstellen  der  Mundhöhle  oder  umgekehrt. 
Die  erste  Einteilung  sei  die  in  Vokale  und  Konsonanten  (genera  123).  Mit  Recht 
kritisiert  M.  des  Aristoteles  unzulängliche,  leider  noch  in  der  neuern  Phonetik 
oft  nachgesprochene  Definition  der  Vokale  (xd  qpujviievTa  i]  cpMvi]  Kca  6  Xdpu-fS 
d(pir|(Ti; ,  wonach  dieselben  nur  in  der  Kehle  mittels  der  Stimme  erzeugt 
würden :  Guttur  enim  et  vox  causa  communis  omnium  literarum  est.  \'ox 
autcm  gutture  emissa,  nisi  certa  oris  figura  formetur.  \ocalis  non  fit  .  .  . 
Motus  enim  lingua;  et  labii  in  vocali  formanda  lenior  est  .  .  .  Os  autem 
varie  figuram  quasi  fistulam  nuitat.  Et  nunc  latam.  nunc  angustam.  nunc 
brevem,  nunc  longam  efficit.  Es  ist  besonders  zu  beachten,  daß  M.  hier  als  das 
wesentliche,    was    die  Vokale   von  den  übrigen  Lauten    scheitlet,    nicht   die 


g5  F.  Techmer. 

Stimme,  welche  sie  ja  mit  den  andern  Lauten  z.  T.  gemein  hat,  noch  über- 
haupt die  Einstellung  der  Kehle,  sondern  die  verhältnismäßig  gelindere  Arti- 
kulation der  Zunge  und  Lippen,  kurz  die  geringere  Mundartikulation 
ansieht.  Weiter  unterscheidet  M.  den  Zungenvokal  vom  Lippenvokal: 
Lingualis  est  quae,  ore  diducto  et  labiis  hiantibus,  lingua;  situ  formatur.  Mit 
3  Stufen :  A  magno  rictu  lingua  reducta  [M.  sprach  also  wohl  nicht  das 
Mittelzungen-,  sondern  ein  Hinterzungen- A]  et  depressa.  E  mediocri  rictu, 
lingua  media  ad  medium  palatum  subducta  [es  handelt  sich  in  Wirklichkeit  um 
den  der  Mitte  zunächstliegenden  Teil  des  Vorderzungenrückens  und  Gaumens] 
et  nonnihil  porrecta.  I  minimo  rictu,  media  [?j  lingua  ad  extremum  palatum 
sublata  et  extrema  ad  dentes  inferos  magis  admota ,  supero  labro  renidet 
angustius  .  .  .  Hie  labri  mentio  fit,  quae  in  proxima  [E]  praetermissa  fuit.  Die 
letztere  Bemerkung  bezieht  sich  auf  Stellen  von  Terentianus,  welcher  wenig- 
stens für  I  eine  Lippenartikulation,  wohl  den  mittels  des  Lachmuskels  (Riso- 
rius)  bewirkten  Rückgang  mit  Längsöffnung,  beschreibt,  welche  M.  vernach- 
lässigt. Es  folgen  die  Lippenvokale :  Vocalis  labialis  est  quai  ore  et  labiis 
in  orbem  contractis  et  porrectis  formatur  .  .  .  Hie  autem  etsi  certus  etiam  est 
linguse  situs  .  .  .  tamen  quoniam  cum  natura  labiis  contractis  tegit,  obscurior 
est.  Et  ad  eum  recte  observandum  vitreis  et  pellucidis  claustris  oris  opus  esset. 
Quare  eum  doctrina  describere  et  proponere  nee  facile  est  et  nihil  opus  est. 
Natura  enim  indocta  sua  sponte  linguam  ad  sonum  aptat  [doch  nicht  immer, 
z.  B.  nicht  für  fremde  Laute].  Quare  satis  est  ex  labiis  vocalem  labialem  de- 
scribere. Hier  ist  eine  schwache  Stelle  in  der  Phonetik  des  Vf.  Für  die 
Zungenartikulationen  der  sog.  Lippenvokale  ist  die  Beobachtung  des  Vf.  unzu- 
länglich, daher  die  weitere  Beschreibung  dieser  Vokale  teils  mangelhaft,  teils 
falsch  ausfallen  mußte:  O  pleniore  orbe  et  ore  rotundo,  labiis  paululum  por- 
rectis profertur  [es  wird  hier  offnes  und  geschlossenes  O  (magnus  et  parvus) 
geschieden]  ...  In  nostra  insuper  lingua  [danica]  et  germanica  tertia  diffe- 
rentia  et  sonus  ab  utroque  diversus  est.  Qui  a  Germanis  quidem  varie  [OE 
CE  0],  a  nostris  autem  fere  exprimitur  figura  0  [der  Unterschied  der  O-  und 
0-Laute,  die  Hinterzungenhebung  für  die  erstem  und  Vorderzungenhebung  für 
die  andern,  hat  M.  noch  nicht  erkannt]  ...  U  et  Y  fiunt  orbe  contractiore  et 
labiis  magis  productis  et  prominentibus.  Auch  was  die  U-  und  Ü-Laute  unter- 
scheidet, hat  M.  nicht  gefunden,  weil  er  die  durch  die  Lippenzusammenziehung 
versteckte  Hinter-  und  Vorderzungenhebungen  nicht  zu  beobachten  verstand. 
Er  sucht  einen  Unterschied  in  dem  Lippenöffnungsgrad  und  meint :  U  medio- 
cri orbe,  labiis  magis  productis  formatur  .  .  .  Y  minimo  orbe,  labris  maxime 
prominentibus  sonat  exilius.\  Der  Sonus  exilior  des  Y  rührt  aber  von  der 
Vorderzungenhebung  und  Verkleinerung  des  vordem  Ansatzrohrs  her. 

Vom  Konsonanten  sagt  M. :  situ  et  ictu  partis  mobilis  in  ore  formatur 
.  .  .  majore  motu  et  strepitu  quam  vocalis.  Er  kritisiert  hier  des  Arist. 
Definition  der  Konsonanten  dqpotva  r)  f^OuTia  xai  x^^^H  aqpirjcyi)  mit  der  Bemer- 
kung: sed  id  etiam  vocalibus  commune  est.  Der  Konsonant  unterscheidet  sich 
nach  M.  vom  Vokal  hier  durch  die  bedeutendere  Mundartikulation  und, 
wie  er  wohlweislich  hinzufügt,  das  damit  verbundene  Geräusch.  Der  Nasen- 
artikulation hatte  M.  bei  den  Vokalen  nicht  gedacht  und  die  nasalen  Vokale 


VORWORT    ZU    J.    MATTHI/f;    DE    VERA    LITERARUM    DOCTRINA.  g-j 

ganz  vernachlässigt.  Bei  den  Konsonanten  spricht  er  nun  von  der  Nasen- 
öfiTnung:  Atque  hie  narium  major  est  usus  quam  in  vocaH.  Cum  enim  ictus 
hie  partis  mobihs  TrpoßoXiT^  in  consonante  proferenda,  spiritum  et  vocem 
[man  beachte  den  Gegensatz,  M.  unterscheidet  aber  bei  Spiritus  noch  nicht 
den  durch  Blaseöfifnung  oder  Hauchenge  getriebenen  Atmungsstrom,  bzhw.  flatus 
oder  Spiritus  asper  (vgl.  io8)]  impediat  .  .  .  nasi  foramina  patentia  ori  irnposita 
.  .  .  vocem  repercussam  recipiunt,  transmittunt  et  ad  aures  audientium  perferunt. 
Die  Konsonanten  werden  ebenfalls  in  solche  der  Zunge  und  der  Lippen  gesondert, 
doch  hat  M.  die  Analogie  derselben  mit  den  Vokalen  nicht  weiter  verfolgt: 
Lingualis  ergo  consonans  est  quae  .  .  .  instar  primarum  vocalium  linguae  situ 
et  ictu  formatur  .  .  .  Pulsat  autem  lingua  cum  toto  corpore,  tum  in  primis 
mucrone  .  .  .  nunc  huc.  nunc  illuc  migrans,  certa  loca  oris  occupat  et  pulsat. 
M.  beschreibt  weiter  Zungengaumenkonsonanten  :  den  beweglichen  (quae 
mucrone  ad  palatum  subducto,  sed  pendente  et  mobili  formatur:  S  ...  fit 
mucrone  sibilante  .  .  . ;  R  ...  mucrone  tremente'  und  den  festen  (quae  fit 
mucrone  palatum  tangente :  L,  N)  ;  ferner  Zungenzahnkonsonanten :  den 
obern  (quae  mucrone  ad  dentes  superos  applicato  et  lingua  longa  formatur:  D) 
und  den  untern  (quae  linguae  mucrone  ad  inferos  dentes  devoluto  (das  ist 
jedoch  nur  die  Ruhelage  der  Zungenspitze,  welche  nicht  für  die  Lautbildung 
in  Frage  kommt]  et  interiori  lingua  ad  palatum  et  dentes  subducta  ac  proinde 
lingua  convexa  formatur.  Atque  hie  non  solum  mucro  [quiescit!],  sed  etiam 
interior  lingua  [dorsum(  pulsat  et  sonos  distinguit.  Verum  hie  discrimen  ictus  et 
loci  obscurior  est.  Et  mihi  ipse  nondum  hie  satisfeci.  Wie  bei  den  Vokalen  geT 
steht  M.  offen  und  bescheiden  seine  Unkenntnis  der  hintern  Zungenstellungen 
ein,  welche  letztern  hier  freilich  die  wesentlichen  sind.  Er  begnügt  sich,  die 
Zungenkonsonanten  lediglich  nach  der  Stellung  der  sichtbaren  Zungenspitze 
zu  unterscheiden.  Die  *^untern',  welche  wir  als  Zungenrückenkonsonanten  zu 
benennen  haben,  sondert  er  weiter  in  innere  C,  H  und  äußere  J,  G.  Man 
sieht  schon  an  dieser  Einteilung,  und  nicht  minder  an  der  Beschreibung  dieser 
Laute  im  einzelnen  ,  daß  die  Beobachtung  hier  den  Vf.  ganz  im  Stich  läßt. 
Über  H  bemerkt  er:  ictu  lingua*  leniori  fit  .  .  .  At  non  solum  faucibus  et 
palato,  sed  etiam  leni  genuinorum  et  palati  pulsu  formatur  .  .  .  Esse  autem  H 
literam,  et  quidem  consonantem  l?  ab  aliis  distinctam  non  est  dubium.  Habet 
enim  sonum  ab  aliis  omnibus  diversum  . . .  Spiritus  enim  commune  litcne  subjec- 
tum  et  vehiculum  est  .  .  .  Botest  igitur  H  et  spiritus  et  flatus  [?  vgl.  112  esse  et 
dici  et  nihilominus  litera  esse.  M.  erkennt  also  wohl,  daß  H  sich  von  den 
Konsonanten  ganz  absondert  und  die  geringere  Mundartikulation  wie  die 
Vokale  hat.  Es  ist  ihm  aber  entgangen,  da(.^  sich  bei  H  die  Glottis  verengt 
und  das  Ansatzrohr  verschieden ,  im  allgemeinen  genau  den  benachbarten 
Vokalen  entsprechend,  einstellt:  //,,  ///  //„,  bzhw.  (7^  i^  u^.  In  der  Einteilung  der 
Zungenkonsonanten  folgt  M.  im  wesentlichen  Galenls.  An  Lippe nkonso- 
nanten  unterscheidet  er  die  Lippenzahn-  (labiodentales' :  V,  F  und  Lippen- 
lippenkons.  (labiolabiales) :  P  wie  B  nennt  er  ausnahmsweise  conjuga  quae 
comparem  sono  similem  habet,  M  solitaria  quae  compare  caret.  Den  durch- 
greifenden Unterschied  von  stimmhaften  und  stimmlosen  Konsonanten  klar 
zu  stellen,   blieb  \V.  Hdldkr  vorbehalten;   daß  auch  M  seinen  stimmlosen  Ge- 


88  ^'-  Tkchmer. 

nossen  hat,  ahnte  Matthle  nicht.  Man  beachte  noch  des  Vf.  Begründung 
der  Lautveränderung  hier  ii6:  Natura  enim  facihtate  delectatur,  sein  Gesetz 
der  Harmonie  der  Laute  122:  cjuo  pheres  in  una  syllaba  concurrunt;  eo  magis 
altera  alteri  .  .  .  sese  accommodat ,  seine  Entgegensetzung  von  affinitas  Hte- 
rarum  und  euphonia  127,  von  Artikulation  und  Schall  131:  Conatus  magis 
quam  sonus,   und  die  Lautübersicht   132. 

Nachdem  M.  bisher  von  der  allgemeinen  Phonetik  gehandelt,  kritisiert  er 
im  2.  Buch,  de  DivERs-ii  doctrin;«  incommodis,  die  verschiedene  Einteilung, 
Anordnung,  Benennung  und  schriftliche  Bezeichnung  der  Laute  in  einzelnen 
Spr.  und  Grammatiken.  Von  dem  Abdruck  dieses  Teiles  sehe  ich  hier  ab,  will 
jedoch  seinen  Inhalt  kurz  andeuten  und  einige  Stellen  von  weiterm  Belang 
herausheben.  Der  wahren  natürlichen  Lautlehre  (literarum  physica  et  gram- 
matica  naturalis)  stellt  er  die  'sophistischen^  gemachten  gegenüber  S.  131: 
Doctrina  cum  natura  congruens  et  consentiens  et  facile  intelligitur  et  intellecta 
tcnaciter  haeret.  Contra  vero  quae  a  natura  discrepat  aut  cum  ea  pugnat 
obscura  fit,  difficilis  et  insuavis.  Im  Gegensatz  zur  hergebrachten  griech.- 
röm.  Reihenfolge  der  Buchstaben  (ordo  literarum  antiquus)  betont  er  die  Vor- 
teile der  natürlichen  Anordnung  der  Laute  (ordo  naturalis)  nach  den  Teilen 
des  Sprechorgans.  Er  geht  dann  auf  die  griech.-röm.  Einteilung  der 
Laute  ein  S.  136:  Primo  igitur  distinctio  hterarum  in  vocales  et  consonantes 
facta  est,  quae  naturalis  et  vera  est  .  .  .  Consonans  in  semivocalem  et  mutam 
divisa  est.  Atque  hoec  distinctio  .  .  .  non  est  sumpta  ex  causis  literarum  et 
organis  naturalibus,  quibus  literse  formantur,  sed  ex  sono  .  .  .  Genera  .  .  . 
et  species  consonantium  natura  distinctas  confundit.  Den  hebr.  Gramma- 
tikern, welche  freilich  ihre  Laute  nach  den  Organen  (guttur,  palatum,  Hngua, 
dentes,  labia)  ordnen,  rechnet  M.  es  als  Fehler  an,  daß  sie  diese  Teile  des 
Sprechorgans  in  koordinierten  Reihen  aufzählen.  155:  Causae  generales  et 
communes  cum  causis  specialibus  et  propriis  confunduntur.  Guttur  enim 
primum  communis  est  omnium  literarum  tam  vocalium  quam  consonantium 
causa.  Quae  spiritum  et  vocem  ori  ad  literas  omnes  proferendäs  ex  pectore 
promit  et  suppeditat,  non  aliter  atque  cista  ventosa  .  .  .  Deinde  lingua  et 
labium  inferius  certo  situ  et  motu  causae  sunt  speciales  et  quidem  mobiles 
et  agentes  vocalium  et  consonantium  omnium,  lingua  quidem  earum  quae 
intra  dentes,  labium  vero  earum  qute  extra  dentes,  formantur.  Palatum 
autem  et  dentes  rursum  speciales  causam  sunt  quietae  et  patientes  voca- 
lium et  consonantium  lingualium.  Quare  haec  distinctio  generales  et  speciales 
causas  confundit.  Ac  proinde  vitiosa  est.  Diese  Überordnung  der  Kehle 
(Glottis)  über  die  Teile  der  Mundhöhle  bei  der  Bildung  und  Anordnung  der 
Laute  ist  ein  großer  Fortschritt  in  der  Geschichte  der  Phonetik.  Erst  VV.  Holder 
hat  der  nasalen  Stelle  eine  mittlere  Stufe  in  der  Rangordnung  angewiesen  und  da- 
mit das  System  wesentlich  vervollständigt  (eleim.  of  sp.  teilw.  A.  1865,  S.  10 — 12). 
Hierauf  handelt  M.  von  der  weitern  Scheidung  der  griech.  Mutae  zu  Tenues, 
Mediae,  Aspiratae;  164:  haec  distinctio  nimis  subtilis  est.  Satis  enim 
fuisset  in  simplices  ...  et  compositas  aspiratas  0X9  dividere;  von  dem 
wesentlichen  Unterschiede  der  stimmlosen  und  stimmhaften  Laute  wußte  M., 
wie  wir   schon   oben  bei  P  und  B  gesehen,    noch  nichts.     Er  bespricht  dann 


VORWORT    ZU    J.    MaTTHI^E   DE   VERA    LITERARUM-   DOCTRINA.  Sq 

den  Spiritus  asper  und  lenis.  Jot  und  Vau  in  ihrem  Verhältnis  zu  i  und 
u  175:  Vitiosa  scriptio  est,  quod  duarum  vocalium  figurae,  Jota  et  Ypsilon, 
pro  duabus  consonantibus  Jod  et  Vav  scriptae  sint  .  .  .  Scriptionem  vitiosam 
lectionis  ambiguitas  consecuta  est.  177:  Ex  vitiosa  scriptione  diphthongus 
etiam  nata  est.  Im  Anschluß  hieran  zieht  er  gegen  die  hergebrachte  Di- 
phthongentheorie  zu  Felde,  kommt  dabei  aber  offenbar  mit  seiner  frühern 
genetischen  Unterscheidung  der  Laute  in  Widerspruch.  187:  Nam  si  omnis 
vocalis  cum  omni  vocali  sonat,  omnes  vocales  etiam  consonantes  sunt.  Hier 
gebraucht  M.  diese  Ausdrücke  nicht  mehr  in  dem  Sinne,  wie  er  sie  im 
1 .  Buch  vorwiegend  nach  den  Mundartikulationen  bestimmt ,  sondern  in  der 
altern  Bedeutung  nach  ihrer  Stellung  und  Verrichtung  in  der  Silbe .  welche 
ja  ihrer  Etymologie  entspricht.  Sagt  er  doch  jetzt  188:  Verse  definitiones 
et  linguis  omnibus  communes  hse  sunt:  Vocalis  est  litera  per  se  sonans. 
Consonans  est  litera  cum  vocali  sonus  [sonans?].  Syllaba  est  vocalis  et  con- 
sonantis  sonus  conjunctus,  cujus  loco  interdum  vocalis  fungitur.  In  diesem 
Sinne  sagt  M.  auf  derselben  Seite  oben:  Quod  si  qu»dam  tantum  vocales 
cum  aliis  sonent  ut  i  et  u,  divisio  literarum  [sc.  ex  positione  syllabica  sumpta] 
non  bimembris,  sed  trimembris  fieri  deberet:  in  vocales  a  e  o  y,  in  conso- 
nantes s  r  1  etc.  et  ancipites,  id  est  quae  et  vocales  et  consonantes  sunt, 
i  et  u.  Er  tadelt  mit  Unrecht  die  aus  der  griech.  Phonetik  übernommene 
Definition  der  Silbe  bei  Prisciax:  Syllaba  est  comprehensio  literarum  con- 
sequens  sub  uno  accentu  et  uno  spiritu  prolata  vgl.  die  Def.  des  Schol. 
zu  DioNvsius  Thrax  :  (TuWriH^ic  cTu|Li(piJuvujv  iLietd  cpujvrievTOC  x\  qpuJvnevTiuv,  uqp' 
eva  Tovov  Kai  ev  rrveOiaa  dbiadTüTuuc  dTO|aevri  .  Und  an  all  der  V^erwirrung  ist 
nur  der  Umstand  schuld,  daß  Vf..  wie  fast  alle  Phonetiker,  die  oberste  Einteilung 
der  Laute  nach  ihrer  Erzeugung  an  und  für  sich  nicht  gehörig  von  der  Ein- 
teilung nach  ihrer  Stellung  nebeneinander  in  der  Silbe  auseinander  gehalten 
und  die  Ausdrücke  Vokal  und  Konsonant  jeden  zweideutig  gebraucht  hat. 
Zuletzt  bespricht  M.  noch  mit  einer  für  manchen  Leser  \-iclleicht  zu  großen 
Ausführlichkeit  die  Doctrina  diphthongorum  et  triphthongorum  lingual  italicai 
ex  grammatica  Scipioxis  Lentuli  Neapolitani :  lingual  gallica;  ex  gr.  Joannis 
PiLOTi  Barrensis,  Jo.a.nnis  Garneri,  Antonii  Cavcij,  Petri  Rami;  linguai  ger- 
manicae  ex  gr.  Alberti  CElixgeri.  Johaxxis  Clajji  Hirtzbergensis  und  kommt 
zu  dem  Schluß,  daß  in  den  genannten  Sprachen  gar  keine  Diphthongen  vor- 
kämen. Dem  entspricht  des  Vf.  Schreibung  lat.  u.  aa.  Wörter.  Auch  diese 
Schwierigkeiten  sind  zu  vermeiden,  wenn  man  nur  unter  Di-,  Tri-  .  .  .  Pol\-- 
phthong  die  Verbindung  von  2,  3  und  mehr  Lauten,  gleich  welcher  Gattung, 
in  einer  und  derselben  Silbe  versteht,  wie  ja  auch  Monophthong  ((pSöfTOc)  für 
den  einfachen  Laut  jeder  Gattung  in  unbeanstandetem  Gebrauch  ist. 

Vergleichen  wir  schließlich  die  Ergebnisse  des  Werkes  mit  der  Phonetik 
der  Zeitgenossen  und  früherer  Zeit,  so  finden  wir,  daß  M.  sich  in  den  all- 
gemeinen phonetischen  Betrachtungen  hoch  über  seine  Vorgänger  erhebt,  daß  er 
aber  in  der  Darstellung  der  Konsonanten  über  die  der  Griechen  und  ihrer  Nach- 
ahmer, der  Römer  und  Humanisten,  nicht  hinaus  geht  und  hier  weit  hinter 
der  Genauigkeit  der  indischen  und  arabischen  Phonetiker  zurückbleibt,  deren 
sorgfaltige  Arbeiten  er  freilich  nicht  kannte.  F.  T. 


DE    LITER  IS 

LIBRI  DUO.     QVORUM  PRIORE  NATIVA  PRONUNCIATIO  ASSERITUR.     POSTERIORE 
SOPHISTICA    CONFUTATUR.     AVTORE 

J  ACOBO     M  ATTH  I  /E 

ARHUSIENSI.     BASILEiE    PER    CONRADUM    VVALDKIRCH     AD    LECYTHUM   PERNEAM. 

CI3I3XIVC. 


LIBER    PRIMUS 

DE    VERA    LITERARUM     DOCTRINA. 


Ne  qvis  igitur  tanqvam  parva  fastidiat 
Grammatices  elementa.  Qvia  interiora  velut 
sacri  hujjus  adeuntibus  apparebit  miiltarum 
rerum  subtilitas.  Qvac  non  modo  acuere  ingenia 
puerilia:  sed  exercere  altissimam  qvoqve  eru- 
ditionem  et  scientiam  possit. 

QVINTILIANUS   lib.  I.    cap.  c. 


DE    LITERA. 


Litera  est  minimus  sonus  orationis  human£e.  Qvae  et  Elementum  dicitur : 
et  litera  etiam  viva  dici  potest. 

Aristoteles  in  poetica  cap.  6.  (TTOixeTov  ecTii  qpuuvn  dbiaipeioc,  ou  näöa 
he,  d\\'  eH  f|C  TceqpuKe  auveui  yivecTGai  (puuvr|.  Kai  jap  tOuv  Bripiujv  eiaiv  dbiaipeioi 
9uuva(.  d)v  oubejaiav  XeYUJ  CTTOixeTov.  Elementum  est  vox  indjvidua :  non  omnis 
avtem ,  sed  ex  qva  vox  intelligibilis  fit.  Etenim  bestiarum  sunt  individuae 
voces.     Qvarum  nullam  Elementum  voco. 

Priscianus  etiam  literam  per  vocem  definit:  Litera,  inqvit,  est  minima  pars 
vocis  compositae.     Et  litera  est  vox,   qvse  scribi  potest  individua.    [2] 

Litera  viva ,  qvoniam  naturalis  est ,  et  organis  oris  naturalibus  formatur, 
apud  omnes  homines  fere  eadem  est.  Nisi  qvatenus  natura  et  consvetudo, 
gentium  et  hominum  singulorum,   pronunciationem  variet. 

Literae  adjuncta.  Literae  adjuncta  duo  sunt:  figura  et  appellatio  sev 
nomen.  Priscian.  pag.  5 :  propter  pronunciationem,  et  figurae  et  nomina  sunt 
facta.    Utrumqve  avtem  adjunctum  etiam  litera  et  Elementum  dicitur. 

Figura.  Figura  ergo,  qvae  pingitur  et  scribitur:  primum  literje  adjunc- 
tum, symbolum  et  imago  est.  Augustinus  de  principiis  Dialecticae  cap.  5. 
Litera  ipsa  cum  sit  pars  minima  vocis  articulat^e:  abutimur  tamen  hoc  voca- 
bulo ,  ut  appellemus  literam ,  etiam  cum  scriptam  videmus ,  qvamvis  omnino 
tacita  sit:  neque  ulla  pars  vocis,  sed  Signum  partis  vocis  appareat.  Qvae 
qvoniam  artificialis  est,  et  ex  hominum  arbitrio  pendet:  non  solüm  pro  gen- 
tium et  lingvarum  variarum  publica  con[3]svetudine:  sed  etiam  pro  singulorum 
hominum  arbitrio  interdum  variat.     Si   qva  avtem  figura,  ad  sermonem  recte 


DE   VERA    LITERARUM    DOCTRINA. 


QI 


scribendum  necessaria,   in  lingva  aliqva  desideratur:   de  integro   fieri  potest  et 

debet. 

Ordo  etiam  exarandi  literarum  figuras  in  arbitrio  hominum  situs  est.     Unde 

Hebraii  et  alij  ä  dextra  in  sinistram :  Graeci  et  Latini  contra  ä  sinistra  in  dex- 
tram  scribunt. 

Nomen.  Literje  adjunctum  alterum  est'nomen  et  appellatio.  Qvae  etiam 
pro  gentibus  et  lingvis  varia  est.  Latini  enim  literas  suo  tantum  sono  expri- 
munt:  ut  a,  be.  Hebrai  nominibus  appellant :  ut  aleph,  Beth.  Sic  et  Graeci: 
ut  alpha,  Beta.  Qvs  nomina  Chaldaica  sunt  ex  Hebrseis  facta.  Haec  a\tem 
nomina  tum  Hebraea,  tum  Chaldaea  etiam  Latinis  literis  accommodari  possunt, 
cum  opus  est:  et  econtra .  Latina  nomina  Graecis  et  Hebraeis  literis.  Pro 
novis  etiam  literis  nova  nomina  excogitari  possunt.      4] 

Cavsa  Literarum  Inventar  um.  Literarum  avtem  observationem ,  in- 
ventionem  et  doctrinam  necessitas  peperit:  Cum  enim  non  semper  coram  col- 
loqvendi  esset  facultas,  et  absentibus  s^pe  aliqvid  significandum  esset:  et 
posterorum  interesset,  majjorum  res  gestas  et  acta  scire:  necessariö  qvaesitum 
est,  qvo  pacto  sermo  in  materia  aliqva,  qvae  aliö  mitti  et  ad  posteros  trans- 
mitti  posset:   figuris  exprimi  et  consignari  posset 

Ratio  inventionis  Literarum.  Cum  avtem  immensa  esset  sermonis 
humani  varietas :  ad  qvam  exprimendam  figuris  innumeris  opus  esset:  ut  ea 
varietas  ad  pavcitatem  revocaretur:  in  illa  vocis  humanae  infinitate.  primüm 
singulae  qvadam  voces  notatse  et  distinctae  sunt:  tum  voces  in  suas  partes, 
qvas  syllabas  appellamus,  divisae  sunt.  Syllabae  praeterea  in  sonos  minores 
sev  minimos  distributa^.  Atqve  hie  certus  et  exiguus  primorum  sonorum  in 
voce  :5:  humana  numerus  repertus  est.  Qvi  certo  deinde  simplicium  figura- 
rum  numero  expressus  est.  Qvibus  postea  nomina,  docendi  cavsa,  indita  sunt. 
Atqve  ita  literarum  Grammatica  nata  est:  ut  est  apud  Platoxem  in  Philebo. 
Ut  ergo  litera  viva,  propter  scriptam,  qvaesita  est:  ita  scripta  propter  vivam 
significandam  et  exprimendam  facta  est.  ut  docet  etiam  Avgustinls  de  ordine 
üb.  2.  cap.  12.  Atqve  hanc  Grammaticam  literarum,  vel  a  Deo  monstratam, 
vel  ab  homine  qvodam  divino ,  qvalis  apud  iEgyptios  Thevtus  fuisse  fertur, 
repertam  esse,   Plato  in  Philebo  affirmat. 

Ratio  tradenda;  doctrinai  Literarum,  Ut  avtem  omnis  rei  solida 
cognitio  ex  cavsarum  cognitione  et  explicatione  pendet:  ita  et  literarum. 
Qvare  ut  ea  rectc  explicetur  et  intelligatur:  ex  cavsis  explicanda  est.  Deinde 
ad  cavsarum  explicationem  ars  et  ordo  acccdere  debet.  Qvi  similia  conjungit, 
et  dissimilia  disjungit.  Ordo  enim  et  Methodus  plurimum  ad  docendi  dis-  6] 
cendiqve  facilitatem  facit,  et  rei  cujjusqve  Cognitionen!  et  memoriam  adjuvat 
et  confirmat.  oubtv  outuuc  out  eüxpriCTTÖv  ouie  KaXov  lüg  n  idEic.  Nihil 
hominibus  neqve  utilius  neqve  praistantius  ordine.  ait  Xknoi'hon  in  Q^cono- 
mico.     Et  Cicero  de  Oratore:    Ordo  est,  qvi  maximc  lumen  afiert  memoria;. 

Ha:c  avtem  utraqve  et  cavsa  et  ordo  literarum.  e.x  ipsa  natura  petenda 
sunt.  Doctrina  enim  omnis  vera  et  solida,  naturiv  tantum  obscrvatio  et  de- 
scriptio,   et  qvasi  pictura  est,   et  esse   debet.     Juvenalis  Satj-ra  decimaqvarta: 

NuiKivam  aliud   natura,   aluul  sapiontia  svadct. 

Ut    ergo   doctrina   literarum    rectc    instituatur:    primum    et   pra^cipue,    de 


Q2  jACOltUS    MATniLt. 

literis  nativis  agendum  est:  E^qve  ex  cav^sis  naturalibus  describenda,'  sunt.  Et 
ad  eas,  figurae  et  nomina  accommodanda  sunt.  Deinde  ordo  adhibcndus  est, 
qvem  natura  monstrare  videtur. 

Literas  avteni  hoc  modo  tradendas  esse  etiam  veteres  judicarunt  et  monu- 
erunt:  Plato  in  Cratylo  et  Theaiteto ,  brevius  quidem,  sed  rem  tarnen  digito 
qvasi  indicavit.  [7]  Aristotelks,  in  poetica  et  de  animalibus,  plenius  pavlo  ex- 
posuit.  Inter  Grammaticos,  Terkntianus  Mavrus  et  Martianus  Capella,  id 
ex  proposito  agere  conati  sunt.  Granimatici  etiam  Hebnei  hie  laborarunt. 
Nostra  avtcm  memoria  Petrus  Ramus,  Philosophus  exccllcns  et  multarum 
reruni  diligens  investigator:  propius  ad  rem  accessit. 

Nos  igitur  Platonis  ,  Aristoteeis  et  aliorum  ve.stigia  seqventes,  doctrinae 
literarum,  ex  natura  ipsa,  explicationem  aggrediemur.  Et  qvai  in  ipsis  avto- 
ribus  latent,  minus  vulgo  observata ,  eruere  et  in  lucem  proferre:  et  si  qvid 
in  ipsis  desiderari  videbitur,   ex  ipsa  natura^  observatione ,  explere  conabimur. 

Usus  doctrinae  Literarum  recte  tradita^.  Doctrina  avtem  literarum 
hoc  modo  tradita,  qvoniam  naturaHs  est,  et  facile  discitur  et  tenaciter  hajret. 
Doctrina  enim  cum  natura  congruens  et  consentiens,  ab  ipsa  natura  qvasi 
arripitur,   et  mordicus  retinetur.  [8] 

Deinde  in  ipsis  literis,  qvid  commune,  qvid  proprium  sit  ostendit,  et 
veram  literarum  originem,  pronunciationem,  scriptionem,  ordinem ,  et  nume- 
rum  explicat. 

Tertio,  literarum  cognationem  et  affinitatem:  et  qvae  inde  aliqvo  modo 
pendet,  literarum  affinium  et  cognatarum  inter  se  permutationem ,  in  vocum 
compositione  et  derivatione,  in  declinatione  et  conjugatione,  et  reliqvis  deri- 
vationis  speciebus,  docet.  Qvintilianus  libro  i.  cap.  5.  Discat,  inqvit,  puer, 
qvid  in  literis  proprium,  qvid  commune,  qvae  cum  qvibus  cognatio.  Nee 
miretur  cur  e  scamno  fiat  scabellum ,  avt  ä  pinna  qvod  est  acutum ,  securis 
utrinqve  habens  aciem,   bipennis. 

Praeterea,  qvoniam  omnibus  lingvis  haec  doctrina  communis  est,  qvid  lingva; 
singulae  in  literis  commune,  qvid  proprium  habeant,  ostendit.'  Et  plurimum. 
ad  lingvarum  variarum  literas ,  et  lingvas  etiam  ipsas ,  facilius  discendas, 
confert. 

Postremo  haec  eadem  literarum  doctrina  recte  tradita,  etiam  Methodi  Lögicae 
illustre  exemplum  est.  Qvod  etiam  ä  pueris  intelligi ,  et  una  cum  ipsis  lite- 
rarum elementis,    [g]  havriri  potest.  ut  docet  Plato  in  Philebo  et  Cratylo. 

CAVSA    EFFICIENS   NATURALIS    LITER^E. 

Cavsam  efficientem  literarum  appellamus  partem  corporis,  et  organon  cor- 
poreum:  qvo  ratio  in  homine,  ad  literas  formandas  utitur.  Ea  ergo  duplex 
est:   Remota  et  Propinqva. 

CAVSA    remota. 

Guttur.  Remota  est  Guttur.  Guttur  enim  vocem  format,  quae  liters 
materia  et  subjectum  est.  Vox  autem  est  sonus  aeris  ,  qvi  in  gutture  conti- 
netur,   qvi  impetu  gutturis  impulsus  sonat.     Guttur  enim  dum  se  impetu  qvo- 


DE   VERA    LITERARLM    DOCTRINA. 


93 


dam  contrahit,  aerem  inclusum  pellit ,  et  vocem  edit.  Aristoteles  de  anima 
lib.  2.  cap.  8.  vox,  inqvit,  est  ictus  aeris ,  non  respirati ,  ut  tussis,  sed  ejjus 
aeris ,  qui  in  arteria  est,  cujjus  fit  cum  arteria  ipsa  conflictus.  Qvod  ex  eo 
scire  licet,  qvod  fieri  neqveat,  ut  vocem  mittat  is,  qui  ducit  avt  edit  spiritum  : 
Sed  is  modo  [lo]  qvi  retinet.     Etenim  eum  retinendo  movet, 

Guttur  ergo  spiritum  et  vocern  ori ,  ad  literas ,  qvasi  varios  sonos ,  for- 
mandas ,  suppeditat.  Non  aliter  atqve  cista  ventosa  in  organo ,  aerem  ex 
foUibus  havstum,   fistulis  suppeditat. 

CAVSA    PROPINQVA. 

Os.  Propinqva  literarum  cavsa  est,  qvae  in  ipsa  voce,  qvasi  in  cera, 
varias  literarum  figuras  format.  Estqve  tum  os  ipsum.  tum  qvailibet  pars  oris. 
Os  enim  vocem  ex  gutture  havstam,  in  literas  format  et  mutat.  Utqve  fistula 
canendi  organon  artificiale  est:  Ita  os  loqvendi  organon  naturale  est.  Utque 
fistula  ore  humano  inflata,  sonat  qvod  vult  homo  :  Ita  os  gutture  inflatum, 
loqvitur  qvod  ratio  vel  affectus  dictat. 

Aristoteles  de  partibus  animalium  lib.  3.  cap.  1.  Natura,  inqvit,  parti- 
bus  communibus  ad  multa  officia  utitur.  Sic  oris  qvoqve  officium  varium  est. 
Pluribus  animalibus  communia  officia  sunt,  cibum  conficere,  spirare,  et  prai- 
sidium  atque  defensio:  Homini  avtem  proprium  loqvi.  Unde  et  homini  os 
compresfiilsius  datum  est:  tum  cibi  conficiendi,  tum  spirandi.  tum  loqvendi 
gratia. 

CAVSA    os    ADJUVANS. 

Nasus.  Ori  additus  est  et  impositus  nasus  non  solum  olfaciendi,  qvod 
ei  proprium  est,  avt  spirandi,  quod  ei  cum  ore  commune  est:  ne  os  semper, 
trahendi  spiritus  cavsa  deformiter  pateret :  sed  etiam  loqvendi  gratia.  Litera; 
enim  et  sermo,  etiam  naribus  resonant.  Unde  et  ii,  qvibus  nares  minus  natura 
patent,  qvasi  per  nares  loqvi  videntur.  Qvibus  avtem  nares  pituita,  e  capite 
defluente,  oppleta;  et  obstructa;  sunt;  iis  vox  obtusior  et  obscurior  est.  Galenls 
de  fuetus  formatione:  Qvi  de  literis,  inqvit,  scripsere,  affirmant  spiritum,  qvi 
c  gutture  ascendit,  interdum  ad  narium  foramina  pervenire:  interdum  aperto 
ore  efflari.  Atque  eum  modo  copiosum  et  Universum:  modo  pavcum  ac  pa\- 
latim  exire. 

PARS    ORIS. 

Pars  etiam  qvjclibet  oris  cavsa  literas  est,  et  dici  potest.  Cum  enim 
sermo,  animi  interpres  esse  deberet.  ac  proinde  literis  qvasi  [12  articulis:  et 
sonis  variis  distingvi:  natura  singulis  oris  partibus  suum  hac  in  re  officium 
assignavit:  et  singulis  formam  aptam  et  idoneam,  ad  eam  rem,  dedit.  Akisto- 
TKLKs  de  poctica,  partes  etiam  tottouc  loca  appcUat.  fpaf^MCtTa.  inqvit,  bia- 
cpfepei  oxn|Lia(Ji  ToO  (JxoinaTOC  Kai  tottoic,   Litenu  differunt  figuris  oris  et  locis. 

PAKS    MOllILIS. 

Pars  oris  duplex  est:  Mobilis  et  fi.xa.  Mobilis  figuram  oris  variani  cfficit, 
et  ccrto  motu  et  situ,  literas  format.  Kt  pra^cipuam  in  literis  rorniandis  vim 
habet,     llt  pars  sev  organon  agens  dici  potest. 


Q4  jACOltrS    MATTlIb-E. 

Maxiila  inferior.  Ea  duplex  est :  Majjor  et  minor.  Majjor  est  maxilla 
inferior,  qvae  rictum  oris  diducere  et  contrahere:  et  qvasi  fistulani  oris  majjorem 
et  minorem  reddere  potcst. 

Lingva.  Minor  magis  ctiam  figuram  oris  variat,  cstque  lingva  avt  labia. 
De  lingva  [13]  Aristoteles  de  partibus  animalium  lib.  2.  cap.  17.  Homo, 
inqvit,  lingvam  solutam,  mollem,  et  latam  pra^cipuc  habet,  ut  commoda  ad 
utrumqve  officium  sit:  hoc  est,  et  ad  sapores  pcrcipiendos :  et  literas  cxpri- 
mendas.  Ad  literarum  enim  bidpOpuucTiv  cxplanationem,  et  ad  sermonem, 
lingva  soluta ,  moUis,  et  lata  accommodatior  est.  Qvippe  qvsc  varie  contrahi 
et  extendi  possit.  Patet  hoc  in  iis,  in  qvibus  non  est  satis  soluta  et  libera. 
Uli  enim  btesi  balbi,  et  torti  fiunt.  Qvod  vitium  literarum  defectus  est.  Et 
aves,  qvai  literas  proferre  maximc  possunt,  lingva  sunt  latiore  qvam  cetera;. 
Et  de  animo  lib.  2.  cap.  8.  Lingvaj  usus,  duorum  munerum  cavsa  datus  est: 
gustatus  atque  sermonis:  Lingvo:  motum,  literas  formantem,  Aristoteles  rrpo- 
ßoXrjv  appellat. 

Labia.  De  labiis,  Aristoteles  lib.  2  de  partibus  animalium,  cap.  16. 
Homini,  inqvit,  moUia  carnosa,  et  qvx  separari  possunt,  labia,  data  sunt:  tum 
dentium  tuendorum  gratia :  tum  potiori  de  cav.sa.  Nam  ad  loqvendi  facultatem, 
hcec  qvoqve  faciunt.  ut  enim  [14]  lingvam  ad  duplicem  actionem  idoneam: 
sie  labra  et  sermonis  et  dentium  tuendorum  cavsa,  natura  adhibuit.  Et  idem 
labiorum  motum  CTUfATrXoKiiv  conjunctionem  appellat.  Labiorum  avtem  inferius 
praecipue  mobile  est,   et  literas  format 

Lingvae  et  labiorum  Motus  alternus.  Hae  avtem  du?e  partes  mo- 
biles, lingva  et  labia,  mira  lege  et  arte,  in  literis  formandis,  alternatim  mo- 
ventur  et  qviescunt.  Cum  enim  lingva,  in  literis  formandis,  movetur  et  labo- 
rat:  labia  fere  qvieta  hiant.  Cum  avtem  labia  contra,  in  literis  formandis, 
moventur  et  contrahuntur:  lingva  minus  atqve  obscurius  movetur,  avt  fere 
qviescit.     Qvod  diligenter  observandum  est. 

Atqve  hinc  Aristoteles,  ex  his  duabus  partibus  earumqve  motu  alterno, 
literas  distingvit:  De  partibus  animalium  libro  2.  cap.  16.  Qvod  si  lingva 
talis,  et  labra  lubrica  atqve  agilia  non  essent:  maxima  literarum  pars  exprimi 
non  posset.  rd  )li£V  y^p  Tf|C  Y^uüiTric  eicri  TrpoßoXai:  xct  be  cruiaßoXai  tüjv 
[15]  xei^Äv.  Aliae  enim  liters  lingvae  sunt  TTpoßoXai,  productiones:  aliae  labio- 
rum (Ju)LißoXai,   conjunctiones. 

PARS    FIXA. 

Pars  fixa,  in  literis  formandis,  non  tam  agit,  qvam  patitur.  Partis  enim 
mobilis  et  spiritus  ab  ea  impulsi,  motum  et  impetum  tantum  excipit  et  cohibet: 
Et  pars  patiens  et  adjuvans  dici  potest. 

Maxilla  superior.  Estqve  majjor  et  minor.  Majjor  est  maxilla  superior, 
ea  inferiori  opposita,  varie  pressum  ejjus  excipit. 

Palatum.  Minor  variis  locis  a  mobili  pellitur:  Estqve  palatum  et  dentes. 
Palatum  testudinis  instar,  lingvam  tegit:  et  ab  ea  varie  pressa  et  pulsa,  literas 
format. 

Dentis.     Dentes  lingvam  muri  instar,    circumvallant ,   et  lingva;  mucroni 


DK    VERA    LITERARIM    DOCTRTNA. 


95 


opponuntur.  [i6]  Cujjus  motum  et  pulsum  excipientes,  literas  formant.  De 
dentibus  Aristoteles,  de  partib.  animal.  lib.  3.  cap.  i.  Homo,  inqvit,  dentes 
tot  et  tales,  potissimum  locutionis  gratia,  sortitus  est.  Ad  literas  avtem  ex- 
primendas,  plurimum  conferunt  primi  dentes.  Haec  ille.  Dentium  avtem 
superi,  tum  lingv?e ,  tum  labio  inferiori  communes  sunt:  et  motum  utriusqve 
patiuntur. 

DE    CAVSIS    LITER.I;    TESTIMONIA. 

Atqve  hae  cavsae  literarum  communes  sunt.  Qvae  breviter  et  eleganter  ä 
Cicerone  et  Lactantio  descriptae  et  indicatae  sunt. 

CicERONis.  Cicero  de  Natura  Deorum  lib.  2.  Ad  usum  avtem.  inqvit, 
orationis,  incredibile  est,  nisi  diligenter  attenderis,  qvanta  opera  machinata 
natura  sit. 

Primum  enim  a  pulmonibus  arteria  usqve  ad  os  intimum  pertinet.  Per 
qvam  vox  principium  ä  mente  ducens,  percipitur  et  funditur. 

Deinde  in  ore  sita  lingva  est  finita  denti[i7]bus.  Ea  vocem  irnmoderate 
profusam,  fingit  et  terminat.  Qvae  sonos  vocis  distinctos  et  pressos  efficit. 
cum  et  ad  dentes,  et  ad  alias  partes  pellit  oris.  Itaqve  plectri  similem  lingvam 
nostri  solent  dicere:  cordarum  dentes:  nares  cornibus  bis,  qvi  ad  nerv'os  reso- 
nant  in  cantibus.     Haec  Cicero. 

Lactantii.  Lactantius  de  opificio  Dei  cap.  10.  Oris,  inqvit,  species  et 
rictus  ex  transverso  patefactus,  qvam  utilis ,  qvam  decens  sit,  enarrari  non 
potest.    Cujjus  usus  in  duobus  constat  officiis,  sumendi  victus  et  eloqvendi. 

Lingva  intus  inclusa :  quae  vocem  motibus  suis  in  verba  discernit :  et  est 
interpres  animi :  Nee  tamen  sola  potest  per  se,  loqvendi  munus  implere :  nisi 
acumen  suum  palato  illiserit:  nisi  adjuta  vel  offensione  dentium.  vel  com- 
pressione  labiorum. 

Dentes  tamen  plus  conferunt  ad  loqvendum.  Nam  et  infantes,  non  ante 
incipiunt  fari,  qvam  dentes  habuerint:  et  senes  amissis  dentibus  ita  balbutiunt. 
ut  ad  infantiam  revoluti  denuo  esse  videantur.  Haie  Lactant.  Ha;  ergo  cavsa; 
naturales  literarum  sunt.  [18] 

ORDO    literarum    NATURALIS. 

Ordo  literarum  naturalis  hie  esse  videtur,  ut  ä  vocis  origine,  et  partibus 
et  locis  oris  interioribus,  ad  exteriora,  et  a  superioribus  ad  infcriora,  pro- 
gressio  fiat.     Atqve  hactenus  de  litera  in  genere. 

Litent  divisio  et  species.  Litera  est  duplex :  vocalis  et  consona.  H;uc 
divisio  litera.',  prima,  vera,  necessaria,  et  antiqva  est:  A  Grammaticis  et  Philo- 
sophis  plerisqve  proposita.  Plato  in  Philcbo  et  Aristotf.lks  in  arte  poctica. 
vocalem  nominat:  sed  pro  consonantc,  ille  qvidem  mediam  et  mutam :  hie 
verö  semivocalem  et  mutam  nominat.  Tkrentianls  hanc  partitionem  sie  pro- 
ponit : 

KlemeiUa  nulos   (jikv  iiucros  docont  niaL;i>tii : 
Vocalia  qiuvdam   luiuieraiU,    coiiMoiia  ()\.vi.lam. 


q5  Jacokus  Matthi^'e. 


DE    VOCALI. 

Vocalis  est  litera  per  sc  sonans.  Qva,*  et  Latine  sonans  dicta  est.  ut 
DioMED.  lib.   2.  ait.   Gnece  (piuvfiev.     Tkkkntianus  sie  definit:    [ig! 

IIa;c   reddere  vocem,    <|voniam  valent  seorsa 
Nullumqve  sine  illis  polis  est  coire  verbum. 

Haic  certa  oris  figura  qvasi  fistula  maxime  formatur.  Aristoteles  de 
historia  animalium  lib.  4.  cap.  9  xd  qpuuvrievia,  inqvit,  rj  qpujvri  Kai  6  XdpUT^ 
d(pir|(Ji.  vocales  vox  et  guttur  profert.  Id  avtem  non  satis  est.  Guttur  cnim 
et  vox  cavsa  communis  omtiium  literarum  est.  Vox  avtem  e  gutture  emissa, 
nisi  certa  oris  figura  formetur,  vocalis  non  fit. 

Aristoteles  de  poetica  cap.  20.  vocalem  affirmat  fieri  ävev  TTpoö"ßo\fic, 
sine  ictu.  Qvod  etiam  verum  videtur:  si  Trpo(TßoXr)v  ictum  et  impetum  vehe- 
mentiorem  intelligamus.  Motus  enim  lingva:  et  labii ,  in  vocali  formanda, 
lenior  est. 

Vocalis  igitur  similis  est  sono  ,  qvem  fistula  foraminibus  omnibus  paten- 
tibus  sine  digitorum  applicatione  et  pulsu  edit.  Sed  fistula  formam  et  figuram, 
qvam  ab  artifice  accepit,  semper  eandem  retinet:  Et  proinde  inflata  unum  et 
eundem  semper  sonum  edit.  Os  avtem  varie  figuram  qvasi  fistulam  mutat. 
Et  nunc  latam,  nunc  angustam,  nunc  [20]  brevem,  nunc  longam  efficit.  Ac 
proinde  varios  etiam  sonos  vocalis  edit. 

Et  hi  qvidem  omnes  qvantitate  et  accentu  variant.  Priscianus  pag.  3. 
Natura ,  inqvit ,  singulis  vocalibus  denos  sonos  avt  plures  dare  potest.  Ovod 
explicat  de  qvantitate  accentus  et  aspirationis  natura.  Et  de  qvantitate  et 
accentu  verum  est.  Atqve  hinc  fit ,  qvod  Hebrjei  vocales  omnes  geminas, 
longas  et  breves,  figuris  et  nominibus  distinctas  habeant.  In  qvibus  etiam 
soni  qvaedam  diversitas  olim  fortasse  fuit.  Graeci  tantum  duas  qvantitate 
distinctas  habent:  Latini  nuUas.     De  qvo  Terentianus: 

Compendia  nostri  meliora  crediderunt. 

Una  qvoniam  sat  habitum  notare  forma. 

Pro  temporibus  geminum  qvx  ministret  usum. 

At  magna  commoditas  esset,  si  vocales  longas  et  breves,  vel  figura,  vel 
nota  aliqva,  et  figurse  appendice,  distingverentur,  in  lingvis  omnibus:  prsesertim 
qvarum  in  loqvendo  usus  familiaris  est:   sicut  ab  Hebrjeis  factum  est.    [21] 

VOCALIS   LINGVALIS. 

Vocalis  est  duplex:  Lingvalis  et  labialis.  Lingvalis  est,  qvas  ore  diducto, 
et  labiis  hiantibus,  lingvae  situ  formatur.  Qvse  et  ab  oris  figura ,  diducta  dici 
potest:   ut  A,   E  et  I. 

A  magno  rictu,  lingva  reducta  et  depressa  fit:  et  ex  imo  ore  prodiens, 
plenissime  sonat.     Ut  extremus  sonus,   in  cantu  cornicis  Georgic.   i. 

Tum  cornix  pluviam  plana  vocat  improba  voce 
Et  sola  in  sicca  secum  spaciatiir  arena. 

Terentianus  operosius  ex  triplici  dififerentia  sie  eam  describit: 


DE  VERA   LITERARUM   DOCTRINA.  .  Q- 

A  primum  locum  litera  sie  ab  ore  sumit : 
Immunia  rictu  patulo  tenere  labra  : 
Lingvamqve,  necesse  est,  ita  pendulam  reduci, 
Nee  partibuä  ullis  aliqvos  ferire  dentes. 

E  et  I  fiunt  rictu  minore,  media  lingva  ad  palatum  subducta:  et  ex- 
trema  ad  dentes  inferiores  porrecta.   [22" 

E     Mediocri  rictu.   lingva  media,   ad  medium  palatum  subducta.   et  non- 
nihil  porrecta,   qvasi  medio  ore  nascens  plenius  sonat.     üt  iEneid.   2. 
Degeneremqve  Neoptolemum  narrare  memento. 

Terextianus  ex  duabus  dififerentiis  eam  describit:  labri  inferi  mentione 
praetermissa. 

E  qv3e  seqvitur,   vocula  dissona  priori : 
Qvia  deprimit  altum  modico  tenore  rietum. 
Et  remotos  premit  hine  et  hinc  molares. 

Hujjus  vocalis  sonus  in  plerisqve  lingvis  geminus  est:  tenuis  et  crassus. 
Tenuis  est,  ut  in  vocibus  trej ,  tria.  vej  ligna.  Grsece  figura  e  exprimitur: 
Et  e  vjJiXöv,  id  est,  e  tenue  appellatur:  et  semper  brevis  est.  Hujjus  sonum 
habent  fere  figurae  Latinae  ae  et  oe.  ut  hodie  usitate  proferuntur:  Jetas, 
coelum.  qvasi  etas,  celum.  Qvare  et  per  e  simplex  scribi  possent:  ut  hodie 
ä  multis  scribitur,   edo  pro  aedo,   obedio  pro  ob^edio.   felix  pro  foelix. 

Crassus   est,    qvi   ut    sonus   extremus   in   ovium   balatu   sonat:    ut   in   illo 

Cratini  :    [23] 

Fatuus  velut  ovis  bse  bse  dieens,  incedit. 

Et  k  nostris  figura  ae  scribitur.  ut  in  trae  arbor.  lignum.  vaei  via.  Posset 
avtem  et  sie  scribi  (.\  Graece  scribitur  figura  t],  et  fJTa  dicitur.  et  semper  longa 
est.     Qvae  figura  Palamedis  dicitur. 

Latini  unicam  figuram  habent:  sed  tamen  utrumqve  sonum  habuerunt. 
Diomedes  lib.  2.  Vocales ,  inqvit,  sunt  numero  qvidem  qvinqve,  sed  potes- 
tate  Septem.  Nam  e  brevis  est  scriptura:  pronunciatione  avtem  longa:  con- 
ticuere  omnes.  Haec  ille.  Ergo  primum  et  alterum  e,  hie  sonat  ut  r\  Graecum, 
et  ae  nostrum.  Cicero  3.  de  Oratore  e  plenissimum  vocare  vidctur:  de 
CoTTA  loqvens :  cujjus  rusticanam  vocem  afiectabat  Sulpitius:  Qvare  Cotta 
noster,  ait,  cujjus  tu  lata  illa,  Sulpiti,  imitaris  nonnumqvam :  ut  Jota  literam 
toUas  :  et  e  plenissimum  dicas:  non  mihi  oratores  antiqvos.  sed  messores  vi- 
deris  imitari.  Hodie  etiam  e  crassum  fere  profertur  in  Latinis  vocibus .  ante 
S.  R,  L.  N,  C,  G  et  T  aliqvando:  ut  es,  esca.  ter,  terra,  mcl.  tellus .  en. 
nomen,  halec,  tectum.  tegmen,  flet  docet. 

I  minimo  rictu,  media  lingva' ad  extemum  palatum  sublata.  ubi  et  nasci 
videtur,  et  ex[24]trema  ad  dentes  inferos  magis  admota,  supero  labro  renidct 
angustius,  ut  Ecloga  8. 

Crcdimus?  an  ([vi  nmanl  ipsi  sibi  somnia  lingunt. 

Terentianus  duplici  dififerentia  eam  describit : 

I   porrigit  icluni  genuinos  prope  ad   ipsos. 
Minimumcive  renidct  supero  tenus  labello. 

Hic   labri   mcntio   fit.    qvai    in   proxima  pnvtermissa   fuit.      Et   hie    rictus 

Techmer,  ztschr.  V.  7 


n8  jACOiius  Matthi/e. 

minimi,  et  lingvae  media;  ad  palatum  extremum  sublata.-,  differentia  praeter 
missa  est.  Quintilianus  lib.  9.  ait  E  plcniorem  literam  esse.  I  angustiorem. 
Inter  I  et  E  affinitas  est.  Unde  pro  I ,  E  tenue  in  vocibus  Latinis  olim 
scriptum  est.  Fab.  lib.  1.  cap.  5,  Qvid?  Non  E  qvoqve  I  loco  fuit.'  ut 
Menerva,  et  leber,  et  magester,  pro  Minerva,  über,  magister.  Et  cap.  12.  Here 
et  heri,  sibe  et  sibi,  qvase  et  qvasi  scriptum  esse  affirmat.  Qvod  idem  Gellius 
lib.  IG.  cap.  14.  et  Macrohius  lib.  i.  Saturn,  cap.  4.  repetit.  Et  hinc  du- 
plices  casus  illi  sunt,  ut  febrem  et  fcbrim,  felice  vel  felici.  Sic  ae  et  oe.  pro 
ai  et  oi  scriptum  est.  Faüius  libro  i.  cap.  12.  Ai  syllabam  [25]  cujjus  se- 
cundam,  nunc  E  literam  ponimus.  Et  Priscianus  pag.  32.  pro  I,  inqvit,  E  in 
diphthongo  accipim.us.  E  qvoqve  in  I  transit ,  ut  miles  militis ,  limes  limitis, 
judex  judicis,  vindex  vindicis.  ut  est  apud  Faüium  lib.  i.  cap.  9.  Vocalis  lin- 
gvalis  sie  est. 

VOCALIS    LABIALIS. 

Vocalis  labialis  est,  qv?e  ore  et  labiis  in  orbem  contractis  et  porrectis 
formatur.  Qva;  et  contracta  dici  potest.  Hic  avtcm  etsi  certus  etiam  est 
lingvae  situs:  qvo  fere  deprimitur:  tarnen  qvoniam  eum  natura  labiis  contractis 
tegit :  obscurior  est.  Et  ad  eum  recte  observandum  vitreis  et  pellucidis  clav- 
stris  oris  opus  esset.  Qvare  eum  doctrina  describere  et  proponere  nee  facile 
est,  et  nihil  opus  est.  Natura  enim  indocta,  sua  sponte  lingvam  ad  sonum 
aptat.  Qvare  satis  est,  ex  labiis  vocalem  labialem  describere.  Hic  avtem 
fistula  qvasi  oris  longior  et  angustior  fit.     Labialis  ergo  est,   ut  o.   u,   et  y. 

O  pleniore  orbe  et  ore  rotundo ,  labiis  pavlulum  porrectis  profertur.  ut 
^neid.   2 :    [26] 

Ultro  Asiam  magno  Pelopejja  ad  mcenia  hello, 

Hic  sonus  in  plerisqve  lingvis  duplex  est :  nempe  parvus  et  magnus. 
Parvus  est,  qvi  ä  nostris  et  Grascis ,  o  figura  scribitur ,  et  Graece  ö  |UiKp6v  o 
parvum  dicitur,  et  Grjecis  semper  breve  est,  ut  ord  verbum,.  öXov  totum. 
Magnus  est,  qvi  ä  nostris  exprimitur  figura  duplicis  a,  ut  aa,  in  Aar  annus. 
aar  remus.  A  Gallis  hic  scribitur  ao  vel  au,  vel  duplex  consona  post  o,  ut 
hoste,  hospes:  A  Graecis  figura  duplicis  o,  ut  uu,  qvod  oi  jueya  o  magnum 
dicitur,  et  semper  longum  est,  ut  oXuj.  Qvae  figura  et  in  nostram  lingvam  et 
alias  assumi  posset.  Nam  geminum  a  parum  recte  scribitur.  cum  sit  gemi- 
num  o.     Hic  sonus  boatus  dici  posset. 

Terentianus  Grsecam  difierentiam  hic  proposuit  brevis  et  longse.  Qvam 
in  secunda  vocali  praeteriit. 

Parvam  sie  describit: 

Igituv  sonitum  veddere  cum  voles  minori, 

Retrorsum  adactam  modice  teneto  lingvam 

Rictu  neqve  magno,   sat  erit  patere  labra. 


Magnam  sie: 


At  longior  alto  tragicum  sub  oris  antro 
Molita  rotundis  acuit  sonum  labellis. 


[27]  UU  Magnum  magnam  verborum  Graecorum  partem  terminat. 

In   lingva   Latina,    unica    figura   o   parvi    utrumque    sonum    complectitur : 


DE   VERA    LITERARUM   DOCTRINA. 


99 


DioMED.  lib.  2.  O  pro  o  et  uu  Graecis  similiter  ponitur:  ut  rapti  Ganymedis 
honores.  Haec  ille.  Primum  ergo  o  in  ultima  voce,  o  parvum  et  breve  est: 
alterum  o  magnum  et  longum. 

In  nostra  insuper  lingv-a  et  Germanica  tertia  differentia  et  sonus  ab  utro- 
qve  diversus  est.  Qvi  ä  Germanis  qvidem  varie .  ä  nostris  autem  fere  expri- 
mitur  figura  0,   ut  hgr  linum,  or  avris. 

U  et  y  fiunt  orbe  contractiore ,  et  labiis  magis  productis  et  promi- 
nentibus. 

U  mediocri  orbe,   labiis  magis  productis,   formatur:   ut  JEneid.   5. 

Uniim  pro  multis  dal)itur  Caput. 

Sonus  hujjus  vocalis  est  extrema  vox  in  cantu  noctucu.  ut  docet  Plavtus. 
Apud  qvem  Men^echmo  Peniculus  respondet  ita: 

Me.  Egon'  dedi?  Pe.   T\i  tu  inquam,  vin'  afferri  noctuam 
Qvse  tu  tu  usqve  dicat  tibi.     Nam  nos  jam,  nos  defessi  sumus. 

I28]   Terentianus  obscurius  hanc  dcscribit : 

Et  sola  sonum  redderet  ex  sua  figura, 
Productis  avtem  coeuntibus  labellis. 
Natura  soni  pressior  meabit. 

Cum  hac  qvinta  vocali  Latina,  sono  convenit  figura  Gra^ca  ou.  Quam 
illi  diphthongum  appellant.   ut  docet  Terentianus,   cum  ait: 

Groeca  diphthongos  ou  literis  nostris  vacat : 
Sola  vocalis  qvod  u   complet  hunc  satis  sonum. 

Et  AusoNius,  de  Laconibus,  monosyllabo  negandi  adverbio  ou .  regi  ne- 
gantibus : 

Üna  est  in  nostris  :   ijva  respondere  Lacones, 
Litern,  et  irato  Regi  placuere  negantes. 

Qvod  si  ergo  in  ou  sonus  simplex  vocalis  est :  perperam  diphthongus 
dicta  est,   et  dicitur,   aut  u  Latinum  etiam  diphthongus  erit. 

Affinitas  est  inter  o  et  u.  Fab.  lib.  i.  cap.  5.  Qvid  o  atqve  u  permu- 
tatai  invicem?  ut  Hccoba,  notrix,  culchides  et  pulyxena  scriberentur.  Ac  ne 
in  Gnxcis,  id  tantum  notetur,  dederont,  ac  probaveront.  Sic  öbiZ^euc.  qvem 
vbvlia  fecerunt  iEoles,  ad  Ulissem  deductus  [29I  est.  Et  cap.  g.  u  quoqve 
in  o  transit,  ut  ebur  eboris,  robur  roboris,  marmur  marmoris.  Qvod  Antonius 
Gnipho  Ciceronis  praeceptor  cum  eam  affinitatem  literarum  non  consideraret : 
improbavit.  Dcniqve  o,  teste  Plinio  apud  Priscianum,  aliqvot  Italia:  civitates 
non  habcbant:  sed  loco  ejjus  ponebant  u  maxime  Umbri  et  Tusci. 

Atqve  u  contra,  teste  apud  eundem  Papvriano,  multis  Italia,"  populis  in 
usu  non  erat,  sed  utebantur  o.  Unde  Romanorum  quoqve  vetustissimi.  in  imiliis 
dictionibus  ejjus  loco,  o  posuerunt:  ut  poblicum  pro  publicum,  polcnnn  pro 
pulcrum,  colpam  pro  culpam. 

Y  minimo  orbe,   labris  maxime  prominentibus.   sonat  cxilius.   ut  Georg  3. 

Pastor  ab  .\ni])hryso,  vos  sylwv  aninesiive  lycx'i. 

Hunc  sonum  in  cantu  cuculi  avdiri  volunt :  Qvod  et  Auisiophanes  indi- 
care  vidctur :    cum    in    avibus   ait:    Ovando  coccvx   dixcrit    kokku    coccw    tum 


lOO 


JaCOBUS   MATTHI/t:. 


Phoenices  omnes,  frumenta  et  hordea,  in  agris  demetunt.  At  id  parum  con- 
venire  videtur.  Nisi  u  Gra,^cum  in  kokku  pro  u  Latino  accipias:  avt  cuculus 
[30]  Grascus  avt  Syrius,  aliter  qvam  noster  sonuerit :  Noster  enim  cuculus  non 
y,  sed  u  plenum  sonat:  Sed  y  vocalis  magis  in  cantu  galli  gallinacei  cucu- 
rientis  exprimi  videtur. 

Hie  avtem  sonus  in  Latinis  vocibus  avt  nuUus  fuit,  avt  qvinta  vocali  ex- 
pressus  est.     De  qva  re  Terentianus,  de  tertia  Gra;ca  ancipiti  agens: 

Tertiam  Roniann  lingva,  qvam  vocanl  y,   7ion  habet. 
Hujjus  in  locum  videtur  u  snbdita. 
Qva;  nobis  vocem  rependit  interim  vacanlis  y. 
Qvando  communem  Latino  reddit  et  Grseco  sonum. 

Figura  y.  in  Graecis  tantum  vocibus,  usi  sunt  Latini.  Prisciak.  pag.  5. 
Utimur  etiani  y  Gra,xoruni  cavsa  nominum.  Figura  avtem  Latina  ex  Gra^ca 
majjori  facta  est,  cavda  tantum  incurvata.  Figura  avtem  Graeca  Y  vel  u.  ä 
Palamede  inventa,   et  e.x  volatu  gruum  facta  dicitur.     Martialis  in  Xeniis: 

Turbabis  versus,  nee  litera  tota  volabit: 
Unam  sustuleris  si  Palamedis  avem. 

Qvalis  avtem  figura  ea  esse  debeat.  Virgilius  ex  Philosophia  Pvthagora; 
Epigrammate  eleganti  declaravit.    [31 

Litera  Pythagorse  discrimine  secta  bicorni, 
Humanse  vitJE  speciem  prseferre  videtur. 
Nam  via  virtutis  dextrum  tenet  ardua  collem. 
Difficilemqve  aditum  primum  spectantibus  offert. 
Sed  requiem  praebet  fessis  in  vertice  summo. 
Molle  ostentat  iter  via  lata :  sed  ultima  nieta 
Prsecipitat  captos,  volvitqve  per  ardua  saxa, 

Pingenda  est  ergo  non  cornibus  seqvalibus ,  et  aeqvaliter  inflexis.  ut  Y: 
sed  cornibus  inseqvalibus  et  dissimilibus :  Altero  qvidem  et  dextro,  angusto. 
erecto  et  arduo :  altero  verö  sinistro  nempe .  lato ,  proclivi ,  tandemqve  prae- 
cipiti  ut  N. 

Graeci  minus  commode  v)  vpiXöv  appellant.  NuUa  enim  vocalis  Graeca  est. 
A  qva,   per  hoc  Epitheton,   distingvatur. 

Affinitas  est  inter  u  et  y.  Cicero  in  Oratore:  Purrhum  ait,  semper  Ennius. 
nusqvam  Pyrrhum,  vi  patefecerunt  fruges,  non  phrj^ges,  ipsius  antiqvi  decla- 
rant  libri.  Nee  enim  Graecam  adhibebant  literam.  Nunc  ajunt  etiam  duas.  Et 
cum  phrygum  et  cum  phrygibus  dicendum  esset,  absurdum  erat  avt  tantum 
barbaris  casibus  Graecam  [32]  literam  adhibere :  avt  recto  casu  solum  Graece 
loqvi ;  Tamen  et  Phryges  et  Pyrrhum  avrium  cavsa  dicimus.  Atqve  hactenus 
vocalis  fuit. 


DE    CONSONANTE. 


Consonans  est  litera  cum  vocali  sonans.  Qvas  situ  et  ictu  partis  mobilis 
in  ore  formatur.  Qvas  pars  interim  dum  vocalis  prodit,  ictum  aliqvem  edere 
potest:  eoqve  ictu  novum  sonum  vocali  addere.  Unde  et  consonans  majjore 
motu  et  strepitu  qvam  vocalis,   editur :   et  qvasi  litera  composita  est. 


DE   VERA    LITERARUM   DOCTRINA.  lOI 


Estqve  similis  sono,  qvi  digito  ad  foramen  fistulae  avt  nervum  pulsum 
atqve  sonantem,  appHcato.  editur.  Parsqve  ipsa  oris  mobilis.  hie  maxime 
digiti  avt  plectri  similis  est.     Pars  avtem  fixa  cordae. 

Imo  verö,  ut  vocalis  animae:  ita  consona  corpori  similis  est.  Priscianus 
pag.  g.  Multa  est,  inqvit  differentia  inter  vocales  et  consonantes.  Tantum 
enim  fere  interest  inter  vocales  et  consonantes :  qvantum  inter  animas  et  Cor- 
pora. Anim^e  enim  per  se  moventur.  ut  Philosophis  videtur.  et  corpora 
movent:  Corpora  verö  nee  per  se  sine  anima  [33  moyeri  possunt:  nee  animas 
movent:  sed  ab  illis  moventur.  Vocales  similiter  et  per  se  moventur  ad  per- 
liciendam  syllabam:  et  consonantes  movent  secum :  consonantes  verö  sine 
vocalibus  immobiles  sunt. 

Plato  in  Theaeteto,  et  Aristoteles  de  historia  animalium  lib.  4.  cap,  g. 
Consonantem  aqpoivov  mutam  appellat.  Qvod  sine  vocali  sonare  neqveat.  Ut 
sonus  ex  fistulae  foramine  minori.  nullus  edi  potest :  nisi  fistula  infletur:  et 
primo  qvasi  sono  impleatur. 

Qvod  avtem  consonans  ictu  fiat,  Aristoteles  doeet  de  poetica  cap.  20. 
Semivocalis,  inqvit,  et  muta,  id  est  consonans  omnis  laeid  TTpocßoXfic  pro- 
fertur. 

Atqve  hie  narium  majjor  est  usus,  qvam  in  vocali.  Cum  enim  ictus  hie 
partis  mobilis,  in  consonante  proferenda,  spiritum  interdum  et  vocem  impediat. 
et  qvasi  intrö  repellat,  nee  libere  exire  patiatur:  nasi  foramina  patentia  ori 
imposita,  hie  usum  permagnum  habent.  lila  enim  vocem  repereussam  reci- 
piunt,  transmittunt,  et  ad  avres  avdientium  perferunt.  Unde  et  interdum  tin- 
niunt.  Haec  vocis  in  nares  reeiprocatio ,  in  aliis  consonantibus  magis.  in  aliis 
minus  sentitur:  si  qvis,    [34]   dum  eas  profert,   nares  digitis  comprimat. 

Qvod  Grammatici  et  Rhetores  de  sono  consonantium  qvarundam  s\-aviori 
avt  insvaviori  prjeeipiunt:  id  ut  ociosum  et  supervacaneum  pra^tere  o.  Nam  et 
nimis  subtile  est,  et  ad  consonas  reete  docendas  et  diseendas  nihi  facit.  Et 
omnes  literae  sermonis  partes  necessariai  sunt.  Et  Latina;.  Grasca;  et  alinä 
omnes,  suis  hominibus  aeqve  svaviter  sonuere  olim  et  sonant  hodie. 

Grammatici  etiam  de  consonantium  qvarundam  sono  specialiter  prajcipiunt. 
P2um  videlicet  pro  vario  loco  dictionis,  prineipio,  medio  et  fine,  varium  esse. 
Nempe  nunc  clariorem  et  pleniorcm ,  nunc  exiliorem  et  obscuriorem.  nunc 
medium  vel  mediocrem.  Sed  ea  etiam  admonitio  specialis  non  est  neecssaria. 
Satis  est  semel  de  ea  re  generaliter  monere.  Etsi  magis  ad  s}ilab;i:  dictionom 
speetet. 

Sonus  isfitur  consonantis  tribus  de  cavsis  nonnihil  mutatur.  Primum  enim 
pro  vocali,  cui  jungitur,  plenius  et  tcnuius  sonat.  Sic  cum  a  plcnius  sonat 
consonans,  qvam  cum  i.  Deindc  pro  loco,  qvo  cum  vocali  jungitur.  Ante 
enim  exilius  fere,  post  verö  plenius  fere  sonat.  Prisci.\xls  pag.  13.  Omnis 
litcra  plus  sonat  [35]  ipsa  sese,  cum  postponitur.  qvam  cum  antepoiiitur. 
Postremo  pro  vario  consonantium  concursu.  Q\^o  enim  plures  concurrunt  con- 
sonantes: eo  magis  vis  et  sonus  earum  obscuratur. 

Qvare  ut  consonantis  cujjusqve  sonus  rcctius  obscrvctur.  et  ante  vocalem, 
et  post  vocalem  proferenda  est.  Atqve  ita  duplici  nomine  cxprimenda.  Nam 
qvod  Latini  alias  post  vocakni.    ut  es.   er.     alias  ante  vocakm  tantum,  ut   te. 


j  Q2  Jacouis  Matthi/e. 

de,  proferunt.  id  non  satis  sonuni  et  vini  carum  exprimit.  Latini  ad  conso- 
nantes  proferendas,   e  vocalem  fere  adhibent.   id  in  omnibus  scqv^emur. 

Qvsecunqve  avtem  litera  ante  vocalem  consonans  est:  eadem  et  post 
vocalem  consonans  est. 

Consonantis  affectus  proprius  est  in  metris  positionem  facerc.  Id  est: 
vocalem  prcxcedcntem  producere:  si  cum  alia  consonantc  non  liqvescente 
jungatur.  Liqvescere  avtem  dicitur  consonans,  qvx.  consonam  aliam  seqvens 
positionem  non  semper  facit. 

CONSONANS    LINGVALIS. 

Consonans  avtem,  ut  et  vocalis,  duplex  est:  lingvalis  et  labialis.  Aristot. 
de  hist.  ani[36jmalium  lib.  4.  cap.  g.  d'qpuüva,  inqvit,  f]  Y^iJ^Txa  Kai  xe\\r\  dqpiriCJi. 
Mutas,  id  est,  consonantes,  lingva  et  labia  proferunt.  Sed  id  etiam  v^ocalibus 
commune  est. 

Lingvalis  ergo  consonans  est,  qvae  ore  et  labris  diductis,  instar  primarum 
vocalium  lingvse  situ  et  ictu  formatur.  Unde  et  diducta  dici  potest.  Pulsat 
avtem  lingva  cum  toto  corpore,  tum  in  primis  mucrone.  Et  si  motus  ling\'?e 
diligenter  observetur,  mucro  praecipue  laborat:  et  nunc  huc.  nunc  illuc  migrans, 
certa  loca  oris  occupat  et  pulsat.  Ovare  ex  ejjus  motu  et  pulsu.  consonantis 
lingvalis  cavsa  et  distinctio  petenda  est. 

CONSONANS    LINGVOPALATINA. 

Lingvalis  consonans  duplex  est,  palatina  et  dentalis.  Hanc  distinctionem 
etiam  Galenus  tradit,  de  foetus  formatione:  Ovi  de  vocum.  inqvit,  elementis 
praecipiunt:  hactenus  progrediuntur :  ut  affirment  alias  qvidem  voces  sev  literas 
fieri,  lingva  in  palati  coelum:  alias  ad  dentes  sectores  impacta.  Nam  qvod  ibi 
additur,  vel  aliorsum  inflexa,  supervacaneum  est.    [37] 

Palatina  est,  qvae  lingva  breviori  et  concava.  mucrone  palatum  feriente  fit. 
Et  lingvopalatina  dici  potest.  Hie  lingva  acumen  suum  palato  illidit,  ait  Lac- 
TANTius.  Et  sonos  plane  diversos  inter  se  format.  Estqve  duplex :  Mobilis 
et  fixa. 

Lingvopalatina  Mobilis.  Mobilis  est,  qvae  mucrone  ad  palatum  subducto, 
sed  pendente  et  mobili,  formatur.  Atqve  hie  Spiritus  inter  palatum  et  lingvam 
expressus,   dentes  adversos  fortius  verberat,   ut  S  et  R. 

S ,  ES  vel  SE ,  fit  mucrone  sibilante ,  et  rictu  oris  minore  qvam  cseterae 
lingvales.     Ecloga  prima: 

Sic  canibus  catulos  similes,  sie  matribus  hredos. 

Plato  in  Theseteto  :  lingva  inqvit.  in  (TiY|ua  proferendo,  qvasi  sibilat.  Et 
in  Cratylo:  In  S  proferendo  spiritus  vehementior  et  concitatior  est.  Et  Dio- 
NYSios  crupiY)Li6v  sibilum  vel  susurrum  vocat:  Et  Capella,  S,  inqvit,  sibilum 
facit.   verberatls  dentibus.    ;38j 

Terentianüs  eam  sie  describit,  cum  de  S  et  X  agit: 

Vicina  qvsedam  sibila  dentibus  repressis, 
Miscere  videntur:   tarnen  ictus  ut  priori, 
S  promptus  in  ore  est:  agiturqve   pone  dentes: 
Sic  lenis,  et  unum  ciet  avribus  susurrum. 


DE   AERA   LITERARUM    DOCTRINA."  IO3 

Priscianus  Hb.   5.     Hanc  proximam  vocalibus  facit.     Ovod  seqvimur. 

Latini  olim  S  subinde  geminabant.  Qvintilianus  lib.  i.  cap.  12.  Ciceronis, 
inqvit,  temporibus.  pavlumqve  infrä,  fere  qvoties  litera  media  vocalium 
longarum.  vel  subjecta  longis  esset;  geminabatur .  ut  cavssae,  cassus,  divis- 
siones.  Qvomodo  et  ipsum  et  Vergilium  qvoqve  scripsisse,  manus  eorum  do- 
cent.  Atqvi  pavlulum  superiores:  etiam  illud  qvod  nos  gemina  S  dicimus 
jussi.   una  dixerunt  jusi. 

Hie  sibilus  in  Grsecis  qvibusdam  vocibus ,  fortior  scribitur  initio.  Gra;ca 
charactere  zeta,  ut  in  zopyrus,  zephyrus. 

De  S  av'tem,  Corvinus  Messala  Orator,  integrum  librum  scripsit.  ut  est 
apud  FabiujNi.  Dionysiüs  ait,  odio  ejjus  literae  u'bdc  dcTifMOuc  [3g]  ä  vete- 
ribus  factas.  Unde  et  Pindarus  Idv  KißbrjXov  appellavit.  Et  Latini  veteres. 
Grsecos  imitati ,  in  versu  elidebant  S.  Ut  apud  Ciceroxem,  de  Natura  Deor. 
lib.  2. 

Torvii'  Draco  serpit,  subter  supraqve  revolvens. 

Et  pavlö  pöst: 

Magnu'  leo,   tremulam  qvatiens  e  corpore  flammam. 

Sic  in  illo  Vergilii  ^neid.   12.  ut  vult  Priscianus: 

Inter  se  coüsse  viro'  et  decernere  ferro. 

S ,  in  Etymologia  verborum  Gra^corum  et  Latinorum .  magnum  usum 
habet.  Est  enim  fere  characteristica  generalis,  futuri  qvidem.  in  verbis  Graicis : 
pr^teriti  avtem  in  verbis  Latinis ,  qvae  vulgo  tertiär  conjugationis  dicuntur. 
Qvod  tamen  parum  hactenus  observatum  fuit. 

Apud  Hebra.*os.  ha.'C  litera  qvatuor  figuras  habet,  et  totidem  nomina. 
Ovorum  duo  avt  tria  Grreci  assumpsere.  Sigma  enim  ex  Samech  lones 
fecere,  figura  etiam  0,  inversa  fere  tantum  ü  vel  c.  Ex  Sin  vel  Sain,  Dores 
Zdv  fecerunt.  Herodütus  lib.  i.  OvKcunqve  apud  Persas  nomina  vel  cor- 
pori  vel  magnificentict  sunt  similia:  illa  omnia  in  eadem  40  terminantur  litera: 
Ovam  Dores  San  appcUant:   loncs  Sigma.     Ex  Sade  avtem  Zeta  factum  videtur. 

R.  ER  vel  RE,  fit  mucrone  trementc  et  susurrante,  ut  Ennius: 

Africa  terribili  tremit  horrida  terra  tumultu. 

Plato,  lingva,  inqvit,  in  R  proferendo,  minime  immoratur.  sed  concitatur. 
Terentianus  de  R  ait: 

\'ihrat  tremulis  ictibus  aridum  sonorem. 
Qvidam  irritati  canis  exemi^lum  hic  statuunt :   et  ita  Persius  accepit : 

Sonat  liic  de  nare  canina, 
Litera. 

Ut  ergo  S  serpentis,  sie  R  canis  litera  dici  potest.  Est  et  similis  susurro. 
qui  in  foliis  arborum  avditur.  ICx  qvo  Vergilius  ilicem  argutam,  pinusqve 
loqventes  appellat.     Qvem  susurrum  et  Avsomls  e.xprcssit: 

Kst  et  arundincis  modulalio  nuisica  ripis. 
At(ive  arjjula  suis  loqvitur  coma  pinea  ventis. 
Incubiiit  foliis  tjvoties  levis  Evrus  acutis. 


lOj.  Jacouus  Matthi;e. 

[41]  Ha;c  ä  balbis,  propter  imbecillitatem  lingva;  proferri  non  potest.  Qvo 
vitio  Demosthenes  etiam  laboravit. 

S  in  R  propter  cognationcm  facil6  transit:  Varro,  sexto  de  ling\'a  Latina: 
casmenarum ,  ait,  priscum  vocabulum ,  ita  natum  atqve  scriptum  est.  Alibi 
Carmenae  ab  eadem  origine  sunt  declinata;.  Ut  in  multis  verbis,  in  qvo  anti- 
qvi  dicebant  S,  postea  dicunt  R.  ut  in  carmine  Saliorum  sunt  haec.  cosavli, 
dolosi,  Eso.  Omnia  vero  ad  patula  cocmisse,  jam  Cusiatii,  muses.  Ruse. 
Dumqve  Janus  venet,  post  melios  melior,  fccdesum  faederum,  plusima  plurima, 
asena  arena,  janitos  janitor; 

QviNTiLiANUs  Hb.  I.  cap.  5.  idem  repetivit:Nam  ut  Valesii.  inqvit.  et  Fusii, 
in  Valerios  Furiosqve  venerunt :  ita  arbos,  vapos ,  labos,  etiam  et  clamos,  ac 
passes,  ajtatis  fuerunt. 

Atqve  etiam  illa;  commutationes,  inde  remanserunt.  verri  versum,  cucurri 
cursum,  uro  ussi,  gero  gessi. 

Lingvopalatina  Fixa.  Fixa  est,  qvae  fit  mucrone  palatum  tangente. 
Unde  et  vox  in  medio  repercussa  na'42'ribus  et  labris  extremis  resonat.  Unde 
et  clangor  vel  tinnitus  dici  potest,  ut  L  et  N. 

L  EL  vel  LE,  interius  palatum  pulsat  et  tangit,   ut  jEneid.  2, 

Sibila  lambebant  lingvis. 

Plato.  Lingva,  inqvit,  in  L  proferendo,  öXicrBaivei.  prolabitur  atqve  im- 
pingit.   Capella:  L,  inqvit,   lingva  palatoqve  dulcescit. 

QviNTiLiANus  lib.  I.  cap.  18.  R  litera;,  qva  Demosthenes  etiam  laboravit, 
L  succedit.  Hujjus  sonus  mollior  est  qvam  R.  Ovem  lingva  palato  innitens, 
facile  pronunciat.  Unde  fit ,  qvod  balbi ,  L  pro  R  dicant.  Da  puero  balbo 
versum  hunc  Martialis  pronunciandum: 

Rara  coronato  plavsere  theatra  Menandro. 
Permutato  R  in  L  pronunciabit:  ' 

Lala  colonato  plavsele  theatla  Menandlo. 

R  in  L  mutatur ,  ut  niger  nigellus ,  umbra  umbella.  Priscianus  pagina 
vigesima  qvarta.  Et  contra  L  in  R :  ut  tabula  taberna.  pag.  23.  et  in  S:  ut 
vello  vulsi.  [43]. 

N,  EN  vel  NE,  exterius  tangit,  et  magis  tinnit.     ^Eneid.  3. 

Et  Lunam  in  nimbo  nox  intempesta  tenebat. 

Et  ^neid.  6. 

His  Phtedran,  Prochrinqve  locis,   moestamqve  Eryphylan. 

Litera  N,  ait  Plato,  imo  ore  pronunciatur.  Spiritus  enim  in  guttur  qvasi 
redit  repercussus.     Qvintilianus  lib.   12.     Literam  tinnientem  vocat. 

Terentianus  etiam  hanc  ex  palato  definit :  qvartam  semivocalem  faciens : 

Qvartse  sonitus  fingitur  usqve  sub  palato: 
Qvo  Spiritus  anceps  coeat  naris  et  oris. 

Capella  hic  dentes  adjunxit.    Qvod  lingva  proxime  dentes,  palatum  tangat. 

Apud    Gelliuai  lib.   19.    cap.   14.      P.  Nigidius.    Ciceronis,    GiESARis    et 

Varronis   aeqvalis.      N    qvoddam   adulterinum    in  lingva   Latina    esse    docet. 


DE   VERA   LITERARUM    DOCTRINA.    '  IO5 

Inter  literam.  inqvit  N  et  G,  est  alia  vis  :  ut  in  nomine  an^is,  et  angaria,  et 
ancorae,  et  increpat,  et  ingenuus.  In  omnibus  enim  44]  his,  non  verum  N, 
sed  adulterinum  ponitur.  Nam  N  non  esse  lingva  indicio  est.  Nam  si  ea 
litera  esset :  lingva  palatum  tangeret.  Haec  ille.  Ergo  N  ling\^se  et  palati  est. 
In  N  avtem  illo  adulterino,  dorsum  lingvas,  palato  admotum.  vice  mucronis 
lingvae,  palatum  tangentis,  fungitur. 

N  transit  in  L;  ut  unus  uUus  nullus,  vinum  villum.  catena  catella.  bonus 
bellus.  catinum  catillum.  Similiter  coUega,  coUigo,  illido.  collido.  Et  in  R. 
ut  corrigo,   corrumpo,   irrito,  Priscianus  pag.   24.. 

R.  L,  N,  immutabiles.  Hae  avtem  tres  lingvopalatinae  R.  L.  N.  apud 
Grsecos  et  Latinos,  in  declinatione  et  conjugatione,  fere  immutabiles  sunt  et 
dicuntur.  Priscianus  pag.  15.  Hoc  qvoqve  obser\'andum  est:  qvod  ad  com- 
parationem  aliarum  consonantium,  qv^  solent  mutari  vel  abjici  per  casus,  im- 
mutabiles sunt  apud  nos  tres  R.  L,  N.  Per  omnes  enim  casus,  eaidem  per- 
manent, ut  Cssar  Caesaris,  sal  salis,  flumen  fluminis.  In  verborum  qvoqve 
praeteritis  perfectis  illa^  tres  rarius  mutantur  :  Verro  45]  verri,  volo  volui,  cano 
cecini.     Atqve  hactenus  lingvopalatina  fuit. 

CONSONANS    LINGVODENTALIS. 

Dentalis  est  qvse  mucrone  lingva,  ad  dentes  extenso  et  applicato,  for- 
matur.  Et  lingvodentalis  dici  potest.  Atqve  hie  bini  soni  similes  et  cognati 
sunt.  Eaqve  duplex  est:  supera  et  infera.  Galenus  de  foetus  formatione. 
Lingva,  inqvit,  ad  dentes  sectores  dictos,  impingitur :  Idqve  maxillee  vel 
superioris  vel  inferioris. 

Lingvodentalis  Supera.  Supera  est,  qva^  mucrone  ad  dentes  superos 
applicato  et  lingva  longa  formatur.  Unde  et  naribus  utitur.  Estqve  duplex 
T  et  D.  Plato,  lingva,  inqvit,  in  T  et  D  proferendis,  ad  dentes  compri- 
mitur  et  adha^rcscit. 

T,  ET  vel  TE.  formatur  mucrone  superius  dentes  tangente  et  pulsante. 
Ennius: 

O  Tite,  tute,  täte,   tibi  tanta  tyranne  tulisti  [45] 

Terentianus  hanc  recte  definit: 

T  qvä  superis  dentibus  intima  est  origo, 
Summa  satis  est  ad  sonitum  ferire  lingva. 

In  hujjus  pronunciationc,  hodie  \-itium  est.  Ovod  vulgö  T  ante  I  pro- 
fertur  ut  S.  ut  in  gratia,  dentium .  vitium ,  qvasi  grasia  densium,  visium,  vel 
etiam  ut  gratsia,  dentsium,  vitsium.  In  qvo  vitium  geminatur.  De  hac  pro- 
nunciatione  veterum  nemo  pra^cepit.  Sed  ex  vernacula  et  populari  ling\'a 
Italica   sumpta  videtur.      Et  ejjus  occasio  aliqva  a  Valla  primum  data  est. 

Hie  sonus  apud  Hebrajos  duplici  figura  et  nomine  exprimitur.  Hamm 
altera,  n  nomine  Tav.  Ex  ea  parum  immutata,  figura  Grivca  et  Latina  T 
facta  videtur.  Ovam  Lucianus  crucem  appcllat.  Nomen  Hebraicum  Gra;ci 
rctinent  Tav.  Altera  figura  est,  U  nomine  Thet.  Hajc  etiam  figura  pavlum 
immutata  Gra:ca  facta  est  0  vel  9.  Et  ex  nomine  Hebraico  Thet,  theta 
Graicum  factum  est. 


lo6  Jacobus  Matthi/e. 

T  cum  S  cognationem  habet.  Unde  et  in  S  transit  Latine:  ut  verto  versus, 
concutio  concussus:  Hinc  etiam  tu  pro  ab  et  re  pro  ae  [47-  est,  ait  Priscianus. 
pag.  18.  Et  Attici  libenter  pro  S,  praesertim  gemino,  Tav  usurpabant:  ut 
pro  ^XwOöa,  GdXacTcra,  TrXdcrauu,  crrmepov ,  communiter  est  yXonTa,  6dXaTTa, 
irXdTTUJ,  Trmepov  Attice.  unde  est  Judicium  vocalium  apud  Lucianum.  In  qvo 
sigma  accusat  Tav:  Qvod  sigma  per  Tav,  multarum  dictionum  possessione 
dejectus  et  spoliatus  sit. 

D,  ED  vel  DE,  inferius  et  strictius  superos  tangit,  mucrone  etiam  extra 
dentes  exerto,  et  Hngva  inferos  dentes,  inferiore  parte,  leviter  tangente  Mneid  1 . 

Condebat  donis  opulentum  et  numine  Divse. 

Terentianus  sie  definit : 

At  portio  dentes  qvoties  suprema  lingva; 
Pulsaverit  imos  :  modiceqve  curva  summos, 
Tiinc  D  sonitum  perficit,   explicatc)ve  vocem. 

D  avtem  Qvintiliano  mollior  est  qvam  T.  Cum  T,  inqvit,  non  valuerunt, 
in  D  moUiuntur.     Qvo  mihi  indicare  videtur,   ipsi  T  succedere  proxime  D. 

Inter  D  ergo  et  T  primum,  cognatio  est.  T,  [48]  inqvit  Qvintilianus,  cum 
D  qvaedam  cognatio  est.  Ovare  minus  mirum  est:  si  in  vetustis  operibus 
urbis  nostrae,  et  celebribus  templis,   legantur  Alexanter,   Cassantra. 

In  compositione  avtem  D,  cum  plerisqve  praecedentibus,  cognationem  habet 
et  permutatur.  Mutatur  ergo  primum  in  T,  ut  attinet,  attingo:  Deinde  in  N: 
ut  annuo  :  Tertio  in  L,  ut  allido ,  alludo :  Qvarto  in  R,  ut  arrideo,  meridies, 
pro  medidies.  Et  antiqvissimi  pro  ad  freqventissime  ar  ponebant  ut  arvenas, 
arventores,  arvocatos,  arfines,  arvolare,  arfari,  dicimus,  pro  advenas,  adventores, 
advocatos,  adfines,  advolare,  adfari :  Unde  ostenditur  recte  arcesso  dici  ab 
arcio  verbo.  Qvod  nunc  accio  dicimus.  Qvod  est  ex  ad  et  cio,  compositum. 
Ut  ait  Priscian.  lib.  i,  pag.  27.  Postremo  in  S,  ut  assidep.  Atqve  haec 
mutatio  etiam  in  derivatione  fit:  ut  svadeo  svasi,  rado  rasi.  Atqve  hic  pro 
D,   SS  duplex  est.  ut  cedo  cessi,   fodio  fossus. 

D  etiam  in  Latinis  vocibus  inseritur  hiatus  prohibendi  cavsa :  ut  redigo, 
redarguo,  prodest.  Subtrahitur  etiam,  cum  seqvens  syllaba  ab  S,  et  alia  con- 
sonante,  incipit:  ut  asto,   ascendo,  aspiro,  aspicio.  [49: 

Lingvodentalis  Infera.  Infera  est .  qvae  lingva^  mucrone  ad  inferos 
dentes  devoluto,  et  interiori  lingva  ad  palatum  et  dentes  subducta,  ac  proinde 
lingva  convexa  formatur.  Atqve  hic  non  sokim  mucro,  sed  etiam  interior 
lingva  pulsat,  et  sonos  distingvit.  Verum  hic  discrimen  ictus  et  loci  obscu- 
rior  est.     Et  mihi  ipse  nondum  hic  satisfeci. 

Infera  interior.  Infera  duplex  est,  interior  et  exterior.  Interior  est,  qvae 
lingva  palatum  interius,  et  dentes  genuinos  pulsante  fit:  ut  C  et  H. 

C,  CE  vel  EC.  pulsu  fortiori  fit,    ut  ^Eneid.   2. 

Qvo  res  cunqve   cadent,   unum  et  commune  periclum. 

Terentianus  obscurius  hanc  literam  definit  ex  dentibus  tantum : 

Utrumqve  latus  dentibus  applicare  lingvam, 
\'\0\  C  pressius  urget :  sed  hinc  hincqve  remittit. 

Qvo  vocis  adhcerens  sonus,   explicetur  ore. 


DE   VERA    LITERARVM   DOCTRINA.  IO7 

Terentiaxus  hic  dentium  meminit:  sed  dentes  non  definit.  Capella  id 
subtilius  interpretatur.  C,  inqvit,  molaribus  super  extrema  ling\^ae  appulsis. 
exprimitur. 

In  hac  avtem  consonante,  in  literis  Latinis  incommodum  duplex  est. 
Pleonasmus  et  Enallage.  Primum  est  pleonasmus  figurarum  et  is  antiqvis.  pro 
unica  enim  litera  triplex  figura  est,  ejjusdem  potestatis  et  soni,  C,  K,  Q. 
Qvas  CE,  KA,  Qu  appellant.  Deinde  in  C.  vocis  Enallage  est.  vulgo  enim 
hodie  ante  e  et  i,  profertur  ut  S.  ut  cella.  cibus  qvasi  sella,  sibus.  Qvalis  Enal- 
lage in  T  ante  i  fuit.  Et  hajc  recentior  esse  videtur.  ex  Italica  forte  lingva 
etiam  sumpta. 

Sed  contra  Grammatici  veteres  docent:  trium  literarum  sonum  eundem 
esse  :  idqve  ante  qvamvis  vocalem.  Ac  proinde  Pleonasmum  figurarum  et  Enal- 
lagen  soni  indicant  et  reprehendunt. 

Terentianus  hunc  Pleonasmum  notat.  et  sonum  eundem  semper  esse 
ndicat.     [51] 

K  perspicuum  est,  litera  qvocl  vacare  possit. 
Et  Q  similis.    Namqve  eadem  vis  in  utroqve  est. 
Qvia  qvi  locus  est  primitus  unde  exoritur  C. 
Qvascunqve  deinceps  libeat  jugare  voces, 
Mutare  necesse  est  sonitum  qvidem  supremum : 
Refert  nihil,   K  prior  sit,   an  Q  siet,   an  C. 

Et  QviNTiLiANUs  lib.  I.  cap.  5.  Et  K,  qvae  et  ipsa  qvorundam  nominum 
nota  est;  et  Q,  cujjus  similis  effectus  speciesqve  est:  nisi  qvod  pavlum  ä 
nostris  obliqvatur.  Kappa  apud  Gra^cos,  nunc  tantum  in  numero  manet.  Hoc 
eö  non  omisi ,  qvod  qvidam  eam  ,  qyoties  a  seqvatur ,  necessariam  esse  cre- 
dunt.     Cum  sit  C  litera  qvae  ad  omnes  vocales  vim  suam  perferat. 

Et  cap.  12.  Nam  K  qvidem  in  verbis  nullis  utendum  puto;  nisi  qvc-e 
significat  etiam,  ut  sola  ponatur. 

Terentius  avtem  Scavrus  de  C  et  K,  contra  sentit:  ego,  inqvit.  conten- 
derim  magis  supervacuum  esse  C.  qvam  K.  Qvoniam  K  ut  apud  Gnxcos 
satis  etiam  vim  C  liter^i.'  exprimat.     52 

Priscian.  pag.  8.  de  uno  trium  literarum  sono  plenius  repetit.  K  enim. 
ait ,  et  O ,  qvamvis  figura  et  nomine  videantur  habere  aliqx'am  diftercntiam 
cumC:  tamen  eandem  tam  in  sono  vocum,  qvam  in  metro,  continent  potcs- 
tatem.  NuUa  enim  ratio  videtur:  cur  a  seqvente,  K  scribi  debcat.  Carthago 
enim  et  caput.  sive  per  C,  sive  per  K,  scribantur:  nullam  faciunt.  nee  in 
sono,  nee  in  potestate,  ejjusdem  consonantis  difierentiam. 

Et  pavlo  post:  Avtoritas  inqvit,  tam  Varronis.  quam  iMacri  .  teste  Cen- 
soRiNo.   nee  K  nee  Q,   in  numero  adhibet  literarum. 

Ac  de  O  privatim  duobus  argumentis  utitur  PRls^i\^l.^:  Ovod  si.  ait,  Q 
alia  litera  existimanda  est,  qvam  C:  qvod  tantum  pneponitur  u,  amittenti  vim 
litera} :  debet  G  qvoc[ve,  cum  similiter  pnvponitur  u.  amittenti  vim  litera;.  alia 
putari :  et  alia  cum  id  non  facit,  dicinuis  enim  angvis  sicuti  qvis,  et  avgur 
sicut  cur. 

Et  paulo  post:   Nisi  Q,   inqvit.   eandem  \im  habcret.    quam  C.   luuuivam 


io8  Jacoeus  Matthi>e. 

in  principiis    infinitivorum,    vel    interrogativorum  qvorundam  nominum  posita, 
per  aliqvos  casus,   in  illam  transiret.   ut  qvis,   cujjus,   cuj.    53] 

Similiter  ä  verbis  Q  habentibus,  in  qvibusdam  participiis  in  C  transfertur: 
ut  seqvor  secutus,  loqvor  locutus.  Ha^c  Priscianus.  Ovare  tres  figuraj  qvidem 
sunt:  Sed  una  est  litera,  qva^  una  etiam  figura  exprimi  posset:  nisi  usus 
obstaret. 

Qvod  avtem  ad  luiallagen  soni  in  C  attinet,  eam  etiam  sonus  ejjus  post 
vocalcm  refutat.  Si  enim  proferas,  lac,  halec,  hie,  hoc,  huc ,  idem  semper 
est  sonus  consonantis  C.  Et  post  e  et  i  idem  sonat,  qvod  post  alias.  Qvare 
etiam  ante  e  et  i ,  idem  sonus  esse  debet,  qvi  est  ante  a,  o,  u.  nempe  Ke 
non  Se.     Qvod  in  aHis  etiam  consonantibus  fere  fit. 

Hebraeis  figura  hic  gemina ,  cum  gemino  nomine  est.  prior  D ,  nomine 
Caph.  Ex  figura  inversa  C  Latinum  factum  est.  Et  addita  Unea  recta,  et 
forma  circulari  in  triangulärem  mutata,  figura  Grseca  K,  Ex  nomine  avtem 
Caph,   Gr.-Ecum  KatTTra  est. 

Posterior  est  p,  nomine  Coph.  Hinc  ex  figura  et  nomine,  pavlulum 
mutatis,  Latina  figura  Q  vel  q,  et  nomen  Qu,  prorsus  factum  est.  Q\'am 
literam  Graeci  prsetermisere. 

Ad  hunc  sonum  etiam  n  Chet,  et  V  si  ut  Cain  proferas,  referri  possunt. 
Sonus  enim  [54]  cum  Caph  et  Coph  fere  congruit.  Sed  y,  etiam  olim  pro  vocali 
o  vel  KM  usurpata  esse  videtur ,  si  qvid  in  ea  re  ponderis  habet  argumentum. 
ex  ordine  literarum  Hebraicarum  et  Latinarum  inter  se  coUato,   sumptum. 

H,  HE  vel  EH,  ictu  Hngvae  leniori  fit,   ut  Vergil. 

—  Hic  illius  arma, 
Hic  currus  fuit,  Hoc  regnum  Dea  gentibus  esse. 

Terentianus  : 

Nulli  dubium  est,   favcibus  emicet  qvod  ipsis,  ^ 

H  litera  sive  est  nota,    qvse  spiret  anhelum, 

At  non  solum  favcibus  et  palato,  sed  etiam  leni  genuinorum  et  palati 
pulsu  formatur.  Et  est  C,  lene.  Unde  et  Hebraii  Chet  et  He  gutturales 
faciunt. 

Esse  avtem  He  literam,  et  qvidem  consonantem.  ab  aliis  distinctam.  non 
est  dubium.  Habet  enim  sonum  ab  aliis  omnibus  diversum.  Qvi  adjectus 
vel  detractus,  significationem  vocum  mutat.  Sic  aliud  est  et  significat  [55]  ö.\xr\, 
auTii,  abuu.  ara,  abitus,  abeo:  Aliud  ä|ari ,  auTii,  äbou.  hara,  habitus,  habeo. 
nee  nisi  cum  vocali  sonat. 

Neqve  obstat ,  qvo  minus  litera  sit ,  qvod  dum  profertur ,  spiret.  Neqve 
enim  illa  sola  spirat ,  avt  spiritus  est :  Sed  aliae  etiam  omnes  literre  fere  Spi- 
rant: Spiritus  enim  commune  literse  subjectum  et  vehiculum  est.  Et  conso- 
nantes,  qvia  impetu  qvodam  proferuntur,  magis  et  fortius  qvam  vocales  Spi- 
rant. Et  praecipue  hae:  S,  R,  T,  D,  C,  F,  B,  P.  Qvod  deprehendi  potest : 
Si  qvis,  dum  eas  profert,  manum  avt  plumam  aut  lychnum  ardentem  propius 
ori  admoveat.  Qvare  He  non  sola  spirat.  Imo  aliis  lenius  spirat.  S  enim 
multo  spirat  fortius. 

Potest  igitur  H ,    et   spiritus  et   flatus  esse  et  dici ,    et   nihilominus  litera 


DE    VERA   LITERARUM    DOCTRINA. 


109 


esse.      Sic  S  sibilus .    R    Stridor   vel   susurrus,    L    clangor.    N   tinnitus  et  alise 
aliter  dici  possunt.     Et  tarnen  literje  sunt  et  consonantes. 

Neqve  enim  obstat,  qvo  minus  litera  sit,  et  qvidem  consonans:  qvod  in 
carmine  non  faciat  positionem.     Ovod  ä  Terentiano  propositum  est: 

Sola  nee  vocalis  iisitm,  nee  tuetur  consonce. 
frö"]  Tempus  avt  ministrat  uUum  brevibus  usqvam  syllabis. 

Nam  etiam  alise  consonantes  liqvescunt:  nihilominus  literae  consonantes 
sunt.     Et  S  olim  elidebatur :  et  tarnen  litera  consonans  est. 

Verum  qvoniam  de  hac  consonante  ejjusqv^e  usu,  varia  sunt  Graecorum 
et  Latinorum  judicia:  altius  ejjus  historiam  repetam:  et  ex  ipsa  ling\'a  Sancta 
arcescam. 

De  H  apud  Hebraeos.  Hebraei  H  inter  literas  consonantes  numerant. 
et  figura  n  et  nomine  He.  ä  reliqvis  consonantibus  distingvunt.  Qvare  et  in  aliis 
ling\is,  hie  sonus  et  litera  et  consonans  est.  Qvo  argumenti  genere  Priscianus 
fere  utitur  pag.  15.  Non  mirum  est,  inqvit,  h  in  ah  et  vah,  interjectionibus. 
post  vocalem  in  fine  scribi :  cum  in  Syrorum  /Eg)'ptiorumqve  dictionibus 
soleant  etiam  in  fine  aspirari  vocales. 

He  avtem  Hebreei,  ut  aliis  fere  consonantibus,  sola,  et  ante  et  post  vo- 
calem utuntur.     Et  ante  qvidem  vocalem,   semper  proferuntur  ut:   [57"^ 

b^n  hevel,  vanitas. 
'ibn  haläch.   ambulare. 

Post  vocalem  alias  proferunt,  alias  non.  Qvod  an  Grammaticorum  pla- 
citum  sit,  nescio :  Proferunt,  qvoties  punctulo,  qvod  mappic  appellant.  insig- 
nitum  est:   ut 

n^  Jah,   Deus. 
ns^  Gaväh,   eminuit. 

Non  proferunt,  qvoties  puncto  caret,  ut 

TÖ^  Gala,   revelavit. 

Sed  figura  n,  olim  etiam  ante  puncta  reperta,  pro  vocali  E,  scripta  fuisse 
videtur.  Unde  Graeca  figura,  r]  vocalis  et  nomen  fJTa  Eta,  fortasse  ä  recen- 
tioribus  Graicis  deinde  facta  est. 

De  H  apud  Graecos.  Graeci  veteres,  ut  Hebraei,  He  literam  habuerunt. 
eamqve  figura  H,  qvae  ab  Hebraea  n  non  multum  abludit,  notarunt:  et  in 
versu.   inter  alias  literas  scripserunt. 

Priscianus  lib.  i.  pag.  28.  Graecorum,  inq\'it,  antiqvissimi.  similiter.  ut 
Latini,  in  versu  H  scribebant. 

Et  pag,  25.  Adeo  est  cognatio  S  literae  cum  [58]  aspiratione.  qvod  pro 
ea,  in  qvibusdam  dictionibus  solebant  Boeoti,  H  scribere ,  muha  pro  musa 
dicentes. 

Terentius  qvoqve  Scavrus  de  ürthographia  afhrniat  II  literam  esse:  et 
ä  Graecis  in  versu  scriptam.     Eaque  Atticos  notasse  hecaton,   id  est.   centum. 

Verum  rccentiorcs,  Simonmdk  fortasse  avtore .  H  figuram  ad  \-ocalem 
longam  significandam  transtulissc  videntur.  .  Deinde  H  consonantcm  e  numero 
literarum  removisse,  et  ttoiGoc  tantum  literae  fecisse  et  spiritum  crassum  nomi- 
nasse.     Deinde    ad   hunc  spiritum   cxpriniendum .    figura  usi  sunt  I-  .    qva:  est 


I  lO  ■  JaCOIJUS    MATTHIyE. 

sinistra  pars  litcra;  II,  in  diias  partes  divisae.  Q\ae  figura  supra  versum  scripta 
est.  Et  postea  in  C  mutata  est.  Et  deinde  figuram  contrariam  i  vel  D,  qvae 
esset  Spiritus  lenis  nota,   opposuerunt. 

Priscianus  pag.  28.  Nunc  avtem,  inqvit,  H  diviscrunt,  et  dextram  ejjus 
partem  supra  literam  ponentes,  psilen  notam  habent :  qv^am  Remnius  Pal/KMon 
exilem  vocat:  Gryli.us  vero  ad  Vergilium  de  accentibus  scribens,  lenem  nomi- 
nat.  Sinistram  avtem  contrarias  illi  aspirationis,  dasiam,  qvam  Gryllus  flatilem 
vocat.    L59] 

De  usu  H  apud  Graicos.  Grajci  igitur  H  solum  ante  vocalem  adhi- 
bent.  Et  plurimum  apice  exprimunt,  ante  omnes  vocales,  abric,  eboc,  fjXioc, 
ibpujc,  oboc,  ujpa,  uioc.  Interdum  inter  consonantem  et  vocalem,  H  adhibent: 
et  tum  vel  apice  etiam  exprimunt :  ut  pobov :  In  mcdio  avtem  vocis ,  si  p 
praecedat,  sie  scribunt ,  TTuppoc.  Vel  unam  consonantis  figuram,  cuj  He  in- 
clusum  sit,  scribunt.  cujjusmodi  tres  sunt  figurae.  de  qvibus  postea  agemus. 
nempe  6,  x-   9i   i-'t  öeoc,  x^^^j  ^>W^- 

Verum  si  Hebra;orum  et  veterum  Grsecorum  exemplo,  pro  apice  illo,  rur- 
sum  figura  literse  He,  in  Graecam  lingvam  reciperetur:  et  figura  H  vel  ]-".[,  ut 
a  figura  Simonidis  recentiori,  H  vocalis.  distingveretur,  vel  Latino  more  H 
notaretur,  et  in  versu  scriberetur:  leni  spiritu,  ut  vocant,  prorsus  abjecto: 
ratio  scriptionis  verior  et  expeditior  esset:  Eoqve  compendio ,  scrupulosa  illa 
Grammaticorum  observatio,  de  Spirituum  ratione.  et  vocibus  aspirandis  et 
levigandis,   ut  vocant,  tolli  posset.    [60] 

De  H  apud  Latinos.  Latini  Graecos  partim  secuti  sunt,  partim  non. 
Primum  enim  veterum  Grsecorum  et  Hebraeorum  exemplum  secuti  sunt.  Nam 
veterum  Graecorum  exemplo,  H  figura  literse,  in  versu  scripserunt:  commentum 
avtem  recentiorum  de  apice  duplici,  ut  minus  commodum  repudiarunt.  Sed 
ab  illa  dubitatione,  de  H ,  an  litera  sit  necne ,  explicare  se  pon  potuerunt. 
Et  de  ea  qvaestione  varie  disputarunt. 

De  usu  H  apud  Latinos.  Qvod  avtem  ad  usum  H  consonantis  attinet: 
eam  Latini  etiam,  ante  vocalem  fere  tantum  adhibent.  Et  in  Latinis  vocibus, 
H  solum  ponunt:  ut  hamus.  herus.  hilum,  homo,  humus,  hydra.  In  Graecis 
avtem  vocibus,  Graecorum  consvetudinem  seqvuntur:  et  inter  qvatuor  conso- 
nantes  R,  T,  C,  P,  et  vocalem  seqventem,  h  inserunt:  ut  Rhodus,  thorus, 
chorus,  Phyllis.  Post  vocalem  in  tribus  tantum  interjectionibus  H  scribunt, 
ah,  vah,  oh:  [61]  De  ah  et  vah  Priscianus  meminit  pag.  14.  et  15.  In  ah 
inqvit,  et  vah  aspiratio  seqvitur  vocalem.  Qvod  mirum  non  est:  Cum  in  Sy- 
rorum,   iEgyptiorumqve  dictionibus  soleant  etiam  in  fine  aspirari  vocales. 

Cicero  de  Oratore  docet,  H  veteribus  Latinis  nuUum  fere  fuisse,  nisi  in 
vocali:  suo  tamen  tempore  erupisse  contrariam  consvetudinem,  cui  concesserit. 
Qvin ,  ego  ipse ,  ait:  cum  scirem  ita  majjores  locutos  esse:  ut  nusquam  nisi 
in  vocali  aspiratione  uterentur:  loqvebar  sie,  ut  pulcros,  cetegos,  triumpos, 
Cartaginem  dicerem.  Aliqvando,  idqve  serö  convicio  avrium ,  cum  mihi  ex- 
torta  veritas  esset:  usum  loqvendi  populo  concessi:  scientiam  mihi  reser\^avi. 
Orcinos  tamen,  Matones,  Otones,  caepiones,  sepulcra,  Coronas,  lacrymas  dici- 
mus.     Qvia  per  avrium  Judicium  semper  licet. 


DE   VERA    LITERARUM    DOCTRINA.  III 

Catüllus  vero  Ciceronis  seqv^alis,  immodicum  illud  aspirationis  Studium 
eleganti  carmine  notavit,   in  Arrio: 

Chommoda  dicebat,  si  qvando  commoda  vellet 

Dicere,  et  hinsidias  Arrius  insidias, 
Et  cum  mirifice  sperabat  sese  esse  locutum, 

Cum  qvantum  poterat,  dixerat  hinsidias. 
[62]  Credo  sie  mater,  sie  über  avunculus  ejjus, 

Sic  maternus  avus  dixerat  atqve  avia. 
Hoc  misso  in  Syriam,  reqvierant  omnibus  avres. 

Avdibant  eadem  hsec  leniter  et  leviter. 
Nee  sibi  post'  illa  metuebant  talia  verba, 

Cum  subito  affertur  nuncius  horribilis : 
lonios  fluctus  postqvam  illuc  Arrius  isset: 

Jam  non  lonios  esse,   sed  hionios. 

OviNTiLiANUs  idem  repetivit.  Aspiratione,  ait,  veteres  parcissime  usi  sunt, 
etiam  in  vocalibus:  cum  aedos ,  ircosqv^e  dicebant.  Diu  deinde  servatum :  ne 
consonantibus  aspiraretur,  ut  in  Graccis  et  triumpis.  Erupit  brevi  tempore 
nimius  usus ,  ut  choronae ,  chenturiones .  praechones ,  adhuc  qvibusdam  inscri- 
ptionibus  maneant.   qva  de  re  Catulli  nobile  Epigramma  est. 

Terentianus  sui  temporis  Judicium  prodidit.   bis  verbis:     63] 

Nulli  dubium  est :    favcibus  emicet  qvod  ipsis 

H  litera:  sive  est  nota,   qvse  spiret  anhelum. 

Qvin  hanc  etiam  Grammatici  volunt  vacare. 

Qvia  non  adjicit  literulis  novum  sonorem : 

Sed  Grsecula  qvsedam  solitse  nitella  vocis, 

Vocalibus  apte  sed  anteposta  cunctis, 

Hastas,  hederas,  qvum  loqvimur,  hister,  hospes,  hujjus, 

Solum  patitur  qvatuor  ante  consonanies, 

Grsecis  qvoties  nominibus  Latina  forma  est, 

Si   qvando   Choros,   Phyllida,  Rhamnum,   thyma  dico. 

His  docet  Terentianus  solas  vocales  in  Latina  dictione  aspirari.  Idemqve 
rursus  alio  loco  affirmat : 

Una  nam  spiramen  addit  omnibus  vocalibus, 
Hasta  qvando  et  hedera  dicis,  hister  hospes  atqve  humus, 
[64]  Qvatuor  solis  adh^ret  consonantium  literis, 

Inserit  si  qvando  Gra;ca  sernio  noster  nomina, 

Qvum  choros,  Rhamnum,  necesse  est,  Phyllidem,  Thymum  loqvi. 

DiOMEDEs  Hb  2.     Solas,   inqvit.  vocales  qvidam  aspirari  existimant. 

Priscianus  pag.  13.  minus  aperte  id  explicat.  Aspiratio .  inqvit.  ante 
omnes  vocales  poni  potest.  Post  consonantes  avtem  qvatuor  tantummodo. 
more  antiqv'o  Graicorum.  C,  T,  P,  R,  ut  habeo,  Hkrennius.  hyems.  homo, 
humus,  hylas.  Chremes,  Thraso,  Philippus,  Pyrrhus.  Ha:c  ille.  l'bi 
Priscianus  non  satis  aperte  rem  explicat.  Non  enim  exprimit.  in  solis  voci- 
bus  Graecis  consonas  aspirari.  Ut  diserte  Terentianus  ait:  Ovamvis  voccs 
quatuor  postremae,  exempli  cavsa  a  Prisciano  posita:,  Graecae  sunt. 

An  H  post  consonantem  apud  Gra^cos  et  Latinos  Litera  sit? 
Verum  hie  dubitari  posse  videtur:  an  h  ante  vcl  po.st  vocalem  sola,  et  h  post 
,65]  consonantem,  ejjusdem  potestatis  sint.  Hie  enim  justior  cavsa  dubitandi  et 
disputandi  Grammaticis  esse  videtur    qvam  alias.     II  enim  sola  et  ante  et  post 


I  1 2  Jacobus  Matthi/e. 

vocalem,  vera  litera  esse  videtur,  et  sonus  ab  omnibus  aliis  literis  distinctus: 
Qvae  etiam  sine  omni  spirandi  conatu  singulari .  ut  alia  consonantes  .  leniter 
et  leviter  efiferri  possit.  H  avtem  post  consonantem.  flatus  qvidam  ping^dor 
essem  videtur,  majjori  spirandi  conatu  et  hiatu  qvasi.  proferendus.  Q\i  om- 
nibus omnino  literis,  et  ipsi  etiam  h.  communis  esse  potest.  Et  in  literis  vcl 
omnibus,  vel  qvibusdam,  gentis  vel  hominis  alicujjus  spirituosi,  natura  vel  con- 
svetudine,  fieri  potest  et  solet.  Qvod  et  Pkiscianus  indicare  videtur.  cum  ait. 
pag.  13.  Ideo,  inqvit,  aspiratio  extrinsecus  ascribitur  vocalibus ,  ut  minimum 
sonet.  Consonantibus  avtem  intrinsecus.  ut  plurimum.  Omnis  enim  litera 
sive  vox,  plus  sonat  ipsa  sese.  cum  postponitur:  qvam  cum  anteponitur. 
Hic  Priscianus  diserte  affirmat :  H  post  consonam  ,  plus  sonare ,  qvam  ante 
vocalem.  Qvare  flatus  qvidam  vehementior  et  copiosior  esse  videtur,  singu- 
lari conatu  expressus.  Et  Catullus  non  solum  communem:  sed  ^66^  etiam 
propriam  qvandam  in  Arrio  in  loqvendo.  spirandi  et  aspirandi  crassius  et  ping- 
vius,  consvetudinem  reprehendere  videtur.  Unde  et  Epigramma  suum,  voce 
Hionios,  clavsit.  alludens  ad  verbum  hio.  Qvod  Arrius  in  aspirando.  hiatum 
affectaret.  ut  censet  Scaliger  lib.  1.   cap.  45. 

Qvodsi  avtem  hoc  ita  est.  non  recte  sonus  literre  h.  et  flatus  ille  ping- 
vis  et  pene  vitiosus.  eadem  figura  notari  videtur.  Nee  recte  H  inter  conso- 
nantem et  vocalem  scribi.  Atqve  hic  potius  spiritus  Graecorum,  si  figura  ali- 
qva  necessaria  esset,  adhibendus  esset:  vel  apex  aliqvis  similis.  Qva  de  re 
amplius  disqvirendum  censeo. 

De  H  in  lingva  Danica.  In  nostra  avtem  ling\'a  Danica.  aspiratio  non 
solum  ante  vocalem:  sed  etiam  post  vocalem  in  fine  dictionis  monosyllabae 
brevis,  sonare,  et  scribenda  esse  videtur.  ut  apud  Hebraeos,  ut  ah  ego.  dah 
tunc,   duh  tu,   dih  illius. 

Imo  in  omnibus  ling\'is  et  ante  et  post  vocalem  sonare  .videtur  h.  in 
gemitibus  et  su^67^spiriis  aegrotantium  et  dolentium.  graviterqve  anhelantium. 
Unde  etiam  ah  vah  oh  interjectiones  Latinae  factae  sunt.  Et  litera  ipsa  etiam 
gemitus  et  suspirium  dici  potest. 

Cognatio  H  et  S.  H  cum  S  cognatio  est  Priscianus  pag.  25.  Saepe, 
inqvit .  S  pro  aspiratione ,  ponitur .  in  his  dictionibus ,  qvas  ä  Graecis  sump- 
simus:  ut  semis,  sex,  septem,  se.  sal.  Nam  7i|ui-.  e'E.  eTTtd.  e,  äXc.  apud  illos 
aspirationem  habent  in  principio.  Adeo  avtem  cognatio  est  S  literae  cum 
aspiratione.  qvod  pro  ea  in  qvibusdam  dictionibus  solebant  Boeoti.  H  scribere, 
muha  pro  musa  dicentes. 

He  cum  C  etiam  cognationem  habet,  ut  traho.  traxi,  vel  tracsi .  tractus. 
veho,  vexi  vel  vecsi,  vectus. 

Atqve  hic  etiam  intelligi  potest  H  literam  esse.  Res  enim  ejjusdem  ge- 
neris  et  speciei .  inter  se  tantum  permutantur.  ut  qvantitates,  qvalitates,  co- 
lores,   odores.   sapores,   soni  et  literae.     ^68j 

Lingvodentalis  Infera  exterior.  Infera  exterior  est,  qvs  ling\'a  palatum 
extimum,  et  dentes  genuinis  vicinos  pulsante.  et  mucrone  lingvje  inferos 
dentes  magis  premente,  fit  ut  J  et  G. 

J,  EJ  vel  JE.   pulsu  fortiori  fit:  ut  ^neidos   i. 

Jam  pater  /Eneas,  et  jam  Trojjana  Juventus. 


DE    VERA    LITERARUM    DOCTRINA. 


113 


Hujjus  consonantis  magna  est  cum  vocali  lingvali  ultima,  cognatio  et 
affinitas.  Unde  et  facile  haec  in  illam  per  Crasin,  et  illa  in  hanc  per  Diasresin 
syllaba^  transit:  Jacobus  trisyllabum:  Iäcobus  qvadrisyllabum.  ßacTiXei,  ßacTiXei. 
Qvae  res  Grascis  et  Latinis,  ex  parte,  imposuit:  ut  minus  hanc  consonantem 
agnoscerent  et  ä  vocali  figura  et  nomine  distingverent. 

Esse  tarnen  consonantem  natura  ä  vocali  distinctam  non  est  dubium.  Nam 
et  cum  vocali  sonat:  et  ictu  ling\^ae  formatur,  et  positionem  facit  apud  Graecos 
et  Latinos.  Ovare  et  figura  ei  et  nomen,  ä  figura  vocalis  et  [69'  nomine,  di- 
versa  debentur  et  danda  sunt,   ut  fecimus. 

Qvoniam  avtem  haec  consonans  ejjusqve  usus,  non  satis  hactenus  agnitus 
est,   ejjus  historiam  etiam  altius  repetemus,   et  ab  ipsis  Hebraeis  ordiemur. 

DeJ  apud  Hebraeos.  Hebraei,  Chaldaei,  Syri ,  Arabes,  hanc  conso- 
nantem figura  et  nomine ,  ä  vocali  distinctam  habent.  Qvare  etiam  in  aliis 
lingvis  consonans  est:  et  figuram  et  nomen  proprium  habere  debet.  Eaqve  et 
ante  et  post  vocalem  utuntur. 

Ante  vocalem  ut: 

ns^  Japhet,   dissyllabum,   pulcher. 
Hin';'  Jehovah,   trisyllabum,  Jehova, 

Post  vocalem,   ut: 

"iSiTSj!  Adonäj ,   trisyllabum.   Dominus, 

■^iJi  Göj,  monosyllabum,   Gens. 
ilbS  Galüj,   dissylabum,   revelatus. 

Sed  antequam  vocales  punctis  scribi  coeperunt:  Jod  etiam  pro  vocali  E  et 
I  scripta  esse  ab  Hebraeis  videtur.  Atqve  ita  et  vocalis  70",  et  consonantis 
nota  fuisse:  ut  Elias  Levites  tradit.  Qvod  Gra^ci  et  Latini  secuti  esse 
videntur. 

De  J  apud  Graicos.  Grasci  hujjus  consonantis  sonum ,  tantum  post 
vocalem  fere  habent.  Nam  ante  vocalem  jota  semper  seorsum  per  se,  ut  \o- 
calem  proferebant:  Nee  cum  seqvente  vocali  coniungebant,   ut: 

TttTpoc,  lätros,  trisyllabum,  medicus. 
iepeuc,  Hiereus,  trisyllabum,  sacerdos. 
lov,  lön,  dissyllabum,  flos,  viola. 

In  Barbaris  tamen  vel  Latinis  vocabulis,  jota  apud  Graecos  aliqvando  hie 
consonans  est.  Sic  loubaioc  tribus  syllabis  eifert  Lucianus,  et  omnes  Gra;ci. 
Sic  'liLcricpGC,  'luKuußoc,  qvandoqve  trisyllaba  sunt.  MouXiavöc  tetrasyllabum  est 
ut  in  illo  Epigrammate : 

'louXiavöq  ßaöiXeü^  t    ÜYaGöc,  Kpartpöc;  t"   aixM'F'k- 

Verum  post  vocalem,  plerunqve,  jota  cum  vocali  prirccdcntc  conjungunt. 
Qvod  veteres  ut  consonantem  proferebant.  Cujjus  rci  [71]  locuples  testis  est 
Plutarchus,  Qvi  (JU|a7T0criaKuJv  lib.  9.  Ovest.  3.  Alpha,  inqvit,  cum  jota  avt 
ypsilon  pra^cedente ,  syllabam  non  facit :  sed  jota  avt  jpsilon  seqvente .  et 
(TujuqpujvoövTi  consonante,  utitur,  ut  AiavTCc.  aibeicrGai :  aupiov,  auXeiv.  Ihxic 
Plutarchus.  Qvod  avtem  de  alpha  ait:  de  t\[;i\ov  etiam,  omicron,  et  ypsilon 
vocalibus  intelligendum  est.      Jota  ergo    olim  post  \dcalcni.   cum  \-(Kali  a.   e, 

Techmer,  ztschk.  V.  S 


j  14  Jacobus  Matthi.k. 

0,  et  u,  consonabat,  et  consonans  erat.  VA  qvidem  positionem  faciebat,  alia 
consona  seqvente,  vel  in  eadem  syllaba,  ut  Traic,  KTe\c ,  toic,  vel  diversa  ut 
aivoc,  Keivöc,  koiXoc,  uioc. 

Verum  hic  Grammatici  omnes  Gra^ci ,  hactcnus  lai).si  et  hallucinati  sunt, 
qvi  Jota  post  vocalem,  vocalem  non  consonantem  esse  putarunt.  Ac  proinde 
hic  diphthongum  primum  feccrunt.  Decepti  avtem  sunt  soni  vocalis  et  con- 
sonantis  similitudine:  et  figura,-  ejjusdeni  et  nc^minis  homonymia.  Ilic  enim 
unä  et  eadem  figura  et  nomine  duaj  litera,',  admodum  diversas,  continebantur. 
Non  aliter  atqve  nomine  arbuscuLx-,  et  stirps  et  mulier.  artemisia.*  et  herba  et 
mulier  appellat.e  sunt.    [72] 

De  figura  J  apud  Gra^cos.  Ad  hanc  ergo  homonymiam  toUendam, 
figura  peculiari  et  nomine  opus  est.  Verum  ut  nemo  fere  hactenus  de  Jod 
consonante,  hic  qvicqvam  suspicatus  est:  ita  neqve  de  figura  avt  nomine, 
qvisqvam  cogitavit. 

Grammatici  Grseci  recentiores,  cum  viderent ,  hanc  distinctionem  vocalis 
et  consonantis,  qvam  tamen  non  satis  agnoverunt,  necessariam  esse:  eam  punc- 
tulis  duobus,  qvae  vocant  biaipecJeuuc,  qvibus  vocalis  notatur,  moliti  sunt:  ut 
ßacTiXei,  ßacriXei. 

Sed  distinctio  per  diversas  figuras  certissima  et  commodissima  esset.  Ea 
avtem  commodissime  fieri  potest,  si  pro  vocali,  figura  usitata  i  vel  I  scribatur: 
et  ita  appelletur:  pro  consonante  avtem  j  vel  J,  qvod  est  ita  cavdatum ,  et 
Jota  vel  Jod  appelletur.  Qvorum  illud  nomen  ex  hoc  factum  est.  Qvje  scri- 
ptio  etiam  Adolpho  Melcerko  placuit.  in  commentario,  de  veteri  et  recta  pro- 
nunciatione  lingvjE  Gra^cai.  Is  avtem  jota .  ante  vocalem  tantum  .  ut  in  lou- 
baioc  et  similibus,  consonantem  esse  putavit.    [73] 

Atqve  haec  distinctio  utilis  et  necessaria  esset  iis,  qvi  veterem  pronunciatio- 
nem  Jota,  hic  seqvuntur  :   ut  sunt  Angli  et  alii:   et  diphthongum  tolleret. 

De  J  apud  Latinos.  Latini  hujjus  consonantis  sonum  et  usum  et 
ante  et  post  vocalem  habent.     Sed  varium  eorum  de  ea  Judicium  est. 

De  J  ante  vocalem.  Primum  ante  vocalem  est,  ut  jaceo.  jecur,  jocus, 
justus.     Qvod   ä  consvetudine  et  pronunciatione    lingvae  Grsecae  diversum  est. 

Hic  ergo  Grammatici  Latini  veritatem  facile  viderunt.  Cum  enim  hic 
nihil  a  Grsecis  praescriptum  haberent:  suo  judicio  libere  usi,  mature  J  hic  con- 
sonantem esse  viderunt  et  docuerunt. 

Priscianus  pag.  10.  J  pro  simplici  consonante  est:  Qvando  ab  ea  incipit 
syllaba,  in  principio  dictionis  posita:  subseqvente  vocali  in  eadem  syllaba:  ut 
Juno  Jupiter.  Et  pavlö  [74]  post:  pro  simplici  qvoqve  consonante,  in  media 
dictione  invenitur:  sed  in  compositis,  ut  injuria,  adjungo,  ejectus,  rejice.  Ver- 
GiLius  in  Bucolicis: 

Tityre  pascentes  a  flumine  rejice  capellas. 

Procelevsmaticum  posuit,  pro  dactjdico.  Haec  Priscianus.  Qvanqvam 
Scaliger  hic  lib.  1.  cap.  12.  Rejice,  in  versu  Vergilii,  non  recte  per  duplex  i, 
scribi  et  legi  affirmat:  sed  potius  rejce,  per  j  consonantem,  vocali  abjecta, 
legendum  esse.     Et  alium  versum  pro  exemplo  substituit.     Georg.  3. 

Rejice  :  ne  maculis  infuscet  vellera  puUis. 


DE   VERA    LITERARUM    DOCTRINA. 


115 


De  J  post  vocalem.  De  J  post  vocalem,  varia  est  ratio :  et  magis  varia 
Latinorum  opinio.  Nam  consonans  hic,  in  qvibusdam  dictionibus  et  olim  so- 
nuit:  et  hodie  etiam  sonat:  et  ä  Latinis  consonans  esse  agnoscitur  et  docetur: 
In  aliis  avtem  olim  qvidem  sonuit :  sed  hodie  non  sonat.  Et  hic  pro  vocali, 
semper  fere  habita  est,   exemplo  Graecorum.    \j^t 

De  J  post  vocalem  hodie  sonante.  J  ergo  consonans.  hodie  sonat, 
partim  in  medio  dictionis,  partim  in  fine.  De  qva  Prisciaxi  Judicium  av^dia- 
mus.     Ac  primum  de  J  in  media  dictione. 

De  J  post  vocalem  in  medio  dictionis.  Primum  ergo  post  vocalem, 
consonantem  esse  et  positionem  facere  fatentur,  cum  in  medio  dictionis  gemi- 
natur.  Priscian.  pag.  10.  J  inqvit,  pro  duplici  consonante  est:  Qvando  ab 
ea  incipit  syllaba ,  post  vocalem  ante  se  positam.  subseqvente  qvoqve  vocali 
in  eadem  syllaba:  ut  majus,  pejus,  ejus,  in  qvo  loco  Antiqvi  solebant  gemi- 
nare  eandem  j  literam:  et  majjus,  pejjus,  ejjus  scribere.  Ovod  non  aliter  pro- 
nunciari  potest ,  qvam  si  cum  superiore  syllaba  prior  j ,  cum  seqvente  altera 
proferatur:  ut  pejjus,  ejjus,  majjus,  et  duo  jj  pro  duabus  consonantibus  acci- 
piebant.  Nam  qvamvis  j  sit  consonans,  in  eadem  syllaba,  geminata,  jungi 
non  posset:  [76]  Ergo  non  aliter  qvam  tellus,  mannus  proferri  debuit.  Unde 
Pompejji  qvoqve  genitivum  per  tria  i  antiqvi  scribebant.  Ovoniam  duo  supe- 
riora,  loco  consonantium  accipiebant  ut  si  dicas,  Pompejji.  Nam  tribus  iii 
junctis,  qvalis  possit  syllaba  pronunciari  ?  Nam  postremum  i  pro  vocali  acci- 
piendum  est.  Qvod  C«sari  doctissimo  artis  Grammaticse  placitum  fuisse,  ä 
Victore  qvoqve,  in  arte  Grammatica,  de  syllabis,  comprobatur.  Et  pag.  30. 
In  Graecis  verö  qvoties  hujjusmodi  apud  nos  fit  Dia^resis  penultimx  äVllabai, 
j  pro  duplice  consonante  accipitur,  ut  majja  pro  mafa  et  Ajjax  dj^ac.  Et 
pag.  31.  oe,  est  qvando  per  Dia^resin  profertur  in  Gra^cis  nominibus:  et  Gra^cam 
servat  scripturam.  Pro  o  enim  et  j  ponitur.  Qva^  tamen,  sicut  supra  dictum 
est,  locum  duplicis  consonantis  obtinet.  ut  Troja  pro  xpcj^a.  et  maja  pro  laaj'a. 
Haec  Priscianus.  Ergo  j  etiam  post  vocalem  ejjusdem  syllaba; .  in  medio 
dictionis  consonans  est  Prisciano. 

Cum  Prisciano  sentit  etiam  Fahius  lib.  i.  cap.  5.  Sciat  qvoqve,  inqvit. 
CiCERONi  placuisse  ajjo,  Majjaqve  geminata  j,  scribere,  Qvod  si  est,  etiam 
jungetur,  ut  consonans. 

Et  Terentianus  qvi  sie  scribit;    [77] 

J  medio  cum  locatur  hinc  et  hinc  vocalium 
Troja  sive  maja  dicas,  pejor  et  jejunium: 
Noniinum  primas  vedemus  esse  vocales  breves: 
J  tamen  sola  seqvente,  duplum  liabere  temporis. 
Ergo  vel  loco  duamm  consonantium  fungitur: 
Vel  gemella  si  locanda  est:  ut  videtur  pluribus: 
Bis  tibi  vocalis  eadem  pnxibet  usum  coiison;v;; 
Ante  vocalem  se^ivendo,   cum  priore  syllaba : 
Prxdita  mox  et  in  sctiventi,  jure  qvo  sit  consonans. 

De  J  in  fine  dictionis.  Je  post  vocalem  ejjusdem  syllaba:,  in  fine 
dictionis,  rarius  est  apud  Latinos,  Nempe  in  civibusdam  vocativis  sccund;u 
declinationis :  et  voculis  qvibusdam,  ut  hcj  apud  P(K>tas  hujc  et  cuj.  De  hoc 
ergo  j  vocativi,     sie   [jS]  agit   lib.  7.     In    vocativo   secund;u   declinationis:    De 


1 1 6  Jacobus  Mati hI/E. 

Pompej  et  Vultej,  inqvit,  et  Caj  et  similibus  vocativis:  qvse  j  loco  consonantis, 
ante  us  habent  in  nominativo;  dubitatur,  utrum  j  extrema  pro  vocali  an  pro 
consonante  sit  accipicnda,  qvomodo  in  aliis  casibus.  Qvod  magis,  more  anti- 
qvo,  rationabilius  esse  videtur.  Nam  solebant  illi  non  soluni  in  principio,  sed 
etiam  in  fine  syllabae,  ponere  j  loco  consonantis.  Idqvc  in  vetustissimis  in- 
venies  scripturis,  qvoties  inter  duas  vocalcs  ponitur,  ut  ejus.  Pompej  us,  Vult- 
ejus,  cujus.  Qvod  etiam  omnes,  qvi  de  literis  curiosius  scripserunt,  affirmant. 
Nee  non  metra  ostendunt,  qvod  dicimus.  l^t  regulae  ipsius  ratio  in  supradicto 
vocativo.  Omnis  enim  vocativus  in  I  desinens,  una  syllaba  minor  esse  debet 
nominativo  suo:  ut  Salustius  6  Salusti,  Virgilius  6  Virgh.i,  Tkkkntius  6 
Terenti.  Ergo  si  Pompejus  et  Vultej  us  trisyllaba  sunt  in  nominativo:  neccs- 
sario  in  v^ocativo  dissyllaba  esse  debent.  Qvod  non  potest  fieri:  nisi  j  loco 
consonantis  accipiatur. 

HcXc  Priscianus.  Qvibus  affirmat  et  probat  Jod  in  fine  ejjusmodi  vocati- 
vorum,  consonantem  esse.  Idqve  duplici  ratione:  [79  Primum  qvia  ante  in 
Nominativo,  consonans  fuit:  Deinde  qvia  Jod  cum  pra^cedente  vocali,  in  unam 
syllabam  coalescere  non  potest:  nisi  Jod  loco  consonantis  accipiatur. 

Harum  posterior  ratio,  ut  de  priore  nunc  nihil  dicam,  vera  solida  et 
generalis  est.  Et  proinde  diligenter  observanda  j ,  inqvit,  non  potest  in  bis 
vocativis  cum  vocali  praecedente ,  in  unam  syllabam  coalescere,  et  cum  ea 
proferri,  nisi  loco  consonantis  accipiatur.  Concludo  ex  verbis  Prisciani.  Ergo 
Jod  etiam  in  bis  voculis  monosyllabis,  qvas  recitat  Priscianus,  hej  communiter : 
apud  Poetas,  hujc  et  cuj,  consonans  est.  Sic  et  in  veteri  diphthongo  Latina 
ej,  ut  partejs,  qvejs,  Jod  consonans  fuit.  Et  omnino  consonans  erit,  qvoties 
cum  vocali  praecedente,  in  eadem  syllaba,  profertur. 

Atqve  hic  etiam  Scaliger  veritatem  vidit:  qvam  tamen  ante  ä  Prisciano 
visam  et  propositam  esse  non  meminerat.  Is  ergo  lib.  i.  cap.  12.  de  j  sie 
aif.  Igitur  non  solum  cum  incipit  ab  ea  syllaba,  ut  dixere,  , consonans  erit: 
sed  etiam,  qvod  omisere,  qvum  terminabit,  esse  possit.  Qvin  etiam,  seqvente 
consona,  ut  in  pronomine  hujc  :  Neqve  enim  ut  hic  [80  est  consonans;  aspi- 
ratur  enim.  Neqve  est  diphthongus:  Et  est  monosyllabum,  Atqve  idem  j 
est,  qvod  prius  fuit  in  secundo  casu  hujus:  sicut  in  cuj  est,  qvod  erat  in  cujus. 
Hsc  Scaliger.  Atqve  hactenus  Latini  non  minimum  meruere  decus,  vestigia 
Graeca  avsi  deserere:  et  veritatem  prodere,  atqve  tueri. 

De  J  post  vocalem  olim  sonante.  J  post  vocalem  a,  e,  o,  semper 
fere  olim  apud  Latinos,  ut  et  apud  Gra^cos  sonuit,  et  consonans  erat,  sed 
exceptis  iis  syllabis,  de  qvibus  nunc  dictum  est,  in  omnibus  aliis  Latini,  Grae- 
corum  avtoritatem  secuti,  J  vocalem  esse  putarunt.  Ac  proinde  hic  etiam 
Graecorum  exemplo,  diphthongos  fecerunt,  et  eo  nomine  tres  in  primis  syllabas 
appellarunt,  ai,  ei,   oi:  Haec  enim  vetus  scriptura  fuit. 

Deinde  in  his  syllabis  scriptura  mutata  est:  et  pro  ai  et  oi  propter  vici- 
nitatem  vocalis  e  et  i,  de  qva  in  i  dictum  est,  ae  et  oe  scriptum  est.  Pris- 
cianus pag.  32  pro  i,   inqvit,   e  in  diphthongo  accipimus. 

Praeterea  etiam  pronunciato  mutata  est.  J  enim  consonans ,  difficilioris 
pronuiiciationis  [81]  est.  Natura  enim  facilitate  delectatur.  Unde  Cicero  in 
Oratore  scribit,  fuga  literse  vastioris  x,  ex  axilla,  alam,  maxilla,  malam  facta 


DE   VERA    LITERARCM    DOCTRINA. 


117 


esse.  Ergo  pro  ae  et  oe,  e  simplex  pronunciatum  est,  et  setas,  coelum,  musae 
dictum  est.  qvasi  etas,  celum,  muse.  Et  qvamvis  pronunciatio  vera  mutata  est: 
tarnen  scriptura  vetus  et  prava,  veteris  pronunciationis  vestigium.  qvalecunqve 
permansit. 

Ei  avtem  syllaba,  in  vocalem  simplicem  e  vel  i.  et  pronunciatione  et  scri- 
ptione  mutata  est. 

Atqve  hujjus  rei  locuples  testis  est  Qvixtilianus.  Qvi  et  consonantis  J 
veterem  pronunciationem  Latinam.  Graicae  similem,  et  ejjus  pronunciationis, 
et  scriptionis  veteris  mutationem  aperte  ostendit  Hb;  i.  cap.  12.  Ai .  inqvit, 
syllabam,  cujjus  secundam,  e  nunc  ponimus,  varie  per  a  et  i  efferebant:  Qvi- 
dam  semper,  ut  Grseci.  qvidam  singulariter  tantum:  cum  in  dativum  vel  geni- 
tivum  incidissent.  Unde  pictai  vestis  et  aqvai,  Virgilius  ,  amantissimus  vetu- 
statis,  carminibus  inseruit.  In  iisdem  plurali  numero,  e  utebantur,  hi  Sylle, 
Galbe.     Haec  Qvintiliaxus. 

De  ei  avtem  syllaba.  eodem  capite  ait.  Diutius  ^82"  duravit,  ut  ei  jun- 
gendis,  eadem  ratione,  qv^a  Grseci  ei,  uterentur.  Haec  ille.  Unde  diu  con- 
svetudo  mansit,  ut  pro  i  longo,  ei  scriberent  Latini,  ut  passim  in  Varrone 
videre  est.  Et  Fabius  eodem  loco  ostendit  et  ut  parum  commodum  repre- 
hendit.     Ea,   inqvit,  ratio  casibus  numerisqve  discreta  est:  ut  Lucilius  praecipit: 

Jam  puerei  venere  :  e  postremum  facito  atqve   i, 
Ut  puerei  plures   fiant. 

Ac  deinceps  idem : 

Mendacei,  fureiqve  addes  e.  cum  dare  furi     jnsseris. 

Qvod  qvidem  cum  supervacuum  est.  qvia  i ,  tam  longae  qvam  brevis 
naturam  habet:  tum  incommodum  aliqvando:  Nam  in  iis,  qvae  proximam  ab 
ultima  literam  e  habunt,  et  i  longa  terminabuntur,  illam  rationem  seqventes. 
utemur  e  gemina.  Qvalia  sunt  haec  avreei ,  argenteei  et  similia.  Idqve  iis 
praecipue,  qvi  ad  lectionem  instituentur,  etiam  impedimento  crit.  Sicut  in 
Graecis  accidit.  adjectione  j  literae.  Qvam  non  solum  dati\-is  casibus.  in  parle 
ultima  ascribunt:  sed  qvibusdam  ctiam  interponunt.  [83]  ut  Xiiiairii.  Qvia  Et)-- 
mologia,   ex  divisione.   intcr  syllabas  facta,   desideret  eam  literam.     Ha:c  ille. 

Verum  hie  Latini  similiter  atqve  Graeci  olim  lapsi  sunt:  Et  hodie  etiam 
in  errore  versantur.  Qv'os  primum  Gr^ecorum  avtoritas  in  errorem  induxit. 
Deinde  ut  Gra^cos,  soni  similitudo  in  i  vocali  et  J  consonante.  et  figurae  et 
Hominis  homonymia,  decepit.  Qvare  ad  hanc  homonymiam  toUendam  et 
distingvendam  hie  etiam  figura  peculiari  et  nomine  est  opus. 

De  figura  J  apud  Latin os.  Nemo  veterum  Latinorum  luijc  conso- 
nanti  figuram  et  nomcn  dcdit:  qvibus  a  vocali  I  disting\'eretur.  Nisi  forte 
Clavdius  Imperator  id  fccit.  Qvem  Svktonius  scribit  tres  literas  Romanis  im- 
peravis.se.  Qva;  avtem  eae  fucrint,  tacet.  Dua:  nominantur  a  Prisciano.  di- 
gamma  et  antisigma.  Fortassc  hujjus  etiam  consonantis  i'igura  aliqva  et  nomcn 
factum  est. 

Scauc.kr  lib.  I.  cap.  40.  pro  hac  consona  ^84!  ponit  figuram  hanc  ].  Sed 
eam  usus  non  freqventavit. 

Pktrus  Ramus  in  Grammatica  Latina  et  Scholis  Grammaticis,   commodio- 


1l8  Jacobus  Mattiii.i:. 

rem  f\<^uram ,  et  jam  ante  usitatam,  et  cum  figura  vocalis  I  cognatam,  pro- 
ponit.  Eam  nempe  qva  hie  utimur,  j  vel  J.  Eiqve  nomen  Hebraicum  Jod 
accommodat.  Nos,  inqvit,  Hebra^orum  exemplo  Jod  appellamus .  et  figuram 
ei  tribuimus,  qvam  in  Hispanorum  et  Francorum  sermonc  versatam  perspexi- 
mus.  Jam  pridem  enim  Hispanis,  nescio  qvis  dedit.  Franciai  certe  nunc  nuper 
LuDOvicus  Megrktius  utcndam  proposuit.     Hrec  ille. 

At  hanc  figuram  etiam  Gcrmani,  Dani  et  alii,  typographi  praesertim,  du- 
dum  amplexi  sunt,   et  jam  diu  usurpant. 

Hffic  ergo  figura,  non  solum  ante  vocalem  in  lingva  Latina:  ut  hactenus 
fere  factum  est:  scd  etiam  post  vocalem,  tum  in  Gra^ca ,  tum  Latina  lingva, 
scribi  potest :   ut  in  hoc  scripto,  ä  nobis  factum  est. 

De  J  in  lingva  Danica.  In  lingva  nostra  Danica  praesertim  Cim- 
[85]brica,  haec  consonans,  admodum  freqvens  est.  Qvare  hie  etiam  ejjus 
figurae  usus  ad  rectam  et  accuratam  scriptionem  et  lectionem  admodum  utilis 
et  necessaria  est. 

Ante  vocalem  ut  jact  venatio,  jeg  qvercus,  jaeg  ego,  jord  terra.  Et  con- 
sona  praecedente,  ut  sjeb  smegma ,  Ijer  argilla,  njes  nasus ,  tja^r  pix ,  dja^rro 
avdax,  kjaer  charus ,  kjer  carrus,  kjern  granum,  hjel  integer,  hjelm  galea, 
hjert  cor,  hjor  grex,  hjör  pastor,  gjasr  faeces ,  gjaer  saepes,  gjern  libenter, 
gj0re  facere,  fjel  asser,  fjer  penna,  fjor  fretum,  Fjer  Petrus,  bjero  mons,  bjelck 
trabs,   mjel  farina. 

Post  vocalem,  ut  maj  frondes  festae  vel  verben^,  mäj  locus  palustris, 
ejdom  possessio,  sej  lentus ,  smej  faber,  lej  conducere ,  lejdreng  mercena- 
rius,  nej  non,  dej  massa,  vej  ligna,  vaej  via,  fej  verrere,  beji  procus.  Atqve 
hactenus  de  Je. 

G,  EG  vel  GE,   fit  pulsu  leniori:  ut  ^neid.  lo. 

Agnovit  longe  gemitum  piiesaga  mali  mens. 

Terentianus  cum  C  conjungit:  et  obtusius  qvam  C,  sonare  ait:   [86] 

G  porro  retrorsum  coit  :   et  sonum  prioris 
Obtusius  ipsi  prope  sufficit  palato. 

QviNTiLiANUs  etiam,  cum  intermedias  non  agnosceret,  cum  c  conjunxit, 
et  ejjus  sonum  moUiorem  et  hebetiorem  esse  dixit.  Et  ideo  Diomedes  IIb.  2. 
novam  consonam  esse  dixit.  Sed  cum  C  conjungi  non  posse  videtur.  Nam 
illic  genuini ,  hic  dentes  genuinis  vicini  lingva  pulsantur.  Qvare  loca  pulsus 
et  ictus  distincta  sunt.     Ac  proinde  literae  etiam  dispares. 

Cognatio.  Cognatio  tamen  est  C  cum  G,  et  commutatio,  ut  Kußepvrjiric, 
gubernator,  Koßioc,  gobios.  Qvadringenta,  septingenta  pro  qvadrincenta,  sep- 
tincenta. 

Et  G  in  C  transit,  ut  ago  actus,  tego  tectus ,  lego  lectus,  tego  texi  vel 
tecsi,  pingo  pinxi  vel  pingsi. 

Unde  et  C  pro  G  et  contra,  in  qvibusdam  nominibus  propriis,  scripta  est. 
QviNTiLiANUs  lib.  I.  cap.  12.  Qvid  qvae  scribuntur  aliter,  qvam  pronunciantur. 
Nam  et  Cajjus  C  litera  notatur.  Nee  Cnejjus  eam  literam,  in  [87]  praenominis 
nota,  accipit,  qvam  sonat. 

Terentianus  eandem  cognationem  et  permutationem  exposuit  his  verbis: 


DE    VERA    LITERARUM   DOCTRIxNA.  I  I  Q 

Scribimus  prKnomen  unum  et  C  qvidem  prseponimus. 

G  tarnen  sonabit  illic  :   qvando  Cneum  enuncio, 

Asperum  qvia  vox  sonorem  interpolat. 

Vel  priores  G  Latini  nondum  ab  apice  finxerant. 

Cajjus  praenomen  proinde  C  notatur,   G  sonat. 

Sic  amurca,  qvse  vetuste  saepe  per  C  scribitur; 

Esse  per  G  proferendam  crediderunt  plurimi. 

Qvando  ctjuopYn  Grseca  vox  est,  ^au^a  origo  praferat. 

G  etiam  transit  in  S,   ut  spargo  sparsi,   mergo  mersi. 


CONSONANS   LABIALIS. 

Hactenus  consonans  lingvalis  fuit:  seqvitur  labialis.  Labialis  est  qvae  pulsu 
[88]  et  ictu  labii  inferioris  formatur.  Etsi  enim  labium  etiam  superius  non- 
nihil  moveatur:  tarnen  inferius  praecipue  pulsat:  Et  pulsat  non  tantum  labrum 
superius,  sed  etiam  dentes.  Qvare  hinc  praecipue  distinctio  petenda  est.  Hase 
consonans  labialis  ergo,  os  fere  clavdit:  et  labiis  contractis,  instar  posteriorum 
vocalium  profertur.  Unde  et  naribus  magis  resonat,  et  contracta  etiam  dici 
potest.  Hujjus  avtem  minor  est  natura  numerus.  Hie  enim  loca  pavciora 
distincta  sunt:  qvibus  pulsus  variari  et  distingvi  possit.  Atqve  hinc  fit,  qvod 
homines  loqventes  avt  canentes  hiare  fere  videantur.  Qvod  plures  sint  con- 
sonantes  lingvales,  in  qvibus  os  hiat:  qvam  labiales,  in  qvibus  os  clavditur. 
Hic  etiam  soni  fere  bini  similes  sunt. 


LABIALIS    LABIODENTALIS. 

Labialis  duplex  est:  labii  unius  avt  utriusqve.  Unius  est,  qv^  labio  in- 
feriore ad  dentes  superos  applicato,  formatur:  et  labiodentalis  dici  potest.  ut 
V  et  F. 

V,  EV  vel  VE ,  labio  inferiore  nonnihil  [Sgl  contracto .  et  interiore  sui 
parte  levius  dentes  premente,   lenius  efflatur,   ut  iEneid.  5. 

Brevil)usqve  vadis,  fnistraqve  vocantem. 

Haec  consonans  magnam  etiam ,  cum  secunda  vocali  contracta  u .  cogna- 
tionem  habet.  Unde  et  facilc  haec  in  vocalem  per  Diajresin  syllabaj  transit: 
et  vocalis  in  hanc  per  crasin :  ut  solvit  soluit.  Unde  et  ha^c  consonans  Grarcos 
et  Romanos  magna  ex  parte  fefellit.  Nee  satis  vis  ejjus  hactenus  intellecta 
est.  Eiqve  idem  fere  qvod  Je  accidit:  Discrimen  tamen  soni  vocalis  et  con- 
sonantis  hic  manifestius  est,  qvam  in  Je  fuit.  Nam  in  u  vocali,  labrum  inferius, 
dentes  nee  tangit,  nee  pulsat.  Qvod  utrumqve  in  v  consonante  fit.  Et  ha^c 
positionem  seqvente  consona ,  facit.  Qva^  res  consonantem  esse  ostendit  ä 
vocali  natura  et  sono  distinctum.  Qvare  ei  figura  et  nomen  dandum  est:  ut 
fecimus.  Usus  ejjus  in  omnibus  lingvis  est.  Sed  qvoniam  h:uc  etiam  conso- 
nans et  ejjus  usus  non  satis  hactenus  perspectus  et  explicatus  est.  nos  histo- 
riam  et  doctrinam  ejjus  altius  repetemus.   [go] 

De  V  apud  Ilebra^^os.  Hebraji  ergo  hanc  etiam  consonantem  ;i  \ocali, 
figura  1  et  nomine  vav  distinctam  habcnt-  0\am  et  ante  et  post  vocalem 
usurpant. 


I20  Jacohus  Mattiim;. 

Ante  vocalcm.   ut : 

^bT  valäd,   dissyllabum,   proles. 

^niDT  västi,   trisyllabum,   nomen  mulicris. 

"lis^ni  vchaor,   trisyllabum  :  et  lux. 

Post  vocalem,   ut : 

iblö  schalev,   dissyllabum,  salvus. 
T'S  piv,  monosyllabum,   os  ejjus. 

Verum  ut  jod,  ita  et  vav,  anteqvam  vocales  punctis  scribi  coeperunt,  etiam 
pro  vocali  o  et  u  scripta  esse  ab  Hebraiis  videtur.  ut  sentit  Elias  L];vrn;s. 
atqvc  ita  et  vocalis  et  consonantis  nota  fuisse.  Qvod  Grreci  et  Latini  ex  parte 
secuti  forte  sunt. 

De  V  apud  Graecos.  Gra^'ci  vav  consonantem  ante  vocalem  commu- 
niter  non  proferebant.  Sed  privatim  [91]  tantum.  Communiter  enim  ypsilon 
seorsum  ut  vocalem,   protulere,  ut: 

uaXoc,  hyalos,  trysyllabum. 
ueXoc,   hyelos,  trysyllabum. 

.^oles  avtem  privatim  hanc  consonantem  ante  vocalem  proferebant.  Et 
eam  figura  et  nomine,  a  vocali  distinxerunt.  Ac  figura  F  vel  d  usi  sunt. 
Nomine  avtem  duplici  usi  sunt :  primo  digamma,  qvod  geminum  gamma  sonat, 
et  ex  figura  sumptum  est.  Qvae  duobus  gamma  Graecis  conjunctis,  hoc  modo 
^  similis  est.  Altero  vero  vav,  Qvod  Hebraicum  est:  ab  Hebraeis  sumptum, 
et  ex  sono  ipso  factum  est.  Sic  ergo  scribebant  et  proferebant :  FeXevrjV 
velenen,  Helenam ;  BjnuocpdFujv,  XaFoKdFuuv.  Demophavon,  Lavocavon,  ut  est 
apud  Priscianum  pagina  11.  et  12. 

Post  vocalem  communiter  Grzeci  omnes  ypsilon  ut  consonantem  pro- 
ferunt,  prsesertim  post  alpha  et  epsilon,  ubi  et  positionem  consona  seqvente, 
facit.  Nam  post  omicron,  omicron  et  ypsilon,  vocalem  u  fere  sonabant.  ut 
supra  docuimus.  Post  jota  vel  ita,  ypsilon  rarior  est,  et  ut  vocalis  y,  pro- 
fertur  per  Diseresin,  ut  i'ufH,  iynx,  iuy^oc,  iygmos  [92]  clamor.  De  Alpha 
Plutarchus  testis  est.  Alpha,  inqvit,  Jota  et  Ypsilon,  seqvente,  et  cru|ucpa)- 
voOvTi,   consonante  utitur, 

Grammaticae  etiam  Grsecae  scriptores  pleriqve  de  Ypsilon  post  vocalem, 
in  eadem  syllaba,  tradunt,  eam  proferendam  esse,  ut  v  consonantem  auXr) 
qvasi  avla,  eupoc  qvasi  Evrus.  Qvod  qvid  est  aliud  dicere  qvam  conso- 
nantem esse  ■? 

Post  alpha  ergo  consonans  est  et  positionem  facit,  ut: 

vaOc,  navs,  monosyllabum,  navis. 

auXöc,  avlos,   dissyllabum,  tibia. 

auXeiv,  avlejn,   dissyllabum,  tibia  canere. 

Post  epsilon  consonans  est  et  positionem  facit,   ut: 

Zeuc,  zevs,  monosyllabum,  Jupiter, 
eupoc,  Evrus,   dissyllabum,  Evrus. 
eubuu.  hevdo,   dissyllabum,   dormio. 


DE   VERA   LITERARUM    DOCTRINA.    .  J  2  I 

Sed  Grammatici  Graeci  hie  tarnen  vulgo  hactenus  ypsilon  non  consonantem 
sed  voealem  esse  putarunt.  Unde  et  hic  diphthongus  facta  av,  ev.  Sed  omnes 
hic  errarunt:  soni  vocalis  et  consonantis  similitudine,.  et  figurse  ejjusdem  et 
nominis  homonymia  decepti.  [gs]  Ad  qvam  homonymiam  tollendam,  figura 
cum  nomine,   consonanti  huic  propria,  necessaria  est. 

De  figura  V  apud  Graecos.  Ut  nemo  hactenus  de  consonante  hic 
cogitavit:  ita  etiam  de  figura  consonantis  nemo  cogitavit.  Grammatici  qvidem 
Graeci  recentiores  voealem  hic  u  consonam.  qvam  tarnen  non  agnoverunt, 
punctis  qvae  vocant  Diaereseos,  discernunt;  ut  aüXoc ;  aÜTTVOc.  Sed  distinctio 
per  figuram  certior  et  commodior  esset. 

Ovod  commodissime  fieri  potest:  si  figura  vocalis  usitata  v,  consonanti 
tribuatur.  et  vav  more  Hebraico  et  ^olico  appelletur.  Pro  vocali  avtem 
scribatur  figura  Latina  y,  qvse  est  tantum  ypsilon  cavdatum.  Qva  in  vocibus 
tantum  Graecis  scribendis,  Latini  usi  sunt:  Et  nomine  yta,  vel  kybbutz  Hebraico 
more  appelletur,   ut  d'yXoc,   dyTTVOC. 

De  V  apud  Latin os.  Latini  hanc  consonantem,  et  ante  et  post  voealem. 
proferunt.  Et  ante  voealem  [94;  qvidem.  consonantem  esse,  partim  confiten- 
tur  et  docent:  partim  negant  avt  dubitant. 

De  V  ante  voealem,  syllabam  inchoante.  Vav  ante  voealem,  par- 
tim syllabam  inchoat :  partim  consonantem  seqvitur.  Ovando  syllabam  in- 
choat,  consonantem  esse  fatentur :  Qvod  ab  /Eolibus  didicere,  ut  in  vadum. 
verbum ,  vis ,  vola ,  vultus ,  servus ,  navita.  Atqve  hic  Latini  qvidam  more 
.^olum,   etiam  figuram  et  nomen  huic  consonanti  tribuerunt. 

Priscianüs  pag.  i.i.  v  vero  loco  consonantis  posita,  eandem  prorsus  in 
Omnibus  vim  habuit  apud  Latinos,  qvam  apud  yEoles  digamma  F.  Unde  ei 
ä  plerisqve  hoc  nomen  datur,  qvod  apud  /Eoles  habuit  olim  F  digamma,  id 
est  vav,  ab  ipsius  voce  profectum:  teste  Varkone  et  Didvmo.  qvi  id  ei  nomen 
esse  ostendunt,  pro  qvo  C^sar  hanc  figuram  F  scribere  voluit.  Ovod  qxamvis 
illi  recte  visum  est:  tamen  consvetudo  superavit.  Haec  Prisciaxus.  Atqve 
idem  etiam  alii  tradunt.     95] 

Terentianus  ita  scribit: 

Versa  vice,   si  sit  prior  v,    secjvalur   ilhi  : 
Cum  dico,  viele:  contulit  I  sonum  priori. 
Ast  ipsa  nianet  tempore,   qvo  sonabat  ante. 
Vocalibus  hoc  et  reliqvis  pr^dita  servat, 
Ut  vade,  veni,  vota  refer,   teneto  viiUum, 
Unde  ^oliis  litera  fingitur  digammos, 
Qvce  de  numero  sit  magis  consonantiiim : 
Vocalis  in  istum  mage  qvam  versa  sit  usum, 

Vav  ergo  syllabam  inchoans  Grammaticis  Latinis  consonans  est:  sicut 
/Eolibus. 

De  V  ante  voealem,  consonam  seqvente.  Interdum  vav  ponitur 
inter  consonantem  qvae  syllabam  inchoat:  et  voealem  in  eadem  syllaba  se- 
qventem.  Consonans  avtem  pra:cedens  [961  est  fere  S,  O,  vel  G.  Atqve  hic 
Q  in  primis  pro  C  scribcbant  olim  et  hodie  etiam  scribitur.  De  \i  a\tom  v. 
varia;  opiniones  erant.  Plcritjve  voealem  esse  putiirunt.  Diphthongum  tamen 
hic  non  fecerunt. 


122  Jacobus  Matthi.k. 

QviNTiLiANUs  lib.  12.  cap.  lo.  Duras ,  inqvit ,  et  illa  consona,  syllabas 
facit,  qvae  ad  conjungcndas  dcmum  sibi  subiectas  vocales,  utilis  est,  alias 
supervacua:  ut  eqvos  et  eqvum  scribimus. 

Sic  et  Terentianus  : 

Namqve  Q  praemissa  super  u,  simul  mugit  sibi, 
Syllabam  non  editiira,   ni  comes  sit  tertia 
Qvaelibet  vocalis,  illis  hoc  et  exemplis  proba. 
Namqve  eqvos  vel  ceqvor,   qvestus  avt  aqvam  scribimus. 
Et  qveo  et  qverela,   qvercus  et  qvater,  Q  praedita  est. 

Sed  aliter  Priscianus  pag.  8.  Q  vero,  ait,  propter  nihil  aliud  scribcnda 
videtur  esse,  nisi  ut  ostendat  seqvens  u,  ante  vocalem,  in  eadem  syllaba  po- 
sitam,  perdere  vim  literai. 

Et  pag,  22.  Est,  inqvit,  qvando  amittit  v  [97]  vim  tarn  vocalis,  qvam 
consonantis,  ut  cum  inter  Q  et  aliam  vocalem ,  ponitur ;  sicut  jam  comme- 
moravimus,  ut  qvisqvam.  Hoc  idem  plerumqve  patitur,  etiam  inter  G,  et  ali- 
qvam  vocalem,  ut  sangvis.  lingva.  S  qvoqve  antecedente  v,  et  seqvente  a 
vel  e,  hoc  idem  saepe  fit  ut  svadeo  svavis,  svesco  svetus.  Haec  Priscianus.  Ubi 
qvasi  in  salebris  haerere  videtur. 

Verum  contra  Prisciani  sententiam,  hoc  etiam  v  consonantem  esse  probat, 
primum  argumentum  cavsae  efficientis.  Si  enim  proferas  voces  eas,  qvas  recitat 
Priscianus  :  et  similes  alias,  qvisqvam,  sangvis,  lingva,  svadeo,  svavis,  svesco 
svetus :  senties  labrum  inferius  dentibus  superis  admoveri,  cum  v  in  iis  vocibus 
profertur.  Deinde  aliarum  consonantium  exemplum  suffragatur,  Nulla  enim 
consonans  ideo  naturam  avt  genus  consonantis  mutat.  Qvia  seqvitur  aliam 
consonantem  in  eadem  syllaba.  Consonantes  qvidem,  qvo  plures  in  una  syllaba 
concurrunt,  eo  magis  altera  alteri  cedit  et  sese  accommodat :  Sed  nulla  tamen 
consonantis  naturam  amittit,  Sicut  et  consonans  omnis  vocali,  qvacum 
jungitur,  etiam  sonum  suum  [98]  accommodat,  et  pro  vocali  qvodammodo 
mutat:  et  tamen  consonans  esse  non  desinit, 

Qvod  vero  ad  hunc  locum  attinet:  Priscianus  hoc  loco  sibi  parum  con- 
stare  videtur.  Vult  enim  v  in  ejjusmodi  vocibus  v^ocalem  esse:  et  tamen 
affirmat  eam  amittere  vim  et  vocalis  et  consonantis.  Id  est,  nee  vocalem,  nee 
consonantem  esse,  Qvae  est  manifesta  contradictio :  perinde  ac  si  diceret:  Est 
vocalis  et  non  est  vocalis.  Deinde  alterum  omnino  membrum  falsum  erit. 
Nam  si  litera  est,  avt  vocalis,  avt  consonans  erit.  Omnis  enim  litera  avt 
vocalis  avt  consonans  est. 

Postremo,  alibi  pag.  3.  et  4.  affirmat  Priscianus,  v  in  ejjusmodi  vocibus 
qvibusdam  sonum  habere  literse  Graecse  ypsilon,  id  est,  vocalis,  in  his  dictio- 
nibus:  Qvae,  qvis,  pingve,  sangvis,  lingva.  Verum  hoc  primum  ab  altero 
loco  discrepat.  Ubi  affirmat  v  amittere  vim  et  vocalis  et  consonantis.  Si 
enim  sonat,  ut  ypsilon,  jam  vocalem  sonat :  nee  vim  vocalis  amittit.  Deinde 
hoc  ut  falsum  reprehenditur.  Neqve  enim  vocalem  ypsilon,  sed  consonantem 
vav  sonat. 

Scaliger  lib.  i.  cap,  8,  Illud  qvoqve,  inqvit,  [99]  falsum  erit,  qvod  veteres 
prodidere:  v  cum  post  G  vel  Q,  praecedit  avt  e,  avt  i,  avt  ae,  Graecae  vocalis 
y  vim  obtinere.    Neqve  enim  ullum  sonum  similem  gerit.     Si  enim  ita  esset, 


DE   VERA    LITERARVM    DOCTRINA.  12.3 

Graeci  ipsi  non  tarn  laborarent.  Haberent  enim  ad  manus ,  suam  literam :  et 
scriberent  KYINT02I:  Qvod  apud  nos  est  Qvintus.  Sed  ipsi  et  scribunt 
KOINTOC  et  pronunciationem  illam  nuUo  modo  possunt  asseqvi.  Ergo  hoc 
vav  etiam  contra  Priscianum  consonans  est. 

Neqve  obstat,  qvod  vav  post  Q  liqvescat,  neqve  positionem  faciat,  ut  in 
aqva,  eqvus,  liqvidus,  aliqvis.  Nam  eadem  ratione  R  et  L  liqvescunt.  cum 
ponuntur  post  aliam  consonantem  ut  in  patris,  Atlas.  Neqve  tarnen  propterea 
consonantes  non  sunt,  avt  esse  desinunt. 

De  V  post  vocalem.  Vav  post  vocalem  in  primis  et  mediis  syllabis 
vocum  Latinarum  freqventius  est,  et  consona  seqvente,  semper  positionem 
facit:  ut  avdio,  havrio,  Evrus,  Evge.  In\iltimis  rarissimum  est:  et  fere  mono- 
syllaborum  tantum:   [loo]  ut  sunt  avt,  havd,  lavs,  fravs,  hev,  hevs,   sev,  nev. 

De  hoc  ergo  v  et  Priscianus,  et  aUi  omnes  Grammatici,  hactenus  caecu- 
tivere,  et  in  errore  versati  sunt,  ex  qvo  nemo  se  exph'care  potuit.  Priscianus 
qvidem  cum  aliis  nonnuUis,  de  Jod  veritatem  ex  parte  olfecit.  Sed  idem.  cum 
aliis  Omnibus  Graecorum  opinione  et  avtoritate  fascinatus.  de  consonante,  hoc 
loco ,  nihil  videre  potuit.  Omnes  enim  hie  v'ocalem  esse  putarunt:  et  inde 
diphthongum  au  et  eu  Graecorum  more  fecerunt. 

Hic  igitur  argumentum  Prisciaxi,  q\'0  Jod  consonantem  esse  probat:  de 
vav  etiam  locum  habet:  idqve  nobis  pro  avtoritate  Prisciaxi  erit.  Nam  utrius- 
qve  literae  et  Jod  et  vav,  eadem  hic  ratio  est:  et  idem  qvasi  jus  Sei  et  Titii. 
Qvo  jure  Jod  consonans  est:  eodem  qvoqve  vav.  Unde  et  Prisciaxus  pag.  g. 
eas  qvasi  ejjusdem  naturae  literas,  conjungit.  Et  pag.  229.  Non  mirum  est, 
inqvit,  j  consonantem  in  vocalem  transire :  cum  v  qv^oqve  idem  patiatur.  Qvasi 
dicat:  Qvod  ad  genus  vocalis  et  consonantis  attinet:  eadem  est  utriusqve 
literae  ratio. 

Qvid  ergo  Prisciaxus  de  Jod  ait?  Jod  inqvit,  [loi]  in  vocativis  Pompej, 
Vultej ,  non  potest  cum  vocali  in  unam  syllabam  coalescere:  nisi  loco  con- 
sonantis accipiatur.  PIa:c  Prisciaxus.  Concludamus  de  vav.  Ergo  vav  etiam 
post  vocalem ,  non  potest  cum  ea  in  unam  syllabam  coalescere :  nisi  conso- 
nantis loco  accipiatur.     Coalescit  avtem.  consonans  igitur  erit. 

Qvod  igitur  alibi  ä  Prisciaxo  scriptum  est:  vav  post  vocalem  scribi  non 
posse:  animadvertendum  est.  Fassum  est  enim  pag.  28.  vav,  inqvit.  id  est, 
digamma,  in  fine  .syllabae  inveniri  non  potest.  Unde  cum  antiqvi  AF  pro  AB 
scriberent :  mutata  est  F  in  B  et  scriptum  AB.  Ha:c  Prisciaxus  parum  recte. 
Poterat  enim  a.'qve  av  vel  af,  scribi  et  proferri  atqve  AB:  Sicut  scribitur  hev, 
avt,  lavs.  Et  pag.  13.  v,  inqvit,  consonans  ante  consonantem  poni  non  po- 
test. Ac  proinde  b  pro  v  consonante  scriptum  est,  in  voce  Ctxlcbs.  Est 
enim  ca^lebs ,  qvasi  ca^lestium  vitam  ducens.  Ha^c  Prisciaxus  itidem  parum 
cavte.  Nam  potest  aeqvc  cselevs  scribi  et  proferri,  atqve  hevs,  et  Graece  ßacri- 
Xeuc.     Prisciano  ergo  rectius  judicanti,  v  etiam  post  vocalem   consonans  est. 

[102]  De  figuraVapud  Latinos.  Clavdius  C^'ISar.  hujjus  consonantis 
figuram  olim  proposuit:  ab  Aeolibus  sumptam  F  vel  Ä.  ut  supra  ex  Prisc. 
dictum  est. 

Scaliger  lib.  i.  cap.  40.  figuram  v  proponit,  sed  eam  usus  non  probavit. 


124  JaCOBIS    M.VITHIyF., 

Petrus  Ramus  figuram  V  vcl  v  proponit.  Qvam  ex  ipso  usu  sumpsit: 
Typographi,  ait  in  scholis,  nonnulli  tacito  consensu,  figuram  vav  consonae, 
hanc  nempe  v,  pro  digamma  illo  ^^^olico,  induxerunt:  et  figura  videtur  aptior 
propter  affinitatem  cum  vocali  u :  et  certe  jam  nobis  usitatior.  Itaqve  qvod 
ratio  jam  pridem  svaserit;  et  usus  tacitus  approbavit:  negligendum  non  arbi- 
tramur.  Ha^c  ille.  Sed  hanc  figuram  ctiam  Germani,  Dani  et  alii.  pra.'sertim 
Typographi  usurpant.  Sed  ante  vocalcm  tamen.  Ha;c  avtem  figura  omni  um 
commodissima  videtur,    etiam    propter  cognationem    cum  figura  Grxca  v  vav. 

Theologus  qvidam  Gallus ,  magni  nominis,  tractatum  nuper  edidit:  de 
Franciai  linguai  pronunciationc.  Js  in  eo  tractatu,  Pkiri  [103]  Rami  con- 
silium  lavdat;  qvod  pro  duabus  consonantibus,  duas  novas  figuras  j  et  v  pro- 
posuerit :  sed  factum  nonnihil  improbat ,  qvod  v  sit  figura  vocalis  Graecai 
ypsilon :  sed  factum  etiam  Rami  probari  posse,  hinc  intelligi  potest.  Ha^c  ergo 
hujjus  consonantis  figura  in  lingvam  Graecam,  Latinam,  et  alias,  hteris  Latinis 
utentes.   recte  et  commode  assumi  potest:  et  ante  et  post  vocalem  scribi. 

De  V  in  lingva  Danica.  Danica  nostra  lingv^a,  praesertim  Cimbrica 
multum  hac  consonante  utitur.     Ovare  et  hac  figura  magnopere  indiget. 

Vav  ante  vocalem  est,  ut  vact  vigilia  excubiae,  vaet  pondus,  ved  intelli- 
gentia,  vid  amplus  vastus,  vod  madidus.  Et  consona  pra^cedente,  ut  svort  niger 
ater,   qvinde  mulier,   qvol  carbo.   hvas  acutus,  hvid  albus. 

Vav  post  vocalem.  ut  avl  agricultura,  avten  vesper,  0~v  oculus.  Ssepius  avtem 
est,  praecedente  consona ,  ut  ravn  corvais ,  [104'  rov  qvies,  raav  siligo  praeda. 
sav  succus  arborum ,  säv  serra ,  söv  dormire ,  kov  silva ,  lav  societas  col- 
legium,  lav  humilis,  läv  aptare,  löv  fides ,  promittere.  le'v  folium.  lov  vivere, 
näv  rodere ,  navr  terebrum,  n0~v  pugnus  tenax,  tävs  tacitus,  tov  lana  duo, 
funis  navticus .  t\y\d  dubium ,  dav  dies ,  d0v  surdus ,  kw  contentio ,  häv  hor- 
tus .  hav  mare ,  havn  portus .  höv  avla ,  h0v  altus  monticulus ,  collis ,  hvevs 
crabro ,  javn  planus ,  gäv  donum  munus ,  gavn  labor  commodu^m ,  vöv  peri- 
clitari ,  v0"v  tela,  v0v  texere,  favn  amplexus,  ulna,  b0"v  flectere,  Päv  Papa, 
mäv  ventriculus,   etc. 

Qvidam  praesertim  Typographi  in  lingva  Germanica ,  et  nostra,  vocalem 
et  consonantem  hanc,   disting\amt  figuris,  v  simplicis  et  vo  duplicis. 

Itali  hodie  hujc  consonanti  libenter  praeponunt  G,  initio  dictionum.  Jo- 
viAKUs  de  aspiratione  lib.  i.  ubi  hanc  literam  vocalem  esse  putavit.  Ovid? 
inqvit,  qvod  cum  litera  G  apud  Latinos,  nusqvam  jungatur  literae  vav,  ante 
vocalem,  in  prima  dictionis  syllaba:  sed  avt  in  media,  ut  lang\-eo,  aut  in  ultima 
dictionis  syllaba.  ut  ping\^is:  eo  deventum  est:  [105]  ut  omnis  Italia  non  pavcas 
qvidem  dictiones  habeat  ä  Gva,  Gve  et  Gvi  incipientes.  Est  qvotidie  nobis 
in  ore  Gvardia  et  pro  custodia  et  pro  excubiis.  Idqve  nomen  multonmi 
etiam  oppidorum  est.  Et  Gverra  pro  bello :  et  qvod  licet  Latinum ,  tamen 
corruptum  Gvastare  pro  vastare,  et  Gvalterius  et  Gvido  et  Gvilermus.  Qvid 
qvod  Varius  Veronensis,  doctus  vir,  tamen  in  hoc,  ä  multitudine  non  dissen- 
tiens ,  nomini  suo .  qvod  Romanum  est  (ä  Varo  enim  ,  sev  malis  varrio ,  sit 
Varinusi   G  praeponebat  semper.  et  Gvarinum  scribebat.     Haec  Jovianus. 

Cognatio  V.  V  cum  H  cognata  est.  Prisciaxus  pag.  12.  Sciendum, 
inqvit,    qvod   hoc  ipsum   J^oles   qvidem    ubiqve    loco  aspirationis  ponebant  F 


DE    VERA    LITERARUM    DOCTRINA. 


125 


digamma:   efifugientes  Spiritus  asperitatem.     Nos  avtem  in  multis  qvidem,   non 
tarnen  in  omnibus  illos  seqvimur.  ut  cum  dicimus  vespera,   vis,  vestis. 

Et  ante  Priscianum  Terentianus  qvoqve  docuerat-  hesperum  v^esperum, 
henetos  venetos,  effTiav  vestam,  e<J6fiTa  vestem,  facta  esse.  [ro6j 

Terentianus  : 

Nominum  multa  inchoata  liteiis  vocalibus 

/Eolicus  usus  vertit,  et  digammon  pr^ficit. 

yEolica  dialectos  avtem  mista  est  Itaire. 

Hesperum  cum  dico  Graece,   vesperupi  cognominat, 

'€0Tia  SIC  vesta  facta,  vestis  eoQi]c,  dicitur. 

Qvos  HoMERUS  dixit  '€vetou(;,  ille  venetos  avtumat. 

V  qvoqve  vocalibus  Grcecis  prsponitur, 

"€ap  est  multis  in  usu,  et  magis  poeticum  est. 

'Hp  enim  nativa  vox  est,   ille  ver  hoc  dictitat 

Et  viola  flos  nuncupatur,  qvem  Grseci  vocant  i'ov. 

Donatus  qvoqve  in  locum  Andriae  Terentianae.  Ex  ara  verbenas  hinc 
sume:   verbenas  qvasi  herbenas  dici  annotat. 

S  qvoqve  transit  in  v,  secundum  Priscianum  ut  pasco  pavi,  qviesco  qvievi, 
ascisco  ascivi.     [107] 

F,  EF  vel  FE,   labro  inferiore  medio,  exteriori  sui  parte,  dentes  sectores 
arctius  premente,   per  dentes  et  labij  oras,   copiose  efflatur,   ut: 
Forsitan  et  Priami  fuerint  qvse  fata  reqviris. 

Hanc  literani  Terentianus,  cum  primam  semivocalem  fecisset:  sie  definit: 

Imum  superis  dentibus  deprimens  labellum 
Spiramine  leni :  velut  hyrta  graja  vites: 
Hanc  ore  sonabisj:  modo  qvce  locata  prima  est, 
Adversa  palati  supera  premendo  parte : 
Obstansqve  sono,  qvem  ciet  ipsa  lingva  nitens. 
Validum  penitus,   nescio   qvid   cogit  inire. 

Capella,  In  F,  inqvit,  dentes  labrum  inferius  deprimunt.  Figura  F  apud 
^oles ,  ut  ante  dictum  est,  proxime  consonantis  v  olim  fuit:  post  vero  ad 
hanc  consonam  notandam  traducta  est  ä  Latinis.    ^108^ 

Priscianus  pag.  28.  Antiqvi  Romanorum,  ^i^oles  seqventes,  loco  aspira- 
tionis  eam  ponebant.  Habebat  avtem  haec  F  litera,  hunc  sonum,  qvem  nunc 
habet  v,  loco  consonantis  posita.  Unde  antiqvi  af  pro  ab  scribere  solebant. 
Sed  qvia  non  potest  vay,  id  est,  digamma  in  fine  syllabai  inveniri :  ideo 
mutata  est  F  in  B.  sifikim  qvoqve  pro  sibilum,  teste  Nonio  Marcello  de  doc- 
torum  indagine,  dicebant.  Et  pag.  7.  F  vEolicum,  qvod  apud  antiqvissimos 
Latinorum  eandem  vim,  quam  apud  ^.'Eolcs,  habuit.  luim  a\tcm  prope  sonum 
qvem  nunc  habet  F,  .significabat  P  cum  aspirationc.  Sicut  etiam  apud  \'eteres 
Graecos  pro  0,  TT  et  H.  Unde  nunc  qvoqve  in  Gra^cis  nominibus,  antiqvani 
scripturani  scrvamus,  prt)  qp,  p  et  h  ponentes .  ut  Orphe\s.  Phacton.  Postca 
vero  in  Latinis  placuit  verbis,  pro  p  et  h,  f  scribi,  ut  fama,  filius,  iacio, 
Loco  avtem  digamma  v  pro  consonante.  Ovod  cognatione  soni  videbatur 
affinis  esse  digamma,   ea  litera. 

Et  pavlo  post,  f  locum  cp  Gnuci  apud  nos  obtinet.  Ovod  ostcnditur  in  bis 
maxime  dictionibus,  qvas  a  Grnjcis  sumpsimus,  hoc  est,  fama,  fuga,  für.    109] 

Item  pag.  14.     Nos  tarnen  qvoqve  in  Latinis  dictionibus  pro  ph  f  scribere 


120  JaCOHUS    MaTTHI/Iv. 

coepimus,  ut  filius,  fama,  fuga  nisi  qvod  est  aliqva  in  pronunciatione  ejjus 
litcrae  differentia  f  cum  sono  ph:  ut  ostendit  ipsius  palati  pulsus,  lingvae  labio- 
rum  pag.  8.  Hoc  tarnen  scire  debemus,  qvod  non  tarn  fixis  labris  est  pro- 
nuncianda  f  qvomodo  p  et  h. 

Videntur  avteni  Gr?eci,  qp  suum  majjori  conatu  et  pleniori  spiritu  pro- 
nunciasse,  qvam  Latin!  F.  Qvintilianus  lib.  i.  cap.  5.  Gra;ci,  inqvit.  ita 
aspirare  haec  solent:  ut  pro  Fundanio  Cickro,  testem,  qvi  primam  ejjus  literam 
dicere  non  posset,  irridet. 

DiOMEDES  aliam  inter  f  et  qp  differentiam  facere  non  videtur:  nisi  qvod  f 
in  Latina  voce,  ph  in  Graeca  adhibeatur. 

Hebraii  hunc  sonum  vel  non  habuerunt  vel  v^av  vel  pe  leni,  expresserunt, 
ut  hodie. 

Germani  propter  cognationem.  perperam  v  pro  f  scribunt  et  profcrunt. 

LABIOLABIALIS. 

Labialis  unius  labii  sie  fuit.  Seqvitur  labii  utriusqve.  Ea  est,  qvai  labii 
utriusqve  compressione  formatur.  Unde  et  naribus  magis  [iioj  resonat .  et 
labiolabialis  dici  potest:  Ea  duplex  est,  conjuga  et  solitaria.  Conjuga,  qvai 
comparem  sono  similem  habet,   et  in  mediis  qvasi  labiis  nascitur:  ut  P  et  B. 

P,    EP  vel  PE,   e  mediis  labiis  arctius  compressis  erumpit.   ut  iEneid.   2. 
Barbaiico  postes  avro  spoliisqve  superbi. 

Hanc  Terentianus  sie  describit: 

—  altera  contra 
Pellit  sonitum  de  mediis  foras  labellis. 

Hebraei  hanc  consonantem  figura  s ,  et  nomine  Pe  exprimunt.  Unde  tt 
pi  Grsecum  et  p  Latinum  factum  est. 

B ,  EB  vel  BE ,  labiis  mediis  levius  compressis ,  intus  qvasi  continetur 
^neid.  2. 

Barbarico  postes  avro  spoliisqve  superbi. 

Terentianus  sie  eam  describit : 

Nam  prima  per  oras  etiam  labella  figit : 
Vehit  intus  agatur  sonus. 

Hebraei  hanc  literam  figura  2  nomine  Beth  exprimunt.  Unde  figura  in- 
versa  B  Grseca  et  Latina  figura  facta  est:  et  nomen  Graecum  ^iir  Betha. 
Graecum  avtem  ß ,  ut  Latinum  B ,  proferendum  est.  ut  Cr.\tini  locus  ille ,  ex 
ovium  balatu  ßf) ,  ßf) ,  demonstrat.  Graeci  vero  recentiores,  vitiose,  pronun- 
ciant,  ut  v  consonantem. 

Cognatio  P.  P  mutatur  in  B  ut  Burrhus  pro  Pyrrhus.  Qvintilianus 
lib.  I.  cap.  5.  Sed  B  qvoqve  in  locum  aliarum  dedimus  aliqvando.  Unde 
Byrrhus,  pro  Pyrrhus  est.  Haec  ille.  Et  B  contra  in  P  mutatur :  Sic  suppono 
est  pro  subpono.  Sic  cum  in  thematis  verborum  est  b,  praeteritis  fere  muta- 
tur in  P.  Priscianus  libro  12.  Mutatur  b  in  p.  seqvente  S,  ut:  scribo  scripsi, 
nubo  nupsi.  Sic  et  in  aoristis  et  praeteritis  Graecis.  Kpußuu  cKpuvjja  vel  CKpu- 
TTCTa,  KCKpuTtTtti:    Xeißuu    eXeupa    vel    eXemcra,    XeXeiTTiai.     Priscianus   eo    loco, 


DE   VERA    LITERARUM    DOCTRINA. 


127 


hujjus  mutationis  cavsam  generalem  evphoniam  adducit:  rectius  avtem  spe- 
cialem et  propriam .  ex  affinitate  Hterarum .  attulisset:  ut  primo  libro  pro- 
posuit. 

Hinc  etiam  fit,  ut  scripta  interdum  b,  tarnen  p  sonat.  Qvintilianxs 
libro  I.  Qvaeri,  inqvit,  solet  in  scribendo  praepositiones,  sonum  qvem  junctae 
efficiunt,  an  qvem  separatae.  J12]  observ^are  conveniat.  ut  cum  dico.  obtinuit. 
secundam  enim  b  literam  ratio  poscit,  avres  magis  avdiunt  p. 

B  privatim  transit  in  f ,  ut  officio .  sufficio ,  suffio.  Sic  brugis  pro  frugis 
olim  fuerat.  Fab.  lib.  i.  cap.  5.  in  v  ut  avfero,  in  g  ut  suggero.  in  h  ut 
loco  QviNTiLiANi  citato.  Belena  pro  Helena.  Qvod  et  Prisciaxus  pag.  13. 
B  item  ine.  ut  occurro.  succurro :  Item  in  d.  unde  et  apud  Fabium  est  lib.  i. 
cap.  5.  Nee  non  eadem  fecit.  ex  duello,  bellum.  Unde  duellios  qvidam  dicere 
avsi  sunt  bellios.    Haec  ille.    Item  in  r,   arripio,  surripio.     In  s,   ut  jubeo  jussi. 

M.     Solitaria  est:   qvae  compare  caret:   nempe  M. 

M,  EM  vel  ME,  labiis  arctissime,  undiqve  compressis,  et  clavsis .  intus 
mugit,    et  naribus  maxime  resonat.     ut  JEneid.    i. 

Tanta;  molis  erat  Romanam  condere  gentem. 

Terentianus  sie  eam  describit,   cum  tertiam  semivocalem  fecisset : 

At  tertia  clavso  qvasi  mugit  ore. 
Et  alibi: 

Mugit  intus  abditum  et  ccecum  sonum.  [113] 

M,  alt  Capella,  labiis  imprimitur.  Qvintilianus  lib.  12.  literam  mugientem 
appellat.  Qvid,  inqvit,  qvod  pleraqve  nos.  illa  qvasi  mugiente  litera  clavdi- 
mus.     Qva  nulluni  Graece  verbum  cadit? 

Qvintilianus  lib.  9.  cap.  4.  Et  illa,  inqvit,  Censorii  Catonis.  Die'  haue, 
aeqve  in  litera  in  e  moUita.  Qvx  in  veteribus  libris  reperta,  mutare  imperiti 
solent.  et  dum  librariorum  inscitiam  insectari  volunt,  suam  confitentur.  Atqve 
eadem  illa  litera,  qvoties  ultima  est:  et  vocalem  verbi  seqventis  ita  contingit: 
ut  in  eam  transire  possit :   Etsiamsi  scribitur:   tarnen  parum  exprimitur.   ut: 

Multum  ille,  etc.     Et 
Quantum  erat. 

Adeo  ut  pene  cujjusdam  novae  literae  sonum  reddat.  Neqv^e  enim  exi- 
mitur,  sed  obscuratur:  et  tantum  aliqva  inter  duas  vocalcs  velut  nota  est.  ne 
ipsae  coeant, 

Qvod  verö  Qvintilianus  ait,  M  obscurari  in  carminc,  id  Priscianus  vocat 
subtrahi.  Priscianus  pag.  23.  Finalis  inqvit,  dictionis  subtrahitur  m.  in  metro 
plerumqve:   si  ä  vocali  incipit  seqvens  dictio,   ut:    ^14^ 

Illu'  expirantem  transfixo  pectore  flammas. 

Plt  idem  eodcm  loco,   indicat,   id  olim  non  scmpcr  factum  esse,   vctustis- 
simi  tamen,  inqvit.   non  semper  eam  subtrahebant.     Ennius  in   10.  Annalium: 
Insignita  ferc  tum  niillia  militum  octo. 

Hacc  ille.  Qvod  vero  Priscianus  citat  ex  I'.nnio.  id  ctiam  ex  Lucrktio 
perspici  potest  lib.  i. 

Curporum   .avgehit  numerum,   summam-ivc  seiivetiir. 


128  Jacobus  Mattiii/e. 

Hebraei  ü  figuram,  nomine  Mem,  hie  habent.  Unde  |ii  Gra,'cum  et  m  Latinum 
factum  est.  Hie  avtem  observandum  est,  S  ut  consonantem  principem,  ante 
omnes  solitarias  consonantes  in  una  syllaba  cfferri  posse.  Ante  trcs  palatinas, 
ut  SRA,  SLA  SNA  et  unam  labialem  M,  ut  SMA.  In  reliquis  avtem  con- 
jugis:  tantum  ante  priores,  efferri  natura  posse.  ut  STA,  SCA,  SJA,  SVA, 
SPA.  Ante  posteriores,  D,  H,  G,  F,  B,  natura  efferri  non  posse.  Atqve 
hoc  in  consonis  conjugis  di.sponendis,   ex  parte  secutus  sum.     [115'' 

Cognatio.  Sonus  M  literai ,  cum  sono  extremre  lingvopalatina.'  N,  ad- 
modum  cognatus  est,   qvare  et  ejjus  naturam  imitatur,   et  in  eam  facile  transit. 

Priscianus  :  M  transit  in  N  et  maxime  d  vel  t,  vel  c  vel  q  seqventibus,  ut : 
tarn  tandem,  tantum  tantundem,  idem  identidem,  num  nuncubi :  P2t  ut  Plinio 
placet,  nunqvis,  nunqvam,  anceps,  pro  amceps.  Item  seqvente  f,  ut  anfractus. 
Vocali  verö  seqvente,  intercipit  b,  labialem  proximam.  ut  ambitus  ambesus, 
ambustus,   ambages,   nee  non  etiam  in  comburo  combustus,   idem  fit. 

Contra  N  mutatur  in  M,  seqvente  m.  Unde  illud  Qvintiliani  lib.  i.  Im- 
munis,  ait,  illud  N  qvod  veritas  exigit  seqventis  syllabae  sono  victum,  m  ge- 
mina  commutatur.  Item  seqventibus  cognatis  b  vel  p,  avtoribus  Plinio,  Papy- 
RiANo  et  Probo,   ut  imbellis,   improbus,   ut  est  apud  Priscianum  libro  primo. 

Mutatur  et  M  in  B ,  ut  scamnum  scabellum.  Ne  miretur  puer,  cur  e 
scamno  fiat  scabellum,  ait  Qvintilianus  libro  i.  cap.  5.  [ii6l  Et  B  in  M  transit, 
ut  summitto,   globus,  glomus,   Priscianus  pag.  27. 

Mutatur  et  S  in  M,  et  contra:  ut  rursus ,  rursum.  Priscianus  pag.  25, 
Atqve  hactenus  consonans  labialis  fuit. 

DE    CONSONANTE    GEMINA    ET    FACTITIA. 

Hactenus  consonantes  simplices  et  naturales  fuere,  numero  qvindecim. 
Qvibus  an  plures  per  naturam  esse  possint:  ut  Scaliger  lib.  i.  cap.  20.  sentire 
videtur,  nescio.  Ego,  non  esse  posse,  puto.  Atqve  hae  consonantes  ad  per- 
fectam  locutionem  et  scriptionem  necessariae  sunt,  et  sufficiunt.,  Atqve  his 
omnia  omnino  perfecte  et  aceurate  dici  et  scribi  possunt,  qvse  homo  mente 
concipit,   et  ad  alios  efferre  vult. 

Praeter  has  avtem  qvsedam  consonantium  figurse ,  in  lingvis  qvibusdam 
extant:  qvse  ab  hominibus  non  necessario  factaj  videntur:  et  duos  fere  sonos 
consonantes  complectuntur :  in  qvas  resolvi  possunt :  et  scribendi  tantum  com- 
pendia  sunt:  qvibus  facile  scrip[ii7]tura  et  Grammatica  carere  potesset,  nisi  usus 
eas  recepisset  et  retineret.  Imo  verö  manifesta  sunt  scripturae  vitia  et  incom- 
moda.  Una  enim  figura  duas  literas  complecti  scriptionis  vitilim,  et  lectionis 
impedimentum  est.  Hse  avtem  pro  arbitrio  hominum  varie  exeogitari  possunt. 
Et  pro  lingvis  variis  variant. 

GEMINA    GRiECA    ET    LA  TINA. 

Hvjjus  generis  consonans  in  lingva  Grneca  multiplex  est :  Qvod  novum 
inventum  esse,  partim  Palamedis,  partim  Simonidis,  partim  Epicharmi,  Plinius 
lib.  7.  cap.  56.   ostendit. 

Duplex,     Htec   ergo   duplex    est.     Duplex   et    aspirata.     Duplex    est,    ita 


DE   VERA    LITERARCM    POCTRINA. 


129 


enim  appellant.  qv.ne  S  geminum,  vel  S  et  aliam  consonam  complectitur.  Et 
gemino  proinde  ictu  profertur.  Qvod  in  medio  et  fine  dictionis  praecipue 
sentitur.  Initio  enim  dictionis.  posterior  S  nempe.  simplex  tantum  fere  sonat: 
In  priori  avtem  conatus  magis  qväm  sonus  liter?e  fiiS^  est.  Hscc  a\1:em  non 
solum  lectionem  obscuram  et  ambiguam  :  sed  etiani  deriv-ationis  rationem  in 
declinatione  et  conjugatione  obscuram  reddit. 

Duplex  lingvalis.  Hicc  duple.x  est.  Lingvalis  et  labiolingvalis.  Lin- 
gvalis  est,   qvsc  gemino  lingvae.  ictu  profertur  ut  Z  et  Z. 

Z  ZfiTtt  zeta,  in  medio  dictionis  ma.xime  duple.x  est.  Nullam  enim  vocem 
clav^dit.  Initio  avtem,  ut  ante  dictum  est,  S  simplex  valet.  Unde  ex  ZdKUvOoc, 
Latini  Sagunthum  fecerunt.  ut  ait  Priscianus.  Et  valet  vel  ss  geminum.  Sic 
enim  Latini  reddiderunt  ut  ixaipilM  patrisso,  txvtiIvj  pytisso,  }xäla  massa.  Me- 
livT\oc  Messentius.   [ng] 

Plautus  in  Mkn.i^hmo.  Non  atticiscat,  sed  siceliscat,  pro  diTiKiZiei  (JiKe- 
\ilei.  vel  b  et  (J,  ut  qppdluj  qvasi  q)pdbcruu.  Unde  et  characteristica  Aoristi 
secundi  est  b,  ecppabov.  Prior  enim  geminarum  thematis  characteristica  est. 
Dores  literarum  Metathesi,  in  oh  resolvunt;  ut  üvpilM  (Tupi'crbuj ,  sie  ßdluu 
ßdabuu.  Unde  vado  Latinum  est.  Sic  et  Medentius  dictum  est,  teste  Prisciano: 
ut  et  odor,  dTTO  to'j  olew. 

Capella  refert  Appium  Clavdium  hanc  literam  reformidasse,  Qvod  dum 
e.xprimitur:  morientis  dentes  imitetur.  Sed  magis  incommoda  cavsa  reformi- 
danda  esse  videtur, 

Primum  enim  duai  diversse  literae,  ad  duas  diversas  s}41abas  pertinentes. 
in  una  litera  confunduntur.     Unde  expeditius  legitur  qppdbaai  qvam  qppdiuj. 

Deinde  characteristica  temporum  a  the[i2o]mate  derivatorum  obscuratur. 
Sic  b  characteristica  aoristi  secundi  eqppabov  magis  apparet  in  cppdbauu  q\am 
in  cppdZIuj. 

Latini  Gropcam  figuram  z  et  nomen  assumpsere :  idqve  postremo :  Qvod 
ordo  literarum  Latinarum  ostendit.  Qva  tantum  in  Grepcis  vocibus  usi  sunt, 
ut  zelus,  zizania.  Qvidam  a:  Hebrseum  compositum  esse  volunt  et  valere  ts 
vel  ds  et  proinde  cum  z  Graeco  convenire,  sed  id  in  nostra  pronunciatione 
hodierna  parum  observatur  avt  sentitur. 

=.,  ZT  Latinis  est  x,  et  nomine  inver.so  ix.  Priscianus  pag.  4.  x  novissime 
a  Latinis  assumpta,  post  omnes  ponitur  literas.  Qvibus  Latinio  dictiones 
egent.     Valet  CS  et  GS. 

Hujjus  potestatem  indicat  Terentianus,   cum  de  phi  dixisset: 

Mixtiua  secundii;  geminum  paiat  sonuieni. 
Ovia  C  .simnl,  et  {|va;  prior  est,  jugamli»  ni-^uin. 
Rotnirsum   adactam  solidant   prenuinti|vc  vocom. 

Vakko  ctiam  docet  ix  valere  CS  et  GS.  Qvid  similius.  inqvit.  videtur. 
qvam  in  his  est  extrema  syllaba,  crux  frux?  Qvas  qvi  av|i2i  dit  voces.  avri- 
bus  potest  discernere  nemo.  Cum  easdem  non  esse  siiniles.  ex  aliis  verbis 
intelligamus.  Qvod  cum  sint  cruces  et  fruges:  et  de  his  extremis  syllabis 
cxeniptum  sit  C,  ex  altero  G;  ut  ex  C  et  S  crux  ex  G,  S  frux.  Qvod  item 
apparet,  cum  est  adcuiptum   S.      Nam  lit   ununi  cruci.   altcruni   hugi. 

TkcHMKK,    ZlStlfK.    \'.  Q 


130  jAcni.rs  MATTiiT.r. 

PRiscrANUs  idcm  libro  primo  rcpctivit .  x  duplex,  modo  pro  CS.  modo 
pro  GS  accipitur,    ut  apcx  apicis,   grcx  grcgis. 

Verum  hanc  literam  et  Qv-intflianus  et  Cicero  improbarunt.  Qvintilianus 
Hb.  I.  Nostrarum  litcrarum  ultima  x,  ait.  qva  tarnen  carcrc  potuimus:  si  non 
qvaesissemus. 

CiCKRo  in  Oratore.  Qvin  etiam  verba  saipc  contrahuntur.  non  usus  cav.sa, 
sed  avrium.  Qvomodo  enim  vester  axilla.  ala  factus  est:  nisi  fifjura  litera: 
vastioris.  Qvam  literam  etiam  e  maxillis.  e  taxillis,  vexillo  et  paxillo.  con- 
svetudo  elegans  Latini  sermonis  evcUit. 

Sic  igitur  Tulijus.  Unde  intclligimus  hac  litera  non  tantum  Romanos 
carere  potuisse  ut  Qvintilianus  sentit:  sed  etiam  voluisse :  cum  de  industria 
sie  ejjus  vastitatem  fugerint. 

Kt  qvidem  si  justa  cavsa  fugicndum  so[i22]num  literam  hujjus,  veteres 
illi  principes  putavxrunt:  multo  justiore,  figuram  ejjuS  fugiendam  putavissent. 
Nam  CS  et  GS  distinctius  sonos  suos  exprimunt.  Cum  enim  rex  et  grex 
scribitur,  dubium  est  utrum  regs  grecs,  an  recs  gregs  legendum  sit.  Qvare, 
ut  duplex  est  conjunctio  CS  et  GS :   ita  duplici  charactere,   opus  fuit. 

Sed  qvamvis  duplex  figura  facta  fuisset,  tamen  incommodum,  qvod  in  zeta 
fuit,  hie  etiam  rediret:  Qvod  una  figura  dua^  diverscC  litera;,  ad  duas  diversas 
syllabas  pertinentes,  comprehendantur :  ut  texo  pro  tecso.  Qvod  incommo- 
dum est  iis,  qvi  ad  lectionem  instituuntur.  Deinde  characteristicam  casuum  et 
temporum  Grsecorum  et  Latinarum  obscurat.  Qvse  ex  simplicium  figurarum 
scriptione  integra.  magis  appareret:  ut  in  KoXaKC  KoXaKOC,  äpTiafc  äpTra-foc, 
dXüiTTr-iKc  dXujTTeKOc.  laupiuiiKc  |uup|uriKOc,  kuXikc  kuXikoc,  tctiiyc  TetiiYoc,  TtpoKC 
TTpOKOC,  cpXoYC  q)XoYÖc,  kuXukc  koXukoc,  dviu-fc  dvTUYOC.  Et  in  Latinis.  fornacs, 
fornacis,  facs  facis,  harpags  harpagis,  fa^cs  fa;cis,  silecs  silicis,  codecs  codicis, 
cornics  cornicis,  strygs  strygis .  fornics  fornicis ,  mastigs  ^123]  mastigis ,  stygs 
stygis ,  bombycs  bombycis ,  vocs  vocis,  crucs  crucis,  frugs  frugis,  arcs  arcis, 
phalangs  phalangis,   conjungs  conjugis. 

Et  in  verbis ,  ut  Xefw  \e-^Ow  l\c{Ou  XfeXeYC^oti ;  rego  regsi ,  dico  dicsi, 
duco  ducsi,  ut  ergo  Simonides  inventione  Z,  sie  Palamedes  inventione  Z,  nul- 
luni Grammaticae  adjumentum  attulit:  sed  dctrimentum  potius. 

Labiolingvalis.  Labiolingvalis  est,  qvoc  ictu  labii  et  lingva^  formatur, 
Estqve  una,   V. 

Y,  vj;.  valet  ps  vel  bs.  Sonat  ps  ut  ai'öionj  aiGioTTOC.  /Ethiops  ^thiopis. 
bs  ut  dpaßc  dpaßoc,  arabs  arabis. 

Hanc  Latini,  ut  non  necessariam  repudiarunt.  Nisi  qvod  Clavdius  CjEsar 
pro  ea  antisigma  )(  dicitur  scripsisse.  Priscianus  lib.  i.  pag.  25.  Pro  ij;,  in- 
qvit,  Clavdius  C/esar.  antisigma,  hac  figura  )(  scribi  voluit.  Sed  nuUi  avsi 
sunt  antiqvam  scripturam  mutare. 

Priscianus  eodem  loco  Graecorum  inventum  nonnihil  lavdat.  Sed  hujjus 
compendii  eadem  est  commoditas,  qvte  duorum  superiorum.  Et  sicut  Latini 
hac  carere  potuere  :  ita  et  duabus  superioribus.  Nam  et  lectio  [124  ambigua 
est,  et  incommodum  est  duas  duarum  syllabarum  literas  in  unam  compingere. 
Et  characteristica  rursum ,    in    casibus  et  temporibus  verborum  Graecorum  ob- 


DE  VERA  I.ITERARUM  DOCTRINA. 


scuratur.  Ovir  in  integra  scriptione  magis  perspicua  esset,  ut  ujttc  ujttoc, 
kukXulittc  kukXuuttoc,  übpuuTTC,  ubpuuTTOC,  dpaßc  d'paßoc.  cpXeßc  qpXeßoc,  x"^ußc 
XüXußoc  :   et  in  verbis  tutttuu  tuttctuü  eiuTKJa  xeTUTTcrai. 

Hiec  initio  syllabae ,  s  tantum  exprimere  videtur :  Si  enim  p  et  s  con- 
jungere  coneris:  in  p  conatus  magis.  qvam  sonus  esse,  et  labia  comprimi  magis, 
qvam  sonare  videntur :   ut  in  njdXjaoc.   psalmus. 

Aspirata.  Aspirata  est.  qvop  H  et  aliam  lingvalem  includit.  ut  0,  X.  0. 
Sed  Hre  non  magis  qvam  ca?terop.  necessarine  fuisse  videntur.  Poterant  enim 
si  opus  fuisset,  t,  k,  tt,  non  aliter  atqve  p,  cum  apice  scribi.  avt  post  t.  k.  tt. 
figura  antiqva  h,  scribi,  ut  veteres  Gni-ci  scripsere.  qvam  scripturam  Latini 
retinuerunt.  Priscianus  pag.  14.  Atqve  hic  etiam  locum  habent  ea,  qv^  de  h 
post  consonantem  suprä  diximus. 

0    6fiTa   theta,    ab  Hebrso   thet   est.   ut  in  T   [125]    dictum   est.     Latine 
.scribitur  th ,    ut   öricraupoc   thesaurus.      Hac   nota   in  judiciis   utebantur  Graeci. 
Cum  enim  morti  adjudicabant  reum,   calculo  suo  inscribebant  0.   indicantes  eum 
esse  öavaiujTeov  morte  afficiendum.      Unde  Persius  Satyr.   4. 
Et  potis  es  vitio  nigram  profigere  theta 

Et  Martialis  lib.  7  : 

Nosti  mortiferum  qvjestoriä  Castrice  signum? 
Est  operse  precium  discere  Theta  novum. 

Islandi  nostri  consonantem  compositam  peculiarem  habent ,  ut  ex  Bibliis 
Islandica  lingva  impressis  apparet.  hac  forma  p  vel  />  qvje  valet  th,  ut  Islandi 
qvidam  me  docuerunt. 

X,  XI 5  chi,  ut  TTi  Latine  scribitur,  CH  ut  Xiovi]  Chione .  nobile  scortum 
apud  JuvENALEM.     Dc  qva  ita  Martialis: 

Digna  tuo   cur  sis,   indignaque  nomine  tlicani. 
Candida  ei  et  nigra  es,  Non  es  et  es  Chione. 
Sic  x^aiuuc  chlamj's,   xd^uvp  chalybs  scribitur. 

Latini  hac  figura  suum  ix  exprimunt,  unde  error  e.xtitit  scribendi  X  P  S. 
Qvod  Grae[i26]ci  per  abbreviationem  scribunt  X  P  X.  x  enim  Latinum  simile 
est  Xi  Grseco ,  et  p  Latinum  simile  Pil)  Grreco.  0\itlam  huc  referunt  n  chet 
et  y  chain  Hebraicas,   qva^  tamen  etiam  ad  C  referri  possunt. 

<t>  (pT,  phi  vel  ü.  Latine  scribitur  ph,  et  sonat  ferc  f  Latinum.  P'a  scri- 
ptura,  in  vocibus  tantum  Graecis  Latini  utuntur.  ut  Philo.sophia .  Philomela, 
Sophista.  Exceptis  pavcis  in  qvibus  f  pro  qp  Gr.'uco  scribitur,  ut  ]-)ro  qpnu)] 
fama,  qpu-fn  fiig<i,  (PHTOC  fagus,  cpibp  für,  |nopqpd  Dorice,  forma  Latiiic.  vi  sie 
in  aliis  ([vibusdam.  Sed  dc  9  i)lura  in  h"  dicta  sunt.  PiNro  in  C"rat)lo.  spi- 
ritum  vchementiorem  et  concitalioreni   esse  ait  in  l.    i|).    (p. 

iiki'.kaii;a. 
Ilebr.ei  unam  figuram  habent  consonantis  gemin.x,   su;v  lingv.x  propriam. 
nempe  TU  Schin.     Qviv  puncto  in  dcxtro   cornu    posito  notatur,   ut  S  simiilex. 
puncto  in  cornu  sinistro  TD  et  \alet  S  et  C  vel  K,   ut  2T13  Skem  nomen.     Ihec 
avtem  satis  commoda  est,   (|\'od  in  duas  s\ilabas  non  distrahatur. 

Ilanc  literam  cum  i>ronunciare  non  posscnt  Lphrat;ei :  cirsi  sunt  uno  die 
c[vadraginta  duo  millia.    ut   est    Judicum    12.    I127I. 

9* 


132 


Jacokus  Mattiii;e. 


Litera  nativa  simplcx 
et  necessaria 


Vocalis 


(  I.ingvalis  lictus 


I.ahialis  orl)is 


I.in^vopalatina 


Consona, 


l.iiigvalis  , 


Liiigvodentalis 


,    Labialis   ) 


Labiodentalis. 


Labiolabialis. 


'  Magni A 

Mediocris   K 

Miiiimi I 

l'leiiioris () 

Mediocris U 

Mininii Y 

Mobilis /  ^ 

IR 

'•'^•-^ IN 

Sunera J 


Infcra .  .  < 


Intcrior  .  .  j    " 


I  Exterior .  .  I  J 


If 


/Conjuga.J 
l  Solitaria. .    M 


PRINZIPIEN    DER    SPRACHENTWICKELUNG. 


VII.     FAKTOREN    VON    DESTRUKTIVEM    CHARAKTER. 

§  56.  Wir  wissen  schon,  daß  das  Wort,  wenn  wir  es  von  der  äußern 
Seite  ansehen,  aus  verschiedenen  Teilen  besteht.  Von  der  innern  Seite  können 
wir  es  auch  nicht  als  etwas  unteilbares  betrachten :  gewöhnlich  bezeichnet  es 
irgend  eine  Vorstellung  mit  einer  bestimmten  Nuance  oder  mit  mehreren 
solchen  Nuancen.  Doch  sowohl  von  seiner  äußern  als  auch  von  seiner  innern 
Seite  bildet  das  Wort  ein  gewisses  Ganzes.  In  Rücksicht  auf  diese  Eigen- 
schaften des  Wortes,  können  wir  uns  das  Ideal  der  Sprache  folgendermaßen 
vorstellen : 

1.  Jedem  Begriffe  und  jeder  von  seinen  Nuancen  wird  im  allgemeinen 
eine  gewisse  äußerliche,  vorzugsweise  lautliche  Größe  entsprechen"; 

2.  Da  ein  Begriff  mit  seinen  Nuancen  ein  Ganzes  bildet,  so  muß  diese 
Einheit  auf  irgend  welche  Art  zu  einem  äußern  Ausdruck  gelangen;  die  ein- 
zelnen morphologischen  Teile  müssen  durch  irgend  ein  Mittel  (sozusagen 
Zement)  in  Verbindung  miteinander  gebracht  werden. 

§  57.  Wenden  wir  uns  zuerst  zu  der  zweiten  Forderung.  In  jedem 
Worte  werden  wir  solch  ein  Mittel  finden,  das  einzelne  morphologische  Teile 
zu  einem  Ganzen  verbindet;  das  sind  die  unbedeutenden  phonetischen  Kon- 
zessionen (Anpassungen)  eines  morphologischen  Teils  an  seinen  Nachbar; 
vgl,  z.  B.  pijJ-p\U\it\  (noAniwHTb  abfeilen),  r:\-d\clkj[  (cAi-iaxb  machen  ,  )::ivs-ts)k 
(H3iJ03-uHK'L  Fuhrmann) ,  s\-t\cin  (ct.  tümt.  mit  diesem)  u.  a.  Wir  wissen  schon 
und  dürfen  nicht  vergessen,  daß  diese  lautlichen  Beziehungen  rein  phonetischer 
Herkunft  sind  :  ursprünglich  haben  sie  nichts  mit  der  Mori)hologie  zu  schaffen 
und  sind  nicht  beabsichtigt,    um   einzelne  morphologische  Teile  zu  einem 


'  [Fortsetzung  zu  III.  187,  wo  s^  =  S^.  Da  der  Vf.  nach  längerer  Kr.inkheit  am  12.  Nov.  1SS7 
gestorl)en  ist  —  zu  früh  für  die  Wissenschaft,  der  er  mit  ganzer  Hingebung  gedient  — ,  hat  Herr 
Prof.  Uai'douin  dk  Courtenay  in  Doki-at  die  Revision  freundlich  übernommen.  F.   T.j 

-  Nicht  immer  ist  diese  Größe  ein  Laut  oder  ein  Lautkoniplex  :  vgl.  solclie  Satze,  wie  '  die 
Mutter  liebt  die  Tochter',  wo  die  Akkusativnüance  nur  durch  die  Wortstellung  bezeichnet  wiid. 
In  den  sog.  analytischen  Sprr.  hat  diese  .Xrt  die  Nuance  des  l?cgrifles  zu  l>czeichnen  eine  weit 
größere  Anwendung. 


134 


N.   KkI  SZKWSKI. 


Ganzen  zusaninicnzuschwcißcn.  Ferner  ist  ein  solches  Bindemittel  der  Accent 
und  die  mit  demselben  verknüpften  mehr  oder  weniger  bedeutsamen  Erschei- 
nungen in  den  Lauten  des  Wortes;  so  z.  B.  in  dem  \Wovtc  />,}r//i-isj/;  iicpe- 
iiocjiTi.  hinübertragen)  sind  mit  der  Oxytonierung  folgende  v^okalische  Erschei- 
nungen verkniipft:  in  der  ersten  Silbe  vernimmt  man  ein  unvollkommenes  }. 
m  der  zweiten  ein  noch  unvollkf)mmeneres  F  und  in  der  dritten  lautet  ein  ety- 
mologisches o  als  Mittelvokal  .).'  ]n  den  turanischen  Sprachen  bildet,  nach 
der  Auffassung  voii  Vrof.  Bauix^lin,  die  Vokalharmonie  ein  solches  Binde- 
mittel; nur  sie  verbindet  einzelne,  in  andern  Beziehungen  phonetisch  unbeweg- 
liche morphologische  Teile  des  turanischen  Wortes  zu  einem  Ganzen. 

§  58.  Gehen  wir  zu  der  erstem  Forderung  zurück.  Es  versteht  sich 
von  selbst ,  daß  die  Sprache  zur  Befriedigung  dieser  h'orderung  eigentlich  für 
jeden  Begriff  und  für  jede  Begriffsnüance  einen  besondern  und  nur  einen 
einzigen  Ausdruck  haben  sollte.  Wir  können  keine  entschiedene  Abwei- 
chung von  der  zweiten  Forderung  hervorheben.  Wenn  nun  auch  die  erste 
Forderung  ebenso  erfüllt  würde,  hätten  wir  ein  vollständiges  allgemeines 
und  spezielles  Entsprechen  zwischen  einer  W'elt  von  Wörtern  und 
einer  Welt  von  Vorstellungen,  d.  h.  dasjenige,  wonach,  wie  wir  oben  ge- 
sagt haben,  die  Sprache  ewig  strebt.  Im  vorigen  Kapitel  sahen  wir  zahlreiche 
Fälle  solchen  Entsprechens ;  aber  auch  solche  Fälle,  in  denen  die  äußerlichen 
Verschiedenheiten  den  innern  nicht  entsprechen.  Es  ist  klar,  daß  dies  in  erster 
Reihe  von  der  ungleichmäßigen  Entwickelu'ng  der  Wortsysteme  ab- 
hängt; es  können  z.  B.  die  Deklinationsformen  einer  gewissen  Sprache  ein 
vollständiges  Entsprechen  von  innern  Verschiedenheiten  mit  den  äußern  dar- 
bieten, während  die  gleichzeitigen  Konjugationsformen  vielleicht  noch  nicht 
Zeit  hatten  ein  so  harmonisches  System  zu  bilden,  in  dem  keine  bedeutenden 
äußerlichen  Verschiedenheiten  hervortreten,  die  nicht  mit  den  innern  verknüpft 
sind.  Endlich  können  die  Formen  eines  Wortes  ein  weit  größeres  Entsprechen 
darbieten,   als  die  Formen  des  andern  Wortes;   vgl.   z.B. 

AOMT.  Haus:  do//i  dom-a  dovi-ii  doin-om  v-doui\-c 
poT-L  Mund :  rot  rt-a  rt-u  rt-om  vo-rt-n  . 
Nehmen  wir  aber  an,  daß  die  Entwickelung  aller  Wortsysteme  gleichmäßig 
ist,  daß  sie  sich  pari  passu  bew  egt ;  vergessen  wir  die  abweichenden  Fälle  und 
setzen  wir  voraus,  daß  die  Spr.  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  im  vorliegenden 
Falle  solch  willkommenes  Entsprechen  der  innern  Verschiedenheiten  mit  den 
äußern  darbietet.  Würde  solch  ein  Zustand  der  Spr.  dauerhaft  sein?  Es 
gibt  einige  P^aktoren,  deren  Wirkung  unabwendbar  ist  und  die  die  vorausgesetzte 
Harmonie  früher  oder  später  zerstören  müßten.  Versuchen  wir  jetzt  uns  mit 
diesen  Faktoren  bekannt  zu  machen. 

§  5g.  Phonetische  Degeneration.  Wir  wissen  schon,  daß  die  Laute 
sich  nach  bestimmten  Gesetzen  verbinden,  daß  die  Eigenschaften  der  vorher- 
gehenden Laute  am  häufigsten  von  den  folgenden  Lauten  (oder  dem  Fehlen 
solcher)  bedingt  werden ;  bisweilen  werden  die  folgenden  Laute  aber  auch  von 
den  vorhergehenden  bedingt.     Es  wird  also  ein  und  derselbe  morphologische 


'    Vgl.   O^IEPirt  87,    Anmerk.  i   und   Bo(JORODlTZKlj   vukale  u.  s.  \v. 


TKINZiriEN    T)KK    SPRACHEN TWICKEI.ING 


JD 


Teil  in  Verbindung  mit  verschiedenen  andern  morphologischen  Teilen  nicht 
immer  eine  und  dieselbe  Gestalt  bewahren.  So  z.  B.  werden  in  gewisser  Hin- 
sicht die  Formen : 

,i,oMT.  Haus :  doui  dom-a  doiii-ii  doni-om  o-doui\-c 
ijo.ii.-i.  Wolf:  Volk  volk-a  volk-ii  volk-oui  o-volk\-e 
einen  idealen  Zustand  darbieten.  Die  morphol.  Teile  dorn,  volk  bewahren, 
indem  sie  sich  mit  den  nicht  palatalcn  Vokalen  der  Kasussuffixe  verbinden, 
ihre  Laute  fast  unverändert;  indem  sie  sich  eiber  mit  dem  Lokativsuffix,  der 
in  einem  Palatalvokale  e  besteht,  verbinden,  haben  diese  morphologischen 
Teile  im  Auslaute  einen  palatalen  Konsonanten:  doiii\,  rolk\.  So  lange  die 
Varietäten  doni  —  doifi\  sich  voneinander  nur  so  unbedeutend  unterscheiden, 
so  lange  ihr  Unterschied  von  einer  rein  physiologischen  Ursache  (nämlich  von 
der  Eigenschaft  der  folgenden  Artikulation)  bedingt  wird,  können  wir  nicht  in 
der  Deklination  unsrer  Nomina  Wurzel-  oder  Stammunterschiede  feststellen, 
die  keinen  Innern  Unterschieden  entsprechen.  Ein  unbedeutender  L^nterschied 
unsrer  Varietäten  verhindert  nicht  nur  nicht  dieselben  im  Zusammenhange  mit 
verschiedenen  andern  morph.  Teilen)  eine  und  dieselbe  Vorstellung  zu  be- 
zeichnen, sondern  dient  sogar  als  Mittel  der  Verbindung  dieser  Varietäten  mit 
bestimmten  Suffixen.  Wir  wissen  aber,  daß  die  Laute  sich  spontan  verwan- 
deln können.  Die  sich  unbedeutend  unterscheidenden  Varietäten  können  sich 
nach  und  nach  zu  weit  mehr  voneinander  sich  unterscheidenden  Varietäten  ent- 
wickeln .  während  ihre  Funktion  dieselbe  bleibt.  Solche  lautliche  Varietäten 
bieten  z.  B.,  bei  völliger  Abwesenheit  irgend  welcher  innern  Verschiedenheiten, 
;//^^'- und  iiioc^  in  Mory  [viAgü  ich  kann)  und  Moaceuib  (w^Ij/zj  du  kannst ■ ,  poln. 
nog  und  nodz  in  noga  'Fuß)   und  nodze  fDat.)   u.  a.  dar. 

In  den  Kapiteln,  die  der  Lautlehre  gewidmet  sind,  haben  wir  diesen 
Faktor  genügend  erörtert;  wir  haben  gesehen,  daß  die  Lautwandlungen  (i) 
physisch  notwendig  und  2)  allgemein  sind,  d.  h.  von  keinen  andern 
Ursachen  als  von  phonetischen  abhängen.  Selbst  ohne  neue  Belege  können 
wir  uns  also  vorstellen .  was  für  ein  Chaos  die  morphologische  Degeneration 
in  dem  vorausgesetzten  idealen  System  der  Sprache  unvermeidlich  verbreiten 
muß.  Nicht  selten  arbeitet  die  Sprache  ganze  Jahrtausende  und  ist  nicht  im 
stände  die  von  den  phonetischen  Faktoren  hervorgerufenen  überflüssigen  Unter- 
schiede der  verwandten  Wörter  völlig  zu  vertilgen.  Als  eins  der  bedeutend- 
sten Beispiele  können  hier  nach  Paui,  '  die  sog.  Steigerungs-  oder  Gunaunter- 
schicde  dienen,  die  von  der  Wortaccentuation  noch  in  der  idg.  Periode  her- 
vorgerufen und  selbst  in  den  jetzigen  Nachkommen  der  idg.  Ursprache  noch 
nicht  vertilgt  sind.  ~ 

§  60.  Morphologische  Degeneration.  Wir  haben  oben  gesehen, 
daß  es  oft  sehr  schwer  ist  eine  Grenze  zwischen  einzelnen  morphologischen 
Teilen  zu  ziehen.  So  ist  es  schwer,  um  zu  dem  schon  bekannten  Bei.^piel 
zurückzukehren,   eine  sichere  Grenze  zwischen  der  Wurzel  und  'Xcw  l'.ndungen 

'     Vyl.    I'KIN/.II'IKN,     104. 

-    Hinsichtlich    der    zerslüiciulen    Wirkung    phunetisciier    Ciesetzo    vgl.    aucli    Ostuofk,    l).\s 

I'IIYSIOI,.     T;N1)    I'SVCIUU,.    MuM.     I  ^. 


136 


N.  Kruszewski. 


folgender  Formen  zu  ziehen:  iias-h  nosri'j  nös\-iij  nös\-njn  nds\-iijt\e  }iös\-ut^ 
iioiuy  uocHuib  iiocHT'B  iiocHMT.  iiocHTc  noc/iTT,.  Indem  wir  uns  möglichst  genau  an 
die  T.autgeschichtc  halten,  werden  wir  diese  Formen  auf  solche  ursprünglichen 
Formen  zurückführen ,  die  mehr  dem  angenommenen  idealen  Zustand  der 
Sprache    entsprechen    würden:    nosi-q  nosi-si   nosi-ti   nosi-uiu    nosi-tc   nosi-nti. 

Hier  ist  es  uns  ganz  gleichgültig,  ob  diese  l'^ormen  richtig  sind :  wir  stellen 
hier  selbst  solche  Formen  nebeneinander,  die  nur  zwei  verschiedenen  I^pochen 
angehören  könnten:  nosiq  und  iiosiiiii]  aber  auch  dies  ist  hier  nicht  von  Be- 
lang. Nehmen  wir  an,  daß  dies  wirkliche  und  gleichzeitige  l''ormen  seien.  In 
allen  diesen  Formen  wird  die  Idee  der  Thiitigkeit  mit  einem  und  demselben 
Lautkomplexe  und  die  Idee  verschiedener  Personen  mit  besondern  Endungen 
bezeichnet.  Können  wohl  diese  Formen  lange  in  dieser  Gestalt  bestehen, 
wie  wir  sie  niedergeschrieben  haben  ?  Zuerst  bekommt  das  s ,  das  sich 
vor  einem  palatalen  Vokale  befindet,  eine  für  das  Ohr  vernehmliche  Palatal- 
nüance  {iiös\iq  iiosjsi  .  .  .) ;  der  Vokal  i  wird ,  weil  er  sich  nach  dem  Accent 
und  vor  dem  Vokale  befindet,  gekürzt  [nös\ia).  Diese  kleinen  Wandlungen, 
die  nur  von  rein  phonetischen  Ursachen  bedingt  sind ,  werden  anfangs  als 
sehr  nützliches  Mittel  zum  Zusammenschweißen  einzelner  morphologischer 
Teile  zu  einem  Worte  dienen  können.  Aber  die  Laute  verwandeln  sich  weiter: 
der  Vokal  i  wird ,  indem  er  immer  unvollkommener  wird ,  durch  den  Kon- 
sonanten j  ersetzt,  welcher  mit  der  Zeit  völlig  verschwindet;  während  der 
Konsonant  s\,  dessen  Palatalnüance  immer  zugenommen,  zu  s  degeneriert;  wir 
erhalten  so  die  Form  nosa  =  uasü  nomy.  In  der  Form  nosinti  verschmilzt 
nach  und  nach  der  Vokal  i  mit  dem  folgenden  nasalen  Konsonanten  zu  einem 
Laut  und  es  entsteht  die  Form  nos\rü  =  nös\at  iiocinT..  Jetzt  kann  der  Kom- 
plex nosi  nicht  mehr  als  Wurzel  oder  Stamm  im  vorliegenden  Wortsysteme 
gelten:  die  Form  uasü  nomy  hat  die  Wurzel  nos  iiom,  die  Form  ;/(^.yi^/  iiochtt, 
—  nos\  iioc'.  Der  Vokal  i  kann  jetzt  als  ein  untrennbarer  Teil  der  Endung 
gelten  und  die  Form  hochtg  kann  schon  in  die  Wurzel  hoc-  und  Endung  -iixe 
geteilt  werden.  Ebenso  entwickeln  sich  im  Asl.  die  Lokativendungen  -ajC'k 
achu,  -KY'K  icJin^  -T^X'**  ncliü^  '^V^  '^''-'^"^t  -"X"*^  '^'^^"'-  (P'WKa\"k  n;^Tk\*'K 
CKiH-kYT»,  paKlv)CT».  KOHHjCK)  wegen  der  Formen,  in  denen  der  als  Wurzel 
geltende  Komplex  mit  einem  Konsonanten  auslautet  (z.  B.  Gen.  sing.  p-KiG-'W). 
Ebenso  erhalten  wir  auf  phonetisch  -  morphologischem  Wege  aus  der  lateini- 
schen Infinitivendung  -re  im  Franz.  vier  Endungen:  -er,  -ir,  -oir,  -re, 
mit  einer  und  derselben  Funktion.  Die  phonetischen  Wandlungen  geben 
also  Veranlassung  zu  einer  neuen  Verteilung  der  Laute  zwischen 
den  morphologischen  Teilen,  d.  h.  sie  rufen  den  morphologischen 
Prozeß  hervor,  durch  welchen  eine  morphologische  Einheit  zu 
mehreren  Varietäten  degeneriert,  die  sich  durch  ihre  Laute  unter- 
scheiden,  aber  eine  und  dieselbe  Funktion  haben. 

§  6 1 .  Es  ist  eine  ebensolche  morphologische  Degeneration  ,  die  in  der 
Umgruppierung  (Perintegration)  der  morphologischen  Elemente 
besteht,    auch   ohne   die  Veranlassung   von  selten   des   phonetischen  Wandels 


'   Ein  morphologischer  Ersatz  der  urspr.  Form  llds\-at,   eine  Analogie  zu  der   i.  Konj. 


PRINZIPIEN    DER    SPRACHENTWICKELUNG. 


möglich.  Wir  haben  vorausgesetzt,  daß  jede  Vorstellung  und  jede  Nuance 
der  Vorstellung  ihren  äußern  Ausdruck  finden.  Aber  die  Lautkomplexe, 
die  diese  Vorstellungen  und  ihre  Nuancen  bezeichnen,  können  nicht  gleich- 
mäßig oft  gebraucht  werden.  Nehmen  wir  an,  daß  irgend  ein  Suffix  ver- 
hältnismäßig selten  gebraucht  wird.  Es  ist  klar,  daß  wir  es  dann  nicht  fest 
genug  im  Gedächtnis  behalten  werden  und  daß  es  in  unserm  Sprachgefühle 
mit  dem  daneben  stehenden  wurzelhaften  Lautkomplex  als  ein  Ganzes  gelten 
kann.  Solches  Zusammenlließen  des  Restes  vom  ursprünglichen  Suffix,  eines 
d  (==  idg.  dh,  gr.  B  mit  der  Wurzel  /  in  iijy  (idii  ich  gehe)  verursachte  eine  ge- 
wisse Unordnung  in  der  Familie  der  verwandten  Wörter  iiAy  uiü^  iutii  )tti  gehen, 
AoiiTii  dAJt\i  kommen  ...  Es  hatte  freilich  solches  Zusammenfließen  verschiedene 
Ursachen:  eine  Unbestimmtheit  der  Nuance,  die  das  Suffix,  das  von  den  phone- 
tischen Wandlungen  auf  einen  Konsonant  reduziert  war,  der  Wurzel  mitteilte, 
vielleicht  auch  die  Kürze  der  Wurzel;  zu  diesen  Ursachen  aber  müssen  wir 
auch  die  außerordentliche  Seltenheit  des  Suffixes  hinzufügen.  Das  Verschwinden 
des  Wortes  na.n,  [pal  Finger)  war  ebenfalls  eine  Ursache,  daß  das  ursprüng- 
liche Deminutivum  najieu,-!.  pdl\its  sich  in  das  Nichtdeminutivum  vervvandelte  : 
und  da  wir  einerseits  die  Formen  öe3na.iLiil  [b\l'päli{J  fingerlos) ,  mecTiiua.ibii'i 
[sHs  tiipälkj  mit  sechs  Fingern]  und  anderseits  solche  wie  x.itut  [xl\ip  Brodi, 
x.iiueuT.  [.\'l\cb-jfjs  Brödlein)  haben .  so  müssen  wir  es  zugeben ,  daß  die  zu- 
sammengeflossene Form  na.icuTj  die  Harmonie  stört. 

§  62.  Wenn  nun  auch  jede  Vorstellung  und  jede  Vorstellungsnüancc  in 
der  Sprache  einen  besondern  Ausdruck  hätten,  so  müßten  doch  mit  der  Zeit 
neue  Vorstellungen  und  neue  Vorstellungsnüancen  entstehen.  Wo  wir  keine 
neuen  Mittel  zum  Ausdruck  derselben  haben,  werden  wir  notwendig  unsre 
Zuflucht  zu  dem  vorhandenen  Sprachstoff"  nehmen,  uns  seiner  als  einer  be- 
schreibenden, figürlichen  Ausdrucksweise  bedienen.  So  bilden  wir  solche 
Wörter,  wie  iioahoct,  [podnös  Theebrett,  eig.  unter -f  tragen),  iiaBOsi.  [na\oz 
Mist,  eig.  auf -f- führen)  u.dgl.,  die  nur  ihrem  äußern  Ansehen  nach  bizentral 
sind,  der  Bedeutung  nach  aber  sich  von  den  wirklich  bizentralen  Wörtern  hoabost, 
[podvöz2,\x{v\\x)^  noAxoAt  (/^^/-\w/ Hinzutreten)  unterscheiden.  Ebenso  werden 
wir  genötigt  sein  zu  solchen  Ausdrücken  zu  greifen,  als 'Rost  zerfrißt  Eisen  , 
'der  Rauch  beißt  die  Augen'  u.  dgl.  Alles  das  muß  die  Harmonie  der  Ent- 
sprechung der  Welt  von  Wörtern  und  der  Welt  von  Vorstellungen  stören. 

§  63.  Wortproduktion.  Die  oben  besprochenen  zwei  Faktoren  sind 
schon  völlig  hinreichend,  um  die  vollständigste  Harmonie  der  Sprache  zu  zer- 
stören ,  selbst  bei  der  Voraussetzung  einer  völlig  gleichmäßigen  Entwickelung 
der  Wortsysteme ,  und  die  Sprache  ist  immer  fern  von  diesem  idealen  Zu- 
stande, den  wir  oben  geschildert  haben.  Es  sind  aber  noch  zwei  andre  Fak- 
toren, die  immer  im  Sprachsystem  eine  Unordnung  verursachen.  Wir  haben 
schon  oben  bemerkt,  daß  wir  in  unsrer  Rede  die  Wörter  entweder  nach  unserm 
Gedächtnis  reproduzieren,  oder  von  neuem  produzieren.  Später  wer- 
den wir  uns  bemühen  die  Wortproduktion  sowie  die  Wortreproduktion  etwas 
näher  zu  untersuchen.  Hier  wollen  wir  nur  kurz  bemerken,  daß  wir  sehr  oft 
Formen,  die  im  vorliegenden  Momente  überflüssig  siiul.  produzieren.  Solche 
Formen  wie  luy  ^dü^  HAeTü  }d\öt^   ue^y  \\cdü,  gestatten  uns  nur  eine  l'\)rin.  niun- 


138 


N.   Kkiüzkuski. 


lieh  BcAeT'J,  i'\id\öt^  zu  produzieren.  Aber  solche  Formen,  wie  poln.  Nom.  syn, 
Dat.  synovvi,  neben  den  Nom.  brat,  Dat.  bratu,  machen  es  möglich  von  dem 
Nom.  chlop  (13auer)  Dat.  chloptnvi  sowie  chlopu  abzuleiten.  Unter  diesen 
l'^ormen  ist  die  Form  chioi-Ui  allgemeinoültiL;  \\\\^  'richtig';  die  lujrm  chlopowi 
hört  man  oft,  obgleich  sie  minder  gebräuchlich,  sekundär,  'unrichtig'  ist. 
Wenn  also  im  vorliegenden  System  auch  nur  eine  zusammentreffende  V>-)Xu\ 
(syn  ^=  chlop)  vorh.anden  i.'^t,  so  ist  schon  die  Möglichkeit  der  T^ntstehung  von 
Parallelformen  gegeben.  Und  solche  l'arallelformen  müssen  die  Sprachhar- 
monie zerstören ;  bis  zu  einer  gewissen  Zeit  werden  sie  promiscue  gebraucht 
werden,  was  einen  ÜberHul.^  zur  Folge  hat;  wenn  aber  endlich  die  Sprache  sie 
nicht  zu  verschiedenen  h'unktionen  verwendet,  so  wird  eine  derselben  ver- 
schwinden, vergessen  werden.  Deibei  wird  das  Verschwinden  oder  Bestehen 
völlig  von  der  Priorität  und  Sekundarität  unabhimgig  sein ,  da  es  von  ganz 
andern  Ursachen  abhängt:  es  kann  nämlich  die  sekundäre  Form  bleiben  (z.  B. 
chlopowi);  dann  wird  die  Regelmäßigkeit  des  Systems  in  der  Beziehung  ge- 
stört, insofern  uns  die  Sprachgeschichte  die  'Richtigkeit'  der  Form  synowi 
chlopu  und  die  'Unrichtigkeit'  der  Form  chlopowi  zeigt.  Ebenso  produzieren 
wir  neben  den  bestehenden  Formen  aomtj  doin  Haus,  U7,  .lOMt  v-döni\e^  unter 
dem  Einfluß  solcher  F"ormen  wie  jiicTi  l\cs  Wald,  ut.  .ilicy  v-l\csü^  eine  Parallel- 
form U7.  AOMy  v-dAiiiü;  oder  neben  )LieiZ;uuv,  ineiZ^ouc  —  |ueiZ[ovoc  u.  dgl.  Da  die 
produzierten  Formen  immer  irgend  einem  in  der  Sprache  bestehenden  Typus 
ähnlich  sein  werden  (iiieiZiovoc  nach  jueiZiuuv ,  bt.  AOMy  nach  bt,  .licy)  und  da 
von  zwei  Typen ,  die  eine  und  dieselbe  Funktion  haben ,  in  der  Sprache  mit 
der  Zeit  gewöhnlich  nur  einer  zurückbleibt,  so  können  wir  daraus  .schließen, 
daß  die  Produktion  nur  eine  zeitweise  und  relative  Unordnung  in  der 
Sprache  verursacht.  ' 

§  64.  Wortreproduktion.  Dieser  Faktor  wirkt  weit  mehr  destruktiv 
als  die  Wortproduktion.  Wir  können  nicht  nur  neue  Wörter  produzieren, 
sondern  auch  einmal  schon  gehörte  Wörter  nach  unserm  Gedächtnis  repro- 
duzieren, ganz  unbewußt,  wie  weit  dieselben  mit  unserm  Sprachsystem  harmo- 
nieren. Da  wir  einerseits  diejenigen  Wörter,  welche  in  einer  andern  Sprache 
oder  in  einer  andern  Mundart  entstanden,  anderseits  diejenigen,  die  in  frühern 
Epochen  unsrer  Sprache  entstanden,  notwendig  hören  werden,  so  werden  wir 
in  jeder  Sprache  immer  eine  zweifache  Aufschichtung  finden:  eine  geogra- 
phische, von  einer  Koexistenzordnung  oder  Entlehnung,  und  eine 
chronologische,  von  einer  Konsequenzordnung  oder  Vererbung. 
Wörter  dieser  zwei  Schichten  werden  immer  mehr  oder  minder  die  Harmonie 
des  Sprachsystems  stören. 

§  65.  Die  Produkte  der  geographischen  Aufschichtung  stören  die  Sprach- 
harmonie nur  dann ,  wenn  die  entlehnte  Form ,  vermöge  ihrer  Bedeutung .  in 
irgend  einem  System  (oder  einer  Reihe)  von  einheimischen  Formen  sich  ein- 
gewurzelt hat,  ungeachtet  ihrer  äußerlichen  Verschiedenheit  von  den  letztern. 
Die  russ.  Sprache  besitzt  das  Suffix  -\oz^,  das  vorzugsweise  Nomina  actionis 
bezeichnet :  d\el-Ss  (A'^Jiea:'!.  Teilung) ,  grab-ds  (rpaöeatt  Raub) ,  kht-ös  (KyTeaiT. 


^   Ausführlicheres  darüber  unten. 


rUINZII'lEN    DER    SPKACHENTWICKEIANG. 


139 


Schniauß  .  .  .  Die  Wörter  pad\-cs  iiaAcacx  Kasus  ,  i/iiäti-es  MaxeiKx  Empö- 
rung), die  kirchenslaw.  Ursprungs  sind,  bieten  dasselbe  Suffix  in  einer  etwas 
andern  Form  dar,  nämlich  -i^^; .  Schwerlich  aber  wird  es  richtig  sein  von  diesen 
zwei  Wörtern  zu  behaupten,  sie  störten  die  Harmonie :  das  Wort  naj,eacx  be- 
zeichnet gar  kein  Nom.  actionis  und  wird  nicht  als  aus  der  Wurzel  päd  und 
dem  Suffixe  -es^  zusammengesetzt  gefühlt :  ebenso  wird  auch  das  W' ort  MaroKT. 
nicht  als  zusammengesetztes  gefühlt.  Eine  unbestreitbare  Störung  der  Har- 
monie bemerken  wir  aber  in  der  Wortfamilie  mit  der  W^urzel  solod  süß),  in 
welcher  das  Adjektivum  in  der  kirchenslaw.  Form  cjaaKÜ'i  islätkkj  süß)  sich 
eingeschlichen  hat,  während  die  verwandten  Wörter  die  russ.  Form  haben: 
co.ioAiiTfc  {sHjAd\it\  süß  machen),  co.io;!;^  [sölhf  Malz  u.  a.  Das  Wort  copoK-^, 
söriijc  40,  aus  lecTö'apdKGVTa) ,  harmoniert  ebenfalls  nicht  mit  den  übrigen  Glie- 
dern der  Reihe,  die  das  Suffix  -ttsHt\  oder  -d\cs\ät  haben.  Am  häufigsten 
werden,  wie  wir  es  weiter  unten  sehen  werden,  die  Entlehnungen  den  sie  um- 
gebenden Wörtern  so  angepaßt ,  daß  sie  die  Sprache  bereichern  und  ihre 
Harmonie  nur  wenig  stören;  das  einzige,  was  sie  von  den  ursprünglich  ein- 
heimischen Wörtern  verschieden  haben ,  ist  die  Geschichte  ihrer  Laute  und 
die  Geschichte  der  Kombination  dieser  Laute. 

§  66.  Selbst  bei  der  gleichmäßigsten  Entwickelung  der  Formsysteme 
werden  sich  in  der  Sprache  solche  Wörter  finden,  die  sich  uns  fester  ins  Ge- 
dächtnis einprägen  und  umgekehrt.  Es  ist  augenscheinlich,  daß  sich  solche 
Wörter  dem  Gedächtnis  fester  einprägen,  die  man  sehr  oft  ge- 
braucht. '  Deshalb  bieten  stets  und  in  allen  Grammatiken  gerade  die  ge- 
bräuchlichsten Wörter,  wie  sein,  haben,  gehen,  essen,  thun.  Mann. 
Auge  .  .  .  ich.  du,  er  .  .  .  gut,  besser  .  .  .  die  bedeutendsten  Abwei- 
chungen und  Unregelmäßigkeiten  dar :  ihre  Formen  zeichnen  sich  durch  die 
größte  Altertümlichkeit  aus ,  indem  sie  sich  sehr  oft  voneinander  und  auch 
von  andern  Formen ,  die  der  Funktion  nach  mit  ihnen  verwandt  sind ,  unter- 
scheiden. Wie  erklärt  sich  nun  das '.'  Nur  dadurch,  daß  wir.  indem  wir  solche 
Formen  oft  gebrauchen  und  deshalb  fest  im  Gedächtnis  behalten .  dieselben 
fast  nie  produzieren,  sondern  sie  nach  unserm  Gedächtnisse  reproduzieren  und 
uns  gar  nicht  darum  kümmern ,  daß  sie  schon  seit  lange  mit  den  übrigen 
Formen  unsrer  Sprache  zu  harmonieren  aufhörten.  Obgleich  also  z.  B.  im 
Franz.  die  alte  Form  der  i.  Pers.  Plural  mit  der  ICndung  -omes  ;aimomes) 
in  allen  Verben  schon  seit  lange  ihren  Platz  der  P^orm  mit  der  iMidung 
-ons  aimons)  überlassen,  besteht  dennoch  die  entsprechende  Form  von 
etre  (sommes)  noch  jetzt.  Deshalb  bilden  sich  auch  vom  russ.  11, im  gehen) 
die  Formen  von  drei  verschiedenen  Wurzeln:  /</,  Sid.  .\od\  vgl.  aller  —  je 
vais  —  j'irai,  epxojaai  —  f^XBov  —  ei|Lii .  t'xuj  —  iüyijov  —  t£iu.  \<>i>'>!iiiri 
XAt'ösi/J  —  .lyiiiu!  lütss.K,  UYaÖoc  —   d)neivujv  —   dpicTtoc  u.  a. 

F"erner  p  r  ä  g  e  n  s  i  c  h  u  n  s  d  i  e  j  e  n  i  g  e  n  Wo  r  t  c  r  f  e  s  t  c  r  i  n  s  G  e  d  a  c  h  t  - 
n i  s  e  i n ,  d i  e  i  n  R  e i  h  e n  ve  r  b  u  n  d  e  n  sind  und  besondere  Ausdrücke  bilden. 
Die  Leichtigkeit  iler  Reproduktion  gründet  sich  hier  auf  die  Angrcnzungs- 
assoziation.     Solche  Reihen  sind  z.  1^.  'uo  ,i,i..i'>Mi.  oiy  ;ito'  ///,  d\cloni  Jtiiiü  ./■:/.) 

'    \'''l    I'Aii.,  ruiN/,.,    in. 


140 


N.  Kruszewski. 


=  'es  geschieht  ihm  recht',  wo  ein  alter  Dativ  auf-oMi.  sich  bewahrt  hat  sjetzt 
HO  A'f'-iaM'B  pii^  d\eläm]\  'naimcaTbCH  ux  iryiiuu'  rjj/,p\isät''ssa  f  kuptsv'];  =  'sich  in 
die  Kaufniannsgilde  aufnehmen  hissen',  mit  dem  alten  Akkusativ  /jetzt  bt.  Kyn- 
\\(i\i'iy  f  läipisöf)  \  pater  familias  neben  dem  gewöhnhchen  Genitive  auf -ae; 
die  itahenische  Benennung  des  Dreikönigsfestes  i  tre  Re  magi,  vgl.  Nom.  PI. 
maghi;  'je,  soussigne,  declare  .  .  .'  .statt  moi;  'ouic  la  lecture  de 
l'arret',  wo  ouir  statt  cntendrc;  hie  und  da  neben  hier  u.  a.  In  jeder 
Sprache  werden  wir  also  einen  bedeutenden  Teil  von  Wörtern  antreffen ,  die 
von  den  frühern  l'^pochen  der  Spr.  ererbt  sind  und  mit  dem  Sprachsysteme 
der  betr.  neuern  Zeit  nicht  mehr  harmonieren. 


VIII.    GESCHICHTE    DER     MORPHOLOGISCHEN     ELEMENTE    DES    WORTES. 

§  67.  I'^s  ist  leicht  zu  bemerken,  daß  die  h'aktoren  ,  deren  zerstörende 
Wirkung  wir  im  vorigen  Kapitel  betrachtet  haben,  sich  gleichwohl  als  sehr 
wohlthätig  für  die  Spr.  erweisen.  Zerstörend  wirken  sie  nur  auf  die  in  ge- 
wisser Zeit  in  der  Spr.  bestehenden  Wortsysteme;  aber  jene  Faktoren,  und 
sie  allein,  liefern  der  Spr.  immer  einen  neuen  Stoff,  ohne  den  kein  Fortschritt 
der  Spr.,  der  Struktur  und  noch  viel  weniger  dem  Stoffe  oder  dem  Wort- 
schatze nach ,  denkbar  ist.  Wir  wissen  ja ,  daß  die  Sprache  nie  so  viel  be- 
sondere Lautkomplexe  hat,  als  es  besondere  Vorstellungen  und  Vorstellungs- 
nüancen  gibt.  Anderseits  begegnen  wir  auf  jedem  Schritte  der  Verwandlung 
oder  dem  Verschwinden  gewisser  Laute  aus  dem  Lautkomplexe;  die  Ent- 
stehung neuer,  sekundärer  Laute  aber  findet  bei  weitem  nicht  so  häufig  statt. 
Deshalb  setzt  uns  die  Vergleichung  der  lautreichen  alten  Wörter  mit  der  laut- 
lichen Armut  ihrer  Entwickelungsprodukte  in  einer  neuern  Sprache  in  Er- 
staunen .  wo  morphologische  Prozesse  jene  nicht  durch  neue  Laute  bereichert 
haben;  vgl.  lat.  venditam,  pater,  sanitatem  und  franz.  rat,  pFJ\  satc 
(vente,  pere,  sante)  u.  aa.  Indessen  dehnt  sich  im  Verlauf  der  Zeit  das 
Gebiet  des  zu  benennenden  allmählich  aus.  Deshalb  ist  für  das  Bestehen  und 
für  den  weitern  Fortschritt  der  Spr.  ein  neuer  Stoß"  unentbehrlich,  und  diesen 
Stoff  liefern  die  oben  geschilderten  destruktiven  Faktoren  der  Spr,  Dabei  ist 
es  wichtig  zu  bemerken,  daß  diese  Faktoren  meistenteils  sehr  einig  wirken. 
So  z.  B.  hat  das  Russ.  ein  Verbum  oöasaxL  [Ab\.-Esdti  verpflichten) ,  der  Her- 
kunft nach  den  Verben  BHsaTt,  oöuasaTb  [r\Mzdt\  binden,  Abv\Mzät\  umbinden) 
verwandt.  Die  Form  oöüsaTt  verdankt  ihre  Herkunft  zuerst  der  phoneti- 
schen Degeneration.'    Der  Wurzellaut  r  verschwand  allmählich  unter  dem 


'  Nach  den  Lauten  zu  schließen ,  könnten  wir  mit  eben  solchem  Recht  die  Form  oöflsaxt 
als  Entlehmuig  aus  dem  Kirchenslaw.  betrachten ;  wir  betrachten  sie  aber  als  eine  russ.  Form, 
gestützt  auf  solche  unbestreitbar  russ.  Formen,  wie  oöepiKa,  oöoai>,  oöojroiKa,  oöopoTeHB,  oöopoxi., 
oÖLiiafi  [Ab\'-,rtkA  Umschlag,  öbhj:  Radfelge,  Kreis,  j^K^.V^/j'^'^  Überzug,  Kouvert,  öbh- 
rHj[[H^1l{.   Werwolf,    AbAVÖt  Drehung,  Wendung,  AbvtSHj  Gewohnheit,  Sitte)   u.  aa. 


PRINZIPIEN    DER    SPRACHENTWICKELUNG. 


141 


Einfluß  des  vorhergehenden  b.  Diese  phonetische  Erscheinung  war  die  erste 
Ursache  der  morpholgischen  Degeneration,  nämlich  des  Zusammen- 
fließens  des  ursprünglichen  Präfixes  mit  den  übrigen  Lauten  der  Wurzel. 
Warum  haben  wir  nebeinander  die  Wörter  oÖBHsaxb  und  oöflsaxt,  wobei  jenes 
eine  konkrete  und  dieses  eine  abstrakte  Bedeutung  hat?  Wir  würden  nicht 
das  Wort  0ÖBa3aTb  besitzen,  wenn  wir  nicht  mit  der  Fähigkeit  der  Produktion 
begabt  wären .  und  das  Dasein  des  Wortes  oönaaTL  können  wir  nur  durch 
unsre  reproduktive  Fähigkeit  erklären.  Was  die  verschiedene  Bedeutung 
jener  Verba  betrifft,  so  müssen  wir  folgendes  erwägen.  Wir  können  entweder 
nach  dem  Worte  ß;i3aTb  ein  Wort  ouBaiiaTt  produzieren,  oder  wir  können  das 
Wort  ou/'i3aTb  nach  dem  Gedächtnis  reproduzieren.  Je  näher  die  Idee,  die 
wir  ausdrücken  wollen,  der  Idee  des  Verbum  BasaTb  (binden)  steht,  desto 
mehr  Wahrscheinlichkeit  ist  zum  Erwachen  der  Ahnlichkeitsassoziation .  d.h. 
dafür  vorhanden,  daß  wir  das  Wort  nach  dem  genannten  Verbum  produ- 
zieren, und  wir  werden  es  gewiß  in  der  Form  o6Ba3aTb  produzieren;  je  mehr 
diese  Idee  von  der  Idee  binden  entfernt  ist,  desto  weniger  Wahrscheinlichkeit 
ist  dafür  vorhanden,  daß  in  unserm  Geiste  das  Wort  Bfl3aTb  (binden)  entstehe 
und  folglich  desto  mehr  Wahrscheinlichkeit,  daß  wir  nach  dem  Gedächtnis 
das  Wort  o6ii3aTb  reproduzieren.  Nach  und  nach  erlangt  also  das  Ver- 
bum oÖBHsaTb  eine  konkrete  und  das  Verbum  oöasaTb  eine  abstrakte  Bedeu- 
tung. Der  Gebrauch  des  Verbum  o6H3aTb:  oÖHsaxb  cum  instrum. ,  wie  oöba- 
3aTb  cum  instrum.,  beweist  auch  zugleich,  indem  derselbe  die  Herkunft  unsers 
Wortes  bezeugt,  die  Beständigkeit  der  Wortreihen,  die  sich  auf  die  An- 
grenzungsassoziation  gründen. 

Das  Wort  oÖH3aTb  gehört  zu  der  chronologischen  Ablagerung ;  aber  was 
wir  von  diesem  Worte  gesagt  haben,  ist  auch  auf  solche  Fälle  der  geographi- 
schen Ablagerung  völlig  anwendbar,  wie  das  franz.  penser  denken,  welches 
aus  dem  spätlat.  pensare  entlehnt  ist.  neben  dem  ursprünglich  franz.  peser 
wiegen ;  dieses  Paar,  das  aus  dem  entlehnten  Worte  mit  einer  ab.strakten  Be- 
deutung und  aus  dem  einheimischen  mit  einer  konkreten  Bedeutung  besteht, 
finden  wir  auch  in  andern  romanischen  Sprachen;  vgl.  prov.  pensar  — 
pessar,   sp.   und  port.  pensar  —  pesar,   it.  pensare  —  pesare. 

§  68.  Jetzt  wollen  wir  der  Entstehung  der  morphologischen  Wortteile, 
der  Wurzeln,  der  Suffixe  und  Präfixe  näher  treten.  Im  §  4::  haben  wir  be- 
merkt, daß  auch  in  der  Sprache  die  Varietäten  entstehende  Arten  sind.  Hier 
werden  wir  uns  überzeugen,  daß  eine  völlige  Übereinstimmung  zwischen  den 
Quellen  gewisser  morphologischer  Teile  und  der  denselben  eignen  X'ariicrung 
besteht :  aus  dieser  Variierung  entstehen  die  W^ortelemente. 

Wurzeln:  An  Mannigfaltigkeit  untl  an  Reichtum  ihrer  X'ariicrung  über- 
trifft, wie  wir  gezeigt,  die  Wurzel  weit  alle  übrigen  morph.  Teile,  das  Suffix 
und  das  Präfix.  Deshalb  kann  man  schon  im  voraus  erwarten ,  dal.^  wir  weit 
mehr  Quellen  von  Wurzeln  als  von  Suffixen  und  Präl'ixen  vt^rfinden  werden. 
Erste  Quelle  wird  die  Spaltung  einer  urspriniglichen  W^irzel  in  zwei  oder 
mehrere  Wenzeln  sein,  eine  Spaltung,  ilie  durch  phonetische  Wandlungen  her- 
vorgerufen   ist.      Freilich    kommt    diese    Spaltung    nicht   ohne    Teilnahme   von 


142 


N.  KKrszKWSKi. 


uns    schon   bekannten    produktiven    und  rei)rodukti\-en  Kriiften  \'or.     Beispiele 
solcher  Wurzeln  im  tciKPirf.,  gg. 

§  6g.  An  die  phonetische  Dc\^eneration  schließt  sich  oft  die  morpho- 
logische Degeneration  an ;  am  häufigsten  ruft  letztere  die  ersterc  hervor.  Die 
Wurzel  spaltet  sich  und  wird  durch  Laute  bereichert,  indem  sie  das  Suffix 
oder  das  Präfix  absorbiert.  Oft  entstehen  neue  Wurzeln  nur  auf  morphologi- 
schem Wege,  d.  h.  mittelst  einfacher  Absorption  des  Suffixes  oder  des  Prä- 
fixes. S.  (t'iKi'in.,  loo,  loi.  Vgl.  solche  deutschen  Wörter,  wie  naii  und 
nach,  genesen  und  nähren,  bestellen  und  bestallen  u.  aa..  franz. 
contraster,  rester,  arreter,  constant,  distant,  instant,  nonob- 
stant,  die  aus  dem  Zusammenfließen  von  stare  mit  verschiedenen  Suffixen 
entstanden  sind. 

§  70.  Die  Entlehnung  bildet  in  jeder  Sprache  eine  sehr  reiche  Quelle 
von  neuen  und  zwar  sehr  wichtigen  W^urzeln ,  nämlich  solchen,  die  zur  '[Be- 
nennung von  abstrakten  Ideen  dienen.  Die  Sprachen,  die  sich  unter  dem  be- 
ständigen Einfluß  irgend  welcher  nahe  verwandten  Sprachen  entwickelten,  wie 
z.  B.  die  russ.  unter  dem  Einfluß  der  kirchenslaw.,  oder  die  franz.  unter  dem 
Einfluß  der  lat.,  stehen  in  dieser  Hinsicht  unter  höchst  günstigen  Bedingungen. 
In  solchen  Fällen  hat  gewöhnlich  ein  einheimisches  Wort  eine  mehr  konkrete 
Bedeutung,  während  ein  entlehntes  Wort  eine  entsprechende,  aber  bildliche, 
mehr  abstrakte  Bedeutung  hat.  Der  Unterschied  in  ihrer  Bedeutung  wird  also 
eine  beständige  Beziehung  bilden,  was,  wie  wir  uns  leicht  erklären  können. 
ein  Ergebnis  der  produktiven  und  reproduktiven  Kräfte  ist.'  Was  aber  die 
äußere  Seite  eines  solchen  Paars  betrifft,  so  sind  das  entlehnte  und  das  ein- 
heimische Wort  einander  mehr  oder  minder  ähnlich  ,  da'sie  der  Herkunft  nach 
verwandt  sind ;  ihre  Unterschiede .  die  aus  der  Verschiedenheit  der  Phonetik 
(und  bisweilen  auch  der  Morphologie)  der  betr.  Sprachen  entspringen,  werden 
auch  eine  beständige  gegenseitige  Beziehung  bilden  (z.  B.  in  den  ^einheimischen 
russ.  Wörtern  oro,  in  den  entlehnten  ra ;  in  den  einheimischen  /s,  in  den  ent- 
lehnten sts  u.  a.).  Es  bildet  sich  also  eine  vollkommene  Koinzidenz  von  innern 
Ähnlichkeiten  und  Verschiedenheiten  mit  äußern  Ähnlichkeiten  und  Verschie- 
denheiten   (russ.  Beispiele  O^IErKT.,    102,   franz.   ebenda). 

§  71.  Obgleich  wir  schon  die  entlehnten  Wörter  betrachtet  haben,  so 
scheint  es  mir.  da  sich  diese  Wörter  gewöhnlich  des  Wohlwollens  der  Gram- 
matiker nicht  erfreuen,  doch  passend,  noch  einige  Worte  diesem  Gegenstande 
zu  w'idmen.  Es  ist  bekannt,  daß  z.  B.  die  franz.  Sprache,  außer  ursprünglich 
franz.  Wörtern,  eine  bedeutende  Schicht  von  ursprünglich  lat.,  ursprünglich 
ital. ,  ursprünglich  pikard.  u.  aa.  besitzt.  Einzelne  Wörter  einer  jeden  von 
diesen  Schichten  tragen  ein  unbestreitbares  Gepräge  ebenderselben  phoneti- 
schen Gesetze  ,  und  bieten  also  eine  gewisse  Einförmigkeit  und  Regelmäßig- 
keit. Wörter  irgend  einer  andern  Schicht  tragen  das  Gepräge  von  andern 
phonetischen  Gesetzen  u.  s.  w.  Können  wir  aber  irgend  etwas  aufweisen,  was 
alle  diese  Wörter  zu  einer  Sprache  verbindet?  Alle  Wörter  der  Sprache, 
welcher  Schicht   sie    auch   angehören   mögen,    tragen  Spuren    von    mehr  oder 


'    Vgl.   oben  §   67  flie  Motivierung  der  Bedeutungen  der  Verba  oÖBnsaTL  und  Oüfiaai'B. 


rraxzipiEX  der  spraciientwickeli'N'g. 


143 


weniger  langwierigen  echt  franz.  Prozessen,  Spuren  einer  echt  französischen 
Umarbeitung.  Von  welcher  Art  die  Laute  eines  gewissen  Wortes  auch  sein, 
als  Ergebnisse  welcher  Prozesse  sie  auch  erscheinen  mögen,  so  sind  sie  in 
ihrer  gegenwärtigen  Gestalt  den  jetzt  in  der  franz.  Sprache  wirkenden  phone- 
tischen Gesetzen  unterworfen.     Dies  ist  die  formelle  Seite. 

Diese  Worte  sind  aber  auch  nach  ihrer  Innern  Seite  nicht  minder  franz.: 
jedes  ursprünglich  fremde  Wort  bedeutet  irgend  etwas  in  der  franz.  Sprache, 
es  hat  seine  Funktion,  und  kein  andres  Wort  kann  diese  Funktion  v^ertreten. 
Mit  andern  Worten :  kein  entlehntes  Wort  kann  in  der  Spr.  bestehen .  wenn 
es  sich  nicht  mit  seiner  äußern  und  innern  Seite  dem  harmonischen  Ganzen 
der  Spr.  angepaßt  hat.  Wenn  nur  irgend  welche  phonetischen  Eigenschaften 
des  Wortes  nicht  mit  den  wirklichen,  d.  h.  in  bestimmter  Zeit  in  der  Sprache 
wirkenden  phonetischen  Gesetzen  übereinstimmen,  so  werden  sie  durchaus  be- 
seitigt. Kein  Wort  kann  in  der  Sprache  lange  bestehen,  wenn  in 
derselben  Sprache  ein  andres  Wort  mit  ganz  gleicher  Funktion  ge- 
bräuchlich ist.  Beispiele  solcher  kirchenslaw.  Wörter  in  der  russ.  Sprache 
OHErKT>,   103. 

Der  einzige  Unterschied  von  ursprünglich  fremden  und  ursprünglich  ein- 
heimischen Wörtern  reduziert  sich,  wie  schon  oben  bemerkt  ist,  auf  eine  be- 
sondere Geschichte  ihrer  Laute  und  die  Geschichte  der  Kombination  dieser 
Laute.  O^EPKT>,  103 — 104.  Auf  Grund  des  Erwähnten  können  wir  die  ent- 
lehnten Wörter  keineswegs  als  eine  Sprachverderbnis  betrachten:  ganz 
umgekehrt  sind  wir  gezwungen  anzuerkennen,  daß  sie  den  Wortschatz  der  Spr. 
bereichern,  indem  sie  neue  Wurzeln  hinzufügen,  oder  die  Variation  der  be- 
stehenden vermehren.  Und  da  eine  Spr.,  die  vom  Einfluß  andrer  Sprr.  oder 
eigner  Mundarten  völlig  unberührt  bleiben  könnte,  ganz  undenkbar  ist.  so  ist 
die  oben  untersuchte  Schichtung  unvermeidlich  und  deshalb  ganz  natürlich 
und  regelrecht. 

§  72.  Suffixe:  Auf  dem  Wege  der  phonetischen  Spaltung  entstehen 
Suffixe  selten.  Die  Ursachen  dieser  Erscheinung  sind  uns  schon  auf  Grund 
der  Charakteristik  dieser  morphologischen  Einheiten  bekannt.  Von  den  russ. 
Suffixen  sind  auf  diesem  Wege  augenscheinlich  die  Suffixe  -ik,  -itsn  ent- 
standen. Wie  der  Wurzel  (am  häufigsten)  die  Verwandlung  hauptsächlich 
ihrer  auslautenden  Laute  droht,  so  droht  beständig  dem  Suffix,  als  dem  letzten 
morphologischen  Teil,  das  Verschwinden  von  Auslauten.  Deshalb  ist  das 
Bestehen  des  Suffi.xes  nur  unter  der  Bedingung  eines  beständigen  Anwuchses 
von  Lauten  in  seinem  Anfange  möglich.  Und  wirklich  bereichert  sich  das 
Suffix  beständig  durch  Laute  auf  Kosten  der  Stämme,  d.  h.  am  hiuifig.sten" 
der  vorhergehenden  Suffixe.  So  entwickelte  sich  im  Griech.  z.  B.  das  Suffix 
UKic  :  TToXXaKic.  Mit  dem  ursprünglichen  -Kic  vereinigte  sich  das  a,  das  \o\w 
Stamme  abgerissen  und  aus  den  silbenbiKlenden  Nasalen  in  tTiKiKic,  tvciKic, 
bcKUKic,  entsprungen  ist.  Vgl.  auch  die  l^ulung  Aoristi  -rjv,  wo  ilcr  N'okal  n 
von  der  Wurzel  abgetrennt  ist,  oder  die  Dativendung  -tcTcri,  wo  ilie  Gruppe 
ecT  ursprünglich  zum  Stamme  gelKute  u.  a.  '     Wir  sehen  also,    wie  mue  Sutlixe 

'    \'t;1.    (>'IKri>"l.,    104-10^,    105.    Aiini.    i;    amh    l'\ii,    i  i;i\/iiii' \.    i  iS. 


144 


I'RINZiriKN    DER    SI'RAf'MENTWICKKI.rNG. 


entstehen  und  wie  die  alten  sich  ckirch  Laute  bereichern,  die  sie  von  Stämmen 
und  Wurzehi  losreißen.  Wenn  ein  und  dasselbe  Suffix  von  verschiedenen 
Stämmen  verschiedene  Laute  an  sich  reißt,  so  entsteht  die  Spaltung  desselben, 
wie  wir  es  an  der  Lokativendung  im  Slav.  (-iV^'K,  -k\"K,  -'K)C'K,  -'kX"K,  -H)("k) 
und  an  der  Infinitivendung  im  Franz.  (-er,  -ir,  -oir,  -re)   sahen. 

Die  Entlehnung  kann  auch  eine  Quelle  von  Suffixen  bilden.  Wir 
können  auf  die  russ.  Partizipsuffixe  -us/stj,  -,as/sij,  die  aus  dem  Kirchenslaw. 
entlehnt  sind,  hinweisen,  oder  auf  das  poln.  Suffix  -unek  (rysunek  Zeichnung, 
sprawunek    etwas  Gekauftes;,   das   aus   dem  Deutschen  (-ung)   entlehnt  ist. 

Auch  ganze  Wörter  verwandeln  sich  in  Suffixe,  wie  es  aus  dem  russ. 
nid/wj  {=  förmig),  franz.  -ment  (seulement),  deutsch,  -voll,  -lieh  (.stilvoll, 
lieblich),  engl,  -ly  (lovely)  u.a.  ersichtlich  ist.  Aber  da  diese  Erscheinung 
zur  Geschichte  der  Wörter  gehört,  so  werden  wir  sie  in  diesem  Kapitel  nicht 
untersuchen. 

§  73.  Präfi.xe.  Diese  morphologischen  Teile  zeichnen  sich,  wie  wir 
angedeutet,  durch  außerordentliche  Beständigkeit  und  Unbeweglichkeit  aus. 
Betrachten  wir  die  russ.  Präfi.xe,  so  finden  wir,  daß  die  ganze  Geschichte  der- 
selben sich  auf  unbedeutende  phonetische  Wandlungen  reduziert :  in  der  vor- 
slaw.  Zeit  kam  die  (lautliche)  Spaltung  iin\-  und  ivu.-.  cü^-  und  Ck-  vor ;  da- 
rauf sind  die  Präfixe  cx^-  und  KAi-  verschwunden :  im  Russ.  trat  ebensolche 
äußere  Spaltung  bo-  und  a- ,  co-  und  c-  ein.  Auf  Grund  der  russ.  Sprache 
können  wir  nichts  Sicheres  über  die  Quellen  der  Präfixe  sagen  :  die  wirklich 
vorhandenen  Präfi.xe  sind  vor  sehr  langer  Zeit  entsi-anden.  ihre  Verwandtschaft 
weist  auf  ein  sehr  hohes  Alter  hin  (vgl.  OHEPirL,  106).  Nach  einigen  von  den 
oben  angeführten  Präfixen  kann  man  schließen,  daß  sie  aus  Deutewörtern,  aus 
nominalen  und  verbalen  Formen  entstanden  sind,  die  schon  im  Altertum  auf 
die  Bedeutung  von  Partikeln  zurückgeführt  wurden;  vgl.  OIEFKI),   106. 

§  74.  Überblicken  wir  alles ,  was  über  die  Geschichte  der  morphologi- 
schen Elemente  hier  auseinandergesetzt  worden ,  so  bemerken  wir ,  daß  sich 
die  Entstehung  dieser  Elemente  hauptsächlich  durch  den  Prozeß  der  Umgrup- 
pierung (Perintegration)  erklärt.  Und  wirklich,  w^enn  sich  neben  der  Wurzel 
xod  (gehen)  eine  Wurzel  naxod  (finden)  entwickelt,  oder  neben  v\ez  (fahren)  i\csl 
(Ruder) ,  neben  bud  (wachen)  -bodi'  (munter) ,  neben  svp  (schütten)  -osp  (Pocken) ; 
wenn  sich  weiter  aus  dem  Suffi.xe  -\"K  das  Suffix  -^)("K  entwickelt ,  oder  aus 
dem  ursprüngl.  Suffixe  -ka  ein  russ.  Suffi.x  -ofstsik,  so  sehen  wir  überall,  daß 
ein  Laut  oder  eine  Anzahl  von  Lauten,  die  ehemals  zu  einem  gewissen  mor- 
phologischen Elemente  gehörten ,  zu  einem  unbestreitbaren  Eigentum  eines 
andern  morphol.  Elements  werden.  Was  die  in  der  Sprache  weit  seltner  vor- 
kommenden Wurzeln  betrifft ,  die  ihre  Herkunft  ausschließlich  der  phoneti- 
schen Spaltung  verdanken ,  wie  kos  (Haarflechte)  -tses  (kratzen) ,  oder  skiid 
(karg)  -stsad  (schonen) ,  so  erklären  sich  auch  diese  Wurzeln  hauptsächlich 
durch  Prozesse  der  Umgruppierung,  nämlich  einer  solchen  der  Gruppen 
von  physiologischen  Arbeiten.  Später  werden  wir  sehen,  daß  auch  bei 
der  Entlehnung  gewöhnlich  derselbe  Prozeß  der  Umgruppierung  stattfindet. 

Fortsetzung  folgt.; 

N.  Kruszewskl 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE 
DER   FRANZ.   UND    ENGL.  PHONETIK    UND    PHON  O  GR  APHIE. 

Es  ist  dem  Herausgeber  der  i.  z.  eine  Reihe  von  Arbeiten  ;ius  dem  franz. 
und  engl.  Sprachgebiet  zur  Besprechung  zugegangen,  welche,  wenngleich  im 
ganzen  verschiedenen  Inhalts  und  auch  zu  verschiedenen  Zwecken  geschrieben, 

vom    PREMIER    LIVRE    DE    LECTURE    bis     ZU     UXIVERSITV     LECTURES  .     in    Rücksicht    auf 

ihre  phonetische  Seite  zu  einer  Vergleichung  untereinander  und  mit  altern 
Werken  Veranlassung  gegeben  haben,  namentlich  mit  Wilkins"  essav.  v^on 
welchem  der  wichtigste  Teil  hier  IV.  33g — 373  neugedruckt  worden  ist.  Die 
Aufmerksamkeit,  welche  jene  Arbeiten  mir  abgewonnen  und  die  sie  gewiß 
auch  in  weitern  Kreisen  der  Lehrer  und  Studierenden  der  neuern  Sprachen 
finden  werden,  hat  mich  beim  Lesen  derselben  unwillkürlich  zu  weiterer  Um- 
schau in  der  verwandten  Litteratur  und  zu  reichlichem  Aufzeichnungen  angeregt, 
welche  über  den  Rahmen  einer  bibliographischen  Besprechung  weit  hinausge- 
wachsen sind  und  deshalb  hier  in  besonderer  Abhandlung  mitgeteilt  werden. 
Z.  T.  sind  sie  meinerseits  bereits  Gegenstand  von  Vorlesungen  und  phone- 
tischen Untersuchungen  gewesen.  Über  die  Geschichte  der  franz.  Phon,  habe 
ich  hier  seit  ihrem  Beginn  berichtet,  doch  keineswegs  Vollständigkeit  erzielen, 
sondern  bloß  einen  für  weitere  Forschung  ausreichenden  Gesamtüberblick  geben 
wollen.  In  der  engl.  Phonetik  habe  ich  die  neuere  Zeit  besonders  ins 
Auge  gefaßt,  indem  ich  mir  die  frühern  Jh.  für  eine  spätere  Gelegenheit  vor- 
behalte. Meinen  Bericht  habe  ich  getreu  nach  den  Originalen  oder  doch  den 
besten  mir  zugänglichen  und  dankbar  anerkannten  Quellen,  meist  mit  dem  ur- 
sprünglichen Wortlaut  und  der  Schreibung  der  Phonetiker  gegeben,  um  ihre 
Eigenart  möglichst  zu  kennzeichnen.  Leider  bin  ich  dabei  ganz  auf  meine 
eigne  Büchersammlung  angewiesen;  denn  auf  anderweitige  Förderung  meiner 
sprachwissenschaftlichen  und  phonetischen  Bethätigung  darf  ich  nicht  rechnen. 
Den  Vorwurf  eines  einseitigen  Sammeins  von  P^rgebnissen  vorwiegend  fremder 
Forschung  und  einer  Überschätzung  der  letztern  fürchte  ich  nicht,  da  ich  mich 
auf  diesem  Gebiet  durchaus  unabhängig  von  fr.  und  engl,  phonetischen  Schulen 
weiß,  wie  auch  von  der  einseitig  historischen  Richtung,  welche  seit  Jahrzehnten 
in  Deutschland  vorherrscht.  Ich  darf  wohl  hoffen,  auch  mit  diesem  geschicht- 
lichen Rückblick  die  Sprachwissenschaft  und  den  Sprachunterricht  zu  fordern, 
deren  Dienst  ich  mich  ganz  gewidmet. 

Ich  bespreche  zuerst  Arbeiten  über  franz.  Phonetik  und  Phonographie  von 
G.  P.\Ris,  L.  Mkigrkt,  J.  A.  de  B.aYi-.  de  Brosses,  V.  B.vllu,  K.  S.\chs.  P.  Passv. 
A.  D.VRMESTETKR ,  H.  SucHiKR,  RoussELOT ;  dann  über  engl,  von  K.  Sikvirs. 
I.  PiTM.xN,  A.  M.  Bell,   W.  R.  Evans,   H.  Sweet.  J.  A.  H.  Mirrav:   Arbeiten. 

'i'KCIlMKR,    ZTSCllK.    V.  10 


II  5  !'•    TlXIIMKR. 

welche  für  die  Geschichte  der  Phonetik  und  Phonographie  teils  in  der  That 
von  Bedeutung  sind,   teils   wenigstens  Anspruch   darauf  zu  machen   scheinen. 

Wer  etwa  erwartet,  sich  aus  dem  dictionnaikk  dk  l'acadkmie  francaise 
über  die  Aussprache  der  fr.  Wörter  unterrichten  zu  können  .  wird  enttäuscht, 
wenn  er  das  Werk  aufschlägt. '  Der  alte  Standpunkt,  an  dem  die  Akademie 
hier  mit  Zähigkeit  festhält,  verträgt  sich  nicht  mit  den  Lehren  der  neuem 
Sprachwissenschaft,  welche  auf  zuverlässige  I^'eststellung  der  Ausspr.  und  ge- 
nauere phonetische  Schreibung  mehr  Gewicht  legt,  jedenfalls  für  wissenschaft- 
liche Zwecke.  Alle  diejenigen,  und  namentlich  die  Ausländer,  welche  nicht 
in  der  günstigen  Lage  sind,  jederzeit  über  die  Ausspr.  all  und  jeden  Wortes 
Belehrung  aus  dem  lebendigen  Ouell  schöpfen  zu  können,  der  ja  aller- 
dings der  beste  ist,  werden  ihre  Zuflucht  zu  den  Werken  nehmen  müssen, 
welche  das  dict.  dk  l'acad.  für  die  Ausspr.  ergänzen.  An  solchen  ICrgän- 
zungen  fehlt  es  nicht,  sei  es  in  Wörterbüchern,  Grammatiken  oder  in  beson- 
dern Abhandlungen  über  die  Ausspr.  und  Schreibung.  Leider  sind  die  pho- 
netischen Darstellungen  z.  gr.  T.  einseitig  und  unzu\'erlässig,  was  sich  daraus 
erklärt ,  daß  es  im  allgemeinen  den  Verf.  entweder  und  zwar  meist  an  den 
erforderlichen  naturwissenschaftlichen  oder  anderseits  z.  T.  an  den  not- 
wendigen sprachwissenschaftlichen  Kenntnissen  gefehlt  hat.  So  dürften 
denjenigen,  welche  nicht  die  Zeit  und  Gelegenheit  gefunden,  die  betr.  meist 
schwer  zugängliche  Litteratur  vollständig  durchzuarbeiten ,  vergleichende  Be- 
sprechungen von  hervortretenden  phonetischen  Erscheinungen  wohl  nicht 
unwillkommen  sein. 

Ehe  ich  auf  die  phonetischen  Arbeiten  von  Paris,  Meigret  und  Baif  ein- 
gehe ,  die  mir  zunächst  zur  Besprechung  vorliegen ,  glaube  ich  einige  einlei- 
tenden Worte  über  die  ersten  Quellen  zur  franz.  Ausspr.  und  Schreibung  vor- 
ausschicken zu  müssen.  Die  roman.  Völker  übernahmen  mit  der  Spr.  Roms 
auch  die  lat.  Buchstaben,  welche  jedoch  für  die  reicher  entwickelten  Laute  der 


I  In  dem  Vorw.  zur  7-  A.  von  1877  liest  man  S.  Vil :  Denx  grandes  diflicnltes  restaient  encore  : 
l'une  de  determiner  quelle  regle  on  observerait  pour  lorthographe,  question  dejä  tres  contestee  en 
1694  entre  les  novatenrs  d'alors  et  les  rigides  defenseurs  des  vieilles  formes ;  lautrede  savoir  si 
Ton  essayerait  d'indiquer  la  bonne  prononciation  des  mots.  .Sur  les  deux  points  encore  la  vieille 
Academie  a  pose,  des  le  commencement,  des  principes  qui  ont  fait  loi  pour  ses  successeurs.  On 
n'apprend  pas  la  prononciation  dans  un  dictionnaire  ;  on  ne  ly  apprendrait  que  mal ,  quelque 
peine  qu'on  se  donnät  pour  la  representer  aux  yeux.  I.es  signes  propres  manquent  ordinairement 
pour  l'exprimer,  et  les  signes  qu  on  inventerait  pour  les  remplacer  seraient  le  plus  souvent  trom- 
peurs.  La  bonne  prononciation ,  c  est  dans  la  compagnie  des  gens  bien  eleves  qu'il  faut  s  y 
faconner  et  s'en  faire  une  habitude.  Quant  aux  etrangers,  ils  ne  l'apprendront  qu'en  parlant  la 
langue  dont  ils  veulent  se  rendre  lusage  familier  avec  ceux  qui  la  parlent  de  naissance  et  qui  la 
parlent  bien.  On  a  souvent  propose,  il  est  vrai,  et  on  proposait  deja  en  1694,  de  regier  1  ortho- 
graphe  sur  la  prononciation,  tout  au  moins  de  la  rapprocher  de  la  prononciation  le  plus  possible, 
d'en  faire  une  sorte  de  prononciation  a  l'ceil.  Rien  de  plus  seduisant  au  premier  aspect  qu'une 
pareille  idee ;  rien  de  plus  chimerique  a  un  serieux  examen  .  .  Ici  encore  lusage  fera  la  loi, 
lusage  qiii  tend  toujoitrs  a  simplifier .  .  et  c'est  conformement  a  cette  regle  que  1  orthographe 
s'est  modifiee  peu  a  peu  dans  les  editions  successives  du  DicT..,La  prononciation  a  peu  occupe 
l'Academie.  On  ne  la  trouvera  indiquee  que  dans  un  petit  nombre  de  cas.  L'Academle  persiste  a 
croire ,  avec  ses  predecesseurs ,  que  le  seul  moyen  d'apprendre  la  bonne  prononciation  est 
d'ecouter  ceux  qui  prononcent  bien  et  de  s'habituer  ä  prononcer  comme  eux  l^vgl.  unten  die 
Akademiker  Regnier  'S.  182^  Noxjier    1844    und  die  Kritik  von  de  la  Touche  S.  179]. 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER    FRANZ.    VND    ENGL.    PHONETIK   UND    THONOGRAPHIE.  I^-J 

roman.  Sprachen  nicht  ausreichten  und  in  den  verschiedenen  Zeiten  und  Orten 
verschiedenerweise  verwendet  wurden.  Über  die  Zeit  des  Mittelalters  finden 
wir  in  Ch.  Thurots  nötiges  et  extraits  des  ms.  XXII,  1868,  eine  histoire  des 
doctrines  grammaticales  enseignees  dans  TEurope  occidentale,  depuis  Charle- 
MAGNE  jusqu"ä  la  Renaissance ;  über  die  letztere  Übergangsperiode  belehren 
uns  die  phonetischen  Schriften  der  Humanisten/ 

Von  der  lat.  Ausspr.  und  Schreibung "  wichen  die  ital.  und  span.   ver- 

1  D.  ErASMUS  :  DE  KECTA  LAT.  GR;ECIQUE  SERMONIS  PRON.  ,  1529;  J.  LiPSIUS:  DE  RECTA 
FRON.    LAT.    L.,    1586  ;     J.   C.   SCALIGER  :     DE   CAUSIS    L.    LAT.,    I54O;     JOS.    ScALIGER :     DIATRIBE    DE 

VARIA  LINGUARUM  PRON.  ;  G.  J.  Vossius  :  DE  ARTE  GR.AMM.  1635  ;  worin  die  griech.  und  lat.  Ausspr. 
und  Schreibung  z.  T.  auch  mit  der  lebender  Sprr.  verglichen  ^vurde. 

2  Meine  Auffassung  der  lat.  Ausspr.  habe  ich  bereits  in  meinem  Bericht  über  SeelM-^NNs 
Buch:  DIE  AUSSPR.  DES  LAT.  N.\CH  PHYSioL.-HiST.  GRUNDSÄTZEN,  1885,  I.  z.  iii.  374  ft'.  kurz  an- 
gedeutet. Danach  würde  ich  die  klassische  lat.  Ausspr.  der  überlieferten  Buchstaben  zunächst 
folgenderweise  mit  der  Lautschrift  der  i.  z.  zu  bezeichnen  haben: 

ABC  D         E  K  (i  HI  K       L       M  N  O  1'        <)        R       S      T  V 

a  b  kiau  d  c{e)  f  gi^,,  h  i{j)  ka  l  in  n{y)  o[o)  p  k„  r  s  t  7({iri-), 
wo  ich  von  x,  welches  ja  einen  Zweilaut  bezeichnete  und  von  Y  und  z,  die  von  den  Römern 
nur  in  griech.  Fremd-  und  Lehnwörtern  geschrieben  worden,  wohl  absehen  darf.  Doch  werde 
ich  auf  Y  unten  S.  150  noch  zurückkommen  ;  über  z  schreibt  Velius  Longus,  Keils  Ausg.  der 
GRAMM.  LAT.,  1857 — 80,  vii.  50 :  z  lingua  lat.  non  agnoscit  ideoque  nee  mentio  illius  umquam  fiiit 
nisi  .  .  peregrina  .  .  ^Iax.  ViCTORiNUS.  ars  gram.,  K.  vi.  196;  De  litteris  peregrinis  v  et  z 
.  .  Hylas,  Zephyras  .  quae  si  adsumptae  non  essent,  Hulas  l^hoelas  hoelasj  et  sdephenis  [s^^epherus 
sdephyrus  dsephyriis  dsephums  sdephinis  sdephoerus]  diceremus.  Aus  den  Darstellungen  der  Erzeu- 
gung der  lat.  Laute  seitens  der  lat.  Grammatiker,  namentlich  des  Terentianus  M.\urus,  de  litteris, 
de  syllabis,  de  metris  Mitte  des  3.  Jh.  nach  Chr.  und  seines  Nachahmers  Marius  Victorinus 
Mitte  des  4.  Jh.  ART.  GRAMM.,  Keils  Ausg.  vi,  wobei  ich  meine  Veranschaulichung  i.  z.  iv.  119  zu 
vgl.  bitte,  will  ich  für  die  Öffner  her\'orheben  :  A:  größter  Kieferwinkel  rictus  patulus  M.  328, 
mittlere  Stellung  der  Lippen  immunia  labra  M.  ,  Rückgang  der  Zunge,  doch  ohne  Berührang  der 
obern  festen  Teile  der  Mundhöhle  linguam  .  .  necesse  est  .  .  reduci  .  .  nee  partibus  ullis  aliquos  ferire 
dentes  M.  329  ,  das  wäre  hinteres  A<;  die  weitern  Änderungen  des  A,  besonders  im  Fr.,  vorwiegend 
zu  Vorderzungenöffnem  A:  ^  :  E  :  f  wie  in  amatus :  aime  macht  das  Vorkommen  auch  eines 
natürlichen  mittlem  a  im  Lat.  imzweifelhaft  vgl.  Michaelis:  über  d.\s  mittlere  a,  i.  z.  ii. 
269  ff .  .  E:  kleinerer  Kieferwinkel  als  bei  a  deprimit  altum  modice  tenore  rictimi  M.  ,  Lippen- 
längsöffnung  reductis  .  .  introrsum  labiis  V.  33  ,  Vorderzungenhebung  (lingua  remotos  premit  hinc 
et  hinc  molares  M.).  I :  kleinster  Kieferwinkel  'semicluso  ore  V.)  bei  Lippenlängsöffnung  minimum 
.  .  renidet  supero  tenus  labello  M.)  und  weiterer  Hebung  des  Vorderzungenrückens  porrigit  ictimi 
genuinos  prope  ad  ipsos  M.,  impressa  .  .  sensim  lingua  dentibus  V.  .  O  :  kleinerer  Kieferwinkel  rictii 
neque  magno  M.,  rictu  tereti  V.  ,  Lippennmdöffnung  rotundis  .  .  labellis  M.,  productis  labiis  V.  , 
Rückgang  der  Zunge  retrorsus  adactam  modice  tenete  linguam  M.  .  U:  kleinster  Kieferwinkel 
bei  Vorgang  der  Lippen  productius  .  .  coeuntibus  labellis  M.,  productis  et  coeuntibus  labris  V.'. 
Die  hier  der  kleinsten  Lippenrundöffnung  natürlicherweise  entsprechende  gleichzeitige  kleinste 
Hinterzungenmndöffnung,  welche  in  diesem  Fall  freilich  schwieriger  zu  beobachten  ist,  hat  meines 
Wissens  keiner  der  altern  lat.  Gramm,  angedeutet.  Diese  Darstellung  von  den  normalen  klass. 
Öffnern  bezieht  sich  auf  die  betonten  langen  Arten,  was  auch  bei  o  wie  bei  K,  von  M.  o  longior) 
und  V.  e  et  o  biformes  6;  besonders  bemerkt  worden.  Von  den  langen  wurden  die  kurzen  in  der 
klass.  lat.  Ausspr.  z.  T.  wohl  in  Nachahmung  der  griech.  Weise  TtpocTiuöia  juaKpü  kcu  ßpaxeia) 
sorgfältig  unterschieden.  Die  Dauer  beherrschte  innerhalb  gewisser  (Irenzen  sogar  die  klass.  lat. 
Betonung,  welche  von  den  lat.  Gramm,  wohl  nicht  ganz  natürlich  nach  griech.  l'rosodie  unter- 
schieden wurde  :  TTpoöujöi'a  oteia,  ßapeia,  irepiaTriuiuevri ;  accentiis  acutus  '  ,  gravis  -V  ,  circumflcxus  '^  ; 
die  Dauer  bedingte  auch  eine  verschiedene  Stellung  der  Organe,  für  die  kurzen  (offner  offenbar  eine 
mehr  mittlere:  <>,  ut  1:,  geminum  uocis  sonum  pro  condicione  temporis  promit  .  .  qui  cor- 
reptum   [  ~    also   nicht   bloß  schliclit  kurz   hicvi-;,  sondern  verkürzt,  tl.  i.  im  allgenuinen  durch   den 

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lAg  T".    Tl/IIMKR. 

hältnismäßig  weniger  ab  :  doch  machten  sich  auch  in  ihrer  Rechtschreibung 
bald  Mängel  fühlbar.  Die  ersten  Änderungsvorschläge  für  die  ital.  Schreibung 
machte  der  Vicentiner  G.  Trissino  in  einem  Briefe  an  den  Papst  Clemens  VII. : 


in  derselben  Silbe  folgenden  Schließer  abgeschnitten  und  unvollkommener  artikuliert]  cnun- 
ciat  .  .  nee  magno  hiatu  labra  reserabit  [mit  mäßiger  ( )(Tnung|  .  .  longinn  autem  productis  labiis, 
rictu  tereti  [mit  kleinerer  Kundoffnung]  .  .  sonum  tragicum  dabit  V.  .  Dem  entspricht,  was  über 
den  Klang  der  (Iramm,  S1''.k\  n;s  Schluß  des  4.  Jh.  bemerkt:  li  et  o  aliter  sonant  produetae, 
aliter  c  o  r  r  e  ])  t  a  e  .  .  !■;  ([  u a n  d  o  yi  r  o  d  u e i  t  u  r  u  1  c  i  n  um  e  s  t  a d  s  o  n u  m  I  litterae ,  ut  metus, 
quando  autem  correptum ,  uicinum  est  ad  sonum  diphthongi  ut  etjuns  ;  ebenso  I'omi'EIL'S  (5.  Jh., 
K  aliter  longa  ~  ,  aliter  breuis  sonat.  Diese  Unterscheidung  der  langen  und  verkürzten  Öffner 
entspricht  vollständig  derjenigen,  welche  wir  in  der  lebenden  nördl.  und  anerkannten 
deutschen  Ausspr.  beobachten.  Dazu  kämen  dann  noch  die  unbetont  eti  d.  h.  mit  schlaffern 
Muskeln  gesprochenen  Öffner ,  weiche  ähnlich  aber  doch  nicht  ganz  gleich  wie  die  verkürzten, 
von  der  mittlem  Stellung  //„  sich  verhältnismäßig  weniger  entfernen.  Dementsprechend  hätten 
wir  also  2  Hauptreihen  von  betonten  7/  // 1  und  eine  von  unbetonten  i7/  klass.  lat.  Öffnern, 
dazu  die  Diphthonge  (vgl.  die  Übersicht  S.  I45'>  unten,: 

Vocales  longae :     Z  c  ä  ö  Ü  . 

correptac :  l         K  ä  0  U  . 

atonac :  l     /■:        a        J      U\  diphthongae :  ae  ai    au  oe   oi 

(eu  ui;.  Von  den  altern  lat.  Diphth.  oü  e'i,  ähnlich  den  mundartl.  niederd.  Zweilauten,  sehe  ich  hier  ab. 
Wie  nun  aber  im  Deutschen  neben  der  anerkannten  Aussprache,  mit  ihrer  qualitativ 
unterschiedenen  Doppelreihe  von  langen  und  verkürzten  betonten  Öffnern  ,  eine  \'olksaussprache 
in  Mittel-  und  .Süddeiatschland  vorherrscht ,  welche  diese  qualitativen  Unterschiede  je  von  langen 
und  verkürzten  Öffnern  nicht  hat ,  sondern  kurze  i  u  u.  s.  w.  (jualitativ  genau  so  wie  lange 
i  u  u.  s.  w.,  also  vollkommen  artikuliert:  so  haben  wir  uns  auch  das  Verhältnis  zwischen  der 
klass.  lat.  xmd  volkslat.  Ausspr.  der  Öffner  vorzustellen  :  die  letztere  hatte  qualitativ  nitr  eine 
Reihe  betonter  Öffner,  worin  kleinere  und  größere  Öffner  e  und  F.,  o  und  j  unterschieden  wurden. 
Demnach  war  die  eine  betonte  Reihe  der  Vocales  lat.  vulgares:  /  e  E  a  0  0  11:  in  dieser 
Reihe  entsprechen  vulg.  e  dem  klass.  e  und  1  ,  \'ulg.  o  den  klass.  ö  und  ü.  Diese  Reihe  \\airde 
nun  die  Grundlage  für  den  roman.  Vokalismus  ;vgl.  die  Entsprechung  der  senkrechten  Reihen 
in  der  Übersicht  S.  145*  unten).  Mit  der  qualitativen  Unterscheidung  der  verkürzten  Öffner  verlor 
auch  die  quantitative,  die  der  Dauer  in  der  volkslat.  Ausspr.  von  ihrer  Bedeutung  und  Schärfe,  d.  h. 
die  betonten  langen  Öffner  wurden  weniger  lang,  die  kurzen  weniger  kurz,  vollkommener  ge- 
sprochen als  im  klass.  Lat.  Dieses  Dauerverhältnis  findet  sich,  wie  G.  Paris  in  seinen  Vorles.  1869 
gezeigt  (vgl.  Storni,  thon.  stud.  ii.  148  imd  G.  Paris:  gramm.  hist.  de  la  l.  fr.,  cours  trof. 
A  LA  sorb.  en  1868,  LEc.  DouvERT.  im  Afr.,  wo  alle  Laute,  Öffner  wie  Schließer,  eine  nor- 
male Kürze  hatten,  wie  auch  z.  gr.  T.  noch  im  Nfr.,  namentlich  in  den  östl.  Mundarten,  wes- 
halb die  fr.  Phonetiker  darüber  nicht  einig  werden  können,  ob  Öffner  kurz  oder  lang  seien  (vgl. 
wegen  des  rein  negativen  Ergebnisses  A.  Ricard  :  syst,  de  la  Quant,  syll.  et  de  l'artic.  des 
SONS  GRAVES  ET  DES  AIGUS,  1887.  — Prague,  Neugebauer(.  Damit  Stand  dann  der  Wechsel  der 
Betonung  im  Zusammenhang,  bei  der  im  klass.  Lat.  wohl  die  Stärke  mehr  im  Gegensatz  zur 
Schwäche  hervortrat,  als  die  Stimmhöhe  zur  Tiefe,  was  auch  die  durch  die  griech.  Phonetik  beein- 
flußten lat.  Gramm,  darüber  bemerken  mögen.  Neben  der  einen  betonten  Reihe  hatte  die  Volks- 
wie  die  klass.  Ausspr.  natürlich  eine  entsprechende  Reihe  unbetonter  Öffner,  welche  sich  von  deni 
mittlem  Laut  //  noch  weniger  entfernten  (Ä^ ,  Ä.  .  Hieraus  ergibt  sich,  daß  die  klass.  lat.  Unter- 
scheidung rein  sprachwissenschaftlich  betrachtet,  den  Vorzug  verdient,  weil  sie  eine  größere  und  da- 
bei wohl  bestimmte  Mannigfaltigkeit  von  Öffnern  den  Sprechenden  zur  Verfügung  stellte.  Vom  Stand- 
punkt der  Kunst,  der  deklamierenden  Dichtung  wie  des  Gesanges,  freilich  ist  eine  Reihe,  welche 
nur  aus  vollkommen  artikulierten  Öffnern  besteht  wie  die  volkslat.,  vorzuziehen,  da  letztere 
mit  beliebiger  Dauer  vorgetragen  und  gesungen  werden  können,  ohne  ihre  natürliche  Klangfarbe  zu 
ändern ;  während  die  verkürzten  Öffner  natürlich  nur  in  ihrem  verkürzten  Tempo  hervorgebracht 
werden  können  und  ihre  natürliche  Eigenart  ändern  ,  d.  h.  mit  physischer  Notwendigkeit  voll- 
kommen artikuliert  werden    müssen,   wenn    man    sie    länger    hält  ^vgl.   S.  190.      Schon  aus  dieser 


BEITRAG    ZVR    GESCHICHTE    IJER   FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND   PHONOGRAPHIE.  l^g 

DKLLE  LETTERE  NUOVAMENTE  AGGIUNTE    NELLA    LINGUA    ITAL.,    I524.       Er  SChlug    V'Or  : 

für  offnere    e    und   o    bzhw.    e   und  uu,  für  die  sog.   konsonantischen   i   und    u 
bzhvv.  j  und  v,   für  ch  schiacciato  k  (kiamo).  für  den  suono  schiacciato  von  gl 


physiologischen  Thatsachc  ,  welche  bisher  nicht  gebührend  gewürdigt  worden,  erklärt  sich,  von 
anderm  abgesehen,  weshalb  die  germ.  Ausspr.  mit  verkürzten  geräuschvollem  Offnem,  z.  B.  die 
nordd.,  der  Kunst  Schwierigkeiten  bereitet,  während  die  roman.  Sprr.,  besonders  die  ital.  mit 
nur  vollkommen  artikulierten  klangreichern  Öffnern  bildsamem  Sprachstoff  bieten.  Ich  habe 
hier  nur  in  Kürze  meine  Auffassung  der  klass.  und  volkslat.  Ausspr.  andeuten  können.  Auf  die 
reiche  Litteratur  über  lat.  Ausspr.,  besonders  in  Vgl.  mit  der  roman.  kann  ich  in  dieser  Anm. 
kider    nicht    eingehen.      Man   vgl.    CORSSEN:    ausspr.,    vok.    und    beton,    der   l.    spr.    1858  f. ; 

RiTSCHL  :  UNSRE  AUSSPR.  DES  L. ,  RHEIN.  MUS.  F.  PH.  N.  F.  XXX.  481  ff.  ;   BeNLOEW-WeIL  :  THEORIE  GEN. 

DE  l'acc.  l.  1855;  Scholl:  de  acc.  l.  1876;  W.  Schmitz:  beitr.  zur  l.  spr.  1877;  Schuchari/T: 

VOK.  DES  VULGÄRL. ,    1866 8;   Z.  F.   R.   PH.  IV.  ;    BÖHMER:    KLANG,  NICHT   DAUER,    ROM.   STUD.    I. 

599.  HL  351  ff.,  60g  ff.,  IV.  336;  TEN  BrINK:  DAUER  UND  KLANG,  1879  ;  W.FÖRSTER:  BESTIM- 
MUNG D.  L.  QUANT.  AUS  DEM  ROM.,  RHEIN.   MUS.  F.  PHIL.   1878,  N.  K.  33  S.  29I  ;  Z.   F.   R.  PH.  III.    I74. 

—  SCHICKSALE  DES  L.  ö  IM  FR.,  ROM.  STUD.  HI.  1 74 — 190  ;  Thomsen :  Über  niouill.  Kons,  im  Rom., 
MioL  soc.  LING.  m;  Havet:  SYLT.  juaKpoi  Geaei,  mem.  soc.  ling.iv.  21;  Thurot:  Qeaei,  posi- 
TioNE,  REV.  PHILOL.  IV.  92;  J.  ScHMiDT :  z.  GESCH.  DER  H)G.  VOK.  i.  98  ff.;  G.  PARIS  in  seiner  A. 
des  Alexis;  Ellis:  quant.  pron.  of  l. ,  1874  u.  aa.,  deren  ich  z.  T.  bereits  l.  z.  in.  374  ff.  ge- 
dacht. Soeben  ist  weitem  Kreisen  die  Übers,  eines  von  J.  Stokm  1876  geh.  Vortr.  zugänglich  ge- 
macht:  ROM.  QUANT.,  DIE  QUANT.  DER  ROM.  VOK.  IN  IHRER  GESCH.  ENTW.,  PHON.  STUD.  IL  I39 — 177, 
welche  mit  seiner  Abh.  VOY.  atones,  mem.  soc.  ling.  II.  zu  vgl.  ist.  Storm  hat  sich  besonders 
eingehend  mit  der  Betonung  beschäftigt,  wozu  er  schon  von  Hause  aus  durch  den  Accent  seiner 
Mutterspr.  Veranlassung  gehabt.  Leider  kommt  er  in  dem  gen.  Vortrag  weder  für  die  nfr.,  noch  für 
die  lat.  Betonung  zu  vollständig  befriedigenden  Ergebnissen.  Schon  für  die  lebende  Ausspr.  ist  die 
Untersuchung  ja  so  schwierig,  weil  hier  Stärke,  Stimm  höhe  und  Dauer  zu  innigster  Wechsel- 
wirkung verbunden  in  Erscheinung  treten  und  mit  den  natürlichen  ,  unbewaffneten  Sinnen  kaum 
zergliedert  werden  können.  Um  hier  von  den  Fehlern  der  subjektiven  Auffassung  frei  zu  werden, 
bedarf  es  feiner  physiologischer  Apparate,  Messungen  und  Selbstregistrieningen  der  betr.  Artiku- 
lationen des  Windrohrs,  der  Stimmbänder  und  ihrer  zeitlichen  Verhältnisse,  wozu  Ros.\PELLV 
einen  Anfang  gemacht  vgl.  unten  RosAP.  und  Marev  .  Schon  Schuchardt  hatte  im  LITT,  zentr. 
7.  Juni  1873  ^"f  "^li"^  Bedeutung  solcher  Messungen  aufmerksam  gemacht.  Leider  bemerkt  Storm 
dagegen  a.  a.  O.  S.  141  :  'ich  habe  keinen  großen  Glauben  an  solche  mechanischen  Bestim- 
mungen' und  weiter  oben:  Es  kommt  hier  nicht  so  sehr  auf  eine  absolute  mathematische  Ge- 
nauigkeit, als  auf  den  Ei  n  dru  ck  [an!,  welchen  die  Quantität  macht.'  Die  bisheriger  Erfahningen 
der  Phonetik  zeigen,  wie  leicht  hier  der  bloß  e  Ein  druck  täuscht.  Daß  St.  sich  hier  gewisser- 
maßen als  Gegner  der  genauen  naturwissenschaftlichen  Phonetik  zeigt,  überrascht  nicht,  insofern  er  zu 
den  .Anhängern  der  neuern  engl.  Schule  gehört;  wir  dürfen  aber  nicht  vergessen,  daß  er  gleichwohl 
die  induktive  Methode  gefördert  hat,  indem  er  die  lebende  Spr.  in  den  \'ordergnmd  gestellt. 
Man  vgl.  noch  Wölffi.ins  arch.  f.  l.  lex.  u.  gr.  i — m.  GuriiiKu,  u.  Snii,  und  Gk.vek;  Kuhns 
z'isciiR.  xxiL  Schuchardt,  xxiil  Toblek. 

Die  Entwickelung  des  U,  aus  ;/  ist  in  der  Geschichte  der  Phonetik  weder  für  das  Griech. 
und  Lat.  noch  für  den  Übergang  vom  Lat.  zum  Franz.  oder  sonst  gebührend  aufgeklärt  worden. 
Noch  in  der  neuesten  Darstellung  der  afr.  Gramm,  und  .\usspr.  von  .V.  IIorning  in  K.  Bartschs 
LA  LANGUK  ET  LA  IUI'.  IR.  DEPUis  LE  i\'-  s.  ji  S(ji  AU  xiV-  s.,  1SS7,  ."<.  24  finden  wir  nur  eine 
Vermutung,  anstatt  einer  lüklärung  des  Übergangs  von  //  :  //  :  Ce  changement  est  suq^renant, 
car  dans  l'echelle  des  sons  u  ne  touchc  pas  a  ü  [das  ist  von  fr.  Schriftstellern  vielfach  übersehen 
worden;  vgl.  z.  I!.  Momkre  S.  178,  de  Brosses  S.  189];  comnient  et  quant  a-t-il  eu  lieu?  On 
a  suj^i^ose  qu  il  est  du  :\  linfluencv-  du  gallois  qui  nous  offre  i  evidemment  ^irovcnant  d'ü  ]>our 
u  indoeurop.  et  jiuur  u  dans  les  mots  empnmtes  au  lat.  ;  cf.  komania  7.  130.  Si  cctte  expli- 
cation  est  justc  ich  silu-  hier  nucli  keine  Erklärung,  sondern  nur  lüe  Thatsache  iler  Entsprechung 
von  lat.  //  und  fr.  //_  und  die  von  Si  iirciiAKDT,  zrscilR.  E.  ROM.  1  liu  .  IV.  142  .Xscoi.i  1.  z.  iv.  332 
bereits  früher  ausgesprochene  Wrnnilung,   daß  gall.  F.iniluß  ilen  Wandel  von  //  :   //_  bedingt;  da 


150 


F.  Tkchmkk. 


vor  i  Ij  (cljiy  zu  schreiben  und  die  suoni  aspri  c  dolci  von  s  und  z  durch 
kleinere  Änderungen  dieser  Buchstaben  bzhw.  s  und  f.  z  und  q  zu  unter- 
scheiden.     Wenn    diese    Vorschlägfe    auch     niclit    alle    ansfenommcn    wurden. 


drängt  sich  die  Frage  auf,  warum  dieses  für  7/  eingetauschte  7/_  nicht  auch  in  dem  Franz.  des 
keltischen  Mundes,  ebenso  wie  in  seiner  gall.  Spr.,  zu  i  geworden],  il  faut  que  le  passage  du  ä 
ü  ait  cu  lieu  de  bonne  hcure,  vers  le  3'"  s.,  ;i  unc  epoque  oü  le  celt'.que  etait  encore  vivant.  Ce 
nest  la  (ju'une  hypothese,  mais  une  hypothese  vraisemble.  Ich  will  versuchen  diesen  Wandel 
von  Jl  :  ?/_  physiologisch  zu  erklären,  indem  ich  beweise,  daß  dieser  Übergang  durch  das  Vor- 
kommen eines  Übergangslautes  7/.  im  Volkslat.   ermöglicht  und  erleichtert  worden. 

Es  hat  hier  gewiß  nicht  eine  spmngweise,  sondern  eine  allmähliche  Veränderung  stattgefunden  : 
die  Lippenrundung  ist  dieselbe  geblieben  ,  die  dem  Grade  nach  entsprechende  Hinterzungen-  ist 
zur  Vorderzungenöffnung  verschoben  ;  das  kann  aber  (jhne  Sprung  nur  durch  die  entsprechende 
Mittelzungenöffnung  geschehen  sein.  Mittelzungenlaute  sind  aber  bis  auf  die  neueste  Phonetik 
weder  gehörig  beobachtet,  noch  benannt,  noch  geschrieben  worden.  Ich  habe  sie  im  Gegensatz  zu 
den  mixed  vowels  von  P)Ei,i,  hervorgehoben  und  namentlich  auf  die  Bedeutung  hingewiesen,  welche 
die  Mittelzungenöffnungen  für  die  von  Beli,  nicht  richtig  bestimmten  a-artigen  und  die  unvoll- 
kommenen Öffner  haben  ii.  z.  i.  151,  157  ,  aber  auch  für  die  Geschichte  der  \'okalharmon  i  e 
(l.  z.  IV.  113,  128  .  Neben  dem  größten  Mittelzungcnöffner  (l  ist  in  der  That  ein  kleinster  Mittel- 
zungenöffncr  für  das  lat.  Lautsystem  mit  Sicherheit  anzunehmen,  welcher  als  mittlerer  Öffner  zwi- 
schen lat.  u  und  i  und  griech.  ?/.  beschrieben  worden  =  7/  ;  G.  J.  Vossius  kämpft  mit  dieser 
Schwierigkeit  de  arte  gkamm.  i.  cap.  xii :  Inquiritur  in  numerum  vocalium  apud  Latinos:  item 
quaedam  de  genuino  eannn  apud  veteres  sono  praesertira  vocalis  v :  omnino  fatendum ,  aut  V 
interdum  notam  esse  diphthongi  [graecae  oy  =  1/] ;  aut  dicendum,  v  quandocjue  sonum  habuisse, 
qui  ut  V  [7/.  in  griech.  Fremdwörtern,  wohl  nicht  auch  in  einzelnen  lat.  Wörtern^  sonaret ;  inter- 
dum, qui  inter  Y  et  OV  intermedius  esset  .  .  Sin  aliter  scripsere,  aliter  pronunciarunt  ^veteres  , 
qnod  asserere  non  dubitat  Victorinus  Hb.  i  [p.  2460] :  dicam  eos  v  extulisse  sono  medi  o  inter  Grae- 
coram  Y  et  eonim  oy  ;  quem  cum  per  neutrum  satis  exprimi  viderent,  per  oy  signare  maluerint,  a  quo 
sonus  is  proprius  aberat.  Rectius  quidem  fecissent,  si  exilem  sonum  per  y,  crassiorem  per  v, 
hoc  est  communem  Latinis  Graecisque  sonum  communi  nota,  at  proprium  Latinis  nota  pro- 
pria  signavissent.  Er  spricht  dann  von  andern  Öffnern  als  soni  .  .  medii  inter  duas  vocales, 
qui  eo  proprium  mereantur  nomen  ac  figuram,  zwischen  i  und  w,  i  und  e^,  o  und  u,  a  und  e, 
a  und  o ,  e  und  o ;  der  letztere  Zwischenlaut  könnte  ein  <?„-artiger  Laut  gewesen  sein.  Im 
XXIV.  Kapitel  spricht  V.  de  literis  a  Claudio  Caes.\re  inventis  .  .  Is  igitin- ,  xit  v  consonantis 
figuram  assignaret ,  ab  Aeolibus  mutuatus  est  digamma  hac  figura  j;  .  .  At  i  consonanti  figuram 
non  quaesivit  .  .  Factiim  hoc  existimat  JUL.  Sc.'VLIGER  lib.  i  de  caus.  l.  l.  cap.  9  quia  .  .  longiori 
semper  tractu  uterentur  in  pronuntiando,  ipsoque  in  hiatu  consisterent  [j].  Leider  haben  solche 
Versuche  die  im  lat.  Alphabet  fehlenden  Buchstaben  zu  ergänzen,  keine  Anerkennung  gefunden. 

Am  eingehendsten  ist  diese  Frage  von  K.  L.  Schneider  :  ausführe,  mit  möglichst  sorg- 

J'ÄLTIGER  BENUTZUNG  DER  VORHANDENEN  HILFSMITTEL  UND  NACH  NEUEN    UNTERSUCHUNGEN    VERBESS. 

GRAMM.  DER  LAT.  SPR.  1819  l.  4  ff.  behandelt  worden:  'Über  den  3.  Buchstaben  des  Claudius  sind 
die  Gelehilen  verschiedener  Meinung  gewesen,  bis  Taylor,  .und  Seyfert  [gr.  §  156I .  .die  Spur  des- 
selben aufgefunden  haben.  Manche  Wörter  hatten  nämlich  einen  Mit telton  zwischen  dem  Vok.  i 
und  u  .  .  und  eben  für  diesen  Mittelton  führte  Claudius  einen  besondern  dem  gr.  Aspirations- 
zeichen 1-  ähnlichen  Buchstaben  ein,  also  z.  B.  optpmvs  lfbet.  Dies  geht  aus  den  Worten  des  Vel. 
Long.  p.  2235  unleugbar  hervor  p.  2235  [Keil  vii.  75]:  scio  sermonem  et  decori  servire  et  aurium 
voluptati,  unde  fit  ut  saepe  aliud  scribamus,  aliud  enuntiemus,  sicut  supra  locutiis  suni  de 
viro  et  virtute  ,  ubi  i  scribitur  et  paene  [!]  u  enunciatur,  unde  T.  Claud.  novam  quandam  litteram 
excogitavlt  similem  ei  notae  quam  pro  aspiratione  Graeci  ponunt,  per  quam  scriberentiir  eae  voces 
quae  neque  secundum  exilitatem  i  litterae  neque  secundum  pinguitudinem  litterae  u  sonarent,  ut  in 
viro  et  virtute  ..in  diesen  Wörtern  treffen  2  Buchstaben  des  Claudius  zusammen,  das  J  zur 
Bezeichnung  des  Konsonanten  v  und  das  i  zur  Bezeichnung  des  gedachten  Mitteltons :  jiiR..'ltRTvs 
.  .  Wichtig  ist  hierbei,  daß  auch  andre  der  alten  Grammatiker  dieselben  Wörter  vir  und  virtus 
als  Beispiel  für  den  Mittelton  anführen.'     Nachdem  ScHN.  dann  bemerkt,  daß  nach  Terentianus 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER   FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIIv    UND    PHONOCRAPHIE.  1  5  I 

SO  hat  sich  die  ital.  Schreibung  doch  mehr  und  mehr  zu  einer  phonetischen 
entwickelt  vgl.  i.  z.  iv.  216).  Schon  früher  hatte  Nebrixa  für  die  span.  Schrei- 
bung j    und   V  für  konsonantische   i    und    u.   sowie   11   für  den  Laut   l_  und  n 


AIairus  u.  aa.  die  klassischen  lat.  Öffner  im  ganzen  und  wesentlichen  ebenso  gesprochen 
worden  als  gegenwärtig,  er  meint  natürlich,  in  der  anerkannten  nordd.  Ausspr.,  geht  er  auf 
die  Abweichung  im  einzelnen  und  die  mannigfaltigen  Übergänge  der  Vok.  ineinander  näher  ein, 
z.  B.  von  e  zu  o  :  'Besonders  war  dieses  o  slatt  e  nach  einem  vorhergehenden  v  häufig  .  .  voster 
st.  v  est  er  . .  vor  t  ex  . .  v  ert  ex  [dieser  Wr.ndel  erklärt  sich  wohl  ans  der  durch  den  vorhergehenden 
Lippenengelaut  bedingten  Labialisierung  des  e ,  der  Übergangslaut  dürfte  demnach  ein  Oj-  oder 
^-artiger  Öffner  gewesen  sein  ;  über  die  Verwechslung  von  ö  iTnd  ä  sagt  ScHN.  56  :  'Bei  der  unge- 
nauen Ausspr.  des  ae  als  ä  war  natürlich,  daß  es  auch  mit  dem  gleichfalls  ungenau  gesprochenen 
oe,  d.h.  ö,  verwechselt  wurde,  .coelum.  .caelum.  .coena.  .caena'].  .Umgekehrt  war  in  einigen  Wör- 
tern früher  e  gebräuchlich  gewesen,  welche  nachher  o  bekamen,  .hemo  st.  homo  vgl.  nemo  aus 
^nehomo  *neomo  *neomo].  .Beisp.,  besonders  der  Name  des  Virgil,  berechtigen  zu  der  Ver- 
mutung, daß  es  einen  Mittelton  zwischen  e  und  i  gegeben  hat,  zumal  da  man  zuweilen  auf  einem 
und  demselben  Denkmal  dasselbe  Wort  oder  dieselbe  Endigung  bald  mit  e,  bald  mit  i  geschrieben 
findet . .  es  gab  für  viele  Wörter  einen  förmlichen  Mittelton  zwischen  e  'u'^  und  i  .  .  Bei  den  alten 
Grammatikern  geschieht  dieses  Mitteltons  oft  Erwähnung  ..  Schon  Quintil.  i,  4,  7  gedenkt  des- 
selben für  optimus.  .folgendermaßen  :  medius  est  qiiidam  u  et  i  litterae  so nus.  .Zur  Bestätigung 
und  Erweiterung  dieser  Nachricht  dienen  folgende  Stellen :  Prisc.  p.  539;  i  et  u  vocales  quando 
mediae  sunt  alternos  inter  se  sonos  videntur  confundere ,  teste  Donat  .  .  p.  1735:  hae  i  u, 
mediae  dicuntiir  quia  in  quibusdum  dictionibus  expressum  sonum  non  habent,  i  ut  vir,  u  ut 
optumus  .  .  Serg.  p.  1827.  .  non  enim  possumus  dicere  vir  producta  i,  nee  optiunus  producta  u  [es 
waren  also  diese  mittlem,  z.T.  verkürzte,  unvollkommene  Öffner  ;  unde  etiam  mediae 
diciintiir  .  .  Vel.  Eong.  'Ketl  vii.  49  .  .  :  i  .  .  littera  interdum  exilis  est,  interdum  pinguis . . ut  jara 
in  ambiguitatem  cadat  utrum  per  i  quaedam  debeant  dici  an  per  u,  ut  est  optumus,  maxumus,  in 
quibus  annotandum  an tiquum  sermonem  plenioris  soni  fuisse  et,  ut  ait  Cicero,  rusticanum, 
atque  illis  fere  placuisse  per  u  talia  scribere  et  enuntiare.  .Et  concedamus  talia  nomina  per  u  scri- 
bere  iis  qui  antiquoram  voluntates  sequuntur  ne  tarnen  sie  enuntient  quo  modo  scribant  .  . 
id.  54:  quibus  dam  litteris  deficimus  ([uas  tarnen  sonus  cnuntiationis  arcessit  ut  cum 
<licimus  virtutem  et  viram  .  .  fere  ad  aures  perigrinam  litteram  nämlich  ein  y  [vielmehr  ein  ?/„; 
invenies.,In  mehreren  dieser  Stellen  heißt  es  ausdrücklich,  daß  jener  Mittelton  der  Laut  des  gr.  u 
gewesen  sei.  .Wenn  jedoch  dieser  Mittelton  dem  gr.  u  vollko  mmen  entsprochen  hätte,  so  würde 
QiiNTll..  12,  10,  27  wohl  nicht  behaupten  dürfen,  daß  letzteres  bloß  in  gr.  Wörtern  gehört 
werde,  imd  Cl.audius  hätte  kein  besonderes  Zeichen  für  denselben  einzuführen  brauchen,  sondern 
das  y  der  gr.  auch  auf  dgl.  lat.  AVörter  übertragen  können.  Feinere  Kenner  also,  zu  denen 
auch  Veliüs  Longus  gehört  zu  haben  scheint  .  .p.  2219  [S.  36  wird  dagegen  von  Terentiants 
Mairus  [K.  vi.  336]  angeführt:  u  Lat..  .quae  vicem  nobis  rependit  Interim  vacantis  u  quando  com- 
munem  Latino  reddit  et  Graeco  sonum,  welche  Bemerkung  sich  nicht  auf  echt  lat.,  sondern  nur 
auf  gr.  Fremdwörter  zu  beziehen  braucht;  ,  vernahmen  ohne  Zweifel  immer  noch  einen  Unter- 
schied zwischen  beiden  Lauten,  der  jedoch  den  Ohren  der  meisten  entging  oder  ihnen  so  unbe- 
deutend erschien ,  daß  sie  denselben  nicht  in  .\nschlag  brachten  [die  Beobacht\mg  der  Zungcn- 
stellung,  bei  diesen  von  den  meisten  lat.  Gramm,  mit  Recht  als  mittlere  mediae  bezeichneten 
ÖiTnorn.  im  allgemeinen  wohl  Mittelzungenöffnung,  hätte  den  Unterschied  von  den  benachbarten 
Öffnern  siclier  aufgeklärt  ..  daß  jener  Mittelton  allerdings  einen  bedeutenden  Umfang  hatte, 
folgt  schon  daraus,  daß  (i.aidivs  einen  besondern  Buchstaben  dafür  nötig  erachtete.  .-Je  mehr 
übrigens  nach  und  nach  tue  Schreibart  sich  bestimmter  festgestellt,  desto  mehr  scheint  auch  in 
der  klass.  Ausspr.  jener  Mittelton  an  Umfang  verloren  zu  haben.'  Diese  Bemerkung  von  der  r>eein- 
flussung  der  .\usspr.  durch  die  Schreibung  ist  sehr  zu  beachten.  Das  Zeichen  i  gleichsam  das 
verkürzte  unvollkommene  11  war  in  gewissem  Sinne  symbolisch  ;  ich  habe  unabhängig  von  Gl.Arnus 
und  in  an<lcrin  Sinne  als  Zeichen  für  sonst  nicht  durch  besondere  Buchstaben  bezeichnete  stimm- 
hafte Offmr  (las  Klassenzeichen  //  als  Zeichen  für  die  unvollkommenen  stimmhaften  l^flner  //,\ 
entsprechend  dem  liergebrachten  Klassenzeichen  h   für  die  gehauchten  (»lYner,   in  meiner  i'lioN.  I. 


152 


F.  Tkchmkr. 


für  .V  vorgeschlagen.  J.  P.  BoNi.r  hat  dann  in  seinem  ebenso  wertvollen 
als  seltenen  Buch :  keductkjn  de  la  lktras  v  aktk  paka  ensenar  a  hap.lar  los 
MUDOS,    1620    die   span.    Laute,    ihre  Bezeichnung    und  Benennung  eingehend 


44)  45)    71  )   später  I.  /..  iv.    113,    116  genauer    für  Mittclziingenöffner    //     als  Ciesamtzeichen    für 
ai   a.}  a3  a4  bei  mittlerer  Lippenstellung,    i^    i'     E^    /K    bei  J.ippcnlängsöffnung  und  jt     0    9     .) 
bei    Lippenmndöffnung    verwendet.       Vgl.    Ki:isk;s    vorl.    i'iiKK    L.    spraciiw.  ,    A.     v.    Haasi;, 
C.  V.  Hagen  S.  72  ff. 

Auch  Skki.MANN  ist  auf  diese  l-Vage  eingegangen  ;  er  hat  sie  leider  keineswegs  in  einer  dem  Titel 
.seines  Buches  entsprechenden  Weise  gefördert.  In  seinem  Vokalsystem  finden  wir  nichts  von  Mittel- 
zungenöffnung gesagt,  während  er  doch  für  sein  Konsonantensystem  eine  mediopalatale  .\rtikulations- 
stellc  annimmt  vgl.  meine  Bcspr.  i.  /..  ni.  376  .  Folgendes  scheint  mir  das  Ergebnis  meines  Rück- 
blicks auf  die  obigen  Angaben  der  lat.  (iranim.  vom  physiologischen  Standpunkt  zu  sein:  Zwischen 
dem  lat.  Vorderzungenöffner  /  und  dem  lat.  Ilinterzungenöffner  11  sowie  dem  griech.  Vorder- 
zungenlippennmdöiTner  ?/,  wurde  in  der  lat.  .\usspr.  von  den  sachkundigsten  Gramm,  ein  ci;:jen- 
artiger  mittlerer  Öffner  medius  sonus  unterschieden,  aber  leider  nicht  in  der  Schriftspr.  aner- 
kannt, wenn  auch  von  Clai  nirs  symbolisch  durch  l  bezeichnet.  Dieser  mittlere  Laut  kann  nur  ein 
Mittelzungenöffner  y/„  gewesen  sein  und  nicht  etwa  ein  Hinterzungcnlippenlängsöffner  7  ,  welcher 
letztere  zwar  mit  KkrSTEN  und  Lepsius  als  physiologisch  möglich  in  einem  theoretischen  Üffncrsystem 
aufgeführt  werden  kann,  aber  meines  Wissens  in  lebe  nd  e  r  .\uss])r.  noch  nicht  sicher  beobachtet 
worden  ist.  Für  diesen  Mittelzungenöffner  ist  jedenfalls  der  i.  d.  h.  kleinste  Üffnungsgrad  anzu- 
nehmen ;  welche  Lippenöffnung  dabei  stattgefunden,  ob  mittlere  a] ,  welches  wohl  der  gewöhnliche 
Fall,  oder  Lippenrundöffnung  ?/  ,  wie  es  wohl  für  vir  virtus  anzunehmen,  oder  Lippenlängsöffnung  7^, 
wofür  keine  der  angeführten  Beisp.  zu  sprechen  scheinen,  läßt  sich  natürlich  nicht  mehr  mit 
Sicherheit  feststellen.  Auch  nicht  die  Artikulationsweise  der  andern  angedeuteten  mittlem  Öffner; 
am  wahrscheinlichsten  noch  vom  2.  Grade  wie  O^  ,  das  dem  0,  in  dem  2.  Grade  entsprechen 
würde  wie  //  dem  //.  im  i.  Grade.  Solche  Mittelzungenöffner  müssen  jedenfalls  in  dem  Über- 
gange von  lat.  //  zu  fr.  ;/.  und  lat.  O  -iw  fr.  fl _  in  Erscheinung  getreten  sein  vgl.  die  Übersicht 
S.  145«  unten,   die  volkslat.   Öffner,. 

Mit  den  Mittelzungenöffnern  stehen  die  Mittelzungenschließer,  wie  bereits  l.  z.  iv.  113,  12S 
angedeutet,  in  engem  Zusammenhang :  physiologisch,  weil  sie  an  derselben  Artikulationsstelle  her- 
vorgebracht werden  und  sprachgeschichtlich,  weil  auch  sie  die  Übergangslaute ^ bei  der  allmählichen 
V'erschiebung  von  Hinterzungen-  zu  Vorderzungenlauten  sind.  Dieselbe  Artikulationsanpassung  liegt 
der  Konsonanten-  wie  der  Vo  k  a  1  h  a  r  m  o  n  i  e  zu  Grande.  Die  alten  lat.  Gramm,  erkennen  nur 
e i n  Paar  Hinterzungenschlußlaute  k  g  an;  vom  7.  Jh.  an  finden  wir  Beweise  dafür,  daß  diese  sich 
unter  gewissen  Umständen,  namentlich  vor  Vorderzungenöffnern  in  Vorderzungenschließer,  sog.  ge- 
quetschte Zweilaute  und  weiter  in  einfache  zischende  Laute  verwandelt  haben.  Wer  nicht  für  Annahme 
von  Sprüngen  und  Zufälligkeiten  in  dieser  im  ganzen  so  regelmäßigen  Lautentwickelung  ist,  wird  die 
Vermittehmg  durch  Mittelzungenschlußlaute  zugeben  müssen.  Solche  sind  nun  freilich  von  den  alten 
lat.  Gramm,  weder  beobachtet,  noch  benannt,  noch  geschrieben ,  auch  in  neuerer  Phonetik  nur 
von  wenigen  anerkannt  worden.  Sie  kommen  gleichwohl  allgemein  in  den  lebenden  Spr.  vor 
und  sind  deshalb  auch  für  die  lat.  Ausspr.  anzunehmen.  Nicht  an  diesen  natürlichen  Lauten,  sondern 
an  der  genauem  Unterscheidung  derselben  durch  die  Gramm,  und  Phonetiker  hat  es  hier  also  gefehlt. 
Größere  Sicherheit  haben  hier  erst  die  Selbstregistrierangen  der  Zungenartikulationen,  besonders 
mittels  der  Methode  gebracht,  welche  ich  die  stomatoskopische  genannt  habe.  Danach  wird 
z.B.  k  in  der  Nachbarschaft  von  a(bzhw.  A«;  am  Gamnensegel  als /^^,  in  der  von  Öffnern  der  ?,'-Reihe 
hinten  am  Gaumenbein  als  k  ,  der  z -Reihe  an  der  Mitte  des  gesamten  Gaumens  erzeugt,  so 
z.  B.  in  der  nordd.  Ausspr.  als  k^ ,  etwas  mehr  nach  vorn  in  der  fr.  Ausspr.  als  k^.  Die  Grenze 
zwischen  den  K-  und  T -Lauten  ist  die  Mitte  des  harten  Gaumens  k  =  ^.  •  An  dieser  Stelle 
tritt  bei  Verschiebung  nach  vom  ein  Wandel  der  Schlußlaute  zu  den  sog.  gequetschten  f^s^  und  ts 
und  weiter  zu  den  bequemem  einfachen  Zischlauten  5  und  S  ein   S.  145^;  vgl.  unten  Volnev  1819  . 

Über  die  Angaben  der  lat.  Gramm,  geben  iins  auch  hier  wieder  Vossirs  und  Schneider 
eingehenden  Bericht.  Sie  gehen  von  den  Buchstaben  aus.  c  sei  aus  griech.  f  entstanden  imd 
habe    in  altern  Zeiten   sowohl   den   stimmhaften    als  den  stimmlosen  Hinterzungenlaut  bezeichnet, 


BEITRAG    ZVR    GESCHICHTE   DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK    UND    l'HONOGRAPHIE.  I^^ 

untersucht.  Die  171 3  gegründete  span.  Ak.  veröffentlichte  1726  die  i.  A. 
ihres  diccionario  de  la  lengua  castellana  mit  einem  discorso  proemial 
DE  LA  ORTHOGRAPHiA  I.  LXI — LXXXIV.    Auch  die  span.  Schrift  ist  später  in  phone- 


welche  beiden  derzeit  in  der  Ansspr.  weniger  scharf  unterschieden  worden  seien  als  später.  Als 
Erfinder  des  G,  d.  h.  des  c  mit  einem  Nebenstrich  sei  von  Plutarch  Spurius  Carvilius  genannt, 
welcher  um  231  v.  Chr.  eine  Schreibschule  gegründet  Corssen  meint,  daß  Sp.  Carv.  nur  zuerst 
den  Buchstaben  G  durch  seinen  Unterricht  verbreitet  habe; .  Die  Buchstaben  K  ursprünglich  Kappa 
und  Q  Koppa  9  seien  zwar  in  der  Regel  bzhw.  vor  a  und  u  verwendet  worden,  doch  mit  dem- 
selben Werte  wie  c ,  w^elcher  Buchstabe  vor  allen  Öffnern  gebraucht  worden.  Offenbar  haben 
ursprünglich  K  ka  =  k ^,  'i  hu  =  k  ,  c  immer  jeden  k-Laut,  außer  ka  k,i  auch  ki  ■=■  k^ 
bzhw.  k  und  beim  Übergänge  zur  romanischen  Ausspr.  k  bezeichnet.  Max.  Victorinus  K.  \\, 
195:  quotiens  a  sequitur,  par  k  .  .  kaput,  quotiens  u,  per  q.  Terentianus  M.^uru-;  hält  freilich  K 
und  Q  für  überflüssige  Buchstaben  neben  c  ;  gleicher  Ansicht  scheint  auch  Marius  Victorinus  zu 
sein;  letzterer  gibt  jedoch  für  K  und  q  zu,  Keils  Ausg.  vi.  34  i  ff . :  quarum  utramque  exprimi 
faucibus  [in  der  hintern  Mundhöhle  zwischen  den  Gaumenbogen^,  alteram  distento  [bei  weiter:  aj, 
alteram  producto  rictu  [bei  vorgestülpter  Mundöffnung:  u]  manifestum  est.  Leider  wird  in  den 
alten  Angaben  die  Zungenartikulationsstelle  weder  für  k  noch  q  noch  c  irgendwo  genauer  unter- 
schieden. Schneider  bemerkt  zu  c  l.  241:  'Bedeutender  ist  die  Verwandtschaft  des  c  mit  t, 
auch  abgesehen  von  dem  wichtigen  .  .  Falle ,  wo  diese  beiden  Buchstaben  einem  i ,  dem  noch 
ein  Vokal  folgt,  vorhergehen.  .Quint.  i,  ix,  5:  cum  c  ac  similiter  g  non  valuerunt  i.  e.  panmi 
valide  pronunciantur;  in  t  et  d  molliuntur.  .Attius  oder  Accius.  .Seit  geraumen  Zeiten  wird  c  vor 
den  Vokalen  und  Diphthongen  e  i  y  k  eu  ce  wie  z  [/.y]  ausgesprochen.  .  Im  Altertum  selbst  aber  ist, 
mit  Ausnahme  des  einzigen  .  .  Falls  ci  mit  folg.  Vok.^,  keine  Spur  von  dieser  Ausspr.  nachzit- 
weisen,  sondern  im  Gegenteil  geht  aus  einer  Menge  von  Umständen  hervor,  daß  damals  in  allen 
andern  Fällen  c  den  Laut  unser s  k  gehabt."  Die  namentlich  für  -cius  und  -tius  anerkannte 
Verwandtschaft  beweist  doch  wohl,  daß  in  diesem  Fall  nicht  ein  Hinter-,  sondern  Mittelzungen- 
schlußlaut,  wenn  nicht  ein  noch  weiter  bis  k  vorgeschobener,  gewesen.  Seelm.-\nn  sucht  die 
'Übergangsfähigkeit'  von  lat.  c  zu  t  durch  'physiologisch -genetische'  Ähnlichkeit  zu  erklären, 
indem  er  ein  Zungen rücken-t  [7]  annimmt,  dessen  Allgemeinheit  er  jedoch  für  die  lat.  Ausspr. 
nicht  erwiesen  hat.  In  lebenden  Spr.,  welche  für  unser  Urteil  an  erster  Stelle  maßgebend  sind, 
wechseln  Vorderzungenrück  en-  und  Spitzenschließer  nicht  bloß  beliebig  in  derselben  Spr. 
und  Mundart,  sondern  sogar  bei  demselben  einzelnen  Sprecher.  Auch  Seelm.  bemerkt  321  :  'Das  c 
vor  i  und  e  ist  erst  später  in  der  lat.-roman.  Übergangsperiode  spontan  zu  einem  gingivalen 
Zischlaut  verschoben:  die  lat.  Gramm,  wissen  von  einem  Übertritt  des  c  :  z  noch  nichts,  wenn 
derselbe  auch  schon  im  gleichzeitigen  Vulgär  dialekt  sporadisch  hervorgetreten  sein  mag.'  335  : 
'  So  gewiß  nun  freilich  ist ,  daß  von  den  frühesten  Zeiten  der  Republik  an  bis  in  den  Beginn 
des  Mittelalters  hinein  die  Römer  ihr  c  allenthalben,  sowohl  vor  den  dunkeln  Vok.  [Hinterzimgen- 
öffnern]  A  o  v  av  ae  ok  ,  als  auch  vor  den  hellen  [Vorderzungenöffnern]  l  E  \.\  ,  wie  k 
sprachen,  so  wenig  würde  man  bei  all  den  Argumenten  zu  dem  Schluß  berechtigt  sein,  daß  dieses 
k  in  all  den  gen.  Fällen  ein  ganz  gleiches  gewesen  sei  . .  Physiologisch  ist  es  bei  der  verschie- 
denen Artikulation  bzhw.  Zungenstellung  der  folgenden  Vok.  schon  an  und  für  sich  annehmbar, 
daß  das  akustisch  überall  ziemlich  gleiche  ['.'j  k  genetisch  je  nach  der  Art  dieser  Vok.  seine  .\rti- 
kulationsstelle  bald  mehr  vorn  im  Gaumen ,  bald  mehr  hinterwärts  gehabt  habe .  .  Ks  ist  das 
genau  mit  dem  k,  was  wir  sprechen,  der  Fall,  und  analog  variiert  die  Ausspr.  desselben  Lautes 
im  Neuroman,  und  Fngl.  ..  Die  ganz  verschiedenartige  roman.  Kntwickelung  des  lat.  k  je  nach 
dieser  Stellung  der  hellen  oder  dunkeln  Vok.  macht  die  physiologisch  oben  begründete  .\nnahme 
von  der  Verschiedenheit  der  lüldungsstelle  des  k  schon  im  Lat.  zur  Gewißheit.'  Ich  freue  mich 
in  dieser  Auffassung  der  lat.  k- Laute  mit  dem  Vf.  bis  zu  einer  gewissen  Grenze  in  tboreinstini- 
mimg  zu  befinden,  bedaure  aber,  daß  er  nur  grob  vorderes  und  hinteres  k  unterscheidet.  Für 
unrichtig  halte  ich  nach  meinen  stomatoskopischen  Beobachtungen  die  daran  geschlossene  Behaup- 
tung 336:  'Im  Gegensatz  zum  Deutschen,  dessen  vorderes  k  gewöhnlich  prävclar  [richtiger:  an 
dem  mittlem  Gaumen,  vgl.  i.  /..  Bd.  i.  Tab.  iv.  6,  Bd.  iv.  119  gebildet  auftritt,  und  in  i'ber- 
einstimmung   mit    dem    fast  'remclnrnnian.    l'.ildungscharakter  haben  wir  zweifelsohne  [Y;  das  vor- 


154 


F.    TEtllMKK. 


tischem  Sinne   geändert   worden.      Vgl.  oKTüCkAFiA  della  i.kngua  castkllana, 

COMPUESTA    PüR    LA    URAL    ACADEMIA    ESPANOLA,     3"^     IMPRESION,     I763    p,   3:    Sicndo 

propriamente  la    escritura   una  iniagcn  de  las  palabras ,  como  cstas  lo  son  de 

dero  lat.  K  oder  <:  vielmehr  als  ijostjialatal  [Vj,  das  hintere  als  ursprunglich  mehr  mediopalatal, 
späterhin  mehr  jiräpalatal  zu  bezeichnen.'  ficrade  das  Umgekehrte  wäre  hier  richtiger :  vor  a  und 
Hinterzixngenöffnern  die  Ilinterzungenschlußlaute ,  vor  VorderzungenöfTnern  die  Mittel-  bzhw. 
Vorderzungenschlußlaute.  Dasselbe  gilt  für  <;;  auch  c  und  wohl  mit  ihm  der  benachbarte  nasale 
vSchlußlaut  N  ist  mit  Mittelzunge  gesprochen  worden  =  A' .  \gl.  SriiMihiu  1.  272  und  315  ff. 
über  die  Schreibung  singnum  und  das  von  Nigidus  bei  (Iki.i.iis  xi.x  ,  14,  7  mit  den  Worten: 
inter  literam  n  et  g  est  alia  uis ,  ut  in  nomine  anguis  .  .  non  verum  n,  sed  adulterinum 
ponitur  ,  anerkannte  N  adulterinum.  Diese  sehr  beachtenswerte  lat.  Schreibung  deutet  an ,  daß 
weder  g  vor  n,  noch  n  vor  g,  sondern  daß  beide  gleichzeitig  d.  h.  ein  nasales  c; ,  genauer  der 
nasale  M  i  tt  el/.ungenschlußlaut  ^  ^=  a'  bereits  zu  jener  Zeit  gesprochen  worden,  viel- 
leicht erst  nach  a'  U.  Die  vollständige  Harmonie  der  nasalen  und  benachbarten  oralen 
Schlußlaute  ist  ja  eine  bekannte  Erscheimmg  S.  145'',.  Die  weitere  volkslat.  und  roman.  Ent- 
wickelung  hat  dann  allmählich  bis  zu  dem  neuesten  \'orderzungenschlußlaut  .\\  z.  B.  im  fr.  signc 
=  St:V,  geführt,  mit  welchen  wir  uns  weiter  zu  beschäftigen  haben  werden. 

Derselbe  physiol.  Vorgang,  welchen  wir  eben  für  die  ATundsch  1  ieß  er  mit  in  derselben 
Silbe  folgendem  nasalen  Mundschließer  bereits  für  die  lat.  ,  wenigstens  für  die  volkslat.  Ausspr. 
erschlossen,  nämlich  die  vollständige  Aniiassung  der  betr.  Mundartikulati<in  und  das  gleichzeitige 
Vorwegnehmen  der  Nasenöffnung  zu  einem  neuen  einfachen  Laut  i  gn ;  F"  A^  :  £'  ^^^  A''„ 
(wohl  schon  in  dem  spätem  Volkslat. :  A'.  ,  ist  als  natürlich  und  bequem  auch  für  die  Mund- 
öffner  mit  folgendem  nasalen  Mundschlicßer  jedenfalls   für  die  spätere  volkslat.  .\usspr.  im  galli- 

sehen  Munde  anzunehmen  ,    also   allgemein   a  •    ;/    :   (7^  ■!  //     (H  ^  erst    im    ;\franz.  ;    dem    offensten 

nasalen  Offner  (7^  folgten  dann  die  offnern  E  ,  im  Nfr.  0^0  ,  mundartlich  im  Xfr.  auch  klei- 
nere und  kleinste  Offner.  Doch  nicht  bloß  die  Vgl.  mit  lebender  Ausspr.  und  physiologische 
Erwägung,  sondern  auch  Angaben  der  lat.  Gramm,  weisen  auf  solche  Nasalierung  schon  im  Lat.  hin, 
z.  B.  über  eine  dunkle,  unvollkommene  Ausspr.  des  M,  die  Schreibung  durch  den  ersten  Teil  dieses 
Buchstaben  N  (Verrius  Flaccus  bei  Schneider  i.  304,1  oder  durch  einen  Strich  über  dem  vor- 
aufgehendem  Öffner,  multü  st.  multum  ;  vgl.  auch  die  Worte  des  Marius  VlcroRisus,  Keils  Ausg. 
VI.  16  6  ff.  :  clari  in  studiis  uiri  .  .  omnes  fere  aiunt  inter  M  et  N  lltteras  mediam  vocem,  quae 
non  abhoreat  ab  utraque  littera,  sed  neutrum  proprie  exprimat.  Es  ist  nicht  gestattet,  hiermit 
Seelmann  einen  'Zwitteidaut '  'mit  gleichzeitigem  losen  Lippenverschluß "  imd  'dentalem  n -Ver- 
schluß' anzunehmen  ,  welcher  physiologisch  als  unbestimmt  artikuliert  zu  betrachten  sein  würde 
(vgl.  I.  Z.   IV.    126    und  höchstens  im  Lautübergange   der  lebenden  Spr.   vorkommen  könnte. 

Eine  entsprechende  Erleichterung  der  Ausspr.  liegt  auch  in  dem  Übergang  von  gehauchten 
lind  in  derselben  Silbe  folgenden  stimmhaften  Offnern  zu  einfachen  Stimmöffnern  //  //  :  //. 
Sie  hat  bereits  im  Lat.  begonnen.  Wir  lesen  bei  M.  Victor.  2X  :  'cum  asperitas  vetus  illa 
paulatim  ad  elegantioris  vitae  sermonisque  limam  perpoHta  sit ,  vos  quoque  has  voces  sine  h 
secundum  consuetudinem  nostri  saeculi  scribite  (Schneider  184.  Diese  Erleichtening  ist  in  der 
volkslat.  Ausspr.  nach  den  Inschriften  zu  urteilen  schon  vor  der  Zeit  des  h.  Augustin  (4.  Jh.  und  für 
W^örter  lat.  Ursprungs  in  den  rom.  Spr.  ganz  durchgeführt,  im  Fr.  bis  auf  Wörter  germ.  Ursprungs. 

Alis  dieser  vorläufigen  Anm.  wird  sich  gezeigt  haben  ,  daß  nicht  in  den  überlieferten  lat. 
Buchstaben,  von  denen  man  bisher  meist  ausgegangen,  ohne  ihre  Lautwerte  gehörig  zu  bestimmen, 
die  Anlage  der  Artikulationsbasis  (vgl.  S.  145^*,  zu  finden,  welche  sich  in  dem  rom.,  besonders  der  fr. 
Spr.  entwickelt  hat ;  sondern  in  der  gesprochenen  lat.  Spr.  und  Volksspr.  Nachdem  ich  hier  einen 
kurzen  Rückblick  auf  das  lat.  Lautsystem  mehr  im  ganzen  gethan  ,  werde  ich  in  der  Folge  mein 
Augenmerk  vorwiegend  auf  die  gegenwärtig  gesprochenen  fr.  Laute  und  vorzüglich  auf  die 
physiologischen  Thatsachen  richten  ,  im  Gegensatz  zu  der  herrschenden  einseitigen  historischen 
Forschungsweise ,  welche  von  Buchstaben  mit  nicht  bestimmtem  phonetischen  Wer,te ,  also  von 
unbekannten  Größen  oder  vielleicht  gar  von  je  nach  der  Auffassung  des  Forschers  wechselnden, 
unerwiesenen  L-rlauten,  ausgeht. 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    PRANZ.    UNC    ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGRAPHIE. 


d:> 


los  pensamiementos,  parece  que  las  letras  y  los  sonidos  debieran  tener  entre 
si  la  mas  perfecta  correspondencia.  Die  neuern  phonetischen  Grundsätze  wur- 
den 1815  durchgeführt.  Während  die  ital.  und  span.  Schreibung  sich  so  in 
vorwiegend  phonetischem  Sinne  entwickelt  haben,  ist  die  nordfranz.  keines- 
wegs zu  solchem  Ziele  gelangt,,  obwohl  es  auch  ihr  nicht  an  beachtenswerten 
Verbesserungsvorschlägen  in  dieser  Richtung  gefehlt  hat. 


ALTFRANZOSISCHE    ZEIT. 

Die  Schreibung  des  Altfranzösischen  war  in  ihren  Anfängen,  im  9.  bis 
13.  Jh.  wesentlich  phonetisch,  demnach  nicht  bloß  je  nach  den  Mundarten, 
sondern  auch  nach  den  Auffassungen  der  einzelnen  Schreibenden  verschieden. 
Die  damalige  franz.  Ausspr.  hatte  eine  Anzahl  von  Lauten  mit  der  lat.  gemein, 
wie  a  e  i  p  b  t  d  1  r,  andre  hatte  sie  neu  entwickelt,  wie  das  unvollkommene 
e,  die  sog.  mouillierten  1  n,  die  Zweilaute  g  c  in  Mss.,  bisweilen  z]  =  ts . 
ch  =  ^' j- ,,  j  =  </ rr  ,  von  welchen  letztern  die  anlautenden  Schließer  im  13.  Jh. 
verschwanden.  Zur  Bezeichnung  der  neuen  fr.  Laute  verwendete  man  die  vor- 
handenen lat.  Buchstaben  entweder  einzeln,  woher  es  kam,  daß  die  einzelnen 
Buchstaben  z.  T.  bald  diesen,  bald  jenen  Laut  bezeichneten  ;  oder  in  Verbindung 
mit  andern,  so  daß  auch  Monophthonge  durch  Digramme  bezeichnet  wurden. 
Man  behielt  überflüssig  scheinende  lat.  Buchstaben  bei :  k  q ,  das  c  wurde  vor 
o  u  r  1  wie  im  Lat.  gesprochen;  es  war  vor  a  zu  ch ,  vor  e  i  im  allg.  zu 
§  =  /j-  geworden.  Z.  T.  entsprechend  g:  vor  e  i  a  wurde  g  zu  d.-:.,  aber 
nicht  zu  ds.  Das  1  mouille  wurde  entweder  doppelt  oder  mit  dem  Neben- 
buchstaben i  oder  einfach  1  geschrieben ;  u  voy.  und  cons.  wie  i  voy.  und 
cons.  wurden  noch  nicht,  jedenfalls  nicht  nach  festen  Regeln,  unterschieden; 
statt  i  wurde  häufig  y  geschrieben.  Trotz  all  dieser  Cbelstände  war  die  fr. 
Schreibung  im  11.  und  12.  Jh.  doch  noch  v^erhältnismäßig  einfach,  weil  sie  im 
Grunde  phonetisch  war. 

Die  Darstellungen  der  afr.  Phonetik  haben  bisher  besonders  an  der  S.  1 54  ge- 
rügten Einseitigkeit  gelitten,  daß  sie  afr.  Buchstaben  wieder  auf  lat.  lUich- 
staben  zurückführten,  ohne  gebührend  auf  die  Bestimmung  der  Laute  und  auf 
die  lebende  fr.  Ausspr.  Rücksicht  zu  nehmen.  Um  so  willkommener  mul3  des- 
halb allen  denen,  welche  sich  für  fr.  Phonetik  interessieren,  die  Übersicht  sein, 
tableau  sommaire  de  la  prononciation  du  fr.  au  xr'  et  au  XIII'"  siecle.  welche 
G.  Paris   1887  veröffentlichte  in 

V-XTKAnS    DK    LA    CHANSON    DK  RoLAND    KT    DK    LA    VIK    DK    SAINT  LoL'IS    l'AR   JkAN 
DK  J()INVILI-K;    PUBLIKS    AVEC    INTRODUCTIONS  ,    NOTES     ET    GLOSSAIRES    COMPLETS, 

Paris,  Hachkttk  &  c"-.,    12°,   342.      2  fr.  50.' 

'  Zum  bcssL-rn  \'crstäntlnis  des  in  der  l'olgc  über  die  Betonung  l'-einerktcn,  will  ich  ciniijc 
Hauptergebnisse  aus  des  Vf.  für  die  fr.  Thonetik  bedeutungsvollen  i'ni  dk  sur  le  kui.e  üe  i.'ac  cent 
LAT.  DANS  LA  i.ANGUE  ER..  1862,  hervorheben.  10:  Les  mots  lat.  qui  p.issercnt  h  la  premicre 
epoque  dans  1  all  ein  and  prirent  une  forme  g  e  r  ni  a  n  i  ([  u  e  .  et  les  mots  fr.  qui  forment  les 
deux  tiers  de  la  1.  angl.  n  empechent  jias  cette  langiie  d  etre  une  1.  gernianiiiue.  (."est  (jue  dans 
les  deux  cas  les  ( lermains  ont  detruit  laccentuation    lat.    et   Uli   ont  substitue  la   leur,   qui   a  change 


j  -5  ]•'.  Tkciimkk. 

P.  erklärt  zunächst  seine  Transskr. ,  welche  im  Satz  leider  nicht  ganz 
folgerecht  und  fehlerfrei  durchgeführt  worden.  Voy. :  e  .  .  e  feminin  dans  de  .  . 
6  .  .  o  fernie  ou  long  sot ,  cote)  .  .  ö  .  .  o  ouvert  ou  bref  (sötte,  porte'  .  . 
u  .  .  ou  fr.  .  .  ü  .  .  u  fr.  .  .  ä  .  .  a  nasal,  an  .  .  ö  .  .  e  nasal,  in.  L'u  dans 
les  dipht.  se  prononce  comnie  ou  tres  faible  \ji  ;/]  .  .  Cons.  \  .  .  mouillee.  s 
[später  .s,  auch  s;  ich  lasse  hier  s  setzen]  .  .  eh.  J  •  •  y  dans  yeu.x,  i  dans 
pied   .  .    [j   i]   n  .  .    n  mouillee   .  .   z  [später  1   auch  z :   ich  lasse  hier  z  setzen 

Les  voy.  sont  au  nombre  de  neuf :  a  e  e  e  i  (')  ö  u  (ou)  ü  ecrit  u  commc 
en  fr.  mod.)  .  .  L'accent  tonique,  comme  en  fr.  mod.,  est  toujours  sur  la 
derniere  syllabe  .  .  Les  dipht.  sont  au  nombre  de  10:  5  oü  la  seconde  vo)-. 
est  i  \i\  :  ai  ei  6i  o\  ui ,  3  ou  la  seconde  voy.  est  u  [2/]  :  eu  ou  6u ;  une  ou 
la  premiere  voy.  est  i:   ie ;  une  oü  la  premiere  voy.  est  u:   ue.    II  y  a  2  tripht. : 

completement  la  physionomie  du  mot  qu  ils  empnintaient.  II  n'cn  a  pas  ete  ainsi  pour  les  langiics 
romanes,  l'accent  a  persist^  et  a  et^  l'anneau  commun  qui  les  a  reliees  entre  elles  et  au 
lat.  1'.  unterscheidet  den  accent  tonique,  als  die  gewöhnliche  Betonung  des  Wortes  für  sich, 
und  a.  oratoire  ou  phraseologique  ,  die  je  nach  dem  Sinn  im  Satz  und  der  Stimmung  des  Spre- 
chenden wechselnde  Betonung;  leider  ohne  weitere  physiologische  Erörterung  des  Begriffs  'Accent' 
und  gibt  dann  folgendes  Gesetz  für  die  gegenwärtige  fr.  Betonung  des  Wortes  für  sich,  für 
den  accent  tonique :  I^'accent  est  toujours  en  fr.  sur  la  derniere  syllable  des  mots  a  terminaison 
masculine  ,  sur  la  penultieme  des  mots  a  terminaison  feminine.  Er  gedenkt  der  Verschiedenheit 
der  Ansichten  von  Tu.  de  Beze  (hier  S.  174;,  J.  Terion  de  Linguae  call,  origine  eiusque  cum 
GRAECA  COGNATIONE ,  i555,  Welcher  die  gewöhnliche  Wort-  und  die  wechselnde  Satzbetonung 
verwirrte^  ,  d'Olivet  'S.  183)  über  den  fr.  Accent  imd  erklärt  dieselbe  durch  folgende  That- 
sachen  :  il  faut  qu'cn  fr.  Taccent  soit  bien  faiblement  marque  .  .:  eile  [la  1.  fr.]  a  supprime  le 
plus  possible  le  chant  de  sa  prononc.  au  point  qu'on  a  pu  poser  en  regle  que 'pour  bien  parier 
il  ne  faut  avoir  d'accent '  .  .  Cet  affaiblissement  de  l'acc.  doit  avoir  ete  en  croissant  depuis  l'ori- 
gine  de  la  langue,  car  de  nos  jours  il  est  beaucoup  plus  avance  dans  les  classes  polies  et  lettrees 
qua  dans  le  peuple.  P.  geht  dann  auf  die  Geschichte  der  fr.  Betonung  ein  und  gibt  S.  28  folg. 
Gesetz:  L'acc.  lat.  persiste  dans  la  1.  fr.,  c'est-a-dire  que  la  syllabe  des  mots  fr.  sur  laquelle 
porte  l'acc.  principal,  autrement  dit  la  derniere  syllabe  sonore,  est  la  meme  que  celle  qui  a  l'aigu  I] 
en  lat.  .  .  l'aigu  lat.  est  toujours  sur  la  penultieme  quand  eile  est  longue,'  et  quand  eile  est 
breve  sur  l'antepenultieme.  P.  spricht  dann  von  dem  Gegensatz  des  lat.  klassischen  und  volks- 
tümlichen Systeme  p  r  o  s  o  d  i  q  u  e  29  :  la  1 .  p  o  p  u  1  a  i  r  e  continuant  a  lui  donner  l'accent  tonique 
pour  base,  tandis  que  la  1.  savante  le  fondait,  a  l'imitation  des  Grecs,  uniquement  sur  la  quantite 
[148].  Aus  dem  letzten  Gesetz  ergebe  sich  que  la  derniere  ou  les  deux  dernieres  syllabes  de  chaque 
mot  lat.  manquent  au  mot  fr.  correspondant,  ou  ne  sont  representees  que  par  un  e  muet.  Z.  B. 
1.  anima :  afr.  dneme,  gespr.  anme,  nfr.  ame  S.  26.  Im  Gegensatz  zur  fr.  volkstümlichen  Wort- 
bildung: la  formation  savante,  .  .  quand  eile  a  afiaire  a  un  mot  lat.  proparoxyton,  trans- 
porte  dans  le  mot  fr.  la  penultieme  non  accentuec  .  .  les  mots  formes  par  les  savants  ont  subi  la  regle 
commune  [d.  h.  jene  erstgen.],  et  on  a  eu  ainsi  des  mots  formes  contrairement  aux  lois  de  la  1. 
fr.  [so  entstanden  die  Doppelformen,  doubl ets  wie:  freie  et  fragile]  .  .  Le  moment  ou  le  senti- 
ment  de  l'accentuation  lat.  se  perd  tout  a  fait  clot  en  France  la  premiere  periode  de  la  1.  ;  la 
seconde  se  marque  par  l'introduction  dun  certain  nombre  de  mots  savants :  on  peut  fixer  appro- 
ximativement  cette  epoque  au  commencement  du  XII^"  s.  Im  5.  Kap.  handelt  P.  de  1  influence  de 
l'acc.  sur  la  nature  des  voyelles.  Ein  weiteres  Gesetz  für  die  unbetonten  Oftner  ist  102  :  Les 
voy.  qui  precedent  la  syllable  accentuee  persistent  ou  se  changent  en  e  muet  vgl.  A.  D.A.RME- 
STETER  :  LA  PROTONIQUE  EN  FR.,  ROMANIA  V.  140  ;  das  für  die  der  betonten  Silbe  folgenden 
Öffner  ist  bereits  oben  angeführt.  Wegen  der  betonten  Öffner  verweist  P.  auf  seinen  Lehrer 
DiEZ,  dem  er  das  Buch  gewidmet,  Gramm.  I.  133 — 160.  Im  6.  Kap.  spricht  P.  du  role  de  lacc. 
dans  la  v  ersif  icati  on  fr.  anknüpfend  an  Scoppa:  traite  de  la  toksie  rr.  RAn-ORTKE 
A   LA   r.  FR.  und  QuiCHER.vr :    iraite  de  versification  fr. 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTK   DER    FRANZ.    UND   ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGR.\PHIE. 


157 


ieu  et  ueu  .  .  Devant  les  nasales,  l'a  et  l'e  seuls  sont  susceptibles  de  nasa- 
lisation;  l'a  est  nasalise  partout,  l'e  ne  Test  pas  quand  il  suit  un  i  .  .  tient. 
Die  einzelnen  afr.  Laute  führt  P.  nun  nicht  bloß  auf  die  entsprechenden  lat. 
zurück,  wovon  ich  wohl  im  ganzen  absehen  darf,  sondern  bringt  sie  auch  mit 
der  gegenwärtigen  fr.  Ausspr.  in  Beziehung,  was  ich  hier  im  einzelnen  her- 
vorheben möchte,  ich  bitte  dabei  die  Übersicht  S.  145'''  zu  vgl.:  a  se  pron. 
toujours  ouvert  [a]  .  .  e  se  pron.  comme  notre  e  feminin  la  oü  nous  le  pron. 
[n^]  .  .  II  n  est  Jamals  tonique,  sauf  si  on  veut  dans  les  monosyllabes  .  .  e  .  . 
se  pron.  comme  aujourdhui  [e].  e  se  pron.  originairement  comme  en  dans 
moyen  (fr.  mod.  in  \_e^])  ;  dans  le  Roland  .  .  il  avait  dejä  pris  la  pron.  de  Tä 
[a^  .  .  e  .  .  se  pron.  comme  aujourd'hui  [^j  .  .  i  .  .  se  pron.  comme  aujourd"hui 
[i]  .  .  6  se  pron.  comme  notre  o  bref  [p].  A  la  tonique,  il  provient  de  Tö  en- 
trave  .  .  A  Tatone,  il  provient  de  au  .  .  öi  .  .  se  pron.  ä  peu  pres  comme 
nous  pron.  oi  en  grec  [ji]  .  .  ö  se  pron.  soit  comme  notre  o  long  [o\  soit 
comme  notre  ou  [n:  vgl.  die  Beschreibung  des  o  bei  Meigret  S.  163  ff. j  .  .  Cet 
6  provient  a  la  tonique  de  5,  ü  libre  ou  entrave:  en  fr.  mod.  l'ö .  ü  libre 
donne  eu  [o_  bzhw.  0.,  welche  beiden  bereits  Dubois  1531  als  einfache  Laute 
unterscheidet  S.  162]  (fleur,  gueule  .  .\,  l'ö,  ü  entrave  donne  ou  [li  itour, 
sourde  .  .);  cette  distinction  se  trouvant  en  lat.  et  se  retrouvant  en  fr.  mod. 
a  du,  semble-t-il,  exister  dans  le  fr.  intermediaire  (dautant  plus  qu'elle  corre- 
spond  ä  Celle  de  e,  1  libre  et  entrave);  cependant  le  Roland  et  beaucoup  d'autres 
textes  ne  distinguent  pas  les  deux  voy.  ä  l'assonance  oü  ä  la  rime  [sollte  das 
o,  welches  im  Nfr.  :>  0  geworden,  nicht  der  Mittelzungenlaut  o^  und  das  andre  o, 
welches  im  Nfr.  71  geworden,  nicht  21^  gewesen  sein,  welche  beiden  0^  und  u^  ich 
bereits  152  für  die  volkslat.  Ausspr.  angedeutet?  ich  halte  es  nicht  für  unwahr- 
scheinlich, daß  neben  o^  u^  auch  schon  der  Nachbarlaut  o_  wie  sicher  //  in  afr. 
Mundarten  gesprochen  worden  (vgl.  des  Vf.  weitere  Bemerkungen  zu  ue  ]  .  .  L'u 
se  pron.  comme  aujourd'hui  ü  ji^.  A  la  tonique  et  a  l'atone.  il  provient  de 
tout  ü  lat. .  libre  ou  entrave  (jusque)  [dieser  Wandel  würde  sich  durch  die 
kelt.  Neigung  erklären,  u  in  der  Richtung  nach  i  zu  verwandeln,  was  nur  auf 
dem  Übergange  durch  ;/  :  //  möglich  ist;  nur  bleibt,  wie  S.  149  gesagt,  die 
Frage,  warum  //  nicht  weiter  im  Fr.  wie  im  Kelt.  zu  i  geworden^ ,  de  u  sui\i 
immediatement  d"e,  i  (furent.  fut,  fussent)  [hier  erklärt  sich  //  ph\'siologisch 
als  Umlaut  durch  die  Vereinigung  der  Vorderzungenöffnung  von  c  bzhw.  /  und 
der  Lippenrundöffnung  von  //[.  ue.  Cette  dipht.,  comme  ie,  a  du  commenccr 
par  avoir  laccent  sur  la  premiere  voy.  (nüefi  [dem  würde  nur  die  it.  Betonung 
nuovo  nicht  entsprechen] ;  aujourd'hui,  eile  a  pris  le  son  de  cu  bref  [.' J  (neuf 
ou  long  [o]  (peut)  ;  ä  l'epoque  du  Roland,  eile  devait  avoir  une  pron.  inter- 
mediaire. Vf.  würde  uns  verbunden  haben,  wenn  uns  über  die  Art  dieser 
mittlem  Lautung  seine  Ansicht  nicht  vorenthalten  hätte:  er  bemerkt  nur  noch, 
daß  es  lat.  betontem  ö  entspreche,  dem  kein  Vorderzungen-  oder  nasaler 
Schließer  folge;  ö  mit  folgendem  Vorderzungenschließer  werde  dagegen  zu  uei: 
ui  puis;  man  darf  hier  also  wohl  an  den  Mittclzungenöftncr  .'  als  Vermittler 
zu  0    oder  o    wie  an  ii    zu  it    denken   (vgl.  die  Übersicht  S    143'  . 

P.  führt    dann    die    cons.    in   der   Ausspr.  des    11.  Jh.  vor  21:    b  p    dt 
g  c    V  f  w    s  z     .s   z     j  h  [?]     1   1    r    ni   n  n     und    bemerkt    zum    \'erh;iltnis 


j  -g  F.  Techmf.r. 

der  afr.  Buchstaben  und  ihrer  Ausspr.  :  c  .  .  tantot  c  dur  [/J,  tantot  ts .  . g 
tantöt  g  dur  [g^ ,  tantot  ds.  Dies  wäre  eine  recht  harmonische  Übereinstim- 
mung der  Entvvickelung  des  g  mit  der  des  c ;  leider  läßt  sich  die  Ausspr.  d:: 
für  das  Nordfr.  wohl  nicht  nachweisen,  wie  auch  Hornixg  in  seiner  afr.  Gramm, 
bemerkt:  ^il  ne  semble  pas  que  sur  le  territoire  de  la  1.  d'o'il  g  soit  devenu 
nulle  part  dz.  Dans  une  serie  de  dialectes  lorrains  et  wallons  il  se  pron. 
encore  dj^  womit  auch  der  engl.  Übergang  gj  g  i  nj  dz  z.  B.  in  giant, 
gentle  zu  vgl.  ist.  Übrigens  spricht  auch  P.  in  der  Folge  nicht  weiter  von  dz. 
Er  fährt  fort:  s  tantot  dure,  tantot  z;  I  .  .  ccrite  il  ou  ill .  fi  .  .  gn  ou  ng  [wie 
bereits  im  Lat.  154];  J  est  note  i  .  .  w  .  .  note  u;  h  jointe  au  c  .  .  ts  .  .  qu  .  . 
c  .  .  ts  ts  dz  sont  rendues  par  les  caracteres  uniques  c  ou  5  dans  limpression) 
et  z,  g  et  j,  par  le  groupe  graphique  ch  (notons  que  .s  et  z  n'existent  pas 
ä  l'etat  isole)  [die  betr.  Zweilauter  /„jr_  dr:^  wurden  erst  im  13.  Jh.  zu  s_  z  \ 
sie  haben  sich  als  Zweilauter  noch  in  lothr.  und  wall.  Mundarten  erhalten,  wie 
nach  HoRNiNo  eben  bemerkt],  g  dur  n'existe  que  devant  a  o  u.  Le  groupe 
gu  est  d'origine  exclusivemcnt  germ.  w  .  .  iw  statt  gu  ist  noch  in  östl.  fr., 
lothr.  und  wall.  Mundarten  erhalten:  wadc  (guarder)].  Le  g  se  pron.  comme 
aujourd'hui  [also  g^  g^  g^  g^  .  .  Le  c  dur  est  notee  par  c  devant  a  o  u  [/\  /-  ] 
et  devant  e  i  par  qu  [kj\  quand  ce  groupe  qu  existe  dcjä  en  lat.  .  .  Le  v  .  . 
n'est  pas  distinct  de  u  .  .  w  .  .  est  notee  u  et  n'existe  qu'apres  q.  g:  eile 
se  pron.  comme  u  dans  le  fr.  mod.  .  .  quietude,  aiguille  [//  bzhw.  w  ;/■  :  vgl. 
Ballu  unten].  Elle  ne  se  pron.  apres  q  que  devant  a  (quanty.  autrement 
eile  est  muette  .  .  Apres  g  eile  se  pron.  devant  a  (guarder)  et  sans  doute 
aussi  devant  e  (guerre)  et  i  (guident)  .  .j,  qui  a  la  valeur  du  j  all.  et  it..  est 
ecrite  partout  .  .  eile  est  ä  peine  distincte  de  Telement  i  des  dipht.  ai  ei  .  . 
l  bzhw.  J].  h  .  .  n'existe  qu'a  Tinitiale  (sauf  dans  ahan)  .  .  se  pron.  comme  l'h 
allem.  .  .  eile  est  de  provenance  germ.  [h  =  //^  =  a^  /  ?/J  l'h  lat.  n'ayant  pas 
laisse  de  traces.  L  .  .  fort  peu  de  temps  apres  le  Roland,  eile  a  commence 
ä  se  vocaliser  en  u  devant  une  cons.  [lI]  .  .  1  mouillee  .  .  se  pron.  comme  1"!  it. 
(gli)  [l].  Elle  provient  d'une  fusion  de  l'l  avec  une  palatale  pr^cedente  'soleil) 
und  suivante  (merveille)  .  .  L'r  se  pron.  comme  aujourd'hui  [P.  meint  wohl 
mit  der  Zungenspitze  r,  nicht  das  gegenwärtig  sich  mehr  und  mehr  verbrei- 
tende Zäpfchen-rj  s.  Passy]  .  .  m  .  .  n  se  pron.  comme  aujourd'hui,  si  ce  n'est 
que,  devant  une  cons.,  eile  n  est  pas  absorbee  dans  la  voy.  qui  la  precede  et 
quelle  rend  nasale  [chämpel  et  non  chäpel  .  .  sänglent  et  non  säglet;  von 
dieser  afr.  Ausspr.,  die  wohl  schon  in  der  lat.  Volksspr.  vorbereitet  war  (S.  154). 
finden  sich  noch  Spuren  in  lothr.  Mundarten]  .  .  n  mouillee  .  .  se  pron.  comme 
aujourd'hui  [a^_  154]  .  .  ts  est  ecrit  dans  notre  texte  par  un  seul  caractere.  c  devant 
ei,  g  (la  cedille  n  est  pas  dans  les  mss.)  devant  a  ou  o ,  z  devant  les  cons. 
et  ä  la  fin  des  mots  .  .  II  provient:  de  c  initial  ou  medial  apuye  devant  e  i 
(cent  .  .  dolce  .  .  [es  wurde  k^J  -.  k]  =^  r]  :  ts-.  ts  vor  dem  7.  Jh.,  noch  be- 
vor rom.  betontes  a  zu  e  wurde,  carus:  cherj),  de  t  mediale  appuye  .  .  suivi 
de  i  en  hiatus  (.  .  force  .  .)  ;  ä  la  finale  il  provient  de  d,  t  plus  s  .  .  piez 
.  .  sainz  .  .)  et  de  c  appuye  suivi  d'e,  i  (dolz)  .  .  ts  .  .  [tj^]  note  .  .  ch  .  . 
se  pron.  comme  tch  dans  tcheque,  ou  le  c  ital.  devant  e  i;  il  s'est  plus 
tard  [13.  Jh.]   affaibli  en  s   [s^].    II  provient  de  tout  c  initial  ou  medial  appuye 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER    FRANZ.    VND    ENGL.    PHONETIK    UND   PHONOGRArHIE. 


159 


suivi  de  a  et  d"i  en  hiatus  precede  de  p  sache)  .  .  dz  d^z^^  est  note  .  .  par 
g  devant  e  i,  par  j  devant  a  o  u  .  .  se  pron.  comme  dj  dans  djinn  .  .  ou  Tit. 
g  devant  e  i;  il  s'est  plus  tard  [13.  Jh.]  afifaibli  en  z  [.er  1.  II  provient:  de 
tout  j  lat.  initial  (gesir  .  .; ;  de  d  initial  suivi  de  e  i  en  hiatus  jusque  .  .;  ; 
.  .  de  i  en  hiatus  precede  de  b  (sage),  de  v,  de  n  (estrange  .  .) ;  de  g  initial 
ou  appuNe  precedant  e  i  a  (gent,  geste  .  .  larges].  Wir  erhalten  hier  im 
ganzen  einen  Überblick  über  die  afr.  Ausspr.,  namentlich  des  11.  Jh.,  welcher 
allerdings  für  die  Zwecke  des  Unterrichts  im  Afr.,  wie  auch  die  Schreibung 
der  Texte  vom  Vf.  uniformiert  worden :  Je  n"ai  pas "  voulu  embarrasser  cette 
etude  en  y  melant  les  difficiles  questions  de  variations  dialectales;  j  ai 
ramene  autant  que  possible  ,  .  les  formes  a  Celles  du  fran^.  propre,  de 
maniere  que  tout  mot  de  l'anc.  franc.  apparüt  clairement  comme  inter- 
mediaire  entre  le  lat.  et  le  frang.  moderne  [s.  die  Übersicht  .S.  145^^ 
Für  die  wissenschaftliche  Vgl.  mit  der  mundartlichen  Ausspr.  der  folg.  Jh..  wie 
besonders  der  lebenden,  würde  natürlich  die  Darstellung  der  afr.  mundartlichen 
Ausspr.  noch  willkommener  sein,  welche  wir  wohl  in  dem  vom  Vf.  in  Aus- 
sicht gestellten  manuel  de  l'anc.  fr.  II.  gramm.  sommaire  erwarten  dürfen.  In 
dem  Kap.  über  die  Versbildung  bemerkt  P.  S.  88:  Uoreille  etait  aussi  severe 
que  delicate  pour  Ihomophonie  des  voy.  qui  portaient  l'assonance;  aussi 
l'assonance  est-elle  le  principal  Instrument  de  la  critique  pour  etudier  le  son 
des  voy.   de  Tanc.  fr.     Es  assonieren: 

die  Diphthonge :     eu     ou     öu     6i     öi     ui     äj     ai   (=  e)  bzhw.   mit 
den  einf.  Öffnern:      e       6       ö       6      ö      u      ä  e; 

ein  Beweis  für  die  UnvoUkommenheit  der  unbetonten  i  [f.  und  ü  ;//).  Das 
ebenso  wertvolle  wie  wohlfeile  Büchlein  wird  gewiß  nicht  bloß  in  Frankreich, 
sondern  auch  außerhalb  weite  Verbreitung  finden. 

Schon  in  der  2.  Hälfte  des  12.  Jh.  sieht  man  hier  eine  Art  überlieferter 
Schreibung  sich  herausbilden,  während  die  Ausspr.  sich  natürlich  nach  gewissen 
Lautgesetzen  weiter  veränderte:  die  Diphth.  ai  ei  wurden  zu  offnem  /:.  oi  zu 
of  OE  iia.  au  eau  zu  o  o\  es  entwickelten  sich  weitere  Nascm'okale.  das  s  ver- 
stummte an  gewissen  Stellen  der  Wörter;  trotzdem  wurde  die  alte  Schreibung 
beibehalten.  Ende  des  13.  Jh.  kam  dazu  eine  gelehrte  Beeinflussung  der  Spr. 
und  Schreibung,  welche  im  14,  Jh. '  ganz  überhand  nahm.  Nicht  bloß  wurde 
der  Wörtervorrat  mit  griech.-lat.  Wörtern  überfüllt,  sondern  auch  die  Schrei- 
bung des  ererbten  Wortschatzes  zum  gr.  T.  mit  überflüssigen  Buchstaben  aus 
oft  ganz  verkehrten  etymologischen  Gründen  überladen,  wie  in  hui  ct.  aultre, 
doigt,  ohne  feste  Grundsätze,  ganz  nach  der  Willkür  der  Schreiber  und  später 
auch  der  Drucker.  Diese  Art  Etymographie  finden  wir  dann  weiter  in  den 
Handschriften  und  Drucken  des  15.  u.  f.  Jh."     Man  vgl.   z.  B.   die  Schreibung 

'  Für  das  14.  Jh.,  welches  verhältnismäßijf  wonis^cr  untersucht  wttrtlen,  ist  zu  erwähnen 
Mktzke:  diai,.  der  isi.k  de  er.  im  13.  u.  14.  jii.,  Herr,  arcii.  64  und  65;  Knaier:  heitragk 

ZUR    KENNTN.    ])ER   EU.    STR.    XIV.    JH.,    JAIIRH.    V.    K.    f.    E.    Sl'K.,    X.    3   iT.    und    ZIK    A1-K.    I.AlTI.l- HKE, 

I.EII'Z.   PROGR.,    1876.      l"me   l'Ortsetzunfj  dieser  l'nters.    wäre  selir  willkommen. 

2  Das  14.  und  15.  Jh.  /eijjen  weder  in  der  l.itter.itur  noch  in  der  Spr.  einen  bestinnnten  Cha- 
rakter, sondern  einen  Übergang,  vor  allem  im  Lautsystem,  aus  Mittelzungenöflfnern  und  olTnen 
Zweilauten  S.  157  entwickeln  sich  die  ü-artigen  Laute  und  bahnen  die  ^7  0  //-Reihe  gewisser- 
maßen  als  \'erniittelunir  /.wischen   der  a    0    U-  und  ü    i'   /-Reihe   an.     Oie  Zahl  der  nasalen  OlTner 


1 5o  F.  Techmer. 

von  JüiNviLLK.  F"roissart.  Phil.  dkGommines.  Rabklais.  Mar(jt';  dagegen  die  von 
Montaigne.  '  Solcher  zum  gr.  T.  ganz  verkehrten  Schreibung  gegenüber  erhoben 
sich  namentlich  im  i6.  Jh.  eine  Reihe  namhafter  fr.  Grammatiker  und  Phonetiker.^ 


wächst,  oi  wird  zu  oe  :  ilE  .  Die  gequetschten  Zweilaute  d Z  t  S ^  ts  werden  zu  einfachen 
zischenden  Engelauten  z  S  S.  Die  phonetische  Schreibung  wird  diesem  Lautwechsel  nicht 
gerecht;  an  Stelle  der  Phonographie  tritt  die  Etymographie.  Der  bisher  vorwiegend  natürlich  ent- 
wickelte volkstümliche  Wortschatz  mischt  sich  mehr  und  mehr  mit  gelehrtem  Ausdruck  und 
Fremdwörtern.  Man  hat  diese  Zeit  des  Übergangs  als  mittelfranzösische  bezeichnen  wollen,  was 
freilich   nicht  in  der  Bedeutung  gelten  kann,  wie  beim  Mittelengl.  und  Mittelhochdeutschen. 

'  E.  Raoux  schreibt  in  seiner  orthographe  ratK)NNEU.e  ou  ecriture  thonetique,  1865, 
JoiNVii.i.E  Ende  des  13.  Jh.  ,  Froissart  (Ende  des  14.,  und  besonders  Pll.  DE  CoMMlNES  (15.  Jh. 
die  Schuld  zu  ,  daß  die  hergebrachte  fr.  Schrift,  so  mit  unnützen  Buchstaben  überlastet  worden. 
Im  16.  Jh.  folgten  R.\I!ELAis  und  Marot  mehr  oder  weniger  derselben  Richtung.  S.  24 :  Commines 
etait  etranger .  .  il  etait  flamand  comme  son  devancier  Froiss.\rt  ,  et  il  avait  beaucoup  voyage  a 
l'etranger.  .11  ecrivait  particulierement  en  vue  des  etrangers,  et  pour  etre  plus  facilement  compris 
d'eux.  .il  ecrivait  adventure  ,  dict ,  faict  . .  c'est  le  desir  d'universaliser  ses  ecrits  qui  nous  a  valu 
une  orthographe  encore  si  surchargee  de  lettres  inutiles. 

2  DiDOT  teilt  uns  mit,  daß  MONTAIGNE  in  einem  Exemplar  der  5.  A.  seiner  ESSAIS,  1588, 
Weisungen  für  den  Abdruck  geschrieben :  On  voit  qu'il  voulait  quon  imprimät  son  livre  d'une 
maniere  plus  conforme  a  la  prononciation.  .Le  ms.  original  depose  a  la  Bibl.  de  Bordeaux.. 
est  ecrit  dans  le  meme  Systeme:  la  suppression  des  doubles  lettres  inutiles  et.  .pour  conformer 
1  ecriture  a  la  pron. 

3  Über   ihre  Werke  berichten  im  allgemeinen  Ch.  Thurot  ,    DE  LA  prononciation  fr.\N(;. 

DEPUIS    1.E    COMMENCEMENT   DU    XVIE  SIEGLE,    DAPRES  LES  TEMOIGNAGES  DES   GRAMMAIRIENS    I.     1881; 

II.  1883   s.  unten  ;  in  weniger  eingehender,  z.  T.  recht  oberflächlicher  Weise  J.  Tell,  les  gram- 

MAIRIENS    FRANC.    DEPUIS    l'oRIGINE    DE    hA.    GRAMMAIRE     EN    FRANCE    JUSQUAUX    DERNIERES    CEUVRES 

connues,    1874;    Über  die  fr.   Schreibung  überhaupt  namentlich  A.  F.  Didot  :    observations  sur 

l'oRTHOGRAPHE.  .fr.  SUIVIE  d'une  HISTOIRE  de  L.A  reforme  ORTHOGR.  DEPUIS  LE   I5E  S.  JUSQU'Ä  NOS 

JOURS,  2.  ed.  1868  und  A.  Darmesteter:  la  question  de  la  reforme  orthogr..  1888,  welche 
Schrift  unten  besprochen  wird.  Im  besondern  über  die  Grammatiker  des  i6.  Jh.,  schreibt  aus- 
führlicher, aber  ohne  das  rechte  Verständnis  für  die  phonetische  Seite,  Ch.-L.  Livet  :  L.\ 
GRAMM.  FRANC,  ET  LES  GRAMMAIRIENS  DU  xviE  SIEGLE,  1859.  Weitere  Ergänzungen  findet  man  in 
Ellis,  early  ENGL  PRON.,  iSögfif. ,  WO  die  franz.  Ausspr.  der  verschiedenen  Jh.  mit  der  gleich- 
zeitigen engl,  nach  den  Grammatiken  der  Zeit  vgl.  wird,  und  in  einer  Reihe  von  besondem 
deutschen  Abhh.,  meist  in  Programmen  und  Dissertationen  von  verschiedenem  Wert.  Zu  vgl. 
sind   noch    F.  Genins   Einleitung   zu    seiner   Ausgabe    von  J.  Palsgraye:    l'esclarcissement   de 

LA    LANGUE   FRANCOVSE    [ISSO;   1852  ;  VARIATIONS  DU  LANGAGE  FRANC.  ;  DE   LA    PRONONCIATION 

DU    VIEÜX    FRANC.,    REV.    DES    DEUX-MONDES,     15  juillet,     1855  ;    E.  LiTTRE  :    HISTOIRE   DE   LA   L.ANGUE 

FRANg. ,  7.  A.  1878  ;  F.  Talrert  :  de  la  prononc.  de  la  voy.  u  AU  xviE  s.,  LETTRE  A  M.  A.  Darme- 
steter,  1876;  DE   LA   prononc.    EN    FRANCE   AU   XYI^  S.    ET   DU  LIVRE   DE  THUROT.  .DE  LA  PRON. 

FR.  I.  PARTIE  :  LES  VOY.,  1887,  E.  Stengel  berichtet  über  einige  ältere  fr.  Grammatiken,  welche 
auch  schon  J.  Matthl^,  de  literis,  erwähnt,  beitr.  zur  gesch.  der  rom.  philol.  in  d.,  1886, 
vgl.  i.  z.  IV.  320,  v.  89  und  dessen  Abb.:  die  ältesten  Anleitungsschriften  zur  Erlernung 
DER  FR.  SPR.    1879,  ztschr.  f.  nfr.  spr.  UND  LITT.,  sowic   Seine  Bespr.  von  Meigrets  trette, 

PHON.  STUD.  II.   118.    DaRMESTETER-HATZFELD  :  LE  XYI^  S.     EN  FR.,     1883  ,Vgl.  I.  Z.  I.437undY.  1888  . 

Thurot,  welcher  den  vollständigsten  Bericht  über  die  Gesch.  der  fr.  Phon.,  freilich  mehr  vom 
Standpunkt  der  Buchstaben  aus  geschrieben  hat,  nennt  als  erste  2  Arbeiten  aus  dem  J.  1521  : 

P.  FaBRI  :    LE    SECONI)    LIURE    DE    VRAYE   RETHORIQUE     Und     A.  B.\RCLEY :    HERE   BEGYNNETH   THE  IN- 

TRODUCTORY  TO  WRYTE ,  AND  To  PRONOUNCE  FRENCHE ;  Über  die  letztere  berichtet  Ellis  803. 
Ich  hebe  daraus  die  Buchstaben  des  Alphabets  mit  ihren  franz.  Namen  und  teilweise  Angabe  der 
Ausspr.  her\^or :  abcdefghi  [vowel  and  consonant]  klmnopqrstv  [vow.  and  cons.l 
X  y  z;  bzhw.  :  a  boy  coy  doy  e  af  goy  asshe  ü  [double  i  i  ?  i.  e.  vow.  and  cons.,  vgL  das  nächstfolg. 
Alph.j  ka  el  am  an  00  poy  cu  aar  ees  toy  v  yeux  ygregois  zedes..h  is  no  lettre,  but  a  note  of 


FEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    FRANZ.    fXD    ENGL.    PHONET'K   T"ND    PHONOGRAPHIE.  i5i 

XVI.    JAHRHUNDERT. 
Unsre    besondere  Beachtung   verdient   Jacobi  Syluii   ambiani    in   lixguam 

GALLICAM    ISAGUJGE,      UNA     CUM     EJUSDEM     GRAMMATICA     LATINOGALLICA     EX    HEBR.EIS, 
GR^CIS    ET    LATINIS    AUTHORIEUS   .    .    EX    OFFICIXA    RoB.     StEPHAXI,     I53I.       J.   DuBOIS 


fisperacj'on.  .vowels.  .a  e  i  o  u  .  .  y  is  a  greke  vowell.  .j  and  v.  .consonantis.  .in  frenche  joiier. . 
vanter.  .A  dyptonge  is  a  ioynynge  to  gj^ther  of  II  vowels  kepyng  eche  of  them  his  strength  in 
one  seif  syllable  :  of  them  be  IUI,  that  is  to  say,  au  eu  ei  [nicht  unterschieden  von  ay  in  dirayi 
oy..beau  deux  diray  toy..in  engl. .  .strawe.  .fewe.  .say.  .boy.  .a.  .in  fr.,  .aues.  .engl.,  .can.  .c.  . 
somt}'me  .  .  s  . .  francois  .  .somtyme.  .k.  .cause,  .e  for  the  moste  parte  is  soundyd  almost  lyke  a. . 
commencement  [es  ist  hier  wohl  nur  das  e  vor  n  gemeint,  also  wohl  schon  damals  fr.  en  =  an  a] 
..g..]yke  n  and  g  as  compaigon.  .yf  a  consonant  folowe  1  immedy^tly,  than  I  shall  be  sounded 
as  u,  as  loyalment.  .11  double  in  myddes  of  a  worde  must  be  sounded  with  hole  and  füll  voyce, 
as  fille    [Ij  oder  vielmehr  7:.]..y  hath  the  sounde  of  this  letter  i. 

Ellis,  welcher  in  seiner  early  engl.  pron.  durch  eingehende  Vgl.  die  Geschichte  der  fr. 
Phon,  sehr  willkommenerweise  ergänzt,  erwähnt  im  Anschluß  an  Barcley  226,  814  ff.  the  l.\m- 
beth  FRAGMENT  ON  FRENCH  PRONUNCIATION,  1528,  reprinted  by  Mr.  Maitland.  Das  fr.  Alphabet 
ist  nach  dem  fr.\gm.  : 

a      b      c      d         e    [f]       g         h  i      k       1  m        n  o     p     q     r         s         t     v     x     z 

aa  be  ce  d[e]  e  effe  g[e]  hache  ij  kaa  eile  eme  enne  00  pe  qu  erre  esse  te  ou  ex  zedes. . 
Voelles  a  e  i  o  u.  Toultes  aultres  letres  sont  cosonätes.  .Diptongues . .  ai,  aider  III  sillebes  . .  au 
aucun  III.. ie  meillieur  V.  .  eu  eureux  IUI  .  .  ou  ouir  III.. a  ought  to  be  pronounced.  .all  openly. 
e  a  lytell  hyer..where  the  englyshe  man  soundeth  his  a.  i  more  hyer  than  e..o  in  the 
roundenesse  of  the  lyppes.  u  .  .  not  you  [welche  für  Engländer  bestimmte  Warnung  darauf  schließen 
läßt,  daß  u  damals  im  engl.  Alphabet  wie  yoii  JU  gesprochen  wurde",  .g  somtj-me  is  pronounced 
by  i  [5],   as  bourgois. 

Im  J.  1529  veröffentlichte  G.  Tory:  champ  fleury  auquel  est  contenc  lart  et  science 
DE  LA  deue  et  vraye  PROPORTION  DES  LETTRES  ATTIQUES.  T.  empfiehlt  den  Gebrauch  der  franz. 
Spr.  statt  der  lat.  und  macht  auf  die  Notwendigkeit  der  Bearbeitung  franz.  Grammatiken  auf- 
merksam. 

Die  erste  (Jrammatik  der  franz.  Spr.  veröffentlichte  der  Engländer  J.  l'.\LSGR.\\E:  LESCLAR- 
cissKMENT  DE  L.A.  LANGUE  FRANCOYSE,  1530  nach  der  neuen  Ausg.  von  F.  Genin,  1852,  berichte 
ich  hier.  S.  2:  The  soundyng  of  a..is  like  as  the  Italians  soundo  a..If  m  or  n  followe  nexte 
after  a  in  a  frenche  worde,  all  in  one  syllable,  than  a  shall  be  sounded  lyke  this  diphthong  au, 
and  some  thyng  in  the  noose  [A^^  mander  .  S.  3:  e  in  the  frenche  tong  hath  thre  dyverse 
soundes,  for  somtyme  they  sounde  hym  lyke  as  we  do..in  these  wordes  'a  beere,  a  beest'..If 
m  or  n  followe  nexte  after  e  all  in  one  syllable,  than  e  shall  be  sounded  lyke  an  italian  a  and 
some  thyngc  in  the  noose.  .[(•?_;  emblcr.  .l'ut  if  c  be  the  last  letter.  .havynge  his  accent  upon  the 
same  e  ,  .  .  than  shall  he  .  .  be  sounded  after  the  most  generali  [?J  soundyng  of  c.bonte.  Kocht 
wunderlich  ist  die  Darstellung  und  Bezeichnung  der  Nasaliening.  Sehr  undeutlich  ist  die  Be- 
schreibung des  unvollkommenen  e  almost  lyke  an  o  and  very  moche  in  the  noose  [?  .  S.  6: 
The  soundyng  of  i  .  .  is  lyke  as  the  Italians  sounde  i..whiche  is  almost  as  we  sounde  e  in  these 
wordes  'a  bee  a  flic.a  fee  a  reward'.  S.  7:  u.  .in  the  soundynge  of  this  vowel  they  ditTerre 
both  from  the  latine  tong  and  from  us.  u.  .shall  be  sounded  like  as  we  sounde  ew  in  these  wordes 
in  (iiir  tong:  rewe  an  herbe.  S.  8;  ille..they  use  to  sounde  an  i  shortly  and  confusely  bctwcne 
the  last  1  and  tlie  vowel  folowing  \/j  oder  vielmehr  /.  bailler[  .  .  gne  .  .  tlie  reder  shall  soundo 
an  i  shortly  and  confusely  betwene  the  n  and  tlie  vowel  folowing  IIJ  udor  A'  niign<>n  .  S.  12: 
Ai    In    the    frenche    tong  is  sounded   lyke   as  we  sounde   ay  in.  .rayne.  .  ei.  .lyke  as  ho  is  with  us 

in  tliese  wordes  obey.  .grey. .  ol  .  .  somtyme  .  .  lyke oy  in  .  .boyo  . .  somtyme  they   soundo    the 

i  of  oy  almost  lyke  an  a.  S.  15:  ou  .  .  lyke  as  the  Italians  soundo  this  vowell  u.  .Xußerdeni 
werden  noch  als  Diphth.  aufgeführt  au  eu  ui  :  au.  .lyke.  .in .  .dawe.  .  ou  in  the  frenche  tong  hath 
two   ilyverse  soundynges.  .  like    .a  dewe,  a  shrowe,  a   fewe,    and   somtyme   like..trewe,   glew..that 

TlXU.MKU,   ZT-iClIl;.    V.  II 


IÖ2  !'•  Tkchmkr. 

ist  1478  in  Amikns  geboren,  studierte  in  Paris,  wo  er  später  als  Professor  der 
Medizin  wirkte;  er  starb  1555.  Seine  Lautbezeichnung  ist  nach  Livkt  5  folg.: 
e  .  .  avec  un  son  plein  .  .  ame  'amatus)  .  .  e  .  .  avec  un  son  muet  .  .  aimes  .  . 
ama  .  .  bone  .  .  bona  .  .  e  .  .  avec  un  son  mixte  'unpassende  Benennung,  wie 
voc.  mi.xtae  bei  Amman,  surd.  loq.,  und  iiiixed  bei  Bi.ll  und  seiner  Schule] 
.  .  aimes  (amate)  .  .  c^  .  .  avec  le  son  de  l's  .  .  AlenCon  .  .  c''  .  .  avec  le  son 
de  ch  .  .  c^eval  (caballus)  .  .  g"  .  .  avec  le  son  presque  de  gua  ^  g,  ^  ,  ,'  .  . 
g-  .  .  avec  le  son  de  .  .  i-  [r  ]  a  .  .  gambe  .  .  g"*  •  •  avec  le  son  de  s  .  . 
lig^'ons  (legamus)  s'  .  .  s  muette  .  .  mais'tre  (magister  .  .  eü"  cest  eü  mais 
d'un  son  plus  sourd,  comme  c^eCfr  meü"rt.  cor  moritur.  D.  unterscheidet  hier 
bereits  eü  wie  in  fleuve  fluvius)  von  eü"  vor  r.  Er  zählt  7  Diphth,  :  ai  ei 
oi  oy  eu  ou  [Ital.  u  Palsgr.]  ,  führt  den  Apostroph  zuerst  ein  und  regelt 
dessen  Gebrauch.  D.  vergleicht  sorgsam  die  franz.  mit  den  entspr.  lat.  Wörtern 
und  Lauten  und  wir  finden  bei  ihm  die  ersten  Anläufe  zu  franz.  Lautgesetzen; 
er  ist  also  der  erste  historische  Phonetiker.' 

Unter  den  fr.  Phonetikern  nimmt  Louis  Meigret  eine  hervorragende 
Stelle  ein.    Er  veröffentlichte  zunächst:   traite  touchant  le  commun  usage  de 

l'eSCRITURE  FRANCOISE   .    .  :     AUQUEL  est  DEBATTU  des  FAULTES    et    ABUS    EN    LA    VRAVE 

ET  ANCiENNE  puissANCE  DES  LETREs,  1542,  2.  A.  1545.  Der  Inhalt  dieses  Buches 
ist  nach  Livet  S.  51  folgender:  Chap.  i.  Des  causes  de  faulse  escriture 
avec  leur  bläme  .  .  Analyse  .  .  definition  des  sons  ou  ""choses  sensibles 
ä  Touie'  .  .  Voix  naturelle  .  .  artificielle:  ""les  voix  sont  les  elemens  de  la 
prononciation  et  les  letres  les  marques  ou  notes  des  elemens.  .  Puisque 
les  letres  ne  sont  qu'images  de  voix.  l'escriture  devra  estre  d"autant  de  letres 
que  la  prononciation  requiert  de  voix;  si  eile  se  treuve  autre.  eile  est  faulse, 
abusive  et  damnable  .  .  Une  escriture  peult  estre  corrompeue  en  troys  manieres, 
qui  sont:  diminution.  ou  superfluite  [faict],  ou  Usurpation  d'une  letre  pour 
une  autre  [c  en  francoys].' 

Ch.  IL  Des  lettres  et  de  leurs  puissances:  Voyelles  principales 
a  e  i  o  v  .  .  intermediaires:  autre  est  le  son  de  e  dans  bonne  et  dans  bonte, 
autre  encore  dans  mes.   tes  .  .   estre.   beste  .  .  et  ai  de  maistre. 


is  to  say  like  as  the  Italians  somide  eu.  S.  19  ch..is  sounded.  .  lyke  as  sh..a  shaarc.no  wise 
.  .likc.a  chaare.  Also  =  S^,  nicht  mehr  ts.  S.  56  ft".  werden  Proben  seiner  phonetischen 
Transskription  gegeben  ;   sie   beginnen : 

A  la  tres    haiilte    et    excellente  majeste  des  princes ,    a   la  tres  honnoree  magniticence  des 
alatrehdiitoeeuzsellantomajestedeprfnsos,   alatresovnnoreomanifisansode- 

nobles,      circumspection     de     clercz     et     bonne     Industrie     du     peuple     francoys.  . 
nobles,   sirkevnspesiövndeclerzeetbovnindeustriedevpevplofraunsoas.. 

P.s  Darstellung  ermangelt  im  ganzen  der  nötigen  physiologischen  Klarheit ,  so  daß  wir 
weder  über  die  franz.,  noch  die  engl.  Ausspr.  des  16.  Jh.  sichere  Auskunft  daraus  schöpfen 
können.  Beachtenswert  sind  die  reichlichen  Regeln  über  die  franz.  Satzp  h  on  etik.  Im  übrigen 
hat  P.  sich  Theod.  v.  CIazas  griech.  Grammatik  zum  Vorbild  genommen. 

I  Erwähnen  will  ich  nur  G.  DU  Wes;  an  introductorie  for  to  lerne  to  rede,  to  pro- 
NOUNCE  AND  TO  SPEKE  FRENCH  TREWLY,  1532  ('?  neu  herausg.  von  F.  Genin  1852,  welcher  seine 
Bedeutung  überschätzt;  und  E.  Dolet  :  les  accents  de  la  langue  francoyse,  1540;  —  LA 
PUNCTUATION   DE   LA   L.A.NGUE   FRANCOYSE,    154$. 


lililTRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER   FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGRAPHIE. 


163 


Ch.  III.  Des  diphthonges:  ai  .  .  hair  .  .  au.  cest  ao  qu'il  faut  ecrire  .  . 
aotant  .  .  oy  .  .  royal.  on  entend  .  .  l'o  et  Ti  .  .  roy  .  .  oe. 

Ch.  IV.  Des  consonantes,  9  .  .  s,  superflu  lemploi  du  k  et  du  q  .  .  j 
cons.  .  .  g  doux:  .  .  g  .  .  place  devant  n  pour  servir  d'andoucissement  .  .  point 
crochu  mis  au-dessus  de  n    11  =  .v     .  .  1  meme  signe    \  =  l      .  .  meilleur. 

Ch.  V.    De  l'apostrophe.' 

Dann  erschien  le  menteur  .  .  aueq  vne  escriture  q'adraxt  a  la  proba- 
cioN    francoeze:    e   les  rezons,     1548:    hierauf  defenses   de  L.  M.  touchaxt 

SON    ORTHOGRAPHIE    FRANCOEZE,    CONTRE    LP:S     CENSÜRES    ^    CALÖNIES    DE    GlaOMALIS 
DU    VeZELET    E    de    SES    ADHERANS,      1550.    LA     REPONSE    DE    L.     M.    A     l'aPOLOJIE 

DE  J.  Pelletier.  1550  und  sein  hier  eingehender  zu  besprechendes  Hauptwerk : 

LE    TRETTE    DE    LA    GRAMMERE    FRANQOEZE.       NACH     DER    EINZIGEN    PaRISER 
AUSG.     (1550)     NEU    HERAUSG.     VON  W.    FüRSTER,     SAMMLUNG    FRANZ.     N'EUDRUCKE 

herausg.  V.  K.  Vollmüller.   —  Heilbronn,  Henninger,    1888,    12°,  XXX. 

211.     M.  3.80. 

In  seinem  V^orwort  würdigt  Förster  in  anerkennender  Weise  die  Bedeu- 
tung Meigrets  für  die  franz.  Phonetik  besonders  Satzphonetik) .  Rechtschrei- 
bung und  Grammatik  überhaupt;  beschreibt  seine  Lebensverhältnisse  und 
Werke  und  gedenkt  seiner  Gegner  und  Nachfolger.  Daß  M.  als  geborner 
LvoNer  sich  dem  Einfluß  seiner  Mundart  nicht  ganz  entzogen .  ist  ihm  nicht 
gar  zu  sehr  zu  verargen,  da  das  ja  auch  heute  noch  an  Sprachgelehrten  zu 
rügen  wäre ,  welche  man  als  hervorragende  Phonetiker  rühmt.  Förster  vgl. 
AI.s  TRETTE  mit  den  gen.  Vorarbeiten  von  Palsgrave  11530],  Dubois  'is^i\ 
DU  Wes   (1532]. 

Aus  der  Vorrede  von  M.  will  ich  über  die  Schreibung  hervorheben 
S.  4  [Original  3):  Car  come  l'ecritture  ne  foot  qe  la  vray'  imaje  de  la  paroUe. 
a  bone  r(.'zon  on  leftimera  faof  0  abuziue,  fi  eile  ne  luy  qt  conforme  par  \n 
affemblemont  de  h^ttres  conuenantes  ao  batimont  d^'  vo(^s  .  .  je  m'eftbr^e  de 
degharjer  notr"  ecritture  dq  l^ttres  fupQrflües,  q  la  r(;'ndre  lizable  suiuant  l'uzaje 
de  la  prola<;ion.  Man  vgl.  damit,  was  er  S.  12  (g)  bemerkt:  Ny  ne  fey 
pourqoQ  la  plume  do(;ue  porter  en  fon  ecritture  plus  grande  reueron^'  a  l'anti- 
qite,  qe  ne  luy  fot  la  lang'  qn  fa  pronongia^ion.  Unter  den  einfachen  Lauten 
nennt  M.  folgende  Öffner  (vo^s)  S.  21    (15): 

J  a  o  ouu(,'rt  e  clos  i  Latin  o  ouuort  ou  clos  u  )•  Gn.'C 
I  n         /■:  (■  i  j  u  II        i    j) 

\  car      vrrt  perir  il  tort  tour  du 

Man  beachte,  dal.\  I\L  nur  eine  Art  o  ouvert  anerkennt  gemäß  seiner 
Mundart,  in  welcher  geschlossenem  o  11  fr.  ou)  oder  o  (fr.  eu'  entsprechen. 
Von  einem  einfachen  <>-Laut  spricht  M.  freilich   gar   nicht:    cu    beschreibt  er 

■  Ks  verdient  erwrihnt  zu  werden,  daß  M.s  TUAIIE  dem  Kngl.  j.  Hart  zu  foltj.  Abh.  An- 
regung gegeben:  AN  oKTiioc.RAi'niE,  conteyning  tue  due  order  and  keascin,  howe  to  write 

■<>R    I'AINTE    TIHMAGE    oe    MANNES    VOICE,    MOST    I.IKE   TO    TUE    I.IFE    OR    NATURE,     1569,     worin    IIaRT 

bemerkt;  the  sight  of  a  trcatisc  sct  forth  in  print  in  I'aris,  ,\.  1545.  by  a  worthy  nian..named 
I..  Meigret  of  Lyon,  touching  the  aiiuse  of  the  writing  of  the  Krench  tongue  .  whose  reasons 
and   argumenta   I   An   here   befure  partly  use    vgl.   Ki.i.lS,    E.   E.   l'RON.    35.    794  . 

I  l' 


104 


F.  Tkchmer. 


vielmehr  noch  als  Zwcilaut  S.  12  (g) :  e  clos  frt  c^ncores  vn"  aotre  diphthong'  auec 
u,  come  on  cur,  peu,  veu,  eureus,  worunter  sowohl  der  betr.  offne  j  \or  r  als 
der  entspr.  geschlossene  6» -Laut  zusammen  begriffen  sind,  welche  Dunois 
S.  162  schon  auseinanderhielt.  Auch  sagt  M.  hier  nichts  von  einem  dritten  e. 
DuBois  hatte  doch  bereits  3  e-Lautc  unterschieden:  amatus  amc  (voce  magis 
exerta),  ama  aimes  (exiliter  et  voce  propemodo  muta  ,  amate  aimes  (medio  modo). 
In  seinem  TKArn':  iouchant  le  commun  usagk  uf.  i/ksckitlrk  fr.,  1543  schrieb 
M. :  Nous  auons  cest  e  commun  ([uc  nous  diuisons  en  masculin  et  femenin. 
comme  en  bonne  et  bonte :  et  que  nous  dcuons  appcUer  e  clos  :  en  semblablc 
aussi  auons  nous  ung  e  ouuert  masculin.  et  femenin.  duquel  la  prononciation 
est  entre  a  et  e,  que  i'appelle  e  ouuert,  comme  cjui  requiert  vnc  prolation 
plus  ouuerte  que  l'e  commun  ,  ainsi  que  nous  voyons  en  mes  .  .  Nous  pro- 
non^ons  en  etre,  bete  e  ouuert  masculin,  et  en  bonnet  .  .  semblablement.  nous 
pronon^ons  Te  femenin.  Diese  Darstellung  i.st  nicht  ganz  klar.  Es  wurden 
jedenfalls  schon  in  der  fr.  Ausspr.  des  16.  Jh.  3  Arten  von  e-Lauten  unter- 
schieden ,  welche  man  sich  gewöhnt  hat  e  ouvert ,  ferme ,  feminin  (weniger 
passend  muet,  vgl.  unten  Thurot)  zu  nennen.  Für  das  eine  fehlt  eine  besondere 
Bezeichnung  im  M. sehen  System ;  es  geschah  gewiß  aus  Rücksicht  auf  die 
hergebrachte  Schreibung,  daß  er  in  der  schriftlichen  Unterscheidung  nicht  so 
weit  ging  als  in  der  der  gesprochenen  Laute.  Das  gilt  in  noch  höherm 
Maße  für  die  o-Laute.  M.  schreibt  in  seinem  traitf:  von  1845:  ie  treuue 
[Vo]  en  la  langue  fr.  estre  quelquefois  prononce  ouuert.  comme  en  cor,  corps, 
corne,  mort,  et  quelquefois  clos,  comme  en  tonner  .  .  tondre  .  .  Et  a  ce  que 
ie  puis  cognoistre  nous  ne  trouuons  ceste  diuersite  de  prononciation  quauecq'  r. 
Car  deuant  les  autres  consonantes  il  me  semble  qu'il  se  prononce  tousiours 
clos.  Und  in  seiner  reponse  a  l'apolojie  de  J.  Pelletier,  1550,  7:  \e^  Fran- 
^OQS  ont  de/  vocables  ambigües  qi  n  ont  ne  To  ouuort  toi  qe  nou'  le  pronon- 
gons  en  trop  .  .  mort  .  . :  ne  parelement  l"ou  clous  toi  qe  npu'  le  dizons  on 
prou,  dous.  Diese  Bemerkungen  zeigen,  daß  M.  nxht  sicher  geschlossenes  o 
und  u  unterschied.  Diese  Unsicherheit  scheint  aber  im  16.  Jh'.  nicht  bloß 
mundartlich  gewesen  zu  sein  (vgl.  Thurot  l.  240  f.).  Im  17.  Jh.  dagegen 
unterscheiden  du  Val  (1604)  und  namentlich  Port-Royal  (1660)  bzhw.  o  petit. 
o  grand  oder  o  ferme,  o  ouvert  (unten  177,  179).  Zu  y  Gr^c  bemerkt  M. 
trette  II  (8):  je  ne  f^s  point  de  differ^ng'  ^ntre  l'i,  e.  y  Grec  .  .  come  payant. 
Über  das  Nacheinander  von  Öffnern  sagt  M.  11  (8)  weiter:  la  diphthong* 
^t  de  tolle  nature  q'^lle  reqiert  la  prolation  on  vne  m^me  fyllabe  df*"  deu' 
voy^Ues  qi  la  compozet  .  .  ^  qelles  ne  forjet  point  la  vn  tiers  son  .  .  ai  (ay) 
.  .  payant  .  .  ao  .  .  aotant  .  .  ei  .  .  vein  .  .  eu  .  .  eur,  peu  .  .  ie  .  .  prier  .  .  oi  (oy. 
.  .  royal  .  .  00  .  .  moc^  .  .  uq  .  .  muf;t  .  .  ui  \v\y)  .  .  puy  .  .  Voola  donques  on 
fomme  toutes  1q'  diphthonges  qe  j'ey  pu  decouurir  on  notre  lange  juques  ao 
nombre  de  {eze ;  q  tro^s  [vom  Vf.  in  den  Errata  selbst  verbessert :  qatre]  tri- 
phthonges :  qi  fönt  [dipht. :]  ai  ao  [au]  aou  ^aout]  (ji  ea  ei  [teindrel  e^w  ya 
yo  ye  yo  yu  00  [eto^t]  oy  [royal]  uo  [mu^t]  uy  [nuyt] ;  [tripht. :]  eao  [veao 
yeu  ueyl  [yao].  Bei  dieser  Mannigfaltigkeit  muß  man  wohl  an  mundartliche 
Ausspr.  denken;  eine  nationale,  eine  Schriftspr.  würde  nie  eine  solche  Ver- 
schiedenheit anerkennen. 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    P'RAXZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGRAPHIE.  i5r 

Bei  den  Schließern  unterscheidet  INI.  die  verschiedene  Ausspr.  von  c 
und  g ,  je  nachdem  sie  vor  a  o  u  [k  und  g  oder  vor  e  i  stehen  [(  und  j]. 
i6  (12]:  M^s  pour  aotant  qe  le  c  .  fonant  ^n  f,  fero^t  diffizil"  a  otter  de  Tecrit- 
ture  ^?, :  .  .  je  kiy  ey  balle  vne  cüe  a  la  mode  d^s  Hefpanols .  le  tenant  par 
§e  moyen  pour  vne  fa^on  de  f  .  .  Oant  ao  eh.  je  luy  done  la  m^me  cüe  qant 
il  sone  e^n  f  moUe  [s_]  come  ^heual  .  .  b.  p.  ph,  f,  u  consonante:  ^ntre 
1^'qelles,  ph  q  f  ne  fönt  gieres  dififer^ntes :  ny  ne  fe  trouuera  pas  ph  fort  fr^- 
quQnt  ^n  la  pronongiagion,  finon  ^n  Tintorjocgion  phi.  Ao  regard  de  Tu  con- 
fonante,  eil'  aoroot  bien  bezoin  d"otre  diuerfifiee  [;/'  bzhw.  ;V]  .  .  d.  t.  (^  th 
afpire  qi  ne  nous  qt  pas  fort  ne^effore:  car  le  feul  t  ^t  fuffizant  a  la  pronon- 
^iagion.  La  lange  FrangoQze  de  vrey  ne  f^t  pas  grande  prof(;ffion  de  con- 
fonantes  afpirees  .  .  f.  z  0  gh  .  .  h^ntre  l^'qf^Ues  f  ?t  la  plus  f^rme:  le  z,  plus 
rare,  0  qazi  come  vne  demie  pronongiagion  de  f  ^n  notre  lange:  m^s  ch  [gh 
q  vne  prolagion  graffe  .  .  fanfon,  zizanie,  ^hanson  .  .  1.  m,  n,  r  .  .  qant  a  1 
(,'  n ,  il  y  peut  auoor  qn  la  pronon^ia^ion  Fr.  qelqe  diuersite .  toute  t^Ue  qe 
de  f  forme  q  gh  mol  .  .  j'ey  auize  .  .  de  doner  tant  feulement  une  line  courbe 
a  1 :  0  demprunter  d(;s  Efpanols  leur  li  moll".  a  la  qelle  il'  donet  vn  tr^t  plus 
long  qe  l'aotr.  qn  la  coronant  d'une  liiie  coughee.  20  (15  :  Conoeffez  donq 
meffieurs  qe  mon  ecritture  n'et  pas  ff;tte  de  ma  feule  fantazie ,  ^  qe  je  Tey 
pourfuyuy  felon  l'ancien'  q  fimpl'  obf^ruagion  dq  lettres.  M.  gibt  hiernach 
eine  Übersicht  der  Schließer  S.  21  (15),  welchen  in  der  Lautschrift  der  i.  z. 
je  die  darunter  stehenden  entsprechen  dürften: 

/  b  be     p  pe     f  ef    ph  phi     u  cons.     c  ca  Lat.     k  ca  Gn^'C.  ou  kappa    q  qu 

'^^^       /      /     (/>)       "■  ^' ^'.    K..>       k.  ^: 

fg  ga     ch  cha  aspire     d  de      t  te     th  the  aspire     f  5  s  es     z  zod       gh   ghe 

(1  ^1      1  ol  moUe     m  em     n  on     n  qh  molle     r  qr     i  ji  cons.     x  es  ks  gs  ix 

(/  /,_   [/J  j  in  n  A\  [nj)  r  z^  [ks  gz) 

Von  diesen  Bezeichnungen  der  besondern  fr.  Schließer  wären  auszuscheiden 
ph  ch  th,  welche  fremde  Lautungen  bezeichnen,  x,  welches  eine  überflüssige 
und  unpassende  Andeutung  zweier  aufeinanderfolgender  Laute  ist ,  gh ,  mit 
welchem  Digramm  nur  ein  Laut  geschrieben  wird,  endlich  die  Stellvertreter  für 
k  (q  ,  c,  insofern  M.  die  3  Buchstaben  nicht  etwa  bzhw.  zur  Bezeichnung  von 
k^  =  k,i ,  /^  =  /•„ ,  k\  oder  >{\  =  ki  verwendet,  was  sich  für  sprachwissenschaft- 
liche, aber  nicht  für  die  praktischen  Zwecke  empfehlen  würde)  und  fiu'  s  ^i,^  f  . 
Der  Buchstabe  y,  welcher  für  i  im  Offnersystem  überflüssig  ist.  hätte  ent- 
sprechend dem  u  cons.  mit  dem  Werte  von  j  )  im  SchlicI.krsN'stem  aufgeführt 
werden  können.  Man  erkennt  auch  hier,  wie  sehr  auch  M.  noch  auf  die  her- 
gebrachte Schreibung  Rücksicht  genommen,  eigentlich  mehr  als  die  Grund- 
sätze phonetischer  Schreibung  gestatten.  Forstkr  ist  also  ganz  berechtigt, 
M.  als  'Pfadfinder^  zu  den  'vorsichtigen,  an  das  l^estchende  anknüpfenden 
gemäßigten  Reformatoren'  zu  zählen  (Seite  V  f.). 

Von  den  Lauten  geht  M.  zur  Silbe  über,  syllabe.  M.  bestimmt  sie  21 
(16)  mit  Pkiscian  als :  vne  prolagion  d'un"  ou  de  pluzieurs  vo(,\s  affomblces  fous 
\\\  möme  ac^^ent.     Dabei  kc^nnit  er  auf  die  Aspiration  zu  sprechen,   welche  er 


1 56  I'  •  Techmer. 

von  den  Lauten  ausgeschlossen:  Tafpira^ion  nV;t  pas  voos.  Von  der  Silbe 
zum  Wort ,  dicgion ,  la  moindre  parti'  (,'ntier'  c;  ent(;ndible  d'un  langaje  bäty 
d'ordre;  und  weiter  zur  Sprache,  langaje  ou  orozon.  paroUes  ordonees  de  forte, 
q'olles  rondet  vn  fons  conuenabl"  v  pr;rf(;t.  Kr  behandelt  dann  die  verschiedenen 
Redeteile,  auch  diese  in  durchaus  selbständiger  Weise,  welche  ihn  vor  Pals- 
GRAVK  auszeichnet,  von  den  Artikeln  bis  zu  den  Empfindungswörtern.  Zu 
den  letztern  als  natürlichen  unmittelbaren  Ausdrücken  der  Leidenschaften  be- 
merkt er  17g  (132):  M(/s  come  ft;'  paffions  fo(Jt  comunes  a  toutes  na^ions.  o 
qe  la  seule  nature  los  onjc/ndre  fans  aocun  difcours,  il  auiont  q'oUes  fönt  pn/cje 
toutes  vnes  a  tou'  peuples,  o  langes:  tout  einsi  qe  k^'S  soupirs,  o  pleintes. 
fans  form  de  paroUe.  Ganz  besondere  Beachtung,  namentlich  für  die  Ge- 
schichte der  Phonetik,  verdient  das  dann  folgende  Kapitel:  Dos  acgons.  ou 
tons  dos  fyllabes  et  dic^ions.  M.  zeigt  sich  für  die  Erforschung  der  Sprech- 
melodie, wohl  wieder  mehr  seiner  LvoNcr  Mundart  als  der  franz  Ausspr.  des 
16.  Jh.,  als  würdiger  Vorarbeiter  von  J.  Steele  (prosodia  rationalis,  2.  ed.  1779), 
Merkel  (anthrophonik,  1856),  Ellis  (accent  and  emphasis,  Lond.  philol.  sog., 
1873 — 4).  Nicht  bloß  die  Romanisten,  sondern  die  Sprachforscher  überhaupt 
müssen  dem  Herausg.  und  Verleger  für  diesen  Neudruck  Dank  wissen.  In 
Aussicht  gestellt  werden  noch   in  derselben  Sammlung:  J.  Svluii   ambiani    ix 

LINGUAM    GALLICAM    ISAGUUGE    (1531)    Und    GRAMMAIRE    DE    P.     DE    LA    RaM^E    (1572). 

Es  würde  sich  empfehlen,  solchen  Abdrucken,  welche  eine  eigenartige  Schrei- 
bung haben,  ein  ausreichendes  photolithographisches  Faksimile  beizugeben, 
damit  der  Leser  sich  ein  richtiges  Bild  von  den  besondern  Buchstaben  und 
Zeichen  des  Originals  machen  könne. 

Gegen  die  Schreibweise  von  M.  wurden  mehrere  Stimmen  laut,  worüber 
LivET  117  ff.  berichtet.  Zuerst  war  Guillaume  des  Autels  dagegen  auf- 
P"etreten  in  seinem  traite  touchant  l'ancien  orthographe  francois  .  .  contre 
L  orthographe  des  Meigretistes  ,  par  Glaumalis  de  Vezelet  ,  1548;  M.  v'er- 
teidigte  sich  in  der  oben  genannten  Schrift  defenses  ,  1550,  worauf  G.  des 
AuT.  in  seiner  REPLiQUE  aux  furieuses  defenses  de  L.  M.,  1550  erwiderte.  Ich 
will  aus  letzterer  eine  Stelle  über  die  verschiedenen  e  hervorheben :  Tu  n'ignores 
pas,  Meigret,  que  nostre  e  ha  trois  diverses  puissances.  selon  l'une  desquelles 
tu  le  nommes  ouvert  et  luy  donnes  un  crochet ;  selon  Tautre,  tu  Tappelles 
clos;  selon  la  tierce ,  dont  tu  te  tais  en  ton  prologue,  il  est  communement 
appelle  femenin,  et  ä  ce  dernier  .  .  tu  devois  plutost  donner  une  note  de 
difiference  [die  franz.  Rechtschreibung  hat  sich  vielmehr  für  die  Bezeichnung 
der  e  ouverts,  freilich  nicht  aller,  und  des  e  ferme,  aber  keineswegs  für  die 
des  e  'feminin'  entschieden;  wohl  nach  dem  Grundsatz  der  Sparsamkeit,  da 
letzteres  am  häufigsten  zu  schreiben  sein  dürfte,  worüber  die  franz.  Lautstatistik 
zu  entscheiden  hätte;  G.  des  Aut.  gibt  als  Beisp.  für  die  3  e  das  Wort  defere^ 
Quant  au  tiers ,  ce  nom  de  feminin,  m'ha  tousjours  semble  impertinent,  et 
pour  ce  j'ay  accoutume  de  lappeller  imparfait,  pource  qu'il  ne  semble  avoir 
que  le  demy  son  de  l'e.  Hier  wird  in  der  franz.  Phonetik  der  betr.  unvoll- 
kommene mit  dem  Buchstaben  e  geschriebene  Laut  wohl  zum  erstenmal  phy- 
siologisch richtig  bezeichnet.  Die  Benennung  "^  unvollkommene'  Laute,  hat  sich 
in  neuerer  Zeit  auch  in  der  deutschen  Phonetik  einsfebürgert.     Bell  und  seine 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER   FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   VND    PHONOGRAPHIE.  167 

Nachahmer  haben  dafür  die  unpassende  Benennung  wide  einführen  wollen. 
Nicht  ohne  Grund  wendet  sich  G.  des  Aut.  gegen  die  übergroße  Mannig- 
faltigkeit von  M.s  Diphthongen:  je  te  dy  donc  qu'il  n"y  ha  point  de  diphthongue 
en  ces  mots  ayant.  payant,  royal  et  loyal,  mais  seulement  une  contraction  .  . 
Je  luy  demande  si  la  diphth.  fr.  eu,  en  ces  mots  jeu  et  feu  .  garde  le  son 
entier  de  Vw!  [G.  des  Aut.  scheint  also  eu  schon  nicht  mehr  als  Diphth.. 
sondern  wohl  einen  einfachen  Offner  ö  .  wenigstens  annähernd,  gesprochen  zu 
haben;  vgl.  Dueois  S.  162.J  Je  luy  demande  oü  est  le  son  non  entier,  mais  demy 
ou  encore  moins  [also  nicht  einmal  imparfait],  de  la  en  la  diphth.  de  sa  nou- 
velle  forge  aor  [Aut.  scheint  dafür  schon  den  einfachen  Offner  :?  gesprochen 
zu  haben  oü  est  le  son  de  li  au  preterit  indicatif  davoir,  qu'il  escrit  par  la 
diphth.  ei?  II  ne  faut  donc  pas  que  les  voyelles  gardent  aux  diphth.  leurs 
son  propre  et  entier,  mais  bien  qu'elles  servent  toutes  deux,  soit  en  leur  son 
propre  ou  en  un  autre  v^oisin,  ä  faute  de  lettres  plus  idoines.  Wir  dürfen 
also  wohl  annehmen .  daß  in  den  von  M.  aufgestellten  Diphth.  die  einzelnen 
Offner  mundartlich  wohl  noch  gesprochen,  aber  mehr  oder  weniger  unvoll- 
kommen waren,  so  daß  sich  die  Diphth.  einfachen  Öffnern  näherten,  ähnlich 
wie  z.  B.  in  der  neuengl.  Ausspr.  der  langen  Offner  und  wie  es  schon  in  afr. 
und  alat.  Diphth.  war  (\^gl.  S.  145'*].  Über  c  und  g  bemerkt  Aut.  noch:  nostre 
regle  frang.  est  seure.  certaine  et  sans  exception.  que  le  c  et  le  g  devant  l'e 
et  l'i  sont  prononcez  selon  la  force  que  leur  nom  mesme  nous  foit  entendre. 
Auch  Jacques  Pelletier  aus  le  Mans,  principal  de  coUege,  hatte  sich  in 
seiner  apologie  ä  L.  M.  Lionnois,  1549,  bei  aller  Anerkennung  des  Gedankens 
einer  Änderung  der  franz.  Schreibung  in  phonetischem  Sinne,  gegen  einzelne 
Lautauffassungen  von  M.  ausgesprochen.  Mit  Aut.  unterscheidet  er  3  e-Laute. 
von  welchen  er  das  unvollkommene  durchstrichen  schreibt,  das  offne  wie  M. 
mit  einem  Häkchen  versieht  e.  Namentlich  wendet  sich  P.  gegen  M.s  Dar- 
stellung der  Diphth.,  gegen  ao  :  il  teüt  autant  valu  mettre  un  o  simple I  — 
Zu  eu :  di-moi  donc,  je  te  prie,  M.,  qui  te  pourra  consentir  que  Ion  doive 
prononcer  cue,  hurte  par  u  tout  nud,  au  lieu  de  queue  et  heurte  par  diphth.? 
[wohl  Monophth.  o  bzhw.  .?"!..  qui  t'accordera  qu'on  doive  prononcer  troup. 
noutres  .  .  par  diphth.  ou,  au  Heu  de  trop,  notres  .  .?  Au  contraire.  ä  qui 
as-tu  oui  dire  coleur,  doleur  par  le  meme  o  simple  que  tu  appelle  o  ouverf.' 
J'ai  pris  garde  quelqufeois  ä  ccla ,  et  ai  trouve  que  c'est  le  vice  de  ccrtains 
pays,  comme  de  la  Gaule  Narbonnoise,  Lionnoise  et  quelques  cndroits  de 
r Aquitaine  .  .  Je  tc  prie.  M..  n'epousons  point  si  affectueusement  la  prolation 
de  nos  pays  .  .  n')-  a  cndroit  oü  Ion  parle  pur  fran9ois  fors  lä  oü  est  la  Cour. 
Im  folgenden  Jahre  veröffentlichte  J.  P. :  dl\L(>(;vk  de  L'oRTHooRArE  t.  tronun- 
cLvcioN  ERANgoijSE ,  I.A.  1550,  2.  A.  1555.  In  diesciii  Dialog  läl.U  P.  Tu. 
DE  Beze  als  Verteidiger  der  gebräuchlichen  Rechtschreibung  auftreten;  ich 
hebe  folgende  Sätze  von  de  Bezk  aus  Live rs  Auszügen  140  ff.  hcr\or:  Si  nous 
voulions  unir  et  conformcr  l'ccriturc  de  toutes  les  langues  ,  il  ne  nous  seroit 
non  plus  possible  que  daccordcr  les  mcu-urs  et  natures  des  nations  enscmble. 
.  .  Si  nous  \oulions  toujours  donner  nouvellc  ecriture  ä  la  nouvellc  pronon- 
ciation,  ce  seroit  ä  tous  coups  ä  recommcnccr.  Iluii  gegenüber  redet  dann 
Dauron  deriVnderung  der  Schreibung  das  Wort:   er  erörtert  die  Beziehungen 


l58  ^' ■  Teciimkr. 

zwischen  Schreibung  und  Ausspr.  und  bestimmt  beide  begrifflich.  Er  unter- 
scheidet mit  Des  Autkls  und  Pelletier  3  e-Laute,  wie  sie  im  Worte  fermete 
zu  finden  seien;  er  empfiehlt  1  mouille  =  Ih  und  gn  =  nh,  wie  im  Provenz. 
zu  schreiben :  anstatt  durch  s,  die  Länge  der  Silbe  durch  einen  Accent  zu  be- 
zeichnen und  alle  Buchstaben  wegzulassen,  welche  nicht  auszusprechen  sind. 
Als  Probe  der  Schreibung  von  Pelletier  gebe  ich  einen  Ausschnitt  aus  der 
Darstellung  von  Dauron,  indem  ich  statt  des  in  der  Druckerei  nicht  vorhan- 
denen durchstrichencn  e  den  Buchstaben  für  den  unvollkommenen  Mittel- 
zungenöffner H.  wie  er  in  der  Lautschrift  der  i.  z.  im  Gebrauch  ist,  setzen 
lasse:  il  restii  meintiinant  a  parier  du  la  l^tm  courantii  des  fran^oos:  laquehi. 
einsi  que  disoc^'t  dHbozH .  nn  frt  point  du  distinccion  antni  la  consonantH  u 
et  la  voyqIh  u  .  .  TccriturH  sh  repandit  du  telH  sortii  parmi  les  frangoQS,  e 
füt  si  bien  exc^rccH  du  toutns  manienis  du  g'ans  qu'an  nuUu  autrn  nacion  qIh 
UH  füt  onquHS  si  ordineni.  P.  hat  die  Kürze  in  einigen  Wörtern  mit  dem 
accent  grave,   die  Länge  mit  dem  aigu  bezeichnet. ' 

P.     de    LA    RaMEE  :     gramere,     1562;    GRAMMAIRE    DE    P.    DE    LA  R.  ,     LECTEUR 

DU  ROY  EN  l'universite  DE  Paris ,  1572'.  R.  ist  in  CuTH  (VermandoiSy  15 15 
geboren;  er  veröffentlichte  eine  (jrammatica  gr.bca  und  1559  eine  lat.  Gramm. 
RUDiMENTA  GRAMMATic.^:.  lu  sciucr  Schrcibung  gibt  er  den  alten  Buchstaben 
z.  gr.  T.  neue  Werte  und  führt  auch  neue  Zeichen  ein;  einige  Kap.  seiner 
Gr,  sind  auf  der  einen  Seite  in  gewöhnlicher,  auf  der  gegenüberstehenden  in 
seiner  veränderten  Weise  gedruckt.  La  Prosodie  et  l'Orthographe  sont  repan- 
dues  dans  toute  lagramm.  .  .  Letre,  cest  ung  son  indivisible  [besser  hatte 
Meigret  les  sons  ou  choses  sensibles  ä  l'ouie  .  .  et  letres  .  .  ou  notes  unter- 
schieden] .  .  La  prosodie  et  orthographe  des  letres  est  prise  de  leur  puis- 
sance  .  .  Entre  les  voyelles.  les  unes  se  proferent  la  bouche  plus  ouverte, 
les  autres  la  bouche  plus  serree  et  plus  arrondie  vgl.  die  Übersicht  145"; 
statt  des  Vf.  a  und  e  mit  verlängertem  Aufstrich  für  die  hergebrachten  fr. 
Digramme    au   und  eulasse  ich  hier  tu  und  oe  setzen]  .  . 

Voyelles:  a  uj(^e  eoeio  hu 

amant     uutel     rose     chante     enfer     oere     issir     obole     «tre     uzurr 

Consonnes:      s  g  z  r  1  1^  m  n         i^ 

salut      goz(j      CLUzcer     rir<^  lave      dal  et     mon     non     §ampai|^ 

j  V  f  h  t  d  k 

Jamals      vostre      francoys  la  halle      tater      dedans      kak^ter 
g           b             p 
gerre     barbe     pape 

Diphthongues :      ai  q\v  ei  ie         ice      oe        oi         ui 

paiant     gapeuj     peino     miel     lice     moe     coin     puis. 

Man  beachte,  ie  und  ice  erscheinen  bei  R.  zuerst  als  Diphth.  Offen  und  ge- 
schlossen werden  hier  durch  besondere  Buchstaben  unterschieden  uu  und  o,  für  o^ 
^\■ird  ein  neuer  Buchstabe  eingeführt.     An  Satzzeichen  schreibt  R. :   souspir  /, 


I 


^   In  diese  Zeit  fallen  auch  die  von  J.  ^Iatthle  gen.  franz.  Grammatiken    i.z.  v.  89  von: 
J.  PiLLOT,  J.  Garmer,  A.  C.-mxhie:  grammatica  gallica,   1570,  und  F.  de  la  Ramee. 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER   FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   VND   PHONOGR.\PHIE.  J  69 

demipose    (poinct   moyen      •  .    pose     poinct   haut    '  .    periode    i'poinct    bas)   . 

Es  folgt  eine  kleine  Probe  seiner  Schreibung :   uukuns  filozofes  de  grand?  ujto- 

rite  /  separcjt  .  .  ses  troes  espeses  .  .  Döt  il  fuut  koklurro  •  ko  tHt  se  •  ki  et  onet^ ' 

k^  sela  memo  soet  utÜQ  .  ' 

Jean  Antoine  de  Baif:  psaultier.  metrische  bearbeit.  der  psalmen 
mit  einleitung;  anmerkungen  uxd  eixem  wörterverzeichnis  zum  ersten- 
MAL herausg.  von  E.  H.  Groth,  Heileronn,   Henninger.  1888,   Sammlung 

FRANZ.  NEUDRUCKE  VON  K.  VoLLMÖLLER,  Q.   1 2  °.  _  XV,  lOQ.   M.  2. 

J.  B.  ist  in  Venedig  als  der  Sohn  eines  franz.  Gesandten  und  einer 
Venezianerin  geboren.  Er  lebte  in  jener  Zeit  des  Kampfes  zwischen  Katho- 
liken und  Protestanten  und  stand  auf  der  Seite  der  erstem.  Die  Kalvinisten 
sangen  die  Psalmen,  welche  Marot  und  Th.  de  Beze  für  sie  übersetzt.  J.  B. 
schrieb  seinerseits  3  Psalnienbearbeitungen ,  en  intention  de  seruir  aux  bons 
catholiques;  sie  sind  als  Hss.  hinterblieben  und  befinden  sich  auf  der  Bibl.  Nat. 
zu  Paris.  Die  erste  Bearbeitung  bis  Psalm  68  ist  1567 — 69  geschrieben  mit 
Angabe  des  für  jeden  Psalm  gebrauchten  Versmaßes.  Weniger  Philolog  als 
Musiker,  war  er  bemüht  das  Versmaß  nach  der  Dauer  der  Silben  in  die  fr. 
Dichtung  einzuführen : 

Dans  un  nouveau  sentier  moy  premier  je  passe, 

Ou^Tant  a  vos  Frangois  \\n  passage  inconnu. 

F>  gewann  Karl  IX.  für  seine  Bestrebungen  und  gründete  eine  Art  Academie 
ou  compagnie  de  poesie  et  musique ,  an  welcher  der  Hof  wie  auch  Ronsard 
und  andre  Schriftsteller  der  Zeit  teilnahmen.  Ahnliche  Neigungen,  litterarische 
Gesellschaften  zu  bilden,  haben  dann  später  zur  Gründung  des  Vereins  der 
Precieuses,  welche  zur  Vereinfachung  der  Spr.  und  Schreibung  nicht  unwesent- 
lich beigetragen,  und  der  Academie  frangaise  geführt.  B.  bedient  sich  in 
seiner  Psalmenbearbeitung  phonetischer  Schreibung,  welche  er  in  seinen  etrenes 


'  LiVET  berichtet  ferner  270  IT.  über  die  gramm.  Arbeiten  von  J.  I'illot:  galliae  Linguae 
iNSTiTUTiO;  1550;  J.  Garnier:  institutio  g.\llicae  lingu.\e  ad  usum  juventutis  germ.,  1558; 
A.  M.viHiEU,  N.vnr  de  Chartres  :  deuis  de  l.\  langue  francovse,  1559.  Nach  diesem  Bericht 
haben  sie  wenig  zur  Aufkläning  der  franz.  Phonetik  xind  Förderung  der  Schreibung  beigetragen. 
PiLLOT  empfahl  das  Trema,  um  die  Trennung  zweier  Offner  zu  bezeichnen,  de  cette  maniere:  I.1 
veüe  ,  la  queüe ,  niine ,  pais  patria  ;  er  unterscheidet  ebenfalls  e  masculin  .  .  felicite :  il  serait 
mieux  nomme  e  latin[?];  —  et  l'e  feminin.  ,fort\ine.  Ce  dernier  est  soumis  a  1  apostrophe  et  a  la 
synalephe  .  .  II  y  a  une  troisieme  sorte  de  qui  tient  le  milieu  entre  a  et  e  comme  ;v  des  I.atins, 
ay  des  Frangais.  .Le  g  a  trois  sons  .commc  i  consonne  j  devant  e,  i..geniir..  ;  comme  g  alle- 
mand  .  .  gland  .  .  dune  facon  particulicre  .  .  compagnon  '.v  .  CiARNIKR  ist  mehr  beachtenswert 
wegen  seiner  Behandlung  der  einzelnen  Redeteile. 

TiUROT  erwähnt  aus  dieser  Zeit  Konsard:  ahhrege  de  lart  poeiiijue  vrancois  ,  1565. 
l  her  Rons,  berichtet  DiDOT  oiss.  121  :  Sans  lopposition  de  ses  amis,  il  cut  accepte  volontiers 
en  grande  partie  les  reformes  de  Me;igret  ;  mais  il  se  borne  pour  le  moment  h  l'expulsion  de 
1  y  etymologique,  a  la  suppression  des  cons.  superflues,  teile  que  le  double  cc  .  .  .\  ladoption  de 
1  accent  aigu  .  .  et  au  remplacement  du  pli  par  un  f.  II  reclame  de  nouveaux  signes  pour  i  et  u 
cons.  j  et  V  pour  11  mouille,  gn  et  ch  et  la  restitutitui  de  k  et  z ,  <iuii  demande  de  remettre 
en  leur  premier  honneur.  II  s'exprime  ainsi :  '  Javois  delibere,  lecteur.  suiure  en  lorthographc  de 
nion  liure  la  plus  grand  part  des  raisons  de  1,.  Miigkei',  hommc  de  sain  et  parfait  iugemenf 
<iui  a  le  premier  ose  desiller  les  yeux,  ytowr  voir  Tabus  de  notre  escriture  .  sans  I  aduertissement 
<le  mes  amis.   ]ihis  studieiix  de   non   renom   (|ue   de   1;\   verite. 


IJO 


F.  Tkchmkk. 


DK  POEZiK  FKANsoKZK  AN  vKRs  MEZUKES ,  1574-  begründet:  Ami  Ickteur,  sans 
Tegzakte  ecriture  konforme  au  parier  an  tous  U-z  elemans  d'iselui ,  l(.'tre  pour 
son,  ou  voeiel  ou  konsonant,  l'art  d<^s  vors  mezures  ne  se  peut  regier  ni  bien 
treler;  e  pour  se  ne  t'ebai  ni  rejote,  mos  suporte  la  nouveaute.  Er  gibt  da- 
selbst eine  weitere  Erklärung  seiner  Schreibung,  welche  wohl  in  dieser  neuen 
Ausg.  hätte  mit  abgedruckt  werden  können.  Eür  die  Vok.  folgt  Bai'f  Ramek 
(S.  i68).  Er  schreibt  für  au  eine  Art  liegendes  Omega,  hier  tu,  für  eu  ein  e  mit 
verlängertem  Aufstrich,  hier  oe,  für  ou  h;  das  unvollkommene  e  ohne  Neben- 
zeichen, g  in  lige  mit  einem  nach  unten  verlängerten  K,  gagne  mit  i\.  Ich 
lasse  als  Probe  den  23.  Psalm  folgen  und  bemerke,  daß  in  dieser  Psalmen- 
bearbeitung die  eben  angedeutete  Schreibung  nicht  ganz  durchgeführt  ist. 
z.  B.   nicht  für   eu   und  e. 


SEQME    XXIII. 

Qdc    Tetra'kuülc    d'iuJnikeÄ    du    majcur    Dimctres    diferans    rebrizes    iio  nka  danses. 


Je  suis  du  trKpeuu  du   Seil^eur: 
Mon  patr    il   et,   il  me  garde. 
Donk  flute  de  rien  n'ar«^  plus, 
De  söfrete  lui  me  gardant. 

Dedan  paturajes  Qrbeus 

K8cher  me  f^t  an  sa  horde, 
Qprfjs  de  la  dukslant'  euu 
A  meme  le  kl^r  abreuvo(,'r. 

Mon   äme  repujze  par  lui : 
Töjjars  de  sa  grase  dase 
Konduit  me  men'  au  pais  plat 
Le  dro(^t  chemin  a  sa  bonte. 

E  kand  al^r  il  me  futdrof^t 
Dans  une  vallee   d'onbre 
Muurt^le,  ne  m'an  s«siro^. 
De  mal  je  n'ai-<.'  jam(js  peur. 

Thurot  macht  darauf  aufmerksam 


Tu  (^s  a  ma  garda  veiiant : 

Ton  ffjrme  bäton  m'aseure. 

J't,'  par  ta  haltete  konfuurt 

Ki  m'ujt'  e  defand  de  danjer. 
Da  table,  feras  m'apreter 

Charjee  par  tat  de  vivres, 

Vo^r'  an  la  prezanse  meme 

De  m^s  anemis  ep^rdus. 
E  d  uile  de  rare  parfum 

0(jindras  ma  tet  arrazee : 

E  plein  le  hanap  df  bon  vin 

Tenir  tu  feras  devant  mo(^. 
Ta  grande  klemans    e  bonte 

Tandi  ke  Yivr(.'  me  gardra  : 

Fuis  dan  le  pal^s  du  Seil|eur 

Ureus  ajami^s  demarrt;'. 

daß  Baif  der  Dauer  der  Silben  z.  T. 


Gewalt  angethan,  was  nicht  ausbleiben  konnte,  da  das  Fr.  verhältnismäßig 
wenige  Längen  hat  (vgl.  de  Beze  S.  174).  Leider  ist  der  Herausgeber  nicht 
gebührend  auf  die  phonetische  Seite  der  Psalmenbearbeitung  eingegangen. ' 


I  Die  Leser  werden  einen  ausreichenden  Schlüssel  für  die  Schreibung  vermissen;  es  wird 
ihnen  deshalb  nicht  unwillkommen  sein  hier  zu  finden,  was  Didot,  obs.  199  f.  über  die  Schrei- 
bung von  Baif  bringt:  Dans  son  Systeme  de  Torthographe  il  est  plus  novateur  que  Ramüs,  au- 
quel  il  n'emprimte  que  ses  lettres  avec  cedille  c  1  n.  II  distingue  trois  e:  bref  ^muet  ,  long 
(ouvert  ,  qu'il  figure  par  e  avec  cedille,  et  commun  ferme  represente  par  un  e  avec  une  apo- 
strophe.  Partant  du  principe  que  chaque  son  devrait  etre  represente  par  im  signe  particulier ,  il 
substitue  aux  diphthonges  ou  triphthongues  oeu ,  ou ,  eu  et  au  et  eau  de  nouveaux  caracteres  in- 
ventes  par  lui.  Le  premier  est  un  e  dont  le  trait  se  prolonge  .  .;  le  second  ressemble  au  a  grec ; 
le  troisieme  n'est  que  la  lettre  a,  modifiee  de  meme  fagon  que  l'e  dans  le  cas  precedent.  Le  c  dur 
est  remplace  par  le  k,   et  les  cons.  h  muet,    q  et  x  sont  proscrites  comme  inutiles.     II  .  .  remplace 


HKITKAG    ZVK    GESCHICHTE    DER    E'RANZ      TND    ENOI,.    PHONETIK    UND    PHONOGRArHIE  JJJ 

Von  hervorragender  Bedeutung  sind  noch  die  Schriften  des  Robert 
EsTiENNK  und  seines  Sohnes  Henri.  Robert  hat  sich  besonders  verdient  ge- 
macht durch  sein  dictionarium  seu  latinae  Linguae  Thesaurus  .  .  cum  gallica 
FERE  interpretatione  ,  I53I,  in  welchem  im  Anschkiß  an  das  Latein,  der 
franz.  Wortschatz  und  die  franz.  Redeweisen  zuerst  in  solcher  Vollständigkeit 
vorgeführt  worden.  Dieses  Werk  ist  dann  die  Grundlage  für  alle  folgenden 
größern  fr.  Wörterbücher  geblieben  :  dictionnaire  francois-lat.  von  Rob.  Est., 
1539;  vermehrt  von  J.  Thiekrv   1572,   Nicot  1584,   Cotgrave  161  i    und   1650. 


partout  em,  en  par  an.  II  supprime  .  .  les  lettres  donbles  qiii  ne  sc  prononcent  pas ;  mais,  pour  les 
syllabes  finales,  il  est  moins  phonographe  que  Ramus,  et  sans  faire,  comme  lui,  disparaitre  la 
marqne  du  pluriel,  il  se  borne  ä  remplacer  Te  muet  final  par  une  apostrophe,  lorsque  le  mot  suivant 
conimence  par  une  yoy.  .  .  II  ecrit  dun  seul  mot  les  adverbes  composes  de  plusieurs  membres,  mais 
exprimant  une  seule  idee  .  .  sans(^sse  .  .  A  la  fin  de  sa  preface,  il  promet  au  lecteur  un  avkrtisemant 
TANT  SVR  LA  PRONONSIASION  FRANSO^ZE  KE  SUR  l'art  METRIK,  qui  na  point  pani.  Als  Gegner 
solcher  orthographischen  Neuerungen  und  Anhänger  der  alten  Ausspr.  bekennt  sich  E.  Pasquier, 
der  PARiser  Advokat,  in  seinen  lettres  Ä  m.  Rami  s  ,    1572;    als  Neuerer  H.  Rambavd  :   la  de- 

CLARATION  DES  ABUS  QUE  l'oN  COMMET  EN  ESCRIUANT  KT  LE  MOYEN  DE  LES  EÜITER  ET  REl'RE- 
SKNTER  NAYUEMENT  LES  PAROLES  :  CE  QUE  lAMAIS  KOMME  n'A  FAICT,  I578.  RAMB.  War  VCD  Ge- 
burt Provenzale,  seine  Ausspr.  mundartlich.  Er  war  Lehrer  in  Marseille  und  machte  den  ^'or- 
schlag  einer  einfachem  Schreibung,  nicht  bloß  im  Dienste  des  Elementarunterrichts,  sondern  auch 
der  ungeschulten  Volksklassen.  Ce  que  ie  desire  bien  fort,  a  fin  que  tous,  iusqucs  aux  laboureurs, 
bergiers  et  porchiers,  puissent  clairement  voir  escrire,  puisque  tous  en  ont  besoing  .  .  En  lescri- 
ture  se  doit  trouuer  tout  ce  qui  la  bouche  a  prononce,  et  rien  de  plus:  autrement  est  fausse,  et 
trompe  les  lecteurs  et  auditeurs. 

Cl.  de  Saint-I>ien  :  de  pronunciatione  lingu-T,  gallic.k,  1580.  Aus  dem  Bericht  von 
LiVET  APPENDICE  500  ff.  will  ich  hervorheben:  i  voyelle  comme  ee  anglais  dans  beede  ;  u  voyelle 
comme  u  ecossais  dans  gud  good,  .  .  Lorsque  deux  11  suivent  une  des  4  diphth.  ai  ei  oi  ui  ,  iis 
se  prononcent  en  touchant  le  palais  non  avcc  la  pointe ,  mais  avec  le  milieu  dos  ante- 
rieur]  de  la  langue,  ce  qui  donne  a  ces  lettres  un  son  mouille :  tailler  .  .  Exceptez :  anguille 
.  .  ville  et  leurs  derives,  ou  1  se  prononce  du  bout  de  la  langiie  .  .  Dans  le  corps  des  mots,  gn 
se  prononce  en  frangais  comme  gn  Italien  dans  signore  .  .  Le  volume  est  tennine  par  quelque 
dialogiies  ou  l'atiteur  place  en  regard,  dans  quatre  colonnes,  d'abord  lorthographe  ancienne.  puis 
Celle  des  röfonnateurs,  sans  nommer  ceux-ci ,  enfin  la  sienne  propre  et  la  prononciation.  Ei.i.is 
erwähnt  227  von  demselben  Vf. :  THE  FRENCH  liitelton.  a  most  easie,  perkect  and  Afisc^iAPE 
WAY  to  learne  THE  FRENCH  TONGUE,  SET  FOORTH  BY  Cl.  Hoi.yband,  1609,  und  eine  frühere  Ausg. 
von  1566,  S.  838.  Aus  diesem  Buch  führt  Ellis  folgende  Stelle  830  an:  when  two  11  follow  ai 
ei  oi,  or  ui,  they  be  pronounced  wilh  the  flat  of  the  tonguc  [diese  Beschreibung  ist  vorsichtiger 
als  oben  die  mit  .  .  milieu  de  la  langue' ,  touching  smoothly  the  roofe  of  the  mouth  .  .  Hkewise 
the  Italian  pronouncing  voglio  ,  duoglio ;  for  they  do  not  sound  them  with  the  end,  but  with 
the  f1at  of  the  tongue.  Bisher  hatte  man  noch  nicht  gebührend  die  Artikulationen  der  Zungen- 
s]iitze  und  des  Vorderzungenrück  e  n  s  unterschieden.  Im  .\nschluR  an  diese  für  die  Zeit  sehr 
beachtenswerte  physiologische  Bemerkung  von  S.-Likn  will  ich  noch   line  Stelle  aus  1'.  Ekondei.i.  : 

IHK     FRENCH     GARDEN   .    .   BEING    AN    INSTRUCTION     FOR     THE    AITAVNING    VNTO     THE    KNuWl.EDGK    oF 

HIE  FRENCH  TONGi'E,  1605  anführen:  We  pronounce  gn ,  almost  [nicht  ganz  as  Englishmen  do 
sound  minion ;  so  melting  g  and  touching  the  roofe  of  the  mouth  with  the  flat  of  the  tongue, 
we  say  mignon,  compagnon.  l\i,l  is  verweist  dabei  auf  IIolvb.  198.  Iber  die  Ausspr.  des  fr. 
u  sagt  Kkond.:  v  is  smindid  witlidut  anv  lulp  n{  tln.'  tongue  [doch  mit  Hilfe  drr  Ndrderzungen- 
hebuiig,  welclie  freilicli  hei  (kr  kleinsten  I  .iiipeniuiuiiit'lnung  nicht  leicht  sichtbar  ist  .  but  ioyning 
iif  the  Ups  as  if  yiiu  wnuld  wltistle;  und  IhMN'i;.:  W'Iu-re  \nu  nuist  take  paine  to  jironounce  nur  v 
iitlierwise  then  in  Lnglish  ;  for  we  do  tliinke  that  wlien  Englislimen  do  jirofer  v,  they  say  you  : 
and  for  (|,  we  >iip])ose  tliey  say  kiou.  Letztem  liiphtli.  erkennt  ja  aucli  Wll.KlNS  als  die  engl. 
Aussjir.    seiner   Zeit  an   im   ('■egensatz  /w  W'Ai  i  is    vgl.    1.  /..  w.   347  . 


17- 


¥.  Tkchmkr. 


Leider  ist  die  Schreibung  von  Roü.  Est.  nicht  sorgfältig  und  folgerecht  durch- 
Sfeführt  worden,  namentlich  tritt  eine  leidige  Unsicherheit  im  Gebrauch  der 
Acccntzeichen.  des  i  und  j.  u  und  v.  i  und  y.  der  Cedille,  des  Apostrophs, 
des  Zeichens    "    für  Abkürzung  und  Nasalierung  (\^gl.  154)  u.  aa.   hervor. 

Von  rh<;xRi  EsTiENNES  Schriften  sind  hier  zu  nennen:   -jkAicTit  de  la  cdx- 

I'URMITE    DU    LANGAGE    ERAN^-OIS    AUEC    EE    GKEC,     I569       I.   cd.    1565);  DEUX    DIA- 

LOGUES  DU  NOUUEAU  LANGAOE  FRAN^OIS  ITALEANIZE,.  ET  AUTREMENT  DESGUIZE.  PRIN- 
CIPALEMENT    ENTRE    LES    COURTISANS    DE    CE    TEMPS,    I578.    —  PRfMET  DU    LIURE    INTI- 

TULE    DE    LA    PRECELLENCE    DU     LANGAGE     FRAN^OIS,     I579:    HVPOMNESES    DE    GAL- 

LICA    LINGUA    PEREGRINIS    EAM    DISCENTIBUS    NECESSARLE :     QU^DAM     VERO    IPSIS    ETIAM 

GALLis  MULTUM  PROFUTUR/E,  1582.  In  den  Hvp.  gibt  H.  E.  nach  dem  Bericht 
von  LivET  338  ff.  einen  Traite  des  lettres.  Orthographe  et  prononciation. 
Voyelles:  .  .  a  est  generalement  bref  .  .  quelquefois  long  .  .  Cette  distinction 
de  breves  et  de  longues  sert  a  distinguer  certains  mots :  tels  pate  de  chien. 
paste  de  farine  [hier  ist  vielleicht  auch  der  Anfang  einer  Unterscheidung  durch 
Zungcnstellung  bzhw.  .?:  und  ä  oder  vielleicht  mit  Rückgang  der  Zunge  Ä 
.  .  e  masculin  .  .  dont  le  son  est  clair  et  plein  .  .  verite  [e\  .  .  Cet  e  masculin 
a  un  autre  son  dans  acces  .  .  belle  .  .  v^er  .  .  feste  [fj  .  .  L'e  masculin  a 
un  autre  son  encore.  qui  tient  ä  la  fois  de  l'e  et  surtout  de  Ta  .  .  on  le  troux'e 
surtout  avant  m .  comme  femme  [also  gewiß  größter  Vorderzungenöffner  ^i] 
.  .  et  avant  n.  comme  dent  \a]  .  .  une  derniere  sorte  de  e  masc.  est  le  des 
mots,  comme  chien  [äJ.  Le  feminin  a  le  son  plus  sourd  que  le  masc:  il 
s'arrete  pour  ainsi  dire  au  gosier  [man  vgl.  die  Darstellung  des  engl,  unvoll- 
kommenen Mittelzungenöffners  h^  als  guttural  bei  Wilkixs  l  z.  IV.  346,  353,  362]. 
quand  l'autre  va  jusqu'aux  dents  .  .  marque  [Mittelzungenöffner  //^  .  .  marque 
[V^orderzungenöffner  c]  .  .  Ces  noms  d"e  masc.  et  de  fem.  sont  venus  de  la 
rime  [physiologische  Benennungen  wären  namentlich  der  hier  zu  \ieldei>tigen 
masc.  vorzuziehen].  En  general  .  .  la  syllabe  qui  precede  e  fem.  est  plus  longue 
que  Celle  qui  precede  l'e  masc.  .  .  coste  [^'j  .  .  coste  [o]  .  .  Nous  prononcons 
l'o  comme  les  Latins  .  .  nous  ajoutons  un  n  et  disons  occasion  [j»^:  leider  wird 
nichts  über  eine  Änderung  der  Ausspr..  die  Nasalierung  des  o  in  letzterm 
Fall  bemerkt]  .  .  o  .  .  remplace  souvent  chez  nous  la  diphth.  au  des  Lat. :  ainsi 
or  de  aurum  .  .  Pol  de  Paulus  [:>]  .  .  Autrefois  o  se  redoublait,  par  ex.  dans 
roole,  quand  il  etait  long  .  .  il  vaut  mieux  comme  on  a  commence  ä  le  faire, 
le  marquer  d'une  sorte  d'accent  .  .  Le  son  de  Tu  nous  est  particulier  parmi 
les  nations  modernes. ' 

H.  Est.  meint  die  Diphth.  genauer  unterscheiden  zu  müssen,  als  es  in 
Reimen  geschehe:  ai  .  .  La  prononciation  doit  distinguer  pain.  vain  de  pin. 
vin  et  donner  un  son  plus  ouvert  aux  premiers,  quoique  Ton  puisse,  par 
licence,  faire  rimer  ensemble  les  uns  et  les  autres  H.  E.  unterscheidet  hier 
wohl  F^  von  ^\]  .  .  au  .  .  II  ne  faut  donc  pas   prononcer   de  la  meme  maniere 


I  LiVET  merkt  an  ;  I.es  Piemontais  et  les  Ecossais  ont  le  son  w  comme  nous  [vgl.  oben 
S.  171  Eroxdell  und  St.-Lien]  ;  en  Allemagne  et  en  Boheme  ce  son  existe  aussi ;  les  Allemands 
1  ont  marque  par  ne  .  .  pnis  par  ü;  les  Bohemes  le  marqiient  par  ly  grec  accentne ,  y  •  •  y  se 
prononce  comme  i   .  .   ly  entre  deux  voyelles  a  le  son  de  denx  i  i   .  .  loyal,  loi-ial   vgl.  S.  149  . 


FKITRAG    ZIR    GESCHICHTE    1  ER   FRANZ.    VND    ENGL.    I  HONETIK    UND    THONOGRAPHIE.  ij-^ 

maus  ou  maux  et  mots.  clont  la  rime  confond  les  deux  sons  \p  und  o]  .  .  ei 
.  .  dans  beaucoup  de  mots  oü  se  trouv^e  la  diphth.  ei,  l"i  ne  sentend  pas,  et 
na  dautre  effet  que  de  rendre  long  le  qui  precede:  tels  sont  peine.  veine  .  . 
eu  .  .  il  peut  naitre  une  confusion  facheuse  de  cette  ressemblance  d"ortho- 
graphe:  j'ay  peu,  en  effet,  peut  traduire  a  la  fois  potui  et  habeo  parum.  Meme 
remarque  pour  seur.  meur.  H.  Est.  scheint  hier  in  der  Ausspr.  des  Digramms 
eu  einen  Diphthong  '?1  peu  =  parum  und  einen  Monophthong  u]  peu  =  potui 
(l'u  seul  est  entendu  zu  sondern;  ganz  zuverlässig  ist  seine  Angabe  für  den 
Diphth.  freilich  nicht,  beschreibt  er  doch  auch  ou  als  Diphth.  und  bemerkt: 
cette  diphth.  a  le  meme  son  en  frangais  qu'en  grec.  Man  sprach  also  wohl 
schon  seiner  Zeit  ou  =  ii  und  eu  in  peu.   parum  =  ^  ,   in  peu.  potui  =  ?/_. 

Vor  Schluß  des  i6.  Jh.  ist  noch  der  wichtigen  Arbeit  von  Th.  de  Beze 
zu  gedenken:  de  francic^  Linguae  recta  pronuxciatione,  1584;  neu  herausg. 
von  A.  ToBLER  1868.  Beze  hatte  schon  früher  eine  Arbeit  über  griech.  Pho- 
netik bei  R.  Stephanus  erscheinen  lassen  :  alphabetum  GR.tcuM.  addita  sunt 
Th.  Bez.e  scholia  in  quibus  de  germaxa  gr.  lixgu.e  pron.  disseritur.  1554. 
In  seiner  fr.  Phon,  beschreibt  er  nur  ein  fr.  a,  sono  in  radice  [vgl.  lat.  a,  S.  147] 
linguae  solis  faucibus  formato ,  ore  hiante ,  clare  et  sonore  a  Francis  eiTertur. 
Ähnlich  wie  H.  Est.  unterscheidet  er  e  clausum  .  .  altere,  e  apertum  .  .  estre,  e 
fo^mineum  propter  imbecillam  "schon  G.  des  Autels  sagte  Mmparfaite'j  et  vix 
sonoram  vocem  .  .  amie;  mutata  quidem  pronunciatione,  sed  eadem  manente 
scriptura  .  .  coalescens  .  .  e  in  eandem  syllabam  cum  m  .  .  vel  n  in  an  (annus) 
et  en  in]  diversa  est  scriptura.  pronuntiatio  vero  recta  vel  eadem,  vel  tenuis- 
simi  discriminis  et  quod  vix  auribus  percipi  possit  [a.  bzhw.  ^J  .  .  u  .  .  veluti 
sibilo  constrictis  labris  efflato  .  .  sonus  autem  illius  proxime  ad  tenui- 
tatem  i  vocalis  accedit  [die  Rundung  der  Lippen  wird  für  u  richtig  ange- 
geben .  die  Vorderzungenhebung  wird  nur  durch  die  hörbare  Wirkung  als 
teils  i-artigen  Lauts  angedeutet  .  .  In  harum  .  .  dictionum  initiis  aspiratio  pro- 
nunciatur  :  .  .  ha  .  .  hennir  .  .  he  .  .  hibon  .  .  hors  .  .  ho  .  .  hou  .  .  heurt 
.  .  hurler  [die  Anordnung  der  Hauchlaute  .  .  nach  den  folgenden  stimmhaften 
Mundöfifnern  ist  sehr  beachtenswert.  B.  deutet  damit  die  Arten  der  gehauchten 
Mundöffner    er     /.     c     i    j     o     11     0      u      an ,   ich  weiß  nicht ,   ob  mit  Wissen 

cccccccc-c 

und  Willen]  .  .  1:  Post  i  .  .  moUem  quendam  sonum  .  .  proxime  accedentem 
ad  sonum  syllabae  li  cum  proxima  vocali  coalescentis  quem  Itali  quidem 
per  gl  scribunt  .  .  Hispani  vero  per  duplex  11  .  .  fiUe  [/.  ]  m  .  .  s)-llabam  .  . 
finiens  .  .  pronuntiatur  ut  n  .  .  ita  ut  non  modo  non  labia  non  occludantur, 
sed  etiam  linguae  mucro  dentium  radicem  non  feriat  .  .  cjuasi  dimi- 
diato  sono  [sc.  diphthongo.  cf.  p.  154^  .  .  mucrone  vidclicet  linguae  minime 
illiso  superiorum  dentium  radici  .  .  quo  vitio  intcr  Eranct^s  laborant  ctianmuni 
hodie  Normanni  . .  n  .  .  saepe  sonum  iiucndam  edit  mollem  admodum.  Italis  quo- 
que  et  I  lispanis  familiärem,  quem  illi  t|uidem  ut  et  Eranci  per  gn  .  isti  vero  per 
n  sui)erinducta  lineola  signatum  scribunt  .  .  n  .  .  gagner  [.vi.  De  diphthongis 
.  .  in  unis  neutra  vocalis  auditur,  sed  tertius  quidem  sonus  e\  utraquc  conllatus 
[monophthongus  ,  in  aliis  vero  utraque  profertur,  sed  in  unicam  syllabam  coiens 
diphth.':  ai  .  .  mixtus  .  .  sonus  is  videlicet  quem  c  apcrto  attribuimus  mai.stre 
[/•;;    .  .   au    et    ao  .  .   alitcr   prc^nunciatur    quam    scribitur,    sie    nimirum    ut    vel 


174 


V.  Tkciimkr. 


parum  vcl  nihil  admoduni  diffcrat  ab  o  .  .  vaux  j  .  .  eu.  In  hac  diphth.  neutra 
vocalis  distincte.  sed  sonus  ([uidam  ex  c  et  u  'afr.  cu  :  o]  temperatus  auditur, 
quem  et  Graecis  et  Latiiiis  ignotuni  vix  liceat  ulla  descriptione  peregrinis  ex- 
prinierc  doch,  durch  Angabe  der  einzehien  Artikulationen,  welche  den  Laut 
bilden,  namentlich  der  Zunge  und  der  Li[)pen :  zwei  Arten  dieses  r^ -Lautes 
unterscheidet  B.  nicht ;  er  stellt  die  Beispiele  peu  paucum)  und  seur  (soror) 
auf  gleiche  Stufe  und  bemerkt  nur.  dali  letzteres  sich  \'on  seur  (securus)  unter- 
scheide; dieses  werde  besser  mit  u  geschrieben;  .  .  oi  =  oai  et  diphth.  ai  pro 
e  aperto,  ut  loi  [^a]  .  .  ou.  In  hac  diphth.  neque  o  sonoram  neque  u  exile. 
sed  mixtus  ex  utroquc  sonus  auditur  quo  .  .  Romani  vero  suum  u  vocale.  ut 
et  nunc  Germani.  efferebant  j;/]  .  .  ie  .  .  ui  le  }/■:.  ii  i].  B.  unterscheidet  duo 
tempora,  longum  .  .  breve  .  .  tres  tonos  .  .  acutum,  gravem,  circumflexum 
■-.  .  Illud  autem  certo  di.xerim,  sie  concurrere  in  Francia  lingua  ton  um  acutum 
cum  tempore  longo,  ut  nulla  syllaba  producatur  quae  itidem  non  attoUatur. 
nee  attollatur  ulla  quae  non  itidem  acuatur.  ac  proinde  sit  eadem  syllaba  acuta 
quae  producta,  et  eadem  gravis  quae  correpta.  Sed  tonus  vocis  inten- 
tionem,  tempus  productionem  vocalis  indicat  .  .  lila  producta  in  Francica  lingua 
etiam  in  monosyllabis  animadvertitur .  quae  est  propria  vis  accentus  circum- 
flexi.  Diese  einfachen  Verhältnisse  von  Stimmhöhe,  Stärke  und  Dauer  passen 
wohl  zu  den  normalen  ph)-siologischen  der  allgemeinen  Phonetik,  leider  aber 
nicht  zu  denen,  die  Meigret  für  das  i6.  und  die  neuern  Phonetiker  für  das 
i8.  und  19.  Jh.  beschreiben.  Sunt  autem  hoc  loco  mihi  admonendi  peregrini. 
paucissimas  esse  Ion  gas  syUabas  in  Francica  lingua  prae  innumerali 
brevium  multitudine  ideshalb  empfiehlt  es  sich,  die  langen  und  nur  diese  zu  be- 
zeichnen; bei  Bespr.  von  Baif  S.  170  ist  bereits  erwähnt  worden,  daß  die  fr. 
Ausspr.  sich  aus  diesem  Grunde  wenig  für  das  Versmaß  nach  der  Dauer  eignet  .' 
Wie  DE  Beze  S.  167  als  Vertreter  der  hergebrachten  Schreibung  angeführt  worden, 
so  stellt  er  hier  in  recht  eingehender  Weise  die  anerkannte  fr.  Ausspr.  seiner 
Zeit  dar,  im  Gegensatz  zur  mundartlichen,  welche  Meigret  zu  sehr  in  den 
Vordergrund  gestellt  hatte.  Beide,  die  anerkannt  normale  wie  die  mundart- 
liche Ausspr.  haben  ihre  Berechtigung  und  Wichtigkeit,  jene  mehr  für  den 
Unterricht,   diese  mehr  für  die  Sprachwissenschaft. 

Wir  sind  ans  Ende  des  16.  Jh.  gelangt.  Die  Besprechung  der  eigenartigen 
Werke  von  Meigret  und  Baif  hat  mir  Veranlassung  gegeben,  die  Leser  durch 
die  z.  gr.  T.  recht  unwegsam  und  labyrinthisch  erscheinenden  Pfade  der  leider 
noch  zu  wenig  angebahnten  fr.  Phonetik  und  Phonographie  jener  Übergangs- 


I  Von  O.  DE  LANOUE:  DICTIONNAIRE  des  RIMES  FRANCOISES  .  .  l'oRTHOGR.\PHE  FRANC., 
1596,  und  seiner  Bedeutung  für  die  Kenntnis  der  fr.  Ausspr.  der  Zeit,  bemerkt  Thurot  S.  xliv  : 
II  n'a  ete  public  ni  avant  ni  depuis  un  traite  de  prononciation  qui  puisse  a  cet  egard  etre  com- 
pare  a.  son  ouvrage.  On  doit  accorder  ä  son  temoignage  la  plus  grande  confiance.  Son  ortho- 
graphe  est  rapprochee  a  la  prononciation.  Hiernach  verdiente  dieses  Werk  vor  allem  einen 
Neudruck.  Didot  schreibt  darüber  S.  222:  L'auteur  est  un  neographe  modere,  'je  sgay,  dit  il, 
qu'il  semblera  a  beaucoup  trop  audacieuse  entreprise  de  blasmer  ce  que  la  plus  part  trouuent 
bon  .  .  L'escriture  est  une  Image  de  la  parole,  comme  la  peinture  des  corps  visibles  .  .  ceux  qui 
donnent  aux  lettres  la  mesme  vertu  que  nous  leur  attribuons  en  nostre  alphabeth  chose  qui  tient 
semblable  rang  pour  rintelligence  de  ce  qui  est  escrit,  que  fait  la  veue  pour  les  pourtraits  ,  s  ils 
lisoyent  un  mot  poitr  l'autre,  ils  seroyent  a  bon  droit  reprehensibles.' 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGRAPHIE. 


/  D 


zeit  zu  führen.  Vielleicht  ist  mancher  ermüdet  unterwegs  geblieben.  Die- 
jenigen, welche  nicht  die  Mühe  gescheut,  mir  bisher  zu  folgen,  werden,  so 
hoffe  ich,  durch  den  Überblick  auf  S.  145^^  entschädigt  werden,  welcher  sich 
uns  schon  an  diesem  Grenzpunkte  bietet:  vieles,  was  früher  im  einzelnen  ver- 
worren und  unklar  erschien,  fügt  sich  jetzt  bereits  mehr  einheitlich  und  orga- 
nisch zu  einem  Ganzen.  Und  der  Überblick  wird  sich  noch  klarer  gestalten, 
wenn  wir  erst  so  weit  gekommen  sind,  die  Vergangenheit  mit  der  Gegen- 
wart vergleichen  zu  können.  Denn  wie  das  Spätere  durch  das  Frühere  erklärt 
wird,  so  wirft  auch  das  Gegenwärtige  sein  helleres  Licht  auf  das  Vergangene 
zurück,  was  in  der  neuern  Sprachw.  noch  immer  nicht  genügend  gewürdigt 
wird,  jedenfalls  hat  es  noch  nicht  zu  folgerichtiger  Anwendung  der  induktiven 
Methode  geführt.  Es  bewährt  sich  letztere  Weise,  hier  und  auch  für  die  Ge- 
schichte der  engl.  Phonetik,  wie  wir  sehen  werden.  Für  die  fr.  Phonetik  hat 
ähnliches  bereits  Genin  in  einem  Briefe  an  Littre  de  la  pron.  du  vieux  fr., 
1855  angedeutet,  mit  dessen  phonetischen  Auffassungen  ich  im  übrigen  nur 
wenig  übereinstimmen  kann.  '  Vielleicht  finde  ich  die  Zeit  später  auf  die  altfr. 
Ausspr.  näher  einzugehen,  zu  deren  Feststellung  uns  freilich  keine  solchen  An- 
gaben von  Grammatikern  der  Zeit  zu  Gebote  stehen  wie  im  16.  Jh.:  vor  der 
Hand  hat  G.  Paris'  tableau  sommaire  de  la  prononciation  du  fran^.  au  XF 
et  au  Xlir  s.  uns  einen  im  ganzen  recht  klaren  Einblick  in  einen  und  zwar  den 
wesentlichsten  Teil  der  afr.  Phonetik  gewährt.  Seine  Lautübersicht  paßt  treff- 
lich zu  derjenigen,  welche  sich  uns  aus  eingehendem  Studium  der  Geschichte 
der  fr.  Phonetik  vom  Beginn  des  16.  Jh.  bis  zur  Gegenwart  ergibt:  es  stellt 
sich  bei  der  Vgl.  der  Lautübersichten  der  aufeinanderfolgenden  Jh.  zwar  nicht 
volle  Übereinstimmung  im  einzelnen,  aber  doch  der  ganzen  Anlage  des  Laut- 
systems, der  Artikulationsbasis  unzweifelhaft  heraus.  Den  Überblick  zunächst 
der   fr.  Laute   des    16.,    in  {.  .'    auch  der  erst  in    den    folgenden  Jhh..   unter- 


•  Genin  sagt  S.  347  :  Voulez-vous  que  je  vous  dise  ina  pensee  tout  entiere?  11  n  y  a  jamais  eu 
et  il  n'y  aura  jamais  d'orthographe  exacte ,  parce  que  le  point  de  depart  du  Systeme  ne  peut  se 
trouver  dans  la  nature  [WiLKiNS  hat  in  seinem  kssav  das  Gegenteil  bewiesen  ,  et  sera  necessairement 
pris  dans  la  Convention.  Or ,  la  Convention,  chacun  la  fait  a  sa  guise  .  .  Ainsi ,  toute  notation 
n'est  qu'approximative  et  laisse  a  deviner  [leider  hat  G.  seine  Neigung  zur  Divination  auf  unserm 
Gebiet  nicht  gehörig  gezügeltj.  Je  sais  parfaitement,  je  suis  le  premier  a  declarer  que  le  vieux 
frang.  tient  au  frang.  moderne  par  une  multitude  de  rapports;  mais  je  place  ces  rapport 
dans  le  langage  parle,  et  je  rejette  la  plupart  des  differences  dans  la  valeur  des  deux  systemes 
de  notation,  des  deux  orthogra])hes.  Oui,  je  pose  en  fait  qii'un  Franc,  du  temps  de  l'llli.liM'K- 
AiGUSTK,  ressuscite  et  haranguant  sur  une  de  nos  places  publiques,  seroit  compris  plus  facilement, 
sans  comparaison,  qu'on  ne  comprend  a  la  lecture  un  ecvivain  de  la  meme  eiKuiue  .  .  mes  hypo- 
theses,  mes  systemes  .  .  rapprochant  le  langage  de  nos  peres  de  notre  langage.  concluent  ;\  la 
tradition  ini  nt  err  o  mpu  e  ,  a  lunite  du  i^arler;  tandis  que  votre  maniere  ile  vuir  pose  en 
jnnncipe  la  dissemblance  et  presque  la  contradiction  du  leur  au  notre.  G.  gedenkt  im  .\nschluU 
daran  des  Unterschiedes  der  höhern  und  niedern  Ausspr.:  Getto  double  prünt)nciation  la 
familiere  et  la  declamee],  qui  remonte  h  l'origine  de  la  langue  fr.,  s'est  maintonue  jusipi'au 
XVIII'"  s.  ;  meme  eile  subsiste  encore ,  mais  eile  tenil  de  jour  en  jour  a  s  elTacer  et  a  disparaitre. 
J'attribue  cela  a  l'influence  du  theatre  [von  noch  größerm  lünlluß  ist  hier  wohl  die  .^chule  .  oii 
la  pron.  severe  regne  exclusivement ,  et  d'oü  eile  s'est  repamhie,  au  prejudice  de  la  pron.  fami- 
liere .  .  et  ]iar  1^  s'est  nivelee  la  Separation  entre  les  deux  styles  .  .  Notre  versi  fication 
moderne  garde  la  trace  de  ce  detail  de  l'art  ancien  Iman  vgl.  für  die  fr.  X'erslehre  die  Dar- 
stellungen von   r>AiK   S.   169,   d'Oi.ui'.i'  S.  1S3.   Tassv   uiul    i'.Aii.r   weiter  unten. 


Ij5  ^-    Tj.'llMtK. 

schiedenen  Laute  habe  ich  auf  S.  145'  namentlich  nach  Meigret  und  Baik  dar- 
gestellt, unter  Berücksichtigung  auch  der  Darstellung  der  übrigen  fr.  Phone- 
tiker dieses  Jh.  besonders  des  so  zuverlässigen  Beze.  Leider  fehlt  den  letztern 
die  rechte  phj'siologische  Auffassungsweise,  wie  auch  ihren  Berichterstattern 
Thurot,  Livet  und  Didot.  Um  auch  in  dem  Überblick  möglichst  treu  das 
eigene  Wesen  der  fr.  Phonetik  zum  Ausdruck  zu  bringen ,  habe  ich  die 
physiologischen  Benennungen  nicht  nach  meiner  Weise  setzen  lassen,  sondern 
in  der  Hauptsache  wörtlich  den  fr.  phonetischen  Darstellungen  selbst  entlehnt: 

G.     DES  AUTELS    ,1550),     Cl.    DE    ST.   LiEN    (1580),     DE    LA    RaMEE     168,     PoRT-RoVAL 

(1660  S.  178),  auch  MoLiERE  '1670  S.  178;,  Boixdin  (1709  S.  186),  de  Brosses 
(1765  S.  188)  u.  aa.,  worauf  ich  auch  im  weitern  Verlauf  noch  aufmerksam 
machen  werde. 

Ich  habe  in  meiner  phoxeiik  l.  2  gezeigt,  dal.<  Aristoteles  der  erste  war. 
welcher  die  naturwissenschaftliche  Methode  vergleichender  Beobachtung  auf 
die  Lautlehre  angewandt.  Die  wahre  Grundlage  zu  einer  allgemeinen 
Phonetik  hat  aber  erst  der  Däne  J.  Matthle  mit  seiner  Schrift  de  vera 
LiTERARUM  DocTRiNA  s.  LiTERARUM  PHYsicA,  1586,  geschafifen,  wclche  hier  \'.  90 ff. 
neugedruckt  worden.  Seine  P'orschungsweise  war  ganz  im  Sinne  des  Aristo- 
teles, auf  den  er,  wie  auf  Galen,  mit  Vorliebe  zurückgreift ;  dieselbe  Methode, 
welche  dann  auch  bald  von  Galilei  und  Bacox  auf  dem  Gebiet  der  Natur- 
wissenschaft gepflegt  und  empfohlen  wurde.'  Matthl^^  hatte  freilich  reichlichem 
Stoff  zur  Vgl.  als  Aristoteles:  ihm  standen  nicht  bloß  die  Ergebnisse  der 
lautlichen  Untersuchungen  der  Griechen,  sondern  die  der  Römer,  Semiten, 
Humanisten  und  Grammatiker  des  i6.  Jh.,  auch  der  franz.  dieser  Zeit  zur 
Verfügung   (vgl.   i.  z.   V.   89).^ 

Doch  w'enden  wir  unsre  Blicke  wieder  nach  Frankreich  zurück.  Die  ein- 
ander z.  T.  so  widersprechenden  Ergebnisse  der  fr.  Grammatiker  und  die 
erfolglose  Bethätigung  fr.  Phonographiker  scheinen  den  Gelehrten  in  F'rank- 
reich  diesen  Teil  der  Sprachw.  in  der  Folgezeit  etwas  verleidet  zu  haben.  Die 
ACADEMiE  fr.  entschied  sich  in  der  i.  A.  seines  dict.  1694  für  etymologische 
Schreibung-  und  hat  seitdem  in  dieser  Richtung  bestimmend  gewirkt.  Die 
Etymographie  triumphierte  über  die  Phonographie. 


1  Vgl.  W.  WhEWF.LL:  HISTORY  OF  THE  INDUCTIVE  SCIENCES,  1857  lind  ON  THE  PHILO- 
SOPHY    OF   DISCOVERY,     1860:    ARISTOTLE    i8,    GALILEO    I16,    BaCON    I25. 

2  Übrigens  ist  Matthi^  nicht  der  erste  Skandinavier,  welcher  in  der  Geschichte  der  Pho- 
netik unsre  Aufmerksamkeit  in  besonderm  Maße  in  Anspruch  nimmt.  Schon  aus  dem  Mittelalter, 
dem  12.  Jh.,  früher  als  bei  den  andern  abendländischen  Völkern,  haben  wir  isländische  Abhh.  von 
Bedeutung  für  die  Phonetik  und  Phonographik  vgl.  EDDA  Snorra  Sturlusonar.  edda  Snorronis 
Stuklaei.  t.  I.  coxtinens  :  tract.^tus  philologicos  et  additamenta  ex  cod.  ms.  1852,  I — 249, 
SAMFUND  1884 — 86;  Bj.  M.  Olsen:  den  tredje  og  fj^erde  gram.  afh.  i  Snorres  edda.  1884; 
V.  Dahlerup  und  F.  Jönsson  :  den  f0rste  og  anden  gram.  afh.  i  Snorres  f:dd.\  ,  1886; 
E.  Mogk:  der  sog.  2.  gram,  tractat  der  Snorra-edda,  Habilitationsschrift  und  ztschr.  f. 
D.  PHILO!.. ,  1889.  Ich  werde  vielleicht  bald  Gelegenheit  haben,  darüber  eingehender  zu  berichten. 
Auch  in  der  Gegenwart  wird  die  Phonetik  nirgends  mehr  gepflegt  als  in  den  skandinavischen 
Ländern.  Von  der  Universität  Upsala  ist  diese  Wissenschaft  wohl  zuerst  mit  als  Lehrfach  für 
sich  anerkannt  worden   vgl.  Lundell:  die  Phonetik  als  Universitätsfach,  phon.  stud.  i.  121. 


HEITRAG    ZIR    GESCHICHTE   DER    KRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGRAPHIE. 


177 


XVII.    JAHRHUNDERT. 

Nur  wenige   fr.    Werke  des    17.  Jh.  geben   zu    einem  Berichte  in  der  Ge- 
schichte der  Phonetik  Veranlassung. ' 

PORT-ROYAL     (ArNAüLD  ET  LaNCELOT    :     GRAMMAIRE    GENERALE  ET  RAISONXEE 
CONTEXANT    LES    FONDEMEMS    DE    l'aRT    DE    PARLER,   EXPLIQUES  DUX'E    MAXIERE    CLAIRE 

ET  xaturelle.    1660.     Ich  berichte  nach  der  A.  von  A.  Baillv  1846. 


I    Erwähnung    verdienen :    DU    Val  :    LESCHOLE    ER.    roUR    Al'PRENDRE    .\    BIEN    PARLER    ET 

ECRIRE,    1604. 

ROB.    POISSON  :     .\LFABET     NOUVEAU    DE   LA    VREE    ET    PURE    ORTOGRAEE   FRANSOIZE    ET    MODELE 

sus  ISELUI.  EN  FORME  DE  DixiONERE,  1609.  P.  deutet  unter  jedem  Buchstaben  des  Alphabets 
dessen  phonetischen  Wert  in  Versen  an,  nebst  Beisp. ;  ich  gebe  als  Probe  ch  in  eher  =  S,, 
wofür  er  ein  neues  Zeichen  einführt: 

Che,  nouvelle  inventee  aet     propre  et  nescsere 
Pour  fere  eher,   choisir,   charite,   chiche,   chois. 
Car  ch  a  un  son  totalement  contrere ; 
Preuve:   echo,   cheur,   et  chorde,   echolier,   echosois. 
Et.  Si.mon  :    la  vrave  et  ancienne  orthogr.\phe  fr.a.ncoise   restauree,   1609.     S.  hat 
eine  zu  große  Vorliebe  für  die  Verdoppelung  der  Buchstaben. 

Fr.  M.  Mersenne  :   Harmonie  universelle,    1636 — 7,   11.  6^  traite   de   l.\  voix  et  des 

CH.VNTS.    70   traite    de    LA    NATURE    DES    SONS. 

Cl.    f.    DE   VaUGELAS  :     remarques     SUR     LA    LANGUE    FR.-VNCOISE,     1647.    AVEC   DES    NOTES 

DE  Patru  et  Thom.  Corneille,  1738,  wonach  ich  berichte.  V.  ist  um  1585  in  Ch.\mberi  ge- 
boren. Seine  Bemerkungen  beziehen  sich  mehr  auf  die  fr.  Spr.  im  allgemeinen .  gelegentlich 
aber  auch  auf  die  Ausspr.  und  Schreibung.  Er  ist  ein  Gegner  der  übertreibenden  Et)mographie. 
^lit  Horaz  betont  er  in  dem  Vorwort  den  Usus:  l'usage  que  chacun  reconnoit  pour  le  Maitre 
et  le  Souverain  des  I.angues  Vivantes  .  .  Le  bon  usage  .  .  cest  la  fagon  de  parier  de  la  plus 
saine  partie  la  Cour,  conformement  a  la  fagon  decrire  de  la  plus  saine  partie  des  Auteurs 
du  temps.  Soweit  urteilt  V.  sehr  vorsichtig.  Wo  man  über  den  guten  Gebrauch  im  Zweifel 
sei,  habe  die  Analogie  zu  entscheiden:  1' Analogie  n'est  autre  chose  quun  usage  particulier, 
quen  cas  pareil  on  infere  dun  usage  general  qni  est  dejä  etabli ;  ou  bien  encore ,  c  est  une 
ressemblance  ou  une  conformite  qui  se  trouve  aux  choses  deja  etablies.  Bei  solchen  Ent- 
scheidungen ging  V.  freilich  oft  fehl ,  weil  ihm  ganz  die  geschichtliche  Kenntnis  der  fr.  Spr. 
mangelte ;  über  den  Ursprung  und  die  Entwickelung  der  letztern  hatte  er  recht  verkehrte  An- 
sichten;  so  leitete  er  z.B.  das  Fr.  vom  Gallischen  ab.  Statt  sich  in  bedenklichen  Fällen  in 
der  Geschichte  der  Spr.  Rat  zu  holen,  wendet  er  .sich  an  die  Frauen  imd  meint  in.  r.  ni:  Que 
dans  les  doutes  de  la  Langue  il  vaut  mieux  pour  l'ordinaire  consulter  les  femmes  et  ceux  qui 
n'ont  point  etudie,  que  ceux  qui  sont  bien  savans  en  la  I>.  Grecque  et  en  la  Lat.  In  der  Ausspr. 
urteilte  er  oft  nach  willkürlichen  Gründen,  z.  B.  nach  der  plus  grande  douceur  .  .  notre  langue 
aime  la  douceur  de  la  pron.  .  .  Doch  scheint  er  nachsichtig  übler  Gewöhnung  gegenüber,  1.  rem. 
XIX:  il  y  a  une  maxime  generale  en  matiere  de  cacophonie,  ou  de  niauvais  son,  que  Ic.n 
choses  qui  se  disent  ordinairement ,  n'offensent  jamais  l'oreille  parce  qu  eile  y  est  toute  accou- 
tumee.  Er  gibt  der  .ausspr.  des  Umgangs,  en  discours  familicr  et  dans  les  rxiclies ,  den  Vorzug 
vor  der  altern  Ausspr.,  wie  sie  im  öffentlichen  Vortrag  und  in  der  Dichtung  angewendet  werde. 
Als  Beispiel  seiner  Weise  will  ich  noch  den  Anfang  der  rem.  cx  anführen:  Quand  la  diphth.  oi 
doit  etre  pron.  comme  eile  est  ecrite,  ou  bien  en  ai:  .V  la  cour  on  pron.  beaucoup  de  mots 
ecrits  avec  la  diphth.  oi ,  comme  s  ils  etoient  ecrits  avec  la  diphth.  ai .  parce  (jue  cette  dcrniere 
est  incomparablement  plus  douce  et  plus  delicate.  A  mpn  gre  cest  une  des  beautez  de  notre  1.., 
a  l'ouir  parier,  ([ue  la  pron.  d'ai ,  pour  oi :  je  faisais.  Im  allgemeinen  scheint  V.  nach  iii.  K. 
ccccxvu.  sich  weniger  von  der  geschriebenen  Sjir.  in  seinem  L'rteil  bestimmen  zu  Ixssen  als  von 
der  gesprochenen  Spr.,  fagon  qui  est  quanil  on  parle,  car  1  ecriture  n  est  ipi  une  image  de  la 
Tkchmkk,  ztsluk.   V.  '2 


178 


F.  Tkciimkr. 


I.  Teil.  Kap.  i.  Des  lettres  comme  sons  et  preniierement  des  voyelles. 
Sie  werden  unterschieden  Selon  les  diverses  ouvertures  de  la  bouche.  welchen 
zutreffenden  Ausdruck  wir  auch  bei  Molikkk  unten  auf  dieser  Seite  finden  und  in 


parole  et  la  copie  de  Toriginal ;  de  sortc  (jnc  1  usage  so  prcnd ,  non  pas  de  ce  que  1  on  ecrit, 
mais  de  ce  (jue  Ion  prononce  en  parlant.  TiiiROT  sagt  I.  ix :  Lhistoire  de  la  gram.  fr.  est 
partagee  par  la  pnblication  des  kk.m.  jjk  Vaug.  '1547,  en  deux  pe.Lodes.  Für  die  Geächichte 
der  fr.  Phonetik  hat  V.  solche  Bedeutung  keinesfalls,  wie  es  in  der  Einteilung  von  THrRnis 
Werk  angedeutet  Hegt.  Ich  habe  deshalb  im  Altfr.  wie  im  Nfr.  die  Einteilung  nach  Jhh.  vor- 
gezogen [vgl.  unten  TiiUROT:. 

L.  Clin  ri.ET :  essay  ))'ine  parfaite  grammaire  de  i.a  i.angie  francoise,  1659.  Im 
2.  T.  befindet  sich  ein  traite  nv.  ea  i'RON.  et  de  i.'ortuogr.  Ist  in  zahlreichen  Aufl.  erschienen 
\ind  scheint  die   Schreibung  der   i.  A.   des  dict.  de  i.'ac.  fr.  beeinflußt  zu  haben. 

A.  BoDEAU  DE  SOMAIZE :  EE  GRAND  DICTIONNAIRE  DES  I'RETIEUSES ,  1661.  Grundsatz  der 
letztern  war :  que  Ion  diminueroit  tous  les  mots  et  que  Ton  en  österoit  toutes  les  lettres  super- 
flues.  Eine  große  Zahl  ihrer  Änderungen  sind  von  der  AC.  FR.  anerkannt  worden.  Die  unleug- 
bare Bedeutimg  der  prec.  für  die  fr.  Spr.  und  Schreibung  hat  Moeiere  ebenso  unterschätzt  wie 
die  der  Lautiermethode  von  Cordemoy  und  Port-Rovai,.  Zu  erwähnen  ist,  daß  die  PREC.  zu 
Verbreitung  des  Zäpfchen-r  anstatt  des  Zungenspitzen -r,  welches  Cordemoy  und  Mm.ii'.RE  allein 
beschreiben,  beigetragen  haben    vgl.   die  Übersicht  S.  145*). 

P.    RICHELET:     DICT.IONNAIRE   DE   RIMES    DANS    UN    NOUVEL    ORDRE,     1667.  LA    VERSIFICATION 

FR.,  1671.  —  NOUVEAU  DiCTiON.,  1693.  R.  bemerkt  in  der  letztgen.  A.  :  on  s'est  eforce  de 
faciliter,  autant  qu  on  piit  1  exprimer  ,  la  pron.  des  mots,  qui  ne  se  peiit  pourtant  bien  jamais 
aprendre  qu'on  ne  les  entende  pron.   de  vive  voix. 

Cordemoy  membre  de  I'ac.  fr.  :  discours  physique  [I]  de  la  farole,  1668.  MoLiiiRE  hat 
diesem  Buch  den  Stoff  zu  der  bekannten  6.  Sz.  des  2.  Aktes  im  Bourgeois  gentilhomme  1670 
entlehnt.  Die  in  Frage  kommende  Stelle  lautet  bei  Cord.  :  Si  .  .  on  ouvre  la  bouche  autant  qu'on 
la  peut  ouvrir  en  criant,  on  ne  sauroit  former  qu'une  voix  en  a.  Que  si  1  on  ouvre  un  peu  moins 
la  bouche,  en  avancant  la  mächoire  den  bas  vers  celle  den  haut,  on  formera  une  autre 
voix  terminee  en  e.  Et  si  1  on  approche  encore  im  peu  davantage  les  mächoires  l'une  de  lautre, 
sans  toutefois  que  les  dents  se  touchent,  on  formera  une  troisieme  voix  en  i.  Mais  si,  au  con- 
traire,  on  vient  a  ouvrir  les  mächoires ,  et  a  rapprocher  en  meme  temps  les  levres  par  les  deux 
coins,  le  haut  et  le  bas,  sans  neanmoins  les  fermer  tout-a-fait ,  on  formera  une  voix  en  o.  Si 
l'on  rapproche  les  dents  .  .  et  .  .  allonge  [?]  les  deux  levres,  sans  les  joindre  tout-a-fait,  on  fonnera 
une  voix  en  u  .  .  I^a  lettre  f  se  prononce  quand  on  Joint  la  levre  de  dessous  aux  dents  de 
dessus.  Et  la  lettre  r  en  portent  le  b  out  de  la  langue  jusqu  au  haut  du  palais ,  de  maniere 
qu'etant  frolee  par  1  air  qui  sort  .  .  eile  lui  cede  et  revient  souvent  au  meme  endroit.  Man  be- 
achte die  Zusätze  bei  Moliere,  der  als  Schauspieler  jedenfalls  die  sichtbaren  Artikulationen  .1.  z. 
I.  110,  in.  394,  IV.  267,  V.  61;,  vielleicht  auch  die  für  die  rechte  Artikulation  so  wichtige  Ope- 
rationsbasis zu  beobachten  Veranlassung  hatte:  et  ecartant  les  deux  coins  de  la  boiiche  vers 
les  oreilles ,  a  e  i  und  l'ouverture  de  la  bouche  fait  justement  comme  un  petit  rond  qui 
represente  un  o;  ferner:  la  voix  u  se  forme  en  allongeant  les  deux  levres  en  dehors  .  .  comme 
si  vous  faisiez  la  moue.  Der  Zusatz  en  dehors  enthält  eine  wesentliche  Berichtigung,  denn  en 
allongeant  les  deux  levres  en  dedans,  oder  wie  Mol.  sagt,  en  ecartant  les  deux  coins  de  la 
bouche  vers  les  oreilles,  on  formera  les  voyelles  e,  i,  welche  man  also  allongees  nennen  könnte, 
im  Gegensatz  zu  den  ouvertures  rondes.  Man  vgl.  Galeoti  Martii  de  homine  libri  duo 
CUM  ANNOTATIONIBUS  Georgii  MeruL:«  cap.  de  literis  ,  welches  Buch  im  15.  Jh.  wohl  bekannt 
war  und  sowohl  von  Cord.,  wie  von  Mol.  benutzt  zxi  sein  scheint;  darin  findet  sich  auch  der 
Ausdruck  ore  rotiindo  loqui.  Die  Unzulänglichkeit  der  Belsserungsversuche  von  MoL.  beweist,  daß 
ihm  das  rechte  Verständnis  für  die  Phonetik  fehlte ;  er  hätte  sonst  nicht ,  wo  es  sich  um  Dar- 
stellung der  Erzeugungsweise  der  Öffner  handelte  die  Reihe  a  o  u  [//j  nach  der  fr.  Buchstaben- 
folge, sondern  die  Reihe  a  o  ou  [u]  nach  der  natürlichen  Eautfolge  vorgeführt.  ^\rs  non  habet 
osorem   nisi   ignorantem.     Plätte    er    die  Einsicht    in    das  Wesen   und  die  Bedeutung  der  Lautier- 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER   FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGRAPHIE. 


179 


der  Übersicht  S.  145^  verwerten  vgl.  Aristoteles:  c^x^MOtta.  J.  Matthew::  motus 
linguae  et  labii  lenior  (i.  z.  V.  85)  und  Wilkixs  :  apert  sounds  (i.  z.  IV.  346)]: 
a.  e  ouvert,  e  muet,  e  ferme,  bzhw.  im  Worte  nettete  ,  i,  o  'ouvert.  6  ferme 
in  cotte  und  coste] .  u,  prononce  ou  11  .  comme  faisoient  les  Latins  et  comme 
fönt  encore  les  Italiens  et  les  Espagnols,  a  un  son  tres-difterent  de  l'u,  comme 
le  pronongoient  les  Grecs.  et  comme  le  prononcent  encore  les  Frangois  u\. 
Eu.  comme  il  est  dans  feu,  peu ,  fait  encore  un  son  simple  0  .  Bei  den 
Consonnes  Kap.  2  wird  von  einer  application  particuliere  de  quelqu'une 
des  parties  de  la  bouche  (Aristoteles:  TTpoc-  und  (JuußoXai.  Matthi.e: 
majore  motu  et  strepitu.  Wilkins:  closed  sounds;  die  neuern  fr.  Phonetiker 
verwenden  dafür  articulations  im  engern  Sinne,  welche  Benennung  ich  in 
der  fr.  Übersicht,  S.  145'',  verwende  gesprochen,  also  im  Gegensatz  zu  den 
oben  bei  den  voy.  gen.  ouvertures  de  la  bouche:  diese  oberste  Einteilung 
der  Laute  ist  klarer  ausgesprochen  als  bei  Matthli;  (hier  V.  85  f.,  96.  100). 
aber  weniger  ausgeführt  als  bei  Wilkins  IV.  346,  35 1;.  11  in  fille  wird  dem 
span.  11  und  dem  ital.  gl. ;  n  liquide  dem  span.  n  und  dem  ital.  gn  gleich- 
gestellt; jeder  von  beiden  Lauten  also  als  einfach  betrachtet:  x  .\  .  Kap.  3 
die  Silbe.  Kap.  4  der  Accent.  Kap.  5  die  Buchstaben,  lettres  considerees 
comme  Caracteres:  man  beachte  die  Reihenfolge:  zuerst  die  Lautwerte, 
dann  die  Lautzeichen:  II  aurait  fallu  observer  quatre  choses  pour  les  mettre 
en  leur  perfection:  1°  que  toute  figure  marquät  quelque  son.  c"est-ä-dire 
qu'on  n'ecrivit  rien  qui  ne  se  pronongät;  2°  que  tout  son  füt  marque  par  une 
figure.   c'est-ä-dire,   qu'on  ne  pronongat  rien  qui  ne  füt  ecrit;    3°  que  chaque 


methode  gehabt,  Avie  etwa  die  Gelehrten  von  Port-Royai.  vor  ihm,  so  würde  er  dieselbe  gewiß 
gefördert  haben,  statt  sie  der  Schule  zu  verleiden;  er  würde  wie  ein  Jh.  später  D.  Garrick  und 
Lord  MoNBODDO  Joshua  Steele  gegenüber  gethan,  die  Phonetiker  eher  in  ihren  mühsamen,  doch 
nützlichen  Untersuchungen  ermuntert  als  sie  zum  Gegenstand  des  Spottes  gemacht  haben.  Auch 
in  seiner  \'erspottung  der  Precieuses  hat  er  ja  die  Kenner  der  fr.  I.itteratur  nicht  mehr  als  Lacher 
auf  seiner  Seite.  Man  beachte  bei  Cordemoy  das  Bestreben  die  Erzeugung  der  Laute  fest- 
zustellen. 

L.  de  i/Esclache:  les  veritables  regles  de  l'ortooraee  fr.\nceze,   1868. 

Lartigaut  :  les  progres  de  LA  veritakle  ortografe,  1669.  Das  Buch  ist  für  die  Ikur- 
teiiung  der  Ausspr.  am  Hofe  Ludwigs  xr\'.  von  besonderm  Wert. 

Gilles  Menage:  observ.vtions  sur  la  langue  francoise,  1672.  Seine  Schreibvmg  n.Hhert 
sich  der  Ausspr.,   doch  nicht  genug,  um  phonetisch  genannt  werden  zu  können. 

J.  Hlndret;  l'art  de  bien  prononcer  et  de  bien  parler  LA  L.  fr.,  16S7,  mit  treulichen 
Vorbemerkungen  über  Ausspr. 

DE  LA  Touche:  l'art  de  bien  parler  fran^ois  ,  1696.  Nach  TurKOi'  protest.int  refugie 
en  Angleterre,  donna  des  legons  franc.  au  duc  de  Glocester  ,  fils  de  la  reine  .\nnk.  Tm  rot 
führt  folgende  Stelle  aus  seiner  Kritik  der  i.  .\.  des  dict.de  l'ac,  1694,  in  Betreff  der  Ausspr. 
.nn  S.  XXI :  on  a  et^  fort  suqjris  de  voir  qu  ils  ont  negligc  un  article  si  important,  sans  quoi  leur 
iiicr.  ne  peut  etre  que  fort  defectueux.  II  ne  sagissoit  pas,  comme  ils  le  iiretendent.  de  donner 
des  regles  aux  etrangers  seulement.  La  plupart  des  Fran^-.  en  ont  autant  besoin  qu  eux  dans  une 
infmite  de  mots,  et  nos  savans  academiciens  sont  une  bonne  preuve  que  les  plus  habiles  memes 
nc  s'accordent  pas  toujours  en  ce  point  l.i.  II  est  \xvi\  qu'ils  sont  donne  (pielques  regles  sur  cer- 
t.iines  lettres  ;  mais  c  est  si  peu  clc  chose  qu'on  nen  est  g\iere  plus  eclaire.  et  on  demeure  gene- 
ralement  dans  le  meme  cmbarras  oü  Ion  etoit  auparavant.  Man  vgl.  "H"  ^r.  IL-  niw  il.m  Wirwnrt 
der  letzten   A.   des  dict.   oben   S.  146. 


l8o  !■•    TliCHMKR. 

figure  ne  marquat  qu'un  son.  ou  simple  ou  double:  car  ce  n"est  pas  contre  la 
perfection  de  Tecriture  qu'il  y  ait  des  lettres  doubles  puisqu'elles  la  facilitent 
en  abregeant  [diese  Verwendung  einfacher  Buchstaben  für  mehrere  aufeinander- 
folgende Laute  würde  den  ersten  Grundsätzen  phonetischer  Schreibung  wider- 
sprechen];  4°  quun  meme  son  nc  füt  point  marque  par  differentes  figures. 
[Bei  diesen  Grundsätzen,  welche  bis  auf  die  eben  angedeutete,  nicht  zu  billi- 
gende Ausnahme  streng  phonetisch  sind,  können  die  \'(f.  la  diversite  qui 
se  trouve  entre  la  pron.  et  l'ecriture  nur  als  einen  mangelhaften  Zustand 
betrachten,  welcher  freilich  schwer  zu  ändern  seii  .  .  Ouelques-uns  se  sont  ima- 
gine  qu'ils  pourraient  corriger  ce  defaut  .  .  il  ne  faut  pas  s'imaginer  qu'il  soit 
facile  de  faire  changer  ä  toute  une  nation  tant  de  caracteres  auxquels  eile  est 
accoutumee  depuis  longtemps,  puisque  Tempereur  Claudius  ne  put  pas  meme  venir 
ä  bout  d'en  introdroire  un  (vgl.  S.  150U  Im  6.  Kap.  D'une  nouvelle  maniere 
pour  apprendre  ä  lire  facilement  en  toutes  sortes  de  langues.  II  semble 
donc  que  la  voie  la  plus  naturelle,  comme  quelques  gens  d'esprit '  Tont  deja 
remarque,  serait  que  ceux  qui  montrent  ä  lire,  n'apprissent  d'abord  aux  enfants 
ä  connaitre  leurs  lettres  que  par  le  nom  de  leur  prononc.  .  .  Qu'on  ne  leur 
nommat  aussi  les  cons.  que  par  leur  son  naturel.  Die  Vf(.  haben  also  jeden- 
falls das  Verdienst  die  Lautiermethode,  wenn  auch  nicht  überhaupt,  doch  in 
Frankreich  zuerst  empfohlen  zu  haben.  Lancelot  hat  später  noch  veröffent- 
licht:   BREUE    INSTRUCTION    SUR    LES   REGLES    DE    LA    POESIE    FR.,     1 663 . 

Die  ersten  Bemühungen  der  ac.  fr.  um  die  fr.  Schreibung  kann  man  be- 
urteilen nach  den  cahiers  de  remarques  sur  l'orthographe  fr.  pour  estre 
examinez  par  chacun  de  MESS.  DE  LAC,  1673.  d'Olivet  Sagt  in  seiner  hist. 
DE  l'ac.  II.,  die  Ak.  habe  festgehalten  an  der  ancienne  maniere  d'ecrire ,  qui 
marque  l'analogie  et  l'etymologie  des  mots  ,  au  lieu  de  se  conformer  ä 
la  nouvelle .  qui  supprime  ou  qui  remplace  par  des  accens  la  pluspart  des 
lettres  inutiles  pour  la  pron.  .  .  A  legard  de  Torthogr.,  coijime  en  tout  qui 
concerne  la  langue,  jamais  l'Ac.  ne  pretendit  rien  innover,  den  affecter. 

Louis     DE    CoURCILLON,     ABBE    DE    DaNGEAU:     ESSAIS    DE    GRAMMAIRE,     1 694 

1722.  D.  ist  1643  in  Paris  geboren.  Remedes  aus  defauts  de  la  vieille  orto- 
grafe  :  J'ai  mis  au  comancemant  de  chaque  ligne  les  sons  simples  qu'il  s'agit 
de  signifier,  j'ai  ajoute  pour  ex.  a  chacun  de  ces  sons  simples  un  mot  fran- 
sois  ou  se  trouve  le  son  simple;  et  ä  la  fin  de  la  ligne  j'ai  mis  le  caractere 
dont  on  peut  se  servir  pour  l'exprimer. 

Eu  come  dans  feu  .  .  Les  imprimeurs  poüront  avoir  des  caracteres,  ou 
ces  deux  letres  seront  acolees  .  .  J'ai  remarque  .  .  que  cete  voyele  (eu)  a 
quelquefois  un  son  ouvert ,  come  dans  bonheur  .  . ;  alors  on  poüra  se  servir 
de  l'accent  grave  sur  l'e,  en  cete  sorte  bonheur  .  .  E  feminin,  come  dans 
porte ;  e  ouvert ,  come  dans  apres ;  e  ferme  come  dans  bonte  .  .  Pour  les 
voyeles  nazales,  ou  esclavones .  on  les  distinguera  des  voy.  simples  dont 
eles  approchent  le  plus  .  .  par  une  petite  ligne  au  dessus   .  .  an  come  dans  le 


I    V.  ICKELSAMER  :     TEUTSCHE    GRAMMATICA ,     I.A.     153I,    2.  A.    von    J.  PeTREIUS    1537,    3-  A. 

von  Kohler    1881  ;    Bonet  :    reduct.    de   las    i.etras   y   arte  para   ensenar  a    haülar   los 

MUDOS,    1620. 


BEITRAG    ZUR    r.ESCHICHTE   DER    FRANZ.    VND    ENGL.    PHONETIK   UND   PHONOGRAPHIE.  igl 

mot  danser,  ä;  en  come  dans  bien,  e  ;  in  come  dans  ingrat  f  [der  letzte  nasale 
Öffner  ist  nicht  allgemein  anerkannt  worden,  vgl.  z.  B.  Duclos  S.  183"  .  on 
come  dans  bonte,  d ;  un  come  dans  comun,  if  .  .  Pour  prononcer  chacun 
des  sons  des  simples  consones,  il  n'y  a  qu"a  joindre  la  pron.  dun  e  feminin  a  la 
cons  .  .  be  .  .  pe  .  .  ve  .  .  fe  .  .  me  .  .  de  .  .  te  .  .  gue  .  .  ke  .  .  ne  .  .  ze  .  .  se  .  . 
je  .  .  Le  caractere  c  ne  servira  plus  qu'a  marquer  la  letre  siflante  que  ous 
exprimons  presantemant  par  ch,  come  dans  chariot  .  .  le  .  .  re  .  .  11  ou  1 
mouillee  come  dans  .  .  fiUe ;  gne  ou  n  mouillee  come  dans  vigne  .  .  je  marque 
ces  deus  cons.  mouillees  par  de  petites  lignes  qui  les  trav^ersent  .  .  on 
poüra  se  servir  pour  11  mouillee  de  deus  11  acolees  .  .  pour  exprimer  le  son  de  l'n 
mouillee,  .  .  de  In  avec  un  trait  dessus.  come  s'en  servent  les  Espagnols  qui 
la  noment  n  con  tilde  .  .  he  aspiration  come  dans  hazard  .  .  Come  je  ne  crois 
pas  qu'il  soit  necessaire  de  marquer  quand  la  voyele  est  breve,  on  marquera 
seulement  celes  qui  sont  longues,  par  les  chevrons  '  ausquels  on  est  acou- 
tume  .  .  On  poüroit  regier  que  les  letres  qui  ne  se  prononcent  jamais  come 
le  b  de  plomb  ne  s'ccrivissent  jamais;  et  pour  celes  qui  varient.  on  poüroit 
regier  qu'on  metroit  un  point  sous  la  letre  qui  ne  se  prononce  pas  .  .  Ceux 
qui  savent  lire  presantement  trouveront  peu  de  changemant  dans  nos  caracteres : 
et  ceus  qui  ne  savent  pas  lire  poüront  en  moins  dun  mois  aprandre  la  valeur 
de  tous  nos  caracteres  et  lire  sans  faire  de  fautes  .  .  II  ne  faut  pas  croire  que 
le  public  soit  enemi  de  tous  ces  changemans.  N"a-t-on  pas  re^u  .  .  les  j  cons. 
et  les  V  cons.?  N'y  a-t-il  pas  un  grand  nombre  de  gens  eclaires  qui  ont 
retranche  les  s  qui  ne  se  prononcent  pas ,  et  qui  ont  admis  les  accents  ^  ) 
pour  marquer  la  longueur  des  silabes?  L'Acad.  ele-meme,  si  atachee  aux 
anciens  usages,  n'a-t-ele  pas  amploye  ces  chevrons  en  quelques  ocasions?  .  . 
faisons  de  notre  cote  ce  que  nous  poürons,  et  laissons  faire  au  tams:  il  fera 
le  reste.  D.  unterschied  als  cons.  fortes:  pftsk..  und  als  faibles: 
b  V  d  z  g  .  . 

Die  Ergebnisse  der  fr.  Phon,  im  17.  Jh.  sind  hiernach  nicht  sehr  bedeu- 
tend. Die  Gelehrten  von  Port-Royal  haben  die  oberste  Unterscheidung  der 
voy.  und  cons.  nach  den  Artikulationen  des  Mundes  (ouvertures  de  la  bouche. 
application  particuliere  de  quelqu'une  des  parties  de  la  bouche)  klarer  gestellt 
und  der  Lautiermethode  das  Wort  geredet.  Molukk  hat  für  die  Vorderzungen- 
üffncr  e  i  die  Längsöffnung  der  Lippen  ecartant  les  deux  coins  de  la  bouche 
vers  les  oreilles)  im  Gegensatz  zur  Rundöffnung  (rond)  bei  o  u  unterschieden ; 
Dangeau  das  fr.  Digramm  eu  nicht  bloß  als  einfachen  Offner  anerkannt,  son- 
dern bereits  genauer  einen  son  ferme  in  feu  und  ouvert  in  bonhcur  unter- 
schieden, auch  in  seiner  Schreibung;  1  und  n  mouille  hat  er  wie  PoKr-R.  als 
einfache  Schließer  beschrieben  und  als  solche  bezeichnet.  Sein  nasales  f  diüfen 
wir  wohl  nicht  zu  den  anerkannten  Lauten  rechnen ;  seine  Schreibung  der 
nasalen  Öffner  mit  "  hat  in  phonetischer  Transskr.  Nachahmung  gefunden. 
In  der  Übersicht  der  fr.  Laute  S.  I45"'  ist  also  für  das  17.  Jh.  kein  Laut  als 
neu  unterschieden  zu  verzeichnen. 

Die  Phonetik  fand  im  17.  Jh.  ihre  Hauptpflcgestatte  in  l'ngland.  Über 
die  engl.  Phonetiker  jenes  Jh.  hat  Im.lis  in  kakia'  knci..  i-kon.  30 — 46,  007 — 
1039  den  vollständigsten  und  zuverlässigsten  Pcricht  gegeben.     X'mi  den  drei 


1  82  I*".  Techmf.r. 

Hauptwerken  der  Zeit  über  Phonetik,  von  Wallis  (1653).  Wilkins  (1668,, 
Holder  (1669)  ist  das  erste  in  vielen  Auflagen  erschienen,  Wilkixs'  essay  hier 
IV.  339  ff.  z.T.  wieder  herausgegeben  worden,  Holdkrs  7;lkments  ov  spkech 
sollen  in  einem  der  nächsten  Bde.  der  i.  z.  vollständig  neugedruckt  werden, 
wie  auch  weiter  die  wichtigsten  und  schwer  zugänglichen  engl,  phonetischen 
Abh.  des  18.  Jh.  Indem  ich  auf  Wilkixs"  besonders  für  die  Phonographie 
bedeutendes  Werk  verweise ,  will  ich  eine  Nachahmung  desselben  aus  der  fr. 
Phonographie  des  18.  Jh.  besprechen,  deren  Wert  derzeit  überschätzt  worden 
ist.  So  wird  es  z.  B.  in  der  encvclopedie  mi^thouk^ue,  orammaire  et  littera- 
TURE,  1782  in  Fragen  der  Artikulation,  Orthographie  (von  Beauz^e),  P^tymologie 
(Turgot)  u.  a.  als  Hauptquelle  betrachtet  und  auch  J.  Tele,  der  freilich  nicht 
maßgebend  ist.  nennt  de  Brosses  S.  104  notre  celebre  linguiste  und  sein  hier 
zu  besprechendes  Werk  ein  ceuvre  capitale  en  linguistique ;  der  vorsichtigere 
Thurot  schweigt  über  ihn  ganz  und  hat  gewiß  seine  guten  Gründe  dafür.  Da 
aber  anderseits  sein  gen.  Werk  so  hoch  gestellt  worden,  Turgot  nennt  es 
curieux  et  instructif,  so  mag  es  in  diesem  Beitrag  zur  Geschichte  der  Pho- 
netik und  Phonographie  als  Kuriosum  eingehender  besprochen  werden,  de  Brosses 
ist -übrigens  der  einzige  Franzose,  soviel  ich  weiß,  welcher  sich  mit  der  Bil- 
dung einer  Artikulationsschrift  bemüht  hat;  freilich  nur  mit  einer  Nachbil- 
dung ,  denn  den  Gedanken  einer  Artikulationsschrift  und  phonetischen  Kurz- 
schrift hat  Wilkixs  bereits  ein  Jh.  vor  ihm  verwirklicht  und  dessen  essav 
sowie  die  Bemühungen  von  Leibxiz  wegen  einer  vera  characteristica  sind, 
wie  sich  aus  unsrer  Vergleichung  ergeben  wird,  de  Brosses  wohl  nicht  unbe- 
kannt geblieben. 


XVIII.    JAHRHUNDERT. 

Bevor  ich  auf  das  Werk  von  de  Brosses  eingehe,  will  ich'  über  die  frühern 
fr.  Grammatiker  bzhw.  Phonetiker  des   18.  Jh.  kurz  berichten.  '  . 


I  L'abbe  Regnier  Desmarets  (secretaire  I'Erpetuel  de  i.'ac.  fr.,  :  traite  de  la  gramm. 
FR.,  1705.  R.  verteidigt  den  Standpunkt  des  dict.  de  l'ac.  gegen  die  Änderangsversuche,  wie  gegen 
die  Kritik  von  de  i.a  Touche  'vgl.  oben  S.  179'  n.  aa.  in  etwas  engherziger  Weise.  Er  sagt: 
Oii  en  seroit-on  dans  chaque  langiie ,  s'il  falloit  reformer  les  elements  sur  la  difficiüte  que  les 
enfants  auroient  ä  bien  retenir  la  valeur  .  .  c'est  aiix  enfants  a  apprendre  a  lire  conime  leurs 
peres  et  leurs  grands-peres  ont  appris.  Quant  aux  estrangers,  pourquoy  veut-on  que  la  la  fr. 
fasse  a  leur  egard  ce  que  nulle  langue  ne  fait  ni  ne  doit  faire,  ä  l'egard  de  ceux  a  qui  eile  est 
estrangere?  .  .  C'est  ä  ceux  qui  sont  estrangers  dans  un  pays  a  se  conformer  aux  loix  et  aux 
coustiimes  du  pays. 

J.  L.  DE  Grim.\rest:  traite  du  rfxttatif  ,  1707.  —  fclaircissemens  sur  les  principes 
de  la  l.  fr.,   i712. 

Claude  Buffier:  orammaire  francoise  1709.—  avec  ux  traite  de  la  pron.  des  e  et 
un  abrege  des  reoles  de  la  poesie  fr.,  i7i4. 

I>'abbe  G[trard]:    l'ortografe  fran'coise  Sans  equivoques  et  dans  ses  principes  natu- 

RELS,     I716. 

Ch.  Irenee  Castel,  abbe  de  st. -Pierre  ;geb.  in  der  Normandie  1658  :  discours  pour 
perfectionner  l'ortografe,  mem.  de  Trevoux,  1724.  —  PROJET  pour  perfectiönner  l'orto- 
grafe des  langues  d'europe,  1730. 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER   FRANZ.    VXD    ENGL.    PHONETIK   IND    PHONOGRAPHIE.  183 

Dodart:  voix  de  l'hümme,  Paris,  acad.  sc.  1700  S.  244:  i7o6  S.  136: 
1707  S.  66.  D.  wies  nach,  daß  im  Sprechinstrument  die  Luftröhre  nur  als 
Windrohr  wirke    und   daß  ihre  Erzitterungen   nicht,    wie    man   früher  ange- 


P.  Restaut    geb.  in  Beauvais  1696  :   principes   generaux   et  raisonnes  de  la  gr.  fr., 

AVEC     DES    OBSERVATIONS     SUR    l'oRTHOGRAPHE  ,    LES    ACCENTS,    LA   PONCTUATION    ET   LA   PRON.  ;    ET 

UN  ABREGE  DES  REGLES  DE  LA  VERSIFICATION  FR.,  1730,  2.  ed.  1767.  R.  Unterscheidet  ä  i  u 
brefs  et  longs ;  independamment  de  la  quantite,  i  et  u  sont  susceptibles  dune  modification  aigne 
ou  grave  [im  Gegensatz  zu  Boindin  S.  185  ;  aigue  und  grave  soll  wohl  hoch  und  tief  sein"?]. 

L.  Du  Mas,  inventeur  du  bureau  tjpographique :  LA  bibliotheque  des  enfans,  ou  les 
PREMIERS  ELEMENS  DES  LETTRES,  4  vol.  1733  Vgl.  unten  RoLLiN  .  Der  IV.  Bd.  133  ff.  handelt  von 
der  Ausspr. 

L'abbe  d'Olivet  sägt  in  seinem  traite  de  la  prosodie  fr.,  i.  A.  1736,  über  die  Accent- 
frage :  Th.  de  Beze,  le  seul  de  nos  Frang.  qui  paroisse  l'avoir  examinee,  la  decide  hardiment 
.  .  Mais  cette  pretendue  Regle,  a  la  prendre  sans  restriction  est  ^^siblement  fausse.  Pour  y  trouver 
du  \Tai,  il  faut  la  reduire  ä  ceci:  Que  pour  Tordinaire,  si  nous  haussous  la  voix,  c'est  sur  une 
syllabe  longi.ie ;  et  si  nous  la  baissons,  cest  sur  une  breve  ..pour  bien  parier  fr.,  il 
ne  faut  point  avoir  d'accent  .  .  a  l'accent  oratoire  a  regier  notre  prononciation  .  .  Une 
prononciation  variee  pour  obeir  a  des  syllabes  materielles,  sera-t-elle  plus  melodieuse  qu'une 
pron.  variee  pour  obeir  aux  mouvemens  de  lame?  Unter  accent  versteht  O.  "^inflexion  de  la 
voix',  unter  'quantite'  la  duree  des  syllabes,  il  y  en  a  .  .  de  longues,  et  de  breves,  raais 
relativement  .  .  Outre  cela,  nous  avons  notre  syll.  fem.,  plus  breve.  que  la  plus  breve 
des  masc.  Je  veux  dire  celle  ou  entre  Te  muet.  Man  vgl.  hiermit  die  Auffassung  der  neuern 
fr.  Phonetiker,  z.  B.  Mende  unten.  d'Alembert  schreibt  über  d"Ol.  :  d'Ol.  s'est  trompe  sur  la 
quantite  de  quelques  syllabes  qu'il  pronongait  a  la  maniere  de  sa  provlnce.  d'Ol.  ist  in  Salins 
geboren. 

Pol  TIERS  :  TRAITE  DE  l"oRTHOGR.\PHE  EN  FORME  DE  DICTIONNAIRE ,  1739,  N.  ED.  CORRIGEE 
PAK    RE-STAUT,     1752,     1785.  . 

Antonini:  principes  de  la  gram.  fr.  prat.  et  rais.,   1753. 

cli.  p.  duclos:  remarques  sur  la  grammaire  generale  de  port-roval,  1754.  ich  be- 
richte nach  der  Ausg.  von  Bailly,  1846.  D.  ist  zwar  in  der  Bretagne  1704  geboren,  ging  aber 
früiizeitig  nach  PARIS,  um  dort  seine  Stiidien  zu  machen;  er  wurde  Mitglied  der  Ak.  D.  bemerkt 
zu  den  ouvertures  de  la  bouche  S.  8:  MM.  de  P.-R.  n'ont  pas  marque  toutes  les  voyeles  quils 
pouvoient  aisement  reconnoitre  dans  notre  langue :  il»  nont  rien  dit  des  nasales  .  .  Nous  avons  .  . 
4  nasales  qui  se  trouvent  dans  ban ,  bien,  bon,  bnm  .  .  Plusieurs  grammairiens  admetent  un  i 
nasal,  encore  le  bornent-ils  a  la  silabe  initiale  et  negative  .  .  come  ingrat  .  .;  mais  cest  un  son 
provincial  qui  n'est  d'itsage  ni  a  la  cour,  ni  a  la  Vile.  II  est  vrai  que  l'i  nasal  sest  introduit 
au  Teatre,  mais  il  n'en  est  pas  moins  vicieus  .  .  pourquoi  n"admetroit-on  pas  deus  a.  Tun 
grave  et  l'autre  aigu ,  come  dans  pate  .  .  et  päte  [Boindin  S.  186]  .  .  et  deus  eu ,  come  dans 
jeunc  .  .  et  jeiine  [Dangeau  S.  180]?  L'aigu  et  le  gi-ave  diferent  par  le  son,  independament  de 
Icur  ([uantite  [man  vgl.  meine  Bemerkimgen  S.  183  und  186  zu  Restaut  und  Bolndin  ,  welchem 
])U(  los  hier  und  weiter  fast  wörtlich  nachspricht.]  .  .  Nous  prononcions  autrefois  [z.  B.  zur  Zeit 
von  Meigret]  beaucoup  plus  de  diftongiies  qu  aujourd'hui  .  .  j'avois  .  .  Frangois  .  .  javes  .  . 
Frances  .  .  Des  qu  un  mot  est  quelque  tems  en  usagc  chez  le  peuple  des  gens  du  monde ,  la 
prononciation  s'en  amolit  .  .  Cete  nonchalance  dans  la  pron..  qui  n'est  pas  incompatiblc 
avec  1  impatience  de  s'exprimer,  nous  fait  alterer  jusqu'a  la  nature  des  mots  .  .  Une  pron.  s ou- 
te nue  et  une  prosodie  fixe  et  distincte  doivent  se  conser\-er  particulierement  chcz  des 
peuples  qui  sont  obliges  de  traiter  publiquement  des  matieres  .  .  II  faut  rcmarciuer  que  l'i,  lu  et  1  ou 
sont  susceptibles  de  differente  quantite  come  toutes  les  autres  voyeles,  mais  non  pas  de  modification 
plus  ou  moins  grave;  ce  qui  pouroit  les  faire  nomer  pctites  voyeles  par  oposition  aux  grandes  a, 
e  ouvert,  o,  eu  [ouverts ;  im  (Gegensatz  zu  o  eu  petits;  genauer  ist,  wie  S.  1S6  zu  erörtern,  statt 
der  zwei  vier  (Irade  der  Öffnung  zu  unterscheiden],  qui,  independament  de  la  (luantite.  peuvcnt  etre 
aigues,  graves  et  nasales.  Über  die  Schließer  sagt  D.  S.  15  :  II  faudrait  joindre  au  c  le  k  et  le  q 
pour    repondre    exactcuunt    au    son    (hi    cajipa    ursprünglich    /',,   =  l'^    et    du    coph     ursprünglich 


i84 


V.    Ti;<HMKR. 


geben,  bei  der  Stimmerzeugiing  das  Wesentliche  seien.  Er  nahm  an,  daß 
die  Verschiedenheit  der  Stimme  namentlich  durch  die  Erweiterungen  und  Ver- 
engungen der  Stimmritze  bedingt  und  die  Schwingungen  der  Stimmbänder  nur 


/'„  =  k  ,  parco  (|ue  ce  c  s'emploic  pour  s  dovant  l'c  et  1  i  .  .  Alors  le  ce  deviendrait  inutile 
dans  notre  alphabct  [c  könnte  in  phonetischer  Schreibung  für  /'/  =  k  bzhw.  k^  verwertet 
werden]  .  .  le  c  [oder  der  überflüssige  Buchstabe  x  oder  9?]  .  .  servirait  ä  rendre  le  son  du  ch.qui  na 
point  de  caractere  [vgl.  Dangeau  S.  181]  .  .  Le  g  est  .  .  plus  ou  moins  fort  [d.  h.  hier  wohl  mehr 
oder  weniger  rückwärts  artikuliert,  wie  bzhw.  in  bague  und  guidej  .  .  On  emprunterait  du  grec 
le  gamma  y  pour  le  g  faible  [von  beiden,  g  fort  et  faible  '^^  ^^  unterscheidet  D.  ^  =  7  cons.]  .  .  de 
s  .rte  qu'on  ecrirait  gomme,  f^iide,  anje  .  .  Je  ne  dois  pas  dissimuler  que  d'habiles  grammairiens,  en 
admettant  la  differcnce  sensibledes  diffi^rents  sons  du  g  et  du  q,  pensent  quelle  ne 
vient  que  des  voyelles  auxquelles  ils  s'unisscnt;  ce  quc  je  ne  crois  pas  [hier  beweist 
nicht  das  Glauben,  sondern  die  Feststellung  der  Zungenartikulationen  ;  solche  eigne  Beobachtungen 
hat  D.  hier  nicht  angestellt ;  DucLOS  zeigt  sich  in  dieser  Frage  der  g  k  nicht  als  genauer  Beobachter 
und  jene  leider  nicht  genannten  habiles  grami^airiens  vgl.  VoLNKY  1819  unten  haben  voll- 
kommen Recht,  welche  verschiedene  Arten  von  stimmhaften  wie  stimmlosen  Zungenrückenschluß- 
lauten  je  nach  den  benachbarten  Hinter-  und  Vorderzungenöffnern  unterscheiden ;  ich  glaube  des- 
halb berechtigt  zu  sein,  in  der  Übersicht  der  Articulations  orales  closes  S.  145a  bzhw.  ^,/\  £"  k  g'J^^ 
oder  ^'^k^  (der  lebenden  Ausspr.  vmd  den  Angaben  jener  habiles  grammairiens  entsprechend  je 
nach  den  Stellen  iOrganes  passifs  :  voile  du  palais,  pal.  p  ost  erieur ,  moyen,  anterieur 
aufführen  zu  dürfen.]  .  .  Nous  avons  3  sons  mouilles:  2  forts  et  un  faible.  Les  2  forts  sont  le 
gn  dans  regne,  le  ill  dans  paille ;  le  mouille  faible  .  .  dans  .  .  paien  [^J  .  .  II  est  aise  d"observer 
q\ie  les  enfants  et  ceux  dont  la  prononc.  est  faible  et  lache  ,  disent  paie  pour  paille ,  versaies 
pour  Versailles  [vgl.  Fromant  unten  S.  185  über  die  P.\Riser  Ausspr.]  .  .  Pour  eviter  tout  equi- 
voque ,  il  faudrait  introduire  dans  notre  alph.  le  lambda  X  comme  signe  du  mouille  fort.  Ex. 
paXe,  versaXe,  fiXe  [aJ.  Le  mouille  faible  serait  marque  par  y  .  .  X  renverse  .  .  Ex.  payen  j 
.  .  On  se  servirait  du  ii  des  Espagnols  pour  le  mouille  de  regne  [a'J  .  .  Au  reste,  ce  ne  sont  ici 
que  de  simples  \'ues,  car  il  ny  aurait  qu'une  compagnie  litteraire  qui  put  avoir  l'autorite  necessaire 
pour  fixer  les  caracteres  dune  langue.  .  .  II  peut  bien  se  trouver  encore  quelques  sons  mixtes, 
sensibles  a  une  oreille  delicate  et  exercee,  mais  ils  ne  sont  ni  assez  fixes,  ni  assez  de- 
termines  pour  etre  comptes  .  .  A  l'egard  de  l'e  muet  qui  .  .  se  fait  nei^essairement  sentir  a 
l'oreille,  quoiqu'il  ne  s'ecrive  pas,  lorsqu'il  y  a  plusieurs  cons.  de  suite  qui  se  prononcent, 
il  ne  differe  des  autres  qiie  par  la  rapidite  avec  laquelle  il  passe  .  .  c'est  une  difference  de 
duree  [aber  auch  infolge  der  zii  großen  Verkürzung  ein  Unterschied  der  Artikulationen,  der  unvoll- 
kommenen im  Gegensatz  zur  vollkommenen;  imparfaite  sagt  schon  G.  des  Autels  S.  166  sehr 
sachgemäß]  .  .  Tout  grammairien  qui  n'est  pas  ne  dans  la  capitale,  ou  qui  n'y  a  pas  ete  eleve 
des  l'enfance  [auf  letzteres  glaubt  Vf.  wohl  Anspruch  machen  zu  dürfen]  devrait  s'abstenir  de  parier 
des  sons  de  la  langue  .  .  J'en  parlais  un  jour  ä  M.  du  Märsais  ,  qui ,  nayant  pas  totalement 
perdu  l'accent  de  sa  province  [du  M.  war  in  Marseille  1676  geb.;  vgl.  imten  du  ^M.  1782].  fixt 
assez  frappe  de  mes  idees,  pour  m'engager  a  lui  donner  l'etat  des  sons  de  notre  langue,  tels  que  je 
les  avais  observes.  J'en  ai  fait  depuls  la  matiere  de  mes  premieres  remarques  sur  cette  GRAMM. 
.  .  je  m'etais  borne  a  des  observations  en  marge  .  .  D.  handelt  dann  von  der  Silbe:  II  faut 
distinguer  la  syllabe  reelle  et  physique,  de  la  syllabe  d'usage  .  .  celle  qui,  dans  nos  vers,  n'est 
comptee  que  pour  une,  quoique  l'oreille  soit  reellement  et  physiquement  frappee  de  plusieurs  sons. 
Weiter  von  denDiphth. :  quoique  l'on  ecrive  loi  .  .  avec  un  o,  on  n'entend  que  le  son  ou  [//], 
comme  si  Ton  ecrivait  loue  .  .  Quant  aux  accents,  le  grave  et  l'aigii  suffiraient  .  .  A  l'egard  de 
la  quantite,  le  circonflexe  ne  se  mettrait  que  sur  le  longues  decidees.  Beachtenswert  sind 
auch  seine  weitern  Bemerkungen  über  die  Schreibung  S.  32  ff.,  um  so  mehr  als  er  der  Hauptheraus- 
geber des  DiCT.  DE  l'ac.  gewesen :  Les  caracteres  .  .  l'usage  qu'en  faisaient  nos  anciens  .  .  Ils 
peignaient  leurs  sons  .  .  L'intelligence  ne  ferait  eile  pas  pour  la  langue  ecrite  ce 
qu'elle  fait  pour  la  langue  parlee  .  .  champ  de  campus  .  .  chant  de  cantus  .  .  son,  sonus 
.  .  son,  suus  .  .  L'usage,  dit-on,  est  le  maitre  de  la  langue  .  .  l'usage  est  le  maitre  de  la  langue 
parlee  .  .  Mais    il    n'est    pas    ainsi    de    lecriture   .  .   On    peut    donc    entreprendre    de    corriger 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    FRANZ.    tND    ENGL.    I'HONETIK    UND   PHONCGRAPHIE.  lg; 

begleitende  Erscheinungen  seien  (1700  S.  252).  In  der  Ergänzung  1706  stellte 
D.  seine  Theorie  der  voix  de  fausset  und  1707  seine  Theorie  des  Pfeifens  dar, 
wobei  er  mit  der  glotte  vocale  eine  glotte  linguale  und  labiale  vergleicht. 
Nach  seiner  einseitigen  Auffassung  war  das  Stimmorgan  vor  allem  eine  Art 
Flötenpfeife ;  der  später  vorgezogene  und  im  allgemeinen,  namentlich  für  die 
Unterstimme  besser  passende  Vgl.  mit  der  Zungenpfeife  kam  für  ihn  erst 
an  zweiter  Stelle  in  Frage. 

Nie.    BOINDIN:    REMARQUES  SüR    LES    SONS    DE    L.A.    L.-\NGUE      betreffs  DaXGEAUS 

eben  erschienene  essais].  —  preservatif  coxtre  la  grammaire  du  P.  Buffier, 
1709  u.  ä.  kritische  Bemerk.,  welche  nach  dem  Tode  des  1676  in  Paris  geb. 
Vf.   in   seinen  (euvres   1753  erschienen.     Ich  berichte  über  B.  nach  Michaelis: 

über    DIE    ANORDNUNG    DER    VOK.,    HeRRIGS    ARCH.     LXVI.     87: 

B.  spricht  im  Eingange  von  solchen  Öffnern,  deren  Ausspr.  noch  nicht 
genügend  bestimmt  sei,  tels  que  le  son  moyen  '?"  entre  Tc  ferme  et  l'e  ouvert 
des  mots    differer,   succeder  .  .   entre   l'o    et   l'ou    de   la   premiere   voyelle  des 


l'usage,  dn  moins  par  degres  .  .  Apres  avoir  determine  tons  les  sons  dune  langiie  ce  qnil  y 
aurait  de  plus  avantageux  serait  que  chaque  son  eüt  son  caractere  qui  ne  put  etre  employe  que 
pour  le  son  auquel  il  aurait  ete  destine  .  .  Les  deux  langues  dont  les  livres  sont  les  plus  recherches, 
la  fr.  et  l'angl.,  sont  Celles  dont  l'orthogr.  est  la  plus  vicieuse  .  .  Je  dois  bien  connaitre  l'orthogr. 
du  DICT.  DE  l'ac,  dont  j'ai  ete,  en  qualite  de  secretaire ,  le  principal  editeur.  Im  ganzen 
sind  diese  Bemerkungen  von  D.  sachgemäß:  indem  der  formgewandte  Sekretär  der  Ak.  die  für 
ihre  Zeit  vortreffliche  Gramm,  der  Gelehrten  von  P.-R.  bespricht  und  dabei  geschickt  die  besten 
Darstellungen  der  fr.  Phonetik,  namentlich  von  Boindin  und  Dangeau  verwertet,  leider  ohne 
seine  Quellen  gebührend  zu  nennen,  hat  er  eine  den  damaligen  Standpunkt  der  fr. 
Phonetik  wohl  kennzeichnende  Arbeit  geleistet,  ohne  freilich  dieselbe  durch  Ergebnisse 
eigner  Untersuchungen  wesentlich  zu  fördern.  Ich  habe  es  für  meine  Pflicht  gehalten,  in  diesem 
heitr.  zi;r  GESCH.  der  fr.  PHON,  seine  Bemerk,  niedriger  zu  stellen,  weil  er  zu  der  leider  nicht 
seltenen  Gattung  von  Phonetikern  gehört,  welche  sich  auf  Kosten  bescheidener  Vorarbeiter  be- 
reichern, ohne  ihre  (luellen  anzugeben.  Wir  werden  solchen  z.  T.  vielgepriesenen  Nachahmern 
noch  öfter  in  der  Folge  begegnen. 

Im  Anschluß  an  DucLos  ist  zu  nennen:   L'abbe  Fkomant,  kkki.e.xions  sir  i.es  fondements 

DE    e'aRT    de    PARI.ER    OU    SUPPLEMENT    Ä    LA    GR.    GEN.    ET    RAIS.,     I756    hcraUSg.    VOn    BaILLV    1S46. 

In  der  Unterscheidung  der  fr.  Öffner  weicht  er  von  Duci.os  und  Boindin  für  i  u  ou  und  für  i 
nasal  ab ;  letzteres  hält  er  für  bon  usage  und  auch  bei  i  u  ou  sondert  er  je  zwei  Abarten  grave  et 
aigu,  statt  long  et  bref,  welche  Dauergrade  für  diese  ouvertures  jiKis  petites  in  der  fr.  Ausspr. 
wohl  das  einzig  unterschiedene  sind.  Man  vgl.  dabei  jedoch  den  in  seiner  .Mlgemeinheit  nicht 
unbedenklichen  Satz  von  DE  Beze  S.  174:  Eadem  syllaba  acuta  quae  producta,  eadem  gravis 
([uae  correpta.  Mit  Dangeau  imterscheidet  Fr.  cons.  fortes  et  faibles  und  nennt  ebenfalls  y 
mouille  faible,  que  le  peuple  de  Paris  substitue  au  mouille  fort  de  ill,  en  pronon^ant  non- 
chalamment  versayes  pour  Versailles.  Letztere  bet[ueincre  .\usspr.  des  sog.  1  mouille  hat 
seitdem  mehr  und  mehr  Anerkennung  gefunden,  l'ntcr  dem  Accent  sjiricht  er  von  der  Pause 
und  führt  ilarüber  eine  Stelle  von  DlDERor  dem  llerausg.  der  großen  encncl.  vgl.  den  Artikel 
l'.NCVCLop.  :  V  an:  Le  repos  de  la  voix  ilans  le  discours  ,  et  les  signes  de  la  ponctuation 
dans  l'ecriture,  sc  correspondent  toujours  so  sollte  es  in  einer  iihonetischen  Schrift  allerdings 
sein;  s.  den  Art.  l'onctuation  von  Beafzee  in  der  kncmi.oi'.  .     IIakdoiin:  kemakijies  diverses 

SUR  LA  PRON.  ET  SUR  l'oRTHOGR.  1757;  —  DISSERTATION  SIR  LES  VOY.  ET  SIK  LES  CONS.,  1 760. 
]5oUILI.ETTE:  TRAITE  de  SONS  DE  LA  L.  FR,  ET  DES  CARACTERES  (Jll  LES  REPRESENTENT  ,  I760. 
DdlCllKT:     IKIMII'ES     GENERAIX     11      KAISoNNES    DE     l'oR  rilOGRAPI  I E     FK.,      A\  FC     DES     KFNL\R<jrES 

SUR   LA   PKON.,   1762.     deWaii.i.v:    pkinitpes    generavx    ET    1' Auricii.iFKs ,    1763.     Demandre: 

DICITON.    HE    I.KI.Oir  ITON    TR    ,     I7()9. 


i86 


F.  Teciimer. 


Modifications: 

a  i  g  u  e  . 

S 

rave, 

a 

ä 

e 

e 

eu 

eü 

o 

6 

diftongues  loi.  fois  .  .  [/i]  entre  l'c  ouvert  long  et  la  ouvert  long  de  la  derniere 
voyelle  des  diftongues  bois,  mois  [^].  Er  erwähnt  ferner  Offner,  welche  nur 
gewissen  Mundarten  eigen  sind,  tels  que  l'i  pur  nazal  [vgl.  Dangkau  S.  i8i 
und  DucLos  S.  183]  et  l'ou  pur  nazal  de  Normandie;  Te  ferme  nazal  et  Tu 
pur  nazal  de  Languedoc  etc.  Abgesehen  von  diesen  Öffnern  unterscheidet 
nun  Vf.  6  voyellcs  petites  [d.  h.  mit  verhältnismäßig  kleinerm  Kieferwinkel] 
.  .  savoir  c.  i.  u.  ou  des  mots  ne ,  si,  tu.  cou  et  les  deux  e  muets  de 
fais-je  et  je  fais  .  .  qui  nc  sont  ä  proprement  parier,  que  le  son  de  la  voyelle 
eu  [?].  plus  ou  moins  affoibli.  Es  handelt  sich  nur  um  verschiedene  Grade 
der  UnvoUkommenheit  der  betr.  Offnerabart  //  bis  zum  Lautübergang.  Daneben 
12  voyelles  grandes  d.  h.  mit  verhältnismäßig  größerm  Kieferwinkel].  11 
y  en  a  4  qui  .  .  sont  par  elles-memcs  susceptibles  de  3  differentes  modifica- 
tions; savoir  d'une  modification  aigue,  d'une  modification  grave  et  dune  modi- 
fication  nazale: 

n  a  z  a  1  e 

an  tache ,  täche .  tanche  ; 

en  teile  ,   tete  ,  teinte  : 

eun  jeune  .  jeüne  .  jeun; 

on  cotte,  cöte  ,   conte. 

Zu  den  Diphthongen  bemerkt  Vf.:  des  deux  voyelles  dont  nos  vraies  dif- 
tongues sont  composees.  la  premiere  est  toujours  une  de  ces  petites  voyelles 
[i  ü^  u]  .  .  et  la  derniere  .  .  une  des  grandes  [?].  Die  Gründe,  welche  Vf.  vor- 
führt, um  die  Thatsache  zu  erklären,  daß  die  Vokale  mit  kleinerm  Kieferwinkel 
im  Fr.  in  der  Regel  nicht  nasal  werden,  sind  nicht  zutreffend.  Das  Vorkommen 
solcher  voy.  petites  nasales  in  fr.  Mundarten  hätte  den  Vf.  in  diesem  Punkte 
vorsichtiger  machen  müssen.  Auch  scheint  er  in  der  Unterscheidung  von 
Abarten  z.  B.  bei  den  e  muets,  bei  dem  son  moyen  en,tre  l'e  ferme  et 
1  e  ouvert  des  mots  differer ,  succeder  zu  weit  zu  gehen  und  das  Wesen  der 
modifications  aigue  et  grave  nicht  physiologisch  ergründet  zu  haben .  da  die 
in  den  betr.  Reihen  aufgeführten  Offner  nach  den  Beisp.  zu  urteilen  nicht 
vollständig  homogen,  sondern  vielmehr  nur  nach  der  Dauer  geordnet  zu  sein 
scheinen,  w'elche  letztere  ja  in  der  fr.  Ausspr.  nicht  das  Wesen  der  Öffner  zu' 
beeinflussen  pflegt  und  die  bei  den  sog.  halblangen  schwer  zu  bestimmen  ist. 
Unter  diesem  Vorbehalt  ist  seine  Zergliederung  und  Anordnung  der 
Öffner  die  genauste,  welche  bis  dahin  veröffentlicht  worden.  Namentlich 
ist  seine  Einteilung  nach  dem  Öffnungsgrade  (ouverture  de  la  bouche,  Port- 
Royal;  in  voy.  grandes  und  petites  sehr  zutreffend,  doch  hätten  wie  e  ferme  auch 
die  mit  annähernd  entsprechendem  Kieferwinkel  her\'orgebrachten  0  und  o  zu 
den  petites  und  nicht  als  6  und  eü  zu  den  grandes  gerechnet  werden  sollen. 
Über  die  Erzeugungsweise  des  a  und  ä  in  tache  und  tache  im  18.  Jh.  können 
war  nach  den  bisherigen  Darstellungen  nicht  sicher  urteilen .  jedenfalls  haben 
sie  einen  größern  Öffnungsgrad  gehabt  als  die  übrigen  fr.  grandes,  wie 
i  u  ou  einen  kleinern  als  e  ferme.  Vf.  hätte  also  genauer  4  Grade:  plus 
petites,  petites,  grandes,  plus  grandes  unterscheiden  sollen,  wie  ich  es  in 
der  Lautübersicht  S.  145"  durchgeführt. 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGRAPHIE.  187 

Ferrein:  FORMATION  DE  LA  voix  DE  l'homme,  Paris  ac.  SC.  I74I-  4og.  In 
dieser  Abh.  las  F.  über  die  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  mit  ausge- 
schnittenem Kehlkopf.  Die  durch  die  Glottis  ausströmende  Luft  errege 
Schwingungen  der  seitlichen  Bänder,  ähnlich  wie  bei  den  Saiten  von  musikali- 
schen Instrumenten.  Ces  rubans,  que  je  nommerai  dans  la  suite  cordes 
vocales,  peuvent  donc  etre  compares  aux  doubles  cordes  isochrones  du  cla- 
vecin :  la  glotte  n'en  est  que  Fintervalle  .  .  l'action  de  la  potrine  et  du  poumon 
fait  loffice  des  doigts  et  des  touches  qui  elevent  le  sautereau  (vgl.  Gebelix 
u.  1776).  An  einer  andern  Stelle  vgl.  F.  den  Ausatmungsstrom  mit  einem 
Geigenbogen.  Cest  ainsi  qu'une  corde  plie  sous  l'archet.  Vgl.  Maxdls  Unter- 
scheidung von  son  glottique  [pur]  und  voix  [pharyngienne,  Havets  von  voy. 
nasale  und  Edwards"  von  voix  [?]  buccale  unten   ig.  Jh. 

Charles  de  Brosses  :  traite  de  la  Formation  mechanique  des  langues 
et  des  principes  physiques  de  l  etymologie.  2  vol.  i765. 
Wir  lesen  in  seinem  Discours  preliminaire  S.  XXlll:  Ce  que  Lkirxiz  de- 
mandoit,  on  täche  de  le  faire  ici  .  .  On  ne  s'occupe  pas,  ainsi  que  l'ont  fait 
quelques  grammairiens,  a  fabriquer  par  art  une  langue  factice,  qui,  par  l'usage 
universel  qu'on  en  pourroit  faire,  tant  verbalement  que  par  ecrit,  tiendroit, 
dans  le  commerce  et  dans  les  connoissances  de  toutes  les  nations .  le  mcme 
lieu  que  l'algebre  tient  dans  les  sciences  numerales ;  projet  qu'on  ne  peut 
esperer  de  faire  jamais  adopter  aux  hommes  dans  la  pratique.  On  se  borne 
ä  montrer  ici,  que  ce  fond  de  langage  universel  existe  en  effet.  Au  lieu  de 
perdre  de  tems  ä  essayer,  sans  fruit,  ce  que  Tart  pourroit  faire,  on  y  met 
ä  decouvert  ce  qu'a  fait  la  nature  .  .  On  y  decrit  d'abord  l'organe  de  la  voix 
humaine  .  .  les  differences  et  les  proprietes  de  chaque  articulation  .  .  On 
donne  une  formule  d'ecriture  organique  tres-simple,  dont  chaque  element 
correspond  juste  ä  chaque  organe  et  ä  son  mouvement  propre;  formule  qui 
na  dautre  usage  que  de  servir  de  glossometre  pour  mesurer  le  degre  de 
comparaison  entre  les  langages,  et  verifier  la  justesse  des  etjmiologies  et  deri- 
vations.  Tout  ceci  est  le  technique  de  la  chose.  fatiguant  et  ennuycux  pour 
le  Iccteur;  mais  indispensable,  puisqu'il  decrit  les  Operations  de  la  nature  .  . 
On  prouve  que  tout  est  primitivement  fonde  sur  l'imitation  des  objets  ex- 
terieurs,  tant  par  les  sons  vocaux  que  par  les  figuros  ecrites:  que  l'impossi- 
bilitc  de  faire  parvenir  ä  l'ouie,  par  un  bruit  imitatif,  les  objets  de  la  vue, 
a  force  d'avoir  recours  ä  un  autre  genre  d'imitation  susceptible  de  tombcr 
sous  cet  autre  sens,  et  donne  naissance  a  recriture.  On  suit  les  dittcrcns 
ordres,  gradations  et  developpemens  de  ce  nou\el  art.  depuis  l'ccriturc  pri- 
mitive en  figures  .  jusqu'aux  caracteres  alphabetiques.  On  montrc  que 
les  ordres  et  les  suites  sont  du  meme  genre  dans  1  ecriture  .  commc  dans  la 
parole,  en  ce  que  la  nature  a  de  meme  servi  de  guide.  en  donnant  les  prin- 
cipcs  et  les  developpemens,  par  de  semblables  procedes  d'imitation  d'approxi- 
mation  et  de  comparaison,  jusqua  ce  qu'enfin  l'homme  ait  totalcment  change 
le  sy.steme  de  l'ecriture,  en  s'attachant  ä  peindre.  non  les  objets  extcrieurs 
comme  ci-devant,  mais  les  mouvements  de  chacun  des  organes  vocaux,  par 
Tinvcntion    d'un    aiphabet.     On   rcmarciue    comment  s'est  faite  cctto  admirable 


l38  ^'-    TK(  HMER. 

reunion  des  deux  sens  de  la  vue  et  de  Touie,  qui  assujettit  les  objets  de  Tun 
et  de  l'autre  sous  un  meme  point.  B.  hat  soweit  Recht,  daß  er  sich  nicht 
weiter  mit  Versuchen  eines  kkal  chakactek  und  einer  Weltsprache  bemüht:  er 
hätte  aber  auch  all  das  Gute,  was  er  den  Werken  von  Wii.kins  und  Lkibniz 
dankt,  gebührend  im  einzelnen  anerkennen  sollen.  Es  ist  die  Aufgabe  der 
Geschichte  der  Wissenschaft,  solche  Versäumnisse  nachzutragen.  Dem  zu 
kühnen  Fluge  der  Phantasie  des  geistreichen  Vf.  kam  ich  hier  leider  nicht 
weiter  auf  das  Gebiet  des  Ursprungs,  der  weitern  lintwickelung  der  Spr.  und  der 
Etymologie  folgen;  ich  muß  mich  auf  den  Inhalt  seines  Werkes  beschränken, 
welcher  die  Phonetik  und  Phonographie  betrifft.     Bk.  stammte  aus  Burgund. 

Br.  handelt  im  iii.  Kap.  des  l.  Bandes  de  Torgane  de  la  voix  et  de 
l'operation  de  chacune  des  parties  qui  le  composent.  Dicouverte  de 
l'alphabet  et  nombre  des  articulations  de  la  voix.  Methode  de  figurer  chaque 
articulation  par  un  caractere.  S.  103:  Ce  qu'il  y  a  de  plus  admirable.  ä  mon 
gre,  dans  Fart  de  Tecriture,  c"e.st-ä-dire  dans  la  plus  belle  invention  de  I'esprit 
humain,  n'est  pas  tant  d'avoir  figure  des  caracteres  pour  representer  les  arti- 
culations de  la  voix,  qua  d'avoir  s^u  discerner  la  v^ariete  des  mouvemens 
qui  forment  une  parole ,  et  distinguer  chaque  articulation  simple. 
108:  La  voyelle  est  le  son  conduit  dans  le  canal  de  la  parole  .  .  Les 
consonnes  sont  les  articulations  de  ce  meme  son  [Br.  beschränkt 
also,  nach  der  noch  jetzt  in  Frankreich  üblichen  W^eise.  den  Begriff  articulation 
auf  die  den  stimmhaften  Luftstrom  hemmenden  Bewegungen  der  Teile  des 
Sprechinstruments  nur  zu  Enge  und  Schluß].  .  .  L'instrument  general  de  la 
voix  doit  etre  considere  comme  un  tuyau  long  qui  s'etend  depuis  le  fond  de 
la  gorge  jusqu'au  bord  exterieur  des  levres.  Ce  tuyau  est  susceptible  detre 
resserre  idoch  nur  innerhalb  der  Öffnungsgrade  (bouche  ouverte,  sagt  auch 
Br.  weiter  unten),  nicht  bis  zu  einer  Enge,  welche  Geräusch  erzeugt]  selon 
un  diametre  plus  grand  ou  moindre,  d'etre  etendu  ou  racourci  selon  une 
longueur  plus  grande  ou  moindre  .  .  On  remarque  communement  7  divisions 
plus  marquees  du  son  simple,  ou  7  etats  du  tuyau  quon  apelle  voyelles:  a  r| 
e  i  o  K  u  [man  vgl,  Wilkins'  Hauptöffner  i.  z.  IV.  355,  welche  in  ähnlicher 
Weise  mit  Aushilfe  der  griech.  Buchstaben  bezeichnet  worden].  114:  La  veri- 
table  Image  de  la  voix,  conforme  ä  celle  de  la  bouche  ouverte  [I],  est  un 
entonnoir  flexible  dont  on  diminue  ä  volonte  les  deux  diametres  .  .  en  sorte 
que  a  est  le  plus  grand  entonnoir,  et  u  est  le  plus  petit.  Offenbar  urteilt  Br. 
hier  einseitig  äußerlich  nach  der  Lippenöffnung,  welche  in  der  fr.  Ausspr. 
allerdings  wohl  artikuliert  ist,  und  vernachlässigt  den  durch  die  Hinter-,  Mittel- 
und  Vorderzungenrückenhebungen  verschieden  gestalteten  innern  Raum  der 
Mundhöhle;  im  Gegensatz  zur  engl.  Ausspr.,  in  welcher  die  Lippenartikulation 
verhältnismäßig  unvollkommener  ist,  was  Bell  und  seine  Schule  verleitet  hat. 
ebenso  einseitig  nur  die  Zungenartikulationen  als  die  wesentlichen  anzu- 
sehen. Während  Boixdin  und  seine  Nachahmer  nur  2  Offnungsgrade  grand  und 
petit  unterschieden,  nimmt  Br.  hier  deren  gar  7  an,  von  a  als  le  plus  grand  bis  u 
als  le  plus  petit.  Das  rechte  Maß  liegt  in  der  Mitte ;  ich  glaube,  daß  4  Grade 
nicht  bloß  für  das  fr.,  sondern  auch  für  das  allgemeine  phonetische  ()ftner- 
system  ausreichend  sind:   plus  grand,  grand,  petit,  plus  petit,  wie  sie  auch 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGRAPHIE. 


189 


in  der  Lautübersicht  S.  145^  vermerkt  worden.  Daß  auch  die  Reihenfolge  der 
Öffner  bei  Br.  weder  nach  der  Erzeugung  noch  nach  der  hörbaren  Wirkung 
eine  natürliche  ist,  haben  die  spätem  Beobachtungen  von  Hellwag  und  nament- 
lich die  Experimente  von  Willis  bewiesen.  116:  Le  nez  .  .  doit  etre  regarde 
comme  un  second  tuyau  ä  l'instrument  .  .  Cet  organe  a  sa  consonne  i'B. 
nennt  wunderlicherweise  se  sifflement  nazal  und  die  Nase  son  organe  propre 
117,  125,  128,  was  selbst  seine  Verehrer  nicht  gebilligt  haben"  :  il  a  meme  .  . 
savoyelle:  an,  in,  on  etc.  ou  son  simple  qui  luiest  propre.  Indem  Br. 
hier  das  Nasenrohr,  welches  beim  Sprechinstrument  nur  die  Rolle  eines  meist  ab- 
geschlossenen Nebenrohrs  spielt,  mit  dem  Mundrohr,  dem  eigentlichen  Laut- 
rohr  ganz  gleichstellt,  gerät  er  hier  mit  sich  selbst  in  offenbaren  Widerspruch : 
En  ce  sens  on  doit  dire  qu'il  y  a  reellement  deux  voyelles  ;  ceHes  de  la  bouche 
et  Celle  du  nez:  cependant,  quoique  la  voyelle  soit  susceptible  d'une  difference 
effective  selon  le  tuyau  par  lequel  Fair  est  conduit  [auch  für  die  nasalen  Öffner 
muß  der  Luftstrom  durch  das  Mundrohr;  sonst  würden  sie  nicht  zu  Lauten, 
sondern  blieben  bei  Ausschluß  des  Lautrohrs  nur  unartikulierte  Brummstimme" , 
je  ne  laisserai  pas  de  la  considerer  comme  unique,  tant  que  je  ne  la  regarderai 
que  comme  l'air  sortant  d'un  Instrument  [die  Einheit  aller  Öffner  wird  in  der 
That  nur  durch  das  Mundrohr  hergestellt].  On  peut  nommer  chaque  lettre 
ou  consonne  du  nom  de  son  organe  propre  ce  qui  la  rendra  reconnoissablc 
il  toutes  les  nations  de  la  terre ,  sous  quelque  caractere  que  l'on  la  figure  .  . 
chaque  organe  peut  donner  son  mouvement  propre  d'une  maniere  douce. 
moyenne,  rüde  [d.  h.  entsprechend  bzhw.  den  größern.  mittlem  und  geringern 
Hemmungen ,  welche  der  Luftstrom  an  erster  Stelle  durch  die  Stimmbänder 
erfährt;  wonach  die  weitern  Hemmungen  im  Ansatzrohr  sich  einrichten".  .  . 
La  langue  .  .  est  en  effet  le  plus  flexible  de  tous ,  et  celui  qui  se  trou\e 
place  au  milieu  de  l'instrument  .  .  Mais  aucun,  pas  meme  la  langue .  ne  peut 
se  passer  des  poumons,  qui  sont  les  soufflets  de  cette  espece  d'orgue  vocal 
der  Vgl,  mit  der  Orgel  ist  im  ganzen  passender  als  der  zu  einseitige  mit  einer 
Flötenpfeife  Dodart  S.  185)  oder  mit  einem  Saiteninstrument  ^Ferrkin  S.  187  ; 
Gebelin  spricht  sogar  von  Tasten:  vgl.  unten  Edwards  (1877)',  qui  poussent 
l'air  resserre  et  rendu  [moins  ou]  plus  fort  dans  le  canal  etroit  du  larinx.  Cest 
du  larinx  et  des  poumons  que  vient  Tintensite  et  le  volume  [la  hauteur  de 
la  voix,  le  fort  et  le  faible  de  l'intonation,  qu'il  ne  faut  pas  confondre  avec  le 
fort  et  le  faible  de  l'articulation.  Diese  übrigens  sehr  beachtenswerte  Dar- 
stellung leidet  an  zwei  Grundfehlern,  gegen  welche  ich  hier  um  so  mehr  Stel- 
lung nehmen  muß,  als  sie  sich  in  der  fr.  Phonetik  bis  zur  Gegenwart  erhalten 
haben,  wie  die  ganze  betr.  Litteratur,  aber  auch  schon  ein  einfacher  \'gl.  der 
phonetischen  Grundbegriffe  in  der  encvclopedie  methodkjue  ;I782)  und  dem 
DicT.  DE  l'acad.  ER.  (1879)  bcwcist.  Der  eine  Fehler  ist  die  einseitige,  zu 
enggefaßte  Bestimmung  des  Begriffes  Artikulation  als  gleichbedeutend  mit  con- 
sonne, im  Gegensatz  zu  voi.x  als  gleichbedeutend  mit  vo>-elle;  und  der  zweite 
F"ehler  die  bereits  gerügte  Gleichstellung  des  Mundrohrs  und  Nasenrohrs  für 
die  Lautbildung:  während  doch  in  Wirklichkeit  ersteres  das  eigentliche  Laut- 
rohr und  letzteres  nur  ein  teilweise  zur  Aushilfe  angesetztes  Nebenrohr  ist. 
Was  gerade  die  fr.   Phonetiker  zu    letzterer   verkehrter  Gleichstellung  verleitet 


igo 


F.  Techmek. 


zu  haben  scheint .  ist  der  Umstand ,  daß  in  ihrer ,  wie  ja  auch  in  mehreren 
andern  Spr.  das  Ansatzrohr  nicht  bloß  bei  einigen  Mundschließern  x  n  vi. 
sondern  auch  bei  einigen  Mundöfifnern  .1^  f.^  0^  <?^  mit  seiner  Resonanz  be- 
teiligt ist,  aber  doch  nur  bei  einem  verhältnismäßig  geringern  Teil  des  Laut- 
systems, während  die  Mundhöhle  bei  allen  Lauten  ohne  Ausnahme  durch 
ihre  Artikulationen  beteiligt  sein  muß. 

Die  für  die  systematische  Bestimmung  der  Laute  vorwiegende  Bedeutung 
der  Artikulationen  des  Mundrohrs  hat  sich  mir  bei  Bearbeitung  meiner  phon. 
aus  einer  dynamischen  Betrachtung  der  Laute  von  selbst  ergeben,  unab- 
hängig von  Matthli-:  ;  Holder  und  Wilkins  ,  deren  Werke  mir  leider  erst 
später  zugänglich  geworden.  Die  gesamten  elementaren  Bewegungen  der  Teile 
des  Sprechorgans,  genauer  ihre  Abweichungen  entweder  v'on  der  Lage  voll- 
ständiger, physiologischer  oder  verhältnismäßiger,  phonetischer  Ruhe  zum  Zweck 
geghederten  Ausdrucks,  habe  ich  unter  dem  Begriff  Artikulationen  zusammen- 
gefaßt, sowohl  die  treibenden  des  Windrohrs  (vgl.  S.  192  Kingsleys  Fig.  1  a  . 
welche  man  hier  von  den  andern  elementaren  Bewegungen  abzusondern  gewöhnt 
ist,  als  auch  die  hemmenden  der  Stimmbänder  Fig.  i  c)  und  des  gesamten 
Ansatzrohrs.  Ich  dächte  die  lautliche  Einheit,  die  ursächliche  forenetische  und 
zweckliche  (akustische)  ist  in  der  That  nicht  zu  bezweifeln.  Aus  dem  Wettkampfe 
der  treibenden  und  hemmenden  artikulatorischen  Kräfte  gehen  nun  die 
Lraute  hervor,  welche  letztern  nur  dann  vollkommen  artikuliert  sind,  wenn  jene 
Kräfte  eine  gewisse  Zeit  im  Gleichgewicht  sind.  Dieses  Gleichgewicht  länger  zu 
erhalten,  erfordert  einen  größern  Aufwand  der  artikulatorischen  Kräfte,  woraus 
es  sich  mit  Notwendigkeit  ergibt,  daß  natürlicherweise  die  langen  Laute  stets 
vollkommen,  d.  h.  mit  straffern  Muskeln,  die  verkürzten  unvollkommen,  d.  h. 
mit  schlaffern  Muskeln  und  von  der  phonetischen  Ruhelage  weniger  abweichenden 
Stellungen  artikuliert  werden.  Laute  wie  die  sog.  long  wide.  vowels  sind  also 
nichts  als  unnatürliche  Annahmen ,  welche  in  sich  selbst  einen  Widerspruch 
enthalten,  insofern  nur  der  Begriff  von  wide  physiologisch  richtig  gestellt  wird, 
(vgl.  unten  Bell)  .  Die  gesamte  Reihe  der  artikulatorischen  Kräfte  tritt  zum  Kampf 
an ,  sobald  nur  ein  Teil  alarmiert  wird :  zeitlich  genau  genommen  zuerst  die 
treibenden  des  Windrohrs,  welche  den  Laut  vorläufig  im  einzelnen  quan- 
titativ, der  Stärke  nach,  aber  in  keiner  Weise  systematisch  bestimmen.  Ihnen 
treten  die  hemmenden  entgegen,  an  unterster  Stelle  die  der  Stimmbänder, 
w^elche  den  Laut  nur  im  allgemeinen,  seinen  stimmhaften  oder  stimmlosen 
Klassencharakter  bedingen.  Ferner  die  hemmenden  Kräfte  des  Ansatzrohrs,  im 
weitern  Sinne  des  Wortes,  zunächst  die  Nasenrohrs,  die  den  Laut  auch  nicht 
anders  als  im  allgemeinen,  seinen  nasalen  Ordnungscharakter  bedingen,  je  nach- 
dem sie  die  Nasenklappe  öffnen  Fig.  i  de)  und  dem  Laut  damit  seine  nasale  Re- 
sonanz mitteilen,  oder  ganz  zuschließen,  welches  beim  Sprechen  der  gewöhnliche 
Fall  ist  und  als  solcher  einer  besondern  Benennung  und  Bezeichnung  nach  dem 
Grundsatz  der  Sparsamkeit  nicht  bedarf,  wenn  auch  eine  energische  und  ohne  die 
Kontrolle  des  Ohres  schwierig  zu  erlernende  Artikulation  dabei  stattfindet.  Alle 
bisher  gen.  Artikulationen  bringen  aber  noch  keinen  Laut  hervor,  weder  jede 
für  sich,  noch  auch  gleichzeitig  miteinander  vereint.  Bleibt  nämlich  der 
Mund  in  vollständiger  Ruhe  geschlossen,  so  entsteht  kein  Laut,  wenn 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    FRANZ.   VND    ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGRAPHIE. 


191 


man  bei  mittlerer  Öffnung  der  Stimmbänder  und  des  Nasemvegs  einatmet  (;,-), 
oder  ausatmet  ';  -'•  Auch  nicht,  wenn  man  bei  weiter  geöffneten  Stimm- 
bändern (Blaseöffnung  )  kräftiger  durch  die  offne  Nase  {-]  schnauft  '•.-), 
oder  bei  verengten  Stimmbändern  (Hauchenge  ,  )  durch  die  offne  Xase  haucht 
(•;-),  oder  bei  zur  Unterstimme  (sie  bedarf  als  der  gewöhnliche  Fall  keiner  be- 
sondern Benennung  und  Bezeichnung  oder  Oberstimme  ( - )  einander  ge- 
näherten Stimmbändern  durch  die  Xase  brummt  ,-,',  oder  bei  fest  ge- 
schlossenen Stimmbändern  (Stimmbandschluß  q  )  durch  die  offne  Xase  hustet 
,^  J.  Endlich  wird  auch  nicht  ein  Laut  entstehen,  wenn  bei  jeder  der  gen. 
Einstellungen  der  Stimmbänder  gleichzeitig  der  Xasenweg  verengt  ,^)  oder 
geschlossen  wird.  Erst  wenn  die  Teile  der  Mundhöhle  aus  ihrer  voll- 
ständigen Ruhelage  heraustreten,  wenn  die  Artikulationen  derselben  sich 
mit  in  den  Kampf  einstellen,  wird  ein  Laut  hervorgebracht  und  zwar,  wenn 
die  Mundhöhle  im  ganzen  geöffnet  wird,  die  Gattung  der  Öffner  (ouvertures 
de  la  bouche,  wie  die  Gelehrten  von  Port-Royal  sie  treffend  nennen,  vgl.  die 
Übersicht  S.  145"^);  wenn  die  Mundhöhle  an  irgend  einem  Teile  bis  zur  Er- 
zeugung eines  Geräusches  verengt  oder  geschlossen  wird,  die  Gattung  der 
Schließer  (applications  particulieres  de  quelqu'une  de  ses  parties.  Port-R., 
oder  articulations  im  engern  Sinne  nach  den  spätem  fr.  Phonetikern  ,  mit  ver- 
schiedenen Arten,  je  nach  den  besondern  Mundartikulationsstellen,  wobei  sowohl 
die  ruhenden  (passifs)  als  thätigen  Teile  organes  actifs)  in  Betracht  kommen. 
So  wird  z.  B.  aus  dem  unartikulierten  Brummen  bei  größter  Öffnung  des  Mundes 
und  der  Nase  a  und  bei  gleichzeitigem  Nasenschluß  a  (den  Taubstummen 
gelingt  zuerst  ein  a  bei  mittlerer  natürlicher  Nasenöffnung  (Fig.  i  de)  ;  es  be- 
darf bei  ihnen  wegen  des  zur  Nachahmung  mangelnden  Gehörs  einer  beson- 
dern artikulatorischen  Schulung,  um  das  reine  a  bei  Nasenschluß  zu  sprechen, 
was  auch  dem  Uneingeweihten  beweist,  daß  letzterer  eine  zu  erlernende  Arti- 
kulation ist).  Bei  Stimme,  Mundschluß  und  gleichzeitiger  Nasenöffnung  ent- 
stehen bzhw.  o-^  d^  ^.=  -'^^  11  ^'i ',  bei  gleichzeitigem  Nasenschluß  g  d  b.  Aus 
dem  Hauchen  durch  die  offne  Nase  wird  bei  größter  Mundöffnung  der  Laut 
a  .  welcher  meines  Wissens  bisher  noch  nicht,  z.  B.  für  fr.  han,  hanter, 
bestimmt  worden  ist  (vgl.  die  Übersicht  oben  Mitte) ;  unter  sonst  gleichen  Be- 
dingungen bei  Nasenschluß  a^.  h,  griech.  h,  später  v  und   <  ,  bezeichnet,  streng 

I  Vgl.  Whitneys  Kritik  dos  skr.  .Vnusvära  im  Gegensatz  zu  Bergaic.nk  und  I..  IIavet, 
mi':m.  de  LA  soc.  DE  LING.  II.  37,  74,  192  und  unten  IIavet.  Die  beiden  fr.  Spnichforscher  be- 
trachten daselbst  Anusv.  als  resonnance  nasale  succedant  a  la  prononc.  dune  voy.  32  ,  un  Cle- 
ment sui  generis  33  ,  un  element  distinct  (35).  bzhw.  une  quasi-voyelle  prcscjue  purement  nasale 
.  .  en  tant  qu'on  le  considere  comme  son  distinct  et  quon  le  rcpresente  par  un  signe  special. 
Wogegen  WiUTNKV  mit  bessern  Gründen  bemerkt  S.  194:  Je  ne  puis  admcttre  comme  certain  que 
la  resonnance  nasale  soit  c'est-.a-dire  en  aucune  maniere  plus  que  la  resonnance  [?  1  articulation] 
glottale  independante  des  consonnes  ou  des  voyelles  auxquelles  eile  communique  ordinairemcnt 
un  caractere  nasal .  et  soit  ainsi  capable  detro  employee  isolement ,  comme  un  element  phomi- 
ticiue  independant.  l'ar  la  nature  meme  des  choses,  eile  ne  peut  se  produire  Ul.  h.  in  der  lautlich 
artikulierten  Spr.,  wohl  aber  als  Hrummstimmel  sans  une  certaine  position  des  organes  de  la  bouche: 
il  faut  qu'ils  soient  fermes  ou  plus  ou  moins  ouverts,  et  cette  position  lui  donne  ncccssairc- 
ment  un  caractere  articule,  soit  de  consonne,  soit  de  v<iyclle.  Leider  kann  ich  die  historische 
Auffassung  der  Artilailation  im  allgemeinen  wie  die  der  Silbe,  welche  Wir.  später  in  seinem  .\nf- 
satz  ON   ARlTKULATliiN   dargestellt  h.it,   nicht  teilen,   wie  ich   1.  z,    I.    loS,    16S  ausgeführt. 


ig: 


V.  Tkchmkr. 


systematisch  betrachtet,  nicht  einen  Laut,  sondern  eine  Artikulation  der  Stimm- 
bänder, die  Hauchenge  -;  erst  der  folgende  Buchstabe  deutet  in  der  herge- 
brachten Schreibung  die  Mundartikulationen  an.  welche  die  betr.  gehauchten 
Laute,  zumeist  gehauchte  Offner,  in  letzter  Instanz  systcmati.sch  bestimmen. 
Derselbe  Hauch  wird  bei  Nasenöffnung  und  Mundschluß  zu  .v  ;/  jh  u.  s.  w.: 
doch  ich  will  die  Beisp.  nicht  überhäufen.  Schon  Holukk  hat  in  seinen  kle.mknts 
i66g,  2.  Abdr.  1865  S.  12  gezeigt,  wie  man  durch  solche  Verbindung  aller 
Artikulationen  zu  einem  vollständigen  System  der  physiologisch  möglichen 
Laute  eelansfen  kann. 


Fig.   I. 
A  Windrohr,  C  Stimmbänder,  DE  Nasenklappe,  D  Gaumensegel,  E  Zäpfchen,  F  Schlund. 


Ich  glaube  hier  den  Beweis  geführt  zu  haben,  daß  die  Mundhöhle  das 
eigentliche  Lautrohr  ist,  welche  den  systematischen  Charakter  des  Lautes, 
zwar  zeitlich  an  letzter  Stelle,  doch  endgültig  nach  Gattung  und  Art  bestimmt. 
Doch  sind  die  treibenden  Bewegungen  im  Windrohr  an  zeitlich  erster  Stelle  zur 
Erzeugung  des  Lautes  notwendig;  die  hemmenden  Bewegungen  der  Stimm- 
bänder werden  dann  namentlich  für  die  hörbare  Wirkung  von  Wichtigkeit, 
während  die  Nasenhöhle  nur  zeitweise  gewissermaßen  zur  Aushilfe  als  Neben- 
rohr mitwirkt.  Wäre  letztere  ständig  an  der  Lautung  beteiligt,  wie  es  z.  B.  bei 
Verstümmelung  des  Gaumensegels  (Fig.  2  von  Kingslev,  S.  193)  vorkommt, 
so  würde  sie  die  Spr.  im  ganzen  undeutlicher  machen.  Diese  Erwägungen  haben 
mich  überzeugt,  daß  für  eine  Einteilung  der  Laute  nach  ihrer  Erzeugungs- 
weise die  Mundartikulationsgrade  als  höchste  und  letzte  Instanz  gelten  müssen, 
und  ich  habe  darum  Öffner  und  Schließer,  anstatt  der  hergebrachten, 
aber  mehrdeutig^en  Benennunsfen  Vokale  und  Konsonanten  unterschieden. 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGRAPHIE. 


193 


Letztere  sind  ja  nichts  mehr  als  wörtliche  Übersetzungen  der  Ausdrücke  der 
gr.  Gramm.  cpuJViievTa  und  (Tu)Li(pujva,  welche  teils  nach  der  Stellung  der  Laute 
in  der  (TuWaß/i,  teils  nach  der  hörbaren  Wirkung  unterschieden  wurden.  An  eine 
Benennung  der  Laute  nach  ihrer  Erzeugung,  welche  für  die  neuere  Sprach- 
wissenschaft in  erster  Linie  in  Frage  kommt,  dachten  die  gr.  Namengeber 
gerade  am  wenigsten.  Diese  althergebrachten  Namen  würden  deshalb  in  streng 
phonetischen  Darstellungen  am  besten  nur  für  die  Unterschiede  der  Stelle  in 
der  Silbe  weiter  verwertet,  wie  ich  es  bereits  in  meiner  phoxetik  l.  80  vor- 
geschlagen ;  im  genetischen  Lautsystem  sind  sachgemäßere  Benennungen  not- 
wendig, wenn  die  alte  Verwirrung  in  der  Phonetik  nicht  ewig  weiter  vererbt 
werden  soll  (vgl.  Volney  S.  205K 


Fig.  2.    Verstümmelung  des  Gaumensegels   [k^ 


Die  übrigen  phonetischen  Erörterungen  von  Brosses  sind  eines  Berichtes 
im  einzelnen  nicht  wert;  sie  sind  nicht  auf  der  Höhe,  zu  welcher  bereits  im 
17.  Jh.  die  ältere  engl.  Schule  diese  Wissenschaft  erhoben.  Br.  hätte  sich 
schon  aus  Wilkins'  essay  über  diesen  Gegenstand  besser  unterrichten  können, 
hat  er  ihm  es  doch  offenbar  in  dem  phonographischen  Teile  nachgeahmt, 
aufweichen  ich  jetzt  näher  eingehen  will.  Kap.  v.  De  l'alphabet  organique 
et  universel  l.  177:  Maniere  de  figurer  la  voyelle  .  .  si  nous  voulons.  sur 
les  observations  quo  je  vicns  de  faire,  fabriquer  les  caracteres  radicaux  d'un 
aiphabet  primitif  applicable  a  toutes  les  langues  de  l'univers,  on  y  pourra 
figurer  la  voix  ordinairc  ou  franche  par  une  ligne  droite  .  .  [  1 1:  la  voix  sonore 
et  nazale  oü  Ic  cours  de  l'air  est  courbe  formant  un  angle  aigu.  lorsqu'aprcs 
etre  montc  par  la  trachce  -  artcre  il  dcscend  par  les  narines,  ainsi  .  .  [  ^  ]  et 
la  voix  sourde  ou  c  muet  qui  mcritc  peu  qu'on  s'y  arretc,  ne  faisant  pres- 
qu'aucun  cfifet,  par  une  simple  ligne  plus  courtc  .  .  [|;  man  beachte,  daß  | 
voix  Stimme  und  |N  voix  nasale  Brummstimme  nur  Artikulationen ,  keine 
Laute  sind,  |  aber  einen  wenngleich  unvollkommenen  Laut  bezeichnet  //]. 
Si  la  ligne  droite  a  un  petit  trait  [Nebenlinie  im  rechten  Winkel)  au  milieu, 
plus  haut  ou  plus  bas,  tout  en  haut  ou  tout  en  bas.  ainsi  .  .  \\  i  L  a  \  //_|, 
cette  section  designcra  la  longucur  dans  laquelle  on  tient  .  .  le  tu\au :  eile 
montrcra  que  le  son  se  donne  au  milieu  ,  un  peu  plus  haut  ou  un  peu  plus 
bas,  tout  en  haut  ou  tout  en  bas  .  .  La  fig.  .  .  [  J  ] ,  diffcrcnciee  da  par  la 
division    marquce    ä   gauche,    au    lieu    de  Tetre  a   droite,    est    l'aspiration    h 


Techmer,  ztschk.  V. 


13 


jgj  F.  Techmer. 

[//,j  ==  a  ]  profondc  et  gutturale,  complement  du  bas  .  .  On  aura  de  cette 
Sorte  par  une  clcf  presque  uniforme  toutes  les  voyelles  possibles  [sonores 
et  aspirees]  de  tous  les  pcuples  de  l'univers  qui  les  varient  ä  l'infini  [leider 
finden  sich  alle  wirklichen  Offner  der  verschiedenen  Sprr.  —  um  von  den  phy- 
siologisch möglichen  hier  ganz  abzusehen  -—  keineswegs  bloß  in  jener  z.  T. 
unnatürlichen  Reihe  des  Vf.].  Si  la  vf)yelle  est  d'un  .  .  son  allonge  qui  paroit 
la  rcdoubler  .  .  il  faut  allonger  la  scction  transversalemcnt  de  cotc  et  d'autre 
de  la  ligne  verticale  .  .  [  1  ^7  -|-  J  T  /?  -■-  ö_\.  S'il  y  a  veritable  di- 
phtongue  .  .,  il  faut  figurer  aussi  deux  fois  le  caractere  voyelle.  i8o:  Con- 
sonnes  de  l'alphabet  organique.  Die  Organe,  nicht  bloß  die  thätigen,  sondern 
auch  die  leidenden  bunt  durcheinander,  leider  auch  hier  die  des  Mund  (Laut) - 
rohrs  in  gleicher  Reihe  wie  des  Nasenrohrs,  bezeichnet  Br.  durch  symbolische 
Bilder,  z.  B.  levre  -^^-,  dent  |_|  (vgl.  Swekts  revised  vis.  sp.),  palais  [ante- 
rieur]  '"n,  langue  [bout]  '^,  gorge  (für  c  k  qu)  O,  nez  (/  ;  die  Artikulations- 
weisen durch  Nebenzeichen,  z.  B.  frole  de  langue  analogue  ä  r  /wwva^  sififle  du 
nez  ['?]  analogue  ä  s  ^ ;  die  stimmhaften  Schließer  durch  einen  Punkt  rechts  IJ. 
die  stimmlosen  durch  einen  Punkt  links  \_\  ;  doch  leider  nicht  alles  in  folge- 
rechter Weise.  In  der  Ausführung  dieser  symbolischen  Bezeichnung  im  ein- 
zelnen offenbart  sich  recht  seine  phonetische  Unkenntnis  und  Mangel  eigner 
Beobachtung.  i8i  :  Vous  voyez  que  cette  tablature  a  quelque  chose  de  l'ecri- 
ture  figuree  et  hieroglyphique ,  en  ce  que  j'y  represente  chaque  articulation 
par  une  grossiere  image  de  Torganc  qui  Ta  produit  .  .  Le  but  d'un  tel  aiphabet 
n'est  pas  de  servir  a  l'usage  ordinaire  dans  lequel  il  ne  setablira  Jamals.  Mais 
je  le  propose  ici  ä  ceux  qui  voudront  s'adonner  aux  recherches  d'etymologie 
comme  un  Instrument  tres-propre  ä  les  verifier.  Quiconque  v^oudra  verifier  si 
une  derivation  est  juste,  na  qu'ä  ecrire  avec  les  caracteres  ci-dessus  le  deri- 
vant  et  le  derive,  par  oü  il  verra  si  on  emploie  pour  Tun. et  pour  l'autre  le 
meme  ordre  dans  le  mouvement  des  organes.  Cest  apres  l'identite  de  signi- 
fication,  la  meilleure  preuve  que  l'on  puisse  avoir  que  deux  mots  viennent 
d'une  meme  source;  et  quand  l'identite  de  signification  sy  trouve  jointe,  la 
preuve  est  demonstrative  .  .  On  peut  aussi  se  servir  utilement  de  Talphabet 
organique  pour  comparer  les  diverses  langues.  Wenn  diese  Methode  der 
organischen  Schriftvergleichung,  als  Maß  etymologischer  Verwandtschaft, 
worauf  Br.  und  seine  Verehrer  besondern  Wert  gelegt  haben ,  sich  in  seinen 
eignen  Etymologien  gerade  nicht  wohl  bewährt  hat,  so  liegt  die  Schuld  weniger 
an  der  Idee  der  Artikulationsschrift,  welche  ja  an  sich  vorzüglich  ist,  als  an 
der  fehlerhaften  Ausführung  derselben  durch  Br.  Freilich  auch  die  Artikula- 
tionsschrift ,  welche  Wilkins  ein  Jh.  früher  veröffentlicht ,  ist  nicht  ganz  voll- 
kommen  (vgl.  Wilkins  Natural  Character  i.  z.  IV.  368  links). 

Br.  hat,  wie  Wilkins,  selbst  erkannt,  daß  die  obige  Artikulationsbilder- 
schrift zu  mühsam  ist,  wenn  sie  getreu  sein  soll:  er  bietet  deshalb  sogleich  eine 
autrc  tablature  decriture  organique.  Br.  sagt  189:  La  premiere  tablature  avait 
quelque  chose  d 'hieroglyphique  en  ce  que  chaque  figure  de  lettre  y  re- 
presente l'organe  qui  les  articule.  Ce  seroit  un  grand  avantage,  si  cette  pein- 
ture  pouvoit  etre  assez  ressemblante  .  .  j'abandonne  cet  avantage  en  faveur  de 
l'extreme    simplicite    de    la    methode    et    de    la    facile    expedition    d'ecriture 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER   FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGRAPHIE. 


195 


courante  (vgl.  Wilkins  Regulär,  Simple  Character  i.  z.  IV.  368  rechts), 
S.  184:  Voici  une  seconde  tablature  d' aiphabet  organique.  la  plus  simple, 
la  plus  methodique  et  la  plus  expeditive,  ce  me  semble,  que  l'on  puisse 
imaginer  [Bescheidenheit  ist  nur  eine  Tugend  der  wahren  '^Erfinder']  .  .  je 
figure  les  muettes  par  une  ligne  droit  [  I  ] :  les  liquides  par  une  ligne  courbee 
ä  son  extremite  inferieure  [?  superieure  nach  Tafel  VI :  [  1  ]  .  .  si  la  lettre  est 
douce  .  .  point  ä  droite  [Iv,  par  un  point  ä  gauche,  si  eile  est  rüde  [  •!  ] 
.  .  La  ligne  droite  perpendiculaire  represente  la  lettre  levre  [  !  ]  :  oblique  de 
45  degres  penchant  a  droite  par  son  sommet,  la  lettre  dent  [/1:  obHque  pen- 
chant  ä  gauche  par  son  sommet,  la  lettre  gorge  'Hinter-  bzhw.  Mittelzungen- 
schließer  \  ] .  La  ligne  courbe  perpendiculaire  represente  la  lettre  langue  ['\  ]■ 
inclinee  ä  droite,  la  lettre  palais  [/»],  inclinee  a  gauche,  la  lettre  nez  [?  s  soll  ja 
sifflement  nazal  sein !  A].  Je  ne  change  rien  aux  figures  voyelles.  J'en  forme 
les  traits  plus  longs  et  plus  delies  que  ceux  des  consonnes,  et  je  place 
chacune  d'elles  au-dessus  de  sa  consonne,  pour  representer  les  points  masso- 
rettes,  et  former  une  sorte  d'ecriture  syUabique  [vgl.  den  silbigen  Simple 
Character  von  Wilkins  i.  z.  IV.  368  rechts]  .  .  e  muet  est  marque  par  le  meme 
trait  voyel  plus  court  et  incline  a  droite  par  son  sommet  [/  ;  muette  allongee 
eu  =/] :  de  meme  incline  a  gauche,  il  marque  Taspiration  gutturale  h 
[  ]  .  .  Cette  seconde  tablature-cy  etant  SN'llabique,  la  division  marquee  ä  droite 
dans  le  trait  voyel  peint  la  voix  finale  dans  la  syllabe;  marquee  ä  gauche, 
eile  peint  la  voix  initiale  dans  la  syllabe;  des  deux  cotes  eile  peint  la  voix 
intermediaire  dans  la  syllabe  entre  deux  consonnes  [as  J ,  sa  L ,  sac  i,  wie 
auch  in  Wilkins'  Regulär,  Simple  Character].  Verschiedene  Artikulationsweise 
wird  auch  in  dieser  ecriture  courante  durch  einen  verschieden  gestellten  Punkt  • 
angedeutet.  Bei  polyphthongischen  Schließern  werden  die  Buchstaben  für  die 
folgenden  Schließer  in  kleinerer  Form  unter  den  großen  Buchstaben  des 
ersten  gesetzt.  Ich  bitte  diese  Schreibung  nicht  bloß  mit  der  frühern  von 
Wii.KiNS  zu  vgl.,  sondern  auch  mit  der  spätem  von  Pitman,  welche  hier  unter 
englischer  Phonographie  besprochen  wird.  Br.'  erstere  Schrift  ist  also  eine 
Artikulationsbilderschrift,  wie  Wilkins'  Natural  Character,  die  andre  eine 
Zeichenschrift  wie  Wilkins'  Regulär,  Simple  Character,  welche  von  der  Laut- 
zur  Silbenschrift  strebt;  Pitmans  Phonography  (Short  hand  ist  im  Grunde  eine 
Silbenschrift,  welche  in  den  weitern  Abkürzungen  zur  Wort-  und  Satzschrift 
strebt.  Br.  vgl.  PI.  Vll  den  Anfang  des  Vaterunsers  in  lat..  ital  .  span.,  fr. 
Übersetzung;  es  darf  nicht  überraschen,  dal.^  die  betr.  Transskriptionen  in 
der  Mutterspr.  und  den  Tochterspr.  auch  nach  seiner  zweiten  Weise  fast  ganz 
übereinstimmen.  Leider  läßt  sich  diese  Übersicht  im  Druck  nicht  wieder- 
geben ;  ich  schreibe  die  von  Br.  angedeutete  Ausspr.  der  fr.  L'bersetzung  in 
die  Lautschrift  der  i.  /..  um:  pcrh  iiotrh  ki  c /.  t\  i'ios  sa^ktific  snit  ti\ 
ii(\  riciiir  to^  renjii.  Dies  kann  aber  in  Wirklichkeit  nicht  seine  natürliche 
Ausspr.,  jedenfalls  nach  den  Angaben  der  Grammatiker  des  iS.  Jh.  nicht  die 
seiner  Zeit  gewesen  sein;  seine  Schreibung  ist  gewiß  durch  die  hergebrachte 
Orthographie  und  mehr  noch  tue  Rücksicht  auf  die  Ktj'mologie,  welche 
für  ihn  die  Hauptsache  war,  beeinfluI.U  worden.  Das  ist  z.B.  unzweifel- 
haft   im    Worte   cieux.      In   Wirklichkeit    dürfte    die    Stelle    seiner   Zeit    wohl 

13* 


igö 


F.  Techmer. 


folgendermaßen  gelautet  haben:  pEvno^tx  kiEZEjio^  sajetifiesiiatojiol' 
viEiitoj'^N^ 

Einer  der  Hauptvertreter  der  allg.  Sprachwissenschaft  oder  vielmehr  der 
Grammaire  generale  war  derzeit  N.  Beauzee   (geb.   1717  in  Verdun)  :  gram- 

MAIRE    GltNitRALE    OU    EXPOSITION    RAISONNEE    DES    ELEMENTS  NECESSAIRES  DU  LANGAGE, 
POUR    SERVIR    DE    FONDEMENT    Ä    l'EtUDE    DE    TOUTES    LES    LANGUES  ,     2    VoU.     I767. 

Ch.  I.  p.  6 :  Je  conscrvcrai  .  .  le  nom  gcncral  de  sons  aux  Clements  de  la 
Parole  representes  par  les  Icttres  ;  et  j'appellerai  specialement  voix  et  articula- 
tions  [im  engern  Sinne]  les  deux  sortes  de  sons  representes  par  les  voyellcs 
et  par  les  consonnes.  Les  voix  variables  [Boindin  voy.  grandes]  .  .  chacune 
d'elles  peut  etrc  orale  ou  nasale,  et  .  .  chaque  orale  peut  etre  grave  ou  aigüe. 
Une  voix  variable  est  nasale,  lorsque  lair  qui  en  est  la  matiere  sort  en  partie 
par  l'ouverture  de  la  bouche  [was  de  Brosses,  wie  wir  gesehen,  nicht  ge- 
bührend berücksichtigte]  et  en  partie  par  le  nez.  P.  lo:  Les  voix  constantcs 
[Boindin  voy.  petites].  Sein  System  der  fr.  Offner,  welches  im  wesentlichen 
mit  dem  von  Boindin  oben  S.  i86  übereinstimmt,  gibt  Beauzee  p.  i  i  : 


.2     \ 


I       OJ      { 


Voix 


retentissantes 


Drale 


\  grave 
\  aigüe 


nasale an 

grave    .    .   e   . 


f.    I  orale  \ 

\ 

\  n 


asale 


päte 
pate 

plante 

tete 

tette 

teinte 

bäte 

bäti 


labiales 


eu 


l 


grav( 
orale  \  aigüe   .    .   eu 
'  muette    .   e 

nasale eun 

i  grave   .   .  6 

\  aigüe  .   .   o-    .    .   cote 

ale ön   .    .  conte 

II     ...   sujet 

ou   .    .   soumis 


orale 


jeuneur 
jeunesse 

je 

jeun 

cote 


Ch.  III.  Des  articulations  et  des  lettres  consonnes.  P.  52:  Les  arti- 
culations  orales  muettes  sont  Celles  qui  naissent  d'une  interception  totale 
de  lair  sonore  .  .  Les  artic.  or.  sifflantes  sont  Celles  qui  naissent  d'une  inter- 
ception imparfaite  de  Tair  sonore.  58:  Les  artic.  variables  sont  Celles  dont 
l'explosion  se  fait  avec  differents  degres  de  force.  Beauzee  meint  hier  die 
Unterschiede  der  stimmhaften  und  stimmlosen  Schließer.  Die  neueste  fr. 
Phonetik  verallgemeinert  diese  Unterscheidung  auf  alle  Schließer  (vgl.  unten 
Ballu  S.  228),  so  daß  im  neuesten  System  auch  m  n  [man  vermißt  in  B.s 
Schließersystem  ^v]  1  [/.]  r  [rj  variables  würden.  Das  Klassenzeichen  h  für 
die  gehauchten  Offner  (ouvertures  aspirees)  wäre  besser  dem  Öffnersystem 
unten  angefügt.  Dem  h  würden  für  die  stimmhaften  Öffner  (ouvertures 
phoniques)  unser  Klassenzeichen  //  entsprechen.  Beide  würden  variables  in 
anderm  Sinne  sein  d.  h.  nach  den  verschiedenen  Mundöffnungen  verschieden. 
Sein  System  der  fr.  Schließer  gibt  Vf.  p.  71  : 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER   FRANZ.    1">"D    ENGL.    PHONETIK    IND   PHONOGRAPHIE.  igy 


Articulations 

constantes         vari 

ables 

foibles 

fortes 

1) 

nasale                                            m  mort 

IS 
c: 

(  muettes                                          b  baquet 
orales  •' 

[  sifflantes                                        v  vendre 

p  paquet 
f  fendre 

nasale                                               n  nord 

/  dentales                    d  dorne 

t  tome 

a 

o 

v  - 

.s 

orales  ■ 

Sfutturales                er  sfalle 
muettes     •'  '^                                "  " 

n  loi 
\  liquides  J 

[t  roi 

C  dentales                    z  zele 
sifflantes 

\  palatales                    j  japon 

k  calle 

s  scele 
ch  chapon 

aspi 

ree 

h  heros 

Court  de   Gebelin:    histoire   naturelle   de    la   parole   ou   pr^cis    de 

l'oRIGINE    du    LANGAGE    et    de    LA    GRAMMAIRE    UNIVERSELLE,     I776. 

Ch.  I.  Comme  l'orgue,  l'instrument  vocal  a  des  souflets,  une  caisse,  des 
tuyaux ,  des  touches.  Es  werden  die  einzelnen  Teile  des  Sprechinstruments 
beschrieben  und  z.  T.  durch  eine  für  die  Zeit  hervorragend  schöne  kolorierte 
Tafel  von  Gauthier  Dagoty  dem  Vater  veranschaulicht.  S.  72  :  Nous  appelle- 
rons  touches,  les  parties  de  Tinstrument  vocal  quon  presse  pour  en  tirer  de 
pareilles  modifications  de  la  voix:  .  .  p  et  b  .  ,  touche  labiale,  t  et  d  .  . 
touche  dentale,  n  et  m  .  .  touche  nasale,  r  et  1  .  .  touche  linguale,  k  et 
g  .  .  touche  gutturale,  s  et  z  .  .  touche  sifflante.  ch  et  g  .  .  touche  chuin- 
tante.  Für  ch  empfiehlt  Vf.  hier  wie  in  seinem  Buch  sur  l'origine  du  langage 
ET  DE  l'ecriture  ciu  liegendes  c  (n,  vgl.  unten  A.  M.  Bells  Grundsymbol 
für  die  Schließer).  Der  2.  Teil  des  vorliegenden  Werkes  handelt  von  der 
Schrift  im  besondern,  ihrem  Nutzen,  Ursprung  u.  s.  w.  Was  die  touches  de 
l'instrument  vocal  betrifit,  so  hinkt  hier  der  im  übrigen  ja  nicht  unangemessene 
Vgl.  mit  der  Orgel.  Hat  man  die  Tasten  der  Sprechorgel  nicht  vielmehr  da 
zu  suchen  ,  von  wo  die  Bewegung  ihren  Ausgang  nimmt ;  ich  meine  in  den 
Artikulationszentren;  diese  meine  Auffassung  habe  ich  in  meiner  phoneiik  I. 
215  angedeutet. 

Ich  will  zur  Ergänzung  aus  der  ENCvcLOPtoiE  mäthodique  ,  gramm.\ire  et 
LiTTfiRATURE,  1782 — 86,  h\  wclchcr  durch  Diderot.  duMarsais  und  Beaiz^e 
der  Standpunkt  der  fr.  Phonetik  und  Phonographie  der  Zeit  dargestellt  wird, 
Auszüge  zunächst  aus  dem  Tablcau  methodique  pour  la  Grammaire.  und  unter 
dem  Text'   aus  den   Artikeln  Voix,  Articulation ,  Accent,  Consonne    geben. 


'  BEAUZEE  bemerkt  in  der  encycl.  unter  voix  zu  eu :  I.es  Icvrcs  formcnt  autour  de  la 
bouche  une  espece  de  ccrcle  pour  produire  eu.  Leider  beschreibt  er  auch  noch  nicht  die  gleich- 
zeitige Vorderzungenrückenöffnung.  Nachdem  er  von  Dangeau  opuscules  svr  la  lanuue  Fran- 
chise, 1722  (oben  S.  180),  ges.igt :  II  demontre  que  les  voix  nasales  sont  de  verltables  sons  simples  et 
inarticules  [ouvertures],  während  die  nasalen  Offner  in  Wirklichkeit  einfache,  aber  artikulierte  L.aute 


igS 


F.  Tkchmkk. 


Die    folgende   Übersicht    bitte    ich    mit   der    von  Wilkins    i.  z.    IV.    343  f.    und 
meiner  i.  /.  il.  228  zu  vgl. 

Tableau    mcthodique    pour   la  grammaire:    Nous  avons   .  .  le  plus 


sind,  führt  V>.  eine  Kritik  seiner  OK.  c;kn.  von  TiiiKi;Ai;i.T ,  mkm.  dk  l'ac.  r.  dk  prusse  1771, 
440  an :  Sans  doute  les  Voix  e  i  u  oix  ne  sont  jamais  nasales  dans  l'usage  actuel  de  la  langiie 
fr.:  mais  s'ensuit-il  de  la  que  ces  memes  voix  ne  puisscnt  jamais  le  devenir ,  oii  qu'ellcs  ne  le 
soient  pas  d^ja  dans  quelque  autre  langiie?  Demgegenüber  gibt  B.  zu:  chaque  idiome  a  sur  cet 
objet  son  Systeme  particulier.  Gegen  dk  Bkzes  Accentgesetz  wird  für  die  neuere  fr.  Ausspr.  be- 
merkt :  il  est  cependant  certain  que  ce  sont  ordinairement  les  voix  gravcs  <jui  sont  longues ,  et 
les  voix  aigues  qiii  sont  brevcs. 

Unter  ARTICULATION  lesen  wir:  On  a  coutumc  de  dirc  (jue  lis  articnlations  sont  des 
modifications  de  la  voix ,  produites  par  le  mouvement  subit  et  instantane  des  (juelqu'unes  des 
parties  mobiles  de  l'organe.  Mais  cette  notion  est  si  vagxie  qu'il  est  indispensable  de  la 
developper  davantage ,  afin  d'y  mettrc ,  s'il  est  possible ,  plus  de  precision :  on  verra  d'ailleurs, 
par  le  developpement  meme ,  cju'ellc  n'est  pas  assez  generale  pour  convenir  a  toutes  les 
especes  .  .  le  mouvement  cn  soi  n'est  point  du  rcssort  de  l'ouie  .  .  le  mouvement  des  par- 
ties mobiles  de  l'organe  est  .  .  la  cause  physique  [physiologique]  de  ce  qui  fait  l'essence 
de  l'articul  ation  .  .  1 'i n  t  er cep  t i on  de  la  voix  est  l'effet  immediat.  B.  scheint  sich  mit 
dieser  Erweiterung  des  Begriffs  Artikulation  bis  zu  einem  gewissem  Grade  meiner  oben  .S.  190 
angedeuteten  Bestimmung  desselben  zu  nähern;  auch  rechnet  er  dann  die  Aspiration  zu  den 
Articulations  und  unterscheidet  artic.  organiques ,  artic.  aspiree ,  wobei  freilich  zu  erinnern  ist, 
daß  die  Aspiration,  die  Hauchenge  auch  durch  Teile  des  Sprechorgans,  nämlich  die  Stimmbänder, 
hervorgebracht  wird;  B.  scheint  also  die  Benennung  organes  hier  nur  auf  die  Teile  des  Ansatz- 
rohrs zu  beschränken ,  welche  Beschränkung  seiner  Erweiterung  des  Begriffs  Artic.  widerspricht. 
Die  articulations  organiques  sondert  B.  weiter  in  labiales,  linguales,  nasales.  Letztere  wieder 
in  labiale  nasale  m,  linguale  nasale  n.  In  seiner  Kritik  hat  Thiebault  hiergegen  bemerkt:  B. 
a  tort  de  leur  donner  le  nom  de- nasales;  ce  sont  precisement  les  deux  seules  artic.  auxquelles 
ce  nom  convient  le  moins,  si  les  artic.  doivent  tirer  leur  denomination  de  l'organe  qui  intercepte 
l'air  avant  l'explosion.  Die  Lautarten  sind  allerdings  nach  den  Organen  der  Mundhöhle  zu  be- 
nennen (labiale  und  lingiiale; ,  wo  aber  auch  die  gleichzeitige  Nasenartikuliition ,  welche  ja  die 
Lautordnungen  bedingt ,  angegeben  werden  muß  z.  B.  Nasenöffnung  ^  ,  die  von  der  Ruhelage 
des  Gaumensegels  abweicht,  ist  neben  dem  Hauptnamen  der  Beiname  nasale  berechtigt;  B.  sagt 
c'est  une  denomination  universellement  regue;  der  beim  Sprechen  gewöhnliche- Fall  des  Nasen- 
schlusses bedarf,  wie  gesagt,  keiner  besondern  Benennung  und  Bezeichnung.  Wo  endlich  auch 
die  gleichzeitige  Stimmbandartikulation,  welche  die  Lautklassen  bedingt,  anzugeben  ist,  z.B. 
Stimmbandenge  t'  >  da  muß  sogar  eine  dritte  Benennung  hinzukommen  (a.  aspiree).  So  ver- 
langt es  eine  genaue  systematische  Benennung,  welche  alle  diejenigen  gleichzeitigen  Artikulationen 
angeben  muß,  welche  man  nicht  ohne  weiteres  voraussetzen  kann.  Übrigens  kritisiert  B.  betreffs 
der  Nasenartikulation  den  von  ihm  sonst  überschätzten  Brosses:  L'application  que  M.  Le  president 
DE  Br.  en  a  faite  a  l'articulation  s,  ne  paroit  pas  avoir  fait  fortune ;  et  j'avoue  que  je  nai  jamais 
pu  concevoir  que  ce  soit,  comme  il  le  dit,  un  coule  rüde  le  long  des  narlnes.  Les  articulations 
orales  sont  celles  dont  l'explosion  se  fait  en  entier  par  l'ouverture  de  la  bouche ,  saus  que  le 
mechanisme  de  la  prononciation  renvoye  par  le  nez  aucune  partie  sensible  de  l'air  sonore.  Si  Ion 
excepte  les  deux  [es  gab  im  Franz.  mehr  als  die  beiden  m  n  ,  B.  übersieht  A'  (vgl.  schon 
Dange.'V'ü  o.  S.  181  und  die  Übersicht  S.  I45''^]  articulations  nasales  m  et  n,  toutes  les  autres  arti- 
culations organiques  sont  orales,  parce  qu'il  n'y  a  point  une  troisieme  issue  [weil  beim  Sprechen  der 
Mund  der  gewöhnliche  Ausgang  ist,  so  kann  man  sich  die  Benennung  orale  sparen,  indem 
man  sie  immer  voraussetzt,  wo  nicht  nasale  genannt  werden].  Die  articulations  orales  unter- 
scheidet B.  auch  hier  weiter  nach  den  Artikulationsgraden  und  -weisen  in  muettes  ^interception 
totale)  ,  sifflantes  (interception  imparfaite)  liquides  .  .  qiii  naissent  d'un  mouvement  .  .  libre; 
independant '  de  tout  point  d'appui  dans  l'interieur  de  la  bouche ,  oü  la  langue  alors  semble  en 
quelque  Sorte  nager.  C'est  peut-etre  de  la  que  vient  a  ces  art.  le  nom  de  liquides  .  .  r  est 
l'effet   d'im    tremoussement .  vif  et   reitere    de    la   langiie   .  .   Certaines    gens  qui  ont  le  filet  de  la 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGR.A.PHIE.  IQg 

grand  interet  d  approfondir  la  nature  du  langage.  d'en  etudier  le  mechanisme, 
d'en  reconnoitre  les  principes  fondamentaux  et  les  regles  essentielles.  On  a 
tache  dans  ce  Dict.  de  les  developper  d'une  maniere  lumiiieuse.  de  les  discuter 
avec  exactitude,   et  de  les  apprecier  avec  justesse. 


langue  beaucoup  trop  court  [?]  .  .  fönt  entendre  une  explosion  gutturale,  qui  sopere  vers  la 
racine  de  la  langue  d.  h.  bei  gehobener  Hinterzunge  als  dem  organe  actif  erzittert  das  Zäpf- 
chen ,  luette  als  organe  passif]  .  .  les  enfants  an  contraire  .  .  en  elevent  d'abord  la  pointe 
vers  les  dents  superieures  et  ne  vont  pas  phis  lein  .  .  J'appelle  palatales  celles  dont  le  sifflement 
s'execute  dans  l'interieur  de  la  bouche,  entre  le  milieu  de  la  langne  et  le  palais,  vers  leqiiel  eile 
s'eleve  un  peu  a  cet  effet.  Teiles  sont  les  deux  articulations  sifflantes  j  ,  eh.  B.  übersieht  hier 
neben  den  geringem  Mittelzungenhebungen  die  gleichzeitigen  und  wesentlichern  Vorderzungen- 
artikulationen  dieser  beiden  aus  den  sogen,  gequetschten  Zweilauten  d^ß^  K^ r.  entstandenen 
einfachen  Zischer  Z^  S  ■  Als  stimmhaften  und  stimmlosen  Laut  unterscheidet  B.  artic.  variables, 
une  faible  et  une  forte  dans  chaque  paire ,  b  und  p,  v  und  f  u.  s.  w.  Er  hätte  sich  über  die 
wesentlichen  Unterschiede  dieser  Lautklassen  bei  Holder  und  Wii.kins  unterrichten  können  und 
für  seine  grammaire  generale  verwerten  sollen.  Mit  Recht  betrachtete  duMarsais  wie  wir  unten 
S.  203  sehen  werden,  h  als  signe  d'aspiration  .  .  ne  marquant  aucun  son  particulier  analogue  au 
son  des  autres  consonnes.  Nach  dieser  Grundauffassung  von  duMarsais,  meint  nun  B.,  Ton  pourroit 
dire,  par  ex.,  que  nos  5  labiales  m  b  p  v  f  ne  marquent  aucun  son  ['.']  .  .  elles  ne  doivent  etre 
considerees  que  comme  les  signes  de  certaines  mouvements  des  levres.  In  der  That  gibt  es 
Sprech  laute  wie  p  (nicht  so  die  andern  4  eben  gen.),  welchen  gerade  während  des  Gleich- 
frewichts  der  treibenden  und  hemmenden  artikulatorischen  Kräfte ,  das  den  Laut  erzengt ,  keine 
hörbare  Wirkung  entspricht,  die  genetisch  also,  nicht  gemäß  den  Bewegungen,  sondern  ge- 
mäß den  Stellungen  der  Organe  bezeichnet  werden  müssen.  Hier  macht  B.  nun  Ausflüchte, 
vom  Gebiet  der  Erzeugung  der  Laute  mechanisme  qui  les  produit  zu  dem  der  hörbaren  Wirkung 
effet; :  Mais  ce  mechanisme  n'est  point  ce  qui  constltue  la  nature  des  sons  [vergessen  wir  nicht 
die  erste  Bestimmung  von  B.  :  Je  conserverai  .  .  le  nom  general  de  sons  aux  elements  de  la 
parole  representes  par  les  lettres  et  j'appellerai  specialement  voix  et  articulations,  les  deux  sortes 
de  sons  representes  par  les  voyelles  et  par  les  consonnes;  mag  nun  auch  B.  zunächst  bei  sons 
der  Etymologie  gemäß  (wie  wir  bei  deutschen  'Lauten',  d.h. 'lauten'  Bewegimgen  an  Seh  all- 
laute  gedacht  haben,  seine  weitern  Darstellungen  haben  ihn  notwendiger-,  vielleicht  ungewollter- 
weise die  Sprech  laute  in  den  Vordergrund  stellen  lassen,  namentlich  bei  seiner  einseitigen  Dar- 
stellung der  Artikulationen  als  Hemmungen  (interceptions  imparfaites] ,  ja  Unterbrechungen  des  stimm- 
haften Luftstroms  (interc.  totales  de  l'air  sonore);  er  sollte  jetzt  also  nicht  den  gespiochenen 
Laut  wieder  als  unwesentlich  fallen  lassen],  puisqu'il  n'est  point  du  ressort  de  louie ;  ce  n'en  est 
que  la  cause  physique  [physiologique] ,  et  c'est  dans  les  cffets  de  cette  cause  qull  faut  chercher 
l'analogie.  Für  die  Nachahmung  und  Regehmg  der  Laute  kommt  die  hörbare  Wirkung  allerdings 
in  erster  Reihe  in  Betracht ;  für  die  sprachwissenschaftliche'  Untersuchung  und  systematische  Be- 
stimmung vielmehr  die  Erzeugung ;  letztere  bestimmt  den  Laut  durch  die  elementaren  Bewegungen 
(ider  vielmehr  Stellungen  der  Teile  des  Sprechorgans;  wir  sind  noch  weit  entfernt  tiavon  die 
Schalllaute,  ob  Klang-  oder  Geräitschlaute,  in  ihre  Elemente  zu  zerlegen  und  noch  weniger  sie  aus 
diesen  zusammenzusetzen.  Ich  kann  also  nicht  der  letztern  Behauptimg  von  ü.  beistimmen:  Or 
l'aspiration  est  un  objet  de  l'ouie  tres-analogue  aux  sons  representes  par  les  .autres  consonnes;  c  est, 
comme  eux,  une  explosion  [?]  reellement  distinctive  des  voix,  quoi»|u"elle  suppose  une  cause 
physi(iue  tres- differente.  Wir  sehen  der  Buchstabe  h  ist  die  Klippe,  an  der  B.s  phonetisches 
System  scheitert,  wie  wir  es  noch  oft  in  der  weitern  (Jeschichte  der  l'honetik  zu  bemerken  haben 
werden.  Naclulcm  I'..  noch  hinzugefügt,  daß  er  hier  nur  das  Systeme  des  artic,  fran?.  dar- 
stellen wolle,  und  seine  /ulhicht  zu  einem  das  Wesen  der  Sache  keineswegs  besser  aufklärenden 
Vgl.,  mit  den  Klängen  der  Flöte  und  den  sie  begleitenden  (Jeräuschen  genommen,  nach  dem 
Vorgang  von  IIarduin  (vgl.  S.  185  ,  schließt  er:  j  ai  appuye  volontiers  sur  cet  objet,  afin  de 
rendre  plus  sensible  la  dilTerence  reelle  des  voix  simples  et  des  articulations  et  de  montror  en 
ineinc   Uinps ,    iiar  un   exenq)K-    frniipaiU  ,     \:\   maniere   lente   dont    procede   l'esprit    hnmain   dans  scs 


20O  ^-  Techmer. 

Point  de  vüe  gcneral.     Grammaire. 
I.  Division.     Parole  prononce  ou  ccrite. 
Voix.     Mechanisme  de  la  parole. 


decouvertes  [wir  können  hier  in  Rücksicht  auf  die  l'lrgelinisse  der  Arbeiten  von  Matthi/F.,  Holder, 
WiLKiNS  wohl  hinzufügen  :  und  in  der  weitern  Verwertung  der  gemachten  Entdeckungen].  Cette 
derniere  consideration,  de  la  Icnteur  naturelle  des  progres,  de  l'esprit  humain,  est  la  seule  reponse 
que  je  ferai  et  que  je  puisse  faire  h.  M.  Thiebault  :  mais  en  lui  avouant  1  impuissance  oü  je  suis  de  le 
satisfaire,  je  rapporterai  ses  difficultös,  afin  dY'veiller  li-dessus  lattention  des  lecteurs;  peut-etre 
cela  produira-t-il  quelque  jour  les  connoissances  qui  nous  manquent,  et  que  desireroit  le  savant  acca- 
demicien.  'En  accordant  a  M.  B.,  dit-il  [TlllEHAULT  a.  a.  O.460],  les  principes,  qu'il  a  poses  [was  ich 
hier  leider  nicht  habe  thun  können]  .  .  il  reste  encore  bien  des  difficultcs  a  lever  et  bien  des  points  ä 
eclaircir.  Unc  autre  chosc  aussi  peu  discutee  et  qui  meriteroit  bien  de  l'etre  c'est  la  difference  qu'il  y 
a  entre  la  maniere  dont  l'air  est  rendu  sonore  dans  le  chant,  et  la  maniere  dont  il  Test  dans  la  parole. 
Peut-etre  qu'il  faut  attendrc,  pour  etre  suffisament  instniit  sur  ces  objets,  qu'ils  soient  discutes  et 
approfondis  par  un  habile  homme,  anatomiste  toiit  a  la  fois  et  grammairien  :  ses  recherches  et 
ses  decouvertes  seroient ,  par  les  avantages  qui  pourroient  en  resulter ,  aussi  satisfaisantes  pour 
le  public  que  pour  lui-meme.'  Den  Unterschied  der  Stimme  beim  Singen  und  Sprechen  hat 
die  neuere  Phonetik  aufgeklärt  ;  dagegen  sind  die  Ansprüche  an  den  Phonetiker ,  welcher  seine 
Wissenschaft  gebührend  vertreten  soll,  seit  Thiebault  gewachsen:  es  genügt  nicht  mehr  die  gram- 
matische mit  der  anatomischen  Vorbildung  zu  verbinden;  es  handelt  sich  jetzt  danmi,  überhaupt 
sprachwissenschaftliches  und  naturwissenschaftliches  Können  und  Wissen  in  weiterm  Umfange  zu 
vereinigen.  So  lange  die  sog.  Phonetiker  nur  eine  Seite  ihrer  Wissenschaft  pflegen ,  können  sie 
sich  nur  als  Laien  betrachten,  welche,  wenn  sie  sich  an  die  Grundfragen  heranwagen,  die  Wissen- 
schaft eher  verkümmern  als  fördern,  um  so  mehr,  wenn  ihre  Ansichten  weitere  Verbreitung  finden, 
was  dadurch  sehr  erleichtert  wird ,  daß  sie  selbstverständlich  geringere  Anforderungen  an  die 
Vorbildimg  ihrer  Leser  stellen  (vgl.  meine  Besprechungen  von  Sievers'  Phonetik  i.  z.  ili.  377 
und  der  BELLschen  Schule  weiter  unten).  Hoffentlich  wird  ein  zukünftiger  Geschichtsschreiber 
der  Phonetik  den  Standpunkt  dieser  Wissenschaft  in  der  2.  Hälfte  unsers  Jh.  nicht  deshalb  nach 
der  Darstellung  der  Kehlkopf-  und  Nasenartikulationen  in  Bells  visible  Speech  oder  nach  den 
experimentellen  Versuchen  und  der  Systematik  in  Sievers'  PHONETIK  beurteilen,  weil  beide  Werke 
wohl  die  am  meisten  gepriesenen  sind.  An  dem  Eingange  jedes  Hörsaals  für  Phonetik  sollte  die 
warnende  Inschrift  stehen :  Ou&eiq  dqpuöiKO^  ei0iTU).  Was  man  nach  der  naturwissenschaftlichen 
Seite  auf  dem  Gymnasium  versäumt,  sollte  man  wenigstens  an  der  Universität  nachholen  (vgl. 
über  diese  Vorbedingungen  duMarsais  S.  202. 

In  seiner  Auffassung  der  Schreibung  zeigt  sich  B.  von  de  Brosses  abhängig,  wie  es  letzterer 
von  WiLKiNS  gewesen  (Thiebault  sagt  in  seiner  Kritik  a.  a.  O.  518  von  Beauzee  und  de  Brosses: 
les  deux  auteurs  se  sont  .  .  rencontres  pour  ce  qui  concerne  l'analogie).  Unter  lettres 
schreibt  Br.  :  Huit  voyelles  suffisent  pour  representer  les  huit  voix  fondamentales  usitees  dans 
notre  langue  .  .  En  y  ajoutant  un  signe  de  nasalite ,  comme  pourroit  etre  notre  accent  circon- 
flexe  ('■),  dont  les  deux  pointes  designeroient  les  deux  issues  de  la  voix;  et  un  signe  de  longueur  (~  ) ; 
on  auroit  tout  ce  qu'il  faut  pour  representer  toutes  les  variations  des  voix  fondamentales :  la 
voyelle  en  eflfet  qui  n'auroit  pas  le  signe  de  nasalite ,  representeröit  par  lä  meme  une  voix  orale ; 
et  Celle  qui  n'auroit  pas  le  signe  de  longueur  et  de  gravite,  representeröit  un  son  bref  et  aigu 
[es  fallen  nicht  immer  long  und  grave ,  bref  und  aigu  zusammen  ;  leider  sind  die  Begriffe  grave 
und  aigu  gar  nicht  physiologisch  bestimmt  worden].  Pour  ce  qui  est  des  consonnes,  il  est 
certain  que  nous  devrions  en  avoir  dix  sept,  pour  representer  les  dix  sept  articulations  usitees  dans 
notre  langue  .  .  Au  moyen  de  cet  appareil ,  on  ne  verroit  plus  trois  voix  differentes  representees 
par  la  meme  voyelle  .  .  e  .  .  une  voix  simple  representee  par  l'union  de  deux  voyelles  comme 
eu  dans  feu,  ou  dans  fou  .  .  ai  pour  e  dans  j'aimai,  pour  e  dans  faisons,  pour  e  dans  maitre  etc. :  on 
ne  verroit  plus  les  consonnes  m  et  n  devenir  auxiliaires  pour  la  representation  des  voix  nasales, 
puisqu'un  signe  sur  la  voyelle  produiroit  cet  effet :  nous  ne  serions  plus  dans  le  cas  de  representer 
l'articulation  linguale  sifflante  forte  par  la  combination  equivoque  des  deux  lettres  ch  .  .  II  etait 
pourtant  assez  simple  de  suivre  l'ordre  de  la  generation  des  sons  elementaires  [o.  S.  199  sah  Vf.  die 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    FRANZ.    IND    ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGRAPHIE.  201 

I.  Elements  de  la  parole. 
Voix.    Voyelle:   a  e  i  y  o  au  eau  eu  u. 
Articulation.     Mouille. 


g^ntration  leider  als  unwesentlich  an,  ina  Vgl.  zum  effet!]:  les  voyelles  seroient  a  la  tete,  et  les 
cons.  viendroient  ensuite ;  les  diverses  distinctions  .  .  auroient  servi  a  las  arranger  par  classes 
chacune  dans  leurs  especes  .  .  il  y  auroit  pu  avoir  quelque  utilite  a  donner  aux  lettres  dune  meme 
classe  une  forme  analog ue  et  distinguee  de  la  forme  commune  aux  lettres  d'une  autre  classe : 
l'analogie  doit  avoir  les  memes  efTets  dans  l'ecriture  que  dans  la  prononciation ;  eile  facilite  lin- 
telligence  du  langage  .  .  Ainsi ,  Ton  pourroit  ne  forraer  les  voy.  par  ex.  que  de  traits  arrondis 
et  garder  les  traits  droits  pour  les  seules  cons.  .  .  meler  un  trait  arrondi  avec  un  droit  pour  la 
cons.  aspiree  [die  gerade  Linie  würde  hier  also  sachgemäß  die  Hauchenge,  das  Rundzeichen  die 
Mundöffnung  anzeigen;  nur  müßten  soviel  Rundzeichen  als  Öffner  sein  i'vgl.  de  Beze  S.  173] 
.  .  en  tenant  dans  ime  Situation  verticale  tous  ces  traits  droits  pour  les  cons.  orales,  on  pour- 
roit commencer  les  nasales  par  un  trait  droit  horizontal  .  .  Je  n'insistemi  pas  d'avantage  sur 
la  justification  d'un  Systeme,  que  je  ne  presente  ici  que  comme  un  essai  sur  la  maniere  d'envisager 
Tobject  dont  il  s'agit  et  nullement  comme  un  projet  a  executer  .  .  Video  meliora  proboque, 
deteriora  sequor.  Besseres  als  das,  was  Beauzee  hier  nur  andeutet,  haben  WiLKiNS  und  de 
Brosses   ausgeführt  (vgl.   i.  z.  iv.   368  und  v.  1931. 

Sein  Gesichtspunkt  scheint  nicht  ganz  derselbe  in  seiner  Darstellung  der  Orthographie 
zu  sein :  on  donne  egalement  le  nom  d'orthographe  ä  tous  les  systemes  d'ecriture  que  differents 
auteurs  ont  publies  et  on  dit  lorthogr.  de  DuBois,  de  Meigret  ,  de  Pelletier,  de  R.\mus,  de 
Rambaud,  de  Lesclache,  de  Lartigaut,  de  l'abbe  de  s.  Pierre,  de  duMarsais,  de  Duclos, 
de  Voltaire  etc. ;  pour  designer  les  systemes  particuliers  que  ces  ecrivains  ont  publies  ou  suivis 
.  .  Aussi  n'honore-t-on  point  du  nom  orth.  la  maniere  d'ecrire  des  gens  non  instruits  .  .  Les  pro- 
ductions  de  la  voix,  ne  pouvant  etre  que  du  ressort  de  l'ouie  [die  alte  Einseitigkeit],  ne  peuvent 
pareillement  etre  representees  par  aucune  des  choses  qui  ressortissent  au  tribunal  des  autres  sens, 
:\  moins  dune  Convention  .  .  c'est  l'usage  qui  doit  l'autoriser  et  la  faire  connoitre  .  .  l'usao'e 
national  .  .  verba  volant  .  .  scripta  manent  .  .  Si  l'orth.  est  moins  sujette  que  la  voix  ä  subir 
des  changements  .  .  eile  devient  par  la  meme  depositaire  et  temoin  de  l'anciennc  prononc.  des 
mots;  eile  facilite  ainsi  la  connoissance  des  etymologies.  Doch  nur  für  den  Fall,  daß  früher  die 
Schreibung  wirklich  phonetisch  gewesen,  was  für  die  franz.  Schreibimg  in  der  Zeit  der  Renais- 
sance jedenfalls  nicht  der  Fall  war.  B.  verweist  schließlich  auf  den  Artikel  Etymologie  von 
Turgot,   welcher  im  Sinne  von  de  Brosses  geschrieben  ist. 

duMarsais  handelt  von  dem  ACCENT  in  seinen  mannigfaltigen  Bedeutimgen  in  dei  gespro- 
chenen und  geschriebenen  Spr.  :  A.  dune  langue  etrangere,  national,  d'un  patois,  dune  syllabe : 
aigu,  grave,  circonflexe  (duree  longiic,  breve,  intervalles,  ponctuation,  aspiration,  esprit  nule,  doux ; 
ton  pathetique :   dans  l'intcrrogation,   l'admiration,   Tironie,  les  passions.    Be.\uzee  unterscheide  : 

r        f  nietrique  ... 

,,      .  (  prosodique  .  f  musical    /  aigii 

I  H'gique         {        .  \      [  tonique     l     ,  , 

Accent  {      ^,  .  .  [  rationnel  I  discursif  '  grave 

t  pathetique  )  -^^ 

l  circonflexe. 

In  allen  dem  fehlt  die  gebührende  physiologische  Unterscheidimg,  namentlich  von  Stinim- 
hdhe  und  Stärke,  welche  doch  für  den  fr.  Accent  besonders  in  Frage  kommen.  DU>L  be- 
spricht die  neben  den  Buchstaben  bei  den  Griechen,  Römern,  Hebräern  (Massoreten)  und  den 
Franzosen  gebrauchten  Zeichen:  nos  peres  nous  ont  transmis  trois  sons  differents,  qu'ils  ecrlvoicnt 
par  la  meme  lettre  e  .  .  e  ouvert  .  .  e  ferme  .  .  e  muet  .  .  Ces  trois  sons  differents  se  trouvont 
dans  ce  seul  mot :  fermcte  .  .  encore  cn  d'autres  mots,  comme  nettcte,  evequc.  severe,  rcpeche  etc. 
.  .  11  y  a  bicn  de  l'apparcnce  que  cc  n'est  quinsensiblement  que  l'e  a  eu  les  3  sons  ditl'erents 
[ich  habe  S.  148  und  145»  gezeigt,  daß  sie  wohl  bereits  alle  drei  im  Volkslat.  vorhanden  waren, 
ebenso  wie  o  ouvert  und  ferme].  .  .  On  se  sert  de  1  accent  aigu  pour  marijuer  le  son  de  l'e 
ferme,  bonte  .  .  On  emploic  l'accent  grave  sur  l'e  ouvert  .  .  s'il  est  simplement  ouvert,  il  mene  .  .; 
s'il  est  tres-ouvert ,  on  le  maniue  d'un  circonllexe  meme  .  .  II  seroit  :\  souhaiter  que  Ion  intro- 
duise  un  accent  perpendiculaire  ,   c|ul  tomberoit  sur  l'e  mitoyen   [•.']   et  qui  ne  soroit  ni  gravo  ni 


2  02  F-  Techmer. 

Consonne.  Nasale.  Nasalite :  m  n.  Liquide:  1  r.  Labiale:  b  p  v  f.  Linguale: 
dtgkqczsj.  Gutturale.  Sifflantc.  Muct  .  .  Lettres  .  .  Caractere  .  . 
Alphabet. 


aigu.  [Das  letzte  Zeichen  dürfte  sich  wohl  nicht  einbürgern,  eher  der  circonfiexe  als  Zeichen  der 
Vertiefung  des  Klanges  oder  der  verhältnismäßig  mehr  rückwärts  bewirkten  Zungenartiknlation.] 
On  met  anssi  cet  acccnt  sur  le  votre  .  .  maitre  .  .  donnät  etc.  oü  la  voyelle  est  longiie  .  .  L'usage 
n'a  point  encore  etabli  de  mettre  nn  accent  sur  le  ouvert  quand  cet  c  est  suivi  d'une  consonne 
avec  laquelle  il  nc  ne  fait  ([uune  syllabe  ,  .  mer  .  .  On  ne  met  pas  non  plus  d'accent  sur  l'e 
qui  pr6ccde  l'r  de  l'infinitif  .  .  aimer. 

Über  CONSONNE  schreibt  duM.  :  Nous  marchons  .  .  nous  voyons  .  .  ,  nous  entendons,  nous 
parlons,  sans  avoir  aucune  connoissance  des  causes  physiques  ni  des  parties  internes  de  nous- 
memes  qua  nous  mettons  en  ceuvre  pour  ccs  differentes  Operations  .  .  mais  .  .  si  Ton  veut  agir 
avec  lumiere  et  connoitre  les  fondements  des  sciences  et  des  arts  .  .  on  doit  ac- 
qu^Tir  les  connoissances  physiques  qui  sont  la  base  de  ces  sciences  et  de  ces  arts  .  .  Mon 
dessein  n'est  pas  d'cntrer  ici  .  .  dans  le  detail  de  la  formation  de  chaque  lettre  particuliere ,  de 
peur  de  m'exposer  aux  railleries  de  Madame  Joukdain  et  ä  celle  de  NicOLE  (voy.  le  Bourgeois 
c;entilhomme  de  Moliere  [vgl.  S.  178]).  Mais  .  .  la  mechanique  de  la  voix  est  un  sujet  interessant 
.  .  qui  d'ailleurs  fera  entendre  plus  aisement  la  difference  quil  y  a  entre  la  consonne  et  la  voyelle. 
DuM.  gibt  eine  Übersicht  der  Teile  des  Sprechorgans:  poumons ,  trachee ,  larynx,  glotte ,  epi- 
glotte,  Cordes  vocales,  palais,  dents ,  levres,  langue,  narines  .  .  Les  poumons  sont  ä  cet  egard 
ce  que  les  soufflets  sont  a  l'orgue  .  .  l'air  pousse  par  les  poumons  et  qui  sort  par  la  trachee- 
artere ,  regoit  dans  son  passage  differentes  modifications  et  divers  tremoussements ,  soit  par  la 
Situation  il  est  rendu  sonore  par  la  seule  Situation  [axf)]ua  Aristoteles]  oü  se  trouvent  les 
organes  de  la  bouche  .  .  c'est  ce  qui  se  passe  dans  les  instniments  a  vent,  tels  que  Torgue) 
soit  par  Taction  des  autres  organes  de  la  parole  (cette  action  donne  a  Tair  sonore  une  agita- 
tion  et  un  tremoussement  momentane  propre  ä  faire  entendre  teile  ou  teile  consonne  .  .  s'agit-il 
d'expliquer  la  voyelle,  on  aura  recours  a  une  comparaison  tire  de  quelque  Instrument  a  vent 
.  .  Tont  son  qui  ne  resulte  que  d'une  Situation  d'organe,  sans  exiger  aucun  battement,  ni  mouve- 
raent  aux  parties  de  la  bouche  .  .  un  tel  son  est  une  voyelle  [auch  bei  den  Öffnern  findet  Be- 
wegung der  Zunge  und  Lippen  statt;  es  kommt  also  bei  der  Unterscheidung  auf  die  Grade  der 
Hemmimgen  in  der  Mundhöhle  an].  Ainsi  a  ä  e  e  i  o  6  u  ou  eu  et  1^  foible  e  muet  et  les 
nazales  an,  en  etc.  .  .  II  nen  est  pas  de  meme  de  la  consonne  .  .  eile  est  l'effet  dune  action 
passagere  [die  Dauerunterschiede  sind  nicht  das  Wesentliche],  dun  tremoussement,  ou  d'un  mouve- 
ment  momentane  .  .  de  quelque  organe  de  la  parole  comme  de  la  langue ,  des  levres  etc.  .  . 
je  crois  pouvoir  comparer  la  consonne  a  Teffet  que  produit  .  .  le  marteau  sur  lenclume.  [Diese 
Vgl.  erinnert  an  die  altern  von  Al.  Hume:  of  the  Orthographie  and  congruitie  of  the 
BRiT.'VN  tongue  ,  1617:  A  voual  is  the  symbol  of  a  sound  maed  without  the  tuiches  [iTpo(;ßoXai 
Aristoteles]  of  the  mouth.  A  consonant  is  a  letter  symbolizing  a  sound  articulat  that  is  broaken  with 
the  tuiches  of  the  mouth.  The  instnmients  of  the  mouth,  quherbe  the  vocal  soundes  be  broaken, 
be  in  mmiber  seven  .  .  Of  these,  thre  be,  as  it  wer,  hammeres  stryking,  and  the  rest  stiddies, 
kepping  the  strakes  of  the  hammeres.  The  hammeres  are  the  nether  .  .  lip ,  the  top  of  the 
tongue,  and  the  middle  tongue.  The  stiddies  the  overlip .  the  out  ward  teeth ,  the  inward  teeth, 
and  the  roofe  of  the  mouth  .  .  The  tuich  befoer  the  voual  is  be  lifting  the  hammer  af  the  stiddies ; 
as  da  .  .  and  behind ,  be  sti7king  the  hammer  on  the  stiddie  ;  as  ad  .  .  the  difference  is  in  the 
hardnes  and  softnes  of  the  tuich;  as  may  be  seen  in  .  .  ta  end  da.  In  den  oben  S.  176 
erwähnten  noch  altern  isländischen  phonetischen  Abhh.  aus  dem  12.  Jh.  vergleicht  Snorri  die 
Spr.  mit  den  Klängen  der  Symphonie  im  2.  gramm.  Trakt.,  übersetzt  von  E.  MoGH  a.  a.  O. 
S.  37:  'Der  Mund  und  die  Zimge  sind  der  Spielplatz  der  Worte.  Auf  diesem  Plane  sind  die 
Buchstaben  aufgerichtet ,  die  die  ganze  Spr.  ausmachen ,  und  es  greift  die  Spr.  bald  diesen  bald 
jenen  Buchstaben  heraus  (um  sie  zusammenwirken  zu  lassen,  gerade  so  als  wären  es  Saiten  oder 
die  befestigten  Tasten  in  der  Symphonie.'  Die  Lauttabelle  ist  durch  eine  Fig.  (II)  veran- 
schaulicht: 'wie  die  Linien  (d.  i.  Saiten)  den  Vokalen,  so  gleichen  die  Tasten  den  Konsonanten. 
Konsonanten  stehen  sowohl  vor  als  hinter  jeder  Vokal- Linie,  und  sie  ergänzen  die  Sprache  durch 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER   FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGRAVHIE.  20j 

II.  Combinaison  de  ces  Elements. 
Syllabe.     Diphthongue':   auriculaire.   oculaire.     Triphthongue. 
Baillement.     Hiatus.    Elision  .  .  Prosodie:   quantite.   accent  (apre,   circonflexe, 
grave,  prosodique'. 


ihr  Znsammentreffen  mit  diesen,  je  nachdem  sie  vor  oder  nach  dem  Vokal  stehen  .  .  sie  sind  hier 
auf  dem  Felde  gerade  so  gesetzt,  wie  die  Tasten  in  der  Symphonie,  imd  man  muß  sie  reißen 
oder  stoßen,  und  dadurch  die  Liniensaiten  schwingen  lassen,  und  man  bekommt  so  den  Ton, 
welchen  man  gehabt  haben  will  .  .  die  einen  nämlich  tönen,  wenn  du  sie  zu  dir  ziehst,  die  andern, 
wenn  du  sie  von  dir  stößt.']  .  .  L'union  .  .  d'une  consonne  avec  ime  voyelle  ne  peut  se  faire  que 
par  ime  meme  emission  de  voix ;  cette  union  est  äppelee  Articulation.  [Diese  Fassung  des  Be- 
griffs Artikulation  weicht  wesentlich  von  der  von  Beauzee  ab  ;  sie  ist  wohl  zu  beachten  und  ich 
bedaure,  daß  sie  mir  nicht  bekannt  war,  als  ich  die  Geschichte  des  Wortes  Artikulation  und  die 
geschichtliche  Auffassung  derselben  von  Whitney  l.  z.  i.  107  besprach]  .  .  La  syllable  est  un 
son  ou  simple  ou  compose,  prononce  par  une  seule  impulsion  de  voix  [richtiger:  expulsion  d'air. 
Di'M.  spricht  dann  von  einem  son  foible,  welcher  dem  aiislautenden  Konsonanten  folge  und 
wohl  von  e  muet  excite  a  dessein  zu  unterscheiden  sei  z.  B.  bei  et  belle].  Sil  y  a  dans 
un  mot  plusieurs  consonants  de  suite,  il  faut  toujours  supposer  entre  chaque  consonne  cet 
e  foible  et  fort  bref;  il  est  comme  le  son  que  l'on  distingue  entre  chaque  coup  de  marteau, 
quand  il  y  en  a  plusieurs  qui  se  suivent  d'aussi  pres  qu'il  est  possible.  Ces  reflexions  fönt  voir 
que  l'e  muet  foible  est  dans  toutes  les  langues.  [Freilich  nicht  in  allen  so  ausgeprägt  wie  im 
Franz.;  es  handelt  sich  hier  z.  T.  nicht  um  Laute,  sondern  um  unwillkürliche  Lautüber- 
gänge, welche  in  den  meisten  Sprr.  schneller  bewirkt  werden,  als  im  Franz.,  worüber  unten 
mehr;  im  Franz.  werden  nämlich  nicht  bloß  die  Öffner  mit  Ausnahme  des  e  imparfait,  sondern 
auch  die  Schließer  im  einzelnen  vollkommener  artikuliert  als  z.  B.  im  Engl,  und  Deutschen,  wes- 
halb die  Lautübergänge  im  Franz.  mehr  hervortreten.]  C'est  relativement  a  chacun  de  ces  organes, 
(|ue  dans  toutes  les  langues  on  divise  les  lettres  en  certaines  classes  [also  nicht  wie  bei  Be.auzee 
in  erster  Reihe  nach  der  hörbaren  Wirkung]  .  .  Quelques -unes  peuvent  etre  dans  I'une  et  dans 
lautres  de  ces  classes,  lorsque  divers  organes  concurrent  ä  leur  formation  [dieser  Hinweis  auf 
gleichzeitiges  Zusammenwirken  der  Organe  zu  einem  und  demselben  Laut  ist  sehr  beachtens- 
wert; schon  J.  Matthi/e  hatte  sie  angedeutet,  l.  z.  V.  84;  besser  aber  und  in  mehr  systema- 
tischer Weise  W.  Holder.  duM.  unterscheidet  nun  folgende  Organklassen:  i°  labiales:  b  p 
V  f  m;  2°  linguales  d  t  n  1  r;  3°  palatales  g  j  c  fort  ou  k  ou  q,  le  mouille  fort  ille  et  le  raouille 
foible  ye ;  4°  dentales  s  .  .  z  ch  [gehörte  wohl  richtiger  zu  j  unter  3°;  besser  wären  beide,  ch 
und  j  =  j>\  imd  S  von  den  Lauten  mit  nur  einer  Mundartikulation  abgesondert,  weil  sie  2  gleich- 
zeitige Zungenartikulationen  haben,  eine  der  Vorder-  und  eine  der  Mittelzunge] ;  5°  nasales  m  n  gn  ; 
6°  gutturales;  c'est  le  nom  qu'on  donne  a  Celles  qui  sont  prononcees  avec  une  aspiration 
forte,  .  .  ache  aspiree  .  .  n  o  u  s  n  e  L  a  r  t  i  c  u  1  o  n  s  q  u  a  v  e  c  les  v  o  y  c  1 1  e  s  ,  le  heros  ,  la 
hauteur  'vgl.  de  Beze  S.  173  .  Articuler  bedeutet  also  für  DuM.  zur  S  il  be  n  e  i  nh  ei  t  ver- 
binden; von  den  Orammatikern  ,  welche  über  das  Wesen  der  Aspiration  nicht  einig  werden 
können ,  sagt  er :  ils  doivent  se  permettre  reciproquement  de  Tappeler  ou  consonne  ou  signe 
d'aspir.ation,  selon  le  point  de  vüe  qui  les  affecte  le  plus  [ich  verstehe  danmter,  wie  bemerkt,  ein 
Kl,assenzcichen  für  die  gehauchten  Öffner  vgl.  S.  192,  14$^^]  Dl'M.  deutet  dann  die  verschiedene 
Operationsbasis  'maniere  particuliere  de  faire  agir  les  organes»  an,  je  nach  dem 
\'<ilk,  Stamm,  Kliina  imd  der  Oewöhnung:  Les  Allemands  ne  ]ieuvent  pas  distinguer  le  z  d'avec 
le  s  .  .  ils  ont  de  la  peine  ;i  prononcer  les  1  mouilles ;  ils  disent  file  au  lieu  de  ftUc.  Ces  l 
niduilles  sont  aussi  fort  dilficiles  b.  prononcer  pour  les  personnes  nees  a  l'AKis:  elles  les  changent 
eil  iMi  mouille  foible  et  disent  versayes  au  lieu  de  N'kksaili.ES.  Les  llamands  ont  bien  de  la 
piiiu-  a  prononcer  la  consonne  j.  Für  den  son  mouille  foible,  ([ui  paroit  tenir  de  la  voyelle  et 
(!<■  la  consonne  j 7 ) ,  nimmt  m  M.  une  classe  h.  part  in  der  l'bersicht  S.  145",  articul.ations  demi- 
ouvertes  an,  in  welche  dann  auch  wohl  fr.  ou  und  u  im  .Anlaut  von  Diphth.  z»i  rechnen  wären: 
/'  lind  ;/  .  Hierauf  siirieht  i>uM.  von  den  Namen  der  consonnes,  der  Lautiermethode  der  o.RAM. 
GEN.  DE  l'.-i\.:  Cette  maniere  eonsiste  a  nommer  les  consonnes  par  le  son  propre  .  .  en  njoutant 
seulement   ;i   ee  sun   priipri-  ccliii   de   le   mint    .  .    be   .  .    fe    .  .    en  sorte  quepcicr  c'est  lire.     Cette 


204 


F.  Techmek. 


III.  Parole  ccrite. 

Ecriture:  chinoise,  des  Egyptiens  .  .  Tachygraphie.     Signes.     Brachygraphie. 
Polygraphie   .  . 

IV.  Lecture.     Lire.     Abecedairc  .  .   S)'llabairc. 
II.  Division.     Parties  d'oraison  etc. 

Blicken  wir  auf  die  phonetischen  und  phonographischen  Ergebnisse  des 
18.  Jh.  zurück,  .so  finden  wir  hier  die  ersten  physiologischen  Unter- 
suchungen des  Stimmorgans  von  Doi^akt  und  Fkkkf.in,  welche  allerdings  nicht 
zu  endgültigen  Ergebnissen,  sondern  nur  zu  einseitigen  Vergleichen  geführt 
haben.  Die  genaueste  Zergliederung  der  Öffner  lieferte  Boinoin  im  Anschluß 
an  Dangeau,  doch  ging  Boi.mji.n  teils  in  der  Unterscheidung  zu  weit,  indem 
er  Qualität  (grave  et  aigu)  und  Quantität  (long  et  bref)  z.  T.  verwechselte  d.  h. 
Öffner  in  gleichen  Reihen  unterschied,  welche  wohl  der  Dauer,  aber  nicht 
dem  Klange  und  der  Erzeugungsweise  nach  verschieden  waren ;  es  ist  das  die 
alte  bekannte  Schwierigkeit  (vgl.  über  Dauer  und  Klang  die  Entwickelung 
der  fr.  aus  den  lat.  Öffnern  S.  i^^'^,  148).  Teils  ging  er  in  der  Teilung  nicht  weit 
genug,  so  sprach   er   nur  von  2  Öfihungsgraden :    grand  und   petit,    während 


mt-thode  a  ete  renouvelee  de  nos  jours  par  MM.  DE  I.AfNAY  pcrc  et  fils  .  .  les  mouvements  que 
M.  Dumas  s'est  donnes  pendant  sa  vie  pour  etablir  son  bureau  typographique,  ont  aiissi  beaucoup 
contribue  a  faire  connoitre  cette  denomination  ;  en  sorte  quelle  est  aujourdhui  pratiquee  ,  meme 
dans  les  petites  ecoles.  Seinen  Standpunkt  in  der  Frage  der  Schreibung  spricht  duMarsais  in  fol- 
genden Worten  aus:  la  prononciation  .  .  est  le  seul  but  de  1' orthograph  e.  Elle  ne  doit 
que  peindre  la  parole,  qui  est  son  original ;  eile  ne  doit  point  .  .  s'obstiner  ä  le  peindre  ä  present 
tel  qu'il  etoit  il  y  a  plusieurs  annees  .  .  Je  ne  cherche  que  le  fait.  D'ailleurs  je  respecte  TU  sage 
.".  je  m'y  conforme  malgre  la  reflexion  sage  du  celebre  prote  de  PoiTlERS  et  de  M.  Rest.a.ut, 
qui  nous  disent  qu'il  est  toujours  louable  en  fait  d'orthographe  de  quitter  une  mauvaise  habitude 
pour  en  contracter  une  meilleure  .  .  traite  de  l'orth.  .  .  1752  p.  635.  Und  das  ist  ja  wohl  seit 
Vaugelas,  remarques  sur  LA  LANGUE  FR.,  1647  die  in  Frankreich  herrschende  Ansicht  gewesen. 
Wie  Dangeau  unterscheidet  duM.  consonnes  foibles  et  fortes  b  p  etc.  mit  Ausnahme  von  m  n  etc. 
1  r  .  .  von  letztern,  welche  auch  Beauzee  als  constantes  bezeichnet  S.  197,  bemerkt  DuM. 
alles  peuvent  se  Her  avec  chaque  espece  de  consonnes,  soit  avec  les  foibles  soit  avec  les  fortes, 
Sans  apporter  aucune  alteration  a  ces  lettres  [aber  wohl :  a  leurs  sons]  .  .  Je  ne  pretends  pas 
dire  que  ces  quatre  cons.  soient  immuables;  elles  se  changent  souvent,  surtout  entre  elles :  je 
dis  seulement  qu'elles  peuvent  preceder  ou  suivre  indifferement  ou  une  lettre  foible  ou  une  forte. 
D.  h.  in  der  anerkannten  Orthographie  bleibt  der  Buchstabe  derselbe,  auch  wenn  der  stimmhafte 
Laut  stimmlos  wird.  Daß  auch  diese  Laute  im  Fr.  stimmlos  gesprochen  werden  können,  ist  erst 
in  der  neusten  fr.  Phonetik  anerkannt  worden  (vgl.  unten  Ballu  S.  228  . 

Über  das  Alphabet  sagt  duM.  nach  kurzer  Einleitung  über  den  hörbaren  und  sichtbaren 
Ausdruck,  Hieroglyphen,  Symbole  und  Buchstaben :  Pour  nous,  nous  n'avons  pas  d'Alph.  qui  nous 
soit  propre,  il  en  est  de  meme  des  Italiens,  des  espagnoles  et  de  quelques  autres  de  nos  voisins 
[anglois] :  Nous  avons  tous  adopte  l'alph.  des  romains  .  .  d'abord  nos  peres  ont  ecrit  con- 
fonnement  a  leur  prononciation  [vgl.  S.  155  ff.]  Tancienne  prononciation  ayant  ete  fixee  dans 
les  livres  .  .  apres  meme  que  la  prononciation  avoit  change :  les  yeux  s'etoient  accoutumes  a 
une  maniere  d'ecrire  differente  de  la  maniere  de  prononcer.  DuM.  würde  nicht  gegen  die  Ein- 
führung eines  neuen  Alph.  frang.  sein,  compose  d'autant  de  caracteres  particuliers  qu"il  y  a  de 
sons  differents  dans  notre  langue  .  .  Le  nouvel  Alph.  dont  je  parle  ne  detmiroit  rien  .  .  cet  Alph. 
rendroit  l'Orthogr.  plus  facile,  la  prononc.  plus  aisee  a  apprendre. 

VICQ-D'AZYR:   MEMOIRE   SUR  LA   VOIX,    1779. 

J.-B.  MONTMIGNON:  SYSTEME  DE  FRON.  FIGUREE ,  .APPLICABLE  A  TOUTES  LES  LANGUES 
ET    EXECUTE    SUR    LES    LANGUES    FRANg.    ET   ANGL.,     I785. 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER   FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGRAPHIE. 


205 


DE  Brosses  gar  7  Grade  zählte.  Der  letztere  war  jedenfalls  der  geistvollste 
Schriftsteller  über  Phonetik  und  Phonographie  in  diesem  Jh.,  leider  aber  dabei 
einer  der  schlechtesten  Beobachter.  Hätte  Wilkixs  nicht  seinen  essav  ein  Jh. 
vor  ihm  durch  die  Royal  Soc.  veröffentlicht,  so  würden  die  phonographischen 
Versuche  von  de  Br.  ,  welche  wir  jetzt  nur  als  Nachahmungen  betrachten 
können,  hervorragend  dastehen ;  in  Frankreich  sind  es  wohl  die  ersten ,  viel- 
leicht die  einzigen  Versuche  einer  Artikulationsschrift.  Die  Darstellungen 
von  DucLOs,  Beauzee,  duMarsais  haben  gewiß  zur  Verbreitung  und  Klärung 
der  phonetischen  Kenntnisse  in  weitern  Kreisen .  aber  kaum  zur  Vertiefung 
derselben  beigetragen.  Jedenfalls  zeigen  ihre  Erörterungen  der  Grundbegriffe 
der  Phonetik :  son,  articulation,  voyelle,  consonne,  accent  u.  aa.  nicht  gerade 
tieferes  physiologisches  Verständnis. 

XIX,    JAHRHUNDERT.! 
C.-F.  VOLNEY:     LALFABET  EUROPEEN   APPLIQUE  AUX  LANGUES  ASIATIQUES,    1819. 

Ch.  I.  Definitions  et  Principes.  Über  seine  Vorgänger  urteilt  Vf.  streng, 
z.  T.  auch  ungerecht  (z.  B.  S.  4  über  Wallis,  5  über  Amman,  28  über  Kem- 
pelen).  Von  Beauzee  sagt  er  62:  B.  .  .,  parmi  nos  modernes,  passe  pour 
avoir  le  mieux  etudic  cette  question  [des  voy.J  .  .  mais  je  bläme  et  rejette 
comme  inutiles  et  embrouilles  ses  classements  de  voy.  en  constantes  ou 
variables,  retentissantes  ou  graves,  labiales,  orales,  aigucs  etc.  Tout  cela  n'est 
bon  qu  ä  embarrasser  Tesprit.  Bei  Regnier  Desmarets  ,  charge  par  l'acad. 
d'etablir  une  grammaire  officielle  comme  le  dict.,  rügt  er  S.  64  le  peu  de  pro- 
fondeur  de  la  doctrine  encore  dominante.  A  ce  sujet  je  ne  puis  m'empecher 
de  remarqucr  que  Ics  innovations  ne  sont  jamais  le  fruit  des  lumicres  ou  de  la 
sagesse  des  corporations,  mais  au  contraire  cclui  de  la  hardiessc  des  individus. 
qui,  libres  dans  leur  marche,  donnent  lessor  ä  leur  Imagination  et  vont  ä  la 
decouverte  en  tirailleurs.  S.  13:  Rien  n'est  dcfini  .  .  les  Latins,  dont  nous  sommes 
les  echos,  comme  ils  furent  les  cchos  des  Grccs  ^vgl.  o.  S.  193],  ont  trouvc  plus 
commode  dimiter  la  garrulitc  de  leurs  maitres,  que  d'ctudier  l'opcration 
de  la  nature  en  son  propre  instrument.  Diese  letztere  Methode,  wel- 
cher Vf.  mit  Recht  den  Vorzug  gibt,  ist  freilich  bisher  von  nur  wenigen  For- 
schern geübt  worden  vgl.  Ackermann  S.  210).  S.  12  hatte  V.  bemerkt:  Le 
son  musical  |de  la  voix]  est  forme  dans  et  par  Tan  che  de  la  glotte.  Le  son 
voyelle   sc   forme   dans   et  par  les  cavites  de  la  bouche  et  du  nez.     Kr  ge- 


'  GeORGK    CUVIER:     I.E^ONS    D'ANATOMIE    COMPARKK,    IV.  ORGANES  DE  LA  VOIX   1S05;    2.   cd. 

1836 — 46.  Der  Vf.  hat  der  vgl.  Anatomie  des  Stimmorgans  besondere  Aufmerksamkeit  gewidmet, 
wie  niemand  bisher  seit  Fabricius. 

iKi:.    DOMERGUE:    LA    PRONONCIATION   FRANgOISE,    I.AN    V;    2.  KU.    1S06. 

DUTROCHET:  ESSAI  SUR  UNK  NOUVELLE  THEORIE  DE  LA  VOIX.  MEM.  DE  LAC.  D.  SC. 
1806.  Das  mcnschl.  Stimmorgan  sei  wie  ein  Hörn.  Der  M.  thyreo-arytaenoideus  mit  den  Stimm- 
bändern sei  für  den  S.inger  und  Sprecher,   was  der  M.   orbicularis  oris  für  den  Hornbläser. 

J.    1'..    BIOT:     TKAITE    Dl.    PltVSIQUE    EXPERIMENTALE    ET    MATUKMATIQVE,    4    voll..     1816.       .\«s 

dem  II.  Bde.  ist  hier  Kap.  I.x — xiil :  Des  Instnimens  a  vent  .  .  Organes  de  rOuio  et  de  la  Voix 
von  Belang.     Nach  BioT  wirkt  das  Stimmorgan  wie  eine  Zungenpfeife. 


2o6  F.  Techmer. 

denkt  dann  der  divers  degres  d'ouverture  de  la  bouche  et  d'ccartement  des 
deux  levres.  S.  15:  II  y  a  deiix  classes  de  consonncs;  l'une  celle  des  con- 
sonnes  oü  Ic  contact  est  parfaitcmcnt  clos;  lautre  ccllc  des  consonnes  oii  le 
contact  laissc  echapper  de  Tair  .  .  T-a  consDiine  est  le  contact  plus  on  moins 
complet  de  certaines  parties  de  la  bouche.  21;  11  doit  Ctre  de  principe 
general  et  constant  que  chaque  voy.,  cha(|ue  cons.  ait  pour  signc  represcntif 
unc  seule  et  memc  lettre  appropriee,  invariable,  et  qu'une  lettre  ainsi  appro- 
priec  ne  puisse  jamais  servir  a  figurer  un  autre  modele  .  .  24:  Aussi  les 
methodcs  alfabetiqucs  de  notre  r^urope  sont-elles  de  vraies  caricatures  .  .  quant 
au  fran^ais  et  a  Tanglais,  c'est  le  coniblc  du  desordre. 

Ch.  II.  Les  Voyelles  usitecs  en  Eurupe.  Vf.  beginnt  S.  30  mit  a,  als 
voyelle  ouverte,  eile  nous  offre  le  moyen  de  passer  de  proche  en  proche  des 
plus  ouvertes  aux  plus  scrrees.  Ich  ziehe  in  meiner  Übersicht  S.  145'' 
vor  die  ouvcrtures  plus  grandes  bis  zu  den  ouvertures  plus  petitcs  und  im 
Gegensatz  dazu  die  articulations  demi-ouvertes,  serrces  (contact  moins  com- 
plet) und  closes  (contact  complet)  zu  unterscheiden.  V.  sondert  2  Unter- 
arten des  a :  a  clair  ou  bref ,  a  profond  ou  long ;  ebenso  für  o ,  aber  auch 
für  ou.  S.  40:  Pour  prononcer  oü  dans  les  mots  roux  .  .  boue  etc.,  les  levres 
s'avancent  davantage  en  se  resserrant  commc  pour  faire  la  moue  vgl.  S.  178 
CoRDEMOY  und  Muli  IRK',  tandis  que  cela  n'a  pas  lieu  dans  les  mots  cou,  clou, 
chou.  Es  handelt  sich  hier  wohl  nicht  um  zwei  qualitativ  verschiedene  Arten 
des  franz.  ou,  sondern  nur  um  mehr  oder  minder  starke  Artikulation  derselben 
Art.  Zu  i  wird  S.  55  bemerkt:  la  voyelle  i,  suivie  d'une  autre  voyelle, 
usurpe  quelquefois  le  röle  de  consonne  fd.  h.  eines  Mitlauts  (Symphons) 
nach  der  Stellung  in  der  Silbe],  sans  pourtant  le  devenir.  Certainement  i  ne 
saurait  change  de  nature  [nach  der  Erzeugungsweise  und  der  akustischen  Wir- 
kung] :  etant  un  son  [Klanglaut] ,  il  ne  peut  en  meme  temps  etre  un  contact 
[Mundschließer].  Man  sieht  auch  V.  kämpft  hier,  ohne  ihrer' Herr  zu  werden, 
mit  den  Schwierigkeiten,  welche  aus  der  Vieldeutigkeit  der  Wörter  voy.  und 
cons.  hervorgehen :  voy.  =  Klanglaute,  Mundöffner,  Silbengipfel  oder  Haupt- 
laut (Phon);  cons.  =  Geräuschlaut,  Mundschheßer ,  Mitlaut  (vgl.  hier  oben 
S.  193).  S.  41  :  eu  clair  .  ,  ouvert  [peur]  .  .  eu  dans  eux  .  .  On  se  trompe 
lorsque  Ton  croit  cette  voy.  plus  longue  que  la  precedente  .  .  sa  vraie  diffe- 
rence  est  d'etre  plus  profonde,  plus  creuse  [la  bouche  forme  unc  plus  grande 
cavite,  sur-tout  vers  son  fond].  S.  68  :  Presque  aucune  voyelle  anglaise  n'a 
un  caractere  decide,  et  un  son  parfaitement  semblable  aux  voy.  du  continent 
.  .  il  y  a  .  .  une  tendance  singuliere  ä  les  cumuler,  c"est-ä-dire  ä  former  des 
diphthongues  des  voy.  multipliees.  Ein  Offnersystem  hat  V.  nicht  aufgestellt. 
Auf  seiner  i.  Taf.  S.  33  gegenüber  gibt  er  19  Vokale  in  einer  Reihe  und 
daneben  designation,  exemples  en  fran§.,  angl,  allem.,  letztere  leider  z.  T.  ver- 
kehrt. Die  Benennungen  sind  nach  derErzeugungs  weise  (prononciation), 
der  Nasenartikulation:  [oral  pur]-nazal;  dem  Öffnungsgrade:  ouvert -[ferme], 
grand-petit;  dann  nach  der  hörbaren  Wirkung  (sensation  ä  loreille)  :  clair- 
profond;  nach  der  Dauer:  long-brcf;  und  der  größern  oder  geringern  Voll- 
kommenheit der  Artikulation:  masculin-feminin.  Doch  all  diese  und  ähnliche 
Benennungen    etwas   bunt   durcheinander   und   ohne  gebührende  naturwissen- 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND   PHONOGRAPHIE.  207 

schaftliche  Bestimmung  der  Begriffe.  Bei  der  heilern  und  tiefern,  bzhw.  offnem 
und  hohlern  Ausspr.  der  verschiedenen  Völker  macht  V.  folgende  für  die 
Völkerkunde  wichtige  Bemerkung  S.  37:  La  cause  de  cette  difference  natio- 
nale ne  serait-elle  pas  quc  l'habitant  de  l'Italie,  vivant  sous  un  ciel  tempere, 
meme  chaud,  a  pris  Thabitude  de  respirer  largement  .  .  tandis  que  la  race 
anglo  -  sa.xonne ,  ayant  toujours  vecu  sous  un  ciel  humide  et  froid.  a  du  .  . 
prendre  par  consequent  l'habitude  de  prononcer  du  fond  de  la  bouche  en  ser- 
rant  les  levres  [dies  gilt  noch  weit  mehr  von  den- Skandinaviern].  Cest  ä  de 
telles  causes  physiques  [vgl.  unten  Marey  S.  222]  que  sont  ducs  bien  des 
habitudes  nationales:  dans  le  cas  present ,  les  FVang.  qui  tiennent  le 
milieu  de  toute  maniere  entre  les  deux  peuples  dont  je  parle  en  sont  une 
autre  preuve. 

Ch.  III.  Detail  des  Consonnes.  S.  72:  Je  ränge  d'abord  les  signes 
des  cons.  par  familles  ou  natures  d'organes,  et  commengant  par  les  levres, 
je  procede  de  proche  en  proche,  jusqu'aux  cons.  du  fond  de  la  bouche  .  . 
[also  nicht  etwa  weiter  zu  Nasen-,  Schlund-  und  Kehlkopfartikulation].  La 
premiere  classe  ou  famille  [?  espece]  provient  des  deux  levres,  qui  par  trois 
degres  de  contact  [V.  hätte  hier  wohl  vielmehr  der  gleichzeitigen  Nasen- 
und  bzhw.  der  Kehlkopfartikulationen,  welche  die  Unterschiede  von  m  b  p 
bedingen,  gedenken  sollen]  fönt  entendre  ma,  be,  po  .  .  La  seconde  .  .  de  la 
levre  inferieure  avec  le  tranchant  des  dents  incisives  superieures :  ve,  fi  .  .  La 
troisieme  de  la  pointe  de  la  langue  en  contact  avec  la  paroi  Interieure  des 
dents  incisives  superieures  [ou  avec  les  alveoles] :  da,  te  u.  s.  w.  S.  85  über  fr. 
ja  und  che:  les  deux  dentiers  sont  rapproches,  la  langue  nc  les  touchc  point 
par  sa  pointe,  mais  bien  par  ses  deux  cötes,  en  se  relevant  vers  son  milieu, 
pour  serrer  plus  ou  moins  les  bords  du  palais  [V.  übersieht  neben  der 
Mittelzungenhebung  die  wesentlichere  Artikulation  der  Vorderzunge.  89  :  La 
langue  demeurant  dans  la  position  de  ja  et  de  che  [nach  Abzug  der  von  V. 
übersehenen  Vorderzungenartikulation] ,  si  au  Heu  de  laisser  passer  l'air  sifflant 
qui  caracterise  ccs  deux  cons.,  on  coUe  la  langue  au  palais,  ce  contact 
[complet]  produit  deux  autres  cons.,  l'une  forte  .  .  ke  .  .  dans  question  .  .; 
l'autre  douce  .  .  gue  .  .,  c'cst  ce  qu'ils  appclent  Ic  g  mouille  .  .;  dans  ga. 
go,  le  g  est  dur  .  .  pourquoi  cette  nouvelle  inconscciuence?  .  .  eile  a  sa  cause 
dans  la  nature  meine  des  organes,  qui  cprouvent  de  la  difficulte  a  pron.  sur 
e  et  sur  i  le  g  comme  il  Test  sur  a  et  sur  o  .  .  les  voy.  e  et  i  comportent 
un  resserrement ,  un  applatissemcnt  [richtiger  Vorgang  mit  Längsöffnung]  de 
la  langue ,  qui  nc  s'accommodcnt  point  avec  la  cons.  ga  .  .  Dans  le  mouille 
.  .  gue ,  gui ,  la  langue  portce  quarrement  en  avant ,  forme  son  contact  avec 
la  partie  anterieure  et  moyenne  du  palais  \^-^  bzhw.  ■,'■  ]  .  .  dans  Ic  g  dur.  ga. 
go,  gou ,  eile  se  retirc  c^uarrement  en  arriere  et  se  relevant  vers  sa  racine 
[et  sa  partie  posterieure],  eile  forme  son  contact  avec  le  palais  ä  la  racine  du 
volle  [et  ä  sa  partie  posterieure].  De  la  deux  sensations  de  contact  et  deux 
classes  de  cons.  distinctes  ä  Toreille  \o-^  bzhw.  ^J  L'on  n'a  pcut-etre  jamais  bien 
remarque  ces  differences,  mais  clles  n'en  sont  pas  moins  positixcs  .  .  c'est  la 
faute  de  l'alphabet  qui  n'a  point  etabli  le  g  particulier  .  .  il  aurrait  fallu  quc 
dans  cet  etat  dur,  les  lettres  ga  et  ca  eussent  un  signe  particulier  pour  les 


2o8  F-  Techmer. 

distingucr  de  que  et  de  kc,  et  encore  plus  de  ge.  C'est  a  quoi  j  ai  eu  egard 
dans  mon  aiphabet  europeen  asiatique ,  et  par  suite  les  etymologistes  en 
sentiront  toute  rutilite.  Über  die  Benennung  mouille,  welche  die  fr.  Gram- 
matiker nicht  ganz  passend  dem  mit  Vorderzungenrücken  hervorgebrachten 
seitlichen  /-  und  weiter  den  Vorder/Aingenrückenschließern  derselben  i-Stelle 
gegeben,  sagt  V.:  ils  ont  prefere  le  mot  mouille,  sans  doute  parce  qu'il  leur 
a  semble,  que  dans  lle,  la  langue  en  se  detachant  du  palais,  se  faisait  reelle- 
ment  sentir  commc  mouillcc  de  salive  .  .  remarquez  que  dans  tous  ces 
etats  He,  gue,  ke,  la  langue  serre  le  palais  [antericur]  et  ne  s'en  detache  qu'en 
formant  nccessairement  la  voy.  i  qui  leur  donne  im  caracterc  commun;  tandis 
que  dans  ga,  go,  ca,  co,  le  contact  a  quelque  chose  de  rond  ,  qui  amene 
comme  nccessairement  les  voy.  .  .  a,  o  [V.  hätte  fr.  nocli  ou  hinzufügen  und 
ka  =  k^  und  /?'„  =  /i'^  unterscheiden  sollen,  von  diesen  beiden  ist  nur  letzteres 
rund;  er  verweist  doch  schon  selbst  auf  Ouintilians  Unterscheidung  von  k 
und  q]  .  .  ce  mechanisme  est  si  vrai  que  je  le  retrouve  dans  toutes  les 
langues.  V.  gedenkt  dann  der  it.  Ausspr.  (ca)  tchc  tchi  (co)  und  der 
deutschen  ca  tse  tsi  co  etc.,  wie  der  engl.:  mouillant  tantöt  c  cape  .  .  [k]  ne 
le  mouillant  pas  commc  dans  cook  [/'^ ,  c  vor  a  in  calm  ist  /'J  ou  en  le  pro- 
non^ant  s  commc  dans  gity  (city) .  Dieser  Anfang  einer  genauem  Unter- 
scheidung der  Hinter-,  Mittel-  und  Vorderzungenschließer  im  Zusammenhang 
mit  den  sich  daran  schließenden  gequetschten  Zweilauten  und  den  Zischern 
(chuintantes,  siffliantes)  verdient  besondere  Hervorhebung  in  der  Geschichte  der 
Phonetik.  Im  ganzen  unterscheidet  V.  14  Klassen  und  32  Nummern  auf 
Tab.  II.  S.  108  gegenüber.  Die  Anordnung  ist  nach  Weise  der  alten  arabi- 
schen Phonetiker  nur  in  umgekehrter  Richtung.  Auf  die  feinere  altarab.  Ein- 
teilung der  Schließer  nach  den  Artikulationsstellen  die  Aufmerksamkeit  größerer 
Kreise  gelenkt  zu  haben,  ist  das  Hauptverdienst  dieser  Arbeit  von  V. ;  leider 
verstand  er  es  nicht  damit  die  im  Abendland  mittlerweile  entwickelte  Syste- 
matik der  Offner  unter  Berücksichtigung  der  fortgeschrittenen  Kenntnisse  der 
Anatomie   und  Physiologie    des  Sprechorgans  zu  vereinigen.     Im  IV.  Kapitel 


L.  DUBROCA:  TRATTE  DE  LA  TRONONCIATION  DES  CONSONNES  ET  DES  VOYELLES  FINALES 
DES  MOTS  FRAN^AIS  ,  DANS  LEUR  RAPPORT  AVEC  LES  CONSONNES  ET  LES  VOYELLES  INITULES  DES 
MOTS    SUIVANS  ;    SITYI    DE   LA    PROSODIE   DE   LA   LANGUE    FR.,    1824. 

FeL.  SAVART:  LA  VOIX  HUMAINE,  ANN.  DE  CHIM.  ET  DE  PHYS.  XXX.,  1825.  La  production 
de  la  voix  est  analogiie  a  celle  du  son  dans  les  tuyaux  de  fliite  .  .  La  seitle  difference  notable 
qu'il  y  ait  entre  un  tuyau  a  bouche  membraneux  et  le  tuyau  vocal  consiste  dans  le  mode  d'em- 
bouchure,  qui,  pour  ce  dernier,  est  analogue  a  un  appeau  d'oiseleur  [Lockpfeife]  a  bords 
superieurs  rentrants. 

MARLE:    APPEL   AUX   FRAN^AIS.    REFORME    ORTHOGRAPHIQUE.       4.   ED.    1829.       DOMERGUE 

renverse  tout  pour  tout  reconstruire  sur  de  nouveles  bases  [oben  S.  205].  duMarsais  se  borne 
a  retrancher  les  doubles  consonnes  [oben  S.  204.  Der  Vf.  will  die  Vorzüge  beider  vereinigen]. 
II  faut,  en  un  mot,  que  les  changements  propozes  ou  ä  propozer  soient  toujours  tellement  com- 
bines ,  que  les  personnes  qui  veront  pour  la  premiere  fois  l'ecriture  qui  en  est  le  fruit  puissent 
la  Hre  sans  heziter  et  sans  avoir  bezoin  d'explication  prealable  [vgl.  Dangeau  S.  181].  10  Jahre 
später  wollte  M.  eine  rein  phonetische  Schrift  einführen :  MANUEL  de  la  diagraphie  qui  simplifie 
l'etude  de  LA  langue,  1839.  Trois  jours  suffisent  pour  connaitre  et  exercer  la  diagraphie.  Elle 
est  un  gnide  incessant  de  la  bonne  prononciation  .  .  Elle  fait  reflechir  les  enfants ;  eile  exerce 
leur  jugement  et  feconde  leur  intelligence.     Der  Erfolg  war  groß,   aber  nicht  von  Dauer. 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGRAPHIE.  20g 

handelt  Vf.  von  den  arab.  Lauten  und  Schriftzeichen  im  besondern,  mit  Be- 
nutzung der  arab.  Grammatik  von  S.  de  Sacy  ,p.  117  ff.),  sowie  des  Systems 
von  Khalil  '141  ff.).  Von  dem  von  Sacy  1813  veröffentlichten  wichtigen  Ms. 
über  die  Ausspr.  der  arab.  Laute  spricht  V.  nicht.  Im  V.  Kap.  werden  die 
arab.  Schließer  besprochen  und  transskribierte  Textproben  gegeben.  Erwähnt 
werden  schließlich  noch  die  indischen  Aspiraten  und  die  chinesischen  *^Töne'. 
P.  213  ff.  berichtet  V.  über  Konferenzen  in  Paris  (Dez.  1802  bis  Mai  1803), 
welche  den  Zweck  hatten  eine  Transskription  mittels  lat.  Buchstaben  zu  Um- 
schreibung der  arab.  Namen  des  geograph.  Atlas  der  ägyptischen  Expedition 
festzustellen.  Teil  nahmen  außer  Volxev  :  Monge.  Bertholet,  Lanxles,  S.  de 
Sacy,  Caussin,  Lacroix,  Baudeuf,  Marcel,  Mich.  Abeyd.  Zu  Grunde  gelegt 
wurde  Volneys  simplification  des  laxgues  orientales  von  1795.  Die  Haupt- 
sache war  für  V.  :  ein  Alphabet  zu  schaffen,  welches  nicht  bloß  für  die  Schreibung 
der  europäischen,  sondern  auch  der  asiatischen  Sprr.  ausreichen  sollte.  V. 
hat  zur  Verwirklichung  des  Gedankens  nicht  bloß  eingehende  Studien  gemacht, 
sondern  auch  weite  Reisen  unternommen  und  einen  jährlichen  Preis  von  1 200  fr. 
ausgesetzt,  der  freilich  in  der  Folge  nicht  immer  im  Sinne  des  Begründers 
vergeben  worden.  V.  sagt  selbst  in  seiner  Bestimmung  über  seine  Absichten : 
qui  sont  de  propager  et  encourager  tout  travail  tendant  a  donner  suite  et 
execution  ä  ma  methode  de  transcrire  les  langues  asiatiques  en  lettres  euro- 
peennes  regulierement  organisees.  Vgl.  Erdan:  congres  lixgltstique  p.  150 
und  Prologue .    Destutt   de   Tracy  unten  S.  256,   sowie    de   Briere  :    histoire 

DU  PRIX  FONDE  PAR  LE  CO.MTE  DE  VoLNEY  POUR  LA  TRANSCRIPTIOX  UNIVER- 
SELLE   DES    LANGUES,     1833. 

Deleau  (der  Jüngere) :  nouvelles  recherches  physiologiques  sur  les  Ele- 
ments DE  LA  PAROLE.  MEM.  Lu  Ä  l'acad.  DES  SC.  1830,  besonders  v'eröffentlicht 
1838.  Vf.  leitete  mittels  eines  durch  die  Nase  in  den  Schlund  eingeführten 
künstlichen  Windrohrs  einen  Luftstrom  in  die  Mundhöhle  und  erzeugte  so 
ohne  die  Ausatmung  und  den  Kehlkopf  Laute,  welche  denen  der  natürlichen 
Sprache  ähnlich  waren;  freilich  nur  stimmlose  d.  i.  geblasene.  Durch  Ein- 
schaltung einer  Zungenpfeife  hätte  D.  auch  künstliche  Stimme  erzeugen  können. 
Er  sagt  p.  5  ff. :  je  me  mis  ä  parier  k  haute  voix,  le  courant  d'air  etabli  par 
le  nez  etant  dans  toute  sa  force.  A  l'instant  deux  paroles  se  firent  entendre 
d'une  maniere  si  distincte  et  si  pure,  que  les  personnes  qui  assistaient  ä  l'ex- 
pcrience  crurent  entendre  deux  individus  qui  repetaicnt  les  memes  phrascs. 
11  est  donc  bien  constate,  par  cette  experience  que  le  larynx  n"cst  pour  rien 
dans  la  formation  de  la  parole  aphonique  [die  Stimmbäntlcr  artikulieren  auch 
bei  stimmlosen  Lauten'. 

Cagniard-Latour    (der   P^rfindcr    der    Sirene):     mi;m.    si  r    le    son    que 

l'oN     PRODUIT     en     SIFFLANT    .\VEC    LA    EOUCHE  ,    JOURN.     DE     PHYSIOL.     DE    M.\GENDIK. 

1830,  X.  170.  L  INSTITUT  1837,  V.  394  und  ann.  d.  sc.  nat.  1837,  II.  SI-'.R. 
VII.  180,   VIII.  319.    Beobachtung  des  Luftdrucks  im  Windrohr  bei  einem 


F.    MAGENDIE:    l'RECIS   ELEMENTAIRE   DE   PHYSIOT.OGIK ,    3.  V.U.       1833.       2    VOM..      TOME   I. 
279 — 320  voix,  womit  die  betr.  Abschnitte  in  den  Physiologien  von  I.onget,  Gerdy  und  Becl.\rI) 

zu  vgl.    sind. 

'I'echmek,  ztschr.  V.  '4 


2  lO  ^'-    TliCHMKR. 

lebenden  Menschen  mit  Luftröhrenfistel.  Die  Wassersäule  stieg  auf  945  mm., 
wenn  er  seinen  Namen  laut  rief,  bei  Singstimme  von  mittlerer  Höhe 
auf  160  mm.,  bei  gleicher  Stärke  und  größerer  Höhe  auf  200  mm.,  beim 
Flüstern  auf  30  mm.  voix  iiumaini:,  l'ins'itiut,  1838,  n"  244.  \\\  letzterer 
Schrift  erwähnt  Vf.  p.  284,  daß  er  ziemlich  deutlich  das  Spiel  verschiedener 
Teile  des  Kehlkopfs  mit  Hilfe  eines  kleinen  hinten  im  Munde  schräg  ge- 
haltenen und  hell  erleuchteten  Spiegels  gesehen.  Leider  gab  er  dieser  inter- 
essanten Beobachtung  keine  weitere  Folge  [vgl.  unten  Baitaillii;  S.  215.  Manul 
S.  218].  In  seiner  Schrift  sur  la  pression  ä  laquelle  l'air  contenu  dans  la 
trachee-artere  se  trouve  soumise  pendant  lacte  de  la  phonation.  comptes  rend. 
Ac.  sc,  1837,  IV.  p.  201,  hat  Cagn.-Lat.  den  Luftdruck  beim  Sprechen  mittels 
eines  manometrischen  Apparats  gemessen,  welcher  in  eine  Öffnung  der 
Luftröhre  unterhalb  der  Stimmritze  eingeführte  wurde. 

Paul  Ackermann.-  kssai  sur  l Analyse  phvsiquk  des  langues,  ou  de  la 
FORMATION  KT  DK  k'usack  d'un  alphaket  Mi^ri'HODiQUE ,  1838.  A.  hat  von  dcn 
Versuchen  Kenntnis  genommen,  die  fr.  Phonetik  und  Phonographie  zu  einer 
Wissenschaft  zu  gestalten,  von  Meigret,  Cordkmov.  de  Brosses,  Gebelin  u.  aa., 
welche  er  in  seiner  Bibliographie  namhaft  macht.  S.  VllI:  Pour  affermir 
et  pousser  la  science ,  il  faut  observer  la  production  des  sons  [diesen 
fruchtbaren  Gedanken  habe  in  Frankreich  zuerst  Cordemoy  verwirklicht];  ana- 
lyser ceux  du  plus  grand  nombre  de  langues  possible ;  rechercher  dans  l'ortho- 
graphe  l'histoire  de  la  Variation  des  mots :  en  un  mot.  joindre  la 
methode  historique  ä  la  methode  experimentale .  unir  aux  connaissances 
grammaticales  une  Observation  systematique  dont  la  physiologie  soit  la  base 
Die  hervorragende  Arbeit  des  Vf.  verdient  in  der  Geschichte  der  fr.  Phonetik 
ganz  besondere  Beachtung.  Chap.  I.  Serait-il  possible  de  former  .  .  un 
aiphabet  dont  les  lettres  fussent  au  langage  articule  ce  qu'en  musique  les 
notes  sont  au  chanf?  Oui  .  .  je  vais  l'essayer.  Ch.  ii.  Des  organes  phone- 
tiques.  L'ouie  et  Tappareil  phonateur  sont  les  deux  instrumens  neces- 
saires  .  .  L'un  est  agent  actif,  l'autre  agent  passif;  mais  leur  action  est 
reciproque.  Chap.  V.  Des  timbres  modificateurs  ou  accessoires :  i.  Timbre 
doux  .  .  Cette  modification  se  fait  au  moyen  du  larynx,  dont  la  sonorite 
vient  se  meler  au  son  sec  de  la  buccale  nue.  2.  Timbre  nasale.  3.  Timbre 
mouille.  II  se  forme  autour  et  au  bout  [dos  anterieur]  de  la  langue  .  .  ä  peu 
pres  ä  la  hauteur  de  la  lettre  i  .  .  Dans  le  langage  de  la  Normandie  il  y  a 
un  t  mouille  [/'  =  k\  vgl.  die  Übers.  S.  145^^  patois]  a  la  place  du  q  .  .  Paquet, 
manque  se  prononcent  ä  peu  pres:  patiet.  mantie  .  ,  Dans  le  fr.  de  certaines 
parties  de  la  Franche-Comte  .  .  d  mouille,  exemple  guetter  (prononcez  dietter 


Sophie  DupuiS:  traite  de  la  prononciation  ou  nouvelle  prosodie  francaise,  1836. 
Über  die  Quantität  lesen  wir  in  der  Introdiiction :  la  quantite  n'est  souvent  qu'un  point  imper- 
ceptible  dans  la  pron.,  et  d'ailleurs  quelle  que  soit  l'augmentation  d'une  syll.,  eile  ne  determine 
pas  phts  la  nuance  des  sons  .  .  que  la  duree  en  musique  ne  determine  Tintervalle  d'une  note 
a  une  autre.  Auf  S.  xxiii  wird  gefragt:  Ne  se  pourrait-il  que  notre  Systeme  des  longues  et  des 
breves  se  füt  introduit  en  France  a  la  renaissance  des  lettres?  vgl.  Baif  S.  169  f.,.  Ferner 
S.  xxxviii:  Si  Ton  voulait  trop  appuyer  sur  ces  memes  repos  ou  ne  mettre  aucun  ontomberait 
dans  une  affectation  ridicule  et  une  monotonie  fatia:ante. 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND   PHONOGRAPHIE.  211 

on  fondant  l'i  avec  le  d  [o^^g'}  .  .  t  mouille  devant  l'e  et  Tu.  paquet.  eure, 
vaincu  (patiet.  tiure,  vaintiu).  (Vgl.  Volney  S.  207).  4.  Timbre  emphatique. 
5.  Timbres  mixtes.  Chap.  VII.  De  la  quantite  [des  syllabes  fraiig.' :  la  breve  equi- 
vaut  ä  .  .  f  d'une  longue,  et  la  moyenne  ä  |.  Man  beachte  diese  genaue  Angabe 
der  verhältnismäßigen  Dauer  der  fr.  langen,  mittellangen  und  kurzen  Öffner 
6:5:4;  die  fr.  vollkommen  artikulierten  kurzen  Offner  sind  also  nach  Maß 
und  Zahl  mehr  als  halblang,  die  verkürzten  unvollkommenen  deutschen  und 
engl.  Öffner  sind  weit  weniger  als  halblang.  Da  die  Verhältniszahlen  für  lang 
(6)  und  kurz  (4)  so  nahe  aneinander  liegen,  ist  es  wohl  erklärlich,  daß  die 
Unterscheidung  von  diesen  beiden  Dauerverhältnissen  den  fr.  Grammatikern 
schon  große  Schwierigkeit  bereitet  hat ;  und  daß  die  Unterscheidung  von  einer 
3.  mittlem  Stufe,  welche  nicht  genau  halblang  genannt  worden,  recht  zweifel- 
hafte Ergebnisse  geliefert  hat  (vgl.  d'Olivet  S.  183  und  Sachs-Laxgenscheidt 
S.  244ff.l.  Chap.  VIII.  De  Taccent.  Diese  Beschreibung  der  fr.  Betonung  ist 
die  beste,  welche  ich  in  der  betr.  Litteratur  überhaupt  gefunden.  A.  unter- 
scheidet appui  (force  und  modulation  musicale.  Dans  le  frangais  ces  deux 
accens  peuvent  etre  reunis,  mais  ils  se  trouvent  plus  souvent  separes.  Nach 
der  Darstellung  des  Vf. ,  welche  ich  nach  meinen  eignen  Beobachtungen  ganz 
bestätigen  kann,  haben  in  re^/w/ble,  carr/V-re,  lumz^re,  blasphematrwi-  die  mit 
liegenden  Buchstaben  gedruckten  Silben  die  Modulation,  treu  entsprechend  der 
ursprünglichen  lat.  Stimmhebung,  acutus,  aigu  /  (vgl.  oben  S.  148  und 
G.  Paris  S.  156),  c'est  un  chantonnement  leger,  un  peu  aigu  qui  s'unit  ä  la 
syllabe.  In  denselben  Wörtern  hat  je  die  erste  Silbe  Stärke,  appui  (mais  sans 
modulation) .  Letzteres  ist  eine  im  Fr.  entwickelte  Neuerung,  welche  an  die  ger- 
manische Weise  erinnert  (vgl.  Paris  S.  155).  Disons  en  deux  mots  quelle  est 
dans  le  frang.  la  place  de  l'accent:  toutes  les  fois  qu'un  mot  commence  par 
une  cons.  ou  par  une  h  dite  aspiree,  il  y  a  ou  il  peut  )-  avoir  un  appui  .  . 
sur  la  premiere  syllabe.  Quand  la  premiere  syllabe  du  mot  est  une  voy., 
quelquefois  le  mot  est  depourvu  d'accent  grave  '  d'appui  :  s'il  le  prend  c'est 
sur  la  seconde  syllabe,  z.  B.  s'evanou//,  wo  va  stärker  und  tiefer.  //  höher 
und  schwächer  gesprochen  wird.  Von  der  Modulation  sagt  A.  weiter:  Selon 
qu'un  substantif  est  isole  ou  final,  ou  dans  le  corps  de  la  phrase.  cet 
accent  est  plus  ou  moins  sensible;  il  Test  bcaucoup  a  la  tui  d'une  phrase  ou 
d'un  membre  de  phrase.  ou  lorsque  le  mot  est  isole,  ou  lorsqu'il  y  a  sur  lui 
une  Suspension;  il  s'cfface  un  peu  dans  le  corps  de  la  phrase.  a  moins  quc 
le  mot  n'y  soit  soumis  a  quelque  Intention  oratoire  .  .  Tous  les  sub- 
stantifs  monosyllabiques  commengant  par  une  cons.  prennent  ä  la  fois  laccent 
grave  et  laccent  aigu.  Dans  les  substantifs  ou  adjectifs  de  deux  syllabes. 
commengant  par  une  voy.,  les  deu.x  accens  se  placent  sur  la  seconde  .syllabe. 
Für  die  Orthographie  sind  dem  Vf.  folgende  Grundsätze  ma(.^gebend:  La 
langue  ecritc  doit  etre  autant  que  possible  la  representation  de  la  langue 
parlce  .  .  l'orthographe  doit  se  regier,  non  sur  la  prononciation  familiere, 
mais  sur  la  .  .   pron.  soutenue.' 

'   Anerkennung    verdient    auch   des   \  f.    Mitarbeit  .in  dem    voCAiai.AlKl-:    DE  I.A  I..   IR.  EXTR. 

DU    DICT.    DE    L'AC.    PAU    M.   Cu.  NoDMsK    .   .    KT    M.  .\CKEKMANN  .    AVEC    T.KS    ErVM.  ,    I.A    PRONONC.    ET 


2  12  F.  Tkciimek. 

SeGOND:     MK-MfJlKK  SLK    I.A    PAK(JLK.    ARc:}I.   GKN.    UE  MKD.    1847,    4-    ^^^-    '•   ^^^  • 

Segond  bemerkt  S.  350  zu  h:   Le  tuyau   vocal  ne  peut  donner  ä  Taspiratioa 
que  la  forme   des  voyelles   a,    e,    i,    o,    u    etc.  .  .    'Vgl.  schon  dk  Bkze  oben 


UN  voc.  GKOGR.,  1844.  In  der  Introduction  nccessairc  gedenkt  Nouikk  der  etymologischen 
Schreibung  des  DICT.  DE  l'ac  S.  im:  cette  orthograjihe,  tout-ä-fait  d^nuee  de  raison  ortho- 
graphique ,  prevalut  aux  yeux  de  I'ac.  KR.  Dann  spricht  er  de  la  prononc,  ([ui  est  certaine- 
mcnt  la  plus  arbritraire  de  toutes  les  sciences  de  Thomnie,  la  plus  difficiles  ä  formuler,  celle  qui 
se  refuse  le  plus  irrestiblement  ä  une  demonstration  ecrite  .  .  L'orthographie  .  .  est  une  inethode 
tout  a  fait  distincte  de  1 '  orth  ophon  ie.  .  .  Sil  en  est  quelques-unes  langucsj  qui  offrent,  jusqu'ä 
un  certain  point,  cctte  hcurcuse  appropriation  du  signe  (-crit  au  signe  vocal,  ce  n'est  certainement 
pas  la  langue  fr.,  dans.  la<|uelle  IIonorat  Ramdaud  [vgl.  S.  171]  comptait  dejJi,  en  1578,  43  ele- 
ments  d'^criturc.  ICncore  faut-il  rabattre  de  ceux-ci  les  signes  composes  [d.  h.  einzelne  Buch- 
staben für  ZweilauteJ  comme  le  x,  les  signes  doubles,  comme  l'y  et  le  k,  les  signes  (::quivoques, 
comme  le  c  sifflant  qui  est  un  s  et  le  s  doux  qui  est  un  z,  les  signes  nuls  ['!],  comme  l'h,  hiero- 
glyphe  insignifiant  d'une  valeur  inconnue  [die  Ausspr.  des  h  mit  Hauchenge  findet  sich  allerdings 
nicht  mehr  in  der  natürlichen,  wohl  aber  noch  in  der  künstlichen  Sprechweise ;  in  der  natürlichen 
Ausspr.  deutet  h  nur  z.  T.  eine  Unterbrechung  der  Stimme  mit  neuem  leisen  Einsatz  derselben 
an].  Et,  au  contraire ,  faudrait-il  aj  outer ,  pour  etre  complet,  au  calcul  d'H.  Rambaud  ,  4  ou  5 
Clements  de  pron.  dont  il  n'a  pas  tenu  comptc ,  mais  cpion  trouverait  dans  nos  dialectes  .  .  La 
bonne  pron.  s'apprend  dans  le  commerce  oral  des  personnes  bien  elevees  qui  parient  bien,  et  il 
n'y  a  d'autre  moyen  de  l'apprendre  [die  gute  Ausspr.  werde  nicht  durch  die  Schreibung  erlernt ; 
man  hört  hier  das  Mitglied  de  l'.\c.  kk.,  vgl.  S.  146;  vom  Landmann  bemerkt  N.  weiter]  .  .  il 
l'apprendra  cent  fois  mieux  du  prone,  si  son  eure  est  convenablement  lettre,  ou  au  barreau, 
si  par  hasard  son  avocat  parle  fr.  II  l'apprendra  au  theätre,  dans  les  cercles,  dans  les  nies. 
II  ne  Tapprendra  pas  dans  les  livres.  Pour  l'etranger  .  .?  mais  s'est-on  jamais  flatte  de  donner 
aux  etrangers  une  notion  exacte  de  notre  pron.  par  la  cacographie  miserable  dont  on  se  sert 
pour  la  representer?  .  .  la  valeur  virtuelle  de  la  lettre  ne  saurait  etre  definie  que  par  des  Com- 
munications verbales,  par  l'usage  de  la  conversation ,  par  l'exercice  medite  de  la  parole  ;  parce 
qu'ils  prononcent  autrement  que  nous  plus  de  la  moitie  de  nos  voy.,  plus  de  la  moitie  de  nos 
articulations  [c'est-a-dire  serrees  et  closes],  Depuis  qu'on  invente  tant  de  belles  choses  dont  la 
plupart  sont  dejä  inventees,  comment  n'a-t-on  pas  invente  encore  un  Instrument  qui  laisserait  fort 
en  arriere  toutes  les  decouvertes  de  tous  les  siecles,  sans  excepter  l'imprimerie :  une  phonopee  de  la 
voix  humaine  'voila  deja  son  nom\  qui  rendrait,  sous  les  75  ou  80  touches  de  son  merv'eilleux 
clavier  [vgl.  o.  197],  toutes  les  vocalites  simples  ou  consonnantes  des  langues  .  .  ce  navum  Organum 
aurait  plus  de  portee  que  celui  de  Bacon  [176].  Dieses  novum  Organum,  welches  bei  N.  nur  ein 
Gedanke  und  Traum  war,  ist  seitdem  verwirklicht  worden.  Über  den  von  Scott  1857  erfundenen 
Phonoautographen    vgl.   c.  rend.  de  l'ac.  sc.  lii.  108    haben  berichtet:   E.  L.  Scott:  phono- 

AUTOGRAPHE   ET   FIXATION    GRAPHIQUE    DE   LA    VOIX,   COSMOS,   1859,  XIV.  3I4 20  ;    MOIGNO,  COSMOS, 

XV.    677,    XX.    658;    ATHEN.    1859,    II.    433;    PiSKO  :    DIE  NEUERN  APPAR.  DER    AKUSTIK,     1865.      Wohl 

durch  den  Phonoautographen,  der  eine  Art  künstlichen  Ohres  ist,  angeregt,  erfand  Phil.  Reis 
das  Telephon,  jahresber.  des  phys.  Vereins  zu  Frankfurt  1860 — 61:  'Es  gelang  mir  .  .  einen 
Apparat  zu  erfinden,  vermittelst  dessen  ich  die  Funktion  der  Gehörwerkzeuge  klar  und  anschau- 
lich machen  kann ;  auch  können  mit  demselben  Töne  aller  Art  durch  den  galvanischen  Strom 
in  beliebiger  Entfernung  reproduziert  werden.'  Das  letztere  ist  also  das  Neue  an  der  Erfindung. 
Grah.  Bell  ,  Sohn  von  A.  M.  Bell,  hat  das  Verdienst  das  Telephon  von  Reis  zu  dem  Apparat 
umgestaltet  zu  haben,  welcher  sich  in  der  Praxis  nun  schon  seit  Jahren  bewährt  hat.  Mit  Scotts 
Phonoautographen  hängt,  noch  mehr  als  das  Telephon,  J.  A.  Edisons  Phonograph  zusammen, 
über  den  ich  in  meiner  Phonetik  berichtet.  Derselbe  hat  sich  nicht  in  dem  Maße  für  die  wissen- 
schaftliche Phonetik  bedeutsam  erwiesen,  als  Nodier  u.  aa.  erwartet.  Edison  selbst  spricht  sich 
in  electrical  WORLD,  12.  nov.  1887  über  die  Unvollkommenheit  des  Apparats,  namentlich  der  Zinn- 
folie als  Schreibmaterials,  aus  und  scheint  dem  zukünftigen  Geschlecht  die  Vervollkommnung  desselben 
zu  überlassen.  Seitdem  ist  der  Phonograph  von  Tainter,  welcher  1885  an  Stelle  des  Zinn-  einen 
Wachszylinder  setzte,  imd  dann  auch  vom  Erfinder  Edison  selbst  verbessert  worden  und  stehen 
augenblicklich    zwei  .Apparate    derart   in  der  PARiser  Ausstellung ,  worüber    in  Ch.  Richets  rev. 


BEITRAC;    ZUR    GESCHICHTE    DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETHC    UND    PHONOGRAPHIE.  2I3 

S.  173,  auch  i45'1.  L'espece  de  sifflement  qui  caracterise  l'h.  depend  d'un 
etat  particulier  des  levres  de  la  glotte;  celles-ci.  au  lieu  de  s'ecarter  comme 
pour  l'expiration  ordinaire,  se  rapprochent  de  maniere  a  ce  que  l'air  puisse  les 

sciENTiF.  unterm  6.  Juli  1889  von  R.  Chandos  eingehend  berichtet  worden.     Ch.  geht  bei  dieser 
Gelegenheit  auf  eine  für  die  Geschichte  der  Phonographie  nicht  unwichtige  allgemeinere  Frage  ein, 
nämlich  wer  als  Erfinder  eines  Apparates  anzusehen  sei.  S.  2  :  Au  point  scientifique,  ce  qui  Importe,  ce 
n'est  ni  l'idee  premiere,   sans  realisation  experimentale,   .  .  ni  meme  le  perfectionnement  pratique, 
qui  rend  un  appareil  commode  et  u.suel,   comme  le  perfectionnement  apporte  par  M.  Tainter  ;  ce 
qui  constitue  la  decouverte,  c'est  la  realisation  experimentale,  meme  sous  une  forme  rudimentaire, 
dun  phenomene.     Ce  nest  donc  pas  sans  motif  que  le  public  rapporte    a  Edision  Tinvention  du 
phonographe.     Ich  teile  für  den  Phonographen  ganz  die  Ansicht  von  Ch.  in  Bezug  auf  die  Ver- 
dienste von  Edison  und  Tainter  ;   aus  denselben  hier  angeführten  Gründen  halte  ich  aber  auch. 
unter  Anerkennung  der  frühern  Verdienste  von  L.  Scott,  Reis  für  den  wahren  Erfinder  des  Tele- 
phons und  G.  Bell  nur    für   den  praktischen  Vervollkommner.     Ch.  hat  Eoisons  neuen  Phono- 
graphen in  rev.  scient.  unter  dem  4.  Mai  1889  beschrieben.  Von  Tainters  Graphophone  schreibt 
er  S.  3:    Tous   les  sons  peuvent  etre  reproduits:    les   paroles,  les  bruits ,  les  sonorites  musicales. 
Et  la  reproduction  est  d\ine  fidelite  saisissante  ;  le  timbre  de  la  voix  de  chaque  indi\-idu  est  facile 
a   reconnaitre   .  .  les   sons   musicaux ,    quoique    exactement   reproduits ,    nont  pas  un    timbre    tres 
agreable   .  . ;  il  y  a,  dans  le  son  reproduit,  quelque  chose  de  chevrotant,  de  nasillard,  d  aigre  .  . 
Des  maintenant,  la  parole,   sinon  le  chant,   est  parfaitement  reproduite.     Über  die  Anwendung  des 
Phonogramms  für  Weiterverbreitung  von  öffentlichen  Reden  sagt  Ch.  :  1  inscription  phonographique 
de  ces  discours  rendra  la  reproduction  imprimee  plus  rapide.     Au    lieu  d'un  stenographe  ,   on 
aura  un  phonographe  ;   et  une  fois  le  phonogramme  obtenu,  les  ouvriers  compositeurs  pourront  s  en 
servir  pour  donner  rapidement  et  exactement  tout  le  texte  des  discours.    Weniger  von  praktischem, 
als    vielleicht  wissenschaftlichem  W'ert    sind   die  Retroreprodiiktionen  der  Spr.  mit   dem  Apparat. 
4 :  A  ce  propos,  nous  signalons  une  experience  curieuse  et  simple :   c'est  de  reproduire  les  sons  a 
lenvers.     Tes  paroles  sont  alors  absolument  incomprehensibles  .  .   on  distingue  encore  assez  bien 
quelle  est  la  personne  qui  parle.     On  peut  meme  dire  si  les  sons  prononces  ainsi  sont  en  franc. 
oix  en  allem.     Das  erklärt  sich   daraus,  daß  die  Elemente  dieselben  bleiben,  die  Klänge  und  Ge- 
räusche ,  die  Öffner  und  Schließer    und  Übergänge ,    die  Silbenhaupt-   und  Mitlaute ,  nur   alles  in 
umgekehrter  Reihenfolge;    der  Anlaut   wird   zum  Auslaut  u.  s.  \v.     Jüngst    ist   von  Gueroult  der 
Vorschlag    einer  Vereinigung    von  Phonographie   und  Photographie  der  Par.  ac.   des  sc.  vorge- 
tragen worden,  wodurch  nicht  bloß  die  hörbaren,   sondern  gleichzeitig  die  sichtbaren  Ausdrucks- 
bewegungen des  Schauspielers  als  Phonophotogramm  fixiert  werden  sollen.    In  der  That  das  wäre 
die    letzte  Aufgabe    unsrer  Wissenschaft.     Doch   ich   kehre    noch    einmal    zu  Nodifr    zurück.     Er 
schreibt  weiter  in  dem  voc.   S.  vi :    Cependant  un  dictionnaire  de  pron.   est  en  grande  partie   .  . 
la  malheureuse    application    de    cette  idee  inexecutable  ,  qu'il   faut   releguer  aux  nombre  des  chi- 
meres  scientifiques  avec  la  pierre  philosophale  .  .  ün  traitk  dk  pron  ,   ajipuye   sur  un  aiphabet 
philosophique    oü   toutes    les    valeurs    positives   de  notre  prolation  fr.  seraient  presentees  par  des 
signes   propres,    eclairci    par   des    analogies    et   des    comparaisons  empruntees  a  nos  langues  con- 
generes  .  .  serait  donc,  selon  moi  le  monument  le  plus  utile  et  le   plus    imposant    que    Ihomme 
eut   Jamals    eleve    a   sa  parole   .  .  j'ai    du    renoncer    a  des  tables  de  prononc.  inexecutables ,    me 
rapprocher  de  la  routine  commune.     Ich    bitte  mit   meinem  bescheidenen  Versuch  derart  auf  der 
Übersicht  S.  145=^  fürlieb  zu  nehmen,   wo  die  Schreibung  freilich  international  ist;  Vorschläge 
zu  einer    der  hergebrachten  nationalen  fr.   Schreibung  angepaßten  Schrift  habe  ich  am  Schluß 
gemacht.     Aus  der  orthographe  figiirec  du  voc.  von  Non.  will  ich  noch  als  Probe  her\-orhebcn  die 
Schreibung    glou-arc    für  gloire    ou-a  dipht.  .     Mit  \'(U,ni:v    oben  S.  207     spricht    er  von    g,    c 
mouille  in  GuiLi.AUME,   QuiNTiLiEN  :    On    voit    quo    Icur    contact  avec  les  memes  voy.  produit  sur 
elles    les   memes    metamorphoses.     Die  Hauptarbeit   am  vocAü.  hat    wohl  Ackermann  gemacht; 
N.  sagt  selbst  von  A.  :   ([ui  en  est  l'autcur  plus  que  nmi.     Wir  dürfen  uns  darüber  nicht  grämen, 
denn  A.  war  ein  tüchtigerer  Phonetiker  als  N.,  ja  man  kann  wohl  sagen,  daß  A.  von  keinem  fr. 
Phonetiker  übertroften  worden  ist.     Von  N.  ist   noch    zu  nennen;    NOTIONS  El.EMENTAlRES  DE  l.A 

LINGUISITQUE,     OU    IIISI'.    AHRKGKE   DE    LA    PAROLE    ET    DE    LKCUl  IT  KK  .     POI"R     SERVIR    p'lNSTRUCTION 

A  l'alpiiahei-,  a  i.a  ckamm.  et  au  niCT..   1834. 


2  14  !"■    TlXHMKK. 

travcrscr  sans  les  mcttrc  en  Vibration,  mais  cn  produisant  uii  sifflemcnt  ana- 
loguc  ä  cclui  quc  nous  observerons  plus  bas,  dans  la  forniation  des  consonnes 
s.  ch,  f,  th.  Im  ARcii.  gi;;n.  u.  mi';i;.  xvi.  347,  1848,  unterscheidet  S.  3  ver- 
schiedene Arten  von  nasonnement.  ^\\<  i,\  voix  insimr  \  ioikk,  arch.  f.F.x. 
DE  utD.   1848.     2.  Ser.  xvii. 

Adr.  r^ELINE:  DICnONNAIRE  DK  LA  I'RONONCIATION  DE  LA  LANGUE  FRAN^.; 
INDIQUEE  AU  M(JYKN  DK  CARACTfcRES  PH0NV:TI(JES  ,  PRliCltDli  d'uX  MEMOIRE  SUR  LA 
REKÜRME    DE    l'aLPHAUET,    185I.   MtVrHODE  POUR  APPRKNDRE  Ä  LIRE  PAR   LE  SYSTEME 

PHONETiQUK,  1854.  F.  ist  1 793  in  Paris  geb.  und  1863  gest.  Schon  1848 
hatte  er  ein  mem(mrk  dk  la  nkckssitk  d'un  ALPiiAbi/r  rationnkl  et  phonktiquk 
drucken  lassen.  In  dem  Vorwort  zum  dict.  S.  26  sagt  F. :  II  fallait  .  .  recon- 
naitre  et  distinguer  les  differents  sons  en  usage  dans  la  languc  fran§.  .  .  je 
dus  demander  la  Cooperation  d'hommes  instruits  .  .  La  parole  se  compose  du 
son,  du  bruit,  du  temps,  tu  ton,  de  l'accent  |appui]  .  .  Les  voy.  sont  des 
sons  .  .  Le  bruit  resulte  d'explosions,  de  sifflements  ou  de  roulements  .  .  Tel 
est  le  caractere  des  cons.  30:  On  constata  definitivcmcnt  15  voycUcs  bien 
distinctes  dans  Talphabet  de  la  1.  fr.  [in  folgender  nicht  natürlicher  Reihe:  a 
a  an  e  e  e  (sourd)  eu  (nicht  zwei  Arten)  i  in  o  6  on  u  ou  un]  .  .  On  se 
demanda  ensuite  s'il  ne  serait  pas  bon  de  donner  la  description  de  la  forme 
que  prend  Tinstrument  vocal  pour  produire  les  diverses  voyelles;  mais  ce  travail 
fut  juge  trop  difficile  ä  realiser  d'une  maniere  satisfaisante.  Das  zeigt .  daß 
die  gelehrten  Herren  keine  rechten  Phonetiker  waren.  Wenn  er  weiter  be- 
merkt: nous  fümes  convaincus  que  ces  demonstrations,  fort  inutiles  pour  les 
nationaux,  ne  sont  d'aucun  secours  pour  les  etrangers,  so  irrt  er  sich  ebenso 
sehr  wie  die  Vf.  des  dict.  de  lag.  (oben  S.  146].  Was  die  unterschiedenen 
Schließer  betrifft,  im  ganzen  20  in  folgender  Reihe:  pe  be  me  te  de  ne  ke 
gue  gne  le  ille  ye  fe  ve  we  se  ze  che  je  re,  so  gingen  die  Meinungen  der 
Kommission  über  1  mouille  auseinander.  Ein  Mitglied  erkläre  dasselbe  für 
=  y  in  Bayeux;  Vf.  =  ly;  die  Mehrheit  war  der  Ansicht,  daß  dasselbe  ein 
eigner  und  einfacher  Laut  sei  (l).  2  Mitglieder  (Jomard  und  de  Saulcv. 
wollten  2  que  et  2  gue  bzhw.  vor  a  o  u  und  e  i  unterscheiden;  die  andern 
meinten:  cette  modification  n'etant  pas  facultative,  mais  forcee  [?J.  ne  peut 
constituer  une  seconde  cons.  distincte  (34)  [es  dürfte  schwer  sein,  zwischen 
unwillkürlichen  Modifikationen  und  willkürlichen  Artikulationen  die 
Grenze  zu  ziehen].  36:  Pour  la  liaison  entre  la  lettre  qui  termine  un  mot  et 
Celle  qui  commence  le  mot  suivant,  on  decida,  apres  quelque  hesitation,  que 
lorsque  cette  liaison ,  devra  etre  faite ,  la  consonne  finale  qui  Texprime  sera 
ecrite,  et  ne  le  sera  pas  quand  on  ne  devra  point  la  faire  sentir  .  .  II  n  y  avait 
plus  besoin  d'un  signe  pour  indiquer  l'aspiration  [?  nach  meinen  Beobach- 
tungen werden  die  anlautenden  Offner  der  in  Frage  kommenden  Wörter,  die 
ja  meist  germ.  Ursprungs  sind,  wie  la  hache,  in  der  pron.  soutenu  noch,   aber 


Jos.    DE    MalVIN    CAZAL:     I'RONONCIATION     DE     LA     LANGUE    FRANC.    AU     I9.    SIEGLE,     TANT 

DANS  LE  LANGAGE  SOUTENU  QVE  DANS  LA  CONVERSATION,  1847.  Das  mehr  uuifangs-  als  inhalts- 
reiche Werk  hat  den  VoLNEYschen  Preis  gewonnen  und  ist  auf  Staatskosten  gedrackt  worden, 
ein  Band  von  500  Seiten  mit  etwa   1500  Regeln  nnd  Tausenden  von  Ausnahmen! 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER   FRANZ.    UND   ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGRAPHIE.  2  I  5 

schwächer  als  im  Deutschen  gehaucht  gesprochen,  also  h  =  hache  ,  in  der 
pron.  famihere  mit  leisem  Einsatz  (h  =  ache).  37:  Pour  les  voyelles.  divisees 
en  aigues  et  en  graves  [das  Wesen  dieser  letztern  Unterscheidung  wird  auch 
hier  nicht  weiter  erörtert,  nur  wird  bemerkt:  cette  variete  fut  jugee  independante 
du  temps],  ecrire  Taigue  sans  accent  et  la  grave  avec  un  accent  circonflexe  .  . 
Pour  l'e  sourd,  j'ai  adopte  l'epsilon.  Zu  dem  'e  muet'  wird  p.  47  bemerkt: 
dans  le  langage  soutenu,  on  fait  sentir  le  plus  souvent  les  e  muets  places  au 
milieu  des  mots  .  .  dans  la  conversation  ordinaire,  la  prononciation  de  cette 
lettre  aurait  un  caractere  d'affection.  Quant  aux  4  nasales,  j'y  remplace  le  n 
par  un  trait  sous  la  voyelle.  g  =  gn,  1_  =  ill,  h  =  ch  '>J.  Das  dict.  von 
Felixe  gilt  noch  heute  als  eins  der  zuverlässigten  für  die  fr.  Ausspr.  der 
Gegenwart.  Über  den  guten  Brauch  sagt  Fel.  :  Ce  qui  m'a  determine.  c  est 
Tusage  le  plus  general,  celui  de  la  bonne  compagnie,  qui  devait  prevaloir  [der 
war  freilich  fraglich,  vgl.  Thurot  S.  236^.  Seine  Methode  pour  apprexdre  ä 
LIRE  soll  stufenweise  von  rein  phonetischer  Schrift  zur  Orthographie  des  dict. 
de  LAC  ad.   führen. 

Pierre  Kersten  (Belgier) :  essai  sur  l'activite  du  principe  pensant  con- 

SIDERE  DAXS  L  INSTITUTION  DU  LANGAGE  II.  PARTIE:  DU  LANGAGE  PAR  SIGNES  FUGITIFS 
OU    DU    LANGAGE    EN  ACTION.      LIVRE  I.      DES  ELEMENTS    DU    LANGAGE    PAR    SIGNES    PHO- 

NETIQUES  OU  DU  LAXGAGE  PARLE,  1853.  Nachdem  Vf.  in  den  ersten  Kap.  vom 
Schall,  Hörorgan,  von  musikalischen  Instrumenten  gehandelt,  bespricht  er  die 
menschliche  Stimme,  die  Teile  des  Stimmorgans  und  ihre  Verrichtungen.  Er 
kommt  hierauf  zu  den  Öffnern.  Für  die  Einstellungen  der  ^lundhöhle  zu 
Öffnern  unterscheidet  er  zunächst  3  Weisen  nach  den  Einstellungen  der  Lippen 
und  Zunge  (vgl.  Cordemov  und  Moliere  o.  S.  178).  S.  216  :  i.  Nous  allongeons 
le  canal  en  avangant  les  levres,  pendnnt  que  la  langue  en  augmente  la 
cavite  .  .  2.  Nous  raccourcissons  le  canal  en  retirant  les  levres,  comme  nous 
le  faisons  en  riant,  pendant   que  nous   le   retrecissons   ä  Tinterieur  au  moyen 


Alex.  Erdan:  congres  lingltstique.  les  revolutioxnaires  de  la-k-c,  1S54  vgl. 
u.  S.  257,. 

a  gn  e  l  :  oliskkvations  sur  la  pron.  et  le  langage  rustique  des  environs  de^p.a.ris,  1s55. 
Casimir  HenricY:  traite  de  la  reforme  de  i/orthographe,  trihune  des  linguistes 

I.     1858 59.    GRAMERE  FRANSEZE  D'APRES    LA    REFORME    ORTOGRAFIQE.      DICT.    LA    CHATRF,     1S56. 

F.    LHUILLIER:    KSSAI   d'uN   ALPHABET   RATIONNF.L,    1859. 

Ch.  Battaille:  nouvelles  recherches  sur  la  Phonation,  1861.  Vf.  \\:\r  /unächst 
Anatom  und  dann  Gesanglchrer,  ein  Schüler  von  M.  Garcia,  dessen  laryngoskopische  Methode 
er  bei  seinen  Untersuchungen  über  die  Stimme  verwertet  hat  und  dessen  Ergebnisse  er  im  wesent- 
lichen bestätigt.  Die  Knorpel ,  Bänder  und  Muskeln  des  Kehlkopfs  und  die  Verrichtungen  der- 
selben bei  der  Stimmbildung  in  den  beiden  Registern  werden,  leider  mit  vielen  unnützen  W  ieder- 
holungen,  beschrieben  und  nebst  dem  autolaryngoskopischcn  Verfahren  auf  7  Tafeln  veranschau- 
licht. S.  52  werden  das  tiefere  und  höhere  Register  namentlich  in  folgender  Weise  unterschieden. 
Registre  de  postrine:  Les  ligaments  vocaux  vibrent  dans  toute  leur  etendue  .  .  I.  ouverture 
de  la  glotte  est  rectiligne.  Registre  de  fausset:  I.a  region  sous-glottique  des  ligaments  vocaux 
cesse  de  prendre  une  part  directe  .\  la  generation  du  son  et  les  vibrations  n'existent  plus  efficace- 
ment  que  dans  la  region  ventriculaire  et  dans  le  bord  libre  de  ces  momcs  ligaments  .  .  I,  ouver- 
ture de  la  glotte  prend  une  forme  plus  ou  moins  elliptique.  87:  I.o  vestibule  de  la  glotte  est 
plus  large  dans  les  sons  graves  .  .  les  sons  de  poitrine  ,  plus  etmit  dans  les  sons  aigus  .  .  les 
sons  de  fausset    man  vgl.  später  Mandi.  S.  219  . 


2  I  6  !•"•    TlXirMKK. 

de  la  langue.  3.  Nous  allongeons  Ic  canal  avcc  Ics  levres .  pendant  quc  la 
langue  en  diminuc  la  cavitc,  cn  s'avan^ant  contrc  l'arcade  dentaire  inferieure 
et  en  s'elcvant  v^ers  la  voute  du  palais  .  .  en  ces  modifications  contraires ,  la 
Proportion  doit  etre  exacte  .  .  La  Classification  des  voy.  etablie  et  calculee 
d'apres  celle  des  modifications  organiques,  est,  je  pense,  un  fait  nouveau  dans 
la  sciencc.  Vf.  würde  diesen  Anspruch  wohl  nicht  erhoben  haben,  hätte  er 
die  physiologische  Darstellung  der  Offner  von  Hkllwag  (1781)  ,  die  physika- 
lischen Experimente  von  Willis  (1832)  und  Bkückks  unters,  übkr  dik  lauib. 
UND  DAS  NATüRL.  SYST.  DKR  SPRACHL.,  1849  g:ekannt  (vgl.  auch  Passys  Ansprüche 
unten  S.  24g].  K.  weiß  nichts  vom  Rück-  und  Aufgang  der  Zunge  in  ver- 
schiedenen Graden,  wie  sie  von  Holder  166g  angedeutet  und  von  Hkllwag 
richtig  beschrieben  wurde.  K.  betrachtet  a  mit  Recht  als  Grundlage  oder 
Mittelpunkt  seines  Systems.  Es  werde  hervorgebracht  mit  Stimme,  Hebung 
des  weichen  Gaumens  und  Ruhelage  der  Zunge  und  Lippen.  Von  a  aus  gehen 
im  System  des  Vf.  3  Reihen  aus  entsprechend  den  oben  gen.  3  Einstellungs- 
weisen des  Mundkanals  mit  je  4  Graden,  bzhw.  voy. : 

1.  graves-sourdes:     .   .  a    f  6       ö       o       ou 

2.  eclatantes-aigues      .   .   <{  e        e       e       i 

3.  douces-flütees    ....    I  eu      eü      eu    u 

Zur  3.  Weise  bemerkt  K.  244:  on  peut  demandcr  si  cette  modilication  n'est 
pas  non  plus  susceptible  de  deux  modes  ä  Interieur ,  comme  la  premiere  .  et 
si,  pendant  que  l'instrument  se  raccourcit  [d.  h.  im  Lippenvorhof],  il  ne  peut 
pas  s'elargir,  au  Heu  de  se  retrecir  [in  der  Innern  Mundhöhle,  durch  Rückgang 
der  Zunge].  II  est  clair,  qu'en  repondant  affirm.ativement  a  cette  question,  on 
admettrait  l'existence  d'une  quatrieme  cchelle  phonetique  .  .  Pour  resoudre 

VAi'SSE:  PAROLE,  COMPLEM.  DE  l'encycl.  MODERNE,  1862,  xt.  Derselbe  hatte  bereits 
1853    veröffentlicht:    Parole    consideree    au    Point   de    vue    de    i.a    Physiologie    et    de    la 

GRAMMAIRE. 

P.  BURGGRAFF:  PRINCIPES  DE  GRAMMAIRE  GENERALE  OU  EXPOSITION  RAISONNEE  DES 
ELEMENTS    DU    LANGAGE,     1S63. 

BerNH.    JULLIEN:    DE   l'oRTHOGRAPHE  ET  DES  SYSTEMES  NEOGRAPHIQUES   (COURS    SUPERIEUR 

DE    GRAMMAIRE     I.    44 52,.    DE     LA    NECESSITE    DE    QUELQUES    REFORMES    DANS    l'oRTHOGR.    FR., 

REV.    DE    l'iNSTR.    PUüL.    1864. 

Ich    nenne    hier  auch  des  Schweizers  Ed.   RaOUX:    orthograph^  rationnelle  ou  ecri- 

TURE  phonetique,  MOYEN  D'uNIVERSALISER  RAPIDEMENT  LA  LECTURE,  L  ECRITURE,  LA  BONNE  PRO- 
NONCIATION     ET    L'oRTHOGRAPHE    ET    DE     REDUIRE    CONSIDERABLEMENT   LE   PRIX   DES   JOURNAUX    ET 

DES    LIVRES,    AVEC    DES    APPLICATIONS    DE   LA    PHONOGRAPHIE    AUX    LANGUES    ETRANGERES  ,    1865.    

SUPPLEMENT   A    l'oRTHOGRAPHE    RATIONNELLE  ,     OU     REFORME    GRAPHIQUE     SANS    NOUVEAUX    SIGNES, 

1866.  —  Das  erstgen.  Buch  verdient  in  Rücksicht  auf  die  graphische  Seite,  weniger  wegen 
seines  phonetischen  Inhalts,  hier  Ei-wähnung.  Seine  Grundsätze  sind  nach  S.  166:  Un  seul  signe 
simple  pour  chaque  son  simple ,  des  signes  modifies  pour  des  sons  modifies  ;vgl.  Port-Royal 
S.  179).  Dabei  beachtet  er  la  regle  symetrique  des  boucles  pour  representer  le  son  doux 
(vgl.  Ramus  S.  168,.  Aus  seinem  aiphabet  phonogr aphique  S.  273  hebe  ich  folgende 
Neuerungen  heraus:  oben  geschlossenes  Omega:  ci  =  ou  in  chou ,  e  =  eu  in  heureiix,  {  mit 
Schleife;  =  ill  in  volaille,  j  ohne  Punkt  und  ohne  Schleife,  =  ch  in  chou,  n  ,'mit  Schleife  =  gn 
in  agneau.  Diese  nimmt  er  jedoch  in  dem  Supplement  wieder  zurück  und  mit  Recht  schon  in 
Rücksicht  auf  die  Druckerei.  Am  passendsten  scheint  mir  von  diesen  neuen  Vorschlägen  j  ohne 
Punkt  für  stimmloses  gr.  ch,  im  Gegensatz  zu  j  ffür  den  entsprechenden  stimmhaften  Laut,.  R. 
war  presidant  du  comite  santral  de  la  Soc.  neografique  suisse  et  etranjere.     Vgl.  u.  S.  260. 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGRAPHIE.  2  I  7 

cette  difficulte,  il  ne  s'agit  que  d'interroger  de  nouveau  la  nature.  \T.  findet 
diese  Einstellung  der  von  ihm  wohl  ganz  theoretisch  aufgestellten  4.  Reihe 
schwierig  und  die  Klangfarbe  unangenehm.  Aussi  ne  croyons-nous  pas  que 
les  voy.  de  cette  classe  soient  usitees  dans  aucun  idiome.  Lepsius  hat  bald 
darauf  in  seiner  Abh.  über  arab.  spräche.  1861,  S.  102,  180  das  Vorkommen 
von  Öffnern  dieser  Reihe,  wenigsten  von  unvollkommen  gebildeten  Abarten 
derselben,  nachweisen  wollen,  spricht  jedoch  im  stand,  alph.  S.  57  richtiger 
von  Mittelzungenöfifnern  (middle  tongue) :  wenn  L.-  dabei  aber  von  middle  of 
the  hard  roof  spricht,  so  ist  das  unrichtig,  denn  das  ist  die  Stelle  für  die 
i-Reihe.  K.s  Darstellung  der  nasalen  Laute  weicht  von  den  altern  ab.  be- 
friedigt aber  keineswegs.  Nasale  Konsonanten  erkennt  er  nicht  an,  die  von 
andern  so  benannten  Konsonanten  nennt  er  muettes  interieures;  die  nasalen 
Öffner  nennt  er  sonderbarerweise  pharyngo-stomatiques  und  meint,  es  könnten 
überhaupt  von  diesen  nicht  mehr  als  die  in  der  gegenwärtigen  franz.  Ausspr. 
anerkannten  vorkommen.  Veritable  ['!]  voy  eile  nasale  ist  für  ihn  die  Brumm- 
stimme, welche  ich  191,  221  als  eine  unartikuHerte  Artikulationsverbindung  be- 
schrieben, während  ich  voyelle  als  Mundöfifner  bestimme.  S.  258:  Dans  la 
conversation  familicre,  nous  nous  en  servons  quelquefois  ä  la  place  de  la  parole 
[articulee].  II  nous  arrive  en  effet  d'affirmer,  de  nier,  d'interroger ,  d'avertir. 
de  reprendre,  d'admirer,  etc.  ä  l'aide  de  la  voyelle  nasale  exclusivement  et 
Sans  ouvrir  la  bouche.  On  peut  dire  que  c'est  au  moyen  de  notes  que  nous 
parlons  alors.  Das  heißt  wir  deuten  unsre  Gedanken  dabei  durch  die  Ver- 
schiedenheit der  Stimmhöhe  gewöhnlich  mit  Hilfe  von  sichtbaren  Ausdrucks- 
bewegungen an.  Über  sein  System  sagt  er  259:  Un  seul  tableau  synoptique 
reunirait  de  grands  avantages.  Mais  il  aurait  Tinconvenient  d'etre  trop  com- 
plique  [e'm  einheitliches  System  sollte  aber  stets  das  Ziel  des  Phonetikers 
sein;  die  des  Vf.  sind  alle  einseitig].  J'offrirai  donc  plusieurs  tableaux  selon 
les  differentes  manieres  dont  les  voyelles  peuvent  etre  envisagees  .  . : 

1.  D  apres  les  modifications  du  corps  de  tuyau  de  l'organe  vocal  die  oben 
angegebenen  Reihen  gemäß  den  Stellungen  der  Lippen  und  Zunge  . 

2.  D'apres  Touverture  de  la  bouche  [p.  264  von  a  als  Mittelpunkt  in 
3  Reihen:   a  6  ö  o  ou ;   a  c  e  e  i;   eü  eü  eu  u  unter  gleichem,  nicht  rechtem 

II      i 

Winkel  Y.    Die  Reihe   e   e  e  i   mit  Rückgang  und  Längsöfifnungen  der  Lippen 

im 

(la  bouche  s'etend  en  largeur  .  .  eile  finit  par  ressembler  a  une  fente  hori- 

Ki).  FOURNIE:  i'iivsioi.oGiK  DE  i.A  voix  KT  DE  LA  PAROLE,  iS66.  1  )cr  Vf.  behandelt 
in  diesem  8i6  S.  starken  liande  die  Phonetik  im  weitern  Sinne  des  Wortes,  mit  großem  l-'leiß 
lind  in  sehr  ausführlicher  Weise.  Die  Arbeiten  seiner  Vorgänger  hat  er  benutzt,  soweit  sie  ihm 
bei  seiner  beschränkten  Sprachkenntnis  zugänglich  waren.  Viele  wichtige  Vorarbeiten  hat  er  des- 
halb nicht  gekannt,  deutsche,  englische  u.  s.  w.  ,  von  arab.  und  indischen  ganz  abgesehen,  und 
infolge  dessen  sein  eignes  \erdienst  in  der  (losch,  der  i'honetik  z.T.  überschätzt.  Neue  dc- 
danken  und  Beobachtungen  von  ]5edeutung  habe  ich  in  dem  Ihich  nicht  gefunden  ,  obgleich  ich 
mich  die  Mühe  nicht  habe  verdrießen  lassen,  es  ganz  und  sorgfältig  durchzuarbeiten,  ich  erkenne 
gern  an  ,  nicht  ohne  Nutzen.  Erwähnung  verdient ,  daß  1".  einer  der  ersten  in  Frankreich  ge- 
wesen, welche  den  Kehlkopfspiegel  für  die  I'honetik  verwandt:  KTUnii  PR.vriouK  SUR  LE  LARYNOo- 
scoii;,    1S63   (vgl.   BataII.LE  S.  215  unten  . 

PICOT:    TAHI.EAU    PIIONETIQVE    .   .,    KK\  .    DK    l.ING.    VI. 


211 


F.  Teciimer. 


zontale  ^ouvertures  allongees  cn  dcdans.  vgl.  meine  Übersicht  S.  145"]  . 
die  andern  mit  Vorgang  und  Rundöffnungen.  Rote  gezeichnete  Lippenöffnungen 
entsprechen  den  voy.  fortes  (besser  grandes,  B<jindin  o.  S.  186]  des  Vf. :  a  e  6  eü 
und  die  äußern  Öffner  nennt  er  faiblcs  (besser  petites,  BoindiN;  ;  zwischen 
beiden  seine  moyennes,  welche  Ik-ncnnung  bei  K.  mehrdeutig  ist,  insofern 
sie  2  Grade  bezeichnet]  .  . 

3.  D'aprcs  l'action  du  voile  palatin. 

4.  Tableau  des  voy.  en  sons  Continus  et  progressifs  a  6  6  o  ou ;  a  e  c 
e  i;  a  cü  eu  cu  u  mit  den  betreffenden  Mundöffnungen;  also  tableau  2  zerlegt 
unter  Berücksichtigung  von  tableau  i .  Die  folgenden  Teile  des  Werkes  geben 
hier  zu  einem  Bericht  nicht  Veranlassung.  Auf  obiges  Werk  stützt  sich 
P.  BuRGGRAFF  fS.  21 6  untcn) . 

L.    MaNDL:       TRAITli     PRATIQUE     DES     MALADIES     ])U     I. ARVNX     ET    DU     PHARYNX. 

1872.  S.  1—87  Anatomie,  88—199  Laryngoscopie .  200—374  Physiologie. 
375_8oo  Pathologie  et  thcrapeutique ,,  801—812  Bibliographie.  Der  Haupt- 
gegenstand des  Werkes  ist  die  Pathologie;  doch  sind  auch  die  übrigen  Teile 
so  sorgfältig  bearbeitet,  daß  wir  dieselben  hier  nicht  übergehen  möchten.  Vf. 
unterscheidet  S.  253  son  glottique.  den  bloßen  Stimmbandklang,  von  voix. 
den  im  Schlundkopf  Fig.  i  f,  hier  192)  modifizierten  Stimmbandklang.  Ich 
halte  die  Auffassung  für  richtiger,  nach  welcher  der  Klang  der  schwingenden 
Stimmbänder  für  sich  einfach  Stimme,  derselbe  mit  Resonanz  im  Schlundkopf 
bei  Nasenschluß  und  ruhig  geschlossenem  Munde  Schlundkopfstimme ;  mit 
Resonanz  des  Schlundkopfs  und  des  Nasenrohrs  ohne  Artikulationen  der  Mund- 
höhle Nasenstimme;  endlich  im  Gegensatz  zur  letztern  Mundstimme  vgl. 
Edward  S.  235),  genannt  wird.  Später  p.  311  .spricht  Vf.  jedoch  auch 
von  der  cavite  pharyngo-buccole.  Beachtenswert  ist  seine  Bemerkung  auf 
p.  254:  11  s'etablit  .  .  une  lutte  entre  les  agents  [inspirateurs;  qui  veulent  re- 
tenir  lair  et  ceux  qui  le  chassent  [agents  exspirateurs"  .  lutte  etablie  dans 
l'interet  de  la  production  de  la  voix   iwie   auch   für   alle   andern' phonetischen 


L.    QUICHERAT:    TRAITE    DE  VERSIFICATION   FR.,  OU   SONT   EXPOSEES   LES   A'ARIATIONS   SUC- 
CESSIVES   DES    REGLES    DE   NOTRE    POESIE    ET    LES    FONCTIONS     DE    l'aCCENT    TOXIQUE   DANS    LES   VERS 

PR_  —  PETIT  TR.-^ITE  DE  VERSIFICATION  FR.  4^  ED.  1869.  P.  76:  Les  vers  fr.,  comme  ceux  de 
toutes  les  langiies  modernes,  exigent  certains  temps  forts,  ou,  ce  qui  est  la  meme  chose,  cer- 
taines  accents  'das  Wesen  dieser 'accents' ist  leider  nicht  physiologisch  bestimmt;  vgl.  weiteres 
über  Q.  im  Vgl.  mit  Ballu  S.  232). 

COUDEREAU:     ESSAI   DE    CLASSIFICATION    DES    BRUITS    ARTICL'LES,    BULL.    DE    LA    SOG.    D'aN- 
THROPOL.       y].\\    1875. 

P.    JOZON:     DES     PRINCIPES     DE     LECRITURE   PHONETHIUE    ET    DES    MOVENS    DARRIVER    A   UNE 

ORTHOGR.  R.A.TIONELLE  ET  A  UNE  ECRITURE  UNIVERSELLE,  1877.  Über  die  Anordnung  der  Laute 
spricht  sich  Vf.  S.  67  aus:  Nous  comprenons  que  le  physiolgiste,  qui  etiidie  avant  tout  les 
causes  de  production  des  sons,  les  classe  d'apres  ces  causes.  Mais  pour  le  grammairien, 
l'effet  produit  est  tout  .  .  [vgl.  Bealzee  S.  199].  Les  differences  d'impression  se  sentent  par- 
faitement,  quoiqu'elles  soient  parfois  difficiles  a  detinir.  EUes  offrent  donc  une  base  solide  [?]  de 
Classification.  Diese  einseitige  Auffassung  erlvlärt  sich  durch  eine  Bemerkung  S.  72  Anm.  i :  De 
plus  amples  developpements  sur  cette  matiere  [Erzeugung  der  Laute] ,  d  ailleurs  fort  interessante, 
m'entraineraient  dans  des  discussions  physiologiques  pour  lesquelles  je  serais  peu  competant. 
Seine  ecriture  imiverselle  ist  nicht  streng  phonetisch;  sie  nimmt  Rücksicht  auf  die  Etjmologie 
imd  Grammatik. 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    KRANZ.    UND    ENGL.    I HONETIK    UND    PHONCGRAPHIE.  21  Q 

Erscheinungen.,   et  que,   par  cette  raison,   nous  avons    in  de  la  fatigue  de  la 

VOIX    DAXS    SES    RAPPORTS    AVEC    LE    MODE    DE    RESPIRATION:     AC.   SC.     marS     1855.     GAZ. 

MED.  DE  Paris,  1855,  p.  244.  275,  294^  appelee  lutte  vocale.  Passender  wäre 
hier  die  Bezeichnung  lutte  respiratoire.  Unter  lutte  vocale  wäre  ein  ganz 
andrer  Kampf  zu  verstehen ,  nämlich  zwischen  den  die  Ausatmungskraft  trei- 
benden Kräften  des  Windrohrs  und  den  hemmenden  des  Kehlkopfs  vgl.  schon 
Matthi.e  I.  z.  V.  85  und  hier  igo).  Von  der  Flüsterstimme  (chuchotement 
sagt  Vf.  S.  262  :  les  levres  vocales  ne  vibrent  pas;  rorifice  glottique  est  ouvert 
Fig.  91)  ou  presente  les  divers  degres  d'occlusion.  Da  die  gen.  Fig.  91  in 
neuern,  namentlich  physiologischen  Handbüchern  nach  Maxdl  als  Typus  der 
Flüsterstimme  wiederholt  abgebildet  worden,  so  sehe  ich  mich  hier  zu  einer 
kritischen  Bemerkung  veranlaßt.  Bei  Flüsterstimme  findet  weder  Öffnung, 
noch  vollständiger  Schluß  der  Stimmritze  statt:  nur  die  Bänderritze  ist  ge- 
schlossen, die  Knorpelritze  ist  offen,  d.i.  bei  natürlichem,  leisem  Flüstern 
(vgl.  IV.  S.  119  Mitte  ));  bei  künstlichem,  gezwamgen  starkem  Flüstern, 
w^ie  es  auf  der  Bühne  geübt  wird,  werden  durch  die  übergroße  Stärke  des  Luft- 
drucks (vgl.  Cagniard-Latour  o.  S.  20g  f.)  die  Bänder  mehr  oder  minder  au.s- 
einander  getrieben,  wie  es  grade  Fig.  91  des  Vf.  zeigt.  Seine  Abbildungen 
der  Stimmritze  bei  Brust-  und  Kopfstimme,  Fig.  97 — 99  und  100  kann  ich 
nach  meinen  Untersuchungen  ganz  bestätigen.  P.  312:  Un  certain  nombre  de 
mammiferes  et  d'oiseaux,  et  probablement  encore  d'autres  animaux.  possedent 
une  voix  articulee;   mais  eile  est  pour  ainsi  dire  rudimentaire. 

L.  Havet:  veröffentlichte  1872  den  bereits  S.  191  erwähnten  Artikel:   sur 

LA     XATURE     PHVSIOLOGIQUE     DES     NASALES    ET    DES     L.      MEM.    SOC.     LING.    II.     74 80 

und  gab  darin  ein  besonderes  Interesse,  ich  kann  leider  nicht  sagen,   ein  tieferes 
Verständnis  für  die  physiologische  Seite  der  Phonetik  kund.  ' 


I  Zunächst  der  Titel.  Was  versteht  H.  unter  natiire  physio  logique  der  in  Frage  kom- 
menden Laiiterscheimingen ?  Nach  seiner  Untersuchung  wohl  die  Erzeugungsweise,  welche  er 
zergliedert,  nicht  die  hörbare  Wirkung;  denn  er  läßt  sich  auf  eine  Untersuchung  der  Schall- 
schwingungen ,  der  Geräusche  oder  Klänge ,  und  der  darin  enthaltenen  Toiltone ,  wie  wir  eine 
solche  Helmholtz  verdanken,  garnicht  ein.  Wir  haben  uns  also  hier  auf  die  Gliedening  der 
elementaren  Bewegimgen  der  Teile  des  Sprechorgans  zu  beschränken ,  welche  die  betr.  Laut- 
erscheinungen hervorbringen.  Er  nennt  von  letztern  zuerst  die  nasales.  Was  versteht  er  daranter  ? 
Die  elementaren  Bewegungen  der  Xasenklappe  S.  192  Fig.  i  DE  oder  bloß  die  XasenötTnungen 
oder  die  gleichzeitige  Verbindung  derselben  mit  Stimmbandartikulationen ,  die  Nasen-  oder 
Brummstimme ,  oder  die  gleichzeitige  Verbindung  der  Nasen-,  Stimmband-  und  Mundartikula- 
tionen, die  Nasenlaute,  ob  nasale  Mundöffner  oder  nasale  Mundschließer?  Der  Schluß  kann  an 
allen  Stellen  des  Mundes  eintreten:  A%  A'^  A"^  a;  .V_  A'  /l  VI  vgl.  die  Übersicht  S.  145".  H. 
schreibt  mm  p.  76  :  Quant  \  la  resonnance  nasale,  ce  nest  (|u'un  Heilaut,  qu'un  son  accessoire  qui 
accompagne  la  consonne,  mais  ne  la  constitiie  pas,  et  qu'on  pout  comparer  a  la  resonnance  acces- 
soire du  b.  Dans  ap-pa  la  consonne  est  pure  de  tout  melange,  dans  ab-ba  eile  est  accompagnee 
d'une  resonnance  instantanee  du  larynx  [aussi  du  pharjnx  et  de  la  bouche  cf.  Mandi,  p.  21S. 
Edwards  p.  235  ff.l,  dans  am-ma  dune  resonnance  continuc  du  lannx  et  du  nez.  Sehen  wir  von 
den  verschiedenen  möglichen  Einstellungen  der  Stimmbänder  für  p  ab  und  betrachten  ihn  der 
Einfachheit  halber  und  negativ  als  stimmlos,  so  ist  der  Unterschied  der  3  Laute  folgender:  p 
stimmlos,  Nasenschluß,  Lippenschluß;  b  stimmhaft  ,■  Nasenschluß ,  Lippenschluß:  m  stimmhaft, 
NasenöfTnung ,  Lippenschluß.  Wie  ich  S.  190  gezeigt  bildet  weder  die  reine  Stimme  Hir  sich, 
noch  die  Stimme  mit  Nascnöflnung  Nasen-  oder  Bnnnmstimme  einen  Laut,  dieser  wird  erst  durch 
Hinzutritt  der  Mundartikulaticm    bestimmt.     Die    resonnance    nasale  ist  .also  ohne  die  Mund.irtiku- 


2  20  !'•  Tf.chmkr. 

In  der  Folge  ist  II.  in  der  That  der  I'h)-siologie  naher  getreten:  er  arbeitete 
1875  mit  RosAPELLY  im  Laboratorium  von  Marev  zusammen.  Die  Ergeb- 
nisse sind  von  Rosapbu.i.y,  insckiption  dks  mcjlvkmkxt.s  phoniViiqlks.  tkavaux  du 


lation  weder  Laut  noch  I'eilaut,  sondern  eine  an  sich  unartikulierte  Erscheinung,  die  N'asenstimme. 
Der  l'iRKlNEsche  I51ählaut  ist  wirklich  ein  Laut ,  sofern  er  durch  artikulierten  Mundschluß  be- 
stimmt ist ;  nicht  aber  z.  !>.  die  Schlundstimme ,  welche  bei  in  Ruhe  zugemachtem  Munde  und 
Nasenschluß  hervorgebracht  wird.  Die  Dauer  des  Lauts  wird  bestimmt  durch  die  Zeit,  während 
welcher  die  betr.  treibenden  und  hemmenden  artikulatorischen  Kräfte  im  Oleichgewicht  gehalten 
werden.  Jeder  Laut,  der  C)ffner  wie  der  Schließer,  kann  lang  un<l  kurz  vollkommen,  aber  auch 
verkürzt  unvollkommen,  wie  auch  stark  und  stärker  vollkommen,  oder  endlich  zu  schwach,  unvoll- 
kommen artikuliert  werden.  Die  Dauer,  Stärke,  wie  auch  bei  stimmhaften,  die  Stimmhühe  be- 
dingen den  Laut  als  einzelnen,  bestimmen  aber  nicht  seine  Stelle  im  Lautsystem.  La  consonne 
veritable  [d.  h.  N  .  .  n  m\  varie  dnns  chaque  groupe  ,  parce  qu'elle  est  produite  par  la  cloture 
de  la  bouche  en  un  point  variable  ;  la  resonnance  est  relativement  constante  [das  wäre  nur  bei 
der  unartikulierten  Nasenstimme  ^  wirklich  der  Fall] ,  parce  quelle  a  toujours  Heu  de  la  meme 
maniere  dans  les  cavites  nasales  [das  ist  nicht  der  P'all,  wenn  gleichzeitig  eine  bestimmte  Mund- 
artikulation stattfindet,  wo  der  Nasen-  und  Mundraum,  und  wenn  auch  nur  ein  kleinster  Teil  des 
letztern,  zusammenwirken].  A  la  verite,  eile  n'est  pas  rigourcusement  constante  [!] ,  et  roreille 
peut  distinguer  certaines  nuances  de  son  entre  la  rl-sonnance  du  m  et  Celle  du  n,  par  ex.,  ce  qui 
tient  simplement  a  ce  que  la  resonnance  fundamentale  ,  celle  du  nez  [oben  sollte  sie  ja  nur  ein 
Beilaut,  son  accessoire  sein]  est  accompagnee  dune  resonnance  secondaire  et  qui  varie  dans 
la  bouche  diversement  disposee  [diese  letztere  vom  ^'f.  ganz  mißverständlich  sekundär  gen.  Er- 
scheinung bestimmt  in  Wirklichkeit  erst  den  Laut  nach  Gattung  und  Art  endgültig].  Cette  reson- 
nance nasale  constante  ['.'],  deduction  faite  de  son  fälble  Supplement  [?]  de  resonnance  buccale,  est 
l'anusvära  theorique  [d.  h.  eine  von  gewissen  indischen  Grammatikern  theoretisch  angenommene 
Erscheinung,  welche  aber  in  der  wirklichen  Spr.  für  sich  nicht  vorgekommen,  jedenfalls  kein 
Laut  gewesen] ;  et  ainsi  s'explique  que  suivant  les  prätigakhya  lanusvära  soit  contenu  dans  toutes 
les  nasales  [als  mit  den  wesentlichem  Mundartikulationen  verbundene  Nebenerscheinung].  Elle 
est  aisee  a  produire  ;  ce  n'est  autre  chose  que  le  son  vocalique  [phonique]  obscur  que  1  on  fait 
entendre  quand  on  fredonne  la  bouche  fermee  [bei  der  Nasenstimme ,  fredonnement ,  ist  der 
Mund  allerdings  geschlossen,  aber,  was  wohl  zu  beachten,  in  vollständiger  physiologischer  Ruhe, 
ohne  Artikulation  irgend  welchen  Mundteils] ,  et  qui  se  colore  de  teintes  differentes  quand  varie 
le  point  de  cloture  de  la  bouche  [genauer,  wenn  statt  des  in  der  Ruhelage  geschlossenen  Mundes 
an  bestimmten  Stellen  desselben  artikulatorischer  Schluß  eintritt].  Chaque  variete  de  cette  reson- 
nance est  une  sorte  de  voyelle  [leider  hat  H.  nicht  den  Begriff  voyelle  definiert ;  verstände  er 
darunter  Mundöffner,  so  widerspräche  er  sich  selber;  er  meint  damit  hier,  wie  es  nach  dem  fol- 
genden scheint ,  nur  einen  Silbenhauptlaut]  et  peut  former  syllabe ,  par  ex.  la  variete  linguale 
alveolaire  (dite  dentale)  dans  l'angl.  mutton,  qui  se  prononce  motUo .  Je  represente  comme 
M.  Lepsius  les  voyelles  issues  de  consonnes  [man  beachte  die  Zweideutigkeit  der  Begriffe  voyelle 
und  consonne  ,  bald  im  Sinne  ihrer  Erzeugungsweise  ,  bald  in  dem  ihrer  Stellung  in  der  Silbe  !] 
par  la  consonne  accompagnee  d'un  petit  zero.  H.  spricht  dann  p.  78  von  den  Nasenlauten, 
welche  hervorgebracht  werden  ,  quand  la  racine  de  la  langue  et  le  voile  du  palais  se  rappro- 
chent  jusquau  contact,  au  meme  point  oü  se  produit  le  k  de  cou  ou  le  g  de  goüt  [bei  natürlicher 
Ausspr.  werden  k  und  g  vor  7(  als  k  g  an  der  Grenze  zwischen  Gaumensegel  und  Gaumenbein 
hervorgebracht].  On  ne  peut  produire  un  k  dont  le  point  d'articulation  soit  plus  profond,  parce 
qu'au  delä  du  point  velaire  ordinaire  le  voile  ne  peut  arriver  assez  bas  pour  toucher  la  langiie, 
sans  cesser  en  meme  temps  de  fermer  la  cavite  nasale  [in  Wirklichkeit  hat  das  k_^ ,  welches  man 
neben  dem  hintern  a  hervorbringt,  eine  noch  mehr  nach  hinten  gelegene  Schlußstelle  ,  wie  ich 
durch  stomatoskopische  Bilder  i.  z.  L  Taf.  iv.  4  nachgewiesen,  hier  findet  der  Schluß  am  Gaumen- 
segel statt.  H.  scheint  zu  verkennen,  daß  für  die  Mundartikulationen  nicht  das  Gaumensegel, 
sondern  in  diesem  Fall  die  Hinterzunge  ,  richtiger  die  Gaumenzungenmuskeln ,  als  der  vorwie- 
gend thätige,  den  Laut  bestimmende  Teil  anzusehen  sind].  Mais  on  peut  produire  un  x  ou  un  y 
plus  profonds  que  le  x  £illemand  de  ach,  que  le  x  et  le  y  ^'^  grec  moderne  devant  un  a  ou  un  o 
[bei  deutschem  ach-I^aut  berührt  der  Hinterzungenrücken  das  Gaumensegel  weiter  rückwärts  als  bei 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER    FRANZ.    VND    ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGRAPHIE.  22  1 

LABORATOiRE  DE  M.  Marey ,  1876,  II.  lOQ  ff.  beschrieben.  Die  Anregung  ging 
von  der  soc.  de  ling.  aus.  Eine  Deputation  der  letztern.  unter  Leitung  ihres 
Vorsitzenden  Vaisse    (vgl.  S.  21Ö   unten     fragte   bei   Marev   Anfang   1875    vor, 


allen  andern  ch-Laiiten ,  vgl.  i.  z.  I.  Taf.  iv.  ij ;  en  effet ,  pour  le  x  et  -f  il  .suffit  que  le  volle 
se  rapproche  de  la  langiie  [umgekehrt  ist  es,  wie  eben  bemerkt,  richtiger  :  la  langue  se  rapproche 
du  volle]  sans  la  toucher  ,  de  sorte  que  le  nez  ne  cesse  pas  d  etre  clos.  On  peut  aussi  produire 
un  n  plus  profond  que  le  ri  de  Dank  [der  nasale  Schlußlaut  in  Dank  ist  der  allerhinterste, 
wenigstens  unter  den  natürlichen  Schlußlauten],  parce  que  la  formation  des  nasales  exige  justement 
labaissement  du  volle  et  Touverture  du  nez.  Ce  n  velaire  extreme  a  ete  decrit  par  M.  Brücke 
.  .  Cest  dans  la  formation  du  n  velaire  extreme  que  la  resonnance  du  nez  est  la  plus  pure;  la 
cavite  buccale  y  est  minima  ,  et  meme  ,  on  peut  le  dire  ,  y  est  reduite  a  zero  [•?] ,  de  sorte  que 
la  resonnance  buccale  s'annule  [selbst  wenn  die  Mundresonanz ,  der  Mundhall  bei  natürlicher 
Mundartikulation  vollständig  verschwinden  könnte  ,  so  würde  immer  noch  die  Zungenartikulation 
bleiben  müssen  und  diese  ist  das  Wesentliche  für  die  Erzeugung  und  Bestimmung  der  Erscheinung]. 
Dautre  part ,  le  bruit  consonantique ,  produit  par  le  contact  subit  du  volle  extreme  et  de  la 
langue  extreme,  est  insensible  [von  der  hörbaren  Wirkung  haben  wir  von  vornherein  abgesehen  ; 
o-ibt  es  doch  gesprochene  Laute,  welchen  genau  genommen  gar  kein  Schalllaut,  sondern  vielmehr 
eine  Schallunterbrechung  entspricht ;  in  jedem  Fall  wird  die  Berührung ,  wenn  nicht  vom  Ohre, 
so  doch  vom  Muskelgefühl  als  wesentliche  Artikulation  deutlich  unterschieden] ,  parce  qu'ici  lair 
est  iniercepte  a  l'entree  meme  de  la  bouche  et  ne  s'est  pas  encore  engage  .  .  On  peut  donc  dire 
que  le  son  irs  de  Brücke  n'a  rien  de  buccal  [soll  son  hier  der  Sprechlaut  oder  der  Schalllaut 
sein?  der  Sprechlaut  hat  wohl  etwas  vom  Munde,  den  hintersten  Zungenschluß,  welchen  H. 
keineswegs  zu  nichts  machen  kann],  et  de  plus  on  doit  en  considerer  bien  plutot  la  resonnance 
vocalique  que  le  bruit  consonantique  [schon  wieder  ist  zweifelhaft,  in  welchem  Sinne 
resonnance  vocalique  im  Gegensatz  zu  bniit  consonantique  aufzufassen  ist ;  wir  sollen  hier  wohl 
Klang-  und  Geräuschlaut  verstehen  ;  es  handelt  sich  hier  aber  für  uns  an  erster  Stelle  um  den 
Schluß,  nicht  um  das  Geräusch];  en  un  mot  la  definition  la  plus  exacte  de  ce  son  est:  une 
quasi-voyelle  presque  purement  nasale.  [Ich  bedaure  in  den  Worten  quasi-voyelle  presque  pure- 
ment  nasale  keine  genaue  ,  noch  weniger  die  genauste  Bestimmung  zu  finden  und  denke  ,  diese 
Definition  wird  keine  Anhänger  unter  den  Phonetikern  gefunden  haben ;  wie  rein  nasal  auch  immer 
der  Laut  klingen  mag,  unartikulierte  Nasenstimme  ist  es  nicht  ;'vgl.  Kersten  S.  217  ;  er  bleibt 
ein  nasaler  Mundschließer,  wird  also  nicht  im  entferntesten  eine  voy.,  wenn  man  anders  unter 
voy.  einen  stimmhaften  MundöfTner  versteht,  wie  es  doch  gewöhnlich  geschieht.  Wir  haben  es, 
wie  gesagt,  hier,  wo  es  sich  um  die  nature  phy siol ogique  des  nasales  handeln  sollte,  in 
erster  Reihe  mit  der  Bildungsweise  ,  und  nicht  mit  dem  Schall  und  der  Stellung  in  der  Silbe  zu 
thun].  Te  crois  que  cette  quasi-voyelle  nasale  .  .  n'est  autre  chose  que  lanusvära  du  sanskrit. 
Diese  Beziehung  auf  die  besondere  skr.  Phonetik  ist  von  Whitney,  mem.  soc.  ling.  n.  194  richtig 
gestellt  worden,  wie  ich  bereits  oben  S.  191  bemerkt.  Bergaigne  widerlegt  W.  keineswegs  mit 
Anfühningen  wie:  regle  I.  20  du  RiG-VEDA-PRÄTigÄKHYA,  qui  indique  pareillement  le  nez  seul 
comme  organe  sthäna;  de  lanusvära.  Sthäna  bedeutet  ja  nur  ein  passives  Organ  bei  den  Indern, 
das  aktive  nannten  sie  karaiia.  Man  darf  diese  beiden  Rollen  in  der  Phonetik  nicht  verwechseln 
vgl.  unten  die  Kritik,  welche  Bell  an  seinem  Schüler  Sweet  wegen  der  'teeth'  geübt:  The 
teeth,  like  the  hard  palatc,  are  only  passively  employed  UNiv.  lect.  60  .  Die  Rolle  der  Zähne  ist 
ja  unzweifelhaft ;  schwieriger  ist  die  Entscheidung  beim  Gaumensegel.  Ohne  anatomische  Ein- 
sicht darf  man  hier  nicht  urteilen  man  vgl.  Fig.  i  ,  S.  192  wo  die  betr.  Teile  und  Muskeln  an- 
gedeutet sind,.  Die  Nasenhöhle  im  engern  Sinne  des  Wortes  ist,  wenn  man  von  den  für  den 
hörbaren  Ausdruck  nicht  in  Betracht  kommenden  Verändeningen  der  äußern  Nasenöffnungen  durch 
die  Nascnmuskel  absieht,  an  und  für  sich  immer  nur  ein  nihendes  Organ  ;  wäre  also  nie  als  Laut- 
rohr verwendbar.  Nun  pflegt  man  in  der  Phonetik  den  Schlundkopf  mit  seinen  Verrichtungen 
nicht  als  selbständiges  Organ,  sondern  seine  drei  Teile,  den  Kehlkopf-,  Nasen-  und  Mundtei!  \m 
Zusammenhange  mit  den  in  diesen  Benennungen  angedeuteten  für  das  Sprechen  wichtigern  ( »rganen 
zu  betrachten.  Die  Muskeln  des  weichen  (Jaumens  Gaumenheber,  Ciaumenspanner .  Zäpfchcn- 
heber\  die  .Antagonisten  der  Gaumenschlundkopf-  und  Gaumenzungenmuskeln,  welche  letztem  bzhw. 
den  hintern  und  vordem    15o<jen  und  zwischen    ihnen  gewissermaßen   den  hintern   \orhof   der 


222  ■  ^-    TIlCHMKR. 

ob  sich  die  phonetischen  Bewegungen  nicht  mittels  der  von  ihm  konstruierten 
Registrierapparate  autographisch  darstellen  ließen.'  Es  hatten  ja  bereits 
Arloing  und  Caklkt  die  x'erschiedenen  Bewegungen  beim  Schlucken.  Touss.mxt 


Mundhöhle  bilden,  stehen  zwar  nicht  mit  der  .Nasenhöhle  im  engern  Sinne,  wohl  aber  mit  dem 
phonetisch  dazu  gerechneten  Nasenteil  des  Schlundkopfs,  wie  auch  dem  Mund-  und  mittelbar  auch 
dem  Kehlkopfteil  des  Schlundkopfs  in  Beziehung.  Diese  (iaumenmuskeln  bethätigen  sich  vor- 
wiegend bei  Schluß  des  Nasenteils  des  Schlundkopfs  und  damit  nicht  unmittelbar  ,  wie  BELL  in 
seinem  visible  srEECH  es  ganz  verkehrt  dargestellt ,  sondern  nur  mittelbar  bei  Schluß  der 
Nasenhöhle  im  engern  Sinne;  sie  beteili;/en  sich  aber  auch  an  der  Hebung  des  Kehlkopfs 
luul  Verklcinening  des  Kchlkopfteils ,  wie  auch  an  der  Hebung  der  Hinterzunge  und  Ver- 
kleinerung des  hintern  Vorhofs  der  Mundhöhle;  freilich  auch  nur  mittelbar,  denn  die  wahren 
Heber  des  Kehlkopfs  sind  die  zusammenhängenden  Oaumen-Schlund-Kehlkopfmuskeln  und  die 
Heber  der  Hinterzunge  sind  die  Claumenzungenmuskcln.  Ich  deute  hier  diese  anatomischen  Einzel- 
heiten, welche  ich  \.  z.  I.  ausführlich  nach  Luschka  und  I'.\ssav.\nt  dargestellt,  nur  deshalb  an, 
lun  zu  zeigen ,  wie  vorsichtig  man  beim  Gaumensegel  die  Frage  behandeln  muß ,  ob  es  thätiges 
oder  leidendes  Organ  sei.  Für  die  Hebung  des  Gaumensegels  sind  die  Gaumenmuskeln  vorwie- 
gend thätig,  für  die  Senkung  leidend;  die  größere  Öffnung  der  Nasenklappe  wird  durch  Zusammen- 
ziehung der  Gaumenzungenmuskeln  bewirkt,  wobei  die  Hinterzunge  nach  unten  festgehalten  bleibt, 
gleichwohl  dem  Zug  der  Gaumenzungenmuskel  nach  oben  und  hinten  ein  wenig  folgt ,  was  den 
Übergang  2^ :  .E^,  a^:  A^,  0:  0 ^.  7t ^  :  0^  in  der  nfr.  Zeit  erklärt  vgl.  die  Übersicht  S.  145'* . 
Für  die  Hebung  der  Hinterzunge  sind,  wie  bemerkt,  Avieder  die  Gaumenzungenmuskeln  vorwiegend 
thätig,  sie  bedürfen  aber  in  diesem  Fall  der  Mitwirkung  ihrer  Antagonisten,  der  Gaumenmuskeln. 

Ich  habe  mich  jedoch  hier  nur  mit  der  physiologischen  Seite  der  Frage  beschäftigen 
wollen,  um  die  Begriffe  von  Artikixlation  und  Laut,  Mundöffner  und  -Schließer  klar  zu  stellen. 
II.WET  geht  dann  zu  den  nasalen  Mundöffnern  über:  le  voile  du  palais  ferme  le  nez  pendant  la 
prononciation  de  la  .  .  Si  des  le  commencement  on  Tabaisse  a  moitie  [die  Grade  der  Öffnung 
können  verschieden  sein;  jedenfalls  darf  a  moitie  nicht  etwa  Enge  r<i  bedeuten,  denn  dann  würden 
nicht  nasale ,  sondern  genäselte  Laute  entstehen ,  welche  mundartlich  wohl  vorkommen ,  aber 
meines  Wissens  in  keiner  Spr.  anerkannt  sind],  la  bouche  et  le  nez  sont  egalement  ouverts.  On 
obtient  ainsi  .  .  une  voyelle  anunäsika,  c  est-a-dire  une  voyelle  nasale  comme  les  sons  frang. 
ä  e  ö  eil  dans  en  bien  on  un.  Es  folgen  die  1-I>aute  79;  Le  1,  comme  les  nasales,  peut  etre 
prononce  en  differents  points  de  la  bouche  [nicht  an  den  mittlem  und  hintern  Stellen,  wohl  aber 
mit  gleichzeitiger  Vorder-  oder  Hinterzungenrückenöffnung  //  /,,] ;  les  principales  varietes  sont  le 
1  alveolaire,  le  1_  'cerebral'  [/],  le  1  palatal  ou  mouillej  l'  [/.  ]  .  .  la  seule  resonnance  est  celle  de 
la  bouche  .  .  Les  lo  des  differents  organes ,  comme  les  Uo,  peuvent  se  fredonner  sans  difficulte. 
En  resume,  les  nasales  et  les  1  sont  des  consonnes  instantanees,  des  arets  tout  [?]  comme  p  ou  t ; 
mais  ces  arrets  consonantiques  sont  accompagnes  dune  resonnance  vocalique  [?]  qui  n'en  constitue 
pas  la  partie  essentielle  et  qui  seule  est  continue.  Hiermit  könnte  ich  mehr  einverstanden  sein, 
als  mit  dem  frühern  und  dem  was  noch  folgt :  Cette  resonnance  peut  etre  detachee  de  lelement 
consonantique  [in  der  natürlich  gesprochenen  Spr.  ist  die  von  H.  aufgestellte  Trennung  von  den 
betr.  Mundartikulationen  niemals  möglich] ;  eile  constitue  alors  une  voyelle  [d.  h.  hier  wohl  Silben- 
haiiptlaut ,  Phon ,  nicht  etwa  Mundöffner] ,  peut  etre  chantee ,  et  forme  des  syllabes  et  des  di- 
phthongues. 

'  Der  Verdienste  von  MAREY  um  die  graphische  Darstellung  physiologischer  Bewegungen 
habe  ich  bereits  in  meiner  thon.  gedacht  und  dort  von  seinen  Werken:  nr  mouvement  d.^ns 
LES  FONCTiONS  DE  LA  YiE ,  1868,  Und  MACHINE  .^iNiNL^LE,  1878  angeführt.  Mir  sind  seitdem 
durch  die  Gefälligkeit  von  M.  Gh.  Richet,  dir.  de  la  rev.  scientifique,  2  in  letzterer  veröffent- 
lichter Vorträge  zugegangen,  welche  für  die  wissenschaftliche  Methode  im  allgemeinen  wie  die 
graphische  besonders  von  Bedeutung  sind  und  die  Aufmerksamkeit  weiterer  Kreise ,  auch  der 
Sprachforscher,  verdienen:  1886  3  juillet :  Lies  lois  de  la  mecanique  en  Biologie.  iLECONS 
d'ouverture,  COLLEGE  DE  FRANCE.)  De  tous  les  phenomenes  que  presentent  les  etres  vivants, 
les  plus  intelligibles  sont  ceux  qui  se  rattachent  aux  lois  generales  de  la  nature,  ceux  dont  l'etude 
comporte  des  mesures  precises,  ceux  enfin  que  nous  pouvons  reproduire,  meme  en  dehors 
de  Tetre  vivant,   au  moyen  d'appareils  [vgl.  die  Versuche  von  Kempelen,  Kratzenstein,  Willis, 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER   FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND   PHONOGRAPHIE. 


223 


die  beim  Kauen  registriert.  Rosapellv  übernahm  die  Experimente  unter  Lei- 
tung von  Marev  und  mit  dem  Beistand  von  Havet.  Es  galt  die  artikulatori- 
schen  Bewegungen    im    Windrohr,    Kehlkopf,    die    des    Gaumensegels,    der 


Helmholtz,  König  u.  s.  w.,  über  welche  ich  in  meiner  phon.  und  i.  z.  I.  eingehend  berichtet]. 
.  .  Assigner  aux  phenomenes  physiques  et  mecaniques  la  part  qui  leur  re\-ient  dans  les  fonctions 
de  la  vie,  c'est  supprimer  beaucoup  d'hypotheses  imaginees  autrefois  .  .  Dans  le  Systeme  muscu- 
laire  ,  l'elasticite  joue  un  role  .  .  important.  Dans  la  respiration,  son  action  alterne  avec  celle 
des  muscles  poiir  mettre  en  mouvement  l'air  qui  entre  dans  le  poumon  et  en  sort  toiir  ä  tour  .  . 
I.a  conception  si  belle  de  la  conservation  de  Tenergie,  de  son  unite  sous  de  fomies 
diverses ,  de  ses  transformations  .  .  est  appelee  a  modifier  beaucoup  la  maniere  dont  nous  con- 
cevons  l'harmonie  des  fonctions  de  la  vie  .  .  Tons  les  chercheurs  s'entraident ;  les  decou- 
vcrtes  de  chacun  profitent  a.  toits  .  .  Pour  decouvrir  nn  nouveau  fait,  ne  faut-il  pas  creer  des 
conditions  nouvelles  qui  rendent  appparent  ce  qui  echappait  a  nos  sens?  Ainsi  .  .  Galilee 
.  .  usa  dun  artifice  poitr  rendre  perceptible  a  l'oeil  ce  qui  lui  echappait  dans  les  conditions  natu- 
relles .  .  Dans  le  mecanisme  de  la  locomotion  .  .  l'artifice  consiste  .  .  a  substituer  a  l'oeil  im 
appareil  plus  sensible  .  .  par  une  serie  d'images  ph  o  tograph  iques  prises  en  des  temps  tres 
Courts  et  a  des  intervalles  egaux,  on  obtient  l'expression  des  attitiides  et  des  positions  succes- 
sives  .  .  c'est-a-dire  la  connaissance  complete  de  ses  mouvements.  D'autre  part,  iine  meme 
methode  expcrimentale  s'applique  a  lanalyse  de  phenomenes  tres  varies.  M.  empfiehlt  sorg- 
fältige Vorbereitung  der  Beobachtung,  er  spricht  sogar  didee  precongue,  deutet  aber  auch  nach- 
traglich an ,  quelles  precautions  on  peut  prendre  contre  soi-meme  quand  on  craint  de  se  laisser 
influencer  dans  l'obsers'ation  par  ime  idee  precongue ,  jedenfalls  meint  er  que  robser\-ation  est 
bien  plus  fructueuse  quand  le  chercheur  sait  d'avance  ce  quil  doit  trouver  .  .  La  biologie  peiit 
donc  aussi  proceder  par  la  methode  synthetique.  Doch  erkennt  M.  auch  den  Wert  der  In- 
duktion an  S.  4:  La  methode  inductive  est  susceptible  d'applications  tres  nombreuses  en  biologie 
.  .  La  conception  dune  harmonie  necessaire  entre  la  forme  du  muscle  et  sa  fonction  m a  fait  es- 
primer  le  meme  phenomene  par  une  autre  formule  .  .  j  y  ai  reconnu  l'adaptation  de  sa  forme  aux 
n'iuvelles  conditions.  IM.  spricht  weiter  von  der  force  specifique  des  muscles,  ihrer  force  ela- 
stique.  8:  La  force  contractile  des  elements  actifs  est  entravee  par  la  resistance  croissante  des 
Clements  elastiques  .  .  La  force  elastique  des  elements  musculaires  ne  doit  pas  seulement  etre  con- 
sideree  comme  tendant  a  les  raccourcir  quand  ils  ont  ete  allongees,  mais  aussi  comme  tendant  a 
les  allonger  quand  ils  ont  ete  raccourcis  .  .  M.  erwähnt  weiter  die  Schwingungen  in  Folge  des 
Kampfes  der  lebendigen  Kräfte  :  rien  n'est  plus  frequent  dans  les  phenomenes  de  la  vie  que  ces 
actes  vibratoires  nes  du  conflit  de  deux  forces,  dont  lune  est  intermittente  et  l'autre  con- 
tinue  .  .  und  schließt:  la  force  musculairc ,  quand  eile  entre  cn  lutte  avec  les  autres  forces, 
teile  que  la  pesanteur,  l'inertie  des  masses ,  la  resistance  des  milieux ,  suit  exactement  les  lois 
generales  de  la  mecanique.  Solches  sind  die  allgemeinen  dynamischen  Grundsätze,  welche 
ich  meinerseits  von  der  Biologie  auf  die  Sprachphysiologie  in\  besondern  in  meiner  Phonetik 
1880  und  weiter  in  dieser  Zeitschrift  angewandt  habe. 

In  einem  Vortrag,  welchen  M.  in  einer  Sitzung  der  Assoc.  fr.  pour  lavancement  des  sc.  in 
Nancy  gehalten  und  kev.  schcntu-.  27  nov.  1886  veröffentlicht  imter :  etude  de  la  locomotion 
ANIMALE  PAR  LA  c  H  R  o  N  o  -  p  H  o  i' o  G R  A  I' H I E,  geht  er  von  der  Bedeutmig  der  organischen  Be- 
wegungen aus:  Le  mouvement  est  un  attribut  essentiel  de  la  vie  .  .  I-e  poumon  s'cmplit  d'air 
et  se  vide  tour  ä  tour  .  .  Les  muscles  vibrent  continuellement  sous  l'action  des  nerfs  motcnrs  .  . 
Outre  ces  mouvements  Interieurs  ou  organiques  .  .  il  cn  est  d'autres,  tout  exterieurs  .  .  ce 
sont  les  mouvements  de  la  vie  de  relation  .  .  Le  role  du  physiologiste  est  d'imagincr  toutes 
sortes  d'artifices  pour  rendre  saisissables  ces  divers  mouvements  .  .  il  n  y  a  (|u  une  maniere  satis- 
faisante  de  l'exprimer,  c'est  d'cn  donner  la  figure  ou  Icxprcssion  graphiiiue.  Dans  les  cas 
les  plus  simples,  le  mouvement  transmis  a  ccrtains  apjiareils  sincrit  de  lui -meme  sur  un 
]iapier  qui  se  deroule  d'un  mouvement  uniforme.  Ön  obtient  ainsi  une  courbe  dont  les  sinuositcs 
cxpriment  les  changement  de  direction  ou  de  vitcsse,  c  est-?i-dire  toutes  les  phases  du  mouve- 
jnent.  J'ai  longuement  decrit  la  constniction  et  l'emploi  des  a]i]iareils  inscriptcurs  dans 
un  ouvrage  intitule :  LA  METHODE  GRAPiiinUE,  18S5 ,  2"M^,n.  M.  beschreibt  dann  das  chrono- 
]ihotographisc]ie   Wrfahren,   die  Bewegungen  zu  zergliedern,   dessen  (iedanken  zuerst  der  Astronom 


224 


F.  Techmkk. 


Zunge  und  Lippen  sich  selbst  schreiben  zu  lassen.  Für  Verzeichnung  des 
Luftverbrauchs  wurde  der  MARKvsche  Pneumograph  verwendet.  Betreffs  des 
Kehlkopfs  schreibt  Ros.  p.  115:  En  inscrivant  les  vibrations  du  larynx,  on 
doit  .  .  s'attendre  ä  ne  trouver  quc  des  vibrations  correspondant  ä  un  son 
simple  [dem  reinen  Stimmklang],  malgre  la  complexite  du  son  que  l'oreille 
per^oit  quand  eile  entend  une  voyelle  oder  auch  einen  stimmhaften  Kon- 
sonanten, je  nach  ihrer  Veränderung  durch  die  Artikuhitioncn  des  Ansatzrohrs  . 
Un  Probleme  assez  analoguc  a  celui  (jue  nous  poursuivons  ;i  ete  resolu  dans 
ces  dernieres  annecs  par  MM.  Counu  et  Mkrcadikr;  il  sagissait  pour  cux 
d'inscrire  les  vibrations  d'un  instrument  a  Taidc  d'un  style  frottant  sur  un 
cylindre  enfume  .  .  II  fallait  chercher  une  methode  plus  commode  .  .  Un  in- 
strument construit  sur  les  indications  de  M.  M.  Dkprks  et  capablc  de  fournir 
jusqu  ä  600  signaux  per  scconde  .  .  parut  a  M.  Marky  devoir  repondre  aux 
besoins  de  Texperience.  Cest  un  signal  electrique  .  .  dans  lequel  un  st>'le 
d'une  extreme  legerete  est  actionne  par  un  electro-aimant.  II  s'agissait  d'em- 
ployer  les  vibrations  du  larynx  a  produire  des  clötures  et  ruptures  alternatives 
du  courant  electrique  charge  d'actionner  ce  signal  .  .  L'instrument  est  assez 
sensible  pour  donner  dans  la  limite  d'une  octave  le  nombre  des  vibrations 
executees  par  le    larynx   lorsqu'on    chante    .  .    En   maintenant,    pendant   qu"on 


Jansen  gehabt  und  das  der  amerikanische  Photograph  Muybridge  zuerst  wirklich  zur  Ausführung 
gebracht.  M.  veranschaulicht  den  Thoto-chronographe,  appareil  produisant  sur  une  meme  plaque 
une  Serie  de  photographies  a  des  intervalles  de  temps  egaux  entre  eux  .  .  le  disque  fenetre  qui 
sert  pour  la  chrono-photographie  acquiert  graduellement  une  vitesse  de  rotation  qui  peut  etre  ex- 
tremement  grande  .  .  T>e  disque  passe  devant  la  glace  photographique  a  quelques  millim.  de 
distance  .  .  Cette  maniere  de  determiner  Tordre  de  succession  des  mouvements  .  .  se  rattache  a 
la  stroboscopie ,  que  les  physiciens  employent  pour  analyser  optiquement  le.s  mouvements 
periodiques.  Elle  permet  de  disposer  dans  leur  ordre  normal  les  Images  correspondant  a 
une  longue  serie  d'attitudes.  Dieses  stroboskopische  Verfahren  ist  von  Harless  ,  Mechanismus 
DER  STIMMBILDUNG,  Wagners  HANDBUCH  1853,  S.  626,  673  und  Örtel  zwt  Beobachtung  der 
Schwingungen  der  Stimmbänder  verwertet  worden,  worüber  ich  in  meiner  phon.  I.  24  und  i.  z. 
I.  128  berichtet.  Eine  Verwendung  der  Augenblicksphotographiett  zur  Veranschaulichung  der 
Lautübergänge,  welche  wir  ihrer  zu  großen  Geschwindigkeit  wegen  sonst  nicht  verfolgen  können, 
habe  ich  I.  Z.  iv.  125  angedeutet.  M.  verspricht  dieser  Beobachtungsweise  eine  große  Zukunft 
687:  La  science  n'existe  que  par  la  precision ;  eile  a  constamment  besoin  de  mesures  exactes 
.  .  on  determine  aussi  avec  une  grande  exactitude  la  valeur  statique  des  forces  de  la  nature  .  . 
Certains  phenomenes  dynamiques  sont  egalement  susceptibles  de  mesures  rigoureuses  .  . 
Mais  quand  la  grandeur  ä  mesurer  change  sans  cesse,  quand  la  vitesse  et  la  complexite  de  ses 
variations  defient  l'observation  la  plus  attentive,  la  science  est  forcee  de  s'arreter.  Cest  alors 
que  les  hypotheses  se  donnent  librement  carriere;  que  les  opinions  se  heurtent  et  que  les  dis- 
cussions  s'eternissent.  Mais  qu'une  methode  nouvelle  apparaisse ,  qui  permette  de  mesurer 
rigoureusement  ce  qui  echappait  a  nos  sens ,  aussitqt  la  science  reprend  sa  marche  assuree. 
Aus  dieser  beachtenswerten  Darstellung  des  bedeutendsten  fr.  Physiologen  der  Gegenwart  ergibt 
sich  auch  für  die  phonetischen  Bewegimgen,  wie  notwendig  die  Zergliederung  der  einzelnen  Be- 
wegungen und  ihre  graphische  Darstellung,  wie  wichtig  z.  B.  für  die  verwickelte  Erscheinung  der 
Betoming,  in  der  sich  Stärke,  Stimmhöhe  und  Dauer  verquicken.  Maß  und  Zahl  sind  (vgl.  oben 
S.  149.  Ich  hoffe,  daß  dieser  Seitenblick  auf  die  fortschreitende  Ven'ollkommnung  der  biologi- 
schen und  physiolgischen  Forschung  die  Leser  überzeugen  wird,  daß  die  Sprachforscher,  beson- 
ders die  Phonetiker  wohl  daran  thun ,  diesen  Fortschritten  mit  aufmerksamen  Auge  zu  folgen. 
Über  die  Bedeutung  der  Induktion  für  die  Sprachforschung  habe  ich  mich  i.  z.  iv.  200  aus- 
gesprochen. 


BEITRAG   ZUR   GESCHICHTE   DER  FRANZ.   UND   ENGL.    PHONETIK   UND   PHONOGRAPHIE. 


225 


parle,  Tappareil  interrupteur  au  devant  du  larynx  on  recueille  sur  un  cylindre 
tournant  une  serie  de  petits  groupes  de  vibrations  dont  chacune  indique  l'in- 
stant  oü  a  ete  emis  un  son  larynge  et  mesure  la  duree  de  remission  de 
ce  son  [et  sa  hauten r\  Die  Bewegungen  des  Gaumensegels  registrierte  R. 
mittels  eines  in  die  Nase  eingeführten  Schlauchs ,  in  welchem  die  Luft  ver- 
dichtet wurde,  sobald  durch  die  offne  Nasenklappe  der  Luftstrom  zur  Nase 
ausströmte;  mit  dem  Schlauch  war  ein  tambour  ä  levier  inscripteur  in  Ver- 
bindung gesetzt.  Was  die  Verzeichnung  der  Artikulationen  der  Mundhöhle 
betrifft,  so  gedenkt  R.  zunächst  der  stomatoskopischen  ^Methode:  On 
peut,  ä  ce  sujet,  signaler  un  ingenieux  procede  experimental  .  .  pour  deter- 
miner  les  dififerents  points  de  contact  qui  s'etablissent  entre  la  langue  et  les 
parois  buccales  'dans  larticulation  des  consonnes  .  .  lauteur  a  obtenu  des 
localisations  tres  exactes  de  ces  contacts  et  les  a  representes  par  des  figures 
[man  vgl.  i.  z.  iil.  225  Kingsley's  illustratioxs  of  the  articul.ations  of  the 
TONGUE  und  meine  phonetik  l.  30;  diese  Methode  ist  leider  noch  nicht 
recht  von  fr.  Phonetikern  verwertet  worden ;  ich  habe  unten  die  Ergeb- 
nisse eigner  stomatoskopischer  Untersuchungen  der  Ausspr.  von  M.  Belouin 
gelegentlich  angedeutet].  Nous  avons  dit  comment  on  peut  localis  er  avec 
une  precision  süffisante  les  points  oü  la  langue  s'applique  soit  ä  l'arcade  den- 
taire,  soit  ä  la  voüte  du  palais.  La  methode  des  enduits  colores  donne  sur 
ce  point  des  renseignements  precieux:  mais  pour  estimer  Tintensite  des 
pressions  de  la  langue  contre  les  parois  buccales.  pour  en  mesurer  la  duree, 
les  roulements  et  les  rapports  de  succession'  avec  les  actes  de  la  parole, 
i)  faut  recourir  ä  Temploi  de  la  methode  graphique  et  recueillir  les  traces 
de  la  langue  concurremment  avec  ceux  que  nous  possedons  dejä.  Jusqu'ici 
nous  n'avons  pas  encore  reussi  dans  nos  explorations.  Une  voüte  palatine 
moulee  ä  la  cire  et  reproduite  par  la  galvanoplastie  nous  semble  une  base 
solide  sur  laquelle  on  pourra  appliquer  deux  ou  plusieurs  explorateurs  [für  all- 
gemein phonetische  Zwecke  würden  7  kaum  reichen;  man  denke  nur  an  die 
verschiedenen  Hinter-,  Mittel-  und  Vorderzungenstellen.  welche  schon  Volney 
festgestellt  (vgl.  oben  S.  207)];  la  pression  de  la  langue  sur  ces  explorateurs 
provoquera  des  signaux.  Des  tubes  ä  air  ou  des  fils  electriques  transmcttront 
ces  mouvements  aux  st^'les  charges  de  les  inscrire.  Bien  que  la  realisation 
complete  de  Tinscription  de  la  parole  soit  peut-etre  pour  longtemps  ajournee, 
nous  avons  voulu  indiquer  des  aujourd'hui  les  resultats  que  donnent  nos 
Premiers  essais,  parce  que  ces  resultats,  ainsi  quon  va  le  voir,  eclairent  deja 
beaucoup  le  mecanisme  de  Tarticulation  de  certains  sons. 


i  Auf  die  zeitlichen  \'erhältnisse  geht  R.  .in  amlrer  Stelle  noch  einmal  mit  folgentlen 
Worten  ein:  La  nature  des  actes  phoncticjues ,  la  localisation  anatomique  des  contacts  et,  dans 
certaines  limites,  la  caracterisation  objectivc  des  differents  actes  du  langage,  sont  dt'j.\  bien  connues ; 
mais  il  est  un  autre  i^oint  dont  letude  est  beaucoup  plus  dificile,  nous  voulons  parier  des  rela- 
tions  chron  o  logiques  de  ces  actes,  c'cst-.\-dirc  de  Icurs  rapports  de  succession  ou  de 
synchronisme.  L'extreme  ra]iidite  avec  latiuelle  ces  actes  se  succedent,  autant  ([ue  la  com- 
plication  des  manieres  dont  ils  sc  combinent ,  re'ndent  fort  difficilc  .\  jviger  cette  partie  du 
mecanisme  de  la  parole.  —  C'est  h.  letude  de  ces  rapports  de  succession  que  nous  nous  sommos 
attache  particulierement. 

Techmer,  ztäciik.  V.  15 


22t  !'•   TtCHMEK. 

Die  traccs  simultanes  des  mouvements  des  levres,  du  larynx  et  du 
volle  du  palais  sind  für  die  Worte  appa  abba  anima  von  Grltznkr  in  seiner 
PHYSioL.  DER  sTiMMK  UND  spR.  S.  200  abgedruckt  worden.  Havkt  bemerkt 
noch :  Dans  la  prononciation  du  yama  de  p  dans  apma  .  .  le  voile  du  palais 
s'ouvrc  avant  l'acte  labial  qui  signalc  Icmission  dans  la  consonne  m.  In  dem 
Streben  nach  möglichst  genauer  Zergliederung  der  Laute  habe  ich  nach  dem 
Vorgange  der  indischen  Grammatiker  und  neuern  Phonetiker  wie  Purkink  u.  aa. 
früher  in  meiner  phonktik  1880  solche  phonetischen  l^rscheinungen  als  Nasen- 
klapplaute  unterschieden;  ich  habe  mich  seitdem  überzeugt,  daß  wir  es  hier 
nicht  mit  Lauten,  sondern  mit  Lautübergängen  zu  thun  haben  und  daß 
es  überflüssig  ist,  solche  natürlichen  Lautübergänge  noch  besonders  im  Laut- 
system in  Betracht  zu  ziehen  und  zu  bezeichnen ,  welche  sich  aus  den  Stel- 
lungen für  den  vorhergehenden  und  nachfolgenden  Laut  von  selbst  ergeben 
(vgl.  I.  z.  IV.  II  i).  Das  darf  uns  jedoch  nicht  hindern,  den  Wert  der  von 
RosAPELLY  verwerteten  Methode  für  Feststellung  der  zeitlichen  Verhält- 
nisse der  einzelnen  Artikulationen  in  ihrem  Neben-  und  Nacheinander  voll 
anzuerkennen.  Mögen  dieselben  nur  recht  viel  von  Phonetikern  verwendet 
werden,  namentlich  zur  sichern  Feststellung  der  fr.  Betonung  (vgl.  meine  Be- 
sprechung ähnlicher  Sprachbilder  mittels  des  Glossographen  von  Gentilli  (1882) 
I.  z.  I.  170  und  des  HENSENSchen  Sprachzeichners  i.  z.  iv.  22S,  325'. 

Ich   schließe  hieran  Havets  wertvollen  Bericht:    observations  phonetiques 

d"uN  PROFESSEUR  AVEUGLE,  M^M.  sog.  LING.,  1873,  II.  218 21.   I.  SUR  LA  DOUBLE 

VALEUR  DE  QUELQUES  CONSONNES  FRANC,  (r  1  W  W  y  .  II.  SUR  QUELQUES  ARTICU- 
LATIONS  EMPLOVEES  EN  DEHORS  DU  LANGAGE  PROPREMENT  DIT.   LcS  dcUX  COm- 

munications  suivantes  ont  ete  redigees  d  apres  les  idees  contenues  dans  un  ms. 
de  26  pages,  intitule  essai  d'alphabet  universel  et  dicte  par  lauteur  aveugle, 
M.  V.  Ballu,  professeur  de  musique,  en  1868.  H.  hebt  an  seinem  Vf.  her- 
vor: la  finesse  de  son  oreille,  l'exactitude  de  ses  observations'  la  precision  de 
sa  pensee.  Dessen  Hauptaufgabe  sei  die  Zergliederung  der  Laute,  welche  er 
jeden  einzelnen  bezeichnet  und  zwar  par  une  de  nos  lettres  affectee  d'un  chiffre 
auxiliaire,  combinaison  que  lauteur  ne  considere  en  aucune  fagon  comme  une 
notation  definitive  .  .  il  a  suivi  la  methode  a  priori;  c'est-ä-dire  quil  a  de- 
termine  non  pas  comment  se  produit  tel  son  de  teile  langue,  mais  quels  sons 
on  peut  produire  par  les  differentes  positions  donnees  aux  organs  vocaux, 
que  ces  sons  d'ailleurs  soient  ou  non  reellement  employes.  Das  dürfte  sich, 
nach  den  Ergebnissen  zu  urteilen,  doch  wohl  nur  auf  die  schließliche  Dar- 
stellung seines  Systems  beziehen;  ich  bin  überzeugt,  daß  B.  zu  solchen  Er- 
gebnissen zunächst  nur  auf  induktivem  Wege  gelangt  sein  kann.  Die  Erfinder 
belieben  bisweilen  diese  Umkehrung  ihrer  Methode  (vgl.  meine  Besprechung 
von  Newtons  Methode  i.  z.  IV.  200  und  von  Marey  oben  S.  223).  Vf.  geht 
als  Musiker  natürlich  von  der  akustischen  Unterscheidung  aus:  consonnes  .  . 
sourdes  [aphones,  vgl.  die  Übersicht  S.  145""]  (k  t  p  ch  s  fi  et  .  .  sonores 
[phoniques]  fg  d  b  j  z  v)  [kein  fr.  Phonetiker  hat  bisher  die  stimmlosen 
Schließer  so  vollständig  zergliedert  als  B. ;  ich  ziehe  jedoch  die  unzweideutigen 
Benennungen  aphones  und  phoniques  vor,  die  letztern,  phoniques,  brauchen 
der  Kürze  halber  nicht  besonders  benannt  und  bezeichnet  zu    werden  .     Dans 


BEITRAG   ZUR   GESCHICHTE   DER   FRANZ.    UND   ENGL.    PHONETIK   UND   PHONOGRAPHIE.  227 

la  production  des  sourdes  la  consonne  est  un  simple  bruit  au  sens  quon  donne 
ä  ce  mot  en  acoustique.  Dans  la  production  des  sonores  au  contraire  le 
bruit  consonantique  est  accompagne  d'un  son  musical,  qui  est  la  voix 
proprement  dite  et  qui  est  engendre  par  la  Vibration  de  l'air  situe  dans  le 
larynx.  Quand  les  cordes  vocales  sont  ecartees  la  voix  manque  et  la 
consonne  est  sourde :  quand  les  cordes  vocales  se  rapprochent  la  voix  se 
fait  entendre  et  la  consonne  est  sonore  .  .  la  distinction  .  .  se  presente  aussi 
en  frang.  pour  les  Miquides^  r  1  et  pour  les  3  cons.  issues  directement  de 
nos  voy.  ou  u  et  i  .  .  w  \v  y  .  .  oui  .  .  huile  .  .  bien  [H.  hat  für  die  stimm- 
losen Abarten  leider  keine  besondere  Bezeichnung  durchgeführt,  sie  wird  ja 
auch  nicht  in  der  franz.  Schreibung  anerkannt ;  ich  bezeichne  sie  im  Gegen- 
satz zu  den  stimmhaften  ;'  /  if  ;k  J  mit  den  betr.  stehenden  Buchstaben  r  1 
w  w  j.  Die  Anerkennung  dieser  letztern  stimmlosen  Laute  für  die  gegen- 
wärtige fr.  Ausspr.  ist  wohl  zu  beachten;  die  fr.  Phonetiker  des  vor.  Jh.  wollten, 
wie  wir  gesehen,  noch  nichts  davon  wissen  (vgl.  oben  duMarsais  S.  204^]. 
Le  frang:.  normal  tel  qu'on  le  prononce  aujourd'hui  ä  Paris  ne  possede  abso- 
lument  aucune  dipht.  [B.  faßt  hier  offenbar  dipht.  im  engern  Sinne  als  die 
Aufeinanderfolge  zweier  voy.  (über  voy.,  cons.  und  syll.  spricht  B.  sich  in 
seiner  folgenden  Abh.  aus)  in  derselben  Silbe;  ich  ziehe  mit  Wilkixs  die 
weitere  Bestimmung  von  zwei  in  derselben  Silbe  aufeinanderfolgenden  Lauten 
vor  (vgl.  IV.  361).  Doch  sagt  B.  weiter:  Dans  une  prononciation  rapide  et 
negligee  il  nous  arrive  de  faire  une  dipht.  de  deux  voyelles  ä  deux  syllabes 
distinctes:  phaeton.  il  nest  pas  ici,  qui  est-ce,  etc.,  wozu  ich  bemerken  muß, 
daß  ich  auch  oui  nuit  bien  von  gebildeten  PARisern  diphth.  d.  h.  mit  an- 
lautendem unvollkommenen  ü  />_  z  statt  ;r  j!\  j  habe  sprechen  hören,  also 
///  niii  biEj,  diese  Ausspr.  scheint  jetzt  freilich  seltener  zu  werden].  Quand 
Tune  des  5  cons.  r  1  w  w  y  est  precedee  dune  cons.  sonore,  eile  est  egale- 
ment  sonore  .  .  peindre,  sigle,  baragouine,  buis,  Gien.  Quand  au  contraire 
l'une  de  ces  5  cons.  est  precedee  d'une  sourde,  eile  est  sourde,  ex.  peintre. 
cycle,  fouine,  puis,  chien  [quand  r  1  y  sont  places  dev'ant  une  sourde  ils  dc- 
viennent  encore  sourds :  artiste.  alto,  feuilfter  (ill  parisien  =  y)  ;  w  et  w  ne  se 
rencontrent  jamais  dans  cette  position]  .  .  isolees  nous  les  entendons  toujours 
sonores.  A  la  fin  dun  mot,  immediament  apres  une  cons.  sourde.  et  en  cvi- 
tant  de  les  faire  suivre  d'un  *^e  muet',  spreche  man  kah  (quatre,  sik\  fcycle' , 
pak\w  pakw^  pak],  zu  welcher  Behauptung  von  B.  Hav.  bemerkt:  Pour  w  w 
et  y  j'ai  eprouve  quelque  difficulte,  ces  sons  n  etant  terminaux  dans  aucun  mot 
reel  de  la  langue  .  .  M.  B.  fait  observer  que  toutes  les  cons.  sourdes  dont  il 
s'agit  ici  pouvant  etre  soutenues  aussi  longtemps  qu'on  le  veut.  on 
peut  ä  condition  de  prononcer  lentement  faire  survenir  la  sonore  [auf  ähnliche 
Wandlung  von  stimmhaften  zu  stimmlosen  Lauten  hat  Bkll  für  die  engl.  Ausspr. 
aufmerksam  gemacht]  .  .  Cf.  pour  un  phenomene  analogue  dans  la  pronon- 
ciation de  Tallcmand  Kräuter,  ztschr.  f.  vgl.  sprachf.  XXI.  5g — 60.  Wenn 
Hav.  weiter  anmerkt:  Dans  un  ouvrage  recent  Happkl,  imf.  stkacmlaltk,  1872) 
l'i  (cons.)  prccede  d'une  sourde  est  Icgitimcmcnt  traitc  comme  identitiuc  au  ch 
allcmand  de  ich;  ainsi  pour  les  mots  fran^\  pitie,  huissicr ,  ficr  et  les  mots 
angl.  tubc.   few  p.  55.   so  kann  ich  dem.   wenigstens  für  die  deutsche  Ausspr.. 

>5* 


s    f    r    1    r    y    \v    \v 

et 

z    V  r    1    r    y    w    \\-) 

S  f   X    1     I,    j      w    \v_ 

und 

z    V  r    l    /._  j     ir    ;/' 

.  vgl.  die 

228  F.  Tkchmer. 

leider  nicht  beistimmen ,  denn  der  ich  -Laut  .\„  wird  mit  Mittel-,  der  fr.  und 
engl.  j-Laut  mit  Vorderzungenrückcnenge ,  letztere  an  dem  mittlem  harten 
Gaumen  hervorgebracht  .  .  Je  pense  qu'on  trouvcrait  aussi  deux  varictes  de 
la  cons.  r  (1  dit  mouille)  dans  les  patois  franqais  oü  eile  peut  etre  precedee 
d'une  autrc  cons.  fje  vois  dans  1  mouille  non  jjas  un  groupe  forme  de  1  -\-  y, 
mais  unc  cons.  laterale  palatale  simple  a)'ant  le  mcme  modc  d'articulation 
que  l'ordinaire  [schon  nach  den  frühern  Jieobachtungen  mit  Vorderzungen- 
rücken,  .statt  Zungenspitze  l^  l  ,  vgl.  bereits  Meigrki  und  st.  Lien  S.  165  und 
171]  et  le  meme  point  d'articulation  que  y.  Observation  analogue  pour  n 
mouille  [.v  n]).  On  doit  entendre  .  .  un  1  sourd  dans  le  guernesiais  cUai 
(clef).     II  resulte  de  ce  qui  precede  que  le  frang.   a 

12  cons.   sourdes  (k    t    p    ch 

les  12  sonores  correspondantes    g   d  b    j 

[nach  der  Schreibung  der  i.  z. 

articulations  aphones  k    t  p    s^ 

articulations  phoniques  g   d  b    z^ 

Übersicht  145"'].  A  ces  12  paires  de  cons.  conjuguees  il  faut  joindre  3  cons. 
nasales  n  m  et  n'  (gn)  [«  in  iv  ],  qui,  si  je  ne  me  trompe,  sont  partout  sonores 
[schon  Holder  hat,  wie  Wilkins,  essay  i.  z.  IV.  358,  auf  die  stimmlosen  Nasen- 
schließer aufmerksam  gemacht;  vgl.  unten  Passy  S.  254  und  über  die  stimm- 
losen NasenschHeßer  im  Engl,  auch  Bell;  für  die  allgemeine  Phonetik  ist 
also  auch  die  stimmlose  Reihe :  a\  iV  n^  n^  .\\  .v  11  in  anzuerkennen'.  Si. 
comme  on  doit  le  faire,  on  ajoute  ä  cette  liste  une  13*=  paire  de  cons.  con- 
juguees, k'  et  g'  (dans  qui,   gui)    [man  vgl.   hier  Havet  :    l  unite    linguistique 

EUROP.     LA    QUESTION    DES    DEUX    K    ARIOEUROP.     Und    SUR    LES    PALATALES    SKR.,     MEM. 

SOG.  LiNG.  IL  261  und  348,  namentlich  354;  die  fr.  k  und  g  in  qui  und 
guide  werden  nicht  an  der  i- Stelle,  also  Mitte  des  harten  Gaumens  als  k^  g. 
sondern  mehr  der  Mitte  des  gesamten  Gaumens  zu.  als  k\  g^,;  die  deutschen 
k  und  g  in  Kiel  und  Giel  werden  gerade  in  der  Mitte  des  gesamten  Gaumens  mit 
Mittelzunge  hervorgebracht;  Vf.  hätte  für  wissenschaftliche  Zweke  der  allge- 
meinen Phonetik  dem  gegenüber  noch  die  bereits  angedeuteten  /\  und^^  an  der 
hintersten  Zungenstelle  und  all  diesen  Schlußlauten  die  entsprechenden  Enge- 
und  Nasenlaute  x  7  n  yv  hinzufügen  können,  zumal  die  verschiedenen  a'  7  in 
fr.  Mundarten  vorkommen  vgl.  S.  282  f.  und  die  Übersicht  S.  145'^  an  den  betr. 
Stellen  J],  on  arrivera  ä  un  total  de  2g  cons.  frang.  Si  pour  tenir  compte  des 
dialectes  et  des  habitudes  personnelles  on  distingue  le  double  r  lingual  du  double  r 
uvulaire  [vgl.  die  Übersicht  S.  145'',  wo  das  stimmlose  (rj  nachzutragen  ist], 
ce  sera  31  au  lieu  de  2g.  Es  werden  dann  entsprechende  stimmlose  in  kel- 
tischer, engl,  und  deutscher  Spr.  vgl.,  z.  T.  in  nicht  zutreffender  Weise.  Der 
II.  Teil  enthält  kurze  Bemerkungen  über  die  Ausspr.  bei  Einatmung  -^■■:  arti- 
culations inverses  .  ,  on  peut  avec  M.  B.  representer  tous  ces  sons  inverses 
par  les  signes  des  sons  ordinaires  correspondants  renverses  .  .  le  t  inverse 
exprime  ledoute  [t^];  le  t'  inverse  palatal,  dans  lequel  la  po  inte  de  la  langue 
touche  le  milieu  de  la  voüte  du  palais  [genauer:  du  palais  dur  /  ^] ,  exprime 
la  surprise ,  et  on  s'en  sert  quelquefois  pour  exciter  les  chevaux ;  notre  voy. 
u  inverse   :ou  plus  exactement  sans  doute  la  consonne  sourde  w  inverse  [w_^]) 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER    FRA^NZ.    UND    E^'GL.    PHONETIK   UND    PHOXOGRAPHIE.  2  2g 

est  le  baiser  ordinaire  et  notre  ou  inverse  'ou  plutot  w  sourde  inverse  [w^]) 
est  le  gros  baiser  de  nourrice :  f  inverse  [/^]  exprime  la  surprise  et  aussi  une 
satisfaction  de  gourmet  .  .  La  voix  nasale  avec  la  bouche  fermee  [■—]  exprime 
un  Olli  douteux.  Falls  hier  bei  ruhig  geschlossenem  Munde  keine  bestimmte 
Mundartikulation  statt  findet,  hätten  wir  es  hier  also  nicht  mehr  mit  einem 
artikulierten  Laut  zu  thun.  wie  bereits  früher  S.  190  f.  nachgewiesen.  Es  ist 
diese  kurze  Abh.  von  Ballu  eine  der  beachtenswertesten  und  eigenartigsten 
Arbeiten  über  die  neueste  fr.  Phonetik  und  wertvoller  nach  meiner  Ansicht 
als  spätere  Darstellungen  dieses  Gegenstandes,  welche  letztern  z.  T.  ebenso 
weitschweifig  als  unselbständig  sind ;  man  sieht,  Ballu  hat  selbst  und  mit  ge- 
schärftem Gehör  beobachtet .  ist  unabhängig  von  der  Schreibung  und  \on 
phonetischen  Schulen. 

Ballu  hat  soeben  veröffentlicht:  observatioxs  sur  les  Elements  musicaux 
DE  LA  LANGUE  FRAXCAISE.  PHON.  STUD.  II.  ig5,  303,  wclchc  ich  liicr  nicht  über- 
gehen möchte,  wenn  ich  mich  auch  mit  den  Ergebnissen  dieser  letztern 
Abhandlung  z.  T.  weniger  einverstanden  erklären  kann.  II  importe  de  fixer 
les  idees  sur  le  sens  des  mots  voyelles,  consonnes,  syllabes.  La  voy.  est 
un  son  [Laut]  qu'on  peut  prolonger  ä  volonte  et  qui  conserv^e  pendant  toute 
sa  duree  la  meme  physionomie  pour  l'oreille,  c"est-ä-dire  quil  est  homogene; 
de  plus,  il  peut  etre  chante  [ist  also  stimmhaft]  tout  en  conservant  son  carac- 
tere  et  ne  presente  pas  de  bruits  [ist  frei  von  Geräuschen ,  somit  ein  Klang- 
laut] alterant  sensiblement  sa  purete  de  son;  ex.  a — o — u.  La  cons.  au 
contraire  n'a  qu'une  duree  tres  breve  et  le  son  est  modifie  ä  chaque  instant 
de  cette  faible  duree  .  .  Dans  la  cons.,  il  est  necessaire  de  distinguer  3  phases: 
1°  le  son  [bruit]  modifie  pendant  que  les  organes  de  la  parole  viennent  prendre 
la  Position  propre  ä  la  cons. ;  c'est  l'arrivee.  2°  un  temps  de  repos  [?  d'equi- 
libre;  dieses  Gleichgewicht  erfordert  aber,  wie  wir  S.  190  gesehen,  bei  voll- 
kommen artikulierten  Lauten  einen  gewissen  Kraftaufwand .  also  gerade  das 
Gegenteil  von  repos]  aussi  long  qu'on  le  veut  [es  können  also  auch  damit  die 
cons.  als  ganze  beliebig  lang  gehalten  werden:  wo  bleibt  dann  aber  die 
Scheidegrenze,  die  Vf.  zwischen  voy.  und  cons.  annimmt?]:  c'est  la  tenue. 
3°  le  son  [bruit]  modifie  pendant  que  les  organes  de  la  parole  quittent  cette 
Position  pour  en  prendre  une  autre;  c'est  la  detente  .  .  Dans  Philippe  ment, 
Tm  ne  fait  entendre  que  la  detente;  dans  Jacob  moins,  m  n  est  reconnaissable 
que  par  la  tenue,  voix  nasale  qui  est  la  meme  pour  m,  n  et  gn  [das  war 
oben  S.  219  f{.  auch  die  Auffassung  von  Havet,  der  gegenüber  ich  schon  be- 
merkt, daß  die  voix  nasale  (Nasenstimme  nur  ein  und  dieselbe  unartikulierte 
Erscheinung  bleibt,  so  lange  keine  Mundartikulationen  hinzutreten;  daß  sie 
aber  zu  verschiedenen  artikulierten  Lauten  wird,,  sobald  Mundarttkulationen 
wie  bei  m  n  u.  s.  w.  sich  damit  verbinden]  .  .  P3n  fran§.  nous  avons  12  cons. 
proprement  dites:  q  p  t  —  g  b  d  —  gn  m  n  —  w  (oui)  u  (huit)  y  (yacht). 
8  autres  cons.  fönt  entendre  un  bruit  qui  peut  ctrc  tres  brcf  et  pourtant  tres 
reconnaissable,  ou  qui  peut  etre  prolonge  u  volonte  comme  le  son  vocal  des 
voy.;  de  plus  homogene  [letzteres  widerspricht  offenbar  der  obigen  Abgren- 
zung von  voy.  und  cons.]  ccs  demi-cons.  sont  ch  i  s:  j  \'  z:  r  1:  elles 
pourront    ä   l'occasion   serxir  ile  voy.     Das   soll  wohl  nur  bedeuten,   dal.^  jene 


230 


F.  Teciimer. 


Laute  Silbenhauptlaute  sein  können.  Hiernach  müßten  wir  annehmen,  daß  B. 
die  Laute  an  erster  Stelle  weder  nach  der  Erzeugungsweise  (ob  Mundöffner 
oder  -Schließer),  noch  nach  der  hörbaren  Wirkung  (ob  Klang-  oder  Geräusch- 
laute] ,  sondern  einseitig  nach  der  Dauer  bzhw.  nach  der  durch  die  Dauer  be- 
dingten Fähigkeit,  Silbenhauptlaute  zu  werden,  unterscheiden  will.  Andeutungen 
.solcher  systematischen  Überschätzung  der  Dauer  fnidcn  wir  schon  in  frühern 
Werken  z.  B.  von  Bkll.  Formation  de  la  syllabe ;  louie  aimc  des  temps  egaux 
ou  dans  des  rapports  simples  de  duree ;  les  syllabes  presentent  et  marquent 
cette  egalite  ou  cc  rapport  simple  de  duree  .  .  La  division  des  phrases  en 
mots  et  en  lettres  pour  fceil  .  .  n'est  qu'artificielle  .  .  car  plusieurs  mots  sou- 
vent  se  prononcent  comme  s'il  n'y  en  avait  qu'un  .  .  Certaines  cons.  ne  peu- 
vent  pas  etre  [richtiger  ne  sont  pasl  prononcees  seuls  sans  etre  accompagnees 
dune  voy. ;  mais  I'oreille  pergoit  des  syllabes  dont  eile  peut  regulariser  ou 
proportionner  la  duree  .  .  cest  lä  ce  qui  constitue  vraiment  le  rhythme  du 
langage  [B.  betont  auch  für  den  Rhythmus  zu  einseitig  die  Dauer,  es  tritt 
doch  dabei  in  erster  Linie  die  Stärke  mit  in  Funktion";.  Les  voy.  sont  gene- 
ralement  [aber  nicht  immer,  z.B.  nicht  im  Fr.  das  e  imparfait ,  im  Nordd. 
und  Engl,  die  verkürzten  Offner  (vgl.  S.  148);  nach  den  verkürzten  Offnern 
werden  die  folgenden  Schließer  derselben  Silbe  in  der  Regel  lang,  was  in  der 
Schreibung  durch  Verdoppelung  angedeutet  zu  werden  pflegtl  la  partie  longue 
de  la  syll.  et  les  cons.,  on  l'a  vu  ,  tres  breves,  marquent  la  Separation  entre 
les  voy.  .  .  Quand  .  .  plusieurs  voy.  se  suivent  sans  cons.,  pour  marquer  la 
division,  cette  division  doit  etre  indiquee  par  un  renforcement  brusque  du  son 
(contraction  du  diaphragme  [d.  h.  durch  einen  neuen  Exspirationsstoß]  ou 
meme  par  une  legere  Interruption  du  son  entre  les  voy.  [bloße  Abschwächung 
genügt  unter  Umständen]  .  .  Quand  la  voy.  est  seule  la  syll.  est  nue  ex. : 
a,  ou ;  quand  eile  commence  par  une  cons.  .  .  eile  est  .  .  ouverte :  ta,  ma; 
quand  eile  commence  et  finit  par  une  cons.,  eile  est  .  .  fermee  ä  deux  bords, 
patte  .  .  Souvent  .  .  il  s'en  produit  une  seconde  .  .  facile  ä  prononcer;  eile 
se  fond  pour  ainsi  dire  avec  la  cons.  et  la  voy.  qui  suit  et  prend  le  nom  de 
liquide,  ex.  prix.  .  .  La  Separation  entre  2  syll.,  entre  2  voy.  peut  etre  com- 
posee  de  I  ,  2 ,  3 ,  4  et  jusqu'ä  5  cons.  ex.:  i  afin ,  2  apres,  3  la  gloire, 
4  pour  Strasbourg,  5  exploit  .  .  on  chantera :  e-xploi,  pou-rstrasbour  [das  ist 
aber  nur  künstlich,  anders  beim  natürlichen  Sprechen;  der  Musiker  darf  nicht 
die  künstlichen  Änderungen  der  gesungenen  auf  die  natürlich  gesprochene 
Spr.  übertragen]  .  .  Liaison  de  mot  .  .  gran-thomme  ;  mais  souvent  aussi,  on 
profite  de  la  faculte  de  transformer  en  voy.  les  8  cons.  (signalees  plus  haut), 
pour  eviter  la  trop  grande  accumulation:  AU'magne.  Ici  1  est  reellement  voy. 
et  a,  tres  bref,  prend  le  role  de  cons.  dans  la  syllabe,  au  lieu  de  A-U'magne 
[B.  verteilt  hisr  die  Rollen  in  der  Silbe  in  seltsamer  Weise,  er  vernachlässigt 
die  Schallstärke  und  überschätzt  auch  hier  wieder  einseitig  die  Bedeutung  der 
Dauer;  das  erste  a  in  AU'magne  steht  jedenfalls  im  Silbengipfel,  wird  es  aber 
sehr  kurz,  vielleicht  mundartlich,  nicht  in  der  anerkannten  fr.  Ausspr.,  ver- 
kürzt und  unvollkommen  artikuliert,  so  tritt  1  mit  in  den  Silbengipfel  und  wird 
um  so  stärker  und  länger  artikuliert ;  verschwindet  bei  nachlässiger  Ausspr. 
der  Anlaut  a  ganz,   so  übernimmt  1  allein  die  Rolle  des  Silbenhauptlauts  :  das- 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    FRANZ.   UND    ENGL.    PHONETIK   UND    rHONOGR.\PHIE.  23  I 

selbe  gilt  für  das  folgende  es-tropie\  Es-tropie:  s  est  veritablement  la  voy. 
et  la  partie  longue  prolongeable  de  la  syllabe  .  .  Les  cons.  proprement  dites 
peuvent  meme  etre  employees  de  cette  maniere.  La  tenue  marquee  par  un 
silence  tient  Heu  de  voy.:  op-position  [hier,  wo  B.  seine  Überschätzung  der 
Dauer  offenbar  auf  die  Spitze  treibt,  erkennt  man  recht,  wie  wenig  dieselbe 
berechtigt  ist;  ich  habe  schon  früher  Gelegenheit  gehabt,  zu  bemerken,  daß 
sogar  der  Schallunterbrechung  der  Höhenpunkt  der  lautlichen  Artikulation 
zeitlich  entsprechen  kann;  an  der  Silbenscheide  kann  diese  Schallunterbre- 
chung wohl  länger  gehalten  werden;  innerhalb  der  Silbe  wird  sie  bei  natür- 
lichem Sprechen  im  allgemeinen  kurz  sein  (vgl.  i.  z.  ii.  323.  327).  Was  B. 
von  deutschen  Diphth.  'reunion  de  2  voy.)  z.  B.  au  in  Baum  bemerkt:  la 
premiere  est  beaucoup  plus  breve  que  la  seconde,  ist  nicht  zutreffend:  das  ä 
ist  zwar  in  der  anerkannten  Ausspr.  verkürzt,  bleibt  aber  im  Silbengipfel; 
auch  71  ist  verkürzt  und  außerdem  noch  unbetont,  infolgedessen  noch  unvoll- 
kommener als  ä:  äfu]  .  .  II  existe  en  fr,  des  syll.  fortes  et  des  syll.  faibles; 
des  syll.  longues  et  des  syll.  breves.  On  appelle  syll.  forte  celle  sur  la- 
quelle  la  voix  appuie  d'avantage,  tandis  que  la  longue  est  celle  qui  a  une  plus 
grande  duree,  souvent  meme  eile  est  separee  de  la  syll.  suivante  par  un  si- 
lence plus  ou  moins  long.  Nach  diesen  Vorbemerkungen  geht  B.  dann  auf 
sein  System  des  fr.  Versmaßes,  besonders  des  vers  alexandrin  ein.  welches 
er  bereits  in  seinem  essai  de  prosodie  nouvelle  dargestellt  (vgl.  auch  seine 
METHODE  DE  LECTURE,  1874).  Er  dcutct  sciuc  Auffassuug  jetzt  nur  kurz  an;  II  y 
aura  donc  dans  le  Systeme  que  j'expose.  les  vers  ä  3  et  ä  4  pieds.  Chaque 
pied  pourra  renfermer  au  plus  4  syll.  breves,  ou  plus  simplement,  4  breves. 
On  devra  toujours  placer  une  forte  au  commencement  de  chaque  temps, 
cest-ä-dire,  a  ce  qu'on  appelle  en  musique  la  partie  forte  du  temps,  et  parti- 
culierement  aux  temps  forts  de  la  mesure.  Les  longues  se  placent  sourtout 
ä  ce  memes  temps  forts  et  parties  fortes  du  temps,  particulierement  aux  fins 
de  phrases  .  .  La  rime  devra  toujours  etre  une  forte  .  .  La  longue.  suivant 
les  circonstances,  vaut  2,  3,  ou  4  breves.  Une  longue  est,  on  peut  dire, 
toujours  forte  [das  ist  physische  Notwendigkeit,  welche  sich,  wie  ich  S,  iqo 
nachgewiesen,  aus  dem  Gesetz  des  Gleichgewichts  der  artikulatorischen  Kräfte 
ergibt]  .  .  II  est  vrai  et  dejä  reconnu  que  l'accent  (la  forte)  se  pose  sur  la 
derniere  syll.  du  mot  [isolej  .  .  Cela  donne  une  grande  clarte  ä  notre  langue, 
en  indiquant  la  fin  du  mot  et  tenant  licu  pour  loreille  du  blanc  de  l'ccriture 
et  meme  des  ponctuations  richtiger  hörte  hier  auf  der  letzten  Silbe  Acker- 
mann statt  force:  modulation.  chantonnement  aigu,  auf  andern  Silben  jedoch 
größere  Stärke  (appui,  force),  je  nach  dem  Sinne  des  Satzes  und  der  Stim- 
mung des  Sprechenden  (vgl.  S.  156  und  211),  worüber  nur  Selbstregistrierung 
nach  der  von  Rosapelly  S.  224  beschriebenen  Weise  mit  überzeugender  Sicher- 
heit entscheiden  wird]  .  .  Un  ensemble  de  regles  et  de  notation  est  nccessaire; 
les  voici:  1°  les  2  formes  ordinaires  de  rhcmistichc  sont  2  dact\-les  ou  un 
trochee  et  un  plein  [hier  gesteht  B.  ein  deplaccment  de  l'accent  zu]. 
2°  Dans  une  enumeration  de  mots  ä  2  s\ll..  lacccnt  peut  portcr  sur  la  pre- 
miere au  lieu  de  la  derniere.  surtout  en  prose.  Schliel.Uich  gibt  B.  ein  Resume 
des  objections  faites  ä  l'auteur  du  nouveau  Systeme  de  versification.    Man  habe 


!32 


F.  Techmer. 


ihm  vorgeworfen,  daß  er  eine  Umwälzung  plane,  wie  sie  schon  im  i6.  Jh. 
vergeblich  versucht  worden  (vgl.  Baif  S.  169.  dOlivet  S.  183  ;  er  werde  die 
Dichter  nie  für  seine  Weise  gewinnen.  Der  gegenwartige  fr.  Versbau  erscheint 
in  der  That  als  künstlich,  mehr  der  Ausspr.  früherer  Jh.  als  des  gegenwärtigen 
entsprechend.  Das  hat  gewiß  die  Kühnheit  des  Musikers  herausgefordert.  B. 
sagt  etwas  zu  zuversichtlich;  Place  au  confluent  des  deux  arts,  la  musique  et 
la  poesie,  je  suis  bien  pose  pour  obscrver  Tun  et  l'autre  et  donner  aux  poetes 
et  aux  musiciens  des  renseignements  dont  ils  peuvent  profiter  sans  crainte 
d'erreur.  Wie  die  Dichter  sich  dem  gegenüber  verhalten  werden,  ist  abzu- 
warten; sie  pflegen  sich  nicht  ihren  Pegasos  von  Fremden  zäumen  zu  lassen. 
Was  seine  phonetischen  Andeutungen  betrifft,  so  sind  sie  ja  auch  hier  z.  T. 
recht  eigenartig  und  um  so  mehr  beachtenswert,  als  jetzt  in  der  Phonetik  die 
Einseitigkeit  und  das  Einerlei  der  Schule  sich  so  breit  macht.  Doch  dürfte 
seine  Unterscheidung  von  voy.  und  cons. ,  nur  nach  der  Dauer  der  Laute  in 
der  Silbe,  bei  den  Phonetikern  wohl  nicht  Anerkennung  finden  (über  das  fr. 
Versmaß  sind  außer  den  gen.  fr.  Werken  von  Baif  (o.  S.  169),  d  Olivet  (o.;S.  183), 
OuiCHKRAT  (o.  S.  218)  noch  zu  vgl.  Tobler:  vom  fr.  VERSBAU  "",  1883,  welcher 
namentlich  die  Ausspr.  des  e  imparfait,  den  Hiatus  und  Reim  in  eingehender 
Weise  behandelt,  und  Lubarsch:  abriss  der  fr.  versl.  1879,   —  über  deklam.\- 

TION    UND    RHYTHMUS    DER    FR.    VERSE,     HER.    V.    KoSCHWITZ     1888). 

Es  dürfte  hier  von  Interesse  sein,  mit  Ballus  Verslehre  einige  Stellen  aus 
dem  oben  S.  218  erwähnten  petit  traite  de  vershtcatiox  fr.  von  L.  Quicherat 
zu  vgl.  S.  4:  Les  vers  fr.  different  de  la  prose  en  3  points:  1°  Ils  ont  un 
nombre  limite  et  regulier  de  syllabes;  2°  Ils  se  terminent  par  la  rime, 
c'est-ä-dire  par  une  consonnance  pareille  qui  se  trouve  ä  la  fin  de  deux  vers 
au  moins;  3°  Ils  nadmettent  pas  l'hiatus,  c"est-ä-dire  la  rencontre  de  deux 
voy.  dont  Tune  finit  un  mot  et  l'autre  commence  le  suivant  [an  andrer  Stelle 
nennt  O.  es  bäillement]. 

Gardez  qu'une  voyelle,   ä  courir  trop  hätee, 
Ne  soit  dune  voyelle  en  son  chemin  heurtee.'      Boileau  . 

1 1  :   La  cesure  d"un  vers  est  Tendroit  oü  il  est  coupe. 

'Que  toujours  dans  vos  vers  le  sens,  conpant  les  mots, 
Suspende  rhemistiche,  en  raarque  le  repos. '     Boileau,. 

12:  On  appelle  accent  tonique.  ou  syllabe  d'appui  [.'  cf.  Ackermanx 
oben  S.  211]  la  syll.  d"un  mot  poUysyllabe  sur  laquelle  la  voix  s'eleve  .  .  en 
fr.  il  se  trouve  toujours  en  la  derniere  syll.  quand  eile  nest  pas  muette  [soldat, 
h[c)^  wo  h  den  betonten  Silbenhauptlaut  und  [c]  den  etwa  folgenden  Silben- 
nebenlaut  bedeute]  et  sur  Tavant -derniere  .  .,  quand  la  derniere  est  muette 
[guerre,  h\c)h^  .  .  La  cesure  doit  toujours  tomber  sur  une  syll.  accentuee. 
18:  On  distingue  .  .  la  rime  masculine  [bonte,  sante;  n-'[c),  h[c)  et  la 
rime  feminine  [belle,  rebelle;  h'{c]h^,  h[c]h^.  .  la  rime  riche  [paisible, 
risible;  chc,  chc\  .  .  la  rime  süffisante  offre  une  ressemblance  de  son  [des 
Silbenhauptlauts] ,  mais  non  d'articulation  [des  anlautenden  Nebenlauts :  soupir, 
desir  hc^  hc\  .  .  double  rime  .  .  entre  les  deux  syll.  finales  [insense,  pense: 
HCH\c),  hch'[c]  ;  im  allgemeinen  werden  also  die  fr.  Reime  von  dem  letzten 
betonten    Silbenhauptlaut  der  Verszeilen  beherrscht].      30:    Deux    syll.    dont 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND   PHONOGRAPHIE.  233 

Tune  est  longue  et  Tautre  brev^e,  forment  une  rime  qui  afifecte  desagreable- 
ment  Toreille  .  .  cette  consonnance  que  j'oserais  dire  imparfaite  [äme, 
femme  .  .  trone,  couronnej.  39:  L'e  muet,  terminantun  mot  et  suivi  d'une 
voy. .  ne  compte  pour  rien  dans  la  mesure  du  vers  .  .  La  poesie  ne  fait  en 
cela  que  se  conformer  ä  la  pron.  de  la  prose.  76  :  Du  nombre.  de  la  cadence, 
du  rhytbme:  Le  nombre  est  une  succession  de  syll.  .  .  L'ensemble  des 
nombres  dun  vers  en  forme  la  cadence,  le  rhythme.  II  y  a  .  .  des  syll. 
sonores  et  des  syll.  sourdes,  accentuees  et  non  accentuees,  des  temps 
forts  et  des  temps  faibles.  Les  vers  fr.,  comme  ceux  de  toutes  las 
langues  modernes,  exigent  certains  temps  forts  ou ,  ce  qui  est  la 
meme  chose ,  certains  accents  .  .  cette  harmonie  .  .  on  en  ignore  generale- 
ment  la  source  .  .  Le  rhythme  est  sensible  dans  tous  les  vers.  La  mobilite 
des  deux  accents  que  nous  pouvons  appeler  secondaires  fait  eviter  la 
monotonie  .  .  Nous  avons  dejä  indique  deux  accents  necessaire  au  vers 
alexandrin ,  celui  de  l'hemistiche  et  celui  de  la  rime.  Man  vermißt  leider 
auch  hier  eine  genauere  Scheidung  von  Stärke  (temps  forts  et  faibles)  und 
Stimmhöhe   (elevation  de  la  voix\ 

Nachträglich  wird  mir  noch  Ballus  Methode  de  lecture  avec  proxonx. 
FiGUREE.  1874,  zugänglich.  Der  Vf  hegt  hohe  Erwartungen  von  dem  Erfolg 
des  Büchleins  p.  3 :  il  doit  permettre  aux  eleves  d'apprendre  ä  lire  apres  quel- 
ques jours  d'etude  seulement.  Er  will  darauf  halten  a  ne  donner  que  des 
notions  phonetiques  trcs  exactes  und  erwähnt  deshalb  neben  den  von  ihm  in 
seinem  Alphabet  unten  bezeichneten  Lauten  noch  weitere  Abarten  p.  5  :  r  et 
y ,  dans  le  midi  de  la  France ,  sont  articules  avec  la  partie  moyenne  ^le  dos 
anterieur]  de  la  langue,  c'est-ä-dire  moins  avec  la  pointe  .  .  k  et  g  ont  aussi 
une  Variete  distincte,  plus  articulee  de  la  pointe  [du  dos  anterieur.  vgl.  Volxey 
o.  S.  207]  de  la  langue:  c'est  cette  variete  que  nous  employons  generalement 
devant  i,  e:  marquis,  marki,  guitare,  gitar  .  .  Plusieurs  avant  moi  ont  essaye 
de  figurer  exactement  la  pron.  du  fr.  et  de  faire  adopter  leur  Systeme;  ils  ont 
echoue  tous  plus  ou  moins  .  . ;  mais  les  idees  qu'ils  ont  exprimees  fönt  leur 
chemin  dans  beaucoup  de  bons  esprits.  Je  ne  sais  si  je  reussirai  mieux.  Sein 
Alphabet  ist  mit  der  darunter  in  Worten  angedeuteten  Ausspr.  : 
Voy.:      a     a  a"         e       e  ['?]  e      e  e  i        i"  06 

[Mots:]    lä    bas,    dans    les    pres.    venez,    je    le    vcux.    si.x    pains    fort    beaux 

Voy. :      o'  ü  u'         ü 

[Mots:]    feront     plus     d"un     jour. 

Cons.  :    k        P     t        g         b     d         m        n      n"       r         1     )'  u 

[Mots:"!    com   pa   tir;    gam   ba   der;    mais   n'i    gno    ror      le   yacht   huit    jours. 

Cons.:    w  h  f  s  j       v     z 

[Mots:]  oui,  part ;  chers  fran  ^ais,  je  vous  aimc. 
Von  seinen  phonetischen  Texten  gebe  ich  als  Probe  das  Vaterunser  p.  1 5  : 
Notre  Per  ki  ed-z  6  sye,  ke  votre  no'  swa  saktific:  ke  \'otrc  ren'  arriv; 
ke  votre  volo'te  swa  fet  sur  la  ter  kom  6  syel ;  donc  nu-z  ojurdui  notre  pi' 
kotidyi';  pardonc[e]  nü  nö-z  ofa's  kom  nu  pardono'-z  a  sc  ki  niV-z]  o'-t  ofan"[a"-se; 
c  ne  nü  lese  pa  suko'ber  a  la  ta"taz[s]ion',  mc  dclivrc  nü  du  mal.    l'si  swa-t  il. 


234  ^-  Techmkr. 

H.  MiLNE  Edwards:    lecons  sur  la  phvsioi.ugik  et  l'anatomie  cümparee 

UE    1,'hOMME    et    des    ANIMAUX,       T.  XII.      KONCTIONS    DE    RELATION:     OUIE  ,    VUE, 
VOIX,     1876 77     (cf.    T.     11:    RESI'IRATION,     1857). 

Seit  G.  CuviERS  oben  S.  205  gen.  Werk  ist  der  Gegenstand  der  vgl. 
Physiologie  und  Anatomie  von  keinem  Forscher  mit  solcher  Vollständigkeit 
und  Vollendung  behandelt.  Ich  darf  hier  freilich  nur  über  einige  Teile  des 
XII.  l^andcs  berichten.  Vf.  erwähnt  die  Versuche  von  Dei.eau  (o,  S.  20g)  und 
dazu  einen  Krankheitsfall,  in  welchem  ein  Mann  durch  eine  Öffnung  der  Luft- 
röhre atmete,   nachdem  seine  Stimmritze  vollständig  verschlossen  war.     Gleich- 

J.    GAVARET:    ACCJUSTIQVE    BIOLOGIQLK.      I'JIKNOMK.VKS    I'HVSIfJlliS    DE    I,A    PHONATION    ET  UE 

i.'AUDirioN,  1877. 

LÖWENBERG:  GAZ.  D.  HOPIT.,  1878,  No.  75,  76  unterscheidet  nasillement  als  reso- 
nance  nasale  exageree  und  nasonnement  als  Sprechen  ohne  Resonanz  der  Nasenhöhle,  la  reso- 
nance  nasale  faisant  defaut,  in  pathologischen  Fällen  z.  B.  bei  Geschwülsten,  welche  den  Durch- 
gang durch  den  nasalen  Teil  des  Schlundkopfs  hemmen  (vgl.   Segond  S.  214  . 

BOUDET  DE  PARIS:  ETÜDE  DE  LA  VOIX  ARTICULEE,  1880  (Ch.  ii;.  Des  applications  du 
telephone  et  du  microphone  a  la  physiologie  et  a  la  clinique. 

Ch.  T  hur  CT:  DE  LA  PRONONCIATION  IRANC.  DEPUIS  LE  COMMENCEMENT  DU  XVIE  SIEGLE 
irAPRES    LES    TEMOIGNAGES    DES    GRAMMAIRIENS,    L    188I  ",    II.     1883.       1°    dem   VorWOrt     ZU     der    I.A. 

seines  großen  fr.-d.  Wörterb.  'vgl.  hier  S.  239  sagte  Sachs  S.  vhi  :  'Eine  Geschichte  der  fr. 
Ausspr.  ist  noch  zu  schreiben.'  Th.  hat  sich  an  diese  Aufgabe  mit  Hingebung  gemacht,  unter 
Beschränkung  freilich  auf  die  nfr.  Zeit.  Ihm  hat  die  Litteratur  in  einer  Fülle  zu  Gebote  gestanden, 
über  welche  wohl  vielleicht  keiner  seiner  Nachfolger  auf  diesem  Gebiet  so  wieder  verfügen  wird. 
Th.  hat  nur  an  solche  Quellen  sich  gehalten,  aus  denen  er  unmittelbar  schöpfen  konnte: 
grammaires,  traites  de  prononciation ,  d'orthographe  et  de  versification ,  dictionnaires.  Er  gibt 
eine  zum  Nachschlagen  sehr  nützliche  alphabetische  Liste  der  Vff.  mit  der  Jahreszahl  ihrer  wich- 
tigsten Veröffentlichungen ,  welche  letztern  weiter  in  der  Einleitung  in  ihrer  Zeitfolge  kurz  be- 
sprochen werden.  Die  Geschichte  der  fr.  Grammatik  im  allgemeinen  teilt  Th.  in  2  Abschnitte, 
den  ersten  seit  1520,  den  zweiten  seit  Vaugelas'  remarques  1647  •  Ich  habe  bereits  S.  178, 
wo  ich  über  Vaug.  berichtet,  bemerkt,  daß  derselbe  eine  solche  Bedeutuög  für  die  Geschichte 
der  fr.  Phonetik  keineswegs  beanspruchen  kann,  und  ich  habe  deshalb  meinerseits  diese  Ge- 
schichte nach  den  Jhh.  dargestellt.  Über  die  Bedeutung  der  fr.  Spr.  in  fremden  Ländern  schreibt 
Th.  XIX :  On  sait  quen  1783  l'Academie  de  Berlin  mit  au  concours  les  3  questions  suivantes: 
'Qu'est-ce  qui  a  rendu  la  langue  fr.  universelle?  Pourquoi  merite-t-elle  cette  prerogative ?  Est-il 
a  presumer  quelle  la  conser\-e"?'  .  .  Rivarol  remporta  le  prix  par  un  disours  autrefois  celebre,  oü 
l'on  rencontre  quelques  verites  au  milieu  d'une  multitude  dassertions  hasardees,  fausses  ou  meme 
pueriles,  xx.  Richelieu  institua  en  1635  l'Academie  'pour  etablir  des  regles  certaines  de  la 
langue  fr.'  .  .  A  l'exemple  de  Vaugelas  [1647]  .  .  les  grammairiens  s'efforcerent  a  constater  le 
bon  usage.  Vaug.  a  touche  dans  ses  remarques  ä  un  certain  nombres  de  points  de  prononciation. 
La  grammaire  de  Chifflet  (1659  [oben  S.  I78(J;,  destinee,  il  est  vrai ,  surtout  ä  des  etrangers, 
contient  un  traite  tres  developpe  sur  la  matiere.  Les  observations  dont  les  rem.  de  Vaugelas 
ont  ete  le  sujet  ou  le  modele,  surtout  Celles  de  Menage  1672  [o.  S.  179]',  donnent  beaucoup  de 
renseignements  sur  la  pron.  .  .  Les  reformes  orthographiques  proposees  par  LEsclache  1668 
[o.  S.  179])  .  .  RiCHELET  .  .  son  dictionnaire  [0.  S.  178]  .  .  HiNDRET  (1687  [o.  S.  179]  a  com- 
pose  un  traite  en  forme  sur  la  pron.,  oü  le  sujet  est  traite  assez  completement.  Dangeau  T694 
[o.  S.  180]),  Boindin  vers  1709  [o.  S.  185J  ,  ont  les  premiers  analyse  avec  rigueur  les  sons  de 
la  langue.  Les  remarques  de  Th.  Corneille  (1687  [o.  S.  177)]  sur  Vaugelas,  les  grammaires, 
justement  estimees  en  leur  temps,  de  DE  LA  Touche  (1696  [o.  S.  179]),  de  Regnier  '1705  [o.  S.  182]) 
et  de  BuFFiER  (1709  [auf  ders.  S.])  suppleent,  en  ce  qui  concerne  la  pron.,  a  l'insuffisance  du 
DICT.  DE  l'ac,  dont  les  2  premieres  ed.  (1694,  1718  [o.  S.  146,  176,  179,  182]'  ne  peuvent 
nous  instruire  a  ce  sujet;  l'orthographe  est  etj'mologique,  et  on  ne  trouve  qiie  des  indications 
rares  et  insuffisantes  siir  la  maniere  dont  les  mots  doivent  etre  prononces  .  . 


BEITRAG    ZVR    GESCHICHTE   DER    FRANZ.    VND    ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGRAPHIE. 


OD 


wohl  lernte  derselbe  gewisse  Wörter,  unabhängig  von  der  Atmung,  wohl  nach 
Art  der  Schnalzlaute,  und  ohne  Stimme,  sprechen.  Auf  Grund  dieser  beiden 
Beobachtungen  glaubt  Edw.   eine  voix  buccale  annehmen  zu  müssen  S.  488: 


Les  travaux  dont  cette  partie  de  la  gramm.  est  l'objet  deviennent  de  plus  en  plus  nombreux 
au  XVIIIe  siecle.  Pour  nenumerer  que  les  auteurs  les  plus  importants,  duMas  1733  [o.  S.  183]', 
d'Olivet  (1736  [ebenda],  les  3^  et  4^  ed.  1740,  1762]  du  DICT.  DE  l'ac.  ,  duM.'^rsais  ;i75i 
[o.  S.  201]),  Antonini  (1753  [o.  S.  183],  Harduin  '1757  [S.  185]:,  Boulliette  '1760  [ebenda];, 
De  Wailly  (1765  [ebenda],  Dem  andre  1769  [ebenda];,  Domergue  1805  [o.  S.  205],  permettent 
de  se  faire  une  idee  assez  complete,  et,  ce  semble  ,  generalement  exacte  de  la  pron.  du  fr.  au 
xvilie  siecle. 

La  pron. ,  teile  quelle  est  attestee  par  les  auteurs  de  la  fin  du  dernier  siecle ,  est ,  ä  bien 
peu  de  chose  pres,  Celle  de  notre  temps.  Dans  la  6«"  ed.  du  dict.  de  lag.  1835  ,  l'Ac.  a 
ajoute  un  tres  grand  nombre  de  remarques  sur  la  pron.,  qu'elle  a  conser^^ees,  avec  rectifications, 
dans  la  7^  ed.  '1878  [o.  S.  146]).  Feline  (1851  [o.  S.  214])  fournit  un  complement  fort  utile  aux 
indications  de  l'Ac.  M.  Littre  a  figure  la  pron.  a  tous  les  mots  de  son  dict.  [es  sind  jedoch 
Littres  Angaben  über  die  Ausspr.  nicht  so  zuverlässig  wie  seine  Darstellung  der  Geschichte  der 
fr.  Wörter;  die  von  ihm  angedeutete  nfr.  Ausspr.  ist  z.  T.  veraltet].  On  ne  saurait  dissimuler 
que  l'usage  present  a  ete  peu  etudie  dans  notre  siecle  [doch  mehr  als  Th.,  nach  seinem  Bericht 
zu  urteilen,  angesehen;  er  erwähnt  im  19.  Jh.  S.  Lxxxvi  f.  außer  der  AC.  nur  Domergue,  Dupuis 
'o.  S.  210),  Malvin-Cazal  S.  214)  und  Feline  S.  214;  und  vernachlässigt  leider  ganz  die  Be- 
arbeitung der  fr.  Phonetik  von  naturwissenschaftlicher  Seite,  welche  ich  in  meinem  Beitrag  vor- 
wiegend ins  Auge  gefaßt  habe].  La  science  grammaticale  du  fr.  comme  langue  vivante  a 
evidemment  faibli ;  eile  est  peu  cultivee  et  peu  estimee  ;  eile  n'est  consideree  que  comme  une 
portion  de  l'enseignement  elementaire  ,  ou  eile  a  ete  introduite  vers  le  milieu  du  xviiF  s.  .  . 
Rollin,  en  1726  'tr.\ite  des  etudes,  livre  ii.  .  .  eh.  i,  art.  i  reclama  en  faveur  de  Tenseignement 
des  regles  de  la  gr.  fr.  au  debut  des  etudes,  parce  que  les  principes  de  la  gr.  fr.  'servi- 
ront  aussi  pour  l'intelligence  du  latin  et  du  grec  [zum  Lat.  bemerkt  Rollin  im  besondern  L.  i, 
§  vi:  dont  l'intelligence  leur  deviendra  bien  plus  facile  par  letude  qu'ils  auront  faite  de  la  gram, 
fr.  :  car  les  principes  de  ces  2  langues  sont  communs  en  bien  des  choses.  Die  von  Tu.  ange- 
führte Stelle  lautet  im  Original  weiter:  et  paraitront  beaucoup  moins  difficiles  et  moins  rebutant, 
puisqu'il  ne  s'agira  presque  que  de  leur  faire  ranger  dans  un  certain  ordre  des  choses 
qu'ils  savent  deja,  quoique  confiisement.  (Das  ist  ein  trefflicher  Wink  für  die  Methode  des 
Sprachunterrichts  überhaupt ,  die  vom  Bekannten  zum  Unbekannten  übergeht  und  aus  dem  Ver- 
worrenen Ordnung,  aus  dem  Unbewußten  Bewußtes  entwickelt;  auch  RoLLlNs  fernere  Bemerkungen 
über  Ausspr.  und  Schreibung  verdienen  hier  wohl  imsre  Beachtung!  .  .  II  est  meme  necessaire 
que  le  maitre  etudie  avec  attention  les  differents  defauts  de  langage  ou  de  pron.  qui  sont  par- 
ticuliers  a  chaque  pro\änce,  et  quelquefois  meme  aux  villes  qui  se  piquent  de  politesse  [er  meint 
wohl  Paris]  pour  les  faire  cviter  aux  cnfants ,  ou  pour  les  corriger.  (Jn  ne  peut  dire  combien 
ces  Premiers  soins  leur  epargneront  de  peine  dans  un  age  plus  avance  .  .  L'orthogr.  est  assez 
ordinairement  ignoree  ou  negligee ,  et  quelquefois  meme  par  les  plus  savants  .  .  L'usage ,  .  . 
contre  lequel  la  raison  meme  perd  ses  droits ,  est  la  ]iremiere  regle  quil  faut  consulter  pour 
l'orthogr.  .  .  Aussi  a-t-on  vu  cchouer  des  le  commencemcnt  Icntreprise  de  ceux  tjui  ont  voulu 
malgr(^  l'usage  reformer  notre  orthogr.  .  .  Faut-il  toujours  conservcr  dans  les  mots  de  notre  1. 
certaines  lettres,  ou  qui  sont  dun  usage  tres  ancien,  ou  qui  montrent  qu'ils  tirent  leur  origine  du 
grec  ou  du  lat.,  tels  que  sont:  thresor  .  .  bapteme  .  .  temps  .  .  debte  .  .  estre  .  .  rapport?  .  . 
Je  crois  que  dans  ces  sortes  de  mots  chacun  peut  user  de  la  libertc  (jue  l'usage  meme  nous 
laisse  .  .  II  faut  donc  f]uo  la  ]iarnle  ecrite  soit  1' Image  de  la  parole  pron.  .\ls  g\iter 
Pädagog  vernachlässigt  Roll,  auch  den  ersten  Leseunterricht  hier  nicht.  Kr  hebt  die 
Erfolge  einer  derzeit  von  duMas  vgl.  o.  S.  1S3  neueingeführten  Lescwcise  her\-or ,  nach  wel- 
cher die  Kinder  auf  einer  Buchstabentafel  ,1c  bureau'  t yp  ographique  die  Buchstaben  aus 
wohl  geordneten  und  bezeichneten  Fächern  zu  Wörtern  zusammensetzen  lernten  ,  ähnlich  wie  es 
die  Setzer  in  der  Druckerei  machen.  Tu.  handelt  dann  weiter  S.  i.xxxvii :  de  l'usage  normal. 
II  est  natural  que  Paris,   qui  etait  le  siege  du  gouvernement ,   ait  fait .  pour  ie  langage,   la  loi  ;\ 


236  F.  Techmkr. 

Je  crois  donc  ncccssairc  d'insi.stcr  sur  Ic  fait  de  lexistence  dune  voix  buccale, 
independante  de  la  voix  laryngienne.  Das  ist  gegen  die  sonst  allerseits  an- 
genommene Dcfmition  der  voix  vox  Stimme,   als  des  Klanges,   welcher  durch 


la  provincc ,  moins  cxclusivcment  au  xvi'"  s. ,  sans  contestatlon  au  x\ir"  et  xvnF  s.  et  que  dans 
la  capitale  memc  la  cour  alt  partagiJ  la  suprcmatlc  avec  la  magistrature  au  xvie  s.,  l'ait  eue 
scule  au  xvil^  et  l'ait  de  nouvcau  partagc-e  avec  la  societe  parislenne  au  xviii''  s.  .  .  Fai'.ri 
[o.  S.  160]  semble  reconnaitre  une  languc  frangaise  commune  sup<^'rieure  aux  partlcu- 
larites  provinciales  .  .  'comme  communement  fönt  tous  nos  vulgaires  parolaulx,  comme  trop 
picart,  trop  normant ,  trop  breton ,  etc.  barbariscnt  cn  leur  accent.'  —  Konsaud  .  .  ne  meprise 
pas  les  patois  que  dans  ses  pr^occupations  erudites,  il  assimilait  aux  dialectes  grecs :  'le  parier 
de  la  cour  .  .  est  quelques  fois  tre^-maimais'  [o.  S.  169].  II.  Estikn.ne  —  comme  il  etait  naturel, 
chez  les  protestants  —  donnait  a  l'usagc  du  parlement  la  pr^-eminence  sur  celui  de  la  cour 
[o.  S.  172.  Ebenso  Beze  S.  173.  Richelieu  und  Louis  xiv.  hätten  dann  wieder  einen  UmschwTing 
zu  Gunsten  des  Hofes  bewirkt,  wie  die  rem.  von  Vaugelas  u.  aa.  gezeigt  o.  S.  177,.  Auch  die 
Ak.  hätte  dann  ihren  Einfluß  geltend  gemacht  bis  zu  Ende  des  18.  Jh.]  .  .  Depuis  la  revolution  de 
1789  et  surtout  depuis  celle  de  1848,  il  est  fort  difficile  de  determiner  ce  qu'il  faut  entendre  par 
le  bon  usage,  particulierement  cn  matiere  de  pron.  Feline  dit  (46; :  'Ce  qui  m'a  determine,  c'est 
l'usage  le  plus  general,  celui  de  la  bonne  compagnie  .  .'  Ce  mot  avait  un  sens  precis  du 
temps  du  premier  Empire  et  meme  de  la  Restauration.  La  revolution  de  1830  a  di\-isd  pro- 
fond6raent  la  bonne  compagnie  et  depuis  1848  la  bonne  compagnie  a  ete  noyee  dans  le  flot 
croissant  de  la  popuIation  parisienne  .  .  il  ne  pcut  pas  se  former  un  usage  commun  qui 
s  crve  de  type. 

Nach  obiger  Einleitung  handelt  Tu.:  de  la  pron.  fr.  depuis  le  comraencement  du 
xvip  s.  [vgl.  die  Übersicht  hier  145^].  Voyelles:  L'a  et  Vo  etaient  et  sont  encore,  quant  a  la 
qualite,  susceptible  de  deux  modifications :  ils  sont  aigus,  patte,  hotte,  ou  graves,  päte, 
hote  [in  einer  Anm.  dazu  schreibt  Tu. :  L'eu  peut  etre  egalement  aigu,  comme  dans  peur  [?] ;  grave, 
comme  dans  goutteux  ["/] ;  leider  gibt  Th.  keine  genauere  Erklärung  von  aigu  und  grave;  sollen  sie 
sich  auf  die  hellere  und  tiefere  Klangfarbe  beziehen  oder  bestimmte  Unterschiede  der  Stellung 
der  Teile  der  Mundhöhle,  etwa  Vor-  und  Rückgang  der  Zunge,  andeuten,  wie  ouvert  imd  ferme 
einen  großen  und  kleinen  Kieferwinkel  benennen?]  On  sait  qu'il  y  a  3  e,  le  ouvert,  le 
ferme  et  l'e  qu'on  appelle  muet,  et  qiie  nous  appellerons  feminin  [e  mu,et  ist  nicht  sachgemäß 
benannt;  passender  als  e  feminin  ist  die  Benenmmg  von  G.  des  Autels:  e  imparfait].  La 
et  l'o  aigus  etaient  generalement  brefs,  la  et  1  o  graves  etaient  generalement  longs  cette  con- 
nexion  entre  la  qualite  et  la  quantite  des  2  voy.  nie  fait  preferer  les  denominations  d  aigu  et  de 
grave  a  Celles  d'ouvert  et  de  ferme  que  Dangeau  employait  deja  [o.  S.  180]  .  .  et  que  les  gram- 
mairlens  preferent  aujourd'hui.  Le  ouvert  et  l'e  ferme  me  paraissent  sensiblement  distincts  en 
qualite  [d.  h.  akustisch  und  genetisch],  le  premier  de  la  et  de  l'o  aigus;  le  second,  de  1  ä 
et  de  l'o  graves;  et  la  quantite  n'est  nullement  liee  a  la  qualite  pour  l'e,  comme  eile  lest 
pour  l'a,  l'o  et  l'eu.  In  der  qualitativen  d.  i.  systematischen  Bestimmung  und  Benennung  der  Laute 
(vor  allem  nach  der  Erzeugungsweise :  Stellung  der  Zunge  —  vor-  und  rückwärts  —  imd  der  Lippen 
sollte  man  überhaupt  und  namentlich  im  Fr.,  von  der  Quantität,  sei  sie  Dauer  oder  Stärke,  absehen. 

L'accent  tonlque  [d.  h.'?  vgl.  PARIS  S.  156,  AckermanN  S.  211  und  Ballu  S.  230  IT.]  porte 
siTr  la  voy.  finale  des  mots  qui  ne  sont  pas  temiines  par  un  e  feminin,  ou  sur  la  voj'.  penultieme 
des  mots  termines  par  un  e  feminin  .  .  L'e  fem.  est  la  seule  voy.  finale  qui  soit  atone  [und  was 
noch  wesentlicher  ist,  derart  verkürzt,  daß  H^  unvollkommen  artikuliert  wird,  wie  auch  z  il  //_ 
in  Zweilauten,  s.  die  Übersicht  S.  145^]  .  .  Des  [autres]  voy.  atones,  les  unes  sont  protoniques 
.  tenir ;  les  autres  sont  anterieures  a  la  protonique  .  .  retenir. 

Les  consonnes,  ä  savoir,  c,  g,  5  (le  son  figure  ainsi  ne  differe  pas  de  Is ;  mais  nous  le 
conservons  sous  cette  forme,  ä  cause  de  l'etymologie  [die  Rücksicht  auf  die  Etj'mologie  hat  leider 
zur  Folge,  daß  die  Schreibung  von  Th.  keine  streng  phonetische  ist]',  s,  z,  ch,  j,  t,  d,  p,  b, 
f,  V,  1,  r,  n,  m,  Ih  (1  mouilleei,  nh  (n  mouillee)  [auch  hier  ist  weder  die  Benennung  mouillee 
sachgemäß,  noch  die  Schreibung  mit  einem  nachgestellten  h  —  von  Hauchenge  kann  hier  doch 
nicht  die  Rede  sein  —  (vgl.  Volney  S.  208  ],   ont  une  action  decisive  sur  la  qualite  et  la  quantite 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGR.\PHIE. 


237 


die  Stimmbänder  erzeugt  wird.  Die  erste  und  maßgebende  Definition,  welche 
hierüber  gegeben  ist,  die  von  Aristoteles,  lautet  hist.  axim.  :  Tiepi  be  cpuüvfic 
Tujv  Ziqjuuv   üjb'    e'x^i"    cpwjvii  Ktti  ipocpoc  e'xepov  ecrti  .  .  qpujvei    uev    ouv    oubevi 


de  la  voy.  qui  les  precede  [wie  auch  umgekehrt  die  Offner,  je  nachdem  sie  Vorder-  oder  Hinter- 
zungenöffner sind,  die  Artikulation  der  Schließer  bedingen  vgl.  Volney  S.  207,].  La  modification 
que  l'a,  l'e,  l'i,  l'o  et  l'u  regoivent  de  In  et  de  l'm  doit  etre  consideree  ä  part  [vgl.  o.  S.  154,  222I. 

Die  phonetische  Analyse  des  Vf.,  sowie  seine  Benennung  und  Lautschrift,  ist  demnach  nicht 
genau  genug;  seine  im  übrigen  so  sorgfältige  historische  Darstellung  leidet  darunter  sehr.  Die 
letztere  bedürfte  der  Neubearbeitung  durch  einen  physiologisch  geschulten  Phonetiker ,  um  so 
eher  als  das  Werk  bereits  schwer  zugänglich  geworden  ist.  Aus  letzterm  Grunde  habe  ich  auch 
die  Hauptergebnisse  Thurots  hier  ausführlicher  wiedergegeben. 

R.  KcENIG:  quelques  experiences  d'acoustique,  1882.  Von  den  Ergebnissen  der  sorg- 
fältigen Untersuchungen,  welche  K.  im  Anschluß  an  Helmholtz  über  die  Analyse  der  Klang- 
und  Geräuschlaute  und  ihre  Synthese  mit  vervollkommneten  Apparaten  angestellt,  habe  ich  in 
meiner  Phonetik  iind  i.  z.  I.  eingehenden  Bericht  gegeben,  worauf  ich  hier  verweise.  Besonders 
möchte  ich  auf  seine  charakteristischen  manometrischen  Flammenbilder  der  verschiedenen 
Klang-  und  Geräuschlaute  aufmerksam  machen ,  die  ich  dort  nach  den  Originalen  habe  drucken 
lassen ;  leider  ist  deren  physikalische  Zerlegung  noch  nicht  soweit  gediehen ,  daß  sie  in  der 
Sprachw.  oder  im  Sprachunterricht  verwertet  werden  könnten. 

J.  B  ERGO  NIE:  PHENOMENES  PHYSIQUES  DE  LA  PHONATION,  1883.  Der  Vf.  tritt  von  der 
naturwissenschaftlichen  Seite  an  das  Gebiet  der  Phonetik  heran.  Er  berichtet  nicht  über  Ergeb- 
nisse eigner,  sondern  andrer  Untersuchungen.  Beachtenswert  ist  der  Abschnitt:  Procedes  divers 
employes  pour  etudier  les  mouvements  vibratoires  du  larynx  29  ff.l  und  überhaupt  die  Darstellung 
der  graphischen  Methoden,  welche  man  ersonnen,  um  die  phonetischen  Erscheinungen  zu 
analysieren  (vgl.  Marey  und  Rosapelly  oben  S.  220  .  Willkommen  ist  auch  der  Index  biblio- 
graphique  129 — 137),  worin  der  Phonetiker  manche  Quellenangabe  finden  dürfte,  die  er  noch 
nicht  gekannt. 

J.    LEFORT:     ETUDE     EXPER.     SUR     LA     PRODUCTION    des    VOYELLES     DANS    LA     PAROLE    CHU- 

ciiotee,  c.  r.  de  l'ac.  des  sc,  23  avr.  1883.  L.  hat  wie  Kratzenstein  und  Willis  mit  Ansatz- 
rohren Versuche  gemacht ,  deren  Hohlraum  und  Öffnung  er  änderte  ;  er  erhielt  so  eine  Öffnern 
ähnliche  Klasse ,  wie  sie  bei  der  Flüsterstimme  erzeugt  werden :  si ,  apres  avoir  ferme  roriftce 
snperieur  de  la  cavite ,  on  l'ouvre  graduellement ,  on  forme  egalement  des  series  de  ces  raemes 
bruits  caract eristiques  des  voy.,  dont  les  notes  de  capacite  varient  par  demi-tons  ä 
mesure  que  l'ouvertiire  s'agrandit.  L.  will  dadurch  die  Richtigkeit  einer  Regel  seiner  Gesang- 
methode beweisen,  qui  ordonne  d'augmenter  l'ouverture  de  la  bouche,  lorsque  les  sons  suivent 
une  marche  ascendante.  On  arrive ,  par  ce  moyen ,  a  ^mettre  toutes  les  voy.  pures  dans  toute 
l'etendue  de  l'echelle  vocale  .  .  II  resulte  de  cette  nouvelle  [?]  theorie  que  les  voy.  ne  sont  pas 
des  timbres,  comme  on  Tenseigne  generalcment,  et  qu'elles  sont  les  notes  de  hauteurs  differentes 
d'un  meme  instrament ,  l'instrument  de  la  parole ,  completement  distinct  de  l'instnmient  vocal. 
Mit  dieser  Trennung  des  Instrument  de  la  parole  und  vocal ,  welcher  wir  schon  bei  Eow.vrds 
S.  233  ff.  begegnet,  wo  sie  jedenfalls  besser  begründet,  wenn  auch  nicht  erwiesen  wurde,  wie  mit 
jener  von  der  in  der  Wissenschaft  durch  Helmholtz  eingeführten  Definition,  wie  es  scheint,  ab- 
weichenden Auffassung  von  timbre,  kann  man  nicht  einverstanden  sein.  Daß  durch  die  Einstel- 
lung des  Ansatzrohrs  bei  verschiedenen  Stimmhöhen  eine  Kompensation  bewirkt  wird ,  um  die 
erfordete  Klangfarbe  des  Öffners  möglichst  vollkommen  zu  erzielen,  ist  eine  vor  des  \{.  Veröffent- 
lichung bekannte  Thatsache  ;  ebenso,  daß.  diese  Kompensation  beim  Sprechen  weniger  notwendig 
ist  als  beim  Singen ,  weil  sich  bei  ersterm  mit  der  Stimme  mehr  Geräusch  verbindet ,  welches 
zur  systematischen  Charaktcrisienmg  der  Laute  wesentlich  beiträgt  vgl.  Helmholtz  ,  tonempk.S 
P.  PIERSON:  METRiQUE  N.vi'URELLE  DU  LANG.VGE,  1883.  In  dem  I.  Teil  macht  P.  einen 
Versuch,  a  ctablir  a  priori  une  theorie  des  metres  basee.  sur  letude  de  la  perception.  Bei  seiner 
Analyse  de  la  perception  metri<|ue  hat  er  leider  verabsäumt  die  Ergebnisse  der  neuern  physio- 
logischen Psychologie  zu  verwerten,  u.  partie.  Metrique  naturelle  appliquee  au  langage  frang. 
Mit  Recht  betont  P.   hier  die  lebende  Spr.   als  15eobachtungsgegenstand.     La  1.   frang.  traversc 


238 


F.  Tkcmmer. 


Tujv  aXXujv  laopiuiv  oubtv  tt\)iv  tuj  cpäpuTTi  ''•  c.  Xdpu-ffi  •  Ini  Munde  kann 
nur  von  Mundgeräuschen,  höchstens  von  Mundhallen,  aber  nicht  von  einer, 
von  der  durch  die  Stimmbänder  hervorgebrachten  reinen  Stimme  unabhängigen 
Mundstimme  die  Rede  sein,  wobei  wir  von  dem  Klange  des  Pfeifens  ab- 
sehen. Mundstimme  hätte  nur  im  Gegensatz  zur  Nasenstimme  einen  Sinn; 
sie  würde  aber  stets  den  Klang  der  Stimmbänder  und  die  Resonanz  des 
Schlundkopfs  mit  voraussetzen,  auch  durch  eine  Mundartikulation  lautlich  be- 
stimmt sein  müssen.  Vf.  berichtet  über  die  verschiedenen  Theorien  der 
Stimme  und  kommt  zu  dem  wohlbegründeten  Schluß  517:  Notre  appareil 
vocal  ne  serait  donc  comparable  ä  aucun  des  Instruments  d'acoustique  dont 
les  musiciens  fönt  usage,  mais  participerait  aux  proprietes  de  plusieurs  de 
ces  machines.  II  tiendrait  ä  la  fois  des  instruments  ä  vent,  dont  le  vibra- 
teur  est  une  an  che  et  des  instruments  ä  cordes,  tout  cn  differant  des  uns 
et  des  autres  sous  divers  rapports.  530:  La  voix  serait  donc  en  realite  le 
resultat  d'actions  fort  variees  et  fort  complexes;  mais,  en  derniere  analyse, 
sa  tonalite  dependrait  essentiellement  de  la  longeur,  de  l'epaisseur,  de  la  den- 
site  et  du  degre  de  tension  des  levres  vocales ,  comme  si  l'organe  phonateur 
etait  un  instrument  ä  cordes,  ainsi  que  le  supposait  Fekrkix  [hier  S.  187]. 
Über  das  Ans  atz  röhr  des  menschlichen  Sprechorgans  (tuyau  sonore  ou 
porte-voix)  sagt  Vf.  538:  il  agit  comme  resonnateur  .  .  comme  vibrateur 
comme  obstructeur  .  .  la  voix  teile  qu'elle  arrive  dans  l'atmosphere  doit 
etre  un  compose  de  sons  buccaux  ou  aphoniques  [also  nicht  phoniques ;  wie 
palit  dies  nur  zu  des  Vf.  obiger  Bestimmung  der  voix  buccale?]  et  de  sons 
laryngiens.  Die  von  Wheatstone  1838  und  Helmholtz  1858  ff.  aufgestellte 
Theorie,  daß  das  Ansatzrohr  bei  den  Öffnern  als  Resonator  wirke,  wird  vom 
Vf.  bemängelt.  S.  560:  Je  rencontre  des  difficultes  qui  me  fönt  douter  de 
l'exactitude  de  cette  theorie  et  qui  me  portent  ä  adopter,  pour  l'explication 
des  effets  acoustiques  dont  nous  cherchons  la  cause ,  une,  autre  hypothese. 
562:  Le  son  accompagnateur  carateristique  soit  de  la  voyelle  a,   soit  de 

en  effet,  en  ce  moment,  une  periode  tres  interessante  .  .,  l'accent  d'intensite  et  Taccent  de 
tonalite  peuvent  .  .  se  deplacer  suivant  les  exigences  de  l'expression  .  .  II  en  resulte  une 
grande  variete.  P.  zergliedert  den  Satz  (phrase)  in  Satzabschnitte  segments',  welche  durch 
Schallpausen  (cesures)  natürlich  getrennt  werden;  ferner  die  Schallsilbe  ohne  freilich  an 
die  schwierige  Frage  der  Silbenscheide  heranzutreten,  in  Klanglaute  sons  timbres,  und  Geräusch- 
laute (bruits)  und  unterscheidet  Schallstärke  intensite  ,  -höhe  tonalite  ,  -dauer  (duree.  Die 
Verhältnisse  der  letztern  werden  besonders  behandelt  und  an  fr.  Beispielen  erläutert ;  wobei  die 
musikalische  Notenschrift  zu  Hilfe  genommen  wird.  Dieser  Teil  ist  in  meinen  Augen  der 
wertvollste  der  Arbeit,  weil  hier  die  Ergebnisse  wirklicher  Beobachtungen  an  der  eignen 
Spr.  gegeben  werden,  während  P.  sonst  zu  aprioristisch  verfährt.  Freilich  ist  er  auch  hier  zu 
vorschnellen  Verallgemeinemngen  geneigt,-  z.B.  164:  Les  lois  de  la  metrique  sont  vraies  inde- 
pendamment  de  toute  langiie  particuliere ,  la  meme  combinaison  metrique  produit  le  meme  effet 
dans  tous  les  idiomes  de  la  terre.  Von  einem  induktiven  Beweise  dieser  letztern  Behauptung  habe 
ich  in  dem  Buch  leider  nichts  gefunden.  Zur  Dauer  der  fr.  Silbe  bemerkt  P.  201:  La  1.  fr., 
en  effet,  n'a  encore  ete  dotee  daucune  veritable  prosodie,  ni  d'aucun  dictionnaire  dans  lequel  la 
quantite  naturelle  de  chaque  syllabe  se  trouverait  indiquee.  Seul  M.  Sachs,  dans  un  dict.  fr. -allem, 
a  fait  un  effort  louable  dans  ce  sens  (vgl.  Sachs  hier  S.  239).  Wir  haben  gesehen,  daß  für  fr. 
Metrik  unter  den  neuern  fr.  Phonetikern  an  erster  Stelle  Ackermann  (o.  S.  211)  zu  berücksich- 
tigen ist,  an  zweiter  Stelle  auch  Ballu  (S.  232  ,  letzterer,  wie  auch  Pierson,  nicht  ohne  Kritik 
(vgl.  noch  Passy  unten  S.  247,   G.  Paris  S.  289  . 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER   FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGRAPHIE. 


239 


toute  autre  voy.,  par  cela  qu'il  est  fixe  pour  une  meme  voy.  quelle  que  soit 
la  tonalite  de  celle-ci,  n'est  probablement  pas  un  harmonique  de  la  note 
fondamentale  qui  varie,  mais  un  son  accessoire  engendre  d'une  autre 
maniere  et  assez  faible  pour  ne  pas  masquer  ou  troubler  notablement  le  son 
laryngien,  tout  en  etant  apte  a  en  modifier  le  timbre  et  ä  y  imprimer  le  carac- 
tere  de  la  voy.  correspondante.  Vf.  beruft  sich  dabei  auf  die  Versuche  von 
Deleau  mit  einem  im  Munde  auf  dem  Nasenwege  künstlich  erzeugten  Luft- 
strom  und  Donders'  Beobachtungen  von  geflüsterten  Öffnern.  In  beiden  Fällen 
wurden  Mundgeräusche  erzeugt,  um  so  mehr,  je  geringer  der  Öffnungsgrad 
der  Mundöffner  war ;  die  Reibungsgeräusche  dürften  aber  für  die  stimmhaften 
Mundöffner,  bei  denen  der  Atmungsstrom  in  der  Stimmritze  mehr  gehemmt 
wird,  kaum  merklich  und  jedenfalls  nicht  wesentlich  sein.  Ich  kann  deshalb 
der  Ansicht  des  Vf.  nicht  ganz  beipflichten,  daß  für  die  Öffner  die  Mundhöhle 
mehr  als  vibrateur  denn  als  resonnateur,  mehr  als  selbstschwingend  denn  als 
widerhallend  wirke ;  das  Ergebnis  in  der  Luft  wird  freilich  in  beiden  Fällen 
eine  Schwingung  sein  müssen  (563).  Ich  stimme  aber  mit  dem  Vf.  überein. 
wenn  er  S.  565  meint:  Nous  sommes  encore  loin  d'etre  fixes  sur  la  valeur 
de  l'explication  des  phenomenes  physiologiques  de  la  vocalisation  au  moyen  de 
la  theorie  acoustique  du  timbre  admise  aujourd'hui  par  la  plupart  des  physi- 
ciens  .  .  Dans  les  sciences,  il  est  toujours  facheux  de  croire  comprendre  ce 
qu'en  realite  on  ne  sait  pas  [vgl.  Marey  oben  S.  224  über  die  wissenschaft- 
liche Methode].  566:  Le  röle  de  la  voix  aphonique  [contradictio  in  adjecto"  ou 
voix  [?]  buccale  est  plus  manifeste  dans  la  production  des  sons  appeles  con- 
sonnes.  583:  Les  linguistes  qui  s'appliquent  ä  decouvrir  les  transforma- 
tions  successives  que  les  memes  mots  ont  pu  subir  en  passant  de  peuple  ä 
peuple  ne  saurait  donner  trop  d'attention  a  l'etude  des  tendances  physio- 
logiques par  suite  desquelles  tel  son  se  substitue  plus  ou  moins  facilcment  a 
tel  autre.  Ces  savants  commencent  ä  entrevoir  quelques  unes  des  lois  de 
ces  evolutions  .  .  dans  beaucoup  de  circonstances  elles  sont  une  conscquence 
de  cette  tendance  ä  1  economie  dont  les  effets  sont  manifestes  dans  les  petites 
choses  aussi  bien  que  dans  les  grandcs  productions  de  la  nature  orgauisatrice. 
In  einem  trefflichen  Rcsume  faßt  Vf.  seine  Untersuchungen  über  die  Ph}-sio- 
logie  der  Stimme  und  Spr.  S.  590 — 594  zusammen.  Es  ist  leider  zu  umfäng- 
lich um  es  hier  wiederzugeben.  Ich  stimme  darin  K.  bei,  daß  die  Artikula- 
tionen der  Mundhöhle  die  wesentlichsten  zur  Bestimmung  der  Laute,  auch  der 
stimmhaften  Öffner  sind;  kann  aber  nicht  zugeben,  daß  sie  beim  natür- 
lichen Sprechen  von  den  Einstellungen  der  Stimmbänder  je  unabhängig  sein 
könnten  ;  anders  ist  es  in  künstlichen  E.xperimenten  und  in  Krankhcitszuständon. 
wo  sie  außer  Zusammenhang  mit  den  Artikulationen  der  Stimmbänder  gestellt 
werden  können. 

Eine  hervortretende  Stellung   nimmt    in  der  Geschichte   der  fr.   Phonetik 
und  Phonographie  ein  internationales  Werk  ein :  dictionnaire  ENcvcLoptuiQUE 

FRAN^'AIS-ALLEMANl)  ET  ALL.- FR.  DONNANT  POUR  LES  DEL'X  LANGUES  I,A  NOMEXCL.V- 
TURE  COMPLETE  d'aPRES  LES  DICT.  DE  l'aC,  DE  LlTTRE,  DE  GklMM  ET  DE  SaNDERS 
.  .  l'inDICATION  de  l'eTYMOLOGU':,  des  synonymes  .  .  ;  les  LOCL'TIOXS  KAMILIERES, 
DIALECTIQUES,    PRüVINCIALES,    PROVERIUALES  j    LA    PRÜNONCL\TION    EXACTE    DE    CHAQUE 


2AO  F-  Techmer. 

MOT,  FIGUKEK  PAR  M.  G,  L  A  NGEN  SC  H  EI  DT  ,  IJAPRKS  LE  SYSTEME  PHONETIQUE  DE 
LA  METHODE  ToUSSAINT- LaNGENSCHEIDT.  REDIGli  ,  EN  UTILISANT  DK  NOMBRELX 
MAT^RIAUX  FOURNIS  PAR  M.  B.  ScHMITZ  PAR  C.  V  ILLATTE  ET  C.  SaCHS.  ED. 
COMPL.   I.   FR.  ALL.    6''    ti).    STliRtoTYPE,    REVUE    ET    CORRIG^E.       BeRLIN,    LaNGEN- 

scHEiDT,   1887.     Imp.  8°.  XXIV,    1630  (VIII).     M.  28. 

Das  Werk  ist  Littr6  gewidmet,  dessen  dict.  gleichzeitig  mit  dem  vor- 
liegenden vollendet  wurde.  Das  SACHssche  Wb.  will  nicht  mit  dem  von  hvrrRt 
betreffs  der  Geschichte  der  fr.  Wörter  wetteifern ;  es  übertrifft  dasselbe  aber 
bei  weitem  nach  der  phonetischen  und  phonographischen  Seite.' 


'  In  dem  Vorwort  zur  i.A.  1866 — 73  sagt  Sachs:  'Der  fr.-d.  Teil  enthält  l.  eine  voll- 
ständige Aussprachebezeichnung.  Für  die  Notwendigkeit  einer  solchen  dürfte  am  besten  die 
Thatsache  sprechen,  daß  die  Franzosen  in  ihren  namhaftem  Wb.  (z.  B.  Littre,  Landais  .  .,  die 
Ausspr.  vollständig  bringen  nnd  diesen  Gegenstand  außerdem  in  einer  großen  Anzahl  von  Spczial- 
werken  .  .  behandeln.  Diese  letztern  sind  teils  zu  schwer  zugänglich,  teils  nicht  übersichtlich 
genug  .  .  (vgl.  MuRET:  arciiiv  f.  neuere  sprr.  xl.  406  ff.)  .  .  Die  kaum  glaublichen  Schwierig- 
keiten, welche  sich  Prof.  Langenscheidt  'der  diesen  Teil  der  Arbeit,  als  seine  Spezialität,  über- 
nommen hatte)  bei  Ausfühnmg  des  Gedankens  einer  genauen  nnd  vollständigen  Aussprache- 
bezeichmmg  entgegenstellten,  lassen  es  sehr  begreiflich  erscheinen,  daß  eine  derartige  Leistung 
in  Deutschland  früher  nicht  unternommen  wurde  .  .  Während  der  6  Jahre,  welche  er  der  Aus- 
spracheangabe für  die  Zwecke  dieses  Lex.  widmete,  wurden  allwöchentlich  mit  hierorts  wohnenden 
Gelehrten  fr.  Nationalität  Konferenzen  abgehalten,  in  denen  L.  nach  und  nach  jedes  einen  Titel- 
kopf bildende  fr.  Wort  nach  der  von  ihm  vorher  figurierten  Aussprachebezeichnung  vorsprach. 
Die  bei  diesem  Vorlesen  zu  Tage  tretenden  Differenzen  fanden  dabei  sorgfältigste  Besprechung 
und  Erledigung  .  .  Als  Apparat  zu  allen  diesen  Angaben  ist  das  phonetische  System  von 
TOUSSAINT-L ANGENSCHEIDT  adoptiert  worden  .  .  Den  Vorwurf  zu  großer  Genauigkeit 
und  Subtilität  in  Angabe  der  Ausspr.  glauben  wir  zurückweisen  zu  können  [doch  wohl  nicht  so 
ganz,  wie  wir  weiter  unten  sehen  werden]  .  .  Was  die  wichtigsten  phonetischen  Unterschiede  des 
style  soutenu  (st.  s.)  von  dem  style  familier  'f.)  betrifft,  so  sind  diese  überall  angegeben,  wo  eine 
Veranlassung  dazu  vorlag ;  desgleichen  hier  und  da  PARiser  Eigenarten  .  .  Für  die  Silbeneinteilung 
ist  bei  Angabe  der  Ausspr.  aus  guten  Gründen  das  Prinzip  festgehalten,  daß  am  Anfang  einer 
Silbe  soviele  Konsonanten  zusammengesprochen  werden,  als  sich  ohne  zu  ^roße  Schwierigkeiten 
zusammen  sprechen  lassen ,  ohne  einen  derselben  zu  trüben.  Z.  B.  a-ctuel ,  a-djoint  etc.  [über 
diese  'Schwierigkeiten'  sind  nun  freilich  die  Ansichten  der  Völker,  wie  der  Einzelnen  sehr  ver- 
schieden, vgl.  Ballu  S.  230  f.].  Hierdurch  erhält  der  vorangehende,  silbenschließende  Vokal  für 
eine  deutsche  Zunge  erst  seine  richtige  Geltung  [d.  h.  die  eines  im  allgemeinen  vollkommenen 
Öffners,  nicht  etwa  eines  verkürzten,  abgesehen  von  den  wenigen  Ausnahmen  der  ouvertures  im- 
parfaites,  s.  die  Übersicht  S.  145''']  •  •  Für  die  orthogr.  Zerlegung  .  .  hat  die  obige  im  allg. 
nach  dem  Vorgange  von  Littre  angenommene  —  phon.  Silbenteilung  selbstverständlich  keine 
Geltimg."  Zur  fr.  Betommg  wird  dann  als  Regel  hingestellt:  'Die  letzte  Sprechsilbe  ist  betont', 
leider  aber  nicht  unterschieden,  ob  diese  Betonung  in  Hebung  der  Stimmhöhe  oder  der  Stärke 
besteht,  worin  doch  die  fr.  und  deutsche  Spr.  nicht  übereinstimmen  und  worüber  die  Auffassungen 
der  fr.  Phonetiker  ganz  auseinander  gehen  (vgl.  Ackermann  S.  211  im  Gegensatz  zu  Ballu 
S.  231).  Natürlich  beschränkt  sich  das  Wb.  hier  auf  die  'Betommg'  des  einzelnen  Wortes; 
eine  andre  'Betonung'  erhält  das  Wort  im  Satze.  Die  Bindung  der  Wörter  wird  xxii.  4  näher 
erörtert.  Als  Mitarbeiter  werden  hier  noch  G.  Büchmann,  van  Dalen,  K.  A.  F.  Mahn,  Pari- 
selle (Berlin)  und  Georg  (Basel)  namhaft  gemacht.  In  der  4.  A.  ist  in  den  Titelwörtern  auf 
die  Neuenmg  der  7.  A.  des  DiCT.  de  l'ac.  (1878;  Rücksicht  genommen.  Die  6.  A.  des  vorl. 
Wb.  enthält  vielfältige  kleinere  Besserungen.  S.  xiii  f.  werden  die  Quellen  angegeben:  allge- 
meine Lex.,  Werke  über  Etymologie  und  Grammatik,  Verslehre  u.  s.  w.,  und  namentlich  auch 
Ausspr.,  Aveniger  als  bei  Thurot  (o.  S.  234  ff.)  für  die  ältere,  mehr  für  die  gegenwärtige  Ausspr. 

Besondere  Beachtung  verdient  hier  die  'spezielle  Erläuterang  aller  vorkonmienden  Aus- 
sprach ez  eich  en'  S.  xviii :  'Allgemeine  Grundsätze: 


BEITRAG    ZUR   GESCHICHTE   DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGRAPHIE. 


241 


Blicken  wir  auf  das  ganze  Werk,  auf  welches  ich  im  einzelnen  hier  leider 
nicht  weiter  eingehen  kann,  so  tritt  die  verhältnismäßige  Vollständigkeit  der 
Angaben  der  nfr.  Ausspr.  hers^or,  welche  ich  in  dem  Maße  in  keinem  andern 


A  Deutsche  Buchstaben  .  .  stellen  die  aiich  im  Hochdeutschen  vorhandenen  fr.  Laute  dar 
[was  sich  in  einen  Wb.,  das  besonders  für  Deutsche  bearbeitet  ist,  wohl  empfiehlt,  nicht  aber 
für  allgemeinere  internationale  Zwecke ,  wo  nur  lat.  Buchstaben  angewandt  werden  sollten ,  mit 
artikulatorischen  Nebenzeich enl. 

B  Lat.  Buchstaben  oder  lat.  Zeichen  .  .  bezeichnen  Laute,  für  welche  die  d.  Schriftspr. 
keine  oder  keine  besondern  Zeichen  hat  .  .  die  Nasenlaute  [nasalen  MundöfTner]  sind  in  kursiver 
Schrift  mit  darunter  stehendem  ^    ähnlich  einem  n    dargestellt  .  . 

C    Kleinere  Schrift  .  .  für  ganz  schwache,    sehr  kurze  und  wenig  hervortretende  Laute.' 

Als  allgemeine  Aussprachezeichen  waren  S.  xv  angegeben: 

"-'  Kürzezeichen  .  .  balb  '^'i^  58t(b  ;i)b[b  Öülb  ©Otter  gÜUe ;  all  diese  Öffner  sind  in  der 
anerkannten  nordd.  Ausspr.  verkürzt,  d.  i.  unvollkommen;  wenn  nun  in  der  gegenüberstehenden 
fr.  Übersetzung  als  voy.  breves  die  Öffner  in  fr.  läc  timide  dot ,  welche  nur  kurz  und  dabei 
vollkommen  sind,  mit  demselben  Zeichen  bezeichnet  werden,  so  wird  das  Kürzezeichen  hier  zwei- 
deutig verwendet  und  verleitet  Norddeutsche  die  so  bezeichneten  fr.  vollkommenen  kurzen  Öffner 
unvollkommen,  verkürzt  zu  sprechen ;  das  einfachste  wäre  in  Zukunft  die  Kürze  bei  den  betr.  fr. 
Öffnern  gar  nicht  besonders  zu  bezeichnen,   sondern  nur  die  Länge  . 

"   Längezeichen,  .  .  Xäbel  ebet  SUie  [ö^ne  SlJiene  2c()ne  iöu()ne]. 

'  Betonungszeichen  [als  lat.  Zeichen  'acutus  bezeichnet  es  höhere  Stimme  vgl.  o.  S.  147) 
und  insofern  dürfte  es  für  die  letzte  Sprechsilbe  des  einzelnen  fr.  Wortes  passend  sein ;  doch 
sind  Deutsche  aufmerksam  zu  machen,  daß  sie  hier  nicht  größere  Stärke  damit  verbinden  ,ini 
vorl.  Wb.  wird  gesagt:  'nicht  so  schwer  als  im  Deutschen',  vgl.   0.  S.  150,  211,   231  ]. 

-  Trennungsstrich  [dieser  Silbentrenner  ist  leicht  mit  dem  Längezeichen  zu  verwechseln ; 
man  sollte  ihn  senkrecht  stellen  1  ;  ich  verwende  dafür  den  Winkel  oben  •  ,  welcher  den  Nieder- 
und  Aufgang  der  Stärke  andeuten  soll]  .  . 

_  Bindungszeichen,  '  der  Endkonsonant  wird  nur  im  style  soutenu  und  auch  hier  nur  dann 
mit  dem  folgenden  Worte  gebunden,  wenn  i.  keine  Pause  zulässig,  2.  kein  Mißlaut  [d.  h. '.']  ent- 
steht.    In  der  Umgangsspr.  unterbleibt  die  Bindung.'  .  . 

II  Scheidungszeichen)  i.  nach  einem  Endkons.:  'darf  nicht  mit  dem  folgenden  Worte 
verbunden  werden';  2.  vor  einem  Worte:  'vor  ihm  wird  weder  apostrophiert  noch  gebunden' 
[nach  dem  Grundsatz  der  Sparsamkeit  würde  ein  senkrechter  Strich  1  sowohl  als  'Trennungs- 
strich ,  als  auch  als  'Scheidungszeichen'  dienen  können;  man  könnte  sogar  bei  folgerechter  An- 
wendung dieses  Trenners  das  Bindungszeichen  ^  sparen,  jedenfalls  in  wissenschaftlicher  phone- 
tischer Schreibung  I. 

'^  (Bogen;  über  2  Vok.  deutet  an,  daß  beide  schnell  hintereinander,  wie  eine  Silbe,  also 
mit  einer  Ausströmung  der  Stimme  derart  auszusprechen  sind,  daß  der  2.  Vok.  stärker  hervortritt 
als  der  i.:  33eriio  n  'ich  ziehe  hier  das  senkrechte  Legatozeichen  ..,..  vor,  weil  es  in  der 
Dnickcrei  weniger  Schwierigkeit  bereitet ;  ich  benutze  es  nicht  bloß  für  die  diphtongues  ouvertes 
z.  B.  h{l  und  t)E ^1  sondern  auch  für  die  diphtongues  demi-ouvertes  ;/'|Z  und  J\E ^  und  closes-etroites 
z.  B.  t\^S ,  wie  im  Altfr. ,  (vgl.  die  Übersicht  145^; ,  doch  nur  wo  es  zu  größerer  Deutlichkeit 
nötig  scheint,   die  einsilbige  Bindung  der  betr.  Zweilautc  besonders  zu  bezeichnen]. 

Apostroph;  bezeichnet  ein  ganz  kurzes  schwaches  0  [dafür  würde  doch  nach  dem  obigen 
Grundsatz  unter  C  die  kleinere  Schreibung  des  0  ausreichen;  das 'e  presque  nul  dans  la  pron. : 
fenetre'  bedarf  wohl  keiner  Bezeichnung,  wenn  man  im  allgemeinen  vorbemerkt,  gleichsam  als 
Schlüssel  für  die  fr.  Ausspr.  überhaupt,  daß  der  Übergang  zwischen  fr.  Schließern  länger, 
ihre  Artikulation  im  einzelnen  vollkommener  ausgeprägt  ist  als  in  andern  S)irachon  z.  B.  im 
Deutschen  . 

S.  will;  Außer  den  .  .  aufgeführten  allgemeinen  Zeichen  wcrilen  in  liiesem  Wb.  über- 
haupt folg.  40  Lautzeichen  zur  genauen  Darstellung  der  fr.  .\usspr.  verwandt,  die  Längen, 
Kürzen  und  Zusammensetzungen  der  Laute  nicht  mitgezählt  .  .' 

Techmer,  ztschk.  V.  16 


242 

ToUSSAINT 


F.  Techmer. 

-Langenscheidtsche  franz.   lautzeichen  im  vgl.  mit  den  deutschen. 
A    vokallaute. 


Beispiele 


deutsche 


französische 


Hörbare 
■Wirkung 


Erzeugungsweise 


Transskr. 
der  I.  Z. 


n 


ae 


ja 

(I 


{" 


.(? 


©a^nc  [?  ä] 
<Ba\i  [?  ä] 


(See 

Sweater  .  .  nicht 
.  .  benn 

eijre  [e] 


Serd)e  [? 
äf)rc 


»ibel 

nicht  .  .  SSitte 

5Jita8ma 

Son 

nicht  .  .  3{0§ 


■nicht  vorhanden 

2öne  [?  5] 
nicht..  2:bnncf)en 

2ijitnd)en  [?  j] 
nicht  vorhanden 

§Ut 

nicht  .  .  flutte 
§üte  [•?  ü] 
nicht  .  .  .gtiitte 


äme  [^  ;?  J 

combat 

ma  [^] 

femme 

vague 

tendre 

cntrer 

beurree 

aimer 

ete 

reine 

Corday 

bei    [e] 

faire 

terrain 

verdure 

feindre 

faim 

vive 

vif 

militaire 

bien 

nötre 

rosee 

mönt'logue 

moi  [u,a] 

objet 

analogue 

encore 

tombe 

ton 

jeune 

veut 

hc«reu.\" 

me 

S(?maine 

oeuf  [:?_] 

beurree 

pleurent 

humble 

un 

voüte 

fou 

fournir 

fouet 

deluge 

regu 

du 

buis 


tief 
hoch,  hell 


ungetrübt 
tonlos 


tonlos 


hörbarer  als 
fast  stumm 


hinten     im    Munde ,     über    der 
Zungenwurzel 


im  Vorderteil  des  Gaumens 


(ä)    [Ä] 

(ä) 


\  teilwei 


se  durch  die  Nase 


dermittlereTeil  |?  vord.  Rücken 
der  Zunge]  .  .  gegen  den  Vor- 
dergaumen .  .  Mundwinkel  .  . 
auseinander 

beinahe  in  der  Mundstellung  des 
a  ausgesprochenes  e  .  .  halb- 
offen [?1 

I  weiter  hinten  als  bei  e  .  .  Mund 
<■      mehr  geöffnet 

l  [teilweise  durch  die  Nase]  weite, 
I      bequeme  Öffnung  des  Mundes 

I  Mundwinkel    breit    auseinander 

I       gezogen,  in  die  Backen  hinein  .. 

zu   unterscheiden   von    ü    mit 

nach  vorn  zugespitztem  Munde 

die  .  .  zugespitzten  Lippen 
>      schließen    sich    bis    auf    eine 
runde  .  .  Öffnung 


[/>|    nicht   0^ 


{  [teilweise  durch  die  Nase] 


,  Zwischenlaut    [zwischen    Kons.] 
)       entsteht    von    selbst   ..    oft 
1       gar  nicht  angedeutet 
">  Mittellaut    zwischen     o     und     ä 


ohne  Trübung 
tonlos 


ohne  Trübung 
tonlos 


j       ['?  :?  und   £•] 


nach    vorn    zugespitzter   Mund, 
als  wolle  man  pfeifen 


BEITRAG   ZUR   GESCHICHTE  DER   FRANZ.    UND   ENGL.   PHONETIK  UND   PHONOGR APHIE. 


!43 


Toussaint-Laxgexscheidtsche  franz.  lautzeichen  im  vgl.   mit  den  deutschen. 

B     KONSONANTEN. 


Dauer 


weich, 
gelind 
[stimm- 
haft] 


hart, 
scharf 
[stimm- 
los] 


Beispiele 


französische 


Hörbare 
■Wirkung 


Erzeugungsweise 


Transskr. 
der  I.  Z. 


6 


24 


25    b 
26 
27    g 


29    to 
30 

3X      f 

32 

33      9 

34 


36- 


( 
in 

u 
Bt 
BP 


33a§  bonbon 

Va^    [■?/"]  !  peuple 

Xorf  siid 

lorf   ['?  /]  1  tante 

Satte    ['?  k  J      I  comme  \k  ] 

®iel   [?  ^  ]         guide  [^J 

fiiet  [?  /^  ^] 

luatlen 

fallen 

§afen 

93!affen 

in  den  Fremdw. 

SOienfcf) 

Sianb 


langsames  \  ;^^.  ,  , 

I  (Jnnen    der     vorhe 

,      ,,        /  geschloss.  Lippen 
schnelles    ' 


langsamesl  Zurückziehen  der 
Zunge  von  den  Ober- 
zähnen [Zahnwur- 
zeln! 


schnelles 


langsames^  Zurückz.    des   Zäpf- 


chens [weichen  Gau- 
■on  d.  Zungen- 
[Hinterzunge] 


,       ,,        f  mens]  von  d.  Zungen- 
schnelles   J  ,,,„„61  [— 


3aör 


feft 


qui  [kj\ 

vivre 
fifre 
ruse 

russe 

löge   .  . 
Journal 

chiche 
rare 

bailler 

bataille 

besogner?iV 

egal 


'-[Mittel-  bzhw.  Vorderzungenr.] 


langsames"!  Durchpressen       der 
[  Luft    .  .    die    Ober- 


schnelles 


erlippe 


langsames 


/zahne   berühren   die 
Unte 


1  Du 


rchpressen   der 
Luft 


deutlicher  hör- 
bar .  .  als  das 
deutsche 


halb  verschwin- 
dend 


splendide  - 


schnelles    1 

langsames"! 

\  Durchpressen  der 
,      ,,        f      Luft 
schnelles    I 

r  grasseye  .  .  mit  Zäpfchen 

mit  Zungenspitze 

json  mouille  im  Inlaut,  16.  Jh.  .  . 
I  1,  [Z.J  .  .  im  disc.  sout.  und 
'     mitunter  auf  dem  Theater 

son  mouille  im  Auslaut 
n  mouille 

in  beiden  Sprachen   ganz  gleich 

ß  mit  folg.  t  .  .  nicht  seht 
n  und  p  .  .  nicht  schp 


A)  / 
d 

V  ^ 
^<    ^. 
K<   K 

[g.)  g^ 

V 

f 

[z]     z 
[5]     s 


s^ 

[r; 

i\ 

[r] 

r 

[L 

^.] 

Ij  L 

j]y 

W 

/ 

[N.l 

A^ 

[1] 

/ 

[m] 

m 

[n] 

n 

s/ 

s^/> 

.  .  h  ist  in  der  fr.  Ausspr.  als  überall  stumm  zu  betrachten  fam.,  doch  nicht 
im  st.  s.  und  auf  dem  Theater ;  vgl.  P.vssy  unten  S.  253]  .  .  h  asjiiree  hat  nur 
Bedeutung  insofern  ,  als  es  keine  Bindung  mit  vorhergehenden  Wörtern  zuläßt  und 
keinen  Apostroph  vor  sicli  duldet;  la  harjie  .  .  les  harpes  Jin  dieser  gewöhn- 
lichen Ausspr.   ist  h  also  ein  Silbentrenner    ^  ]. 

16* 


// 


>44 


F.  Techmer. 


Werke  gefunden;  vor  allem  aber  die  Genauigkeit  der  Zergliederung  der  fr.  Laute 
und  ihrer  Schreibung.  Bei  den  betonten  Öffnern  ist  sie  freilich  zu  genau. 
Die  halblangfen  sind   nach  folg.  S.  unten    zweifelhafte  Fälle,   sie  unter- 


Nach  der  Übersicht  der  Lautzeichen  folgt  S.  .\xi  eine  '  Skala  der  Vokallaute  nach  der 
großem  oder  geringem  Öffnung  der  Kehle  [soll  wohl  des  hintern  Mundvorhofs  sein,  vgl.  S.  22l] 
und  Mundhöhle  [hier  sind  genauer  Hinter-,  Mittel-,  Vorderzungenrückon-  und  Lippenöffnung  mit 
den  verschiedenen  Formen,   den  Kund-  und  Längsöffnungen   zu  unterscheiden^ : 


allmähliche 
Erweiterung 


a 


(I . 


,  (I 


a <) 

a     JT -^       o 

o . .    *"  -^  ".  .  c 

ä i) 

ä: U 

e ü 


allmähliche 
Verengerung 


i  die  Lippen  breit 
auseinander 


Skala  der  Vokallaute  nach  der  Llöhe  der  Stimmlage    [?    des  Mundhalls    oder    charakteristi- 
schen Eigentons,  vgl.  unten  S.  294]  der  Laute  untereinander  : 


a/ 


In  den  Zusätzen  und  Bemerkungen  zu  der  eben  gegebenen  Erläutenrag  der  Ausspr.  finden  wir 
'i.  Histo  risches:  Meigret  .  .  Honorat  Ramb.\ud  [auf  die  historische  Seite  der  fr.  Wörter 
und  Laute  geht  das  Wb.  überhaupt  nicht  ein]  .  .  2.  PARiser  Eigenheiten:  Der  ungebildete 
PARlser  .  .  kürzt  gern  die  Wörter ,  wie  in  not' ,  quat'  statt  notre ,  quatre  [Übergang  durch  ?/:?/r 
k^tx\  .  .  v'la,  m'sieu,  ben,  pis,  c't,  qu',  que  für  voila,  monsieur,  bien,  puis,  cet,  que,  quel  .  . 
deusse,  ceuisse ,  alorce  etc.  statt  deux ,  ceux,  alors  etc.;  er  bindet  oft  falsch,  wie  avec  zun,  il 
a-t-achete  etc.  3.  Stummes  e  (von  uns  in  der  Ausspr.  gar  nicht  angedeutet;  .  .  Das  tonlose  e 
ist  stumm  .  .  ;  doch  wird  es  stets  [?  vor  Schließern]  im  Verse  und,  besonders  im  Affekte  .  .  auch 
mitunter  in  Prosa  hörbar.',  Es  wird  dabei  auf  Chifflet  'o.  S.  178  ,  d'Olivet  S.  1S3  und 
und  LiTTRE  HIST.   I.   267  Bezug  genommen. 

DIE  AUSSPR.  DES  FR.  UNBETONTEN  E  IM  woRT.\USLAUT  hat  A.  Mende  1889  eingehender  be- 
handelt; ich  will  die  Ergebnisse  bei  dieser  Gelegenheit  kurz  andeuten.  ]\L  untersucht  zuerst  das 
tonlose  e  in  den  einsilbigen  Wörtern  vom  9. — 16.  Jh.,  das  e  vor  Vok.  und  Kons.  Er  geht 
dabei  von  dem  Grundsatz  aus,  welchen  G.  Paris  in  seiner  Ausg.  des  Alexis  bereits  ausgesprochen, 
^  daß  man  im  Mittelalter  gemeinlich  schrieb,  wie  man  sprach";  anders  im  14.  Jh.:  'da  schrieb 
man  nicht  mehr  natürlich,  nicht  mehr  wie  man  redete'  vgl.  hier  S.  155,  159  ,  zumal  wenn  man 
Verse  schmiedete'.  Ce  qui  jadis  etait  un  cri  de  I'dme  instinctivement  faconne  par  une  harmonie 
naturelle  n'etait  plus  qu'un  froid  assemblage  de  lignes  et  de  stances  peniblement  assujetties  aux 
regles  conventionnelles  de  l'ecole ,  sagt  Scheler  ceuvres  de  Froiss.\rt,  poesies  I.  M.  kommt 
S.  30  zu  dem  Ergebnis,   daß,   im  Altfranz,  die  Kürzungen  allgemein  waren  und  sich  in  Texten  aus 


BEITRAG   ZUR   GESCHICHTE  DER  FRANZ.   UND   ENGL.    PHONETIK   UND   PHONOGRAPHIE. 


=45 


scheiden  sich  weder  in  ihrer  Erzeugungsweise,  noch  in  ihrem  Klange  (Quahtät), 
noch  auch  mit  ausreichender  Sicherheit  in  ihrer  Dauer  i^Quantität),  noch  in 
ihrer  Stelle   (Rolle)   in  der  Silbe,    noch   endlich    in   ihrer  Bedeutung  von  den 


allen  Dialekten  ohne  Ausnahme  nachweisen  lassen.^  Wo  das  unvollkommene  e  gesprochen 
worden,  sei  es  dem  nfr.  eu  ähnlich  gewesen;  es  reime  ceux  mit  je  und  man  finde  'ce  le ,  und 
je  oft  geschrieben  ceu  und  leu,  jeu  ieu.'  M.  behandelt  weiter  die  Ausspr.  des  unvollkommenen  e 
vom  i6. — 19.  Jh.  imter  Benutzung  namentlich  von  Thurots  PjiON.  FR.  depuis  le  16.  s.  Es  wird 
hier  zuerst  die  pikardische  Ausspr.  jü  mü  tu  u.  s.  w.  nach  G.  ToRY  (1529)  erwähnt,  ferner  die 
Schreibung  jeo  ceo  nach  B.\rcley  ,1521',  die  Ausspr.  von  OUDIN  1633  als  deu  ceu  queu,  in 
der  Umgangsspr.  :  on  oste  l'e  entierement  .  .  il  faut  attacher  la  consonante  de  la  particule  avec 
le  mot  precedent :  il  ny  ac  trois  jours.  3.  Die  gegenwärtige  Ausspr.  des  imbetonten  e  in  den 
einsilbigen  Wörtern.  M.  führt  dann  eine  Stelle  von  G.  Paris  Vorw.  zum  Index  zu  Thurots  pron. 
FR.  an:  Xous  continuons  a  suivre  mecaniquement  des  regles  fondees  sur  une  pron.  disparue  .  . 
nos  poetes  fönt  des  vers  fr.,  comme  les  poetes  de  la  Renaissance  faisaient  des  vers  lat. ;  femer 
die  Anweisung  von  Lubarsch  für  das  Lesen  von  fr.  Versen  :  'Man  liest  nicht,  wie  man  spricht ;' 
im  Gegensatz  zu  Lesaint  traite  de  pron.  14:  Dans  la  poesie  lue  ou  declamee  ,  la  pron.  est 
tout  a  fait  la  meme  que  dans  la  prose  [?].  Beaucoup  d'etrangers  croient  que  Te  muet  dans  la 
lecture  et  dans  la  poesie  doit  partout  se  prononcer  eu.  Gest  une  erreur.  Diese  Ansicht  sprechen 
auch  Passy,  Leveque  und  Ballu  in  Viet.  phon.  stud.  aus.  M.  hat  nun  früher  während  seines 
Aufenthalts  in  Paris  selbst  im  Theater,  in  Vorlesungen  und  in  der  Kirche  Beobachtungen  ange- 
stellt und  ist  schon  damals  für  die  einsilbigen  Wörter  mit  unvollkommenen  e  zu  folg.  Ergebnis 
gekommen  S.  61  :  les  personnes  qul  sans  doute  connaissent  les  meilleures  regles  sur  la  pron. 
des  vers  ne  les  observent  pas  rigoureusement  .  .  Les  monosyllabes  .  .  se  pron.  comme  dans  la 
conversation.  M.  fügt  jetzt  hinzu:  'Wo  das  e  ausgesprochen  wird,  tönt  es,  wie  im  Altfr.,  wie 
das  erste  eu  von  heureux'  [?].  Ln  Rückblick  auf  die  ältere  Ausspr.  bemerkt  I\L  noch  über  das 
enklitische  und  proklitische  Verhalten  der  betr.  einsilbigen  Wörter  S.  82:  'daß  schon  im  li.  Jh. 
me  le  se  te  ce  je  gerade  so  wie  heutzutage  enklitisch  gebraucht  worden  .  .  Über  das  pro- 
klitische Verhalten  dieser  Wörter  bis  zum  16.  Jh.  lassen  sich  nur  Vermutimgen  aufstellen;  von 
da  an  aber  ist  der  ziemlich  regelmäßige  proklische  Gebrauch  nachweisbar.'  Im  11.  Teil  unter- 
sucht M.  das  unbetonte  e  im  Auslaut  mehrsilbiger  Wörter  in  der  Ausspr.  vom  9. — 16.  Jh., 
vom  16. — 19.  Jh.  und  in  der  Gegenwart,  worüber  S.  107  Regeln  aufgestellt  werden,  welche  sich 
Zinn  großem  Teil  'durch  die  ganze  Geschichte  der  fr.  Ausspr.  hindurch  verfolgen  lassen.'  Die 
neuern  Abweichungen  führt  M.  'auf  den  Einfluß  des  principe  de  la  moindre  action'  zurück  ygl. 
o.  S.  239:. 

Nach  diesem  Exkurs  über  das  so  vielbesprochene  unvollkommene  e  kehre  ich  zu  dem  DICT. 
eng.  zurück.  Da  werden  weiter  erörtert  die  Bindung,  das  1  mouille,  h  u.  a.  S.  xxill  folgt  eine 
Abkürzung  der  obigen  Übersicht  für  Franzosen:  clef  de  la  pron.  figuree,  wo  mir  als  Druck- 
fehler ü  statt  ü  in  buis  aufgefallen.  In  der  Schlußbemerkung  der  Verlagshandlung  hinten 
S.  III — VIII,  welche  'nur  für  lecteurs  intimes  einer  geringen  Anzahl  von  Ex.  beigefügt'  worden, 
die  aber  für  die  Geschichte  der  fr.  Phonetik  beachtenswert  ist,  lesen  wir  S.  in :  'Für  den  Fach- 
mann und  Kritiker,  .  .  wird  es  nicht  ohne  Interesse  sein ,  einen  Blick  —  so  zu  sagen  —  hinter 
die  Goulissen  werfen  und  sich  aus  der  folgenden  Darlegung  ein  urteil  darüber  bilden  zu  können, 
wie  und  in  welchem  Geiste  bei  Herstellung  dieses  Werkes  verfahren  ^v1lrde  .  .  Nicht  geringe 
Schwierigkeit  machte  die  Angabe  der  Quantität  der  fr.  Vok.,  da  es  hierfür  an  jedem  brauchbaren 
Anhalt  fehlte  .  .  Es  wurden  über  alle  im  Fr.  zwischen  Vok.  und  folgende  Kons,  mögliche  Laut- 
verbindungen je  6  Beispiele  gesammelt  .  .  im  ganzen  für  etwa  1000  .  .  verschiedene  Kombina- 
tionen. Die  so  gesammelten  Beispiele  haben  nun  gebildete  Franzosen  aus  den  verschiedensten 
Gegenden  Frankreichs  einer  aus  mindestens  3  Deutschen  bestehenden  \'ersammlung  vorgelesen  .  . 
Von  Franzosen  hatten  u.a.  die  Güte  nacheinander  vorzulesen:  II.  Prof.  P.\risei.i.e  Nordfr.', 
DE  Belloc  (Südfr.),  Dr.  Gauthiot.  Von  den  Deutschen  haben  u.  a.  gestimmt  II.  Prof.  D.  van 
Dalen  ,  Dr.  MuRET,  Geheimrat  N.\ui!ERT,  der  Unterzeichnete  'Verleger]  .  .  Mit  wenigen  .\us- 
nahmen  herrschte  in  allen  Fällen  Einstimmigkeit  darüber,  ob  eine  Silbe  lang  oder  kurz  sei.  Wo 
die  Stimmen  auseinandergingen,  adojitierte  man  die  halbe   Länge  als  Regel.'     Hiernach   ist  also 


246  F.  Techmer. 

entspr.  kurzen,  aber  im  Fr.  vollkommenen  Öffnern.  Es  bleiben  also  bloß  die 
langen  und  kurzen  betonten  Offner,  von  welchen  die  letztern  als  die  häufigem 
Sparsamkeit  halber  nicht  besonders  benannt  und  bezeichnet  zu  werden  brauchen, 
wenn  es  die  langen  sind.  Das  ergäbe  nicht  bloß  eine  wesentliche  Verein- 
fachung des  Öffnersystems  und  seiner  lienennung  und  Schreibung,  sondern 
bewahrte  auch  die  Nationen,  welf^he  verkürzte  d.  i.  unvollkommene  Öffner 
sprechen,  vor  Mißverständnis  des  Kürzezeichens  für  die  kurzen  vollkommenen 
fr.  Öffner.  Die  im  System  als  'halboffne'  aufgeführten  e-Laute  sind  weder 
für  eine  besondere  Spr.,  noch  für  die  Phonetik  überhaupt,  allgemein  anerkannt 
worden.  Besser  wäre  also  davon  abgesehen.  Auch  der  Apostroph  '  könnte 
erspart  werden,  weil  er  nur  einen  der  fr.  Ausspr.  im  allg.  natürlichen  Laut- 
übergang zwischen  Schließern  bezeichnen  soll.  Über  die  unvollkommenen 
unbetonten  Öffner  habe  ich  schon  bemerkt,  daß  an  Stelle  von  .  u  treten  muß. 
so  daß  wir  die  unvollkommene  Öffnerreihe  i  ii  it_  und  //,  bekommen.  Für  die 
Schließer  auf  der  andern  Seite  sind  g  und  f  in  ihre  Abarten  g^  g^  g^  g^ 
und  /%  k^  k^  k^  für  wissenschaftliche,  für  die  praktischen  Zwecke  des  fr.-d. 
Wb.  zum  mindesten  in  g  g.^  und  k  k^  zu  unterscheiden,  weil  fr.  g.^  und  k^ 
erheblich  weiter  nach  vorn,  mit  dem  Zungenrücken  zwischen  der  Mitte  des 
ganzen  und  der  Mitte  des  harten  Gaumens  hervorgebracht  werden.  Durch  Be- 
rücksichtigung dieser  Vereinfachung  bei  den  Öffnern  und  der  Erweiterung  bei 
den  Schließern  bei  einem  neuen  Satz  des  Wb.  würde  dasselbe  dem  erstrebten 
Ziele  der  Vollkommenheit  gewiß  ein  gutes  Stück  näher  kommen ;  die  Phono- 
graphie  desselben  würde  einfacher  und  zugleich  genauer  werden. 

P.    PaSSY:     PREMIER     LIVRE      DE     LECTURE     (METHODE     PHONETIQUE).      PaRIS, 

FiRMIN-DiDOT,      1884,      16°,      32.         fr.    0.20.    LE     FRANCAIS     PARLE.         MORCEAUX 

CHOISIS    A    LUSAGE    DES    ETRANGERS    AVEC  LA  PRONONCIATION  FIGUREE.   HeILBROXN. 

Henninger,    1886,    12°,  XII,   115.     M.  1.80.     2""  ed.   1889,    12,  VIII,    122.  — 

KURZE     DARSTELLUNG    DES      FR.     LAUTSYSTEMS,     ViETORS     PHONET.     STUD.     I.      l8 40. 

115  — 130,     225 256.    LES    SONS    DU    FRANSAIS.       LEUR    FORMACION",     LEUR     COM- 

BINAIZON,      LEUR     REPREZANTACION ,       2^    ED.    PaRIS  ,      FiRMIN-DiDOT ,       1S89.     

12°,    196.      I  fr.   50,^ 


die  Unterscheidung  von  lang  und  kurz  als  ein  sicheres  ,  die  von  halblang  als  ein  zweifelhaftes 
Ergebnis  dieser  Abstimmung  zu  betrachten.  Bei  Druckkorrektur  der  Ausspracheangabe  -waren 
N.  Charles  Toüssaint  imd  in  der  Regel  noch  ein  Hörer  fr.  Nationalität  behilflich. 

'  Das  erstgen.  Büchlein  ist  mit  PixMAXschen  Typen  gedmckt,  über  die  ich  weiter  unten  zu 
sprechen  haben  werde.  Ich  bin  grundsätzlich  gegen  den  Gebrauch  von  neuen  Buchstaben,  schon 
für  sprachwissenschaftliche  und  phonetische  Zwecke,  weil  sie  nicht  bloß  den  Schreibenden,  son- 
dern auch  namentlich  der  Druckerei  Schwierigkeiten  bereiten.  Um  so  entschiedener  muß  ich 
mich  gegen  die  Verwendung  derselben  im  ersten  Leseunterricht  aussprechen.  Pitm.'X.ns  Phono- 
graphy  ist  eine  Eigentümlichkeit  seines  InstitiTts  geblieben  vind  es  dürfte  Passy  wohl  nicht  ge- 
lingen, ihm  weitere  internationale  Verbreitung  zu  verschaffen.  Das  Premier  liyre  de  legt,  führt 
die  Kleinen  iinmittelbar  an  die  Buchstaben  und  Laute ;  es  soll  zunächst  die  Laute  einzeln,  ohne 
ersichtliche  Ordnung  und  Rücksicht  auf  Leichtigkeit  oder  natürliche  Verwandtschaft,  und  dann  in 
Silben  lesen  lehren,  ohne  Beziehung  auf  Wort  und  Satz.  Freilich  bemerkt  P.  :  Si  le  maitre  est 
assez  habile  poiir  se  servir  dela  methode  des  mots  [jeder  Lehrer  sollte  diese  Fähigkeit  haben; 
vgl.  Radloff  I.  z.  I.  367  und  meine  Abh.  11.  157]  en  meme  temps  que  de  Tanalyse  des  sons, 
las  progres  des  eleves  seront  encore  plus  rapides  que    sil  se  contente  de  faire  epeler  et  lire  les 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER   FRANZ.    UND   ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGRAPHIE. 


!47 


In  seinem  Buch  sons  du  frans,  p.  4  spricht  P.  sich  anspruchsloser  aus.  als 
hier  S.  24g  unten:  Mon  trav'ail  est .  .  avant  tout  un  travail  de  vulgarizacion  et  les 
lingüistes  y  chercheront  vainement  des  decouvertes  interessantes  et  des  apersus 


p 

b 

f           V 

m 

w 

y 

k 

g 

r 

part 

barre 

fin     vin 

mon 

Olli 

siiie 

car 

gare 

rare 

/ 

b 

/    y 

;// 

"■  (n) 

1     "'.  (".)    k^  ^ 

<?■<> 

r  X  r^  r. 

d 

n 

1      j 

s 

z 

c 

7, 

A           a 

doux 

nom 

lavd     pierre 

casse 

case 

chant 

Jean 

päte     pal 

d 

11 

l  (l)    j 

Ü^i 

S 

t^ 

S^ 

z^ 

A          .E 

mots  [P.  hat  sich  über  diese  Weise  in  seinem  Buche  lTnstruction  prdiaire  aux  et.\ts-unis 
weiter  ausgesprochen]  .  .  Les  voy.  nasales  .  .  doivent  etre  traitees  comme  des  voy.  simples.  Leider 
hat  er  sie  hier  je  mit  2  Buchstaben  geschrieben. 

Eine  ^-iel  nützlichere  Arbeit  desselben  Vf.  ist  le  FRANg.  parle.  Sie  ist  auf  Anregung  von 
Franke  verfaßt,  dessen  phrases  de  tous  les  jours  iv.  212  besprochen  und  mittlerweile  in  2.  A. 
von  Jespersen  herausg.  worden  [vgl.  iv.  233].  P.  sagt  S.  V :  J'ai  essaye  de  reproduire  autant 
que  possible ,  la  prononciation  usuelle  des  Frangais  du  nord.  Je  nai  pu  toujours  reussir  ä 
echapper  a  larbitraire,  lorsqu'il  s'agissait  de  choisir  entre  deux  prononciations  egalement  habi- 
tuelles ;  en  ce  qui  concerne  laccent  tonique,  notamment,  ou  pourra  relever  dans  mon  travail  bien 
des  inconsequences  .  .  Voici  la  liste  des  caracteres  phonetiques  avec  leur  valeur  [die  Transskrip- 
tionen der  I.  z.  setze  ich  in  3.  Reihe  zur  Vgl.  darunter]: 

N  h  t 

enseignement     hure     tout 
A-.  (Nj  h:H^)t 

ce  e        i  0 

päte     patte     renne      ete     lime     corjis 
E  e        i  0 

cone     je     jeu     tout     pur     tant     teint     ton     brun 

\o         ^^   o.      ^^       ^^.      '^^      £^       o^      o^ 

Man  vermißt  hier  J,  z.  B.  in  peur.  Die  Länge  der  Öffner  bezeichnet  P.  durch  einen  Punkt  '  ; 
warum  nicht  durch  den  altanerkannten  Strich  ( ~;?  Es  werden  dann  die  obigen  Laute  mit  ihren 
equivalens  approximatifs  in  verschiedenen  germ.  Sprr.  Engl.,  Deutsch,  Holl.,  Island.,  Dan., 
Schwed.)  vgl.,  wo  freilich  die  Gleichwertigkeit  oder  Annäherung  z.  T.  recht  gering  ist,  nament- 
lich für  die  kurzen,  aber  vollkommenen  und  die  germ.  verkürzten  d.  h.  unvollkommenen  Öffner 
vgl.  o.  S.  148  und  241  ff.;.  Z.  B. :  y  \\v\  zi.]  .  .  allem,  quer  [;re]  .  .  N  Lv.]  .  .  angl.  sing.  all. 
singen  \n^  .  .  a  [^  rt]  .  .  angl.  fat  \M\  .  .  all.  Mann  [rt]  .  .  o  \0\  .  .  angl.  bore  [J,>)]  .  .  all. 
noch  {j\  .  .  9.  [künstliche  betonte  Ausspr.  cE ,  natürliche  unbetonte  jV]  .  .  angl.  but  [ä]  .  .  all. 
bocke  \o\-  Freilich  sagt  P.  schon  selber  S.  ix:  ce  ne  sont  la  que  des  a  peu  pres;  pour  une 
explication  detaillee  des  sons  voy.  le  Supplement  aux  phrases  de  m.  Franke.  Statt  auf  Fr.  zu 
verweisen,  hätte  Vf.  die  Unterschiede  der  verkürzten  germ.  und  der  kurzen  fr.  Öffner  an  dieser 
Stelle  eingehend  für  die  I>ehrer  des  Auslands  klarstellen  sollen,  weil  letztere  z.  gr.  T.  gerade 
hier  mit  einer  Schwierigkeit  zu  kämpfen  haben,  welche  nicht  einmal  die  meist  empfohlenen  Pho- 
netiker überwunden  haben.  Frankes  Zergliederang  der  fr.  Laute  ist  in  manchen  Punkten  ge- 
nauer, z.  B.  iinterscheidet  er  oe  in  leur,  auch  die  stimmlosen  1  und  r  (vgl.  meine  Besprechung 
derselben  iv.  212'.  Über  die  Betonung  sagt  Passy  :  Laccent  tonique,  qui  dans  les  langiies 
germaniques ,  tombe  sur  la  syllabe  radicale  [vgl.  Paris  S.  155;  Passy  hätte  hinzufügen  sollen: 
avec  plus  de  force] ,  tombe  [avec  un  accent  musical ,  une  elevation  de  voix ,  vgl.  AcKERM.\NN 
S.  211]  toujours  sur  la  derniere  syllabe  dun  mot  fr.  pris  isolement;  il  est  du  reste  peu  marque'. 
.  .  Dans  les  textes,  j'ai  reuni  par  des  traits  dunion  les  mots  qu'on  ne  doit  pas  accentuer  isolement : 
il  faut  donc  elever  la  voix  sur  la  derniere  syllabe  de  chaque  groupe,  mais  avec  moins  de  force  [!] 
que  dans  les  langues  germ.  Diese  Bemerkungen  sind  für  den  Ausländer  viel  zu  allgemein  ge- 
halten;  letzterer  vermißt  eine  scharfe  Unterscheidung  von  Stärke  und  Stimmhühe  /  hoch  und 
schwach,  '  tief  land  stark  im  Fr.  verbunden),  welche  Elemente  der  Betonung  sich  in  der  fr.  Aus- 
sprache jedenfalls  nach  ganz  andern  Gesetzen  regeln  als  z.  B.  in  der  deutschen.  Auch  sind  des 
Vf.  Andeutungen  über  das  fr.  Versmaß  nicht  befriedigend.  Die  Ausspr.  der  fr.  Verse  ist  vielmehr 
eine  mehr  künstliche  ,  altertümliche  ,  im  Gegensatz  zur  lebende  ,  welche  P.  darstellt.  Was  die 
Wahl    der  Texte   betrilTt ,    so  ist  P.    mehr    seiner   persönlichen    Neigung    gefolgt,    ohne  Rücksicht 


2_^8  F-  Techmer. 

siantifiques  nouvaus.  Über  seine  Schreibung  bemerkt  er  6:  j'ai  cru  devoir 
me  servir  .  .  de  la  transcripsion  internacionale  adoptee  par  l'Associacion  fone- 
tique.     P.   gibt  auf  p.  1 1   eine  alphabetisch  geordnete  Liste  seiner  Buchstaben 


darauf  zu  nehmen,  ob  auch  der  Inhalt  vorwiegend  fr.  und  von  allgemeinem  Interesse  sei.  Ich 
will  zur  Veranschaulichung  seiner  Methode  eine  I'robe  aus  seiner  Instruction  I'UIMAIRK  ai.x 
KTATS-  UNIS  geben  : 

Orthographe  usuelle  (34).         l'ron  onciati  on    figuree  Lautschrift  der  I.  Z. 

L'ecole  publique  americaine  P-  35  •  le k  0 1 pu' b U k\^   aillC- 

est  nne  institution  eminemment  1-ekol-pübiik   amerikien   at-  ;'//■  py  ii        Etil  11 K  Stitu  - 

populaire,    a    la    fois  nationale     ün-estitusjö  [?  cstitüsjö]  eniinamü  ^^^         C  initiam  a  pO  pJl  - 

et  localc.  popülai-r,  a-la-fwa  nasjonal  i^i^,^  alafua   uasioual 

'^-l^'^^^--  elok,a-l. 

Jeder  Lehrer  der  fr.  Spr.  sollte  das  I5uch  lesen;  wenn  es  auch  nicht  An.spnich  daraufmacht, 
in  jedem  Fall  die  normale  Ausspr.  darzustellen,  so  bringt  sie  doch  die  Ausspr.  eines  gebildeten 
Franzosen ,  der  sich  viel  um  fr.  I'honetik  und  Phonographie  bemüht  und  den  jeder  gewiß  gern 
zum  Lehrer  dafür  haben  möchte. 

Die  2.  A.  ist  wesentlich  verbessert.  Ihre  Schreibung  ist  der  von  der  Association  phonetique 
des  professevirs  de  langues  Vivantes  angenommenen  vgl.  S.  258  f.  angepaßt,  um  deren  Begründung 
und  Organ,  UE  maitre  phonet.,  P.  sich  verdient  gemacht  hat  und  deren  Grundsätze  ich  l.  z.  iii.  408 
besprochen.  Es  findet  sich  in  dieser  Schreibung  nun  auch  'ce  ouvert'  für  peur ;  statt  ü  in  pur  y, 
statt  p  in  je  jetzt  besser  3,  statt  y  in  buis  q  (wird  beim  Schreiben  wohl  leicht  mit  y  verwechselt 
■werden),  statt  c  in  champ  f  (statt  dieses  bereits  aus  der  Mode  gekommenen  Buchstabens,  welcher 
in  der  Form  f  leicht  mit  f  verwechselt  wird,  wäre  wohl  das  in  fr.  Drackereien  gebräuchlichere  5 
vorzuziehen,  welches  letztere  an  das  hergebrachte  fr.  Digramm  ch  erinnern  würde,;  statt  (') 
Zeichen  der  Länge  (:)  (was  wohl  kaum  als  Besserung  aufgefaßt  werden  kann  .  P.  hat  auch  einen 
Versuch  gemacht  die  Betonung  genauer  zu  bezeichnen,  bemerkt  aber  schon  selbst  über  seine 
Zeichen:  ces  signes  sont  absolument  insuffisants.  Er  gibt  seine  eigne  natürliche  Ausspr.,  etwas 
normalisiert,  jetzt  auch  verschiedene  Stufen  der  Ausspr.:  langage  familier  de  la  conversation, 
pron.  de  plus  en  plus  soignee,  devenant  tout  a.  fait  litteraire.  Auch  die  Texte  sind  z.  T.  andre 
gew'orden. 

In  der  Einleitung  zu  der  Darstellung  des  fr.  laitsyst.  bemerkt  P.  mit  Recht,  daß  es 
noch  an  einer  'völlig  befriedigenden"  Einzeldarstellung  des  fr.  Lautsystems  fehlte.  Er  erklärt 
das  zunächst  daraus,  'daß  die  fr.  Sprachforscher  sich  bisher  fast  ausschließlich  mit  geschicht- 
licher Phonetik  beschäftigt  haben';  das  war  wohl  in  der  einseitigen  Richtung  ihrer  Vorbildung 
begründet,  wie  bereits  frühere  fr.  Phonetiker  anerkannt  (vgl.  S.  200,  210  .  Die  fr.  Naturforscher 
auf  der  andern  Seite,  welche  ihre  Arbeit  der  Phonetik  zugewandt,  dürften  wohl  deshalb  die  Auf- 
gabe nicht  erfüllt  haben,  weil  ihnen  die  nötigen  sprachwissenschaftlichen  Vorkenntnisse  gemangelt. 
"Wo  sich  aber  z.  B.  der  Sprachforscher  L.  Havet  einmal  mit  dem  Physiologen  Rosapelly  (vgl. 
o.  S.  220),  ein  andermal  mit  dem  blinden  Musiker  Ballu  ;S.  226)  zusammengethan,  da  sind  durch 
das  Zusammenwirken  dieser  vereinten  ganz  verschieden  vorgebildeten  Kräfte  recht  beachtenswerte 
Ergebnisse  erzielt  worden,  w-elche  leider  nur  vereinzelt  geblieben.  Ich  bin  auf  derartige  Arbeiten 
vorzugsweise  eingegangen ,  weil  sie  wohl  mit  das  beste  sind ,  was  die  neuere  fr.  Phonetik  ge- 
leistet hat.  ' 

Passy  geht  in  der  DARSTELLUNG  DES  FR.  lautsyst.  von  der  verschiedenen  Sprechweise 
aus,  des  Einzelnen,  der  Familie,  des  Ortes,  des  Volkes.  Er  sagt:  'Der  Dialekt,  den  ich  schildre, 
ist  das  Fr.,  wie  ich  es  jetzt  spreche;  aber  dieses  ist  nicht  immer  meine  natürliche  Ausspr.  —  in 
meinem  einheimischen  'gebildetenj  Dialekt  sind  die  Laute  n'  und  r  ganz  unbekannt ;  der  Laut  h 
kommt  nur  in  einigen  Ausrufungen  vor  — ,  sondern  eine  z.  T.  natürlich  erlernte,  z.T.  durch 
Schulung  aufgedrungene,  z.  T.  durch  eigne  Wahl  angenommene  Ausspr.  .  .  Es  wird  sich  zeigen, 
daß  meine 'nationale  Ausspr.'  nur  wenig  von  der  gebildeten  PARiser  Ausspr.  (womit  ich  die  künst- 
liche Bühnenausspr.  bezeichne)  abweicht.'     Vergessen  wir  also  nicht:   die  Ausspr.,  welche  P.  hier 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    FRAXZ.    UND   ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGRAPHIE. 


249 


und  Zeichen  (caracteres)  nebst  Beisp.  (mots)  und  weiter  seine  Benennungen,  welche 
letztern  ich  mit  den  von  mir  auf  der  Übers.  S.  145''  und  292  gemäß  der  Geschichte 
der  fr.  Phonetik  zusammengestellten  vgl.    s.  S.  258  f.^ .    Die  voyeles  bestimmt 


darstellt ,  ist  keine  natürlich  entwickelte ,  auch  nicht  eine  durch  einheitliche  Schulung  gebildete, 
sondern  eine  aus  verschiedenen  heimischen  Elementen  gemischte  und  von  fremden  wohl  nicht 
ganz  unbeeinflußt  gebliebene ;  sie  bleibt  die  eines  Einzelnen. 

Im  I.  Teil  behandelt  P.  die  Sprachlaute  und  zwar  zuerst  dje  'Vokale';  in  den  allgemeinen 
Vorbemerkungen  dazu  sagt  er  S.  22  :  'Im  ganzen  folge  ich  dem  System  Bells  [das  scheint  nach 
dem  folgenden  gar  nicht  so];  nur  in  den  folgenden  Einzelheiten  weiche  ich  davon  ab,  um  mich 
ViETOR  oder  Western  zu  nähern  [vgl.  meine  Besprech.  der  letztern  n.  375,  in.  388'.  Erstens 
ist ,  wie  auch  Sweet  anerkennt ,  das  Schema  ziemlich  ungenau  .  .  Dann  scheint  mir ,  wie  den 
meisten  deutschen  Phonetikern,  die  Zungenlage  für  a  und  a,i  wirklich  die  tiefste  von  allen  zu  sein, 
nicht  auf  derselben  wagerechten  Linie  wie  die  für  ä  zu  stehen  .  .  ich  halte  es  also  für  notw^endig 
.  .  Zwischenstufen  einzuschieben.  Meine  wichtigste  Änderung  aber  beruht  auf  einer  Verschieden- 
heit der  Anschauung  bezüglich  der  genmdeten  Vok.  Ich  glaube  nicht ,  daß  es  richtig  sei ,  eine 
Reihe  ungerundeter  Vokale  als  normal  anzugeben,  dann  als  regelmäßige  Andemng  derselben  eine 
Reihe  gerundeter.  Vielmehr  scheint  mir  jeder  Zungenstellung  eine  besondere  Lippen-  und 
Wangen-  [?  diese  von  der  neuern  engl.  Schule  erfundene  Wangenstellung  wird  in  der  Geschichte 
der  Phonetik  wohl  keine  Anerkennung  finden ;  sie  ist  eine  unwillkürliche  Mitbewegiing  zu  den 
Lippenartikulationen  im  Lippenvorhof]  Stellung  als  normal  gegenüberzustehen.  Diese  normale 
Lippenstellung  ist  im  allgemeinen  so :  für  hintere  V.  :  Rundung ,  stärker  für  die  hohen  als  für 
die  niedern ;  für  gemischte  [?  mittlere] :  Neutrallage ;  für  vordere :  spaltförmige  Öffnung ,  eben- 
falls für  die  hohen  stärker  als  für  die  niedern  .  .  die  normale  Lippenstellung  .  .  ist  .  .  für  a-Lage 
im  Fr.  neutral  .  .  Eine  Spr.,  die  starke  Lippenthätigkeit  besitzt,  wie  das  Fr.,  wird  dann  2  Reihen 
vorderer  V.  haben ,  eine  normale  und  eine  gemndete  .  .  Nach  dieser  Theorie  ist  im  Fr.  die 
die  Normalöffnung  der  Lippen  für  jede  Zinigenstellung  ungefähr  folgende  natürliche  Größe  ,  an 
mir  selbst  beobachtet  /  S.  24  finden  wir  die  Lippen-Rund-,  Mittel-  xmd  Längsöffnungen  und 
folg.  Vokalschema: 

hintere       gemischte        vordere 


1  ^u) 


In  einer  Anmerkung  bemerkt  P.  :  'Man  darf  ja  nicht  glauben,  ich  gebe  mein  Vokalschema 
als  eine  Neuigkeit  aus  .  .  Nur  ist,  so  viel  ich  weiß,  keiner  auf  den  Gedanken  geraten,  das  ganze 
\'okalschema  auf  diese  Korrespondenz  der  Zungen-  und  Lippenstellungcn  zu  gründen.  P.  zeigt 
hier  eine  große  Unkenntnis  der  Geschichte  der  Phonetik;  er  scheint  überhaupt  nur  von  Bei.i.  und 
seiner  Schule  Avissen  zu  wollen,  nicht  aber  etwa  von  solchen  deutschen  .Arbeiten,  welche  die 
Wissenschaft  der  Phonetik  auf  p  h  y  s  i  o  1  o  g  i  s  c  h  e  m  Gmnde  aufzubauen  sich  bemühten .  Jene '  Korre- 
spondenz der  Zungen-  und  Lippenstellungen'  ist  nach  meiner  Auffassung  die  Gnmdvoraussetznng  der 
Systeme  von  IIei.iavag  (1781;,  Brücke  1849  ,  I^eisius  (1855)  u.  aa.,  namentlich  auch  von  Kerstkn 
o.  S.  216)  gewesen,  welcher  letztere  schon  ähnliche  unberechtigte  Ansprüche  erhoben 
wie  P.  Zu  den  letztern  physiologischen  .\rbeiten  darf  ich  wohl  auch  die  meinigen  zählen.  Hätte 
P.  auch  nur  oberflächlich  in  diese  hineingeschaut,  so  würde  er  die  Darstellung  und  .Anordnung  der 
Öffner  nach  den  entsprechenden  Zungen-  und  Lippen-Rund-  und  LängsöfTmingen  schon  in  meiner 
PHON.,  1880  I.  42  ff.  gefunden  haben;  ausführlicher  i.  z.  I.  150  IT.,  154,  17S;  ferner  daselbst 
156  fT.   im   wesentlichen  dieselben  F.inwcndungen  gegen  Hki.i.s  Schema,   weiter  auf  meiner  Taf.  IM. 


250  F-    TlXIIMKR. 

P.  als  sons,  also  zunächst  akustisch,  dann  aber  zugleich  nach  ihrer  Erzeugungs- 
weise als  modificacions  de  la  vois  im  Munde  (bouche) .  selon  qu'on  l'ouvre  plus 
ou  moins  grande,  selon  la  pozicion  de  la  langue  ou  des  levres,  ets.  Die  consones 


7 — 13  die  Lippcnnind-  und  -längsöffnungcn,  ich  denke,  mehr  naturgemäß,  und  endlich  in  meiner 
VERANSCHAULICHUNG  DER  LAUTHILDUNG,  1885,  S.  6,  I.  z.  11.  167 ,  IV.  119  im  ganzen  dieselbe 
schematische  Veranschaulichung  der  Öffner,  aber  nicht  bloß  nach  den  Zungen-,  sondern  auch, 
was  für  das  Fr.  nicht  minder  wichtig  ist,  zugleich  nach  den  Lippenstellungen,  dazu  in  einer 
Abbildung  der  betr.  Teile  des  Sprechorgans  selbst.  Für  die  Geschichte  der  Phonetik ,  ihrer 
Systeme  und  Veranschaulichungen  sind  also  die  Daten  der  PASSYschen  Arbeiten  auch  mit  denen 
seiner  Vorgänger  in   der  allgemeinen  Phonetik  zu  vgl. 

Über  die  'betonten  Mundvokale'  wird  dann  von  P.  bemerkt,  daß  im  allgemeinen  die  'fr. 
Vok.  an  den  äußersten  Stelhmgen  des  Mimdraums  gebildet  werden.  Dies  gibt  natürlich  eine 
außerordentlich  klare,  einfache  und  deutliche  Ausspr.  Noch  merkwürdiger  ist  es,  daß  alle  unsre 
betonten  Vok.  eng  [:>]  d.  h.  mit  gespannten  Muskeln  [deutsch  a  in  Vater,  fr.  a  in  patte  und  pate 
werden  mit  gespannten  Muskeln,  aber  keineswegs  eng,  wenigstens  nach  deutscher  Auffassung  des 
Wortes,  hervorgebracht]  ausgesprochen  werden.  —  Ich  kann  nicht  verstehen,  wamm  gerade  der 
Begriff  von  'narrow'  und  'wide'  so  heftig  in  Deutschland  angegriffen  wird.  Mir  scheint  im  Bell- 
SwEETschen  System  nichts  einleuchtender  zu  sein.'  Die  norddeutschen  Phonetiker,  zu  welchen 
auch  ich  mich  zähle ,  und  die  den  hier  angedeuteten  Unterschied  von  vollkommen  —  P.  sagt 
richtig  mit  gespannten  Muskeln  —  und  unvollkommen  —  mit  schlaffen  Muskeln  —  artikulierten 
Lauten  von  Hause  aus  kennen,  haben  wohl  nicht  diese  Unterscheidung,  sondern  die  wechselnde 
und  z.  gr.  T.  unrichtige  Benennung  imd  Begriffsbestimmung  bemängelt.  Die  verfehlten  VergL, 
welche  P.  oben  in  seinem  FRANg.  PARLE  zwischen  solchen  engl,  und  nordd.  unvollk.  und  fr.  vollk. 
Offnern  angestellt,  zeigen,  daß  ihm  selbst  der  betr.  Unterschied  derzeit  nicht  recht  physiologisch 
klar  geworden;  das  geht  übrigens  einigen  mittel-  und  süddeutschen  Phonetikern  ebenso,  wie  sich 
im  weitern  zeigen  wird.  Doch  sagt  P.  jetzt  S.  25  hingegen  sehr  richtig:  'Die  [fr.]  Laute  ä  oe  ö 
sind  also  nicht  mit  den  d.  Lauten  in  wenn,  können,  kommen  identisch.  Daß  gelegentlich 
weites  e  ö  o  statt  engem  ä  oe  ö  vorkommt,  ist  unleugbar,  aber  diese  Ausspr.  ist  wenigstens  für 
mich  befremdend  und  zerstört  die  Einfachheit  [einheitliche  Vollkommenheit  der  Artikulation]  ,  ja 
Starrheit  des  fr.  Lautsystems.  In  einigen  Dialekten  unterbleibt  die  VercT^gung  der  Vok. ,  dann 
werden  die  engen  i  e  ä  von  den  Lauten  in  engl,  pit  pet  pat  vertreten.  Diese  Ausspr.  habe  ich 
in  der  Pikardie  gehört  [vgl.   auch  Horning  unten  S.  282  über  /  ji  ostfr.  Mundarten]   .   . 

u   :    kurz  in  tout   .  .   lang  in  pour   .  .   d.    .  .   gut  [//]. 

o   :    kurz  in  faux  .  .  lang  in  cote  .  .  d.   .  .  Sohn  [o]. 

0   :    kurz  in  trop   .  .   lang  in  fort  [j]. 

ä  :  Ob  dieser  Laut  wirklich  im  Landesfr.  vorkommt ,  bin  ich  nicht  sicher.  Ich  kenne  ihn  nur 
im  Ausraf  des  Mismuts  und  der  Be[Ver-?]wimderung  in  meiner  Familie  .  .  Ich  neige  jedoch 
zu  dem  Glauben,  daß  ä  hier  fr.  ist,  weil  es  nichts  anders  ist  als  ein  mit  schwacher  Run- 
dung gesprochener  Ausmf  ä,  und  weil  Rundung  der  Lippen  und  Wangen  ja  natürlicher  Aus- 
drack  des  Mismuts  ist  [Solche  Änderungen  der  anerkannten  Laute  durch  Neigung  zur  Rund- 
öffnung der  Lippen  [a]  bei  mismutiger,  wie  zur  Längsöffnung  bei  froher  Stimmung  vgl.  i.  z. 
I.  110,  V.  62),  welche  allgemein  menschliche  Erscheinungen  sind,  würde  ich  in  dem  Laut- 
system einer  besondern,  wie  hier  der  fr.  Spr.  nicht  berücksichtigen ;  sie  sind  aber  außerhalb 
des  Systems  wohl  zu  beachten]. 

a  :  kurz  in  pas  .  .  lang  in  päte  .  .  Dem  Ohr  klingt  es  dem  d.  a  in  Vater  sehr  ähnlich  [aber 
doch  nicht  ganz  gleich,  die  Abweichung  zur  Tiefe  wird  durch  geringen  Rückgang  der  Zunge 
bedingt ,  dem  auch  wohl  ohne  Mismut  die  in  der  Regel  entsprechende  Lippenrundöffnung 
sich  beigesellt:   A  bzhw.  .4]. 

ä  :  kurz  in  rat  .  .  lang  in  rare  .  .  Wie  mir  scheint,  mit  derselben  Zungenlage  wie  d.  a  [in 
welchem  Worte?]  gebildet,  nur  mit  gespannten  Muskeln  [es  gibt  auch  d.  a,  wie  ich  bereits 
eben  bemerkt,  mit  gespannten  Muskeln,  z.  B.  a  in  Vater,  im  Gegensatz  zu  dem  verkürzten 
unvollkommenen  a  in  Gevatter ;  die  Öffnung  ist  im  verkürzten  ä  weniger  weit,  im  vollkommenen 


BEITRAG   ZUR    GESCHICHTE   DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND    PHONCGRAPHIE. 


251 


bestimmt  er  als  bruits,  welche  durch  den  Atmungsstrom  auf  dem  Wege  durch 
den  Mund  oder  die  Nase  hervorgebracht  werden .  als  frapemans  oder  frote- 
mans.     Die  cons.  unterscheidet  er  weiter  nach  der  Einstellung  der  Stimmritze 


a  weiter,    man  sieht  aus  diesem    Beisp.,    wie   wenig   bei    den    Öffnern  mit  größerer    Öffnung 
die  engl.  Benennungen  narrow  und  wide  passend  sind ;    nach  meinen  Beobachtungen  ist  der 
a-Laut  in  rat  ^\. 
:    kurz  in  net  .  .  lang  in    tete  .  .  der   einzige   fr.  Vok..    der   in   gleicher  Stellung  ebensowohl 
lang  als  kurz  sein  kann  [was  versteht  P.  hier  unter  Stellung?  wenn  Stellung  der  Sprechorgane, 
wanmi  hat  er  dann  bei  den  übrigen  kurzen  und  langen  Öffnern  nicht  von  verschiedener  Stel- 
lung  gesprochen?     Er    bemerkte    doch  im   allgemeinen   mit   Recht,    daß    alle  —  lange   wie 
kurze  —  betonten  Öffner  mit  gespannten  Muskeln  gesprochen  werden]  .  .  die  Lippen  fangen 
an   sich   spaltförmig  zu  öffnen  [£ ,    einen  Anfang   einer   Lippenlängsöffnung  kann   man    auch 
schon  bei  dem  vorigen  Laute  ^  wahrnehmen], 
e  ".    immer  kurz  .  .  in  fee   .  .  d.    .  .   See. 
i     :    kurz  in  lime,  lang  in  abime     .  .   d.    .  .  nie. 
oe  :    kurz  in  seul,  lang  in  coeur  [fehlt  im  1).] 
ö   :    kurz  in  peu,  lang  in  Meuse   .  .  d.    .  .  schön. 

ü  :    kurz  in  nu,    lang  in  pur  .  .  d.    .  .  lüge   [schon  S.  23  hatte  P.  vorbemerkt:    'ich   meinerseits 
merke  keinen  wesentlichen  Unterschied  zwischen  ü-ö-Leuten  im  Deutschen,  Dan.  und  Franz.' 
Genaue  stomatoskopische  Untersuchungen  haben  mich  eines  andern  belehrt:  bei  dem  d.  ü  ö 
ist  die  Zungenartikulation  verhältnismäßig  unvollkommener  als  bei  den  fr.  ?/_  0  ]. 
Es  geschieht  bisweilen,  daß  Wörter  zwischen  a  und  ä,  zwischen  o  und  ö,  zwischen  ce  und 
ö  schwanken:   dies  rührt  von  Dialektvermischung  her  .  .  Im  allgemeinen  jedoch  sind  die  Vokal- 
werte ziemlich  scharf  geschieden  und  keineswegs,  wie  fremde  ]auch  einheimische]  Phonetiker  noch 
vielfach  angeben,  von  der  Quantität  abhängig." 

'Nasalvok.  Daß  jeder  Vok.,  ja  jeder  Mundlaut  nasaliert  werden  kann,  ist  bekannt  .  . 
Im  jetzigen  Fr.  werden  4  nasalierte  Vok.  gebraucht,  sämtlich  niedere  d.  h.  offne  Vok.  .  .,  ö, 
kurz  in  ton,  lang  in  ronde ;  {\  kurz  in  rang,  lang  in  ränge;  ;j  kurz  in  bain,  lang  in  pinte;  oe,  [ö] 
kurz  in  un,  lang  in  humble.'  [Zu  den  nasalen  Öffnern  macht  P.  folgende  berichtigende  Bemer- 
kung: 'Die  Nuance  des  nasalen  Vok.  ist  meist  etwas  tiefer  als  die  des  oralen.  Vielleicht  ist  die 
Zunge  weniger  gespannt  (halb-' wide",  weil  die  Muskelthätigkeit  auf  das  Gaumensegel  konzentriert 
ist."  P.  zeigt  sich  hier  nicht  genügend  mit  dem  Mechanismus  des  Gaumensegels  vertraut:  Die 
Muskelthätigkeit  am  Gaumensegel  ist  größer  bei  den  mit  gehobenen  Segel  gesprochenen  rein 
oralen  Öffnern  als  bei  den  mit  gesenktem  Segel  gesprochenen  nasalen  Öffnern.  Diese  Senkung 
ist  freilich  nicht  die  der  Ruhelage,  sondern  eine  willkürliche  Öffnung,  eine  Artikulation.  Mit  dem 
artikulatorischen  Herabziehen  des  weichen  Gaumens  hängt  ein  gewisser  Rückgang  der  Zunge  zu- 
sammen, wie  sich  aus  der  anatomischen  und  physiologischen  Analyse  der  Mundhöhle  ergibt  l.  z. 
I.  135  ff.  140  ff.,  hier  S.  221J.  Diesen  Rückgang  habe  ich  auch  thatsächlich  in  fr.  Munde  be- 
obachtet, so  daß  ich  die  betr.  nasalen  Öffner  genauer:  .1^^  t\^  z:^^  (\  ^  schreiben  müßte.  Da 
man  aber  diesen  geringen  Rückgang  der  Zunge  als  unwesentliche  und  unwillkürliche  Mitbewegung 
beim  Herabziehen  des  weichen  Gaumens  ansehen  kann,  so  darf  man  das  für  die  Praxis  jedenfalls 
unnötige  Zeichen  des  Rückgangs  ;-  weglassen  und  .1^  c^  y;^  ()^  schreiben,  wie  es  auch  in  der 
Übersicht  S.  145^  geschehen.     Vgl.  Suchier  unten  S.  277]. 

'Unbetonte  Vok.  Alle  die  bisher  gen.  Vok.  können  ebensowohl  in  betonter  als  in 
unbetonter  Silbe  vorkommen.  Es  gibt  aber  auch  solche,  die  nur  unbetont  vorkommen:  sie 
entsprechen  dem  deutschen  0  in  (Sabe  .  .  nur  sind  sie,  bei  der  schwachen  Betonung  des  Fr., 
von  den  betonten  lange  nicht  so  streng  geschieden.  Wie  das  Schema  zeigt,  neigen  die  zu  'ge- 
mischter' Lage  [richtiger  zu  mittlerer  Lage ;  auch  in  diesem  Punkte  stimmt  die  Veranschaulichung 
des  Vf.  zu  meiner  im  Gegensatz  zu  Bell  und  seiner  Schule  wie  zu  Vietors  frühcrm  Schema, 
PHON.  I  18];  dazu  sind  sie  mit  nur  halbgespannter  Zunge  zu  sprechen  .  .  Auch  die  Lippenthätig- 
keit  [wie  die  Gesamtheit  der  Artikulationen  im  Windrohr  wie  in  der  Stimmritze  und  im  Ansatz- 
rohr, namentlicli  im  Lautrohr]  ist  niclit  so  kräftig ,  wie  bei  den  betonten  .  .  Beisp.  der  3  Laute 
sind:   o  in  joli   .  .   e   in  niaison    .  .   <;   in  je.      [Abgesehen    von    den   unbetonten   Öffnern   in   Diplith. 


252 


F.  Teciimek. 


in  vocaliques  und  souflecs.  15:  II  y  a  encor  un  troisicmc  etat  de  la  glote, 
intermediaire,  pour  ainsi  dire.  entre  Ic  soufle  et  la  vois.  Quand  les  cordes 
vocales    sont    asscz    raprochees  .    . .    il    se   produit    un    bruit    particulier    apele 


//  21  i  vgl.  die  Übersicht  S.  HS'')  »nd  von  mundartlicher  und  schneller  lässiger  Ausspr.,  in 
welcher  vortonige  Öffner  der  mittlem  Lage  zustreben  vgl.  i.  z.  I.  465  hat  man  im  Fr.  nur  den 
letzten  der  3  vom  Vf.  gen.  Öffner  z.  1'..  in  je  als  einen  wirklich  unvollkommenen,  mittlem,  // 
anerkannt  und  mit  Recht ;  die  beiden  andern  von  I'.  gen.  stets  unbetonten  Öffner  sind  nicht 
unvollkommen  und  bedürfen  deshalb  für  die  anerkannte  Ausspr.  keiner  systematischen  Sonderung 
von  den  übrigen  vollkommenen  Öffnern;  sagt  doch  auch  l*.  selbst  27:  'Akustisch  ist  o  kaum  von 
ö  .  .  zu  unterscheiden;  e  scheint  zwischen  e  und  ä  zu  liegen  und  ist  oft  halblang.  Und  H.  28 
Anm.  2:  'Ich  bin  erst  kürzlich  zur  Erkennung  der  fr.  imbetonten  Vok.  gekommen.'  Es  würde 
sich  also  empfehlen,  in  l'.s  System  von  der  Schreibung  ö  und  e  ganz  abzusehen  und  dafür  ein- 
facher nur  0  und  ä  zu  verwenden.  P.  beschreibt  dann  den  'Neutral vokal',  den  Mittel-  und 
'Schwerpunkt  des  fr.  Schemas',  leider  nicht  mit  hinreichender  physiologischer  Bestimmtheit:  er 
spricht  von  'schwacher  Rundung'  [welche  ich  nur  bei  energisch  und  isoliert,  betont  gesprochenem 
je  beobachtet,  das  ja  nicht  natürlich  ist,  ich  habe  es  in  der  Übersicht  S.  145^  in  Klammern  ge- 
setzt i'ffi]  imd  von  schwacher  Nasalicrung ,  die  doch  wohl  nur  in  nachlässiger  und  mundartlicher 
Sprechweise  vorkommt.  In  der  That  handelt  es  sich  um  die  Lage  der  Organe,  welche  ich,  im 
Gegensatz  zur  Lage  vollständiger  Ruhe  (Inertia  physiologica,  die  relative  Indifferentia  phonetica 
genannt  habe,  welche  für  die  fr.  Artikulation  im  allgemeinen  mehr  nach  vorn,  für  die  engl,  mehr 
nach  hinten,  für  die  deutsche  an  mittlerer  Stelle  liegt  (vgl.  meine  veransciiall.  dkr  lautiui,- 
DUNG  7,   18  . 

Die  allgemeine  Anordnung  der  'Konsonanten'  S.  29  bietet  nichts  Neues:  P.  hat  die  schon 
bei  den  altindischen  Grammatikern  gebräuchliche  Teilung  nach  der  Bildungsweise  und  Bildungs- 
stelle (sthäna)  beibehalten  und  mit  Recht,  doch  hätte  er  die  mehrdeutigen  Benennungen  der  Bil- 
dungsstellen:  Gutturale,  Palatale,  Linguale  besser  vermieden.  Die  'nur  als  Vertreter  andrer  Laute' 
vorkommenden  Schließer  setzt  er  in  Klammern.  'Die  fr.  stimmlosen  Verschlußlaute 
werden  im  allgemeinen  nicht,  wie  im  D.,  im  Anlaut  aspiriert,  ja,  ich  glaube,  während  des  Ver- 
schlusses findet  auch  ein  Verschluß  des  Kehlkopfes  statt  —  so  vermutet  Jespersen  .  .  Als  Däne 
darf  er  über  Verschluß  des  Kehlkopfs  wohl  mit  mehr  Sicherheit  als  irgend  ein  andrer  reden.  — 
Folgt  ein  Vokal,  so  geschieht  der  Übergang  immittelbar,  ohne  Gleitlaut. v  [Infolge  der  hier  von 
Jespersen  angedeuteten 'Vermutung',  welche  freilich  um  so  mehr  ins  Gewicht  fällt,  als  J.  von 
Hause  aus  ein  geübtes  Ohr  gerade  für  Kehlkopfschluß  vor  andern  nichtdäriischen  Phonetikern 
voraus  hat,  habe  ich  Gelegenheit  genommen,  noch  einmal  die  Ausspr.  der  fr.  stimmlosen  Schluß- 
laute mit  dem  HÜTERschen  Hörrohr  an  M.  Belouin  zu  untersuchen,  aber  keine  Spur  von  Klapp- 
laut im  Kehlkopf  gehört.  M.  B.  erklärte  mir,  er  habe  auch  kein  Muskelgefühl  irgend  einer 
Kehlkopfartikulation  während  des  Mundschlusses.  Es  beginnen  hiernach  also  nach  den  Schluß- 
lauten die  fr.  stimmhaften  Öffner  mit  leisem  Einsatz ,  wie  es  ja  auch  im  Anlaut  von  solchen  fr. 
Öffnern  geschieht ,  also  nicht  mit  Kehlkopfschluß ,  welchen  ich  auch  deshalb  gar  nicht  in  der 
Übersicht  S.  145^  anerkannt  habe,  von  unartikulierten  hörbaren  Ausdrucksbewegiingen,  wie  Ballu 
sie  trefflich  zergliedert  S.  228  f.),  habe  ich  da  natürlich  abgesehen].  .  .  Die  stimmhaften  sind 
immer  ganz  stimmhaft,  sowohl  bei  der  Bildung  als  bei  der  Losung  des  Verschlusses  .  .  Die  hin- 
tern .  .  Verschlußlaute  g  und  k,  wie  in  gout  .  .  cas  .  .,  sind  nicht  sehr  weit  hinten  [d.  h.  nur 
etwas  weniger  nach  hinten  als  z.  B.  im  Deutschen]  gebildet,  aber  der  Ort  des  Verschlusses  ver- 
schiebt sich  je  nach  dem  folg.  Laut  [vgl.  Volney  S.  207].  .  .  Am  tiefsten  sind  sie  wohl  vor  a 
[das  habe  ich  mittels  der  stomatoskopischen  Methode  sicher  festgestellt  l.  z.  I.  Tab.  iv.  i,  4; 
im  Gegensatz  zu  Seelmann  (vgl.  o.  S.  153)  u.  aa.]  .  .  Vor  e  i  ü  und  hauptsächlich  j  werden  sie 
fast  palatal  [d.  h.  zu  £-^  k^ ,  aber  nicht  etwa  ganz  palatal  zu  ^  k  =  D  T  ,  welche  Laute 
ich  auch  für  das  Volkslat.  wie  für  fr.  Patois  in  der  Übersicht  S.  145^  angedeutet;  es  wären  also 
für  wissenschaftliche  Zwecke  auch  im  Fr.  genauer  P"^  k ^  S  ^  S>^>  '^"  unterscheiden ;  die 
letztern  sind  erst  von  Volney  o.  S.  207  anerkannt  worden].  Eigentliche  Palatale  verwendet  die 
Landesspr.  nicht,  wohl  aber  werden  sehr  häufig  tj  und  dj  in  der  vulgären  Ausspr.  für  k  und  g 
vor  vordem  Vok.  gebraucht    [vgl.  schon  Ackerm.\nn    o.  S.  210];    oft,    vielleicht  gewöhnlich  mit 


BEITRAG   ZUR    GESCHICHTE  DER   FRANZ.   UND   ENGL.    PHONETIK  UND   PHONOGRAPHIE. 


253 


chuche  (h  .  P.  vernachlässigt  bei  der  Flüsterstimme  die  Öffnung  der  Knorpel- 
ritze (vgl.  IV.  119  -,  ; .  Die  Hauchenge  beschreibt  P.  p.  32  als  fricative  gutu- 
rale  (h)    .  .  ne  peut  exister  qu'a  letat  de   consone  souflee.     Den  Unterschied 


einem  Nachschlag  von  j  und  q  [d  )Z  r  )5  ]  .  .  Die  mit  der  Zungenspitze  (und  dem  Zungenblatt 
[vgl.  I.  z.  IV.  346  Anm.  2J  gebildeten  Verschlußlaute  d  t.  Im  Fr.  ist  ihre  Bildung  dental  [ge- 
nauer alveolar,  allerdings  mit  mehr  als  im  Deutschen  nach  vom  gestreckter  Zunge ;  vgl.  Fig.  3. 
Die  Fig.  veranschaulicht  Hebung  der  Zungenspitze  bis  an  die  Oberzähne  und  in  natürlichem  Zu- 
sammenhange damit  Hebung  des  der  Spitze  zunächst  liegenden  und  davon  unnötig  geschiedenen 
Teiles  des  Vorderzungenrückens  an  die  Alveolen;  das  wesentliche  ist,  daß  sich  die  Zungenspitze 
aus  ihrer  Ruhelage  an  den  Unterzähnen  zu  Schluß  emporhebt  imd  dieser  Schluß  sich  auf  die  Alve- 
olen erstreckt,  im  Gegensatz  zur  rein  dentalen  Artikulation]  .  .  sie  werden  nur  vor  vordem  Vok. 
und  j  von  einer  palatalen  Hebung  der  Zunge  begleitet  [also  Neigung  zur  sog.  Mouillierang  d.  h. 
mäßiger  Vorderzungenrückenhebung ,  annähernd   Avie  in  slaw.   Sprr.],  vor  gerundeten  gerundet  .  . 


Die  fr.  Reibelaute  werden  alle  mit 'enger'  d.h.  stark  gespannter  Artikulation  gebildet,  was 
der  Ausspr.  der  Vok.  entspricht  .  .  Der  Laut  h  ist  wohl  fast  nach  Belieben  unter  die  Reibelaute 
zu  setzen  oder  als  Kollektivzeichen  der  'stimmlosen  [genauer:  gehauchten]  Vok.'  anzusehen,  da 
er  ja  aus  einer  ganz  leisen  Reibung  im  Kehlkopf  entsteht  und  dann  durch  die  Mundresonanz 
modifiziert  wird  [im  streng  wissenschaftlichen  System,  wo  dem 'Belieben '  nicht  Siiielraum  gestattet 
werden  darf,  ist  die  letztere  Auffassung  die  richtige  und  deshalb  habe  ich  die  betr.  I.autklasse  in 
der  Übersicht  S.  145^  unter  ouvertures  aspirees  angedeutet].  Übrigens  k.inn  dieser  Laut  kaum 
noch  als  der  fr.  Spr.  angehörig  angesehen  werden.  Die  PARlser  wenigstens  gebrauchen  ihn 
selten  .  .  In  meiner  natürlichen  Ausspr.  finde  ich  h  besonders  in  den  Ausnifungen  aha  oho  .  . 
hä'  .  .;  ferner  in  hura,  was  aber  wohl  mehr  engl,  als  fr.  ist  .  .;  in  der  Normandic  und  einigen 
andern  Gegenden  ist  es  regelmäßig  hörbar,  aber  dies  wird  eher  als  gebildeter  I'rovinzi.alismus 
angesehen.  .  .  Ich  nehme  hier  an,  daß  die  .Vusspr.  mit  h  die  richtige  ist.  .  .  Gutturale  d.h. 
richtiger:  postpartale  Reibelaute  haben  im  Fr.  kein  anerkanntes  Dasein.  .  .  'Doch  kommen  die 
artic.  serrees  velaires,  postlinguales,  medidlinguales,  antclinguales  in  fr.  Mundarten  vor,  worüber 
unten  S.  2S2  weiteres.     Sie  sind  in  der  tbersicht  S.  145:'  mit  einem  ,  in        nachgetragen,    aber 


254 


F.  Tkchmer. 


von  gehauchten  aspirees]  und  geblasenen  soufleesj  Lauten  übersieht  er  (vgl. 
IV.  119  <_■  und  V  ).  Von  dem  Geräusch  der  cons.  bemerkt  P.  15:  ce  bruit 
peut  se  produire  de  diverses  manieres:    i^  Le  passaje  de  Fair  est  complete- 


Icider  aus  Ver.schcn  um  eine  senkrechte  Reihe  zu  weit  nach  rechts  gesetzt  worden  ,  was  ich  zu 
verbessern  bitte.]  Der  palatale  Reibelaut  j,  vor  und  nach  stimmlosem  5,  .  .  ist  nur  schwach  kon- 
sonantisch und  wird  von  einigen  als  unsilbiges  i  angesehen  Lbzhw.  j  Z  j]  .  .  In  meiner  Ausspr.  ist 
er  deutlich  konsonantisch  .  .  bien  .  .  pied  .  .  feuilleter  =  fechte  (vielleicht  richtiger  foejgte  .  .  Die 
lingualen  richtiger :  präpalatalenj  Reibelaute  sind  die  sog.  Zischlaute  z  s  z  s  .  .  Die  Physiologie  der 
Zischlaute  ist,  wie  bekannt,  schwierig  .  .  Bei  i  s  nähert  sich  die  Zungenspitze  dem  Vorderteil  des 
harten  Gaumens  und  den  Alveolen,  aber  auch  ein  Teil  des  Zungenblatts  nähert  sich  dem  harten 
Gaumen  [letztere  Mitbewegung  ist  ganz  unwesentlich];  auch  die  übrige  Vorderzunge  wird  etwas 
gehoben,  aber  dies  ist  nicht  wesentlich  [in  Wirklichkeit  wird,  wie  ich  auch  noch  kürzlich  an  fr. 
Zunge  stomatoskopisch  nachgeprüft,  die  Mittelzunge  etwas  gehoben  und  dies  ist  wenigstens 
insofern  wesentlich,  als  ohne  diese  gleichzeitige  Mittelzungenhebung  statt  der  chuintantes  Gkuelin 
o.  S.  167)  z^  s^  die  sifflantes  Z  S  gesprochen  würden].  Bei  ^  S  dagegen  ist  die  Zungenspitze  fest 
gegen  die  Unterzähne  gepreßt,  das  Zungenblatt  streckt  sich  längst  der  Oberzähne  und  der  Alveolen ; 
die  übrige  Vorder[bzhw.  Mittel-]zunge  wird  nicht  gehoben  .  .  ich  glaube  aber  fest,  diese  Artiku- 
lationsweise ist  nicht  die  einzige  in  Frankreich  gewöhnliche  [es  können  statt  s^  5  auch  die  ent- 
sprechenden Vorderzungenrücken-Mittelzungcnengclaute  /^^  5  und  statt  /f  .S  die  Zungenspitzenenge- 
laute 5  s  her\-orgebracht  werden  ;  die  hörbare  Wirkung  bleibt  bzhw.  der  Art  nach  dieselbe]  .  . 
Die  labiodentalen  Reibelaute  v  f  .  .  vln  .  .  fin.  Der  bilabialen  Reibelaute  besitzt  das  Fr.  zwei: 
ein  y  mit  starker,  etwas  spaltförmiger  [?]  Lippenenge  und  leichter  Hebung  der  Vorderzunge,  und 
ein  w  mit  noch  stärkerer  [als  wo?  als  bei  y?  dann  müßte  y  auch  vorgestülpte  Lippenmndung 
haben,  wie  ich  meinerseits  sie  immer  beobachtet]  vorgestülpter  Lippennmdung  und  starker  Hebung 
der  Hinterzunge.  Beide  sind  gewöhnlich  stimmhaft,  nur  nach  stimmlosen  stimmlos:  .  .  buis  .  . 
puits  .  .  ouate  .  .  quoi.  [Es  handelt  sich  also  um  die  von  B.\llu-Havet  schon  besser  darge- 
stellten L^bergangslaute  ;r  W,  'mit  Lippenrund-,  nicht  'spaltförmiger'  Llppenlängsöffnung;  und 
}V  VV]  .  .  Noch  mehr  als  bei  j  ist  es  bei  w  ixnd  hauptsächlich  bei  y  fraglich ,  ob  man  nicht 
eher  konsonantisch  fungierende  Vok.  ü  und  u  als  eigentliche  Reibelaute  hat ;  dagegen  streitet 
aber  die  Thatsache,  daß  diese  Laute  auch  stimmlos  nicht  nur  deutlich  hörbar,  sondern  wortbildend 
und  sinnunterscheidend  sind  .  .  sol  .  .  sua  .  . ;  toit  .  .  tiia  .  .  Dabei  ist  wenigstens  bei  y  weder 
die  Zungenhebung  noch  die  Lippenrundung  so  stark  [!]  als  bei  ü."  [Die  Artikulationsgrade 
der  Mundhöhle,  welche  die  Gattungen  der  Laute  bestimmen,  brauchen  innerhalb  einer  und  der- 
selben Gattung  durchaus  nicht  vollständig  gleicher  räumlicher  Größe,  noch  weniger  gleich  stark 
zu  sein.  Genauere  Messungen  der  Grade  der  Öffnung  wie  der  Enge,  unmittelbar  für  die  Lippen 
und  mittels  stomatoskopisch  er  Bilder  für  die  Zunge,  haben  gezeigt,  daß  das  räumliche  Maß 
des  betr.  Grades  innerhalb  gewisser  Grenzen,  nicht  bloß  je  nach  der  Artikulationsstärke,  sich 
ändern  kann,  ohne  eine  andre  Gattung  zu  bedingen.  Die  phonetische  Wissenschaft  hat  bis  jetzt 
kein  räumliches  Maß  festgestellt,  welches  als  Grenze  zwischen  Öffnung  und  Enge  gelten  könnte ; 
man  hat  sich  begnügen  müssen ,  die  Unterscheidung  der  Gattungen  der  Mundöffner  und  Mund- 
engelaute nach  der  hörbaren  Wirkung  zu  bestimmen,  derart,  daß  die  Gattiing  der  letztern  da 
beginnt,  wo  durch  die  Mundartikulation  für  sich  ein  Geräusch  erzeugt  würd.  Da  jedoch  die 
Grenze  zwischen  Öffnung  und  Enge  weder  räumlich  durch  Punkte,  Linien  oder  Flächen,  noch 
mit  dem  Gehör ,  wenigstens  ohne  Mikrophon ,  scharf  bestimmt  werden  kann  ,  so  hat  man  ein 
Übergangsgebiet  von  Halboffnem  (demi-  oder  kürzer  mi-ouvertes  (vgl.  die  Übersichten  S.  145^  und 
292)  angenommen,  in  welches  solche  Laute  gestellt  werden,  bei  denen  das  natürliche  Gehör  im 
Zweifel  ist,  ob  sie  zu  den  Mundöffnern  oder  Mundengelauten  gehören.  Auch  von  den  Mundenge- 
lauten zu  den  Mundschlußlauten  findet  ja  ein  allmählicher  Übergang  statt ,  doch  ist  die  Gattung 
der  letzten  natürlich  begrenzt,  abgesehen  von  der  Stärke  des  Schlusses.  Nach  meinen  Beobach- 
tungen werden  in  der  fr.  Normalausspr.  außer  dem  e  imparfait  lÄ, ,  noch  die  unvollkommenen 
Öffner  t  il  Ü,  daneben  auch  die  stimmhaften,  bzhw.  stimmlosen  Halböffner  J  U'  W-,  j  W  W^ 
mit  beginnendem  Geräusch,  gesprochen,  letztere  gewöhnlich  in  der  Umgangsspr.  Die  Schwierigkeit 
der  Frage,   ob  diese  letztern  Übergangslaute  diphthongische  sind  oder  nicht,   wird  bei  Passv  wie 


BEITR,.\G    ZUR   GESCHICHTE   DER   FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND    PHOXOGRAPHIE. 


^DD 


raant  ferme  .  .  explozive  .  .  2°  .  .  nazale  .  .  3°  .  .  laterale  .  .  4°  .  . 
roulee  .  .  5°  Le  passage  de  l'air  est  simplemant  retreci  .  .  fricative.  Das 
seine    Unterscheidung    der   Laute   dapres   leur    mode   de   formacion;    es    folgt 


bei  Ballu  o.  S.  227  ff.'  u.  aa.  durch  die  mangelhafte  Bestimmung  der  Begriffe  Vokale  ,  Kon- 
sonanten ob  Klang-  oder  Geräuschlaute,  Öffner  oder  Schließer,  Silbenhaupt-  oder  Nebenlaute) 
und  die  zu  eng  gefaßte  Definition  der  Diphthonge  unnütz  vergrößert.  Ein  gewisser  Fortschritt 
in  dieser  Frage  ist  jedoch  in  Passys  letztbesprochener  Arbeit  LES  SONS  du  fransais  nicht  zu 
verkennen].  34:  Die  Zitterlaute  .  .  Am  besten  hat  wohl  Trautmann  erklärt,  wie  die 
Mode  das  Zäpfchen -r  '1]  nach  und  nach  statt  des  Zungen -r  eingeführt  hat  .  .  doch  wird 
r  immer  noch  theoretisch  als  klangvoller  vorgezogen ,  von  Sängern  immer ,  von  Schauspielern 
oft  gebraucht  .  .  Es  ist  schwer  zu  sagen ,  ob  1  oder  r  als  mustergültig  anzunehmen  ist ; 
jedenfalls  darf  man  r  schreiben  und  wohl  einem  jeden  frei  stellen ,  nach  Belieben  auszu- 
sprechen .  .  [Passy  schreibt  an  Beyer  's.  dessen  unten  besprochene  fr.  phon.  166  :  'Im  Con- 
gres  d'instituteurs,  im  Sept.  1887,  welchem  2400  Schullehrer  aus  allen  Gegenden  Frankreichs  bei- 
wohnten, war  die  Herrschaft  des  Zungen-r  unangegriffen. 'j  Das  r  .  .  ist  in  der  Regel  stimmhaft, 
wird  aber  nach  und  vor  stimmlosen  mehr  oder  weniger  stimmlos  .  .  Übrigens  ist  .  .  Endungs-r 
sehr  schwach  .  .  und  unterbleibt  meist  in  der  Umgangsspr.  .  .  Die  Seitenlaute  .  .  das  mit  der 
Zungenspitze  gebildete  1  in  long  .  .  dental  .  .  nur  vor  höhern  vordem  Vok.  und  j ,  am  meisten 
zwischen  i  und  j  wie  in  pilier,  tritt  .  .  palatale  Hebung  ein,  jedoch  ohne  daß  der  Verschluß  selbst 
davon  beeinflußt  wäre  .  .  Verlust  des  Stimmtons  tritt  in  denselben  Fällen  wie  bei  r  ein  .  .  peuple 
=  pöpl^  .  .  pöp  .  .  Der  palatale  Seitenlaut  Ij  [l.]  ,  das  sog.  1  mouille,  kann  kaum  noch  als  fr. 
Laut  gelten  .  .  Die  natürliche  Ausspr.  der  PARlser  wenigstens  ist  immer  fij  .  .  Die  Nasalen. 
Das  Fr.  hat  3  Nasalen  [articiilations  closes  nasales  .V  ;/  ;//  in  der  L'bersicht  S.  145^] ,  obgleich 
ihm  das  r\  [.V<]  fehlt;  statt  dessen  haben  wir  einen  palatalen  Laut,  welchen  wir  durch  n  [.vj 
bezeichnen.  Alle  3  Nasalen  sind  in  der  Regel  stimmhaft,  werden  nur  ausnahmsweise  stimmlos 
vor  imd  nach  stimmlosen  oder  im  Auslaut  nach  Kons.  N_  n  m]  .  .  Das  palatale  ri,  in  der  ge- 
wöhnlichen Orthographie  gn  geschrieben,  hat  verschiedene  Ausspr.  .  .  i.  ziemlich  hinteres,  an 
der  Grenze  des  harten  und  weichen  Gaumens  [?  'von  Storm.  beschrieben'  .  .  2.  eigentlich  pala- 
tales  li  ,  am  harten  Gaumen  'an  seiner  Mitte  A'. ,  welches  ich  auch  stomatoskopisch  bestimmt] 
gebildet,  ['mustergiltig']  .  .  3.  nasaliertes  j  [j^,  'nachlässige  Ausspr.']  .  .  4.  nj  mit  schwach 
palatalisiertem  n,  wie  immer  vor  j  Hj  ,  'die  den  Gebildeten  geläufigste  Ausspr.'?  .  .  Auch  Schnalz- 
laute bei  geschlossenem  Kehlkopf  [.'  werden  in  Ausrafen  und  zum  Treiben  der  Tiere  ver- 
wendet.' 

Hierauf  behandelt  P.  im  11.  Teil  das  Sprachgefüge.  Für  die  Artikulationsbasis  bemerkt 
er,  daß  die  Ausatmung  schwach  und  einförmig,  die  Artikulation  scharf,  rein  und  kräftig  sei. 
Natürlich  wird  das  Gesetz  vom  Gleichgewicht  der  treibenden  Kräfte  des  Windrohrs  und  der  hem- 
menden der  Stimmbänder  und  des  Ansatzrohrs  im  Fr.  vollkommen  gewahrt  vgl.  S.  190  .  Auf 
die  folgenden  Abschnitte  über  Schallstärke,  Klangfülle,  .Vtmungsstärke,  Silbenbildung,  Nachdnick, 
Dauer,  Tonhöhe  ;  Verbindung  der  Laute,  Gleitlaute  'den  festen  Einsatz  oder  Kehlkopfverschluß- 
laut; den  gehauchten  Einsatz  oder  h  und  den  leisen  Ansatz;  letzterer  ist  im  Fr.  die  Regel' \ 
Bindung,  Sandhi  will  ich  nicht  weiter  eingehen;  sie  befriedigen  weniger  als  der  i.  Teil.  Im 
III.  Teil  '  Proben  .  .  in  phonetischer  Umschrift  [links ;  rechts  die  gewöhnliche  Orthographie  .  . : 
ein  zwangloses  Gespräch,   ein  höheres  Prosastück  und  ein  Gedicht.' 

So  nützlich  diese  Darstellung  der  fr.  Ausspr.  von  P.  für  die  Lehrer  des  Fr.  ist,  so  darf  sie 
doch  nicht  von  denselben  in  ihrer  Anwendung  auf  den  Unterricht  überschätzt  werden.  In  Nach- 
ahmung von  Sweet  hat  P.  der  schnellern  und  bequemern  Aussprache  des  Umgangs  weitern  Spiel- 
raum eingeräumt,  als  im  Unterricht  gestattet  ist.  In  der  Schule  muß  vorwiegend  die  höhere, 
feierlichere  z.  T.  noch  altertümlichere  Ausspr.  gepflegt  werden,  ohne  natürlich  die  weitere  der 
gegenwärtigen  Umgangsspr.  zu  vernachlässigen,  welche  bei  weitemi  natürlichen  Gebrauch  im  Ge- 
spräch sich  übrigens  von  selbst  ergibt.  Vgl.  meinen  Bericht  über  KoscuwiTZ  unten  S.  270  und 
Ch.  Leveque  ;d"Oisy),  Viet.  phon.  stud.  I.   157:    des  enci.itkjues  en  fr.  k  PROPOS  des  der- 

NIERS  ESSAIS  DE  REPRESENTATIONS  PHON.  ET  SURTOVT  DE  CEUX  DE  M.  P.  PaSSY.  Les  principcs  qui 
m'ont    guide    dans    cctte    etudc    sc    trouvent    en    grande    ]iartie    dej:\    indiques  dans  une  Etudc  sur 


256  F. 'Tkchmer. 

p.  16  die  d'aprcs  la  partic  de  la  bouche  ;I  ,  ou  a  lieu  la  fermeture  ou  le  re- 
trecissement  .  .  5  classes:  1°  cons.  labiales  ,  .  2"  c.  linguales  .  .  3''  c. 
palatales  .  .  4""  c.  veleres  .  .  5"  c.  guturales.   formees  en  raprochant  deus 


raccentuation  pubÜL-e  cn  1880.  165:  M.  I'ASSY  a,  du  moins  pour  les  besoins  des  profcsseurs  de 
fr.  \  r^tranger,  plac(j  l'cchelon  infcrieur  du  langage  familier  un  peu  plus  bas,  ce  qui  l'amene  ä 
admettre  d'une  part  des  combinaisons  un  peu  forcees  (jui  ne  sont  tamilieres  qu'ä  certains  districts 
linguistiques  sp^cialement  prepares  aux  difficult(^s  de  pron. ,  ou  bien  meme  i  figurer  des  choses 
qui  ne  se  trouvent  pas  dans  la  langue  commune  \  tous  les  Fr.  et  qui  ne  se  rencontrent  que  dans 
certains  patois  comme  kat  pour  katr ,  vot  pour  votr ,  not  pour  notr  ,  ptset  pour  pöt-aetr,  i-rkona.- 
pour  il-rokonre,  st-om  pour  sa-t  om.  La  chose  est  ordinaire  h  Paris  sans  doute  .  .  c'est  de  la 
couleur  locale  par  consequent  Mais  pouvons-nous  aller  jusque-lJi?  273:  Comme  dans  les  cas 
analogues  de  consonnes  semblables  \  reunir  par  la  pron.  [loi  d'adaptation] ,  je  dois  rejeter 
pour  lY'Cole  a  l'^tranger  ces  notations  familieres  qui  mettcnt  cn  p6ril  le  sens  des  formes  gram- 
maticales  [vgl.  Darmesteter  unten  S.  268]  et  dont  la  longueur  est  difficile  ä  bien  apprecier 
pour  les  etrangers,  au  moins  en  moyenne  et  surtout  quand  ils  doivent  etre  instniits  en  masse, 
comme  c'est  le  cas  dans  les  ecoles  des  grandes  villes.  274:  La  loi  de  dissimilation  n'est 
pas,  a  mon  avis,  appliquee  avec  la  rigueur  necessaire  pour  l'enscignement  .  .  Les  enclitiques 
sont  par  trop  effaces  dans  leur  formes  .  .  La  liaison  n'est  pas  indlquee  dans  des  cas  oü  eile 
me  paraitrait  necessaire. 

Wenn  ich  oben  P.s  Versuchen ,  die  phonetische  Schreibung  im  ersten  Unterricht  zu  ver- 
werten, nicht  billigen  konnte,  so  muß  ich  hier  am  Schluß  seinem  Bemühen  Anerkennung  zollen, 
die  hergebrachte  fr.  Schreibung  einfacher  in  phonetischem  Sinne  zu  gestalten.  Es  hat  jüngst 
folg.  Wortlaut  einer  Petition  an  die  AC.  FR.  in  der  REVUE  critique  gestanden,  27  mai  18S9, 
p.  419:  Petition  ad ress(5e  a  MM.  les  membres  de  I'ac.  fr.  en  vue  d'une  simplication 
de  l'orthogr.  :  'Messieurs,  I'ac.  fr.  gouverne  l'orthogr.  de  notre  langue.  Sans  que  ses  arrets 
aient  de  sanction,  ils  servent  de  regle  commune  aiix  imprimeurs.  C'est  donc  ä  I'ac.  que  doit 
s'adresser  une  petition  ayant  pour  objet  une  simplification  de  l'orthogr.  Pour  y  faire  droit,  d'ail- 
leurs,  I'ac.  n'a  qu'a  continuer  son  oeuvre.  La  simplification,  eile  l'a  poursuivie,  continüment  depuis 
l'origine.  II  y  a  peu  d'annees,  eile  supprimait  encore  des  signes  inutiles,  le  trait  d'union  de  tres- 
bon,  la  seconde  h  de  diphthongue.  Le  public,  a  ce  moment,  a  snivi  avec  discipline.  Ce  que 
I'ac.  fera  dans  le  meme  sens  sera  toujours  ratifie  par  la  pratique  universelle.  Les  soussignes  fönt 
appel  aux  traditions  reformatrices  de  I'ac.  pour  solliciter  d'elle  un  nouveau  perfectionnement.  Elle 
seule  peut  en  formuler  la  regle  et  la  mesure.  Voici  des  exemples  des  questions  qu'on  lui  demande 
de  trancher:  1°  Question  des  suppressions  d'accents  muets  (oü,  la,  gite,  qii'il  füt  .  De  la,  pour 
les  typog^aphes,  l'economie  possible  de  quatre  caracteres  a  faire  fondre  dans  chaque  corps  ä,  ü, 
1,  li) ;  2°  question  des  suppressions  d'autres  signes  muets  (trait  d'union  dans  peut-etre ,  h  dans 
rythme,  1  dans  le  fils ,  o  dans  faon);  questions  du  dedonblement  (honneur  par  n  simple,  comme 
honorer)  et  de  la  Substitution  d'une  lettre  ä  deux  (f  pour  ph  des  mots  grecs ,  comme  deja  dans 
frenesie,  fantaisie,  faisan).  De  lä,  pour  qui  ecrit,  une  possibilite  d  economic  detemp.^;  pour  qui 
imprime,  une  economic  possible  d'espace  et  d'argent ;  3°  question  de  l'uniformite  idixieme  ecrit 
comme  dizaine,  dix  comme  la  vis,  les  pluriels  genoux,  etaux  comme  les  pluriels  fous,  landaus  . 
De  la,  pour  quiconque  etudie  la  langue,  une  economic  possible  d'efforts.  Ce  qui  inspire  la  pre- 
sente  petition  n'est  pas  une  idee  abstraite.  Les  soussignes,  au  contraire,  croient  pouvoir  invoquer 
des  interets  reels.  Ils  invoquent  d'abord  un  interet  trop  souvent  meconnu  ,  et  qu'on  a  le  droit 
d'appeler  national.  Car ,  pour  la  France,  il  n'est  pas  indifferent  que  son  idiome  soit  aise  ou 
malalse  a  apprendre.  En  en  retouchant  l'orthogr.,  I'ac.  le  rendra  plus  rapidement  assimilable 
pour  nos  concitoyens  bretons  ou  basques,  pour  nos  sujets  et  proteges  des  pays  musulmans ,  enfin 
pour  tant  d'etrangers  clients  ou  amis,  soit  de  l'Etat  francais,  soit  du  genie  frangais.  Ensuite,  ils 
invoquent  I'interet  individuel  des  personnes  peu  lettrees,  ä  qui  I'ac.  peut  faciliter  I'acces  de  la 
culture ,  et  tout  particuHerement ,  I'interet  des  enfants.  Mille  difficultes  gratuites  peuvent  leur 
etre  epargnees  par  une  declsion  de  I'ac,  et  il  depend  d'elle  d'alleger  d'un  lourd  fardeau  la  popu- 
lation  enfantine  tout  entiere  et  ses  maitres.  Ce  sont  lä  sans  doute  des  consid^rations  serieuses. 
Les  soussignes  les  soumettent  respectueusement  aux  reflexions  de  I'ac.  ,   et  en  tirent  l'espoir  que 


BEITRAG   ZUR   GESCHICHTE   DER   FRANZ.    UND   ENGL.    PHONETIK   UND   PHON  OGRAPHIE.  957 

organes  de  la  gorje,  p.  ex.  les  cordes  vocales.  come  (h).  Leider  wird  gutu- 
rales  und  gorje  ebenso  wie  unter  3°  palatales  in  weiterm,  mehrdeutigem  Sinne 
gebraucht ;  dabei  übersieht  P.  ,  daß  gorje  nicht  eine  partie  de  la  bouche  ist, 
nach  welchen  er  doch  die  cons.  p.  16  klassifizieren  wollte.  In  der  wissen- 
schaftlichen Systematik  sollten  die  Mundartikulationen  besonders  gestellt  und 
nicht  als  gleichwertig  mit  denen  des  Kehlkopfs  und  der  Nase  behandelt  werden. 


lenr  requete  sera  entendue."  Toute  correspondance  concernant"  la  petition  doit  etre  adressee  ä 
M.Paul  Passy  ,    6,    nie  Labordere.     Neuilly-sur-seine.    Seine.     Man  vgl.  Ch.  Roussey  :  de 

LA    reforme   de   l'oRT.    RAPPORT    PREZANTE   AU    H^    CONGR.    DES   INSTITUTEURS    AU  NOM    DE    LA    SOG. 

DE  REF.  ORT.  ;  ferner  LA  Touche  S.  179,  Regnier  S.  182,  Nodier  S.  212,  Volney  S.  209  und 
Destutt  de  Tracy's  Bemerkungen  zum  VoLNEYschen  Preise:  'Pour  une  langue  comme  pour 
mille,  la  difficulte  consiste  a  bien  saisir  toutes  les  modifications  appreciables  de  la  voix  humaine, 
et  a  les  representer  chacune  toujours  par  un  caractere  convenablc  qui  lui  soit  propre,  et  qui  ne 
serve  jamais  a  une  autre.  Or,  si  le  probleme  etait  bien  resolu  pour  une  seule  langue,  il  le  serait 
par  cela  meme  pour  toutes  [?] ,  sauf  le  besoin  d'ajouter  un  petit  nombre  d'autres  caracteres ,  a 
mesure  qu'il  se  trouverait  dans  les  differentes  langues  quelques  articulations  et  quelques  voix  qui 
ne  seraient  pas  en  usage  dans  celle  qui  aurait  servi  de  premier  type.  Or,  cela  ne  serait  ni  bien 
frequent  ni  bien  difficile.  Par  toutes  ces  raisons,  je  pense  que  pour  remplir  les  intentions  du  testa- 
teur,  quand  meme ,  contre  mon  opinion ,  il  n'aurait  eu  d'autre  desir  que  celui  de  faciliter  l'etude 
des  langues  orientales,  il  faudrait  commencer  par  demander  aux  concurrents  pour  le  prix ,  de 
composer  un  aiphabet  bien  complet  pour  une  seule  langue  quelconque ;  or,  comme  nous  sommes 
Frangais,  je  serais  d'avis  de  commencer  par  la  langue  frangaise  ;  car,  il  n'y  a  que  les  nationaux, 
et  encore  pas  tous,  qui  sont  de  justes  appreciateurs  des  nuances  fines  qui  distinguent  les  diiferentes 
articulations  de  voix  qui  composent  les  sons  de  leur  langue.  On  mettrait  donc  pour  le  moment 
hors  de  concours  les  etrangers,  ou  plutot  on  pourrait  les  exhorter  a  faire  pour  leur  propre  langue 
le  meme  travail  que  nous  sur  la  notre.  [Vgl.  JozoN,  principes  de  l'ecrit.  phon.  p.  15  f.]  Le 
concurrent  fr.,  par  ex  .  .  prendrait  les  .  .  premiers  numeros  de  l'echelle  arithmetique ,  puis  il 
dirait :  i  represente  le  son  a  dans  le  mot  patte ;  2  .  .  a  dans  .  .  päte  [ein  mittleres  a  wird  hier 
nicht  anerkannt] ;  3  .  .  e  dans  la  derniere  syllable  du  mot  fermete ;  4  le  son  e  dans  .  .  succes ; 
5  le  son  eu  faible  de  la  seconde  syll.  de  .  .  fermete  ;  6  le  son  eu  fort  du  mot  feu  [das  sog. 
offne  ce  in  peur  wird  nicht  unterschieden]  .  .  Alors  .  .  il  serait  temps  de  s'occuper  de  la  forma- 
tion  des  caracteres  qui  devraient  prendre  la  place  des  chiffres.  Ce  dernier  point  serait  plutot 
encore  du  ressort  des  ecrivains  et  des  imprimeurs.  Nicht  ohne  Beistand  eines  mit  der  Geschichte 
der  fr.  Phonetik  und  Phonographie  vertrauten  Physiologen.  Diese  Stelle  ist  aus  der  Hs.  von 
D.  de  Tracy  angeführt,  wie  sie  von  A.  Erdan,  les  revolutionaires  de  l'a-e-c,  1854,  16S  ff., 
z.  T.  anders  als  von  JozoN,  veröffentlicht  worden.  In  Erdans  Werk  lesen  wir  u.  a.  p.  79  f. : 
Les  phonographes  .  .  ont  imprime  des  vers  fr.  suivant  le  Systeme  de  la  reforme  .  .  Voici  un  ex. : 

A  M.  Laisne,  imprimeur  ä  Peronne. 

LE    BONSOIR    .   . 

Dans  l'ar  des  ver  s'e  toi  qi  fu  mon  metre. 

Je  t'efase  sans  te  randre  jalou  :* 

Si  le  seul  fnii  qe  pour  nou  Dieu  fi  netrc 

Sont  de  chanson,  se  frui  sont  ase  dou. 

Dan  no  refrin  qe  le  pase  renese, 

L'illuzion  nou  randra  son  miroir. 

Mon  vicil  ami,   qan  pour  nou  le  jour  besc, 

Soucton-nouz  un  gc  bonsoir. 

Berangek. 

'    C'cst  dans  son  iniprimcric  quo  je  fiis  mis  cn   aj^iircntissage  ;    nayant    ]i  u    ]^arvonir  h 

m'enscigncr    1' ort  h  ogr  aph  c  ,  il  me  fit  jirendrc  gout  :i  la  iiocsic  ,  me  donna  des  lc(,-ons  de 

versification  et  corrigea  mes  premiers  essais. 

(Note  de  Beranger.) 

Techmkr,   ztschk.  V.  '7 


2^8 


F.  Techmer. 


P.  spricht  dann  p.  1 7  von  den  Abarten  ,  welche  durch  gleichzeitige  Verbin- 
dung zweier  Mundartikulationen  entstehen :  on  peut  retrecir  ou  fermer  le  pas- 
saje   de    l'air  en   deus    poins   a  la  fois   .  .   labiovclcres   .  .  labiopalatales.     Hier 


Mots 


part 
pas 


bout 

qui  (populaire) 

ich  (Alemand) 

dent 

then  (Anglais) 

de 

tete 

tiens 

maison 

de 

faux 

gros 

hasard 

ni 

yole 

pied 

j  nazallze 

gai  (pop.) 

car 

long 

peuple 

1  mouille 

mot 

ritme 

ni 

ret'nu 

enseignement 

einseign"-tu 


LISTE    DES    SONS    DU    FR.   d' APRES  P.  PaSSY    p.    II 


Denominations 
de  P.  P. 


Denominations 

du  Systeme  de  p.  145a 

I  )  ^-  patois 


■5    N 


CK      "O 

u 


Systeme  simplifie  de  p.  292. 
I  )  -     patois 


ouverte  palatale 
ouverte  velere 
ouverte  nazale 
(emission  d.  vois) 
labiale  cxplos.  vocal. 
velere[?]  expl.souflee 
velere  [?]  retrecie  s. 

ling.  dant.  cxpl.  v. 
interdantale  v. 
mifermee  palatale 
miouverte  palatale 

mifermee  palat.  naz. 

inacsantuee  palatale 
mifermee 

voy.  neutre 
dantilab.  retrecie  s. 
velere  explosive  v. 
guturale  fricative 
voy.  fermee  palatale 
fricative  palatale  v. 

fricative  palatale  s. 
fricat.  palat.  v.  naz. 
velere  [?]  explos.   v. 
velere  explosive  s. 
laterale 
laterale  s. 
laterale  mouillee 

bilabiale  nazale 
bilabiale  nazale  s. 
linguale  dentale  naz. 
linguale  dent.  naz.  s. 
palatale  naz. 
palatale  naz.  s. 


ouv.  anterieurc  i)lus  grande 

ouv.  posterieurc  plus  grande 

ouv.  poster.  plus  grande  nas. 

(voix  ouverte) 

close  labiale 

close  antelinguale  dorsale  aph. 

ser.  mediolinguale  aph. 

(ante-,  postüng.,  vel.l 

close  alveolaire 

(ser.  dentale) 

ouv.  anterieure  petite 

ouv.  anterieure  grande 

ouv.  anter.  grande  nas. 

(ouv.  anter.  imparf.  [?]  gr.) 

ouv.  imparfaite  moyenne 

ser.  labiodentale  aph. 

close  velaire 

ouv.  aspirees 

ouv.  anterieure  plus  petite 
demi-ouv.  antelinguale 

(ser.  ante-,  postling.,  vel.) 
(demi-ouv.  antelinguale  aph.) 
(demi-ouv.  antelinguale  nas.) 
dose  antelinguale  dorsale 
close  velaire  aph. 
laterale  alveolaire 
(laterale  alveolaire  aph.) 
laterale     antelinguale    dorsale 
later.  anteling.  dors.   aph. 
nasale  labiale 
(nasale  labiale  aph.) 
nasale  alveolaire 
(nasale  alveolaire  aph.) 
nasale  antelinguale  dors. 
(nasale  antelinguale  dors.  aph.) 


A 
A^ 

b 

d 

e 

E 
E 

(^) 

f 
£>  < 

H 
c 

i 

i 

[777) 

(j) 
(/J 

er      er 
i>>   i>  . 

K 
l 

(1) 

L 

(L  ) 

m 

(m) 
n 

N 

(n) 


ouv.  antepalatale  plus  gr. 
ouv.  postpal.  plus  gr. 
ouv.  postpal.  plus  gr.  nas. 

close  labiale 
cl.medio-,(ante)pal.  dors.  aph. 

(serree   medio-,  postpal.,  vel 
aph.) 

cl.  alveolaire 

(ser.  dentale) 

ouv.  antepal.  petite 

ouv.  antepal.  grande 

ouv.  antepal.  gr.  nas. 

(ouv.  antepal.  imparf.  [?]  gr.) 

ouv.  imparf.  moyenne 

ser.  labiodentale  aph. 

cl.  velaire 

ouv.  aspirees 

ouv.  antepal.  plus  pet. 

mi-ouv.  antepal.  allongee 

(ser.  medio-,  postpal.,  vel.) 

(mi-ouv.  antepal.  aph.) 

(mi-ouv.  antepal.  nas.) 

cl.  medio-(ante)pal.  dors. 

cl.  vel.  aph. 

laterale  alveol. 

(laterale  alv.  aph.) 

laterale  antepal.  dors. 

(laterale  antepal.  dors.  aph. 

nasale  labiale 

(nasale  labiale  aph.) 

nasale  alveol. 

(nasale  alveol.  aph.) 

nasale  antepal.  dors. 

(nasale  antep.  dors.  aph.) 


a 
a 
d 

b 

(y'y  y) 
d 

\^') 

e 
e 
e 


f 

g 
h 

i 

y 

[y  yy) 

;y') 
(/) 

er 

/ 

(l) 
/' 

in 

m 

(m) 
n 

(n) 
ii 


.£>    I 


BEITRAG   ZIR   GESCHICHTE   DER   FRANZ.   UND   ENGL.   PHONETIK  UND   PHONOGR.'iPHIE. 


259 


wären  auch  die  5^- artigen  Engelaute  zu  erwähnen  gewesen,  bei  welchen  mit 
der  Vorderzunge  (s)  die  Mittelzunge  -  zugleich  artikuliert:  also  als  antemedio- 
linguales.     Über  k  (g)  als  cons.  velere  wird  p.  20  bemerkt:  On  peut  former  cete 


sing  (Angl.) 

pot 

tort 

all  (Angl.) 

on 

comant 

oeil 

im 

peu 

pas 

wagen  (Alem.) 

rond  (r  lingual) 

poutre  (r  lingual) 

rond  (r  velere) 

poutre  (r  velere) 

si 

champ 

tas 

thin  (Angl.) 

tout 

buis 

puis 

vent 

ach  (Alem.) 

pur 

oui 

pouah 

zele 

joue 


velere  naz. 
mifermee  velere 
miouverte  velere 

[?1 

mifermee  naz. 

inacsant.  miferm.  v. 

miouv.  pal.  arond. 

miouv.  pal.  ar.  naz. 

mifermee  pal.  arond. 

bilabiale  explosive  s. 

velere  explosive  v. 

roulee  linguale 

roulee  linguale  s. 

roulee  velere 

roulee  velere  s. 

linguale   postdant.  s. 

ling.  prepal.  [?]  alv.  s. 

ling.  dantale  expl.  s. 

interdantale  s. 

voy.  fermee  velere 

fricat.  palat.  arond. 

fricat.  palat.  arond.  s. 

dantilabiale  v. 

velere  retrecie  s. 

voy.  fermee  pal.  ar. 

fricative  velere  (?] 

fricative  vel.  [?]  s. 
linguale  postdant  v. 
ling.  prepal.  [?]  alv. 
(coup  de  glote) 
(cons.  inverse) 
(claquemant  de  1.) 
(acsant  prinsipal) 
(acsant  segondaire) 
(marque  delongueur) 
(absance  de  vois) 
(ton  montant) 
(ton  desscndant) 
(t.  desscnd.  et  mont.) 
(t.  mont.  et  dcssend.) 
(cle  haute) 
(cle  basse) 


(nasale  mediolinguale) 

ouv.  posterieure  petite 

ouv.  posterieure  grande 

ouv.  posterieure  plus  grande 

ouv.  posterieure  nas. 

(ouv.  poster    imparf.  [?]  gr.) 

ouv.  ant.  arrondie  grande 

ouv.  ant.  arrondie   nas. 

ouv.  ant.  arrondie  petite 

close  labiale  aph. 

close  velaire 

vibrante  alveolaire 

(vibrante  alveolaire  aph.) 

vibrante  velaire 

(vibrante  velaire  aph.) 

ser.  alveolaire  aph. 

ser.  antemediolinguale  aph. 

close  alveolaire  aph. 

(ser.  dentale  aph.) 

ouv.  post.  plus  petite 

demi-ouv.  anteling.  arrond. 

(demi-ouv.  anteling.  arr.  aph.) 

labiodentale 

(velaire  aph.) 

ouv.  ant.  arr.  plus  petite 

demi-ouv.  postling.  arr. 

(demi-ouv.  postling.  arr.  aph.) 

ser.  alveolaire 

ser.  antemediolinguale 

(ä  glotte  close) 

(inspiree) 

(clappement) 

plus  forte 

forte 

longue 

[aphone] 

plus  haute 

ptuii  basse 

plus  basse  et  plus  haute 

plus  haute  et  plus  basse 

clcf  haute 

clcf  basse 


(a-J 

0 
0 

A 

0 

p 

r 

(r; 
''< 

s 
/ 

II 

ji' 

(w) 
r 

/( 

;r 

fw) 


(caracteres 
romains) 


r  T 


ouv.  postpal.  pet. 
ouv.  postpal.  gr. 

ouv.  postpal.  pet.  nas. 

(ouv.  postpal.  imparf.  (?)  gr.) 

ouv.  antepal.  arr.  gr. 

ouv.  antepal.  arr.  nas. 

ouv.  antepal.  arr.  pet. 

cl.  labiale  aph. 

cl.  velaire 

vibrante  alveol. 

(vibr.  alveol.  aph.) 

(vibr.  velaire) 

(vibr.  vel.  aph.) 

ser.  alveol.  aph. 

ser.  antemediopal.  aph. 

cl.  alveol.  aph. 

(ser.  dentale  aph.) 

ouv.  postpal.  pl.  pet. 

mi-ouv.  antepal,  arr. 

(mi-ouv.  antepal.  arr.  aph.) 

ser.  labiodent. 

(ser.  vel.  aph.> 

ouv.  antepal.  arr.  pl.  pet. 

mi-ouv.  postpal.  arr. 

(mi-ouv.  postpal.  arr.  aph.) 

ser.  alveol. 

ser.  antemediopal. 

(ä  glotte  close) 


longue 
aphone 

voi.v  plus  basse  et  forte 


["1 

K 

ce 
w 
ce 
P 
g 
r 

(r) 
r 

s 
s 
t 

21 


\y\ 


(w) 


[q] 


(caract. 
romains) 


25o  ^-  Teciimf.r. 

cons.  plus  ou  moins  en  ariere  .  .  Devant  (e),  (e),  (i),  j,  surtout.  cle  est  formce 
sur  la  limite  du  palais  mou  et  du  palais  dur.  In  der  That  vor  diesen  Öffnern  weit 
mehr  nach  vorn,  zwischen  der  Mitte  des  ganzen  und  der  Mitte  des  harten  Gaumens 


Möge  Passys  Gesuch  (o.  S.  256;  bei  der  AC.  I'k.  mehr  Herücksichtigiinfj  finden,  als  die  frühem 
Vorschläge  von  Bossuet,  Corneille,  Choisy,  l'abb^  Girard  ,  de  Wailly  ,  FRANgois  de  Neuf- 
CHÄTEAU,  Destutt  DE  Tracy,  Daunou,  ST.  Beuve,  Lmtre  u.  aa.  Mitglieder  der  ac.  gefunden, 
welche  für  eine  Änderung  der  fr.  Schreibung  gewesen.  Für  diese  hat  sich  namentlich  A.  FIRMIN- 
DIDOT  bethätigt.  Seine  ORSERV.  SUR  l'ortogr.  er.,  1868,  habe  ich  im  Anfange  S.  160  erwähnt 
und  die  reichhaltige  Sammlung  gewissenhaft  verwertet.  Erst  nachträglich  erhalte  ich  seine 
remarques  sur  LA  REFORME  DE  l'oRTOGR.  FR.  ADRESSEES  A  M.  Eu.  KaOUX  [vgl.  O.  S.  2l6]  .  . 
EN  REPONSE  AU  PROGRAME  OFiciEL  DU  COMITK  CENTRAL,  1872.  Denselben  waren  vorausgegangen  : 
OBSERVACIONS  DE  A.  F.  DiDOT  SUR  L'ECRrr  LNTITULE  :  PROGRAME  OFICIEL  DE  LA  NOUVELE  ORTOGR. 
ADOPTEE  EN  1870  PAR  LE  COMITE  SANTRAL  DE  LA  SOC.  NEOGRAFIQUE  SUISSE  ET  ETRANGERE  ET 
PAR  PLUZIEURS  NEOGRAFES  DE  LA  BELGIQUE  ET  DE  LA  FR.  2.  ED.  PARIS,  187I.  DiDOT  verhält 
sich  nach  seiner  langen  Erfahrung  dem  programe  ofictel  gegenüber  recht  zurückhaltend,  wie  er 
selbst  schreibt  p.  2  in  Rücksicht  auf  seine  posicion  eccepcionele  d'imprimeur  de  I'ac.  fr.  Er  ist 
für  maßvolle  Neuerung,  aber  gegen  jedes  principe  radical ,  wie  es  z.  B.  Marle  (s.  o.  S.  208) 
seinerzeit,  nicht  ohne  Erfolg,  Andkieux,  dem  secretaire  pcrjietuel  de  l'Ac.  gegenüber  vertreten. 
D.  geht  auf  die  Sätze  des  PROGR.  im  einzelnen  ein.  Supression  de  l'h  muete  .  .  de  lettres  doubles 
.  .  Remplacement  du  tr6ma  sur  l'e  par  l'ac^ant  grave  et  par  le  trema  sur  l'u  qui  pr^cede  l'e  .  . 
aigüe  .  . '  Pour  l'e  il  ne  devrait  pas  etre  remplac^  exclusivemant  par  l'acgant  grave,  .  .  mais  aussi 
par  l'acijant  aigu  .  .  poeme  .  .  goeland.'  50:  L'Institut  genevois  ajoute  encore  les  simplificacions 
suivantes  aux  propositions  du  progr.  ok.:  .  .  Emploi  plus  fr^quant  de  lacgant  grave  ou  aigu  pour 
distingiier  les  heterofones  .  .  Emploi  du  trema  pour  distinguer  l'u  muet,  come  ubiqüite  et  equite 
etc.,  et  de  l'acgant  grave  lorsque  l'u  doit  se  prononcer  ou ,  come  eqüacion,  equateur  etc.  [diese 
Vorliebe  für  die  hergebrachten  Zeichen  '  '  "  e  e  ü  ü  ist  wohl  zu  beachten;  vgl.  meinen  ver- 
einfachten Vorschlag  u.  S.  292].  'Onne  saurait  qu'aplaudir  a  ces  perfeccionemants,  qui  ne  modi- 
fient  meme  pas  la  figure  des  mots.'  D.  gibt  dann  folgende  Probe  der  von  ihm  für  die  neue  A. 
des  DICT.  DE  l'ac.  vorzuschlagenden  Schreibung  im  Vgl.  zu  derjenigen  der  i.  und  5.  A.  p.  53: 
Proposicion  en  projet.  '  On  ne  saurait  trop  deplorer  que  l'Ac.  fr.  qui  etait ' maitresse  d'ecrire  les 
mots  de  notre  langue  sans  s'ecarter,  come  il  lui  a  plu  de  le  faire,  de  l'ortbgrafe  nacionale, 
teile  qu'elle  se  montre  dans  nos  vieux  diccionaires ,  nos  anciens  manuscrits  et  meme  nos 
anciens  auteurs,  poetes  et  prosateurs  des  xv^  et  XVK  siecles,  ait  cni  devoir  partager  cet  injuste 
dedain  et  n'ait  pas  su  resister  aux  pretancions  des  savants  qui  ont  voulu  revetir  notre  langue 
fr.  ä  la  romaine  et  a  la  grecque.  Par  ce  sisteme ,  j'oserais  dire  cette  faiblesse,  se  sont  con- 
siderablemant  acrues  les  dificultes  dont  se  plaignent  les  etrangers;  elles  degoütent  les 
paysans  qu'elles  detournent  de  l'etude  et  eloignent  les  enfants  des  ecoles.'  .  .  On  ne  saurait  croire 
combien  sont  natureles  les  modificacions  aportees  a  l'ortografie  dont  j'ose  ofrir  un  specimen  dans 
cet  ecrit.  J'en  juge  par  l'example  des  ouvriers  compositeurs  qui  s'y  habituent  facilemant.  D. 
bezieht  sich  auf  einen  Article  de  M.  de  ST.  BEUVE  de  l'Ac.  fr.  insere  au  moniteur  offic.  du 
2  mars  1868  au  sujet  des  observ.  sur  l'ortogr.  fr.  par  m.  A.  F.  Didot  .  .:  'Notre  langue  fr. 
vient  en  tres-grande  partie  du  lat.  .  .  c'est  du  lat.  vulgaire  parle  par  le  peuple  et  graduellement 
altere,  que  sont  sortis,  apres  des  siecles  de  tätonnement,  les  differents  dialectes  pro\'inciaux  dont 
etait  celui  de  l'Ile-de-Fr.,  lequel  a  fini  par  se  subordonner  et  par  supplanter  les  autres ;  lui  seul 
est  devenu  la  langue ,  les  autres  sont  restes  ou  redevenus  des  patois  .  .  D'apres  les  modernes 
historiens  philologues ,  les  transformations  du  lat.  vulg.  ne  seraient  point  a  proprement  parier, 
des  alterations :  ce  seraient  plutot  des  developpements  .  .  des  etats  successifs  soumis  a  des  lois 
naturelles  .  .  sous  cette  premiere  forme  lentement  progressive  et  naturelle  tous  les  mots  qui  vien- 
nent  du  lat.  .  .  ont  ete  .  .  fagonnes  a  nos  gosiers,  par  des  siecles  entiers  de  pron.  et  d'usage 
.  .  A  ce  vieux  fonds  de  la  1.  fr.  il  y  a  peu  a  reformer  pour  l'orthogr.  .  .  L'usage  a  donc 
amene  et  produit  par  ce  vieux  fonds  domestique  la  forme  qui ,  ce  semble ,  est  definitive.  La 
difficulte  est  surtout  pour  les  mots  savants  et  d'origine  plus  recente,  Importes  ä  partir  du  xvie  s., 
depuis  la  Renaissance  .  .  ce  ne    saurait  etre  ä  la  maniere  du  peuple    et,  comme  cela  s'est  passe 


BEITRAG   ZUR   GESCHICHTE   DER  FRANZ.    UND   ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGRAPHIE.  26 1 

k\  g^,  ja  mundartlich  sogar  an  der  Mitte  des  harten  Gaumens :  k^  g  =  r  z>  (vgl. 
Ackermann  S.  210  und  meine  Übersichten  S.  145*  und  292).  Die  Benennung 
velere  ist  hier  also  ebenso  mehrdeutig  und  unpassend  verwendet,  wie  oben  pala- 


ponr  le  premier  fonds  ancien  de  mots  lat.,  par  une  usure  lente  et  continuelle,  qua  la  simplificarion 
devra  s'operer.  L'histoire  des  tentatives  faites  depuis  le  xvi<=  s.  pour  la  simplificarion  de  Torthogr. 
nous  est  presentee  fort  au  complet  par  M.  Didot  .  .  Corneille,  apres  Rons.\rd,  apporte  a  son 
tour  son  autonte  en  cette  question  de  la  reforme  de  l'orthogr.  -dans  ledition  qu"il  donna  en  1664 
de  son  theätre  rewi  et  corrige ,  il  mit  en  tete  im  Avertissement  oü  il  exposait  ses  raisons  ä 
l'appui  de  certaines  innovations  qu'il  avait  cni  devoir  hasarder,  afin  surtout,  disait-il,  de  faciliter 
la  pron.  de  notre  langue  aux  etrangers  .  .  Dans  la  preparation  de  ce  premier  DICT.  [de  l'ac.  fr.] 
et  dans  les  Cahiers  qni  en  ont  ete  conser\-es ,  on  a  les  idees  de  Bossuet  qui  sont  fort  sages  et 
fort  saines.  II  est  pour  une  reforme  moderee  .  .  Le  xvie  s.  avait  ete  hardi ;  le  xviie  ^tait  re- 
devenu  timide  .  .  le  XYiil^  reprit  la  hardiesse,  et  Torthogr.  .  .  s'en  ressentit  .  .  Notre  xixe  s.  a 
presente  sur  cette  question  de  l'orthogr.  .  .  le  spectacle  des  disposirions  diverses  .  .  il  a  eu  des 
exemples  d'audace  et  de  radicalisme  absolu ,  temoin  M.  Marle  [o.  S.  208];  une  Opposition  ou 
resistance  soi-disant  traditionnelle ,  temoin  Nodier  [o.  S.  211  f.]  .  .  un  eclectisme  progressif  .  . 
temoin  le  DICT.  DE  l'ac.  de  1835.'  ST.  B.  schließt  in  einem  P.  S. :  L'Ac.  est  dans  la  bonne  voie. 
Doch  sind  in  der  7.  A.  des  dict.  von  1877  die  Vorschläge  von  Didot  leider  nicht  befolgt  worden 
vgl.  o.  -S.  146,.  D.  führt  noch  folgende  Stelle  von  Descartes  ,  ceuvres  de  Cousin  vii.  404, 
an:  'Sil  faut  que  je  dise  mon  opinion  ,  je  crois  que  si  Ton  suivoit  exactement  la  pron.,  cela 
apporteroit  beaucoup  plus  de  commodite  aux  etrangers  pour  apprendre  notre  langue  que  l'ambi- 
guite  de  quelques  equivoques  ne  donneroit  d'incommodite  a  eux  et  a  nous.  C'est,  ajoute-t-il,  en 
parlant  qu'on  compose  les  langues  plutot  qu'en  ecrivant  [vgl.  Vaugelas  o.  S.  178J. 

F.  BEYER;  das  LAUTSYSTEM  DES  NEUFRANZ.,  1887.  8°,  VHI,  IO4.  —  FRANZ.  PHONETIK 
FÜR    LEHRER    UND    STUDIERENDE,     1888.    8°,    XIV,     186.    KÖTHEN,    O.   SCHULZE. 

Die  erstere  Schrift  ist  Sweet  gewidmet.  Der  l.  Teil  derselben  bringt  nichts  Neues  'zur 
Aussprachereform'.  Der  11.  Teil  behandelt  die  Laute  des  Neufr.  B.  geht  da  zunächst  von  der 
akustischen  Lauteinteilung  von  Sievers  in  Sonore  und  Geräuschlaute  aus ;  sie  werde  '  wie  in 
andern  Spr.  so  auch  im  Fr.  [sollte  wohl  heißen  :  'wie  in  andern  Lautsystemen  ,  so  auch  in  dem 
des  Vf.']  durchkreuzt  von  derjenigen  nach  den  Artikulationsstellen',  wonach  zunächst  labiale,  pala- 
tale,  gutturale  zu  unterscheiden  seien.  Über  die  Mehrdeutigkeit  der  Ausdrücke  Sonore,  Palatale, 
Gutturale  habe  ich  mich  schon  wiederholt  ausgesprochen.  Zu  solchen  bereits  von  andern  ge- 
brauchten Ausdrücken  fügt  B.  ebenso  unpassende  neue  hinzu  wie  35  'die  (Guttural- Nasalvok.'.  Er 
gedenkt  dann  des  Vokalsystems  von  Bell,  wie  des  handbook  of  PHON,  von  Sweet  und  unter- 
scheidet 'in  möglichst  getreuem  Anschluß'  daran,  folg.  Vok. :  l.  hintere  'gutturale,  back,  2.  vor- 
dere i'palatale,  front,  3.  gemischte  guttiiral-palatale,  mixed,  'bei  welchen  die  Zunge  eine  mittlere 
Stellung  einnimmt  [das  wäre  richtig,  wenn  B.  meinte,  daß  die  Zunge  mit  ihrem  mittlem  Rücken 
artikuliert;  es  wird  aber  falsch,  wenn  er  mit  Bell,  vis.  speech  erklärt:],  indem  sich  sowohl  die 
liinterzunge  wie  die  Vorderzunge  mit  der  Zungenspitze  hebt,  wie  der  Vok.  in  fr.  me  .  .  engl, 
crr  .  .  Glaube.'  Es  folgt  die  weitere  viel  erörterte  und  noch,  mehr  mißverstandene  Unterschei- 
dung von  'engen  und  weiten  Vok.'  narrow,  wide)  ohne  ausreichende  Erklärang,  und  von  'genin- 
deten  Vok.'  rounded  ,  darauf  die  'BELL-SwEETsche  Vokaltafel'.  Die  Beschreibung  der  einzelnen 
Öffner  beginnt  mit  i  in  fini ,  welches  nach  der  Ansicht  von  15.  mit  der  'Mittelzungc',  statt  dem 
Vorderzungenrücken  ,  gebildet  werde.  Hier  werden  auch  die  spaltförmige  MundölTnung  und  die 
auseinandergezogenen  Mundwinkel  nicht  übersehen,  welche  im  Fr.  recht  energischen  Lippenlängs- 
öffnungen  (im  Gegensatz  zu  den  Lippenriindöffnungen;  das  engl.  Vokalsystem  nicht  anerkennt.  F)s 
folgen  das  enge  e  in  bebe,  das  breite  ä  in  fetc,  ü  in  une,  (i  in  peu,  'tii  Jow-frünt-narrow-round( 
.  .  ein  Laut,  der  im  Fr.  als  selbständiger  reiner  Mund- A'okal  nicht  existiert'  [er  ist  längst  aner- 
kannt z.  B.  in  peur  vgl.  Dangeau  .S.  iSo),  wenn  auch  noch  nicht  von  Passy  in  der  l.  A.  seines 
FR.  parle]  .  .  Dies  sind  die  engen  .  .  Die  weiten  sind  spärlich  und  zwar  nur  durch  einen  ver- 
treten .  .  in  seul,  hannov.  Götter  .  .  Doch  scheint  der  zur  Vgl.  mit  angezogene  d.  Laut  eine 
Mittelstellung  zwischen  eng  und  weit  einzunehmen  [der  betr.  fr.  Laut  ist  vollkommen  und  kurz 
artikuliert  und  nicht  /.u  verwechseln   mit  dem  d.   verkürzten    und  daher  unvollkommenen   L.autj   .  . 


2t2 


F.  Techmer. 


tale  und  guturale,  es  fehlt  die  genauere  anatomische  Grundlage  (vgl.  unten  S.  285). 
Die  voy.  werden  als  veleres,  palatales  und  als  intermediaires  voy.  mixtes, 
ferner   nach   der   Zungenöffnung    in    ouvertes.    miouvertes,    mifermees, 


u  .  .  croüte  .  .   die  hintere  l'artie  .  .  [der  Zunge]    hebt   sich    nach    dem    weichen  Gaumen  empor 
[genauer   zur   Grenze    zwischen   weichem    Gaumen    und    Gaumenbein]    .  .  Lippen   vorgeschoben 
(gerundet)  .  .  das  enge  o  .  .  prone  .  .  Die  3.  Stufe  (0  low-back-narrow-round  .  .;  existiert  im  Fr. 
nicht  [doch,  z.  B.  in  or ;  dieser  Laut  ist  bereits  im  Afr.  (vgL  Passy  o.  S.  156;  und  für  das  Nfr. 
seit  dem  16.  Jh.  (vgL  Ramek  o.  S.  168)  anerkannt  worden].     Ein  weiter  Gutturalvok.  der  Unter- 
stufe ist  das  lange  ä  .  .  pate  .  .  ä  [mit  geringer  Rundung  ä\  wird  jedoch  nur  in  einigen  Provinzen 
und   nur   vom    niedern  Volke    gesprochen    ('ich   hörte    es   im  Marnedepartement    Rkims  und  Um- 
gegend,   CnÄLONS  s.  M.,    Ei'ERNAV     imd    im  Loiret   auf  dem  flachen  Lande',   .  .  Ein  2.  fr.  a  ist 
das  .  .  in  madame ,    patte  .  .  Y.<,   macht    den   Eindmck   schwacher   Palatalisienmg  .  .  Die  beiden 
a-Laute  .  .  lassen  sich  nicht  ohne  Schwierigkeit  und  nur  als  Modifikationen  der  Normalhöhestel- 
lungen der  Zunge  in  das  allgemeine  Vokalschema    einfügen  .  .   aber  selbst  unter   dieser  Modifi- 
kation scheinen  mir  streng  genommen  die  fr.  a-Laute  ins  BELLsche  Vokalschema  nicht  wohl  ein- 
geteilt werden  zu  können  .  .  Man  wird  also  wohl  für  diese  a-Laute  eine  besondere  Artikulations- 
form ansetzen  müssen,  welche  im  BEi.Lschen  System  nicht  vorgesehen  ist  und  welche  der  Ruhe- 
[der  offnen  Mittel-]lage  sehr  nahe  kommt.     Dieser  Vorschlag  ist  bereits  von  A.  Western,  engl. 
LAUTE,  p.  4  [vgl.  meine  Bespr.  von  Westerns  Anpassung  der  neuern  engl,  an  die  deutsche  An- 
ordnung der  Öffner  I.  z.  III.  389]  gemacht  worden.    Wenn  derselbe  praktisch  hier  noch  nicht  zur 
Ausfühntng  gelangt,  so  geschieht  dies  einesteils,  nm  das  traditionelle  [!]  Schema  des  Vokalsystems, 
das  mich  sonst  so  wohl  befriedigt  (s.  jedoch  über  a  die  Anm.),   ohne  zwingenden  Grund  [?]  nicht 
zu  stören),   andernteils,  weil  die  Setzung  dieser  4.  a-Reihe  noch  auf  Schwierigkeiten  stößt,  da  all 
die  verschiedenen  a-Artikulationen  in  derselben   ihre  Stelle  finden   müßten    [ich    sehe    hier  keine 
Schwierigkeit ;  vgl.  meine  Übersicht  der  fr.   Öffner  S.  145*]  .  .  der  ä-Laut  .  .  kann  .  .  wegen  der 
straffen  Anspannung   der   artikulierenden  Teile    kaum  'wide'    genannt  werden   .  .  wenn  irgendwo 
in  Bells  System  ,   so  ist  hier  eine  schwache  Seite.     Die  Theorie  der  a -Artikulation  bedarf  einer 
Revision.'     Als  'gemischte  Vok.'   werden 'das    ganz  schwach  ö-haltige  [?J  o  in  homme'  und  'das 
enge    [?]  mittlere    (mid-mixed-narrow)  gewöhnlich  kurz  erscheinende   e     Bezeichnung   a    in  que' 
genannt   und  letzteres   ganz  verkehrt  als   eng   beschrieben  ,    wohl  in  Anpassung  an  die  sonstigen 
'engen'   d.  h.  vollkommenen  Öffner  im  Fr.;  dieser  Laut  hat  aber  schon  seit  Jhh.   eine  Ausnahme 
gebildet;    als  voy.  imparfaite   ist    er  schon  im  16.  Jh.    von  G.  des  Autels  (o.  S.  166,    anerkannt 
worden.     Es  folgen  die  sog.  '(Guttural-)Nasalvok.'  55  :  'So  werden  die  fr.  ä  ö  etc.  in  der  Regel 
mit  tieferer   velarer  Senkung    gebildet  als  die  entsprechenden  südd.   (fränk.,  bair.,  alem.,   [jeden- 
falls wird  die  nasale  Öffnung  größer  gemacht,   als  sie  in  der  physiologischen  Ruhe  ist;   es  findet 
also  eine  nasale  Artikulation  statt]  .  .  Nach  Bell   und  Storm    (p.  36;    gehört   zur  Erzeugung  der 
Nasalvok.  noch  eine  besondere  gutturale  Engenbildung  [?]  zwischen  Zungenrücken  und  Gaumen- 
segel, indem  die  Hinterzunge  sich  nach  letzterm  hinwölbt  .  .  Die  Frage    ist   nicht  leicht  zu  ent- 
scheiden  und   bedarf  noch    genauerer  Untersuchung  .  .  jene  Bewegung   scheint  nicht  vom  Spre- 
chenden  willkürlich   hervorgerufen    zu    sein,    sondern    ist   wohl    eine   natürliche  Folge    der  tiefen 
Senkung  des  Velum.'    Diese  unwillkürliche  Hebung  der  Hinterzunge  bei  Herabziehen  des  weichen 
Gaumens  habe  ich  S.  222  physiologisch  erklärt.    In  dem  auf  S.  60  bestimmten  System  sind  sämt- 
liche unter 'wide'  angegebenen  fr.  Öffner   falsch   bestimmt,    ebenso   unrichtig    e    auf  der  andern 
Seite  als  narrow ;  letztere  Seite  inarrow)  ist  in  der  ü-  und  u-Reihe  unvollständig.    Mit  der  Frage 
der  'Diphthonge'    streift  B.  auch    die    damit    zusammenhängende:    ob  'Vokal'   oder 'Konsonant'. 
Diese  Begriffe  bestimmt  er  leider  nicht,  sie  bleiben  bei  ihm  vieldeutig,     i    in  i'ambe   sei   stimm- 
haft,   in    pion   stimmlos;    es    sei    i    qualitativ   nicht  dasselbe.     Qualität   ist  ein  weiter  Begriff;   es 
ändert  sich  in  der  That  nur  die  Stellung  der  Stimmbänder,   nicht  die  der  Mundhöhle.    Und  jetzt 
kommt  B.  an  die    fiir  die  Systematik  der  Phonetik   wichtige  Frage,    an   der  er  recht  arglos  vor- 
übergeht,   weil    er   die  Geschichte  dieser  Wissenschaft  nicht   genügend   kennt:    was  bestimmt  an 
letzter  Stelle  endgültig  den  Charakter  der  Gattung  der  Laute,  ob  Vok.  oder  Kons.;  die  Stellung 
der  Stimmbänder  oder  die  der  Mundhöhle?     Ich  meine  die  letztere,  wenigstens  in  Rücksicht  auf 
die   Hervorbringlang;    ein    andres    ist    dann   die    akustische  Wirkung,    welche    B.    anfänglich    mit 


i 


BEITRAG   ZUR   GESCHICHTE   DER   FRAXZ.   UND   ENGL.    PHONETIK   UND   PHONOGRAPHIE. 


263 


fermees  unterschieden,  welche  letztere  Benennung  leider  bereits  für  die  cons. 
mit  verwertet  worden,  in  P.s  Lautsystem  also  zweideutig  wird :  ferner  die  voy. 
nach  der  Lippenöffnung  arondies  und  ecartees  en  fante.     Von  den  voy. 


SiEVERS  in  den  Vordergnmd  stellt  und  ein  drittes  die  Stellung  (Funktion,  in  der  Silbe.  All  das 
ist  vom  Vf.  nicht  gebührend  unterschieden.  Doch  diese  Frage  habe  ich  bereits  oben  S.  192 
eingehend  erörtert.  Bei  den  Nasalen  wendet  sich  B.  gegen  die  oben  S.  219  besprochene  Dar- 
stellung von  Havet  ;  leider  nicht  von  der  richtigen  Seite.  H.sagt  80:  En  resume :  les  nasales 
.  .  sont  .  .  des  arrets  tout  comme  p  ou  t,  und  darin  hat  er  soweit  Recht  als  m  und  n  ebenfalls 
Mundschlußlaute  sind;  der  Unterschied  liegt  nur  in  der  Nasenartikulation,  durch  letztere  wird  aber 
die  Gattung  und  Art  nicht  bestimmt,  sondern  nur  dxirch  die  Mundhöhle  ;  m  und  n  sind  also  nasale 
Mundschlußlaute.  B.  sagt  also  ganz  verkehrt  S.  64:  "^Das  Spezifische  derselben  ist  demnach  der 
Nasenton,  nicht  der  Verschluß'  und  65:  'Das  Spezifische  der  Verschluß  Explosiv,laute  fehlt  also 
den  Nasalen."  Das  'Spezifische'  ist  eben  der  Mundschluß  der  betr.  Stelle.  Die  Explosion  ist 
unwesentlich ;  sie  kann  bei  Schlußlauten  im  Ausland  ganz  unterbleiben.  Die  Explosion  gehört 
den  Lautübergängen  zu;  die  Stellungen  sind  das  Wesentliche,  weil  bei  ihnen  das  Gleich- 
gewicht der  artikulatorischen  Kräfte  statt  findet,  welches  zu  einem  wohlartikulierten  notwendig 
ist.  Das  'palative  n  "  in  bagne  artikuliert  die  Zunge  nicht  'mit  der  mittlem  Partie  am  Mittel- 
gaumen', sondern  genauer  mit  dem  Vorderzungenrücken  an  der  Mitte  des  harten  Gaumens.  S.  76 
behauptet  B.,  daß  die  fr.  Tenuis  z.  B.  p  'durch  die  weit  geöffnete  Stimmritze'  her%'orgebracht 
werde ;  das  hat  er  wohl  nicht  physiologisch  festgestellt.  Passy  vermvitet  jetzt  mit  Jespersen 
gleichzeitigen  Stimmbandschluß.  In  Wirklichkeit  tritt  nach  dem  Mundschluß  unmittelbar,  ohne 
Stimmbandöffnung  oder  Hauchenge  oder  Kehlkopfschluß,  leiser  Ansatz  des  folgenden  stimmhaften 
Öffners  ein,  wie  ja  auch  sonst  im  Fr.  vgl.  S.  252;.  Der  Versuch  einer  Erklärung  der  stärkern 
und  schwächern  Lippenartikulation  bzhw.  bei  p  und  b  S.  78  ist  verfehlt.  Dieser  Unterschied 
ergibt  sich  in  jedem  Fall  aus  dem  Gleichgewicht  der  treibenden  und  hemmenden  Kräfte,  wie  ich 
in  meiner  phon.  nachgewiesen,  B.  nennt  79  die  Artikulationsintensität  ein  'sekundäres  !Moment'; 
es  ist  zeitlich  jedenfalls  das 'primäre'  Element,  welches  aber  den  Laut  nur  im  einzelnen,  nicht 
seinen  systematischen  Charakter  bestimmt ;  '  auf  der  Mitwirkung  oder  dem  Fehlen  des  Stimmtons 
beruht'  an  zweiter  Stelle  die  Bestimmung  des  Klassencharakters.  S.  81  lesen  wir:  ' Die  Artikula- 
tionsstellen von  ki  ke  ke  ka  ko  kö  ku  ergäben  eine  kontinuierlich  nach  hinten  verschobene  Reihe. 
Eine  ansprechende  Beobachtung  [nämlich  von  Trautmann  vgl.  Volney  o.  S.  207  ;  sie  entspricht 
leider  nicht  stomatoskopischen  Ergebnissen  l.  z.  I,  Taf.  iv,  4 — 6=^.  B.  fragt  dabei:  'Ist  diese  Ver- 
schiebung aus  einem  Ausgleichungsbedürfnis  verschiedenartiger  Artikulationen  zu  erklären.'  Er 
findet  die  Antwort  auf  seine  Frage  in  Grutnzels  Darstellung  der  Vokal-  und  Konsonantenharmonie 
I.  z.  V.  55,  69  und  meiner  Andeutung  der  Artikulationsharmonie  iv  ,  128.  Vom  Kehlkopf- 
schlußlaut wird  83  behauptet:  'Im  Fr.  kommt  derselbe  nur  vor  in  nach  vorn  isolierten  Wör- 
tern, die  mit  einem  Vokal  oder  h  anlauten,  gleichviel  ob  mit  stummem  oder  sog.  aspiriertem  .  . 
Die  an  den  Stimmbändern  her\'orgebrachte  Kehlkopfspirans  kennt  das  Neufr.  nicht  mehr.  Der 
Stimmbänderverschlußlaut  schwindet  im  Zusammenhang  der  Rede.'  Die  Bemerkungen  über  Kehl- 
kopfschluß  sind  leider  nicht  zutreffend.  Öffner  mit  Stimmbandschluß  //q  :  (7^^  .  .  ^^^  .  .  7/y, 
wie  sie  in  der  deutschen  Ausspr.  gewöhnlich  sind  ,  kommen  im  Fr.  nur  ausnahmsweise  vor  ,vgl. 
oben  S.  252);  der  Kehlkopfschluß  gehört  also  im  Fr.  überhaupt  nicht  zu  den  anerkannten  Arti- 
kulationen. 84:  'Lateral-,  Velar-  und  Faukalschlußlaute  sind  kombinatorischer  sekundärer  Bildung 
imd  treten  als  selbständige  Sprachlaute  nicht  auf  [sie  sind  eben  Lautübergänge  wie  die  Explosionen, 
welche  B.  oben  fälschlich  als  das  wesentliche  der  Schlußlaute  ansah.  In  dem  Versuch  auf  S.  89 
die  fr.  Zischlaute  s  s  zu  unterscheiden  bringt  B.  die  Artikulationen  der  Zungenspitze  und  des 
Vorderzungenrückens  nicht  zur  Klarheit;  es  soll  hier,  wie  bei  Sweet  und  P.\SSY  ,0.  S.  253  das 
Zimgenblatt  blade  alle  Schwierigkeit  lösen.  Schließlich  gesteht  er:  für  s  z ,  welche  in  der 
Tabelle  der  Kons.  95  als  Zungensaumlaute  vorgeführt  werden  :  'Eine  genaue  physiologische  Ana- 
lyse dieser  Laute  ist  schwierig  .  .  Die  exakte  j)hysiülogische  Erklärung  dieses  eigentümlich  zu- 
sammengesetzten' .  .  Zischgeräusches  dürfte  noch  immer  Gegenstand  ]ih(>netischer  Erörteningcn 
bleiben.'  Nicht  bloß  das  Zischgeräusch,  vielmehr  die  Zungenartikulationen  sind  bei  diesen  L.iuten 
zusammengesetzt,   eine  Vorder-  und  eine  Mittel/.ungencnge.     In  den  Nachträgen  lesen  wir  S.  102: 


204 


F.  Techmer. 


normales  sondert  P.  im  Fr.  als  anormales  les  voy.  palatales  arondies  oe 
0  y  [\\],  endlich  die  voy.  inacsantuees  .  .  eles  sc  raprochent  toutes  des  pozi_ 
cions  intcrmediaires  et  .  ,  se  pron.  avec  la  langue  moins  tandue  .  .  aussi  sont- 


' Ansatzrohr  und  Lautrohr  sind  in  dieser  Schrift  proniiscuc  gebraucht  worden,  doch  vorzugs- 
weise der  letztere  Ausdruck ,  den  ich  von  Trautmann  herübergenommen  habe  und  für  besser 
halte.  Ansatzrohr  im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes  ist  streng  genommen  nur  die  Nasenhöhle.' 
Über  den  Begriff  dieser  beiden  Wörter  ist  nicht  so  willkürlich  zu  verfügen ,  wie  es  hier  von  B. 
geschehen.  Man  muß  sich  nach  dem  wissenschaftlichen  S]5rachgebrauch  richten.  Der  Ausdruck 
Ansatzrohr  ist  von  den  Naturforschern  auf  alle  Teile  des  Sprechorgans  oberhalb  der  Stimm- 
bänder übertragen  worden,  weil  sie  samt  und  sonders  den  Klang  der  Stimme  ähnlich  ändern, 
wie  bei  einer  Zungenpfeife  die  angesetzte  Röhre  die  Klänge  der  Zunge.  Es  ist  passender  die 
Nasenhöhle  Nasen-  oder  Nebenrohr  zu  nennen.  Da  aber  nur  die  Artikulationen  der  Mundhöhle 
den  Laut  der  Gattung  und  Art  nach  endgültig  bestimmen  und  ohne  die  Mundartikulationen  keine 
Laute  hervorgebracht  werden,  selbst  nicht  durch  gleichzeitige  Verbindung  von  Kehlkopf-  und 
Nasenartikulationen ,  so  gebrauche  ich  auch  wohl  für  die  Mundhöhle  den  Ausdruck  Lautrohr, 
natürlich  im  engem  Sinne  (vgl.  S.  192  .  Wir  haben  es  hier  mit  der  Arbeit  eines  Anfängers  zu 
thim ,  welchem  noch  die  nötigen  anatomischem  wie  physiologischen  Vorkenntnisse  fehlen ,  der 
nicht  gehörig  mit  der  Geschichte  der  Phonetik  vertraut,  im  Fahrwasser  der  Bkli. -SwEETschen 
Schule  seine  ersten  Schwimmversuche  macht,  namentlich  was  die  Systematik  betrifft,  und  der, 
wenn  er  auch  zuweilen  von  physiologischer  Erkläning  spricht ,  nie  eine  rechte  physiologische 
Beobachtung  dazu  angestellt  zu  haben  scheint. 

Wir  kommen  jetzt  zu  B.s  franz.  Phonetik.  Der  Vf.  hat  sich  mittlerweile  auch  etwas  in 
deutschen  Arbeiten  umgesehen,-  welche  die  Phonetik  mehr  naturwissenschaftlich  behandeln.  Seine 
Darstellung  des  Sprechorgans  und  der  Teile,  wie  der  elementaren  Bewegungen  derselben  aus  der 
absoluten  (physiologischen)  und  relativen  phonetischen;  Ruhelage,  der  treibenden  und  hemmenden 
Kräfte  (nur  die  Hemmungen  nennt  er  einseitig  mit  Sievers  Artikulationen  und  des  Lautes ,  als 
des  Ergebnisses  des  Kampfes  der  treibenden  und  hemmenden  Kräfte  ,  alles  dies  ist  hier  mehr 
naturgemäß  und  läßt  einen  Fortschritt  in  dem  phonetischen  Verständnis  des  Vf.  erkennen.  In 
der  Systematik  ist  leider  die  alte  Verwirmng  geblieben.  Er  beginnt  wieder  mit  akustischer  Unter- 
scheidung S.  5^     Ihrem  Klangcharakter  nach  teilen  wir  .  .   die  Sprachlaute  ein  in: 

I.  Stimmjtonlaute  (nur  zuweilen  stimmlos  erscheinend,  [also  doch  z.  T'.  stimmlose  Stimm (ton - 
laute,  der  alte  Widerspruch!] 

II.  Geräuschlaute:  a)  stimmlose;  b;  stimmhafte  .  .  Neben  der  Jüngern)  Einteilung  der  Sprach- 
laute nach  ihrer  Klangbeschaffenheit  geht  die  althergebrachte  in  Vokale  und  Konsonanten  einher, 
die  z.  T.  [!]  mit  der  sub  12  erwähnten  [von  stimmhaften  und  stimmlosen  Lauteuj  zusammenfällt 
und  aus  praktischen  Gründen  auch  hier  beibehalten  werden  soll.  Vokal  nennt  man  den  im  Schall- 
raum des  Lautrohrs  ohne  Erzeugung  eines  hörbaren  Geräusches  veränderten  Stimmton  Lalso  einen 
stimmhaften  Mundöffner].  Hier  ist  die  Stimme  wesentlich;  die  Gestaltung  derselben  in  der  Mund- 
höhle kommt  erst  in  zweiter  Linie  [nach  meiner  0.  S.  190  ff.  erörterten  Ansicht  ist  die  Gestaltung 
der  Mundhöhle  auch  hier  das  die  Gattung  und  Art  des  Lautes  endgiiltig  Bestimmende  ,  also  das 
Wesentliche].  Ein  Konsonant  hingegen  ist  ein  durch  gewisse  Hemmungen  im  Lautrohr  [also  nach 
der  Auffassung  von  B.  nicht  etwa  in  dem  Kehlkopf]  gebildeter  Schall.  Hier  ist  die  Mitwirkung 
der  Stimme  unwesentlich  [nicht  mehr  und  nicht  minder  als  im  ersten  Fall ;  in  einem  einheitlichen 
genetischen  Systeme  ist  man  nicht  berechtigt  das  Maß  zu  ändern ,  mit  dem  man  die  Laute  ver- 
gleicht und  bestimmt] ;  Hauptsache  ist  die  lautbildende  Thätigkeit  des  Mundes  [also  doch  nicht 
die  Artikulationen  der  Stimmbänder ,  auch  nicht  die  der  Nasenklappe ;  die  Artikulationen  der 
Mundhöhle  nehme  auch  ich  als  das  Maß  für  die  Laute  an ,  aber  das  gemeinschaftliche  Maß  für 
alle  Laute.  Ich  frage  nun,  wo  bleiben  die  Laute,  welche  mit  verengten  und  ganz  geschlossenen 
Stimmbändern  bzhw.  bei  offnem  und  geschlossenem  Munde  gebildet  werden?  Im  System  des  Vf. 
haben  sie  kein  Unterkommen  gefunden ;  sie  spielen  zwar  in  der  fr.  Phonetik  keine  große  Rolle, 
aber  doch  in  andern  Spr.  Für  die  Öffner  werden  leider  noch  nach  den  Zungenartikulationen, 
bei  welchen  statt  vordem  Zungensaums'  besser  Vorderzungenrücken,  statt  Zungen\M.irzel  Hinter- 
zunge   gesagt  wäre    (i.  z.  iv.    119  ,  die  Benennungen,  palatale,   gutturale  und  gemischte  weiterge- 


BEITRAG   ZUR   GESCHICHTE   DER   FRANZ.    UND   ENGL.    PHONETIK   UND   PHONOGRAPHIE.  265 

eles  moins  distinctes.  Ich  unterscheide  in  der  Übersicht  145^  weniger  ouver- 
tures  imparfaites  als  P.  Über  seinen  son  transitoire  h  oder  (a  bemerkt  P. 
64:    ce  son  n'est  pas  toujour  vocalique;    .  .   sa  valeur  speciale  est  determinee 


führt,  6:  'bei  den  gemischten  Vokalen  vermittelt  die  Zunge  zwischen  beiden  Stellungen,  indem 
sowohl  deren  Hinter-  als  Vorderteil  mit  der  Zungenspitze  ["?]  sich  hebt ,  während  der  Zungen- 
rücken,  also  mittlere  Oberflächenteil,  zuweilen  eine  leichte  Einsenkung  bildet  [also  nicht  mehr 
im  allgemeinen!  Ich  habe  diese  Einsenkung  bei  gehobener  Spitze  nur  in  pathologischen  Fällen, 
wie  bei  vordem  Zahnlücken  und  besonders  an  magern  Zungen  beobachtet ,  auch  Passy  schreibt 
dem  Vf.  162:  'Ihre  "leichte  Senkung  in  der  Mitte"  finde  ich  nicht.'  Worauf  B.  erwidert  163: 
'Die  leichte  Senkung  der  Mittelzunge  bei  Mittelvok.  dürfte  \-ielleicht  auf  einem  Irrtum  beruhen;' 
sagen   wir   vielmehr    auf  kritiklosem   Nachsprechen   dessen ,    was  Bell  in   vis.  SP.    gesagt.]     Als 

4.  Artikulationsart  endlich  kommt  hinzu  die  der  a-Laute,  welche  eine  eigne  Stellung  einnehmen, 
da  sie  zu  keiner  der  vorigen  Reihen  passen.  Die  Zunge  liegt  ziemlich  platt  im  Munde  und  hebt 
sich  entweder  nicht  (wie  bei  sog.  reinem  a  in  fr.  ame,  it.  padre ,  bühnend.  Name;,  oder  nur 
wenig  (wie  beim  hellen  fr.  ä  in  madame)  aus  der  Ruhelage  heraus.'  Das  a  in  padre  und  Name 
ist  ein  Mittelzungenöffner  a\  hätte  B.  die  'gemischten'  Öffner  richtig  bestimmt,  so  würde  er 
erkannt  haben,  daß  sie  mit  den  mittlem  a-Lauten  in  eine  und  dieselbe  Reihe  gehören,  a  in 
äme  zeigt  eine  geringe  Verschiebung  der  Zunge  nach  hinten,  bisweilen  mit  entsprechender  Lippen- 
mndung  A,  a  in  madame  einen  geringen  Vorgang  der  Zunge  M-  Die  Lippenöffnungen  werden  jetzt 
in  spaltförmlge  und  runde  geschieden.  Das 'Vokalsystem'  S.  10  ist  Avesentlich  gebessert:  a  ist 
richtiger  gestellt,  a  wird  jetzt  als  'weit',  früher  unrichtig  als  eng  bestimmt.  Man  erkennt  an  diesem 
Wechseln,  wie  wenig  der  Vf.  über  weit  und  eng  im  Klaren  war.  Im  Konsonantensystem  ist  die 
Unterscheidung  von  'Zungensaumlauten'  jetzt  mit  Recht  in  Wegfall  gekommen,  leider  dafür  die 
für  das  System  ganz  zwecklose  Sonderung  von  momentanen  und  Dauerlauten  eingeführt.  Die 
Dauer  der  Laute  und  Lautübergänge  kommen  erst  für  die  Synthese  in  Frage. 

Nach  diesen  allgemeinern  Erörterungen  folgt  die  Analyse  der  fr.  Laute,  re  in  peur,  welches 
in  dem  Lautsystem  1887  S.  49  fehlte,  wird  hier  ergänzt  S.  17;  ebenso  wird  o  in  homme  jetzt 
richtiger  bestimmt.  Für  a  in  ame  wird  hier  bemerkt,  daß  es  etwas  [wohl  nur  akustisch]  tiefer 
sei  als  a  in  engl,  father  und  d.  Vater;  für  a  in  madame  wird  hervorgehoben:  'etwas  weiteres 
Zurücktreten  und  strafferes  Anliegen  der  Lippen  .  .,  die  sich  sogar  leicht  spaltförmig  r.u  erweitern 
beginnen.'  Als  'gemischte  Vokale'  werden  hier  außer  a  mit  Unrecht  wohl  in  Nachahmung  von 
Passy  vgl.  S.  252,  258  f.)  die  Laute  q.  o  in  comment  und  raison  aufgeführt,  doch  zugegeben :  '  Laut- 
lich berührt  sich  der  Vok.  [q]  sehr  nahe  mit  o  .  .  Auch  hier  [für  ^]  kann  sich  die  Praxis,  je  nach 
Ermessen  mit  e  oder  ce  begnügen.'  o  wird  jetzt  als  'nur  leicht  gentndet'  beschrieben  das  gilt 
freilich  nur  für  künstlich  isoliertes  (.E,  nicht  für  das  natürliche  H^ )  und  dafür,  wie  auch  für  andre 
unbetonte  Öffner,  eine  weitere  'Abschwächung  zugegeben:  'Dies  erinnert  allerdings  lebhaft  an 
die  abgestuften  Formen  der  unbetonten  Vok.  im  Deutschen  und  besonders  Engl.'  [vgl.  hier  S.  148]. 
24:  'Von  der  Aufstellung  einer  besondern  fr.  Vokaltafel  .  .  ist  aus  Rücksicht  auf  die  gerade  in 
dieser  Frage  bereits  so  zahlreichen  Kontroversen  abgesehen  worden'.  Eine  zu  zarte  Rücksicht  I 
Es  ließe  sich  allerdings  in  keiner  Weise  mit  dem  BELLschen  System  die  Artikulation  der  Lippen 
verbinden,  welche  B.  S.  25  für  das  fr.  Öffnersysteiji  so  beschreibt:  Im  allgemeinen  straff,  ener- 
gisch wie  die  der  Zunge.  Bei  den  hintern  Vok.  mäßige  ^'orstülpung  der  Lippen  und  Rundung 
.  .  Bei  den  vordem  spaltförmlge  Erweiterung    der  MundötTner  .  .  Neutralität    der  Lippen   bei  a.' 

5.  31  handelt  B.  von  den  'sog.  diphthongischen  Verbindungen'  ;  er  verwendet  ^  als  Zeichen  für 
die  unsilbigc  Funktion'  bei  u  ü  i_^  und  wägt  die  Stimmen  gegeneinander,  welche  hier  für  Kons. 
(Bali.u,  Havet,  P.\ssy)  und  welche  für  Vok.  Lange,  Kühn,  Schäfer)  sind  ;  er  stimmt  natürlich 
mit  Passy,  zumal  auch  Swekt  sich  handb.  122  für  konsonantische  Verbindung  ausgesprochen. 
Nach  meinen  Beobachtungen  ist  die  ältere  Ausspr.  als  diphtongues  ouvcrtcs  vgl.  die  Übersicht 
S.  145'')  noch  heute  bei  gebildeten  l'ARisern  zu  hören  ,  u  //  /  •  daneben  aber  auch  die  neuere 
Ausspr.  als  diphtongues  demi-ouvcrtcs,  namentlich  in  der  bequemern  Umgangsspr..  wo  die  articu- 
lations  demi-ouvcrtcs  unter  Umständen  dann  sogar  stimmlos  werden.  Für  den  Schulunterricht  ist 
wohl  für  den  Anfang  die  ältere  Ausspr.  zu  empfehlen.  Die  fr.  stimmlosen  Schlußlaute  schreibt 
B.  jetzt  S.    -^i    p',    t',    k' ,    d.h.   als   Laute    mit    gleichzeitigem   Kchlkopfschluß  .    welchen    letztern 


2  06  F.  Techmer. 

par  la  pozicion  des  organes  avant  sa  formacion  ^et  apres I].  76:  Bien  entandu, 
noLis  neglijerons  absolumant  les  sons  tranzitoires.  Während  P.  oben  bei  der 
Bestimmung    der  Begriffe  voyele    und    consone  die  hörbare  Wirkung   und  die 


Jespersen  nur  vcrimitct,  den  ich  aber  bei  bestem  Willen  nicht  habe  heraushören  können  vgl.  o.  S.  252  . 
Die  größere  Artikulationsstärke  dieser  Laute  und  die  geringere  der  stimmhaften  wird  hier  erklärt 
'infolge  der  beträchtlichen  Hemmung  des  Luftstroms  in  der  zum  Tönen  verengten  Stimmritze ' ;  für 
die  stimmlosen  hat  B.  aber  Kehlkopfschluß  ,  also  vollständige  Hemmung  des  Ausatmungsstroms 
angenommen.  Wie  verträgt  sich  da  seine  Erklärung  mit  dem  Gesetz  des  Gleichgewichts  der 
treibenden  und  hemmenden  Kräfte?  s  werde  mit  gesenkter,  nicht  wie  nordd.  [?]  mit  gehobener 
Zungenspitze  gesprochen.  Anders  Passy,  welcher  o.  S.  254  eine  Hebung  der  Spitze  beschreibt. 
Das  W^esentliche  ist,  daß  neben  einer  Vorderzungenenge  gleichzeitig  eine  geringere  Hebung  der 
Mittclzungc  stattfindet,  gleichgültig,  ob  die  Spitze  oder  der  Vorderzungenrücken  artikuliert;  bei 
meinen  Beobachtungen  war  es  bei  S^  die  Spitze,  bei  5  dagegen  der  Vorderzungenrücken.  S.  43 
ist  B.  im  Zweifel  wegen  der  Artikulationsstelle  des  son  mouill^  n  ,  'die  nicht  weiter  zurückliegt, 
als  an  der  Grenze  zwischen  hartem  und  weichem  Gaumen.  Vielleicht  liegt  dieselbe  noch  etwas 
weiter  nach  vorn.'  In  Wirklichkeit  liegt  sie  an  der  Mitte  des  harten  Gaumens,  an  der  Stelle  des 
fr.  i,  ein  wenig  mehr  nach  vorn  als  für  deutsches  i,  wie  ich  mich  durch  stomatoskopische  Unter- 
suchungen überzeugt.  Gemäß  ihrer  Artikulationsbasis  neigen  die  fr.  Zungenartikulationen  ja  über- 
haupt mehr  nach  vorn.  S.  44  handelt  B.  von  den  ^Gleitlauten';  leider  imterscheidet  er  hier  nicht 
gebührend  zwischen  Ubergangslauten  und  Lautübergängen ,  ebenso  wenig  wie  seine  englischen 
Vorgänger  bei  dem  glide.  In  der  li.  Abteilung  wird  die  Synthese  der  fr.  I-aute  dargestellt.  Es 
folgen  phonetisch  geschriebene  Texte ;  ich  lasse  als  Probe  eine  Stelle  von  L.  Havet,  rev.  CRrr. 
10.  Oct.   1887  p.  251   abdracken,   sowohl  des  Inhalts  als  der  Schreibung  wegen: 

lä-fonetik  deskriptiv  ä-pur-sä  dopscervasjö  dirrekt  le-Iä.g  ozo[".'  u]rdwi-vivä.t  e-säk-fonetist  etüdi 
ävä-tu  le-sö  d-sä-lä.g  mätcerncel:  iljä-tät-ä-fi"e.r  pur-bjaT -konse.tr  lez-idjo'.m  le-plü-kläsik ,  kil- 
ce-for-nätünicl  ka-le-lä.g'z  egzotik  e-le-pätwä  rsest-provizwärmä  ä-lärj£erplä.  o.r,  letüd  de-lä.g 
da-gräd-kültü.r  ködwi-tu-drwa  ä-de-preoküpasj5  dordiro)-prätik :  iljä-lä-ksestjö  de-metod  däsjeiimä, 
e-iljä-lä-ksestjö  dlortogräf.  läglze,  lälmä,  1  a^frässe  söt-ässerie  ä-de-milje  delte.v  eträze ,  o-pwse"- 
d-vü  dlä-pronösjasjö  kom-opwse'-d-vü  dlä-sae"täks  u-dü-vokäbülse.r ;  la-mse.t Vol-da-lä.g  dwä-dö- 
s3-tni.r  o-kurä  de-trävo  dü-fonetisjoe",  e-l-mjö  srae  kil-füt-oe^pö  fonetisjae"  Iwi-mas.m.  do.t(r3 -pä.r, 
kikök  ?e-tä-swä-pö  Ite^gwist  te-soke  pär-läpsürdite  dez-ortogräf  än-üzä.z  ^dä-le-divre.r-peji;  o.r, 
£el-ae-sürtu-sokät  pur-lafonetisjte" ,  ki-lä-sä-mjö-k  prerson  pär-lä-teori ,  e-pur-la-mae.t'ro-da-lä.g, 
döt-Kl-äträ .V  tu-le-zu.r  lä-prätik.  da-sort  kiljä,  e-kil-dwät-j-ävwä.r,  oe"-ljffi"-etrwa  ät'ra^-sae-trwa- 
so.z,  lä-fonetik  deskripti.v,  lässerimä  de-lä.g,  lä-reform  ortogräfik.  vwälä  komät-il-egzist  ün-zcen- 
ekol  ki-purswi  de-vi(.)ze(z)  än-äpärä.s  distse'i'kit,  mcez-ä-reälite  solidoe.r.  3el-k5sidse|.)r  lä-fonetik 
deskripti.v  kom-oe"n-obz3e  detüd  sa-süfizä  t)  ä-lwi-mDe.m ,  e-sel-rovädik  pur-sel ,  vizävi  dlä  fonetik- 
istorik  ,  lä-m3s{.)m  se^depädä.s  ka-lä-zeogräfi  ä-tuzu.r-ü  ä-legär  da  listwä.r.  ä-mgem-tä ,  cel- 
K^trodwi  dä-lässeiimä  de-lä.g  ün-nnvcel-metod  (lä-metod  fonetik;  ,  e-sel-reklä  .m  ävaec-ärdoe.r  lä- 
reform  do-lortogräf  de-div£ers-lä.g. 

Über  den  Sprachunterricht  vgl.  meine  Bespr.  von  Breal  iv.  187:  comment  on  apprend 
les  langues  etrangeres,  1886  und  H.  Derenbourg  IV.  209;  auch  G.  Compayre:  hist.  crit. 
DES  DOCTR.  DE  l'educ.  en  FR.  DEPUis  LE  xviE  s.,  5E  ED.  1885.  Blicken  wir  auf  Beyers  Buch 
zurück ,  so  zeigt  sich,  daß  der  allgemeinere  phonetische  Teil  recht  wenig  befriedigt ,  namentlich 
die  Systematik;  wertvoller  ist  die  besondere  fr.  Phonetik:  wie  P.  Passy,  betont  jedoch  auch  B. 
hier  zu  sehr  die  Umgangsausspr.  ;  in  der  Schule  ist  aber,  wie  gesagt,  vor  allem  erst  die  feier- 
liche Ausspr.  zu  lehren;  die  bequemere  stellt  sich  ja  bei  weitenn  Gebrauch  schon  von  selbst  ein. 
Ich  bin  in  diesem  beitr.  z.  Gesch.  der  fr.  phon.,  in  welchem  ich  mich  stets  bemüht  mit  glei- 
chem Maße  zu  messen ,  auf  die  obigen  Arbeiten  von  Beyer  ,  wie  von  P.  Passy  ,  näher  einge- 
gangen,  damit,  sich  die  Leser  selbst  ein  richtiges  Urteil  darüber  bilden  können.  Es  scheint  mir 
nämlich,  als  hätten  Beyer  und  Passy  ihre  Bedeutung  für  die  fr.  Phon,  gegenseitig  überschätzt. 
Die  Gegenseitigkeit  in  der  wissenschaftlichen  W'ertschätzung  wirkt  ja  gewissermaßen  wie  ein 
Linsensystem,  nach  der  einen  Richtung  vergrößernd  (wie  bei  Beyer  und  Passy),  von  entgegenge- 
setzter Seite  verkleinernd.    W^er  die  Geschichte  einer  Wissenschaft  schreibt,  darf  sich  weder  von 


BEITRAG   ZUR    GESCHICHTE  DER  FRANZ.    UND   ENGL.    PHONETIK   UND   PHONOGRAPHDE.  267 

Erzeugungsweise  nicht  streng  auseinander  hielt,  will  er.  wenigstens  in  der 
Theorie,  die  voy.  und  den  son  silabique  sorgfältig  geschieden  wissen  51: 
Le  son  qui,  dans  une  silabe,  a  le  plus  d'intansite.  sapele  son  silabique  .  . 
II  nous  faut  donc  distinguer  avec  soin.  en  teorie,  la  foncsion  silabique  de  la 
qualite  de  voy.  Die  dann  folgende  Synthese  befriedigt  weniger  als  die  obige 
Analyse,  das  liegt  an  der^mangelnden  Klarheit  über  das  Wesen  der  fr.  Betonung. 
Das  Beste  hat  darüber,  wie  wir  oben  S.  210  gesehen,  Ackermann  ge- 
schrieben ,  zu  dessen  Darstellung  auch  die  Bemerkung  von  J.  Passy  paßt, 
welche  der  Bruder  p.  58  anführt:  Lorsquon  veut  apuyer  sur  un  mot  .  .  'la 
plus  grand  forse  est  transportee  sur  une  silabe  autre  que  la  derniere  —  souvant 
la  premiere,  souvant  la  plus  importante  du  mot.'  Die  letzte  Silbe  ist  in  der 
Regel  schwächer,  aber  höher. 

Die  Grundsätze  der  obigen  Darstellung  von  P.  P.  könnten  denen,  die  nur 
in  der  Geschichte  der  fr.  Phonetik  Erfahrung  haben,  hier  als  neu  erscheinen. 
In  Wirklichkeit  beruhen  sie  im  wesentlichen  auf  Verwertung  der  Ergebnisse 
engl,  und  deutscher  Phonetiker ,  wie  sich  aus  meinem  II.  Beitrag  zur  gesch. 
DER  ENGL.  PHONETIK  Und  einem  in  Aussicht  genommenen  III.  Beitrag  zur 
GESCH.  der  DEUTSCHEN  PHONETIK  wcitcr  ergeben  wird.  P.s  Übertragung  dieser 
auf  fremdem  Boden  gewachsenen  Früchte  auf  das  Gebiet  der  fr.  Phonetik  und 
Phonographie  verdient  gleichwohl  alle  Beachtung  seitens  seiner  Landsleute ; 
doch  werden  letztere  wohl  daran  thun,  auch  unmittelbar  aus  solchen  Quellen 
zu  schöpfen,  wo  die  Ausdrücke  gutturale,  palatale.  linguale  u.  s.  w.  nicht  mehr 
eine  so  zweifelhafte  Rolle  spielen,  wie  in  der  altern  Phonetik  voyelles:  aigues, 
graves,  masculines,  feminine,  muette  und  consonnes:  douces,  fortes;  mouillees: 
sowie  die  Ausdrücke  metaplasmes  des  sons,  permutation,  apherese.  syncope, 
apocope ,  prosthese ,  epenthese,  paragoge.  methathese  u.  s.  w.  All  solche 
zweideutigen  Termini  technici  werden  in  der  Phonetik  mehr  und  mehr  vor  den 
genauem  physiologischen  Erklärungen.  Bestimmungen  und  Benennungen  ver- 
schwinden müssen. '  P.s  letztbesprochenes  Werk  ist  mir  leider  erst  bei  Ab- 
schluß dieses  Druckes  zugänglich  geworden,  so  daß  ich  die  Benennungen  und 
Bezeichnungen  seiner  Liste  p.  11  nicht  früher  berücksichtigen  konnte.  In 
engem  Zusammenhang  mit  den  Arbeiten  von  P.  stehen  die  eines  Deutschen, 
F.  Beyer,   über  welche  ich  S.  261  ff.   unten  berichte. 

ArSENE    DaRMESTETER:    LA  QUESTION  DE  LA  R^FORME    ORTHOGRAPHIQÜE.  

MEM.    ET    DOCUM.    SCOL.    PUBLIES    PAR     LE     MUS.    PEDAG.     73.    PaRIS  .    DeLAGR.WE, 

Hachette,    1888.  —  8°,   24. 

Nach  D.  gibt  es  in  der  heutigen  fr.  Ausspr.  folgende  voy.  pures:  .  .  a 
ferme  dans  pate  .  .  a  ouvert  dans  le  pas  [diese  Benennungen  passen  für  die 
fr.  a- Laute  weniger   als  für  die  fr.  e-,  o-,  ö-Laute:    nicht  der  Offnungsgrad. 


den  gegenseitigen  Lobesüberhebungen  innerhalb  der  Schulen,  noch  von  den  Bemängelungen  einer 
entgegengesetzten  Partei  beeinflussen  lassen. 

'  Ich  bemerke  das  namentlich  im  Gegensatz  zu  E.  KouRClEZ  (PREClS  DE  PHONET.  KR.  ov 
EXPOSE  DES  LOIS  QUI  REGISSENT  I,A  TRANSFORMATION  DES  MOTS  LAT.  EN  FR.,  PaRIS,  Kt.lXCKSlECK, 
tSSg,  12°,  122;  2  fr.  50',  welcher  die  physiologische  Seite  mißachtet  und  p.  v  schreibt:  il  n'etait 
pas  moins  rationnel  d'adopter  ccrtains  tennes  techniques  desormais  consacres. 


,^g  F.  Techmer. 

sondern  der  Rück-  und  Vorgang  der  Zunge  oder,   nach  der  hörbaren  Wirkung, 
die  Tiefe  und  Höhe  des   innern  Mundhalls  sind  hier  das  Unterscheidendcj   .  . 
e  ouvert  dans  cessc  ,  e  demi-ouvert  dans  mais  .  .    [die  Unterscheidung  dieser 
Zwischenstufe    demi-ouvert,    welcher  wir  bereits  bei  einzelnen  andern  Phone- 
tikern o.  S.  i86,    196,   216,   233  begegnet,    scheint   im   fr.  System   nicht   be- 
rechtigt]  e  ferme  dans  the  .  .  i  o  ouvert  dans  port,   o  ferme  dans  pot   .    .   eu 
ouvert  dans  peur  .  .  eu  tres  ouvert   [?  so  nur  bei  künstlicher  Vereinzelung  der 
Silbe  mit  dem  sonst  natürlich  unvollkommen  gesprochenen  Offher:  ce  bzhw.  //] 
et  tres   bref  dans  de  .  .   eu  ferme  dans  peut  .  .  ou   .  .   u  .  .  Voy.  nasales  .  . 
an   .  .   moyen  .  .  on  .  .   un  .  .   Cons.   labiales:    b   p    f  v  ou  cons.    'dans  oui  , 
u  cons.    (dans  lui;  .  .  dentales:   d  t  s  z   .  .  palatales   g  k  i   cons.  (.  .  yeu.x   .  . 
pied),    1    mouillee.   n    mouillee   (gn)  ch  j   .  .  l'aspiration  .  .  liquides:    1    r   m  n. 
Nach   dieser  Analyse  geht  D.  auf  die  Geschichte  der  Schreibung  der  fr.  Laute 
ein,  aufweiche  Darstellung  (wie  auf  sein  und  Hatzfelds  XVl^  siegle)  ich  schon 
oben  S.  160  Bezug  genommen.     Er  schildert  die  Anfänge  phonetischer  Schrei- 
bung im  Altfr.,   die  Etymographie  in  den  ersten  Jhh.   des  Neufr.,   die  phono- 
graphischen Reformversuche,    endlich    die  Entscheidung  der  orthographischen 
Frage  durch  die  .\c.  fr.     i  i  :  L'ecole  etymologique  avait  triomphe,  au  mepris 
du  hon  sens ;   car  eile  partait  d  un  principe  errone  .  .  Que  dirait-on  d'un  auteur 
qui  s  amuserait  ä  donner  en  note  l'etymologie  de  tous  les  mots  dont  il  se  sert? 
.  .  En  face,  l'ecole  phonetique  dresse  son  drapeau :  un  signe  pour  chaque 
son.  un  son  pour  chaque  signe.     N'est-ce  pas  lä  l'ideal?     Oui,  pour  le 
linguiste  ou  le  physiologiste,  qui  veut  faire  l'analyse  scientifique  des  sons 
emis  par  la  bouche  humaine.     Mais  ne  songez  pas  ä  transporter  dans  l'usage 
courant    des    procedes   de    laboratoire.      Eine   genauere    phonetische   Schrei- 
bung,   welche   z.  B.    w  .  .  sourde   de   poire  von   w  .  .  sonore   de  boire   (vgl. 
Ballu,   S.  228,    233.   wo  diese  beiden  Laute  freilich  in  der   Schreibung  auch 
nicht  auseinander  gehalten  werden) :   die  Dauerunterschiede'  long,   moyen,  bref 
(vo-1.  Ackermann  o.  S.  211);  die  verschiedenen  Arten  der  k-Laute  von  car  bis  qui 
(vgl.  VoLNEV  o.  S.  207)   unterscheide,   sei  in  der  Anwendung  für  das  gewöhn- 
liche Leben  unmöglich.     Es  könne  sich  also  nicht  um  Einführung  einer  voll- 
kommen phonetischen  Schreibung,  sondern  nur  um  Vereinfachung  der  her- 
gebrachten handeln,  im  Interesse  einer  orthographischen,  sprachHchen  und 
nationalen  Einheit,    um   eine   allmähliche   vorsichtige  Angleichung   an    die  ge- 
sprochene Spr.  d'apres  un  Systeme  fortement  etabli.     15  :   Cette  langue  parlee 
a  sa  grammaire  propre  differente  de  la  grammaire  ecrite,   et  on  a  pu  la  faire 

(E.   KOSCHWITZ,   NEUER.   FORMENLEHRE,   NACH  IHREM    LAUTSTANDE  DARGESTELLT,    1888 

[vgl.  unten  S.  270^)  .  .  C'est  notre  devoir  de  defendre  ce  tresor  national 
contre  les  alterations  .  .  et  si  nous  touchons  a  la  langue  ecrite,  de  ne  porter 
sur  eile  qu'une  main  legere  et  discrete.  D.  macht  nun  seinerseits  Vorschläge 
zur  Vereinfachung  der  hergebrachten  Orthographie  in  sehr  bescheidenem  Um- 
fange ,  wie  ja  auch  die  ac.  fr.  dergleichen  in  den  spätem  Ausg.  ihres  Wb. 
bereits  zugelassen,  vgl.  das  Gesuch  von  Passy  o.  S.  256.  17  :  Les  simplifications 
que  nous  etudions  ici  ne  doivent  pas  se  faire  toutes  ä  la  fois,  mais  s' eche- 
lonner sur  un  espace  de  temps  plus  ou  moins  considerable.  L'academie  a  le 
temps  devant  eile ;    eile  a  aussi  l'autorite  .  .  eile   pourra   poursuivre    dans  son 


BEITRAG   ZUR   GESCHICHTE   DER  FRANZ.   UND   ENGLI  PHONETIK  UND   PHONOGRAPHIE.  269 

DiCT.,  d'editions  en  editions.  l'ceuvre  de  simplification.  22:  Resumons  .  .  Les 
simplifications  pratiques  sont  Celles  qui  consistent  ä  remplacer 

le  th  .  .  ch  (=  k)  .  .  ph  y  x  (sifflant  simple  seh  et  sh  g  chuintant 
par   t  c  f        i      s  ch  j 

s  douce     ce  oeu     en 
z  eu  an ; 

ä  supprimer,  dans  l'interieur  des  mots,  la  premiere  des  lettres  doubles  ou  des 
groupes  de  cons.  qui  ne  se  prononcent  pas,  ä  laisser  tomber  l'h  muette.  Leider 
läßt  D.  hier  noch  zwei  Buchstaben  für  einen  Laut  zu  z,  B.  bei  den  nasalen 
Öffnern  (an  u,  s.  w.j,  bei  eu  ou;  bei  ch.  Auch  macht  er  keine  Vorschläge 
zur  Vereinfachung  der  Accentzeichen.  Diese  sind  namentlich  zur  Unterschei- 
dung der  verschiedenen  e-  a-  o-Laute  hergebracht  und  könnten  da  nur  durch 
neue  Buchstaben  ersetzt  werden,  welche  wohl  nicht  allgemeine  Annahme  finden 
würden.  Von  Bezeichnung  der  quantitativen  Unterschiede,  der  Dauer,  wie  der 
Stärke  und  Stimmhöhe,  dürfte  für  gewöhnhchen  Gebrauch  abgesehen  und  nur 
die  qualitativen  Unterschiede  der  Artikulationen  der  Mundhöhle  sollten  durch 
Accente  weiter  bezeichnet  werden  ,  aber  einheitlich ,  folgerecht  und  sparsam. 
Es  könnte  z.  B.  der  Gravis  \  .  wie  in  der  Transskr.  der  i.  z,  ,, ,  als  Zeichen 
einer  verhältnismäßig  mehr  zurückliegenden  Zungenartikulation  und 
der  dadurch  bedingten  tie fern  Klangfarbe,  (von  Boindin  S.  186  durch  grave, 
von  VoLNEY  S.  206  durch  creux  und  profond  angedeutet),  z.  gr.  T.  auch  gleich- 
zeitig der  Länge   (vgl.  Duclos  S.  184)  verwertet  werden  für: 

e  in  pere       ä  in  päte       ö  in  tot  im  Gegensatz  zu  : 

e  in  the         ä  in  patte      o  in  port. 
i  und  das  häufigste   e  (imparfait)  bedürften  keiner  weitern  Bezeichnung,  wohl 
aber  das  Hinterzungen-ü  im  Gegensatz  zum  Vorderzungen-ü  oder  u' .  Schwieriger 
wird  es  sein,   die  hergebrachten  Di-  und  Trigramme: 

ou     eu  an     on     en     cun   und   ch   durch  je   einen  Buchstaben,   etwa 

ü  ce  (oeufs)  ä  ö  e  of  und  9  zu  verdrängen.  Letztern  empfahl 
der  treffliche  Dangeau  oben  S.  180;  Raoux  zog  nach  S.  216  j  vor.  im  Gegen- 
satz zu  j ,  welches  für  den  entsprechenden  stimmhaften  Laut  hergebracht  ist. 
Vgl.  meinen  vereinfachten  Vorschlag  unten  S.  292.  Schließlich  spricht  D.  von 
der  üblen  Rückwirkung  einer  verkehrten  Schreibung  auf  die  Ausspr.  und  be- 
tont die  Vorteile,  welche  eine  solche  Vereinfachung  der  hergebrachten  Schrei- 
bung in  phonetischem  Sinne  für  den  fr.  LTnterricht  im  Vaterlande  wie  in  der 
Fremde  haben  würde. 

A.  D.  ist  am  16.  Nov.  1888,  zu  früh  für  die  Wissenschaft,  gestorben.  Er 
hat  sich  nicht  bloß  um  die  fr.,  sondern  auch  um  die  allgemeine  Sprachw.  in 
vielseitiger  Weise  verdient  gemacht.  Zunächst  nach  der  geschichtlichen  Seite; 
dann  hat  er  sich  auch  in  der  Sprachpsjchologie  bcthätigt  und  sich  bemüht 
die  Ergebnisse  der  naturwissenschaftlichen  Forschung  in  der  Sprachw.  zu  ver- 
werten und  die  naturwissenschaftliche  Methode  darauf  anzuwenden .  mehr  in 
Schleichers  Sinne.  Ich  habe  seine  frühern  Arbeiten  genannt  und  seine  letzten 
in  meinen  Bibliographien  eingehend  besprochen.  Auch  des  dictionnaire 
GENERAL  DE  LA  L.   iK.   luibc  ich  gcdaclit .   wclchcm    er    mit  IIatzkeld  seit  einer 


270  F-  Teciimer. 

Reihe  von  Jahren  seine  Hauptarbeit  gewidmet  und  das  demnächst  erscheinen 
soll.  Ein  wohlwollender  Nekrolog  von  G.  Paris  ist  im  Bulletin  de  la  sog. 
DK  LiNG.  NO.  33  (VII.  i),  -188g  p.  XXXVII — XLV  veröffentlicht  worden.  Ich  hebe 
daraus  hervor  p.  XU:  Tandis  que  beaucoup  de  philologues  ne  sinteressent 
qu'aux  langues  mortes  et  ne  se  sentent  pour  ainsi  dire  a  leur  aise  que  devant 
le  cadavre,  un  scapcl  et  un  microscopc  en  main,  il  avait  Ic  goüt  et  le  sens 
du  vivant.  Son  csprit  philosophique  lui  faisait  parfaitement  comprendre 
Fidentite  des  phenomenes  des  epoques  passces  et  de  ceux  de  l'epoque  presente 
[vgl.  o.  S.  185  G^'nin]  ,  et  il  trouvait  au.x  .seconds  lavantage  de  pouvoir  etre 
observes  directement  dans  icur  jeu  complcxe  et  changeant.  II  ne  percevait 
pas  moins  nettement  revolution  constante  du  langage ,  faite  d'imitation  et 
de  creation  et  la  solidarite  qui  rattache  indissolublemcnt  ce  qui  a  ete,  ce  qui 
est  et  ce  qui  sera.  Profondement  verse  dans  les  etudes  phonetiques,  c'est 
cependant  l'histoire  des  idees  qu'il  cherchait  surtout  dans  Thistoire  des  mots  .  . 
je  n'ai  voulu,  que  mettre  en  reHef  ce  qu'on  peut  appeler  la  physionomie 
scientifique  de  notre  ami,  qui  fut  un  philologue  crudit,  un  phoncticicn  profond. 
et  peut-etre  avant  tout  un  psychologue. 

E.    KOSCHWITZ:    NEUFR.  FORMENLEHRE  NACH  IHREM  LAUTSTANDE  DARGESTELLT, 

Oppeln,  E.  Franck,    1888.  —  8°,  viii,   34. 

Wir  sahen,  P.  Passy  vertritt  in  seinem  fr.  parle  die  Richtung,  den  sprach- 
lichen Unterricht  auf  phonetischer  Grundlage  aufzubauen  (o.  S.  255);  im  Gegen- 
satz dazu  hielt  es  A.  Darmesteter  für  eine  Pflicht,  die  langue  ecrite,  ce 
tresor  national,  innerhalb  gewisser  allmählich  zu  beschränkender  Grenzen  gegen 
Änderungen  zu  verteidigen  (o.  S.  268).  Dieser  Gegensatz  tritt  noch  mehr 
außerhalb  Frankreichs  im  fr.  Unterricht  her\^or.  K.  scheint  einen  andern 
Standpunkt  einzunehmen;  auf  die  Gefahr  hin,  es  beiden  Seiten  nicht  ganz 
zu  Dank  zu  machen,  will  er  hier  eine  erste  Probe  geben,  'wie  die  bald  ge- 
wünschte, bald  gefürchtete  phonetische  Grammatik  der  Zukunft  beschaffen  sein 
wird',  nimmt  jedoch  eine  milde  Beurteilung  für  das  Buch  in  Anspruch.  Mas 
den  Schwächen  eines  ersten  Versuchs  natürlich  nicht  entsfaneen  ist."  Es  soll 
helfen,  klarere  Ansichten  von  dem  Verhältnis  zwischen  Laut  und  Schrift  inner- 
halb der  neufr.  Spr.  zu  verbreiten  und  damit  die  Empfänglichkeit  für  histo- 
rische Erklärungen  und  deren  Verständnis  zu  befördern.  Manchem,  der  sich 
mit  der  Untersuchung  neufr.  Patois  beschäftigt,  dürfte  es  auch  heb  sein, 
die  vorhandenen  Flexionsreste  der  Schriftsprache  denen  der  Volksmundart 
gegenüber  stellen  zu  können."  Das  Buch  verdient  hiernach  in  Rücksicht  schon 
auf  den  fr.  Sprachunterricht,  und  mehr  noch  auf  die  fr.  Sprachwissen- 
schaft als  Vorstufe  zum  Studium  der  Geschichte  der  fr.  Spr.  und  der  Mund- 
arten, unsre  besondere  Aufmerksamkeit.  Zunächst  die  Erklärung  seiner  Schrift- 
zeichen S.  5  f.: 

i.  Vokale. 
u     geschlossenes  .  .  tout  [u]. 
o     geschlossenes  .  .  cöne  [0]. 
o     offnes  .  .  fort  [0]. 
a     hohes  .  .  grappe  [^]. 


u 


BEITRAG    ZLR    GESCHICHTE    DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGRAPHIE.  2~l 

[a]  tiefes  .  .  pas  [äme  .;;  beide,  'hohes'  und  ^tiefes',  oder  vorderes  und  hinteres 
a,    sollten  in  der  Transskr.  unterschieden,    nur  zweifelhaftes  mittleres  a  a 
geschrieben  werden]. 
q     offnes  .  .  succes  [£]   .  .  q    langes  offnes  .  .  etre  [ä]. 
e     geschlossenes  .  .   ete  [r"!. 
i      geschlossenes  .  .   finir   \z]. 
geschlossenes  .  .  rue  [ti]. 
ce   geschlossenes  .  .  jeu  [o]. 
oe,   offnes  .  .  coeur   [:?]. 

e     dumpfes  .  .  zwischen  ce  und  oe,  liegend  [?]  .  .  je  [ce  bzhw.  //]. 
i^     halbkonsonantisches  i   .  .   yole  [i  J] . 
u     halbkonsonantisches  u  .  .   bivouac  [u  ;f1. 
i'i     halbkonsonantisches  ü   .  .  suis   [//_  ir]. 
6     nasales  offnes  [?  v^gl.   o.   S.  222]  o:   on   [oJ\. 
ä     nasales  tiefes  a,   mit  Neigung  nach  ö:  an  [a^. 
e     nasales  offnes  e  .  .  main  [eJ  . 
oe    nasales  offnes  [vgl.  wegen  der  Hinterzungenhebung  o.  S.  222]  oe  .  .  brun  [r?^  1. 

2.  Konsonanten. 
k     (vor  e,   i;   und  c   [K.  will  hier  wohl  einen  vordem  Zungenschließer  l\  \-on 
dem   hintern    l\    unterscheiden;    vgl.   Volney   o.  S.  207]    stimmloser    (nicht 
aspirierter)    Gaumenverschlußlaut;  camp,   care. 
g     stimmhafter  .  .  Gaumenverschlußlaut:  fagot  Lhier  wären  dem  k^  und  l\  ent- 
sprechend auch  mindestens  2  Abarten  zu  unterscheiden  o-^  g^  garde  guide]. 
X     mit  Enge  zwischen  Zungenrücken  und  mittlerm  Gaumen  [genauer  :   mittlerm 
harten  Gaumen]   gebildeter  stimmloser  Reibelaut,   ähnlich  ch  in  deutschem 
ich :  y  in  grasseyement  [?  stimmhaft  j] ,  ill  in  feuilleton  [j ;  während  ch  in 
ich  =  x^;  hier  ist  des  Vf.   Unterscheidung  schon  für  die  normale  Ausspr. 
und  mehr  noch  wäre  sie  für  fr.  Mundarten  unzureichend;  vgl.  unten  S.  282"!. 
s     zwischen  Zungenrücken,    vordem   [mittlem]    Gaumen  und  Alveolen  gebil- 
deter stimmloser  Reibelaut:  ch  in  chaleur  [s^  oder  i-J. 
z     dem  s  entsprechender  stimmhafter  Reibelaut,  j  in  joli   [z^  oder  s'J. 
t      stimmloser  (nicht  aspirierter)  linguidentaler  Verschlußlaut:  tour  [f]. 
d     stimmhafter  .  .   linguidentaler  Verschlußlaut:  douer  [d]. 
s     stimmloser,    zwischen   Zungenblatt  [Vorderzungenrücken]   und   Hinterwand 
der  Oberzähne  [und  den  obern  Zahnwurzeln]  gebildeter  Reibelaut:  son  [s; 
auch  der  entsprechende  Zungenspitzenlaut  s  kommt  in  der  fr.  Ausspr.  vorl. 
z     dem  s  entsprechender  stimmhafter  Reibelaut:  cousin    z  bzhw.  c. 
1      mit  Verschluß  zwischen  Zungenspitze  und  Alveolen  gebildeter  Seitenlaut: 

livre  [/]. 
r      alveolarer  und  uvularer  Zittcrlaut:  routine  [r  ;-/. 
p     stimmloser   (nicht  aspirierter)   bilabialer  Verschlußlaut:   peau   [/>\ 
b     stimmhafter  .  .   bilabialer  Verschlußlaut:  beau   [/'  . 

f      mit  Enge  zwischen  Oberzähnen  und  Unterlippe  gebildeter  stimmloser  Reibe- 
laut:    fois   [/]. 
v     dem  f  entsprechender  stimmhafter  Reibelaut:   voir     r]. 
ü     mediopalatales  [antepalatales.   s.   die  artic.  nas.  antclinguale  Ubers.  S.  145*] 


272 


F.  Techmek. 


erweichtes  i^^  {^i  =  ng  in  deutschem  singen)  [=  iV  "1 ;  ignorant  [.v  ;  das  fr.  a' 
wird  an  der  Mitte  des  harten  Gaumens  mit  Vorderzungcnrücken ,  das 
deutsche  a'^  an  der  Mitte  des  gesamten  Gaumens  mit  Mittelzungenrücken 
hervorgebracht  . 

n     dentaler  (mit  t-d- Verschluß  gebildeter)   nasaler  Dauerlaut:   nourrir  [w] . 

m    bilabialer  (mit  p-b-Verschluß  gebildeter)    nasaler  Dauerlaut:   mou    m], 

X     =ks:   exclure   [überflüssig]. 

3.  Hilfszeichen. 

Ein  Bogen  _  bedeutet,  daß  nebeneinander  stehende  Vok.  diphthongisch  zu 
sprechen  sind  ai  [rt'j/J. 

'  vor  anlautenden  Vok.  bedeutet,  daß  vor  denselben  keine  Elision  oder 
Bindung  stattfindet  [  ■  ]. 

Bindestrich  vor  Kons,  (-z,  -t,  -r  etc.;  drückt  aus,  daß  der  betr.  Kons, 
nur  im  Falle  von  Bindung  als  Anlaut  der  nächsten  Silbe  hörbar  ist  ['.er  7  V,  .  . 
über  einem  Vok.   ist  Zeichen  einer  .  .  Länge  [  ~  !    .  . 

Ein  Apostroph  ist  für  sog.  stummes  e  gesetzt  ['!  vgl.  meine  Bemerkung 
zu  Toussaint-Langenscheidts  Apostroph  S.  241]  .  . 

4.  Bemerkungen. 

Die  befolgte  Transskr.  mußte  schon  wegen  Typenmangel  darauf  ver- 
zichten ,  ein  vollkommenes  Bild  der  Ausspr.  anzustreben  1  folgerechter  Ge- 
brauch von  vorhandenen  artikulatorischen  Nebenzeichen  hätte  die  Transskr. 
vervollkommnet]  .  .  Die  Schwierigkeit  die  3  verschiedenen  Längen  mit  Sicher- 
heit zu  unterscheiden,  darf  als  bekannt  vorausgesetzt  werden  [vgl.  oben 
Ackermann  S.  211  und  S.  244  f.  Langenscheidts  halblang].  Ferner  unterblieb 
die  Unterscheidung  zwischen  hohem  und  tiefem  a  .  .  wegen  der  Unbestimmt- 
heit ihrer  Ansetzung  bei  den  fr.  Orthoepisten.  Als  tiefes  a  äme  [a]  ist  jedoch 
jedes  entschieden  lange  (ä)  aufzufassen,  als  hohes  [grappe  ^]  jedes  vor  mehr- 
facher Konsonanz  befindliche.  Freies  und  durch  einfache  stimmhafte  Kon- 
sonanz gedecktes  a  ist  zumeist  tief;  durch  einfache  stimmlose  Konsonanz  ge- 
decktes a  ist  zumeist  hoch  [wo  die  Ausspr.  zweifelhaft  ist,  mag  man  mittleres 
a,  wo  sie  sicher  'hoch'  oder  'tief'  ist,  bzhw.  .^  oder  a  schreiben]  .  .  Stimm- 
loses 1  und  r,  m,  n  wurden  nicht  besonders  bezeichnet  [l  r  m  n,  aber  auch  n  ] 
.  .  Auch  die  Fälle  wo  u  und  i^  nach  stimmlosen  Kons,  zu  stimmlosen  Gleitern 
werden,  mußten  unbeachtet  bleiben  [w  j,  auch  wj  .  .  Als  eine  Inkonsequenz  wird 
man  vielleicht  c  neben  k,  und  x  für  ks  tadeln  .  .  Die  fr.  Bindungsgesetze  werden 
als  bekannt  vorausgesetzt  .  .  Auch  die  Tonhöhe  und  Tonstärke  (Accent)  wer- 
den nicht  bezeichnet.  Die  Tonhöhe  nicht ,  weil  für  ihre  Bestimmung  noch 
jede  Voruntersuchung  fehlt  [vgl.  jedoch  Ackermann  für  den  Hochton  oben 
S.  211,  mit  dessen  Ergebnissen  die  meinigen  im  wesentlichen  übereinstimmen], 
die  Tonstärke  (Hauptton,  Nebenton  und  Tonlosigkeit)  nicht,  weil  für  die  beiden 
schwächern  Accente  die  Gesetze  ihrer  Anwendung  noch  nicht  genügend  erkannt 
sind,  über  die  Stellung  des  Hauptaccents  im  Worte  und  des  Satzaccents  aber 
nirgends  Zweifel  entstehen  kann  [vgl.  Ackermann  auch  für  den  Tiefton;  der 
letztere  könnte,  wo  erforderlich,  durch  den  Apostroph  "  angedeutet  werden; 
den  regelmäßigen  Hochton  durch  umgekehrten  Ap.  '  zu  bezeichnen  kann  man 
sich  allerdings  sparen]  .  .  Die  hervorgehobenen  Mängel  unsrer  Transskr.  werden 


BEITRAG   ZUR   GESCHICHTE   DER   FRANZ.    UND   ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGR.\PHIE. 


15 


somit  durch  die  vorauszusetzende  Kenntnis  einiger  Ausspracheregeln  z.  T.  wieder 
behoben.     Die  übrigen  beruhen,   soweit  nicht  Typenmangel  den  Ausschlag  gab, 
entweder  auf  dem  gegenwärtigen  ungenügenden  Zustande  der  wissenschaftlichen 
Erforschung  des  fr.  Lautstandes,  oder  auf  der  Unmöglichkeit,  eine  vollständige 
Genauigkeit  da  zu  erreichen,  wo  es  sich  nicht  um  Angabe  der  Ausspr.  eines 
Individuums   handelt  .  .  In  der  Disposition  haben  wir  uns  soweit  als  mög- 
lich,   natürlich   unter  Weglassung  alles   überflüssigen   Ballastes,    an   Lückings 
Schulgrammatik  angeschlossen."    Von  Lückings  fr.  Gr.   f.   den  schülgebr.  ist 
mir  mittlerweile  eine  2.  verb.  A.  von   1889  zur  Bespr.  zugegangen.    Ich  kann 
darauf  jedoch    an    dieser  Stelle    nicht   weiter  eingehen.     K.  hat  leider  unter- 
lassen  uns   hier  zu    sagen,    wie    er   sich  die  Verwertung  seiner  Formlehre  im 
Unterricht  gedacht   hat,    welche   Stellung   er  nach   dieser  Seite   den  Jung- 
phonographikern  und  der  altern  Schule  gegenüber  einnimmt  (man  vgl.  jedoch 
die  Besprechung  von  P.  Passy    littbl.   f.  germ.   und   rom.   philol.   1889,   nr.  3 
und  die  weitere  Auseinandersetzung  zwischen  ihm  und  Koschwitz  daselbst  Nr.  5). 
Während  erstere   einzelne  Sprechweise    in  den  Vordergrund   stellen,  be- 
tonen K.    die  'Normalausspr.'   und  Darmesteter    die    Schriftspr.     Diesen 
drei    verschiedenen  Richtungen    gegenüber,    glaube    ich  einen  mittlem  Stand- 
punkt  vertreten  zu  müssen:    man   lehre   im  ersten  fr.  Unterricht  zunächst  die 
Normalausspr.,  z.  T.  doch  etwas  genauer,   als  sie  von  K.  geschrieben  wird, 
was  ja  mündlich  keine  Schwierigkeiten  bietet:   man  berücksichtige  im  weitern 
Verlauf  auch    die    Umgangsau sspr.      Der   Unterricht    in   der   Normal-   wie 
Umgangsausspr.  hat  auf  natürlichem  Wege  zu  geschehen,  d,  h.  vom  Munde 
der  Lehrenden  zum   Ohr  und  den  Sprechorganen  der  Lernenden;   die  phone- 
tische Transskription    sollte    dabei   nicht  mit  den  Schülern   gebraucht  werden, 
sondern  den  Lehrern  für   sich  vorbehalten   bleiben;   für  letztere  wird  das  vor- 
liegende Buch  von  K.,    wie    die   frühern  Arbeiten    von  Passy,    von    großem 
Nutzen  sein.     Nachdem    die  Ausspr.  gehörig    eingeübt   und   gefestigt  worden, 
verbinde   man   mit  dem    gesprochenen  Wort  das  Wortbild  der  hergebrachten 
Schriftspr.     Die   behutsame    Erklärung    der   Abweichungen   von   Schriftspr. 
und  Ausspr.  gemäß  der  Stufe  des  Unterrichts  erfordert  seitens  der  Lehrenden 
Erfahrung    im   Unterricht   und    eingehende    Kenntnis   der   Geschichte  der    fr. 
Spr.,  wofür  SucHiER  unten  S.  273  ff.  zu  vgl.  ist.    Die  Sachverständigen  stimmen 
jetzt  wohl  alle  in  dem  Wunsch  überein,  daß  diese  leidigen  Abweichungen  all- 
mählich nach  festen  Grundsätzen  verringert  \\erden  mögen,  was  in  Frankreich 
ja  vorwiegend  in  der  Hand  der  ac.   fr.   liegt. 

H.  SUCHIER:  DIE  FRANZ.  UND  PROV.  SPR.  UND  IHRE  MUNDARTEN.  GrÖBERS 
GRUNDRISS    DER    ROM.    PHILOL.    I.     56 1 — 668.    StRASSBURG,    TrÜBNER,     1888. 

Diese  Arbeit  nimmt  nicht  nur  in  der  Sammlung,  in  welcher  sie  erschienen, 
sondern  auch  in  der  Geschichte  der  fr.  Sprachw.  und  Phonetik  im  besondern 
eine  hervortretende  Stelle  ein.  S.  behandelt  i.  die  Sprachgrenze,  2.  die 
lautliche  Entwickclung  der  Schriftsprr.  A;  bis  ins  12.  Jh.  a)  betonte  Vok. 
.  .  *^In  der  Entwickclung  der  betr.  Vok.  sind  eine  Zeit  lang  die  Spr.  Frank- 
reichs zusammen  gegangen  .  .  Diese  Veränderungen  sind  von  ten  Brink  [vgl. 
o.  S.  149]  auf  eine  Dehnung  der  kurzen  bet.  Xcik.  in  freier  Silbe  zurückgeführt 

Teciimek,  ztschk.  V.  iS 


274 


F.  Techmkr. 


worden,  auf  die  auch  die  Umwandlungen  der  spätlat.  Metrik  hindeuten.  Die 
•Dehnung  der  Vok.  in  freier  Silbe  brachte  für  a  keine  wesentliche  Klang- 
änderung mit  sich.  Freies  u^  (lat.  ü  und  freies  i^  (lat.  i)  gingen,  weil  die 
für  einen  kur/xn  Zeitraum  verwendete  Kraft  nunmehr  für  einen  längern  aus- 
reichen mußte  (nach  Cankllos  Erklärung),  durch  Herabsetzung  ihrer  Artiku- 
lation in  ö  und  e  über  [in  der  Erklärung  der  Zeichen  des  grundr.  finden  wir 
S.  X:  'Punkt  unter  den  Vokalzeichen  bedeutet  den  geschlossenen,  ^  den  offnen 
Klang  des  bezeichneten  Lauts',  vgl.  o.  S.  145-'  und  148  .  o^  und  e^  (auch  lat.  ae) 
bekamen  bei  der  Dehnung  zweigipflichen  Accent  d.  h.  sie  wurden  Zweilaute] 
(öö ,  ee)  ,  der  die  Vertiefung  [Vertiefung  in  akustischem  Sinne  würde  nicht 
für  e^:  e  zutreffen;  das  Genieinsame  ist  hier  die  Verkleinerung  des  Öffnungs- 
grades] des  betonten  Teiles  (00,  e  e)  und  die  Entwicklung  der  Diphth.  ie 
und  üo  zur  Folge  hatte,  ie  verlegte  den  Accent  auf  das  vollere  ?]  e.  ebenso 
uo,  nachdem  [?]  der  2.  Teil  des  Diphth.  im  Fr.  ziemlich  durchgehends  .  .  zu 
e  [^J  abgeschwächt  worden  war  (ue  [uh^\  es  ist  wohl  nicht  wahrscheinlich, 
daß  der  2.  Teil  des  Diphth.,  nachdem  er  einmal  zu  jV  'abgeschwächt',  wieder 
im  Schall  'voller^  geworden  und  den  Accent  erhalten  haben  sollte]).  Ein 
Unterschied  bestand  aber  auch  in  Bezug  auf  die  Ausspr.  seines  ersten  Bestand- 
teils, der  in  einem  Teile  Nordfrankreichs  mit  o  wechselt  poet,  puet,  potest), 
also  wie  o  [wohl  eher  wie  der  kleine  gerundete  Mittelzungenöffner  0^ ,  dessen 
Vorkommen  schon  für  die  lat.  Ausspr.  anzunehmen  (vgl.  o.  S.  150):  auch 
für  das  Afr.  spricht  G.  Paris  von  pron.  intermediaire,  vgl.  o.  S.  157^  im  Süden 
aber,  und  so  auch  im  Lothr.,  den  Laut  ü  hatte  [früher  war  das  wohl  der  .  . 
kleinste  Mittelzungenöffner  ?/j  vgl.  die  Übersicht  145"'].  Unabhängig  von  der 
Dehnung  der  Tonvok.  hat  die  Diphthongierung  von  o^  und  e^  vor  mouillierten 
Lauten  stattgefunden  .  .  Auch  darin  gingen  die  Spr.  Frankreichs  zusammen, 
daß  sie  gedecktes  1  und  ü,  die  wohl  von  Anfang  an  offne  [d.  i.  verkürzte, 
vgl.  o.  S.  148]  Ausspr.  gehabt  haben,  zu  e  und  o  werden  ließen.  Endlich 
haben  sie  das  lat.  ü ,  wenn  es  betont  war  [auch  hier  wohl  durch  den  entspr. 
Mittelzungenöffner  u^]  vgl.  o.  S.  150]  in  ü  umgelautet  .  .  Anderseits  gibt  es 
zwei  Gebiete  heutiger  Volksmundarten,  die  ungeachtet  ihrer  sprachl.  Zugehörig- 
keit zu  Fr.  das  lat  ü  wie  ü  ["?  u  oder  11^  aussprechen,  beide  hart  an  der 
Grenze  des  deutschen  Sprachgebietes  .  .  Beisp. :  aus  Lüttich  rivnou  (revenu) , 
pierdou  (perdu)  .  .  Ascoli  u.  aa.  vor  ihm  haben  den  Übergang  des  ü  in  ü 
auf  eine  kelt.  Eigenheit  zurückführen  wollen,  da  auch  im  Kelt.  ü  zu  ü  und 
und  sogar  weiter  bis  zu  i  vorgeschritten  ist  [vgl.  o.  S.  149,  157]  .  .  Was 
sonst  von  Einflüssen  des  Kelt.  auf  die  Lautgestaltung  des  Roman,  angesetzt 
worden  ist,  hat  im  ganzen  geringe  Sicherheit  [vgl.  meine  Bespr.  von  Windisch 
IV.  331]  .  .  Ich  schließe  hier  gleich  andre  Fälle  des  Umlauts  an  .  .  Von  den 
fr.  Lautveränderungen  schicke  ich  diejenigen  voran,  die  auch  das  Mittel- 
rhonische  teilt,  au  ist  .  .  im  Fr.  und  Mittelrhön.  .  .  zu  o^u,  vor  Kons,  zu  o 
geworden,  z.  B.  causa  mrh.  chosa  fr.  chose.  ä  (lat.  ä,  ä  in  freier  Silbe)  ist 
im  Fr.  vor  m  und  n  zu  ai  geworden  :  panem  pain  .  .  Vorhergehendes  pala- 
tales  c  oder  y  verhindert  den  Lautübergang :  canem  .  .  chien  .  ,  Sodann  ließen 
der  Norden  und  das  Mittelrhön,  e  in  ei  und  parallel  ö  in  ou  übergehen  .  . 
Ein  paar  Jhh.  später  sind  dann  die  Bestandteile  der  Diphth.  ei  und  ou  dissi- 


BEITRAG   ZUR   GESCHICHTE   DER   FRANZ.    UND   ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGRAPHIE. 


275 


miliert  worden  zu  oi  und  eu  .  .  oi  ist  in  Paris  erst  im  13.,  eu  wahrscheinlich 
schon  im  12.  Jh.  durchgeführt  worden.  Diese  Diphthongierungen  sind  bereits 
spezifisch  fr.  Ebenso  die  Tonerhöhung  des  ä  .  .  Der  Wandel  stellte  sich  zu- 
erst hinter  Palatalen  ein  .  .  nasum  zu  nes  .  .  Im  Altfr.  hat  die  Nasalierung 
einen  noch  größern  Umfang  gehabt  als  gegenwärtig  .  .  Über  die  Frage,  wann 
jene  Lockerung  [Öffnung]  des  Gaumensegels  eingetreten  ist,  gehen  die  Mei- 
nungen zur  Zeit  noch  auseinander  .  .  So  zögere  ich  nicht.  Diez  Recht  zu  geben, 
der  die  Nasalierung  des  o  schon  für  das  g.  Jh.  ansetzt  I.  448).  Ich  glaube, 
daß  sämtliche  Vok.  zugleich  von  der  Nasalierung  ergriffen  wurden  .  .  Die 
Nasalierung  vertiefte  den  Klang  der  Vok.  o^,  a,  e^,  e  derart,  daß  o  mit  o  , 
daß  e  mit  e^  [a  mit  .4,  n  mit  0]  vor  Nasalen  identisch  wurden;  daher  afr. 
respo  nt  respondet,  some  sauma  sagma,  e^nz  intus  vvas  S.  hier  im  allgemeinen 
sehr  richtig  akustisch  als  Vertiefung  benennt,  habe  ich  o.  S.  222  auf  seine  gene- 
tische Ursache,  auf  unwillkürliche  Hinterzungenhebung  und  -rückgang  zu- 
rückgeführt; es  stimmen  hier  also  die  durch  geschichtliche  Induktion  gewonnenen 
Ergebnisse  mit  den  physiologischen  überein] .  ß)  Unbetonte  Vok.  Der  Ab- 
fall der  Endvok.  hing  nach  Darmesteters  Formulierung  (romania  V.  140',  mit 
dem  Ausfall  der  vortonigen  Vok.  zusammen.  Es  fielen  ab  oder  aus  u  o  e  i 
(nicht  a),  sobald  sie  unmittelbar  hinter  der  betonten  oder  nebentonigen  Silbe 
standen  und  für  die  Ausspr.  nicht  absolut  notwendig  waren  :  ämbuläre  .  .  ambler 
.  .  Nach  ScHUCHARDT  (zTSCHR.  F.  ROM.  PHIL.  IV.  142)  hängt  die  Abschwächung 
und  der  Ausfall  der  unbet.  Vok.  mit  der  Diphthongierung  der  bet.  derart  zu- 
sammen, daß  beides  von  derselben  Ursache  bewirkt  worden  ist,  nämlich  von 
einer  Verstärkung  der  betr.  Silbe ,  welche  zweigipfliche  [?  eine  und  dieselbe 
Silbe  kann  nie  2  Gipfel  haben;  es  ist  ja  das  Wesen  der  Silbe,  daß  sie  nur 
durch  einen  einheitlichen  Atmungsdruck  erzeugt  wird]  Betonung  erhielt 
und  von  der  gleichzeitigen  Abschwächung  der  unbet.  Silbe,  die  auf  das  ge- 
ringste Maß  der  Betonung  herabsank  .  .  Unbet.  i  wurde  e  im  Fr.  .  .  unbet. 
a  wurde  e  [h^;  Such,  spricht  dann  von  der  'Verstummung  des  dumpfen  e'].  . 
f)  Konsonanten  .  .  Gleichsetzung  von  intervokalem  di  und  j  .  .  von  g  und 
j,  wenn  auf  jenes  e  oder  i  folgte,  und  die  Assibilierung  des  in  diesem  Falle 
j  oder  g  entsprechenden  Lautes  y,  der  mit  di-  gleichstehend  zu  dy,  dzy,  dz 
wurde,  diurnum  .  .  jorn,  jam  .  .  ja,  gentem  .  .  gent  .  .  Wie  dy  zu  dzy,  so 
wurde  ty'-  zu  tsy"-  .  .  puteum  .  .  puiz  .  .  Indem  ich  in  Bezug  auf  die  Ent- 
wickelung  der  Kons,  die  Ansicht  V.  Thomsens  für  die  plausibelste  halte  [vgl. 
o.  S.  149],  setze  ich  für  die  vorlitterarische  Zeit  mehrere  mouillierte  Kons,  an, 
die  aus  verschiedenen  lat.  Quellen  hervorgegangen  sind  und  in  der  spätem 
Überlieferung  uns  nur  noch  spurenweise  entgegentreten  [auch  in  der  nfr.  Ausspr. 
gibt  es  mehr  Schließer  mit  gleichzeitiger  Hebung  des  Vorderzungenrückens  an 
der  i-Stelle,  als  die  Schrift  anerkennt,  vgl.  Passv  o.  S.  253].  Das  auf  Strichen 
Lothringens  und  Languedocs  erhalten  gebliebene  mouillierte  s  [also  wohl  mit 
gleichzeitiger  Vorderzungenrückenhebung  =  s\\  darf  als  §  [mit  gleichzeitiger 
Mittclzungenhebung,  s}  angesetzt  werden  ?  die  gleichzeitigen  Vorderzungen- 
rücken-  und  Mittelzungenhebungen  bedingen  freilich  verschiedene  Laute] :  es  wird, 
wo  es  nicht  phonetische  Umwandlungen  erfahren  hat.  als  s  gesprochen.  ICs 
entspringt  aus  lat.  ssi\   aus  sce,   sei,   sti*-  und  x   .  .  Das  mouillierte   t    ist  ge- 

iS- 


lyö 


F.  Techmer. 


wohnlich  aus  et  hervorgegangen  .  .  factum  .  .  fait  .  .  Von  den  Zwischenstufen, 
die  von  verschiedenen  Gelehrten  angesetzt  werden,  um  den  Übergang  des 
lat.  et  in  die  rom.  Laute  zu  erklären,  .scheint  mir  Thomsens  mouilliertes  oder 
jotiertes  t't'  die  größte  Wahrscheinlichkeit  für  sich  zu  haben.  Doch  hat 
ScHUCHARDT  für  eine  abweichende  Ansicht  'die  Zwischenstufen  xt,  "ftj  gewich- 
tige Gründe  vorgebracht  (ztschr.  IV.  146),  so  daß  die  Frage  für  noch  unent- 
schieden gelten  muß  .  .  1  mouille  ist  aus  1  -j-  y  .  .  entstanden  .  .  n  mouille 
entspricht  n  -f  y  .  .  Die  Assibilierung  des  c  vor  e  und  i  ist  bekanntlich  auf 
dem  gesamten  rom.  Sprachgebiet  mit  Ausnahme  Sardiniens  eingetreten.  Die 
ältesten  inschriftl.  Zeugni.sse  tauchen  gegen  ICnde  des  6.  Jh.  auf  .  .  so  zeigen 
die  Mundarten  überall  an  Stelle  des  assibilierten  c  denselben  Laut  wie  an  Stelle 
des  (weit  früher)  assibilierten  t :  dieser  Laut  ist  im  äul.^ersten  Norden  t.s ,  im 
übrigen  Frankreich  ts.  Die  Grenze  der  beiden  Laute  geht  durch  die  Departe- 
ments der  Oise  und  Aisne;  z.B.  caelum  pik.  chiel,  norm.  Schriftspr.  ciel  .  . 
Bei  intervok.  ti  und  c  aber  hat  das  y  eine  ganz  andre  Wirkung  gehabt  als  bei 
intervok.  ci:  dort  ist  nach  der  Assibilierung  (tsy)  y  dadurch  hinter  ts  ge- 
schwunden, daß  es  sich  an  ts  assimilierte,  d.  h.  die  Quantität  vermehrte,  ohne 
die  Organstellung  zu  modifizieren  (faciat  fatsyat  fatssat  fattsat  fr.  facet).  Ich 
bemerke  noch,  daß  die  aus  ci  entsprungene  Gruppe  ts  eine  Zeit  lang  weiter 
hinten  gesprochen  sein  muß  (etwa  ts  [ky\\  =  7.|5  ?])  als  die  aus  ti  entstandene, 
daß  also  mit  ts  in  beiden  Fällen  keineswegs  vollkommene  identische  Laute 
bezeichnet  werden  sollen  [hier  wäre  also  eine  genauere  phonetische  Schrei- 
bung notwendig,  vgl.  die  Übersicht  145''].  Auch  an  Stelle  des  intervok.  ci 
spricht  der  pik.  Teil  des  Nordens  ts  (fachet) ,  und  in  diesem  einen  Falle  könnte 
das  Pik.  einen  ursprünglich  über  ganz  Frankreich  verbreiteten  Laut  bewahrt 
haben.  In  allen  übrigen  Fällen  aber  ist  das  pik.  ts  als  Vergröberung  von  ts 
anzusehen  .  .  Der  Laut  tV  hat  nach  der  Erweichung  der  Intervokalen  überall 
die  Mouillierung  eingebüßt  und  wurde  .  .  im  Fr.  zu  s  vereinfacht  .  .  das  Fr. 
hat  erst  im  13.  Jh.,  zuerst  in  Lothr.,  den  t-Vorschlag  aufgegeben  .  .  Den  Laut 
b  f ungefähr  engl,  weiches  th']  hat  das  Fr.  in  der  i.  Hälfte  des  12.  Jh.  all- 
mählich verloren  und  zwar  sowohl  im  Inlaut  als  auch  im  Auslaut,  wo  es  wahr- 
scheinlich stimmlose  Ausspr.  (0)  hatte  [ich  habe  diese  Laute  5^  s^  in  der 
Übersicht  S.  145''  als  mundartliche  in  Klammern  gesetzt;  dem  entsprechend 
auch  z  s  in  dem  vereinfachten  fr.  System  S.  292].  .  .  Eine  für  die  mundart- 
liche Gestaltung  Frs.  sehr  wichtige  Verwandlung  hat  c  vor  a  erlitten,  indem  es 
auf  einem  breiten  Gürtel  .  .  palatal  wurde  .  .  In  Frankreich  ist  aus  c'  all- 
mählich der  Laut  ts  entwickelt  worden,  der  mundartlich  bis  heute  erhalten  ist 
.  ,  Beisp. :  cantat  .  .  fr.  chantet  .  .  Die  Lautgruppe  tV  wurde  zwischen  Vok. 
stimmhaft  .  .  Es  entsprach  daher  zu  der  Zeit  der  intervok.  Erweichung  lat.  c 
und  lat.  ti  zunächst  dV:  placere  platVere  pladVere  .  .  Dieser  Laut  dV  verlor 
im  Fr.  den  Vorschlag  d'  und  z  erfuhr  die  gewöhnliche  Auflösung  der  mouil- 
lierten Laute  (pla-z'-ier  pla-is-ir  .  .)  .  .  b)  Veränderungen  im  12.  Jh.  .  . 
Im  Fr.  ist  .  .  der  Diphth.  ai,  der  bereits  vorher  zu  e^i  geworden  war,  wie  die 
Assonanzen  ausweisen,  zu  e^  kontrahiert  .  .  Auflösung  des  1  durchgeführt  .  . 
B.  Übersicht  der  Laute  des  12.  Jh.  .  .  der  franz.  [vgl.  G.  Paris  oben 
S.  156  fr.]. 


BEITRAG   ZUR   GESCHICHTE  DER   FRANZ.   UND   ENGL.    PHONETIK  UNT)   PHONOGRAPHIE. 


■t  t 


Selbstlaute:  o  o  ä  a  e  e  e  e  i  ü  ue  ie  ei  dumpfes  e  (aus  unbet. 
o  a  i).  Von  Nasenvok.  sind  hier  nur  diejenigen  aufgeführt,  welche  besondere 
Laissen  bilden  .  .  von  Diphth.  ebenfalls  .  .  Es  existieren  noch  ^was  manche 
leugnen)   die  Nasalvok.   o"  \    \x  . 


Mitlaute:     Verschlußlaute 


Reibelaute 


velares 
palatales 
dentales 
labiales 


stimml. 

stimmh. 

stimml. 

stimmh. 

C 

g 

ts 

dz 

1           t 

d 

s    e 

z      b 

P 

b 

f 

V 

Nasale     Zitterl.    Halbvok. 


\ 


n 
m 


\\  oder  u  ü 


Hierzu  mouilliertes  1  und  n.  Ferner  h  .  .  Der  Laut  o  wird  gern  mit  u  aus- 
gedrückt, das  also  doppelte  Funktion  hat  [vielleicht  auch  die  der  gerundeten 
Mittelzungenlaute  o^  it^  mit  andeutet,  s.  die  Übersicht  145^".  Für  ue  wird 
entsprechend  oe  geschrieben  Vgl.  o.  S.  157  über  o_  ti'  .  .  Für  den  Laut  b 
wird  gewöhnlich  d,  zuweilen  auch  das  engl,  th  geschrieben  (veüthe).  Im  Aus- 
laut tritt  auch  t  dafür  ein,  welches  vielleicht  den  Laut  9  bedeuten  soll  .  .  Die 
Schwächung  der  Vok.  unbet.  Endungen  zu  (dumpfen  e  kennt  nur  das  Fr. 
Auch  besitzt  nur  dieses  den  von  den  Franken  importierten  Laut  h .  den  das 
Lat.  schon  in  der  ältesten  rom.  Zeit  eingebüßt  hatte :  vgl.  fr.  herde  fränk. 
hirda.  fr.  hache  fränk.  hapja  [und  o.  S.  154].  C)  Die  Entwickelung  der 
fr.  Laute  seit  dem  13.  Jh.  fvgl.  o.  S.  155]  .  .  Wie  ou  in  eu,  so  ging  ei 
in  oi  über,  jedoch  erst  im  13.  Jh.  .  .  oi  nimmt  schon  im  13.  Jh.  die  Ausspr. 
oe  ,  oe  an.  .  .  ts  dz  ts  dz  (chanter,  joir,  cent,  doze)  verlieren  den  t-  oder  d- 
Vorschlag  .  .  Der  Diphth.  ue  wird  zu  oe  kontrahiert  .  .  Während  des  14.  und 
15.  Jh.  "s.  o.  S.  159]  sind  hauptsächlich  4  durchgreifende  Lautwandlungen  ein- 
getreten ,  die  das  Altfr.  mehr  und  mehr  der  modernen  Sprachform  genähert 
haben.  Altes  ie  ist  zu  e  geworden  .  .  Dumpfes  e  im  An-  und  Inlaut  ver- 
stummt vor  folg.  Vok. :  cheveleüre  .  .  a  verstummt  ähnlich  vor  bet.  Vok.  .  . 
aoust  augustum  .  .  Das  dumpfe  e  verstummt  ferner,  wo  ihm  ein  voller  Vok. 
oder  Diphth.  vorausgeht,  z.  B.  prai(e  rie  .  .  Hinter  Kons,  verstummte  e  in 
der  vulg.  Spr.  seit  dem  16.  Jh.  :  p(e  tite.  in  der  gebildeten  erst  später  .  .  Die 
wichtigsten  Veränderungen,  welche  das  16.  Jh.  [o.  S.  161  ff.l  erlebte,  sind  die 
Umgestaltungen  der  Diphth.  au,  oi,  ai  .  .  Im  16.  Jh.  vereinfachte  die  Spr.  des 
Pöbels  und  des  Hofes  den  Diphth.  [oi  oe_  oc^'  zu  e^  in  einer  Anzahl  von 
Worten  und  Formen  .  .  Fran^ois  .  .  das  Voltaire  iZaikk  173:!  auch  in  die 
Schreibung  einführte,  die  die  ac.  erst  1835  anerkannte  (connaitre  ...  In 
allen  übrigen  Fällen  ist  der  Diphth.  o  e  zu  o  a  jetzt  ua  geworden  .  .  Die 
Nasalvok.  ü"  (un)  und  f  (in)  nahmen  wahrscheinlich  im  lo.  Jh.  eine  etwas 
geöffnete  Ausspr.  (oeT  und  e)  an,  die  im  17.  Jh.  noch  weiter  geöffnet  wurden. 
Das  gleiche  gilt  für  ö_  [Vf.  sagte  oben  sehr  richtig:  'Die  Nasalierung  vertiefte  den 
Klang  der  Vok. ^  was  bei  yr^und  trotz  der  Lippenerweiterung  bei  .\  durch  unwill- 
kürlichen Rückgang  der  Zunge  bedingt  worden ;  ich  habe  noch  in  der  gegen- 
wärtigen fr.  Ausspr.  c\  als  petite  nasale  beobachtet.  Dadurch  flössen  die  ehe- 
maligen Laute  eun  und  un,  ain  und  in  in  der  Ausspr.  zusammen.  Seitdem  besitzt 


278 


F.  Techmkr. 


die  fr.  Spr.  [Normalausspr.j  nur  die  4  Nasalvok.  (\  ö^  ä  oe^  [genauer  o __  e^  a^  oJ\ 
.  .  Die  Verwandlung  des  1  mouillc;  in  y  und  das  Verstummen  des  sog. 
h  aspiree  fällt  ins  18.  Jh.  .  .  jenes  gehörte  im  17.  Jh.  der  niedern  PARiser 
Spr.  an,  welche  allem  Wehren  und  Warnen  der  Gramm,  zum  Trotz  in  den 
wichtigsten  Umwälzungen,  die  mit  dem  16.  Jh.  die  gebildete  Ausspr.  erfahren 
hat,  tonangebend  gewesen  ist  .  .  Vf.  wird  im  Verlag  von  Niemever  in  Halle 
erscheinen  lassen :  die  lautentwickelung  der  fr.  spr.  von  der  romanisierung 
GALLIENS  BIS  ZUR  GEGENWART  [nach  der  hier  gegebenen  trefflichen  Übersicht 
dürfen  wir  davon  gewiß  weitere  Förderung  für  die  fr.  Phonetik  erwarten]. 
D)  Die  lebende  fr.  Spr.   .  .  Selbstlaute: 

u  o        ö^  [*?  o^       o^       ^  ^  ^t  ^c         ^c  e  i  ü 

nous     dos     rond     encore     vent     pate     patte    mais    faim    aime    mari    nature 

oe        ce        ce 

c  c 

eux     un      leur 
Mitlaute:    Verschlußlaute  Reibelaute         Nasale     Zitterl.     Halbvok. 


velares 
palatales 
dentales 
labiales 


stimml . 

stimmh . 

stimml . 

stimmh. 

k 

g 

y 

j 

t 

d 

s     s 

z     z 

n 

r     1 

P 

b 

f 

v 

m 

u     u 


Hierzu  mouilliertes  n  [a^J.  Stimmlos  sind  n  m  i  u  ü  r  1  .  z.  B.  in  picnic 
schisme  tien  toit  puis  pre  clou  .  .  Abgesehen  von  dem  leisen  Vokaleinsatz 
,  .  sind  es  besonders  folgende  Punkte,  welche  bei  der  Ausspr.  des  heutigen 
Fr.  dem  Deutschen  Schwierigkeit  machen:  das  Verstummen  des  dumpfen  e, 
die  Quantität  der  Vok.,  die  Quantität  der  Kons.,  die  Betonung,  die  Melodie, 
das  Tempo,  die  Bindung  [vgl.  o.  S.  244  ff.  meine  Bespr.  der  Toussaint-Laxgen- 
scHEiDTSchen  Bezeichnung.  Wie  Langenscheidt  setzt  S.  für  die  Öffner  außer 
langer  und  kurzer  halblange,  ja  noch  mehr,  überlange  Dauer  an.  Über  die 
'Betonung'  bemerkt  Vf.  591  nach  Pierson  (s.  o.  S.  237  :  'Die  fr.  Spr.  läßt, 
und  zwar  schon  seit  dem  16.  Jh.,  die  Tonhöhe  und  Tonstärke  am  Satzschlusse 
p-ern  auseinanderfallen,  so  daß  der  stärkste  Accent  auf  die  letzte  Silbe,  der 
höchste  Ton  der  Sprachmelodie  auf  die  vorletzte  Silbe  fällt'  [ich  habe  be- 
reits bei  Pierson,  S.  237,  wie  bei  Ballu  S.  231  und  Passy  S.  247  bemerkt, 
daß  Ackermann  die  Betonung  anders  und  richtiger  dargestellt  (o.  S.  211:]. 
3.  Lautliche  Entwickelung  der  Mundarten.'  Über  letztere  unterrichtet 
uns  die  neugegründete  Ztschr.  für  fr.  Mundarten,  deren  Bericht  ich  mir  hier 
zum  Schluß  vorbehalten  habe. 

REVUE  DES  PATOIS  GALLO-ROMANS.     RECUEIL  TRIMESTRIEL  PUBLIE  PAR  J.  GiLLIERON 

.  .  ET  L  ABBE  RoussELOT.    Nos  I — 8.  —  Paris,  Champion  ;  Neuchatel,  Attinger 

1887—8. 

Rousselot:  introduction  a  l'etude  des  PATOIS  I.  I — 22.  R.  geht  I.  von 
der  Entwickelung  der  Spr.  und  Laute  im  allgemeinen  aus.  P.  i :  Les  sons 
parcourent  avec  une  vitesse  inegale  la  carriere  de  leurs  transformations .  ici 
s'arretant  ä  une  etape,  plus  loin  ä  une  autre,    lä  atteignant  la  limite  extreme 


BEITRAG   ZUR   GESCHICHTE   DER   FRANZ.    UND   ENGL.    PHONETIK  UND    PHONOGRAPHIE. 


279 


de  leiir  vie,  ailleurs  restant  presque  immobiles  ä  leur  point  de  depart,  ailleurs 
encore  occupant  les  points  intermediaires  de  leur  developpement.  Aussi  l'ob- 
servateur  attentif  qui  traverse  nos  campagnes  et  qui  en  etudie  les  patois, 
voit-il  reparaitre  ä  ses  yeux  tout  le  travail  qui  s'est  accompli  au  sein  du  gallo- 
roman  depuis  pres  de  deux  mille  ans  .  .  Dans  les  patois  .  .  le  mode  de  trans- 
mission  est  uniquement  la  tradition  orale  .  .  rien  n'entrave  Tevolution  naturelle 
de  la  langue.  Lenfant  reproduit  le  parier  qu'il  entend  avec  lexactitude  que 
comportent  limperfection  de  son  oreille  et  la  paresse  de  ses  organes. 

II.  Systeme  graphique.  P.  4:  Que  l'on  respecte  l'orthographie  histo- 
rique  d'une  langue  litteraire,  cela  se  con^oit  ,  .  [vgl.  o.  Darmesteter  S.  268] 
Mais  .  .  il  est  necessaire  que  la  graphie  des  patois  soit  une  image  fidele  de  la 
prononciation,  c"est-ä-dire  qu'elle  soit  phonetique  .  .  il  n'est  point  necessaire 
de  figurer  rigoureusement  tous  les  sons  individuels;  il  suffit  de  les  classer  et 
de  donner  ä  chaque  categorie,  ä  chaque  espece  bien  determinee  un  signe  special 
.  .  Nous  distinguons; 

1°  Les  simples  resonnances ,  que  nous  figurons  de  la  maniere  suivante : 
Reson.  pharyngiennes  [man  vermißt  eine  genauere  Bestimmung  dieses  Begriffs; 
es  handelt  sich  wohl  namentlich  um  Schlundstimme;  vgl.  oben  Mandl  S.  218; 
die  Bewegungen  in  und  am  Schlundkopf  sind  wesentlich  für  die  verschiedenen 
Stimmregister,  wie  ich  in  meiner  phox.  I.  24  f.  gezeigt,  sie  sind  aber  nur 
unwillkürliche  Mitbewegungen  bei  den  verschiedenen  Lauten,  welche  mit  den 
wesentlichen  Artikulationen  des  Kehlkopfs,  der  Nase  und  der  Mundhöhle  aus- 
reichend bezeichnet  sind  (vgl.  o.  S.  221  f  )'| ;  ^  .  .  Reson.  nasales  fortes :  "  .  . 
Reson.  nasales  faibles :  "  .  , 

2°  Les  sons,  que  nous  representons  par  des  lettres  et  des  signes  dia- 
critiques.  Nous  subdivisons  les  sons  en  4  classes  [hier  werden  leider  die 
Artikulationen  der  Mundhöhle  nicht  gebührend  von  denen  der  Stimmbänder 
und  der  Nase  auseinander  gehalten]. 

A)  Les  sons  fondamentaux, 

1°  Consonnes:  b  d  f  /  [handschriftliches  S^  g  dur)  h  (aspiration  forte) 
j  k  1  m  n  p  r  J  [handschriftliches  j]  (s  dure)  t  v  z.  Nous  y  ajoutons:  Ch 
(ch  fr.  [im  Original  mit  eingefügtem  kleinem  h ,  welches  letztere  ich  hier  rechts 
unten  setzen  lassen  muß ;  alle  solche  neugebildeten  Buchstaben  bereiten  Schwie- 
rigkeiten und  sollten  ganz  vermieden  werden])  1  (l  mouillee  n  n  mouillce, 
gn  fr.)  c"  (ch  dur  allemand)  ^  (ch  doux  allemand)  x  {x  voisinc  du  c"  n'  (n 
gutturale)  r'  ;r  grasseyee)  s  th  dur  angl.)  z  th  doux  angl.)  r  [r  interdentale' 
t„  (t  angl.)   r"   (r  fortement  roulee). 

Signes  diacritiques  des  cons.:  marque  une  cons.  mouillee;  "  une 
fricative ;  '  une  gutturale;  une  cons.  dont  le  point  d'articulation  est  avance 
vers  les  dents ;  une  cons.  dont  le  point  darticulation  est  rcculc  (leider  sind 
diese  Nebenzeichen  in  der  betr.  Bedeutung  weder  hergebracht  noch  symbolisch, 
sondern  ganz  willkürlich  und  infolgedessen  ebenso  leicht  zu  verwechseln,  als 
schwer  zu  behalten]. 

2°  Resonnan  tes :  1    n    r. 

00c 

3°  Semi-voyelles:   y   (y  fr.  dans  yeux);   w  (w  angl.);   w    (u   dans  nuit). 


28o  ^-  Techmer. 

4"  Voyelles:   a  e  i  o  u  «    [ou  fr.)  ce    eu  fr.    e'    'e  muet  fr.  dans  me). 

Signes  diacritiques  des  voy.  .  .  brcvcs:      .  .  longues:  '  .  .  ouvertes 
.  .  fermces :  '  .  .    nasales:  ^   .  .   demi -nasales :  "    .  .    toniqucs:    ,    .  .   Une  voy. 
depourvue   de    signes   diacr.   est   une   voy.    indeterminee.      Une   voy.    sans   un 
signe  de  quantite  est  une  voy.   dune  duree  niojenne.     Une  voy.  sans  le  signe 
ou  '  est  une  voy.   moyenne. 

B)  Les  sons  intermediaires  sont  ceux  qui  se  placent  entre  les  sons 
fondamentaux  .  .  Nous  les  representons  par  deux  lettres  superposees  marquant 
les  deux  limites  extremes  entre  lesquelles  ils  evoluent  (ex.  ä  ;i  v''  k^  etc.). 
[Hiernach  könnte  man  annehmen,  daß  in  der  Phonographie  von  R.  die  Buch- 
staben (lettres)  die  Grundlaute  (sons  fondamentaux)  gewissermaßen  als  Grenz- 
punkte (limites  extremes)  bezeichnen  sollen,  während  die  größere  Masse  der 
sich  zwischen  den  Grenzpunkten  stetig  entwickelnden  Laute  (sons  intermediaires' 
durch  zwei  übereinandergestcllte  Buchstaben  anzudeuten  wären:  diese  Schrei- 
bung dürfte  bei  folgerechter  Durchführung  des  Grund.satzes  sehr  schwierig 
und  für  gewöhnliche  Druckereien  unausführbar  werden.  In  der  Lautschrift  der 
I,  z.  sollen  die  Buchstaben  mit  ihren  symbolischen  Nebenzeichen  weitere  Laut- 
gebiete bezeichnen,  nur  die  Grenzpunkte,  wo  sich  diese  Gebiete  berühren 
und  durch  welche  die  Laute  in  ihrer  geschichtlichen  Entwickelung  nur  hin- 
durchgehen ,  wären  ,  und  zwar  sehr  selten .  durch  übereinandergesetzte  Buch- 
staben zu  bezeichnen  z.  B.  k^]. 

C)  Les  sons  pleins  sont  figures  par   nos   caracteres   ordinaires  (a  .  .  k). 

Dl  Les  sons  incomplets  sont  ceux  qui  n'ont  pas  encore  acquis  toute 
leur  plenitude,  ou  qui  sont  en  train  de  disparaitre.  11s  sont  notes  avec  des 
caracteres  plus  petits  (e  .  .  h  etc.)  .  .  oü  nous  avons  besoin  de  marquer  plu- 
sieurs  degres  [!]  dans  Tevolution  d'un  son  intermediaire  .  ..  nous  employons 
de  petits  chiffres  (ex.  ä'  ä""  .  .  etc.)  [mit  der  Verwendun^g  der  Ziffern  muß 
man  sehr  sparsam  verfahren,  da  sie  in  keiner  Weise  symbolisch  sind:  die 
WALKERSche  Bezifferung  hat  sich  nicht  bewährt].  On  voit:  1°  Oue  nous  emprun- 
tons  a  l'alphabet  et  aux  usages  typographiques  fr.  la  plupart  [!  de  nos  signes. 
2°  Oue  nous  conservons  ä  ces  signes  la  valeur  qu'ils  ont  en  fr.  [diese  beiden 
guten  Grundsätze  ließen  sich  wohl  noch  folgerechter  verwirklichen ;  vgl.  meinen 
Versuch  unten  S.  292]  .  .  3°  Que  chaque  signe  a  toujours  la  meme  valeur  wohl 
zu  beachten,  bloß  in  derselben  Stellung;  am  besten  würde  dasselbe  Zeichen 
nur  in  einer  Stelle  und  immer  in  derselben  Bedeutung  gebraucht,  um  Ver- 
wechselung zu  vermeiden!  et  que  chaque  son  est  toujours  represente  par  le 
meme  signe  .  .  4°  Que  chaque  son  est  figure  par  un  seul  caractere  .  .  5°  Enfin 
que  nous  n'employons  aucun  signe  qui  ne  serve  ä  figurer  la  pron.  Nous  ne 
laisons  donc  usage  ni  de  l'apostrophe,  ni  du  trait-d'union. 

III.  Analyse  des  sons. 

1°  Resonnances  et  sons  incomplets  .  .  ^  represente  une  reson.  qui  se 
produit  dans  la  gorge  [?  hier  haben  wir  es  wohl  mit  den  oben  gen.  reson. 
pharyngiennes  zu  thun  (vgl.  Mandl  o.  S.  218,  Edwards  237)]  et  qu'aucune 
lettre  ne  saurait  rendre.     II  me  semblait  entendre  .  .  rien  de  determine  'wenn 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER   FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND   PHONOGRAPHIE.  28 1 

nur  die  Artikulationen  physiologisch  festgestellt  sind,  werden  sich  auch  geeignete 
artikulatorische  Nebenzeichen  finden,  sie  zu  bezeichnen]  .  .  La  resonnance  nasale 
s'entend  apres  Ti  dans  plusieurs  regions  du  midi  .  .  vl'^  (vin).  Je  Tai  entendue 
de  la  bouche  d'un  normand  apres  m  dans  Ö'rn  (hemme)  'es  handelt  sich  hier 
wohl  bzhw.  um  z^  und  n^^,  von  letzterm  spricht  auch  P.4.ssy  o.  S.  252:  über 
unartikulierte  nasale  Resonanz  s.  o.  S.  190  ff.  21  gl.  Les  sons  incomplets  mar- 
quent  une  seconde  etape  dans  la  genese  des  sons.  ou  un  avant-dernier  degre 
dans  leur  disparition  .  .  dans  ky  ^y.  il  arrive  que  k-  et  ^  s"affaiblissent  telle- 
ment  qu'ils  deviennent  presque  meconnaissables.  On  sent  bien  qu'il  y  a  quelque 
chose  de  plus  que  y.  Mais  on  ne  devinerait  pas  quoi,  si  l'on  navait  recours 
aux  patois  voisins.  Ainsi,  dans  les  environs  des  Pau,  mön-:?ye't  (mongette. 
haricot)  ne  devient  clair  que  si  on  le  compare  avec  les  formes  mön^e't  et 
mönye't  appartenant  ä  des  patois  voisins,  qui  nous  indiquent :  lune,  le  point 
de  depart;  l'autre,  le  point  d'arriyee  de  l'evolution  phonetique  [den  Übergang 
würde  ich  durch  ^  bezeichnen  (vgl.  die  Übersicht  145''.  wo  der  Laut  schon 
für  Volkslat.  angenommen  wird ;  ich  habe  ihn  auch  für  fr.  Patois  in  Klammern 
gesetzt),  dieser  Laut  fehlt  in  R.s  Schreibung]. 

2°  Consonnes  .  .  fondamentales  .  .  Les  personnes  incapables  de 
pron.  1  et  n  remplacent  ces  deux  cons.  par  ly  et  ny  .  .  la  langue  est  coUee 
au  palais.  Mais,  eile  touche  sur  toute  sa  largeur  Tavec  le  dos  anterieur'  pour 
1^  et  n ,  par  les  bords  [la  pointe]  seulement  pour  ly  et  ny.  On  peut  s"en  assurer 
en  badigeonnant  le  palais  [besser  die  Zunge]  avec  un  melange  de  farine  et  d'eau 
gomee  [und  mit  chinesischer  Tusche]  :  les  points  de  contact  s'impriment  sur 
la  langue  [bzhw.  an  dem  Gaumen,  vgl.  o.  S.  225]  .  .  Le  h  all.  est  forme  par 
un  courant  d  air  qui  passe  par  la  bouche  largement  ouverte  ;  il  semble  venir 
de  pleine  poitrine  [R.  übersieht  die  Hauchenge  der  Stimmbänder  IV.  iig  ^  ]. 
Le  h  que  l'on  entend  en  Fr.,  particulierement  en  Saintonge,  se  produit  dans 
la  gorge  [la  bouche  .  .  ouverte,  vgl.  die  Übersicht  S.  145='  ouvertures  aspirees; 
s  z  beschreibt  R.  als  produits  entre  le  dos  de  la  langue  et  le  palais;  sie 
können  auch  mit  der  Spitze  hervorgebracht  werden.  S.  5  schreibt  R.  :  c''  (ch 
dur  all.),  ^  (ch  doux  all.,  "  une  fricative,  wo  die  nicht  physiologischen  Benen- 
nungen dur  und  doux  doch  wohl  aphone  und  phonique.  also  verschiedene 
Stimmbandstellungen  bedeuten  sollen;  S.  8  sagt  er  dann  aber:  (f.  entre  la 
partie  moyenne  de  la  langue  et  la  region  d'articulation  du  k  suivi  de  i.  Dem 
fr.  k  vor  i  würde  der  vordere  Zungenrückenschlul.Uaut  /;  und  der  stimmhafte 
Engelaut  7,;  dem  deutschen  k  vor  i  die  Mittelzungenschließer  k\  7^  entsprechen. 
R.  fährt  fort;  c",  entre  la  racine  de  la  langue  et  la  volle  du  palais  ilieu  de 
Tarticulation  du  k  suivi  de  a.  o' .  Pour  pron.  s  et  z  [s,  ^,]  il  faut  donc 
avancer  la  pointe  de  la  langue  entre  les  dents  et  faire  effort  ccnnnic  pour 
produire  s  et  z.  De  mcme  pour  pron.  ^  et  c''.  il  faut  placcr  la  langue  comme 
pour  faire  entcndre  ki  et  ka  .  .  c^  et  ^  se  rencontrcnt  frctiuemmcnt  dans  lEst. 
[Der  stimmlose,  dem  ka  entsprechende  Zungenwurzelgaumensegelengelaut  würde 
.\;,  der  dem /'„  oder  /■„  entsprechende  Hinterzungengaumcnbeincngelaut  x  sein: 
oben  unterschied  R.  c  als  dur  und  {  als  doux,  hier  bzhw.  als  Mittelzungen- 
und  Zungcnwur/.cllaut.  wenn  ich  ihn  recht  verstehe.  R.s  Analyse  ist  hier 
offenbar  nicht  ausreichend,   nicht  einmal  für  die  fr.  Mundarten    .  .   c^*"  est  un  c"" 


282  I*-  Teciimer. 

modifie  par  Ic  rapprochement  des  Icvres.'  Cons.  intermediaires  .  .  Dans  la 
pron.  du  v^  les  deux  lettres  [l^vres]  sont  rapprochces  comme  pour  le  b :  mais 
la  fermeture    est  incomplete   comme   pour   le   v  [fJ.     Articulations    cor- 


I  A.  HORNING  (zur  KUNDE  D.  NEUWALLONISCHEN,  GrÖHERS  ZTSCHR.  LX.  480 — 496,  —  ZUR 
KUNDE  DER  ROM.  UIALEKTE  DER  VOGESEN  UND  LOTHRINGENS,  497 — 5 12}  gedenkt  der  für  die 
fr.  Mundarten  sehr  beachtenswerten  postdcntalen  Engelaute.  480 :  'x  entspricht  nach  i  dem 
deutschen  ch  in  ich,  nach  a  und  o  dem  deutschen  ch  in  ach,  doch.'  ]I.  scheint  hienach  nur 
2  Abarten  des  x  z«  unterscheiden.  In  den  fk.  stvd.  v.  4,  die  ostfr.  grenzdialekte  zwischen 
Metz  und  Belfort,  Heilhronn  ,  Henninger,  1887  ;8o,  122  S.  5  geht  H.  auf  diese  wie  über- 
haitpt  auf  die  ostfranz.  Laute  und  die  Schreibung  derselben  näher  ein.  Ich  hebe  daraus  her- 
vor :  'a  bezeichnet  reines,  zwischen  q  und  c  liegendes  [also  mittleres]  a  .  .  i^  offen  nordd.  bitter,, 
an  e  anschließend  [also  ein  verkürzter  unvollkommener  Öffner,  welcher  in  der  fr.  anerkannten 
Ausspr.  nicht  vorkommt  und  keineswegs  mit  den  fr.  offnen  e  imd  q  in  eine  Reihe  zu  stellen  ist,  da 
letztere  nicht  verkürzt ,  sondern  vollkommen  artikuliert  werden :  Z]  .  .  ä  1"  5  sind  die  Nasalvok. 
ffr.  an,  in,  on)  [also  wohl  W_  E_  oj  .  .  u  ist  fr.  ou,  u  ist  fr.  u  mur  ,  u^  immer  kurz,  also  ver- 
kürztes unvollkommenes  ü  (analog  i) ,  welches  in  der  fr.  anerkannten  Ausspr.  nicht  vorkommt], 
steht  in  der  Mitte  zwischen  o  und  u  .  .  oe  klingt  geschlossen  fr.  jeu  ,  ce^  offen  fr.  peur;,  g  dumpf 
(fr.  chemin  .  .  Kleine  ',  "  bezeichnen  tonlose,  schwach  nachklingende  i-  und  u-  (fr.  ou- Laute 
[i  ?/] :  y  entspricht  dem  deutschen  y  in  Jahr  [7']  .  .  x  bezeichnet  einen  Laut,  der  noch  tiefer  [?] 
ist  als  ch  im  deutschen  ach,  etwa  x^  von  Brücke;  h  ist  der  diesem  x  entsprechende  sanfte  Laut 
(gewöhnlich  irrtümlich  mit  h  bezeichnet ;  es  ist  vielmehr  ein  y ,  dessen  Artikulationsstelle  mög- 
lichst weit  hinten  liegt)  [man  sollte  es  also  für  besondere  fr.  phonetische  Lautbezeichnung  durch 
y  mit  einem  symbolischen  Nebenzeichen  andeuten,  s.  u.  S.  292].  x"  entspricht  deutschem  ch  in 
ich  [lalls  die  betr.  ostfr.  Mundarten  im  allgemeinen  die  fr.  Operationsbasis  haben,  worüber 
H.  leider  nichts  bemerkt,  so  müßte  der  fr.  Engelaut  etwas  mehr  nach  vorn  artikuliert  werden 
als  der  d.  ich-Laut,  der  fr.  als  X,  ,  der  d.  als  .  .  .v,]  •  •  IJ  klingt  wie  n  vor  gutturalem  g  c  k 
[doch  wohl  nicht  ganz  wie  n ;  die  verschiedene  Schreibung  von  n  l-n ,  deutet  wohl  einen  nasalen 
Zungenrücken  Schließer  iV,  an]  .  .  j  ist  fr.  j,  s^  fr.  ch  in  champ,  .  .  c  klingt  durchweg  wie  fr. 
c  in  camp,  g  wie  fr.  g  in  gargon  [folgerecht  hätte  H.  die  postdentalen  Schlußlaute  hier  ebenso 
wohl  genauer  unterscheiden  sollen  als  oben  die  bespr.  Engelaute  x  x"]-  57  •  ^^  einem  Teile 
des  Gebietes ,  in  dem  die  u-Laute  zu  i  werden ,  werden  sämtliche  ce-Laute  zu  e  .  ,  Es  scheint 
dies  aber  ein  lautphysiologisches  Gesetz  zu  sein ,  daß  nicht  bloß  für  gewisse  roman.  Dialekte, 
sondern  auch  für  deutsche  .  .  ja  für  alle  Sprr.  Giltigkeit  hat'.  59:  'In  dem  ganzen  Gebiet  wird 
c  ausnahmslos  vor  a  (au)  zu  ts^  resp.  s^  .  .  vereinzelten  Übergang  von  s^  zu  x  stellte  ich  fest  für 
Inf.  §xt^  (kaufen).  .  .  Der  beliebte  Laut  x  greift  immer  weiter  um  sich  .  .  Nach  Vok.  und  vor 
e ,  i  wird  c  in  dem  ganzen  Gebiet  zu  h  resp.  j  .  .  Im  Auslaut  verdichtet  sich  h  zw  x,  ]  zn  s^ 
.  .  G,  I  wird  zu  dj ,  resp.  j  vor  allen  Vok.  .  .  In  einer  Reihe  von  Orten  wird  anlautendes  j  .  . 
zu  ;i '.  74:  't  wird  zu  c  vor  i  resp.  y  in  ci  (tilius  ,  Linde  [hier  haben  wir  wohl  ein  vorderstes 
k  oder  mindestens  k^  anzunehmen]  .  .  tj  wird  (ähnlich  wie  c)  zu  h  ,  resp.  j ,  im  Auslaut  zu  x 
resp.  s^ ,  überall,  wo  es  sich  gemeinfr.  zu  is  entwickelt.'  81:  'Welches  ist  nun  das  histor.  Ver- 
hältnis von  X  ('')  "nd  s^  (j)?  Apfelstedt  .  .  meint,  daß  s^  der  ältere,  x  der  jüngere  Laut  sei. 
G.  Paris  teilt  diese  Ansicht  rom.  x.  607  .  .  Dabei  muß  auch  auf  das  Wallonische  Rücksicht 
genommen  werden,  das  jenen  x-Laut  ebenfalls  kennt  und  dessen  X'Gebiet  mit  dem  lothr. 
X- Gebiet  räumlich  zusammenhängt  .  .  Der  Ansicht  Apfelstedts  steht  diejenige  von 
Adam  u.  aa.  gegenüber,  die  eine  Schwächung  (adoucissement)  von  urspr.  x  z"  späterm  s^  annehmen 
.  .  Auf  ein  hohes  Alter  des  x  läßt  aitch  noch  folgende  Erwäg^ing  schließen.  Es  ist  wahrschein- 
lich ,  daß  in  einem  Worte  wie  musca ,  das  zu  mo^x'  A^iirde ,  x  sich  entwickelte  ,  bevor  ca  zu  ts^ 
wurde,  also  auf  der  Stiife  scj  oder  sty.  [H.  gedenkt  hier  des  span.  x  '^''^^  führt  eine  Stelle  von 
Schuchardt,  ztschr.  V.  315  an:  'Das  jieuspan.  x>  altspan.  s^  darf  man  nicht  als  ein  Beisp.  von 
Stellenvertauschung  anführen;  s^  ist  ein  guttural-dentaler  [genauer  wohl  medio-antepalataler] 
Laut ,  dessen  Natur  freilich  noch  nicht  vollständig  aufgehellt  ist ;  indem  die  dentale  [alveolare] 
Enge  gelöst  wird,  bleibt  der  gutturale  [mediopalatale]  Reibelaut  übrig'  [die  mittlere  Enge,  welche 
bei  J    weiter  ist,  müßte  bei  X    noch  enger  werden.     H.  bemerkt    dazu:]    'Wahrscheinlich  ist  es 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER   FRANZ.    VND   ENGL.    PHONETIK   VND   PHONO  GRAPHIE.  283 

respondant  au  ch  et  au  g  fr.  Dans  un  grand  nombre  de  pat.  des  artic. 
complexes  correspondent  au  ch  et  au  g  fr.  On  distingue  presque  toujours : 
d'abord  un  element  dental  qui  est  t  ou   t.   d  ou    d  [wohl  7\  oder  t\  d_  oder  d'', 


mir,  daß  x  schon  altspan.  war  .  .,  wie  neulothr.  s^  eine  Abschwächung  von  altlothr.  x  ist.  Immerhin 
mag  ein  Unterschied  angenommen  werden  zwischen  der  Artikulation  des  heutigen  span.  x  und  der 
des  altem.'  H.  wies,  wie  wir  eben  gesehen,  auf  die  wallonischen  X'Laute  hin.  Über  diese  hat 
WiLMOTTE  dann   eingehender  gehandelt. 

WILMOTTE  untersucht  die  Artikulationsstellen  der  postdentalen  Engelaute  in  seiner  PHO- 
NETIQUE  WALLONE  REV.  I.  25  ;  er  beschreibt  als  particularite  l'existence  dune  serie  de  sons, 
partant  de  laspiree  simple  pour  aboutir  a  la  plus  palatale  des  spirantes.  J'ai  distingue  trois 
degres  differents ,  qui  constituent :  1°  l'aspiree  [?]  prepalatale ,  dans  laquelle  le  mouillement  est 
presque  nul :  c  ' ;  2°  Taspiree  medio-palatale :  c^;  30  l'aspiree  post-palatale  c  3.  Ailleurs  la  spi- 
rante  est  devenue  une  labio-dentale  dans  certains  mots.  In  rev.  ii.  38  ff.,  les  Varietes  du  son 
c  fy  ],  geht  W.  auch  auf  die  von  Rousselot  angedeutete  Unterscheidung  von  c  dur  und  c  doux 
ein:  Nature  du  son:  Comme  Tobserve  Sievers  .  .  [ch  =  JJ,]  est  ordinairement  supradental,  c'est- 
ä-dire  que  la  pointe  de  la  langue  vient  frapper  l'alveole  des  dents  superieures,  pour  parfaire  son 
emission.  II  existe  pourtant  une  variete  du  .  .  [ch],  dans  laquelle  la  pointe  de  la  langue  est  in- 
clinee ;  il  suffit  alors  d'un  leger  renflement  du  milieu  de  cet  organe  pour  conduire  ä  un  autre  son, 
quasi-palatal  [?],  appartenant  deja  a  la  categorie  des  spirantes  et  qui  a  ete  represente  de  diverses 
manieres :  x,  xh,  h,  x  et  recemment  c  5.  [Die  ersten  genauem  Unterscheidungen  dieser  post- 
dentalen Engelaute,  welche  die  Griechen  durch  x  bezeichneten,  verdanken  wir  den  arab.  Gramm. 
(vgl.  S.  DE  Sacy:  de  l.*.  pron.  des  lettres  arabes,  extr.  du  ms.  AS.  no.  260,  1813  ;  später 
wurde  in  der  deutschen  Phonetik  der  ach-  und  ich-Laut  gesondert,  namentlich  mit  Rücksicht  auf 
die  Schweizer  Mundarten.  Brücke  unterschied  in  seinen  GRUNDZ.  (1856  S.  48  f.  die  stimmlosen 
X'  X^  X^  ^^^  die  stimmhaften  y'  y^  y3.  Ich  habe  dann  in  meiner  PHON.  II.  .\TL.  Tab.  iv.  die 
stimmlosen  Arten  Xg,  .\'u  Xi  durch  stomatoskopische  Bilder  veranschaulicht  und  die  stimmhaften 
mit  7  bezeichnet,  entsprechend  dem  lat.  j,  femer  l.  z.  I.  Tab.  iv  A'a  A'u  A'i  ,V  sowie  die 
stimmhaften  J^  J  7  J  bzhw.  als  lingiiovelaris,  linguopal.  post.,  linguopal.  med.,  linguopal.  ant. 
dors.  benannt,  welche  Namen  ich  nun  in  der  Übersicht  145a  ins  Fr.  übertragen  habe,  weil  ich 
in  der  fr.  phon.  Litteratur  bis  dahin  keine  physiologischen  Benennungen  für  die  Abarten  dieser 
Zungenrückenengelaute  vorfand.  Veranlassung  gab  hier  dazu  erst  die  Berücksichtigung  der  Patois. 
Sehen  wir,  was  W.  weiter  darüber  schreibt:]  (T  est-il  uniforme,  ou  bien  est-il  susceptible  de 
modifications ,  determinees  par  la  topographie  ou  les  autres  accidents  physiques?  Le  but  de 
cette  courte  etude  est  precisement  d'etablir  la  multiplicite  des  sons  c  [d.  h.  jetzt  auch  für  die 
fr.  Phonetik ;  für  arab. ,  deutsche  und  die  allgemeine  physiologische  Phonetik  waren  die  betr. 
Abarten  schon  vor  der  Arbeit  des  Vf.  genauer  unterschieden],  multiplicite  qui  porte  a  la  fois  sur 
leur  nature  organique  et  sur  leur  emission.  Je  distingue  c  '  c  ==  c  3  et  pour  chacun  de  ces  sons 
j'admets  la  subdi^asion  en  c^  et  9" ,  suivant  que  la  cons. ,  dite  mouill^e,  est  dure  ou  douce  [?]. 
Je  ne  sais  si  ces  mots  de  dure  et  douce  rendent  exactement  la  nuance  de  timbre  que  j'ai  cru 
percevoir  dans  certains  villages  de  la  province  de  Liege  .  .  Je  compte  rassembler  bientot  des 
notes  plus  abondantes  et  plus  precises  et  revenir,  mieux  outill^  [!],  sur  ce  point  dülicat  de  mon 
etude  [ob  es  W.  besser  als  den  Physiologen  und  Akustikern  gelingen  wird  die  'Klangfarbe',  die 
hörbare  Wirkung  dieser  von  den  benachbarten  Öffnern  besonders  beeinflußten  Laute  zu  analysieren, 
bleibt  fraglich;  es  empfiehlt  sich  auch  hier  vielmehr  den  physiologischen  Ursachen  nachzuforschen, 
wenigstens  für  sprachwissenschaftliche  Zwecke;  dabei  wird  sich  dann  ohne  Zweifel  herausstellen, 
daß  es  sich  hier  vor  allem  bzhw.  um  stimmlose  (aphones,  genauer  geblasene,  soufflees,  also 
nicht  aspirees,  wie  W.  oben  angibt;  und  anderseits  um  stimmhafte  Laute  handelt].  Je  passe 
maintenant  aux  varietes  du  son  c.  La  premiere  cT'  correspond  \  peu  pres  [aber  nicht  ganz; 
hier  kommt  es  auf  Genauigkeit  an]  h.  la  description  sommaire  [I]  que  jai  donnee  au  debut.  Le 
leger  renflement  de  la  langue  ,  quittant  la  position  plus  indifferente  qu'elle  occupe  dans  l'emis- 
sion  du  .  .  'ch  =  S^,  bei  diesem  Laut  ist  die  Zungenspitze,  bei  ."^  der  vorderste  Zungenrücken, 
zur  Enge  und  gleichzeitig  die  Mittelzunge  etwas  gehoben],  suffit  a  la  produire.  C'est  donc 
a  peu  pres  [aber  doch  wieder  nicht  ganz]  le  -ich  germanique.     Ce  qui  la  distingue,  k  mon  sens, 


284 


F.  Techmer. 


vgl.  Ackermann  o.  S.  2I0|.  puis  un  elcment  palatal  quil  est  souvent  fort  diffi- 
cilc  de  determiner  .  .  La  comparaison  entre  difierents  patois  est  souvent  neces- 
saire  pour  cette  analyse  delicate  [es  handelt  sich  bei  dem  element  palatal. 
welches  den  Schlußlauten  r   n   entsprechen  soll,   wohl  um  die  Vorderzungen- 


de celui-ci,  c'est  precisement  un  caractere  ind^cis,  quelle  doit  i  la  proximit<i  dautres  sons,  plus 
voisins  des  dentales  [in  der  That  ist  das  fr.  mundartliche  c  ein  vorderer  Zungenrückenlaut,  entweder 
X.  oder  .V,,  der  deutsche  ich-Laut  ein  Mittclzungenlaut  A'„ ,  ch  =  JT,  oder  i;  sind  Vorderzungen- 
laute mit  gleichzeitiger  Mittelzungenhebung,  wobei  im  allgemeinen  noch  zu  beachten  ist,  daß  so- 
wohl für  die  Öffner  als  für  die  Enge-  und  Schlußlaute  gemäß  der  nationalen  (Jperationsbasis  die 
fr.  Zunge  mehr  nach  vom  strebt  als  die  deutsche,  wohl  auch  in  den  fr.  Mundarten;.  J  ai  souvent 
inscrit  dans  mes  notes  'h  dental'  [der  betr.  Laut  wird  weder  mit  Ilauchenge  h  =  \  noch  an  den 
Zähnen  hen'orgebracht  vgl.  die  Tafel  l.  z.  iv,  119  ;  es  ist  also  sowohl  der  Buchstabe  h  als  die  Benen- 
nung dental  unrichtig]  tout  en  me  rendant  compte  de  Timpropriete  formelle  de  ce  term«,  parce  que 
je  n'en  trouvais  pas  de  plus  adequat  dans  la  terminologie  de  notre  science  [d.  h.  soweit  W.  da- 
von Kenntnis  genommen;  er  benift  sich  soviel  ich  sehe,  nur  auf  Sievers' grundzüge,  Horning  : 

ZTSCHR.  F.  ROM.   PHIL.    IX.    DIE    OSTFR.    GRENZDIAL.    ZWISCHEN  MeTZ    UND  BeLFORT   und    GiLLIERON  : 

PETIT  ATLAS  PHONET.  DU  VALAIS  ROMAN,  (vgl.  unten  S.  288,.  A  LiEGE  et  dans  un  certain  nombre 
de  lieux  voisins  le  son  est  assez  mouille ,  et  il  se  rapproche  encore  du  .  .  [ch] ,  qu'une  cmission 
defectueuse  fait  parfois  entendre  ä  sa  place,  surtout  dans  les  finales  en  ig  .  Au  contraire,  si  Ion 
se  dirige  vers  le  nord-ouest  de  la  province ,  il  se  modifie  aux  depens  de  sa  nature  palatale ,  ce 
qui  m'a  conduit  a  ecrire  dans  cette  rev.  I.  p.  26  que  le  mouillement  y  etait  'presque  nul'.  Je 
trouve  aujourd'hui  la  caracteristique  peu  precise,  d'autant  pfus  que,  teile  quelle,  eile  con\-iendrait 
plutot  ä  (T^,  a  condition  de  la  completer.  Dans  c"^ ,  la  valeur  palatale  est  en  effet  presque 
total ement  supprimee,  tandis  que  la  valeur  aspirative  [?]  a  gagne  d'autant.  Comme  le  ich  allem., 
c"  se  rapproche  au  plus  haut  point  de  r  cerebral  sourd  .  .  Je  trouve  dans  mes  papiers  une  nota- 
tion  plus  expressive  que  scientifique  pour  le  rendre :  h  surmontee  de  r^  et  l'indication  tres  precise  [!1 
qu il  s'agit  dun  son  peu  palatal ,  forme  par  le  soulevement  de  la  partie  mediane  de  la  langue, 
tandis  que  la  pointe  de  celle-ci  est  tout  a  fait  abaissee  et  que  le  souffle  [mais  non  pas  Taspiration] , 
expire  directement  de  la  gorge  avec  effort,  escalade  en  l'ebranlant,  non  sans  une  resonnance  assez 
rüde,  l'obstacle  naturel  dont  jai  essaye  de  determiner  la  position  [durch  all  das  wird  man  über 
das  Wesen  des  betr.  Lautes  leider  nicht  genügend  aufgeklärt ;  eine  einfache  stomatoskopische  Be- 
obachtung hätte  die  Artikulation  der  Zunge  und  die  Stelle  am  Gaumen  genau  festgestellt].  Reste, 
dans  une  region  plus  septentrionale,  le  son  que  je  transcris  ainsi :  (fs,  son  tres  guttural,  que  j'assi- 
milerais  volontiers  a  la  medio-palatale  de  Lundell  (pregutturale  de  Sievers,,  si  celle-ci  ne  de- 
signait  particulierement  le  ach  germanique,  dont  c  3  n'a  pas  tout  ä  fait  l'äprete,  et  dont  9  3  sur- 
tout me  parait  differer :  1°  par  Taccentuatioö  plus  discrete ;  2°  par  la  nature  des  voy.  auxquelles 
il  est,  de  preference,  associe  [auf  die  Zungenstellungen  dieser  benachbarten  Öffner  kommt  es  vor 
allem  an].  Car  c^^,  5^2  et  5^3,  comme  je  Tai  indique,  n'apparaissent  guere  que  dans  leur  com- 
binaison  phonetique  avec  les  sons  1  (e) ,  ö  (o) ,  ce"  et  ä  la  finale.  Apres  ä  ,  f  ,  o  ,  ?< ,  ü,  ou 
bien  entre  deux  voy.,  il  ne  subsiste  qu'une  simple  aspiration  plus  ou  moins  forte,  mais  peu 
nuancee  et  presque  entierenient  soustraite  a  la  palatalisation.  Cest  a  peine  si  un  leger  renflement 
de  la  langue  vers  le  fond  de  la  bouche  trahit  la  nature  primitive  de  ce  son  .  .  Je  designe  simple- 
ment  par  c  ce  son  qui  est  nettement  palatal ,  comme  la  cons.  finale  de  täc  ,  kd c  ,  büc  ,  etc. 
[in  diesen  3  Wörtern  dürfte  im  ersten  A%  von  X^  in  den  beiden  andern  zu  sondern  sein],  mais  en 
differe  en  ce  que  la  langue  s'allonge  davantage  vers  les  regions  dentales,  ce  qui  amene  une  de- 
pression  a  la  partie  mediane  et  un  elargissement  du  canal  par  lequel  s'echappe  le  souffle  ;  la 
resultante  est  un  son  assourdi ,  presque  toujours  associe  ä  une  des  voy.  o ,  m,  u  et  ayant  les 
dehors  d'une  simple  aspiration.  Mais  il  suffit  de  franchir ,  a  Tonest ,  une  certaine  limite,  sur  la- 
quelle  j'insisterai  bientot,  pour  mieux  saisir  la  valeur  de  ce  c  sourd.  Nous  le  voyons  alors,  presque 
sans  transition,  passer  au  son  .  .  [ch] ,  aussi  bien  que  ce  c  final  dont  j'ai  indique  3  varietes ,  et 
peut-etre  avec  une  nettete  plus  grande  .  .  Au  lieu  daboutir  a  .  .  [ch]  j  ,  le  son  lat.  qui  engendre 
ailleurs  c  peut  atteindre,-  par  une  autre  voie,  une  extremite  bien  differente  de  l'echelle  consonan- 
tique.     A  Othee,  on  dit:  bif  .  .  La  labiodentale  est,  d'ailleurs  ,  peu  nette   .  .  Mais  jai  constate 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER   FRANZ.    UND   ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOORAPHIE. 


■^OD 


rückenengelaute  s  z  =  ä\  7  und  im  ganzen  um  die  Zweilaute  TjS_  Dj^z^  ,  t^^s" 
d^\Z_,  /|5  d)Z.  und  die  einfachen  s^  5„  s  s].  Resonnantes.  Les  cons.  resonnantes 
sonnent  sans  les  secours  daucune  voy.   Ex. :   pr.n  (prune). 

3°   Voy  eile  s  .  .  la   quantite    (si    eile    est  longue   ou   breve)   .  .   le  timbre 


de  .visu  que  le  simple  abaissement  de  la  machoire  superieure  [der  Oberkiefer  ist  ja  unbeweglich 
am  Schädel  befestigt;  es  soll  wohl  elevation  de  la  machoire  inferieure  heißen],  sans  aucune  par- 
ticipation  de  la  levre  inferieure,  transforme  aisement  ce  g"',  le  plus  'dental'  de  tous  les  9  ,  en 
une  labio-dentale  embryonnaire,  que  j'ai  d'ailleurs  retrouvee  ä  Hermalle  dans  des  mots  comme 
büc  f  a  un  moindre  degre,  tandis  qua  LiXHE,  je  constatais  la  meme  propension  a  annihiler  toutes 
les  finales  .  .  En  poursuivant  mes  observations  vers  l'ouest,  je  nai  pas  tarde  ä  rencontrer  le  son 
.  .  [chl.  Jai  eprouve  une  vraie  satisfaction  lorsque  la  brave  femme  que  jinterrogeais,  en  emet- 
tant  un  son  indefini  [?] ,  qui  n'etait  ni  .  .  [ch] ,  ni  c  ,  dans  krecT^h  et  tec"ch  m'a  pennis  de  saisir 
sur  le  vii  la  naissance  de  cette  singuliere  transformation.  Produit  sans  le  concours  des  levres,  ä  Taide 
d'une  forte  propulsion  de  la  langue,  projetee  contre  le  sommet  des  dents  inferieures  [was  doch  noch 
mit  als  Ruhelage  der  Zungenspitze  aufzufassen  ist,  so  daß  wohl  das  Vorderzungenrücken-5;  erzeugt 
wurde ;  ich  habe  bereits  öfter  wiederholt,  daß  die  Vorderzungenrücken-  und  die  entspr.  Zimgenspitzen- 
laute  nicht  bloß  in  derselben  Spr.  und  Mundart,  sondern  auch  bei  demselben  Einzelnen  wechseln 
können]  ce  .  .  [ch  =  ^S^]  differe  organiquement  du  .  .  [ch  =  5;,]  fr.  ;  il  est  plus  palatal  et  moins  sifflant. 
L'effet  auditif  est,  d'ailleurs,  a  peu  pres  semblable.  Le  ]exi  buccal,  d'ou  il  resulte,  parait  identique  ä 
celui  qui  conduit  aujourd'hui  a  la  pron.  chef,  chäl  des  formes  liegeoises,  :^yef,  4yäl.  W.s  Be- 
nennungen palatal,  guttural,  mouille ,  aspire  sind  zu  unbestimmt,  um  zu  genauer  Feststellung  des 
Wesens  der  betr.  Engelaute  auszureichen.  Es  bedarf  hier  vor  allem  anatomischer  Unterscheidung 
der  Teile,  i.  des  thätigen  Organs,  der  Z\mge :  der  Wurzel,  Hinter-,  Mittel-,  Vorderzunge,  des 
vordersten  Zungenrückens  und  der  Spitze;  2.  des  leidenden  Organs:  des  Gaumensegels  mit 
dem  Zäpfchen  (velar,  uvmlar),  des  Gaumenbeins  'postpalatal',  des  Mittelgaumens  {als  ganzen,  gegen- 
über der  Mittelzunge  ,  mediopalatal) ,  des  Vordergaumens  (an  der  i-Stelle ,  antepalatal) ,  des  vor- 
dersten Gaumens  (dicht  hinter  den  Zahnwurzeln  ,  postalveolar  ,  der  Zahn\vurzeln  (alveolar  ,  der 
Oberzähne  (dental).  Das  stomatoskopische  Verfahren  ennöglicht  sichere  und  genaue  Bestimmungen 
des  Artikulationsgrades  und  der  Stellen.  Leider  sind  weder  die  phonetischen  Darstellungen  von 
HoRNiNG  noch  die  von  Wilmotte  deutlich  genug,  um  hier  danach  fr.  mundartliche  Beisp.  für 
die  artic.  serr6es  velaires  post-,  medio-,  antcpalatales  in  der  Übersicht  S.  292  zu  bestimmen.  Hier 
bleibt  also  noch  eine  Lücke  in  der  fr.  Phonetik  auszufüllen.  Ohne  physiologische  Schulung  geht 
das  freilich  nicht. 

Eingehender  hatte  die  Zungenrückenengelaute  der  am  2.  Sept.  1888  verstorbene  und  um  die 
Phonetik    und  Phonographie ,  auch   die   fr.,   verdiente   J.F.KRÄUTER    untersucht.     Wir   lesen 

von    ihm    ZTSCHR.    F.    NFR.    spr.  ,     1880,    II.    23:    STIMMLOSE    ANTEPALATALE   UND   MEDIO-[pOSt-]PALA- 

TALE  REIBELAUTE  IM  NFR.  Man  nimmt  allgemein  an,  der  Franzose  abgesehen  von  Lothringen 
[v!--l.  HoRNiNG  oben  S.  280])  besitze  in  seiner  Spr.  keinen  unserm  cii  ähnlichen  Laut  .  .  Ich  will 
kein  sonderliches  Gewicht  darauf  legen,  daß  der  unsilbige  Vokal  in  GN  (vigne ,  ligne)  auslautend 
vor  Pausen  und  Stimmlosen  bisweilen  zu  stimmlosem  antepalatalem  je  (=  CH  in  ich,  echt  ['  Zeichen 
des  nach  vorn  geschobenen  Ortes])  wird  und  daß  SwEET  (PHON.  125)  sogar  fi, ix'  fiir  fille  ge- 
hört haben  will ;  schwerlich  wird  dies  irgendjemand  für  mustergültig  ansehen  wollen.  Aber  in  andern 
Fällen  treten  die  Palatalen  regelmäßig  ein.  W^enn  wir  [Deutschen]  flüstern,  ersetzen  wir  die 
Stimme  durch  einen  gutturalen  (im  Kehlkopf,  nicht  etwa  am  CJaumcn  gebildeten  Reibelaut  .  . 
in  y^a^  (=  geflüstert  /a)  spielt  ein  leiseres  Hauchen  genau  die  Rolle  der  Stimme  in  /a  .  .  Anders 
verhält  es  sich  mit  dem  silbigen  i  .  .  In  der  Flüsterspr.  bilden  wir  kein  i, ,  welches  mit  einiger 
Übung  leicht  hervorzubringen  ist,  sondern  .  .  machen  [genauer:  lassen  aus  Bequemlichkeit]  die 
Stimmritze  weit  auf  und  erzeugen  einfach  zwischen  vorderm  Zungenrücken  und  Vordergaumen 
ein  Luftgeräusch,  das  antepalatale  x'  und  zwar  wie  in  ich,  echt  mit  [gleichzeitiger]  i-Stellung  der 
Mundhöhle  (also  ein  i-haltiges  \]  [vgl.  meine  phonetik  ll.  Tab.  iv.  3].  R.  v.  R.XUMER  (gf.s.  spr. 
SCHR.,  1863,  S.  165)  ist  der  erste,  welcher  diese  auffallende  Thatsache  bemerkt  .  .  Genau  das- 
selbe wie  in  Deutschland  finden  wir  in  l'Vankr. :  in  der  l""lüstorspr.  wird  das  silbige  i  durch  x' 
ersetzt,    ohne   daß   illc   Leute     sich   ilieser  W-rtauschuntr  bewußt    werden.      Noch   mehr.      Als  '  I    de 


285  F.  Techmer. 

(si  eile  est  ouverte  [grave] ,  fermee  [aigue])  .  .  De  la  sont  nees  les  denomi- 
nations  d'e  ouvert  et  d'e  ferme.  Si  nous  poussions  l'analyse  plus  loin, 
noLis  distinguerions  une  troisieme  sorte  d'e  [?  es  würde  zu  weit  führen,  diese 
Unterscheidung  fortzusetzen]  intermediairc  entre  les  deux  premiers:  cest  le 
moyen.  Cette  distinction  vulgaire  pour  l'e,  s'applique  aussi  aux  autres  voy., 
sauf  ä  e'  qui  correspond  a  la  position  neutre  que  prend  la  bouchc  quand  eile 
se  ferme  [?]  et  passe  ä  l'etat  de  repos  [?  R.  unterscheidet  hier  nicht  gebührend 
die  Lage  vollständiger  Ruhe  (Inertia  physiologica  mit  ruhigem  Schluß  des 
Mundes)  und  die  relativer  Ruhe  (Indiffcrentia  phonetica  mit  mittlerer  Ofifnung) ; 
die  letztere  findet  bei  e  imparfait  statt|  .  .  la  qualite  si  eile  est  pure  [orale] 
ou  nasale)  .  .  la  tonalite  (si  eile  est  tonique  ou  atone)  .  .  Le  timbre  des  voy. 
varie  suivant  les  regions  .  .  si  Ton  est  reduit  aux  ressources  d'un  seul  pat., 
on  peut  ncanmoins ,  en  joignant  ä  l'etude  [acoustique]  des  sons  [avec  le 
secours  de  Toreille]  lobservation  [physiologique]  des  mouvements  de  la  bouche, 
arriver  ä  des  resultats   certains  .  .  mais   il  y   a  le  danger  de   confondre   deux 


Flüsterspr.'  ist  ihnen  das  x'  volll^ommen  geläufig;  als  'deutsches  CH  wird  es  ihnen  zur  Unmög- 
lichkeit .  .  Wir  haben  also  die  psychologisch  höchst  merkwürdige  Thatsache ,  daß  ein  Laut  als 
vermeintlicher  [!]  Vokal  ganz  leicht  gebildet  wird,  unter  dem  Namen  [!]  eines  Konsonanten  aber 
völlig  versagt  [die  fr.  Zunge  ist  an  die  betr.  Zungenrückenenge  nur  in  gewissen  Verbindungen 
gewöhnt ;  sie  kann  sie  ohne  besondere  Artikulationsübung  nicht  in  beliebiger  Verbindung  hervor- 
bringen wie  die  deutsche  Zimge]  .  .  Stimmlose  palatale  Reibelaute  kennt  der  Fr.  nicht  bloß  beim 
Flüstern ,  sondern  auch  in  lauter  Spr.  :  er  setzt  sie  im  Affekt  gern  ,  statt  der  Vok.  i  y  u  vor 
Pausen  fwamm  ich  y  d.  h.  eine  Verbindung  von  u  und  i,  statt  ü  schreibe,  habe  ich  in  meinen 
"i2  Sätzen  über  wiss.  Schreib."  auseinandergesetzt ;  vgl.  .  .  Frommanns  d.  mund.arten  vii.  305']; 
dies  ist  am  auffälligsten  auf  der  Bühne  und  zwar  vom  Theätre  frangais  bis  zu  den  Pro\-inzial- 
Schauspielhäusern  herab,  i  z.  B.  in  r  ani  (renie),  r  ey'iii  (rejouit),  wird  zu  antepal.  stimml.  x'  mit 
i-Stclhmg  der  Mundhöhle  (also  zu  i-haltigeni  x'  ;  y  z.  B.  in  pär  dy  fperdu),  egy  aigu;  zu  x'y,  d.  h. 
zu  antepal.,  y-haltigem  x' ;  u,  z.  B.  in  epy  (epoux),  es'u  (echoue  zu  xu,  d.  h.  zu  medio-Lpost-]pal. 
u-haltigem  x.  Wollte  man  diese  x'  x'y  und  xu  tönend  sprechen,  so  würd^  ein  gleichzeitiges  Zu- 
sammenklingen eines  Vok.  und  eines  Kons,  eintreten;  bei  x',  von  i  und  i-haltigem  x",  also  ein  j' ; 
bei  x'  von  y  und  x'y,  also  ein  j'y:  bei  xu  von  u  und  xu  ,  also  ein  ju  .  .  Schon  A.  Ellis  (phil. 
soc.  1873/4,  139  ff.)  hat  auf  diese  pathetischen  x,  xy"  und  xu  aufmerksam  gemacht.'  Schließlich 
berührt  K.  die  Frage:  Warum  bloß  die  den  Kons,  am  nächsten  stehenden  .  .  Vok.  i  y  u  diese 
Behandlung  erleiden  und  nicht  auch  die  übrigen.'  Diese  den  Engelauten  nächstverwandten  Offner 
hat  bereits  Donders  genauer,  auch   bei  Flüsterstimme,    untersucht   (zur   Klangfarbe  der  yok., 

POGG.    ANN.    1864,    CXXIII,    527  f.    imd    ÜBER    DIE   NAT.    DER   VOK.,    ARCH.  F.    DIE    HOLL.  BEITR.    J.  N._ 

1857,  I.  6:  'Eine  Definition  der  Vok.  zu  geben,  hat  große  Schwierigkeit  .  .  Grenzen  zwischen 
solchen  Vok.  imd  andern  tönenden  Lauten,  deren  Geräusch  deutlicher  selbständig  bleibt,  existieren 
dann  aber  nicht  [für  das  Gehör].  Genetisch  wußte  ich  auch  keinen  scharfen  Unterschied  nach- 
zuweisen .  .  Auch  in  der  holl.  Spr.  spielen  diese  Halbvok.  eine  wichtige  Rolle  und  vermitteln 
den  Übergang.'  Aus  dieser  akustischen  und  genetischen  Verwandtschaft  erklärt  sich  der  Über- 
gang von  den  betr.  Öffnern  zu  den  entspr.  Halböffnern  und  Engelauten  ;  doch  dürfen  wir  wohl 
nur  die  Halböffner  für  die  normale  Ausspr.,  die  entspr.  Zungenrückenengelaute  bloß  für  die  mund- 
artliche und  Umgangsspr.  anerkennen  (vgl.  254  und  die  Übersicht  S.  292).  Kräuter  hat  seine 
sorgfältigen  Untersuchungen  mundartlicher  Ausspr.  später  fortgesetzt  und  Aufzeichnungen  über  die 
Ergebnisse  hinterlassen,  welche  mir  zur  Einsicht  übersandt  worden,  die  aber  leider  nicht  druck- 
fertig sind.  Es  scheint  mir  wünschenswert,  daß  eine  Sammlung  von  Kräuters  kleinern  Schriften 
veröffentlicht  würde.  A.  ODINs  phonol.  des  patois  du  canton  de  vaud  habe  ich  i.  z.  iv.  273  f. 
bespr.  O.  bezeichnet  einen  'son  correspondant  au  ch  allem,  dans  ich'  mit  h,  die  'interdentales' 
mit  3  und  g.  Ich  habe  aus  seinem  Munde  als  Beisp.  für  letztere  beide  die  mundartl.  Schweiz. 
Wörter  d^ z  e  (fr.  onze)  und  pas  ä  ffr.  pate^  gehört  und  in  die  Übersicht  S.  292  aufgenommen. 


BEITRAG   ZUR   GESCHICHTE   DER   PRANZ.    UND   ENGL.   PHONETIK   UND   PHONOGRAPHIE. 


287 


Clements  differents:  la  quantite  et  le  timbre  .  .  Je  ne  tiendrai  compte  ici  que 
des  mouvements  de  la  langue  et  ceux  des  levres.  L'explorateur  que  j'emploie 
est  tout  simplement  le  doigt  [der  reicht  allerdings  nicht  für  alle  Fälle  aus' . 
R.  unterscheidet  nach  den  Lippen-  und  Zungenöfifnungen  3  Reihen  von  Öffnern 
ä  .  .  /< ,  ä  .  .  i,  de  .  .  u'  .  .  14 :  Pour  ä,  la  langue  .  .  s'avance  .  .  pour  ä,  la 
1.  se  retire  vers  le  fond  de  la  bouche.  En  partant  de  a  et  en  relevant  succes- 
sivement  la  langue  vers  le  palais  [anterieur].  on  produit  e  e  e  i  i  .  .  En  par- 
tant de  ä:  ö  6  ü  ü  (la  langue  se  releve  un  peu  [c',est-ä-dire :  graduellement 
en  arriere]   .  . 

Fermeture  sfraduelle  des  levres: 


^ ä 5 

•  •  •  •  o. 

•  •  ■  .//° 

'■•''''. 

'  ■    ?i 

ä de 

'^              ae 
^  o-  ~^'        e ce 

3     (T)     <;       (      e U 

1 u 

^  i u' 

Nasalite  .  .  Le  fr.  litteraire  possede  4  voy.  nas.  .  .  Ce  sont.  ä^ :  a^fä" 
(enfant);  e  :  pe^  (pain)  .  .;  6^:  bö^  (bon)  .  .  ;  ce"  (jeun).  R.  fügt  hinzu:  On 
peut  se  convaincre  ainsi  [d.  h.  indem  on  applique  son  doigt  sur  la  langue] 
.  .  que  la  nasale  fr.  oe"^,  par  ex.,  est  bien  un  ce  et  non  un  ce'"  [ich  fürchte, 
bei  dem  Experiment  des  Vf.  ist  der  tastende  Finger  nicht  weit  genug  nach  hinten 
gebracht,  um  den  Rückgang  und  die  leise  Hebung  der  Hinterzunge  zu  fühlen, 
welche  ich  bei  allen  von  mir  geprüften  fr.  nasalen  Öffnern  beobachtet  habe. 
Durch  die  Zungenrückbewegung  wird  der  Klang  jedenfalls  vertieft  (vgl.  o.  Suchier 
S.  277)].  Ä  Paris,  ä  est  remplace  par  a"'  .  .  Les  pat.  offrent  une  grande  variete 
de  nas.  .  .  comme  e^ ;  be"  (bien)  dans  le  Nord ;  e" :  rme"  (remis; .  Somme  .  . 
\  :  lä'pf  (lapin),  Normandie  .  .  ü  est  trcs  frequcnt  dans  le  Midi  .  .  Ouelque- 
fois  la  nasalisation  est  si  faible  que,  pour  la  constater  surcment.  on  est  oblige 
de  se  servir  d'un  petit  miroir,  que  Ton  place  sons  le  ncz  .  .  Tonalite.  Dans 
les  mots  ou  les  groupes  de  mots,  il  y  a  une  [ou  plusieursj  syllabe  qui  est 
mise  en  relief  par  la  pron.  .  .  Nous  marquons  la  place,  mais  non  la  nature  de 
l'accent  [auf  das  Wesen  der  Betonung,  ob  Stimmhöhe  oder  Stärke,  kommt  es 
für  die  fr.  Spr.  und  Mundarten  ja  besonders  an ;  vgl.  oben  Ackermann  S.  2 1  i 
gegen  Ballu  S.  230,  Pierson  S.  238,  Passy  S.  257].  Nous  reservons  cette  question 
delicate  .  .  Les  semi-voy. :  y  w  w  existent  dans  le  fr.,  comme  dans  les  pat. 
.  .  Dans  le  Nord-Ouest,  le  Centre  et  dans  le  Canada,  k  et  g  devant  e  i  u  et 
et  quclquefois  devant  a  [^] ,  se  sont  amollis  [cf.  Volnev  o.  S.  207]  et  sont 
accompagnes  d  un  y :  kyöer  (le  coäur)  .  .  Au  Canada,  d  et  t  ont  eu  le  meme 
.sort :  dyürir  (Duret)   [es  handelt  sich  hier  um  /•  ^<,'-  =  y   /'  ,  welche  Laute  R.. 


288  ^-    TlXHMER. 

wie  bereits  bemerkt,   niclit  transskribiert]   .  .  La  voy.   conscr\'e  sa  valeur  sylla- 
bique.     La  semi-voy.   ne  forme  avec  la  voy.  suivante  qu'unc  .syll. 

Die  Herausgeber  der  rkv.  des  I'atois  haben  den  i.  Jahrgang  ihrem  Lehrer 
G.  Paris  gewidmet,  welcher  sich  um  die  fr.  Sprach w, ,  namentlich  ihre  ge- 
schichtliche Seite  in  Frankreich  vor  allen  verdient  gemacht  hat.  Von  dem- 
selben ist  im  II.  Jahrg.   der  rev.  i6i  — 175  veröffentlicht: 

LES  P.AKLEKS    VVl    TRANCE,   LECTURE    EM'rE    Ä    I.A    Rl^UNKJX    DES    SOClfiTf^,S    SAVANTES 

LE  .  .  26.  MAI  1888.  Der  Vortrag  ninmit  namentlich  auf  die  geschichtliche 
Entwickching  der  fr.  Spr.  und  Mundarten  Rücksicht  und  würde  darüber  be- 
reits in  der  Einleitung  zur  afr.  Zeit  o.  S.  155  berichtet  worden  sein,  hätte  ich 
derzeit  schon  den  Vortrag  gelesen.  P.  sagt  p.  167  :  Le  latin  importe  en  Gaule 
et  substitue  comme  langue  nationale  au  celtique  s'est  peu  ä  peu  dififerencie, 
des  Pyrenees  et  des  Vosges  ä  l'Ocean,  de  teile  fa^on  que,  si  le  developpemcnt 
naturel  n'avait  pas  ete  entrave  par  des  actions  politiques  et  litteraires,  il  n"y 
aurait  sans  doute  pas  aujourd'hui  deux  communes  qui  parleraient  exactement 
le  meme  lat.  De  bonne  heure  toutefois,  .  .  il  s'est  forme  des  centres  d'in- 
fluence  qui  ont  assimile  autour  d'eux  les  parlers  de  la  region  voisine,  en  effa- 
§ant  de  plus  en  plus  Ics  petites  differences  qui  auraient  empeche  de  s'entendre. 
Le  plus  puissant  de  ces  centres  a  ete  naturellement  Paris  ,  oü  etait  le  foyer 
principal  de  la  vie  nationale ;  il  a  constamment  agi  des  le  moyen-äge,  il  con- 
tinue  d'agir  sans  cesse:  par  les  relations  devenues  bien  plus  faciles  et  plus 
necessaires,  par  Tecole,  par  le  livre,  par  le  Journal,  le  frangais  litteraire, 
qui  est  en  somme  la  langue  de  Paris  maintenue  autant  que  possible  a  un 
etat  archaique  et  perpetuellement  accrue  dans  son  vocabulaire  par  des  emprunts 
faits  au  lat.,  au  grec  et  ä  d'autres  langues,  gagne  chaque  jour  du  terrain 
sur  les  anciens  parlers  locaux  et  regionaux,  reduits  au  rang  de  patois.  Cest 
la  un  fait  qu'on  peut  regretter  ä  certains  points  de  vue,  maisqui  a  d'immenses 
avantages  pour  la  civilisation  et  pour  l'unite  nationale.'  P.  168:  II  existe 
ä  l'Ecole  des  Hautes-Etudes  une  Conference  pratique  specialement  consacree 
ä  l'etude  de  nos  patois ,  dirigee  par  l'homme  qui  en  a  vraiment  inaugure  en 
France  letude  scientifique,  M.  Gillieron  .  .  Si  on  veut  pousser  la  compa- 
raison  plus  loin  .  .  on  doit  .  .  avoir  recours  a  la  methode  que  M.  Gillieron 
applique  constamment  dans  ses  Conferences  et  dont  il  a  public  un  specimen 
dans  son  petit  atlas  phonetique  du  valais  roman.  Etant  donnee  une  region, 
on  choisit  un  certain  nombre  de  traits ,  dont  on  constate  et  dont  on  marque 
sur  de  petites  cartes  speciales  la  repartition  respective  dans  les  differents  lieux 
habites  de  la  region.  i6g:  Les  pat,  presentent  ä  l'etude  des  sons,  des  formes, 
des  mots,  des  phrases  .  .  Les  sons  doivent  etre  decrits  avec  une  grande  fidelite, 
quitte  a  etre  exprimes  par  des  signes  conventionnels  quelconques;  pour  les  de- 
crire,  il  peut  suffire  de  prendre  pour  base  la  pron.  regue  en  fr.  de  chaque 
voy.  et  de  chaque  cons.  .  .  [einen  Vorschlag  derart  habe  ich  auf  S.  290  ff. 
versucht].  II  est  du  plus  haut  interet  de  retrouver,  quand  on  le  peut,  les  etapes 
successives  qu'ont  parcourues,  ä  travers  tant  de  siecles,  les  sons,  les  formes 
.  .  en  se  transmettant  de  bouche  en  bouche  jusqu  aux  levres  de  nos  paysans. 
On  voit  alors  les  differences  en  apparence  les  plus  inconciliables  s'effacer  dans 
des  rapprochements  successifs,    et  on  comprend  que  la   nature   ne   fait  pas 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE   DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK    UND    PHONOGRAPHIE.  289 

plus  de  sauts  dans  le  temps  que  dans  l'espace.  Des  documents  du 
moyen  age  nous  rapprochent  du  lat..  mais  du  lat.  vulg..  non  du  lat.  class.  .  . 
les  voy.  de  notre  lat.  de  College  ne  ressemblent  en  rien  a.  celles  du  lat.  class., 
oü  la  quantite  dominait  dans  la  pron. .  ni  ä  celles  du  lat.  vulg..  oü  c'etait 
laccent  tonique  i meint  Vf.  damit  Hebung  der  Stimme  oder  der  Stärke?]. 
Dans  le  lat.  parle,  qui  se  continue  dans  les  idiomes  rom.,  la  quantite  des  voy. 
s'etait  transformee  en  qualite  ou  en  timbre  [die  verkürzten  Öffner  hatten  be- 
reits in  der  klass.  lat.  Ausspr.  eine  andre  Stellung  der  Organe  und  Klang- 
farbe als  die  mit  denselben  Buchstaben  geschriebenen  langen] ,  de  teile  sorte 
qu'au  lieu  des  5  voy.,  tantot  longues  et  tantöt  breves  du  lat.  class.  :  a  e  i  o  u 
on  en  avait  8:  ääeeoöiu  (ou  et  non  ü,  comme  nous  pronongons  ä 
tort  ,  et  que  les  sons,  par  consequent,  ne  repondaient  plus  aux  caracteres.  Te 
et  l'i,  par  ex.,  s'etant  fondus  en  e,  lo  et  Tu  [?  ü]  en  ö.  Laccent.  qui  mettait 
entre  les  voy. ,  au  moins  ä  l'origine  [wohl  nur  theoretisch  bei  den  Grammatikern 
und  künstlich  in  Nachahmung  der  griech.  Weisel ,  une  difference  surtout 
musicale,  y  mettait,  en  lat.  vulg.,  surtout  une  difference  d'intensite  [welche 
Stärke  wohl  ursprünglich  in  natürlicher  Weise  mit  der  Stimmhöhe  verbunden 
auftrat,  aber  in  der  weitern  Entwickelung  zum  Nfr.  sich  von  der  Stimmhöhe 
getrennt  und  in  andrer  Silbe,  mehr  nach  germanischer  Art.  Platz  gegriffen 
hat] ,  et  la  voy.  accentuee  avait  deja  commence  ä  detruire  ou  ä  affaiblir  ses 
voisines,  comme  eile  a  continue  sans  reläche  ä  le  faire.  Ich  habe  diese  Dar- 
stellung mit  großer  Genugthuung  gelesen,  insofern  sie  in  Betreff  der  Qualität  und 
Dauer  der  Öffner  mit  den  Ergebnissen  übereinstimmt,  zu  denen  ich  o.  S.  147  ff. 
nach  eingehendem  Studium  der  lat.  Grammatiker  und  physiologischen  Be- 
trachtungen gelangt;  doch  bedaure  ich,  in  Betreff  der  Betonung,  ob  Stimm- 
höhe oder  Stärke,  die  Auffassung  des  Vf.  weder  für  die  lat.  noch  die  fr.  Ausspr. 
teilen  zu  können,  worüber  ich  o.  S.  147  klass.  lat.),  148  volkslat.^  ,  155 
germ.),  156  (afr.),  166,  174  ;nfr.  16.  Jh.),  183,  201  (18.  Jh.),  211  (Acker- 
mann), 231  (Ballu)  ,  238  ;Pierson),  247  (Passy)  zu  vgl.  bitte.  Ich  bin  über- 
zeugt, daß  in  der  lat.  Betonung  ursprünglich  die  Stärke  vorherrschend  ge- 
wesen, doch  in  natürlichem  physiologischem  Verhältnis  verbunden  mit  der 
Stimmhöhe ;  nur  mit  einseitiger  Berücksichtigung  der  letztern  konnten  die  lat. 
Gramm.,  in  Nachahmung  der  griech.  Prosodie,  ihre  Betonung  nach  der  Stimm- 
höhe: acutus  u.  s.  w.  bestimmen.  Im  PV.  hat  sich  dann  allmählich  die  Stimm- 
höhe auf  der  im  Lat.  betonten  Silbe  vorgedrängt;  für  letztere  gelten  die  Ge- 
setze, welche  G.  Paris  in  seiner  i^tude  sur  le  role  de  laccent  lat.  dans  la 
L.  fr.  aufgestellt  (vgl.  o.  S.  155  f).  Neben  dieser  musikalischen  Betonung  hat 
sich  dann,  unabhängig  von  der  lat.  Betonung,  auf  andern  Silben  eine  Hebung 
der  Stärke  verbunden  mit  Senkung  der  Stimme  entwickelt,  welche  Neben- 
betonung zuerst  und  am  besten  von  Ackermann  oben  S.  211  besclirieben 
worden. 

Am  Schluß  seines  Vortrags  spricht  P.  von  der  germanischen  und  kelti- 
schen Beeinflussung  der  fr.  Spr.  und  Mundarten.  Auf  solchen  lunfluß  ist 
auch  Wühl  der  Wandel  der  lat.  Betonung  zurückzuführen  ,  worüber  vielleicht 
die  weitere  Erforschung  der  fr.  lebenden  Mundarten  Aufklärung  bringen  dürfte, 
wenn  sie  auf  die  verschiedenen  I<^lcmente  der  Betonung  gebührend  Rücksicht 

Techmer.  ztsciir.  V.  19 


2go 


F.  Teciimer. 


nehmen  wollte.  Die  in  Paris  eben  behufs  l->forschung  der  paklers  de  france 
begründete  Gesellschaft  ist  vor  allen  berufen  nicht  bloß  die  Kenntnis  der 
Mundarten,  sondern  überhaupt  die  fr.  Sprachw.,  besonders  die  fr.  Phonetik  und 
Phonographie  zu  fördern. 

Ich  möchte  am  Schluß  dieses  ueitkacs  ,  gewissermaßen  als  Ergebnis 
meines  Rückblicks  auf  die  Geschichte  der  fr.  Phonetik,  einen  einfachem  Vor- 
schlag zur  Benennung  und  Bezeichnung  der  fr.,  einschließlich  der  mund- 
artlichen Laute  mir  erlauben,  in  der  Hoffnung,  daß  er  weitere  Untersuchungen 
auf  diesem  Gebiet  erleichtern  dürfte.  Ich  bitte  dafür  folgendes  zu  beachten. 
Zunächst  für  die  Anordnung  und  Benennung :  Die  Grade  der  Mundartiku- 
lationen sind  in  dem  Überblicks.  292  oben  in  wagerechter  Reihe  geordnet: 
ouvertes,  mi-ouvertes,  fermees  (serrees,  closes  u.  s.  w.);  die  Stellen  der  Mund- 
artikulationen rechts  in  senkrechter  Reihe:  uvulaires.  velaircs,  post-,  medio-'. 
antepalatales  (dorsales),  antemcdiopalatales,  alvcolaires,  linguodentales,  labio- 
dentales, labiales.  Was  die  untergeordneten  Stimmbandartikulationen  be- 
trifft ,  so  sind  die  hier  nicht  benannten  phoniqucs  links ,  die  aphones  rechts 
gestellt.  Endlich  nach  den  Nasenartikulationen  .stehen  die  nicht  benannten 
orales  links  und  die  nasales  rechts. 

Die  im  fr.  im  allgemeinen  vollkommenen  Offner  lassen  sich  unter  Vor- 
aussetzung der  Kenntnis  der  vollständigen  Harmonie  ihrer  Zungen-  und 
Lippenöffnungen  in  einfacher  Weise  genügend  benennen  und  bezeichnen.  Sie 
sind  in  3  natürlichen  Reihen  angeordnet,  welche  von  mittlerm  a  ausstrahlen  : 
ouvertes  po.stpalatales,  antepalatales,  antepalatales  arrondies  mit  je  4  Graden: 
plus  grandes,  grandes,  petites,  plus  petites,  daneben  die  ouvertes  imparfaites  in 
kleinsten  Buchst,  (wie  auch  die  mi-ouvertes  und  fermees  imparfaites) .  Die  lat. 
Minuskeln  in  liegender  Form  werden  verw^andt,  wo  sie  ihren  phonet.  Wert 
im  Fr.  nicht  wesentlich  verändert  haben,  also  :  a  b  d  f  g  Ji  i  k  l  vi  n  o  p  r 
s  t  7',  in  welcher  Reihe  der  für  die  /-Stelle  antepalatales)  charakteri- 
stische Punkt  '  zu  beachten  ist.  e  bleibt  in  der  hergebrachten  Schreibung 
ohne  Nebenzeichen,  wenn  e  imparfait  (le) ;  es  wird  e  geschrieben,  wenn  die 
Zunge  mehr  nach  vorn  (pre) ;  ^,  wenn  sie  verhältnismäßig  mehr  nach  hinten 
artikuliert  (pres) .  Diesem  seit  Jahrhunderten  eingeführten  fr.  Brauch  gemäß 
sollte  man  die  gen.  3  Nebenzeichen  nunmehr  in  folgerechter  Weise  in  allen 
Fallen  verwenden,  wo  die  hergebrachten  lat.  Buchstaben  eine  genauere  Bestim- 
mung der  im  Fr.  veränderten  Zungenartikulation  erfordern:  also  wie  verhältnis- 
mäßig mehr  vorderes  c  und  hinteres  e  (neben  indifferentem  e).  so  vorderes  d 
und  hinteres  ä  (neben  mittlerm  a) ,  ferner  hinteres  0,   hinteres  />   (bzhw.  ouverte 


I  Die  Stelle  der  artic.  m  e d  i  o  palatales  gibt  zu  einer  Anmerk.  Veranlassung.  Ich  habe  bereits 
oben  wiederholt  auf  die  Verschiedenheit  der  fr.  und  deutschen  Ar  tikul  ation  s  b  asis  hingewiesen, 
nach  welcher  die  fr.  Zunge  mehr  nach  vorn  strebt,  als  die  deutsche,  z.  B.  in  fr.  qui  im  Vgl.  mit 
d.  Kiel  (207,  210,  228,  243,  246,  252).  Das  d.  k  wird  hier  an  dem  Mittelgaumen,  das  fr.  mehr 
nach  vorn,  auf  dem  Übergang  zur  Vordergaumenstelle  (' ),  doch  nicht  an  der  fr.  i-Stelle  (')  erzeugt. 
Ich  habe  bisher ,  um  bei  der  internationalen  Vgl.  Verwechselungen  vorzubeugen ,  die  betr.  fr. 
Laute  zu  den  antelinguales  gezählt  (Übersicht  S.  145*).  Wo  es  sich  nur  um  fr.  Phonetik  handelt, 
darf  man  diese  Übergangslaute  'intermediairesi  wohl  noch  zu  den  mediopalatales  rechnen  [k  ]  zur 
Unterscheidung  von  den  antepalatales  der  fr.  i-Stelle  [k'  fr.  Übersicht  S.  292;. 


KEITKAG    ZUR    GESCHICHTE   DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGRAP  HIE. 


291 


postpartale  arrondie  petite  et  plus  petite)  ;  in  der  hergebrachten  fr.  Schrei- 
bung wird  letzteres  unpassend  mit  2  Buchstaben  ou  bezeichnet,  während  der 
Buchstabe  u  ohne  Nebenzeichen  im  Fr.  für  die  ouvxrte  antepalatale  arrondie 
plus  petite  geschrieben  wird,  ungeachtet  daß  sich  für  den  betr.  gerundeten  lat. 
Hinterzungenöffner,  wohl  durch  keltischen  Einfluß,  die  Zungenartikulation  all- 
mählich auf  dem  Übergänge  durch  Mittelzungenöffnung  zur  Vorderzungen- 
öffnung  verschoben  hat.  Es  ist  notwendig  diese  Verschiebung  bis  zur  i-Stelle 
(antepalatale)  durch  den  Punkt  [ti]  unzweideutig  im  Gegensatz  zum  postpalatalen 
in)  zu  bezeichnen.  Wie  sich  also  in  der  fr.  Ausspr.  neben  dem  gerundeten 
Hinterzungenöffner  h  der  dem  i  der  Zungenlage  nach  entsprechende  gerun- 
dete Vorderzungenöffner  tc  entwickelt  hat,  so  auch  neben  dem  o  ein  dem  6- 
der  Zungenlage  nach  entsprechender  gerundeter  Vorderzungenöffner  ae.  welcher 
unpassend  eu  geschrieben  wird,  während  der  daneben  gebräuchliche  zusammen- 
gesetzte Buchstabe  ce  (oeufsj  in  einem  Bilde  die  Lippenrundung  von  o  und 
Vorderzungenöffnung  von  e  symbolisch  andeutet;  hinteres  'ie  (ouv.  antepalatale 
arrondie  grande)  ist  von  dem  vordem  a'  (ouv.  antepal.  arrondie  petite)  wieder 
durch  den  grave  {e  entsprechend)  zu  unterscheiden.  Als  ouverte  antepal.  arrondie 
plus  grande  bestimmen  die  fr.  Phonetiker  z.  T.  das  e  imparfait,  wenn  es  künst- 
licherweise betont  gesprochen  wird.  Außer  den  ouvertes  orales  haben  sich  im 
Fr.  die  ouvertes  nasales  entwickelt;  die  Öffnung  der  Nasenklappe  bedarf  einer 
symbolischen  Bezeichnung :  das  Zeichen  "  hat  wohl  die  meiste  Anerkennung 
gefunden:  a  e  o  oe  .  Für  die  ouvertes  aspirees  mag  der  Einfachheit  wegen 
und  dem  Gebrauch  gemäß  als  Klassenzeichen  h  geschrieben  werden.  Für  die 
mi-ouverte  postpartale  z.  B.  in  oui  ist  neben  den  unpassenden  zwei  Buchstaben 
ou  auch  w  in  Fremdwörtern  (wagon)  im  Gebrauch,  welcher  letztere  eindeutige 
Buchstabe  vorzuziehen  ist;  für  die  mi-ouverte  antepal.  allongee  z.  B.  in  yeux 
wird  der  Buchstabe  y  verwendet;  da  derselbe  in  der  hergebrachten  Schreibung 
zweideutig  ist,  bedarf  er  eine  Bezeichnung,  die  der  antepalatalen  Stelle  durch 
den  Punkt,  also  7';  ebenso  bedarf  die  mi-ouverte  antepal.  arrondie  z.  B.  in 
nuit  des  Punktes,  also  zv  .  Neben  der  mi-ouverte  j''  kommen  in  fr.  Mund- 
arten entsprechende  Zungenrückenengelaute  an  verschiedenen  Stellen  vor: 
serrees  medio(ante)palatale  /',  postpartale  j',  '  velaire  y.  Ihnen  entsprechen 
die  Zungcnrückenschließer  g  g  g  g\  k'  k'  k  }c.  Neben  der  stimmlosen  serree 
alveolaire  s  hat  sich  in  der  fr.  Ausspr.  der  entsprechende  stimmhafte  Laut 
entwickelt  z.  B.  in  zele,  welcher  bereits  in  der  hergebrachten  fr.  Schrift  z.  T. 
mit  z  passend  geschrieben  wird.  Im  Fr.  haben  sich  2  dem  .v  und  z  ent- 
sprechende Engelaute  mit  gleichzeitiger  Mittelzungenartikulation  entwickelt 
iz.  B.  in  chuintante,  jeu),  welche  letztem  im  Gegensatz  zur  Vordcrzungenartiku- 
lation  der  s  z  eines  Zeichens  bedürfen,  wofür  wir  wieder  ^  verwenden  können, 
also  /  z.  In  fr.  Mundarten  kommen  auch  linijuodentalc  .v-  .cr-Laute  vor.  deren  im 


'  Für  die  phonetische  SchreÜMinir  der  fr.  Mundarten  d.irf  u  n  be  /  ei  e  hn  et  e  s  i/  ent- 
sprechend y  und  k  behufs  genauerer  Unterscheidung  der  Abarten  ohne  Einführung  eines  neuen 
Zeichens  (etwa  )  wohl  mit  verwertet  werden  ,  da  hier  die  Zweideutigkeit  des  Huchstabes  1/  in 
in  der  hergebrachten  fr.  Schrift  nicht  zu  Mißverständnis  Veranlassung  geben  dürfte.  Im  übrigen 
betrachte  ich  mit  G.  I'aris  (o.  S.  288)  es  als  einen  (".nindsatz  für  fr.  mundartliche  Schreibung: 
de  prendre  pour  base  la  pron.  rc^uc  en  fr. 

19* 


292 


F.  Tecumer. 


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BEITRAG   ZUR   GESCHICHTE  DER   FRANZ.    UND   ENGL.    PHONETIK   UND   PHONOGRAPHIE. 


293 


LA    MELODIE,     LHARMONIE    ET    LA    MESURE    DE    XOTRE    PERE    .    .     d'aPRES    BaLLU. 


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ar-rive;  que    votre  sainte  vo-lon-te    soit  faite  sur     laterrecommeau  ciel.  Donnez-nous 


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au-jour  d'hui    notre     pain  quo  -ti-dien.  Par-don-nez-nous  nos      of-fenses  comme  nous 


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PROBE    DER    VEREINFACHTEN    FR.    PHONETISCHEN    SCHREIBUNG    VON    F.   T. 

notvpe'r      k'icdzbs''a'      k^votr^no'  s^'asd'  k'  tif^i'\      k'^votr''  ren  - 

ariv  ;     k " v 0 tr'^ s e  tv oH o  t c s^^ afe t s 71' r l d t c' r     koinbs^l'l\      doiic nhz- 

bz  iird"'iiiotr'' pc  kotid'c  \      piT['rdoi!i'n!tub.7.ofds      ko)inih- 

pa  r do II d rjas(V k' in h z 0  tofd s c ;       c  11 '  11  h l c s ip a - 

Sil'  kd  bcrälätd  ^  tcis'd  ,       in  c  d  il  V  v  r  c  n  u  d  n'  in  d  l .       c  si  s^Ui^  t  iL 


!94 


F.  Techmer. 


Verhältnis  zu  s  ^  mehr  vordere  Zungenartikulation  mit  '  zu  bezeichnen  ist. 
also  /  /.  Wo  neben  dem  Buchstaben  der  stimmhaften  Art  keiner  für  die 
entspr.  stimmlose  Art  hergebracht  ist,  kann  derselbe  Buchstabe  stehend  ge- 
setzt werden  z.  B.  w  y  r  1  m  n.  All  diese  und  weitere  Minzelheiten  erklären 
sich  wohl  von  selbst  durch  einen  Blick  auf  die  Übers.  S.  292  mit  ihren  Beispielen. 
Die  regelmäßige  Erhöhung  der  Stimme  (in  Verbindung  mit  Schwächung)  auf 
dem  letzten  vollkommenen  Öffner  eines  für  sich  gesprochenen  Wortes  oder 
Satzabschnitts  bedarf  keiner  besondern  Bezeichnung,  wohl  aber  die  Senkung 
der  Stimme  (mit  im  Fr.  damit  verbundener  Hebung  der  Stärke  ,  wofür  der 
Apostroph  '  dienen  kann.  Wenn  für  Zwecke  vgl.  Sprachw\  das  Bedürfnis 
eintritt,  bei  den  Vorderzungenlauten  die  Artikulationen  des  Vorderzungen- 
rückens  von  denen  der  Spitze  je  an  denselben  Stellen  zu  unterscheiden,  mögen 
für  erstere  die  entspr.  Kapitälchen ,  für  letztere  die  gewöhnlichen  Minuskeln 
und,  wo  erforderlich,  als  Zeichen  der  Länge  *,  der  unvollkommenen  Kürze 
gebraucht  werden. 

Ich  habe  hier  die  verhältnismäßig  mehr  vordere  und  hintere 
Zungenartikulation  hervorheben  müssen,  weil  sie  in  der  bisherigen  Schrei- 
bung nicht  immer  die  folgerichtige  Berücksichtigung  gefunden,  welche  sie 
erfordern.  Sie  bedingen  im  allgemeinen  gleichzeitig  bzhw.  eine  höhere  und  tiefere 
Klangfarbe  (d.  h.  höhern  und  tiefern  charakteristischen  Eigenton,  w^elcher  nicht 
mit  der  veränderlichen  Stimmhöhe  verwechselt  werden  darf,  so  daß  auch  die 
Zeichen  des  nach  vorn  (rechts)  geneigten  aigu  '  und  des  nach  hinten  'links) 
geneigten  grave  ^  ganz  symbolisch  sind.  Die  Benennungen  offen  (ouverte) 
und  geschlossen  (fermee)  sollten  lieber  für  die  Unterscheidung  der  Gattungen 
als  ganzen,  an  Stelle  der  mehrdeutigen  voyelles  und  consonnes,  vorbehalten 
bleiben  und  nicht  noch  zur  Bezeichnung  von  Unterarten  von  Öffnern  dienen. 
Den  Phonetikern  gegenüber,  welche  bei  den  Namen  ouverte  und  fermee  und 
ihren  Bezeichnungen  namentlich  an  einen  großen  und  kleinen  Kieferwinkel 
denken,  und  die,  wie  nicht  bloß  die  altern  Grammatiker,  sondern  auch  neuere 
Forscher  (vgl.  Thurot  o.  S.  236,  Darmesteter  S.  267,  Suchier  S.  274%  diese 
Benennungen  mit  dem  akustischen  grave  und  aigue  verwechseln,  ist  zu  be- 
merken, daß  der  Kiefenvinkel  im  Vgl.  zur  Zungenartikulation  verhältnismäßig- 
unwesentlich ist;   wovon  sich  jeder  überzeugen  kann,   indem  er  das  ganze  Laut- 


I  Bei  Abschluß  des  Dracks  erhalte  ich  noch  J.  Ferrette:  trete  d  ekrituR  fonetik  .  . 
TRÜÄziEM  ed.  1889.  L'Ecriture  Phonetiqite  est  ici  presentee  non  come  une  orthographe  natio- 
nale ä  adopter ,  mais  come  Imstrament  indispensable  de  la  Phonetique,  science  du  langage  au 
point  de  w^e  de  ses  sons,  qin  sont  ia  base  materiele  de  son  Systeme  grammatical.  F.  verwendet 
die  lat.  Buchstaben  mit  dem  \Yerte,  welchen  sie  im  Lat.  bereits  gehabt,  bzhw.  im  Nfr.  ange- 
nommen. Vwaiel:  wvert:  a,  mwaien:  e  a;  o,  ferme :  i  u  [tu]  w  [tout].  L  aksat  egu  mark  loe 
so  ferme  de  mwaienz  e  oe'  6.  Auch  hier  wird  ferme  leider  zweideutig  gebraucht.  L  aksa  gräv 
edik  loe  So  nazal  daz  a  e  oe  6  .  .  Lee  so  köson  e  dezinie  par  6e  trema  da  ä  i  ii  w.  Diese  Ver- 
wendung des  '  und  "  entspricht  nicht  dem  fr.  Herkommen ;  die  Länge  bezeichnet  F.  passender 
durch  *.  ä  nennt  F.  egzaktoema  1  kotrer  d  un  aspirasio  ,  kce  1  gozie  fet  atadr  aprez  un  koson 
6  komäsma  de  mo  nn  sinTifiät  de  cifr,  onze  e  uhlan.  Es  handelt  sich  hier  nur  , um  den  Silben- 
trenner  " .  Die  koson  werden  in  gutural :  j  [jeu]  c  [chuintante]  g  k  h,  medial:  z  s  d  t  n  1  r, 
labial:  -v  f  b  p  m  unterschieden,   v."0  gutural  und  medial  zu  vieldeutig  sind. 


BEITRAG    ZUR    GESCHICHTE    DER    FRANZ.    UND    ENGL.    PHONETIK   UND    PHONOGRAPHIE.  295 

System  bei  beliebigem  Kieferwinkel.  auch  bei  vollständig  geschlossenen  Zähnen 
durchspricht. 

Zur  Veranschaulichung  des  vereinfachten  fr.  Lautsystems  habe  ich  auf 
S.  292  Beispiele  in  entsprechender  Anordnung  der  Übersicht  unten  beigefügt  und 
S.  293  unten  als  Probe  meine  Transskr.  des  Vaterunsers  abdrucken  lassen,  zu- 
sammen mit  der  musikalischen  Schreibung,  welche  Ballu  im  letzten  Heft  der  phon. 
STUD.  II.  308  f.  soeben  veröffentlicht  hat.  Im  Gegensatz  zu  letzterer  muß  ich 
bemerken,  daß  ich  am  Schluß  der  Satzabschnitte  mit  Ackermanx  regelmäßig 
eine  Hebung  der  Stimmhöhe  und  damit  verbundene  Schwächung  beobachtet 
habe .  welche  daher  keiner  Bezeichnung  bedarf;  dagegen  in  andern  hervor- 
gehobenen Silben  eine  Vertiefung  der  Stimme  gleichzeitig  verbunden  mit 
mäßiger  Hebung  der  Stärke .  welche  von  mir  hier  durch  den  Apostroph  ' 
bezeichnet  worden.  Ballu  meint  p.  303  que  le  discours  parle,  declame  est 
soumis  aux  regles  ordinaires  de  la  melodie,  de  Tharmonie  et  meme  de  la 
mesure,  ce  qui  paraitra  peu  croyable  au  premier  abord  ä  quelques  personnes. 
Dieser  künstlerischen  Auffassung  gegenüber  habe  ich  meinerseits  versucht,  in 
einfacherer  Weise  die  mehr  eintönige  natürliche  Ausspr.  des  Vaterunsers  dar- 
zustellen. 

Es  ist  hier  für  die  vereinfachte  fr.  phonetische  Schreibung  ein  Grund- 
satz folgerecht  bis  ins  einzelne  durchgeführt,  der  auch  in  der  herge- 
brachten fr.  Schreibung  im  ganzen  vorherrschend  geworden:  wo  zu  einem 
Laut  sich  Lippen-  und  Zungenartikulation  gleichzeitig  in  harmo- 
nischen Graden  verbinden,  wie  bei  allen  fr.  ouvertes  und  mi- 
ouvertes,  da  bezeichnet  der  Hauptbuchstabe  die  äußerlich  sicht- 
bare Lippenartikulation :  der  Nebenbuchstabe  (wie  e  hinter  o  in  ce) 
und  die  Nebenzeichen  '  '  '  deuten  die  z.  T.  erst  von  den  Phonetikern 
allmählich  sicherer  bestimmte  Zungenartikulation  des  Lautes  an. 
Ich  betrachte  diese  von  mir  vorgeschlagene  phonetische  Schreibung  nur  als 
eine  Ausgleichung  zwischen  den  Vorrechten  der  überlieferten  fr.  Schreibung 
und  den  Forderungen  der  fr.  Phonetiker,  soweit  diese  durch  physiologische 
Beobachtung  begründet  sind. 

Schließlich  möchte  ich  die  Leser  bitten,  in  der  Übersicht  145''  die  vibrante 
uvulaire  aph.  (rj  zu  ergänzen,  ebenda  die  Doppclreihe  [7  x)  in  die  nächste 
Reihe  nach  Hnks  zu  rücken,  S.  176  in  der  drittletzten  Zeile  des  Textes  ihres 
(anstatt  seines)  und  S.  185  unten  Harduin  zu  lesen,  überhaupt  für  etwaige 
weitere  Versehen  Nachsicht  zu  gewähren,  da  die  so  verschiedene  Schreibung  der 
Quellen  dem  Setzer  Schwierigkeiten  bereitete  und  der  Vf.  selbst  durch  ein 
Augenleiden  verhindert  wurde,  die  Korrektur  in  gewohnter  Weise  durchzu- 
führen. Zu  besondcrm  Danke  bin  ich  den  Herren  Belouix  und  J.  Thiele  ver- 
pflichtet, welche  mit  mir  eine  Korrektur  gelesen  und  von  denen  ersterer  sich 
mir  zu  den  physiologischen  Untersuchungen  der  fr.  Ausspr.  gefällig  zur  Ver- 
fügung gestellt  und  letzterer  das  Namenverzeichnis  geschrieben  hat. 

Leipzig. 

F.  Tech  ME  R. 


DE    LA    CLASSIFICATION    DES    LANGUES 


II.  PARTIE;  CLASSIFICATION  DES  LANGUES  NON-APPARENTEES.' 

Sans  cettc  ctudc  la  lingnistiquc  aurait  un  doniaine  bicn  limitc.  car  la 
plupart  des  langues  sont  irreductibles  runc  a  lautre  et  forment  des  familles 
distinctes ,  dans  lesquelles  las  racines  des  mots  n'ont  rien  de  commun  entre 
elles.  Mais  ces  langues  etrangeres  les  unes  aux  autres  au  point  de  vue  de  la 
parente  presentent  en  les  groupant  avec  choix  des  ressemblances  frappantes 
dans  leur  formes,  dans  leur  type  general,  Icurs  caracteres;  de  la  les  etudes  de 
grammaire  comparee  proprement  dite. 

Les  unes  de  ces  ressemblances  sont  d'ordre  phonetique,  les  autres  d'ordre 
morphologique,  les  autres,  les  plus  nombreuses,  d'ordre  purement  psychique. 
Cest  d'aprcs  elles  que  les  langues  se  classifient  dans  Tun  ou  Tautre  de  ces 
ordres.  Deux  langues  peuvent  se  trouver  tres  semblables  au  point  de  vue 
psychique,  et  differer  beaucoup  l'une  de  l'autre  au  point  de  vue  morphologique. 
II  n'y  a  de  Classification  veritable,  c'est-ä-dire  valable  de  tous  cotes  que  dans 
les  langues  apparentees;  dans  les  autres,  les  classifications  sont  nombreuses, 
se  croisent  en  sens  divers,   ce  ne  sont  que  des  classifications  subjectives. 

Cette  partie  de  la  linguistique  consistant  dans  les  ressemblances  et  les 
difTerences  des  langues  s'analyse  donc  en  definitive  en  Classification  des 
langues. 

Cette  Classification  a  beaucoup  preoccupe  les  linguistes,  et  jusqu'a  pre- 
sent  une  seule  a  prevalu,  celle  qui  ne  s'appuie  que  sur  la  morphologie,  ab- 
straction  faite  de  la  phonetique  et  de  la  psychique ,  et  qui  meme  dans  la 
morphologie  ne  tient  compte  que  d'un  seul  procede,   du  procede  du  mot  vide. 

Sur  les  variations  d'emploi  de  ce  procede  ou  sur  sa  preterition  on  a  di- 
vise  toutes  les  langues  en  isolantes,  agglutinantes  et  flexionnelles.  Ce  Systeme 
de  Classification  est  exact,  comme  toutes  les  classifications  artificielles.  si  on  ne 
lui  donne  que  sa  valeur  d'artificielle,  mais  est  inexact  en  ce  qu'on  pretend 
que  cette  Classification  est  naturelle.  Elle  correspond  ä  ce  qu'etait  en  bota- 
nique  le  Systeme  de  Linke  qui  classifiait  uniquement  d" apres  le  nombre  des 
petales  de  la  fleur.  D'ailleurs  eile  ne  pechait  pas  seulement  parce  quelle  ne 
prenait  pour  terme  de  comparaison  que  le  mot  vide  auxiliaire,  en  excluant 
tout  le  reste  ,  mais  encore  en  ce  que  Fecole  qui  l'avait  adoptee  n'a  jamais  pu 
definir  ce  que  c'est  que  la  flexion  et  dire  si  celle-ci  consistait  dans  la  modi- 
fication  vocalique   de   la  racine,    ou  dans  celle  de  la  syllabe  thematique,    ou 

I  Cf.  I.  z.  IV.  387. 


DE    LA    CLASSIFICATION    DLS   LANGUES. 


297 


dans  Celle  de  la  desinence,  ou  dans  la  soudure  de  ces  trois  parties  ou  des 
desinences  entre  elles;  enfin  Tecart  qui  existe  entre  Tisolement  et  Tagglutlna- 
tion  est  immensement  plus  grand  que  celui  qui  separe  l'agglutination  sans  flexion 
de  lagglutination  avec  flexion,  de  teile  sorte  que  la  division  tripartite  aurait 
du  ceder  en  tout  cas  la  place  ä  une  division  binaire  suivie  dans  un  de  ces 
termes  d'une  subdivision.  Neanmoins  cette  Classification  regne  encore  aujourdhui, 
quelqu'etroite  qu'elle  soit,  sous  Tinfluence  des  philologues  classiques  et  des 
orientalistes  qui  la  trouvent  süffisante  pour  eux. 

A  cote  on  a  bien  essaye  d'elever  une  Classification  psychique  qui  distingue 
les  langues  formelles  des  langues  non- formelles.  Cette  distinction  juste 
a  subi  une  fausse  direction,  et  a  donne  une  definition  inexacte  des  mots 
formel  et  non-formel.  D'ailleurs,  comme  nous  le  verrons,  la  psychique  ä 
eile  seule  fournit  d'autres  ciassifications  ä  cöte  de  celle-lä. 

Nous  essaierons  de  faire  cette  Classification  ici  successivement  ä  tous  les 
points  de  vue;  nous  verrons  par  lä  combien  etroite  est  celle  ayant  cours  en 
langues  isolantes,  agglutinantes  et  flexionnelles.  Mais  n'oublions 
pas  que  nous  ne  donnons  ces  ciassifications  successives  que  comme  artificielles 
et  subjectives;  en  effet  une  langue,  apres  s'etre  trouvee  jointe  ä  teile  autre 
ä  tel  point  de  vue  de  Classification,  s'en  trouvera  profondement  separee  et 
eloignde  ä  tel  autre  point  de  vue.  On  peut  les  comparer  ä  Celles  que  ferait 
le  botaniste  successivement  d'apres  le  mode  de  developpement  de  l'embryon, 
d'apres  la  forme  de  la  racine,  d'apres  les  organes  sexuels  de  la  plante,  d'apres 
sa  foliation. 

A  cote  et  au-dessus  de  cette  Classification  subjcctive  resultat  de  la  com- 
paraison  des  langues  partie  ä  partie,  piece  ä  piece,  sans  regarder  Tensemble, 
existe-t-il  une  Classification  objective  reelle,  se  fondant  sur  l'ensemble 
des  caracteres ,  sur  la  resultantc  generale  et  prise  ä  tous  les  points  de  vue  ä 
la  fois? 

D'abord  en  botanique  et  en  Zoologie,  une  teile  Classification  objective, 
veritablement  naturelle,  existe-t-elle?  II  semble  que  oui.  Elle  se  fonderait  sur 
le  grand  principe  de  la  Subordination  des  caracteres.  Une  difference 
entre  deux  plantes  ou  deux  animaux  trouvee  a  un  seul  point  de  vue,  au  point 
de  vue  sexuel ,  par  exemple ,  entrainerait  par  une  concordance  restee  myste- 
rieuse  des  differences  entre  les  memes  etres  ä  des  points  de  vue  tout  ditfe- 
rents  ou  dans  de  tout  autres  organes;  c'est  ainsi  que  les  differences  sexuelles 
ont  leur  influence  sur  les  organes  vitaux  de  nutrition  ou  de  relation  qui  n'ont 
absolument  rien  de  sexuel. 

Cette  Classification ,  cn  supposant  qu'cUc  soit  bien  prouvee  \-raie .  fera 
conclure  les  DARWiNistes  a  une  Classification  plus  intime  cncorc  doiU  la  prc- 
miere  ne  scrait  cjue  la  trace,  a  une  Classification  genealogique.  Leurs  adver- 
saires  rcjctteront  cette  conclusion,  et  reconnaitront  seulement  qu'il  existe  un 
air  de  famille  entre  des  plantes  non-apparentees.  et  de  simples  affinitcs  de 
ressemblancc. 

En  linguistique  nous  croyons  que  cette  Classification  objective  existe  aussi 
et  qu'ellc  est  fondee  sur  la  Subordination  des  caracteres.  Deux  langues 
qui  ne  concordent   qu"a  un   point  de    vue,    si   ce   point   de    vue    est    principal 


298 


R.    DE    1,A    GkASSKRIK 


pour  cux,  si  Icur  caiactere  conimun  est  saillant.  prolongcnt  leur  harmonie 
jusqu'ä  d'autres  point  de  vue ,  jusque  dans  Ics  classifications  dordre  different. 
Les  langues  ouralicnnes  et  les  langues  altaiques  ont  un  point  commun. 
point  phonetique,  Tharmonie  vocalique;  si  leur  ressemblance  se  bornait  a 
cela,  leur  Classification  cn  un  groupc  resterait  purement  artificielle  et  partielle; 
mais  ä  ce  caractcrc  dominant  viennent  s'en  subordonner  d'autres  qui  corro- 
borent  le  rapport.  Ainsi  les  deux  groupes  de  langues  sont  agglutinants .  et 
ils  sont  enveloppants.  Ces  caracteres,  Tun  morphologique,  l'autre  psychique. 
viennent  se  subordonner  au  caractere  phonetique ,  et  fönt  qu'on  peut  etablir 
un  famille  objcctive  ouralo-altaique .  laquelle  n'existe  pourtant  pas  gcnea- 
logiquemcnt. 

Quelle  est  la  consequence  de  cette  Classification  objective  et  naturelle, 
quoique  non-genealogique?  Ici  il  y  a  doute,  comme  cn  botanique.  II  est 
possible  que  ce  ne  soit  que  la  tracc  d'une .  parente  gcnealogique  dont  les 
preuves  sont  perdues ,  et  que  cct  air  de  famille  soit  reellement  l'indice  d'une 
famille  veritable  que  la  disparition  de  nombreux  intermediaires  cmpechc  de 
retrouver.  Qui  soup^onnerait  ä  premiere  vue  .  en  prenant  au  hasard  un 
mot  frangais  et  un  mot  de  meme  sens  allemand  ou  russe ,  que  ces  trois 
langues  appartiennent  a  une  souche  commune?  Beaucoup  de  langues  qui  sem- 
blent  aujourd'hui  irrcductibles  se  reduiront  peut-etre  un  jour  facilement  entre 
elles.  Mais  une  teile  interpretation  ncst  qu'une  hypothese.  Si  eile  ctait  veri- 
fiee,  et  il  n'est  pas  besoin  pour  qu'elle  soit  vraie  que  toutes  les  langues  aient 
une  origine  commune,  ce  qui  est  une  tout  autre  question .  l'etude  de  la 
linguistique  gagnerait  beaucoup  en  interet  et  en  valeur  scientifique.  De  ce 
cote  nous  travaillons,  sans  savoir  ä  quel  resultat  nous  pouvons  aboutir.  et  con- 
fiants  dans  l'ordre  savant  de  la  nature. 

Nous  divisons  la  presente  partie  en  :  1°  Classification  partielle  et 
subjective  des  langues  non-apparentees ,  2°  Classification  integrale 
et  objective  de  ces  langues. 

Dans  la  premiere  de  ces  divisions  nous  prcparons  les  elements  de  la 
seconde,  lorsque  nous  rencontrons  sur  notre  chemin  le  concours  des  classifica- 
tions partielles. 

TITRE   1:   CLASSIFICATION   PARTIELLE  SUBJECTIVE  DES   LANGUES   NON-APPARENTEES. 

La  Classification  dift'ere,  suivant  qu'on  se  place  1°  au  point  de  vue  pho- 
netique, 2°  ou  au  point  de  vue  psychologique.  3°  ou  au  point  de  vue 
morphologique. 

CHAPITRE    1:    CLASSIFICATION    PUREMENT    PHONETIQUE. 

Les  langues  se  classifient  ainsi:  1°  au  point  de  vue  du  mot  isole,  2°  au 
point  de  vue  des  mots  reunis,   3°  au  point  de  vue,  de  l'accent. 

A.     AU    POINT   DE    VUE    DU    MOT    ISOLE. 

1°  Les  langues  donnent  la  preference  aux  voyelles  en  eliminant  les  con- 
sonnes,  ou  aux  consonnes  en  eliminant  des  voyelles.  ou  elles  preferent  employer 
alternativement  d'une  maniere  ä  peu  pres  egale  les  voyelles  et  les  consonnes. 


DE   LA    CLASSIFICATION    DES    LANGUES. 


299 


Les  plus  diverses  eliminent  les  consonnes,  ä  mesure  que  s'avance  levo- 
lution;  on  peut  citer  les  langues  polynesiennes;  le  point  de  depart  sous  ce 
rapport  est  la  langue  maori ,  le  point  darrivee  la  langue  taitienne .  oü  on 
obtient  des  accumulations  de  huit  ou  dix  voyelles.  Ces  langues,  loin  de 
craindre  l'hiatus,  y  trouvent  une  harmonie  speciale. 

Le  frangais ,  dans  sa  formation  du  latin ,  a  suivi  la  meme  marche ,  sous 
l'influence,  il  est  vrai.  de  l'accent.  Mais  les  consonnes  eliminees.  les  voyelles 
mises  en  presence.  sont  entrees  en  combinaison.  doü  une  tendance  ä  une 
abreviation. 

Une  consequence  indirecte  de  ce  Systeme  a  ete  de  conduire  du  poly- 
syllabisme  au  monosyllabisme. 

Dautres  langues,  au  contraire,  eliminent  les  voyelles  et  ne  conservent 
que  les  consonnes  qu'elles  accumulent.  Cest  ainsi  qu'ont  opere.  ici  l'arabe 
et  les  langues  semitiques,  la  l'allemand  moderne.  Dans  les  premieres  les 
voyelles  ne  se  marquent  meme  pas  dans  Tecriture .  ce  qui  est  une  preuve 
de  leur  Subordination,  elles  nimportent  pas  pour  le  sens  radical  du  mot  et 
souvent  les  consonnes  ne  sont  appuyees  que  par  un  son  vocalique  presque 
muet,  le  son  du  schevva  ou  e  muet.  Dans  l'allemand  cet  e  muet  joue 
un  role  preponderant:  il  figure  dans  presque  toutes  les  desinences,  et  on  ne 
prononce  souvent  une  voyelle  que  quand  il  n  y  a  pas  possibilite  de  prononcer 
sans  eile  les  consonnes. 

A  cote  de  cette  Subordination  des  voyelles  il  faut  remarquer  dans  ces 
langues  la  polarisation  de  la  fonction  des  voyelles  et  de  celle  des  consonnes. 
Dans  les  langues  semitiques  les  consonnes  forment  la  racine,  les  voyelles  sont 
un  moyen  de  derivation.  de  determination  et  de  relation;  dans  l'allemand  les 
voyelles  radicales  sont  seules  claires,  Celles  des  desinences  sobscurcissent  le 
plus  possible  et  disparaissent  pour  ne  laisser  que  des  consonnes  et  des  repos ; 
quant  aux  voyelles  radicales.  elles  servent,  comme  dans  les  langues  semitiques 
non  au  sens  principal,  mais  aux  nuances  de  sens. 

Un  phenomene  du  meme  genre  apparait  dans  les  langues  ä  harmonie 
vocalique  oü  certains  mots  se  composent  de  consonnes  seules,  pretes  ä  recevoir 
entre  elles  toutes  sortes  de  voyelles;  nous  en  parlerons  en  peu  plus  loin. 

Enfin  d'autres  langues,  les  africaines.  par  e.xemple,  les  monosyllabiques 
de  TAsie,  conservent  l'equilibre  entre  les  voyelles  et  les  consonnes,  chaque 
syllabe  se  composant  presque  uniformement  d'une  consonne  suivie  d'une 
voyelle. 

Ce  n'est  pas  seulemcnt  entre  voyelles  et  consonnes  que  .sopcre  ce  choix, 
mais  aussi  entre  les  differentes  consonnes,  produitcs  par  les  memes  organcs. 
Cest  ainsi  que  teile  langue  choisit  les  tcnucs,  l'autrc  les  aspirees,  lautre 
les  sonores;  mais  cc  choi.x  se  fait  plutot  et  est  caractcristique  dans  les  langues 
apparentees. 

2°  Certaines  langues  sont  monosyllabiques:  dautres  sont  diss\ilabiqucs. 
cVautres  trisyllabiques  dans  la  composition  de  leurs  racines. 

A  ce  sujet  certains  linguistes  n'admettent  comme  primitif  que  le  mono- 
syllabisme; les  syllabes  qui  dcpassent  seraient  des  mots  vides  agglutiiics.  dont 
Torigine  a  ete  pcrdue  de  \ue:   l'analjse  du  sanscrit.   du    nahiiatl   semble  con- 


300  K.  })K  lA  Grasserie. 

firmer  cette  opinion,  mais  dautrcs  langues,  l'arabc,  le  japonais  etc.  y  resi- 
stent energiquement;  rien  ncst  moins  certain  que  ce  monosyllabisme  primitif. 

Nous  croyons  plutot  que  chaquc  languc  a  fait  unc  selection  entre  ces  trois 
nombres  de  syllabes.  Ce  n'est  pas  d'ailleurs  la  syllabe  qui  est  Tunitc  primi- 
tive et  naturelle;   cest  Ic  mot. 

3"  Certaines  langues  ont  une  tendance  a  maintcnir  la  Separation  entre 
les  phonemes  qui  se  rencontrent :  d'autres  au  contrairc,  en  operent  une  com- 
binaison,   ou  un  rapprochement ;   d'autres  eliminent  un  de  ces  phonemes. 

En  taitien,  par  la  suppression  des  consonnes  intermediaires,  quatre  ou 
cinq  voyelles  se  rencontrent,  elles  continuent  de  se  prononcer  separement  sans 
se  nuire. 

En  fran^ais  pour  la  meme  cause  le  meme  contact  de  voyelles  se  produit; 
alors  tantot  on  eliminc  Tunc  de  ces  voyelles ,  tantot  on  les  combine  par  la 
contraction. 

Deux  consonnes  se  rencontrent  par  suite  de  Telimination  de  voyelles; 
dans  certaines  langues  ces  consonnes  rapprochees  se  conservent  intactes,  ä 
moins  que  l'une  ne  soit  une  tenue,  l'autre  une  sonore  du  meme  ordre,  auquel 
cas  elles  s'accommodent;  dans  d'autres  langues  elles  se  fondent  ensemble  pour 
former  une  diphtongue  consonne,   ou  l'une  d'elles  s'climine. 

Tantot  l'action  est  de  l'antecedent  sur  le  subsequent,  tantot  du  subsequent 
sur  l'antecedent. 

B.    AU    POINT    DE    VUE    DES    MOTS    REUNIS. 

Lorsque  deux  mots  ou  plusieurs,  soit  pleins,  soit  vides,  se  reunissent  dans 
la  composition,  la  derivation  ou  la  flexion,  ils  agissent  plus  ou  moins 
puissamment  Tun  sur  l'autre,   suivant  les  langues. 

Cette  action  qui  vient  tantot  du  mot  antecedent,  tantot  du  mot  subsequent. 
s'exerce  soit  ä  l'endroit  du  contact  immediat,   soit  ä  distance. 

A  l'endroit  du  contact  immediat,  les  deux  mots  se  soudent  ensemble  par 
le  phoneme  initial  de  Fun  et  le  final  de  l'autre  qui  se  combinent.  ou  par  l'eli- 
sion  de  la  syllabe  initiale  de  Tun  ou  de  la  syllabe  finale  de  l'autre.  Ce 
dernier  procede  constitue  l'emboitement ;  il  est  d'une  extreme  importance  en 
lexiologie.  Le  premier  constitue  le  principe  meme  de  la  declinaison  des 
langues  flexionnelles. 

L'action  ä  distance  a  Heu,  si  eile  est  regressive,  par  l'umlaut,  si  eile 
est  directe  et  progressive,  par  l'harmonie  vocalique.  Elle  vient  d'une 
tendance  de  la  langue  ä  repeter  le  meme  son;  de  cette  tendance  purement 
physiologique,  il  est  fait,  comme  nous  le  verrons,  un  emploi  psychologique. 
D'autres  langues,  au  contraire,  le  frangais  par  exemple,  evitent  avec  le  plus 
grand  soin,  en  prose,  le  retour  du  meme  son. 

C.    AU    POINT    DE    VUE    DE    L'ACCENT. 

Enfin  les  langues  se  classifient  phonetiquement  d'apres  le  röle  de  l'accent. 
Dans  les  langues  isolantes  l'accent  est  lexiologique,  fait  varier'la  significa- 
tion  radicale  des  mots;  dans  d'autres,  comme  dans  les  indo-germaniques ,  il 


DE    LA    CLASSIFICATION    DES    LANGUES.  3OI 

sert  ä  unir  deux  mots,  le  mot  vide  et  le  mot  plein,  et  ä  etablir  leur  hie- 
rarchie;  dans  dautres  il  passe  de  cette  derniere  fonction  ä  celle  de  confondre 
ces  deux  mots  et  de  creer  un  nouveau  langage  par  la  contraction  du  mot 
vide  et  du  mot  plein  en  un  mot  tout  entier  abstrait;  c'est  ce  qui  a  lieu  en 
frangais. 

CHAPITRE    2:    CLASSIFICATION    PUREMENT    P  S  YCHO  LO  Gl  QUE  . 

Nous  avons  dejä  fait  et  explique  cette  Classification  ailleurs ;  il  ne  nous 
reste  plus  qua  la  formuler  ici  de  nouveau  a  sa  place  principale. 

Au  point  de  vue  psychologique  les  langues  sont:  i°  formelles  ou  non- 
formelles,   2°  concretes  ou  abstraites,   3°  subjectives  ou  objectives. 

Les  langues  non- formelles  sont  Celles  ou  la  distinction  complete  n'est 
pas  nee  1°  entre  les  differentes  parties  du  discours ,  2°  entre  les  divers  con- 
cepts  accessoires  de  determination,  3°  entre  les  divers  concepts  de  relation. 
Par  exemple,  le  seul  cas  est  encore  le  genitif  qui  fait  fonction  de  tous  les 
autres;  le  substantif  fait  fonction  de  verbes. 

Les  langues  concretes  sont  Celles  ou  Ton  individualise  les  etres  ou  les 
actions  ou  les  relations ,  ces  dernieres  en  les  confondant  entre  elles  ou  avec 
les  etres,  ou  les  qualites  en  les  confondant  avec  les  etres  eux-memes.  Ouand 
TAlgonquin  dit :  mon  frere,  ton  frere  ,  et  ne  peut  dire  :  le  frere,  il  est 
concret  puisqu'il  ne  peut  exprimer  ici  1  etre  sans  son  pronom  possessif :  quand 
le  Keshua  exprime  le  pronom  sujet  et  le  pronom  regime  par  un  seul  mot  indi- 
visible,  il  est  concret  parce  qu'il  individualise  le  groupe  de  relations.  Du 
reste  nous  avons  indique  les  divers  degres  du  concretisme. 

Les  langues  subjectives  sont  Celles  qui  ne  peuvent  exprimer  les  rela- 
tions et  autres  determinations  que  par  ou  sur  le  pronom.  ce  mot  onto- 
logique  subjectif. 

Nous  retrouverons  tout  ä  Theure  cette  Classification  aux  points  oü  eile  se 
croise  avec  la  Classification  morphologique ;  nous  attendons  ce  moment  pour 
ne  pas  nous  repeter.  Cet  ordre  aura  pour  avantage  de  rendre  la  Classification 
plus  vivante,  en  la  surprenant  dans  sa  complexite  et  dans  ses  subordinations. 
ce  qui  touche  ä  une  Classification  naturelle. 

CHAPITRE    3:    CLASSIFICATION    MORPHOLOGIQUE, 

C'est  Celle  qui  s'applique  non  plus  d  apres  le  mot  matcricl  seul  sans  rap- 
port  avec  une  idee,  non  plus  d  apres  fidee  sans  rapport  avec  le  mot.  mais 
d'apres  Texpression  de  fidce  par  le  mot,   qui  est  la  morphologie  mcme. 

L'expression  morphologique  est  plus  ou  moins  parfaitc,  suivant  qu'oUe 
incarne  davantage  ou  moins  la  jicnscc  dans  la  parole:  si  la  parole  est  encore 
impuissante  ä  produire  toute  cette  cxi)ression.  il  faudra  pour  ainsi  dire  quo 
la  pensee  s'aide  davantage ,  qu'elle  fasse,  outre  son  travail  propre,  une  partie 
de  celui  qui  incombait  aux  mots:  la  langue  sera  par  la  memo  qu'elle  est  plus 
imparfaite,  plus  psychologique.  Par  exemple  si  les  relations  ne  sex- 
priment  que  par  Tordre  des  mots  dans  la  phrase.  bien  j)lus  si  la  qualite  de 
substantif  ou    de    verbe  du  mcme  mot  ne  sc  ilccide  que  ti'aprcs  cot  ordre,    il 


ß02  R-  J^E  i.A  Grasserie. 

faudra  que  Tesprit,  pour  comprendrc  ou  se  faire  comprendre,  fasse  un  plus 
grand  effbrt  et  se  complique  lui-meme  en  proportion  de  la  simplicitc  exces- 
sive  de  la  grammaire.  Au  contraire,  si  la  langue  est  parvenue  ä  rendre  di- 
rectement  par  un  son  chaque  relation ,  chaque  nuance  de  pensee,  lesprit 
ainsi  puissamment  aide  pensera  pour  ainsi  dire  mccaniquemcnt  et  sans  con- 
tention ;  le  perfectionnement  du  mot  et  de  la  phrasc  lui  sera  dun  continuel 
secours,  et  memc  il  cn  sera  feconde,  car  si  la  pensee  cree  les  mots,  les  mots 
aussi  reagissent  et  creent  de  la  pensee.  Quelquefois  l'etat  du  langagc  est 
intermediaire ,  la  pensee  n'a  pas  encore  une  traduction  fidcle  et  souple  dans 
chaque  son  directement,  mais  eile  Tobtient  dcjä  dans  l'agencement  des  mots. 
leur  reunion,  leur  action  recfproque;  la  langue  n'est  plus  simplement  psycho- 
logique,   eile  n'est  pas  encore  phonetique,   eile  est  mo  rph  ologique. 

II  faut  donc  distingucr  i"  les  langues  chez  lesquelles  la  pensee  reste  en- 
core en  partie  au  dedans  de  l'esprit,  oü  l'expression  est  plus  psychologique 
que  phonetique,  n'obtient  qu'un  commencement  de  realisation;  ce  sont 
Celles  oü  la  grammaire  ne  consiste  que  dans  le  choix  de  dififerentes  racines 
ou  dans  Vordre  a  donner  ä  ces  racines;  2°  les  langues  chez  lesquelles  la  pensee  sort 
entierement  de  l'esprit  pour  entrer  dans  la  parole  et  exprime  les  rapports 
d'idees  par  un  rapport  adequat  de  mots  agissant  et  reagissant  les  uns  sur  les 
autres  de  teile  sorte  que  Tun  exprime  lidee  principale,  lautre  Tidee  acces- 
soire ,  ou  determinante  ,  ou  de  relation,  mais  avec  cette  imperfection  sub- 
sistante  que  l'expression  ne  realise  point  entre  le  principal  et  laccessoire 
cette  Proportion  qui  est  dans  la  pensee ;  ce  sont  les  langues  ä  Systeme  de 
mots  vides;  3°  les  langues  oü  la  pensee  non-seulement  passe  en  entier  de 
l'esprit  dans  le  langage,  mais  y  passe  avec  les  proportions  que  les  idees 
avaient  entre  elles  dans  l'esprit,  les  principales  s'exprimant  desormais  par 
des  racines,  les  accessoires  non  par  d'autres  racines  subordonnees,  mais  pas 
de  simples  phonemes,  par  des  modifications  de  sons;  ce  sont  les 
langues  ä  expression  phonetique. 

Chacune  de  ces  trois  classes  se  subdivise  d'abord  en  langues  concretes 
ou  abstraites,  puis  en  langues  subjectives  et  objectives,  enfin  en 
langues  formelles  et  non-formelles,  suivant  la  division  psychologique 
precedente  ;  et  d'autre  cote,  en  langues  ä  soudure  ou  sans  soudure,  em- 
boitantes  ou  non-emboitantes,  ä  harmonie  ou  sans  harmonie  voca- 
lique,   suivant  la  division  phonetique  ci-dessus. 

SECTION    1:    LANGUES    A    EXPRESSION    IMPARFAITE,    OU    LANGUES    PSYCHOLOGIQUES. 

L'imperfection  d'expression  de  ces  langues  s'applique  aussi  bien  quand  il 
s'agit  de  lexiologie  que  quand  il  s'agit  de  determination  ou  de  relation,  et 
pour  celle-ci,  que  la  relation  soit  de  mot  ä  mot,  ou  de  mot  ä  proposition,  ou 
de  proposition  ä  proposition,   eile  est  generale. 

D'autre  cote ,  eile  afifecte  non  seulement  l'expression  des  pensees  ou  des 
logismes,  mais  aussi  celle  des  simples  idees. 

Les  langues  psychologiques  ou  ä  expression  imparfaite  sont  concretes 
ou  abstraites. 


DE    LA    CLASSIFICATION    DES    LAN'GUES.  ^03 

§    I.       LANGUES    PSYCHOLOGIQUES    CON'CRETES. 

Les  langues  psychologiques  concretes  sont  celles  oü  soit  les  idees  acces- 
soires,  soit  les  relations  entre  les  idees  s'expriment  d'abord  par  des  racines 
differentes,  puis  par  l'ordre  different  de  la  meme  racine .  mais  ordre 
toujours  enveloppant  qui  imite  l'unite  de  racine. 

Dans  le  premier  de  ces  cas  la  langue  n'est  pas  formelle;  cest  le  lexique 
qui  par  ses  productions  variees  tient  lieu  de  grammaire,  un  seul  mot  forme  la 
phrase ;  un  seul  mot  exprime  deux  ou  plusieurs  relations ;  une  seule  racine  ex- 
prime  la  relation  et  Tidee  principale.  Dans  le  second  la  langue  est  plus  formelle, 
sans  l'etre  cependant  completement,  car  la  meme  racine  est  substantif  et  verbe 
suivant  les  cas ;  enfin  la  langue  devient  formelle  en  ce  sens  que  tel  mot  ne 
fait  plus  fonction  que  de  substantif  ou  de  verbe ,  mais  sa  relation  avec  les 
autres  mots  continue  ä  etre  exprimee  par  la  seule  position ,  position  enve- 
loppante. 

A.     LANGUES    PSYCHOLOGIQUES    CONCRETES    NON-KORMELLES. 

Ce  caractere  de  non-formel  existe  soit  dans  les  relations  ä  l'interieur  de 
la  proposition,   soit  dans  les  relations  entre  propositions  differentes. 

a  dans  les  relations,  les  determinations  et  les  idees  dans  l'interieur 
de  la  meme  proposition.  Ce  sont  celles  qui  expriment  l'idee  de  l'objet  in- 
dividuellement  ou  de  la  pensee  individuellement  par  un  seul  mot,  quelque 
soit  le  nombre  d'idees  accessoires  qui  modifient  l'idee  principale ,  ou  d"idees 
qui  composent  la  pensee. 

Le  sauvage ,  en  effet,  ne  pense  point  separement  les  mots  de  la  pro- 
position; sa  premiere  phrase  se  condense  dans  une  interjection;  c'est  par 
cette  partie  du  discours  qu'on  passe  du  cri  ä  la  parole.  L' interjection  est 
l'expression  concrete  prehistorique  de  la  pensee. 

Teile  fut  la  premiere  pensee ,  de  la  meme  nature  aussi  fut  ja  premiere 
idee ;  le  sauvage  pense  l'individu,  homme  ou  chose.  et  non  l'espece  ni  le 
genre,  il  ne  generalise  point,  il  nanalyse  point  non  plus:  beaucoup  de 
langues  expriment  les  diverses  especes  de  ebene,  et  non  le  ebene  en 
general,  abstrait.  De  meme  il  ne  separe  point  l'etre  de  ses  qualites, 
ni  de  ses  defauts;  il  congoit  lobjet  en  entier  tel  qu'il  le  voit.  Non  seule- 
ment  un  ebene  blanc  est  une  espece,  sans  aucun  rapport  avec  le  genre 
ebene,  mais  un  cheval  blanc,  qui  n'est  blanc  qu'accidentellcmcnt.  n'a  pour 
lui  aucun  rapport  avec  un  cheval.  L'algonquin  et  l'iroquois  mettcnt  trcs  bicn 
cet  etat  en  lumicre,  mais  ils  l'cxprimcnt  par  un  concretisme  moins  fort  que 
nous  allons  tout  a  riieurc  racontcr. 

Des  exemples  frappants  de  concretisme  de  ce  genre  sc  rencontrcnt  dans 
les  noms  de  parente;  nous  renvoyons  sur  ce  point  a  notre  grammaire  de  la 
langue  timucua  qui  en  offre  des  exemples  tres  curieu.x.  Dans  certaincs 
langues  australiennes,  il  existe  des  noms  diffcrents  pour  les  i".  j"\  3".  4''. 
10^,    12"  enfants  employant  chacun  une  racine  differente. 

Va\  bisaya,  il  en  est  de  meme  pour  l'idee  verbale:  cette  langue  exprime 
quarante  manieres  de  manger ,  et  n'a  pas  de  termc  ptnir  l'idee  generique  de 
mansfer. 


304 


R.  DE  LA  Grasserie. 


En  ce  qui  conccrne  les  idces  acccssoires  de  dctermination,  Ic  genre  et  le 
nombre  s'expriment  par  la  mcme  racine  que  le  concept  ontologique  principal. 
mais  changent  enticrement  cette  racine. 

Dans  la  langue  de  Viti  les  nombres  2,  3,  4  etc.  s'expriment  avec  l'objet 
nombre  par  une  racine  unique. 

Dans  l'ordre  des  relations  le  sujet  et  le  complement  direct  quand  ils 
sont  des  pronoms  s'expriment  par  une  racine  unique.  Nous  renvoyons  sur 
ce  point  ä  notre  travail  sur  la  conjugaison  objective. 

Cette  expression  concrete  est  tantot  de  la  pcnsee  entiere  (cas  de  l'inter- 
jection) ,  tantot  de  plusieurs  idces  acccssoires  l'une  de  l'autre  (cas  ci-dessus 
dctaille;  :  tantot  d'une  seule  idee  principale  individualisee  :  tel  ebene  indi- 
V  i  d  u  e  1. 

D'un  autre  cote  eile  s'applique  aux  substantifs  et  est  alors  objective. 
ou  eile  ne  s'applique  qu'aux  pronoms  et  est  alors  subjective. 

D'ou  i"  langues  psychologiques  concretes  non-formelles  objectives, 
2°  les  memes  subjectives. 

Ces  dernieres  appellent  un  moment  d'attcntion. 

Beaucoup  de  langues  marquent  leurs  relations  par  un  changement  de 
racine  du  pronom  seul.  Ce  changement  ne  consiste  souvent  qu'en  une 
simple  modification,  ce  qui  le  relie  aux  sy.stemes  suiv^ants.  mais  souvent  aussi 
est  un  changement  absolu,  suivant  que  le  pronom  est  ou  predicatif  ou 
possessif  ou  objectif. 

b)  dans  les  relations  entre  deux  propositions.  De  meme  que  le  carac- 
tere  non-formel  de  la  langue  consistait  tout  ä  l'heure  a  rendre  plusieurs 
idees  soit  principales,  soit  l'une  de  determination  ou  de  relation,  par  un  mot 
unique,  ici  le  meme  caractere  consiste  ä  rendre  plusieurs  propositions 
par  une  seule,  en  reduisant  l'une  d'elles  ä  l'etat  d'un  seul  mot  avec  ou  sans 
ses  dependances  de  mots. 

Dans  ce  procede  non-formel,  en  ce  qui  concerne  la  proposition.  le  carac- 
tere formel  du  mot  lui-meme  s'efface  quelquefois. 

Ce  caractere  non-formel  est  a  plusieurs  degres. 

Le  degre  le  plus  faible  consiste  a  employer  l'infinitif  ou  le  participe  au 
lieu  du  subjonctif  ou  du  pronom  relatif  pour  unir  deux  propositions.  Le 
latin  s'en  sert  lorsqu'un  infinitif  avec  ses  regimes  est  sujet  ou  complement 
et  lorsque  le  participe  avec  ses  regimes  remplace  le  verbe  avec  un  pronom 
relatif.  Au  lieu  de  dire :  je  veux  que  tu  viennes,  on  dit:  je  veux  toi 
venir:  au  lieu  de  dire:  celui  qui  vainc  les  ennemis  .  on  dit :  le  vainque  ur 
des  ennemis. 

Un  degre  plus  intense  est  celui  oü  la  proposition  ainsi  unifiee  classe 
tous  ses  Clements  comme  la  proposition  concrete  formelle  dans  un  ordre  en- 
veloppant.  Tel  est  le  Systeme  du  mandchou.  Nous  av^ons  dejä  cite  des 
exemples  frappants  de  ce  mode.  II  en  resulte  des  phrases  condensees  en  une 
proposition  unique  d'une  longueur  indefinie  si,  comme  cela  a  lieu  dans  cette 
langue,  chaque  proposition  incidente  fondue  dans  la  proposition  principale  avait 
d'abord  fondu  en  elle-meme  d'autres  propositions  incidentes  et  avait  classe 
les  mots  de  condensation  eux-memes  dans  un  ordre  involutif. 


DE   LA    CLASSIFICATION    DES    LANGUES. 


305 


Est-il  possible  de  pousser  le  concretisme  non-formel  de  propo- 
sition  ä  proposition  plus  avant  encore  ?  Oui;  en  efFet,  les  langues  dravi- 
diennes  ne  se  sont  pas  contentees  dans  ce  but  de  rendre  declinable  le  mode  im- 
personnel  du  verbe  pour  qu'il  puisse  entrainer  alors  toute  sa  proposition  dans 
une  autre  et  Ty  perdre ;  eile  a  permis  de  rendre  declinable  meme  son  mode 
personnel,  ce  qui  entraine  dans  la  seconde  proposition  une  premiere  pro- 
position avec  son  sujet  en  tete  subordonne  comme  le  reste? 

Tel  est  le  summ  um  de  la  reduction  de  la  phrase  en  une  seule  pro- 
position; or,  cette  reduction  detruit  la  forme  de  la  phrase,  de  meme  que 
la  reduction  de  la  proportion  en  un  seul  mot  detruit  la  forme  de  la  pro- 
position. 

B.     LANGUES   PSYCHOLOGIQUES    CONCRETES   FORMELLES. 

Ces  langues  sont  Celles  oü  la  pensee  ne  s'exprime  plus  tout  entiere  par 
un  seul  mot  interjectif,  oü  l'idee,  quelles  que  soient  les  idees  accessoires  qui 
s'y  rattachent  et  les  relations  qu'elle  ait,  ne  s'exprime  plus  toujours  par  un 
seul  mot  avec  celles-ci;  en  un  mot  oü  la  pensee  et  les  idees  s'articulent.  II 
y  a  un  mot  par  idee. 

Mais  de  meme  que  les  idees  desormais  distinctes  entrent  Tune  dans  lautre, 
s'enveloppent,  de  meme  les  mots.  Nous  ne  sommes  plus  en  face  d'un  bloc, 
mais  d'un  conglomerat  fortement  cimente. 

Puis  ce  conglomerat  se  relache,  on  aper^oit  peu  ä  peu  des  fissures  ,  et 
bientot  Fenveloppement  qui  se  faisait  par  le  mot  ne  se  fait  plus  que  par  la 
proposition. 

Les  langues  sont-elles  toutes  alors  formelles  au  meme  degre?  Non;  dans 
les  unes,  le  substantif  et  le  verbe  restent  indistincts  ou  ne  se  distinguent  que 
par  leur  position  ou  par  la  forme  du  pronom  qui  les  accompagne;  dans  les 
autres,  cette  differenciation  est  deja  faite ,  et  ce  n'est  plus  que  la  relation  qui 
depend  de  cette  position.  Neanmoins  nous  ne  ferons  pas  de  cela  Tobjet  d'une 
subdivision  pour  ne  pas  nuire  a  la  clarte.  Toutes  ces  langues  sont  formelles, 
au  moins  en  ce  qu'elles  distinguent  une  idee  d'une  autre  idee  contigue. 

De  meme ,  en  ce  qui  concerne  les  relations ,  ces  langues  sont  plus  ou 
moins  formelles;  elles  sont  toujours  formelles,  en  ce  qu'elles  distinguent  lidee 
de  relations  de  celle  de  substance ,  mais  elles  sont  d'abord  non-formellcs ,  en 
ce  qu'elles  rcduisent  toutes  les  idees  de  relation  a  l'idee  de  relation 
genitive. 

Enfin ,  en  ce  qui  concerne  les  idees  de  determination,  les  unes  de  ces 
langues  sont  plus  formelles,  en  ce  que  les  unes  distinguent  tous  les  temps, 
tous  les  nombres,  toutes  les  voix,  tandis  que  los  autres  sculemcnt  quck[ue.s- 
uncs  de  ces  categorics. 

Une  languc  pcut  ctrc  formelle  a  un  plus  haut  degrc  en  cc  qwi  concerne  la  de- 
termination, et  a  un  moindre  en  cc  cjui  concerne  la  relation:   et  reciproquement. 

Toutes  les  langues  concrctes,  formelles  a  un  degrc  plus  ou  moins  elcve, 
peuvent  etre  objectives  ou  subjectives,  et  dans  chacune  de  ces  categorics, 
jouir  d'un  degre  plus  ou  moins  fort  de  concretisme,  et  ce  concretisme,  plus  ou 

TKciiMiiK,  ZTScnu.  V.  20 


3o6 


K.  DK  rw\  Grasskrie. 


moins  intense  peut  porter  sur  les  idccs  ou  sur  la  pensce  enticre  ou  sur  les 
groupes  de  pensees. 

Ce  concretisme  peut  etre  plus  ou  moins  intense  ä  plusieurs  points  de  vue: 

1°  II  est  necessaire  ou  facultatif. 

2''  II  est  plus  ou  moins  comprehens  if. 

3"  U  est  plus  ou  moins  energique  dans  son  enveloppement.  Dans  ce 
dcrnier  cas  il  se  complique  d'clcment  phonetique. 

4°  II  est  matcricl  ou  intcllcctuel. 

5''  II  existc  dans  les  relations  de  mot  a  mot.  de  mot  a  proposi- 
tion,  de  proposition  ;i  proposition,  ou  dans  la  composition  et  le 
derivation  lexiologique. 

Nous  allons  etudier  successivement  le  concretisme  subjectif  et  le 
concretisme  objectif  ä  ces  difierents  degres. 

Le  plus  ancien  est  le  concretisme  subjectif,  c'est-a-dire  marque  par 
le  pronom.  II  n'est  jamais  purement  intellectuel  et  nexiste  pas  dans  les 
rapports  de  propositions. 

a)  langues  psychologiques  concretes  formelles  subjectives.  Le  con- 
cretisme se  gradue  ici :  Ce  sont  celles  qui  n  emploient  ä  Texpression  de  l'idee, 
de  sa  dctermination  ou  de  sa  relation,  principalement  que  des  pronoms,  ou 
ne  fait  porter  cette  expression  que  sur  les  pronoms,  ces  mots  ontologiques 
subjectifs. 

Dans  ce  cas  le  concretisme  est  ä  differents  degres  et  se  gradue  ainsi  difife- 
remment  ä  plusieurs  points  de  vue. 

i"  au  point  de  vue  de  sa  necessite.  Toutes  les  idees  s'expriment 
par  des  mots  dififerents,  mais  elles  doivent  etre  representees  dans  la  phrase, 
pleonastiquement ,  s'il  le  faut,  par  des  pronoms.  L'Algonquin  ne  peut  dire : 
frere,  mais  seulement :  mon  frere  ou  ton  frere;  le  ■  Nahwatl  ne  peut 
dire:  ni-ka,  je  mange,  mais  seulement:  je  mange  ' —  quelqu'un  — 
quelqu'e  chose,   ni-te-tla-ka. 

Quand  il  ne  doit  pas  y  avoir  actuellement  de  pronom  dans  lidee,  on  met 
generalement  dans  l'expression  celui  de  la  3^  personne,  ou  un  indetermine. 
D'oü  cette  consequence  singuliere  que  ce  pronom  de  la  3^  personne  finit  par 
faire  corps  avec  le  substantif,  qu'on  ne  peut  plus  Ten  detacher,  et  que  si  le 
sens  exige  un  pronom  de  la  i^''"  ou  de  la  2",  on  ne  peut  plus  que  le  super- 
poser  a  celui  de  la  3^.  Ce  Systeme  existe  en  cree,  en  nahwatl,  et  pour  la 
superpositio'n  signalee,  dans  Farrouague.  Enfin,  en  frangais  meme,  Littre 
(histoire  de  LA  LANGUE  FRANCAiSE ,  pagc  149)  cn  sigualc  un  curieux  exemple; 
il  explique  ainsi  l'origine  du  mot  tante  qu'il  decompose  ta-ante  =  t-ante 
=  tua  amita.  Pourquoi  ici  cette  prefixation?  Le  dialecte  wallon  lui  en 
fournit  Texplication;  ou  y  trouve :  mon  fr  e,  maseüre  pour  dire:  frere, 
sceur.  Je  sais  que  la  prefixation  de  la  2^  personne  semble  moins  naturelle 
que  Celle  de  la  i'^'^^,  mais  eile  Test  autant  que  celle  de  la  3^,  de  plus  le  mot 
Sans  possessif  n'entraine-t-il  pas  l'idee  inexprimee  du  possessif  de  la  premiere 
personne'?  On  dit:  papa,  et  non :  mon  papa.  Quand  il  s'agit  de  la  2^,  au 
contraire,  le  possessif  exprime  devient  necessaire.  On  a  du  donc  dire:  ante 
pour  soi ,    t'ante  pour  l'interlocuteur,  puis   lanalogie  a  etendu   le    mot  tante 


DE   LA    CLASSIFICATION    DES    LANGUES. 


307 


pour  une  raison  phonetique,  parce  que  ce  mot  commence  par  une  con- 
sonne  et  se  trouve  ainsi  mieux  arme  pour  la  lutte  des  mots  dans  la  phrase ; 
c'est  du  concretisme  hysterogene,  atavique  et  indirect,  je  sais  aussi  qu'on 
a  conteste  cette  origine.  Mais  l'analogie  des  langues  arrouague  et  guarani 
plaide  en  sa  faveur;  il  y  a  la  du  plus  pur  concretisme:  l'idee  abstraite  du 
mot  frere,  du  mot  tante  se  congoit  difficilement. 

Tel  est  ä  ce  point  de  vue,  le  degre  de  necessite.  le  plus  fort  degre  du 
concretisme  pronominal. 

Dans  un  plus  grand  nombre  de  langues  la  necessite  est  moins  grande, 
cependant  on  n'arrive  pas  encore  a  pouvoir  se  passer  du  pronom  toutes  les 
fois  qu'il  y  a  dans  la  proposition  un  substantif  exprimant  la  meme  idee,  et  ce 
pronom  doit  se  confondre  encore  le  plus  possible  avec  le  mot  qu'il  qualifie. 
C'est  ce  qui  arrive  dans  Texpression  du  genitif  par  certains  peuples.  Par 
exemple,  au  Heu  de  dire:  le  chapeau  de  Pierre,  on  devra  dire:  Pierre 
son-chapeau,  ou  plus  exactement  Pierre  lui-chapeau,  representant  dans 
la  relation  genitive:  Pierre,  dune  maniere  phonetique.  par  le  pronom:  lui. 
et  n' exprimant  la  relation  genitive  de  lui,  vis-ä-vis  de  chapeau  que  par 
la  Situation  syntactique. 

Le  troisieme  degre  tres  affaibli  c'est  celui  des  langues  qui  n'expriment  le 
pronom  synthetiquement  avec  le  substantif  ou  le  verbe  dans  la  relation  pre- 
dicative,  possessive  ou  objective,  que  lorsqu'il  n'existe  pas  par  ailleurs  dans 
la  proposition  un  substantif  exprimant  la  meme  idee.  C'est  ainsi  que  la  con- 
jugaison  objective,  c'est-a-dire  celle  qui  enferme  avec  le  verbe  le  pronom  sujet 
et  les  pronoms  objets  peut  les  envelopper  dans  tous  les  cas  ou  bien  seulement 
lorsqu'ils  ne  fönt  pas  double  emploi  av^ec  un  substantif.  A  ce  second  degre 
la  plupart  des  langues  possedent  une  conjugaison  objective.  C'est  ainsi  encore 
que  la  plupart  des  langues  agglutinantes  possedent  une  conjugaison  de  sub- 
stantif qui  consiste  ä  lui  affixer  les  pronoms  possessifs  abrcgos .  tandisque  le 
substantif  au  genitif  reste  parfaitement  distinct  de  celui  qui  le  regit.  L'hcbreu, 
le  hongrois  ont  ä  ce  compte,  mais  ä  ce  degre  afitaibli  seulement.  une  riche 
conjugaison  objective. 

2°  au  point  de  vue  de  sa  comprehension.  La  conjugaison  objective 
est  le  principal  siege  du  concretisme  pronominal  ou  subjectif,  c'est-a- 
dire  de  l'union  aussi  intime  que  possible  de  ce  concept  ontologique  avec  un 
autre  concept  verbal  auquel  il  se  rapporte. 

Mais  ce  concretisme  peut  afifecter  tous  les  pronoms  de  la  proposition  ou 
quelques-uns  seulement,  laissant  echapper  les  autres.  C'est  ce  que  nous  a\'ons 
explique  en  detail  dans  notre  travail  sur  la  conjugaison  objective. 

Lorsqu'il  est  au  degre  le  plus  comprehensif,  ce  concretisme  englobe  dans 
le  meme  mot  le  pronom  sujet,  celui  regime  direct.  ceux  regimes  indirects :  mais 
il  se  degarnit  peu  a  peu ,  et  les  langues  indo-germaniques  n'agglutinent  plus 
au  verbe  que  le  pronom  sujet  seul.  Dans  cette  marche  vers  lanaKtisme  et 
l'abstraction  il  y  a  plusieurs  etapes,  de  la  la  conjugaison  holophrastiquc .  la 
polysynthetique ,  l'objective  alternante.  lorsque  c'est  tantot  le  sujet 
tantot  l'objet  qui  est  chasse  du  conglomerat,  et  enhn  la  s)nthetique  qui  ne 
retient  plus  que  le  sujet. 

20* 


3o8 


R.  DE  LA  Grasserie. 


3°  au  point  de  vue  de  son  cnergie.  C'est  ici  que  le  phonetisme  entre 
en  jeu  et  prete  son  concours.  La  reunion  dans  un  seul  mot  du  pronom  et 
du  mot  qu'il  determine  peut  ne  consister  qu'en  simple  juxtaposition;  mais  cette 
juxtaposition  peut  au  contact  des  deux  mots  ctre  rendue  plus  intime  par  une 
soudure.  Cette  soudure  est  d'abord  puremcnt  euphonique  si  le  pronom  prefixe 
finit  par  une  voyelle  et  que  le  verbe  commence  aussi  par  une  voyelle,  il  y  aura 
elision  de  l'une  d'elles.  C'est  ce  qui  arrive.  en  arrouague.  en  basque.  Mais 
une  fusion  plus  cnergiquc,  et  qui  parxient  ä  rendre  los  Clements  primitifs  me- 
connaissables,  s'operc  non  entre  le  verbe  et  Tun  des  pronoms ,  mais  entre  le 
pronom  objet  et  le  pronom  sujet.  Leurs  voyelles  sc  contractent,  et  quoique 
ces  petits  mots  aient  peu  d'etendue.  quelqucfois  une  syllabe  entiere  disparait, 
et  on  a  peine  a  retrouver  la  trace  de  Tun  de  ces  pronoms.  C'est  ce  qui 
arrive  surtout  en  mordwin,   en  esquimau,   et  en  iroquois. 

Dans  la  synthcse  du  pronom  possessif  avec  le  substantif,  la  fusion  est 
moins  energique  parce  qu'il  n'y  a  qu'un  pronom  ä  la  fois. 

4°  au  point  de  vue  purement  materiel  ou  purement  intellectuel. 
ou  ä  la  fois  materiel  et  intellectuel.  L'holophrasisme ,  la  polysynthese 
realisees  dans  certaines  langues  par  le  pronom  personnel  ne  sont  que  l'image 
afifaiblie  du  Systeme  d'expression  concrete  et  non-formelle  qui  confond 
plusieurs  idees  en  une  seule.  Les  mots  sont  desormais  dififerents,  mais  ten- 
dent  a  se  reunir  et  a  se  confondre ;  de  meme  les  idees.  Pourtant  les  idees  et 
les  mots  ne  se  suivent  pas  toujours  exactement.  En  un  mot  la  polysynthese 
peut  s'operer  ä  la  fois  entre  les  mots  et  aussi  entre  les  idees.  ou  entre 
les  mots  seuls,  ou  entre  les  idees  seules. 

Nous  avons  vu  ce  qu'est  la  polysynthese  entre  les  mots;  eile  est 
materielle,  eile  consiste  ä  les  agglutiner  Tun  ä  l'autre  avec  ou  sans  emboite- 
ment,  et  ä  marquer  leur  relation  respective  et  la  relation  des  idees  qu'ils  re- 
presentent  par  leur  Situation  dans  le  conglomerat,  y  plagant  toujours  le  premier 
suivant  les  langues  le  pronom  sujet  ou  le  pronom  objet.  La  place  dans  un 
meme  mot ,  plus  l'ordre  respectif  convenu ,  voilä  en  quoi  consiste  tout  le 
Systeme. 

Mais  qu'est-ce  que  la  polysynthese  dans  les  idees,  la  polysynthese- 
intellectuelle?  Elle  consiste  d'abord  toujours  dans  l'ordre,  l'ordre  non  plus 
des  Clements  dans  un  meme  mot,  mais  des  mots  dans  une  meme  proposition ; 
cependant  l'idee  d'ordre  ne  suffit  pas,  car  eile  n'a  en  elle-meme  rien  de  syn- 
thetique  et  n'imite  point  le  concretisme  non-formel  primitif.  Ce  qui  l'imitera, 
ce  sera  l'enveloppement  des  idees  l'une  par  l'autre,  ce  qui  simule  leur  fusion 
intime;  par  exemple,  la  langue  coupe  en  deux  le  verbe,  et  entre  ses  syl- 
labes  insere  les  pronoms,  sujet,  regime  direct  et  regime  indirect,  de  maniere  ä 
ne  faire  du  tout  qu'un  seul  mot :  l'allemand  moderne  coupera  aussi  en  deux  son 
verbe  prepositionnel ,  mettra  la  racine  verbale  au  commencement  de  la  pre- 
position,  puis  la  fera  suivre  du  sujet  et  des  regimes,  enfin  terminera  par  la  pro- 
position verbale  detachee:  s'il  se  sert  d'un  verbe  auxiliaire,  il  inserera  tous 
les  complements  entre  cet  auxiliaire  et  le  verbe  attributif.  D'autres  fois  la 
proposition  n'est  plus  enveloppee  dans  le  verbe,  mais  tous  les  pronoms  regimes 
sont  englobes  entre  le   sujet  et   le   verbe,  de   teile   sorte  que  la  pensee  reste 


DE    LA    CLASSIFICATION    DES    LANGUES. 


309 


comme  en  suspens  jusqu'ä  la  fin  de  la  proposition  et  qu'on  ne  peut  penser 
celle-ci  qu'entiere.  II  n'y  a  pas  un  ordre  inversif  dans  ce  procede,  Tinversion 
n'est  qu'apparente,   il  y  a  en  realite  ordre  involutif.   enveloppement. 

La  polysynthese  intellectuelle  consiste  donc  en  ce  que  l'ordre  des 
mots  qui  indique  les  relations  est  un  ordre  enveloppant,  tandisque  la  poly- 
synthese materielle  consiste  en  ce  que  l'ordre  des  mots  qui  indique  les 
relations  reunit  ces  mots  dans  le  meme  mot. 

Mais  la  polysynthese  peut  etre  double,  ä  lä  fois  materielle  et  intellec- 
tuelle ;  dans  ce  cas  l'ordre  involutif  que  nous  avons  Signale  dans  la  proposition 
s'opere  dans  le  mot .  le  verbe  et  tous  les  pronoms  sujet  et  regimes  sont  reunis 
dans  un  conglomerat,  et  dans  ce  conglomerat  tous  les  pronoms  regimes  sont 
enveloppes  entre  le  pronom-sujet  et  le  verbe. 

Dans  la  polysynthese  purement  materielle,  au  contraire,  le  pronom  regime 
n'etant  plus  tenu  entre  le  pronom  sujet  et  le  verbe  tend  ä  s'echapper  du 
conglomerat. 

Nous  verrons  que  la  polysynthese  purement  intellectuelle  qui  existe  pour 
les  pronoms  en  fran^ais  dans  ces  expressions :  je  te  le  dis;  je  vous  les 
donne,    est   bien   plus   frequente    dans  le  concretisme  objectif  ci-apres  decrit. 

5°  au  point  de  vue  de  la  nature  des  concepts  ä  exprimer.  Nous 
savons  que  les  concepts  ä  exprimer  sont  ceux  des  idees  elles-memes,  ou  de 
leur  determination ,  ou  de  leurs  relations,  et  que  ces  dernieres  se  subdivisent 
en  relation  de  mot  ä  mot,  de  mot  ä  proposition,  ou  de  proposition  ä  pro- 
position. 

Les  idees  ä  exprimer  le  sont  au  moyen  de  la  composition  et  de  la  deri- 
vation,  ce  qui  ne  concerne  pas  les  mots  subjectifs.  les  pronoms.  mais  plutot 
les  mots  objectifs. 

II  en  est  de  meme  des  idees  de  determination  et  de  Celles  de  relation 
de  proposition  ä  proposition. 

Ce  sont  les  relations  de  mot  ä  mot  et  Celles  de  proposition  qui  sont 
surtout  exprimees  par  les  pronoms,  et  dans  le  Systeme  que  nous  etudions  en 
ce  moment,  par  la  place  donnee  ä  ceux-ci. 

bj  langues  psychologiques  concretes  formelles  objectives.  Ces  langues 
n'emploient  pour  exprimer  les  idees  de  relation  et  de  determination  les  pro- 
noms que  lorsqu'ils  n'y  a  pas  dans  la  proposition  de  substantif  exprimant  la 
meme  idee.  EUes  pratiquent  d'ailleurs  dans  l'expression  des  relations.  des 
determinations  et  des  idees  les  memes  degres  de  concretisme  que  ceux  que 
nous  avons  decrits  dans  les  langues  subjectives.  et  se  placent  au.x  memes  diffe- 
rents  points  de  vue.     Nous  devons  parcourir  une  seconde  fois  cette  serie. 

1°  au  point  de  vue  de  la  necessite.  La  conjugaison  holophrastique 
ne  renferme  pas  toujours  seulement  des  pronoms ,  les  substantifs  etant  laisses 
en  dehors:  quelquefois  eile  englobe  les  substantifs  eux-mcmes.  ce  quelle  fait 
de  deux  manieres,  ou  bien  en  ouvrant  la  racine  verbale,  et  en  }'  inserant  les 
regimes  consistant  en  substantifs  ou  en  vcrbes  emploj'cs  substantivement,  c'est- 
ä-dire  a  l'infinitif,  ou  bien  en  reunissant  sujet.  verbe  et  regimes  dans  le  meine 
mot,   et  en  inserant  les  substantifs  regimes  entre  le   sujet  et   le   verbe.    ou  en 


•ijO  R.  DE  i.A  Grasserie. 

cas  de  postposition  entre   le   verbe  et  le   sujet.     Ce   double   procede  est  aussi 
employe  dans  les  langues  objectives  pour  les  pronoms-regimes. 

Quelquefois  une  teile  inclusion  du  substantif  regime  n'est  plus  que  facul- 
tative  et  il  est  loisible  de  l'exprimer  analytiquement  en  le  rempla^ant  dans  le 
conglomerat  par  un  pronom.     C'est  ce  qui  a  Heu  en  nahwatl. 

A  cote  de  ce  concretisme  du  substantif  ayant  trait  a  la  relation  de  mot 
a  proposition,  s'en  rencontre  un  autre,  obligatoire  aussi.  relatif  au.x  relations 
de  mot  a  mot.  Nous  voulons  parier  des  dctcrminants  numcraux  et  posses- 
sifs.  Le  principe  de  ces  dctcrminants  ccst  (^uun  nrnt  de  nombre  ou  un  pro- 
nom possessif  ne  peuvent  pas  s'appliquer  analytiquement  ni  meme  synthe- 
tiquement  ä  un  substantif  individuel;  ils  doivcnt  s'appliquer  .synthetiquement 
ä  un  substantif  generique.  Pourquoi?  C'est  parce  que  la  synthcse  avec  un 
mot  qui  se  deplace  de  la  synthese  pour  y  etre  remplace  par  un  autre  mot 
est  une  synthcse  faible ;  celle-ci  est  bien  plus  energique  quand  eile  a  Heu  tou- 
jours  avec  le  meme  mot;  on  prend  alors  dans  l'esprit  l'habitude  de  confondre 
l'expression  totale,  et  on  simule  ainsi  le  concretisme  primitif,  le  concre- 
tisme non-formel  oü  chaque  rapport  s'individualisait  dans  une  nouvelle  racine. 

Un  autre  concretisme  dans  la  relation  de  mot  a  mot  consiste  ä  rendre  le 
genitif  en  preposant  le  nom  determinant  au  nom  determine,  et  en  les  reunis- 
sant  dans  un  meme  mot. 

2°  au  point  de  vue  de  la  comprehension.  Ici  les  distinctions  sont 
moins  utiles  que  dans  les  langues  subjectives. 

Dans  la  conjugaison  objective  on  n'englobe  quelquefois  qu'un  des  regimes, 
d'autres  fois,  on  les  englobe  tous. 

Les  degres  de  comprehension  s'observent  ici  surtout  dans  la  com- 
position  et  la  derivation. 

La  composition  peut  etre  bornee  ä  deux  Clements,  c'est-ä-dire  ä  deux 
substantifs ;  au  contraire,  eile  peut  s'etendre  a  un  grand  nombre ;  le  mot  dejä 
compose  se  compose  avec  un  autre,   et  ainsi  jusqua  l'infini. 

Mais  c'est  surtout  la  derivation  qui  peut  etre  ä  l'infini  et  former  ainsi  un 
phenomene  curieux  quon  peut  observer  dans  l'esquimau,  et  que  nous  avons 
decrit  ailleurs.  Cette  derivation  est  en  realiteune  demi-composition,  puisque 
les  autres  adformants  n'ont  pas  perdu  leur  sens  et  ne  sont  pas  des  mots 
vides.    Il  n'y  a  derivation  qu'en  ce  sens  qu'ils  ne  s'emploient  pas  separement. 

La  composition  ä  l'infini,  la  derivation  ä  l'infini,  appartiennent  au  Systeme 
des  langues  psychologiques,  tandis  que  la  composition  finie,  la  derivation  finie, 
appartiennent  au  Systeme  ci-apres  decrit  des  langues  ä  mots  vides,  des  langues 
morphologiques. 

Qu' est  ce  qui  distingue  donc  essentiellement  ces  deux  systemes? 

Cest  que  dans  Fun  la  composition  est  asyntactique  et  que  la  relation 
entre  les  mots  composants  ne  derive  que  de  leur  union  et  de  leur  Situation 
reciproque,  dans  Fautre  eile  est  syntactique,  il  y  a  reunion,  mais  non  expres- 
sion  de  la  relation  par  l'ordre.  Quant  ä  la  derivation ,  dans  l'une  eile  est 
fondee  sur  la  perte  d'emploi  separe  d'un  des  elements  composants,  dans 
l'autre  sur  la  perte  du  sens   propre  de  cet   element,    ce  qui  est  bien  difte- 


DE   LA   CLASSIFICATION   DES   LANGUES. 


311 


rent.  C'est  cette  distinction  qui  permet  ä  la  premiere  detre  ä  Tinfini  et  qui 
restreint  la  seconde. 

3°  au  point  de  vue  de  son  energie.  Cest  surtout  dans  la  lexiologie 
que  le  Systeme  concret  formel  applique  au  substantif  parcourt  des  degres 
denergie  tres  differents,   en  prenant  le  secours  de  la  phonetique. 

Les  langues  concretes  non-formelles  expriment  par  exemple  le  substantif 
et  l'adjectif  qui  s  y  rapporte  par  une  seule  et  meme  racine .  de  meme  le 
verbe  et  ladverbe;  a  leur  imitation,  et  cest  lä  le  degre  de  concretisme  le 
plus  energique,  certaines  langues  concretes  entr'ouvrent  le  substantif  et  entre 
ses  syllabes  inserent  ladjectif,  entr'ouvrent  le  verbe  et  entre  ses  syllabes  in- 
serent  ladverbe;  de  meme  dans  la  composition,  un  des  mots  composants  s'in- 
sere  entre  les  syllabes  de  l'autre. 

Dans  cette  Insertion ,  les  mots  ne  restent  pas  entiers,  le  mot  insere  perd 
souvent  une  de  ses  syllabes. 

L'iroquois  nous  fournit  des  exemples  frappants  de  ce  procede.  Ikhas 
signifie  port  er;  kenonsen-has  pour  kenonsen -ikhas  signifie  porter  la 
maison.  Kenraken  signifie:  etre  blanc ;  kihnaraken  pour  ken-ohna- 
raken,  la  peau  blanche;  waketies  :=  abandonner;  wa-kanonson-ties 
pour  waka-kenonson-ties  =  abandonner  une  maison. 

L'energie  est  aussi  forte ,  quoique  l'enveloppement  et  Teffet  intellectuel 
soient  moindres,  lorsque  Tun  des  mots  ne  s'ouvre  plus  pour  envelopper  lautre, 
mais  qu'ils  se  suivent,  Tun  de  ces  mots  subissant  l'apocope  et  par  lä  l'emboite- 
ment.  C'est  ainsi  qu'en  lenape  se  forment  les  mots:  pi-lape,  celibataire 
de  pilsit,  chaste  et  lenape,  homme.  quitagischgook.  serpent  qui  craint 
le  jour,  de:   quitamen  -|-  guischgu  -{-  achgook. 

La  derivation  se  fait  avec  la  meme  energie  que  la  composition  au  moyen 
de  cette  encapsulation,  et  c'est  l'esquimau  qui  en  presente  les  modeles  les  p*lus 
complets ;  chaque  mot  perd  la  moitie  de  lui-meme,  et  ce  qui  est  curieux  c'est 
que  souvent  c'est  la  partie  suffixale,  sans  signification  propre,  qui  seule  de- 
meure.  On  cite  souvent  le  mot  aulisariartorasuarpok  =  il  s'est  häte 
d'aller  pecher,  derive  de:  aulisarpok  -\-  peartorpok  +  pim  esuarpok. 

La  derivation  et  la  composition  sans  emboitement  et  par  simple  synthese 
forment  un  degre  de  sj^nthese  moins  energique.  Les  deux  mots  sont  encore 
etroitement  unis ,  le  substantif  avec  le  substantif  ou  l'adjectif.  le  verbe  avec 
l'adverbe  ou  le  complcmcnt  direct.  Voilä  pour  la  composition.  Les  Cherokess 
disent  par  un  scul  mot:  culestula.  je  me  lave  la  tete,  tacasula,  je  me  lave 
les  mains,  tatseyasula,  je  lave  les  mains  d'un  autre :  takungkela.  je  lave 
mes  hardes.  L'Algonquin  comprend  aussi  l'adxerbc  et  le  complcmcnt  direct 
dans  le   verbe,  mais  emploie  le  mo\en  de  la  derivation. 

Voici.  en  effet,  pour  la  derivation  .s\nthctiquc  sans  emboitement.  L'Algon- 
quin dit :  natipevv,  il  va  chercher  de  l'eau,  awat  ipew,  il  charroie  de  l'eau, 
nipahipew,  il  meurt  par  l'eau;  mustuswcgin,  cuir  de  bceuf;  moswegin, 
peau  d'original  etc.     Nous  avons  decrit  ailleurs  ces  procedes. 

4"  au  point  de  vue  du  caractcre  matcriel  ou  intellectuel,  ou  ä 
la  fois  materiel  et  intellectuel.  Nous  avons  e.xplique  en  cjuoi  consistent 
ces  caractcres. 


7  12  K.  DE  T.A  Grasserie. 

Dans  les  pronoms  la  synthcse  a  presque  toujours  un  caractere  materiel  ou 
matericl  et  intcUectuel  ä  la  fois ,  c'est-ä-dire  est  synthetique  enveloppante  ou 
developpante. 

Au  contraire ,  le  plus  souv^ent  dans  la  rclation  de  mot  ä  proposition ,  la 
polysynthese  des  substantifs  est  purciucnt  intellcctuelle,  c'est-k-dire  que  les 
substantifs  sont  scpares  les  uns  des  autrcs  et  du  vcrbe,  et  simulent  par  leur 
ordre  enveloppant  seulement  l'union  d'etat  d'holophrasisme  non-formcl. 

II  s'agit  ici  des  propositions  oü  cliaque  mot  a  un  ordre  obligatoire  servant 
a  exprimer  la  relation ,  et  oü  cet  ordre  est  enveloppant.  Tel  est  le  cas  de 
la  langue  allemande  qui,  il  est  vrai,  y  Joint  un  Systeme  de  mots  vides  tout 
ä  fait  surabondant.  Dans  cette  proposition ,  comme  nous  l'avons  explique, 
tantot  le  verbe  est  coupe  en  deux,  soit  entre  sa  racine  et  sa  preposition,  soit 
entre  sa  racine  et  son  auxiliaire.  et  tous  ses  complements  inseres  dans  cet 
intervalle,  tantot  il  reste  entier  et  rcjete  a  la  fin,  et  c'est  alors  entre  le  sujet 
et  le  verbe  que  l'intercalation  se  fait. 

La  meme  tournure  existe  dans  les  langues  altaiques ,  mais  eile  s'y  com- 
plique  dans  la  phrase  d'un  concretisme  non-formel  que  nous  avons  dejä 
dccrit. 

5"  au  point  de  vue  de  l'application  qui  en  est  faite  aux  idees 
principales,  ou  a  Celles  de  determination  ou  ä  celle  de  relation. 

Ce  Systeme  s'applique  ä  la  formation  des  idees  elles-memes  dans  la  com- 
position  et  la  derivation  polysynthetiques,  aux  divers  concepts  de  determination 
dans  les  determinants  numeraux  et  possessifs,  aux  relations  de  mot  ä  pro- 
position dans  la  conjugaison  objective  polysynthetique  et  applicable  aux  verbes 
et  dans  les  langues  ä  tournure  enveloppante,   quoiquanalytique. 

Quant  aux  relations  de  proposition  ä  proposition,  nous  avons  vu  que  son 
expression  concrete  est  non-formelle. 

§    2:    LANGUES    PSYCHOLOGIQUES    ABSTRAITES. 

Ici  les  subdivisions  que  nous  avons  faites  dans  le  precedent  paragraphe 
nexistent  plus.  Ces  langues  sont  Celles  qui  exprlment  la  relation  psycho- 
logiquement  par  lordre  seul  des  mots,  mais  un  ordre  ä  la  fois  separant  mate- 
riellement  chaque  mot  et  les  separant  aussi  intellectuellement  en  plagant  le  de- 
termine  avant  le  determinant,  le  verbe  avant  le  complement.  le  complement 
direct  avant  le  complement  indirect,  le  sujet  avant  le  verbe.  La  langue  est 
ainsi  ä  la  fois  analytique  et  developpante. 

II  reste  cependant  dans  cette  evolution  quelques  traces  de  distinction.  Le 
pronom,  ce  mot  subjectif,  reste  bien  plus  longtemps  fidele  ä  la  Synthese  que 
le  substantif,  et  quand  il  lui  devient  infidele  comme  en  fran^ais,  il  est 
pleonastique  et  laisse  aupres  du  verbe  une  trace  de  lui-meme.  Bien  plus  dans 
les  expressions  frangaises,  telles  que:  je  te  le  donne,  le  pronom  seul  a  con- 
serve  une  veritable  polysynthese. 

II  ne  peut  etre  question  pour  ces  langues  dapocope  et  d'emboitement, 
puisque  precisement  tous  les  mots  sont  separes. 

Mais  les  langues  psychologiques  analytiques  sont  a  leur  tour  formelles 
ou  non. 


DE   LA   CLASSIFICATION   DES   LANGUES. 


313 


A  :    LANGUES    ANALYTIQUES    NON-FORMELLES. 

Dans  les  langues  analytiques  non-formelles  le  meme  mot  est  a  la  fois 
substantif,  verbe,  adverbe,  adjectif,  suivant  la  position  dans  la  proposition; 
cela  arrive  tres  souv'ent  en  chinois.  La  position  seule  non  seulement  dis- 
tingue  les  relations .  mais  aussi  decide  ä  quelle  partie  du  discours  appartient 
tel  mot. 

B:  LANGUES  ANALYTIQUES  FORMELLES. 

Ce  sont  Celles  oü  tel  verbe  n  est  que  verbe,  tel  substantif  que  substantif; 
alors  Vordre  des  mots  ne  marque  plus  que  la  relation.  Cest  le  procede  de 
plusieurs  langues  monosyllabiques. 

Un  tel  Systeme  existe  rarement  sans  melange;  pourtant  le  patois  creole 
l'emploie  ä  peu  pres  pur:  moi  aimer  toi;  c'est  aussi  celui  que  prefere  le 
parier  enfantin. 

Les  langues  oceaniennes ,  les  semitiques  et  les  chamitiques  et  toutes  les 
langues  derivees  dites  analytiques,  les  neo-latines,  les  neo-indiennes  etc.  l'em- 
ploient  aussi,  mais  mele  au  Systeme  des  mots  vides  preposes.  Cet  analytisme 
developpant  d'une  nature  particuliere  forme  un  Systeme  hybride  et  tres  re- 
marquable  qui  fait  face  ä  celui  de  l'allemand  moderne  lequel  mcle  le  meme 
Systeme  de  mots  vides  mais  le  mele  au  Systeme  concret  enveloppant. 

Nous  y  reviendrons  un  peu  plus  loin. 

L'analytisme  developpant  n'est  pas  toujours  parfait.  En  chinois,  par 
exemple,  il  est  loin  d'etre  tel.  II  y  existe  un  melange  d'analytisme  develop- 
pant et  de  concretisme  intellectuel  enveloppant  qui  vient  compliquer  la  nais- 
sance  du  Systeme  du  procede  d'expression  par  les  mots  vides. 

En  chinois  le  determinant  precede  le  determine,  ce  qui  rentre  dans  le 
Systeme  enveloppant,  mais  le  complement  suit  les  x'erbes.  ce  qui  est  de  l'ana- 
lytisme. 

L'analytisme  est  beaucoup  plus  complct  en  annamite.  Dans  cette  langue 
l'adjectif  suit  le  substantif  qu'il  qualifie ;  le  genitif  suit  le  mot  determine; 
l'accusatif  et  le  datif  suivent  le  verbe.  La  formule  analytique  et  dcveloppante 
est  donc  complete. 

Mais  aussitöt  ce  point  d'analytisme  atteint.  on  quitte  le  .systcme  psycho- 
logique  de  l'exprcssion  pour  entrer  dans  celui  morphologique  proprcment  dit. 
dans  le  Systeme  des  mots  vides.  Les  langues  monosj'Uabiques  dans  Icur 
etat  ancien  rendent  presque  toutes  les  relations  et  les  categories  grammati- 
cales  par  la  regle  de  position;  dans  leur  etat  plus  recent  cette  regle  ne 
leur  suffit  plus,  et  elles  tendent  a  une  expression  plus  realisee  par  le  langage 
meme,   c'est-ä-dire  par  des  mots  speciaux  a  ce  destines. 

Cest  ce  qui  rend  l'analytisme  psychologique  tres  difticile  a  obser\cr:  il 
n'existe  presque  jamais  pur. 

Ce  ne  sont  pas  les  langues  isolantes  seules  qui  presentent  le  Systeme  ana- 
lytique ,  mais  ce  sont  elles  qui  a  un  certain  moment  le  presentent  au  plus 
grand  degre  de  purete.  Les  langues  oceaniennes,  les  chamitiques  et  les  semi- 
tiques ne  le  fournissent  cjuc    melange  au  s\'stcnie  du   mot  \ide  ilcj.i  developiie. 


314 


R.  DE  i.A  Grasserie. 


Sans  doute,  autrefois  ce  dcrnicr  Systeme  n'y  etait  pas  encore  ne.  mais  on  ne 
retrouve  de  cet  etat  anterieur  que  de  simples  traces.  En  hebreu,  rien  ne 
distingue  l'accusatif  du  nominatif,  si  ce  n'est  la  position ;  en  arabe  il  s'en 
distingue  au  contraire  par  une  modification  phonique. 

Enfin  les  langues  deriv^es ,  par  exemple  les  neo-latines ,  arrivent  a  un 
Systeme  analytique  tres  complet,  mais  par  regression,  apres  avoir  passe  par  le 
Systeme  du  mot  vide,  lorsque  celui-ci  s'est  efiace  peu  a  peu  ou  a  change  de 
caractere,  mais  sans  intention  d' abandonner  celui-ci,  et  seulement  pour  le  cor- 
roborer.  Voici  comment.  En  frangais,  par  exemple,  en  ce  qui  concerne  les 
cas,  les  desinences  sont  effacees,  la  flexion  du  genitif,  entre  autres,  disparait; 
ce  cas  ne  s'exprime  plus  que  par  la  position:  Hotel-Dieu,  Villekoi  ;  de 
meme  l'accusatif  ne  se  distingue  du  nominatif,  lorsque  la  distinction:  li  rois, 
le  roi  disparait,  que  par  la  position.  Cette  regression  est  remarquable,  mais 
comme  tous  les  reculs ,  eile  n'est  pas  definitive ,  eile  n'est  pas  complete ;  eile 
repondait  bien  sans  doutc  au  besoin  d'abstraction  qui  augmente  ä  mesure  que 
Tevolution  s'avance.  mais  eile  contrariait  le  besoin  d'expression  plus  parfaite. 
plus  phonetique ,  besoin  que  levolution  augmente  aussi.  Ce  dernier  besoin 
non  satisfait  cherche  d'autres  moyens;  mais  il  lui  fallait  par  celui  qu'il 
trouverait  ne  pas  defaire  la  conquete  d'analytisme  que  la  distinction  de  la 
desinence  lui  avait  donnee,  et  qui  s'etait  realisee  par  l'ordre  developpant  de  la 
proposition ;  enfin  il  fallait  non  creer  des  mots  nouveaux,  ce  ä  quoi  les  langues 
sont  impuissantes ,  eile  ne  creent  rien.  elles  transforment  seulement ,  mais  en 
trouver  d'appropries  dont  on  put  detourner  le  sens  et  la  fonction.  C'est  alors 
que  la  preposition  qui  ne  marquait  auparavant  qu'un  rapport  materiel  et  locatif 
cumula  cette  fonction  avec  celle  de  marquer  un  rapport  intellectuel  et  logique. 
C'est  ce  procede  qui  a  fait  le  caractere  de  la  langue  frangaise  et  lui  a  procure 
de  marquer  ses  categories  grammaticales  ä  la  fois  par  l'ordre  des  mots  et  par 
Temploi  de  mots  vides.  Ce  n'est  pas  historiquement  sans  difficulte  que  ces 
deux  systemes  sont  venus  s'appuyer  Tun  ä  l'autre.  L'emploi  du  nouveau  mot 
vide  semble  avoir  d'abord  pour  resultat  de  rendre  libre  l'ordre  synthetique; 
de  lä  les  nombreuses  inversions  de  la  langue  ancienne;  mais  Tesprit  danalyse 
developpante  a  pris  le  dessus ,  et  c'est  ä  son  heureuse  alliance  avec  le  mot 
vide  que  nous  devons  la  clarte  de  la  langue  frangaise.  Cependant  celle-ci  a 
du  sacrifier  dans  ce  processus  une  qualite  essentielle,  celle  de  langue  ab- 
solument  formelle.  Tandis  que  le  latin  distinguait  avec  soin  les  relations 
purement  materielles  et  locatives,  des  relations  logiques,  en  exprimant  les  pre- 
mieres  par  des  prepositions  et  les  autres  par  des  desinences .  le  frangais  dut 
les  confondre  en  donnant  a  la  preposition  le  double  emploi ;  par  exemple  d  e 
a  un  sens  bien  different  dans  ces  expressions;  le  livre  de  Pierre,  je  viens 
d  e  Paris  :  tel  est  le  point  d'imperfection  grammaticale  de  la  langue  frangaise. 


SECTION    2:     LANGUES    A    EXPRESSION    SÜFFISANTE,    OU    LANGUES 
MORPHOLOGIQUES,    OU    "a    MOTS    VIDES. 

Les  langues  psychologiques  peuvent  tres  bien  rendre  toutes  les  pensees, 
mais  celles-ci  doivent  beaucoup  alors  ä  leurs  propres  forces,  et  peu  aux  mots 


DE   LA    CLASSIFICATION    DES    LANGUES. 


315 


en  eux-memes ;  ce  n'est  pas  dans  de  telles  langues  que  les  mots  eveillent  les 
idees.  A  mesure  que  le  mot  prend  plus  d'importance,  de  variete,  de  flexibilite 
et  de  mouvement,  ä  mesure  la  pensee  fait  moins  d'efifort,  s'appuie  sur  quel- 
que  chose  de  materiel,  et  le  moment  viendra  oü  cet  instrument,  le  mot,  ayant 
pris  une  grande  force,   pourra  reagir  sur  la  pensee,  et  ä  son  tour  linspirer. 

II  est  tres  curieux  d'observer  comment  le  Systeme  du  mot  vide  vient  a 
naitre  dans  le  Systeme  psychologique  analytique,  developpant  ou  enveloppant, 
mais  surtout  developpant;  nous  en  avons  dejä  montre  quelques  exemples.  La 
Position  seule  donnant  la  relation  entre  les  mots,  mais  naturellement  seulement 
la  relation  logique,  comment  exprime-t-on  par  exemple  la  relation  locative: 
dessus,  dessous,  dans  etc.?  Ces  mots  sont  abstraits  et  les  mots  abstraits 
n'existaient  pas  encore.  Mais  si  le  mot:  dans  n'existait  pas:  le  mot:  maison, 
interieur  existait;  quand  on  pensera:  dans  le  ciel,  ou  ciel  dans,  il 
suffira  de  dire:  interieur  ciel,  ou  ciel  interieur,  suivant  que  l'ordre  est 
developpant  ou  enveloppant ;  le  mot:  interieur,  maison  fonctionnera  tantot 
comme  mot  de  substance,  lorsqu'il  conservera  cette  signification ,  tantot 
comme  mot  de  relation,   quand  il  signifiera:   dans. 

Puis  un  tel  mot  perdra  sa  signification  de  substance  et  ne  gardera  que 
sa  signification  relative;  on  ne  le  traduira  plus  jamais  par:  d'interieur  ou 
maison,   ce  sera  un  mot  vide. 

Mais  ce  mot  vide  viendra  bientot  ä  se  subordonner  materiellement  au  mot 
plein  qu'il  relie  ä  un  verbe,  il  s y  agglutinera.  De  lä  1  etat  qu'on  appelle  Ictat 
agglutinant. 

Cette  Union  ne  semble  pas  encore  assez  etroite ;  il  faut  que  le  mot  de 
relation  ne  fasse  qu'un  avec  le  mot  de  substance  qu'il  relie ;  on  y  parviendra 
de  plusieurs  fagons:  i°  en  etablissant  une  soudure  au  point  de  contact  des 
deux  mots,  2°  en  operant  une  Fusion  entre  les  divers  mots  vides  qui  con- 
courent  a  determiner  un  mcme  mot  plein,  3°  en  faisant  agir  phonetiquement 
le  mot  vide  et  le  mot  plein  Tun  sur  Tautre,  ailleurs  qu"au  point  de  contact; 
c'est  ce  qui  se  realise  par  Tharmonie  vocalique,  quand  c'est  le  mot  plein 
qui  agit  sur  le  mot  vide;  par  Tumlaut  quand  c'est  le  mot  vide  qui  agit  sur 
le  mot  plein. 

C'est  ainsi  que  se  fait  la  transition  du  Systeme  psychologique  a  celui  des 
mots  vides. 

Les  langues  ä  mots  vides  sont:  1°  formelles  ou  non-formelles. 
2°  subjectives  ou  objectives,  3°  abstraites  ou  concretes.  4''  inva- 
riables ou  ä  variations  phonetiques.  Cette  division  correspond  a  celle 
que  nous  avons  trouvee  dans  les  langues  psychologiques. 

De  ces  classes,  celle  qui  domine  toutes  les  autres  est  celle  c^ui  distinguc 
les  langues  formelles  des  langues  non-formelles. 

Premiere  classe.  Langues  a  mots  vides,  formelles  ou  non- 
formelles. Nous  avons  vu  que  les  cas  ou  relations  se  diviscnt  en  relations 
concretes  puremcnt  locatives,  et  relations  abstraites  et  logitjues: 
quoique  dans  Tevolution  rexprcssi(Mi  des  uncs  dcrixc  sou\cnt  de  celle  des  autres, 
il  y  a  entre  eux  une  grande  distancc. 

He  bien,   il  y  a  des  langues  trcs  nonibrcuses  (\\\\  ne  distinguent  pas  Tun 


3i6 


R.    DE    I.A    (i RASSERIE. 


de  l'autre  ces  deux  ordres  de  rclations ,  ou  qui ,  cc  qui  revient  au  meme,  ne 
possedent  expressibles  par  des  mots  vides  quc  des  relations  locatives;  les 
autres  se  rendent  par  la  seule  position.  De  telles  langues  ne  sont  donc  pas 
formelles  sous  le  rapport  de  Texpression  par  le  Systeme  que  nous  etudions  en 
ce  moment;  alles  ne  possedent  qu'embryonnairement  et  partiellement  la  faculte 
d'cxprimer  les  relations  de  mot  a  proposition  par  des  mots  vides.  De  ce 
nombre  sont  les  langues  du  Caucase  du  Nord  et  les  langues  ouralo-altaiques, 
du  moins  dans  leur  etat  primitif. 

II  en  est  de  meme,  si  de  Texpression  des  relations  nous  passons  ä  celles 
des  determinations.  Certaines  langues  ont  des  expressions  par  mots  vides  pour 
les  temps  subjectifs,  mais  n  en  ont  pas  pour  les  objectifs,  ou  reciproquement, 
et  sont  alors  obligees  d'appliquer  Tcxpression  des  unes  ä  celle  des  autres.  II 
y  a  par  conscquent  une  certaine  confusion.  le  Systeme  n'est  pas  encore  deve- 
loppe  suffisamment,  il  est  encore  non-formel. 

Les  langues  ä  mots  vides  de  non- formelles  peuvent  arriver  ä  un  point 
ou  elles  sont  formelles  ä  demi,  point  interessant  et  qui  a  ete  peu  observe. 
Lorsque  l'expression  des  cas  abstraits  se  differencie  par  exemple  de  celle 
des  cas  concrets  et  locatifs,  chacun  de  ces  cas  abstraits  ne  se  differencie 
point  encore  de  l'autre  par  Temploi  d'un  mot  vide  distinct;  la  langue  n'est 
pas  encore  formelle  a  ce  point.  Un  seul  mot  vide  exprime  tous  les  cas 
logiques,  et  tous  ces  cas  logiques  eux-memes  se  confondent  en  un  seul,  en 
cas  genitif;  bien  plus,  le  cas  genitif.  cet  embryon  des  autres  cas  logiques, 
se  confond  lui-meme  avec  la  relation  de  l'adjectif  au  substantif,  et  avec  celle 
de  pronom  relatif  ou  substantif.  D'oü  une  relation  logique  unique  tra- 
duite  par  un  mot  vide  unique.  Cc  mot  vide  unique  a  ete  recherche  par 
nous  dans  une  etude  speciale  sur:  la  Categorie  des  Cas  ä  laquelle  nous 
renvoyons.  Nous  devons  dire  seulement  que  ce  point  intermediaire  entre  letat 
formel  et  l'etat  non-formel,  oü  les  cas  logiques  se  distinguent  des  cas  locatifs, 
mais  se  confondent  entre  eux  dans  un  seul  cas,  le  cas  genitif,  est  mis  en 
pleine  lumiere  dans  la  langue  algonquine  par  l'obviatif  et  le  surobviatif. 

Ce  Systeme  touche  au  non-formel  en  ce  qu'il  remplace  la  relation  de  mot 
ä  proposition  par  la  relation  plus  simple  et  rudimentaire  de  mot  ä  mot. 

Enfin  des  langues  a  mots  vides  absolument  formelles  sont  les  langues 
indo-germaniques;  elles  distinguent  par  Temploi  de  mots  vides  differents  les 
cas  locatifs  des  cas  logiques;  bien  plus,  elles  discernent  par  le  meme  moyen 
les  cas  logiques  les  uns  des  autres.  Mais  c'est  d'une  autre  maniere  surtout 
qu'elles  sont  formelles  au  plus  haut  point  et  qu'a  ce  titre  elles  prennent  un 
caractere  particulier.     Voici  comment. 

Si  nous  observons  une  langue  ouralienne  dans  son  etat  actuel.  le  hongrois, 
nous  verrons  qu"elle  distingue  i°  les  cas  locatifs  par  des  postpositions  nom- 
breuses,  2°  le  genitif  par  une  autre  postposition ,  3°  le  datif  aussi  par 
une  autre  postposition:  de  meme  l'ablatif.  Au  contraire.  en  obser\^ant  une 
langue  indo-germanique  non  derivee ,  le  sanscrit  ou  le  grec .  par  exemple, 
nous  trouvons  que  les  cas  locatifs  se  distinguent  essentiellement  des  cas  lo- 
giques par  leur  position,  le  cas  locatif  s" exprime  par  la  preposition  qui  se  place 
avant  le  substantif;  le  cas  logique,   au  contraire,   quel  qu  il  soit,  se  place  apres 


DE   LA   CLASSIFICATION   DES   LANGUES. 


le  substantif  et  s'exprime  par  la  postposition.  Cette  distinction  fondamentale 
fait  de  ces  langues  des  langues  formelles  par  excellence  parmi  celles  ä  mots 
vides. 

Mais  les  langues  indo-germaniques  derivees  viennent  detruire  cette  qua- 
lite  et  fönt  retour  ä  un  Systeme  moins  formel;  elles  reunissent  dabord  a  la 
meme  place,  avant  le  substantif,  le  cas  locatif  et  les  cas  logiques.  puis  elles  les 
expriment  par  les  memes  mots  vides ,  les  prepositions  fonctionnant  ä  la  fois 
aux  cas  locatifs  et  aux  cas  logiques. 

Deuxieme  classe.  Langues  ä  mots  vides  objectifs  et  langues 
ä  mots  vides  subjectifs.  Nous  avons  condamne  comme  insuffisamment 
comprehensive  la  distinction  adoptee  comme  generale  et  unique  des  langues 
en  langues  isolantes,  agglutinantes  et  flexionnelles :  nous  l'avons  condamnee 
aussi  sous  d'autres  rapports ,  comme  ne  presentant  pas  entre  ses  termes  une 
distance  egale,  et  comme  substituant  une  division  tripartite  ä  une  division 
bipartite  avec  subdivision  qui  eüt  ete  plus  logique.  et  comme  etant  impuis- 
sante  ä  definir,  sans  divergence  entre  les  grammairiens,  le  mot  meme  de 
flexion.  En  efifet,  on  entend  par  celle-ci  tantöt  la  soudure  au  point  de  con- 
tact,  tantot  la  fusion  entre  les  differents  mots  vides.  tantot  l'action  a  distance 
de  la  voyelle  du  mot  vide  sur  celle  du  mot  plein.   tantot  l'action  inverse. 

De  cette  definition  flottante  de  la  flexion  et  de  l'autre  cote  de  l'impor- 
tance  caracteristique  de  celle-ci  ressort  suivant  nous  que  la  flexion  elle-meme 
a  ete  mal  comprise.  Cest  cette  definition  essentielle  que  nous  voulons  etablir 
ici  et  qui  nous  guidera  ensuite  dans  notre  distinction  entre  les  langues  sub- 
jectives  et  les  langues  objectives. 

La  flexion  ne  difiere  pas  de  Tagglutination  en  ce  que  Tunion  est  plus 
etroite,  plus  intime,  entre  le  mot  plein  et  le  mot  vide,  ni  entre  les  difterents 
mots  vides ,  car  il  existe  des  flexions  avec  simple  soudure  sans  modification 
d'aucun  des  deux  ou  des  trois  mots ,  et  au  contraire  il  existe  des  agglutina- 
tions  oü  le  mot  plein  agit  puissamment  sur  le  mot  vide.  celles  des  langues  a 
harmonie  vocalique;  c'est  pour  Tavoir  mcconnu  qu'on  a  decrit,  comme  sil 
etait  superficiel.  un  caractere  tres  profond. 

Ce  qui  distingue  la  flexion  de  Tagglutination  cest  que  dans  l'aggluti- 
nation  le  mot  vide  qui  sert  ä  exprimer  la  relation  est  de  nature  objec- 
tive,  c'est  un  substantif  devenu  postposition,  substantif  lourd,  long  et  le 
plus  souvent  consonnantique  qui  pourra  bien  recevoir  Taction  phonique  du 
mot  plein  auquel  il  est  Joint,  mais  ne  pourra  pas  esperer  d'action  sur  lui.  Par 
exemple,  dans  les  langues  ouraliennes  les  prepositions  sont  d'anciens  substan- 
tifs,  des  mots  ontologiques  objectifs:  Vel,  avec.  a  d'abord  signific : 
compagnon,   pääl:   sur,   xient  de:   pää;  tcte. 

Nous  verrons  un  peu  plus  loin  que  les  caracteres  se  subordonnent,  que 
phonctiquement  par  leur  nature  Substantive,  objective,  ces  mots  ont  eu  assez 
ä  faire  de  se  vider  de  sens,  quelquefois  de  se  vider  de  son ,  qu'ils  n"ont  pu 
ni  se  fondre  entre  eux,  ni  se  faire  absorbcr  par  le  mot  plein.  ni  a  plus  forte 
raison  penetrer  en  lui  et  le  modifier. 

Dans  les  langues  indo-germaniques,  au  contraire,  le  mot  \ide  qui  cx- 
primc  la  relation  n'est  pas  d'origine  objective,   substanti\e.   mais  bien  dori- 


3i8 


K.    DE    LA    GkASSKKIE. 


gine  subjective,  pronominale.  Le  pronom,  nous  lavons  dcmontre.  est  la 
conccption  subjcctive  de  Tctre,  le  mot  ontologique  subjectif.  Toutes 
Ics  fois  que  les  relations  seront  exprimces  par  lui  ou  sur  lui  comme  mot  vide, 
ia  langue  ä  mot  vide  sera  a  expression  subjective.  Lorigine  des  flexions 
aryaques  est  bien  connue;  le  nominatif,  Taccusatif,  le  genitif,  meme  le  datif 
et  l'ablatif  )•  tienncnt  leurs  indices  de  pronoms  personnels  agglutines  au  mot 
plein ,  sinon  directcment,  comme  lavaient  affirme  Bopp  et  Schlkfcher,  au 
moins  indirectement ,  comme  ayant  avec  les  pronoms  et  les  suffixes  de  deri- 
vation  une  meme  origine  adverbiale. 

Les  langues  indo-germaniques  primitives  emploient  ainsi  les  mots  vides 
subjectifs  pour  exprimer  les  cas,  les  nombres,  les  genres,  toutes  les  relations 
et  les  detcrminations,  et  aussi  pour  former  les  mots,  elles  y  puisent,  en  efifet. 
leurs  elements  de  derivation  primaire  et  secondaire;  la  plupart  des  suffixes 
derivant  sont,  comme  les  flexions,  des  elements  pronominaux. 

Les  langues  indo-germaniques  sont  aussi  subjectives,  mais  d'une  autre 
maniere.  Nous  savons  que  chez  elles  les  desinences  disparaissent  et  sont  rem- 
placees  par  des  prepositions  remplissant  une  double  fonction.  La  preposition 
est  un  mot  d'origine  le  plus  souvent  Substantive,  il  semble  donc  que  lexpression 
pronominale,  subjective  ait  disparu.  II  n'en  est  rien  ccpendant.  Lexpression 
se  fait  par  une  preposition  qui  avait  pris  deja  en  latin  peu  ä  peu  un  sens  ab- 
strait,  logique.  et  ce  qui  est  plus  essentiel,  le  rapport  se  marque  sur  un 
pronom. 

En  effet.  larticle  nest  qu'un  pronom  de  la  3''  personne  qui  a  pris  pour 
fonction  de  determiner  le  substantif  predicativement ;  or  ce  n  est  plus  en  fran- 
§ais  le  substantif  qui  prend  la  marque  du  cas,  du  nombre ,  du  genre.  mais 
bien  larticle.  Dans  la  prononciation  le  genre  et  le  nombre  de  ces  mots:  la 
rose,  le  rosier,  etle  cas  de  ceux-ci :  au  rosier.  du  rosier.  des  rosiers, 
ne  se  marque  que  par  l'article,  c"est-ä-dire  par  le  pronom,  c"est-a-dire 
par  le  mot  ontologique  subjectif. 

C'est  ce  qui  fait  que  les  langues  indo-germaniques,  comme  flexionnelles, 
ont  une  position  tout  ä  fait  ä  part;  nous  examinerons  un  peu  plus  loin  les 
consequences  phoniques  de  la  flexion.  Parmi  ces  langues  les  primitives  sont 
subjectives  concretes;  les  derivees  sont  subjectives  abstraites, 
comme  nous  allons  Tetablir. 

Troisieme  classe.  Langues  ä  mots  vides,  concretes  ou  ab- 
straites. En  quoi  consistent,  dans  la  sphere  ou  nous  sommes,  le  concre- 
tisme  et  l'abstraction? 

Dans  le  Systeme  des  langues  psychologiques  le  concretisme  est 
materiel  ou  intellectuel  ou  les  deux  ä  la  fois,  il  est  materiel  quand  les 
mots  en  rapport  sont  unis  ensemble  en  un  seul  mot  plus  ou  moins  etroite- 
ment,  il  est  intellectuel  quand  ils  ne  sont  pas  reunis,  mais  sont  dans  un  ordre 
respectif  enveloppant,  de  sorte  qu'on  ne  puisse  avoir  lidee  dun  objet  que 
quand  la  phrase  ou  le  membre  de  phrase  qui  la  contient  est  termine ;  il  est 
ä  la  fois  materiel  et  intellectuel  quand  les  mots  sont  reunis  et  le  sont  dans 
un  ordre  enveloppant. 

II  en  est  de  meme  ici,  seulement  il  faut  remplacer  les  deux  mots  pleins, 


DE   LA    CLA  SSIFICATIOX    DES    LANGUES. 


319 


parunmot  plein  et  un  mot  vide.  Ainsi  il  y  a  concretisme  materiel 
quand  le  mot  plein  et  le  mot  vide  sont  agglutines,  peu  importe  dans  quel 
ordre,  concretisme  intellectuel  quand  ils  sont  separes  mais  ranges  le 
mot  vide  apres  le  mot  plein,  concretisme  a  la  fois  materiel  et  intel- 
lectuel quand  les  deux  mots  sont  agglutines  et  que  dans  le  conglomerat  le 
mot  plein  precede  le  mot  vide. 

Par  contre.  il  y  a  abstraction  materielle  quand  Tagglutination  manque, 
a  condition  toutefois  que  le  mot  vide  se  soit  dejä  vide  de  sens,  abstraction 
intellectuelle  quand  les  deux  mot  etant  agglutines  le  mot  vide  precede 
le  mot  plein,  enfin  abstraction  ä  la  fois  materielle  et  intellectuelle 
quand  le  mot  vide  detache  precede  le  mot  plein. 

Appliquons  ce  principe  de  Classification  ä  quelques  langues. 

Les  langues  dites  agglutinantes .  comme  les  langues  ouralo-altaiques  et 
les  dravidiennes.  sont  des  langues  ä  mots  vides  concretes  materiellement 
et  intellectuellement.  car  1' ordre  y  est  enveloppant.  le  mot  vide  etant  apres 
le  mot  plein,  et  il  y  a  compression  des  deux  mots  en  un  seul,  il  y  a  Syn- 
these. Quant  ä  cette  synthese,  eile  peut  etre  plus  ou  moins  energique.  cest 
ce  que  nous  reverrons  tout  ä  l'heure. 

Les  langues  monosyllabiques  oü  le  mot  vide  commence  ä  poindre  et  est 
generalement  une  preposition  non-agglutinee,  comme  le  chinois,  appartiennent 
au  groupe  concret  intellectuellement,   mais  non  materiellement. 

Les  langues  oü  le  mot  vide  se  prefixe  au  mot  plein,  par  exemple  Ihebreu 
oü  il  en  est  ainsi  au  moins  pour  les  cas  logiques.  et  les  langues  chamitiques, 
sont  concretes  materiellement,  mais  non  intellectuellement.  car  la  Syn- 
these y  est  developpante. 

Celles  oü  le  mot  vide  est  detache  du  mot  plein  substantif  et  precede 
celui-ci  sont  abstraites  materiellement  et  intellectuellement  ä  la  fois. 
De  ce  nombre  sont  dun  cöte  les  langues  oceaniennes,  dautre  cöte  les 
langues  neo-latines.  EUes  different  cependant  les  unes  des  autres  profonde- 
ment  ä  un  autre  point  de  vue,  en  ce  que  les  premieres  sont  objectives, 
faisant  tomber  la  relation  sur  un  mot  objectif :  le  substantif.  et  les  autres,  au 
contraire,  subjectives,  faisant  tomber  la  relation  sur  un  mot  subjectif, 
l'article  derive  du  pronom. 

Sont  abstraites  seulement  materiellement  Celles  que  nous  venons  de 
decrire  comme  concretes  seulement  intellectuellement. 

Sont  abstraites  seulement  intellectuellement  Celles  que  nous  venons 
de  decrire  comme  concretes  seulement  materiellement. 

Le  summun  de  l'abstraction  est  donc  l'abstraction  a  la  fois  mate- 
rielle par  Synthese  et  intellectuelle  par  ordre  developpant.  Si  cette 
abstraction  complete  se  coniplique  dun  caractere  subjectif  lidealisation 
atteint  tout  a  fait  le  point  culminant. 

Cest  ce  qui  a  Heu  en  fran^ais.  par  exemple.  et  il  ne  manque  ii  cette 
langue  pour  atteindre  la  perfection  sous  ce  rapport  que  d'avoir  evite  de  devenir 
non-formelle.  defaut  dans  lequel  eile  est  tombee  en  confondant  les  relations 
locatives  et  les  relations  logiques  dans  leur  expression  par  un  seul  et 
meme  mot. 


■2  20  ^-  ^^  ^'^  Grasserie. 

La  langue  frangaise  a  atteint  cette  expression  trcs  abstraite,  differemment 
dans  les  cas  du  substantif  et  dans  les  temps  du  verbe,  dans  les  premiers  par 
remploi  de  l'article  qui  procura  Texpression  pcriphrastique  des  cas, 
dans  le  second  par  les  verbes  auxiliaires  abstraits :  C-tre  et  avoir  qui 
procurent  Texpression  pcriphrastique  des  temps. 

Cest  que  dans  Temploi  de  ces  moyens  la  langue  frangaise ,  et  du  reste 
les  autres  langues  nco-latines,  ont  double  les  mots  vides,  et  comme  chaquc  mot 
vide  signifie  unc  relation  ab.straite,  le  modifier  ä  son  tour  et  le  dcterminer  par 
un  autre  mot  vide,  c'est  multiplicr  Tabstrait  par  l'abstrait.  Les  articles 
fran^ais  composes,  du,  au,  des,  aux  reunissent  en  eftet  des  mots  vides, 
avant  de  s'appliquer  au  nom  ;  dans:  j'aur-ai  eu,  il  y  a  en  realite  trois 
mots  vides. 

Cest  ainsi  que  s'exalte  Tabstraction  analytique.  Le  concretisme 
synthetique  emploie,  de  son  cote,  d'autres  moyens  pour  se  renforcer.  Nous 
allons  examiner  ces  moyens  dans  la  classe  suivante. 

Quatrieme  classe.  Langues  a  mots  vides  phonetiquement  in- 
variables  en    agissant    les   uns   sur    les    autres  et  sur  le  mot  plein. 

Ici  il  faut  distinguer  entre  les  mots  vides  subjectifs  et  les  mots  vides 
objectifs,   car  leurs  modes  de  proccder  sont  tout  autres. 

a)  dans  les  mots  vides  objectifs.  Ces  mots  pcuvent  ou  suivre  ou 
preceder  le  mot  plein.  Cest  dans  ce  dernier  cas  surtout  qu'ils  sont  inter- 
essants  a  etudier. 

1°  mots  precedant  le  mot  plein.  Le  mot  vide  objectif  precedant  le 
mot  plein  peut  en  rester  entierement  separe,  comme  dans  les  langues  chamitiques. 
Dans  les  langues  semitiques  il  entre  dans  une  union  plus  etroite  avec  le  mot 
plein,  afifecte  celui-ci  par  la  modification  de  la  premiere  consonne  et  s'y  soude 
ainsi  energiquement.  Lui-meme  dans  cette  union  perd  söuvent  sa  voyelle 
finale. 

Mais  d'autres  langues  operent  un  rapprochement  qui  va  jusqu'a  Tinterca- 
lation  du  prefixe  dans  l'interieur  du  mot  plein;  c'est  ainsi  que  dans  les  langues 
malaises  et  tagales  souvent  le  verbe  ou  le  substantif  entr'ouvrent  leurs  syllabes 
et  laissent  penetrer  le  prefixe  qui  devient  ainsi  un  infixe.  Cet  infixe  se 
modifie  lui-meme,  mais  n'a  pas  la  force  de  modifier  le  mot  plein  auquel  il 
est  infixe. 

2°  mots  vides  suivant  le  mot  plein.  Le  mot  vide  alors  peut  rester 
invariable  et  separe  du  mot  plein,  c'est  le  cas  de  la  preposition;  dans  ce  cas  il 
n'exerce  ni  ne  subit  aucune  influence,  ou  bien  il  s'y  agglutine  avec  d'autres 
mots  vides,   et  alors  conserve  encore  souvent  son  invariabilit6. 

Mais  souvent  aussi,  sans  action  toujours  ni  sur  le  mot  plein  ,  ni  sur  les 
autres  mots  vides,  il  subit  l'influence  du  mot  plein,  apres  s'etre  vide  de  sens 
se  vide  de  son  et  regoit  au  Heu  de  sa  propre  voyelle  la  voyelle  du  mot  plein 
ou  tout  au  moins  accommode  la  sienne  ä  celle-ci.  Cest  le  cas  bien  connu 
de  l'harmonie  vocalique;   nous  n'avons  pas  ä  la  decrire  ici. 

b)  dans  les  mots  vides*  subjectifs.  Ici  encore  le  mot  vide  peut  pre- 
ceder ou  suivre  le  mot  plein. 

1°  mots  vides  precedant  le  mot  plein.  Ces  mots  vides  ne  s'agglutinent 


DE   LA   CLASSIFICATION   DES   LANGUES.  ^2  1 

pas  au  mot  plein.  et  par  consequent  aucune  modification  phonique  ne  se  pro- 
duit,  mais  ils  s'agglutinent  souvent  entre  eux,  et  alors  une  fusion  souvent 
s'opere  dont  nous  avons  cite  ces  exemples:  du  pour  de  le.  des  pour  de 
les,   au  pour  a  le.   aux  pour  ä  les. 

2°  mots  vides  suivant  le  mot  plein.  Ces  mots  vides  consistant  en 
pronoms  peuvent  rester  separes  du  mot  plein.  mais  cela  arrive  rarement:  car 
etant  tres  courts,  souvent  composes  d'une  seule  voyelle .  ils  s'agglutinent  tres 
facilement. 

Une  fois  agglutines.  ils  entrent  vite  en  combinaison  entre  eux.  et  exer- 
cent  sur  le  mot  plein  lui-meme  une  grande  influence  phonetique  qui  sert  ä 
s'en  rapprocher  d'avantage  et  a  rendre  la  synthese  plus  en  plus  energique. 

D'abord  il  s'opere  une  soudure  entre  le  mot  plein  et  le  mot  vide:  la 
voyelle  tbematique  finale  du  premier  se  contracte  avec  celle  initiale  ou  unique 
du  second.  Mais  l'action  devient  bientöt  beaucoup  plus  active  du  mot  vide 
sur  le  mot  plein. 

Le  mot  vide  tend  ä  faire  entrer  sa  voyelle  dans  l'interieur  du  mot  plein. 
soit  en  enchässant  la  voyelle  de  celui-ci,  soit  en  s"y  juxtaposant,  soit  en  se 
Tassimilant  ou  se  Taccommodant.  De  lä  une  serie  de  phenomenes  connus  sous 
les  noms  d'epenthese,  d'infection  vocalique  et  surtout  d'umlaut,  ou 
periphonie,  qui  forment  les  degres  de  penetration  du  mot  vide  dans  le 
mot  plein. 

Cest  ä  cette  penetration  que  des  linguistes  out  applique  bien  impropre- 
ment  le  mot  de  flexi on. 

Tels  sont  les  diverses  classifications  des  langues  a  expression  morpho- 
logique.  Chacune  de  ces  classifications  prises  ä  part  ne  peut  naturellement 
etre  qu'artificielle. 

II  nous  reste  ä  examiner  i°  si  en  decouvrant  que  ces  classifications  sont 
subordonnees  les  unes  aux  autres,  nous  narriverons  pas  a  une  Classification 
plus  generale  quant  au  point  de  vue.  et  par  consequent  plus  naturelle.  2°  com- 
ment  on  est  j^asse  sine-saltu  du  sy.steme  morphologique  au  Systeme  ci- 
apres,   ä  celui  d'expression  purement  phonetique. 

1  °  Les  classifications  ci-dessus  se  dominent  l'une  Tautre.  et  si  nous  n" avons 
pas  voulu  tout  de  suite  expliquer  cette  Subordination,  c  est  parce  que  nous  ne 
voulions  pas  compliquer  Texpose  par  des  subdivisions  trop  nombreuses. 

La  Classification  la  plus  comprehensive  est  celle  en  langues  non- formelles 
et  en  langues-formelles,  les  divisions  autres  que  la  suivante  ne  sont  guere 
que  des  subdivisions  des  langues  formelles. 

La  division  en  langues  subjectives  et  en  langues  objectives  cadre 
presque  avec  la  precedente.  Les  langues  subjectives  sont  presque  toutes  for- 
melles; les  objectives,  presque  toutes  non -formelles:  cependant  nous  avons 
Signale  une  exception  pour  les  langues  nco-latines. 

La  division  en  concretes  et  abstraitcs  au.x  diffcrents  degres  croise,  au  con- 
traire,  celle  en  subjectives  et  objectives,  mais  lui  est  subordonnee  de  teile 
Sorte  qu'il  y  a  des  langues  ;i  mots  vides  subjcctives-concretes  Celles 
ä  flexions)  et  subjectives -abstraitcs  (cellcs  a  articles)  et  objectives -concretes 
(agglutinantes)   et  objectives-abstraites  (a  prepositions), 

TeCHMER,    ZTSCIIK.    V.  21 


322 


R.    DE    I.A    GrASSKRIE. 


Enfin  la  division  cn  langues  ä  mots  vieles  variables  et  langues  a  mots 
vides  invariables  cadre  en  grandc  partie  avec  la  precedente. 

Le  frangais  est  une  langue  ä  mots  vides  demi -formelle  subjective 
abstraite,  sans  influenae  phonetique  du  mot  vide  sur  le  mot  plein. 

2"  La  transition  s'est  faitc  du  Systeme  morphologique  au  Systeme  dcx- 
pression  phoneti([uc  ainsi  qu'il  suit. 

En  allemand  moderne  le  pluriel  du  mot:  mann,  se  marque  par  la  de- 
sinence,  par  le  debris  de  mot  vide:  er;  d'oü  "^mann-er;  mais  la  desinence 
agit  phonetiquement  sur  le  mot  plein  pour  s'assimiler  sa  voyelle,  d'oü 
männ-er;  le  Systeme  est  ici  morphologique,  avec  la  synthcse  energique  operee 
par  l'influence  du  mot  vide  sur  le  mot  plein  au  moyen  de  Tu  miaut. 

En  anglais  la  desinence:  er  s'est  perdue,  il  ne  reste  plus  que  la  racine 
modifiee  par  le  mot  vide  quand  il  existait,  et  qui  est  restee  teile  quand  le 
mot  vide  a  disparu.  Cest  ainsi  que  le  pluriel  de  man  est  men,  Ce  pluriel 
ne  differe  plus  du  singulier  que  par  la  voyelle  radicale. 

Ce  pluriel  n'appartient  plus  au  Systeme  morphologique  oü  la  determina- 
tion  et  la  relation  sexpriment  par  des  mots  vides.  mais  au  Systeme  suivant, 
au  Systeme  d'expression  phonetique  dans  lequel  elles  s'expriment  directement 
par  une  modification  phonique  de  la  racine. 

Mais  beaucoup  de  langues,  restant  dans  l'etat  de  transition  dun  .Systeme 
ä  l'autre,  dans  certains  mots  retiennent  le  mot  vdde  qui  a  donne  naissance  ä  la 
modification  phonique,  dans  d'autres  Teliminent.  Ce.st  ainsi  que  1" allemand 
ä  cote  de  mann  er  oppose  ä  mann  (systeme  morphologique  avec  tendance 
au  phonetisme)  presente  väter  oppose  ä  vater,  Systeme  franchement  d'ex- 
pression  phonetique. 


SECTION    3:    LANGUES     A   EXPRESSION    PARFAITE    ET    PROP,ORTIO  NNELLE,    OU 
LANGUES     A    EXPRESSION     PUREMENT    PHONETIQUE. 

Dans  le  premier  Systeme,  le  psy chologique.  nous  avons  vu  quelle  in- 
feriorite  quant  ä  Texpression  avait  la  relation ,  la  determination ,  vis-a-vis  de 
l'idee  principale.  Tandis  que  celle-ci  possedait  son  mot,  la  relation,  la  deter- 
mination n'avaient  pas  le  leur;  il  leur  fallait  s'exprimer  comme  elles  le  pou- 
vaient  par  le  meme  mot  que  l'idee  principale ,  et  quand  celle-ci  ne  le  per- 
mettait  pas,  par  Vordre  seul  des  mots  appartenant  ä  cette  derniere. 

Dans  le  second  Systeme,  le  morphologique,  l'idee  de  relation,  de  determi- 
nation, obtient  un  mot  ä  son  service,  il  est  vrai  que  ce  mot  eile  l'emprunte 
aux  idees  principales,  mais  eile  ne  le  leur  rend  pas,  eile  le  detourne  defini- 
tivement,  le  fagonne  ä  son  usage,  l'evide  tellement  qu'il  perd  souv'ent  son 
sens  primitif;  bien  plus,  apres  l'avoir  tenu  sous  la  Subordination  d'un  mot 
plein,  eile  Ten  detache,  le  met  en  tete  de  la  proposition,  en  vedette.  en  fait 
le  conducteur  de  la  phrase  et  arrive  ainsi  a  faire  passer  le  mot  de  rela- 
tion avant  le  mot  de  substance  lui-meme.  Le  mot  grammatical.  le  mot  formel, 
a  acquis  ainsi  une  force  egale  au  mot  du  lexique ,  au  mot  ontologique  ou 
verbal,  d'oü  une  grande  abstraction. 

Mais  cette  abstraction,  si  eile  est  exageree,  contient  par  cela  meme  une 


DE   LA   CLASSIFICATION   DES   LANGUES. 


imperfection:  il  ne  faut  pas  que  l'idee  de  relation  soit  egale  ä  l'idee  de 
substance;  la  perfection  linguistique  consiste  ä  lui  donner  pour  ainsi  dire 
representation  proportioneile  dans  le  discours.  Plus  exactement.  la 
relation  n'etant  pas  distincte  des  objets  en  relation  ne  devrait  pas  s'exprimer 
par  un  mot  autre  que  le  mot  de  ceux-ci,  mais  devrait  modifier  ce  mot.  comme 
eile  en  modifie,   en  determine  lidee. 

Cest  cette  expression  proportionelle  de  Tidee  de  relation  que  realise  com- 
pletement  le  Systeme  que  nous   allons  decrire. 

II  consiste  ä  modifier  phonetiquement  un  phoneme  du  mot  exprimant  la 
substance,  une  consonne,  le  plus  souvent  une  voyelle.  pour  exprimer  une  de- 
termination  de  nombre,  de  genre.  de  temps,  de  mode,  ou  une  relation  quel- 
conque  de  ce  mot  ä  un  autre  mot  ou  ä  une  proposition. 

II  consiste  aussi  ä  accorder  la  voyelle  ou  un  phoneme  d'un  mot  en  rela- 
tion avec  un  phoneme  correspondant  du  mot  en  relation. 

II  consiste  enfin  ä  repeter  une  lettre  ou  une  syllabe  du  mot  en  relation 
dominant  sur  le  mot  en  relation  domine. 

De  ces  trois  moyens  le  premier  s'applique  surtout  a  la  lexiologie,  le 
second  surtout  directement  ä  la  relation,  le  troisieme  directement  ä  la  deter- 
mination  et  indirectement  ä  la  relation  aussi. 

Ces  trois  procedes  se  resolvent  en  un  seul  qui  les  comprend  tous  et  qui 
consiste  ä  exprimer  les  idees  derivees,  ou  Celles  determinantes.  ou  Celles  de 
relation  par  un  element  phonique  introduit  dans  le  mot  sur  lequel  il  s'agit 
dexprimer  ces  idees. 

Cette  expression  peut  etre  plus  ou  moins  formelle  suivant  quelle 
s'applique  ä  toutes  les  modifications  d'idees  ou  seulement  ä  quelques -unes 
d'entre  elles:  cest  ainsi  que  souvent  on  ne  forme  de  la  sorte  que  le  genitif 
qui  tient  lieu  ensuite  de  tous  les  autres  cas. 

Elle  peut  etre  subjecti  ve  ou  objective  suivant  qu'elle  s'applique  au  mot 
subjectif  seul,   au  pronom,   ou  par  lui  seul,   ou  aussi  au  substantif. 

Elle  est  concrete  ou  abstraite.  c'est-ä-dire  intellectuelle  plus  ou 
moins  synthetique,  suivant  que  l'element  phonetique  modificateur  est  inscrc 
au  commencement,   ä  la  fin  ou  au  milieu  du  mot  plein. 

Nous  ne  ferons  pas  ressortir  ici  en  premiere  ligne  ces  divisions  en :  ob- 
jectif  et  subjectif,  en  formel  et  non-formel  qui  ont  moins  d'importance 
au  point  oü  nous  sommes  arrive;  nous  ne  ferons  que  les  mcntionncr  au  für 
et  ä  mesure  que  leur  application  se  presentera.  Notre  division  principale 
sera  celle  des  procedes  ci-dessus  enonces. 


§     I  :     PKOCEDE    DK    LA    MODIFICATIÜX    PIX    PHONKMK    RADICAL    DU    MOT    PLEIN    ET    SOX 
APPLICATION    PRINCIPALE    X.    LA    LEXIOLOGIE. 

Cest  ce  procede  qui  fait  la  grande  origina.lite  des  langucs  semitiques,  et 
qui  les  rend  rcfractaires  a  toute  Classification  actuellcment  reconnue.  soit  celle 
en  langucs  agglutinantes,  isolantcs  ou  floxionnelles,  soit  celle  en  langues  poly- 
synthetiques  et  analytiques :   il  s'agit  ici  d'un  Systeme  absolument  ditterent. 

21* 


324 


K.  VK  i.A  Grasserie. 


Mais  ce  procede  ne  leur  appartient  point  cxclusivcmcnt  et  il  prend  aussi 
naissance,  quoique  tardivement,  parmi  les  langues  indo-germaniques. 

Enfin  lorsqu'il  se  contonne  dans  un  seul  mot .  le  pronom ,  ce  procede 
devient  presque  general. 

II  faut  distinguer  dans  les  langues  qui  exprimcnt  leurs  categories  gramma- 
ticales  par  mutation  radicale  phonique,  Celles  qui  le  fönt  sur  les  pronoms,  ou 
langues  subjectives,  et  Celles  qui  le  fönt  sur  les  substantifs,  ou  langues 
objectives.  II  faudrait  distinguer  aussi  parmi  ces  dernieres,  Celles  qui  modi- 
fient  leur  phoneme  radical  sous  l'influence  primitive  dune  voyelle  du  mot 
vide  deja  annexe.  et  celles  qui  ne  le  modifient  dabord  quc  sous  l'influence 
de  l'accent,  lequel  accent  est  ne  de  la  necessite  de  souder  la  syllabe  du  mot 
vide  a  cclle  du  mot  plein  en  donnent  la  preeminence  ä  ce  dernier,  mais  cette 
distinction  utile  dans  l'etude  du  procede  morphologique  Test  beaucoup  moins 
dans  Celle  du  procede  phonetique  oü  les  facteurs  de  l'evolution  ont  deja 
disparu. 

CLASSE   I  :    LANGUES   A    MUTATION    PHONIQUE   SUBJECTIVE. 

Ces  langues  sont  tres  nombreuses  et  tres  anciennes.  II  faut  remonter  a 
l'epoque  oü  toutes  les  relations  et  meme  la  distinction  des  parties  du  discours 
se  marquent  par  le  pronom  seul.  Si  ce  pronom  a  une  forme  unique  comment 
distinguera-t-on  le  substantif  du  verbe?  On  peut,  il  est  vrai,  le  faire,  tantot 
en  prefixant,  tantot  en  suffixant  le  pronom;  mais  ce  moyen  ne  fut  guere 
adopte.  On  varia  la  voyelle  radicale  du  pronom  personnel  suivant  qu'il 
s'attacha  possessivement  au  mot  considere  comme  substantif,  ou  predicative- 
ment  au  meme  mot  considere  comme  verbe.  On  ne  s'arreta  meme  pas  lä, 
le  pronom  prit  une  troisieme  Variation  vocalique,  lorsqu'il  fut  employe  comme 
complement.  II  ne  s'agissait  plus  de  distinguer  alors  les  differentes  parties  du 
discours,  mais  de  les  relier  par  le  seul  mot  susceptible  de  porter  les  relations, 
par  le  pronom. 

Ce  Systeme  etait  l'imitation  d'un  Systeme  precedent  d'une  autre  nature, 
que  nous  avons  decrit,  qui  regna  aussi  dans  les  pronoms.  et  qui  consistait  ä 
changer  la  racine  meme  du  pronom  suivant  les  relations  diverses  marquees  sur 
lui.  On  peut  citer  le  nahwatl  qui  donne  au  pronom  personnel  quatre  formes: 
1*^'^*'  personne:  ne,  ni,  no,  nech,  au  pluriel:  te.  ti ,  to,  tech;  2^  per- 
sonne: te,  ti,  mo,  mitz,  pluriel,  amehuau,  au,  amo,  amech.  Ce  sont 
les  formes  absolue,  predicative,  possessive  et  objective. 

Le  chiquitos,  le  sahaptin,  le  tchinuk.  la  plupart  des  langues  americaines 
et  beaucoup  dautres  n'en  possedent  que  trois  ou  deux. 

Le  latin,  le  fran^ais  lui-meme,  possedent  cette  declinaison  toute  particu- 
liere,  le  latin  dit  tu  et  te,  ego  et  me;  le  frangais,  tu  et  toi,  je  et  moi; 
Tallemand  ich  et  mich,  du  et  dich  en  employant  un  Systeme  qui  parait 
singulier  au  milieu  du  procede  general  usite  dans  ces  langues  de  declinaison 
par  mots  vides  ou  d'absence  de  declinaison. 

II  y  aurait  sur  cette  declinaison  speciale  survivant  dans  le  pronom  per- 
sonnel de  curieuses  observations  ä  faire. 


DE    LA    CLASSIFICATION   DES   LANGUES. 


J^D 


Remarquons  seulement  quelle  est  subjective  puisq'elle  ne  se  marque  que 
sur  le  pronom.  Cest  ce  mot  qui  le  premier  est  entre  dans  Tevolution  gram- 
maticale  et  cest  aussi  celui  qui  a  consen^e  et  nous  permet  encore  dapercevoir 
l'etat  primitif. 

CLASSE    2  :    LAXGUES    Ä    MUTATION    PHONIQUE    OEJECTIVE. 

Ici  les  categories  grammaticales  se  marquent  sur  les  substantifs,  mots 
objectifs. 

Le  Systeme  s'emploie  principalement  dans  certains  groupes  de  langues  pour 
la  lexiologie.  dans  certains  autres  pour  la  determination ;  son  emploi  pour 
la  relation  est  beaucoup  plus  rare. 

D'autre  cote.  nous  avons  dejä  montre  que  le  Systeme  d'expression  phone- 
tique  a  sa  racine  dans  le  Systeme  du  mot  vide,  que  cest  Tinfluence  de  celui-ci 
disparu  ensuite  qui  y  a  donne  naissance;  er,  ce  mot  vide  disparu  pouvait  ou 
preceder  ou  suivre  le  mot. 

Dans  d' autres  langues,  l'influence  dun  mot  vide  preexistant  ne  se  ren- 
contre  pas,  ou  ne  peut  etre  bien  demontree.  ou  n"a  existe  que  pour  quelques 
mots,  et  l'analogie  la  etendue  ensuite  aux  autres  pres  desquels  il  ne  setait 
jamais  place  de  mots  vides. 

Enfin  dans  d'autres  cas,  le  mot  vide  n'a  pas  agi  par  son  influence  phone- 
tique  pour  ouvrir  le  Systeme  d'expression  par  le  phoneme,  mais  il  a  ete  la  cause 
d'une  production  de  Taccent  dans  le  mot  radical  et  cette  production  d'accent 
y  a  cause  une  apophonie. 

Quelquefois,  la  racine  seule  par  sa  propre  force  et  sans  raison  exterieure 
dcterminante  s'est  transformee  phonetiquement  par  une  force  de  developpe- 
ment  interne. 

Pour  ne  pas  multiplier  les  subdivisions  et  ne  pas  demembrer  l'ensemble 
des  structures  naturelles,  nous  divisons  cette  classe  en  trois  genres  dont  cha- 
cun  reunit  plusieurs  de  ces  caracteres. 

Premier  genre.  Systeme  des  langues  indo-germaniques.  Deux 
phenomenes  phonetiques  s"}-  produisent  ayant  pour  but  ou  pour  rcsultat  d" ex- 
primer  quelques-unes  des  categories  grammaticales ,  celles  de  determination, 
quelquefois  Celles  de  dcrivation,  peu  ou  point  Celles  de  relation,  ce  sont  Tum- 
laut  et  r  ab  laut,   autrement  dit  la  periphonie  et  fapophonie. 

a)  lumlaut,  ou  periphonie.  L'umlaut  qui  opere  un  peu  differemment 
sous  les  noms  dcpenthcse  et  d'infection  vocalique  est  le  proccdc  le 
plus  visible  de  ce  genre;  c'est  lui  qui  a  abouti  en  anglais  ä  distinguer  le 
pluriel  du   singulier  par  Ic  changement  interne  de  a   en   e  dans  man,  men. 

II  provient  evidemment  de  Taction  de  la  voyclle  de  la  dcsinence  sur  la 
voyelle  de  la  racine:  cet  efifet  persistant  quand  la  dcsinence  disparait  ensuite. 
l'expression  purement  phonctique  du  pluriel  se  trouve  crece. 

Tant  que  la  desinence  na  pas  disparu  le  Systeme  n'est  point  phonctique. 
il  reste  morphologiq  ue  avec  cette  soudure,  cet  embiMtement  special  resul- 
tant  de  laction  de  \"0)'ellc  sur  vo}'elle,  mais  la  desinence  disparue.  le  jiroccde 
purement  phonctique  est  incontestable.     Les  Anglais.  en  disant;  man  et  men 


326 


R.  DE  LA  Grasserif.. 


ont  la  Sensation  que  la  transformation  de  la  en  e  est  lindice  du  pluriel;  ils 
ne  peuvent  pas  et  ne  doivent  pas  en  parlant  faire  de  l'etymologie;  il  y  a 
donc  bien  un  nouveau  Systeme  cree. 

Cet  umlaut  ne  distingue  pas  seulenient  le  pluriel  du  singulier,  mais  aussi 
le  genitif  du  nominatif  dans  Tirlandais.  II  s'etend  quelquefois  aux  verbes  pour 
difierencier  une  i)ersonne  de  lautre,  mais  generalement  il  se  cantonne  dans 
les  noms. 

Tres  souvent  il  est  un  instrument  de  lexiologie  il  fonctionne  comme  tel 
en  allemand,  oü  la  derivation  secondaire  ou  primaire  entraine  un  umlaut 
dans  la  racine,   de  meme  qu'en  sanscrit  eile  y  entraine  un  ab  laut. 

b)  l'ablaut,  ou  apophonie.  Ce  phenomene  linguistique  domine  dans 
certaines  langues  la  derivation,  et  la  grammaire  du  verbe.  Elle  vicnt  comme 
nous  l'avons  dit  de  Tadjonction  du  mot  vide,  non  de  sa  voyelle,  mais  de  son 
influenae  syllabique,  en  ce  que  son  adjonction  eveille  laccent,  et  que  celui-ci 
a  son  tour  renforce  la  voyelle  radicale. 

Tant  que  le  mot  vide  suffixe  est  attache  au  mot  plein,  on  peut  dire  que 
le  procede  reste  morphologique ;  en  effet  le  temps  est  alors  marque  par  le  mot 
vide  lequel  se  soude  seulement  plus  energiquement  au  mot  plein  par  1" effet  de 
Taccent  et  de  l'ablaut;  mais  souvent  le  mot  vide,  apres  avoir  produit  cet 
effet,  s'use,  se  detache,  et  alors  la  modification  vocalique  radicale  marque  seule 
les  temps. 

Cest  ainsi  que  dans  le  sanscrit  bodh-a-ti,  il  s'apergoit,  se  tire  de  la 
racine  bud  =  bwdh,  au  moyen  du  suffixe  du  duratif  a,  lequel  eveille  dans 
budh  un  accent  lequel  renforce  budh  en  le  gunant  en  bawd  =  b6dh;  le 
suffixe  vide  persistant,  le  procede  est  encore  morphologique,  mais  quand  I'Ang- 
lais  dit:  I  sing,  I  sang,  il  voit  l'expression  du  present  et  du  parfait  dans  les 
voyelles  radicales  i  et  a. 

L'ablaut  a  forme  non  seulement  la  determination  du  temps  dans  les 
verbes,  mais  une  grande  partie  de  la  lexiologie  de  derivation. 

Ici  nous  ne  cherchons  pas  ä  expliquer  la  nature  intime  de  lablaut:  apo- 
phonie ou  guna  et  vriddhi ,  ou  suivant  les  neo-grammairiens  etats  normal  et 
flechi ;  cette  explication  nous  entrainerait  trop  loin  et  serait  d'ailleurs  hors 
de  notre  sujet.  Quel  que  soit  le  parti  qu'on  prenne  dans  cette  quereile .  il 
faut  reconnaitre  ä  Tapophonie  pour  cause  et  pour  effet  un  renforcement. 

Soit  qu'il  s'agisse  de  la  modification  radicale  nee  de  i"  umlaut,  soit  de 
Celle  nee  de  Tablaut,  cest  toujours  linfluence  dun  suffixe,  non  d\m  pre- 
fixe  qui  fut  la  cause  generatrice. 

D'un  autre  cote,  c'est  dans  la  categorie  de  determination  qu'elle  appa- 
rait  degagee  de  tout  element  morphologique. 

c)  la  reduplication  phonique.  Ces  langues  emploient  un  procede 
tout  ä  fait  independant  de  la  morphologie ,  meme  dans  sa  naissance ,  tout  ä 
fait  independant  aussi  des  mots  qui  precedent  ou  suivent;  c'est  celui  du  re- 
doublement. 

Le  redoublement  si  naturel  qu'on  le  rencontre  ä  tous  pas  dans  le  langage 
des  enfants  a  un  caractere  intensif  qui  se  rend  bien  directement  par  la  repeti- 
tion  du  son.    II  consiste  i°  dans  celui  d'une  syllabe  entiere  initiale  ou  finale, 


DE  LA   CLASSIFICATION   DES   LANGUES.  327 

2°  dans  celui  du  mot  entier.  3°  dans  celui  dune  voyelle,  4°  dans  celui  d'une 
consonne. 

Le  redoublement.  par  Tinterpretation  de  lintensif,  peut  signifier  1°  la  repe- 
tition  d'une  action,    2°  le  pluriel,   3°  la  perfection  de  raction. 

En  langues  indo-germaniques,  il  ne  signifie  que  la  perfection  de  Taction 
et  est  consonnantique, 

Souvent  pour  exprimer  le  pluriel,  en  irob-saho  par  exemple,  on  rac- 
courcit  la  racine .  en  supprimant  sa  derniere  voyelle.  Souvent ,  au  contraire, 
comme  en  hebreu,  en  chaldeen  et  surtout  en  assyrien,  on  etend  la  racine 
par  une  voyelle  paragogique  pour  exprimer  la  determination  et  ainsi  indirecte- 
ment  Tetat  construit'et  le  genitif  sur  le  nom  determine. 

Ces  procedes  rentrent  dans  le  meme  ordre  d'idees  que  le  redoublement  et 
on  pourrait  en  faire  un  groupe,  celui  qui  se  caracterise  par  la  croissance  et  la 
decroissance  de  la  racine,  par  son  extension  et  sa  retraction.  Mais  il  nappar- 
tient  pas  aux  langues  indo-germaniques. 

Deuxieme  genre.  Systeme  des  langues  chamitiques ,  des  langues 
nubiennes,  des  langues  celtiques. 

A)  des  langues  chamitiques.  Ces  langues,  le  herbere  surtout.  ex- 
priment  la  categorie  du  nombre  par  des  variations  vocaliques. 

Ces  variations  affectent  soit  la  voyelle  initiale  seule,  par  exemple.  am  rar 
vieillard,  pluriel  imraren:  argaz  homme,  pluriel  irgaz-en;  idh.  la  unit, 
pluriel  adhan,  soit  comme  en  kabyle  cette  voyelle  et  les  suiv^antes  ä  la  fois: 
amchich,   le   chat,    pluriel  imchach;    abarer  le  renard.   pluriel    ibourar. 

Quelle  est  la  cause  de  cette  mutation?  Est-elle  completement  spontanee 
ou  provient  eile  de  Tinfluence  de  la  voyelle  d'un  affixe  depuis  disparu '! 

La  meme  mutation  a  lieu  dans  les  verbes  de  l'irab-saho  pour  marquer 
les  differents  temps  et  joue  un  role  tout  a  fait  analogue  ä  celui  de  Tablaut 
dans  les  langues  indo-germaniques. 

II  faut  remarquer  que  cest  de  preference  la  voyelle  initiale  de  la  racine 
qui  est  modifiee ,  que  la  derniere  ne  lest  point,   si  les  autres  ne  le  sont  pas. 

Nous  en  concluons  que  tandis  que  lumlaut  et  l'ablaut  proviennent  de 
Tinfluence,  au  moyen  de  voyelle  ou  d'accent,  d'un  suffixe.  la  Variation  vocalique 
des  langues  chamitiques  doit  provenir  de  Tinfluence  de  la  voyelle  d"un  prefixe 
se  portant  d'abord  sur  la  voyelle  initiale  puis  se  repandant  sur  toutes  les 
autres,  Nous  ne  pouvons  cependant  en  apporter  de  preuves.  Mais  Tanalogie 
du  groupe  celtique  confirme  cette  opinion. 

B)  des  langues  nubiennes.  Le  but  est  cncore  ici  de  marquer  Ic 
nombre,  mais  ce  nest  pas  la  voyelle  initiale  de  la  racine,  c'cst  la  consonne 
initiale  qui  est  afifectee. 

Dans  la  langue  poul.  au  pluriel  le  p  initial  sc  changc  en  f,  le  g.  en  k.  le 
b  en  V,  le  d  en  r,  dans  les  noms  anthropiciues,  et  a  l'inverse  le  p  en  b.  le  k 
en  g  dans  les  noms  mctanthropiques,  de  sorte  tjue  cette  mutation  est  indice 
a  la  fois  du  genre  et  du  nombre. 

Ici  se  pose  la  meme  question  t[uc  plus  haut:  ces  mutations  sont-elles 
spontanees,  ou  se  produisent-elles  sous  linnuencc  d'un  aftixc'.'  Dans  ce  ilernier 
cas  l'affi.xe  doit  etre  un  prefixe.  car  c'est  la  consonne  initiale  iiui  est  affcctee. 


328 


R.    DE    I.A    GrASSüRIE. 


Nous   repondrons  de  la  mcnie  manicre  et  la  preuvc  directe  qui  nous  manque 
va  nous  ctre  fournie  tout  ä  Ihcure. 

C)  des  langucs  celtiques.  Ces  langues  presentent  une  particulation 
bi'en  remarquable,  au  moins  dans  leur  elat  moderne.  Kn  celto-breton ,  par 
exemple,  la  consonne  initiale  varie  suivant  ([ue  le  niot  est  masculin  ou  feminin, 
pluriel  ou  singulier,   precede  dun  prononi  possessif  masculin  ou  feminin. 

Ce  procede  est  curieu.x  et  en  lui-meme,  et  par  son  origine,  et  parce  que 
cette  origine  explique  celle  du  procede  analogue  de  la  langue  poul.  La 
mutation  consonnantique  initiale  qui  dans  la  Sensation  actuelle  des  Celtes  est  in- 
dice  du  masculin  et  du  feminin,  par  exemple,  ne  marque  cependant  point  directe- 
ment  le  genre.  En  voici  Texplication  bien  connue  d'ailleurs;  le  pronom  pos- 
ses.sif,  Tarticle,  etaient  d'abord  reunis  avec  le  substantif  syntheti(juement  dans  un 
seul  mot,  la  consonne  initiale  du  substantif  se  trouvait  ainsi  enfermee  entre 
deux  voyelles,  celle  qui  la  suivait  dans  le  nom  dune  part  et  dautre  part  la 
finale  du  mot  precedent  ainsi  agglutine;  or,  c'est  une  regle  phonetique  et 
purement  phonetique  de  la  langue  celtique,  que  la  consonne  entre  deux 
voyelles  s'adoucit  ou  s'aspire.  mais  en  tout  cas  se  transforme,  tandis  qu'elle 
teste  invariable,  si  eile  peut  s'appuyer  sur  une  autre  consonne.  La  consonne 
enclavee  reste  donc  invariable  ou  se  transforme  suivant  que  le  mot  precedent 
agglutine  finissait  par  une  consonne  ou  une  v^oyelle ;  or.  il  finissait  frequem- 
ment  par  Tun  ou  l'autre  de  ces  phonemes  suivant  quil  etait  masculin  ou 
feminin.  Plus  tard  Tagglutination  se  defit.  le  mot  precedent  se  separa,  mais  il 
avait  laisse  sa  trace  sur  la  consonne  initiale  du  substantif. 

L'analogie  nous  fait  conclure  que  le  meme  phenomene  a  du  se  produire 
consonnantiquement  aussi  dans  la  langue  poul  et  peut  etre  aussi  vocalique- 
ment  dans  la  langue  berbere. 

Le    dialecte   sarde   presente    un   phenomene   phonetique-  du   meme  genre. 

Troisieme  genre.   Systeme  des  langues  semitiques.  Langues  diverses. 

A)  Systeme  semitique.  Cest  ici  que  le  procede  est  plus  remar- 
quable, il  sert  1°  principalement  ä  la  lexiologie ,  2°  ä  l'expression  de  nom- 
breux  concepts  de  determination ,  3°  rarement  ä  l'expression  de  la  relation. 
II  se  produit  tantot  dans  la  syllabe  finale,  tantöt  dans  la  mediane,  tantot  dans 
l'initiale,  tantot  dans  les  trois  ä  la  fois.  Enfin  quelquefois  on  peut  trouver 
des  traces  de  son  origine  dans  Tinfluence  d'un  mot  vide  encore  existant  ou 
disparu,  mais  souvent  cette  trace  fait  defaut  et  surtout  dans  la  lexiologie  il 
faut  reconnaitre  que  le  Systeme  versionnel  du  semitisme  semble  etre  ne  de  lui- 
meme. 

a)  emploi  du  Systeme  ä  la  determination.  Larabe  forme  dune 
maniere  remarquable  son  pluriel  dit  interne.  Le  pluriel  externe  s'exprime 
par  Suffixe ,  et  ce  suffixe  est  la  voyelle  :  u.  Souvent  ce  pluriel  externe  met 
echo  ä  l'interieur  de  la  racine,  c'est  ä  dire  un  second:  u.  II  y  a  alors  pluriel 
interne  et  externe  ä  la  fois;  mais  souvent  aussi  Tu  de  la  desinence  tombe.  et 
le  pluriel  interne  en  u  reste  seul.  II  est  difficile  de  ne  pas  voir  ici  une 
evolution  pareille  ä  celle  qui  consiste  dans  Tumlaut  et  s'applique  aux  langues 
germaniques. 

Le  temps  futur  a  aussi  pour  desinence  un  u.    cet  u  met  un  echo  sur  la 


DE   LA   CLASSIFICATION   DES    LANGUES. 


329 


derniere  consonne  radicale,  qui  porte  aussi  un  u  qatab,  ecrire,  aqtubu 
j'ecrirai:  souvent  comme  en  hebreu.  Tu  externe  sapocope.  et  il  ne  reste  plus 
que  Tu  ou  o  interne,  au  Heu  de  aqtubu,  aqtob.  Nous  voyons  encore  ici  la 
meme  evolution. 

Souvent  ce  n  est  plus  la  desinence  qui  influe,  mais  le  prefixe ;  quand  k 
qataba  on  prefixe  ista,  le  verbe  devient  non:  istaqataba,  mais  istaqtaba, 
supprimant  le  premier  a  radical:  la  encore  regne  une  regle  phonetique  mise 
en  oeuvre  par  une  prefixation. 

Mais  le  plus  souvent  les  aspects  du  verbe  se  marquent  directement  par 
une  modification  d'un  phoneme  radical  qui  semble  spontanee. 

Cette  modification  consiste  en  1°  un  redoublement  consonnantique,, 
2°  une  Variation  vocalique,  3°  un  prolongement  ou  un  resserrement 
de  la  racine.  Le  redoublement  consonnantique  est  tres  frequent  qataba.  en 
arabe,   devient:  qattaba;   qutaba  devient  quttaba. 

La  Variation  vocalique  Fest  encore  plus,  qotala  devient  qätala.  qutala, 
et  dans  la  conjugaison  la  premiere  consonne  radicale  porte  tantöt  un  a,  tantöt 
un  u,  tantöt  un  i,   il  en  est  de  meme  de  la  seconde. 

Souvent  les  deux  variations  se  combinent;  on  a  alors  qattala.   quttila 
quttal,   qottel  etc. 

Enfin  ä  ces  expressions  internes  viennent  se  joindre  tout  ä  fait  independam- 
ment  cette  fois  les  expressions  externes,  d'oü  aqtala,  inqatala.  istaqtala: 
quelquefois  un  de  phonemes  externes  penetre  ä  l'interieur  de  la  racine,  iq- 
ta-tala,   uq-tu-tila. 

Enfin  le  prolongement  ou  le  resserrement  de  la  racine  sert  a  la  determi- 
nation  des  substantifs.  En  hebreu  le  substantif  determine  par  le  genitif  qui 
suit  s' abrege;  däbhär  la  parole,  suivi  d'un  nom  en  relation  genitive  devient 
debhar  par  un  e  muet;  au  pluriel  debharim  devient  debhre.  Au  con- 
traire  en  ethiopien  la  determination  par  un  genitif  allonge  la  forme  du  mot 
determine;   par  exemple  s ahart  devient  saharta. 

L'allongement  consiste  dans  l'addition  d'un  a  paragogique .  il  remplace 
l'article  et  s'emploie  en  arameen:  melek,   malkä. 

b)  emploi  ä  la  relation.  Les  langues  semitiques  emploient  rarement 
leur  Systeme  versionnel  si  remarquable  ä  l'expression  de  la  relation  et  nous  nc 
rencontrons  ce  procede  que  quand  il  s'agit  de  la  relation  genitive.  nous  venons 
de  le  decrire,  et  nous  avons  vu  que  ce  n'est  au  fond  qu'un  moj'cn  d'expression 
de  la  determination,  que  ces  langues  dans  letat  construit  nexpriment  pas 
directement  le  genitif,  mais  seulement  indircctement  et  dans  le  nom  dominant, 
en  considerant  cclui-ci  comme  determine. 

Dans  la  relation,  les  Semites  emploient  tantöt  comme  en  hcbrcu .  la 
suffixation  d'elements  pronominaux,  ce  qui  les  fait  entrer  dans  le  groupe  des 
langues  ä  mots  vides  subjectifs,  le  plus  souvent  des  prepositions  pre- 
posees  ou  prefixees,  ce  qui  les  classe  alors  parmi  les  langues  a  mots  vides 
objectifs. 

c)  emploi  lexiologique.  Dans  l'expression  de  la  relation  les  langues 
semitiques  emploient  surtout  les  mots  vides,  dans  celle  de  la  determination 
elles  les  emploient  concurremment  a\ec  les  procedes  phonetiques.    mais  [lour 


330 


R.  DK  i.A  Grasserie. 


exprimer  la  lexiologie,  elles  emploient  principalement  ceux-ci  sans  cependant 
exclure  le  suffixe  et  le  prefixe. 

Voici  des  exemples  de  ces  modifications  de  phoncmes. 

1°  reduplication  consonnantique.  Cette  rcduplication  semploic  pour  ex- 
primer le  nom  d'agent. 

2°  Variation  vocalique.  M.  pRto^Ric  Müller  cite  les  dix  formes  suivantes 
1°  qatlon,  2°qitl,  3°  qutl,  4°qatal,  5''qital,  6°  qatäl,  7'^'qatil, 
8°  qatül,  9°  qätel,  10°  qätal,  chacunc  de  ces  formes  indique  une  nuance 
de  sens,   et  une  derivation  particulicre. 

A  la  reduplication  consonnantique  et  ä  la  Variation  vocalique  contenues 
dans  les  dix  formules  preccdcntcs  se  joignent  les  suffixes  et  affixes,  de  manicre 
a  dünner  aux  langues  semitiques  la  derivation  la  plus  riche  quon  puisse 
imaginer.  Ce  mode  de  derivation  a  pour  avantage  de  ne  pas  imposer  aux 
mots  derives  une  longueur  exagcree. 

La  Variation  hebraique  est  plus  riche  que  Tarabe ,  en  ce  que  le  son :  u 
s'y  dedouble  en  u  et  o  et  le  son  i  en  e  et  i,  et  en  ce  que  les  nouvelles  voyelles 
o  et  e  peuvent  etre  longues  ou  breves. 

Langues  diverses.  Nous  relevons  sous  ce  titre  le  Systeme  du  baure  pour 
former  le  futur.  II  consiste  ä  changer  une  ou  plusieurs  des  voyelles  radi- 
cales  en  a. 

Exemples:  ninico  je  mange,  ninica  je  mangerai,  noocho  je  charge, 
naacho  je  chargerai ,  nomo  je  porte,  nama  je  porterai. 

L'algonquin  suit  un  Systeme  du  meme  genre  qu'on  nomme  le  change- 
ment,  et  qui  consiste  au  subjonctif  ä  renforcer  et  developper  une  des  voyelles 
radicales. 


§    2  :      PROCEDE    DE    l'aCCORD    d'uN   PHONEME    d'uN    RADICAL    AVEC    UN    PHONEME 
SYMETRIQUEMENT    PLACE    SUR    UN    AUTRE    RADICAL.  ' 

Ce  procede  domine  dans  une  famille  tres  importante  et  tres  unie  de 
langues,  la  famille  cafre,  dans  la  famille  des  langues  du  Nord  du  Caucase, 
dans  plusieurs  langues  nubiennes  et  autres:  eile  consiste  en  formes  tres 
curieuses  et  peu  connues. 

II  dififere  essentiellement  de  celui  que  nous  venons  de  decrire  en  ce  que 
ce  n  est  plus  la  Variation  du  phoneme  qui  est  en  jeu  ici,  mais  bien  son  accord. 
sa  repetition,  son  echo,  ce  qui  constitue  une  application  d'une  sorte  de  rime 
ä  la  prose  et  a  la  grammaire. 

Par  la  definition  meme  de  l'accord,  le  procede  doit  s"appliquer  naturelle- 
ment  surtout  ä  Texpression  de  la  relation,  mais  eile  part  de  la  relation  de 
mot  ä  mot  laquelle  est  si  voisine  de  la  determination  pour  s'etendre  de  la  ä 
la  relation  de  mot  ä  proposition. 

Cet  accord  phonetique  se  fait  ou  sur  les  mots  subjectifs  sur  les  pro- 
noms,  ou  sur  les  mots  objectifs,   sur  les  noms. 

Premiere  classe.  Langues  ä  accord  phonetique  subjectif.  Laccord 
subjectif  peut   etre   plus   ou   moins   formel   selon    qu'il    sert    seulement   ä   ex- 


DE   LA   CLASSIFICATION   DES   LANGUES.  -^  ^  I 

primer  le  rapport  genitif  et  adjectif.  ou  en  outre  le  rapport  du  sujet  au 
verbe  ou  meme  celui  du  verbe  a  ses  complements ;  d'autre  cote  il  peut  etre 
complet  dans  ses  termes  ou  defectif  dans  Tun  d'eux  lorsque  le  premier  est 
sous-entendu  et  le  second  seul  exprime. 

11  y  a  coincidence  entre  ces  deux  divisions,  d"oü  les  deux  groupes  naturels 
suivants:  i°  le  groupe  des  langues  du  Caucase.  2°  le  groupe  des  langues 
bantou. 

Dans  un  troisieme  groupe,  laccord  subjectif  est  purement  intellectuel.  ou 
n'est  materiel  que  par  accident.  Cet  accord  s'applique  dailleurs  seulement  k 
la  relation  adjective  .  et  hypothetiquement  dans  un  cas  ä  la  relation  genitive. 
II  s'agit  du  groupe  indo-germanique  oü  Tadjectif  et  quelquefois  le  verbe 
s'accordent  en  genre,  en  nombre  et  en  cas  avec  son  substantif.  Mais  dans 
tous  les  cas  cest  indirectement  et  par  rintermediaire  de  la  determination  du 
genre  et  du  nombre  que  les  relations  y  sont  exprimees. 

Premier  groupe.  Langues  de  la  famille  bantou.  Cest  ici  que 
le  phenomene  est  le  plus  complet  et  qu'il  faut  l'etudier  surtout.  Le  Systeme 
de  l'accord  est  absolument  formel  et  sapplique  ä  toutes  les  relations,  cepen- 
dant  par  Tintermediaire  de  la  relation  genitive;  les  deux  ou  plus  nombreux 
termes  en  sont  tous  exprimes;  enfin  l'accord  n'est  pas  seulement  intellectuel, 
mais  aussi  materiel  et  consonnant. 

Nous  prendrons  pour  type  la  langue  cafre. 

Dans  cette  langue  le  pronom  de  la  troisieme  personne  se  Joint  en  fonc- 
tion  d'apposition  predicative  ä  tout  substantif;  ce  pronom  a  des  racines  tres 
variees;  chacune  de  ces  racines  indique  non  ä  quel  genre  subjectif,  mais  ä 
quel  genre  objectif,  ä  quel  classement  appartient  le  substantif  auquel  il  se 
prefixe  et  aussi  quel  en  est  le  nombre. 

Lorsque  ce  substantif  est  suivi  d'un  autre  substantif  au  genitif  ou  dun 
adjectif  qualificatif.  on  prefixe  a  ceux-ci  le  prefixe  du  premier.  ou  l'abre- 
viation  de  ce  prefixe. 

Ouand  le  verbe  apparait  ä  son  tour  dans  la  proposition,  ce  verbe  se  pre- 
fixe en  qualite  de  sujet  1°  le  pronom  article  du  substantif  sujet  exprime  dcja 
pleonastiquement  et  analytiquement.  2°  le  pronom  article  du  substantif  objct 
exprime  une  seconde  fois  en  dehors.  Comme  les  racines  des  pronoms  sont 
nombreuses,  on  reconnait  par  la  forme  de  Celles  affi.xees  aux  verbes  si  dies 
se  rattachent  ä  Tun  ou  ä  Tautre  des  deux  substantifs;  quant  a  savoir  si  chacun 
des  pronoms  affixes  est  sujet  ou  complement,  on  l'apprend  par  la  place  respec- 
tive  qu'il  occupe  dans  le  conglomerat,  ce  qui  fait  que  les  langues  de  ce  groupe 
appartiennent  au  Systeme  psychologique  de  l'ordre  syntactique ,  en  meme 
temps  quau  Systeme  phonetique  de  l'e.xpression  par  l'accord. 

Voici  les  exemples.  Aba-ntu  b-om-hluba  =  b-a-um-hlaba  =  les 
hommes  de  la  terre  =  les  hommes  qui  la  tcrre.  Le  premier  pronom  aba 
prefixe  comme  article  ä  ntu  homme  se  prefixe  une  seconde  fois  au  substantif 
genitif  sous  la  forme  abrcgee:  b.  II  est  suivi  sous  cette  derniere  forme  du 
pronom  relatif:  aqui,  puis  de  um,  article  propre  au  deuxicmc  substantif. 

ama-hushe  uku-tya  kwawo  =  les  chcvau.x  leur  nourriturc.  Le  mot 
kwawo  =  leur.  se  decompose  ainsi  kw-a-wo:   k\v  rclic  le  pronom  possessif 


332 


R.  DE  i.A  Grasserik. 


au  gcnitif  ä  tya,  substantif  dominant,  cn  reproduisant  son  article  uku  abrege; 
a  est  une  particule  de  relation;  wo  est  l'abreviation  de  ama,  article  prefixe 
ä  hashe,   et  indique  que  la  nourriture  est  celle  des  chevaux. 

Um-tu  o-n-obu-lumko  =  um-tu-a-u-na  ubu-lumko  =  Ihomme 
sage  =  rhomme  qui-lui-avec-la-sagesse ;  a  est  le  pronom  relatif;  u  est 
l'article  abrege  d'um-prefix  a  tu,  et  qu'on  met  devant  le  second  substantif 
pour  etablir  l'accord;  na  =  avec:  ubu  est  l'article  propre  du  second  sub- 
stantif. 

Um-tu  u-y  a-wadela  ama-zvvi  a-mi  =  Ihomme  meprise  mes  paroles 
qui-moi.  Le  conglomerat  verbal  ü-y-a-wodela  comprend  le  pronom,  sujet 
par  sa  place,  u,  puis  le  pronom,  objet  parce  qu'il  occupe  la  seconde  place: 
ya;  le  sujet  um-tu  et  le  complement  ama-zwi  sont  dans  la  proposition  ä 
un  cas  absolu,  c'est-a-dire  que  rien  indique  sur  eux  qu'ils  sont  sujet  ou  regime; 
mais  d'apres  la  concordance  pronominale,  u  ne  peut  se  rapporter  qu'a  um, 
article  de  tu,  et  ya  ne  peut  se  rapporter  qu'a  ama  article  de  zwi,  et  comme 
u  et  ya  sont  sujet  et  regime  d'apres  leur  place,  ils  fönt  par  leur  accord  de 
tu  un  sujet  et  de  zwi   un  regime. 

Ce  Systeme  est  parti  de  la  relation  genitive  qui  en  s'etendant  peu  k  peu 
est  parvenue  ä  exprimer  toutes  les  autres  relations;  ou  peut  dire  ici  que  le 
verbe  est,  pour  ainsi  dire,  au  genitif  vis-ä-vis  de  son  sujet,  tandis  que  dans 
la  plupart  des  langues  appartenant  a  d'autres  systemes  et  non-formelles  c'est 
le  sujet,  au  contraire,  qui  est  genitif  par  rapport  au  verbe.  Cest  par  l'inter- 
mediaire  du  genre  et  du  nombre  que  les  relations  se  marquent,  et  non  directe- 
ment.  Chaque  substantif  re§oit  un  article  de  forme  tout  ä  fait  differente  sui- 
vant  qu'il  est  de  tel  ou  tel  genre,  de  tel  ou  tel  nombre,  et  les  genres  sont 
tres  nombreux.  Comme  c'est  cet  article  qui  est  reproduit  devant  le  substantif 
domine,  ou  qui  est  incorpore  dans  le  verbe,  c'est  gräce  aux  nombreuses  formes 
indiquant  le  genre  qu'il  rend  reconnaissable  ä  quel  substantif,  ce  qui  lui  serait 
impossible  s'il  avait  voulu  exprimer  directem.ent  la  relation. 

Deuxieme  groupe.  Langages  du  nord  du  Caucase.  Dans  ces 
langues ,  l'expression  phonetique  est  moins  etendue  en  ce  qu'elle  est  impuis- 
sante  ä  exprimer  le  regime,  eile  n'exprime  pas  non  plus  le  genitif,  mais  eile 
exprime  le  nominatif,   et  le  possessif  du  pronom. 

D'un  autre  cöte ,  l'accord  existe  bien .  mais  il  est  defectif :  le  pronom- 
article  est  sous-entendu  sur  le  nom  dominant  et  n'est  exprime  que  par  le 
pronom  possessif  ou  sur  le  verbe  domine. 

Mais,  comme  dans  le  Systeme  precedent,  c'est  par  l'intermediaire  du  genre 
et  du  nombre   que  se  marquent  ainsi  les  relations. 

Voici  des  exemples.  w-äh  =  le  visage  (d'un  homme) :  d-äh  =  le  visage 
d'une  femme  =  v-äh  =  le  visage  d'un  animal,  en  langue  hürkane. 

w-olu  l'amour  (pour  un  homme);  j-olu  =  l'amour  (pour  une  femme); 
b-olu  =  l'amour  (pour  une  chosej  en  langue  aware.  Ici  c'est  le  substantif 
regi  par  un  autre  ä  l'accusatif,  et  non  plus  au  genitif,  qui  est  mis  ainsi  en 
relation. 

tsheera-u  =  riche  (en  parlant  d'un  homme):  tsheera-r  (en  parlant  de 
plusieurs)  tshu-b-uri  =  le  cheval  est;  niun-d-uri  =  la  femme  est. 


DE   LA    CLASSIFICATION   DES    LANGUES. 


33S 


Troisieme  groupe.  Langues  indo-germaniques.  Les  langues 
indo-germaniques  etablissent  l'accord  en  genre  et  en  nombre  entre  le  sub- 
stantif  et  ladjectif,  entre  le  substantif  et  le  pronom  possessif,  entre  le  sub- 
stantif  Sujet  et  le  verbe  et  quelquefois  entre  le  complement  direct  et  le  verbe. 
Cependant  quand  il  s'agit  du  sujet  et  du  verbe  l'accord  n'a  lieu  le  plus  souvent 
qu'en  genre  et  en  nombre.  Cet  accord  qui  ne  vise  directement  que  le  genre 
et  le  nombre  marque  indirectement  les  relations. 

Cest  par  Tintermediaire  des  pronoms. 

Mais  ä  la  difference  des  groupes  precedents,  celui-ci  ne  fait  reposer  Tex- 
pression  frequente  de  la  relation  que  sur  une  base  intellectuelle  non  sur  une 
materielle  et  directement  phonetique,  c'est-ä-dire  que  ladjectif,  par  exemple, 
doit  avoir  le  meme  genre,  le  meme  nombre,  le  meme  cas  que  le  substantif 
auquel  il  se  rapporte ,  mais  que  ce  genre ,  ce  nombre ,  ce  cas ,  peuvent  etre 
exprimes  d'une  maniere  morphologiquement  differente  sur  le  substantif  et  sur 
l'adjectif,  ce  qui  empeche  l'accord  de  son.  En  effet  souvent  l'adjectif  suit  la 
declinaison  dite  pronominale  distincte  sur  bien  des  points  dans  ses  formes 
de  la  declinaison  dite  nominale. 

Mais  au  fond  et  en  remontant  ä  l'origine  on  doit  reconnaitre  que  cette 
divergence  n'est  qu'hysterogene  et  incomplete.  En  effet  les  diverses  formes 
de  declinaisons  nominales  ne  sont  nees  que  peu  ä  peu  lors  de  la  fusion  de  la 
voyelle  thematique  avec  la  voyelle  desinentielle ;  elles  ont  du  n'en  former 
d'abord  qu'une  seule,  puis  l'adjectif  n'a  pas  toujours  et  partout  suivi  une  de- 
clinaison distincte,  la  pronominale,  le  latin  en  est  un  exemple,  et  enfin  la 
declinaison  pronominale  elle-meme  a  revetu  souvent  la  forme  de  celle  nomi- 
nale. Le  principe  primordial  fut  donc  un  accord  ä  la  fois  materiel  et  intel- 
lectuel  de  son  et  de  categorie  grammaticale ,  ce  qui  ramene  aux  systcmes 
precedents. 

On  pourrait  douter  que  c'est  bien  sur  les  pronoms  et  par  eux  que  l'accord 
s'etablit  si  l'on  s'en  tenait  ä  Fetat  actuel  du  langage,  mais  un  peu  d'etymologie 
suffit  pour  le  demontrer.  Dans  cette  preposition  Petrus  amat  qu'il  faut  ana- 
lyser ainsi:  Petru-s  ama-t  l'accord  en  nombre  s'etablit  par  l's  qui  correspond 
au  t;  or  ces  deux  phonemes  sont  originairement  des  pronoms  personnels;  il 
en  est  de  meme  dans  Petru-s  bonu-s  oü  l'accord  du  son  coincide  a  celui 
du  sens. 

Dans  les  langues  slaves,  le  parfait  du  verbe  ä  l'indicatif  n'etant  etymo- 
logiquement  qu'un  participe  parfait  s'accorde  meme  en  genre  avec  le  sujet : 

Dans  le  frangais,  c'est  souvent ,  lorsque  le  verbe  se  compose  dun  parti- 
cipe passe  et  du  verbe:  avoir.  avec  le  complement  direct  que  le  verbe 
s'accorde  et  non  avec  le  sujet. 

Deuxieme  classe.  Langues  ä  accord  phonetique  objectif.  Ici  le 
pronom,  ou  l'article  qui  en  derive,  ne  servent  plus  a  porter  et  a  transmettre 
l'accord ,  celui-ci  s'etablit  directement  de  substantif  a  substantif  ou  de  sub- 
stantif a  adjcctif,   c'est-a-dire  entre  mots  objectifs. 

Mais  l'expression  est  moins  etendue.  eile  ne  peut  etre  que  qualificatix'c  ou 
genitive  en  fait  de  relation.   n'cxprinic   d'aillcurs    ni    Ic  gciire  ni  Ic  iniinbre  et 


,,j^  R.  DK  i.A  Grasserik. 

existe  dans  un  trcs  pctit  nombrc  de  langucs.      Voici   dans  lesqucUes  et  com- 
ment  eile  fonctionne. 

Ces  langucs  forment  deux  groupes,  dans  Ics  unes  les  mots  en  relation 
s'accordent  phonetiquement  par  la  finale  du  premier,  dans  les  autres  par  son 
initiale;   de  la  deux  systemes  dalliteration. 

A)  Reproduction  sur  le  mot  domine  de  l'initiale  du  mot  dominant. 
Ce  Systeme  est  cclui  du  woloff  et  du  bari;  dans  la  prcmicre  de  ces  langues 
l'initiale  du  mot  dominant  se  mct  a  la  fin,  dans  la  seconde,  il  sc  met  au 
commencement  du  mot  domine. 

a)  reproduction  de  l'initiale  du  mot  dominant  ä  la  fin  du  mot 
domine. 

Cette  reproduction  est  analytique. 

Elle  constitue  une  simple  concordance  de  sons,  non  de  sens. 

Elle  peut  se  reproduire  plusieurs  fois. 

Dans  ce  cas,  eile  suit  le  substantif  domine,  mais  precede  le  pronom  relatif 
ou  demonstratif  domine. 

Voici  les  exemples  qui  fournit  le  woloff. 

Suf_s_u  wow  sa  =  la  terre  dessechee;  le  substantif  suf  detache  son 
initiale  s  et  la  prepose  au  relatif  u,   et  la  postpose  a  la  adjectif  wow. 

Gui-gu-u  enagat  ga,   le  chameau  vieux. 

Mer  u-m  Yalla  ma;  la  colcre  de  Dieu ;  l'm  initial  de  mer  se  reproduit 
deux  fois;  ici  il  se  postpose  partout. 

Dans  certains  cas,  la  consonne  initiale  du  mot  dominant  est  reproduite 
par  une  consonne  differente;  mais  cela  tient  a  des  degenerescences  ou  ä  des 
analogies  phonetiques  qua  nous  ne  pouvous  expliquer  ici. 

b)  reproduction  de  l'initiale  du  mot  dominant  au  commence- 
ment du  mot  domine. 

Cest  le  cas  du  bari. 

Lonatser  li-o,  frere  mon,  niote  ni-o,  mere  ma:  lonatser  il-ol, 
frere  tien. 

B)  Reproduction  sur  le  mot  domine  de  la  finale  du  mot  dominant. 
Cette  reproduction  est  aussi  purement  phonetique  et  n'etablit  point  d'accord 
prealable  de  genre  ni  de  nombre ;  on  ne  le  rencontre  que  dans  la  langue 
poul.     Cest  une  veritable  rime. 

Voici  des  exemples:  le  mot  hod  signifie  rouge;  Th  initial  varie  suivant 
un  Systeme  particulier  au  poul  selon  qu'on  est  au  singulier  ou  au  pluriel 
Systeme  dont  nous  n'avons  pas  ä  nous  occuper  ici;  mais  en  outre.  cet  adjectif 
prend  pour  terminaison  celle  du  substantif  auquel  il  se  rapporte. 

nddo  godiou-do  =  personne  rouge;  poutiou  ngodiou  ngou  = 
cheval  rouge;  ndiarlo  mbode-ho  =  jument  rouge;  deftere  hod-ere  = 
livre  rouge;   dodowgol  bode-wal  =  ceinture  rouge. 

Ce  Systeme  est  tres  singulier,   absolument  et  directement  phonetique. 

Tels  sont  les  divers  procedes  de  Texpression  des  idees  et  des  categories 
grammaticales  directement  par  les  phonemes;  son  application  aux  pronoms. 
aux  mots  subjectifs,  a  partout  precede  son  application  aux  substantifs ;  c'est  ce 


DE    LA    CLASSIFICATION    DES    LANGüES. 


333 


que  nous  avions  dejä  remarque  dans  les  autres  procedes,  le  psychologique  et 
le  morphologique. 

Mais  des  systemes  phonetiques.  lequel  est  le  plus  parfait.  celui  qui  repose 
sur  l'accord  ou  celui  qui  repose  sur  la  Variation  vocalique?  Nous  considerons 
ce  dernier  comme  beaucoup  superieur  parce  qu'il  est  plus  simple .  reduisant 
deux  expressions  necessaires  ä  l'accord  en  une  seule,  et  aussi  parce  qu'il  etablit 
la  proportionnalite  exacte  entre  l'idee  principale  et  les  concepts  accessoires. 
Cest  ce  dernier  point  qui  fait  aussi  sa  superiorite  sur  le  procede  psychologique, 
et  sur  celui  du  mot  vide. 

En  efifet  il  semble  bien  que  ce  soit  une  expression  qui  s'approche  de 
pres  de  l'ideal,  celle  qui  polarise  les  phonemes  de  teile  sorte  que  les  con- 
sonnes  et  quelquefois  les  voyelles  longues :  ä  et  u  representent  les  idees  prin- 
cipales,  et  comme  celles-ci.  restent  invariables,  tandis  que  les  voyelles  breves  ou 
intermediaires  representent  les  concepts  accessoires.  La  racine  se  composant 
de  trois  consonnes  et  chaque  consonne  portant  une  voyelle,  lorsqu'on  a  une 
nuance  de  sens  ou  un  concept  grammatical  ä  exprimer  il  suffit  de  mettre  au 
dessus  d'une  des  trois  consonnes  une  voyelle  a  ce  destinee ;  si  on  veut  exprimer 
en  meme  temps  deux  autres  nuances ,  on  place  deux  autres  voyelles  sur  les 
deux  autres  consonnes  radicales.  Veut-on  faire  de  nouvelles  variations.  on 
a  encore  ä  sa  disposition  trois  nouvelles  places  sur  les  consonnes,  et  on  peut 
varier  autant  qu'il  y  a  de  voyelles  et  de  combinaisons  de  voyelles  possibles. 
Si  Ton  ajoute  qu'il  y  a  aussi  quelques  consonnes  serviles  la  representation  de 
chaque  nuance  est  bien  proportionnee  a  son  importance.  L'emploi  du  mot 
vide  n'est  qu'un  moyen  grossier  en  comparaison.  Bien  plus,  c'est  un  moyen 
incommode;  il  faudra  ajouter  autant  de  mots  vides  qu'il  y  a  de  nuances  ä 
exprimer,  d'oü  une  longueur  interminable .  dcfaut  des  langues  agglutinantes 
tres  logiques  d'ailleurs ;  ou  pour  parer  ä  ce  defaut  il  faudra  fondre  les  mots 
vides  les  uns  dans  les  autres,  ce  qui  les  rend  meconnaissables.  et  tire  la  con- 
science  actuelle  du  mecanisme  du  langage,  defaut  des  langues  flexionnelles. 
Ici  au  contraire,  1' expression  parfaitement  proportionnee  est  brove  et  complete. 

Nous  avons  fait  des  diverses  langues  une  Classification  partielle,  par  con- 
sequent  artificielle;  ne  pourrait-on  pas  la  faire  totale  et  naturelle  dans  l'etaL 
actuel  de  la  science? 


TITRE    2:    ESSAI    DE    CLASSIFICATION    TOTALE,    NATURELLE    ET 
OBJECTIVE     DES     LANGUES     N  O  N  -  A  PP  A  R  E  N  TE  E  S. 

En  Zoologie  et  en  botaniquc  la  Classification,  dartificielle  plus  ou  iiK^ins 
parfaite  qu'elle  est,  peut  devenir  naturelle,  au  mo\en  du  principe  predoniinant 
de  Subordination  des  caractcres.     II  en  est  de  mcme  en  linguistiquc. 

Une  langue  classee  de  teile  manicre  au  point  de  vue  psjxhologique ,  de 
teile  autre  au  point  de  vue  phonctiquc.  de  teile  autre  cnfin  au  point  de  vue 
morphologique,  peut  avoir  un  air  de  famille  tres  marque  avec  une  autre  langue 
classee  du  meme  cote  au  premier  de  ces  deux  points  de  vue.  mais  qui  en 
differc  a  tous  les  autres,  et  l'air  de  famille  peut  etre  tcl  que  ces  deu.x  langues 
semblent   bien  faire  partie  de  la  mcme  classe;    c'est   qu'alors   le   cote  psycho- 


336 


R.    DE    I.A    GrASSKRIE. 


logique  est  predominant  et  determinant  tandis  que  les  deux  autres  nont  dans 
les  deux  dites  langues  qu'une  importance  petite.  Cest  une  application  du 
principe  de  la  predominance  respective  des  caracteres. 

Cependant  dans  ces  deux  langues,  en  general.  les  ressemblances  psycho- 
logiques  frappantes  trouveront  un  echo,  une  correspondance  mysterieuse  dans 
des  coincidences  morphologiques  et  phoniques  pcut-ctre  secondaires.  mais 
tout  a  fait  caractcristiqucs.  Cest  une  application  du  principe  de  la  Subordi- 
nation des  caracteres. 

A  la  lumiere  de  ces  deux  principes  nous  pouvous  essayer  de  faire  une 
Classification  naturelle  de  quelques-unes  des  langues  non-apparentees. 

Tout  un  groupe  de  langues  a  un  caractcre  psychologique  bien  marque, 
c'est-a-dire  que  rexpression  y  est  plutot  dans  la  pensee  encore  que  dans  les 
formes  grammaticales ,  et  que  cette  pensee  est  concrete.  Ce  caractere  se 
manifeste  morphologiquement  par  Vordre  enveloppant  des  mots  qui  marque 
seul  les  relations  et  phonetiquement  par  l'encapsulation  des  mots  par  apocope 
et  aphercze  et  psychiquement  par  Tholophrasisme  et  la  polysynthese  lesquels 
donnent  Heu,  entre  autres  phenomenes,  a  la  conjugaison  objective.  Ce  sont 
non  toutes  les  langues  americaines,  comme  on  l'avait  cru  tout  d'abord  ä  tort, 
mais  une  grande  partie  de  ces  langues ,  Celles  de  la  famille  de  Tesquimau  et 
le  basque.  Cependant  chacun  de  ces  groupes  s'attache  ä  un  procede  un  peu 
different;  tandis  que  la  conjugaison  objective  est  commune  ä  tous,  il  s'agit 
particulierement  dans  les  langues  americaines,  de  la  composition,  dans  les 
langues  esquimaudes.   de  la  derivation  ä  l'infini. 

Un  autre  groupe  de  langues  a  pour  caractere  commun  dominant  celui 
phonetique  d'expression  des  relations  par  l'accord  des  phonemes  des  pro- 
noms.  Cest  le  groupe  bantou.  A  ce  point  de  vue  le  groupe  des  langues 
du  Caucase  se  tient  de  bien  pres ;  le  procede  y  est  aussi  phonetique  et  sub- 
jectif,  mais  le  genre  exprime  et  qui  sert  de  vehicule  a  la  relation  y  est  sub- 
jectif  et  non  objectif.  De  lä  deux  groupes  bien  distincts,  mais  qui  ont  en 
commun  l'accord  phonetique  subjectif. 

Les  langues  woloff  et  nubiennes  se  caracterisent  aussi  phonetiquement 
•et  par  Taccord,   mais  par  l'accord  des  mots  objectifs. 

Un  autre  groupe  se  forme  d'apres  un  caractere  phonetique  dominant,  cest 
le  groupe  semitique  et  chamitique;  mais  ici  l'expression  des  relations  est  bien 
par  la  Variation  vocalique  de  la  racine;  les  langues  semitiques  ont  entre  elles 
un  lien  plus  fort,  le  lien  genealogique ;  peut-etre  les  chamitiques  et  les  semi- 
tiques ont  elles  aussi  entre  elles  ce  lien;  en  tout  cas  elles  en  ont  un  certain, 
celui  que  nous  venons  d'indiquer.  Le  caractere  de  Variation  vocalique  a  pour 
substratum  necessaire  la  composition  triconsonnantique  de  la  racine  qui  forme 
un  caractere  subordonne. 

Les  langues  ouraliennes,  altaiques  et  samoyedes  ne  sont  pas  apparentees 
etymologiquement;  cependant  on  aper^oit  entre  chacun  de  ces  groupes  un  air 
de  famille  qui  resulte  de  l'harmonie  vocalique  qui  leur  est  commune,  harmonie 
qui ,  il  est  vrai ,  s'est  developpee  inegalement  et  tardivement .  mais  dont  les 
germes  etaient  communs.  Le  substratum  de  cette  harmonie  vocalique  est 
Tagglutination    ä    Tinfini    du   mot  vide,    laquelle    rendait    necessaire    un    lien 


DE    LA    CLASSIFICATION    DES    LANGUES. 


337 


puissant  qui  put  relier  tous  ces  mots  vides  au  mot  plein;  ici  le  caractere  agglu- 
tinant  est  donc  un  charactere  subordonne  commun :  enfin  psychiquement .  la 
tournure  est  dans  toutes  ces  langues  enveloppante.  et  ce  caractere  est  encore 
subordonne. 

Les  langues  dites  monosyllabiques,  quoique  non-apparentees  etymologique- 
ment,  forment  cependant  uiie  famille  naturelle;  leur  caractere  dominant  est 
phonetique;  il  s'agit  de  la  Variation  de  sens  de  chaque  mot  au  moyen  de 
l'accent;  cette  Variation  a  pour  substratum  et  pour  cause  le  monosyllabisme 
meme  des  racines,  qui  empeche  celles-ci  de  suffire  lexiologiquement;  psycho- 
logiquement  le  caractere  commun  est  developpant;  morphologiquement  il  est 
l'absence  de  mots  vides  et  Texpression  par  Fordre  seul.  Tous  ces  caracteres 
sont  subordonnes  les  uns  aux  autres  et  se  rencontrent  dans  les  memes  langues. 

Les  langues  des  negres  africains  sont  tres  nombreuses  et  forment  des 
langues  etymologiquement  irreductibles ;  mais  elles  ont  de  commun  une  riebe 
vocalisation  et  cependant  une  repartition  egale  de  la  syllabe  entre  la  consonne 
et  la  voyelle,  ce  qui  rend  ces  langues  tres  harmonieuses  et  leur  donne  une 
ressemblance  exterieure  qui  fait  contraste  avec  la  racine  consonnantique  du 
semitisme. 

Les  langues  oceaniennes  forment  trois  familles  dont  deux  seulement  sont 
apparentees ,  celle  polynesienne ,  celle  malaisienne .  celle  mclanesienne.  On 
peut  en  former  un  groupe  qu'on  peut  appeler  celui  des  langues  sub- 
jectives.  En  effet  le  pronom  y  joue  un  role  preponderant ,  y  renferme  ce 
nombre  si  riebe  que  nous  trouvons  seulement  sporadiquement  ailleurs.  et  qui 
va  jusqu'au  quatriel,  presente  l'inclusif  et  l'exclusif,  et  Joint  au  verbe  les  parti- 
cules  de  direction  qui  sont  tout  ä  fait  subjectives,  enfin  les  nombreuses  parti- 
cules  qui  remplissent  ces  langues  ont  souvent  la  meme  origine.  Comme 
caracteres  subordonnes  communs,  on  y  trouve  les  particules  preposees ,  lana- 
lytisme,  l'ordre  developpant  et  au  point  de  vue  phonetique  la  tendance  au 
rejet  des  consonnes  et  ä  l'accumulation  des  voyelles  sans  elision.  Le  caractere 
subjectif  est  si  frappant  dans  ces  langues  qu'il  y  a  developpe  un  article .  ce 
derive  du  pronom,  pour  se  joindre  au  substantif.  et  que  cet  article  non  seule- 
ment se  prepose  au  nom,  mais  se  prepose  aussi  a  l'adjectif  dans  certaines 
langues,  celle  de  lifu  par  exemplc :  ka-loi.  bon;  ka-ngazo.  mauxais. 
D'autre  cote  le  lifu  ne  posscde  pas  de  conjugaison  du  substantif.  le  pronom 
possessif  s'y  exprime  analytiquement,  excepte  a  la  premicrc  personne  oü  il  s'ag- 
glutine:  im  la  main,  imeng  ma  main.  C'est  que  la  i'^''"'  personne  est  subjective 
concrcte  a  un  bien  plus  fort  degrc  que  les  deux  autres.  De  la  la  conjugaison 
Substantive  s'etend  dans  d'autres  langues  aux  autres  personncs. 

Les  langues  indo-germaniques  enfin  si  cllcs  n'etaient  apparentees  gcnea- 
logiquement  formeraient  encore  un  groupe  naturcl .  ce  qui  resultcrait  de  ce 
que  Tcxpression  des  relations  s'y  fonde  sur  la  flexion.  c'est-a-dire  sur  l'agglu- 
tination  d'un  pronom,  c'est-a-dire  dun  mot  subjectif.  par  lä  mCme  \iKalique 
et  pur,  qui  etant  tel  sc  fond  avcc  les  autres  mots  \-idcs  et  a\cc  le  mot  plcin 
lui-meme. 

II  e.xistc  d'autres  groupes  naturcls;  mnis  navons  \oulu  donner  que  des 
exemples. 

Tkchmhu,  zrsciiK.  V.  22 


338 


Die   I,A    CLASSIFICATION    DES    I.ANGUES. 


Que  faut-il  conclure  de  cette  Classification  naturelle  cette  fois?  Qu'elle 
est  etymologique  et  genealogique?  Elle  ne  parait  certainement  pas  l'etre  en 
l'etat  actuel;  mais  nous  avons  perclu  beaucoup  d'intermediaires  pour  la  rechcrche 
des  origines  communes.  L'air  de  famille  que  nous  constatons  et  qui  dans 
certains  cas  est  evident  n'est-il  pas  le  dernier  vestige  des  preuves  maintenant 
perducs  d"une  jiarente  veritable?  Les  ressemblances  frappantes  sont-elles 
r<euvre  du  hasard,  ou  proviennent-elles  toujours  de  descendance  commune, 
directemcnt  ou  par  atavisme '!  Nul  ne  peut  que  conclure  hypothetiquement. 
Si  Tinstinct  est  un  gnide  sür,  nous  croyons  qu'il  y  a,  dans  bien  des  cas  au 
moins,  une  parente  cachee  qui  se  tient  sous  la  Classification  naturelle,  autre- 
ment  cette  Classification  ne  serait  qu'un  mirage,  qu'une  logique  du  hasard. 
qu'unc  apparencc  subjcctive;  or  de  tels  dcsaccords  entre  Ic  subjectif  et  l'objectif, 
entre  ce  qui  nous  parait  et  ce  qui  est  se  rencontre  rarement.  D'ailleurs,  il 
n'est  pas  defendu  meme  a  la  science  rigoureuse  de  se  servir  de  Tinstinct 
comme  d'un  chercheur,  souvent  trouveur  de  verites,  pourvu  quon  ne  pre- 
sente  pas  cette  intuition  comme  une  constatation. 

Nous  avons  termine  notre  Classification  des  langues ,  la  seule ,  croyons- 
nous,  qu'il  soit  encore  possible  de  faire  actuellement.  Nous  n'examinerons  pas, 
avant  de  finir,  Celles  qui  ont  ete  presentees  avant  la  notre,  cela  nous  entrai- 
nerait  beaucoup  trop  loin.  Observons  seulement  que,  quelle  que  soit  la  haute 
valeur  des  savants  qui  les  ont  ecrites,  elles  presentent  Tun  ou  lautre  de  ces 
defauts,  ou  celui  de  n'etre  faites  qu  a  un  seul  point  de  vue  en  negligeant  tous 
les  autres,  ou  celui  plus  grave  encore  peut-etre  de  meler  les  resultats  de  ces 
diverses  vues,  comme  si  Ton  s'etait  place  ä  un  seul;  ce  qui  fausse  la  Classi- 
fication d'une  maniere  absolue.  Cest  ainsi  que  la  division  de  toutes  les 
langues  seulement  en  isolantes,  agglutinantes  et  flexi  onnelles,  en 
outre  de  ses  autres  inconvenients,  a  celui  principal  de  nadmettre  que  le  point 
de  vue  morphologique  et  d'exclure  le  psychologiqu  e  et  au  point  de  vue 
morphologique  de  ne  pas  embrasser  tout  son  horizon,  mais  de  se  restreindre 
a  un  coin  de  celui-ci,  au  mode  d'expression  par  les  mots  vides.  Cest  ainsi, 
d'un  autre  cote ,  que  M.  Steinthal  l'eminent  linguiste  et  psychologue,  qui  a 
penetre  si  avant  dans  l'etude  psychique  du  langage,  dans  sa  Classification  non- 
seulement  ne  s'est  place  qu'au  point  de  vue  psychologique  seul,  ecartant 
au  moins  en  apparence  le  morphologique,  mais  en  outre  a  mele  aux  Cle- 
ments psychologiques  formant  la  base  de  son  Systeme  quelques  elements  mor- 
phologiques ,  par  exemple  l'agglutination  et  la  flexion ,  ce  qui  ne  peut  que 
le  fausser  par  une  confusion. 

La  Classification,  resultat  d'inductions  nombreuses  et  prises  dans  tous  les 
sens,  doit  regarder  de  tous  cotes ,  quoiqu'elle  ne  le  puisse  quelquefois  que 
successivement,  c'est  ainsi  que  nous  1' avons  comprise  et  que  nous  avons  essaye 
de  la  formuler. 

Rennes. 

R.  DE  LA  Grasserie. 


PRINZIPIEN    DER    SPRACHENTWICKELUNG. 


IX.     SYNTHESE    DER    MORPHOLOGISCHEN    TEILE    ZUM    WORTE     UND    DER 

WÖRTER    ZUR    SPRACHE. 

§  75.  Zur  Erleichterung  der  Darstellung  haben  wir  erst  die  Faktoren  be- 
schrieben, die  das  Wortsystem  zerstören,  ehe  wir  das  Wortsystem  selbst 
untersuchten.  Jetzt  wollen  wir  uns  zu  diesem  Systeme  wenden.  Wir  haben 
schon  gesehen,  daß  in  Hunderten  von  Wörtern  dieselben  oder  ähnliche  mor- 
phologische Elemente  sich  wiederholen;  deshalb  entstehen  in  der  Sprache 
mehr  oder  weniger  zahlreiche  Familien  von  Wörtern,  die  ihrer  Wurzel ,  dem 
Suffixe  oder  Präfixe  nach  verwandt  sind.  Es  ist  von  selbst  ersichtlich,  daß 
die  Wörter  einer  Spr.  mit  gewissen  Gleichförmigkeiten  ihres  Stofies  auch 
Gleichförmigkeiten  ihres  Baues  aufweisen."  In  der  Spr.  können  wir  immer 
gewisse  Typen  von  Wörtern  und  den  Zusammenhang  zwischen  ein- 
zelnen Typen,  mit  andern  Worten ,  gewisse  Strukturfamilien  oder  Typen- 
systeme vorfinden.  Anderseits  bietet  uns  das  Gebiet  des  zu  Benennenden, 
die  Welt  der  Vorstellungen  eine  Anzahl  von  allgemeinen  Kategorien  dar.  wie 
Gegenstand,  Eigenschaft,  Wirkung  u.  s.w.  Jede  dieser  Kategorien  hat  ihre 
mehr  oder  weniger  ausgedehnte  Familie.  Die  Vorstellungen  von  wirkenden 
Gegenständen,  von  Gegenständen,  die  eine  Wirkung  von  andern  erleiden,  von 
Gegenständen,  die  andern  als  Werkzeug  dienen  u.  s.  w.,  bilden  eine  Familie 
oder  ein  System  von  Vorstellungen.  Die  Vorstellungen  von  tiandlungen  der 
Gegenwart,  der  Vergangenheit  und  der  Zukunft,  von  augenblicklichen  und 
lange  dauernden  Handlungen  u.  s.  w.  bilden  ein  andres  System. 

Die  Spr.  würde  nicht  dem  Zweck  entsprechen,  dem  sie  dient,  wenn  den 
erwähnten  Systemen  von  Vorstellungen  nicht  Sj'steme  von  Wörtern  mit 
größerer  oder  geringerer  Genauigkeit  entsprächen.  Die  hervorragendsten 
Systeme,  deren  einzelne  Glieder  im  innigsten  Zusammenhange  miteinander 
stehen,  sind  seit  lange  entdeckt  und  als  Deklinations-  und  Konjugations- 
systeme  beschrieben.     Zu   diesen   zwei  Systemen  fügen  einige  Grammatiker 


^   [Fortsetzung  zu  v.   144,   wo  ,?,  ^  .v  .  F.  T.] 

"  Daß  wir  die  Wort  typen  von  den  Wortern  seihst  getrennt  im  llediiclUnis  behalten 
können  und  dnß  wir  eine  allgemeine  Vorstellung  von  einer  gewissen  Wortkategorie  haben,  eine 
Vorstellung  ,  die  eine  Anzahl  von  Silben  mit  einer  bestimmten  Endung  und  Accentuation  bildet, 
dafür  können  wir,  unter  anderm,  Belege  in  den  Störungen  der  Spr.  linden.  Es  ist  z.  H.  bekannt, 
daß  die  Apliatiker.  indem  sie  Verse  vergessen,  sich  der  .Xn/nhl  der  Silben  und  des  Reimes 
erinnern. 

22* 


340 


N.  Kruszewski. 


noch  ein  drittes  hinzu,  das  System  der  Komparation  der  Adjektiva. 
Aber  die  erwähnten  Systeme  sind  durchaus  nicht  die  einzigen  der  Spr.  Alles 
das,  was  in  den  Grammatiken  unter  dem  allgemeinen  Namen  der  'Wortbildung' 
bekannt  ist,  bietet  uns  noch  eine  Menge  von  andern  Systemen  dar,  von  solchen 
freilich,  die  aus  der  unübersehbaren  Menge  von  Wörtern  der  Spr.  nicht  so 
stark  hervorragen,  als  daß  sie  schon  bei  oberflächlicher  Beobachtung  bemerkt 
werden  könnten. 

§  76.  Wenn  die  Deklinations-  und  Konjugationssysteme  schon  gleich  in 
der  Anfangszeit  der  Grammatik  bemerkt  wurden,  so  geschah  dies,  wie  schon 
oben  erwähnt,  hauptsächlich  deshalb,  weil  ihre  einzelnen  Glieder  in  engstem 
Zusammenhange  miteinander  stellen.  Deshalb  wollen  wir  dieselben  auch  zu- 
erst ins  Auge  fassen.  Betrachten  wir  die  Deklination  des  Wortes  volk  (bo.;ik7> 
Wolf] .  Alle  Kasusformen  dieses  Wortes  bilden  insofern  ein  harmonisches  System, 
als  sie  alle  dieselben  oder  fast  dieselben  wurzelhaften  Lautkomplexc  haben. 
Die  Geschichte  lehrt  uns  aber,  daß  diese  Harmonie  gar  nicht  eine  ursprüng- 
liche ist:  im  Altslow.  finden  wir  neben  dem  Stamme  ka'KK  den  Stamm  ka'KH; 
in  dem  dem  Russ.  nächstv-erwandten  Kleinruss.  den  Lautkomplex  wwk  neben 
roiyts\\  endlich  bewahrte  uns  selbst  das  Russ.  solche  Überbleibsel  wie  dniz\jä. 
VA  luz\äx  (ÄpysLa  Nom.  PI.  von  dnik  Apyri.  Freund,  no  .iiys/axx  Lok.  PI.  von  luk 
jiyri.  Wiese) .  Alle  diese  und  viele  andre  Thatsachen  zwingen  uns  für  die  ältere 
Epoche  des  Russ.  solche  Formen  zuzulassen,  die  der  altslaw.  Form  0  ba'KH'S 
ähnlich  sind.  W^em  verdanken  wir  also  die  Harmonie  in  der  jetzigen  Dekli- 
nation unsers  Wortes?  Nur  der  schöpferischen  Kraft  der  Spr.,  d.  h.  unsrer 
Fähigkeit  Wörter  zu  produzieren.  Wenn  wir  eine  Form  brauchen,  die 
ein  Glied  irgend  eines  Systems  bildet,  so  können  wir  sie  unbewußt  und  augen- 
blicklich von  dem  Stamme  bilden,  den  uns  das  Gedächtnis  am  besten  be- 
wahrt [volk-] ,  nach  dem  Typus,  den  wir  uns  unbewußt  von  einer  Menge  mit 
der  erforderlichen  Form  gleichartiger  Formen  abstrahiert  haben  (o  .  .  e: 
A  vSlkC-E  0  BO.iKi,  wie  a  döiU\.E  0  aom^,  a  l\es\^  0  jiici  u.  aa.).'^  Vgl.  die  ana- 
logen Fälle  z.  B.  in  der  ital.  Deklination,  wo  für  vico,  luogo  Nom.  PL  vichi, 
luoghi  produziert  wird;  manche  Substantiva  aber  haben  noch  alte  Formen  neben 
neuen:  mendici,  sarcofagi  neben  mendichi.  sarcofaghi.  Ebenso  wur- 
den die  altfr,  amons.  amez  (=amämus,  amätis)  von  den  nach  dem  Vor- 
bilde von  andern  Formen  produzierten  aimons,  aimez  verdrängt;  in  manchen 
Verben  bestehen  noch  die  Verschiedenheiten,  die  durch  die  lat.  Accentuation 
verursacht  sind:  je  tiens  f=  teneo),  nous  tenons  [=  tenemus),  je 
meurs,   nous  mourons  u.  aa. 

§  77.  Hier  entsteht  nun  die  Frage,  welche  Stämme  wir  uns  besser  ein- 
prägen;   wenn   in   einem  Systeme   zwei  Stämme    iz.  B.   volk-  und  volts-)   ent- 


^  Es  ist  von  selbst  ersichtlich,  wenn  sich  die  Deklination  des  Wortes  volk  und  ähnlicher 
Wörter  schon  eingebürgert  hat,  so  können  wir  ebenso  wenig  beweisen,  daß  wir  im  vorliegenden 
Falle  die  Form  a  vÖlk  M  produziert  haben,  als  daß  wir  sie  reproduziert  haben.  Aber, 
wenn  man  überall  etwa  o  vÖltSM  spricht,  so  p  ro  du  zieren  diejenigen,  die  A  f'^/z^jy^  sprechen, 
durchaus  diese  Form,  wenn  sie  dieselbe  nicht  schon  von  andern  gehört  haben.  Ich  bitte  den 
Leser  diese  Klausel  in  allen  den  Fällen  zu  berücksichtigen,  wo  hier  über  die  Produktion  und 
Reproduktion  die  Rede  ist. 


PRINZIPIEN    DER    SPRACHENTWICKELUKG. 


341 


Springen,  was  entscheidet  dann  den  Sieg-  eines  derselben  'z.  B.  voW  ?  Es  ist. 
wie  es  scheint,  am  natürhchsten  den  entscheidenden  Umstand  in  dem  oft- 
maligen Gebrauche  des  betreffenden  Stammes  zu  suchen:  wie  viel  Formen 
mit  diesem  Stamme  das  System  besitzt  und  wie  oft  jede  dieser  Formen  ver- 
hältnismäßig gebraucht  wird.  Nichts  desto  weniger  bin  ich  geneigt  zu  glauben, 
daß  eine  sorgfältigere  Untersuchung  irgend  eine  neue  Nebenursache  entdecken 
könnte.  Einige  Thatsachen  können  zu  der  Annahme  führen,  daß  solche  Uni- 
formierung der  Systeme,  mittels  der  Produktion  gleichartiger  Formen  statt 
der  vererbten  ungleichartigen,  im  Zusammenhange  mit  den  phonetischen  Eigen- 
schaften der  Spr.  steht;  es  ist  wahrscheinlich,  daß  die  Auswahl  eines  von 
beiden  Stämmen  nicht  nur  dadurch  bestimmt  wird,  dass  einer  von  diesen  Stämmen 
sich  besser  einprägt,  sondern  auch  durch  den  größern  oder  geringern  Hang 
der  Spr.  zu  diesen  oder  jenen  Lauten.  Wenigstens,  indem  wir  die  produzierten 
Formen  betrachten,  können  wir  in  denselben  oft  gewisse  lautliche  Ein- 
förmigkeiten beobachten.  Betrachten  wir  die  ehemals  ungleichartige  russ. 
Deklination  der  Stämme  mit  den  auslautenden  Hinterzungenlauten,  X',  g.  x 
[volk  Bo.iKT,  Wolf,  diix  Äyx'L  Geist,  iga  nro  Joch  .  .  .),  so  sehen  wir,  daß  die 
Spr.  sich  für  die  Hinterzungenlaute  entschied.  Solches  Resultat  können 
wir  leicht  dem  häufigen  Gebrauche  des  Stammes  mit  den  Hinterzungenlauten 
zuschreiben,  d.  h.  dem  Umstände,  daß  das  System  weit  mehr  Formen  mit 
den  Hinterzungenlauten  besaß,  als  Formen,  in  denen  wir  ts .  z.  s  oder  ähn- 
liche Laute  zulassen  müssen.  Wenden  wir  uns  aber  zur  Konjugation.  Das 
in  der  Schriftspr.  nicht  uniformierte  p\^kü^  p\^tsös  .  .  .  b\H^rlr.gü^  b\H^rl'EzJ)s 
(neKy .  neyeiut  ich  backe,  du  backst,  öepery,  öepeatemt  ich  bewahre,  du  be- 
wahrst uniformiert  die  Volksspr.  in  p\^Ek\ös ^  b\Hj\.Eg\ös  .  .  .,  d.  h.  im  Interesse 
derselben  Hinterzungenlaute.  Wir  haben  aber  keinen  Grund  anzunehmen, 
daß  auch  in  dem  Systeme  der  Konjugation  die  Formen  mit  den  Hinterzungen- 
lauten öfter  vorkommen,  als  wir  es  in  der  Deklination  zulassen.  Wenn  man 
sich  darauf  nicht  stützen  kann,  daß  es  solcher  Formen  (in  dem  Präsenssysteme] 
nur  zwei  [p\^kü^  p\.F.küt  neKy,  neKyTi,)  und  mit  ts^  vier  [p\.Etsös  ne^emh, 
p\.Kts6t  iieyeTT,,  p\Aitsövi  neueM-B,  p\A-:ts6t\.-E  neuexe]  gibt,  so  wäre  es  sonderbar 
zuzugeben,  daß  in  der  russ.  Spr.  die  i.  Sg.  und  3.  PI.,  im  Kleinruss.  aber 
(in  Wolhynien'  die  andern  Formen  öfter  vorkommen.  Und  doch  uniformiert 
letztere  Mundart,  welche  die  Deklination  mit  den  auslautenden  Hinterzungen- 
lauten noch  nicht  uniformiert  hat  (Nom.  roifk,  Lok.  o  röirtsj  u.  s.  w.  das 
System  einer  ähnlichen  Konjugation,  gerade  der  russ.  Spr.  zuwider,  nicht  im 
Interesse  der  Hinterzungenlaute:  f.'Etsu,  p^yEtsJtt\,  mözjt,  )nözjit\.^ 

§  78.  Wovon  auch  der  Sieg  des  einen  oder  des  andern  Stammes  ab- 
hängen mag  (der  Sieg,  von  welchem  die  Uniformierung  des  Systems  bedingt 
wird),  so  kann  doch  das  Faktum  selbst,  daß  in  der  Spr.  immer  Uniformierung 
der  Systeme  vor  sich  geht,  keinem  Zweifel  unterliegen. "  In  der  Spr.  werden 
wir  beständig  dreierlei  Arten  von  Systemen  vorfinden: 


^  Eine  vollkommene  .\nalogie  dieser  kleinruss.  Vereinfachung  bieten  s-inskr.  pdcämi, 
tyäjämi  «.an.  dar.     Vgl.   auch  slowen.   und  serb.  pecem,  peces,  pece. 

*  Die  Produktion  der  Formen  ist  in  der  Wissenschaft  unter  dem  Namen  der  Analogie 
bekannt.     Die  Gedanken,  die  hier  über  das  Verhältnis  dieser  Analogie  zu  den  phonetischen  Vor- 


342 


N.  Kruszewski. 


1.  nicht  uniformierte  Systeme,  wie  poln.  nog-a  Fuß),  nog-i,  nodz-e. 
nog-(;i ,   w  nodz-e. 

2.  solche  Systeme,  die  sich  auf  dem  Wege  der  Uniformierung  befinden, 
wie  griech.  lueiZiuuv,  iLieiZovoc  neben  )ieiZ;ouc  u.s.  w.,  wo  neben  den  neuen  Formen 
die  alten  (wenn  auch  nicht  von  denselben  Personen,  so  doch  in  derselben  Spr. 
oder  Mundart)  gebraucht  werden.  Es  ist  klar,  daß  in  solchen  Fällen  nicht 
neue,  sondern  alte  Formen  der  Vergessenheit  Preis  gegeben  werden:  die 
neue  Form  }JLeilovoc  kann  produziert  und  reproduziert  werden,  während 
die  alte  |ueiZ;ouc  nur  reproduziert  werden  kann. 

3.  vollständig  uniformierte  Systeme,  wie  die  russ.  Deklin.  des  Wortes  ro//c. 
Man  kann  sagen,   daß  in  der  Deklination  und  Konjugation  solcher  Sprr.. 

wie  die  russ.,  die  Fälle,  Personen  und  Zahlen  mittels  der  Endungen  bezeichnen, 
sich  das  Streben  nach  der  F^ntwickclung  eines  Stammes  bei  verschiedenartigen 
Endungen  offenbart,  was  wir  graphisch  folgendermaßen  darstellen  können:  j 
Dagegen  in  Sprr.,  wie  die  franz.,  wo  die  Schattierungen  des  Hauptgedankens 
hauptsächlich  mittels  der  Präfixe  bezeichnet  werden,  können  wir  das  Schema 
der  Deklination   und  Konjugation  folgendermaßen  darstellen :        j 

Zur  Veranschaulichung  des  erwähnten  Strebens  in  der  russ.  Flexion  mögen 
die  oben  angeführten  Beispiele  genügen.  Wenden  wir  uns  zur  franz.  Flexion, 
so  finden  wir  auch  zahlreiche  Beisp. ,  die  unsre  Meinung  bestätigen:  fast  die 
ganze  Deklination  paßt  zum  oben  an  2.  Stelle  angeführten  Schema.  Nur  als 
Rudiment,  dabei  größtenteils  nur  als  orthographisches  Überbleibsel  wird  das 
s  des  Plurals  bewahrt.  Nicht  minder  lehrreich  ist  auch  die  Konjugation.  So 
haben  z.  B.  von  den  6  Formen  des  Präsens  der  am  meisten  Leben  bekun- 
denden I.  Konjugation^  4  (je  chante,  tu  chantes,  il  chante,  ils  chantent 
denselben  Stamm,  indem  sie  sich  beim  Sprechen  nur  durch  die  die  Personen 
bezeichnenden  Präfixe  unterscheiden.  Spuren  früherer  Endungen  haben  wir  in 
der  Form  von  orthographischen  Rudimenten,  von  Buchstaben,  die  man  wohl 
am  Ende  des  Wortes  schreibt,  aber  nur  ausnahmsweise  ausspricht.  Doch  die 
Sprache  geht  weiter:  indem  sie  wo  möglich  die  überflüssigen  Verschiedenheiten 
der  Formen  in  der  Schrift  vernichtet  und  die  Orthographie  uniformiert,  erstrebt 
sie  auch  in  der  Schrift  dasselbe  Ziel ,  welches  sie  in  der  Ausspr.  fast  erreicht 
hat.  Dies  erklärt  uns,  warum  in  der  wichtigsten  ersten  Konjugation  die  Form 
der  3.  Sg.  das  t  am  Ende  verloren  und  statt  der  alten  Schreibart  il  parlet 
sich  il  parle  (vgl.  je  parle)  eingebürgert  hat.  Dies  erklärt  uns,  weshalb 
wir  jetzt  statt  der  alten  Schreibart  je  croi,  je  voi,  je  tien  —  je  crois.  je 
vois,  je  tiens  (vgl.  tu  crois  .  .)  haben.  Ebenso  erklärt  sich  die  jetzige 
Schreibart  je   fus,    je    sois,    j'eus  u.  s.  w.,    oder   nous   fümes    (vgl.   vous 


gangen  auseinandergesetzt  sind  ,  sind  von  mir  zuerst  in  der  Form  einer  einfachen  Vermutung  in 
dem  kleinen  Aufsatze  über  die  Analogie  und  Volksetymologie  (russkij  filologiceskij  vest- 
NiK^,  1879,  No.  3)  ausgesprochen:  'Die  Bestimmung  der  wechselseitigen  Beziehung  zwischen  der 
Assimilation  (Analogie)  und  der  phonetischen  Entwickelung ,  als  zwei  Faktoren  der  Spr.,  ist  eine 
sehr  schwierige  Frage  und  erfordert  eine  besondere  Untersuchung.  Es  scheint,  als  ob  die  Rolle 
der  Lautgesetze  hauptsächlich  in  der  Fabrikation  des  grammatischen  und  lexikalischen  Stoffes  be- 
stände, die  Rolle  der  Assimilation  aber  in  dem  Aufl^auen  des  Wörterbuches  und  der  Grammatik 
aus  diesem  Stoffe.' 

^   Die  I.  fr.  Konj.   umfaßt  3620  Verba,  während  die  3  andern  nur  zusammen  440  umfassen. 


PRINZIPIEN    DER    SPRACHENTWICKELUNG. 


343 


fütes,  wo  der  Accent  circonflexe  sich  etymologisch  aus  altfranz.  vous  fustes 
erklärt; .  Man  muß  nicht  außer  Acht  lassen,  daß  falls  die  beständige  Gegen- 
wirkung des  Buches  und  der  Schule  nicht  vorhanden  wäre,  solche  Uniformie- 
rung der  Orthographie  noch  viel  weiter  vor  sich  gehen  würde,  da  ein  jeder, 
der  grammatisch  nicht  geschult  ist.  unbewußt  bestrebt  sein  wird  gleichlautende 
Formen  gleichartig  zu  schreiben. 

§  79.  Die  Gleichartigkeit  eines  gewissen  Systems  .ist  nicht  etwas  Ursprüng- 
liches und  Beständiges:  wir  haben  schon  gesehen,  daß  das  System,  welches 
jetzt  ganz  gleichartig  und  harmonisch  ist.  nicht  immer  ein  solches  war;  und 
aus  dem  oben  Auseinandergesetzten  wissen  wir,  daß  seine  Gleichartigkeit  nicht 
ewig  dauert,  daß  es  sich  früher  oder  später  in  ein  System  mit  zwei  oder 
mehreren  Zweigen  verwandeln  kann.  Wenn  nun  die  Gleichartigkeit  eines 
Systems  das  Ergebnis  einer  lange  oder  kurze  Zeit  währenden  Arbeit  der  Spr. 
ist,  was  bedingt  dann  diese  Arbeit  selbst  ?  Es  ist  klar,  daß  zur  Produktion, 
z.  B.  der  Form  p\Mk\ös  (du  backst,  statt  ne'iemt)  die  Erinnerung  an  den  Wort- 
typus (.  .  .  -i^^)  und  die  Wortteile  [p\ck-,  -[6s]  und  das  Gefühl  der  Ähnlich- 
keit der  Form,  die  wir  produzieren,  mit  ihren  Verwandten,  sowohl  der  Haupt- 
vorstellung nach  {J)\^kü  ich  backe,  p\Mküt  sie  backen  u.  s.  w.  ,  als  auch  der 
Schattierung  nach  [v\Md\ös  BeAemt  du  führst.  ui\ös  iiAeiiih  du  gehst  u.  s.  w.  , 
erforderlich  ist.  Wenn  alle  diese  Wörter  nicht  durch  die  Ahnlichkeitsassociation 
zu  einer  Familie  verbunden  wären  und  wenn  wir  uns  ihrer  nicht  erinnern 
könnten,  so  würde  die  Produktion  der  Form  p\.-Ek\ös  unmöglich  sein.  Da  das 
Gefühl  der  Ähnlichkeit  der  Wörter  untereinander  das  Behalten  dieser  Wörter 
im  Gedächtnis  als  etwas  notwendiges  voraussetzt,  so  haben  wir  das  Recht  zu 
sagen,  daß  die  Uniformierung  der  Systeme  sich  auf  das  Gesetz  der 
Ahnlichkeitsassociation  gründet.  In  jeder  Gruppe  von  Wörtern,  die 
ihrer  Herkunft  nach  verwandt  sind,  werden  wir  nahe  und  entfernte  Verwandte 
vorfinden ;  vgl.  Gold  —  vergolden  —  Gulden ,  gedeihen  —  gediehen  — 
gediegen,  franz.  je  viens  —  Fut.  viendrai  statt  des  zu  erwartenden  ven- 
drai,  eine  Form,  die  an  vendre  erinnern  würde.  Wenn  in  allen  diesen 
Fällen  einer  bedeutenden  innern  Ähnlichkeit  eine  bedeutende  äußere  Ähnlichkeit 
und  einer  minder  bedeutenden  innern  Ähnlichkeit  eine  minder  bedeutende 
äußere  Ähnlichkeit  entspricht,  so  erklärt  es  sich  nur  durch  Teilnahme  der  pro- 
duktiven Kraft. 

§  80.  Oben  haben  wir  Beisp.  von  nicht  uniformierten  Systemen  ange- 
führt. Solche  Systeme  werden  wir  in  jeder  Spr.  in  Menge  finden.  Es  ist 
freilich  schwer  die  Frage  zu  beantworten,  warum  z.  1^.  das  Russ.  solche  De- 
klination wie  iiAgä  Hora  uniformiert  hat,  während  sie  im  Poln.  noch  nicht  uni- 
formiert ist.  Wenn  wir  aber  die  abweichenden  Formen  in  \erschiedcncn  Sprr. 
betrachten,  so  muß  uns  auch  hier  eine  gewisse  Einförmigkeit  in  die  Augen 
fallen :  i .  Wir  werden  solche  nicht  uniformierten  Sy.steme  finden .  die  sich 
durch  größte  Unbeweglichkeit  auszeichnen :  ihre  allgemeine  Eigenschaft  be- 
.steht  darin,  daß  die  sie  bildenden  Wörter  [vermöge  ihrer  Bedeutung'  zu  den 
gebräuchlichsten  gehören.  2.  Einige  abweichende  Formen  werden  die  allge- 
meine Eigenschaft  besitzen,   daß  sie  unter  ähnlichen  Bedingungen  x'orkommen: 


344 


N.  Krvszewski. 


in  Versen,  Sprichwörtern,  in  der  Form  von  Partikeln,  in  besondern  Redens- 
arten, die  z.  T.  auch  als  zusammengesetzte  Partikeln  gelten  können,  u.  dgl. 
Es  ist  klar,  damit  eine  Form,  die  zu  irgend  einem  System  gehört,  haupt- 
sächlich reproduziert  werde,  ist  es  nötig,  daß  dieselbe  als  Separatform  fest 
in  unserm  Gedächtnis  haften  bleibe.  Und  das  ist  nur  dann  möglich ,  wenn 
sie  sehr  oft  gebraucht  wird',  d.  h.  wenn  sie  mittels  einer  besonders  festen  An- 
grenzungsassociation  mit  dem  Gegenstande,  den  sie  bezeichnet,  ver- 
bunden ist,  oder  wenn  sie  ein  Glied  einer  beständigen  Wortreihe  (der  Redens- 
art,  des  Verses,  des  Sprichworts  u.  dgl.;  bildet,  d.h.  wenn  sie  mittels  der 
so  innigen  Angrenzungsassociation  mit  andern  Worten  verbunden  ist.  Wir 
haben  schon  oben  Beisp.  angeführt,  die,  wie  ich  hoffe,  wohl  ausreichen  um 
zu  überzeugen,  daß  die  besonders  gebräuchlichen  Wörter  in  allen  Sprr. 
sehr  oft  unregelmäßige  Systeme  darstellen^,  und  daß  wir  in  verschiedenen 
Wortreihen  oft  abweichende,  veraltete  Formen  vorfinden.  Es  ist  selbstver- 
ständlich ,  daß  die  Systeme  der  am  meisten  gebräuchlichen  Wörter  nicht  die 
Fähigkeit  eingebüßt  haben  sich  mittels  der  Produktion  zu  erneuern;  dieser 
Vorgang  aber  rückt  in  solchen  Wörtern  im  Vergleich  mit  andern  Systemen 
von  Wörtern  sehr  langsam  vorwärts.  Als  ein  Beisp.  der  Produktion  in  einem 
sehr  unregelmäßigen  System  können  wir  auf  das  franz.  Imp.  etais  hinweisen, 
das  von  etre  nach  dem  Vorbilde  mettais  neben  mettre  abgeleitet  ist  und 
das  altfranz.  (vor  dem  14.  Jh.  gebr.)  j'ere,  tu  eres,  il  ert  .  .  .  ersetzte: 
dann  auf  das  deutsche  mehrest,  die  mehrsten  statt  meist,  die  meisten, 
vom  Komparative  mehr  produziert,  oder  auf  solch  einen  originellen  Versuch 
das  dem  Stamme  nach  unregelmäßige  System  zu  regeln,  als  kleinruss.  idu 
isöw,  serb.  idem  isao  (vgl.  Hyv,Ai  lUi^ATv).  Als  Beisp.  der  dem  Stamme 
nach  abweichenden  Formen  in  den  beständigen  Wortreihen  kann  das  russ. 
j'H^  liiZ{äx  (bo  JL-ysaxt)  dienen,  das  in  Volksliedern  vorkommt,  neben  dem 
regelrechten  v  litgäx  bi>  iiyraxt  auf  den  Wiesen),  oder  das  poln.  na  czele 
(=  an  der  Spitze,  alter  Lokativ  von  czolo  Stirn)  neben  dem  jetzigen  Lokativ 
na  czole  u.  dgl.  Wir  sehen  also,  daß  alles  altein  der  Spr.  sich  hauptsäch- 
lich auf  die  Reproduktion,  auf  Angrenzungsassoziationen  gründet,  während 
alles  neue  sich  auf  die  Produktion,  auf  Ähnlichkeitsassociationen  stützt.  Der 
Vorgang  der  Sprachentwickelung  kann  von  diesem  Standpunkte  aus  als  ein 
ewiger  Kampf  der  fortschreitenden  Kraft,  die  sich  auf  Ahnlich- 
keitsassoziationen  stützt,  und  der  erhaltenden  Kraft,  die  sich  auf 
Angrenzungsassociationen  stützt,  dargestellt  werden. 


^   Vgl.  Paul,  prinz.,   127. 

^  Vgl.  noch  die  Verba  auf  -mi  in  verschiedenen  Sprr.  ;  sie  bezeichnen  die  gewöhnlichsten 
Handlungen;  oder  solche  Wörter,  wie  poln.  pani  (Frau),  ein  Wort,  welches  seine  Endung  be- 
wahrt hat,  ungeachtet  dessen,  daß  die  minder  gebräuchliche  Form  z.B.  lani  (l6.  Jh.,  Hirsch- 
kuh) in  der  jetzigen  Spr.  sich  in  lania  verwandelt  hat,  die  andern  Femininen  (auf  -al  ähnlicher 
ist;  die  in  der  franz.  Konjugation  am  häufigsten  gebräuchliche  Endung  -atis  gab  -ez,  die  in 
alle  Verba  eingedrungen  ist;  aber  die  am  häufigsten  gebräuchlichen  Formen  dites,  faites, 
et  es  haben  die  frühere  Form  bewahrt,  ^'on  solchen  Formen  kann  man  im  allgemeinen  sagen, 
daß  sie  der  geringsten  morphologischen  und  der  größten  phonetischen  Ent- 
artung unterworfen  sind. 


PRINZIPIEN    DER    SPRACHENTWICKELUNG. 


345 


§  Si.  Bis  jetzt  haben  wir  die  Vereinfachung  der  Systeme  nur  dem 
Stamme  nach  betrachtet;  aber  die  gewonnenen  Ergebnisse  können  auch  auf 
alles  folgende  angewandt  werden.  Während  ein  Wolf  immer  im  Russ.  mit  dem 
Lautkomplexe  volk  bezeichnet  wird,  oder  das  Backen  mit  dem  Lautkomplexe 
p\ek  und  dem  ihm  zunächst  verwandten  p\ets^  wobei  die  Spr.  den  letztern  zu 
beseitigen  strebt,  wird  irgend  eine  Schattierung  der  Hauptvorstellung,  z.  B.  die 
Mehrzahl,  am  häufigsten  sehr  verschiedenartig  bezeichnet,  und  dabei  sind  die 
Laute  oder  Lautkomplexe,  die  dieselbe  bezeichnen,  einander  oft  ganz  unähn- 
lich und  nicht  verwandt.  Alles  dies  dürften  wir  schon  von  vornherein  erwarten, 
wenn  wir  uns  nur  das  Wesen  des  idg.  Suffixes  und  die  Vermehrungsart  dieses 
morphologischen  Elementes  klar  vorstellen  könnten.  Nehmen  wir  z.  B.  die 
verschiedenen  Suffixe,  die  in  der  russ.  Spr.  zur  Bezeichnung  der  Mehrzahl 
verwendet  werden  ;  haben  sie  eine  verschiedene  Bedeutung  ?  Nicht  im  minde- 
sten :  sie  bezeichnen  alle  die  Mehrheit.  W^as  bewirkt  aber,  daß  in  einem 
Falle  dieses  Suffix,  im  andern  ein  andres  vorkommt :'  Zunächst  bewirkt  dies 
die  Kategorie  des  betreffenden  Wortes,  sein  Bau  oder  das  System,  zu  welchem 
es  gehört.  So  werden  z.  B.  den  Substantiven  gewisse  Mehrzahlsuffixe  eigen 
sein .  den  Verben  dagegen  andre.  In  einigen  Fällen  wird  das  Suffix  durch 
den  Stammauslaut,   also  phonetisch  bestimmt. 

§  82.  Weshalb  nun  gebrauchen  Avir  diese  W^örter  mit  diesen  äußerlich 
verschiedenen,  aber  innerlich  gleichen  Suffixen  ?  Wir  haben  kein  Recht  eine 
beständige  Reproduktion  aller  solcher  Formen  anzunehmen.  Es  ist  selbstver- 
ständlich ,  daß  wir  solche  Formen  auch 
produzieren,  aber  wir  produzieren  sie 
nach  verschiedenen  Mustern.  Wäh- 
rend jede  Vorstellung  in  unserm  Geiste 
nur  mit  irgend  einem  mehr  oder  weniger 
bestimmten  Lautkomplexe  verbunden  ist, 
hat  eine  Schattierung  der  V^orstellung 
(z.  B.  die  Mehrzahl)  gar  nicht  solch  einen 
eignen  beständigen  Ausdruck.  Wegen 
des  Vorkommens  von  mehreren  Suffixen 
für  eine  und  dieselbe  Funktion  und  des 
allgemeinen  und  abstrakten  Charakters  der 
h\niktion  selbst  bewahrt  uns  unser  Ge- 
dächtnis parallele  Systeme  von  Mustern', 
wie  nebenstehendes.  Müssen  wir  einen 
Instr.  von  dem  Worte  UAgä  (iiora  Fuß)  bil- 
den,  so  ruft  die  formelle  Gleichheit  dieses 

Wortes  mit  dem  Worte  nika  u.  aa.  in  unserm  Geiste  das  zweite,  nicht  aber 
das  erste  Muster  hervor  und  wir  bilden  die  Form  UAgößi  iioroiol.  Je  schwächer 
in  unserm  Gedächtnisse  irgend  welche  von  solchen  parallelen  Mustern  ein- 
geprägt sind ,    desto  weniger   wahrscheinlich    ist   es ,    dal.^    wir   nach    denselben 


BO.iK-t  Wolf  pyKa  Hand; 

Sg. 

Xom. 

volk  (Oj        nik-a 

Gen. 

.  .  .  .-a         .  .  .-i 

Dat. 

....-!/             .  .  .-.E 

Akk. 

. . .-a         . . .-u 

PI. 

Instr. 
Lok. 
Noni. 

....  -Olli       .  .  .  -ojii 

,'-...  .-./; 

.  .  .-/ 

Gen. 
Dat. 

.  . .  .-0/      ;0' 

.  .  .  -(r/ii 

Instr. 

.  .  .-a))ii 

Lok. 

.  .  .-ax 

'    Wir   ziehen  hier  nicht  die  Verschiedenheit  der  Accenlualion  der  angeführten  IJeispielo  in 

Betracht. 


346 


N.  KRUhZKWSKI. 


unsre  Formen  bilden,  d.  h.  desto  mehr  wahrscheinlich  ist  es,  daß  sich  in 
der  betreffenden  Wortkategorie  eine  Einförmigkeit  betreffs  des  Suffixes  einfinden 
wird.  Hier  also  geht  der  Kampf  zwischen  der  Produkti  on  nach  verschie- 
denen Typen  vor  sich.  Und  in  der  Spr.  können  wir  sehr  oft  die  allmäh- 
liche Verminderung  der  Formenzahl  bemerken.  So  wurde  z.  B.  das  franz.  -ons 
=  dem  lat.  -amus  zur  einzigen  Endung  der  i.  PI.,  während  die  andern  drei 
Endungen,  -emus.  -imus,  -imus,  verloren  gegangen  sind.  Darum  wurde 
auch  -ax  (ax^t)  die  einzige  Endung  Lokat.  Plur.  im  Russ.  (altslaw.  -a)C'i^. 
-k\-K,  -'KX"K,  -'IvY'K,  -H\"k);  vgl.  auch  einige  gemeinsame  Formen  in  den  oben 
angeführten  Mustern.  Solche  Verminderung  der  Formenzahl  könnte  zur  voll- 
ständigen Vereinfachung  der  Flexion  führen,  wenn  nicht  auf  dem  schon  uns 
bekannten  Wege  sich  neue  Suffixe  entwickeln  würden. 

§  83.  Da  bei  solcher  Vereinfachung  der  Fle.xion  gewisse  Suffixe  andern 
ihren  Platz  überlassen,  so  entsteht  die  Präge,  welche  von  diesen  Suffixen  die 
größte  Lebensfähigkeit  zeigen.  Augenscheinlich  diejenigen,  die  wir  besser  im 
Gedächtnis  behalten.  Aber  welche  Suffixe  bewahrt  uns  unser  Gedächtnis 
besser  auf?  Bei  den  Stämmen  konnten  wir  nur  eine  Bedingung  der  bessern 
Einprägung  anführen ,  den  häufigen  Gebrauch.  Gewiß  spielt  auch  hier  der 
häufige  Gebrauch  die  Hauptrolle :  aber  es  gibt  noch  andre  Bedingungen ,  die 
es  bedeutend  erleichtern  ein  Suffix  im  Gedächtnis  zu  behalten.  Je  voll- 
lautender und  je  ausdrücklicher  das  Suffix  ist,  desto  besser  haftet  es  in 
unserm  Gedächtnis.  Wenigstens  sehen  wir  in  der  Geschichte  verschiedener 
Sprachen,  daß  sich  grade  solche  Suffixe  in  der  Spr.  befestigen.  Nomina  wie 
Schön-heit,  mit  dem  volllautendern  Suffixe,  verdrängen  solche  wie  Schön-e. 
Außerdem  hat  das  Suffix  desto  mehr  Wahrscheinlichkeit,  sich  bei  gewissen 
Stämmen  zu  befestigen,  je  mehr  es  denselben  entspricht.  '  So  sind  z.  B. 
die  altpoln.  Formen  w  bodze,  w  wilce  .  .  .  (Lokative  Sg.  von  bog  Gott, 
wilk  Wolf)  durch  die  Formen  w  bogu,  w  wilku  ersetzt,  'd.  h.  diese  Stämme 
wurden  mit  dem  Suffixe  -u  verbunden;  und  solche  Form  wie- w  wilku  hatte 
mehr  Aussicht  aufbewahrt  zu  werden,  als  w  wilce,  da  sie  den  andern  Formen 
(mit  k  im  Auslaute)  mehr  ähnelt;  vgl.  auch  lausitz.  wjelku,  bohu  (neben 
bozy),  duchu,  tschech.  vlku,  vlkovi ,  bohu  ,  duchu,  slowen.  volku  ,  bogu. 
du  hu,  serb.  vuku,  bogu,  duhu.  Die  Sprachelemente:  Artikulationen. 
Laute,  morphologische  Teile,  Wörter,  Redensarten,  entstehen  nicht  in  einem 
Exemplare;  die  Spr.  schaßt  sie  in  ganzen  Reihen.  Ein  Element,  das  am 
meisten  zu  der  Umgebung  paßt,  am  meisten  seiner  Bestimmung  entspricht, 
das  die  meisten  Lebenskeime  in  sich  birgt,  verdrängt  seine  Nebenbuhler  und 
befestigt  sich  in  der  Spr. 

§  84.  Wir  haben  schon  oben  erwähnt,  daß  die  Deklination  und  Kon- 
jugation nur  die  festern  und  darum  hervorragendem  Systeme  der  Spr.  sind. 
Aber  das  will  nicht  sagen,  daß  die  andern  Systeme  etwa  minder  wichtig  sind, 
weil  sie  von  den  Grammatikern  nicht  als  Systeme  anerkannt  worden.  Wer 
grammatisch  ungeschult  ist  und  von  dem  Vorkommen  der  Deklination  und 
Konjugation  nichts  weiß,    bedient    sich    ihrer  nicht  schlechter  (vielleicht  sogar 


^    Hier  gestatte  ich  mir  einen  Gedanken  Prof.  Baudouins  zu  benutzen. 


PRINZIPIEN    IJER    SPRACHENTWICKELING. 


347 


besser),  als  die  grammatisch  geschulten.  Ebenso  bedienen  wir  alle  uns  auch 
der  Systeme,  die  in  der  Grammatik  unbemerkt  geblieben.  Es  ist  leicht  zu 
bemerken,  daß  eine  ganze  Anzahl  von  Wörtern  nach  einem  und  demselben 
Typus  gebildet  ist.  Ganze  Reihen  von  Wörtern ,  die  in  gewisser  Beziehung 
der  Bedeutung  nach  ahnlich  sind,  bieten  uns  auch  eine  gewisse  äußerliche 
Ähnlichkeit,  wie  beiderseits,  diesseits,  jenseits;  dritthalb,  vierthalb 
u.  aa.  ;  lat.  Adjektiva  ferreus,  ligneus  .  .  .  oder  anserinus,  caninus. 
Bei  einer  jeden  solchen  Reihe  finden  wir  wohl  eine  mehr  oder  minder  be- 
deutende Anzahl  von  Ausnahmen:  das  ist  aber  nicht  von  Belang.  Solche 
Reihen  können  nicht  zufällig  sein:  sie  wären  nicht  möglich,  wenn  wir  nicht 
gewisse  Wörter  nach  dem  Vorbilde  andrer,  der  Bedeutung  oder  auch  den 
Lauten  nach  ähnlichen,   produzierten. 

§  85.  Die  Formen  aber,  die  ihrem  Baue  und  ihrer  Bedeutung  nach  ähn- 
lich sind,  sind  noch  darin  ähnlich,  daß  sie  eine  ähnliche  Verwandtschaft 
haben  Beisp.  in  der  russ.  Bearbeitung  S.  121).  Es  versteht  sich  von  selbst, 
daß  jede  Wortkategorie  in  mehr  oder  minder  bestimmter  Beziehung  nicht  nur 
zu  einer  bestimmten ,  sondern  zu  mehreren  Kategorien  steht ;  deshalb ,  aller 
Abweichungen  ungeachtet,    bildet  die  Spr.  ein  harmonisches  Ganzes. 

§  86.  Infolge  des  häufigen  Gebrauchs  wurzeln  viele  Typen  so  fest  in  der 
Spr.  ein,  daß  in  der  Kraft  ihres  Zusammenhängens  dieselben  weder  den  De- 
klinations-  noch  Konjugationsformen  nachstehen.  Auch  hier  überzeugen  wir  uns. 
daß  nicht  nur  die  Reproduktion,  sondern  auch  die  Produktion  als  eine  Kraft 
erscheinen  kann .  die  eine  absolute  Vereinfachung  der  Systeme  von  stamm- 
verwandten Wörtern  hindern  kann,  da  wir  die  Möglichkeit  haben  Wörter  von 
einer  und  derselben  Wurzel  nach  zwei  verschiedenen  Mustern  zu  bilden.  Doch 
können  wir  behaupten,  daß  in  der  Spr.  alles,  was  sich  auf  die  Produktion 
gründet,  das  Streben  nach  einem  wohlgebildeten  System  offenbart.  Wenn  die 
Produktion  sich  als  ein  Hindernis  zur  absoluten  Vereinfachung  der  der  Wurzel 
nach  verwandten  Wörter  zeigt,  so  trägt  sie  auch  dann  in  die  Spr.  eine  Ord- 
nung hinein,   aber  nur  eine  verhältnismäßige  Ordnung. 

§  87.  Also  nur  das,  was  sich  auf  die  Reproduktion  gründet,  nur  die 
Formen ,  die  wir  als  besondere  Formen  im  Gedächtnis  behalten  —  an  und 
für  sich,  oder  als  Glieder  einer  Reihe,  stehen  außerhalb  des  vorherrschenden 
Sprachsystems.  Aber  wir  wissen  schon,  daß  die  am  meisten  unregelmäßigen 
Systeme  von  sehr  gebräuchlichen  Wörtern  nicht  vor  der  Uniformierung  auf 
dem  Wege  der  Produktion  bewahrt  sind :  die  Formen  aber ,  die  als  Glieder 
einer  Reihe  reproduziert  werden .  emanzipieren  sich  alimählich  von  ihren 
Systemen,  indem  sie  die  Zeichen  ihrer  äußerlichen  und  inncrn  Ähnlichkeit  mit 
ihren  frühern  Verwandten  nach  und  nach  verlieren,  und  erlangen  eine  Selb- 
ständigkeit. Und  als  selbständige  Wörter,  Partikeln  oder  Termini  (i-tre-re- 
magi),  stören  sie  ebensowenig  die  Harmonie  der  Spr.,  gleich  den  übrigen 
selbständigen  Wörtern,   die  wir  nach  dem  Gedächtnis  reproduzieren. 

§  88.  Wörter,  die  vermöge  der  .Ähnlichkeit  ihrer  l*\inktion  \z.  B.  die 
Präpositionen]  eine  P'amilic ,  oder  vermöge  ihrer  Angrenzung  iz.  B.  die 
Numeralia)  eine  Reihe  bilden,  erlangen  allmählich  mittels  der  Produktion  auch 
einige  äulk-rlich    ähnliche  Kennzeichen.     So    haben    sich  z.  B.   die   i^oln.   Prä- 


348 


N.  Kkuszkwski. 


Positionen,  poln.  und  russ.  Adverbia,  franz.  Partikeln,  als  eine  abgeschlossene 
Familie  bildend,  lautlich  ausgeglichen.  Ein  gleiches  Streben  nach  der  Assi- 
milation offenbaren  auch  die  Glieder  einer  Reihe.  So  verwandelte  sich  das 
Wort  *pinque  unter  dem  Einfluß  des  quattuor  in  quinque,  hvidvor 
unter  dem  Einfluß  des  fimf  in  fidvor;  vgl.  auch  oktuu  und  enTCt  (Tab.  heracl.): 
d\ev\Hj\  UeBflTb)  statt  n\ev\Hj\  fiieBATh")  in  allen  slawischen  Sprachen;  vgl.  auch 
das  lit.  devyni;  altaische  6  alty  —  7  jetti.  8  segis  —  y  togus,  60 
alton  —  70  jettön,   80  segizön  —  go  toguzon  u.  aa. 


X.     DIE    GESCHICHTE    DER    WÖRTER. 

§  89.  Schwerlich  können  wir  in  der  äußern  Geschichte  der  Wörter  eine 
allgemeinere  Thatsache  aufweisen,  als  die  allmähliche  lautliche  Verarmung 
derselben.  Fast  in  einem  jeden  Worte  werden  wir  Beweise  dieser  Thatsache 
antreffen.  Wir  wollen  einige  alte  Wörter  mit  den  ihnen  entsprechenden  neuen 
vergleichen : 


Lnt. 

Franz. 

Lat. 

Franz. 

accaptare 

acheter 

computare 

conter 

adjutare 

aider 

constare 

coüter 

auscultare 

ecouter 

duodecim 

douze 

benedicere 

benir 

ministerium 

metier 

calefacere 

chauffer 

sacramentum 

serment 

collocare 

coucher 

suspicionem 

soupgon 

Als  ähnliches  Beispiel  kann  asl.  CAk^a  (Thräne)  im  Vergleich  zu  poln.  Iza 
und  laus,  za  dienen.  Die  erwähnte  Erscheinung  wird  uns  völlig  begreiflich 
sein,  wenn  wir  uns  nur  erinnern,  daß  größtenteils  der  Wortauslaut  dem  Ver- 
schwinden unterworfen  ist,  daß  die  langen  Vokale  im  Verlauf  der  Zeit  sich 
kürzen,  die  kurzen  verschwinden,  infolgedessen  schwer  aussprechbare  Konso- 
nantengruppen entstehen,  die  allmählich  durch  einfache  Konsonanten  ersetzt 
werden,  u.  dgl.  Es  versteht  sich  von  selbst,  daß  wir  hier  nur  von  solchen 
Wörtern  sprechen,  die  als  Erbgut  von  einer  Generation  zur  andern  übergehen, 
indem  man  sie  immer  reproduziert  und  niemals  durch  die  Produktion 
erneuert.  Freilich  kann  man  Thatsachen  anführen,  die  mit  dem  soeben 
erörterten  scheinbar  im  Widerspruch  stehen :  es  gibt  Wörter,  in  denen  sekun- 
däre Laute  auf  rein  phonetischem  Wege  entstanden  sind,  z.  B.  franz.  gendre. 
lat.  sumpsi,  franz.  je  tiens.  Mag  aber  die  Zahl  solcher  Fälle  auch  bedeutend 
sein,  so  ist  sie  doch  sehr  gering  im  Vergleich  mit  denjenigen,  in  welchen  die 
primären  Laute  verschwanden :  romanische  Wörter  sind  überhaupt  kürzer,  als 
die  ihnen  entsprechenden  lat.,  trotz  der  Diphthongierung  einiger  Vokale  und 
der  Entstehung  zahlreicher  sekundärer  Konsonanten ;  ebenso  sind  russ.  Wörter 
kürzer  als  die  altslaw. ,  trotz  der  Entwickelung  der  'voUlautigen"  Gruppen 
(oro,  olo). 

§  90.  Mögen  uns  die  Wörter  mit  lautlicher  Zu-  und  Abnahme  auf  den 
ersten  Blick  auch  sehr  widersprechend  erscheinen,  so  haben  sie  doch  mit- 
einander viel  Gemeinsames.    Ihre  erste  und  wesentlichste  Eigenschaft  ist.  daß 


PRINZIPIEN    DER    SPRACHENTWICKELUNG. 


349 


sowohl  jene  als  diese  solche  Formen  sind,  die  wir  immer  reproduzieren 
und  nie  durch  die  Produktion  erneuern.  Außerdem  streben  sie  allmählich 
dahin,  so  leicht  sprechbar  wie  möglich  zu  werden  und  die  einfachste  und 
vollkommenste  anthropophonische  Organisation  zu  gewinnen.  Freilich 
kann  die  Form ,  indem  sie  sich  in  lautlicher  Hinsicht  vereinfacht .  sich  auf 
solchen  Mittelstufen  befinden,  die  anthropophonisch  minder  vollkommen  sind, 
als  die  vorhergehenden  Stufen.  Um  richtiger  die  Cbergangsformen  zu  be- 
greifen, muß  man  achthaben,  daß  sich  die  Form  auf  zweierlei  Weise  ver- 
einfachen kann,  durch  Erleichterung  der  Arbeit  und  durch  Verkür- 
zung der  Zeit,  durch  Vereinfachung  der  simultanen  Artikulationsreihe  und 
durch  Verminderung  der  Zahl  der  successiven  Artikulationen.  Die  Form  poln. 
trzcina  bietet  uns  nur  Verkürzung  der  Zeit  dar:  sie  besteht  aus  6  Lauten, 
während  die  entsprechende  primäre  Form  (*trüstinä)  aus  8  Lauten  besteht, 
wobei  man  in  Betracht  ziehen  muß,  daß  die  primäre  Form  zwei  lange  Vokale 
hat.  Die  Form  nözdr\i  (H03;i,pii)  im  Vergleich  mit  ^  nosri  bietet  uns  den  um- 
gekehrten Fall  dar :  die  Erweiterung  der  Zeit  und  die  Erleichterung  der  Arbeit. 
Im  allgemeinen  werden  die  reproduzierten  Wörter  anthropophonisch  vollkom- 
mener und  einfacher  sein  als  die  produzierten',  mag  dies  von  Lautabnahme 
(metier  —  ministerium,  prudens  —  providens  u.  a.),  oder  Lautzunahme 
(sumpsi  —  sumsi  u.  a.)  abhängen.  Manchmal  werden  die  Wörter,  die  wir 
immerfort  reproduzieren,  anthropophonisch  vollkommener  durch  Laut  ver- 
tauschen,  oder  durch  das  Lautversetzen. 

Ein  ähnliches  Streben  nach  einer  anthropophonisch  einfachem  und  voll- 
kommenem Organisation  —  mittels  Lautabnahme,  Lautzunahme  und  Lautver- 
tauschen oder  Lautversetzen  —  äußert  sich  in  den  Fremdwörtern,  die  von 
der  Produktion  deshalb  frei  sind,  weil  ihr  morphologischer  Bestand  unver- 
ständlich ist;  z.  B.  das  franz.  orphelin  aus  orphaninus.  öpqpavoc  u.  ä.  Ein 
solches  Wort  wie  poln.  zazdrosV  (Neid;  ist  seinem  morphologischen  Baue 
nach  fast  ebenso  unbegreiflich,  wie  jedes  beliebige  Fremdwort.  Einstmal,  als 
das  Wort  *zazros'c'  lautete,  konnte  man  seine  morphologischen  Teile  ;za-t- 
zr -f- osV  in-vidia)  fühlen;  aber  nach  und  nach  vereinigte  sich  das  Wort 
als  ganzes  in  ein  so  festes  Paar  mit  dem  Gegenstande,  daß  man  seinen  mor- 
phologischen Bestand  vergaß,  und  die  leichter  aussprechbare  Gruppe  zaz- 
dros'c'  mehr  Aussicht  auf  Beständigkeit  bekam.  Jetzt,  nachdem  der  Laut  d 
sich  schließlich  in  dem  Worte  befestigt,  kann  man  den  morphologischen  Bestand 
des  letztern  schon  nicht  mehr  fühlen.  Also  überzeugen  wir  uns,  daß  die  laut- 
lichen Vorgänge  zu  Ergebnissen  führen  können ,  die  viel  wichtiger  sind ,  als 
die  anthropophonische  Vollkommenheit  des  Wortes:  die  Vorgänge  des 
Verschwindens  (serment)  ,  des  Vcrtauschens  [prölhp,  npo.iyöb  statt 
prörup\  Eisloch)  und  der  P'rschcinung  neuer  Laute  (zazdros'c')  ver- 
ursachen das  Verdunkeln  der  ursprünglichen  Herkunft  und  des 
ursprünglichen  Bestandes  des  Wortes  —  wenn  wir  es  vom  Gesichts- 
punkte der  Geschichte  — ^,  oder  sie  verursachen  das  Wortzusanim  en- 
wachsen  —  wenn    wir   es    vom  Gesichtspunkte    der  Morphologie  betrachten. 

'  Vgl.  solche  öfters  bewußt  prml  u  /  iertou  Wörter,  wie  d  cii  ;\  t  i  o  i\  ;il  i  s  o  r  .  inconsti- 
tutionellement,  desassociation  u.  ;i. 


3  50 


N.  Kruszewski. 


§  gi.  Wie  ist  aber  solch  eine  Verdunkelung  der  Herkunft  und  des  Be- 
standes des  Wortes  möglich  ?  Um  auf  diese  Frage  zu  antworten,  müssen  wir 
den  Benennungsvorgang  selbst  betrachten.  Wir  wollen  hier  natürlich  nicht  von 
der  ursprünglichen  vorgeschichtlichen  Herkunft  der  Wörter  sprechen,  sondern 
nur  Wörter  ins  Auge  fassen,  die  unter  den  Augen  der  Geschichte  entstehen.  Be- 
trachten wir  X.  B.  das  russ.  Wort  v\^slö  (oecjio  Ruder).  Seine  Verwandtschaft 
mit  dem  Vcrbum  i-\.ky.ü  (nesy  ich  führe)  ist  augenscheinlich,  obgleich  man  sie 
schon  nicht  mehr  fühlt.  Der  Gegenstand  ist  nach  einer  seiner  Eigenschaften 
genannt.  Was  würde  derjenige  thun,  dem  das  Wort  i-\.-ksIö  (uec.io)  unbe- 
kannt wäre?  Wahrscheinlich  würde  er  sagen:  ein  Gegenstand  aus  Holz,  läng- 
lich ,  dessen  eine  Hälfte  dünn  und  rund  und  die  andre  etwas  breiter  und 
flach  ist;  er  dient  zum  Rudern.  Wir  wählen  die  letzte  Eigenschaft  aus,  die 
uns  als  wichtigste  erscheint,  wir  nehmen  das  schon  bestehende  Wort,  das 
etwas  verwandtes  mit  dieser  Eigenschaft  hat  [\\M'/.ü  Be.jy),  und  machen  aus 
diesem  Worte  den  Namen  für  unsern  Gegenstand.  Also  ist  ursprünglich  jeder 
Name  des  Gegenstandes  ein  Teil  seiner  Beschreibung,  der  die  Stelle 
einer  ganzen  Beschreibung  vertritt.  Wir  werden  uns  hier  nicht  darüber  ver- 
breiten, daß  diese  Möglichkeit  der  Stellvertretung  eine  der  größten  Vorzüge 
der  Spr.  ist.  Aber  solch  eine  Benennung  wie  v\yEslö  wird  ursprünglich  keine 
eigentliche  Benennung  des  Gegenstandes  sein,  da  sie  dem  Gegenstande  nur 
wegen  seiner  Ähnlichkeit  mit  irgend  etwas  schon  benanntem  beigelegt  ist. 
und  eine  unvollständige  Benennung,  da  sie  nur  eine  hervorragende  Eigen- 
schaft des  Gegenstandes  betont.  Allmählich  aber,  infolge  des  langen  Ge- 
brauches, verbindet  sich  das  Wort  zu  einem  so  unzertrennlichen  Paar  mit  der 
Vorstellung  des  Gegenstandes,  daß  es  ihr  eignes  und  vollständiges  Zeichen 
wird  und  die  Fähigkeit  bekommt,  in  unserm  Geiste  jedesmal  die  Vorstellung 
des  Gegenstandes  mit  allen  seinen  Eigenschaften  hervorzurufen;  wenn 
also  unsre  Wörter  ihren  Ursprung  den  Ähnlichkeitsassociationen  ver- 
danken, verdanken  sie  ihre  Bedeutung  den  Angr enzungsasso- 
ciationen.  '  Es  ist  also  begreiflich,  daß,  je  länger  das  Wort  gebraucht  wird, 
desto  weniger  braucht  es  die  Spuren  seiner  Herkunft  und  seines  morphologi- 
schen Bestandes  zu  bewahren.     Wie  unnötisf  dies  für  die  Wortbedeutung  ist. 


'   Man  muß  hier  zweierlei  bemerken: 

1.  Es  ist  selbstverständlich,  daß  die  Bedeutung  des  Wortes,  das  eine  ganze  Familie  von 
Stammverwandten  hat,  z.B.  Vld\Hjt  (bhottx  er  siehtj,  sich  auf  Ähnlich  kei  tsassociationen 
gründet,  aber  die  ganze  Familie  (die  Wurzel  vidj  verdankt  dennoch  ihre  Bedeutung  den  An - 
grenzungs  associationen. 

2.  Wie  ich  bereits  gesagt,  verdanken  alle  Wörter  ihre  Bedeutung  den  Angrenzungsassocia- 
tionen  überhaupt,  weil  das  Wort  seine  Bedeutung  nicht  nur  von  seiner  Association  mit  dem 
Gegen  Stande,  den  es  bezeichnet,  bekommt,  sondern  auch  von  seiner  Association  mit 
den  Wörtern,  mit  welchen  es  in  betreffendem  Falle  verbunden  vorkommt.  Dabei 
kann  dieses  oder  jenes  Moment  vorherrschen.  Solches  Wort  wie  Wolf  verdankt  seine  Bedeutung 
dem,  daß  man  immer  ein  gewisses  Tier  so  nennt.  Dem  Worte  Aussich t  wird  schon  die  Bedeu- 
tung teilweise  durch  die  Glieder  der  Reihe  verliehen:  'er  verbaute  mir  die  Aussicht'  (den 
Blick  ins  Freie);  'die  Bucht  gewährt  eine  der  schönsten  Aussichten';  'wir  haben  Aussicht 
auf  eine  gute  Ernte'.  Das  Wort  Strauß  bekommt  seine  Bedeutung  nur  von  der  Reihe  :  'mit  einem 
schönen  Strauß  in  der  Hand';  'wir  finden  den  Strauß  nur  in  Afrika' ;  'er  hatte  mit  ihm  einen 
harten  Strauß'.     Vgl.   auch  das  franz.    niEr^    das  verschiedener  Herkunft  und  Schreibung  ist. 


PRINZIPIEN    DER    SPRACHENTWICKELUNG.  35  I 

kann  man  daraus  ersehen,  daß  die  Herkunft  des  Wortes  der  Aufmerksamkeit 
auch  da  entschlüpft,  wo  der  Wortbau  ganz  durchsichtig  ist.  Außerdem  sind 
die  Spuren  der  Herkunft  oft  nicht  wünschenswert,  da  sie  nur  eine  und  dabei 
vielleicht  nicht  hauptsächliche  Eigenschaft  des  Gegenstandes  hervorheben.  Hier 
ist  auch  zu  erwähnen,  daß  ein  Wort  alle  ursprünglichen  Wurzellaute  einbüßen 
kann,  ohne  seine  Bedeutung  zu  verlieren:  z.  B.  engl,  uncle  aus  lat.  av  4- 
unculus  oder  neugr.  mati  aus  ött  -\-  .uatiov.  Die  scherzhafte  Etymologie  des 
franz.  rat  von  mus  durch  Vermittlung  des  ratus  und  muratus  ist  also  der 
Idee  nach  nicht  so  absurd,   wie  es  im  ersten  Augenblicke  scheinen  kann. 

Aus  dem  oben  gesagten  überzeugten  wir  uns,  daß  allein  der  Gebrauch 
des  Wortes  die  Verdunkelung  seiner  Herkunft  und  sein  Zusammenwachsen  ver- 
ursacht. Das  Verschwinden  von  Spuren  der  Herkunft  des  Wortes  und  sein 
Zusammenwachsen  ermöglichen  verschiedene  phonetische  Veränderungen:  und 
diese  ihrerseits  dienen  zu  noch  stärkerm  Zusammenwachsen  und  zu  Vereinsamung 
des  Wortes,  zu  noch  leichterer  Ablösung  desselben  von  seinen  frühern  Venvandten. 

§  Q2.  Wir  unterlassen  es  jetzt  einstweilen  die  weitere  Geschichte  des 
Wortes  zu  verfolgen,  um  einige  Fragen  zu  betrachten,  die  bereits  im  vorher- 
gehenden Paragraphen  berührt  sind.  Wir  haben  gesehen ,  daß  der  Vorgang 
der  Benennung  sich  auf  die  Substitution  gründet.  Es  ist  hier  nicht  der 
Ort  zu  erforschen .  was  die  Substitution  ist  und  was  für  eine  Wichtigkeit  sie 
hat.  Wir  wollen  hier  nur  andeuten,  daß,  wo  es  sich  um  Zeichen  handelt,  in 
der  gewöhnlichen  Sprache,  in  der  Taubstummenspr. ,  in  der  Schrift,  in  der 
Arithmetik  und  Algebra,  überall  die  Substitution,  die  Vertretung  des  Ganzen 
durch  einen  gewissen  Teil  oder  Auszug,  die  Hauptrolle  spielt.  Ohne  diese 
Substitution  wären  weder  einfachste  noch  zusammengesetzte  Funktionen  unsers 
Geistes  möglich.  Eine  ausführliche  Auseinandersetzung  dieses  Gegenstandes 
hat  Taine  gegeben. ' 

§  93.  Wählen  wir  diese  oder  jene  Eigenschaft  des  Gegenstandes  zufällig, 
wenn  wir  ihn  zum  erstenmal  benennen?  Zu  verschiedenen  Zeiten  und  an  ver- 
schiedenen Orten  können  die  Sprechenden  ein  und  dasselbe  Ding  ungefähr 
ähnlich  betrachten .  eine  und  dieselbe  Eigenschaft  des  Dinges  hervorheben. 
Die  Spr.  stellt  uns  anschauliche  Belege  dar,  daß  ein  und  dasselbe  Ding  von 
verschiedenen  Völkern  oder  von  verschiedenen  Generationen  eines  Volkes  auf 
einerlei  Art  und  Weise   benannt  wurde   (vgl.   die  russ.  Bearbeitung  S.  131  f.). 

§  Q4.  Jeder  Gegenstand  erhält  also  seinen  Namen  von  irgend  einer  seiner 
Eigenschaften.  Aber  es  gibt  Gegenstände,  deren  Bestimmung  es  ist.  sich  ewig 
zu  verwandeln.  Da  die  Bedeutung  des  Wortes  von  seinem  Gebrauche  und 
keineswegs  allein  von  seiner  ursprünglichen  Herkunft  bestimmt  wird,  so  ver- 
verwandcln  sich  die  Wörter  nach  ihren  eignen,  phonetischen  und  morphologi- 
schen Gesetzen,  die  mit  der  Geschichte  des  Benannten  nichts  gemein  haben : 
das  Wort  kann  abwechselnd  als  Zeichen  für  die  endlose  Reihe  der  sich  im 
Verlaufe  der  Zeit  verwandelnden  Dinge  dienen.  So  ist  das  poln.  Wort 
st 61   (Tisch),   mit  welchem    ursprünglich    die  Streu  bei  der  Opferung  benannt 


'   H.  Taine,  de  i/intki.i.igence,   Paris  1S70,  T.  i,   IUI.  i.    Die  .\naloyien  in  der  Geschichte 
des  Wortes,    des  Gedankens    und    der   Schrift   behandle    icli    in    meiner  Abh.  :    Zagovory,  KAKU 

VIDU    RUSSKOJ    NARODNOJ    POEZII    in    VARSAVSKIJA    l'MVERSITETSKIJA    IZVtSTIJA  ,    No.   3,    1S76,    8.    IJ 


352 


X.  Kkuszewski. 


worden  (vgl.  skr.  pra-stara-j,  ein  vortreffliclies  Zeichen  nicht  nur  für  eine 
Menge  von  verschiedenen  Hausgeräten,  die  jetzt  zu  bestimmtem  Gebrauche 
dienen  (koexistierende  FamiHe  von  Gegenstanden  ,  sondern  es  diente  auch  im 
Verlaufe  von  Jahrhunderten  als  eben  solches  Zeichen  für  ganze  Reihen  von 
Vorgängern  dieser  Gegenstände  (successive  Reihe  von  Gegenständen).  Skr. 
Wurzel  pic^  bedeutet  ursprünglich  'stechen',  'etwas  mit  einem  spitzen  Werk- 
zeuge ausarbeiten',  dann  'sticken':  pecas-käri.  vgl.  acu  pingere;  endlich 
bedeutet  pic^ämi  'zieren'.  Lat.  pingo  bedeutet  'malen'  und  gemeinslaw.  pisac' 
(poln.j,  auch  'schreiben'.  Und  welche  Mittel  etwas  mit  Zeichen  darzustellen 
man  auch  in  der  Zukunft  erfinden  möge,  jedem  kann  pisac'  als  Namen  dienen: 
so  werden  vermutlich  noch  lange  -graphie  und  -graph,  die  von  der  Wurzel 
mit  der  ursprünglichen  Bedeutung  'ausmeißeln'  stammen,  zur  Benennung  aller 
in  der  Zukunft  zu  erfindenden  Mittel  des  Schreibens  und  l^eschreibens  dienen. 

Da  die  Benennungen  unsrer  erhabensten  Gefühle  und  zusammengesetzten 
Vorstellungen  der  Innen-  und  Außenwelt  der  etymologischen  Analyse  ebenso 
wie  die  übrigen  Wörter  unterliegen,  so  ist  es  venständlich,  daß  die  erwähnte 
Eigenschaft  der  Wörter  für  den  Kulturforscher  von  höch.ster  Wichtigkeit  sein 
muß.  Die  Spr.  hat  ihre  eigne  Archeologie.  Die  lebende  Chronik  der 
Wörter  erreicht  jene  entfernten  Epochen  des  Altertums,  wo  der  Mensch  noch 
nicht  seine  Geschichte  schrieb;  diese  Chronik  berichtet  uns  solche  Thatsachen 
der  Innern  Menschengeschichte ,  die  durch  keine  Nachgrabungen  aufgedeckt 
und  auf  keinem  Papyrus  gelesen  werden  können;  sie  kann  uns  die  Geschichte 
des  Menschengeistes  erzählen.  ' 

§  95.  Wir  haben  aber  auch  solche  Gegenstände,  deren  Wandlungen  selbst 
während  der  längsten  Zeiträume  so  unbedeutend  sind ,  daß  wir  kaum  fähig 
sind  dieselben  zu  bemerken.  Das  sind  u.  a.  die  Tiere  und  Pflanzen.  Wenden 
wir  uns  zu  Benennungen  dieser  Gegenstände,  so  sehen  wir,  daß  der  größte 
Teil  derselben  —  ich  meine  die  Benennungen  der  allbekannten  Organismen  — 
sich  vor  allem  durch  außerordentliche  Beständigkeit  unterscheiden.  Betrachten 
wir  diese  Benennungen  in  der  jetzigen  Spr.,  so  werden  wir  finden,  daß  ein 
jedes  von  solchen  Wörtern  den  Gegenständen  einer  genau  bestimmten  Gattung 
als  Name  dient;  z.  B.  Kuh,  Eiche.  Wenn  wir  diese  Wörter  geschichtlich 
betrachten  ,  so  finden  wir ,  daß  sie  größtenteils  dieselben  Gegenstände  auch 
früher  bedeuteten.  Deshalb  zeigt  sich  oft  ein  hohes  Alter  bei  solchen  Wörtern. 
Die  andre  Eigenschaft  dieser  Wörter  besteht  darin,  daß  sie  keine  Verwandte 
haben:  ihre  Herkunft  oder  Etymologie  wird  nicht  nur  nicht  empfunden,  son- 
dern sie  ist  selbst  der  Wissenschaft  unbekannt.  Es  ist  klar,  daß  je  bestän- 
diger und  bestimmter  eine  Vorstellung  des  Gegenstandes  ist,  in  ein  desto 
festeres  Paar  muß  sie  sich  mit  dem  betreffenden  Namen  verbinden.  Diese 
Eigentümlichkeit  bewirkte   erstens,   daß   solches  Wort  seine  Verwandten  ver- 


^  Vgl.  W.  Scherer,  zur  gesch.  der  d.  .spr.  -  1878,  453:  'Der  Wurzelvorrat  unsrer  Spr. 
gleicht  einem  alten  verblaßten  Ms. ,  von  dem  wir  Enthüllung  der  wunderbarsten  Geheimnisse 
erwarten  dürfen,  falls  nur  einst  die  richtige  Tinktur  sich  findet,  welche  die  vieltausendjährige 
Schrift  erhellt  ...  Ist  nicht  vor  34  Jahren  schon  von  Pott  wie  der  erste,  so  der  zweite  Schritt 
gethan,  indem  er  von  den  Wurzeln  Präpositionen  ablöste,  welche  er  als  einfachem  Wurzeln  vor- 
gefügt betrachtete?' 


i 


PRINZIPIEN    DER    SPRACHENTWICKELUNG. 


353 


lor ,  indem  es  die  Banden  der  Ähnlichkeit  mit  diesen  Verw'andten  zerriß  und 
jetzt  ganz  einzeln  dasteht;  zweitens,  hinderte  sie  die  Spr.  die  Bedeutung- 
so  eines  Wortes  durch  Anwendung  auf  irgend  welche  andre  Gegenstände 
zu  erweitern.  Deshalb  sind  die  Benennungen  solcher  Gegenstände  fast  immer 
beständig  und  inkonnotativ,  d.  h.  besitzen  die  Eigenschaften,  die  für  Ter- 
mini technici  unvermeidlich  sind.  Die  Spr.  entwickelt  folglich  eine  natür- 
liche Terminologie,  die  an  Vollkommenheit  der  künstlichen  Terminologie 
der  Wissenschaft  nicht  nur  nicht  nachsteht,  sondern  sie  sogar  übertrifft;  sie 
ist  bei  weitem  vollkommener,  als  die  Benennungen,  welche  unter  dem  Ein- 
fluß eines  sonderbaren  Patriotismus  verschiedene  Völker  aus  dem  eignen 
Sprachstoffe  zusammenschweißen,  indem  sie  griech.,  lat.  und  überhaupt  aus- 
ländische Wurzeln  sorgfältig  vermeiden. 

§  g6.  Jetzt  wollen  wir  ein  paar  Worte  den  Entlehnungen  widmen,  die 
auch  für  Termini  sui  generis  gelten  können.  Wir  haben  schon  gesagt,  daß 
das  Verwischen  der  Spuren  der  Herkunft  und  des  morphologischen  Bestandes 
des  Wortes  demselben  gestattet,  sich  von  seinen  Verwandten  abzusondern,  seiner 
Bedeutung  zu  beschränken  und  sich  in  einen  wirklichen  Namen  des  Gegen- 
standes zu  verwandeln.  Die  Entlehnungen  sind  in  dieser  Hinsicht  sehr  lehr- 
reich. Wir  wissen  schon,  daß  jedes  Wort  in  der  eignen  Spr.  zahlreiche  Ver- 
bindungen hat:  es  ist  immer  ein  Glied  gewisser  Familien  ähnlicher  Wörter 
und  gewisser  Reihen  von  Wörtern,  die  man  zusammen  gebraucht.  Wenn  wir 
ein  Wort  entlehnen,  so  reißen  wir  es,  so  zu  sagen,  aus  dem  heimatlichen 
Sprachsysteme  heraus  und  verpflanzen  es  in  einen  fremden  Boden  ohne  seine 
Verwandten  und  seine  Begleitung.  Und  da  eben  diese  Verwandten  und  diese 
Begleitung  dem  Worte  seine  Bedeutung  verleihen,  so  finden  wir  im  allgemeinen 
in  den  entlehnten  Wörtern  eine  Beschränkung  der  Bedeutung.  So  be- 
zeichnet z.  B.  das  poln.  W(,^zel,  verwandt  mit  wi;izac'  (binden^,  wi(^zy  (Bande), 
überhaupt  'Knoten'';  die  russ.  Spr.  hat  das  Wort  in  der  Form  rt'v/^iy/ /  Beiue.ib 
entlehnt,  aber  Beiisejir,  hat  schon  eine  weit  beschränktere  Bedeutung;  'Mono- 
gramm.' 

Was  ist  die  Ursache  dieser  Erscheinung?  Augenscheinlich  besteht  sie 
darin ,  daß  das  Wort  nur  in  einer  seiner  Bedeutungen ,  aber  nicht  mit  allen 
übrigen  entlehnt  ist,  d.  h.  es  ist  nur  in  einer  Reihe  von  Wörtern  oder  Vor- 
stellungen) entlehnt,  aber  nicht  in  allen  Reihen,  deren  Glied  es  sein  konnte. 
Die  Wörter,  welche  weder  Verwandte  noch  verschiedene  Bedeutungen  haben, 
beschränken  natürlich  ihre  Bedeutung  nicht,  selbst  wenn  sie  entlehnt  sind. 
Es  ist  zu  beachten ,  daß  die  morphologischen  Teile  des  entlehnten  Wortes 
immer  vollkommen  zusammengewachsen  sind.  Die  Ursachen  dieser  Erschei- 
nung sind  von  selbst  ersichtlich ,  und  wir  wollen  uns  nicht  darüber  umständ- 
lich verbreiten. 

§  97.  Hier  wird  es  aber  am  Platze  sein  einige  Bemerkungen  über  den 
Vorgang  zu  machen,  welcher  unter  dem  Namen  Volksetymologie  bekannt  ist. 
Worin  die  sog.  'Volksetymologie'  besteht,  versuchte  ich  in  der  schon  erwähnten 
Abh.  im  russkij  filologickskij  vi;stnik  (§  78)  zu  zeigen ;  hier  werde  ich 
mich    nur   mit  einigen  Bemerkungen  begnügen .    die   dem  erwähnten  l^Mtragc 

'riXU.MKK,    ZTSCHK,    V.  -^ 


354 


N.  Kiu'szEWSKr. 


zur  Ergänzung  und  Berichtigung  dienen  können.  Dem  Vorgange,  der  unter 
dem  Namen  Volksetymologie  bekannt  ist,  unterliegen  folgende  Arten  von 
Wörtern:  i.  ausländische,  2.  einheimische,  deren  Wurzeln  für  das  Volk  un- 
verständlich geworden  sind  und  nicht  mehr  empfunden  werden,  3.  in  seltenen 
Fällen  auch  solche  einheimische,  deren  Wurzel  und  morphologischen  Bestand 
man  noch  herausfühlen  kann.  Vor  allem  verdient  Aufmerksamkeit,  daß  die  Volks- 
etymologie diejenigen  Wörter  nicht  berührt,  die  zu  solchen  Systemen,  wie 
Deklination  und  Konjugation  gehören;  sie  berührt  nur  einzeln  dastehende 
Wörter,  d.h.  solche,  die  hauptsächlich  reproduziert  werden.  Betrachten 
wir  zuerst  die  eben  genannte  i.  und  2.  Art.  Denken  wir  uns,  daß  wir  zum 
erstenmal  solches  Wort,  wie  russ.  k\H^rAs\in  oder  mii,rA\\cj  hören.  Der  Perzep- 
tionsvorgang  ist  keineswegs  rein  leidender  Vorgang.  Wenn  eine  gewisse  Anzahl 
von  Menschen  einen  und  denselben  Gegenstand  anschauen,  so  ist  es  noch  nicht 
notwendig,  daß  sie  alle  auch  wirklich  den  Gegenstand  in  derselben  Weise  sehen  ; 
wenn  aber  ein  jeder  etwas  andres  sieht,  so  geschieht  es  nur  deshalb,  daß  das,  was 
der  Einzelne  perzipiert,  irgend  etwas  aus  dem  Inhalte  seines  Geistes  nach  den 
Gesetzen  der  Ideenassociation  erregt  und  mit  diesem  etwas  unbewußt  ver- 
schmilzt. ^  Dasselbe  ist  auch  in  unserm  Falle  möglich.  Wenn  in  unsrer  An- 
wesenheit ein  unbekanntes  Wort  ausgesprochen  wird,  so  können  wir  es  nicht 
genau  so  perzipieren,  wie  es  ausgesprochen  wurde;  wir  können  irgend  einen 
von  den  uns  aus  unsrer  Spr.  schon  bekannten  Lautkomplexen  hören,  der  dem 
eben  ausgesprochenen  ähnlich  ist. "  Dies  ist  besonders  bei  Perzeption  \'on 
Wörtern  einer  ganz  fremden  Spr.  leicht  zu  sehen:  meistens  sind  wir  nicht  im 
stände  das  eben  ausgesprochene  fremde  W^ort  zu  wiederholen.  ^  Es  ist  also 
die  Genauigkeit  der  Perzeption  solcher  Wörter  wie  k-J/j-AsJii  .  viH/Av\ej  nicht 
vollständig  sicher  gestellt.  Aber  setzen  wir  voraus,  daß  wir  das  W'ort  genau 
perzipiert  haben.  Was  kann  bei  der  Reproduktion  desselben  geschehen?  Den 
neuen  Lautkomplex  zu  reproduzieren  haben  wir  uns  noch  nicht  gewöhnt;  des- 
halb werden  wir  ihn  bald  in  einer,  bald  in  andrer  Form  reproduzieren.  Einer 
ähnlichen  Mannigfaltigkeit  der  Reproduktion  solch  eines  V/ortes  werden  wir 
auch  bei  andern  begegnen.     Deshalb  finden  wir  oft  solche  Wörter  in  mehreren 


^  Und  da  dieser  Inhalt  bei  verschiedenen  Einzelnen  verscliieden  sein  kann,  so  muß  sich  das 
in  der  Umwandlung  des  Wortes  wiederspiegeln.  So  z.  B.  verwandelt  sich  das  den  Kleinrussen 
und  Polen  unverständliche  Wort  ekonom  in  okomon,  da  im  Poln.  sowie  im  Kleinruss.  das 
Subst.  mit  der  Endung  -mon  gewöhnlicher  ist  (vgl.  auch  oko  Auge;  ekonom  bedeutet  Auf- 
seher). Aber  ein  Pole  aus  Posen  verändert  dasselbe  Wort  in  okoman,  da  ihm  viele  deutsche 
Wörter  mit  der  Endung  -man  bekannt  sind. 

^  Es  ist  sehr  lehrreich  die  Verwandlung  der  unverständlichen  Wörter  bei  Kindern  zu  be- 
oljachten.  So  z.  B.  hörte  ein  poln.  Kind  zum  erstenmale  das  Wort  wagon  (Eisenbahnwagen). 
Obgleich  nun  das  Wort  ganz  deutlich  ausgesprochen  war,  wiederholte  das  Kind  es  in  der  Form 
wogon,  indem  es  einen  ihm  weit  gewöhnlichem  Lautkomplex  aus  dem  ihm  schon  bekannten  Worte 
ogon  (Schwanz)  substituierte.  Ebenso  verwandelte  dasselbe  Kind  den  russ.  Eigennamen  hÖS\t\h 
(KoCTa)  in  ^f?^';/;«  unter  dem  Einfluß  des  Wortes  gosö  (Gast).  Beide  Wörter  sind  in  dieser 
Form  in  seiner  Spr.  geblieben.  Es  ist  schwer  zu  entscheiden,  inwieweit  man  solche  Erscheinung 
mit  der  Ungenauigkeit  der  Perzeption  und  inwieweit  mit  der  Ungenauigkeit  der  Reproduktion 
erklären  solle.     Es  sind  wahrscheinlich  beide  Faktoren  wirksam. 

3   Vgl.  Paul,   Prinzipien.  S.  41,  60  und   120  Anmerkung. 


l'RINZIPIEN    DER    SPRACHENTWICKELING. 


J3? 


einander  mehr  oder  weniger  ähnlichen  Exemplaren.  So  z.  B.  ist  das  Wort 
vespertilio  dem  ItaUener,  der  für  "Abend'  das  Wort  sera  hat,  unverständ- 
lich und  wird  der 'Volksetymologie'  preisgegeben:  neben  der  regelrechten  Form 
vespertilio  haben  wir  noch  vispistrello,  vipistrello ,  pipistrello.  Aber 
es  können  nicht  alle  Exemplare  in  der  Spr.  dauernd  zusammen  bleiben;  es 
bleibt  gewöhnlich  nur  ein  Exemplar,  die  andern  verschwinden.  Bei  diesem 
Kampf  ums  Dasein  hat  das  Exemplar  mit  einem  in,  der  bestimmten  Spr.  weit 
gewöhnlichem  Lautkomplex  mehr  Aussicht  auf  gesicherten  Bestand,  als  das 
mit  einem  ungewöhnlichem  Lautkomplex.  Ein  Lautkomplex,  der  irgend  eine 
Bedeutung  hat,  hat  mehr  Aussicht  auf  Bestand,  als  ein  Lautkomplex  ohne 
irgend  welche  Bedeutung.  Noch  mehr  Aussicht  auf  Dauer  wird  solch  ein 
Lautkomplex  haben,  zwischen  dessen  Bedeutung  und  dem  Gegenstande  selbst 
irgend  ein  Zusammenhang  herausgefühlt  werden  kann. 

Die  Fälle  der  Volksetymologie  in  Wörtern,  deren  morphologische  Bestand- 
teile man  herausfühlen  kann,  sind  weit  geringer.  Es  folgen  ein  paar  Beispiele 
solcher  Art.  Altfranz,  toutes  voies,  vgl.  it.  tuttavia,  wird  durch  das  Wort 
toutefois  ersetzt.  Altpoln.  modrzei'i  (Lärchenbaum,  von  modry  blau  wird 
durch  das  Wort  modrzew'  (vgl.  drzewo  Baum)  ersetzt.  Es  müssen  für 
solche  Verwandlungen  besondere  Bedingungen  vorhanden  sein:  es  ist  not- 
wendig, daß  die  Spr.  solches  V/ort  besitze,  das  mit  seinen  Lauten  an  das  der 
Volksetymologie  unterworfene  Wort  erinnern,  wohl  auch  mit  ihm  irgend  einen 
Zusammenhang  von  selten  der  Bedeutung  haben  könnte.  Wenn  die  oben  be- 
sprochenen Verwandlungen  durch  die  Ahnlich keitsassociationen  der  ver- 
wandelten Wörter  mit  andern  hervorgerufen  sind,  so  gibt  es  auch  solche  Ver- 
wandlungen,  die  durch  die  An  grenz  ungsassociationen  hervorgerufen  sind. 

Man  kann  keine  feste  Grenze  ziehen  zwischen  der  'Volksetymologie',  be- 
sonders derjenigen  Art,  welche  von  Karlowicz'  'Assonation'  genannt  worden 
ist,  und  dem  schon  oben  (^  go)  erwähnten  Streben  der  Wörter,  die  durch 
Produktion  .nicht  erneuert  werden,  einen  vollkommenem  und  der  betreffenden 
Spr.  mehr  entsprechenden  Bau  zu  erlangen.  Ob  der  neue  Komplex  seiner 
Wurzel  nach  irgend  einen  Zusammenhang  mit  der  Wortbedeutung  haben  wird  . 
das  ist  reiner  Zufall.  Wir  haben  kein  Recht,  ein  Streben  der  Spr.  anzunehmen, 
die  unverständlichen  Wörter  auf  irgend  welche  Wurzeln  zurückzuführen"';  und 
zwar  erstens  deswegen,  da  dieser  Anschauung  zahlreiche  Fälle  der  Assonation 
widersprechen,  in  welchen  wir  gar  keine  Anpassung  an  irgend  welche  Wurzeln  be- 
obachten ;  zweitens  haben  wir  schon  cresehcn,  dal.^  das  Wort  die  Erhaltung  \on 
Spuren  seiner  Herkunft  entbehren  kann;  deshalb  hat  jede  Spr.  eine  Menge  von 
Wörtern,  die  ihrer  Herkunft  nach  dem  Volke  ganz  unverständlich  sind,  und 
diese  letzte  Eigenschaft  hindert  sie  nicht  nur  nicht,  sondern  im  Gegenteil  hilft 
denselben  vorzügliche  Zeichen  für  die  betreftenden  Gegenstände  zu  sein. 

§  g8.  Nach  diesen  Abschweifungen  wollen  wir  zu  der  Geschichte  des 
Wortes  zurückkehren,  die  wir  im  §  gi  verlassen  haben.  W'ir  haben  schon  ge- 
sehen,  daß,    wenn  wir   einen  Namen  für  einen   neuen  Gegenstand  brauchen, 

'   ^g'-  J-  Kari-owicz,  slowokud  i.udowy,  Kr.\ku\v  1S78,  S.  16. 

^    Vgl.    K.  F.  AnDRESEN,    über   deutsche   VOI.KSETYMOI.Or.lE,    llElI.llKONN    1S76.    .S.   2. 


356 


N.  Kruszewski. 


wir  denselben  von  einem  Worte  ableiten,  welches  irgend  etwas  diesem  Gegen- 
stande ähnliches  bezeichnet.  Aber  nicht  immer  verfahren  wir  so.  Den  Gegen- 
stand,  der  keinen  eignen  Namen  hat,  benennen  wir  oft  mit  dem  Namen  eines 
andern  Gegenstandes,  indem  wir  uns  dabei  ebenfalls  auf  eine  gewisse 
Ähnlichkeit  stützen.  Dabei  gebrauchen  wir  keine  Ableitung,  sondern 
wenden  das  Wort  schlechthin  an,  gebrauchen  es  in  ('er  neuen  übertragenen 
Bedeutung.  Die  Möglichkeit,  daß  das  Wort  die  Spuren  seiner  Herkunft  ver- 
liere, erleichtert  bedeutend  solche  Anwendung  des  Wortes.  So  z.  B.  das  seiner 
Herkunft  nach  ganz  für  den  Franzosen  unverständliche  coup  (aus  griech. 
KoXacpoc  vermittelst  des  lat.  colaphus)  kann  eine  Menge  von  verschiedenen 
Bedeutungen  haben:  Schlag,  Stoß,  Streich,  Hieb,  Stich,  Schnitt,  Wurf,  Schuß, 
Tritt,  Zug,  Strich,  Trunk.  Wir  können  von  einer  Sache  sagen,  daß  sie 
geht.  Indem  wir  ein  Wort  anwenden,  wenden  wir  auch  seine  gewöhnlichen 
Begleiter  mit  ihm  an  :  die  Sache  geht  langsam  und  schnell ,  bleibt  stehen, 
nimmt  eine  schlimme  Wendung,  geht  einen  krummen  Weg,  geht 
zu  weit  u.  dgl.  Gehen  kann  nicht  nur  ein  Mensch  oder  ein  Tier,  sondern 
auch  ein  bloßer  Gegenstand,  z.  B.  ein  Nagel  u.  dgl.;  gehen  kann  das  Licht, 
die  Wärme  und  Kälte,  der  Winter,  der  Krieg,  das  Gerücht  u.  dgl.  Deshalb 
finden  wir  oft  in  großen  Wörterbüchern  unter  gewissen  Wörtern  eine  solche 
Menge  von  verschiedenen  Bedeutungen. 

§  gg.  Was  muß  mit  dem  Worte  bei  solch  einer  ungeheuren  Ausdehnung 
seiner  Bedeutung  geschehen?  Das  Gesetz  der  umgekehrten  Beziehung  zwischen 
dem  Umfange  und  dem  Inhalte  muß  auch  hier  seine  Kraft  ofifenbaren:  je 
ausgedehnter  der  Gebrauch  des  Wortes  ist,  desto  geringern  Inhalt 
wird  dasselbe  enthalten.  Da  das  Wort  ein  Glied  von  zahlreichen  und 
verschiedenartigen  Reihen  bildet ,  keine  beständige  und  bestimmte  Färbung 
hat  und  jedesmal  den  Anstrich  seiner  neuen  Begleitung  annimmt,  so  kann 
es  in  der  Spr.  nicht  fest  sein.  Und  wirklich,  das  Wörterbuch  zeigt  uns, 
daß  z.  B.  das  Franz.  vom  Lat.  solche  einfachen  Wörter,  wie  agere  (agir  ist 
ein  gelehrtes  W^ort) ,  audire,  cadere,  capere,  dare,  edere,  ferre, 
gerere,  stare,  os,  parvus  ,  magnus  u.  ä. ,  nicht  ererbt  hat.  Von 
diesen  einfachen  Wörtern  haben  wir,  nach  den  uns  schon  bekannten  Ursachen, 
nur  einige  Splitter,  wie  j'irai  oder  ester  en  jugement,  ouie  la  lecture 
de  l'arrct  u.  aa.  Doch  die  Ableitungen  von  diesen  Wörtern,  die  mit  den 
die  Bedeutung  beschränkenden  Präfixen  und  Suffixen  zusammengesetzt  sind, 
bestehen  weiter  fort:  dechoir,  echoir  (cadere),  concevoir,  decevoir, 
percevoir,  recevoir  (capere),  donner  u.  aa.  Das  Wort  chef=caput^ 
ist  vom  Worte  tete  =  testa  fast  verdrängt  und  in  der  Volksspr.  wird  auch 
das  letztere  von  den  Wörtern  boule  und  trogne  verdrängt.  Viele  Wörter 
verwandeln  sich  in  Suffixe,  indem  sie  ihre  Form  bewahren;  vgl.  franz.  -fier  = 
ficare,  -ment=mente,  engl,  -ly  u.  aa. 

§  loo.  Da  die  Spr.  nie  so  viele  Wörter  hat,  noch  haben  kann,  als  für 
die  Benennung  von  einer  Ungeheuern,  stetig  veränderlichen  und  sich  vermeh- 
renden Menge  von  Vorstellungen  nötig  sind,  so  muß  sie  immer  zur  Ableitung 


^    Wegen  der  verschiedenen  Bedeutungen  dieses  Wortes  vgl.  A.  Fuchs,  die  rom.  srRR.  S.  195  f. 


PRINZIPIEN   DER    SPRACHENTWICKELVNG. 


357 


und  zu  der  schon  besprochenen  Ausdehnung  der  Bedeutung  einiger  Wörter 
ihre  Zuflucht  nehmen.  Immer  muß  ein  gewisser  Procentsatz  von  Wörtern  aus 
der  Spr.  verschwinden.  Aus  welchen  Quellen  wird  diese  Abnahme  ergänzt? 
Wir  haben  schon  früher  gesehen,  daß  in  der  Spr.  die  Arbeit  der  phonetischen 
und  morphologischen  Kräfte,  welche  den  vorhandenen  Sprachstoff  verschieden- 
artig gestalten  und  vermehren,  nie  rastet,  daß  unser  Gedächtnis  nicht  nur  den 
Stoff  uns  zu  erhalten  strebt ,  der  während  Jahrhunderte  durch  innere  Arbeit 
unsrer  eignen  Spr.  erworben  ist,  sondern  auch  den  Stoff,  der  uns  aus  den 
fremden  Sprachsystemen  zufällig  zugetragen  ist.  Mittels  der  phonetischen  Ent- 
artung bekommt  die  Spr.  aus  einer  Wurzel  mehrere  Wurzeln:  es  ist  schwer 
zu  erraten,  daß  z.  B.  Hemd  und  Himmel  derselben  Herkunft  sind  (von  hamön\ 
oder  daß  Bahre,  Eimer  und  Zuber  irgend  etwas  gemeinsames  haben  (vgl. 
ein -bar,  zwi-bar).  Wenn  durch  dieselbe  phonetische  Entartung  ein  Wort 
in  den  Lauten  verarmt,  so  kommt  die  Ableitung  zu  Hilfe :  von  kürzern  Wör- 
tern werden  längere,  an  Lauten  reichere  abgeleitet,  die  mit  der  phonetischen 
Entartung  länger  kämpfen  können.  Deshalb  werden  z.  B.  ursprüngliche  De- 
minutiva  fabula,  oculus  u.  aa.  zu  Nicht-Deminutiven.  Deshalb  finden  wir 
oft  längere  Wörter,  quiescere,  noscere,  nasci  .  .  .,  ohne  die  entsprechenden 
kurzen,  '^quiere\  'noere'',  ""nai'  u.  s.  w.  Von  einem  Worte  wird  eine  ganze 
Menge  abgeleitet;  vgl.  z.  B.  roman.  Ableitungen  von  casa. '  Das  Wort,  das 
eine  sehr  ausgedehnte  und  darum  unbestimmte  Bedeutung  hat,  wird  durch 
sein  Synonym  ersetzt,  für  das  aus  irgend  welchem  Grunde  zur  Ausdehnung 
seiner  Bedeutung  die  Zeit  noch  nicht  gekommen  war ;  oft  wird  in  solchen  Fällen 
das  Ganze  durch  seinen  Teil  ersetzt,  z.  B.  poln.  Ich  eigentl.  Stirn^  statt 
gtowa  (Kopf,  feu  =  focus  statt  ignis;  die  Gattung  wird  durch  die 
Art  ersetzt,   z.B.  jeu=jocus  .statt  ludus  u.   dgl. 

§  loi.  Wenn  wir  uns  auch  nur  eine  annähernde  \'orstellung  davon  bilden 
wollten,  wie  die  Wörter  der  verschiedenen  Kategorien  entstehen,  müßten  wir 
zuerst  die  Frage  aufstellen,  inwieweit  die  in  den  Grammatiken  gemeingültige 
Klassifikation  der  Wörter,  die  schon  mehr  als  zwei  Jahrtausende  besteht,  richtig 
sei.  Aber  diese  schwierige  und  verwickelte  Frage  kann  in  diesem  kurzen  Ab- 
riß nicht  Platz  finden.  Daß  die  allgemeingiltige  Wörtereinteilung  einer  strengen 
Kritik  gegenüber  nicht  bestehen  kann,  dafür  werden  dem  Leser  Belege  im 
XI.  Kapitel  des  schon  öfter  erwähnten  Buches  von  Paul  geboten.  Hier  wollen 
wir  nur  bemerken,  daß  eine  richtigere  Einteilung  eine  solche  wäre  in  bezeich- 
nende Redeteile,  Nomen  und  Verbum,  und  nicht  bezeichnende  Redeteile,  Hilfs- 
teile oder  Partikeln  von  verschiedenen  Klassen :  Partikeln  erster  Klasse  würden 
z.  B.  Adverbia  sein ,  deren  bezeichnendes  Element  noch  sehr  bedeutend  ist, 
dann  Partikeln  zweiter  Klasse,  z.B.  Präpositionen,  die  minder  bezeichnend 
sind,  u.  s.  w.  bis  zu  den  Partikeln,  wie  russ.  /o  (ro  und  griech.  fe,  Partikeln, 
die  nur  Hilfsteilchen  und  in  keiner  Weise  bezeichnend  sind ,  auch  aller  Selb- 
ständigkeit entbehren.  Und  nun  sehen  wir  in  der  Geschichte  der  Spr..  daß 
eine  bezeichnende  Kategorie  sich  gewöhnlich  aus  einer  andern  be- 
zeichnenden  entwickelt,    die  Partikeln    aber  aus  den  Splittern  von 


^  A.  Fuchs,  die  romanischen  sprachen,  S.  154. 


ßcg  N.Kkuszewski. 

Systemen  bezeichnender  Wörter  entstehen;   und  zwar  Partikeln  der 
tiefer  stehenden  Klassen  aus  den  Partikeln  höherer  Klassen. 

§  I02.  Wenden  wir  uns  zuerst  zumVerbum.  Womit  ersetzte  das  Franz. 
das  schon  bcdeutungsleerc  Verbum  ire/  Ks  ersetzte  es  durch  Verba .  die 
eine  weit  bestimmtere  Bedeutung  und  einen  weit  beschränktem  Gebrauch 
hatten:  adnare  (aller)  und  vadere  (je  vais).  Für  eine  ähnliche  Vorstel- 
lung gebrauchte  das  Franz.  auch  ad-rip-are  (arriver),  oder  vielmehr  nach 
den  bestehenden  und  weit  gewöhnlichem  Typen  von  Verben  hat  die  Spr,  ein 
neues  Verbum  von  einem  Nomen  abgeleitet.  Das  Verbum  edcre  ersetzte 
das  Franz.  mit  dem  bedeutungsvollem  manducare  manger).  Wenn  irgend 
welche  neuen  Verba  entstehen,  so  sind  sie  meistenteils  Denominativa. '  Da 
das  Verbal-  und  das  Nominalsystem  sich  gegenseitig  berühren  und  das  erstere 
einige  Kategorien  eines  verbalnominalcn  Übergangscharakters  hat.  z.  B.  Infinitiv 
und  Partizipium "",  so  ist  es  gar  nicht  wunderbar,  daß  aus  dem  Verbalsysteme 
nach  und  nach  Nomina  entspringen: 

da-re  do-num 

don-are,    donn-cr     dona-lio ,    dona-tion 


.  .  .  lioner   (vgl.   emotioner  neben   emotion). 

Wer  kann  dafür  bürgen,  daß  die  sogen,  unabgeleiteten  Verba,  wie  K(ß-Xi, 
\iic-!f\  u.  aa.,  nicht  auf  demselben  Wege  entstanden  sind?  Dieselbe  PVage 
kann  man  auch  in  Bezug  auf  Substantive  stellen.  So  ist  z.  B.,  dank  Brug- 
MANNS  Forschungen,  die  partizipiale  Herkunft  solch  eines  alten  Substantivums, 
wie  ved.  danta,  öbouc,  dens,  Zahn,  nicht  mehr  zweifelhaft.  Es  gibt  auch 
keine  unüberschreitbare  Grenze  zwischen  den  Substantiven  und  Adjektiven. 
Es  verwandeln  sich  Adjektive  in  Substantive.  Ebenso  können  Adjektive  aus 
Substantiven  entstehen ;  vgl.  die  Adjektiva  aus  den  Zusammensetzungen,  wie 
pobobdKTuXoc  (im  Zusammenhang  mit  der  Herkunft  steht  die  Eigenschaft  solcher 
Wörter,  wie  pobobdKTuXoc  u.  ä.,  daß  sie  zwei  und  nicht  drei  Endungen  haben); 
vgl.  auch  Redensarten  wie  es  ist  schade,  er  ist  schuld^  und  überhaupt  das 
Schwanken  in  der  deutschen  Orthographie,  ob  Wörter  mit  großen  Anfangs- 
buchstaben zu  schreiben  sind  (Subst.)  oder  mit  kleinen  (Adj.).  Noch  minder 
sind  bestimmte  Grenzen  zwischen  den  Substantiven  mit  verschiedener  Funktion 
möglich.^  Was  die  Pronomina  betrifft,  so  entstehen  dieselben,  wenn  man  nach 
solchen,  wie  sanskr.  ätmä,  lat.  nemo,  cuncti,  lit.  pats,  franz.  on,  deutsch 
man  urteilen  darf,  zum  Teil  aus  den  bezeichnungsvollen  Substantiven  und 
Adjektiven.  ^ 


'  Ich  untersuchte  252  der  gebräuchlichsten  Verba  in  der  franz.  Umgangsspr.  Unter  den- 
selben fanden  sich  78  neue  Verben,  nämlich:  abgeleitete  von  franz.,  lat.,  germ.,  kelt.  und  griech. 
Nomina  —  46;  zusammengesetzte  mit  Suffixen  und  Präfixen  aus  den  franz.,  lat.  und  germ.  Ele- 
menten 25  ;  unbekannter  Herkunft  6  und  ein  schallnachahmendes  Verbum. 

^   Verschiedene  Gerundiva  bilden  die  Brücke  zwischen  dem  Verbum  und  den  Partikeln. 

3  Vgl.  Paul,  pkinzip.,  205. 

4  Vgl.  Brugmanns  Arbeiten  in  Studien  zur  griech.  und  lat.  Grammatik  und  B.  Lindxers 

ALTINDISCHE   NOMINALBILDUNG,    JeNA    1879. 

5  [Daneben  dürften  doch  wohl  auch  einige  Fürwörter  weniger  hoher,  wenn  auch  sehr  alter 
Herkunft  sein,  als  Überbleibsel  jener  Deutelautungen,  die  ursprünglicli  c'ie  hinweisende  Gebärde 
begleiteten,  F.  T.] 


PRINZIPIEN    DER    SPRACHENTWICKELUNG. 


359 


§  103.  Wir  sehen  also,  daß  die  Spr.  nicht  in  Verlegenheit  ist.  für  neue 
Wörter  einen  Stoff  herauszufinden.  Unser  Gedächtnis  bewahrt  uns  allgemeine 
Worttypen  und  die  schöpferische  Kraft  der  Ableitung  verwandelt  eine  Kategorie 
von  Wörtern  in  eine  andre,  Haben  wir  ein  Verbum,  so  können  wir  nach  dem  Sub- 
stantivtypus ein  Substantivum  bilden  und  umgekehrt.  Nach  den  vorhandenen 
allgemeinen  Worttypen  ver^vandeln  sich  ganze  Redensarten  in  Wörter.  Eine 
freie  Wortverbindung  verwandelt  sich  nach  und  nach  in  eine  unbewegliche. 
Wird  das  Wort  aus  morphologischen  Teilen  oder  aus  ganzen  Wörtern  zu- 
sammengesetzt, so  bleibt  der  Vorgang  der  Zusammensetzung  in  jedem  Falle 
ein  und  derselbe :  einzelne  Glieder  verlieren  ihre  Selbständigkeit  und  verwachsen 
miteinander  vollständig.  Nach  und  nach  verwandeln  sich  unbewegliche  Zu- 
sammensetzungen in  unteilbare  Wörter;  während  man  im  Provcnz.  vos  dir  ai 
sowie  dir  vos  ai  sagen  konnte,  kann  man  im  Franz.  i^je]  vous  nur  dirai  sagen. 
Verschiedene  phonetische  Vorgänge  begünstigen  immer  solche  Verschmelzung. 
So  z.  B.  kann  man  in  malade  weder  das  ursprüngliche  male  aptus,  noch 
in  mechant  —  minus  cadentem.  in  ennui  —  in  odio  est  mihi)  u.dgl. 
erkennen. 

§  104.  Die  Partikeln  entwickeln  sich  aus  den  Deutewörter,  wie  wir  schon 
im  §  73  zum  Teil  besprochen  haben.  Vgl.  pas  =  passus,  point  =  punctum, 
goutte  =  gutta,  rien  =  rem,  chez  =  casa,  or  =  hora.  Sie  können 
auch  aus  den  Zusammensetzungen  der  Deutewörter  oder  der  Partikeln  entspringen, 
z.  B.  heute  (=  hiu  tagu),  poln.  wbrew  (=  w  'in"*  -j-  brew  'Augenbraune\ 
Svider'),  span.  quiza  (vielleicht),  lat.  quare  u.  a.  ;  devant  =  de -f-  ab  -]- 
ante,  dans  =  de  +  intus,  vgl.  auch  aujourd'hui,  welches  diurnum 
und  ho  die  enthält.  Wir  finden  solche  zusammengesetzte  Partikeln  auf  ver- 
schiedenen Stufen  des  Zusammenwachsens :  in  der  Gestalt  von  unbeweglichen 
Reihen  oder  in  der  Gestalt  einer  ganz  zusammengewachsenen  Partikel,  z.  B.  de- 
vant. Minder  bedeutungsvolle  Partikeln  entwickeln  sich  aus  bedeutungs- 
vollem, wie  schon  oben  bemerkt. 

§  105.  Ich  stellte  mir  jedoch  hier  gar  nicht  die  Aufgabe  einen,  wenn 
auch  nur  ganz  bescheidenen,  Abriß  der  Geschichte  von  grammatischen  Kate- 
eorien  zu  geben :  indem  ich  aber  diesen  wichtigen  Gegenstand  berührte,  mulHc 
ich  mich  auf  einige  knappe  Andeutungen  beschränken ,  welche  für  meinen 
gegenwärtigen  Zweck  ausreichend  sein  dürften.  Der  Leser  kann  sich  daraus 
überzeugen  ,  daß  die  Geschichte  der  Wortkategorien  in  der  Umgruppierung 
derselben  besteht :  eine  Kategorie  entwickelt  sich  aus  der  andern. 

Schließlich  kann  man  noch  die  Frage  aufstellen,  ob  etwa  wirklich  ganz 
neue  Wörter  entstehen  können?  Zur  Entstehung  eines  neuen  Wortes  ist 
es  nicht  ausreichend,  daß  jemand  es  erdichtet:  wir  wissen  schon,  daß  das 
Wort  an  und  für  sich  keine  Bedeutung  haben  kann :  seine  Bedeutung  gibt 
ihm  entweder  sein  Gebrauch  (Angrenzungsassociationen  mit  den  betreffenden 
Gegenständen)  oder  seine  Verwandten  (Ähnlichkcitsassociationen  mit  den  andern 
Wörtern) .  Weder  dies  noch  jenes  ist  bei  dem  wirklich  neuen  Worte  möglich : 
deshalb  werden  andre  solches  Wort  sich  in  der  Regel  nicht  aneignen  und  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  wird  es  der  Erfinder  selbst  bald  vergessen.  In  ver- 
schiedenen Jargonen  entstehen  neue  Wörter,   sie  bestätigen  aber  nur  das  eben 


360 


PRINZIPIF.N    DER    SPRACHEN TWICKELING. 


erörterte.  Nur  solche  Lautkomplexe,  wie  tss,  brr  u.  ä.  können  für  originelle 
gelten  und  Chancen  zur  Existenz  haben,  aber  nur  deswegen,  weil  sie.  als 
schallnachahmende  Komplexe,  mit  den  betreffenden  Dingen  durch  Ähnlich- 
keitsassociat Ionen  verbunden  sind.  Wir  finden  also  auch  in  der  Spr,  die 
Bestätigung  des  Axioms  :  ex  nihilo  nil  fit. 


S  C  H  L  U  S  S. 

I.  Die  Spr.  verwandelt  sich  vermöge  der  Zusammengesetztheit  und  Un- 
bestimmtheit ihrer  Elemente :  der  Artikulationen,  der  Laute,  der  morphologi- 
schen Glieder  und  der  Wörter. 

II.  Die  Grenzenlosigkeit  dieser  Wandelbarkcit  erklärt  sich  durch  den  sym- 
bolischen Charakter  des  Wortes. 

III.  Die  Sprachelemente:  Artikulationen.  Laute,  morphologische  Teile  und 
Wörter,  verwandeln  sich  nicht  nur,  sondern  sie  verschwinden  auch  ganz.  Des- 
halb schafft  die  Spr.  ewig  einen  neuen  Stoff  mittels  der  Umgruppierung  des 
alten. 

IV.  Die  Associationsgesetze  sind  ebenso  wichtig  für  das  Verständnis  der 
psychischen  als  auch  der  sprachlichen  Erscheinungen. 

1.  Diese  Gesetze  verwandeln  die  unendliche  Menge  der  Wörter  in  ein 
harmonisches  Ganze.  Dank  der  Ähnlichkeitsassociationen  bilden  die  Wörter 
eine  Menge  koordinierter  Systeme  oder  Familien;  die  Angrenzungsassociationen 
stellen  sie  in  Reihen  auf. 

2.  Nur  diese  Gesetze  ermöglichen  den  Bestand  der  Spr.:  ohne  AhnHch- 
keitsassociation  ist  die  Produktion  des  Wortes,  ohne  Angrenzungsassociation 
seine  Reproduktion  unmöglich. 

3.  Die  Ahnlichkeitsassociation  bedingt  die  Herkunft  des  Wortes,  und  die 
Angrenzungsassociation  gibt  ihm  seine  Bedeutung. 

V.  Indem  sich  die  Spr.  ent\vickelt,  strebt  sie  nach  einer  vollkommenen 
allgemeinen  und  besondern  Entsprechung  der  Welt  von  Wörtern  zur  Welt  \-on 
Vorstellungen. 

N.  Kruszewskl 


ALPHABETISCHES    VERZEICHNIS    DER    VERFASSER. 


(Die  Jahreszahl  der  S.  145 — 295  besprochenen  Werke  steht  in  Klammern.) 


Abel  83. 

Abel-Remusat  50. 
Abeyd  209. 
Abiasa  10. 
Ackermann         (1838) 

205.    210.  213.  232. 

236.    238.  240.  247. 

252.    261.  267.  268. 

272.    278.  283.  287. 

289.  294. 
Adam  57.  63.  6g.  282. 
Agnel  (1855)  215. 
D'Alembert  183. 
Alexander,  W.  D.  5. 
Amman  162.  205. 
Andresen  355. 
Andrew  13. 
Andrieux  260. 
Antonini    (1753)    183. 

235- 
Antonius  Gnipho  99. 
Apfelstedt  282. 
Aristophanes  99. 
Aristoteles  85.  86.  90. 

92.    93.   94.  95.  96- 

loi.    102.   176.   179. 

202.   237. 
Arloing  222. 
Arrius  in.   112. 
Ascoli  274. 
Augustinus  90.  154. 
Ausonius  99.  103. 
des  Autels  (1550)  i66. 

167.    168.  176.  184. 

236.  262. 

Bacon  176.  212. 
Baif  (1574)  145.  146. 

169.    170.  174.  175. 

176.  210.  232. 
Bailly  {1846)  177.183. 
ßallu  (1868)  145.  158. 

175.    196.  204.  226. 

229.   231.  232.  233. 

236.   238.  240.  245. 

252.   254.  255.  265. 

268.    278.  287.  289. 

294. 
Barcley     (1521)    160. 

161.  245. 
Bartsch  (1887)  149. 


'   Bastian  8.  15. 
Battaille    (1861)    210. 

215.  217. 
Baudeuf  209. 
Baudouin    de   Cour- 

tenay  63.  133.   134. 

346- 
Beauzee    (1767)    182. 

185.    196.  197.  198. 

201.  205. 
Beclard  209. 
Bell,  A.  M.  145.  150. 

162.    166.  188.  190. 

197.   200.  221.  222. 

228.   230.  249.  250. 

251.   261.  262.  264. 

265. 
Bell,  Graham  212. 
Belloc  245. 
Belouin  225.  252.  295. 
Benloew-Weil  (1855) 

149. 
Beranger  257. 
Bergaigne  (1883)  221. 

237- 
Bertholet  209. 
St.  Beuve  260. 
Beyer   255.  261.  263. 

264.   265.  266.  267. 
Beze ,  de  (1584)  156. 

167.    169.  170.  173. 

174.    176.  183. 
Bergano,  Diego   12. 
Berger  11. 
Biot  (1816)  205. 
Bobrovnikow  54.  56. 

65.  70.  72.  83. 
Bodeau   de   Somaize 

(1661)  178. 
Boindin    (1709)    176. 

183.    185.   188.  196. 

204.    218.  234.  269. 
Boller  51. 
Bonet  (1620)  84.  152. 

180. 
Bopp  5.  318. 
Bossuet  260.  261. 
Boudet  (1880)  234. 
Bougourd  9. 
Bouillette  (1760)  185. 

235- 


Bourciez   (1889)  267. 
Böhmer  149. 
Böhtlingk  50.  56.  60. 

62.    63.    80.  82.  83. 
Breal  (1886)  266. 
de  Briere  209. 
Brinckei    19.    21.  28. 

29.   30.   31.  33.  40. 

41.    42.  44.  46. 
Bringham  13. 
ten  Brink  (1879)  149. 

273- 
Brosses,     de     (1765) 

145.    149.  176.  182. 

187.    188.  189.  193. 

194.    196.  20Q.  203. 

205.    210. 
Brücke     (1849)     216. 

221.   249.  282.  283. 
Buffier     (1709)     182. 

185.  234. 
Burggraff  (1863)  216. 
Buschmann  7.  11.  13. 
Büchmann  240. 
Büge  si. 


Cagniard -Latour 
(1830)  209.  219. 

Calvary  7. 

Cameron  13. 

Canello  274. 

Carlet  222, 

Castren  52.  54.  56. 

Cato  Censorius    127. 

CatuUus  III.   112. 

Cauchie  (1570)  168. 

Caussin   209. 

Cazal  (1847)  214.  235. 

Caesar  104. 

Censorinus  107. 

Chami.sso,  A.v.  13. 16. 

Champollion  7. 

Chandos  213. 

Cliasteleijn  8. 

Chifllct     (1659)     178. 
234.  244. 

Chijs,  van  der  8. 

Choisy  (1696)  a6o. 

Chremes  iii. 

Cicero  91.  97-90.  100. 


103.    104.  115.  116. 

126.    130.  15T. 
Clajjus  89. 
Claudius     117.     129. 

150.  152.  180. 
Claudius  Caesar  123. 

130. 
Clerc,  de  11. 
Commines  160. 
Compayre  (1885)  266. 
Compert  6. 
Cordemoy  (1668)  178. 

179,  206.  210. 
Cordington  4.  5. 
Corneille  {1687)  177. 

260.  261. 
Cornii  224. 
Corssen    (1858)    149. 
Cotgrave   (1611)  171. 
Cotta  4.  97. 
Coudereau(i875)2i8. 
Courcillon(i694)  i8o. 
Cratinus  97.  126. 
Cust  3. 

Cuvier  (1805)  205. 234. 
Czekanowski  81. 

Dagoty  197. 
Dahlerup   (1886)  176. 
van  Dalen   240.  245. 
Dangeau   (1722)  i8i. 

183.    184.  185.  186. 

197.    204.  208.  234. 

236.  261.  269. 
Darmesteter      (1888) 

145.    156.  160.  256. 

267.   268.  269.  270. 

273.    275.  279.  294. 
Daunou  260. 
Dauron  167.  168. 
Doleau     (1838)     209. 

234.  239. 
Deniandrc  (1769)  185. 
Dcmosthenes  104. 
Deronbourg  266. 
Doscartcs  261. 
.  l")esmarcts(t7os)  182. 
Diderot  185.  197. 
Didot  (1868)  160.  169. 

170.    174.  176.  ai6. 

260. 


Diez  156.  275. 
Diomedes97.99.  in. 

118. 
Dionysius    102.    103. 
Dodart     (1700)     183. 

189.  204. 
Domergue  (1806)205. 

208.  235. 
Domingo  de  los  San- 

tos  12. 
Donatius  151. 
Donders  239.  286. 
Douchet  (1762)  _i85. 
Dubois    (1531)    157. 

161.  162.    163.  164. 

167.  201. 
Dubroca   (1824)   208. 
Duclos  181.  183.  184. 

185.    186.  201.  205. 

269. 
Dulaurier  17. 
Dumas     (1733)     183. 

204.  235. 
Dupuis     (1836)     210. 

235- 
Dutrochet  (1806)  205. 

Eck  10. 

Edison  212.  213. 
Edwall  9. 
Edwards   (1876)   189. 

219.   234.  237.  aSo. 
Ellis  (1S74)  149.  160. 

161.  166.    171.  iSi. 

286. 
Elout  9. 
Encyclopidie  1782— 

86)  197. 
Ennius  100.  103.  105. 

137. 
Epicharmus  laS. 
Erasinus   (1539)    147. 
Erdan      (1833)      309. 

3«5-  257. 
Erondell   (1605)   171. 
Evans  145.  146. 
Esclache   (i868)    179. 
Esticnnc,    H.   (1569) 

171.  17a.  236. 
Estienne  ,   R.   (1531) 

171.  17a. 


362 


PERSONENREGISTER. 


Eysinga.RooiIra  van 
8.  9. 

Fabiiis   98.  99.    115. 

117.  127. 
Fabri  (1521)  160.236. 
Fabricius  205. 
Favre  10. 

Feline(i8si)  214.23s  f. 
Ferrein     (1741)     187. 

189.  204.  238. 
Ferrette  (1889J  294. 
Flaccus  154. 
Forbes  11. 
Fornander  5. 
Forster  5.  14.  15.  16. 
Fournie  (1866)  217. 
Förster  149.  163.  165. 
Fran9ois    de    Neuf- 

chäteau  260. 
Franke  247. 
Fromant   (1756)    184. 

185. 
Frommann  286. 
Friedrich  8. 
Fundanius  126. 
Fuchs  356.  357. 

Gabclentz ,  G.  v.  d. 

3.  4.  5.  8.   n. 
Gabelentz  ,  H.  C.  v. 

d.  4.  5.  II.  12.  50. 

57- 
Galenus   87.  93.  103. 

176. 
Galilei  176.  223. 
Garcia  215. 
Garnier  (1558)  89.168. 

169. 
Garrick  179. 
Gauthiot  245. 
Gavaret  (1877)  234. 
Gebelin     de     (i??^) 

167.    187.  189.  197. 

210.  254. 
Gellius   98.  104.  154. 
Genin  (1852)  160.  161 . 

175.  185.  270. 
Gentilli  (1882)  226. 
Georg  240. 
Gerdy  209. 
Gericke  9.  10. 
Gerstäcker  13. 
Gillieron      (1887-8) 

278.  284.  288. 
Girard(i7i6)  182.  260. 
Glaomalis  163.  166. 
Gollmer  16. 
Grasserie,  de  la  33S. 
Greathead  13. 
Grey  13. 

Grimarest  (1709)  182. 
Grimm  239. 
Groot  10. 
Groth  169. 
Gröber  (1888)  273. 
Grunzel  47  ff.  54.  56. 

57-  263. 


Grützner  ?26. 
Gryllus  110. 
Gueroult  (1889)   213. 
Gulick  16. 

Haie  6. 
Harn  19.  21. 
Happel  (1872)  227. 
Happart  12. 
Hardeland  11. 
Harduin    (1757)    185. 

199. 
Harless  224. 
Hatzfcld  268.  269. 
Havet  (1872)149.  187. 

191.     219.  220.  222. 

223.     226.  227.  228. 

229.     248.  254.  263. 
265.    266. 

HelKvag    (1781)    189. 

216.  249. 
Helmholtz  (1858)  219. 

223.  237.  238. 
Henricy      (1858—59) 

215. 
Hensen  226. 
Herennius  in. 
Hernsheim  i6. 
Herodotus  103. 
Herrmann,  K.  G.  5. 
Hieronymus  330.  331. 
Hindret    (1687)    179. 

234- 
Hoffory  84. 
Holder  (1669)  84.  87. 

182.   190.    192.  199. 

200.  203.    216.  228. 
Holyband  171. 
Horaz  177. 
Horning    (1887)    149. 

158.    250.  282.  284. 

285. 
Höfer  15. 
Humboldt,  W.  v.  3. 

4.  7.  9.  10.  13-  17- 
Hume,  Al.(i6i7)  202. 
Humme,  H.  C.  10. 
von  Hupe  11. 
Hüter  252. 

Ihre  15. 

Jacquet  7. 
Jespersen    247.     253. 

263.  266. 
Joest  W.  12. 
Joinville  160. 
Jomard  214. 
Jones  W.  48. 
Jonsson  (1886)  176. 
Jozon  (1877)  218.  257. 
Jullien  (1864)   216. 
Junghahn  11. 
Juvenalis  91. 

Karlowicz  355. 
Keane  4. 

^^Ceil  147.  150.  151. 
Kellgren  59.  60. 


Kempelen    205.    222. 
Kern  3.  8.  10. 
Kersten    (1853)    152. 

215.    216.  217.  221. 

249. 
Khalil  209. 
Kingslcy  190.  225. 
Knaucr  158. 
Kohl  13. 
Koschwitz  (1888)232. 

255.   268.  270.  273. 
Köhler  180. 
König  (1882)  223.  237. 
Kratzenstein  222.237. 
Kräuter    (1880)    227. 

285.  286. 
Kruszewski        133  ff- 

339-  340. 
Kuhn  8.  44. 
Kühn  265. 

Lacroix  209. 
Lactantius  95.  102. 
Lancelot  180. 
Landais  240. 
Lange  265. 
Längenscheidt     240. 

278. 
Langles  209. 
Lanoue  de  (1596)  174. 
Lartigaut  (1669)  179. 

201. 
Latham  5. 
de  Launay  204. 
Lee  13. 

Lefort  (1883)  237. 
Leibniz  182.  187.  188. 
Lentulus ,  Scipio  89. 
Lepsius  (1855)  9.  64. 
152.    102.  220.  249. 
Lesaint  245. 
Lesson  3. 
Lesclache  (1668)  17g. 

201.  234. 
Leveque  245.  253. 
Levites  Elias  113. 120. 
Lhuillier    (1859)  215. 
St.    Lien  (1580)    171. 

176.   228. 
Lipsius  (1586)  147. 
Littre    160.   175.  235. 
239.    240.  244.  260. 
306. 
Livet    160.    162.    167. 
169.    171.  172.  176. 
Longet  209. 
Lopez  12. 
Löwenberg        (1S78) 

234- 
Lubarsch  (1879)  232. 

245- 
Lucar,  Padre  de  S.12. 
Lucianus     105.     106. 

113. 
Lucilius  117. 
Lucretius  127. 
Lundell  176.  284. 
Luschka  222. 
Lücking    (1889)    273. 


SfLacrobius  98. 
Magendie  (1833)  209. 
Mahn  240. 
Maitland  161. 
Man  16. 
Mandl  (1872)187.  210. 

215.   218.  219.  279. 

280. 
Marcel  209. 
Marcellus  ,     Nonius 

125. 
Marcus  107. 
Marey  (1886)  207.  220. 

221.   222.  223.  224. 

226.  237.  239. 
Marie  (1829)  208.  260. 

261. 
Marot  160.  169. 
du     Marsais     (1751) 

184.    197.  199.  200. 

201.   203.  205.  208. 

227.  235. 
Marsden  3.  8.  9.  10. 
Martialis     100.     104. 

131. 
Martianus       C.-ipella 
92.     102.   104.    106. 
125.  127.   129. 
Martin  12. 
Martinet  3. 
Martius  178. 
Mathieu  (1359)  i^- 
Mattheus  5. 
Matthiae   J.    84.    85. 
90.    160.    168.    176. 
179.  190.  200.  203. 
219. 
Medan  10. 
Medentius  129. 
Medhurst  12. 
Megretius  118.  ' 
Meigret    (i55o>   I45- 
146.    157.  162.   163. 
164.    165.  166.  167: 
168.    169.  174.  176. 
183.    201.  210.  228. 
244. 
Melcerkus  114. 
Menage    (1672)    179. 

234. 
Mende  244. 
Mentrida  12. 
Mercadier  224. 
Merkel  (1856)  166. 
Mersenne  (1636)  177. 
Merula,  G.  178. 
Messala  103. 
Meyer,   Bernh.  4.  5. 
Michaelis  84.147.183. 
Mithridates  3. 
Mogk  (1889)  176.  202. 
Moliere    (1670)    149. 
176.    178.  181.  206. 

213- 

Monboddo  179. 
Monge  209. 
Montaigne  160. 
Montmignon      (1785) 
204. 


Moore  G.  13. 
Morting  13. 
Mosblech  13. 
Muret  240.  245. 
Murray  145.  146. 
MuyVjridge  224. 
Müller,  Fricdr.  4.  19. 
48.  57.  69.  330. 

Naubert  245. 
Nebrixa  151. 
Neigebauer  18. 
Neugebauer  148. 
Neumann  12. 
Nigidius  104.  154. 
Newton  226. 
Nicot  (1584)  171. 
Nigidius  154. 
Noah  44. 
Nodicr     (1844)     146. 

211.   2X2.  213.  257. 

261. 
Noceda  12. 
Novakovie  162. 

Odin  286. 

d'Olivet    (1736)    156. 

175.    180.  183.  211. 

232.  244. 
Oosting  II. 
Ophuisen,  CA.  van  8. 
Orlow  56. 
üslen  (1884)  176. 
Osthoff  135. 
Oudin  (1633)  245. 
Ölinger  89. 
Ortel  224. 

Palamedes   97.    100. 

128.  130. 
Palmer,   W.   van   d. 

Broek  10. 
Palsgrave  (1330)  160. 

161.  163.  166. 
Papyrianus  99.  128. 
Paris,  G.  (1868)  145. 

146.   148.  149.  135. 

136.    157.  159-  175. 

211.   244.  248.  270. 

274.   276.  282.  288. 

289. 
Pariselle  240.  245. 
Parker  10. 
Pasquier  (1572)  171. 
Passavant  222. 
Passy,  J.  267. 
Passy,    P.    145.   158. 

175.   216.  228.  243. 

243.    246.  247.  248. 

249.    250.  251.  232. 

253.   254.  235.  256- 

237.    258.  263.  264. 

263.    266.  267.  268. 

270.   273.  275.  278. 

281.  287.  289. 
Patru  177. 
Paul    135.    139-    344. 

334-  357- 


PERSONENREGISTER. 


363 


Pechuel-Lösche  19. 
Pelletier   (1530)   164. 

167.  168.  201. 
Peniculus  99. 
Perion  156. 
Persius  103.   131. 
Petreius  (1537)  iSo. 
Philippe  229. 
Philipp!  15. 
Philippus  III. 
Picot  217. 
Pierre,   abbe  de  St. 

(1724)  182.  201. 
Pierson     (1883)    237. 

238.    278.  287.  289. 
Pijnappel  9. 
Piloti  9.  168.  169. 
Pindarus  103. 
Pitman  145.  146.  195. 

246. 
Plato  91.  92.  loi.  102. 

104.  105.  131. 
Plautus  99. 
Plinius  99.   128. 
Plutarchus    113.   120. 
Poisson  (1609)  177. 
Poitiers    (1752J     183. 

204. 
Pompeius  148. 
Port-Royal   164.  176. 

177.    178.   181.   186. 
Pott  X.  3.   18. 
Priscian    89.    90.    96. 

98.  99. 100.  loi.  103. 

104.    105.    106.   107. 

108.    log.    III.   112. 

114.    115.    116.   117. 

120.     121.    122.   123. 

125.     126.   128.   129. 

130.    131.    151.   165. 
Probus  128. 
Purkine  220.  226. 
Pyrrhus  i  11. 
l'j-thagoras   100. 

Q,uintilianus   90.  92. 

98.    103.     104.    ic6- 

III.    116.    117.  118. 

122.    126.  127.  128. 

130.    151.  208. 
(Juicherat  (1869)  156. 

218.  232. 

Rabelais  160. 
Radioff    49.    51.     54. 
55.    57.    61.    63.  64. 


70.    71.    72.    80.  81. 

82.  83.    246. 
Rambaud  (1578)  171. 

201.  212.   244. 
Ramus  89.    92.     117. 

124.    170.    171.  201. 

262. 
Raoux  (1865J  160.  216. 

260.  269. 
Raumer    (1863)    165. 

285. 
Regnier    (1705)    146. 

182.    205.  234.  257. 
Reis  212. 
Remnius     Palaemon 

HO. 

Restaut    (1752)     183. 

204. 
Rosapelli  149. 
Ricard  {1887)  148. 
Richard  48. 
Richelet    {1667)    178. 

234- 
Richelieu  234.  236. 
Riebet  212.  222. 
Riedel  5. 
Rigg  10. 
Rinnooy  5. 
Ritschi  149. 
Roepstorff  11. 
Rollin  {1726)  235. 
Roorda  10.  11. 
Ronsard    (1565)    169. 

236.  261. 
Rosapelli  (1876)  143. 

220.   223.  224.  225. 

226.   231.  237.  248. 
Rost  3.  10. 
Rousselot      (1887—8) 

145.    278.  280.  283. 
Roussey  257. 


Sacharoff57.  67.   70. 

78. 
Sachs-Langen- 

scheidt     145.    211. 

234.  238.  240. 
Sacy   de    (1813)   209. 

283. 
Salustius  116. 
Sanchez  12. 
Sanders  239. 
de  Saulcy  214. 
Savart  (1825)  208. 
Scaliger  112. 114. 117. 

122.    128,  147.  150. 


Schäfer  265. 
Scheler  244. 
Scherer  352. 
Schleicher    48.     269. 

318. 
Schleiermacher  9. 
Schmidt,   J.  52.   149. 
Schmitz,    W.    {1877) 

149. 
Schneider  (1819)  150. 

151.  154. 
Schott  50.  51.  82. 
Scholl  (1876)  149. 
Schreiber  11. 
Schuchardt  (1866—8) 

149.   275.  276.  282. 
Schürmann  13. 
Scoppa  156. 
Scott  (1859)  212. 
Seelmann  (1885)  147. 

152.  154.  252. 
Segond     (1847)     212. 

234. 
Serbino,  Giov.  6. 
Sergius  151. 
Servius  148. 
Seyfert  150. 
Sibree  10. 
Siebold  50. 
Sievers  145.  146.  200. 

261.    263.  264.  283. 

284. 
Simon  (1609)  177. 
Simonides    iio.    128. 

130. 
Snorri  202. 
Steele  ^1779)  166.  179. 
Steinthal  63.  338. 
Stengel  160. 
Storm  148.    149.   262. 
Stuart  Cohen  8. 
Suchier  145.  251.  273. 

275.  287.  294. 
Suetonius  117. 
Sulpitius  97. 
Sweet   145.  146.  194. 

221.   249.  250.  255. 

261.   264.  265.  285. 
Sylvius  (1531)161.166. 

Tainter  212.  213. 

Talbert  (1870)  160. 

Taylor  150. 

Techmer  3.  16.  19. 
27.  28.  29.  44.  51- 
S3-  54-  55-  57-  61. 
62.   67.   68.  70.  71. 


83.   84.    85.  86.  87. 

88.  89.  133.   14s  ff- 

186.   ige.  191.  192. 

193.   223.  224.  237. 

246.   247.  284.  286. 

290.   291.  293.  294. 

293. 
Teichelmann  13. 
Teil  (1874)    160.   182. 
Terentianus    86.    95. 

96.  97.   98.  99.  100. 

102.    1041   105.  106. 

107.    108.   109.   III. 

115.    118.    121.  125. 

126.    129.    147.   150- 

151. 
Thiebault  (1771)  198. 

200. 
Thierry  (1372)  171. 
Thomsen  149.  275. 
Thraso  iii. 
Thurot     (1881)     147. 

149.    160.  164.  169. 

170.    174.  176.  178. 

182.   213.  234.  235. 

237.  240,  245.  294. 
Tobler  (1883)  173.232. 
Tory  (1529)  161.  245. 
de  la  Touche  (1696) 

146.    179.  182.  234. 

237- 
Toussaint    222.    240. 

242.    243.  246.  272. 

278. 
D.  deTracy  209.  257. 

260. 
Trautmann  233.  263. 

264. 
Trissino  (1324)   148. 
Tschingis-Chan  60. 
Tugault,  A.  9. 
Tullius  130. 
Turgot  182.  201. 
Tuuk,   H.  N.    V.    d. 

9.  10.  II. 
Tylor  4.  5. 


Vaisse  (1862)  216.221. 
du  Val  (1604)  164. 
Vambery  49.  51. 
Varius  124. 
Varro  104.  107. 
Vaugclas  (1647)    177. 

178.   204.  234.  261. 
Velins  Longus  (1857I 

147.  150.   131. 


Vicq-d'Azyr       (1779) 

204. 
Victorinus    147.    150. 

154- 
Vietor  115.  243.  249. 

251.  255. 
Villatte  240. 
Violette,   16. 
Virgilius  loo.  103. 108. 

HO.    114.    I  16.  117 

151. 
Vollmöller    163.  169. 
Volney  (1819)  9.  184. 

193.  205.   209.  211. 

223.  233.   236.  237. 

232.  237.   263.  268. 
269.  271.  287. 

Voltaire  201.  277. 
Vossius    (1635)     147. 

130. 
Vreede  10. 

"Wagner  224. 
Wailly,  de  (1765)  185. 

233.  260. 
Walker  280. 
Wall,  H.  V.  d.  9. 
Wallis(i633)i7i.  182. 

203. 
Weber  8. 
Western  249.  262. 
Weyland,  J.  8. 
Wheatstone       (1838) 

238. 
Whewell   (1837)   176. 
Whitney  191.  221. 
Wilde  II. 
Wilhelm!  12. 
Wilkins  145. 171.  172. 

173.    179.  182.  188. 

190.  193.  194.  195. 

198.     199.    200.    20t. 
■  203.    227.    228. 

Willis  (1832)  189.  216. 

222.  237. 
Wilmotte  283.  283. 
Windisch  274. 
Williams  13. 
Winklcr  31. 
Winter  10. 

Xenophon  01. 

Zenker  3. 
Zwaardccroon  8. 
Zwick  60. 


SACH  REGISTER. 


Abla'.it  326. 

Accent   179.    180.   201.   232.  233.' 236. 

269.  278. 
Akudialekt  49. 

Alphabet  organiciuc  et  universel   193. 
Altaivölker  48. 

Ansatzrohr  des  Sprechorgans  238.  264. 
Archäologie  der  Spr.  352. 
Artikel,  Begriff  318. 
Artikulation,  Begriff  der  A.  178.  189. 

190.    191.    192.    198.    199.    200.    203. 

220.    221.   222.   223.    224.    282.    283. 

—  der  Lippen  265. 

—  der  Mundhöhle  225.  239. 
Artikulationssbasis  255. 

— Schrift  194.  19s. 

— stellen  263.  283.  284.  285. 

— weisen  195.  215.  216.217.  218.  249  fi. 

Assonation  355. 

Assoziationsgesetze  360.  Angrenzungs- 
assoziation  344.  347.  360.  Ahnlich- 
keitsassoziation  344.  347.  360. 

Aussprache,  Bezeichnung  240. 

— ,  Geschichte  der  fr.  234  ff. 

— ,  Quellen  zur  fr.  147 — 155. 

—  der   fr.   Laute   214.   215.  247.  248. 

—  des  altfr.  n.  G.Paris  156 — 159. 171. 
— ,  frz.,  des  XVII.  Jh.  nach  Touche  179. 

—  der  fr.  Verse  247. 
Australneger  15. 

Bali  8. 

Bantuisraus  20.  30.  41.  42.  43.  44,  45. 

Bant^uneger  19. 

BantnUsprache  21.  28.  29. 

Baschkirischer  Dialekt  49. 

Battasprache  10.  11. 

Betonung  im  Latein  149. 

—  im  Altfr.  155.  156.  157. 

—  im  Fr.  des  xvi.  Jh.  166. 

— ,  Regel   der   fr.  240.  247.  278.  287. 

Bhasha  9. 

Buräten  50.     Burätisch  57. 

Chalimak  49. 

Dajaksprache  11. 

Diphthonge   im  Fr.  des  xvi.  Jh.   172. 

173.  —  im  Fr.  des  xvii.  Jh.  186. 
Diphthongentheorie  89. 
Diphthongierungen  274.  275. 
Dschagataischer  Dialekt  49. 


Engelaute  67.  283.  284.  285.  286. 
Entlehnung  353. 

Flammenbildcrmanometer  237. 
Flexion  342.  345.  346. 
Flüsterstimme  219. 
Formosasprache  12. 

Geräuschlautc  264. 
Gleitlaute  266. 
Glossogonie  13.  14. 
Gottesbegriff  der  Bant„u  46. 
Graphophon  213. 

Hamitischc  Sprr.,  System  der  327. 
Hamidiaickt  49. 
Hawaische  Sprachen  13. 
Hcrero,  Sitten  der  20.  21. 

Irtischer  Dialekt  49. 

Jakuten  48. 
Jarkanddialekt  49. 

Kafir  27. 

Kalmücken  50. 

Karagassischer  Dialekt  4g. 

Karakirgisen  48. 

Kasahkirgisen  48. 

Kaschgardial.  49. 

Kaukasischer  Dialekt  49. 

Kawi  4.  7.  8.  9.  17. 

Kehlkopfschlußlaut  263. 

Kiptschak  48. 

Kirgisen  48.  49. 

Knopkirri  20. 

Konsonanten,  Begriff  86.  87.  89.  100. 

229.    250.    251-  256.    262.    263.    264. 

266.  267. 
— ,    Einteilung   und   Verbreitung   67. 

88.     89.    100.    132.    207.    226.     227. 

228. 
— ,  Wesen  loi. 

— harmonie,  Gesetze  der  47.  71. 
—  ihr   Verb,  zur  Vokalharm.  69.  70. 
— Übergänge  75.  80. 
— verbindung8i.  82.  12S.  129.  130.  131. 
Krama  9. 

Larapong  11. 

Latein.  Ausspr.   147 — 155. 

Lautbildung,  Techmers  Veranschau- 


lichung   dcrs.    53.   90.    180  ff.    189. 

190.  191.  192. 
Laiitkomplexc  136. 
^ehre,  die  natürliche  88. 
— ,  die  sophist.  88. 
— Ordnung,  die  natürl.  85.  88.  89.  95. 
— Organe  88.  92.  93.  94.  189.  190.  191. 

192. 
— Schrift  der  klass.  lat.  Ausspr.  147. 

148.  149. 

—  der  volkslat.  Ausspr.  148.  149. 

—  nach  RoussELOT  279.  280. 

— System ,    Darstellung    des    fr.    248. 

249.   279.    280.   281.    290.    291.   292. 

293.  294. 
— ,  das  fr.  des  xiv.  und  xv.  Jh.  159. 

160. 
— Veränderungen   274.   275.    276.  277. 

278. 
— Verbindung  134.  135. 
— Wandel  64  ff.  136.  277. 
— zeichen ,  fr.  nach  TouSs.-Langex- 

SCHEIDT   241.    242.    243. 

Laute,  Begriff,  Einteilung  etc.  88.  89. 

90.  199.  200.  207.  208.  279.  280. 
— ,  Dauer  ders.  230.  231. 
— ,  Erze,ugungsvveise  236. 
— ,  die  fr.  nach  Passy  258.  259. 
— ,  Analyse  der  fr.  265.  267.  268. 
— ,  neufr.  261.  262. 
Lautiermethode  in  Frankreich  180. 

ÜVLadagascar  10. 

Malagassysprache  10. 

Malaiisch  7.  8. 

Mandschu  50. 

Mittelzungenlaute    im    Lat.    150.   151. 

152.   153.   154. 
Mongolen  49.  50.    Mongolischer  Dia- 
lekt 56. 
Mundöffner,    der   fr.  in    der  Ausspr. 

des  XVI.  Jh.  163.  164.  165. 
— ,  d.  fr.  in  d.  A.  d.  xvii.Jh.  185.  186. 
— ,  die  latein.  147.  148.  149. 
— ,  Techmers  M.  51.  52.  53.  54. 
— ,  Zergliederung     und     Anordnung 

ders.  186. 
Mundschließer  ,    die    fr.    M.    in    der 

Ausspr.  des  xi.  Jh.  nach  G.  Paris 

151.  158.  159. 
— ,  die  fr.  JSL  in  der  A.  des  xvi.  Jh. 

165. 


SACHREGISTER. 


36; 


Nasenlaute  67.  219.  220.  221.  222 
223.  224.  251.  255.  262.  278.  287. 

—  im  Latein  154. 
Xasalierung  275.  277. 
Xeuseeländerdialekt  15. 
Ngako  9. 
Niassprache  11. 

Nubische  Sprr.,  System  ders.  327.  328. 

Oirad  49. 

Orthographie,  die  fr.  nach  Didot 
260.  261. 

—  Reform  181.  182.  268.  269.  270. 
Oshindonga  21.  23.  28.  33.  34.  36.  37. 

38.  40.  45. 
Osmanen  49.     Osmanischer  Dial.  49. 
Ostereiland-Dialekt  15, 
Otjiherero    21.  23.  33.  34.  36.  37.  38. 

40.  45. 
Öffner,  die  nasalen  197. 
— ,  System  der  fr.,  196.  244.  245.  246. 

263.  286.  290.  291. 
Ölöd  so. 
Özbeg  48. 

Partikeln  359. 

Pathologie  der  Spr.  218.  219. 

Patois,  Entwickelung  der  278  ff. 

Perintegration    der  Sprachelem.  144. 

Perzeptionsvorgang  354. 

Phalluadienst  20. 

Philippinensprachen  12. 

Phonetik,  Grundbegriffe  205. 

— ,  die   altfr.  153.  156.  157.  158.  159. 

160. 
— ,  die  der  altaischen  Sprr.  47  ff.  82.  83. 
— ,  allgemeine  84ff.    205  ff.  290—294. 
— ,  fr.  145  ff.  161— 192. 
— ,  engl  14s  ff.  181.  182. 
— ,  russ.  340  ff. 
— ,  neuwallon.  282.  283.  284. 
Phonetische   Degeneration    134.  135. 

337- 

—  Konzessionen   (Anpassungen)  133. 

—  Schreibung; (des  A.  de  Baif)  169. 
170.  171.  216.  258.  259.  260.  268. 
270.  271.  282.  290.  291. 

—  Wandlungen  136. 
Phonograph  212. 
Phonographie,    fr.    und    engl.    145  ff. 

213.  216. 
Phonographische  Darstell.  d.Vok.  193. 

—  DarstcU.  d.  Kons.  194. 
Polynesien  12.  13. 
l'ronomina,  Entstehung  358. 

Reduplikation  326.  327. 


Satzzergliederung  238. 

Schallsilbe  238. 

Schließer,  die  arab.  209. 

— .  die    fr.    197.    226.   227.    263.    264. 

265.  266. 
Schlundkopfstimme  218. 
Schnalzlaute  26.  27.  42.     Entstehung 

der  27.  28. 
Schreibung  der  Laute    200.  201.  212. 
— -,  die  altfr.   155. 

—  der  fr.  Laute  des  xvi.  Jh.  162.  163. 
166.  167  (ihre  Fehler  und  Miß- 
brauche) 168.  172.  173. 

— ,  fr.  S.   147  ff. 

— ,  die  Italien.  147.  148.  149.  150. 

— ,  die  span.    151.  152.  153.  154.  155. 

Schriftarten  9. 

— zeichen,  phonet.  270.  271.  272.  273. 

Seitenlaute  67.  255. 

Semitische   Sprr.,   System  ders.  328. 

329.  33°- 
Silbe,  Definition  89. 
— ,  Entstehung  und  Bildung   der   S. 

230.  231. 
Sojonischer  Dialekt  49. 
Sprache,  Begriff  133.   187.  188.  202. 
Sprachausgleichung  347.  348. 
— bau  7. 
— elemente  22.  133.  141.  202.  203.  204. 

209.  2IO.  264.  346.  360. 
-^entwickelung  133.  177.  288.  289.  305" 

338  ff.  344- 
— erlernung  85. 
—gefüge  im  Fr.  255. 
— harmonie  347. 
— künde  3. 

—  laute,  Einteilung  264.  265. 

—  Organe  und  ihre  Thätigkeit  188. 
i8g.  190.  191.  192. 

— Veränderungen    136.    137.    138.  139. 

—  vergleichung  19.  305.  306.  322.  323. 

— Wissenschaft  3.  7.  19.  48.  305  ff. 

Sprachen,  die  einsilbigen  337.  Ver- 
wandtschaft 4,  5.  7.  17.  System  d. 
idg.  Sprr.  51.  Altaische  Sprr.  47  ff. 
Dialekte  der  türk.  Gruppe  49. 

Sprachenbildung  305.    306.   307.    309. 

310.  311.  312.  3x8.  319.  320-  321. 
— einteilung  305  ff.  330. 
Sprechorgan  85.  92.  93.  94.  197.  264. 
Stimme,  Begriff  218.  236.  237.  238. 
Stimmbildung  215. 
Sirmatra  10.  11. 
Südseesprachen  4.  5. 

Tarantschi  48. 

—  dialekt  49. 


Tartaren  49. 

Tongatabudialekt  14. 

Tungusen  50. 

Turkmenen  48. 
I  Türken,   die  sibirischen  48. 
I  — ,  die  iranischen  48. 

'  Turkmenischer  Dialekt  49. 

i 

'  Uiguren  48. 

j  Umlaut  64.  325.  326. 

Universalalphabet  209. 

Unterricht,  der  neusprachl.  273. 

Verbum,  Entstehung  etc.  358. 

Versbau  232. 

Versmaß  169.  231.  232. 

Vokalisierung  von  Konson.  71. 

Vokalattraktion  61. 

—begriff    85.   89.    96.    229.    250.    262. 

263.  264.  266.  267. 
— einfügung  66. 

— erzeugung  beim  Sprechen  237. 
— harmonie  47.  54.  55.  56.  59.  134. 
— reihen  51.  52.  54. 
— Unterscheidung  im  Fr.  des  .\Yii.  Jh. 

178. 
— Wandel  im  Lat.   151. 
— Wechsel  64.  65. 
— Wegfall  66. 
Vokale,  Einteilung  etc.  51  ff.  96.  262. 

263.  264. 
— ,  die  betonten  273.  274.  275. 
— ,  die  unbetonten  251.  252.  275.  276. 

—  Im  Altfr.  156.  157. 

—  im  Fr.  des    xvi.  Jh.  161.  172.  173. 

—  im  Pr.  des  xvii.  Jh.  178.  179. 
Volksetymologie  353.  354. 

'Wolgadialekt  49. 
Wortbedeutung  82.  350.  351.  356. 
— bildung  .58.  135.  136.  345.  346.  356. 

357-  359-  360- 
— entlehnung  142.  143. 
— etymologie  351.  352.  353. 
— funktion  143. 
— kategorien  357.  358. 
—Produktion  137.  138.  344.  345.  347. 

—  reproduktion  138.  139.  345.  347.  354. 
— Systeme,    Entwickelung    134.    339. 

340—348. 

—  teile  153,  morpholog.  Wortt.  141. 142. 
— ^Ursprung  350. 

— Verwandtschaft  347.  356. 
— wurzeln  141.  142. 
Wörterklassifikation  357. 

Zittcrlaute  67.  255. 


Leipzig. 


J.    Thiele. 


Nachschrift  des  Hcrausgeb-crs. 
Der  Herausgeber  bedauert,   daß  er  durch  ein  Augenlciiieu  verhindert  worden,  diesem  Hände 
eine  liibllographic  beizugeben.     Sollte  er  die  i.  z.  nicht  weiter   in    tler  bisherigen  Weise  fortzu- 
znsetzen  im  stände    sein,  so  holTt  er  wenigstens  in  zwanglosen  Heften   l^ibliographien  in  kürzerer 
Fassung  und  weitere  Beiträge  zur  Geschichte  der  l'honetik  verölTentliehen  zu  kiinnen. 


Druck  von  Breitkopf  &  Hartel  in  Leipzig. 


o 


P  Internationale  Zeitschrift 
3  für  allgemeine  Sprach- 

ig Wissenschaft 

Bd. 5 


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